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Full text of "Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder, nach authentischen Quellen bearbeitet"

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Ätrv 


<^RAS^'^ 


1 


DER 


BUTM-MARIA-THERESIEN-ORDEN 


USD 


SEINE  MITGLIEDER. 


XACH  ACT HKXTl SCHIEN   (iUELLKN   BKAKBKITKT 


Du.  .1.  niRTEXFELI). 


ZUR    ERSTEN    SACULARFEIER    1857. 


l^K. 


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WIKN. 

Af  >  DER  KAl>i:UJJ(iI-KÖNIi;LH'HF:\  U«»F-  TM)  STAATSHIilCKKlti:!. 


ZWEITE  ABTHEILUNG. 

1805-1850. 


74:9 


E. 


Periode.   Der  dritte  Coalitionskrieg  gegen  Prankreich 
(1805). 


tlclsftdililoa<^n  Massrcgeln,    wdcLe  Bon  aparte   zur  Ausdehnung   seiner  Maclit  getroffeni 

i  Europa  gegen  iBn  bewaffnen.  Nicht  allein  ^  daas  er  schon  in  den  Jahren  1801  und 

l  ^  Vttl^MUiigeQ  der  italiemachen  Republiken  und  der  Schweiz  auf  eine  Weise  veTÜmierte, 

ilire  politische  Selbetständlgkeit  verloren   hatten  und  ganz  yon  Frankreich  abhin- 

m  iidi  Im  Auguat  1802  zum  lebenfilänglichen  Consul  erheben,  im  Juli  1803  den  gröss- 

ioA  Refclfeg  Neapel  miHtäriseh  besetzen   und  im  Mai    1804   als  erblichen  Kaiser  der 

ien;  im  Miirz  1805  nahm  er  die  itaüeni^^e  Onigswiirdo  an  und  yeremigte  ilie 

*  Bepuhlilc,  die  Herzogthümer  Parma  und  Piacenza  mit  Frankreich.  Seine  gewaltige  Hand 

\  warn  baltischen  Meere  durch  Deutschland,,  die  ächweiz  bis  an  das  äusserste  Ende  Italiens, 

kvftll  ttiiT«tliohlen  die  Absieht  kund^  sich  als  den  Kaiser  de»  0(scidenteB|  als  Nachfolger  KarTs 

\  0T#*feo  geUand  zu  maishen. 

üaler  4l0«ea  Umstanden  nahm  Kaiser  Franz  am  14.  August  1804  den  Titel  als  Erbkaieer 
i&Hnrtiell  «a,  wodorch  die  seit  Ferdinand  I.  faetisch  bestehende  Monarchie  einen  gemein- 
\  triileU^  der  gewiss erraassen  den  Sohlussstein  de»  StaaUgebÜudefi  und  der  pragmati- 
I  liUdet«. 


Mhon  am  18.  Mai  1803  an  Frankreich  den  Krieg  erklärt;  mit  England  ver- 
th  Biu«Uod  und  Schweden ^  und  Österreich  schloss  sich  am  9«  August  1805  dieser  Allian/. 
i  ÜAcbtiiAbcT  Frankreichs  an.  Preuspen  blieb  neutral   Bon  aparte  wollte  eine  Landung 
tn  and  liess  zahbciche  Truppen  an  der  den  britischen  Inseln  gegenüberliegen^ 
I  Eitle  M  BonlofiM  Tenammeln  und  die  Flotten  vorbereiten,  welohe  dieses  Heer  über  den  Canat 


£i  dem  siviidxen  Österreich  und  Russtand  abgeschlossenen  ÜbereinkoEnmeu  hatte  sieh 
'■^^m  v«r|itfli^le4i  n&,000  Mann  in  diesem  Kriege  zu  verwenden.  25,000  Mann  sollten  sich  auf 
Ib  fctbm  laaabi  winniftln  and  gleichzeitig  mit  einem  in  Malta  stehenden  engUsohen  Corps  in 
iaftl  batai,  AO,OO0  Mann  durch  Gallzien  und  Österreich  —  da  Preusen  seine  strenge  NeutraUtät 
i  wallte  and  den  Durchmarsch  der  russischen  Truppen  verwehrte  —  an  die  obere 
am  86«  Oetober  am  Inn  eintreflfen,    40t000  Mann   endlich   Über  Lublin   an   die 


JUi  wtttntlieber  Grundsatz  für  den  Feldzug  w^rde  angenommen ,  dais  die  Operationen 
in  Ifaiien  mit  Kraft  beginnen  sollten,  um  Frankreichs  schwEchate  Seite,  die  Franche 
,  iaw^  4I#  Sektreiz  angreifen  zu  können;  demzufolge  sollte  man  in  Deattchland  vor- 
tf  die  Oete^ve  beeehiinkt  bleiben  und  so  lange  dabei  beharren^   bia  man  entweder  in 


- 


750 

Italien  eine   entscheidende  Schlacht   ^wonnen  hätte  oder  die   Vereinigung  mit   den  Rium  i 
SiAnle   i^ekozsmen  vire.    In  Italien  sollte  Alles    angewendet  werden,    am    den    Feind  bo 
za  einer  entscheidenden  Schlacht   za  zwingen;  gelang  die«,  so   sollte  dann  der  Feind  ronj 
Vntemehniü&g  gegen   Tirol   abgehalten   werden,   ging   aber   ^e  Schlacht  verloren,    so  soDli^ 
Amee  ans  Italien  sich  nach  Tirol  werfen,  den  Feind  in  der  Terra  Ferma  aber  durch  eine  i 
Besatznng  Venedigs  festhalten.  Die  Armee  in  Deutschland  hine  so  weit  als  möglich  in  Seh« 
einzurücken,  dabei  aber  doch  die  Vereinigung  mit  den  Russen   —  ein  Hauptzweck  ihrer  i 
tionen  beim  B^nne  derselben  —  im  Auge  zu  behalten.    Sollte  sich  der  Feind  auf  dem 
Donau-Ufer  mit  einer  überlegenen  Macht  auf  sie  werfen .    so  hätte  sie  sich  längs  dem  Fnae  i 
Gebirge  auf  die  Russen  zurückzuziehen,  und  für  den  Fall,    dass  die  Armee  wegen  der  Te 
düng  mit  denselben   bis  an  die  SaLza  zurückweichen  müsste.    wäre  Salzburg  in  Vertheld 
stand  zu  setzen.  Wenn  aber  die  feindlichen  Operationen  am  linken  Ufer  der  Donau  geg«  1 
oder  gar  gegen  Regensburg  stattfänden,    so  dürfte  doch  die   erste  Richtung  des  Marsches  i 
Bayern  keine  Änderung  erleiden;  in  diesem  Falle  musste  die  Armee   beim  Hinausrüekea 
München  sich  erst  nach  der  Donau  wenden ,  um  den  Feind  entweder  durch  eine  Stellung  1 
dem  Flusse   oder  durch    einen   Übergang  und  Bedr^'hen  seiner   Operationslinie    so  lange 
halten  suchen,    bis  die   herangekonmienen  Verstärkungen  eine  entscheidende  Schlacht  zu  j 
erlaubten.    Wird    diese    gewonnen,    so    sollte    der  AngriS  auf    die  Schweiz    um    den 
herum    über    Stockach    erfolgen:    ginge    die    Schlacht    rerioren    und    das    Heer    in   Deu 
würde  zum  Rückzuge  genothigt.  so  müsse  die  Armee  in  Itaüen.  selbst  wenn  sie  siegte,  sicki 
die  Eroberung  von  Mantua   und  Peschiera  beschränken ,   ein  bedeutendes  Corps  nach  Tirol  l 
senden  und  den  Feind,   der  unterdessen    don  eingedrungen  sein  k-Tnnte.  werfen,  tmi  durcki 
Vorriickung  gegen  Bayern  die   rechte  Flanke    des  g^gen  die  £rbs:aa:en   vordringenden 
zu  bedrohen. 

.\uf  Grund  dieses  Planes  wurde  auch  die  kaiserliche  Armee  dergestalt  venheilt.  dats  : 
Italien  171  lUtaillone.  96  Schwadronen  Sö.5i\>  Mann  In:an:erie.  96 w  Reiter  .  nach  Sud-1 
äl  lUtaillono.  6  Schwadronen,  nach  Nord-Tircl  44  Bataillone.  10  Schwadronen  (zosanaMT 
32.000  Manu  Infanterie.  1600  Kei'.ef,  uni  nach  De:i:scilani  SS  Eataillone,  14S  SchwadiW 
(44.000  Mann  Infanterie  und  14.S00  Reiter^  kamen.  Den  Oberbefehl  in  Italien  führte  Erzheniff 
Karl,  jenen  in  Deutschland  Erzherzog  Ferdinand  d'Este.  Seine  MajesüLt  hatte  die  Abiiahf» 
in  eigener  Person  »ich  zum  Heere  nach  Deutschland  zu  begeben,  uni  ernannte  den 
schalM.ieutenant  Mack  zu  Ihreiu  General -\iuar:iem:eis:er.  an  welchen  jene  der  beiden) 
herzöge  angewiesen  blieben.  In  Tirol  comniandine  Erzhcri:;  J  chann.  unter  ihm  FeldmaneW*" 
l.ieutonam  Jellachich  bei  Innsbruck  und  Ins:,  -^ni  A"^:';en:  erg  lei  Nauders  und  Glarti.  !■• 
Süden  dieses  l..tnvle*  stand  Fclvlnianjchall-Lieutenan:  Uiller  'ini  war  an  die  Befehle  des  Eöb«**' 
zog*  Karl  gt^wiesen.  Au  ff eaberg  hatte  die  Fesd.n=iun^.  die  Unternehmungen  der  GtafoA^ 
Hill  er  und  JcUacbich  nach  Bedarf  *u  un:er*:ützen. 


Für  die  Armee  in  Deutschland  waren  SO-O«»  R::ssen  bestimmt,  die  aber  erst  j 
Endo  October  daselbst  oir.trerfen  konnten.  Am  oO.  August  war  K^tusow  mit  der  ersten  An«* 
bei  l.ombcrg  ang^^kv^unren.  Die  zweite  ua.'h  lVutscJila:;i  besdmmte  nickte  unter  Buxhoxdem 
an  die  Gren/e  \on  Galincn. 

In  Nor\MVuischland  seilten  öO.OOO  Er.gUn.-er.  Schweden  xind  Russen  sich  Tereinigen. 

Dio  »"^torrxMchische  \ nv.ee  ^or.  Deut*  *r.Ljkv.  l  becirn  Im  September  den  Inn  in  ungewoln- 
licher  KUo  zu  übcn*chreitcn  ut-.d  s:eU:e  sich  ar«f«^?'"  E::  :e  .l:e*e*  V^na:»  zwischen  Ulm  und  Mem- 
miugen  auf.    nachdem   Kaiser   Franz   am   -^.    des^elSin   Mos^ass  das  Krit^smaniieit    eiUHea 


751 

hatte.  —  Gleichzeitig  gingen  100,000  Franzosen  von  der  im  Lager  bei  Boulogne  veraammelten 
Armee  und  25,000,  die  unter  Marmont  aus  Holland  gekommen,  auf  verschiedenen  Puncten 
über  den  Rhein.  Bernadotte,  welcher  20,000  Mann  aus  Hannover  führte,  Marmont  und 
Wrede's  bayerisches  Corps  vereinigten  sich  Anfangs  October  bei  Würzburg  zu  einem  Heere 
von  60,000  Mann.  Württemberg  und  Baden  vmrden  gezwungen,  ihre  Truppen  zu  der  franzö- 
sischen Armee  stossen  zu  lassen.  Die  Hauptmacht  sammelte  sich  Anfangs  October  bei  Nörd- 
tingen,  wo  Napoleon  am  6.  October  eintraf;  Bernadotte  führte  seine  Armee  von  Würzburg 
nach  Eichstädt  durch  preussisches  Gebiet,  ohne  sich  um  die  Neutralität  dieses  Staates  zu  küm- 
mern. Vandamme  bemächtigte  sich  am  6.  October  der  Brücke  bei  Donauwörth.  Die  fran- 
zosischen Golonnen  umgingen  beide  Flanken  der  Österreicher,  gelangten,  indem  sie  die  Donau 
and  den  Lech  überschritten,  in  deren  Rücken  und  schnitten  sie  bei  Augsburg  von  ihrer  Verbin- 
dung mit  dem  Inn  und  mit  den  nahenden  Russen  ab.  Die  Österreicher  zogen  sich  nun  an  der 
Donau  von  Ulm  bis  Günzburg  zusammen.  Ihre  ganze  in  Schwaben  stehende  Macht  zählte 
kaum  60,000,  jene  der  gegen  sie  operirenden  Franzosen  und  Allürten  mehr  als  160,000  Mann 
unter  Napoleon^s  eigener  Führung.  Die  Gefechte  bei  Rain  am  Lech,  bei  Wertingen  an  der 
Zusam  und  bei  Günzburg  an  der  Donau  endeten  zum  Nachtheile  der  Österreicher.  Aber  am 
11.  October  schlugen  sie  das  Corps  des  Generals  Dupont  bei  Jungingen  imd  Haslach  in 
die  Flucht 

Am  13.  hatten  die  Franzosen  bereits  Ulm  und  den  dort  stehenden  Haupttheil  des  österrei- 
chischen Heeres  in  der  Feme  umschlossen.  Erzherzog  Ferdinand  bemühte  sich  noch  am  Abend 
dieses  Tages,  dem  Feldmarschall-Lieutenant  Mack  die  gefährliche  Lage  vorzustellen  und  ihn  zu 
bewegen,  sich  ohne  Zeitverlust  mit  der  Armee  auf  dem  linken  Donau -Ufer  durchzuschlagen. 
Mack  auf  demirrthume,  dass  der  Feind  sich  zurückziehe,  beharrend  erklärte  dem  Erzherzoge, 
dass  er  Vollmacht  habe,  nach  seinem  Gutbefinden  zu  handeln,  dass  nicht  die  Lage  des  öster- 
reichischen, sondern  des  französischen  Heeres  verzweiflungsvoll  sei  —  so  arg  hatte  er  sich  durch 
falsche  Nachrichten  täuschen  lassen  —  und  dass  dieses  noch  in  der  Nacht  den  Rückzug  antre- 
ten werde.  Unter  diesen  Umständen  blieb  dem  Erzherzoge  nur  der  Ausweg  übrig,  sich  aus  Ulm 
zu  entfernen,  und  es  glückte  ihm  mit  Feldzeugmeister  Grafen  Karl  Kolowrat-Erakowsky 
und  der  Abtheilung  des  Feldmarschall-Lieutenants  Fürsten  Schwarzenberg  durch  den  Kreis 
der  Feinde  nach  Bopfingen  durchzudringen.  Tages  vorher  war  schon  Feldmarschall -Lieutenant 
Wem  eck  mit  seinem  Corps  nach  Aalen  abmarschirt.  Diese  zwei  Corps  wollten  sich  vereinigen. 
Die  grosse  Übermacht  der  Gegner  hielt  sie  jedoch  von  einander  getrennt  und  umwickelte  W erneck, 
der  nach  mehreren  Gefechten,  in  welchen  Murat  bei  Herbrechtingen  zurückgeschlagen,  bei 
Neresheim  aufgehalten  worden  war,  am  18.  October  bei  Trochtelfingen  mit  dem  Reste 
seiner  Infanterie,  1650  Mann,  sich  ergab.  Erzherzog  Ferdinand  bahnte  sich  mit  11  Schwadronen, 
an  welche  sich  später  vom  Wer  neckischen  Corps  noch  16  angeschlossen  hatten,  mit  dem  Degen 
in  der  Faust  den  Weg  durch  Franken,  über  Nürnberg  und  Baireuth,  von  Murat  verfolgt, 
nach  Böhmen. 

Das  von  Kaiser  Napoleon^s  Hauptmacht  in  Ulm  eingeschlossene  Corps  hatte  sich  noch 
am  14.  October  bei  Elchingen  tapfer  geschlagen.  Um  Mittag  am  15.  setzten  sich  die  französischen 
Colonnen  gegen  die  Verschanzungen  in  Marsch;  jene  des  Michaels-Berges  wurden  bald  genom- 
men, da  die  Werke  durch  den  anhaltenden  sechstägigen  Regen  theilweise  eingesunken  waren. 
Napoleon  gelangte  dadurch  in  den  Besitz  der  Ulm  beherrschenden  Höhen,  und  das  österrei- 
chische, auf  23,275  Mann  mit  59  Geschützen  geschmolzene  Heer  war  ganz  innerhalb  der  Wälle 
der  Festung  eingeschlossen.    Mack   bestand   auf  die  Vertheidigung  des  Platzes  und  schlug  noch 


m 


makähmd  diecei  Tugei 

doBg,  jeder  Zs&br  maä  jeder  Hfilfe 

gäbe  AflifordenL    1i«ek    Tcrwe^ot»  m;   aber  die 


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▼on  jeder  Verbin- , 
eoB  dve&  Key  Mt  Über- 


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TerÜieidigimg 

dm  Bedingioifen  der 


Zahl,    etkÜHen   m   der   einfetrcteneB  Ltfe  cinieii  frcäea  ABs^  jeder 
Tonnuleliem.    Mack  setzte  nim  die  Antwort  aa  Nej  lelbel  aaf;   vmiM 
OlMtgabe  Ulmi   war   freier  Abzug   lelner  Besatzung  die  wiefatigite,  ud  diese  too  den  Feld* 
iMmcheff-Liegtenantf  BiescJi,  Gjalaj  und  London  ttniqrickriebeit.  Koeh  in  der  Kscht  wurde 
Geneimi  Flist  Moritz  Liechtenstein  mit  dieser  Aatwotl  tmd  Mmek'k    «adrüeklkliem  Auf^ 
trage  y    eidi  in  keine  jutdereu  Bedinftm^n  nimulaiiirm ,    an  Ney  enteendet,    der  aber  mit  der 
ErkUrang   mclit    zu^'eden  war.    Am   1$.    Heec    Napoleon    den  Plaia   lieseldessen ,    dann  den 
Genenl  Fürsten  Liechtenstein  zu  sich  er^uehen.    Diesem  erklärte  er,  daas  er  fünf  Tage  Ulm 
bloB   obserriren  werde,    ohne  Ankunü  eiiiee  dslerreichiaeliiai  oder  aüiirten  Corps  binnen  diesen 
fünf  Tagen    würde   die   Beeatzung    kriegsg&ngen,    die   Maansekafl   na^   Fraokreieh    abgellhrt. 
KapoleoD  sagte  dem  Fürsten  weiter^  er  sei  sexner  Sache  so  gewiss,  dass  er  auch  Ticrzehn  Tage 
geben  würde  ^  wäre  es  nicht  nothwendigj  seinen  Truppen  beiierii  Quartlere  zu  Ter^chaffen,  und| 
verEieherte,  keine   anderen  ßedlnguBgen  gestatten   zu   komitti.  Feldmaischall- Lieutenant   Mao  kl 
erwiederte:    Ulm  wäre    ein    sehr   fester  Platz,    den  er  nieht  anders   als  gefcn  ft^en  Abzug  deri 
ganzen  Garnison  übergeben  könne;    worauf  Napoleon   durch  Berthier  ihm  noch  am  Abendl 
um  9  Uhr  zu  den  früheren  Anträgen  die  Bemerkung  mittheilen   liess,   dass  die  Besatzung  nachJ 
Oeterrdeh  maraehiren  solle  unter  der  Bedingung  des  EkwdsoiSy  daos  an  diesem  Tage  die  Russen  1 
den  Inn  uberschntten  haben  ^   oder   es  wurden  dureh  lunf  bis  sechs  Tage  S  oder  4  französisehej 
DiTisionen  in  der  Umgebung   Ulms   stehen   bleiben ^    wenn  Mack    dieses  dem  er^teren  Antrage] 
Toniehc.    Nach  manchen  fruchtlosen  Veräuchen  bessere  Bedingungen  zu  gewinnen,    ging   Mack 
in  die  unvermeidlichen  ein  und  Terlangte  eine  Frist  xon  8  Tagen^  vom  17.  October  an  gerechne!^  j 
welche  ihm  Kapoleon  bewilligte ^    worauf  am  19.  früh  7  Uhr  die  Capitulation  unterfertift  na 
ausgewechselt  wurde.   Am  19.  erschien  Mack  bei  Napoleon.   Diesem  lag  sehr  daran ^  ihn 
Blnmung  de«  Platzes  Tor  der  TertragsmSssig  festgesetzten  Zeitfrist  zu  bewegen.  Er  stellte  Maekl 
die  Unmöglichkeit  vor,  bis  25.  Unterstützung  yon  einej  Seite  zu   erhalten»  da  W erneck   capi'-J 
tulirt   habe,    Erzherzog    Ferdinand    über   Aalen   xerfolgt   sei    und  die  osterreichiseh  -  russische  j 
Armee    noch   am  rechten  Inn-Ufer   stehe.    Berthier  bekräftigte   auf  Napoleon"»  Befehl  dieto 
Thatsaohen  mit  seinem  Ehrenworte  und  der  unglückliche  General  willigte  unter  der  einzigen  Be^ 
dIngung,  dass  ein  Blockade-Corps   bis  25.  in  einem  Umkreise  tod   zehn  Lieues  um  Ulm  stehen 
bleibe*   in   den  sogletehen    Ausmarsch  der  österreichischen  Truppen.    Dieser  Sehritt   Mack^s  Ist  ^ 
der  in  seinem  Benehmen  am  wenigsten  zu  reehtfertigende ,  da  er  den  iron  Napoleon  aiif  diese  | 
sohlaue  Weise  erlangten  ^   sehnlichst  gewünschten  Yortheil   der  Disponibüitat  seiner  Hauptmacht 
die  dadurch  fünf  Tage  früher  gegen  den  Inn  TorrSeken  konnte ^  Kutusow  g^enüber  gar  nieht 
würdigte  und  ohne  Beiziehung  seiner  Generale  —  wie  es  bisher  geschehen  —  in  wahrer  Ober* 
eilung  sich  darüber  entschied. 

Am  20.  Kaohmittags  räumten  die  kaiserlichen  Truppen  Ulm. 

Von  dem  Corps  des  Feldmarsch  all- Lieutenants  Jellachich  in  Vorarlberg  brach  die  Ca- 
vallene  uqoh  rechtzeitig  auf  und  entkam  durch  Schwaben  und  die  Oberpfalz  nach  Böhmen;  seine 
Infanterie^  4000  Mann  stark ,  eapituUrte  am  14.  November  bei  Fetdkireh  und  erhielt  freien 
Abzug. 

General  Prinz  Rökan  schlug  sich  mit  einer  Bngade  Ton  Füssen  durch  Tirol  gegen 
Venedig   durchs    wurde  jedoch   bei  Gastelfraneo   überwiUtigt  und  gefangen.    Der  FeldmarschaU» 


753 

Lieutenant  Baron  Kienmayer  hatte  sich  mit  seinem  Corps  vom  Lech  hinter  den  Inn  zurück- 
gesogen  nnd  bei  Braonau  mit  der  russischen  Avantgarde  vereinigt. 

Der  Krieg  in  Süd-Deutschland  war  beendigt. 

In  Nord-Deutschland  begannen  indessen  neue  Streitkräfte  sich  gegen  die  Franzosen  zu 
erheben.  Anfangs  October  hatte  General-Lieutenant  Tolstoy  mit  15,000  Russen  in  Pommern  ge- 
landet und  rückte  gegen  Mecklenburg  vor.  Ein  schwedisches  Corps  hatte  sich  ebenfalls  in  Pommern 
gesammelt.  Ein  englisch  -  deutsches  Corps  sollte  an  der  Weser  landen.  Die  Preussen  beschwerten 
■ich  über  die  Verletzung  ihrer  Neutralität  durch  Bernadotte  und  stellten  ihr  ganzes  Heer  schlag- 
fertig auf. 

Tirol  war  von  den  Corps  Ney,  Augereau  und  Wrede  auf  mehreren  Seiten  ange- 
griffen worden.  Ungeachtet  der  kräftigen  Yertheidigung  und  der  an  den  Pässen  Strub,  Schar- 
nitz  u.  s.  w.  den  Feinden  zugefügten  Niederlagen ,  eroberten  diese  dennoch  Anfangs  November 
einige  solche  Gebirgspforten  und  drangen  in  das  Herz  des  Landes.  Der  Erzherzog  Johann 
nahm  am  6.  November  Stellung  auf  dem  Brenner,  um  den  Rückzug  des  Erzherzogs  Karl  von 
der  Etsch,  des  Generals  Hill  er  von  Botzen  zu  decken. 

Schon  Anfangs  October  war  aus  Italien  ein  starkes  Corps  zu  der  Armee  in  Deutschland 
abgerufen  worden.  Dadurch  geschwächt,  konnte  der  Erzherzog  Karl  nicht  die  Offensive  ergrei- 
fen. Masse  na  schritt  am  28.  October  zum  Angriff,  und  wurde  von  dem  Erzherzoge  bei  Cal- 
diero  in  der  dreitägigen  Schlacht  vom  29.  bis  31.  October  besiegt.  Der  Erzherzog  hatte  diese 
siegreiche  Schlacht  für  die  Ehre  der  kaiserlichen  Waffen,  und  um  den  nöthig  gewordenen  Rück- 
zug zu  maskiren,  geschlagen,  den  er  auch  am  1.  November  antrat  und  über  die  Piave,  den 
Tagliamento  und  Isonzo,  dann  über  Laibach  nach  Cilly  fortsetzte.  Am  7.  November  drangen  die 
in  Tirol  verbreiteten  Feinde  gegen  den  Brenner  vor.  Damals  hatte  der  Erzherzog  Karl  f)ereits 
den  Tagliamento  erreicht.  Masse  na  folgte  ihm  aus  Italien  nach,  und  Marmont  rückte  durch 
Steiermark  vor.  Nun  räumte  also  auch  der  Erzherzog  Johann  den  Brenner  und  zog  sich  über 
Klagenfurt  an  die  Drau,  wo  er  sich  bei  Windisch-Feistritz  am  26.  November  mit  dem  Erz- 
herzoge Karl  vereinigte,  und  beide  durch  Ungarn  mit  80,000  Mann  in  den  ersten  Tagen  des 
Decembers  Wien  nahten. 

Durch  die  Katastrophe  von  Ulm  stand  die  ganze  westliche  Grenze  des  Kaiserstaates  dem 
Anfalle  der  Franzosen  offen.  Dem  am  Inn  unter  Kutusow  sich  sammelnden  verbündeten  Heere 
gebrach  es,  da  das  Geschütz  und  die  Reiterei  der  vorausgeeilten  Infanterie  nicht  hatten  folgen 
können,  an  manchen  nothwendigen  Kriegsmaterialien;  es  bildete  höchstens  eine  Streitmacht  von 
60,000  Mann,  worunter  20,000  Österreicher,  gegen  welche  Napoleon  mit  seiner  Gesanmitkraft 
in  Bewegung  war.  —  In  Böhmen,  wohin  sich  Erzherzog  Ferdinand  durchgeschlagen  hatte, 
bildete  sich  ein  kleines  Corps,  das  erst  gegen  Ende  dieses  Feldzuges  auf  13,000  Mann  anwuchs. 
Zur  Verstärkung  der  Russen  in  Deutschland  war  Buxhövden  mit  einem  Heere  von  30,000  Mann 
im  Anzüge.  Ihm  folgte  an  der  Spitze  der  Garden,  10,000  Mann  stark,  Grossfürst  Constantin, 
und  mit  einem  zweiten  gleich  starken  Corps  General  Essen.  Ein. 30, 000  Mann  starkes  russi- 
sches Heer  unter  Benningsen  sammelte  sich  an  der  Grenze  Österreichs.  —  Ungeachtet  dieser 
beträchtlichen  Streitkräfte  der  Verbündeten  war  Österreichs  Lage  dennoch,  nach  der  Aufreibung 
seiner  Armee  in  Schwaben,  kritisch.  Jene  waren  von  der  Grenze  Russlands  bis  an  die  Etsch 
zerstreut;  um  sie  sammeln  zu  können,  musste  ein  grosser  Theil  der  Monarchie  dem  Feinde  über- 
lassen werden,  und  selbst  diese  Sammlung  hing  von  der  Laune  des  Kriegsglücks  ab,  da  Na- 
poleon mit  ungetheilter  überlegener  Kraft  seinen  Sieg  verfolgte  und  die  zerstreuten  Heeres- 
theile  einzeln  aufzureiben  drohte.  —  Napoleon^s  Herr  in  Deutschland  bestand  aus  den  Armee- 

48 


754 

Corps  der  Marschälle  Aug er e an,  Ney,  Sotilt,  Davoast,  Marmont,  Bernadotte,  Lannes, 
den  kaiserlichen  Garden  und  einer  zahlreichen  Reiterei  unter  Mu rat.  Jedes  Corps  zu  20,000  Mann, 
die  verbündeten  Bayern,  Württemb erger  und  die  übrigen  deutschen  Truppen  zu  25,000  Mann, 
Murafs  Reiterei  eben  so  stark,  und  die  Garden  zu  15,000  Mann  angenommen,  bildeten  diese 
Truppen  eine  Gesammtmacht  von  205,000  Mann,  von  denen,  nachdem  der  Feldzug  in  Deutsch- 
land etwa  20,000  Mann  gekostet  hatte,  immer  noch  185,000  Streiter  übrig  blieben.  Massena^s 
Heer  in  Italien  bestand  aus  7  Infanterie-  und  3  Cavallerie-Divisionen ,  die  nach  der  Vereinigung 
mit  St.  Cyr  75,000  Mann  betrugen.  Ney  griff,  wie  erwähnt,  die  nördlichen  Pässe  Tirols, 
Augereau  Vorarlberg  an.  Mit  den  übrigen  Corps  der  Armee  von  Deutschland  drang  Napoleon 
gegen  den  Inn  vor. 

Eutusow,  viel  zu  schwach,  so  überlegenen  Streitkräften  zu  widerstehen,  zog  sich  hinter 
die  Traun ,  dann  hinter  die  Enns  zurück.  Am  4.  November  erzwang  der  Feind  den  Übergang  auch 
über  diesen  Fluss.  Die  österreichische  Infanterie  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Merveldt  trennte 
sich  von  den  Russen  und  zog  gegen  Steiermark ;  die  hiedurch  geschwächten  Russen  mit  der  österrei- 
chischen Reiterei  unter  Kienmayer  gingen  am  9.  November  bei  Krems  auf  das  linke  Donauufer 
über.  Das  unverthcidigte  Wien  fiel  in  die  Hände  des  Feindes,  zugleich  auch  die  dortige  über  die 
Donau  führende  Brücke,  auf  welcher  er  am  13.  überging  und  nun  das  zurückziehende  Heer 
Kutusow^s  zwischen  die  Reste  des  am  11.  bei  Dürnstein  geschlagenen  Corps  von  Mortier, 
und  die  Corps  von  Lannes,  Soult  und  Murat  zu  nehmen  und  aufzureiben  drohte.  Allein 
Kutusow  hatte  sich  bereits  mit  den  letzten  Colonnen  seines  Heeres  vereinigt  und  zählte  nun 
32,000  Mann.  Bei  Schöngraben  stand  Bagration  mit  der  6000  Mann  starken  Nachhut,  wo- 
bei sich  die  schwache  österreichische  Brigade  des  Generab  Nostitz  befand.  Vergeblich  griff  der 
Feind  am  16.  dieses  heldenmüthige  Corps  mit  wenigstens  40,000  Mann  an,  er  konnte  die  am  17.  bei 
Porlitz  erfolgte  Vereinigung  mit  dem  aus  Wien  zurückweichenden  Corps  nicht  hindern,  das  nun,  mit 
den  Russen  vereint,  gegen  Olmütz  zurückzog,  um  sich  dem  herbeieilenden  Heere  Buxhövden*s 
anzuschliessen.  Die  Vereinigung  mit  der  ersten  Colonne  dieses  Heeres  erfolgte  am  19.  in  Wischau. 
Am  22.  bezog  das  Heer  die  Stellung  bei  Olschan,  fast  unter  den  Kanonen  von  Olmütz,  und  nun  war 
die  letzte  Colonne  Buxhövden's  ebenfalls  zu  ihm  gestossen.  Während  der  7  Tage,  die  das  ver- 
bündete Heer  bei  Olschan  stand,  vereinigten  sich  auch  die  russischen  Garden  mit  ihm,  und  es 
zählte  nun  85,000  Mann  mit  16,000  Pferden. 

Von  Brunn  aus  hatte  Napoleon  die  Verfolgung  des  österreichisch-russischen  Heeres  aufge- 
geben, und  seine  Truppen  um  diese  Stadt  in  Cantonirungen  verlegt.  Bei  Iglau  standen  Bernadotte 
und  die  Bayern  unter  Wrede  dem  Erzherzoge  Ferdinand  gegenüber,  der  mit  seinem,  gegen 
9000  Mann  und  1298  Pferde  starken  Corps  bei  Czaslau  angelangt  war.  Die  Reste  von  Mortier's 
und  ein  Theil  von  Davoust^s  Corps  standen  in  Wien,  der  andere  Theil  von  DavousVs  Truppen 
beobachtete  die  March  und  hielt  Pressburg  besetzt. 

Die  bei  Olmütz  versammelte  Macht  war  bedeutend,  und  die  Hülfe  des  Erzherzogs  Karl  nahe. 
Napoleon  war,  ohne  irgend  eine  Bedrohung  seines  Heeres  zu  beachten,  in  das  Herz  der  Monarchie 
gedrungen,  stand  zwischen  zwei  mächtigen  Armeen,  von  denen  jede  allein  ihm  gewachsen  war,  und 
konnte,  wenn  nicht  aufgerieben,  doch  zur  Flucht  genöthigt  sein,  noch  ehe  der  am  Isonzo  stehende 
Massena  zu  seiner  Unterstützung  herbeieilte.  Eine  glückliche  Schlacht  musste  ihm  zu 
Hülfe  kommen. 

Zunächts  aus  Mangel  an  hinreichenden  Vorräthcn  beschloss  das  verbündete  Heer ,  die  an  sich 
feste  Stellung  zwischen  Olschan  und  Olmütz  aufzugeben,  Napoleon  in  seiner  Stellung  bei  Brunn, 
welche  Stadt  derselbe  in  aller  Eile  hatte  befestigen  lassen,  anzugreifen  und  so  durch  eine  entschei- 


755 

dende  ScUacht  das  Ende  des  Krieges  herbeizuführen.  Am  25.  November  traf  der  QrossfSrst  Con- 
st  antin  mit  den  Garden,  10,000  Mann  und  300Ö  Pferde  stark,  ein.  Der  Erzherzog  Ferdinand 
und  General  Merveldt  sollten  durch  Bewegungen  gegen  des  Feindes  Flanken  und  Bedrohung 
seiner  Verbindungen  mit  Wien  den  Angriff  des  Heeres  unterstützen.  Diese  Flügelcorps  standen  durch 
Parteigänger  mit  dem  Hauptheere  in  Verbindung.  Der  an  der  March  streifende  österreichische 
Major  Scheither  hatte  ein  bedeutendes  feindliches  Streifcorps  in  Gaya  überfallen  und  war  Meister 
jener  Gegenden  geblieben. 

Am  27.  November  verliess  das  alliirte  Heer  die  Stellung  von  Olschan  in  fünf  Colonnen. 
Dicht  an  dasselbe  hielt  sich  Bagration^s  Vorhut,  um  dem  Feinde  den  Aufbruch  nicht  vor  der 
Zelt  zu  verrathen.  Aus  gleicher  Ursache  blieb  der  linke  Flügel  versagt,  damit  der  Feind  dort, 
durch  das  offene  Land  begünstigt,  die  Bewegung  des  Heeres  nicht  entdecken  könne.  Am  andern 
Tage  entspann  sich  ein  für  die  Verbündeten  vortheilhafb  ausgehendes  Avantgarden  -  Gefecht  bei 
Kausnitz,  das  gegen  Abend  von  den  Franzosen  geräumt  wurde,  worauf  die  Vorpostenkette  sich 
vor  dem  Orte  aufstellte.  Kienmayer  wendete  sich  nun  mit  seiner  Vorhut  nach  Drasowitz,  um 
den  linken  Flügel  zu  decken,  und  setzte  sich  mit  Bagration  in  Verbindung.  Die  fünf  Colon- 
nen verfolgten  unterdessen  ihre  Bewegung;  ihre  Vorhut  ging  bis  Kuscherau  vor,  und  setzte  sich 
mit  Kienmayer  bei  Drasowitz  in  Verbindung.  Das  Hauptquartier  mit  den  Garden  kam  nach 
Wischau.  Bei  Annäherung  des  verbündeten  Heeres  am  28.  verliessen  die  französischen  Truppen 
ihre  Cantonirungs-Quartiere.  Soult*s  Corps  zog  sich  bei  Austerlitz  zusammen.  Bis  jetzt  hatte 
das  verbündete  Heer  seinen  linken  Flügel  versagt,  und  seinen  rechten,  diesen  an  das  Gebirge 
lehnend,  vorgeschoben.  Der  Rückzug  des  Feindes  gegen  Brunn  liess  nun  vermuthen,  dass  er 
entweder  diese  Stadt  ohne  Schlacht  räumen,  oder  letztere  in  der  Ebene  zwischen  Turas  und 
Latani  annehmen  werde.  In  Wischau  wurde  also  der  Entschluss  gefasst,  ihn  auf  seinem  rech- 
ten Flügel  zu  umgehen,  indem  man  den  eigenen  rechten  versagte.  Am  29.  machte  das  Heer 
eine  Flankenbewegung,  um  nach  dem  veränderten  Plane  die  neue  Schlachtordnung  zu  gewinnen. 
Die  Vorhut  sollte  ihre  Vorposten  in  dem  Verhältnisse  vorschieben,  als  der  Feind  zurückweichen 
würde.  Letzterer  verliess  nach  und  nach  die  Höhen  hinter  Rausnitz  und  Austerlitz.  Dieser 
Ort  wurde  von  Kienmayer  besetzt,  und  Bagration  schob  seine  Vorposten  gegen  Posorsitz. 
General  Stutterheim  stand  bei  Butschowitz.  Das  Hauptquartier  kam  nach  Pawlowitz.  Die 
Garden  standen  auf  den  Höhen  von  Boskuweck.  Der  Feind  versammelte  an  diesem  Tage  seine 
Streitkräfte  zwischen  Turas  und  Brunn,  und  hielt  die  Dörfer  Menitz,  Tettnitz,  Sokolnitz,  Kobel- 
nitz  und  Schlapanitz  stark  besetzt,  womit  er  seine  Fronte  deckte.  Seine  Vorhut  dehnte  er  von 
Aujezd  über  die  Höhen  bei  Pratzen  gegen  Blase witz  und  Krug  aus.  Bernadotte,  von  Na- 
poleon abgerufen,  verliess  mit  seinem  Corps  Iglau  und  eilte  gegen  Brunn,  wo  sich  der  grosse 
Kampf  vorbereitete,  der  am  2.  December  mit  der  Schlacht  bei  Austerlitz  den  Ausgang  des 
Feldzuges  entschied. 

Während  hier  Napoleon  den  entscheidenden  Sieg  davontrug,  hatte  Erzherzog  Ferdi- 
nand über  Wrede  am  5.  December  bei  Stecken  und  Deutschbrod  bedeutende  Vortheile  er- 
fochten und  war  in  dessen  Verfolgung  nach  Mähren  über  Iglau  vorgedrungen. 

Die  russisch-österreichische  Armee  zog  sich  nach  der  Niederlage  bei  Austerlitz  an  die 
March  zurück.  Am  6.  December  wurde  Waffenstillstand  geschlossen,  am  7.  zu  Nikolsburg  die 
Friedensunterhandlungen  zwischen  Osterreich  und  Frankreich  begonnen.  Die  Russen  marschirten 
durch  Schlesien  in  ihr  Vaterland  zurück.  Am  26.  December  wurde  zu  Pressburg  der  Friede 
unterzeichnet.  Österreich  trat  Venedig,  Dalmatien,  Tirol  und  seine  deutschen  Vorlande  ab  und 
erhielt  dafür  Salzburg  und  Berchtesgaden.  Der  Grossherzog  von  Toscana  wurde  für  dies«*  ^'«^''«»^ 

48* 


756 


en,  welche  er  in  den  letzten  Jmhren  bAiessen,  mit  WQntm|f 
&n»eneQ  Provinzen  worden  dem  K5aigreiche  Italien  einverteibti  die 
Kapoieon^fl  AlUirte  yerthetlL 


Hiua  «iid  idehiigrite  Promotion  (vom  6.  Norember  1806). 

AUerlioclute  Vorlfllhang  Aitii^r  Citpitel. 


^1 


COMMANDEÜE. 

BELLEQABDEj  Heinrich  Graf  von,  Feldmaracliall,  geheimer  Rath  und  Kim- 
nierer,  geboren  zu  Dresden  am  29.  August  1756,  wo  sein  Vater  Johann  FriniTili 
kursächsischer  General  der  Infanterie  und  Krlegsniinister  verstorben,  damals  Obern- 
hofmeister  der  Prinzen  Xaver  und  Karl  von  Sachsen  war.  Der  Graf  ftuumte 
ans  einem  alten,  in  Savoyen  ansässigen,  edlen  Geschlechte,  von  welchem  mehrere 
Mitglieder  sieh    in  Kriegsdiensten    fremder  Souveräne  ausgezeichnet  tmd  lioke 
Würden  im  Staate  wie  nn  Felde  erlangt  hatten.  Glänzend  waren  daher  sclion  üo 
Namen,  welche  von  seinen  Vorfahren  her  den  Grafen  zu  seiner  Laufbaha  iriok- 
ten,  dessen  Leben  an  Verdienst,  Ehren  und  Würden  sie  weit  übertraf,  Seitieni 
unsterblichen  Eugen  von  Savoyen  war  es  keinem  Gliede  des  kaiserlichen  Heere« 
so  wie  ihm  vergönnt,  am  Schlüsse  einer  61  jährigen  Thiitigkeit  im  Dienste  auf  ^ft 
zurückgelegte  Lebensbahn  mit  dem  Be^vusstsein  blicken  zu  können;  in  vier  Feld- 
Zügen  als  selbstHtändiger  Feldherr,  als  zweimaliger  Präsident  des  Hofkriegsrathcs, 
wiederholt  als  Statthalter  der  wichtigsten  Provinzen  die  oft  schwierigen  Pftichta 
stets  rühmlich  erfüllt  zu  haben.  Die  htJchste  Würde  des  Soldaten  mit  jener  riües 
Staats-  und  Conferenz-Ministcrs  vereinigend,  ausser  dem  Commandeurkreuzedö 
Maria    Theresion-Ordens  mit  der  ersten  Classe  aller  vaterländischen  Orden  Wi- 
gezeichnet,  geschmückt  mit  den  höchsten  Abzeichen  der  xVniierkennung  seiner  Ver- 
dienste  von  Seite  mehrerer  fremden  Monarchen,  war  dem  Grafen  der  Lohn  eines 
angestrengten,  achtzehn  Fcldzyge  und  die  einflussreichsten  Wirkungskreise  ainfafi- 
senden  Lebens  in  solcher  Fülle  zugewogen,  wie  er  dem  Ehrgeize  des  Untertkinil 
kaum  vorschweben  konnte. 

Schon  im  Knabenalter  erhielt  er  das  Fähnrichs-Patent  bei  dem  kursächslschca 
InfanteriC'Regimente  Bork,  später  das  eines  Lieutenants  im  Regimen te  der  Kur- 
fürstinn*   Im  Jahre    1772    trat  Bellegarde  als  Lieutenant    in  das  kaiserliche 
Dragoner-Regiment  Zweybruck  und  nahm  an  den  Feldzügen   1778  und  1779 
als  Ilittmeister  ThelL  Im  November  1781  ernannte  ihn  Kaiser  Joseph  zum  Major 
bei  Savoyen-Dragoner,   und  schon  vier  Jahre  darnach  war  er  Oberst  und  Cod 
mandant   des  Dragoner-Regiments  B er lic hingen.   Das  Treffen  bei  Beschaai 
am    9.    September    1788  bezeichnet  Bellegarde's  erste  Waffenthat  Mit  vifl 


75*; 


tliwEdroneiL  des  Regiments  fUlirte  er  eine  wiederholte  glänzende  Attaque  gegen 
Jmäfmer  aus,  und  brachte  Jlinen  unter  Mit%virkiing  einer  Divlr^ion  Zeschwitz- 
und  einer  Schwadron  Wurmser- Husaren  einen  Verlust  von  300  Mann 
[6«gen  Ende  des  Jahres  1792  zum  General -Major  befördert,  erhielt  Belle- 
te die  Eintheilung  bei  dem  Heertheile  des  Feldzeugmeisters  Fürsten  Plohen- 
M.  dessen  Hauptquartier  zu  Trier  war.  Da  mau  im  August  1793  den  Entschluss 
[fi«U^rung  von  le  Quesnoy  gefasst  hatte,  so  war  es  unerlässlieh  die  in  der 
laier  Waldung  verschanzten  Franzosen,  6öUÜ  an  der  Zahl»  zu  verdrängen. 
-Major  Graf  Bell e gar  de  führte  am  i7.  den  Hauptangriff  auf  diese  Posi- 
seixi  FuÄSvolk  drang  mit  dem  Bajonete  in  die  Verschanzungen  ein  und  maehte 
iBttilsuQg  nieder.  — ^  Das  glänzende  Treffen  bei  Avesnes  le  See  am  12.  Sep- 
▼crewigt  in  den  Annalen  der  österreichisehen  Reiterei  einen  ihrer  glän- 
BeweUe,  was  ihre  unübertroffene  innere  Tüchtigkeit  und  ihr  siegverbUr* 
'Math  unter  Führung  eines  der  Gewalt  seiner  Waffe  bewussten  Generals^ 
[Graf  ßellgarde  war,  zu  vollführen  vermag.  Er  und  Obei-st  Fürst  Johann 
rliteiistein  ^s.  d,)  bedeckten  sich  bei  der  Cfelegenheit  mit  Ruhm.  Mit  2000 
Latte  Bellegarde  6000  Franzosen  zu  Füss  und  2  Reiter-Ke^^imenter  mit 
bittsen  Im  wahren  Sinne  des  Wortes  total  aufgerieben  und  nur  2  Offieiere, 
an  Todten  und  4  Ofliciere  und  56  Mann  an  Vei'wundeten  verloren;  eine 
kwördigc  Erfahnmg,  mit  welch'  unbedeutendem  Verluste  der  stürmische  Anritt 
I Siege  führe.  Bald  darauf  (15,  October)  kämpfte  Bcllegarde  in  der  Schlacht 
^alligniefl  mit  gleicher  Auszeichnung;  er  commandirte  den  rechten  Flügel, 
n^idJug  sich  auch  am  folgenden  Tage  glänzend.  Im  Jahre  1794  ward  Ihm  das 
Comiiiaodo  einer  selbstätändigen  Abtheilung,  welche  für  Vei'wendungen  besonderer 
VUil^eit  vorbehalten  blieb,  anvertraut  Der  Graf  focht  in  der  Sehlacht  bei  Ca- 
••••(17.  und  20.  April),  bei  dem  Treffen  längs  der  Martjue  (17.  und  18.  Mai), 
*i  €r  ata  CominaDdant  der  Avantgarde  des  Erzherzogs  Karl  den  ihm  eigenen 
l«di,  Gfer  mid  die  Gabe  kluge  Veranstaltungen  zu  treffen,  die  alle  Gegenwehr 
fe  Feisdea  Tcrettelteii^  an  den  Tag  legte,  ferner  in  der  Schlacht  bei  Tempi euve 
♦hrTouroay  atn22.Mai  Flier  hatteerdle  Vorposten  des  rechten  vom  Erzherzoge 
Iltl  befehligten  Flügel«  geführt  und  war  schon  um  6  Uhr  Morgens  in  ein  heftige&i 
faflirild  verwickelt ;  nach  zweistündigem  Kampfe  verlicäs  Bell  egar  de  seine  Stel- 
hi^iiahni  ate  aber  bald  darauf,  da  ihm  Verstärkungen  zukamen,  wieder  ein,  und 
Meine  sich  TcttipIeuT©*d*  welches  für  die  Sicherung  des  Rückzuges  des  feindlichen 
I  FIdgela  ron  höchster  Wichtigkeit  war,  zu  bemächtigen.  Ein  heftiger  Kampf 
«o  dieaer  Stelle,  der  bis  9  Uhr  Nachts  ohne  Entscheidung  mit  gegensei* 
r Erbitteru Q^  geführt  wurde.  In  der  Nacht  Hess  Bellegarde  den  Ort  über- 
Die  dargloa  von  dem  beschwerlichen  Tagewerke  ausruhenden  Franzosen 
nach  wenigen  Schlissen  den  Ort  und  Hessen  mehrere  Gefangene,  darunter 
*ita  8ci^«l#-Chef  und  Omeral-Adjntanfen,  zurück. 


758 


In  tliesen  Leiden  FclJzügea  bcwälirtc  Bellegard  c  einen  entschlossenen  u 
kühnen  Unternehmungsgeist  und  einen  feurigen  Kricgeraiim  in  allen,  mitunter 
sehr  schwierigen  Verhältnissen,  der  später  bei  Übernahme  des  Feldhcrriistabes  von 
einer  kalten,  alle  Möglichkeiten  erwägenden  Bedach tsamkeit  beherrscht  wurde.  Die 
erfolgreichen  Beweise,  welche  er  im  Feldzuge  1794  an  Tag  legte,  wurden  mit 
Zuerkcnnung  des  Ritterkreuzes  belob nt* 

Kaiser  Franz  hatte  während  dieses  Feldzuges  eine  so  hohe  Meinimg  von  der 
Kriegskunde  und  Entschlossenheit  des  Generals  Bellcgarde  gefasst,  daes  er 
dessen  Anstellung  im  GenerahQuartiermeisterstabe  anbefahl.  Imi^ugust  desselben 
Jabres  wurde  ibni  die  Stelle  eines  General -Quartiermeisters  bei  dem  vom  Feldzeug- 
meister  Clerfayt  befehligten  Hauptheerc  angetragen,  die  er  jedooli  mit  Beschei- 
denheit ablehnte.  Im  März  1796  wurde  ß  eil  egarde  Feldmarschall -Lieutenant, 
mit  Beibebaitung  seines  ihm  von  dem  Zutrauen  des  Kaisers  angewiesenen  Ein- 
flusses im  Hauptquartiere  des  Erzlierzoga  Karl.  Durch  seine  Stimme  im  Kriegs- 
rathc  bleibt  ihm  die  verdicnatreichc  Theilnahmo  an  den  Siegen  von  Am  borg, 
Wlirzburg,  Emmendingen  und  Seh li engen  versichert;  er  folgte  dann  dem 
Erzherzoge  nach  Italien  und  sehloss  im  Vereine  mit  Genoral  Graf  Merveldt  den 
Waffenstillstand  zu  Leoben  (7.  April  1797)  ab,  Der  Kaiser  belohnte  Belle  gar  de's 
neue  Verdienste  mit  der  Inhabersstelle  des  L  Chevauxlegers-Iiegiments. 

Als  es  sich  um  die  Besetzung  von  Graubündten  handelte,  welches  sowohl 
fiir  die  Eroberung  der  Scbwoizj  wie  für  die  Verbindung  der  in  Italien  und  Deutsch- 
land operirondcn  Ilecrtbeile  von  grosser  Wichtigkeit  war,  wurde  Bell  egarde  im 
October  1798  von  Wien  dahin  abgeschickt,  und  sollte  den  Befehl  der  in  Vorarlberg 
aufgestellten  Truppen  übernelmien.  Mil  grossem  militärischen  Scharfhlickc  heur- 
ihcilte  er  die  Verliältnisse  und  traf  die  besten  Ma«sregeln  für  den  Zweck  der  Ver- 
theidigung  dieses  Landes,  Bei  dem  bald  darnach  erfolgten  Ausl^ruche  des  Krieges 
erhielt  er  im  Jänner  1 799  das  Commando  der  Ai'mee  in  Tirol,  Er  schlug  den  fran- 
zösischen General  Lecourbe  bei  Taufers  am  4,  April,  siegte  im  Treffen  bei 
Rem  US  am  30,  April,  passirto  am  13,  und  14.  Mai  die  Graubiindtner  Alpen,  und 
gelangte  nach  einigen  Gefechten  auf  dem  Gotthardsherge  auf  italienischen  Boden. 
Bei  Casinagrossa  unterlag  er  zwar  der  Übermacht  Moreau's  am  20.  Juni; 
doch  erreichte  der  letztere  den  Zweck,  für  welchen  er  sich  schlug ^  Alcssandria  zu 
cntsetzcDy  nicht.  Bald  dai'auf  fiel  die  von  Bellegarde  belagerte  Citadelle  dieser 
Stadt  (21.  JuliJ  mit  ungeheuren  Vorrüthenj  und  Bei  1  egarde  beeilte  sieb,  um  hei 
Novi  (15.  August)  neue  Lorbern  5eu  pflücken.  ;,Ic!i  finde  nicht  Ausdrücke 
genug,^  lautot  der  Boricbt  Kray's,  „den  Werth  und  die  bei  dieser  Gelegenlieit  sich 
erworbenen  Verdienste  dcsFeldmarsehall-Lieutenants  Belle  gar  de  lebhaft  zu  schil* 
dern.  Seiner  und  des  Feldmarseball- Lieutenants  Ott  Entschlossenheit  habe  ich 
alle  errungenen  Vortbeile  zu  verdanken.'*  Der  Kaiser  berief  den  Grafen  von  der 
Armee   mid   sandte    ihn   in   den  letzten  Tagen  des  Jahres  in  das  Hauptquartier 


759 


Svworow's  nach  Prag,  um  den  Fcldmarschall  für  den  entworfenen  Operations- 

piiD  m  gewinnen.    Der  Erfolg  dieses,  von  Bellegarde  mit  seiner  bekannten 

^limurisebeD   Gewandtheit  eingeleiteten  Auftrages  ward  durch  den  Entschluss 

def  rassischen  Kaisers,  seine  Truppen  in  ihr  Vaterland  zurückzuziehen ,  vereitelt. 

Sach  dem   verhiingnissvoüen  Tage  von  Marengo   erhielt  Bcllegarde  mit 

'  BefiirderuDg  zum  General  der  Cavallerie  den  Oberbefehl  des  Heeres  in  Italien, 

iLi^  der  Dinge  int  September  1800  bedingte  an  und  fiir  sieh  jede  Verziehl- 

auf  andern  Ruhm  als  den:  ein  sehon  früher  geschlageneä  Ileer^  uiigcaclitet 

'  bedeatenden  Übermacht  des  feindlichen  Generals  und  dessen  dem  Völkerrechte 

»treitenden  Benehmens  mit  anbefohlener  Vermeidung  des  Blutv^ergiessen«,  im 

liehst  besten  Zustande  so  weit  zurück  zu  fiihrenj  dass  seine  Verbindung  nicht 

I  den  frühern  Rückzug  des  andern  kaiserlichen  Heeres  aus  Deutschland  gefähr- 

;  wurde.  Durch  Klugheit,  Muth  und  Kraft,  und  wenn  gleich  in  der   Schlacht 

beiPoiaolo  undValeggio  am  25.  und  26.  Decomber  von    Brune  besiegt, 

es  der  festen  Hand  Bellegarde*s,  den  seine  Lage  mannigfach  erschwe- 

UoistÜnden  doch  den  mindest  ungünstigen  Ausgang  abzuringen, 

Nadi  dem  Luneviller  Frieden  blieb  Bcllegarde  commandifender  Genoral 

a  Italiea  and  im  Jahre  1805  bei  dem  daselbst  operirenden  Heere  unter  Erzherzog 

KarL  In  der  Schlacht  bei  Caldiero  commandirte  er  den  wichtigsten  Theil  der 

Bülbing,  die  UiUe,  und  erwarb  sich  in  dieser  Sclilaeht  so  grosse  Verdienste,  dass 

iki  der  Kaiser  sogleich  nach  erhalteocm  Siegesberichto  mit  dem  Commandour- 

Irense  schmückte.  Im  Jahre  1806  erhielt  Bcllegarde  das  General-Commando 

ia  GrmU,   bald  darauf  jenes  in  Gallzien  mit  der  KruenDung  zum  geheimen  Käthe; 

bei  der  Stifiufig  des  Leopold-Ordens  im  Jahre  1808  wurde  ei- unter  die  Gross- 

Ireaze  aufgenommen. 

Ijh  Kriegsjahrc  1809  zeigt  sich  ßellegardo  wieder  auf  dem  waffcnwieder- 
Schauplatze  als  Befehlshaber  des  I.  und  2.  Armee-Corps,  welches  von 
I  auf  dem  linken  Donauufer  agirte.  Nachdem  Davoust  von  Regens- 
hmrg  aurttekgüdriiekt  i^-urdc^  ging  Bellegarde  über  die  Donau  und  stiess  zur 
Armee*  I>ic  Tage  von  Aspern,  Wagram  und  Znaim,  wo  er  eben  so 
persäiüicho  Bravo ur  als  Umsicht  bewies  ^  nennen  seinen  Namen  mit  xVus- 
f;  sie  rerschatften  ihm  die  Feldmarschalls -Würde. 
Nach  dciö  Abschlüsse  dc&  Wiener  Friedens  wurde  der  Graf  ausserordentlicher 
lattr  IQ  Gallzien  und  Commandirender,  und  im  April  ISlü  Jlofkriegsraths- 
iL  Im  Jahre  1812  leitete  er  die  Aufstellung  der  Übservations-^Vi-mee  in 
i;  in»  April  de«  folgenden  Jahres  war  Bcllegarde  ein  Glied  der  engen 
gj  um  die  den  Umstünden  ungemessensten  Massregeln  für  die  schleunigste 
JuB^  und  Rtlstung  des  Heeres  zu  berathen.  Wie  umfangreich  der  Wirkungs- 
ttkr  die  Th-iUigkett  des  Grafen  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  1813  gcwc- 
«rhellei  daran«,  daa^  der  Stand  der  Armee  zu  Ende  des  Jahres  537,563  Mann 


7Ö0 


und  9 7,95B  Pferde  zälilte  und  mit  allem  für  ihre  Operationsf äliigkeit  Nothwendigen 
ausgerüstet  war.  Welche  Aufbietung  geistiger  Kräfte  musstcn  da  dem  Vorstände 
der  obersten  KriegsbehÖrde  zugemuthet  werdcDj  wenn  man  die  damalige  Lage 
dea  Kaiserstaates  berücksichtiget?  Als  der  Zeitpunct  eintrat j  in  welchem  die  Ver- 
mittlung des  Weltfriedens  dem  Schwerte  die  Entscheidung  überlassen  musste, 
äusserte  sich  Kaiser  Franz  gegen  einen  mit  seinem  besondern  Vertrauen  beglück- 
ten Staatsminister:  ^Graf  Bellegarde  hat  das  UnniügUcbe  möglich  gemacht." 
Diese  Worte  des  Monarchen  eines  Staates,  dessen  wiederhol  tos  Neuaufleben  nach 
Kriegsstürmen  stets  der  Nachwelt  Bewunderung  abdi*ingen  wird,  verewigen  Bell  e- 
garde*s  Verdienste  um  den  Thron  Österreichs  und  die  Befreiung  Europa^s. 

Zur  Zeit  als  sich  die  Haupt -Armee  der  Verbündeten  dem  Rhein  näherte, 
bescliloss  Kaiser  Franz  aucli  das  innerösterreicliische  Heer  durch  eine  bedeutende 
Verstärkung  zur  kräftigen  Fortsetzung  seiner  Offensive  zu  befähigen,  und  ernannte 
im  November  1813  den  Feldmai-scliall  Grafen  Bellegarde  zum  Commandirenden 
des  Heeres  in  Italien,  Er  übernabm  im  December  zu  Vicenza  das  Commando  und 
erliess  am  5.  Februar  1814  jene  bekannte  Proclamation,  welche  die  Völker  Italiens 
auflForderte  Frankreichs  Sache  zu  verlassen  und  sich  in  die  Arme  Österreichs  zu 
werfen.  Nach  einer  Unterredung  mit  Murat,  dessen  zweideutige  Bolle  seinem 
Drange  für  die  Offensive  Fesseln  anlegte,  beschloss  Bellegarde  Über  den  Hincio 
zu  gehen,  und  liefeite  hier  dem  Vice -König  die  unentscheidende  Schlacht  am 
8.  Februar,  Napoleons  Entsetzung  brachte  mit  Eugen  am  16.  April  im 
Schlosse  Schiarino  Eizzino  unfern  Mantua  einen  Waffenstillstand  zuwege ,  worauf 
der  Feldmarschall  die  Verwaltung  des  Königreichs  Italien  im  Namen  der  verbün- 
deten Mächte  übernahm  und  am  8.  Mai  seinen  Einzug  in  Mailand  hielt  Der  Kaiser 
ernannte  ihn  zum  General- Ilofcommissär  in  Italien,  wo  er  sich  durch  Billigkeit, 
Milde  und  Schonung  bald  das  Zutrauen  und  die  Neigung  der  Millionen  neuer 
Glieder  des  Staates  zu  erwerben  verstand.  Ein  sehr  drückendes  Augenleiden  zwang 
ihn  indesa  bald  um  die  Enthebung  von  seinem  Statthalteramte  zu  bitten,  welche 
der  Monarch  dem  treuen  Diener  unter  Erthcilung  des  goldenen  Civil-Ehi^enzeichens 
und  des  Ordens  der  eisernen  Krone  1.  Classe  mit  der  Würde  des  Kanzlers  dieses 
Ordens  huldvollst  gewährte.  Neue  Beweise  kaiserlichen  Wohlwollens  folgten 
rasch  aufeinander:  im  Sommer  1816  erhielt  der  Graf  das  Amt  eines  Obersthof- 
meisters bei  dem  damaligen  Kronprinzen,  im  December  1817  die  Aufnahme  unter 
die  Ritter  des  goldenen  Vliesses^  im  Jahi*e  1820  die  Erhebung  zum  Staats-  und 
Confcrenz-Minister  und  zum  zweiten  Male  zum  Ilofkricgsraths-Präsidenten. 

Aber  schon  im  October  1825  musste  Bellegarde  erneuert  dieser  Stelle  ent- 
sagen und  wegen  zunehmender  Atigenschwäche  im  Mai  1832  auch  die  Obersthof* 
meisterstelle  niederlegen.  Die  Ausdrücke  des  herablassenden  Wohlwollens,  mit 
welchen  der  Monarch  den  Austritt  bedauertet  waren  mit  der  Verleihung  des  Gross- 
kreuzes des  St,  Stephfin- Ordens  begleitet.  Geehrt  und  ausgezeichnet  lebte  der 


761 

ptm  Feldherr  den  Rest  seines  vielbewegten  und  thatenrcichen,  mit  nielir  als 
am  bedeutsamen  Momente,  mancher  ereignissvollen  Epoche  im  engen  Zusammen- 
lM|t  stehenden  Lebens  in  der  Kaiserstadt.  bis  ihn  endlir;h  am  32.  Juli  1845  in 
da  Xorgeostunden  im  Greisenalter  der  Tod  ereilte. 


8i«beniigite  Promotion    (vom  22.  Junner  1806). 
Allerhoch&te  VerlfiLhimg  süsser  Oftpitel. 

GROSSKREÜZ. 

KrTTBOW.   Michael  Laurionowits  ch  GolenisisoheWf  Fürst  Smolenskoi,  kaiser- 

-  ^  rj.»  .rlier    F«^jdmartohAll,    führte    im    Jahre     1803    das    Commando    des    ersten    rusaisühen 

AiBtt'Ccrpip    wdche«    lich    mit    den  Österreichern    gegen   die   Franzosen   vereinigen  sollte.    Er 

ii^  i<tCi  csfettrati^er  Marsche,  erst  nach  dejo  Unfälle  bei  Ulm  am  Inn  ein,  zog  dns  Corps  dee 

FiÜMMiihiH-LicutaaantB  Kienmayer  an  sich   und  hielt  mit  ihm  einige  Zeit  da«  französische 

Hltf  &tL    Du  jedoch  da«  rechte  Donan-Ufer  nicht  wohl   zu   behaupten  war,   \ertheidigte   er   die 

tei  m  1iii(Ct   hia  Baxhdvden   mit  Yeraiürkungen   anriiokte.    Aber   auch    dieser   Fluss   musste 

^%^rtb«A  vnd  nach  dem  hartnäckigen  Arri^regarde-OefeehtG  bei  Amstütten  am  5,  November 

in  «dsm  Bflekxuf  angetreten  werden.    Nach  dem  Übergänge    über   die  Donau  besiegte  Kutn- 

•••  üt  FmoKwen    bei    DürnBtein    (10.    und    IL    November),    wo  er  die   beiden  Divisionen 

Mtrtitf  imd  Daponl  beinah«  Ternichtete,    wofür  er  das  GrosakreuK   erhielt.    Bei   Auster- 

Ut«  wv  Ktttaiow  Commandirender  en  Chei*  und  wurde  leicht  verwundet 

Im  Jahre  1811  commandirte  er  gegen  die  TürkeOi  zwang  den  Grossweslr  zur  Capitulation  und 
9r4tn  AbtehJtua  de«  Friedens  zti  Bukurcst  (12.  Mai  1812)  in  den  Fürstenstand  erhoben ;  bald 
•llrte  ihn  sein  Kaiser  mit  seinem  Vertrauen,  indem  er  ihm  den  Obiirhelehl  über  die  Armee 
Hap^teon  übertrug.  Wie  er  demselben  entsprochen,  beweist  der  Ausgang  dieses  Krieges. 
KvlBiow  «tarb  zu  Bunzlau  in  Schlesien  am  16.  April  1813  im  68.  Lebensjahre,  nachdem 
i  iiiMr  Pt(KlitiiAlian  von  Kaliacb  aus  ganz  Europa  gegen  die  Franzosen  aufgerufen  hatte. 


COMMANDEUR. 


Johann  Bnptigt  (Joseph  Fabian  Sebastian),  kaiserlicher  Prinz  und 
fnken^g  ron  Österreich,  königlicher  Prinz  von  Ungarn  und  Böhmen,  General 
itr  Car Alterte,  wegen    ausserordentlicher  Verdienste  als    Oberbefehkhaber   der 

I  in  Tirol  im  Jahre  1805;  ward  1809  Grosskren  z  (s.  d,> 


BITTER. 


)HSi  Johann  Friedrich  Freiherr  von,  General  der  Cavallerie,  geheimer 
ber  des  5.  Dragoner* Regiments,  Sohn   des  Maria  Theresien-OrdeiiS' 
i OberBl-Lieutenants  Karl  Christoph  Freiherrn  von  Mohr  (s»  8.  Pro- 


motion)j  war  am  18*  Juli  1765  zu  Nagj-JIihilly  in  Ungarn  geboren  und  in  der 
Ingenieur-Akademie  erzogen. 

Wurms  er  war  des  jungen  viel verspreeh enden  Mannes  Beschützer  und  nahm 
ihn  im  18.  Lebensjahre alsLieutenant  in  sein  Husaren-ßegimentj  mitwelohem  M  ohr 
den  Türkenkrieg  als  Oberlieutenant  mitmachte.  Die  Feldzüge  gegen  Frankreieh 
rni  vorigen  Jahrhunderte  waren  die  Schule  für  den  nachmaligen  so  fiusgezeichncten 
General,  und  schon  im  Jahre  1795  hatte  sich  Mohr  unter  dem  Oberst-Lieutenant 
Karäsz  in  demTreffen  bei  Mannheim,  wo  einige  französische  Vorposten  überfallen 
und  versprengt  wurden,  durch  besonnenen  Muth  so  vortheilhaft  ausgczeichnetj  dass 
ihn  der  Regimentsinhaber  bei  der  im  Jahre  1796  erfolgten  Übernahme  des  Ober- 
befehles der  Armee  zum  Flügel- Adjutanten ,  unter  gleichzeitiger  Beförderung 
zum  Major,  wählte  und  ihn  später  nach  Italien  mitniihm.  An  Wurmser^s  Seite 
blieb  Mohr  in  Mantua  eingeschlossen  und  wurde  nach  dem  Frieden  von  Campo 
Formio  1797  in  das  4.  Husaren-Regiment  eingetbcilt.  Bei  dem  erneuerten  Kriege 
gegen  Frankreich  im  März  1 799  zeichnete  sich  Mo  h  r  in  der  Schlacht  von  S  t  o  c  k  a  c  h, 
wo  er  verwundet  wurde,  dadmeh  aus,  dass  er  seine  Husaren  mit  Kaltblütigkeit 
leitete  und  die  Franzosen  jeden  Schritt  Terrain  kämpfend  erringen  mussten.  Als 
der  Feind  am  8,  November  aus  Bruchsal  und  vom  Galgenberge  vertrieben  und 
bis  Langenbruck  lebhaft  verfolgt  w^urde ,  entsendete  man  gleichzeitig  ein  starkes 
Detachement  gegen  Philippsbuj'g,  welches  Mohr  commandirte.  Er  drang  so  rasch 
auf  den  leindlichen  Posten  bei  Graben  vor,  dass  die  dort  aufgestellte  Truppe  nicht 
ipehrZeit  zum  Rückzuge  fand  und  theils  versprengt,  theils  zusammengehauen  und 
60  Mann  gefangen  wurden.  Das  Resultat  dieses,  im  Vereine  mit  einer  Abtheilung 
von  MeszaroS'Husarcn  ausgeführten  gelungenen  Überfalles  war  Aev  Entsatz  von 
Philippsburg,  der  noch  am  nämlichen  Tage  erfolgte.  Nach  mehreren  mehr  oder 
iLiinder  wichtigen  Vorfällen  nahte  der  Tag  vonHohenlindenj  an  welchem  Mohr,  im 
Juni  1800  zum  Oberst-Lieutenant  vorgerückt,  seinen  Heldenmuth  glänzend  bewährte. 
An  seinen  wiederholten  Attaquen  brach  sich  der  beharrliche  Widerstand  der  G^g* 
ner.  Nacli  einem  zwülfstündigen  Kampfe  gelang  es  unserer  Vorliut,  in  welcher 
Mohr  mit  seinen  Husaren  stand,  den  Wald  jenseits  Hauen  vom  Feinde  zu  reinigen, 
und  seine  Leute  allein  brachten  an  diesem  Tage  über  500  Gefangene  ein.  Im  März 
18U4  wurde  Mohr  Oberst  im  Reglmente  und  erkämpfte  sich  in  der  Schlacht  bei 
Austerlitz  das  schönste  militärische  Ehrenzeichen.  Nachdem  er  an  den  Treffen 
bei  A  m 3  tat te n  und  D  il r  n  s  t e  i n ,  und  in  dem  mörderischen  Gefechte  bei  S  c  h  ö  n- 
graben  mit  grosser  Tapferkeit  Antheil  genommen  hatte,  ward  er  in  dieser Schhicht 
mit  dem  Regimente  bei  der  Arriöregartic  unter  Feldniarsehall-Lieutenant  Kicii- 
mayer  eingellicilt  und  stand  bei  Aujezd.  ImKampfeum  dasDorfTcllnitz  stiessen 
zwei  Schwadronen  des  Regiments  unter  Mohr's  persönlicher  Leitung  auf  eine 
mobrere  tausend  Mann  starke  Infanten e-Colonnc^  Ohne  Zeitverlust  hei  der  tapfere 
Oberst  derselben  in  die  I^lanke^  hieb  rasch  ein  und  zerstreute  sie.  Viele  Franzosen 


763 


todt  oder  schwer  verwundet  den  Kainpfplatz,  300  wurden  gefangen.  Füi- 
nilimvolleii  Angritf  wurde  Oberst  Molir  fiiisser  Capitcl  mit  dem  Kitter- 
kxo lax c  belohnt.  Für  den  ehrenvollen  Antheil,  welchen  das  Regiment  an  diesem 
Aldmge  gcnomiuen,  wurden  demselben  nicht  weniger  als  5  goldene  und  27  sil- 
imm  Tapferkeits-Medaillcn  zuerkannt 

Im  Augiut  1808  wurde  Molir  General-M«ajor  und  im  Jahre  1809  mit  dem 
GoQUiAiido  der  Avantgarde  bei  dem  siebenten  Armee-Corps  in  Poleu  betraut.  Es 
warnt  ihm  &  Bat^uUone  und  6  Schwadronen  zugewiesen.  Mit  diesen  kämpfte  er 
Wlbscsjn  (19- April),  übersclirltt  beiGora  dieWeicbselj  nahte  dem  Brückenkopfe 
UP^iga  und  ging  dann  auf  jenen  von  Tliorn  vor.  Dieser  vi^nrde  am  15.  Mai  mit 
Slni  genommen  und  die  jenseits  der  Weichsel  gelegene  Stadt  durch  vier  Tage 
Ipfitthci^eii.  Anfangs  Juni  wurde  Mohr  gegen  Radom  entsendet»  um  diese  Gegend 
for  (eiodUchen  Streifereien  zu  bewahren.  Er  traf  mit  4  Bataillonen  und  5  Schwa- 
kmetk  bei  Jcdlinsko  ein.  In  seinem  Rücken  war  der  General  Zajoncz  ck  mit 
EQUOPolea  über  die Pilicza  gegangen.  Mohr  besetzte  J  e  d  1  i n s  k  o  mit  1  Schwadron 
wi  4  Compiignien  und  langte  am  9.  bei  Radom  au.  Der  Feind  nahm  am  nämlichen 
Ti(C  JedJIn&ko.  Aber  am  11.  wurde  er  von  zwei  Seiten  durch  General-Major 
lnkr  und  Feldmarschall-Lieutenant  Mondet  angegriffen  und  geschlagen.  Die 
hfeo  rerloren  5W  Todtc,  weit  mehr  Verwundete  und  600  Gefangene,  nebst  einer 
Eüume  und  mehreren  Munitionskarren,  und  Zajonezek  floh  mit  dem  Reste  über 
^k  Pflicsa  und  Weielisel  zurück. 

IGt  gleicher  Auszeichnung  wiikte  Mohr  als  Brigadier  bei  dem  Auxiliar- 
Corpt  gegen  Frankreich  und    erhielt  im  Juli  1813  die  Beförderung  zum  Feld- 

Eia  fto  erprobter  General  wie  Mohr  durfte  bei  den  grossen  Ereignissen  der 
[  Jahre  nicht  fehlen.  Im  vierten  Corps  (General  der  CavaUerie  Kien  au) 
fe  TerbUndeteii  Heere  befehligte  er  die  L  Division  und  unternahm  in  der  VCilker- 
acUnehi  bei  Leipzig  den  Angrifif' auf  Penig  und  die  Verthcidigung  dei^Kolmberges. 
Eis«  aehwcro  Verwundung  in  dieser  Schlacht  hielt  ihn  llingere  Zeit  vom  Kriegs- 
Mkisplaiie  fem,  und  Qrsi  im  Jahre  1815  erschien  Mohr  wieder  auf  diesem  Felde 
itrThj^gkmij  weichet»  seinen  Talenten  und  seiner  Umsicht  die  lohnendsten  Anerken- 
brachte.  Bfi  ErcJtTnuug  des  Feldzuges  gegen  Murat  übernahm  Mohr 
CuDmudo  des  Postens  von  Occhlobello,  leitete  den  Ausfall  aus  dem 
^f,^\....r..  -m  12, April  und  rUckte  bisFerrara  vor.  Er  bofehligtc  dann  die  erste 
titrunis(Feldmaröchall-Lieutenaat  ßian e  h i)  der  opcrirendcn  Armee 
I  MurAl  und  traf  schon  am  30.  April  in  Tolentino  ein,  während  seine  Vor- 
cm  Fofifle  des  Berges ,  auf  welchem  Macerata  Hegt  und  wo  Murat  sein 
quartier  aufgeschlagen  hatte,  Stellungnahmen.  Zu  der  entscheidenden  Sehlacht 
leQttiiO|inwelehcrMohr  dasCentmmund  den  linken  FJügcl  unserer  Armee 
,  trüg  er  we»cntlicli  bei,  verfolgte  dann  die  Neapolitaner  längs  der  Meeres- 


764 

kfbte,  tmd  ab  in  Capua  In  Fol^  der  MjIitär-ConTention  zu  Casaianza  am  21.  Mai 
ein  Aofttand  der  Soldaten  und  des  Volkes  aosgebrochen  war,  der  Minister  Gallo 
ttnd  der  General-Lieutenant  Carascosa  persönlich  Gefahr  liefen ,  erschien  Mohr 
mit  einer  Schwadron  Husaren  und  stillte  den  Aofrohr  in  kürzester  Zeit  Von  hier 
rückte  er  nach  Apnlien  und  nahm  in  Foggia  sein  Hauptquartier. 

Nach  dem  Einzüge  des  Königs  Ferdinand  in  Neapel  (am  17.  Juni)  blieb 
Mohr  mit  14^000  Österreicher  als  Commandant  der  Occupationstruppen  in  diesem 
Lande  zurück  und  erntete  durch  humanes  einsichtsvolles  Wirken  die  Anerkennung 
des  K^inigs  und  die  Achtung  der  Bewohner  Neapels.  Im  Juli  1825  wurde  Mohr 
Stadt-  und  Festungs-Commandant  in  Venedig  und  zwei  Jahre  später  commandirender 
General  in  Siebenbürgen.  Dadurch  war  aber  das  Vertrauen  seines  Kaisers  noch 
nicht  ersch/ipft^  denn  Mohr  wurde  im  October  1830 ,  nachdem  er  einige  Monate 
früher  die  Würde  eines  Generals  der  Cavallerie  erhalten  hatte ,  zum  Hofkriegs- 
raths-Vicepräsidenten,  und  nach  Jahresfrist  zum  Chef  der  Militär-Section  im  Staats- 
ratbe  ernannt. 

Fünfzig  Jahre  hatte  dieser  ausgezeichnete  Krieger  dem  Vaterlande  die 
erspricsslicbsten  Dienste  geleistet,  als  er  sich  im  Februar  1836  in  den  wohlver- 
dienten Ruhestand  zurückzog;  der  Kaiser  lohnte  ihn  mit  dem  Grosskreuze  des 
Leopold-OrdenS;  dessen  Commandeurs-Insignien  Mohr  schon  im  Jahre  1815 
für  seine  namhaften  Verdienste  vor  dem  Feinde  erhalten  hatte. 

Mohr  bescbloss;  der  Letzte  seines  Stammes,  dasirdische  am  13.  Februar  1847 
zu  Clausano  im  Venetianischen. 

TlR8KTfIfAU8EN,  Ferdinand  Graf  von,  kaiserlich  rassischer  Capitän  und  Flügel- Adjutant, 
wegen  besonderer  Auszeichnung  bei  DUrnstcin  unter  dem  kaiserlich  rassischen  General  Kutu- 
•  ow.    Blieb  in  der  ächlacht  bei  Austerlitz  am  2.  December  1805. 


lin  nnd  liebemigite  Promotion  (April  1806). 

Auf  Kölner  MaJestXt  Defehl  wurde  unter  dem  Vorsitze  des  Feldzeugmeisters  Grafen  Ferraris  das  Ordens- 
(■apitel  zu  Wl^n  einberufen,  um  die  Oosuche  aus  dem  abgelaufenen  Feldzuge  zu  prüfen  und  zu  entscheiden.  Das 
Capltol  tagte  vom  1.  bis  86.  April  und  fand  8  Commandeure  und  22  Ritter  für  die  Aufnahme  in  den  Orden 
würdig.  Der  Kaiser  bestStlgto  diesen  Ausspruch  und  Hess  den  Neuemannten  die  Decoration  durch  die  Behörden 
■ustellen. 

COMMANDEURE. 

SCIIWARZENBERG,  Karl  Philipp  Fürst  zu,  Feldmarschall  -  Lieutenant, 
Ordons-Rittor  für  seine  ganz  besonderen  Verdienste  bei  Jungingen  am 
II.  October  1805;  ward  Grosskreuz  im  Jahre  1813  (s.  d.). 


765 


OUKILLY,  Andreas  Graf  von,  General  der  Cavallene,  InLaber  des  dritten 
Cke^anxlegcrs-ReginieDtä,  einem  uralten  irisclien  GescLleehtc  entsprossen^  war  am 
3,  August  1742£u6aUenlog]i  in  Irland  geboren.  Er  nahm  schon  nach  den  Huberts- 
lirgtr  Frieden  kaiserliche  Dienste  als  Volentär  im  54.  Infanterie-Eegimente,  aran- 
drle  ui  wenigen  Monaten  zum  Unterlieutenant  und  wohnte  dem  bayerischen  Erb- 
Ugdcrie^  als  Major  und  Flügel-Adjutant  bei.  Den  Sturm  auf  Belgrad  machte 
0*Reill^  aU  Oberst -Lieutenant  des  reduciiien  Dragoner -Regimentes  Modena 
ajtf  niekte  1790  «um  Obersten  und  1794  zum  General-Major  vor.  Doch  begann 
cnpnessliche  Thätigkeit  erst  mit  dem  Jahre  1796* 

Ajb  Vorabende  der  Sehlacht  von  Amberg  hatteOlleill  y  den  Feind  beiTas- 
au  recognoeciren.  Sobald  er  die  Möglichkeit  erkannte,  ilm  aus  seiner  Stellung 
m  rcrdraiigenr  unternahm  er  mit  dem  glücklichsten  Erfolge  den  Angriff^  der  ihm  so 
en  gelang,  dass  er,  dadurch  aufgemuntert,  mit  anbreelaendem  Tage  eine 
mioder  glückliche  Atta<|ue  wiederholte  und  den  Feind  bis  Tei  ningen  zurilck- 
mt  Sowohl  hier  als  auch  bei  Castcl  wo  er  das  Commando  über  die  unter  den 
Otarrteo  i^on  Levachich  und  von  Bourbon  gestandene  Vorhut  führte,  trug 
(ntaill  j  durcli  Entschlossenheit  und  standhafte  Beharrlichkeit,  mit  welcher  er  dem 
feindlichen  Kanonenfeuer  widerstand,  viel  zum  Rückzuge  des  Feindes 
Anberg  bei.  Auch  bei  der  erfolgten  Vereinigung  der  Haupt- Armee  mit  Feld- 
»ogBietater  Graf  Warte  ns  leben,  wobei  ilmi  ein  Pferd  unter  dem  Leibe  verwundet 
nvde,  war  General  O'Reilly  thatkräftigst  bemüht  sich  mit  dem  möglichsten 
XiiBan  Terwcfiden  tu  lassen.  Am  1.  September  1796  erhielt  der  Graf  den  Auf-. 
tn^  wlkreod  dos  Gefechtes  von  Geisenfeld  nach  Ingolstidt  zu  rücken,  um  die 
artige  Beaataungaudegagiren.  Ungeachtet  der  Überlegenheit  des  Feindes  erreichte 
IT  aeioea  Zweek  und  Terschatf te  dem  General  Freiherrn  von  Kerpen  Gelegenheit, 
nil  iiiiem  Tliefle  der  Garnison  einen  vortheilhaften  Ausfall  unternehmen  zu  lassen. 
Bd  der  VorrUckung  von  ü  1  m  griff  ihn  der  Feind  unvermuthet  an,  um  sich  einer 
ata  bemeistenii  von  der  das  Vordringen  der  Armee  behindert  werden 
;  der  oaeracfarockene General  detachirte  auf  das  Eiligste  den  Obersten  Grafen 
Pilff  j  von  Kavanagh  -  Kürassieren  mit  1  Division  und  1  Batterie  auf  diesen 
f^mtf  und  verhioderte  nicht  nur  die  Absicht  des  Commandan ten  der  feindlichen 
VMiitt,  Generalen  Desaix,  sondern  zwang  ihn  durch  weiteres  Vorrücken  seine 
m  rerlaaaen^  Als  der  Feind  bei  Rothw^ell  den  mit  6  Bataillonen  und 
rooen  poatarten  Obersten  von  Immens  nach  längerer  GegcnTvehr  zum 
geawBBgen  hatte,  wurde  O'Rel  Ily  mit  anbrechendem  Morgen  in  Marsch 
gegen  jenen  Ort  eine  Recognoscirung  vorzunehmen*  Er  traf  den  Feind  in 
ColonneOi  griff  ihn  beherzt  an  und  nöthigteihn  zur  Flucht.  Das  gut  angebrachte 
ArtiUerieO'Reilly's  erlaubte  dem  Feinde  nicht  sich  in  Roth  weil  fest- 
Bei  dem  ferneren  Vorrücken  durch  den  Simons* Wald  fand  der  tapfere 
bei  seinem  Anlangen  in  Blelvieh  (vor  Waldkirchen)  eine  zahlrcicliei  ihm 


766 


sehr  überlegene  fciodllehe  Vorijut  unter  Conmiando  de^  üen€ra]8  Moreau, 
welcher  die  Absicht  hatte  über  Elzath  in  das  Kinzinger  Thal  und  in  den  Simons- 
Wald  einzudringen  j  um  dem  Erzherzoge  Karl  ftir  die  linke  Flanke  Besorgnisse 
cinzuflüssen,  General  O'RoiJly  erschöpfte  alle  Mittel,  der  feindlichen  Übermacht 
in  anhaltenden  Gefechten  und  mit  nicht  geringem  Verluste  an  Mannschaft  durch 
zwei  volle  Tage  zu  widensteheUj  und  es  gelang  seiner  rastlosen  Thätigkeit  und 
standhaften  Beharrlichkeit^  das  für  die  kaiserliche  Armee  so  gefährliche  Unter- 
nehmen Moreau^s  zu  hintertreiben  und  den  überlegenen  Feind  mit  seiner  abge- 
matteten und  geschwächten  Trupj>e  aufzuhaltem  In  dem  Gefechte  von  Tiers  heim 
(2L  April  1797)  that  der  wackere  O'Rei  11  y  mit  seiner  geringen  Truppe  das  Mög- 
lichste den  weit  überlegenen  Feind  zurückzuschlagen,  und  &h  er  sich  in  der  unan- 
genehmen Notli wendigkeit  sah  den  Kückzng  anzutreten,  verweilte  er  zur  Sammlung 
der  zersprengten  Truppen  und  zur  Deckung  des  Marsclies  der  Colonnen  stets  bei 
der  Nachhutj  bemühte  sich  die  entstandenen  Unordnungen  zu  begleichen,  luhrte 
seine  Truppe  während  des  Rückzuges  nach  Offenburg  verschiedene  Male  selbst 
gegen  die  weit  überlegene  feindliche  Vorhut  vor  und  rettete  durch  diese  Aufopfe- 
rung, die  ihm  die  Kriegsgefangenschaft  zuzog,  einen  beträchtlichen  Theil  der 
Reserve- Artillerie  und  das  Meiste  de«  Gepäckes,  welches  grösstentheils  ohne  den 
Aufenthalt,  den  O^Reilly  der  feindlichen  Vorhut  währeod  des  Vordringens  nach 
Oöcnbörg  verursachte,  dcnj  Feinde  unveiiueidllch  in  die  Hände  gefallen  wäre. 

Dem  General-Major  Grafen  O*  R  ei  1 1  y ,  der  auch  in  der  Schlacht  bei  Zürich 
und  als  Feldmarscliall  -  Lientenant  bei  Marengo  mit  gewohnter  Ürasicht  und 
Tapferkeit  focht,  ward  für  die.^c  ausgezeichneten  Thaten  das  Ritter  kr  c  uz  zu 
Theil. 

Im  Jahre  1805  stand  04ieilly  bei  der  Armee  in  Italien.  Sem  Verdienst  an 
dem  errungenen  Siege  beiCaldioro  war  ein  sehr  wesentlicher;  dies  bezeugte 
Erzherzog  Karl  —  unter  dessen  Commando  O' Reilly  schon  so  vielfältige  Proben 
von  ausnehmen  dem  Mutli,  von  Einsicht,  Klugheit  und  Entschlossenheit  an  den 
Tag  gelegt  hatte. 

Am  30.  Oetober  stellte  O'Reilly  seine  Division  aus  2  Brigaden  Infaiiterie 
und  2  Cavallerie- Regimentern  a  cheval  der  Strasse  von  Verona  vor  der  ver- 
schanzten Position  bei  Caldiero  in  die  Schlachtlinie,  und  diente  der  Avantgarde 
zur  Unterstützung.  Nachmittags  2  Uhr  hatte  der  Feind  unsere  Vorhut  vom  Post- 
!iause  und  von  Casa-Rizi  znrückgedrängtj  und  es  wurden  die  beiden  Infantcrie- 
Kegimentcr  Erzherzog  Ferdinand  und  Eszterbäzyj  dann  das  Kaiser- Chevaux- 
logers-Regiment,  von  der  Division  des  Feldmarschall-Lieutenants  O'Iteilly,  gegen 
StrÄ  vorgeschoben,  um  die  xVvantgarde  aufzunehmen  und  zu  unterstützen.  Hier 
entspann  sich  ein  mörderisches  Gefecht;  der  Feind  verdoppelte  seine  Anstrengung 
gegen  das  Centrum  unserer  Stellung,  da  seine  Angritlc  auf  den  rechten  Flügel  bei 
Colognoi«  vereitelt  wtirden,   und  nöthigte   in   der   Abenddämmerung  sowohl  die 

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Avialfarde  als  auch  die  »ur  Unterstützung;  vorpoussirton  llegimcnter  zum  Rückzüge 
wd  üb  Ton  Feldmarschall-Lieutenant  O'Ileiliy  besetze  Position.  Diesen  Punet 
vsnehlQO  dann  die  Franzosen  zu  durchbrechen ,  — -  gelang  ihnen  das  Vorhaben, 
ao  inr  die  Schlacht  zu  ihrem  Vorthcile  entschieden.  Das  erkannte  der  umsichti|[r<' 
O'fteilly  und  wusste  in  diesem  kritischen  Momente  nicht  nur  seine  Truppen  zu 
nBrai,  sondern  auch  durch  seine  Entschlossenheit  es  daliin  zu  bringen^  dass  dem 
i«rg«<lruogeDeD  Feinde  der  kräftigste  Widerstand  entgegengesetzt  und  er  sein  Vor- 
MifgQbeii  musste.  Der  Sieg*  der  kurz  vorher  noch  zweifelhaft  gewesen,  war 
die  Behauptung  der  vom  Feldmarschall-Lieutcnant  O'Kcilly  innegehabten 
äff  XII  unseren  Gunsten  entschieden. 

O'Reilly  erhielt  für  diese  entscheidende  Ausdauer  mit  Klugheit  gepaart  das 
imaiideurkreaz. 

Kc>ch  eiamal,  das  letzte  Mal,  im  Jahre  1809  sollte  der  67jiLhrigo  General  sein 
Seliwett  für  die  Verlljeidigung  des  Vaterlandes  ziehen.  Er  war  Stellvertreter  des 
ErtlMROga  Maximilian  d'Este,  welcher  das  Obcr-Commando  in  der  von  den 
tfmMMMmesi  bedrohten  Haupt-  und  Residenzstadt  tiührte.  Die  Besatzung  zählte 
16,0Ü0  Kanu  Linientruppen  und  Landwehr.  lOOÜ  Studenten  und  Künstler  und 
4v BdiT^nkiiirtär.  Am  10.  Mai  wurde  der  Commandant  zur  Übergabe  aufgefordert; 
fieie  und  etoe  £weilo  Aufforderung  aber  zurückgewiesen.  Den  folgenden  Tag  um 
9  Chr  Abends  orüffncten  die  Franzosen  das  Bombardement  und  unterhielten  es 
im  kalk  3  Uhr  früh;  eine  feindliche  x\bthei]ung  drang  über  den  Donauarm  in  den 
PMar,  tun  die  Stadt  zu  umzingeln;  da  zog  Erzherzog  Maximilian  mitder  Mebr- 
aaU  der  Bezalzung  Über  die  Brücke  am  Tabor  auf  das  linke  Donauufer  und  brannte 
Mab;  0*ReiUy  übcrnahni  das  Commando  und  schloss  die  unvermeidHcho  Capi- 
idaliaii  ab,  worauf  die  Franzosen  am  13.  Mai  Wien  besetzten. 

Im  Jäooer  1810  wurde  Graf  O'ReiUy  mit  dem  Charakter  eines  Generals 
im  Cavallerie  tii  den  Ruhesfand  versetzt;  er  starb  zu  Penzing  bei  Wien  am 
h.  Aptü  1632. 


VfiSCENT»  Karl  Freiherr  von,  General  der  Cavallerie,  geheimer  Ilath  und 
Klarerer,  lohaber  des  4.,  gegenwärtig  7.  Dragoner-Regiments.  Dieser  tapfere 
Mihi  Bod  gewiegte  Diplomat^  der  mit  persönlichem  Muth  einfache  Manieren^ 
UimGeiitaiid  viele  Gowandtlicit  verband,  war  zu  Florenz  im  Jahre  1757  geboren 
nthatral  als  Lieutenant  hei  Latour-Dragoner  im  19.  Lebensjahre  die  Militärdienste. 

Ina  Kriege  gegen  die  niederländischen  Insurgenten  hatte  Vincent  als  Ritt- 
tiiter  am  lä.  Mai  1790  bei  Gelegenheit  einer  Recognoscii-ung  in  der  Gebend 
*iiHaddejiiii  eine  im  Vorrücken  befindliche  feindliche  Colonne  von  700  Mann 
•uaoniem  halb  so  starken  Commando  aus  eigenem  Antriebe  angegrifien,  ihio 
nola  darehbrocheOf  den  Feind  zum  Rückzuge  gezwungen  und  bis  Icliippc 
vida%i  Hier  oabtu  ct  Stellung^  welche  ungeachtet  der  kräftigen  Anstrengung 


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des  Gegners  so  lange  verthcidigt  wurde,  bis  Viacent  Verstärkungea  an  sich 
ziehen  konnte ;  nun  griff  er  die  Aufatandisclien  erneuert  an  und  zwang  sie  zur 
regellosen  Flucht  Da  diese  glückliche  Unternehmung  auf  die  Operationen  im 
Allgemeinen  wesentHehcn  Einfluss  hatte,  so  wurde  Vincent  des  Ritterkreuzes 
für  würdig  erkannt. 

Im  Jahre  1794  zum  Major  und  Flügel- Adjutanten  beim  Feldzeugmeister  Grafen 
C 1  e  r  f  a  y  t  ernannt,  im  folgenden  Jahre  beim  G  eneral  der  Cavallerie  Grafen  Wurm-  ■ 
ser  verwendet,  in  welcher  Stellung  er  sich  bei  der  Einnahme  des  Galgenforts  vor 
Mannheim  am  29,  October  durch  Eifer  und  Thätigkeit  auszeichnete^  folgte  Vin- 
cent seinem  Chef  nach  Italien  und  überbrachte  im  August  1796  die  Nachricht 
von  dem  erfolgten  Entsätze  der  Festung  Mantua  nach  Wien.  Kaiser  Franz 
behielt  den  mit  vielen  Vorzügen  begabten  Officier  als  General-Adjutant  in  seiner 
Nähe  und  ernannte  ihn  zum  Obcreten.  Im  April  1797  unterzeichnete  Vi  n  cent 
mit  General-Major  M  e  r  v  e  l  d  t  die  Friedcns-Priiliminaricn  mit  Bonaparte  und 
Clark  e  im  Schlosse  Eggcnwald  hei  Leoben,  wurde  im  März  des  folgenden  Jahres 
Mitglied  einer  in  Wien  zusammengesetzten  Commission^  "welche  hestimmt  war  ein 
neues  Reglement  für  die  Armee  zu  entwerfen,  ging  im  September  1798  der  russi- 
schen H Ulfsarmee  entgegen  und  regelte  ihren  Marsch  durch  die  kaiserlichen  Staaten* 

Bei  Aufbruch  des  Krieges  bat  Vincent  um  die  Eintheilung  in  die  Armee 
und  erhielt  die  Eintheilung  als  zweiter  Oberst  bei  Savojen,  ward  aher  im  folgen- 
den Jahre  zum  Commandanten  des  13.  Dragoner-  (nunmehr  10.  Uhlanen-J  Regi- 
ments ernannt;  Bald  darauf  erfolgte  Vincent's  Beförderung  zum  General-Major 
mit  der  Bestimmung  als  Brigadier  in  Vicenza. 

Im  Feldzuge  des  Jahres  1805  stand  Vincent  hei  der  Armee  in  Italien  und 
erhielt,  als  nach  der  Schlacht  von  Caldiero  der  Ilückzug  in  die  Erbstaaten  ange- 
treten wurde  j  das  wichtige  Commando  der  Arri^regarde,  Es  galt  hekanntlich  die 
Vereinigung  des  Erzherzogs  Karl  aus  Italien  mit  dem  aus  Tirol  rückkehrenden 
Erzherzoge  Johann  zu  bezwecken,  Vincent,  von  der  Wichtigkeit  seiner  Auf- 
gabe durchdrungeUj  löste  sie  auf  die  ausgezeichnetste  Welse ;  er  wusstc  den  nach- 
rückenden Feind  zu  beschäftigen  und  unserer  Armee  Zeit  zu  verschaffen,  dass  sie 
den  Marsch  ohne  Störung  fortsetzen  konnte.  Einige  Male  hatte  Vincent  hitzige 
Gefechte  mit  Massena*s  Truppen  zu  bestehen^  imponlrte  diesen  aher  in  allen 
Gelegenbeiten*  Am  15,  November  zog  sich  Vincent  mit  seiner  Nachhut  auf 
das  hnke  Isonzo-Ufer  und  sollte  dieses  so  lange  halten,  bis  das  Gros  einen  Vor- 
sprung auf  der  Strasse  von  Görz  nach  Prewald  gewonnen  haben  würde.  Die 
französischen  Divisionen  Molitor,  Gardanne  und  Partonneaux  vereinig- 
ten sich  mit  den  Cavallerie  -  Divisionen  Mermet  und  d*Espagne  und  ver* 
suchten  vergebens  den  Übergang  bei  Görz  zu  erzwingen  und  diese  Stadt  zu 
gewinnen.  Während  dieses  Frontal- Angriffes  sollten  drei  andere  französische  Divi- 
sionen sieh  der  Brücke  von  Rubia    am  Zusammenflusse  der  Wippach    und   des 


769 


bemoisterii  und  durch  cino  rasche  Vorrückung  auf  Coroizza  dem  Gcneral- 

lajor  Vincent  den  Rückzug  auf  Iloidenschaft  absclinciden.  Allein  dieser  tapfere 

(iflamü  halle  die  femdliche  Übermacht  bei  Gör z  durch  vortheilhaft  aufgestellte 

Bittmen  den  ganzen  Tag  am  rechten  Isonzo-Ufer  festgehalten  und  die  einbrechende 

Xidkl  benlitzt;  um  ungefährdet  den  Rückzug  nach  Ccrnizza  ausführen  zu  können. 

Bilrward  er  am  18.  mit  Ungestüm  angegriüen,  trieb  aber  die  Franzosen  mit  Ver* 

hrt  mrBdic.  Nicht  besser  erging  es  ihnen  am  folgenden  Tage  bei  Santa  Croce,  wo 

Vjaceni  Stellung  genommen  hatte.    Gegen  den  grössten  Theil  der  feindliehen 

llaelil  hielt  er  sich  2wei  Stunden  hindurch  mit  bewunderungswerther  Tapferkeit 

Itrmtcrst  dann  den  Rückzug  nach  Heidenschaft  an,  als  sein  rechter  Flügel  durch 

C3iatt€iir~DivisioD  Merlin  mit  Umgehung  bedroht  wurde.  Um  des  ungestüm 

Alngeodeo  Gegners  los  zu  werden  ^  stellte  er  sich  bei  Ileidenschaft  erneuert  auf^ 

idkklig  die  wiederholten  Angriffe  zurück  und  gewann  ohne  Verlust  die  Höhe  von 

Wi|ipfteli*  Da  Masse  na  zur  Überzeugung  gelangte,  dass  er  gegen  unsere  Arrierc- 

gäiie  vnd  ihren  entschlossenen  Commandanten  nichts  auszuricliten  vermochte,  so 

fon  der  weiteren  Verfolgung  abj  und  Vincent  konnte  den  weiteren  Marsch 

i fertieisen«  Das  Commandeurkreuz  und  die  Ernennung  zum  Tnhaber 

>  4»  Cheraaxli^r^-  (heutigen  7.  Dragoner-)  RegimentSj  desselben,  in  welchem  er 

i  aüiüriaehe  Laufbahn  begonnen  hatte,   wurden  dem  ausgezeichneten  Krieger 

▼erdicntcr  Anerkennyng  zu  Theih 

Hmlle  Vincent  in  den  vielen  Feldzügen  durch  Muth  und  Einsicht  sich  aQge- 

lebtung  erworben,  so  sollte  er  im  März  1807  das  neue  Feld  der  Diplomatie 

1^  eaiie  Verwendung,  welche  die  hervorragendere  in  seiner  militärischen 

wurde.  Während  des  Krieges  zwischen  Napoleon  und  Preussen  wurde 

Vinoenl  tu  djus  Haapt^|uartier  des  Ersteren  gesendet,  um  des  Kaisers  Vermitte- 

loftf  snraehen  den  kriegführenden  Mächten  anzutragen.  Die  Mission  scheiterte  an 

im  Verklitntitien. 

Im  Jahre  1809  stand  Vincent  bei  der  Armee  in  Deutschland  und  comnian* 
fint  out  DinflioQ  im  6.  Armee-Corps  Hill  er.  Bei  Rottenburg  (2(1  April)  kam 
criof  diD  Maracfae  gegen  Ruhn  mit  den  Franzosen  zuerst  ins  Gefecht  Er  kltnipftc 
\m  Laadibni  und  Keumarkt ,  deckte  im  Treuen  bei  Ebelsberg  (3.  Mai)  mit 
t  bli&tefje-  imd  1  Cavallerie-Rcgiment  die  Brücke  der  Traun  und  den  Übergang 
itrwmk  mnLinJE  herabrückenden  Truppen,  folgte  dann  fechtend  über  die  Brücke, 
ilAe  «eh  Jenseita  bei  Asten  auf  und  unterstützte  dadurch  den  Marsch  der  Armee 
BtllerV  Vincent  nahm  auch  ausgezeichneten  Antheil  an  den  Schlachten  von 
Aifern  und  Wjigram. 

Sa^  dem  Friedensschlüsse  erneuert  zu  diplomatischen  Zwecken  verwendet, 
^"H  tr  1810  mit  dem  Co  mm  and  cur  kreuze  des  Leopold- Ordens  ausge- 
MUMt  h^  Eri?ffnung  der  Befreiungskriege  aber  vuo  der  kaiserlichen  Regierung 
^  BaroJlmichtigt^r  dar  Nord -Armee   unter  dam  Kronprinzen  von  Schweden 

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beigogcbou,  wo  er  allen  Vorlallea  bciwoliiito  und  mit  dem  (J rosskreuze  des  Seh 
Ordens  ausgezeiclinet  wurde. 

Im  Jahre  1815  erhielt  Vinceiit  bis  zur  völligen  Lösung  der  grossen  Fragen 
das  General-Gouvernement  in  Belgien  und  Holland,  wohnte  dann  als  kaiserlicher 
Bevollmächtigter  im  Hauptquartiere  W c  i  1  i n g t o n's  der  Sclilacht  von  W  a t  e r lo o 
bei,  wo  er  sicli  cxponirtc  und  verwundet  wurde,  und  übernahm  dann  den  Posten 
eines  ausserordeatiiehen  Botschafters  um  franzosischen  Hofe,  dem  er  durch  eiif  - 
Jahre  vorstand.  ^^^ 

Im  September  1818  eraeluen  Vincent  mit  dem  Fürsten  von  Metternich  ■ 
als  Gesandter  Österreichs  auf  dem  Congrcsse  von  Aachen,  wo  hauptsächh*ch  die 
Frage  über  die  Räumung  Frankreichs  von  den  Truppen  der  AJliirtcn  verbandelt 
wurde.  Bis  zum  Jahre  1825  bekleidete  Vincent  den  Posten  eines  ausserordent- 
lichen Botschafters  am  Hofe  zu  Paria  und  zog  sichj  nachdem  er  fünfzig  Jahre 
seinem  Monarchen  als  Soldat  und  Diplomat  gleich  ausgezeichnet  gedient  hatte» 
belohnt  mit  dem  Grosskreuze  des  Stephan-Ordens  in  den  Ruhesjtand.  Gleich- 
zeitig übertrug  er  auch  die  luhahersreclite  an  Feldmarschall  Gi'afen  Bei  Icgarde, 
der  sie  in  seinem  Namen  ausübte. 

Vincent  starb  zu  Biancourt  in  Lothringen  am  14.  October  1834,  geehrt  von 
seinem  Kaiser^  der  ihm  viele  Beweise  des  Wohlwollens  gegeben,  geschätzt  als 
ilcnsch  und  bewundert  als  Krieger,  da  er  die  Eigenschaften  eines  ausgezeich- 
neten Soldaten  mit  jenen  eines  gewiegten  Staatsmannes  zu  vereinigen  verstanden 
hatte, 

RITTEK. 

EOÜSSEL  (Rousseics),  Franz  von^  Oberst  bei  Latour-Chevauxlegers , 
besondere  Tapferkeit  vor  Ulm  am    IL   October   1805;   wai'd    18U9  Co  mm« 
deur  (s,  d.J. 


ClVALART  von  1 1  a  j>  jj  a n  c  o  u  r  t ,  Karl  Leopold  Graf,  General  der  Ca val- 
lerio,  geheimer  Rath  und  Kämmorcrj  Sobn  des  im  Jahre  1805  verstorbenen  Feld- 
marschall-Licutcnants  Grafen  Leopold,  war  zu  Wien  1766  geboren.  Vorerst  in 
der  Militär- Akademie  zu  Wiener-Neustadt  erzogen j  besehloss  er  seine  Studien  ia 
der  Tbercaiamschen  Rittcrakademic  und  erhielt  in  Juni  1784  eine  LicutenantsstcÜe 
bei  dem  Dragoncr-Reglmente  Latour,  wo  er  im  Juni  1794  zum  Rittmeister  vor* 
rückte.  Allen  jenen  Ereignissen,  an  welchen  das  Regiment  Antheil  genommen  und 
sich  den  unvergungliehen  Ruhm  begründet  hatte,  wohnte  Civalart  vom  Beginne 
der  Schelde-Strcitigkcitcn  in  Holland  bis  zum  Frieden  von  Campo  Formio  mit  Aus- 
zeichnung bei,  und  wurde  im  Mai  1799  Major  und  Fl Llgcb Adjutant  des  Erzherzogs 
Karl.  In  dieser  Verwendung  war  er  so  glücklich  dem  Vertrauen  des  erlauchten 


I 


71 


der  Wdae  sbu  entsprechen,  dass  er  schoo  mi  Noveoiber  18ÜÜ  zum 
ad  Commandanten  des  Che vauxlegers- Regiments  Fürst  Itosenberg 
äert  -wurde 

Uiüte  Civalart  in  den  bisherigen  Kriegen  Beweise  vordenkender  Tlüitigkeit 
rhcn  Überblickes,  gepaart  mit  Moth  und  Tapferkeit,  in  dem  beschänk- 
angsk reise  an  Tag  zu  legen  Gelegenheit  gehab t^  so  war  für  üim  der  Feld- 
1806  m  Deutschland  die  wahre  Schule^  diese  glänzenden  Eigenschaften  zur 
\nerkerinun<?  zu  bringen*  Sein  Regiment  stand  vor  Eröffnung  der  Feind- 
iileii  ron  Kniebciö  bis  Pforzheim  gegen  Aalen  vereinzelt;  trotzdem  verstand 
Civsimrt  dftSfielbc  so  geschickt  und  zweckmässig  zu  leiten,  dass  er  nicht  nur  nach 
itmUhergAti^Q  der  Franzosen  über  den  Rhein  deren  Cokinnen-Märsehe  eotoyirte, 
Aiieii,  älM  die  Feindseligkeiten  unerwartet  zum  Ausbleiche  kamen,  sofort  zu 
wQsste.  Am  Tage  des  Angritfcs  auf  unsere  Stellung  bei  Ulm  (Ih  Octo- 
htt)  mmehtc  Civalart  dem  Feidmarschall-Lieutenant  Mack  in  Gegenwart  des 
«cIiall-Licutenants  Fürsten  S eh  warzcnberg  den  Vorschlag,  wie  man  den 
dadurch  umgehen  und  in  Rücken  nehnica  könne,  wenn  man  die  Cavallerie 
idcii  Wald  von  Moritzen^  die  Infanterie  afier  durch  denselben  flibrcj  welcher  Vor- 
•«yait  »J<^h^  öor  angenommen ,  sondern  auch  so  gluekliclt  in  Ausführung  gebracht 
«wdCy  das«  dio  Fraazoseü  Naehthelle  erlitten.  Auf  seinen  Befehl  griff'  auch  die 
Ohrnl^LtetttcnanLH- Division  am  15.  in  der  Ebene  zwischen  Lau  genau  und  Albck 
fwidliche  Infanterie-IIalbbrigade  an  und  nahm  sie  grösstentlicils  gefangen. 
Imkdas  Corps  des  FoldmarHchall-Lieutenanfs  Wer  neck  nach  der  ersten  feind- 
Auffbrdening  zur  Übergabe  am  10.  im  Angesichte  zweier  feindlicher  Divi- 
oaeh  Heideniieim  zurückzog  und  in  der  Art  unerwartet  von  einem  an  Caval- 
öbcrIegcneD  Corps  unter  Mu rat  angegriffen  wurde j  dass  die  Arriercgarde 
gfvorfefir  die  Infantcne-Colonnen  zerstreut,  ein  grosser  Theil  derselben  gefangen, 
oA  Werne« k*a  Truppe  vielleicht  schon  an  diesem  Tage  aufgehjst  und  gefangen 
würe^  hatte  Civalart  die  drei  Divisionen  seines  Regiments  aus  eigenem 
dem  Feinde  entgogengoführtj  und  durch  mehrere  entschlossene  Attaquen 
ron  der  ferneren  Verfolgung  abgelialten  und  den  zerstreuten  Colon nen 
llktvr  Fumirung  die  nöthige  Zeit  verschafft,  sondern  auch  dadurch  die  Möglich- 
hk  Wbdgenihrtf  dasi*  das  Corps  das  in  seinem  Rücken  gelegene  Defild  bei  Iler- 
iflifingeQ  gewinnen  konnte.  An  dem  Tage  der  Capitulation  bei  Troch- 
'1  gelang  es  dem  Obersten  Civalart  sein  Regiment  im  Angesiebte 
'^  gllkklieh  und  ohne  Verlust  in  das  anspaehischc  Gebiet  zu  führen, 
r  irofi  dem  numerisch  überlegenen  Murat  auf  das  Lebhafteste  verfolgt 
Ihm  hatten  «eh  auch  Fcldmarschall- Lieutenant  Prinz  Hob enzo Hern, 
6eneral*Mfljer  Mec8<?ry  und  Oberst  Hertelendy  von  Palatinal-Husarcn  ange- 
le und  die  Rettung  des  Regiments  von  der  Gefangenschaff  war  allein 
und   einsichtsvollen  Führung  zu   danken.    Als  Murat   das 


772 


1 


Corps  des  Erzherzoj^s  Ferdinand  bei  Eschenau  unerwartet  angriff,  die  Arricre- 
gardo  durch  die  Übermacht  des  Feindes  geworfen  trnd  verfolgt  wurde,  eo  dass  das 
naupti|uarticr  keine  Zeit  gewinnen  konnte  sich  zu  retten,  forniirte  Civalart 
ßCin  im  Marsche  befindliches  Regiment  schnell  zum  AngrüFej  und  attaquirte  den  die 
Arriirregarde  verfolgenden  Feind,  welcher  mit  dei*scibcn  zugleich  in  Escbenau 
eingedrungen  war,  viermal  mit  seltener  Unerscbrockenlicit  und  Eotsehlosscnheit. 
Iliedureh  verschatftc  er  nicht  nur  den  geworfenen  Abthcilungen  die  Gelegenheit 
sich  wieder  zu  ralliiren,  sondern  auch  der  rückwärts  im  Füttern  begrIfFenen  Caval* 
lerie  Zeit  zum  Aufzäumen  und  Sammeln,  um  seinen  Angriff  unterstützen  zu  können. 
Wenn  der  Erfolg  bei  so  oft  wiederholten  und  durch  die  übrige  Cavallerie  unter- 
stützten Angriffen  dennoch  misslang,  so  war  dies  nur  der  grossen  Überlegenheit 
des  Feindes  zuzuschreiben,  welcher  das  Corps  mit  9  Regimentern  Cavallerie  nicht 
nur  in  der  Fronte,  sondern  auch  in  beiden  Flanken  drängte,  indess  der  Erzherzog 
Ferdi  n  a  n  d  ihm  kaum  mehr  als  12  Schwadronen  entgegenstellen  konnte.  Die  mehr- 
ialtig  wiederholten  Anstrengungen,  welche  bis  in  die  späteste  Kacht  dauerten,  ver- 
mochten zwar  nicht  zu  verhindern,  dass  das  Corps  endlich  geworfen  wurde  j  trotz- 
dem gelang  es  nur  Civalart's  Thätigkeit  und  Ausdauer,  der  mit  dem  Reste  der 
braven  Chevauslegers  den  Nachtrab  führte,  den  Erzherzog  mit  der  Hand  voll  Tapfem 
vorder  nahen  Gefahr  einer  Gefangenschaft  zu  bewahren,  obgleich  Civalart,  von 
den  feindlichen  Reiterschaaren  lebhaft  verfolgt,  durch  mehrere  auf  den  Helni 
erhaltene  Hiebe  betäubt  vom  Pferde  stürzte.  Endlich  war  die  flüchtende  Abtheilung 
so  weit  in  Sicherheit,  dass  sie  den  Maisch  nach  Eger  ohne  besondere  Hindemisse 
fortsetzen  konnte,  welchen  der  tapfere  Oberst  mit  seinem  Regimente  und  einer 
schwachen  Schwadron  Latour-Dragoner  als  Arrieregarde  deckte. 

Diese  enviesencn  aussergewohnlichen  Verdienste  vermochten  Civalart  doch 
nicht,  um  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  einzuschreiten.  Seine  Bescheidenheit, 
für  die  in  dieser  gefahrvollen  Lage  an  Tag  gelegten  Beweise  von  Muth,  Standhaf- 
tigkeit  und  Beharrlichkeit  eine  Belohnung  nicht  anzusuchen,  der  Öffentlichkeit  die 
Thatcndie  er  wirkte  nicht  aufzudecken,  und  zufrieden  mit  dem  Bewusstsein  gcthan 
zu  haben  was  er  gekonnt,  veranlassten  indessen  das  Officier-Corps  des  Regiments, 
aus  so  mancher  Gefahr  von  ihm  allein  gerettete  Zeugen  der  Ansichten  und  Hand- 
lungen Civalart'«,  an  seiner  Statt  das  geltend  zu  machen  was  er  geleistet. 

„Das  Officier-Corps  würde  sich  eines  Verbrechens  schuldig  fühlen,  wenn  es 
nicht  das  Wort  fiir  seinen  hochverdienten  Commandanten  fuhren  würde*,  so  hiess  es 
in  dem  vorgelegten  Gesuche.  „Seine  Auszeichnung,  seine  Belohnung  ist  Auszeich* 
nung  und  Belohnung  für  das  ganze  Regiment,  in  ihm  und  mit  ihm  allein  wird 
es  geehrt,  und  um  dieses  zu  erreichen,  ist  das  Officier-Corps  in  die  Nothwendigkeit 
gesetMtf  den  vorgeschriebenen  Weg  zu  verlassen  und  In  einem  das  einmüthige 
Handeln  bekundenden  Zcugniss  seine  Bitte  vorzulegen**  Bei  wahren  Verdiensten 
wird  auch  die  Form  der  Geltendmachung  derselben  nachsichtig  beurthedtj  dies 


n 


773 


«vbd  Cirnlart  der  Fall,  dem  das  Capitel  einsdramig  das  Ritterkreuz  zuzu* 
tttamen  sich  Terpfliclitet  sah. 

Im  Jahre  1809  coromandirte  Civalart  als  Genoral -Major  eine  Infanterie- 
Brigade  bei  dem  7.  Armee -Corps  in  Polen,  und  kämpfte  bei  Rasczyn;  im  Juli 
181?  «Tun  Feldmarsoball-Lieutenant  befördert,  erhielt  GrafCivalart  im  Jahre 
ISIS  das  Gommando  einer  Division  im  Cavallene- Reserve -Corps  unter  Fehl- 
Bimeluill-Lietitenant  Graf  Nostitz,  und  entwickelte  in  der  Schlacht  bei  Leipzig 
wd  bei  der  Verfolgung  der  Franzosen  die  oft  bewährte  Einsicht  und  Tbütigkeit,  so 
tatB  er  in  der  Relation  angerühnit  wurde.  Seine  Leistungen  im  Laufe  dieser  welt- 
CfsebOÜ^fDcieD  Vorgänge  wurden  nach  dem  Pariser  Frieden  vom  Könige  von  Preus- 
taa  ath  dem  rotten  Adler- Orden  1.  Classc  gewürdiget 

Feidmarschall- Lieutenant  Civalart  wurde  in  der  eingetretenen  Friedens- 
sa  mebrfältigen  ehrenvollen  Stellungen  berufen;  so  im  Jahre  1829  zum 
des  Comraandirenden  in  Ungarn  und  im  März  1831,  bereits  zum 
der  Cavallcrie  befördert,  zum  Capitän  der  Trabanten-Leibgarde  und  Hof- 
che;  nach  dem  Ableben  des  regierenden  Herzogs  zu  Sachsen-Coburg  Tvurde 
Ciralart  im  Jänner  1844  erster  Inhaber  des  l.L^hlanen-Regiments,  und  bei  seinem 
Übertitte  in  den  Ruhestand  (Februar  1851)  mitdem  Grosskreuze  dcsLeopold- 
OrdeDfi  ausgezeichnet. 


SOCK^  Jakob  von,  Oberst,  war  zu  Neustadt  an  der  riardt  in  der  Pfalz  1764 
Bis  xum  Ausbruche  der  französischen  Revolution  diente  er  10  Jahre  hei 
Scae-Htisaren,  wurde  im  Februar  1793  als  Oberlieutenant  in  österreichische 
IKoifle  übernommen  und  im  Juni  1798  als  Rittmeister  in  das  6,  Chevau^slcgers- 
1  eingetbejlt.  Diese  neu  errichtete  Truppe  war  als  13*  Dragoner-Regiment 
t,  itttd  aebon  1799  bei  der  Armee  in  Deutschland  unter  Fcldmarschall' 
BEiirmy  mit  Erfolg  verwendet  worden.  Dem  thatenlustigen  Ritt- 
80ck  bot  schon  dieser  FoldiBug  manche  Gelegenheit  zur  Auszeichnung, 
Selberfiel  er  am  16.  Mai  das  dritte  französischo  Uusaren -Regiment  im  Lager  bei 
LtlmtOt  tmweit  Heidelberg,  tödlcte  gegen  100  Mann,  zersprengte  den  Rest, 
BMgbie  »cbrereOefangenc  und  erbeutete  60  Pferde,  Im  Gefechte  bei  B  i  1 1 1  g  h  e  i  m 
(3.  Norember)  zeichnete  er  sich  durch  eine  glänzende  Attarjue  auf  des  Feindes 
[  FiDgel  aoa  und  machte  80  Gefangene.  Im  folgenden  Jahre  überfiel  Sü  c  k  in» 
Be  mit  Hiitmeister  Horvnth  von  Vi'csey  -  Husaren  die  Stadt  Wangen  am 
.  Jimi,  hob  einen  feindlichen  Courier  auf  und  machte  reiche  Beute. 

Bei  dem  Angriffe  der  Franzosen  auf  Ul  m  am  ILOctober  1805  stand  S  ück  mir 
fa  Obervt'Lieutenants-Division,  einer  Compagnie  Tiroler-Jäger  und  einer  halben 
Tor  Haslach  auf  der  Strasse  von  Albek  gegen  Elch  Ingen  auf  Vorposten, 
'finnsdtttebeOenerat  Ncy  mit  drei  Divisionen  gerade  auf  diesen  Punct  den 
en  An^ff  unternommen  hatte.  Ohne  einen  Verlust  zu  erleiden  zog  sieb 


774 


Stick  in  die  ilim  angewiesene  Aufstellung  auf  dem  recliten  Flügel  unsererAi'mee  B 
zurück.  Unmittelbar  %^or  der  Front  dieses  Flügels  lag  das  Dorf  lief  fingen,  1 
welches  die  beiden  Regimenter  Riessc  und  Reuss-Plauen  besetzt  Iiielten.  Der 
Feind  richtete  alle  seine  Kräfte  auf  diesen  wichtigen  Punct,  und  nachdem  er  eich 
nach  längerem  Widerstände  der  vorliegenden  Gebüsche  bemeistert  hatte,  brachte 
er  die  beiden  Regimenter  zum  Weiclien.  Dies  hatte  der  tapfere  Rittmeister  kaum 
bemerkt,  als  er  mit  seiner  Division,  unterstützt  von  der  Oberst  1,  Schwadron  und 
einer  Division  Hohenlohe-Dragoner,  sieh  auf  den  Feind  warf^  ein  links  vom  Orte  ■ 
auf  den  Anhöhen  gelegenes,  von  diesem  besetztes  Gebüsch  umging  und  den  Feind 
nicht  nm*  zwang  diese  das  Thal  hehcrrsehenden  Höhen,  sondern  auch  eine  auf 
denselben  plaeirte  Batterie  zu  verlassen;  die  Infanterie,  durch  dieses  Beispiel  auge- 
feuert, bemächtigte  sieh  wieder  der  kurz  vorher  verlornen  Stellung.  Da  aber  das 
bis  an  die  Donau  sich  erstreckende  Heffingen  und  jene  vorliegenden  Anhöhen  den 
Schlüssel  zu  der  Position  von  Lim  bildeten,  so  ruhten  die  Franzosen  nicht  und 
suchten  um  jeden  Preis  Meister  derselben  zu  werden.  Mit  erneuerter  Kraft  erfolgt 
ein  zweiter  Angriff;  die  Gebüsche  und  die  Anhohen  gehen  aufs  Neue  verloren. 
Rittmeister  Sück  ist  aber  auch  jetzt  wieder  mit  seiner  muthigen  Reiterschaar 
bei  der  Hand;  seine  Attaque ,  allerdings  von  beträchtlichem  Verlust  begleitet, 
nothigt  den  Feind  zur  wiederholten  Räumung  der  gewonnenen  Stellung ^  und  die 
verfolgten  Bataillone  von  Riessc-  und  Reuss  -  Infanterie  gewinnen  durch  Sück^s 
Hcldenmuth  Zeit  sich  zu  sammeln  und  besetzen  zum  zweiten  Male  die  Hecken  f 
und  das  Dorf.  Noch  einmal,  zum  dritten  Male ^  di^ingen  die  Feinde  in  Heffin- 
gen und  in  die  bis  an  die  Donau  reichenden  Gebüsche  ein;  da  fasst  Sück  den 
Entschluss  das  Dorf  zu  tournircn,  die  dahin  zur  Unterstützung  eilende  feind- 
liche Reiterei  anzugreifen  und  die  vorgcdi'ungene  Abtheilung  abzuschneiden- 
Mutliig  und  glücklich  wird  auch  diese  letzte  Attaque  ausgeführt,  der  Feind  zmn 
Weichen  gebracht  und  die  verlorenen  Vortheile  bleibend  gewonnen.  Sück  eilt  M 
jetzt  den  Fliehenden  nach  und  zwingt  sie  mit  Zurücklassung  vieler  Gefangener 
und  einiger  Kanonen  zum  gänzlichen  Rückzuge.  Wohl  waren  diese  Gefechte 
hartnäckig,  wohl  zählte  SUck's  Division  allein  über  5Ü  Todte  und  Verwundete, 
aber  auch  der  Erfolg  war  gross,  da  er  das  Schicksal  des  Tages  entschied,  und 
lohnend  für  Sück,  dem  das  Ritterkreuz  im  Oapitel  einstimmig  zuerkannt 
wnirdc. 

Einige  Tage  nach  dieser  glänzenden  That  (anj  15.  desselben  Monats),  hatte 
Sück  bei  der  Vorrückung  des  Feldmarschall-Licutenants  Werneck  auf  Albek  mit 
seiner  braven  Division  eine  feindliche  Ilalbhrigade  aufgerieben* 

Den  Feldzug  1809  machte  Sück  als  Major  mit,  er  zog  durch  seine  vortreff- 
liche Haltung  in  den  Tagen  bei  Ebelsbergj  Neumarkt  und  Aspern  die  Auf- 
merkfiamkeit  des  Erzherzogs  Generalissimus  auf  sich,  der  ihn  am  1.  Juni  1809  zum 
Obcrßt-Limitenant  bei  Erzherzog  Johann-Dragoner  ernannte. 


I 


775 


im  .lanro  1813  focht  Sück^  scit  April  Oberst  und  Regimcnts-Comraandanty 
beJllresdeQf  wo  Erzherzog  Johann-Dragoner  viele  Lente  und  Pferde  verlor.  Es 
[über  Dippoldiswalde  und  Zinnberg  nach  Böhmen,  nm  in  Dux  die  neue  Posi- 
besiehea.  Am  Fusse  des  Gebirges  in  den  Ebenen  bei  Teplitz  am  29,  August 
i  sammelnd y  hörte  Siick  ein  heftiges  Geschützfeuer.  Bald  darauf  sprengte  ein 
ber  Adjutant  henin  und  berief  ihn  zum  Könige  von  Preusscn,  welcher  auf 
dv  Buhe  vor  Teplitz  hiclL  ^Sie  sehen,  mein  lieber  Oberst,**'  redete  der  König  ihn 
«U  »^  bedenkliche  Lage  unseresHecres,  Wirft  der  Feind  den  Genei-al  Ost  ermann 
Mwdan  Eo^wege  von  Kulm,  so  dringt  er  noch  beute  bis  Teplitz  vor^  und  alle 
Truppen f  die  noch  im  Gebirge  sieben,  sind  sammt  dem  Geschütze  und  Cieplick  in 
der  AQgeiiscbeiüUchs ten  Gefahr,  Ich  ersuche  Sie  daher,  mit  Ilircm  Ilegimente  Alles 
beiBOtinigeii,  was  dieses  unglückliche  Ereignis^  verhindern  kann;  die  zweckmässige 
AflfileUiiDg  Ihres  Regiments  überlasse  ich  Ihren  eigenen  Ansichten.^  Oberst 
Siek  rückte  schnell  zur  Unterstützung  der  russischen  Garden  gegen  Kulm,  die 
iUMi  wok  rjl^''"'f^rjen  Feinden  heftig  angegriffen  waren.  Mit  Einbi-uch  der  Nacht 
ktm  der  ( »  ^t  Cons  tantin  zum  Regimente  und  stellte  die  By«  Schwadronen 

—  der  Reat  war  dotaehirt  —  auf  den  aussersten  Vorposten  aus.  Am  Schlachttage 
btt  Kairo  (30.  August)  kam  SUek  mit  dem  Regimente  auf  dem  rechten  Flügel 
im  sweilcn  Treffens  zu  stehen.   Er  unternahm  hier  jene  denkwürdige  Attaque, 
willie  die  «weitägigc  Seh  lacht  entschied.  Denvortheilliaften  Augenblick  benutzend, 
btmdi  Oberst  Sück  an  der  Spitze  des  inColonnon  formirten  Regiments  durch  die 
niBauiebeo  Treffen ,  die  Nacbtheile  des  Terrains  nicht  achtend.  Moräste, 
beideo  Chausj^eegräben,  dichtes  Gesträuch  und  endlich  niederes  zerfallenes 
rerk|  wurden  unter  beständigem  Kartätschen-  und  Granatenfeuer  des  Fein- 
»littinuigen I  die  französische,  aus  4  Grenadier-Jiataillonen  bestellende  lieserve 
Feil  und  sum  TheiJe  zusammengehauen,  der  Rest  zersprengt  und  7  Kanonen 
erbeutet.  Die  Feinde,  die  sich  mehrere  Male  wieder  sammeln  wollten,  aber, 
a—Biehr  auch  schon  mit  russischer  Cavallcrie  vermengt,  un  Gnnzcn  sich   nicht 
mAi  formirea  konnten,  bildeten  kleine  Massen  von  halben  Coinpagnicn  und  ZUgem 
Sit  wnrdea  »ber  jedesmal  und   überall   entweder  massenweise  vernichtet,    oder 
rgempTQügi  und  dann  niedergemacht    Diese  Attaque   war   vorzüglich 
roa  weecntlicbenj  Vortheil ,  weil  von  dem  Corps  des  preussischen  Gene* 
nlaZiethüa  Artillerie.  Gassen  und  andere  Wagen  auf  dem  Nollendorfer  Berge 
^  den  feiiidiieben  Truppen  in  die  Hände  gefallen  waren  und  dessen  Armee- 
i  lelbet  abge«cbfiitten  war,  nun  aber  durch  die  glückliche  Wendung,  die  diese 
Alüqge  der  Affairc  gab,  gänzlich  befreit,  und  das  bereits  verlorne  Geschütx  und 
Faiinrerk  dem  Feinde  wieder  sammt  seinem  eigenen  entrissen  wurde.  Schon  am 
{•S^tember  erlie»  der  König  von  Prcussen  aus  Teplitz  an  den  Obersten  von 
Siel  iblf^ode«  Hiißdschreibon:  »Die  Bereitwilligkeit,  mit  der  Sie,  Herr  Oberst, 
*Ä  Ä.  Au^usl  meiner  Aufforderung:,  den  über  Nollondorf  auf  Kulm  vordringen- 


776 


den  Feind  zu  bekämpfen,  GehiJr  g^egeben,  der  Miithj  mit  dem  Sie  das  unter  Ihren 
liefehlen  stehende  Dragoner -Regiment  Erzbcrzog  Johann  zum  Siege  gefiilirt, 
beweisen  Iliren  Eifer  für  die  gute  Sacbe ,  welche  Ihr  Kaiser  mit  mir  vertlieidigt, 
so  deutlich,  tind  erhöhen  die  Achtung,  die  ich  für  Sie  hege,  so  sehr,  dass  ich 
mich  veranlasst  fühle ,  Ihnen  meine  vollkommene  Dankbarkeit  für  den  Antheil^ 
welcher  Ihnen  an  dem  glücklichem  Erfolge  unserer  Bemühungen  gebührt,  dadurch 
auszudrücken." 

Durcb^den  Oberbefehlshaber  der  verbündeten  Armeen,  Fcldmarachall  Fürsten 
zu  Schwarz enbcrg,  Hess  der  König  dem  Obersten  Süek  einige  Tage  darnach 
den  Militär-Verdienst-Orden  zugehen.  Der  Kaiser  von  Russland  begnadigte  ihn 
mit  dem  Wladimir -Orden  dritter  Classe.  —  Das  Regiment  erhielt  zum  Beweise 
besonderer  Zufriedenheit  der  verbündeten  Monarchen:  2  goldene  und  4  silberne 
Tapfcrkeits- Medaillen j  16  Stück  Georgskreuze  fünfter  Classe  und  2  preussische 
Alilitär-Ehrenzeichcn  zweiter  Classe. 

So  hatte  dieser  bravo  Officier  mit  aller  Aufopferung  durch  eine  Reihe  kriege- 
rischer Jalire  dem  Vaterlande  mit  Auszeichnung  gedient  und  dem  Dragoner-Regi- 
raente  Erzherzog  Johann  den  Ruhm  zugewendet,  den  es  heute  noch  in  gleich 
ungetrübtem  Glänze  bewahrt  Um  ao  schmerzlicher  fühlte  dieses  Regiment  das 
schon  im  December  1815  erfolgte  Scheiden  seines  verehrten  Commandantcn  aus 
seinenRcihen,  der  die  durch  Kriegs-Fatiguen  nöthig  gcwordencRuhe  suchen  musste. 

Oberst  von  Sück  starb  zu  Wien  am  7.  December  1826. 

TETTENBOEN,  Karl  Friedrich  Freiherr  von,  Major,  gestorben  zu  Wien 
am  9*  December  1845  als  grossherzoglich  badenscher  General -Lieutenant  und 
Gesandter  am  k.  k.  Hofe.  Die  Glanzperiode  in  Tc  t  ten  b  o  r  n's  Leben  fällt  eigentlich 
in  die  Jahre  1812,  1813  und  1814,  wo  er  nach  demRückzuge  der  Franzosen  aus 
Russland  mit  einem  fliegenden  Corps  diese  von  Punct  zu  Punct  bis  an  die  Ufer 
der  ßeresina  trieb,  Wibia  mit  ungeheuren  Vorräthen  einnahm,  die  Vereinigung 
Macdonald 's  mit  König  Murat  vereitelte  und  Königsberg,  darauf  Berlin  und 
Hamburg  besetzte  und  in  letzterer  Stadt  sich  10  Wochen  auf  das  Tapferste  hielt 
Er  Ewang  im  October  1813  Bremen  zur  Übergabe,  und  leistete  zu  Anfang  1814 
mit  einem  Corps  leichter  Reiterei  am  Rhein  die  wesentlichsten  Dienste,  da  er  die 
Verbindung  zw*ischen  den  einzelnen  Heeren  der  Alliirtcn  unterhielt. 

Tettenborn  war  am  U*. Februar  1778  in  derGrafschaft  Sponheim  geboren, 
wo  sein  Vater  die  Stelle  eines  markgriiflieh  badenseben  Jägermeisters  bekleidete- 
Nach  dessen  Wunsch  sollte  der  junge  Tettenborn  sich  dem  Forstw  esen  widmen, 
aber  seine  mit  Mülie  unterdrückte  Neigung  zum  Soldatenstande  wurde  nach  des 
Vaters  Tode  sofort  zur  That,  Tettenborn  trat  1794  als  Cadet  in  das  damalige 
Kinsky-Chcvauxlcgers- (gegenwärtige  9- Uhlancn-)  Regiment,  welche:?  in  denNicder- 
landen  gegen  die  Franzosen  stand.   Die  üsterreiehischen  und  preussischeo  Streit- 


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biAt,  an  Zalil  der  ihrer  Gegner  untergeordnet,  konnten  ihre  Waffenthaten  in 
CflterZeit  nur  auf  einzelne  kleine  Scharmützel  und  Vorpostengefechte  beschrHoken. 
ladeaswmr  diese  Art  Krieg  zuführen  für  Tettenborn  die  beste  Schule  und 
Mi  Bethenfolge  von  Erfahrungen,  die  ihm  später  auf  seinem  huhern  Standpuncte 
9n  gmmen  Nutzen  gereichten. 

Nadi  wenigen  Monaten  zum  Lieutenant  befördert,  folgte  Tettenborn  den 

BcncyujigeD  seines  Regiments  in  den  damaligen  Feldzügen  und  stand  1799  beim 

Heo^des  ErzherEogsKarK  Hier  fand  er  vielfache  Gelegenlieit  sich  hervorzuthun; 

t0  maieDtlieh  in  den  verschiedenen  Treffen  bei  Frau  enfeldj  Wintert  hu  r,  wo 

ftoi  bei  Wegnahme  einer  feindlichen  Batterie  das  Pferd  unter  dem  Leibe  getudtet 

«Mi  ir  nur  durch  die  Tapferkeit  seines  Rittmeisters,  nachmaligen  Generals  Mayer 

Por  Otfiingenschaft  oder  Tod  gerettet  wurde.  Bei  dem  Stumie  auf  Mannheim 

war  er  etiler  der  Ersten,  welche  durch  die  eingehauenen  Thore  in  die  Stadt  drangen 

md  hl  den  Strassen  eine  Menge  Gefangene  machten ,  während  sich  die  Franzosen 

über  die  Rheinbrückc   auf  das  linke  Ufer  zurückzogen.    Nachdem  der 

Kray  den  Oberbefehl  der  Armee  in  Deutschland  übernommen  hatte  und 

i  den  BflekTüg  vom  Rhein  gegen  Ulm  antrat,  befand  sich  Tettenborn  beim 

üiclitraliey  wo  er  von  Neuem  Proben  seines  Muthes  und  seiner  Geschicklichkeit  in 

des  dabei  stattfindenden  Gefechten  ablegte.  Bei  Biberaeh  hielt  er  sich  lange 

überlegenen  Feind,  und  verlor  in  2  Stunden  3  Pferde,  die  unter  ihm 

rarden.  Nicht  minder  zeichnete  er  sich  bei  RJcd-Esehiogcn  und  Engen 

Kach  dem  Troffen  von  Neuburg  erhielt  Tettenborn  vom  General  Gyulay 

f,  mit  einer  Abthcilung  Chevauxlegers  und  Husaren  die  Truppen,  welche 

Landshnt  zogen,  in  der  Flanke  zu  decken  und  die  Brücke  über  die  Isar  zu 

welcbea  Unternehmen  er  auch  ausfültrte.  In  Freisingen  behauptete  Tot- 

Imberii  aicb  DTagc,  indem  er  den  P'cind  über  seine  eigentliche  Starke  geschickt  zu 

te,  und  als  er  endlich  gezwungen  war  der  Übermacht  zu  weichen, 

er  »ieh  geigen  München.  Dort  angekommen,  setzte  er  mit  einer  geringen  An- 

'  Reiter  durch  die  reissende  Isar,  warf  sich  auf  die  Bedeckung  eines  fran- 

L  Convoia  unter  General  Lecourbe,  schlug  diesen  in  die  Flucht  und  kehrte 

I  und  GMangenen  auf  das  andere  Ufer  zurück.  Auch  in  der  unglücklichen 

SeUaelit  va©  H  o  he n  I  in d  en,  in  welcher  die  österreichischen  leichten  Truppen  bei 

fai  dabei  «taltfindeiiden  kleinen  Gefechten  grosstentheils  die  Oberhand  behielten, 

wTeltenborii  besonders  tbätig.  An  der  Spitze  seiner  Reiter  verliess  er  erst 

mpileii  Abend  da«  Schlachtfeld  und  deckte  fechtend  den  Itückzug  des  Unken 

Fligdi.  Det^aaeheo  auBgezeichnete  Dienste  erwarben  Ihm  die  Achtung  aller  seiner 

iMenden  und  da»  besondere  Wohlwollen  des  commandirenden  Generals, 

ZamKitUneister  und  Schwadrons-Commandanten  vorgerückt,  kehrte  Te  t ten- 
wanadi  boondigtcn  Feldzügen  in  die  Friedensgarm'son  in  Böhmen  zui'ück.  Hier 
*»  Ci,  wo  «•  «öwohl  durch  seine  persönliche  Liebenswürdigkeit,  seinen  bewährten 


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Huf  iils  tüchtiger  Soldat^  %vie  durch  gleiche  Gesinnungen  in  Hinsicht  der  kriegeri- 
schen Stimmung,  welcher  zu  jener  Zeit  sich  in  Preiisscn  wie  in  Osterreich  bemerkbar 
machte y  die  Zuneigung  und  Freundschaft  des  Prinzen  Louis  Ferdinand  von 
Preussen  gewann,  welches  Band  sieh  noch  inniger  und  fester  knüpfte,  als  Tetten- 
born  im  Jahre  1804  mit  Aufträgen  seines  Hofes  an  den  Gesandten  Grafen  Met- 
tern ich  nach  Berlin  ge.'^chickt  wurde. 

Der  Ausgang  des  Krieges  1805  ist  bekannt  Tettenborn  befand  eich  wäh- 
rend der  unglücklichen  Katastrophe  von  Ulm  in  dieser  Stadt.  Nach  der  Aflaire 
vom  14*  October  wurde  Tettenborn  mit  2  Schwadronen  des  liegiments,  an  welche 
sich  2  Züge  von  Rosenherg-Chevauxlegers  angcschlossenj  zur  Vorhut  jener  Truppe 
commandirtj  welche  die  folgende  Nacht  unter  dem  Erzherzoge  Ferdinand  d*Este 
gegen  Geislingen  durchbrach.  Die  Vorsicht,  mit  welcher  Tettenborn  seine  Abthci- 
lung  Tages  darauf  über  Gmünd  nach  Aalen  füb-tOj  legte  den  ersten  Grund  zu  jenem 
besonderen  Zutrauen  in  die  erprobten  militärischen  Vorzüge  desselben,  welche  die 
kaiserlichen  Waften  mit  dem  glücklichsten  Erfolge  lohnten.  Am  17.  rückte  er  über 
Bofifingcuj  Jaxheim  und  Wesel  gegen  Wallerstein,  und  war  kaum  auf  die  dortigen  , 
Höhen  gelangt,  als  er  von  allen  Seiten  feindliche  Truppen  sich  zusammenziehen  fl 
sah,  wo  jede  einzelne  Abtheilung  schon  an  Zahl  seine  Avantgarde  übertraf.  Mit 
der  grösi^ten  Klaghcii  und  Entschlossenheit  griff  er  mehrere  feindliche  Abtheilungen 
an  und  verhinderte  ihre  Vereinigung,  Das  Corps  konnte  unbcliindert  diese  Ort- 
schaften passiren.  Mit  gleichem  Erfolge  bestand  Tettenborn  zwischen  Amberg 
und  W^aldmünchen  glückliche  Nachhutgotechte.  Nachdem  aber  der  französische 
General  Baraguay  d'IIilliers  am  8-  November  mit  mehr  als  BOÜU  Mann  gegen 
ihn  anrückte^  sah  er  sich  zum  Rückzuge  nach  Böhmen  genothigt,  wohin  der  Feind 
ihm  auf  dem  Fusae  folgte.  Tettenborn  verlor  den  Muth  nicht.  Er  rief  das  Land- 
volk zwischen  Klentsch  und  Pilsen  zu  seinem  Beistände ,  liess  die  Sturmglocken 
läuten,  und  ergriff  nun  gegen  den  ihm  wxit  überlegenen  Feind  die  Offensive. 
Dieser,  durch  dies  kühne  Untcrnchnicn  und  die  Heftigkeit  dos  Angriffes  erschreckt, 
zog  sich  anfangs  bis  Klattau  zurück,  bis  er  bald  darauf  Böhmen  gänzliuh  räumte. 
Für  diese  Thatcn  erhielt  Tettenborn  nach  erfolgtem  Frieden  das  Ritter- 
kreuz. 

In  dcmZcugnisso  des  Feldmarschal! -Lieutenants  Karl  Fürsten  von  Schwar- 
ze n  b  e  r  g,  der  dem  Rittmeister  T  c  1 1  e  n  b  o  r n  die  Fiibrung  der  Avantgarde  anver- 
traut hatte,  hcisst  es,  dass  Tettenborn  s  bekannte  Fähigkeiten  und  erprobte  Bra- 
vour  Veranlassung  waren,  ihm  diesen  wiclitigen  Auftrag  zu  erth eilen.  Rastlose 
Thiitigkeit,  Klugkeit,  Echtheit  der  Rapporte,  Entscblossenhcit  und  Miith,  vereinigte 
er  stets  in  einem  so  hohen  Grade ,  dass  der  Fürst  in  ihm  einen  der  allerausge- 
zeichnetstcn  Officicrc  der  Armee  erkenne,  und  dass  w^enn  der  äusserst  schwierige 
Rückzug  des  Erzherzogs  Ferdinand  einer  Aufmerksamkeit  ge%\ürdigt  werde, 
Tettenborn  ein  fTT'ofiser  Th«*il  des  glücklirhon  F^rfolges  zuzuschreiben  sei. 


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Wien  und  Prag  waren  nun  während  der  kurzen  Dauer  der  Rwlic  der  abwecli- 

»Aufenthalt  Tettenborii's,  bis  er  1808  dem  Fürsten  Schwarz enberg  als 

6«4adaehalts-CiiTalier  nach  Petersburg  folgte.  Von  dort  im  folgenden  Jalire  nach 

Wiedermusbrüch  der  Feindseligkeiten   gegen  Frankreich  als  Courier  zur  Armee 

im  Enchcncogs  Karl  gesendet,  kam  er  noch  zeitig  genug,  um  an  der  Schlacht  von 

Wa^ram  Theil  zu  nehmen  und  neue  Lorbern  zu  erwerben ,  wofür  ihn  der  Ober- 

UiUierr  Äuf  dem  Schlachtfelde  selbst  zum  Major  bei  Radetzky- Husaren  ernannte. 

Kach  dem  Wiener  Frieden  finden  wir  Tettenborn,  der  mitüorweile  auch 

4i0  Biiterkreuz  des  neu  gestifteten  Leopold -Ordens  erhalten  hatte,  abermals  im 

Qttaig^  de»  Fürsten  Schwarzenberg  zu  Paris  wieder.  Die  schwierige  Stellung, 

nieht  allein  der  Gesandte  und  seine  nächste  Umgebung,  so  wie  jeder  Oster- 

und  Deutsche  überhaupt  in  den  damaligen,  plützlich  entgegengesetzten 

ViffcÜtiu3sen  beider  Staaten  zu  einander  einnalimen,  wusste  auch  Tettenborn. 

des  mit  Muhe  zurückgehaltenen  Grolles,  überall  in  edler  und  fester  Haltung 

i  baliMipten.  Napoleon  selbst,  ihm  persönlich  nicht  gewogen,  konnte  ihm  dcn- 

die  gebührende  Achtung  nicht  versagen,  die  bei  Gelegenheit  des  unglüek- 

Hrandeä  im  Gesandtschafts*  Hotel  durcli  des  Letztern  energisches  Benehmen 

gesteigert  wurde. 

Indes»  nahte  die  Zeit,  in  welcher  der  grosse,  für  alle  europäische  Staaten  ent- 
idkeidende  Kampf  zu  Ende  getiilirt  werden  sollte.  Das  Jahr  1812  begann  und  Tet- 
tenborn »ah  vermöge  seiner  Stellung  früher  wie  mancher  Andere  wohl  voraus, 
dm  diemud  Osicrrcich  nicht  gegen  Frankreich  aulTtreten  würde,  er  aber  wollte  nicht 
i  den  Fransosco  fechten,  bat  um  seine  Entlassung,  ging  nach  Wien  und  von  dort 
(jDgti'A  nach  Petersburg,  wo  er  mit  offenen  Armen  empfangen  und  als 
uLieiiteoant  im  russischen  Heere  unter  Wintziagcrodo  angestellt  wurde. 


SlFVEKE  von  Edelberg,  Karl,  (icoeral -Major,  Ol'ficicrssohn,  war  zu 
IMirtiA  ioi  Jalire  1761  geboren.  Bei  Ausbruch  des  bayerischen  Erbfolgekrieges 
ikk  LCadet  in  das  25.  Infanterie-Regiment  eingetreten,  njachte  er  in  den  Reihen 
ijMalbcn  bis  zum  Luneviller  Frieden  aHc  Kriege  mit,  und  rückte  bis  zum  Haupt- 

BilUl  für. 

Das  U^iineDt  stand  im  Jahre  1796  bei  dem  Corps  in  Tirol,  wo  Steyrer  in 
im  Gefechte  bei  Caliano  am  7.  November  grosse  Proben  kluger  Entschlos- 
wtbcil  an  Tag  legte.  Nicht  nur,  dass  er  den  Feind  von  dem  weitern  Vordringen 
ikbiaby  CT  Tcrlricb  ihn  auch  als  er  sich  hinter  den  nnt  grossen  Fässern  verrammcl- 
tü  Weg  lind  bU  aii  die  Etsch  vortheilhaft  postirt  hatte  aus  Caliano  und  2wang  ihn 
adi  aBter  dem  Schutze  seiner  Batterie  jenseits  der  Brücke  zu  ziehen.  Hierauf  traf 
8 ttjrar  Anstalten  die  Batterie  zu  nehmen  und  rückte  ungeachtet  des  heftigen 
KsriKisdieofeiieni  an  der  Spitze  seiner  Mannschaft  vor,  wobei  er  zwar  durch  einen 
KutilMlieoacbiifU)  rerwundet^  nichts  de^to  woniger  nach    den   ron   ihm    bereits 


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getroffenen  Vorkelirungen  die  Batterie  sammt  Geschützen  (durch  den  Lieutenant 
Krschniak)  nehmen  liess^  den  Feind  aus  dieser  wichtigen  Stellung  %^ertrieb, 
und  die  Operationen  des  linken  Flügels  wesentlieh  erleichterte. 

Bei  der  im  November  1800  erfolgten  Aufstellung  der  böhmischen  Legion 
wurde  Steyrer  Major  und  nach  Auflösung  derselben  (im  August  1801)  in  das 
3.  Infanterie  -  Regiment  Erzherzog  Karl  eingetheilt.  Im  Jahre  1805  traf  ihn  die 
Bestimmung  zur  Armee  nach  Deutschland.  Am  15.  October  wurde  gegen  Mittag 
das  Infanterie  -  Regiment  Erzherzog  Karl  unter  Steyrer's  Commando  vor  Ulm 
linka  vom  Frauenthore  in  der  halb  zcrstürten  Erdbastion  und  in  der  Fausse-braye 
als  Besatzung  aufgestellt  Bald  darauf  griff  der  Feind  die  auswärtige,  die  Festung 
sehr  nahe  beherrschende  Position  an;  unsere  Truppen  zogen  sich  kämpfend  in  die 
Stadt  zurück,  welche  von  diesem  Augenblicke  an  gänzlich  eingeschlossen  war 
und  ihrer  eigenen  Vertheidigung  überlassen  blieb.  In  einigen  Minuten  hatten  die 
Franzosen  die  beherrschenden  Anhöben  besetzt  und  standen  so  nahe,  dass  sie  in 
der  Lage  waren  nielit  allein  ein  heftiges  Kanonen-,  sondern  auch  ein  wirksames 
Kleingewehrfeuer  gegen  den  mit  Artillerie  schlecht  versehenen  festen  Platz  zu 
eröffnen.  Nicht  zufrieden  damit,  hofften  sie  ©inen  noch  entscheidenderen  Nutzen 
aus  den  bisher  so  glücklichen  Ereignissen  dieses  Tages  zu  ziehen.  Sie  fassten  einen 
verwegenen  Entschluss,  den  sie  auf  den  schlechten  Znstand  der  Festungswerke, 
auf  den  gänzlichen  Mangel  künstlicher  Vertheidigungsanstalten  vor  dem  Frauen- 
thore und  endlich  ohne  Zweifel  auch  auf  das  bisherige  Kriegsglück  gründeten. 
Durch  ein  fortwährend  unterhaltenes  Feuer  j  so  wie  durch  die  vorthcilhafte  Lage 
begünstigt  und  hinter  den  Gartenhäusern  versteckt ,  bildeten  sie  eine  gesclilos- 
sene  Truppe,  um  einen  Sturm  gegen  das  Frauonthor  zu  unternehmen.  Durch  die 
befeuernden  AVorte  ihrer  Anführer  begeistert,  brach  nun  die  erste  zum  Sturme 
geordnete  feindliche  Truppe  hervor.  Die  Entfernung  von  den  Gartenhäusern  bis 
zum  Thore  war  eine  sehr  geringe;  sie  wurde  mit  einer  solchen  Sclmelligkeit  zurück- 
gelegt j  dass  kaum  das  Thor  gegen  die  Andringenden  geschlossen  werden  konnte. 
Keine  Schüderung  vermag  das  Ungestüme  der  Franzosen  in  diesem  wichtigen 
Augenblicke  zu  beschreiben ,  umsonst  trachteten  die  in  der  Bastion  stehenden 
Bataillone  durch  wohlangebrachtca  Feuer  ihre  Hartnäckigkeit  zu  ermüden,  selbst 
ihr  empfindlicher  Verlust  schien  nur  den  Übermuth  zu  reizen,  nichts  hielt  sie 
auf.  Schon  waren  sie  bis  an  das  Thor  vorgerückt  und  wollten  dieses  gewalt- 
thätig  zu  offnen  versuchen.  In  einem  so  dringenden  Augenblicke  sah  Major  von 
Steyrer  die  Unzulängliclikcit  der  Wirkung  dos  Feuers  wohl  ein;  er  zog  seine 
Mannschaft  aus  der  Fausse-brayo  in  die  Bastion  zurück ^  besetzte  die  Faccn  und 
Flanken  desselben,  sowie  den  offenen  Wallgang  bis  zum  Stadtgraben  hinläng- 
lich, um  alle  Zugänge  in  seinen  Flanken  zu  verhindern  und  fasstc  den  entscheid 
tl enden  Entschluss,  Verwegenheit  mit  Kühnheit  zu  bekämpfen.  Der  tapfere  Officicr 
befahl  seiner  noch  disponiblen  Mannschaft  illier  die   Brustwehr  und  Gräben  zu 


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mit  dem  Bajonete  von  derCliausst^e  aus  dem  Feinde  in  den  Rücken  zu 
während  er  durch  einen  Angriff  in  die  Flanke  von  dem  Walle  aus  diese  Unter- 
Lg  begünstigen  wollte.  Diese  freiwillige  Aufopferung  hatte  den  besten  Erfolg, 
Aufgemuntert  dureh  das  Beispiel  der  Officierc,  trotzten  unsere  braven  Krieger  jeder 
Gtfiihr;  sie  hauen  schnell  alle  Hindernisse  überwältiget  und  den  Feind  im  Rücken 
ndin  der  FlanJte  angefallen.  Es  kam  zum  Handgemenge;  man  kämpfte  Mann  gegen 
XiaD,  imd  Bajonete  und  Gewehrkolben  thaten  das  Ihrige.  Die  in  dem  Thurme 
(lirdm  Thore  zweckmässig  aufgestellten  Schützen  vermehrten  das  Gemetzel; 
liU  wmt  der  Kampfplatz  mit  Todten  besäet.  Nach  einigen  Minuten  wich  der  Feind 
ier  Ttprerkeit  unserer  Krieger  und  streckte  das  Gewehr,  Die  Gefangenen,  in  der 
AamU  ^00  mehreren  Hunderten,  wurden  auf  Befehl  des  Majors  von  Steyrer  in 
ie  fmtimg  abgeführt,  und  die  verloren  gegangenen  Geschütze  wieder  zurück- 
ttokrt  Die  Beute,  welche  die  Mannschaft  von  Erzherzog  Karl-Infanterie  bei  dieser 
Oikgeolieit  machte,  fiel  sohr  beträchtlich  aus.  Als  die  feindliehe  Unterstützung, 
■(Mit  den  stürmenden  Colonnen  auf  dem  Fusse  gefolgt  war,  den  schlechten 
Aaipmg  dieser  Unternehmung  wahrnahmt  zog  siesich  zurück»  Major  von  Steyrer 
ilMaeaber  mit  grossem  Nachdruck  bis  In  ihre  Stellung  verfolgen.  Die  Transpor- 
img  der  Gefangenen  in  die  Stadt  besorgte  Hauptmann  Graf  Leiningen  (s.  d.) 
nm  Regimen te  Froon,  welcher  voll  Muth  und  Eifer  mit  seiner  Division  von  einer 
Baation  dem  Major  von  Steyrer  zu  Hülfe  eilte,  seine  Kräfte  In  dem  wich- 
Augenblicke  versL-irkto  und  zur  Vereitlung  der  Absichten  des  Feindes  wesent- 
Ul»aitrag.  Ausser  dem  Hauptmann  tJraf  Leinin  gen  und  einiger  Mannschaft 
TWI  Kajser*Iiifanterie,  war  kein  hciherer  Ofiicier  Zeuge  dieser  der  ganzen  Ulmer 
Garuoo  bekannten  That  gewesen;  erst  nach  dem  Gefechte,  welches  sehr  kurze 
2iilgeilaiiert  hatte,  erschien  General-Major  He nne<|U in,  der  i^owohl  bezüglich 
mr  Terallrkiing  als  wegen  fri^^cher  Munition  das  Nötliige  veranlasste.  Durch  die 
Waffcnthat  dieses  tapferen  Officiers  wurde  nicht  nur  die  (in  den  Gassen 
tiad  aür  V'ertheidigung  noch  nicht  gehörig  geordnete)  Garnison  von  Ulm 
grDMea  Uefabr  entrissen,  sondern  der  Feind  würde  auch  —  wenn  er  mit 
Hand  in  die  Stadt  gedrungen  wäre  und  die  Capitulation  an  diesem 
tift  gffawuugen  hütto  —  mehr  ab  acht  Tage  zu  Gunsten  seiner  Operationen 

Major  Steyrer,  welcher  schon  im  Februar  1806  zum  Oberst -Lieutenant 
wurde,  erhielt  für  diese  heldenmüthige  Handlung  das  Ritterkreuz,  und 
September  1808  als  Oberst  das  Commando  des  nach  dem  Wiener  Frieden 
roliMfrleii  46»  Infanterie  Uegimentij,  mit  welchem  er  den  Feldzug  I8ü9  bei  dein 
4.  Anoee-Corpa  mitmachte,  sich  bei  Aspcrn  hervorthat,  auf  dem  Sehlachtfeldo 
mm  Geueral'Maji^r ernannt  wurde  und  bei  Znaim  mit  Auszeichnung  focht. 

Im  Jlfioer  IBIO  trat  äteyrer  in  den  Ruhestand;  er  beschloss  sein  Leben 
am  Wagram  den  19.  Juni  181D. 


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INGEN -WESTERBÜRG,  August  Graf  zu,  FcldmarschaU  -  Lieutenant, 
geheimer  Ratli,  Kämmerer ,  Inhaber  des  31.  Infanterie* Regiments,  war  den 
19.  Februar  1770  zu  Grlmstadt  im  bayerischen  Rheinkreiso  geboren.  Dieses  alte 
Geschlecht  gab  dem  Erzhause  mehrere  ausgezeichnete  Krieger.  Ein  Leiningen 
blieb  als  Oberst  bei  Eugcn's  Überfall  auf  Cremona  im  Jahre  1702,  ein  zweiter 
starb  als  General  der  Cavalleric  den  Heldentod  in  der  Schlacht  bei  Cassano  1705; 
der  NeiFe  dos  Grafen  August,  FckhnarschalbLieutenant  Christian,  als  Soldat 
und  Staatsmann  gleich  ausgezeichnet,  verschied  zu  Krakau  am  1.  October  1856, 
erst  44  Jahre  alt  und  zu  den  sehönsten  Hoffnungen  berechtigend.  Graf  August 
Leiningen  hatte  sehr  jung  holländische,  später  französische  Dienste  genommen. 
Unter  Holland  stand  er  als  Oberlieutenant  von  1785  bis  1787,  unter  Frankreich 
von  1789  bis  1791  als  Lieutenant. 

Die  Revolution  veranlasste  ifin  die  Charge  zu  ijuittiren  und  seinen  tapferen 
Arm  dem  Kaiser  zu  weihen.  Nachdem  er  einige  Monate  Cadet  bei  Le  Loup- 
Jägern  gewesen,  ward  ihm  im  Novemhor  1792  eine  Fähnrichstolle  bei  Clerfavt- 
Infanterie  Nr.  9,  und  fm  Jahre  1797  eine  Lieutcnantsstelle  liei  Callenberg-Infan- 
terle  Nr.  54  zu  Theih  Bei  der  Ühorgabe  von  Namur  1793  kriegygefangen, 
wurde  Lciningon  als  Geisel  nach  Paris  ahgcfuhrt,  wo  er  bis  Ende  1795  blieb 
und  sich  selbst  ranzionirtc.  Mit  dem  Regimente  Callenberg  wohnte  er  dann 
den  Feldzügen  gegen  Frankreich  bis  zum  Lunoviller  Frieden,  und  dem  Kriege 
in  Deutschland  1805  als  Hauptmann  bei. 

Vor  U 1  m  erkämpfte  sich  derGrafdurch  muthiges  Benehmen  das  Ritterkreuz, 

Es  war  am  15.  October,  als  die  Franzosen  gegen  das  Frauenthor,  wie  wir  so 
oben  bei  Steyrer  erzählt  haben,  stürmten,  die  Infanten e-Rcgun enter  Erzherzog 
Karl  und  Rainer  zum  eiligen  Rliekzuge  zwangen  und  in  das  Thor  eindrangen. 
Lein  in  gen,  mit  seiner  Compagnic  auf  dem  Walle  links  gegen  das  Neuthor 
aufgestelltj  warf  sich  aus  eigenem  Antriebe  dem  Feinde  entschlossen  entgegen,  hielt 
ihn  vom  weiteren  Vordringen  auf  und  bemächtigte  sich  dreier  eroberter  Kano- 
nen wieder,  nachdem  er  sieh  in  Besifz  des  Frauenthorcs  gesetzt  hatte.  Gleich- 
zeitig nalim  er  auch  den  feindliehen  Bataillons -Chef,  15  Officiere  und  3ÜÜ  Manu 
gefangen.  Durch  diese  glänzende  Watfenthat,  welche  Tages  darauf  die  ganze  Grone- 
ralität  dem  tapferen  Grafen  bestätigte,  war  der  Feind  abgehalten,  weiter  in  die 
Stadt  zu  dringen,  diese  also  vor  Pllinderung  bcwalirt  und  die  Garnison  in  die 
Lage  gesetzt  gegen  unansbleibliche  weitere  Angriffe  Massnahmen  zu  trcÜeUj  bis 
die  Capitulation  dem  Kampfe  ein  Ende  machte.  Unmittelbar  nach  dieser  hei  den- 
miithigen  That  wurde  der  Graf  vom  Feldmarsehall -Lieutenant  Mack  im  Namen 
Sr.  Majestät  zum  Major  befördert. 

Den  Feldzug  1809  machte  Leiningen  als  Oberst-LicutenantundGrenadier- 
Bataillons'Commandant  in  Dentsehland  ,  und  die  grossen  Kümpfo  der  Jahre  1813 
und  1814  als  0 borgst  des  Regiments  Erzherzog  Rainer  mit.  Seine  schon  früher 


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ipidiirörüioii  geworJeuc  Tapierkeit  bovvics  er  in  dicseji  Epochen  mehrfUItig  auf 
£t  ^inzendgte  Weise* 

Leioin^en's  Grenadiere  und  jene  von  Georgi  und  Portner  wiesen  bei 
WAgram  den  Angriff  der  12  Reiter-Regimenter  unter  Bessiercs  entschlossen 
nrack;  im  Treffen  bei  Znaim  führte  sie  der  mutbige  Lciningen  unter  dem 
Platsrogon,  der  jedes  Feuern  unmöglich  machte,  gegen  den  auf  der 
I  in  gedrängter  Colonnc  aufgestellten  Feind^  anfangs  im  Doppelschritte, 
im  irollen  Laufe.  In  beiden  Gelegenheiten  rechtfertigte  er  den  ihm  beige- 
li|tai  Namen  des  tapfersten  Soldaten  seiner  Zeit.  Wo  Leiningen  hielt,  war 
]ßts  AognflF  vergebens,  wo  er  sieh  zeigte,  kein  Widerstand  möglich.  So  bei 
Wagram  and  V»ei  Znaira.  Hier  wurden  2  Generale  und  niclucro  Offieierc  an  der 
8pM  der  feindlichen  Truppe  cntwafliict  iinü  gefangen,  und  unaufljaltsam  drang 
kt  Graf  bis  zur  «weiten  Brücke,  Das  Beispiel  seiner  (Jrenadlere  reisst  die 
Inq^D  zuF  Begeisterung  hin;  alle  eilen  ohne  Befehl j  um  an  der  Verfolgung 
Thii  SU  nobinen,  selbst  die  Reserven  und  SOofichütze  rucken  ohne  Auftrag  vor.  Da 
plötzlich  aus  einer  Seitengasse  ein  paai'  Hundert  fcindhchc  Kürassiere 
r,  nnd  da  keine  Reserven  zu  treuen  yind,  werfen  sie  sich  den  vorgcdrun- 
gCMi  aiegoiiden  Colonnen  In  die  linke  FLanke  und  schneiden  sie  in  der  Mitte 
ik  Hthrm^  Oreuadiere  fallen,  der  Feind  erobert  die  beiden  Geschütze,  befreit 
MM  Gefiuigenea  und  verfolgt  den  Rest  der  Colonnen  bis  ans  Stadtthor,  wo 
idndl  itr  Sclilagbaum  niedergelassen  und  der  Feind  so  lange  aufgehalten  wird^ 
Ui Major  Salis  das  5.  Bataillon  Wiener  Frehvilligor  aus  der  Stadt  führt  und  ihn 
mt  itnelhen  Strasse  zurückwirft.  Leiningcn  hatte  sieh  in  diesem  Gemetzel 
MIMr  Gewohnheit  nach  der  Gefahr  so  tollkühn  ausgesetzt  ^  dass  er  nahe  daran 
«irgcfiuigcn  ZQ  werden. 

Als  die  Vcrböndcton  den  Rhein  überschritten  hatten,  beauftragte  Fürst  A  loy  s 
Lieehlensteiit  den  Grafen  mit  der  Einschliessung  des  Foits  Joux,  welches  die 
Neitfebital  nach  Portalier  sperrte  und  auf  einem  sclu^offcn  Felsen 
i^  Olli  aojrcichonder  Besatzung  und  16  Kanonen  versehen  war.  Der  Graf 
■•«^Tirle  der  Besatzung  nach  einer  vierzehntägigen  Einschlicssung  am  15,  Jänner 
'  darum  freien  Abzug,  weil  der  Besitz  der  Feste  dem  Blockade-Corps  vor 
Beiaii^ifoti  die  gerade  Verbindung  mit  der  Schweiz  eröffnete.  Dann  schloss  Lei- 
Binireii  daa  Fort  8t,  Andr<S  ein;  dieses  eapitulirte  am  31.  Februar,  und  endlich 
MMln  Pierre-ChUteh  Der  Graf  verblieb  nach  dem  Pariser  Frieden  bei  der 
ftwipitifioi* Armee  in  Frankreich.  Im  Jahre  1822  zum  General -Major  befördert^ 
bo»  Leiniogen  als  Brigadier  naehGörz,  erhieltl829  das  31. Infanterie-Regiment 
mi  I83U  daa  Brigadct-Commando  in  Mainz.  1832  zum  Feldmarschall-Lieutenant 
rard  er  anrängticii  in  Gratz,  dann  als  Militär-Commandant  in  Laibach 
;k,  und  im  Februar  1839  als  Vice-Gouverneur  von  Mainz  verwendet, 
König  von  Preu-^sen  den  rothen  Adler-Orden  in  Brillanten  und  der 


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Grosslicrzog  von  Hessen  das  Grosskreuz  des  Ludwig-Ordens  verehrten.  Der  Graf 
hatte  dem  Staate  52  Jahro  die  vortrefflichsten  Dienste  geleistet,  als  ihn  der  Kaiser 
zum  Oberlieutenant  bei  der  Areicrcn-Leibgardo  ernannte  ^  in  welcher  Anstellung 
er  zu  Wien  am  9.  October  1849  sein  ruhmvolles  Leben  beschloss. 

Persönliche  Tugenden  und  Liebenswürdigkeit  hatten  dem  Grafen,  der  für  einen 
der  ausgezeichnetsten  Schützen  in  der  Armee  galt,  die  Anhänglichkeit  und  Achtung 
Aller j  die  ihn  kannten,  erworben  und  das  Andenken  eines  beispiellos  tapferen  Krie* 
gers  in  der  Armee  bewahrt. 


SiMBSCHEN,  Joseph  Anton  Freiherr  von,  Feldzeugmeister,  geheimer  ßath, 
Inhaber  des  48,  Infanterie-Regiments,  war  zu  Siebendorf  in  Siebenbürgen  im  Jahre 
1745  geboren.  Sohn  des  aus  den  tisterrcichisehen  Erbfolg ekiiegen  mit  Auszeich- 
nung genannten  Majors  und  Conimandantcn  der  Temeswarer  Grenztruppen,  begann 
Joseph  im  16.  Lebensjahre  als  Cadet  bei  Piiebltvinfanterle  die  Laufbahn  und 
avancirto  nach  Jahresfrist  zum  Lieutenant  bei  Szecbenyi-IInsaren. 

Vielseitig  gebildet,  Hess  sich  S im b  sehen  in  mannigfachen  Stellungen  zur 
besonderen  Zufriedenheit  verwenden.  Nachdem  er  den  bayerischen  Erbfolgekrieg 
als  Hauptmann  im  General -Stabe  mitgemacht  hatte  und  nach  dem  Teschner  Frie- 
den zum  Ottochaner  Regimente  übersetzt  wurde,  ernannte  ihn  Kaiser  Joseph  im 
Juni  1783  zum  Major  und  Marine-Commandanten  in  Zengg^  wo  er  mehrere  Jahre 
an  dem  versuchten  Aufschwung  der  neuen  Schöpfung  wirkte.  Im  Frühjahre  1788 
bereiste  der  damalige  Thronfolger  Erzherzog  Franz  das  ungarische  Litorale; 
Major  Simbschen  wurde  die  Auszeichnung  zu  Theil  den  Prinzen  in  dieser  Gegend 
und  nach  Fiunie  zu  begleiten. 

Der  Türkenkrieg  bedingte  S  i  m  b  s  c  h  e  n  s  erneuerte  Eintheilungin  den  General- 
Stab,  wo  er  mit  unermüdeter  Thätigkcit  und  Umsicht  seinem  Commandirenden  zur 
Seite  stand ,  und  in  Würdigung  der  besonderen  Verdienste  in  rascher  Folge  zmn 
Oberst-Lieutenant  und  Obersten  befordert  wurde*  Er  kam  dann  auf  kurze  Zeit  in 
das  erste  Banal-Grenz-Regiment^  bei  Ausbruch  der  Revolutionskriege  aber  wieder  als 
Geneialstabs-Chef  zum  Feldzeugmeister  De  Vins,  der  ihn  in  dem  Türkon  kriege 
kennen  gelernt  und  mit  grossem  Vertrauen  ausgezeichnet  hatte.  Kurz  vor  seiner 
Beförderung  zum  General-Major  war  ihm  die  Gelegenheit  bei  der  Einnahme  der 
Verschanzungen  im  Genuesischen  am  24.  Juni  1795  zur  Auszeichnung  günstigi 
da  er  die  er-^te  Colonne  an  der  Meeresküste  führte,  die  Stellung  an  dem  Giuliano 
torrente  behauptete  und  zu  ihrer  Sicherung  Truppen  dahin  dirigirte. 

Im  September  1799  avancirte  Simbschen  zum  Feldniarschall-Lieutenant 
und  wurde  bald  darauf  Inspecteur  der  deutschen  Keiehstruppen- 

Die  Erfahrungen,  w^elche  sich  der  kenntnissreiche  Offieier  —  der  noch  den 
siebenjährigen  Krieg  mitgemacht— durch  eine  Reihe  von  Jaliren  gesammelt  hatte, 
erwiesen  sich  im  Jahre  1805,  w^o  er  in  der  Schlacht  von  Caldiero  den  rech  tenFlügel 


785 


ie  von  tiefeingrcifonden  Folgen.  Seine  Truppen  zählten  8  Infanterie- 
llpniantery  5  Bataillone  Grenzer  und  8  Schwadronen  Husaren,  Sie  hatten  unter 
Simb^chen's  Leitung  die  ausgedehnten  Verschanzungen  in  der  Stellung  bei 
Cftldiero  von  Belfiore  dl  Porcile  bis  Illasi  erbaut,  und  wurden  durch  mehr  als 
liMD  Monat  mit  der  Lage  der  Position  so  gründlich  vertraut  geujacbt,  dass  sie  bei 
«utrolmder  Vertheidigung  alle  Vortheile  des  Terrains  zu  benützen  verstanden^ 
ii&d  jeder  AUtheilungs-Commandant  über  seine  Obliegenheit  vollkommen  nnter- 
iMitet  wÄf,  Diese  aus  mehreren  geschlossenen  Redouten,  Fleschen  und  Laufgräben 
pliSdefe  Stellung  wurde  dem  Feldmarschall -Lieutenant  Simb  sehen  von  dem 
HHjel-Commandanten  der  Armee  General  der  Cavallcrie  Grafen  Belle  gar  de  am 
ISbOetober  zur  VereheidJgung  anvertraut  und  dm-ch  vier  Tage  mit  einer  so  helden- 
I  Ausdauer  behauptet,  dass  Erzherzog  Karl  in  der  Relation  vom  17.  No- 
dem  Feldmai^sehall^Lieutenant  undscinenTruppen  für  die  bewiesene Tapfer- 
Iflldi«  b{)ehste  Lob  zollte.  Abgesehen  von  dieser  Würdigung  der  Verdienste  im 
Aflgettieißen ,  hatte  sieh  Simb  sehen  auch  durch  persönliche  Thaten  ganz  vor- 
dgSdi  hervorgethan.  Wahrend  des  Sturmes  der  Franzosen  am  30.  October  gegen 
filH^^lieii  Ton  Colognola  alta,  der  anfänglich  gegen  die  Redouten  Nr.  11  und 
ligmclit«!  WAF,  befand  sich  Simbschen  in  der  ersteren,  welche  die  Franzosen 
MHattbitagranaten  bewarfen,  und  traf  so  zweckmässige  Anstalten^  dass  die  wieder- 
Ute  Angriffe  der  bis  an  die  Laufgräben  vorgedrungenen  Feinde  vereitelt  und 
W|mnmgen  wurden,  von  da  abzulenken  und  sieh  gegen  die  Kirche  und  den 
«fftmer  Anhöhe  stebenden  Ort  Colognola  alta  zu  wenden,  welcher  der  Schlüssel 
4w  FotitiOD  war,  jedoch  wegen  Kürze  der  Zeit  noch  nicht  mit  Vertheidigungs- 
•triEei  versehen  werden  konnte.  Die  Franzosen  (General  Moli  tor  an  der  Spitze 
fa  tOl  Infanterie- Regiments ,  unterstützt  von  dem  5.  und  23.  Regimente)  began- 
•üi  idbon  mit  grosser  Übermacht  die  mit  Bäumen  und  Weingärten  bedeckte 
filllie  m  erklimmen;  da  eltte  Simbschen  zur  Kirche  des  Ortes^  also  zu  jenem 
t,  der  von  der  grösstcn  Gefahr  bedroht  war  und  durch  dessen  Verlust  die 
Stellung  durchbrochen  werden  konnte.  Die  Tete  der  feindlichen  Stm-m- 
bei  seiner  Ankunft  nur  mehr  zehn  Schritte  von  ihm  und  von  der 
diu  der  Anhöhe  ealfernt,  die  Gefahr  gross;  da  Hess  Simbschen  duieb  die  bei 
4tr  Kirche  wieder  ralliirte  Division  von  Karl  Schröder- Infanterie  und  durch 
Mein  Garten  des  Grafen  Peverelli  schon  früher  aufgestellte  Division  von 
ffribüilnhr  Rnftruntrin  Infintrrir  die  ungestümen  Feinde  mit  dem  Bajonete  angrei- 
fe md  Qbor  den  Berg  hinabwerfen ,  gleichzeitig  aber  die  Reserve-Bataillone  von 
SttirmjT  i0d  Splifnyi  herbeiholen,  eine  Division  des  ersteren  Regiments  vor 
|4b  Kirche  gegen  die  Front,  und  die  andere  in  die  linke  Flanke  der  feindliehen 
f  durch  den  bei  Casa  Peverelli  abwcärts  führenden  Weg  aufstellen^  das  Batail- 
ItttSpl^nTi  in  die  rechte  Flanke  und  im  Kücken  des  Feindes  detachiren,  endlich 
Ce  drei  Batmillone  Spi^oyi,  Schröder  und  Hohenlohe^Bartenstein  aus 

50 


786 


üen  Laufgräben  nacli  Colognola  rücken,  und  es  gelang  ihm,  darcb  eine  aufmun- 
ternde Anrede  die  Truppen  dahin  zu  stiiomen,  dass  sie,  ohne  einen  Schuss  zu  geben, 

den  Feind  mit  dem  Bajonete  angriffen  y  die  ganze  Division  Molitor  vernicliteten 
und  den  am  weitesten  vorgedrungenen  Feind  gefangen  nahmen.  Mit  Verlust  von 
500  Todten,  bei  lOOÜ  Verwundeten,  500  Gefangenen  und  3  Fahnen  mussten  die 
Franzosen  Colognola  verlassen  und  wurden  von  4  Schwadronen  Kienmayer-IInäaren 
bis  Ca  deU"  ara  verfolgt. 

Von  der  Wichtigkeit  der  Behauptung  der  Höhe  von  Colognola  als  Stützpunct 
des  rechten  Flügels — die^  wenn  sie  verloren,  die  Niederlage  der  Armee  unausweich- 
lich herbeigcrübrt  hatte,  —  durchdrungen,  beorderte  der  Erzherzog,  der  eben  noch 
mit  der  Herstellung  des  Gefechtes  im  Centrum  bei  Caldiero  beschäftiget  war,  sobald 
er  Molitor's  Absieht  gewahr  wurde,  eiligst  ein  Grenadier-Bataillon  dahin  und 
ertheillc  dem  Genoral  der  Cavallerie  Grafen  Bellegardc  den  Auftrag  sich  selbst 
nach  Colognola  zu  verfügen  und  den  Feitul,  es  koste  was  es  wolle,  zurückzu- 
werfen. Doch  die  zweckmässigen  Verfügungen  dcsFcldmarscball-Licutenants  Frei- 
herrn  von  Simbschen  hatten  diese  Absicht  bereits  erfüllt. 

Nun  ward  auch  dem  sechzigjähj  igen  General  die  Genugthuung  zu  Theil,  das 
in  früherer  Zeit  oft  angestrebte  Ehrenzeichen  ab  Belohnung  und  im  November 
1806  in  weiterer  Würdigung  seiner  bereits  45jährigen  sehr  erspri esslichen  Dienst- 
leistung die  Inhabcrstelle  des  43,  Infanterie-Regiments  zu  erhalten. 

Eiiien  ferneren  Beweis  kaiserlichen  Wohlwollens  konnte  S  i  m  b  s  c  h  e  n  in  sein< 
bald  darnach  erfolgten  Ernennung  zum  Präsidenten  dos  allgemeinen  Militär- Appel 
lationsgcrichtcs  und  in  der  Erhebung  zum  Feldzeugmeister  (Juli  1809)  erblicken. 
Als  sein  innehabendes  Regiment  nach  dem  Wiener  Frieden  reducirt  wurde,  ver- 
lieh ihm  der  Kaiser  das  48.  Regiment  und  im  November  1810  aufsein  Ansuchen 
die  Bewilligung  sich  in  den  Ruhestand  zm-ückziehen  zu  dürfen* 

Simbschen  starb  zu  Wien  am  14,  Jänner  1820. 


I 


M 


HäRDEGG-GLATZ  und  im  Mach  lande,  Anton  Leonhard  Graf,  Feld- 
marschall-Lieutenant  und  Kämmerer,  zu  Wien  den  8.  October  1773  geboren,  Bruder 
derTheresienOrdens*RitterIgnaz  und  Heinrich  (s.d.)^  folgte  der  in  derFamilie 
beinahe  ererbten  Neigung  zum  Kriegsdienste  und  erhielt  im  16.  Lebensjahre  eine 
Fähnrichstelle  bei  de  Ligne-Infanterle,  Im  Türkenkriege  avancirte  H  ardegg  zum 
Oberlicutcnant,  kam  im  Mai  1796  als  Hauptmann  in  das  damalige  italienische 
Pionnier-Batalllonj  und  zog  bei  Valeggio  und  Perl  zuerst  die  Aufmerksamkeit 
des  Commandirenden  auf  sich.  Mitten  durch  den  Feind  führte  er  zwei  Divisionen 
M^szdros-Ulilancn  und  ein  neapolitanisches  Reiter-Regiment  von  Goito  nach  Dolce* 
Während  derBelagcrung  von  Man  tu  a  war  Hard  egg  bei  acht  Ausfällen  jedesmal 
an  der  Spitze  der  Avantgarde  und  der  Freiwilligen ;  und  erwarb  sich  namentlich 
bei  jenem  auf  San  Giorgio  das  Lob  Wurmser's. 


787 


Den  Feldxo^  des  Jahres  1799  luacljte  Ilanlegg  als  Major  mit,  leistete  bei 
Beljigenangen  der  Citadelle  von  Turin  und  bei  Serravalle  die  ausgezeich- 
Dienste,  kjixnpfte  rülmilich  in  den  metsten  Schlachten  jener  Epoche  und 
}  m  Anerkennung  dieser  Verdieniäte  zu  Anfang  des  Jahres  1801  zum  Oberat- 
bcfördcrt*    Da  bei  eingetreteneui  Frieden  das  Pionnier*  Corps  reducirt 
ftf  m  erhielt  llardegg  die  Eiutlieilung  xur  Cavallcrle,  in  welcher  Truppe 
er  Mher  liingere  Zeit  als  subalterner  Officier  gedient  hatte. 

Dci  Feldzug  des  Jahres  18U5  gab  dem  Oberst-Lieutenant  H  ardegg  Gelegen- 
bdt  in  der  Schlacht  bei  Caldiero  sich  dab  Ritterkreuz  zu  erkämpfen.  Er  war 
aei  30.  October  Nachmittagin,  als  ein  Theil  unserer  Tru]>pen  im  Centruni  denRück- 
Mf  in  die  TCr&ehanzteStellurjg  antreten  nnisste,  nnfc  seiner  Division  Kaiser-Chcvaux- 
liger»  (gegenwärtig  das  6.  Uhlancn-Rcgiment)  rechts  der  Heerstrasse  unweit  Str^ 
abgestellt,  wo  er  die  zerstreut  Äurüekzichendcn  Abtbeilungen  au  sich  zog.  Nur  zu 
biU  lie^s  ihn  sein  Seharfbliek  erkennen,  das«  dcj-  Feind,  zahh'eiclie  Infantorie- 
mioen  auf  bietend ,  den  wivlitigsten  Punet  unserer  Htellung  zu  bedrohen  beabsich- 
öp^  und  dio  ücfahr  erwägend,  welehe  daraus  entspringen  niüissej  besann  sich  der 
tif fere  OfHcier  keinen  Augenblick,  und  beschloss  an  der  Spitze  seiner  Division  und 
•aiger  gcsaßiiuelter  Heiter- AbtlieilungeUj  ubnc  erst  die  Bewilligung  zur  Unter- 
ttduzmog  einzuholen^  sofort  sich  dem  voiriiekcndeji  Feinde  cntgcgenzuworfen. 
MoÜiig  attnijuirte  er  deren  Front  und  Flanke,  und  warf  sie  glüeklieh  zurück*  Die 
iKilrtlllM  Truppen  erholten  sieh  und  die  Reserve  gewann  Zeit  sicli  in  Verfassung 
adjoMjir«eh  zu  setzen«.  Wohl  versuchten  die  Franzosen  mit  Aufbietung  grösserer 
Klifie  in  der  eingetretenen  NaclU  ihr  Vorhaben  durchzusetzen ,  docli  waren  alle 
ititmigiiiigen  umsonst,  da  der  wachsame  Ilardegg  sich  ihnen  jedesmal  mit 
Hiek4niek  land  Brnvoui*  entgegen  warf  und  sie  zum  Rückzüge  nöthigte. 

Üen  Feldzug  1809  machte  dieser  entschlossene  OlKcier  als  Oberst  und  Coni- 
BumUat  de»  Dragoner  -  Regiments  L  e  v  e  n  e  u  r  in  der  Brigad e  T  li  i  e  r  r  y  m it.  Er 
«Udl  die  Weisung  den  linken  Flügel  der  Ilauptarniee  zu  decken,  führte  bei  der 
lilkghigigeii  Bewegung  des  Heeres  bei  Arndorf  an  der  Abens  am  19:  April 
|lgo  des  Feindes  Übermacht  mehrere  erfulgreiche  Atta^pien  aus,  und  setzte  seinen 
Xinclmscli  Kio^terrohi^  fort.  Hier  drohte  H ardegg  die  Gefahr  abgeschnitten  zu 
•TOtleiu  Sofort  setzte  er  sich  an  die  Spitze  seiner  braven  Dragoner  und  bahnte  sich 
\  dorch  die  überlegenen  Feinde  den  Weg.  Mehrere  feindliche  Linien  nmssten 
neben  werden,  ehe  man  die  Haupttruppe  erreichen  konnte.  Dies  gelang,  wenn 
iisnüuirt4!ni  Verluste,  Nach  der  Schlacht  von  Aspern  wurde  Hardegg 
l-Msjor.  In  den  Befreiungskriegen  kämpfte  der  Graf  bei  Leipzig  mit  so 
Brtironry  das  er  auf  dem  Schlaehtfelde  zum  Feldmarschall -Lieutenant 
:  wurde.  Hiernach  erhielt  er  dasCommando  einer  Division  in  dem  baycrisch- 
eieliiieben  Heere  j  setzte  zu  Anfang  des  Jahres  1814  über  den  Rhein  und 
Mkra  bei  Brienne  tbätigen  Antheil,  indem  er  den  Feind  nach  Morvilliers  drängte. 

50  ♦ 


788 


Nach  demGcfechto  bei  Arclusson  am  lO.Febmar  rücktcHardegg  über  St.  Aubin 
gegen  Nogent  vor,  zog  eich  nach  dem  Gefechte  bei  Mormant  (17.  Februar)  auf 
VilJeneuve,  le  Comtc  unJ  Ailevillej  focht  bei  Bar  sur  Aube  (27.  Fehniar)  und 
zeichnete  sich  bei  Guil  lotiere  aus.  Am  8.  März  versuchte  er  die  Stadt  Bray  zu 
nehmen  j  musste  sieh  jedoch  auf  eine  Einschb*e.ssung  bescbränken ,  und  so  kam  er 
erst  einige  Tage  später  in  den  Besitz  derselben.  Vom  württembergischen  leichten 
Jäger-Kegimente  in  Bray  abgelöst j  kämpfte  Hardegg  nun  bei  Fer<5  Champe- 
noise  (18.  März)  und  Ar  eis  sur  Aube  (21.  März).  Zu  Ende  des  Kampfes  durch 
einen  Granatensplitter  am  Kopfe  rerivundetj  übergab  er  sein  Commando  an  den 
General  Geramb  und  sehloss  mit  dieser  Schlacht  sein  kriegerisches  Wirken 
Ilardegg  starb  zu  Wien  am  26.  Deeember  1825. 


NOVAK,  SigismundJoseph  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant.  Dieser 
ehrwürdige  Veteran  erblickte  das  Licht  der  Welt  zu  St.  Peter  in  Krain  im  Jahre 
1774.  Seine  unbegrenzte  Liebe  zum  Militär  veranlasste  ihn  schon  die  Tiirken- 
kriege  als  Cadet  bei  dem  26*  Infantcrie-Regimente  mitzumachen,  Tirorauf  er  nach 
Beendigung  derselben  in  der  Eigenschaft  eines  Praktikanten  in  Staatsdienste  trat 
In  dieser  Riclitung  hielt  es  der  feurige  JüngUng  nicht  lange  aus;  er  gab  die  mehr* 
jährige  Praxis  auf  und  eilte  bei  dem  Ausbruche  der  Kriege  gegen  Frankreich 
wieder  unter  die  Fahnen,  um  seine  Euhmbcgierde  zu  befriedigen.  Dieser  neue  Ein- 
tritt datirt  vom  18.  Februar  1793,  an  welchem  Tage  Novak  als  Cadet  zum  20.  In- 
fanter ie-Kegimente  Kaunitz  assentirt  wurde. 

Ausser  vielen  Bei riger engen  und  Scharmützeln  waren  es  die  Schlachten  bei 
Zürich  und  II  o  h  e  n  1 1  n  d  c  n ,  wo  Novak  —  mittlerweile  zum  Oberlieutenant 
vorgerückt  —  die  ersten  Proben  unerschrockenen  Muthes  an  Tag  legte.  Im  Juni 
1805  zum  Hauptmann  bei  Hohenlohe  -  Baiienstein  -  Infanterie  Nr.  26  befördert, 
kämpfte  er  mit  dem  Regimente  bei  der  Armee  in  Italien;  und  war  so  glücklich  in 
der  Schlacht  bei  C  aldiero  durch  aussergewühnliche  Entschlossenheit  und  Tapfer- 
keit sich  niclit  nur  die  öffentliche  Anerkennung  des  Erzherzogs  Karl,  sondern  auch 
durch  einstimmigen  Capitelbeschluss  das  Ritterkreuz  zu  verdienen. 

Zu  gleicher  Zeit,  als  am  SO.October  die  Angriffe  der  Franzosen  bei  Colog- 
nola  abge^viesen  wurden,  stürmte  eine  andere  feindliche  Colonne  die  Redoute 
Nr.  10;  schon  hatte  sie  im  ungestümen  Drängen  die  Brustwehr  des  Laufgrabens 
erstiegen,  als  Hauptmann  Novak,  welcher  mit  seiner  Division  zur  Vertheidigung 
eines  Abhanges  detachirt  %vaj;,  dies  bemerkend,  unaufgefordeii  mit  seiner  Compagnie 
der  in  der  Rcdoute  bedrängten  Division  des  Regiments  zu  Hülfe  eilte,  llit  gefälltem 
Bajonete  stürzte  sich  der  tapfere  Officier  dem  Feinde  in  den  Rücken,  machte  den 
Conimandanten  der  stürmenden  Abtheilung  auf  der  Brustwehr  nieder,  tödtefe  eine 
grössere  Zahl  seiner  Soldaten  und  zwang  den  Rest  die  Flucht  zu  ergreifen,  ohne 
an  einen  weiteren  Angriff  zu  denken. 


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Eriher«og"KarI  sagt  in  der  Relation  über  die  Schlaclit  bei  Caldiero:  ^Haupt- 
[ovak  zeichnete  sich  vorzüglich  aus,  da  er  sich  aus  eigenem  Anti'iebe  mit 
'  Compagoie  mit  gefäUtem  Bajonetc  auf  den  Feind  stürzte  und  auf  diese  Art 
dco  Lfttifgraben  wieder  eroberte.**  Er  ernannte  den  tapferen  Novak  in  weiterer 
Wüpdig-uDg  dieser  entscheidenden  That  zum  Major,  eine  Auszeichnung ,  die  um  so 
L  Werth  haben  musste^  als  er  nur  wenige  Monate  früher  Hauptmann  geworden, 
i  Ton  einem  der  jüngsten  seiner  Charge  dieser  Gunst  sieli  zu  erfreuen  hatte. 
In  der  eingetretenen  Frledensepoche  stand  Novak  hei  dem  37.  Infanterie- 
nente,  kam  im  Februar  1809  in  gleicher  Eigenschaft  zum  Brooder  Regiments 
lad  machte  den  Feldzug  dieses  Jahres  hei  dem  5.  iVrmee- Corps  mit,  sich  In  allen 
ToffiUeo  durch  Muth  und  einsichtsvolle  Fülirung  seines  Bataillons  bemerkbar 
■idiead.  In  der  Relation  des  Generals  Grafen  II  ardegg  über  die  Ereignisse  hei 
Dreiden  and  Kulm  war  Novak  unter  den  Ausgezeichneten  genannt,  in  der 
SAkeht  bei  Leipzig  verwundet,  worauf  er,  zum  Obersten  und  Commandanten  des 
I-  SseUer  Grenz-Regiments  befördert,  an  dem  siegreichen  Zuge  nach  Paris  in  der 
Dhaioa  des  Feldmarschall -Lieutenants  Grafen  Anton  Tlard  egg  Tlieil  nahm. 
bl  IblgCüdefi  Jahre  war  Novak  hei  der  Armee  in  Ober -Italien  unter  Frimoiit 
Ost  gltieher  Aufopferung  und  rastlosem  Eifer  thätig. 

Im  October  1816  in  den  Freiherrnstand  erhoben  und  im  März  1827  zum 
Gtaeni-Major  und  Brigadier  ernannt,  war  Novak^s  letzte  active  Yerwendimg  der 
einei»  Dtvisionär»  in  Slavonien,  worauf  er  am  L  März  1836  nach  45  eifrigen 
I  inprie&slichen  Dienstjahron  —  1 833  zum  FeldmarschaLl-Lieutenant  befördert  — 
icfl  woUrordientcn  Ruhestand  übernommen  wurde. 


OOUjOBEDO-MANSFELD,  ITieronymus  Graf,  General-Major,  für  besondere 
AntnidiBnng  in  der  Schlacht  bei  Caldiero^  ward  Coramandcur  im  Jahre 
1809 ftr  die  Schlacht  bei  Fontana  Fredda  und  an  der  Piave  (s.  d,). 


KOBI»IA}(|  Armand  von,  Foldmarsehall-Licutenant,  fand  den  Heldentod  in 

foSeUaebt  von  Wagi^am  am  6.  Juli  1809.  Zu  Mofsheim  im  Efsass  1754  geboren, 

Kar  dm  an  früher  29  Jahre  unter  Frankreich  gedient,  bereits  die  Obcrstens- 

hm  den  Husaren  erreicht  und  wurde  im  Juli  1798  in  kaiserliche  Dienste  als 

Wnt'Litmenant  fibemonmien  und  zu  M^ezdros-Husaren  eingetheilt. 

Obgleich  dieVerwendung  dieses  hochverdicntcnOfficiers  unter  den  kaiserlichen 

nur  TOA  kurzer  Dauer  war,  so  bezeichnet  sie  nichts  desto  weniger  eine  Reihe 

iderTbatOQf  die  dem  tapfern  Krieger  einen  Ehrenplatz  in  der  Kriegsgeschichte 

Scbon  die  Seh  lacht  bei  Stockach  und  das  Gefecht  bei  Andelfingen 

iboiGelegenheit  sich  in  dem  G  rade  hervorzuthun,  dass  er  in  der  Relation  lobend 

t  und  aum  Obersten  bei  Latour-Dragoner  befördert  wurde,  ImFclJzuge  1805 

Nordman  als  General -Major  bei  der  Armee  in  Italien,  und  wurde  für 


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lere  Standhaftigkcit  In  der  Sclilacht  von  Caldiero  zum  Ritter  ernannt. 
Am  ^9.  October  crliielt  Nor  dm  an  um  10  Uhr  Nachts  Befehl  mit  der  Orenadier- 
Brigade  des  General-Majors  Grafen  C  ollore  do,  dann  einem  Bataillon  GradJskaner 
und  dem  Husaren-Regimente  Graf  Erdödy  vonArcole  der  Art  aufzubrechen^  um 
mit  6  Uhr  Früh  seine  Truppen  bei  der  Schanze  nächst  Chiaviea  del  Cristo 
aufstellen  >  auf  das  Signal  vom  rechten  Flügel  zum  Angriffe  nach  Sabionara  und 
Zebia  vorrücken  und  den  Feind  in  Flanke  und  Rücken  angreifen  zu  können.  Im 
Laufe  des  Tages  gelang  es  Nord  man  den  Feind  zweimal  zurück  zu  schlagen 
und  mit  der  Abenddämmerung  die  Vorposten  längs  der  Etsch  auszustellen.  Der^| 
wirkliche  Angriff  des  Feindes  war,  wie  bekanntj  auf  unseren  rechten  Flügel  bei  ~ 
Caldicro  und  auf  das  Ccntruio  gerichtet  Arn  31.  fing  das  Plänkeln  auf  den  Vor- 
posten mit  Tagesanbruch  an;  es  hatte  aber  den  Anschein ,  als  ob  der  Feind  nach 
dem  Tages  zuvor  erlittenen  beträchtlichen  Verluste  nicht  wagen  wollte  den  Angriff 
au  erneuern.  Diese  Ruhe  auf  der  ganzen  Frontlinio  schien  indessen  Nordm  an  um 
80  bedenkJicbcrj  als  er  vom  Obersten  von  Siegen  feld,  welcher  rückwärts  längs  der 
Etsch  zu  Albarcdo  die  Vorposten  befehhgte,  mehrere  Meldungen  erliicltj  dass  der 
Feind  den  grössten  Thcil  seiner  an  der  unteren  Etsch  befindlichen  Truppen  eilfertiger 
und  zahlreicher  als  am  vorigen  Tage  die  Etsch  aufwärts  marschiren  lasse;  Meldun- 
gen, welche  Nord  man  zu  dem  Entschlüsse  veranlassten,  selbst  die  Offensive  zu 
ergreifen  und  den  Feind  für  seine  recfito  Flanke  besorgt  zu  machen,  in  der  Erwartung, 
dass  er  im  Falle  eines  wiederholten  Angritfes  seine  Stärke  tbeilen  müsse.  Nord- 
man  liess  daher  absichtlich  um  8  Uhr  Morgens  4  Grenadier-Bataillone  mit  Geschütz 
und  eine  zur  Vorhut  bestimmte  Division  Gradiskaner  unter  Befehl  des  General- 
Majors  Grafen  Collorcdo  vorrücken;  2  dieser  Bataillone  blieben  in  Reserve,  mit 
den  beiden  anderen  und  der  Gradiskaner-Division  erfolgte  der  Angriff.  General- 
Major  Graf  Colloredo,  welcher  denselben  mit  ausgezeichneter  Entschlossenheit 
befehligte,  liess,  da  das  feindliche  Feuer  zunahm,  von  den  Reserve-Bataillonen  eines 
«ur  VerstUi^kung  vorrücken  und  behauptete  sich  dann  auf  dem  errungenen  Terrain. 
Die  abgesendeten  l*ati*ouilleu  meldeten  gegen  10  Uhr  Vormittags,  dass  sich  der 
Feind  Nordmau's  rechter  Flanke  nähere;  seine  Stärke  könne  aber  wegen  des  mit 
Bäumen  dicht  bewachsenen  Terrains  nicht  beurtheilt  werden.  Nordm  an  w^areben 
mit  der  Meldung  an  den  Erzherzog  beschäftigt,  als  er  von  ihm  in  Kenntniss  gesetzt 
wurde,  dass  eine  feindliche  Division  gegen  den  linken  Flügel  anrücke,  wahrschein- 
lich mit  dem  Entschlüsse  die  Schanze  bei  Chiaviea  del  Cristo  zu  stürmen. 
Kaum  waren  einige  Minuten  vcrllosscn,  als  die  Division  Verdier  in  2  Colonnen 
(wovon  eine  aus  4  Reguncntern  von  der  Seite  von  Gombion,  die  andere  etwas  schwä- 
chere über  Sabianora  anrückte)  in  Vereinigung  mit  den  schon  vorher  gegen  Nord- 
man  gestandenen  Bataillonen  ihn  l»edrohte;  das  hcftigt?  kreuzende  und  überlegene 
feindliche  Feuer  brachte  Nordman's  Truppen  in  Unordnimg;  der  unerschrockene 
Geaeral  sprengte  aber  gleich  «n  die  Tete  der  Bataillone  vor.  Die  Gefahr  war  dringend, 


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rEotfftmung  der  Schanze  eino  halbe  Stunde  rlick\vürts;  die  Kaiserlichen  hatten 
'den  Dvutim  und  ein  schmales  Terrain  auf  beiden  Seiten  desselben  zum  Rück- 
Der  Feind  stand  auf  diesem  Damme  in  einer  Entfernung  von  50  Schritten 
TOT  ibnen,  rechts  und  links  wurden  sie  durch  mehrere  feindliche  Abtheilungen 
lokirt;  wo  es  aucli  zuweilen  das  durchschnittene  Terrain  zulassen  mochte,  in  die 
Flifike  SU  detaehiren,  war  doch  die  Zeit  zu  kurz  und  jede  Entsendung  würde  eine 
m$tKigc  Aufopferung  der  Truppe  gewesen  sein.  Nord  man  konnte  und  wollte 
mk  Didit  schwächen.  Daa  Bataillon  St.  Julien ,  zur  Reserve  bestimmtj  hatte  eine 
Caii&e  beiläufig  800  Sehritte  von  der  Schanze  besetzt;  in  dieiser  kritischen  und 
|lftlirlichen  Lage  gelang  es  dem  Generalen  Nor  dm  an  dennoch  die  Bataillone 
aufzustellen  und  die  Schanze  zu  erreichen.  Der  Eeind  suchte  sich  dieser  für 
Unke  Flanke  liu^serst  wichtigen  Position  um  jeden  Preis  zu  bemeistern. 
Nor d man  ab«r  war  eben  so  fest  entschlossen  sie  bis  aufs  Aussersto  zu  verthei- 
digOL  Zu  dem  Ende  warf  er  sich  mit  einem  Theile  seiner  Truppen  in  die  Schanze, 
lilM^üMl  die  übrigen  die  Laufgräben  besetzten ,  und  theils  zur  Verbindung  mit 
RUmArscliall- Lieutenant  Reuss,  theüs  als  Reserve  verwendet  wurden.  Von  zwei 
I,  in  Front  und  Flanke,  mit  Ungestüm  angcgriften,  leistete  Nor  dm  an  bei- 
ner Stunden  bewunderungswürdigen  Widerstand.  Den  Eingang  in  die 
liea«  er  absichtlich  nicht  schüessen,  um  die  Angreifcndcnj  welche  sich 
afibiglicb  auf  dem  Damme  genühert  hatten^  wirksamer  zu  empfangen.  Hier  hielt 
XardmAD  selbst^  um  den  Kampf  zu  leiten.  Die  meisten  Kanoniere  wurden  bei 
ftfn  Gescbiltsen  an  des  Generals  Seite  theils  getödtet,  theils  schwer  verwundet; 
todUeli  erhielt  auch  er^  der  den  Tod  heraus  zu  fordern  schien^  eine  Schusswunde^ 
livlcbe  ikii  atiaaer  Stand  setzte  die  Schanze  länger  zu  vertheldigon.  Aber  sein 
Sadrfiilger General-Major  Graf  Colloredo  war  von  gleichem  Entschlüsse  beseelt, 
hm  tfedlidi  Fürst  Reuss,  von  der  hohen  Wichtigkeit  der  Behauptung  von  Chiavica 
dil  Cmto  durchdrungen,  durch  trefflich  angeordnete  und  ausgeführte  Bewegun* 
|«i  den  Badriüiglen  zu  Hülfe  kam  und  den  Ausschlag  gab. 

Im  Jahre  1809  commandirtc  Nordman  eine  Reiterbrigade  im  6*  Corps.  Bei 
l,  Kbcisberg  und  Aspern  kämpfte  er  nn't  angeborner  Entschlossenheit 
I  wurde  nüt  Aruicebefchl  des  Generalissimus  vom  24.  Mai  zum  Feldmarscball- 
üt  bcfurdcrt*    Bei  Wagram   führte   Nordman    das  Commando  einer 
fioo  im  4,  Corps.  Am  zweiten  Sehlachttage  war  dieses  Corps  nach  der  hel- 
*^''_"* -n  Gegenwehr  auf  die  Anhcihc  von  Markgrafneusiedcl  gedrängt  und 
1  iiinebr  bemiilil  die  errungenen  Vortheile  zu  verfolgen.  Sechs  Massen^ 

kdrei  Ltnien  formirt,  rückten  zum  neueu  Angriffe  vor;  die  erste  Linie  warf  sich 
itf  die  Brigade  Mayer  und  wurde  abgewiesen;  ein  Angriff  der  zweiten  Linie 
»war  daa«elbe  Il43sultat,  kostete  jedoch  dem  das  Infanterie  -  Regiment  K er- 
tu  tiir  ßtandliaftigkeit  und  Ausdauer  aufmunternden  Feldmarseball -Lieutenant 
Nordman  das  Leben 


HlLMEE^  Josepli  von,  Ritlineister,  Sohn  eines  Lantlmannes,  legte  uacli  dem 
Eintritte  in  die  Armee  so  grossen  Eifer  an  den  Tag,  dass  er  nach  16  Dienstjaliren 
zum  Officier  befördert  wurde.  Zu  Obersulz  im  Lande  unter  der  Enns  geboren,  wurde 
Hilmer  bei  Ausbruch  des  bayerischen  Erbfolgckrieges  als  Gemeiner  in  das 
bestandene  Dragoner-Regiment  Erzherzog  Ferdinand  gestellt,  kam  später  in  das 
Stabsdragoner- Corps  j  liess  sich  in  den  Kriegen  gegen  Frankreich  mehrseitig  ver- 
wenden, und  rückte  bis  zum  Oherlieutenant  vor. 

Nach  dem  Luneviller  Frieden  erhielt  H  ilmer  die  Eintheilung  zu  Melas- 
Kürassiereuj  dem  heutigen  6.  Dragoner-Kegimente.  Im  Jahre  1805  war  dieses  Regi- 
ment bei  dem  Armeecorps  in  Tirol  unter  Commando  des  Fei  dm  arschall -Lieutenants 
Grafen  St.  Julien.  Am  1,  November  rückten  die  Feinde  von  Keichenbacli  gegen 
Schnaizeh^euth  und  bedrohten  den  Pass  Strub,  wo  ihnen  der  erste  nachdrückJiche 
Widerstand  entgegengesetzt  werden  konnte.  Tages  darauf  griffen  sie  unsere  Vor- 
posten an,  und  die  Oberst  erste  Schwadron  des  Regiments  wurde  zur  Unterstützung 
beordert;  sie  traf  gegen  1 1  Uhr  Mittags  ein,  und  verstärkte  um  6  Uhr  Abends  durch 
Lieutenant  Jelleky  mit  einem  Zuge^  der  1.  Corpora!  und  6  Mann  vordetachirte, 
den  Posten,  Gegen  Abend  war   die  bayerische  7000  Mann  starke  Division  des 
Generals  Deroy  vor  Strub  angelangt^  eine  Verstärkung,  welche  für  den  folgenden 
Tag  Alles  besorgen  liess.  Indessen  wurde  noch  am  Abend  des  2.  Novembers  um 
9  Uhr  das  Gefecht  so  heftige  dass  2  bayerische  Infanterie -Regimenter  mit  Ungestüm 
gegen  den  Pass  vordrangen,  unsere  ermüdete  Infanterie  warfen,  den  detachirten 
Corporal  mit  den  6  Dragonern  gefangen  nahmen,   und  mit  der  zurückgeworfenen 
Truppe  gleichzeitig  in  den  Engweg  eindrangen.  Wohl  wurden  die  Bayern  zweimal 
von  Lieutenant  J  e  t  le  ky  zurückgedrängt  und  unserer  Infanterie  Luft  gemacht;  der 
Gegner  bot  aber  immer  frische  Kräfte  auf,  und  als  auch  Lieutenant  Rech  berger, 
zur  Unterstützung  vorgerückt,  gleich  auf  dem  Platze  blieb,  mussten  die  Vorposten 
der  Übermacht  weichen  und  den  Pass  der  Uussersten  Gefahr  Preis  gehen,  II  ilmer 
gewahrte  das  Gefährliche  des  Augenblickes,  sprengte  aus  eigenem  Antriebe  mit 
grosser  Bravour  an  der  Spitze  einiger  Dragoner  auf  der  Chaussee  dem  Feinde  ent- 
gegen und  warf  ihn  nicht  nur  aus  dem  Passe  zurück,  sondern  behauptete  sich  auch 
so  lange  gegen  den  sechsmal  stärkeren  Gegner,  ibis  1  Bataillon  Infanterie  zur  Unter- 
stützung eingetroffen  war.    Durch  diesen   mit  vieler  Tapferkeit  unternommenen 
Angriff  wurden  dem  Feinde  1  General  ver%vundet,  1  Stabs-  und  1  Ob  er  officier  und 
40  Mann  getodtet  und  II ilmer  war  unbezweifelt  die  Erhaltung  des  wichtigen 
Postens  um  so  mehr  zu  danken,  als  die  Chaussee  den  einzigen  ptacticablen  Weg  für 
einen  Reiter -Angriff  bildete  j  und  unter  dem  Thore  kaum  6  Mann  in  Front  stehen 
konnten.  Diese  tapfere  That  ist  um  so  lobenswerthcr  und  für  Hilmer  ehrenvoller, 
da  er  bei  der  unternommenen  Attaque  nicht  in  der  Lage  war  die  Anzahl  der  ihm 
folgenden  Leute  zu  übersehen,  sondern  auf  seine  Ilerzhaftigkeit  und  auf  den  Muth 
der  wenigen  Dragoner  —  ea  waren  ihrer  12  bis  15  —  bauend,  mit  dem  Säbel  in 


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der  Faust  dem  Feinde  sich  entgegenwarf,  ohne  vor  der  Übermacht  zu  erschrecken 
—  und  Jene  entscheidenden  Vortheile  errang. 

Der  Erzherzog  Johann  ernannte  Hilmer  sofort  zum  Rittmeister  bei  dem 
CheTattxlegers-Regunente  H  o  h  e  n z  o  ]  l  c  r  n,  und  das  Ordens-Capitel  erkannte  ihm 
Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Or Jens  einstiinmig  zu. 
Der  braTC  Oificiej'  musste  schon  im  Deccmber  1812  die  Kriegsdienste  Wunden 
Terlassen*  Er  starb  zu  Wien  am  14.  Mai  IS26. 


TfiOiEY  von  HajndcskeS,  August  Graf^  General  der  Cavallerie,  geheimer 
und  Känunerer,  Inhaber  des  3.  Husaren-Regiments,  Solin  des  Feldniarschall- 
Its  Sieghert  Freiherrn  von  V*5esey,  ^ar  zu  Lesniow  im  Kunigreiclie 
Fftlcn  1776  geboren.  Noch  nicht  vierzehn  Jahre  zählend,  erhielt  er  eine  Fälmrich- 
lidaim  Inftmterie-RegimenteWartensleben  und  wohnte  dem  Kriege  gegen  die 
Pfarta  in  der  Suite  seines  Vaters  als  Unterlieutenant  beiCicatorvski-Kui-assicren  hei. 
Zu  Anfang  der  französischen  Revolutionskriege  zum  OberJieutenant  bei  Erz- 
koiog  Leopold -Husaren  befordert,  wurde  dem  siebcnzehojährigen  Jüngling  die 
Gth^genheit  eine  Waffenthat  auszufuhren,  welche  selbst  einem  ergrauten  Krieger 
Elrc  gemacht  hatte;  ab  am  20*  August  1793  in  der  Affaire  von  Jockgrim  m  bei 
hudmi  der  Feind  heim  Walde  zu  weichen  begann,  warf  sich  Ve'csey  aus  eigenem 
Jbtrifsbe  mit  seinem  Zuge  auf  ihn,  scldug  ihn  in  die  Flucht,  nahm  nach  weiterer 
Vcriblgimg  und  baituäckigem  Kampfe  4  Kanonen  und  4  Pulverkarreuj  und 
von  der  Bedeckung  1  Officier  und  30  Gemeine  zu  Gefangenen. 
Nach  weniger  aU  einem  Jahre  (1.  März  1794)  finden  wir  V<5cse y  als  Sccond- 
iler  in  ««eines  Vaters  Husaren-Regiment  Nr.  4,  mit  welchem  er  die  Feldzüge 
dff  im  Iblgenden  Jahre  mitmachte. 

Im  Jahre  1799  wurde  ihm  die  Deckung  des  Schwarzwaldes  bei  Basel 

Streifconimando^  bestehend  aus  1*/,  Schwadronen  Husaren  und  2  Cum- 

Ittfanterie;  anvertraut.  V^csey  stand  dem  Gros  der  feindlichen  Division 

Jn  GeoeraU  Ferrin o  gegenüber,  welcher  alle  Versuche,  dieses  Streifcoramando 

I,  an  der  klugen  Entschlossenheit    und  Bravour  Vdcsey's   nicht   nur 

if   Boodern  auch  bei  verschiedenen  blutigen  Angriffen   aufs  wirksamste 

den  tiogleieh  schwachem    Gegner   zurückschlagen,  und  eine  ansebnliehe 

2iUseiiier  Leute  als  Gefangene  In  dessen  Gewalt  gerathen  sah.  Am  29.  Juli  1709 

fliff  der  Feind  mit  einer  halben  Brigade  dieses  Streifcommando  auf  allen  Puncten 

Heil  bei  Zell  mildem  grössten  Nachdruck  an^  aber  Vc es ey  setzte 

Ä  Stunden  einen  so  beherzten  erfolgreichen  Widerstand  cntgegcnj  dass  er 

UhmlUch  beloht  wurde.  Bald  darauf  (16.  October)  zeichnete  er  sich  erneuert 

am,  Graf  E  szterhazyy  Oberst  des  Regiments,  ging  bei  N  e  c  k  a  r  s  h  a  u  s  o  n 

Cavaller ie-Regimentern  starken  Feinde  mit  drei  Schwadronen  und  einer 

Cbtalleri^Batterie  entgegen,  und  warf  die  vordersten  AbtheiJungen^  die  aber,  bei 


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dem  Haupttheilc  sich  saüimcliidj  vereint  Eszterliuzy  angrifFcn  und  zum  Rück- 
züge zwangen.  In  dem  Momente  brach  ein  französisches  Husai'cn-Regiment  aus 
Neckarshausen  hervor  und  eilte  in  den  Rücken  der  drei  Sehwadronen.  Schon 
waren  drei  Cavallerie-GesehützeundGraf  Eazterhdzy  mit  vielen  Husaren  abge- 
schnitten um]  gefangen,  dfi  warf  sich  der  mit  einer  vierten  Schwadron  im  Rückhalt 
aufgestellte  Vecscy  mit  gewohnter  Bravour  dem  Feinde  in  die  Flanke  und  schlug 
ihn  mit  Verlust  vieler  Todter  und  50  Gefangener  in  die  Flucht.  Dadurch  wiii-de 
das  Regiment  Vdcsey  gesichert,  die  gefangenen  Husaren  befreit  und  das  Caval- 
lerie-Geschütz  gerettet.  Ohne  diesen  in  so  entscheidendem  Momente  auf  eigene 
Verantwortung  unternommenen  muthvollen  Angritf  Veesey'^  würde  der  Feind 
gegen  Schwetzingen  vorgedrungen  sein,  und  den  Rückzug  der  in  Mannheim  und 
Neckarau  postirten  Truppen,  so  wie  der  heim  Relais-Hause  aufgefahrenen  Artil- 
lerie-Reserve äusserst  gefährdet  haben*  Der  Schwv^dron  wurden  ohne  Commission 
1  goldene  und  6  silberne  Tapferkeits-Mcdaillen  verliehen. 

Im  Jänner  1801  wurde  Vdcscy  Major  hei  dem  componirten  Honter  und 
Graner  Insurrcctions-Bataillonj  wo  er  nur  kurze  Zeit  blieb,  und  zu  Vdcsey-Husaren 
rücktransferirt  wurde. 

Der  3.  November  1805  setzte  der  ausgezeichneten  Tapferkeit  und  der  oft 
bewahrten  Geistesgegenwart  Vdesey's  die  Krone  auf.  Die  alliiite  russische  Armee 
zog  sich  von  Enns  zurück,  und  2  Schwadronen  des  4.  Husaren-Regiments  mach- 
ten die  Arri^regarde,  welche  der  Feind  mit  3  Ciivallerie-Regimentern  bei  Asten 
1  %  Stunden  von  Enns  angriff;  nach  wiederholten  Atta<|uen  M^urden  diese  2  Schwa- 
dronen in  die  Flucht  geschlagen  und  heftig  verfolgt;  schon  war  der  Feind  nahe 
bei  Enns  und  drohte  mit  unserer  Arneregarde  zugleich  die  Brücke  zu  passiren, 
als  Vecscy,  mit  seiner  Division  ruhig  von  einem  detachirten  Posten  eben  ein- 
rückend, die  Gefahr  des  Augenblickes  erkennend^  sich  mit  Ungestüm  auf  dej 
Feind  stürzte,  und  nach  wicdcrhoUcn  kühnen  Attaquen^  die  dem  Gegner  bedeu- 
tenden Schaden  zufügten j  den  uo berechenbaren  V ortheil  erreich te^  dass  nicht  nur 
die  in  der  Stadt  Enns  und  auf  der  Brücke  gehäufte  russische  Artillerie  und  Bagage 
Zeit  gewannen  ungehindert  ihren  Marsch  fortzusetzen,  sondern  auch,  dass  die 
russische  Infanterie  und  Artillerie  sich  am  rechten  Ufer  der  Enns  aufstellen  konnte 
und  in  Stand  gesetzt  wurde  die  Zerstörung  der  Brücke  wirksam  zu  unterstützen. 

Am  25,  November  desselben  Jahres  rückte  V  desey  zum  Obcrst-Lieutenant 
im  Regimente  vor,  und  einige  Tage  später^  am  2,  Dceeniher,  bot  sich  wieder  ein 
Anlass,  sebe  Tüchtigkeit  geltend  zu  machen.  Die  Franzo.sen  wurden  durch  das 
2.  Szeklcr  Infanterie-  und  ein  russisches  Jäger-Regiraent  von  der  Anhöhe  von 
TcUnitz  zurückgedrängt,  sie  rückten  aber  unter  Begünstigung  eines  dichten 
Nebels  mit  zwei  Infanterie-Colonnen  in  den  Kücken  der  vorgegangenen  Bataillone 
der  VerhündetcUj  und  w^aren  schon  so  weit  vorgedrungen,  dass  ihre  linke  Infanterie* 
Colonne  nur  25  Schritte  von  dem  rechten  Flügel  der  Oberst-Lieutenants -Diinsion 


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i-Homburg-Husaren  entforat  stand.  In  diesem  Augenblicke  der  Eni- 
f^  wo  schon  die  als  Reserve  gestandene  russische  Infanterie  zurückwich, 
\  Vdcsey  nicht  erst  die  Weisung,  sondern  attaquirte  mit  seiner  Division 
'  dem  dichtesten  Kugelregen  die  feindliche  Infanterie-Colonnc  mit  so  vieler 
trour  and  Naclidruck.  dass  der  grösste  Theil  gefangen  oder  zusammengchaucn 
daduj^h  sowohl  die  Vorrüekung  des  linken  Flügels  erleiclitcrt,  als  auch  die 
DcfttiiUJg  der  in  Rücken  genommenon  Bataillone  bewirkt  wurde.  Für  die  glänzen- 
in  WaJeothaten  bei  £nns  und  bei  Tellnitzj  beide  mit  grosser  Gelstesgegen- 
wwt  wjd  Kühnheit  ausgeführt,  erhielt  Vdcsey  das  Ritterkreuz. 

Er  war  es  auch,  der  nach  der  Schlacht  von  Austerlitz  durch  Kaiser  Franz 
Jich  bezeichnet  wurde,  Ihn  mit  einem  zusamoicngcsetztcn  Commando  von 
liO  Üusaren  zu  der  denkwürdigen  Unterredung  mit  Kaiser  Napoleon  am 
4.  Deeember  1805  bei  der  Mühle  von  Nasedlowitz  in  Mülircn  zu  begleiten,  und 
dan  fbr  Anblick  der  unerschütterlich  ruhigen  und  würdevollen  Haltung  des  öster- 
nfehtteben  Herrschers  gegenüber  seines  mächtigen,  vom  Glücke  begünstigten  und 
fMiSO^OOO  »chachbrettfurmig  aufgestellten  Garden  gedeckten  Gegners  zu  Theil 
wimle. 

Im  Juli  1808  rückte  V<5e 8 ey  bei  Kicnmayer-IIusaren  zum  Obersten  und 
ficgpmitft-CommandaQten  vor.  Nach  kaum  zehn  Monaten  seiner  Wirksamkeit  in 
Amt  Climrge  und  in  einem  iVlter  von  33  Jahren  wurde  er  auf  dem  Schlachtfelde 
VMAiperD  durch  Erzherzog  Karl,  der  Augenzeuge  der  reichen  Lorbcni  war, 
diff  V^esey  »ich  bei  diesem  verheerenden  Kampfe  errungen,  ausser  der  Tour  zum 
OfMnl  befordert,  und  befehligte  bis  zur  Schiacht  vor  W  a  g  r  a  m  die  Vorposten 
im  &  Anueecorpa. 

Afli  5.  Jtdi  hielt  er  %*orwärts  der  Dörfer  Aspcrn  und  Essl  ingen  mit  dem 
B^onenle  Ktenmayor  -  Husaren,  einem  Bataillon  Warasdiner  St.  Georger  und 
2  Caa|Mgiiieii  Brooder  Grenzer  die  Vorposten  gegen  die  Auen.  Nachdem  sich  die 
RiMOtTO  aowöhl  Stadl-Enzersdorf,  als  der  Rcdouten,  welche  zwischen  demselben 
Qil  EaiUiigen  lagen,  bemeistert  hatten,  beschossen  sie  die  Vortruppen  unter 
Vrfetey;  dicae  hielten  das  heftigste  Kanonenfeuer  nntStandhafügkcitbis  zum  anbe- 
i  Bllckzug«  der  Bivision  Kottulinsky  aus,  und  VtScsey  bildete  nun  mit 
iAbikotiliiigcn  die  Arrieregarde,  Obgleich  der  Feind  diese  mit  zahlreichem 
imd  überlegener  Cavalleric  während  des  Rückzuges  bcum^uhigto,  so 
doch  in  bester  Ordnung  bis  Hirschstettcn  fortgesetzt;  hier  aber 
I  GeofirmJ  Vdcsey,  dass  der  Feind  sich  zu  einer  Attacjue  vorbereite,  die 
'  Cberlegeabeit  an  Cavallerie  wegen  Gefahr  drohte.  Er  Hess  die  8  Compagnien 
Gt«Ea<r  MaJiacn  fornüren,  und  bald  darauf  erfolgte  der  erwartete  Angriff  auf  die 
Vtfeaey  warf  sich  dem  Feinde  entgegen^  und  da  melirerc  Reserven  zur 
\  vorr&ckteoi  ao  führte  er  auch  die  Reserve- Abtheilungen  des  Regiments 
Iiitareii  weehsel weise  mit  so  glänzenden j  Erfolge  vor,  daas  der  Feind, 


nachdem  er  seine  Carallene-Attar|uen  mehrmals  vergeblich  "svicderholt  hatte,  mit 
Verlust  von  vielen  Todtcn ,  Blessirten  und  Gefang^cnen  zurückf^eworfen  w^urde. 
Während  diese  Reitero^efechte  das  ganze  Regiment  Kienmayer  beschäftigten^ 
rückte  aueh  eine  feindliehe  Cavalleric-Colonne  gegen  die  Masse  des  Warasdiner 
St.  Georger  Bataillons.  V d es ey  eilte  zu  diesem  Bataillon,  liess  die  Masse  halten 
und  zur  Vertheidigung  bereiten.  Die  Franzosen  wurden  mit  gefälltem  Bajonete 
empfangen  und  durch  das  Klei ngewelirf euer  mit  so  bedeutendem  Verluste  abge- 
wiesen, dass  von  diesem  Augenblicke  an  der  fernere  Rückmarsch  ungestört  fort* 
gesetzt  werden  konnte. 

Am  17.  April  1813  geruhte  Kaiser  Franz,  in  Berücksichtigung  der  eifrigen 
und  erspriessÜchen  Kriegsdienste,  den  ausgezeichneten  General  Vecsey  in  den 
Grafenstand  zu  erheben. 

Nach  der  durch  den  Vice-König  am  6.  Septembex  1813  mit  grossen  Opfern 
erkauften  AfFaire  bei  Feistritz  im  Drauthalc  und  der  durch  die  österreichischen 
Truppen  genommenen  Aufstellung  bei  HoLlenburg  am  linken  Drauufer  wurde  die 
österreiehis che  Armee  in  der  Offensive  sehr  behindert,  und  der  Feind  blieb  Meister 
des  Drauthales  und  des  w^ichtigen  Punetes  LoibeL  Um  eine  Position  am  rechten 
Ufer  zu  erlangen  j  wurde  Vecsey  mit  2  Bataillonen  Reisky,  2  Compagnien  des 
9.  Jäger-Bataillons  und  dem  Uhlancn-Rcgimentc  P]rzhcrzog  Karl  beordert  die 
Drau  bei  Stein  zu  passiren  und  beiTitersdorf  eine  Stellung  gegen  das  Thal  Windisch- 
Kappel  und  gegen  das  obere  Drauthal  zu  nehmen.  Nachdem  er  in  Erfahrung 
gebracht  hatte,  dasa  der  Feind  das  Gros  seiner  Streitkräfte  über  den  Loibel  gegen 
den  bei  Podpetseh  stehenden  General  von  Fölseis  und  den  hei  Weichselburg  auf- 
gestellten General  Csivieh  ziehe  und  sie  bedrohe,  war  es  wieder  VtScsey,  der, 
die  kritische  Lage  erkcimend,  den  Operationsplan  —  der  auch  die  Geneh- 
migung erhielt  —  entwarf  und  ausführte.  Nach  seinem  Piano  wnirden,  um  die 
Aufmerksamkeit  des  Feindes  abzulenken,  eigene  Colonnen  zu  Demonstrationen  bei 
der  Hohlcnburger  Brücke  und  hei  Rosseg,  dann  zur  Tournirung  des  Loibels  und 
der  Magdalena-Schanze  ausgeschickt,  während  das  Gros  der  Brigade  im  Drauthal e 
vorzudringen  hatte.  Nach  sechzehnstiindigem,  höchst  beschwerlichem  Marsehe  war 
die  Umgehung  vollbracht  —  der  Angriff  am  19.  September  1813  an  allen  Puncten 
zu  gleicher  Stunde  unternommen,  und  der  Erfolg  —  einer  der  ruhmreichsten  Episo- 
den  der  Kriegsgeschichte  jener  Zeit  —  war:  dass  die  Räumung  des  Drauthales  erzielt, 
die  Commuiiication  des  Feindes  ins  Savethal  unterbrochen,  die  Emporlirung  des 
Loibels  und  die  Besitznahme  der  Magdalena-Schanze  nicht  nur  cn^eicht,  sondern 
auch  die  Absichten  des  Vice-Königa  gegen  unscrn  linken  Flügel  vereitelt  wui*den, 
und  endlich  unsere  Truppen  die  Offensive  ergreifen  konnten. 

An  den  ferneren  Ereignissen  desselben  Jahres,  so  wie  des  Jahres  1814  gegen 
die  Franzosen  in  Italien,  nahm Ve  es  ey  ebenfalls  den  thatigsten  Antheil,  so  wie  er  im 
Jahre  1815  bei  dem  Rhein-Übergange  bei  Basel  die  Avantgarde  übertragen  erhielt. 


797 


Ziito  Feldjuarschall-Licuteiiant  im  November  l&t?OerDanat^  übernahm  V(? es ey 

April  1821   das  Commando  der  Colonnc?,  welche  dei  Pavia  über  den  Ticino  zu 

halte;  wn  8.  erreichte  das  Gros  Noti,  und  die  Vorhut  besetzte  die  Bocehetta, 

horch  der  Fall  von  Alessandria  und  die  Bcruhigmif^  von  Piemont  beschleunigt 

^vrde.  Äjn  4.  Hai  1821  hatte  er  die  SenJimf^  zu  dem  Könige  von  Sardinien,  Karl 

Ftlix^  erhalten,  um   zu  seiner  Verrügung  die   Division  zu   stellen,  mit  welcher 

\icsej  Piemont  zu  besetzen  bcordnet  war. 

Im  April  1840  von  seiner  Bestimmung  als  Truppen -Divisionär  zu  Pesth  zum 
Gffliertl  der  Cavallerie  und  Capitän  der  königlich  ungarischen  adeligen  Leibgarde 
mmk  Wien  beRirdert,  blieb  Vdcsey  bis  zur  erfolgten  Auflosimg  dieser  Garde 
OipUli  derselben,  und  wurde  nach  59jähriger  Dienstzeit  in  den  ßnhestand  versetzt. 
Der  greise  Krieger  starb  zu  Wien  am  15,  Jänner  1857.  Er  hatte  in  15  Feld- 
Beweise  unerseJiroekenen  Muthes,  milittirischen  Scharfblickes  und  rastlosen 
mn  Tag  gelegt  und  sich  den  Rufeines  ausgezeichneten  Soldaten  und  seines 
würdigen  Sohnes  bleibend  gegründet. 


Sl^HlBÜENE ,  Robert  Freiherr  von,  Feldmarschall -Lieutenant  und  Kam- 
mwer,  eiiiem  altadeligen  Geschlechte  entsprossen^  war  zu  Chapel-Allerson  in  der 
ügfitdien  Grafschaft  York  im  Jahre  1766  geboren.  Im  16.  Lebensjahre  verlieh 
ftn  Fddmarscball- Lieutenant  Freiherr  von  Langlois  eine  Fahorlchstelle  in 
ieMn(dem  59.)Infanterie-Regimente,  in  dessen  Verband  Swin  burne  bis  October 
1804  blieb,  wa  er  als  Oberst-Lieutenant  bei  dem  8.  Infanterie-Regimente  die  Ein- 
ibfliiiig  erhielt«  Schon  in  den  ersten  Feldzügen  gegen  Frankreich  legte  Swin* 
bttrne  bei  mehreren  Gelegenheiten  Proben  von  Unerschroekenkeit  an  Tag,  die  er 
«i  Jibre  1805  in  seltenem  Grade  bewahren  sollte.  Er  zeichnete  sich  bei  der 
Bd^enmy  ron  Dünkirchen  im  Jahre  1793  besonders  aus  und  wurde  verwundet. 
InOekiber  desselben  Jahres  leistete  Swinburne  auf  dem  Posten  Port  h  Tressin 
Im  il&nnenden  Feinde  nicht  nur  beherzten  Widerstand,  sondern  erbeutete 
ivdi  am  folgenden  Tage  (28.  Octöber)  bei  der  Einnahme  von  Lannoy  eine 
Dies  war  Veranlassung,  dass  Swinburne  ausser  der  Tour  zum  Haupt- 
I  Ragimente  vorrückte.  Mit  gleicher  Auszeichnung  kämpfte  er  in  dem 
lb%i&den  Jahre  bei  der  Einnahme  der  Verschanzungen  von  Mainz,  im  Treffen 
bei  Alteokirehen  1796  und  in  Italien  1799,  und  avancirte  im  September  1800 
am  Uajor. 

Im  Jabre  1805  vard  ihm  der  Auftrag,  den  Pass  Scharnitz  mit  seinem 
Bataillofiy  einem  Detachement  von  Erzherzog  Karl  -  Infanterie  und  400  tiroler 
Lmdmiltsen  zu  rertheidigen.  Kaum  hatte  er  am  13.  Oetober  diesen  wichtigen 
IreDSpfiQct  In  Besitz  genommen,  als  ihn  auch  die  Vorfalle  In  Deutschland  belehr- 
daai  er  in  kurzer  Zeit  einen  harten  Stand  haben  werde.  Und  in  der  That  ward 
im  3.  November  von   Marschall  N  ey  in  einem  übermüthigen  und  von 


79S 


I 


Drohungen  begleiteteo  Schreiben  zur  Übergabe  aulgefortlert  uirI  ilmx  nur  3  Stunden 
Bedenkzeit  eingeriinDit»  Swinbnruo  entgegnete  ganz  einfach,  dass  er  fest  ent- 
schlossen sei  den  ihm  anvertrauten  Posten  auf  das  Ausserste  zu  vertheidigen. 
Tages  darauf  mündlich  nochmals  zur  Übergabe  aufgefordertj  gab  er  entschieden 
dieselbe  Antwort.  Da  begannen  die  Franzosen  ujii  12  Uhr  Mittags  die  ganze  Linie 
seiner  Verschanzungen  aus  Geschützen  zu  beschicssen  und  einen  allgemeinen  An- 
griff vorzubereiten.  Bald  erfolgte  auch  der  Sturm  mit  imn^er  frischen  Truppen» 
Ea  war  keine  geringe  Aufgabe,  diesem  ungeätümen  Andränge  zu  widerstehen, 
aber  Swinburne  war  ganz  der  Mann  dazu.  Er  crnmntcrte  seine  Braven ,  das 
Namensfest  des  grossen  Erzherzogs  Karl  durch  ruhmvolle  Vertheidignog  auf  eine 
glorreiche  Ait  zu  feiern ,  und  es  gelang  iluoj  jeden  Angriff  des  Feindes  glücklich 
abzuschlagen.  Der  Stein  -  Batterie  auf  dem  üjiken  Flügel  suchte  der  Feind  vor 
Allem  Meister  zu  werden ;  die  Kanonen  derselben  cnlbchrtcn  durch  den  Tod  oder 
die  Verwundung  aller  Artilleristen  und  IJandhmger  der  Bedienung,  und  es  gelang 
den  rastlobcn  Versuchen  tlcr  Franzosen,  in  den  Üraben  zu  dringen,  8  Stunnleitern 
anzulegen  und  die  Brustwehr  zu  ersteigen.  Aber  auch  hier  w^urdcn  sie  blutig 
abgewiesen.  Obw^ohl  die  Behauptung  der  Yerschanzungcn  mit  einer  so  geringen 
Anzahl  Mannscliaft  dem  achtmal  überlegenen  Feinde  kaum  möglich  schien,  so 
blieb  Svvinburnc  doch  dem  Entschlüsse  treu,  seine  Stellung  unerschütterlich 
festzuhalten,  und  dieser  Entschlossenheit  allein  war  es  zu  danken,  dass  gegen 
8  Uhr  Abends  der  Sturm  auf  allen  Puncten  abgeschlagen  werden  konnte.  Der 
Feind  hatte  an  diesen*  Tage  8(J0  Mann  verloren^  w^ährend  Swinburne  an  Todten 
und  Verwundeten  nur  lüü  Mann  cinbüsste.  Um  10  Uhr  Nachts  erhielt  Swin- 
burne die  Nachricht,  dass  der  Pass  Luitasch  genommen  sei.  Das  war  eine  böse 
Post  und  musste  ihn  auf  den  Ilückzugilenkcn  lassen  ;  er  dirigirte  sogleich  2Kanonen 
mit  einer  Compagnie  Bedeckung  nach  Seefeld ,  um  diesen  äusserst  wichtigen  Puncto  fl 
wo  die  Wege  von  der  Luitasch  und  Scharnitz  nach  Innsbruck  sich  vereinigen,  211 
besetzen.  Die  Franzosen  waren  Ihm  aber  schon  vorgekommen.  Eine  fernere 
Behauptung  des  Platzes  Scharnitz  kg  jetzt  ausser  den  Grenzen  der  Möglichkeit; 
Swinburne  wollte  sich  also  gegen  Innsbruck  durchschlagen  und  den  Feind  von 
dieser  Stadt  so  lange  abzuhalten  suchen ,  bis  die  Ararialvorratbe  in  Sicherheit 
gebracht  würden.  Eine  halbe  Stunde  vor  Tagesanbruch  am  5.  November  setzte  er 
sich  nn*t  dem  Bataillone  in  Marsch;  die  2O0  Mann  starken  Vorposten  des  Feindes 
wurden  zerstreut  und  aufgehoben,  3  Ofticiere  und  50  Mann  gefangen  und  über  die 
Gebirge  nach  Innsbruck  geführt.  Vor  Seefeld  stiess  Swinburne  auf  die  Division 
des  Generals  Loison,  die  schon  alarmirt  war;  S'winburno  flösste  seinen  Truppen 
Muth  ein  und  drang  an  ihrer  Spitze  bis  an  das  Posthaus  von  Seefeld  vor,  wo 
er  endlich  nach  einem  sehr  bedeutenden  Verluste,  ganz  umringt,  einer  weit  m 
überlegenen  Macht  mit  den  Waficn  in  der  Hand  sich  ergeben  musste.  Indessen  ■ 
war  doch  ein  grosser  Zweck  erreicht;  die  Franzosen  konnten  erst  am  Abend  nach 


799 

IiDsWiek  gelangen!  —  su  spät,  um  sich  der  Depots  von  der  Armee  in  Deutschland 
a bcmlchtigeo.  Marschall  Ncy,  gerührt  von  dem  Heroismus  des  Oberst- Lieute- 
ssofii  Swjnburne,  liess  ihm  noch  auf  dem  ScldEchtfelüo  den  abgenommenen 
Degen  mit  den  schmeichelhaftesten  Ausdrücken  zurückstellen  und  crtlieilte  ihm 
iie  den  gefangenen  üfficieren  die  Erlaubnisse  das  Seitengewehr  in  der  Gefan- 
zu  tragen.  Die  Fahne  des  Bataillons  wurde  glücklich  gerettet,  nach 
ick  gebraclit  und  dort  zur  Aufbewahrung  übergeben,  wo  Swinburue  sie 
ba  teixier  Rückkehr  aus  der  Gefangenschaft  wieder  in  Empfang  nahm. 

Nicht  nur,  dass  dem  tapferen  Officier  für  die  selbst  dem  Feinde  Bewunderang 
Ada  Vertiieidigung  das  Ritterkreuz  verliehen  wurde,  Swinburne  ward 
lU  1806  zum  Obersten  und  Commandanton  des  Regiments,  und  nach  der 
kl  ron  Aspern  zum  General-Major  befördert. 

Nmclidem  er  55  Jahre  dem  Monarchen  mit  FJfer  und  zur  Zufriedenheit ,  in 
en  Zeit  als  StaJt-Commandant  in  Mailand  Dienste  geleistet  hatte,  wurde 
Anauehcn,  in  den  Ruhestand  treten  zu  dürfen,  unter  den  schmeichclUaf- 
Aiisdrücken  im  April   1837  bewilligt  und  gleichzeitig  der  Charakter  eines 
FtUmarsehall-Lieutenants  verliehen* 

Swinburne  starb  zu  Innsbruck  am  20.  Jäimer  1H49. 


BfiSllf,  Karl  Freihorrn  von,  Rittmeister,  ungarischer  Edelmann,  zu  Szektsö 
iBaraoyer  Comitate  geboren,  wo  er  auch  am  12.  April  1819  im  46.  Lebensjahre 
tuitarbi  begann  die  militiirisehe  Laufbahn  während  des  Tüi'kenkrieges  als  Cadet 
U  Jacquemin-Kürassieren  und  zeichnete  sich  vor  Belgrad  als  Standartführer  aus. 
Soaegiitc  Verwendung  in  diesem  Kriege  veranlasste  den  Prinzen  Wal  deck,  ihn 
hwtm  Dngooer-Regiment  als  Untcrlieutcnant  zu  neinnen. 

Nachdem  1i6»&n  vier  Jahre  bei  der  ungarischen  Garde  gedient,  trat  er  im  Mai 
nMiodaaS.nojiaren-Regiment,  wurde  in  der  Schlacht  bei  Ilohonlinden  verviTin- 
^  tifid  tm  UMtz  1801  zum  Rittmeister  befördert.  Naeli  der  Schlacht  bei  Caldie  r  o 
^plllk  der  EraiberEog  K  ar  1  den  Rückzug  in  die  Er  blander.  Das  IIu^aren-Regiment 
Gnkemig  Ferdinand  stand  in  der  Arrieregarde  unter  dem  General -Major 
Frimom*  Am  4-  November  1805  rückte  der  Feind  gegen  San  Pietio  Ingiu  mit 
tVii  )Iaiiii  Infanterie  recht«,  und  in  gleicher  Stärke  links  vor,  um  den  Ort  zu  flan- 
iifto  und  der  Arrieregarde*  welche  San  Pietro  noch  zu  pas^siren  hatte,  den  Rückzug 
19 cncliwereii.  AUBesiln  das  Vorrücken  der  Franzosen  in  der  linken  Flanke 
Wmerfcte,  spreilgie  er  mit  seiner  sehr  schwachen  Schwadron  denselben  entgegen 
«id  itlai}uirte  «ie*  Den  durch  seine  persönliche  Bravour  zu  gleichem  Muthe  ent- 
Jagimten  Huaareo  gelang  es  nicht  nur,  die  Gegner  mit  einem  beträchtlichen 
^crlaif#  SU  werfen^  sondern  bei  dieser  Gelegenheit  auch  drei  bereite»  gefangene 
<wiyi^iiien  Greoser  2u  retten,  welche  auf  die  Aufforderung  und  Aneiierung  des 
BttAC^Ian  Bis  in  die- weggeworfenen  Waffen  wieder  ergriffen^  sich  formirten 


und  ziini  Widerstaude  rüsteten-  Während  Bcsjtii  dem  abermaligen  Vordringen  des 
Feindes  in  der  Unken  Flanke  den  kräftigsten  AViderstand  leistete,  gei^ann  der  Geg-  j 
ner  die  rechte  Flanke  des  Ortes,  und  bemeisterte  sich  der  Gärten  von  San  PietraB 
Inglu.  B^san  zog  sich  zurück;  als  er  aber  auf  der  Strasse  anlangte,  sah  er  das 
bereits  gerettete  lialbeBat^iillon  Grcjxzcr  und  auch  den  blessirtcn  Obersten  Freiherrn 
Peter  von  Vecscy  erneuert  der  Gefahr  ausgesetzt,  kriegsgefangen  zu  werden. 
Sofort  ritt  er  schnell  zu  einer  m  der  Nähe  aufgestellten  OompagniC;  sprang  vom 
Pferde  und  eiferte  sie  an  ihm  zu  folgen.  Zu  Fuas  an  der  Spitze  führte  B^sdn  nun 
diese  Compagnie  herzhaft  dem  Feinde  entgegen ,  und  hielt  ihn  mit  grosser  Stand- 
haftigkeit  im  weiteren  Vorrücken  auf.  Als  er  hierauf  wahrnahm,  dass  seine  durch 
zwei  Attaquen  fatiguirte  und  zerstreute  Schwadron  keinen  weiteren  Widerstand 
zu  leisten  vermochte,  ermunterte  er  die  Infanterie,  diesen  Platz  zu  behaupten,  sas^^ 
zu  Pferde,  sammelte  seine  Husaren  und  attaquirte  mit  ihnen  die  viermal  über- 
legene, ungestüm  gegen  San  Pietro  Ingiu  vorrückende  feindliche  Cavallerie  mit  so 
grosser  Entschlossenheit  und  Bravour,  dass  sie  sich  in  grusster  Unordnung  zurück- 
zuziehen gezwungen  sah^  wobei  11  Mann  gefangen  wurden.  Durch  dieses  heldcn- 
müthige  Benehmen  Besiin*s,  welcher  sich  in  allen  während  des  Rückzuges  von 
der  Etsch  bis  hinter  den  Tagliamento  stattgehabten  Arriircgarde-Gefechten  durch 
tapferes  und  kluges  Benehmen  hcrvorthatj  wurde  nicht  nur  der  schwer  verspun- 
dete Oberst  Baron  Vccsey,  dann  ein  halbes  Bataillon  Grenzer  von  der  unvermeid- 
lichen Gefangenschaft  gerettet,  sondern  der  Feind  auch  von  der  weiteren  Ver- 
folgung unserer  Nachhut  an  diesem  Tage  abzustehen  bemüssiget.  Die  eben  so 
kluge  als  vorsichtige  Ausführung  dieser  höchst  gefährlichen  Unternehmung  kostete 
Bdsiin  nicht  mehr  als  sieben  leicht  blessirte  Husaren. —  Das  Ordenscapitel  hatte 
dem  tapfern  Rittmeister ,  welcher  im  October  1806  mit  Charakter  quittirtCj  das 
Ritterkreuz  zuerkannt,  worauf  er  im  Jahre  1813  in  den  üsterreichischea 
Freiherrnstand  erhoben  Ai^rdc.  H 

MONTLUISANT,  Johann  Freiherr  von,  Hauptmann,  Niederländer,  war  zu 
Boucofgne  geboren,  trat  bei  Ausbruch  der  franzüsischcn  Kriege  als  Gemeiner  in 
die  Armee,  zeichnete  sich  in  den  FeJdzügen  bis  zum  Luneviller  Frieden  in  mehre- 
ren Actloncn  aus,  und  wurde  Im  Februar  1800  nach  achtjähriger  Dienstzeit  Fähn- 
rich bei  Württemberg-,  dann  Lieutenant  bei  de  Ligne-Infanterie,  Wenn  ihm  bei 
persönlicher  Bravour  die  Kriegsepoche  in  der  Beförderung  wenig  begünstigte,  so 
schien  der  eingetretene  Friede  das  Versäumniss  nachholen  zu  wollen;  denn  Mont- 
luisant  wurde  schon  im  September  1804  Obcrlieutenant  und  zu  Deutschmeister*« 
Infanterie  eingctheilt.  Die  Kameraden  des  Regiments  de  Ligne  gaben  ihm  bei 
seinem  Ausscheiden  einen  schönen  Beweis  der  Liebe  dadurch,  dass  sie  in  einer 
Urkunde  bestätigten,  wie  Montluisant  den  ganzen  Kiieg  tapfer  und  muthig  mit- 
gemacht, sich  ihre  Hochachtung  erworben  habe,  und  sie  ihn  sehr  ungern  verlierenJ 


801 


Dmsb  diese  Anerkennitii}^  auf  Überzeugung  beruhen  musstc,  bewies  der  Feld- 
01^1805,  in  welchem  Montluisant  Gelcgcolieit  erhielt  bei  Mariazel  1  sieh  so 
ilkiiilieh  hervor«uthuriy  dass  seine That  mit  dem  Ritte  rk  reuze  belohnt  wurde.  Am 
Norcmbcr  drängten  die  Franzosen  gegen  Marlazell  mit  Gewalt  vor.  Es  galt  vor 
ihrein  weiteren  Vorrücken  so  lange  Widerstand  zu  leisten,  bis  die  namliaften 
Anmigüter  aus  Mariazell  in  Sicherheit  gebracht  werden  konnten.  Da  entschloss 
mA  Montluisant  das  Wagestück  zu  unternehmen.  Er  trat  vor  die  Front  des 
U  und  forderte  Freiwillige  aul^  welche  sich  mit  ihm  dem  Feinde  entgcgcn- 
woMicn.  Im  Augenblicke  waren  ihrer  eine  grosse  Anzahl  versammelt,  so 
lfontluisant*s  Entschluss  ohne  Zögern  zur  That  ^verden  konnte. 
Der  tapfere  Officier  eilte,  ohne  sieh  um  des  Gegncrss  Stärke  weiter  zukiimmern, 
i^  ÄUserwählten  Schaar  den  Franzosen  entgegen,  und  nahm  auf  der  Strasse 
•o  ▼ortheilhafte  Stellung^  dass  er  nicht  nur  dem  zehnfach  überlegenen  Feinde 
Trels  bieten,  sondern  diese  auch  den  ganzen  Tag  mit  seltener  Bravour  behaupten 


Die  Schätze  des  Klosters,  eine  kaiserL  Gasse  und  die  im  Gefechte  bei  Neubaas 
gCffüeten  Kanonen  konnten,  begünstigt  durch  diesen  heroischen  Widerstand^  in 
SieKeHieit  gebracht  werden.  Erst  als  die  Nacht  einbrach,  als  der  unerschrockene 
CMfew  durch  einen  Schuss  im  Fusse  und  durch  sieben  Bajonetsticbe  entkräftet 
nrErde  fiel  und  in  Feindeshand  gerieth,  war  es  den  Franzosen  möglieh,  ihr  Vor- 
bhen«  narh  Mariazell  zu  dringen,  zu  erreichen;  sie  fanden  aber  das  nicht  mehr 
WH  «e  gehoffl  hatten. 

Auch  im  jAhre  1809,  da  51  o  n  1 1  u  t  s  a  n  t  Hauptmann  im  4.  Jäger-Bataillon  war, 

fbtvilirta  er  aich  als  entschlossener  Soldat.  Mit  seiner  Compagnie,  einer  halben 

Anton  Mitrovsky,  einer  halben  Compagnie  des  m  äh  r  i  s  c  h  e  n  F  rc  i- 

tind  einigen  Freiwilligen  von  Vineent-Chcvauxlegers  zu  Fuss,  i^türmte 

«&  von  Bayern  vortheidigte   Schanze  bei  Mauthausen^   und  erbeutete,   mit 

I  OAeier  tind  30  Mann,  welche  als  Gefangene  in  seine  Hand  fielen,  eine  Haubitze, 

Kuclidem  Montluisant  im  Jahre  1812  statutenmilsstg  in  den  Freiherrnstand 

ctlN^leii  wardcis,  starb  er  zu  Weidenau  am  9,  August  1816  im  48.  Lebensjalue. 

KAKOlfYI  de  Csepet  Eadem,  Franz  Freiherr,  Oberst- Lieutenant,  zu 
ChfikMi  im  Preseburger  Comitate  am  3.  Docembcr  1762  geboren,  besehloss  sein 
Wen  so  Preaabufo' am  17.  März  1821),  An  Wunden  und  Ehren  reich,  hatte 
KikenTi  im  19.  Jahre  bei  BarcoJIusaren  als  Cadet  seine  Laufhahn  begonnen; 
irwvrde  im  October  1786  Lieutenant  bei  Kaiser-Husaren, 

Scbon  im  Türkenkriege  hatte  er  in  einem  sehr  kritischen  Momente  am  9:  Juli 
I1W  23  kupferne  Pontons,  die  der  Feind  bereits  in  Händen  hatte,  wieder  gerettet 
ttdiMlill  der  Schlacht  bei  Martinei^tie  mit  Bravour  geschlagen.  Bald  darnach 
i^Knkonvi  in  Verfolgung  des  Feindes  bei  Wiesbaden  erneuert 


aus  und  wurde  Im  Juni  1798  m  das  neu  errichtete  5.  riusaren-Kegimcnt  als  Ritt- 
meister cingcthcllt. 

Im  Feldzuge  1799  bei  der  Armee  in  Italien  thatlg,  nahm  Kakonyi  an  allen 
grösseren  Untornehmungen  Theil,  nanieotlicli  als  Fcldmarschall-LIoutenant  Prinz 
IT 0 he n 20 Hern  an  der  Bormida  bei  A Icssandria  im  November  sich  festge- 
setzt hatte-  Das  liegimcnt  bezog  die  A^orposten  von  der  Scrivla  bis  an  die  Orba, 
Major  St  ein  gm  her  erhielt  hier  am  6*  Dccember  den  Auftrag,  mit  der  Oberst- 
Lieutenants  ersten  Schwadron,  dem  Mu  nkd es y  'sehen  leichten  Bataillon  und  einer 
Kanone  Nachmittags  vorzurücken  und  den  Feind  von  Paslurana  zu  vertreiben- 
Kr  schickte  den  Rittmeister  Kak  onyi  mit  einem  Flügel  Husaren  und  80  Mann 
Infanterie  in  das  Tlial  der  Lemma,  nm  die  Anhöhen  von  Franea  Vilhi  zu  gewin- 
nen und  von  da  weiter  bis  Pasturana  vorÄudrIngen.  Major  Steingrub  er  sprengte 
mit  seiner  von  OberUeutenant  Ve  1 1  e  r  geführten  Avantgarde  die  feindliehe  Vorposten- 
kettc  und  nahm  Pasturana,  wiilxrend  Kakonyi  die  Franzosen  allenthalben  ver- 
drängte und  die  Unke  Flanke  gewann.  Das  mit  LTmsicht  geleitete  und  entschlossen 
vollzogene  Manoeuvre  gelang  vollkommen,  und  der  Feind  niusste  sich  über  Novi 
nach  Fossarolo  zui'ückziehen. 

Auf  dem  Rückzuge  unserer  Armee  nach  der  Schlacht  von  Caldiero  im  Jahre 
1805  war  das  Regiment  bei  der  Nachhut  eingetheilt.  Als  sich  das  Heer  am 
11.  November  hinter  (Jodroipo  aufstellte,  versah  Kakon  yi  mit  einer  Division 
die  Vorposten.  Tages  darauf  hreitetc  sich  der  Feind  auf  dem  rechten  Flügel  hei 
der  über  den  Tagliamento  geschlagenen  hölzernen  Brücke  über  San  Vito  gegen 
Spilbergo  der  Art  aus^  dass  er  unsere  bereits  im  Gefechte  engagirten  Truppen 
zu  überflügeln  Miene  machte.  Kakonyi,  dessen  Divisionen  die  Ortschaften  Bei* 
grado,  Stracisj  BugnSs  und  Pieve  nUclist  dem  Tagliamento  besetzt  hielteUj  Hess  diese 
Stellungen  durch  kleine  PIquets  markiren  und  rückte  mit  dem  Reste  gegen  San  Vito 
vor,  um  die  vordringenden  feindlichen  Abtheilungen  einzeln  anzugreifen  und  zu 
schlagen.  Der  Erfolg  war  ein  sehr  günstiger.  Der  Feind  wurde  von  San  Vito  auf 
seine  Haupttruppe  geworfen  und  unterliess  die  beabsichtigte  Uberflügelung. 

Am  13.  setzte  sich  die  Armee überPalmaniiovaundGonarso  gegen  Cormo  ns 
in  Bewegung;  Kakonyi  blieb  in  Gonarso.  Plötzlich  sieht  sich  der  auf  dem 
äussersten  Posten  stehende  Corporal  Borhy  von  dem  Vortrabe  einer  800  Mann 
starken  feindlichen  Reitertruppe  angegriffen.  Muthighält  der  Brave  sich  so  lange,  bis 
Kakonyi  seine  noch  65  Mann  zählende  Schwadron  sammelt  und  durch  eine  kräf- 
tige Anrede  zum  Kampfe  auf  Leben  und  Tod  befeuert.  In  vier  gleichen  Zügen  stellt 
Kako  ny  i  seine  Leute  auf  der  Strasse  schachbrettförmig  auf,  der  unter  dem  franzö- 
sischen General  Merlin  vorrückenden  Cavalleriemassekühn  die  Stlrne  bietend*  Mit 
seltener  Bravour  attaquiren  jetzt  diese  kleinen  Ahtheilungon  den  fünf  zehnfach 
überlegenen  Gegner,  und  so  oft  eine  weichen  rauss,  erneuert  die  hinter  ihr 
zunächst  stehende  den  Angriff.  Ellfmal  wird  auf  diese  Weise  der  Feind  ange- 


803 


yieOt  bii*  es  dorn  Rittmeister  Püspöky  gelingt^  mit  seinem  Flügel  in  die  feincl- 
licie  Masse  CiDxudi*ingcn*  Die  Vordersten  werden  von  Jen  Husaren  lierabgeliaiien, 
die  Kt^folgeoden  wollen  umkehren,  was  ihnen  jedoch  wegen  des  NacLdi-angcs 
d«r  HintersteOt  welche  Merlin  selbst  vorzutreiben  sucht^  nicht  gelingt  Da 
kmatstem  sieh  Schrecken  und  Verwiriiing  des  tibcn-aschten  Feindes.  Die  braven 
Banrao  benützen  dies,  ihre  guten  Säbel  mit  mHchtfgcm  Erfolge  gebrauchend. 
Dm  oiMlen  Franzosen  springen  vom  Pferde  und  suchen  sieh  in  den  längs  der 
laufenden  Grüben  zu  retten.  In  wenigen  Augenblicken  ist  der  Boden 
MigUe  weit  mit  Todtcn  und  Verwundeten  bedeckt;  9  Offieiere,  53  Mann 
nd  300  Pferde  fallen  als  Gefangene  in  die  Hiinde  der  Sieger,  die  am  14,  mit 
Lorbem  reich  geschoiiickt,  bei  Romans  zum  Ilegimentc  stosscn.  Rittmeister 
Kikonyt;  der  Ifeld  des  Tages,  erhielt  tlir  diese  heroische  That  das  Ritterkreuz* 
Em  WAchtnicister  und  1  Gemeiner  die  goldene,  5  Soldaten  die  silberne  Tapfer- 
bili-'Uedaille,  Cadet  Szabo  ward  zum  Officier  befördert.  Alle  hatten  mit  der 
grtalen  Aufopferung  gefochten.  Kein  Verwundeter,  wenn  ihm  auch  die  Grösse 
<kr  erhaltenen  Blessur  kampfynlaliig  machte,  war  aus  den  Reiben  seiner  feebten- 
dn  Bruder  gewichen.  Selbst  der  feindliche  Heerführer  Masse  na  liess  dieser 
tipfargfl  Thal  die  schönste  Anerkennung  widerfahren,  indem  er  den  nächsten 
Ta^r  fimch  diesem  Ereignisse  einen  Brief  an  den  Regiments -Commandanten  Oberst 
Btrtto  Ssorenyl  schrieb,  worin  er  für  die  gute  Behandlung  seiner  gefangenen 
wmä  UcMrten  OfBciore,  die  auf  ihr  Khreowort  entlassen  worden,  den  verbind- 
MMieit  Dank  ausdrückte  und  die  Versicherung  gab,  dass  er  durch  einen  Armee- 
httM  im  örterreichisehe  5,  Husaren -Regiment  als  ein  Muster  der  Tapferkeit, 
KaikBasuebt  und  aller  Kriegertugenden  seinen  Troppen  zur  Nachahmung  empfoh- 


KakoQ  jTi  avancirte  im  Februar  1808  zum  Major  im  Regimentej  und  bewies 
OB  FtUamge  1809  aufs  Neue  seine  beispiellose  Tapferkeit.  In  der  Schlacht  bei 
Sacile  (16.  April)  kämpfte  er  mit  der  ihm  eigenen  Bravour  und  setzte  sich  den 
G^lalirta  lO  telir  aüs,  daas  er  mit  vielen  Wunden  bedeckt  in  Gefangenschaft  gerietb. 
\  1«  Jänner  1813  verliess  K  akon  yi  als  Oberst-Lieutenant  die  activen  Dienste; 
t  dam  Taterlande  32  Jahre  mit  Ruhm  gedient  und  war  kurze  Zeit  vor  seinem 
Tode  im  Jahre  1626  in  den  Freiherrnstand  erhoben  worden. 


Uf,  LudwigVictor,  Meriadek,  Fürst  von,  Prinz  von  Guemen<?e, 
I  B  0 1]  i  I  lo  n  und  Montbazan,  Chef  des  Hauses  R  o  h  a  n ,  Fe  Id  marsch  all - 
Inhaber  des  21.  Infanterie-Regiments,  geboren  zu  Versailles  am  20.  Juli 
ITMy  ababUrtig dem  Prinzen  Karl  Rohan&n  kriegerischen  Tugenden,  und  ihn 
fHÜti^t  ao  Tapferkeit  übertreffend.  Ehe  dieser  unternehmende  Fürst  im  October 
UM  ab  Obenl  bei  dem  leichten  Bataillon  seines  Bruders  Karl  In  kaiserliche 
getretim  war.  hatte  er  schon  in  der  französischen  Marine  durch  13  Jahre^ 

öl* 


804 


dann  unter  der  g^rossbritannisehcn  Fciline  so  viele  Kenntnisse  und  Erfahrungen  sich 
gebammelt,  dass  Ihm  als  vollcndetcni  Kiicgcr  die  .schwierigsten  Unternchnningen 
in  Italien  übertragen  wunleUj  die  er  grüsj^tenthcils  zur  vollen  Anerkennung  seiner 
Vorgesetzten  durchführte  und  schon  im  Jänner  1801  zum  General-Major  befordert 
wurde. 

Das  Jahr  1805  nahm  seine  Thätigkeit  bei  der  Armee  des  Erzherzogs  J  oh  an  n 
in  Anspruch.  Nicht  lange  nach  Eröffnung  des  Feldzuges  sah  er  sich  mit  einem 
kleinen  Corps  von  etwas  über  4000  Mann  von  der  Armee  in  Tirol  abgeschnitten. 
Die  Wahl  stand  zwischen  Gefangenschaft  und  dem  kühnen  Versuche  sich  durchzu- 
schlagen. Er  beschloss  als  tapferer  Soldat  das  LetzterCj  und  zwar  von  Nau  dcrs  im 
Vintschgau  durch  Val  Sugana  nach  Venedig  mitten  durch  die  feindlichen 
Abthcilungenj  und  gleichzeitig  eine  Diversion  im  Rucken  der  Franzosen  sowohl  in 
Tirol  als  in  Italien  zu  unternehmen» 

Am  17.  November  1805  war  seine  Abtheilung  in  Meran  versammelt.  Hier 
wurde  er  durch  eine  feindliche  Aufforderung  überzeugt,  dass  die  Franzosen  bereits 
in  Botzcn  eingerückt  seien.  Der  Prinz  begehrte  in  der  Antwort  auf  die  schrift- 
liche Aufforderung  zur  Capitulotion  :  «Mit  AVaffen  und  Gepäcke  zu  dem  Aimee- 
Corps  des  Erzherzogs  Johann  abziehen  zu  dürfen.*^  Er  entwarf  aber  zugleich,  iikfl 
der  Voraussetzung  der  Verweigerung,  die  Disposition  zum  Angriffe  des  bei  Botzen 
stehenden  FeiodcSj  und  traf  die  Veranstaltung,  dass  am  18.  mit  Tagesanbruch  sich 
seine  Schaar  zu  beiden  Seiten  der  Etsch  in  Marsch  setzen  sollte.  Nachmittags  um 
2  Uhr  stiess  bereits  die  schwache  Avantgarde  unter  dem  Obersten  Biking  yoaH 
Kronprinz-Kürassieren  auf  den  Feind ,  und  drückte  dcnselbenj  ohne  bedeutenden 
Widerstand  zu  finden,  hinter  die  Telfcrncr  Brücke  zurück.  Der  Feind  behauptete 
jedoch  mit  Standhaftigkcit  die  zur  Brücke  führenden  Wege.  Der  Prinz  vereinigte 
die  auf  beiden  Ufern  der  Etsch  vorgedrungenen  Colonncn  bei  GrieSj  und  drang  an 
der  Spitze  eines  Bataillons  Duka  gegen  den  Feind,  Durch  einen  gelungenen 
Angriff  einer  Schwadron  Ilohcnz^dlern-Chovauxlegers  aufgemuntert,  trieb  das 
Bataillon  die  Franzosen  von  der  Brücke,  und  verfolgte  sie  nachdrücklich  über 
Botzen.  Bei  Rentseh  stellten  sie  sich  wieder,  auf  2000  Mann  verstärkt  den  fol- 
genden Österreichern  entgegen,  und  unterhielten  ein  lebhaftes  Feuer.  Nun  rückte 
aber  das  Grenadier-Bataillon  B  eauHeu,  von  einer  Batterie  unterstützt,  auf  der 
Ilnuptijtrasse  vor,  wahrend  2  Bataillone  Duka  durch  die  Weingärten  die  beiden 
Flanken  des  Feindes  anfielen.  In  wenigen  Augenblicken  w^ar  die  Stellung  des 
Feindes  genommen,  der  über  Deutschen  bis  Kollmann  floh.  Prinz  Rohan^s  Ahthci- 
lung  zählte  30  Todte  und  100  Verwundete,  der  feindliche  Verlust  betrug  90  Mann 
an  Todtcn,  300  Verwundeten,  worunter  1  Oberst  und  der  Platz  *  Commandant 
von  Botzen.  Mehrere  Gefangene,  unter  diesen  4  Offieicre,  wurden  eingebracht. 
Dem  gefassten  Entschlüsse  gemäss,  kehrte  der  Prinz  noch  an  diesem  Abend  um, 
und   marschirte  bis   Auer,  während  eine  schwache  Cavallerie  -  Abtheilung  den 


805 


Feind  beobachtete.  Am  20.  November  Abends  ^var  seine  ganze  Abtbel- 

lim  ^    Trient   aufgestellt,    uod   den   folgenden  Tag   ging   der   Marsch    nach 

Bmf^  dl  Val  SuganOj  am  22,  nadi  Piimolano.  So  den  Verfolgungen  Ney's  gliiek- 

Beb  entjftngen,  erfuhr  er  tu  Primolano,  dass  in  Bassano  nur  eine  sehr  sch^vache 

sei.  Roh  an  beschloss  diese  Stadt  zu  überfallen^  ehe  sein  Vorhaben  ver- 

ittod  die  Garnison  durch  Truppen  vom  Blockade-Corps  von  Venedig  verstärkt 

vtrdm  könnte.   Eine  Schwadi'on  Ilohenzollern  und  eine  zweite  von  Kronprinz- 

FfTdiaand-Kürassieren  sollten  Bassano  überrumpeln^  ohne  die  Ankunft  der  ihnen 

Mgmdeo  Infanterie  abzuwarten.  Der  Erfolg  entsprach  der  Ei-wartung ;  die  ersten 

famdlichen  Posten  wurden  niedergehauen^  die  Reiter  drangen  in  die  Stadt^  und  die 

f,  eineConipagnieCorsen  und2  0fficiere,  wurde  nach  einigem  Widerstände 

Am  folgenden  Tage  (23-  November)  besetzte  der  Prinz  Gas  t  elf  ran  eo, 

«•  er   beträchtliche  Pulvermagazine   des  Feindes    vernichten   lieas.    Von    hier 

gcdidite  er  »ich  durch  das  feindliche  Blockade- Corps  vor  Venedig  durchzuschla- 

|«ili]ld  dann,  unterstützt  duixh  einen  gleichzeitigen  Ausfall  der  österreichischen 

p,  seine  Vereinigung  mit  derselben  auszufühien.  Dieser  muthvoile  Ent- 

sefacjterte  aber  an   der  Übermacht   der  Gegner  und  an  der  physischen 

Kiaft  der  kleinen  Abtheilung  Rohan^s,  die  vierzehn  Tage  bereits  ohne  Rasttag 

ttmcliirt  war,  ganz  Tirol  durchzogen  hatte,  und  sich  dreimal  den  Weg  mit  den 

in  der  Hand  bahnen  musste.  Nur  die  Hoffnung,  bald  am  Ziele  zu  sein, 

( ilire  Kräfte  aufrecht  erhalten.  Doch  diese  schöne  Hoffnung  sollte  vernichtet 

Der  franatösische  Obergcneral  Massen a,  dessen  Rücken  der  Prinz  so  oft 

tiBBni tilgt  hatte,  beauftragte  den  General  Gouvion  St.  Üyr  diese  Heldenschaar 

aUea  Uniständen  unschädlich   zu  machen ,   und  überwies  ihm,   nebst  dem 

»-Corps  von  Venedig  noch  anderweitige Truppen-Abtheilungen.  St,  Cyr 

^mA  »lieh  8<>fort  in  Verfassung  gesetzt,  um  diesen  Befehl  zur  Ausführung  zu 

bfiogM-  Walireod  er  zur  Beobachtung  Venedigs  eine  Division  und  eine  Brigade 

venr«fidet%  Hlekte  er  mit  einer  Brigade  nach  Campo  San  Pietroj  und  General 

igaior  mit  4000  Franzosen  nach  Noale  vor.   Mit  anbrechendem  Morgen  des 

minie  der  Prinz   bei  Castelfranco  angegriffen.  Rcgnier's  Avantgarde  stJess 

;  bei  Piooibjno  auf  die  im  Marsche  begriffene  Abtheilung  der  Üsterrcieher,  wo 

mek  aogleieli  ein  sehr  lebhaftes  Gefecht  entspann.  Mehrere  vom  Prinzen  mit  Unge- 

raUfUhrle  Angriffe  hemmten  zwar  das  Vordringen  des  Feindes,  konnten 

laasfeo  Linie  nicht  durchbrechen.  Einige  Stunden  währte  das  Gefecht  uncnt- 

fort.  Der  beiderseitige  Verlust  an  Todten  und  Verwundeten,  unter  welch' 

aucli  der  Prinz  Roh  an  sich  befand,  war  bedeutend.  Schon  war  unter- 

ee  St.  Cyr  Tun  Campo  San  Pietro  gegen  Castelfranco  so  weit  vorgedrungen, 

»G^&ttnJ  Rohan  in  grösster  Gefahr  stand  abgeschnitten  zu  werden.  Er  ordnete 

ROdkZUg  mit   dem  Entschlüsse  an,  sich  in  das  Gebirge  zu  w^erfen, 

1  das  gleichzeitige  Eintreffen  St.  Cyr's  zu  Castelfranco  gedrängt^  musste 


er  hier  mit  seiner  ganz  entkräftoteii  Abtheiluog,  welche  3780  Mann  und  494  Pferde 
zälilte,  endiicli  die  Waffen  strecken.  Der  Prinz  hatte  in  der  kritiscLen  Lage  dieses 
gewagten  Durchschlagens  immer  an  der  Spitze  seiner  Truppen  gefochten  und  sie 
durch  persönliche  Bravour,  selbst  im  bittersten  UBgliicke,  zur  Ausdauer  anzueü^ero 
verstanden. 

Wenn  auch  die  Gefangenschaft  sein  Loos  war,  so  trug  der  hohe  und  kühne 
Entschluss  des  Untern elmiens  für  das  Ganze  relcldiche  Folgen.  Die  Armee  des 
Erzherzogs  Karl^  um  diese  Zeit  auf  dem  Rückzuge  begriffen j  fand  vor  dem  fran- 
zösischen Oberfeldherrn  Massena  Ruhej  sie  dankte  diese  dem  glücklichea 
Umstände j  dass  Massena,  wie  wir  gesehen,  einen  grossen  Theil  seiner  Streit- 
kräfte gegen  die  kleine  Ahtheilung  des  Prinzen  Roh  an  verwenden  musste.  Auch 
in  den  Augen  des  Feindes  fand  dieser  heldenmüthige ,  mit  dem  Ritterkreuze 
belohnte  Entschluss  verdiente  Anerkennung  und  wüj^de,  wrenn  er  vom  glücklichen 
Erfolge  gekrönt  worden  wäre,  eines  der  schönsten  Blätter  unserer  Kriegsgeschichte 
einnehmen* 

Im  Jahre  1808  erhielt  Prinz  Roh  an  das  21.  Infanterie-Regiment  und  com- 
mandirte  im  Feldzuge  1809  bei  dem  Resenre-Corps  12  Grenadier -Bataillone. 

Auch  in  diesem  Kriege  pflückte  sich  Rohauj  im  April  zum  Feldmarschall- 
Lieutenant  befördert,  neue  Lorbern. 

Dieser  ausgezeichnete  Ki-iegerwar  zu  Ende  des  Jahres  1810  aus  den  Reihen 
des  Heeres  getreten  und  lebte  noch  viele  Jahre  j  entfernt  von  jedem  ötlentlichen 
Wirken,  auf  seinen  Besitzungen  in  Böhmen.  Dort  ereilte  ihn  auch  der  Tod  zu 
Sichrow  am  10.  December  1846* 

Del  RlOj  JosephGia  m  a  1 1  a  s  i  o ,  Freiherr  von ,  Oberst-Lieutenant.  Zu  Wien 
im  Jahre  1 770  geboren,  im  Erziehungshause  ausgebildet,  trat  D  e  1  Ri  o  im  1 8.  Lebens- 
jahre als  Gemeiner  in  das  53,  Infanterie -Regiment  Johann  Jellachich,  und 
legte  sehon  im  Tiirkenknegc  Beweise  von  Muth  und  Entschlossenheit  an  den  Tag, 
so  dass  er  17S9  zum  Fähnrich  im  Frci-Corps  Wukassovich ,  nach  Jahresli-ist  zum 
Lieutenant  beiordert  und  in  das  frühere  Regiment  eingetheilt  wurde. 

Die  erste  glänzende  That  vollführte  Del  Rio  am  24,  Mai  1794  bei  Rouvroy 
im  Ilennegau,  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Kaunitz  beschloss  den  vor  unserer 
Armee  gelegenen,  vom  Feinde  besetzten  W^ald  Bechang  in  der  Flanke  gegen  unseren 
rechten  Flügel  zu  durch  FreiwilHge  beunruhigen  zu  lassen  j  während  er  in  der 
Fronte  durch  einige  Bataillone  den  Angiifl'  unternehmen  wollte,  Lieutenant  Del 
Rio  tiixg  sich  mit  130  Mann  des  3.  Bataillons  Jellachich  und  einigen  Mahony* 
Jägern  zu  ersterer  Unternehmung  an  j  und  obschon  ihn  der  Feind  durch  ein  gut 
gezieltes  Kartätschen-  und  Klcingewehrfeuer  abzuhalten  suchte,  so  gelang  es  doch 
seiner  Beredsamkeit  und  persönlichem  Beispiele  den  Muth  der  FreiwulUgen  so  rege 
zu  erhalten^  dass  sie  mit  gelalltem  ßajonete  den  Wald  stürmten,  2  Kanonen  und 


807 


3 Hnnitiooswägen  eroberten  und  den  Feind  aus  dem  Walde  vertrieben.  Del  Rio 
bite  ftul'  einer  Anhöhe  im  Freien  Posto»  Hier  gewahrte  er  die  feindlichen  Colonnen 
blinken  FlügeU  im  Rückzuge  und  wie  sich  die  aus  dem  Walde  vertriebene  Abthci- 
kB|f  in  dieselben  ansehloss.  üleichÄeitig  hörte  er  links  gegen  die  Mitte  des  Waldes 
IQ  Geplänkel,  dass  sich  immer  mehr  näherte  und  vermuthcn  licsj4,  der  Feind  werde 
iunh  die  Bataillone,  welche  in  der  Front  angegritfen,  gedrückt.  Die  Kcnntniss  von 
ilertiegend  und  die  Entschlossenheit  seiner  braven  Mannschaft  bestimmten  ihn  einen 
Omf  au/  die  au^  dem  Walde  sich  zurückziehenden  Franzosen  zu  unternehmen.  Er 
■rhlich  mit  seinem  Commando  durch  das  Getreide  gegen  die  rüekwäi^tige  Seite  des 
Wildes^  stellte  hie  und  da  im  Dickicht  der  Gegend,  wo  geplänkelt  wurde,  einzelne 
kWoe  Posten  auf,  besetzte  die  zwei  Ausgänge  des  Waldes  mit  je  30  Mann  und 
cnnitete  daa  Ende  des  Kampfes  mit  Geistesgegenwart,  Das  Geplänkel  liess  nach, 
dtt  Feindes  Haupttruppe  näherte  sich  einem  HohlwegCj  der  einen  der  beiden  Aus- 
IJfage  des  Waldes  bildete,  indessen  die  einzelnen  Posten  sich  in  Verfassung  setzten. 
D^l  Bio  konnte  des  Hohlweges  wegen  die  Stärke  seines  Gegners  nicht  abnehmen 
■ad  ic&lich  sich  mit  dem  Gemeinen  So  ttonicza  von  Jella&hich-Infanterie  so  nahe 
•bm^glieh  zum  Walde,  während  er  die  einzelnen  Posten  anwies^  In  Zwischenräumen 
Sdiiaie  ran  versdiiedenen  Seiten  aus  dem  Dickicht  fallen  zu  lassen.  Eine  feindliche 
Vedetle,  welche  Del  Itio  orreichtey  gab  Feuer  und  drang  mit  dem  Bajonete  auf  ihn 
M|  ward  aber  durch  Sattonicza  unscliädlich  gemacht  In  iliesem  Augenblicke 
laierkte  Del  Rio  den  feindlichen  Commandanten  Oberst  Fanesy  zu  Pferde  und 
firfiliaisti:  sich  zu  ergeben,  da  jeder  Rückzug  abgeschnitten  sei  Eine  Decharge  der 
Frafi^sün  erfolgte  aU  Antwort.  Del  Rio  eilte  zu  seiner  Mannschaft  und  liess  an 
noch  entfernteren  Orten  zugleich  einzelne  Schüsse  abfeuern ,  und  das 
*  nacli  und  nach  verstäi-ken,  um  den  Feind  irre  zu  führen  und  auf  die  Ver- 
^»u  bringen,  dass  er  Unters tüssung  erhalten  habe.  Als  der  Lieutenant  seinen 
mit  Drohungen  erneuerte  und  von  allen  Seiten  ein  lebhaftes  Feuer  wieder- 
lie,  Jireekte  der  aus  der  Fassung  gebrachte  Feind  das  Gewehr  im  Walde  und 
Dtl&io  lie«i  die  Gefangenen  ins  Freie  treten.  Sie  zahlten  den  erwähnten  Coni- 
äsodaaten  Oberst  Fanesy^  62  Offieiere  und  1746  Mann  mit  4  Kanonen.  Diese 
nambäfte  Zahl  würde  auch  ohne  Waffen  den  Beherztesten  in  Del  Kio's  Lage 
ia  iiiclii  geringe  Verlegenheit  um  die  Abführung  gebracht  haben.  Allein  sein  Muth 
Um  ketoeo  Moment,  trotzdem  er  sieh  in  der  Berechnung  der  Starke  des 
über  idlee  Wahrscheinliche  geirrt  hatte,  und  nun  pbjtzlich  die  langen  Züge 
fiM  Gofiuig'eoen  sich  bilden  sah.  Li  der  That  hing  es  nur  Ton  einem  unseligen 
Knf  eines  Einzigen  ah ,  um  alle  zur  Wiederergreifung  der  Waflen  zu 
ly  wairao  in  dem  Auge  jedes  Feindes  der  brennende  Wille  und  die  Enttäu- 
m  loien  war,  aU  sie  die  130  Bezwinger  erblickten.  Mit  derselben  Geistes- 
r»rt»  mit  der  Del  Rio  die  Untemchmung  begonnen ,  führte  er  nie  auch  zu 
£ade.  Soiue  Leyte  mtt  geäpanntem  Hahne  zweckdienlich  vertheilt^  der  Pcräon  dea 


808 


Cliefs  Losnnders  versicbertj  und  das  Gewa)^te  des  ganzen  Actes  mit  der  ernsten 
Drohung  von  Tod  uüd  Verderben  für  Jeden,  der  die  Miene  einer  Widersetzlichkeit 
zeigen  würde,  unterstützt,  brachte  er  sie  von  dem  Gefechtjdatze  glüeküch  zur  Armee 
und  übergab  sie  dem  General-Major  Johann  Fürsten  Liechten stein,  der  vor 
dem  Wähle  mit  dem  Clievanxlegers-Regijtiente  KJnsky  Stellung  genommen  hatte. 

Im  Jahre  1796  &;iden  wir  unseren  tapferen  Del  Rio  in  Tirol  und  im  Gefechte 
bei  Caliano  am  6.  November  eine  Gegenwart  des  Geistes  und  Beweise  von 
Bravour  an  den  Tag  legen,  welche  ihm  zur  besonderen  Ebre  gereichten.  Während 
dieses  blutigen  Gefechtes  befand  sieh  Del  Rio  auf  dem  rechten  Etschufer  in  der 
Brigade  Ocskay  und  konnte  all  die  staunenswerthen  Anstrengungen  wahrnehmen, 
die  unsere  Truppen  am  linken  Etsehufer  schon  zwei  blutige  Tage  huidureh  verge- 
bens gegen  die  feindliche  Position  in  Anwendung  brachten.  Del  Rio  bemerkte, 
dass  an  der  Stelle,  wo  ein  längs  der  Fronte  des  Feindes  dahinlaufender  kleiner 
Bach,  dessen  unersteiglicher  Raviu  der  Schlüssel  der  Position  war^  sich  in  die 
Etsch  mündete,  der  einzige  Punct  sei,  der  die  Möglichkeit  bot,  die  feindliche  Linie 
zu  durchbrechen  und  die  linke  Flanke  zu  überflügeln,  wodurch  der  hartnäckige 
Kampf  alsbald  zu  unserem  Vortheile  entschieden  werden  musste.  Durchdrungen 
von  dieser  Idee  begab  er  sich  mit  nicht  geringer  Gefahr  an  das  Ufer  gegenüber 
jenem  PmictCj  um  eine  genauere  Übersicht  zu  gewinnen.  Er  gewahrte,  dass  das 
Terrain  ein  Dreieck  sei,  dessen  vordere  Seite  der  Feind  besetzt  hatte,  während  die 
rechte  Nebenseite  das  Gebirge  und  die  linke  kürzere  die Etsch  bilde.  An  dieser  Stelle 
musste  nach  seiner  Überzeugung  die  Entwicklung  der  angreifenden  Truppe  sich  bis 
zu  dem  Puncto  ausdehnen,  wo  Etscli,  Gebii^ge  und  Strasse  im  Rücken  der  feindlichen 
Stellung  sieh  vereinigten.  Dadurch  musste  dem  Feinde  der  Rückzug  abgeschnitten 
werden  und  das  Gefecht  ein  glänzendes  Resultat  erreichen.  Es  war  ein  gefährlicher 
Moment;  die  Franzosen  hatten  bereits  alle  Vortheile  über  unsere  Truppen,  und  nur 
dieses  angezeigte  Mittel  konnte  retten.  Mit  brennender  Begierde  sich  Jemanden 
entdecken  zu  können,  lief  Del  Rio  am  Ufer  umher^  bis  er  endlich  den  Major 
Beul  witz  von  Keuhl-Infanterie  bemerkte,  dem  er  seinen  Plan  mittheilte  und  ihn 
zur  Ausführung  beschwor.  Beulwitz  sammelte  sogleich  ein  Batnilion,  erstieg  den 
Ravin,  so  wie  Del  Rio  es  angezeigt  hatte ^  deployirte  sieb  in  des  Feindes  linke 
Flanke  und  entschied  in  wenigen  Augenblicken  das  hartnäckige  blutige  Gefeclit. 

Nemi  Jahre  später  sehen  wir  Del  Rio  auf  demselben  Schauplatze  die  dritte 
herzhafte  That  vollführen,  welche  mit  dem  Ritterkreuze  belohnt  wurde.  Er 
befand  sieh — seit  September  1800  Hauptmann  und  bei  Duka-Infanterie  eingetbeilt 
^beider  Abtheilung  des  General-MajorsVictor  Prinz  Roh  an.  Als  dieser  General 
auf  seinem  Rückzuge  in  Meran  angekommen  war,  erkannte  Del  Rio  sofort  die  Aiiss- 
liche  Lage  der  Brigade^  aber  auch  die  Stellung  des  Feindes  bei  Botzen.  Die 
Gegend  war  ihm  aus  früheren  Jahren,  wo  er  in  einem  älinJichen  Falle  unter  Feld- 
marschall^Lieutenant  Freiherrn  von  London  gekämpft^  bekannt,  und  er  legte  dem 


809 


RtimD  am  18,  October  1805  einen  Plan  vor,  wc  des  Feindes  Stelluno^  umgangen, 
kKidien  ^nommen  und  die  Franzüsen  diircli  einen  unveniiiitbcten  ^Vngrjtf  aus 
Hutiit  wenng-leich  starken,  Vei-schanzungen  geworfen  werden  könnten,  Prinz  R  o  Ii  a  n 
fak  dieM^S^glichkelt  dieser  allerdings  gellihrlichen Unternehmung  ein,  und  bewilligte 
dem  Hauptmann  den  Handstreich  auszuführen.  Am  folgenden  Tage  machte  sich 
Dal  Bio  ans  Werk,  indem  er  seine  Colonne,  ein  Bataillon  Duka-InfVtnterie^  über 
&  beschwerlichsten  Schnee-  und  Felserigchirge  führte ,  dem  Feinde  ungestüm  in 
im  Kücken  fiel,  so  dass  derselbe  in  Verwiiiung  gerieth  und  der  vom  General - 
Mijör  Rohan  2ur  verabredeten  Zeit  unternommene  Angrift'  in  der  Art  begünstigt 
die  Franzosen  ihre  Position  verlassen  niussten,  Botzen  erobert  und  der 
liehe  Ausgang  grösstentheils  dem  Plane  Del  Rio's  und  seiner  entschlossenen 
hrting  zu  daaken  w^ar.  Mit  gleicher  Entscklossenhcit  und  Vorsicht  sammelte 
ein  d€r  Nacht  vom  22.  auf  den  23.  Novembery  in  Ermanglung  von  Infanterie, 
SuFreiwilligo  von  Kronprinz  Ferdinand-Kürassieren ^  die  er  absitzen  liess,  über- 
ideo  Feind  in  Bassano  plötzlich,  zwang  die  Garnison  (102  Mann  stark)  zu 
$ü  und  bemächtigte  sich  der  Magazine.  Bei  dem  Überfalle  auf  Gaste  1- 
frinco  in  der  Naclit  des  23.  Novembers  entdeckte  Dol  Rio  ausser  dem  Orte  ein 
fcMiitihliillii  II  Ilauptdeput  der  feindliehen  Armee,  welches  alle  Gattungen  Munition 
iiflcfcaelilosa;  er  fasste  sogleich  den  Entschluss  dasselbe  zu  zerstören.  Um  dieses 
ToriailMSfi  90  geräuschlos  und  eilig  als  möglich  durcli zufuhren,  eilte  er  in  das  Lager 
te'Bi%ade,  nahm  12U  Mann  Infanterie  und  5  Artilleristen  und  verfügte  sich  in 
isDepoL  Die  ArtUleriston  niussten  die  aufgeschichteten  Fässer  und  Verschlage 
i  Mmgazinen  räumen  und  den  vor  den  äusseren  Thüren  bis  an  einen  Wasser- 
mhcnweise  aufgestellten  Infanteristen  zum  Fortrollen  und  Ausleeren  in 
Graben  rujschieben.  Auf  diese  Weise  w-urde  der  ganze  Munitionsvorrath 
ilel,  der  dem  Feinde  um  so  empfindlicher  w^ar,  als  er  ihn  mit  grossen  An- 
na Mailand  beziehen  musste. 
Dia  Jahr  1809  lohnte  sein  weiteres  herzhaftes  Benehmen  vor  dem  Feinde  mit 
t  Majors-Patente.  Im  Jahre  1812  comraandirte  Del  Rio  ein  Bataillon  des  Infan- 
iii*Be^imetit»  Esxterhdzy  und  zeichnete  sich  ganz  besonders  in  dem  Schar- 
■Mial  bei  Caaola  am  18.  October  aus. 

Mit  gmngCT  Unterbrechung  hatte  dieser  Officier  37  Jahre  dem  Vatcrlande 
cnpriiolJdio  Dienste  geleistet^  als  er  im  November  1824  als  Oberst-Lieutenant  in 
in  Bdieitand  trat.  Kr  starb  zu  Wien  am  19.  Jänner  1836. 


WmPPFEN,  Maximilian  Freiherr  von,  Oberst,  in  der  Schlacht  bei  Auater 
lila;  ward  Commandeor  im  Jahro  1809  (b.  d.). 


FklEKEÜBXBGEB,  Wenzel  Johann  von^  General-Majorj  Sohn  des  Artillerie* 
Okir^-Iiciitenanta  Joseph  Frieren  berger  (s.  d.},   folgte  der  Laufbahn  des 


810 


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Vaters  und  widmete  sich  derselben  Waffe.  Zu  Ki'umau  in  Böhmen  geboren»  ward 
er  im  16*  Lebensjahre  Unterkanonier  und  bei  Errichtung  des  Bombardier-Corpa 
im  November  1786  als  Lieutenant  dahin  emgetheilt. 

Im  Türkenki'iege  that  sich  Frierenherger  in  dem  Seharm iltzel  am  Be- 
ßchania-Damme  hervor,  avancirte  im  Mai  1790  2um  Ilauptinann  und  leistete  im 
Franzosenkriege  inehrfaltige  wichtige  Dienste,  so  bei  der  Einnahme  der  Lauter- 
burger Linien  am  13.  October  1793,  hei  der  Vertheidigung  der  Stellung  in  dem 
Walde  vor  Brumpt  (28.  November),  worauf  er  nach  dem  Lune viller  Frieden  zum 
Major  vorrückte. 

Im  Jahre  1805  wurde  Frierenherger  dem  kaiserlich  russisch-österrei- 
chischen Corps  am  Inn  mit  7  Batterien  heigegeben.  Als  der  Commandant  dieses 
Corps  ^  der  kaiserlich  russische  General  -  Lieutenant  Kutusow,  den  Rückzug 
von  Braunau  bis  Oimiitz  unternahm,  deckte  Frierenherger  diese  Bewegung, 
und  war  so  glücklich  in  dem  Treffen  bei  Enns  und  Dürnstein  sich  die  Zufrie- 
denheit Kutusow's  in  dem  Grade  zu  erwerben,  dass  er  kurz  vor  der  Schlacht  bei 
Auster litz  beauftragt  wurde,  den  kaiserlich  russischen  Inianterie-Regimentern 
Azow,  Kiew  und  PodoHen  Batterien  zuzutheilen,  mit  dem  Reste  aber  am  Tage 
der  Sehlaeht  selbst  nach  eigener  Einsicht  zum  Vortheile  der  russischen  Armee  zu 
disponiren.  Frierenherger  theilte  weitere  2  Batterien  unter  CommanJo  des 
Hauptmanns  Zocchi  (s.  d.)  dem  Armee-Corps  des  Grossfursten  Constantin  zu, 
und  folgte  mit  den  reservirten  zweien  der  im  Vorrücken  begriffenen  russischen 
Armee  in  massiger  Entfernung  auf  dem  rechten  Flügel  nach.  Am  Sehlachttage 
stand  Frier enberger  mit  diesen  beiden  Batterien  zu  Eausnitz*  Mit  Tages- 
anbruch erdröhnte  der  Kanonendonner,  der  ihn  hcstinmite  seine  Geschütze  lang- 
sam auf  der  Strasse  gegen  Brunn  vorrücken  zu  lassen;  er  selbst  aber  begab  sich 
auf  die  Anhöhe  bei  dem  Posthause  zwischen  Rausnitz  und  Brunn  und  gewalirte, 
dass  der  rechte  Flügel,  vom  kaiserlich  russischen  Generat  -  Lieutenant  Füi'sten 
Bagration  commandirt,  der  feindlichen  Übermacht  weiche,  die  Infanterie,  durch 
des  Feindes  Cavalleric  zeistreiü,  isich  in  Unordnung  zurückziehe  und  die  Cavallerie 
zu  schwach  sei,  jener  des  Gegners  Widerstand  zu  leisten.  Die  Gegend  zwischen 
dem  Posthause  und  Rausjiitz  war  so  beschaffen j  dass  sie  kaum  eine  haltbare 
Position  zur  Deckung  von  Rausnitz  bot,  w^o  doch  der  Augenblick  die  Erhaltung 
dieses  Ortes  dringend  nothw^endig  machte^  indem  mit  diesem  die  ujibe»ctzte  Seiten- 
atrasse  nach  Austcrütz  im  Ilückcn  d^r  Armee  in  des  Feindes  Hände  fallen  musste» 
Frierenherger  heschloss  die  einzige  haltbare  Anhöhe  bei  dem  Posthause  zu 
besetzen^  und  da  keine  anderen  Truppen  zur  Aufnahme  des  Corps  Bagration  ■ 
verfügbar  waren,  diese  mit  den  beiden  Batterien  zu  versuchen.  Sofoit  gab  er  den 
beiden  Batterie-Commandanten,  Oberfeuerwerker  Schweikfiardt  und  Lieutenant 
P  e t e r m  ül  1  e r ,  die  Weisung  auf  jenen  Punct  zu  eilen.  Kaum  hatte  S  c  h  w e  i k- 
hardt  die  Strasse  verlassen  und  sieh  auf  die  genannte  Anhöhe  mit  der  Batteri 


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giwUt,  00  musste  er  auch  schon  den  heftigsten  Angriff  der  feindlichen  Reiterei  um 
•0 owkr  «Ufthjdten ,  ak  ihn  gar  keine  Truppe  deckte.  Allein  sein  wirksames,  zur 
redHen  Zeit  angebrachtes  Kai-tätachenf euer  hielt  den  Feind  nicht  nur  vom  Vordrin- 
pnab,  sotidern  rwang  ihn  auch  den  Rückzug  anzutreten.  Hiedurch  gewann  die 
iv«itc  BatierieZcit  aufzufahren,  und  nun  vereint,  aber  noch  immer  ohne  Bedeckung, 
leUngMiijor  Frierenberger  mehrere  heftige  Stürme  des  Feindes,  der  seine  iheuer 
ffkaflfieii  Vortheile  nicht  so  leicht  verloren  geben  wollte,  ab  und  hielt  ihn  so  lange 
mi,  hm  Bagration  seine  Truppen  sammeln  und  zur  Unterstützung  Frieren- 
ittgtTB  herbeieilen  konnte.  Durch  diese  tapfere  That  hatte  Frierenberger 
lidit  nur  das  Torhaben  des  Feindes,  in  Zeiten  Rausnitz  und  gleichzeitig  den  Rücken 
lir Armee  zu  gewinnen,  vereitelt,  sondern  auch  das  zerstreute  Corps  Bagration's 
inMet  und  demselben  Gelegenheit  gegeben  sich  zu  sammeln  und  aufs  Neue  in 
Jm  TrefFea  «u  rücken.  Fürst  Bagration  dankte  dem  Major  in  Gegenwart  des 
Ofiei^-Corps  der  beiden  russischen  Regimenter  Grossfurst-Uhlaiien  und  Mariapol- 
BflMrai  fär  diese  kräftige  Üntei^stUtzung;  das  Capitel  aber  crkamite  dem  umsichti- 
rai  Bitlerie-Comniandanfen  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  zu. 

Im  Jahre  1809  war  Frierenberger  bereits  Oberst  im  2.  Regimente,  und 
ta  ApcU  1813  General-Major  und  Artillerie -Director  bei  der  Haupt- Armee  des 
feUaiAncliAlls  Fürsten  von  Schwarzenberg*  In  dieser  Eigenschaft  zeichnete 
m  mkror  Dresden  durch  rühmliche  Thätigkeit  aus,  wurde  jedoch  verwundet 
olfliiMte  den  Kriegssdiauplatz  verlassen. 

Frierenberger  stai*b  am  11.  Februar  1823  zu  Kremsier  in  Mähren;  er 
hatte  dism  SUate  durch  45  Jahre  eifrige  Dienste  geleistet  und  ein  iUter  von 
C4  Jabrea  errddil. 


ZOOCBIt  Johann  von,  Major,  Sohn  eines  jVitillerie-Officiers,  war  zu  Livorno  im 

Jalyr  liÖ9  geboren.  Gleich  seinem  Vater  widmete  er  sich  dieser  intelligenten  Waöe 

MitrUdlim  lartejsten  Jünglingsalter  (Jänner  1781)  eine  k.  k.  Cadetenstellc.  Dem 

wohnte  er  als  Lieutenant,  den  Kriegen  gegen  Frankreich  als  Ober- 

bai  und  avancirte  im  Februar  1803  zum  Hauptmann  im   1.  Regimente» 

Dia  Sehlachl  Ton  Austerlitz  lohnte  sein  tapferes  Benehmen  mit  dem  ßit- 

terkrettie. 

In  dieser  comroandirtc  Zocchi  zwei  bei  dem  kaiserlich  russischen  Gardeeorps 
n^stlialle  kaiserliche  Batterien,  jede  aus  4  zwölfpfilndigen  Kanonen ^  dann  aus 
SaMcBpfttodigeii  Haubitzen  zusammengesetzt*  Am  Tage  der  Sehlaeht  (3.  Decem- 
bcr  I80Ö)  rückte  Zocchi  gegen  7  Uhr  Früh  aus  dem  Lager  von  Austerlitz  ab, 
akaeioi  Geriiigstca  xu  vermuthen^  dass  es  zum  Sehlagen  kommen  würde,  und  es 
Geaelitttx  und  Karren  mit  viertägiger  Fouragc  beladen.  Nach  einer  lialben 
I  ^femahoi  man  in  grosser  Entfernung  auf  dem  linken  Flügel  Kanonendonnen 
Daa  Fm»  achiea  anfangs  sieh  zu  entfernen,  plutzlich  aber  nahm  es  heftig  zu 


812 

und  iingefälir  gegen  8  ULr  wurden  Zocchi's  Batterien  mit  Empfehlung  der  mög- 
lichsten Eile  vorbeordert.  Dieser  Betekl  wurde  trotz  des  beschwerlichen  Feldweges 
auf  das  Genaueste  vollzogen  j  so  dass  sie  die  ersten  waren,  welche  die  vortheilhaf- 
testen  Anhöhen  besetzen,  dem  Feinde ,  der  in  eben  dieser  Absicht  schnell  vor- 
rüekte,  zuvorkomnien  und  ihn  durch  ein  wohlangebrachtes  Feuer  zum  Rückzüge 
zwingen  konnten.  Das  Garde-Corps  gewann  Zeit  und  Feld  die  Schlachtordnung  zu 
formiien  und  kam  beinahe  im  Centrum  der  ganzen  Position  zu  stehen,  Mehrere  Stun- 
den dauerte  das  Kanonenfeuer  mit  gleicher  Heftigkeit  ohne  Entscheidung  fort;  bis 
endlich  der  rechte  Flügel,  welcher  sich  weit  über  die  Chaussee  von  Briinn  nach 
Austerlitz  ersti-eckte,  geworfen  wurde.  Dieser  Umstand  setzte  auch  das  Centrum  in 
eine  höchst  bedenkliche  Lage,  denn  der  Feind  rückte  nach  dem  dort  errungenen 
Vortheile  in  grossen  Abtheilungen  gegen  unsereFlanke  und  Kücken.  Die  Stellung 
wurde  zweckmässig  geändert  und  die  Truppen  hielten  lange  standhaft  aus,  w^ur* 
den  aber  endlich  doch  zum  Weichen  gebracht.  Grossfurst  Constantin,  besorgt 
für  die  Rettung  des  Geschützes,  heschloss  nun  auch  seinerseits  den  Rückzugs  allein 
Zocchi  und  seine  beiden  Ofticiercj  Oberlieutenant  Lagonda  und  Lieutenant 
Mas  ebner,  sahen  wohl  ein,  dass  das  Corps,  welches  einen  grossen  Mühlbach 
passiren  musste  und  nur  einen  einzigen  Weg  hinter  den  ZTvei  Batterien  offen  hatte, 
sich  nur  unter  dem  Schutze  der  Kanonen  retten^  mit  den  übrigen  Truppen  Ycreini- 
gen  und  eine  neue  Stellung  gewannen  konnte;  sie  erkannten  ferner ^  wie  gewichtig 
die  Folgen  sein  müssten,  wenn  sich  der  Feind  Austerlitz's  schon  so  bald  bemäch- 
tigen würde,  und  beschlossen  auf  jenem  Puncto  entweder  zu  sterben  oder  dem 
Corps  2U  nützen.  Ein  verheerendes  Feuer  hemmte  alle  Fortschritte  der  Franzosen; 
als  sie  aber  bemerkten,  dass  die  Bedeckungsmanuschaft  abgezogen  ^var,  rückten 
sie  rasch  bis  auf  150  Schritte  vor;  doch  die  gute  Wirkung  mehrerer  Kartiitschen- 
schüsse  mässigte  den  Ungestüm  j  sie  zogen  sich  etwas  zurück  und  attaquirten 
Zocchi'ö  Batterien  in  kleinen  Colonnen.  Die  beiden  Offi eiere  stiegen  jetzt 
vom  Pferde,  halfen  der  Mannschaft  bei  der  Geschützbedienung,  und  ihr  wackerer 
Hauptmann  bot  mit  ihnen  Alles  auf,  was  Beredsamkeit  und  voranlcuchtendes  Bei- 
spiel vermochten,  um  die  Leute  bei  einer  ausdauernden  standhaften  Gegenwehr  zu 
erhalten ,  von  welcher  in  jenem  entscheidenden  Augenblicke  noch  allein  Kettung 
zu  hoffen  war.  Jeder  Angriff  des  Feindes  war  für  iiin  eine  neue  Niederlage,  bis 
er  endlich  durch  den  zu  betruchtlichen  Verlust  bewogen,  der  Standhaftigkeit 
unserer  braven  Artiileristcn  wich,  die  in  seinem  Rücken  gelegenen  Anhöhen 
hesetzlc  und  sich  damit  begnügte  sie  aus  der  Ferne  zu  beschiesscn.  Diese  aus- 
dauernde Gegenwehr  verschaffte  den  kaiserlich  russischen  Truppen  Zeit,  sich  nach 
Passirung  des  Mühlhaches  nochmals  zu  formiren  und  eine  zweite  Stellung  neh- 
men zu  können. 

Als  Zocchi*s  Batterien  endlich  ihre  Absicht  erreicht  und  das  Corps  ge- 
rettet sahen,  zogen   sie  sich  abtheilungs%vcisc  mit  abgeprotzton  Kanonen  unter 


pp^ 


813 


dtgero   Feuer  znriiek  tind  waren,  imterstiitÄt  von  dem  Wolil verhalten  der 
ln?tti  MmfiiiseKaft,  so  glücklich,  von  dem  Gescliiitze  nur  2  ILiubitzen  zu  verlieren^ 
Pforde  im  Verlaufe  des  Kampfes  gctodtct  worden  waren. 
Zoeefai  starb  als  Major  im  Rcgimcnte  zu  Prag  am  16.  April  1819. 


Zwei  und  •iebemigite  Promotion  (vom  1.  März  1808). 

vUiril«!!«!!  Twnnrt*i  «ieni  Verdlcjute  di«  gorechte  A nerton nung  nicht  zu  enttlchoQi  verordndift  6«»fn<» 

rr*ni  I.  fSr  d«o   PeMsag   1805   noch  ein   NAcMrfte*<C«pkul.    DIefr«ft,   am   18.   Jiianer   untfr  dmi 

•  V*idArUf;iD«ltt«rs  Cr*feJ3  Ferrari«  eröffnoi,  wurde  am  1.  Mar»  gesch|o»aoD.     Ea  war    dos    erlnuilituM 

Will«,   *11«ii   Or0ri«tren,    welche  «Ich  bonx'hligt    glanbtCD,    (tfiii    MatIü    Tbortii^loi]  -  Ortten    a.nsprpc^hi'-n   cu 

OttvfenJuilt  SU  blet«u,  ihre  Geauche  geltend  zu  maehon.    Das  Ergohoiaft  do*  ('apHcla  war,  dM# 

]  CToBusumdeor  ond  5  RUt«r  zu  be«tätJg«]s  gcrohte. 


COMMAXDEUR, 

MlCSiBT  deTsoor,  Daniel  Freiherr^  FeUlmarschall-Licutcnnntj  e:clTeimer 
HofkriegsriÜi,  Inhaber  des  2.  Husaren -Kegiments,  zu  Güns  im  Jalirc  1700 
geborrO|  hatte  sich  für  den  gewählten  Stand  schon  früher  so  vielseitige  Kenntnisse 
MUg^d^tty  daas  er,  zu  Ende  des  bayerischen  Erbfolgekricges  als  Cadot  bei 
ly-Infanterie  eingetreten,  die  Aufnierksamkeit  seiner  Vorgesetzten  bald  auf 
I  mag  und  TOD  dem  Obersten  Grafen  K  cg  1  cvi  e  h  xum  Adjutanten  gewählt  wurde, 
ilm  in  daa  von  ihm  commandirte  3»  Husaren-Regiment  nahm. 
In  dcnFeidzügen  1793  und  1794  gegen  Frankreich  war  Me  es dry  Adjutant 
JdmJirgehall  *  Lieutenants  Otto  (s.  d.),  dem  er  mit  vorzügliehem  Eifer  zur 
•tAüd.  Sclion  im  ersteron  Jahre  hatte  er  sich  bei  der  Einschllessuug  der 
Coßdc^  (9.  April),  bei  jener  von  Valenciennes  (Anfangs  Mal),  in 
lieft  Troffen  und  Gefechten  bei  Famars,  Dennain  unrj  Marehiennes  durch 
mi^rkoit  und  tapferes  Verliatten  verdient  gemacht,  und  im  Jahre  1794  die  Inli- 
Anerkennung  erworben»  Feldniarschnll- Lieutenant  Otto  wurde  voiri 
I  von  York  beordert  cineReeognoscining  von  (Jateau  aus  gegen  das  fcind- 
Iieb0 liiger  bei  Camp  deCSsar  vorzunehmen^  da  in  Errnhrung  gobraeht  worden 
war,  däit  der  Feind  in  mehreren  Colonnen  den  bei  Dennain  aufgestellten  hessischen 
Geoend^Lieoieoiint  Wurm  anzugreifen  beabsichtige,  Otto  betraute  seinen  Adju- 
der  Aw  Terrain  von  früher  her  genau  kannte ^  mit  der  Führung  der  Avant- 
I  (2  Sekwadronen  Husaren  und  2  Schwadronen  engliseho  Dragoner).  Dieser 
rfe»  am  24.  April  auf  einige  feindliche  Schwadronen,  die  sich  ihm  entgegenstelU 
toi;  ^Icidiseä^  gewahrte  er  zwischen  Villers  en  Couchie  und  Avesnes  le 
See  Infanterie;  des  Feindes  Stärke  zahlte  im  Ganzen  5000  Mann.  Ohne  Z5gern 
warf  «iek  Meci^Jry  »uf  die  Cavallerie,  welche  nach  kurzem  Widerstände  die  Flucht 
gegen  Gambray  ergriff;  dann  auf  die  im  Carrd  aufgestellte  Infanterie;  dieses  wurde 


814 


gespreogt,  7  bis  800  Mann  zysanimengeliaiienimd  4  Kanonen  erobert»  Eine  so  rasebe 
mutbvolJ  ausgefülirfec  Attaque  brachte  die  anderen  3  Colonnen  der  Franzosen  (jede 
bei  5000  Mann  stark)  aus  der  Fassung;  sie  traten,  ohne  einen  weiteren  Angriff 
abzuwarten,  den  Rückzug  in  Unordnung  an,  und  die  mit  Dennain  nnterbrocbcne 
Communlcatioa  war  wieder  bergestcllt.  Zwei  Tage  naeb  diesem  glänzenden  Erfolge 
gab  Mecsery  bei  Cateau  neue  Beweise  der  umfassendsten  Einsicht  und  kaltblü- 
tigsten Tapferkeit.  Er  wurde  tihermals  vom  Fei dmarsehall-Lieutenant  Otto  dem 
Obersten  Fürsten  S  c  h  w  a  r  z  c  n  b  e  r  g  (s.  d.)  bei  dessen  Demonstration  auf  des  Fein- 
des linkem  Flügel  als  Führer  beigegeben,  stellte  sich  an  die  Spitze  der  Avantgarde 
und  führte  diese  zwischen  Inehy  und  Betbencourt  so  gedeckt  und  glücklich,  dass  die 
Colonne  dem  Feinde  vollkommen  in  den  Rucken  kam.  ITier  wurde  die  feindliche 
Cavallerie  und  Artillerie  von  Mecst^ry  sogleich  attaquirt,  und  der  französische 
General  Cbapuis  mit  seinem  Adjutanten  gefangen.  Gleichzeitig  hieb  Fürst 
Schwär zenberg  In  die  Infanterie  mit  gleich  glorreichem  Erfolge  ein,  und  beide 
vereint  errangen  einen  der  glänzendsten  Siege,  den  die  Reiterei  je  erfochten,  denn 
der  Feind  hatte  bei  2000  Mann  an  Todten,  277  Gefangene,  32  Kanonen  und 
29  Munitfonskarren  verloren.  Obgleich  Mecadry  für  diese  beiden  Thaten  später 
das  Ritt  er  kreuz  zuerkannt  erhieltj  war  er  doch  noch  vor  Erhalt  desselben  in 
dem  Fall,  am  Ih  März  vor  To  urnay ,  am  18.  vor  Tourcoing  und  am  26.  Juni 
vor  Charleroy  neue  Proben  seines  Muthes  an  Tag  legen  zu  können.  Im  Jahre 
1796  finden  wir  ihn  im  Gefechte  bei  Biberaeb  am  29.  September  und  bei  der 
Einnahme  des  Postens  Riegel  am  20.  Oc tober.  Die  hier  gesammelten  Verdienste 
verschafften  ihm  die  Beförderung  zum  Major  im  10.  Husaren-Regimente,  in  welchem 
er  schon  nach  zwei  Jahre  zum  Obersten  und  Regiments-Commandanten  vorrückte. 
Mit  dem  RegJmente  kam  er  zur  Armee  nach  Deutschland  1799,  nahm  an  der 
Schlacht  bei  Stock  ach  und  an  der  Einnahme  von  Schaffliauscn  Antheil,  befreite  im 
Treuen  bei  An del fingen  (25.  Mai)  mit  einem  Zuge  des  Regiments  den  blessirten 
und  in  Gefangenschaft  gerathenen  General -Major  Piaesek  durch  raschen  Angriff 
aus  derselben  und  wurde  bei  Pfungen  unter  den  Ausgezeichneten  genannt.  Die 
nächste  Folge  dieser  Verdienste  war  Mecsery's  im  Jahre  1800  erfolgte  Beför- 
derung zum  GenerabMajor.  Er  verblieb  bei  der  Armee  in  Deutschland  und  hatte 
das  Missgeschick  bei  dem  Gefechte  vor  Lambach  (am  19.  December)  nach  tapferer 
Gegenwehr  gefangen  zu  werden.  Die  Friedensperiode  führte  ihn  als  Brigadier 
nach  Westgalizien,  das  Jahr  1805  wieder  zur  Armee  nach  Deutschland, 

In  dieser  an  glorreichen  Unternehmungen  sehr  kargen  Periode  glänzte  Me- 
csdry  durch  die  ihm  angeborne  Tapferkeit  und  erkämpfte  sich  im  Treffen  bei  G  ünz- 
bürg  am  9.  October  durch  muthvolle  Ausdauer  das  Commandeurkreuz.  Erzher- 
zog Fe  r  di  nan  d  beabsichtigte  mit  der  Armee  an  diesem  Tage  das  linke  Donauufer  zu 
passiren  und  beorderte  Mecsery  mit  den  Regimentern  Stuart  und  Erb  ach,  dann 
2  Divisionen  Blankenstein-  und  2  Divisionen  PalatinahHusaren  die  Avantgarde  zu 


815 


und  nach  Gewiimung  der  Donaubiiicke  bei  Günzburg  auf  Gundolfinfi^en 
nmiHicken.  Der  tapfere  Genera]  setzte  sich  mit  den  Husaren  sogleicli  in  Marsch 
md  liesa  die  InfaDterie  nachfolgen.  In  der  Gegend  der  Donaubrüeke  angelangt, 
{«wilirte  er,  dass  die  Franzosen  diese  bereite  angegriffen  und  den  beabsichtigten 
Übei;g»iig  Tereitelt  hatten.  Mit  einem  Zuge  Hiisareo  sprengt  Mecsery  geg(^n 
fie  Brücke,  um  sich  von  der  Sachlage  genau  zu  überzeugen  und  das  zur  Bewa- 
derselben  aufgestellte  Infanterie -Detachement  zum  Ausharren  aiiziieiforn. 
«Q^kommeQ ,  erneuerte  der  Feind  den  Angriff'  mit  verdoppelter  Kraft, 
itwog  mit  stürmender  Hand  auf  die  Brücke  ein,  bemeisterte  sich  derselben  und 
die  Bedeckung  in  die  Flucht.  Mitten  in  dieser,  durch  das  feindliche  Feuer 
i ▼anDclu'ten  Verwirrung  sprengte  Mccser y  aiu  den  4  Divisionen  Husaren,  liess 
dl  sogleich  vorrücken  und  eine  entspreehendö  Stellung  nehmen;  Blankenstein  im 
cmeii  Treffen,  Palatinal-Husaren  in  Reserve.  Die  Franzosen,  ihren  Vortheil  hitzig 
firfolgend,  setzten  unserer  Infanterie  auf  dem  Fusse  nach  und  waren  schon,  aus 
ma&m  Uoklwege  debouchirend,  bis  an  die  VorstHdte  von  Günzburg  gedrungen;  jetzt 
wir  ۥ  hohe  Zeit  eine  entscheidende  Beweirimsr  zu  unternehmen.  Mit  einer 
SebwAdroii  Blankensteln-HusareQ  attaqulrte  Mecsdry  die  feindliche  Masse  und 
wir  flo  glücklich  sie  in  Verwirrung  zu  bringen  und  in  den  Hohlweg  zu  werfen. 
Km  rerrachte  der  Feind  die  in  der  Ebene  aufgestellten  Husaren  durch  lebhaftes 
Fütt'  «o  Tcrtreiben,  um  seine  Vorrückung  auf  Günzburg  zu  erzwingen.  Dieses 
irre  haifabor  wenig,  denn  der  umsichtige  General  wusste  seine  Angriffe  so 
nissig  zu  führen,  dass  die  Gegner  sich  genöthigt  sahen  g(^g^n  die  Brücke 
M  flochten  und  die  errungenen  Vortheile  aufzugeben.  Unsere  Infanterie  gewann 
[  meh  lu  ralliiren  und  in  den  Vorstädten  sich  festzusetzen.  Die  Nacht  über  blieb 
let tfrjr  mit  den  waekern  Husaren  zu  Pferde  und  bereit  jeder  Unternehmung  des 
Sil  begegnen*  Dieser  aber,  durch  die  erlittenen  Veriuste  eingeschüchtert, 
verliidt  sich  ntfaig  und  überliess  uns  die  Brücke  in  ungestörtem  Besitz.  Das  wich- 
tige Ergebiiias  dieser  ktihnen  und  entschlossenen  Unternehmung  des  Generals 
l9e§6ry  wir,  dsss  die  Franzosen  von  der  beabsichtigten  Einnahme  von  Günz- 
Irg  ibgehiUen  wurden,  wo  sich  unser  nauptquartier  und  die  Artillerie-Reserve 
Miiid,  dsÄS  sie  mit  der  geworfenen  Infanterie  nicht  gleichzeitig  in  die  Stadt  ein- 
driageii  konnten,  und  dass  endlieh  unsere  Armee  die  Nacht  hindurch  Günzburg 
ikae  Bilittigiing  des  Feindes  passiren  und  den  Marsch  nach  Ulm  antreten  konnte. 
M «ei^ry  be&nd  sich  dann  in  jener  ritterliehen  Schaar,  ^velche  den  bewunderungs- 
wQrdigeii  Bfieksiig  unter  Erzherzog  Ferdi  nand  von  Ulm  nach  Böhmen  machte. 
Ei  wv  Sun  wähl  nicht  gegönnt  das  Ziel  des  kühnen  Unternehmens  zu  erreichen^ 
ideh  hMttm  er  durch  mannhafte  Entschlossenheit  das  Gelingen  ^  obgleich  mit  einer 
•efawereo  Wunde  und  Gefangenschaft,  befördert.  Der  Erzherzog  war  bekanntlich  am 
SQuOctober  in  EscJienau  eingetroffen,  rastlos  verfolgt  von  dem  französischen  General 
JUmAs  d^  foforl  den  Ort  mit  Heftigkeit  angriff.  Da  wehrte  Mecsdry,  nur  von 


816 

cinig-cn  Officicren  umgeben ,  am  Eingänge  des  Dorfes  dessen  Andrang  so  lange, 
bis  des  Erzherzogs  Reiter  geordnet  den  w^eiteren  Itlickzng  antreten  konnten* 

Bei  Wiederausbrüch  des  Krieges  im  Jahre  1809  wurde  Mecs^ry  ein  beson- 
deres Zeichen  kaiserlicher  Huld  dadurch  zu  Thell,  dass  er  zum  Commandanten  der 
in  Ungarn  aufgebotenen  In3urreetion  Im  Kreise  jenseits  der  Donau  mit  der  Beför- 
derung zum  Feldmarsehall -Lieutenant  ernannt  wurde,  dann  in  den  Jahren  1813 
und  1814  die  Errichtimg  der  Veüten -Divisionen  bei  den  Husaren-Regimentern  über- 
tragen erhielt.  Das  administrative  Talent  M  e  c  s  ^  r  y's  bewährte  sich  in  dieser 
Epoche  so  glänzend ,  dass  sich  der  Kaiser  veranlasst  sah ,  ihn  nicht  nur  mit  dem 
goldenen  Civil-Ehronkreuze  auszuzeichnen,  sondern  auch  bei  eingetretenem  Frieden 
als  Ilofkriegsrath  in  die  unmittelbare  Nähe  zu  ziehen.  Rastlos  %virkte  der  tapfere 
Krieger  in  dieser  einflussreichen  Stellung  zum  Besten  des  Dienstes  viele  Jahre^ 
und  rechtfertigte  das  Vertrauen  seines  Monarchen  in  glänzender  Weise.  Er  starb 
am  30.  December  1823  zu  Wien,  ein  schönes  Beispiel  der  Nachahmung  hinter- 
lassend, dass  er  eben  so  ausgezeichnet  vor  dem  Feinde  wie  im  Bureau  seiner 
Bestimmung  zu  entsprechen  verstanden  hatte. 


RITTER. 


4. 


ENSCHj  Franz  Freiherr  von,  Geueral -Major,  Mitglied  der  Elisabeth  Theresien- 
Stiftung,  zu  Luxemburg  im  Jahre  1778  geboren,  betrat  im  14.  Lebensjahre  die 
Laufbahn  als  Cadet  bei  Wilhelm  Schröder-Infanterie.  Die  Feldzlige  am  Rhein  und 
in  Italien  mitkämpfend  j  avancirte  er  im  Juni  1800  zum  Oberlieutenant  und  erhielt 
im  November  1801  die  Eintheilung  in  das  vom  Feldmarschall -Lieutenant  Manjuis 
Chastelcr  in  Tirol  erricbtetc  Jäger -Corps. 

In  den  Tagen  des  LTnglücks  ist  eine  heldenmüthig ausgeführte That  um  soaner- 
kennungswei-therj  als  sie  die  gedrückte  Stimmung  neu  belebt  und  zu  Standhaftigkeit 
und  Ausdauer  anspornt.  Dies  gilt  von  allen  jenen  tapferen  Officicren,  welche  sich  vor 
Ulm  den  Rnhnieskranz  um  die  Stirne  gewundcuj  und  obenan  fUr  Oherllcutcnant 
Ensch.  Seine  tapfere,  mit  dem  Ritterkreuze  belohnte  Handlung  gibt  uns  das 
schönste  Beispiel  aufopfernden  Ausharrens.  Die  Franzosen  hatten  am  IL  October 
1805  die  Vorposten  des  Obersten  Grafen  Civalart  (s.  d.)  bei  Ulm  auf  dem 
Michaelsberge  mit  Übermacht  angegriffen.  Oberlieutenant  E  n  s  c  h  vFurde  auf  eigenes 
Ansuchen  mit  einer  Compagnie  Jäger  gegen  Haslach  detachirt,  um  die  Flanke  zu 
decken  und  diesen  Posten  auf  das  ILart nackigste  zu  verth eidigen.  Lange  Zeit  ent- 
sprach er  dem  Auftrage  auf  das  IlUhnilichste,  so  zwar,  dass  er  in  ausharrender  Pflicht- 
erfüllung durch  eine  Flintenkugel  im  linken  Schenkel^  wo  diese  im  Fleische  stecken 
blieb,  verwundet  wurde.  Eben  im  Begriffe  den  Verbandplatz  zu  suchen,  gewahrteer, 
dass  der  Feind  den  Posten  erneuert  mit  LTngestüm  anfallet  die  Jäger  zurückwarf 
und  sich  auch  schon  in  der  Flanke  des  Obersten  Civalart  ausbreitete.  Der  heftigen 


817 


vergeasend,  verband  E lisch  in  EiJe  mit  einem  Tuche  die  Wunde  und 
1,  von  einem  Jäger  unterstützt,  zu  seiner  Abtheilung  führen,  die  er  schon 
•ehwAokeud  antraf.  Der  Anblick  ihres  blutenden  Conimandanten  aber,  sein  Zureden 
wni  aeiaa  Aufmunterung  wirkten  eindringlich  auf  das  Geraüth  der  braven  Jäger. 
Sie  folgten  dem  Rufe  des  tapfern  Ensch,  der  sie  auf  das  Schnellste  gesammelt 

und  griffen  nun  die  Franzosen  selbst  an.  Das  heroische  Beispiel  und  die  vor- 
Anstalten^  welche  Enseh  einzuleiten  verstanden,  hatten  nicht  allein  die 
Ocf^ier  zom  Hückzuge  genöthigt,  sondern  auch  den  Muth  der  Jäger  so  entflamm t, 
Amss  sie  durch  anderthalb  Stunden  jedem  weiteren  Versuche  auf  Hasiach  mit 
telteiier  Standhaftigkeit  Trotz  boten  und  der  Armee  Zeit  verschafften  aus  Ulm  vor- 

i  und  sich  in  Schlachtordnung  formiren  zu  können,  E  ns  c  h  würde  dem  Feinde 
Dpfindlichere  Nachtbeile  zugefügt  haben ^  wenn  nicht  ein  zweiter  Schuss  in 
iit  rechte  Hüfte  ihn  zu  Boden  gestreckt  hätte  und  er  fui*  todt  gehalten  vom  Kampf- 
platse  nach  Ulm  gebracht  werden  musste. 

Naehdem  dieser  brave  Officier  im  Februar  1807  zum  Hauptmann  befördert 
w^nndcüf  erhielt  er  im  September  1808  nach  Auflösung  dieses  Jäger -Regiments 
jetne  Eintbeiiung  bei  der  3.  Dinsion,  dem  nachmab'gen  3,  Jäger-Bataillon  und  gab 
im  FeldjEuge  1809  in  allen  Gelegenheiten  neue  Beweise  von  Entschlossenheit  und 
wiehttger  Fuhrung.  Im  Mai  1813  wurde  Ensch  in  den  Freiberrnstand  erhoben 
«id  imu  Major  und  Commandanten  des  IL  Jligcr-Bataillons  befördert^  um  dessen 
OfKmtftntng  er  sich  grosse  Verdienste  erwarb  und  seine  Anstrengungen  in  den 
Jahren  1814  und  1815  vor  dem  Feinde  belohnt  sah.  Er  nahm  am  Gefechte  bei 
Eoseo  (2L  April)  Theü  und  trug  zu  dem  Überfalle  von  Pesaro  (28,  April),  wo 
CT  die  ÜQterstutzung  bildete,  wesentlich  bei*  Im  Jahre  1821  zum  Oberst -Lieute- 
Mal  befördert^  wohnte  Ensch  dem  Zuge  der  Österreichischen  Armee  gegen  die 
aaipoltlaiii^ben  Insurgenten  bei,  avancirte  im  Jänner  1831  zum  Obersten  im 
Bilailloii  und  trat  nach  44jShrigen  ausgezeichneten  Diensten  als  General-Major  in 
doi  RitbestAJid. 


KMMßfVBt  Lad  isla  US  von,  Hauptmann,  einer  adeligen  Familie  des  Zipser 
CaoJtalea  aogeliörig,  war  zu  Toltschau  geboren.  Dieser  tapfere  Officier  fand  in  der 
SeMftdil  bei  A »per D  im  noch  nicht  erreichten  30.  Lebensjahre  den  lloldentod^  nach- 
Atm  er  «icB  im  Feldzuge  1805  bei  Caldiero  das  Ritterkreuz  auf  höchst  aus- 
gtMclioete  und  ruhmt^olle  Weise  erwarben  hatte.  K  aro  ve  wurde  im  Februar  1799 
Gbiel  bei  Spl^nyi  -  Infanterie  Nr.  51,  kam  bald  darnach  zur  ungarischen  Garde, 
ud  war  bereiu  im  September  1804  Hauptmann  im  Regimente. 

Am  swejten  Schladittage  von  Caldiero  (30.  October  1805)  stand  Karove's 
Bifa^iil  in  der  Division  des  Feldmarschall-Lieutcnants  Baron  Simbschen,  der 
fitPokimon  bei  Colognola  zu  rertheidigen  hatte.  Die  Franzosen  waren  bereits  auf 
Ce  wich  tiefte  Ajihöhc  unserer  Stellung  stürmend  vorgedrungen  und  hatten  sich 


dieser  bemächtiget.  Gelang  ilmcn  der  VerschanzuDg  auf  dor  Anhühe  beiColognola 
Meister  zu  werden,  so  war  der  Schllisäel  unserer  Position,  wie  Erzherzog  Karl  in 
der  Relation  bemerkt,  in  Feindes  Händen,  dergrösste  Theil  des  Geschützes  verloren, 
und  unsere  Niederlage  wäre  nicht  unwahrscheinlich  gewesen.  Hier  galt  es  nun  sich 
dem  Feinde  nicht  nur  entgegenzustellen,  sondern  auch  von  der  bereits  gewonnenen 
Anhtjhe  zu  werfen.  Hauptmann  Kai'ove,  obschon  der  jüngste  im  Range,  bot  sieh 
freiwillig  mit  einer  Division  zu  dieser  gewagten  Unternehmung  an.  Mit  seiner  Com- 
pagnie  eilte  er  links  vor  die  Kirche;  während  er  die  zweite  recht:*  von  derselben  dem 
Feinde  entgegenstellte.  In  der  Nähe  des  Gotteshauses  angekommen,  und  seine 
Braven  zur  standhaften  Ausdauer  aneifernd,  stürzte  er  sich  an  ihrerSpitze  mit  gefäll- 
tem Bajonete  auf  den  6Ü0  Mann  starken  Gegner.  Während  Karove  In  der  rechten 
Flanke  und  im  Rücken  mitGlück  vordrang,  operirte  die  zweite  Compagnie  auf  seine 
Anordnung  in  der  Unken  Flanke.  Der  Angriff  war  so  gut  geleitet  und  rasch  aus- 
gerührt, dass  di6  Franzosen,  durch  diese  Kühnheit  überrascht,  die  bereits  gewon- 
nene vortheilhafte  Stellung  mit  grossem  Verluste  verlassen  niussten  und  sich  gegen 
Colognola  bassa  zu  retten  suchten.  Aber  Kar ove's  tapfere  Division  stürzte  sich  in 
das  tiefe  Tlial  nach  und  schnitt  ihnen  den  Rückzug  auf  Colognola  bassa  ab ,  denn 
sie  hatte  diesen  Ort  noch  vor  der  Ankunft  der  Fliehenden  besetzt  und  sich  im  Rücken 
des  betäubten  Feindes  vereinigt.  300  Franzosen  bedeckten  die  Wahlstatt,  1  Fahne 
und  2  Trommeln  wurden  erbeutet  und  7  Officiere  und  130  Mann  durch  Karove's 
Truppe  allein  zu  Gefangenen  gemacht*  Seine  Division  zählte  nur  13  Todte  und 
19  Verwundete.  Diese  entschlossene  und  einsichtsvolle  That  des  heldcnmüthigen 
Hauptmanns  hatte  Tür  das  Allgemeine  sehr  wesentliche  Folgen,  da  der  feindliche 
linke  Flügel,  welcher  sieh  Colognola's  bemeistern  wollte,  von  weiteren  Versuchen 
abzustehen  bemüssigt  war. 

MYLIÜS,  Friedrich  Freiherr  von,  Oberst,  einem  alten  rheinischen  Geschlechte 
entsprosseUj  war  im  Jahre  1782  zu  Düsseldorf  geboren  und  begann  die  militärisch© 
Laufbahn  im  April  1798  als  Fähnrich  bei  dem  Infanterie -Regimentc  Erzherzog 
Karl.  Unter  den  Augen  seines  Inhabers  focht  das  Regiment  im  folgenden  Jahre 
in  den  Treffen  bei  Osterach,  Stockach,  Winterthur,  Zürich  und  Mann- 
heim, und  erlitt  bei  dem  Sturme  auf  das  verschanzte  Dorf  Neckarau  einen  Verlust 
von  400  Todten  und  Verwundeten.  Mylius  hatte  sich  in  diesem  ersten  Feldzüge 
bei  allen  Gelegenheiten  als  umsichtsvoller,  tapferer  Soldat  bewiesen,  und  war  im 
Mai  1800  zum  Unterlieutenant,  im  September  1805  zum  Oberlieutenant  befördert 
worden,  nachdem  er  mit  dem  Regimente  auch  den  Krieg  vom  Jahre  1800  bis 
zum  Frieden  von  Luneville  bei  der  Armee  in  Deutschland  mitgemacht  hatte. 

Bei  Beginn  des  Feldzuges  1805  sollte  Mylius  dem  Eegimente  von  Wien 
aus  einen  Ergänzungs-Transport  von  250  Mann  nachführen.  Zu  Innsbruck  ange- 
kommen, hatte  ihn  die  Katastrophe  bei  Ulm  vom  Regimente  bereits  abgeschnitten, 


819 


r  wurde  über  höhere  Weisung  durch  den  Major  Grafen  zu  Lippe  des  Regi- 

beiuftragi,  mit  der  Eagänzirngs-MaDoscliaft  den  PasäLuitasch  zu  besetzen, 

S|dler  wucbs  dieser  Traosport  mit   der   aus   der  Kriegsgefangenschaft   zurück- 

gekchrim^  Maonfidiaft  auf  die  Stärke  eines  Bataillons,  welches  zur  Vertheldigung 

dbr  Feste  ßcharnitz  unter  Oberst -Lieutenant  Swinburne  (s,  d.)  verwendet 

wvrde«  Dem  Oberlieutenant  Mylius  ward  mit  einer  Abtheilung  dieses  combinirten 

BalailWas  die  Vertheidigung  der  unteren  Werke  anvertraut.   Am  4.  November 

■fettsnuilmi^  wie  wir  wissen,  der  Feind  einen  Angriff,  der  insbesondere  gegen  die 

Werke  gerichtet  war.  Diesen  schlug  Mylius  wiederholt  ab.    Der  Feind 

atcb  nun  gegen  die  vom  Major  Grafen  Lippe  besetzte  Schanze.  Schon 

ar  die  vordern  Werke  erstiegen  und  die  Sturmleitern  an  der  Hauptschanze 

aft|;elegt^  als  Mylius^  dies  bemerkend,  aus  eigenem  Antriebe  mit  dem  verfugbaren 

Tkiile  »einer  Mannschaft  in  Blitzesschnelle  zum  Schutze  der  Bedrängten  herbeteilte, 

rnQ  eiiug^ii  aciner  Braven  begleitet  im  Angesichte  dos  Feindes  in  den  Laufgraben 

f,  die  angelegten  Stui-mleitern  abnahm  und  den  Stürmenden  alle  bereits  er- 

Vortheile  entwand.   Verstärkt  durch  den  mittlerweile  angelangten  Rest 

itmiTT  Detackements  Tortrieb  der  unerschrockene  OfHcier  den  Feind  ganz  aus  dem 

Bereiebe  der  Verschanzungen,  Ihm  so  kraftig  nachsetzend,  dass  er  jede  Lust  verlor 

iai  Angriff  zu  erneuern.  Mehrere  Gefangene  fielen  in  Mylius'  Hiindo  und  die 

Abttdit  de»  Feindes  war  nur  durch  diese  entschlossene  That  zu  Nichte  geworden. 

Di  fpiter  die  tapfere  Besatzung  von  Schamitz  kriegsgefangen  und  Mylius  erst 

a  Kai  1806  ranzianirt  wurde^  so  konnte  er  seine  Ansprüche  auf  das  ihm  zu  Theil 

gewordeoc  Ritterkreuz  erst  in  diesem  Capitel  geltend  machen. 

Im  Feldzugv*  1809  stand  das  Infanterie -Regiment  Erzherzog  Karl  in  der 
Diriiioii  de»  Feldmai-schall-Lieutenants  von  Lindenau  betm  5.  Armeecorps.  Es 
Wtte  bei  Begeiuburg  am  23.  April  mit  grosser  iVusdauer  gekämpft  und  namhafte 
Verliifta  erlHlea.  Unter  den  Gefangenen  befand  sich  uueb  3Iylius,  der  erst  im 
8ipiaiiber  seine  Freiheit  erhielt,  im  October  zum  Hauptmann  vornickte  und  im 
DiMBiber  IHICI  Wunden  halber  in  die  Pension  versetzt  wurde. 

Die  Befreiungskriege  riefen  diesen  mittlerweile  wieder  körperlich  erstarkten 
>&eser  eu  neoer  TbKligkett;  er  wurde  am  13.  Juli  1813  in  das  1.  Landwehr-Batail* 
Ion  deaInCanterie*UeginientsHoeh-  und  Deutschmeister  eingetheilt,  und  folgte 
der  neuen  BeelimiDun^  nach  Italien.  Hier  gelang  es  seiner  persönlichen  Bravour 
indFitlifhliMHiHihfttt,  in  dftrtSt^hl*^' Ir'  aniMincio  (8.  Februar  1814)  eine  vom  Feinde 
Itfciii  ebgeaebnittene  halbe  Compagnie  des  II.  Jäger -Bataillons  durch  einen  herz- 
Idlen  Angriff  zu  befreien.  Er  wurde  vomFeldmarschall-LieutenantRadivojevich 
ttier  den  Attigezeicfaneten  genannt  und  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold* 
Ordern  belohnt  Nach  eingetretener  Ruhe  trat  Mylius  am  1.  März  1816  in  den 
Ptttiaenastand  snrück,  behielt  jedoch  eine  Landwehr^  Compagnie  des  Regiments 
DenlaebmeiBier,   die  er  bis  September  1832   commandirte.    Seine  Majestät 

62* 


820 

begnadigte  den  tapferen  Mylius  mit  dem  Majors-Charakter;  doch  blieb  er  nur  kurze 
Zeit  imtliätig.  Im  Xovember  1835  zum  Badehaus-Commandanten  in  Baden  ernannt, 
bot  ihm  diese  Anstellung  Veranlassung^  sich  wesentliche  Verdienste  sowohl  um  die 
Stadt  als  auch  um  seine  leidenden  Kriegsgefahrten  zu  sammeln ,  und  es  blieb  dem 
ergrauten  Veteranen  die  Anerkennung  nieht  aus,  denn  während  er  von  der  Stadt 
Baden  das  Ebrenbürgerrecht  erhielt,  ernannte  ihn  der  Kaiser  im  Jänner  1841  zum 
Oberst-Lieutenant,  und  im  November  1850  zum  Obersten  in  dieser  Anstellung.  Mehr 
als  54  Jahre  hatte  Mylius  dem  Staate  gedient,  in  5  Feldziigen  zahlreiche  Beweise 
personticher  Tapferkeit  gegeben,  und  sieh  durch  humane  vortreifliehe  Gemüths- 
lugenscbaften  die  allgemeine  Achtung  xmd  Liebe  aller  Jener  erworben,  die  mit  ihm 
in  nähere  Berührung  gekommen  waren.  Er  beschloss  sein  Leben  am  20,  August 
1852  zu  Baden  in  seiner  rastlos  und  thätig  wii^kenden  Anstellung. 


MENGEN;  Wilhelm  Freiherr  von,  Feldmarschall- Lieutenant ^  einem  alt- 
adeligen norddeutschen  Gcschlechte  entsprössen,  %var  zu  Bitze  in  Hannover  geboren. 
Der  Feldmarschall  Prinz  Coburg  ernannte  ihn  im  18*  Lebensjahre  zum  Lieute* 
nant  in  seinem  Dragoner-Regimente.  Im  Feldzuge  1799  legte  Mengen  so  grosse 
Proben  von  Entschlossenheit  an  Tag^  dasa  er  im  Februar  1800  mit  Übergebung 
einer  Charge  zum  Hauptmann  im  55.  Infanterie-Regimen te  befordertj  bald  darnach 
aber  wieder  zur  CaTalleric  übersetzt  wurde,  für  welche  Waffe  er  nicht  nur  alle 
Eigenschaften j  sondern  auch  eine  besondere  Vorliebe  besass. 

So  traf  ihn  düs  Jahr  1805  im  L  Uhlanen-Regimente  Merveldt,  welches 
dem  Corps  des  Inhabers  zugewiesen  war.  Am  2.  November  wurde  Mengen  mit 
seiner  Schwadron  von  Weier  nach  Leoben  beordert ,  um  eine  von  Salzburg 
im  Vorrücken  befindliche  feindtiche  Abtheilung  zu  beobachten;  kurz  darauf  aber 
wieder  rückberufen.  Er  war  aber  ungeachtet  eines  angestrengten  Marsches  von 
Äwei  Tagen  und  zwei  Nachten ,  wo  das  hindernde  Gebirge  nur  zu  Fuss  passirt 
werden  konnte,  nicht  mehr  im  Stande  die  Haupttruppe  zu  erreichen  und  stiess 
vielmehr  auf  den  das  Armeecorps  verfolgenden  Feind.  Um  in  einem  so  nachthei- 
ligen Terrain  sich  durclij^chlagen  zu  wollen ,  dazu  war  zweifelsohne  ein  kühner 
Unternehmungsgeist  nothwendig.  Der  Klugheit  und  Standhafte gkeit  des  wackem 
Rittmeisters  gelang  dies  indessen  so  vollkommen,  dass  er  das  Corps  vor  Neu  haus 
in  dem  Augenblicke  erreichte,  als  es  vom  Feinde  von  einer  andern  Seite  ange- 
griffen worden  war.  Die  Attaque  erfolgte  am  8.  November  auf  die  Nachhut  der 
Truppen  des  Feldmarschall-Lieutenants  Grafen  Merveldt^  welche  sich  in  einem 
Verderben  drohenden  Defilä  befanden.  Zu  gleicher  Zeit  hatte  eine  französische 
Abtheilung  Jäger  einen  steilen  Berg  erklommen  ^  von  wo  aus  sie  den  Angriff 
a*jf  Merveldt's  Centrum ,  welches  sich  ebenfalls  in  einem  Engwege  befand, 
richtete*  Dieses  unerwartete  Manoeuvre  brachte  unsere  Truppen  zum  Weichen^ 
so  dass  es  dem  Feinde  leicht  wurde,  auf  der  Strasse  zwischen  der  Hauptcolonne 


821 


I 


I 


I 


wid  der  Arriiregarde  sich  fest  zu  setzen.  Doch  rettete  sich  Mengen  aus  die- 
imr  drohenden  Gefahr  mit   dem    geringen  Verluste  von  40  Mann  und  Pferden, 
aod   bcflogelte   seinen   Marsch ,    um  von    dieser   bedrohlichen  Verwirrung    dem 
Corps -CommandanteO;  welcher  sieh  in  Neuhaus,  etwa  eine  Viertel -Stunde  von 
dcsQ  Kampfplätze  befand ,  in  Kenntniss  zu  setzen  und  um  die  Erlaubniss  anzu- 
MdieA,  den  Feind  angreifen  zu  dürfen.  Da  die  Gegend  eine  ünternelimung  mit  der 
Cs^railerie  anthunlich  machte,  sass  er  vom  Pferde  ah,  sammelte  von  der  Infan- 
lem  »o  viel  aU  möglich  aufzubringen  w^ar,    und  fasste  den  kühnen  Entschluss, 
Sil  imgefmhr  100  Freiwilligen  dem  Feinde  sich  entgegen  zuwerfen   und  die  abge- 
•ekmttene  Arri^regarde  wo  mögh'ch  zu  retten.  Er  führte  diesen  mit  solch  glänzen- 
der Tapferkeit  durch,  dass  die  Franzosen,  welche  die  Verwirrung  unserer  Truppen 
beoützt  und  die  Arri^regarde   bereits  abgeschnitten  hatten  j    nicht  nur  in  ihrem 
MgMgo  behindert,  sondern  auch  jene  feindliche  300  Mann  starke  Abtheilung,  die 
mA  swkehen  der  Haupttruppe  und  der  Nachhut  geworfen  hatte,  umzingelt  und 
wurde.  Vier  Kanonen,  welche  der  Feind  dem  Bataillon  Deutschmeister 
abgenommen  hatte,  wurden  w^ieder  zurückerobert.  Ein  weiterer  Vorthcil 
gllnsenden,  mit  dem  Ritterkreuze  belohnten  Angriffes  war  der  Zeit- 
im  för  die  bereits  abgeschnittene  Amferegarde ,  welche  sich  wieder  ralliiren 
«ad  dem  Corps  anscblicssen  konnte*   Mengen's  im  Jahre  1809  mit  gleicher 
Cttiidil  md  Thätigkeit  an  Tag  gelegtes  vortreffliches  Benehmen  vor  dem  Feinde 
tüt^ttSle  ihm  die  Beförderung  zum  Major  im  3.  Uhlanen-Ileginiente  Erzherzog 
KmrL 

In  den  Jahren  1813  und  1814  kämpfte  Mengen  bei  der  Ai'mee  in  Italien  und 
MJrhiirK  sich  in  der  Schlacht  am  Mincio  (8.  Februar  1814)  so  vortheilhaft  aus, 
daü  Oku  8e,  Majestät  der  Kaiser  zum  zweiten  Obersten  ernannte.  Er  stand  in  der 
^^^Bl%Äde  dea  General-Majors  Grafen  Vecsey  und  wurde,  als  diese  am  frühen  Mor- 
^^H^  mf  die  rechte  Mincio-Seite  übergegangen  war,  mit  einer  Schwadron  l^ings  des 
^^HMmo  üfisn  gegen  Goito  angewiesen,  falls  er  auf  den  Feind  nicht  stossen  sollte, 
^^^Ibtr  dn  Fiuaa  su  setzen  und  sich  mit  Vecsey  zu  vereinigen.  Da  aber  die  Fran* 
V  IBMI  b^eita  Rorerbello  erreicht  hatten,  so  wurde  Mengen  mit  einer  weit  Über- 
I  l^imcu  feindltehen  Reiterei  in  ein  Gefecht  verwickelt  und  zog  sich,  früher  schon 
dveh  dem  Obersten  ran  Gorczkowgky  mit  einer  halben  Schwadron  verstärkt, 
a«f  dem  Wege  nach  Pozzolo  gegen  die  Division  Merville,  von  der  französischen 
i  d»  Generals  Mermet  heftig  verfolgt.  Das  Fouer  des  schnell  einen  Haken 
Unken  Flügel -Bataillons  De  Best  machte  die  feindlichen  Chasseurs 
Oberat  Baron  Gabelkoven  hieb  nun  mit  dem  Rcgimente  Savoyen- Dra- 
in die  franaE^atsche  Reiterei  ein,  welche  Oberst-Lieutenant  Mengen  mit 
Uhlaneo  -  Schwadron  zugleich  in  der  Flanke  anfiel.  Dadurch  w^urde  das 
fraasJSaladie  Husaren -Regiment  geworfen;  es  riss  auch  das  Dragoner-Regi- 
mmk  K/hiigtnn  niJt   und   beide  stürzten  auf  ihre  in  Colonne  anziehende  zweite 


822 

Infanterie -Dl  Vision  zurück.  Die  eilig  ^rebildeten  Vierecke  der  sich  eben  auf  der 
Höhe  vorMassimbuona  entwickelnden  ersten  Infanterie-Diviöion  hielten  die  weitere 
Verfolgung  des  Feindes  auf.  Die  kühnen  Uhlanen  eroberten  dessen  ungeachtet 
6  Geschütze,  vermochten  jedoch  ifregen  der  in  Verwirrung  gerathencn  Bespan- 
nung nur  eine  Kanone  als  Trophäe  fortzuführen.  Die  Überzahl  des  Feindes  machte 
den  Vortheil  dieses  AngriÜea  noch  zweifei haft,  bis  der  zur  Unterstützung  nach- 
ruckende Oberst  Graf  Seh  lotheim  mit  3  Schwadronen  IIohenlobe-DragoDer  den 
An griif  erneuerte.  Die  französische  Reiterbrigade  wurde  nun  gänzlich  in  die  Flucht 
gejagt  und  durch  ihren  Verlust  ausser  Stand  gesetzt,  weitern  Antheil  an  der 
Schlacht  zu  nehmen. 

So  vorzügliche  Dienste  dieser  am  23.  October  1837  zu  Prag  als  Feld- 
marschall-Lieutenant und  Divisionär  verstorbene  Officier  vor  dem  Feinde  gelei- 
stet hatte  ^  so  ersprieslich  war  auch  sein  Wirken  in  der  langen  Epoche  des 
Friedens,  und  namentlich  in  seiner  Stellung  als  Oberst  des  zweiten  Dragoner- 
Regiments  König  von  Bayern,  dem  er  durch  zehn  Jahre  als  Commandant  vor- 
gestanden. 


ScHNEIDEK  von  Arno,  Karl  Freiherr,  Peldmarachall-Lieutenant,  geheimer 
Rath,  Inhaber  des  8*  Infanterie -Regiments.  Auf  den  schönsten  Blättern  der  vater- 
ländischen Geschichte  hat  dieser  ausgezeichnete  Soldat  seinen  Namen  verewigt  und 
beinahe  alle  Beförderungen  auf  dem  Schlachtfelde  errungen.  Zehn  raitgeniachte 
Feldzüge  und  sieben  zum  Theil  schwere  Wunden  vraren  die  unziveideutigsten 
Beweise  kalter  Besonnenheit  und  muthvoller  Ausdauer-  Sein  Vater  war  fürstlich 
Fürsten berg'scher  Beamter  als  Schneider  im  Jahre  1777  zu  Donauesclungcn 
das  Licht  der  Welt  erblickte.  Mit  kaum  zurückgelegtem  16.  Lebensjahre  ti^at  er 
zu  Seh  äff  hausen  in  das  für  Piemont  zu  stellende  Schweizer  -  Regiment  Royal 
All  eman  dundrückte  in  kurzer  Zeit  zum  Lieutenant  bei  dem  sardinischen  Jäger- 
Corps  vor.  In  den  Gcfecbten  bei  Carcare,  Millesimo  und  Cossaria  1794  gab  er  die 
ersten  Proben  von  üoerschrockenheit,  bestand  dann  In  den  Alpen  im  Winter  1795 
auf  1796  mehi^ere  Vorpostengefechte  und  kämpfte  bei  Millesimo  und  Dego  und  in 
der  Schlacht  bei  Mondovi  (22,  April).  Als  Piemont  im  April  1796  mit  der  fran- 
zösischen RepubliJk  Frieden  fichloss  und  sein  Jägercorps  reducirte,  erhielt  der  kaum 
20  Jahre  alte  Officier  seine  Entlassung;  er  ging  in  die  Fleimath  zurück  und  ent- 
ßchloss  sich  in  kaiserliche  Dienste  zu  treten. 

Kaum  waren  die  Österreicher  in  den  stillen  Thalcrn  des  oberen  Schwarzwaldes 
erschienen,  als  sich  Schneider  denselben  als  Volontär  stellte  und  bei  mehreren 
Gelegenheiten  rühmlich  hervortbat.  Im  Mürz  1797  w^urde  er  zu  Salzburg  Cadet 
im  Freicorps  Grün-Loudon  und  nach  Monatsfrist  vom  Erzherzoge  Karl  zum 
Fähnrich  ernannt,  bei  Umgestaltung  dieses  Corps  in  das  3.  und  4.  leichte  Bataillon 
aber  in  das  letztere  eingetheilt. 


823 


Seit  dem  Beginne  der  Femdseligkeiten  in  Italien  1799  stand  dieses  Bataillon 

hd  din  detachlrten  Corps  des  General-Majors  Grafen  Kien  au  in  der  Polesine. 

Die  CTEie  grössere  That,  wodui*ch  sich  der  junge  S  ch neide r  bemerkbar  machte 

•od  deh  das  Vertrauen  seiner  Vorgesetzten  erwarb,  war  die  Eroberung  einer  feind- 

Kanonier-Schaluppe  mit  6  Kanonen  auf  dem  Po ;  am  8.   April  überfiel  er 

iit  Oberlicutenant  Hack  Ponte  Lagoscura  mit  lOÜ  Freimlligen  und  20  Hu- 

aare» ;  in  diesem  Orte  befanden  sich  600  französische  Fusssoldaten,  60  ßeitcr  und 

2  GesehUtae.  Die  Geschütze  und   100  Mann,   darunter  5  Officiere,  fiefen  in  die 

Hlnde  dieser  beiden  Officiere.  Im  Mai  wurde  Schneider'a   Bataillon  bei  der 

jj-erting  von  Mantua  verwendet  Bei  einem  am  8.  unternonniienen  Ausfalle 

Franzosen  vertheidigte  Schneider  seinen  wichtigen  Posten  gegen  zehnfache 

Übcraiacbt  und  wnrde  amPusse  und  an  der  linken  Hand,  dann  durch  einen  Bajo- 

ich  im  Gesichte  verwundet.   Als  sich  in  Toscana  die  Insui-rection  gegen  die 

[>sisebe  Gewaltherrschaft  bildete,  wünschten  die  A  retiner  einen  kriegserfah- 

LkaiacrlichenOlticier  zumCommandanten  ihrer  Truppen  zu  erhalten,  der  durch 

»Anwesenheit  gewissermassen  yfientlich  bezeugen  sollte,  dass  der  Kaiser  die 

bitderbebimg  der  Toscaner  für  den  legitimen  Herrscher  billige  und  ihr  seinen 

dd  nicht  entziehe.  Klenau  wählte  Schneider  zu  der  Stelle  eines  Com- 

en  der  Insurrections- Armee,  w^elclio  Wahl  der  commandirende  General 

baKen^  FeldECugmeister  Freiherr  von  Kray,   bestätigte.  Am   16*  Juni  hielt 

Schneider  in  dieser  neuen  Eigenschaft  seinen  feierlichen  Einzug  in  Arezzo. 

ae  Periode  in  Schneider's  Leben  ist  die  denkwürdigste.  Seine  erste  angele- 

Sorge  war,  die  höchst  mangelhaft  organisirten  Truppen  feldtüehtig  zu 

mul  ArcEJO  in  Verthcidigtmgsstand  zu  setzen.  Noch  war  der  General  der 

Bcr,  wie  man  Schneider  nannte  und  auf  dessen  Kopf  die  Franzosen  einen 

ttmB  Ton  fUnlUusend  Seudl  gesetzt  hatten^  nicht  acht  Tage  in  Arezzo^  als  er  an 

der  Spitze  eines  kleinen,  aber  wackeren  Häufleins  Dragoner  und  etwa  6000  Mann 

■  FitagC|fen  Siena  auszog,  welches  eine  französische  ßezatzung  hatte.  Stadt  und 

CMidl  wurden^  crsterc  am  28.  Juni,  bezwungen,  dann  Florenz  und  Livorno  besetzt. 

Birnen  riet  Wochen  war  die  Vertreibung  des  Feindes  aus  dem  Grossherzogthume 

bewerkileUigl^   nnd   auf  allen  Puncten    de»   Landes,    das  um  diese  Zeit  gegen 

XVOOO  Mann  unter  den  Waffen  hatte  und  an  deren  Spitze  General  Inghirami,  ein 

Hofmtlagrnnd  Commandant  von  Livorno,  und  S  c  li  n  ei  d  e  r  die  hervorragenden  Per- 

AfieUkoiten  waren,  feierte  man  die  Vernichtung  der  aufgedruugenen  tranzosischen 

FreÜMt  und  die  Rückkehr  asur  Ordnung.  Diese  Erfolge  waren  zumeist  der  ra.st- 

1  ThStigkeit^  dem  unverdrossenen  Eifer  und  der  geschickten  Benützung  aller 

VerhUtnlase  Seh  neide  r's  zu  danken  und  fanden  selbst  bei  dem  Feldmarschall 

Siwnrow  Anerkennung,  der  ihm  unterm  15.  Juli  aus  ^Vlessandria,  und  zwar  in 

'Sprache^  unter  Anderm  schrieb  ;  ^  Ihr  rechtschaffenes  undlobenswürdiges 

wird  Ihnen  gewiss  diejenige  Belobung  verschaffen,  welche  ein  Bolches 


824 


Unternehmen  verdient^.  Nach  den  glücklichen  Erfolgen  in  Toscana  wendete 
Schneider  seine  Blicke  nach  Süden  und  sann  auf  die  Befreiung  der  römischen 
Staaten.  Vor  allem  galt  es  Perugia^  den  eigentlichen  Herd  des  Jakobinismus,  zu 
bezwingen;  nach  kurzem  Widerstände  ergab  sich  die  Stadt  am  3.,  das  Castell  aber 
erst  am  29.  August.  Überall  wurden  grosse  Vorrathe  an  Munition ^  Watten  und 
Geschütz  gewonnen. 

Mittlerweile  hatte  sich  Rom  am  30.  November  den  Alliirten  unterworfen  und 
der  Kirchenstaat  wurde  von  den  Franzosen  gänzlich  geräumt.  Feldmarschall- 
Lieutenant  Fröhlich  bedeutete  nun  dem  Fähnrich  Schneider,  die  aretinische 
Insurrection,  die  unter  diesen  Umständen  nicht  mehr  notbig  war,  aufzulösen  —  ein 
Heer,  das  zum  Theile  Schneider's  Schöpfung  war  und  welches  er  jederzeit  mit 
höchster  Auszeichnung  angeführt  hatte.  Der  wackere  Officier  hatte  nämlich  in  dem 
Zeiträume  von  vier  Monaten  sechs  Städte  und  Festungen  erobert^  mehr  denn  45,000 
Mann  befehligt,  hiervon  4000  vollständig  ausgerüstet,  1200  Cavalleristen  wohl 
beritten  gemacht  und  eine  Anzahl  Geschütze  mobilisirt.  Er  hatte,  was  noch  höher 
anzuschlagen  ist,  den  Muth,  die  Mannszucht,  die  Vaterlandsliebe  bei  regellosen 
Banden  hervorgerufen,  Ausschweifungen  und  Unordnungen  hintangehalten. 

Der  tapfere  Schneid  er  begab  sich,  mit  dem  Bewusstsein  zur  Befreiung  Tos- 
cana*s  und  eines  Theiles  des  Kii-chenstaates  nach  Kräften  mitgewirkt  zu  haben,  zu 
seinem  Bataillon  in  Sarzana,  wo  er  als  Fähnrich  wieder  in  seine  Compagnie  trat, 
aber  auch  eine  von  vielfachen  Anstrengungen  und  Beschwerden  zerrüttete  Gesund- 
heit mitbrachte.  Seine  ausserordentlichen  Leistungen  wurden  von  Seiner  Majestät 
dem  Kaiser  mit  der  Ernennung  zum  Capitän- Lieutenant  gelohnt  und  in  späterer 
Zeit  mit  dem  Commandeurkreuze  des  toscanischcn  St.  Joseph -Ordens  gewürdigt. 

Im  Feldzuge  1800  organisirte  Schneider  den  Landsturm  im  Breisgau  und 
führte  dann^  zum  wirklichen  Hauptmann  beiordert,  ein  Streifcorps  in  Bayern; 
nach  dem  Friedensschlüsse  wurde  er  zu  Neugebauer- Infanterie  in  die  Wirklichkeit 
eingebracht;  1805  deckte  Schneider  den  Rückzug  des  Feldmarschall -Lieute- 
nant Hilie  raschen  Corps j  als  dieses  von  Tirol  zur  Armee  des  Erzherzogs  Karl 
stossen  soUte.  Am  20,  November  langte  Schneider  mit  300  Mann  in  Vi  11  ach 
an  und  hatte  sich  aufgestellt,  um  den  Feind  zu  beobachten,  welcher,  im  Besitze  von 
Tarvis  und  der  Flitseher  Klause,  bis  Arnoldstcin  streifte.  Ausserhalb  Vi  11  ach  an 
der  Chaussee  nach  Arnoldstein  fand  Schneider  einen  nach  Verona  bestimmten 
kaiserlichen  Park  von  52  Geschützen  aufgefahren,  der  hier  seit  mehreren  Tagen 
unter  schwacher  Bedeckung  stand  und,  nachdem  auf  dem  weiten  Marsche  von 
Wien  bis  Villach  ein  Theil  der  Bespannung  durch  vermehrte  Anstrengungen 
erschöpft  war,  binnen  wenigen  Stunden  eine  Beute  des  Feindes  w*erden  musste. 
Entschlossen,  wenigstens  zu  retten  w^as  möglich  sei,  schob  Schneider  rasch  eine 
Truppenabtheilung  bis  an  die  Gailhrücke  bei  Fö deraun  vor  und  trieb  indessen  in 
allen  benachbarten  Ortschaften  mit  guten  Worten  oder  Gewalt  die  Bauornpferde 


825 


^ii 


nMUBmen*    Dadurch  gelang  es^  sä mmt liehe  Geschütze  zu  bespßDnen,  Noch  am 

Abend  des  21.,  kurz  nach  dem  Eintreffen  der  Arriere^arde  unter  General-Major 

Sc&Auroth  in  ViJIach,  wurde  der  Park  nach  Klagenfurt  in  Marsch  gesetzt  und 

{■iif^tr  dort  am  Morgen  des  22.  ungefährdet  an,  General-Major  Seh auroth  war 

£eie  Nacht  über  m  Villach  stehen  geblieben,  welclie  Stadt  die  Feinde  schon  am 

SS,  besetzten.  Die  umsichtige  That  Schnei der's  wurde  mit  dem  Ritterkreuze 

dem  im  Jahre  IblO  die  Erhebung  in  den  Frclherrnstand  folgte.  Um 

dji8  Andenken  der  auseergewöhnlichen  Verwendung  Schneide r's  vom 

Jahre  1799  im  Toscanischen  bleibend  zu  machen,  erhielt  er  das  Pradieat  von  Arno, 

In  den  letzten  Tagen  des  November  1805  conimandirte  Schneider  ein 

Scrafcorps  gegen  Gratz  und  wurde  für  seine  thiitigen  Leii>tungen  in  diesem  Feld- 

als  einer  der  jüngeren  Hauptleute  zum  Major  im  Tiroler  Jäger-Regimcüte, 

18Qä  zum  Commandanten  des  2.  Jäger- Bataillons  ernannt. 

In  der  denkwürdigen  Schlacht  bei  A s p e r  n  zeichnete  sieh  Schneider  so 
iieUbaft  au^.  dasd  er  im  Juni  zum  Oberst-Lieutenant  befördert  wurde. 
Dte  Schlacht  von  Dresden  war  eine  neue  Gelegenheit  fürSchoeiderj  durch 
Xadi  uxid  Entschlossenheit  an  der  Spitze  des  braven  Bataillons  zu  glänzen.  Bei  dem 
Miutfdiase  Stadt  (26.  August  1813)  erbot  er  sich  die  vor  dem  Mosehins ky'- 
tGarlm  liegende,  mit  6  Geschützen  bewatfnete  Rcdoute  zu  nehmen.  Unter  dem 
i  KartHlschen-  und  Kleingewehrfcucr  des  Vertheidigers  yoilt'ühiie  er  mit 
jMgem  daa  kühne  Unternehmen.  Ehe  man  sich's  verzah,  waren  die  Palli- 
ttmgehaaen  oder  ausgerissen  und  die  Brustwehr  im  ersten  Anlaufe  erstiegen. 
Selmeidor^  von  vier  seiner  Jäger  gefolgt^  war  der  Erste  auf  dem  Parapet^  als  er 
Airi  MM  Kartätschen kugel  in  den  Oberschenkel  erhielt  und  in  die  Arme  der 
CMidkMdeii  sank«  Aber  die  Stimme  ihres  schwer  blessirteu  Commandanten 
mrtste  die  tapferen  Jäger  unaufhörlich  und  im  hohen  Grade  auf;  die  Besatzung 
'vSdia&ae  wurde^  da  auch  Oberlieutenant  Feld  egg  (s.  d.)  von  der  entgegen- 
fVMlilaii  Seite  mit  Freiwilligen  von  De  Vaux-lnfanterie  gleichzeitig  eingedrungen 
^Uf  iihmiM  oMergemacht^  theils  verjagt,  und  die  sechs  Geschütze  waren  erobert 
üaurdeBi  beftigsteo  Feuer  aus  dem  nahen  Garten  und  den  mehrmaligen  Versuchen 
i^fmidm  mn  den  Wiederbesitz  der  Redoute,  behauptete  sich  Schneider  drei 
mit  einer  Geisteagegenwartj  die  um  so  höhere  Anerkennung  verdient,  als 
I  aehwere  Wunde  unsägliche  Schmerzen  verursachte  und  er  sich  durchaus 
■^  m  erlieben  rennochte,  somit  während  dieser  ganzen  Zeit  auf  dem  Banket 
H|odtf  ?iui  eiaiigi^  Leuten  unterstützt  an  der  inneren  Brustwehrbösehung  lehnte. 
Aligfgeii  8  Vhr  Abends  die  feindhchen  Colonnen  aus  der  Stadt  dehouehirten  und 
t§  mok&iB  Bedeute  wieder  verlassen  werden  musste^  blieb  Schneider  kein 
•ö^arei  Mittel,  mIb  sieh  unter  dem  Beistande  der  Seinigen  mit  höchster  Gefahr  auf 
m  Bimtwehr  beben  und  von  da  in  den  Graben  hinabgleiten  zu  lassen ,  von  wo 
Aaikan  etii^e  Jäger  zurückfülii-tcn*  Buuser  Franz  befahl,  für  den  Tansport  des 


826 

schwer  blessirten  Schneider  alle  Sorge  zu  tragen  und  denselben  zur  besseren 
Pflege  nacb  Prag  bringen  zu  lassen;  für  die  neuerdings  bewiesene  Tapferkeit  aber 
ernannte  er  ihn  zum  Obersten  ausser  der  Tour,  Obschon  Schneider  nach  längerer 
Zeit  genas,  so  begleiteten  ihn  die  Schmerzen  dieser  Wunde  bis  an  das  Ende  seines 
thatenreichen  Lebens^  so  wie  diese  Blessur  auch  Ursache  war,  dass  er  an  den 
folgenden  Kriegen  keinen  Antheil  nehmen  konnte*  Doch  wurde  Schneider 
bei  der  Errichtung  des  italienischen  Freicorps  in  Anspruch  genommen  und  nach 
Redueii-ung  desselben  zum  Commandanten  des  Tiroler  Jäger-Regiments  ernannt. 
Den  Feldzug  des  Jahres  1821  gegen  Neapel  machte  er  als  Commandant  des 
3.  Jäger- Bataillons  mit  und  bestand  am  7.  März  bei  Pie  di  Lngo  unfern  Rieti  ein 
dreistündiges  glänzendes  Gefecht.  Der  St.  Georg-Orden  4,  Classe  lohnte  die  neuen 
Verdienste  Schneider's^  der  im  Jahre  1823  zum  General- Major,  und  1832  zum 
Feldraarschall-Lieutcnant  und  Divisionär  in  Prag  befördert  wurde. 

Nachdem  in  der  langen  Friedens-Epoche  seine  Erfahrung  und  genaue  Waffen* 
kenntniss  bei  der  angeordneten  PröfuDgs-Commission  behufs  einer  neuen  Abfeue- 
ningsniethode  der  Infanterie-Gewehre  in  Anspruch  genommen,  und  er  auch  bei  der 
Commission  der  neuen  Uniformirung  in  der  gesamniten  Armee  mit  thätigster  Um- 
sicht verwendet  wurde,  nachdem  er  Inhaber  des  8.  Infanterie-Regiments^  1836 
Militär-Comraandant  in  Linz  und  bald  darauf  geheimer  Rath  geworden,  beschloss 
er  sein  viel  bewegtes  ausgezeichnetes  Leben  am  Abend  des  16.  Jänner  1846  in 
der  Hauptstadt  Oberösterreichs  nach  einer  beinahe  öüjährigen  Dienstzeit,  während 
welcher  er  Außsergewöhnliches  mit  seltener  Thatkraft  geleistet  und  die  allseitige 
Anerkennung  dafür  nicht  nur  von  Seiten  seines  Kaisers,  sondern  auch  der  fremden 
Souveräne  durch  Verleihung  ihrer  Orden  gefunden  hatte.  Neben  dem  Thcresien- 
Ki'cuze  sebmückton  sieben  andere  Ehrenzeichen  die  Brust  des  tapferen  Feldmar- 
sehaU-Lieutenants  Schneider. 


827 


i 


SizBziiTE  Pebiooe.   Bor  vierte  Krieg  gegen  Frankreich 

(1809). 


\j9t  PlrMe  Ton  Tikit  180^  Bchien  die  Abhängigkeit  des  europaischen  Festlandes  Ton  Frank- 
Midb  tet  gegründet  zu  haben.  Österreich  konnte  va  nicht  Terkennen,  dasa  der  Boden  iLnler  ihm 
iltii  aoftt^kSlileii  begann.  Es  konnte  jetzt  schon  fiihJetLr  d&sB j  nachdem  ganz  Deutschland,  seit 
4tm  vigUlekUohefi  Feldzuge  1806  auch  Preussen  die  Oberherrschaft  des  Kaisers  der  Fran- 
5»   der  Welteroberer  aaeb  den  völligen  Sturz  Österreicka  heTbeizufiiLren  beab- 


Dm  Fdede  nm  Pres«biirg  Tom  26.  December  1805  war,  wie  wir  wissen,  mit  sebr  grossen 
crkaiiit  worden;  wie  wenig  diese  Opfer  aber  genügt  hatten  Osterreich  gegen  künftige 
■dl  Frankrelcb  sicher  zu  stellen,  bewiesen  die  fortwährenden  gewaltsamen  Eingriffe  und 
n,  welche  sich  ^'apoleon  in  den  seinem  EinHusse  unterworfenen  Staaten  erlaubte. 
n*  Bleilelitimg  des  Rheinbundes  unter  Frankreichs  Frotectorat,  der  erwähnte  Krieg  mit  Preue- 
MB,  wwH^f  diäten  SU*t  an  den  Hand  des  gänzlichen  Unterganges  brachte,  das  Continental- 
t,  Napoleon"!  Usurpationen  in  Neapel,  der  bataTischen  Republik,  Hannover  und 
den  Kaiser  Frans  mit  der  gegründeten  Besorgniss  erfüllen,  dass  Napoleon 
hl  nicht  femer  Zeit  das  bereits  gesciimälerte  Erbe  des  Hauses  Habsburg  von  Neuem 
tfäfi  werde.  Kaiier  Franjt,  II.  dieses  Namens  als  deutscher  Kaiser,  legte  die  Krone  KarTs 
Iti  Or^isen  tueder,  da  ihm  das  Reich  unter  den  Füssen  gewichen  war,  und  rüstete  sieh  als 
Ffftns  L  von  Österreich  zum  neuen  Kampfe.  IUeser  musste  blutiger  wie  je,  gefitbr^ 
aitvor  werden,  weil  Österreich  das  ganze  Gewicht  die^ee  Krieges  gegen  Frank- 
TJeten  deutsehen  Verbündeten  allein  trug.  Dennoch  war  man  in  Wien  hoch- 
^■1%  gtni^r  ^^'  einer  Entscheidung  rdeht  zurOckzubeben ,  die,  falls  sie  ungünstig  ausfiel,  den 
an  den  Rand  des  Abgrundes  drängen  konnte.  Osterreich  vertraute  auf  sein  gutes 
I  aal  die  Treu«  and  Opfeffreudi^eit  seiner  Völker  und  auf  den  vielerprobten  Geist  seines 
•I 

Olfidoli  der  Plremburger   Friede  Österreieiis  Gebiet  und  Volksmenge    um  ein   Namhaftes 
kaue,  to  kannte  daaeelbe  doch  300,000  Krieger  ins  Feld  stellen. 


«"K 


UUfle  des  Februar  1809  zeigte  sieh  die  Absicht,  den  Kampf  bald  zu 

ttsvfrhohlen,    und   die  Armee    wurde   am   1*  März  auf  den  Krlegsfüss  gesetzt 

neue    Einrichtung    war   die    Einrheilung    der  Armee  In  Armee- Co rps, 

ISi   atoli    ein   Ganzes,    sämmtlicho   Waffengattungen  in  sich  begriff.   Diese  Armee- 

Bne   d^ene   innere  Verwaltung   und   waren  so  beschaffen«    dass  jedes,    von    der 

t«iv«]uit.    einzeln    operiren    konnte,     mit    dieser    vereint    aber    dem    allgemeinen 


828 

Hauptquartiere  alle  auf  Märsclie,  newegimgcn ,  Unterhalt  und  Mannszucht  Bezug  habenden 
AnonJnungüu  erleicliterte.  Jedes  Corps  hatte  scmen  commandlienden  Generali  seinen  General- 
Stabj  ßeinen  Arüllerie-Chef,  aeine  Commiasäre  u*  s.  w. 

Diese  Armee -Corps  waren  im  Ganzen  zu  schwach  an  Cavallerie,  welche  wahrend  der 
Kriegsjahre  1805  biß  1809  beträchtlich  vermindert  worden.  Die  Eintheilung  der  Armee  in  ab- 
gesonderte Corps  hinderte  übrigens  nicht,  dem  einen  oder  dem  andern  mehr  oder  weniger 
Cavallerie,  je  nachdem  es  das  Terrain  erforderte,  zuzuthelleu. 

Diese  neue  Organisation  hatte  den  Vortheil  grösserer  Beweglichkeit  und  grösserer  Schnel- 
ligkeit gewährt ,  sie  verlangte  aber  auch  einen  vollkommenen  Verein  in  den  wechselseitigen 
Ansichten  der  Generale  und  Chefs  der  General -Stabe,  und  es  wäre,  um  diese  sicherer  zu  errei* 
eben,  sagt  General  von  S  tutte  rheim,  wonschenswerth  gewesen^  die  Organisirung  hätte  schon 
zur  Zeit  des  Friedens  ku  Stande  gebracht  werden  können,  damit  durch  längere  Übungen  zwischen 
den  einzelnen  Corps  und  der  ganzen  Armee  dAsselbe  innige  Verhältniss  entstanden  wärej  wie  es 
zwiaohen  den  einzelnen  Bataillonen  und  ihrem  Regimente  Statt  fand.  Die  veranschlagte 
Stärke  der  österreichischen  Armee  war  folgende.  Sie  zählte  4G  deutsche,  15  ungarische, 
2  Qarnisons-y  17  Grenz-Regimenter  und  9  Jäger-Bataillone,  im  Ganzen  279,372  Mann  Infanterie, 
—  welche  Zahl  jedoch  beim  Anfange  der  Feindseligkeiten  noch  nicht  erreicht  war  —  so  wie  11,172 
Mann  schwere  und  25^032  Mann  leichte  Cavallerie,  ohne  dass  jt^doch  der  ausrückende  Stand  dieser 
bestimmten  Zahl  wirklich  entsprach,  im  Ganzen,  wie  gesagt  502,869  Mann  Infanterie  und 
32,799  Pferde, 

Der  kaiserliche  Bruder  übertrug  dem  durch  aeine  Kriegserfahrung  in  ganz  Europa  bewun- 
derten Erzherzog  Karl,  mit  der  Würde  eines  General issimusi  den  Oberbefehl  mit  den 
ausgedehntesten  Vollmachten. 

Die  operirende  Armee  war  in  9  Armee-  und  2  Reserve-Corps  eingetheilt,  und  zwar: 

1.  Armee-CorpB;  General  der  Cavallerie  Graf  Bellegarde,  27  Bataillone,  16  Schwadronen; 

2.  „  „  Feldzeugmeister  Graf  Kolowrat, 
B*  ff  „  Feldmarschall-Lieutenant  Fat  Hohenzollcrn, 
4.  «  „                  „                      „           Fst.  Ro^onhcrg, 
ö.  „  „  F.M.L.Erzh.  Ludwig,  später  F, Z.M.Fat.  Rcuas,  28 

6.  „  rt  Feldmarschall-Lieutenant  Freiherr  von  Hitler^ 

7.  p           ^  Gen.  d.  Cavall.  Erzh.  Ferdinand  d'Este, 
B.       „           „  Fei dmarschall- Lieutenant  Marquis  Chastelcr, 
9,       n          „  „  „  Ignaz  Graf  Gyulay, 
1 .  Eesenre-  „  General  d,  Cavall.  Fst.  Job*  Liechtenstein, 
'^*        ff          ff  Feldmarschall-Lieut.  Freih-  v,  Kienmayer, 

Nach  dem  ersten  Operationsplane ,    weichen  der  damalige  General-Qiiartiermeifiter  General 

-entworfen   hatte,   und  wobei   die   Hauptabsicht  au   Grunde   lag,    gegen   die  Armee   des 

Uersoga  von  Auerstädt  zu  marschiren,  um  sie  zu  schlagen,  bevor   eine  neue  fran- 

ee  den  Rhein  übersehreiten  wurde,  —  sollte,  mit  Rücksicht  auf  alle  möglichen^  Ton 

von   Aueratädt    bei   Eröffnung    des   Feldzuges  zu   nehmenden   Stellungen^    die 

Armee   so   vereinigt   werden,  dass   sie  überall  auf  der  kürzesten  Linie  gegen   die 

i  konnte,  welche  eine  französische  Rheinannee  nehmen  würde.    Als  geeignetste 

reiohisohe  Hauptarmee  erschien   eine  Central-AufsteÜung  in  Böhmen  zwischen 

ü,  Wattawa  und   Böhmerwald,   von   welcher   Basis  aus   sie   ihre   Operationen 

jen   stwischen   Donau   und   Main,    oder    Main   und  Elbe  leiten   könnte.     Der 


4 


I 


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n 

16 

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n 

16 

27 

n 

16 

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n 

16 

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n 

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25 

n 

44 

23 

ff 

16 

30 

n 

28 

12 

n 

36 

ö 

jj 

24 

829 


GaaormUicimtts  entoobied  aicli  für  eine  ZusammenzieUimg  dur  Uauptarme«?  io  B3b* 
nur  iirei  Corps  um  Inn  zu  einer  IßT&alon  in  Bayern  aufgeBtetlt^  zwei  andere  in 
iwbehen  ViÜAch  und  Klagenfurt  Kam  Eindringen  in  Tirol  (wo  man  aof  den  Aus- 
dat  Aufstftndes  rechnete)  and  zur  Vorrifckung  g^gen  Bassano  Kusammengezogen  werden 
(<dfe  croatifebe  Insiirreotion  und  die  iatriarasohe  Landwehr  waren  beatimmt,  den  unteren 
SQ  b«obatibten)  und  endlich  ein  Armee -Corps  gegen  Warschau  marechiren  sollte,  uio 
f  welche  etwa  im  Herzogthume  WarBobau  zu  O&terreicht»  Nachtheil  in  Qalizieo 
konnten^   £U  vereiteln. 


0i«0iefn  Plane  gemaas  wurden  dann  auch  alle  .^stalten  getrogen  und  die  Eröffiaung  der 
yy^ilinUji,!!  itiii  war  auf  den  10.  April  festgesetzt  ^  als  die  Nachrtchten,  welche  man  in  Öeter- 
nielb  llbef  deo  Marfcb  des  Ou  dl  no fachen  Corfis  an  den  Lccht  über  den  Zug  des  Herzogs  ?on 
Attertladt  (Darouat)  an  die  Donau  und  über  den  Marsch  der  Truppen^  welche  aus  dem  Innern 
Ober  den  Ehein  bei  Uuningen  zurückkamen,  so  wie  über  den  Befehl,  dass  sieb  die 
det  Rheinbundes  an  der  Donau  mit  den  französischen  Truppen  Toreinigen  ßoUten^ 
hervorriefen,  dass  sich  die  franzSsische  Armee  in  Deutschland  am  rechten  Donau* 
vivttlii%«ii  tind  vieUeicbt  alle  Brücken  dieses  Stromes  jseretören  würde,  um  di6  Saterreichi- 
}  BJBptameei  wenn  sie  nach  ihrem  Ausmarsche  aus  Böhmen  vom  linken  Ufer  aufs  rechte 
woUte,  in  ihren  Bewegungen  auizuhalten,  und  dasa  der  Feind  diesen  Übergang 
B^baohiungs-Corpa  an  der  Donau  aufhalten  k5nntC|  um  mit  liherlegener  Macht  auf 
Rill«r*liehe  Corps  cu  fallen^  welches  über  den  Inn  In  Bayern  eindringen  sollte. 

Mao  hielt  es  für  wichtig   die  Operationen   der  grossen   Armee   in   nähere  Verbindung  mit 
Tirol  SU  ziehen,   und   et  wurde   entschieden,  den  gr{}fisten  Theil  der  Armee  auf  das 
D4»>aauufer  au  verlegen»  am  so  mebr^   als,  man  glaubte,   bei   der  Verschiebung   der  Feind- 
Auf  den   10,  April  jene  grosse  Bewegung  in  den  anberaumten  Tagen   ohne  Zeitverlust 
XU  kJSnnen,    Diese  Beweggründe   veranlassten   den   Ssterreichischen  Feldherm  in   der 
dia  Min,  den  Plan  insofern  zu  verändern,  dass  die  Uaupt-Armee,  mit  Ausnahme  von 
Is  Böhmen    surückbleibcnden   Armee -Corps,    niimlicb   das   3.,   4.^  5.  und   6*  Armee*  Corpi 
1.  und  S.  Reaerre- Corps    Über  den  Inn  gehen,    in   Bayern   einrücken    und   längs    der 
ip^riren;  jene  beiden  obenerwähnten  Armee-Corps    aber  (das   1*  und  2«)   aus  Bllhmeu   in 
i  0%#T*PfAli  Tordring«a,  den  Feind  auf  dem  Wege  angreifen,  übrigens  ihre  Operationen  immer 
dl«  Itonaa  richten ,  ein  Corps  von  der  in  Kiirnthen  und  Kraln  versammelten  Armee  durch 
I  PlgltfiSMll  Gb«r  Brtxen  nach  Tirol   dringen,   die   kürzeste  Verbindung   zwischen    dem   Feinde 
8ad  Italien  durchflchneideRt  und  in  der  Folge  die  Operationen  der  Armee  entwe- 
Bi«itoer  g«gen  Ba^yem  oder  durch  das  Etscbthal  nach  Italien  erleichtern  sollte^  die 
4m  Enhcimofa  Johann    aber   (das  B.  und  9.  Armee  *  Corps) ,   weluhe  ein   zweites  Deta- 
il hl    Daimatien   hatte,   mit  ihrer   übrigen  Stärke   bis  zur  Möglichkeit  der  Offensive  eine 
de   Stettung  an   den   Grenzen   Friauls   nehmen,     und    endlich    das   gegen   Warschau 
C^rpt  (da*  7.  Armee-Corps  unter  Erzherzog   Ferdinand)   seine  Operationen   mit   dem 
Sher  die  PUlcza  er<Sffneji|   und  wo  mdglioh  Csenstochow  nehmen,   alle   seine  Bewe- 
riRlt  der  grdieien  Sohneüigkeit  atuiühren  würde. 


im  das    1,   und  2.  Armee-Corps  unter   den  Befehlen  des  Generab  der  Cavallerie 

Bellefarde  diesem  Plane  gemäss  in  Böhmen   bei  Saatz  und  Pilsen  zu rückb lieben, 

B  (Tom  f(^.  Mira  hia  tum  6.  April)  das  d.  und  i.   Armee-Corps  und  das   1,  Reserve-Cor|fte 

Wlwea  Wü4  Wl  Lina  ober  die  Donau  und  nickten  dann  vereint  mit  dem   6.  Armee-  und   den 

B^Aftne-Corps   an   den    Inn>    So  wie  die  grosse  Armee  über  den  Inn  gegangen,    soUte  ihr 


830 

auf  dem  rechten  Flügel  eine  leiclite  Brigade  (Vdcsey)  2ur  Seite  folgen^  um  die  Verbindung  mit 
den  aus  Böhmen  vorrückenden  Annee-Corps  zu  erleichtem. 

Der  Erzherzog  Generalifisitniis  erliess  am  6.  April  folgenden  Armeehefehl r 


„Der  Schutz  dea  Vaterlandes  ruft  uns  zu  neuen  Thaten.  —  So  lange  es  mtSgllch  war,  den 
Frieden  durch  Aufopferungen  zu  erhalten ,  und  so  lange  diese  Anfopfeningen  verträglich  waren 
mit  der  Ehre  des  Thrones,  der  Sicherheit  des  Staates  und  mit  der  Wohlfahrt  der  Völker,  so 
lange  schwieg  jede  ächmerzllche  Empfindung  in  dem  Herzen  uneeres  gütigen  Monarchen;  aber 
wenn  alle  Versuche  fruchtlos  sind,  unsere  glückliche  Selbfitständigkeit  gegen  den  unersättlichen 
Ehrgeisi  eines  fremden  Eroberers  zu  bewahren;  wenn  Kationen  um  uns  fallen  und  rechtmässige 
Regenten  von  den  Herren  ihrer  Unterthanen  losgerissen  werden;  wenn  endlich  die  Gefahr  der 
allgemeinen  Unterjochung  auch  Österreichs  gesegneten  Staaten  und  ihren  ruhigen  glücklichen 
Bewohnern  droht»  so  fordert  das  Vaterland  von  unt«  seine  Rettung  und  wir  stehen  zu  seinem 
Schutze  bereit  —  Auf  Euch ,  meine  theueren  W  affengefäiiTten  t  ruhen  die  Augen  der  Welt  und 
Aller,  die  noch  Sinn  für  National -Ehre  und  National-Eigenthura  haben.  Ihr  sollt  die  Schmach 
nicht  theilen  Werkzeuge  der  Unterdiiir?kung  zu  werden;  Ihr  sollt  nicht  unter  entfernten  Him- 
melsstrichen die  endlosen  Kriege  eines  zerstSrenden  Ehrgeizes  fuhren.  Ihr  werdet  nie  für  frem- 
de« Interesse  und  fremde  Habsucht  bluten;  Euch  wird  der  Fluch  niclit  treffen,  schuldlose  Völ- 
ker «u  vernichten  und  auf  den  Lei^jhen  erschlagener  Vaterlandsvertheidiger  den  Weg  zum 
gerauhten  Throne  einem  Fremdling  zu  bahnen  1  —  Auf  Euch  wartet  ein  schöneres  Loos;  die 
Freiheit  Europens  hat  sich  unter  unsere  Fahnen  geflüchtet;  Eure  Siege  werden  ihre  Fegseln 
lösen  und  Eure  deutschen  Brüder  —  jetzt  noch  in  feindlichen  Reihen  —  harren  auf  ihre  Erlö- 
iung»  Ihr  geht  in  rechtUeheji  Kampf,  sonst  stünde  ich  nioht  an  Eurer  Spitze.  —  W^ir  werden 
auf  den  Fehlem  von  Ulm  und  MarengOj  an  die  uns  der  Feind  so  oft  prahlend  errinnert,  die 
glorreiülien  Thaten  von  Würzburg  und  Oüteracb  +  vtm  liptingen  und  Zürch.  von  Verona,  der 
Trebia  und  Xo^i  erneuern j  wir  wollen  unserem  theueren  Vaterlande  einen  dauerhaften  Frieden 
erkjmipfen.  Aber  wir  können  das  hohe  Zid  nur  durch  grnase  Tugenden  erreichen;  unbedingte 
Folgsamkeit,  strenge  Disciplin ,  ausharrender  Muth  und  unerschüttorlicbe  Standhaftigkeit  in  der 
Gefahr,  sind  dl©  Begleiter  der  wahren  Tapferkeit-  Nur  Einheit  des  Willens,  Zusammenwirken 
des  Ganzen  führen  zum  Siege.  Seine  Majestät,  mein  Monarch  und  Bruder»  hat  mir  ausgedehnte 
Vollmacht  zum  Belohnen  und  zum  Strafen  gegeben;  ich  werde  überall  in  Eurer  MiUe  sein,  und 
den  ersten  Dank  des  Vaterlandes  sollt  ihr  von  Eurem  Feldherrn  auf  dem  Schlacbtfelde  erhalten. 
Der  Patriotismus  vieler  Edlen  Österreichs  Ist  Euren  Bedürfnissen  zuvorgekommen  ;  er  verbürgt 
Euch  das  höchfite  Mass  der  allgemeinen  Erkenntlichkeit.  Aber  auch  die  Strafe  wird  unnachsieht- 
lieh  jeder  Pflichtverletzung  folgen!  Das  Verdienst  wird  Belolinung,  das  Vergehen  Ahndtmg 
treffen,  ohne  Rücksicht  der  Person  und  des  Ranges*  Mit  Schande  gebrandmarkt,  soll  der 
Unwürdige  hinausgestoBsen  werden,  dem  sein  Leben  theuerer  ist  als  seine  und  unsere  HIhre; 
mit  den  Merkmalen  der  öffentlichen  Achtung  geziertj  werde  ich  unserem  SouverKn  und  der 
Welt  jene  Tapferen  vorstellen,  die  sich  um  das  Vaterland  verdient  gemacht  haben  und  deren 
Namen  ich  ewig  in  meinem  Herzen  tragen  werde.  Noch  bleibt  mir  eine  Erinnerung  übrig;  der 
wahre  Soldat  ist  nur  dem  bewaffneten  Feinde  furchtbar;  ihm  dürfen  die  bürgerlichen  Tugenden 
nicht  fremd  sein.  Ausser  dem  Schlachtfelder  g'ßgen  den  wehilnsen  Büxger  und  Landmann  ist  er 
bescheiden ,  mitleidig  und  mens^shlleh.  Er  kennt  die  Leiden  des  Krieges  und  sucht  sie  zu  mü- 
dem. Ich  werde  jeden  mnthwllUgen  Frevel  um  so  strenger  ahnden,  als  die  Absicht  unsere« 
Monarchen  nicht  dahin  geht,  benachbarte  Völker  zu  bedrücken,  sondern  sie  von  ihren  Bedrückern 
SU  befreien  und  mit  ihren  Regenten  ein  festes  Band  zur  Erwirkung  einer  daueihattcn   Ruhe   und 


831 


WmHHtIw^  aJlgremeiner  Woblfalirt  und  ^ictierheit  zu  knüpfen.  Bald  werden  fremde  Trup- 
I  im  Uaaipak  Verein  mit  uns  den  gemeinschaftliehen  Femd  bekämpfen;  dann,  tapfere  WalTen- 
%f  elirct  und  nntenttitzt  de  ab  Eure  Brüder.  Nicht  Ruhmredigkeit^  sondern  männliche 
ehren  den  Krieger.  Durch  Kühnheit  vor  dem  Feinde  müsst  Ihr  «eigen,  daea  Ihr  die 
eril«ii  Soldaten  seid.  —  So  führe  ich  Euch  dann  Einst,  begleitet  Ton  der  Achtung  der 
f%M#  und  von  dem  Dankgefiihle  fremder  Nationen^  nach  erkiimpftem  rühmlichen  Frieden  in 
JM  ViitcUiid  inrück.  wo  Each  die  Zufriedenheit  des  Monarchen,  der  Beifall  der  Welty  die 
der  Tapferkeit  I  die  Segenswunsche  Eurer  Mitbürger  und  dajj  Selbstgefühl  vet- 
Bulie  erwarten.^ 

Arn   9.   Aprü   aeista  der  QeneraliaaimuB  den  Herzog  ron  D&nzig ,   Marschall    LefebYre, 
der  frana5aischen   Armee   in  Bayern*    in  Kenntniss   von   Eröffioung  der  FeindEselig- 
übergab   au   München  jene   denkwürdige    Erklärung,     welobe    unmittelbar    der    nach- 
d«  Attiruf  i^n  die  deataehe  Nation  folgte: 

aSeine  Majealat  der  Kaiser  von  Österreich  ergreifen  gezwungen  die  Waffen^  well  der 
KLaiaer  nicht  haben  "wiU.  dasa  ein  Staat  bestehe,  der  nicht  seine  Obcrherrechaft 
Eroberungs-Absichten  diene;  weil  er  verlangt,  dass  Österreich  seiner  Selbist- 
keit  «ntaa^^  «eine  Streitkraft  entwafliie  und  sich  der  Willkür  des  Eroberers  anheim 
i;  well  die  Heere  dea  Kaiser«  von  Frankreich  und  seiner  abhängigen  Bundesgenossen  feind- 
OileiTeieh  irornlcken.  Österreichs  Streitkräfte  sind  auf  den  Wink  ihtes  Monarchen 
SelMTertheidigung  aufgest^Lnden;  ich  führe  aie  dem  Feinde  entgegen  ^  um  dem  gewissen 
AnlrUÜe  ittrorxukommen.  Wir  überschreiten  die  Grenzen  nicht  als  Eroberer,  nicht  als 
DocuuchUndi.  Nic-ht  um  deutsche  Terfasj^uogen,  Rechte.  Sitten  und  Gebräuche  zu 
ttnd  fremde  aufzudringen.  Nicht  um  Throne  zu  stürzen  und  damit  nach  Willkür  zu 
Nielit  um  Deutschlands  Habe  uns  anzueignen  und  deutsche  Männer  zu  entfernten 
jegen  aufzuopfern.  Wir  kämpfen^  um  die  Selbstständigkeit  der  österreichiBohen 
au  behaupten  —  um  Deutschland  die  Unabhängigkeit  und  die  Nationalehre  wieder 
die  ihm  gebühren.  —  Dieselbeii  Anmassungen,  die  uns  jetzt  bedrohen,  haben 
bereit!  gebeugt  Unser  Widerstand  ist  seine  letzte  Stütze  zur  Rettung.  Unsere 
iai  die  S*ohe  Deutsehiands.  Mit  Österreich  war  Deutsehland  gelliststlindig  und  glücklich; 
tm  dsrek  Övterreichs  Beistand  kann  Deutscbland  wieder  heidesi  werden.  Deutsehe!  würdigt 
Bttt  Lefef  Xelimet  die  Hülfe  an,  die  wir  Euch  bieten!  Wirkt  mit  zu  Eurer  Rettung!  Wir 
tfs|ja|<mi  nur  die  Anstrengungen,  die  der  Krieg  für  die  gemeinsame  Sache  erfordert.  Euer 
Euer  hüusUcher  Friede  ist  durch  die  Mannszucbt  des  Heeres  gesichert.  Die  öster- 
Aftnee  will  Euch  nicht  berauben,  nicht  bedrücken;  sie  achtet  Euch  als  Bruder,  die 
ilAd  Ar  dieaelbe  Sache,  die  die  Eure  wie  die  Unsere  lat^  mit  uns  vereint  zu  kämpfen* 
A^tu»^  werth.  Nur  der  Deutsche  der  sich  eelbst  vergibst,  Ist  unser  Feind.  Baut 
«f  mdm  Woft^  die  ich  schon  mehrmal  zu  Eurer  Rettung  gelÖset  habe!  Baut  auf  das  Wort 
m^m  irihflil  «ad  Brudertf  daa  nie  gebrochen  worden  ist** 

Der  Ertheraog  hatte  mit  der  Armee  am  tO.  April  den  Inn  bei  Braunau  überschritte u  und 
Mevteh  in  der  Richtung  gegen  Market,  Eggenfetd  und  Pfarrkircheo  fort. 


Itmfolwon  gebot   über  folgende    Streitkräfte   in   Deutsehland:     1)   das    Armee-Corps   des 
Devoeil,   ÄO.OOO    Mann;  2)  das  Corps  Oudinot*s,   15,000  Mann;  3)  4  Divisionen 
▼eo  FVankreicb  her,  25,000  Mann  ;  Sachsen,  Bayern,  Baden,  Württemberg  und 
Königreich  W'estphalen  hatten  100,000  Mann  unter  den  Waffen*  Die  russische 
ihiB  fiberdiea    150^000  Mann    in  Auuioht    und  deckte   den  Korden;   Marmonl's 


832 


15,000  Mann  in  Dalraatien 
MaeJonftld  deckten  den  Süden. 


die   Italienische  Armee  (60,000  Mann)  unter  dem  Viee-König  und 


Erzherzog  Karl  liofFte  durch  Bchteuni^e  Ergreifung  der  InitlatiTe  dem  von  PariF  erwar- 
teten Kaiser  Napoleon  zuvorzukommen  und  die  ihm  entgegenge führten  französischen  Tra|>pen 
bis  an  den  Rhein  zurückzuwerfen.  Allein  schlechtes  Wetter  ttnd  grundlose  Wege  verzögerten 
den  Marsch  seiner  Cotonnen,  und  ab  diese  hei  Landshut,  Dingelfing  und  Moesburg  die  laar  über- 
schritten hatten ;  war  Napoleon  bereits  bei  seiner  Annee  und  gerade  Äur  rechten  Zeit  eingetroffen, 
um  einem  drohenden  Unglücke  zu  begegnen,  denn  Bert  hier,  der  bis  zu  seiner  Ankunft  daa 
Commando  führte,  hatte  eine  20  denfeche  Meilen  lange  dünne  Linie  von  Regensbujg  ab  bi« 
Schwahmünchen  und  Landsberg  den  anrückenden  6  österreichischen  Armee  •  Corps  entgegen- 
gesetzt nnd  solche  Anordnungen  getroffen^  dass^  wenn  es  diesen  möglich  gewesen  wäre  über 
Neustadt  und  Kehlheim  rasch  vorzudringen,  die  Franzosen  in  ihrer  Mitte  durchbrochen  und 
vereinzelt  bis  hinter  d(*n  Rliein  über  den  Haufen  geworfen  werden  konnten.  Dayoust  mit  seinen 
60|00Q  Mann  war  nämlich  von  Berthier  nach  Regensburg  dirigirt  worden;  die  bayerische 
Arroee  unter  Lefebvro  nahm  Stellung  bei  Neustadt  und  Abensberg;  Van  dämme  an  der  Spitze 
der  Württem berger  (10,000  Mann),  BessiSres  mit  der  Keserve-Relterei  (12^000  Mann)  standen 
in  Stufenabtheilungen  an  der  Donau,  bei  Vohburg,  Neuburg,  Ingolstadt  und  Donauwörth;  end- 
lich Oudinot  (;24,000  Mann)  und  Mas  sena  sollten  die  Ufer  des  Lechs  vertheidigen,  von  seiner 
Mündung  bis  Schongau,  wonach  sich  die  beiden  Hauptmassen  der  franiösischen  Armee  auf  den 
beiden  üuesersten  Enden  in  einer  Entfernung  von  6  bis  7  Märschen  von  einander  getrennt  fan- 
den, wahrend  die  concentrirten  Österreicher  gegen  ihre  Mitte  in  Anmarsch  waren.  Nur  dem 
schnellen  und  sicheren  Blicke  Napoleon 's  konnte  es  gelingen,  aus  dieser  kritischen  Lage  unge- 
ßcMagen  hervorzugehen.  Als  Erzherzog  Karl  seine  Ankunft  und  einen  Nachschuh  beträchtlicher 
Truppenmassen  erfuhr,  stellte  er  seinen  OflTensiv-Marsch  gegen  Kehlheim  ein  und  änderto  die 
Richtung  der  secha  Armee -Corps  nach  Regenabtirg,  um  sich  daselbst  mit  BeUegarde  und 
Kolowrat,  die  aus  Böhmen  herheigekomnien  waren  und  bereits  gegen  Davoust  operirten, 
zu  vereinigen. 

Tn  der  zweiten  Hiilfte  des  April  fielen  nun  in  der  Gegend  zwischen  Landshut  und 
Regensburg  melirere  Gefechte  vor,  worunter  die  bedeutendsten  bei  Abensbergs  Landshut, 
Eckmühl  und  Regensburg.  Erzherzog  Karl  zog  sich  bei  der  letzgenannten  Stadt  am 
23.  April  mit  fünf  Corps  hinter  die  Donau  und  durch  die  Oherpfalz  nach  Böhmen  zurück. 

Feld uiarschall -Lieutenant  Freiherr  von  Hiller  zog  mit  dem  linken  Flügel  —  3  Corps  —  an 
den  Inn,  schlug  seinen  Verfolger ,  den  Marschall  BeRBi^reSj  bei  Neumarkt,  wicli  aber  dann  vor 
der  heranziehenden  feindlichen  Hauptmacht  längs  des  Donau-Thales  nach  Mautern  zurück,  von 
wo  er  eine  Division  nach  Wien  entsendete  und  mit  den  übrigen  Truppen  am  8*  Mai  auf  das  linke 
DonBU'Ufer  nach  Krems  übersetzte.  Wien  wurde  nach  einer  24stiindigen  Beschiesaung  am 
13,  Mai  mit  Capitulation  übergeben,  seine  Besatzung  gewann  das  Unke  Ufer  der  Donau. 

Hill  er  tiess  zur  Deokung  des  Donau-Überganges  7000  Mann  bei  Krems  j  ein  andere« 
Corps  unter  dem  Feldmarsehall-Lieutenant  Grafen  Radetzky  bei  Komeuburg,  und  vereinigte 
»ich  mit  dem  Reste  seines  Corps  bei  Stammersdorf  mit  der  Besatzung  von  Wien, 

Erzherzog  Kar!  hatte  von  Cham  aus  zwei  Cavallerie-Regimenter  räch  Linz  gesendet  und 
diesen  den  Fe Idzeugmeister  Grafen  Kolowrat  mit  22^000  Mann  folgen  lassen.  Er  ielbat  langte 
am  16.  Mai  mit  der  Armee  im  Marchfelde  an. 

In  den  nächsten  Tagen  führte  Napoleon  sein  Heer  über  die  Loban  nach  dem  linken  Donau- 
Ufer  und   entfaltete  am  20.  Mai  eine   streitbare  Macht  von  90,461  Mann,    Erzherzog  Karl  hatte 


833 


Aspern   und  Wagram    105, 36B  Mann  coQccntrirtj  konnte  jcdocli  für  eine  zu  gcwärti- 
fcMt  SeUaelit    nur    90,300  Krieger    verwenden.    Die  Tage    von  Asperii    am    21.   und  22.  Mai 
I  Feinde,  wie  sich  der  Generalig äimus  in  einem  ArmeebefeKlo  am  24.  aussprach  ,  dase 
SittrT«!ehi&cJie    Armee    noch    beistehe,    mit   deren   Yerniehtung   NapoLeon    erst    unlängKt 
kalte;  aie  zeigte  die  herrlichsten  Beweise  von  Patriotismus,  von  Held  engeist,  von  Verach- 
der  Qo&lirenf    die   die  Nachwelt   bewundern   und   den   Nachkommen   als    ßeispiet    seltener 
d*r9teU«n   wird.   Übermüthig  im  Glücke,    hatte  Napoleon  den  Fall  Österreichs  und 
iTcnikilitscg    feiner   Selbststündigkeit    schon    früher    ausgesprochen    und    alle    gewöhnlichen 
iwiflchen   kriegfiibrenden    Nationen  aufgehoben;   keine  österreicbischen  Parlamentüre 
•rBfückgefchicki»    keine    Briefe    beantwortet    und   keine  Gefangenen    ausgelost.    Aspcrn 
Vku  wieder,  dass  es  ein  Österreich  gebe^  dass  er  Anträge  zur  Auswechselung  der  Gefan- 
omsatei    mit    einem  Wort«:    die    üblichen  Kriegsgebräuche  traten  in   ihre  alten 


Tag«  lichlcten  Napoleon's  Massen  um  mehr  ab  40,000  Streiter;  der  österreichische 
T«ise  «(tf4f  ebenfalls  auf  34,000  Mann.  Napoleon  eilte  durch  die  I^obau  nach  dem  rechten 
rfcxiii  Vht  sufiiek  und  bot  alle  Kräfte  seines  Reiches  und  der  verbündeten  Staaten  auf,  um  diese 
%9  ersetxen.  Auch  Österreich  machte  die  höchsten  Anstrengungen,  um  den  noch  bevor- 
Kümpfen  mit  Zarersicht  entgegen  zu  treten.  Seine  Streitkräfte  wurden  aber  schon 
4lf  B«»elcung  eine»  Theilcs  seiner  Provinzen  beschränkt  und  dadurch  dem  Heere  jene 
feiMit>t,  welche  aus  diesen  Landern  hatten  gezogen  werden  können.  Noch  tot  der  Schlacht 
i^tlB  Latle  die  Zahl  der  dem  Feinde  schlagfertig  gegenüberstellenden  Truppen  237,000 
Strafen,  und  IJ4,U00  Mann  waren  damals  in  der  Errichtung  begrii^en  gewesen.  Um  jene 
Zäi  Kiftt  ÜApoleon  gegen  Ö&terreich  schon  347,000  Mann  wirklich  in  den  Kampf  gebracht  — 
FoiB0ifSt  Dootodiet  Bussen,  Portugiesen,  Italiener  t  Polen  und  Holländer  Lieferten  die  Contin- 
Tcrfugbaren  ResCTven  erreichten  die  Stärke  von  158,000  Mann,  Hieraus  geht 
die  Feind©  Österreichs  bei  Fortsetzung  des  Kampfes  eine  Übermacht  von  mehr  als 
IM/MNI  Mft&ii  ansamtuen^tellen  konnten. 


luitten  aiioh  die  Känipfe  in  Italien  und  Tirol  eine  nachtheillge  Wendung  genom* 
tt&  Dli  dort  gestAndenen  Truppen  zogen  sieh  zuf  Deckung  von  Untersteier,  Croatien  und 
l^fHü  gvriiek^  wogegen  der  Vlcekönig  mit  dern  gr^ssten  Theile  seiner  Armee  von  Italien  schon 
iiii  Mtä  tith  mit  Napoleon  Tcreinigte,  Ton  diesem  in  Ungarn  verwendet  wurde  und  nach  der 
M  Ksali  wieder  nach  Wien  zurückkehrte. 


Kap^ltaa  führte  in  den  ersten  Tagen  des  Monats  Juli  sein  1&0,000  Bfann  wählendes  Heer 
Male  nmeh  dem  linken  Donau-Ufer,  Der  Erzherzog  Tertheidlgto  seine  Stellung  hinter 
M    Wftgram    mit    100,00ü  Mann,    schlug    ^ie    am    5.  und  0.  .tuli  mit  grösster 
TiflbiliH  Süd  ^a4  emt  ieinen  Kückzug  an,    als  Napoleon  seine  Übermacht  von  50,000  Mann 
ead  d«B   Unk#n  Flügel  zu   umgehen  drohte.    Unersehüttert  wurde  der  Rückzug  nach 
od  dem  ▼erfolgenden  Feinde   in   den  Gefechten  bei  Korneuburg,  HoUabrunn, 
ii   Tw^witz,   dann   am    II.   Juli  bei  Znaim   der  rühmliabste  Widerstand  geleistet 
Tage  vnrde  der  Waffenstillstand,    am  15,  eiti  Demarcationsvertrag  abgeschlossen. 


üt  Aimt*  des  Ertherzoga  Jolianni  60,000  Mann  stark,  operirte  mit  dem  Centrum,  42,000 

9aim   MlBtni  iurrt^t) Liehen    Commando   gegen   Italien ,    wahrend   Feldmarsehall-Lieutenant 

«M    Ck«»leler    mit     10,000    Mann    nach  Tirol,    und  General-Major   Stoichcvioh 

ii3 


834 

mit  7000  Mann  aus  Croatien  nach  Dalmatien  eindrang.  Gegen  dieses  Corps  stand  der  Vice- 
könig  mit  70,000  Franzosen,  Italienern  und  Bayern  in  Italien,  die  Generale  Kinkel,  Bison 
und  Lemoine  mit  7000  Mann  in  Tirol,  und  die  Generale  Montrichard  und  Clausel,  10,000 
Mann  stark,  in  Dalmatien. 

Am  8.  April  war  die  Armee  des  Erzherzogs  Johann  bei  Taryis  concentrirt  Er  trat  mit 
dem  Gros  am  10.  den  Marsch  links  über  Predil  und  Caporetto  nach  Cividale  an,  das  er  am  12. 
erreichte.  Eine  schwache  Abtheilung  unter  Oberst- Lieut-enant  Volk  mann  rückte  rechts  über 
Ponteba,  schlug  die  Division  Broussieram  11.  bei  Venzone  und  drang  bis  Gemona  vor.  Die 
Colonne  des  Generals  Gavasini  überschritt  zur  äussersten  Linken  am  11.  den  Isonzo  bei  Gorz 
und  besetzte  Udine,  wo  sich  am  13.  die  ganze  Armee  vereinigte.  Der  am  Tagliamento  stehende 
Vicekönig  trat  am  14.  den  Rückzug  hinter  die  Livenza  an,  thätigst  verfolgt  von  dem  Erzherzoge 
Johann,  der  ihn  am  15.  bei  Pordenone  und  am  16.  bei  Sacile  und  Fontana  Fredda 
schlug.  Aber  diese  Vortheile  musste  der  Erzherzog,  von  den  Vorfällen  in  Deutschland  benach- 
richtigt, aufgeben  und  den  Rückzug  über  die  Piave  antreten.  Nach  dem  daselbst  am  8.  Mai 
gelieferten  Treffen  und  den  Gefechten  bei  San  Daniele  und  Venzone  überschritt  die  Armee 
die  Grenze  Kärnthens  und  nahm  am  13.  Stellung  zwischen  Pontafel  und  Tarvis.  Salzburg  hielt 
Feldmarschall -Lieutenant  Jellachich  mit  7000  Mann  besetzt.  Der  Erzherzog  wendete  sich 
nach  Steiermark;  ihm  folgte  Jellachich;  die  Franzosen  bemächtigten  sich  der  Forts  Malbor- 
ghetto und  Predil,  der  Stellung  bei  Tarvis  und  der  Verschanz ungen  auf  dem  Prewald.  Jella- 
chich bestand  auf  seinem  Rückmarsche  von  Radstadt  am  25.  Mai  bei  St.  Michael  ein  lebhaftes 
Gefecht  und  stiess  dann  bei  Gratz  zur  Armee  des  Erzherzogs. 

Schon  am  12.  Mai  war  der  Banus  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Ignaz  Gyuiay  mit 
einem  Corps  nach  Krain  entsendet  worden  und  vereinigte  zu  Ende  des  Monats  bei  Agram  eine 
Armee  von  32,000  Mann.  Mit  dieser  ging  er  auf  Gratz,  schlug  sich  in  der  Umgegend  dieser 
Stadt  am  24.  und  26.  Juni  mit  Broussier,  trat  aber  den  Rückzug  an,  als  Marmont  von  Laibach 
über  Cilly  nahte.  Da  dieser  Marschall  nach  Wien  abberufen  wurde  und  den  grössten  Theil  von 
Inner-Österreich  räumte,   so  besetzte  Gyuiay  am  2.  Juli  die  Hauptstadt  der  Steiermark  wieder. 

Der  Erzherzog  Johann  zog  sich,  als  der  Vicekönig  über  dem  Semmering  nach  Wien  und 
von  da  nach  Ungarn  abmarschirte ,  ebenfalls  naeh  Ungarn,  stand  am  1.  Juni  mit  20,000  Mann 
bei  Körmend  und  vereinigte  sich  mit  der  ungarischen  Insurrection,  welche  der  Erzherzog  Pala- 
tinus  befehligte.  Die  Schlacht  bei  Raab  am  14.  Juni  nöthigte  beide  Corps,  das  linke  Donau- 
Ufer  bei  Komorn  zu  übersetzen,  und  während  der  Palatious  mit  der  Insurrection  in  dieser  Gegend 
blieb,  rückte  der  Erzherzog  Johann  nach  Pressburg.  Die  Franzosen  nahmen  am  24.  Juni 
Raab,  beschossen  am  26.  Pressburg  und  suchten,  aber  vergebens,  sich  des  vom  General-Major 
Bianchi  vertheidigten  Brückenkopfes  zu  bemächtigen.  Sie  räumten  diese  Gegend  und  zogen 
nach  Wien,  der  Erzherzog  Johann  von  Pressburg  über  Marchegg  bis  Ober-Siebenbrunn,  und  seine 
Vorposten  streiften  am  Nachmittag  des  6.  Juli  im  Rücken  der  französischen  Armee  nach  Mark- 
grafneusiedel  und  gegen  Wagram;  am  Abend  dieses  Tages  ging  er  nach  Marchegg  zurück  und 
am    13.   nach  Komorn,  wo    die  erste  Nachricht  von  dem  geschlossenen  Waffenstillstände  eintraf. 

Feldmarschall-Lieutenant  Chasteler  befehligte,  wie  bemerkt,  das  gegen  Tirol  bestimmte 
Corps  von  10,000  Mann.  In  jenem  Lande  befanden  sich  im  April  über  9000  Mann  feindlicher 
Truppen;  die  eine  Hälfte  Bayern  unter  General  Kinkel,  die  andere  Hälfte  Franzosen  unter  den 
Generalen  Bison  und  Lemoine.  Als  Chasteler  im  Pusterthale  vorrückte  und  am  12.  April 
zu  Brunecken  eintiaf,  hatten  bereits  die  Tiroler  zu  den  Waffen  gegriffen.  Sie  zwangen  unter  den 


835 


Qofer,  SpeokbaeJjer,  Tel  euer  ii.  A.  nach  den  am  12.  und  13.  in  der  Gegend 
f«i  lanfbruek  it«ttg«liftt»i«ii  Gefechten  den  Qener&l  Kinkel  mit  3000  Bayern,  den  General* 
Btl^n  mit  2  franttlfiiirhert  Bataillotieu  zur  Ergebung^.  Der  Pa&B  Schamit»  wurde  von  den  Tiro- 
die    Festung    Ruistein    blockirt    und    tsln    Streilzug   über   Mittewald    nach    Bayern 


Ami  die  Kande  von  diesen  Ereignissen  bestimmte  der  Yicekonig    den  General  ßaraguay 

l*itilli«rs   mit    dem    linken    Flügel    der  Armee    von    Italien    nach  Tirol  ein:£Urüeken,    In  Eile 

wsfijc«  1«  Tijeni  und  Hovereda  bei  12,000  Mann  gesammelt  Aber  die  Tiroler  nötbigtcn  durch 

g^Ißektiche     Gefechte   den     Genenal    d'Hiitiers    am     21.    April    zum   Rückzuge    nach 

Der  Feldmarschall -Lieutenant    Marquis    Chaateler   traf  mit   seinem  Corps  ara  22.  zu 

Trfe»!  ein«    Kach    den   Gefechten  bei  Caliano    imd  Volano    wich  dUIillierB    über    Ala   am 

JT,  April  bia  an  die  Chiusa  veneta.  Mittlerweile  war  der  Marschall  Lefebvre  mit  dem  hayerisoben 

AiBiet-Corpa  in  Salzburg  eingerückt.    Er  liess  die  Division  Kronprinz  vor    der  bei  liadstadt  auf- 

rMeUtofi  Diviaion  Jellaobioli  und   marschirte    mit    den    Divialenen  Wrede    und  Deroi  naoh 

EU-timL  Chaiieler    hatte   nach   der  Eroberung   von  Süd-Tirol   seine  Reserve  am  3,  Mai  zwi- 

Mln  Jiinabrttek  und  Uall  gesammelt.  General  Marschall  stand  in  Trient.  Der  vom  VicekSni^ 

General  Rusca  war  über  Ala  am  3.  nach  Hoveredo^  Yolano  und  Caliano  vorgerilokt; 

k  j!«406b    aiir^ckgew^orfen   ond  marscbirte   in  den  nlicbeten  Tagen  durch  daa  Yalsugana  und 

F^iltre    an    die   Piave.    AU   die    zwei   baverischen  Divisionen   gegen    die  nördlichen   Pitase 

klen,   ftlcUte   »ich  Peldmarschall-Lieutenant   Chasteler    bei  Wörgl    auf.   Am  12.  eroberte 

ifrede  den  Pa«i  Strub  imd  Deroi  entsetzte  die  von  den  Osturruicliem  blockirte  Feste  Kuf&tcin. 

am  i%  gnM  Lefebvre  daA  Corps  C haste  1er  bei  Soll  an  und  drängte  dasselbe  über  Wörgl 

mA  Teidc»  htt  HaU  ^uruek.  Ch aste  1er  rief  nun  die  entsendeten  Truppen  aus  Süd-Tirol,  dem 

ÜMlmiMle  it«»4  am  den  Pässen  naeh  dem  Brenner*  Am   19.  Mai  zogen  die  Bayern  in  Innshraek 

ii&  —  AJ»  Cbatteler   die  Naebricht  erhieU,    dass   der  VicckÖnig  über  Tarvis  zu  YRlaoh  ange- 

kmav   ^^f  ^<*$    ^  ^^1^  Haupttheil  seiner  Truppen  bei  Lien?.  und   in  Sacbsonburg  sugammen 

Hi  Warn  aar  den   General   B  u  o  l   mit  seiner  Brigade   auf  dem  Brenner.   Yod  Lienz   setzte   der 

MteflfielMQ-Lieinlenant  Chasteler  den  Hüekinarsch  durch  Kärnthen  nach  Steiermark  fort  und 

lieb  dort  mil  dem  Banus. 


vJ«li 


|f^t  tn  Croatien  bei  Gracbaez  in  der  Likka  aufgestellte  Corps  des  General-Majors  Stoicbe- 

Slndo  April  einige  Yerstärkung  und  begann  dann  seine  Operationen  nach  Dalmaticn. 

Marmont  hatte  Ton  den  im  Lande  vertheilten  Trüf>peQ    10^000  Mann   bei  Ostrovicza 

tt,   ond   30(M>  Mann    in   den    feilten  Plätzen  gelassen.    Am  27.   April  wurden  die  feind- 

T^rtrnppeii    von    den    Österreichern    überfallen    und    über    die  Zermagna   geworfen.   Ara 

den  Lct*teni  ein  zweiter  Überfall  auf  den  Posten  Yerlika.  Die  am  28. — 30.  von  den 

miä   die    $sterreiohische    Stellung    versuchten  Angrifie   wurden   zurückgewiesen,    aber 

•puffen  AngrifTe,  den  Marschali  Marmontam  16.  Mai  ausführte,  der  General  Stoieh  e- 

Obervt   Hebrovich    führte   sodann   das  Corps  über  Gracbaez  am  19.  bis  nach 

Kmth  dmi  am  8L  und  22.    Mai  bei  Bellay  stattgehabten  günstigen  Gefechten  trat  das 

^  eiaCD  erbeltenen  Befehl  am  23.  den  Rückmarsch  an  und  erreichte  am  2S.  Mai  Modrus^ 

39,   Ttffbc^tkn.   Martehall    Marmont   war   indess   über  Zengg  nach  Fiume   marsclilrt   Kur 

Haan  &*tte   er   in  Datmatlen  zurückgelassen.   Jene    nach  Yerbovske   gelangten  Österreich!- 

1^]V|i#fl  wurden   dann   der  Division   Zacb  einverleibt^    und   zogen   mit   derselben  zu  d^m 

aack    Ran.   —   Feldmarschall-Lieutenant    Freiherr   von   Enesevich    bildete 

53* 


indeas  in  der  Likka  ein  neues  Corps  von  2400  Manu.  Digbcb  fiel  Mitte  Juli  nach  Dabnaticn  ein ; 
viele  Einwohner  schlössen  eich  demselben  an.  Er  besetzte  am  21.  Scardooa  und  Sebenieo^  und 
drängte  am  25.  bei  Zemonico  die  aus  Zara  gerückte  französiäühe  Besatzung  in  die  Festung 
zurück,  iivelehe  sofort  auf  der  Landseite  und  Ton  der  englisch- österreichischen  Flottille  auch  auf 
der  Seeseite  eingcfichlossen  wurde.  Da  traf  die  Nachricht  vom  WafiTenstilktande  ein  und  die  Zettina 
wurde  als  Dcmarcationalinie  bestimmt. 

Das  Corps  des  Erzherzogs  Ferdinand  in  Galizicn  ziüilte  30,000  Mann.  Im  Herzog- 
thume  Warschau  befehligte  Fürst  Poniatowsky  28,000  Polen,  2000  Sachsen.  Diese  sollten  in 
den  nächsten  Wochen  durch  16,000  polnische  Recruten  verstärkt  werden.  Am  15.  April  über- 
sohritt  der  Erzherzog  die  PHica  bei  Nowemiasto,  schlug  am  19.  das  feindliche  Corps  bei  Ras- 
czyn  und  rückte  gegen  Warschau.  Diese  Hauptstadt  ergab  sich  &m  23,  April.  Die  bei  Gora  über 
die  Weichsel  geschiffte  Brigade  Mohr  ßcMoss  am  24.  den  Brückenkopf  von  Praga  ein.  Als  am 
25.  Poniatowsky  von  der  ^'arew  anrückte  ^  wurde  die  Berennung  aufgehoben^  dessen  Angriff 
aber  hei  Orachow  zurückgeschlageo.  Am  26.  zog  sich  General  Mohr  nach  Karszew  zurück 
und  wurde  dann  wieder  nach  dem  linken  Ufer  geschifft.  Nun  wurde  bei  Gora  am  rechten  Ufer 
ein  Briickeiikopf  angelegt  und  an  einer  Schiffl^rücke  gearbeitet.  Aber  beide  waren  noch  unvol- 
lendet, aU  Poniatowsky  in  ^Jer  Naoht  vom  9*  auf  den  3.  Mai  den  Brückenkopf  erstürmen  lies». 
Der  Erzherzog  marschirte  mit  dem  Hauptthcile  des  Corps  am  linken  Ufer  der  Weichsel  hinab, 
bis  Gombin.  General  Mohr  ging  voraus  gegen  Thorn.  Am  15.  Mai  erstünnte  er  den  am  linken 
Ufer  angelegten  Brückenkopf ^  und  liess  dann  die  am  rechten  liegende  Stadt  mit  Granaten 
bewerfen. 

Die  polnischen  Insurgenten  waren  indess  nach  Galizien  eingefallen,  bis  an  den  San  vor- 
gedrungen und  bedrohten  Sandomir,  Zamosc  und  Lemherg.  Der  polniächo  Genemi  Dom browsky 
hatte  um  Posen  ein  anderes  Insurgcntencorps  gesammelt.  Eine  russische  Armee  von  50,000 
Mann  rückte  in  Folge  des  xia  Erfurt  nnit  Frankreich  geschlossenen  Vertrages  an  die  Grenze  Ton 
Ogtgalizien ,  um  dieses  Land  zu  besetzen.  Gegen  diese  drei  Seiten  mussten  sich  die  Österreich!* 
sehen  Streitkräfte  vertheilen.  Der  Erzherzog  sendete  am  19.  Mai  den  General  Mohr  zurück, 
brach  am  22.  Mai  von  Qombin  auf,  und  »og  über  Warschau  und  Rawa  gegen  Sandomir.  Warschau 
wurde  in  der  Nacht  vom  2, — 3.  Juni  geräumt,  am  4.  S  arid o mir  berennt.  Am  12.  Juni  schlug 
Fei  dm  arschnll -Lieutenant  Schauroth  ein  feindüelies  Corps  hei  Gorcycze,  In  der  Nacht  vom 
14.  auf  den  15,  Juni  wmrde  Sandomir  bestürmt  und  von  den  Polen  am  16.  mit  Capitulation 
übergeben. 

Die  russische  Armee  hatte  sich  indess  mit  den  Polen  vereinigt  und  Poniatowsky  litite 
amlmken,  Fürst  Galizin  am  rechten  Ufer  der  Weichsel  die  Operationen  fort.  Zur  Beobachtung 
der  Russen  blieb  in  Ottgalizien  die  Brigade  Trau  ttenh erg.  —  Aber  in  Westgailzien  wurde  der 
Haupttheil  des  Armeecorps  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Schauroth  am  17.  Juni  im  Lager  bei 
Opatow  zusammengezogen.  Mit  einem  andern  Corp§  stand  Feldmarschall- Lieutenant  Moudet  an 
der  Pilica,  Dieser  schlug  am  11.  Juni  den  polnischen  General  Zajonczek  bei  Jedünsko,  und 
stellte  sich  Ende  Juni  gog^n  das  Doinhrowsky*Hohe  Corps  hei  Petrikau  und  Kamiensk  auf.  FeJd- 
maracbaJl-Lieutenant  Eggermanu  hatte Lemberg  besetzt,  aber  die  Stadt  beim  Anmarsch  der  Russen 
wieder  verlassen.  Diese  rückten  Anfangs  Juli  suhon  über  die  Wisloka,  und  die  Österreicher  zogen 
sich  nüher  um  Ej-akau  zusammen. 


Am  11.  Juli  brachte  ein  Courier  die  Nachricht  von  dem  Yerlustc  der  Seliliohi  htä  Wagram. 
und  zugleich  den  Befehl  dea  Generalissimus,   dass  das  7.  Armeeoorps  zur  Sicherung  von  Oimütz 


837 


toich  Ifihitffl  mArsdiiren  sollte.  Der  Erzherzog  ging  noch  an  diesem  Tage  mit  der  DiTision 
£eli«iiroth  hei  OpAtovke,  die  DiviBion  Mondet  in  der  i^acht  vom  13.  auf  den  14.  durob  Krakau 
tbtt  die  Weieh^eL  Diese  StAdt  wurde  in  der  Naobt  vom  11.  auf  den  15.  Juli  geräumt  und  von  Russen 
o4  Polen  beietit.  Der  Erxbentog  vereinigte  sein  Corps  bei  Wadowice  hinter  der  Skawa.  Am 
li.  hfaclite  ein  Courier  die  Nachricht  vom  Stillstande.  Eine  Brigade  blieb  nun  zur  Beobachtung 
As  Polen  und  Russen  bei  Mislewicze  stehen.  Das  AriDeeeorpa  aber  rückte  über  Tcschen  und 
«dl  Komom  ab.  Der  Erzherzog  verfiigte  sich  nach  Olmüts^  und  übernahm  da»  Com- 
der  bohmiseh'mckhrischen  Armee. 


Am  10.  Juni  wmr  Feldmarschall -Lieutenant  Radivojevich  mit  34D0  Mann  aus  Böhmen 
Her  E^  nAeh  Pranken  eingefallen^  hatte  Baireuth  besetzt^  dann  Streifzüge  nach  Bamberg 
od  ?S8fiiber§  ausgeführL  Anfangs  Juli  rückte  der  Marschall  Junot  mit  den  frauzSsischen 
iaer?c&  von  Bamaa  über  Bamberg  vor,  und  druckte  Radivojevich  am  7.  gegen  den  oberen 
IU2&  mach  Oefreed  zurück.  Feldmarschall  -  Lieutenant  Baron  Kienmayer  kam  mit  4000 
Imi  tiif  Hülfe  herbei,  und  nöthigte  die  Franzosen  am  8.  Juli  zur  Rückkehr  nach  B&lreuth  und 


Der  General  Am  Ende^  der  mit  einem  Corps  von  lO^OOO  Mann  über  Teptitss  und  Dippoldls- 

in  SAchaen  eingerückt  ^'ar,  besetzte  am   II.  Juni   Dresden.    Ais   später    der  König   von 

mll    16,000  Mann   gegen  ihn  anrückte j    räumte  Am  Ende  am  29.  Juni  diese  Stadt 

D<er  K3nig  Hteronymus  wendete  sich  nun  gegen  den   in  Franken  eingefallenen  Feld- 

U«aienAnt  Radivojevioh.     Am   Ende    aber   rückte  wieder    nach  Sachsen  vor  und 

iMsden    sum    zweiten    Male.    In   Folge    des  Waffenstillstandes    wurde    die    siichaische 

jUD  21.  Juli  geräumt. 


AI»  der  FikldmAr»eh«ll  -  Lieutenant  Marquis  Chasteler  sich  aus  Tirol  nach  Kämthen 
miekfeftogcD  hAtte»  bBeben  bekanntlich  nur  der  General  Buol  mit  seiner  Brigade  auf  dem 
AmMcr^  dftan  der  Obertt* Lieutenant  Qraf  Leiningen  mit  einem  kleinen  Corps  in  Wälsoh- 
üirflck.  Lefebvre  und  Wrede  rückten  daouüs  mit  dem  grössten  Theile  der  Bayern  über 
iMieh  Öii#rretch^  und  nur  zu  Innsbruck  stand  noch  der  General -Lieutenant  l^eroi 
Mamt.  Dio  Österreicher  und  Tiroler  unter  Hofor  und  Speckbacher  griffen  densetben 
Mai  ui*  Er  verlor  das  Treffen  am  Berge  läel  und  wich  nach  KoHcnheim  in  Ober-Bayern. 
Vm  bajoiaehe  Oben!  Graf  Arco  wurde  Anfangs  Juni  bei  Mittewald  und  Walgau  geschlagen 
itta  ttaeli  Benedictbeuem.  Tirol,  mit  alleiniger  Ausnahme  der  Feste  Kufetein,  war  nun 
rtm  ISdindllchen  Truppen  befreit 

Gtfcn  Ende  Juli  kam  die  Nachricht  von   dem  bei  Znaim    geschlossenen  Stillstande,  und 
ith    an    Qaoeral    Buol    der    Befehl,    aus    Tirol    abzuzieiien.     Nun   rückte    Lefebvre    mit 
bajetiaolier    uud    sächsischer  Truppen    ohne  Widerstand   ins  Land    und    erreichte 
Daa  V<»lk  gtiS  jedoch  nochmals  zu  den  Waffen.    Der  aus  Kärnthen  anrückende  General 
|«aca   wurde    am  7*  Augast    bei    Lienz    zurückgeschlagen.    Lefebvre^s    seit  Anfangs  August 
wMefholte  Versuche  nach  Brixen  vorzudringen  j   scheiterten   an   dem  Widerstände  der 
m4  am  16.  August  zogen  diese  in  Innsbruck  ein.     Andere   feindliche  Colonnon  wurden 
Sehwaz  Q.  t,  w.  zerstreut    und    im   September    ein  Thetl   von  Salzburg,  so  wie 
von  dfrn  Tirolern  besetzt    Aber  nach  der  Mitte  Octobers  wurden  die  Insurgenten 


838 


aus  Salzliurg  vertrieben.  Von  allen  Seiten  drangen  jetzt  französische  und  bayerischi?  Cohnnen 
in  Tirol  eio^  doch  gelang  es  iiinen  erst  naeb  zahirelcbeu  Gefechten  im  NoTember  daä  Land 
ganzlicb  2tt  erobern. 


Die  Unterhandlungen,  welche  zur  Bewerkstelligung  eines  Friedens  Graf  C  lerne  na 
Metler nich  und  General  Graf  Nugent  von  üsterreichiBüber^  und  der  Minister  des  Auäi^äi 
Graf  Ohampagny  Ton  französischer  Seite  am  1.  August  zu  Uugarisch-Ältenburg  mit  ein&ndei^ 
eriiffneten,  wurden  durch  Ausbrüche  franzoaieclien  Übermutbea  zu  wiederliolten  Malen  abgeriesen. 
Energisch  för  den  Feind  und  hoffnungsspendend  für  sein  Volk  sprach  aich  über  den  zweifelhaften 
Fortgang  Kaiser  Franz  in  einem  würdevollen  Armeebefehle  vom  16*  August  aus;  «Das  wandel- 
bare  Gliick  der  Waffen  entsprach  meinen  Erwartungen  nicht;  der  Feind  drang  in  das  Innere  meiner 
Staaten  und  überzog  sie  mit  allenVerheeruDgen  des  unv era ob nü che ten  Kriegen  und  einer  grenzenlosen 
Erbitterung;  aber  er  lernte  dabei  den  GemeingeJst  meiner  Völker  und  die  Tapferkeit  meiner  Armeen 
kennen  und  schätzen.  Diese  Tcn  ihm  blutig  erkaufte  Erfahrung  und  meine  stets  gleiche  Sorgfalt  für 
das  Olück  meiner  Staaten  füluren  die  gegenwiü-tige  Annäherung  zu  friedlichen  Unterhandlungen 
herbei.  Meine  Bevollmächtigten  sind  mit  jenen  des  französischen  Kaisers  zusammengetreten.  Mein 
Wunsch  ist  ein  ehrenvoller  Frieden,  ein  Frieden,  in  dessen  Bestimmungen  Möglichkeit  und 
Aussicht  seiner  Dauer  liegt.  Die  Tapferkeit  Meiner  Kriegsheere  und  ihr  unerfiehütterlicher  Muüi, 
ihr©  warme  Vaterlandsliebe  und  ihr  lauter  Wunsch»  die  Waffen  nicht  eher  als  nach  Erlangung 
eines  ehrenvollen  Friedens  niederzulegen,  können  Mir  nie  gestatten,  Bedingungen,  welche  die 
Grundfeste  der  Monarchie  zu  erschüttern  drohten  und  uns  entehrten,  nach  so  grossen  und  edlen 
Anstrengungen  einzugehen.  Der  hohe  Geist,  der  die  Armee  belebt,  ist  Mir  nnd  ihr  Bürge,  das«, 
sollte  der  Feind  uns  dennoch  roisskennen ,  wir  den  Lohn  der  Tapferkeit  einst  sicher  erlangen 
werden," 


Nach  langen  Verhandlungen,  die  Napoleon  absichtlich  in  die  Länge  zog,  kam  endlieh 
am  14.  Octobcr  zwischen  Chamj^agny  und  dem  Fürsten  Liechtenstein  der  Friede  üu  W'ien 
zu  Stande.  Österreich  brachte  grosse  Opfer,  da  c«  zum  Beaten  des  Rheinhundes  Salzburg  und 
Berch tcsgaden  und  einen  Theil  von  Österreich  ob  der  Eons,  unmittelbar  an  Napoleon  aber 
die  Grafschaft  Görz  und  das  Gebiet  von  Monfalcone,  Triest,  Krain,  den  Vülacher  Kreis  von 
Kämthen,  den  grössten  Theil  von  Croatien,  FHume,  das  ungarische  Litorale  und  Istrien  abtrat, 
wobei  der  Thalweg  der  Save  künftig  die  österreichische  Grenze  bilden  sollte;  an  den  König  von 
Sachsen  kamen  einige  Ort&chaften  von  Böhmen,  an  das  Herzogthum  TrVarschau  ganz  W^est-  oder 
Keu-GaUzieni  endlieh  an  Russland  in  dem  östlichen  Theile  von  Alt-Galizien  ein  Bezirk  von 
400,000  Seelen.  Erzherzog  Anton  entsagte  dem  Grosameisterthume  des  deutschen  Ordens;  den 
Tirolern  und  Vorarlbergern,  so  wie  auch  den  Bewohnern  von  Galizien  ward  vollkommene 
Amnestie  und  Vergessenheit  des  Vergangenen  zugesichert.  Alle  in  der  pyreoäiachen  oder  italie- 
nischen Halbinsel  dureh  Napoleon  vorgenommenen  oder  noch  vorzunehmenden  Umwülzungen 
wurden  anerkannt;  Österreich,  das  dem  Contloental-Systeme  unbedingt  beitrat,  verlor  in  diesem 
Frieden  eine  Bevölkerung  von  vierthalb  Millionen  und  alle  Seehäfen,  Aber  die  schmerzlichste 
Bedingung  war,  dass  es  fürder  eine  Armee  von  nur  150,000  Mann  halten  durfte,  nTÄu  grosses 
Intere&se  fiihrt  zu  grossen  Opfern;  sie  wurden  mit  seltener  Ilingcbung  gebracht,  und  wenn  dast 
Glück  der  Waffen  am  Endo  zum  Vortheile  der  Feinde  Österreichs  entschied ,  so  konnten  sie  ihm 
zwar  die  Palme  des  Siege»  entreissen,  aber  unvergängliche  Lorbern  werden  stets  der  Tapferkeit 
blühen.« 


839 


Diireli  einen  Armeebefehl  aus  Dotis  vom  24.  October  TeTkündigte  KAiter  Frünz  seinen 
Ulgfni  dm  Frieden.  ,|Ioli  Uabe  den  Kiieg  geendigt j  uxn  die  Segnungen  der  RuUe  Meinen 
TSkem  iHeder  im  achenken,  ihr  Wohl  nicht  länger  dem  Ungefähr  nngCTAiager  Ereignisse  ausstu- 
Bit  liaben  ihre  Treue,  ihre  warme  Anhänglichkeit  in  allen  Gefahren  hewährt  und  somit 
«ler»  ttiiAuilStlieher  geknüpft,  da«  den  Forsten  an  ein  gutes  Volk  bindet.  Ich  erkenne 
la  lUtaer  Armee,  an  deren  Thaten  Ich  immer  mit  Rührung  zurückdenken  werde ^  die  Stütze 
üthtä  Thronea,  den  Schutz  und  die  Bürggchat\  der  künftigen  Ruhe  Mdner  Unterthanen,  Sie  hat 
b  4m  drei  lataten  blutigen  SehJachten  die  Achtung  und  Bewunderung  der  Welt  erworben;  die 
Beweise  unerschiitterlioher  Treue  und  Anhänglictikeit  an  Meine  Person  geben  ihr  den 
Anspruch  auf  Meine  Liebe  und  ihr  den  sichersten  Bürgen  auf  meine  Dankbarkeit.  Ihr 
WfU,  tkro  Aoaxelelinung  ¥rird  auch  femer  Meine  angelegentlich ste  Sorge  sein.^ 


Brei   und   siebe&iigita  bii  «laben  und  achtiigite  FromotloiL 

L  m  W&maiütßt  Kampf,  »Je  der  tm  JftJirti  1809  war,  muaat«  wohJ  xoklrckbfi  Ge]ogealieit«ii  xu  Jenen  Aus- 
B,  w«l«h«  Atu|ir{idhB  «uf  d«n  MatU  Thorosfeci' Drdeu  geltend  macben  koimtea.  Dein  GvovnUla- 
i^  fbrthmtmti^  K%r]  wmrd  ^on  Seiner  Maje^tAt  dem  Grossmel «ter  uubeschriLtikte  Yollm&chl  ertbeJIt^i  für  hervor- 
^fmim  TlMikkiii4liiac«a  aaf  dna  SdiJaditfold«  ««Ibtt  im  N«men  Seiner  M«Jefität  den  Orden  verJelhen  jbq  dUrfon, 
■4  Im  balMravi  kau*  il«bea  4tr)«t  V«rl«iKubg«n  verffigt,  wfthreind  S«l)io  3I«Je»iftt  der  Kaber  vor  Kiuboni/un^ 
IvCtfitoli  In  Jahre  1810  ynd  des  K«clitr«)^i-Oaplt«U  im  J&bre  1811  —  bcid«  uuior  dem  Vorsltce  de«  Feld- 
I J « h« •  tt  F&releit suLfeehteanteln  abjKeh4Jte&  —  a e e h fi  Promotionen  «4U  AUerhoebft eigener B«wegtiaK 
^«r«iiien.  £•  hatten  iJso  für  den  Krieg  IHO!)  funfaehu  Promo tl «neu  Statt  und  wurden  im 
Or^Mlrreua*  Itt  Commnndoure  und  96  Ritter;  dft  aber  dem  OberlletHenanl  Pirquet  flir  «eine 
fitfi  M  Rl>«1tb»rjS  ertt  im  JaJire  lil3  der  Orden  anerkannt  wurde,  so  atellt  «icli  die  Zhhi  d«r  Bitter  auf  97 
M  ja»  Art  •iajDlli«b  aaia  aafstfnomnenen  iOlfflieder  auf  111  lieraoa. 
I>«v  Enieriof  GentralU»iiiia«  ernannte: 

I  M.  April  .........    —  Oroiakreuz,  —  Commandour«»«     1  Ritter, 

»•.  Ä*l —  ,  -  ,  1        , 

***•*•*• ~  »»  ^  «  Ö       « 

^3wd -  ^  8  ,  _, 

**.„        -  »  -  ^  1« 

11.  JiiU     .......   -  ^  ^  „  1       p 

J»        .,  -  n  I  n  4  ^ 

teil*  M«J«Blli  dw  Kslaer: 

ttit  JkUurh&thättn  HaiidbUlet  rom    6.  Hai....!  „  4  „               -*» 

,    31.  Jiül      .   .   .    -  „  -  ,                 t        , 

9             9                   ,            ,    ».  Aa«aji  ,  .  —  ^  I  ^               n      „ 

.                ,                       ,              9     14.  September     —  «  —  ,»                  l        f. 

^   A^B«eNf«tkl  am  Dotl*         ^    »4.  October  .   .    —  „  -  „               »1       • 

I  HsadbtOet  i»  Kovembvr    ...    —  ^  —  ^                 1       ^ 

M  Jekr«  laiO —  „  3  „             48, 

•  WJl -  »  -  «                 8*. 

•  1818    .......—  ^  -  l        ^ 

«aaeniineat    1  Oroiakreuaf  13  Commandeure,  dT  Hitter. 

'  Itifiii  httt  aaaa  Utreni  Banf»,  d.  h.  aaeh  dem  Datum  der  Tollfuttrttin  TbatliandJang  und  Ui 
•ftf  «elebe  inTela«  die  Verlelhmis,  In  oder  aoeaer  Capitel,  Statt  hatte. 


GROSSKUEUZ. 


JOHAKK  Bai'ii^rL  Joseph  Fabian  Sebastian^  kaiscrliclier  Prinz  und 
Ecmkeno^  von  Österreich,  FeldmarschalJ,  Inhaber  des  1-  Di-agoiier-  und  des  kunig- 
licli  prQiiBiiacfa<sii  16*  latimterie-Rcgimentg^  Chef  des  Sappeur-Grenadjor-Bataillons 


840 


I 


im  kaiserlich  russischen  Genie -Corps,  der  neunte  Sohn  Kaisers  Leopolil  U.  und 
der  Ivaiscrinn  Maria  Ludovica,  erblickte  am  20,  Jänner  1782  das  Liclit  der  Welt 
zu  Florenz,  wo  der  Vater  als  Grossherzog  von  Toscana  residirte.  Von  der  Natur 
mit  reichen  geistigen  Fähigkeiten  ausgestattet,  entwickelten  sich  dieselben  unter 
der  Leitung  ausgezeichneter  Lehrer  und  Erzieher  schnell  und  glänzend;  schon  von 
Kindheit  an  zeigten  sieh  die  Ilauptztige  seines  Charakters:  Muth  und  Entschieden- 
heit, Festigkeit,  Milde,  Leutseligkeit  und  wahre  Religiosität.  Obwohl  er  sich  in 
allen  Wissenschaften  gediegene  tind  auagebreitete  Kenntnisse  ei-warb,  so  widmete  Ä 
er  sich  doch  vorwiegend  dem  StiKlium  der  Geschichte,  den  Kriegs-  und  Nattirwissen-  ~ 
Schäften,  in  w^elch*  letzteren  er  einen  hoben  Grad  von  Voltkomnienheit  erreichte. 

Nach  der  Thronbesteigung  seines  Vaters  kam  der  Erzheraog  naeli  Wien,  wo 
sein  Geist  und  Gemüth  durch  den  Umgang  und  die  Anleitung  ausgezeichneter 
Männer,  insbesonders  Johannes  von  Müller,  sich  immer  höher  ausbildeten. 
Als  während  des  Waffenstillstandes  zu  Parsdorf  (1800)  Kaiser  Franz  IL  sich  zur 
Armee  begab,  begleitete  ihn  der  Prinz  in  das  Hauptquartier  zu  Hag  in  Bayern, 
und  übernahm  dort  den  Oberbefehl  der  Armee;  doch  war  er  angewiesen,  dem  ilrni 
bei  gegebenen  FeldmarschalLLieutenant  Freiherrn  von  Lauer  in  Allem  unbedingt 
zu  folgen,  und  dessen  Befehlen  und  Anordnungen  seine  Unterschrift  nicht  zu  ver- 
weigern. Nach  Ablauf  des  Waffenstillstandes  drang  der  Erzherzog  mit  der  Armee 
weiter  nach  Bayern  vor,  schlug  die  Franzosen  unter  Morcau  am  L  Deccnibcr  bei 
Ampfing,  verlor  aber  am  3.  desselben  Monats  die  Seh  lacht  bei  riohenlindcn, 
nach  welcher  er  das  Commando  an  Erzherzog  Karl  abtrat. 

Nach  dem  Frledensscblussc  zu  Lunevillc  (9.  Februar  1801)  wurde  der  Eras- 
herzog  zum  General -Director  des  Genie-  und  Fortificationswescns,  dann  zum 
Direetur  der  Ingenieur- Akademie  zu  Wien  und  der  Mib'tär- Akademie  zu  Wiener- 
Neustadt  ernannt,  in  %vclchcni  Wirkungskreise  er  sich  durch  beinahe  50  Jahre 
unvergängliche  Verdienste  erwarb  und  das  dankbarste  Andenken  in  den  Corps 
und  in  den  Akademien  hinterliess.  Lohnend  war  ihm  das  Bewusstsein,  unter  seiner 
Leitung  so  viele  ausgezeichnete  Krieger  lieranrcifen  zu  sehen »  die  seiner  Sorge 
und  seinen  Bemühungen  ihre  nachmuligo  ehrenvolle  Laufbahn  zu  verdanken  hatten. 

Im  Jahre  1804  bereiste  der  Erzherzog  Tirol  und  die  vcnetianischcn  Provinzen, 
um  einen  Befestigungsplan  zu  verfassen,  und  entwarf  für  den  nächsten  Krieg  gegen 
Frankj'cichj  dessen  naher  Ausbruch  leicht  vorauszusehen  war,  einen  solchen  eben 
so  kühn  durchdacht  ah  grossartig,  dem  zu  Folge  die  ganze  Alpenkette  Stciermarks, 
Kärnthens  und  Tinds  al-*  eine  grosse,  von  allen  ICricgsercignissen  unabhängig 
gemachte  Festung  zu  betrachten  sei,  deren  Kern  der  Besatzung  ein  dahin  beordertes 
Armeecorps,  und  nöthigenfalls  die  ganze  Bcvulkcrung  Tirols  bilden  sollte*  Obwohl 
dieser  Plan  nicht  angenommen,  sondern  der  Erzherzog  1805,  vtu"  Beginn  des 
Krieges,  nach  Innsbruck  gesendel  w^urdc»  um  nach  dctn  vom  IFotlvricg-^rathe  auf- 
gestellten Sj">^lome  die  Landndliz  zu  organIsiren,  so  geschah  docli  durch  seine 


841 


Bern  UHU 


Tirol  das  Möglichste, 


ungen  m  irrol  aas  ^löi^lichste,  um  tlonFeiiuI  vooi  Herzen  der  Monarchie  fern 
n  balli^n.  Als  derFeldziig  1805  beginnen  sollte,  eilte  Johann  nachSan  Bonifazlo 
mni  Erzherzog  Kar],  da  er  bestimmt  war,  das  Commando  des  Centrums  bei  der 
AmuMi in  Italien  ku  Übernehmen;  doch  sehen  nach  wenigen  Tagen  erschien  eine 
Dfpotatiofi  der  Tiroler  Landstiinde,  um  seine  Rückkehr  nach  Tirol  zu  erbitten. 
Cnüier^ogKarl  wilhgfe  darein^  Johann  kehrte  nach  Innsbruck  zurück  und  übcr- 
ailtni  dms  Obercommando.  Kaum  daselbst  angelangt,  erl'ulir  er  die  Katastrophe 
KOO  Ulm;  er  Ücss  sogleich  Alles  zurVertheidigung  der  nach  Bayern  und  Salzburg 
fittranden  Püsse  aufbieten.  Bei  dem  Passe  Lofers  wurde  der  bayerische  General 
De  rot  mtt\rerlu9t  zurückgeschlagen,  und  der  Erzherzog  beabsichtigte  nicht  allein 
d<!nFejDden  da«  Eindringen  in  Tirol  zu  verwehreuj  sondern  seihst  auf  Salzburg  vor- 
smitckcti;  allein  nach  wiederholten  Befehlen  des  Erzherzogs  Karl  musste  er  sich 
gfeicb  ftüfftn^  auf  die  blosse  Defensive  beschränken /und  später  auch  diese  auf- 
geben. Ais  die  Passe  Lueg  und  Leutasch  verloren  gingen^  und  jener  von  Scharnitz 
gertUoiit  werden  musste,  concentrirte  Johann  seine  Trujipen  am  Brennerj  um 
dcaatif  ollen  Bergen  zerstreuten  Schützen  als  Stützpunct  zu  dienen  ;  auch  die  Armee 
ifi  Italien  vrnr  mittlerweile  zum  Rückzüge  gezwungen,  daher  an  offensive  Opcratlo- 
Wta  nicbt  mehr  zu  denken.  Innsbruck  und  Kufstein  fielen  am  6.  November  in  die 
ttbide  des  Feindes;  der  Erzherzog  suchte  nun  seine  Stellung  am  Brenner  um  so 
ÜHtoi  SQ  behaupten,   damit  die  im  Lande  zerstreuten  Truppen-Abtheilungen  Zeit 
gvwinnen  sich  ihm  anzuschliessen.  Seine  Absicht  war,  dann  mit  ganzer  Macht 
den  OencralNey  anztigreifen ;  doch  er  erhielt  wiederholte  bestimmte  Befehle,  den 
KUeksng^  nach  Steiermark  anzutreten,  und  seine  zweimalige  Bitte,  mit  6000  Mann 
m  Tirol  verbleiben  und  dasLaiid  selbststandig  verthcidigen  zu  dürfen,  wurde  nicht 
beitiDigl,  Der  Erzherzog  zog  also  noch  das  Corps  des  Generals  IUI  l er  aus  Süd- 
Tirol  an  »ich,  und  trat  den  Rückmarscli  durch  das  Puster-Thal  undKärnthcii  nach 
Siunismrk  ao.  Unter  vielen  Mühen  und  Gefahren  gelangte  er  am  20,  November 
Bker  Viüacli  nach  Klagenfiirt,  woselbst  er,   so  wie  früher  bei  Lienz,  mit  dem 
flm  Terfolgcnden  General  Ney  Kämpfe  bestand.   Indess  seine  Truppen  weiter 
Atrdk  da*  Drau-Thal  marschirten,  übertrug  der  Prinz  dem  General  Chastcler 
dal  Commando  mit  dem  Auftrage,  Grätz  zu  besetzen,  und  eilte  nach  Laibach 
n  dem  Erzherzoge  Karl.  Auf  seinen  Vorschlag  zog  sich  die  bei  Marburg  ver- 
Wgte  italienisch- tiroh'sehe  Armee  nicht  nach  Agram  zurück,  sondern  rückte 
Mck  mefartägiger  Cantonirung  bei  Marburg  gegen  Wien;  doch  schon  auf  lialleni 
w^  traf  die  Nachrieht  von  der  verlorenen  Schlacht  bei  Austerlitz  und  dem  abgc- 
nen  WaffcnstilUtando  ein,  und  somit  schwand  jede  Hoffnung,  denBegcbcn- 
rinc  andere  Wendung  geben  zu  können.  Wie  aus  dieser  gedrängten  Andeu- 
^ttgberrorgeht,  hatte  sieh  der  Erzherzog  in  dieser  Periode  ungewöhnliche  Ver- 
4«tate  geaammelr ;  er  fand  sie  durch  das  C  o  m  m  a  n  d  e  u  r  k  r  e  u  z  gewürdigt,  welches 
E^- Hajefltait  ihm  im  Jänner  IJ^UO  zu  verleihen  geruhte. 


842 


Nach  deoi  Krioge  von  1805  setzte  derErzIierzoo;  in  einer  Dcuksclinft  an  den 
Kaiser  seine  Ansicht  aus  einander,  wie  Osterreich  seine  Niederk^'^eri  rächen  können 
diese  Tviii'de  im  Jäimer  1806  übcrreieht  Nach  .seiner  Idee  war  dieses  Ziel  durch 
Organisirung  des  Volkskrieges  zu  eiTcichcn;  in  diesem  Sinne  traf  Erzherzog 
Johann  A'orkehrnngeo ,  weldie  die  gemineste  Vertrautheit  mit  demselhen  hewie- 
sen.  Insbesondere  leitelc  er  die  in  Tirol  bestehenden  V^oranstaltenj  dessen  Bewohner, 
mit  der  bayerischen  Herrschaft  unzufrieden,  im  innigen  Verkehre  mit  Usterreich 
verhliel>en,  und  unternahm,  mu  dieses  Werk  zu  fördern,  mehrere  Reisen  nach  Salz* 
burtr  und  Inner  Österreich. 

Der  Militär- Verwaltung  standum  jene  Zeit  bekanntlich  ErzherzogKarl  als  Ge- 
neralissimus vor^  welchem  Erzherzog  Johan  n  als  ad  latus  beigegeben  war;  in  deren 
Rathe  wurde  damals  der  erste  Gedanke  einer  allgemeinen  Volksbewaffnung 
reif»  InFolge  dessen  bereiste  Erzherzog  Johann  1 807  Inneröstcrreichj  dasKüsten- 
land  und  Salzburg,  und  organisirte  1808in  diesen  Provinzen  die  Landwehr.  Auch  liess 
er  die  Befestigung  von  Komorn  beginnen^  und  unterlegte  melirereliefestigungspläne 
für  die  Pässe  der  GebirgsUintlerj  deren  Bau  jedoch  erst  im  Herbste  angeordnet  wurde. 

Unter  diesen  Vorbereitungen  brach  der  Krieg  von  1809  aus,  in  welchem 
dem  Erzherzoge  der  Oberbefehl  des  nach  Italien  bestimmten  Heeres  übertragen 
wurde.  Es  war  ihm  das  8.  und  9.  Arnieecorps  (42,500  Mann)  zugewiesen,  welche  zum 
Angrirt'  auf  Italien  verwendet  werden  sollten.  Der  VicekÖnig  hatte  69,000  Mann 
entgegenstellen  können.  Am  9,  Ajiril  wurde  der  Beginn  der  Feindseligkeiten  ange- 
kündigt, am  10.  vereinigte  der  Erzherzog  die  beiden  Armeeeorpa  bei  Caporetto 
und  Tcrnova  und  zog  am  13.  in  Udine  em.  Am  15.  vernichtete  er  bei  Porde- 
none  die  feindliche  Nachhut.  500  Franzosen  deckten  das  Schlachtfeld^  1900  Mann 
wurden  gefangen  j  2  Adler,  4  Kanonen j  mehrere  Munitionskarren  erobert;  Tages 
darauf  besiegte  der  Erzherzog  den  Vicekönig  bei  Sacile,  indem  er  ihm  einen 
Verlust  von  3000  Todten  und  Verwundeten,  dann  6000  Gefangenen  beibrachte, 
1  Adler,  19  Kanonen  und  14,000  Gewehre  abnahm,  zum  Rückzuge  über  die 
Livenza  zwang  und  unter  siegreichen  Gefechten  die  wichtige  Etschlinic  erreichte. 
Allein  in  dem  Augenblicke  als  seine  Avantgarde  das  vom  Feinde  verlassene  Verona 
besetzen  wollte,  zwangen  ihn  die  aus  Deutschland  eingelangten  Nachrichten  die 
weitere  Offensive  aufzugeben  und  zur  Deckung  der  Erblande  den  Ilückzug  in  der 
Nacht  vom  30.  April  auf  den  1.  Mai  anzutreten.  Schon  am  2.  kam  es  hei  Olmo, 
am  5.  bei  Gast  elf  ran  eo,  Postuma  und  Treviso,  am  8,  an  der  Piave,  am 
IL  hei  San  Daniele  und  am  12.  bei  Venzone  zu  hitzigen  Gefechten,  die,  wenn 
auch  nicht  siegreich,  neuerdings  die  Tapferkeit  der  österreichischen  Armee  bewähr- 
ten, da  sie  jedesmal  gegen  überlegene  Feinde  äu  kämpfen  hatte.  Der  Erzherzog 
beabsichtigte  die  Verbindung  mit  Tirol  herzustellen  und  sich  in  Innerösterreicli 
so  lange  zu  halten,  bis  er  die  Ottcnsive  wieder  ergreifen,  oder  durch  einen  Marsch 
gerade  auf  Wien  zu  Napo  le  on"s  Macht  theüen  könne.  Leider  wurde  dieser  Plan 


843 


ivrcb  die  Mksgritib  einzelner  Anfülirer  vereitelt,  und  er  niusste  seinen  Rijckzuo; 
WnA  (Jiigam  nehmen,  wo  sich  die  autgebotene  adelige,  ganz  ungeübte Inöurrection 
laiim  aascMoss.  Mit  dieser  vereint  bestand  der  Erzherzog  am  14,  Juni  das  heftige 
G^Miht  bei  Raab,  welches  lange  unentschieden  blieb,  bis  die  Insurrections<Caval- 
lirie  nach  einer  missglüekten  Attaque  geworfen,  den  linken  Flügel  der  Armee  bloss* 
itnd  den  Erzherzog  zwang  sich  nach  dem  bedrohten  Komorn  zurückzu- 
Er  ging  hierauf  nach  Press  bürg  y  wo  ein  starker  lirückenkopf  angelegt 
dxirch  den  General  Bianehi  heldenmüthig  vertheidigt  wurde.  Am  26,  Juni 
Icrton  die  Franzosen  die  Iläumung  des  rechten  Donau -Ufers  und  der  In^el 
und  begannen  Pressburg  heftig  zu  besehiessen;  gleichzeitig  zog  aber  ein 
rThci]  der  feindlichen  Truppen,  die  dem  Erzherzoge  entgegen  standen,  in  der 
BSeslifQiig  nach  Wien.  Der  Prinz  wollte  mit  voreinten  Kräften  vorbrechen,  um  den 
Feiisd  zurTheilung  seiner  Macht  zu  zwingen,  der  auf  den  Brückenkopf  keinen  Sturm 
wsj^e.  Ein  starkes  Regenwetter  verhinderte  diese  Ausführung^  und  am  5.  Juli  ti-af 
'  LiOtttenantGraf  Wolken  stein  als  Courier  ans  dem  Hauptquartiere  des  Erzher- 
IC  arl  ein,  der  die  bevorstehende  Schlacht  bei  Wagram  meldete  und  denErz- 
'  aiiflbrderte,  mit  allen  disponiblen  Truppen  sich  nach  Mar chegg  in  Marsch  zu 
nii  zu  dem  grossen  Zwecke  mitzuwirken.  Diesen  Befehl  erhielt  der  Erzber- 
ß  Uhr  Morgens;  die  Vorkehrungen,  welche  die  Zusamnienzielumg  der 
Bleu  sehr  fatiguirten  Truppen  und  die  Sorge  für  ihie  Verpflegung  bedingte, 
Hg^rle  den  Aufbruch  bis  in  die  Nacht  hinein,  dann  wurde  der  Marsch  überBlu- 
m  oadi Marchegg  angetreten,  Am  6-  um  10  Uhr  früh  langte  dicTote  nach  einem 
i  mttliaamen,  durch  scUechteAVege  behinderten  Marsch  in  Marchegg  an,  wo  der 
O^togleich  mit  der  Reiterei  über  die  March  setzte  und  eine  Recognoücirung 
mrälirend  das  Gros  durch  den  mühevollen  Übergang  auf  einer  fliegenden 
CTBt  um  2  Uhr  in  Schönfeld  anlangen  konnte.  Um  diese  Stunde  war  bereits 
dir  Ausgmng  des  Tages  entschieden ;  dennoch  drang  der  Prinz  an  der  Spitze  eines 
Hotarüti-Hi^giineßts  bis  Siebenbrunn  vor,  um  sich  von  der  Lage  der  Dinge  persön- 
Stk m Bberseugen«  Ervcrweilto  bis  zumAbend^  in  derlloffnung.  Befehle  vomGene- 
fSQ  erhalten;  als  sich  aber  feindliche  Rcitermassen  in  seiner  rechten  Flanke 
und  er  befürchten  musste,  in  der  weiten  Ebene  aufgerieben  zu  werden»  da 
Kapoleoo  «eine  ganze  Cavallerie  (bei  30,000  Mann)  in  der  Richtung  gegen  den 
Cnlianop  venirenden  konnte,  ging  er  in  der  Nacht  bei  Marchegg  zurück^  wo  er 
Mi  sam  7.  atehen  blich  und  dann  den  Rückzug  nach  Komorn  fortsetzte.  Es  i^t 
itfcr  problematisch ;  ob  der  Erzherzog,  wenn  er  mit  seinem  kaum  12,000  Mann 
Mrfctii  Corps  auch  früher  auf  dem  Schlachtfelde  eingetroffen  wäre,  den  Ausgang 
dci Kampfes  ^üBtiger  zu  gestalten  vermocht  hättOj  da  Napoleon,  dies  vorsehend, 
bedeutende,  gar  nicht  \^erwendete  Reserven  ihm  entgegenstellefi  konnte. 
In  KotDOm  erhielt  der  Prinz  Nachrieht  von  dem  abireschh>ssenen  Waffen- 
ide  und  die  Weisung,  die  drückenden  Artikel  desselben  zu  vollziehen.  Der 


844 

Caiser  erklärte  sich  gegen  die  Annahme  desselben  und  befahl^  die  Truppen  !>€ 
Körniend  zu  saninieln.  Indessen  wurde,  nach  dem  Eintreten  des  Grafen  Met 
ternich  aus  Parisj  der  Waffenstillstand  doch  angenommen.  Nun  schlug  der  Er 
herzog  vor.  die  grosse  Armee  aus  Böhmen ,  durch  Mähren,  bei  Komorn  zu  coli 
ceniriren^  und  mit  Ablauf  des  auf  einen  Monat  abgeschlossenen  Waffenstillstandes 
die  Offensive  zu  ergreifen.  Der  Plan  wurde  vom  Kaiser  genehmigt  und  den  Trup- 
pen Cantonirungen  zwischen  Kormend  und  Croatien  angewiesen.  Da  lief  die 
Nachricht  ein,  Erzherzog  Karl  habe  das  Commando  der  Armee  an  den  Feldmar- 
schall  Fürsten  Johann  Liechtenstein  übergebenj  und  dieser  folgte  der  Friede 
auf  dem  Fusse.  Nach  demselben  behielt  der  Erzherzog  Johann,  für  seine  grossen 
Verdienste  in  Italien  noch  im  Mai  1S09  zum  Grosskreuz  des  Maria  Thcresien- 
Ordens  ernannt,  nur  die  Stelle  als  General-Director  des  Genie-  und  Fortifications- 
\\Tsen8  und  der  beiden  Akademien» 

An  den  Feldzügen  1813  und  1814  nahm  er  keinen  Theilj  und  wurde  erst 
1815  wieder  beauftragt  die  Belagerung  von  Hüningen  zu  leiten;  nach  zwei 
Monaten  ergab  sieh  die  Festung  am  26,  August  und  wurde  geschleift.  Der  Erz- 
herzog begab  sich  nun  über  Basel  nach  Paris,  erhielt  hier  den  Auftrag,  den  Prinz - 
regenten  von  England  im  Namen  des  Kaisers  zu  begrüsscn,  und  schiffte  sich  mit 
dem  Erzherzoge  Ludwig  am  20.  October  nach  England  ein*  Hier  fanden  beide 
Prinzen  die  ansgezeichnetste  Aufnahme  und  kehrten  erst  im  April  des  nächsten 
Jahres  in  die  llcimath  zurück. 

Der  Erzherzog  Johann  lebte  nun  in  seiner  geliebten  Steiermark,  die  ihm 
auch  am  3.  September  1823  eine  Lebensgefahrtinn  bürgerlicher  Abkunft,  Anna, 
Tochter  des  Postmeisters  Plochl  zu  Aussee,  2ufühi*te,  Im  Jahre  1832  ging  der 
Erzherzog  nach  Italien,  um  Plane  zur  Befestigung  von  Verona  und  der  Linie  am 
Miucio  zu  entwerfen;  die  Projeete  wurden  mit  dem  commandirenden  Generalen 
Radetzky  berathen,  und  bewälirten  sieh  später  durch  den  glänzendsten  Erfolg. 
Dej!sglelcben  leitete  er  den  Befestigungsbau  bei  Brixen  und  Nauders  inTirol ;  zu 
gleichem  Zwecke  derGi'enzbefcstigung  hatte  er  schon  1819  eine  genaue  Ilecognos- 
cirung  der  gesammten  Nordgrenze  der  Monarchie  und  insbesondere  des  ganzen 
Karpathcn-Gebirges  unternommen ,  doch  blieb  der  von  ihm  ausführlich  durchge- 
führte ausgearbeitete  Plan  unbcrücksichtiget. 

Die  nun  folgenden  Jahre  verlebte  Erzherzog  Johann  auf  seinen  Besitzungen 
in  der  Steiermark,  wo  er  sieh  durch  die  rege  und  kräftige  Unterstützung,  welche  er 
allen  wissenschaftliclien  und  gemeinnützigen  Unternelimungen  angedeihen  hess^ 
ein  unvergängliches  Andenken  stiftete;  nur  im  Winter  brachte  er  jährlich  einige 
Monate  in  Wien  zu^  um  sich  seinen  Dienstgeschäften  zu  widmen.  Ln  Spätsommer 
1835  war  der  Erüherzog  in  die  preussischen Lager  beiLiegnitz  und  Kaps  dorf, 
darnach  in  die  russischen  bei  Kalisch  gesendet  worden;  1837  wurde  er  in  jenes 
bei  Wosnessensk  geladen,  wo  Repräsentanten  beinahe  aller  europäischen  Heere 


,     waren 
■  iaJii 

PaDdfc 


845 

Itaelt  waren.  Mit  einem  üefol*^e  von  mclireren  Generalenj  dann  28  Stabs- 
*!»cr-Officieren  traf  der  Erzherzog  Anfanges  September  in  diesem  grossartigen 
Lif^r  ein  und  wurde  vom  Kaiser  Nikolaus  mit  grosser  Auszeichnung  behandelt. 
£r  UrreUte  dann  da3  südlit:he  Kussland,  begab  sich  nach  Constantinopcl  und  wurde 
lier  —  als  der  erste  europäische  Prinz,  welcher  die  Hauptstadt  der  Moslims 
lenidile — vom  SuJtan  Mahmud  11.  sehr  zuvorkommend  und  liebreich  aufgenoni- 
■oi.  Ifitle  Norember  traf  er  iiber  Triest   wieder   in  seinem  geliebten  Alpen- 

Im  Jahre  1838  begleitete  der  Prinz  den  Kaiser  Ferdinand  zm- Erbhuldigung 
■adk  Tirol  und  zur  Krönung  nach  Mailand,  und  wohnte  im  September  1842  dem 
Obongslagcr  des  7,  und  8.  prcussischcn  Armeecorps  bei  Düsseldorf  und  1843 
imm  Faste  in  Wien  bei,  welches  aus  Anlass  der  50jährigen  Jubelfeier  des  Erz- 
herzogs Karl  als  Grosskreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  begangen  wurde. 

Als  die  Revolution  1848  in  Italien  ausbraeh,  wurde  der  Erzherzog  nach  Tirol 
gaididcti  tini  die  Landesvertheidigung  zu  organisiren;    der  glänzendste  Erfolg 
krSota  «eine  Bemiibungen,  und  die  in  Süd-Tirol  bereits  eingedrungenen  Kebellen 
b«ld  wieder  über  die  Grenze  getrieben.  Kaiser  Ferdinand  ernannte  Um 
Juni  SU  seinem  Stellvertreter  in  Wien,  woselbst  er  am  25.  Juni  eintraf;  doch 
8*  Juli  verliess  er,  zum  deutsehen  Reiclisverweser  erwählt,  diese  Stadt^ 
bfs^b  sich  nach  Frantfurt  am  Main,  wo  er  am  12.  sein  neues  Amt  antrat  und 
deslschen  Bundestag  auflöste»  Er  kehrte  dann   nach  Wien  zurück,  um  im 
dc#  Kaisers  am  22.  Juli  den  Reichstag  zu  ertiftnen,  und  verfugte  sich 
mt  31*  wieder  nach  Frankfurt.  Die  Umtriebe  der  Umsturzpaitei,  welche  sich  bei 
Jgft  rnrohen  zu  Frankfurt  vom  17.  bis  19.  September  und  durch  Ermordung  der 
briden  couÄcrrativen  Abgeordneten  Fürst  Li  c  h  no  ws  ky  und  General  von  Au  ers- 
wald  klar   zeigten,  benahmen   dem  Erzherzoge   die  Mittel,   alles  das  Gute  für 
Dasisehland  zu  wirken,  was  sein  edler  Sinn  vorhatte  ;    und  als  der  Bundestag  nach 
Priimpfhnj;  der  Revolution  wieder  hergestellt  wurde,  legte  er  am  20.  Deceniber 
1849  die  dcutache  Rcichsverweserswürde  (die  schwerste  Bürde  seines  Lebens)  in 
l^^fi^  Hinib*  drr  Bundescommissarien  nieder,  und  zog  sich  wieder  nach  Steiermark 

^^H     D«i8g^]eichen  war  der  Prinz  schon  ftniher  von  der  Stelle  als  General-Direetor 

^^H|  Genie-  und  Fortificatjonswesens   und  als  General  -  Director  der  Neustadter 

^^^Bhltr- und  Ingenieur -Akademie  abgetreten.  Nachfolgende  bedeutungsvollcWorte, 

vddie  der  Erzherzog  bei  Gelegenheit  der  Niedcrlegung  seiner  Würde  als  General- 

■  6«Bb-Dsreetcir  zum  Abschiede  an  die  Corps  —  deren  Chef  er  beinahe  ein  halbes 
I    JaMumdo*!  hindurch  war — gerichtet  hatte,  verdienen  in  den  Annalen  der  Armee- 

■  fiwliiililfi  Torseichnct  2U  werden^  da  sie^  wie  die  Folge  lehrte^  zeugende  Keime  in 
^uU  ttige&  und  auf  ein  fruchtbares  Erdreich  fielen.  «Während  dieser  langen  Reibe 


846 


die  mir  anvertrauten  Corps  zu  jener  VerTollkommiiung  zu  bringen,  welclie  di 
Erfalirung  und  das  stäte  Forts ch reifen  der  Wiäsenschalt  an  die  Uand  gel 
Ausarbeitung  der  hierauf  abzielenden  Vorseliläge,  von  den  einzelnen  Officieren 
desselben  kräftigst  unterstützt^  lag*  es  nur  in  den  eigentliümliclien  Verhältnissen 
jener  früheren  Zeitperiodep  weunsolcheBemühungen  niebt  von  dem  Erfolge  gekrönt 
wm-dcn,  der  flir  die  weitere  Entvrickelung  dieses  so  wichtigen  Zweiges  unseres 
Heeres  höchst  wünschenswerth  war.  Eine  grosse  Beruhigung  gewührte  es  mir, 
dass  am  Schlüsse  meines  Wirkens  den  Officieren  dieses  Corps,  welche  der  grossen 
Mehrzahl  naeh  unter  mir  für  ihren  Beruf  herangebildet  worden^  die  Gelegenheit 
sich  darbot,  auch  durch  ihr  Benehmen  vor  demPeinde  den  Beweis  zu  liefern,  dass 
jener  dem  Corps  eigcnthümJiehe  trelfliche  Geist,  gepaart  mit  Entschlossenheit  und 
Tapferkeit,  sich  durch  so  lange  Friedcnsjabrc  ungetrübt  auch  auf  die  nachfolgenden 
Generationen  fortgepflanzt  habe." 

COMMANDEURE. 

HOlTENZOLLERN-IlECHINGEN,  Friedrich  Franz  Xaver  Prinz  zu, 
graf  zu  Nürnberg,  Graf  zu  Sigmaringen  und  Wäbringen  etc.,  Feldmarsch  all,  Ritter 
des  goldenen  Yliesses,  geheimer  Rath  und  Kämmerer^  Inhaber  des  2,  Chevauxlegers- 
Regiments,  kam  am  31.  Mai  J757  auf  dem  ScblosseGbeulc  bei  Ma.-^tiicht  zur 
Welt.  Im  vorigen  Jahrbundertc  allein  hatten  aus  diesem  hochfüi^stlichen  Jlausc 
zwei  Feldmarschälle  und  vier  andere  Generale  Österreichs  Heerschaaren  zum 
Ruhme  geführt,  sie  alle  überragte  des  Prinzen  Fri  edri  eVs  lO'iegertugcnd.         ^M 

Für  den  Militlirstand  durch  seine  Erziehung  vorbereitet,  trat  der  neunzchn-^^ 
jährige  Jüngling  als  Lieutenant  im  Kürassier-Regimente  ErÄherzog  Maximilian 
ein,  dessen  zweiter  Inhaber  sein  Oheim  war.  Nachdem  er  in  diesem  Regimcntc  an 
dem  Feldzuge  1778  Theil  genommen  hatte,  verliess  er  es  bei  Ausbruch  desTürken- 
krieges  mit  der  Beförderung  zum  Major  bei  Nassau-Kürassieren,  mit  welchen  er 
der  Belagerung  Belgrads  beiwohnte. 

Im  nächsten  Jahre  wurde  er  zum  Oberst-Lieutenant  undmit  Anfang  des  Jahres 
1793  zum  Obersten  von  Kavanagh-Kürassieren  befördert.  Dieses  Regiment  befeh- 
ligte der  Piinz  in  der  Sehlacbt  bei  Ne  er  winden.  Selten  auf  das  Commando  des 
Regiments  be^ehränkt,  sondern  meistens  noch  mit  dem  Befehle  über  einen  Theil 
der  Vorposten  beauftragt,  fand  er  im  Laufe  der  Eeldzüge  1793  und  1794  reiche 
Gelegenheit  sich  Erfalirung  und  Ruhm  zu  erwerben;  so  vor  dem  Lager  bei  Tour- 
nay,  das  er  vom  April  bis  Mitte  September  in  zahLreiehen  Gefechten  gegen  die 
Angriffe  des  Feindes  schützte^  in  der  Schlacht  bei  Wattignies  und  bei  allen  drei 
Versuchen  für  den  Entsatz  Charleroy'sj  wo  er  zum  Befehlshaber  der  Avantgarde 
auserwählt,  durch  Einsicht  und  Tapferkerkeit  diesem  Zutrauen  mit  bestem  Erfolge 
entsprach. 


847 

Im  Anfange  des  Jahres  1796  zum  General-Major  befördert,  wurJe  er  zu  dem 
Hpmt  ßeaulieu'tf  nach  Italien  beordert.  In  dem  liiescnkampfc  um  Maiitua  hatte 
Jer  Prinz  sich  so  sehr  ausgezeichnet,  dass  ihm  bei  dem  zweiten  Vorbrechen  \\  u  rm- 
itr^i  ans  Tirol  eine  Hauptrolle  zugedacht  war^  als  ihn  ein  Fieber  auf  das  Kranken- 
la|^  warf  und  äu  seinem  Verdrusse  bis  zum  September  fesselte.  Kaum  hergestellt, 
«Ite  er  «u  Alvlntzy^s  Heer.  Bei  Calci  lero  hielt  er  die  die  Ebene  beherrschen- 
im  Hügel  San  Mattia  und  la  Roeea  besetzt,  und  behauptete  sie  gegen  eine  doppelte 
StreUmacht,  die  unterBonaparte^s  Anfuhrung  wiederholt  anstürmte.  Es  war  dies 
an  12.  November  1796  und  der  erste  Sieg,  welcher  über  Bon  aparte,  den  youi 
OlBdce  begünstigten  republicanischen  Feldherrn  erkämpft  ward,  dessen  Heer 
t  Generale,  52  Offieiere,  775  Mann  zu  Gefangene,  dann  2  Kanonen  und  1  Fahne 
aa'n^phäen  verloren  hatte.  Andere  Gefechte  \Yendeten  iiidess  diesen  Feldzug  zum 
Naehtlietle  der  Österreicher,  doch  nicht  so  entscheidend,  dass  nicht  AI vintzy  hin- 
l^dieiide  Macht  geblieben  wäre,  nachdem  er  seine  Truppen  gesammelt,  abermals 
SM d€ii  Engpässen  der  Alpen  zum  Entsätze  von  Slantua  hervorzubrechen*  Pro  vera 
Vorlmt  der  Prinz  befehligte,  sollte  nun  das  befestigte  Legnago  nehmen  oder 
anderen  Euch*Üborgang  suchen,  über  den  Fluss  gehen  und  der  Besatzung 
in»a  Mantna  die  Hand  bieten.  General  Hohenzollern  machte  im  Kriegsrathe 
auf  das  Hnffhungslose  dieses  Unternehmens  aufmerksam,  erhielt  aber  zur  Antwort, 
4Mi  die  Coloone,  selbst  auf  die  Gefahr  hin  ganz  aufgerieben  zu  werden,  das  Unter- 
▼trsuefaen  niüsse,  um  die  Aufmerksamkeit  des  Feindes  zu  tlieiien.  Sogleich 
der  Prinz  »eine  Einwürfe  zurück;  ^wir  sind  Soldaten,*^  sagte  er,  „und  werden 
oder  vernichtet  werden.*'  Dass  es,  auch  nach  dem  MissL'ngen  des  ersten 
leh«,  dennoch  gelang,  über  die  Etsch  su  setzen,  verdankte  man  den  treff- 
Aaatalteni  welche  der  umsichtige  Prioz  für  den  Flus.sübergang  getroffen 
Vor  Xantna  sahen  sich  die  Österreicher,  bei  dem  Versuche,  die  in  eine 
rerwandelte  Vorstadt  San  Giorgio  zunehmen,  pK»tziich  von  der  feind- 
Ubermacbt  umringt.  Zwei  Stunden  lang  drangen  4  feindliche  Divisionen 
ftri^be&fl  auf  das  HäuÖein  des  Prinzen  an,  der  erst  daim  vom  Kampfe  ablicss  und 
mtm  Capitulation  einging,  als  er  die  Erfolglosigkeit  weiteren  Widerstandes  einsah, 
iPOranf  ilin  Bonaparte  mit  grösster  Auszeichnung  empfing*  Der  Kaiser  belohnte 
HohenaollernMHeldeniuuth  eilt  dem  Ritterkreuze  am  29.  April  1797  ausser 


Nach  «irni  Friedensschlüsse  führte  der  PVinz  im  Jahre  1798  den  Befeld 
über  die  to  Treviso  und  ßelluno  stehende  Brigade^  und  übernahm  im  Februar  17*J9 
iMBaiidil  ÜlMir  die  Division  desFeldmarschall-LieutenantsKr  ay  im  Venetianischen. 
la  den}  Feldxi^  desselben  Jahres  wäre  Verona  verloren  gewesen,  wenn  nicht 
iBMrGeDeral  Hohenzollern  besonnen  seine  Truppen  gesammelt  und  durch  seine 
•^aordmmgea,  seine  muthvolle  Führung  zum  Widerstände  geschickt  gemacht  hatte. 
LH  dem  mörderischen  Gefechte  stellte  er  sich  persönlich  an  die  Spitze  von 


848 


Bataillonen,  und  wies  zuletzt  die  angreifenden  4  fr^nzosisdien  Divisionen  mit 
um  dielllilftc  scInväolierenMaeht  zurück.  Nachdem  er  die  Festung  Pizzighettono 
mit  bedeutenden  Vorräthen  genommen  und  den  über  den  Monte  Cenere  vordrin- 
genden Feind  zurückgeworfen  hatte,  übernahm  er  die  Belagerung  der  Citadelle  von 
Mailand.  Die  Bclagerunj^snrbelten  waren  sehr  geföhrlich,  denn  die  Localität 
bedingte,  dass  man  die  Laufgraben  in  Kartätschen  -  Schusijweite  führen  musste. 
Dennoch  war  die  Parallele  in  der  dritten  Nacht  voUendctj  mit  68  Geschützen  besetzt 
und  am  andern  Tage  (24  Mai)  übergab  der  feindliehe  Befehlshaber  den  Platz. 
Hohenzollern  erhielt  für  diese  an  Tag  gelegte  Umsicht  die  zweite  Inhabers- 
ßtelle  vom  Dragoner  -  licgimcnte  Kronprinz  Ferdinand^  die  er  zwei  Jahre 
später  gegen  die  erste  Inh  ab  erss  teile  vertäu  schtOj  welches  nachher  Ige  Chevaux- 
legerS'Rcgiment  Hohenzollern  -  Hechingen*s  Namen  43  Jahre  lang  gefüh 
hat.  Er  rückte  nun  mit  seiner  Abtheilung  nach  Modena,  um  die  Belagerung  voai 
Mantua  zu  decken^  und  als  Mac  donald  jetzt  von  Neapel  heranzog,  um  seine  Ver- 
einigung mit  Moreau  zu  suchen,  beschloss  der  Prinz ,  den  Zug  des,  obwohl  an 
Streitkräften  zehnfach  ihm  überlegenen  französischen  Feldherrn  durch  muthige 
Gegenwehr  zu  hemmen.  In  dem  ersten  Gefechte  (IL  Juni)  behauptete  Hohen- 
zollern seine  nicht  sehr  vortheilhafte  Stellung.  Macdonald  hatte  die  Schwäche 
des  Gegners  kennen  gelernt,  und  crneuerto  daher  am  nächsten  Tage  den  Angriff 
mit  allen  Kräften.  Zu  siegen  war  den  OsteiTeichern  nicht  möglich ;  ihre  Aufgabe  war 
erfüllt,  wenn  sie  ihre  Gegner  so  lange  als  möglich  aufhielten.  Das  that  denn  auch 
der  Prinz  nach  Kiäften  Nachdem  er  im  freien  Felde  so  lange  als  möglich  ausg< 
halten,  warf  er  sich  nach  Modena  und  schlug  sich  hier  noch  bis  zum  Abend,  Se 
ganzer  Verlust  bestand  in  etwa  lOOOTodtcn  oder  Verwundeten  und  1100  Ver- 
missten;  die  Feinde  schlugen  ihren  Verlust  auf  2000  Todtc  und  über  2000  Ge- 
fangene  an.  Auch  den  sclnvierigen  Rückzug  führte  General  Hohenzollern 
ohne  Verlust  aus.  Die  Folge  seines  heldenmüthigcn  Widerstandes  war,  dass  die 
rerbiindcten  Feldherren  Zeit  gewannen  sich  zu  vereinigen  und  Moreau  und 
Macdonald  getrennt  zu  schlagen.  Bald  darauf  zum  Feldmarsehaü- Lieutenant 
ernannt,  wurde  Hohenzollern  gegen  Soult  nach  den  Alpen  beordert,  w^o  der 
wichtigste  GobirgspasSj  die  Bocchetta^  in  den  Händen  der  Franzosen  war,  die 
ihn  stark  befestigt  und  mit  3  Bataillonen  besetzt  hatten.  Ungeachtet  der  natür- 
lichen und  künstlichen  Hindernisse  erstürmten  Hohe n z olle rn's  Truppen  Im 
April  1800  die  sieben  Verschanzungen  des  Feindes  in  drei  Stunden;  die  darin 
befindlichen  3  Bataillone  wurden  theils  gefangen ,  theils  getödtct;  der  Sieg  w^ar 
mit  dem  Blute  von  800  Österreichern  erkauft  worden.  Die  Belagerung  Genua's 
war  nun  gesicherter  als  zuvor,  und  am  4.  Juni  mussten  die  Franzosen  diese  Stadt 
übergeben.  Der  rastlos  ihatlge  General  besetzte  Genua ^  und  wurde  mit  der 
Sorge  für  die  Stadt  und  deren  Ufergebiet  betraut.  Nach  der  Räumung  dieses  Platzes 
wieder  mit  dem  Hauptheere  rereinigt,  leitete  er  später  (25.  Decemher)  das  Gefecht 


"1 


bei  Possolo,  in  vrelchcm  die  OsterrGJcljcr  gegen  alle  Angriffe  der  Franzosen  das 
KeJd  beliau]>tetcn. 

Nach  demLunevillerFriedeo  wurde  Feldmarschall^Lieutenant  HoLenzollern 
nskch  Krakau  aU  DiTisionär  von  zwei  Cavallerie-Brigaden  versetzt,  im  Herbst  1804 
nmi  geheimen  Rathe,  und  im  folgenden  Sommer  zimi  Militär-CommanJanten  in 
Wfst-Gallzien  ernannt.  Nach  dem  Unglücke  von  Ulm  befand  sich  IlohenzoUern 
hd  der  Heeres-Abtheilung  des  Peldmarschall -Lieutenants  W  e  r  n  e  c  k,  deren  Vorhut 
er  befehligte*  Von  den  Franzosen  schon  umringt,  schlich  er  sich  mitten  zwischen 
BmuLagürn  durch  und  gelangte  glücklich  zum  Erzherzoge  F  er  din  and,  während 
Wemcck  sich  ergeben  musste.  Der  Prinz  Iiatte  noch  die  Freude,  bei  Stecken 
im  5,  Decejiiber  1805  einen  wichtigen  Vortheil  zu  erringen^  der  leider  durch  die 
in  erfolgte  Schlacht  von  Auster litz  seine  Wirkung  verlor* 
Bis  1806  befehligte H o h  e  n  z  o  1 1  e  r  n  die  Deniarcations-Linie  längs  der  bohmi- 
Grenze,  und  übernahm  dann  seinen  alten  Posten  in  Krakau,  den  er  nur  einmal 
veffieAfty  um  bei  dem  französisch  -  deutschen  Kriege  einen  Neutralitäts-Cordon  zu 
Beun  Beginne  des  Feldzuges  1809  übernahm  er  den  Befehl  über  das  dritte 
►rpa,  mit  welchem  er  im  AprÜ  von  Böhmen  aufbrach  und  nach  Bayern  vor- 
rSdcle.  In  dem  blutigen  Treffen  bei  Hausen  (19.  April)  bew^ies  der  Fürst  ausser- 
ttrdeotlicheSiandhuftigkeitundBravourund  ergriff  zu  drei  vcrscliiedencn  Malen  eine 
FaknCi  um  auf  diese  Weise  die  schon  erschöpften  Bataiilune  erneuert  ins  Feuer  zufdb- 
m.  Ka^h  den  Gefechten  von  Regensburg  rückte  das  Corps  über  Fürth  nach  der 
MidwMtlicben  Grenze  Böhmens,  wo  der  Prinz  das  zweite  Armeecorps  erhielt  Kaiser 
Frans  überreichte  ihm  am  6.  Mai  fdr  die  persönliche  Tapferkeit  bei  Hausen  eigen - 
taailis  d«  Commandeur kreuz.  An  dem  ersten  Tage  der  glorreichen  Schlacht 
fM  Aspera  verharrte  Hohenzül  lern  —  nur  von  seinem  SohnOj  dem  Prinzen 
Criedricb  Anton,  damals  Oberlicutenant  im  Regimente  des  Vaters,  hegleitet  — 
des  siegreichen  Kampfes  gegen  die  feindlichen  geharnischten  Reiter  in  der 
Ecke  einer  Masse  des  Regiments  Froo  n  vom  ersten  Treffen.  Auch  am  zwei- 
ÜftSebUehttage  traf  der  Hauptangriff  Jen  Prinzen,  und  w^urde  mit  unerschiitterlichem 
mdwimiith  auügehaltem  Gegen  Mittag  ging  das  Corps  zur  Offensive  über,  wirkte 
ma  Erobentng  des  an  diesem  Morgen  verloren  gegangenen  Dorfes  Aspern  mit,  und 
ütch  fortan  auf  dasselbe,  bis  die  Franzosen  das  Schlachtfeld  räumten  und 
noch  für  I>eckung  ihres  Rückzuges  nach  der  Lobau  foelucn.  Erzherzog  Karl 
dem  Prinzen  die  leblial'teste  Anerkennung  der  von  ilim  bewiesenen Tapferkeitj 
Folge  dicaoü  Vertrauens  des  Generalissimus  erhielt  Hohen zol  lern  in  der 
m  Schlacht  bei  Wagram    die  geiabrliehste  Stelle,  das  Centi'um,  In  der 
schichte  macht  die  tapfere  VertheidiguDg  dieser  Stellung,  namentlich  des 
Dorfbi  Baiimersdorr,  Epoche.  Die  Franzosen  wagten  zuletzt  das  Dorf  gar  nicht 
Mhr  aaxogreifeiii  und  lüer  stand  die  Schlacht  am  längsten.  Nach  dem  Verluste 
dsMlbm  fiel  dem  Prinzen  die  unter  den  Verhältnissen  schwierige  Aufgabe  zu,  den 

ö4 


850 


Rückzug  zu  decken,  und  er  voilfülirte  sie   so  gut^  daas  selbst  bei  dem  Übergang© 
über  den  Russbach  keine  Unordnung  entstand. 

Nach  dem  Frieden  ernannte  Kaiser  Franz  den  ausgezeichneten  Krieger 
znm  General  der  Cavallerlo,  dann  zum  coramandirenden  General  in  Inner- 
österreicli.  Im  Jahre  1812  befehligte  er  das  in  Galizien  zusammengezogene  Reserve- 
corps  bis  zum  Frühjahre  1813.  Während  der  Befreiiingsknege  1813 — 1814 
beruhte  der  Antheil  des  Prinzen  in  der  thätigsten  Leitung  der  administrativen 
Geschäfte,  um  die  Hülf3(|uellen  Innerösterreichs  fdr  Ergänzung  des  Heeres  in  Italien  H 
auf  das  Höchste  nutzbringend  zu  machen.  1815  -wurde  er  zum  Commandirenden  " 
des  zweiten  deutschen  Arraeecorps  ernannt,  das  aus  zM^ei  österreichischen  und  einer 
baden'schen  Division  bestand  und  die  Bestimmung  hatte^  Baden,  Wuiitemberg  und 
die  Schweiz  zu  beschützen.  Später  verwendeten  die  Verbündeten  diese  Heeres- 
abtheilung  zur  Einschliessung  von  Strassburg,  das  General  Rapp  mit  etwa 
24,000  Mann  besetzt  hielt  Hier  bestand  der  Prinz  sein  letztes  Gefecht  bei  einem 
Ausfalle,  den  Rapp  machte^  als  der  Ausgang  der  Sehlacht  von  Waterloo  in  Strass- 
burg bereits  bekannt  war. 

Die  nächsten  10  Jahre  verlebte  der  Prinz  auf  seinem  alten  Posten  in  Grätz,  den  er- 
1826  verliess^  um  die  ihm  verliehene  Stelle  eines  Präsidenten  des  Hoftriegsrathes 
anzutreten,  1826,  in  welchem  Jahre  er  den  fünfzigsten  Jahrestag  seines  Eintrittes 
in  das  Heer  feierte,  wurde  er  zum  ersten  Capitan  der  Ai^cieren-Leibgardej  1830 
zum  Feldmarschall  ernannt,  und  gleichzeitig  der  Leitung  des  Hofkriegsrathea  ent- 
hoben. Bis  in  das  späteste  Alter  überaus  rüstige  starb  er  am  6.  April  1844  zu  Wien. 

Der  Prinz  hatte  seine  Schule  im  Vorpostendienste  gemacht,  und  sich  hier  einen 
seltenen  Scharfblick  in  Benutzung  des  Bodens,  Beurtheilung  des  Gegners  und 
Wahl  des  sichersten  Weges  zum  Erfolge  erworben.  Immer  bedacht  das  Blut  seiner 
Soldaten  zu  schonen  und  jeden  Scblachtplan  sorglich  erwägend,  handelte  er  bei 
der  Ausführung  rasch,  oft  mit  Ungestüm.  Das  für  ihn  so  rühmliche  Gefecht  von 
Modena  ausgenommen,  hat  er  kein  Treffen  verloren,  in  welchem  er  selbstatändig 
befehligte* 


I 


Liechtenstein,  AloysGonzaga  Fürst  von,  Feldzeugmeister,  Ritter  des 
goldenen  Vliesses,  Inhaber  des  12.  Infanterie  -  Regiments ,  Bruder  des  Fürston 
Moritz  (s.  d,)  und  jüng.^ter  Sohn  des  Feldmarscballs Fürsten  Karl  Jos  eph,  war 
zu  Wien  am  1.  April  1780  geboren.  Fürst  Aloys  zählte  zu  den  ausgezeichnetsten 
Generalen  seiner  Zeit.  —  »,Er  hat  aus  jeder  Schlacht  —  sich  eine  neue  Wunde  und 
neuen  Ruhm  gebracht^,  sagt  ein  vaterländischer  Dichter  mit  vollem  Rechte. 

Schon  in  den  ersten  französischen  Kriegen  entwickelte  der  Fürst  die  glän- 
zendste persönliche  Tapferkeit  und  Umsicht,  die  sich  in  den  folgenden  Feldzügen 
in  so  hohen  Grade  steigerten,  dass  ihm  sowohl  von  seinem  eigenen  Monarchen 
als  auch  von  vielen  auswärtigen  Souveränen  die  ehrenvollsten  Anerkennungen  zu 


851 

IUI  wurden-  Mit  18  Jahren  erhielt  er  eine  UnterlieutenaotsstcUe  bei  Lacy- 
laftoterie  und  kam  mit  dem  Rcgimente  zur  Armee  nach  Deiitschkod.  Die  Scldacht 
beiOateracb  war  seine  Feuertaufe,  das  Gefecht  bei  Pfungen  (28,  Mai  1799) 
•kr  die  erste  Gelegenheit^  dea  diesem  erlauchten  Geschlechte  angebornen  Muth 
Mf  aosgi^eichiiete  Weise  zu  erproben.  Mit  einer  Division  des  Regiments  verthei- 
Sffm  der  Fürst,  damals  Hauptoiann,  den  anvertrauten  Posten  nicht  nur  mit  aller 
Suitdhuftigkeit,  sondern  trieb  auch  die  Feinde  über  den  Berg  hinak  Das  Gefecht 
wir  so  mörderisch,  d&ss  des  Fui*steD  Division  2  Offieiere  todt  und  3  verwundet 


Die  Ernennung  zum  Major  und  bald  darnach  zum  Obcrst-LicuteDant  bei  Man- 
ffediUJ-Infanterie  (Jänner  1801}  war  eine  wohlvenlieiite.  Im  letzteren  Jahre  stand 
ier  FUrst  im  Corps  des  FeldmarschaU- Lieutenants  Fürsten  zu  ßeussj  der  seinen 
Eifer  und  seine  Tapferkeit  nicht  genug  zu  rühmen  vermochte.  Im  Gefechte  bei 
Sehongau  erhielt  Fürst  Liechtenstein  gleich  anfangs  zwei  Blcssuren,  blieb 
r,  nachdem  er  sich  hatte  verbinden  lassen^  hei  der  Truppe,  wodurch  auch  der 
mit  einigem  Vortheü  behauptet  wurde.  Am  zweiten  Tage  griff  der  Feind 
•beniiAls  mit  Übei*macht  an,  der  Fürst  war  ungeachtet  seiner  Blessur  einer  der 
Enteil  m  Pferde  und  im  Angriffe,  wurde  aber  zum  dritten  Male  so  schwer  verwun- 
dü^  d«is  er  lange  Zeit  zur  gänzlichen  Herstellung  nöthig  hatte.  Dieses  rühmliehe 
Bebpieli  die  Tmppe  nicht  zu  verlassen  und  immer  an  ihrer  Seite  zu  bleiben,  da 
«r  doch  ala  schwer  verwundet  sich  jedes  Antheils  entschlagen  konntCj  bestimmte 
den  Ersherzog  Karl  sich  Tür  den  tapfern  Fürsten  um  das  Ritterkreuz  zu  ver- 
5,  welches  ihm  auch  im  Capitel  (August  1801)  zuerkannt  wurde. 
Im  Jahre  1805  zum  Obersten  beftirdert,  theilte  der  Fürst,  mit  dem  Regimente 
der  B(riig*de  We  idenfeld  bei  der  Armee  in  Deutschland  zugewiesen^  dieMühselig- 
ludten  imd  Unglücksfälle  dieses  Feldzuges  und  betrat  im  Jahi-e  1809  als  General- 
Xajor  Qnd  Commandant  einer  Brigade  im  3,  Armeecorps  den  Kriegsschauplatz  in 
denMdben  Gegend.  Dieses  vom  Feldmarschall-Lieutcnant  Prinzen  zu  H  o  h  e  n  z  o  1 1  e  r  n 
Corps  wurde  bei  Hausen  am  19,  April  mit  dem  überlegenen  Feinde 
^airoust  engagirt.  Der  Commandircude  und  seine  Generale  Lusignan 
(ib  d«)f  8l.  Julien  und  Aloys  Liechtenstein  befanden  sich  immer  an  der 
Spitie  der  Terschiedenen  AngriiFe,  die,  obgleich  mit  der  grössten  Tapferkeit 
iBlemotnmen^  fruchtlos  blieben.  Da  gewahrte  der  Fürst,  dass  die  Franzosen  seit- 
Wirt«  der  Waldspitze  oberhalb  Mausen,  welche  man  immer  ohne  Erfolg  angriff, 
\  Linie  Infanterie  aufgestellt  hatten,  die  sich  an  dem  Walde  befand  und  den 
oneo,  welche  den  Eingang  in  denselben  vertheidlgten,  die  Flanke  deckte, 
Piirsl  glaubte^  dass  die  Vertreibung  dieser  Infanterie  vielleicht  eher  zum 
Zwecke  fuhren  würde,  eilt  zum  Rcgimente  Würzburg^  nimmt  eine  Fahne  in 
Ce  Handy  and  setzt  sich  an  dessen  Spitze,  feuert  diircli  sein  beiden rotithiges  Beispiel 
Üi  Tififtrkeit  der  Soldaten  an,  und  rückt  Im  Sturm,  ohne  einen  Schuss  zu  thun^ 

64* 


853 


j^egen  die  feindliche  Infanterie  vor.  Der  Angriff  erfolgt  mit  Nachdruck,  der  Feind 
wird  geworfen;  in  dem  Walde  aber  finden  unsere  Truppen  einen  so  hartnäckigen 
Widerstand^  dass  es  ausser  ihren  Kräften  liegt  ^'eiter  zu  kommen.  Es  entspinnt 
sich  ein  mörderisclies  Feuer^  und  der  General  Fürst  Aloys  Liechtenstein, 
von  melireren  Kugeln  getroffen,  erhält  einen  Schuss  ins  Bein,  der  ihn  sinken 
und  den  Kampfplatz  verlassen  macht  In  der  nämlichen  Atfaire  wurde  auch  sein 
Bruder j  General-Major  Fürst  Moritz,  jedoch  nicht  so  bedenklich  verwundet, 
beide  liesen  sich  nach  Wien  bringen,  um  da  ihre  Genesung  abzuwarten. 

Indess  waren  die  Franzosen  gegen  die  Hauptstadt  gcrücktj  Fürst  Mo ritz^ 
der  sieb  von  der  Verwundung  bereits  erholt  hatte,  eilte  der  Uauptarmee  nach, 
während  Aloys,  in  der  Genesung  langi^am  fortschreitend,  Gefangener  der  Fran- 
zosen wurde.  Doch  selbst  der  Feind  ehrte  den  niuthigen  und  tapferen  Krieger, 
und  der  Fürst  hatte  dieses  Unglück  nur  der  Form  nach  kennen  gelernt;  denn 
Napoleon*s  Generäle  beeilten  sich^  ihm  ihre  Hochachtung  auf  dem  Kranken- 
lager  In  der  Teinfaltstrasse  persönlich  zu  bezeugen. 

Kaiser  Franz  zierte  die  Brust  des  unerschrockenen  Soldaten  für  die  Tapfer- 
keit bei  Hausen  mit  dem  Command  cur  kreuze  ausser  Capitel,  indem  er  ihm 
die  Decoration  am  6.  Mai  personlich  übergab,  und  verlieh  ihm  das  12.  Infanterie* 
Regiment  Um  diese  Zeit  zäbUe  der  Fürst  erst  29  Jahre,  und  doch  hatte  er  sich 
schon  als  Feldherr  und  Krieger  einen  ruhnivollen  Namen  gemacht,  der  im  Feld- 
zuge 1812,  in  welchem  er  unter  Feldmarscball-Lieutenant  Bianchi  eine  Brigade 
commandirte,  und  im  Gefechte  bei  IMoska  am  8.  October  wieder  verwundet  wurde, 
dann  in  den  Befreiungskämpfen  bis  zur  Bewunderung  sich  steigerte. 

Mit  seinem  Heldenl »rüder  Moritz  repräscntirte  er  in  dieser  letzteren  Zeit  die 
wahre  Verklärung  von  Österreichs  kriegerischem  Ilitterthumej  er  eommandirte 
eme  Division  hei  dem  linken  Flügel  der  grossen  Armee  unter  Feldzeugmeistcr 
Gyulay.  In  der  Schlacht  bei  Dresden  hatte  nur  des  Fürsten  grosse  Einsicht  und 
Unerschrockenheit  unseren  linken  Flügel  vor  der  schw^ebenden  Gefahr  der  gänz- 
lichen Niederlage  zu  retten  vermochtj  und  wie  in  allen  Gelegenheiten,  w*o  es  das 
Höchste  galt,  der  Fürst  sein  Leben  einzusetzen  pflegte,  war  es  auch  an  diesem  Tage, 
als  er  sich  an  der  Spitze  eines  Bataillons  des  Infanterie -Regiments  Wenzel 
CoHoredo  stellte  und  mit  dem  Bsjonete  den  Feind  aus  Rossthal  herauswarf.  Seine 
Bravour  seheiterte  an  den  immer  erneuerten  Angriffen  der  Franzosen,  die  zuletzt 
im  Besitze  des  Dorfes  blieben.  Das  siegreiche  Gefecht  bei  Arbesau  (17.  September) 
unter  Colloredo  erregte  allgemeine  Bewunderung,  und  noch  in  derselben  Nacht 
übersendete  Kaiser  Alexander  dem  Fürsten  einen  goldenen  mit  Brillanten 
gezierten  Degen  der  Tapferkeit  und  kurz  darauf  nach  der  Schlacht  von  Leipzig, 
in  welcher  der  Fürst  am  16.  October  nach  der  Gefangennahme  des  Generals 
der  Cavallerie  Grafen  Mervcldt  bei  Konnowitz  den  Befehl  des  2.  Corps  über- 
nahm und  mit  gewohnter  Auszeichnung  kämpfte,  den  St.  Georgs-Orden  3.  Classe. 


I 
I 


Im  Treffen  bei  Hochheim  (9,  November)  griff  der  Fürst  die  Division  MorranJ 
Aof  dem  linken  Flügel  aiij  und  zwang  sie  metirere  iiocli  mclxt  vollen  detoA^erscb  an - 
SBngen  xu  verlasseü  und  den  Rückzug  anzutreten;  dann  ging  er  im  Decembcr  bei 
Basel  ober  den  Rbein,  nabm  an  dem  Ufer  der  Doub  Stellung,  traf  am  L  Jänner 
1814  vor  dem  Fort  Joux  ein,  übergab  dessen  Einschliessung  dem  Obersten  Lei- 
II  in  gen  und  eilte  ziu*  Belagerung  von  Bcsani^onj  wozu  ihm  die  Brigaden  Coburg 
mid  Beck,  die  Grenadier-Brigade  Weigl  und  das  Kürassier-Regiment  Erzberzog 
Franz  überwiesen  wurden.  Ajn  23»  Jänner  vom  General  M  i  c  b  a  u  d  auf  der 
OlfiflBCi  ¥(in  Marre  angegriffen,  schlug  er  ihn  wiederholt  zurück  und  nahm  ihm 
Tide  Gefangene  ab.  Der  König  von  Preussen  zeichnete  den  Fürsten  mit  dem  rothen 
Adlür*  Orden  1.  Classe  aujs. 

Die  Blockade  von  Beaan^on  war,  dem  thatigen  Commandanten  des  Platzes 
6am«l  Harulaz  gegenüber,  eine  schwierige  und  endete  erst  durch  denUmschwung 
der  Dinge  in  Folge  der  Schlacht  von  Paris.  Der  Fürst  hatte  mehrere  Ausfalle  abzu- 
•cUagen.  Einer  der  blutigsten  erfolgte  am  3.  März  mit  1800  Mann  in  jener  Zeit, 
wo  des  Pursten  Truppe  durch  Absendungen  zm^  Süd -Armee  bedeutend  verringert 
mvde;  unterstützt  von  dem  schweren  Geschütze  der  Festung,  wurden  unsere  viel 
idnrttcberen  Vortnippen  zurückgedrängt,  und  der  Feind  richtete  hienächst  seinen 
Angriff  gegen  den  Posten  von  Trois-ChapelJes  und  von  Chapellc  des  Pults.  Tapfer 
len  die  Unsrigen,  und  als  endlich  Verstärkungen  anlangten,  wurde  der 
l  mit  Nachdruck  angegiiffen  und  in  den  Platz  geworfen.  FJrie  kritische  Periode 
Bir  den  Fürsten  trat  ein,  als  Napoleon  über  St.  Dizier  vordrang  und  man  all- 
gmda  annahm  er  werde  Besani;on  entsetzen  und  sich  mit  Auger  eau  vereinigen. 
Seluiell  war  dies  in  der  Gegend  bekannt,  das  Land%^olk  bewaffnete  sieh,  aber  der 
traf  so  zweckmässige  Gegenanstalten,  dass  die  am  31.  März  und  1.  April 

i  kräftigen  Ausfälle  mit  Verlust  abgeschlagen  wurden. 
i^ttril  A 1  o  y  8  war  mit  ganzer  Seele  Soldat  und  seinen  Untergebenen  der 
iraUwallendste  Vorgesetzte.  In  der  langen  Friedensepoche  erlangte  er  eine  Ehren- 
om  die  andere;  er  ward  ausserordentlicher  Gesandter  und  bevollmächtigter 
•  des  Johannitcr-Ordens  am  k.  k.  Hofe,  conmiandirender  General  vorerst  in 
dann  in  Böhmen,  Feldzeugmeister  und  Kifter  des  goldenen  Vliesses. 
BUtf-md  bleibt  der  Vorgang  bei  seiner  Aufnahme  in  diesen  hohen  Orden,  wo 
die  Ritter  au»  den  Händen  des  Grossmcistcrs  denselben  kniend  zu  empfangen 
hthmu  Aoch  Füi^st  Aloys  versuchte  sein  Knie  zu  beugen,  ~  doch  die  vielen 
lehrweren  Wunden  vermochten  nicht  dici^c  demuthsvollc  Huldigung  zu  gestatten: 
pWer  »a  wie  Du  im  Kampfe  den  Tod  in's  Aug'  gesebn,  der  kann  vor  seinem 
Kalter  und  Herren  aufrecht  stehen,**  konnte  ein  vaterländischer  Dichter  mit  vollem 
Kedite  sagen. 

First  Aloys  verschied  zu  Prag  am  4.  November  1833,  innig  betrauert  von 
itinaoi  Kaiser  und  von  dem  Heere.  Bis  zum  letzten  Athemzuge  hatte  er  die  umfung- 


% 


reichen  Obliegenheiten  eines  Commandirenden  versehen  und  einAugenzeuge  berich- 
tet hieriiher:  „An  einem  seit  dem  Monate  Mai  anhaltenden  Zehrfieber  leidend, 
dem  die  Wassersucht  folgte,  hatte  der  ritterliche  Fürst  bis  zum  Sterbetage  den 
Commandoatab  nicht  aus  der  Hand  gegeben^  alle  ivichtigen  Gegenstiin de  selbst 
unterzeichnet  und  nocb  am  4,  um  11  Uhr  Vormittags  um  die  Garnisons-Spitalkost 
gesendet,  diese  geprüft  und  die  Suppe  bemängelt;  um  2  Uhr  Nachmittags  erhielt 
er  die  letzte  Ölung  j  und  anderthalb  Stunden  darnach  ward  die  Heldenseele  aus- 
geh auchf 

HlLLER,  Job  an n  Freiherr  von^  Feldzeugmeister,  commandirender  General 
in  Galizicn,  geheimer  Itatb,  Inhaber  des  Infanterie -Rgiments  Nr.  53,  war  zu 
Brody  1748  geboren  und  trat  15  Jahre  alt  als  Cadct  in  das  8.  Infanterie-Regiment. 
Im  20.  Lebensjahre  ward  er  Unterlieutenant  bei  Württemberg-Dragoner  Nr.  3,  kam 
in  gleicher  Eigenschaft  zum  35.  TnfanterJe-Regimente  und  wui^de  1774  Capitän- 
Lieutenant  bei  den  Warasdiner  Kreuzern,  Im  December  1783  zum  Major  beför- 
dert, führte  Hiller,  als  der  Krieg  mit  Holland  auszubrechen  drohte ^  ein 
Bataillon  nach  Deutschland  und  wurde  bei  der  Rückkehr  in  die  Grenze  mit  der 
Aufsicht  über  die  Seidenfabrik  in  Bellowar  betraut. 

Gleich  bei  Beginn  des  Türkenkrieges  legte  II i  Her  glanzende  Beweise  seiner 
Talente  und  Tapferkeit  ah,  und  avancirte  im  August  1788  zum  Oherüt-Lieutenant. 
Sein  persönlicher  ilutb  und  seine  Umsicht  erwarben  ihm  in  diesem  Feldzuge  das 
Ritterkreuz,  welches  ihm  London  im  November  desselben  Jahres  an  die  Brust 
heftete.  Es  war  diesem  braven  Officier  das  Commando  der  II  Stunden  langen  Strecke 
von  Divnssa  bis  Ciubina,  wovon  die  Hälfte  am  trockenen  Cordon  gegen  die  beiden 
tüi'kiachen  Festungen  N  o  v  i  und  Ottoka,  zur  Deckung  des  rechten  Flügels  der  Bri* 
gade  K  leb  eck  (s,  d.)  übertragen  und  überlassen  sich  naehUmständen  zu  benehmen, 
eine  Aufgabe j  die  er  auf  das  Rühmliebste  loste,  indem  er  durch  7  Monate  nur  mit 
wenigen  Truppen  nicht  allein  jeden  Versuch  des  weit  überlegenen  Feindes,  in 
unser  Gebiet  einzufallen  j  vereitelte  und  namentlich  am  27<  Juli  einen  türkischer- 
seits  unternommenen  kühnen  Angriff  nachdrücklichst  zurückscldugj  sondern  auch 
am  12.  August  die  feindliehe  Position  bei  Novi  ganz  unvermuthet  überfiel  und 
den  Moslims  beträchtlichen  Schaden  zufügte.  Bei  dem  Sturme  auf  Novi  (3.  Oeto- 
ber)  eommandirte  Hill  er  die  mittlere  Colonne,  erstieg  die  Bresche  und  mun- 
teile  die  Grenzer  durch  sein  Beispiel  zur  Ausdauer  aufj  was  denn  auch  die  Behaup- 
tung der  Courtine  zur  Folge  hatte. 

Die  Einnahme  von  Berbir  (1789),  wo  Hill  er's  Name  unter  den  Gerühmtesten 
genannt  wurde,  verschaffte  ihm  das  Obersten -Patent.  Im  August  desselben  Jahre« 
wurde  er  von  Lou  d  o  n,  dessen  Zutrauen  er  sieh  erworben  hatte,  mit  dem  Operations- 
planc  an  den  Kaiser  nach  Wien  gesendet  und  kehrte  dann  zur  Armee  zurück,  um 
bei  Belgrad  neuen  Ilulim  zu  ernten*  1792  ertheilten  ihm  Ungarns  Stände,  nachdem 


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^H^OD  3  Jahre  frühor  in  den  FreiheiTnstand  erliobcn  worden  war,  das  Indigcnat, 
WKaiber  Leopold  II*,  der  Hiller  im  Jänner  desselben  Jalu'cs  zum  Assessor 
der  angoordncten  MilitUr-Vcrbeöseinngs-Commission  au^ä erwählte,  gab  ikm  einen 
Geiudususcbuss  jährlicher  750  fl.  aus  dem  Cameralfonde. 

Zum  GeneraUMajor  1794  befördert,  n^^rdc  Hill  er  General-Kriegscommissür 
^Mt  der  Armee  in  Italien,  dann  übernahm  er  1796  eine  Brigade  aoi  Rhein.  Ge- 
HliwJichte  GesundJielt  nöthigte  ihn  vorübergehend  in  den  Ruhestand  zu  treten, 
docii  wurde  er  schon  im  Juli  1798  bei  der  Armee  am  Lech,  1799  aber  in  der 
Sdiweix  verwendet,  wo  er  bei  Zürich  focht  und  verwundet  wurde.  Noch  im 
Sepleoiber  desselben  Jahres  erfolgte  Hiller's  Beförderung  zum  Feldmarschall- 
LieittenAOt,  mit  welcher  im  darauffolgenden  Jahre  ein  Corps  -  Commando  im  nürd- 
i  Tirol  verbunden  war. 

Nach  beendigtem  Kriege  1801  erhielt  Hiller  eine  Division  in  Agrani  und 
xweite  lababergtelle  des  2.  Infanterie-Regiments  (welche  er  1814  mit  der  ersten 
eile  des  53,  Infanterie-Regiments  vertauschte),  kam  bald  darnach  als  Militär- 
int nach  Innsbruck,  und  wuide  bei  Ausbruch  des  Krieges  im  Jahre  lSü5 
dem  Commando  im  südlichen  Tirol  betraut.  Hatte  er  hier  Gelegenlieit  gefunden 
1  Vertrauen  seines  Monarehen  zu  rechtfertigen,  so  verschaffte  ihm  das  Jahr  1 809 
den  Ruf  eines  der  ausgezeichnetsten  Generale  der  Armee.  Von  Agrara,  wo  er  seit 
18UI  ftia  Commandircnder  mit  gleichzeitiger  Ernennung  eines  geheimen  Rathes 
an^^telU  war,  zur  iVrmee  nach  Deutschland  berufen^  wurdp  Hiller  Commandant 
dei6.  Corps,  welches  31  Bataillone  und  24  Schwadronen  stark  Joi  Lande  ob  der  Enns 
an  dm  bAvertsehen  Marken  stand.  iVm  lü,  April  rückte  er  gegen  Landahut,  übernalim 
im  Oherhtklxi  über  die  3  Corps  des  linken  Flügels,  nämlich  das  5.  (Erzherzog 
Lodwig),  das  6..  dann  das  2.  Reserve -Corps  (General  Kienmayer),  zusammen 
64B4UiUoney  64  Schwadronen.  Diese  Truppen  hatten  eine  drei  Meilen  ausgedehnte 
fiteUoog  iime,  withrend  Napoleon  ihnen  concentrirt  bei  Abensberg  gegenüber- 
ituid.  Der  Erzherzog  Karl  stand  an  diesem  Tage  mit  den  3  anderen  Corps  der 
htmae  in  Regensburg.  Napoleon  beschloss  die  österreichische  Armee  zu  trennen 
nd  daaeln  xu  scMagen,  und  während  er  den  rechten  österreichischen  Flügel  unter 
fan  GfüieralismiDtis  beschäftigen  Hess,  griff  er  am  20.  den  General  Hill  er  in 
itiaer  atsügedehnten  Stellung  an  und  drängte  ihn  nach  grossem  Verluste  bis  nach 
Lindthui  zurück.  Hiedurch,  so  wie  durch  die  Schlacht  von  Eckraühl  war 
4ii  telanreiclmche  Armee  getrennt.  Zwar  schlng  HilJer  bei  Neumarkt  auf 
MJacn Rieksyge  die  Divisionen  Wrcdc,  Jlolitor  nnd  Oudinot  ynter  dem  Ober- 
befdile  Betsi&res,  und  drängte  sie  bis  Vilsburg  zurück,  doch  konnte  dieser  Sieg 
im  Dotliweiidigeii  Rückzug  nach  der  Donau  nicht  aufhalten,  und  Hiller  führte  die 
ibtt  OötergegebeneD  Coi-ps  vom  25.  April  bis  3,  Mai  über  Burghausen  nach  Linz, 
von  da  nach  Ebelsberg.  liier  widerstand  er  am  3.  Mai  den  heftigen  Angritt^^n 
i§r  Fmaxosea;  allein  die  von  Nap  oleon  gegen  ihn  geleiteten  Umgehungen 


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^^         nörtiigten   Hill  er   seine   Stellung   zu  verlÄSsen,    und  slvli  nach  Enns,  von  liier 
[  am  8.  Mai  bei  Mautern  auf  das  linke  Ufer  der  Donau  zurück^suzielien.  Am  13.  Mai, 

[  dem  Tage  der  CapitTilation  von  Wien,  bestand  er  noch  in  der  Jedlersecr  Aue  ein 

Gefecht  gegen  Lannesj  zog  darauf  die  Besatzung  von  Wien  bei  Stammersdorf  an 
sichj  und  vereinigte  sich  am  16.  Mai  am  Fasse  des  Bisamberges  mit  dem  Erzherzoge 
KarL  Die  Schlacht  von  Aspern  hat  Hiller's  Namen  zu  den  gefeiertesten  erho- 
i  ben;    hier   führte   er  die   erste    Colonoe  (6,  Corps)  gegen  Aspern  vor^    welches 

I  Massena  hartnäckig  verth eidigte ,  jedoch  nach  mehrmals  wiederholten  Stürmen 

den    Österreichern  überlassen  musste.    PI  i  11  er  üess  die  Mauern  des  Kirchhofes 
I  abbrechen  mid  erschwerte  so  den  Franzosen  den  Sturm  desselben,  und  als  er  ihnen 

I  am  Morgen  des  22,  den  Kirchhof  überlassen  musste^  fanden  sie  keinen  Schutz 

I  unter  den  Trümmern.  Neun  Male  war  an  diesem  Tage  Aspern  erstürmt  und  wieder 

genommen*  Als  der  Sieg  sich  auf  die  Seite  der  Österreicher  neigte y  Napoleon 
die  Lobaubrücke  nicht  herzustellen  vermoehtej  erbot  sich  Hiller  die  Lobaubrücke 
I  anzugreifen    und   so  den  Sieg  vollständig  zu  m*achen;    der  geraachte  Vorschlag 

I  wurde  jedoch  vom  Erzherzoge  nicht  genehmigt.  Für  das  ausgezeichnete  Wirken 

I  in  dieser  Sehlacht  erhielt  Hiller  ein  Staatsgut  als  Belohnung  und  wurde  zum 

I  Feldzeugmeister  erhoben.  Das  Commandeurkreuz  hatte  ihm  der  Kaiser  gleich 

i/*         nach  dem  bekannt  gewordenen  Siege  bei  Neu  markt  am  5.  Mai  persönlich  über- 
geben. Eine  plützlichc  Erkrankung  verhinderte  Ti  i  11  e  r  an  der  Schlacht  von  Wagram 
^^        Theil  zu  nelimen, 

^B  Nach  ausgetobtem  Kampfe  kehrte  er  in  sein  Generalat  nach  Agram  zurück 

[  und  erhielt  im  November   1811   jenes   in  Slavonien.    Im  Jahre  1813  befehligte 

I  Hiller  das  Heer  von  Innerusterreich,  später  die  Armee  von  Italien  genannt;  sie 

zählte  in  einer  Cavallerie-  und  6  schwachen  Infanterie -Divisionen  40^000  Mann 
mit  120  Geschützen^  während  der  Vicekonig  Eugen  ihm  57^000  Mann  mit  130 
Geschützen  entgegenstellen  konnte.  H ill  er  hatte  dieWeisung,  Illyrien  zu  erobern 
und  daun  gegen  den  Vicekonig  vorzudringeuj  sich  aber  möglichst  defensive  zu 
halten.  Am  17.  August  erliess  er  an  dfe  Ärmee^  die  ihm  kindlich  zugcthan  war, 
einen  kräftigen  Aufruf  j  drang  von  Klagenfurt  aus  dui*ch  Illyrien  und  Tirol  vor, 
I  vertrieb  am  7.  October  den  Feind  aus  der  festen  Stellung  bei  Tarvis,  nahm  am 

12.  No%'ember  sein  Hauptquartier  zu  Vicenza  und  drängte  den  Vicekonig  hia 
Verona  zurückj  so  dass  alles  Land  rechts  bis  an  den  Po  und  links  an  der  Etsch 
hinab  bis  an  die  See  befreit  war.  Die  illyrisehen  Provinzen  hatte  Hiller  allein 
durch  seine  meisterhaften  strategischen  Bewegungen  befreit,  dennoch  seliienen 
diese  Fortschritte  nicht  befriedigen dj  da  er  am  13.  December  an  den  Feldmarschall 
Grafen  Bellcgarde  den  Oberbefehl  der  Heere  übergeben  musste.  Der  rast- 
lose General  ging  erkrankt  von  der  Armee  ab. 

Im  Jahre  1814  wurde  Hiller  erst  in  Siebcnbürgenj  dann  in  Gatizien  zum 
Commandir enden  ernannt    Die  Stünde  Kärnthens,  Steiermarks  und  jene  Tirols 


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ÄTUUiDteii  3m  ans  Daiikli*arkeit  für  die  BoscbützuDg  ihrer  Lander  vor  femclliclier 
VerwüstiiBg  Eum  Mitstand,  Herrn  und  Landmann,  Nur  kurz  war  IHllcr^s  Wir- 
ken  in  Gallzien,  vro  er  sich  aber  trotzdem  bald  die  Liebe  zu  erwerben  wusste, 
denn  eine  schmerzhafte  neunmonatliche  Krankheit  rief  ihn  schon  am  5.  Juni  1819 
in  eine  bessere  Welt  ab.  Die  sterbliche  Hülle,  welche  aufsein  Gut  nach  Ungarn 
g«Alirt  irerden  sollte,  wurde  auf  besonderes  Ansuchen  der  Stände  Galiziens  in 
Lfsnbei^  beigesetzt  und  durch  ein  würdiges  Denkmal  geweiht  Hill  er  war  ein 
tAor  Charakter;  in  entscheidenden  und  wichtigen  Gelegenheiten  erwies  er  sich 
ndiiipT  h^aonnen^  klar^  und  behielt  unter  allen  Yerhältnissen  seine  Geistesgegenwart 
Er  -war  kühn,  umsichtig  und  tapfer,  und  gcnoss  dasTolle  Vertrauen  seiner  SoldateUj 
lÄr  die  er  wahrhaft  väterlich  sorgte,  gegründet  auf  seine  meistens  gelungenen 
Cnt^mehmuogen. 

^^^  RABETZKY  deR^detz,  Joseph  Graf,  Feldmarschall-Lieutenant,  iraCapitel 
^^^iwn  Jahre  1810  für  Wels  das  Commandeurkreuz  erhalten,  ward  bereits  im 
■    Jahre  1801  Ritter  und  wurde  1848  für  Custozza  Grosskreuz  (s.  d.). 

^^B  FEQIONT  von  Palota,  Johann  Maria  Graf,  Fürst  von  Antrodocco^ 
^^B^neral  der  CavaUerie,  Hofkriegsraths- Präsident,  geheimer  Rath,  Inhaber  des 
^^  Haiaren  -  Regiments ,  war  am  3.  Jänner  1759  zu  Finstringen  in  E^eutscb- 
Lv&ringen  geboren  und  stammte  aus  einem  anschnlitbcn  adeligen  (iescblechte 
Landes.  Sein  Vater,  Dominique  de  Frimontj  verliess  als  Major  Im 
Roagrave  die  königlichen  französischen  Kriegsdienste  und  starb 
UM  aJ«  Gouverneur  der  Intendenz  zu  Finstiingen.  Zum  Soldaten  bestimmt^ 
Friniont  in  das  Collegium  Pont  ?t  Mousson  gegeben,  wo  er  seine  erste 
che  Erziehung  erhielt  Am  7-  April  1776  trat  Friniont  als  Gemeiner  bei 
tum  Husaren -Regimente  Wurmser  Nr.  8  ein,  und  rückte  das  niichste  Jahr  zum 
Gftfporal  vor. 

Sehern  im  bayerischen  Erbfulgekriege  1778  gab  er  die  ersten  Proben  seiner 
bllblQttgen  Tapferkeit ,  die  ihn  In  späterer  Zeit  so  sehr  auszeichnete,  und  avan- 
€bltim  ersten  Feldzuge  zum  Unterlieutcnant.  Beim  Ausbruche  der  Scheldestreitig- 
bilni  1784  wurde  Frimont  nach  den  Niederlanden  verlegt,  wo  er  die  Zeit  des 
mit  ebförmigen  Garnisonslehens  der  Erlernung  seiner  Berufspfiichten  und  der 
AaliJldiPig  zu  einer  höheren  ßesfinimung  widmete.  Am  1.  Jänner  1787  zum 
OkaAevtanant  und  im  April  1788,  in  Anbetracht  seiner  im  Kampfe  gegen  die 
IMcen  1788  bewiesenen  Kühnheit  und  Tapferkeit,  zum  zweiten  Rittmeister  heför- 
ta,  ihat  er  «ieh  voracüglich  im  Gefechte  bei  Gosne  am  6.  August  1790,  bei  der 
Einnahme  von  Namur  am  26.  März  1793,  vor  Mau  beuge  im  April  dieses 
Jikrea^  bei  NeufchAteau  am  16.  April  1794,  In  der  Schlacht  von  P^leurus  am 
IIL  Jttni  dieses  Jahres  durch  grosse  Entschlossenheit  und  Gewandtheit  hervor,  so 


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dass  sein  Name  in  vielen  Relationen  auf  das  Riibmlicbste  genannt  und  er  am 
1.  November  zum  ersten  Rittmeister  befördert  wurde.  Zu  Anfang  des  Jahres  1795 
befand  sich  Frimont  unterCIerfayt'sBefelileii  zu  Mainz,  Pichegru  gegenüber, 
und  später  am  Oberrhein.  In  dem  glänzenden  Treffen  bei  M  an  nli eim  am  18.  Octo- 
ber  hatte  Frimont  an  dieser  ruhmvollenWaffenthat  grossen  persönlichen  Antheil 
Einige  Tage  darnach  (12.  November)  erkämpfte  er  sich  bei  Frankenthal  das 
Ritterkreuz.  Der  Feind  unternahm  hier  einen  Hauptangritf  und  zog,  um  unsere 
rechte  Flanke  zu  gewinnen  ^  eine  ausehnliehe  Cavallerie-Abtheilimg  bei  Flomers- 
heira  vollkommen  gedeckt  zusammenj  welche  eine  rasche  Attaque  auf  unsere  beim 
Sieben -Bauernhof  mit  einer  Kanone  postirte  Cavalloric-Division  machte.  Diese 
wurde  geworfen  und  verlor  das  Geschütz.  Frimont,  noch  bei  Frankcnthal  im 
Lager  stehend^  eilte  aus  freiem  Antriebe  mit  seiner  Schwadron  dem  Feinde  entge- 
gen ,  warf  sich  muthvoll  in  dessen  rechte  Flanke  und  zwang  ihn  zum  Rückzüge 
und  seine  Beute  zu  verlassen.  Durch  diese  tapfere  That  bewirkte  Frimont,  dass 
unser  rechter  Flügel  sichergestellt  wurde  ^  die  Cavallerie  in  der  Ebene  sich  for- 
miren  und  zur  Vertheidigung  und  Erhaltung  des  wicJitigen  Postens  von  Franken* 
t  h  a  1  wieder  mitwirken  konnte. 

Am  1.  März  1796  wTirde  Frimont  Major  bei  dem  croatisch-slavonischen 
Grenz- Husar en-Regimente.  Schnell  avancirte  er  zum  ersten  Majorj  am  29.  April 
1797  zum  Oberst-Lieutenant j  ein  Jahr  darnach  zum  Obersten  und  Comniandanten 
des  neu  errichteten  Jägcr-RegimcntsBussy  zu  Pferde.  Im  Feldzuge  1799  befand 
sich  F  r  i  m  o  n  t  an  der  Spitze  seines  neu  errichteten  Regiments  in  Italien.  Die  im 
südlichen  Italien  ausgebrochenen  Unruhen  hatten  gerade  den  höchsten  Grad 
erreicbtj  als  Frimont  das  Commando  in  Florenz  übernahm^  wo  es  seinen  zweck- 
mässigen und  energischen  Anordnungen  gelang,  schnell  Ruhe  und  Ordnung  wieder 
herzustellen.  Im  September  hierauf  wurde  er  zur  Hauptarmee  zurückberufen^  und 
nun  nahm  er  an  den  meisten  Gefechten  den  thiitigsten  Antheil.  Kühtt  und  ent- 
schlossen zeigte  sich  Frimont  im  Jahre  1800  im  Kriege  gegen  die  Franzosen  unter 
Massena,  w^o  er  w\^hrend  der  Dauer  der  Einschliessung  Genua's  als  Brigadier 
bei  der  Division  des  Prinzen  Hohcnzo  Hern  war.  Hier  bewährte  er  seine  oft 
erprobten  Eigenschaften  als  ein  schlauer  und  unternehmender  Vorposten-Comman- 
dant.  Am  4.  Jmii  fiel  Genua,  vor  dessen  Mauern  sich  Frimont  mit  Ruhm  bedeckt 
hatte.  Am  14.  Juni  desselben  Jahres  kam  es  bei  Marengo  zur  entscheidenden 
Schlacht,  wobei  Frimont  einen  glänzenden  Angrifl*  ausfuhr (e,  der  die  glückliche 
Wendung  des  Kampfes  entschieden  haben  würde,  hätten  nicht  spätere  Unfälle  die 
Folgen  dieses  wahrhaft  heldenmüthigen  Angriffs  vernichtet,  Frimont  bewies  in 
dieser  Schlacht  die  Schärfe  seines  militärischen  Blickes j  und  Melas  bemerkte  in 
der  Relation,  wie  er  gesaiumte  Generale  und  Officiere  der  Infanterie  und  beson- 
ders den  tapfern  Oberst  Fr  imo  nt  und  Major  De  g  enfel  d  (s,  d.)  von Bussy- Jägern, 
die  mit  diesem  unvergleichlichen  Regiment c  alles  Menschenmögliche  geleistet  hahen^ 


859 


der  AUerhöch&ten  Gnade  Seiner  Majestät  anempfehle.  Beim  WIederausbruehe  der 
F€i]idseligkeiteQ  in  Italien  zeichnete  er  sich  in  der  blutigen  Schlacht  an  den  Ufern 
4^  Min  CIO  gegen  den  französischen  Obergeneral  Brune  auf  das  Rühmlichste 
M%  and  ward  am  9*  Jänner  zum  General-Major  befördert. 

Xach  dem  LonCTiller  Frieden  als  Brigadier  nach  Debreczin  bestimmt ,  blieb 
rr  uuri  bts  zum  Jahi'C  1805  und  wiude  nach  Italien  berufen.  In  der  Schlacht  bei 
Caldiero  erwähnte  der  Erzherzog  Karl  Frimont*s  persönliche  Tapferkeit  und 
•ein  rulmivollstes  Beispiel.  Während  der  dai*auf  erfolgten  kurzen  Waffenruhe  war 
Fr  im  out  ab  Brigadier  theila  in  Güns^  theils  in  Odenburg,  theils  in  Fünfkirchen 
angestellt.  Am  9.  Mai  1806  wurde  er  wegen  seiner  Aiiazeichnung  im  vorigen 
Feldauge  acun  Inhaber  des  Husaren*Regiments  Nr.  9  ernannt,  und  am  25.  Jlai  des- 
ielben  Jahres  in  den  österreichischen  Freiherrnstand  erlioben. 

Im  FeJdzuge  1809  ^  seit  Februar  zum  Feldmarschall^Lieutenant  befördert, 
befand  aicli  Frimont  abermals  bei  der  xVrmee  in  Italien,  und  that  sich  besonders 
am  15*  April  bei  Pordenone,  wo  er  die  feindliche  Nachhut  (4  Bataillone, 
&  Scbwaiironen  und  4  Geschiitze)  umringte  und  gefangen  nahm,  und  bei  Sacrle 
am  daranffolgeDden  Tage  hervor,  wo  er  mit  der  Vorhut  mit  seltener  Standhaftig- 
keil  bei  Porsia  allen  Übermächtigen  Angriffen  des  Feindes  widerstand,  bis  Col  le- 
re do  ao  seiner  Unterstützung  herbeieilte.  F  r  i  m  o  n  t,  im  Angriff  kühn  und  ungestüm, 
e^iwiclcelte  in  der  Vertheidigung  unerschütterliclje  Stand haftigkeit.  Dlm  bewies 
er  in  don  BilcluEiagsgefechten ,  namentlich  in  den  Treffen  an  der  Piave  (8.  Mai)| 
bei  San  Daniele  (IL  Mai)  u.  s.  w.  Das  Commandeurkreuz  ausser  Capitel 
war  der  Lohn  für  seine  bewiesene  Tapferkeit  in  diesem  Feldzuge. 

fiei  dem  AuxÜiar-Corps  im  Jahre  1812  befehligte  Frimont  eine  die  Reserve 
le  CavaUerie-Division,  und  sammelte  sich  in  diesem  schweren  und  mit  unge- 
Entbeliruagen  verbundenen  Feldzuge,  besonders  in  der  Schlacht  bei 
Padabnie  und  im  Gefechte  von  Gnidowa  neue  Lorbern.  Der  Kaiser  belohnte 
iAam27*  Juli  mit  dem  Commandeurkreuze  des  Leopold- Ordens.  Am 
U^Odaber  I8I3  zum  General  der  Cavalterie  befördert,  erhielt  er  den  Befehl, 
dai  JMerretclu.4ch6  Corps,  welches  vereint  mit  den  bayerischen  Truppen  unter 
dm  Oberbefehle  Wrede^s  nunmehr  das  5.  Armeecorps  des  grossen  verbünde- 
te Heeroi  bildete,  zu  übemeimien.  xVm  5.  Jänuer  1814  drang  er  gegen  Schlett- 
iMt  Tor,  kam  am  26»  dieses  Monats  nach  ('lermont,  und  verdiente  in  der  Schhicht 
WBrienne  einen  schönen  Thcil  der  Ehre  des  Tages.  Auf  eine  glänzende  Weise 
luehle  er  aeine  militärischen  Kenntnisse  in  einem  Reitergefechte  bei  Areis  am 
Ä  Ulm  geltend.  Einige  Tage  später  nahm  er  die  Höhen  von  Flebiller  noch 
ibettdfl  1DD  11  Uhr  ein. 

Nach  hergesielllcm  Frieden  ward  Frimont  zum  Gouverneur  der  Bundesfestnng 
Xiina  ernannt,  wo  er  bis  zum  Wiederausbruehe  der  Feindseligkeiten  1815  blieb. 
Xapoleon^«  Aufbruch  von  Klba  und  sein  Wiedorerscheinen  zwang  Österreich 


860 


darauf  zu  denkeiij  einen  unternelimeodea  energisclien  Mana  nach  Italien  zu  senden, 
der  den  tnnernund  äussern  Feinden  des  Landes  unerschrocken  die  Stirn  bieten  könne* 
Der  Kaiser,  diese  Elgensehaft  an  Primont  ekrend^  berief  ihn  am  12.  März  1815 
von  Mainz  naeh  Wien.  Am  2*  April  ward  er  zum  Oberbefelilähaber  aller  in  Dal- 
matien  und  Oberitalien  befindlichen  österreichischen  Streitkräfte  ernannt.  Bald  darauf 
wai^d  Murat  von  Feldmarschall-Lieutenant  Bianchi  ganzlich  geselilagen,  Fri- 
mont  war  nun  rastlos  bemüht,  das  gegen  Süd-Frankreich  bestimmte  Heer  zu  Organi- 
smen ;  das  Hauptheer  unter  seiner  persönlichen  Leitung  sollte  so  rasch  als  möglieh 
über  den  Simplen  gehen,  dann  gegen  Lyon  operiren;  allein  um  die  Feinde  glauben 
zu  machen,, das  Heer  bewege  sich  über  den  Mont  Cenis^  begab  sichFrimont  nach 
Turin.  Wirklich  tauschte  er  dadurch  seinen  GcgncTj  den  Marschall  Suchet,  und 
gewann  Zeit  den  Marsch  seiner  Colonnen  über  den  Simplon  zu  beschleunigen. 
Bei  der  Nachricht  von  der  Schlacht  bei  Waterloo  und  dem  Untergänge  von  N  ap  o- 
leon's  Heer,  schlug  Suchet  einen  Waffenstillstand  vor;  da  aber  der  Marschall  in 
die  von  Frimont  gemachten  Vorschläge  nicht  wiUigtCj  begannen  die  Feindselig- 
keiten von  Neueraj  und  schon  am  Morgen  des  2,  Juli  gab  Frimont  Befehl^  die 
Ycrschanzungen  des  Jura  bei  les  Rousses  anzugreifen ;  am  4,  Juli  ward  die  Berg- 
feste FEcluse  eingeschlossenp  Einerseits  von  Frimont,  andererseits  von  Bubna 
in  einer  Reihe  einzelner  Gefechte  gedrängt,  in  welchen  von  beiden  Seiten  tapfer 
gekämpft  wurde,  blieb  Suchet  nichts  übrig,  als  schnelier  Rückzug.  Am  8,  Juli 
ward  Grenohle  mit  Capitulation  genommen^  und  am  16.  d,  M.  öffnete  Lyon  dem 
Sieger  die  Thore,  In  einem  Zeiträume  von  vierthalb  Monaten  hatte  die  italiem'schc 
Armee  unterFrimont's  LeitungMurat  besiegt,  war  über  einen  der  höchsten  Berge 
Europa'»  gedrungen  und  ihre  Operationen  erstreckten  sich  von  der  anstosscndcn 
Spitze  Italiens  bis  Lyon.  Der  Kaiser  belolmte  diese  Dienstleistungen  mit  dem 
Grosskreuze  des  Leopold-Ordens,  nachdem  Frimont  schon  fi'üher  die 
geheime  Ratbs würde  erhalten  hatte. 

Hierauf  wurde  er  zum  Commandanten  des  österreichischen  Occupations- 
Corps  ernannt  und  nahm  sein  Ilauptiimirtier  in  Colmar,  wo  er  bis  1818  blieb. 
Frankreichs  Ruhe  erlaubte  nun  die  Auflösung  dieses  Corps;  dankbare  Erinnemn- 
gen  der  Einwohner  begleiteten  ihn,  als  er  den  Elsas  vcrliess,  für  die  strenge  Disei- 
plin,  die  er  bei  seinen  Truppen  handhabte,  für  die  Sorgfalt,  mit  der  er  die  Lasten 
des  Landes  zu  mildern  suchte,  die  oft  von  einer  militärischen  Occupation  unzer- 
trennlich Esind. 

Der  Kaiser  hatte  Frimont  inzwischen  zum  commandirenden  General  der 
venetianischen  Provinzen  berufen.  Am  3.  Februar  1819  trat  er  mit  gewohnter 
Thätigkeit  die  Oberleitung  dieser  Stelle  an.  Beim  Ausbruche  der  neapolitanischen 
Empörung  wurde  der  kräftigen  und  erfahrenen  Hand  Frimont 's  die  Organisirung 
eines  mobilen  Heeres  am  Po  anvertraut,  und  am  13»  Jänner  1821  erhielt  er  den 
Oberbefehl  des  östorreichischen  Heeres.  Schier  Umsicht  und  Erfahrung  gelang  es, 


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Krieg  so  schnell  UJid  ^lücklii'h  zu  beenden,  ckss  er  schon  am  24.  Mai  d,  J.  an 
iiae  seiner  Truppe  in  Neapel  einrückte,  Ruhe  und  Friede  waren  im  gans^en 
che  hergestellt.  Der  Kaisei*  übersandte  Frimont,  seine  Verdienste  wiii 
,  den  Orden  der  eisernen  Krone  erster  Classc.  Der  König  beider 
SicUjcn  ertheilte  Lhm  den  L  Decembcr  1821  den  Titel  eines  Fürsten  von  An- 
IrodoccOi  und  verband  damit  eine  Dotation  von  22U,U()0  Ducati.  Nach  den  Wün- 
■daii  des  Königs  selbst  blieb  ein  ansehniSrhes  Besatzungs-Corps  österreichischer 
Trappen  in  Neapel  und  Sieilicn  zurüek,  über  welches  Frimont  den  Oberbefehl 
ftlirle.  Die  festere  Gründung  der  ßuhe  dieses  Königreiches  liess  1825  bereits  eine 
Tfsmitiiderung  des  Occupationshceres  zu,  und  es  blieb  nur  eine  Abtheilung  von 
13,000  Mjuin  zurück.  Mit  dem  Reste  diei^er  Truppen  verlicss  Frimont  das  Ktinig- 
raek^  und  Ubernalini  wieder  die  Leitung  seines  General- Comüiando*s  in  Padua, 
wllu^eiid  jedoch  das  Corps  von  Neapel  an  seine  Befehle  angewiesen  blieb. 

Der  Kaiser  hatte  indessen  die  Vereinigung  der  beiden  Gencral-Commando's 

Locnbardie  und  Venedigs  beschlossen  und  Frimont  am  14.  Juni  1825  zum 

iüiAiidirenden  dieses  vereinigten  Gcneral-Comniando's  ernannt.  1829  berief  ihn 

nach  Wien,  um  ihn  an  die  Spitze  einer  Ilof-Commission  zu  stellenj  die 

nch  Olli  organischen  Verbesserungen  der  Kriegs-Verwaltung  zu  beschäftigen  hatte. 

Bkr  befand  sich  Frimont,  als  im  Juli  1  B^JO  die  Revolution  zu  Paris  ausbrach;  die 

Italiens  schien  besonders  gefährdet,   daher  ward  er  wieder  an  die  Spitze 

General -Comniando's  nach  Italien  zurückgcüjendeL  Am  3.  Februar  1831 

ttUdl  Eizhcrzog  Franz  IV.,  Herzog  von  Modcna,  die  Kunde,  dass  die  Häupter 

Jer  Verschworenen  In  der  Nacht  seinen  Palast  anzugreiien  gedächten.  Während 

Ä»  10  Modena  vorging,  brach  auch  der  Stm-ni  zu  Bologna,   Fcrrara  und  Parma 

UL  Dairon  benacliriehtigt,    liess  Frimont  sogleich  die  Linie  des  Po  stärker  mit 

Tmpffetk  besetzen.  Inzwischen  schlobscn  die  aufrührerischen  Städte  und  Provinzen 

ttnf  Art  Bündjuas  onter  einander,  an  dessen  Spitze  sich  Bologna  stellte.  Der  Kaiser 

oihttbe  Frimont  Befehl,  seine  Operationen  gegen  die  Rebellen  zu  beeilen.  Fri- 

n<^al  balle  sich  am  20.  März  nach  Modena  begeben,  um  die  Besetzung  Bologna's 

iioi^iier  Person  zu  leiten.  Am  21.  zog  er  an  der  Spitze  seiner  Truppen  daselbst 

oa.  Kachdem  diese  Empörung  abermals  bekämpft  wai",  erhob  ihn  der  Kaiser  in 

4f!nGrafi!iiatand. 

Die  gro«»en  Anstrengungen  des  Winters  von  1830  bis  1831  hatten  Frimont*s 
GüttwUiesI  miiditig  angegrirten.  Er  erhielt  einen  (beimonatlichen  Urlaub  zur  11er- 
fllBnif  derselben.  Als  er  sich  aber  wieder  an  der  Spitze  seines  General*Commandy*s 
tt  Verona  befand,  rafi*te  der  Tod  den  Hofkriegsratha-Präsidenten  Grafen  Gyulay 
UisL  Des  Kaisers  Wahl  hei  sogleich  auf  Frimont  mittelst  Handschreiben  vuni 
IJ-  Xo^ember  1831.  Wenige  Tage  nach  Erhalt  dieses  neuen  Beweises  des  Ver- 
Kria^ii  und  der  Gnade  seines  Jlonarchen  reiste  er  nach  Wien  ab.  Kaum  in 
üBes  Wirkan^kreiä  eingefülirt,  erneuerte  sieh  der  Anfall  gichtlseher  Leiden,  der 


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862 

ihn  ßchon  zu  Mailand  gcüilirdet  tatte.  rriniont  starb  am  26,  December  1831. 
Seme  Ascho  ruht  in  der  von  ihm  auf  seinem  Gute  zu  Palota  bei  Gross  wardein  in 
der  Form  eines  Ai*ineekreuzes  erbauten  Kirche^  denn  Alles,  was  ihn  umgab,  soUte 
sich  auf  die  Erinnerung  an  ein  Heer  beziehen ,  in  dem  er  56  Jahre  lang  so  rühm- 
lich gedient. 

Fast  alle  Monarchen  Europa*s  erkannten  und  ehrten  Frimont*s  Verdienste, 
und  gaben  ihm  Beweise  ihrer  Achtung  dureh  die  Verleihung  ihrer  Orden.  Der 
Graf  hatte  eine  besondere  Vorliebe  für  Ungarn;  dieses  Land  war  das  Vaterland 
seiner  Wahl  geworden,  er  sprach  dessen  Sprache  mit  solcher  Reinheit»  die  den 
Fremden  in  ihm  nicht  erkennen  liess.  Die  Natur  hatte  ihn  mit  seltenen  Gaben  aus- 
gerüstetj  er  sprach  und  sclirieb  mehrere  Sprachen  mit  Vollkommenheit,  sein  Styl 
war  einfach,  aber  energisch.  Er  besass  grosse  Verschwiegenheit  und  viele  Feinheit. 
Es  war  nicht  leicht,  seine  Ideen  zu  durchbh'cken,  und  seine  Gewandtheit  in  manchen 
schT^a erigen  Staatsgeschäften,  die  er  mit  Umsicht  leitete,  zeugte  Ton  seinen  gedie- 
genen Kenntnissen, 

COLIOEEDO-MANSFELD,  Hieronymus  Graf,  Feldzeugmeister, geheimer Rath 
und  Kämmerer,  Inhaber  des  33.  Infanterie-Regimen tsj  der  zweite  Sohn  desReichs- 
Vicekanzlers  Fürsten  Gundaker,  wurde  am  30. März  1775  zu  Wetzlar  geboren. 
Sein  überaus  lebhafter  Geist  und  kraftvoller  Körper  drängten  ihn  frühzeitig  zum 
Kriegerstande  hin,  und  so  trat  er  1792  als  Oberlieutenant  in  das  Gefolge  des  Feld- 
zeugmcisters  Clerfajt,  welcher  dem  in  die  Champagne  eindringenden  Herzoge 
Ton  Braunschweig  ein  Hülfscorps  aus  den  Niederlanden  zuführte,  ward  1793  Capi- 
tun  -  Lieutenant,  erhielt  das  Commando  einer  Grenadier-Compagnie  des  Regiment» 
Joseph  Colloredo,  wohnte  der  Behagerung  und  Einnahme  von  Conde,  dem 
Angriffe  auf  Cäsars  Lager  zwischen  Bouchain  und  Cambray^  der  Berennung  von 
Dünkirchen  bei,  und  gab  schon  hier  Beweise  grosser  Tapferkeit.  Bald  darauf  zum 
w^irklichen  Hauptmann  mitBeibehaltung  derGrenadier-Compagnie  befördert,  worde 
der  Graf  in  den  Gefechten  auf  den  Höhen  von  To  urcoin  g  unter  den  Ausgezeich- 
neten genannt,  und  w^ar  unter  der  Besatzung  von  C  on  d  e,  als  diese  sich  kriegsgefangen 
bis  zur  Auswechslung  ergeben  musste,  aber  nach  dem  Innern  der  kaiserlichen  Staa- 
ten abziehen  durfte.  Gegen  Kriegsgebrauch  wurde  Colloredo  damals  festgenom- 
men, als  Geisel  für  die  von  Dumouriez  verhafteten  Volks-Commissäre  erklärt, 
in  Paris  in  harter  Haft  gehalten  und  sogar  mit  dem  Tode  bedroht,  bis  er  durch  List 
und  Entschlossenheit  entrann  und  glücklich  in  das  Hauptquartier  Clcrfayt's  am 
Rheine  gelangte.  Er  kam  hierauf  als  Commandant  einer  Compagnie  zu  dem  Leib- 
Bataillon,  und  mit  derselben  für  den  Feldzug  1796  zu  der  Avantgarde  des  Feld- 
marschalls Wurm  ser.  Bei  einem  Angriffe  des  Feindes  auf  die  Bregen zer  Klause 
(8.  August)  schwer  verwundet,  konnte  er  doch  schon  nach  vier  Monaten  den  Dienst 
in  seinem  Rcgimente  mit  der  Beförderung  zum  dritten  Major  wieder  versehen» 


863 


w  Im  Jahre  1798  zum  ersten  Major  bei  dem  Infanterie-Rcgimentc  Nr.  60  vor- 
PnAekt,  hob  Colloredo  die  Ausdauer  der  ihm  anvertrauten  Truppen  bei  der  am 
27.  M4U  erfolgten  Erklimmung  der  beinahe  unzugänglichen  Hoho  des  Steiges  über 
Wiiiterthur,  behauptete  sich  dort  mit  beispiellosem  Muthe  so  lange  bis  ihm 
Coierstützung  zukam,  stürzte  sich  sodann  rasch  auf  den  Feind  herab ,  verjagte  ihn 
nmd&t  Strasse,  und  erhielt  dadurch  die  Brücke  über  die  Töss  unbeschädigt,  über 
wddifl  die  Reiterei  zur  Verfolgung  naclisprengen  konnte.  Zur  Belohnung  erhielt 
Colloredo  1800  die  Ernennung  zum  zweiten  Obersten  bei  Olivier  Wallis 
Nr-  29  y  XU  welchem  Regimente  er  sofort  an  die  obere  Donau  eilte.  Auf  seiner 
Dudifdse  durch  Laupheim  traf  er  das  Corps  des  Prinzen  von  Lothrhigen  im 
TorrQeken  gegen  Klcin-Schaffhauscnj  bot  freiwillig  seine  Verwendung  an,  undiuhrte 
eb  BatJulton  in  den  Wald  hei  Guttenzell  mit  solcher  Entschlossenheit  in  die 
üake  FUnke  des  Feindes  vor,  dass  durch  die  Raschheit  seiner  Bewegung  und  das 
Bflifpiel  »einer  persönlichen  Bravour  das  Gefecht  schnell  entschieden  wurde. 

Hierauf  in  die  Stelle  eines Regiments-Command  an  ten  bei  Erzherzog  Ferdinand- 

Idjuiterie  Nn  2  eingerückt,  bewährteColloredo  auch  in  dieser  Eigenschaft  seinen 

Rohm,  erhielt  1805  die  Beförderung  zum  General-Major  und  den  Befehl  über  eine 

Brigade  Ton  5  Grenadier-Bataillonen  und  1  Bataillon  Gradiskaner  unter  Erzherzog 

Karl,  und  vereitelte,  nachdem  er  bei  Caldiero  wegen  Verwundung  des  Generals 

Kordmiin  das  (Kommando  über  den  angegriffenen  linken  Flügel  übernommen 

liaite,  dun*h  muthvoUe  Ausdauer  den  mit  Wuth  unternommenen  letzten  Versuch  des 

Feindes.   Dieser  hatte  unseren  linken  Flügel  bereits  nach  Chiavico  del  Cristo 

giedrtiigt  und  den  Angriff  mit  19  Bataillonen  angeordnet,  wovon  ein  Theil  sich  längs 

teEt«ch  zog  und,  von  der  Artillerie  des  jenseitigen  Ufers  unterstützt,  den  Graben, 

Wiitlier   ansere  linke  Flanke    deckte,    an   seinem  Ausflösse  zu  passiren  suchte, 

Colloredo  errieth  des  Gegners  Absicht  und  detachirte  ein  Grenadier-Bataillon 

Atiiiii,  welches  noch  zur  rechten  Zeit  ankam,  um  das  Vorhaben  zu  vereiteln.  In- 

erfolgte  der  Angriff  in  der  Front,  der  Feind  drang  bis  nahe  an  die  Verschan- 

vor.  Sein  überlegenes  concentrisches  Feuer  hatte  bereits  die  meisten  Artille- 

liiamnd  über  200  Mann  von  der  Besatzung  in  der  Schanze,  eine  Division  Lin- 

'eoiit^  getödtet  oder  verwundet,  und  er  rückte  entlang  dem  Damme  vor,  der  nur  von 

iJDQ^I'lattibnn  bestrichen  werden  konnte,  neben  welchen  man  Tages  vorher  eine  Off- 

ttagiuai  DorchbiTich  angebracht  hatte.  Auf  diese  Plattform  richtete  der  Feind  ein 

•JA  verheerendes  Feuer ,  dass  unsere  Soldaten  demselben  zu  widerstehen  nicht 

^imioehteQ  und  sich  zu  schützen  suchten.  Da  eilte  der  General  Graf  Colloredo 

«rf  die  bedrohte  Stelle,  sammelte  die  Offieiere  und  Mannschaft  um  seine  Person  und 

^arte  sie  zur  erneuerten  Bedienung  der  Gescliütze  an.  Es  war  dies  im  entschei- 

^diteo  Ifomcute*  Das  Beispiel  des  tapferen  Generahs,  der  auf  dem  gefährlichsten 

!Wi8  auiiharrte,  beseelte  Alle  mit  Zuversicht,  mit  neuem  Muthe  und  half  den  über- 

ie|«Mfi  Feind  «um  Weichen  zu  bringen  und  die  wichtige  Schanze  erhalten,  die, 


864 


einmal  verloren,  nicht  wieder  zu  gewinnen  gewesen  und  den  Franzosen  den  unend- 
lichen Vorthcil  gebracht  liütte^  ohne  Gefahr  Flanke  und  Rücken  unseres  Heeres  zu 
bedrohen.  Dem  General  Grafen  Colloredo  wurde  für  diese  That  des  30.  Oclobers 
einstimmig  das  Ritterkreuz  zuerkannt 

In  dem  denkwürdigen  Feldzuge  1809  erhielt  Colloredo  dieEintheilung  bei 
dem  Heere  in  Italien  als  Brigadier  von  3  Bataillonen  Strassoldo-  und  3  Batail- 
lonen St.  Julien-Infanterie j  mit  welchen  Truppen  er  am  16*  April  bei  Fontana 
Fredda  durch  fünfstündiges  unerschütterliches  Ausharren  wider  die  mächtigen 
feindlichen  Anstrengungen  den  Bewegungen  des  eigenen  Heeres  Zeit  und  Möglich- 
keit verschaiftCj  die  Schlacht  zur  günstigen  Entscheidung  zu  bringen.  Im  Verfolge 
der  weiteren  Operationen  hielt  diese  Brigade  am  29.  und  30.  April  am  äussersten 
rechten  Flügel  der  Armee  bei  Sove  und  Monte  Foscarin  jenseits  des  Wildstromes 
Alpon  abermals  die  volle  Wuth  der  Feinde  auf,  und  brach  sie  durch  den  kaltblütig- 
sten Widerst?ind.  Auf  dem  nachherigen  Kückzoge  w\ardC  o  1 1  o  r  e  d  o's  unwandelbare 
Fassung  neuerdings  höchst  wichtig  für  da^  Heil  des  Gesammtheercsj  vorzüglich 
am  8*  Mai  bei  dem  Übergange  über  die  Pia vo,  wo  die  überlegene  französische 
Reiterei  unsere  Infanterie  rings  zu  umschwärmen  begann,  aber  durch  die  Brigade 
dieses  tapferen  Generals  in  Massen  und  durch  die  sich  anschliessenden  Grenadier- 
Bataillone  blutig  zurückgewiesen  wurde ;  ebenso  am  12*  Mai^  wo  er,  ohschon  inmitten 
der  Atiaire  verwundet,  als  Commandant  der  verhaltnissmiisslg  schwachen  Nachhut 
Venzone  gegen  den  Andrang  der  feindlichen  Gesammtmacht  durch  volle  24  Stun- 
den standhaft  behauptete  und  unserem  Heere  den  unbelästigtcn  Marsch  über  die 
karnischen  Alpen  sicherte.  So  viele  Beweise  kluger  Ausdauer  und  Tapferkeit  wur* 
den  mit  Colloredo's  Beförderung  zum  Feldmarschalt- Lieutenant  und  mit  der 
Verleihung  des  Commandeurkreuzes  —  letzteres  durch  Armeebefehl  vom 
6.  Juni  — ■  gewürdiget,  und  der  ausgezeichnete  General,  der  auch  bei  Raab 
thätigen  AnthciJ  genommen  hatte,  am  Schlüsse  des  Feldzuges  zum  Inhaber  des 
33,  Infanterie-Regiments  ernannt. 

Im  Jahre  1813  brach  Colloredo^  als  Commandant  von  Gyulay's  reclitem 
Flügel^  in  Sachsen  ein,  nahm  bei  Dresden  die  stark  befestigte,  durch  zahlreiche 
Mannschaft  und  ein  heftiges  Geschützfeuer  verthcidigtc  Schanze  an  der  Dippoldis- 
waldcr  Strasse,  wobei  ihm  3  Pferde  unter  dem  Leibe  getödtct  w^urdcn,  und  führte  am 
28.  August  seine  Division  in  musterhaftci' Ordnung  auf  einem  von  Regengüssen  zer- 
stöj'tcnWege  nach  Böfimen  auf  den  Kampfplatz  von  Kulm  (IM).  August),  wo  er  Im 
entscheidenden  Augenblicke  den  Befehl  des  rechten  Flügels  der  verbündeteu  Truppen 
übernahm.  Nachdem  er  von  der  Striso witzer  Höhe  aus  das  feindliche  Fussvolk  mit 
dem  Bajonet  zurückgetrieben  hatte,  warf  er  sich  auf  den  Geschützpark  bei  Kulm, 
eroberte  diesen,  und  fiel  dann  mit  Blitzesschnelle  in  die  linke  Flanke  der  französischen 
Hauptmacht,  bemächtigte  sich  des  hartnäckig  vertheidigten  Arbcsau,  und  voll- 
endete dadurch  die  Umzingelung  und  Entwatinung  des  Feindes,  Zum  Lohne  dieses 


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idenden  Eingreifens  wm*de  er  zum  Fclilzeugmeister  ausser  der  Tour  ei'n*aiiüt, 
ihm  das  Comninndo  des  i,  iVrmeecorps  bei  der  Hauptarmee  anvertraut  Am 
17.  Sept4?mber  hielt  der  Graf  mit  diesem  Corps  die  früher  erstürmte  Strisowitzer 
Hube  besetzt.  Ais  Napoleon  in  Person  durch  die  NoUendorfer  Enguag  vor- 
rlekte,  warf  Colloredo  sich  in  dessen  h*nke  Flanke,  eroberte  nach  langem 
Kmpfo  Arbesau^  sehritt  rasch  auf  die  Strasse  von  Nollcndorf  vor,  und  gab  den 
Bsv^usscblag  Äur  Niederlage  und  Flucht  der  Feinde.  Das  russische  Georgs- 
kreuz  dritter  Clasae  belohnte  diese  Ileldenthat.  Vor  Leipzig  bildete  Collo- 
redo mit  dem  ersten  Armeecorps,  der  Division  des  Feldmarschall  *  Lieutenants 
Alciys  Liechtenstein  und  dem  ganzen  asterreichischcn  Reservecorps  unter 
Merreldt  den  linken  Flügel  der  Ilauptarmee ;  diese  Truppen  bestanden  rühm- 
Brii  den  heisren  Kampf  bei  den  Dörfern  Dolitz,  Dösen  ^  Losging  und  Propstheida. 
ISmch  Verwundung  des  Erbprinzen  von  Hessen-Homburg  und  Merveldt's 
G«fiülgeaiiahme  fiel  hier  der  Oberbefehl  auf  Colloredo.  Von  einer  Kugel  auf 
<lie  Brast  getrotfen,  verbarg  er,  um  die  Seinigen  nicht  zu  entmuthigen,  die  Ver- 
wwMiäBBg  und  setzte  seine  Tbätigkeit  fort.  Ernsthafter  wurde  er  nach  dem  Rhein- 
Obcrgmnge  vor  Troyes  (5.  Februar  1814)  am  Schenkel  btessirt^  so  dass  er  an  den 
veieren  Kriegsereignissen  zu  seinem  innigen  Bedauern  nicht  mehr  immittclbar 
ThtH  nmhmen  konnte. 

Nadi  dem  Pariser  Frieden  wuide  dem  Grafen  der  Befehl  über  alle  nach  ßoh- 
mm  in  4  Colonnen  zurückkehrenden  Truppen,  und  dann  in  dieser  Provinz  die  An- 
rttwfig  eines  Inspectors  vom  gesanimten  Fussvolke  übertragen.  Nach  Napoleon's 
WiadoriiBcheiDen  bestand  Colloredo,  als  Oberbefehlshaber  eines  selbstständigen 
Amtecorps  am  Oberrhein  und  in  Burgund,  mehrere  hitzige  Gefechte  ruhmvoll, 
hngirle  nmch  dem  zweiten  Friedensschlüsse  als  ad  latus  des  commandij-enden  Gene- 
tili  ifi  Böhmen,  und  dann  in  derselben  Eigenschaft  in  Steiermark. 

Colloredo  war  ein  Mann  von  echtem  Heldenstahle,  der  weder  Rast  noch 
I  •  irjtte.  Die4  beweisen  seine  Thaten  und  seine  Wynden,  Eben  diese  Anstrcn- 
L  .;  Latten  ihn  ausgesaugt  und  vor  der  Zeit  getödtet.  Aufgerieben  durch 
-  .  and  qualvoUe  Leiden,  starb  der  Tapfere  zu  Wien  am  23.  Juli  1822.  Um 
«Ml  Andenken  bleibend  zu  erhalten ,  vereinigte  sich  das  gcsammte  Officier-Corps 
^Truppen  m  Bähmen,  ihm  auf  dem  ScWaehtfelde  bei  Kulm  ein  Monument 
IQ  errtcblen«  Die  Enthüllung  desselben  fand  am  17*  September  1827  Statt,  und 
£e  Ifiiclirift  der  gusseisernen  Pyramide  sagt,  was  im  Leben  des  Helden  volle 
liftUbie  Walirheit  ist  gewesen: 

,^Dem  Feinde  fui-chtbar,  den  Seinen  theuer.*^ 


äfOLAf  Jos e'ph  Freiherr  von,  General-Major  in  der  Ai tillerie ,  war  einer 
I^ja^gCQ,  welche  in  den  Feldzügen  seit  1788  vielfiiltig  Gelegenheit  fanden»  die 
Aütti  des  öfterreich ischen  Heeres  an  dessen  nihmvoIUten  Tagen  durch  kräftigen 

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Gebrauch  des  Geschützes  zu  unterstützen.  DcrHoimath  seiner  Familie  nach  gehörte 
Smola  jenem  Kronlande  der  Monarchie  an,  welchem  dio  Artillerie  eine  grosse 
Zahl  ihre  besten  Offi eiere  verdankt;  er  war  stolz  auf  sein  böhmisches  Vaterland, 
wo  er  zu  Tcplitz  am  12.  Juni  1764  das  Licht  der  Welt  erblickte. 

Smola  trat  im  16.  Lebensjahro  in  das  1.  reldartillerie-Iiegiment;  seine  Bil- 
dung und  seine  Talente,  seine  besonderen  Fortschritte  in  den  Fachwissenschaften 
verschafften  ihm  nach  sieben  Dienstjahren  die  Befördening  zum  Lieutenant  im 
B  0  rab  a  r  d  icr-  Corp  s . 

Die  ersten  Dienste  vor  dem  Feinde  thatS  moLa  vor  Schabacz  und  Belgrad 
und  benutzte  die  Müsse  nacli  Übergabe  dieses  idten  Bollwerkes  der  Cliristenheit 
zur  Aufnahme  eines  Planes  der  Belagerungsarbciten  gegen  diese  Festung  mit  deren 
ausgedehnten  Umgebung,  ^  eine  Arbeit ,  welche  Feldmarschall  L  o  u  d  o  n  für  die 
vorzügllcliste  der  ihm  vorgelegten  almlichon  anerkannte.  Als  Oberlieutenant  zur 
Armee  nach  den  Niederlanden  berufen,  eröffnete  sich  ihm  mit  dem  unbedeuten- 
den Gefechte  bei  Jomappes  am  29.  und  30.  April  1792  das  Feld  des  Ruhmes. 
Im  folgenden  Jahre  erhielt  er  den  Befehl  über  eine  der  damals  in  geringei*  Zahl 
ausgerüsteten  Cavallerio -Batterien  in  der  vom  Erzherzoge  Karl  befehligten 
Avantgarde. 

Bald  sollte  er  Gelegenheit  finden,  darzuthun,  wie  tief  er  von  dem  Glücke 
durchdrungen  war,  zur  Mitwirkung  an  den  ersten  Siegen  des  dui'chlauchtigsten 
Prinzen  erkoren  zu  sein.  Dio  Schlacht  bei  Aldenhoven  (L März),  die  Gefechte 
bei  Tirlemont  (15.  und  16,  März)  und  die  Schlacht  bei  Ncerwinden  (18.  und 
19.  desselben  Monats)  gaben  Beweise  hielur,  und  namentlich  war  es  die  letztere, 
welche  dein  ausgezeichneten  Officier  das  Ritterkreuz  durch  einstimmigen 
Boschluss  des  Capitcls  vom  7.  Juli  1794  verschaffte*  Die  französisehe  Division 
Miranda,  7öOU  Mann  zu  Fuss  und  1000  Reiter  nebst  zahlreichem  Geschütz, 
hatte  sich  gegen  Mittag  des  Dorfes  Or^niael  naeli  anhaltender  Beschiessung  beniei- 
stert  Aus  demselben  vorzubrechen  war  ilir  aber  nicht  leicht  müglich,  denn  Smola 
verwehrte  mit  dem  Feuer  seiner  Cavallerie* Batterie,  zu  der  er  noch  zwei  Drei- 
pfünder  beigezogen  hatte,  während  mehrerer  Stunden  alle  angestrengten  Versuche 
und  demontirte  den  Franzosen  mehrere  Geschütze.  Endlich  glückte  es  gegen 
4  Uhr  Nachmittags  der  Colonne  Miranda's,  dcxi  Ausgang  von  Orsmael  zu 
erzwingen,  und  die  französischen  Batterien  bestrichen  die  Stellung  unserer  Avant- 
garde der  Länge  nach.  Ein  Theil  der  feindliehen  Truppen  mit  mehreren  Batteriea 
entwickelte  sich  nun  zu  beiden  Seiten  der  Strasse,  um  den  gewonnenen  VortheU 
weiter  zu  verfolgen.  Doch  Smola  machte  seine  einsichtsvolle Thätigkeit  in  diesem 
enti^cheidenden  Zeitpuncte  auf  das  Glänzendste  geltend.  Seinem  unermiidetcn  Eifer 
gelang  es,  eine  Batterie  von  10  Zwölfpfündern,  2  Haubitzen  und  2  Dreipf lindern 
zu  vereinigen  und  den  Vordringenden  cntgegenzustelien,  Daa  von  ihm  geleitete 
verheerende  Feuer  in  der  ausgiebigsten  Schussweile  brach  die  ICraft  des  feind- 


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lielMti  Sturmefl;  mehrere  Geschütsse  dar  Franzosea  waren  bald  unbrauchbar  und 

ibl^  IpfttPterie  —  wie  der  Ober-Gencral  Dumouriez  selbst  sagt  —  der  Art  cnt- 

iDiilti%ty  dass  einige  Bataillone  die  Flucht  ergriffen.  Nun  wendete  Smola  durch 

cni  Fltnken-lIaiioeuTre  seine  Cavallerie- Batterie  gegen  die  rechte  von  ihr  auf  der 

Türgedrungenen  Bataillone  und  erschütterte  deren  Haltung  dureh  einige 

dem  letzten  Aufwände  seiner  Munition  gegebene  Kartätschonlagen  in  so  kräf- 

Weisei  dass  der  vom  Erzherzoge  angeordnete  Ileiterangriff  naehdrücklichst 

ward*  Miranda*s  Colonne  wurde  in  Unordnung  auf  der  Strasse  zurück- 

gfworfeö,  doch  hielt  noch  ein  TheÜ  derselben  zur  Deckung  des  Rückzuges  den 

fiCMeitigen  Rand  des  weitläufigen  Orsmael  und  des  angrenzenden  Gutsenhovcn 

Smola's  Cavallerie- Batterie  war  wohl  dureh  enipfindlicho  Verluste  in 

Wirksamkeit  gelähmt,  nicht  aber  der  rastlose  Eifer  ihres  Commandanten, 

Olifie  hobaren  Befehl  nahm  er  drei  Sechspfdnder  vom  Regimen te  Szt^ray  und 

Ton  einer  geschickt  gewählten  Stelle  die  letzte  französische  Batterie  so 

sie  ihren  Vorthoil  im  Abzüge  suchte.    Das  Regiment  Sztdray 

(  mm  Orsmael  wieder  und  Smola  führte  dessen  Geschütze  in  der  Abend- 

Msn  jenseitigen  Eingange  des  Dorfes  nächst  der  Strasse  auf  ^  während 

Cavallerie  den  Fliehenden  bis  Overhespen  nachsetzte.  Der  linke  feindliche 

war  vernichtet  und  diese  Ereignisse  wirkten  höchst  folgenreich  auf  den 

de^  ruhmvollen  Tages  ein.  Am  19.  erneuerte  Dumouriez  den  Kampf, 

I  tmaere  Vorposten  zurück  und  bcdi^ohte  mit  seinen  Batterien  den  Eingang 

li  mdem  er  die  Hohe  Le  bon  secours  zwischen  Orsmael  und  Tirlemont 

Smola   fuhr  mit  seiner  Ca vallerie-Batterie,  von  2  Zwölfpflindern  und 

^Seebapfäüdem  miterstützt,  gegen  diese  vortheübafte  Stellung  des  feindlichen 

auf,  und  da  ihm  der  ArtUlerickamjif  zu  lange  währte,  jagte  er,  um  die 

berbeiiafthren ,  trotz  des  feindlichen  Kartätschenhagels  mit  4  Ge- 

aof  die  vorUegende  Höhe  hinauf,  und  nun,  nur  noch  300  Schritte  von  der 

haafiiiMliea  Fronte,  verbreitete  er  Tod  und  Schrecken  in  ihr.  Vergebens  bot 

Donanriez  das  Ausserste  auf,  seine  Truppe  zum  Sturme  auf  diese  Batterie  vor- 

MbfJB^jaL  Kino  Kugel  risfi  sein  Pferd  nieder;  Dumouriez  lag  von  Erde  bedeckt 

M^lanBodeo*  Wieder  zur  Besinnung  gebracht  raffte  er  sich  schnell  auf,  damit 

tk  Beoierknii^  seines  Fallens  nicht  eine  allgemeine  Auflösung  herbcifiilire.  Er 

MMiaicIi  wiederholt  an  die  Spitze  seiner  Bataillone,  die  ihm  aber  zu  folgen  ver- 

io  dasa  er  sich  bc»^uemen  musste,  sie  in  Ordnung  zu  erhalten.  Die  Franzosen 

und  «teUteo  sich  zur  Sicherung  des  Rückzuges  noch  zweimal  entgegen, 

wrdea  aber  jedesmal  durch  die  Wirkung  der  von  Smola  geführten  Artillerie 

<B  ibrer  Roffbuag  getäuscht,  das  Feld  behaupten  zo  können.  In  der  Geschichte  der 

SdUbdileQ   durften  sieh   selten  Beispiele  von  gleiehgcwichtigem  Einflüsse  eines 

von   Smala's   damaUger  Stellung  auf  die  EotiüchciJung  des  Kampfes 

'  m  mahlreicher  Armeen  hnden  lassen,  und  diese  Tbat  muss  jeden  Officier  zu 

Ö5* 


868 

der  ITberzeugTing  erheben,  welch'  wichtigen  Dienst  ein  Mann  von  ähnlichen Eigea- 
schaften  seinem  Heere  zu  leisten  vermöge. 

In  dem  nachfolgenden  Treffen  bei  LÖTven  (22,  März)  gab  Smola  neue 
Beweise  echten  Muthes  und  Scharfbückea  in  Beurtheilung  der  Gefechts -Verhält- 
nisse^ so  wie  er  in  diesem  Jahre  in  den  vielfachen  feindlichen  Vorfiillen  die  Bewun* 
derung  und  iVnerkennung  seiner  Vorgesetzton  auf  sich  zog.  In  den  Gefechten  vor 
Valencie  nnes  (L  Mai),  bei  Preaeau  (3,  Mai),  bei  Famars  (23,  Mai),  bei  der 
Einnahme  des  Cüsar-Lagers  (7,  August),  bei  Templeuve  (13.  September), 
bei  Mons  en  Pevele  (8.  October),  beiDenaing  (21.0ctoher),  beiWattignies 
(24.  und  27.  Oetober),  bei  der  Wegnahme  von  Marchienncs  (30.  October)  und 
im  Gefechte  bei  Abscon  (23.  März  1794)  glänzte  er  durch  besondere  Geschick- 
Uchkcit  und  Bravour,  und  die  vielfaltigen  Anempfehlungen  des  Generals  von  Otto, 
in  dessen  Corps  Smola  in  dieser  thatenreichen  Epoche  die  Artillerie  commandii*te, 
erscliöpften  sich  im  Lobe  über  dessen  Leistungen. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  April  1794  wurde  Smola  mit  seiner  Cavallerie- 
Batterie  bei  der  Brigade  des  General-Majors  Grafen  Heinrich  Bellegarde  ein- 
gethellt.  Die  Berichte  über  die  Schlachten  bei  Cateau  (17.  und  26.  April),  die 
Gefechte  längs  derMarque,  die  Schlacht  bei  Templeuve  (22.  Mai)  nennen  ihn 
unter  der  Ausgezeichnetem  In  jener  bei  Fleurus  (26.  Juni)  wurde  Smola  durch 
das  Springen  einer  ieindlichen  Granate  schwer  auf  der  Brust  verwundet  und  ver- 
brannt vom  Kampfplätze  weggebracht;  doch  seine  ungeschwächte  Körperkraft 
kam  ihm  so  gut  zu  Hülfe,  dass  er  schon  im  Gefechte  bei  Houtaln  nächst  Mastricht 
am  19.  August  mit  gewohnter  Auszeichnung  seine  Batterie  anführte.  Es  darf  wohl 
ein  aussergewohnJicher  Fall  genannt  werden ,  dass  sich  ein  Officier  von  S  m  o  1  a*s 
Rangstufe  im  Laute  zweier  Feldzüge  wegen  achtzehn  Gelegenheiten  die  ehren- 
vollste Anführung  in  den  Berichten  des  commandirenden  Generals  an  die  oberste 
Kriegsbehörde  verdiente,  wie  sie  ihm  ^  und  meistens  in  ungewöhnlich  anrüh- 
menden Ausdrücken  —  zu  Theil  geworden  ist.  Smola  war  unermüdet,  auch  den 
Auszeichnungen  seiner  Untergebenen  die  gerechte  Anerkennung  zu  verschaffen, 
und  es  war  dies  ein  Hauptzug  seines  edlen  Charakters.  Alle  Unterofßciere,  welche 
nach  und  nach  bei  seiner  Batterie  dienten,  kehrten  mit  der  Tapferkeits - MedaiUe 
auf  der  Brust  aus  den  Fctdzügen  zurück,  und  eben  so  alle  Vormeister,  welche  er 
desshalb  häufig  wechselte,  damit  mehreren  die  Gelegenheit  werde,  sich  hervor- 
zuthun. 

Am  ersten  Tage  des  Jahres  1 796  wurde  Smola  ausser  seinem  Range  zum  Capi- 
tän*Ljcutenant  befördert.  Die  ihm  zugewiesene  Leib-Compagnie  des  L  Artillerie- 
Regiments  bildete  einen  Theil  der  Besatzung  von  Ehren  breit  stein.  Als  diese 
Festung  vom  8.  Juli  bis  17.  September  von  den  Franzosen  angegriffen  wurde,  fülirte 
Smola  das  Commando  über  die  Aiiillcrle  und  hatte  an  der  standhaften  Vertheidi- 
gung  den  rühmlichsten  Antheil,  Der Festungs-Commandant Oberst  Sech t er  (s.d.) 


'4 


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sich  diesfalls  gegen  den  Erzherzog  Karl,  daes  sich  Smola  wlilirend 
iden  Blockaden  —  die  erste  hatte  nur  eilf  Tage  gedauert  —  rühmlich  und 
mit  grossem  Nutzen  verwenden  Hess,  da  er  die  Absichten  des  Feindes  mit 
iemer  Artillerie  auf  die  zweckmässigste  Art  zu  vereiteln  wusste  und  während  der 
gmnxeD  Blockade  fast  keinen  Augenblick  die  Werke  verliess,  sondern  mit  voll- 
kocomenster  Einsicht  allei'orts  seine  Kanoniere  und  Bombardiere  anciferto  und 
Idtole. 

In  Folge  des  Friedensschlusses  zu  Campo  Formio  kam  Sniola  mit  seiner 
Compagnie  nach  Prag.  Ihre  ausgezeichnete  Dienstleistung  m  Ehrenbreitstein  hatte 
ilir  die  Hochachtung  der  Generalität  in  dem  Masse  erworben ,  dass  der  comman- 
dirosde  General  Feldzeugmeister  Graf  Kolowrat  sie  bei  jeder  Gelegenheit^  wo 
fie  vor  ihm  ausrückte,  mit  Abnahme  seines  Hutes  begrüsste  und  erst  nach  dem 
VoröberEiehen  der  letzten  Abtheilung  das  Haupt  wieder  bedeckte. 

Im  Jahre  1799  vcrtheidigte  Smola  mit  seinen  Batterien  den  Übergang  über 

He  Glatt  in  der  Schlacht  bei  Zürich,  focht  in  den  Gefechten  nächst  dieser  Stadt 

jceiehnete  sich  vorzüglich  bei  der  Erstürmung  von  Mannheim  am  18-  Sep- 

iber  dadurch  aus,  dass  er  die  BrückCj  welche  die  Verbindung  des  8ich  gegen 

Minnheim  zurückziehenden  feindlichen  Corps  mit  dem  linken  Rhein -Ufer  unter- 

yd^  smrsiorte  und  dadurch  beitrug,  dass  2  französische  Generale  mit  1800  Mann 

uA  fcriegsgefangen  ergeben  mussten*  Im  folgenden  Jahre  erlitt  er  bei  Möskirch 

(5,  Mai)  eine  schwere  Fusswunde,  konnte  jedoch  schon  an  den  Treffen  bei  Nord- 

iind  bei  Neuburg  (27.  Juni)  wieder  Thcil  nehmen^  verlor  aber  im  letzteren, 

früher  bei  der  Erstürmung  von  Mannheim^  Pferde  unter  dem  Leibe.   Als 

bShmtscho  Legion  aufgestellt  wurde,  verlieh  Erzherzog  Karl  dem  ausgezeich- 

m  Hauptmann  Smola  eine  Majorsstelle  (1.  December  1800)  und  das  Coramando 

Tom  Leitmcritzer  Kreise  errichteten  Bataillons.  Der  bald  erfolgte  Fricdens- 

hiaderte  diese  begeisterte  Truppe  auf  dem  Sehlachtfelde  mitzuwirken,  und 

fi  erfolgte  ihre  Auflösung,  Smola 's  Werth  war  aber  von  dem  Geueral-Artillerlc* 

Director  Feldmarschall  Grafen  Colloredo  so  hoch  angeschlagenj  dass  er  dessen 

Wied©rllb«rB€tzung  in  die  Artillerie  als  eine  seltene  Ausnahme  bevorwortetc-  Sie 

fifblgteam  K  Mai  1801. 

Den  Feidzug  des  Jahres  1805  machte  Smola  als  Artilleric-Commandant  des 
fedtca  Flügels  der  Armee  in  Italien  mit,  welcher  an  dem  Tage  von  Caldiero  keinen 
h^lheSi  nahm.  Im  Jahre  1808  zum  Oberst-Lieutenant  und  im  März  1809  zum  Ober- 
(teabelordert^  wurde  Smola  dem  die  Feldartillerie- Direction  fühi-enden  Erzherzoge 
Kiiimillan  dTste  beigegeben  und  vermehrte  durch  die  Tage  bei  Hausen 
ttdHegensburg  das  Zutrauen  des  Generalissimus,  welches  er  bei  Aspern  so 
{^tosend  rechtfertigtei  dajss  der  Erzherzog  in  der  Relation  über  diese  Schlacht  sagte : 
fObem  Smola  von  der  Artillerie  hat  durch  seine  unermüdete  Thätigkeit  Jn  der 
imrinniitaigca  Verwendung  des  Geschützes  und  durch  seine  bekannte  Bravour 


870 


die  i^esentliclisten  Dienste  gelcistctv''  Der  Armeebefehl  vom  24.  Mai  ernannte  itn 
zum  Commandcurj  —  eine  Auözcichuimgj  welche  in  dieser  OrdenscIasse  nur  mit 
höchst  seltener  Ausnahme  je  an  Andere  als  im  Range  hohe  Generale  verliehen 
war.  Während  der  Schlacht  selbst  zerschmetterte  eine  Kanonenkugel  ihm  die 
Degenklinge  kurz  über  dem  Stichblatte,  wunderbarer  Weise  ohne  andere  Folgen 
als  eine  Prellung  an  der  Hand,  Eine  andere  zcrriss  ihm  das  Pferd  unter  dem  Leibe. 

Bei  Wagram  übernahm  S m o  I a  nach  Fcldmarschall-Lieutenant  R  o u  v  r  o  y's 
Verwundung  die  oberste  Leitung  der  Artillerie  des  Heeres  und  blieb  seinem  alten 
Ruhme  getreu,  ao  auch  in  dem  Treffen  bei  Znaim. 

Während  der  folgenden  Friedensjahre  befehligte  Smola  das  Bombardier- 
Corps.  Im  April  1813  zum  General-Major  betör dert,  erhielt  er  die  Bestimmung 
als  FcldartiUerie-Director  der  Armee  in  Innerösterreich.  Mit  Leitung  seiner  Waflfe 
naluii  er  erfolgreichen  Antlieil  an  den  grössern  Gefechten  in  Kärntbenj  an  der  Be- 
schiessung  des  schnell  bezwungenen  CastelJs  von  Trient,  an  den  Gefechten  bei  San 
Martifio  und  an  der  SclUacht  nächst  Valeggio.  Er  erhöhte  durch  die  geleisteten 
Dienste  das  achtungsvolle  Vertrauen,  mit  welchem  ihn  Feldmarschall  Graf  Hein- 
rich Bellegarde  schon  aus  früherer  Zeit  beehite.  Vom  Kaiser  Alexander 
wurde  er  für  seinen  Antheil  an  dem  europäischen  Kampfe  mit  dem  Wladimir- 
Orden  3.  Classe  geziert.  Die  Übernahme  der  Artillerie  des  Österreichs  Regierung 
zugefallenen  Thciles  des  ehemaligen  Königreiches  Italien,  die  Ausrüstung  aller 
Festungen  Ober-Italiens  und  Dalmatiens  bot  seinen  Kenntnissen  ein  weites  Feld^ 
sich  auch  nach  beendigtem  Kriege  wesentliche  Verdienste  zu  erwerben.  Kaum 
waren  diese  einsichtsvollen  Anordnungen  zur  Durchführung  gebracht,  als  bei  Aus- 
bruch des  Feldzuges  1815  die  Artillerie-Ausrüstung  der  nach  Süd-Frankreich  und 
Untcr-Italicn  operircnden  Heerestheile  seine  Tiiätigkeit  in  Anspruch  nahm  und 
ihm  die  besondere  Zufriedenheit  des  commandirenden  Generals  dei^  Cavalleric Barau 
Frimont  gewann. 

Smola,  den  29.  November  1820  zu  Wien  verschieden,  hatte  in  32  SchlacK^ 
ten,  3  Belagerungen  und  der  Tltägigen  Vertheidigung  von  Ehrcnbreitstein  im 
Kriege,  so  wie  im  Frieden  durch  die  Anwenduug  seiner  Erfahrung  und  wissen- 
schaftbchen  Kenntnisse  für  die  Verbesserung  der  Einrichtungen  seiner  Waffe  wich- 
tige unvergessliche  Dienste  geleistet  Seine  Überzeugung  wurde  bei  dem  Entschlüsse 
zur  Abschaffung  des  Reginientsgescliützes  und  Einführung  des  Batterie-Systemo^ 
berücksichtigt,  worauf  er  die  im  Jahre  1S09  erschienene  Geschütz -Exercirvor- 
schrift  auf  höhern  Befehl  verfasste,  welche  bis  in  die  neuere  Zeit  Geltung  behielt. 
Von  seinen  Vorschlägen  für  die  Vervollkommnung  des  FestungsgeschUtzes  kam 
die  von  ihm  entworfene  hohe  Wali-Laflette  im  Jahre  1807  zur  Einführung.  Sein 
wohlverdienter  Nachruhm  wird  noch  lange  in  dem  k,  k.  Artillerie  -  Corps  fort- 
leben^ welchem  er  auch  ein  Hülfsbuch  beim  ausübenden  Dienste  im  Manuscripte 
hinterliess* 


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WlIlPFFEN,  Maximilian  Freiherr  von^  Feldmarsehaüj  geliclmer  Ratli  und 

JUiDiiieror^  Inliabei'  des  13*  Infanterie-Regiments,  Solm  des  Feldmarscliall-Lieute' 

mliGeargFreiherm  von  Wimpf  fen,  wui-de  am  19-  Februar  1770  zu  Münster 

ia  VVc^tphalcn  geboren.  In  der  Wiener -Neustädter  Militär -Akademie  unter  dem 

Feidmmnebali-Lieutenant  Fra  nz  Grafen  Kinsky  erzogen,  wurde  er  zu  demlnfan- 

aente  Clerfayt  1786  als  Falmen-Cadet  eingetheilt,  und  nach  Jaliresfi-ist 

cl«0  Feldmarschall-Lieutenants  Alviotzy  zum  Fähnrich  befördert. 

Wi  m  pffon  wohnte  mehreren  der  vielen  Gefechte  bei^  die  während  der  Feld- 

t4ge  Ton  1788  und  1789  gegen  die  Türken  Statt  hatten  und  wurde  Unterlieutenant. 

Bädern  ßturme  auf  Belgrad  (amSü.  September  1789)  befand  ersieh,  nach  eigenem 

Aaiim^t  «*  der  Spitze  der  Freiwilligen  jener  Colonne,  die  links  von  dem  Con- 

»pler  Thore  eindrang,  erhielt  durch  einen  Steinsplitter  eine  bedeutende  Con- 

am  Unken  Fosae,  die  ihn  aber  nicht  ausser  Gefecht  setzte^  und  wurde  zu 

wichtigen  und  gefahrvollen  Aufträgen  durch  den  ebenfalls  verwundeten 

Oblonnen - Commandanten  Obersten  Karl  Grafen  Kolowrat,    vom  Regimcnte 

AlTinlsy,  verwendet.  An  diesem  ruhmvollen  Tage  zog  der  junge  Officier  durch 

Hutliy  tmermUdete  Thätigkoit  und  praktische  Anwendung  der  erworbenen 

eben  Kenntnisse  zuerst  die  Aufinerksamkeit   auf  sich.   In  Anerkennung 

gdeUteten  ausgezeichneten  Dienste  erfolgte  seine  Bciorderung  zum  Ober* 

ÜMMüenanl  und  die  Übersetzung  von  den  Füsiliers  zu  dem  Grenadier -Bataillon 

M orsia  nach  Wien. 

Die  Revolution  in  Frankreich  und  die  Unruhen  in  Belgien  riefen  die  Waffen 
Uiterreicbs  1792  nach  den  Niederlanden;  unter  den  Truppen  befand  sich  auch 
dis  Grenadier-Bataillon  Mo rzin.  Kaum  zu  Brüssel  angelangt,  erfolgte  die  Benr- 
die06S  Bataillons  zu  dem  Corps,  mit  welchem  Feldzeugmeister  Clerfayt 
timt  war  durch  das  Luxemburgische  nach  Frankreich  einzudringen.  Der 
erfolgte  Feldzug  in  der  Champagne  pouilleuse  war  einer  der  beschwer- 
,  *—  nicht  nur  wiegen  des  mit  Begeisterung  sich  bewaffnet  erhobenen  fran- 
Volke^,  sondern  auch  des  Mangels  an  allen  Bedürfnissen  und  eines 
iWüeheotiichen  ununterbrochenen  Hcrbst-Kegenwetters.  Während  der  Ki'iegs- 
wurde  W impf fen  grösstentheils  zu  Adjutantcns- Diensten  hei  dem 
fUdiD«nchAll<Lieutenant  Frelherm  von  Aivintzy  verwendet^  uud  erntete  eine 
Saat  von  Kriegserfahrungen. 

lo  dem  folgenden  Feldzuge  1793  eroberte  Wimpffon  mit  einer  Grenadier- 
I  In  der  Schlacht  von  Nee r winden  das  Dorf  gleichen  Namens,  nahm 
2  GetehöUe  tmd  ruckte  bis  an  das  äusscrste  Ende  des  Ortes,  nahe  an  dem  rechten 
der  hinter  Neerwindcn  in  Schlachtordnung  aufgestellten   französischen 
Doe  vor.  Steh  selbst  überlassen,  ohne  Unterstützung  und  von  einer  weit  überlege- 
feindlichrnColonne  angefallen,  musste  er  wieder  weichen,  wurde  am  rechten 
durch  eine  Gewehrkugel  verwundet  und  kriegsgefangen.    In  dem  Haupt- 


872 


quartiere  TJrlciiiont  ang-ekonmien ^  verlangte  Wiimpffen  mit  Dumouriej 
sprechen;  dies  wurde  ilim  aber  erst  gestattet,  als  er  wissen  liess,  er  sei  ein  Neffe 
des  französischen  Generals  Felix  Wimpffen,  der  sich  neben  General  Dumou- 
riez  bei  der  Assemblee  Constituante  befand.  Dumouriez  empfing  ihn  mit  Artig- 
keit und  vieler  Theilnahnie  und  versprach  ihn  auf  Parole  zu  entlassen,  welches 
auch  nach  sechs  Wochen  erfolgte,  so  dass  Wimpffcn  1793  noch  der  Belagerung 
von  Valencicnnes  und  der  Schlacht  von  Maubeuge  beiwohnen  konnte. 

Im  Feldzuge  1 794  befand  er  sich  bei  der  Einsehliessung  der  Festung  Landrecy 
und  den  dabei  vorgefallenen  melirtägigen  Gefechten,  in  welchen  er  eine  aus  dem 
dritten  Glicde  zusammengesetzte  Compagnie  befehligte.  Bei  den  im  Verlaufe  des 
Feldzuges  1794  stattgehabten  beiden  Schlachten  von  Charleroy  an  der  Sambre 
war  Wimpffen  ebenfalls  thiitig.  Nunmehr  zum  Capitän -  Lieutenant  befördert, 
musste  er  im  Jahre  1795  von  den  Gronadieren  zum  Regimen te  in  die  Riviera  di 
Genova  einrücken^  wo  er  noch  vor  der  Schlacht  von  Loano  seine  Bestimmung 
erreichte.  Es  wurde  ihm  die  Vertheidigung  dieser,  auf  dem  äussersten  Unken  Flü- 
gel am  Meere  gelegenen  Stadt,  als  ein  wichtiger  Stiitzpunct  der  Armee,  mit  geringen 
Mitteln  übertragen.  Nichts  desto  weniger  sehlug  er  alle  vom  Feinde  unternommenen 
Angriffe,  wiewohl  mit  bedeutendem  Verluste  zurück,  bewirkte  auch  einige  Ausfälle 
und  räumte  Loano  erst,  als  der  allgemeine  Rückzug  unserer  Armee  angeordnet 
worden  war. 

Bei  Beginn  des  Jahres  1796  zur  Führung  der  französischen  Corresponden« 
mit  dem  englischen  Admiral  Keith  nach  Voltri  bei  Genua  beordert^  langte  der 
Flügel-Adjutant  Major  Maelcamp  daselbst  an  und  bewog  Wimpffen  mit  ihm 
in  das  Hauptquartier  zu  kommen.  Als  er  sich  bei  dem  die  Armee  commnndirenden 
Feldzeugmeister  Freiherrn  von  Beaulieu  gemeldet  hatte,  behielt  ihn  dieser  bei 
seiner  Person  angestellt.  Kurze  Zeit  darauf  wurde  er  zum  wirklichen  Hauptmann 
im  General-Quartiermeisterstabc  ernannt. 

In  dem  am  Mincio  vorgefallenen  Treffen  verlor  Wimpffen  ein  Pferd  mid 
wurde  durch  zwei  Bajonetsticbe  verwundet;  der  commandirende  General  jedoch, 
der  sieh  un%vohl  in  einer  Kalesche  befand^  die  Kriegs-Casso  und  das  Hauptquartier 
durch  seinen  geleisteten  Widerstand ,  den  er  mit  den  im  Rückzuge  begrilienenj 
in  der  Eile  gesammelten  Truppen  in  der  Hauptgasse  von  Valeggio  —  wo  er  die 
ersterwähnten  VcrA\qmdungcn  erhielt  ■ —  entgegengestellt  hatte,  gerettet. 

In  der  Schlacht  bei  Castigliono  (S.August)  befand  sich  Wimpffen  in 
der  Umgebung  des  Feldmarschalls  Wurmser.  Bei  dem  zweiten  Versuche  dieses 
ergrauten  Feldherrn,  die  Festung  Mantua  zu  entsetzen,  M^ar  er  so  glücklich, 
nicht  mit  dem  Feldmarschall  und  den  übrigen  Truppen  in  die  Festung  gewor- 
fen zu  werden,  ,sondern  unter  Commando  des  Feldzeugmeisters  Alvintzy 
dem  im  November  1796  an  der  Bi'cnta  und  bei  Cnldiero  erfocbtenen  sieg 
reichen  Treffen  wesentlich  mitzuwirken.    In  der  €ür  die  österreichischen  Waffen 


873 


fwtr  uogiücklichen^  aber  ruhoivoUeD  Schlacht  von  Arcol  e  befand  sieh  W i m  p  ff en 
ils  dirigirender  Officier  des  General -Quartiermcisterstabea  ganz  allein  von  diesem 
Corps  bei  der  linken  Hälfte  der  Armee,  die  während  der  zwei  Tage,  ohne  Mit- 
irirkimg'  des  rechten,  weit  stärkeren  Thelles,  der  schon  am  ersten  Tage  geschlagen 
and entmutliigt  worden  war  und  von  den  Höhen  von  Caldiero  untbätig  zusah,  die 
SeUirfiht  mit  meist  glücklichem,  aber  nicht  entscheidendem  Erfolge  fortsetzte. 

Hauptmann  Wimpffen  wurde  später  nach  Tirol  übersetzt,  wo  Fcklniarschall- 
lieotenaiit  Bellegarde  ein  grösseres  Corps  befehligte.  Hier  wurde  ihm  die  Ober- 
lenig  der  General- Quartiermeisterstabs -Geschäfte  tibertragen. 

Während  des  strengen  Winters  von  1798  verschanzte  er  eine  Position  bei 
AUkireh  im  Vorarlbergischen  mit  solcher  Festigkeit,  dass  Masse  na  im  Frülijahre 
ITW  lUicli  einem  dreitägigen  vergeblichen  Angriff,  bei  weleliem  er  den  Kern  seiner 
Oimdiere  opferte^  abzuziehen  gezwungen  war.  Ais  in  dieser  Zeit  in  den  Gebirgen 
TM$  Schnee  lag  und  die  Feindseligkeiten  noch  nicht  eröffnet  waren,  nahm  Feld- 
aosdull- Lieutenant  ß  ellegar  de  in  Begleitung  des  Hauptmanns  Wimpffen 
ifne  Bereisang  der  westlichen  Grenze  Tuols  vor. 

Zu  Mals,  wo  er  übernachtete,  lief  des  Morgens  durch  Bauern  die  Nachricht 
m^  dass  General  London,  dem  die  Vertheidigung  des  Passes  bei  Taufers  mit 
iMm  §ltiDtkem  Corps  anvertraut  wai%  in  der  vergangenen  Nacht  überfallen,  zerstreut 
lad gfSüleiliheils  gefangen  worden  seh  Wimpffen  eilte  sogleich  von  Mals  dahin 
ndTiCndite  mit  den  in  Eile  unterwegs  aufgebrachten  Truppen  die  Loudon  in 
BUiSfi  gekommenen  feindlichen  Abtheilungen  anzugreifen^  um  ihn  hiedurch  zu 
imgiiciii,  falli  er  sicii  noch  bei  Taufers  schlüge.  Bei  einem  dieser  Angriffe,  an 
teBpiise  etaer  Division  von  ErdoJy- Husaren^  wurde  er  aber  durch  einen  Schuss, 
ihm  das  rechte  Achsolgelenk  gänzlich  zerschmetterte,  schwer  verwundet,  so 
tr  nur  mit  Mühe  bis  Botzen  gebracht  werden  konnte,  wo  er  einige  Monate 
iwbchen  Leben  und  Tod  sehwebte.  Noch  im  Laufe  des  Jahres  zum  Major  im 
G«B<nI-Qfiartjermeister8tabe  befördert,  erliielt  der  tapfere  Officier  von  der  Tiroler 
durch  eine  eigene  Deputation  zwei  Danksagungsschreiben  und  die 
^Medaille* 
Bd  Wimpffen  drängt  es  uns,  ganz  besonders  der  heroischen  Selbstuber- 
oiid  Festigkeit  zu  erwähnen,  die  er  seinen  riesigen  Schmerzen  gegenüber 
Wir  müsäcn  gestehen,  dass  in  der  Geschichte  unserer,  wie  fremder 
Ij  bei  der  grossen  Menge  tapferer,  ja  wundervoller  Thatcn,  solche  Züge  von 

dflfl  Gristes  und  des  Körpers  immerhin  seltener  bleiben. 
Ans  Baden  ^  wo  er  vergebens  Heilung  suchte  ^  begibt  ersieh,  seiner  Natur 
ly  aehr  krank  nach  Ofen  und  gewinnt  endlieh  so  viel  Stäi*ke,  um  zu 
leiteigen  eu  kömien;  von  Feldzeugmeister  Alvintzy  entdeckt,  lehnt  er  einen 
fciaagebolencn,  verhältnissmässig  ruhigeren  Posten  bei  der  ungarischen  Insur* 
mtim  ab  fmd  mit  ins,  Hauptquartier  nach  Verona.  Als  Flügel-Adjutant  verwendet^ 


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tragt   er  den   rechten  Arm  in   der  Schlinge   (denn  das  Achsel gelcnk  war  zer-  ■ 
schmettert   und   die  Splitter  hafteten   noch  zum  Theüe  im  Fleische),    lässt  sich 
aufs  Pferd  hebenj  lernt  mit  der  linten  Hand  schreiben  und  wohnt  der  Selilaclit  am 
Mincio  bei,  wo  er  am  linken  Arme  verwundet  wird. 

Zum  Oberst -Lieutenant  bei  Gyn  laj- Infanterie  ernannt  (1801),  fülirt  ihn  die 
Bestimmung  nach  Peterwardein ;  dort  heilt  endlich  seine  Wunde  zu,  aber  er  bleibt 
am  rechten  Arme  gelälimt. 

Indessen  wurde  Wimpffen  ganz  unerwartet  bei  der  Eiaführnng  des  neuen 
Militär-Administi'ations-Systems  zum  General -Commando- Adjutanten  und  Militär- 
Referenten  in  lonerösterreich  ernannt.  Im  Jahre  18Ü3  und  1804  verblieb  er  in 
dieser  Anstellung  zu  Gratz ;  als  aber  die  Armeen  in  Italien  und  Deutschland  zu  dem 
bevorstehenden  Feldzuge  gesammelt  "wiirdenj  verwendete  sich  der  1805  zum  Ober-fl 
sten  vorgerückte  Wimpffen,  jedoch  vergebens  um  eine  Anstellung  bei  der  Armee 
des  Erzherzogs  KarL  Endlich,  als  die  Unglücksfalle  bei  Ulm  und  Mariazell  ein- 
getreten  waren,  erhielt  er  die  Weisung,  sieh  eiligst  in  das  kaiserliciie  Ilauptquailier 
nach  Olmiitz  zu  verfugen.  I 

Daselbst  angelangt,  wurde  er  von  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  beordert,  das 
Referat  bei  einem  aus  mehreren  Generalen  höheren  Ranges  zur  Oberleitung  der 
KViegs-Operationen  zusammengesetzten  Comitd  zu  übernehmen,  dann  eine  Position 
vor  und  eine  andere  hinter  01m ütz  sogleicii  zu  verschanzen;  endlich  die  General- 
Quartiermeisters-GeschUfte  bei  dem  russischen  Heere  unter  Kutusowzu  besorgen. 
Da  aber  General  Weyrother^  der  diese  schon  früher  bei  der  russisch -österrei- 
chischen Armee  verrichtet  hatte,  darin  fortfulir  und  Wimpffen  wohl  "svnisste,  daas 
We jr r o t h c r  die  besondere  Gu nst  d es  Kaisers  Alexander,  sowie  das  Z utrauen 
des  Kaisers  Franz  besass,  begab  er  sich  zu  dem  unter  Commando  des  Generals 
der  Cavallerie  Fürsten  Johann  Liechtenstein  gestandenen  schwachen,  jedoch 
abgesonderten  österreichischen  Corps.  Alle  Vorkehrungen  verriethen  die  Absieht, 
Bon  aparte  un  verweilt  anzugreifen.  Oberst  Wimpffen  bewog  den  Fürsten 
Liechtenstein  dem  Kaiser  eine  Denkschrift  zu  überreichen,  in  welcher  derselbe 
darstellte,  wie  gerährlich  es  sei  vor  der  Ankunft  der  erwarteten  russischen  Ver- B 
Stärkungen  und  vor  der  Verbindung  mit  der  aus  Italien  bei  üdenburg  angelangten 
Armee  des  Erzherzogs  Karl  sich  in  eine  Schlacht  einzulassen.  Allein  diese 
Vorstellung,  so  wie  jene,  die  Oberst  Wimpffen  persönlich  dem  General  Wey- 
rother  machtej  blieb  ohne  Erfolg,  und  die  Schlacht  bei  Austerlltz  wurde 
beschlossen.  In  der  Nacht  vor  derselben  erhielt  W^impffen  den  Aufti-ag,  die 
Führung  der  Ilauptcolonne  zu  übernehmen.  Er  meldete  sieh  bei  K  u  t  u  s  o  w,  bat 
um  eine  Avantgarde,  mit  welcher  er  sich  vorausbegeben,  ihm  seine  "Wahrnehmun- 
gen und  die  ßichtungj  in  welcher  sich  die  Colonne  zu  bewegen  hätte,  anzeigen 
lassen  würde.  Da  ein  Corps  von  30  bis  40,000  Mann  Franzosen  gegen  den  Fuss  f 
der  Ajihöhen  von  Pratzen  eiligst  rückte,  und  W^impffen.diese  als  den  wichtig- 


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ilea  PudcI  des  ganzen  ScLlaclitfeldes  betrachtete,  so  forderte  er  Kutuaow  auf, 
dineHShen  ungesäuint  zti  gewinnen.  Dies  erfolgte  ntclit,  und  da  die  Franzosen 
Umi  mTorgekommen  waren  ^  suchte  man  sie  vergebens  zu  vertreiben.  Bei  einem 
tmtr  Angriffe  wurde  dem  Obersten  Wim^  ff^,^  ^^^  Pferd  getödtet,  er  selbst  in 
(Ke  rechte  Hand  und  in  das  Gelenk  des  rechten  Fusses  geschossen  und  ausser 
G<fceht  gesetzt.  Bei  dem  im  April  1806  abgehaltenen  Capitel  erkannte  man 
im  Ar  seine  Leistungen  in  dieser  Schlacht  einhellig  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Ztewen- Ordens  zu. 

In  demselben  Jahre  wurde  Wimpffen  zum  General -Adjutanten  des  Gene- 
niinjintts  Erzherzogs  Karl  ernannt  und  zur  Übernahme  der  Geschäfte  bei  der 
Gfocrml-Miliuir-Direetion  nach  Wien  bemfen. 

Beim  Ausbruche  des  Krieges  von  ]  809  erhielt  er,  als  General-Adjutant  des  Erz- 
knogS|  den  Auftrag,  auch  dieGeneral-Adjutanten-Geiicliäftebei  der  grossen  Armee 
m  besorgen.  Der  nach  General -Major  Mayer  gefolgte  Chef  des  General- Quai-- 
bea  General-Major  Prochaska  hatte  die  Armee  in  mehreren  diver- 
i  Colonnen  gegen  Napoleon  entsendet,  welches  die  einzelnen  Niederlagen 
4erselbeii  bei  Regensburg  und  Landshut  zur  Folge  haben  musste.  Hiebei  wurden 
ilcBiOberiien  W  im  p  ff  en ,  der  bei  dem  Gefechte  von  Hausen  und  dem  Haupttreften 
for  fitfgensbnrg  sich  vergebens  für  einen  glücklicheren  Erfolg  verwendete,  zwei 
Hfird#aiilor  dem  Leibe  erschossen.  Nach  der  Schlacht  von  Regensburg,  auf  dem 
der  Armee  Über  Budweis,  wurde  Wimpffen  durch  Handbillet  des 
jmm  Chef  des  General-Stabes  ernannt  und  bald  darauf  zum  General-Major 
Bekanntlich  beruht  es  in  der  eigenthümlichen  Stellung  der  obersten  Offi- 
t  de*  General- Stabes,  dass  das,  was  sie  im  Grossen  zu  der  Entscheidung  beitra- 
I,  in  dem  ßchlachtgeniälde,  zu  dem  sie  meist  die  kröltigsten  Farbentone  geben, 
I  den  Ganzen  zu  unzertrennbar  aulgenonimen  wird,  um  sich -^gleich  dem  Anthcile 
*  Fl&hrer  kleinerer  Ilecrthoile  —  für  die  vereinzelte  Dai-stellung  zu  eignen.  Doch 
^reichsten  Entschitdigung  gehen  die  Namen  sulcher Mimner  in  dem  Gefolge  der 
MHOlbliijliCiii  Feldherren,  deren  Absichten  sie  forderten,  auch  auf  die  spätere 
Vadiwett  über.  Und  so  war  es  auch  bei  Wimpffen  an  den  grossen  Tagen  von 
Afpern  und  Wag r am  der  Falh  In  der  Relation  über  die  erste  Schlacht  §agte 
dar  Endione^  Generalissimus,  dass  er  in  den  einsichtsvollen  Dispositionen  und 
cn  Ven^'endung  des  Chefs  vom  General-Quartiermeisteretabo  Gencral- 
Bait^A  Wimpffen  die  erste  Grundlage  des  Sieges  erkenne,  und  verlieh 
il  Armeebefehl  rem  24.  Mai  im  Namen  Sr,  Majestät  dan  Commandeur- 
Weos. 

Noeb  dem  Treffen  bei  Znaim  sollte  das  Commando  der  Armee,  da  der  Erz* 

den  Oberbefehl  niedergelegt  hatte,  durch  ein  Comit^  mehrerer  Generale 

i  irerden.  Diese  in  der  Kriegsgesehlchte  seltene  Maasrogel,  welche  die  nach- 

Folgen  hätte  nach  sieh  sieben  müssen,  bewog  Wimpffen ,  als  Chef 


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dea  General-Stabes  sein  Amt  niederzulegen.  Er  wurde  als  Brifjadier  nach  ßölimen, 
Polen,  und  endlich  nach  Siebenbürgen  beordert,  wo  er  drei  Jahre  zubrachte. 

Kaiser  Alexander  Hess  ihm  in  dieser  Zeit  durch  den  damaligen  Obersten 
und  General-Adjutanten  de  Witt  den  Antrag  machen ,  unter  den  vortheilliaftesten 
Bedingungen  als  General-Lieutenant  an  der  Seite  des  Kriegsministefs  in  russische 
Dienste  zu  treten^  allein  Wimpffen  lehnte  das  i\jierbieten  ab. 

Als  Feldmai'schall- Lieutenant  focht  er  im  Jahre  1813  mit  seiner  Division 
ruhmvoll  bei  Leipzig,  übersetzte  1814  mit  der  Armee  den  Rhein  und  nahm  thä- 
tigen  Antheil  an  mehreren  Gefechten  in  Frankreich,  worunter  besonders  jene 
gegen  Augereau  bei  St.  Georges  und  Limonest,  dieEinnahme Lyons  u.s.  w* 
die  bedeutendsten  waren. 

Seit  der  ohne  Auftrag  erfolgten  Erstürmung  der  verschanzten  Stellung  Mar- 
chand's  bei  Voreppe  an  der  Isere^  befand  sich  Wimpffen  bei  keiner  entschei- 
denden Waffenthat  mehr. 

Doch  hatte  er  im  Jahre  1815  durch  seine  Energie  dem  Vater]  an  de  einen  sehr 
T^dchtigen  Dienst  dadurch  geleistet,  dass  er  mit  der  am  IL  December  erfolgten 
Besetzung  von  Landau  den  von  der  Krone  Frankreichs  abgetretenen  Bezirk  bell 
Zeiten  occupirte  und  dieser  dann  als  Entschädigung  für  Salzburg  und  das  Innviertel 
dem  Königreiche  Bayern  in  Folge  des  Eied  er  Vertrages  zugewendet  werden  konnte. 

In  den  Jahren  1816  bis  1819  bekleidete  Wimpffen  den  Posten  eines  Militär- 
Coramaiidanten  von  Österreichisch  -  Schlesien ,  und  übernahm  1820  das  General- 
Commando  im  Venetianischen  nach  dein  Abzüge  Frimont's  gegen  Neapel. 

Dem  Feldmarschall-Lieutenant  Grafen  Bub  na  in  Mailand,  der  von  dem  revo- 
lutionii'ten  piemontesischen  Heere  bedroht  wurde  und  fast  im  Begrifte  stand  Mailand 
wegen  Truppenniangel  zu  räumen,  sendete  er  von  Padua  aus  ohne  alle  Weisung 
12  Bataillone,  und  setzte  ihn  in  die  Lage  bis  Novara  vorzudringen  und  die 
Piemontesen  zu  verscheuchen.  Bubna  erbat  sich  hierauf  eigens  eine  Belohnung 
für  Wimpffen  von  dem  Kaiser,  und  Seine  Majestät  verliehen  dem  Manne  „klug 
im  Ratb^  entschloSiScn  in  der  That"  die  Würde  eines  geheimen  Rathesi  und  beriefen 
ihn  1824  als  Chef  des  General-Quartiermeisterstabes  nach  Wien. 

Von  1830  bis  1844  bekleidete  Wimpffen  den  Posten  eines  commandirenden 
Generals  in  Österreich ,  dem  er  erst  entsagte,  als  die  hohen  Jahre  und  die  Leiden  M 
seiner  Wunden  ihn  erschöpft  j  um  die  Versetzung  in  den  Ruhestand  bitten  licssen* 
Seinem  Wunsche  wurde  willfahrt,  allein  seine  Verdienste  anerkannte  Kaiser  Fer- 
dinand zugleich  dm"ch  Ernennung  zum  Feldmarschall  und  Capitän  der 
ersten  Are icren  -  Leibgarde,  eine  Würdigung,  die  Seine  Majestät  unser 
regierender  Kaiser  am  5.  December  1852  noch  durch  die  Ernennung  zum  Ritter 
des  goldenen  V  Hess  es  krönte. 

Der  greise  Held  überlebte  diese  Ehrenbezeugung  nicht  lange ;  er  starb  am 
29.  August  1854  und  ward  seinem  Wunsche  gemäss  im  Parke  zu  Wetadorf  bei 


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GfOifweikersdotf  begraben,  wo  monumentale  StnndbllJer  an  die  Ileldcntliaten  des 
fisterreichlj^chen  Heeres  im  Jahre  1848  und  1849  in  Italien  und  Ungai^n  ermoern. 

Fmt  60  Jahre  hatte  Wimpffen  dem  Kaiser  die  ruhmvollsten  Dienste  gclei- 
ilct|  in  20  Feldzügen  gekämpft,  8  Wunden  erlialtenj  imd  hei  noch  offener  tiefer 
Wmdb  eiöCHiWinterfeldzuge,  in  Italien  beigewohnt  „Er  war  ein  Mann,*'  sagt  ein 
Diefcfter  von  einem  anderen  Fcldherrn,  und  seine  Worte  sind  hier  nicht  minder 
iBVcadbaTi  f,WBT  es  ganz,  war  Mann  und  Held,  selbst  in  der  Stunde^  wo  Mancher 
Ueacliy  der  sonst  aueh  stark.  ^  Seine  Treue  an  Monarehen  und  Vaterland  war 
aobogrensL  Er  besass  reiche  Kenntnisse  der  Taktik  und  Strategie,  grosse  Dispo* 
iMü-Fili^keiten  und  einen  bedeutenden  Scharfblick. 

Ißl  der  Strenge  im  Dienste,  unerschütterlicher  Gerechtigkcitsliebe  und  lebhaf- 
tem Wohlwollen  and  Zartgefühl  verband  er  eine  grosse  Uneigennützigkeit,  die 
in  kein  Vermögen  ansammeln  liess. 

Blibmlidiste  Anerkennung  von  Seite  eines  jeden  österreichischen  Kriegers 
idgte  feinem  Sarge,  seiner  Erinnerung,  und  die  Militär- Akademie  zu  W^icner- 
Kailiidi  fühlt  äich  hoch  beglückt  ihn  zu  den  Ihrigen  zählen  zu  können,  da  er  der 
Ente  war,  der  die  höchste  militärische  "Würde  erreichte. 

Uit  Recht  konnte  auch  die  Akademie -Direction  bei  seiner  Ernennung  zum 
FfliiioarsehaU  den  Zöglingen  ins  Gedächtniss  rufen:  „dass  diese  allerhöchste  BefÖr- 
relche  die  Armee  mit  einem  allgemeinen  Gefühle  der  wärmsten  Theil- 
erfbUte,  ein  ganz  besonders  freudiges  und  erhebendes  Ereigniss  für  die 
lie  i€t|  da  Wimpffen  ein  Zögling  derselben  ist  und  durch  seine  seltenen 
EigeiiseliaAea  und  umfassendsten  militärischen  Kenntnisse  das  vollkommene  Vor- 
\M  einefl  Kriegers  und  Generals  gibt.'' 


BOD88ELES  d'Hurbaly  Franz  Vicomte,  General  -  Major,  zu  Neufchateau 
{raosöiusclien  Depurtement  Vosges  1760  geboren,  diente  bei  Latour- Dragoner 

Officier  bis  2um  Oberst-Lieutenant  26  Jahre,  ward  im  Jänner  1807  Oberst 
OA  &  Kllrsfisier-Bogimente  und  nach  der  Schlacht  bei  Aspcrn  General-Major.  — 
&<»iii9ele8  hatte  alle  Kriege  von  1790  bis  1809  mit  grosser  Auszeichnung  mit- 
|«&)cktei  Qod  sicJi  im  April  1806  das  Ritter-,  auf  dem  Schlachtfelde  von  Aspern 
'aiCommandeur kreuz  erkämpft 

Oliae   flttner  i-iolfachen  verdienstUchen  Leistungen  in  den  ersten  Kriegen 

ilVankreieh  näher  zu  erwähnen,  kommen  wir  auf  die  hervorragendsten  zurück, 
der  Vorrüclning  der  Franzosen  am  8.  October  1805  von  Donauwörth  gegen 
Wfrtiagen,  wo  das  Corps  des  Feldmarschall -Lieutenants  Auffcnberg  aufge- 
idt  war^  beCuid  aieb  Bousseles  mit  seiner  Division  olme  alle  Verbindung  vor- 
'irtl  iimm  Ortes  dctachirt»  Die  Vorhut  des  Feindes  unter  Mu  rat  zählte  bei 
ttOOBttfraTi  und  ihre  Bewegungen  Hessen  erkennen,  dass  sie  Auffenberg  zu 
beabsichtigen.   Rousseles   wollte    also   nach   Möglichkeit  Murat's 


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Vordringea  eraclivvci  eii,  uiiil  oluie  sich  durcJi  die  in  keinejii  Verhältnisse  stehende 
Uherlegenheit  zum  Rückzüge  bewegen  zu  lassen,  erwartete  er  den  Angriff.  Bald 
abersah  sich  der  wackere  Oberst-Lieutenant  von  allen  Seiten  eingeschlossen*  Durch 
die  Schnelligkeit  seiner  Bewegungen  fand  er  indess  Mittel ,  dem  Feinde  überall 
die  Spitze  zu  bieten^  und  nach  sechs  glücklich  ausgeführten  Attaquen  fühlte  er 
seine  ganze  Division  mit  einer  sehr  geringen  Ernbusse  an  Todteu  und  Verwundeten 
hinter  Wertingen  zurück  und  vereinigte  sich  Abends  mit  dem  Regimen te. 

Wenige  Tage  später  (am  1  L  October)  wurde  Latour- Che vauxlegers,  als  < 
franzi>sisches  Corps  mit  Ungestüm  gegen  Ulm  vordrang,  auf  die  Anhöhe  von  Jun-' 
gingen  befehligt^  uud  da  der  Regiments-Commandant  Oberst  Leder  er  den  Feld- 
marschall-Lieutenant  Baron  Mack  hei  einer  Recognosch'ung  begleitete,  so  über 
nahm  Oberst-Lieutenant  Rousseles  das  Commando.  Kaum  war  er  an  der  Tet 
angelangt,  so  wurde  er  das  feindliche  7.  Dragoner- Regiment  ansichtig,  welche 
eben  im  Begriffe  stand  unsere  8chou  in  L^nordnung  zurückweicliende  Infanterie  zu' 
attatjuiren.  In  diesem  dringenden  Augenblicke  handelte  Rousseles  mit  ausgezeich-  — 
neter  Klugheit;  er  liess  die  Oberst-Lieutenants-Division  als  Reserve,  um  die  Inf^nteri«^ 
zu  unterstützen,  und  da  der  Feind  mit  möghchster  Schnelligkeit  angegriffen  werden 
musste  und  es  sich  darum  handelte,  ihm  zuvorzukommen,  so  achtete  Rousseleafl 
das    Gewöhrfeucr  eines  in  seiner  rechten  Flanke  aufgestellten  Jäger-Bataillons 
nicht,  sondern  drang  in  die  Dragoner  und  jagte  sie  mit  Zurücklassung  einer  ihrer 
Standarten  und  mit   solchem  Verluste  in  die  Flucht,  dass  sie  diesen  Tag  nicht 
mehr  auf  dem  Schlachtfelde  erschienen.  Diese  Attaque,  welche  zu  dem  glücklichen 
Ausgange  der  Affaire  viel  beitrug,  gewähi-te  neben  dem  Vortheile,  dass  unsere  Infan- 
terie gerettet  wurde,  noch  den  besonderen,  dass  der  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst 
zu  Schwarzen berg  (welcher  mit  einer  Cavalleric- Abtheilung  im  Rücken  des 
Feindes  detachirt  war)  gesichert  und  ^Jessen  Vorhaben  so  wie  die  Behauptung 
seiner  bereits  errungenen  Vortheile  erleichtert  wurde. 

Auf  dem  Rückzüge  des  Feldmarschall-Lieutenants  Baron  Werne  ck  nach  Tier- 
brechtingen,  folgte  Rousseles  mit  zwei  Divisionen  als  Nachtrab  der  Colonnc  und 
wurde  durch  den  Drang  der  Umstände  bcmüssiget,  sich  auf  einem  sehr  durch* 
ßchnlttenen  Terrain  zur  Aufnahme  der  geworfenen  Nachhut  aufzustellen*  Da  in  Folge 
der  Bodenverhältnisse  kein  nachdrucksamer  Widerstand  geleistet  werden  konnte 
und  der  tapfere  Officicr  von  Infanterie  ganz  cntblosst  war,  so  zog  er  sich  fechtend 
zurück;  allein  der  Feind  verfolgte  ihn  mit  Ungestüm.  Die  Unordnung  fing  schon 
an  allgemeiner  zu  werden,  als  Rousseles,  nachdem  er  schon  mehrere  Mittel 
vergebens  angewendet  hatte  den  lästigen  Verfolger  aufzuhalten,  den  Augenbhck 
ersah,  wie  der  Feind  eben  beabsichtigte  sieh  einer  von  uns  verlassenen  Kanone 
zu  bemeistern.  Diesen  Umstand  benutzte  er  vortrefflich,  eiferte  seine  Reiter  an, 
sammelte  mehrere  derselben,  jagte  dem  Feinde  die  Kanone  wieder  ab  und  erreichte 
das  angestrebte  Ziel,  da  der  Colonne  ein  ruhigerer  Rückzug  ermöglicht  wurde* 


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Fcldmarschall^LieutenantWerneck  war  bald  darauf  am  17,Üctobcr  zurCapi- 
miition  aut'gcfordcrt  worden  und  hatte  den  Oberst-Lieutenant  Ilousseles  mit  zwei 
Kmioaen  detacbirt^  um  auszuktindacliaften ,  ob  das  Armeecorps  wirklicli  eingc- 
•eUiMBieii  «ei.  In  seiner  Abwesenheit  wurde  indess  die  Capitulation  unterzeichnet, 
lOiifobmld  ihm  hierüber  bestimmte  Nachrichten  zuüfekonmien  waren^  faaste  er  den 
EotBeUass  sich  mit  seinen  Reitern  nach  Eger  durchzuschlag^en.  Gänzlicli  abgesclinit- 
IfAVOD  der  Abtheilung  des  Erzherzogs  Ferdinand,  wälilte  ßousseles  deiiWeg 
durch  das  Anspachische,  und  obschon  mehrere  Orte,  welche  er  passiren  musste,  von 
fca  FramoMifi  besetzt  waren,  so  brachte  doch  den  unerschrockenen  Officier  nichts 
«QQ  dem  Wagtüss  ab,  die  Truppe  zu  retten.  Mit  grosser  Ausdauer  legte  er  eine 
Sfewtke  von  mehr  als  50  Meilen  zurück,  und  es  gelang  ihm  durch  Vorsicht  und 
niljgkeit  diese  «wei  Divisionen,  eine  Abtheilung  von  IIohenlohe-Dragoncr,  dann 
fM  Mftck-  und  Erzherzog  Franz-Kürassleren  von  Bopfingen  nach  Eger  in  Sicher- 
kot tu  bringen. 

Im  Jahre  1809  zeichnete iäich  Rousseles  vorerst  im  Treffen  bei  Eckmühl 
m  SS«  April  aus.  Nachdem  das  4.  Corps  dem  überlegenen  Feinde  weichen  miisste, 
&akm  die  Brigade  Schneller,  Kürassier-Regimenter  Kaiser  und  Go  ttesheim, 
vorwärts  Eglofsheini,  um  die  Cavallerie-llegimenter  dieses  Corps  zu  un- 
Es  waren  dies  Vincent-Chcvauxlegers,  Stipsicz-  und  zwei  Schwadronen 
EnlMimg  Ferdinand -Husaren,  im  Ganzen  kaum    2000  Mann,  wclclie  17  feind* 

»fiogimeutern  (über  l0,00ü  Mann),  die  sich  um  7  Uhr  Abends  mit  zahlreichen 
entwickelten,  Stand  halten  sollten.  Die  Abenddämmerung  trat  eben 
f»  als  Oberst  ßousseles  mit  seinem  Regimente  auf  die  zuerst  aufmarschirten 
fandikcbep  Reiter  einen  kraftvollen  Angriff  führte.  Diese  erwarteten  ihn  stehen- 
iilf^tttea  und  empfingen  unsere  Kürassiere  mit  einer  Salve  ihrer  Feuerwatfen, 
mimB  andere  feindliche  Schaaren,  welche  die  Attacjue- Fronten  Rousseics* 
ao  bddeo  äeiten  überragten,  sich  seinem  Regixncnte  in  beide  Flanken  warfen  und 
HB  Rttckiuge  nüthigten.  Vorgebens  waren  die  Versuche  der  anderen  Regimeriter 
Reniselei'  Reiter  zu  degagiren;  sie  alle  mussten  dem  Feinde  weichen  und  fanden 
iffit  ta  dem  glänzenden  Angritie  des  General -Majors  Bersina  von  Siegent hal 
(••  4)  tlalL  —  In  der  Schlacht  bei  A  sp  ern  führte  Rousseles  mit  dem  Regimentc 
■Arwft  sehr  gelungene  Attaquen  aus  und  förderte  den  Sieg  der  kaiserlichen  Waf- 
hft  ia  M  alugezeichneter  Weise,  dass  der  Generalissimus  auf  Ancmpfeblung  des 
«wileo  foo  Liecbtoustein  den  entschlossenen  Obersten  mit  dem  Comman- 
dftirkreuae  «chmUckte. 

Ei  war  am  ersten  Schlachttage  als  gleichzeitig  mit  dem  Angriffe  der  franzö- 
MicD  Bejtermaasen  auf  das  Centrum,  auch  der  rechte  Flügel  unserer  vierten 
MJoaao  bedroht  wurde.  Die  Eisenmänner  stürzten  sich  auf  die  von  den  Regimen- 
(^raEnbenog  Ludwig,  Czatorisky  und  Coburg  gebildeten  Massen,  deren 
feco  Ilaltuo^  *ie  aber  zu  erschüttern  nicht  vermochtea.  Rousseles  warf  sich  den 


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Franzosen  jedesmal,  so  oft  sie  nahten,  beherzt  entgegen  und  trieb  sie  zurück; 
dreimal  wiedcrliolten  sie  ilire  ÄßgrifFej  konnten  aber  unsere  Infanteriemaasen  nicht 
berühren,  da  Rousseles  stets  zum  Gegenangriffe  schritt  und  die  Versuche  —  M 
von  Kaiser  N«ipoleon  in  eigenej'  Person  geleitet  —  vereitelte.  Als  nun  der 
General  der  Cavallerie  Fürst  Lieehtenstein  den  Weichenden  nachsetzen  Hess, 
war  der  tapfere  Oberst  an  der  Spitze  seiner  Kürassiere  unermüdet,  dem  Feinde 
Abbruch  zu  thun  und  ihm  viele  Gefangene  abzujagen. 

In  Folge  des  Wiener  Friedens  musste  dieser  für  die  Waffenehre  Österreichs 
in  so  vielen  Gelegenheiten  thätig  gewesene  ausgezeichnete  Officier  zu  Ende  Mai 
1811  als  geborner  Altfranzose  unsere  Dienste  verlassen,  nahm  in  seiner  Ileimath 
eine  Anstellung,  rückte  zum  General -Lieutenant  vor  und  verschied  im  80.  Le^ 
bensjahre, 

MESKO  von  Felso-Kubiny,  Joseph,  Fei doiarschall -Lieutenant,  einer  der 
tapfersten  OffieierOj  der  in  den  Kriegen  gegen  Frankreich  vom  Rittmeister  bis  zum 
Feldmarschall-Lieutenant  zumeist  auf  dem  Schlacbtfelde  die  Grade  sich  erworben 
hatte.  In  ErdiVTarcsa  in  Ungarn  geboren»  trat  Mesko  iin  22*  Lebensjahre  als 
Cadet  bei  Wurmser-Husaren  ein,  und  wohnte  den  Feldzügen  gegen  die  Pforte  als 
LTnterlieutenantj  jenem  gegen  Frankreich  als  Rittmeister  bei.  Der  gelungene  Über- 
fall auf  eine  feindliche  Abtheilung  bei  Furnes  (1.  Juni  1793)  wo  er  2  Officierc 
und  25  Mann  gefangen  nahm ,  war  seine  erste  erhebliche  Waffenthat ,  der  bis  zum 
LunoviUer  Frieden  viele  andere  und  die  ausgezeichnetsten  im  Jahre  1800,  da  er 
bereits  Major  im  7.  Husaren-Regimente  war,  folgten*  M 

Major  Mesko  hatte  sich  alsVorposten-Commandant  imSusaer-Thale  voll-' 
ständige  Kenntniss  von  der  Starke  und  Stellung  des  sehr  stark  befestigten  ihm 
gegenüberstehenden  feindlichen  Postens  Mont  Cenis  verschafft,  und  machte 
dem  Corps-Commandanten  Feldmarschall-Lieutenant  Keim  den  Vorschlag,  diesen 
angreifen  und  aufheben  zu  dürfen.  Den  Plan  billigend,  ertheilte  ihm  der  General 
zugleich  die  Weisung  zu  Gunsten  der  Operationen  der  Armee,  die  zur  selben  Zeit 
gegen  Genua  und  die  Rivlera  vorgerückt  war^  den  Mont  Cenis  anzugreifen,  wodurch 
eine  ernstliche  Demonstration  gegen  Sa  voyen  erzielt  werden  sollte,  Mesko  brach  am 
6.  April  1800  Nachts  um  12  Uhr  mit  8  Compagnien  Infanterie  von  Susa  auf,  nahm 
den  Weg  über  den  Col  d'esealiera  und  den  kleinen  Mont  Cenis  und  erreichte  nach 
einem  siebenzehnstündigen  überaus  beschwerlichen  Gebirgsmarsche,  immer  im  tief- 
sten Schnee  watend  und  die  steilsten  Berge  und  Felsen  erkletternd,  die  Hochebene 
des  kleinen  Mont  Cenis.  Hier  liess  der  wackere  Major  die  Truppen  fünf  Stunden 
ruhen,  brach  am  7*  um  11  Uhr  Nachts  wieder  auf,  setzte  den  Marsch  durch  das 
Gebirge  fort  und  erschien  am  8.  mit  Tagesanbruch  auf  dem  grossen  Mont  Cenis^ 
beziehungsweise  im  Rücken  der  feindlichen  Verschanzungen  mit  solcher  Vorsicht, 
dass  ihn  der  Feind  erst  bemerkt  hatte j  als  Mesko  bereits  auf  seine  Batterie  und 


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CAdtonlningen  losstürmte.  Die  Franzosen  wurden  in  ihrer  Stellung  voUkonmien 
Sbcrfalk»n,  und  in  einer  halben  Stunde  hatte  sich  Mesko  des  grossen  Mo nt  Cenis 
ml  liier  Verschanzungen  ohne  Verlust  eines  einzigenMannos  bemeistert. 
Aüo  fcindlieheu  Werke  auf  diesem  Berge  mit  18  Kanonen,  340  Gefangene  und 
rieie  Gewehre,  Munition  und  Mundvorrathc  fielen  in  seine  Hände  ^  worauf  er  den 
Fmi  bis  Modaue  in  Savoycn  %^crfolgte,  bei  welcher  Gelegcnlieit  äich  die  feind- 
Edlen  Generale  le  Val  et  te  und  D  avin  nur  mit  Mühe  und  zu  Fuss  retten  konnten* 
Xosko  hielt  den  Mont  Ceuis  so  lange  besetzt,  bis  er  das  erbeutete  Geschütz  ^  die 
GewohrOy  Munition  und  Mundvorrüthe  nach  Turin  schaifcn  und  alle  Verschanzun- 
storen  konnte.  In  der  Vermuthuug,  dass  er  sich  mit  dem  grossteo  Theilc 
•Truppe  auf  dem  Mont  Cenis  und  in  Savoyen  noch  befinde,  griff  ihn  der 
KfiBionB- General  Turreau  am  IL  April  mit  3000  Mami  bei  Exiles  an;  der 
Kunpf  war  sehr  hitzig,  aber  der  wackere  Mesko  schlug  Turreau  mit  Verlust 
mnm  Adjutanten  Ulamoud  und  17ü  Mann  zurück. 

Alu  18.  Mai  wagte  dieser  General  einen  zweiten  Angritf',  wurde  aber  neuer- 
Jbigi  bewältiget.  Da  aber  Turreau  den  gemessenen  Befehl  hatte  zu  Gunsten  der 
O^entioiiQti  der  Armee  Bouap arte's,  die  damals  bei  Ivrea  erschien,  Alles  anzu- 
wtuäaii  um  bei  Susa  durchzubrechen,  so  hatte  ei"  von  Fcneati'elles,  Brian^on  und 
itt  anliegeuden  Gegend  die  disponiblen  Truppen  an  sich  gezogen  und  eine  Stärke 
IM  4500  iSjum  erreicht.  Mesko'^  Detachemeiit,  mit  Einrechnung  der  Cavallerie, 
■odiie  2500  Köpfe  betragen  haben.  Turreau's  Angriff  auf  Susa  erfolgte  am 
32.  Hfti  mii  Tagesanbruch,  und  sofort  entspann  sieh  ein  eben  so  lobhaftes  als 
U«tig«8  Gefecht.  Der  unerschrockene  Major  vertheidigte  seine  Position  bis  zur  ein- 
lt?d»eiitlcn  Nacht  und  zog  sicli  endlich  nach  Avigüano  zurück.  An  diesem  Tage 
Turreau  an  Todten  und  Verwundeten  1200  Mann,  %voruntcr  sehr  viele 
e.  Am  26.  Mai,  am  2.  und  4.  Juni  gritfen  die  Franzosen  die  löwcnkühuen 
Rottren  bei  A  v^igliauo  und  später  bei  St  Ambrosia  nochmals  an  ,  und  da  sie 
den  Durebbroch  um  jeden  Preis  durchsetzen  wollten,  so  waren  alle  Gefechte  blutig, 
aber  an  der  Ausdauer  unserer  Truppen.  Die  Franzosen  hatten  in  diesen 
22  Oflficiere  und  700  M^mn  an  Getangenen  eingebiisst ,  und  einen  so 
leu  Ahgaag  an  Todten,  Verwundeten  und  Gefangenen  erlitten,  dass  sie 
lieh  ihr  Vorhaben  aufgeben  mussten,  zumal  die  Division  Turreau  bis  auf 
herabgeschmolzen  war*  Dieses  überaus  tapfere  Benehmen  Mos ko*s 
^■ipiAireli  daa  Capitel  im  Jahre  1801  mit  dem  Kitterkreuze  belohnt. 

SdiOD  friÜier  war  er  zweimal,  immer  vergeblichj  um  diese  Auszeichnung  ein- 
pmkritlmi  im  JAhrc  1797,  da  er  sich  als  Rittmeister  bei  Blankenstcin-Husaren 
IB  Jen  TreiTeti  von  Eircheip,  besonders  aber  bei  Amberg  1796  ausgezeichnet 
hat,  mß  t's  Feldmarschall-LieutenaDt  Raron  Krav,  der  ihn  in  seinen  Ilelatjo- 
m  oamentljch  aufgeführt  und  auch  nachträglich  zu  einer  Belohnung  oder  Beför- 
icrvn^  incmpfohlen  hatte,  bestätigte;  dann  im  Jahre  1799,  wo  er  als  Major  nicht 

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weniger  als  vier  erhebliche Thaten  aufzuweisen  hatte,  und  zwar  aus  der  Schlacht  von 
Verona,  bei  der  Einnahme  der  Stadt  und  Citadelle  von  Casale,  hei  der  Ein- 
nahme der  Stadt  Turin^  hei  dem  Entsätze  der  belagerten  Festung  Ceva  und  vor 
der  Festung CuneOj  so  wie  über  die  wiederholt  im  S usaer  Thale  geleisteten  wich- 
tigen Dienste.  Indes«  fand  der  brave  Soldat  in  der  Beförderung  zum  Obersten  im 
IlegimentOt  welche  im  November  180ü  und  nur  zwei  Monate  nach  seiner  Ernen- 
nung zum  Oberst-Lieutenant  erfolgte,  die  beruhigende  Überzeugungj  dass  seine 
ausgezeichneten  Handlungen  nicht  vergessen  wurden,  und  so  war  er  auch  im  Jahre 
1805  in  der  obern  Steiermark  bemülit,  die  ihm  zu  Theil  gewordene  Aufgabe  eines 
detachirten  Commandanten  nach  Möglichkeit  zu  leisen. 

Im  Juni  1808  zum  General-Major  befördert,  diente  Mesko  im  Jahre  1809  als 
Brigadier  bei  der  ungarischen  In  surrections- Armee  und  erwarb  sich  um  die  Auf-  ■ 
Stellung  derselben  grosse  Verdienste.  Nach  der  verlorenen  Schlacht  bei  Raab 
(14.  Juni)  wurde  er  mit  5000  Mann  und  10  Geschützen  in  den  Verschanzungen 
zwischen  der  Raab  und  Raabnitz  ganz  abgeschnitten j  und  in  den  folgenden  zwei 
Tagen  bei  Szill  und  Kts-Sz<^l  vom  Feinde  wiederholt  angegriifen.  Aber  nicht  allein 
dass  er  diese  Angriffe  muthig  zurückschlug,  dem  Feinde  7  OfBciere  und  300  Mann 
als  Gefangene  abnahm,  er  hatte  auch  sein  Corps,  und  am  16.  Juni  bei  Kis-Sz^l 
36  kaiserliehe  Officiere  und  gegen  500  Mann,  welche  bei  Raab  gefangen  an  eben 
diesem  Tage  Ivis-Szel  passiren  sollten,  aus  der  Ciefangenschaft  befreit* 

Seine  Majestät  der  Kaiser  lohnte  diese That  durch  Allerhöchste  Entschliesaung 
vom  25.  August  mit  dem  Commandeurkreuze. 

Das  Jahr  1813  rief  den  im  April  zum  FeldmarschaU-Lieutenßnt  beförderten 
erfahrenen  Krieger  nochmals,  wenn  auch  auf  kurze  Zeit  unter  die  Watfen,  In 
Klenau's  Corps  erhielt  er  das  Commando  einer  Division;  die  Sehlacht  bei  Dres- 
den war  für  ihn  verhängnissvoll.  Beim  Schon  engrund  von  der  ganzen  Reiterei 
Latour*Maubourg's  und  mit  40  Kanonen  angegriffen,  leistete  er  mit  seiner 
Truppe  heldenmüthigen  Widerstand^  wurde  aber  trotz  aller  Anstrengungen  von 
dem  vielfach  überlegenen  Feinde  geworfen,  verwundet  und  gefangen. 

Nach  der  Ranzionirung  trat  Mesko  im  September  1814  in  den  Ruhestand, 
und  zog  sich  nach  Güns^  wo  er  in  der  abgewichenen  Friedensepoche  als  Brigadier 
gestanden.  Dort  ereilte  ihn  der  Tod  schon  am  29.  August  1815  im  58.  Lebensjahre. 


Kienmater ;  Michael  Freiherr  von,  General  der  Cavallerie,  geheimer  Rath, 
Inhaber  des  8.  Husaren-Regiments,  war  zu  Wien  am  17.  Jänner  1755  geboren  und 
trat  am  L  Octoher  1774  als  Cadet  bei  dem  26.  Infanterie -Reginiente  Puebla 
in  die  Reihen  der  österreichischen  Armee.  Im  März  des  folgenden  Jahres  war  er 
schon  Lieutenant  bei  dem  reducirten  Dragoner-Regimente  Jung-Modena,  und  im 
Jänner  1778  zweiter  Rittmeister  im  10.  Husaren -Regimente  Earco.  Hier  machte 
er  die  Feldzüge  1778  und  1779  gegen  Preussen  mit,  in  \relch'  letzterem  Jahre  er 


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im  18.  JjüiQer  bei  der  Eroberung;  des  Blockliauses  von  Oberschwedeidorf  auf  dem 
ScUmehtfclde  zum  ersten  Uittmeister  ernannt  wurde, 

Is  dem  1788  ausgebrocbenen  Kriege  go^^^n  die  Pforte  fand  Kien raay  er  die 

.•rwäii»cbte  Gcicgenbeit,  seine  Tapferkeit  und  railitürischen  Talente  glänzen  zu 

liceeii.  Als  die  Türken  von  Chotym  vorrückten  und  am  24.  April  1788  sowohl 

den  Po&tea  Bohatyn,  als  den  Verliau,  welcher  die  rückwärts  liegende  Bergkuppe 

beiPojana  Losi  umschloss,  angriffen,  konnten  die  aufgestellten  Piquete^  zusammen 

40  Mann  starke  den  anstürmenden  Muselmännern  (2000  zu  Fuss  und  zu  Pferde) 

oam^glich  widersteben  und  waren   in   Gefahr,    denselben   mit   der  beihabemien 

Eioocie  in  die  Hände  zu  fallen.  Da  erschien  Rittmeister  Kienmayer,  welcher 

eleu  mit  einem  Officier,  einem  Corporal  und  12  Husaren  von  einem  Kundscliafts- 

lUle  ÄOrückkehrte;   es  gelang  ihm,    die  zerstreuten  Infanterie- Piquete  zu  sam- 

aitbi  und  der  Art  zum  Widerstände  zu  begeistern,  dass  der  überlegene  Feind 

j&direre  Male  über  den  steilen  Berg  geworfen  wurde.  Endlich  siegte  jedoch  die 

Ubttmacht  und  umzingelte    das  tapfere   kleine   Häuflein  von  allen  Seiten.    Nun 

ent  belaU  Kienmayer  den  Rückzug,  während  welchem  er  durch  wiederholte 

AtUqtien  mit  den  wenigen  Husaren  die  Türken  von  der  Verfolgung  abhielt  und 

llmcDtliebe  Infanterie-Piquete  mit  der  Kanone  glücklieb  zu  der  aus  2  Compagnien 

UeTenhUlier- Infanterie  Nr.    12   liestelienden  Haupttruppe    brachte.     Diese   for- 

nirim  ein  Catt^,  in  vrelehes  sieb  Kien  raay  er  mit  seinen  Husaren  begab,  dcnen^ 

•0  wie  iKm,  alle  Pferde  getödtet  oder  verwundet  worden  waren.    Kienmayer 

focht  XU  Fu*s  mit  dem  Säbel  in  der  Faust  und  bewirkte  vereint  mit  den  Haupt- 

Kiein  und  Borvitz  (s.  d.),   dass  die  Türken  nach  einem  zweistündigen 

aden  Kampfe  den  Rückzug  antreten  und  von  dem  beabsichtigten  Einfalle  in 

Bukowina  abstehen  mussten.  Wälirend  der  Cernirung  von  Chotym  wurde 

Kieomayer  mit  50  Husaren  und  50  Jägern  auf  das  linke  Ufer  des  Dniester 

lert,  mn  die  Türken  zu  verhindern,  sich  wie  bisher  aus  dem  Gebiete  dos  Frei* 

Polen  mit  Lebensmitteln  zu  versorgen.    Kienmayor  streifte  zu  diesem 

Cwtcke  von  Zwaniec  längs  dem  Flusse  abwärts  bis  Hrinczok,  zerstörte  am  31,  Mai 

I  »argefundenen  ScbWFe  und  fasste  im  Walde  Raskow  hinter  dem  Dorfe  Braha, 

nwelcKem  seine  Vorwacheo  versteckt  waren,  Stellung.  General  der  Cavallerie 

iJhmM  Coburg  hatte  zur  Verbindung  mit  den  auf  dem  linken  Dniester-Ufer  stehen- 

^Tmppen  bei  Prehodorek  eine  Schiffbrücke  schlagen  lassen.  Der  im  Gebirge 

liKhinoUeoe  Schnee  schwellte  zu  dieser  Zeit  plötzlich  alle  Gewässer.  Am  Morgen 

Im  J4,  Juni  trieben  drei  Flösse  mit  aller  Gewalt  an  die  Schiffbrücke,  so  dass  sie 

FlB  Ivel  Tbeile  risä.  Den  kleineren  Theil  rettete  Hauptmann  llohenbruck  mit 

in  Fdotooieren  an  das  linke  Ufer,  den  grösseren  aber  fingen  die  Türken  bei  Cho- 

fjnattf  imd  begannen  ihn  am  rechten  Ufer  zu  befestigen.  Auf  die  Meldung  bier- 

tOB  eilte  Kienmayer  mit  15  Jägern  und  19  Husaren  an  das  Ufer,  drang  mit  der 

Xaamchaft  bis  an  den  halben  Leib  Ins  Wasser  und  binderte  durch  ein  heftiges 

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I 


Fouer  die  Türken  an  der  Befestigung  der  Seh iJTb rücke,  welche  nun  von  dem  Flusse 
weiter  fortgeführt  wurde,  Kienmayer  folgte  derselben  auf  dem  linken,  einige 
hundert  Türken  unter  stiitem  Plänkeln  auf  dem  rechton  Ufer,  bis  endlich  LctztcroÄ 
bei  Baraban  ihre  Absicht  aufgaben  und  nach  Cbotym  zurückkehrten.  Mit  Hülfe™ 
eines  des  Schwimraens  kundigen  Husaren  und  der  in  Eile  zusammengebrachten 
Bauern  gelang  es,  die  Brücke  gerade  bei  MalinofcÄe,  wo  das  erwartete  russische! 
Hülfscorps  den  Dniester  überschreiten  sollte,  an  das  linke  Ufer  zu  bringen. 

Während  der  Bclagei-ung  vonChotyni  bestandKienmayer  einige  glückliche 
Scharmützel  mit  den  Türken  und  vereitelte  stets  ihre  Absicht,  auf  dem  linken 
Dniester-Ufer  Lebensmittel  einzutreiben. 

Im  November  1788  wurde  Kienmayer  in  Anerkennung  der  geleisteten 
vorzüglichen  Dienste  zum  Major  befördert.  Als  die  österreichisch -russische  ArmoeA 
1789  zur  Schlacht    bei    Fokschan    vorrückte,    erwarb  sich  Kienmaver   am 
31.  Juli  in  dem  Gefechte  mit  den  Türken  durch  Eroberung  ihres  Lagers  und  Ver- 
folgimg derselben  bis  über  den  Putua-Fluss,  so  wie  in  der  Schlacht  am  1.  August 
neue  Lorbern ^  und  rückte  zum  Oberst-Lieutenant  vor*    Auch  in  der  Schlacht  bei 
Martinostje  am  22,  September  trug  Kienmayer  durch  heldenraüthiges Beispiel 
wesentlich  zum  Siege  bei  und  wurde  vom  General  der  Cavallerie  Prinzen  Coburg 
mit  der  Relation  über  diese  Schlacht  an  Jen  Kaiser  nach  Wien  gesendet,  welcher 
ihn  mit  einem  kostbaren  liinge  beschenkte-  Am  26.  Oetober  wieder  bei  der  Armee 
eingetrofien,  führte  Kienmayer  bei  der  Vorrückung  in  die  Walachei  die  Avant- 
garde und  besetzte  am  9.  November  die  Hauptstadt  Bukurcstj  welche  von  den 
Türken  ohne  Kampf  geräumt  ivurdc.  Um  das  Land  gegen  Gyurgewo,  in  welcho^ 
Festung  die  Türken  ihren  Rückzug  genommen  hatten,  zu  recognosciren ,  wurdi 
Kienmayer  am  12.  November  mit  300  Husaren,  500  Arnauten  und  2  Kanone] 
von  Kalagureny  dahin  entsendet.  Unterwegs  erfuhr  er,  dass  der  Woiwode,  der 
Gyurgewoor  Raja  Jussuff  Pascha,   sich  in  dem  eine  Meile  von  der  Festung 
gelegenen   Dorfe   Onyak  aufhalte,    um  Lebensmittel   für  dieselbe  einzutreiben. 
Kicnmaycr  fasste  sogleich  den  Entschluss  den  Woiwoden  aufzuheben,  schlich 
sich  zu  Fuss  in  Begleitung  des  Arnauten-Majors  und  zweier  OfBciere  von  Barco- 
Husaren  bis  nahe  an  das  Dorf,  um  sich  die  ürtliehkeit  genau  zu  besehen,  und  ent- 
warf sodann  den  Plan  zum  Überfalle,  w^elcher  bei  eintretender  Dämmerung  mit  saj| 
gutem  Erfolge  ausgeführt  ^vurde,  dass  Jussuff  Pascha  nebst  mehreren  Türken^ 
gefangen  und  über  2000  Stück  Schlachtvieh  und  Pferde  erbeutet  wurden.   Der 
Lohn   für  seine   tapferen  Thaten   in  den   letzten  zwei  Feldzügen   war  seine  im 
November  erfolgte  Beförderung  zum  Obersten  bei  Leveneur-CheTauxlegers  (nun 
4*  Dragoner  *  Regiment)    und   die  Vorlei hung    des  T  h  e  r  c  s  i  e  n  -  K  r  e  u  z  e  s    am 
21.  December  desselben  Jahres.  Suworow,  oftmals  Zeuge  seines  Ileldennuithe-s, 
bewies  ihm  durch  mehrere  Briefe  seine  hohe  Achtung  und  Theiloahme  an  den  ihm 
gewordenen  Auszeichnungen. 


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lux  October  1793  wiirileKienmayer  zu  deni  10,  Huöareii-Retrimeiite  trans- 

fcirtf  in  desj^en  Reihen  er  dureli  seine  Ileldcnthatcu  unvergessüeh  wurde.  Feld- 

Urscliall  Prinz  Coburia:,  \YeIeher  ihn  hn  Türkerdvrie^''e  kennen  ^^elernt  hatte, 

fachte  eigens  um  diese  Übersetzung  an.  Im  Feldzuge  1794  in  den  Niederlanden 

iiu- Kien may er  bei  dem  Corps  des  Feldzeugmeisters  Gi^afcn  Kaunitz  einge- 

tkcill  und  zeiehriete  sich  als  Comniandant  der  Avantgarde  am  23.  April  in  dem 

Cefecktc  bei  Solre  leChateau,  dann  am  13.  Mai  in  jenem  von  Kouvroy  riibni- 

Bdist  stxiBy  in  welch'  letzterem  sein  külmer  AngrifF  mit  6  Öch^vadronen  die  bei  60Ü(J 

Kiiui  starke  franzüsisehe  Colonne  zum  eihgen  Ivüekzugc  über  die  Sambre  bewog. 

Am  28.  April   1794  erfolgte  seine  Ernennung  zum  General-Major  ausser 

feTour ;  als  Commandant  eines  Theiles  der  Vorposten  der  Hauptarmec  leistete 

CT  eowolil  in  diesem,  als  iu  den  folgenden  FeldzügeJi  am  Rhein  und  in  Deutschland 

Jb  widiligsteu  Dienste,   insbesondere  am    17.  August  1796  in  dem  Treffen  bei 

ingsb  arg  in  der  Oberpfalz  durch  wiederholte  kräftige  Cavallcrie-Attaquenj  ferner 

im  -L  September  1796,  wo  er  mit   dem  Regimcnte  Kaiser-Husaren  ein  grosses 

ftiiidllGbcs  Magajsin  in  Wertldjeim,  und  bei  Freudenberg  am  Main  10  feindliche 

Sebifle  mit  60  Kanonen  und  340  Pulvert  assern  erbeutele.  Dessgleichen  nahm  er 

fai  liiiligsten  und  rühmlichsten  Anthcil  an  den  Schlachten  bei  Ostcrach  und 

Stockacli|  beliauptete  am  22,  Mai  1799  mit  einer  geringen  Truppenzahl  das  Dorf 

Hettliogcn  in  der  Sehw^eiz  gegen  die  Aviederliolten  wlithcndcii  iVngritiej  welche 

die  Franzosen  mit  sechsfacher  Übermacht  unternahmen^  und  brachte  ihnen  einen 

licdenieoden  Verlust  an  Todten  und  Verwundeten  bei.  Zwei  Tage  darnach  (am 

31  Mai)  wurden  die  vom  General -Major  Kien  m  ay  er  bcfeMigtcn  leiehten  Truppen 

^  ATintgarde  (2%  Bataillone  und  8  Schwadronen),  welche  hinter  derTöss  aulge- 

ttdlt  Waren  und  die  Dörfer  Berg,  Buch,  IIiinicken,Esch,  Iletrtlingen  und  Jlehngarten 

W«ct2t  hielten,  von  den  Franzosen  unter  General  Paillard  angcgrilTem  Muthvoll 

^^iinlen  die  mit  Ungestüm  unternommenen  Stürme  der  Franzosen  auf  die  Dörfci' 

Eidi,  ntlniekcn  und  Ilettlingen  abgeschlagen,  als  Kienmayer  mn  8  Uhr  Morgens 

&  Karhricht  erhielt ,  dass  er  in  Gefahr  sei  von  der  Brücke  über  die  Tbur  bei 

Aniklfingcn,  »einer  einzigen  Rückzugslinic,  abgeschnitten  zu  werden.  Er  verliess 

ö«i!  dii»  vertheidigten  Ortschaften  und  bewirkte  den  Rückzug  auf  die  Ilulie  von 

AiMifdfjngen  in  bester  Ordnung,  indess  das  Husaren-Regiment  Mcszaros  mit 

'^m  CaTallerie-Geschiitz  auf  den  mit  Ungestüm  nachdrUngcnden,  weit  überlegenen 

f^i  mehrere  gelungene  Attaf|uen  ausführte.  Kaum  lici  Andeltingen  angelangt, 

Wtina  Kienmnycr   von  dem  General  Piacsek,  welcher  mit  10  Compagnlen 

wj  einigen  AblhcUungen  Grcnz*Husaren  zwischen  Altikon  und  I'syn  gestanden 

^  die  Meldung,  dass  er,  ebenfalls  mit  überlegener  Macht  angegrifien,  gezwun- 

toK%  «ich  nach  Andelfingen  zu  werfen.  T^ni  den  Truppen  des  Generals  Piacsek 

Zeil  SQ  lassen^  die  Thur-Brücke  zu  erreichen,  leistete  Ki  enni  ay  er  auf  den  liehen 

TvvrwIErU  Andelfingen  durch  zvrei  Stunden  den  heldenmüthig?^ten  Widerstand;  doeli 


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als  beinahe  alle  seine  Geschütze  demontirt  warerij  Hess  er  das  Geschütz  und  den 
grössten  Tlieil  seiner  Truppen  durch  die  Stadt  und  über  die  Brücke  zurückgehen 
und  deckte  dessen  Rüekzugj  Indem  er  das  obere  Thor  von  Andelfingen  mit  50  Mann 
(von  Wenkheim  Infanterie  und  Tirol  er- Schützen)  und  einem  Zuge  Husaren  per- 
sönlich vertheidigte.  Mittlerwelle  drangen  die  Franzosen  durch  die  rückwärtigen 
Gärten  theils  gegen,  theUs  über  die  Brücke  und  bemächtigten  sich  derselben,  80 
dass  die  in  Andelüngen  zui'uckgehli ebenen  Österreicher  gänzlich  abgeschnitten 
waren.  Kienmayer,  dem  sich  ein  von  der  Brigade  Pi a es ek  abgedrängter  Zug 
Grenz -Husaren  angeschlossen  hatte,  verliess  nun  das  Thor,  um  die  Brücke  zu 
erreichen*  Der  grösste  Theil  des  Fussvolkes  erreichte  sie  auehj  doch  Kienmayer, 
welcher  mit  den  2  Zügen  Husaren  folgte,  wurde  auf  halbem  Wege  von  meh- 
reren ihm  entgegenstürzenden  Schw^adronen  Chasseurs  angegriffen,  während  durch 
das  eben  verlassene  Thor  zahheiche  feindliche  Ti uppcn  ihm  auf  dem  Fusse  nach- 
folgten. Schnell  entschlossen,  wendet  er  sich  mit  seinen  Husaren  gegen  letztere, 
haut  sich  glücklich  durch  und  jagt  zu  eben  dem  Thore  hinaus,  wo  er  gekommen. 
Von  da  wendet  er  sich  links  gegen  die  Thnr^  allein  auch  hier  ist  das  Ufer  mit  feind- 
lichen Schützen  besetzt.  Vom  Feinde  heftig  verfolgt,  nirgends  eine  Aussicht  zur 
Rettmig  und  doch  schlechterdings  entschlossen,  sich  nicht  zu  ergeben,  begeisterte 
Kienmayer  seine  tapferen  Reiter  zum  Anaserordentlichen  und  stürzt  sich  mit 
seinem  Pferde  in  die  reissende  Tbur,  indess  seine  Husaren  an  anderen  Stellen 
diesem  heroLschen Beispiele  folgen.  In  dem  Augenblicke,  als  er  in  dicThur  springen 
wollte,  sah  er  sich  von  iranzösischen  Chasseurs  umringt;  doch  eine  seiner  Ordon- 
nanzen, Gemeiner  Fekete  von  Barco-Husaren ,  parirte  die  Säbelhiebe  und  ver- 
schaffte Kienmayer  Gelegenheit,  sein  Wagestück  auszuführen.  Glücklich  erreicht 
der  Muthigc  mit  50  Husaren  das  jenseitige  Ufer,  indess  30  theils  im  Flusse,  theik 
beim  Durchhauen  ihr  Leben  cinbüssen.  Unverletzt  ging  Kienmayer  aus  diesem 
heissen  Kampfe  hervor,  nur  sein  Pferd  wurde  verwundet.  Durch  die  am  jenseitigen 
Ufer  aufgeführten  Batterien,  so  wie  durch  den  Brand  der  Brücke  wurden  die  Fran- 
zosen vom  weiteren  Vordringen  abgehalten. 

Am  4,  September  1799  zum  Feldmarschall-Licutenant  befördert,  übernahm 
Kienmayer  das  Commando  einer  Division  bei  der  Armee  in  Deutiichland.  Im 
Feldzuge  1800  hatte  diese  Division  (8843  Mann,  3289  Pferde)  die  Bestimmung, 
ein  bei  Kehl  stehendes  französisches  Corps  zu  beobachten,  w^älirend  die  österrei- 
chische Hauptarmee  sich  noch  in  den  rückwärtigen  Cantonirungen  befand.  Am 
25.  April  von  16,000  Franzosen  unter  Anführung  des  Generals  St.  Suzanne 
angegriffen;  hatte  er  den  Befehl,  einem  ubei'legenen  Feinde  langsam  zu  welchen 
und  sich  keiner  Niederlage  auszusetzen,  diiher  zog  er  sich  unter  fortwährendem 
Kampfe  aus  der  ausgedehnten  Stellung  am  Rhein  bis  auf  die  Anhöhen  bei  dem 
Dorfe  Bühl  zurück,  wo  er  durch  den  hartnäckigsten  Widerstand  die  Franzosen 
nöthigte,  nach  einem  zwölfstündigen  Gefechte  gegen  OfTenburg  zu  weichen.  Mit  dem 


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rcrhältnissmäisig  geringen  Verluste  von  281  Mann  verschaffte  er  liiedurch  dorn 
"cl(l«eugmebter  Baron  Kray  die  uöthigc  Zeit,  die  Iliiuptarmce  in  dem  Lager  bei 
Donau -Esdiingen  zu  sammeln,  und  den  bedrohten  Corps  Unterstützung  zuzusen- 
den* An  den  weitern  Ereignissen  dieses  Feldzuges  nahm  Kienmayer  mit  gewohn- 
Br  t  msjcht  und  Tapferkeit  TheU,  erhielt  nach  dem  Friederissehlusse  zu  Lunevllle 
Militar-Commando  in  Troppau^  und   wurde  im  Jaimer  1802  zum  Inhaber  des 
}•  Husaren*Regiments  ernannt. 

In  dem  Kriege  1805  befehligte  Kienmayer  am  Lech  ein  selbstständlges 

Corps  roa  6200  Mann^  und  kam  nach  dem  Prcssburger  Frieden  als  Divisionär 

1  Olmiits,  später  nach  Fünfkirchen,  wo  er  bis  Ende  des  Jahres  1808  blieb.  Als 

Fl 809  aberiaals   der  Krieg  mit  Frankreich  entbrannte,   erhielt  der  General  das 

Comtiukiida  des  2.  Reservecorps,  In  der  Relation  über  die  Schlacht  bei  Asp  ern 

wurde  er  unter  den  Ausgezeichneten  genannt,    dann  am   18.  Juni   angewiesen, 

Commando  über  das  IL  z\rmeecorps  zu  übernehmen ,  welches  (9000  Mann, 

Pferde  stark)  Böhmen  decken  sollte.  Zu  diesem  Zwecke  war  General  Am 

lade   mit  5000  Mann  und  600  Pferden  in  Sachsen  eingerückt,  haJtte  Dresden 

ond  war  mit  einem  Theile  seiner  Truppen  im  JLirsche  gegen  Leipzig; 

Geoersl  Radirajevich    aber  hatte   mit  4000  Mann  und   200  Pferden  einen 

Strci&ug   ins  Baireuthische  unternommen.  Kienni  ay er  eilte  nach  Sachsen,  und 

'»m  27,  Juni  dem  General  Am  Ende  bei  Stauchwitz  im  vollen  Rückzuge  vor 

Könige  von  Westphalen^  Jcrome  Bonaparte,  welcher  mit  14,0(J0  Mann 

^md  3000  Pferden  Sachsen  zu  befreien  und  in  Böhmen  einzudringen  beabsichtigte* 

Er  bcx4>g  alfio  am  28.  die  vortheilhafte  Stellung  auf  der  Anhöhe  zwischen  N  o  s  sen 

imd    dem  Geller  Walde,   und  schlug  einen  Angriff  des  überlegenen  Feindes 

iO glücUicb  zurück,  dass  dessen  Yorrückung  einstweilen  eingestellt  werden  musste. 

Dl  jedodü  auch   von  Bamberg  aus,    wo  ein  französisches  Corps  unter  Junot 

ftftod,  Böhmen  bedroht   war,    so   liess  Kienmayer  den  General  Am  Ende 

mit  3  Bataillonen  und  2  Schwadronen  nach  Dresden  umkehren,  mit  der  Weisung, 

m  PaUc  eines  Ajigrifles   sich    hei  Gieshübel    oder  Petorswalde  in    den    Grenz- 

fibirgen  Böhmens  zu  behaupten  und  die  Strasse  nach  Thercslenstadt  zu  decken; 

IKtkfCsid  er  «elhst  mit  4  Bataillonen^  I  Schwadron,  dann  den  braunschweigischen  und 

liMiielien  Truppen  unter  dem  Herzoge  von  Braunschw^eig-Ols  (im  Ganzen  3500 

Mtiin,  501)  Pferde j  über  Chemnitz  nach  Plauen  rückte.  Hier  erhielt  er  am  4.  Juli  die 

I^Acliricht;  da&s  Junot  mit  8000  Mann  und  1200 Pferden  von  Bamberg  im  Anmar- 

•cbeBeJi  und  dASS  Jerome  Bon  aparte  j  durch  Kien  mayer's  Bewegung  nach 

PItiieii  getiüseht,  sich  begnügt  habe,  den  General  Am  Endo  aus  Dresden  zu  ver- 

«btngea,  ond  nun  über  Freiburg  und  Chemnitz  gegen  Zwickau  vorrückte,  um  sich 

mit  JoDOl  zu  vereinigen  und  dann  nach  Böhmen  vorzudringen.   Erfolgte  diese 

Vtrriiuguiig,  so  war  Kienmayer  viel  zu  schwach,  Böhmen  vor  einer  feindlichen 

Ifituioa  zu  schützen;  er  beschloss  aUo,  sich  in  Verbindung  mit  den  Truppen  des 


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Generals  Radi  vojovicli  zwischen  diesen  bei<len  feincHjehcn  Corps  zu  lieliauptcn,  . 
wenn  niüglicli  vereinzelt  zu  scLlagcn  und  ihre  Vereinigung  zu  hindern.  Am  6. 
setzte  er  seinen  Marsch  über  Flof  und  Ilolmhrccht  fort^  und  erreichte  am  8.  Mittags 
bei  Gefrecd  Radivojevieh,  w^elchen  er  im  Kampfe  mit  Juno t  fand,  ünge* 
achtet  dessen  Überlegenheit  anCavalleric  und  Gesektitz,  gingKienmay  er  sogleich 
zum  Angriffe  über ;  nach  einem  dreistündigen  heftigen  Gefechte  ward  J  u  n  o  t 
gew^orfen,  und  iioh  über  Baireuth  bis  nach  Amherg.  Der  General  Hess  ihn 
bis  über  Baireuth  hinaus  verfolgen  und  diese  Stadt  durch  unsere  Truppen  wieder  ■ 
besetzen.  Die  Resultate  dieses  Sieges  waren,  neben  einigen  lUÜ  Gcfangenenj  der 
Besitz  der  Provinz  Baireuth  und  eines  bedeutenden  Theiles  von  Franken^  welche 
Landstriche  llir  den  Unterhalt  der  Troppen  reiche  Hülfsquellenj  hauptsächlich  aber 
die  Müglichkeit  boten,  dem  Künige  vonWestphaienj  der  inKicninayer's  Kücken 
von  Dresden  gegen  Schleiz  vorrückte  j  ungehindert  entgegen  gehen  zu  können- 
Wirklich  lief  am  9.  Juli  die  Nachricht  ein^  dass  J er ome  Bonaparte  sich  im 
vollen  Marsche  von  Plauen  gegen  Hof  befinde.  Kienmayer  lioss  Baireuth  nur 
schwach  besetzt,  befahl  dem  General  Am  Ende  w^ieder  gegen  Dresden  vorzu* 
rücken,  marschirte  mit  seinem  Corps  gegen  Tlof,  und  griif  am  12.  den  König  von 
Westphalen  bei  P  lauen  an,  welcher,  durch  die  Kunde  von  Junot's  Niederlage 
eingeschüchtert  und  weil  er  sich  auf  seine  w^estphalischen  Truppen  nicht  ganz  ver- 
lassen konnte,  nach  einem  unbedeutenden  Gefechte  in  grösster  Eile  über  Schleiz 
und  JCahla  nach  Jena  abzog.  Die  Nachricht  von  dem  m  Znaim  geschlossenen  Waf- 
fenstillstände hemmte  die  ferneren  Operationen.  Kienmayer  hatte  mit  geringen 
Streitkräften  nicht  allein  Böhmen  vor  den  Drangsalen  des  Krieges  bewahrt,  sondern  M 
auch  einen  grossen  Theil  Baireuths  und  Sachsens  nebst  der  Lausitz,  Dresden 
und  das  Voigtland  in  Besitz  genommen.  Es  war  dieser  Kampf  der  letzte,  in  wel- 
chem er  das  Schwert,  so  oft  und  glorreich  geführt,  gezogen  hatte. 

Zum  Lohne  seiner  vielfältigen  Verdienste  wurde  er  am  3L  Juli  1809  zmn 
General  der  Cavallerie  beflirdert,  und  von  dem  Kurfljrsten  von  Hessen  mit  dem 
Grosskrcuzc  des  Löwen-  und  mit  dem  Militär- Verdienst-Orden  ausgezeichnet  Er  war 
dann  zum  ad  Latus  des  commandirenden  Generals  in  LTngarn,  und  am  25.  Deccm- 
ber  1809  zum  Inspector  der  Cavallerie  allda  ernannt.  Das  181U  abgehaltene  Ordens* 
Capitel  erkannte  ihm  für  die  wichtigen  Leistungen  im  letzten  Kriege  das  Com- 
man deur kreuz  zu. 

Im  Juni  1813  kam  Kienmayer  als  Intcrimg-Commandirender  nach  Galizien, 
im  October  1814  als  wirkliclier  commandirender  General  nach  Siebenbürgen,  wo 
er  im  Februar  1816  durch  die  Verleihung  der  geheimen  Rathswürde  einen  neuen 
Bew^cis  der  kaiserlichen  Zufriedenheit  mit  seiner  Dienstleistung  erhielt.  Im  Jahre 
1820  wurde  Kienmayer^  gleichfalls  als  commandirender  General  füi"  Mähren  und 
Schlesien,  nach  Brunn  übersetzt,  wo  er  am  Iß*  November  1824  sein  fünfzigjäh- 
riges Diensfjnbilänm  feierte.  Sowohl  die  in  Mähren  uml  Scfjlesien  garnisonirenden 


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Truppfü  als  die  Emwohner  von  Brunn  wcttelforten  an  diesem  Tage  dem  lioeh- 
vcxdii'Xiten  Greise  ihre  Liebe  und  Verehrung  zu  beweisen.  Das  ihm  unterstehende 
üffidera  -  Corps  aber  gründete  eine  seinen  Namen  führende  Stiftung  für  ewige 
&it8ii,  deren  Ertrag  für  wohlverdiente  Individuen  des  8.  Husaren-Regiments  vom 
Wachtmeister  abwärts,  im  Falle  der  Auflösung  dieses  Regiments  aber  itn  mittel- 
faie  Witwen  verdienter  Officierc  der  mährlscli-seHesisclien  Regimenter  vertheilt 
worieo  sollte. 

Durch  schmerzliche,  unheilbare  Leiden  wurde  Kien may er  genöthigt,  am 
L  December  1826  in  den  Pensionsstand  zu  treten,  und  schon  am  28.  October  1828 
vmlo  er  in  Wien  durch  den  Tod  der  Armee  entrissen,  in  deren  Mitte  er  durch 
laebr  als  ein  halbes  Jahrhundert  als  tapferer  Krieger,  einsichtsvoller  Heerführer 
md  rälerlicher  Freund  geglänzt  hatte. 

HAEDEGO-ßLATZ  undimMachlande^  Ignaz  Graf,  General  derCavallerie, 
lloflmcgsraliis 'Präsident,  geheimer  Ralh  und  Kämmerer,  Inhaber  des  8*  Kürassicj- 
B^giments ;  Oberst  *Erblandmundöchcn]c  in  Österreich  und  Oberst -Erbland  trueh- 
seai  in  Steiermark,  Ritter  des  goldenen  Vliesses,  wurde  am  30.  Juli  1772  geboren 
mid  betrat  im  Mai  1789  als  Unterlieutenant  in  dem  damaligen  Chovauxlegers- 
Ilcgicieate  KinßkyNrp  5(jet2tUhIanen-Reginicnt  Nr.  9),  welches  bei  demcroatiscli- 
da¥0iit8chen  Armeccorps  eingctlieilt  war,  die  kriegerische  Laufbahn.  Li  diesem 
Krii^  wuäste  sich  H ardegg,  welcher  bei  dem  Feldmarschall  London  zuge- 
Üietlt  war,  durch  Eifer  und  Verwendbarkeit  in  der  Art  bemerkbar  zu  machen, 

Ecr  lue  Alicrhüchsto  Belobung  erhielt.  Im  Jalire  1790  wohnte  er  der  Belagerung 
Csettin  bei,  mit  dessen  Eroberung  die  Operationen  des  croatischen  Armeecorps 
ileii;  nach  dem  im  October  abgeschlossenen  Watienstillstandc  marscbirtc  Har- 
itgg  mit  seinem  Regimente  nach  Wien. 

Noch  im  selben  Jahre  avancirte  er  zum  Obcrlieutenant  im  3.  Husaren-Regi- 
(damals  Emmerich  Eszterh^lzy),  welches  sich  bei  dem  zu  Anfang  1791  in 
gegen  Preussen  aufgestellten  Armeecorps  unter  Fcldmarschall-Lieutenant 
fknl  Hohenlofae  befand,  beim  Ausbruche  des  Ivricges  in  den  Niederlanden  zu 
^Mbüf  1792  aber  nach  Luxemburg  verlegt  wurde.  Hardegg  machte  den  Zug 
WfereiBigten  österreichisch -preussischen  Armeen  in  die  Champagne  mit,  und 
^Am  dem  Gefechte  von  Valmy,  so  vrie  der  Schlacht  von  Jemappes  bei.  Bei 
iv  Ol  dnQ  letzten  Tagen  des  Jaljres  erfolgten  Vertreibung  der  französischen  Vor* 
nt  ftUi  dem  Orte  Düren  durch  Major  Graf  Mahony  zeichnete  sich  Hardegg 
iawidera  aus.  Im  Jalire  1793  zum  zweiten  Rittmeister  Im  dem  8.  Kiirassier- 
K^fimente  Hohenzollern  beiordert,  wurde  er  Galopin  bei  dem  General  der 
wiQerie  Grafen  Wu  r m s  e  r ,  und  w ar  aow(.) hl  bei  Eroberu ng  des  B  i  e  n  w  a  1  d o s 
W  iiod  21.  August),  als  bei  der  Erstürnjung  der  Weissenburger  Linien 
(w,  Oelober)  ^^nwärtig.  Von  seiner  Anstellung  im  Hauptquartiere  beim  Regi- 


890 


ke  _ 
chfl 


menfe  wieder  eingerückt,  fand  Hardegg  In  dem  hitzigen  Gefechte  bei  Ui 
hofen  die  erste  GeJegenheit  zu  beoierkcnswerlhercr  Aüszeiehiiung;  durch  einen 
eben  so  raschen  als  kühnen  Angriff  mit  einer  halben  Schwadron,  -welcher  duiThiH 
Oberlieutenant  Leitner  mit  einem  Flügel  Kaiser-Dragoner   kräftig  unterstützt 
wurde,  warf  er  die  Franzosen  mit  grossem  Verhinte  zurück  und  vereitelte  ihre 
Absicht,  die  Stellung  des  General- Majors  von  Hotze  bei  Keichshofen  in  Flanke 
und  Rücken  zu  nehmen.  Nur  zwei  Tage  später  (28.  November)  zeichnete  er  siehj 
in  dem  Gefechte  bei  Nouburg  abermals  aus,  indem  er  durch  wiederholte  AttaqueaJ 
die  Franzosen  auf  das  rechte  Ufer  der  Motter  zurückwarf  und  dm  beinahe  ver 
lorene  Gefecht  zu  Gunsten  der  Österreicher  entschied.  Füi-  beide  Thaten  wurde ' 
er  von  dem  Oberfeldherrn  Grafen  Wurms  er  belobt  und  in  der  Relation  unter  den 
Ausgezeichneten  aufgeiuhrt.  ^ 

Im  Feldzuge  1794  stand  H  ardegg  fortwährend  am  Oberrhein.  Im  Treffen 
bei  Handschuhsheim  am  24,  September  1795  envarb  sich  Hardegg  das 
Ritterkreuz.  Als  die  Franzosen  unter  Pi c h  e g ru  gegen  Heidelberg  vorrückten 
und  General  Dufour  Handschuhsheim  wiederholt  angriff,  wurde  Oberst -Lieute- 
nant Kien  au  beordert,  mit  sechs  Schwadronen  diese  feindliche  Umgebung^iB 
colonne  zurückzuwerfen;  Hardegg  befand  sich  bei  den  als  Unterstützung 
nachrückenden  drei  Flügeln,  und  bemerkte j  dass  Klcnau's  linke  Flanke  nicht 
gedeckt  sei.  Nach  der  auf  seine  Bitte  erhaltenen  Bewilligung  j  mit  einem  Flügel  zu 
Klenau's  Deckung  vorzurücken^  eilte  er  rasch  dahin,  gewahrte  aber  baJd ,  dass 
Kien  au  von  dem  überlegenen  Feinde  geworfen  und  lebhaft  verfolgt  werde,  wie 
auch,  dass  eine  durch  Cavalleric  unterstützte,  geschlossene  und  mit  Geschütz  ver- 
sehene feindliche  Infanterietruppe  nachrücke.  Der  Moment  war  kritisch  ^  ja  e9H 
stand  vielleicht  iVlles  auf  dem  Spiele.  Ohne  Rücksicht  auf  seine  Schwache  stürzta-" 
sich  Hardegg  dem  überlegenen  Feinde  entgegen,  hieb  die  feindliche  Infanterie 
grösatentheils  nieder,  warf  die  sie  unterstützende  Cavallerie,  welche  sich  wieder- 
holt zu  ralliiren  suchtOj  um  die  beihabenden  drei  Kanonen  zu  retton,  durch  wieder- 
holte Attaquen  der  Art,  dass  nur  w^enigc  Reiter  sich  schwimmend  durch  den  Neckar 
retten  konnten,  eroberte  drei  Kanonen  und  eine  Standarte,  und  nahm  noch  in  den 
letzten  Momenten  dieses  glänzenden  Keitergefechtes  den  verwundeten  französischen 
Divisions  -  General  Dufour  gefangen.  Auch  im  Feldzuge  1796,  w^ic  überhaupt 
bis  zum  Ende  dieses  Krieges  diente  Hardegg  fortwährend  bei  der  Armee  in 
Deutschland;  er  focht  bei  Maisch,  bei  Kanstatt  und  Esslingen,  bei  Neres- 
heim,  Biberach,  Emmendingen,  nahm  Theil  an  der  Berennung  von  Kehl, 
stand  im  November  auf  Vorposten  zwischen  Breisach  und  Kehl,  und  rückte  an^H 
31*  December  mit  dem  Regimente  in  die  Cantonirung  bei  Sinzhelm.  In  dem  kur* 
zen  Feldzuge  1797  am  Rhein  zeichnete  sich  Hardegg  abermals  in  den  Gefech- 
ten bei  Diersheim  und  Honau,  dann  an  der  Rench  am  20.  und  21.  April 
rühmlichst  aus. 


891 


Nach  dem  Frieden  zu  Campo  Formio  wurde  das  Regiment  nach  Wittingau 
k  Böhmen  verlegt,  wo   es    bis   zum  Ausbruche  des  Krieges  1799  verblieb.   In 
(fiesem  diente  Hardegg  abermahs  bei  der  Ilauptarmee  in  Süd-Deutschland ,  focht 
beiOsterach^  Stock  ach,  bei  dem  zweimaligen  Entsätze  von  Philipps  bürg, 
hm  der  Eroberung  von  Mannheim,  und  wurde  zu  Ende  dieses  Jahres  in  seiner 
CWge  als  Schwadrons-Commandaiit  wieder  zu  dem  3.  Husaren  -  Regimente  über- 
MiiL  Im  FeldxDge  1800  stand  er  oiitcr  Gciieral-Major  Graf  Ignaz  Gyulay  bei 
Freibarg.  Als  die  Franzosen  noch  vor  dem  wirklichen  Beginne  der  Feindselig- 
ketteo  mit  emem  Infanterie-,  einem  Chassetir- Regimen te  und  drei  Kanonen  am 
7.  lfjü*z  niit  Tagesanbruch  aus  Alt- Breisach  rasch  hervorbrachen,  um  die  öster- 
reidiiscfae  AnfstelUmg  in  und  bei  Freiburg  zu  überfallen,  griff  sie  Hardegg  aus 
601601  Hinterhalte  entschlossen  an,   und  trieb  sie  mit  bedeutendem  Verluste  bis 
unter  die  Kanonen  von  Alt-Breisach  zurtick,  wofür  er  mit  GeneralsbefehJ  des  Erz- 
herzogs Karl  belobt  wurde.  Im  ganzen  Laufe  dieses  Feldzuges  wurde  Hardegg 
Mb  Avant-    und   Arri^regardcdienstej    im    Parteigängerkriege    und    in   andern 
idiwierigen  und  gefahrvollen  Dienstleistungen  mit  besonderem  Vorzuge  verwen- 
det^ und  fand  hiebei  vielfache  Gelegenheit  zur  Auszeichnung;  so  namentlich  am 
25*  April  als  Commandant  der  AiTiöregarde  in  dem  Gefechte  bei  dem  Ruckzuge 
Frei  bürg  nach  Ebnet,  wofür  er  in  der  Relation  des  Generals  Gyulay 
anempfohlen  wurde,  ferner  am  30,  April,  wo  er  mit  einem  schwachen 
Siraferaiinando  nach  Fr  ei  bürg  zurückgesendet,  von  dem  vielfach  überlegenen 
Fetode  oiivermutliet  angegriflFen,  die  Stadt  erst  nach  dem  hartnäckigsten  Strassen- 
geibeliCe  rlUuntei  und  noch  mehrere  Gefangene  mitnahm.  Auch  bei  Stockach, 
Eiigen>  Möakirch,  Biberach,  Memuiingen,  Erbach,  an  der  Hier  und 
bei  Ulm  gab  er  vielfaltige  Beweise  seiner  Tapferkeit  und  KaltbUltigkeit^  focht 
mit  Ansgeiclinüng  bei  Neu  bürg*  Deussenhausen,  Vettenhausen  und  Deuhach,  wo 
tr  durch  eine  Musketenkugel  eine  starke  Contusion   auf  der  Brust  erliielt.  Auf 
TorKblag  des  Feldzeugmeisters  Kray  wurde  Hardegg  zur  Belohnung  seiner 
«Bigezeicfaneten  Dienste  am  4.  Juli  zum  supemumerären  Major  im  3.  Husarcn- 
Bilgfinieiite  ernannt. 

Bei  dem  Rückzüge  der  Armee  unter  Kray  an  den  Inn  befand  sich  Hardegg 
iteti  bd  der  Arriiregarde  oder  auf  Streifcommanden,  und  nahm  an  aOen  Gefech- 
Uai  und  SchUchten  bis  zum  Waffenstillstände  TheiL  Im  December  wurde  er  als 
wirlicherMüjor  xu  dem  13.  Dragoner-  (jetzigen  10,  Uhlanen*)  Kegimente  eingetheilt, 
ftteh  dem  Frieden  zu  Luneville  aber  als  Adjutant  zu  dem  Erzherzoge  Ferdinand 
ttnuaandirty  welcher  um  jene  Zeit  eine  Armee-Division  in  Odenburg  befehh'gte* 

Im  Jahre  1803  rückte  der  Graf  bei  seinem  Regimente  ein,  wurde  im  Lager 
kl  Prag  180i  Oberst-Lieutenant  bei  Ott-Husaren,  tauschte  aber  zu  dem  zweiten 
ITiknen-Uegimente  Fürst  Schwarzenberg,  in  welchem  er  1805  vor  Ausbruch 
i^  Krieges  som  Oberst  und  Commandanten  avancirte.  Während  des  Marsches 


892 


I 


nach  Deutschland  im  Seplember  erkrankte  er  jedoch  so  schwer,  dass  er  dem  Feld- 
zuge  nieht  beiwohnen  konnte,  und  erst  zur  ScJjlacht  von  AustcrlUz  wieder  bei 
der  Armee  eintraf.  f 

In  den  Jahren  1806  und  1807  stand  er  mit  sehiem  Regimcnte  bei  dem  Neu- 
tralitäta-CorJon  an  der  böhmisch  -  seh  lesischcn  Grenze ,  und  bh'eb  nach  dessen 
Auilüsung  in  Böhmen  stationirt. 

Im  Kriege  1809  erhielt  Hardogg  eine  Brigade  m  der  Avantgarde-Division 
Fresnol  des  ersten  Armeecorps  übertragen;  sie  bestand  aus  3  Jäger -Bataillonen 
und  4  Schwadronen  Schwarzenberg-Ühknen.  Vielfach  zeichnete  er  sich  aus,  ias- 
besondere  bei  Erstürnmng  des  Städtchens  Berehnig^  in  dem  Cavalleriegefcchte 
bei  Esslingen  am  Vorabende  der  Schlacht  bei  Aspern,  dann  in  der  Schlacht  bei 
Aspern,  mittlerweile  zum  General-Major  und  Brigadier  beim  zweiten  Armeecorps 
befördert^  und  In  der  Schlacht  bei  Wagram  durch  die  hcldcnmüthigeVcrtheldigung 
von  Baumersdorf,  welche  selbst  die  Aufmerksamkeit  des  Kaisers  Napoleon  M 
auf  sieh  zog.    Es  war  dies  gewissermassen  der  einzige  Punct  in  der  Gcfechtslinie  ™ 
am  ersten  Schlachttage  j  dessen  Verlust  die  schwersten  Folgen  nach  sich  gezogen 
haben  würde.  Sieben  Bataillone  unter  Ilardegg  fochten  hiergegen  die  sehr  über- 
legenen Angriffe  des  VicekönigSj  der  Marschälle  Marmont  und  Oudinot  einen 
w^ahrhaft  homerischen  Kampf.  In  den  engen  Gassen  des  fast  nui*  Schutthaufen  bil-  M 
dcndcn  Dorfes  folgten  sich  Angriff  und  Vertheidigung  Schlag  auf  Scldag,  so  dass  ™ 
es  biswx^ilen  nicht  möglich  war,  auch  die  kleinste  Unterstützung  zu  sanmielii.   Bis 
tief  in  die  Nacht  hinein  dauerte  der  blutige  Kampf,  worauf  sich  der  Feind  in  grosser 
Unordnung  zurückzog*  In  der  Relation  heisst  es  hierüber:  ,, Vierzig  Feuerschlünde 
beschossen  den  Ort  Baumersdorf  und  setzten  ihn  in  Brand;  mitten  in  den  Flammen 
rangen  beide  Thcilc  um  seinen  Besitz,  der  General  Graf  Ig  naz  Ilardegg  behaup- 
tete sich  jedoch  in  demselben  mit  einer  beispiellosen  Entschlossenheit'*  Weiters  that 
sich  Hardegg  in  diesem  Kriege  hervor:  als  Commandant  der  Arritregarde  des  ■ 
vierten  Armeeeorps  in  den  Gefechten  vom  6.  bis  1 1.  Juli,  wo  der  Waffenstillstand 
von  Znaim  den  Feindseligkeiten  ein  Ende  machte.    In  dem  Ordens *Capitel  vom 
April  1810  wurde  er  für  seine  ausgezeichneten  Thaten,  nftmcn tl ich  für  Baumers- 
dorf, mit  dem  Com  man  deur  kreuze  bedacht. 

Die  folgenden  Friedensjalire  brachte  Hardegg  als  Brigadier  in  Brunn  zu, 
und  erhielt  beim  Ausbruche  des  Krieges  1813  das  Commando  einer  Brigade  in 
der  leichten  Division  des  Fehl marschalJ -Lieutenants  Fürsten  Moritz  Liechten- 
stein. In  der  Schlacht  bei  Dresden,  und  insbesondere  nach  derselben,  %vährcud  des 
Rückzuges  nach  Böhmen,  bewährte  Ilardegg  abermals  seine  mit  Klugheit  gepaarte 
Tapferkeit,  und  w^urde  in  Anerkennung  derselben  zum  Fekbnarschall-Licutenant 
mit  der  Übernahme  eines  Divisions-Commando^s  beim  ersten  Armeecorps  ernannt 
Er  conimandirte  jetzt  die  Avantgarde  des  Generals  der  Cavallerie  Bennig- 
sen  auf  der  Dresdener  Clmimsdo,  bis  er,  durch  russische  Truppen  abgelöst,  seinem 


I 


I 


893 

Armeecorps  in  foreirtcn  Märselien  naeli eilte  und  dieses  am  Morgen  des  18.  Octo- 

kes  eJrrcichie.  In  der  Schlacht  bei  Lcipzii,^  führte  der  Gral' die  Vorhut  des  linken 

FlOgela  unter  dem  General  der  Cavallerie  Erbprinzen  von  Hessen -Homburg, 

BAd  wurde  bei  Dölitis  durch  eine  Flintcnkugcl  sehr  gefährlich  <am Kopfe  verwundet, 

ja  Folge  dessen  er  nach  Pra«:  <i:ebracht  werden  musste.   Seine  Verdienste  in  der 

Sdilaclit  bei  Le  ip  2 1  g  wiu*den  durch  Verleihung  des  kaiserlieh  russischen  St.  Gcorg- 

QrdoQS  3.  Classe,  und  durch  die  Ernennung  zum  z\Ycitcn  Inhaber  des  8.  Kürasaier- 

Bcj^meatSy  welches  nachdenj  1631  erfolgten  Tode  des  Grossfürsten  Conßt antin 

Mon  Kamen  aunalim^  belohnt. 

Noch  war  H ardegg  nicht  ganz  genesen,  als  er  schon  im  Jänner  1814  die 

Amec  in  Frankreich  einholte  und  mcdcr  das  Comniaudo  seiner  Division  über- 

■dbni»  Ajn  15.  Februar  erstiii'mte  er  die  von  dem  General  Montbrun  hartnäckig 

Tertlieidtgte Stadt  Morel,  und  wurde  nach  dem  ungünstigen  Ausgange  des  Tref- 

bei  Montereau  zu  der  sich  bildenden  Süd  -  Armee  bestinuntj  welche  dem 

IKjoii  vordringenden     Miu^ichall    Augerean   entgegenwirken  sollte*     Am 

Februar  besetzte  Hardcgg  Dijon,  am  3,  März  Chalons,  am  IL  Bourg  en 

Bretse^  am  17.,  als  die  Süd- Armee  von  Macon  gegen  Lyon  vorrückte,  Marlieux  am 

Saone-Ufer.  In  dem  Gefechte  von  Lyon  (am  18.)  drang  Har de gg  bis 

IX  vor,  blieb  daselbst  am  19.,  und  liess  die   französische  Armee  durch 

Obent  Simon yij   welcher  mit  einer  Husaren- Abtheihmg  die  hoch  treibende 

BkoiiB  ditrcksehwamoiy  im  Kücken  beunruhigen.  Im  Treffen  von  Limo n est  am 

SQ.  drang  Hardegg  hh  gegen  Miribel,  hieb  die  feindliche  Vorhut  zusammen, 

■iicbta  Gefiuigeue  und  warf  den  Gegner  zm^ück.  Am  2L,  als  Mai'schall  Augereau 

gttiüimt  hatte,  besetzte  Hardegg  das  Thur  dieser  Stadt  zwischen  der  Rhone 

laooe,  rückte  aberijchon  am  22,  gegen  Chambery  ab,  um  die  Rückzugslinie 

GaneraU  Marchand  zu  bedrohen,  das  insurgirto  Landvolk  zu  entwaffnen  und 

£e  Unke  Flauke  der  gegen  die  Is^re  vorgerückten  Avantgarde  zu  decken.  Am  29. 

er  bei  Chi  reu  sein  hitziges  siegreiches  Gefecht  gegen  den  überlegenen 

,  jnn^ang  Um  zum  Rückzüge  und  besetzte  am  3ü.  Voiron.   Zu  Anfang  April 

Hardegg  den  iiefchl  nach  Lyon  zurückzukehren  und  mit  mehreren  Trup- 

^Tentärkt  gegen  die  Loire  vorzurücken,  Augereau's  Bewegungen  auf  jener 

SAit  tu  beobachten,  die  unter  General  Montholon  sich  bildenden  BewaiFnungen 

■  vertil4)lD  und  den  Rücken  der  Süd-Armee  zu  decken.   In  Vollziehung  dieses 

Auftrage»  eroberte  Hardegg  Roane  an  der  Loire,  ging  hier  über  den  Fluss  und 

ifokg  Über  den  AUier  big  in  die  Auvergne  vor,  deren  Hauptstadt  Clermont,  so  wie 

«aThad  des  Departements  Puy  de  Dome  von  ihm  besetzt  wurde.  Hier  ereilte  ilm 

fc  Nachricht  von  dem  abgeschlossenen  Waffenstillstände,  wodurch  sein  kühner 

PImI|  die  in  den  südlichen  Departements  verlegten  alliirten  Gefangenen  zu  befreien 

wAmb  bewaffnen  und  die  Vereinigung  mit  der  aoglo-spanischen  .Ai*mee  zu  suchen, 

w^den  musste. 


894 

Während  des  Wiener  Coogrcsses  wurde  IIa rd egg  zu  dem  Kaiser  Alexan- 
der von  Rusöland  commandirtj  und  machte  in  dieser  Anstellung  auch  den  Feld- 
zug 1815  mit.  Da  Hardegg  dessen  besonderes  W^ohlwollen  sich  erwarb,  so 
wurde  er  sowohl  während  Alexander's  Aufenthalt  zu  AVien  1818,  als  auf  den 
Congressen  zu  Troppau ,  Verona  und  Laibach  bei  dessen  Person  aegcstellt 
1829  zum  Militär- Conmiandanfen  in  Linz  bestimmt,  wurde  der  Graf  schon  im 
November  1830  zum  geheimen  Rathe  und  commandirenden  General  in  Sieben- 
bürgen ernannt j  1831  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Galizien  übersetzt,  und  im 
December  d.  J.  unter  gleiclizeitiger  Beförderung  xum  General  der  Cavallerie  nach 
Wien  berufen  j  um  als  Vice-Praüident  die  Leitung  des  Hofkriegsrathes  zu  über-  ■ 
nehmen.  V 

Im  August  1834  zum  wirklichen  Hofkricgsraths-Präsidenten  ernannt,  beklei- 
dete er  diese  hohe  Würde  bis  zu  seinem  am  17.  Februar  1848  erfolgten  Ableben. 
Fast  volle  59  Jahre  in  der  Armee  dienend,  hatte  sich  Hardegg  während  seines 
thatenreichen  Lebens  durch  Muth,  Einsichtj  Ritterlichkeit,  Biederkeit  und  Herzens- 
güte allgemeine  Hochachtung  und  Liebe^  so  wie  das  ungetrübte  Wohlwollen  seines 
Monarchen  erworben,  und  wrar  bis  an  das  Ende  seiner  Tage  durch  Wort  und  That 
beflissen,  das  Wohl  der  ihm  anvertrauten  Armee  mögliehst  zu  fördern.  Zahlreiche 
Be^veise  der  Anerkennung  seiner  Verdienste  wurden  ihm  durch  Orden  zu  Theil, 
w^elche  Hardegg  nicht  nur  von  seinem  Kaiser,  sondern  auch  von  den  Monarchen^ 
Russlands,  Preussens,  Hannovers  und  Sachsens  erhalten  hatte.  Mit  dem  goldenen^' 
Vliesse  wurde  er  1836,  mit  dem  Grosskreuze  des  Leopold -Ordens  aber 
hei  Gelegenheit  seines  fünfzigjährigen  Dienstjubiläums  im  Jahre  1839  ausge- 
zeichnet. 


KLENAÜ,  Johann  Graf,  Freiherr  von  Janowitz,  Genoral  der  Cavalleri6|J 
geheimer  und  Hofkriegsrath,  Kämmerer,  Inhaber  eines  Chevauxlegers-Regiments, ] 
stammte  aus  einer  alten  höhmisehenj  im  Jahre  1630  in  den  Grafonstand  erhobeneal 
Familie,  und  war  zu  Prag  1757  geboren.  Siebenzehn  Jahre  alt,  kam  er  als  Cadet 
in  da.H  47,  Infanterie-Regiment  E  Iri  chs hausen,  und  wurde  im  bayerischen  Erb- 
folgekriege Rittmeister  bei  Kinsky-Chevauxlegers  Nr,  5  (derzeit  9.  Uhlanen- 
Regiment).  fl 

Im  Türkenkriege  zeichnete  sich  Klenau  zuerst  aus,  da  er  am  22.  April  1788 
bei  S  emiin  als  Vorpostens-Commandant  einem  überlegenen  feindlichen  Angriffe 
standhaft  begegnete.  Sofort  rückte  er  zum  Major  bei  Joseph  Toscana-Dragoner  ^ 
vor,  wurdo  im  Mai  1792  zu  Kaiser-Dragoner,  welches  in  der  Folge  reducirt  wurde^:fl 
übersetzt,  und  zog  in  den  französischen  Revolutionskiieg  als  Oberst-Lieutenant 
(12.  Februar  1793). 

Klenau  stand  jetzt  bei  der  Armee  am  Rhein,  die  der  General  der  Cavalleriej 
Graf  W  u rm  s  er  befehligte,  und  wiurde  vorzügEch  als  Parteigänger^  wenngleich  vond 


895 


b 


'  '  natu  immer  beo:ünstiget,  verwendot,wozn  er  durcli  Tapferkeit  und  Geschick- 

»-. .:  sich  im  hoben  Grade  eignete.  Im  Scharmützel  bei  Lei  mershetm  (2.  April), 

>'iOffenbiich  —  bier  wurde  Kien  au  gefangen,  jedoch  durch  zwei  Husaren 

fo Regiments  Erzherzog  Leopold  auf  dem  Schlachtfelde  wieder  befreit  — ,  bei 

"^clitid  (IS.  September),  bei  der  Einnahme  der  Weissen  burger  Linie  n,  bei 

d«r  dinmf  erfolgten  Vorrückung  auf  Brumpt,  beim  Angriffe  auf  Weiers  heim 

(?1.  Norember),  bei  Vertheidigung  des  Postens  von  Reich shofen  (26. November) 

mi  in  der  Stellung  bei  Dangendorf  (2.  December),  wo  er  auf  drei  Seiten  ange- 

gnSm,  vom  Oberst-Lieutenant  Prinzen  11  essen-Homburg  kräftig  unterstützt 

wttrie,  dieaem  letzteren  unmittelbar  darnach  bei  Neubnrg  denselben  Dienst  erwies, 

m  der  Epocbo  vom  16.  bis  19,  December,  wo  er  am  ersten  Tage  verwundet  wurde, 

ttidlieh  bei  LUtticb  am  3.  August  1794  ward  Klenau^s  Name  mit  grosser  Aus- 

wu^umag  geoADiit. 

Da*  gröMte  Verdienst  erwarb  er  sich  im  Treffen  bei  Hand s chuhsbe im» 

Feldm.ar»cball-Lieutenant  Quosdanovicb  wurde  am  24,  September  1795  von 

ien  betdea  französischen,    durch  den  Neckar  getrennten  Divisionen  Dufour  und 

Aiiib«rt  10  »einer  Stellung  angegriffen,  Eine  feimiliche  Colonne  —  ein  Chasseur- 

Bcgtment  und  5  Bataillone  mit  8  Geschützen  ^   drang  erneuert  gegen  Neuen- 

lieim   vor,   um  Handschuhsheim,    welches  unsere  Truppen   tapfer  vcrtheid igten, 

Mmdunen.   Da  trug  General  Baj;»lich  dem  Oberst-Lieutenant  Kien  au  auf,  mit 

MMB   sechs  Schwadronen   über  Neuenheim   hinauszurücken  und  die  feindliche 

Trappe  tnijugreifen.  Schnell  theilte  Kien  au  seine  Reiter  in  drei  Trefien,  eilte 

dma  to  die  Flüche  Tor,  warf  sieb  auf  das  Chasseur-Regiment,  schlug  und  zer- 

•pnüiigie  dasselbe  und  eroberte  die  sämmtliche,  den  Chasseurs  im  Marsche  folgcnile 

Anülerie  mit  9  Munitionskarren  und  31  Pferden.  Den  günstigen  Augenblick,  wo 

^e  AoÜreibuiig  der  Reiterei  die  franzüsische  Infanterie  mit  Schrecken  erfüllt  hatte, 

iHtseody  grUTKlenau  auch  die  fünf  Bataillone  mit  grösstem  Nachdruck  an;  sie 

kmeti  die  Flnelit  und  lösten  sich  auf.  Die  verwirrten  Haufen  eilten  thcils  in  das 

•  de»  Odenwaldes^  theils  suchten  sie  über  Ladenburg  und  Feidenheim  längs 

^Kedcmn  hinab  zu  entkomnieiL  Aber  der  grössere  Theil  wurde  von  KIcnau*s 

BMra  eiogeholt,  niedergemacht,  in  den  Neckar  gesprengt  oder  gefangen.  General 

Önfotir,  der  Corps-Commandant,  durch  zwei  Säbelhiebe  verwundet,  gerieth  in 

G^fiuigedsebari;  die  französische  Reiterei  jagte  mit  verhängtem  Zügel  nach  Mann- 

Wn^  imd  der  Rest  der  Brigade  Desirat,  deren  Commandant    todt  geblieben, 

tUiMm  sich  auf  das  linke  Neckarufer. 

Dieae  cnt^cbeidendeThat  brachte  Klenau  am  30.  October  das  Ritterkreuz 
iner  C»pitel  und  die  Beförderung  zum  Obersten  bei  Wurmser- Husaren,  wel- 
cfc«  er  aU  Vorbild  des  Muthes  voranglünzte.  Wir  führen  folgende  Beispiele  an: 
Eliaia  umging  Im  Scharmützel  bei  Oggersheim  die  auf  der  Chau8S(?e  auf- 
irsteDten  feindlichen  Batterien  und  nahm  dem  Feinde  3  Kanonen  ab;  bei  Schwei- 


896 


gcnheim  (10*  Dcccnibcr)  zciclmetc  er  sich  ncucrrlings  aus,  und  kam  im  folgenden 
Jalire  1796  zur  Ai^mee  nach  Italien,  dann  im  SeptcmLer  mit  einem  Theile  des 
Regiments  in  die  Festung  Man  tu  a,  blieb  wahrend  der  mehrmonatlicbcn  Verthei- 
digung  durch  Wurms  er  an  dessen  Seite^  so  Tvie  er  auch  am  2.  Februar  1797  die 
Capitulatlon  dieses  Platzes  mit  unterzeichnete.  Im  April  wohnte  er  mit  dem  Regi- 
mcnte  dem  Lager  in  Wien  bei  und  wurde  hier  in  weiterer  Würdigung  seiner  Ver- 
dienste zum  General- Major  ausser  der  Tour  befördert* 

Bei  dem  erneuerten  Ausbruche  der  Feindligkeiten  im  Jahre  1799  fiilirte 
Kien  au  in  Italien  wieder  den  kleinen  Krieg  und  erlangte  grosse  Resultate.  Als 
der  General  Macdonaldj  Befehlshaber  der  einen  ü'anzusichen  Armee,  genötlu'gt 
war  die  Ton  ihm  besetzten  Theile  des  oberen  Italiens  zu  raumenj  Hess  er  dasei b:st 
mehrere  kleine  Abtheilungen  zurück,  welche  die  Bestinnnung  hatten,  die  Anstren- 
gungen der  italienischen Republicaner  zu  unterstützen,  Kleaau  zerstreute  sie  uaeh 
allen  Enden.  Hierauf  %vur de  er  bei  der  Einschliessung  von  Genua  und  den  ihr 
vorangegangenen  Gefechten  gegen  Massena  verwendet,  und  im  Jalure  1800  zur 
Armee  nach  Deutschland  übersetzt.  Am  28,  Octobcr  desselben  Jahres  zum  Feld- 
marsch  all -Lieutenant  befördert,  verdankte  er  diese  glänzende  Laufbahn  lediglich 
seinen  Verdiensten. 

In  der  Friedonsepoche  führte  der  Graf  ein  Divisions-Coiajüando  in  Prag  und 
wurde  im  Februar  1804  Inhaber  des  5,  Chevauxlegerö-Regimcnts. 

In  dem  Kiiego  von  1805  stand  Kien  au  bei  dem  Heere  in  Bayern  und 
wm*dc  in  Ulm  mit  eingeschlossen.  Nach  der  Übergabe  dieses  Platzes  ward  er  dem 
Kaiser  Napo  leun  vorgestellt,  der  ihn  seiner  Tapferkeit  wegen  rühmte^  indem 
er  ihn  zugleich  wegen  des  LTnglüekes  der  österreichischen  Waffen  bedauerte.  Rast- 
los bemüht  dem  Staate  in  der  eingetretenen  Friedensepoclio  zu  nützen,  %vnrde  der- 
selbe im  Jahre  1808 Hof knegsrath  und  mit  dem  Commandeurkreuze  des  neu 
gestifteten  Leopold-Ordens  ausgezeichnet. 

In  der  Sc li lacht  bei  Aspern  eommandirtc  Klcnau  den  Vortrab  der  4.  und 
5.  Colonno;  in  jener  bei  Wagram  an  des  erkrankten  Feldzeugmeisters  Hill  er 
Stelle  das  6.  Armeecorps,  Die  Berichte  jener  Tage  crwälmen  seine  Leistungen 
ehrenvoll.  Bei  Wagram  hielt  Klenau  die  Donau  von  Spitz  bis  Enzersdorf  und 
die  Werke  vor  der  Brücke  von  Aspern»  und  hatte  die  Weisung  nach  Mass  des  An- 
griffes mit  seinen  Truppen  in  den  Verscbanzungen  vor  xVspern  und  Esslingen 
Widerstand  zu  leisten;  in  der  Nacht  vom  5.  zum  6.  Juli  stand  er  auf  den  Höhen 
von  Stammersdorf,  und  hielt  seine  Vorposten  vorwm'ts  Gerasdorl*  und  Leo- 
pold au,  verfolgte  dann  im  Laufe  des  Tages  siegreich  die  vorgezeichneten  Dispo- 
sitionen,  drang  bis  Esslingen  und  Asporn  vor  und  verliess  diese  Orte  erst,  als 
der  blutige  Kampf  geendet  hatte.  Er  verfolgte  seine  Richtung  unter  steten  Gefechten 
in  die  frühere  Stellung  nach  Stammersdorf.  Die  Nacht  über  hielt  er  in  Schlacht- 
ordnung die  Höhen  vor  diesem  Orte  besetzt,  nahm  am  Morgen  des  7.  Juli  als 


I 


897 


AfrSregÄrde  der  Ai  mee  bcititiiuiiit,  nach  dem  die  üliiigen  Corp^  nach  der  Richtung  der 

Zötinier  Strasse  abgerückt  waren,  hinter  Koriieubtu^g  äeine  Aufstellung,  weleheö 

ff  vor  der  Front  besetzt  kielt,  den  rechten  Flügel  an  der  Donau,  den  linken  gegen 

Leobersdorf  gelehnt^  und  beschliftigte  den  mit  Uhermaclit  vorrückenden  Feind  den 

fajisien  Tag.  Hierauf  zog  Kien  au  über  Sierndorf,   Mallebcrn,  Göller^dorf  und 

Slfbcndorf  nacii  Ilallabruun,  wo  er  ein  lebhafteis  Gefecht  bestand  und  am  10. 

i'üj  Dienste  der  Nachhut  durch  das  5.  Armeecorps  (Feldzeugmeiater  ßeu^js)  abge- 

l&l  wurde.  AI0  Commandant  der  Arri^regarde  hatte  Kien  au  viele  Einsicht  und 

Sttodhaftigkeit  entwickelt  und  der  Armee  so  wesentliche  Dienste  geleiötet,  dass  ihni 

üfoeralisi^imus  im  Nanien  Seiner  Majestät  das  Goniniandeur kreuz  verlieh. 

Im  Jahre  1812  erfolgte  Klenau's  Ernennung  zum  geheimen  Rathej  im  Jahre 

1813  jene  Eom  General  der  Cavallerie  und  zum  Grosskreuze  des  Leopold- 

OrdcQSy  auch  erhielt  er  ein  Armeecorpt>  im   böhmischen  Hauptheere.    In   der 

8rhlacht  von  Dresden  bildete  er,  von  Freiberg  kommend,  den  aussersten  linken 

flUgel  der  verbündeten  Heere,  von  welchen  er  jedoch  durch  den  Plauen'schen  Grund 

ai  blieb.  Dieser  ungünstige  Umstand  verursachte  den  bedeutenden  Verlust^ 

daa  Corps  erleiden  musste,  da  es  den  heftigen  Angriffen  der  Reiterei  des  Königs 

ioü  Xe^pel  Ausgesetzt  war.  Hierauf  focht  Klenau  bei  Leipzig  und  führte  dann 

fom  26.  Oetober   an  den  Oberbefekl  des  Blockade-Corps    von  Dresden.  Das 

Otqxe  zählte  53,ÜÜO  Mann  und  Klenau  hatte  die  Absicht  diesen  vom  Marschalf 

Sl  Cyr   mit  mehi*  als   30^000  Franzosen    vertheidigten  Platz  mit  Gewalt  zu 

ttduDeo«  Indessen  bewogen  ihn  theils  Rücksichten  Tür  jene  Glieder  des  königlich 

ben  Hauses,  welche  freiwillig  das  traurige  Loo^  der  unglücklichen  Stadt 

eilleiiy  theils  die  GewisHiieit,  dass  die  Übergabe  bei  der  hohen  und  fortwährend 

ea  Noth  in  Kurzem  erfolgen  müsse,  zu  dem  milderen  Entschlüsse,  Dres- 

d^nUo«  enge  cinzuschliessen.  Die  Lage  der  Besatzung  verschlimmerte  sich  vonTag 

iTage*  Krankheiten  und  Desertionen  venninderten  ihre  Reihen  in  erschrecken- 

•Wciae.    St.  Cyr  sah    sich    endlich  genöthigt,    die  sächsischen  und  anderen 

eben  Truppen  zu  entwafinen  und  zu  entlassen,  und  als  lefztes  Älittel  den 

bbmrh  gegen  Torgau  zu  versuchen,  der  aber  an  Feldmarschall -Lieutenant 

Wied-Raukers  Tapferkeit  scheiterte.    Die  Noth   hatte  bereits   den  höchsten 

I^Gnd  errei<.*ht.  Der  Soldat  erhielt  durch  längere  Zeit   nur  6  Loth  Pferdefleisch 

^  (%liclie  Ration  und  man  sah  in  der  That  viele  derselben  die  ekelhaftestenGegen- 

JZttf  StiUungilireswüthenden Hungers  verschlingen,  Dasgrassirende  Nerven- 

Tollendete  das  Übel.  St.  Cyr  entschloss  sieh  am  7.  November  wegen  der 

rgalie  zu  unterhandeln.  Der  Vertrag  kam  nach  einigen  Tagen  zu  Stande,  und 

de  am  11.  zu  Ilerzogswalde  in  dem  Hauptquartiere  Klenau's  abgeschlossen. 

SMth  dem  Sinne   dieser  Capitulation  wurde  die  Garnison,   mit  Ausnahme  eines 

ßttiiilons  Yon  600  Mann  und  50  Gensdarmen,  als  Kriegsgefangene  betrachtet, 

iie  tlire  Waffen  ablegen,  sollte  in  6  Colonnen  nach  Strasshurg  abgeführt,  und 

5? 


898 

vor  ihrer  gänzlichen  AuswecKslimg  nicht  gegen  die  Verbündeten  verwendet  werden. 
Der  Abmarsch  der  Truppen  erfolgte  wirklich  vom  12.  bis  zum  17.  in  den  bestimm- 
ten 6  Colonnen,  deren  Gesammtstärke  1  Marschall,  11  Divisions-,  20  Brigade- 
Generale  dann  1727  Oberofficiere  und  27,714  Gemeine  betinig.  Indessen  erklärte 
Feldmarschall  Fürst  Schwarzenberg  aus  Frankfurt  vom  17.  November  1813 
diesen  Vertrag  für  ungültig  da  er  seinen  dem  Grafen  Klenau  gegebenen  Befeh- 
len nicht  entsprach,  und  stellte  es  dem  Marschall  St.  Cyr  frei,  wieder  unter  den 
früheren  Verhältnissen  nach  Dresden  zurückzukehren,  oder  sich  als  Kriegsge- 
fangener in  die  Provinzen  des  österreichischen  Staates  abfuhren  zu  lassen.  St.  Cyr 
wählte  nach  längeren  Zaudern  das  Letztere  und  Klenau  verstärkte  nun  mit  seinem 
Corps  die  Armee  in  Italien. 

Nach  dem  Pariser  Frieden  vorübergehend  zum  Inspector  in  Böhmen  ernannt, 
wurde  Klenau  in  der  Folge  commandirender  General  in  Mähren  und  Schlesien, 
wo  er  bis  zum  Tage  seines  Ablebens  —  er  starb  zu  Brunn  am  6.  October  1819  —» 
dem  Staate  sehr  erspriessliche  Dienste  leistete. 

RITTER. 

Stepfanini  de  Monte  Airone,  Joseph,  General-Major,  einem  südtiroli- 
schen,  im  Jahre  1763  vom  Trienter  Fürstbischöfe  geadelten  und  nachmals  von 
weiland  Franz  I.  im  Jahre  1822  in  dieser  Würde  bestätigten  Geschlechte  ent- 
sprossen, war  zu  Fione  in  Wälsch-Tirol  geboren  und  hatte  schon  im  15.  Lebens- 
jahre den  bayerischen  Erfolgekrieg  als  Cadet  beiLacyund  den  Türkenkrieg  in 
diesem  Regimente  als  Oberlieutenant  mitgemacht 

Das  bestandene  Tiroler  Scharfschützen-Corps  wurde  im  Jahre  1790  comple- 
tirt  und  zur  Observations- Armee  nach  Mähren,  von  da  nach  den  Niederlanden 
gezogen.  Steffanini,  ein  ganz  vortrefflicher  Schützen-Officier,  kam  um  diese  Zeit 
als  Hauptmann  in  dieses  Corps  und  wohnte  den  Feldzügen  gegen  Frankreich  bis 
zum  Luneviller  Frieden  mit  hervorragendem  Eifer  bei,  so  dass  er  im  Juli  1800  zum 
Major  befördert  wurde.  Besonders  thätig  erwies  er  sich  zu  Ende  Mai  1800  bei  der 
Armee  in  Deutschland,  wo  er  in  mehreren  Gefechten  grosse  Umsicht  an  den  Tag 
legte  und  Wunden  davontrug. 

Als  im  November  1801  unter  der  Leitung  des  Feldmarschall-Lieutenants 
Marquis  Chia steler  aus  dem  bestandenen  3.[ Jäger-Corps,  den  Tiroler  Scharf- 
schützen, den  deutschen  oder  Dandini-Jägern  und  dem  Niederländer  oder  Le  Loup- 
Jäger-Corps  dasTiroler  Jäger-Regiment  zusammengesetzt  wurde,  kam  Steffanini 
als  geborner  Tiroler  in  dasselbe  und  ward  im  Jahre  1804  bei  den  entstandenen, 
die  Reichs-Ritterschaft  betreffenden  Streitigkeiten  in  Württemberg  verwendet. 

Im  Feldzuge  1805commandirteSteffani  ni  das  erste  Bataillon  bei  der  Armee 
in  Deutschland  und  zeichnete  sich  in  den  Gefechten  von  Ulm  am  14.  und  15.  Octo- 


899 


ber besonders  aus,  *la  er  das  Vordringen  der  Franzosen  gegen  das  Gensthor  ver- 
hinilerte  und  der  reürirenden  Infanterie  durch  seine  Standhafti^^keitZeit  verschafl'te 
•ich  iD  der  Stadt  zu  sammeln  und  Widerstand  zu  leisten*  Er  theilte  das  Loos  der 
rimer  Oamison.  Im  Jänner  1807  arancirte  Stcffanini  zum  Oberst-Lieutenant 
Jod  erliielt  das  Conimando  der  7.  D!\ision^  das  nachmah'ge  7.  Jäger-Bataillon, 
u  bckacntlich  im  September  1S08  aus  dem  Jager-Regimente  9  derlei  Dirisjonen 
y^mki  wurden,  mit  der  gleichzeitigen  Ernennung  zum  Obersten» 

Da»  Jahr  1809  fand  ihn  bei  dem  2.  Armee-Corps  in  der  Avantgarde  unter 

Fcldmarsehall-Lieutenant  Kien  au.    Am    11.  April  "war  Steffanini  mit  seinem 

Buullon  und  1  Division  TJhlanen  von  Wernbcrg  gegen  Hirse  hau  vorzurücken 

beordert,  um  die  Strasse  von  Sulzbach  nach  Amberg  zu  beobachten  und  die 

Verbindung  «yrischen  dem  1.  und  2.  Armeecorps  zu  unterhalten;  wahrend  des 

Uincii^a  erhielt  er  die  Nachricht,  dass'  der  Feind  Hirse  hau  stark  besetzt  und  in 

Bad  um  den  Ort  3  Bataillone  Infanterie  und  beiläufig  500  bis  600  Mann  Cavallerie 

io^geilellt  hatte*  Der  entschlossene  Ofiicier,  mit  der  Ortlichkeit  vertraut,  war  bald  von 

itr  Wichtigkeit  diesem  Postens  in  den  gegenwärtigen  Verbal tm'ssen  und  auch  davon 

ftberseogi,  daaa  dem  Feinde  nicht  Zeit  gelassen  werden  dürresichfestzusetzen;  indem 

fott  da  aa§  die  Verbindung  der  Armeecorps  nicht  nur  erschwert,  sondern  auch  die 

» VorrUckung  beunruhigt  und  aufgehalten  werden  könnte.  Er  beschloss  also, 

!  Zeitverlust   und  ohne  einen  Befehl  abzuwarten,  den  Feind  anzugreifen  und 

dii  Amserste  anzuw*enden,  um  ihn  von  diesem  wichtigen  Posten  zu  vertreiben  und 

ddi  biamr  Ankunft  des  nachrückenden  Corps  zu  behaupten.  Es  war  dies  allerdings 

tgcrwiigles  Unternehmen  mit  nur  1  Bataillon,  worunter  zwei  Drittheile  erst  küi-z- 

agereihte  Recruten  waren,  und  1  Cavallerie-Division^  entfernt  von  jeder  Unter* 

|,  aieh  mit  einer  überlegenen  Macht  in  Kampf  einzulassen,  ein  Unternehmen, 

nur  die   tril^gsten  Gründe  und  die  Überzeugung  Steffanini-s  recht- 

i  konnten,  dass  es  durch  zweckmässige  Vorkehrungen  und  eine  eben  so  kühne 

fMehe  Ausfiihrung  dem  schwächeren  Theile  gelingen  könne,  den  stärkeren 

tbwegen.  Der  Erfolg  hat  dies  auch  bestätigt,  denn  es  gelang  ihm  nach  einem 

iMaitJindigen  hitzigen  Gefechte   die  Franzosen  nicht  nur  aus  Hirsch  au  zu  ver- 

ti«3»«iip  sondern  auch  mehr  als  1  Stunde  Weges   über  diesen  Ort  zu  drängen 

iicli  tu  dieser  Stellung  bis  zum  folgenden  Tage  zu  behaupten.  Kien  au  bot 

ti|iferen  Obersten  schon   am  12.  Morgens  die  Hand,  und  die  beiden  Armee* 

«orpi  fereinigten  sich  an  diesem  Tage  in  Wernberg* 

Das  Capitel  vom  Jahre  1810  erkannte  Steffanini  für  diese  freiwillige  ent- 
«Uoaieoe  Thathaudlung  das  Rittorkreuz  zu. 

Im  September  1813  trat  der  seit  dem  Wiener  Frieden  in  Ruhestand  getretene 
Suffinini  als  General-Major  wieder  in  die  Activität  und  erhielt  eine  Brigade 
W  dar  Armee  in  Italien,  Nach  unserem  Einzüge  in  Verona  am  4.  Februar  1814 
i  sieb  das  Corps  den  Feldmarschall-Lieutenants  Radi  vojevich  in  Dossobano 

Ö7* 


900 

auf  und  der  Vortrab  unter  Steffanini  rückte  bis  Villafranca  vor.  Hier  stiess 
er  auf  den  fraazösisclien  General  Bonnemain,  griff  diesen  um  1  Uhr  Nachailt* 
tags  an,  und  zwang  ihn  nach  einem  zweistündigen  Gefechte  zum  Rückzuge,  wobei 
die  Franzosen  zwei  Kanonen  einbiissten.  Auch  in  der  Schlacht  am  Min  ei  o  liess 
sich  Stcffanini  mit  lobenswertheni  Eifer  verwenden  j  und  als  der  Krieg  gegen 
Murat  im  Jahre  1815  erüfinet  wurde,  fülirte  er  das  Conunando  der  in  den  Marken 
befindlichen  Truppen,  welche  er  mit  Vermeidung  jedes  unnützen  Gefechtes  hinter  I 
den  Canal  von  Bentivoglio  vor  Borgoforte  in  die  für  sie  dort  bestimmte  Aufstellung 
abrücken  Hess  und  den  Neapolitanern  nach  der  erhaltenen  Weisung  ohne  Widerstand 
R  i  m  i  n  i  Preis  gab.  Im  Gefechte  am  P  a  n  a  r  o  (4  April}  leitete  S  t  e  f  f  a  n  i  n  i  die  bei  den 
Fährten  von  Spilimberto  aufgestellten  Truppen.  Gegen  Mittag,  als  die  Neapolitaner 
sich  dieses  Ortes  bemächtiget  hatten  und  daraus  vorbrechen  wollten,  griff  er  sie  an  ■ 
und  warf  sie  durch  Spilimberto  wieder  über  den  Panaro  zurück,  Murat  hatte  aber 
rlen  Übergang  bei  Nlzzola  und  Santa  Anna  erzwungen  und  die  Brücke  gewonnen* 
wodurch  Steffanini  sich  abgeschnitten  sah.  Obschon  verwundet,  bcschloss  er 
unerschütterten  Muthes  mit  dem  Bataillon  11  essen -Homburg  durch  den  zahlrei- 
chen Feind  sicti  Bahn  zu  brechen.  Er  trat  also  am  hellen  Tage  den  Rückzug  von 
Spilimberto  an  ^  schlug  alle  Angritfe  der  Neapolitaner  zurück,  verlor  zwar  viele 
Leute,  erreichte  aber  doch  in  der  Nacht  die  von  Modena  auf  Reggio  führende  Strasse 
bei  Rubiera,  gönnte  hier  den  ermüdeten  Truppen  kurze  Rast  und  zog  sich  hierauf 
gegen  Guastalla  zurück.  Bei  der  weiteren  Vorrückung  der  Armee  gegen  Neapel 
erhielt  Stcffanini  das  Militär-Gouvernement  in  Bologna  und  führte  es  bis  zum 
18.  Juli,  dem  Tage,  wo  die  drei  Legationen  Bologna^  Ferrara  und  Romagna  dem 
von  dem  Papste  dazu  bestimmten  Legaten  übergeben  wurden. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  lohnte  diesem  als  Brigadier  zu  Verona  am  25.  Jän- 
ner 1821  verstorbenen  tapferen  Krieger  die  grossen  Verdienste  in  den  Feldzu- 
gen  1814  und  1815  mit  dem  Ritterkreuze  2.  Classe  des  Ordens  der  eisernen 
Krone. 


VOLKMANN;  Anton  von,  General-Major,  Officierssohnj  war  zu  Balassa-Gyar- 
math  in  Ungarn  1775  geboren.  Dieser  Officier  hatte  sich  nicht  nur  bei  der  Infanterie, 
sondern  auch  im  General-Stabe  mit  grosser  Auszeichnung  verwenden  lassen.  Im 
17.  Lebensjahre  begann  er  als  Cadet  bei  Callenberg  seine  militärische  Lauf  bahn, 
that  sich  im  Türkenkriege  hervor  und  wurde  1790  als  Oberlieutenant  zum  Cieneral- 
Stabet  dann  zu  Wartensleben-Infanterie  eingetheilt.  ■ 

Vom  Jahre  1793  bis  zum  Luneviller  Frieden  neuerdings  im  General-Stabe 
angestelltj  rechtfertigte  er  diese  Bevorzugung  im  ganzen  Umfange.  Er  vertrieb  am 
23.  Juni  1793  bei  C  o  n  de  mit  einigen  Jägern  und  einiger  Infanterie  die  Franzosen 
aus  ihrer  gedeckten  Stellung  und  zerstörte  ihre  Verschanzungen,  zeichnete  sich 
am  10.  November  1794  als  Hauptmann  bei  dem  Rückzuge  eineS^iliichements  über 


71 


901 


1795), 


wftRIiein  bei  Wesel,  im  TrefFen  bei  Bemme  1  an  der  Waal  (10.  Jänner 
lid  der  Einnahme  des  Galgenberges  vor  Mainz,  bei  YerthojJi^^ung  dea  Postens 
ton  WildstStt  (27.  Juni  1796)  und  bei  anderen  Gelegenheiten  so  vortbeilbaft  aus, 
diit  er  im  Juai  1797  zum  Major  beiordert  wurde,  dann  aber  dem  Militärdienste  bis 
lam  Jaliit)  J805  entsagte,  als  Oberst-Lieutenant  aufs  Neue  in  den  üeneral-Stab  ein- 
{[ilheilt  wurde  und  den  Feldzug  1809  vorerst  als  Oberst  bei  Johann  Jellachich- 
Molcrie  uud  vom  25.  Mai  ab  im  General-Stabe  mitmachte. 

Die  erste  die  Operationen  fördernde  Rolle  bei  Beginn  der  Feindseligkeiten  in 
ballen  fiel  dem  Oberst  Volkmann  zu.  Um  die  Aufmerksamkeit  des  Feindes  von 
Hem  PuDcte  abzuleiten,  wo  die  Haupt- Armee  die  Absicht  hatte  vorzurücken,  wurde 
^olkmann  mit  1  Bataillon  seines  Regiments ^  I  Bataillon  Franz  Kart,  1  Ba- 
^aiUoD  vom  zweiten  Banal-Regimentc  und  2  Schwadronen  Ott-Husaren  über  Pontafel 
B  daa  FdlatL&l  entsendet.  Er  vertrieb  die  Posten  des  Feindes  in  diesem  Thale  und 
Hkkte  «jh  10.  April  bis  Resiutta  vor.  Am  folgenden  Tage  erschien  er  vor  Ven- 
ioae,  und  stieas  auf  den  feindlichen  General  Brouss i er.  Obschon  Volkmann 
wtm  Franzosen  in  einer  sehr  vortheiihaften  Stellung  vorwärts  Venzone  bei  dem 
Borfe  Pontis  aufgestellt  fand,  griff  er  sie  doch  mit  eben  so  viel  Klugheit  als  Ent- 
Briilo««etiti6ii  HD ,  und  es  gelang  ihm  nach  einem  lebhaften  Xleingewehrfeuer  sie 
■M  ibrer  Stellung  zu  verdrängen.  Es  waren  dies  Tru})pcn  de;s  feindlichen  Vorti-a- 
■ti;  sie  zogen  sich  hinter  Venzone  auf  die  Position  von  Rivobianco  zurück, 
■radie  dureli  6  Bataillone,  4  Kanonen  und  2  Haubitzen  vertheidigt  vtiirde.  Volk- 
Ipläofi^  der  den  Feind  bis  hieher  verfolgt  hatte ^  liess  sogleich  seine  Geschütze 
■iPoHiriiigiin  und  ein  sehr  lebhaftes  Feuer  eröffnen.  Der  rechte  Flügel  der  Fran- 
btacOi  der  sich  an  den  Monte  Comelico  lehnte,  griff  unseren  linken  an,  allein  die 
Bllliliilen  achlugen  diese  Attaque  nicht  nur  ab,  sondern  warfen  sich  auf  den  Feind, 
niebtn  0in  zurück  und  benützten  die  eingerissene  Unordnung  um  sich  der  Anhoben 
ivf  des  Gegners  rechtem  Flügel  zu  bemeistcrn.  Da  zu  gleicher  2eit  die  zwei  andern 
Bataüloiio  unter  Volkmann*s  Anfuhrung  in  der  Fronte  angriffen,  so  wurde  der 
ftFciaii  mieh  einem  neunstündigen  Gefechte ,  ungeachtet  seiner  Überlegenheit,  mit 
Bfrosi»eiii  VerluMte  zum  Rückzuge  gcnothigt.  Der  entschlossene  Oberst  verfolgte  ohne 
PKiitdie  Franzosen  bis  San  Daniele  und  über  den  Tagliamento  und  erreichte  den 
'ihrigen  Zweck y  dass  die  Armee  ohne  einen  Schusa  zu  thun  und  ohne  auf  den 
Feznt]  tu  stossen,  nicht  allein  bis  Cividale  am  12.  und  13.  vorrücken  konnte,  son- 
WLinti  ent  bei  Pordenone  am  15.  auf  Widersland  traf.  Hier  trug  Volk  mann  durch 
■ifjiie  Stellung  am  Fusse  der  Gebirge  zu  dem  Tages  darauf  erfochtenen  Siege  hei 
^^^Atana  Fred  da  dadurch  wesentlich  bei,  dass  er  die  bereits  zur  Keife  ge- 
Httdile  Absicht  des  Feindes,  unsere  Position  bei  Villanuova  über  das  Gebirge  zu 
fcnfthrn ^  vereitelte,  da  er  sich  mit  seiner  Abtheilung  der  nächsten  Berge  stür- 
fcoid  bemitchtigie,  den  Feind  verjagte  und  einen  Tbeil  der  italienischen  Garde 
Hüiütiitete^    Pmi    d.is  tapfpro   und   umsichtige  Benehmen  bei  Venzone  erhielt 


902 

Volkmann  ausser  Capitel  mit  Armee-Befehl  vom  24.  Octolcr  1809  das  Ritter- 
kreuz. 

Mit  derselben  Auszeiclmoiig  kämpfte  Volkmann  in  den  Jahren  1813 — ^1815, 
eeit  September  1813  zum  General -Major  befördert.  In  der  vereinigten  österreichisch- 
bayerischen  Armee  eingetheilt,  commanditc  er  eine  Infanterie-Brigade  in  der  Divi- 
sion Bach,  rückte  am  29.  October  1813  über  Alzenau  nach  Gelnliausen  vor^  bcun* 
rubigte  den  Feind  ohne  Unterlast  im  Kücken  und  in  den  Flanken  und  verfolgte  seine 
Nachhut  bis  Hanau.  Am  folgenden  Tage  nahm  er  thätigen  Antbcil  an  der  Schlacht 
und  besetzte  am  2,  November  mit  der  Avantgarde  Frankfurt.  Nach  dem  Übergange 
über  den  Rhein  blockirte  er  Schlettstadt,  besetzte  am  22.  Februar  1814  Troy  es 
wo  die  Monarchen  sich  zur  Berathung  versammelt  hatten  und  wurde  Tages  darauf 
vom  französischen  General  Pire  zur  Übergabe  aufgefordert.  Volk  mann  verwei- 
gerte sie.  Daliess  Pire  die  Stadt  beschiessen  und  traf  Anstalten  zum  Sturme;  er  aber 
steckte  dagegen  die  Vorstädte  St.  Martin  und  St*  Savine  durch  Ilaubitzgranaten  in 
Brand«  Gegen  10  Uhr  Abends  hatten  die  Franzosen  in  das  alte  Gemäuer  Bresche 
geschossen  und  versuchten  zu  stüiiiicn ;  drei  Compagnien  des  Infanten  e-Rcgimentö 
Rudolph  schlugen  jedoch  die  Angriffe  ah.  Zwei  andere  gegen  und  nach  Mitter- 
nacht wiederbolto  ähnliche  Versuche  hatten  keinen  besseren  Erfolg;  da  gebot 
Napoleon^  besorgend^  der  Stadt  Untergang  zu  bereitenj  vom  Sturme  abzustehen 
und  den  Morgen  zu  er%varten.  Um  2  Uhr  des  Morgens  am  24,  war  aber  Volk  mann 
abgezogen  und  übcrliess  die  Stadt  dem  Feinde. 

ImTreffen  vonBar  sur  Aube  (27.  Februar)  kämpfte  Volkmann  mit  seiner 
Brigade  so  ausgezeichnet  tapfer,  dass  ihn  die  verbündeten  Monarchen  mit  Decora- 
tionen beehrten;  hierauf  besetzte  er  Ar  eis  (19.  März),  brach  die  Brücke  über  den 
schmalen  rechten  Arm  der  Aube  ah,  fuhr  Geschütz  auf  der  Terrasse  des  Schlosses 
auf,  verrammelte  alle  nach  dem  Flusse  führende  Gassen  und  traf  überhaupt  die 
zweckmässigsten  Vertbeidigungsanstalten.  In  der  am  nächsten  Tage  stattgeliabten 
Schlacht  that  Volkmann  mit  dem  Regimente  Erzherzog  Rudolph  und  einem 
Bataillon  Jor  dis  bei  dem  Kampfe  um  Gross-Torcy  Wunder  der  Tapferkeit,  schlug 
und  hielt  sich  gegen  die  besten  Truppen  Na poleon's  durch  viele  Stunden,  bis 
endlich  der  dunkelnde  Abend  die  ersehnte  Hülfe  mit  der  russischen  Garde  brachte. 
Mit  dieser  Schlacht,  die  Volk  mann  den  bayerisch  militärischen  Max  Joseph-Orden 
einbrachtCj  schloss  seine  kriegcrischcThätigkeit,  Das  fiir  Österreichs  Waffen  weniger 
thatenreiche  Jahr  1815  bcriefVolkmann  zuerst  zum  Commandantcn  des  Blockade- 
Corps  von  Neubreisach  imd  Fort  Mortier,  und  später  zur  Verstärkung  der  Belage- 
rungstruppen von  Hüningen, 

Volkmann  starb  als  Brigadier  zu  Linz  am  5.  April  1824  im  50.  Lebensjahre. 


FAVEEGE,  II  einrieb  Graf  voo^  Major,  zu  Chambery  im  Jahre  1781  geboren, 
hatte   zwölf  Jahre  im   kaiserlichen   Heere   mit  grosser   Auszeichnung   gedient 


903 


nadtrmt,  durch  den  Wiener  Frieden  1809  veranlasst,  im  Mai  1811   mit  Majors- 
Cbvakter  nüs. 

DieFeldzüo-e  1805  und  1809  machte  Faverge  als  Hauptmann  im  52.  Infan- 
ttrio-Rcgimente  in  Italien  mit  und  erwarb  sich  in  dem  letzteren  Ki'iege  bei  Gärz 
disBilterkreusG  durch  CapiteKBcscMuss  im  Jahre  1810. 

Der  General  Gavasini  war  mit  5  Bataillonen,  4  Oompagnien,  2  Schwa- 
tiniiien  und  einem  Pontons-Train  am  10.  April  in  Görz  eingerückt ^  fand  aber  die 
BMdke  über  den  Isonzo  zerstört,  und  ein  feindliches  Pique t  aul' dem  jenseitigen 
Ufer  bemühte  sich  die  Wiederherstellung  derselben  zu  verhindern.  Da  trug,  sich 
PiTcrge  an,    den  Fluss  mit  einigen  auserlesenen  Leuten  durchschiirimmen  zu 
voUto,  um  die  jenseitigen  feindlichen  Posten  zu  vertreiben  und  einen  mit  80  Mann 
bwctoten  festen  Thurm  zu  nebraen.  Mit  dem  Oberlicutenant  Csergho  und  50  Mann 
dis Ragitnents  seluitt  er  um   11  Uhr  Nachts  zur  Ausführung  seines  Wagestückes 
nad  ^eUtigte  glücklich  bei  der  Papiermühle  von  Podgora  an  das  jenseitige  Ufer, 
«ch  zum  Meister  des  Thurmes ,  nahm  24  Feinde  gefangen ,  und  da  keine 
tung  vom  jenseitigen  Ufer  nachfolgen  konntet  Favergc  aber  von  den 
ffidcwlrtif^n  feindliehen  Detachement  Alles  zu  besorgen  hatte,  traf  er  die  entspre- 
diciMUtea  Anstalten  zur  Behauptung  der  errungenen  Vortheile.   Ein  feindliches 
OMadiamty  von  Podgora  kommend,  wurde  abgewiesen;  diesem  folgte  eine  Stunde 
9fU9t  6m  stÄrkeres,  welches  jedoch  durch  die  Staudhaftigkcit  der  Besatzungs- 
ehnft  ebenfalls  zurückgetrieben  und  die  Mehrzahl  mit  dem  Bajonete  nieder- 
cht   wurde.    Dreimal  versuchten   die   Franzosen   den  Ilauptmann  Faverge 
\  dem  Thurme  zu  verdrängen,  jctloch  begünstigt  durch  die  Nacht  und  den  Mutb 
rHumaehaft  gelang  es  ihm,  sich  3  Stunden  gegen  den  weit  überlegenen  Feind 
ilif&aiiptcn  und  die  Herstellung  der  Brücke  zu  decken.  Iliedureh  wurde  der  Co- 
das Generals  Gavasini  der  Übergang  über  den  Isonzo  gesichert,  welche 
» 9iro  weiteren  Operationen  in  Verbindung  mit  den  über  Cividale  und  Venzone 
kendei)  Armeecorpa  fortsetzen  konnte. 

SpKter  wurde  Oberst  Gyurkavics  des  Regiments  mit  einer  Colonne  gegen  die 
idalAchirt  und,  nachdem  er  Treviso  besetzt  hatte,  zur  Blockade  von  Venedig 
Dieser  rftalisofhcier  verwendete  Hauptmann  Faverge  zu  Generalstabs- 
eo,  die  er  bis  zur  Aufhebung  der  Blockade  mit  Eifer  und  Thätlgkeit  versah. 
Sarfidi^iB  iich  die  Ai'mee  lünter  die  Piave  zurückgezogen  hatte,  rückte  Faverge  hei 
rCompagnie  ein  und  fand  Gelegenheit,  als  das  1 .  BataiUon  des  Regiments  von  der 
y  Abgeschnitten  d*>n Rückzug  über  das  Gebirge  nach  Karnthen  nehmen  musste, 
1  iö  wie  bei  den  Detaclurungen  gegen  Villach  und  Klagenfurt  ah  ein  geschickter 
ttdkfüitier  Parteigängersich  geltend  zu  machen,  auch  der  Feste  Sachsenburg  durch 
onining  und  verschiedene  Demonstrationen  nützliche  Dienste  zu  leisten. 
pÄTerge  nahm  spütcr  in  seinem  Vaterlande  Militärdienste,  stieg  bis  zum 
•Lieutenant  empor  und  starb  im  Jahre  1839. 


904 


TEIMER  von  WiltaUj  Martin  Freiherr,  Major,  Sohn  eines  Tagiilhners, 
zQ  ScbUnders  im  Vintscligau  1778  geboren,  studlrte  zu  Innsbrnek,  Als  im  Jahre 
1796  die  Öehrecken  des  Krieges  zuerst  die  friedlichen  Grenzen  Tirols  bedrohten, 
zog  Tel  m er  als  Gemeiner  ins  Feld  und  ^-fr^irde  schon  zu  Anfang-  des  folgenden 
Jahres  zum  Fähnrich  der  Maysee-Schiitzen-Compagnie  gewählt,  in  welcher ■ 
Eigenschaft  er  am  24,  und  26.  Februar  171)7  auf  dem  Nons  b  ergo  in  den  Gefech- 
ten bei  Zambara  und  Rocchetta  unzweideutige  Beweise  unerschrockenen 
Mutheä  an  Tag  legte,  da  er  vorzügüch  am  26.  mit  freiwillig  gesammelten  Schützen 
den  Feind  stürmend  von  deu  Anhöhen  vertrieb,  den  wichtigen  Posten  Fajo  weg- 
nahm und  sich  bis  zur  Ankunft  der  Unterstützung  behauptete.  H 

Im  März  waren  die  Franzosen  bis  in  das  Herz  des  Landes  vorgedrungen; 
General  London  musste  sich  über  Meran  zurückziehen;  da  rettete  Teim er  am  29.  — 
als  LInterlieutenant  ein  Piquet  kaiserlicher  Dragoner j  indem  er  beim  Schlosse  ^ 
Maultasch  dem  verfolgenden  Feinde  in  den  Rücken  iicL  Das  Unternehmen  gelang 
zwar,  als  sich  aber  Teim  er  wieder  in  seine  vorige  Position  zurückgezogen  hatte, 
wurde  er  bald  darauf  von  einer  mehrere  Hundert  Franzosen  starken  Abtheibmg 
angegriffen,  der  er  nur  20  Mann  entgegensetzen  konnte;  trotzdem  suchte  er  sich 
den  Rücken  zu  sichern  und  unterhielt  durch  volle  acht  Stunden  ein  so  lebhaftes 
Feuer^  dass  die  Franzosen  die  Verfolgung  aufgeben  musstem  Am  folgenden  Tage 
schmolz  Teim er^s  ganze  Abtheilung  auf  drei  Mann  zusammen.  In  dieser  Ver- 
legenheit sauimclte  er  Weiher  und  Kinder  aus  der  umliegenden  Gegend  und  liess 
in  einer  ausgedehnten  Linie  durch  die  ganze  Nacht  sehr  viele  Wachtfeuer  unter- 
halten, woraus  der  Feind  auf  ein  gi-össeres  Truppencorps  schloss  und  sich  ruhig 
verhielt.  Die  Folge  dieser  klugen  List  war,  dass  General  London  drei  Tage 
Frist  gewann ,  um  den  Landsturm  In  Meraii  und  allen  urallegenden  Gegenden  auf- 
zubieten^ wodurch  er  in  den  Stand  gesetzt  wui'dc,  die  Franzosen  bei  Botzen  anzu- 
greifen und  bis  B fixen  zu  jagen. 

Im  April  1791)  rückte  Teimer  als  Hauptmann  einer  selbst  geworbenen  frei- 
willigen Schlitzen-Compagnie  der  Stadt  Botzen  ins  Feld  und  trug  am  30.  ent- 
scheidend zum  guten  Erfolge  des  hitzigen  Gefechtes  im  Scharlerthale,  und  zur 
Eroberung  der  feindlichen  llauptschanze,  die  er  an  dei'  Spitze  seiner  Compagnie 
erstieg,  bei»  wo  er  auch  zwei  Wundon  erhielt*  die  zeitlebens  nicht  mehr  geheilt 
werden  konnten*  H 

Im  Jahre  1802  zum  Hauptmann  der  damals  erricliteten  Landesmiliz  ernannt, 
erfüllte  Tränier   als   solcher   sowohl  bei  der  Organisirung  wie  im  Felde  seine  ^ 
Pili  eh  teil  im  ganzen  UmfangC;  und  als  1809  der  HIesenkampf  begann ,  verliess  er" 
freiwillig  Amt  und  Familie  und  begab  sich  schon  lange  vor  Ausbruch  des  Krieges 
unter  tausend  Lebensgefahren  in  sein  Vaterland,  um  den  Brennstoff  vorzubereiten,  fl 
in  den  nun  bald  der  zündende  Funke  ffillen  sollte.    Der  Erfolg  übertraf  die  kühn- 
ste n  E  r wa  rtu  n  ge  n . 


\ 
I 


905 


««?ti  einer  Unterredimg  mft  Andreas  Ilofer  verliess  Teimei^  am  9,  Aprit 
Pisjeyr  und  eilte  nach  dem  Oberiiinthale,  um  den  Landsturm  2u  den  Waftea  auf^ 
fufordern.  Am  12.  erüffncte  er  diircla  ein  leblialte;^  Feuer  den  Angrifl'  von  den 
B^tliiiger  Höhen  herab  gegen  die  in  Innsbruck  bereits  von  allen  Seiten  ein- 
IcaK'hlassenen  bayerischen  Truppen  unter  dem  General  Kinkel.  Diese  wurden 
aufgerieben  und  Kinkel  gefangen.  Am  13.  nahten  Über  den  Brenner  vom  Puster- 
dyJer  Landsturme  lebhaft  verfolgt  die  Franzosen  unter  General  Bison  und  die 
Bayern  unter  Oberst*LieutenantWreden  gegen  die  Hauptstadt,  und  rückten  nach 
Wiltaa  ror,  um  sich  mit  den  Waffen  in  der  Hand  einen  Ausweg  zu  bahnen.  Aber 
die  Tiroler  hatten  bereits  alle  Wege  besetzt  und  Bison  mit  4ü0ü  Mann  sah  sich 
too  l&yOOO  Land  Stürmern  eingeschlossen.  Er  vcrsiiclite  den  Weg  der  Unteihand- 
d«r  otfenen  Gewalt  vorzuziehen ,  doch  der  energische  Teimer  erklärte^  dass 
Wahl  vorhanden  sei,  als  das  Gewehr  zu  strecken. 

Als  BiJ^on  noch  zauderte,  gab  er  den  Tirolern  das  Zeichen  zum  Kampfe,  und 
Augenblicke  fielen  gegen  100  Feinde,  theils  todt,  iheils  verwundet  Der  blutige 
it,  mtt  welchem  Teimer  das  Geschäft  der  Unterhandlungen  führte,  bewog 
Bisen  so  capitulireu^  und  er  unterschrieb  die  Bedingungen,  die  Teimer  ihnj 
i«pMla!l)d,   womach  das  ,, französische  und  bayerische  Militär  auf  jenem  Flecke, 
wo  aa  gegenwärtig  —  13.  April,  Früh  9  Uhr  —  stand,  die  Watfcn  niederlegte*' 
liocL  an  demselben  Tage  nach  Schwaz  und  von  hier  nach  Salzburg  in  die 
fangenschaft  abgeführt  wurde.  In  vier  Tagen  —  vom  9.  April,  dem  Aus- 
icho  der  Feindseligkeiten^  bis  zu  dieser  Capituhition  —  waren  Nord-  und  Mittel- 
Tirol  durch  Teimer,  Hofer  und  Speck b acher  befreit  und  2  Generale,  130 
Offidere^  3860  Bayern,  2050  Franzosen  gefangen,  1  Adler,  3  Fahnen,  7  Geschütze, 
\m  80U  Cavallerie-  und  Zugpferde  und  eine  beträchtliche  Krtegscasse  die  Tro- 
^okieo,  welche  von  der  Tapferkeit  der  Tiroler  Landes  vertheidigcr  in  diesen  denk* 
^HMfdigeii  Tagen  zeugten. 

^H  Am  14.  April  nahmTeimer  einen  General-Adjutanten  Napoleon's  mit  eige- 
^Hlir  Hand  gefangen.  Wahrend  der  Dauer  des  eben  so  muthvollen  als  glorreichen 
^■limpfcs  im  treuen  Tirol  bis  zum  Ab.schhjsse  deä  Waffenstillstand  es  war  dieser 
^«iercKrieger  immer  in  ununterbrochener  ThUtigkeit.  Anfangs  Mai  unternahm  er 
mit  64X>  Mann  freiwilliger  Landesschützen  und  einem  Zuge  Ilohenzollern-Chevaux- 
ieg«r9.Too  Reu  tte  aus  einen  Streifzug  nach  Schongau,  Kaufbeuern,  Obern- 
^HJ««rfv  Kempten,  Memmingen  in  Bayern,  nnd  brachte  bis  Mitte  Mai  15,000 
VHlHien  Getreide,  5<MX)  Gewehre,  mehrere  Centner  Munition,  Schlachtviefi  und  Gel- 
I  <fcr  nach  Tirol,  und  deckte  dadurch  die  k-LTruppen  vor  zu  gew^ärtigendcm  irangel. 
I  •Vacbdetn  Teimer  durch  eine  listige  Unterhandlung  mit  dem  bayerischen  General 
[  W'rede.  der  ihm  lockende  Versprecimngen  mündlich  und  schriftlich  zusicherte, 
6  Anfulirer  deis  Landvolkes  zurücktreten  w^olle,  die  nuthige  Zeit  zum 
*Ä  Landsturmes  gewonnen  hatte,  rückte  er  mit  diesem  am  29.  Mai  in 


906 


die  Gegend  i?'on  Zivi  und  IlöUingt  auch  gegen  Seefeld  und  SeharDitz,  von  woher 
ein  anderes  LayeridcLcrf  Uorps  in  das  Land  einzudringen  und  niit  Wrede  sich  zu 
vereinigen  suchte,  und  fiel  dem  Feinde  in  die  FLtnke,  wahrend  die  k.  k*  Tinippen 
im  Vereine  mit  den  Landesvertheidigcrn,  die  von  Süden  herbeieilten,  über  den 
Berg  Iscl  nahten.  Die  Bayern  mussten  mit  nanihafteni  Verluste  weichen,  wur- 
den bi.s  Kufstein  verfolgt  —  und  Tirol  erfreute  sieh  zum  zweiten  Male  seiner 
selbst  erkämpften  Freiheit.  Bei  dieser  Gelegenheit  maobte  Teini  er  2üU  Gefangene 
und  zwang  den  Gegner,  sechs  Kanonen,  welche  er  nicht  mehr  retten  konnte,  ins 
Wasser  zu  werfen.  ^M 

Feldmarschall-Lieutenant  Chasteler  hatte  schon  lange  die  Grenzen  Tirols 
verlassen,  als  Teim  er  am  9.  Juni  einen  zweiten  Streifzug  nacL  Bayern  unternalini, 
theils  um  die  Aufmerksamkeit  der  feindlichen  Reserve-Truppen  auf  sich  zu  ziehen, 
theils  aber  auch  um  das  von  allen  Vertheidiguugsmitteln  entblosste  Land  durch  die 
sicher  zu  erwartende  Beute  mit  Vorräthen  zu  versehen.  Teim  er  drang  bis  Weil- 
heim  vor  und  würde  selbst  München  erieicht  haben,  wenn  nicht  die  gar  zu  grosse 
Überzahl  der  fcindh'chcn  Cavallerie  ihn  um  dcu  Kückzug  besorgt  gemacht  h litte» ^ 
den  er  jedoch  erst  antrat,  als  die  Hauptzwecke  der  Expedition  erreicht  waren.        ^| 

Am  19.  Juli,  wo  der  Waftenstillstand  in  Tirol  noch  nicht  officiell  verkündet 
w^aTj  unternahm  Teim  er  einen  dritten  Streifzug  bis  nach  Murnau  in  Bayern,  ErJ 
führte  ausser  freiwilligen  Schützen-Compagnien  und  Landsturm  eine  Corapagnie 
kaiserlicher  Salzburger- Jäger,  einen  Zug  llohenzollcrn-Chevauxlegers  und  eine 
Kanone.  Nach  einem  vierstündigen  Gefechte  in  der  Nähe  von  Murnau  z^vang  er 
den  Feind  mit  bedeutendem  Verluste  zum  Ruckzuge ,  und  erfdjci  te  in  Murnau  einfl| 
sehr  botriichtliches  Magazin,  Tvelches  in  dem  schon  völlig  ausgesaugten  Tirol  für 
die  Subsistcnz  unserer  Trujjpen  von  höchster  Wichtigkeit  war.  Der  bald  darauf 
publicirte  Waffenstillstand  machte  den  siegreichen  Fortsehritten  der  Truppen  In 
Tirol  ein  Endo  und  zwang  aueh  Teim  er,  den  bisherig  öffentlich  aufgestellten 
Defensions-Obercommandanten  im  Norden  Tirols,  nachdem  ihn  Se,  Majestät  zum 
wirklichen  Major  in  der  Armee  zu  ernennen  geruht  hatten,  zum  tra  etat  massigen 
Abzüge. 

Diese  grossen  Verdienste  Teimer*s  lohnte  der  Kaiser  aufglänzende  Weise  }^ 
das  Capitel  vom  Jahre  1810  erkannte  ihm  das  Ritterkreuz  (ür  die  That  bei 
Wiltau  zu;  der  Monareh  aber  verlieh  ihm  im  Juni  1812  den  Freilierrnstand  und 
das  Gut  Ilerbersdorf  in  Steiermark,  wo  er  nach  dem  Wiener  Frieden  zurück- j 
gezogen  lebte  und  am  27.  September  1838  starb. 


MENSDORFF-POUILLY,  Emanuel  Graf,  General  der  Cavallerie,  geheim 
Rath   und  Klimmcrcr,   Inhaber  des  Husaren-Regiments  Kaiser  Franz  Joseph 
Nr.  ly  einem  alten  lothringischen  Gesclilechte  entsprossen,  Sohn  des  französischen 
Generale  Grafen  Louis  Albert  dePouilly,  Besitzers  von  Pouilly  und  der  Graf 


I 


907 


IST,  wurde  am  24.  Jänner  1777  zu  Nancy  geboren*  Sein  Vater  emigrirte 
tiglichen  Prinzen  und  vertrat  sie  im  Jahre  1792  als  BevoUmüclitigtcr 
ini  iireiisstschen  Haupttjuartiere^  wohin  ihm  sein  löjalu'iger  Sohn  Emanuei  beglei- 
tete  und  zuerst  bei  Val  my  ins  Feuer  kam. 

Im  Juli  1793  trat  Mensdorff  in  kaiserliche  Dienste,  und  zwar  als  Cadet  In 
du  Chevaiixlegers- Regiment  Kinsky  (dermalen  Fürst  Liechtenstein -Uhlancn 
lii:^  9)»  Ton  welcher  Zeit  an  er  den  Namen  Mcnsdorff^,  nach  einer  2ur  Grafschaft 
BonasT  geliörigcn  Ortschaft^  annahm.  An  allen  bedeutenden  Ereignissen  in  den  Nie- 
dirtaDden  nahm  er  Theil  und  zeiehnete  sich  bei  Aresnes  le  See  aus,  indem  er 
oül  euieiii  Corporal  des  Ilegimeuts  den  Obersten  der  Hussards  de  la  mort  vom 
hieb*  Den  Feldzug  de^.  Jahres  J  794  machte  Mens dorff  als  Unterheute- 
mit,  kam  1795  zur  Belagerung  von  Mannheim  und  ging  mit  dem  Reginiente 
nick  dem  Falle  dieses  Platzes  auf  das  andere  Rhein- Ufer.  Dort  nahm  Men  sdorff 
n  einem  Streifzuge  unter  seinem  Rittmeister  Grafen  Bubna  Theil ,  auf  welchem 
W  Lmdau  der  französische  General  Meyor  gefangen  wurde. 

Bei  dem  Ruckzuge  von  K  a  n  n s  t  a  dt  (1796)  wurde  M  e n  s  d  o  r f  f,  der  mit  seiner 

iUittttloii^  die  Nachhut  bildete  und  sich  schon  früher  bei  Maisch  hervorgethan 

kKtl%  dorch  einen  leichten  Schuss  ins  rechte  Bein  verwundet.  Nach  der  Schlacht 

nm  Aftiberg  verfolgte  er  schon  wieder  in  der  Avantgarde  den  General  Jourdan. 

Zwifehen  Nürnberg  und  Erlnagen  schnitt  Men  sdorff  einen  bedeutenden 

TWwport  feindUclier  Wagen  und  eine  Anzahl  Gefangener  ab.  In  der  Schlacht  von 

Wirsbarg  eommandirte  er  in  Abwesenheit  der  alteren  Officiere  die  Schwadron, 

Nitfhae  Mh  Avantgarde-Commandant  das  Cavalleriegefecht  und  cntsehicd  dui-ch 

dw kohno  Flankenbewegung  den  Angriff*  der CavaUerie-Brigadc Liechtenstein. 

u  Jilirfi  1799  rückte  er  mit  der  Division  Rosen  her  g  in  die  Schweiz  ein  und 

lid  hti  dem  für  daa  Regiment  Kinsky  so  rühmlichen  Gefechte  von  Frauen- 

MA  teliwer  «ii  der  rechten  Hand  verwundet,   was   ihn  für  einige  Zeit  dicnst- 

maclite  und  auf  Lebenszeit  nothigte,  Degen  und  Feder  in  der  linken  Hand 


Am  22.  Febmar  1804  vermählte  sieh  Mensdorff  zu  Coburg  mit  der  Prin- 

Sophte,  Tochter  des  regierenden  Herzogs  Franz  von  Sachsen- Co  bürg, 

InJilu«  1805  befand  sich  sein  Regiment  bei  dem  Jellachieh^sehen  Corps  und 

*t«  oliae  da«  energische  Auftreten  Mcnsdorffs  (damals  Schwadrons-Couiman- 

''itj^  WiAeber  die  OberÄten  Graf  Kinsky  und  Wartens  leben  bewog.  mit  den 

Item  Klonau-Chcvauxlegers  und  Blankcnstein-Husarcn  sich  durch  einen 

Nachtnimrach  der  bereits  abgescldossenen  Capitulation  von  Bregenz  zu  ent- 

mil    dem  erwähnten  Corps    in  Gefangenscliaft  gerathen.   Menadorff's 

loiniimiigeti  aJ»  Colonnenführcr  und  Avantgarde-Commandant  wurde  es  gedankt, 

diwdieCeTallerie  Böhmen,  im  Rücken  dos  Feindes  marschu-end,  glücklich  erreichte. 

Im  Jilire  1806  befand  sich  Mensdorff  beui'laubt  zu  Saalfeld,  als  Prinz  Louis 


908 


van  Preussen  Jn  Jciii  unt^IückHehon  Gefechte  seinen  Tod  fand.  Des  Grafen  klu- 
gem und  entsclilossenejn  Benehmen  gelang  es,  sowohl  den  Hof  seines  Sehwieger- 
vaters  gegen  den  brutalen  Übermuth  des  Siegers  zu  beschützen,  als  auch  die  Leiche 
des  gefallenen  Prinzen  für  die  kunigliehen  Anverwandten  zu  erhalten ,  wofür  ihm 
die  verdiente  Anerkennung  nicht  ausblieb.  ^| 

Im  Jahre  1B08  ward  Mensdorff  zum  Major  bei  Merveldt-Uhlanen  ernannt^ 
und  rückte  im  Jahre  ISOO  in  der  Avantgarde  des  Kolowra  t'sehen  Armeeeorps 
in  Bayern  ein.  Am  12,  April  wurde  er  vom  General-Major  Grafen  Crenneville 
mit  einer  Schwadron  und  einer  Compagnie  vom  8,  Jäger*BatailIon  von  Sehwarzen- 
feld  aus  gegen  Amberg  abgeschickt,  um  des  Feindes  Stellung,  der  bei  Amberg 
sehr  stark  verniutliet  wurde,  zu  erforschen.  Dort  angekommen^  stiess  Mensdorff 
auf  feindliche  Truppen,  vertrieb  sie  aus  der  Stadt  und  setzte  sich  daselbst  fest. 
Am  nächsten  Tage  früh  7  Ulir  w^urde  er  durch  das  ganze  französische  1.  Chas- 
seur-Regiment j  von  500  Mann  Infanterie  unterstützt^  angegriffen.  Da  ihm  aber 
die  Wiclitigkeit  Ambergs  für  die  Vereinigung  des  1.  und  2.  Corps  nur  zu  sehr 
cinleuchtetej  so  stand  er  keinen  Augenblick  an^  sich  aus  der  Defensive  in  die  Offen- 
sive zu  versetzen.  Schon  die  erste  Attaque  war  so  glänzend  geführt  worden, 
dass  des  Feindes  Verlust  die  Stärke  der  Abtheilung  des  Majors  Mensdorff 
erreielite;  ein  neuer  Versuch  desselben,  sieh  Ambergs  zu  bemächtigen,  fiel  eben 
so  unglücklich  aus,  Mensdorff  warf  die  Franzosen  bis  Ürsensolen,  2  Stunden 
von  Aniberg,  zurück,  und  behauptete  sich  -in  dieser  Stadt  his  zur  Ankunft  des 
1.  iVrmeecorps-  Obschon  durch  einen  Schuss  in  die  linke  Schulter  verwundet, 
verliess  er  doch  den  Kampfplatz  nichtj  sondern  trug  vielmehr  Alles  bei,  was  in 
seinen  Kräften  lag,  um  dem  Gefechte  eine  günstige  Wendung  zu  geben.  —  An  dem 
blutigen  Tage  bei  Regensburg  hatte  Men  sdorff  ungeachtet  der  sclim  er  sc  liehen 
Wunde  neue  Beweise  besonderer  Bravour  gegeben,  hiebei  aber  erneuert  vier 
Säbelhiebe  erhalten,  darunter  einen^  der  ihm  die  rechte  Wange  spaltete.  Er  verlies 
trotzdem  seine  Truppen  nicht  eher,  bis  er  sie,  selbst  einer  der  Letzten  auf  den 
Kanipfplntze,  durch  Regensburg  nach  Stadt  am  Hof  geführt  hatte.  Das  Ritter- 
kreuz belohnte  sein  heldenmüthiges  Benehmen  am  Tage  bei  Amberg  durch 
Capitel-Beschluss  im  Jahre  11:^10.  , 

Kaum  hergestellt,  sehen  wir  Mensdorff  schon  wieder  als  Vorposten-Com^H 
mandanten  an  der  österreichisch-böhmischen  Grenze  zwischen  Freistadt  undKaplitz. 
Es  wurde  ihm  die  Organisation  einer  aus  den  heterogensten  Theilen  zusammen- 
gesetzten sogenannten  fränkischen  Legion  übertragen,  ivelche  jedoch  bei  dem  kurz 
darauf  erfolgten  Friedensschlüsse  aufgelöst  wurde.  Mensdorff  w^ar  unterdessen 
zum  Oberst-Lieutenant  bei  Erzherzog  Karl- Uhlanen  vorgerückt  nnd  schon  im  August 
des  Jahres  ISlü  zum  Obersten  und  Commandanten  derselben  ernannt  worden. 

Als  Österreich  im  Jahre  1812  sich  mit  Frankreich  alliirte,  trat  Mens  dorff 
schweren  Herzens  nn*t  noch  vielen  anderen  ausgezeichneten  Männern  auf  kurze  Üeit 


ler 

4 


909 


iiw  den  Reihen  des  Fleeres,  wobei  ihm  jedoch  von  Sr.  MMJesiät  deni  Kaiser  Franz 

m  buehst  gnädiger  \\  eise  atisdrücklt<.h  sein  Rang  Torbelialten  blieb.  In  dem  Au(j:cn- 

Uickc  jedoch •   aU  Osterreich   neuerdings  die  WaÖ'en  gegen  Fri^nkreicli  ergriff', 

dta  er   in    das    Hauptquartier   Lieben  bei  Prag,   um   sich   zur   Disposition   zii 

ftdlen*  Er  ward  aueh  sogleich  seinem  früheren  Begimente  eingethcilt  und  2um 

danten  eines  Strojfcorps  ernannt  Mens  d o r ff  alarmirte  rnelirmals  Leipzig 

besUad  bei  Rötha  ein  Gefecht,  wo  der  Feind  gegen  80  Mann  verlor.  Der  Vcr- 

der  Schlacht  von  Dresden  rief  auch  ihn  auf  kurze  Zeit  nach  Böhmen  zurück, 

\m  er  jedoch  gleich  nach  der  Schlacht  von  Kulm  wieder  verliess.    Durch 

an^liickljcheD  Irrthum  eines  Officiers  misslang  ihm  die  Befreiung  der  gefan- 

Division  Mesko.  Um  so  glücklicher  führte  er  einen  Überfall  von  Wur- 

g*a   US,    wo    eine  bedeutende  Anzahl  Ciefangener  gemacht  und  sehr  wichtige 

CocTCspondenzen  erbeutet  wurden.  Auf  dem  Marsche  zur  Vereinigung   mit  dem 

Gtnarml-Lieutenant  Thiolemann  befreite  Mens  dorff  500  preussische  Gefangene 

m  di*r  Nähe  von  Lütjeen.    In  dem  Trctlcn  von  Altenburg  war  Mensdorff's 

iüilbeil  CIO  entscheidender;    sein  Dctachement  machte  gegen  500  Gefangene  und 

Bilmi  mehrere  Geschütze,  und  ihm  wurde  für  dieses  Gefecht  der  russische  Wla- 

ioDtrXtrden    3.    Classe   zu  Thcil.  Bei  Leipzig  führte  der  Gr*if  die  Vorposten 

Jw  Gyn lay'fichen  Corps  und  der  Division  Moritz  Liechtenstein  und  nahm 

im  Pra&iosen  7  bespannte  Munitions wagen  und  ^egen  200  llaon  ab.    Die  Bese- 

tBMg  ilet  Cbcrgangspunctes  bei  Kosen  über   die  Saale  %vurde  ihm  später  vom 

PfUxeugoK'i^ter  Grafen  Gyulay  übertragen.  Auf  sein  Ansuchen  ward  hierauf 

Venadorff  durch  Fcldmaröchall  Fürst  Schwarzenberg  ganz  unabhängig  ge- 

leUliiiid  nur  seinen  unmittelbaren  Befehlen  untergeordnet.  Der  rastlose  Ofticier 

den  Feind  bei  Geissa  am  25.  Üctober,  wobei  er  4  Geschütze  nebst  zahl- 

Kriegsvorrätlien  eroberte,  17  Ofticier e  und  2D0  Mann  zu  Gefangenen  machte 

w>d  150  Pferde  erbeutete.  In  der  Schlacht  bei  Hanau  bildete  er  den  äussersten 

hktn  Flügel  der  .VIliirten  und  rettete  gegen  Abend  mehrere  versprengte  osterrei- 

du*fh<?IafaJiterie-Abllieilungon  nach  Frankfurt.  Wiihi'cnd  des  Waffenstillstandes  war 

teasdorff  auf  Wunsch  seines  Schwagers,  des  regierenden  Morzogs  von  Sachsen- 

Tohirg,  welcher  d^n  5,  deutsche  Armeeeorps  befehligte,  als  Chef  des  General- 

iitilM»xiidieaeiDT<erset2t.  Er  leitete  nun  die  Blockade  von  Mainz  und  dieUntet-hand- 

^ngm  wegen  der  Übergabe ;  auch  unterzeichnete  er  dieCapitulation  dieser  Festung. 

Voo  da  ging  Men^doi' ff  nach  Paria,  wo  er  zum  General- Major  ausser  der 

Iitr,  mit  Vorbehalt  dea  Ranges  seiner  Hintermänner,  am  11k  Mai  1815  ernannt 

•■rie.  Dasselbe  Jahr  sah  Mens  dorff  abermals  als  Chef  des  General-Stabes  des 

i*  Ameeoorps,  das  jedoch  an  dem  Feldzuge  keinen  Theil  nahm,  sondern  im  Elsass 

Gttteiiiie4neDta  bezog.  Als  Zeichen  der  Anerkennung  seiner  Leistungen  war  er  mit 

MB  fnaiiehen  Georgs-  und  Anna-,  dem  preus?ischen  pour  le  ra<5rfte-  und  dem 

\en  ricinrichs-Orden  dccorirt  worden. 


910 


Mens  dor  ff  wurde  nun  Cavallerie-Knsfadier  in  Bolimen,  wo  er  bis  zu  seiner' 
Ernennung  als  Festungs-Conimandant  in  Mainz  im  Jaliie  J824  Wieb.  Nach  Ablauf 
von  i>  Jahren  wurdo  er  ausser  der  Tour  zum  Feldmarschall -Lieutenant,  und  auf 
weitere  5  Jabre  zum  Vice-Gou\'erneur  dieser  Festung  ernannt.  Bereits  im  Jahre 
1825  war  er  zweiter  IrJiaber  des  ersten  Husaren-Regiments  Kaiser  Franz  gewor- 
den. Seine  Khigheit  und  Energie,  seine  Iluoiaiiität  und  angemessene  Strenge 
während  der  Dreissiger  Jahre  hatten  ihm,  wie  der  herzliche  Abschied  bewies,  die 
Neigung  der  Besatzung  und  Bevölkerung  in  hohem  Grade  gewonnen.  ■ 

Von  da  zum  conimandii-enden  General  in  Bühmen  ornannt,  traf  ilm  im  Jahre 
1840  zum  grossen  Schmerz  die  Ernennung  zum  zweiten  Hofkriegsraths-Präsiden- 
ten,  welche  ihn  einer  gewohnten  Sphäi^e  und  Anhänglichkeit  seiner  Truppe  ent- 
rückte. Im  Jahre  1843  feierte  Menedorff  sein  fünfzigjähriges  Dienstjubiläutn, 
hei  welcher  Gelegenheit  ihm  Kaiser  Ferdinand  eigenhändig  das  O rosskreuz 
des  Leopold-Ordens  überreichte.  Im  Jahre  1845  zum  General  der  Onvalleri« 
ernannt,  ging  der  ergraute  Krieger  im  Jahre  1846  als  deutscher  Bundcs-Commissär* 
nach  ScblesieUj  und  ward  dort  mit  dem  preussfsehco  Adlei'-Orden  decorirt. 

Das  unheilvolle  Jahr  1848  bowog  Me  ns  dorff,  seine  Stelle  niederzulegen  und 
um  seine  Versetzung  in  den  Ruhestand  nachzusuchen.  Nur  mit  der  grösstcn  Aba6i<^| 
gung,  aber  gewolmt  als  Soldat  unbedingt  zu  gebor chcn^  trat  er  die  Reise  als  Com- 
missär  nach  Prag  an,  um  die  Ruhe  dort  herzustellen*  Im  Spatjahrc  stellte  sich 
Mensdorffj  ohne  Rücksicht  auf  frühere  Rangsverbältnisse,  dem  Feldmarschall 
Fiirstcn\Vindiscligrätz  zur  Disposition;  ein  niehrnjonatlicher Gichtanfall  fesselte 
ihn  jedoch  an  das  Ki'ankenLiger.  Von  jener  Zeit  an  schien  seine  Gesundheit  wan^H 
tend,  und  ein  langwieriges  Nervenleiden  endete  am  28.  Juni  1852  sein  thaten- 
reiches  Leben  zu  Wien. 


I 


WmTZINGERODE-OHMPELD,  Ferdinand  Freiherr  von,  Feldmarsehall-Lieuto 
nanty  zu  Kirchohmfeld  im  preussischen  Regierungsbezii'ke  Erfurt  1769  geboren, 
und  einem  der  ältesten  deutschen  Gcisehleehter  entsprossen^  welches  schon  seit  dem 
zwölften  Jahrhunderte  im  heutigen  Eichsfelde  ansässig  ist.  Win  tzlnger  ode*8 
Vater  Wilhelm  Levin  war  landgriiflich  hessischer  Oberst;  der  Sohn  begann  seind^ 
kriegerische  Luf  bahn  in  vaterländischen  Diensten,  vertauschte  sie  jedoch  bald  mit  den 
russischen,  und  im  Februar  1799  mii  den  kaiserlichenj  da  er  als  Oberst-Lieutenant 
übernommen  und  zu  Erzherzog  Ferdinand-Dragoner  eingetlieilt  wurde. 

Seiner  Kampflust  war  bald  Gelegenheit  geboten j  da  er  sich  schon  in  de 
Schlacht  bei  Stockach   rühmlich  auszeichnen  konnte,    hierbei  verwundet  und 
gefangen,  jedoch  durch  den  Dragoner  G  a  b  r  i  el  S  c  h  I  ii  c  h  t  e  r  aus  des  Feindes  Hän- 
den glücklirh  gerettet  wurde.  Im  November  180U  war  Wi  ntzingerode  bereits 
Oberst,  im  Jänner  1802  ernanjitc  ihn  der  Kaiser  Alexander  von  Russland  zum^ 
General- Adjutanten  und  übertrug  ihm  18ü5  die  wichtige  Sendimg,  um  Preussen 


911 

Beitritte  jnir  Allianz,  mit  Österreich  imd  England  gegen  Frankreich  zu  bewegen. 
Dmim  eilte  WiniÄin^erode  nach  Wien,  um  den  Tractat  zwischen  den  verbün- 
delaii  Micbten  abzu&chliessen.  Als  der  Kaiser  hiei-auf  selbst  zur  Armee  nach 
Deutsc^hlaiid  kam,  begleitete  ihB  Wintzingerode  während  des  Feld zuges  und 
Mekaete  steh  bei  Dürnstein  so  Torthellhaft  aus,  dass  er  mit  dem  Militär-Georgs- 
Ordto  gescluuückt  wurde. 

Schon  im  Februar  1807  war  Wintzingerode  als  General-Major  in  kaiser- 
Kelie  Dienste  wieder  übernommen  und  commandirte  im  Jahre  1809  die  Avantgarde- 
fic^ide  des  LGraf  B ellegar d ersehen  Corps. 

Dms  Gros  derselben  sollte  am   14.  April  eine  Stellung  bei  Ursensolen 

;  als  Wintzingerode  die  Vorposten  aufgestellt  hatte,  stiess  er  auf  der 

TOD  Kiselsberg  unweit  Castcl  auf  den  Feind,  gerade  in  dem  Augenblicke,  als 

rdttmarsrhall' Lieutenant  Fresnel  Gegenbefehl    erhielt  mit  dem  Gros   in  der 

PiMitioii  bei  Ajuberg  stehen  zu  bleiben  und  den  Marsch  nach  Ursensolen  zu  unter- 

Die  Lage  der  Vorhut  gestaltete  sich  äusserst  kritläch,  zumal  es  nicht  mehr 

WMT  das  mit  dem  überlegenen  Feinde   bereits  engagirte  Gefecht  abzu- 

und  bei  Tage  sich  zurückzuziehen^  ohne  ihn  nach  sich  zu  locken  und  die 

vorgeieielinete  Position   bei  Amberg,   von    der  das   Armeecoi'ps   noch  mehrere 

MiSea  entfernt  stand,  bloss  zu  stellen.   Wintzingerode  erwartete  also  mit  den 

TerpOilOQ,   die  au«  dem  3.  Jäger-Bataillon  und  einer  Schwadion  Blarikenstein- 

Bmm«ii  bestandeni  den  Angriff,  der  mit  grosser  Überlegenheit  erfolgte;  es  gelang 

iktt  oiehl  nttr  allein  den  wiederholten  Attaquen  zu  widerstehen,  sondern  auch  nach 

im  Ankunft  zweier  Bataillone  und  einer  halben  Batterie,  welche  Feldmarschall- 

UlBtwmil  Fresnel   als  Unterstützung  absenden  Hess,    die  Franzosen    wieder 

widdOiefalagen^  wodurch  der  Plan  des  Marschalls  Da  von  st,  auf  dem  nächsten 

ffg^  Ober  Amberg  nach  Hegensburg  zu  rücken,  um  sich  mit  der  französischen 

liiipl*Anne6  «u  vereinigen,  gänzlich  vereitelt  wurde. 

In  der  Sehlacht  bei  Aspern  unternahm  Wintzingerodeden  ersten  Angriff 
«f&ieiDoHl  Seine  Brigade  (2  Bataillone  Anton  Mi  trowsky,  1  Bataillon  Jäger) 
iiikf  Rtnehstatien  besetzt  und  erhielt  den  Befehl  diesen  Angriff  auszuführen.  Es  war 
^ icin  Ao^nblieke  alü  eim*ge  Infanterie*Abtheilungon  derVorhut  des  II  i  I  ]  c  raschen 
^  in  den  Ort  eingedrungen  auf  den  Feind  stiessen  und  sich  auf  dem  Wege 
^Budlau  zorflckziehen  mussten.  Wintzingerode  Hess  die  Bataillone  Massen 
fconiren  und  das  cr«te  rechts  gegen  das  linke  Ende  von  Aspern,  das  zweite  aber- 
^  Hanclitlltten  ^rerade  auf  das  Angritisobject  vorrücken,  während  das  2*  Jäger- 
iüiiUoii  die  Flankier  vor  dem  Orte  zu  vertreiben  und  die  Brigade- Batterie  die 
rältneliniang  durch  ihr  Feuer  zu  unterstützen  hatte-  Als  diese  Anordnungen 
(Püelieheit.  war  der  Feind  bemüht  Aspern  mit  mehreren  Batterien,  und  alle  um  und 
vwdeisi  Dorfc  gelegenen  Gräben,  so  wie  die  Brücke  mit  Infanterie-Abtheilimfjen 
zu  lassen.  Die  Avantgaido  des  Hiller'schen  Corps  blieb  mit  den  die  Auen 


912 

haltciuleu  feindlichen  Planklor  engagirt  und  eine  von  ihr  aufgefahrene  Batte 
beschoüÄ  den  Cht.  Das  2.  Jäger-Bataillon  vermengte  sieh  im  Vorrlleken  mit  diesi 
Truppen.  Wintzingerode,  an  der  Spitze  der  Batfullune  Mitrowsky,  rück' 
gegen  die  Brücke  j  warf  die  Plänklcr  zurück,  vertrieb  den  Feind  aus  den  Grabej 
passirte  die  Brücke  unter  dcMn  heftigsten  Feuer  im  Doublirschritt  und  eilte  ohne 
einen  Schuss  zu  thun  zum  Sturuio  auf  den  KinJihof,  wohin  i^ich  der  Feind  zurück- 
gezogen hatte.  Die  BafaiJlone  waren  hcreits  najuhaft  Im  Verluste,  als  der  Feind 
verstärkt  aus  Aspern  gegen  sie  anrüektc.  Bis  auf  30  Seh  ritte  liess  ihn  das  1.  Batail- 
lon ankommen,  dann  gab  es  die  erste  so  kräftige  Decharge^  dass  die  Fr 
zoseo  zurückwichen.  Nun  war  keine  Zeit  zu  verlieren,  der  Genernl  befahl  die 
Einstellung  des  weitern  Feuers  unil  den  Angriff  mit  dem  Bapncte»  der  denn  auch, 
dm  eh  das  persönÜch  tapfere  Beispiel  Wintzingerode's  gefyrdert,  sofort  gelnng^i 
Nur  wenige  Schritte  vom  Feinde  entfernt  wurde  Wintzingcrodc  verwundeljH 
verlor  sein  Pferd  unter  dem  Leibe  und  musste  vom  Kampfplatze  getragen  werden, 
aber  die  schwierige  Aulgabc  ward  gelöst.  Der  Generalissimus  ernannte  den  braven 
Wintzingerode  mit  Armeebefehl  vom  24.  Mal  zum  Feldmarschall-Lientenant 
und  Seine  Majestät  der  Kaiser  verlieh  ihm  im  Nachtrags-Capitel  vom  Jahre  1811 
das  Kitterkreuz,  das  er  Ihm  schon  für  sein  au^igezeichnetes  Benehmen  bei 
Dum  stein  zugedacht  hatte. 

Als  der  Krieg  gegen  Russland  im  Jahre  IS12  ausgebrochen  war»  verliess 
W  i  n  t  z  i  n  g  c  r  0  d  e  im  März  abermals  die  kalserilohen  Dienste  und  erhielt  ein  leichtes 
Corps  bei  der  Avantgarde  der  russischen  Armee*  Vor  Moskau  wurde  er  am 
22.  October  gefangen  und  Napoleon  wollte  Ihn  als  Unterthan  eines  Rheinbundes- 
Fürsten  erschiessen  lassen,  allein  schon  am  22.  November  ward  er  durch  General 
Tscliernitsehew  befreit.  Er  eojiimandirte  hierauf  das  3.  russische  Corps  der 
Haupt- Armee,  schlug  die  Franzosen  hei  Kitlisib  (VI.  Februar  IS  13),  und  bewährte 
in  der  Schlacht  bei  Lützen  von  Neuem  seine  Tapferkeit.  Dann  focht  er  unter  dem 
Kronprinzen  von  Schweden,  und  hatte  thätigen  Autheil  an  den  Sehlachten  bei 
Grossbeeren  und  I>ennewitz.  Für  sein  ausgezeichnetes  Benehmen  in  der  Schlacht 
bei  Leipzig  erhob  ihn  der  Kaiser  A  lex  ander  zum  General  der  Cavallerie.  Später 
befehligte  er  die  Avantgarde  des  Marschalls  Blücher,  nahm  Rheims  und  stellte 
die  Verbindung  der  Blücher  sehen  Armee  mit  der  Schwär  zenberg'schen  her. 
Nach  der  Schlacht  bei  Arcis  verfolgte  er  das  Heer  Napoleon's,  welchen  er  m 
der  Meinung  zu  erhalten  wusste,  dass  Ihm  die  ganze  Haupt- Armee  folge.  Da 
wendete  sich  aber  Napoleon  am  26.  März  1814  gegen  den  lästigen  Ver- 
folger  und  schlug  ihn  bei  St.  Dizlen  W  intzingerode  starb  zu  Wiesbaden  am 
17.  Juni  1818. 

REINISCH,  Ignaz  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant  zu  Saatz  in  Böh- 
jnen  1770  geboren,  hatte  seine  Laufbahn  bei  Eröftnung  des  Krieges  gegen  die 


Pforte  als  Cadet  bei  Herssog  Albert  von  Saehscü-Teschen-Carabinieren  begonnen 
und  wurde  im  Verlaufe  dieses  Feldzuges  Fähnrich  im  16.  Infanterie-Regimen te. 

Die  kriegerischen  Zcltliuiftc  haben  Ilcinisch  Gelegenheit  gegeben j  sowohl 
ciflciu  Theile  des  Türkenkrieges  al«  auch  allen  Campagnen  der  wiederholten  Kriege 
gegen  Frankreich  hh  ziuii  Jahre  1809  unausgesetzt,    und  in  diesen  18  Haupt- 
ieUacliten,  3  Belagerungen  und  zahlreichen  Gefechten  beizuw^ohnen  uiid  sich  grosse 
Verdienste  äu  erwerben,  KeiniBch  war  im  Jahre  1793  bei  dem  Übergange  über 
deoRheiny  in  den  Gefechten  bei  S pcier  und  Bergzabern^  im  Bienwaldo,  bei 
dem  Sturme  der  Weissen  l»urger  Linien,  im  Treflcn  am  Geis  berge ;  1794  In 
Jim  Gefochten  auf  dem  linken  llheinufer ,  so  wie  1795  bei  der  Wegnahme  des 
llartettbergesy  beim  Sturme  der  Main  zer  Linien^  dann  als  Oberlieutenant  des 
Geoeral-Stabcs  in  den  Schlachten   bei  Amberg,  Würz  bürg  und  Emmen- 
dingen   und    bei   der   Belagerung   von    Kehl;    1799   als  Hauptmann   in   den 
Schlachten  bei  Verona,  an  der  T  r  e  b  i  a ,  bei  N  o  v  i ,  bei  G  e  n  o  l  a ,  im  G  efcchte 
bfi  MoodoTi  und  bei  der  Belagerung  von  Cuneo;  Im  folgenden  Jahre  bei  der 
iuroberang  der  verschanzten  Position  am  Monte  Cenis,  dann  jener  am  Col  di 
Tenda^  in  der  Schlacht  bei  Marengo,  am  Mincio  and  1805  als  Major  in  der 
ScyAebt  bei  Caldiero*    In    allen  diesen  Vorfallenheiten   hatte  Reinisch    als 
OBekr  de»  General-Stabes  wesentlichen  Einfluss  auf  die  Leitung  der  Truppen  zum 
ud  toj  Gefechte;  gan2  vorzüglich  aber  war  sein  Betragen  bei  der  Erstürmung  de!< 
Coi  di  Tenda^  wo  es  seiner  Einsieht  und  Verwendung  am  meisten  zuzuschreiben 
»ir,  daas  der  republicanisrhc  General  Suchet  seinen  Rückzug  hinter  den  Var 
latretea  moaste;  dann  bei  der  Wegnahme  des  Monte  Cenis,  wo  er  die  dritte 
Odamie  ßbrtc  und  aus  freiem  Antriebe  die  errungenen  Vortheile  so  zu  nützen 
vmlQy  disa  durch  seine  kluge  Anführung  und  Tapferkeit  der  Feind  in  Lasleburg 
&b«riilleo,  2  Kanonen  und  5  Munitionskan-en  in  Stich  liess  und  bis  gegen  Chamhery 
gevorf«»  wurde. 

BtfPordenone  im  Jahre  1809  erkämpfte  sich  dieser  brave  Officier  als  Oberst- 
UiBtaiaiit  das  Ritterkreuz^  welches  ihm  im  Capitel  1810  zuerkannt  wurde. 
hm  Tage  dieses  Gefechtes  (15.  April)  bei  der  Person  des  Commandircnden, 
ijthersogs  Joban  n  zu  bleiben  angewiesen,  der  mit  einer  einzigen  Schwadron  Ott- 
Ilmaren  ala  Bedeckung  auf  einem  Puncte  stand,  von  welchem  das  Schlachtfeld 
Bidi  allen  Richtungen  übersehen  werden  konnte,  bemerkte  Reinlschj  dass  die 
Frianmeii  mit  einem  Theile  ihrer  Truppen  durch  Rorai  grande  gegen  Sacile  sich 
nrtekaogeoi  und  dass  der  zur  Vereitlung  dieses  Rückzuges  beorderte  Oberst  und 
drf  dlia  General-Stabes  Graf  Nugent  zur  rechten  Zeit  kaum  dahin  gelangen 
huile.  Oberst-Lieutenant  Reinisch  war  aus  früheren  Jahren  mit  der  Terrain* 
BuekiSeiilieil  vollkommen  vertraut  und  erkannte  sogleich,  dass  dem  Feinde  über 
Boni grande nocli zuvorzukommen  möglieh  sein  würde,  ehe  er  Fontana  Fredda 
ehe.  Aber  Rorai  grande  war  schon  von  den  Franzosen  besetzt  und  sie  mussten 

58 


914 


erat  vertrieben  werden.  Dazu  mangelte  es  an  Truppen^  und  sie  erst  herbeizuführen 
schien  Heini  seh  die  Zeit  viel  zu  gemessen.  ^Aitdacesforimiajuvat!^  meinte  er  B 


I 


ynd  nahm  an,  dass  die  Franzosen  die  Stärke  der  ihnen  entgegengefiihrten 
Husaren  nicht  erkennen,  auch  nicht  annehmen  würden,  dass  sie  nur  von  einer 
kleinen  Abtheihing  angegriffen  werden.  Ohne  Befehl  fasste  also  Rain i  seh  den 
raschen  Entschluss,  mit  der  zur  Bedeckung  des  Erzherzogs  bestimmten  Schwadron 
eine  Attaque  zu  wagen,  um  den  Feind  im  Rückzuge  aufzuhalten  und  der  Abthei- 
lung des  Obersten  Graf  Nu  gen  t  die  Unternehmung  thuuliehst  zu  erleichtern. 
Bei  Rorai  grande  traf  Reinis  ch  das  französische  6.  Husaren-Regiment  mit  Grena- 
dieren und  Geschütze  im  vollen  Rückzuge.  Trotz  der  Übermacht  griff  er  mit  der 
Husaren 'S  eh  wadron  die  Gegner  in  einem  breiten  Hohlwege  und  im  Dorfe  selbst 
an,  hieb  alles  um  sich  nieder  und  setzte  die  ganze  Colonne  in  Verwirrung.  Sie 
stockte,  nahm  dann  eine  neue  Aufstellung  und  die  Officiere  trafen  manche  Vorkeh*  _ 
rungen  um  die  Ordnung  wieder  herzustellen.  In  diesem  Gremengc  verlor  Rei  nisch  ^ 
sein  Pferd,  das  sich  mit  ihm  überschlug^  und  wurde  durch  einen  Säbelhieb  am  Kopfe 
verwundet  und  gefangen.  Dieses  lange  Gefecht  hatte  dem  Feinde  einen  grossen  fl 
Zeitverlust  verursacht,  so  dass  Oberst  Graf  Nu  gen  t  noch  rechtzeitig  anlangen 
konnte.  Nun  begann  die  Verwirrung  aufs  Neue  und  Rcinisch  fand  Gelegenheit 
sich  wieder  frei  zu  machen ,  auf  ein  Husaren-Pferd  zu  schwingen  und  an  der  glini- 
lichen  Vernichtung  der  Colonne  neuen  Antheil  zu  nehmen.  ^| 

Der  Feind  verlor  in  diesem  Gemetzel  viele  Hunderte  an  Todten,  Verwun- 
deten und  Gefangenen,  dann  4  Geschütze  und  3  Adler»  Das  35.  Infanterie-Regiment 
wurde  gänzlich,  das  6.  Husaren-Regimejit  grosstentheils   zu  Grunde   gerichtet. 
Erzherzog  Johann  bekräftigte  diese  tapfere  Thal  mit  folgenden  schönen  Wor- 
ten: „Das  nachahmungswürdige  Beispiel  des  Oberst-Lieutenants  von  Rcinisch  H 
entging  nie  meinem  Blicke.  Für  ausgezeichnete  Krieger,  die,  zumal  wie  gedachter 
Oberst-Lieutenant,  entscheidende  Beweise  ihres  uaerniudeten  Eifers  im  Dienste,  ^ 
ihrer   Tapferkeit   auf  dem    Schlachtfelde  und  ihrer  richtigen  Ansicht  all*  jener  | 
Gegenstände  gaben,  die  ihr  Wirkuugski*eia  unifasst,  soll  jeder  VorgesotÄto 
gerne  das  Wort  führen,  und  es  gereicht  mir  wahrlich  zum  besonderen  Ver*^B 
gnügen,  dieses  für  ihn  durch  gegenwärtige  Bekräftigung  mit  dem  Zusätze  thun 
zu  können,  dass  er  zu  dem  glücklichen  Erfolge  Alles  beigetragen  habe.** 

Die  schwere  Kopfwunde,  welche  Reinisch  erhalten  Iiatte,  war,  wenn  auch 
nicht  tödlich,  so  doch  von  der  Art,  dass  er  sich  der  Schlacht  des  folgenden  Tages 
hatte  entziehen  können.  Allein  er  wohnte  dieser  wieder  an  der  8eite  des  Erz- 
herzogs bei.  Unsere  Vorhut  stand  bei  Fontana  Fredda,  das  ö.  Armeecorps  vor, 
und  das  9.  hinter  Pordenone  aufgestellt.  Um  9  Uhr  meldeten  die  Vorposten  die 
Vorrückung  des  Feindes^  Kundschafter  berichteten,  wienach  demselben  Verstärkung 
zugekommen  sei,  und  bis  1  Uhr  stand  es  ganz  ausser  Zweifel,  dass  er  mit  ganzer 
Macht  anrücke  und  seine  Angriffe  auf  unser  Centinini   und  den  linken  Flügel 


91i 


gerichtet  »eleu.  Der  Krzhei-Äu^  beäclilusö  dtsaiFttinJu  Juit  liuja  Ö.  Oorpü  ejitgc^^uiissu- 

iMeii  ood  mit  Jem  9-  in  die  liak«  Flaakü  zu  füllen.  Mit  letzterem  Auftrage  wxirdü 

fieinisoh  sunt  Commandaiiteu  den   9.    Corpä^    FelJmarseliaU-Lieuteaant    Graf 

ÜTttlay,  voraus   geschickt    aad    Jirigirtc  dieses  Corps    über   die  Caiapugne  di 

Itdtertda^  wo  es  in  der  liukeii  Finaku  de^  vurriiekeruka  Feiades  Stellung  naliai, 

\m  der  Erlierzo^  la  Pcräoa  eröcliiea  und  den  Flaiikeiaia^riti"  aaürdnete.  General- 

Mtjcir  Marsiaui  ward  befehligt  mit  seiner  Brigade  raüeh  aacli  Vigoaaavu  zu  eilen, 

«tiiTQnd  die  21)ragouei*-RegJujeiiler  llaliealuhe  und  Hovoyeu  die  gegenuber- 

llebailde  Keitorci  verjagen  und  dann  die  Infanterie  angreilea  sollten.  Diese  Attaque 

mwrftfig,  da  das  Hegimeut  Havoyen  auf  einen  von    der   fciadlicLen  Infanterie 

Ittrtelekig  vertJieidJgtea  Graben  stiess.  Zu  gleielier  Zeit  selirltten  die  Franzosen 

mm  Allgriffe  auf  Ilorai  graudo  und  Korai   piccolu.  Gelaag  dies,   so  war  unser 

Ceotnun    durehbrocheu   uad    die   vorgenomiacae   trefflieb    berechnete  Flanken- 

Beweguiii^  flicht  nur  ^anz  frucIitJus,    sondern  aueh  det'  iluckzug  dieses   Corps   im 

gittl^gstefi  l'^aile  sehr  schwierig.    Der  nmsiditige  Ueinisch  erkannte  sogleich 

£t  Gefahr  und  auch  die  Nuthwendigkelt  die  Fhuiken-Operation  zu  bcsehleuuigen; 

Inaie&kte  aber,  dass  die  Brigade  Marziani  noch  nicht  iin  Vorrücken  bcgriftea 

mif    und  in   der   Erkenntni^ji^    wie  unuiagänglich   nolhwendig   dies   zur   Ent- 

idbetdtto^  des  Tages  sei,  sprengte  er  gegen  das  eine  halbe  Stunde  entfernte  Dorf 

Vi|^fiaoiro^  wo  er  die  halbe  Brigade  (B  Bataillune  Alvintzy)  hinter    deinsclben 

«faMnektrt,   den  Ke«t  abei»,   2  Bataillone  Ogullner  mit  einer  Fositions-Bat- 

Im»  theils  im,    tlieiU  uai  da»  Dorf  unentwickelt  stehen  sali.    Auf  die  an   das 

Kcgioieiit  Alvintzy  gerichtete  Frage :  ^Was  sie  hier  unthatig  machten?^'  erhielt 

«  die  Altlwort  ^  dass  sie  auf  Befehl  harren,  lioiniäch  stellte  bei  dieser  Lage  der 

Dhgedeni  Oberätan  und  Uegiments-Commandanten  v.  Secthal  die  Noth wendig- 

Wit  duor  schnellen  Vorrückung  des  Regiments  vor,  welcher  hierauf  mit  gi*össteni 

Eifer  und  unter  dem  Jubel  des  dringend  das  Vorrücken  verlangenden  Regiaieats 

ia  mmterhaftor  Ordnung^  das  Dorf  rechts  lassendj  vorschritt  und  sich  mit  den 

ihrigen  Truppen  in  Verbindung  setzte.  Kcinisch  erwirkte  dm'ch  eine  thätigc  und 

gttefaickte  V^orwonduDg  des  Geschützes  die  Vorrückuag  gegen  und  nach  Sacile,  wo* 

dMi  letsterer  Ort  noch  mit  einbrechender  Nacht  genommen  und  der  bis  auf  diesen 

AagiobUek  noch  inaner  unentschiedene  Sieg  endlicli  vollkonimcn  und  glorreich 

wurde.   Saeile  war  nämlich  der  einzige  I*uncty  der  des  Feindes  Rückzug 

ikcumtiSy  da  durch  diesen  mit  einer  freien  Umfassung  verthcidigten  Ort  die 

I  Commtinicatiou  über  den  Livenza-FIuss  fülirto.    Der  Verlust  von  SacIle^ 

\  daa  brave  Oguliner-Regiment  unter  seinem  tapferen  Obersten  Cs  i  vi  ch  auf 

Afliorderung  des  Oberst-Lieutenants  Reinisch  stürmejid  nahm,   brachte  den 

'•ad  in  10  grosse  Verwirrimg,  dass  er  sich  ia  Unordnung  auf  Brugnero  und 

Qm^gUaiio  über  die  Piave  zurückzog  uad  hei  Brugaero  18  Kanonen  und  mehrere 

lOOO  Gelrnngeoe  sarücklassen  musste.  Das  Vorrücken  der  Brigade  Marziani  nach 

5»^ 


016 

Sacilc  entschied  clea  Sieg  und  Oberst-Lieutenant  lleinisch,  der  durch  uner- 
müdeto  Thlitigkeit  diese  Vorrückung  erziehe,  kam  ein  wesentlicher  Anthcü  dieses 
glänzenden  Erfolges  zu  Gute.  H 

Indessen  wurde  die  in  dem  vorhergegangenen  Treffen  überkommene  Wunde 
80  gefährlich,   dass  ^ie  des  tapferen  Soldaten —  der  im  August   1810  in  den  Frei-  — 
herrnstand  erhohen  worden  —  Untauglichkcit  zu  fernerem  Kricgtädlenstc  herbei-^ 
führte.  Doch  blieb  Reinlseh  in  Friedensanstellungen  desto  thätiger  und  wurde  im 
April   1818  Platz-Oberst  zu  Gratz,  wo  er  die  Cadeten-Compagnie  errichtete  und 
fortwährend  inspicirto. 

Im  Juni  1832zumGenGral-Major  undLocal-Dircctor  der  Neustädter  Akademie 
ernannt,  wirkte  Rciniseh  zum  Besten  dieser  Anstalt  bis  zu  seinem  am  23.  Sep- 
tember 1843  erfolgten  Ableben,  ward  noch  im  Jahre  1836  mit  dem  Comman-Ä 
deurkreuze  des  Leopold-Ordens  ausgezeichnet  und  im  Blai  1840  zum  Feldmar- 
schall-Lieutcnant  befördert. 

Als  dieser  vielvcrdicntc  Soldat  am  24,  September  1838  sein  fünfzigjäh- 
riges Dienstjubiläum  gefeiert  hatte,  beeilten  sich  die  Mitglieder  der  Akademie^ 
durchdrungen  vom  Gefühle  der  Achtung,  ihm  einen  zierlich  gearbeiteten  Degen  und 
einen  silbernen  Becher  zu  verehren^  auf  w^elchem  alle  Feldzüge,  die  er  mitgemacht 
hatte,  und  die  Namen  der  Mitglieder  der  Akademie  verzeichnet  waren. 


MARTTO,  Peter  Chevalier,  Oberst- Lieutenant  und  Kämmerer,  von  altem 
irischen  Adel,  war  zu  Castlebar  in  der  Provinz  Connaught  geboren  und  erhielt  im 
18.  Lebensjahre  (Juni  1790)  eine  Unterlieutcnantsstelle  beim  1.  Kürassier- Kegi- 
mente,  mit  welchem  er  die  Feldzüge  bis  zum  Jahre  1805  mitmachte  und  im  März 
1808  als  Rittmeister  zu  Hohonzollcrn-Chevauxlegers  übersetzt  wurde. 

Das  Regiment  Ilohenzollcru  hatte  im  Jahre  1809  in  Italien  und  Kärn- 
thcn  acincn  alten  Ruf  auf  glänzende  Weise  bewährt,  und  dem  Rittmeister  Mar tyiiA 
ward  Gelegenheit  zu  besonderer  Auszeichnung  geboten. 

Als  die  Avantgai'dc  unserer  Armee  am  15.  April  1809  gegen  Pordenone 
vorrückte,  wurde  General-Major  Schmidt  mit  einem  Bataillon  Banalisten  und 
der  Schwadron  des  Rittmeisters  Martyu  zm*  Flankendeckung  beordert.  Während 
dieser  General  mit  der  Infanterie  den  Marsch  des  Erzherzogs  Johann  gegen 
Rorai  grande  cotoyirtc^  blieb  Marty  n  in  der  Ebene  tiufgesteHt  und  gewahrte,  als 
das  Gefecht  bei  der  beiderseitigen  Vorhut  sich  entwickelt  hatte,  eine  feindliche 
Infanterie-Colonne  durch  einen  tiefen  Hohlweg  aus  Rorai  grande  vorbrechen  und 
dieser  eine  Cavallerie -Abtheilung  folgen.  Ohne  Befehl  abzuwarten ,  warf  sich 
Martyn  mit  wenigen  Reitern  auf  die  Colonne.  An  den  Hohlweg  gelangt,  sdess 
er  auf  die  Tete,  welche  sich  eben  entwickeln  wollte;  er  Hess  ihr  aber  keine  Zeit, 
sondern  hieb  so  rasch  öud  entschlossen  ein,  dass  die  Infanterie  gänzlich  gewor- 
fen  wurde»   In  diesem   Kampfe   erhielt   Martyn   eine  Schusswunde  und   drei 


917 


fiijoDCti^licIie,  Ein  Theil  des  Feindes  wurde  gefangen,  der  Rest  kletterte  in  Unord- 
;tuf  den  Rand  des  Ilohhveges  und  formirte  zu  beiden  Seiten  desselben  Massen. 
j^  üartyn  in  Folge  dessen  niclit  weiter  im  Hohlwege  vordringen  konnte,  suchte 
er  etncQ  Aufgang  rechts  zu  gewinnen,  und  griff  dann  trotz  seiner  Wunden  zwei* 
nai  die  rechts  aufgestellte  Masse  mit  solch'  unwiderstelillcher  Tapferkeit  an,  dass 
iße  Feinde  theils  niedergehauen,  theils  gefangen  wurden,  nuch  die  links  stehende 
Utme  jeden  Widerstand  aufgeben  mnsste* 

Ina  weiteren  Verlaufe  dieses  Ki'ieges  hatte  sich  Martyn  am  5.  Juni  frei - 
wlÜig  angeboten,  mit  60  Mann  Infanterie  und  40  Pferden  von  Feldkirchen  bis 
St  Veit  die  Unke  Flanke  des  Feldniarschall-Lieuteoants  Chasteler  zu  decken. 
Bri  Feistritz  «rtiess  er  auf  eine  feindliche  Cavallerie-I^atrouille,  welche  bald  gewor- 
fen wurde,  und  vor  St.  Veit  links  von  der  Strasse  auf  ein  feindliches  Infanterie* 
Dctacbement  von  ungefähr  200  Mann,  dieses  zum  eiligen  Illickzugc  bemüssigeod 
wad  sogleich  die  zweckdienlichsten  Anstalten  zum  Angriffe  auf  den  Ort  treffend. 
Baifeli  «ich  des  Feldkirchncr  Thores  bemächtigend,  drang  der  tapfere  Otlficier  mit 
leiiicr  HAndvtdl  Reiter  in  die  Stadt  und  auf  die  Besatzung  ein,  die  nach  kurzem 
WidatsUiade  die  Flucht  ergriff  und  dem  Rittmeister  Martyn  125  Gefangene  über- 
Se»;  Wi  dieser  Gelegenheit  wurden  auch  25  Mann  des  InJanteric -Regiments 
Eitterbiasy  aus  des  Feindes  Händen  befreit,  St,  Veit  noch  bis  zum  6.  Abends 
b^Qptet  und  dadurch  dicBewegnngen  desFcldmarschall*Lieutenants  Chasteler 

Indem  1810  abgehaltenen  Capitel  ward  Martyn  durch  die  Verleihung 
ie»  Rittorfcretizos  ausgczeiclinet  und  1812  zum  Major  beim  Chovauxlegers- 
SegäDentc  Graf  Kl  en  au  ernannt.  Mit  diesem  Kcgimcnte  kämpfte  er  bei  Dr  ©s  d  en 
'r-IKiihn,  dann  bei  Leipzig  in  der  Division  des  Fcldmarscball  -  Lieutenants 
'-liiUfn  Cronneville,  musste  aber  schon  im  Juni  1822  aus  Anlass  der  durch 
Knegiftrapazcn  geschwächten  Gesundheit  in  den  Ruhestand  treten,  und  beechtoss 
«iiLcbun  «u  Arad  am  21.  Mai  1827  im  54,  Jahre. 


CSmCH  von  Kohr,  Ignaz  FreJlierr^  General-Major,  Ollficicrssohnj  war  zu 
WoioYcJM?  1752  geboren.  Mit  achtzehn  Jahren  trat  er  als  k.  k.  Cadct  in  das  Broo- 
fe  Grcii£*Regiment  und  wurde  im  Türkenkriege  in  das  neu  errichtete  slavonisch- 
kaiiilciic  Freieorp»  als  Oherlieutonant  eingetheilt.  Auf  Loudon's  Befehl  steckte 
♦T  im  November  1788,  zu  einer  Zeit,  da  die  ganze  türkische  Garnison  in  der 
f«ftimg  Gradiska  %var,  die  Ober-  und  Unter- Vjfros  in  Brand. 

Iiö  Jalirt*  1793  zum  lÜttmeistcr  bei  den  Husaren  des  Wurmser'ßchen  Erei- 

wrpt  eniaiint,  zddmete  sich  Csjvich  bei  der  Vertbcidigmig  des  Posteofi  von 

Kiilstldt  unter  den  Augen  des  Lihabei's  so  vortheiUiaft  aus,  dass  ihn  dieser  in 

^rRcUtioii  über  die  VoHlillc  des  24,   und  25.   November  ehrenvoll  ei'Vi^älmte ; 

Mi  ^u»»crc  Verdienste  oi-warb   sich  Psivii'li   im  Jnbrc   179(J.     Durch   einen 


918 


raschen  Angriff  warf  ci^  nm  9.  Aög:ust  bei  N i e  d  e r s  t  o  z  i  ii g  c  n  eine  französische ' 
TnippenaLtlieibng  zurück,  machte  97  Gefangene  und  erbeutete  31  Pferde  und  7 
mit  verschiedenen  Monturssorten  beladene  Itüstwägen.  Am  8-  September  überfiel 
er  in  Verbindung  mit  dem  Major  Siegmund  Baron  Wolfs  kehl  (s,  d.)  von  Schar- 
nitz  aus  die  bei  Dacliau  gestandenen  Franzosen,  erbeutete  mehrere  Munitions- 
karren, Kanonen,  Pferde  und  bei  100  mit  Lebensmitteln  beladene  Wägen,  und 
machte  40  Officrere  und  bei  1000  Mann  zu  Kriegsgefangene,  Diese  That  brachte  — 
ihm  die  Beförderung  zum  Major  bei  den  Likkanern.  f 

Nachdem  Csivich  den  Feldzug  1805  im  südlichen  Tii^ol  als  Oberst-Lieute- 
nant bei  den  Ogulinern  mitgekämpft,  führte  er  als  Oberst  die  zwei  Feldbataillonc 
des  Regiments  im  Jahre  1809  ins  Feld  und  war  bei  dem  Armeecorpa  des  Feldmar- 
aehaU-Lleutcnants  Grafen  Ignaz  Gyulay  eingetheilt.  In  der  Schlacht  bei  Sacile 
(16.  AprilJ  hatte  sich  dieser  vortrefflich  instruirte  Officicr  an  der  Spitze  seines 
braven  Regiments  mit  Ruhm  bedeckt;  ihni  verdankte  die  Armee  grösstentheils 
die  glänzenden  Resultate  dieses  siegreiehen  Tages,  Noch  in  der  Nacht  stürmte  er 
aus  freiem  Antriebe  das  vom  Feinde  hartnäckig  vertheidigte  Sacile,  den  wich- 
tigsten Punct,  mit  dem  Säbel  in  der  Faust,  kam  dadureh  auf  des  Feindes  Rück*_ 
zugsbrückb  über  die  Livenza  und  vollendete  den  errungenen  Sieg.  Drei  KanoneK 
1  Haubitze,  1  Pulverkarren^  1  Adler  und  mehrere  Hundert  Gefangene  iielc 
in  seine  Hände.  Der  Feind,  besorgt  um  den  Rückzug,  floh  in  der  grösstcu 
Verwirrung;  mchreiT  Tausend  Franzosen  wurden  abgeschnitten  und  mussten' 
eapitiiliren. 

Mit  gleichem  Rulime  hatte  sich  Csivich  immer  an  der  Spite  seines  Regi- 
ments in  den  Treffen  bei  V  i  11  a  n  u  o  v  a  und  San  Daniele  durch  zweckmässige 
Führung  und  Gegenwart  des  Geistes,  namentlich  bei  San  Daniele  liervorgethan, 
wo  er  zu  dem  glücklichen  Ausgange  des  Gefechtes  wesentlich  beitrug  und  der 
Armee  Zeit  vcrschalfte  den  Rückzug  ohne  Verlust  iintrctcn  zu  können,  bei  wel- 
cher Gelegenheit  er  auch  verwundet  wurde.  Für  das  entschlossene  Benehmen  bei 
Sacile  wurde  ihm  mit  Armeebefehl  vom  24.  October  dtiE  Ritterkreuz,  und  im 
Jahre  1812  der  statutennüissige  Freiherrn  stand  zu  ThciL 

Im  April  1813  zum  General-Major  befördert^  erhielt  Csivich  eine  Brigade 
bei  der  Armeein  Inneröaterreich.  Er  wurde  vom  Feldmarschall-Lieutenant  Radi- 
vojevich,  welcher  die  feindliche  Divi.sion  Palombini  in  drei  Colonnen 
anzugreifen  beabsichtigte,  mit  einem  Bataillon  Sluiner,  drei  Conipagnien  Ogii- 
liner  und  einem  Zuge  Husaren  aus  Karlstadt  über  Mottling  entsendet.  In  Reisnitz 
angekommen,  beschlossen  Csivich  und  Oberst  Graf  Starhemberg,  Cominan- 
dant  der  ersten  Colonne,  den  Feind  vereint  hei  Oltlak  anzugreifen,  und  rückten 
diesem  Orte  zu.  Sobald  aber  die  Franj^.osen  den  Anmarsch  unserer  Truppen  wahr- 
nahmen, zogen  sie  sich  in  eine  vortheilhafte  Stellung  bei  Zirknitz  zurück.  Am 
27,  vereinigten  sich  die  nsterrefehischen  Colonnen  hei  Iladlek,  griffen  den  Feind  mit 


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919 


EfTtscHmilf^it  an  und  zi^on^eii  ihn  zum  Rückzuj^:©  bis  gegen  Maunitz,  wo  er  eine 
ifilrreiTe  traf  und  es  ihni  niöglich  wurde  seine  versprengten  AbthcÜungen  zu 
and  sich  erneuert  in  Selilachtordnung  aufzustellen.  Die  vortheilliafte 
Poüllion  der  feindlicJben  Übermacht  bewogen  Cs  ivicli  und  OberstGraf  Starhem- 
\htrg  nach  einem  vierstündigen  mörderischen  Kampfe  zu  dem  Entschlüsse,  den 
Femd;  ohne  einen  Hauptangriff  zu  versuchen,  durch  Flanken  man  ocuvr  es  zm*  Ver« 
laiaiiiig  dieser  SteUung  zu  zwingen.  Indessen  trat  er  aber  um  4  Uhr  Nachmittags 
freiwilltg  seinen  Rückzug  von  Maunitz  nach  Adelsberg  an,  wobei  ihm  die  Avant* 
piidt  der  Österreicher  noch  mehrere  Gefangene  abnahm.  Hier,  wo  aUe  Truppen 
lieb  dnreh  Beliarriiehkeit  auf  den  beschwerlichen  Märschen  die  Anerkennung  ihrer 
Ctifwmiindanten  erworben  hatten,  wai'  es,  wo  auch  das  eben  erst  organisirtc  Sluiner 
BateUloo  neue  Beweise  der  Treue  und  Ausdauer  gab,  und  sich  sowohl  die  Officioro 
ik  ÜAnnscbafr  durch  musterhaft  tapferes  Benehmen  der  Gmide  des  Kaisers  würdig 
UAcliten.  In  der  Folge  bei  der  Cernirung  von  Palmanuova  vorwendet,  schlug 
Csivieh  einen  am  28.  October  von  2000  Franzosen  mit  4  Geschützen  unternom- 
menen Ausfall,  der  namentlich  unserer  SteMmig  bei  Pirano  galt,  nach  einem  ziem- 
lich hlntigen  Gefechte,  warf  die  Besatzung  bis  unter  die  Kanonen  der  Festung  zm*iick 
md  bemcisterle  aich  aller  kleinen  Forts  am  Meere  von  der  Mündung  des  Isonzo 
hb  EU  jener  der  Piave;  nur  das  Fort  Grado  leistete  noch  längeren  Widerstand, 

Später  erliieh  Osi  vich  eine  Brigatle  im  Banal-Grenzbezirke,  kam  nach  dein 
feldzti^  1815  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Siebenbürgen,  ward  dann  thcils  im 
Btnilc,  thcils  in  Galizicn  verwendet,  und  nach  einer  mehr  als  zwei  und  fünfzig- 
ilhrigeii  Dienstzeit  im  Jahre  1822  pensionirt*  In  seinem  Geburtsorte  beschloss 
tapfere  Soldat  am  BO.  November  das  Zeitliche. 


Ost,  J  oe  c  ph  von.  Dieser  brave  Officier  besiegelte  seine  Treue  mit  dem  Helden- 
timUm  der  Sehlacht  am  Mincio  am  8.  Febniar  1814,  nachdem  er  25  Jahre  mit 
\ujt2eiehnoiig  gedient  und  das  4  h  Lebensjahr  erreicht  hatte* 

Üti  Wien  geboren,  brachteer  die  ersten  Dienstjahre  bei  dem  Kreuzer  5»  Grenz- 
li^^oDte  zu,  wurde  wegen  vorzüglicher  Verwendung  vor  dem  Feinde  im  Decem* 
^  1790  Oherlieutenanl  und  bald  darnach  in  das  61,  Infanterie  -  ßegimcnt  ein- 
lEtllieilt 

WElirend  de**  Peldzu^^es  1809  in  Italien  commandirte  Ost  noch  als  vierter 
Haoptmajin  im  Hange  ein  Bataillon  mit  grosser  Auszeichnung^  in  allen  Gele- 
^tilioiten  seinen  I  untergeordneten  ein  naehahmungswürdiges  Beispiel  der  Uner- 
«^Wkenheit  und  Tapferkeit. 

In  der  SehUeht  bei  Fontana  Fredda  am  16.  April  rückte  er  aus  eigenem 
Aüiriebe  mit  3  Compagnien  vor,  brach  durch  unsere  bereits  geworfenen  Vorposten- 
Tnjppen,  »ttlnnto  auf  den  weit  überlegenen  Feind  mit  dem  Bajoiiete ,  zwang 
wm  Rtttti  VVrtichcn^  mochte  viele  Gefangene  und   onti^chled    durch  diese  tapfere 


Unternehmung  den  Sieg  auf  dem  linken  Flügel.  Eine  erhaltene  Blessur  im  linken 
Oberschenkel  nöthigte  ihn  den  Kampfplatz  isu  verlassen ;  er  hatte  aber  kaum  dei 
Verband  angelegt^  als  er  sich,  angespornt  von  Muth  und  Vaterlandsliebe,  wieder 
zur  Truppe  begab  und  das  Conmiando  seines  Bataillons  bis  zum  Ausgange  der 
Schlacht  mit  heldenmüthlger  Ausdauer  führte. 

Bei  Raab  (14.  Juni)  erhielt  dieser  tapfere  Officier  mit  seinem  BatailloE  die 
Aufstellung  beim  Meierhofe,  welclien  der  Feind  mit  einer  überlegenen  Macht 
zu  erstürmen  suchte.  Dies  zu  bewirken,  musste  er  früher  Ost's  Bataillon  werfen, 
und  schritt  auch  mit  1700 Mann  gegen  seine  sehr  geliehtete  Abtheilung.  Der  uner- 
schrockene Hauptmann  liess  die  Franzosen  auf  30  Schiutte  anrücken,  empfing  siefl 
dann  mit  einer  Decharge,  rettete  durch  standhafte  Ausdauer  2  Kanonen,  welche 
ihnen,  da  sie  den  Mcicrbof  in  Rücken  genommen  hatten,  in  die  Hände  gefallen 
wären,  und  hemmte  nach  Thunlichkeit  ihr  schleuniges  Vordringen.  Es  ei'lbrdort 
viel  Muth^  einem  siegenden  übermüchtigen  Feinde  die  Spitze  zu  bieten.  Ost  that 
es  und  erzielte  das  Möglichste,  da  dei'  Gegner  die  errungenen  Vortheile  nicht  allzu- 
rascb  verfolgen  konnte.  Bei  dieser  Gelegenheit  verlor  Ost  nicht  imr  sein  Pferd 
unter  dem  Leibe^  sondern  wurde  auch  tödlich  in  der  Brust  verwundet  und  gefan- 
gen j  aber  sein  heldenmütliiges  Benehmen  bei  Sacile  und  Raab  w^ard  durch 
Capitelbeschluss  vom  Jahre  1810  mit  dem  Ritterkreuze  gewürdigt. 

In  der  Schlacht  am  Mincio  leistete  das  Regiment  S  t  Julien  unter  General 
Quosdanovich  Ausserordentliches;  es  stürmte Massi  und  hielt  sich  längere  Zeit 
mit  so  grosser  Bravour,  bis  es  in  die  linke  Flanke  genommen  endlich  w-eichen 
musste.  Der  beharrliche  Widerstand  kostete  dem  tapferen  Regimen te  4  Ofli eiere 
an  Todten,  darunter  Ost,  dann  den  Major  Loiiguevüle  und  12  Officierc  an 
Verwundeten, 

LAXOS;  Johann  Freiherr  von,  General-Major,  gestorben  alsFestungs-Com- 
nmndant  zu  Essegg  am  28*  Juni  1843  im  67.  Lebensjahre,  ztihlte  Ungarn  zum 
Heimathlande  und  kam  zu  Ajka  im  Veszprimer  Comitatc  zur  Welt.  Vom  Cadeten, 
in  dasInfanterie-Regimcnt  Jcllacliich  Nr.  53  imOctober  1793  eingetreten,  liatte 
Lakos  biß  zum  General -Major  fünfzig  Jahre  dem  Vatcrlandc  mit  Auszeichnung 
gedient  und  alle  Ki*iege  von  1795  an  mitgemacht.  Tüchtig  vorgebildet,  war  es 
ihm  nicht  schwer,  in  jener  Zeit  eine  rasche  Carricre  durchzumachen,  zumal  er  viele 
Jahre  im  General-Stabe  vorwendet  wurde. 

Schon  zu  Anfang  1796  kam  Lakos  als  Regiments- Adjutaot  In  das  45.  Infan- 
terie-Regiment, diente  einige  Jahre  als  Oberlieutcnant  bei  dem  leichten  Batail- 
lone Munkacsy  und  trat  nach  Reducirung  desselben  im  October  1801  wieder  in 
das  45,  Infanterie -Regiment  zurück. 

Im  November  1805  in  den  General-Stab  übersetzt,  blieb  Lakos  diesem 
in  der  Fried cn E^epoche  zugelheitt  und  erhielt   180^*  die  Beförderung  zum  Haupt- 


921 


Italien  der  Schauplatz  seiner  Thtttigkcit  bißher 

.  Lak  OS  war  beim  Ausbruclie  des  Krieges  dem  9,  Armeecorps 

un^er  dem  Feldmarschall-Lieutenant  Grafen  Gyulay  zugetlicilt  und  hatte  sieb 

püM  besonders  am    16.   April  ausgezeichnet,   als   das   8.   und  9.   Armeecorps 

rom  Vicekönige  bei  Forde none  angegriflfen  wurde.  An  diesem  Tage  ward  die 

Br^ifade    Harziani    beordert  Sacile  zu    nehmen.    Die  Avantgarde   bildeten 

iBsImllone  des  Oguliner  Grenz-Regimcnts,   von  welchem    1    Compagnio   links 

pgen  die  Cliaussde^  welche  von  Pordenoue  rtach  Sacile  fillirt,  in  Flankier  aufgelöst 

wvrde,  während  sich  fünf  Compagnien  durch  die  Felder  rechts  gegen  die  Livenza 

mgm  und  das  zweite  Bataillon  in  Colonne  auf  der  Strasse  vonVigonuovo  nach  Sacile 

gsmdein  die  Stadt  vordrang.  Bei  diesem  letzteren  befand  sich  Hauptmann  Lakos 

ili  Coloiuienrührcr.    An   der  Spitze   desselben  rückte  er  entscldossen  gegen  die 

Slidttbore  vor,  di*ang  trotz  des  Kartütschonfeuers  in  die  Stadt,  warf  den  Feind, 

wdelier  tmler  dem  Schutze  der  Dunkelheit  der  Nacht  in  den  Gassen  und  unter  den 

Gew^lbeo  einige  Male  Widerstand  zu  leisten  suchte,  und  verfolgte  ihn  bis  zur  letzten 

BHIdce  an  der  Livenza,  wo  sieh  der  Weg  rechts  gegen  Concgiiano  wendet.  In 

ümtf  Strasse  war  jedoch  feindliche  Cavallerie  aufgestellt  und  die  Infanterie  hinter 

im  Gewölben  verborgen.  AJs  die  Colonne  hier  einen  Augenblick  anhielt,  um  die 

tii^rltckenden   Abthcilungcn  abzuwarten,  sprengte  Lakos   vor    und  über  liie 

ft'icie  aaf  den  Feind  los.  Durch  dieses  entschlossene  Beispiel  aufgemuntert,  folgte 

im  die  Colonne  sogleich  ohne  Bedenken  nach,  vertrieb  und  verfolgte  den  auch  hier 

wtlkttld gemachten  Feind,  setzte  sich  in  Sacile  fest  und  trug  hiedm*ch  nicht  nur  zur 

^kklkhen  Entj^chcidung  des  Tages  bei,  sondern  nahm  auch  einen  General,  mehrere 

Ofldero  und  Soldaten  gefangen  und  erbeutete  11  Kanonen,  19  Munitionswagen 

Qiid  S  Loffetten.  Lakos  hatte  das  Verdienst,  durch  seine  Bravour  und  umsichtige 

Itlinmg  den  Erfolg  des  ruhmvollen  Tages  wesentlich  gefördert  zu  haben,  wofür 

Im  im  Capitel  vom  Jaliro  1810  das  Ritterkreuz  zuerkannt  \\nirdc. 

In  der  Fricdensepoclie  war  Lakos  bei  der  Militär-Landesbeschreibung  im 
Kuate,  wurde  1813  dem  Cavallericcorps  des  Erbprinzen  Hessen- Homburg 
i'lg'Qditilt  and  erlitt  bei  Dresden  am  26,  August  einen  Schenkelbruch.  Im  November 
Q& Major  iuj  Corps  befördert,  wurde  Lakos  im  Präsidial  -  Bureau  unter  dem 
*»öieral  Lange nau  und  1814  bei  der  Recognoscirung  der  Festungen  im  Rliein- 
*fl4lc  und  der  Pässe  in  den  Vogesen  verwendet,  im  April  1815  aber  dem  Reserve* 
^^  ies  Erzherzogs  Ferdinand  beigegeben;  später  war  er  bei  der  Mappi- 
^f  in  Österreich  und  Tirol,  und  1819  mit  der  Abfassung  der  Kriogsgcscliichte 
*^Jiftnigt,  und  1820  als  Oberst-Lieutenant  zur  Armee  nach  Italien  versetzt,  mit 
»ticher  er  dem  Zuge  gegen  die  neapolitanischen  Insurgenten  beiwohnte  und  bei 
*i&  OecupataoDs- Armee  verblieb. 

In  Anerkennung  seiner  Verdienste  bei  dieser  Occupation  wurde  ihm  das 
ilod  «ieilianischen  St.  Ferdinand- Verdienst -Ordens  zu  Thcü.  Lakns 


93« 


leitete  dann  bis  zum  Jahre  1826  die  kriegsgescIiiehLlicLe  Abttieilung,  hierauf 
Landeshcschteiljung  in  Siebenbürgen  und  in  Slavonien,  küoi  Im  September  1 
als  Oberst  und  Conimaedant   in  das  2.  Szekler  Grenz-Infanteric-llegiment  und 
1835  als  General'Müjor  und  Brigadier  naeh  Böhmen.  ^M 

Mit  seinen  vorzüglichen  Eigenschaften  als  Soldat  verband  Lakos  die  eines 
gcbiideten  Militärs;  er  bereicherte  die  Militär-Literatur  durch  manche  wertlivollej 
Beiträge,  die  in  der  bestandenen  militärischen  Zeitschrift  erschienen  sind. 


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WALPEEj  M  a  tth  ias  Ritter  von,  General-Major  in  der  Artillerie,  zu  Koväcs  in 
Ungarn  geboren,  stieg  vom  Gemeinen  stufenweise  bis  zu  dieser  hoben  Charge 
empor,  und  halte  nicht  nur  im  Turkenkrioge,  sondern  ?mcii  in  allen  FeldzÜ^en 
gegen  Frankreich  bis  zum  Jahre  1815   in  vielen  Vorfallen heitcn  Kaltblütigkeit,     , 
Muth  und  Einsicht  bevrährt  fl 

Nachdem  er  erst  im  Februar  18U4  zum  Lieutenant  vorgerückt  war  und  die 
höheren  Grade  in  der  nach jnal Igen  Fricdensepocbe  erreicht  hatte,  gab  ihm  der 
Feldzyg  1809  Gelegenheit,  sich  als  Lieutenant  das  Ritterkreuz  zu  verdienen, 
welches  ihm  im  Capitel  des  Jahres  ISIO  zuerkannt  wurde. 

Walper  begleitete  am  16.  April  mit  einer  Cavallerie- Batterie  das  Haupt- 
quartier des  Erzherzogs  Johann  von  Pordenone  bis  auf  die  Anhöhen  von  Fon- 
tana Fred  da.  Als  unser  ref^hter  Flügel  gegen  Fontana  Fredda  gedrückt  wurde, 
eilte  Walper  dem  Feinde  entgegen  und  griff  ihn  in  seiner  Flanke  so  vortheilhaft 
an,  dass  er  nicht  nur  vom  weiteren  Vordringen  abgehalten ,  sondern  auch  zum 
Rückzuge  genöthigt  wurde.  Das  heftige  und  gut  geleitete  Feucj',  welches  Walper^f 
zu  unterhalten  wusste^    bewirkte    eine    TTnordnung,    welche    allgemein    w^nrde      i 
und  den  Ruckzug  der  Franzosen  zur  Folge  hatte.  —  Unsere  Arricregarde  passirte 
am  3.  Mai  bei  Fonteniba  die  Brenta.  Walper  erhielt  den  Befehl^  sich  diesseits 
des  Flusses  mit  seiner  Batterie  der  Art  aufzustellen,  damit  er  dem  nachrückcndeiii 
Feinde  den  Übergang^  der  in  dieser  Gegend  mit  Ca  valier  ic  jiusfühi'bar  war,  ver 
wehre*  Zu  gleichem  Zwecke  und  zur  Geschutzbcdcckung  wurden  Walper  eine 
Division  Oguliner  und  oino  Schwadron  Erzherzog  JoHcph-IIusaren  beigegeben. 
Der  Tag  verstrich  indess  ruhig  und  Walper  sollte  eine  halbe  Batterie  ins  Lager 
zurückführen;  die  Tour  liatte  ihn  gotniffen.  Er  entsendete  aber  den  Feuerwerker 
Kralik,    um    auf  dem   ihm   wichtiger    scheinenden    geiahrliehen    Pnpten  ver- 
bleiben zu  knnncn,  wo  er  alsbald  alle  Anstalten    zum    kräftigen    Empfange  des 
Feindes  traf.  Diese  Vorsicht  war  gar  nicht  überflüssig,  denn  schon  am  folgenden 
Tage{4.  Mai)crsehienen  die  Franzosen^  um  den  Flussübergang  zu  forcirem  Walpe 
wies  die  erste  Abtheilung  um  4  Uhr  Morgens  blutig  zurück.  Gegen  1>  Uhr  führte 
der  Feind  eine  Kanone  zur  Unterstützung  herbei,  die  aber  Lieutenant  Walper 
durch  einen  eben  so  glücklich  als  geschickt  angebrachten  Granatenwurf  sogleich 
demontirte.  Einige  Stunden  später  wurden  dem  tapferen  Offieier  8  Geschütze  ent- 


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dit  und  ^o  placirt,  dass  deren  3  rechfSj  3  links  und  2  in  der  Mitte  ein 


Buzfeuer  gegen  unsere  Imlbe   Batterie  eröifoeten,  wodurch  Walpcr 

lUardings  den  grössten  Theil  seiner  Bedienungs-  und  ßedeckunga  -  Mannschaft» 

dum  Attch   den  wichtigen  Posten  selbst  cingebüsst  haben  würde,  wenn  er  nicht 

ferne  «war  sehr  vortheilhaft  gewlililtöj  jcdocli  durch  einen  gegen  das  Geschützfeuer 

Mlir  «chEdlichen  ab  nützlichen  Steinaufwurf  gedeckte  Stellung  vorsichtshalber 

idbon  Tages  Torher  mit  Erde  liätto  bewerfen  lassen,  wodurch  die  Mannschaft  gegen 

die  Gefahr^  durch  Steine  getödtet  zu  werden,  gesichert  war.  Durch  eigenes  muth- 

foQoi  Benehmen  ermunterte  er  seine  Leute  zur  Ausdauer  und  Standhaftigkelt  und 

dünnte  seine  3  Geschütze  gegen  das  überlegene  Feuer  mit  so  grossem  Erfolge, 

dm  d^n  Feinde  von  den  8  Pi^cen  3  demontirt  wurden^  er  sieh  nach  einer  drei- 

MMkügen  finichtlosen  Kanonade  zum  Rückzüge  gezwungen  sah  und  für  diesen 

Tig  «He  weiteren  Unternehmungen  aufgeben  musste.  Es  war  also  lediglich  dem 

stuulbaften  Benehmen  dieses  thätigen  und  tapferen  Olficiers  zu  danken,  dass  die 

Amteigarde  eine  zweitägige  Ruhe  und  die  Armee  Zeit  zu  einem   ungehinderten 

iBdcmge  gewinnen  konnte. 

Nicht  minder  zeichnete  sich  dieser  tapfere  Offieier  in  der  Schlacht  an  der 

Piare  durch  Muth  und  Standhaftigkelt  aus,  da  er  mit  einer  halben  Batterie  gegen 

Ciiii|»igiui  dem  vorrückenden  Feinde  sich  entgegenstellte  und  so  lange  durch  ein 

gtt  goliiletes  Feuer  Widerstand  leistete,  bis  mehrere  Batterien  ins  Treffen  gebracht 

Virtal  konnten;  durch  diese  unterstützt  setzte  Lieutenant  Wal  per  seine  Verthei* 

dignng  80  energisch  fort^  dass  nicht  nur  eine  feindliche  Kanone  demontirt,  sondern 

Bäich  sweiMunirionskarrcn  in  die  Luft  gesprengt  und  unserer  Cavallerie  dieGelegen- 

Wt  etDfi0  Torlheilhaftcn  Angriffes  zugewendet  werden  konnte.  Selbst  als  spater 

ÜM Retter  von  der  feindlichen  fibermacht  geworfen  wurden,  hielt  Walper  mit 

idtaier  Beharrlichkeit  Stand  und  bcharrte  darin  so  lange,  bis  er,  völlig  umringt, 

Ulf  Obermaeht  erlag  und  gefangen  wurde. 

Auch  in  den  FeldzUgen  1813  und  1815  hess  sich  Walpcr  mit  Erfolg  ver- 
^nden,  Ävancirte  im  Jiinner  1827  zum  Major,  befehligte  das  1.  Regiment  als 
Obent  Toni  Juli  1837  durch  acht  Jahre  und  trat  im  Juli  1845  mit  Gcncral-Majors- 
Chinkler  nach  einer  57jährigen  eifrigen  und  crspricsslichen  Dienstleistung  in  den 
bheitand. 

Er  nUrh  tm  Wien  am  30.  September  1849  im  81.  Lebensjahre. 


ROGATSi  Johann  Freiherr  von,  Major,  zu  Wien  geboren,  diente  vorerst  als 
Criet  beimWnrmser-Freicorps,  dann  alsOfficicr  imdeutschbanater  Grenz-Regimcnte, 
SQdavancirte  nach  dem  Frieden  von  LunevillozumOberlicutenautbei  Wukassovich- 
rie.  Xacbdem  dieser  brave  Ofiicler  schon  in  Italien  1799  und  1805  Proben 
Joaaeoer  Tapferkeit  an  Tag  gelegt  hatte,  gab  Ihm  der  Feldzug  in  Polen 
^  Veranlassung  sich  das  Ritterkreuz  dujfh  folgende  Thaten  zu  verdienen: 


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Bei  dem  Vordringen  des  7.  Armcecoips  gegen  Warschau  am  19*  AprS 
hatte  der  Feind  bei  Rasczyn  und  Nadarschin  eine  sehr  vortlieilhafte  Stellung^ 
genommen.  Das  Freiherr  von  Simbschen*Infantcric-Iie^i^iment  wurde  be.stinimtj  ihn 
zu  verdrängen j  und  der  Angriff  um  halb  3  Uhr  Naelmiittags  so  glücklich  ausge- 
führt, dass  in  Kurzem  die  beiden  Orte  vom  Feinde  verlassen  werden  mussten.  Das 
8000  Mann  starke  Corps,  dem  an  der  Behauptung  von  Rasczyn  und  Nadarschin 
Alles  gelegen  sein  musste  (da  hiedurch  seine  Oftensiv-Opcration  begünstigt  und  i 
seine  Defensive  gedeckt  wurde) ,  bot  jedoch  neue  Mittel  auf,  dem  ßegimentel 
Simbschen  die  crrungönenVortheile  wieder  zu  entreissen.  Der  Angriff  des  Feindes 
geschah  überaus  rasch  und  entschlossen  und  nur  durch  die  grosse  Überlegen- 
heit desselben  wurde  das  Regiment  ungeachtet  des  herzhaften  Widerstandos  endlich 
zumWeichen  gebracht.  Oberst  von  Brus  eh  desGeneral-Quartiermeisterstabes  hatte 
den  das  2.  Bataillon  befehligenden  Hauptmann  Rogats  noch  vor  der  Attaque  in 
Kenntniss  gesetzt,  welchen  wesentlichen  Nutzen  ein  liier  erkämpfter  günstiger  Erfolg^ 
dem  ganzen  7.  Arnieecorps  bringen  müsse;  Rogata  entscMoss  sich  also,  freiwillig 
auf  jenen  Flügel  zu  eilen,  gegen  welchen  der  Feind  den  entscbcidenden  Angriff 
ujiternünimen  und  die  Truppe  zuerst  zuniAVeichen  gebraclit  hatte.  Kr  war  so  glück- 
lich, die  im  Rückzuge  befindliche  Mannschaft,  durch  Zureden  und  eigene»  Bcispielfl 
zum  Halten  und  zum  erneuerten  Angriffe  zu  bewegen,  welcher  von  dem  ganzen 
Regimente  so  lebhaft  unterstützt  wurde,  dass  die  Polen  aus  den  heiden  Orten 
geworfen,  3  Kanonen  und  260  Manu  an  Todten  und  Verwundeten  einbüssten. 

Am  14.  Mai  wurde  ein  Bataillon  durch  den  Chef  des  General^Quartiermeister- 
Stabes  beordert,  die  Verschanzungen  vor  der  Brücke  von  Thorn  und  den  daselbst 
errichteten  Brückenkopf  zustürmen,  HauptmannRoga  ts  bot  sich  zu  dieserUnterneh- 
mungmit  dem  (620  Mann  starken)  2.ßatainonj  das  er  während  der  ganzen  Cajnpagne 
befehligte,  froiwuUig  an,  und  brach  am  15*  Mai  um  halb  4  Uhr  dahin  auf;  nach 
einer  Stunde  langte  er  vor  den  Versehanzungen  an,  welche  aus  fünf  Rodouten 
bestanden,  die  nuihsam  in  fusstiefem  Sande  in  der  Hohe  von  vier  Klaftern  und 
in  der  Länge  von  einer  Viertelstunde  ausgeführt,  zum  Theile  auch  mit  Palllsaden 
befestigt  und  mit  zwei  Aehtptundern ,  einer  Haubitze  und  ungefähr  2000  Mann 
Infanterie  liesctzt  waren.  Der  Generat  -  Quartieimci^ter  Oberst  von  Drusch, 
mit  Rogiits  au  der  Spitze  des  Bataillons  reitend,  wurde  während  des  Vorrückend 
zum  Angriffe  durch  eine  feindliche  Kugel  getodtet;  Hauptmann  Ro  gÄ  ts  war  zwar 
der  Angriffsplan  des  auf  dem  Felde  der  Ehre  Gefallenen  unbekannt,  er  gewahrte 
überdies  den  ungünstigen  Eindruck,  den  dieser  TodcsfaJl  auf  die  Mannscliaft  gemacht 
hatte,  und  dass  sie  bereits  zuwanken  beginne;  aberderwaekere  Hauptmann  erkannte 
auch,  dass  ein  Zaudern  oder  gar  ein  Rückzug  nur  die  nachtheiligsten  Folgen  nach 
sich  ziehen  müsse,  da  die  Polen  bei  der  Wahrnehmung  der  Fassungslosigkeil 
das  Bataillon  nicht  nur  durch  ihre  TJbermacbt  ganz  aufreiben,  sondern  auch 
Nachhut   durch   ein    Manoeuvre   sehr   leicht  rn    den    Uü(*kcn  fsdlcn   wlirden.   er 


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925 


besehloss  daher  ohne  Zeitverlust  einen  neuen  Aogrift'  zu  versuchen,  ermunterte 
stbü  Krieger  und  bemeisterte  sieh  aucli  in  einer  Viertelstunde  der  durch  Natur  und 
Kunst  ganz  atisserordentlich  festen  Versehan zungen,  so  wie  der  an  der  Weichsel 
brt  unter  dem  feindlichen  Kanonenfeuer  liegenden  Flesche,  Die  beiden  Kanonen 
und  die  Haubitze  wurden  erobert  und  gegen  llbi)  Polen  gefangen.  Ohne  sich  »lufzu- 
baJtenj  drang  liogdts  mit  dem  Bataillon  weiter  über  die  Wcichscl-Briicke  gegen 
die  stark  verschanzte  Insel,  gelangte  hh  unter  die  Kanonen  derselben  und  würde 
nbe  emmgenen  Vortheile  selbst  noch  weiter  verfolgt  haben ,  wenn  er  sich  nicht 
gvswungen  gesehen  hätte,  sowohl  aus  Mangel  einer  Unterstützung,  welche  erst  nach 
Vfrbuf  von  einer  Stunde  nachrücken  konnte,  als  auch  um  sein  Bataillon  dem  feind- 
I!eli6Q  mörderisclien  Knnonenfeuer  zu  entziehen,  mit  der  Behauptung  des  erstürm* 
m  Brückenkopfes  sich  zu  begnügen.  Da  die  Brücke  mit  PechkHinzcn  und  Stroli 
lUBUDgebeo  war,  so  war  IlauptmanB  Rogaits  bei  einem  weitercnVordringen  auch 
Boch  der  Gefahr  ausgesetzt^  dass  durch  einen  glücklichen  Sehuss  des  Feindes  die 
Bfttefce  in  seinem  Kücken  in  Brand  gesteckt  und  ilmi  der  Rückzug  abgeschnitten 
tordeD  wäre.  Die  Erstürmung  und  Behauptung  des  Brückenkopfes  hatte  fiir  uns 
(im  Vortheil,  dass  das  linke  Weichsel-Ufer  vom  Feinde  gereinigt,  die  Strasse  nach 
Pofcii  gesichert  ond  eine  namhafte  Truppenzahi  vor  dem  unzweifelhaften  Verder- 
ben gerettet  wurde. 

Dem  tapferen  Uogats  wmxle  im  Nachtrags-Capitel  vom  Jahre  1811  das 
loUterdiente  Ritterkreuz  zuerkannt^  und  ihm  am  Schlüsse  dieses  Jahres  die 
«Aft^Qcbte  Pcnsionirung  nach  18  Dienstjahren  bewilligt. 

tnde55cn  liess  er  sich  beim  Ausbruche  der  Befreiungskriege  wieder  eintheilen, 
in^liale  diesen  als  Rittmeister  hei  und  tmt  im  Dccember  1817  als  Titular-Major 
iTDeuert  in  den  Ruhestand. 

Bogits  starb  zu  Mosciska  in  Galizien  am  22.  November  1831.  V^ 


BlSSDiA  von  Siegenthal,  Heinrich  Freiherr,  General  der  Cavallerie, 

irKaÜi)    Inhaber  des  1.  Kurassier-Rcgiments,  B er sina's  Vater  Franz 

Rjtflneiatcr  im  Küra^öier-Regio^ente  Trautmannsdorf  und  erlangte  1758 

nadi  30  Dienstjahren  den  Adelstand,  Der  Sohn,  am  18.  Februar  1762  geboren, 

dem  Beispiele  desselben,   erhielt  die  Ausbildung  in  der  Neustädter  Aka* 

ond  tml  im  21*  Lebensjahre  als  Lieutenant  in  das  Chevauxlegers-Regimcnt 

Schon  im  TUrkenkriegc  bewies  Bersina  als  Oberlieutenant  und  Adjutant  des 
FeMiiuirsehaJI -Lieutenants  Grafen  Kavanagh  auf  dem  Rückzuge  von  III owa 
ttic&  Karamiebes  »eine  Entschlossenheit,  da  er  von  viei*  zur  Arrieregarde  bestimmten 
bereits  in,  Unordnung  gerathenen  Cavallcrie*Regimentern  mit  einer  gcsammcl- 
kDiTÜiDQ  KAvanagh-Kürassieren  den»  verfolgenden  Feinde  aus  eigenem  Antriebe 
eolgeigeowar^  dessen  Vordringen  und  Übergang  über  den  Fluss  In  Gegenwart 


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weiland  Ör.  MajestHl  Kaiserü  Juäepli  und  des  danudigeo  Ktunpnnzen  Erzhi 
Franz  verliinderte  und  sich  die  Allcrhucliste  Zutnctlcnlieit  erwarlu 

In  allen  seit  diesem  Kriege  bis  zum  Jahre  1813  eingetretenen  Feldzügen  hatte 
öich  Bersioa  tapfer  benommen^  drei  Wunden  davon<,^etragen  und  namentlich  als 
Vorposten -Connnandaut  des  liüelistcn  Vertrauens  und  der  vollkouimeni>ten  Zuirie- 
denlicit  des  Generalissimus  Erzlierzogs  Karl  würdig  gemachtj  so  im  Jalire  1796, 
wo  ihm  der  Prinz  wiederlioJte  sühwicj'ige  Aufträge  ertlieilte  und  zur  Belohniuig  ala 
Major  in  den  General-Stab  aufnahm. 

Bald  darnach  zum  4,  Kürassier-lte^^imeute  übersetzt,  nahm  er  au  dem  Krieg©' 
in  Italien  1799  mit  Auszeichnung  Theil,  avancirto  inj  November  zum  Obersten 
und  wurde  im  Jänner  1801  mit  dem  besonderen  Vertrauen  beehrt,  das  neu  aufgc- 
ßtellte  3.  Uhlanen- Regiment  in  Krakau  zu  organisiren  und  das  Comruando  dessel* 
ben  zu  fuhren.  Seinen  rastlosen  Eifer  zur  schnellen  Ausbildung  dieses  Kegiments 
sah  er  bei  mehifiiltigen  Gelegenheiten  auf  dan  Sehnieiclielhafteste  gewürdigt. 

loj  Jahre  ISüo  hatte  Bersina,  seit  August  zum  General-Major  %^orgerückt, 
bei  dem  Rückzuge  der  Armee  aus  Italien  durch  die  tapfere  Vertheidigung  ^on 
Ponteba  und  der  Flitscher  Klause  die  Vereinigung  der  Erzherzoge  Johan 
und  Karl  wesentlich  gefördert;  im  Jahre  18(J9  aber  im  Treffen  bei  Eck  müh 
am  22.  Aprit  durch  eiue  glänzende  Atta^jue  sieh  das  Ritterkreuz  erkämpft 

E^  war  schon  gegen  Abend,  als  die  ganze  franzüsisehe  Reiterei  zur  Verfol- 
gung unserer,  der  Unterstützung  der  Artillerie  bereits  veiluslig  gewordenen  Regi- 
menter sich  vorbewegte  und  zur  eiligen  P'ortsetzung  des  Rückzuges  zwang.  Die 
Fläche  war  von  morastigen  Strecken  durchschnitten,  und  Freniid  und  Feind,  von 
dem  Sehwalle  fortgerissen,  suchte  die  Strasse  zu  gewinnen.  Die  theils  zorliekeilende,  ^ 
tlieils  verfolgende  Colonne  war  über  Kötiering  hinausgelangt,  als  die  Dunkelheit  ™ 
einbrach.  Da  traf  eben  der  General  der  Cavallerie  Fürst  Liechtenstein  mit 
seinen  Reitersehaaren  in  der  Gegend  ein.  Er  hatte  auf  die  erste  Nachricht  von  den 
Unfällen  des  4.  Armeecorps  bei  Eckniühl  sich  in  Marsch  gesetzt,  und  kam  den 
zwischen  Koffcring  und  Ober-Traubling  verfolgenden  feindlichen  Reitern  in  die 
linke  Flanke-  General-Major  Siege nthal  befand  sich  mit  deaj  Regimente  Albert- 
Kürassieren  an  der  Spitze,  und  ihm  befahl  der  Fürst  eilends  aufzunuirsehiren  und 
zu  attaquircn.  Die  Franzosen  wollten  sich  zwar  ebenfalls  foriniren,  fanden  aber 
hierzu  nicht  mehr  die  Zeit,  denn  Siege  nthal  brach  schnei!  wie  der  Blitz  mit 
einer  Schwadron  dieses  Regiments  unter  sie  ein,  warf  sie  über  den  Haufen,  jagte 
sie  in  die  Flucht  und  setzte  mit  dieser  glänzenden  Attaque  dem  hartnäckigen  Dräa- 
gen  der  feindlichen  Reiter  ein  Zieh 

Der  Armeebefehl  des  Generalissimus  aus  Katzenberg  vorn  26.  April  sagte 
hierüber:  „Die  Armee  ist  vereinigt;  der  Anblick  ihrer  Starke,  das -innere  Gefühl 
ihres  Werthes  verbürgen  die  Hoffnung,  den  Feind  jene  Vortheile  wieder  zu  cnt- 
reissen,  die  die  Folge  eines  am  22.  Nachmittags  gelungenen  i\jifallö  nui^  mit  über- 


927 


»er  Cavallene  ge^^^en  einzeloo  Kegini  enter  waren.  Aber  am  23.  Vormittags 
unsere  voieinte  brave  lleiterei,  dass  sie  ihren  alten  Euhm  zu  bcliaiTpten 
General •  Majar  Siogcnthal  hat  schon  am  Vorabend  durch  einen  cnt- 
•eUottcnen  Angriff  mit  einer  Schwadron  Albert- Kürassieren  das  Vordringen  des 
Fuides  aufgehalten.*'  Und  im  Armccljcfehl  des  Erzherzogs  aus  Neumark  vom 
28.  April  helsst  es:  ^Ich  verleihe  dem  Genciial -Feldwach tnieister  Siegenthal  für 
ma  ausgezeichnetes,  der  Armee  bereits  bekannt  gegebenes  Betragen  am  22.  Abends 
iiQ  Namen  Sr.  Majestät  des  Kaisers  das  kleine  Kreuz  des  Theresien -  Ordens.*' 
Noch  im  Laufe  dieses  Krieges  rückte  Siegenthal  zum  Feldmai*sehall -Lieutenant 
Tor  und  wurde  im  August  1810  in  den  Preiherrnstand  erhoben» 

Siegenthal  commandhte  im  Jahre  1812  beim  Auxiliar -Corps  unter  Fürst 
Seil  Warzenberg  eine  Dh^ision.  Als  die  Reste  der  französischen  Armee  im  Decem- 
W&ach  der  Weichsel  flohen,  eilte  Fürst  Schwär zonberg  nach  Poltusk,  wo  er 
nd  hin  «um  Anfange  Februars  1813  hielt»  Warschau  deckte  und  die  Organisirung 
der  jiolniscben  Truj»pen  möglich  machte.  Der  weitere  Rückzug  der  Franzosen  an  die 
Oder  bedingte  auch  jenen  unseres  Corps.  SiegentJial,  der  Warschau  besetzt  hatte, 
übergab  diese  Stadt  erst  am  7.  Februar  an  den  russischen  General-Lieutenant  Baron 
Korff,  nachdem  die  Franzosen  und  Sachsen  iliren  Rückzug  bewerkstelliget  hatten, 
«d  aog  «ich  auf  Krakau.  Mit  ilini  verschwand  das  Iliilfseorps  vom  Kriegsschau- 
msd  der  tapfere  General  schloss  seine  Thätfgkeit  vor  dem  Feinde,  um  nun 
rastloser  in  hohen  Anstellungen  des  Friedens,  wozu  ihn  das  Vertrauen  seines 
berief y  sich  verwenden  zu  lassen.  Schon  im  Jahre  1813  ward  er  Comman- 
in  Slavonien  und  Sirmien,  und  im  November  1827  zum  General  der 
befördert.  Viele  Jahre  stand  Sicgenthal  diesem  Generalate  mitsorgen- 
Eifer  ^or  und  fand  seine  Bemühungen  in  der  Erhebung  zum  Vice- Präsidenten 
I  HollniegBratfaes  gewürdiget.  Er  hatte  indessen  diesen  neuen  Posten  kaum  ango- 
Me%  ib  ihn  der  Tod  am  31.  Decembcr  1831  zu  Wien  überraschte. 


LBWIKOIN-WESTEÄBUliG,  Christian  Graf,  Oberst  und  Kämmerer,  semcm 
der  Angabt  (s.  d*)  an  Tapferkeit  und  Muth  ebenbürtig.  Zu  Grünstadt  auf  der 
!ien  Bc3iit^uug  geboren,  wurdu  ihm  schon  im  Jänner  1790  eine  Lieutenants- 
ibei  Bender- Infanterie  Nr.  41  zu  TheiL 

Leiningen'd  thatenreichste  Epoche  war  der  iehlzug  1809  in  Tirol;  er  hatte 
idiao  in  den  ersten  Kriegen  gegen  Frankreich  niehrfaltigc  Beweise  rühmlicher 
faricttil  AU  Tag  gelegt.  Bei  der  Belagerung  vor  Mainz  rettete  er  am  18.  Juli 
i79S  mU  Oherlteutenant  ein  Pulvermagazin  vor  unvermeidlicher  Explosion;  bei 
dir  Cntemehmnng  auf  Laute  räch  im  Jahre  1796,  bereits  Hauptmann,  war  er 
nil  den  FVeiwilligen* Über  das  Gelilrge  den  Franzosen  in  Rücken  gefallen,  hielt 
Mk  mit  gtoe^r  EntÄchlossenheit,  wurde  aber  schwer  verwundet;  als  im  Jahre  1799 
dar  Angriff  auf  Graubündten  erfolgte,   bemeisterte  sich  Leiningen  mit  Hülfe 


928 


einiger  Laiidesschützeu  Tirola  zu  Altstädten  2  Kanonen,  5  Munitionskarren,  vieler 
Gewehre  und  Munition.  ^M 

Diese  und  andere  Beweise  unternelimender  Entschlossenheit  waren  Veran- 
lassungj  dass  Lein  in  gen  ächon  im  Mal  1805  zum  Major  ond  im  Februai*  1809 
zum  Oberst-Lieutenant  bei  dem  26.  Infantcrjc-Reginicnte  die  Beförderung  erhielt* 

Im  letzteren  Jahre  hatte  Fei  dm  arsehail -Li  qu  tenan  t  C  bastele  r  die  begonnenen 
Angriffsoperationen  gegen  Trient  bekanntlich  mit  Nachdruck  fortgesetzt,  um  die 
Franzosen  zur  Rliumung  von  Süd- Tirol  zu  zwingen.  Trient  soUte  am  24. April 
angegriffen  werden.  Da  man  jedoch  von  der  feindlicbcn  Aufstellung  aicbt  hinläng* 
lieh  unterrichtet  war^  so  unfernahm  Oberst-Lieutenant  Ciraf  Lein  in goii,  der  die^ 
Vorhut  dos  Corps  commandirte,  am  21.  eine  Ilecognoscirung  auf  dem  linken  Etscb^^^ 
Ufer  und  bemächtigte  sich  La  vis.  Der  feindliche  Vortrab  verbrannte  auf  seinem 
Rückzuge  die  daselbst  befindliche  Brücke^  welche  aber  Leiningen  eiligst  wieder 
herstellen  Uess  und  bis  Gardola  auf  der  Trienter  Ileerstrasse  vorrüekfe.   Hie^H 
halten  öich  die  Franzosen  aufgestellt;  MeanOj  Gardola  di  Öopra  und  Monte  di  Sopra™ 
auf  der  rechten  Flanke  ihrer  Stellungj  mit  dem  linken  Flügel  an  die  Etsch  gelehnt, 
und  ßocca  di  Vela  auf  dem  rechten  Etsch-lJfer  besetzt  haltend.  Nachdem  sich  Lei- 
nin gen   von   dieser  Aufstellung  überzeugt  hatte,  nahm   er  den  Rückzug  uacli^H 
La  vis.  Gegen  Abend  drückte   der  Feind  seine  Vurposten  aus  der  Stellung;  da" 
aber  La  vis  flir  die  Operationen  des  Feldmarschall-Lieutenants  Chastel  er  von 
Bedeutung  war,  liess  L  ein  Ingen  dieselben  sogleich  unterstützen  und  traf  so  zweck^f 
massige  Gegenanstalten,   dass  die  Franzosen  durch  seine  Tapferkeit  zum  eih'gen    ' 
Rückzuge  nach  Gardola  gezw^mgenj  am  22,  Früh  Trient   räumten y  wo  er  um 
lü  Uhr  Vormittags  ohne  Widerstand  einrückte,  und  diese  Stadt  und  Süd-Tirol  bis 
zum  Abzüge  unserer  Truppen  gegen  alle  feindlichen  Unternehmungen  standhaft 
behauptete.   Leiningen  führte  das  Spiel  eines  glücklichen  Parteigängers,  da  er 
in  den  Thalern  gegen  Italien  Streifporteien  vorschob  und  den  Feind  stets  in  Atheni 
erhielt,  ohne  sich  selbst  zu  sehr  zu  ermüden  noch  zu  viel  zu  wagen.   Am  3*  Juni 
überfiel  er  Bassano,  doch  hinderte  ihn  die  geringe  Starke  seiner  Truppen,  die 
errungenen  Vortheile  in  den  venetianisehen  Ebenen  zu  verfolgen,  obschon  diese 
Unternehmung  mit  jenen  im  Etschthale  bis  über  Ala  den  Feind  für  seine  Sicherheit 
in  Verona  besorgt  machte-  Der  französische  General  Levin  drang  auch  mit  140O 
Mann  Infanterie  und  170  Reiter  gegen  Trient  vor,  worauf  Lein  in  gen  seine  aus* 
gesendeten    Strellcorps  an  sich   zog   und   in    der  Ab.sicht   nach  Trient  zurück- 
ginge um  sich  in  das  dortige  Schloss  zu  werfen  und  Verstärkungen  abzuwarten,fl 
wenn  es  ihm  nicht  gelingen  sollte  sich  ausserhalb  des  Schlosses  zu  behaupten. 
Levin  griff  am  6.  Juni  Trient  an,  verstärkt  auf  seinem  Zuge  dahin  bis  zu  2000 
Mann  mit  6  Kanonen.   In  der  Fersina-Vorstadt  entspann  sieh  ein  lebhaftes  und 
blutiges  Gefecht,  welches  Leiningcii  bewog  sich  in  das  Castell  zu  werfen  und 
dieses  bis  zum  anhoffenden  Entsätze  zu  behaupten.  13  Compagnien  Landesver^ 


929 

t&eidtg«r  hutteu  sich  bei  der  Nachrk-fit  von   dem  Vorrücken  des  Feindes  gegen 

Triont  auf  üofer^s  Ruf,  verstärkt  durch  ciiio  betrachtliche  Ma^sse  Tiroler,  am  8*  in 

Liris  versammelt  und  rückten  am  folgenden  Tage  in  3  Colonnen  zum  En'taatze 

Trieots  vor*  Der  Angriff  dieser  Colonnen  und  ein  glückhchcr  AusfaD  aus  dem 

SeUofise  zwangen  die  Franzosen  zum  Rückzüge  überRovcrcdo  naehiVla,  nficbdeni 

»e  seit  dem  Uherfalle  auf  Bassano  beinahe  die  Hälfte  ihrer  Truppen  an  Todten, 

Vfrmmdeten  und  Vermissten  verloren  hatten.    Da  Leiuingen  durch  4  Monate 

ittfikdHehen  Tirol  persÖnUch  wichtige  Dicnäto  zur  Erlialtung  des  Landes  geleistet 

kitte^  so  verlieh  ihm  Se.  Majestät  der  Kaiser  mit  Armeebefehl  vom  25.  August 

1809 das  Ritterkreuz  und  ernannte  Ihn  im  Octobor  d.  J.  zum  Obersten. 

Indessen  hatte  dieser  verdienstvolle  Soldat  schon  im  August  1811  die  activen 
Vm^  verlassen  und  sich  nach  Arad  gezogen,  wo  er  am  20.  Februar  1819  im 
57,  Lebensjahre  verstarb. 

SACHSKN-<.!0BÜR0-Ü0T11A,  F  e  r  d  in  a  u  d  l'riiiz,Uburst  von  Erzherzog Ferdinand- 
ifuMrea,  für  die  ausgezeichnete  Bravour  bei  Eckm  ühl  am  22.  April  1809;  erhielt 
IttComtnandGurkreuz  im  Jahre  1815  (s.  d.). 

MLDLIN  von  Ti effe na u,  Karl  Freihorr,  Oberst,  Üfficierssohn,  war  zu 
LiMm  geboren  und  im  Knabenstifto  zu  Tyrnau  erzogen.  Im  19.  Lebensjahre 
M  er  bei  Beginn  des  bayerischen  Erbfolgekrieges  als  Fahnen -Cadet  in  das 
II.  Infanterie* Regiment  Terzi  und  avancirte  im  Laufe  dieses  Krieges  zum  Fähn- 
rich. Vor  Ausbruch  der  Feindseligkeiten  gegen  die  Pforte  wurde  er  Lieutenant 
uad  im  Verlaufe  derselben  Oberlieutenant  bei  Lattermann-Infanteric. 

adidem  üöldli  n  in  den  ersten  Kriegen  gegen  Frankreich  mehrfaltige  Pro- 
Besonnenheit  und  Tapferkeit  gegeben  hatte  und  im  Feldzuge  1805  als 
ig  unermüdeter  und  eifriger  Dienste  zum  Major  befördert  wordeUj  erhielt 
Jahre    1808   als  Oberst -Lieutenant   das   Commando   der   neu   errichteten 
'ddjiger- Division, 

Im  Jahre  1809  bei  dem  8.  Armeecorps  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Cha- 
iNler  oiageCbeiltt  gab  Göldlin  noch  schönere  Proben  von  Geistesgegenwart  und 
HifiiMcett  Schon  am  23.  April  hatte  er  mit  seinem  Bataillon  und  dem  Tiroler 
Liailitiinne  den  Weg  aus  Zamöano  über  das?  Gebirge  nach  Tirol  genommen^  den 
feuttSiuicIien  General  FoDtanella  bei  Bocca  di  Yela  mit  1200  Mann  in  drei 
Cdhoiiea  angegrilTen,  geschlagen  und  ihm  einen  Verlust  von  600  Mann  beige- 
hncbu  Am  folgenden  Tage  griff  Göldlin  den  mit  3000  Mann  bei  Ravazzona 
nd  Mori  postirten  Feind  im  Rücken  mit  gleichem  Eribige  an.  Am  5.  Mal 
tr  mit  2  Jäger-Corapagnien  und  einer  halben  Sehwadron  von  Hohenzollorn' 
legers  nach  Wörgl,  dem  Vereim'gungspuncte  der  Strassen  von  Stiub  und 
nach  Innsbruek^  um  den  in  S trüb  und  Kufstein  aufgestellten  Truppen 

59 


930 

als  Unterstützung  zu  dienen.  Am  11.  gritfen  3000  Manu  von  der  bayerischen 
Division  Wrede  mit  4  Zwölfpfiindern  und  mehreren  Haubitzen  den  Pass  Strub 
an,  der  von  1  Compagnie  De  Vau x  mit  2  Kanonen,  4 Compagnicn Tiroler  Landes- 
verth eidiger  und  einer  halhen  Compagnie  Jäger  vertheidigt  wurde.  Mehrere  Ver- 
suche der  Bayern,  sich  des  Passes  zu  bemeistern,  scheiterten  an  dem  Muthe  und 
der  Tapferkeit  der  Besatzung,  welche  Göldlin  durch  sein  Beispiel  zu  enthusias- 
miren  wusstc.  Die  Tiroler  vertheidigten  die  verhauenen  Gebirgslehnen  und  deckten 
die  Flanken  der  im  Passe  angelegten  Verschanzungen.  Erst  nach  einem  blutigen 
Kampfe  von  mehreren  Stunden,  nachdem  alle  Artilleristen  getödtet  und  in  der 
Verschanzung  selbst  nur  17  Mann  übrig  geblieben  waren,  drang  der  bayerische 
Oberst  Berchem  um  3  Uhr  Nachmittags  an  der  Spitze  dreier  Bataillone  in  die 
Werke  ein  und  bemächtigte  sich  des  Passes,  dessen  rühmliche  Vertheidigung  dem 
Feinde  mehrere  hundert  Todte  und  Verwundete  gekostet  hatte.  Göldlin  wurde 
für  dieses  entschlossene  Benehmen  im  Capitel  vom  Jahre  1810  mit  dem  Ritter- 
kreuze belohnt. 

Im  Jahre  1813  und  1814  folgte  er  mit  seinem  Bataillon  der  Armee  nach 
Innerösterreich,  und  schlug  am  29.  August  den  feindlichen  General  Bellotti, 
welcher  mit  seiner  Brigade  aus  Laibach  aufgebrochen  war  und  die  von  Göldlin 
mit  dem  9.  Jäger-  und  einem  Landwehr -Bataillon  vertheidigten  Verschanzungen 
von  St.  Leonhard  angegrüfen  hatte,  so  entscheidend,  dass  sich  dieser*  General,  von 
Göldlin  verfolgt,  bis  Krainburg  zurückziehen  musste.  Auch  das  Jahr  1814  hatte 
der  Beweise  seiner  Tapferkeit  genug  gegeben,  die  aber  mit  mancher  Wunde  erkauft 
wurden,  so  dass  er  sich  gezwungen  sah  am  1.  November  1815  mit  Obersten- 
Charakter  in  den  Ruhestand  zu  treten. 

Göldlin  beschloss  sein  Leben  am  1 1 .  Februar  1826  zu  Gratz  im  67.  Lebens- 
jahre. 

ERDMAM  von  Kapp  1er.  Karl,  als  Oberst-Lieutenant  des  Infanterie-Regi- 
ments Ko  low  rat  Nr.  36  zu  Prag  am  16.  Dccember  1811  im  43.  Lebensjahre 
gestorben,  war  der  Sohn  eines  Artillerie-Officiers  und  begann  seine  Laufbahn  nach 
vorzüglich  abgelegten  Studien  bei  Ausbruch  des  Türkenkrieges  als  k.  k.  Cadet  im 
Bombardier-Corps.  Rasch  stieg  er  zum  Lieutenant  und  Oberlieutenant  empor,  und 
gab  bei  der  Einnahme  von  le  Quesnoy  im  Jahre  1793  als  Batterie  -  Commandant 
so  grosse  Beweise  von  zweckmässiger  und  nachdrücklicher  Leitung  seiner  Batterie, 
dass  ihn  der  Chef  der  Feldartillerie,  Feldmarschall-Licutenant  von  Penzenstein, 
öffentlich  belobte.  Bei  der  Wiedereinnahme  dieses  Platzes  durch  die  Franzosen 
(15.  August  1794)  kam  Erdmann  in  Folge  der  Capitulation  als  Kriegsgefangener 
nach  Frankreich,  ward  erst  km  16.  August  1795  auf  Ehrenwort  entlassen,  und 
fand  bis  zum  Luneviller  Frieden  keine  weitere  Gelegenheit,  sich  bemerkbar  zu 
machen.    Am  6.  Mai  1800  zum  Capitän  -  Lieutenant  befördert,  erhielt  Erdmann 


931 

im  September  1805  die  Erucnuung  zum  Major  beim  Geueral-Quartiermeisterstabe 
und  wurde  im  Jahre  1809  dem  Feldzeugmeister  Grafen  Kolowrat  zugewiesen. 
In  allen  Gelegenheiten  bewies  er  grosse  Bravour  und  Einsicht,  und  erwarb 
sich  am  23.  April  bei  dem  Rückzuge  der  ArmccPdurch  Kegensburg  so  namhafte 
Verdienste,  dass  er  mit  Armeebefehl  vom  24.  October  mit  dem  Ritterkreuze 
belohnt  wurde.  Das  2.  Armeecorps  schloss  die  Rückzugs -Colonne  durch  das 
Jakobiner-Thor  y  als  der  Feind  bereits  mit  Cavallerie-Abtheilungen  vorgedrungen 
\7ar  und  das  Thor  aus  einigen  Geschützen  zu  beschiessen  begann.  £s  war  von 
grosser  Wichtigkeit,  den  Rückzug  durch  dasselbe  zu  vollenden,  ehe  die  feindliche 
Infanterie-Colonne  heranrücken  und  zum  Angriffe  schreiten  konnte.  Frdmann 
bemühte  sich  nun  mit  der  grössten  Thätigkeit,  das  unaufhaltsame  Fortrücken  der 
Truppen  in  diesem  sehr  beengten  Defilö  zu  betreiben,  nach  verschiedenen  Rich- 
tungen zu  instradiren,  um  Raum  für  die  nachrückenden  zu  gewinnen,  und  die 
durch  das  feindliche  Feuer  entstandenen  Stockungen  durch  seine  Aneiferung  und 
sein  Beispiel  zu  heben,  wodurch  er  wesentlich  beitrug,  dass  der  Rückzug  der  zur 
Abhaltung  des  Feindes  vom  Thore  in  den  vorliegenden  Gärten  aufgestellten 
Truppen  ohne  beträchtliche  Verluste  bewerkstelligt  und  das  Thor  verrammelt 
werden  konnte.  Hiedurch  war  es  möglich,  dass  Regensburg,  ungeachtet  des  mehr- 
maligen heftigen  Andringens  des  Feindes,  bis  gegen  Abend  behauptet  werden  und 
die  Armee  Zeit  gewinnen  konnte  die  Donaubrücke  zu  passiren ,  sich  auf  den  jen- 
seitigen Höhen  zu  formiren  und  den  Feind,  welcher  ihr  mit  seiner  ganzen  Macht 
folgte,  abzuhalten,  derselben  noch  an  diesem  Tage  zu  folgen.  Erdmann  kam 
später  als  Oberst-Lieutenant  und  Adjutant  zum  3.  Armeecorps,  welches  bestinrnoit 
war,  den  Unternehmungen  des  Feindes  aus  der  Gegend  von  Linz  Schranken  zu 
setzen,  und  erprobte  auch  hier  seine  Talente,  wie  er  denn  im  Verlaufe  dieses  Feld- 
zuges dem  Vertrauen  seines  conmiandirenden  Generals  so  allseitig  zu  entsprechen 
wusste,  dass  dieser  ihn  mehrmals  der  höchsten  und  Allerhöchsten  Gnade  anempfahl. 

BAKONYI,  Emmerich  Freiherr  von,  Feldmarschall- Lieutenant,  geheimer 
Rath,  Lihaber  des  33.  Infanterie -Regiments,  hatte  das  seltene  Glück  dem  Staate 
durch  sechzig  Jahre  unermüdet,  tapfer  und  uneigennützig  gedient  zu  haben.  Zu 
Levenz  in  Ungarn  aus  altadeligem  Geschlechte  den  17.  Juli  1768  geboren,  wurde 
Bakonyi  im  17.  Lebensjahre  Cadet  bei  Eszterhäzy- Infanterie  und  1787  zum 
Fähnrich  befordert. 

Bei  dem  Sturme  auf  Schab acz  war  er  in  der  Colonne,  welche,  dem  erhal- 
tenen Befehl  gemäss,  durch  die  brennende  Stadt  mutliig  bis  zur  Festung  vordrang, 
leistete  bei  dem  ungeordneten  Rückzüge  von  Karansebes  nach  Lugos  durch  seine 
Besonnenheit  gute  Dienste,  und  wurde  ausser  seinem\Range  zum  Lieutenant  ernannt. 
Während  des  Feldzuges  1788  war  er  auch  bei  dem  Gefechte  von  Uj-Palanka  im 
heftigsten  Feuer;   1789  bei  dem  Sturme  von  Belgrad  aber  der  Erste  an  den 

59* 


932 


PaMisadcrij  drang"  durch  ßine  Lücke  eiiij  erstieg  mit  den  wenigen  Leuten,  die  ihm 
folgten^  den  Wall,  ujid  eilte  der  Sturnicolonne  dns  Widdiner  Thor  zu  öffnen.  Er 
wurde  für  diese  Waffentlmt  im  Armeebefehl  benannt  imd  von  London  besonders 
belobt.  '* 

Als  im  Anglist   1790  .sein  Keginieot  Marsehbefclil  nach  den  Niederlanden 
erhielt,  wurde  Bakonyi  zuiu  OberJieutenant  befördert,  und  stellte  mit  Uni.sicht 
und  Kraft  die  Ordnung^  in  den  Städten  Tongern  und  Hasselt  her.  Ini  Jalu-e  1792J 
wohnte   er  Jen  Gcfecl»ten  in  der  Gegend  von  Valeneiennes  bei,  wurde  Ämj 
29.  April  beiTourn«y  verwmidct,  war  aber  schon  am  25,   September  wieder  bei] 
dem  Ijombardemcnt  von  Lille  und  der  Erstürmung  der  Vorstadt  Five,  so  wie  am 
18.  März  1793  als  Commandant  der  12.  Compagnie  bei  der  Sefdaeht  von  Nocr-j 
winden,    wurde    an   demselben   Tage   zu   dem   Erzberzogc   Karl,    damaligen] 
Brigadier  des  Regiments    Sztäruy  Nr.  33,   commandlrt,   und  an  dessen  Soito] 
durch  eine  Kanonenkugel  gestreift  und  Ijctaubt.  Im  Laufe  dieses  Fcldzuges  wohnte  ' 
er  noch  der  Schlacht  bei  Aldenhoven,  dem  blutigen  Gefechte  bei  Louvain,  der^J 
Eroberung  des  Lagers  von  Faniai-s,  der  Belagerung  und  Einnahme  der  Festungoa^ 
Valencicnnes,  Ic  Quesnoyj  dann  der  Belagerung  Diinkirchens  bei,  und  wurde 
ehren%Tdl  in  vielen  iielationen  genannt.   In  dem  Gefechte  bei  Mucron  1794  wurde  M 
er  schwer  am  Arme  verwundet,   und  entging   nur  durch   seine  Behendigkeit  der^ 
Gefangenschaft.  Inj  Jahre  1795  befand  sich  Bakonyi  bei  der  Belagerung  und  Ein- 
nahme von  Mannheijo,  und  wohnte  allen  Stürmen  und  Gefechten  bei,  die  das 
Regiment  während  dieses  Feldzuges  zu  bestehen  hatte.  Im  Jahre  1796  war  or  Im 
Corps  des Feklmarsch.'dl-Lieutenants Grafen  Wartensleben,  und  führte  die  Frei- 
%villigen  an,  welche  die  hochtreibende  Naab  durchwateten  und  die  französischen 
Vorposten  vom  jenseitigen  Ufer  vertrieben.  Sein  Uegiment  focht  dann  in  den  Schlach- 
ten von  Amberg  und  Würz  bürg,  in  den  Gefechten  bei  Limburg  und  Altonkirchen. 
Während  der  Belagerung  von  Kelil   kam   er  als   Piquet- Commandant   in  eine;' 
Redoute  durch  seine  Wachsamkeit  einem  nächtlichen  Überfalle  des  Feindes  auf  die 
Spur,  und  bahnte  sich,  von  den  Gegnern  umrungen,  mit  Säbelhieben  einen  Ausweg, 
behauptcto  die  Rcdoute  Nr.  1  bis  zum  Anbruche  des  Tages  gegen  alle  Angriffe, 
verfolgte  dann  lebhaft  den  sich  zurückziehenden  Feind,  und  wurde  hierbei  am 
Fusse  verwundet,  wirkte  aber  schon  nach  wenigen  Tagen  bei  der  Erstürmung  des 
kleinen  Kehlkopfes  rühmlich  mit. 

Am  L  Februar  1799  zum  Capitiin-Lieutenant  ernannt,  war  Bakonyi  am 
30.  April  bei  der  Erstürraung  einer  der  feindlichen  Redouten  bei  Martinsbruck. 
Er  focht  mit  Auszeichnung  in  der  Schlacht  bei  Novi  an  der  Spitze  des  3.  Bataillons 
vonSztäray,  welches  er  als  Bataillons-Conimandant  befehligte,  erstürmte  und 
behauptete  die  vor  dem  Dorfc  Pasturana  liegenden  Anhöhen,  schlug  sich  später, 
abgeschnitten,  muthig  durch,  ging  dann  in  seiner  neuerdings  gewählten  Stellung 
bei  Pasturana  kühn  zum  Angriffe  über,  warf  den  Feind  zu  wiederholten  Malen, 


933 


tc  24  Kanonen  und  maclite  viele  Gefangene,  In  rljcseni  Fclflssuge  focht 
►nyi  auch  nocli  in  der  siegreichen  Sclilacht  bei  Savfgliano.  lui  Jahre  1800 
tu  der  Iiiviera  von  Genua,  in  der  Division  Belle  gar  de  sich  befindcndj  wurde  er 
mi  20»  April  gerährlich  venvundet,  und  im  Spatjalire  von  der  italienischen  Armee 
luit  Majore-Charakter  zur  uugarisehen  Insurreetion  bestimnit.  Er  erhielt  die  Infan- 
terie  des  Barsei*  und  Troncsincr  Comitates  zur  Formirung  eines  Bataillonsj  gab 
XmBT  Truppe  bald  einen  hohen  Grad  von  Ausbikliingj  und  wurde  wegen  der 
ElMTgie  und  Geistesgegenwart,  w^omit  er  dem  Vorsuche  zur  Meuterei  bei  einenj 
afideren  Bataillone  zuvorkam,  zum  wirklichen  Major  in  der  Armee  ernannt  und 
bei  dem  InJiinterie-Regimente  De  Vins  Nr.  37  eingetheilt. 

Im  Jahre  1805  w^ar  Bakonyi  Major  undGrenadier-Bataillons-Conimandant 
Am  Regiments  A  u  f  f c  n  b  er  g  in  der  Brigade  II  o h  e  n  1  o h  e - B  ar  t c  n s  t  e i  n  bei  der 
ilmlieaischen  Armee,  erwarb  sieh  in  der  Schlacht  von  Caldiero  ein  neues  Vcr- 
\  durch  Vorrücken  im  rechten  Momente,  und  erfüllte  spater  nach  eingetretenem 
mit  gleicher  Geschicklichkeit  den  Auftrag,  die  Arricregarde  zu  bildenj 
Yirensa  su  vertheidigen  und  den  nachrückenden  Feind  so  lange  als  moglieh  auf- 
soluüteii.  Im  November  wurde  er,  auf  Verlangen  der  Stände  Ungarns,  als  Oberst- 
Lieoteoant  der  ungarischen  Insurrectiou  beigegeben,  1806  als  solcher  bei  dem 
lofuilerie-Regimente  Gyulay  eingetheilt,  war  mit  diesem  bei  dem  Baue  Komorns, 
iOg  nach  Polen  uod  dann  nach  Böhmen. 

Bei  dem  Ausliruche  de»  Kampfes  1809  wurde  er  zum  OlieratundKegiments- 

CoamiAiidAOten  des  39.  Infanterie-Regiments  befLirdert,jm5.  Ai'meeeorpsunterden 

BeÜDUeii  des  Erzherzogs  Lu  d  wig  in  die  Brigade  B  ian  eh  i  eingetheilt,  uud  deckte 

dar  Scldacht  bei  Abensberg  mit  seinem  Kegimente  den  Rückzug.  Bei  der 

offensiven  Bewegung  des  Fcldmarschall-Lieiitenants  II Hier  gegen Ne u- 

oiarkt  am    24.  April    stand  Bakonyi    mit    dem  Kegimente  in    der  Colounc 

d«  rechten  Flügels.  Ein  vor  dem  Orte  befindlicher,  vom  Feinde  besetzter  Wald 

irurdc  dureb  Bakonyi *s  bewührtc  Tapferkeit  schnell  genonmien,  wobei  er  scm 

Pferd  imtcr  dorn  Leibe  verbvn  Bakonyi  foclit  nun  zu  Fuss,  und  die  fliehenden 

Fiiadt  migestüni  vor  sich  horjagend,  näherte  er  sich  der  Vorstadt  Neumarkts» 

Hier  gewahrte  er  in  der  langen,  tiefen,  von  Hecken  und  zerstreuten  Häusern  ein- 

{Mgleii  Gaase  eine  dichte  Ileitcrcolonnc,  welche  Miene  machte  zu  dobouchiren* 

Bikonyrs  schon  oft  erprobter  militärisclier  Schrtifbliek  erkannte  augcohlicklich 

<liB  wiMlielie  Lage,  in  welche  er  gerathen  kannte,  wenn  die  feindliche  Keilereoluiinc 

mtaoa  dem  Walde  daljereilondcn  Abtheikmgen  noch  in  der  freien  Kl>ene  träfe, 

EraHtdiloM  sich  daher  schnell.  Mit  einigen  Worten  rief  er  seinen  Leuten  zu,  ihm 

iifelgeiii  an  der  Spitze  von  300  bis  400  Mann  erreichte  er  glücklich   im  vollen 

Lutfe  den  Anfang  der  tiefen  Gasse,  bevor  sieh  das  Reiter-Iiegimcnt  In  Bewegung 

attete*  Auf  50  bis  60  Schritte  gaben  die  Vordersten  eine  Dccharge  auf  die  Tete 

ifer  Coloniic.  I*ie  cr*«te  Abtheihmg  mit  dem  CVimmandantcn  stürzte.  Dic(  rcfallcncii, 


934 


so 


wie  tlic  sclieu  gowortleiien  Pferde  fiindcrten  die  anderen  Abtli(?ihin<!;en  an  der 
Vorrückung.  Nun  begann  das  nujrderlsclie  Feuer  der  hörbeieilenden  Soldaten  von 
Duka-  imd  Klebeck-Infanterie,  welches  letztere  Regiment  sich  in  derselben  Colonnc 
befand,  auf  20  bis  SO  Schritfe  Entfernung.  Es  entspann  sich  ein  furchtbarer  Kampf 
Die  Hecken,  die  Häuser  zu  beiden  Selten  VTurden  besetzt,  und  in  dem  Zeiträume 
einer  kleinen  halben  Stunde  war  das  feindliche  Regiment  beinahe  ganz  vernichtet. 
Das  Regiment  Duka  erbeutete  bei  800  meist  ven^-undote  Pferde,  Bakonyi  eilte 
nun  dui*c]i  das  otlene  Thor  auf  den  Marktplatz  j  wo  auch  die  anderen  Colonnen 
anlangton.  Für  dies©  mit  glänzendem  Erfolge  gekrönte  Waffenthat  —  welche  der 
Generalissimus  als  Beweis  anführte,  dass  eine  brave  entschlossene  Infanterie  jede 
CavaUerie  werfen  und  besiegen  könne  -  erhielt  Bakonyi  im  Capitel  vnm  Jahre 
1810  dös  Ritterkreuz, 

Iin  Treffen  bei  Ebelsberg  (B.  Mai)  bildete  Bakonyi  mit  dem  Regimente 
die  Arriercgarde  und  gelangte  ohne  Verlust  in  die  Aufstellung  hinter  die  Enns; 
den  Tag  vor  der  Sohbobt  bei  Asp  ern  (20. Mni)  %var  sein  Regiment  bei  Enzersdorf 
und  längs  dem  TTfer  der  Donau  gegen  die  Lobau  als  Vorposten  aufgestellt;  ein  Ba- 
taillon besetzte  die  (Icbüsche  und  den  Uferrand  und  fügte  dem  Feinde  trotz  des  furcht- 
baren Kartätsehenfeuers  bis  5  TThr  Nachmittags  bedeutenden  Schaden  zu^  als  eine 
vordere  TiraiUour-Ahtbeilung,  welche  nicht  mehr  Stand  halten  konnte,  zurückzu- 
laufen begann.  Bakonyi  eilte  dabin,  um  sie  anfzumunternj  da  streifte  ihn  eine 
Kanonenkugel  am  rechten  Knie  und  er  sank  zusannnen.  Vom  Schlachtfeldo  nach 
Nikolsburg  geführt,  fand  er  hier  nach  der  Schlacht  von  Wagram  an  dem  Erherzoge 
Lud  wig  den  theilnabmsvollsten  Pfleger  seiner  Wunde»  und  konnte  schon  in  einigen 
Monaten  das  Commando  seines  Regiments  weder  übernehmen. 

Bei  den  Gefechten  von  Prussani  und  Kosiebrod  (den  10,  August  1812)  war 
Bakonyi  mit  dem  Regimente  längs  den  Sümpfen  aufgestellt.  Die  Russen  mit  ihren 
Gescliützen  hatten  eine  sehr  vor  theilhafte  Aufstellung  auf  den  jenseitigen,  den  Sumpf 
begrenzenden  Anhöhen,  wohin  nur  ein  Damm  führte.  Auf  diesem  nun  führte 
Bakonyi  sein  erstes  Bataillon  zu  Fuss  dem  feindlichen  Geschütze  entgegen  und 
entschied  das  wankende  Treffen.  Fürst  Schwarzcnberg  veröÖentlichtc  dicäC 
Waffenthat  im  Aj-meo befohle. 

Bakonyi's  zerrüttete  Gesundheit  bewog ihn  vorübergebend  in  den  Ruhestand 
zn  treten,  aber  das  Jahr  1813  rief  den  tapferen  Krieger  erneuert  unter  die  Fah* 
nen.  Er  erhielt  im  November  als  General-Major  und  Brigadier  6  ungarische 
BataiDone  und  führte  sie  nach  Besan^on.  Bei  dem  Treffen  vonMacon  am  IL  März 
1814  YiVihm  Bakonyi  thätigen  Antheil,  ingleichen  an  den  Gefoehtenj  welche  bei 
der  Vorrückung  gegen  Lyon  stattfanden,  und  an  der  Eiunabme  von  Romance  am 
2.  April.  Im  Jahre  1815  cernirte  er  mit  seiner  Brigade  Schleltstadt  und  viTjrdefÜr 
diese  glücklich  beendete  Unternehmung  mit  dem  St.  Georgs-Ürdcn  4*  Classe 
belohnt 


4 


9S5 


ch  nach  hergestelltoni  Frieden  fuhr  Bakonyifoil  dem  Sta.ate  niitzlieho 
¥mu  leisten;  er  stand  durch  dreizehn  Jahre  in  der  Keüidenz  als  Brigadier, 
erfaiclt  1823  das  33.  Infanterie-Rcgimcntj  rückte  1826  zum  Feldniarschaü-Lieuto- 
nskxit  TOT  und  ward  auf  eigene  Bitte  im  Jahre  18.12  zum  Festunga-Commandanten 
von  Komorn  ernannt.  Hier  überwachte  er  mit  Aufmerksam keit  die  grossartigen,  im 
Jahre  1838  begonnenen  Bauten  der  Palatinal-Linicj  und  erfreute  sich,  kurze  Zeit 
Tiir  dem  am  24.  Jänner  1845  erfolgten  Ableben,  der  Auszeichnung,  in  die  Zahl 
der  gtheimen  Räthe  aufgenommen  zu  werden. 

D^ESQUILLES,  Joseph  Mart^uis,  Ilauptmannj  von  altem  französischen  Adel, 
war  zu  l*au  im  Jahre  1782  geboren.  Als  Cadet  des  Infanterie-Regiments  Früh- 
lieb  hatte  er  im  17.  Leben^^jahre  den  Feldzug  1799  in  Italien  mitgemacht  und 
wurde  im  April  des  folgenden  Jahres  als  Fähnrich  in  der  RIviera  di  Genova  am 
Imkf  n  Arme  verwundet. 

Im  Jahre  1809  brachte  ihm  seine  heroische  That  bei  V o  1  a  n o  nächst  Rovc- 
da  das  Ritterkreuz,  welches  er  im  Nachtrags-Capitcl  vom  Jahi-e  1811  zuer- 
[il  erhielt.  D'Esquilles,  imFebruar  1 809  zum  Hauptmann  im  Regimente  beför- 
dert^ hatte  fiich  bei  Volano  am  24.  April  mit  aemer  Compagnie  ungeachtet  eines 
uuioi erbrochenen  feindlichen  Kreuzfeuers  der  Anhohen  bemächtigt,  den  lürchhof, 
ejaeu  sehr  wichtigen  Punct,  mit  196  Mann  besetzt  und  durch  neun  Stunden  het 
denmiitliig  Terthcidigt.  Vier  Stunden  schon  hielt  er  sich  tapfer  gegen  die  feind- 
Bcke  Übermacht,  als  ihm  der  Rückzug  wiederholt  anbefohlen  wurde;  dieser  war 
iW  bei  der  augenscheinh'chsten  Gefahr,  aufgerieben  zu  werden,  nicht  ausführ- 
btr,  und  d'Esijuillcs  blieb  im  Besitze  des  Kirchhofes,  den  Franzosen  den  hel- 
deamEthig^tcQ  Widerstand  enigegensetzend,  tla  er  alle  Angrilfc  derselben  durch 
teiteK*  fünf  Stunden  blutig  zurückwies.  Ein  feindlicher  Stabs-Officicr,  erbittert 
über  lien  bartnäckigen  Widerstand  dieses  Hau  Hains  Braver,  stellte  sich  nun  an  die 
i^pilie  einer  Division,  um  den  Kirchhof  zu  stürmen;  aber  ein  wohlgetroftcncr  Schuss 
*t;eckie  ihn  nieder  und  machte  des  Feindos  Muth  sinken.  Dmch  den  Fall  ihres 
Kommandanten  umi  das  Freudengeschrei  der  Vertheidiger  bestürzt,  geriethen  die 
Afigreifer  in  Unordnung  und  zogen  sich  in  Eile  zurück,  von  den  Ei'steren  lebhaft 
^erfolgt,  mrgendft  mehr  Stand  haltend  und  dem  tapferen  d^Kstjuilles  das  Schlacht- 
t'dd  Im  Volano   üliorlassend'   Eine  Compagnie  von   dem   Infanterie -Rcgimente 
Hftlicnl ob c- Bartenstein  löKtc  nun  die  Braven  ab;  von  den  196  Vci thcidigern 
Wjrten  nur  14  zum  Regimentc  zurück;  der  Oberlicutenant  und  der  Fiibnrich  waren 
.verwundet,  der  erste  Feldwebel  und  beinabo  alle  Chargen  geblieben,  d^  Ksquill  es 
*(lWt  halte  einen  Strcifschuss  im  rechten  Sehenkel  erhalten. 

Aid  1*  September  1813  ti-at  d'Esq  uill  es  als  Invalide  in  die  Pension,  quittirte 
■pitBr  die  öfiterreichLschen  Dienste  und  kehrte  nach  der  Restauration  in  sein  Vater- 
1^  i^rCiekt  wo  er  noch  lebtj 


936 


FASTNER  von  N e  u  m  ar  k  t ,  J o li  fi n n  G  c  0  r g  Freiherr^  Obeiiicutcnant.  Dieser 
Officier  ist  ein  ruhmwiirdiges  Beispiel  desMuthcs,  der  Entschlossenheit  und  Tapfer- 
keit, da  er,  ein  Zögling  des  Regiments-Erziehungshaoses  vom  14.  Infanterie-Regi- 
mentc,  nur  diesen  Eigensehaften  die  seltenen  Auszeiclinungcn  zu  danken  Latte, 
welche  seine  Brust  zierten.  Die  Geschichte  der  k.  k.  Armee  hat  fünf  Helden  ver- 
zeichnet, %v eiche  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  die 
goldene  und  die  silberne  Tapferkeits-Medaille  vereint  als  Preis  des  Verdienstes 
trugen*  Fastner  war  einer  derselben,  Altmann,  Saintenoü,  Christ  und 
C  z  e  c  h  o  w  i  n  i  die  anderen. 

Fastner,  ein  Soldatenkind,  kam  in  Wien  zur  Welt  Im  September  1789 
begann  er  als  Gemeiner  in  dem  Regimen te,  dessen  Erziehungshaus  ihn  gross 
gezogen,  seine  Laufliahn.  Bei  Maubeuge  im  Jahre  1793  erwarb  er  sich  als  Gefreiter 
die  silberne,  und  im  Feldzuge  1799  die  goldene  Tapfcrkeits-Medaille, 

Am  26.  März  des  letzteren  Jahres  hatte  Fastner  als  Adjutant  bei  Verona 
nicht  nur  mit  ausgezeichnetem  Muthe  gefochten,  sondern  auch  eine  Kanone  und 
2  Compagnien  Infanterie,  welche  vom  Feinde  umgangen  und  in  augenscheinlicher 
Gefahr  schwebten  gefangen  zu  werden,  mit  einem  einzigen  Husaren  des  5.  Regi- 
ments und  einigen  Freiwilligen  gerettet.  Noch  vor  Ablauf  des  Jahres  zum  Unter- 
licutenant  (23.  December)  befördert^  gerieth  er  im  darauf  folgenden  Feldzuge  in 
Kriegsgefangenschaft,  rückte  im  September  1805  zum  Obcrlieutenant  vor  und 
zeichnete  sieh  am  2,  November  bei  der  Vertheidigung  des  Passes  Strub  in  Tirol 
durch  Entschlossenheit  und  Geistesgegenwart  erneuert  aus.  Er  hatte  mit  lierbei- 
gerufciien  Freiwilligen  den  schon  auf  400  bis  500  Schriitc  in  den  Pass  eingedrun- 
genen Feind  mit  gefälltem  Bajonete  angegriffen,  geworfen  und  den  Pass  gegen 
die  wiedcrliolten  Stürme  behauptet. 

Im  Jahre  1809  hatte  das  1.  Bataillon  Klebeck,  wo  sich  Fastner  befand, 
bei  der  Vorruckung  des  6,  Armeecorps  gegen  Neu  markt  in  Bayern  (24.  April) 
das  Regiment  Duka  zu  unterstützen.  Das  durclischnittene  Terrain  erlaubte  nicht 
geschlossen  vorzurücken,  daficr  sich  die  Flügel-Divisionen  in  eine  Plänklcrkette 
auflösten,  welclien  die  Mittel  -  Division  als  Reserve  folgte.  Während  der  Vor* 
rückung  ersah  Fastner  eine  aus  vier  Häusern  bestehende  Ortlichkeit,  die  vom 
Feinde  besetzt  und  hinter  welchen  französische  Cavallerie  zur  Deckung  der  rech- 
ten Flanke  aufgestellt  war.  Als  Interims- Com mandant  der  Compagnie  führte 
Fastner  seine  Leute  unaufgefordert,  in  Masse  geschlossen,  mit  gefälltem  Bajonete 
stürmend  dahin,  zwang  den  Feind  die  Häuser  zu  verlassen^  und  Hess  aus  den  Gär- 
ten und  Zwischenräumen  ein  heftiges  Feuer  auf  die  Reiter  ei  öffnen,  welche  mit 
verhängtem  Zügel  nach  Ncuniarkt  zu  rücksprengt  ca.  Durch  das  zur  Unterstützung 
herbeigeeilte  Bataillon  von  Kleb  eck  aufgemuntert,  brach  auch  das  Regiment 
Duka  wieder  aus  dem  Walde  hervor  und  warf  den  noch  immer  verfolgenden  Feind 
zurück,  welcher  durch  das  Flankenfcucr  des  Oberlieutcnants  Fastner  in  völlige 


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93^ 


fiiordiinDg;  gerieth.  Nun  allgemem  verfolgt,  zog  sich  der  Gegner  in  gedrängten 
Rflsflien  nach  Neumarkt  Auch  die  Cavallerie,  welche  sich  noch  am  ausser sten  Ende 
r  Ortes  befand  und  welche  Fastner  stets  im  Auge  hielt,  suchte  in  den  Häusern 
Vormarktes  Schutz.  Der  tapfere  Officier  eiferte  nun    die  Soldaten,  die  sich 
ihn  gesammelt  hatten,  an  ihm  zu  folgen,  drang  hinter  die  Gebäude  des  Ortes 
mn  und  Hess  durch  die  30  bis  40  Sclnitte  weiten  ZwJschenrliume  der  Häuser  auf 
die  feindliche  Reiterei^  die  der  in  Masse  gegen  die  Brücke  eilenden   Infanterie 
den    Rücksug   verhinderte,    ein   Pläiiklci^feuer  eröffnen.   Schuss  auf  Sehuss  traf 
«nd  lichtete  die  feindlichen  Reihen ;  Fastner  brach  durch  den  Hinterhalt  eines 
Hattses,  gewann  die  Strasse,  stürzte  sich  mit  den  durch  sein  Beispiel  begeisterten 
Sotdateo  mit  gefiillteni  Bajonete  in  die  Reiterei  und  führte  eine  so  grosse  Vcrwir- 
herbei,  doB^,  was  nicht  den  Säbel  wegwarf  und  augenblieklich  ahsass^  ent- 
ern Pferde  gestochen  oder  herabgeschossen  wurde.  Pferd  an  Pferd  und 
Vmon  an  Mann  deckten  todt  oder  verwundet  den  Weg  vom  Eingange  des  Dorfes 
«nr  Brocke,  und  eine  namhafte  Zahl  wurde  gefangen.  Diese  aus  freiem  Willen 
Llhrtc  tapfere  That  wurde  im  Capitcl  vom  Jahre  1810  mit  dem  Ritter* 
kresic  belohnt  und  dem  entschlossenen  Officier  im  April  1811  der  Freiherrn- 
üsiid  rerUehen.  Fastner  erlag  viel  zu  früh  den  zahlreichen  vor  dem  Feinde 
«riialtfcien  Wunden  auf  dem  Durchmärsche  des  Regiments  zu  Wels  am  19.  Scp- 
t<»W  1811  im  42*  Lebensjahre. 


IKANBREIS,  Julius  Graf,  Hauptmann  im  Geniecorps.  Das  k.  k*  Ingcnieor- 
«npi  hat  seit  der  Errichtung  viele  ausgezeichnete  Officiere  grossgezogen;  die 
Vdinthl  war  dem  Grafen  d*Andreis  an  Muth  und  Entschlossenheit  ebenbürtig, 
*«uge  haben  ihn  übertroflFcn.  Zu  Nizza  in  Sardinien  1787  geboren^  erhielt  er  seine 
Endebung  tn  der  Genie-Akademie.  Kr  widmete  sich  den  kaiserlichen  Dienstenj  die 
Ä*  in  der  bewegten  Epoche  des  JaluTs  1809  seine  Heimath,  sein  persönliches 
htireve  und  «olbst  die  Folgen,  welche  jedem  zu  jener  Zeit  unter  dem  Scepter 
Ffiaboichs  gestandenen  k.  Officier  Lei  der  Gefangennehmung  in  Aussieht  gestellt 
'wiwii  vergessen  machten;  so  mächtig  war  die  Liebe  zum  freigewählten 
Vttdtnde. 

D^Andreis,  im  18*  Lebensjalire Corps-Cadot,  war  im  Jahre  1805  Oberlieute- 
'^toiid  to  dem  ihn  verewigenden  Feldzuge  1809  Hauptmann.  In  diesem  versah  er 
^imn  8.  Anneccorps  unter  Feldmarschall^Lieutenant  Ohasteler  die  General- 
8iil»*  und  Ingenieur-Dienste  und  zeichnete  sich  niehrföltig  aus.  Nach  der  am 
*  April  erfolgten  Affaire  bei  Vo ! an o  wollte Feldinarschall-Lieutenant  Chastelcr 
****»  Weg  recognoficiren,  der  im  Angesichte  und  parallel  mit  dem  auf  der  nahe 
f'^lliiea  Anhöbe  von  Volano  aufgestellten  Feinde  lief*  LTm  unerkannt  zu  bleiben 
■''^fe  Attfetellung  des  Feindes  genauer  zu  erkundschuften,  kleidete  sich  Ch  as  t  e  I  er 
*^a«tj  Mantel  und  irdm  eines  Soldaten,  und  der  unerschrockene  d'Andrcis  bot 


938 

sich  freiwillig  an,  150  bis  160  Schritte  vor  ihm  zu  gehen.  Da  er  in  voller  Uniform 
war,  zog  er  die  Aufmerksamkeit  des  Feindes,  so  wie  auch  das  Feuer  desselben  auf 
sich,  während  der  General  unbelästigt  seine  Beobachtungen  anstellen  konnte.  Hier- 
auferstürmte d'An  d  reis  mit  40 Freiwilligen  ein  für  die  Position  der  Armee  wichti- 
ges Dorf;  dieser  Sturm  bedingte  am  folgenden  Tage  den  Rückzug  des  Feindes  nach 
Ala.  Chasteler  wollte  nun  in  Erfahrung  bringen,  ob  in  einem  Thale,  welches 
sehr  nahe  zwischen  ihm  und  dem  Feinde  lag,  feindliche  Vorposten  und  Piquete  sich 
befänden.  Auch  hiezu  bot  sich  d'Andreis  freiwiUig  an.  £r  ging  ungeachtet  des 
heftigsten  feindlichen  Feuers  ganz  allein  in  jenes  Thal,  und  entledigte  sich  des  Auf- 
trages zu  vollkommener*Zufriedenheit  des  Corps-Commandanten.  Am  Ende  des 
Weges,  welchen Fcldmarschall-Lieutenant Chasteler  rocognoscirt hatte, demFusso 
der  Anhöhe  von  Volano,  auf  welcher  der  Feind  aufgestellt  wai*,  lag  ein  Dorf,  welches 
dem  Corps-Commandanten  von  grosser  Wichtigkeit  schien,  da  durch  dasselbe  die 
Gregner  bei  Rovercdo  in  Flanke  und  Rücken  genommen  werden  konnten.  Allein  der 
Angriff  war  mit  vielen  Gefahren  verbunden  und  Chasteler  nicht  ganz  entschlos- 
sen sich  diesen  preis  zu  geben.  Kaum  hatte  er  indess  den  Wunsch  geäussert,  in  den 
Besitz  zu  gelangen,  als  sich  Hauptmann  Graf  d*A ndreis  freiwillig  und  mit  gross- 
tem  Eifer  anbot,  den  Ort  augenblicklich  zu  nehmen.  Er  griff  ihn  auch  mit  30  bis 
35  Freiwilligen  an,  die,  durch  sein  Beispiel  angeeifert,  sich  desselben  bald  bemäch- 
tigten, obschon  er  durch  ein,  von  verschiedenen  in  der  Verlängerung  der  Gassen 
aufgestellten  feindlichen  Abtheilungen  unterhaltenes  lebhaftes  Feuer  vertheidiget 
wurde.  Fcldmarschall-Lieutenant  Chasteler  entsendete  hierauf  ein  Bataillon  zur 
Besetzung  dieses  Dorfes,  und  zwang  die  Gegner  Tages  darauf  zum  Rückzuge  auf  Ala. 
^m  1 9.Mai  erkannte  d' A  n  d  r  e  i  s,  nachdem  0 berst- Lieutenant  Graf  L  e  i  n  i  n  g  e  n 
von  Hohenlohe-Bartenstein-Infanterie  seinen  Angriff  von  Trient  aus  auf  die  Höhe 
von  Schahs  unternommen  hatte,  um  die  Verbindung  mit  dem  am  Brenner  stehen- 
den General  Buol  zu  bewirken,  sehr  wohl,  dass  Trient,  der  Schlüssel  des  südlichen 
Tirols,  gehalten  werden  müsse ;  er  eilte  mit  der  Avantgarde  (62  Mann)  dahin,  und  hielt 
durch  zwei  Tage  bis  zur  Ankunft  der  Haupttruppe  den  Trient  bedrohenden  Feind  von 
jedem  offensiven  Unternehmen  ab.  Als  das  kleine  Corps  Leiningen's  (700  Mann) 
an  Munition  zu  leiden  begann,  suchte  d'Andrcis  durch  Streifzüge  des  Feindes 
Aufmerksamkeit  von  Trient  abzulenken  und  Leiningen  Gelegenheit  zu  ver- 
schaffen sich  mit  Munition  zu  versehen.  —  Bei  dem  Überfalle  auf  Bassano  durch 
das  Detachement  dieses  Oberst-Lieutenants  führte  d 'Andreis  freiwillig  die 
150  Mann  starke  Avantgarde.  Unweit  von  Bassano,  wo  die  Gegend  von  Mauern, 
Gräben  und  Zäunen  sehr  durchschnitten  war,  ging  er  mit  12  Jägern  und  10  Che- 
vauxlegers  vor,  stiess  auf  eine  feindliche  Abtheilung,  bewältigte  sie  nach  kurzem 
Gefechte,  und  nahm  ihr  35  Gefangene  ab ;  doch  wurde  der  Obcrlieutenant  von  den 
Chevauxlegers  neben  ihm  erschossen  und  mehrere  Mann  und  Pferde  verwundet. 
Der  Feind  stellte  sich  auf  den  Mauern  von  Bassano;  d*Andreis  Hess  gleich  die 


939 

Kanonen  und  den  Rest  der  Avantgarde  vorrücken,  ein  heftiges  Feuer  gegen  das 
Thor  eröffnen,  zum  Sturme  blasen,  und  warf  sich  an  der  Spitze  der  Jäger  gegen 
dasselbe,  wo  noch  mehrere  Gefangene  in  seine  Hand  fielen.  Die  Besatzung 
wurde  lediglich  durch  die  Avantgarde,  welche  allein  ins  Feuer  kam,  bis  über  die 
Brenta-Brücke  zurückgetrieben,  in  Bassano  ein  kleines  Magazin  von  Monturssorten 
erobert,  welches  der  stark  abgerissenen  Mannschaft  sehr  erwünscht  kam,  auch 
wurden  einige  gefangene  österreichische  Officiere  befreit,  und  die  Truppe  mit 
hinlänglicher,  bereits  nothwendig  gewordener  Munition  versehen.  Kaum  war  das 
Detachement  von  dieser  Expedition  in  Trient  eingerückt,  als  die  feindliche  Caval- 
lerie  von  der  Strasse  von  Verona  herbeieilte  und  die  Infanterie  geschlossen 
anrückte.  D'Andreis  liess  jenes  Stadtthor  schliessen,  gegen  welches  der  Feind 
aus  2  Kanonen  und  1  Haubitze  sein  Feuer  eröffnete,  und  verrammelte  es,  persönlich 
mithelfend,  so  gut  es  in  der  Eile  nur  immer  möglich  war;  bald  darauf  stürmten 
auch  die  Franzosen  in  Massen  gegen  dasselbe  und  die  an  der  Stadtmauer  angebau- 
ten Häuser  und  auf  die  Stadtmauer  selbst.  D'Andreis  legte  unter  dem  heftig- 
sten Feuer  mehrere  mit  Rasen  gefüllte  Säcke,  hinter  welchen  sich  die  Jäger 
deckten,  und  empfing  den  Feind  so  kräftig,  dass  er  ungeachtet  seiner  angestrengten 
Versuche,  Meister  der  Stadt  zu  werden,  mit  Verlust  von  120  Mann  den  Rückzug 
anzutreten  bemüssigt  wurde.  ^ 

Hauptmann  Graf  d'And reis,  welcher  sich  auch  bei  der  Vorrückung  nach 
Ala  und  dem  Monte  Baldo  als  muthiger  und  einsichtsvoller  Officier  besonders  her- 
vorgethan  hatte,  erhielt  in  Anerkennung  seines  ehrenvollen,  entschlossenen  und 
tapferen  Benehmens  im  Nachtrags-Capitel  vom  Jahre  1811  das  Ritterkreuz, 
trat  1812  in  grossbritannische,  später  in  sardinische  Dienste  und  erlangte  in  der 
letzteren  Armee  die  Stelle  eines  General-Lieutenants. 

Lenk  von  Wolfs berg,  Jakob  Freiherr,  Oberst,  gestorben  zu  Prag  am 
29.  Juni  1837  als  Commandant  des  1.  Artillerie-Regiments. .  Sein  Vater  erhielt 
als  Artillerie-Hauptmann  im  Jahre  1801  wegen  acht  und  vierzigjähriger  Dienst- 
leistung den  Adelstand.  Zur  Zeit  da  Jakob  zu  Platz  in  Böhmen  1767  geboren 
und  im  13.  Lebensjahre  als  Tambour  für  das  3.  Regiment  auf  beständig  assentirt 
vrurde,  war  der  Vater  noch  Unterofficier  in  der  genannten  Waffe. 

.  Der  junge  Lenk  stand  schon  1783  bei  der  Armee  in  Holland,  im  Jahre  1788 
und  1789  bei  dem  Heere  gegen  die  Türken,  von  1792  bis  1796  bei  jenem  in  den 
Niederlanden,  in  Frankreich  und  am  Rhein,  1799  und  1800  in  Italien,  1805  und 
1809  an  der  Donau,  1813  und  1814  bei  der  grossen  Armee,  und  errang  sich  durch 
Muth  und  unermüdeten  Eifer  nicht  nur  die  schönsten  Ehrenzeichen,  sondern  auch 
eine  Stufe  um  die  andere. 

Ln  Jahre  1796  trug  Lenk  als  Feuerwerker  durch  ein  höchst  zweckmässig 
geleitetes  Kartätschenfeuer  wesentlich  dazu  bei,  dass  der  Feind,  welcher  die  Sieg 


MO 


1 


bei  Siec^burg  bereits  Übersetzt  hatte,  wieder  zum  Rückzöge  gezwungen  wurde. 
Die  silberne  Tapferkcits-Medaillc  schoiüekte  für  diese  Tliat  seine  Brust. 

Im  Feldzuge  1809  wurde  die  Brigade  Ilohenfeld  des  6.  Arnieecorps  auf 
dem  Rückzuge  von  Landshut  nach  AI  tot  ting  am  26.  April  durch  zahlreiche 
auf  der  Strasse  aufgestellte  feindliche  Artillerie  in  ihrer  Bewegung  zu  hindern 
gesucht  und  es  galt  vor  Allem  dieses  Voihabcn  des  Feindes  zu  vereiteln,  Lieute- 
nant Lenkj   seit  dem  Jahre  1803  hiezu  befördert  und  bei  der  Brigade-Batterie 
angestellt ,    placirte'  aus  eigenem  Antriebe  zwei   Geschütze   auf  die  die  Strasse 
beherrschende  Anhühe,  und  zog  die  andern  an  sich.  Dann  eröffnete  er  ein  eben 
so  anhaltendes  als  verheerendes  Feuer,  dassder  Feind  sich  hinter  Neumarkt  zurück- 
ziehen  musste,    unsere  Artillerie   aber  JZelt  gewinnen  konnte  sich  zu  sammeln^ 
Mit  dieser  vereint  bcsehoss  der  tapfere  Officier  nunmehr  die  feindlichen  Masseiil 
so  erfolgreich,  dass  sie  nach  kurzem  Widerstände  den  Rückzug  antraten  und  von 
unserer  Infanterie  lebhaft  verfolgt  wurden*  Die  Brigade  Ilohenfeld  orreieht^fl 
durch  das  richtige  milltiirischc  Augenmass  und  die  Geistesgegenwart  Lenk'ü  untcr- 
stütztj  den  angestrebten  Zweck,  diesem  al»er  wurde  im  Capitel  vom  Jahre  181U 
das  Rittorkreuz  verlieben.  '  ■ 

Gleich  ausdauernden  Muth  bewies  Lenk  um  21,  Mal,  wo  er  bei  dem 
Angriffe  vou  II 1  r b c b statte n  gegen  As p o r n  nach  vorgonommeiier  gefährlicher 
Reeognoscirung  mit  zwei  Batterien  cntscblossen  vorrückte,  und  die  Franzosen 
durch  entsprechend  angebrachtes  lebhaftes  Feuer  mit  beträchtlichem  Verluste  zum 
Weichen  notliigte.  Als  gegen  Abend  das  Dorf  Aspern  vom  Feinde  zum  Theile 
wieder  genommen  wurde,  führte  Lenk  aus  eigenem  Antriebe  eine  sechspfüjidige 
Kanone  bis  vor  das  Ende  desselben  und  bewirkte  durch  gut  geleitete  Dirigirung™ 
des  Feuers  die  Räumung  des  streitigen  Objcctes.  S 

Bei  allen  Unternehmungen  gleich  eifrig,  kaltblütig  und  entschlossen,  unter- 
stützte Lenk  durch  seine  Batterie  mit  lobenswerthcr  Standhaftigkelt  den  Rückzug 
des  6*  Corps  am  ersten  Sehlaclittage  von  Wagram,  und  so  wie  er  seine  Geschütze 
nie  dem  Ungefiihr  Preis  gebend,  an  diesem  Tage  bis  zur  einbrechenden  Abend- 
dämmerung den  lebhaftesten  Widerstand  leistete,  so  war  er  auch^bei  dem  xingriffe 
am  folgenden  Tage,  wn  sein  wohlüberlegtes  Vordringen  und  wirksam  angebracht 
tos  Feuer  den  Feind  zum  schnellen  Rückzüge  über  Hirschsttitten  nach  Asper 
bestimmte,  wobei  er  persünüch  eine  naubitze  eroberte  und  nicht  wenig  beitrug,  dassl 
der  Feind  10  ücscbützc  zurücklassen  niusste.  Kbcji  so  muthvoll  und  thätlg  erwies 
sich  Lenk  während  des  Rückzuges  der  Armee.  Der  Generalissimus  ernannte  den 
braven  Oflicier  noch  auf  dem  Schlachtfeldc  von  Aspern  zum  Oberlicutenant. 

Im  Jalire  1813  gelang  es  Lenk,  den  von  Dresden  gegen  Leipzig  vorrücken^ 
den  feindliehen  Truppen  mit  seiner  Cavallerio-Batterie  solchen  Widerstand  zu 
leisten,  dass  die  Franzosen  nicht  nur  den  beabäichtlgten  Übergang  über  die 
FJölie  aufgeben  mussten,  sondern  auch  auf  dem  weitej-en  Marsche  bedeutenden 


iffe 
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941 


-ln^t  erlitten.    In  den  Tagen  von  Liebortwolkwitz,    Ilolzhciiiscn,    bei  Fuchs- 
^im  und  endlieh  in  der  Schlacht  bei  Leipzig  fand  Lenk  wiederholte  Gelegen- 
^t  «ur  Attszeichmmg;  er  ward  vom  General  der  Cavallerie  Grafen  Kien  au  unter 
Ionen  geoannt^  welche  sich  besondei's  verdient  gemacht  hatten. 

Im  Jahre  1815  war  Lenk  bereits  Ilauptmnnn  und  bei  der  Armee  in  Itnlicn, 
Die  musterhafte  Übergabe  der  Turiner  Citrtdello  an  Picraont  lohnte  der  Konig 
Tnit  dem  Mauntitis*  und  Lazarus-Orden* 

Dieser  brave  Officiei%  im  September  1820  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  wurde 
ImAu^uat  1832  Oberst-Lientcnant,  und  3  Jahre  darnach  Oberstund  Commandant  des 
treten  Artillerie-Regiments.  Kr  hatte  dem  Staate  57  Jalire  nnt  Auszeichnung  gedient 

HÖSSKL  von  Ehre  n  f  e  1  d ,  J  o  s  e  p  h ,  hcitte  sich  als  Oberlieutenant  des  Likkaner 
Grtnt- Regini enta  in  dem  Gefechte  bei  Pentcr  in  Dalniatien  am  30,  April  1809 
10  ffiothi^  and  tupfer  benommen,  dass  ihn»  das  Ordens -Capitel  des  Jahres  1810 
diiRitterkreuz  einstimmig  zuerkannte. 

ilfjssel  commandirte  in  dieser  At^aire  ertic  Uompagnie  und  bntte  nicht  nur 
&  rom  Feinde  bereits  geworfenen  und  abgesclmittenen  neun  Conipagnieu  des 
Soracr Regiments  unter  Major  Petzingcr  aufgenommen  und  befreit,  sondern 
«k  d«  Vorhaben  des  Feindes,  den  h'nken  Flügel  unseres  Corps  zu  durchbrechen, 
'Wtttell,  da  er  im  entscheidenden  Momente  den  Feind  mit  Bravour  angriti*,  zurüek- 
irf  aad  die  wichtige  Stellung  behauptelej  ohne  der  unsere  Truppen  erlegen  wären. 
Mdie&em  Angriffe  durch  den  Leib  geschossen,  hielt  Hössel  so  lange  bei  der 
T>TJppc  aUÄ,  bis  das  Unternehmen  gesichert  schien.  Der  Chef  des  General-Stabea 
«i^  Armeccorps,  Major  von  II  r  a b o  ws k y ,  bezeugte  dem  entschlossenen  Officier, 
*«M  nur  Beiner  Tapferkeit  der  errungene  Erfolg  zu  danken  war 

Huäsel  war  zu  Deutsch brotleradorf  in  Niederosterreich  17H2  geboren;  mit 
JäJaireü  wurde  er  Cadet  bei  den  Ogulincrn,  im  Laufe  des  Feldzuges  Fähnrich  bei 
**LikkaDern,  Kr  starb  am  22.  Juni  1812  zu  Weisskirchen  im  lianate  als  Ober- 
•'^'itattijl  des  walachiach-il lyrischen  Grenz  Regiments. 


STEINDL,  Karl  Freiherr  vuu,  Major,  zu  Földvar  in  Ungarn  geboren,  trat  im 
-  Lebensjahns  (L  Jänner  1807)  als  Cadet  in  das  2.  Uhlanen-Reglment  Fürst  zu 
*  Warze nbcrg  ein    und  stieg  in    demselben   im  Verlaufe  der  kriegerischen 

e  bh  zum  Rittmeister  empor. 

Der  Feldzug  des  Jahres  1809,  in  welchem  das  Regiment  bei  dem  L  Armee- 
^  unter  dem  General  der  Cavallerie  Grafen  Bellegarde  eingetheilt  war, 
ihm  Gelegenheit  sich  als  Lieutenant  das  Ritterkreuz  zu  crkümpfen,  welches 
^Ofh  im  Capitel  vom  Jahre  18J0  einstimmig  zuerkfinnt  wurde. 

Am  30,  April  1809  wollte  eine  5  Olficiere  und  121  Dragoner  starke  fcindliehe 
♦loiloiig   die  Stadt  Eger  Überfallen.    Lieutenant  Steindl  befand  sich  mit 


942 

2  Coijjnralca  und  15  üciiiülneu  als  Avisopostcii  in  derselben,  und  als  ihm  die 
Absicht  de«  Feindes  klar  wurde,  fasbie  er  den  Entschluss^  das  Ausserste  zu  wagen, 
um  sowohl  die  Stadt,  als  dns  in  derselben  noch  heündllehc  bedeutende  ärarischo 
Gut  zu  retten.  Er  setzte  sic]i  also  an  die  Spitze  seiner  kleinen  Ahtheiiung  und  griff 
den  ihm  weit  ühericgenen  Feind  mit  dem  grü.'^sten  Jlutbe  an,  hieb  selbst  den  Com- 
maiidantcu  mit  2  Otiicicren  zusanuuen,  feuerte  die  unter  seinem  Comuiando 
stehende  Mahnsch<ift  zum  Kampfe  auf  Lel>en  und  Tod  an,  und  drang  kühn  in  dca 
Feind  ein,  hk  es  nach  langem  Kampfe  gelang  denselben  zu  werfen  und  ia  Unord 
nung  (mit  Ziiriicklassung  von  14  Todten,  mehreren  Verwundeten  und  Beul 
pferdcn)  in  die  Flucht  zu  sehlagcn.  Bald  hatte  sich  aber  unter  Führung  eincj 
Wachtmeisters  eine  neue  feindliche  Abtheiluog  gesammelt,  nni  dem  schwaehea' 
Häuflein  des  Lieutenants  von  Stein  dl  die  Spitze  zu  bieten;  kaum  bemerkte  der 
tapfere  Officier,  der  schon  in  dem  ersten  Gefechte  zwei  schwere  Wunden  erhalten 
hatte,  dieses  Vorhaben,  so  griff  er,  seines  Bhitvcrlustcs  nicht  achtend,  auch  dies« 
Truppe  mit  der  grössten  Entschlossenheit  an,  hieb  den  AVachtmeister  vom  Pferde 
herab ^  verwundete  mehj-erc  Gegner  und  zerstreute  die  übrigen  so  kläglich,  d; 
von  der  ganzen  121  Mann  starken  feindlichen  Abtheilung  nur  4  Mann  ohne  Ver- 
wundungen entkamen. 

Es  ist  dies  eines  der  denkwürdigsten  Keitergefechte,  welches  den  Beweis  Hefen 
dass  eine  entschlossene  stürmische  Attaque,  wenn  sie  gehörig  geführt  wird,  imniei 
zum  Siege  führen  nmss,  ohne  Rücksicht  auf  die  Zahl  der  zu  bewältigenden  Gegner. 

Dieser  brave  Officier  hatte  auch  in  den  Befreiungskriegen  den  Ruhm  des  Rcj 
mentfl  durch  mehrfiiltig  bewiesene  Entschlossenheit  gefördei-t,  war  unter  anderei 
in  der  Schlacht  bei  Brienne  am  1.  Februar  1814  verwundet  und  bald  darauf  zum 
Rittmeister  Ijefordert  worden.  Er  trat  im  Api'il  1833  als  Major  in  den  Ruhestand 
und  starb  in  seiner  Heimath  am  14,  September  1837  im  50.  Lebensjahre. 

Ia  TOÜRj  Jan  US  Graf,  Major,  zu  Chanibery  in  Piemont  1779  geboren.  Einer 
alten  Familie  entsprossen,  nahm  er  im  18.  Lebensjahre  Dienste  in  der  kaiserlichen 
Armee  als  Cadet,  und  erhielt  im  Februar  1799  eine  Fähnrirhstelle  hei  dem  neu 
errichteten  Lifanterie-Regimente  Nr.  60.  Mit  ausgezeichneten  Kenntnissen  begab t, 
wurde  La  Tour  in  den  Feldzügen  1805  und  1809  beim  General-Stabe  verwendet 

Besonnenheit»  Unerschroekenheit  und,  eine  mit  der  edelsten  Aufopferung 
verbundene  Bravour  charakterisirten  i!u^  in  diesen  Kriegen  und  namentlich  im 
letzteren,  wo  er  sieh  (bei  dem  8.  Armeecorps  in  Italien  thätig)  das  Ritterkreuz 
zu  erkämpfen  wusste,  welches  ihm  durch  Capitelheschluss  vom  Jahre  1810  zuer- 
kannt wurde, 

Die  Armee  dos  Erzherzogs  Johann  zog  am  2.  Mai  18o9  über  Vicenza. 
La  Tour  erhielt  die  Weisung,  die  bei  Albaredo  detaehirte  Brigade  Spl(f* 
nji  nach  dieser  Stadt  zu  führen.    Nachdem  sie  sich  mit  der  Armee  vereinigt 


945 


Bm,  Beute  der  Feiud  un^icrer  Arrieroi^-arde  iiii^T'stüm  üiij  and  La  Tour  blieb,  in 
to  Vomtissielit ,  dass  es  hier  zujy  Sclilnt^cn  kommen  werdo^  aus  ei«;enem  Antriebe 
bd derselben.  Bc!  Olnio  wurde  Stclluni^  genommen,  General-Major  M  arziani, 
mlekcr  recbta  bei  Creazo  anfgostollt  war,  nuisste  «her  der  Überniaclit  weichen, 
wJ  der  Posten  bei  Olmo  ward  dadiirclj  auf  der  Hauptstrasse  rechts  umgangen, 
Stir  ru  bald  erfolgte  aueh  der  feimllR-Le  Angriff  in  Front  und  Flaiike  mit  j^olcbem 
rn^cglüm,  dass  diese  Stellung  Gefahr  lief  Inrcirt  zu  werden*  In  diesem  Augen- 
Micke  erschien  La  Tour  und  hraehte  die  Truj^pe  durch  das  Beispiel  persön- 
licher Tapferkeit  und  durch  zweckmässige  Anordnungen  nicht  nur  zum  Stehen, 
'  tn  eü  gelang  ihm  aueh  den  Posten  trotz  der  Übermacht  so  lauge  zu  haltenj 
-  'Mineral  Marziani  den  Rückzug  vollfnhi-t  hatte.  —  In  dem  Gefechlr  am  8.  Mai 
Tcrsucbtftn  tUe  Franzosen  aul  dem  kürzesten  Wege  naelj  Conegliano  unseren  linken 
¥\^t\  «u  touroireu  und  sich  auf  die  RUckzugglinie  zu  werfen,  Erzherzog  Jo  bann 
hmi»»  Ottookaner  Grenz-Uegiment  links  abrücken,  und  beauftragte  den  Oberst 
Güte  Nu  gen  t,  zur  Führung  dieser  Truppe  einen  Oificier  des  Gcneral-Quartier- 
milfirutilieB  beizugeben,  Graf  La  Tour  bot  sich  hiczu  freiwillig  an,  und  fand 
iu  R^motit  l>ei  der  Ankunft  bereits  mit  dem  Feinde  engagirf.  Als  er  sah ,  dass 
ficfieiutfptuRic  der  Stellung  gegen  die  Übermacht  immer  schwieriger  werde,  schlug 
9deDi  Commandanten  einen  Angriff  mit  dem  L  Bataillon  vor,  setzte  sich  selbst 
n  dit  äpit26  desMelbcü,  nacfjdcm  deren  Führer  Olierst- Lieutenant  Rukavina 
i>«iritQdel  worden  war,  und  uiitctuabm  die  Attaque  mit  .solcher  Bravour,  dass  die 
Mm  AtilheiJungen  des  Gegners  geworfen  und  dem  weiteren  Vordringen  Einhalt 
^\im  worde.  La  Tour  konnte  sich  bis  zum  Einbrüche  der  Dämmerung  in  dieser 
JJti-lian;^  bcbaupten*  wodurch  die  Brfgwdc  Col  loredo  auf  dem  rechten  Flügel  mit 
n&tüi  Thcilc  der  Cavalleric  und  die  Gesehützi'  vor  IJmgelmiig  geschützt  werden 
M  dif  Arricregardc  zur  Deckung  des  weiteren  Marsches  sich  forniiren  konnte. 

Bei  dem  weiteren  Rückzuge  der  Armee  sollte  San  Daniele  am  1 4.  Mai  durch 
•t«  Arricrcgarde  behauptet  werden.  Dem  Feinde  gelang  es  aber  bis  zu  dem  als 
liltc7r¥iölzuQg  lijutcr  ßt.  Thonias  aufgestellten  Grenadier-Bataillon  Salamon  und 
dtfmOgTiliner  (irenz- Regimen te  vorzudringen.  Ungeachtet  de:s  tapfersten  Wider- 
<iuidetder  Urenadlire  waj*en  sie  endlich  zum  Weichen  hemüssiget.  La  Tour, 
^^dierio  dieseiii  Augenblicke  bei  dem  Ognliner  Regimente  sich  befand,  sprengt 
••^die  Cluittits^e  hinab ,  muntert  die  Grenadiere  auf,  lässt  Sturmstreich  schlagen 
«ml  greift  mir  einer  kleinen  Zahl  derselben  unter  dem  Befehle  eines  Officiers  den 
l^^iad  unerschr<»ckcn  mu  Zu  neuem  Muthe  entÜammt  nimmt  bald  die  ganze  Linie 
***  "W  Vorrückung  TbeiJ,  St.  Thomas  wird  wieder  genommen  und  die  Franzosen 
^OMhp  an  Sa«  Daniele  geworfen. 

'%  Hauptmann  La  Tour  nmsste,  wie  so  viele  brave  Altfranzosen,  nach  dem 

^öer  Frieden  die  kaiscrlieho  Armee  verlassen;  erhielt  aber  in  Anerkennung 

^vrjciiglicb  geleisteten  Dienste  den  Charakter  eines  Majors*  Doch  war  ihm 


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*^ntt 


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nur  cm  Jahr  bescliicdcn  in  seinem  Vatcrlande  zti  loben,  da  ihn  der  Tod  schon  am  | 
25.  November  1811  ereilte. 


11      i 

I 


PAUMGÄRTTEN,  Johann  Baptist  Freiherr  von,  FeldmarschaU-Lieutenant, 
Inhaber  des  2L  Infantone-Rog^imentö,  aus  einem  Gcschlechte  entsprossen^  das  für 
hcldenmlithige  Aufopferung  auf  dem  Schlachtfelde  unter  Kaiser  Leopold  I.  in  ^ 
den  Adelstand  erhoben  wurde  und  das  wälirend  der  letzten  französischen  Kriege^ 
seinen  Namen  durch  vier  unter  den  kalaer liehen  Fahnen  fechtenden  Brüdern  mit 
neuem  Ruhme  bedeckt  hat^  gebührt  dem  Johann  Freiherrn  von  Panmgartten 
der  erste  Plntz  unter  den  Gliedern  der  Familie. 

Zu  Schloss  Grieshof  in  der  Steiermark  im  Jahre  1772  geboren,  war  er  Fre- 
fjucntant  der  Neustiidter  Akademie  und  trat  bei  EnJffnung  des  Tiirkenkrieges  als 
Flihm*ich  in  das  Regiment  Wenzel  Colloredo.  Er  wohnte  den  Feldzügen  179.5, 
1794,  1796  und  17i)7,  1805  und  1809,  dann  1813  —  1815  und  in  diesen  aiisserM 
verschiedenen  Vorpostengefechten,  4  Belagerungen,  11  Hauptschiachten  und  ^ 
14  Gefechten  bei,  in  welchen  er  mehrere  Male  als  Freiwilliger  gefochten  und  im 
August  1800  die  Hauptmanns-Charge  erlangt  hatte. 

Im  Jahre  1805  rettete  Paumgartten  hei  dem  Abmärsche  der  verbündeteal 
Armee  van  Brunn  als  Major  und  damaliger  General -Commando -Adjutant,  mit 
100  Mann  Kaunitz-Infanterie  und  einem  Zuge  VInceut-Chcvauxlegers,  18  Kanonen 
und  eine  gi'osse  Menge  Arüileriegut  durch  die  Gebirgswege  nach  Olmütz,  und 
ward  im  Kriege  1809  als  Corps-Adjutant  dem  Fcldmarschall-LieutenantFreiherm 
von  Ililler  beigegeben.  U 

In  Verbindung  mit  den  Operationen  der  grossen  Armee  des  Erzherzogs  Karl      » 
niussten  auch  das  5.  und  6.  Armee-  und  das  2.  Reservecorps,  unter  11  liier,  durch  ^ 
unausgesetztes  Drängen  der  Hauptmacht  der  Franzosen  am  3.  Mai  den  RUekzi]g^| 
über  die  Traun  bewirken.  Hiebei  ereignete  sich  der  unangenehme  Fall,  dass  die 
bei  Ebelsberg  befindliche  Brücke  über  den  genannten  Fluss,  welche  misereCorp» 
passiron  niussten,  durch  des  Feindes  Übermacht  forcirt  wurde,  und  dass  die  Fran- 
zosen, unseres  stiiten  Feuers  aus  sehweren  Gesehiitzen  ungeachtet,  diese  mit  unserer 
*ViTi6regarde  gleichzeitig  übersetzten ^  Ebelsberg  %^or  der  Fronte  emportirten  und 
aus  diesem  Orte  mit  Macht  auf  die  hinter  demselben  gelagerten  Truppen  vordran- 
gen. Nacfi  des  Armee -Comman dornten  Befehl  hätte  die  Brücke,  da  auch  unsci 
linker  Flügel  vom  Feinde  gedrückt  wurde,    abgebrannt  werden  sollen,  und  in^ 
dieser  Voraussicht  lagerten  die  nach  eilftägiger  Verfolgung  äusserst  ermattetem 
Truppen  gleich  hinter  Ebelsberg,  einen  unerwarteten  Empfang  des  Feindes  gsk.T' 
nicht  voraussetzend.  Unter  diesen  Umständen  miisste  das  Hauptaugenmerk  dalii'*^ 
gerichtet  werden,    dem  Feinde  so  schnell  afs  möglich  und  noch  ehe  er  unscTT^^ 
ungünstige  Lage  entdecken  keimte,  den  errungenen  Vortlieil  zu  entrcissen,  u.^ 
nicht  allein  d<ia  Armeecorps  2ur  Aufstellung  und  Formirung  Zeit  zu  versehafla 


945 


HHideni  h&uptsäcMieh ,  well  oben  die  Landwehr  -  Bataillone  aus  Ober-Österreich 
fcdisl  Ebelt<berg  gelagert  waren ,  zu  verhüten,  dass  «ich  die^5e  an  das  Schlagen 
s&cIl  angewöhnte  Truppe  nicht  durch  panischen  Schrecken  auflöse,  in  der  Ver* 
"«nmiiig  in  die  Armeecorps  werfe  und  eine  Unordnung  herbeiführe,  zumal  umnit- 
ulbir  hinter  der  Position  ehi  Defile  zu  passiren  war.    Diese  Gefahren  wurden 
vom  Major  Paumgartten,  als  er  zu  den  Plänklern  angeritten  kam,  nicht  sobald 
bOBiriity  als  er  sich  auch  entschloss  dem  weitern  Vorrücken  des  Feindes  Einhalt 
m  tkim.  Er  forderte  —  im  Namen  des  Armee  *  Commandanten  —  das  Infanterie- 
Bagimcnt  Linden  au  zum  AngriiFe  auf,  und  obgleich  ihn  seine  Stellung  als  Adju- 
tifllmcht  verpflichtete  an  dem  Sturme  Tlieil  zu  nehmen,  so  stellte  er  sich  doch  an  die 
Sptae  eines  Bataillons  dieses  Regiments,  dem  sieh  ein  Bataillon  Wiener  Freiwil- 
lige aoge«chlossen  hatte^,  und  warf  sich  dem  Feinde  entgegen.  Der  AngritF  ward  so 
Oflefc,  nnTcrmuthet  und  tapfer  durchgeführt^  dass  Ebelsberg  gleich  in  unsere  Hände 
km  ttnd  die  Franzosen  in  eiliger  Flucht  ihren  Rückzug  unter  Rücklassung  Ton 
740  Ocfungencn  durch  den  Hohlweg  vor  dem  Orte  antraten,  beunruhigt  von  dem 
Feuer  eincT  schnell  herbeigezogenen  Kanone,  welche  Paumgartten  eehrzweck- 
iiii^^  {klaeirt  hatte.  Der  Verlust  des  Feindes  an  Todten  und  Verwundeten  betrug 
ttfikr  ftU  tausend  Mann.    In   der  Zwischenzeit,  als  Paumgartten  Ebelsberg 
Maaptete;  setzten  sich  unsere  Armeecorps  in  Verfassung  und  traten  den  anbc- 
Ule&eii  weiteren  Rückzug  an  die  Enns  an,  unbehelligt  vom  Feinde,  was  Icdlg- 
B4  der  tapferen  Handlung  des  bei  dieser  Gelegenheit  durch  einen  Kartätschen- 
vknil  am  Unken  Arme  verwundeten  Majors  Paumgartten  zu  danken  war,  dem 
udidas  Capitel  vom  Jahre  1810  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  zuerkannte. 

Zum  Oberst -Lieutenant  ernannt  und  im  Miirz  1813  in  den  Freiherrnstand 

thobiDf  kitopftc  Paumgartten  in  den  Jalirca  1813  bis  1815  als  Oberst  und 

Conmandant  des  Infanterie -Regiments  C  haste  1er  bei  der  nlederösterreichischen 

lo^J  itnlienischcn  Armee.  Als  der  Oberst -Lieutenant  Göldlin  mit  dem  9,  Jäger- 

ßitaiUcin  die  schwache  französische  Brigade  Bellotti  über  Neiimarkt  bis  Krain- 

^"'^  verfolgte;    war  Paumgartten,    mit  einem  Bataillon  des  Regiments  am 

vjguft  von  Windißchkappel  konmiend,  über  das  Branagebirge  durch  den  Kan- 

w^Mi gOlückty  tind  vereinigte  sich  mit  Göldlin^or  Krainburg*  Die  Franzosen 

dieaen  Ort  hartnäckig,  verloren  aber  gegen  Abend  die  Vorstädte, 

tu  der  Nacht,  aus  Besorgniss  abgeschnitten  zu  werden ^  Krainburg,  zer- 

die  Brücke  und  gingen  auf  der  Strasse  von  Laibach  bis  Zwischenwasser 

In  dem  Gefechte  von  Caldiero  (15- November)  hatte  Paumgartten 

Mim  Regimente  das  Schlos^  von  Soave  besetzt  und  standhaft  behauptet,  wodurch 

■iWbtr  die  Verauche  der  Franzosen ,  den  Übergang  über  die  Alponbrücke  bei 

»«iWWTa  zu  erzwingen,  an  der  Tapferkeit  seiner  Truppe  scheiterten* 

In  der  denkwürdigen  Schlacht  von  Tolentino  bedeckte  sich  Paumgartten 
braves  Regiment  mit  Ruhm.  Nachdem  es  am  zweiten  Tage  (3.  Mai)  mit 

60 


i 


klingendem  Spiele  und  wehenden  Fahnen  einen  angeordneten  Angriff  auf  eir 
liebes  Schiiteen-Bataillon  mit  bestem  Erfolge  auageiührt  hatte,  erwartete  es  den  Feind 
in  seiner  Stellung"  auf  dei*  Hohe  von  Mndia.  Dieser  griff  mit  groöiäer  Entselilossen 
lieit  in  Carrc's  forniirt  und  von  einer  Batterie  unterstützt  das  Regiment  an.  Fea 
und  ruhig  stand  Paumgartten  mit  demselbenj  ohne  einen  SchuHS  zu  thun,  den 
fenerndcn  Feinde  gegenüber.  Die  Neapolitaner,  die  erwartet  hatten,  unsere  Trup- 
pen (es  war  noch  ein  Bataillon  Wacrjuant   und  eine  Dragoner  -  Schwadron, 
welche  mit  Chnstelcr  den  mächtigen  Stoss  auszuhaltcn  hatten)  würden  sich  vor 
so  grosser  Überlegenheit  sogleich  zurückziehen,    waren   über   diese  Fassung  so 
betroffen,  dass  sie  zu  feuern  aufhörten,  und  so  standen  sich  einige  Minuten  beide     . 
Theile,  ohne  zu  feuern,  gegenüber.  Der  Commandirendo,  Feldmarschall-Licutii^B 
nant  ßianchi,  gewahrte  des  Feindes  Unentscblosscnhcit  und  den  eutmuthigenden^^ 
Eindruck,  den  das  Feuer  unserer  auf  den  unzugänglich  geglaubten  Höhen  von 
lladia  aufgeführten  Geschütze  auf  denselben  machte,  licss  Stiirmstrelch  schlagen 
und  befahl  den  eben  vom  Centrum  kommenden  zwei  Sehwadronen  Toscana- Dra- 
goner, das  erste  feindliche  Viereck  in  die  rechte  Flanke  zu  nehmen*  Der  Sturm^f 
marsch  w^irbclte;    Paumgartten  mit  dem  Regimcnte  rückte  unter  klingendera^i 
Spiele  ohne  zu  feuern  vor;  eines  der  feindlichen  Vierecke,  erschreckt  durch  die 
drohende  Haltung  des  Regiments,  löste  sich  auf  und  floh,  die  anderen  folgten, 
nicht  achtend  des  Zuspruches,  der  Bitten^  der  Drohungen  ihrer  Generale 
Officierc,  und  eilten  in  Unordnung  nach  GaUioso,  woher  sie  gekommen  w^arcj 
Der  Sieg  von  Tolentino  ist  mit  dem  Namen  des  Regiments  Cha  st  clor  (dcrzi 
Leopold,  König  der  Belgier)  und  seines  damaligeu  Obersten  Paumgartten 
der  für  seine  Bravour  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold-Ordens  belohnt 
wurde ,   so  enge  verknüpft ,   dass  das  xlndcnken  desselben  für  alle  Zeiten  fo; 
leben  wird. 

Dieser  sehr  verdienstvolle  Krieger  avaneirtc  in  der  Folge  bis  zum  Fcldniaj 
schall -Lieutenant  und  bekleidete  bis  zu  seinem  am  24.  September  1849  erfolgi 
Ableben  den  Posten  eines  Festungs  -  Commandanten  zu  Prag.  Er  hatte  seinem 
Monarchen  bei  62  Jahre  mit  jener  Auszeichnung  und  pflichttreuer  Ergebenheit 
gedient^  welche  seinen  Vorältorn  in  allen  Verhältnissen  zum  Ruhme  gereichten, 


SlEGLER  von  Eberswald^  Heinrich  Freiherr,  öeneral-Major,  einem 
die  Mitte  des  16,  Jahrhunderts  geadelten  rheinischen  Geschlechte  entsprossen,  war 
zu  Fulda  im  Jahre  1776  geboren. 

Dieser  tapfere  Soldat  hatte  schon  im  15.  Lebensjahre  bei  dem  7*  lufanterii 
Regimcnte  Karl  Schröder  ahs  Cadet  die  Laufbahn  begonnen,  die  Kriege  ge] 
Frankreich  mitgemacht  und  an  der  Schlacht  bei  Höh  cnlin  d  en  (3.  December  1800) 
als  Untcrlieutenant  ausgezeichneten  Anthcil  genommen;  in  dieser  Affaire  wurde  er 
kriegsgefan gen^  bald  darauf  aber  als  Oberlieutenant  in  die  neu  anlgestellte  böhmi- 


I 

wnr 
srii^l 


947 


Legfion Erziicrzo,q:  Karl  ehipfetheilt.  Nach  AuflÖ8un*r  derselben  kam  er  wiea 
b^fU^nieiit  zurück  und  avancirle  loi  Februar  I8U4  zum  Mauptmaiin. 

Das  Jahr  1809  hat  Sicglor's  Namon  für  alle  Zeiten  in  die  Annalen  der 
Klkgvgesdiichte  verzeichnet  und  ilim  diircli  Boschluss  des  Capitels  vom  Jahre 
1810  daft  Ritterkreuz  eingebracht 

In  dem  hcisseu  Gefechte  bei  Ebelsbcrg  am  3.  Mai  stand  er  als  Coninian- 
Jnl  der  Abrieb tuDgs  -  Division  seines  Regiment«  im  zweiten  Treften.  Die  Feinde 
htttfl  sieb  der  Stadt  und  eines  Theiles  der  Vorstadt  bemächtigt,  und  griiFen  nun 
daa  tapfere  5*  Wiener  Freiwilligen-BataiUon  (unter  dorn  Oberst-Lieutenant  Grafen 
Silifl)  an.  Die  Vorstadt  wurde  wieder  genommen,  mehrere  Infanteric-Abthcilungen 
Mgtfio  den  Freiwilligen  und  der  hitzigste  Kampf  begann  im  Innern  der  Vorstadt 
dkt  Mit  einem  alten  Schlossgrabcn  umgeben,  welcher  sich  in  eine  tiefe  Scbluchl 
pgm  die  Traun  hinabsenkt <,  befand  sich  am  Endo  dieser  Schlucht  ein  geräumiger 
Pliti,  der  mit  dUanem  Gesträuch  bewachsen  wai';  ein  Fussweg  zw^ischen  Garten- 
ihmm  führt  zum  Wassertbore.  In  der  genauesten  Kenntniss  dcrOrtliebkeit  erkannte 
Sttflerr  der  ein  aufincrksamer  Beobachter  der  Bewegungen  des  Feindes  gewesen, 
im^  VQon  dieser  durch  Benützung  jenes  Fussweges  mit  Infanterie  debouchirc  und 
iA  der  Schlacht  und  des  Schlossgrabens  bemächtige,  unsere  in  der  Vorstadt  kam- 
fieiiileD  Bataillone  abgeschnitten  und  gefangen,  auch  7  nahe  an  der  Schlucht  pla- 
drtiKasofiea,  welche  des  Feindes  Übergang  sehr  orsehwerten,  eine  Beute  des- 
üHmb  Wfird4Sii  mttasten.  Eben  theiltc  Sicgler  diese  Befürehtung  den  Officieren 
tma  Division  mit,  als  das  heftige  Kleingcwehrfouer,  welches  in  jener  Tiefe  begann, 
«OM  i^arg«£nste  Meinung  bestätigte  und  er  aus  dem  Feuer  selbst  die  rückgängige 
imftgtmg  Bn«iu*er  Truppen  erkannte.  Ohne  Befehl  rückte  Sieglor  im  Gesell wind- 
idntte  ▼or,  iiuleni  er  die  vordere  Cavallcrie- Linie  durchbrach,  langte  auch  eben 
•nr  dem  Graben  an,  als  das  feindliche  Bataillon  sich  schon  desselben  bemeistert  zu 
UMi  glattble ,  und  durch  eiligen  Nachschub  von  der  Brücke  selbst  die  Vortheile 
vmi  Am  Palme  des  Sieges  zu  erringen  im  Begriffe  war.  In  diesem  Augenblicke  war 
Sieflür*8  Dividon  in  der  Verfassung  zum  Sturme;  der  Corps-Commandant  Feld- 
nkmdiaU-IieoteJi&nt  Freiherr  von  Hiller  war  Augenzeuge  der  Energie,  mit 
iwhhet  der  Sturm  durch  diese  brave  Division  unternommen  wurde  und  wie 
Siegler  an  der  Spitze  derselben  sich  der  Erste  in  die  feindlichen  Glieder  stiii-zte; 
ütOfieiere  and  die  Mannsehaft  folgten  seinem  Beispiele  und  das  feindliche  Bataillon 

yBwlMilheils  mit  dem  Bajonetc  niedergemacht.  Um  diesen  errungenen  Vor- 

Hlen«  so  benutzen,  setzte  Siegirr  den  Flüchtigen  auf  dem  Fusse  nach  und 
fumrU^  mit  Ihnen  zugleich  die  Schlucht ,  wesshalb  der  langsame  Rückzug  durch 
den  Postweg  znr  Stadt  diesem  Überreste  unmöglich  wurde.  Die  Feinde  hatten  aber 
1  £rden  unteren  Platze  bereits  eine  Reserve  von  4(M>  Mann  aufgestellt, 
dorcb  die  Fluchtenden  des  vorgedrungenen  Bataillons  vermelirt  wurde. 

gewann  Sieglor  die  Zeit,  durch  die  schleunigste  Wiederfornjirung  seiner 


60  ♦ 


948 

Division  sich  zum  weitem  Angriffe  in  Verfassung  zu  setzen^  als  er  mit  einer  Lage 
begrüsst  wurde.  Siegler  warf  sich  mit  dem  Bajonete,  ohne  einen  Schuss  zu  thun, 
auf  diese  Linie;  vor  den  Augen  seiner  Truppen  drang  er  zum' zweiten  Male  der 
Erste  in  den  Feind  und  die  Bravour  seiner  Division  vereitelte  trotz  der  hartnäckig- 
sten Gegenwehr  des  Feindes  Vorhaben  Stand  halten  zu  wollen.  Viele  wurden 
niedergemacht,  30  Officiere  und  120  Mann  erbaten  sich  Pardon;  der  grösste  Theil 
aber,  der  sich  durch  die  Traun  retten  wollte,  ertrank.  Während  dieses  Angriffes 
hatte  sich  auf  Siegler's  Befehl  eine  Abtheilung  der  Division  des  Fussweges  bemei- 
stert und  nur  durch  die  angestrengteste  Tapferkeit  hielt  dieselbe  die  andringende 
feindliche  Unterstützung  zurück  Dieser  Fussweg,  eigentlich  der  wichtigste  Punct 
in  Siegler's  errungener  Stellung,  wurde  ungeachtet  des  äussersten  Widerstandes 
verrammelt.  Dreimal  stürmte  der  Feind  mit  Ungestüm  dieselbe,  eben  so  oft 
wurde  er  aber  blutig  abgevriesen,  und  Sieg  1er  kämpfte  in  Wahrheit  hinter  einer 
Brustwehre  feindlicher  Leichname!  Diesen  so  wichtigen  Posten  räumte 
der  unerschrockene  Hauptmann  dem  Feinde  erst  ein,  als  er  von  dem  Corps- 
Commandanten  zum  Rückzuge  beordert  wurde.  Im  stäten  Kampfe  erreichte 
Siegler  die  Höhe,  wo  er  vom  commandirenden  General  Freiherrn  von  H  i  1 1  e  r 
das  schmeichelhafteste  Lob  imd  die  Zusicherung  der  verdienten  Belohnung  in 
Gegenwart  seiner  auserlesenen  Schaar  erhielt. 

Li  der  Schlacht  bei  Wagram  (6.  Juli)  commandirte  Siegler  das  3.  Bataillon 
des  Regiments ,  welches  in  der  Division  des  Feldmarschall  -  Lieutenants  Baron 
Wukassovich  stand  und  seine  Aufstellung  am  äussersten  linken  Flügel  des 
3.  Armeecorps  erhalten  hatte.  Nachmittags  vermehrten  die  Feinde  in  der  Direction 
gegen  das  Grenadiercorps  und  den  linken  Flügel  des  3.  Armeecorps  ihre  ohnedies 
zahlreiche  Artillerie  noch  bedeutend,  und  rückten  unter  dem  Schutze  eines  heftigen 
Feuers  vor.  Zwei  in  Masse  mit  schmaler  Front  gebildete  feindliche  Colonnen 
zogen  gegen  Siegler's  Bataillon  in  der  Art  heran,  dass  die  eine  mehr  links  gegen 
das  Intervall  des  Grenadiercorps,  die  zweite  aber  die  gerade  Richtung  auf  die 
Bataillonsmasse  nahm.  Siegler  erkannte  aber  die  Absicht  des  Feindes  gar  bald,  der 
sein  Bataillon  von  beiden  Seiten  zugleich  angreifen,  in  beiden  Flanken  nehmen  und 
vernichten  wollte,  wornach  der  wesentlichste  Widerstand  zur  Erreichung  des  wich- 
tigen Punctes  Süssenbrunn  und  zur  Trennung  beider  Corps  durch  diese  zwei  feind- 
lichen Colonnen  beseitigt  worden  wäre.  Er  fasste  also  aus  freiem  Antriebe,  durch 
eigene  Einsicht  geleitet,  den  Entschlnss,  einer  dieser  Colonnen  entgegenzurücken 
und  das  gleiche  Verhältniss  im  Kampfe  herzustellen,  erkannte  aber,  dass  ohne 
Artillerie  selbst  der  heldenmüthigste  Angriff  nicht  den  erwünschten  Erfolg  haben 
könnte  und  Hess  durch  einen  Officier  seines  Bataillons  eine  rückwärts  bei  Süssen- 
brunn aufgestellte  Batterie  zur  schleunigsten  Nachrückung  auffordern.  Im  Eil- 
schritte und  mit  gefälltem  Bajonete  ruckte  Siegler  mm  mit  dem  Bataillon  vor; 
der  Versuch  einer  Cavallerie - Abtheilung,  in  dasselbe  einzudringen,  wurde  mit 


949 


Ime  dessen  fernere  Vorrüekuns:  weiter  zu  hemmen,  abgewiesen,  unJ  so 
Alme  Siegler  das  Bataillon  in  der  mutliigsten Haltung  der  das  Intervall  bedrohen- 
Am  Coloime  entgegen* 

Diese  entschlossene  Bewegung  erzweekte,  dass  die  feindlichen  Colonnen  in 
ioB  Ali|g€iihlicke  anhielten^  als  die  von  Siegler  verlangte  Batterie  anlangte.  Er 
fhdlte  sie  ohne  Zeitverlust  in  schi*äger  Linie,  und  ein  mörderisches  Kartätschen - 
kuff  aus  allen  Geschützen  begonnen,  flankirte  die  Feinde,  welche  schon  nach 
der  iweiten  Lage  in  Verwirrung  den  Eiickzug  anti^atcn.  Nun  verwendete  der 
teffere  Officier  sein  Bataillon  zur  Deckung  und  daraus  entspringenden  ferneren 
setzten  Wirksamkeit  dieser  so  brav  bedienten  Batterie,  welche  auch  ohne 
:en  Verlust  zurückgebracht  wurde. 
Nach  dem  anbefohlenen  EückjEuge  des  3.  Armeecorps  wurde  Siegler  die 
Vfrtlieidigung  des  Dorfes  Süssenbrunn  übertragen.  Er  stellte  das  Bataillon  gedeckt 
i&daadeoOrt  umgebenden  Graben^  und  obwohl  das  überaus  lebhafte  Artillcricfeuer 
nfSüsaeobronn  jedem  ungedeckt  die  sichere  Vernichtung  drohte,  im  Gegenthcile 
ikcr  die  genaueste  Beobachtung  des  sieb  auf  sehr  kurze  Distanz  annähernden 
Fcmde«  top  iioaus weichlicher  Notli wendigkeit  war,  machte  es  sich  Siegler  zur 
PSidit,  anf  dem  freien  Graben  hinter  seinem  Bataillon  in  einem  Kugelregen  auf- 
ui  aiMRuroitan^  indem  ihm  hiedurch  keine  Bewegung  des  Feindes  entgehen  konnte. 
BttBfidutigaus  Süssenbrunn,  der  im  Angesichte  des  Feindes  angeti-eten  werden 
UM^  veranlasste  Sieg  1er  in  3  Colonnen,  aus  welchen  er  rückwäi^ts  des  Dorfes, 
mjede&Angi'iff  zu  begegnen^  Divisions-Massen  formiren  Hess.  Die  das  Bataillon  stets 
OiidduieDde  musterhafte  Ordnung  und  Siegle r's  tapferes  Benehmenj  welches 
ntiüer  Aa&teliung  vor  Süssenbrunn  bis  zum  Aufmärsche  in  die  Linie  bei  Geras- 
AfffTOÄ  dem  Eratherzog  Generalissimus  bemerkt  wurde,  errang  ihm  und  seiner 
Trappe  die  höbe  Auszeichnung,  öffentlich,  als  der  Erzherzog  die  Front  des  Batail- 
loüj  piasirte^  belobt  zu  werden.  Zum  Lohne  für  die  in  dieser  Schlacht  geleisteten 
bwute  »cfaritten  Feldzeugmeister  Graf  Kolowrat  und  später  Feldmarschall- 
LiMsnant  Graf  Kienau  wiederholt  um  Siegler's  Beförderung  zum  Major  höch- 
ste Oitea  ein»  die  jedoch  in  Folge  der  eingetretenen  friedlichen  Verhältnisse  erst 
»öiAugoai  1813  bei  dem  10«  Infanterie-Ilegimente  erfolgen  konnte. 

Der  General-Major  vonSiegler,  im  September  1816  in  den  statutenmässigcn 
fitilierniatand  erhoben,  hatte  später  dem  27.  Infanterie-Regimente  durch  11  Jahre 
^  vom  Hai  1821  bis  Mäi'z  1831  —  als  Oberstund  Regiments-Cominandant  vor- 
gttluidim  und  war  im  October  dieses  letzteren  Jahres  nach  einer  mehr  als  41jäliri* 
Spü  »elir  erspriessliclien  Dienstleistimg  in  den  Ruhestand  getreten. 

PlltJQUET  von  Cesenatico,  Peter  Freiherr,  Feldzeugmeister,  geheimer 
BMÜkf  Capitän- Lieutenant  der  iVicieren- Leibgarde,  Inhaber  des  Kaiser*  Jäger- 
Regtsieiili,  war  zu  LUttich  im  Jahre  1783  von  adeligen  Altern  geboren. 


950 


i 

gm 


Vom  Beginne  seiner  militariscLen  Laufbahn  (16.  Derember  1799)  ab  Cadet 
bei  dem  58.  Infanterie-Keginiente  Be  au li  o u  bis  zur  Beoodigung  der  Kriege  gegen 
Frankreich  wird  dieser  ausgezeichnete  Officicr  in  jeder  Relation  rücksichtlich  seiner 
Talentej  seiner  Vorsicht,  seines  Au^s^enmerkes  auf  Benützung  jedes  sich  ihm  dar 
bietenden  Vortheiles  und  seiner  schnellen  Ausführung  in  allen  TJnterneliinungeii 
angerülimt:  Beweis  dessen,  dass  er  am  Schlüsse  der  FeldÄÜge  im  Jahre  J  81  obere 
Oberst-Lieutenant  und  mit  dem  Rittorkreuze  desMariaTheresien-  und  di 
Leopold-Ordens  geselunückt  worden  war. 

Schon  als  Cadet  zeichnete  sich  P I  r  q  u  e  t  in  den  Schlachten  bei  Engen,  M  o  s- 
kirch  und  Biberacb  durch  Entschlossenheit  aus  und  commandirte  als  Fähnrich 
in  jener  bei  Ilohenlinden  eine  Compagnie  mit  bestem  Erfolge.  Im  Feldzu 
1805  zum  Unterlieutenant  befördert,  nahm  er  als  Commandant  eines  Streifcorpj 
bei  einem  Überfalle  40  feindliche  Schiffe,  deckte  dann  bei  Ca  steif  ranco  den 
Rückzug  des  Prinz  Rohan'schco  Corps,  und  obgleich  verwundet  hielt  er  doch 
mit  90  Mann  mehrere  Stunden  lang  den  3000  Mann  starken  Gegner  auf. 

Im  Februar  1809  zum  Oberlieutcnant  ernanntj  errang  seine  Entseldossenhei 
die  Wiedereroberung  3  bereits  \'erlorener  Kanonen  und  eines  Munitionskarrei 
aus  des  Feindes  IlUnden,  und  gab  ilmi  bei  Eb  eis  borg  Golegenheit  sieb  sehr  vei 
dient  zu  machen.  Pirquet  cominandirto  an  diesem  Tage  (3.  Mai)  eine  gansse?^ 
Divi.sion  des  Regiments.  Nachdem  er,  wie  ibm  anbefohlen  worden  war,  einen 
üraben  genommen  und  die  Höbe  besetzt  batte,  erstürmte  er  aus  freier  Beurthei 
lung  mehrere  Häuser  nach  einander,  in  denen  die  aus  dem  Graben  verJÄgtcj 
Feinde  Kich  postirt  hatten j  von  wo  aus  unsere  Stellung  gefährdet  und  die  Brücke 
ak  einziger  ßückzugspuiict  für  die  Besatzung  des  Schlosses  beherrscht  wurde. 
Dann  warf  er  sich  mit  getitiltem  Bajonete  auf  eine  gegen  die  Brücke  vorrückende 
felndHche  Colonne,  die  das  Schloss  und  unsere  Position  zu  umgehen  beab- 
.Hichtigte,  durchbrach  diese  Colonnc  und  brachte  sie  in  volle  AuÜüsung*  In  dem 
Augenblicke^  wo  Pirquet  demFcinde  einen  Adler  entriss,  streckte  ihn  ein  Sehnst 
durch  den  Leib  zu  Boden ;  er  raffte  sich  alsbald  wieder  auf  und  führte  seine' 
tapfere  Mannschaft  vor^  bis  eine  zweite  Kugel  im  Halse  ilm  kampfunnüiig, 
machte^  so  zwar,  dasa  er  auf  dem  Schlachtfelde  liegen  blieb  und  in  Gefangeiiscbaft 
gcrieth.  Seine  geschickten  Dispositionen  an  diesem  Tage  hielten  den  feindlichoß 
linken  Flügel  zwei  Stunden  im  Vorrücken  auf^  machten  den  Weg  nach  Enns  fr< 
und  sicherten  und  deckten  den  Abzug  der  2000  Mann  zälilcnden  Besatzung  di 
Schlosses.  Pirquet  blieb  15  Monate  in  Gefangenschaft  und  hatte  nach  der  Riui" 
zionirung  mit  lang%vierigen  Leiden  zu  kämpfen^  so  zwar,  dass  er  zu  Endo  Mai 
1811  in  den  Ruhestand  treten  mu.sste,  wobei  ihm  als  Anerkennung  seiner  beson- 
deren Leistungen  vor  dem  Feinde  der  Cajiitän- Lieutenants -Charakter  verliehen,, 
wurde.  Diese  Umstände  verhinderten  ilin  zwar  seine  schune  Wafienthat  bei  E bei 
berg  in  den  Capiteln  der  Jahre  18 10  und  IHll  zur  Geltung  zu  bringen,  docl 


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951 


iwde  dieselbe  auf  Allerhöchsten  Befehl  in  dem  imclisten  Capitcl  vom  17,  Juli 
ISlSsur  Prüfung  mit  aufgcnonimeti  uiiJ  ihm  das  Kitterkreuz  mit  dem  Range 
T^m  3.  Mai  1809  zuerkannt 

Schon  im  Juni  1813  konnte  Pirquet  zu  seiner  Freude  wieder  dem  activen 
Dienate  rorstehen  und  erhielt  die  Einthcilung  in  das  8.  Jäger- Bataillon.  Als  das 
biasö^ische  Heer  von  Italien  im  September  dieses  Jahres  die  Aufteilung  an  der 
Ürtu  gonommen  hatte  und  diesen  Flmss  vertheidigte,  stand  Pirquet  mit  »einer 

BlUmipigniD  in  Sachscnbrn-g  und  zwang  am  11.  September  ein  feindüehes  Bataillon 
iil  Verlust  zum  Ruckzuge.  Den  18-  war  er  mit  3  Compagnicn  detachirt,  und  ohne 
BafUil  erhalten  zuhaben  erkletterte  Pirquet  mit  seinen  Soldaten  nnweghare 
Berge,  griff  3  feindliche  Bataillone  mit  dem  üajonotQ  an  und  warf  sie.  Um  seine 
Tnippe  anzueifern  sprengt  er  mitten  unter  die  Feinde  zu  Pferde^  nimmt  mit  eigener 
Uiad  deren  Fahnen  und  gibt  sie  seinen  Jägern.  Obsehon  durch  drei  Bajonetstielie 
WWQodeV  sprengt  er  auTs  Neue  an  der  Spitze  von  6  Husaren  von  Frimont  in 
Ja  Feindes  Coloanen  und  entwaffnet  sie.  ZwciFahnen,  18  Trommeln,  TOOQcwchre, 
3D0  Gefangene,  worunter  3  Bataillons-Chefe,  und  200  Todto  sind  die  Trophäen; 
der  Feind  eilt  rastloa  zurück  und  im  Rücken  seiner  Ai-mee  verbreitet  sich  panischer 
äeh/eeleo.  Pirquet'»  Pferd  hatte  zwölf  Bajonctstiche  erhalten.  Nach  kurzer  Hast 
Tcriblgte  der  brave  Hauptmann  seinen  Vortheil  weiter.  Eraclilieh  über  vom  Feinde 
niilpentaigliGh  geglaubte  Felsen  bis  Pontafel^  ül»ertiel  diesen  Ort  am  29.  Scp- 
taber,  vernichtete  die  Magazine  und  zerstörte  alle  Brücken  auf  15  Stunden  im 
^Kmkmse.  Den  7.  October  fiihJte  er  die  Avantgarde  der  Division  und  hatte  den 
^BNqU»  eaiien  Engpa^a  von  Windisch -Feistritz  in  der  Front  zu  nehmen.  Nach 
™iBa  «r  schon  ein  Drittheil  seiner  Compagnie  und  2  Officiere  verloren  hatte, 
nibtlerie  er  doch  einen  fast  miübersteigliehcn  Felsen  und  kam  bis  auf  dessen 
üipfel.  Von  da  li^s  er  eine  Menge  Steine  auf  den  Feind  herabrollen  und  zwang 
ib  »eine  Stellung  bei  Saif  n i  tz  zu  verlassen.  Mittlerweile  hatte  sich  eine  feindliche 
Ini|^  durch  eine  unbemerkte  Schlucht  auf  den  Rücken  des  Berges  in  Pirquets 
iUgea  Blickmg«weg  geschlichen,  und  da  er  nur  40  Jäger  um  sich  hatte,  welcljc 
U  jflTWiüu-geiiommenen  Stärke  des  Feindes  sieh  ergeben  wollton,  stellte  er  Ihnen 
^kim  ?arher  bewiesene  Entschlossenheit  vor,  erwartete  ruhig  den  Feind  bis 
«f  15 Schritte,  sprang  dann  mit  dem  Rufe:  ,,Folgt  eurem  Hauptmann^  auf  den 
^"^ikiuiüjidAaten  hin  und  streckte  ihn  zu  Boden.  Der  Feind,  durch  diesen  unver- 
J^ftin  Angriff  m&  der  Fassun^r  gebracht»  suchte  Fieh  zu  retten,  wurde  aber  thcils 
Biidergemacht«  theils  gefangen. 

Den  24  Octöber  1813  sollte  Pirquetmit  80  Jägern,  70  Mann  von  Bianchi 
•öd  40  Husaren  den  Feind  über  Cavallo  und  den  Montello  Wald  recognosciren, 
Jfc»dlle  diePiave-Brücke  bei  Narvese,  die  einzige  llückzugsllnic  des  Feindes, 
^'^^vGdlen  nod  abbrennen.  Vor  Santa  Mama  stiess  er  auf  die  ganze  feindliche 
Öiviiioö  Urenier  (bei  8000  Mann),  welche  ihn  angiiff  und  4  Stunden  lang  ver- 


952 


folgte.  Aber  Pirquct's  Entschlossen lieit  und  Kaitblütffrkeit  wies  alle  Cavallerie- 
Angriffe  zurück,  bis  er  endlicb  spät  in  der  Nacht  bei  Pederoba  mit  Verlust  von 
6  Todten  auf  Unterstützung  stiess.  Hier  am  26.  wieder  angegrifien,  erhielt Pirqu  et 
einen  Scliuss  durch  die  rechte  Hand,  was  ihn  aber  nicht  abhalten  konnte  dem 
Uegner  den  beherztesten  Widerstand  zu  leisten. 

Der  Haupttheil  unserer  Armee  war  in  den  ersten  Tagen  des  Novembers  in 
Vicenza  eingetroften,  und  die  Brigade  Eckhardt  besetzte  allein  die  Position 
von  C  al  d  j  e  r  0.  Der  Vicekönig  stand  mit  seinem  ganzen  Heere  vor  Verona,  Pirquet 
erhielt  den  Befehl^  Caldiero  bei  dem  erfolgten  Vorrücken  des  Feindes  auf  dai^H 
Ausserste  zu  vertheidigenj  und  bekam  zu  diesem  Zwecke  nebst  seiner  Jäger-Com-^" 
pagnle  noch  eine  Division  von  Bianchi.  Der  Feind  nahte  rait  starken  Colonnen 
im  Rücken  unserer  Stellung,  und  die  schwache  Brigade  Eckhardt,  die  Gefahr 
lief  abgeschnitten  zu  worden,  zog  sich  zurück,  worauf  die  Franzosen  mit  Cavallerie 
Caldiero  umringten.  Da  Pirqu  et  sah^  dass  er  in  diesem  offenen  Orte  der  Armee 
unmöglich  nützen  könne,  trat  er  mit  den  3  Compagnien,  eine  irreguläre  Masse 
formirend,  den  Rückzug  an,  ward  aber  gleich  zu  Anfang  durch  einen  Schuss  in  die 
linke  Schulter  getroffen,  und  noch  an  der  rechten  Hand  leidend,  wurde  er  nunmehr 
an  beiden  Händen  lahm.  Ungeachtet  dessen  liess  er  auf  die  feindliche  ßeitcrej,  die 
ihm  den  Antrag  machte  sich  zu  ergebeUj  feuern,  ging  mit  seiner  Masse  auf  sie  los, 
öffnete  sich  den  Weg  durch  den  Feind  und  erreichte  die  Brigade  in  Villanuova,  wo 
man  ihn  schon  gefangen  geglaubte  hatte.  Hier  half  er,  nachdem  er  sich  hatte  verbin- 
den lassen,  mit  seiner  Compagnie  mehrere  Stürme  des  Feindes  auf  die  Brücke  des 
Alpons  abschlagen.  Im  December  zum  Major  befördert,  war  Pirquet  schon  in  der 
Schlacht  am  Mincio  wieder  auf  dem  Kampfplatze  in  Thätigkcit.  Er  sammelte  die 
zurückziehenden  und  zerstreuten  BatajUonc,  foi^mirto  sie  und  führte  eines  nacb 
dem  anderen  wieder  mit  dem  besten  Erfolge  vor,  so  wie  auch  seinen  Dispositionen 
die  Erhaltung  der  Brücke  bei  Valeggio  zuzuschreiben  war.  Abermals  verwunde^fl 
kam  er  im  Mai  in  das  bestandene  Tiroler  Jägercorps  Fcn  npr  und  vermelirte  den  * 
Kuhm  seiner  kriegerischen  Thaten  in  dem  Feldzuge  1815  gegen  Mu rat. 

Es  wurde  ihm  eine  Colonne  aus  allen  Waffengattungen  und  abgesondert  von 
der  Armee  anvertraut  Mit  dieser  überfiel  er  den  Feind  bei  Eavenna  am  19.,  und 
in  Cesenatico  am  23.  April.  Dass  man  auch  am  hellen  Tage  gegen  einen  sorj 
losen  Feind  alle  Vortheile,  die  ein  nächtlicher  Überfall  gewährt,  erringen  könn 
bewies  das  letztere  Ercigniss*  Am  Morgen  des  23.  hatte  Pirquet  die  Neapolitaner 
aus  Cervia  vertrieben  und  rückte  Nachmittags  gegen  Cesenatico.  General  Neapo- 
litani  stand  mit  seiner  Truppe  hinter  einem  Flüsschen,  das  die  Stadt  in  zweifl 
Theile  theilt.  Die  steinerne  Brücke  war  mit  Infanterie  besetzt,  Infanteriemassen 
standen  in  den  Strassen,  auf  dem  Platze  war  Ca%"allerie  und  Infanterie  aufraarschirt. 
Ncapolitani  war  weit  entfernt  an  die  Möglichkeit  eines  Angriffes  zu  glauben, 
da  er  die  geringe  Stärke  des  Gegners  kannte  und  ihn  ferne  wähnte.  Seine  Truppen 


mu 
naM 


953 


in  grÖBBter  Sorglosigkeit.  Pirquet,  hievon  und  von  dem  Umstände  benacli- 

iidiligty  didM  man  sich  der  Brücke  gedeckt  nähern  könne,  beschloss  den  Feind  zu 

ibcrfilleay  ungeachtet  er  nur  226  Jäger  und  38  Dragoner  von  dem  Regimente 

Tos  cm  na  unter  dem  Rittmeister  Ilarruker  zählte.  Er  stürzte  sich  auf  die  Brücke, 

&  Jäger  folgten  in  Masse*  Das  plötzliche  Erscheinen  österreichischer  Reiter  hatte 

Um  neapolitanische  Infanterie  so  betäubt,   dass   sie  nicht  einmal  die   Gewehre 

tUBoerte.  Die  Dragoner  überritten  die  Massen^  warfen  sich  auf  die  berittenen 

LinieatrSger,  trieben  diese  durch  die  eigene  Infanterie  und  versprengten  sie  der- 

gtiUl^  dass  bald  kein  Feind  mehr  zu  Pferde  zu  sehen  war.  Die  Infanterie  hatte 

bireits  die  Gewelire  weggeworfen ;  einzelne  Dragoner  trieben  ganze  Schaaren  vor 

näk  her*  Der  General  selbst  hatte  sich  bereits  ergeben^  als  sich  die  feindliche 

kfiaterie  i^^rieder  ermannte  und  auf  unsere  Truppe  aus  den  Häusern  und  Gräben  zu 

fcoeni  begann-  Major  Pirquet  verliess  die  Stadt  mit  200  Gefangenen;  300  Todte 

and  Blessirte  fielen  unter  den  Streichen  der  Dragoner  und  unter  dem  wohlgezielten 

Feuer  unserer  jEger,  während  er  nur  50  Todte  und  Verwundete  zählte.  Im  Juni 

idklog  Pinjuet  bei  AiguebcUe  eine  feindliche  Colonne  zurück,  welche  unsere 

Tsriiiidangen  umgehen  wollte ,  und  eomniandirte  bei  dem  Angriffe  auf  die  Vor- 

IbdtLa  Guillotiire  von  Lyon  den  rechten  Flügel  mit  bestem  Erfolge. 

Piffjaet  wurde  im  October  Oberst- Lieutenant  und  im  folgenden  Jahre 
Cönunaadant  des  9.  Jäger-Bataillons,  mit  welchem  er  im  Neapolitanischen  für 
fie  Sieberlieit  des  Landes  in  den  Zwanziger  Jalii^en  wesentliche  Dienste  leistete. 
Imltäi  1818  in  den  Freiherrnstand,  im  Jahre  1821  zum  Obersten  erhoben,  trat 
Pirc|uct  im  April  1840  in  die  Pension,  wurde  jedoch  nach  Jahresfrist  zur  Arcieren- 
Lttbgarde  &U  Unterlieutenant  eingetheiltj  wo  er  nach  und  nach  zu  den  eingangs 
"*  aten  hohen  Würden  gelangte  und  im  April  1857  duich  die  Ernennung  zum 
mgmeifiter  in  seiner  Amitellung  einen  neuen  Beweis  kaiserlicher  Huld  erhielt. 

KLOPSTKIN  von  Ennsbruck,  Anton  Freiherr,  General-Major,  Inhaber 
.Infanterie-Regiments,  Officierssohn  und  ZOgling  der NeustHdter  Akademie, 
^"^ lU  Klatieeoburg  1764  geboren.  Als  Cadct  in  das  Infanteric-Rogiment  Baden- 
I^wUch  eingetreten,  avancirte  er  im  Türkenkriege  zum  Oberlieutenant,  in  den 
^öto  Kriegen  gegen  Frankreich  zum  Hauptmann  und  im  Jahre  1805  zum  Major 
W  Spark*Infanterie. 

Im  Jahre  1809  war  Klo  pst  ein  Oberst  bei  Deutschmeister;  seine  schöne 
1^  bei  Kb  eis  borg  wurde  durch  Armeebefehl  des  Generalissimus  Erzherzogs 
K4rl  Tom  19.  ilai  mit  dem  Ritterkreuze  belohnt,  dem  im  April  1811  der 
't^täfirmetand  folgte.  Nachdem  das  5.  Armeecorps  unter  ConinmnJo  des  Erzher- 
*öfs  Ludwig  mit  dem  6.  Armeecorps  unter  Feldniarschall-Lieutenant  Baron 
"dUr  vereinigt,  bei  welch'  letzterem  Klop stein  mit  dem  Regimente  stand,  nach 
faö  Oefeelile  bei  Ebelsberg  über  die  Enns  gezogen  war,  und  der  weitere 


954 


Rückzug  dieses  Coj'ps  noch  io  der  Nacbt  vom  4.  auf  den  5.  Mai  festgesetzt  wurde, 
Latte  der  Erzlierzog  das  liöchstc  Vertrauen  in  Klo p  stein  gesetzt^  und  ihn,  da  um 
11  Ulir  Nachts  der  Abmarsch  erfolgte,  mit  cinena  Bataillon  Deutschmeister  beauftragt,™ 
die  Zerstörung  der  Brücke  über  die  Eans  zu  bewerkstelligen  und  den  Übergang 
des  Feindes  wenigstens  durch  24  Stunden  und  so  lange  zu  verhindern,  bis  beide 
Corps  die  Dcfil(5's  über  Sternberg  bis  Amstetteo  (zwei  Tagmäi^ache)  mit  der  zahl- 
reichen Artillerie^  Munition  und  sonstigem  Armee-Fuhrwesen  zurückgelegt  haben 
würden.  Am  5.  Mai  Früh  6  Uhr  erschienen  2  Cavallcrie-Ilcgimonter,  4  Bataillone 
Infanterie  und  11  Kanonen  auf  dem  jenseitigen  Ufer  und  bemühten  sich  unter  sehj^H 
heftiger  Kanonade  und  TiraiJleurfeucr  sowohl  die  Brücke  herzustellen,  als  auch ™ 
abwärts  des  Flusses,  eine  Viertelstunde  unter  Enna,  einen  Übergang  auf  Schiffen 
zu  forciren.  Doch  Oberst  Klop stein  war  durch  die  Tapferkeit  und  Ausdauer 
seiner  Truppe  in  den  Stand  gesetztj  beide  Unternehmungen  nicht  nur  zu  vereiteln, 
sondern  dem  Feinde  auch  durch  24  Stunden  den  Übergang  zu  veiiimdern  und  die- 
sen Posten  bis  in  die  folgende  Nacht  vom  5.  auf  den  6.  Mai  zu  behaupten^  dadurch 
endlich  den  durch  fast  taglich  vorhergegangene  hartnäckige  Gefechte  ermüdeten 
Aimeecorps  einen  ungestörten  Ruckzug  bis  Amstetten  zu  verschaffen  und  die 
Rettung  der  geaammten  Artillerie,  Munition  und  desFuhrwosens  beider  Armeecorps 
zu  ermöglichen. 

Ehe  der  Kampf  des  Jahres  1813  losbrach,  rückte  Klopstein  zum  General* 
Major  und  Brigadier  beider  grossen  Armee  vor,  focht  bei  Dresden  und  Leipzig, 
kam  dann  unter  Bub  na  zur  Amee  in  das  südliche  Franki^cich,  zeichnete  sieh  bei 
Genf  und  St.  Julien,  und  namentlich  im  Mlirz  durch  ein  geschickt  ausgcfuhr* 
tes  Manoeuvre  nach  Aix  und  Chambery  aus;  commandirte  1815  eine  Brigade  unter 
Frimont  in  Ober-Itaficn,  erhielt  für  die  neuerlichen  Verdienste  das  Comman- 
deurkreuz  des  Leopold-Ordens,  zog  mit  der  Armee  im  Jahre  4821  ii 
Neapel  ein ,  wurde  im  Februar  1823  Regiments-Inhaber  und  starb,  zu  früh  für 
den  Staat,  als  Brigadier  in  Palermo  am  6.  August  1824,  nachdem  er  sich  In  der 
bewegtesten  Zeit  und  in  allen  Kriegen,  welche  das  Haus  <  Österreich  von  1788  an 
führen  musste,  als  umsichtiger,  tapferer  und  dem  Monarchen  ergebener  Soldat 
erwiesen  hatte. 


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GERAMBi  Leopold  Freiherr  von,  General  der  Cavaüeric,  geheimer  Rathj 
Inhaber  des  4.  Ilusaren-Uegiments,  Sohn  eines  Oberbeamten  bei  der  Bergwerks- 
Direction  in  Ungarn^  war  zu  Schomnitz  1775  geboren.  Im  2.  Husaren-Rcgimento, 
welches  er  nur  vorübergehend  verliess,  stieg  er  nach  kaum  sicbcnzchn  Dienstjah- 
ren vom  Cadctcn  bis  zum  Obersten,  ein  glück liclicr  Umstand,  dem  seine  beson- 
deren Eigenschaften  vor  dem  Feinde  und  im  Frieden  zu  Statten  kamen. 

Geranib  wurde  bei  dem  Ausbruche  der  französischen  Kriege  Soldat;  sie 
alle  hatte  er  mit  gi*osser  Auszeichnung  durchgekämpft,  sich  als  einsichtsvoller  un^ 


I 


955 


entsdüofisener  Officirr  bewULrt,  und  in  den  Jahren  1805»  1809»  ISKJ  und  1814  oln 

direnyolles  Andenken  in  den  Annalen  der  (i^stciTeichiscIicn  Kiicgsgeschiclite  sich 

g^gtHndet  Bei  dem  Rückzuge  der  kaiserlichen  Armee  nach  der  Schlacht  von  Cal- 

iiero  im  Jahre  1805  bestand  Geramb,  damals  Rittmeister,  ein  sehr  rülimliches 

Vfirpostengefecht.  Am  2L  Octaber  liess  General  Knescvich,  um  sich  von  der 

Sttrfce  der  Aufstellung  des  bis  Sessana  vorgedrungenen  Feindes  zu  überzeugen, 

nf  der  Hauptstrasse  Geramb's  Schwadron  vorrücken  j  um  einige  Gefangene  zu 

nuetieQy  von  welchen  hierüber  die  näheren  Aufschlüsse  erhalten  werden  konnten. 

Geramb  rollzog  diesen  Auftrag  sehr  glucklichj  da  er  die  Hälfte  seiner  Schwadron 

!►«  Slorie  im  Hinterhalte  verbarg,  wahrend  er  mit  dem   Reste  gegen  den  vor 

Siuaaa   aufgestellten   Feind   vordrang.  Plötzlich ,   um  diesen  zur  V^erfolgung  zu 

nim,  wendet  Ge  ramb  um  und  eilt  in  scheinbarer  Flucht  bis  über  Storie  zurück. 

Die  Chaf^eurs  dringen  unvorsichtig  nach;  der  Hinterhalt  bricht  in  ihrem  Rücken 

»w;  ftie  werden  umringt,  3ü  niedergehauen ,  15  Reiter  gefangen,  Für  diesen  gut 

igi|afiihrten  Handstreich  wurde  Geramb  Major. 

Vor  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  im  Jahre  1809  avanciite  Geramb  zum 
Oben^-Lieutenant.  Stets  bei  der  Avant*  oder  Arrüregarde  ver%vendct^  hatte  er  jeden 
Anlttt  benützt  dem  Vertrauen  auf  das  Ausgezeichnetste  zu  entsprechen.  Das  Treffen 
to*Pordenone  (15.  April)  entschied  zumeist  Geramb's  Tapferkeit ,  da  er  die 
ift  Fr^rdenonc  poptirte  Avantgarde  des  Feindes,  welche  aus  einem  Infanterie-  und 
rid  Cavallerie-Regimentorn  bestand,  mit  seinen  Husaren  attaquirte,  den  grössten 
TW  sus&nimeabieb  und  den  Rest  gefangen  nahm;  mit  gleicher  Bravour  unter- 
Bilifli  Geramb  am  folgenden  Tage  in  der  Schlacht  bei  Fontana Fredda  mehrere 
Vn^riffc  und  wirkte  dadurch  auf  deren  glänzenden  Erfolg.  Von  entscheidender 
^Vi/kung  war  sein  Benehmen  an  der  Piave  am  8.  Mai,  wo  er  Abends  in  dem  cnt- 
^'hddenditen  Momente  durch  die  Stimdhaftigkeit  seines  Regiments  und  durch  sein 
^*?rthal'tc»  Beispiel  der  Armee  zur  Behauptung  ihrer  Stellung  den  wesentlichsten 
Nütitn  lcij?tete,  da  er  mehrere  Attaquen  der  überlegenen  feindlichen  C^avallcrie 
»ie^ich  xurUckschlug,  welche  die  (^avalleric-Divisioncn  Groueliy  und  Pully 
in  dfr  Stellung  zwischen  Campana  und  Mandre  auf  Gcramb'.s  Husaren  unter- 
nümiiicn  hatten.  Auch  auf  dem  weiteren  Rückzuge  der  Armee  leistete  Geramb, 
*«>  Joai  zum  Obersten  befiirdert,  die  beatcn  Dienste,  namentlich  vor  San  Daniele 
11  Mä!),  tmd  ^Tirde  für  diese  Beweise  von  Umsicht  und  Tapferkeit  mit  Armee- 
WeU  Betnor  Maj^tät   de«  Kaisers  vom  24.  October  dnrrh    d.is  Ritterkreuz 


Während  iles  Feldzuges  1HJ8  wurde  Geramb  mit  dem  Regimente  in  der 

''«itaTeiehtÄcb-bayerischen  Armee  verwendet;  er  unternahm  am  29.  October  bei  der 

VofTückting  g6gen  Rnthen bergen  auf  die  aus  den  Wäldern  hervorbrechrndeii 

ftiOi^sUcheQ  Colonnen  mehrere  glänzende  Attarjucn;  Tages  darauf  in  der  Scblach* 

W  HansQ  bmolite  die  feindliche  Reiterei   durch  ihre  Übermacht  die  alliirte 


956 

Cavallcrie  auf  dem  linken  Flüo;el  zum  Welchen*  In  diesem  bedenklichen  Momente 
eilte  Geramb  mit  einer  Abtheilung  seines  Regiments  lierbei^  warf  sich  auf  den 
vordringenden  Feind  und  hieb  mit  solchem  Nachdrucke  ein,  dass  die  folgenden 
Cavallerie-Abtheilungen  Zeit  gewannen  auf  dem  gefalirdeten  Puncte  cinssutreffen 
und  das  weitere  Vordringen  des  Feindes  zu  hindern;  dann  dockte  Geramb 
die  rückgängigen  Bcwcgmigen  des  Unken  Flügels  nach  Hanau  und  hielt  die  ver- 
folgende Garde  -  Cavallerie  möglichat  auf.  Bei  der  weitoren  Vorrückung  in  das 
Innere  Frcankrelchs  besetzte  Geramb,  welcher  sich  hei  dem  5.  Arme^corps  befaud, 
am  15.  Februar  1814^ — dem  Tagej  an  welchem  ihn  die  Beförderung  zum  General- 
Major  getroffen  —  Nangis^  und  zeichnete  sich  in  der  Schlacht  bei  Arcis  sur 
Aube  (21.  Mai),  bei  dem  Angriffe  auf  die  franzüsische  Cavallerie-Division  Col- 
bert,  an  der  Spitze  von  4  Schwadronen  seines  kurz  vorher  mit  so  grossem  Ruhme 
gefiihi'ten  üusareD' Regiments ,  im  Vereine  mit  den  Kosacken  unter  Kaissar  off, 
der  Art  aus,  dass  ihn  der  Kaiser  von  Kusslaud  und  der  König  von  Bayern  rait  Orden 
schmückten.  Dann  folgte  er  dem  Zuge  der  siegreiclien  Armee  nach  Paris,  immer 
die  angeborne  Umsicht,  Entschlossenheit  und  Kühnheit  mit  seiner  Brigade  Erz- 
herzog Joseph-  und  Szekler-Husai-en  bewährend.  M 

Auch  im  Jahre  1821  finden  w^Ir  Geramb  bei  der  Interventions- Armee  In 
Neapel,  wo  er  längere  Zeit  blieb,  dann  nach  Wien,  im  Jahre  1829  als  Feldmar- 
schall-Lieutenant  und  Divisionär  nach  Ungarn^  nicht  lange  dai^auf  als  ad  latus  des 
Commandirenden  nach  Agram,  endlich  im  Jahre  1838  als  Commandant  des 
2*  mobilen  Corps  nach  Italien  versetzt  wurde.  Nach  zm^ückgelegten  47  Dicast- 
jahren  trat  der  würdige  Krieger  mit  dem  Charakter  eines  Generals  der  Cavallerie 
in  den  Ruhestand.  Ei-  starb  zu  Meran  in  Tirol  den  3.  Deceniher  1845, 


1 


CHIMANI  von  Mannsberg,  Anton  Freiherr,  General-Major,  Zögling  der 
Neustädter  Akademie,  war  zu  Pardubitz  im  Jahre  1769  geboren.  Als  Fahnen-Cadet 
im  Mäi"zl7S7  in  dasEegimentFürstEszterhazy  eingereiht,wohnte  er  den  Kriegen 
gegen  die  Pforte  und  jenen  gegen  Frankreich  bei,  und  war  schon  im  28.  Lebensjahre  ^ 
Hauptmann.  ( 

Tapfer,  klug  und  unternehmend,  benützte  Chimani  jede  Gelegenheit  sich  her- 
vorzuthun ;  es  war  dies  namentlich  im  Feldziige  1809  der  Fall,  wo  er  als  Major 
des  Infanterie-Regiments  Simb sehen  im  9.  Armeecorps  eingetheilt  war.  In  der 
Schlaclit  an  der  Piave  (H.  Mai  1809)  warf  er  mit  seinem  Grenadier-Bataillon  die 
Franzosen  aus  dem  Dorfe  le  Crave  und  vertheidigte  dieses  vom  Anbeginne  der 
Schlacht  bis  gegen  Abend  hartnäckig,  und  als  es  wegen  des  Kückzuges  der 
Ai*mee  verlassen  werden  musste  und  das  Bataillon  von  mehi'eren  feindlichen  Caval- 
Icriemassen,  die  den  linken  Flügel  tournircn  wollten,  verfolgt  wurde,  griff  Chi- 
mani aus  eigenem  Antriebe  zweimal  die  Cavallerie  mit  dem  Bajonoto  an,  und 
warf  sie  jedesmal  mit  grossem   Verluste  zurück.   Chimani   erhielt  bei    dieser 


957 


Gelegenheit  «wei  BlessureD^^'ard  aber  für  ilie  beAvIcseiie  persünlicLe  Tapferkeit  und 

tjilsrhlossejibeit  mit  Armeebefehl  des  Generalissiniiis  vom  12.  Juli  1809  ausser 

Cipitel  mit  dem  Ritterkreuze  belohnt. 

Als  im  Feldzuge  1813»Chimani  war  bereits  zum  Oberst-Lieutcnmit  vor- 
jrri'jrkt,  die  befestigte  Position  bei  Feist  ritz  am  6.  September  von  demVicekönig 

^noiiimen  wurde  und  der  Feind  mit  Sclmelligkeit  gegen  die Holienburger  Brücke 
f  rückte,  ging  ihm  Chimani  mit  dem  Bataillone  entgegen,  griff  ihn  auf  mehreren 
en  mit  Heftigkeit  an »  warf  ihn  aus  dem  besetzten  Dorfe  St.  Anton  mit  dem 
itjfünete  hinaus  und  vereitelte  des  Feindes  Absicht,  sicli  jener  Brüeke  zu  beniäcli- 

l^l|QB.  Am  15.  November  wurden  die  auf  den  Anhühen  von  Caldiero  aufgestellten 
liehen  Truppen  bis  in  die  Gegend  des  Alpon  zuriickgcdryekt,  wo  der  Feind 
alleä  anwendete y  um  die  bei  Villanuova  über  den  Alpon  führende  Brücke^  den 
SeUttssd  unserer  Position^  mit  Sturm  zu  nehmen.  Chimani  eilte  mit  seinen 
Graiadieren  gegen  die  Brücke,  hielt  den  Sturm  des  Feindes  auf  und  vereitelte  alle 
ifigrifle  auf  dieselbe^  %\airde  aber  durch  einen  Schuss  verwundet.  In  der  Schlacht  am 
Hiacio  (8.  Fehruai'  1814)  wurclc  bekanntlicli  unsere  Resen^e  mit  grosser  Über- 
^Olbeit  unvermuthct  in  der  linken  Flanke  angefallen.   Man  entdeckte  mehrere 

f  (kffdlenemnssen,  welche  unseren  linken  Flügel  bereits  tournh't  hatten,  und  unsere 

ICoaiDSiiiieation  abschneiden  wollten.  So  unerwartet  das  Zusammentreffen  mit  dem 
Fda^twar,  so  schnell  musstc  als  einzige  Rettung  ein  rascher  Entschluss  gefasst 
TOtlou  Chimani  Hess  den  Sturmstreich  schlagen  und  stiirzte  mit  seinen  zwei 
Otmadier-Divisionsmassen  mit  dem  Bajoneto  auf  dos  Feindes  Reiterei,  welche  auch 
geworfen  wurde.  Sie  unternahm  allerdings  noch  mehrere  Attaquen  auf  Ch  i  m  a  ni*a 
Uraiadiere^   ward  aber  jedesmal  mit  Kaltblütigkeit  empfangen  und  mit  Verlust 

•  liworfen.  Von  Früli  10  Uhr  bis  in  die  sinkende  Nacht  war  Chimani  an  diesem 
Tifc  mit  dem  Feinde  engagirt  und  erntete  für  die  bewiesene  Bravour  die  xlnor- 
Icnnong^  dass  Um  der  Kaiser  zum  Obersten  bei  St  Julien-Infanterie  zu  ernennen 
fQnlite. 

Im  Feldjeuge  gegen  M  u  r  a  t  stand  Chimani  mit  dem  Regimonte  in  der  Brigade 
QiQgwiiz  und  kam  zur  Blockade  von  Aneona.  Hier  war  er  am  27.  Mai  einem 
itr  bedeutendsten  Ausfälle  gegen  den  von  ihm  befehligten  linken  Flügel  der 
^toretchischen  Truppen  kräftig  entgegen  getreten,  hatte  durch  das  Feuer  seiner 
(Jttdifilsc  die  feindlichen  Kanonenschaluppen  gezwungen  sich  von  der  Küste  zu 
•Hftnitn  und  die  ausgefallenen  Neapolitaner  bis  an  die  Werke  der  Festung  zurück- 
gttriebea. 

I  Das  Regiment  blieb  nach  dem  hergestellten  Frieden  bis  zum  Jahre  1817  bei 

w Occupations-Armee  in  Neapel.  Chimani,  welcher  durch  die  Verleihung  des 
wUerkrenzes  des  könighVh  siciliam'schen  St.  Ferdinand-  und  Verdienst-,  und  fles 
P^tlichen  Christus -Ordens  ausgezeichnet  worden  war,  avancirte  im  März  1828  zum 
^5^oer«l*MÄJor.  Er  starb  alsFestungs-Commandant  zu  Arad  am  31.  December  1835. 


958 


ai 


t 


ßARTlIOLEJIY,  Pctcr  Freiherr  von,  gestorben  zu  Wien  am  7,  Februar  1832 
als  Oberst  im  Pcnsionsätande  im  61.  Lebensjahre,  war  zu  Malmcdy  im  preussischcn 
RegierungsbcÄirko  Aaclicn  geboren.  Auf  dem  CoUegium  diciier  Stadt  hörte  er  die 
Vorlesangen  bis  zur  Rhetorik,  dann  auf  der  Universität  zu  Pesth  die  phiJosophischen 
Studien,  entsagte  diesen  und  folgte  zur  Zeit  des  Türkenkrieges  dem  Rufe  des 
Fcldmarächaü-Lieutcnants  Alvintz  y,  der  ihn  als  Fähnrich  in  sein  Regiment  nahm. 

Im  Kriege  gegen  Frankreich  kämpfte  er  in  Italien  und  conmiandirte  im  «Jahre 
1809  als  Hauptmann  das  bei  dem  9,  Armeecorps  eingethciite  dritte  Bataillon,  Mutb, 
Einsicht,  Entschlossenheit  waren  Bartholemy's  glänzende  Eigenschaften,  durch 
diese  wirkte  er  mit  seiner  Truppe  Vorzügliches  und  erntete  Beifall  und  die  schmei- 
chelhafteste Zufriedenheit  des  commandircnden  Generals  Grafen  Gyuiay. 

Nach  der  Sclüacht  an  der  Piave  am  8.  Mai  hatte  der  Oberbefehlshaber  der 
kaiserlichen  Armee  in  Italien,  Erzherzog  Johann^  den  weitern  Rückzug  ange- 
ordnet; es  war,  um  die  Colonnen  formiren  zu  kuimenj  die  Behauptung  der  Stel- 
lung bei  Campagna  von  grosser  Wichtigkeit.  Der  Feind  erkannte  den  Werth  der- 
selben und  versuchte  hier  mit  zwei  Reiter- Regimentern  durchzubrechen*  Bart  ho- 
lemy  stellte  sich  Ihm  jedoch  mit  dem  Bataillon  mit  gefälltem  Bajonete  entgegen 
und  warf  ihn,  unterstützt  von  unserer  Cavallerie,  glücklich  zurücL  Durch  diesen 
entschlossenen  Angriff  verhinderte  Barth olemy,  dass  der  Feind  das  Debouchd 
gewinnen  konnte  und  verschaffte  der  Armee  den  Vortheil  eines  ungehinderten  Rück- 
zuges. Bei  dem  Übergänge  über  den  Tagliamento  bei  Spilimbergo  bahnte  Bar- 
th© lemy  der  Armee  den  Weg,  indem  er  mit  einer  Compagnic  herbeieilte  und  den 
Iiochtreibenden  Fluss  unerschrocken  durchwatete.  —  In  der  Affaire  bei  Papa 
(11.  Mai)  vertheidigto  er  mit  seinem  Bataillon  die  Stadt  so  lange  gegen  einen  bedeu- 
tend überlegenen  Feind ,  bis  sich  die  Armee  und  die  Arrieregarde  zurückgezogen 
hatten,  worauf  er  dann  den  Rückzug  in  bester  Ordnung  antrat  und  ohne  bedeutenden 
Verlust  unsere  Nachhut  erreichte.  Eben  so  hatte  sich  Barthol  emy  bei  Raab  am 
14.  Jnni  nicht  nur  ausgezeichnet^  sondern  auch  einen  feindlichen  Cavalleric- Angriff 
auf  seine  Bataillonsmassen  mit  grosser  Bravour  abgeschlagen,  und  den  Rückzug 
des  ganzen  Armeecorps  gedeckt  und  gesichert.  Der  tapfere  Officier  erhielt  in  Aner- 
kennungseines  tapferen  und  entschlossenen  Verhaltens  in  der  Schlacht  an  der  Piavü 
durch  das  Capitel  vom  Jalire  1810  das  Ritterkreuz,  ward  1811  in  den  Frelherrn- 
stand  erhoben  und  1813  zum  Major  befördert.  In  der  Division  des  Fcldmarschall- 
Licutenanls  B i a n c h i  eingetheilt»  kämpfte Bartholcmy  bei  Leipzig,  wo  er  gefan- 
gen wurde,  dann  bei  Lyon  und  Genf  mit  so  grosser  Bravour,  dass  er  in  den  bezüg- 
lichen Relationen  mit  Auszeichnung  genannt  und  zum  Oberst-Lieutenant  befördert 
wurde.  Den  kurzen  Feldzug  des  Jahres  1815  machte  er  als  Commandant  eines 
Grenadier- Bataillons  bei  der  Reserve  -  Armee  in  Italien ,  ingleichen  jenen  gegen 
Neapel  im  Jahre  1820  mit,  und  avancirte  zum  Obersten  bei  Mecscry-lnianterie. 

Bartholcmy  hatte  4 1  Jahre  dem  Staate  mit  Eifer  und  Auszeichnung  gedient. 


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^KYDER  von  Malberg,  Kranz  Karl  Frciliori",  ücneral-Mjijor  uoil  Käru- 
Inhaber  des  58,  Infanterie- Rcf^^iinent^,  bcsehlos«  sein  Leben  als  Briyfidifr 
lu  }imnz  den  lü.  April  1830  im  55.  Jahre  in  jonor  Stadt ^  In  welcher  er  im  Jahre 

bei  der  Vertlieidigun;j;'  Jus  erste  Jugendlrlut  vergossen  tiatte.  Auf  dem  väter- 
bcn  Schloissc  Malbcrg  im  Luxemburgischen  geboren,  beendete  er  seine  Studien 
lofdcr  Universitiit  zu  Cühi  und  trat  im  Jahre  1794  als  Cadct  in  das  Regimen L 
Minfredini;  in  11  blutigen  Fcidzügcn  Ivcwäliite  Voydcr  stctü  Heidonsinn  und 
Tipferkcit,  Schon  als  Fähnrich  gehörte  er  mit  zur  Besatzung  der  im  Jahre  17il5 
briblockirten  Festung  Mainz,  wo  er  bei  Erstürmung  der  IleehtsheimorVcrsehan- 
w^gm  omnhaft  zur  Eroberung  von  38  schworen  Geschützen  beitrug  und  ver- 
nnJ^  wurde. 

Seine  enthusiastische  Liebe  zum  neuen Vatcrknde  licss  ihn  sein  namhaftes  Ver- 
ttCjg^  IQ  den  Niederlanden  aufs  Spiel  setzen,  da  er  einer  Au  flbrderung  des  französi- 
lekea  VolkareprUsentanten  LaCoste  zur  Rückkehr  in  die  Heimath  nichtFolge  gab. 

Ntaimehr  gelangte  Vey  d  o  r  meist  diircli  Auszcichjmng  von  Charge  zu  Charge, 
oibin  an  62  bedeutenden  Gefechten  und  entscheidenden  Schlachten  Theil,  ward 
j|fdi6  Jahre  Flügel-  und  Corps-Adjutant  beim  Fcldmarschall-Licutenant  Cha- 
iteler  und  mit  großem  Vortheile  in  den  Jahren  1805  und  1809  in  Tirol,  dem 
fttefalbArsten  Felde  seiner  Thaten,  verwendet. 

Schon  im  Jahre  1801  erhielt  Vey  der  wegen  vorhergegangener  Auszeichnung 
Bad  reg^r  Mitwirkung  zum  Besten  Tirols  von  den  Ständen  die  grosse  goldene 
&«i-McdaiUo,  tür  die  Thaten  bei  W  ö  r  g  1 ,  S  c  h  w  a  z  und  V  o  1  d  c  r  s  im  Jahre  1809 
«kUajor  im Nachtrags^Capitel  vom  Jahre  1811  aber  das  Ritt erk reu z<  Überall 
gig^wirtig^  wo  es  die  hnchste  Notli  jener  Tage  erlioischte,  überall  Anführer,  wo 
«MüTiUppen-AbtJieilung  durch  feindliche  Kugeln  den  ihrigen  verlor,  war  Vey  der 
ier  eathofiiastische  Buier  im  Kampfe.  Er  sammelte  bei  Innsbruck  eine  Volksmasse 
»w  löjOOO  Tu'oleni,  besetzte  damit  am  14,  Mai  1809  die  für  die  ganze  Provinz 
'ttibso  wichtige  Position  an  der  Voldei's brücke,  leitete  deren  Vertlicidigung 
iM  hielt  den  unter  dem  Marschall  Herzog  von  Danzig  aus  Salzburg  vordrin- 
güdla  Feind  fechtend  von  der  Hauptstadt  Tirols  ab,  rettete  dadurch  die  dort 
A^k  iNsfindlieh  gewesenen  Ararial-Vorräthe  und  Gassen,  dann  dm  schon  gänz- 
^  ibgiiiebnittene  3.  Bataillon  De  Vaux  und  eine  Division  Lusignan  vor 
üivttiiieidlidier  Gefangenschaft.  Der  rühndiche  EinHuss,  den  diese  Thaten  auf  die 
mfto  Erkaltung  Tirols  genommen,  uiid  wie  solche  den  Unternehmungen  des 
kari^MÜeaden  Volksanführers  Major  T e  i  ni  e  r  (s.  d.)  und  des  Sand wirthes  Andreas 
Hofer  den  wichtigsten  Spielraum  gewährten  und  bereiteten,  ist  in  der  Geschichte 
AüiLtiidea  «u  wesentlich  bezeichnet,  um  nicht  für  die  hohen  Verdienste  Veyder's 
Bevmidening  zxx  erregen. 

Noeh  bei  vielen  anderen  Gelegenheiten  und  an  heissen  Kampftagen  geschah 
Vcjrder'a  «logezeichneter  Thaten  rühmliche  Erwähnung,  vornehmlich  bei  Stara- 


960 

Wischna  in  Volhynien  1812,  bei  Freiberg  und  Wettau  in  Sachsen,  bei  Leipzig,  wo 
er  verwundet  wurde,  und  in  dem  Gefechte  bei  Kosen  (21.  October  1813),  wo  er 
mit  seinem  Jäger-Bataillon  die  vortrefflichsten  Dienste  leistete.  Der  Kaiser  verlieh 
ihm  das  Ritterkreuz  des  Leopold-,  der  König  von  Sardinien  in  Anerkennung 
der  Verdienste  und  des  edelmüthigen  Betragens  während  seines  in  Savoyen  geführ- 
ten Commando's  im  Jahre  1814  jenes  des  St.  Mauritius-Lazarus-Ordens. 

Ln  Jahre  1816  erwarb  er  sich  für  die  Organisirung  des  45.  Lifanterie-Regi- 
ments  den  Dank  des  Hofkriegsrathes,  und  für  die  umsichtige  Leitung  des  24.  Lifan- 
terie-Regiments  die  Anerkennung  seines  Kaisers.  Ln  Jahre  1820  zum  General- 
Major  befordert,  verlieh  ihm  der  Monarch  schon  7  Jahre  später  die  Lihabers- 
würde  des  58.  Lifanterie-Regiments.  Als  Brigadier  zu  Karlstadt  war  Vey  der 's 
unablässiges  Augenpierk,  dem  dort  schon  seit  Jahren  eingepflanzten  Unwesen  der 
von  bosnischer  Seite  herüber  verübten  Einfalle  möglichst  zu  steuern ;  überall  trach- 
tete er  persönlich  einzuwirken  und  betrieb  die  äusserst  gehäuften  Geschäfte  meist 
mit  Zuhülfenahme  der  Nacht.  Die  letzte  seiner  verdienstlichen  Leistungen  war  die 
unermüdete  Thätigkeit,  mit  welcher  er  bei  Gelegenheit  eines  durch  eine  Horde 
Bosnier  frevelnd  verübten  Raubzuges  die  aufgebotenen  kräftigen  Mittel,  allerorts 
selbst  gegenwärtig,  zusanmienwirkend  vereinte  und  Anstrengungen  und  Fatiguen 
mit  den  Grenzsoldaten  theilte.  Dies  war  die  Grundursache  seiner  sichtbar  begon- 
nenen Todeskrankl^it,  welcher  er  auch  im  December  1829,  seiner  neuen  Bestim- 
mung nach  Mainz  folgend,  wenige  Monate  darnach  erlag. 

O'BRTEN,  Johann  Freiherr,  Graf  aufThomond,  General-Major  und  Käm- 
merer, folgte  dem  Beispiele  seines  Vaters  und  erhielt  für  den  gewählten  Stand  die 
Erziehung  in  der  Neustädter  Akademie.  Zu  Karansebes  geboren,  trat  er  im  Sep- 
tember 1794  als  Fähnrich  in  das  33.  Lifanterie-Regiment,  wohnte  den  Feldzügen 
1799  bis  1801,  dann  1805  im  General -Stabe  bei,  ward  zu  Anfang  October  des 
letzteren  Jahres  zum  Major  befb'rdert  und  im  Juni  1808  zu  Kerpen-Lifanterie 
übersetzt. 

O'Brien  hatte  schon  in  diesen  Kriegen  viele  Einsicht  und  Entschlossenheit 
an  Tag  gelegt,  im  Feldzuge  1809  aber  so  ausgezeichnete  Dienste  geleistet,  dass  er 
m'cht  nur  wiederholt  angerühmt,  sondern  auch  belohnt  wurde.  Commandant  des 
1.  Bataillons,  fand  er  bei  Landshut  am  21.  April  die  erste  Gelegenheit  dem 
Vaterlande  nützlich  zu  werden,  da  er  als  Nachhut  des  linken  Flügels  dem  Feinde  so 
lange  beherzten  Widerstand  leistete,  bis  das  Geschütz  und  Gepäck  in  Sicherheit 
gebracht  werden  konnte.  Bei  dieser  männlichen  Vertheidigung  ward  ihm  ein  Pferd 
unter  dem  Leibe  getödtet. 

Nach  der  Affaire  bei  Ebelsberg  am  3.  Mai  sah  sich  O'Brien  auf  seinem 
Marsche  zur  Vereinigung  mit  der  Haupttruppe  plötzlich  von  300  Plänklern  ange- 
griffen, die  ihn  abzuschneiden  suchten.  Er  trieb  sie  zurück,  doch  der  Feind  warf 


961 


lichituu  zweitea  Male  aut'iliü,  eiitschlosiäen  sein  Bataülun  in  Unordnung  zu  bringen. 
Akrein  rascLer  Bajonetangrifl'  vereitelte  auch  diesen  Verbuch,  und  O'Brien  setzte 
im  Rück2i2g;  unter  beständigen  Kämpfen  bis  Enna  fort,  wü  er  sich  mit  dem 
B«pmeiiie  vereinigte. 

N A  p  o  I  e  o  n  Latte  mit  vii.'h  tigern  richarfbliuke  die  J  e  d  1  e  r  ö  e  e  r  A  u  e  ssur Gewin- 

uviif  des  linken  Donau -Ufers  gewählt.  Diese  h\nt\  verdeckt  alle  Bewegungen 

unrechten  Ufer  und  ist  von  dem  linken  nui*  durch  die  sogenannte  schwarze 

Lacke  (eiuem  schmalen  Arme  der  Donau)  getrennt,  die  bei  niederem  Wasserstande 

lieb  durchwaten  lässt.   Nussdorf  bietet  alles  zum  Brückenschläge  Erforderliehe. 

Die  Insel  war  durch  Pii^ucts  des  Laudwebr-Batiiilloos  Obergefell  leicht  besetzt. 

hl  der  finsteren  Nacht  vom  12.  auf  den  13.  Mai  netzten  üUl)  Grenadiere  des  Oudi- 

aot^iehen  Corps  in  Schiffen  auf  dieselbe  über,  trieben  die  ausgestellten  Posten 

MTÜck  und  zwangen  das  Bataillon  naeb  einem  GefechtOy  das  bis  Tagesanbruch 

Willrtc,  sich   auf  das  linke  Ufer  zurückzuziehen.  Als  Feldmarschall-Lieutenant 

Hilltr  den  Übergang  des  Feindes  erfuhr  und  seine  Absicht  erkannte^  befahl  er 

iem  Regimente  Kerpen,   den  Feind  von  der  Insel  zu  vertreiben.  Unter  dem 

Snffl:  5» Es  lebe  der  Kaiser !"  eilte  dieses  brave  Regiment  im  Geschwindschritte  an 

dai  Ufer,  Auf  einem  sclimalen,  kaum  für  3  Mann  zureichend  breiten  Damme  setzte 

diji  I.  BAtaiHon  unter  O^Brien  an  der  Spitze,  aus  der  Langenzersdorfer  Aue 

die  schwarze  Lacke   auf  die  ImseL    Eine  Division  dieses  Bataillons  wurde 

beordert  läng^  dem  rechten  Ufer,  eine  andere  längs  der  Mitte  der  Insel  ^  und  eine 

Idne  llngä  dem  Unken  Ufer  vorzugeben;  die  2wei  anderen  Bataillone  sollten  zur 

üiitcr»tut2Uiig  folgen.  Die  Bewegung  wurde  gegen  das  an  der  ostlichen  Spitze  der 

Jägerhaus  gerichtet.    Die  letzten  Abtheihmgen  waren  nocli  nicht 

iiy  als  die  Divisionen  des  1.  Bataillons  bereits  auf  den  Feind  stiessen. 

iharcb  das  Feuer  aufmerksam  gemacht,  beschoss  der  Feind  mit  Kugeln  und  Kar- 

i  nun  sowohl  den  Damm,  der  zum  Übergänge  dientei  als  jenen,  der  am  rech- 

Ufer  »ich  hinzieht  und  der  rechts  stehenden  Division  des  1.  Bataillons  zum 

KenAeken  diente.  Die  Truppen  mussten  von  dem  Damme  herunter,  aber  unsere 

uütbigen  Soldaten  waren  entschlossen   des  Feindes  Verderben   dräuende 

floe  im  vereiteln p  trotzdem  sie  mit  der  Gegend  unbekannt  und  sich  auf  dem 

iMidiTiiikten  Räume  nicht  entwickeln  konnten.  Im  geraden  Zurückdi  ängen,  Mann 

iMann  im  Kampf,  musste  jeder  Schritt  mit  Blut  erkauft  werden,  und  bei  dem 

aüthigen  Widerstände  des  Feindes  konnte  man  nur  langsam  vorschreiten, 

w  Abend  brmch  ein  und  der  Besitz  der  Insel  musste  noch  am  Tage  errungen 

•■ritti^  wetia  der  Feind  nicht  die  Nacht  zur  Überschiffung  neuer  Truppen,  zur 

vricktung  eines  Brückenkopfes,  zur  Erbauung  einer  Brücke  benutzen,  und  so  am 

'i  oft  eaiDem  gamsen  Heere  den  uns  verderblichen  Übergang  bewirken  sollte. 

■WiGedtiikebegeisterteO'B  r  i  c  n's  Truppe  zur  höchsten  Anstrengung.Dm*ch  einen 

unen  Bajonetaalauf  wurde  der  Feind  auf  300  Schritte  zurückgeworfen.  Nun 

61       . 


962 


aber  hatte  er  eine  Aufstellung  erreicht^  in  welelier  das  Terrain  ihm  die  grössten 
Vortheile  bot.  Ein  12  Schritte  breiter,  todter,  ^jber  tiefer  Wassergraben  lief  länj 
seiner  ganzen  Fronte  hin,  hinter  dem  alle  seine  Streitlcrüfte  zur  kraftvollen,  gcsi-l 
cherten  Vertheidigung  aufgestellt  waren.  Das  heftigste  Gewehrfeucr  fand  neuer- 
dings Statt,  des  Feindes  Geschütz  vom  anderen  Ufer  bcschoss  unsere  Flanke;  die^ 
Dämnierung  brach  ein,  nur  eine  Stunde  blieb  noch  zur  Entscheidung  des  Gefechtes.  " 
In  die.sem  Drange  warf  sieh  Major  0*Brien  an  der  Mündung  der  Grabens  in  den 
Donauarm,  ging,  durch  eine  Planke  gedeckt  und  von  50  Mann  gefolgt,  in  selbem 
bei  500  Schritte  fort,  kam  im  Rücken  der  feindlichen  Aufstellung  hervor  und  stürzte 
sich  sogleich  auf  den  Feind.  Dieser  unerwartete  Angriff  brachte  in  ihm  panischen 
Schrecken  hervor.  Er  verliess  seine  vortheiUiafte  Stellung  und  flüchtete,  nur  auf 
Rettung  bedacht,  den  Schiffen  zu.  Das  Regiment  folgte  über  den  Damm  und  durch 
die  Fürth  dem  Feinde,  ao  wie  er  den  Graben  vei*liess.  Er  fand  jenseits  mehr  Raum 
sich  zu  entwickeln  und  noch  3  Compagnien  ins  Gefecht  zu  bringen.  Der  Feind 
hatte  vor  den  Schiffen  sich  in  dichte  Haufen  gestellt;  Major  O'Brien  drang  auf 
einen  derselben,  der  bei  100  Mann  stark  sein  konnte,  ein,  entwaiFnete  den  Batail- 
ion5-Chef  und  zwang  die  Mannschaft  zur  Niederlegung  der  Waffen.  Bald  traf  die 
anderen  Abtheilungen  ein  gleiches  Schicksal.  Die  Fahrzeuge  wurden  genommen  und 
jedes  Mittel  zur  Flucht  abgeschnitten.  Bei  diesen  letzten  Emgm*ssen  war  das^ 
Regiment  über  den  schützenden  Damm ,  der  am  rechten  Ufer  hinlief,  hinausge- 
kommen. Das  Geschütz  vom  rechten  Ufer  schoes  auf  die  im  ITandgemengc  Begriff] 
fenen;  auf  Freund  und  Feind.  Alles  war  gefangen,  das  Gefecht  auf  der  Insel  mil 
dem  gänzlichen  Untergange  des  Feindes  geendet-  Auf  dem  Kampfplatze  lagen 
530  Franzosen,  ein  Bataillons-Chef,  14  Offi eiere,  370  Mann  der  auserleseastea  ' 
Truppen  fielen  in  unsere  Hände. 

Auf  die  Meldung  von  diesem  Gefechte  ernannte  der  Generalissimus  den  Major 
O'Brien  zum  Oberst-Lieutenant,  den  Hauptmann  Gallo t  zum  Major.  0*Bricn 
erhielt  überdies  durch  das  Capitel  im  Jahre  181U  für  die  schöne That  das  Ritter- 
kreuz, und  der  Erzherzog  Generalissimus  vertraute  ihm  den  unmittelbaren  Bcfeld^ 
über  die  seh  warze  Lacke,  auf  der  täglich  ein  Bataillon  Deutschmeister,  eiQ^ 
Bataillon  Kerpen  und  eine  Jäger*Division  im  Dienste  standen,  die  sich  alle 
24  Stunden  ablösten.  Die  Lisel  wurde  zum  Stützpuncte  des  rechten  Flügels  der 
Armee,  Acht  Batterien  wurden  längs  der  grossen  Donau  erbaut,  mit  Geschütaj 
versehen  und  durch  Laufgräben  verbundem  Im  Innern  der  Insel  wurde  eine  Ver- 
schanzung angelegt^  um  im  Falle  einer  gelungenen  Landung  sich  bis  zur  Anku 
der  Unterstützungen  behaupten  zu  können. 

In  der  Schlacht  bei  Wagram  am  6.  Juli  hatte  das  Regiment  Kerpen  id 
der  Brigade  Mayer  beim  4.  Corps  dem  feindlichen  Anfalle  heldenmüthig  wider 
standen  und  O^Brien  sein  Bataillon  mit  jener  Todesverachtung  geführt,  die  eine»1 
glücklicheren  Ausganges  würdig  gewesen  w^äi^e.  In  diesem  heissen  Kampfe  ward 


963 

•ein  Pferd  getödtet,  er  fiel  unter  selbes  und  man  glaubte  ihn  todt,  — als  er  schnell 
ucLrmporhob,  die  Fahne  seines  Bataillons  ergrilT  und  es  dem  Feinde  entgegen- 
fiirte,  l>as  gegenüberstehende  ieindüclje  Bataillon  gab  jetzt  eine  volle  Lage;  eine 
bfel  fahr  O'ßrien  durch  die  Brust,  er  sank  in  die  Arme  eines  Officiers  und 
faat  Werbend  nach  Bockflies  getragen.  Seine  Kampfgefährten  glaubten 
iii«iir  ihren  tapferen  Befehlshaber  zu  erblicken;  doch  er  genas  in  Wien  nach 
Sllooatto  von  seiner  schweren  Wunde,  und  gcnoss  die  Freude,  die  Sache,  für  die 
V  miitlug  geklimpft,  in  wenigen  Jahren  triumphiren  zu  sehen  und  an  den  Ereig- 
Ainti  iBaMT  ewig  denkwürdigen  Zeit  als  Oberst  und  Commandant  des  Regiments 
ttith  rühmlichen  Äntheil  zu  nehmen. 

Vor  Leipzig  erwarb  sich  O'ß  r  i  e  n  neue  Verdienste  und  eine  neoo  Wunde, 
•li  er  &OI  18*  Holzhansen  mit  dem  Bajonete  stürmte;  zeichnete  sich  in  der  Schlacht 
Mi  Miacio  (8.  Februar  1814)  aus  und  commandirte  im  Jahre  1815  als  Oberst  eine 
Bc%iide  im  Bube  ansehen  Corps,  welche  unter  General  Bretschneider  die 
Toite  badete. 

Naehdem  dieser  verdienstTolle  Krieger  im  November  1820  zum  General- 
Hijov"  befördert,  im  Mai  1826  in  den  Ruhestand  übor^^etzt  wurde,  verewigte  er  den 
Tif ,  ao  welchem  Uim  das  Theresienkreuz  zu  Theil  wurde  (13.  Mai)^  durch  eine 
S/itaBg,  dexen  Interessen  an  drei  am  längsten  mit  Auszeichnung  dienende  Unter- 

rre  »eines  Regiments  verliehen  werden. 
O'Brien  starb  zu  Pesth  am  27.  Febniar  1830  im  55.  Lebensjahre. 

CnLLICH,  Marcus  Freiherr  von,  Feldzeugmeister,  geheimer  Rath,  Inhaber 
dtt39.  lafanterie-Regiments^  commandii^ender  General  in  Slavonien  und  Sirmien, 
viTttMOi  in  Croatien  und  der  Herzegowina  in  vielen  Zweigen  verbreiteten  adeli- 
gm  G^iebJechte  entsprossen  und  zu  Priolaka  in  Slavonien  am  15.  April  1766 
pkumL  Ddr  Vater,  Cosmus  von  Csollich,  Ilauptmaun  des  Peterwardeiner 
Gf<nft>R^nnefiti^  sargte  für  seine  vortreÜliche  Ausbildung,  die  ihm  in  der  Folge  zu 
dn  tbreiiTollslon  Posten  Bahn  machte. 

Cioilich  hatte  fünf  Jahre  ah  Cadet  gedient,  che  er  eine  FähnrichsteÜe  In 

Ja  ktimftliiUchen  Grenz-Regimente  erhalten  konnte.   Dann  ging  es  aber  raach 

Wirirtiy  «0  daiMi  er  sehon  im  Juni  1796  Hauptmann  und  nach   dem  Luneviller 

Kriio  Major  im  General-StAbc  ward.  Die  Vertheldigung  der  Schanzen  von  Trier 

i»  Jaitfe  1792,  jene  von  Luxemburg  unter  dem  ergrauten  Bender,  dann  die 

ScUuAl  bei  Würzbarg  nennen  ihn  unter  den  Ausgezeichneten»  Bei  Stockach 

Caollich  da«  Regiment  Wonkheim  so  geschickt  und  entschlossen  zu 

daas  3un  der  Erzherzog  Karl  seiner  vollen  Zufriedenheit  versicherte;  eine 

Berllekaicbtigung  brachte  ihm  der  Tag  bei  Zürich,  am  4.  Juni  1799. 

Nachdem  Cs  oll  ich  im  Jahre  18ü5  zum  Oberst- Lieutenant  und  im  März  1809 

^«m  Obersleo  im  Corps  die  Beförderung  und  im  Feldzuge  dieses  letzteren  Jahres 

61* 


I 


die  Eintheilung  liei  deni  6.  ArmecL^urp?^  als  Cbcf  des  General -Stabes  erhalten  hattCj 
bot  sich  ilim  schon  bei  Ro  hr  am  20.  April  die  Gelegenheit  seine  Umsicht  und  seinea 
Muth  glänzend  zu  hethütigen,  indem  er  durch  wiederholte  kräftige  Attatjucn  mit 
der  Brigade  Weissen  wolf  auf  dein  rechten  Flügel  der  feindlichen  Stellung  dem 
Vorrücken  der  Franzosen  Schranken  zu  setzen,  und  Tages  darauf  bei  dem  Rückzuge 
auf  Landsliut  einen  grossen  Thcil  der  Truppen  sehr  zweckmässig  zu  leiten  w^usste, 
so  w^c  er  bei  Neu  markt  nicht  nur  bei  dem  Entwürfe  des  Angriifes  das  Seinigei 
beitrug,  sondern  auch  während  des  Gefechtes  die  Regimenter  in  des  Feindes  recht^f 
Flanke  so  zweckmässig  dirigirte,  dass  der  erzielte  Erfolg  zumeist  diesen  Disposi- 
tionen zuzuselirciben  war.  Mitr  grosser  Thatigkeit  und  Umsicht  führte  Csol lieb 
hei  Ebelsberg  die  Truppen  zu  wiederholten  Augrlfilen  auf  den  Marktplatz,  ralli- 
irte  die  Zerstreuten  und  stellte  die  Geschütze  auf  vorthell hafte  Puncte*  Eben  so 
hatte   er  zu  dem   entscheidenden  Angriffe  der  scliwarzen  Lacke  am  13.  Mai 
gerathen  und  ihn  geleitet  (siehe  O'Brien),  so  wie  auch  bei  dem  Übergänge  des 
Feindes  aus  der  Lobau  denselben  gleich  bei  seiner  Entwickkmg  anzugreifen  bean- 
tragt* An  den  heissen  Tagen  von  Aspern  war  C  soll  ich  stets  an  der  Tete  der 
Coloone,  benützte  bei  ihrer  Entwicklung  mit  grosser  Umsicht  das  Terrain,  ging 
bei  jedesmaligem  Angriffe  auf  Äspern  mit  vor,  um  die  Truppe  durch  seine  Loeal- 
kenntnisrise  zu  leiten  und  durch  sein  Beispiel  anzueifern.  Auch  führte  er  zu  wieder- 
holten Malen  Bataillone  und  Batterien  längs  Aspern  gegen  den  feindlichen  linken 
Flügel^  und  hatte  an  diesen  zwei  Tagen  durch  seine  Anschläge  und  thätige  Ver* 
Wendung  erneuerte  Beweise  der  Bcfaliigung  und  persönlichen  Bravour  kundgege-  J 
ben*  Auch  in  der  Relation  über  die  Schlacht  hei  Wagram  wurde  CsoUich  untelriB 
den  vorzüglich  Ausgezeichneten  genannt^  und  mit  Armeebefehl  vom  24.  October 
wegen  der  entscheidenden  Unternehmung  bei  dem  Angriffe  des  Feindes  auf  die 
schwarze   Lacke,  wodurch   der  von  Napoleon   bcabsictitigte  Brückenschlag 
über  die  Donau  und  die  Gewinnung  der  Position  am  Bisamberge  vereitelt  wurden^ 
zum  Ritter  ernannt.  dH 

Nach  dem  Fricdens^^chhrsse  wurde  Csollich  als  Chef  der  Generalstabs- 
Abtheilung  in  Ofen,  im  Jahre  1812  bei  der  Reserve- Armee  in  Galizien  verwendet, 
dann  zum  General-Major  befördert,  und  im  Feldzuge  1813  mit  einer  Brigade  bei    y 
der  3  Armee-Abtheilung  unter  Feldzeugmeister  Graf  Ig  na  z  Gyulay  betraut.  ^M 

In  den  Kriegsereignissen  bei  D  rcsdeo  und  Kulm  vom  26.  bis  30.  August 
behauptete  Csollich  das  wichtige  Dorf  Löbda gegen  die  wiederholten  feindlichen 
Angriffe  und  wies  sie  jedesmal  mit  kaltblütiger  Standhaftigkeit  zurück.  Hierauf 
besetzte  er  am  27.  Töltschen^  behauptete  es  noch,  als  dieses  kleine  Dorf  bereits 
in  Flammen  stand  und  bewerkötelligte  erst  dann  in  vollkommener  Ordnung  den 
Rückzug  auf  Potschappel,  als  er,  vom  Feinde  gedrängt  und  von  dessen  auf  der  Höhe 
von  Rostha!  zahlreich  aufgeführten  Geschützen  in  der  Nähe  beschossen,  keine  Mög- 
lichkeit sah  die  von  allen  Seiten  andringenden  Colonnen  zurückzuweisen.  FeU 


965 


iTiirselinlKLieiitenaiit  Graf  Weissenwolf  rlilimte  auch  an  diesem  Tage  das  cnt- 
idilossene  und  einsielitsvolle  Bcnefimeo  des  Generals  CsollicLj  welelicr  auch 
TmuFddÄeugmobtor Grafen  G  y  ul  ay  in  der Kelation über  die  Schlacht  vonL  cip  zig 
uler  den  Ausgezeichneten  genannt  vmrde.  Bei  der  Einnahme  des  verschanzten 
Boiteofl  ron  Hochheim  am  Main  (9*  Novemher)  bildete  die  Brigade  Csollich 
icTSte  der  ersten  Angriffscolonne.  AlsGyulay  die  Wirkung  der  gegen  den  Feind 
forgtfiüirenen  Batterien  und  das  Wanken  der  Besatzung  in  dem  Werke  links  von 
HocUia'm  wahrnahro,  befahl  er  den  Sturm.  Er  selbst  setzte  sich  an  die  Spitze  eines 
Bitiillonji  vom  Regimente  Kaiser^  dem  General-Major  Csollich  mit  dem  Reste 
der  Brigade  übertrug  er  den  Angriff  auf  die  StadL  Beide  Unternehmungen  vmr- 
den  gleich  schnell  und  überraschend  erfolgreich  ausgeführt  Die  Palüsadcn  waren 
tOflDtluIben  durchgebrochen,  die  Truppen  der  Brigade  Csollich  in  der  Stadt^  ehe 
dif  dritte  Bataillon  Würzburg,  welches^  um  Sturmrequisiten  zu  samnielnj  inWikkert 
faruelcgebliebeii  war,  wegen  verspäteten  Eqipfanges  derselben  dem  raschen  Gange 
im  GftAzen  nachfolgen  konnte.  Doch  traf  ea  im  gelegenen  Augenblicke  ein  und 
kilitsicii  aus  Mangel  an  Faschinen  mit  Sti^ohbündeln  versehen,  Csollich  befahl 
JpQfsben  am  Mainthore  mit  denselben  auszufüllen  und  die  Pallisaden  ganz  weg- 
^^■iMBica«  Alle  OfG eiere  legten  mit  unermüdlichem  Eifer  Hand  an.  Die  Eingänge 
^^■fidfiddgten  sich,  die  Truppen  konnten  schneller  ©indringen.  Der  Besitz  der 
cMt  wurde  dadurch  vollkommen  gesichert  und  der  bisher  heftige  Widerstand  des 
Fciidfii  Qberwunden.  Auch  hier  wurde  Csollif^h  vom  Feldzeygmcistc*r  Grafen 
Gyala  j  wtegen  der  grossen  Einsicht,  mit  welcher  er  den  Sturm  angeführt  hatte, 
iiiir  dn  Aoageseichnetea  genannt  und  für  die  neuen  vielfältigen  Verdienste  von 
Stnwr llajesllt mit  dem  Commandeurkreuze  desLeopold-Ordens  lielohnt. 
Csollich,  schon  im  September  1810  in  den  Freiherrnstand  erhöhen^  hatte 
im  Staate  bis  zu  dem  am  14.  September  1844  zu  Peter  wardein  erfolgten  Ableben 
83  Jfthre  mit  dem  ihm  angebornen  Eifer  gedient  und  sieh  durch  persönliche  Ver- 
II  den  eingangs  berührten  hohen  Würden  emporgeschwungen. 


FLlEISCHKB  von  Eichen  kränz,  Ferdinand  Freiherr,  Feld  mar  schall- 
it,  Inhaber  des  35.  Infantcric-Regimcnts,  war  zu  Korneuhnrg  geboren. 
Seift  V^Mr  diente  dem  Vaterlande  47  Jahre  mit  Auszeichnung,  erreichte  die  Rang- 
General-Majors  und  wurde  geadelt.  Dem  Sohne  ward  die  Erziehung 
der  MUitür-iVkademie  zu  Wiener-Neustadt  zu  Theil,  aus  welcher  er^  einer  der 
T^KxBgUdiJiteD ,  im  Jahre  1795  als  Fälinrich  zu  dem  Infanterie -Regimente  Lacy 
^mtkgt/ikeiii,  in  Jahre^friät  zum  ünterlieutenant  im  Pionniercorp>»  %^nrrücktc. 

Fleifiobor  war  ein  äusserst  geschickter,  wissenschaftlich  gebildeter  und 
Soldat,  der  «ich  in  allen  feindlichen  Gelegenheiten  mit  besonderer  kaltblü- 
nxkd  krafhroller  Thätigkeit  auszeichnete.    In  den   Jabren    1809,  1813   biß 
|ldl5  war  er  llberall^    wo  eine  Truppe  zum  An^ritfr  honrdert  wuido^    In  seiner 


966 


onefl 


Stellung  als  Generalstabs-Officier  mit  vielem  MutLe  nn  ihrer  Spitze;  da  wo  bei 
einer  oder  der  andern  Abtheilung  Zerrüttung  entstand^  eilte  er  sogleich  hin  und 
schaffte  durch  Anstrengung  und  gutes  Beispiel  Ordnung. 

Schon  in  der  Schlacht  bei  Amberg  1796  und  imTreffen  bciGieas  en  an  ieJ^ 
Lahn  hatte  Fleischer  seinem  guten  Benehmen  die  Beförderung  zum  Oberlieutenant 
zu  danken;  die  Tage  bei  Ost  er  aeb.  Wintert  bur  und  Zürich  1799  brachtei^B 
ihm  das  Lob  der  Commandirenden,  die  Gefechte  bei  Sp lügen  und  in  Graubünd*^ 
ten  1800  dasIIauptmanns-PatenL  Während  des  Feldzuges  1805  leisteteFl  eis  eher  i 
als  Major  in  Tirol,  dann  bei  Castelfranco  wesentliche,  ganz  vorzügliche  DienstdH 
aber  als  Chef  des  General-Stabes  beim  Armeecorps  des  Feld^eugmeistersKolo- 
wrat  im  Jahre  1809. 

Bei  dem  Angriffe  und  der  Eroberung  von  Regeosburg  und  bei  dem  Rückzug 
der  Haiiptarmec  durch  diese  Stadt  stellte  Fleischer  die  Regimenter  und  Bataillonfl 
des  zweiten  Corps  so  zweckmässig  auf,  dasa  der  Feind  so  lange  von  Regensburg 
abgehalten  wurde»  bis  die  ganze  Armee  dasselbe  und  die  PotonsbrÜcke  über  die 
Donau  passirt  hatte,  das  zAveite  Ai^meccorps  aber  nach  und  nach  durch  die  Stadt 
mit  geringem  Verluste  ziehen  und  diese  bis  Abends  behaupten  konnte.  —  Auf  dem 
weiteren  Rückzuge   der   Armee  hatte  Feldzeugmeister  Kolowrat    den  Befehl 
erhalten,  den  Brückenkopf  auf  dem  linken  Donauufer  bei  Linz  zu  nehmen.  Dieserjjfl 
so  wie  die  Gegend  vor  demselben  war  mit  8000  Mann  württembergischer  Truppen, 
dann  zwei  französischen  Iiifanterie-ßegimentern  besetzt«  welche  am  17.  Mai  durch 
das  16j000  Mann  starke  sächsische  Armeecorps  verstärkt  wurden,  das  durch  ganz 
ungewöhnliche^  ausser  aller  WahrscbeiJÜichkeit  gelegene  Eilmärsche  angekommen 
war.  Das  dritte  Armeecorps,   damals  kaum  10,000  Mann  stark,  war  im  vollen 
Angriffe,  eine  Colonne  desselben  bereits  vom  Gebirge  hcrabgerüekt ,  und  hatte 
den  Feind  aus  den  drei  vor  dem  Brückenkopfe  an  der  Strasse  gelegenen  Dörferij^ 
vertrieben^  als  der  Gegner,  von  seiner  Überraschung  sich  einholend  und  seiner  soB 
bedeutenden  Überlegenheit  bewusst,  mit  allen  ihm  zu  Gebote  stehenden  Kräften 
gegen  die  Colonnen  des  Feldzeugmeisters  Grafen  Kolowrat  von-ücktc  und  ihn 
nicht  nur  vom  Angriffe  abzustehenj  sondern  auch  eine  zweckmässige  Defensiv- 
stellung zu  nehmen  nöthigte.  Fleicher  bot  sich  bei  dieser  Gelegenheit  freiwillig 
an ,  mit  den  Vortrappen  den  Feind  so  lange  aufzuhalten,  bis  das  Armeecorps  dies^H 
Stellung  genommen  habe,  und  rübiio  dies  mit  so  vieler  Bravo ur,  Thätigkeit  und 
GesehicklielLkeit  aus,    dass  der  überlegene  Feind  keine  Verfolgung  unternahi 
wodurch  das  ungleiche  Gefecht  ohne  besonderen  Verlust  für  das  Armeecorps  beeni 
diget  und  alle  weiteren  Unternehmungen  des  Feindes  nach  Mugliclikeit  paralyair 
wurden.  Auch  in  der  Schlacht  bei  Wagram  hatte  der  im  Juni  zimi  Oberst-Lieutc 
nant  vorgeriiekte  Chef  des  General-Stabes  Fleischer  durch  heispielloseThätigkc 
sehr  vieles  beigetragen,  dass  die  xVngriffe  des  Kolowra tischen  Corps   auf  de 
Feindes  linken  Flügel  gelangen  und  dieser  über  eine  Stunde  weit  geworfen  wu 


967 


Der  Rückzog  Kolowrat's  vom  neuen  Wirthshause  bis  auf  die  Ilölieii  von 
Sumtnersdorf,  eine  Strecke  von  drei  Stunden,  wurde  durch  Fl  eis  eher  *9  rast- 
bie  Bemühung  in  einer  Ordnung  wie  auf  dem  Exercirpktze  vollzogen,  obschon  die 
Fnaj&Qeen  dicise  Bewegung  durch  ein  niürderischcs  Kanonenfeuer  belästigten.  Der 
Änneebefehl  vom  24.  October  ernannte  den  ausgezeichneten  Fleischer  zum 
Ritter  des  Maria  Theresicn-Ordens  ,  welcher  Verleihung  im  September  1810  der 
Fmhermstand  folgte. 

In  der  Epoche  bis  zum  erneuerten  Ausbruche  des  Krieges  gegen  Frankreich 
wunle  Fleischer  bei  der  Mappirung  im  Kaiserstaate,  dann  am  Niederrhein,  in  der 
fhh  und  in  den  kleinen  Schweizer  Cantonen  verwendet  i   im  August  1813  aber 
sam  Obersten  und  Chef  des  General-Stabes  bei  der  innerösterreichischen  Arme© 
nnlcr  Feldzeugmeister  HlUer  ernannt  Das  Treffen  bei  Tarvis  (7-  October),  die 
Erstümiiuig  der  Müh Ibacher  Klause   und  die  Operationen   der  Armee  vom 
8*  btf  18.  October,  durch  welche  Illyrien  von  den  Franzosen  befreit  wurde,  haben 
Am  grosse   Ehre  eingebrachtj    die  Schlacht  von  Tolentino  aber,  welcher  er 
ib  Chef  des  General  -  Stabes  bei  dem  Feldmarsehall  -  Lieutenant  Bianehi  bei- 
«tp&olei  seinen  Verdiensten  die  Krone  aufgesetzt.  In  dieser  gerieth  Fleischer  mit 
itsa  Coromandirenden  in  Gefahr  gefangen  zu  werden.  Es  war  um  die  ellfteMorgen- 
liniide  am  ersten  Gefechtstage  (2.  MaiJ,  als  die  neapolitanischen  Colonnen  un.seren 
Vorposten  naheten,  welche  sich  langsam  auf  ihre  Unterstützungen  zurückzogen* 
Eiae  Jlger-Abtheilung  blieb  vorwärts  Palomaredo  auf  den  Anhöhen  aufgestellt. 
2b  dieser  begab  sieh  Feldmarschall-Lieutonant  Bianehi  mit  Oberst  Fleischer 
md  riiiigeD  anderen  Officieren  des  General-Stabes,  um  sie  zum  tapferen  Wider- 
fluide  m  ermuntern^  als  feindliche  Cavallerie  angesprengt  kam,  die  Jäger  unizingel- 
Mi  Qnd  gefangen  nahmen.  Alsbald  eilte  eine  in  der  Nähe  stehende  Schwadron  von 
Priits  Regent-Husaren  herbei»  warf  mit  ausgezeichneter  Bravour  den  überlegenen 
Feind  und  befreit©  die  J%er  —  und  die  Offieiere.  F 1  e  i  s  c  h  c  r's  Verdienste  in  diesen 
Kriegeii  wurden  mit  demCommandeurkreuzc  desLeopold-Ordens  belohnt* 
Er  ATancirte  bis  zum  Feldmarschall -Lieutenant  und  starb  als  Divisionär  zu 

tP^'Qitlmrg  am  13.  Deceraber  1841  im  64,  Lebensjahre. 
Haceker  zu  Hart,  Franz  Xaver  Freiherr,  Oberst  im  Geniecorps,  Sohn 
tlobecretärs  Franz  Anton  Edlen  von  Hackhor,  aus  altem  nlederösterrci- 
*  dusehanRittergescblecbte  entsprossen,  das  schon  1485  von  Matthias  Corvinus 
djis  Vagtetrecht  über  das  auf  dem  eigenthümliehen  Grunde  erbaute  Gotteshaus  zu 
Chr«ii  8t  Georgs  des  heiligen  Ritters  erhalten  hatte.  Zu  Wien  den  13.  Novem- 
ber 1764  geboren^  erhielt  Tlackher  die  Erziehung  in  der  Genie-Akademie  und 
wurde  im  21*  Lebensjahre  Corps-Cadet,  im  Türkenb'iegc  Oberlieutenant  und  1796 
Bmopliiiaciii.  Er  war  bei  der  Belagerung  von  Valenciennes  und  Cuneo^  bei  der 
Vertliddigitiig  das  ersteren  Platzes  und  in  Mantua  unter  dem  Feldmarschall 


968 

Lieutenant  Canto  d'Yrl^s,wo  er  bei  einem  Ausfalle  die  rechte  Colonne  führte 
und  sich  sowohl  bei  dieser  Gelegenheit,  wie  auch  im  Verlaufe  der  Vertheidigung 
der  Festung  die  Anerkennung  des  Commandanten  erwarb ;  ferner  bei  der  Verthei- 
digung von  Ulm.  Unter  seiner  Leitung  wurden  Marchiennes^  Gradiska  am  Isonzo 
und  Cherasko  befestigt  und  die  Festung  Braunau  im  Jahre  18Ö8  demolirt.     * 

Als  Majorvertheidigte  Hackher  den  Schlossberg  zu  Gratz  mit  so  mann- 
hafter Entschlossenheit,,  dass  ihn  Seine  Majestät  mit  Allerhöchstem  Handschreiben 
vom  31.  Juli  1809  zum  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordens  ernannte,  dem  im  April 
1812.der  Freiherrnstand  folgte.  Schon  Anfangs  Mai  1809  hatte  Erzherzog  Johann 
den  Schlossberg  in  Vertheidigungsstand  setzen  lassen  und  bei  seinem  Rückzuge  aus 
Gratz  am  31.  Mai  die  Vertheidigung  desselben  dem  Major  Hackher  übertragen. 
Am  1.  Juli  begann  die  Belagerung  und  dauerte  bis  zimi  11.,  an  welchem  Tage  der 
Feind  eine  Batterie  im  Wurmbrand  -  Garten  aufwarf  und  Steigeisen  und  Leitern 
requirirte.  Der  Blockadecorps-Commandant  Brou ssier  band  sich  wenig  an  die 
vonGrouchy  eingegangenen  Capitulationspuncte,  nach  welchen  in  Gratz  keine 
Feindseligkeiten  ausgeübt  werden  sollten;  er  liess  vielmehr  um  2  Uhr  am  11.  Juni 
das  Feuer  gegen  den  Schlossberg  eröffnen.  Drei  Batterien,  eine  im  Pistorischen^ 
eine  im  Wurmbrand-Garten,  eine  vor  dem  Paulusthore,  wurden  in  Thätigkeit  gesetzt; 
feindliche  Schützen  waren  auf  den  Dächern  in  der  Stadt  postirt.  Hackher  beant- 
wortete das  Feuer  so  kräftig,  dass  in  anderthalb  Stunden  die  feindlichen  Kanonen- 
batterien rasirt  waren.  Die  Stürme  am  13.  und  14.  um  Mittemacht  wurden  mit 
Steinen  und  Rollgranaten  abgeschlagen.  Seit  dem  17.  war  schon  Mangel  an  Lebens- 
mitteln eingetreten.  Bis  zum  20.,  wo  die  Franzosen  gegen  Gösting  abzogen,  wurde 
die  Besatzung  ununterbrochen  damirt,  jede  Aufforderung  zur  Capitulation  aber 
zurückgewiesen.  Noch  am  selben  Tage  liess  Major  Hackher  die  Stadt  und  die 
Thore  durch  240  Mann  besetzen,  und  Lebensmittel  auf  einen  Monat  in  die  Feste 
bringen ;  die  Bürger  rasirten  die  Batterien,  die  Eüranken  wurden  in  die  Stadt,  die 
Reconvalescenten  in  das  Schloss  geschafft.  Am  22.  Abends  zog  die  Basatzung 
(586  Mann)  sich  zurück.  Br  ous sie r  erschien  am  23.  vrieder  in  Gratz  und  besetzte 
am  24.  die  Höhen. 

Es  lag  den  Franzosen  viel  daran,  sich  eines  Punctes  zu  bemächtigen,  von  wo 
aus  sie  sehr  belästiget  wurden.  Keine  durchmarschirende  Truppe,  kein  versam- 
melter Haufen  durfte  sich  auf  den  Strassen  von  Gratz  blicken  lassen,  ohne  vom 
dominirenden  Schlossberge  beschossen  zu  werden. 

Des  Feldmarschall-Lieutenants  Grafen  Gyulay  Avantgarde,  die  am  24.  vor 
Gratz  eingetroffen  war,  um  die  Feste  zu  entsetzen,  erlitt  zwar  zu  Kaisdorf  einigen 
Verlust,  dies  schreckte  sie  jedoch  nicht  ab,  und  am  folgenden  Tage  passirte  das 
Armeecorps  bei  Wildon  die  Mur  und  rückte  nach  Gratz  vor,  welches  von  den 
Franzosen,  die  sich  an  der  Weinzierl -Brücke  eiligst  verschanzten,  geräumt  war. 
Abends  um  6  Uhr  kam  G  y  u  1  a y  an  der  Spitze  von  2  Schwadronen  Savoyen -Dragoner 


H9 


Er  erstieg  sogleich  den  Rosenbergt  <ltir  im  Rücken  der  femdljcheii 
Steliaiig  ftn  der  eben  geaannten  Brücke  kg,  und  sab  die  Nothwendigkeit  ein  selben 
n  beseüieii.  Allein  noch  war  keine  Infanterie  angelangt^  und  ehe  selbe  kam^ 
kfite  der  Feind,  ebenfalls  von  der  Wichtigkeit  des  Besitzes  desselben  bewogen, 
iwd  BAtaillone  auf  selbem  postirt. 

Inrwiscben  war  die  Brigade  des  Generals  Munkdcsy  auf  dem  Glacis  vor 
Swte  aufgestellt  worden  und  hatte  einige,  dco  von  den  Franzosen  am  Rosen- 
uad  Rukerlberge  besetzten  Häusern  gegenüberliegende  Gebäude  in  Besitz  genom- 
lUD.  Kaum  war  dies  geschehen,  als  der  Feind,  vom  Rosenberge  herab,  gegen 
StLeonhard  anrückte.  Es  entstand  nun  ein  hitziges  Gefecht,  welches  in  den  Vor- 
idtflen,  den  dortigen  Häusern  und  Gärten  die  ganze  Nacht  und  den  folgenden  Tag 
foflgeMtst  wurde.  Am  26.  rückte  der  Banns  nach  Fehring,  am  27.  nach  Geas. 
IKe Franzosen  plünderten  die  Vorstädte,  belagerten  und  beschossen  die  Feste;  am 
Limd  2.  Juli  zogen  sie  gegen  Wien  ab.  Hack  her  Uess  die  Stadt  durch  300  Mann 
bCMlaeD,  welche,  durch  das  feindliche  Feuer  stark  beschädigt,  wieder  in  Verthci- 
lügongsstand  gesetzt  wurde.  Nach  den  Vorfällen  bei  Wien  musste  die  Feste  an  die 
Fraasoaen  übergeben  werden.  Dies  geschah  am  22.  Juli;  die  tapfere  Besatzung, 
fttl  den  Einwohnern  mit  Thränen  in  den  Augen  zahlreich  begleitet,  rückte  am 
23.  ib  and  traf  am  30.  in  Csakathurn  ein. 

Iti  den  Feldzügen  1813  und  1814  war  Hack  her  als  Oberst-Lieutenant  bei 
der  Nord*Armee  des  Kronprinzen  von  Schweden  zugethellt;  er  entsprach  dieser 
Sendang  zur  Zufriedenheit  und  wurde  mit  dem  Schwert-Orden  ausgezeichnet. 

Dieser  Terdicnstrolle  Officier  trat  nach  41  jähriger,  Dienstleistung  in  den  Ruhe- 
•Und  und  starb  zu  Wien  am  2.  September  1837- 


MaROEVICH,  Jobann  Freiherr  von,  Oberst,  zu  Wien  am  13.  März  1831  ver- 
*larbeO|  kam  zu  Novi  in  Croaticn  1772  zur  Welt,  und  hatte  im  15.  Lebensjahre 
iliC«dft  hei  dem  Ottochfmer  Grenz-Regimente  die  militäi-ische  Laufbahn  begonnen. 

Dieser  unerschrockene  Ofhder,  dessen  grosstc  Verdienste  in  das  Jahr  1809 
WI«i,  wo  er  sich  bei  dem  Corps  in  Dalmaticn  befand,  hatte  schon  früher  gegen 
i« Türken  und  in  den  ersten  Feldzügen  gegen  Frankreich  viele  Proben  von  Tapfer- 
keit aad  Umsieht  gegeben.  Einige  davon  mögen  erwähnt  werden:  Ala  UnterlJeute- 
i*nt  d«  Slutner  Regiments  hielt  Maroevich  den  Hauptposten  Fiirian  an  der 
^«isiichen  Grenze  mit  120  Mann  besetzt;  er  wurde  am  27.  April  1791  in  einer 
'^^ Stock  hohen  baufiilligen  Csardakc  von  3(K)0  Türken  angegriffen,  hielt  sich 
*^ la enttf cbloeaen ^  das«,  obschon  der  Feind  das  Dorf  in  Brand  gesteckt  hatte, 
Äiroevioh  nichts  desto  weniger  die  Csardake  und  einige  anstossende  Häuser 
wf  der  VVuth  der  Türken  und  dadurch  riele  Familien  vom  sicheren  Tode  rettete, 

loi  Jalire  1796  wai'  er  als  Oberlicutcnant  des  Ottochaner  Grenz-Regiments 
r dar  Flottille  de^i  Gardaficrj^  rommandJr*;  am  3,  August  musste  sich  ein  Thril 


970 


I 


unserer  Truppen  zwischen  Desenzano  und  Salö  zurückziehen  und  wurde  verfolget» 
Von  seinen  Schiffen  aus  beschoss  Maroevich  dieFeinde  so  kräftig,  dass  sie  von  der 
Verfolgung"  abliessen,  wodurch  150  Mann  vcrsckiedcner  WaiFengattungoo  auf  die 
Schiffe  in  Sicherheit  gebracht  werden  konnten. 

Im  Jalire  1798  nahm  General -Major  von  Rukavina  Besitz  von  /Vlbanien^ 
er  zog  1  Bataillon  Likkaner  an  sich,  welclies  ihm  in  die  Bocca  di  Cattaro  folgte. 
Maroevich,  obschon  einer  der  jüngsten  Capitän-Lieutenants,  erbot  sich  freiwillig 
dem  Zuge  zu  folgen,  und  leistete,  durch  die  im  Jahre  1788  erworbene  Landes- 
kenntniss  von  Montenegro  trefflich  unterstützt,  da  er  den  damaligen  Ilauptmana 
W,iikassovich  daliin  begleitet  hatte,  auf  dem  bedenklichen  Posten  Risano  vor- 
zügliche Dienste.  Seiner  besonderen  Klugheit  und  Entschlossenheit  gelang  es,  den 
rachgierigen  Risanoten,  den  benachbarten  w^ilden  Montenegrinern  und  den  hoch- ■ 
müthlgcn  Türken  Respect  einzuflossen  und  Rohe  und  Ordnung  herzustellen,  go 
wie  er  sich  jedesmal  zu  den  wichtigsten  und  gefährlichsten  Unternehmungen  mit 
besonderem  Nutzen  verwenden  liess. 

Im  Jahre  1809  legte  Maroevich  in  folgenden  Gelegenheiten  so  herzhafte 
Beweise  von  Umsicht  an  Tag,  dass  ihm  im  Nachtrags- Capitel  vom  Jahre  1811  das 
Ritterkreuz  zuerkannt  wurde.  Am  IG*  Mai  1809  hatte  er  mit  seiner Compagnie 
Likkaner  und  einer  halben  Compagnie  Banalisten  mit  fester  Entschlossenheit  den 
mit  4  Colonnen  vor  Otton  vorgerückten  Feind  aufgehalten  und  durch  zweck- 
mässige Unterstützung  bcsondora  den  rechten  FlügcJ  (4  Compagnien  stark)  von 
Gefangenschaft  gerettet,  dem  linken  Flügel  zu  Perlova,  unter  Commando  des  Corps- 
Commandanten  Obersten  Rcbrovich,  mit  dem  1.  Bataillon  Likkaner  und  dem 
Dalmatiner  Freicorps  den  Rückzug  erleichtert,  auch  zur  Rettung  von  2  Kanonen 
und  2  Munitionskarren  aus  des  Feindea  Händen  auf  dem  ungangbaren  Kittaberge 
wesentlich  beigetragen,  überdies  mit  vieler  Mühe  und  Thatkraft  die  versprengte 
Mannschaft  wieder  an  sich  gezogen  und  liinter  dem  Kittaberge  so  vorthellhaft  auf- 
gestellt, dass  der  linke  Flügel  die  nöthige  Unterstützung  fand.  Mit  grosser  Ent* 
schlossenheit  warf  er  sich  dann  mit  seiner  Compagnie  dejn  anrückenden  Feinde 
in  Perle vo  entgegen,  hielt  ihn  2  Stunden  auf,  verhinderte,  dass  derselbe  der  voa  ■ 
Kravi  Brod  rctirii'enden  Abtheilung  in  den  Kücken  fallen  konnte,  und  erleichterte 
dem  linken  Flügel  erneuert  den  Rückzug. 

Besondern  Muth  bewies  Maroevich  am  folgenden  Tage  bei  Grab,  wo  er, 
den  gefährlichen  Pass  auf  dem  linken  Flügel  besetzt  haltend,  sich  ruhmvoll  und 
unerschi'ocken  vcrthcidigte,  die  verwegenen  feindlichen Plänkler,  welche  mehrmals 
durchzubrechen  versuchten,  mit  grossem  Verluste  zurückwies  und  einige  Gefangen© 
machte.  Li  dem  Gefechte  von  Billay  am  19.  und  20. Mai  verthcidigte Maroevich 
allein  mit  seiner  Division  die  wichtige  Brücke,  war  am  21.  bei  dem  Ausfalle  über 
dieselbe  der  Erste  voran,  und  stürmte  auf  den  zahlreichen  Feind  ein.  Von  der 
Übermacht  zurückgedrängt,  gerieth  seine  Truppe  in  Unordnung;   Maroevich 


I 


971 


isiejedooh  durch  eigenes  Beispiel  wieder  zu  sanimeln,  zur  neuen  grösseren 
Wirksamkeit  anzueifern  und  ins  Feuer  äu  führen.  Obgleicli  durch  die  Brust 
ftsekaesen,  hielt  er  so  lange  am  Kampfplatze  aus,  bis  der  Feind  jeden  weiteren 
Angriff  und  seine  Absicht,  sieh  der  Brücke  zu  bemächtigen  und  sohin  die  Verfol- 
gngißA  Obersten  Rebrovich  aufgeben  musste. 

Maroevieh  widmete  seine  Dienste  in  der  Folge  dem  walachich-iüyrischen, 
«iteii  Banal*  und  dem  Kreuzer  Grenz-Regimcnte^  und  commandirte  dieses  letztere 
ak  Oberst  Tom  August  1819  bis  April  1830,  um  welche  Zeit  er  nach  43  erspricss- 
I  Iteiien  Dienstjahren  in  den  Ruhestand  trat. 


'Kr 


Koller,  Franz  Freiherr  von,  Feldmai^chall-Lieutenant,  Inhaber  des  2.  Infan- 
Begiments,  war  am 27. November  1767  zu  Münchengrätz  in  Böhmen  geboren. 
OD  bürgerlichen  Altern  abstammend,  entwickelte  er  frühzeitig  besondere  Vorliebe 
den  Militärstand  und  trat  im  ]  7*  Lebensjahre  als  Cadet  in  das  18.  Infanterie- 
Begiment  Freiherr  von  Brinken. 

Seine  glückh'chen  Anlagen,  sein  behaiTlicher  Fleiss  zur  möglichsten  Auabil- 

JuBg  entgingen  seinen  Vorgesetzten  nicht,  welche  ihn  hierin  bestens  unterstützten. 

Jahre  1790  «um  Fähnrich  befördert,  kam  er  im  folgenden  Jahre  mit  dem 

imeiita  oaeh  den  Niederlanden  zu  dem  Corps  des  Feldmarschall -Lieutenants 

iohl^  welches    die    im   Lüttich*schen  ausgebrochenen  Unruhen  zu   dampfen 

birtimmt  war,  und  wurde  im  Hauptquartiere  verwendet.  Im  Feldzuge  1792  in  den 

£toien  der  Champagne  erhielt  Koller  die  Beförderung  zum  Unterlieutenant  und 

ilie  2utheüung  beim  General-Stabe;  hier  benützte  er  die  ihm  dargebotene  Gele- 

pobeil,  sich  das  ehrenvolle  Vertrauen  seines  Chefs  zu  erwerben,  welches  sich 

iaaik  Zuweisung  mancher  wichtiger,  Geschicklichkeit  und  VerschwiegenJieit  hei- 

•ektlider  Arbeiten  bewährte.  Zur  Belohnung  für  seine  ausgezeichnete  Verwendung 

hmm  Übei^aoge  der  Armee  über  die  Roer  (1,  März  1793)  wurde  er  vom  Feld- 

mtnchall  Prinzen  Coburg  als  Courier  mit  der  Siegesbotschaft  an  den  Kaiser  nach 

Vieo  gesendet  und  ausnahmsweise  zum  Oberlicutonant  ernannt.  Koller  eilte  schnell 

ior  Armee  zurück  und  nahm  an  der  Sehlacht  von  Neerwinden  so  rüfmdichen 

AalieS,    da*s  er  zum  Hauptmann  im  General -Stabe  und  zum  Adjutanten  des 

GeaeFal'QuartieriiLeisterä  befürdert  wurde;  auf  diesem  Posten  blieb  er  bis  nach  der 

ScUicht  bei  Famars,  und  leistete  auch  in  den  nachfolgenden  Feldzügen  bis  1799 

im  Geacral -Stabe  die  besten  Dienste. 

In  der  Reihenfolge  wichtiger  Ereignisse  stets  auf  Standpuncte  gestellt,  wo 
Eiawdii,  Entschlossenheit  und  Ausdauer  entscheiden,  löste  er  zur  vollsten  Zufrie- 
^'oJieit  die  schwierigsten  Aufgaben,  Im  Jahre  1800  wurde  er  zum  Major  im 
^  hrfJmterie-Regimcnte  befördert,  und  zu  der  neu  errichteten  buhmischen  Legion 
iWietaet,  wo  sich  seiner  Thätigkeit  ein  neues  Feld  öffiicle.  Nach  erfolgtem  Frieden 
kttb  er  als  überzähliger  Ober  st -Lieutenant*  in  das  35.  Infanterie-Regiment,  und 


972 


nach  einiger  Zeit  bei  dem  (1809  aiifgel Osten)  55,  Infanterie-Regimente  in  die  Wirk- 
lichkeit,  in  welchem  er  I8U5  aul  Antrag  des  Erzherzogs  Karl  zum  Oberst  und 
Commandanten  vorrückte.  Durch  seine  Einsicht  und  Entschlossenheit  rettete  er 
das  Regiment  vor  der  Gefangenschaft^  Indem  er  es  der  CapituLition  von  Wert  In- 
gen entzog  und  in  Eihiiärschen  mitten  dureh  die  verfolgenden  feindliehen  Abthei- 
lungen dem  in  Böhmen  sich  sammelnden  Heere  streiffahig  zuführte. 

An  allen  Schlachten  des  Feldzuges  1809  nahm  Koller  an  der  Spitze  seines 
Regiments  den  ehrenvollsten  Antheil,  und  zeichnete  sich  insbesondere  bei  Aspern 
bei  dem  Angriffe  der  fianzösisehen  Kürassiere  auf  die  osterreiehisehen  Bataillons-  m 
maissen  aus.  In  dieser  Schlacht  wai'  Koller  schon  General -Major  und  einer  von  ™ 
den  drei  Biigadieren,  welche  das  Glück  hatten  von  dem  Generalissimus  in  ihrem 
standhaften  Ausharren  bemerkt  zu  werden.  Am  21,  Mai  war  seine  Brigade  eine 
derjenigen,  welche  Naclimittags  vor  Aspern  das  erste  Treffen  bildete  und  in  Massen^ 
aufgestellt  der  Attaque  der  in  ganz  unverhältnissmässiger  Stärke  plötzlich  hervor- 
brechenden  schweren  Reiterschaaren  d'Espagne's  standhaften  Widerstand  ent- 
gegensetzte. Sowohl  an  diesem,  wie  auch  am  zweiten  Tage  der  Schlacht  hatte  Koller 
mit  kaltem  Blute  durch  seine  Anstalten  die  grösste  Tapferkeit  und  Einsicht  bewie- 
sen, war,  wo  die  Gefahr  am  grössten,  stets  an  der  Spitze  der  Ti^uppcn  und  eiferte 
die  Regimenter  durch  muthvoUes  Beispiel  in  dem  Grade  an,  dass  alle  feindlichen 
Stürme  abgeschlagen  wei'den  konnten.  Der  Lohn  seiner  Bravour  bestand  in  der 
Verleihung  des  Ritterkreuzes  ausser  Capltel  mit  Armeebefehl  vom  24.  Octo- 
ber,  dem  im  Jahre  1810  der  Freiherrnstand  folgte. 

Vom  Abschlüsse  des  Wiener  Friedens  bis  zu  dem  Befreiungskämpfe  1813  war  ■ 
Koller  als  Brigadier  in  Böhmen  angestellt,  und  widmete  sich  in  dieser  Periode™ 
dem  angestrengtesten  Studium  der  Staatswissenschaften,  Zum  Feldmarschall - 
Lieutenant  befördert  und  im  August  1813  in  das  Hoflager  berufen,  erhielt  Koller 
den  ausgezeichneten  Wirkungskreis  als  erster  General- Adjutant  bei  dem  Feldmar- 
schall Fürsten  Seh  w  ar  z  e  n  b  e  r  g.  Von  der  Natur  mit  der  herrlichen  Gabe  beglückt, 
Herzen  und  Neigungen  zu  gewinnen,  in  alle  Zweige  seines  Berufes  vollkommen 
eingew^eiht,  mitiler  Kenntniss  der  meisten  lebenden  Sprachen  und  mit  einer  beson- 
ders glücklichen  ßcdcgabe  ausgerüstet^  erwarb  sich  Koller  sowohl  die  Gunst  der 
fremden  Monarchen,  als  die  Achtung  der  ausgezeichnetsten  Miinner  in  ihrer  Umge-  M 
bung,  und  wirkte  auf  die  in  den  Verhältnissen  jener  Zeit  so  no^h wendige  Einheit 
und  Übereinsfliiunung,  auf  welche  so  Vieles  —  vielleicht  Alles  —  ankam,  auf  das 
Gedeihlichste  ein.  In  Anerkennung  dessen  ward  er  auch  von  den  Monarchen  Russ- 
lands,  Preussens  und  Bayerns  mit  Orden  ausgezeichnet»  In  Paris  wurde  er  zu 
einem  der  Commissäre  ernannt,  welche  den  Kaiser  Napoleoa  von  Fontainebleau 
nach  Elba  zu  führen  hatten.  Nach  der  Rückkehr  von  dieser  Sendung  (Juni  1814) 
hegleitete  er  den  Kaiser  von  Russland  und  den  Konig  von  Preussen,  so  wie  die  Erz- 
herzoge Jn!ia  nn  nnd  f. udwig  nach  London  und  auf  ihrer  Rei,«e  durch  Enji^land 


973 


B&ö  miHtlrisch-diplomatische  Mission  erwarb  ihm  das  Comoiandeurkvouz  des 
Leopold- Ordens  und  war  die  Veranlassung  seiner  Sendung  nach  Petersburg,  um 
im  Kaiser  von  Russland  zu  dem  Congresse  nach  Wien  einziikden.  Auch  empfing 
erden  Kaiser  Alexander  im  Namen  seines  Monarchen  an  der  Grenze  %^on  Gali- 
lieD  und  geleitete  ihn  nach  Wien. 

Bei  dem  glänzenden  Bundesfestc  am  18.  October  iÖ14  wurde  Koller  durch 
Ernennung  zum  2*  Inhaber  des  2,  Infanterie-Iiegiments,  dessen  L  Inhaber  Kaiser 

E Alexander  war,  neuerdings  ausgezeichnet  Als  1815  Frankreich  und  Italien  der 
Sehiuplatz   neuer  Siege  der  verbündeten  Heere  wurden,    erhielt  Koller  die 
Beitimmung  als  General-Intendant  liei  der  nach  Neapel  vorrückenden  österreiehi- 
idieiT  Armee,  verbunden  mit  ausgedehnter  VoUntai-ht  zur  Ordnung  und  Ausglei- 
rlton;^  mehrseitiger  finanzieller  Verhältnisse,  in  denen  sich  Osterreich  zu  verschie- 
dcoen  Staaten  Italiens  befand.  In  dem  grossen  Wirkungskreise,  der  ihm  bei  dieser 
I        Anstellung  zugewiesen  war,  rechtfertigte  er  abermals  ganz  das  ehx-envotle  Ver- 
tnucn,  das  in  ihn  gesetzt  wurde.  Seine  klugen  Kinleitungen  öffneten  der  Armee 
reichliche  Hu lfs«juellen;  jsie  wurde  mit  jedem  Bedarf  in  Übertiiiss  versehen,  ohne 
I        dm  das  besetzte  Land  durch  harten  Druck  litt.  Seine  Verwaltung  zeichnete  ^ch 
^Kdorch  Kecbtiichkeit  und  Uriparteilichkeit  aus.  Die  Verdienste,  welche  er  sich  auf 
^H|Bim  Pesten  erwarb,  wurden  mit  dem  Orden  der  eisernen  Krone  2,  Classe 
^^WRkfjt,  Ins  Vaterland  zurückgekelirt,  erhielt  Koller  das  Conimaudo  einer  Infan- 
L       teiie-Dirision  zu  Prag, 

^m  kh  die  in  Neapel  ausgebrochene  Devolution  diu  Interventiun  eines  österrei- 

^■ekixchen  Heeres  nothwendig  machte,  wurde  Koller  abermals  zum  General- 
^Hl|leDdaQtco  desselben  ernannt,  und  kam  Ende  März  1821  mit  der  Armee  zum 
^HHvIeD  Male  nach  Neapel,  wo  sein  umsichtsvoltes  Wirken  durch  eigene  Ivraft  zu 
L  MnergewDhnh'chem  Eintiusse  gesteigert  wurde.  Hier  fand  er  nach  fünijähi^igcm 
^H  Aufenthalte  das  Ziel  seines  Ihätigen  Lebens.  Eine  anfangs  unbedeutende  Unpäss- 
^m  ÜcKkdt  verschlimmerte  sich  bald  so  sehr,  dass  die  Kunst  der  geschicktesten  Arzte 
^  erfolf^os  blieb,  Koller  verschied  am  22.  August  1826. 

^^  Kin  tapferer  Krieger,  aufgeklärter  Verehrer  der  Künste  und  Wissenschaften, 
^B  ^f^geocr  Geschäftsmann,  redlicher  Freund,  Wohlthäter  der  Nothleidenden,  hatte 
^m  ^letae  glänzende  Laufbahn  nur  seinen  Talenten  und  deren  glücklicher  Benützung 
I        n  danken«  Noch  als  Feldmarschall -Lieutenant  widmete  er  jeden  treien  Moment 

L'rifier  wissenschaftlichen  Ausbildung,  und  zeichnete  sich  durch  schnellen  und 
djntkdringcnden  Scharfblick  im  Erfassen  und  Beurtheilcn  der  Charaktere,  so  wie 
*srch  be^^onders  glücklichen  Tact  in  deren  Behandlung  aus.  So  geschah  es,  daas 
^öicht  allein  jeden  Platz  mit  Anstand  und  Wüide  behauptete,  sondern  auch  die 
Achtung  und  das  Wohlwollen  der  ausgezeichnetsten  Männer  sich  erw*arb.  Auch  für 
d»t  WiMcnschaften  suchte  er  als  Mitglied  mehrerer  gelehrter  Vereine  nützlich  zu 
i        *^»en.  Seine  mrchiologiscfaen,  in  Italien  mit  beharrlichem  Fleisse  gesammelten 


Kunstsehätze  Hess  er  in  seinem  Selilosse  zu  Obrzisteny  iii  Böhmen  aufstellen, 
und  gestattete  Gelehrten  und  Kunstliebhabern  gerne  deren  Besichtigung.  Sie  wur- 
den durch  den  König  von  Preussen  für  das  Museum  in  Berlin  angekauft. 

FREHLICHj  Franz  Freiherr  von.  Dieser  zn  Troppau  den  17.  Mai  1813  als 
Oeneral-Major  und  Brigadier  Im  42.  Lebensjahre  verstorbene  tapfere  Officiei-  war 
zu  Bellov^r  geboren  und  hatte  seine  Laufbahn  als  Cadet  bei  dem  Kreuzer  Regi- 
mente  im  Jahre  1784  begonnen. 

Frehlich  machte  den  Türkenkrieg  als  Oberlicutenant  mit»  zeichnete  sich 
später  bei  der  Einnahme  von  L  a n d  r  e c  y  1 794  und  bei  M  a n  n  h e i  ni  1 795  vor- 
theilhaft  aus^  avancirte  im  folgenden  Jahre  zum  Rittmeister  bei  dem  slavonisch- 
croatischen  Grenz-Husarencorps  und  that  sich  bei  Zürich  hervor. 

Im  Feldzuge  1805  wurde  Frehlich  Oberst-Lieutenant  und  im  September 
1808  Oberst  im  10.  ITusaren-Rcgimente  Stlpsiez.  Das  Jahr  1809  gab  ihm  so 
viele  Gelegenheit  zur  besonderen  Auszeichnungj  dass  er  mit  Armeebefehl  vom 
24.  October  zum  Ritter  des  Maria  Thereslen-Ordens  ernannt  wmrde. 

Im  4.  Armeecorps  eingethellt,  commandirte  Frehlich  bei  der  Vorrücknng 
desselben  nach  Bayern  die  Avantgarde,  und  bestand  am  16.  April  mit  der  Brigade 
Stutterheim  das  Scharmützel  bei  Weng* 

Am  19,  warf  er  bei  Dinzlingcn  die  leiclite  Reiterei  des  Genarals  Pajo!  zurück, 
und  als  die  Franzosen  bald  darauf  unsere  Infanterie  den  Berg  hinab  verfolgten, 
attaquirte  Frehlich  das  5.  feindliche  Husaren-Regiment  und  eroberte  eine  früher 
verlorene  Kanone  wieder.  Bei  Regensburg  war  Frehlich,  dessen  Regiment 
am  22.  bei  EckmiihI  grosse  Verhisto  erlitten,  bis  auf  den  letzten  Augenblick  thadg, 
und  deckte  mit  besonderer  Bravour  und  durch  zweckmässige  Führung  den  Rück- 
zug des  4.  Corps  gegen  die  dasselbe  verfolgende  ungleich  stärkere  felndltche 
Cavallerie.  Ein  Thell  des  Regiments  konnte  als  letzte  Nachhut  die  Brücke  nicht 
mehr  erreichen  und  niussto  die  Donau  durchschwimmen,  um  sich  mit  dem  Regi- 
mente  zu  vereinigen.  Am  20.  Mai  Abends  7  Uhr  war  Frehlich  mit  seinen  Husaren 
unter  jenen  Schwadronen  von  Schwarzenberg-Uhlanen  und  Rosenberg-Chevaux- 
legcrs,  Tvelche  Feldmarschall -Lieutenant  Klenau  der  Reiter- Division  Lasalle 
bei  Esslingen  entgegenführte  und  diese  mit  Verlust  von  i^ielen  Todten  und  Ver- 
wundeten, dann  von  mehr  als  100  Gefangenen  in  die  Mühlau  za rückwarf.  Die 
Attaque  wurde  so  glänzend  ausgeführt^  dass  nur  die  Dunkelheit  der  Nacht  das 
feindliche  Reitercorps  vor  gänzlicher  Auflösung  rettete. 

Glänzende  Beweise  von  Tapferkeit  und  militärischen  Talenten  gab  Frehlich 
in  der  zweitägigen  Schlacht  bei  Aspern^  wo  er  als  Avantgarde  der  4,  und  5.  vom 
Feldmarsehall-Lieutenant  Grafen  Rosen  borg  befehligten  Colonne  Stadl-Enzers- 
dorf  vereint  mit  dem  walachisch-iltyrischen  Grenz -Regimente  nahm,  bei  dem 
Kampfe  um  Esslingen  mehi^malö  einhieb  und  die  Infanteriemassen,  welche  den 


975 


Ei^urfe  und  Stadl-Enzersdorf  hervor brechendeii  Feind  aiifliielten,  kräftig 
e,  überhaupt  durch  zweckmässige  Evolutionen  wesentliche  Verdienste 
in  itn  errungenen  Vortheilen  sich  erwarb.  Unmittelbar  nach  der  Schlacht  zum 
QcienJ-Major  ernannt,  war  Frehlich  aoch  bei  Wagram  thätig;  später  comoüin^ 
firlter  1812  eine  Brigade  hei  dem  Auxiliar-Corps  gegen  Russland*  und  bewulu-tc 
i&BMdireren  Gefechten  seine  vortrefflichen  Eigenschaften  ab  Führer  der  leichten 
j  auf  das  Glänzendste* 


ßOlLKER  von  Goldnenfels,  Aloys  Freiherr,  Feldroarschall -Lieutenant, 
liiber  des  48.  Infanterie-RegimentSy  Sohn  eines  Officiers,  war  zu  Fiunie  im  Jahre 
K72  gehören  und  starb  zu  Wien  im  Ruhestände  den  6.  März  1844*  Mit  ausge- 
xeirhncten  Kenntnissen  begabt,  wai'  Colin  er 's  Verwendung  bis  zur  Erlangung 
der  (lenerals-Sttife  meist  in  der  Adjutantur,  in  welcher  Sphäre  er  sich  zum  Vor- 
ticile  des  4.Vllerhöchsten  Dienstes  bestens  verwenden  Hess. 

Seh  dem  Jahre  1792  diente  er  mit  grossem  Eifer  und  zeichnete  sich  gleich 
nick  ieiMm  Eintritte  in  die  nulitärische  Laufbahn  am  6*  November  1792  in  der 
äddichl  bei  Je  map  p  es  vortheilhaft  aus,  da  er  als  Cadet  im  Regimente  Bendc  r 
iQpaclitet  einer  am  Fiisse  erhaltenen  Wunde  noch  zwei  Stunden  im  stärksten 
Fbkt  biieb,  bis  ilm  eine  zweite  Kugel,  die  ihn  an  der  rechton  Schulter  und  am 
Aiaa  biaui&ie^  zum  weiteren  Gefechte  unialiig  machte.  Als  Unterlieutcnant  des 
Wormier  Wben  Freicorps  hatte  Gollner  in  dem  Feldzuge  1795,  obschon  anj 
vechl«!  Arme  schwer  verwundet,  seine  Truppe  keinen  Augenblick  verlassen  und 
iA  im  folgeoden  Jahre  als  Adjutant  des  Feldmarschall-Lieutenants  Grafen  Mer- 
''mdia  in  der  AJTaire  bei  Neu  bürg  der  Art  hervorgethan,  dass  er  ausser  der 
Toor  tarn  Oberlieutenant  befördert  ward. 

Bei  dem  Auabruchc  des  Krieges  im  Jahre  1805  wurde  Gollner  seiner  beson- 
inm  Brauchbarkeit  wegen  vom  jüngsten  Hauptmann  des  Infanterie-Regiments 
Jorliifiuti  Major  und  General -Commando- Adjutanten  in  Wien  ernannt  und 
liQhM  der  Schlaehi  von  Austerlitz  beL  1809  wurde  er  als  Corps-Adjutant 
W dem  CaraUerio-  und  Grenadier- Reservecorps  angestellt,  und  hatte  sich  schon 
•Ä  amen  Schlachttage  von  Aspern  durch  wiederholte  schnelle  Sammlung  der 
^  mid  da  aeratreuteu  Reiterei  und  Vorfülining  derselben  gegen  den  Feind  so 
bbimwcrlh  hen^orgethan,  dass  ihm  am  namb'chen  Abend  von  seinem  Chef,  denj 
dwai  der  Carallcrio  Fürsten  Liechtl^nstein,  eine  besondere  Auszeichnung 
mittÜMUl wurde.  Am foldenden Tage  (den  22.  Mai)  hatte  Gollner  aus  eigenem 
Aniricbe  die  reffepreogten  Plänkler  gesammelt,  mit  diesen  und  an  der  Spitze  zweier 
waadaer-Baiaillone  Esslingen  gestürmt,  and  obsehon  er  am  rechten  Oberarme 
wurde,  dasa  er  den  Säbel  nicht  mehr  führen  konnte,  den  zuerst  abge- 
Sioim  mit  den  Grenadieren  nochmals  erneuert,  die  nur  durch  sein  hcl- 
Beispiel  daso  angeeifert  wurden.  Auf  die  von  seinem  commandircadea 


970 


G 


d  über  diese  luit  ein 


eneral  über  diese  luit  ei>en  so  viel  Klugheit  als  Mutli  aufgeführte  That  erstattetem" 
Relation  wurde  Gollner  zum  Obersten  befördert   und   mit  Armeebefelil  vom 
24.  October  zum  Ritter  des  Maria  TLeresien-Ordens  ernannt. 

Auch  in  der  Sclilaclit  bei  Wagram  benahm  sich  Goll  ner  so  ausgezeichnet, 
dass  er  in  der  Relation  ehrenvoll  erwähnt  %vurde.  Mit  welchem  Nutzen  für  den 
Dienst  dieser  bravßOfficier  um  jene  Zeit  wirkte,  und  welches  Vertrauen  er  gcnoss, 
beweist  auch  der  Umstand j  dass  ihn  Feldmarschaü  Fürst  Liechtenstein,  als 
er  das  Ober-Commando  der  iVrmee  übernommen  hatte,  zum  General- Adjutanten 
bei  der  Haupt -Armee  ernannte. 

Im  Jahre  1810  ward  ihm  der  Freiherrnstand  verliehen.  Er  stieg  in  der  lange 
Zeit  seiner  eifrigen  Dienste  bis  zum  Feldmarsehall-Lieutenant  (im  Deccmber  1829)j 
empor,  und  w^ar  vor  dem  im  April  1834  erfolgten  Übertritte  in  den  Ruhestand 
durch  fünf  Jalire  als  Divisionär  bei  der  Annee  in  Italien  angestellt. 


Magdeburg,  Friedricli  Freilierrvonj  als  Hauptmann  des  General-Quartier*^J 
meisterstabcs  zu  Wien  am  8.  November  ISlü  im  27.  Lebensjahre  gestorben*  hatti^^ 
sich  für  die  Durchbrechung  der  Brücke  an  der  Lobauinsel  in  der  Nacht 
vom  21,  auf  den  22.  Mai  1809  mit  Armeebefehl  vom  24.  desselben  Monats  das 

Ritterkreuz  des  M  a  r i a  T  h e  r  e s  i  e ji -  0  r  d e n  s  vordient. 

1 

Erzherzog  K  a  r  I  beabsichtigte  bei  Aspern  die  Franzosen  über  die  ersten  Donau* 
arme  zu  werfen  und  die  von  dem  Feinde  geschlagene  Brücke  zerstören  zu  lassen. 
Mit  diesem  Auftrage  vtnirde  Hauptmann  Magdeburg  betraut.  Er  fuhr  in  der  Nacht 
vom  21,  auf  den  22.  Mai   mit  4  Flossen  von  Spitz   donauabwärts  und  näherta^^ 
sich  1500  Schritte  der  Sehiifbrücke,  welche  die  Lobau  mit  Kaiser-Ebersdorf  ver- 
band. Nun  dirigirtc  er  diese  Flösse  in  des  Stromes  Mitte,  zündete  sie  an  und  Uber- 
liess  sie  der  Strömung.  Die  Franzosen,  das  Manoeuvre  wahrnehmend,  eilten  mit 
mehreren  Schiffen  entgegen,  um  die  Wirkung  nach  Möglichkeit  zu  hindern,  was 
jedoch  um  so  weniger  abgewendet  werden  konnte,  als  gleichzeitig  von  der  Inse 
^Schwarze  Lacke"  durch  Oherlicutenant  Ats  von  Kerpen -Infanterie  mit  grosse 
Anstrengung  vier  SalzschiflFe ,  xur  Hälfte  mit  Wasser  gefüllt,  mitten  in  die  Dona 
geleitet  und  in  der  Richtung  gegen  das  zu  zertrümmerndo  Object  in  Gang  gesetzt 
wurden.   Auf  diese  Art  gelang  es,  wenn  auch  niclit  vollständig,  die  Brücke  silfl 
zerstören,  wobei  das  hochtreibende  Wasser  das  Unternehmen  wesentlich  forderte. 
Des  Morgens  zwischen  8  und  9  Uhr  erhielt  Napoleon  Nachricht  von  der  zer- 
störten Brücke,  in  Folge  dessen  er  nun  vom  rechten  Ufer  abgeschnitten  war  uml 
weder  auf  die  Ankunft  neuer  Truppen  noch  auf  die  von  Artillerie -Parks  rechnen. 
konnte.     Dies  der  Grund ,   wesshaib  er  den  Marschall  L  a  n  n  e  s  von  fernerer». 
Angriffen  abberief  und  ihm  blos  die  Behauptung  des  gewonnenen  Terrains  bis  znW 
Wiederherstellung  der  Brücke  anbefahl,  ein  Umstand,  der  auf  die  Wendung  des 
Tages  bei  Aspern  sehr  entscheidend  ehi wirkte. 


laiA 


^P  977  ^^^^^^^ 

BDBESCH  von  G  r c  i  f  f e  n  b  a  c  h,  W  e  n  2  e  I^  Feld niarseliall -Lieutenant,  von  allem 

Ukukckoii »  seinem  Vater  im  Jahre  1749  bestätigten  Adel  entsprossen,  war  xu 

ZcrfcoviJi  geboren.  Er  oiliiclt  im  Jalire  1770  eine  Fühurichstelle   im  Wolfeübiittel- 

Iflteierie-IlegimentG  Nr.  lü,  und  kämpfte  im  bayenscben  Erbfolgekriegc  als  Ober- 

GeolieoAnty  im  Türkenkrieu:e  als  Hauptmann. 

lo  den  Feldzügen  wider  Frankreich  ward  er  bei  der  Vertheidignng  von 
Orchie«  1793  verwundet  und  durch  den  General  Kr ay  seines  Wohlvcriialtens 
ngsn  Äügerülmit*  Diese  Beweise  rükmlicher  Haltung  gab  er  in  allen  Vorfällen 
biitom  LuneviUer  Frieden  so  augenscheinliehj  dass  er  schon  im  August  1800  zum 
Okmea  im  Regimente  die  Beförderung  erhielt  ond  den  Feldzug  des  Jahres  1805 
M  der  Division  Lindcnau  in  Italien  mitmachte.  Im  April  1807  General-Major, 
«Wdt  Buresch  im  Jahre  1809  eine  Brigade  bei  dem  2.  Armeecorps,  Sic  bestand 
m  den  Lifantcrie-ßegimenlem  Zach  (dermal  Herzog  von  Nassau)  und  Joseph 

K^lloredo  (jetzt  Fürst  Jablonow^sky). 
I   As^  ersten  Tage  der  denk^vürdigen  Schlaebt  von  Aspern  hatte  das  zw^eite 
^liAidmArscball-Lieuteuant  Prinz  II  oh  enzol  lern,  in  welchem  Bure  seh 
riuMi,  die  dritte  Colonne  zu  bilden  und  sich  nach  der  Diaposition  aus  der  Auf- 
^mbng  von  Seiering  über  Süssenbrunn  und  ßreitenlee  in  Marsch  zu  setzen.  Um 
SClr  Nadbmittags  nahm  der  Fürst  vorwärts  Breitenlee  Stellung,  vor  seinem  rechten 
Flügel  lag  A«perD*  Bu  r  e  0  ch  unterstützte  den  langen  und  harten  Kampf  der  ersten 
ttd  nreitcn  Colonne  um  dieses  Dorf  durch  das  Feuer  meiner  Batterie.  Aspern  wurde 
f da QOiereii  Truppen  melirmals  erobert  und  endlich   behauptet.  Napoleon  lässt 
ittaditfBataUlonBaiadsen  der  zweiten^  dritten  und  vierten  Colonne  durch  44  Sehwa- 
imter  Bcösieres  und  d'Espagae  angreifen.  Die  schwache,  der  zweiten  und 
Colonne  beigegebene  Kciterei  %virft  :sich  tlieaen  unübersehbaren  Rclterlinien 
(ftTrlitloi  entgegen^  wird  aber  geworfen.  Jetzt  umgeben  mehrere  frauzusiische  Küras- 
Regimeiitor  die  Batailionsmaasen  dieser  beiden  Colonnen  — es  war  die  Divieion 
diimATsdiAll-LieutCJiant  B r a d y  mit  der  B rigade  B  u  r e s  c h  u nd  K  (j  1 1  e  r  ^  die 
gOOiinjlCen  Infanterie-Regimenter,  dann  das  im  Jahre  1809  reducirte  Infan- 
Ms-ft^imtllt  ZedtwitZj  ein  Bataillon  Stain  und  das  zweite  Bataillon  der  Legion 
iGfsugKarl  —  and  fordern  sie  zur  Ergebung  auf.  Einige  feindliche  Officiere 
Bnror  und  rufen:  ^Streckt  die  Waffen!**  ^Holt  sie  Euch,**  ist  die  aus  dem 
100  Alterihume  nachhallende  Antw^ort  der  Bravcnj   die  mauerfest  stehen 
fcibeii;  auf  swaiizig  Schritte  lassen  sie  die  Kürassiere  herankommen,  und  empfan- 
pa  tia  dann  mit  einem  verheerenden  Gliederfeuer.  Die  getrotlenen  Rosse   und 
UHritürzten  todt  oder  verwundet  über  einanderj  der  Rest  rettet  sich  durch  die 
Fludit  imd  wird  von  unserer  leieliten  Reiterei  bis  zu  ihrer  Infanterie  verfolgt.  — 
iftrv  /       -'Machttago  nach  8  Uhr  Vormittags  begann  Napoleon  seinen  zTvelten 
P^ü;.  ,  ,^n*l  auf  unser  Centruin.  Die  Truppen  des  Generals  Buresch  waren 
^^  üodj  ersckopft  von  dem  Kampfe  des  vorigen  Tages,  doch  wiesen  sie  mehiere 


978 

feindliche  Angriffe  zurück.  In  dem  kritischen  Momente,  als  die  Ermattung  den 
Widerstand  zu  schwächen  begann^  stellte  sich  Erzherzog  Karl  selbst  an  die  Spitze 
des  Regiments  Zach,  rückte  mit  demselben  vor,  und  der  Feind  wurde  nun  auf  allen 
Puncten  zurückgedrängt.  Der  Erzherzog,  Zeuge  des  Muthes  und  der  Beharrlichkeit 
des  Generals  Bure  seh,  verlieh  ihm  mit  Armeebefehl  vom  24.  Mai  im  Namen 
Seiner  Majestät  des  Kaisers  das  Ritterkreuz. 

Auch  bei  Wagram  leistete  der  tapfere  General  mit  seiner  Brigade  den  von 
Baumersdorf  her  gegen  den  linken  Flügel  des  2.  Armeecorps  vordringenden  feind- 
lichen Colonnen  den  kräftigsten  Widerstand,  während  Feldmarschall-Lieutenant 
Prinz  Hohenzollern  in  Person  das  Chevauxlegers-Regiment  Vincent  herbei- 
holte, trug  auch  hier  wesentlich  zu  den  Erfolgen  des  ersten  Tages  bei  und  ward  in 
der  Relation  unter  den  Ausgezeichneten  genannt. 

Buresch  starb  als  Feldmarschall -Lieutenant  und  Divisionär  zu  Wien  am 
1 7.  März  1813  im  65.  Lebensjahre. 

WACQÜANT-GEOZELLES,  Johann  Theodor  Freiherr  von,  Feldzeugmeister, 
geheimer  Rath^  Kämmerer,  Inhaber  des  62.  Infanterie-Regiments,  aus  einem  ural- 
ten ritterlichen  luxemburgischen  Geschlechte  abstammend^  war  am  17.  Mai  1754 
zu  Brieg  in  Lothringen  geboren.  Schon  in  frühester  Jugend  Neigung  zu  dem 
Stande  zeigend^  dem  er  stets  mit  Leib  und  Seele  ergeben  blieb,  trat  er  im  Sep- 
tember 1771  als  Cadet  in  das  Artillerie-Corps  der  Niederlande,  in  welcher  Eigen- 
schaft er  bereits  bei  der  Aufnahme  der  Niederlande  unter  dem  Feldmarschall- 
Lieutenant  Grafen  Ferraris  seine  vielseitige  Brauchbarkeit  zeigte.  Im  Juli  1779 
zum  Unterlieutenant  im  Mineur-,  und  einige  Jahre  später  zum  Oberlieutenant  im 
Ingenieur-Corps  befördert,  wurde  er  in  diesen  Chargen  beim  Baue  der  Festung 
Theresienstadt  verwendet. 

Im  Kriege  gegen  die  Türken  fand  Wacquant  zuerst  Gelegenheit  seinen 
Muth  und  seine  Unerschrockenheit  zu  zeigen.  Nachdem  er  bereits  bei  der  Belage- 
rung von  Schabacz  sich  rühmlichst  hervorgethan  hatte ,  wurde  erwogen  Aus- 
zeichnung bei  der  Belagerimg  von  Belgrad  ausser  seiner.  Tour  zum  Capitän- 
Lieutenant  befördert. 

Der  Ausbruch  des  Revolutionskrieges  rief  Wacquant  auf  einen  anderen 
Kriegsschauplatz.  Er  wurde  im  Februar  1793  seiner  vielseitigen  Brauchbarkeit 
wegen  als  Hauptmann  in  den  General-Stab  übersetzt  und  im  Mai  desselben  Jahres 
zum  Major  und  Flügel- Adjutanten  des  Feldmarschalls  Prinzen  Coburg  ernannt.  In 
dieser  Eigenschaft  leitete  er  einen  Theil  der  Belagerungsarbeiten  vonValen- 
ciennes,  wo  er  sich  vielseitig  auszuzeichnen  Gelegenheit  hatte.  Im  August  1795 
wurde  er  Oberst-Lieutenant  im  General-Stabe  der  Armee  Wurmser's.  Bei  der 
von  selbem  den  29.  October  1795  angeordneten  Erstürmung  der  Verschanzungen 
am  Galgenberge  bei  Mannheim  gelang  es  ihm  mit  dem  Grenadier-Bataillone 


979 


r 


»kiity  bis  in  die  Neckar-Schanze  zu  drlngfcn  und  18  Kanonen  zu  vernageln» 
m  4b»  noch  in  der  Nacht  rh'c  Beschicssung  der  Stadt  von  rlort  aus  cin*;:eleitet 
konnte.  Der  Herzoge  von  Württemberg  verlieh  ihm  für  diese  That  das 

itndcur kreuz  seines  Militär- Verdienst-Ordens. 

Wacquant  nahm  fortwährend  Antheil  an  allen  Ereis^nissen  der  Armee  in 
Deu^blaod.  Nachdem  er  bereits  Commandant  der  Festungen  von  Würzburg  und 
li|rQlittdt  gewesen,  ward  er  im  September  IKüÜ  zum  Obersten  und  Cüniman- 
tem  von  Burghause D  ernannt,  imd  im  folgenden  Jahi*e  erhielt  er  das 
Conoitiido  des  Inf&nterie-Regiments    Gemmingen  (jetzt  Enron  Reischach 

81).  \     .  . 

Im  Feldiuge  von  1805  zeichnete  sich  Wa  c  q  u  a  n  t  am  5.  Dccembcr  im  Gefechte 

bei  Stocken  aus,  in  Folge  dessen  die  Franzojien  Iglau  zu  verlassen  genöthigt 

mirdca.  Nach  abgeschlossenem  Waffenstillstände  wurde  er  beauftragt  die  Deniar- 

«lionslinie  «wischen  Tabor  und  Linz  zu  bcslimmen,  und  als  sich  die  Franzosen 

wd  ibyem  in  Böhmen  und  Österreich  allerhand  Erpressungen  erlaubten»  wurde 

(flu  Napoleon  nach  München  gesandt^  um  desshalb  Reclamationen  zu  machen* 

bcUem  die  Räumung  Braunau*.s  durch  die  Franzosen  im  diplomatischen  Wege 

bereitt  eingeleitet  war,  wurde  der  im  April  1807  zum  General*Major  beförderte 

naot  ini  November  1807  abgesendet,  um  diese  Festung  von  dem  kaiserlich 

cu  Commissar  Otto  zu  übernehmen^  welches  Geschäft  er  zur  besonderen 

leit  aeines  Monarchen  beendete. 

Ausbruche  des  Feldzuges  180y  erhielt  Wacquant  eine  Brigade  im 

Jbmeeoorpa  de«  Generals  der  Ca  vallerie  Grafen  ß  ellegar  de,  mit  welchem  er 

»Gcfechlain  Bayern  mitmachte*  lu  der  Schlacht  von  A  s  p  e r n  drang  W  a c  q  u  a n  I 

2L  HiJ  Abends  an  der  Spitze  seiner  Brigade,  die  Leibfahne  des  Regiiucnts 

geUa  n  g  (jetzt  K  i  n  s  k  y  Nr.  47)  tragend,  mit  dem  Rufe :  ;, Mir  nach,  Kameraden ! " 

du  von  12,0(X)  Franzosen  vertheidigte  Aspern,  welches  er  dem  P^einde  entriss 

die  gunme  Nacht  hindurch  gegen  sieben  Angriffe  behauptete.  Drei  Pferde 

ihm  bei  dieser  Gelegenheit  unter  dem  Leibe  getödtet*  Für  sein  ausgezeichnet 

m  Benehmeu  ward  ihm  auf  dem  Öcldacbtfeide  mit  Armeebefehl  vom  24,  Mai 

Ritter kro US  zu  Theih  Auch  in  der  Schlacht  bei  Wagram  wurden  ihm  zwei 

Itet. 

ÜTaels  abgeschlossenem  1^'rieden  wurde  Wacquant  zum  Commissär  bei  der 

\titng    von    Salzburg    und    Berchtesgadcn    ernaim*.    Kaum  hatte  er  dieses 

mr  Zufriedenheit  seines  Hofes  beendet,   als  er  in  gleicher  Eigenschaft 

Ml  Galizien  gesendet  wurde,  um  daselbst  die  Abtretung  Ostgaliziens  an  Sachsen, 

•Mdü  Tamopoler  ICroisos  an  Russland  zu  bewirkem  Seine  Majestät  der  Kaiser 

''Uli,  ausgezeichnete  Verdienste  huldreich    lohnend,  verlieh  ihm,  seit  August 

M<Ä  bereit»  aum  Feldmarschall-Licuten&nt  vorgerückt,  im  März   1810  die  Inha- 

WHwttrde  des  63.  Infanterie-Regiments  und  den  Freiheirnstand« 

63  • 


980 

Beim  Ausbruche  des  Krieges  1813  wurde  Wacquant  als  MUitär-Commissär 
in  das  Hauptquartier  der  Verbündeten  gesandt^  in  welcher  Eigenschaft  er  den 
Schlachten  von  Dresden,  Kulm  und  Leipzig  beiwohnte.  Als  im  December 
die  Verhältnisse  der  Alliirten  mit  Württemberg  zu  Stuttgart  einen  energischen 
Abgesandten  erforderten,  ward  Wacquant  mit  ausserordentlichen  Vollmachten 
dahin  abgeschickt.  Unter  Androhung  der  feindlichen  Besetzung  des  Landes  durch 
die  Reserve- Armee  des  Grossfürsten  Constantin  gelang  es  ihm,  gleich  am  andern 
Tage  den  bisher  verweigerten  Ausmarsch  der  königlichen  Truppen  zu  erwirken. 
Im  Gefolge  seines  Monarchen  machte  er  nun  den  Feldzug  in  Frankreich  mit. 
Nach  dem  Frieden  wurde  ihm  wieder  die  Regulirung  der  Grenze  gegen  Frankreich 
vom  Ausflusse  des  Var  bis  zur  Mosel  übertragen.  Doch  in  diesem  Geschäfte  über- 
raschte ihn  die  Rückkehr  Napoleon's  von  der  Lisel  Elba.  Der  Kaiser  übertrug 
ihm  hierauf  das  wichtige  Gouvernement  der  Festung  Mainz,  welches  er  im  April 
1815  dem  Erzherzoge  Karl  abtrat.  Ins  Hauptquartier  der  Verbündeten  berufen, 
erhielt  er  hier  für  seine  neuerdings  geleisteten  Dienste  den  kaiserlichen  Stephans- 
Orden.  Im  Juni  wurde  ihm  die  Blockade  Strassburgs  ifbertragen.  AlsinFolge 
der  Schlacht  von  Waterloo  aUgemeine  Waffenruhe  eintrat,  schloss  er  mit  dem  franzö- 
sischen General-Lieutenant  Rapp  den  Waffenstillstand  am  Oberrhein.  Im  Sep- 
tember desselben  Jahres  verlieh  ihm  die  Gnade  seines  Monarchen  die  Würde  eines 
wirklichen  geheimen  Rathes.  Nun  wiirde  er,  da  aus  Anlass  der  von  Bayern  an  Oster- 
reich abzutretenden  Provinzen  Differenzen  zwischen  beiden  Höfen  eingetreten  waren, 
zu  deren  Schlichtung  nach  München  gesandt.  Seinen  geschickten  Negotiationen 
gelang  es,  dieselben  zum  gütlichen  Ende  zu  fuhren  und  den  am  14.  April  abge- 
schlossenen Tractat  zu  Ende  zu  bringen.  Seine  Majestät  geruhten  ihm  zur  Beloh- 
nung für  diesen  ausgezeichneten  Dienst  den  Orden  der  eisernen  Krone 
1.  Classe  zu  verleihen.  Im  September  desselben  Jahres  zum  ausserordenth'chen 
Gesandten  in  Cassel  ernannt,  verblieb  er  daselbst  bis  zum  Jahre  1821.  Nach  der 
Abberufung  von  dort  ward  ihm  die  Stelle  eines  Divisionärs  und  Militär-Comman- 
danten  von  Troppau  verliehen. 

Wacquant,  dessen  Gesundheit  in  seiner  bereits  öOjährigen  Dienstzeit  bedeu- 
tend gelitten  hatte,  suchte  nun  um  den  wohlverdienten  Ruhestand  an,  den  ihm 
auch  die  Gnade  seines  Monarchen  gewährte.  Er  begab  sich  nach  Wien.  Doch 
auch  in  dem  Stande  der  Ruhe  widmete  er  sich  gar  oft  dem  Staatsdienste,  indem  er 
zu  wiederholten  Malen  die  Präsidentenstelle  bei  dem  Militär- Appellationsgerichte 
übernahm,  bis  ihn  der  Kaiser  im  Jahre  1833  nach  dem  Rücktritte  des  Feldmar- 
schalls Baron  Lattermann  zum  wirklichen  Präsidenten  dieses  hohen  Gerichts- 
hofes ernannte  und  Kaiser  Ferdinand  ihm  kurz  nach  seinem  Regierungsantritte 
die  Feldzcugmeisters-Würde  ertheilte. 

Bis  zum  Jahre  1839  versah  er  diese  Stelle,  wo  ihn  das  hohe  Alter  von 
85  Jahren  nöthigte,  imi  seine  erneuerte  Pensionirung  zu  bitten. 


981 


18  und  fünfzig  Jahre  hatte  Wacqnant  dem  Staate  sowohl  als  MHhär  wie 
lomat  mit  Auszeichnung  gedient ^  und  diese  Verdienste  Seine  Älajestiit  der 
Kiisor  auch  bei  dessen  Pensioninmg  durch  die  Verleihung  des  Grasskreuzea 
des  Leopold-Ordens  anerkannt. 

Von  lebhaftem,  heiterem  Temperamente,  behielt  er  seinen  vielseitig  gebildeten 
Geilt  uad  sein  Gcdächtniss  bis  an  sein  Lebensende.  Seine  vielseitifi:en  Dienststel- 
htfm  hatten  ihn  mit  allen  Notabi litüten  der  Zeit  in  vielfache  Berührung  gebracht. 
Sein  crfAhrujxgsreiches  Leben  gab  ihm  StoiF  zur  lehrreichsten  Unterhaltung.  In 
lencm  Haufie^  wo  sich  AUes  einfand,  was  auf  Geist  und  Bildung  in  höherer 
Spitire  Anspruch  machte,  war  er  der  Mittclpunct  des  geistigen  geselligen  Lebens* 

Kftch  mehreren^  in  körperlichen  Leiden  zugebrachten  Jahren^  die  jedoch  seine 
GiMledmift  nicht  schwächten;  starb  Wacquant,  von  Allen,  die  ihn  kannten,  tief 

Phtonert,  am  18.  März  1844  im  90.  Lebensjalire, 
einen  Sarg  schmückten  das  Grosakreuz  des  Leopold-Ordens,  die  Ritterkreuze 
ria  Thcresien-Ordensj  der  eisernen  Krone  1.  Classe  und  des   St.  Stephan- 
nebst 12  Grosskreuzen  ausländischer  Orden,  die  ersieh  in  seiner  Dienstzeit 
sn. 

WiED-RüNKEL,  Friedrich  Ludwig  Prinz  zu,  Fcldmarschall- Lieutenant, 

Uiiitr  des  34.  Lifanterie- Regiments,  zu  Dierdorf  im  preussischen  Regierungs- 

knie  Koblenz  1769  geboren.   Dieser  tapfere  Prinz  hatte  seinem  ausgezeich- 

Üen  Ahstf    dem  Feldmarschall  Grafen  Wied   in  den  militärischen  Tugenden 

^•dilgwfert  und  die  erste  Jugendzeit  holländischen  Diensten  gewidmet.  In  diesen 

er  die  Kiiege  g^gen  Frankreich    unter  dem  Erbprinzen  von  O ran ien 

wurde  1794  gefangen,  stieg  bis  zum  Major  empor  und  erhielt  im  August 

etne  HauptniÄnnsstclle  bei  dem  Infanterie-Regimentc  II  oben  lohe -Kir  ch- 

'^«fgNr.  17. 

Mit  diesem  Regimentc  wohnte  er  dann  der  Belageining  von  Ancona  1799, 
illtjor  von  Gemmingen  Infanterie  Nr.  21  dem  Feldzuge  in  Deutschland   1800 
wo  er  durcli  Klngheit  und  Tapferkeit  die  Aufmerksamkeit  seiner  Vorgesetzten 
^mk  zog  und  zum  Oberst*Lieutcnant  befördert  wurde. 

Den  Feldzug  1805  machte  der  Prinz  als  Oberst  des  Regiments  im  Werne  ck- 

Cerp«  mit  und  ward  vor  Ausbruch  des  Kiiegcsim  Jahre  1809  General* 

£a  ward  ihm  die  aus  den  Infanterie  -  Regimentern  Rohan,  Stuart  tind 

/'ßblieli  «usammcngesetzte  Brigade  im  zweiten  Armeecorps  zugewiesen,  welche 

*<itr  Schlacht  bei  As  pcrn  zur  dritten  Colonne  ziüilte.  Am  22»  des  Morgens, 

'te  neunten  Stunde,  als  unser  linker  Flügel  von  Aspern  zurückgedrückt  wurde, 

ite  de«  Feindes  Reiterei  einen  heftigen  Angriff  auf  die  Mitte  unserer  Schlacht- 

Das  3.  Bataillon  Rohan,  unter  Oberst-Lieutcncnt  Krause,  stand  am 

vor  gegen  Esslingen,  und  hatte  den  ersten  Anfall  auszuhalten.  Muthig 


982 

schlug  dasselbe  den  AngriiF  ab;  nicht  so  glücklich  war  ein  nebenstehendes 
Bataillon,  in  dessen  Mitte  eine  Granate  platzte  und  die  Masse  in  Unordnung 
brachte.  Die  feindliche  Reiterei  benutzte  diesen  Augenblick ;  schon  waren  einzelne 
Reiterin  dieselbe  gedrungen  und  einige  unserer  Soldaten  zusammengehauen,  schon 
war  ihre  gänzh'che  Auflösung  und  Zersprengung  zu  besorgen :  —  da  befahl  der 
Prinz  dem  3.  Bataillon  Rohan  in  die  Flanke  der  feindlichen  JEleiter  ein  wirksames 
Feuer  zu  richten;  der  Feind  liess  von  dem  gedrängten  Bataillon  ab ,  und  dieses 
gewann  Zeit  sich  zu  sammeln.  Mittlerweile  war  unsere  Cavallerie  auch  herbeigeeilt; 
die  feindliche  wurde  angegriffen,  geworfen  und  verfolgt.  Würde  der  französischen 
Reiterei  der  Angriff  gelungen  sein,  so  wäre  das  2.  Armeecorps  von  dem  4.  getrennt 
worden  und  der  Nachtheil  für  das  Allgemeine  von  nicht  zu  berechnenden  Folgen 
gewesen  sein.  Der  Generalissimus,  Zeuge  des  ausgezeichneten  Verhaltens ,  welches 
Prinz  Wied-Runkel  an  den  Tag  gelegt  hatte,  verlieh  ihm  mit  Armeebefehl  vom 
24.  Mai  das  Ritterkreuz. 

Zum  Feldmarschall-Lieutenant  im  Juli  1813  befordert,  befehligte  der  Prinz 
eine  Division  bei  dem  Belagerungscorps  vor  Dresden  unter  dem  General  der 
Cavallerie  Grafen  Kien  au  und  war  auf  dem  rechten  Elbeufer  bei  Weins  dorf 
postirt,  um  der  Besatzung  jede  Verbindung  mit  Torgau  abzuschneiden.  Der  Ver- 
such des  französischen  Marschalls  St.  Cyr ,  dieEinschliessungslinie  auf  dem  rechten 
Ufer  der  Elbe  zu  durchbrechen  und  Torgau  zu  gewinnen,  scheiterte  an  des  Prin- 
zen Widerstand.  Am  6.  November  traten  15,000  Franzosen  den  Marsch  auf  der 
Grossenhainer  Strasse  mit  Tagesanbruch  an,  gefolgt  von  mehreren  hundert  mit 
Lebensmitteln  und  mit  Gepäck  beladenen  Wägen.  Es  gelang  ihnen  die  österrei- 
chische Vorhut  bis  auf  die  Fläche  der  Drachenberge  zwischen  dem  Chaussdehause 
und  Reichenberg  zurückzuwerfen.  Hier  aber  griff  Prinz  Wied-Runkel  mit 
österreichischen  und  russischen  Truppen  den  Feind  so  kräftig  an,  dass  er  mit 
einem  Verluste  von  800  Mann  nach  Dresden  zurückgeworfen  wurde.  Nach  der 
Übergabe  dieser  Stadt  kam  Wied-Runkel  zur  österreichischen  Südarmee  unter 
Feldmarschall-Lieutenant  Bi auch i.  Mit  seiner  Division  überschritt  er  zu  Anfang 
März  1814  bei  Dole  den  Doubs  und  marschirte  nach Villette,  nöthigte  Augereau's 
linken  Flügel  durch  die  Gewinnung  der  Höhen  Les  Rues  zum  Rückzuge,  nahm 
Theil  an  dem  Treffen  bei  Limonest  (20.  März)  und  bewährte  auch  in  dieser  Epoche 
seine  vortrefflichen  Eigenschaften. 

In  dem  Kriege  gegen  Murat  1815  verstärkte  Wied-Runkel  die  Colonne 
des  Feldmarschall-Lieutenants  Grafen  Nu  gent  mit  6  Bataillonen,  nahm  an  den 
Operationen  thätigen  Antheil,  führte  dann  einen  Theil  dieser  Armee  zur  Occu- 
pation  nach  Frankreich,  und  wurde  später  an  Stelle  des  schwer  erkrankten 
Feldmarschall-Lieutenants  Chasteler  Militär-Gouverneur  in  Venedig. 

Bei  der  Intervention  in  Neapel  1821  war  dem  Fürsten  vorerst  eine  Division 
und  nach  Niederdrückung  der  Revolte  das  Gouvernement  in  den  nördlichen  Pro- 


983 

mien  dieses  Körugi-eiches  Übertra;ü:en;  dnoh  liehrfc  er  sclion  1823  nach  Maibnd 
turück  und  übernahm  zu  Ende  des  Jahres  ein  Diviöions-Comniando  in  Prag. 

Der  Prinz  starb  auf  einer  Reise  nach  Runkel  daselbst  am  28.  April  1824  und 
mit  ihm  erlosch  die  Linie  Wied  Ilunkel,  welche  jetzt  mit  Wied-Neuwied 
v^oigt  hu 


ÄNDRiSSY,  David  von,  General -Major,  zu  Raab  am  20.  December  1762 
«mflgüacheocr  Familie  geburen,  als  Soldat  und  Mensch,  als  Pataiot  und  Freund 
^itb  geachtet  und  für  den  gewühlten  Stand  feurig  eingenommen ,  trat  schon  mit 
16jAhren  ab  Cadet  bei  dem  32,  Infanterie-Regimcnte  ein  und  zeichnete  sich  bei 
ilkn  Gelegenheiten,  im  Türkenkriege,  in  den  französischen  Kriegen  am  Rhein 
wul  b  Italien  aus,  so  dass  er  im  September  1805  Major  im  Regimente  wurde. 

la  dieser  Campagna  lernte  ihn  der  Erzherzog  Karl  in  der  Schlacht  bei  Cal- 
[iieroala  einen  rorzü glich  bravenj  entschlossenen  und  einsichtsvollen  Anfülirer 
jrtaierer  Abtheilungen  kennen,  —  Eigenschaften,  welche  Andrassy  als  Oberst 
nui  Commandant  des  InlanterJe-Regiments  Froon  im  Kriege  lb09  auf  das  Rühm- 
lickte  bethätigte.  —  Es  war  am  ersten  Scblacbttage  bei  Aspern,  als  die  feind- 
Sdw  Reit«rej  die  im  2-  Amieecorps  emgctheilte,  an  Zahl  sehr  geringe  Cavallerie 
llBrttckwarf  und  unsere  Batterien  diii^l»  das  Andringen  der  übers^trumenden  Schaa- 
IW  ihre  Sicherheit  in  der  Entfernmig  suchen  mussten.  Dieser  drohenden,  von 
Vili«neJibar  naehtheüigen  Folgen  begleiteten  Gefahr  setzte  der  beispiellose  Muth 
m  braven  Obersten  dadurch  Schranken ,  dass  er  mit  den  Massen  seiner  zw^i 
»ilailboe  der  feindlichen  Reiterei  entgegenrückte ,  sich  ihr  aus  eigenem  Antriebe 
Mttdgteichiam  zum  Kampfe  auffordernd  entgegenwarf  und  verhinderte  die  bereits 
^nagcnen  Vortheilc  zu  verfolgen;  dadurch  wurde  unseren  Truppen  die  Möglich- 
uk  rerMcliaift  unter  dem  Schutze  dieser  Massen  sich  zu  sammeln  und  erneuerten 
Widerstand  zu  leisten.  Aber  auch  in  der  darauf  folgenden  Schlacht  am  22»  Ma? 
««•  Andrassy  durch  das  rühmliche  Beispiel  seiner  ßravour  und  Kaltblütigkeit 
i  besonders  zum  glücklichen  Ausgange  beigeti-agen.  Fcldmarschall-Lieutenant 
von  Ilohenzollcrn,  der  Commandant  des  2.  Armcceorps,  wurde  am  Vor- 
I  vom  Feinde  mit  überlegenen  Kräften  in  der  Fronte  angegriffen,  und  die  auf 
i^  rechten  Flügel  gestandenen  Brigaden  B  u r  e s  e  h  und  W i e d  -  R  u  n k  e  l  etwas 
Aber  Andrissy  mit  seinem  Regimente  hielt  unter  dem  heftigsten  Kar- 
Di*  und  Kanouenfeuer  kaltblütig  und  in  nachahmungswürdiger  Ordnung 
ad,  obgleich  er  beide  Bataillons -Commandanten  und  mehrere  Officiere  und 
schon  verloren  hatte.  Durch  sein  Beispiel  angeeifert,  repliirten  sieh 
••bcrc  Bataillone  hinter  Andr^ssy's  Regiment  Er  selbst  sprengte  zu  den» 
MiiMä^nden  Feldberm  und  bat  gegen  den  Feind  vorrücken  zu  dürfen.  Dies 
iiiach  wenigen  Augenblicken  in  Batailloiismassen  so  crfolgrelcb,  dass  der 
Pliad  in  adnem  Vortlieile  aufgehalten,  und  als  sich  mehrere  von  den  gesammelten 


984 

Bataillonen  dem  tapferen Regimente  Froon  angeschlossen  hatten^  "vsnirde  er  selbst 
zum  Weichen- gebracht  und  das  gedrohte  Durchbrechen  des  im  Centrum  der 
Armee  aufgestellten  2.  Corps  vereitelt.  Das  Capitel  vom  Jahre  1810  erkannte 
Andrässy's  entschlossenem  Muthe  das  Ritterkreuz  zu. 

Mit  gleicher  Auszeichnung  focht  er  später  als  Oberst  des  Infanterie-Regiments 
Hieronymus  Colloredo,  wohin  er  im  Juli  1811  eingetheilt  wurde,  in  dem 
Feldzuge  gegen  die  Russen  1812  bei  dem  kaiserlichen  Hülfsheere  und  hatte  wesent- 
lichen Antheil  an  dem  Siege  bei  Podubnie.  Seine  Majestät  der  Kaiser  ernannte 
ihn  dafür  zum  General-Major. 

Das  Schlachtfeld  von  Dresden  wurde  seine  Todesstätte.  Nach  mehreren 
erhaltenen  Wunden  riss  ihm  hier  am  27.  August  1813  eine  feindliche  Kugel 
die  linke  Seite  weg  und  mitten  in  dem  grossen  Kampfe  endigte  ein  schneller  Tod 
sein  tapferes  Leben.  Sein  Adjutant,  Oberlieutenant  von  Sauer,  brachte  die  Leiche 
des  ruhmvoll  Gefallenen  aus  dem  Feuer  und  begrub  sie  im  Dorfe  Räcknitz,  ein 
und  eine  halbe  Stunde  von  Dresden. 

FÖLSEIS,  Joseph  von,  Feldmarschall  -  Lieutenant,  geheimer  Rath,  Inhaber 
des  29.  Infanterie-Regiments,  zu  Wiener-Neustadt  1760  geboren,  hatte  seine  Lauf- 
bahn kurze  Zeit  vor  dem  bayerischen  Erbfolgekriegc  als  Cadet  im  12.  Infanterie- 
Regimente  begonnen,  an  allen  Kriegsereignissen  der  nachgefolgten  Epoche  thätigen 
Antheil  genommen,  und  sich  in  der  Schlacht  bei  Stookach  als  Hauptmann  vor- 
theilhaft  ausgezeichnet. 

Im  Jahre  1809  commandirte  Fölseis  als  Oberst  das  3.  Infanterie-Regiment 
Erzherzog  Karl  und  erkämpfte  sich  bei  Aspern  das  Ritterkreuz,  welches  ihm 
mit  Armeebefehl  vom  24.  October  zu  Theil  wurde.  An  diesem  Tage  beim  5.  Armee- 
corps eingetheilt,  hatte  Fölseis  am  22.  Mai  um  4  Uhr  Früh  das  Dorf  Esslingen, 
nachdem  es  schon  Tages  vorher  einige  Male  genommen  und  wieder  verlassen  werden 
musste,  neuerdings  angegriffen,  erstürmt  und  sofort  durch  4  Stunden  gegen 
die  ungestümen  Angriffe  des  Feindes  standhaft  behauptet.  Nur  die  Übermacht, 
Fölseis' Verwundung  und  seine  bereits  sehr  geschwächte  Mannschaft  machten 
eine  längere  Ausdauer  unmöglich.  Indcss  hatte  diese  mehrstündige  tapfere  Verthei- 
digung  den  wesentlichen  Nutzen  zur  Folge,  dass  die  Truppen  des  in  2  Colonnen 
getheiltcn  4.  Armeecorps  zum  Nachtheile  des  überlegenen  Feindes  auf  ander- 
weiten Puncten  verwendet  werden  und  im  Ganzen  zum  Siege  beitragen  konnten. 

In  den  Jahren  1813  und  1814  commandirte  Fölseis  als  General-Major  eine 
Brigade  bei  dem  Heere  in  Innerösterreich.  Er  rückte  über  Cilly  und  Kreuz  nach 
Stob ,  dem  Vereinigungspuncte  der  Strassen  von  Völkermarkt  in  Kärnthen  und 
von  Cilly  nach  Laibach,  vor.  Um  diese  Zeit  (8.  September)  hatte  General Be Hot ti 
vom  Vicekönig  Befehl  erhalten  nach  Tschemutz  aufzubrechen,  diesen  Posten  nebst 
Brücke  zu  besetzen,  sich  an  der  Save  abwärts  bis  Saloch  auszudehnen,  um  die 


985 


j  welche  seinem  rechten  Flügel  drobte,  zu  entfernen  und  Fölseis  nach 

CSDt  lurückxu werfen.  Belle tti,  statt  auf  der  geraden  Strasse  von  Ki'amburg nach 

ilsclieniutz  am  rechten  Ufer  der  Save  vorzurücken,  ^välllte  das  linke  Ufer;  diese 

Tüvomchtigkeit  benutzte  Fölseis,  ^nfl'Bellotti  hei  Navreg  und  Uttich  an  und 

;e  seine  Ahtheilung^  wobei  Letzterer  selbst  verwundet  und  gefangen  wurde. 

Vcrlftufe  der  \veitej-en  Ereignisse  erhielt  Fülseis  Anfangs  Februar   1814  das 

lo  der  Blockade  vnn  Legnago ,  und  im  Jahre  1815  eine  Brigade  unter 

rimont  Dieser  bezweckte  zu  Ende  Juni  sich  der  Jurapilsse  zu  bemächtigen, 

ug  Fölseis  die  Erstürmung  des  J'^ngpasses  Les  Rousses,   Nach  einer 

:en  Gegenwehr  der  Franzosen  erreichte  Fölscis  am  28.  Juni  das  Ziel, 

him  er  die  grossen  Vei^schanzungen  erstürmte  und  dann  bis  St.  Laurent  vor- 

ittcfcte.  Als  Frimont  am  14.  Juli  Lyon  besetzt  und  sein  Gegner  Suchet  sich 

Uilcrdie  Loire  gezogen  hatte,  bescidoss  er  Besangon  bercnnen  und  den  Rest 

<i«r  Fi-aniosen,  welche  aich  noch  zu  Salins  zwischen  Dole  und  Pontaiier  befanden^ 

b^  Sil  ins  einschliessen  zu  lassen.  In  Folge  dieses  Planes  nmsste  Folseis  gegen 

Dok  uod  iroQ  da  weiter  auf  Besam^on  rücken.    Da  inzwisehen  sich  aufh  der 

luiserliche  General  Hecht  Salins  näherte,  so  sahen  die  dort  betindlichen  Fran- 

nmiliren  Rückzug  abgeschnitten  und  unterwarfen  sich  mit  Capitulation. 

Xcbcn  dem  Orden  der  e i s  e  r  n  e  u  K  r  o  n e  3.  Ulasse  wurde  F  ö  1  s  e  i  s  von  den 
JEfiiU|en  Frankreichs  und  Sardiniens  mit  ähnlichen  Beweisen  der  Anerkennung 
■  üfacmchnet,  im  Jahre  1818  zum  zweiten  und  nach  dem  Ableben  des  Herzogs 
I  wNiisati  2um  ersten  Inhaber  des  29.  Infanteric-Ilegimcnts  ^  endlich  1825  zum 
I  FfUmAnehall-Lieutenant  und  Festungs-Comniandanten  in  Olmütz  ernannt 
I  Nach  54  Dicn&tjahrcn  trat  Füls eis  unter  Verleihung  der  geheimen  Ratlis- 

|y    tfejftin  den  Kuhestand,  und  besehloss  sein  Lehen  zu  Olmütz  am  3.  Jänner  1S4L 

MECSERY^  Karl  Freiherr von>  Fcldmarschall-Licutenantund  Kämmerer,  Inha- 
lt» ^w  fil.Iiifanterie-Kegiments*  einem  alten  ungarischen  Gcst  hlechtc  entsprossen, 
WittlUab  17  70  geboren,  In  frühester  Jugend  folgte  dieser  ausgezeichnete  Krieger 
•öiöBr  ausgesprochenen  Neigung  zum  Militär  und  wohnte  den  Türkenkriegen  als 

EQridi  und  Lieutenant  des  2.  Infanterie-Regiments  Erzherzog  Ferdinand  bei. 
Seine  vortrefflichen  Eigenschaften  lenkten  gar  bald  die  Aufmerksamkeit  der 
ercn  auf  ihn  und  er  wurde  schon  im  September  1 793  als  Oberlieutenant  in  den 
eral-Stab  aufgenommen,  eine  Auszeichnung,  welche  er  in  der  kriegerischen 
%wfce  bei  vielen  Veranlassungen  eben  so  glänzend  als  fiir  den  Allerhöchsten Dieust 
9]tti0ailkli  bethätigte.  Namentlich  wai-  es  der  Feldzug  1799  in  Italien,  wo 
'^cirfry's  Namen  in  den  Relationen  der  entscheidendsten  Schlachten  mit  grossem 
M»b genannt  wurde,  ao  beiCassano  und  Novi,  dann  als  Major  bei  Genola  am 
^ÜBfUnber  und  endlich  in  dem  blutigen  Treften  beiJIon  Jovi  am  13.  desselben 
Nach  dem  Luneviller  Frieden  zu  Keuhl-Infanterie  Nr,  10  eingctheilt  und 


986 

vor  Ausbruch  des  Krieges  im  Jahre  1805  als  Oberst -Lieutenant  in  den  General- 
Stab  übersetzt,  war  seine  Verwendung  in  dieser  Epoche  eine  nicht  minder  erspriess- 
liehe;  doch  erst  das  Jahr  1809  lohnte  seine  ausharrende  Tapferkeit,  mit  grosser 
Unerschrockenheit  gepaart,  auf  eine  besonders  ehrenvolle  Weise. 

Er  commandirte  als  Oberst  das  28.  Infanterie-Regiment  Fröhlich.  Am  ersten 
Schlachttage  von  Asp  er  n  richteten  zahlreiche  feindliche  Abtheilungen  ein  mörde- 
risches Feuer  gegen  das  im  Centrum  des  zweiten  Armeecorps  gestandene  Regiment, 
undMecsdry  rief  Freiwillige  zumTirailliren  auf.  Diese,  durch  kluge  Umsicht  gelei- 
tet, drückten  die  feindlichen  Flankier  zurück  und  fügten  der  Artillerie-Mannschaft 
und  Bespannung  namhaften  Schaden  zu.  Am  zweiten  Schlachttage  unternahmen 
zahlreiche  Abtheilungen  französischer  Kürassiere  in  mehreren  Colonnen  den  Angriff 
auf  das  Intervall  zwischen  dem  zweiten  und  vierten  Armeecorps  bei  Esslingen. 
Mecsdry  wurde  mit  dem  Regimente  eiligst  beordert,  die  offene  Stelle  auszufüllen. 
In  drei  Bataillonsmassen  formirt,  erwartete  der  tapfere  Oberst  mit  Ruhe  und  Ent- 
schlossenheit den  Anfall  der  Kürassiere.  Es  waren  vier  Regimenter.  Schon  waren 
diese  Schaaren  gepanzerter  Reiter,  welche  Alles  niederzuwerfen  schienen,  bis  auf 
vierzig  Schritte  herangekommen,  als  sie,  durch  die  feierliche  Stille  in  den  Massen  und 
deren  ruhige  Haltung  getäuscht,  plötzlich  anhielten.  Einige  feindliche  Officiere,  in 
der  Meinung  das  brave  Regiment  wolle  sich  ergeben,  ritten  noch  näher  heran,  und 
forderten  sie  auf,  die  Waffen  abzulegen.  Aber  nun  erscholl  es  hie  und  da  aus  den 
Massen,  von  einigen  voreiligen  Schüssen  begleitet:  ;,Holt  sie  Euch!*^  Corporal 
Kohout  tritt  sogar  aus  der  Masse  heraus  und  sticht  einen  dieser  Officiere  vom 
Pferde.  Nun  befiehlt  der  feindliche  Commandant  die  Attaque.  Doch  bei  der  ersten 
Bewegung  dieser  Reiter  gegen  die  Masse  commandirt  Oberst  Mecsdry:  „Feuer  I^ 
und  Salven  auf  Salven  donnern  ununterbrochen  in  des  Feindes  Reihen  und  schmet- 
tern ganze  Abtheilungen,  sammt  deren  Commandanten,  General  d'Espagne, 
nieder.  Der  Rest  aber  sucht  sein  Heil  in  der  Flucht.  Diese  ausgezeichnete  That 
wurde  durch  Allerhöchstes  Handbillet  vom  14.  September  1809  mit  dem  Ritter- 
kreuze belohnt. 

In  den  grossen  Kriegen  1813 — 1814  commandirte  Mecsdry,  seit  Mai  1813 
zum  General -Major  befördert,  eine  Brigade  in  der  Division  des  Feldmarschall- 
Lieutenants  Fürsten  Aloys  Liechtenstein.  Die  beiden  Regimenter  Reuss- 
Greiz  und  Vogelsang  waren  ihm  untergeordnet,  und  was  beide  an  den  Tagen 
bei  Leipzig,  in  den  Gefechten  bei  Lyon,  bei  Orchamp  en  Place  und  im 
südlichen  Frankreich  1814  geleistet,  kam  zumeist  auf  Rechnung  der  umsich- 
tigen Anordnungen  ihres  Generals ,  der  jede  Gelegenheit  zu  benützen  verstanden 
hatte ,  wenn  es  galt  die  Waffenehre  der  kaiserlichen  Fahnen  zu  fordern  und  zu 
heben. 

Mecsdry  blieb  dreizehn  Jahre  General-Major,  und  erwarb  sich  auch  in  der 
Friedensepoche  durch  rastlosen  Eifer  und  Thätigkcit  mehrfiiltig  die  Allerhöchste 


987 


denhoit,  namcntlicli  als  Brigadier  zu  Jlainz,  welclic  in  der  Verleihung  dor 
Likiberswürde  dos  ÖL  Infauterie-Regiineiits  (Februar  1822)  Ausdruck  fand. 

Naclidem  dieser  brave  Soldat  dem  Staate  46  Jahre  die  besten  Dienste  gelei- 
iiet  hatte,  «og  er  sich  im  Soptomber  1832  in  den  Ruhestand  und  starb  noch  im 
nimliclien  Jahre  am  2«i.  Deeember  zu  Linz, 


Fasching,  Karl  Freiherr  von,  General-Major  und  Inhaber  des  4.  Artillerie- 
BegimcDts,  ülterer  Bruder  des  Artillerie-Obersten  Johann  (s.  d.),  war  zu  Karl- 
iödl  1753  geboren,  und  durch  die  Fürsorge  des  General- Arti  11  eric-Directors  Für- 
iioi Liechtenstein  Tür  diese  Waffe,  welcher  er  mit  so  grosser  Auszeichnung 
imk  56  Jahre  gedient  hatte^  trefflich  vorgebildet. 

Im  letzten  Preussen*  und  Türkeukriege  hatte  sich  Fasching,  besonders  Lei 
der  Belagerung  von  Belgrad  ausgezeichnet;  die  Kriege  gegen  Frankreich  1795 
kb  1797  als  Hauptmann,  dann  1799  die  Schlachten  und  Gefechte  bei  der  Ober- 
ilaB-Armee  mitgemaeht,  und  wurde  von  den  commandirenden  Generalen  wegen 
idnea  Betragens  sowohl  in  den  Relationen  wie  auch  Öffentlich  mehrmals  belobt, 
b  Jahre  18CMD  war  Fasching  bei  der  feindliehen  Rlockirung  der  Festung  Ulm 
dl  ArtiUerie-Commandant  und  im  Jahre  IS09  als  Oberst  und  Artrllerie-Chef  beim 
S.  Anseeeorps  angestellt.  Hier  wohnte  er  den  Treffen  und  Sohlachten  bei  Lands- 
i^Qtf  Kcnmarkt ,  Ebelsberg,  Aspern  und  W  agram  bei,  und  wurde  wegen  ein- 
jithtsixiUer  Leitung  der  Artillerie  in  jedem  Armeeberichte  rühmlichst  genannt, 
fiubi^odere  hatte  Fasching  bei  Aspern  durch  tapferes  und  einsicbtsvolles 
Benekmen  bei  Verwendung  der  Ratterion ,  namentlicli  aber  wegen  der  höchst 
^ctkmiwsigcn  freiwilligen  Disposition  der  Munitions-Iicserve  am  22.  Mai  wescnt* 
W  fum  Erfolge  beigetragen,  und  wcitcrs  bei  Wag r am  durch  die  Aufstellung 
^l^t  Podriona- Batterien  auf  der  Anhöhe  hinter  Stammersdorf  gegen  das  Jager- 
k"*  links  hinaus  nicht  nur  allein  den  Rückzug  des  Corps  gedeckt,  sondern  auch 
wfcmercn  Verfolgung  deftFeindes  durch  das  gut  angebrachte  Feuer  der  Geschütze 
B»l*ll  gethan«  Obzwar  er  durch  ein  Stück  einer  zersprungenen  Granate  eine 
^■AcContTision  amFusae  erhalten,  so  blieb  er  dessen  ungeachtet  auf  seinem  Posten, 
^  Qidi  den  RUcksugsgefeehten  von  Korneuburg,  Stockerau  und  Oberhollabrunn 
^  er  Hieb  zurück,  um  auf  ilie  Ptlege  seiner  Wunde  Bedacht  zu  nehmen.  Seine 
^jcitit  der  Kaiser  ernannte  den  unisichtigen  Officicr  njit  jVi*nieebcfehl  vom 
äiOctober  1809  zum  Ritter  des  Tb ere«icn- Ordens,  und  ej[jnb  ihn  und 
••iiaii  Bruder  im  JKnner  1812  in  den  Freiherrnstand. 

Im  Deeeniber  181H  zum  General-Major  befördert,  übernahm  Fasehing 
ntuwid  der  Belagerung  von  Hüningen  im  Jahie  1814,  nacl»  der  mit  den  Genic- 
|i2aMral«jiDaDiio  und  De  do  vi  rh  gegen  Ende  März  erfolgten  Ankunft,  die  Führung 
'  ArdUerio.  Seiner  angestrengten  Thiitigkeit  gelang  es  schon  in  wenigen  Tagen 
(&.  Apiilj  ilmft  üchwere  Geschütz  einzuführen,  und  in  der  Nacht  vom  8*  auf  den 


988 


9.  waren  14  Batterien  mit  54  Gescbützen  vollendet.  Ein  heftiges  Feuer  aus  sämmt^ 
liehen  Batterien  am  11*  ertifinet,  welches  in  der  Stadt  und  Festung  bedeutenden 
Schaden  verursaclite  und  den  Sturm  vorbereitete^  bewog  den  CommanJanten  zur 
Übergabe  des  Platze«,  die  am  15.  erfolgte.  Im  folgenden  Jahre  wurde  Fasching 
Chef  der  Artillerie  bei  dem  ßelagerungshcerc  unter  dem  Feldzeugmeister  Erzher* 
zog  Johann  und  erneuert  vor  diesem  Platze  verwendet.  Später  zum  Inhaber  de« 
4.  Regiments  ernannt,  starb  Fasehing  al^  Arrillerle-Brigadier  zu  Bndweis  an) 
26.  August  1826. 

SOOVAUB  de  laBastide,  Franz  Friedrich  Freiherr,  General -Major,  zit 
Avignon  in  Frankreich  am  5.  August  1759  geboren  ^  war  der  Sohn  des  MardchaÜ 
de  camp  Peter  von  Scovau  d  und  im  August  1776  bei  Bcaulieu-Infantcrie  Nr,  58 
als  Cadct  unter  des  Kaisers  Falinen  getreten. 

Scovaud  hatte  im  Laufe  einer  40jiihngcn  Dienstleistung  19  Feldzügen  un< 
zwar  vom  bayerischen  Erbfolgekricgc  an  bi.s  zum  Jahre  1809  beigewohnt,  und  ij 
23  Schlachten  und  mehreren  minder  bedeutenden  Gefechten  mit  Auszeichnung 
gekämpft.  Insl>esondere  that  sich  dieser  brave  OfHcier  ijn  Kriege  gegen  die  nie^ 
deilondiscbcn  Insurgenten  als  Obcrlieutenant  im  Jahre  1789  hervor,  wo  er,  voi 
dem   commandirenden    General  d 'AI ton   zn  mehreren   geheimen  Expeditionen; 
berufen,  vorzügliche  Dienste  leistete.  Mit  einem  fliegenden  Commando  vonSOManfl 
Infanterie  und  12  Dragonern  sollte  er  jene  geistlichen  Häupter  mit  aller  Behufc« 
samkeit  zu  arretlren  suchenj  welche  man  an  der  Kevolution  betheiligt  glaubte,  um 
es  gelang  ihm  vier  derselben  einzubringen.  Ein  andermal  besorgte  Scovaud  di< 
Überführung  der  Universitätsbibliothek  und  der  Arcliive  von  Löwen  nach  Brüssel 
in  180  Wägen  mit  nur  120  Mann  Bedeckung  mitten  durch  die  Patrioten;  ein  drittel 
mal  endlich  überfiel  er  Tirlcraont  mit  einem  kleinen  Detachement,  hob  die  Rädcbf 
führer  auf  und  stellte  die  ujiterbrochene  Ordnung  wieder  her.  In  diesen  und  den 
Im  zum  Jahre  1794  nachgcfolglen  Kriegen  gegen  Frankreich  hatte  Scovaud  ali 
Oberlieutenaot  wtcfs  eine  tJonipagnie  comniandirt  und  kam  im  Mai  1799  zu  Baillct-^ 
Infanterie^  wo  er  im  September  1805  zum  Major  vorrückte. 

Im  Feldzuge  1809  commandirte  Scovaud  ein  Grenadicr-Bataillon  aus  dcÄ 
Divisionen  B  a i  1  i  e  t ,  K  c r p  e  n  und  D  e  u  1 8  c h m  e i s  t  c r  zusammengestellt.  Bei  dem 
Rückzuge  unserer  Armee  nach  Landshnt  am  2L  April  wurde  Scovaud  auf  der 
Anhöhe  rechts  der  nach  NeUJiiarkt  führenden  Stra^sse  aufgestellt,  um  die  zerstreutea' 
Truppen  aufzunehmen  und  den  Feind  «im  Vorrücken  zu  hindern.  Bald  darauf 
machten  die  Grenadier -Bataillone  Scovaud  und  Scharlach  die  Nachhut  de» 
rechten  Flügels.  Der  Feind  beisetzte  ein  an  der  Strasse  gelegenes  Gebäude,  aü* 
welchem  er  diese  Bataillone  beunrulugtc,  aber  daraus  vertrieben  ward.  Sco* 
vaud  machte  nun  auf  dem  weiteren  Marsche  allein  die  Nachhut  und  hielt  daa 
unabliis*ig  drängende  feindliche  Fussvolk  in  Respect.  Jetzt  erschien  Reiterei  und 


J 


1)89 


nadiie  Miene  in  Scovaiid^s  Grenadiere  ehiziihauenj  als  dieso  eben  Ocissen- 
kiMQ  erreichl  hatten.  Sofort  wurden  auf  dieses  Majors  Befehl  die  Eingange 
Jurch  Wägen  Terrainmelt,  und  sich  vor  der  feindlichen  Kelterei  gesichert.  Ein 
Kijttischc^  Chevauxlegers-Reginient  uinritt  den  Ort  und  wartete  his  die  Grenadiere 
im  Verfolge  des  weiteren  Rückzuges  ihn  zu  verlassen  genuthigt  sein  würden.  Sie 
tritejii  um  nicht  abgeschnitten  zu  werden,  in  Massen  formirt  den  weiteren  Marsch 
iD,  Hit  kaltem  Blute  wurden  die  feindlichen  Reiter  erwartet;  50  Schritte  hatten 
aiaieh  den  Massen  genähert,  da  commandirte  Scovaud  „Feuer",  und  dieses, 
«ohi  angebracht,  trieb  die  Feinde  mit  Hinterlassung  mehrerer  Todten  in  die  Flucht 
irad  Hess  sie  von  weiteren  Versuchen  abstehen. 

Am  »weiten  Schlachttage  bei  Aspern  wurde  Scovaud,  einige  Tage  früher 
t\m  Oberst-Lieutenant  befördert,  angewiesen  das  zum  Sturme  auf  Esslingen  vor- 
gfrückte  Bataillon  Scharlach  zu  unterstützen,  welchem  links  das  Grenadier- 
BiUillon  Kirchen  better  folgte.  Der  Schüttkasten  dieses  Ortes  war,  so  wie  der 
flariT!?(tossende  Friedhof  vom  Feinde  stark  besetzt  und  die  diesen  umgebende 
l.i  faA>  hohe  Mauer  durch  angebrachte  Schiessschai'ten  zu  einer  der  haltbarsten 
Vftnchanzungen  umgaschaifen.  Links  des  Friedhofes  waren  mehrere  feindlitho 
Qirde-Bataiilone  und  eine  durch  Cavallerie  gedeckte  Batterie  aufgestellt,  welche 
fiftferheerendes  Feuer  gegen  das  anrückende  Bataillon  S  ch  ar  lae  h  unterhielten. 
Dieiei  xrich  gegen  Enzersdorf  aus  und  Scovaud  als  Unterstützung  hätte  dieser 
Bfitjutig  folgen  sollen;  er  erkannte  aber  nur  zu  gut,  dass  durch  diese  Bewegung 
<hr  eigenüiche  Zweck,  das  Centrum  des  Feindes  zu  werfen  und  ihn  für  den  Rück- 
nfllber  die  Brücke  besorgt  zu  machen,  verloren  ging,  und  griff,  nachdem  er  das 
Qf46IIaQji  geschmolzene  Bataillon  Kirchenbetter  an  sich  gezogen  hatte,  mit 
ibflin  noch  160  Köpfe  zählenden  Bataillon  aus  freiem  Auf  riebe  ganz  allein  das 
kirtaifkig  vertheidigte  Esslingen  mit  dem  Bajoneto  an,  bemächtigte  sich  auch  des 
f^^ördliofeü  und  zwang  die  links  aufgestellten  Garden  zum  Weichen,  obgleich  er  in 
Wdcn  Flanken  beschossen  wurde.  Mangel  an  Munition  und  der  unglückliche  Irr- 
^liüm,  dass  Scovaud,  da  er  ohne  Unterstützung  sich  zu  weit  vorgewagt  und  von 
"5«Wn  Batterien  selbst  beschossen  wurde,  nöthigten  ihn  den  blutig  errungenen 
»Ortheil  aufzugeben  und  den  Rückzug  unter  heftigen  Belästigungen  anzutreten* 

Bei  Wagram  griff  Scovaud  am  6.  Juli  Früh  mit  seinen  Grenadieren  das 
l^rf  Aderklaa  mit  grosser  Bravour  an  und  behauptete  sich  darin  bis  zum  anbe- 
fcUencn  Rückzuge,  auf  welchem  ihm  nach  dem  verwundeten  Brigadier  General 
^Crr illc  das  Comniando  der  Brigade  zufiel-  Am  lU.  Juli  nahm  Scovaud  in 
^i  b«i  Puinlitz  und  im  Thaya-Thale  gegen  Mihlfraun  SteHung;  leistete  an  diesem 
T^t  sehr  wesentliche  Dienste,  indem  er  das  Vordringen  des  Feindes  auf  dem 
"cbtea  T!iayÄ-Ufer  durch  die  kluge,  thUtige  und  tapfere  Verwendung  seiner  Batail- 
^ÜB  MUT  Anlangimg  des  2.  Armeecorps  standhaft  hinderte  und  seine  Aufstel- 
IttÄf  wihread  der  ganzen  Dauer  des  Gefechtes  behauptete. 


990 

Von  gleichem  Erfolge  waren  dieses  umsichtigen  Stabs-Officiers  Anstalten  am 
11.  Juli  bei  der  Vertheidigung  von  Znaim  gekrönt,  da  er  sich  in  der  vortheilhaft 
gewählten  Position  bis  zur  Einstellung  der  Feindseligkeiten  behauptete. 

Das  Capitel  vom  Jahre  1810  erkannte  Scovaud  für  die  That  bei  Aspern 
das  Ritterkreuz  zu,  und  Seine  Majestät  verlieh  ihm  im  Mai  1837  den  statuten- 
mässigen  Freiherrnstand. 

Dieser  tapfere  Officier  musste  schon  zu  Ende  des  Jahres  1811  Wunden  halber 
in  den  Ruhestand  treten  und  erhielt  in  weiterer  Würdigung  der  langjährigen 
erspriesslichen  Dienste  den  Obersten -Charakter.  In  den  Jahren  1814  und  1815 
versah  er  zu  Parma  die  Stelle  eines  Stadt-  und  Militär -Commandanten,  kam  dann 
als^  Platz-Oberst  nach  Udine  und  zog  sich  im  Juli  1831  zum  wiederholtenmale  aus 
der  activen  Dienstleistung  zurück,  nochmals  durch  das  Wohlwollen  seines  Kaisers 
ausgezeichnet,  der  ihm  den  Charakter  eines  Greneral-Majors  verliehen  hatte. 

Scovaud  starb  zu  Wien  am  25.  December  1838. 

WEELAND,  Georg  Freiherr  von,  Feldmarschall -Lieutenant,  Inhaber  des 
9.  Husaren-Regiments,  zu  Farkasfalu  in  Ungarn  1764  geboren,  hatte  im  6.  Husaren- 
Regimente  vom  Cadeten  bis  zum  Obersten  und  Commandanten  38  Jahre  gedient, 
und  an  allen  Kriegen,  in  welchen  das  Regiment  in  Thätigkeit  gezogen  wurde,  aus- 
gezeichneten Antheil  genommen.  Cadet  im  September  1781,  zog  Wieland  als 
Oberlieutenant  gegen  die  niederländischen  Insurgenten,  machte  den  ganzen  Krieg 
bis  zum  Luneviller  Frieden  in  Deutschland  mit,  zeichnete  sich  als  Rittmeister  bei 
Würzburg  und  im  Treffen  bei  Biberach  aus,  und  focht  im  Jahre  1805  als 
Major  unter  General  Mecsdry  bei  Günzburg  mit  Auszeichnung. 

Es  ist  bekannt,  welchen  grossen  Antheil  dieses  Husaren  -  Regiment  an  den 
Tagen  von  Aspern  und  an  den  nach  der  Schlacht  von  Wagram  eingetretenen 
Rückzugsgefechten  hatte,  und  mit  welcher  Auszeichnung  dasselbe  die  Feinde  atta- 
quirte.  Wieland  theilte,  am  .15.  Mai  zum  Oberst -Lieutenant  befördert,  diesen 
Ruhm.  Als  in  der  Morgenstunde  des  22.  Mai  Kaiser  Napoleon  gegen  unser 
Centrum  seine  Hauptmacht  führte  und  sich  hier  ein  lang  anhaltender  Kampf 
entspann,  der  endlich  mit  dem  Rückzuge  des  Feindes  endigte,  machte  Wieland 
einen  besonders  glänzenden  und  tapferen  Angriff  in  die  linke  Flanke  der  feind- 
lichen Reiter  und  warf  diese  gehamischten  Männer  ungeachtet  des  heftigsten 
Widerstandes  mit  seinen  Husaren  über  den  Haufen,  wodurch  unserer  Cavallerie 
Zeit  verschafft  wurde  sich  zu  sammeln  und  das  gedrängte  Infanterie  -  Regiment 
Rohan  zu  retten.  In  den  Gefechten  bei  Hollabrunn  am  9.  und  10.  Juli  zeich- 
nete sich  Wieland  wiederholt  aus  und  wurde  in  der  Relation  öffentlich  belobt| 
für  die  tapfere  und  entschlossene  That  des  22.  Mai  aber  durch  Armeebefehl  vom 
24.  October  mit  dem  Ritterkreuze  belohnt.  Seine  Majestät  verliehen  ihm  auch 
im  September  1810  den  statutenmässigen  Freiherrnstand. 


991 


wlgendcn  FeldzUi^^en  wnr  Wieland  als  Oberst  und  Commandant  d€& 
Regiment,  nach  der  Sclilacht  bei  Lei pz  i g  bei  dem  Armcecoi*ps  des  Feldmarschull- 
üeutenante  Grafen  Bub  na  und  nahm  an  den  von  diesem  gelieferten  Gefechten 
Antheil;  das  blutigste  bestand  er  am  19.  Februar  1814  bei  Bourg  cn  Brosse, 
»0  er  mit  »einer  geringen  Abtlieilung  gegen  General  Musnicr  längeren  Wider- 
fiiod  leiaiete.  Ini  Jahre  1815  überschritt  er  bei  Gera-sheini  den  Khein  und  eillc  in 
i  Märsehen  durch  das  Elsass  bis  Strassburg  vor,  um  eich  mit  dem  Regi- 

lao  dem  Ende  Juni  unter  Coramando  des  Kronprinzen  von  Württemberg 
iiiligelLibten  Gefechte  zu  betheiligen^ 

Dieser  ausgezeichnete  Ilusaren-Officier  avancirto  ira  Juni  1819  zum  General- 
Mijorund  im  März  1831  zum  FeJdmarschall- Lieutenant ,  und  leistete  dem  Vater- 
kode 57  Jahre  treue,  aufopfernde  und  erspriessliche  Dienste.  Er  starb  zu  Kcs- 
mirk  in  Ungarn  am  25.  April  1849  in  dem  Greisenalter  von  86  Jahren. 

REUSS-KÖSTRITZ,  Ileiarich  XLIV.  Fürst  zu,   General  der  Cavallerie, 

ftheiioer  Rath,  Inhaber  des  7*  Husaren -Kcgimcnt^j  war  auf  dem  Schlosse  Küstritz 

m»  81.  März  1787  geboren,  und  succcdii-tc  seinem  Vater  Heinrich  XLIIl.  in 

danpAragUt  Küstritz  am  22.  September  1814.  An  der  Univcrsitiit  zu  Jena  machte 

tüchtige  Studien  in  jeder  Richtung  und  trat,  nachdem  er  sich  für  den 

Torbereitct  hatte,  gleiclisseitig  mit  einem  seiner  Brüder  in  kaiserliche 

9  wo  er  am  28.  April  1S04  bei  dem  Infanterie -Ilegimente  trraf  Kinsky 

47  aU  Oberheutenant  aufgenommen  wurde.  Am  1,  November  desselben  Jahres 

frais  £weiter  Rittmeister  zu  Blankenstein-IIusaren  (derzeit  König  von  Württem- 

kf|)ttod  wohnte  dem  Feldzuge  im  Jahre  1805  in  Deutschland  bei, 

Dio  Friedensepoche  verlebte  der  Fürst  vorerst  in  Orosstopoltschan,  dann  in 
Mnen  und  wurde,  als  das  Jahr  18ü9  Österreichs  Heere  unter  die  Waffen  rief, 
ttillfrs  zum  groa^en  General-Stabe  übersetzt  und  mit  der  Beförderung  zum  Major 
A Flügel- Adjutant  bei  Sr.  kaiserlichen  Hoheit  dem  Generalissimus  Erzherzog  Karl 
''«rwöidet.  Der  Fürst  entsprach  in  dieser  Anstellung  dem  geschenkten  Vertrauen 
*•  virilen  Grade.  In  allen  Gelegenheiten  dieses  denkwürdigen  Krieges  glünzte  er 
diieli  Utilfaf  Unerachrockenheit  und  einsichtsvolles  Handeln  und  benahm  sich 
itlich  bei  Aspern  tapfer  und  klug.  Als  General  der  Cavallerie  Graf  Belle- 
t  am  ersten  Schlachitagc  das  Regiment  Reuss -Plauen  zum  Angriffe  von 
üi  der  rechten  Flanke  dieses  Ortes  beorderte,  stellte  sich  Fürst  Reuss  an 
Spitze  eines  Bataillons  und  rief  den  Soldaten  zu:  j,Kinder,  folgt  mir,  auch 
Kb  bin  ein  Ileuss!'^  Da  er  beim  ersten  jVngriff  das  Pferd  unter  dem  Leibe  verlor, 
"J^er  zu  Fast*  die  brave  Truppe,  die  bekanntlich  mit  den  Regimentern  VogeU 
**Off  und  Rainer  unter  Commando  des  Generals  Wacquant  nach  einem 
^^tiiend^  stundenlangen  Kampfe  sich  Asperns  bemächtigten  und  alle  ferneren 
k  des  Feindes,   deren   letzter  ao)  22.  Mai   um  1  Uhr   nach  Mitternacht 


erfolgte  ,  zurlicksrli lugen.  Gleich  ausgezeichnet  bewies  sieh  der  Fürst  hi 
Wagram j  und  wurde  in  der  Kolattoii  über  diese  Schlaeht  mit  besonderem  Lob 
erwähnt.  An  dem  Absehlusse  des  WafFenstillstaiides  zu  Znaim  hatte  der  Pr'm 
grosses  Verdienst;  er  war  einer  derjenigen^  welche  die  schwierige  Frage 
Geschick  und  Vorthcil  zu  h'iscn  verstanden.  Sein  tapferes  Benehmen  bei  Aspen 
wurde  durch  Armeebefehl  vom  24.  Octobcr  1801)  mit  dem  Kitte  rkrcusB 
gelohnt. 

Begeistert  für  Deutachlands  Sachcj  war  der  Fürst  ein  entschiedener  Gegm 
des  gewaltigen  Mannes  jener  Zeit,  und  als  das  Jahr  1812  eine  Coalition  OsU^ 
rolchs  mit  Frankreich  gegen  Russland  ins  Leben  rief,  vermochte  er  nach  seim 
Überzeugung  nicht  für  Jenen  das  Schwert  zu  ziehen»  dem  er  jedesmal  ent 
gegen  zu  treten  gewünscht  hätte.  So  kam  es,  dass  der  Fürst  im  Juni  jem 
Jahres  den  kaiserlichen  Diensten  als  Oberst  -  Lieutenant  entsagte  und  nnh 
einem  anderen  Banner  dasjenige  für  den  Augenblick  zu  erreichen  suchte,  was  ih: 
in  der  liebgewordenen  kaiserlichen  Armee  durch  Verhältnisse  vorübergeh en< 
entzogen  blieb. 

Mit  dem  General  Grafen  Wall mo den  eilte  er  vorerst  nach  Schweden ^  vo| 
dft  aber  nach  England,  wo  ihm  als  Oberst-Lieutenant  das  Conimando  eines  Jägei 
Bataillons  in  der  britisch  -  deutschen  Legion  anvertraut  wurde.  Mit  dieser  Trupp! 
focht  er  unter  Wellington  in  Spanien  und  folgte  dem  Siegeszuge  des  ITerzo; 
auf  den  franzüsischcn  Boden.  Er  nahm  an  allen  bedeutenden  Vorfällen  rUhmlichei 
Antheil  und  trug  zwei  ehrenvolle  Wunden  davon.  Als  der  erste  Pariser  Friede  di 
Ruhe  Europa'»  anscheinend  gesichert  hatte  ^  verHess  der  Fürst  die  englisch 
Dienste  und  begab  sich  zum  Congresse  nach  Wien.  Hier  machte  er  sich  um  jea< 
Zeit  durch  Geist  und  durch  seine  echt  deutsche  Gesinnung,  die  er  selbst  in  dei 
schw^eren  Zeit  der  napoleonischen  Ilerrscliaft  niemals  verläugnet  hatte ,  heraerfc 
bar.  Die  Landung  Napoleon*s  in  Frankreich  hatte  die  Mächte  nochmals  unU 
die  Watten  gerufen;  der  Füllst  bat  um  Wiederanstellung  in  der  kaiserlichen  Armei 
und  erhielt  sie.  Ln  April  1815  %vard  er  dem  11.  Lifanterie  -  Regimcnte  Krzherzo 
Rainer  als  Oberst-Lieutenant  beigegeben;  doch  da^  schnelle  und  glückliche  End< 
dieses  Kampfes  gab  ihm  nur  Gelegenheit^  der  Belagerung  von  Hüningen  beizu 
wohnen.  Später  folgte  er  mit  dem  Regimente  in  das  grosse  Liistlager  nach  Dij 
im  October  1815,  und  blieb  dann  bei  der  Occupations -Armee  in  Frankreich 
Oberehnheim  in  Garnison. 

Fürst  Reuss  stand  dann  dem  6,  Husaren -Regimente  durch  eilf  Jahre  al 
Oberst  vor  und  wurde  nach  und  nach  Fcldmarschall- Lieutenant  und  commandi 
render  General,  vorerst  in  Slavonien  und  Sirmien,  dann  in  Mähren  und  Schlesiej 
Am  1.  December  1848  trat  er  als  General  der  Cavallerie  In  den  Ruhestand;  < 
lebte  auf  seiner  Herrschaft  Ernstbruan  im  Marchfelde,  wo  er  am  16.  Septembi 
1856  das  Zeitliche  besehloss. 


4.  Ucee 

W        n 


H^HÜi^HHiMr        993  ^^^^^^^H^^ 

KINSKY  von  Clüiiitz  und  Tettau,  Ferdinand  Jolmnn  Nep.  Joseph 
FQtsI,  Oberst,  Enkel  des  grossen  Fürsten  Ulrich  (s,  d.),  war  zu  Wien  am 
iDeceniber  1781  geboren.  Er  succcdirte  seinem  Vater  Joseph  am  11.  August 

ia  der  fürstlichen  Würde  und  glänzte,  wie  alle  Kinsky,  durch  die  schönen 

den :  Patriodsmus  und  Tapferkeit. 

Bek&nntlieh  wurde  im  Juli  18ö8  die  Landwehr  ins  Leben  gerufen,  der  Fürst 
•teilte  sich  als  Major  und  Commandatit  an  die  Spitze  des  L  Rakonitzer  Batiiillons, 
tnl  bei  Ausbruch  desKi'ieges  in  das  2*  Bataillon  der  Erzherzog  Karl-Legion  (LMärz 
1809)  und  kiimpfte  mit  diesem  die  grossen  Schlachten  jener  Zeit  so  ruhmvoll  mit^ 
iisscr  »m  Schlachtfelde  von  Aspern  für  die  in  Gegenwart  des  Erzherzogs  Gcnc- 
^oÜBsimo»  vollführten  Thaten  mit  AiTOeebefehl  vom  24.  Mal  mit  dem  Rittcr- 
^Breuse  geschmückt  wurde.  In  jenem  entscheidenden  Momente,  wo  die  feindliche 
^B^LVillerie  das  erste  Treflen  unserer  Infanterie  zu  sprengen  versuchte  ^  leistete  der 
Pörnmit  seiner  Legion  heldenniüthigen  Widerstand  und  eiferte  durch  rülimliches 
Beispiel  die  Truppe  zu  jener  heroischen  Standhaftigkeit  und  Ausdauer  an,  der  es 
»llcia  müglicJi  wTirde  den  vorderbendrohenden  Angriffen  der  feindlichen  Eisen- 
nl&o^  mbinlichen  Trotz  zu  bieten. 

Im  Oetober  desselben  Jahres  wurde  der  Fürst  Oberst-Lieutenant  bei  dem  neu 
nfg«»teUieJi  böhmisch -ständischen  Dragoner-Regimente,  kam  nach  Reducirung 
ditiei  Regiments  (am  L  November)  zu  Klenau-Chevauxlcgcrs  und  im  Mai  1812 
w  8difWÄr«enherg-L^lilanen,  Hier  hatte  er  kaum  die  Ernennung  zum  Obersten 
<^teij,  als  das  L'nglück  wollte,  dass  er  am  3.  November  1812  zu  Weltrus  bei 
P^  diireh  einen  Sturz  vom  Pferde  sein  hoffnungsvolles  Leben  einhüsste. 

MüllHAKK  von  Marchfeld,  Georg  Freiherr^  Major^  w*ar  zu  Aschaffenburg 
iniMre  1766  geboren.  Dieser  durch  die  Schlacht  von  Aspern  berühmt  gewor- 
den tapfere  Krieger  hatte  schon  im  17.  Jahre  bei  dem  Infanteric-Regimcnte 
Michael  Wallis  Nr.  11  als  Cadct  seine  Laufbahn  begonnen,  allen  Kriegen  gegen 
JitPfcrtis  und  Frankreich  beigewohnt,  den  ersteren  als  Fähnrich,  dann  die  Bela* 
{"Bmif  von  Val enden nes  1793,  jene  von  Mastricht  als  Oberlicutenant,  die 
BiUidit  hei  Castigliano  1796  und  die  vielen  Gefechte  in  Graubündten  im 
Jikr»  1799  als  Hauptmann  mitgemacht. 

Es  war  in  jenem  entscheidenden  Augenblicke,  *als  Erzherzog  Karl  am  ersten 

SAMittago  von  Aspern  die  Corps-Commandantcn  Hiller  uod  Bellegarde 

•^^^ttte,  dissen  Ort  um  jeden  Preis  zu  nehmen.  General  Wactjuant  führte  die 

^^F^fifin  Regimenter  Vogelsang,  Reuss -Greiz  und  Rainer.  Wie  der  Sturm 

^^B^t,  tMo  man  die  Worte:  „Fürs  Vaterland!  muthig  vorwärts.*^  Der  sie  gespro- 

^^%  ^rir  Erzherzog  Karl,  der  eben  herbeigesprengt  kam.  Da  ruft  Murmann, 

Hauptmann,    gleichsam    das  Echo   seiner  Braven:     „Tausend  Leben  für 

Erzherzog,  mir  nach!^  und  tritt  den  Stürmenden  voran.  „Wohlan,  Herr 

63 


994 

Major !*^  entgegnet  der  erlauchte  Generalissimus ,  ;,fuhren  Sie  das  Bataillon  zum 
Siegel*^  Und  so  geschah  es!  die  Mauern  des  Kirchhofes  werden  erstürmt,  Aspern, 
das  12,000  Mann  der  besten  feindlichen  Truppen  vertheidigen,  wird  erobert. 
Murmann  ist  einer  der  Ersten,  der  in  die  Verschanzungen  eindringt  und  seinen 
Braven  das  Beispiel  kaltblütiger  Entschlossenheit  gibt  Diesen  Heldenmuth  lohnte 
der  Generalissimus  noch  auf  dem  Schlachtfelde,  indem  er  Murmann  mit  Armee- 
befehl vom  24.  Mai  im  Namen  Seiner  Majestät  zum  Ritter  des  Maria  Theresien- 
Ordens  ernannte. 

Im  Jänner  1811  wurde  er  in  den  statutenmässigen  Freihermstand  erhoben 
und  kurze  Zeit  darnach  pensionirt.  In  den  Befreiungskriegen  liess  sich  Murmann 
als  Commandant  des  Sanitäts-Bataillons  mit  grossem  Eifer  verwenden,  und  erhielt 
nach  Auflösung  desselben  im  December  1816  den  Befehl  über  das  2.  Landwehr- 
Bataillon  von  Herzog  von  Wellington-Infanterie. 

In  dieser  Anstellung  beschloss  der  würdige  Soldat,  dem  der  grosse  Erzherzog 
Karl  zeitlebens  ein  gnädiger  Gönner  geblieben,  seine  thatenreiche  Laufbahn  am 
23.  JuU  1820  zu  Prag. 

PORÜBSKY,  David  von,  Oberst-Lieutenant,  zu  Pressbui'g  geboren,  diente  vom 
gemeinen  Soldaten  durch  alle  unteren  Grade  bei  Loudon-Infanterie,  machte  den 
Türkenkrieg  als  Feldwebel,  dann  als  Adjutant  des  13.  Infanterie-Regiments  mit, 
wohnte  dem  Feldzuge  in  Italien  1795  als  Lieutenant,  der  Schlacht  von  Castiglione 
als  Oberlieutenant  bei  und  wurde  zur  Belohnung  seiner  eifrigen  Verwendung  im 
Mai  1797  als  Hauptmann  in  das  croatische  Grenz-Freicorps  Zulechner,  und  nach 
Auflösung  desselben  in  das  7.  leichte  Bataillon  Schmelzern  eingetheilt,  mit  wel- 
chem er  die  Kriege  in  Italien  1799  und  1801  mitfocht. 

Nach  dem  Luueviller  Frieden  in  das  Infanterie -Regiment  Hieronymus 
Colloredo  Nr.  33  übersetzt,  commandirt  Porubsky  im  Jahre  1809  als  Major 
das  2.  Bataillon.  Diese  Truppe  gab  in  der  denkwürdigen  Schlacht  von  Aspern 
am  22.  Mai  unter  seiner  Anführung  so  grosse  Beweise  beispielloser  Beharrlichkeit 
und  unerschütterlichen  Muthes,  dass  dem  tapferen  Commandanten  hiefür  im  Nach- 
trags-Capitel  vom  Jahre  1811  das  Ritterkreuz  zuerkannt  wurde. 

Der  Feind  hatte  unter  dem  Schutze  eines  in  der  Morgendämmerung  des  22. 
plötzlich  entstandenen  Nebels  das  Bataillon,  welches  bei  Stadl-Enzersdorf  im 
ersten  Treffen  am  äussersten  linken  Flügel  der  Armee  stand  und  eben  im  Vor- 
rücken begriffen  war,  mit  vieler  Cavallerie  von  allen  Seiten  angefallen.  Die 
Geistesgegenwart  des  Majors  liess  ihn  mit  gefälltem  Bajonet  und  in  dem  entschei- 
dendsten Augenblicke  mit  einer  so  erfolgreichen  Decharge  empfangen,  dass  er  mit 
grossem  Verlusts  umkehren  musste.  Diese  Angriffe  wurden  fünfmal  stets  mit 
frischer  Reiterei  wiederholt,  denn  was  anfangs  mit  Chasseurs  nicht  bewerkstelligt 
werden  konnte,  suchte  man  durch  die  Garde  elites,  Husaren  und  Grenadiere 


995 


■ibo 


zu  crzweckcn,  allein  jeder  neue  AngrilF  wurde  mit  gloieliem  Muthe  und 
lerselben  Entachlossenlieit  abgewiesen  nnd  den  Franzosen  ein  soleh  namJiafter 
Sdbden  beigebracht,  dass  die  Generale  ungeachtet  aller  Bemühung  und  Aufmun- 
tenmfr  die  Truppen  zu  keinem  neuen  Angriffe  vermügen  konnten*  Es  war  ausser 
tllm  Zweifel ^  dass  dieses  Bataillon  durch  seine  Standhaftigkeit  zum  glüekliehcn 
Effolge  des  Tages  viel  beigetragen  hatte,  denn  würde  es  dem  Feinde  gelungen  sein, 
Üe  iof  dem  Flügel  gestandene  eräte  Masse  —  Porubky'a  Bataillon  —  zu  zer* 
itrenen,  so  würe  es  Ihm  dann  ein  Leichtes  gewesen,  mit  der  zahh  eichen  Cavallerie 
die  Vortheile  weiter  zu  verfolgen,  das  offene  Terrain  rückwärts  Stadl-Enzersdorf 
in  £:ewinnen^  die  wenigen  Truppen  der  5.  Colonne  in  Unordnung  zu  bringen,  seine 
Mifht  zu  entwickeln  und  schliesslich  unsere  Armee  in  Flanke  und  Klicken  zu 
flehmeii*  Major  Po ru  bsky  erwarb  also  durch  seine  klugen  und  zweckmässigen 
lordimngen,  sdbst  bewiesene  Standhaftigkeit  und  Erhaltung  der  Ordnung  einen 
ITfOM«!  Antbeil  an  dem  giüeklichen  Ausgange  jenes  Tages,  wie  ihm  auch  der 
duBaUge  (leneral-Quartienneisterstabs-Chcf  des  4,  Armeecorps,  Oberst  Quo s- 
dtnovicfa^  bezeugte:  „dass  durch  seine  That  der  erste  Schwall  eines  weit  Über- 
^  lynen  Feindes  gebrochen  wurde,  sein  äusserst  standhaftes  Betragen  die  weiteren 
^HTarsaebe  des  Gegners  unausführbar  machte  und  hiedurch  alle  üblen  Folgen  ent- 
^■hnik  wurden,  welche  bei  Weichung  dieses  Bataillons  dem  linken  Flügel  unserer 
^^AnfitpUnng  unvermeidlich  treffe a  muyaten.*' 

i  Naehdem  Poruhsky  das  Vorhaben  des  Feindes  so  ruhmvoll  vereitelt  hatte, 

blieb  er  mit  dem  Bataillon  unter  dem  ununterbrochenen  feindlichen  Kanonen-  und 
titifiketenADuefi  welches  er  in  der  Fronte  sowohl  als  in  der  Flanke  von  der  Insel 
InriiiiizuhBlten  liatte,  bei  einem  nicht  unbedeutenden  Verluste  standhaft  und  kalt- 
litehen  und  hohauptete  die  ihm  angewiesene  Stellung  bis  an  dus  Ende  tler 
ht.  Mit  gleicher  Auszeichnung  wohnte  Po rubsky  in  der  Division  Bi an  chi 
'eldzugc  gegen  Russland  als  Oberst-Lieutenant  bei»  mnsste  aber  schon  im 
^*'  1813  MÄcU  einer  dreissigjährigen  Dienstleistung  der  vielen  Wunden  wegen  die 
"*i^eo  Dienste  verlassen. 

sUrb  in  seiner  Geburtsstadt  am  22.  September  1835  im  80.  Lebensjahre, 


VERNUOLZ  von  Vernwald,  Christoph  Freiherr,  Hauptmann,  zu  Westen- 
ß^  Jüi  preussischen  Regierungsbezirke  Minden  1775  geboren.  Als  das  Regiment 
^Qö- London  im  Jahre  1790  im  niederrheinischen  Kreise  aufgestellt  wurde, 
*"•  aieh  Vern holz  als  Gemeiner  in  dasselbe  einreihen  und  wohnte  den  feind- 
I  Actionen  bis  September  1793  als  Unterofficier,   dann  aber  bis  zur  Umfor- 
a&Be»  Regiments  in  das  3.  und  4.  leichte  Bataillon  1798  als  Unterlieutenant 
^en  Kriegen  1799  bis  1801  bei  dem  ersteren  Bataillon  als  Oberlieutenant  bei. 
Nach  dem  Luneviller  Frieden  wurde  Vernholz  in  das  11.  Infanterie-Regi- 
Flnherzog  Rainer  eingetheilt  und  hier  im  Februar  1809  zum  Hauptmann 

«3* 


996 

befördert«  Diese  Epoche  war  es,  welche  der  aasgöBeichnetenStandhaffigkeit  Vern- 
holz*«  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1810  das  Ritterkreuz  einbrachte. 

Unsere  Trappen  konnten  ihre  in  der  Nacht  vom  21.  anf  den  22.  Hai  1809  im 
Dorfe  Aspern  genommene  Stellang  in  Folge  der  darch  ononterbrochenes  nachts- 
liches  Feuer  überkommenen  Erschöpfung,  Hangels  an  jeglicher  Hanition  und  der 
nicht  erfolgten  Ablösung  durch  neue  Trupp^i,  am  nächsten  Horgen  bei  einem 
heftigen  feindlichen  Angriffe  nicht  mehr  behaupten  und  mussten  sich  unter  Com- 
mando  des  das  Dorf  bisher  besetzt  haltenden  Generals  and  Brigadiers  Ton  Wac- 
quant  bis  in  den  rückwärts  des  Dorfes  befindlichen  Kirchhof  zurückziehen.  Bei 
dieser  Gelegenheit  bemerkte  Hauptmann  Vernholz,  der  an  dem  rechts  seitwärts 
des  Dorfes  strömenden  Bache  postirt  war,  das  schnelle  Vordringen  des  Feindes 
und  suchte,  statt  der  retrograden  Bewegung  der  Besatzung  von  Aspem  zu  folgen, 
mit  vorzüglicher  militärischer  Beurtheilung,  Raschheit  und  Tapferkeit  die  ausser- 
halb des  Ortes  befindlichen  Scheuem  aus  eigenem  Antriebe  noch  vor  dem  Feinde 
zu  gewinnen.  Dies  gelang  ihm,  und  nun  brachte  er  viele  Schiesslöcher  an  und 
eröffnete  aus  denselben  von  allen  Seiten  ein  so  hefdges  und  anhaltendes  Feuer 
gegen  den  aus  der  Aue  und  dem  Dorfe  (der  Gegend  des  Kirchhofes)  in  grosser 
Anzahl  vorrückenden  Feind,  dass  er  den  mit  der  Stärke  der  äusserst  muthigen 
Besatzung  der  Scheuem  unbekannten  Gegner  nicht  nur  aufhielt,  sondern  durch 
mehrere  Ausfalle  sogar  zurückschlug  und  sich  volle  vier  Stunden  darin  behaup- 
tete. Endlich  wurden  die  Scheuem  durch  Granaten  in  Brand  gesteckt  und  Vern- 
holz  gezwungen  sie  zu  verlassen.  Doch  hielt  der  tapfere  Officier  vor  selben  so 
lange  aus,  bis  das  Dorf  durch  das  Corps  des  Feldmarschall-Lieutenants  Baron 
Hill  er  neuerdings  genommen  wurde,  allerdings  mit  nicht  unbedeutendem  Verluste, 
da  seine  brave  Division  in  diesem  mörderischen  Kampfe  1  Officier  und  85  Hann 
an  Todten,  Verwundeten  und  Gefangenen  einbüsste. 

Dieser  tapfere  Krieger,  im  Juli  1812  in  den  Freihermstand  erhoben,  starb 
schon  am  23.  April  1817  in  der  activen  Dienstleistung  des  Regiments  zu  Prag. 

BlENEPELD  von  Löwenkron,  Wilhelm  Freiherr,  Major,  zuEgerals  Com- 
raandant  des  1.  Landwehr-Bataillons  von  Herzogenberg-Infanterie  am  29.  October 
1823  gestorben,  war  zu  Lippa  in  Ungarn  1776  geboren.  Bienefeld's  Vorfahren 
waren  schon  im  16.  Jahrhunderte  unter  dem  Namen  Beenfeld  als  tapfere  Krie- 
ger bekannt;  der  im  Jahre  1720  verstorbene  Sigismund  Beenfeld  bekleidete 
den  Rang  eines  Generals,  und  bis  auf  unsere  Zeit  dienten  fast  alle  Glieder  dieser 
Familie  theils  im  kaiserlichen,  theils  im  dänischen  Militär.  Auch  Wilhelm's 
Vater  machte  hievon  keine  Ausnahme,  da  er  durch  34  Jahre  den  Reihen  des  öster- 
reichischen Heeres  angehörte. 

Unser  Bionefeld  hatte  im  Kriege  gegen  die  Pforte  als  Fahnen -Cadet 
bei  dem  Infanterie-Regimente  Ulrich  Kinsky  (dermalen  Graf  Degenfeld) 


997 

^leinc  Laufbahn  begonnen  und  während  der  Iviiege  gegen  Frankreicli  bei 
fielea  Gelegenheiten  sich  bemerkbai*  gemacht^  so  namentlich  als  Oberlieutenant 

Iki  der  Belagerung  der  Festung  Co ni  im  Jahre  1799,  wo  Feldmarschall-Lieule- 
&&ot  Fürst  Liechtenstein  in  der  Rektion  ihn  unter  den  Ausgezeickneten 
afÜbrt 

In  der  Schlacht  von  A  s  p  e  r n  conimandirtc  B  i  e  n  e  f e  1  d  als  Hauptmann  das 
IBitAillon.  Am  zweiten  Sclilachttago  (22.  Mai)  tuhrte  er,  als  der  Feind  Aspern 
feoommen  und  Alles  aufzubieten  versucht  hatte,  um  sichln  dessen  höchst  ^vaehtlgem 
Beutst  zu  behaupten,  seine  Tryppen  bei  dem  angeordneten  Sturme  mit  so  vieler 
KlagLeit,  persönlicher  Tapferkeit  und  Aufinunterungj  dassibm  von  dem  Verdienste 
dir  Wiedereinnalime  und  ferneren  Behauptung  dieses  wichtigen  Punctcs  der 
itMlitlicliste  Antheil  zukam.  Mit  seinen  braven  Kriegern  hatte  Biene feld  den 
aidi  einem  »ehr  hartnäckigen  Widerstände  aus  den  vorderen  Gräben,  vom  Kirch- 
bofeimd  endlieh  aus  dem  Orte  geworfenen  Feind  bis  in  die  hinter  demselben  gele- 
gene Au  verfolgt  und  sieh  vor  Aspern  ungeachtet  der  angestrengtesten  Bemühung 
da  Feindes  und  der  eingeti-etenen  Ermattung  der  eigenen  Truppe  bis  Nachmittags 
2  Ckr,  da  seine  Ablösung  erfolgte,  auf  das  Rühmlichste  behauptet.  Mit  Armee- 
MlUvom  24*  October  wurde  ihm  das  Ritterkreuz,  und  im  Jahre  1814  der 
IVtäcrmstand  zu  Theil. 

Auch  die  Feldzüge  1813  bis  1815  machte  ßienef  eld  nnt,  ward  mehrmals 
i^crwundet  und  in  Folge  dessen  im  Jahre  1816  mit  Majors-Charakter  in  den  Ruhe- 
stand versetzt.  1819  erhielt  er  das  Commando  eines  Landwehr-Bataillons. 


1  fiele 


DiETBICU  von  IIermannsberg,Emanijei  Freiherr, Feldmarschall-Lieutc- 
Mt,  Sohn  des  im  Jahre  ISUl  als  Artillerie-Obcrst-Licutenant  geadelten  PetcrD  i  c  t- 
''{cbjWarzuMecheln  imjahre  1771  geboren.  Die trichwurdcim April  1786Kano- 
"^1  machte  den  Turkenkrieg  als  Bombardier  mit,  und  gab  schon  bei  Belgrad  so 
,^le Beweise  von  Muth  und  Entschlossenheit,  dass  er  zum  k.  fc.  Cadetcn  ernannt 
le.  Allen  Kriegen,  welche  das  Erzhaus  von  dieser  Epoche  an  biszum  Jalire  1815 
n  mujiste,  wohnte  Dietrich  bei  und  nahm  an  58  Sehlacliten,  üefechten  und 
Mifüningen  Theil.  Für  erneuert  abgelegte  Proben  seines  Muthes  vor  Valcnci- 
^Doe«  und  le  Quesnoy  wurde  er  im  November  1793  zum  Lieutenant  im  dritten 
8«gimeiite  befordert.  Im  Feldzuge  des  folgenden  Jahres  bei  dem  Corps  des  Fcld- 
*^*iclitll- Lieutenants  Blankenstein  cingctheilt  und  mit  seiner  Batterie  der 
"%idedeÄ  dctacliirtenGeneralsGrafenMercandin  zugewiesen,  hatte  sich  dieser 
'•pfcre  OfBcier  durch  Erbauung  einiger  Verschanzungen  und  deren  Vertheidigung, 
•«der  Feind  am  24»  April  bei  Saarburg  die  Saar  überschreiten  wollte  und 
''i'liskgeaeh lagen  wurde,  mit  besondereui  Vorthcil  verwenden  lassen,  machte  sieh 
^Mbttopt  in  diesen  Kriegen,  bei  der  Armee  in  Deutschland  thätig,  durch  aus- 
ftrtclaoeic  Dienätlcistung   häufig   bemerkbai-,    was  auch  von    dem   damaligen 


998 

Feldartillerie-Director  Feldzeugmeister  Graf  Coli o red o  und  in  den  bezüglichen 
Relationen  auf  das  Ehrenvollste  erkannt  wurde. 

Im  Jahre  1799  kam  Dietrich  mit  seiner  Cavallerie-Batterie  zur  Beichs- 
contingents-Armee,  wo  er  im  Treffen  bei  Liptingen  (24.  März)  den  schnell  vor- 
dringenden Feind  durch  eine  Strecke  von  drei  Stunden  aus  verschiedenen,  hart- 
näckig vertheidigten  Positionen  in  den  Wald  zurückwarf.  Gregen  Abend  wollte  der 
Feind  mit  verstärkter  Macht  eine  links  liegende  Anhöhe  in  der  Flanke  gewinnen, 
wurde  aber  durch  Die t rieh's  entschlossenes  Entgegentreten  mit  Verlust  von  drei 
Geschützen  erneuert  geworfen.  Eben  so  glücklich  verhinderte  er  am  folgenden 
Tage  bei  Stockach  das  schnelle  Vordringen  der  Franzosen,  erleichterte  unserer 
Avantgarde  den  Rückzug,  und  hielt,  ungeachtet  einer  erhaltenen  Contusion,  den 
Wald  bei  Stockach  durch  drei  Stunden  und  so  lange  fest,  bis  die  vom  Erzherzoge 
Karl  beorderten  ünterstützungstruppen  anlangen  konnten  und  den  Sieg  entschieden. 
Bei  Biberacham  9.  Mai  vereitelte  Dietrich  durch  Behauptung  der  Anhö'he 
von  Ober-Reiti,  welche  von  7  Uhr  Früh  bis  3  Uhr  Nachmittags  wiederholt 
bestürmt  wurde,  sowohl  das  Debouchiren  als  das  Entwickeln  des  Feindes,  und 
erleichterte  der  Avantgarde  das  Übersetzen  des  Flusses  und  die  Aufstellung  jenseits 
desselben.  Bei  dem  am  Abend  fortgesetzten  Rückzuge  deckte  Dietrich  denselben 
mit  dem  geringen  Reste  seiner  Bemannung  so  glücklich,  dass  noch  drei  Compagnien 
des  W  u  r  m  s  e  r  'sehen  Freicorps,  welche  sich  im  Walde  zerstreut  hatten,  gerettet  wer- 
den konnten.  Mit  gleicher  Auszeichnung  dirigirte  er  seine  Batterie  im  Gefechte  bei 
Illerdissen  am  3. und  in  der  Schlacht  bei  Neresheim  am  23.  Juni,  vorzüglich 
aber  in  dem  Treffen  bei  Feucht,  nächst  Nürnberg,  am  18.  December.  Hier  that 
er  dem  heftigen  Vordringen  des  Feindes  beinahe  allein  Einhalt,  indem  er  sich  durch 
das  Gewehrfeuer  der  feindlichen  Flankier  nicht  abhalten  liess  mit  zwei  Kanonen 
auf  einem  offenen  Platze  des  Waldes  rechts  von  der  Chaussde  aufzufahren  und  die 
Absicht  des  Feindes,  mit  Macht  durchzubrechen,  zu  vereiteln.  Durch  diesen  kühnen 
und  schneU  ins  Werk  gesetzten  Entschluss  wurde  der  links  im  Walde  zu  weit  vor- 
gedrungenen österreichischen  leichten  Infanterie  die  Gelegenheit  verschafft  zurück- 
zukehren, die  sonst  der  Gefangenschaft  nicht  entgangen  wäre,  so  wie  das  auf  der 
schmalen  Chaussee  im  Walde  gestandene  Infanteriegeschütz  mit  Munitionskarren, 
welches  wegen  der  durch  demontirte  Geschütze  und  Fuhrwerke  entstandenen 
Stockung  nicht  vorwärts  konnte,  aus  des  Feindes  Händen  gerettet  wurde. 

Dietrich,  im  Jänner  1801  zum  Oberlieutenant  befördert,  hatte  schon  durch 
diese  letztere  That  Anspruch  auf  das  für  die  Tage  von  Aspern  im  Ordens- 
capitel  vom  Jahre  1810  zuerkannte  Ritterkreuz,  versäumte  aber  die  anbe- 
raumte Frist  zur  Bewerbung  um  dasselbe.  In  dieser  Schlacht  hatte  er  als  Haupt- 
mann mit  seinen  Batterien  so  Vorzügliches  geleistet,  dass  die  ausgezeichneten 
Dienste  in  der  Relation  besonders  angerühmt  wurden.  Aus  eigener  Disposition 
wusste  Dietrich  diese  so  zu  dirigiren,  dass  durch  deren  Feuer  dergrö'sstc  Theil  des 


999 


(nodücheii  Geacliützes  zum  Schweigen  gebrachtj  auch  als  unsere  Infanterie  Aspern 
gCfltärtüt  hatte,  der  Theil  gegen  Esslingen  gesichert  uod  die  Inlanterie  in  den  Stand 
ptfM  wurde,  die  anrückenden  feindlichen  Colonnen  zurückzuwerfen,  da  der 
Fciod  durch  das  herbeigeführte  Schweigen  seiner  Geschütze  eine  namhafte Unter- 
Mütittn^  verlor.  Als  am  22,  vor  Tagesanbruch  die  Franzosen  mit  aller  Heftigkeit 
•af  Aspern  stürmten,  war  er  der  Erste,  der  mit  zwei  Battencn  aus  eigenem 
Aiitriebe  sogleich  herbeieilte  und  dem  Feinde  links  von  Aspern  Widerstand  leistete, 
yiiDittlerwoJIe  die  anderenBatteriendie  Position  erreichen  konnten.  Nichts  hinderte 
Ml  eotschlosjäenes  Vorrucken ,  un<reachtet  er  durch  das  heftigste  Infanteriefeuer 
Tide  Leute  and  Pferde  von  seiner  Batterie  verloren  hatte  — und  seine  kaltblütige 
klu^  DiÄpoöition,  deren  Folge  eine  zweckmässige  Wirkung  auf  sehr  nahe  Distanz 
war,  um  die  Franzosen  das  Feuer  verheerend  fühlen  zulassen.  Nachdem  Dietrich 
dem  heftig  angreifenden  Feinde  fünf  Stunden  im  Infanterie*  und  Kartätsehenfeuer 
ti^srea  Widerstand  geleistet,  wurde  er  durch  beide  Schultern  schwer  verwundet 
uri  war  gezwungen  sich  vom  Schluchtfclde  tragen  zu  lassen.  Kurz  vor  dieser 
VennmduDi^  zündete  ein  feindlicher  Granaten wurf  den  Schusskeil  eines  Muni- 
lidiidLaiTen  leuier  unterhabenden  Batterie^  der  mit  Heu  beladen  war;  Dietrich 
rin  iu  brennende  Heu  herab,  hieb  den  Schusskeil  ab  und  rottete  dadurch  mehrere 
ifl  der  Nähe  gestandene  Munitionskarren,  die  der  unvermeidlichen  Explosion  aus- 
^tiotit  gewesen  wären.  Seine  Leute,  hiedurch  aufgemuntert,  suchten  die  grosse 
GcfAhr  und  Verwirrung,  welche  das  Bersten  der  Granate  nach  sich  gezogen  hatte, 
^05  den  anderen  Karren  abzuwenden,  um  nicht  in  dem  entßchoidondston  Momente 
die  Munition  einbüssen  zu  müssen. 

Im  Jahre  1813,  als  Artilleric-Chcf  nach  Prag  beordert,  setzte  er  denWLssehrad 
UB  Veriheidigungsstand  ,  kam  1814  zur  Belagerung  von  Hüningen,  wo  er  sich  für 
▼wiö^cho  Dienste  die  Allerhöchste  Zufriedenheit  erwarb;  im  folgenden  Jahre 
>*i<jkneto  er  »ich  bei  Befort  (3.  Juli)  mit  seinen  vier  Batterien  erneuert  aus  und 
•nJi  in  der  Relation  angerühint«  Im  August  1816  zum  Major  befrirdert,  im  No- 
^iüker  1817  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  waj*  Dietrich  nach  und  nach  bis 
^m  B'eldnjarschall-Lioutenant  und  iVrtdlcrie-Brjgadier  in  Ungarn  vorgerückt  und 
^^Tjrfc  DÄch  einer  64j»hrjgen  Dienstleistung  in  den  Ruhestand  übernommen. 


L 


HORTTZ,  Ju  hauij  von,  Hituptmann  in  der  Artillerie,  zu  Lcitmeritz  in  Böh- 
1768  geboren,  war  im  16.  Lebensjabre  iu  das  1.  Regiment  als  Gemeiner  ein- 
ptaneii  und  hatte  den  Türkenkrieg  als  Bombardier  mitgemacht.  Die  ersten  fran* 
•Wichen  Revolutionskriege  gaben  Moritz  in  der  Charge  als  Feuerwerker  mehr- 
*'*4«  Gelegenheit,  seine  Kaltblütigkeit  und  Tapferkeit  in  so  hohem  Grade  «ur 
^Ulimg  SU  bringen ,  dass  er  nicht  nur  mit  der  goldenen  Tapferkeit  s-Medaille 
^liiiriLihiMil,  Bondern  auch  im  April  1797  zum  Lieutenant  im  3.  Regiinente 
Nilrdert  wurde. 


1000 

Als  Oberlieutenant  war  Moritz  im  Mai  1809  mit  derCavallerie-Batteriebei 
der  Avantgarde  von  Sehwarzenberg-Uhlanen  eingetheilt  und  hatte  am  20.  Mai;  als 
die  feindliche  Yorhut  die  Donau  passirt  hatte,  mit  seinem  Geschütze  dem  Feinde 
nicht  nur  einen  beträchtlichen  Schaden  zugefügt,  sondern  auch  mehrere  Angriffe 
desselben  durch  kaltblütiges  Ausharren  zurückgewiesen;  und  die  wiederholten 
Attaquen  der  Uhlanen  mit  vieler  Bravour  und  Besonnenheit  unterstützt  In  der 
Schlacht  bei  A  sp  e  r  n  am  21 .  und  22.  stand  dieser  brave  Officier  mit  seiner  Batterie 
unausgesetzt  im  Feuer  imd  hatte  durch  Thätigkeit  und  Bravour  wesentlich  zu  den 
Erfolgen  dieses  Tages  beigetragen.  Nicht  nur  dass  er  bei  jeder  Gelegenheit  unauf- 
gefordert sich  mit  derselben  verwenden  liess  und  seine  Mannschaft  durch  lobens- 
werthes  Beispiel  aneiferte,  er  hatte  auch  bei  den  wiederholten  Angriffen  auf  Ess- 
lingen durch  ein  heftiges  ununterbrochenes  Kartätschenfeuer  die  französischen 
Cavallerie-Massen,  welche  seitwärts  dieses  Dorfes  unsere  Truppen  bereits  zurück- 
gedrängt hatten,  mit  namhaftem  Verluste  zum  Weichen  gezwungen.  Am  ersten 
Schlachttage  von  Wagram  bei  der  Avantgarde  der  Brigade  Nor  dm  an  zugetheilt^ 
stand  Moxitz  mit  seiner  Batterie  links  vorwärts  von  Grossenzersdorf,  gegen- 
über der  Lobau.  Als  der  Feind  unter  dem  Schutze  seiner  schweren  Geschütze 
den  Übergang  am  sogenannten  Hanselgrunde  bewerkstelligt,  und  unsere  Jäger- 
Compagnien  und  zwei  dreipfundige  Kanonen  durch  heftiges  Kugel-  und  Musketen- 
feuer zum  Bückzuge  genöthigt,  dadurch  aber  am  diesseitigen  Ufer  immer  mehr 
Terrain  gewonnen  hatte,  fuhr  Moritz  mit  6  Geschützen  unaufgefordert  vor,  trieb 
durch  ein  schnelles  gut  gezieltes  Feuer  mit  Kartätschen  die  bereits  auf  Flinten- 
schussweitc  vorgerückten  feindlichen  Abtheilungen  wieder  zurück,  und  vereitelte, 
ungeachtet  des  lebhaft  fortgesetzten  Feuers  aus  der  Lobau,  die  Absicht  des  Geg- 
ners, die  Umgehung  der  Redoute  Nr.  14,  bis  zum  anbrechenden  Morgen.  Aus  der 
Stellung  bei  Enzersdorf  unterstützte  Moritz  neuerdings  durch  sein  mit  Klugheit 
gewähltes  Flankiren  des  rechts  von  diesem  Orte  vordringenden  Feindes  den  Rück- 
marsch unserer  Infanterie-Abtheilungen,  und  bei  dem  Rückzuge  auf  Markgraf-Neu- 
siedel  kämpfte  dieser  unerschrockene  Officier  allein  mit  der  bereits  in  die  Ebene  vor- 
gerückten reitenden  Batterie,  und  hielt  ungeachtet  des  grossen  Verlustes  an  Pfer- 
den durch  standhaftes  Ausharren  in  mehreren  Stellungen  den  Feind  vom  rascheren 
Vordringen  ab,  den  Truppen  Zeit  verschaffend  sich  in  Ordnung  zurückziehen  zu 
können.  Indessen  hatten  dieFranzosennächstGlinzendorfmehrals40Geschütze  auf- 
geführt und  unsere  auf  der  Höhe  bei  Markgraf-Neusiedel  aufgestellten  Abtheilungen 
mit  Heftigkeit  beschossen.  Da  war  es  wieder  Moritz  mit  seiner  Batterie,  durch 
9  Geschütze  verstärkt,  der  das  Feuer  bis  zur  Dämmerung  mit  so  grosser  Wirkung 
aus  seiner  gewählten  Stellung  unterhielt,  dass  mehrere  feindliche  Karren  in  die 
Luft  flogen  und  die  Franzosen  endlich  gezwungen  waren  ihr  Feuer  einzustellen. 
Am  6.  luh*  stand  Moritz  in  der  Ebene  links  vor  Markgraf-Neusiedel;  hier  hatte 
er  einen  zweimaligen  Angriff  der  feindlichen  Cavalleric  mit  Entschlossenheit  durch 


1001 


Jligebracbtes  Feuer  zurückgewieseu  und  sicii  gegen  die  Übermaelit  bis  Mit- 
pgi  boliauptet.  Als  die  Franzosen  dann  in  Sturmcolonnen  gegen  das  nur  schwach 
Markgraf- Neusiedel  vorrückten,  empfing  sie  Moritz  mit  einem  lebhaften 
tms  und  gab  auf  die  stürmenden  Massen  auf  200  Schritte  einige  Kartätschen- 
ii^,  die  verheerend  in  des  Feindes  Reihen  wirkten.  Endlich  ward  er  genöthigt 
BÜt  einer  demontirten  Haubitze  dem  allgemeinen  Rückzüge  zu  folgen. 
I  Für  das  entscheidende  Wirken  in  der  Schlacht  bei  Aspern  wurde  diesem^ 
am  19-  November  1815  zu  Ohnütz  als  Hauptmann  verstorbenen  ausgezeich- 
Officier  dmxh  Capitelbeschluss  vom  Jahre  1810  das  Ritterkreuz  zu  Theil. 


Christ  von  Ehren UlUh,  JosephFreiherr,  ArtiHerie-Oberst;  ohne  Zweifel 
docrder  tapfersten  und  ausgezeichnetsten  Krieger.  Er  hatte  119  Gefechten  bei- 
gfwoimt,  wurde  dreimal  verwundet  und  erhielt  achtmal  Douceur  in  Goldj  dann  die 
«ilbemo,  apatcr  die  goldene  Tapferkclts-Medaille;  und  endlich  den  Maria 
Theresien- Orden.  Christ  zllhh  m  Rücksicht  dieser  seltenen  Auszeichnungen 
«  dem  Fünf gestirne  der  Helden  der  österreichischen  Armee:  Fastner,  Altmann; 
Siiatenoii  und  Czeehowini. 

Zu  Wien  1774  geboren,  wufde  er  im  10.  Lebensjahre  Tambour  im  2,  Regi- 
oente,  und  als  er  zum  Jünglinge  heranreifte  Bombardier;  den  Türken  krieg  hatte 
^  tlj»  Tambour ,  die  französischen  Kriege  vorerst  in  den  Niederlanden  als  Bom- 
liirdier  mitgemacht,  wo  er  sich  die  silberne  Tapferkclts  *  Medaille  erwarb,  1797 
nun  Feuerwerker  vorrückte  und  zur  Armee  nach  Italien  kam.  Hier  ward  ihm 
Utfageabdtj  der  goldenen  Medaille  theilhaft  zu  werden.  Um  den  Fall  des  Forts 
fllitMaria^  des  letzten  festen  Punctes,  den  die  Franzoi^tn  noch  im  Golfo  di  S  p  e z  z  i a 
lutei,  herbcizufuliren,  hatte  der  vom  General-Major  Grafen  Kien  au  hiczu  bcor- 
fete  Oberst  Oreskovich  in  der  Nacht  vom  23.  August  1799  sich  der  Stadt 
Tioere  beniMchtigt,  worauf  sich  auch  die  dortige  Citadelle  und  das  Fort  Salva, 
Äichdtm  letzteres  durch  einige  Stunden  beschossen  worden^  ergaben.  Sobald  Oberst 
Oreakovich  sich  im  Besitze  dieser  beiden  w^ichtigen  Puncto  befand,  liess  er  bei 
^iwre  eine  Batterie  auf  4  Kanonen ,  und  auf  der  gegenüberliegenden  Höhe  San 
Antonio  eine  zweite  Batterie  errichten  und  sofort  aus  beiden  das  Fort  Sta.  Maria 
'iürcli  3  Stunden  mit  aller  Lebhaftigkeit  beschiessen,  worauf  der  feindliche  Com- 
^^'wdiiit  zu  capituliren  begehite.  Oberst  Oreskovich  belobte  die  rastlose  Thü- 
mtk  des  Feuerwerkers  Christ,  der  nicht  nur  bei  dem  Battericbaue  auf  blos  fei- 

i  Gebirge  sich  hervorthat,  sondern  bei  dem  Mangel  brauchbaren  Geschützes 

^▼OfgifnndeQen  vernagelten  Kanonen  ausbohren,  die  zertrümmerten  Laffcttcn 

Btk  und  ausbessern,  und  eines  und  das  andere  stückweise  durch  Mcn- 

l  isad  Thicre  auf  die  hohen  Felsem-ücken  schaffen  liess.  Christ  ward  in  Folge 
^■••111  im  April  1800  mit  der  goldenen  Tapferkeits-Medaille  belohnt,  im  Fcbniar 
^  nun  Oberfeuerwerker  und  im  September  1805  zum  IJntcrlieutenant  befördert. 


1002 

Während  des  Feldzuges  dieses  letzteren  Jahres  gegen  Frankreich  war  Christ 
bei  der  Armee  in  Italien.  Das  Corps  des  General-Majors  Frimont  war  von  der 
Stellung  bei  Caldiero  bis  über  den  Tagliamento  zur  Arri^regarde  der  im  Rückzüge 
begriffenen  Armee  bestimmt  und  hatte  am  4.  November  in  den  Gärten  jenseits  der 
Brenta  Stellung  genommen.  Nachdem  die  Armee  die  Brenta  überschritten^  griff  der 
Feind  diese  Nachhut  an,  welche  sich  fechtend  zurückzog.  Das  im  zweiten  Treffen 
eingetheilte  Husaren-Begiment  Erzherzog  Ferdinand,  bei  welchem  sich  auch 
Christ  als  Commandant  der  aus  4  sechspfundigen  Kanonen  und  2  siebenpfundigen 
Haubitzen  zusammengesetzten  Cavallerie-Batterie  befand,  und  das  im  1.  Treffen  ein- 
getheilte Husaren-Regiment  Baron  Kienmayer  wurden  jenseits  der  Brücke  in  an- 
gemessener Entfernung  aufgestellt,  unter  deren  Schutz  sich  die  Infanterie  zurückzog. 
Nachdem  Christ  die  Noth wendigkeit  einsah,  dass  rechts  und  links  des  Husaren- 
Regiments  Baron  Kienmayer  aufgestellte  Artillerie  zur  Aufnahme  der  Infanterie 
zweckdienlich  sei,  begab  er  sich  mit  seiner  Batterie ,  ohne  Befehl  abzuwarten ,  in 
das  erste  Treffen  und  wurde  in  den  Stand  gesetzt  den  Feind,  welcher  das  letzte 
Bataillon  des  Generals  Frimont  lebhaft  verfolgte,  von  beiden  Flügeln  des  Husa- 
ren Regiments  mit  Kugeln  und  Granaten  zu  beschiessen  und  jenem  Bataillone  den 
Rückzugin  die  Ebenen  zu  erleichtern.  Kaum  war  das  erste  feindliche  Bataillon  durch 
die  Gärten  in  die  Ebene  gedrungen,  als  auch  eine  feindliche  reitende  Batterie  mil 
9  Geschützen  erschien  und  unsere  Truppen  mit  Nachdruck  zu  beschiessen  anfing, 
die  indessen,  ausser  einer  Division  Grenzer,  zum  Abwerfen  der  Brücke  in  Bereit- 
schaft stehend,  letztere  bereits  passirt  hatten.  Der  Feind  suchte  das  Zerstören  der 
Brücke  um  jeden  Preis  zu  hindern  und  hatte  durch  das  Feuer  seiner  Geschütze  und 
der  vorrückenden  Bataillone*  die  Grenzer  bereits  zum  Weichen  gebracht;  da  richtete 
Christ  seine  6  Geschütze  gegen  die  heftig  andringende  feindliche  Infanterie,  sie 
lebhaft  mit  Kartätschen  beschiesscnd ;  er  feuerte  seine  Artiüeristen,  gegen  welche 
des  Feindes  Goschützfeuer  gerichtet  war,  zur  grössten  Standhaftigkeit  und  Thätig- 
keit  an,  sprang  dann  vom  Pferde  und  brachte  die  Grenzer  durch  Beispiel  und 
Ansprache  zum  Stehen  und  Hess  alle  Pfosten  der  Brücke  abreissen  und  in  den 
Fluss  werfen,  wodurch  dem  Feinde  der  Übergang  über  die  Brenta  vereitelt  wurde. 
Hierauf  wandte  sich  Christ  wieder  zu  seinen  Geschützen,  fand  die  nächst  der 
Brücke  stehende  Haubitze  durch  das  heftige  Feuer  des  Feindes  ohne  Bedienung, 
übernahm  selbst  die  Yormeisterstelle  und  liess  durch  die  übrigen  5  Geschütze 
immer  nur  eine  Kanone  des  Feindes  mit  dem  besten  Erfolge  beschiessen,  dann  for- 
derte er  die  indessen  verborgen  gestandenen  Grenzer  auf,  auch  die  Tragbalken  der 
Brücke  in  das  Wasser  zu  versenken,  um  dem  Gegner  die  Herstellung  der- 
selben zu  erschweren.  Die  An'iferegarde  zog  sich  in  der  Nacht  einige  hundert 
Schritte  zurück  und  ging  bei  Anbruch  des  Tages  über  die  Piave,  wo  Christ 
ebenfalls  die  Zerstörung  der  Pontonsbrücke  auf  sich  nahm  und  die  Anstalten  so 
gut  traf,   dass  dies  jeden  Augenblick  erfolgen   konnte.    Auch  die  Jochbrücke 


1003 


r  den  Taglianicnto  hatte  er  am  8.  mit  Beihülfe  cmen  Batnillon.s  impracticabol 

LnFeldzugelSOS  fand  Christ  erneuert  Gelegenheit  zur  Auszeichnung,  Er  hatte 
bd  dem  Rcserrecorps  des  Generals  der  Cavalleric  Fürsten  Liechtenstein  mit 
Mur  Cavallerie- Batterie  in  der  Sclilacht  hei  Aspcrn  den  Feind  siebenmal  ange- 
pSm  und  derCavallerie  desselben  so  viel  Sehaden  zugefügt,  dass  sie  sich  an  niehre- 
rea  Puncten  2UJ*uckzieben  musste  und  dem  Choc  unserer  Reiter  nicht  widerstehen 
bmite,  Chris  t  war  mit  seiner  Batterie  aus  eigenem  Antriebe  immer  dort,  wo  Hiilfe 
oSdii^.  Am  22,  waren  bereits  mehrere  Batterien  wegen  augenblickliche«  Mangels 
usUumtion  ausser  Stand  das  Feuer  zu  unterhalten,  als  Essh'ngen  von  allen  Seiten 
mit  Sturm  angegrltfen  werden  sollte.  Unsere  Infanterie  auf  dem  linken  FJügel 
kitte  gegoi  die  ausgedehnte  Stellung  nur  mit  3  Kanonen  wirken  können.  Da  erbot 
fiids  der  brave  Officior  sogleich,  den  Angriff  der  Infanterie  zu  unterstützen ,  führte 
Mise  neun  Piecen  unter  Jnheigesehrei  der  ncdienungsnrannschaft,  welche  er  durch 
ciai hortbafte  Ansprache  zu  begeistern  verstanden,  in  die  Nähe  des  Ortes ^  lies» 
ibprotseo,  und  durch  ein  in  njchieren  Directiondn  angebrachtes  Kartütaelienfeuer 
gtkng  es  ihm,  dem  Feinde  einen  so  beträchtliclicn  Schaden  zuzufügen,  dass  unsere 
AlAailuQgen  In  dem  äusserst  beschwerlichen  Vorrücken  ermuthigt,  bereits  theü- 
übl  neb  de»  Dorfes  bemächtigten.  Als  sie  «ich  in  der  Folge  plötzlich  wieder 
nrt^aeiieii  und  bei  den  zur  Unterstützung  aufgestellten  Museen  sammeln  mussten, 
Utti Christ  ungeachtet  des  heftigsten  Feuers,  nur  die  Wichtigkeit  des  Augen- 
Wekes  Tor  Augen  habend,  seine  Batterie  unvcrrüekt,  und  unterhielt  ein  so  lebhaftes 
Kirt&tachenfeuer,  dass  die  Franzosen  von  der  Verfolgung  ablassen  nnisstcn, 

Iji  den  Tagen  von  Wagram  befehligte  Clrrist  eine  Cavalierie-Ilatterie  von 
6 Geschützen  hei  dem  Corps  des  (ic^nerals  der  CavaUcrie  Grafen  Bellegarde 
ui  hatte  «chon  am  Vormittage  des  6.  Gelegenheit  gefunden  sich  durch  fünf  mit 
dem  boMi'n  Erfolge  ausgeführte  AngrÜFe  auf  die  feindliche  Cavallerie  die  allgemeine 
•Wkeimung  zu  erwerben.  Das  Andringen  des  Feindes  wurde  «pater  immer  lieft iger, 
^-u>4  Ji  war  0s  wieder  (Christ ,  dessen  Thiitigkeit  und  ( icistcsgegciiwart  zum  Besten 
^«■Allerhöchsten  Dienstes  enf.scheideiulen  Spielraum  gewann.  Aus  freiem  Antriebe 
*»r«rrmit  seiner  J tat terie  immer  auf  den  bedrohtesten  Puncten  und  hatte  wesentlich 
Mgotnigen,  dmas  e»  dem  Feinde  den  ganzen  Vormittag,  ungeachtet  der  äussersten 
^WitDgUDg,  nicht  gelingen  konnte  aitcli  nur  irgend  eine  AbtliciJtmg  desL  Armee- 
•Wj»  min  Weichen  zu  bringen.  Nachdem  endlich  Nachmittags  der  linke  Flügel 
"••»Corp»,  wirklich  bedroht,  zu  weichen  anfing,  Ucsk  Christ  seine  Batterie  auf 
^W Schritte  trorfÄhren,  erniuthigte  seine  Mannschaft  durch  Worte  und  Beispiel,  und 
^heftige!«,  gut  jingobrachtes  Kartiitschenfeuer  verschafflo  den  geworfenen  Trnppcn 
^tkkzü  sammeln  und  den  Rückzug  unbelästigt  anzutreten.  An  diesem  Tage 
^'Mlllseh  xeigte  Christ  seine  Tapferkeit,  sein  festes  AusbaiTCn  in  der  Gefahr  und 
^külinc  EntscJiIossenheit  im  schönsten  Lichte,  Er  wurde  nach  der  Schlacht  zum 


1004 

Oberlieutenant  befördert^  erhielt  im  Capitel  1810  das  Ritterkreuz  des  There- 
sien-Ordens  und  im  Jahre  1811  den  Freiherrnstand  mit  dem  Prädicate  ;,von 
Ehrenblüh«. 

Auch  in  den  grossen  Kämpfen  der  Jahre  1813  bis  1815  hatte  dieser  ausge- 
zeichnete Krieger  grosse  Thätigkeit  und  persönliche  Bravour  bewiesen,  und  rückte 
in  der  langen  Friedensepoche  bis  zum  Obersten  vor.  Er  beschloss  sein  rühmliches 
Leben  als  Commandant  des  2.  Artillerie-Regiments  zu  Wien  am  30.  December  1841. 

EHBENSTEIN,  Joseph  Robert  Freiherr  von,  Major,  ist  im  28.  Lebensjahre 
vor  dem  Feinde  geblieben.  Ein  würdiger  Schüler  des  unvergesslichen  Kinsky, 
verdankte  er  diesem  seine  Erziehung  in  der  Neustädter  Akademie.  Zu  Ungarisch- 
Hradisch  geboren ,  gab  der  heldenmüthige  Jüngling  schon  als  Fähnrich  des 
Lifanterie- Regiments  Lindenau  in  der  Schlacht  bei  Caldiero,  damals  kaum 
18  Jahre  alt,  Proben  von  Muth  und  Entschlossenheit,  auf  die  der  erfahrenste 
Krieger  stolz  sein  konnte.  Bei  einer  Batterie  waren  an  diesem  heissen  Tage  schon 
alle  Kanoniere  gefallen  und  das  Feuer  musste  ausgesetzt  werden.  Der  Feind,  kühn 
gemacht,  dringt  auf  dieselbe  los;  da  eilt  Ehrenstein  mit  einigen  Infanteristen  zu 
den  Geschützen,  richtet  und  bedient  sie  und  empfangt  den  Feind  mit  einer  so  kräf- 
tigen Lage,  das  ihm  jeder  weitere  Versuch  vorzudringen  verleidet  wird.  Erz- 
herzog Karl  ernannte  den  muthigen  Officier  auf  dem  Schlachtfelde  zum  Lieutenant. 

Ln  Jahre  1 809  war  Ehrenstein  bereits  Oberlieutenant  im  General-Quartier- 
meisterstabe und  dem  6.  Armeecorps  zugetheilt.  Die  Schlacht  von  Asp  ern  gab 
ihm  Gelegenheit  sich  in  dem  Grade  auszuzeichnen ,  dass  ihm  das  Capitel  im  Jahre 
1810  das  Ritterkreuz  zuerkennen  musste.  Es  war  am  zweiten  Schlachttage,  wo 
dieses  Corps  den  rechten  Flügel  der  Armee  mit  der  Weisung  zu  bilden  hatte,  die 
Flanke  zu  decken  und  dem  Vordringen  der  Franzosen  längs  der  Donau  Einhalt  zu 
thun.  Diese  concentrirten  ihre  ganze  Stärke  gegen  Aspem,  bemächtigten  sich  des 
Ortes  und  besetzten  es  nicht  nur  mit  mehreren  starken  Lifanteriemassen,  sondern 
auch  mit  Geschütz^  unter  deren  Schutz  ein  Angriff  auf  die  dort  aufgestellte  kaiser- 
liche Lifanterie  unternommen  und  diese  zum  Wanken  gebracht  wurde.  Ehren- 
stein, dies  bemerkend,  erbat  sich  die  Stürmung  des  Dorfes.  Er  rückte  an  der 
Spitze  von  100  Freiwilligen  des  Regiments  Benjowsky,  welche  durch  200  Mann 
dieses  und  des  Regiments  Kleb  eck  verstärkt  wurden,  gegen  den  Find  vor,  und 
war  so  glücklich,  nicht  nur  den  Laufgraben  vor  dem  Orte,  sondern  auch  den 
Kirchhof  und  das  Dorf  selbst,  welches  der  Feind  in  Brand  gesteckt  hatte,  zu 
erstürmen  und  260  Gefangene  zu  machen.  Der  Verlust  des  Gegners  bei  dieser 
Gelegenheit  war  ein  sehr  namhafter,  doch  blieben  auch  von  den  Freiwilligen  zwei 
Dritthoile  auf  dem  Platze. 

Im  Jahre  1811  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  kämpfte  Ehrenstein  bei 
Leipzig  als  Hauptmann  mit  angebornem  Muthe,  trug  eine  Wu^e  davon  und  ward 


1005 

llajör.  Von  dieser  noch  nicht  gänzlich  p^oncseiij  inachte  er  doch  Jen  Feldziig  1814 
mit  Q&d  zeichnete  sich  hei  Macon  am  IL  Mlirz  wiederholt  aus,  da  er  mit  zwei 
SdkWidranen  Cavallerio  den  Feind,  welcher  unseren  rechten  Flügel  zum  Weichen 
fcringt,  rarückwirft.  Immer  ungestüm  tapfer,  wenn  es  mit  dem  Feinde  zu  thun 
gibt,  greift  er  nuch  am  18.  März  in  dem  Treffen  hei  St.  Georges  den  hartnackig 
lliiidlliiteiiden  Gegner  im  Darfe  Longsard  an  und  findet  hier  den  schönen  Tod 
Ikn  Titerland. 

HCHMELi  JahannLudwig  Freiherr  von,  Oberst,  Soldatenkind,  erhielt  seine 
Epdckung  im  Pettauer  Militäi'stifte,  Zu  Reutlingen  in  Württcmherg  1744  gehören, 
iildie»erOffieier  durch  seine  an  die  Tapferkeit  der  Griechen  und  Homer  mahnende 
Hddesthat  eich  ein  unvergängliches  Andenken  gegründet,  und  vom  Tambour 
nm  Ritt  er  des  Maria  Theresien-Ordens,  zum  Freiherrn  und  zum  Obersten  empor- 
pschwimgen»  Nachdem  Hu  mmol  sechs  Jahre  als  Tambour  hei  dem  Infanterie- 
Ecpjöeiite  Salm  gestanden,  erfolgte  seine  Übersetzung  in  den  Feuergew^ehrstand 
1?66.  Im  34*  Lebensjahre  war  er  Adjutant,  im  Türkenkriege  Hauptmann  bei  Terzi- 
lofiaterie  und  trug  bei  Lasmare  und  Karansebes  Lob  und  Wunden  davon. 

In  den  Feldzügen  ^egen  Fraukreieh  zeigte  Hu  mm  el  grosse Unerschrocken- 
liQt  und  wurde  mehrmals,  namentlich  beider  Einnahme  der  Weissenburgor 
linicn  und  im  Seh wcighauser  Walde  1793,  dann  beim  Rückzuge  der  Armee 
«ttdcm  Genuesischen  (November  1795)  so  bedeutend  blcssirtj  dass  er,  zumDiensto 
im  Felde  untauglich,  eine  Fricdensanstellung  ansuchen  musste.  Im  August  1796 
hu  Hummel  eot  Montours - Commission  nach  Marburg,  stand  liier  etwas  über 
QU  Jahr  in  Verwendung  und  wurde  dann  zur  deutschen  Garde  übersetzt.  Im  Mai 
1801  rom  Verpfleg« -Director  in  Dalmatien  mit  gleiclizcitiger  Beförderung  zum 
Hijor^  und  bald  darnach  zum  General -Commando- Adjutanten  in  jener  Provinz 
emaiurt,  trat  Ilummol  im  Juli  1806*,  als  Dalmatien  an  Frankreich  fiel,  wieder 
ifl  &  Pension,  war  aber  im  Jahre  1809  einer  der  Ersten,  der  sich  unter  die  Fahnen 
nätetind  am  15.  März  das  Commando  des  zweiten  Gratzer  Landwehr- 
BiUill(^ii9  übernahm. 

Uli  dieser  Truppe  und  drei  Compagnien  Strassoldo-Infanterie  besetzte  er 
>Qil3*  Jtiiii  Abends  den  Meierhof  Majfo  in  Kis-Megyer  bei  Raab  und  bemühte 
•Wj  die  Nacht  über  Bankette  zu  errichten ,  um  über  die  Mauer,  die  den  Hof 
*^b,  feuern  zu  können,  wofür  ilini  auch  die  Anerkennung  des  Erzherzogs 
'<^Wan  xuTheil  imrde,  welcher  am  14.  Morgens  den  Posten  besichtigte.  Es  sollte 
■^«•cr Meierhof  auf  das  Ausserste  gehalten  werden,  und  Hummel  erhielt  noch 
*  Crtiupagm'eo  St.  Julien  als  Verstärkimg*  Um  1  Uhr  Nachmittags  begannen  die 
^"^fMümeii  Angriffe  der  feindlichen  DiWsion  Serras,  wurden  aber  jedesmal 
*'^pwic*eD*  Anfangs  ward  der  Unke  Flügel  unserer  Armee  zurückgedrückt,  und 
Ml  ond  QAcIi  eine  rechts  aufgestcüte  Batterie,  so  wie  das  Cavallene-Geschütz  bei 


1006 

der  Capelle  in  der  linken  Flanke  des  Heierhofes  zum  Weichen  gebracht.  Der 
Meierhof  musste  dadurch  zum  StQtzpunct  dieses  Flügels  werden  ^  und  da  die 
Besatzung  vortheilhaft  aufgestellt  war,  so  Hess  Hummel  das  vordere  und  rück- 
wärtige Thor  verrammeln  und  die  Patronen  der  Todten  und  Verwundeten,  welche 
den  Vertheidigem  bereits  ausgegangen  waren,  unter  seine  brave  Landwehr-Mann- 
schaft vertheilen.  Mittlerweile  war  der  Hof  vom  Feinde  umrungen.  Hummel,  von 
der  Wichtigkeit  der  Behauptung  dieses  Platzes  durchdrungen,  eilte  zu  der  in 
Reserve  gestandenen  Abtheilung,  führte  sie  in  die  Hinterflanke,  während  er  selbst 
sich  wieder  zur  Front  begab.  Nach  vielen  Anstrengungen  hatte  die  Division  Serras 
die  Anhöhe,  von  welcher  die  Behauptung  des  Meierhofes  abhing,  genommen,  und 
den  dem  Major  Hummel  zugesendeten  Succurs  abgeschnitten;  einige  kühne  feind- 
liche Yoltigeurs  setzten  bereits  über  die  Mauer;  in  diesem  Momente  entsendete 
Hummel  alle  in  der  vorderen  Fronte  entbehrlichen  Leute  dem  eingedrungenen 
Feinde  entgegen;  die  Hauptleute  Baron  Mose on,  Bertold  und  Schmutz,  dann 
Fähnrich  Fellinger  führten  die  Helden  an,  und  warfen  den  Feind  wiederholt 
zurück.  Endlich  gelang  es  dem  Letzteren,  die  beiden  rückwärtigen  mit  Stroh  ge- 
deckten Seitengebäude  in  Brand  zu  stecken  und  in  die  Mauer  Bresche  zu  schiessen. 
Über  fünf  Stunden  hatte  sich  die  Besatzung  auf  das  Hartnäckigste  vertheidiget  und 
der  Armee  den  Rückzug  nicht  nur  erleichtert,  sondern  auch  des  Feindes  nachdrück- 
liche Verfolgung  gehemmt,  auch  der  Artillerie-Reserve  unter  Oberst  Friere  nber- 
ger  Zeit  verschafll  die  Strasse  nach  Acs  zu  gewinnen.  Allerdings  war  diese 
heldenmüthige  That  mit  grossen  Opfern  erkauft  worden.  Mehr  als  die  Hälfte  der 
Braven,  darunter  allein  7  Hauptleute,  waren  theils  todt,  theils  blessirt,  als  sie  end- 
lich ,  der  Übermacht  weichend,  sich  gefangen  geben  mussten. 

Das  Capitel  vom  Jahre  1810  sprach  dem  tapferen  Commandanten  einstimmig 
das  Ritterkreuz  zu,  und  im  Jahre  1817  wurde  Hummel  in  den  Freiherrnstand 
erhoben.  Bis  Mai  1827  war  er  dann  bei  dem  innerösterreichischen  Cordons- 
Bataillon  in  Thätigkeit,  um  welche  Zeit  er  krank  und  gebrechlich  nach  57  Dienst- 
jahren in  die  Pension  trat  und  sein  ausgezeichnetes  Leben  zu  Gratz  den  18.  Sep- 
tember 1832  beschloss. 

BlANCHI,  Friedrich  von,  General-Major,  für  die  mit  Standhaftigkeit  und 
grosser  Umsicht  geleitete  Vertheidigung  des  Brückenkopfes  bei  Pressburg; 
wurde  im  Jahre  1813  Commandeur  (s.  d.). 

Haas  von  Märten  y,  Stephan,  Oberst, Officierssohn,  zu  Pressburg  geboren 
und  im  16.  Lebensjahre  als  Cadet  in  das  53.  Infanterie-Regiment  Johann  Jella- 
chich  eingetreten,  avancirte  in  den  ersten  Kriegen  gegen  Frankreich  bis  zum 
Oberlieutcnant,  im  Jahre  1805  zum  Hauptmann.  Bei  allen  Gefechten,  Schar- 
mützeln, bei  Erstürmungen  oder  Vertheidigungen  von  Schanzen,  die  nur  immer 


1007 


disBegimcnt  beizuwolmen  GeJegenlieit  Ijatte,  glänzte  lluat^  duri-h  kluges,  aus- 
gtidclinet  herzhaftes  Beaehmeu,  und  war  von  seinen  KamorAden  so  geachtet  und 
geMhSUt,  dass  diese  nach  Beendigung  des  Krieges  vom  Jahre  1809  seine  beson- 
deren Verdienste  anregten  und  für  ihn  um  eine  Belohnung  ansuchten, 

Ea  war  aber  auch  dieser  Feldzug  für  Haas  eine  fortlaufende  Reihe  tapferer 
iumI  berthafter  Thaton.  So  verdrängte  er  am  11.  April  mit  seiner  Division  die  Fran- 
■Mfifl  aua  Pontis  und  Venzone,  und  hatte  am  15.  während  der  Schlacht  von 
äicite  in  der  Position  heiCastel  d'Aviano  durch  kluge  Maskirung  seiner  Schwäche 
dae feindliche  Diversion  zu  vereiteln  gewusst.  Am  30,  war  er  es,  der  die  dem 
B^gimeate  aufgebotene  Besetzung  der  Gebirgskette  von  Foscariiietta  auszuführen 
ermöglichte  j  indem  er  mit  einer  Division  den  stürmenden  Feind  so  lauge  beschäf- 
tigte, bis  Oberst  Volk  mann  Zeit  gewinnen  konnte  seine  Bataillone  zu  ralliiren 
ooil  dem  Feinde  entgegen  zu  führen.  Am  lU,  Mai  wurde  Haas  vom  General-Major 
Btroa  Schmidt  mit  einer  Division  und  13  Pferden  nach  (Jortina  in  Tirol  beor- 
dert den  Land>turni  und  eine  8cliützeii-(.\irnpagaie  zu  i»rganisiren ,  und  die  Vor* 
dieijigiing  von  A  mpezzo  zu  Lihernehmen;  beide  Auftrüge  führte  er  niclit  nur  mit 
gtwobater  Umsiclit  aus,  sondern  verfolgte  auch  den  im  Rückzuge  begriffenen  Feind 
bu  Peramolo.  Das  Gefecht  am  Calvarien  berge  bei  Klagen  fürt  (6.  Juni) 
IwiUeHÄas*  KnlschloHsenheit  zum  grösstcn  Thelle  entschieden.  Fa-  war  nämlich  vom 
UbcMcJi  VoJkujann  angewiesen,  mit  seiner  Division,  welche  zuerst  jenen  Berg 
iftfk'flitx  genommen  hatte,  3  Kanuuen»  welche  schon  unwirksam  geworden  Maaren, 
Aofdie  Villacher  Stra^^se  zu  führen  und  die  Uompagnien  des  3.  Bataillons  aus  dem 
Feueriu  ziehen^  während  die  boiden  andern  Bataillone  eine  andere  Bestimmung 
«rticltcn.  Mit  vieler  Br'avour  vollführte  er  diesen  Auftrag,  und  näherte  sich  eben 
nit  des  Kanonen  und  den  Munitionskarren  der  8trasse,  als  2UU  feindliche  Kelter 
nnAti  vuoi Canale  aus  der  Vorsladi  gegen  das  Gescliütz  angesprengt  kamen.  Haas 
^iCiaaa  sich  nicht  lange;  er  lies»  die  Kanonen  abprotzen  ^  Stui-m  sehlagen  und 
rückt«  au  der  Spitze  seiner  60  Mann  mit  seltener  ßravour  der  Cavallerie  ent- 
PJto;  ieine  wirksam  angebrachten  Schusse  bracli ten  die  Feinde  in  Unordnung 
^swangeci  üie  zum  Ruckzuge  in  die  Stadt.  Für  die  letzte  That  hauptsächlich 
^^irJcHaas  im  Capitcl  1810  zum  Ritter  ernannt. 

Nachdem  er  im  Verlaufe  von  45  Dienstjahren  die  Rangstufe  eines  Obersten 
erlÄQgi  batie,  zog  er  sich  im  Mai  1834  in  den  Ruhestand  und  starb  zu  Topusko  in 
("Wlieu  den  26.  September  1835  im  64,  Lebensjahre, 


WlELOWIEYSKI  de  Wielka  Wies,  Ladislaus  Freiherr,  Hauptmann  und 
*^*itimcrcr,  einer  alten  adeligen  polnischen  Familie  entsprossen,  war  zu  Morkona 
*•  ßttiitacli-Polen  1789  geboren. 

S^ibon  im  12,  Jahre  widmete  sich  dieser  ausgezeichnete  Krieger  der  Artillerie, 
^im.  er  ak  Freiwilliger  den  Schulen  des  Bombardiercorps  mit  grossem  Eifer 


1008 

beiwohnte  und  dann  den  Feldzug  1805  gegen  Frankreich  als  k.  k.  Cadet  mit- 
machte. Im  Jahre  1809  Unterlieutenant  im  2.  Regimente,  erkämpfte  sich  Wie- 
lowieyski  auf  den  Schlachtfeldern  Italiens  das  Ritterkreuz. 

Dieser  tapfere  Officierplacirte  am  16.  April  1809  in  der  Schlacht  vonFontana 
Fred  da;  als  der  Feind  unsere  Avantgarde  angegriffen,  seine  Cavallerie-Batterie  mit 
der  grössten  Geistesgegenwart  der  Art,  dass  die  Franzosen  ungeachtet  ihrer  wieder- 
holten Attaquen  durch  das  vortrefflich  angebrachte  Kugel-  und  Eartätschenfeuer 
über  Rocco  geworfen  und  zum  Weichen  gebracht  wurden,  ein  Umstand,  der  auch 
zur  Einnahme  von  Fontana  Fredda  wesentlich  beigetragen  hatte.  Nicht  minder 
muthvoll  und  standhaft  begegnete  Wielowieyski  den  wiederholten  feindlichen 
Stürmen  bei  Villanuovaam  29.  April,  besonders  gegen  den  Ort  San  Bonifacio 
mit  Kugeln  und  Kartätschen,  so  dass  der  Feind  von  seinem  Vorhaben  abstehen 
musste  und  bis  Caldiero  geworfen  wurde.  Fünf  Stunden  hatte  er  gegen  den  dreimal 
stärkeren  Gegner  San  Bonifacio  ruhmvoll  gehalten. 

Als  die  Armee  auf  ihrem  Rückzuge  am  11.  Juni  vorwärts  von  Päpa  Stel- 
lung genommen,  am  12.  ihren  weiteren  Rückzug  gegen  Tdth  angetreten  hatte,  war 
Wielowieyski  mit  seiner  Batterie  bei  der  Nachhut  commandirt  und  stellte  dem 
andringenden  Feinde,  obwohl  ihm  das  Pferd  unter  dem  Leibe  erschossen  worden, 
aus  eigenem  Antriebe  (denn  die  anwesenden  Artillerie-Stabsofficiere  waren  mit 
Placirung  der  übrigen  Brigade-  und  Positions-Batterien  beschäftigt)  seine  Batterie 
so  zweckmässig  entgegen  und  wirkte  so  vortheilhaft  mit  derselben,  dass  dem 
Gegner  ein  schnelles  Vorrücken  verwehrt  und  der  Rückzug  der  Armee  wesentlich 
erleichtert  wurde.  Gleich  ausdauernd  hielt  er  sich  am  14.  Juni  in  der  Schlacht 
von  Raab  und  fügte  durch  eigene  Anordnung  mit  seiner  Batterie  dem  Feinde 
möglichsten  Abbruch  zu,  ungeachtet  ihm  an  diesem  Tage  abermals  sein  Reitpferd 
getödtet  wurde.  Da  in  diesen  Gefechten  dem  Feuerwerker,  zwei  Corporalen  und 
drei  Vormeistern  der  Batterie  theils  die  goldene,  theils  die  silberne  Medaille  als 
Belohnung  zu  Theil  wurden,  so  konnte  auch  dem  wackeren  Commandanten  der 
ausgezeichneten  Cavallerie-Batterie  das  Ritterkreuz  um  so  weniger  entgehen,  als 
auch  Erzherzog  Johann  in  einem  Schreiben  an  den  Präses  des  Ordens-Capitels, 
Feldmarschall  Fürsten  von  Liechtenstein,  das  umsichtige  Benehmen  dieses 
braven  ausgezeichneten  Officiers  hervorzuheben  sich  angenehm  veranlasst  sah. 

Im  Feldzuge  1813  wurde  unsere  Avantgarde  der  Armee  in  Italien  bei  Cal- 
diero am  15.  November  zum  Weichen  gezwungen.  Wielowieyski  agirte  mit 
der  Hälfte  seiner  unterhabenden  Batterie  so  zweckmässig,  dass  der  Feind  auf 
die  Ordnung  des  Rückzuges  unserer  Truppen  nicht  nachtheilig  und  auch  den 
Übergang  über  die  Alponbrücke  bei  Villanuova  nicht  hindern  konnte;  vielmehr 
da  auch  diese  in  Gefahr  stand  genommen  zu  werden,  wusste  Wielowieyski,  abge- 
sehen von  dem  Verluste,  welchen  seine  Batterie  an  Bedienungsmannschaft  und 
Pferden  während  des  Gefechtes  erlitten  hatte,  die  Vertheidigung  so  zweckmässig 


1009 


k 


lu  leiten,  düjss  nur  seiner  Thätlgkeit  und  Entscklossenheit  die  Erschuf terung  des 
Gegners  nach  einem  sechsstündigen  Kampfe  zu  danken  war.  Aia  8,  Fehnmi'  1814 
biabsicbtigte  unsere  Armee  den  Übergang  über  den  Mincio  bei  Valeggio  auszu- 
hhreo^  wurde  jedoch  vom  Feinde,  der  bei  Goito  den  FIuss  übersetzt  hatte,  lebhaft 
lapgriffen  und  der  linke  Flügel  bis  über  Pozzolo  so  gedrückt,  dass  nur  durch 
Wiclowieyski*s  Unerschrockenlieit  und  die  angestrengte  Wirkung  seiner  Caval- 
lerie-Bitterie  des  Gegners  Absicht  vereitelt  werden  konnte,  die  schon  geschwächte 
Idiüterie  aus  der  Stellung  bei  Furoni  zu  verdrängen  und  die  Strasse  von  Villa* 
bioea  zu  gewinnen.  Diese  neuen  Waffenthaten  lohnte  der  Kaiser  mit  dem  Ri  tter- 
krensc  des  Leopold-Ordens. 

Im  Jahre  1815  war  Wielowieyski  ak  Oberlientenant  bei  dem  Armeecorps, 
Idioi  gegen  Neapel  agirte ,  und  Hess  sich  mit  gleicher  Thätigkeit  besonders  bei 
Blockade  and  Übernahme  von  Anco  na,  dann  bei  der  Besehiessuug  von 
OictÄ,  wo  er  die  Oberleitung  der  Arfilleric  führte,  verwenden.  Diesem  lüehtigen 
la  August  1819  zum  Hauptmann  beförderten  Officier  ward  im  Jänner  1825 
dtritituteamässige  Freiherrnstand  verliehen,  doch  trat  er  schon  im  folgenden 
Jikremit  Beibehält  des  Militär* Charakters  aus  der  Armee  und  starb  zu  Podgorcze 
m  IL  Juni  1844. 


SZILT  von  Nagy-Szigets,  Anton,  Major,  war  zu  Pesth  im  Jahre  1775 
phmxL  Dieser  unternehmende  Husarcn-Officier  hatte  von  1794  bis  zum  Jahre 
1809  alle  FeldzUge ,  vorerst  beim  1.,  dann  beim  12,  Regimente  mitgekämpft  und 
dK^Oim  6,  JiJi  1799  als  Lieutenant  bei  der  Vertheidigiing  von  Offen  bürg  sich 
10  liervorgelhan ,  dass  er  bald  darnach  zum  Obeiiieutenant  und  im  October  1800 
«luii  Rittmeister  befördert  wurde. 

Oca  Feldsug  1809  machte  er  in  der  letzteren  Charge  bei  Palatinal-Husaren 
nsil;  er  wurde  bei  der  Vorrückung  des  7.  ^Vrmeecorps  in  das  Herzogthum  War- 
«Uu  mit  der  Oberst  2.  Schwadron  auf  Streifcommaado  detachirt  und  angewie- 
Wn  diesea  Armeecorps  über  die  feindlichen  Unternehmungen  an  dem  linken  Ufer 
i^  PilicA  und  der  Weichsel  in  Kenntniss  zu  setzen.  S  zi  ly  überschritt  am  14.  April 
1809  bei  NowemJasto  die  Pilica  und  streifte  über  Przybyszew  und  Goszcyn  bis 
^ifkt,  wo  er  einen  feindlichen  Officicr  und  7  Mann  zu  Gefangenen  machte* 
Äterrichtel  von  der  Lage  des  Feindes,  dessen  linker  Flügel  an  Piasana  gelehnt 
I  ^n  de&sen  Vorhut  sowohl  Grodzisk  als  Tarezyn  besetzt  war,  suchte  Szily  die 
von  Gora  zu  gewinnen,  die  er  durch  seine  klugen  Vorkehrungen  glücklich 
•ftbttacrkt  erreichte  und  den  Feind  so  überfiel,  dass  derselbe  mit  Zurücklassung 
^  13  Gefangenen  geworfen  und  das  dortige  beträchtliche  Magazin  erobert,  auch 
i  der  öfteren  feindlichen  Versuche  zum  Vortheile  der  Armee  behauptet  wurde. 
NacJi  dem  Trelfen  bei  Rasczyn  und  der  darauf  erfolgten  Capitulation  von 
^»fichau  wurde  Szily  abermals  detachirt  und  angewiesen  die  Weichsel  bis  an 

64 


1010 

den  Einfluss  der  Pilica  zu  sichern,  die  bei  Gora  fast  zur  Vollendung  gebrachte 
Schiffbrücke,  deren  Kopf  vom  Feinde  gestürmt  und  eingenommen  wurde,  zu  ver- 
nichten, die  Polen  in  ihrem  ausgedehnten  Lager  bei  Osiek  zu  beobachten  und 
Alles  was  bei  der  nunmehrigen  Vorrückung  der  Armee  gegen  Posen  im  Rücken 
erforderlich  war,  zu  erzielen.  Bei  der  fruchtlosen  Auskundschaftung  der  feindlichen 
Bewegungen  übersetzte  Szily  bei  Karczew  am  9.  Mai  1809  mit  einiger  Mannschaft 
und  erfuhr  bestimmt,  dass  Poniatowsky  nach  der  Einnahme  des  Brückenkopfes 
bei  Gora  in  das  Innere  eingedrungen,  bei  Kolsz  und  Macieowicc  ein  Lager  bezogen 
und  bereits  bei  Modczyce  über  die  Wieps  eine  Brücke  geschlagen  habe.  Da  sich 
aber  der  Feind  am  11.  Mai  von  Osiek  gegen  Macieowice  gezogen,  bei  Mniszow 
die  Weichsel  passirt,  die  dort  aufgestellte  Cordons-Compagnie  gefangen,  aller  Fahr- 
zeuge auf  der  Pilica  sich  bemächtigt  und  die  zu  Magnuszow  detachirten  2  Com- 
pagnien  Walachen  zerstreut  hatte,  so  schwamm  der  rasch  entschlossene  Szily  mit 
einiger  Mannschaft  bei  Konary  über  die  Pilica,  streifte  in  der  nämlichen  Nacht  über 
Magnuszow  bei  Ryczywol  und  machte  42  Mann  gefangen.  Er  beobachtete  die 
Weichsel  über  Pulow  mit  besonderer  Anstrengung  und  setzte  den  Feldmarschall- 
Lieutenant  Baron  von  Schauroth  von  der  Lage  der  mit  dem  General  Zaj  an  tsek 
bereits  in  Josefow  gelagerten  Polen  in  Kenntniss.  Auf  den  vom  Generalen  Bra- 
now'atzky  zu  Eoszenice  am  16.  Mai  erhaltenen  Befehl,  zur  Übersetzung  seiner 
Brigade  über  die  Pilica  die  Anstalten  der  Art  zu  treffen,  dass  diese  ihren  Marsch 
gegen  Sandomir  zwischen  dem  17.  und  18.  ungehindert  antreten  könne,  wagte  der 
brave  Rittmeister  am  17.  Nachts  bei  Mniszow  auf  einem  kleinen  Flosse  den  Über- 
gang über  die  Weichsel  und  bemächtigte  sich  blos  durch  seine  grosse  Entschlossen- 
heit 11  Fahrzeuge,  die  uns  der  Feind  früher  an  der  Pilica  abgenommen  hatte; 
mit  diesen  bevrfrkte  er  die  Überfahrt  der  genannten  Brigade  am  18.  und  streifte  die 
Weichsel  aufwärts  gegen  Sandomir.  Auf  die  am  23.  erhaltene  Nachricht  von  der 
Einnahme  Sandomirs  streifte  Szily  gegen  Ozarow,  welcher  Ort  vom  Feinde  stark 
besetzt  waf*,  beunruhigte  denselben,  bemächtigte  sich  dann  am  25.  der  Überfuhr 
bei  Janiszow,  die  er  in  Brand  steckte,  hiedurch  seinen  Rücken  sicherte,  und  scbloss 
sich  am  27.  an  die  Division  Schauroth  unter  Sandomir.  Dieser  General  hatte 
Befehl  Sandomir  imi  jeden  Preis  wieder  zu  nehmen,  war  jedoch  auf  die  von  Szily 
erstatteten  umständlichen  Rapporte  —  dass  der  Feind  bei  Dzikow  und  Baranow  bis 
12,000  Mann  stark  stünde,  in  der  Festung  Sandomir  aber  eine  Besatzung  von  6000 
Mann  habe,  dass  ferner  unser  schweres  Geschütz  in  seiner  Macht  und  selbst  die 
Verbindungsbrifcke  auf  der  Weichsel  hergestellt  sei  —  bemüssigt,  die  weiteren  Be- 
fehle abzuwarten  und  am  30.  die  Weichsel  ober  Nowemiasto  undKJimentow  zu  über- 
setzen. Denmach  wurde  Szily  befehligt,  die  Vorpostenkette  mit  einer  zugetheilten 
Schwadron  von  Kaiser-Husaren  zu  beziehen  und  den  Abmarsch  dieses  Corps  den 
Polen  zu  verheimlichen.  Der  Feind  unternahm  am  31.  mit  starker  Cavallerie  eine 
Recognoscirimg  bis  an  das  Defil^  vonObrazow,  doch  gelang  es  dem  tapferen  Szily 


1011 


rch  kräftige  Anstalten  und  persönliche  Bravour  bis  10  Vlir  auf  seinem 
PiMtco  zu  erlialten.  Er  zog  sicli  min  auf  die  Wahrnehmung»  dass  der  Feind  ihn 
dttith  »eine  Infanterie  zu  nmgehen  gedenke,  nneli  Klimentow  und  Opatow  zurück 
Qw]  wurde  bis  Wloszatow  verfolgt.  Um  sith  nun  der  Defileen  von  Opatow  und  der 
roD  Ozarow  zu  versicliernj  vorzüglich  aber  um  die  Verbindung  uher 
^  gegen  Staßzow,  wo  ein  betrUchtUches  Magazin  blos  von  einer  Compagnie 
bt  wurde,  zu  unterstützen,  stellte  sich  Szily  über  Opatow  auf,  wo  ihn  der 
fmi  mit  Übermaeht  angriff,  in  FoJge  seiner  entschlossenen  Anstalten  aber  mit 
rcHust  von  7  Todten  und  einem  gefangenen  Uhlanen  geworfen  wurde, 

Arn  L  Juni  rückten  die  Polen  mit  7U0  Pferden,  ungefälir  1000  Mann  Infimterie 
laielireren  Geschützen  aus  der  Ebene  von  Sandomii'  und  aus  der  Gegend  von 
riosutow  gegen  Opatow  vor.  Sziiy  bezog  seinen  Posten  beiliuszkow,  wo  er  nach 
Ittung  seiuer  Rapporte  den  Befehl  crhiell,  sich  nach  Gury  zu  verfügen  und  hei 
iVorrüekang  de^  Armeecorps  dem  Feinde  in  der  Flanke  beizukommen.  Er  hgie 
i  loit  der  Schwadron  im  Walde  beiRzcezyca  Borya  in  Hinterhalt  und  im  Rücken 
r  feindliehen  rechten  Flanke  und  wartete  den  Angriff  ab.  Die  Polen  wurden  am 
.Atttquirt,  aus  dem  DefilfS  bei  Ostrowiec  geworfen,  verfolgt,  und  als  sie  sich  in 
ilirer «weiten  Position  formiren  wollten,  brach  Szily  aus  seinem  Hinterhalte  hervor 
Mcllueb  in  die  rechte  Flanke  der  überlegenen  Cavallerie  mit  solcher  Entsehlossen- 
A  euif  dass  sie,  verwirrt  über  diesen  plötzlichen  unvermutheten  Angriff,  mit 
iängtem  Zügel  in  die  Flanken  ihrer  Infanterie  fielen  und  die  Verwirrung  der- 
t förderten,  dass  diese,  im  Rücken  von  unseren  Geschützen  beschossen,  in 
!  Verschanzungen  flüchtete.   Auf  Befehl  schloss  sich  sodann  Szily  mit  einer 
«öffeiheiltcn  Compagnie  von  Strauch^lnfanterie  an  die  Division  Schauroth  am  9. 
WBwaoowj  sobald  aber  die  Festung  Sandomir  von  der  rechten  Weichselseite  am 
•  eingesclilosaen  wurde,  stellte  sich  Szily  mit  einer  Compagnie  von  dem  gali- 
hm  Frei-Batalllone  in  der  rechten  Flanke  auf    Nach  dem  am  12,  erfolgten 
dm  Armeecorps  fiel  Szily  den  Feind  in  der  rechten  Flanke  an  und 
'WrtB^  oachdetn  er  sich  die  Überzeugung  verschatft  hatte,  dass  die  Plänkler  in  der 
Bttiil&Dg  gegen  Mosciska  mala  sich  weit  über  unseren  rechten  Flügel  hinausdehnten 
I  dieser  ansere  Armee  in  der  reeliten  Flanke  überflügelnde  Ort  besetzt  sei,  rasch 
f^iff  diesen  Posten  an  und  machte  6S  Mann  zu  Gefangenen.  Der  Feind  rückte 
öroiit   1  Bataillon  Infanterie,  2  Divisionen  Cavalieric  und  3  Kanonen  gegen 
lÖrt  Tor,  und  Szily  wurde  mit  einer  halben  Sehwadron  verstärkt.  Die  wie- 
holten  hartnÄckigen  Angriffe  setzten  den  Gegner  siebenmal  in  den  Besitz  diesem 
*öitcaj»,  und  eben  so  oft  wurde  er  durch  Szily^s  kluge  Anführung  und  persönliche 
''^''^•keit   aus   demselben   geworfen    und  diese  Stellung  nach  Verfeuerung  der 
n  in  dem  von  ihm  am  Abende  angeordneten  Hauptangriffe  blos  mit  deni 
^ÖnJ  in  der  Faust  behauptet.  Wenn  dies  nicht  erfolgt  wäre,  so  würde  das  Gros 
ff  Armee,  welches  in    der  Frontlinie  mit  den  beständigen  Angriffen  des 

61* 


1012 

Feindes  vollauf  beschäftigt  war,  überflügelt  worden  sein.  Obwohl  Szily  bei  der 
letzt  unternommenen  Attaque,  in  dem  Augenblicke  als  die  Polen  durch  die  äusserste 
Anstrengung  erneuert  zurückgeworfen  und  über  die  Brücke  verfolgt  wurden,  durch 
eine  Musketenkugel  in  der  linken  Achsel  der  Art  verwundet  worden  war,  dass 
er  auf  dem  Pferde  zusammensank,  traf  er  doch  zum  entscheidenden  Siege  seine 
Dispositionen  mit  voller  Geistesgegenwart.  Diese  vielen  Beweise  persönlicher  Ta- 
pferkeit und  klugen  Unternehmungsgeistes  wurden  dem  im  Juli  1809  zum  Major 
ernannten  und  zur  Bdkdser  Insurrections-Cavallerie  eingetheilten  tapferen  Krieger, 
der  schon  im  Juli  1811  nach  18jährigen  Diensten  in  den  Ruhestand  getreten  war, 
mit  dem  Ritterkreuze  gelohnt. 

Szily  starb  zu  Zamor  in  Ungarn  am  18.  Jänner  1833. 

SCHMELZEEN  von  Wild  man  s  egg,  Johann  Freiherr,  General-Major,  zu 
Prag  1761  geboren,  wurde  im  Mai  1776  Cadet  im  34.  Infanterie -Regimente, 
und  gelangte  erst  nach  10  Dienstjahren  zur  Officiers- Charge.  Der  in  16  Feldzügen 
an  Tag  gelegten  Tapferkeit  und  Umsicht  verdankte  dieser  Ehrenmann  die  hohen 
Stufen,  welche  er  erklommen  hatte.    . 

Im  Trefilen  bei  Löwen  (22.  Mai  1793)  als  Grenadier -Oberlieutenant  an 
der  Seite  des  Erzherzogs  Karl  blessirt,  wurde  Schmelzern  am  18.  April  1794 
vom  Feldmarschall-Lieutenant  Otto  mit  50  freiwilligen  Grenadieren  beordert  das 
Dorf  St.  Saulve  und  den  an  dasselbe  grenzenden  Meierhof  zu  nehmen;  der 
Besitz  dieses  Meierhofes  war  von  der  grössten  Wichtigkeit,  indem  er  der  gegen 
Valenciennes  vorrückenden  Armee  zum  Stützpuncte  des  rechten  Flügels  diente. 
Bei  dem  Sturme  auf  die  Verschanzungen  von  Famars  (23.  Mai)  war  Schmelzern 
einer  der  Ersten  in  denselben  und  wurde  von  Seiner  Majestät  ausser  der  Tour  zum 
Capitän-Lieutenant  befördert. 

Am  19.  Mai  1799  von  Pozzolo  formigaro  in  Piemont  mit  3  Infanterie-Com- 
pagnien,  7  Artilleristen  und  14 Handlangern  angewiesen  die  FestungCe  va,  welche 
die  Bauern  im  Rücken  der  französischen  Armee  genommen  hatten,  zu  besetzen, 
vollführte  Schmelzern  diesen  Auftrag  mit  einer  Umsicht,  welche  ihm  allgemeine 
Anerkennung  verschaffte.  Obwohl  viele  Hindemisse  im  Wege  standen,  da  er  mitten 
durch  die  französische  Armee  den  Marsch  nehmen,  sich  zwischen  den  feindlichen 
Divisionen  Grouchy  und  Victor  unbemerkt  durchschleichen  musste,  und  gar 
bald  entdeckt,  auf  das  Nachdrücklichste  verfolgt  wurde,  so  verstand  er  es  doch 
zum  Ziele  zu  kommen,  und  die  äussersten  Anstrengungen  brachten  ihn  endlich 
an  die  Bestimmung.  In  der  Festung  fand  er  eine  gänzliche  Verwüstung;  die 
darin  gehausten  Bauern  hatten  die  Faschinen  aus  den  Werken  zum  Verbrennen 
ausgerissen,  so  zwar,  dass  ganze  Traversen  zusammenstürzten,  Pallisaden  und 
Thore  in  den  äusseren  Werken  waren  verbrannt  und  das  Eisenwerk  davon 
verschleppt.  An  Approvisionement  fehlte  es  gänzlich  und  nur  eine  einzige  vier- 


1013 


Kanone  war  rorlianden.  Bei  dieser  missliclien  Lage  der  Dingo  golang 
^^F^melzcrn  doch  durch  iiussersto  Anstrengung  binnen  5  Tagen  auf  10  Lis 
UTif^e  Verpflegung  herbeizuschaffen,  und  obgleich  er  %vedcr  einen  Genie-  noch 
eiijeij  Arlillerie-Officier  beiliattc,  so  wurden  doch  unter  seiner  Leitung  innerhalb 
dieser  5  Tage  noch  6  Kanonenröhre  so  hergerichtet,  dass  sie  vcnvendet  werden 
lonalaDr  so  wie  Alles  in  den  Werken  Verheerte ,  so  weit  es  nur  in  der  Müglicli- 
UtiHndy  hergestellt  wurde.  Nach  Verlauf  dieser  kurzen  Frist  erschien  die  ilin 
foftlgciide  frÄnzusischc  Division  Grouehy  und  berenntc  die  Festung;  spUter 
nidtte  Moreau  mit  der  ganzen  Armee  heran  und  es  wurde  Ccva  nach  voU- 
buMSier  Cernirung  von  drei  Seiten  durch  3  Tage  und  3  Nächte  bombardirt,  und 
oKwoUron  den  beigehabten  7  Kanonen  vier  wlilirend  der  Beschicssung  deniontirt 
od  ille  Gebäude  in  Schutt  verwandelt  worden  waren  ^  verlor  Schmelzern 
kdaeiiregs  den  Muth  sich  zu  erhalten,  schlug  alle  Aogrifie  und  Aufforderungen 
«tf  Übergabe  ab,  wies  die  angetragene  Bestechung  mit  Verachtung  zurück  und 
iriiidttich  auf  den  Trümmern  der  Festung  so  lange,  bis  FeldmarschalJ -Lieutenant 
W^UssoTich  ihn  entsetzen  konnte*  In  Folge  dieser  Waffenthat wurde  er  durch 
fei  eomniandirenden  Feldmarschall  S  u  w  oro  w  der  Allerhuchstcn  Gnade  besonders 
empfolden  und  ausser  der  Tom-  zum  Major  im  7.  leichten  Bataillon  befördert. 

AlaCommandantdicserTruppe  erwarb  sich  Sehmolzern,  der  die  Vorposten 
na  Corps  des  Generals  Ilohcnzollcrn  coramandirte»  dasZutraucn  dieses  Generals 
«idcni  Gradei  dass  er  mit  verschiedenen  kleinen  Ausrilhrungen  beehrt,  einmal  auch 
WuQer  Recognoscining  gegen  Lonat  o  eine  eigene  Colonne  zur  Leitung  erhielt, 
W  welcher  Gelegenheit  er  für  sein  zweckmässiges  Benehmen  das  öffentliche  Lob 
mmt.  hm  21.  Octobor  1800  griff  der  Gegner  mit  Tagesanbruch  die  von  ihm 
WeMigte  Vorpostenkette  in  3  Colonncn  an.  Mit  seinem  leichten  Bataillon,  einer 
UviAion  Jäger  and  einer  Schwadron  Husaren  gelang  es  Schmelzern  durch  gut 
ptroffene  Dispositionen  dem  sehr  überlegenen  Feinde  der  Art  Widerstand  zu 
Wrtia,  diu  dieser  von  Tagesanbruch  bis  in  die  Nacht  ihn  nur  von  Pozzolengo  bis 
HoBleOIhrettD  «u  drängen  vermochte;  dieser  Rückzug  geschab  Indess  unter  den 
A^gta  de«  Oberfeldherrn  Grafen  Bellegarde  so  vortrefFlich,  dass  erSclimel- 
*trö  aebe  besondere  Zufriedenheit  ausdrückte.  Am  7.  Jünner  1801  ereignete  es 
^  daas  der  Feind,  als  unser  Major  mit  dem  leichten  Bataillon  und  einer  Division 
«forden  iosserstcn  rechten  Flügel  der  Vorposten  bei  Arsignano  eommandirte, 
'■■CiQtntin  der  Vorpostenkette  bciMontebello  durchbrach,  und  ihn  mit  seiner 
--p  von  der  Armee  trennte.  In  dieser  missliehcn  Lage  und  da  die  ihm  cnt- 
-tehende,  auf  dem  Monte  Orso  postirte  feindliche  Division  die  Gegend  gegen 
und  Bassano  foreiren  zu  wollen  schien,  umderArmeeimRückenzu  kommen, 
leb  Schmelzern  diese  Absicht,  wo  nicbt  zu  verhindern,  wenigstens  zu 
-Mbwürea  und  retirurte  von  Torrente  zu  Torrente  so  klug  und  berechnend,  dass  die 
^Woae^ea  inderVorrückung  behindert  unserer  Armee  gar  nichtbcikommen  konnten. 


1004 

Oberlieutenant  befordert,  erhielt  im  Capitel  1810  das  Ritterkreuz  des  There- 
sien-Ordens  und  im  Jahre  1811  den  Freiherrnstand  mit  dem  Prädicate  ;,von 
Ehrenblüh«. 

Auch  in  den  grossen  Kämpfen  der  Jahre  1813  bis  1815  hatte  dieser  ausge- 
zeichnete Krieger  grosse  Thätigkeit  und  persönliche  Bravour  bewiesen,  und  rückte 
in  der  langen  Friedensepoche  bis  zum  Obersten  vor.  Er  beschloss  sein  rühmliches 
Leben  als  Commandant  des  2.  Artillerie-Regiments  zu  Wien  am  30.  December  1841. 

EHBcENSTEIN,  Joseph  Robert  Freiherr  von,  Major,  ist  im  28.  Lebensjahre 
vor  dem  Feinde  geblieben.  Ein  würdiger  Schüler  des  unvergesslichen  Kinsk  j, 
verdankte  er  diesem  seine  Erziehung  in  der  Neustädter  Akademie.  Zu  Ungarisch- 
Hradisch  geboren,  gab  der  heldenmüthige  Jüngling  schon  als  Fähnrich  des 
Lifanterie- Regiments  Lindenau  in  der  Schlacht  bei  Caldiero,  damals  kaum 
18  Jahre  alt,  Proben  von  Muth  und  Entschlossenheit,  auf  die  der  erfahrenste 
Krieger  stolz  sein  konnte.  Bei  einer  Batterie  waren  an  diesem  heissen  Tage  schon 
alle  Kanoniere  gefallen  und  das  Feuer  musste  ausgesetzt  werden.  Der  Feind,  kühn 
gemacht,  dringt  auf  dieselbe  los;  da  eilt  Ehrenstein  mit  einigen  Lifanteristen  zu 
den  Geschützen,  richtet  und  bedient  sie  und  empfangt  den  Feind  mit  einer  so  kräf- 
tigen Lage,  das  ihm  jeder  weitere  Versuch  vorzudringen  verleidet  wird.  Erz- 
herzog Karl  ernannte  den  mutbigen  Officier  auf  dem  Schlachtfelde  zum  Lieutenant. 

Ln  Jahre  1809  war  Ehrenstein  bereits  Oberlieutenant  im  General-Quartier- 
meisterstabe und  dem  6.  Armeecorps  zugetheilt.  Die  Schlacht  von  Aspern  gab 
ihm  Gelegenheit  sich  in  dem  Grade  auszuzeichnen,  dass  ihm  das  Capitel  im  Jahre 
1810  das  Ritterkreuz  zuerkennen  musste.  Es  war  am  zweiten  Schlachttage,  wo 
dieses  Corps  den  rechten  Flügel  der  Armee  mit  der  Weisung  zu  bilden  hatte,  die 
Flanke  zu  decken  und  dem  Vordringen  der  Franzosen  längs  der  Donau  Einhalt  zu 
thun.  Diese  concentrirten  ihre  ganze  Stärke  gegen  Aspem,  bemächtigten  sich  des 
Ortes  und  besetzten  es  nicht  nur  mit  mehreren  starken  Lifanteriemassen,  sondern 
auch  mit  Geschütz,  unter  deren  Schutz  ein  Angriff  auf  die  dort  aufgestellte  kaiser- 
liche Lifanterie  unternommen  und  diese  zum  Wanken  gebracht  wurde.  Ehren- 
stein, dies  bemerkend,  erbat  sich  die  Stürmung  des  Dorfes.  Er  rückte  an  der 
Spitze  von  100 Freiwilligen  des  Regiments  Benjowsky,  welche  durch  200  Mann 
dieses  und  des  Regiments  Kleb  eck  verstärkt  wurden,  gegen  den  Find  vor,  und 
war  so  glücklich,  nicht  nur  den  Laufgraben  vor  dem  Orte,  sondern  auch  den 
Kirchhof  und  das  Dorf  selbst,  welches  der  Feind  in  Brand  gesteckt  hatte,  zu 
erstürmen  und  260  Gefangene  zu  machen.  Der  Verlust  des  Gegners  bei  dieser 
Gelegenheit  war  ein  sehr  namhafter,  doch  blieben  auch  von  den  Freiwilligen  zwei 
Drittheile  auf  dem  Platze. 

Im  Jahre  1811  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  kämpfte  Ehrenstein  bei 
Leipzig  als  Hauptmann  mit  angebornem  Muthe,  trug  eine  Wu^e  davon  und  ward 


1015 


befiinden  sich  600  Mann  Infanterie  und  150  ühlanen*  Um  Gewisshelt  zu 
dtn^cii,  ob  die  Polen  rückwärts  im  Lager  eine  Position  und  in  welcher  Stärke 
ref*55t  baben^  ritt  Gattermayer  mit  10  Husaren  vor  und  fand  jenes  Bataillon 
hffijifbereit.  Recbts  an  einen  Sumpf  und  links  an  ein  Dorf  gelehnt,  kam  ihm  der 
iff  sehr  erwünscht,  da  er  den  Feind  aus  der  guten  Stellung  in  die  Ebene  locken 
Er  traf  auch  sogleich  Anstalten,  dass  die  2  Gesell iitze  auf  der  Anhöhe 
»rkt  placirt  wurden  und  zog  sich,  da  die  Uhlanen  ilm  zu  umgehen  suchten, 
den  wenigen  Husaren  gegen  die  Geschütze y  die  den  anrückenden  Feind  mit 
Feuer  empfingen.  Die  Uhlanen,  dadurch  überrasehtj  wankten;  Gatter- 
jer,  die^  wahrnehmend,  benützte  den  günstigen  Augenblick,  liosa  seine  zwei 
ridronen  vorrücken  und  da  er  bemerkte ,  dass  der  Feind  aus  Jedlinsko 
icke  und  das  Bataillon  und  die  Uhlanen  nur  die  Vorhut  eines  grösseren 
ftirp«  wa  sein  schienen,  so  musste  ein  rascher  Entschluss  gefasst  werden.  —  Sofort 
lieii»  er  die  Geschütze  ia  der  Mitte  der  zwei  Schwadronen  aufstellen  und  befahl  dem 
(hnjniadanteii  das  Feuer  erst  dann  zu  eroffnen,  wenn  er  zui'  Attaque  blasen  lassen 
»eric.  Der  Feind,  in  Oarre  formirt,  rückte  heran,  Gatte rmaver  Hess  ihn  zur 
Cber^ibe  aulfordern*  Da  aber  der  ParlamentUr  mit  Kugeln  empfangen  wurde, 
befahl  Oattermayer  den  Angriff.  Mehrere  Versuche  scheitern  und  bei  einem 
Iben  sinkt  der  ausgezeichnete  liittmeister  Schiller,  einige  Schritte  vo»  dem 
angelangt,  todt  vom  Pferde,  Schon  ^stutssen  die  braven  Husaren,  als  der 
tMfkn  Corporal  Stephan  P^lek  mit  hocli  in  der  Luft  geschwungenem  Säbel  vor- 
•jwngt  und  seine  Kameraden  auffordert  ihm  zu  folgen  und  den  Tod  desIÜttmcisters 
n  riehen;  worauf  er  sieh  mit  der  grössten  Todesverachtung  mitten  In  das  Viereck 
*inÄlUrjrt.  Unter  den  Hufen  seines  Rosses  fallen  die  ersten  Feinde.  Aber  mit 
8pit2en  der  Bajonetc  wird  Elek  aus  dem  Sattel  gehoben  und  sinkt  mit  .«einem 
i&lb  durchbohrten  Pferde  zusammen.  Sein  Heldentod  durchbricht  das  (June 
wrfiBtcr  den  Feinden  entsteht  Unordnung*  Einige  Husaren  benutzen  die  Vcrwir* 
niiipr  bringen  ein,  und  die  im  rechten  Augenblicke  losgelassene  zweite  Schwadron 
•»••dMiletin  zehn  Minuten  das  Schicksal  des  Feindes,  Der  grösste  Theii  fiilU  unter 
^SUbeln  der  muthigcn  Ungarn,  1  Stabs-,  23 Ober-Ofüciorc  und  495  Mann  strecken 
"1*«^  Waffen,  der  Rest  tüeht  über  die  Pilica.  —-  Am  26*  dosselljcn  Monats  täuscht 
Gittermayer  durch  zweckmässige  Vorkehrungen  den  General  Tombaska^ 
'^•««•itEt  die  Piltea,  umgeht  dessen  Posten,  wirft  ihn  trotz  der  grossen  Überlegen- 
w ^teehloaaen  zurück,  macht  viele  Gefangene  und  nimmt  wieder  Besitz  von  dem 
w^iuaercn  Rückzug  in  des  Feindes  llHnde  gekommenen  Magazin  zu  Nowemiasto, 
"  idocr  nur  noch  150  Mann  starken  Division  bcmäclitigt  sich  Gattermayei 
wt  feindlichen  Magazine  in  Lovicz,  Lenschitz,  Konin,  Schleselun,  zerstreut  die 
^Burrection  in  Grosspulen,  erbeutet  eine  grosse  Zahl  Gewehre^  liefert  900  Gefan- 
^^k ih,  und  errii'htct  eine  Abtlicilung  Kosacken.  Überhaupt  Itatte  G  atter  ma  jer, 
HPhism  Ende  dcj*  Feldzugos  ein  Streircorpscömmaiidirfc,  diegnMsIcn  Wagestücke, 


1004 

Oberlieutenant  befördert,  erhielt  im  Capitel  1810  das  Ritterkreuz  des  There- 
sien-Ordens  und  im  Jahre  1811  den  Freiherrnstand  mit  dem  Prädicate  „von 
Ehrenblüh«. 

Auch  in  den  grossen  Kämpfen  der  Jahre  1813  bis  1815  hatte  dieser  ausge- 
zeichnete Krieger  grosse  Thätigkeit  und  persönliche  Bravour  bewiesen,  und  rückte 
in  der  langen  Friedensepoche  bis  zum  Obersten  vor.  Er  beschloss  sein  rühmliches 
Leben  als  Commandant  des  2.  Artillerie-Regiments  zu  Wien  am  30.  December  1841. 

EHEEN8IEIN,  Joseph  Robert  Freiherr  von,  Major,  ist  im  28.  Lebensjahre 
vor  dem  Feinde  geblieben.  Ein  würdiger  Schüler  des  unvergesslichen  Kinsky, 
verdankte  er  diesem  seine  Erziehung  in  der  Neustädter  Akademie.  Zu  Ungarisch- 
Hradisch  geboren ,  gab  der  heldcnmüthige  Jüngling  schon  als  Fähnrich  des 
Lifanterie- Regiments  Lindenau  in  der  Schlacht  bei  Caldiero,  damals  kaum 
18  Jahre  alt,  Proben  von  Muth  und  Entschlossenheit,  auf  die  der  erfahrenste 
Krieger  stolz  sein  konnte.  Bei  einer  Batterie  waren  an  diesem  heissen  Tage  schon 
alle  Kanoniere  gefallen  und  das  Feuer  musste  ausgesetzt  werden.  Der  Feind,  kühn 
gemacht,  dringt  auf  dieselbe  los;  da  eilt  Ehrenstein  mit  einigen  Infanteristen  zu 
den  Geschützen,  richtet  und  bedient  sie  und  empfangt  den  Feind  mit  einer  so  kräf- 
tigen Lage,  das  ihm  jeder  weitere  Versuch  vorzudringen  verleidet  wird.  Erz- 
herzog Karl  ernannte  den  mutbigen  Officier  auf  dem  Schlachtfeldc  zum  Lieutenant. 

Ln  Jahre  1 809  war  Ehrenstein  bereits  Oberlieutenant  im  Gencral-Quartier- 
meisterstabe  und  dem  6.  Armeecorps  zugetheilt.  Die  Schlacht  von  Aspern  gab 
ihm  Gelegenheit  sich  in  dem  Grade  auszuzeichnen ,  dass  ihm  das  Capitel  im  Jahre 
1810  das  Ritterkreuz  zuerkennen  musste.  Es  war  am  zweiten  Schlachttage,  wo 
dieses  Corps  den  rechten  Flügel  der  Armee  mit  der  Weisung  zu  bilden  hatte,  die 
Flanke  zu  decken  und  dem  Vordringen  der  Franzosen  längs  der  Donau  Einhalt  zu 
thun.  Diese  concentrirten  ihre  ganze  Stärke  gegen  Aspern,  bemächtigten  sich  des 
Ortes  und  besetzten  es  nicht  nur  mit  mehreren  starken  Lifantericmassen,  sondern 
auch  mit  Geschütz,  unter  deren  Schutz  ein  Angriff  auf  die  dort  aufgestellte  kaiser- 
liche Lifanterie  unternommen  und  diese  zum  Wanken  gebracht  wurde.  Ehren- 
stein, dies  bemerkend,  erbat  sich  die  Stürmung  des  Dorfes.  Er  rückte  an  der 
Spitze  von  100  Freiwilligen  des  Regiments  Benjowsky,  welche  durch  200  Mann 
dieses  und  des  Regiments  Kleb  eck  verstärkt  wurden,  gegen  den  Find  vor,  und 
war  so  glücklich,  nicht  nur  den  Laufgraben  vor  dem  Orte,  sondern  auch  den 
Kirchhof  und  das  Dorf  selbst,  welches  der  Feind  in  Brand  gesteckt  hatte,  zu 
erstürmen  und  260  Gefangene  zu  machen.  Der  Verlust  des  Gegners  bei  dieser 
Gelegenheit  war  ein  sehr  namhafter,  doch  blieben  auch  von  den  Freiwilligen  zwei 
Drittheile  auf  dem  Platze. 

Ln  Jahre  1811  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  kämpfte  Ehrenstein  bei 
Leipzig  als  Hauptmann  mit  angebornem  Muthe,  trug  eine  Wui^e  davon  und  ward 


1017 

ICoHoredo  bedeckten  sich  in  demselben  mit  Ruhm.  Erstercr  gab  dem  Major 
tiask  j*  Zeugniss,  dass  er  unhediiigt  die  höchste  Auszeiehiiiing  verdiene,  denn  die 
tefferPorziÄ  und  Fontana  Fredda  wurden  mehrmals  verloren  und  wieder  stürmend 
Dbert|  wobei  sich  Kinsky  äusserst  gut  benommen  hatte.  Nicht  allein  hier,  wo 
tr  dem  Corps  wesentliche  Dienste  geleistet,  sondern  auch  im  Gefechte  von  Por- 
iköOflC,  bei  Villanuova  und  auch  an  der  Raab  hatte  sich  Kinsky  durch  Einsicht^ 
Gesdueklichkeit  und  ausgezeichnetes  Benehmen  in  seiner  Stellung  zum  grossen 
Vortheilc  für  das  Allgeoieine  sehr  nützlieh  verwenden  lassen. 

Seine  seltenen  Talente  machen  es  erklärbar,  dass  er  in  allen  Waftcngatiungen, 
läkfill  zum  Besten  des  Staates  verwendet  werden  konnte.  Bei  Leipzig  ervvarb 
er  sifi  aIs  Oberst-Lieutenant  im  Geniecorps  den  St.  Annen- Orden  2.  Claisse  und 
wurde  Oberst  bei  der  Infanterie.  Später  in  gleicher  Eigens^chaft  in  die  Artillerie 
ongothieilt,  war  er  als  General- Major  viele  Jahre  Artillerie-Brigadier  In  Pesth  und 
Wme  1826  bis  1828  jene  Versuche,  welche  diese  Waffe  auf  dem  Rakosfelde  wie 
fttrgeadd  in  ihrer  Grossartigkeit  aufzuführen  hatte.  Kinsky  war  rastlos  bemüht 
Um  scieotifische  Truppe  zu  heben  und  hatte  sich  in  derselben  ein  dankbares 
ÄöJenkcn  gegründet. 

Der  Kaiser  ehrte  seine  Verdienste  durch  dieVerleihung  der  Inhahersstelle  des 
16,  Ia(knterie- Regiments^  obschon  der  Graf  ununterbrochen  im  Verbände  der 
'irtülfirie  blieb.  Erstarb  zu  Wien  am  7.  Februar  1835  als  Dirisionär  der  Artillerie, 
\  Jahre  ^It. 


Vorni  von  Sterbe cz,  Wenzel  Ferdinand  Freiherr,  Oberst,  Sohn  des 

mnd  Maria  Thereslen-Ordensritters  Joh  an n  Freiherrn  von  Sterbecz,  zu 

m  1771  geboren,  war  im  16.  Lebensjahre  Cadet  beim  2.  Artillerie-Regimeitto 

ttfldljatt«  die  ersten  Kriege  g^g<^n  Frankreich  als  Of+ieier  mit  so  grosser  Bravour 

AiitglU&acht,  dass  er  für  sein  besonderes  Wohlverhalten  im  Treffen  bei  Weissen* 

Mim  (8,  Deccmbcr  1795),  bei  dem  Angriffe  auf  Trier  (18.  desselben  Monats)  und 

ifa  der  Sehlacht  bei  Würz  bürg  öffentlich  an  gerühmt  wurde. 

Im  Feldzuge  1805  focht  er  als  Hauptmann  des  Genbral-Stabes  in  Deutsch- 

'•fli  Bei  dem  Angriffe  der  Franzosen  auf  Ulm  am  15.  October  nahm  Voith 

^^  dem  Frauenberge  gewaljr,  wie  sehr  die  Sicherheit  des  Rückzuges  der  dort 

^^Jpfcnden  Truppen  durch  ein  Gehangen  der  Angriffe  Noy*s  bedroht  »ei,  sprengte 

w  dem  Frauenthore,  liess  es  spciTcn  und  verrammeln,  so  dass  die  vom  Michaels- 

f  wge  üicli  zurückgezogenen  zerstreuten  Abtheilongen  vor  dem  Thore  gesammelt 

Itoddio  Torliegende  Schanze  mit  selben  gegen  einen  zwcimah'gen  Sturm  des  Fein- 

piMhnipteti  ja  die  Franzosen  schliesslich  bis  an  den  Fuss  der  Hüben  wieder 

•Wekgcworfcn  wurden* 

Im  Jahre  1809  war  Voith  bereits  Major  und  dem  General  Mesko  fs»  d.)  bei 
der  oagmrischeQ  Insurrection  als  General-Stabsofficier  beigegeben.  Er  trug  durch 


1006 

der  Capelle  in  der  linken  Flanke  des  Meierhofes  zum  Weichen  gebracht.  Der 
Meierhof  musste  dadurch  zum  StOtzpunct  dieses  Flügels  werden^  und  da  die 
Besatzung  Yortheilhaft  aufgestellt  war;  so  Hess  Hummel  das  vordere  und  rück- 
wärtige Thor  verrammeln  und  die  Patronen  der  Todten  und  Verwundeten,  welche 
den  Vertheidigem  bereits  ausgegangen  waren,  unter  seine  brave  Landwehr-Mann- 
schaft vertheilen.  Mittlerweile  war  der  Hof  vom  Feinde  umrungen.  Hummel,  von 
der  Wichtigkeit  der  Behauptung  dieses  Platzes  durchdrungen,  eilte  zu  der  in 
Reserve  gestandenen  Abtheilung,  führte  sie  in  die  Hinterflanke,  während  er  selbst 
sich  wieder  zur  Front  begab.  Nach  vielen  Anstrengungen  hatte  die  Division  Serras 
die  Anhöhe,  von  welcher  die  Behauptung  des  Meierhofes  abhing,  genommen,  und 
den  dem  Major  Hummel  zugesendeten  Succurs  abgeschnitten;  einige  kühne  feind- 
liche Voltigeurs  setzten  bereits  über  die  Mauer;  in  diesem  Momente  entsendete 
Hummel  alle  in  der  vorderen  Fronte  entbehrlichen  Leute  dem  eingedrungenen 
Feinde  entgegen;  die  Hauptleute  Baron  Mos con,  Bertold  und  Schmutz,  dann 
Fähnrich  Fellinge r  führten  die  Helden  an,  und  warfen  den  Feind  wiederholt 
zurück.  Endlich  gelang  es  dem  Letzteren,  die  beiden  rückwärtigen  mit  Stroh  ge- 
deckten Seitengebäude  in  Brand  zu  stecken  und  in  die  Mauer  Bresche  zu  schiessen. 
Über  fünf  Stunden  hatte  sich  die  Besatzung  auf  das  Hartnäckigste  vertheidiget  und 
der  Armee  den  Rückzug  nicht  nur  erleichtert,  sondern  auch  des  Feindes  nachdrück- 
liche Verfolgung  gehemmt,  auch  der  Artillerie-Reserve  unter  Oberst  Friere  nb  er- 
ger Zeit  verschaffi  die  Strasse  nach  Äcs  zu  gewinnen.  Allerdings  war  diese 
heldenmüthigc  That  mit  grossen  Opfern  erkauft  worden.  Mehr  als  die  Hälfte  der 
Braven,  darunter  allein  7  Hauptleute,  waren  theils  todt,  theils  blessirt,  als  sie  end- 
lich, der  Übermacht  weichend,  sich  gefangen  geben  mussten. 

Das  Capitel  vom  Jahre  1810  sprach  dem  tapferen  Commandanten  einstimmig 
das  Ritterkreuz  zu,  und  im  Jahre  1817  wurde  Hummel  in  den  Freiherrnstand 
erhoben.  Bis  Mai  1827  war  er  dann  bei  dem  innerösterreichischen  Cordons- 
Bataillon  in  Thätigkeit,  um  welche  Zeit  er  krank  und  gebrechlich  nach  57  Dienst- 
jahren in  die  Pension  trat  und  sein  ausgezeichnetes  Leben  zu  Gratz  den  18.  Sep- 
tember 1832  beschloss. 

BlANCHI,  Friedrich  von,  General-Major,  für  die  mit  Standhaftigkeit  und 
grosser  Umsicht  geleitete  Vertheidigung  des  Brückenkopfes  bei  Pressburg; 
wurde  im  Jahre  1813  Commandeur  (s.  d.). 

Haas  von  Märten y,  Stephan,  Oberst, Officierssohn,  zu  Pressburg  geboren 
und  im  16.  Lebensjahre  als  Cadet  in  das  53.  Infanterie-Regiment  Johann  Jella- 
chich  eingetreten,  avancirte  in  den  ersten  Kriegen  gegen  Frankreich  bis  zum 
Oberlieutenant,  im  Jahre  1805  zum  Hauptmann.  Bei  allen  Gefechten,  Schar- 
mützeln, bei  Erstürmungen  oder  Vertheidigungen  von  Schanzen,  die  nur  immer 


1019 


I  diesem  Kampfe  %vurde  der  Zügel  des  Pferdes  dieses  wackeren  Ol'fielers  durch- 
lea^  lind  es  stürzte  mit  dem  Reiter  mitten  in  die  Feinde^  warf  ilm  ab  und  nahm 
Olgyay,  von  den  Franzosen  umrungen^  wüi*dc  durch  seine  braven  Reiter, 
he  gar  bald  zur  Hand  waren,  glücklich  herausgehauen.  Nun  schwang  er  sieh 
nsch  »uf  ein  anderes  Pferd,  und  attaquirto,  obschon  vei-i^^undet^  nochmals  den  sieh 
lu  formiren  suchenden  Gegner*  Diese  zweite  Attaque  brachte  die  Chasscurs  in 
Jiche  Deroute,  sie  ergriffen  die  Flucht  und  liberliessen  31  Gefangene  und 
fWigen  mit  Bagage,  Waffen  und  Montur  dem  Sieger ,  dessen  That  das  Capitel 
t  Jahre  1810  mit  dem  Ritterkreuze  lohnte.  —  Im  Jänner  1810  mit  Ritt- 
s-Charakter ausgetreten,  starb  Olgy  ay  zu  Pressburg  am  28,  Februar  1834. 

EZSTEKUAZY  von  GalÄntha,  Johann  Neporauk  Graf,  Oberst  in  dei* 
liea  lusurrection,  geboren  den  IL  Februar  1774,  hatte  die  militärische 
lin  im  19.  Lebensjahre  begonnen ♦  die  Feldzijcce  bis  zum  Luneviller  Frieden 
grosser  Auszeichnung  raitgefochten  und  vier  Blessurcn  davongetragen*  Der 
'hatte  Bich  namentlich  als  Lieutenant  des  vormaligen  Kürassier -Regiments 
I  AIS  au  im  Treffen  bei  Wetzlar  hervorgethan,  wo  er  mit  40  Kürassieren  durch 
JicLAlm  seUte^  dem  Feinde  in  die  rechte  Flanke  fiel  und  mehrere  Gefangene 
iiobfiekte ;  bei  Friedberg»  dann  bei  O s t e r a c h  wurde  er  wiederliolt  schwer 
ftdet  tmd  musste  als  Invalide  tlie  aetiven  Dienste  verlassen. 
DIoöo  plijTfiischen  Gebrechen  vermoehten  aber  nicht  seinen  Patriotismus  erkal- 
\  la  lassen;  er  errichtete  sowohl  im  Jahre  1805  wie  im  Jahre  1809  Insurrection.s- 
oppen  und  commandirte  im  letzteren  Kriege  als  Oberst  das  Pressburger  Huj^iaren- 
ent,  welches  eines  der  ersten  ins  Feuer  kam.  Nach  der  Schlacht  bei  Raab 
5  Kanonen  und  3  Haubitzen  mit  Bespannung  und  Munition  des  au«  Raab 
lEücken  des  Feindes  sich  zurückziehenden  abgeschnittenen  Corps  unter  General* 
ron  Mesko  auf  der  Htihe  von  Kis-Szel  bei  der  Avantgarde  unter 
•ttcrhiay's  Befehl  aufgestellt;  der  Genoral  Mesko  befand  sich  bei  der 
le,  um  das  schon  heftig  engagirte  Gefecht  zu  leiten,  als  plotzlicli  die 
Derie  ron  mehreren  Hundert  Chasseurs  und  einem  Inlanterie-Bataillon  ange- 
Wlnöund  die  Bedeckung  geworfen  wurde.  Der  Feind  drang  gegen  die  Geschütze 
^hoell  vor,  dass  er  nur  mit  einigen  Kartätsclienlagen  empfangen  werden 
öle.  In  diesem  Momente  warf  sich  Eszterhäzy  mit  einer  Husaren-Division 
öSi  RcgimeDls  den  Franzosen ,  ohne  Rücksieht  auf  ihre  Stärke,  mit  solchem 
l^^gBttüsn  entgegen^  dass  die  Chasseurs  sogleich  gesprengt,  die  Infanterie  zu- 
ttmiiaDgeliaueDi  12  Officlerc  und  200  Mann  gefangen  und  viele  Bagage  und 
Paar  Schuhe  erbeutet  wurden.  Diese  durch  Geistesgegenwart,  Tapferkeit 
1  Ul^  BourÜicilung  ausgeführte  glänzende  Attaque  rettete  nicht  allein  unsere 
vor  augenscheinlicher  Gefahr,  sie  verhinderte  auch  jede  weitere  Alar 
uod  Unordnung  in  der  Arriöregaido  und  befreite  überdies  36  Ufficiere  und 


1008 

beiwohnte  und  dann  den  Feldzug  1805  gegen  Frankreich  als  k.  k.  Cadet  mit- 
machte. Im  Jahre  1809  Unterlieutenant  im  2.  Regimente,  erkämpfte  sich  Wie- 
lowieyski  auf  den  Schlachtfeldern  Italiens  das  Ritterkreuz. 

Dieser  tapfere  Officierplacirte  am  16.  April  1809  in  der  Schlacht  vonFontana 
Fredda,  als  der  Feind  unsere  Avantgarde  angegriffen,  seine  Cavallerie-Batterie  mit 
der  grössten  Geistesgegenwart  der  Art,  dass  die  Franzosen  ungeachtet  ihrer  wieder- 
holten Attaquen  durch  das  vortrefflich  angebrachte  Kugel-  und  Kartätschenfeuer 
über  Rocco  geworfen  und  zum  Weichen  gebracht  wurden,  ein  Umstand,  der  auch 
zur  Einnahme  von  Fontana  Fredda  wesentlich  beigetragen  hatte.  Nicht  minder 
muthvoll  und  standhaft  begegnete  Wielowieyski  den  wiederholten  feindlichen 
Stürmen  bei  Villanuova  am  29.  April,  besonders  gegen  den  Ort  San  Bonifacio 
mit  Kugeln  und  Kartätschen,  so  dass  der  Feind  von  seinem  Vorhaben  abstehen 
musste  und  bis  Caldiero  geworfen  wurde.  Fünf  Stunden  hatte  er  gegen  den  dreimal 
stärkeren  Gegner  San  Bonifacio  ruhmvoll  gehalten. 

Als  die  Armee  auf  ihrem  Rückzuge  am  11.  Juni  vorwärts  von  Päpa  Stel- 
lung genommen,  am  12.  ihren  weiteren  Rückzug  gegen  Tdth  angetreten  hatte,  war 
Wielowieyski  mit  seiner  Batterie  bei  der  Nachhut  commandirt  und  stellte  dem 
andringenden  Feinde ,  obwohl  ihm  das  Pferd  unter  dem  Leibe  erschossen  worden, 
aus  eigenem  Antriebe  (denn  die  anwesenden  Artillerie-Stabsofiiciere  waren  mit 
Placirung  der  übrigen  Brigade-  und  Positions-Batterien  beschäftigt)  seine  Batterie 
so  zweckmässig  entgegen  und  wirkte  so  vortheilhaft  mit  derselben,  dass  dem 
Gegner  ein  schnelles  Vorrücken  verwehrt  und  der  Rückzug  der  Armee  wesentlich 
erleichtert  wurde.  Gleich  ausdauernd  hielt  er  sich  am  14.  Juni  in  der  Schlacht 
von  Raab  und  fugte  durch  eigene  Anordnung  mit  seiner  Batterie  dem  Feinde 
möglichsten  Abbruch  zu ,  ungeachtet  ihm  an  diesem  Tage  abermals  sein  Reitpferd 
getödtet  wurde.  Da  in  diesen  Gefechten  dem  Feuerwerker,  zwei  Corporalen  und 
drei  Vormeistern  der  Batterie  theils  die  goldene,  theils  die  silberne  Medaille  als 
Belohnung  zu  Theil  wurden,  so  konnte  auch  dem  wackeren  Commandanten  der 
ausgezeichneten  Cavallerie-Batterie  das  Ritterkreuz  um  so  weniger  entgehen,  als 
auch  Erzherzog  Johann  in  einem  Schreiben  an  den  Präses  des  Ordens-Capitels, 
Feldmarschall  Fürsten  von  Liechtenstein,  das  umsichtige  Benehmen  dieses 
braven  ausgezeichneten  Officiers  hervorzuheben  sich  angenehm  veranlasst  sah. 

Im  Feldzuge  1813  wurde  unsere  Avantgarde  der  Armee  in  Italien  bei  Cal- 
diero am  15.  November  zum  Weichen  gezwungen.  Wielowieyski  agirte  mit 
der  Hälfte  seiner  unterhabenden  Batterie  so  zweckmässig,  dass  der  Feind  auf 
die  Ordnung  des  Rückzuges  unserer  Truppen  nicht  nachtheilig  und  auch  den 
Übergang  über  die  Alponbrücke  bei  Villanuova  nicht  hindern  konnte;  vielmehr 
da  auch  diese  in  Gefahr  stand  genommen  zu  werden,  wusste  Wielowieyski,  abge- 
sehen von  dem  Verluste,  welchen  seine  Batterie  an  Bedienungsmannschaft  und 
Pferden  während  des  Gefechtes  erlitten  hatte,  die  Vertheidigung  so  zweckmässig 


1021 

Orte  auf,  wo  die  strafende  Gerechtigkeit  ihr  Sühnopfer  sollte  fallen  sehen.  Schon 
iilderdcn  Unglücklichen  auf  die  Ewigkeit  vorbereitende  Priester  bei  Seite  getre- 
ten, ds8  Carrd  öffnet  sich,  die  Kameraden  mit  den  scharf  geladenen  Gewehren 
twten  vor.  Da  geschieht  es,  dass  diese,  hinr^^erissen  von  der  Aufregung  des  Augen- 
Mldts  und  von  dem  übereilten  Drange,  der  blutigen  Pflicht  sieh  rascli  zu  entlasten, 
ins  önglücklichcm  Missverstehen,  trotz  des  Gnadenrufes  des  Prinzen,  Feuer  gehen, 
flfer  Getroffene  stürzt  verscheidend  zusammen,  —  fast  zugleich  mit  ihm  sinkt  der 
*iini  besinnungslos  vom  Pferde.  Während  mehrerer  Wochen  fesselte  eine  schwere 
Aerrenkrankheit,  die  Folge  der  erlittenen  Gemüthscrschüttcrungj  den  Fürsten  an 
<***  Krankenbett.   Der  Gedanke,  dass  der  bereits  Begnadigte  durch  ein  unglück- 
leÜges  Hissverständniss,  durch  das  erst  im  kritischesten  Jlomente  ausgesprochene 
nfort  Gnade  dem  Tode  überliefert  worden,  i|uälte  ihn  fortw^ährond.    Die  Erinne- 
^Qiigaii  dieses  Ereigniss  schwand  nie  aus  der  Seele  des  edlen,  menschenfreund- 
iidieo  Prinzen.  Selbst  In  späteren  Jahren  loderte  das  Andenken  daran  in  seinem 
Serien  Jedesmal  wieder  auf,  sobald  Jemand  das  Wort  Exccution  im  Beisein  des 
PUnten  aussprach.^ 

Im  Jahre  1809  versah  der  Prinz  als  Oberst  des  2.  Infanterie-Regiments  Brl- 

Ipmdierdienste*    Er  befajid  sich  im  4.  Corps  unter  Rosenberg  und  zeichnete  sich 

in    allen  Gelegenheiten   durch  seine   vortrefflichen   militärischen  Eigenschaften, 

Kenntnisse  und  sein  standhaftes,  muthvoll es  Betragen  so  sehr  aus,   dass  er  jede 

Tmppe,  die  von  ihm  angeführt  wurde,  mit  neuem  Mutlie  und  hoher  Tapferkeit 

belebte.   Am  ersten  Tage  von  Aspern  war   des  Prinzen  Regiment  unter  jenen 

Abthcilangen  der  5.  Colonne,  welche  dem  Feinde  Nachmittags  Stadl-Enzersdorf 

filitriaa.  Bei  Tagesanbruch  des  22,  schlug  der  Prinz  im  Laufe  des  Vormittags  mit 

<^  BögEDiente  allein  fünf  feindliche  Gavallcrie -Angriffe  zurück  und  war  bei 

^«aiStöraic  auf  jenen  Ort  thätig.    Der  Generalissimus  nannte  ihn  in  der  Relation 

^tcr  den  besonders  Ausgezeichneten  und  beförderte  ihn  mit  Armeebefehl  vom 

^Uaizum  General-Major.   Am  ersten  Tage  der  Schlacht  von  Wagram  über- 

•••«e  der  Feind  schon  am  anbrechenden  Abend  den  Russbach,  nahm  Baumersdorf, 

^tieg  die  Höhe  der  Position,  warf  das  erste  Treffen  des  3.  Armeecorps  über  den 

H*ofcn  und  hatte  selbst  schon  im  zweiten  Treffen  dieses  Corps  Unordnung  ver- 

'»^itct  In  diesem  entscheidenden  Augenblicke  fasste  der  Prinz,  ohne  Befehl  orhal- 

*"*  tu  haben,  den  Entschluss,  das  Regiment  Hiller  aus  seiner  Brigade  rechts 

•^^hwenken,  in   Bataillonen  anfmarachiren   zu   lassen    und  so  in  die  feindliche 

f^e  SU  rücken.    Der  Erfolg  wurde  durch  eine  kräftige  Niederlage  des  Gegners 

phütkif  indem  derselbe  zum  Rückzüge  genöthigt  und  mit  dem  Bajonete  über  die 

Aiii^he  und  den  Russbach  zurückgeworfen  wurde.   Am  zweiten  Tage  durch  eine 

Kirtluchenkugel  schwer  verwundet,  verlleas  der  Prinz  seine  Brigade  erst  nach  der 

SeUacht,  um  sich  verbinden  zu  lassen.  Für  die  entschlossene  That  am  5.  Juli  wurde 

ihm  im  Capitel  vom  Jahre  1810  das  Ritterkreuz  zuerkannt 


1022 

Im  Jahre  1812  finden  wir  den  Prinzen  bei  dem  Auxiliarcorps  gegen  Russland^ 
wo  er  mit  seiner  Infanterie-Brigade  durch  besondere  Kühnheit  die  Schlacht  bei 
Podubnie  (12.  August)  entscheidet,  indem  er  sich  des  Schlüssels  der  feindlichen 
Stellung  bemächtigt.  Am  28.  September  bei  Turisk  angegriffen,  behauptete  er  sich 
bis  in  die  Nacht  und  folgte  dann  dem  Corps  auf  Luboml  nach ;  viele  Verdienste 
hatte  sich  der  Prinz  in  dieser  Campagne  erworben  und  sah  sich  durch  die  Ver- 
leihung des  19.  Infanterie-Regiments  belohnt.  In  dem  Befreiungskämpfe  der  fol- 
genden Jahre  focht  der  Prinz  bei  Dresden,  wo  er  eine  bedeutende- Contusion 
erhielt,  und  erscheint  bei  Kulm  zum  ersten  Male  als  selbstständig  handelnder 
umsichtiger  Befehlshaber.  Am  21.  September  1813  zum  Feldmarschall-Lieutenant 
befördert,  commandirte  er  in  dem  3.  Corps  des  Feldzeugmeisters  Gyulay  die 
Brigaden  Csollich  und  Grimmer  und  wurde  wegen  seines  rastlosen  Eifers  und 
heldenmüthigen  Benehmens  bei  Leipzig  angerühmt.  Hierauf  zum  Gouverneur  der 
Stadt  Frankfurt  ernannt,  nahm  er  bei  Hochheim  freiwilligTheil  an  dem  Kampfe 
und  begab  sich  im  Februar  1814  zur  Süd-Armee,  wo  er  das  6.  deutsche  Bundes- 
corps, welches  die  Reserve  dieser  Armee  bildete,  commandirte.  Hier  sehen  wir 
ihn  an  den  Gefechten  bei  St.  Georges  und  Limonest  mit  gewohnter  Tapfer- 
keit Theil  nehmen  und  in  Lyon  siegend  einziehen. 

Im  Jahre  1815  stand  der  Prinz  als  Divisionär  im  3.  Corps  des  Kronprinzen 
von  Württemberg  und  wohnte  dem  einzigen  erheblichen  Gefechte  vor  Strass- 
burg  mit  Einsicht  und  Unerschrockenheit  bei. 

Der  abgeschlossene  Friede  führte  ihn  als  Divisionär  nach  Wien  zurück ;  er 
wurde  1818  nachRüssland  und  1820  nach  England  mit  diplomatischen  Sendungen 
betraut  und  nebst  dem  Grosskreuze  des  St.  Stephan- Ordens  auch  von  den 
Monarchen  vieler  ausländischer  Staaten  zum  Zeichen  der  Achtung  und  Dankbarkeit 
mit  Orden  betheilt. 

Kaum  von  London  zurückgekehrt  betheiligte  er  sich  an  der  Expedition  nach 
Neapel  und  wurde  zum  Gouverneur  der  Hauptstadt  dieses  Reiches  ernannt.  Sein 
edles  menschenfreundliches  Benehmen  erwarb  ihm  die  volle  Achtung  sowohl  der 
königlichen  Familie  wie  der  Nation,  und  mit  dem  Grosskreuze  des  sicilianischen 
St.  Georg-Ordens  wurde  sein  wirkungsreiches  Streben  gelohnt.  Nachdem  er  1825 
zum  commandirenden  'General  in  Innerösterreich  und  Tirol  ernannt  worden  war, 
überbrachte  er  im  Juli  1826  dem  Kaiser  Nikolaus  bei  der  Krönung  zu  Moskau 
die  Glückwünsche  des  österreichischen  Hofes  und  wurde  1827  als  Commandirender 
nach  Galizien  versetzt. 

Dem  russisch -türkischen  Elriege  wohnte  Hessen-Homburg  als  kaiserlicher 
Bevollmächtigter  bei,  begab  sich  dann  im  October  1828  nach  St.  Petersburg,  wo 
er  zwei  Monate  verweilte  und  mit  schmeichelhafter  Auszeichnung  behandelt  wurde. 
Der  weisse  Adler-Orden  und  der  Ehrendegen  der  Tapferkeit  in  Brillanten  waren 
ein  sichtbarer  Beweis  der  Hochachtung  des  nordischen  Souveräns,  welchen  der 


1023 


?tm  im  Mai  1830  «u  Warschau  nochmals  zu  be  will  komm  neu  die  Auszeichnung 

Nach  Gratz  wieder  zurückgekehrt,  wirkte  er  hier  durch  9  Jahre  aij^Comnmn- 
(firoader  niit  lohnendstem  Erfolge,  trat  Im  Februar  1837  ^um  Leidwesen  Aller  von 
(fieieiö  Posten  ab,  um  nach  dem  Tode  seines  Bruders  die  Regierung  zu  übenichmen. 
thindei'te  indessen  den  seit  dem  6.  Juni  1832  zum  Feldzeugmelster  belordertcn 
Hoten  oieJitj  noch  im  October  1839  dem  Kaiser  neue  wichtige  Dienste  zu  leisten 
ad  die  Stelle  eines  Gouverneurs  in  Mainz  anzunehmen,  welche  ihm  Beweise  des 
•ßita  Wohlwollens    aller   Fürsten  Deutschlands   im   reichen  Masse   theilhafl 
liesa.  Nach  dem  Ablaufe  des  tiinljührigen  Gouvernements  kehrte  er  1844 
inixner  nach  Homburg  zurück  und  empfing  noch  wenige  Wochen  vor  seinem 
klebe«  die  Fcldmarschalls -Würde  {28.  November  1846).  Lungere  Zeit  kränkelnd, 
er  dem  sti^engen  Gesetze  der  Natur  am  15-  December  1846,  tief  betrauert 
llen,  weiche  die  Liebenswürdigkeit  dieses  mit  atleu  Vorzügen  eines  Krie- 
Feldherrn  und  Regenten  ausgestatteten  Prinzen  näher  zu  kennen  die  Gele- 
genheit hatten. 

BENTHEIM-STEIKFÜRT,  Friedrich  Wilhelm  Belgiens  Fürst  zu,  Feld* 
Biftehail-Lieutcnant,  geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Inhaber  tles  9.  [nfanterie- 
B^pUeots,  geboren  zu  Burg  Steinfurt  am  17.  April  1782,  war  der  dritte  Sohn 
dies Reiehsgrafon  Ludwig  Wilhelm,  und  erhielt,  da  seine  Mutter  eine  geborne 
Hdogitin  von  Holstein -Glüeksburg  und  dem  dänischen  Königshause  nahe  be- 
bnadel  war,  schon  in  seinem  6.  Jahre  den  Titel  eines  königlich  dänischen  Ober- 
Birtinant*,  wui'de  dann,  wegen  der  von  seinen  Ahnen  dem  Reichsoberliaupte  von 
jAer  bewiei^enen  xVnhängHchkeil,  vom  Kaiser  Leopold  IL  1791  zum  Capitäu- 
I^Wtcnant  in  der  Armee  ernannt,  blieb  jedoch  zur  Vollendung  seiner  Erziehung 
«flitwdicn  im  väterUehen  Hause. 

Bei  dem  Ausbruche  der  FeindseUgkeiten  1799  rückte  er  bei  dem  Infanterie- 
l^lioiejita  Graf  Wen  k  he  im  als  Capitän-LIcutenant  zur  Dienstleistung  ein,  und 
_^Mluft  aoter  dem  Befehle  des  Feldmarschall-LIeutenants  Jellachich  an  dem 
^■•l^i^gÄkrioge,  der  sich  in  den  kleineren  Schweizer  Cantonen  zwischen  den  krieg- 
^BB^dcn  Tbcilen  entspann,  so  wie  an  den  weiteren  Schicksalen  seines  Regiments 
^Wl.  Durch  persönlichen  Muth  that  er  sich  bei  Ho  hen  I  in  den,  dann  in  den 
'^»chten  von  Salzburg  und  dem  Sturme  und  der  Behauptung  des  dortigen 
TmAT^ai-tenfl  heiTor*  Den  ersten  Beweis  einer  höheren  militärischen  Einsicht  aber 
Pfccr  b«i  Frankenmark,  wo  er  durch  energischen  Widerstand  unserer  in  die 
£fl|v  getriebenen  Oavalleric  Zeit  verschaffte  ihren  Rückzug  durch  ein  beschwer- 
ßckes  Deült^  glücklich  zu  bewerkstelligen. 

Kach  dem  Frieden  von  Luacville  kam  Ben  theim  in  Garm'son  nach  Böhmen, 
tzte  hier  die  Zeit  der  Ruhe  so  gut  zu  seiner  militärischen  Ausbildung,  dass 


1024 

er  im  September  1804  zum  überzähligen  Major  im  Regimente  befördert,  im  Novem- 
ber aber  bei  dem  Regimente  Kerpen  in  Wirklichkeit  gebracht  wurde. 

Im  November  1805  befand  sich  der  Fürst  mit  seinem  Bataillon  im  Enns- 
thale  bis  Unterhaus  vorgeschoben.  Chasteler  stellte  noch  2  Bataillone  Gren- 
zer, 1  Schwadron  Melas  -  Dragoner  und  1  Zug  Palatinal- Husaren  unter  seinen 
Befehl  und  beauftragte  ihn,  über  die  Sölker  Alpen  zu  gehen  und  Neumarkt  wo 
möglich  vor  dem  Feinde  zu  gewinnen.  Bentheim  vollzog,  obgleich  hoher  Schnee 
die  Alpen  deckte  und  vielerlei  Schwierigkeiten  seinem  Marsche  in  den  Weg  traten^ 
den  Auftrag  glücklich  und  erwarb  sich  die  vollste  Zufriedenheit  seines  Generals. 
Im  Jahre  1807  wurde  er  als  erster  Major  zu  dem  Infanterie-Regimente  Erzherzog 
Ludwig  übersetzt,  und  im  Februar  1809  zum  Oberst -Lieutenant  bei  dem  Regi- 
mente Reuss-Plauen  befördert.  Bei  Aspern  befand  sich  das  Regiment  in  der 
zweiten  Colonne,  und  war  bestimmt  gegen  jenes  Dorfnrorzurücken,  an  welches  der 
Feind  seinen  linken  Flügel  lehnte.  Der  Fürst  bat  um  die  Erlaubniss,  die  Vorhut 
der  Sturmcolonne  bilden  zu  dürfen,  und  rückte,  nachdem  er  sie  erhalten,  an  der 
Spitze  seiner  Braven  vor,  trotz  des  verheerenden  feindlichen  Kartätschen-  und 
Kleingewehrfeuers.  Sein  Adjutant  wurde  an  seiner  Seite  erschossen,  ihm  selbst 
das  Pferd  unter  dem  Leibe  getödtet  und  er  gleichzeitig  mit  zwei  Wunden  zu 
Boden  gestreckt.  Zur  Belohnung  dieser  Tapferkeit  wurde  Bentheim  zum  Oberst 
und  Commandanten  des  Infanterie-Regiments  Vogel  sang  ernannt,  und  war  nach 
seiner  Herstellung  eifrig  bemüht,  das  zusammengeschmolzene  und  meist  durch 
Neulinge  ergänzte  Regiment  zu  organisiren.  Dieselben  grossen  Beweise  von 
Tapferkeit  und  kaltblütiger  Entschlossenheit  bewährte  er  in  der  Schlacht  bei 
Wagram,  wofür  ihm  im  Capitel  vom  Jahre  1810  das  Ritterkreuz  zuer- 
kannt wurde.  Als  am  5.  Juli  der  Feind  die  Höhen  zwischen  Baumersdorf  und 
Wagram  genommen,  und  durch  gewaltsames  Vordringen  gegen  den  linken  Flügel 
des  Regiments  Unordnung  in  dasselbe  gebracht  hatte,  ergriff  der  Fürst  die  Leib- 
fa^ne  seines  Regiments,  warf  sich,  von  mehreren  Officieren  begleitet,  mit  dem  Rufe: 
„Folgt  eurem  Obersten  I^  auf  den  Feind,  drängte  ihn  über  den  Russbach  zurück 
und  besetzte  die  verloren  gegangene  Stellung.  Am  folgenden  Tage  blieb  das  Regiment 
in  der  Aufstellung  zwischen  Baumersdorf  und  Wagram,  und  war  nach  dem  Abmär- 
sche des  Regiments  Argenteau  sich  selbst  überlassen.  Gegen  1  Uhr  griff  der 
Feind  die  Stellung  in  der  Fronte  an,  und  während  der  Fürst  die  wirksamsten 
Massregeln  ergriff  denselben  aufzuhalten,  zog  sich  der  linke  Flügel  der  Armee 
zurück  und  der  Feind  drang  unaufgehalten  vor.  Bentheim  erkennt  den  bedeut- 
samen Moment,  und  nimmt  unaufgefordert  zwei  Bataillone  des  Regiments^  rückt 
in  einer  schrägen  Stellung  200  Schritte  seitwärts  der  linken  Flanke,  greift  den 
Feind  dreimal  mit  Sturm  an,  und  leistet  unter  den  Augen  des  Generalissimus 
so  lange  heldenmüthigen  Widerstand,  bis  eine  schwere  Wunde  ihn  kampfunfähig 
macht.     Dieser    schnell    ausgeführte    Entschluss    und    die    glücklich    gewählte 


1025 


Aufstellung  hält  den  Feiod  von  der  früheren  Besetzung  von  Wagram  auf,  erleichtert 
i  rechten  Flügel  des  sich  zurückziehenden  2.  und  4.  Armeccnrps  den  Rückzug 
od  rettet  die  ganze  Artillerie  auf  der  Hohe  zwischen  Baumersdorf  und  WagrauL 
AI«  aach  der  Stiftung  des  Rheinbundes  die  Bentheinii'schen  Besitzungen, 
der  ReiolisuniuittelbarkcJt  verlustig,  dem  neuen  Grossherzogthunie  Berg  einver- 
Idbt  wurden,  hätte  der  Fürst  die  österreichischen  Kriegsdienste  verlassen  sollen, 
eriml  «ich  jedoch,  um  dies  zu.  verhindern ,  vom  Kaiser  die  Kämmererswürdc, 
IBJ  erwirkte  nun,  dieses  neue  Dienstv^erliältniss  geltend  machendj  in  Paris  die 
Üfliabüiss,  in  der  österreichischen  Armee  fortdienen  zu  dürfen. 

Während  der  rückgängigen  Bewegui^geo  der  verbimdeten  Heere  nach  Böhmen 
I813j  erhielt  Beut  he  im  den  Befehl  über  eine  aus  den  Regimentern  Kaunitz 
ttiid  Wenzel  Colloredo  zusammengeseizte  Brigade,  erstürmte  mit  ersterem  am 
11.  September  den  Wald  von  Tellnitz,  machte  400  Gefangene  und  eroberte 
mtn  Adlor.  Am  4.  October  zum  General-Major  einajint,  wiu*de  ei-  mit  der  Orga- 
iiisati(ka  der  üsterrciclusch-dcutscheii  Legloü  beauftragt  und  ziini  Üoimnandanten 
derselben  ernannt.  Seiner  unermüdlichen  Thätigkeit  war  es  möglich ,  schon  im 
Jinoar  18 14  mit  2  Lim'en-^  1  JUger-Bataillou  und  2  Divisionen  Husaren  ins  Feld 
I«  rücken.  Dem  Auftrage  gemäss  traf  er  am  28*  März  bei  Aix  ein  und  setzte, 
«ich  Uesilznahme  von  Chambery,  die  weitere  Verfolgung  des  Feindes  gegen 
MgatiacUant  fort^  fand  aber  die  Brücke  über  die  Lsctc  zerstört.  Er  erhielt  nun  von 
Bubna  den  Befehl,  den  Übergang  über  die  Iscre  bei  Montmcilaat  zu  erzwingen, 
itdltü  demzufolge  unter  grossen  Anstrengungen  die  Brücke  über  den  hochtreiben- 
den Rus«  ini  Angesichte  des  Feindes  her,  verdrängte  letzteren  von  diesem  Punctc, 
MÄ  btnK'erkatelligte  seine  Vereinigung  mit  Bub  na.  Im  Jahre  1815,  nach  Auflö- 
«fl^ dfr  österrcichiBch-deutschcn  LegioUj  stand  er  an  der  Spitze  einer  (Jrcnadier- 
Brigidf^  mit  welcher  er  wahrend  des  Aufenthaltes  der  verbündeten  Monarchen  in 
PWi  einen  Theil  der  dortigen  Garnison  bildete. 

Als  während  der  Unnüien  im  Kirchenstaate  (1831)  der  Papst  sich  den  Bei- 
»tind  Östi?rrcich8  erbat  und  demgcmäss  ein  Armeecorps  unter  Feldzeugmeister 
icppcrt  gegen  den  Po  vorrückte,  commandirte  Beut  heim  den  linken  Flügel, 
I  crbiclt  nach  Beendigung  dieser  kurzen  Expedition  eine  Division  bei  dem  ersten 
Dt'öcorps  unter  den  Befehlen  des  Generals  der  Cavallcrie  Wallmoden.  Später 
•^li«  Österreich  wegen  des  Standes  der  Dinge  in  Frankreich  eine  Armee  in 
hn  auf  and  der  Fürst  wurde  auf  Frimont*s  Antrag  Commandant  des  Rescrv^c* 
w,  iin  dessen  Spitze  er  bis  1836  blieb  und  den  Unterricht  der  Truppen  Im 
Radetzky's  leitete.  Nach  Auflösung  des  Reservecorps  erhielt  Bentheira 
I  Befehl  über  das  2,  Armeecorps  mit  gleichzeitiger  Ernennung  zum  geheimen 
*4-  Bd  dem  Ausbruche  der  Cholera  bereiste  er  sogleich  die  Tinippcn  seines 
b«iuchtc  alle  Spitäler,  brachte  überall  Trost  und  richtete  durch  sein  Bei- 
Idftn  Muth  auf,  wo  dieser  zu  sinken  begann. 

65 


1026 

Im  August  1839  dem  Commandirenden  von  Österreich  zur  Seite  gegeben, 
mit  der  Weisung,  an  seine  Bestimmung  erst  nach  Beendigung  der  eben  im  Zuge 
begrüFenen  Waffenübungen  abzugehen,  leitete  der  Fürst,  obgleich  eben  nur  von 
einem  ernsten  Unwohlsein  hergestellt,  mit  Thätigkeit  und  Hingebung  die  grossen 
Manoeuvres  am  9.,  10.  und  11.  October,  sank  aber  schon  am  12.  zu  Villafranca 
plötzlich  todt  in  die  Arme  seines  Adjutanten.  Ein  ehrerbietiger  und  aufmerk- 
samer Untergebener,  sorgsamer,  liebevoller  Vorgesetzter,  ein  warmer  Freund, 
verdiente  der  Fürst  im  weitesten  Umfange  des  Wortes  den  Namen  eines  Bie- 
dermannes. 

MAÜRIGH,  Freiherr  von  Russbach,  Friedrich,  Major,  hatte  13  Jahre  in 
der  Artillerie  und  9  Jahre  im  General-ßtabe  mit  Treue  und  Auszeichnung  gedient 
und  beißonders  in  der  Schlacht  bei  Aspern  und  Wagram  als  Hauptmann  in 
einem  so  hohen  Grade  sich  hervorgethan,  dass  ihm  im  Capitel  vom  Jahre  1810 
das  Bitterkreuz  verliehen  wurde.  Am  ersten  Tage  der  Schlacht  von  Aspern 
war  Maurich  bei  der  Cavallerie  des  1.  Armeecorps  ^ingetheilt,  und  gab  Beweise 
seines  regen  Eifers  und  seiner  kühnen  Entschlossenheit,  indem  er  bei  dem  Angriffe 
auf  die  feindlichen  Kürassiere  nicht  nur  zur  Aneiferung  der  Mannschaft  immer  an 
der  Spitze  derselben  blieb,  sondern  auch  da  wo  es  noth wendig  war  mit  der  grö'ssten 
Selbstaufopferung  die  zweckentsprechendste  Abhülfe  traf.  Als  Tages  darauf  die 
Plänkler  unserer  Infanterie  nicht  hinlänglich  vorpoussirt  waren,  brachte  sie  Mau- 
rich aus  eigenem  Antriebe  durch  die  thätigste  Aufmunterung  unter  dem  hef- 
tigsten Feuer  bis  an  den  Graben  vor,  erbat  sich  dann  ein  Bataillon,  um  den 
Feind  aus  Aspern  zu  vertreiben,  welches  General  Vogelsang  selbst  vorführte, 
und  stellte  dasselbe  so  zweckmässig  im  Dorfe  auf,  dass  die  Franzosen  die  noch 
besetzten  Häuser  so  wie  die  gegenübergelegene  Waldspitze  sogleich  verlassen 
mussten. 

Bei  Wagram  am  5.  Juli  gelang  es  seinem  Eifer  und  seiner  Entschlossenheit 
die  bereits  in  Unordnung  gebrachte  Infanterie- Abtheilung  zu  ralliiren  und  den 
andringenden  Feind  wieder  zu  werfen.  Als  dieser  am  6.  zwischen  dem  rechten 
Flügel  in  dem  Rande  desRideaus  bei  Wagram  anrückte,  kam  ihm  Maurich  durch 
schnelle  Besetzung  dieser  Öffnung  mit  dem  Regimente  Vogelsang  und  zwei 
Batterien  zuvor,  vereitelte  also  des  Gegners  Absicht  und  ermöglichte  den  auf 
dieser  Höhe  aufgestellten  Regimentern  des  1.  und  des  ganzen  2.  Armeecorps  den 
später  angeordneten  Rückzug. 

Maurich,  im  Februar  1811  in  den  statutenmässigen  Freiherrnstand  erhoben 
und  vor  Beginn  der  grossen  Kriege  zum  Major  im  General-Stabe  befördert,  starb 
am  28.  October  1813  im  40.  Lebensjahre  bei  der  Hauptarmee,  nachdem  er 
früher  noch  bei  Dresden  und  Leipzig  seinen  Muth  mit  schweren  Wunden  besie- 
gelt hatte. 


1027 


PlTTMA YER  von  R  ii  s s  f c  I  d e  n  j  M a  1 1  li  i  a s  Frei herr,  als  Major  im  Ku lie- 
Ijcu  Znaim  am  1.  Februar  1841)  im  67.  Lebensjalire  gestorben,  war  zu  Wien 
|«boRii.  Im  April  1798  trat  er  ata  Cadct  in  das  35.  Infanterie-Regiment  Argen- 
leiü>  maclite  dio  Kriege  bis  »um  Luncvillcr  Frieden  als  FKhjiricb  und  den  vom 
Jilire  1809  aU  Oberlieutenant  im  3*  Bataillon  beim  1,  Armeecorps  mit 

AU  die  Franzosen  am  ersten  Tage  der  Sclikelit  bei  Wagrara  die  Höbe 
iwiscfacn  Baumersdorf  und  Wagram  stürmten  und  beide  Treffen  zurückdrängtenj 
'  aich  Oberlieutenant  Dittmayer  mit  einer  Comp agnie  denselben  entgegen, 
griff  iwei  Massen  an,  sprengte  sie,  nahm  hiebei  1  General  und  gegen  200  Mann 
p&ügtTij  erbeutete  einen  Adler  und  eine  Kanone,  und  liielt  den  Feind  so  lange 
[Weiteren  Vorrücken  abj  bis  unsere  Kurüekgowichenc Truppe  Zeit  gewann  sieb 
I  raliiiren  und  den  Angriff  zu  erneuern.  Zur  Belohnung  dieser  ausgezciehneten 
pfercn  Handlung  erkannte  ihm  das  Capitel  vom  Jahre  1810  das  Rit terk  reu  z  zu. 
In  den  Feldzügen  1813 — 1815  wohnte  Dittmayer  als  Flauptmann  des 
Infanterie-Hegiments  mehreren  Attairen  bei  und  bewies  auch  hier  grossen 
Suihund  Entjehlossenheit,  so  wie  eine  geschickte  Führung  seiner  untergeordneten 
Truppe.  Für  Leipzig  wiu-de  Dittmayer  Öffentlich  belobt^  im  April  1814  in  den 
iberrnstand  erhoben.  In  der  Folge  avancirte  Dittmayer  (1833)  zum  Major 
|i  Bertoietti-Infanterie  und  trat  nach  37  Dienstjahren  aus  der  Activität. 

Wallmoden  GIMBORN,  Ludwig  Georg  Thedel  Graf  von,  General  der 
^'i»tllcriei  wirklicher  geheimer  Rath,  Inhaber  des  Kürassier-Regiments  Nr.  6,  ist 
103  6*  Februar  1769  zu  Hannover  geboren.  Er  genoss  eine  sehr  gute  Erziehung, 
tfi(  dann  aU  Lieutenant  in  das  hannoverische  Leibgarde-Regiment,  1790  in  preus- 
•»»fW  Dienste,  focht  in  den  Kriegen  gegen  Frankreich  und  erwarb  sich  bei  Kai- 
imliütcrn  1794  den  Orden  pour  le  mörite.  In  Preussen  blieb  er  5  Jahre,  trat  im 
tftber  1795  als  Rittmeister  zu  Vdcsey-Husaren  unter  Ostericichs  Fahnen,  avan- 

;im  April  1797  zum  Major  im  General-Stabe  und  im  folgenden  Jahre  zum 
Ucutcuant  im  L  ühlancn- Regiments  Schon  von  seinem  Übertritte  an 
^f^^t  fich  Wallmoden  in  allen  Kriegen  jener  Epoche  den  Rufeines  tüchtigen 
'**^cigfiogür8,  ward  gelegentlich  auch  zu  diplomatischen  Sendungen  verwendet 
«ö<l  erhielt  im  August  1801  ab  Oberst  das  Commando  jenes  Ühlanen-Rcgimcnts. 

Bei  ß^ginn  des  Krieges  von  1809  erhielt  Wallmoden,  seit  April  18ü7 
wi«nil-Major,  eine  Sendung  nach  London,  um  mit  der  dortigen  Regierung  wegen 
«idien  zu  unterhandeln,  und  betrieb  diese  Angelegenheit  so  rasch,  dass  er  noch 
■*Jcr Schlacht  bei  Wagram  rülimlichon  Antheil  nehmen  konnte.  Als  am  zweiten 
ScWtclittage  Mas  sc  na,  tler  von  dem  Corps  des  FeldmarschalLLieutenants  Grafen 
*'«Q«a  früher  zurückgeworfen  worden,  mit  einer  Verstärkung  von  lü,UUU  Mann 
•**ün  erneu  cK  angriff^  hatte  Wal  Im  öden  —  auf  dem  linken  Flügel  Klenau's 
**%tilellt,  um  dessen  Verbindung  mit  dem  gegen  das  neue  Wirthshaus  vorrückenden 

«5' 


it: 


1028 


3.  Armeecorps  zu  unterhalten  —  mit  dcna  Regimente  Liechtenstein-Husaren  in  \ 
rechte  Flanke  der  bei  Aspern  aufgestellten  feindlichen  Division  Bandet  so  gliii 
Üch  operirtj  dass  er  dem  Feinde  9  Kanonen  abnahm.  Sein  mit  der  glänzendsl 
Tapferkeit  ausgeführter  Angriff  war  von  entscheidendem  Erfolge,  da  unsere  Art 
ierie  vollen  Spielraum  gewann  und  die  den  linken  Flügel  des  Feindes  bilden^ 
Division  Boudet  den  Rückzug  antreten  und  an  Aspern  vorbei  theils  in  dicMüH 
und  theils  über  E^sslmgcn  nach  Stadl-Enzersdorf  weichen  musste,  wobei  sie  n 
chie  Ilaubitze  einbllsste.  —  Auch  auf  dem  Riickzugo  nach  Mähren  hatte  sich  Wal 
moden  am  9.  Juli  bei  Holla bru an  sehr  hcrvorgcthan^  indem  er  dem  übermäd 
tigen  Feinde  entschlossenen  Widerstand  leistete,  mit  den  Husarcn-Reginientej; 
Liechtenstein  und  Bl an  kenstein  mehrere  kraftvolle  Angriffe  machte  uad 
feindliche  Reiterei  in  iJiren  Bewegungen  aufliielt.  Die  Relationen  über  diese  V 
fälle  nennen  den  General  Grafen  Wallmoden  unter  den  Ausgezeiclmeten  ua 
der  Generalissimus  Erzherzog  Karl  verlieh  ihm  mit  Armeebefehl  vom  13.  Jul 
im  Namen  Sn  Majestät  des  Kaisers^  das  wohiverdiento  Ritterkreuz, 

Im  August  1809  zum  Fcldmarschall-Lieutenant  ernannt,  lebte  der  Graf  vt 
da  an  in  Prag,  ti-at  aber  im  Dccember  1812  mit  Erlaubniss  seines  JfonaiThea 
englische^  dann  In  russische  Dien.stOj  um  das  Commando  über  die  von  den  General* 
D  ö  r  e  n  b  e  r g ,  T  e  1 1  e  n b  o  r  n  und  T  s  c  h  0  r n  i  t s  c  h  e  f  f  angeführten  lei chten  Truppe 
im  nördlichen  Deutschland  zu  übernehmen,  mit  der  Bestimmung^  die  rechte  Flaiil 
der  Hauptarmee  nach  deren  Übergang  über  die  Elbe  zu  decken  und  gleicluciti 
durch  Entsendungen  im  Rücken  des  Feindes  dessen.  Zufuhi^en  abzuschneiden 
A^erwirrung  zu  verbreiten.  Die  Truppen  aller  drei  Detacliement^  bestanden 
6598  Mann,  darunter  4734  Pferde  und  9  Geschütze.  Die  verschiedenaptigen  El 
mente,  aus  Mielchen  diese  Truppen  zusammengesetzt  waren,  der  Mangel  an  Infi 
terie  und  Artillerie  und  die  Selbstständigkeit,  welche  die  Anführer  der  getreimtfl 
Detacheuients  sich  vorbehalten  hatteUj  erschwerten  die  Lösung  der  Aufgabe  A 
General-Lieutenants  Wallmoden  sehr,  und  je  glücklicher  er  dieselbe  löste,  J 
um  .so  mehr  Recht  gebührt  ihm  der  Ruf  eines  der  geschicktesten  Parteigangi 
anführcr  der  neuern  Zeit.  Nach  der  Schlacht  bei  Lützen  und  dem  darauf  folgend! 
Waffenstillstände  bezog  Wall  moden  CantoniVungs-Quartiere  im  Lüneburgischl 
und  Mocklenburgischen.  Er  benutzte  diese  Ruhe  zur  Organisirung  und  V( 
Stärkung  seines  Corps,  welches  die  Starke  von  28,031  Mann  mit  60  Geschütm 
erlangte j  wovon  jedoch  die  Besatzung  von  Stralsund  abzurechnen  ist.  Es  erl 
bei  Wiederausbruch  der  Feindseligkeiten  den  Auftrag,  vor  dem  ihm  gegeniibl 
stehenden  47,000  Mann  starken  Marschall  Davoust,  wenn  dieser  die  Off eni 
ergriife,  fechtend  zurückzugehen.  Mitte  August  drang  Davoust  in  zwei  starb 
Colonnen  gegen  Mölln  und  Lauenbnrg  vor*  Das  Detail  der  vielfachen  Gefechte 
geben,  welche  von  da  an  der  General  Wallmoden  lieferte,  um  seinen  doppi 
so  starken  Gegner  zu  fesseln  und  zu  lähmen^  würde  hier  zu  weit  führen,  und 


1029 


ffwlken  nur  das  vom  16.  September  1813  an  der  G^irde,  zu  dessen  Andenken 
am?.  Jali  1839  ein  Monuraeot  ernclitet  und  in  Folge  dessen  fast  die  ganze  Divi* 
m  Pecheux  aufgerieben  -wurde j  welche  Davoust  über  die  Elbe  schickte,  um 
dieniit  Magdeburg  verlorene  Coramunication  herzustellen, 

Nach  der  Sehlaeht  von  Leipzig  blieb  Hamburg  für  die  Franzosen  der  wich- 
ligsle  Punct  an  der  Elbe,  und  so  entwickelten  sich  wälirend  der  beiden  letzten 
HiHiile  des  Jahres  1813  in  dessen  Nähe  Ereignisse,  welche  Napoleon  seinen 
hlileii  Allürten  toi  Norden,  Dänemark,  raubten  und  Davoust  auf  die  Vertheidi- 
gi&^roj)  Hamburg  einschränkten,  Wallmoden  operirte  von  Anfang  Dccember 
in  fereiojgt  mit  dem  Kronprinzen  von  Schweden  bei  dem  Eindringen  in  Holstein, 
^Wlbrend  des  am  15.  December  mit  den  Dänen  geschlossenen  Waffenstillstandes 
BtDQirte  Wallmoden  mit  seinem  Corps  zwischen  der  Eider,  der  Nordsee  und 
lerElbe,  und  erhielt  nach  dem  am  15.  Januar  1814  mit  Dänemark  geschlossenen 
'  Kedai  den  Auftrag,  Haarburg  einzuschlicssen,  wui*de  indessen  Mitte  Februar  vom 
I  knnoteranischen  General  Lyon  abgelöst,  und  brach  mit  der  russisch-deutschen 
Ugiüo,  bei  8000  Mann,  nach  Düsseldoif  auf,  überschritt  dort  am  13.  März  den  Rhein, 
vd  bezog  am  27.  Cantonirungen  bei  Lüttieb  und  Löwen,  von  wo  aus  das  Corps  zur 
üntemtüUung  des  Herzogs  von  Sachsen- Weimar  bestimmt  wurde,  Wallmodon 
ilgte  sich  bei  Leuze  mit  der  Brigade  de«?  sächsischen  Generals  von  G  ah  I  e  n  z, 
idic  Beobachtung  von  Lille  und  Valenciennes  zu  übernehmen.  In  dieser  Auf- 
|itellung  traf  ihn  die  Nachricht  von  der  Einnahme  von  Parli>  und  der  Beendi- 
ag  der  Feindseligkeiten.  Das  Corps  des  Grafen  Wallmoden  ward  aufge- 
bit  aad  er  selbst  trat,  von  fast  allen  Potentaten  mit  Orden  decorii't ,  am  24.  Mai 
15  in  (teterreiehisciie  Dienste  zurllck. 

Im  HonatQ  August  1816  criuclt  Wallmoden  das  Commando  der  imKönig- 
ßicke  Neapel  zur  Aufrccbthaltung  der  Ruhe  stehenden  Truppen^  und  im  Sep- 
•wker  1816  die  Würde  eines  Inhabers  des  6,  Kürassier-Regiments, 

AI«  im  Juli  1820  neue  Unruhen  in  Neapel  ausbrachen  und  Ostorrcich  zu 
feöj  faterdrückung  ein  ITccr  von  60,000  Mann  unter  Frimont  dorthin  auf- 
liest, bcfchligtcWallmcden  eine  Division  derselben,  welche  den  linken 
1  bildete.  Der  Widerstand  der  Insurgenten  war,  wie  bekannt,  nur  von  kurzer 
r.  Wallmoden  gegenüber  befehligte  Pcpe  ein  Corps  von  10,000  Mann^ 
•wdiw in  einem  Gefechte  beiRieti  geschlagen  und  aus  einander  gesprengt  wurde^ 
«4«  Milizen  bei  den  ersten  Kanonenschüssen  davon  liefen,  Bei^its  am  24.  März 
fWtiWÄlImodcn  in  Neapel  ein  und  erhielt  darauf  den  Oberbefehl  der  Truppen, 
^•wl«  ron  da  aus  nach  Sicilien  übcrgescbilft  wurden,  um  auch  dort  die  Ruhe 
'  kerxusteUen. 

Wallmoden  hatte  sich  dieses  Auftrages  bis  zum  Jahre  1827,  wo  Neapel 
•'•i  den  öaicrrejchischen  Truppen  gänzlich  geräumt  wurde,  mit  eben  so  viel  Ruhe 
•*  Besonnenheit  und  Umsicht  entledigt,   erhielt  hierauf  seine  Anstellung  bei  der 


1030 

Armee  im  lombardisch-venetianischen  Königreiche,  ward  im  September  1 838  zum 
General  der  Cavallerie  ernannt,  imd  im  November  1848  aufsein  Ansuchen  in  den 
Ruhestand  übemonmien. 

Seine  eifrigen  Dienste  um  Monareh  und  Vaterland  würdigte  Se.  Majestät  der 
Kaiser  bei  dieser  Gelegenheit  mit  dem  Grosskreuze  des  Leopold-Ordens. 

STDTIEBHEIM;  Karl  von, Feldmarschall-Lieutenant,  einer  adeligen  sächsischen 
Familie  entsprossen,  war  zu  Dresden  1774  geboren.  Mit  gründlicher  Vorbildung 
und  tiefen  Kenntnissen  begabt,  trat  er  frühzeitig  in  die  Reihen  des  kaiserlichen 
Heeres  und  war  schon  in  den  ersten  Kriegen  gegen  Frankreich  rühmlich  erwähnt. 
Bei  der  Einnahme  der  Linien  von  Lauterburg  (1793)  hatte  sich  St utt er- 
be im  als  Oberlieutenant  des  General- Stabes  bei  der  4.  Angriffscolonne,  und  im 
folgenden  Jahre  bei  Zerstörung  der  feindlichen  Arbeiten  an  der  Mundenheimer 
Chaussee  ausser  der  Rheinschanze  (15.  December)  dadurch  besonders  bemerkbar 
gemacht,  dass  er  die  Geschütze  in  die  Stellung  einführte  und  die  Truppe  mit  grosser 
Geschicklichkeit  leitete.  In  der  Schlacht  bei  Magnano  manoeuvnrte  Stutter- 
heim  mit  zwei  Geschützen  und  einem  BataillonWarten sieben  an  der  Spitze  der 
ersten  Colonne  mit  so  grosser  Umsicht,  dass  ihn  Feldmarschall -Lieutenant  Kray 
öffentlich  anrühmte;  eben  so  verdienstvoll  war  sein  Benehmen  an  der  Trebia,  in 
Folge  dessen  er  zum  Major  im  Corps  vorrückte.  Gleich  wichtige  Dienste  leistete 
Stutterheim  im  Jahre  1805  als  Oberst  bei  dem  preussisch-russischen  Kriege 
gegen  Napoleon,  und  wurde  1806  und  1807,  so  wie  iii  der  Folge  bei  mehreren 
Gelegenheiten,  zu  den  wichtigsten  diplomatischen  Sendungen  gebraucht,  die  er 
mit  grosser  Geschicklichkeit  vollführte. 

Im  Jahre  1809  commandirte  Stutterheim,  zum  General-Major  befördert, 
eine  Brigade  im  4.  Armeecorps.  Im  Gefechte  bei  Eckmühl  (22.  April)  kam  er  mit 
4  Schwadronen  Vincent-Chevauxlegers  in  dem  Augenblicke,  wo  unsere  Infanterie 
aus  dem  Walde  zwischen  Ober-  und  Unter-Leuchling  geworfen  worden ,  diese  zu 
Hülfe,  sammelte  die  zerstreuten  BataiUone,  suchte  ihren  Muth  anzufeuern  und 
stürmte  den  Wald;  ein  Theil  desselben  musste  der  Feind  wieder  überlassen  und  es 
war  zum  wenigsten  Zeit  gewonnen.  Aber  bald  darauf  wird  diese  gewonnene 
Stellung  nochmals  aufgegeben  und  ein  Schwärm  feindlicher  Tirailleurs  wirft  sich 
auf  die  Ebene  zwischen  dem  Walde  und  der  Strasse.  Stutterheim  eilt  erneuert 
herbei,  greift  die  Plänkler  unter  heftigem  Kugelregen  an,  wirft  sich  mit  der 
grösstcn  Herzhaftigkeit  mitten  unter  sie  und  treibt  sie  in  den  Wald  zurück.  Ein 
grosser  Theil  des  Geschützes,  welches  eben  anfing  auf  der  Strasse  zurückzugehen, 
ward  durch  diesen  Angriff  gerettet.  Auf  dem  später  angetretenen  Rückzuge  wurde 
Stutterheim  von  feindlichen  Kürassieren  umringt,  jedoch  durch  die  Tapferkeit 
des  Wachtmeisters  Petitpas  von  Vincent-Chevauxlegers  aus  der  drohenden 
Gefahr  befreit. 


1033 


40,000  Mähq  belaufen.  Sollte  selbst  Erzlierzo":  Johann  zur  rechten  Zeit  über  die 
Kircli  setzen  und  in  des  Feindes  Rücken  erscheinen  können,  so  war  es  doch  gewiss^ 
JisGeoeral  Mayer  mit  seiner  Brigade  längere  Zeit  allein  Davoust  mit  seinen 
MiBsea  würd^  die  Spitze  bieten  müssen.  In  dieser  missHchen  Lage  beseelte  doch 
Slißn  der  Entschluss,  zu  leisten,  was  Mensehenkräfte  vermögen,  —  Der  Feind 
Vtteloss  die  Brigade  nach  vollbrachtem  Aufmarsch  ans  50  Geschützen.  Unsere 
wf&igea Kanonen  wurden  bald  zum  Schweigen  gebracht.  Das  für  Mayer  bestimmte 
Beionre-Geschütz  war  bereits  anderwärts  verwendet.  Der  Tod  wüthete  in  den 
häm  seiner  Braven.  Seine  Mitte  hielt  das  Gefecht;  der  rechte  Flügel  gewann 
Pdd.— Davoust  erkannte,  dass  auf  dem  Unken  die  Entscheidung  ruhe,  dass 
er  das  Corps  von  hier  aufzurollen  vermöge,  und  dass  er  durch  einen  entschlossenen 
pSf  durch  ein  siegendes  Vorschreiten  sich  am  sichersten  dem  Armeecorps 
fci  Erzherzogs  Johann  entziehe.  Im  Sturmschritt  liess  er  seine  Treffen  zum 
Angriff  vorrücken.  Mit  klingendem  Spiele  rückte  Mayer's  Brigade,  er  selbst 
tt  dtf  Spitze,  dem  Feinde  entgegen.  Auf  50  Schritte  Hess  er  eine  volle  Ladung 
gibeit,  bfäcli  dann  mit  dem  Bajonet  ein,  warf  des  Feindes  erstes  Treffen  auf  das 
tweite,  und  brachte  selbst  dieses  in  Unordnung.    Der  Feind  hatte  sein  zweites 

,  Treffen  wieder  geordnet;  das  erste  sammelte  sich  hinter  demselben.  Er  rückte 
Msdings  zum  Angriff  vor.  Mayer  ordnete  seine  Trupjie  am  Abhänge  der  Hohe. 
Bpfing  den  Feind  mit  dem  lebhaftesten  Gewchrfcucr.  In  dem  wirksamsten 
ereich  unerschütterlich  fechtend,  verloren  beide  Thcile  sehr  viel,  ohne 
rioe  Handbreit  Erde  zu  gewinnen.  Aber  in  dem  Augenblicke,  als  Oberst-Lieutenant 
'^'Bricn  das  erste  Bataillon  von  Kerpen  an  den  Feind  führte,  ging  auf  dem 
wefciBa  Flügel    der  Brigade  Markgraf- Neusiedel  verloren-    Der  Feind   brachte 

^MiBIs  zu  dem  die  Gegend  beherrschenden  stumpfen  Therm  und  bestrich  die 
QDle  Hayer's  mit  Kartatschen  und  mit  Kleingewehrfeucr ;  der  General  und 
ü  OflFieiere  waren  verwundet.  Die  noch  übrigen  thaten  das  Ausscrste, 
^  gHS«afentheils  jungen^  durch  dreitägigen  Kampf  todmüden  Soldaten  zu  Iicl- 
*wiküliugem  Widerstände  zu  [jcgeistern,  —  der  Feind  wurde  zum  dritten  Male 
'BiBckgttsehlagen.  Bis  jetzt  hatte  der  tapfere  General  seine  Stellung  auf  das  Ilelden- 
■Wlplo  behauptet^  aber  nun  war  der  Zeitpunct  gekommen,  wo  er,  unj  nicht 
^  disr  StriMe  nach  Mähren  abgeschnitten  zu  werden,  den  Rückzug  antreten 
■■•öe;  dieser  erfolgte  in  Massen  formirt  unangefochten  auf  die  Höhe  von  Gauners* 
W,  wo  seine  Braven  bei  dem  sogenannten  neuen  Wirthshausc  über  Nacht 
^l^a»  In  Anerkennung  dieser  von  der  ganzen  Armee  bewuiulerten  That  wurde 
'«y er  von  Sr*  Majestät  mit  dem  Eitterkreuzc  des  Leopold-  und  im  Capitel 
*^nj  Jahre  1810  mit  dem  Thcrcsien-0  r  d  en  belohnt 

Bei  dem  zu  Anfang  des  Jahres  1812  in  Galizien  aufgestellten  Observations- 

^Vlpi eriiielt  General  Mayer  das  Commando  einer  Brigade:  in  dieser  Anstellung 

eralte  ilin  der  Tod  zu  Valenti  am  9.  Februar  1813. 


1032 

Oeneralen  Wurms  er  mitgemacht,  und  sich  bei  der  Einnahme  des  Bienwaldes 
und  der  Weissen  burger  Linien  mit  so  grossem  Vortheii  für  den  Allerhöchsten 
Dienst  verwenden  lassen,  dass  ihn  sein  Chef  der  besonderen  Anempfehlung  wür- 
digte. Auch  in  der  Schlacht  bei  8  to  ckach  und  in  den  nachfolgenden  Actiönen  der 
Jahre  1799  und  1800  in  Deutschland  und  der  Schweiz  wurde  Mayer' s  Name  mit 
Auszeichnung  genannt,  und  ihm  für  wiederholte  Beweise  von  Entschlossenheit  im 
April  1800  die  Beförderung  zum  Major  und  noch  vor  eingetretenem  Frieden  jene 
zum  Oberst-Lieutenant  zu  Theil. 

Li  dem  glorreichen  Jahre  1809  commandirte  Mayer,  seit  August  1808 
bereits  General-Major,  eine  Brigade  im  5.  Armeecorps.  Schon  bei  Regensburg 
am  23.  April  hatte  er  sich  durch  umsichtige  Anordnungen  hervorgethan,  mit  dem 
Regimente  Stain  die  Arriöregarde  gebildet  und  das  Nachdringen  des  Feindes 
ungeachtet  der  grossen  Verwirrung  über  die  Brücke  so  lange  aufgehalten,  bis 
auch  der  letzte  Mami  sie  passiren  konnte. 

In  der  Schlacht  bei  Aspern  am  21.  befehligte  Mayer  die  Avantgarde  des 
zweiten  Armeecorps  und  entsprach  den  Erwartungen  des  Corps-Conmiandanten 
nicht  nur  auf  das  Vollkommenste,  sondern  war  überdies  stets  besorgt,  die  Com- 
municatlon  mit  dem  ersten  Armeecorps  zu  erhalten.  Eben  so  hatte  er  zur  Ein- 
nahme des  Dorfes  Aspern  auf  das  Thätigste  mitgewirkt.  Am  22.  Mai  gab  Mayer, 
ungeachtet  einer  am  vorhergegangenen  Tage  erhaltenen  schweren  Wunde,  so 
lange  es  seine  Strafte  erlaubten,  die  schönsten  Beweise  von  Standhaftigkeit  bei 
den  wiederholten  feindlichen  Attaquen ,  und  machte  sich  besonders  dadurch  ver- 
dient, dass  er  das  erste  Bataillon  des  Regiments  d'Aspre,  welches  in  Unord- 
nung gerathen  war,  obwohl  nicht  zu  seiner  Brigade  gehörig,  wieder  formirte  und 
zum  äussersten  Widerstände  aneiferte.  Im  Juli  ward  Mayer  mit  seinen  Truppen, 
welche  die  Nacht  übe^  vom  4.  auf  den  5.  unter  dem  heftigsten  feindlichen  Eanonen- 
fcuer  gestanden,  am  5.  bei  dem  4.  Armeecorps  unter  Feldmarschall-Lieutenant 
Fürst  Rosenberg  eingetheilt.  Am  zweiten  Schlachttage  gewahrte  man  bei 
Tagesanbruch,  wie  das  feindliche  Heer  unsere  Stellung  umgürtete  und  den  linken 
Flügel  des  Rose  übergesehen  Corps  noch  beträchtlich  überragte. 

Die  Brigade  Mayer,  sieben  Bataillone  der  Regimenter  Deutschmeister 
und  Kerpen,  kaum  5000  Mann  stark,  erhielt  Befehl,  der  Bewegung  des  Fein- 
des auf  Siebenbrunn  zu  begegnen,  da  nur  einige  Cavalleric-Abth eilungen  unsere 
linke  Flanke  deckten.  Ihr  rechter  Flügel  (das  Regiment  Deutschmeister)  stützte 
sich  an  den  alten  stumpfen  Thurm  bei  Markgraf-Neusiedel,  die  Fronte  lief  längs 
den  Höhen  gegen  die  March.  Das  Brigade-Geschütz  und  eine  Reserve-Batterie 
fuhren  vor  der  Stellung  auf;  die  vom  Feinde  verdrängte  Reiterei  setzte  sich  hinter 
dem  linken  Flügel  der  Brigade.  Unsere  Artillerie  begann  mit  grosser  Wirkung  auf 
die  fortwogenden  feindlichen  Colonnen  das  Feuer.  Sie  hielten  an,  marschirten  in 
drei  Treffon  auf,   und  überragten  noch  unsere  Linke ;  ihre  Stärke  mochte  sich  auf 


1035 

Tig«  Tor  der  Sclilaclit  toh  Ilan.iu  zum  Genernl -Major  beRirdert  worden*  Wi> 
ncr  Upfer  und  unerschrocken,  fand  er  an  der  Spitze  einer  Üavallerio-Attaqne 
li  dieser  Affaire  den  beneidenswertben  Tod  fürs  Vaterland. 

ROSSO  von  Aspe rnlir and,  Joseph  Freilierr, Feldzeugmeister,  Inhaber  des 
5.  Artillerie-Regiments.  Ru SS  o's  Vorältem  zählten  zum  alten  Iüttieh*schen  deut- 
iileA  Adel  ond  dienten  sclion  im  16.  Jahrhunderte  dem  Kaiscrhnuae  mit  so  grasser 
idefanung,  dass  sie  im  Jalire  1541  geadelt  wurden.  Joseph  von  Russo,  als 
'gebildeter  und  erfalirener  Officier  bekannt,  schwang  sieh  durch  eigencä  Ver- 
'  und  vorzügliche  Eigenschatten  zu  der  Würde  eines  Feldzeugmeisters  empor. 
Zu  Luttich  im  Jahre  1753  geboren,  begann  er  im  Jahre  1770  seine  Lauf!>abn 
der  Artillerie.  SowoM  im  Türkenkriege  bei  der  Armee  des  Fürsten  Hohen- 
P^he  in  der  Walachei»  als  auch  in  den  Kriegen  mit  Frankreich  hatte  Ru.sso  in 
iFeldsÜgen  sich  mit  grossem  VortheilCj  meistens  als  Artillerie-Conimandant  dcta- 
dürter Corps, verwenden  lassen.  Im  Jahre  1809  war  Russo  als  Oberst Conimandant 
Artillerie  beim  3-  Armeecorps  und  zeichnete  sich  wiederholt  so  vorzüglich  aus, 
I^SiRi  durch  Armeebefehl  vom  24.  October  das  Ritterkreuz  zu  Theil  wurde. 
In  dem  Treffen  bei  Schierling  (21.  April)  wusste  er  die  biossgegebene 
flmkc  des  französischen  Armeecorps  unter  Marschall  Davoust  mit  seinen  Balte- 
m  erfolgreich  zu  beschiessen,  dass  alle  Angriffe  des  Feindes  auf  Schierling 
a'ückgeseklagen  wnrden.  Dieser  tapfere  Widerstand^  wenn  auch  für  die  einzelnen 
n«rps^  welche  an  dem  Gefechte  betheiligt  waren,  nicht  entscheidcndj  war  es  um 
)  mehr  für  die  beiden  Uauptarmcenj  denn  durch  dieses  Gefecht  wurde  Nap  o  I  eon 
•^üjs^en,  den  auf  den  frühen  Morgen  des  tVdgenden  Tages  festgesetzten  Angritf 
I  seinem  Nachtheile  aufzuschieben.  In  der  Schlacht  bei  Aspern  fügten  Russo's 
dem  Feinde  unberechenbaren  Schaden  zu;  noch  namhafteren  aber  am 
i  Schlachttage  bei  Wag  r  am,  wo  er  eine  französische  Batterie  bei  fjaumers- 
Jcr  Art  dcinontirte,  dass  sie  keinen  Schuss  mehr  machen  konnte  und  die 
la^osea    auf   den   eben  beabsichtigten  Angriff  auf  diesen  Punct  verzichten 


RotPO  avancirto  im  December  1813  zum  General -Major  und  Hess  sich  in  der 
^^^«Qiepoche  viele  Jahre  zum  Besten  des  Dienstes  und  seiner  Waffe  verwenden» 
^■^>  aufsein  Ansuchen  im  Juli  1834  mit  Charakter  eines  Feldzeugmeisters  pen- 
Hp^  am  25.  Mai  1840  zu  Verona  sein  thatenreiches,  dem  Staate  durch  65  Jahre 
^^Ätlosem  Kifer  gewidmetes  Leben  beschloss. 


R^ 


Portner  von  Iloflcin,   Leopold   Freiherr,  GeneraUjrajor,  folgte  dem 

JiJcle  seines  Vaters  und  wiilmcte  sich  dem  Militarstande.  Zu  St.  Michael  in 

lien  geboren,  ward  ilmi  die  Erziehung  in  der  Neustädter  Akademie  zu  Theil, 

■lie  er  bei  Ausbruch  des  Türkcnkriei^cs  als  Fähnrich  verliess  und  thells  bei 


1034 

FLACHENFELD,  Karl  von,  General-Major,  geblieben  in  der  Schlacht  bei 
Hanau  am  30.  October  1813,  war  zu  Landau  im  Jahre  1762  geboren.  Dieser 
tapfere  Soldat  hatte  vom  Cadeten  bis  zum  Obersten  im  6.  Eürassier-Regimente 
gedient,  den  bayerischen  Erbfolgekrieg  noch  als  Cadet  und  den  Türkenkrieg  als 
Lieutenant  mitgemacht.  Im  Feldzuge  1805  war  er  Major,  im  Jahre  1809  Oberste 

Die  Schlacht  bei  Wag r  am  hat  Flachenfeld's  Namen  verewigt  und  ihm  im 
Capitel  des  Jahres  1810  das  Ritterkreuz  gebracht.  Am  zweiten  Tage  dieser 
heisscn  Schlacht,  den  6.  Juli,  war  der  erste  Rückzug  der  Armee  vollzogen  und 
das  1.  und  2.  Armeecorps  mit  den  Grenadieren  des  Reservecorps  auf  den  Anhöhen 
hinter  Gerasdorf  aufmarschirt,  während  die  Cavallerie  rückwärts  im  Marsche  gegen 
Stammersdorf  begriffen  war,  als  plötzlich  der  Feind,  diesen  Augenblick  benützend, 
mit  einer  Übermacht  an  Cavallerie  auf  die  beiden  vor  der  Front  der  Stellung 
befindlichen  Regimenter  Kllenau-Chevauxlegers  und  Schwarzenberg-Uhlanen  einen 
raschen  Angriff  ausführte.  Diebeiden  Regimenter  wurden  auf  die  Infanterie  gewor- 
fen, der  Feind  drang  mit  ihnen  auf  dieselbe  ein  und  verfolgte  seinen  Sieg  mit  einer 
seltenen  Beharrlichkeit.  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  Seh  warzenberg  eilte  zu 
der  im  Marsche  begriffenen  Cavallerie  des  Reservecorps,  machte  das  Regiment  Liech- 
tenstein-Kürassiere, welches  an  der  Queue  marschirte,  umkehren  und  zeigte  dem 
'  Obersten  Flachenfeld  den  Feind.  Da  das  Regiment  in  der  vormittägigen  Schlacht 
bis  auf  280  Mann  geschmolzen  war,  so  musste  Flachen feld  mit  Klugheit  zu 
Werke  gehen,  um  gegen  eine  so  grosse  Übermacht  mit  Erfolg  wirken  zu  können. 
Er  eilte  mit  Abtheilungen  in  Colonnen  im  starken  Trabe  dem  Feinde  entgegen, 
suchte  in  einer  kleinen  Vertiefung  dessen  rechte  Flanke  zu  gewinnen,  und  liess 
dann  das  Regiment  aufschwenken  und  mit  aller  jener  Raschheit  und  Entschlos- 
senheit, welche  einer  tapfern  Cavallerie  eigen,  in  den  Feind  einhauen.  Hiedurch 
wurde  die  feindliche  Cavallerie  nicht  nur  in  ihrer  Verfolgung  gehindert,  sondern 
auch  in  die  Flucht  geschlagen.  Oberst  Flachenfeld,  liiemit  nicht  zufrieden, 
verfolgte  den  Feind  mit  grosser  Klugheit,  ohne  seine  Truppe  zerstreuen  zu 
lassen,  bis  über  die  Stellung  der  österreichischen  Infanterie  hinaus,  wo  dann  beide 
Theile  ihre  frühere  Position  wieder  einnahmen.  Der  Feind  war  gezwungen  die 
schon  überrittene  österreichische  Infanterie,  die  eroberten  Kanonen  und  gemach- 
ten Gefangenen  zurück  zu  lassen  und  mit  Verlust  von  vielen  Todten,  Gefan- 
genen und  Blessirten  die  Flucht  zu  ergreifen;  die  Ordnung  ward  hergestellt  und 
die  Corps  in  den  Stand  gesetzt  ihren  bald  daralif  anbefohlenen  Rückzug  ungehin- 
dert und  unberuhigt  fortzusetzen.  Diese  kühne,  wohl  überdachte  und  vortrefflich 
ausgeführte  Attaque  des  Obersten  Flachen  feld  rettete  die  Infanterie  und  die 
ganze  Artillerie  des  1.  und  3.  Armeecorps  vor  einer  unausweichlichen  Deroute, 
denn  beide  Corps  waren  in  ihrem  Centrum  getrennt  und  aller  Verbindung  bar. 
Im  Feldzuge  1813  war  Flachenfeld  mit  dem  Regimente  in  der  Cavallerie- 
Division   des  Feldmarschall-Lieutenants  Baron  Spldnyi   eingetheilt  und  einige 


1035 

Tage  vor  der  Schlacht  von  Hanau  zum  General -Major  befördert  worden.  Wie 
immer  tapfer  und  unerschrocken ,  fand  er  an  der  Spitze  einer  Cavallerie-Attaque 
in  dieser  Affaire  den  beneidenswerthen  Tod  fürs  Vaterland. 

ßOSSQ  von  Aspernhrand,  Joseph  Freiherr, Feldzeugmeister,  Inhaber  des 
5.  Artillerie-Regiments.  Russo's  Vorältem  zählten  zum  alten  lüttich'schen  deut- 
schen Adel  und  dienten  schon  im  16.  Jahrhunderte  demEaiserhause  mit  so  grosser 
Auszeichnung,  dass  sie  im  Jahre  1541  geadelt  wurden.  Joseph  von  Russo,  als 
sehr  gebildeter  und  erfahrener  Officier  bekannt,  schwang  sich  durch  eigenes  Ver- 
dienst und  vorzügliche  Eigenschaften  zu  der  Würde  eines  Feldzeugmeisters  empor. 

Zu  Lüttich  im  Jahre  1753  geboren,  begann  er  im  Jahre  1770  seine  Laufbahn 
in  der  Artillerie.  Sowohl  im  Türkeokriege  bei  der  Armee  des  Fürsten  Hohen- 
lohe  in  der  Walachei,  als  auch  in  den  Kriegen  mit  Frankreich  hatte  Russo  in 
8  Feldzügen  sich  mit  grossem  Vortheile,  meistens  als  Artillerie-Commandant  deta- 
chirter  Corps, verwenden  lassen.  Ln  Jahre  1809  war  Russo  als  Oberst Conmiandant 
der  Artillerie  beim  3.  Armeecorps  und  zeichnete  sich  wiederholt  so  vorzüglich  aus, 
dass  ihm  durch  Armeebefehl  vom  24.  October  das  Ritterkreuz  zu  Theil  wurde. 

In  dem  Treffen  bei  Schierling  (21.  April)  wusste  er  die  biossgegebene 
Flanke  des  französischen  Armeecorps  unter  Marschall  DavouBt  mit  seinen  Batte- 
rien so  erfolgreich  zu  beschiessen,  dass  alle  Angriffe  des  Feindes  auf  Schierling 
zurückgeschlagen  wurden.  Dieser  tapfere  Widerstand,  wenn  auch  für  die  einzelnen 
Corps,  welche  an  dem  Gefechte  betheiligt  waren,  nicht  entscheidend,  war  es  um 
so  mehr  für  die  beiden  Hauptarmeen,  denn  durch  dieses  Gefecht  wurde  Napoleon 
bewogen,  den  auf  den  frühen  Morgen  des  folgenden  Tages  festgesetzten  Angriff 
zu  seinem  Nachtheile  aufsiuschieben.  In  der  Schlacht  bei  Aspern  fügten  Russo's 
Batterien  dem  Feinde  unberechenbaren  Schaden  zu;  noch  namhafteren  aber  am 
zweiten  Schlachttage  bei  Wagram,  wo  er  eine  französische  Batterie  beiBaumers- 
dorf  der  Art  demontirte,  dass  sie  keinen  Schuss  mehr  machen  konnte  und  die 
Franzosen  auf  den  eben  •  beabsichtigten  Angriff  auf  diesen  Punct  verzichten 
mussten. 

Russo  avancirte  im  December  1813  zum  General-Major  und  liess  sich  in  der 
Friedensepoche  viele  Jahre  zum  Besten  des  Dienstes  und  seiner  Waffe  verwenden, 
bis  er,  auf  sein  Ansuchen  iin  Juli  1834  mit  Charakter  eines  Feldzeugmeisters  pen- 
sionirt,  am  25.  Mai  1840  zu  Verona  sein  thatenreiches,  dem  Staate  durch  65  Jahre 
mit  rastlosem  Eifer  gewidmetes  Leben  beschloss. 

POETNEE  von  Höflein,  Leopold  Freiherr,  General-Major,  folgte  dem 
Beispiele  seines  Vaters  und  widmete  sich  dem  Militärstande.  Zu  St.  Michael  in 
Croatien  geboren,  ward  ihm  die  Erziehung  in  der  Neustädter  Akademie  zu  Theil, 
welche  er  bei  Ausbruch  des  Türkenkrieges  als  Fähnrich  verliess  und  theils  bei 


1034 

FLACHENFELD,  Karl  von,  General-Major,  geblieben  in  der  Sehlacht  bei 
Hanau  am  30.  October  1813,  war  zu  Landau  im  Jahre  1762  geboren.  Dieser 
tapfere  Soldat  hatte  vom  Cadeten  bis  zum  Obersten  im  6.  Eürassier-Regimente 
gedient,  den  bayerischen  Erbfolgekrieg  noch  als  Cadet  und  den  Türkenkrieg  als 
Lieutenant  mitgemacht.  Im  Feldzuge  1805  war  er  Major,  im  Jahre  1809  Oberste 

Die  Schlacht  bei  Wag r  am  hat  Flachenfeld's  Namen  verewigt  und  ihm  im 
Capitel  des  Jahres  1810  das  Bitterkreuz  gebracht.  Am  zweiten  Tage  dieser 
heisscn  Schlacht,  den  6.  Juli,  war  der  erste  Rückzug  der  Armee  vollzogen  und 
das  1.  und  2.  Armeecorps  mit  den  Grenadieren  des  Reservecorps  auf  den  Anhöhen 
hinter  Gerasdorf  aufmarschirt,  während  die  Cavallerie  rückwärts  im  Marsche  gegen 
Stammersdorf  begriflfen  war,  als  plötzlich  der  Feind,  diesen  Augenblick  benützend, 
mit  einer  Übermacht  an  Cavallerie  auf  die  beiden  vor  der  Front  der  Stellung 
befindlichen  Regimenter  Ellenau-Chevauxlegersund  Schwarzenberg-Uhlanen  einen 
raschen  Angriff  ausführte.  Diebeiden  Regimenter  wurden  auf  die  Infanterie  gewor- 
fen, der  Feind  drang  mit  ihnen  auf  dieselbe  ein  und  verfolgte  seinen  Sieg  mit  einer 
seltenen  Beharrlichkeit.  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  Schwarzenberg  eilte  zu 
der  im  Marsche  begriffenen  Cavallerie  des  Reservecorps,  machte  das  Regiment  Liech- 
tenstein-Kürassiere, welches  an  der  Queue  marschirte,  umkehren  und  zeigte  dem 
'  Obersten  Flachenfeld  den  Feind.  Da  das  Regiment  in  der  vormittägigen  Schlacht 
bis  auf  280  Mann  geschmolzen  war,  so  musste  Flachen feld  mit  Klugheit  zu 
Werke  gehen,  um  gegen  eine  so  grosse  Übermacht  mit  Erfolg  wirken  zu  können. 
Er  eilte  mit  Abtheilungen  in  Colonnen  im  starken  Trabe  dem  Feinde  entgegen, 
suchte  in  einer  kleinen  Vertiefung  dessen  rechte  Flanke  zu  gewinnen,  und  liess 
dann  das  Regiment  aufschwenken  und  mit  aller  jener  Raschheit  und  Entschlos- 
senheit, welche  einer  tapfern  Cavallerie  eigen,  in  den  Feind  einhauen.  IUedurch 
wurde  die  feindliche  Cavallerie  nicht  nur  in  ihrer  Verfolgung  gehindert,  sondern 
auch  in  die  Flucht  geschlagen.  Oberst  Flachenfeld,  hiemit  nicht  zufrieden, 
verfolgte  den  Feind  mit  grosser  Klugheit,  ohne  seine  Truppe  zerstreuen  zu 
lassen,  bis  über  die  Stellung  der  österreichischen  Infanterie  hinaus,  wo  dann  beide 
Thcile  ihre  frühere  Position  wieder  einnahmen.  Der  Feind  war  gezwungen  die 
schon  überrittene  österreichische  Infanterie,  die  eroberten  Kanonen  und  gemach- 
ten Gefangenen  zurück  zu  lassen  und  mit  Verlust  von  vielen  Todten,  Gefan- 
genen und  Blessirten  die  Flucht  zu  ergreifen;  die  Ordnung  ward  hergestellt  und 
die  Corps  in  den  Stand  gesetzt  ihren  bald  darauf  anbefohlenen  Rückzug  ungehin- 
dert und  unberuhigt  fortzusetzen.  Diese  kühne,  wohl  überdachte  und  vortrefflich 
ausgeführte  Attaque  des  Obersten  Flachenfeld  rettete  die  Infanterie  und  die 
ganze  Artillerie  des  1.  und  3.  Armeecorps  vor  einer  unausweichlichen  Deroute, 
denn  beide  Corps  waren  in  ihrem  Centrum  getrennt  und  aller  Verbindung  bar. 
Im  Feldzuge  1813  war  Flachenfeld  mit  dem  Regimente  in  der  Cavallerie- 
Division  des  Feldmarschall-Lieutenants  Baron  Splenyi  eingetheilt  und  einige 


1035 

Tage  vor  der  Schlacht  von  Hanau  zum  General -Major  befördert  worden.  Wie 
immer  tapfer  und  unerschrocken ,  fand  er  an  der  Spitze  einer  Cavallerie-Attaque 
in  dieser  Affaire  den  beneidenswerthen  Tod  fürs  Vaterland. 

BUSSQ  von  Aspern hr and,  Joseph  Freiherr, Feldzeugmeister,  Inhaber  des 
5.  Artillerie-Regiments.  Russo's  Vorältem  zählten  zum  alten  lüttich'schen  deut- 
schen Adel  und  dienten  schon  im  16.  Jahrhunderte  demEaiserhause  mit  so  grosser 
Auszeichnung,  dass  sie  im  Jahi*e  1541  geadelt  wurden.  Joseph  von  Russo,  als 
sehr  gebildeter  und  erfahrener  Officier  bekannt,  schwang  sich  durch  eigenes  Ver- 
dienst und  vorzügliche  Eigenschaften  zu  der  Würde  eines  Feldzeugmeisters  empor. 

Zu  Lüttich  im  Jahre  1753  geboren,  begann  er  im  Jahre  1770  seine  Laufbahn 
in  der  Artillerie.  Sowohl  im  Türkeokriege  bei  der  Armee  des  Fürsten  Hohen- 
lohe  in  der  Walachei,  als  auch  in  den  Kriegen  mit  Frankreich  hatte  Russo  in 
8  Feldzügen  sich  mit  grossem  Vortheile,  meistens  als  Artillerie-Commandant  deta- 
chirter  Corps, verwenden  lassen.  Im  Jahre  1809  war  Russo  als  Oberst Conmiandant 
der  Artillerie  beim  3.  Armeecorps  und  zeichnete  sich  wiederholt  so  vorzüglich  aus, 
dass  ihm  durch  Armeebefehl  vom  24.  October  das  Ritterkreuz  zu  Theil  wurde. 

In  dem  Treffen  bei  Schierling  (21.  April)  wusste  er  die  biossgegebene 
Flanke  des  französischen  Armeecorps  unter  Marschall  DavouBt  mit  seinen  Batte- 
rien so  erfolgreich  zu  beschiessen,  dass  alle  Angriffe  des  Feindes  auf  Schierling 
zurückgeschlagen  wurden.  Dieser  tapfere  Widerstand,  wenn  auch  für  die  einzelnen 
Corps,  welche  an  dem  Gefechte  betheiligt  waren,  nicht  entscheidend,  war  es  um 
so  mehr  für  die  beiden  Hauptarmeen,  denn  durch  dieses  Gefecht  wurde  Napoleon 
bewogen,  den  auf  den  frühen  Morgen  des  folgenden  Tages  festgesetzten  Angriff 
zu  seinem  Nachtheile  aufsäuschieben.  In  der  Schlacht  bei  Aspern  fügten  Russo's 
Batterien  dem  Feinde  unberechenbaren  Scliaden  zu;  noch  namhafteren  aber  am 
zweiten  Schlachttage  bei  Wagram,  wo  er  eine  französische  Batterie  beiBaumers- 
dorf  der  Art  demontirte,  dass  sie  keinen  Schuss  mehr  machen  konnte  und  die 
Franzosen  auf  den  eben  •  beabsichtigten  Angriff  auf  diesen  Punct  verzichten 
mussten. 

Russo  avancirte  im  December  1813  zum  General-Major  und  liess  sich  in  der 
Friedensepoche  viele  Jahre  zum  Besten  des  Dienstes  und  seiner  Waffe  verwenden, 
bis  er,  auf  sein  Ansuchen  im  Juli  1834  mit  Charakter  eines  Feldzeugmeisters  pen- 
aionirt,  am  25.  Mai  1840  zu  Verona  sein  thatenreiches,  dem  Staate  durch  65  Jahre 
mit  rastlosem  Eifer  gewidmetes  Leben  beschloss. 

POETNER  von  Höflein,  Leopold  Freiherr,  General-Major,  folgte  dem 
Beispiele  seines  Vaters  und  widmete  sich  dem  Militärstande.  Zu  St.  Michael  in 
Croatien  geboren,  ward  ilim  die  Erziehung  in  der  Neustädter  Akademie  zu  Theil, 
welche  er  bei  Ausbruch  des  Türkenkrieges  als  Fähnrich  verliess  und  theils  bei 


1036 

Wukasso  vich'ü  FreicorpSj  Kncsevich-Husaren,  und  daim  wieder  bei  Erzherzog 
Karl-Infaiiteriej  wo  er  die  militärisdie  Laufbahn  begonnen  hatte,  diente. 

Naclidem  er  im  Laufe  der  ersten  Feldzüge  gegen  Frankreich  bis  zum  Haupt- 
mann vorgerückt  war,  kämpfte  er  im  Jalire  1805  als  Major  bei  Bellegarde-Infanterie 
io  Italien  und  1809  in  Deutschland.  In  diesem  Kriege  commandirte  Portner  em 
Grenadier-Bataillon,  Am  zweiten  Tage  der  Schlacht  bei  Aspern  wurde  er  durdi 
einen  Fllntenschuss  am  Knie  nicht  unbedeutend  verwundet^  dennoch  fand  er  sieb 
gleich  nach  dem  Verbände  wieder  beim  Bataillone  ein ;  sein  rühmliches  Beispiel 
von  eifriger  und  tapferer  Verwendung  begeisterte  die  Truppe  im  grösstcn  Kanonen- 
und  Kar  tätsehen  feuer  zur  gleichen  Aufopferung,  und  er  verstand  es  sie  in  müglicli- 
ster  Ordnung  zu  erhalten.  In  der  Schlacht  bei  W agram  {6.  Juli)  hatte  Portner^ 
bereits  zum  Oberst-Lieutenant  vorgerückt,  .drei  heftige  Contusionen  erhalten, 
die  ihn  verhinderten  zu  Pferde  zu  bleiben;  deraungcachtet  tlihrte  er  seine  Grenadiere 
zu  Puss  und  wies  durch  lobenswcrthc  Standhaftigkeit  alle  Angriffe  der  feindliclieQ 
Cavallerie  und  Infanterie  zurück.  In  diesem  für  die  Behauptung  unserer  Stellon^ 
äusserst  wichtigen  Momente  hatte  Portner,  gegen  dessen  Bataillonsmasse  die 
Attaquen  gerichtet  waren,  durch  das  standhafte  Ausharren  um  so  grössere  Verdienste 
sich  eiTvorben,  ab  das  auf  dem  äussersten  rechten  Flügel  gestandene  Grenadier- 
Bataillon  Friijch  durch  das  erste  verheerende  Feuer  der  feindlichen  Infanterie 
nach  erfolgter  Verwundung  des  Commandanton  Major  Frisch  erschüttert,  aus 
dem  heftigen  Feuer  auf  einige  Augenblicke  gezogen  werden  musste. 

Vor  Znaim  (IL  JuliJ  war  es  wieder  Portner  mit  seinem  Grenadicr-Balaü* 
Ion,  der  zunächst  der  Brigade  Steyrer  in  den  Weingarten  bei  Tesswitz  auf- 
gestellt j  in  der  Nacht  vom  IL  auf  den  12.  Juli  von  diesem  General  mit  den 
Bataillonen  11  all n  und  Legrand  gegen  die  aus  Tcsswitz  angerückte  feindliche 
Colonne  vorgefülut,  sich  hier  wie  in  allen  Gclegßnheiten  auf  das  Ausgezeichnetste 
hielt;  Verdienste,  welche  ihm  mit  Armeebefehl  vom  24.  October  1809  das 
Ritterkreuz  einbrachten. 

In  den  Befreiungskriegen  commandirte  Portner  als  Oberst  das  liegimentj 
vorerst  in  Deutschland,  dann  in  Frankreich,  mit  der  ihn  kennzeichnenden  Umsicht, 
trat  dann  im  Juni  1821  als  General-Major  nach  einer  33jäbrigen  Dienstleistung  in 
den  Ruhestand,  und  beschloss  sein  Leben  zu  Wien,  einige  Monate  nach  seiner  Pen- 
flionirung,  am  27.  October  1821  im  53.  Lebensjahre* 


1 


Haberein  von  Armfcld,  Franz  Freiherr,  als  Oberst-Lieutenant  und  Platss- 
Commandant  den  7.  December  1835  zu  Fiume  im  62.  Lebensjahre  verstorben,  war 
zu  Prag  geboren  und  zu  Anfang  des  Jahres  1700  als  Cadet  in  das  Infanterie-Regi- 
ment Ulrich  Kinsky  Nr,  36  getreten.  Er  focht  in  diesem  Jahre  in  den  Nieder- 
landen, 1792  in  der  Champagne,  1793  bis  1796  am  Rhein,  ward  bei  Loob  1794 
an  dem  linken  Unterarme  verwundet,   kämpfte  1799  in  Italien,  erhielt  bei  der 


Beltgerang  der  CiUdellc  von  Turin  eine  schwere  Wunde  in  die  linke  Brust  und 
irandrte  zum  Hauptmann* 

Die  ScJil&cht  bei  Wagram  lohnte  seine  Tapferkeit  mit  dem  Ritterkreuze, 
wdche»  ihm  im  Capitel  vom  Jahre  1810  zuerkannt  wurde.  Schon  bei  Aspern 
bittti&ich  Haberein  durch  Entschlossenheit  hervorgethan,  indem  er  am  2L  Mai 
JUmidsi  als  mehrere  Bataillone  aus  diesem  Orte  auf  das  in  dem  Bereich  desselben 
gestindene  2.  Bataillon  Kolowrat^  wo  sich  Haberein  eingetheilt  befand, 
[cworfen  Mrurden^  mit  der  Fahne  und  der  Mitteldivision  seitwärts  von  Aspern 
^hc  und  ein  weiteres  Vordringen  des  Feindes  durch  die  standhafteste  Vertjicidi' 
[dieser  Stellung  hemmte.  Bei  W agram  befehligte  er  das  3.  Bataillon,  eilte, 
olmeden  Auftrag  erhalten  zu  haben,  am  5.  Juli  an  den  Russbach  und  behauptete 
mnQn  Posten  gegen  die  andringende  sächsische  Infanterie  mit  grosser  Bra- 
er*  Am  folgenden  Tage  geleitete  er  mit  seinem  Bataillon  mehrere  Batterien 
ich  Adcrklaa  und  n^hjn  hier  eine  sehr  vortheilhafte  Stellung.  Als  später  unsere 
ifanteriamassen  zum  Theil  in  ihren  Aufstellungen  erschüttert  wurden,  rückte  er 
▼trhecrenden  Kartätschenfeuer  dem  Feinde  im  Sturmschritte  entgegen  und 
Udt  das  Vordringen  desselben  so  lange  auf,  bis  General  Stutterheim  am  linken 
\  dea  Ortes  mehrere  BataiUone  formii-en  und  er  nun  mit  den  drei  Grenadier- 
Uoneii  Scovaud;  Putheany  und  Brzezinsky  Aderklaa  dem  Fein  de  wieder 
konnte,  bei  welcher  Gelegenheit  der  entschlossene  Officier  eine  zwölf- 
1  Kanone  zurückeroberte  und  seine  Position  bis  zum  anbefohlenen  Rück- 
ibeliiiiptete. 
Im  October  1813  zum  Major  befördert  und  im  Jahre  1816  In  den  Freiherrn- 
***nd  erhoben,  WTirde  der  tapfere  Krieger,  da  ihn  seine  Wunden  für  weitere  Kriegs* 
t  untauglich  gemacht  hatten ,  in  verschiedenen  Fricdensanstollungen  bis  zu 
I  Tode  verwendet. 


Kurz,    Laurent  Freiherr  von,    Major,    in   seiner  Gehurtsstadt  Retz  in 
f-Ö»tcrrcich  am  17.  Octobcr  1852  im  72.  Lebensjahre  gestorben,  hatte  die 
lin  im  Februar  1799  als  Cadct  bei  dem  damaligen  13.  Dragoner-  (gegcn- 
»Ärtipen  10.  Uhlanen-)  liegimentc  begonnen  und  rückte  im  November  des  fol- 
^idea  Jahres  zum  Fähnrich  beim  1.  Infantcrie-Regimente  vor. 

VorAuabnich  dcsFeldzuges  18ü90berlieutcnant,  wurde  Kurz  cinigeMonate 
I  Capitän^Lieutenant  beim  ersten  Iglauer  Landwehr-Bataillon.  Alle  hcissen 
jener  Zeit    bis   zum   Jahre    1815   hatte    dieser   Officier  ruhmvoll    mit- 
&tcht. 

ImJ&bre  1809  war  sem  Bataillon  am  zweiten  Tage  derSchlacht  bei  Wagram 
r  Vertheidigung  dea  mit  einer  Brustwehr  versehenen  Grabens  bei  Markgraf-Neu- 
Qel  beordert^  und  stand  an  diesem  Tage  mit  dem  rechten  Flügel  vordem  ersten 
^mcfn  des  Infanterie-Regiments  Staln,  nur  durch  den  von  Siebenbrunn  nach 


1038 

Neusied el  ffihronden  Weg  getrennt..  Gegen  Mittag  wurde  die  ganze  Plänklerkette 
durch  den  mit  Ungestüm  andringenden  Feind  geworfen,  und  dadurch  die  rechte 
Flanke  des  Bataillons  bldssgestellt.  Kurz  fasste  in  diesem  Augenblicke  den  £nt- 
schluss  mit  seiner  rechten  Flügel-Compagnie  auf  den  bereits  im  Rücken  vordringenden 
Feind  sich  zu  werfen,  und  griff  ihn  auch  mit  demBajonete  so  muthig  an,  dass  der- 
selbe, ungeachtet  seiner  Ueberlegenheit,  über  die  Brustwehr  wieder  weichen  musste. 
Hiedurch  konnte  nicht  nur  das  Bataillon  und  die  links  vor  demselben  aufgestellten 
Truppen  den  ersten  feindlichen  Angriff  in  der  Front  zurückweisen,  sonderaes  hatte 
dasselbe  auch  Zeit  gewonnen,  den  einzigen  Rückweg  auf  die  Anhöhe  des  Thurmes 
zu  nehmen.  Als  Kurz  eine  feindliche  Cavallerie- Abtheilung  heransprengen  sah, 
und  nicht  mehr  Zeit  fand,  seine  durch  den  Sturm  aufgelöste  Compagnie  in  Masse 
zu  sammeln,  Hess  er  den  Rest  der  Mannschaft  zwischen  den  Strohbaracken  des 
daselbst  aufgeschlagenen  Lagers  Posto  fassen,  und  vertheidigte  sich  durch  gut 
angebrachtes  Feuer  so  lange,  bis  die  bei  dem  alten  Thurme  aufgestellten  4  Kanonen 
in  Sicherheit  kamen.  Erst  nachdem  er  diesen  Zweck  erreicht  sah ,  zog  er  sich  mit 
seiner  etwa  noch  50  Köpfe  zählenden  Compagnie  auf  das  bereits  auf  der  Anhöhe 
in  Masse  aufgestellte  Bataillon  zurück.  Für  diese  That  wurde  ihm  im  Nachtrags- 
Capitel  vom  April  1811  das  Ritterkreuz  zu  Theil. 

Im  December  1812  rückte  Kurz  zum  wirklichen  Hauptmann  vor  und  wohnte 
.als  Commandant  einer  Grenadier-Compagnie  den  weiteren  Feldzügen  bei.  Hatte  er 
sich  bei  Erstürmung  der  Brücke  von  Hanau  muthvoll  hervorgethan ,  so  war  sein 
Verdienst  bei  der  Gelegenheit,  wo  es  sich  um  Eroberung  der  Stadt  Charento  n 
am  30.  März  1814  handelte,  noch  grösser.  Als  ältester  Officier  des  Grenadier- 
Bataillons  Länyi  setzte  er  sich  an  di«  Spitze  der  Divisionen  Hessen-Hom- 
burg und  Colloredo,  drang  im  Sturme  mit  diesen  4  Compagnien  durch  die 
nach  der  Brücke  führende  Gasse  vor,  liess  die  nächsten  Häuser  durch  einige 
Abtheilungen  besetzen,  sprengte  die  Tambourirung  der  Brücke  ein,  überstieg 
sie,  eroberte  5  Kanonen  und  behauptete  den  Ort.  —  Im  December  1821  -^urde 
Kurz  Major  und  3  Jahre  darnach  in  das  31.  Linien-Infanterie-Regiment  ein- 
getheilt,  aus  welchem  er,  durch  seine  von  Strapazen  geschwächte  Gesundheit 
dazu  veranlasst,  am  1.  September  1826  schied.  Im  Jahre  1843  in  den  Freiherrn- 
stand erhoben,  gab  Kurz  seine  Anhänglichkeit  an  den  Militärstand  dadurch  in 
lobenswerther  Weise  kund,  dass  er  sein  Vermögen  einer  Stiftung  widmete,  deren 
Interessen  zweien  pensionirten  Officieren ,  vorzugsweise  solchen ,  die  mit  ihm  in 
einem  Regimente  gedient  hatten,  zugewendet  werden  sollen. 

MAMiSSY  von  Markus  und  Batisfalva,  Andreas  Freiherr,  Feldzeug- 
meister, geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Inhaber  des  37.  Infanterie-Regiments,  zu 
Betzdorf  in  Ungarn  1759  geboren.  In  demselben  Regimente,  welches  34  Jahre 
seinen  Namen  als  Inhaber  führte,  begann  Mariässy  im  September  1775  in  der 


1039 


Kl^nschaft  als  Cadet  die  militärische  Carriure.    Den  bayerischen  Erl> folgekrieg" 
jaachte  er  als  Fähnrich  mit  und  war  im  Vcrlaulc  des  Tiirkcnkrieges  zum  Ilaupt- 
nn  Torgeriickt;  von  da  ab  bis  zum  Jahre  1799  bewies  er  in  vielen  Gelegenheiten 
»g^rosse Umsicht  und  Tapferkeit^  dass  er  bei  der  Errichtung  desBrentano'schcii 
yjjIfcgcr-Corps  ~  aus  Piemontesen  im  Juli  1799  zusüam mengesetzt  —  mit  der 
ncruiiing  zum  Major  in  dasselbe  eingetlieilt  wurde,  welche  Truppe,  nach  der 
Ürdorujig  Brentano's  zum  Cieneral-Major,  Maridssy^s  Namen  fiihrtc.  Diese 
gcr  wurden  in  den  Jahren  1800  und  1801  bei  der  Armee  In  Italien  an  der  öst- 
leben  Küste  von  Genua  verwendet,   wo  sie  sieh  unter  seinem  Commando  bei  den 
liedenen  Gefechtengegen  Genua  tapfer  hielten  und  in  der  Schlacht  bei  Marengo 
Verlust  erlitten.    Im  August  1801  wurde  das  Corps  zu  Mariano  in  Friaul 
löst  und  Maridssy  in  das  48.  und  im  September  1805  als  Oberst  in  das 
If.  lufanterie-Regiraent  übersetzt. 

Nach  der  Sehlacht  von  Aspcrn  zum  General-Major  befördert,  erhielt  er 
ne  Brigade  im  6.  Anueecoi'ps,  An  den  Erfolgen  desselben  in  der  zweitägigen 
thkrht  bei  Wagram  hatte  Mari dssy  seinen  ruhmvollen  Antheil,  besonders  aber 
wihrcnd  des  Rückzuges  nach  Mähren.  Am  7.  Juli  zog  sichKlcnau,  welcher 
&Ameregarde  der  Armee  machte,  über  Korneuburg  und  Stockerau  und  nahm 
MB  t,  Stellung  vor  H o 1 1  ah run  n.  K 1  onau*s  Nachhut  wurde  um  9  Uhr  Vormit* 
lap  bd  Stelzendorf  eingeholt  und  heftig  verfolgt;  starke  feindliche  Abthcilimgen 
ogen  auf  HoUabrunn  vor  und  es  entspann  sich  ein  lebhaftes  Gefecht,  Der  Feind 
k(e  den  rechten  Flügel  des  6.  Armeecorps  über  Fellabrunn  zu  umgehen»  Da 
'»tel!le«ch  Mariassy  mit  dem  Regimente  Benjowsky-Infanteric  imd  General- 
^Mijof  Graf  Wall  mo  den  mit  2  Husaren-Regimenter  entschlossen  dem  Feinde  in 
iWeg.  Wiihrend  der  letztere  denselben  attaquirte,  di*ang Mariassy  gegen  den 
Morel)  Granaten  in  Brand  gesteckten  Ort  Hollabrunn  vor,  vertrieb  die  Franzosen 
MicJnetn  sehr  hartnäckigen  Gefechte  aus  diesem  und  behauptete  sieh  ungeachtet 
»llerferncrcn  Angriffe  bis  Mitternacht.  Diese  standhafte  Vertheidigung  von  Hol  1  a- 
MOnn  verhinderte ' die  Franzosen  zu  debouehiren  und  unsere  Armee  in  ihrer 
^lliiag  zu  beunruhigen,  so  dass  sie  Tages  darauf  ihren  Rückzug  ungehindert 
konnte.  In  der  Relation  unter  den  Ausgezeielmeten  genannt,  erhielt 
^^tichlos^ne  General  für  diese  That  mit  Armeebefehl  des  Generalissimus  vom 
"'  «fuii  im  Namen  Seiner  Majestät  das  Ritterkreuz. 

In  den  Schlachten  bei  Dresden  und  Leipzig  bewies  Maridssy  an  der 
f*^  »einer  Truppen  grosse  Einsicht,  wurde  im  ersteren  Tretfen  schwer  verwun- 
i  letirteren  auf  dem  Schlachtfelde  zum  Feldmarschall-Lieutenant  befördert, 
H«hre  1815  war  er  bei  dem  BelagerungsCorps  unter  Erz^erEOg  Johann  vor 
tn,  und  befehligte  bis  zur  Ühergabe  des  Platzes  die  Belagerungs*Truppen; 
Wir  er  in  der  Friedenaepochc  als  Divisionär  in  seiner  erspriesslichen  l>ien8t- 
w^g  bi«  Mai  1832  fort,  dem  Tage,   wo  ihm  Seine  Majestät  der  Kaiser  die 


1040 

erbetene  Uebersetzung  in  den  Ruhestand  mit  der  Verleihung  desFeldzeugmeisters- 
Charakter  genehmigte. 

Der  greise  Krieger  beschloss  sein  Leben  zu  Kaschau  am  17.  Juni  1846. 

SENITZEB,  PaulMaria  Joseph  Freiherr  von,  General-Major,  zu  Freiberg  in 
der  Steiermark  1761  geboren.  In  der  Epoehe  einer  fünf  iind  fünfzigjährigen  Dienst- 
leistung war  Senitzer's  Bestreben  dahin  gerichtet,  durch  genaue  Pflichterfüllung 
sich  der  höchsten  Zufriedenheit  würdig  zu  machen.  Im  bayerischen  Erbfolgekriege 
diente  er  schon  als  Fähnrich  bei  Eolowrat-Infanterie  und  wohnte  allen  Vorfallen 
in  den  französischen  Kriegen  bei,  in  soweit  diese  mit  jener  Truppe  zusammen- 
fielen, welcher  er  angehörte.  Fünf  Blessuren  waren  die  Beweise  seines  Muthes 
und  seiner  Unerschi^ockenheit.  Besonders  brav  hielt  sich  Senitzerin  der  Schlacht 
beiNovi  1799,  wo  es  ihm  gelang,  durch  einen  muthvoll  unternommenen  Bajonet- 
angrifi*  als  Grenadier-Hauptmann  den  Feind  vom  Berge  Serravalle  zu  vertreiben, 
in  die  Flanke  zu  fallen  und  so  der  Armee  den  Sieg  vorzubereiten,  bei  welcher 
Gelegenheit  er  über  1000  Mann,  theils  österreichischer,  theils  russischer  Truppen, 
aus  der  Gefangenschaft  befreite. 

Im  Jahre  1809  wurde  Senitzer  als  Oberst  des  Infanterie -Regiments 
Benjowsky  der  ehrenvolle  Auftrag  zu  Theil,  den  Rückzug  der  Armee  nach  der 
Schlacht  von  Deutsch-Wagram  zu  decken.  Er  vollführte  diesen  Befehl  ohne 
Ablösung  und  erhielt  gleich  darauf  die  weitere  Weisung,  Hollabrunnbis  auf  den 
letzten  Mann  zu  vertheidigen.  Ungeachtet  der  heftigsten  Stürme  und  des  in  Flam- 
men aufgegangenen  Ortes  behauptete  sich  der  tapfere  Oberst  gegen  alle  Angrifle  bis 
Mitternacht,  wo  ihm  der  Befehl  zum  Rück&uge  zukam.  Durch  diese  entschlossene 
Vertheidigung,  bei  welcher  in  den  Höfen,  Gärten  und  Gräben  mit  der  äussersten 
Hartnäckigkeit  gekämpft  wurde,  verschaffte  er  der  Armee  den  Vortheil,  die  Nacht 
ruhig  zubringen  zu  können,  um  auf  dem  weiteren  Marsche  nicht  übereilt  zu  werden. 
Der  Erzherzog  Generalissimus  erkannte  ihm  mit  Armeebefehl  vom  13.  Juni  das  Rit- 
terkreuz zu,  in  dessen  Folge  Senitzer  imMärz  1821  den  Freiherrnstand  erhielt. 

Im  Jahre  1812  hatte  er  als  Oberst  und  als  Brigadier  den  meisten  Gefech- 
ten mit  Glück  beigewohnt  und  die  Kriege  1813 — 1815  in  Italien  mitgemacht. 
Als  der  französische  General  Deconchy  am  2.  December  1813  über  Costa 
und  Roverdire  gegen  Rovigo  vordrang,  wo  Senitzer  mit  4  Compagnien  des 
Regiments  zur  Deckung  der  Schiffbrücke  bei  Boara  als  Reserve  aufgestellt  war, 
und  ihn  mit  seiner  Cavallerie  angriff,  zog  sich  derselbe  so  weit  zurück,  dass 
das  auf  dem  linken  Etschufer  aufgefahrene  Geschütz  den  Feind  erreichen  konnte. 
Deconchy' s  Versuch,  den  Übergang  zu  erzwingen,  wurde  durch  die  Ent- 
schlossenheit Senitzer's  nicht  nur  vereitelt,  sondern  dieser  bis  Rovigo  zurück- 
geworfen. Wichtiger  waren  seine  Leistungen  im  Feldzuge  1815,  wo  er  als 
Geueral-Major  unter  Bianchi  eine  Infanterie-Brigade  führte.     Schon  bei  dem 


1041 

tcn  der  Hauptmacht  überHaUte  er  mn  14  April  bei  Vignola  den  P  an  uro, 
terstreute  das  Lager  der  feindlichen  Nachhut  und  eroberte  viel  Gepäck*  In  der 
rfiUrlit  bei  Tolentino  (2*  und  3.  MaiJ  commandirte  Senitzer  eine  der  beiden 
iftieiJ-Ixifanterie-Hrigaden,  und  zwar;  2  Bataillone  Chasteler,  1  Bataillon 
illcr,  1  Batalllan  Wacquant,  1  Bataillon  Simbschen  und  1  Schwadron 
»rigoner;  er  stand  auf  deui  linken  Flügel  auf  den  Hohen  vorwärts  Madia;  am 
Ueod  des  ersten  Tageö  warf  er  Murat's  rechte  Colonne,  welche  sich  zu  nahe 
BiancbTs  Hauptatellung  gewagt  hatte,  über  Vedova  und  Canto-Gallo  in  die 
WÜdcr  von  Monte  Milone  zurück.  Am  folgenden  Tage  wies  er  dieses  Künigs 
Augriffe  auf  die  Höhen  von  MadJa  blutig  ab,  und  setzte  nach  gewonnener  Schlacht 
I Feinde  auf  Civltanuova  nach.  Hierauf  schloss  er  die  Festung  Pescara  ein^  wo 
leipolitaui  mit  einigen  hundert  Mann  befehligte.  Da  einer  Aufforderung  zur 
Ubcrj^obe  des  Platzes  kein  Gehör  gegeben  wurde,  liess  Senitzer  ani  25.  Mai  die 
sung  beginnen  und  Vorbereitungen  zum  Sturme  treffen.  Inders  fügte  sieh 
r  CommiaQdajit  bald  ui  die  Noth wendigkeit  und  eapitulirte  am  28.  Mai.  Achtzig 
äeöchülze,  reiche  Vorräthe  an  Munition  und  Lebensmitteln  fielen  in  Senitzcr's 
Slade;  die  kriegsgefangene  Besatzung^  50  Ottlciere  und  51Ü  Mann,  wurde  nach 
Setpel  abgeführt. 

Der  brave  Krieger  kam  dann  zu  der  Oceupatiund- Armee  nach  Frankreich,  wurde 
omPapiste,  den  Königen  von  Neapel  und  Sardinien  mit  Orden  ausgczeicbnet  und  auf 
Ansuchen  ira  April  1^26  zum  Festungs-Commandantcn  in  Essegg  ernannt 
Hier  be»chloas  er  seine  ehrenvolle  Laufbahn  am  20.  Juni  1830  im  70.  Lebensjahre. 


IjRIES^  F r  an  a&  Freiherr  von,  Oberst-Lieutenant,  zu  Mecheln  geboren,  war  als 
0rikind  in  der  Antwerpens' Stiftung  erzogen  und  1782  als  Fourier  in  die  Armee 
gttrvieiL  Ra^iloäer  Eifer,  ausgezeichnete  Tapferkeit  und  die  zahlreichen  Gelcgen- 
WlW  fw  dem  Feinde  wii-ken  zu  können  (Grios  hatte  an  allen  Feldzügen  von 
Hiad  1789  bis  1815  Theil  genommen,  16  llauptseblachten,  viele  Gefechte  und 
»d  Belagerungen  mitgemacht),  hoben  ihn  ra.-^ch  empor,  und  wulirend  er  die  Fcld- 
I  gogen  die  Pforte  noch  al^  Adjutant  bei  de  Lignc-Infanterie  raitniachte,  war 
tr  im  Jahre  1799  bereits  Hauptmann  und  1809  Major  bei  Chasteler-Infanterie, 

IW  Pres» bürg  führte  Gries  jene  beherzte  That  aus,  welche  das  Ordens- 

^'*pitd  im  Jahre  1810  mit  dem  Ritterkreuze  lohnte.  Am  8.  Juli  1809  hatten 

•^Frißxosen  die  Verschanzungen  der  alten  Aue  vor  Pressburg  angegriften,  das 

f  Vorposten  gestandene  Landwehr-Bataillon  Clary  zurückgeworfen,  und  waren 

^^  diesem  und  der  in  der  Flesche  als  Besatzung  commandirten  Abtheilung  des 

giEßenta  Strassoldo  gleichzeitig  In  die  Verschanzuiigen  eingedrungen.  Es  war 

^flfio  Feinde  leicht,  über  die  Brücke  in  die  vor  dem  Brückenköpfe   aufgeführte 

zu  dringen  und  diesen  zu   bediohen.    Major  Gries,   der   die  Folgen 

fleich  erwogen  hatte,  befahl  dem  Unterlieutcnant  Pürker  die  Fliehenden  zu 

6t 


1042 

sammeln/  indess  er  selbst  mit  nur  fünf  und  zwanzig  Mann  auf  eine  20  Schritte 
vor  ihm  gestandene  feindliche  Compagnie  mit  einem  nur  den  Helden  eigenen 
Muthe  und  Zuversicht  sich  stürzt e^  dass  der  Feind,  ungeachtet  des  vom  linken 
Flügel  der  Verschanzung  angebrachten  Kartätschenfeuers,  aus  der  Flesche  gewor- 
fen und  ihm  die  bereits  eroberten  Haubitzen  wieder  abgenommen  würden.  So 
war  die  Ordnung  in  der  Verschanzung  bis  zur  Ankunft  des  General-Majors  von 
Bianchi,  der  mit  dem  Landwehr-Bataillon  Ungerhofer,  und  sein  Adjutant 
Lieutenant  Vogel  (nunmehriger  Feldmarschall-Lieutenant)  mit  einem  Bataillon 
Lusignan  zur  Unterstützung  herbeieilten,  wieder  hergestellt,  und  dem  Major 
Gries  sowohl  die  Erhaltung  der  Schanze,  wie  auch  jene  des  Brückenkopfes  zu 
danken.  Noch  vor  Beginn  des  Angriffes  hatte  Corporal  Joseph  Hirzer  seines 
Bataillons  den  Commandanten  der  feindlichen  Abtheilung  gefangen  genommen;  der 
Feind  selbst  war  nicht  volle  fünf  Minuten  Meister  des  Brückenkopfes  gewesen. 

Während  des  Feldzuges  1813  und  1814  mit  dem  Regimente  bei  der  Armee 
von  Innerösterreich  eingetheilt,  erwarb  sich  Gries  bei  der  standhaften  Vertheidi- 
gung  der  Feistritzer  Brücke,  wo  er  sich  bei  der  zweimaligen  Bestürmung  des 
Dorfes  besonders  hervorthat,  erneuertö  Anerkennung,  und  wurde  nicht  nur  unter 
den  Ausgezeichneten  genannt,  sondern  auch  zum  Oberst-Lieutenant  befördert. 

Gries  starb  zu  Verona  am  23.  December  1819,  seit  Jänner  1814  in  den  Frei- 
herrnst^d  erhoben. 

RüEBER  von  Ruebersburg,  Heinrich  Freiherr,  General-Major,  Sohn 
des  im  Jahre  1829  verstorbenen  General-Majors  und  Festungs-Commandanten 
Franz  Xaver  von  Rueber,  einer  alten  adeligen  Familie  entsprossen,  deren 
Glieder  als  brave  Krieger  dem  Staate  gute  Dienste  geleistet  hatten,  war  zu  Leipnik 
in  Mähren  am  20.  Jänner  1785  geboren.  Noch  nicht  dreizehn  Jahre  alt,  trat  er 
als  Cadet  in  das  7.  Infanterie-Regiment  Schröder,  mit  welchem  er  die  Feldzüge 
1799  bis  1801,  dann  1805  mitmachte  und  zum  Oberlieutenant  vorrückte. 

Schon  in  der  letzteren  Campagne  ward  Rueber  als  Compagnie-Comman- 
dant  im  Armeebefehl  öffentlich  belobt,  da  er  den  Laufgraben  vor  den  Verschanzun- 
gen bei  dem  Eingange  des  Thalweges  nach  Colognola  bassa  in  der  Schlacht  von 
Caldiero  am  31.  October  mit  grosser  Tapferkeit  vertheidigte. 

Im  Jahre  1808  in  das  4.  Jäger-Bataillon  übersetzt,  wurde  Rueber  nach  der 
Schlacht  von  Aspern  mit  einer  Jäger- Abtheilung  zu  dem  vom  Oberst-Lieutenant 
Scheibler  commandirten Streif commando  beordert.  Dieses  zählte  1500 Mann  aller 
Waffengattungen  und  hatte  die  Bestimmung,  die  Franzosen  und  ihre  Verbündeten 
in  Rücken  und  Flanken  zu  beunruhigen,  was  auch  durch  mehrere  Überfälle, 
Befreiung  der  Gefangenen,  Aufhebung  von  Verpflegs-  und  Munitions-Transporten, 
ja  selbst  durch  Alarmirung  des  bei  Eatzbach  nächst  Linz  gestandenen  bayerischen 
Armeecorps  unter  dem  Commando  des  Kronprinzen  geschah,  welcher  bei  einer 


1043 

Recognoscirung  nächst  Steyereck  der  ihm  gestellten  Falle  nur  mit  Noth  entgehen 
konnte.  In  der  Fortsetzung  dieser  Streifztige  bei  Mauthausen  angelangt,  fand 
man,  dass  an  dem  Puncte,  wo  die  Enns  in  die  Donau  mündet,  die  sogenannte 
Tabor-Insel  mit  einem  Fort  und  starken  Verschanzungen  versehen  war,  damit 
die  französische  Armee  für  den  Fall  einer  Niederlage  in  dieser  Gegend  den  Rück- 
zug nach  Böhmen  um  so  sicherer  bewerkstelligen  könne,  als  sich  dem  Brücken- 
schlag gar  keine  Hindernisse  darboten.  Oberst-Lieutenant  Scheibler  beschloss 
diese  Verschanzungen  durch  einen  Überfall  zu  nehmen  und  zerstören  zu  lassen ; 
es  wurden  im  Geheimen  Lastschiffe  requirirt  und  in  der  Nacht  vom  4.  auf  den 
5.  Juli  1809  die  Ausführung  festgesetzt.  Eine  starke  Abtheilung  Jäger,  2  Com- 
pagnien  von  Mitrowsky-Infanterie  Nr.  40  und  2  Compagnien  von  einem  Frei- 
Bataillon  als  Reserve,  dann  eine  Abtheilung  Latour-Chevauxlegers  wurden  also 
zu  diesem  kühnen  Vorhaben  eingeschifft  Oberlieutenant  Ruober  führte  das  Avant- 
garde-Schiff; dem  Fort  sich  nähernd,  wird  er  mit  Kanonenschüssen  empfangen; 
eine  Kugel  dringt  in  den  Hintertheil  des  Schiffes  und  verursacht  unter  den  Schiffs- 
leuten panische  Verwirrung  und  Muthlosigkeit,  so  dass  es  ohne  Lenkung  unfehl- 
bar in  Grund  gebohrt  werden  muss,  zumal  man  auch  schon  in  den  Bereich  des 
Kleingewehrfeuers  angelangt  war.  Die  ganze  Unternehmung  drohte  zu  miss- 
lingen.  Aber  Rueber  verlor  die  Geistesgegenwart  keinen  Augenblick;  entschlos- 
sen springt  er  über  Bord,  erfasst  die  Leine  und  zieht  das  Schiff  an  das  Ufer.  Hier 
wird  sogleich  unter  dem  heftigsten  Gewehr-  und  Kanonenfeuer  gelandet  und  auf 
die  Verschanzung  losgestürmt;  der  Angriff,  zweimal  abgeschlagen,  gelingt  das 
dritte  Mal;  man  gelangt  zur  Kehle  des  Forts,  erbricht  deren  Thore,  dringt  im 
grössten  Handgemenge  in  dasselbe  und  die  ganze  Besatzung,  Bayern  und  Franzosen 
mit  ihren  Officieren,  ihrer  Artillerie  und  deren  Bespannimg,  muss  über  die  Klinge 
springen. 

in  diesem  blutigen  Kampfe  blieben  2  Officiere  und  eine  namhafte  Anzahl 
unserer  Krieger  auf  dem  Platze;  Rueber  erhielt  eine  bedeutende  Verwundung. 
Da  er  zu  dieser  schönen  That  nur  eine  allgemeine  Instruction  erhielt,  und  es  seiner 
Einsicht  überlassen  blieb  den  Coup  auszufuhren  oder  fallen  zu  lassen,  wenn  er  den 
Feind  vorbereitet  findet,  was  auch  der  Fall  war,  so  ward  ihm  im  Capitel  vom 
Jahre  1810  für  diese  tapfere  Handlung  das  Ritterkreuz  und  in  Folge  dessen  im 
Jahre  1814  der  Freiherrnstand  zu  Theil. 

Als  Hauptmann  des  Infanterie-Regiments  Johann  Jellachich  kämpfte 
Rueber  in  den  Feldzügen  1813  bis  1815,  wo  er  manche  schwere  Wunde  davon- 
trug, sich  aber  auch  bei  Bassano  am  26.  October  1813  erneuert  hervorthat.  Mit 
zwei  Compagnien  hatte  er  bei  der  Vorrückung  der  6000  Mann  starken  feindlichen 
Division  Palombini  die  Hauptstrasse  von.Castelfranco  nach  Bassano  unter  Oberst 
Bretschneider  von  Frimont-Husaren  der  Art  durch  mehrere  Stunden  und  durch 
mehrere  wirksame  Angriffe  mit  dem  Bajonete  auf  den  in  Colonnen  vorgerückten 

66* 


1044 

4 

Feind  vertheidiget,  dass  derselbe  geworfen  und  abgehalten  wurde  Bassano  zu  neh- 
men, auch  sich  endlich  zurückziehen  musste. 

Der  tapfere  Rueber  avancirte  in  der  Folge  bis  zum  Obersten  und  musste  im 
Jahre  1840  seiner  durch  viele  Blessuren  geschwächten  Gesundheit  wegen  als 
General-Major  in  den  Ruhestand  treten. 

NEDECZKY  von  Nedecz,  "Anton  Freiherr,  Major,  war  zu  Nedecz  im  Trent- 
schiner  Comitate  1760  geboren  und  hatte  im  April  1778  seine  Laufbahn  als  Gemei" 
ner  im  Husaren-Regimente  Graf  H  a  d  i  k  Nr.  6  (gegenwärtig  König  von  Württem- 
berg) begonnen.  Im  October  1790  marschirte  er  als  Wachtmeister  nach  den 
Niederlanden,  und  nahm  an  allen  aus  der  französischen  Revolution  hervorgegan- 
genen Kriegen  den  thätigsten  und  rühmlichsten  Antheil.  Das  tapfere  Verhalten  im 
Feldzuge  1793,  namentlich  in  der  Schlacht  bei  Aldenhoven,  brachte  ihm  die 
silberne  Tapferkeits-Medaille.  Er  avancirte  im  Mai  1794  zum  Unterlieutenant 
und  im  Februar  1799  zum  Oberlieutenant  im  Regimente. 

Im  Jahre  1805  war  Nedeczky,  seit  November  1804  bereits  Schwadrons- 
Commandant,  bei  der  Armee  in  Deutschland,  eben  so  im  Jahre  1809.  Am  22.  Mai 
dieses  letzteren  Jahres  stand  er  mit  der  Oberst-Lieutenants-Division  im  Centnim 
des  vorgerückten  Armee-Reservecorps,  mit  dem  linken  Flügel  an  ein  Infanterie- 
Bataillon  gelehnt.  Eben  mit  seiner  Schwadron  zum  Plänkeln  beordert,  griff 
eine  Abtheilung  französischer  Kürassiere  die  zur  Unterstützung  aufgestellte  zweite 
Schwadron  und  ein  Infanterie-Bataillon  mit  Ungestüm  an  und  brachte  beide  zum 
Weichen.  Die  Gefahr  erkennend,  sammelte  Nedeczky  schnell  seine  Schwadron, 
führte  sie  im  Rücken  und  in  die  Flanke  des  Feindes  und  attaquirte,  während  sein 
vierter  Zug  die  herbeieilende  Unterstützung  in  die  Flanke  nahm  und  in  Unord- 
nung brachte,  an  der  Spitze  der  andern  drei  Züge  mit  so  herzhafter  Bravour, 
dass  das  Infanterie-Bataillon  gerettet  und  die  Stellung  behauptet  wurde.  Erneuerte 
Gelegenheit  zur  Auszeichnung  fand  Nedeczky  am  9.  Juli  in  dem  Rückzugs- 
gefechte bei  Ho  Ilabrunn.  Während  die  österreichische  Armee  unter  dem 
feindlichen  Geschützfeuer  retirirte,  rückte  ein  halbes  französisches  Grenadier- 
Bataillon  im  Sturmschritt  gegen  eine  nur  schwach  besetzte,  für  unsere  Abthei- 
lungen wichtige  Anhöhe  vor,  von  welcher  aus  die  sich  zurückziehenden  Truppen 
theils  gänzlich  abgeschnitten,  theils  flankirt  werden  konnten.  Den  Grenadieren 
waren  in  geringer  Entfernung  zwei  gleich  starke  Unterstützungs-Abtheilun- 
gen  gefolgt.  Ungeachtet  der  Feind  alle  Terrainvortheile  für  sich  hatte,  griff 
Nedeczky  an  der  Spitze  seiner  Husaren  das  Carr^  dieser  französischen  Grenadiere 
auf  drei  Seiten  zugleich  an  und  sprengte  es  völlig,  indess  gleichzeitig  eine 
Abtheilung  seiner  Schwadron  gegen  die  Unterstützungs-Truppe  vorrückte  und 
diese  so  lange  aufhielt,  bis  er  seine  Schwadron  wieder  formiren  konnte.  Ein  eben 
50  herzhafter  Angriff  befreite  den  gefährdeten  Punct  auch  von  der  Unterstützung, 


1045 

mwei  bereits  in  femdliche  Hantle  goratliofie  Kanonen  wurden  gerettet.  Diese 
^ImzeriJe  Waffenthat  verschaffte  dem  Tapferen  im  Capitol  vorn  Jahre  1810  das 
^illerkreuE  und  1812  den  FreiUennstand, 

Noch  in  diesem  Jahre  Kranklieit^  halber  mit  Majors-Cbarakter  in  Ruhestand 
Et,  gab  Nedecssky^  welcher  durch  eigenes  Verdienst  vom  Gemcineo  bis 
■rRjttmeister  sich  binanfgescbwungen  hatte,  während  seiner  34jährio:en  Dienst- 
lit  80  viel  Proben  persönlicher  Tapferkeit  und  Unerschrockenheit,  so  wie  mili- 
henOberblickos,  richtiger  Beuiiheihiog  und  Anwendung  seiner  Kräfte  auf  Zeit 
ui  ITmstÄnde,  dass  er  sich  im  Reginiente  den  unbestrittenen  Ruf  eine^  der  ersten 
en  erwarb.  In  jeder  Affaire  suclite  er,  von  wahrem  mih'tärischen  Geiste 
dt,  Gelegenheit  zur  Auszeichnung  und  wnissle  durch  sein  Beispiel  belebend 
od  ermunternd  auf  seine  Mannschaft  zu  wirken.  Nedeesky  starb  auf  seiner 
Udften  Besitzung  Betzko  im  Trentschiner  Coniitate  am  31.  October  1852. 


88-PLAÜEN,  Heinrich  XV.  Fürst  zu,  FeldmarschalU  Inhaber  des  17.  In- 
aleric* Regiments,  in  der  väterlichen  Residenz  Greiz  geboren,  hatte  seine  glänzende 
afbiJin  bei  dem  Infanterie-Itegiraente  Hessen^Darmstadt  Nr,  35  im  März  17Ü6 
Igonnen.  Dieser  ausgezeichnete  und  tapfere  Fürst  blieb  dem  Kaiserhause  unter 
Ut^n  Verhähmsson  mit  seltener  Treue  ergeben  und  machte  sich  um  dasselbe  hoch- 
irdicnt. 

Kaiser  Joseph  schätzte   seine   vortreftMichen  Eigenschaf^ten  und  ernannte 
als  er  das  Coramando  des  Heeres  gegen  die  Türken  übernommen,  zu  seinem 
äfacral-Ad jutanten.  Der  Fürst  rechtfertigte  sehr  bald  das  scimieichelhafte  Vertrauen : 
(Sturme  auf  8cba ha cz  (1788)  that  er  sieh  unter  den  Augen  des  Monarchen 
r,  imd  üvancirte  zum  Obersten  bei  Wenzel  Colloredo-Infanterie*  Die  Bela- 
ng voQ  Belgrad  1789  gab  ihm  neue  Gelegenheit  sieh  bemerkbar  zu  machen, 
plrichen  der  Feldzug  1793  in  den  Niederlanden,  wo  er  am  2L  April  mit  dem 
entG  über  Longucville  bis  unter  die  Kanonen  von  Maubeuge  vorrückte  und 
den  mit  4  Compagnien  und  einer  Abtheilung  lüiraiczay'Chevauxlegei-s 
^•••teten  Posten  Oudin  gegen  die  Angriffe  des  Feindes  mit  ausnehmender  Tapfer- 
*rt  hehaoptete.  Dem  Prinzen  Coburg  entgingen  des  Fürsten  Vorzüge  nicht,  er 
•firf  ihn  in  seine  Nälie,    indem   er  ihm  die  Vorrückung  zum  GeneraN Major 
und  zum  General-Adjutanten  ernannte.  Den  Ruhm  des  denkw^ürdigen 
efechtea  bei  Avc&nes  Ic  See  (12.  Seplpmhcrjtlieütc  der  Fürst  mit  General 
Mtegarde  und  dem  Obersten  Fürst  Johann  Liechtenstein, 
lai  Februar  1797  zum  Feldmarschall-Licutenant  befördert,  blieb  er  als  Divl- 
bci  der  Armee  des  Erzherzogs  Karl  und  hatte  persünh'chen  und  entschei- 
»dco  Antheil  an  dem  Siege  bei  Stockach  (2ö.   März  17^9),  an  jenem  von 
^iitfrthur  und  von  Zürich  (4.  Juni),  In  dieser  Schlacht  commandirte  der  Fürst 
Oiafte  Colonne  (10  Bataillone  und  2U  Schwadronen)  und  hielt  sich  in  seiner 


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Stellung  auf  der  Höhe  von  Seebaeh  gegen  Oudinot's  mehrfache  Angriffe  mit 
ausdauernder  Entschlossenheit.  Im  Jahre  1800  waren  ihm  22^000  Mann  übergeben^ 
um  Tirol  zu  vertheidigen.  Diese  schwierige  Aufgabe,  durch  die  Nachtheile,  welche 
die  Hauptarmeen  in  Deutschland  und  Italien  erlitten  hatten,  noch  schwieriger 
gemacht,  löste  der  Fürst  doch  mit  vieler  Umsicht,  da  er  die  Provinz  bis  zum  ein- 
getretenen Waffenstillstände  zu  behaupten  wusste.  Die  dankbaren  Stände  Tirols 
verehrten  ihm  die  goldene  Medaille.    . 

Im  Jahre  1805  finden  wir  den  Fürsten  wieder  bei  der  Armee  des  Erzherzogs 
Karl  und  in  der  Schlacht  von  Caldiero  mit  dem  Commando  des  linken  Flügels 
betraut.  Wie  er  hier  am  ersten  Schlachttage  einen  kräftigen  Angriff  des  Feindes 
aushält,  der  sich  mit  voller  Macht  auf  ihn  wirft;  wie  er  mit  ausdauernder  Entschlos- 
senheit seine  Verbindung  mit  General  Nord  man  bewirkt;  wie  er  ferner  am 
zweiten  Tage  das  wichtige  Chiavico  del  Cristo,  wo  General  Nor  dm  an  verwundet 
und  General  Hieronymus  Graf  Coli oredo  —  sein  Nachfolger  —  heldenkühn 
sich  vertheidiget,  durch  vortrefflich  angeordnete  und  ausgeführte  Bewegungen  zu 
erhalten  verstanden ,  dies  Alles  ist  durch  den  Gang  jenes  siegreichen  Tages 
bekannt. 

Im  Jahre  1809  commandirte  der  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  zu  Reuss 
eine  Division  im  5.  Armeecorps  und  erhielt  bald  Gelegenheit  seine  reichen  Erfah- 
rungen in  Anwendung  zu  bringen.  Schon  am  20.  April  bestand  er  nach  Aufnahme 
der  Brigade  Bianchi,  nunmehr  8  Bataillone,  16  Compagnien  und  1%  Schwadron 
stark,  ein  glänzendes  Gefecht  bei  Kirchdorf,  dessen  vortheilhafte  Höhen  er 
besetzt  hielt.  Umsonst  griffen  die  Bayern  des  Fürsten  Fronte  mehrmals  mit  Nach- 
druck an,  sie  wurden  immer  zurückgeschlagen ;  die  Württemberger  manoeuvrirten 
in  die  Flanke  seiner  Stellung,  und  obwohl  er  auf  beiden  Flügeln  umgangen  war, 
hielten  seine  Truppen  doch  mit  unerschütterlichem  Muthe  bis  5  Uhr  Abends  Stand. 
Als  ihm  dann  in  Folge  der  ungünstigen  Gefechte  anderer  Armeetheile  bei  Rohr  und 
Rottenburg  befohlen  wurde  den  Rückzug  nach  Pfeffenhausen  über  Birkwang  anzu- 
treten, wurde  dieser  in  der  besten  Ordnung  ausgeführt.  Fürst  Reuss  liess  auf  dem 
Marsche  die  Infanterie  Massen  formiren  und  wies  die  zahlreiche,  mehrmals  anpral- 
lende feindliche  Cavallerie  zurück.  Unter  fortwährenden  Gefechten  durchschritt  er 
das  Defild  bei  Birkwang  und  führte  dann  die  Vereinigung  mit  dem  5.  Corps  bei 
Pfeffenhausen  aus.  In  dem  Gefechte  bei  Neumarkt  (24.  April)  war  Reuss  Com- 
mandant  der  ersten  Colonne,  welche  auf  Lonperg  vorzurücken  hatte ;  er  warf  sich 
mit  3 Bataillonen  Duka-  und  2 Bataillonen Gyulay-Infanterie  von  Bian  chi  befehligt, 
auf  den  linken  Flügel  des  Feindes  und  liess  die  übrigen  Truppen  seiner  Abtheilung 
hinter  diese  beiden  Regimenter  rechts  rücken,  um  die  rechte  Flanke  zu  verlängern 
und  die  linke  des  Feindes  zu  umgehen;  unter  dem  heftigsten  Artilleriefeuer  debou- 
chirte  der  Fürst  durch  das  Dorf  Taufkirchen  und  wendete  sich  darauf  gegen 
Lonperg.  Dieses  Manoeuvre  war  entscheidend,  so  dass  Fürst  Reuss,  ehe  noch  die 


1047 


'oIoDne  an  dem  Gefechte  Tlieil  nehmen  konnte»  dir  Bayern  unter  Wredi- 

^ÄÄ  iiUein  in  die  Flucht  geschlagen  halte.  Nach  hartnliekigoni  Widerstände  wurden 

^I^TOit  den  genannten  beiden  Regimentern  aus  dem  Dorfe  und  dem  Walde  von 

Scherni  —  dem  Stützpunete  ihres  linken  Flügels   —   vertrieben  und  bis  jenseits 

I    de^EM^tben  rerfolgt ;  von  frischen  Truppen  unterstützt,  entbrannte  hier  der  Kampf 

ttif§  Neue.  Bianchi's  Truppen  stutzten  und  fingen  an  sich  etwas  zurückzuziehen, 

illftin  Fürst  Reuss  eilte  dem  General  Bianchi  mit  2  ßataillmien  Beaulieu  zu 

Hülfe  und  warf  sich  in  die  Unke  Flanke  der  Bayern^  die,  ohne  den  Angriff' 2U  erwar 

Itn»  dcD  Rilckzug  antraten  und  von  Höhe  zu  Höhe  geworfen,  zuletzt  bis  über  Neu- 

oarkt  Auf  die  Strasse  bei  Eklhofen  gedräng't  wurden.  Der  Tag  kostete  den  Bayern 

li  Gefangene   und  2000  Todte  und  Vcrwnndeto;  er  war  für  den  Fürsten  und 

General  Bianehi  sehr  ehrenvoll.  Darauf  unternahm  er  den  Rückzug  von 

«liberg  über  die  Flnns  unter  den   ungünstigsten  Vcrhiltnissen  mit  grosser 

fiitlit  und  geringem  Verluste  und  vereinigte  sich  mit  der  Hauptarmee  auf  dem 

lircWelde. 

An  der  Schlacht  von  Wagram  nahm  er  mit  dem  ihm  als  Feldzeugmeister  zuge- 

virnneo  5.  Armeecorps,  welches  nur  22,000  Mann  stark  war,  keinen  Antheil,  da 

die  Bestimmung  hatte,  den  Bisamberg,  die  echwarze  Lacke  und  die  obere  Donau 

Krerofl  mit  Beobachtungsposten  za  besetzen*  Desto  grösser  waren  des  Fürsten 

^frdii?nat€  während  des  Rückzuges  der  iVj-mee  und  bei  Zn  aim,  lü.  bis  32.  Juli.  — 

Erzherzog  Generalissimus  hatte  am  9.  Abends  im  Ilauptijuariiere  zu  (Junters- 

fahren,   dass   Davouat  über  Staats  und  Laa  nach  Znaim  vorrücke    und 

ti&t  Arantgarde  bereits  das  Dorf  Erdberg,  zwei  Stunden  von  Znaim  jenseits  rler 

Tlitjn,  erreicht   hahe.  Um  die  Verbindung  mit  Böhmen  zu  erhalten,  musste  man 

wh  noch  vor  des  Feindes  Ankunft  des  Defile's  bei  Znaim  versiehern,  daher  auch 

du|^aiuee  Reservecorps  der  Grenadiere  und  der  Cavaljerie  sogleich  aufbrach^  um 

Höhe  bei  Znaim  auf  beiden  Ufern  der  Thaya  zu  besetzen,  w^ährend  die  Armee 

ir Tagttanbrueh  folgte.  Feldzeugmoister  Fürst  Reuss,  mit  seinem  Corps  die 

de  bildend,  wurde  angewiesen,  sieh  bei  HoHabrunn  und  Schungra- 

^a  «tfii  Äusserste  zu  lialten.  Schon  um  9  Uhr  Morgens  am  10.  Juli  wurden 

Vorposlen  hinter  Hollabrunn  angegriffen;  er  nalim  hinter  dem  Ravin  von 

d  Slellung  in  zwei  Treffen  und  übergab  das  Commando  seiner  Nachhut  dem 

I-Major  Grafen  Kl  ebel  sbcrg  (s.  d.),  der  durch  standhaften  Widerstand  dem 

die  Möglichkeit  verschaffte,  unbehindert  das  Defihi  von  Guntersdorf  zu 

i,  über  Jetzelsdorf  um  11  Chr  Nachts  die  Brücke  bei  Znaim  zu  überschreiten 

iuf  dem  äussersten  rechten  Flügel  an  der  Thaya,  vorwärts  der  Stadt,  Stellung 

Odini6n.  Am  folgenden  Tage  hielt  der  Fürst  Znaim,  dessen  Brücke  verrammelt 

\  m  wie  die  Höhen  hinter  Klosterbruek  und  diesseits  Teschwitz   besetzt  und 

[igte  sieh  sehr  tapfer  bis  zu  dem  Augenblicke,  als  am  Abend  durch  einen 

itand  die  Feindseligkeiten  eingestellt  wurden« 


1048 

In  seinen  Unternehmungen  kaltblütige  tapfer  und  entschlossen,  hatte  Fürst 
Reu  SS  in  allen  Feldzügen  unter  den  Augen  seines  erlauchten  Gönners,  des  Erz- 
herzogs Karl,  so  viele  Beweise  ungewöhnlicher  Vorzüge  an  Tag  gelegt,  dass 
der  Generalissimus  die  langersehnte  Gelegenheit  mit  Vej'gnügen  benutzte,  um  ihn 
im  Juli  1809,  Namens  Seiner  Majestät,  mit  dem  wohlverdienten  Ritterkreuze 
zu  schmücken. 

Die  eingetretene  Friedensepoche  verlebte  der  Fürst  R  euss  in  seiner  Resident 
zu  Greiz,  Erholung  suchend,  die  so  .viele  heisse  Kämpfe  ihm  zur  Nothwendigkeit 
machten.  Als  aber  im  Jahre  1813  Osterreich  dem  Bunde  gegen  Napoleon  bei- 
trat, verliess  Fürst  R euss  das  Asyl,  um  seine  Dienste  dem  Eaiserhause  noeh- 
mals  zu  widmen.  Er  erhielt  im  August  das  Commando  des  gegen  Bayern  au/ge- 
stellten Beobachtungscorps,  2  Infanterie-  und  1  Cavallerie-Division,  und  schloss  am 
8.  October  mit  dem  bayerischen  Oberbefehlshaber  General  der  Cavallerie  Grafen 
W rede  zu  Ried  jene  bekannte  Übereinkunft  ab,  durch  welche  Bayern  dem  Rhein- 
bunde entsagte  und  sich  verpflichtete  seine  Armee  mit  jenen  der  verbfindeten 
Mächte  zu  vereinigen.  Die  Verdienste,  welche  sieh  der  Feldzeugmeister  um  diesen 
Vertrag  erworben  hatte,  waren  von  nachhaltigen  Folgen  und  fanden  in  der  Ver- 
leihung des  Grosskreuzes  voniLeopold-Orden  den  Ausdruck  der  besonderen 
Zufriedenheit  seines  Monarchen.  Von  hier  berief  ihn  des  Kaisers  Vertrauen  als 
General-Gouverneur  nach  Venedig,  welches  am  20.  April  1814  durch  Capitulation 
an  Österreich  fiel.  Sobald  er  auf  diesem  wichtigen  Platze  die  entspreckenden  Vor- 
kehrungen getroflfen,  trat  er  erneuert  vom  Schauplatze  seiner  nachhaltigen  Thätig- 
keit  ab,  wiederholt  ausgezeichnet  durch  des  Kaisers  Gnade,  der  ihm  mit  dem 
Orden  der  eisernen  Krone  1.  Classe  auch  das  goldene  Civil-Ehren- 
kreuz  verliehen  hatte,  lebte  dann  einige  Jahre  zu  Greiz,  bis  ihm  nach  Hiller's 
Tode  das  General-Commando  in  Galizien  übertragen  worden.  Hier  wirkte  er  zur 
Zeit  der  Erhebung  der  Donaufürstenthümer  mit  der  ihm  angeborenen  Energie  zum 
Besten  des  Staates  und  zog  sich  endlich  im  October  1824  ganz  in  das  Privatleben 
zurück. 

Kaiser  Franz  lohnte  die  58jährigen  aufopfernden  Dienste  mit  der  Feld- 
marschalls-Würde.  Der  Fürst  starb  zu  Greiz  im  Voigtlande  (30.  August  1825)  im 
74.  Jahre  seines  thatenvollen  Lebens. 

KLEBELSBERG,  Freiherr  zu  Thumburg,  Johann  Nep.  Joseph  Graf, 
General  der  Cavallerie,  geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Inhaber  des  4.  Uhlanen- 
i-s  f-iCK-  Reginients,  einem  alten pöfamnehen,  im  Jahre  1702  zur  Grafenwürde  gelangten 
Geschlechte  entsprössen'  war  zu  Szoboszld  in  Ungarn  den  30.  Jänner  1 772  geboren. 
Sein  Vater  Prokop,  im  Jahre  1819  als  General-Major  gestorben,  licss  ihn  im 
November  1785  als  Cadet  in  das  Dragoner-Regiment  Modena  einreihen  und  ver- 
schaffte ihm  in  kurzer  Zeit  eine  Lieutenantsstelle.  Der  Belagerung  von  Belgrad 


1049 


ifoVrite  Klebelsberjsr  »f'li^ii  i\\s  OberlieuteiuiTit  bei,  \md  als  das  Wu  rmser'sc!jp 
ßtiÄ»rcn*Frcjcorps  1793  errichtet  wurde,  kam  er  als  Ilhtnioister  in  das^selbe  und 
fbitlitc  die  Feldzuge  bis  zum  Luneviller  Frieden  in  DeufscblanJ  mit.  Noch  in 
^selben  Jabre   hatte  der  Graf  Gelegenheit  erhalten ,    bei  Vertbel Jlgung  des 
Pwlens  von  Killstädt  sich  auszuzeichnen^   wobei  er  verwundet  wurde;  nicht 
»der  brav  focht  er  im  Jahre  1794  bei  Rh  ein  gen  heim  und  bei  der  Bela«:e- 
lig  von  KebL  Im  JuD  1797  zum  Major  befördert^  brachte  ihm  die  Sehlael^t 
li  Stoc  kac  h  eine  erneuerte  Blessur  und  die  Gefangenschaft»  Tvclchc  jedoch  kurze 
bit  wäihrtc,  und  er  konnte  sich  bald  darauf  auf  Vorposten  und  bei  kleinen  Unter- 
tmufigt^n    mehrfach    verwenden    lassen.    Nach    eingetretenem  Frieden  wurde 
Jeliclsberg    zu    Liechtenstein-Husaren    übersetxt   und    im   Jalire  1805  zum 
bei  Erzherzog  KarbUhlanen  beftirdert. 
An  der  Spitze  dieses  Regiments  zeichnete  sich  Kl  ebelsberg  bei  Caldlero 
I  Im  Jabre  1809  bei  Land^hut  aus^  avancirte  im  Mai  zum  (leneml-Major  und 
twiirde  ihm  eine  Cavallerie-Brigade  im  5*  Arnieecorps  zugewiesen.  Die  Tage  von 
Jugrumf  Ilollabrunn  und  Znaioi  nennen  ihn  unter  den  Ausgezeichneten. 
OrjEu^Hch  war  es  das  Rüekzugsgefecht  bei  Ilollabrunn  und  Sc h ö n g r a b e  r  n 
10.  Juli,   welches  KIcbel  sberg's  kluge  Entschlossenheit  in  das  glänzendste 
iflit  stellte.  Bei  dem  Rückzüge  der  Armee  ^mrde  an  diesem  Tage  im  Dienste  der 
lidihutdAB  Corps  K  len  au  durch  jenes  des  Fcldzeugmeisters  Fürsten  Reuss  abge- 
bt. Als  am  frühen  Morgen  der  Naehtrab  Klcnau's  Ilolkbrunn  verliess,  rüekten 
Fran^tosen  durch  diesen  Ort  vor,  stiessen  jenseits  desselben  auf  die  Vorposten 
I  neuen  Corps  und  drückten  diese  auf  einige  hundert  Schritte  zurüek*  Feldzeug- 
eister  Reuss  nahm  Stellung  in  zwei  Treffen  hinter  dem  Ra%nn  von  Grund.  Als 
IftfhliQt  mit  den  leichten  Truppen  (2  Cavalleric -Regimen ter,  2  Jäger-  und  1  Gra- 
üiiner  Bataillon)  wnirde  Kl  ebelsberg  vorSchöngrabern  postirt^  welcher  rechts 
bjor  Teschcnberg  von  ßlankensteln-Husaren  mit  2  Sehw^adronen  entsen- 
ftm  die  Verbindung  mit  dem  von  Ki'ems  über  Meissau  zurllrkgelienden  Feld* 
1-Lieuicnant   Selnisteekh    zu   crüffnon   und    links    nach    Malberg   zur 
*  dieser  Flanke  den  Oberst-Lieutenant  Baron  Wi  1  gen  beim  von  Erzherzog 
rl'lThUnen  mit  einer  Schwadron  und  dem  Jäger-Bataillon  Piombazzi  beor- 
f<^.  Hinter  Ilollabrunn  stiind  Rittmeister  St.  Quentin  mit  2  Sehwadronen  Blan- 
♦ITnsaren,  zu  dessen  Aufnahme  das  Jäger- Bataillon  B  a  r  n  n  i  in  SchVingrabern» 
1  der  liest  der  Naehfiut  auf  einer  kleinen  Anhöhe  hinter  diesem  Orte.  Schon 
Ö  Fhr  Früh  entwickelte  sich  vorwärts  Hollabrunn  eine  starke  französische 
»^&llcrie*CoIonne  mit  Hi  Kanonen,  zu  deren  rinterstützung  ein  Thcil  des  Corps 
>MifschaIlsM  aase  na  kam.  Unter  den  Generalen  Pirot  und  Marulaz  brachte 
ings  5500  Mann  Infanterie  und  2r>0(»  Reiter  Ins  Gefecht.  Letztere 
rere  Angrifte,  welche  von  dem  Rittmeister  St.  Quentin  zurück* 
hkgen  wurden.    Die  Infanterie   griff  das  von  den  Jägern  unter  Baron i 


1050 

vertheidigte  Schöngrabern  an;  diese  hieltea  so  lange  Stand,  bis  es  von  dem  Feinde 
mit  Ilaubitzgranaten  in  Brand  gesteckt  ward.  Nun  zog  sieb  General  Graf  Kl e- 
belsbergen  dcbiquier,  Infanterie  und  Cavallerie  nach  dem  Wechsel  des  Terrains 
einander  unterstützend  und  ablösend,  auf  die  Höhe  hinter  Grund  zurück,  welches 
Feldzeugmeister  Reuss  bereits  verlassen  und  seinen  Rückzug  über  Guntersdorf 
und  Jetzelsdorf  nach  Znaim  angetreten  hatte.  Das  Dorf  Grund  Hess  Klebeisberg 
mit  3  Compagnien  Gradiskaner  unter  Major  Simb sehen,  die  in  der  rechten 
Flanke  gelegenen  steilen  Weinberge  durch  einige  Jäger-Compagnien  besetzen. 
Diese  Stellung  wurde  so  lange  vertheidigt,  bis  das  5.  Corps  das  Defil^  von  Gun- 
tersdorf passirt  hatte  und  sich  Jetzelsdorf  näherte.  Nim  mussten  Klebelsberg's 
Truppen  eine  theilweise  flache  Gegend  durchziehen.  Der  Feind  suchte  mit  5000 
Mann  die  rechte  Flanke  zu  umgehen,  doch  die  Standhaftigkeit  des  Majors  Simb- 
schen,  der  mit  seinen  Gradiskanem  Massen  formirte,  schlug  alle  Angriffe  zurück. 
Die  beiden  Regimenter  Karl-Uhlanen  und  Blanke nstein-IIusaren,  unterstützt 
von  der  Cavallerie-Batterie  des  Oberlieutenants  Staniek  und  8  Geschützen  des 
Regiments  Lindenau,  führte  Oberst  Graf  Heinrich  Hardegg  (s.  d.)  mit  so 
vieler  Umsicht  dem  überlegenen  Feinde  gegenüber,  dass  er  bei  Untergang  der 
Sonne  Jetzelsdorf  erreichte.  Hier  hörte  die  weitere  Verfolgung  auf  und  Klebels- 
berg  holte  mit  seinen  Truppen  das  5.  Axmeecorps  ein,  welches  um  11  Uhr 
Nachts  die  Brücke  bei  Znaim  überschritten  und  auf  dem  äussersten  rechten  Flü- 
gel an  der  Thaya,  vorwärts  der  Stadt,  Stellung  genommen  hatte.  Dieses  den  Tag 
über  andauernde  hitzige  Gefecht  ward  nicht  nur  ohne  bedeutenden  Verlu«t  geführt, 
sondern  auch  der  Zweck  erreicht:  dem  5.  Armeecorps  den  Rückzug  nach  Znaim 
zusichern.  Seine  Majestät  der  Kaiser  ernannte  hiefür  den  General -Major  Kle- 
belsberg  mit  Armeebefehl  vom  24.  October  zum  Ritter  des  Maria  There- 
sien-Ordens. 

Im  Feldzuge  1813  befehligte  Klebelsberg,  mittlerweile  zum  Feldmarchall- 
Lieutenant  befördert,  die  2.  Division  des  Kürassiercorps  Nostitz,  schlug  sich  bei 
Dresden  und  Leipzig,  kam  nach  dem  Rhein-Übergange  zur  ersten  Colonne  unter 
Bubnaund  erhielt  den  Oberbefehl  über  alle  am  rechten  Rhone-Ufer  stehenden 
Truppen;  er  zog  sich  nach  dem  Treffen  von  St.  Julien  hinter  die  Arve,  beobach- 
tete den  Jura,  hielt  die  Bewohner  des  Ländchens  Gex  im  Zaume,  verfolgte  dann 
den  französischen  General  Marchand  auf  der  Strasse  nach  Rumilly  und  besetzte 
am  29.  März  1814  ohne  Widerstand  Chambery.  Im  Jahre  1815  commandirte 
Kl e bei  sberg  eine  leichte  Division  im  2.  Armeecorps  des  Generals  der  Cavallerie 
Fürsten  Hohenzollern,  schloss  Strassburg  ein,  bestand  hier  einige  Gefechte 
und  nahm  Anfangs  Juli  Stellung  zwischen  dem  Rhein  und  Fegershein. 

Die  Inhabersstelle  des  kurz  vorher  errichteten  4.  Uhlanen-Regiments  und 
das  Commandeurkreuz  des  Leopold-Ordens  wurden  ihm  für  dieses  neuer- 
dings an  Tag  gelegte  ausgezeichnete  Benehmen  zu  Theil. 


1051 

Im  Deeember  18.^1  zum  General  der  C/ivallerio  ernannt^  erljidt  Kleliels- 
kcrg  die  Stello  eines  CommjiudircQdea  in  Mähren  und  Schlesien,  einige  Jahre 
(krnju?h  die  eines  Gouverneurs  in  der  Festung^  Tberesjenstadt,  wo  er  auch  sein 
Leben  am  1.  Juni  1841  besehloäs. 

ILUIDEGG-GLATZ  und  im  Machlande,  Heinrich  Graf,  General  der  Caval- 
tj  geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Inhaber  des  7.  Kürassier-Regiments,  Bruder 
»Genermls  der  Cavallerie  Grafen  Ignaz  Hardegg  (s*  d.),  war  zu  Wien  am 
■  H.  Uai  1778  geboren  und  daselbst  am   IL  Juni   1854  gestorben.  So  wie  seine 
cb  Brüder,  wählte  iiurh   Heinrich  den  Militärsland  zu  seinem  Berufe,   und 
»im  16,  Lebensjahre  als  Lieutenant  bei  dem  damaligen  Chevauxlegers-Regi- 
MBta  K  i  n  si  k  y  angestellt. 

Schon   bei  dem  Sturme  auf  Giessen  am  IG.  September  1796  machte  sirh 
Hgrdegg  als  Oberlieu tenant  um  das  Theresienkreuz  verdient,  dessen  Erlangung 
_ilim  jedoch  dureh  widrige   Umstände  vereitelt  wurde*  Er  hatte  zu  jener  Zeit  aus 
Antriebe  die  beiden  in  Unordnung  gebrachten  Grenadier-Bataillone  Cnn- 
üioi  und  Abf  altern  nüf  einer  Abtheilung  seines  Regiments  gegen  den  dreifach 
ien  Feind  degagirt  und  den  bereits  gefangenen  General  von  S eh  eile n- 
niil  vielen  Grenadieren  wieder  befreit.  Mindestens  fand  er  in  der  aussertour- 
^lieo  Bcfurderung  zum  Rittmeister  tlieilweise  Anerkennung  für  diese  That. 

Im  Jahre  1809  «tand  Hardegg  als  Oberst-Lieutenant  des  P>zhpr2og  Karl- 
d-Regiments  bei  der  Armee  in  Deutsehland,  wo  er  aufs  Neue  seinen  Muth  und 
BEataehloflsenheit  bewährte.  Stets  auf  Vorposten  bei  der  Avant- oder  Arricregarde 
itd  auf  den  wiehtigsten  un«I  gefiihrlichsten  Puncten,  welche  man  ibni  seiner  Ver- 
JWiclikeit  wegen  vorzugsweise  anvertraute^  hatte  er  täglich  Beweise  ausgezeich- 
itltt  Benehmcms  gegeben.  Mit  seltener  Kühnheit  sah  man  ihn  bei  jedem  Gefechte 
w  JfT  Spitze  seiner  Truppen  rühndichc  Beweise  von  Tapferkeit  geben  und  seine 
Tn!.>t,f^  und  sein  Diensteifer  in  Ausführung  der  Entwürfe  glichen  ganz  seiner  Herz- 
eit. Im  Troffen  bei  Landshut  (16.  April)  befand  er  sieb  mit  zwei  Schwa- 
^  Uhlanen  als  Avantgarde  der  Brigade  Radetzky  und  attai|uirtc  die  feind- 
Vrriiregarde;  durch  mehrere  Schwadronen  unterstützt,  rückte  er  dem  Feinde 
^  ^Utdorf  nach,  wo  es  zu  einem  bis  zum  Abend  andauernden  Reitergefechte 
■>».  Kach  der  Schlacht  bei  Apsern.  in  welcher  Feldniarschall-Licutenant  (rraf 
'^'toau  seiner  in  der  Relation  rühmend  erwähnt,  rückte  Hardegg  zum  Obersten 
^  Conunandanten  dca  Regiments  vor,  und  erntete  bei  Wagram  und  in  den  Rück- 
*H^eehten  bei  HoHabrunn  und  Sehungrabern  (lÜ.  Juli)  die  schmeichel- 
•''•ite  Anerkennung  dos  Corps-Ooramandanten  Feldzeugnteisters  Fürsten  Reuss. 
^•^ttletirterenAüaire  führte  er  auf  dem  Rückzuge  sein  Regiment  und  Blankcnstcin- 
^^'■•»«D,  unttrstUtzt  von  mehreren  Geschützen,  mit  so  umsichtiger  Benützung  des 
^'Srraia»,  da»  er,  bald  offensiv   vorgehend,  bald  sich   dem  feindliclien  Angriffe 


1052 

entziehend,  das  Vordringen  des  weit  überlegenen  Feindes  beschränkte  und  ver- 
zögerte, und  ohne  bedeutenden  Verlust  bei  Untergang  der  Sonne  die  den  Rückzug 
mehr  begünstigende  Gegend  von  Itzelsdorf  erreichte.  Der  früher  verdiente  Maria 
T  h  eres  ien-Or  den  wurde  ihm  diesmal  mit  Armeebefehl  vom  24.  October  verliehen. 

Der  Graf  trat  im  August  des  folgenden  Jalires  mit  Beibehalt  des  Charakters 
aus  der  Armee.  Als  jedoch  die  grossen  Kämpfe  im  Jahre  1813  begonnen  hatten, 
eilte  er  sofort  in  das  Hauptquartier  nach  Böhmen,  machte  die  Schlacht  bei  Dres- 
den unter  dem  Erbprinzen  von  Hessen- Homburg  mit,  und  wurde  zu  Anfang 
September  als  supernumerärer  Oberst  in  das  3.  Chevauxlegers-Regiment  O'Reilly 
eingetheilt.  Mit  diesem  nahm  er  am  18.  October  an  der  Verfolgung  der  Franzosen 
nach  Stötteritz  Theil,  und  rückte  noch  am  26.  zum  wirklichen  Obersten  bei  dem 
6.  Dragoner-Regimente,  vor  Ablauf  des  Jahres  aber  zum  General-Major  vor.  Hier- 
auf ward  ihm  die  Brigade  des  Generals  Raigecourt  übergeben,  mit  welcher  er 
in  der  leichten  Division  seines  Bruders  Ignaz  kämpfte  und  nach  beendigtem  Kriege 
Remontirungs-Inspector  der  Armee  wurde. 

Diese  Stelle  versah  Hardegg  bis  zu  seinem  Ableben,  und  erhielt  1819  fiir 
die  Verdienste,  die  er  sich  um  die  Hebung  der  Pferdezucht  gesammelt  hatte,  das 
Commandeurkreuz  und  kurze  Zeit  vor  seinem  Tode  das  Grosskreuz  des 
Leopold-Ordens. 

SALIS-ZIZERS,  Rudolph  Graf  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  geheimer  Rath 
und  Kämmerer,  Inhaber  des  3.  Infanterie-Regiments,  dem  alten  rhätischen,  seit  dem 
Jahre  1694  reichsgräflichen  Geschlechte  entsprossen,  war  auf  dem  Stammgute 
Zizers  im  Schweizer  Canton  Bünden  am  29.  Juni  1779  geboren,  und  hatte  frühzeitig 
auf  den  Schlachtfeldern  Deutschlands  und  Italiens  für  Österreichs  gutes  Recht 
geblutet.  Nachdem  er  die  ersten  Kriege  gegen  Frankreich  als  Fähnrich  mitgekämpft 
und  1799  aus  der  Armee  getreten  war,  erhielt  er  im  Juli  1804  aufs  Neue  eine 
Hauptmannsstelle  bei  Hiller-Infanterie  Nr.  2  und  im  März  1809  nlit  der  Beförde- 
rung zum  Major  das  Commando  des  5.  Wiener  Freiw^illigen-Bataillons. 

Der  Tag  von  EbelsbergamS.  Mai  hat  die  heldenmüthige  Ausdauer  dieser 
Freiwilligen  für  alle  Zeiten  verewiget.  Ungeachtet  des  hartnäckigsten  Widerstandes, 
den  unsere  über  Ebelsberg  sich  zurückziehenden  Truppen  an  der  Brücke  dieses 
Ortes  leisteten,  war  es  den  Franzosen  gelungen,  massenweise  über  dieselbe  zu  drin- 
gen und  unser  Versuch  sie  abzubrennen  dadurch  vereitelt.  Inmitten  dieses  wüthen- 
den  Kampfes,  in  welchem  unsere  braven  Krieger  Wunder  der  Tapferkeit  vollführten, 
hatte  das  4.,  5.  und  6.  Bataillon  der  Wiener  Freiwilligen  hinter  dem  Leichenacker, 
die  Stirn  gegen  Ebelsberg,  gelagert  und  mit  spannender  Erwartung  dem  Abbrennen 
der  Brücke  entgegengesehen.  Sie  hatten  gerade  ihr  Mittagsbrot  verzehrt  —  es  war 
gegen  halb  12  Uhr  Mittags  geworden  —  als  der  Kanonendonner  der  Batterie  neben 
dem  Schlosse  das  Näherkommen    der  Feinde  ankündigte.  Die  Bataillone,  ohne 


10S3 


«Ittmgsbefeble,  trateo  aus  Vorsicht  iosGewelir.  Plützüch  stürmte  der  Nachtrab 
Siterreicher.  die  in  Ebelsberg  gctbchten  hatten^  in  Eile  aus  (lein  Hohlwege, 
tödfrÄnfösische  Tirailleurs  warfen  sich  schaarenweiae  in  den  Leichenacker  imd 
in  die  nächsten  Gärten.  Salis  und  Küffel,  Anführer  der  Wiener  Freiwilhgen, 
«ffithcn  da^  Geschehene  und  den  gefährlichen  Plan  der  Feinde,  den  Schildberg 
lu  umgeben  und  das  österreichische  Ilecr  gegen  die  Donau  hin  aufzurollen.  Die 
^MeGefahr  erheiÄchlc  einen  schnellen  Kntschluüs»  das  Einholen  der  Befehle  kostete 
tviel  Zeit,  der  Feind  verstärkte  sich  indess  und  der  günstige  Augenblick  war 
trioreo;  die  beiden  Comniandanten  waren  überzeugt,  dass  man  nur  noch  durch 
l fdmetlea  Angriß*den  feindlichen  Plan  vereiteln  könne,  und  wagten,  durch 
lies  üebereinstininien  dcd  Geistes,  Jeder  für  sich  den  Kampf,  ohne  den  Eni- 
klcUim  des  andern  zu  kennen.  Major  S aus  ermunterte  durch  wenige  kraftvolle 
»•eine  Mannschaft  zum  Kampfe,  und  führte  das  5.  Bataillon  im  Sturmmar^che 
np  dem  Fus^e  der  Höhen  gegen  die  linke  Flanke  und  den  Rücken  des  Fried- 
N^fca  und  in  die  rechteSeite  desFeindes.  „Landwehrnilinner!''  rief  Oberst-Lieute- 
otKüffel  den  Seinigen  zu:  ,,Jet2t  gilt  es  Ehre  und  Vaterland,  wir  kämpfen 
£e  gerechteste  Sache I  Gott  ist  mit  uns!''  und  unter  klingendem  Spiele,  mit 
nJer  Fahne,  führte  er  sein  4.  Bataillon  vor  und  stürmte,  unterstützt  von  2  Com- 
nicn  des  6.  Bataillons  der  Wiener  Freiwilligen,  das  Major  Managetta  befeh- 
den Gotte*aeker.  Mit  einem  Kugelregen  empfangen,  stürzten  viele  todt  oder 
rundet  nieder ^  und  durch  das  neue  Schauspiel  überrascht,  sprengte  das  des 
Krieges  tmgewühnte  Bataillon  in  wilder  Eile  aus  einander;  vergebens  war  das 
Bitten  und  Drohen  der  Officiere,  ihre  Stimme  verhallte  in  dem  grossen  Lärm,  doch 
WDjiiR'lt  Küffel  zum  zweiten  Male  seine  Braven  und  rückt  gegen  den  Feind*  In 
^Qsiiweiie  angelangt,  erschallte  sogleich  das  Commandowoit  ^Feuer^  zweimal 
Weh  einander;  ganze  Reihen  von  Franzosen  stürzten,  der  Stui  mmarsch  ertönte,  und 
ta  demselben  Augenblicke  kn&llto  Musketenfeuer  hinter  dem  Friedhofe  her.  Da  rief 
Allciübcrraächt;  „Unsere  Brüder  unter  Salis,  nun  haben  wir  sie  in  der  Mitte!'' 
»Vorwirt«!  vorwärts!^  riefen  Alle,  und  von  einem  neuen  Geiste  beseelt  stürzten  sie 
'^Afind  auf  den  Feind.  Walirend  Küffel  sie  nach  Ebelsberg  verfolgte,  rückte 
*^*lii,  den  Hohlweg  umgehend,  zwischen  der  Strasse  von  Gottschalig  und  dem 
'  '^'»che  gegen  den  Vormarkt  im  Sturmschritte  vor,  „Bedenkt,"  riefCorporal 
**iicnK*iiien  Waffenbrüdern  zu,  ^^dass  liir  Wiener  Freiwillige  seid,  nur  als  brave 
*"«6imänner  dürfen  wir  uns  unsern  Blitbürgern  wieder  zeigen,  für  Weiber  und 
*^derkimpfen  wir  hierl^  In  den  Gassen^  den  Iläusera  und  aul*den  Seitenwegen 
•"^^spann  sich  ein  mörderisches  Gefeclit  Tapfer  war  die  Gegenwehr  der  Franzosen, 
d»c  jede  [lecke,  jede  Mauer,  jedes  Haus  hartnäckig  vertheidigten;  aber  eben  so 
'öuthvüU  und  ungestüm  war  der  Angriff  der  Freiwilligen,  die  das  Beispiel  ihrer 
opfern  Führer  begeisterte,  und  die  mit  wilder  Erbitterung  Häuser  und  Gärten 
tnt&rmiejx.  Wer  von  den  Feinden  niciit  schnell  die  Waffen  wegwarf,  wurde  ohne 


Krbarnicn   nicdcrefnstos.sciL    Mehr   als   600  Mann  wurden    von  den  Freiwilü^fi 
gefangen  und  von  ihnen  3  Quidons  (Lngerfahnen)  erbeutet. 

Trotz  der  glänzenden  Tapferkeit  und  derVortheile»  welche  die  Wiener  Fj 
wiüigcn  zu  gleidier  Zelt  errangen,  %var  dennoch  der  Besitz  der  Stadt  noch  nit!l 
ontschieden;  Sali.s,  durch  einen  Mühlgraben  gehindert  mit  dem  Bataillon  von  dei 
linken  Seite  gegen  die  Brüekc  vorzudringen  und  den  in  der  Stadt  haltenden  Franzosen 
nach  seiner  Absicht  den  Rückzug  ahzuschneidenj  begab  sich  aufs  Neue  in  die  schon 
vom  Feinde  gereinigte  Vorstadt^  und  munterte  die  dort  lagernden  Linien-Truppen 
auf  ihm  zu  folgen,  um  die  Feinde  gaoz  vom  rechten  Traun-Ufer  zu  verdrängen. 
ZumStadtthorc  gelangt^  traf  er  tU  den  Corps-Adjutanten  Major  vonPaumgartten 
(s.  d.)  in  der  nämlichen  löblichen  Aböiohtj  und  nun  drangen  diese  beiden  wackerez^ 
Officiere,  unbekümmert  um  die  drohende  Gefahr,  indieStadt,  undalsPaumgartten^ 
geföhriioh  verwundet  wurde,  hielt  Salis  mitten  im  verheerenden  Kugelregen,  ik 
Soldaten  zur  Ausdauer  aufmunternd,  so  langeStand,  bisdercominandirendeOencrJil 
denltiickzug  anzuordnen  für  nothwendig  fand.  DieVortheile  dieser  sehr  beher«teo 
und  einsichtsvollen  That  waren  von  grosser  Tragweite :  nicht  nur  dass  der  Feind 
aufgehalten  wui'dc  sieh  auf  die  erst  debouchircnden  Armeecorps  zu  werfen,  c« 
wurde  denselben  auch  Zeit  verschafft  sich  in  ungestörter  Ordnung  über  die  Eons 
zurückzuziehen. 

Mit  gleicher  Auszeichnung  kämpfte  Öalis  am  lu.  Juli  bei  Z  na  im.  Von  dem 
Corps -Commandanten  Feldzeugmeister  Prinzen  Iteuss,  der  die  iVrrieregarJR 
der  Flauptarmee  führte,  mit  den  Freiwilligen  nach  Immendorf  detacKirt,  um  den 
linken  Flügel  dieses  Corps  zu  eotoyireu,  vollzog  Salis  den  Befehl  so  gut,  dass  er 
bis  IL  Früh  um  3  Uhr  den  Posten  behauptete.  Als  er  sieh  gegen  Znaim  zurück- 
•  zog,  zeigte  es  sich,  Jass  er  von  der  feindlichen  Reiterei  ganz  eingeschlossen  vrar, 
da  das  Corps  schon  einige  Stunden  früher  den  Mai-sch  angetreten  hatte.  lu  Masse 
geschlossen  imponirtc  er  wahrend  des  vierstündigen  RüekzugGs  dem  Feinde  durch 
seine  Entschlossenheit  in  dcrWeise,  dassdieser  keinen  ernstlichen  Angriff  antcnialim. 
Schon  war  Salis  am  Mühlbachc  bei  Znaim  angelangt  —  da  gewahrt  er,  dass  die 
über  die  Thsya  geschlagene  Brücke  bereits  abgeti^agen  ist,  wahrend  ihm  die  feind- 
lichen Reiter  auf  dem  Fussc  folgen.  Schnell  entschlossen,  steigt  er  vom  Pferde 
und  springt  der  Erste  in  den  durch  Regengüsse  hochtreibenden  FIuss  —  die  br«vcn 
Freiwilligen  ihm  nach  und  das  schon  verloren  geglaubte  Bataillon  erreicht  zsr 
Freude  und  Verwunderung  Aller  die  liaupttruppe.  Ermattet  von  der  mehr  nh 
24stündigen  Anstrengung^  ruhte  es  nun  auf  dem  Platze  zu  Znaim*  Da  sprengt  Jef 
Chef  des  General-Stabes  vom  5.  Armeecorps,  Oberst  von  Geppert,  eilend  heiafl 
und  fordert  Salis  auf^die  in  die  Stadt  einzudringen  suchende  Cavallerle  abÄuhaltefl» 
welche  so  eben  das  Grenadier-Bataillon  Lein  Ingen  (s.  d.)  arg  raltgenomnien  ußd 
2  Kanonen  erobert  hatte.  Rasch  mit  gefälltem  Bajonet  stiii*zt  sich  Salis  mit  J^n 
Freiwilligen,  ohne  einen  Schuss  zu  thun,  auf  den  Feind,  wirft  ihn  aus  der  Vorstadl 


1055 

ttßd  reitet  die  Stadt,  von  deren  F^ei^itz  der  Ausganju;  des  Treffens  ablitingig,  wubei  er 

©threrc Gefangene  beiVcil.  und  den  Posten  bb  am  Abend,  wo  derWatfenstillstitnd 

bchnnt  wird,    behauptet.    Diese  herzhaften  und  cntschlosäeiicn  Thatcn  wurden 

Sali 8  mit  der  Beförderung  zum  Oberöt-Licutenant  und  mit  der  im  Capitel  vom 

Jahtt  1810  erfolgten  Ernennung  zum  Ritter  des  Maria Theresicn-Ordens  gelohnt. 

Im  August  1813  zum  Oberst  des  Infanterie-Regiments  Erzherzog  Karl, 

ittm  Inliaberswurde  ihm  auch  in  der  Folge  zu  Theil  wurde,  ernannt,  zeichnete 

oebSatis  in  der  Schlacht  am  Miucio  am  8,  Februar  1814  durch  Tapferkeit 

irntuert  ans.    Bei  dem  Kampfe  um  Monzambano  wurde  er  mit  dem  liegimente 

ukd  dein  ersten  Landwehr-Bataillon  Kcrpen  beordert,    den  Feind  durch  eine 

Bewe^ng  in  seiner  rechten  Flanke  zum  Verlassen  der  vorthcilhaften  Stellung  zu 

Äötiiigen*  AU  der  feindliche  General  V  c  r d  i  e  r  den  Beginn  dieser  ihm  gefährlichen 

Operation  bemerkte,  zog  er  die  Division  Fressinet,  auf  den  Höhen  vor  dem 

BichcObino  aufgestellt,  ganz  in  die  Stellung  von  Monzambano  zurück,  sich  mit 

itm  rechten  Flügel  an  dieses  Stiidtchen  lehnend,  den  gleichnamigen  Bach  vor  sich, 

Salia  rückte  nach,  erreichte  bald  die  letzten  Ilüheu  und  es  trennte  ihn  nur  noch 

il  sehmale  Ebene  von  Monzambano  von  der  jenseitigen  Aufstellung  des  Feindes. 

Du  3.  Bataillon  Kerpen  suchte  die  Verbindung  links  mit  Salis  zu  erhalten; 

rechte  kümpfto  da«  Regiment  Deutschmeister  mit  ausdauernder  Tapferkeit  fort, 

Lmlü  führte  nun  Salis  einen  Theil  seiner  Truppen  in  die  Ebene,  den  anderen 

Thcil  lieö6  er  als  Reserve  auf  den  Höhen  zurück.   Der  Feind  hatte  auf  den  Höhen 

vcüoUonzambano  seine  Geschütze  vortheilhaft  placirt  und  richtete  aufSalis*  Abthei- 

lüJijpQ  ein  verheerendes  Feuer;  eine  Verdrängung  des  Feindes  war  unter  diesen 

nden  wohl  nicht  möglich,  doch  hielt  Salis  bis  zur  anbrechenden  Nacht  stand- 

iercxponirten  Stellung  aus  und  schlugmehrereReiter-Angriffe  des  Feindes  ab. 

Auch  den  FcJdzug  gegen  Murat  im  Jahi^e  1815  hatte  er  an  der  Spitze 

Uegiments  mitgemacht  und  avancirte  im  März  1822  zum  Genrt*al-Major» 

Bald  darnach  vertraute  ihm  Sc.  Majestät  Kaiser  Franz  das  Amt  ein  es  Dienst- 

«BODercr»  bei  dem  Kronprinzen  Erzherzog  Ferdinand  an,  in  welcher  langjähri- 

lüBleliung  der  Graf  sieh  die  Allerhöchste  Zufriedenheit  erwarb,  welche  in  der 

'rtdmng  deaCommandeiirkreuzes  vom  Leopold -Orden  Ausdruck  fand. 

^*ch  der  Thronbesteigung  Seiner  Majestät  Kaisers  Ferdinand  L  wurde  Salis 

*^^n  im  Juni  1832  zum  Feldmarschall-LIeutenant  befördert,   Oberst hofmeister 

^«iocr  kaiserlichen  Hoheit  des  Erzherzogs  Franz  Karl,  DlesenPosten  bekleidete 

*"'  li«  tti  seinem  am  L  April  1840  zu  Wien  erfolgten  Ableben. 

ROSZNKR  von  Roszenegg,  Joseph  Freiherr,  Fcldniarschall-Lieutenant, 
**  ^Mj^g  im  Jahre  1774  geboren,  war  ein  Zögling  der  Neustädter  Akademie. 

In  die  Epoche  der  erschütternden  Bewegung,  welche  in  dem  letzten  Decen- 
•'imj  de«  Torigen  Jahrhunderts  von  Frankreich  ausging,  fallt  Roszner*s  Eil 


1056 

in  die  Armee  ^  da  er  als  neunzehnjähriger  Jüngling  eine  Fähnriehstelle  bei  Ulrich 
Kinsky-Infanterie  Nr.  36  erhielt  und  diese  in  wenigen  Jahren  mit  der  Ober- 
lieutenants-Charge  im  General-Stabe  vertauschte.  Eine  tödliche  Wunde,  welche 
derselbe  im  Treffen  boiOsterach  1799  erhalten,  nöthigtc  ihn  als  Hauptmann  in 
den  Ruhestand  zu  treten.  In  einigen  Jahren  erholte  er  sich  und  konnte  den  Feld- 
zug 1805  mitmachen,  vcrliess  aber  im  März  1806  als  Major  wieder  die  Dienste. 

Im  Jahre  1809  war  Oberst-Lieutenant  Roszner  als  Chef  des  General-Stabes 
den  in  Sachsen  eingerückten  kaiserlichen  Truppen  unter  General  Am  Ende  bei- 
gegeben. Er  entwaif  die  Pläne  zum  Einmärsche  nach  Sachsen  und  zu  dem  in  der 
Folge  stattgehabten  glücklichen  Angriffe  auf  Lützen.  Als  sich  Am  Ende*  bei  der 
Schwäche  seines  Corps,  durch  den  König  von  Westphalen  gedrängt,  veranlasst 
sah,  Dresden  und  Sachsen  zu  räumen  und  nach  einigen  unbedeutenden  Gefechten 
bis  an  die  böhmische  Grenze  zurückzuziehen,  erhielt  Feldmarschall-Lieutenant 
Kienmayer  über  diese  und  die  Abtheilung  des  General -MajorsRadivojev  ich  — 
welche  einen  Streifzug  in  das  Baireuthische  unternommen  hatte  —  den  Ober- 
befehl des  daraus  formirten  11.  Armeecorps,  und  der  Oberst-Lieutenant  Roszner 
wurde  in  seiner  Eigenschaft  bestätigt.  Es  galt  vor  Allem:  Sicherung  der  Festung 
Theresienstadt  und  Abwehrung  des  Feindes  von  Böhmen.  Kienmayer  erreichte 
diesen  Zweck,  indem  er  den  Feind  zu  täuschen  wusste.  Während  er  selbst  nach 
Baireuth  vorauseilte,  um  sich  mit  Radivojevich  zu  vereinigen,  übergibt  er 
dem  Oberst-Lieutenant  Roszner  die  Führung  einer  Abtheilung,  bestehend  aus 
1  Bataillon  Erb  ach,  3  Landwehr-Bataillonen,  1  Compagnie  Jäger,  1  Schwadron 
Schwarzenberg-Uhlanen,  den  braunschweigischen  und  hessischen  Truppen  mit  der 
Weisung,  über  Steinichen,  Chemnitz  und  Zwickau  zu  marschiren.  Roszner  ent- 
spricht diesem  Auftrage,  indem  er  den  Feind,  der  bei  Waldheim  lagert,  zu  beschäf- 
tigen weiss,  so  vollkommen,  dass  er  am  4.  Juli  zu  Plauen  mit  Kienmayer 
und  dem  Corps  zusammentrifft.  Als  dieser  General  hierauf  die  Vereinigung  Juno  t's 
mit  dem  Könige  von  Westphalen  zu  verhindern  sucht  und  am  8.  Juli  vor  Tages- 
anbruch von  Helmbrecht  über  Münchberg  nach  Gefreed  eilt,  findet  er  den 
General  Radivojevich  im  Kampfe  mit  dem  Feinde.  Er  lässt  sogleich  aus  einem 
Theil  seiner  angekommenen  Truppen  eine  Colonne  formiren,  welche  unter  dem 
Commando  des  Oberst-Lieutenants  Roszner  dem  Feinde  in  die  linke  Flanke 
fallen  soll,  während  Kienmayer  selbst  denselben  in  der  Fronte  angreift.  Rosz- 
ner kommt  durch  eine  geschickte  Wendung  dem  Gegner  in  den  Rücken,  zwingt 
ihn  zur  schnellen  Flucht  und  nöthigt  ihn  durch  seine  Entschlossenheit  den  Hohlweg 
bei  Neudorf  mit  Verlust  von  200  Verwundeten  zu  verlassen.  Junot  flieht  über 
Baireuth  bis  nach  Amberg.  Die  Resultate  dieses  Gefechtes  waren  der  Besitz  von 
Baireuth  und  Franken,  und  die  Freiheit  dem  Könige  von  Westphalen,  der  im 
Rücken  des  Armeecorps  von  Dresden  über  Schleiz  vordrang,  ungehindert  entgegen- 
gehen zu  können.  Der  König  wird  auch  am  12.  Juli  von  Kienmayer  bei  Plauen 


1057 

in  die  Flucht  gejagt,  zieht  sich  eiligst  über  Schleiz,  Neustadt,  Kahla  und  Jena 
zurück  und  wird  bis  Schleiz  verfolgt.  Auch  in  diesen  Gefechten  wirkt  Roszner 
mit  gleicher  Thätigkeit  und  Entschlossenheit.  Das  Ritterkreuz,  welches  ihm  von 
Sr.  Majestät  dem  Kaiser  im  November  ausser  Capitel  verliehen  wurde,  lohnte 
diese  sehr  erspriesslichen  Dienste,  und  es  ward  ihm  auch  in  Folge  dieser  Auszeich- 
nung im  März  1811  der  Freiherrnstand  zu  Theil. 

In  den  Kriegen  1813  und  1814  war  Oberst  Roszner  zu  verschiedenen 
Missionen,  dann  im  Hauptquartiere  des  Kronprinzen  von  Schweden  verwendet,  bei 
eingetretenem  Frieden  zum  General -Adjutanten  des  Feldmarschalls  Herzog  zu 
Wü r tt e  m b  er  g,  nach  dessen  Ableben  aber  zum  Festungs-Commandanten  in  Arad 
ernannt.  Hier  starb  er  als  Feldmarschall  -  Lieutenant  am  2.  November  1844. 
Ausser  dem  Theresien-Orden  zierten  noch  neun  Decorationen  fremder  Monarchen 
die  Brust  dieses  tapferen  Kriegers,  die  er  sich  zumeist  in  der  Zeit  der  grossen 
Kämpfe  1813 — 1815  mit  seinem  Blute  erworben  hatte. 

ALTUANN,  Joseph  Ritter  von,  Rittmeister,  war  einer  von  den  wenigen  tapfe- 
ren Kriegern,  die  ihrem  persönlichen  Muthe  die  schönsten  Ehrenzeichen  des  Sol- 
daten zu  danken  hatten.  Mährer  von  Geburt,  erblickte  er  zu  Sternberg  am  30.  Juli 
1777  das  Licht  der  Welt.  Im  17.  Jahre  trat  er  als  Gemeiner  in  das  Dragoner- 
Regiment  Karaiczay  (dermalen  Erzherzog  Karl  Ludwig -Uhlanen  Nr.  7)  und 
wohnte  den  Feldzügen  gegen  Frankreich  als  Unterofficier  bei.  Li  der  Affaire  bei 
Viguolo  am  6.  November  1799  rettete  er  zwei  gefangene  Soldaten,  welche  bereits 
abgeführt  werden  sollten,  aus  des  Feindes  Händen,  indem  er,  einen  Seiten- 
weg benützend,  der  Begleitung  in  Rücken  fiel.  Die  silberne  Tapferkeits- 
Medaille  war  die  Belohnung  für  diese  entschlossene  That. 

Während  der  Schlacht  bei  Maren go  wurde  General-Major  Graf  St.  Julien 
von  mehreren  feindlichen  Dragonern  umrungen  und  gefangen.  Der  unerschrockene 
Wachtmeister  sprengte  ganz  allein  mit  ausgezeichneter  Entschlossenheit  auf  die 
Bedeckung,  hieb  einen  Dragoner  nieder,  verwundete  zwei  andere  und  jagte  den 
Rest  in  die  Flucht.  Der  General  ward  gerettet,  dem  braven  Altmann  aber 
gegen  Abgabe  der  silbernen  die  goldene  Medaille  verliehen. 

Ln  Jahre  1809  war  Altmann  als  Oberlieutenant  bei  dem  Armeecorps  in 
Tirol,  wo  er  sich  mehrfältig  hervorthat.  Vorerst  bei  Soll  am  13.  Mai,  als  die 
Oberst-Lieutenants-Division  des  Regiments  unter  Commando  des  Rittmeisters  Hai- 
mann in  sechs  mit  gleicher  Tapferkeit  ausgeführten  Attaquen  von  80  auf  30  Mann 
herabgeschmolzen,  den  Rückzug  nach  Rattenberg  antreten  musste.  Der  Feind  ver- 
folgte sie  bis  vor  die  Thore,  welche  Haimann  mit  den  Oberlieutenants  Altmann 
und  Wies  er  absperrte  und  dem  Verfolger  das  Eindringen  verwehrten.  Als  noch 
in  derselben  Nacht  der  weitere  Rückmarsch  nach  Schwaz  angetreten  wurde,  liessen 
die  Franzosen  von  der  Verfolgung  ab.  Dann  bei  Murnau  in  Bayern  am  18.  Juli. 

67 


1058 

An  diesem  Tage  Nachmittags  2  Uhr  rückten  die  Colonnen  des  Majors  Teimer 
und  des  Hauptmanns  Baron  Taxis  auf  der  Strasse  von  Mumau  vor  um  Weilheim 
zu  nehmen.  Der  Marsch  wurde  zwei  Stunden  fortgesetzt  ohne  des  Feindes  ansich- 
tig zu  werden ;  als  plötzlich  Oberlieutenant  Altmann  ihn  in  unserer  Flanke 
gewahrte;  um  die  Colonne  zu  toumiren  und  ihre  Rückzugslinie  nach  Murnau 
abzuschneiden.  Altmann  traf  sogleich  durch  zweckmässige  Aufstellung  einiger 
Jäger-  und  Tiroler  Landesschützen-Compagnien  so  guteAnstalten^  dass  das  Unter- 
nehmen vereitelt  wurde.  Bald  aber  entspann  sich  das  heftigste  Feuer  auf  der 
ganzen  Linie;  die  feindliche  Reiterei  warf  sich  wiederholt  auf  unser  Centrum,  ward 
aber  jedesmal  zurückgeworfen;  da  unternahm  sie,  unterstützt  durch  frisch  ange- 
kommene Verstärkungen,  den  dritten  Angriff,  durchbrach  die  Mitte  und  bemäch- 
tigte sich  der  zwei  bei  den  Colonnen  befindlichen  Geschütze.  In  diesem  kritischen 
Momente  sammelte  Altmann  seine  zerstreuten  Chevauxlegers,  20  an  der  Zahl, 
führte  sie  mit  heldenmüthiger  Entschlossenheit  der  mehrfach  überlegenen  feindli- 
chen Reiterei  entgegen,  warf  sie  über  den  Haufen,  bemächtigte  sich  der  verlornen 
Geschütze  wieder  und  machte  mehrere  Gefangene.  Der  Feind,  durch  diese  kühne 
Attaque  überrascht,  wagte  keinen  weiteren  Angriff  und  rückte  nur  langsam  gegen 
Mumau  vor,  wodurch  unsere  zerstreuten  und  schon  abgeschnittenen  Compagnien 
in  dem  offenen  Terrain  Zeit  gewinnen  konnten  sich  zu  sammeln.  Das  Capitel  vom 
Jahre  1810  würdigte  diese  muthvoUe  That  mit  dem  Ritterkreuze. 

Altmann  diente  dem  Staate  nur  26  Jahre;  die  vielen  Wunden  hatten  ihn 
frühzeitig  zur  Pensionirung  veranlasst.  Er  starb  zu  Unterrain  bei  Botzen  am 
14.  April  1831. 

HEABOVSKY  von  Hrabova,  Johann  Freiherr,  Feldmarschall-Lieutenant, 
geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Inhaber  des  14.  Infanterie-Regiments,  war  zu  Raab 
im  Jahre  1779  von  adeligen  Altem  geboren  und  hatte  seine  Laufbahn  bei  der 
bestandenen  ungarischen  Leibgarde  im  17.  Lebensjahre  begonnen.  Nachdem  er 
drei  Jahre  in  derselben  gedient,  wurde  er  im  August  1797  als  Oberlieutenant  in  das 
34.  Infanterie-Regiment  Davidovich  eingetheilt. 

Vom  Jahre  1805  an,  als  er  Hauptmann  im  General-Stabe  geworden,  wohnte 
Hrabovsky  allen  Kriegen  gegen  Frankreich  und  den  beiden  Interventionen  in 
den  italienischen  Staaten  1821  und  1830  mit  so  grosser  Auszeichnung  bei,  dass 
zahlreiche  Ehrenzeichen  und  anderweite  Beweise  kaiserlicher  Huld  seine  eifrige 
Verwendung  lohnten. 

Im  Jahre  1809  war  er  Chef  des  General-Stabes  bei  dem  Truppencorps  in 
Dalmatien  und  machte  sich  so  verdient,  dass  ihm  im  Capitel  vom  Jahre  1810  das 
Ritterkreuz  zuerkannt  wurde.  Am  30.  April  1809  griff  der  Feind  mit  seiner 
ganzen  Macht  die  Stellung  bei  Gravibrod  an  der  Zermagna  an;  sein  Versuch 
ward  jedoch  durch  den  General  Stoichevich  vereitelt.  Er  zog  sich  von  dort  mit 


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6  Bataillonen  gegen  unseren  linken  Flügel  am  Gittaberge^  wo  3  Compagnien 
Szluiner  standen.  Hauptmann  Hrabovsky  erbat  sieh  2  Bataillone  vom  General 
Stoicbevich  und  eilte,  um  des  Feindes  unbezweifelter  Absicht  eines  Durch-- 
brechens  an  jener  Stelle  zu  begegnen.  Die  Entfernung  von  Gravibrod  bis  Gitta 
beträgt  in  gerader  Linie  2  Stunden  Weges.  Beim  Dorfe  P enter  traf  er  auf  die 
feindliche  Avantgarde,  engagirte  trotz  der  Übermacht  das  Gefecht,  behauptete,  nach 
wechselseitigen  Vor-  und  Nachtheilen,  von  2  Uhr  Nachmittags  bis  spät  Abends  die 
eingenommene  Stellung,  und  zwang  den  Feind  von  seinem  Vorhaben  abzustehen, 
der  sich  auch  Tages  darauf,  ohne  etwas  Ernstlicheres  zu  unternehmen,  nachOstro- 
vizza  zog. 

Den  14.  Mai  befand  sich  Hauptmann  Hrabovsky  in  Golubich  mit  2  Com- 
pagnien Szluiner.  Am  15.  Abends  unternahm  er  mit  dem  Marco  Besillo  und 
Brüder  Vo  in  0  vi  ch  (Häupter  des  Dalmatiner  Anhanges)  eineRecognoscirung  gegen 
Knin  in  der  Absicht  einer  zu  entdeckenden  Möglichkeit,  diese  Bergfeste  zu  über- 
rumpeln. Hier  traf  er  auf  mehrere  Vertraute,  die  ihm  den  Einbruch  der  Franzosen 
auf  den  16.  verriethen.  Zu  weit  vom  Corps  entfernt  oder  vielmehr  von  diesem 
abgeschnitten,  that  er,  was  in  seinen  Kräßien  stand.  Mit  50  Freiwilligen  von  den 
Szluinem  und  50  Dalmatinern,  durch  die  2  Compagnien  unterstützt,  überfiel  er  das 
Lager  der  Brigade  des  Generals  Delson  bei  Stara-Straxa.  Das  Unvermuthete  der 
That  überraschte  die  Franzosen,  Schrecken  überfiel  sie.  Alles  floh,  und  700  Schafe, 
34  Ochsen  und  10  Pferde  fielen  in  seine  Hände.  Es  ward  Tag,  der  Feind  sam- 
melte sich  wieder,  griff  den  Gittaberg  nochmals  an,  brach  durch,  schnitt  Hra- 
bovsky vom  Corps  ab,  der  mittlerweile  alle  versprengten  Truppen  an  sich  gezo- 
gen, den  Feind  cotoyirte,  ihn  dadurch  von  zu  raschem  Vor dringem  abhielt  und  dem 
Corps  die  Retirade  bisGospich  erleichterte.  Den  19.  endlich  stiess  er  mit  den 
gesammelten  7  Compagnien  zum  Corps  bei  Gospich.  So  wie  er  da  ankam, 
machte  er  die  nöthigen  Dispositionen  zum  kräftigen  Angriff  und  stellte  am  20.  Mai 
das  Corps  bei  Bilai  in  zwei  Treffen  auf.  Am  21.  liess  sich  die  feindliche  Avant- 
garde auf  Kanonenschuss weite  sehen ;  es  war  nothwendig  sogleich  die  Offensive  zu 
ergreifen,  welche  Oberst  Rebrovich  auch  mit  Nachdruck  unternahm.  Während 
dem  schlug  der  Feind  bei  Barletta  über  den  Likka-Fluss  eine  Brücke,  warf  das 
Likkaner  Aufgebot  nach  einem  braven  Widerstände  zurück  und  drang  ganz  in 
unsere  linke  Flanke.  Hauptmann  Hrabovsky  bat  den  Obersten  Rebrovich, 
ihm  2  Bataillone  nachzuschicken,  indessen  er  mit  einem  Flügel  Hohenzollern- 
Chevauxlegers  voraus  eilte  um  den  Likka-Fluss  zu  durchsetzen.  Bis  zur  Ankunft 
dieser  Bataillone  harcelirte  er  den  Feind  unablässig,  Rebrovich  aber  unternahm 
seine  Attaque  am  rechten  Flügel  bei  Bilai.  Mittlerweile  stiessen  die  2  Bataillone 
zu  ihm,  und  nun  griff  auch  Hrabovsky  auf  dem  linken  Flügel  an.  Nach  beider- 
seitigem heftigen  Feuer  brach  die  Nacht  ein  und  beide  Theile  blieben  in  ihrer 
Stellung.  Des  Nachts  zog  General  Marmont  seine  ganze  Macht  gegen  den  linken 

67* 


1060 

Flügel,  um  hier  durchzubrechen.  Hrabovsky  ersuchte  hierauf  den  Obersten 
Rebrovich,  ihm  auf  das  Schleunigste  noch  2  Bataillone,  5  Kanonen  und  Muni- 
tion zu  schicken.  Kaum  war  am  22.  der  Tag  angebrochen,  als  Marmont  mit 
ganzer  Kraft  auf  den  linken  Flügel  fiel,  welchen  Hrabovsky  commandirte.  Dieser 
hielt  sich  so  lange,  bis  um  9  Uhr  Morgens  die  verlangte  Verstärkung  eintraf,  und 
nun  ward  Alles,  was  den  Muth  der  Truppen  anfeuern  konnte.  Alles,  was  das  Ter- 
rain Vortheilhaftes  hatte,  benützt,  um  den  durch  Mangel  an  Lebensmitteln  auf  das 
Ausserste  gebrachten,  um  seine  Existenz  zu  kämpfen  bemüssigten  Feind  in  der 
Kühnheit  seiner  Attaque  durch  eine  Truppe,  die  zum  Theü  aus  desorganisirten 
Land-Bataillonen  bestand,  aufzuhalten,  was  auch  vollkommen  gelang.  Erst  später, 
als  die  2  Bataillone  Banalisten  wieder  zurückkehren  mussten^  ward  dem  Feinde 
der  Weg,  den  er  bisher  vergebens  zu  erzwingen  suchte,  geöffiiet. 

Als  unter  dem  Commando  des  Generals  Freiherrn  Peter  Knesevich  wie- 
der ein  Corps  zusammengesetzt  wurde,  welches  gegen  Dalmatien  agiren  sollte, 
erhielt  Hrabovsky,  mittlerweile  zum  Major  befördert,  abermals  die  Stelle  als 
Chef  des  General-Stabes.  Den  19.  Juli  passirte  dasselbe  die  Grenze,  den  20.  kam 
es  nach  Osztrovizza.  Scardona  und  Sebenico  bedrohten  die  linke  Flanke,  der  Feind 
kam  dort  in  Bewegung.  Major  Hrabovsky  eilte  mit  1  Compagnie  von  Reisky, 
1  Compagnie  vom  Dalmatiner  Freicorps  und  1  Zug  von  Hohenzollern  -  Chevaux- 
legers  nach  Scardona  und  von  dort  gegen  Sebenico,  von  wo  der  Feind  im  Vorrücken 
war.  Eine  Stunde  vor  Sebenico  traf  er  auf  denselben,  griff  um  an  und  warf 
ihn  in  die  mit  hohen  Mauern  umgebene  Stadt.  Hier  setzten  sich  die  Franzosen  fest, 
das  Gefecht  war  hartnäckig  und  blieb  unentschieden ;  daher  beorderte  der  Major 
die  Compagnie  von  Reisky  gegen  das  Thor  und  die  Compagnie  des  Dalmatiner 
Freicorps  auf  der  anderen  Seite  vorzudringen;  mittlerweile  nahm  er  selbst  die 
Dalmatiner  Anhänger,  die  sich  ihm  angeschlossen  hatten,  führte  sie  durch  ein 
Ejreuzfeuer  an  die  Stadtmauer  und  liess  hier  in  seiner  Gegenwart  eine  Ofihung 
in  die  Mauer  brechen  und  durch  diese  den  Anhang  in  die  Stadt  dringen.  Der 
Feind  gab  auf  der  Stelle  seine  Vertheidigung  auf  und  floh  ins  Fort  San  Nicolo, 
Hierauf  wurde  Zara  am  23.  Juli  blockiiit  und  die  wiederholten  Ausfalle  des  Fein- 
des von  unseren  Truppen,  welche  Hrabovsky  befehligte,  abgeschlagen.  Li  dem 
von  General  Baron  Knesevich  höheren  Orts  erstatteten  Berichte  heisst  es:  dass 
derselbe,  gegen  jedes  Streben  inneren  Selbstgefühles,  die  erste  Grundlage  des 
glücklichen  Vorrückens  den  klugen  Dispositionen  des  Majors  Hrabovsky  und 
seiner  rastlosen  Verwendung  zu  danken  habe. 

Hrabovsky  war  schon  im  Jahre  1822  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  hatte 
1837  die  Stelle  eines  Feldmarschall -Lieutenants  erreicht  und  war  die  letzte  Zeit 
vor  seinem  im  März  1850  erfolgten  Ausscheiden  aus  den  Reihen  des  Heeres  com- 
mandirender  Gei^eral  in  Ungarn  gewesen. 


1059 

6  Bataillonen  gegen  unseren  Unken  Flügel  am  Gittaberge,  wo  3  Compagnien 
Szlniner  standen.  Hauptmann  Hrabovsky  erbat  sich  2  Bataillone  vom  General 
Stoiehevich  und  eilte,  um  des  Feindes  unbezweifelter  Absicht  eines  Durch- 
brechens an  jener  Stelle  zu  begegnen.  Die  Entfernung  von  Gravibrod  bis  Gitta 
beträgt  in  gerader  Linie  2  Stunden  Weges.  Beim  Dorfe  Pento r  traf  er  auf  die 
feindliche  Avantgarde,  engagirte  trotz  der  Übermacht  das  Gefecht,  behauptete,  nach 
wechselseitigen  Vor-  und  Nachtheilen,  von  2  Uhr  Nachmittags  bis  spät  Abends  die 
eingenommene  Stellung,  und  zwang  den  Feind  von  seinem  Vorhaben  abzustehen, 
der  sich  auch  Tages  darauf,  ohne  etwas  Ernstlicheres  zu  unternehmen,  nachOstro- 
vizza  zog. 

Den  14.  Mai  befand  sich  Hauptmann  Hrabovsky  in  Golubich  mit  2  Com- 
pagnien Szluiner.  Am  15.  Abends  unternahm  er  mit  dem  Marco  Besillo  und 
Brüder  Voinovich  (Häupter  des  Dalmatiner  Anhanges)  eine  Recognoscirung  gegen 
Knin  in  der  Absicht  einer  zu  entdeckenden  Möglichkeit,  diese  Bergfeste  zu  über- 
rumpeln. Hier  traf  er  auf  mehrere  Vertraute,  die  ihm  den  Einbruch  der  Franzosen 
auf  den  16.  verriethen.  Zu  weit  vom  Corps  entfernt  oder  vielmehr  von  diesem 
abgeschnitten,  that  er,  was  in  seinen  Kräften  stand.  Mit  50  Freiwilligen  von  den 
Szluinern  und  50  Dalmatinern,  durch  die  2  Compagnien  unterstützt,  überfiel  er  das 
Lager  der  Brigade  des  Generals  Delson  bei  Stara-Straxa.  Das  Unvermuthete  der 
That  überraschte  die  Franzosen,  Schrecken  überfiel  sie.  Alles  floh,  und  700  Schafe, 
34  Ochsen  und  10  Pferde  fielen  in  seine  Hände.  Es  ward  Tag,  der  Feind  sam- 
melte sich  wieder,  griff  den  Gittaberg  nochmals  an,  brach  durch,  schnitt  Hra- 
bovsky vom  Corps  ab,  der  mittlerweile  alle  versprengten  Truppen  an  sich  gezo- 
gen, den  Feind  cotoyirte,  ihn  dadurch  von  zu  raschem  Vordringem  abhielt  und  dem 
Corps  die  Retirade  bisGospich  erleichterte.  Den  19.  endlich  stiess  er  mit  den 
gesammelten  7  Compagnien  zum  Corps  bei  Gospich.  So  wie  er  da  ankam, 
machte  er  die  nöthigen  Dispositionen  zum  kräftigen  Angriff  und  stellte  am  20.  Mai 
das  Corps  beiBilai  in  zwei  Treffen  auf.  Am  21.  liess  sich  die  feindliche  Avant- 
garde auf  Kanonenschussweite  sehen ;  es  war  nothwendig  sogleich  die  Offensive  zu 
ergreifen,  welche  Oberst  Rebrovich  auch  mit  Nachdruck  unternahm.  Während 
dem  schlug  der  Feind  bei  Barletta  über  den  Likka-Fluss  eine  Brücke,  warf  das 
Likkaner  Aufgebot  nach  einem  braven  Widerstände  zurück  und  drang  ganz  in 
unsere  linke  Flanke.  Hauptmann  Hrabovsky  bat  den  Obersten  Rebrovich, 
ihm  2  Bataillone  nachzuschicken,  indessen  er  mit  einem  Flügel  Hohenzollern- 
Chevauxlegers  voraus  eilte  um  den  Likka-Fluss  zu  durchsetzen.  Bis  zur  Ankunft 
dieser  Bataillone  harcelirte  er  den  Feind  unablässig,  Rebrovich  aber  imternahm 
seine  Attaque  am  rechten  Flügel  bei  Bilai.  Mittlerweile  stiessen  die  2  Bataillone 
zu  ihm,  und  nun  griff  auch  Hrabovsky  auf  dem  linken  Flügel  an.  Nach  beider- 
seitigem heftigen  Feuer  brach  die  Nacht  ein  und  beide  Theile  blieben  in  ihrer 
Stellung.  Des  Nachts  zog  General  Marmont  seine  ganze  Macht  gegen  den  linken 

67* 


1062 

Durch  eine  Familien- Verbindung  mit  dem  Ssterreichidchen  Kaiserhaose  mossten,  in  Folge 
der  gemeinsten  Berechnungen,  dessen  Besitzungen,  wenn  auch  nicht  für  immer,  doch  für  die 
nächste  Zukunft  als  ausser  Angriff  des  Kaisers  der  Franzosen  gestellt  betrachtet  werden. 

Welche  Gründe  konnten  denselben  zu  dem  von  ihm  an  den  Tag  gelegten  Vorhaben  bewegen  ? 

Wollte  er  von  der  Stunde  an  das  Schwert  in  der  Scheide  ruhen  lassen  und  sich  auf  der 
Grundlage  dynastischer  Interessen  der  Befestigung  seiner  Macht  im  Inneren  seines,  bereits  über 
alles  Mass  ausgedehnten  Reiches  und  der  von  diesem  unter  Protection  genommenen  Staaten  wid- 
men, oder  waren  in  Napoleon* s  bewegtem  Sinne  seine  Absichten  nur  auf  eine  zeitweilige  Ruhe 
gerichtet? 

Die  Lösung  dieser  Fragen  war  der  Zeit  allein  vorbehalten,  und  Österreich  konnte  sich  getrost 
auf  die  Fürsorge  seines  yäterlich  gesinnten ,  so  vielfach  geprüften ,  in  allen  Gefahren  der  Zeit  als 
unerschrocken  und  unerschütterlich  bewährten  Monarchen  verlassen.  Der  Kaiser  bewilligte  die 
Verehelichung  seiner  geliebten  Tochter,  die  Ihrerseits  bei  ihrer  Einwilligung  auch  nur  allein  das 
Wohl  des  Reiches  ins  Auge  fasste.  Er  brachte  das  Opfer  als  ein  Unterpfand  des  Friedens  zwischen 
den  beiden  Reichen;  und  im  schlimmsten  Falle  für  die  Gewinnung  einer  Frist,  welche  Österreich 
die  Mittel  bieten  sollte,  die  Wunden,  geschlagen  durch  die  früheren  nothgedrungenen  Kämpfe,  zu 
heilen  und  die  Krafläusserung,  welche  eine  in  Nebel  gehüllte  Zukunft  zur  Sicherung  und  Erhal- 
tung der  Monarchie  in  Anspruch  nehmen  konnte,  vorzubereiten. 

Mit  Ausnahme  des  Krieges  in  Spanien  und  Portugal  und  des  keiner' Losung  sich  nähernden 
Krieges  mit  England  verhielt  sich  Napoleon  während  des  Verlaufes  des  Jahres  1810  in  militä- 
rischer Ruhe  und  verfolgte  nur  die  Pläne  zur  Vergrösserung  seiner  Macht ,  zumeist  auf  dem  Wege 
der  einfachen,  durch  Decrete  bekannt  gegebenen  Incorporationen  fremder  Länder  in  sein  Reich. 

Unter  die  namhaftesten  derselben  gehörten :  die  Einverleibung  sämmtlicher  noch  disponiblen 
Gebiete  des  Kurfürstenthums  Hannover  in  das  Königreich  Westphalen,  diese  französische  Com- 
mandite  im  rheinischen  Bunde  —  (Jänner  1810)  —  des  gesammten  Kirchenstaates  in  Frankreich 
(Februar)  —  des  von  Bayern  abgetretenen  südlichen  Tirols  in  das  Königreich  Italien  (April)  — 
endlich  Hollands  Und  aller  Gebiete  der  Scheide,  der  Maas,  des  Rheins,  der  Weser  und  der  Elbe, 
als  Departements  in  das  französische  Kaiserreich  (December  1810). 

Der  unter  den  letzteren  dieser  Incorporationen  begriffenen  Wegnahme  der  Hansestädte  legte 
Napoleon  insbesondere  die  Noth  wendigkeit  der  Befestigung  des  Continental  -  Systems  gegen- 
über von  England  zum  Grunde. 

Im  Jahre  1811  begannen  sich  seine  Pläne  auf  einen  Krieg  mit  Russland  zu  entwickeln. 
Bedeutende  Truppenmassen  bewegten  sich  gegen  das  Grossherzogthum  Warschau.  Danzig  wurde 
als  ein  Hauptwaffenplatz  befestigt,  und  deutlich  zu  einem  Depdt  für  Waffen  und  das  sämmtliche 
zum  Kriege  gehörige  Materiale  bestimmt.  Alles  deutete  auf  «inen  Angriff  hin,  welchen  Napoleon 
im  kommenden  Jahre  gegen  Kussland  beabsichtigte.  Österreich  schien  sich  blos  mit  seinen  inneren 
Verhältnissen  zu  beschäftigen,  die  Blicke  des  kaiserlichen  Gabinetes  waren  aber  nicht  minder  auf 
die  in  Aussicht  stehenden  äusseren  Ergebnisse  in  einer  nahen  Zukunft  gerichtet 

Dass  dessen  Stellung  in  dieser  Beziehung  vorerst  nur  eine  abwartende  sein  durfte,  war  dem 
Reiche  durch  die  Folgen  der  Kriegsjahre,  welche  auf  ihm  noch  schwer  lasteten,  geboten.  Um 
indessen  bei  dem  Ausbruche  und  während  des  Verlaufes  des  Krieges  zwischen  Frankreich  und 
Russland  eine  selbstständige  Stellung  behaupten  zu  können,  mussten  die  Mittel,  so  weit  deren 
der  durch  die  Unfälle  der  letzten  Zeiten  ganz  zerrüttete  Stand  der  Finanzen  und  ein  beinahe  bis 
auf  die  Cadres  aufgelöstes  Heer  zu  bieten  vermochten ,  strenge  zu  Rathe  gezogen  und  vorbereitet 
werden.     Dem  ersteren  dieser  Bedürfnisse  kam  das  Finanz -Patent  vom  15.  März  zu  Hülfe,  zur 


1063 

Sicherfltellang  des  anderen  genügte  es  an  der  Benützung  der  festen  Grundlagen ,  auf  welchen 
das  österreichische  Heerwesen  ruht;  die  geographische  Lage  des  Landes  rief  aus  natürlichen  Grün- 
den Yon  Seiten  des  drohenden  Frankreichs  und  des  bedrohten  Russlands  einen  heftigen  Andrang 
auf  das,  Gabinet  über  die  Bezeichnung  der  Stellung,  welche  Österreich  in  dem  bevorstehenden 
Kampfe  einnehmen  werde,  hervor.  Der  Ausspruch  des  Kaisers  gegenüber  den  beiden  Mächten 
war  in  kurzen  Worten  der  der  Neutralität  unter  Aufrechthaltung  der  zu  ihrem  Schutze  beno- 
thigten  Mittel,  unter  diesem  Drange  verlief  das  Jahr  1811. 

Mit  dem  Eintreten  des  Jahres  1812  vermehrten  sich  die  Forderungen  Napoleo9*san  das 
kaiserliche  Cabinei 

Im  Gefühle,  dass  der  Kaiser  zum  Abschlüsse  einer  eigentlichen  Allianz  nicht  zu  bewegen 
sei,  erklärte  Napoleon  seine  Zustimmung  zur  bewaffneten  Neutralität  unter  der  Bedingung  des 
Anschlusses  eines  österreichischen  Hülfscorps  von  30,000  Mann  aller  Waffenarten  an  die  unter 
seinem  Befehle  sich  bildende  grosse  Armee.  £s  sollte  dies  ein  Unterpfand  sein  und  eine  Gewähr 
für  die  Anerkennung  der  Neutralität  der  Reichsgebiete. 

Dieser  Forderung  Napoleon*s,  welche  unläugbar  das  Gepräge  eines  gründlichen  Wider- 
spruches in  sich  selbst  trug,  erachtete  das  kaiserliche  Gabinet  in  Erwägung  der  Yortheile,  welche 
deren  Annahme  in  Bezug  auf  die  Mobilisirung  der  Streitkräfte  des  Reiches  bieten  konnte,  sich 
nicht  entziehen  zu  sollen. 

Zu  der  Bildung  eines  zur  Sicherung  der  Neutralität  des  kaiserlichen  Territoriums  auf 
einor  Strecke  von  mehr  als  hundert  Meilen  benöthigten  Grenz-Cordons  trat  die  Ausrüstung 
eines  activen  Corps  von  30,000  Mann  sammt  dessen  benöthigter  Reserve.  Die  politische  Kraft 
Österreichs  stärkte  sich  in  einem  gleichen  Masse  mit  der  Heeresmacht  Preussen,  welches  in 
Folge  des  Tilsiter  Friedens  sich  in  einer  weit  bedrängteren  Lage  befand  als  Österreich,  unter- 
zeichnete am  24.  Februar  1812  einen  Tractat  mit  Frankreich,  welcher  die  Verpflichtung  der 
Stellung  eines  Contingentes  von  20,000  Mann  in  die  Reihen  des  französischen,  aus  Truppen  der 
versciiiedenen  europäischen  Nationalitäten  gebildeten  Liyasions  -  Heeres  enthielt.  Am  12.  März 
wurde  zu  Paris  der  auf  die  Abgabe  eines  Armeecorps  von  30,000  Mann  bezügliche  Vertrag 
zwischen  Österreich  und  Frankreich  unterzeichnet 

Zum  Oberbefehle  über  dieses  Corps  berief  der  Kaiser  den  Gkneral  der  Cavallerie  und 
spätem  Feldmarschall  Fürsten  Karl  von  Schwarzenberg,  welcher  seit  dem  Abschlüsse  des 
Wiener  Friedens  die  Stelle  eines  kaiserlichen  Botschafters  zu  Paris  bekleidete. 

Am  9.  Mai  reiste  Napoleon  von  Paris  ab.  Nach  einem  mehrtägigen  Aufenthalte  zu  Mainz, 
welchen  er  der  vollständigen  Organisirung  der  zu  dem  verhängnissvollen  Kriege  bestimmten 
Mittel  widmete,  erreichte  er  am  17.  desselben  Monats  Dresden  in  Begleitung  der  Kaiserinn 
Maria  Louise,  zu  deren  Besuch  der  Kaiser  Franz  sich  ebenfalls  dahin  begab.  Am  29.  ver- 
Hess  Napoleon  gedachte  Hauptstadt,  um  sich  an  die  Spitze  der  am  Niemen  aufgestellten  grossen 
Armee  zu  stellen. 

In  einem  besonderen  Artikel  des  Traotates  vom  12.  März  1812  ward  festgesetzt,  dass  das 
Hülfscorps  24,000  Mann  Infanterie,  6000  Mann  Cavallerie  und  60  Geschütze  unter  keines  andern 
als  des  Kaisers  Napoleon  eigenem  Befehle  stehen,  dass  es  nie  getrennt  werden,  sondern  allezeit 
einen  besonderen  Körper  bilden  und  jedes  eroberte  Ejriegszeichen  oder  jede  Beute  ihm  bleiben  sollte. 
Napoleon  versprach  für  den  Unterhalt  dieses  Corps  während  des  Krieges  wie  f3r  seine  eigenen 
Truppen  zu  sorgen,  und  dass  er,  im  Falle  die  Österreichischen  Staaten  von  russischen  Truppen 
früher  angegriffen  werden  sollten ,  sich  dadurch  als  selbst  angegriffen  ansehen  und  ohne  Aufschub 
die  Feindseligkeiten  eröffnen  wolle.  Dai  Hülfscorps  wurde  vor  deqi  Frühjahr  1812  in  der  Gegend 


1064 

bei  Lemberg   zasammengezogen;    erat   bei  Ausbrnoh   des   Krieges   hatte   dasselbe  den  Namen 
Anxi Mar  Corps  angenommen. 

In  einem  Handschreiben  befahl  Kaiser  Franz  seinem  Feldherm  auf  der  Operationslinie, 
welche  ihm  Napoleon  vorzeichnen  würde,  zu  wirken ,  in  allen  Qelegenheiten  aber,  in  welchen 
man  ihm  Zmnathungen  machen  sollte,  die  den  in  den  Verträgen  aufgestellten  Bedingnissen  entge- 
gen wären,  sie  Ton  der  Hand  zu  weisen  und  auf  die  Erfüllung  der  dem  AuxiUarcorps  zum  Besten 
kommenden  Verpflichtungen  zu  bestehen.  Am  Schlüsse  des  Handschreibens  sagte  der  Kaiser: 
„Da  die  Zahl  und  Stärke  des  Auxiliarcorps  durch  den  Tractat  bestimmt  wird,  und  es  Meinem 
Staatainteresse  angemessen  ist,  in  einem  Kriege,  in  welchem  Ich  nur  die  Pflicht  der  Allianz  erfülle, 
nicht  als  Haupttheil  zu  erscheinen,  so  wird  es  nöthig,  stets  die  bestimmte  Grenzlinie  zwischen 
Meinem  Auxiliarcorps,  welches  Ton  dem  französischen  Kaiser  zu  jeder  activen  Operation  ver- 
wendet werden  kann,  und  den  übrigen  blos  zur  Deckung  und  Vertheidigung  meiner  Staaten  auf- 
gestellten oder  aufzustellenden  Corps  Tor  Augen  zu  haben,  um  jede  damit  nicht  vereinbarliche 
Zumuthung  abzulehnen. '^ 

Denn  zu  eben  dieser  Zeit,  als  das  Auxiliarcorps  sich  in  Lemberg  sammelte,  wurde  unter 
dem  Ober-Commando  der  Fürsten  Beuss  und  Hohenzollern  ein  anderes  Corps  in  Qalizien 
aufgestellt,  welches  aus  4  Divisionen  oder  29  Bataillonen  und  42  Schwadronen  bestand  und  einzig 
dazu  bestimmt  war,  bei  der  Nähe  des  Kriegsschauplatzes  die  österreichischen  Länder  gegen  jede 
Verletzung  des  Gebietes  sicher  zu  stellen. 

Das  Auxiliarcorps  hatte  folgende  Eintheilung: 

1.  Division,  Feldmarschall- Lieutenant  Trauttenberg,   rechter  Flügel,    6  Bataillone, 
6  Schwadronen. 

2.  Division,  Feldmarachall-Lieutenant  Bianchi,  Centrum,  14  Bataillone. 

3.  Division,   Feldmarsohall  -  Lieutenant  Siegenthal,  linker  Flügel,   7  Bataillone, 
6  Schwadronen. 

4.  Division,  Feldmarschall-Lieutenant  Fr  im  ont,  Reserve,  32  Schwadronen. 

Dieser  Krieg  gegen  Bussland  war  in  der  österreichischen  Armee  allerdings  nicht  populär, 
allein  der  österreichische  Soldat  gehorcht  nur  der  beschworenen  Pflicht  und  erfüllt  seine 
Schuldigkeit. 

Von  dieser  Anschauung  ist  jener  Armeebefehl  zu  würdigen,  den  General  der  Cavallerie 
Fürst  Schwarzenberg  vor  Eröffiiung  der  Feindseligkeiten  erliess,  worin  er  am  Schlüsse  sagt: 
„Wir  wetteifern  mit  allen  Nationen  an  Tapferkeit,  an  Muth  und  andauernder  Gfeduld,  aus  jedem 
Kampfe ,  selbst  dort ,  wo  die  Treulosigkeit  der  Verbündeten  unseren  Völkern  tiefe  Wunden 
schlug,  traten  wir  mit  Würde  und  erneuerter  Kraft  hervor.  An  jener  Anhänglichkeit  aber,  an 
Souverän  und  Vaterland,  übertrafen  wir  alle  unsere  Zeitgenossen  und  geboten  ihnen,  selbst  im 
Unglücke ,  Achtung.  Auch  in  diesem  Kampfe ,  den  der  Staat  von  uns  fordert ,  werden  wir  jene 
National-Tugend  mit  neuen  Thaten,  mit  Männersinn  und  festem  Vertrauen  auf  unsem  Monarchen 
bewähren,  der  wahres  Verdienst  nicht  unbelohnt  lassen  wird.'' 

Als  Napoleon  sein  Heer  Ende  Juni  über  denNiemen  führte,  hatte  Fürst  Schwarzenberg 
sein  Corps  von  Lemberg  über  Lublin  an  den  unteren  Bug  gebracht  und  überschritt  diesen  Fluss 
Anfangs  Juli.  JSr  bildete  den  äussersten  rechten  Flügel  der  grossen  Armee,  und  rückte  über 
Wisoki  Litowski  nach  Pruszany,  zu  seiner  linken  das  sächsische  Armeecorps  unter  dem  Gene- 
ral Beynier,  über  Byalistok  nach  Slonim  vor.  Schwarzenberg  marschirte  über  Pinsk  und 
Nieswiecz,  Ende  Juli  gegen  Minsk.  Beynier  nahm  an  der  Pina  und  dem  Muchawice  die  Stel- 
lungen der  Österreicher  ein,  um  das  Herzogthum  Warachau  zu  decken.  Der  sächsischen  Brigade 


1065 

Kien  gel  wurde  die  Besetzung  des  fSr  die  Verbindung  mit  dem  Gentium  des  Heeres  wichtigen 
Postens  Kobryn  übertragen. 

Indess  hatte  sich  in  Volhynien  zwischen  Kowel  und  Lutzk  eine  russische  Armee  unter  dem 
General  Tormassow  gebildet.  Seit  Ende  Juni  schickte  dieser  mehrere  Streifcorps  über  den 
Bug  in  das  warschauische  Gebiet,  die  im  Juli  jene  beiden  allürten  Corps  im  Bücken  bedrohten. 
Die  Generale  Eamenskoy  und  Lambert  Überfielen  am  27.  Juli  in  Kobryn  die  sächsische  Bri- 
gade Klengel  und  rieben  sie  auf.  Nun  wendete  sich  Schwarzenberg  schnell  von  Nieswieoz 
zurück  und  vereinigte  sich  mit  Beynier.  Napoleon  hatte  dem  Fürsten  den  Oberbefehl  beider 
Corps  anvertraut  In  dieser  Gegend  deckten  dieselben  zunächst  die  Stadt  Warschau  gegen  Tormas- 
sow, dann  aber  auch  die  rechte  Flanke  der  grossen  Armee  gegen  das  russische  Heer,  mit  welchem 
der  Admiral  Tsohitsohakow  von  der  untern  Donau  herbeieilte.  Fürst  Schwarzenberg  rückte 
im  August  gegen  Tormassow  vor,  der  die  sehr  feste  Stellung  zwischen  Pruszany  und  Kobryn 
genommen  hatte.  Die  Österreicher  warfen  die  feindliche  Avantgarde  aus  den  Defileen  der  Jasiolda, 
griffen  sie  auch  am  8.  bei  Sieniewice,  am  10.  bei  Pruszany  an,  und  erzwangen  am  letzteren  Tage 
den  Übergang  durch  die  Moräste  bei  Koziebrod.  Am  11.  wurde  der  russische  Vortrab  auf  die 
Hauptstellung  bei  Horodezko  und  Podubnie  geworfen,  am  12.  diese  angegriffen  und  Tormassow 
geschlagen.  Auf  seinem  Bückzuge  wurde  er  von  den  Österreichern  unter  mehreren  Gefechten  über 
den  Muchawice,  den  Prypiate,  die  Wyszowka,  die  Turya,  den  Stochod  und  den  Styr  verfolgt.  Als 
die  ersten  Truppen  Tschitschakow*s  im  September  am  Styr  anlangten  und  sich  mit  Tor- 
massow vereinigten,  trat  Schwarzenberg  mit  seinen  beiden  Corps  den  Bückmarschan.  Am 
21.  September  ging  die  russische  Avantgarde  über  den  Styr  und  am  23.  rückte  Tsohitsohakow 
selbst  gegen  Schwarzenberg.  Dieser  zog  sich  über  die  Turya  und  —  als  ersieh  bei  Luboml 
mit  83,000  Mann  einer  russischen  Macht  von  80,000  Mann  gegenüber  sah  —  hinter  den  Bug 
zurück.  Dann  eilte  der  Fürst  über  Brzysc  hinter  den  MUchawioe,  und  erreichte  diesen  Fluss  früher 
a^s  die  Bussen  auf  dem  jenseitigen  Ufer  anlangten. 

Später  bezog  er,  zum  Schutze  Warschau*8,  die  Stellung  an  der  Leszna.  um  die  Mitte 
Octobers  drangen  schon  russische  leichte  Truppen  über  Brzesc  in  die  Nähe  von  Warschau  vor  und 
bedrohten  Lublin.  Der  Fürst  eilte  über  den  Bug,  schlug  eine  russische  Abtheilung  am  Flusse  Zna 
bei  Bialla  und  verdrängte  die  übrigen  Feinde  aus  dem  Herzogthume.  Tsohitsohakow  liess 
damals  bei  Brzesc  den  General-Lieutenant  Sacken  mit  25,000  Mann  zurück  und  trat  mit  der 
Hauptmacht  den  Marsch  über  Slonim  und  Minsk  gegen  die  Beresina  an,  über  welchen  Fluss  die 
von  Moskau  kommende  grosse  Armee  Napoleon* s  gehen  musste.  Als  Fürst  Schwarzenberg 
sich  von  der  Marschrichtung  Tsohitsohakow' s,  welche  jener  Armee  so  grosse  Gefahr  bereitete, 
überzeugt  hatte,  beschloss  er  sogleich  diese  Operation  des  Feindes  nach  Kräften  zu  hindern.  Er 
rückte  Ende  Octobers  über  den  Bug,  Anfangs  November  über  den  Narew,  und  verfolgte  den 
Admiral  gegen  Slonim.  In  einem  Abstände  von  drei  Tagmärschen  hinter  ihm  waren  die  Sachsen 
zurückgeblieben.  Diese  wurden  von  Sacken  am  13.  zwischen  Budnia  und  Lazenica,  am  15.  No- 
vember bei  Wolkowysk  geschlagen;  da  kehrte  Schwarzenberg  um,  fiel  bei  Isabelin  Sacken 
in  den  Bücken,  warf  ihn  über  den  Narew  und  Muchawice,  rettete  durch  seine  schnelle  Ankunft  die 
Sachsen  und  verfolgte  die  nach  Budnia  und  Kowel  zurückweichenden  Bussen.  Dann  zog  der 
Fürst  wieder  in  Tschitschakow's  Bücken  nach  Slonim.  Dieser  hatte  indess  unbeirrt  seinen 
Marsch  über  Minsk  nach  Boryzow  fortgesetzt  und  half  das  Geschick  der  grossen  Armee  entschei- 
den. Mit  dem  Bückmarsche  derselben  in  gleicher  Höhe,  musste  auch  der  rechte  Flügel  zurück- 
gehen, um  nicht  abgeschnitten  zu  werden.  Fürst  Schwarzenberg  marschirte  daher  über 
Byalistok  und  Grodno  und  stellte  sich  Ende  December  bei  Pul  tu  sk.  Hier  blieb  er  zur  Deckung 
Warschau's  bis  Anfangs  Februar  1813  stehen  und  zog  sich  sodann  hinter  die  Pilica  gegen 
Krakau  zurück. 


1066 

So  erfüllte  das  AnziUarcorps  bis  auf  den  letzten  Angenbliok  mit  aller  Anfopfemng  nnd 
Verläugnung  seiner  eigenen  Gefühle  treu  und  standhaft  seine  Pflicht ,  bis  es  im  Monate  Mai  1813 
aufhörte  ein  Ganzes  zu  bilden,  und  von  seinem  Kaiser  auf  einen  anderen  Kampfplatz  gerufen 
wurde,  um  im  Vereine  mit  seinen  Waffenbrüdern  und  allen  Heeren  Europa*s  für  dessen  Unabhän- 
gigkeit einzustehen  —  und  zu  siegen  I 


Das  Jahr  1813. 

Als  Napoleon  das  Heer  am  5.  December  1812  verliess,  um  sich  nach  Paris  zu  begeben, 
kannte  —  ja  er  ahnte  nicht  einmal  den  vollen  Umfang  der  Opfer,  welche  der  misslungene  Feld- 
zug gegen  Russland  der  grossen  Armee  gekostet  hatte. 

Er  hoffte,  dass  bedeutende  Streitkräfte  in  Lithauen  würden  überwintern,  oder  dass  dieselben 
im  schlimmsten  Falle  die  Linie  der  Weichsel  würden  behaupten  können.  Er  übertrug  das  Ober- 
Commando  der  Armee  dem  Könige  von  Neapel,  welcher  aber  selbes  bald  dem  Vicekönig  Ton 
Italien  übertrug  und  sich  am  16.  Jänner  1813  in  sein  Königreich  zurückzog. 

Der  Erfolg  rechtfertigte  nicht  die  Hoffnungen  Napoleon*s.  Von  der  grossen  Armee  waren 
nur  einige  geschlossene  Körper  in  den  Corps,  welche  die  Reserve  gebildet  und  den  Zug  nach 
Moskau  nicht  mitgemacht  hatten,  noch  übrig.  Die  Überreste  der  in  Russland  eingedrungenen 
grossen  Armee  waren  seit  dem  Übergange  über  die  Beresina  durch  die  Strenge  des  Winters, 
durch  den  Mangel  an  Lebensmitteln  und  Fourage,  und  durch  die  Krankheiten  gänzlich 
au%elöst. 

Die  siegenden  Russen  schritten  ihrerseits  in  allen  Richtungen  vor.  Am  5.  Jänner  rückte  der 
General  Graf  Wittgenstein  zu  Königsberg  ein;  am  21.  zogen  die  Reste  des  französischen 
Heeres  durch  Berlin;  am  22.  verliess  der  König  von  Preussen  Potsdam  und  zog  sich  nach  Bres- 
lau zurück;  am  15.  Februar  schlug  Wittgenstein  sein  Hauptquartier  zu  Kaiisch  auf;  am  28. 
desselben  Monats  wurde  daselbst  —  nachdem  das  preussische  durch  den  General  von  York  befeh- 
ligte Corps  in  Ostpreussen  schon  zu  Ende  des  Jahres  1812  zu  der  russischen  Armee  übergetreten 
war  —  der  Allianz-Traotat  zwischen  Preusseii  tmd  Russland  unterzeichnet 

Seit  seiner  Rückkehr  nach  Paris  (im  December  1812)  strengte  der  Kaiser  Napoleon  alle 
Kräfte  seines  Reiches  zur  Fortsetzung  des  Krieges  gegen  die  verbündeten  Mächte:  England,  Russ- 
land und  Preussen,  an,  und  forderte  die  Fürsten  des  Rheinbundes  zu  gleichen  Anstrengungen 
auf.  Am  12.  Jänner  1813  erschien  ein  Senatus  Consult  zur  Aushebung  von  350,000  Mann  auf  den 
französischen  Gebieten.  Bedeutende  Streitkräfte  wurden  aus  Spanien  zurückberufen  und  alles 
deutete  auf  den  festen  Entschluss  Napoleon's,  nicht  allein  die  Scharte,  die  seine  Macht  im 
Jahre  1812  erlitten,  auszuwetzen,  sondern  seine  Oberherrschaft  auf  dem  europäischen  Continente 
durch  erneuerte  Anstrengungen  zu  sichern  und  durch  einen  umfassenden  Frieden  schluss- 
gültig zu  besiegeln. 

Wenn  Österreich  bis  jetzt  unerschütterlich  auf  dem  politischen  Standpuncte  stehen  geblie- 
ben war,  den  es  im  Jahre  1811  vorbereitet  und  im  Jahre  1812  festgehalten  hatte,  so  lag  es  doch 
am  Tage,  dass  der  Begriff  der  —  durch  die  Einreihung  eines  Hülfscorps  in  das  grosse  französische 
Heer  —  beschränkten  Neutralität  auf  den  Stand  der  Dinge,  wie  er  sich  eben  gestaltet  hatte,  nicht 
mehr  passte,  und  es  war  diese  Wahrheit  zu  tief  in  der  Natur  der  Dinge  gegründet,  um  nicht  von 
dem  kaiserlichen  Cabinete  und  wohl  ebenso  von  Napoleon  gefühlt  zu  werden.  Die  moralische 
wie  die  materielle  Kraft  Österreichs  war  durch  die  Unfälle,  welche  die  französischen  Heere  im 


1057 

idie Flucht  gejagt,  sdebt  sich  eiligst  über  Schleiz,  Neustadt,  Kahla  untl  Jena 

und  wird  bis  Schleiz  verfolgt.  Auch  in  diesen  Gefechten  wirkt  Roszner 

pii  gleicher  Thätigkeit  und  Entschlossenheit.  Das  Ritterkreuz,  welches  ihm  von 

Majestät  dem  Kaiser  im  November  ausser  Capitel  verliehen  T\Tirdc,    lohnte 

peie  aehr  erspriesslichcn  Dienste,  und  es  ward  ihm  auch  in  Folge  dieser  Auszeich- 

'lOBgini  März  1811  der  Freiherrnstand  zu  Theil, 

In  den  Kriegen  1813  und  1814  war  Oberst  Roszner  zu  verschiedenen 
Xiiüonen,  dann  im  Hauptquartiere  des  Kronprinzen  von  Schweden  verwendet^  bei 
fltogeü'etenem  Frieden  zum  General -Adjutanten  des  Feldmarsehalls  Herzog  zu 
Wlrtte  m  b  er  g,  nach  dessen  Ableben  aber  zum  Festungs-Commandanten  in  Arad 
eroiaot.  Hier  starb  er  als  Feldmarschall  -  Lieutenant  am  2.  November  1844. 
Aisaefdem  Theresien-Orden  zierten  noch  neun  Deeorationen  fremder  Monarchen 
die  BruÄt  dieses  tapferen  Kriegers,  die  er  sich  zumeist  in  der  Zeit  der  grossen 
Kimpfe  1813—1815  mit  seinem  Blute  erworben  hatte. 


ALTHANK^  Jo  8 eph  Ritter  von,  Rittmeisterj  war  einer  von  den  wenigen  tapfe- 
i Kriegern,  die  ihrem  persönlichen  Muthe  die  schönsten  Ehrenzeichen  des  Sol- 
dAtcn  SU  danken  hatten.  Mährer  von  Geburt,  erblickte  er  zu  Sternberg  am  30.  Juli 
iUl  das  Licht  der  Welt.  Im  17-  Jahre  trat  er  als  Gemeiner  in  das  Dragoner- 
Ägimenl  Karaiczay  (dermalen  Erzherzog  Karl  Ludwig -Uhlanen  Nr,  7)  und 
ate  den  Feldzügen  gegen  Frankreich  als  Untcroificier  bei.  In  der  Afiaire  bei 
Figuoloam  B.November  1799  rettote  er  zwei  gefangene  Soldaten,  welche  bereits 
hgeführt  werden  sollten,  aus  des  Feindes  Händen,  indem  er,  einen  Seiten- 
vog  beaützend,  der  Begleitung  in  Rücken  fiel*  Die  silberne  Tapferkeits- 
lödtille  war  die  Belohnung  für  diese  entschlossene  That, 

Während  der  Schlacht  bei  Maren  go  wui'de  General -Major  Graf  St  Juli  en 
i  i&ibreren  feindlichen  Dragonern  umrungen  und  gefangen.  Der  unerschrockene 
fAcbtiacißter  sprengte  ganz  allein  mit  ausgezeichneter  Entsclilosscnhcit  auf  die 
kuDg,  hieb  einen  Dragoner  nieder,  vci'wundete  zwei  andere  und  jagte  den 
IQ  die  Flacht.    Der  General  ward  gerettet ,   dem  braven   A 1 1  m  a  n  n  aber 
ftüi  Abgabe  der  silbernen  die  goldene  Medaille  verliehen. 

Im  Jahre  1809  war  Altmann  als  Oberlieutenant  bei  dem  Armeecorps  in 
öl,  wo  er  sich  mehrfaltig  hervorthat.  Vorerst  bei  Soll  am  13.  Mai,  als  die 
'Obemt-LieutenÄnts-Division  des  Regiments  unter  Commando  des  Rittmeisters  H  a  i- 
^»iln  m  sechs  mit  gleicher  Tapferkeit  ausgofiilirten  Attatjuen  von  80  auf  30  Mann 
™^gc»chniolzon,  den  Rückzug  nach  Rattenberg  antreten  musste.  Der  Feind  ver- 
"Wiic  bis  vor  die  Thore,  welche  Uaimann  mit  den  Obcriieutenants  Altmann 
^'i^'ieser  absperrte  und  dem  Verfolger  das  Eindringen  verwehrten.  Als  noch 
Uider»cslben  Nacht  der  weitere  Rückmarsch  nach  Schwaz  angetreten  wurde,  liessen 
*"^  Franzosen  von  der  Verfolgung  ab.  Dann  bei  Murnau  in  Bayern  am  IH,  Juli. 

ex 


1058 

An  diesem  Tage  Nachmittags  2  Uhr  rückten  die  Colonnen  des  Majors  Teimer 
und  des  Hauptmanns  Baron  Taxis  auf  der  Strasse  von  Mumau  vor  um  Weilheim 
zu  nehmen.  Der  Marsch  wurde  zwei  Stunden  fortgesetzt  ohne  des  Feindes  ansich- 
tig zu  werden;  als  plötzlich  Oberlieutenant  Altmann  ihn  in  unserer  Flanke 
gewahrte;  um  die  Colonno  zu  toumiren  und  ihre  Rückzugslinie  nach  Mumau 
abzuschneiden.  Altmann  traf  sogleich  durch  zweckmässige  Aufetellung  einiger 
Jäger-  und  Tiroler  Landesschtitzen-Compagnien  so  gute  Anstalten,  dass  das  Unter- 
nehmen vereitelt  wurde.  Bald  aber  entspann  sich  das  heftigste  Feuer  auf  der 
ganzen  Linie;  die  feindliche  ßeiterei  warf  sich  wiederholt  auf  unser  Centrum,  ward 
aber  jedesmal  zurückgeworfen;  da  unternahm  sie,  unterstützt  durch  frisch  ange- 
konmaene  Verstärkungen,  den  dritten  Angriff,  durchbrach  die  Mitte  und  bemäch- 
tigte sich  der  zwei  bei  den  Colonnen  befindlichen  Geschütze.  In  diesem  kritischen 
Momente  sammelte  Altmann  seine  zerstreuten  Chevauxlegers,  20  an  der  Zahl, 
führte  sie  mit  heldenmüthiger  Entschlossenheit  der  mehrfach  überlegenen  feindli- 
chen ßeiterei  entgegen,  warf  sie  über  den  Haufen,  bemächtigte  sich  der  verlornen 
Geschütze  wieder  und  machte  mehrere  Gefangene.  Der  Feind,  durch  diese  kühne 
Attaque  überrascht,  wagte  keinen  weiteren  Angriff  und  rückte  nur  langsam  gegen 
Mumau  vor,  wodurch  unsere  zerstreuten  imd  schon  abgeschnittenen  Compagnien 
in  dem  offenen  Terrain  Zeit  gewinnen  konnten  sich  zu  sammeln.  Das  Capitel  vom 
Jahre  1810  würdigte  diese  muthvolle  That  mit  dem  Ritterkreuze. 

Altmann  diente  dem  Staate  nur  26  Jahre;  die  vielen  Wunden  hatten  ihn 
frühzeitig  zur  Pensionirung  veranlasst.  Er  starb  zu  Unterrain  bei  Botzen  am 
14.  April  1831. 

HEABOVSKY  von  Hrabova,  Johann  Freiherr,  Feldmarschall-Lieutenant, 
geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Inhaber  des  14.  Infanterie-Regiments,  war  zu  Raab 
im  Jahre  1779  von  adeligen  Altem  geboren  und  hatte  seine  Laufbahn  bei  der 
bestandenen  ungarischen  Leibgarde  im  17.  Lebensjahre  begonnen.  Nachdem  er 
drei  Jahre  in  derselben  gedient,  wurde  er  im  August  1797  als  Oberlieutenant  in  das 
34.  Infanterie-Regiment  Davidovich  eingetheilt. 

Vom  Jahre  1805  an,  als  er  Hauptmann  im  General-Stabe  geworden,  wohnte 
Hrabovsky  allen  Kriegen  gegen  Frankreich  und  den  beiden  Interventionen  in 
den  italienischen  Staaten  1821  und  1830  mit  so  grosser  Auszeichnung  bei,  dass 
zahlreiche  Ehrenzeichen  und  anderweite  Beweise  kaiserlicher  Huld  seine  eifrige 
Verwendung  lohnten. 

Im  Jahre  1809  war  er  Chef  des  General-Stabes  bei  dem  Truppencorps  in 
Dalmatien  und  machte  sich  so  verdient,  dass  ihm  im  Capitel  vom  Jahre  1810  das 
Ritterkreuz  zuerkannt  wurde.  Am  30.  April  1809  griff  der  Feind  mit  seiner 
ganzen  Macht  die  Stellung  bei  Gravibrod  an  der  Zermagna  an;  sein  Versuch 
ward  jedoch  durch  den  General  Stoichevich  vereitelt.  Er  zog  sich  von  dort  mit 


1059 


ßßataillouen  gegen  unseren  linken  Flügel  am  Gittaberge,  wo  3  Compagnien 
Szlülner  standen.  Hauptmann  Hrabovsky  erbat  sich  2  Bataillone  vom  General 
Stoichevich  und  eilte,  um  des  Feindes  unbezweifclter  ALsiclit  eines  DurcL- 
brechcns  an  jener  Stelle  zu  begegnen.  Die  Entfernung  von  Gravibrod  bis  Gitta 
kctrfigt  in  gerader  Linie  2  Stunden  Weges.  Beim  Dorfe  Penter  traf  er  auf  die 
feindlicho  Avantgarde,  engagirte  trotz  der  Übermacht  da.s  Gefecht,  behauptete,  nach 
wecbel&eitigen  Vor-  und  Naehtheilen,  von  2  Uhr  Nachmittags  bis  spät  Abends  die 
ttOgenommene  Stellung,  und  zvrang  den  Feind  von  seinem  Vorhaben  abzustellen, 
&r  dcfa  auch  Tages  darauf,  ohne  etwas  Ernstlicheres  zu  unternehmen,  nach  Ostro- 
fimtog. 

Den  14-  Mai  befand  sich  Hauptmann  Ilrabovsky  in  Golubich  mit  2  Com- 
pijliliaa  Szlulner*  Am  15.  Abends  unternahm  er  mit  dem  Marco  Besillo  und 
BitderVoinovi  ch  (Häupter  des  Dalmatiner  Anhanges)  einoRecognoscirung  gegen 
Knin  m  der  Absicht  einer  zu  entdeckenden  Möglichkeit,  diese  Bergfeste  zu  übor- 
rampelü.  Hier  traf  er  auf  mehrere  Vcrti-aute^  die  ihm  den  Einbruch  der  Franzosen 
laf  den  16.  verriethen.  Zu  weit  vom  Corps  entfernt  oder  vielmehr  von  diesem 
il)|gc«clinitten^  that  er,  was  in  seinen  Kräften  stand,  Mit  50  Freiwilligen  von  den 
Sthunern  und  50  Dalmatinern,  durch  die  2  Compagnien  unterstützt,  überfiel  er  das 
'  der  Brigade  desGenerals  Dols  on  bei  Stara-Straxa.  Das  Unvermuthete  der 
it überraschte  die  Franzosen,  Schrecken  überfiel  sie,  Alles  floh,  und  700  Schafe, 
hsen  und  10  Pferde  fielen  in  seine  Hände.  Es  ward  Tag,  der  Feind  sam- 
lelU;  sich  wieder,  griff  den  Glttaberg  nochmals  an,  brach  dm*ch,  schnitt  Hra- 
OTiky  vom  Corps  ab,  der  mittlerweile  alle  versprengten  Truppen  an  sich  gezo- 
psij  den  Feind  cotoyirte,  ihn  dadurch  von  zu  raschem  Vor dringem  abhielt  und  dem 
(die  Betirade  bis  Gospieh  erleichterte.  Den  19.  endlich  stiess  er  mit  den 
adten  7  Compagnien  zum  Corps  bei  Gospich*  So  wie  er  da  ankam, 
hte  er  die  nöthigen  Dispositionen  zum  ki-äftigen  Angriff  und  stellte  am  20,  Mai 
«••  Corps  bei  Bilai  in  zwei  Treffen  auf.  Am  2L  liesa  sich  die  feindliche  Avant- 
(O^iiifKanonensehuss weite  sehen;  es  war  nothwendig  sogleich  die  Offensive  zu 
^'JitifGi,  welche  Oberst  Rebrovieh  auch  mit  Nachdruck  imternahm.  Wählend 
toiiiclilug  der  Feind  bei  Barlctta  über  den  Likka-Fluss  eine  Brücke,  warf  das 
Aufgebot  nach  einem  braven  Widerstände  zurück  und  drang  ganz  in 
linke  Flanke.  Hauptmann  Hrabovsky  bat  den  Obersten  Rebrovieh, 
Bataillone  nachzuschicken,  indessen  er  mit  einem  Flügel  Hohcnzollern- 
cgers  voraus  eilte  um  den  Likka-Fluss  zu  durchsetzen.  Bis  zur  Ankunft 
vBataillone  harcehrte  er  den  Feind  unablässig,  Rebrovieh  aber  unternahm 
\  Attaque  am  rechten  Flügel  bei  Bilai.  Mittlerweile  stiessen  die  2  Bataillone 
likm,  und  nun  griff  auch  Hrabovsky  auf  dem  linken  Flügel  am  Nach  boider- 
heftigen  Feuer  brach  die  Nacht  ein  und  beide  Theile  blieben  in  ihrer 
p  DesKachts  zog  General  Marmont  seine  ganze  Macht  gegen  den  linkea 


1060 

Flügel,  um  hier  durchzubrechen.  Hrabovsky  ersuchte  hierauf  den  Obersten 
Rebrovich;  ihm  auf  das  Schleunigste  noch  2  Bataillone;  5  Kanonen  und  Muni- 
tion zu  schicken.  Kaum  war  am  22.  der  Tag  angebrochen ,  als  Marmont  mit 
ganzer  Kraft  auf  den  linken  Flügel  fiel,  welchen  Hrabovsky  commandirte.  Dieser 
hielt  sich,  so  lange,  bis  um  9  Uhr  Morgens  die  verlangte  Verstärkung  eintraf,  imd 
nun  ward  Alles,  was  den  Muth  der  Truppen  anfeuern  konnte,  Alles,  was  das  Ter- 
rain Yortheilhaftes  hatte,  benützt,  um  den  durch  Mangel  an  Lebensmitteln  auf  das 
Ausserste  gebrachten,  um  seine  Existenz  zu  kämpfen  bemüssigten  Feind  in  der 
Kühnheit  seiner  Attaque  durch  eine  Truppe,  die  zum  Theü  aus  desorganisirten 
Land-Bataillonen  bestand,  aufzuhalten,  was  auch  vollkommen  gelang.  Erst  später, 
als  die  2  Bataillone  Banalisten  wieder  zurückkehren  mussten^  ward  dem  Feinde 
der  Weg,  den  er  bisher  vergebens  zu  erzwingen  suchte,  geöffiiet. 

Als  unter  dem  Commando  des  Generals  Freiherrn  Peter  Knesevich  wie- 
der ein  Corps  zusammengesetzt  wurde,  welches  gegen  Dalmatien  agiren  sollte, 
erhielt  Hrabovsky,  mittlerweile  zum  Major  befördert,  abermals  die  Stelle  als 
Chef  des  General-Stabes.  Den  19.  Juli  passirte  dasselbe  die  Grenze,  den  20.  kam 
es  nach  Osztxovizza.  Scardona  und  Sebenico  bedrohten  die  linke  Flanke,  der  Feind 
kam  dort  in  Bewegung.  Major  Hrabovsky  eilte  mit  1  Compagnie  von  Reisky, 
1  Compagnie  vom  Dalmatiner  Freicorps  und  1  Zug  von  Hohenzollern  -  Chevaux- 
legers  nach  Scardona  und  von  dort  gegen  Sebenico,  von  wo  der  Feind  im  Vorrücken 
war.  Eine  Stunde  vor  Sebenico  traf  er  auf  denselben,  griff  ihn  an  und  warf 
ihn  in  die  mit  hohen  Mauern  umgebene  Stadt.  Hier  setzten  sich  die  Franzosen  fest, 
das  Gefecht  war  hartnäckig  und  blieb  unentschieden;  daher  beorderte  der  Major 
die  Compagnie  von  Reisky  gegen  das  Thor  und  die  Compagnie  dos  Dalmatiner 
Freicorps  auf  der  anderen  Seite  vorzudringen;  mittlerweile  nahm  er  selbst  die 
Dalmatiner  Anhänger,  die  sich  ihm  angeschlossen  hatten,  führte  sie  durch  ein 
Ejreuzfeuer  an  die  Stadtmauer  und  liess  hier  in  seiner  Gegenwart  eine  Ofihung 
in  die  Mauer  brechen  und  durch  diese  den  Anhang  in  die  Stadt  dringen.  Der 
Feind  gab  auf  der  Stelle  seine  Vertheidigung  auf  und  floh  ins  Fort  San  Nicolo. 
Hierauf  wurde  Zara  am  23.  Juli  blockict  und  die  wiederholten  Ausfalle  des  Fein- 
des von  unseren  Truppen,  welche  Hrabovsky  befehligte,  abgeschlagen.  Li  dem 
von  General  Baron  Knesevich  höheren  Orts  erstatteten  Berichte  heisst  es:  dass 
derselbe,  gegen  jedes  Streben  inneren  Selbstgefühles,  die  erste  Grimdlago  des 
glücklichen  Vorrückens  den  klugen  Dispositionen  des  Majors  Hrabovsky  und 
seiner  rastlosen  Verwendung  zu  danken  habe. 

Hrabovsky  war  schon  im  Jahre  1822  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  hatte 
1837  die  Stelle  eines  Feldmarschall -Lieutenants  erreicht  und  war  die  letzte  Zeit 
vor  seinem  im  März  1850  erfolgten  Ausscheiden  aus  den  Reihen  des  Heeres  com- 
mandirender  Gei^eral  in  Ungarn  gewesen. 


1061 


AcBTE  Pe&iode.  Der  Krieg  zwischen  rrankreich  und  Bussland  1812, 

Die  grosse  Älüaiiz  1813—1815. 


Das  Jalir  1812. 

l^r  ttngluckllefie  Veiiftttf  des  Krieges  im  Jahr«  1809  und  dcesen  Folgen,  der  am  14.  Oktober  des- 

*lft>a  JaJxres  zu  Wien  noterzeiclinete  Friede,    Latten  dem   österreioliiBohen  Kaiserreiche  Opfer 

welche  allein   doreh  die  in  dem  kurzen  aber  schweren  Kampfe  neuerdings  so  heldcn- 

erprobte   Hiiigebimg    dea  kaieerlichen   Ileerea   und   die   iineraehüttertiohe   Anhänglichkeit 

^  breite  der  Völker  an  das  angestammte  KegentenhaUB  aufgewogen   werden  konnten«    Durch 

W  l^leoer  FriedensschlaBs  wurden  abermals  Theile  von  dem  Oesammtreiche  loBgerissen^  welche 

^  "^'erth  wesentlicher  Bedingungen  für  dessen  Bestehen  und  Gedeihen  hatten. 

AJs  die  empßndliehste  Einbusse  galten  die  Verluste,  welche  Österreich  an  seiner  westliohen 
i  erlitt;  die  Lostrennung  der  unter  dem  Sccpter  des  französischen  Kaisers  getretenen  illyri- 
ProTinzen,    ausgedehnt  tou   der  Grenze  Kärnthens   bis   zur  Einmündung  der  Sare  in  die 
ij  dio  Trennung  Usterreieha  vom  adriatischen  Meere,    Ein  geheimer  Artikel  des  Vertrages 
14.  Oetober   beschrankte  nebstbei  die   österreiohisoho  Heeresmacht   auf  die  nicht  zu  über* 
d#  Zahl  Ton  150,000  Mann   aller  Waffengattungen.    I)as  Kaiserreich  schien  sonach  dem 
Ismmer  Überantwortet  zu  sein.     Im   Rathe  der   Vorsehung  war  sein  Schicksal  anders 
iieo* 


Kora  nach  der  Küokkehr  Napoleon*!  nach  Paris  erfuhr  Frankreich  durch  einen  Senatus 
ilt  (l<$.  December)    die    .\ufhebung   der   Ton   der    Kirche   niemals   gültig    befundenen  Ehe 
^^P«ieoii*i  mit  der  Kaiaerinn  Josophlne. 

Kaeh  kurzer  Frist  langten  zu  Wien  die  ersten  Et^&iungen  Kapoleou^s  über  seinen  Wunsch 
*°»  "^  Uand  der  Frau  Erzherzoginn  Maria  Louise  zu  erhalten* 

Voö  der  auf  eine  Erzherzoginn  gefallenen  Wahl  des  Welten-Eroberers  war  eine  hoho  poli- 
***  Bedeutung  unzertrennlich, 

Xümex  der  iheriaohen  Halbisiel,  wo  um  daa  Land  noch  mit  abwechselndem  Glücke  gekämpft 

»  und  den  nach  dem  Tilsiter  Frieden  noch  übrigen,  theilweise  unter  dem  Drucke  franzi^si- 

^eaatzungea  in  den  Festungen  stehenden  Resten  der  preussiichen  Monarchie,  war  Österreich 

6io  cdtropi&ohea  Ckmliuent  für   die  Eroberuugssucht  Napoleon*fi  das  einzige  noch  verfüg- 


a%f  , 


1062 

Durch  eine  Familien- Verbindung  mit  dem  Ssterreichidchen  Kaiserhause  moBSten,  in  Folge 
der  gemeinsten  Berechnungen,  dessen  Besitzungen,  wenn  auch  nicht  für  immer,  doch  for  die 
nächste  Zukunft  als  ausser  Angriff  des  Kaisers  der  Franzosen  gestellt  betrachtet  werden. 

Welche  Oründe  konnten  denselben  zu  dem  von  ihm  an  den  Tag  gelegten  Vorhaben  bewegen  ? 

Wollte  er  von  der  Stunde  an  das  Schwert  in  der  Scheide  ruhen  lassen  und  sich  auf  der 
Grundlage  dynastischer  Interessen  der  Befestigung  seiner  Macht  im  Inneren  seines,  bereits  über 
alles  Mass  ausgedehnten  Reiches  und  der  von  diesem  unter  Protection  genommenen  Staaten  wid- 
men, oder  waren  in  Napoleon* s  bewegtem  Sinne  seine  Absichten  nur  auf  eine  zeitweilige  Ruhe 
gerichtet? 

Die  Lösung  dieser  Fragen  war  der  Zeit  allein  vorbehalten,  und  Österreich  konnte  sich  getrost 
auf  die  Fürsorge  seines  väterlich  gesinnten ,  so  vielfach  geprüften ,  in  allen  Gefahren  der  Zeit  als 
unerschrocken  und  unerschütterlich  bewährten  Monarchen  verlassen.  Der  Kaiser  bewilligte  die 
Verehelichung  seiner  geliebten  Tochter,  die  ihrerseits  bei  ihrer  Einwilligung  auch  nur  allein  das 
Wohl  des  Reiches  ins  Auge  fesste.  Er  brachte  das  Opfer  als  ein  Unterpfand  des  Friedens  zwischen 
den  beiden  Reichen,  und  im  schlimmsten  Falle  für  die  Gewinnung  einer  Frist,  welche  Österreich 
die  Mittel  bieten  sollte,  die  Wunden,  geschlagen  durch  die  früheren  nothgedrungenen  Kämpfe,  zu 
heilen  und  die  Krafläusserung,  welche  eine  in  Nebel  gehüllte  Zukunft  zur  Sicherung  und  Erhal- 
tung der  Monarchie  in  Anspruch  nehmen  konnte,  vorzubereiten. 

Mit  Ausnahme  des  Ejrieges  in  Spanien  und  Portugal  und  des  keiner' Losung  sich  nähernden 
Krieges  mit  England  verhielt  sich  Napoleon  während  des  Verlaufes  des  Jahres  1810  in  militä- 
rischer Ruhe  und  verfolgte  nur  die  Pläne  zur  Vergrösserung  seiner  Macht ,  zumeist  auf  dem  Wege 
der  einfachen,  durch  Dccrete  bekannt  gegebenen  Incorporationen  fremder  Länder  in  sein  Reich. 

Unter  die  namhaftesten  derselben  gehörten :  die  Einverleibung  sämmtlicher  noch  disponiblen 
Gebiete  des  Kurfürstenthums  Hannover  in  das  Königreich  Westphalen,  diese  französische  Com- 
mandite  im  rheinischen  Bunde  —  (Jänner  1810)  —  des  gesammten  Kirchenstaates  in  Frankreich 
(Februar)  —  des  von  Bayern  abgetretenen  südlichen  Tirols  in  das  Königreich  Italien  (April)  — 
endlich  Hollands  Und  aller  Gebiete  der  Scheide,  der  Maas,  des  Rheins,  der  Weser  und  der  Elbe, 
als  Departements  in  das  französische  Kaiserreich  (December  1810). 

Der  unter  den  letzteren  dieser  Incorporationen  begriffenen  Wegnahme  der  Hansestädte  legte 
Napoleon  insbesondere  die  Noth  wendigkeit  der  Befestigung  des  Continental  -  Systems  gegen- 
über von  England  zum  Grunde. 

Im  Jahre  1811  begannen  sich  seine  Pläne  auf  einen  Krieg  mit  Russland  zu  entwickeln. 
Bedeutende  Truppenmassen  bewegten  sich  gegen  das  Grossherzogthum  Warschau.  Danzig  wurde 
als  ein  Hauptwaffenplatz  befestigt,  und  deutlich  zu  einem  Dep6t  für  Waffen  und  das  sämmtliche 
zum  Kriege  gehörige  Materiale  bestimmt.  Alles  deutete  auf  «inen  Angriff  hin,  welchen  Napoleon 
im  kommenden  Jahre  gegen  Russland  beabsichtigte.  Österreich  schien  sich  blos  mit  seinen  inneren 
Verhältnissen  zu  beschäftigen,  die  Blicke  des  kaiserlichen  Gabinetes  waren  aber  nicht  minder  auf 
die  in  Aussicht  stehenden  äusseren  Ergebnisse  in  einer  nahen  Zukunft  gerichtet. 

Dass  dessen  Stellung  in  dieser  Beziehung  vorerst  nur  eine  abwartende  sein  durfte ,  war  dem 
Reiche  durch  die  Folgen  der  Kriegsjahre,  welche  auf  ihm  noch  schwer  lasteten,  geboten.  Um 
indessen  bei  dem  Ausbruche  und  während  des  Verlaufes  des  Krieges  zwischen  Frankreich  und 
Russland  eine  selbstständige  Stellung  behaupten  zu  können,  mussten  die  Mittel,  so  weit  deren 
der  durch  die  Unfälle  der  letzten  Zeiten  ganz  zerrüttete  Stand  der  Finanzen  und  ein  beinahe  bis 
auf  die  Cadres  aufgelöstes  Heer  zu  bieten  vermochten ,  strenge  zu  Rathe  gezogen  und  vorbereitet 
werden.     Dem  ersteren  dieser  Bedürfhisse  kam  das  Finanz -Patent  vom  15.  März  zu  Hülfe,  zur 


1063 


H         Mit 


ileUinig  des  Anderen  genügte  es  an  der  BenÜtKUng   der  festen   Grundlagen  ^    aof   welohon 

I  Sflcireichische  Ho^rwe^en  rubt;  die  geograpliisolie  Lage  des  Landes  rief  aus  n&t&Lichen  Grün- 

*len  von  Seiten  des  drohenden  Frankreichs  und  des  bedrohten  RusslandÄ  einen  heftigen    Andrang 

uä  diÄ,  Cabinet  über  die  Bezeichnung    der  Stellung,   welche   Österreich  in    dem   bevorstebenden 

Kiupfo  einnehmen  werde  j  hervor.    Der  Ausspruch    des  Kaisers   gegenüber   den  beiden  Maohten 

f  in  kurzen  Worten  der  der  Neutralität  unter  Au&ecbthaltung  der  2u  ihrem  Schätze  benS- 

Itigkn  Mittet  unter  diesem  Drange  verlief  das  Jahr  1811« 

Mit  dem  Eintreten  des  Jahres  1S12  Tennehrten  sich  die  Forderungen  NapoleoQ*8an  das 
he  Cabinet 

Im  Gefühle^  dass  der  Kaiser  zum  Abschlüsse  einer  eigentixehen  Allianz  nicht  zu  bewegen 
idi  erklJLrie  Kapoleen  seine  Zustimmung  zur  bewaffneten  Neutralität  unter  der  Bedingung  des 
iBscUoises  eines  österrelciiischen  Hulfscorps  von  30^000  Blann  aller  Waffenarten  an  die  unter 
mnvm  Belslile  aioh  bildende  grosse  Armee.  Es  sollte  dies  ein  Unterpfand  sein  und  eine  Gewähr 
Ar  dia  Anerkennung  der  KeutraütÜt  der  Reichsgebiete. 

Dieser  Forderung  Napoleon^ß^  welche  unlaugbar  das  Gepräge  eines   grundlichen  Wider- 
in lieb  seihst  teug,  erachtete  das  kaiserliche  Cabitiet  in  Erwägung  der  Vortheile,  welche 
i  Annahme  in  Bezug  auf  die  Mobilisirung   der  Streitkräfte  des  Reiches  bieten  konnte,   sich 
nidit  eatxielien  su  «ollen. 

Zq  der  Bildung  eines  zur  Sicherung  der  Neutralität  des  kaiserÜchen  Territoriums  auf 
Strecke  Ton  mehr  ab  hundert  Meilen  benöthiglen  Grenz-Cordons  trat  die  Ausrüstung 
•etiTen  Corps  toq  30,OQO  Mann  sanunt  dessen  benöthigtor  Reserre.  Die  politische  Kraft 
lerrdcht  stärkte  sich  in  einem  gleichen  Maese  mit  der  Heeresmacht.  Preussenj  welches  in 
I  das  Tilsjter  Friedens  aloh  in  einer  weit  bedrängtcren  Lage  befand  als  Österreich  ^  unter- 
24.  Februar  1812  einen  Tractat  mit  Frankreich,  weicher  die  Verpflichtung  der 
Stäfatttg  einet  Contingentee  Ton  20j000  Mann  in  die  Eeiben  dea  franjeäsiscben,  aus  Truppen  der 
vvloyedeQea  europäischen  Nationalitäten  gebildeten  Inyasions  -  Heeres  enthielt.  Am  12.  März 
*ttde  ifi  Paris  äei  auf  die  Abgabe  eines  Armeecorps  TOn  30,000  Mann  bezügliche  Vertrag 
■iJMliea  Österreich  und  Frankreich  untorzeiclinet. 

Zorn  Oberbefehle  über  dietee  Corps  berief  der  Kaiser  den  General  der  CaTaUede  und 
■fito  Feldmarschall  Fürsten  Karl  Ton  Schwarz enberg^  welcher  seit  dem  Abscbluase  des 
^f^tim  FVMenfl  die  Stelle  dnei  kaiserliehen  Botachaf^rs  zu  Paris  bekleidete. 

9.  Mai  reiste  Kapoleon  von  Paris  ab*  Nach  einem  mehrtägigen  Aufenthalte  zu  Mainz^ 

«r  der   ▼oUitKndlgen    Organisirnng    der    zn   dem    Tcrhängnis^ToIten   Kriege    bestimmten 

lldneto,   «rreichte   er    am    17.    desselben    Monats   Dresden    in  Begleitung  der  Kaiserinn 

Louise»  SU  deren  Besuch  der  Kaiser  Frans  aioh  ebenfalls  dahin  begab.   Am  29.  Ter- 

'  ^ftpoleon  gedachte  Hauptstadt,  nm  sieh  an  die  Spitze  der  am  Niemen  aufgestellten  grossen 

«Q  stoUeD. 

I^  einem  besonderen  Artikel  des  Traotates  xem  12.  März  1812  ward  festgesetzt ,  dass  das 

\  2i»000  Mann  Infanterie ,  6000  Mann  CaTallerie  und  ^0  Geschütze  unter   keines  andern 

KaiserB  Napoleon  eigenem  Befehle  stehen;  dass  es  nie  getrennt  werden,  sondern  allezeit 

_      '  besonderen  Korper  bilden  und  jedes  eroberte  Kri^sz eichen  oder  jede  Beute  ihm  bleiben  sollte. 

^Peleon  tenprmoh  für  den  Unterhalt  dieses  Corps  während  des  Krieges  wie  für  seine  eigenen 

***P^«ö  an  sorgen«  und  dass  er,    im  Falle  die  österreichischen  Staaten  von  russischen  Truppen 

^^*^  ngegriABO  werden  sollten  ^  sich  dadurch  als  selbst  angegriffen  ansehen  und  ohne  Aufschub 

^  ^«Msilifl^lflD  erdSben  wolle*  Das  Hülfscorps  wurde  Tor  deip  Frühjahr  1812  in  der  Qegend 


1064 

bei  Lemberg   zuBammengezogen;    erst   bei   AuBbrucIi   des   Krieges   hatte   dasselbe  den  Namen 
Aus iliar Corps  angenommen. 

In  einem  Handschreiben  befahl  Kaiser  Franz  seinem  Feldherm  auf  der  Operationslinie, 
welche  Ihm  Napoleon  yorzeichnen  würde,  zu  vrirken,  in  allen  Gelegenheiten  aber ,  in  welchen 
man  ihm  Zumuthungen  machen  sollte,  die  den  in  den  VertrSgen  aufgestellten  Bedingnissen  entge- 
gen wären,  sie  Yon  der  Hand  zu  weisen  und  auf  die  Erfüllung  der  dem  Auxiliarcorps  zum  Besten 
kommenden  Yerpflicbtangen  zu  bestehen.  Am  Schlüsse  des  Handschreibens  sagte  der  Kaiser: 
„Da  die  Zahl  und  Stärke  des  Auxiliarcorps  durch  den  Tractat  bestimmt  wird,  und  es  Meinem 
Staatsinteresse  angemessen  ist,  in  einem  Kriege,  in  welchem  Ich  nur  die  Pflicht  der  Allianz  erfülle, 
nicht  als  Haupttheil  zu  erscheinen,  so  wird  es  nöthig,  stets  die  bestimmte  Grenzlinie  zwischen 
Meinem  Auxiliarcorps,  welches  Yon  dem  französischen  Kaiser  zu  jeder  actiyen  Operation  ver- 
wendet werden  kann,  und  den  übrigen  blos  zur  Deckung  und  Yerfheidigung  meiner  Staaten  auf- 
gestellten oder  aufzustellenden  Corps  vor  Augen  zu  haben,  um  jede  damit  nicht  vereinbarliche 
Zumuthung  abzulehnen.^ 

Denn  zu  eben  dieser  Zeit,  als  das  Auxiliarcorps  sich  in  Lemberg  sammelte,  wurde  unter 
dem  Ober-Commando  der  Fürsten  Reuss  und  Hohenzollern  ein  anderes  Corps  in  Qalizien 
aufgestellt,  welches  aus  4  Divisionen  oder  29  Bataillonen  und  42  Schwadronen  bestand  und  einzig 
dazu  bestimmt  war,  bei  der  Nähe  des  Kriegsschauplatzes  die  österreichischen  Länder  gegen  jede 
Verletzung  des  Qebietes  sicher  zu  stellen. 

Das  Auxiliarcorps  hatte  folgende  Eintheilung: 

1.  Division,  Feldmarschall- Lieutenant  Trauttenberg,   rechter  Rügel,    6  Bataillone, 
6  Schwadronen. 

2.  Division,  FeldmarschaU-Lieutenant  Bianohi,  Centrum,  14  BataiUone. 

3.  Division,   Feldmarschall  -  Lieutenant  Siegenthal,  linker  Flügel,    7  Bataillone, 
6  Schwadronen. 

4.  Division,  Feldmarschall-Lieutenant  Fr imont,  Reserve,  32  Schwadronen. 

Dieser  Krieg  gegen  Russland  war  in  der  österreichischen  Armee  allerdings  nicht  populär, 
allein  der  österreichische  Soldat  gehorcht  nur  der  beschworenen  Pflicht  und  erfüllt  seine 
Schuldigkeit. 

Yen  dieser  Anschauung  ist  jener  Armeebefehl  zu  würdigen,  den  General  der  Cavallerie 
Fürst  Schwarzenberg  vor  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  erliess,  worin  er  am  Schlüsse  sagt: 
„Wir  wetteifern  mit  allen  Nationen  an  Tapferkeit,  an  Muth  und  andauernder  Geduld,  aus  jedem 
Kampfe,  selbst  dort,  wo  die  Treulosigkeit  der  Verbündeten  unseren  Völkern  tiefe  Wunden 
schlug,  traten  wir  mit  Würde  und  erneuerter  Kraft  hervor.  An  jener  Anhänglichkeit  aber,  an 
Souverän  und  Vaterland,  übertrafen  wir  alle  unsere  Zeitgenossen  und  geboten  ihnen,  selbst  im 
Unglücke ,  Achtung.  Auch  in  diesem  Kampfe ,  den  der  Staat  von  uns  fordert ,  werden  wir  jene 
National-Tugend  mit  neuen  Thaten,  mit  Männersinn  und  festem  Vertrauen  auf  unsem  Monarchen 
bewähren,  der  wahres  Verdienst  nicht  unbelohnt  lassen  wird.^ 

Als  Napoleon  sein  Heer  Ende  Juni  über  denNiemen  führte,  hatte  Fürst  Schwarzenberg 
sein  Corps  von  Lemberg  über  Lublin  an  den  unteren  Bug  gebracht  und  überschritt  diesen  Fluss 
Anfangs  Juli.  Er  bildete  den  äussersten  rechten  Flügel  der  grossen  Armee,  und  rückte  über 
Wisoki  Litowski  nach  Pruszany,  zu  seiner  linken  das  sächsische  Armeeoorps  unter  dem  Gene- 
ral Reynier,  über  Byalistok  nach  Slonün  vor.  Schwarzenberg  marschirte  über  Pinsk  und 
Nieswieczy  Ende  Juli  gegen  Minsk.  Reynier  nahm  an  der  Pina  und  dem  Muchawice  die  Stel- 
lungen der  Österreicher  ein,  um  das  Herzogthum  Warschau  zu  decken.  Der  sächsischen  Brigade 


1065 


I  die  BesetzuBg  des   für  die  VerbindaDg  mit  dem  Centrum  des  Heeres  wichtigen 
Poiteiifi  Kobryn  EibertTAgeß. 

Indeas  li&tte  sich  in  VoLhyuien  swischen  Kowel  und  Lutzk  eine  russische  Armee  unter  dem 
Qooil  ToimASBow  gebUdei.  Seit  Ende  Juni  scliiekte  dieser  mehrere  Streifcorps  über  den 
Bbi  b  dM  WATscbAuische  Gebiet}  die  im  Juli  jene  beiden  altlirten  Corps  im  Rücken  bedrohten. 
ÜiGcnerftle  Kftmenskoy  und  LAmbert  überfielen  am  27.  Juli  in  Kobryn  die  sächsische  Brl* 
iril  Klüngel  und  rieben  sie  auf.  Nun  wendete  sieh  Sobwarzenborg  schnell  von  Meswieoz 
iniek «sd  vereinigte  sich  mit  Eeynier.  Napoleon  hatte  dem  Fürsten  den  Oberbefehl  beider 
C^rpi  anvertraut.  In  dieser  Gegend  deckten  dieselben  zunächst  die  Stadt  Warschau  gegen  Tormas- 
10 Wp  dann  aber  aacU  die  reohte  Flanke  der  grossen  Armee  gegen  das  russische  Heer,  mit  welchem 
dcrJUndral  Tschitschakow  von  der  untern  Donau  herbeieilte«  Fürst  Sohwarzenberg  rückte 
billigst  gegen  Tormassow  vor,  der  die  sehr  feste  Stetliing  zwischen  Pruszany  und  Kobryn 
faMODBia  hatte.  Die  Österreicher  warfen  die  feindliche  Avantgarde  aus  den  Defileen  der  Jasiolda, 
piflha li«  iieb  am  8.  bei  Sieuiowicej  am  10.  bei  Pruszany  auj  und  erzwangen  am  letzteren  Tage 
In  Übergang  durch  die  Moräste  bei  Koziebrod.  Am  11«  wurde  der  nissiache  Yortrab  auf  die 
HMfMIttog  bei  Horodezko  und  Podubnie  geworfen,  am  12.  diese  angegriiTen  und  Tormassow 
IwUagen«  Auf  seinem  RSckxuge  wurde  er  von  den  Österreiohern  unter  mehreren  Gefechten  über 
liö  Machawiee,  den  Prypiate,  die  Wysaowka,  die  Turya,  den  Stochod  und  den  Styr  verfolgt  AU 
4i#  «raten  Tnipj^en  Tschitschakow*«  im  September  am  Styr  anlangten  und  eich  mit  Tor- 
aiiiow  Tereiidgten,  trat  Schwarzenberg  mit  seinen  beiden  Corps  den  Rückmarsch  an.  Am 
ILfiipleiaber  ging  die  rusaiscbc  Avantgarde  über  den  Styr  und  am  23.  rückte  TBChitscbakow 
|ag«n  Schwarzenberg.  Dieser  «og  sich  über  die  Turj'a  und  —  als  ersieh  bei  Luboml 
1,000  Mann  einer  russischen  Macht  von  80^000  Mann  gegenüber  sah  —  hinter  den  Bug 
Dann  eilte  der  Fürst  über  Brzysc  iiinter  den  Muohawioo,  und  erreichte  diesen  Fluss  früher 
auf  dem  jenseitigen  Ufer  anlangten. 

bezog  er,  zum  Schutze  Warschau^s,  die  SteUnng  an  der  Leszna.  Um  die  Mitte 
ibm  drangen  Bchon  roasiacbe  leichte  Truppen  über  Brzosc  in  die  Nähe  von  Warschau  vor  und 
Loblin.  Der  Fürst  eilte  über  den  Bug,  Bohlug  eine  russische  Abtli  eilung  am  Flusse  Zna 
BltOa  und  verdrängte  die  übrigen  Feinde  aus  dem  Herxogthume.  Tschitschakow  Hess 
■li  td  Brzeee  den  Oeneral- Lieutenant  Sacken  mit  25,000  Mann  zurück  und  trat  mit  der 
lioaeht  den  Marsch  über  Slonim  and  Mimak  gegen  die  ßereslDa  an,  ober  welchen  Fluss  die 
Voikau  kommende  grosse  Armee  Napoleon^ s  gehen  musste«  Als  Fürst  Schwarzenberg 
yim  der  Marschrichtung  Tschitsohakow*«,  welche  jener  Armee  so  grosse  Gefahr  bereitete, 
hatte,  beschlos»  er  sogleich  diese  Operation  des  Feindes  nach  KrJiften  zu  hindern.  Er 
&l4e  Octobcra  über  den  Bug,  Anfangs  November  über  den  Nnrew,  und  verfolgte  den 
Slonim.  In  einem  Abstände  von  drei  Tagmürschen  hinter  ihm  waren  die  Sachsen 
iblieben.  Diese  wurden  von  Sacken  am  13.  zwischen  Hudnia  und  Lazcnicn,  am  15.  No* 
bd  Wolkowysk  geschlagen;  da  kehrte  Schwarzenberg  um^  tiel  bei  Isabelin  Sacken 
m^  fttolteii,  waif  ihn  über  den  Narew  und  Muchawicei  rettete  durch  seine  schnelle  Ankunft  die 
ttnd  verfolgte  die  nach  ßudnia  und  Kowel  zurückweiehenden  Russen.  Dann  zog  der 
'■'*  wlider  IQ  Tschits chakow's  Kucken  nach  Slonim,  Dieser  hatte  indess  unbeirrt  seinen 
'■'•ei  Ibef  ICinik  nach  Boryzow  fortgesetzt  und  half  das  Geschick  der  grossen  Armee  entsohei- 
•*.  im  dem  ßSckmarsche  derselben  in  gleicher  Höhe,  musste  auch  der  rechte  Flügel  zurück- 
P^  em  nicht  abgeschnitten  zu  werden.  Fürst  Sohwarzenberg  marschirte  daher  Über 
^Nkek  tmd  Orodno  und  stellte  sich  Ende  Deeember  bei  PuUusk.  Hier  blieb  er  zur  Deckung 
^■üchaxi't  bis   Anfangs  Februar   ISia    stehen    und    zog  sich    sodann    hinter    die    Pilica  gegen 


1066 


So  erfiiUte  das  AüxiHarcorps    bia  auf  don  letzton  Aiigonbliok  mit  aller  Aufopfei 
yerläug:iiung  seiner  eigenen  GefiiMe  treu  und  Btandhaft  seine  Pflicht ,  bis  es  im  Monate  MaI  l§i| 
aufhört©  ein  Ganzes  äu  bUden,  und  von  seinem  Kaiser  auf   einen    anderen  Kampfplatz  g«ri 
wurde,  um  im  Vereine  mit  seinen  Waffenbrüdern  und  alten  Heeren  Europa's  für  dessen  Ua 
gigkeit  einzustellen  —  und  zu  siegen! 


Das  Jahr  1813. 


Äla  Napoleon  das  Heer  am  5.  December  1812  TerlieBSi  um  sieh  nacli  Paris  zu 
kannte  —  ja  er  ahnte  niclit  einmal  den  vollen  Umfang  der  Opfer,  welche  der  misslu 
zug  gegen  Kussland  der  grossen  Armee  gekostet  hatte. 

Er  hoffte,  dass  bedeutende  8treitkiäfle  in  Lithauen  würden  überwintern^  oder  das?  dieid 
im  schlimmsten  Falle  die  Linie  der  Weichsel  würden  behaupten  können.  Er  übertrug  da*  0^ 
Commondo  der  Armee  dem  Kynigo  von  Neapel,  welcber  aber  eelbes  bald  dem  Tioeköa 
Italien  übertrug  und  sich  am  16.  Janner  IS  13  in  sein  Kc^aigreiob  zurückzog. 

Der  Erfolg  rechtfertigte  nicht  die  Hoffnungen  Napoleon*B.  Yen  der  grossen  Armee  1 
nur  einige  geschloasene  Körper   in   den  Corps ,    welche   die  Reserve  gebildet  und  den  Zi^ 
Moskau  niolit  mitgemacht  hatten^    noch   übrig.     Die  Überreste  der   in  Eussland  einged 
grossen  Ännee  waren  seit    dem  IIb  ergange    über    die   Beresina   durch   die  Strenge  des 
durch    den    Mangel    an    Lehensmittehi    und    Fourage,     und    durch    die    Krankheiten   gSoi 
aufgelöst. 

Die  siegenden  Russen  sehritteii  ibrerseits  in  allen  Riobtungen  Tor.  Am  5.  JiuuieT  ruckte  4 
General  Graf  Wittgenstein    zu  Königsberg    ein;    am  2L    zogen    die  Beste   des   fransQ 
Heeres  durch  Berlin ;  am  22.  verliess  der  König  von  Prcussen  Potsdam  und  zog  sich  na 
Lau  zurück;  am  15.  Februar  schlug  Wittgenstein  sein  Hauptq^uartier  zu  K&lisch  auf;  a 
desselben  Menata  wurde  daselbst  —  nachdem  das  preussiache  durch  den  General  von  York 
ligie  Corps  in  Ostpreussen  schon  zu  Ende  des  Jahres  1812  zu  der  russischen  Armee  übe 
war  —  der  Allianz-Traetat  zwischen  PreusseA  lind  Russland  unterzeloImeL 

Seit  seiner  Rückkehr  nach  Paris  (im  December  1812)  strengte  der  Kaiser  Napoll 
Kräfte  seines  Reiches  zur  Fortsetzung  des  Krieges  gegen  die  verbündeten  Mächte;  Eng 
land  und  Preussen ,    an ,   und  fcrderte  die  Fürsten   des  Rheinbundes  zu  gleichen  Ansti 
auf.  Am  12.  Jänner  1813  erschien  ein  Senatus  Consult  zur  Ausbebung  von  350,000  MaoQJ 
französischen    Gebieten.    Bedeutende  StreitkräLfte    wurden    aus  Spanien  zurückberufen 
deutete  auf  den   festen  Entschluas    Napoleon's,  niclit  allein   die   Scharte,    die   seine 
Jabre  1812  erlitten,  auszuwetzen,  sondern  seine  Oberherrschaft  auf  dem  enropäischen  Conti 
durch    erneuerte    Anstrengungen    zu    sichern    und    durch    einen    umfassenden     Frieden   sohlai 
gültig  zu  besiegeln^ 

Wernn  Österreich  bis  jetzt  unersehütterüoh  auf  dem  politischen  Standpunote  steheaj 
ben  war,  den  es  im  Jahre  1811  vorbereifet  und  im  Jahre  1S12  festgehalten  hattoi  ao  lagl 
am  TagOj   dass  der  Begriff  der  —  durch  dio  Einreihung  eines  Hdlfscorps  in  das  grot&e  i 
Heer  —  besohränkten  Keutralitiit  auf  den  Stand  der  Dinge,  wie  er  sich  eben  gestaltet  hatte,  i 
mehr  pagste,  und  es  war  diese  Wahrheit  zu  tief  in  der  Natur  der  Dinge  gegründet,  umnicbtv 
dem  kaiserlichen  Cabinetc    und  wohl  ebenso  von  Napoleon  gefühlt  zu  werden.  Die  mori 
wie  die  materielle  KraB  Österreichs  war  durch  die  Unfälle ,  welche  die  franzosisohen  Heers  i 


1067 

Fddziige  1812  erlitten  hatten,  einer-  und  durch  die  im  vollen  Zuge  beg^riffene  Ausbildung  der 
kaiserliohen  Armee  und  deren  Stellung  in  der  Flanke  der  kriegführenden  Mächte  andererseits 
bereits  auf  eine  Höhe  gelangt,  welche  dem  Gabinete  erlaubte,  aus  der  neutralen  Territo- 
rial-Stellung  in  die  einer  intervenirenden  Macht  zu  Gunsten  der  Herbeiführung 
eines  allgemeinen,  wahren  und  nicht  eines  Scheinfriedens  tiberzutreten.  Auch  sprach  sich 
der  kaiserliche  Hof  in  dieser  Richtung  gleichmässig  gegen  die  im  offenen  Kampfe  stehenden 
Mächte  aus. 

In  Folge  dieser  neuen  Stellung  erhielt  der  Fürst  von  Schwarzenberg  den  Befehl,  das 
von  ihm  commandirte  Hülfscorps  nach  der  neutralen  österreichischen  Grenze  zurückzuführen, 
und  zu  deren  Sicherstellung  eine  Convention  mit  der  russischen  Heeresmacht  abzuschliessen 
(28.  Februar).  Gleichzeitig  wurde  das  kaiserliche  Heer  in  allen  Waffengattungen  verstärkt  und 
aus  Galizien  gegen  die  nordwestliche  Grenze  des  Reiches  vorgeschoben. 

Nach  der  Rückkehr  Napoleon*s  in  seine  Hauptstadt  wurde  der  General  Graf  Bubna  zur 
Wahrung  der  diplomatischen  Stellung  Österreichs  nach  Paris  gesendet.  Ihm  folgte  dahin  am 
28.  März  der  Fürst  von  Schwarzenberg  in  seiner  Eigenschaft  als  Botschafter,  nachdem  er 
den  Oberbefehl  über  das  nach  Galizien  zurückgekehrte  kaiserliche  Hülfscorps  dem  Feldmarschall- 
Lieutenant  ^aron  Frimont  übergeben  hatte. 

Am  30.  März  übertrug  Napoleon  für  die  Zeit  seiner  nahe  bevorstehenden  Abwesenheit 
aus  Frankreich  die  Regentschaft  der  Kaiserinn  Marie  Louise.  Am  15.  April  reiste  er  von 
St.  Cloud  ab,  und  stellte  sich  am  26.  zu  Erfurt  an  die  Spitze  seines  Heeres.  Der  Feldmarschall 
Fürst  von  Schwarzenberg  verUess  seinerseits  Paris  und  übernahm  das  Ober-Commando  der 
Truppenkörper,  welche  sich  bereits  in  Böhmen  gesammelt  hatten.  Der  König  von  Sachsen,  wel- 
cher sich  beim  Eindringen  der  russischen  und  preussischen  Streitkräfte  in  sein  Land  mit  seiner 
Garde  aus  Dresden  nach  Bayern  zurückgezogen  und  den  Rest  seiner  Truppen  in  der  Festung 
Torgau  concentrirt  hatte,  begab  sich  nach  Prag,  in  der  Absicht,  sich  an  die  intervenirende  Stel- 
lung des  kaiserlich  österreichischen  Hofes  anzuschliessen«  Am  21.  März  waren  bereits  Russen  und 
Preussen  in  die  Neustadt,  und  am  26.  in  die  Altstadt  Dresdens  eingezogen.  Am  24.  April  befunden 
sich  daselbst  der  Kaiser  Alexander  und  der  König  Friedrich  Wilhelm. 

Mit  dem  Anfange  des  Monats  Mai  begann  Napoleon  seine  activen  Operationen  mit  dem 
Treffen  bei  Rippach  und  Kayna.  Am  2.  fand  die  Schlacht  bei  Lützen  Statt  Am  8.  rückte  Napo- 
leon wieder  in.  Dresden  ein,  und  bedrohte  den  König  von  Sachsen  mit  dem  Verluste  seines  Thro- 
nes, wenn  er  nicht  mit  seiner  Garde  sogleich  wieder  nach  dem  Königreiche  zurückkehrte.  Noth- 
gedrungen  verliess  der  König  Prag  am  10.  und  kehrte  nach  Dresden  zurück,  woselbst  Napoleon 
ihm  einen  feierlichen  Empfang  vorbereitet  hatte. 

Der  erste  den  Verbündeten  nicht  günstige  Verlauf  des  neuen  Feldzuges  änderte  inzwischen 
nichts  in  dem  wohlberechneten  Gange  der  Politik  Österreichs.  Im  vollen  Bevnisstsein  seines  Rechts 
und  vertrauend  auf  die  Kraft  und  Treue  seiner  Völker,  strebte  der  Kaiser,  noch  wie  vor,  nach 
dem  Zwecke,  den  Weltfrieden  herbeizuführen  —  nichteinen  Waffenstillstand,  wie  deren 
im  Verlaufe  der  letztverflossenen  21  Jahre  unter  dem  Namen  von  Friedensschlüssen  allein  zu 
Stande  gekommen  waren. 

Die  Stellung,  welche  der  kaiserliche  Hof  seit  dem  Ausbruche  des  Krieges  im  verflossenen 
Jahre  1812  eingenommen  hatte,  bedurfte  nur  mehr  der  festen,  den  Umständen  angepassten 
DurchftQirung.  Aus  der  latenten  Stellung  der  Neutralität  war,  wie  bereits  gesagt,  Österreich 
seit  dem  Beginne  des  Jahres  1813  zu  der  activen  einer  Intervention  für  Herbeiführung  eines 
allgemeinen  Friedens  übergegangen. 


1068 


Um  derselben  die  Anerkennung  von  Seiten  der  kdegfuhrenden  Mäclite  und  die  Er&ftj 
Qeltendmacliung  zu  ßichem^   war  die   Ausriistung  des   HeereE  TerroUe tändigt  und  dessen 
stelluog  in  der  Kähe  der  Punote,  auf  denen  die  Gesclacko  des  neues  Feldzuges  entschieden 
den  mussten,  angeordnei  Ailes^  Politik  und  Heer,   war  im  Einldange,  um  zur  gegebenen  Stt 
dem  Kaiserreiche  das  Wort  der  Entaclieidtmg  und  das  Wiedereiringen  der  ihm  im  lUthe  Eu 
gebührenden  Stellung  zu  Bichem.    Bas  Cabinet  Hess  sich  im  franzüsischen  Hauptquartiere  d« 
den  General  Grafen    Bub  na,    im  russischen    und   preusaiachen    durch  den    &ühem  Minister  dt 
auewärtigen    Angelegenheiten    Grafen    von    Stadion    und    den    Eitler  von   Lebz eitern, 
zu  London  durch  den  Freiherra  -von  Wese  enberg  vertreten.  Das  Hauptquartier  dea  kalserlid 
Heeres  Latte    der  Feldmarecball    l^rst    von    Sohwarzenberg    zu  Jitschin  aa%esoMage]i« 
Kaiser  verweilte  fortan  in  ansobeinender  Hube  In  seiner  Hauptstadt 

Die  Schlaoht  bei  Bautzen  (21.  und  22.  Mai),  welcher  der  lliiekzug  der  russiäcli-prei 
Heere    und   ein    sechs  wöchentlicher  WaiTenstillstand   folgteu,   bezeichnete   dem   kaiserlichen  Hi 
den  Moment,  in  welchem  er  aus  der  zweiten  Periode  seiner  politischen  Stellung,  —  aus  der 
Gunsten    des   Friedens   intervenirendeni    zu    der    der    bewaffneten    Mediation  iben 
treten  berufen  sei. 


Am  25.  Mai  traf  die  Naohricht  der  Schlacht  von  Bautzen  in  Wien  ein.  Der  Kaiser 
sogleich  den  Eatfichlusa,  sich  in  Begleitung  dea  Minigtcrö  der  auswitrtigen  Angelegenhoitenp  öi 
fen  von  Metteruioh,  In  das  Hauptquartier  des  Feldmarscballa  Fürsten  von  Schwarzenk« 
zu  begeben.  Daselbst  angelangt^  erliesa  der  Kaiser  eine  Einladung  an  den  nach  Dresden  z\ 
gekehrten  Kaiser  der  Franzosen  und  an  die  in  OherscUcsiÖii  befindlichen  Monarchen  Küselift 
und  Preussens,  den  Minister  Grafen  von  Mettern ieh  persönlich  zu  empfangen.  In  Folge  hiei 
hatte  derselbe  in  dem  an  der  böhmisoh'äohleBiaoben  Grenze  gelegenen  Schlösse  OpotsohnA« 
ZusaramenkunE  mit  dem  Kaiser  Alexander,  welcher  in  seinem  und  im  Namen  des  K5bI 
Friedrich  Wilhelm  die  Mediation  Österraichä  annahm.  Von  Opotschna  begab  Äich  der  < 
von  Metternioh  über  Jitsehtn  nach  Dresden,  woaetbat  er  am  22,  Juni  anlangte.  Erst  Am 
erklärte  sich  Napoleon  seinerseits  für  die  Annahme  tler  Mediation.  In  einem  Vertrage,  w«lel 
am  erwähnten  Tage  durch  den  Grafen  von  Mette  mich  und  den  Herzog  von  Bassauo 
zeichnet  wurde  und  alsbald  die  Ratification  Napoleon's  erhielt,  wurde  die  Annahme  der 
tion  durch  den  Kaiser  der  Franzosen,  die  Vereinigung  der  Bevollmüchtfgten  der  drei  kriegiS 
renden  Mächte  unter  dem  Vorsitze  des  Bepräsentanten  der  vermittelnden  Macht  zu  Prag 
8.  Juli  —  (dieaer  Tag  wurde  durch  ein  spüteres  Übereinkommen  auf  den  12,  verlegt)  —  tmd 
10.  August  als  der  letzte  Termin  der  Negotiation  festgesetzt.  Der  Waffenatillatand  r 
den  kämpfenden  Heeren  wurde  in  Folge  der  in  Aussicht  stehenden  Fricdens-Verhandlnngea 
aeitig  vom  20.  Juli  bis  zum  10.  August  verlängert  Am  12.  Juli  stellten  sich  der  russische 
der  preuBsische  Bevollmächtigte  zu  Prag  ein,  woselbst  der  zum  dsterreicluschen  BevoUmiehttgl 
ernannte  Miniäter  Graf  von  Metternioh  bereits  seinen  Sitz  aufgeschlagen  hatte,  wÜireod  < 
Kaiser  Franz  das  ScMoss  zu  Brandeis  bezog.  Als  ersten  Bevollmächtigten  hatte  l^apoloi 
den  General  Coulaincourt  und  als  zweiten  den  am  kaiseflich  österreichisehen  Hofe  ab  B 
schafter  accre<ütirten  General  Grafen  von  Narbonne  bezeichnet. 

Erat  am  20.  Juli  traf  der  General  Coulaincourt  zu  Prag,  Jedoch  ohne  ßchriftliche  Vi 
machten*  ein.     Der  Graf  von    Mette  mich    verweigerte    das    Zusammentreten    der  Confercn* 
zur  Erfüllung  jener  Vorbedingung.     Allein  es  verlief   der  auf  den  10«  August    festgesetzte  l« 
Termin  der  Verhandlungen,   ohne  dass  die  benötbigte  Legitimation  des  französischen  Ge-SÄßdteö 
gelangt  war.  Um  Mittemacbt  vom  10.  auf  den  11.  August  sendete  sonach  der  Graf  von  Metteru! 


1069 

^  Piiee  «n  die  fi-anzösbcben  Abgeordneton  und  unterfertigte  dfts  Manifest^   in  welchem  Öetor- 
iiidi  fHakreich  den  Krieg  erkÜkte. 

In  der  Nacht  von  IL  zum  12.  trafen  die  VoUmacbten  des  Kidflers  Napoleon  aus  Dresden 
n  Vng  ein.  Allein  es  waren  die  Würfel  gefallen;  von  deren  Wieder  aufnähme  konnte  die  Kede 
lUlnehr  »einl 

Der  ^sterrelohiache  Hof  hatte  in  einem  ruhigen  berechneten  Gange  eeino  Partie  genommen. 
Vm  die  beengte  Stellung ,  in  welche  die  Ereignisse  der  letzten  Deoennien  das  Heich  rersetzt  hatten; 
llt  ciaer  würd^eien  zu  vertauschen^  und  um  die  Wunden^  welche  die  Kriege  —  diese  Frucht  der 
Bevolution  und  der  Eroberungssucht  Napoleon^s  —  dem  gesammten  europaisohcn 
und  ihm  selbst  geschlagen  hatten ,  ku  heilen ,  gab  es  für  Österreich  nur  ein  Mittel^ 
üa  BertleUuiig  eines  allgemeinen  auf  sichecBi  Grundlage  ruhenden  Friedensdtandes.  Diesem 
lieeko  wendete  Österreich  alle  seine 'Anstrengungen ,  olle  seine  Kräfte  zu.  Wenn  Napoleon 
«  «stsilien  Im  eigenen  Interesse  damals  auch  seinerseits  zur  Erreichung  jenes  grossen  Zweckes 
■ftttirfdbefii  §0  geschah  es^  weil  er  sich  einer  doppcltci]  Illudon  iiherliessj  indem  er  die  morali- 
^Am  und  materieUen  Krülte  ^  welche  er  durch  seine  Ycrweigerang  des  Friedens  gegen  sich  in 
dia  KjUDpf  rief,  unterschätzte  und  dann,  indem  er  überhaupt  nkht  als  möglich  annabnii  doss  eine 
ian^e  Verbindung  der  Mächte  gegen  ihn  sich  bilden  und  erhalten  könne. 

Oftesieich  stand  vorerst  mit  Frankreich  in  Kriege  ohne  noch  eine  AUianz  mit  den  früher 
Ti^Udea  geschlossen  zu  haben,  und  es  hatte  sieh  hierin  das  Cabinet  die  volle  Freiheit  seiner 
Slettimf  %orbehalten. 

Die  Aufgabe,    welche  selbes  nach  der  Auflösung  des  Prager  Congresscs  zu  erfüllen  hatte, 

m  ioxwlsehen    deutlich   vor.     Es    musate    eine    enge  Verbindung  der  Mächte  zum  Zwecke 

gegen  Napoleon   zu  führenden  Krieges  gegründet,    der  Gang  der  militänsohen 

gc^en  den  hochbegabten  Gegner  strenge  in  das  Auge  gcfasst  und  das  Princip  festge- 

i>    dass    es   nicht  die  Führung  eine«  Defensiv-  sondern  eines  Offensiv-Kricgcs  gelte, 

I  fittsserste  Grenze  auf  dem  französischen  Gebiete  selbst  zu  suchen  sei* 

Der  Kidser   Franz   verliess    nach  der  erfolgten  Kriegserklärung  am  IL  August  den  Auf- 
den  er  fUr  die  Dauer  des  Prager  Congresses  zu  Brandeis  bezogen  hatte  i   um  sieh  nach 
ni|  am  Empfitfigo  dee  russischen  und  des  preussischen  Monarohen  zu  begeben.    Von  da  verfüg- 
lieh   die   Uoaarohen    mit  ihren  Ministem  nach  Teplitz,    um  daselbst  den  AlOanz-Tractat  zu 
wibrend    andererseits    die    kaiserliche  Armee  gegen  die  sächsische  Grenze  vorrückte. 
IMoieneliall  Fürst  von  Sohwarzcnbcrg  schlug   sein  Hauptquartier  ebenfalls  »u  Tepüiis 
B  an  den  dortigen  militärischen  Berathungen  ,Theil  zu  nehmen. 

Verhandlungen  zwischen  dem  kaiserlich  öaterreichischen  und  dem  königlich  bayerischen  Hofe, 
1  Bet^tt  dee  Letzteren  zu  der  Stellung  des  Ersteren  zum  Zwecke  hatten ,  wurden 
eingeleitet,  und  wurden  zu  Ried  durch  einen  Vertrag  zum  Abschlüsse  gebracht. 

Die   imter  den   drei  grossen    Continental -Mächten    und  Grossbritannien  zu  trefiFende 
ftsiliilEBafI  wurde   in  grossen  Grundzügen   aufgefasst    Als  deren  Zweck  wurde  von  den  vier 
die  Erreichung   eines  allgemeinen ,    die  Bürgschail  seiner  Dauer  in  einer  richtigen  Ver- 
der  Kräfte  der  Staaten  findenden  Friedens  bezeichnet. 
Ali  die  wesentlichsten  Mittet  zur  Losung  der  Aufgabe  wurden  die  folgenden  politischen  und 
Prineipien  festgestellt: 

IVeiikreleh  solle  in  die  Grenzen,  welche  mit  dem  Begriffe  des  europäisches  Gleich- 
Teieinbar  seien,  zurückgeführt  werden;  der  rheinische  Bund  ist  aufzulösen ,  und 
Slelfe   bat   ein    telbstitändiger  deutsehcr  Verein   zu  treten;    Österreich  und  Preussen 


1070 

sollen  rüoksichtlioh  ihres  Besitzstandes  wieder  in  die  Lage,  in  der  sie  sich  vor  den  Kriegen 
in  den  Jahren  1805  und  1806  befanden,  versetzt  werden.  Von  der  Yertheilung  der  Yon  den 
Allürten  zu  besetzenden,  dem  Kaiser  Napoleon  unterworfenen  Lander  soll  im  Verlaufe 
des  Krieges  keine  Bede  sein.  Sie  sollen  als  disponible  Qebiete  von  hiezu  berufenen  Commis- 
sSren  der  allürten  Mächte  verwaltet  und  als  deren  Gemeingut  betrachtet  werden.  Ihre  künf- 
tige Bestimmung  soll  nach  geschlossenem  Frieden  auf  einem  Congresse  festgesetzt  werden, 
mit  Ausnahme  derjenigen  Gebietstheile ,  welche  Yon  ihren  rechtmässigen  früheren  Besitzern 
nicht  rechtsgültig  abgetreten  worden  waren,  und  welche  alsbald  an  Letztere  zurückzukehren 
hätten. 

Die  vier  Mächte  verbinden  sich,  weder  in  Verhandlung  noch  in  irgend  einen  Abschluss  mit 
Frankreich  anders  als  gemeinsam  sich  einzulassen.  Die  Heere  der  verbündeten  Continental- 
Mächte  bleiben  unter  dem  Coinmando  ihrer  eigenen  Generale;  das  Obercommando  der  Heere  der 
Verbündeten  hat  der  Feldmarschall  Fürst  von  Schwarzenberg  zu  führen,  in  dessen  Haupt- 
qui^er  die  Monarchen  und  ihre  Minister  während  der  Dauer  des  Krieges  ebenfalls  zu  verweilen 
sich  entschlossen. 

Der  Krieg  wird  nicht  in  Feldzüge  nach  Jahren,  sondern  nach  Perioden  eingetheilt  Der 
erste  Feldzug  beginnt  mit  dem  offensiven  Vorgehen  der  verbündeten  Streitkräfte  und  findet  sein 
Ende  am  Rhein;  der  zweite  Feldzug  endet  mit  der  Erreichung  der  Culminations- Puncto  der 
Vogesen  und  der  Ardennen;  der  dritte  hat  mit  dem  Absteigen  in  die  Ebenen  Frankreichs  zu 
beginnen;  sein  Ziel  ist  Paris. 

Die  Verabredung  und  die  Dispositionen  zu  einem  neuen  Feldzuge  haben  erst  mit  der  Been- 
digung des  zurückgelegten  Statt  zu  finden.  Dem  am  9.  September  auf  diese  Grundlagen  abge- 
schlossenen Vertrage  zwischen  den  Höfen  von  Österreich,  Preussen  und  Bussland  traten  am 
3.  October  England,  und  im  Verlaufe  des  Monats  November  die  sämmtlichen  deutschen  Fürsten  bei. 

Die  Eröffnung  des  ersten  Feldzuges  ward  durch  einen  am  17.  August  erlassenen  Armee- 
befehl des  Feldmarschalls  Fürsten  von  Schwarzenberg  bezeichnet 


Durch  das  neue  Bündniss  erweiterte  sich  der  Kriegsschauplatz  vom  baltischen  bis  zum  adria- 
tischen  Meere,  und  folgende  Truppenaufstellungen  hatten  Statt 

Auf  dem  südlichen  Theile  desselben  stand  Feldzeugmeister  Baron  Hifier  mit  60,000 
Mann  an  den  Grenzen  Illyriens  gegen  den  Vicekönig  Eugen. 

Feldzeugmeister  Fürst  Beuss  hielt  mit  42,000  Mann  am  Inn.  Ihm  gegenüber  stand  der 
bayerische  General  Graf  Wrede  mit  20,000  Mann  Bayern. 

Auf  dem  nördlichen  Operationsfelde  stand  Feldmarschall  Fürst  Schwarzenberg  mit  der 
böhmischen  Armee,  120,000  Mann,  hinter  den  Pässen,  welche  aus  Böhmen  durchs  Erzgebirge 
nach  Sachsen  führen.  Mit  diesen  vereinigte  sich  noch  im  August  die  russisch-preussische  Armee 
unter  Wittgenstein  und  Kleist,  dann  die  russischen  Garden  und  Beserven  60,000  Mann  unter 
dem  russischen  General  Grafen  Barclay  de  Tolly. 

Die  schlesische  Armee  unter  General  Blücher  mit  95,000  Mann  Preussen  und  Bussen 
hielt  hinter  der  Oder,  an  der  durch  den  Waffenstillstand  bestimmten  Linie. 

'  Die  Nord-Armee  unter  dem  Kronprinzen  von  Schweden  mit  140,000  Mann  Bussen,  Preussen 
und  Schweden  war  bis  gegen  Berlin  vorgerückt 

General -Lieutenant  Wallmoden  beobachtete  mit  20,000  Mann  Engländer  und  Deutsche 
Hambug  und  Lübeck. 


1071 

Die  rnssisohe  Hauptreserve  unter  Bennigsen,  60,000  Mann,  war  auf  dem  Anmärsche 
von  der  Weichsel. 

Feldmarschall  Herzog  Ferdinand  von  Württemberg  sammelte  das  Ssterreichisohe 
Boservecorps  bei  Wien. 

Diesen  gewaltigen  Massen,  über  600,000  Mann,  standen  336,000  Franzosen  in  einer  vier- 
fachen Linie  von  der  Katzbach  bis  zur  Elbe  gegenüber.  30,000  Mann  bildeten  die  Reserve  und 
waren  stufenweise  von  der  Elbe  bis  zum  Rhein  aufgestellt.  Napoleon  selbst  leitete  die  Bewe- 
gungen seines  Heeres;  Feldmarschall  Fürst  Schwarzenberg  jene  der  unter  ihren  eigenen 
Befehlshabern  stehenden  Armeen  der  Verbündeten. 

Die  Hauptarmee  rückte  nach  der  Mitte  des  August  durch  das  Erzgebirge  in  Sachsen  ein, 
griff  Dresden  am  26.  August  an,  gerieth  dort  mit  Napoleon's  Hauptmacht  in  Kampf,  erlitt 
.  bedeutende  Verluste  und  zog  sich  dann  nach  Böhmen  zurück.  Van  dämme  folgte  mit  dem  linken 
.Flügel  der  französischen  Hauptmacht  über  die  Qebirge,  und  wurde  am  30.  August  bei  Kulm 
angerieben.  Macdonald  wurde  von  dem  sächsischen  Heere  am  26.  August  an  der  Katzbach, 
Oudinot  von  der  Nord- Armee  am  23.  August  bei  Grossbeeren  und  Ney  am  5.  September  bei 
Dennewitz  besiegt. 

Seit  1.  September  stand  die  allürte  Hauptarmee  an  den  südöstlichen  Abfällen  des  Erz- 
gebirges, und  lieferte  in  Böhmen  und  Sachsen  den  Gegnern  mehrere  Gefechte.  Indess  war 
General  Bennigsen  mit  der  polnisch  -  russischen  Armee  durch  Schlesien  und  Böhmen  mar- 
schirt  und  am  8.  October  in  Sachsen  bei  Peterswalde  angekommen.  Dieser  nahm  schon  in  den 
folgenden  Tagen  an  den  Gefechten  der  sich  Leipzig  nähernden  Hauptarmee  Theil.  —  Das  sohle- 
sische  Heer  ging  am  3.  October  bei  Elster  über  die  Elbe,  und  schlug  das  bei  Wart en bürg  unt^r 
General  Graf  Bertrand  aufgestellte  4.  französische  Armeecorps  in  die  Flucht.  —  Die  Nord- 
Armee  liess  im  September  Wittenberg  blockiren,  und  entsendete  Streifcorps  nach  Braunschweig 
und  Cassel.  In  den  ersten  Tagen  des  Octobers  führte  der  Kronprinz  von  Schweden  seine  Armee 
bei  Acken  und  Rosslau  über  die  Elbe,  und  nahm  sein  Hauptquartier  zu  Dessau.  —  Auf  dem 
äussersten  rechten  Flügel  der  Nord- Armee  operirte  das  Corps  des  General-Lieutenants  Grafen  Wall- 
moden an  der  Nieder-Elbe  Und  gegen  Holstein.  Diesem  gegenüber  standen  der  Marschall 
Davoust  und  das  dänische  Hülfscorps.  Die  bedeutendsten  Gefechte  wurden  im  August  an  der 
Stecknitz  bei  Lauenburg,  dann  bei  Vellahn  und  Zarentin,  am  16.  September  an  der  Göhrde 
geliefert  und  ivß  letzteren  die  französische  Division  Peche  uz  vernichtet  Am  14.  October  wurde 
Bremen  zur  Ergebung  gezwungen. 

Um  die  Mitte  des  Octobers  drängten  die  Hauptmassen  der  Verbündeten  von  allen  Seiten 
gegen  Leipzig,  um  welche  Stadt  Kaiser  Napoleon  seine  Armee  vereinigt  hatte.  Vom  10.  bis 
15.  October  gab  es  auf  dem  bereits  sehr  verengten  Räume  häufigen  Zusaipmenstoss  zwischen 
zurückziehenden  französischen  und  vorrückenden  alliirten  Colonnen.  Am  16.  October  begann 
die  allgemeine  Schlacht,  welche  in  den  folgenden  Tagen  fortwährte  und  am  19.  mit  der 
Niederlage  der  französischen  Armee  endete.  Was  von  derselben  über  Lindenau  entkam,  eilte 
dem  Rheine  zu. 


Am  Inn  waren  sich  die  bayerische  Armee  des  Grafen  Wrede  und  die  öster- 
reichische des  Fürsten  Reuss  ruhig  gegenüber  gestanden.  Nach  langer  Unterhandlung  wurde 
zu  Ried  am  8.  October  der  Tractat  geschlossen,  durch  welchen  Bayern  seinem  Verhältnisse  mit 
Frankreich  entsagte  und  sich  der  grossen  Allianz  anschloss.  Die  österreichischen  und  bayerisoli 


1072 

Trappen  yereinigten  sich  zu  einem  Heere  von  50,000  Mann,  dessen  Oberbefehl  dem  General 
Grafen  Wrede  übertragen  wurde.  Dieser  eilte  über  Würzburg  an  den  unteren  Main,  um  der 
franzö'sischen  Armee  den  Eückzug  abzuschneiden.  Auf  der  Verfolgung  rückte  die  Hauptarmee 
links  durch  den  Thüringerwald  gegen  Frankfurt,  und  das  schlesisohe  Heer  rechts  durch  das 
Yogelgebirge  gegen  Wetzlar  und  Giessen  vor.  Die  erstere  erreichte  den  Feind  und  schlug  sich 
mit  demselben  bei  K5sen  und  Buttelstadt,  —  die  zweite  bei  Baumertsrode ,  Freiburg  an  der 
TJnstrutt  und  am  Hörseiberge.  —  Das  österreichisch-bayerische  Corps  war  indess  am  Main  ange- 
kommen, nahm  Würzburg,  blockirte  die  Feste  Marienberg  und  eilte  dann  nach  Hanau.  Bei 
Gelnhausen  warf  sich  die  Vo/hut  am  29.  October  der  Avantgarde  der  französischen,  dem  Rheine 
zuziehenden  Armee  entgegen.  Nach  einem  lebhaften  Gefechte  mussten  die  Alliirten  die  Marsoh- 
strasse  den  Franzosen  frei  lassen.  Am  30.  stellte  sich  Wrede  selbst  mit  40,000  Österreichern 
und  Bayern  gegen  die  französische  Hauptmacht  bei  Hanau.  Es  kam  zur  Schlacht  Napoleon 
öffnete  sich  den  Weg  nach  Frankfurt,  und  nun  war  der  Rest  seines  Heeres  gerettet.  Mit  dem 
Naohzuge  wurde  noch  am  31.  October  um  Hanau  lebhaft  gekämpft;,  und  auch  die  Frankfurt  mit 
Sachsenhausen  verbindende  Brücke  gegen  die  Franzosen  vertheidigt  und  erhalten.  Napoleon 
selbst  eilte  über  Mainz  nach  Paris.  Die  Truppen  zogen  nach  dem  linken  Ufer  des  Rheins.  Ntir 
die  Nachhut  blieb  auf  dem  rechten  bei  Hochheim,  wurde  aber  am  9.  November  von  den  Öster- 
reichern angegriffen,  geschlagen  und  nach  Mainz  geworfen.  Auf  dem  rechten  Ufer  des  Rheins 
hielten  die  Franzosen  nur  mehr  die  Brückenköpfe  von  Kehl  und  Mainz  besetzt. 

General  Bennigsen  blookirte  mit  der  russisch-polnischen  Armee  Magdeburg,  rückte 
jedoch  Anfangs  December,  nachdem  er  die  Blockade  preussischen  Truppen  übergeben,  an  die 
Mündung  der  Elbe  hinab,  und  sohloss  am  24.  December  Hamburg  ein.  —  Die  Nord- Armee  mar- 
schirte  von  Leipzig  durch  Hannover  und  Braunschweig  gegen  Holstein  und  Schleswig.  Sie 
besetzte  Lübeck  und  Friedrichsort,  imd  belagerte  Glückstadt  Die  zu  ihr  gehörenden  Corps:  das 
preussische  des  General -Lieutenants  Bulow  und  das  russische  der  Generale  Wintzingerode 
und  Tschernitscheff,  wendeten  sich  Anfangs  November  gegen  Holland,  nahmen  Doesburg, 
Zütphen  und  Amheim,  schlugen  sich  mit  den  zur  Vertheidigung  dieses  Landes  aufgestellten  fran- 
zösischen Truppen  bei  Neus,  Wesel,  Bommel  u.  s.  w.,  und  vollendeten  allmählich  dessen  Eroberung, 

Klenau  hatte  mit  dem  österreichischen  4.  Corps  der  Hauptarmee  Dresden  am  11.  November 
eingenommen.  Die  Belagerungen  von  Danzig,  Modlin,  Zamosc,  Stettin,  Torgau,  Magdeburg  und 
Erfurt  wurden  fortgesetzt  Somit  endete  der  erste  Feldzug  des  Befreinngskriegea  in  Deutsch- 
land siegreich  am  Rheine,  nach  der  Eintheilung,  wie  die  Monarchen  sie  angenommen  hatten, 
und  es  wurden  die  Vorbereitungen  zur  zweiten  Caäipagne  gemacht,  die  den  Krieg  nach  Frank- 
reich tragen  sollte,  als  dessen  Ziel  vorläufig  Langres  bezeichnet  war. 


Der  Feldzeugmeister  Freiherr  von  Hill  er  hatte  im  August  1813,  als  die  Feindseligkeiten 
begannen,  sein  Hauptquartier  in  Klagenfurt.  Der  Vicekönig  stand  ihm  mit  58,000  Mann  entgegen, 
welche  in  Ober-Kärnthen,  Krain,  dem  Küstenlande,  im  Venetianischen  an  der  Etsoh  und  Brenta 
und  in  Wälsch-Tirol  aufgestellt  waren.  Er  hatte  am  10.  August  sein  Hauptquartier  in  Udine,  am 
19.  zu  Görz.  Den  rechten  Flügel  seines  Heeres  hatte  er  bis  an  die  Save  ausgedehnt  Der  öster- 
reichische linke  Flügel  rückte  von  Agram  in  das  französische  Croatlen  ein,  dessen  Bewohner 
sich  sogleich  für  Österreich  erklärten.  Andere  Colonnen  aus  dem  Centrum  griffen  die  Linie  der 
feindlichen  Vortruppen  auf  mehreren  Puncten  an.  Die  Franzosen  verliessen  Karlstadt,  den  Loibel 
und  Vülach. 


1073 


Per  VicekSnig^  zog  sadann  seinen  rechton  Flügel  zwisolien  Laibacli  und  Villaoh  zusammen. 
Sm  IUupt[>ostea  war  die  Steüung  bei  Tarvis,  Villacli  wurde  am  24.  August  von  dei*  fransfoisi- 
L  Atnantgarde  angefallen,  dieselbe  jedocli  v^n  den  Öetterreiehern  zurückgesch lagen.  Am  27. 
»en  dieae  Fiume,  Am  28.  griffen  die  Franzosen  das  österreichifioiie  Centrum  an,  eroberten 
I  tentSrten  die  Brücke  von  Rossek  über  die  Drau^  und  nahmen  am  29.  Yillach  wieder.  Im 
|»t£inber  siegten  die  Österreicher  mit  ihrem  linken  Flügel  bei  Feistritz,  Krainburg,  Sanct 
ein,  Weiehselbiirg  und  Zirknitz,  und  besetzten  am  30.  Laibacb.  Die  Mitte  war  am  19.  Septem- 
I  bei  Ronaek  und  Hohlenburg  über  die  Drau  gegangen ,  and  Feldzcugmeistcr  Baron  Hitler 
Hagts  sodann  »ein  Hauptquartier  nach  Villach.  —  Der  rechte  Flügel  wendete  sieh  na<?li  Tirol, 
II.  September  die  Mühlbaober  Klausej  und  bestand  am  8.  das  Gefecht  bei  Bnmneken. 
waren  durch  die  Thätigkoit  des  Geiieral-Majors  Nugent  schon  ganz  Croatien  und  der 
TlieU  des  Küstenlandes  vom  Feinde  gereinigt.  Schon  Anfangs  September  war  auch 
magefTlScUf  und  nach  des  Feindes  bei  Mitterburg,  bei  Pola  und  Pinguente  erlittenen 
Cftpo  d*Utria  beaetzt  worden.  Mit  der  Einnakme  des  Castolb  tou  Triest  am 
,  (kbohtt  war  die  Befreiung  Illyriens  vollendet  Am  7.  October  war  vom  Centrum  die  Stellung 
I  TwU  beswungeui  vom  rechten  Flügel  die  Mühlbacher  Klause  zum  i&weitou  Male  erstürmt 
Tirol  wurde  durchzogen,  und  schon  am  16,  das  Castell  von  Trient  eingeschlossen. 
Atantgai-de  des  Österreiehischen  Linken  Flügels  und  Contrums  iiberscliritt  in  den  letzten 
Oelobers  den  Ison^io,  den  Tagliamento,  die  Livenza;  am  10.  November  den  Alpon. 
I  6m  Gefechten  bei  Bassano  Ende  Ootobers ,  Cahliero  am  lö. ,  San  Michaelo  am  19.  Novem- 
Land  rechts  bis  an  den  Fo  und  links  an  der  Etsch  hinab  bis  an  die  See  befreit, 
tdig  wurde  auf  der  Landseite  seit  6.  November  blockirt.  Nugent  war  vom  Fo  di  Goto  um 
is  Mitte  Nerembers  in  den  Kirclienstaat  vorgerückt,  hatte  Eavonna  am  10.  December  besetzt 
I  Potü  am  19.  eingenommen.  Qcneral  Tomaasicb  war  im  October  nach  Dalmaiien  einge- 
I,  und  nahm  noch  1813  Knln^  Sebenico  und  Zara,  im  JÜnncr  1S14  Klissa  und  Kagusa. 


Attf  der  pyrenäischen  Halbinsel  hatte  in  diesem  Jahre  der  Herzog  von  Wellington 
I  Küoig  Joseph  bei  Vittoria  am  21«  Juni  aufs  Haupt  geschlagen,  San  Sebastian  und  Pampe- 
t  fmoffliziea  und  die  Franzosen  am  Spanien  nach   Frankreich  gedriingt 


Das  Jahr   1814. 


Nach    der    Schlacht    bei  Leipzig    verfolgten    die  Alliixten    ihre    Siege.     Die    Schlacht    bei 

Itasa  (30.  October  1813)  war  der  letzte  grosse  Kampf,    den  ihre  Heere  auf  deutschem  Boden 

I  die  in  einem  Znstande  von  Auflösung  gerathene,  gegen  den  Rhein  sich  zurückziehende  und 

^  d«m  FQ»«e  verfolgte  ^anzcSsische  Armee  lieferten.     Der  Rückzug  der  Lberreste  dieser  Armee 

^  4«a  deutschen  Strom  fand  am  1.  und  2.  November  Statt.    Am  5.  desselben  Monats   schlug 

'  FttHmtn ehalt  Fürst  von  Schwarz enberg  sein  Hauptquartier  zu  Frankfurt  auf,  wohin  ihm 

I  Keeareheii  von  Österreich,  Russland  und  Preussen  mit  den  Miriist«»m  folgten.     Am  9.  langte 

;  4er   am  grossherzoglichen  Hofe   von    Weimar  accreditirte  iVanzdsische   Gesandte  Baron 

ifilL  Aignan   an,    welcher  auf   seiner  Reise   von   einer  Streifco tonne   festgenommen    worden 

bi  Ueaptquartiere  der  Monarchen  wurde  er  al&bald  auf  freien  Fuss  gesetzt ^  und  er  konnte 

r-lM,  ehe  er  telse  Belae    nach    Paris    fortacUte,    in    seinen  Unterredungen   mit  den  Chefs    der 

68 


1074 

Gabinetto  überzeugen,  dass  die  erfochtenen  Siege  in  der  Gesinnung  der  verbündeten  Machte 
und  in  ihrem  Wonsohe,  einen  auf  festen  Grandlagen  gesicherten  Frieden  recht  bald  hergestellt 
zu  sehen,  nichts  geändert  hatten. 

Seit  dem  Eintreffen  der  Monarchen  am  Rhein  fanden  täglich  Beitritte  der  deutschen 
Regierungen  zu  der  grossen  Allianz  Statt 

Der  ersteFeldzug  der  Allürten  war  im  Sinne  der  Teplitzer  Verabredung  als  beendet 
betrachtet,  und  man  nahm  den  Operationsplan  für  den  zweiten,  dessen  Eröffnung  der  Übergang 
der  verbündeten  Heere  über  den  Rhein  bilden  sollte,  in  Berathung.  Mit  der  Schweiz  waren 
bereits  Verhandlungen  eingeleitet,  welche  dem  Lande  die  Wiederherstellung  seiner  durch  die 
Mediations  -  Acte  verlornen  Selbstständigkeit  und  für  die  Zukunft  die  Wohlthat  der  Neutralität 
unter  der  Bedingung  sicherten,  dass  für  diesesmal  der  Durchzug  der  Streitkraft^  der  Allürten 
durch  das  Gebiet  der  Eidgenossenschaft  gestattet  werde. 

Als  dieses  Zugeständniss  gemacht  war,  erliess  der  Feldmarschall  Fürst  von  Schwarze n- 
berg  am  21.  December  aus  seinem  Hauptquartiere  zu  Lörrach  eine  Proclamation,  um  die  Über- 
einkunft zwischen  den  Alliirten  und  der  Schweiz  zu  verkünden,  und  es  ward  selbe  zugleich  durch 
den  Übergang  der  kaiserlich  österreichischen  Truppen  über  den  Rhein  zwischen  Schaffhausen 
und  Basel  besiegelt.  Am  24.  proclamirte  die  Standes  -  Commission  zu  Bern  die  Aufhebung  der 
Mediations -Acte.  Am  28.  December  rückte  die  österreichische  Avantgarde  zu  Sitten  im  Walli- 
serlande  und  am  30.  der  General  Graf  von  Bub  na  in  Genf  ein. 

Die  alliirten  Monarchen  hatten  inzwischen  ihre  Hoflager  von  Frankfurt  nach  Freiburg  im 
Breisgau  übertragen.  Anfänglich  äusserte  Kaiser  Napoleon  nach  der  Ankunft  des  Baron  von 
St.  Aignan  zu  Paris  den  Wunsch,  dass  sofort  und  während  der  Dauer  des  Krieges  ein  Ort  zur 
Vereinigung  von  Bevollmächtigten  für  eine  Friedens  -  Unterhandlung  ausgewählt  werde ,  und  die 
Monarchen,  dem  Sinne  der  sie  belebte,  getreu,  bezeichneten  hiezu  die  Stadt  Mannheim.  Allein 
Napoleon  gab  dem  Unternehmen  keine  Folge. 

Am  1.  Tage  des  Jahres  der  Entscheidung,  1814,  überschritt,  dem  zu  Frankfurt  festge- 
stellten Operationsplane  zu  Folge,  das  Centrum  der  schlesischen  Armee  unter  dem  königlich 
preussischen  Feldmarschall  von  Blücher  den  Rhein  bei  Kaub,  während  der  russische  General 
Graf  von  St.  Priest  den  Übergang  bei  Ehrenbreitstein  und  der  General  von  Wittgenstein 
denselben  bei  Rastatt  und  dem  Fort  St  Louis  bewerkstelligten.  Am  3.  Jänner  hatten  österrei-' 
chische  Truppen  bereits  Vesoul,  und  der  königlich  bayerische  General  von  Wrede  Colmar 
besetzt;  am  4:  langten  die  Preussen  zu  Nimwegen  an,  nachdem  sie  das  Land  zwischen  der  Maas 
und  der  Waal  vom  Feinde  befreit  hatten.  Am  12.  Jänner  trafen  der  Kaiser  von  Österreich,  am 
13.  der  Kaiser  von  Eussland  und  der  König  von  Preussen  zu  Basel  ein.  Am  letzteren  dieser  Tage 
überschritten  die  kaiserlich  russische  Garde  und  österreichische  Truppenmassen  die  dortige 
Brücke;  am  16.  befand  sich  bereits  das  Hauptquartier  des  Feldmarschalls  Blücher  zu  Nancy 
und  am  18.  jenes  des  Feldmarschalls  Fürsten  von  Schwär zenberg  zu  Langres.  Während  des 
ersten  Vorrückens  der  verbündeten  Heere  auf  französischem  Boden  verweilten  die  drei  Monar- 
chen und  deren  Cabinette,  zu  denen  der  am  18.  Jänner  aus  London  eingelangte  königlich  gross- 
britannische erste  Staats-Secretär  Lord  Gastier eagh  sich  gestellt  hatte,  zu  Basel,  von  wo  sie 
sich  nach  Langres  begaben,  um  daselbst,  den  operirenden  Heeren  näher,  die  militärischen  Opera- 
tionen für  den  dritten  Feldzug  festzustellen. 

Inzwischen  hatte  der  Kaiser  Napoleon  an  die  verbündeten  Mächte  einen  abermaligen 
Antrag  auf  die  Vereinigung  von  Bevollmächtigten  zur  Anknüpfung  von  Friedens  -  Verhandlungen 
gerichtet    Auch  jetzt,  wo  sich  die  Lage  so  verschieden  von  der  früheren  gestaltet  hatte,  wollten 


1075 


Uonftrcben    in   dem  von   ihnen   angenommenen  Gange   verharren.     Die    Stallt    Cliitillon    sur 
in«  vQrde  tum  Bebafe   der  Verhandlungen    auserkoren   und    neutral    erklärt.    Allein  auch  hier 
die    friedfertigen  Absichten    der    verbündeten    Mächte,    und    selbst     das     demselben 
i  lugewendote   Streben    des    die    Stimme     dos    Lande»     treu    vertretenden     fransösischen 
cbttften  an  dem  starren  Willen  Napoleon'«.    Die    Verhaodlungcn   in    Chiltillon    lösten 
in  Duiwt   auf  und   dienten  nur  dazu,    die  Gröaee  der  Kluft  ersichtlich  zu  machen,  wulche 
[  den  Begriffen  der  verbündeten  Monarchen  und   ihrer  Cabinette   und  jenen    des   Kaisers 
r  PnQaoften  übar  die  Wesenheit  eines  Dauer  bietenden  Friedens   lag,  Nach   dem  Gefechte  bei 
Mr  Aul»«   (21.  und  22.  März)  verkündete  ein  Tagesbefehl    des  Feldmarschalls  Fürsten   von 
^kwtrienberg  die  AuRSsung  der  Verhandtungen  von  ChAtillon.    Am    1*    Mäta   hatten    unter- 
Mfn  la  Cbaumont   die  Höfe    von  Osterreich,  Grossbritannien ^  Preussen    und    KusBland    efnen 
Tertra^  geflelüoaaen,    welcher    die  Aufrechthattung   des    Gleichgewichtes    unter    den  Mächten    und 
\  Siobtrong  des  auf  dieser  Grundlage  'abzuschli  essen  den  Friedens  auf  die  Dauer  von  20  Jahfcn 
iZvicke  hatte. 

So  nahte   die    Stunde    der   endlichen    Lösung   des   grossen   Kampfes    mit    Riesensohritten. 
blieb     nämlich    Napoleon    auf    einmal   die   mit    abwechselndem    Glücke   in    den    Ebenen 
r  GbimpAgne  geführten   Gefechte   ab    und   nahm   die    Richtung   nach   Osten.     Er   hatte   hiebei 
den    Zweok,    sich    vereint    mit    den    Garnisonen    der   in    dieser    lÜehtung    liegenden 
1  flitae  auf  die  ConuDunicationslinle    des    kalacrliiih    österreichischen  Heeres  und    der    sCid- 
Anneecorps    zu  vteiien  und  hiedurch   die   ihm  in  der  Flanke    stehenden  Armeen    zum 
ttcbnge  ge^en    deu  Rhein    zu    bewegen.    Allein    Peldmarachall    Fürst   von    S  ch  warben  berg 
i  die  in  deMeo  Hauptquartier  befindLicben  Monarohen  llessen  i$ich  durch  diese  Bewegung  des 
I  Bdttht  febrecken. 

Darall  den  Zug  gegen  SL  Dizier  hatte  Napoleon  den  verbündeten  Heeren  den  kurzen 
't|  naob  Pari«  preisgegeben  und  die  Vereinigung  der  auf  der  Seine  und  der  Marne  bisher 
~|itt«iiit  wirkenden  Abtheilungen  dieser  Heere  ermöglicht.  Auch  traten  dieselben  ohne  Zeitvcr- 
<^  fiTvint  den  Marsch  gegen  die  Hauptstadt  auj  welche  nur  mehr  durch  zwei  französische 
^^(pi  unter  den  Befehlen  der  MamchäUe  Marmont  und  Mortier  gedeckt  vrar.  Als  der  Kaiser 
'^p^le^n  die  Überzeugung  gewann,  dass^  statt  ihm  auf  dem  Fusse  zu  folgen,  die  Haufjüiiacht 
^  AOUrieo  aicJi  gegen  Paria  gewendet  hatte,  kehrte  er  in  Eilmärschen  auf  dem  linken  Ufer  der 
hu  imi  der  Seine  fiber  Bens  in  der  Riohtung  naob  Paris  zu  um. 

Daa  Schickaal  hatte  aber^  ala  er  Font&inebleau  erreichte,  bereite  seinen  Ausspruch  gefällt. 
^  tt.  Eint  hatte  die  Kaiserinn-Regentinn  Maria  Louise   mit  den  Minlsierien  Paris  tcrlassen 
t  rf«b  nach  Orleans  zurückgezogen. 

}(acii  heftigen  aber  nutzlosen  Gefechten  vor  den  Lioien  und  nach  der  Erstürmung  der  Paris 
Positionen   enpitulirte    die   Stadt    am   SQ.    Mär».     An    der  Spitze  der  verbündeten 
hielten  am  31,  der  Kaiser  Alexander,  der  König    Friedrich    Wilhelm    und 
■•  «b«i»te   Befehlshaber    Feldmarschall  Fürst    von    Soh  warzcnbcrg    ihren  feierlichen  Einzug 
i  Üi  Ibazaaiacbe  Hauptstadt 

^la  in   Folge   des    unerwarteten   Aufgebern  der  Schlacht  bei  Areia  sur  Aube    durch  den 
Kapoleou  (22.  Miü-z)  und  dessen  Zuges  in  der  öätiichen   Itlehtung  Feldmarschatt  Fürst 
Schwarzen  b  c  rg  den  nun  frei  gewordenen  Weg  nach  Paris  einsohlugi  befanden  sich  der 
Franz  und  die  Cabineta-Cbefa  der  verbündeten  MÜchte  zu  Bar  sur  Aube   und   von  dem 
i  die  Hauptztadt  vordringenden  Heere  getrennt,   Sie  zogen  sich   sonach  von  dort  naoh 
"918  toiilck.  Nioht  volle  vier  und  zwanzig  Stunden,  naehdem  der  Kaiser   Bar    verlaAsen    hatte, 

68  ♦ 


1076 


traf  Napoleon  daselbst  mit  der  Avantgarde  des  nach  Pftris  in  fruchtlosen  Eüinärsch<*n 
ziehenden   Heeres  ein.    Nach   seiner   Ankunft    in  Fontainebleau  «endete    er    an    den  Kaiser  ron 
Österreich  eine  Friedens- Botschaft ^  welohe    aber    kein  Feld    der  Beaniwortang    mehr    bot    Di»  fl 
Einnalirae    von    Paria    hatte    dem  Kriege   tbatsärhlich  ein  Ziel  geateokt.     In  der  Hauptstadt  tir    ■ 
dessen  Ende  am  2»  April  durch  ein  Deorct  des  Senats  über  die  Entthronung  Napoleon'i»  w«l'     ^ 
chem  am  folgenden  Tage    der    gesetzgebende  Körper    heiätinimte,    und    durch    die  ProcUmintof 
Ludwlg's  XVni.  als  König  von  Frankreich  bezeichnet  worden.     Um  dem  Resultate    dar 
niase  daa  letzte  Siegel  aufzudrücken ,  fehlte  nur  noch  die  Ankunft    des  Kaisers  Pranx   in  Pitk 
Sie  erfolgte  den  15.   April  ^'  nachdem    dem  Kaiser  die  mit  den  gehörigen  Yollmacbten    veracbiaen 
Minister  Fürst  von  M et l ß r n i c h    und  Lord  Castlereagh  von  Dijon  aus  vorangeeilt  waren. 

Die  Convention,  welche  die  Entsagung  Napoleon^a  auf  den  Thron  aussprach,  ward« 
zwischen  den  Bevollmächtigten  der  vier  alliirtcn  Machte  und  den  hiezu  von  dem  Kaisei  der 
Fransoaca  nach  Pari»  gesendeten  Marschallen  am  11.  April  unterfertigt.  Am  12.  langte  der  Gnf 
von  Ar  toi  8  als  General-Bevollmächtigter  des  Königs  Ludwig  X.\TII.  aus  Nancy  zu  Parii  «. 
Am  B.  Mai  hielt  der  König  seinen  feierlichen  Einzug  in  die  Hauptstadt  Am  30.  Mai  find  die 
Untersteichnung  des  Friedens  zwischen  den  verbimdetcn  Mächten  und  Frankreich  Statt  lo  dem* 
selben  wurde  die  Berufung  eines  zu  Wien  abzuhaltenden  Congresses  zur  vollständigeo  Pßrt* 
Stellung  der  Grundlagen  eines  allgemeinen  und  dauernden  Friedens  bestimmt. 

Hier  beendigen  wir  die  gedrängte  Darstellung  des  GJanges  der  Politik  in  dem  pxii«a 
Kampfe  der  Jahre  1813  und  1814.  Sie  hatte  dem  Kriege  die  Grundlae:©  gegeben  ^  und  äzl 
Ä&9imi  Dang  fortwährend  einen,  durch  den  vollstandigeu  Sieg  gekrönten  Einfluss  geübt. 


Der  operative  Theil^  durch  die  Politik  geboten  ^  war  in  Kürze  fol^nderr 

Nach  dem  Ehein-Übergange ,  den  Gefechten  bei  St.  CroiXi  bei  CliarmeSi  Saint«  Margaentc» 
£pinal|  nach  der  Besetzung  von  Langrcs  am  14.  Jänner  und  dem  Treffen  bei  Bar  sur  Aob«; 
24.  Jänner^  hatten  eich  Schwarzenberg  und  Blücher  Ende  Jänner  vereinigt.  Am  1.  Febnitr 
wurde  die  Hauptmacht  des  Kaisera  Napoleon  beiBrienne  gesoblagen^  und  am  2.  die  N«ü^>i^ 
derselben  bei  Leamont  und  Konay  über  die  Aube  geworfen.  Dann  traten  diese  beiden  Hcuc< 
wieder  getheitt,  jedes  auf  besonderer  Strasse  den  Marsoh  gegen  Paris  an.  Die  UaupUmMV 
besetzte  nach  mehreren  Gefechten  am  7.  die  Stadt  Troyea.  Napoleon  selbst  stand  hier  ^eg*>* 
über,  und  Theile  seiner  Armee  schlugen  sich  bei  Nogent,  — bei  Sena,  das  am  IL  genoiufl»** 
wurde,  —  beiBray,  Donnemariej  Morel,  Mormant,  Qrandpuy,  Nangis  und  am  18.  bei  Moniertitt. 

Das  achlesisohe  Heer  hatte  den  Marsch  nach  Paris  in  bedeutender  Entfernung  recht*  ^on 
der  Haujitarmee  fortgesetzt.  Napoleon  erfuhr,  dass  die  Corps  und  Colonnen  diese»  H«*** 
fiinzeln^  und  unter  sich  auf  Stunden  und  Tage  entfernt  marschirten.  Er  eilte  von  der  S^ioe  w 
die  Marne  und  griff  jeden  einzelnen  Theii  des  schlesischcn  Heeres  mit  Übermacht  an,  Dic*ö 
Corps  erlitten  in  den  Tagen  vom  10.  bis  14*  Februar  bei  Champeaubert,  Montmirail,  Clüt«*»' 
Thierry,  Etoges  und  Jonvüliers  bedeutende  Verluste,  und  vereinigten  sich  am  16*  bei  Chil*'** 
sur  Marne.  —  Von  der  Nord- Armee  entsendet,  schlug  sich  General-Lieutenant  Bülow  in  den  >i^ 
derlanden  hei  Hoogstraten  und  Merzen  im  Jänner  und  bombardirte  Antwerpen  Anfangs  Ftht^ 
ohne  Erfolg.  Damals  wurde  das  Corps  Wintzingerode  und  um  die  Mitte  dea  Februin  i**^ 
das  Corps  Bülow*s  nach  Frankreich  zum  sohlesischen  Heere  abgerufen.  Es  blieb  nur  der  Hef«ef 
von  Weimar  mit  dem  dritten  deutschen  Bundescorps  in  den  Niederlanden  zurück.  Dieser  iie(** 
Anfangs  März  über  die  Franzosen  in   den  Gefechten    hei  Oudenaerde    und    Courtray,   u»d  jn' 


1077 

einige  niederländisobe  und  französische  Grenzplätze  an.  Mit  dem  Uaupttbeile  der  Nord-Armee 
stand  der  schwedische  Kronprinz  im  Jänner  an  der  Eidor,  und  schloss  am  15.  in  Kiel  den  Frieden 
mit  Dänemark.  Dann  trat  die  Nord- Armee  den  Marsch  nach  dem  Nieder- Rhein  an.  General 
Bennigsen  führte  die  Blockade  von  Hamburg  fort. 

Jene  Trennung  der  beiden  Hauptheere  war  die  nächste  Ursache  zu  den  Nachtheilen  gewe- 
sen, welche  beide  im  Februar  erlitten.  Die  Feldherren  führten  nun  ihre  Truppen  dhr  Wiederver- 
einigung zu.  Die  Fauptarmee  sohlug  sich  bei  Troyes  am  22.  bis  24.  Februar,  und  räumte  diese 
Stadt  Dann  lieferte  sie  den  Feinden  am  27.  die  Sohlacht  bei  Bar  sur  Aube,  am  28.  das  Treffen 
bei  ia  Fert^  und  Silvarouvre,  am  1.  März  jenes  bei  Yandoeuvres.  Am  2.  wurde  von  dieser  Armee 
Bar  sur  Seine  erobert,  am  3.  der  Feind  an  der  Barce  geschlagen,  und  am  4.  Troyes  nochmals 
genommen.  In  der  nämlichen  Zeit  eroberte  das  schlesische  Heer  am  2.  März  Soissons,  siegte  in 
den  Schlachten  bei  Craone  am  7.  und  bei  Laon  am  9.  und  10.  März.  Dann  eroberte  es  Eheims 
am  12.  zum  ersten,  und  nachdem  dieses  am  13.  wieder  verloren  gegangen,  zum  zweiten  Male  am 
19.  März.     Am  21.  März  wurde  noch  bei  Epernay  gekämpft. 

Die  Hauptarmee  nahm  indess  Nogent,  schlug  sich  bei  Bray  und  Vilienoxe.  —  Die  öster- 
reichische Süd -Armee  gewann  die  Treffen  bei  Saint  Julien  und  Landrecy,  Macon,  Belleville, 
Saint  Georges  und  Limonest  und  besetzte  Lyon  am  21.,  Yienne  am  13.  März.  Damals  hatte  die 
Hauptarmee  nach  vielen  anderen  Gefechten  am  20.  und  21.  März  in  der  Sclüacht  bei  Arcis  sur 
Aube  gesiegt.    Dann  folgten  Gefechte  bei  Sommepuis  und  Vitry. 

Nun  endlich  standen  beide  Heere  wieder  vereint  neben  einander,  und  traten  am  24.  März 
den  Marsch  gegen  Paris  an.  Die  Marschälle  Marmont  und  Mortier  stellten  sich  den  Alliirten 
in  den  Weg.  Diese  aber  besiegten  jeden  Widerstand.  Die  Marschälle  verloren  am  25.  März  die 
Schlacht  bei  Fere  Ghampenoise,  dann  die  Gefechte  bei  Sezanne,  Chailly,  la  Fert6  gaucher  und 
Moutis.  Kaiser  Napoleon  stiess  mit  jenem  Corps,  mit  welchem  er  von  Arois  aus  'die  Linie  der 
Alliirten  durchbrochen  hatte,  um  sich  seinen  festen  Plätzen  zu  nahen,  am  26.  bei  Saint  Dizier  auf 
das  russische  Corps  Wintzingerode,  und  hielt  dasselbe  für  die  Avantgarde  der  alliirten  Haupt- 
macht. Er  schlug  dieses  Corps,  erfuhr  aber  bei  der  Verfolgung,  dass  die  alliirte  Hauptmacht  den 
Marsch  nach  Paris  gerichtet,  Wintzingerode  nur  diesen  maskirt  hatte.  Dort  den  Alliirten 
zuvorzukonmien ,  war  Napoleon's  ängstliches  Bestreben.  Aber  die  geraden  Strassen  waren  in 
der  Macht  der  Alliirten,  und  der  Kaiser  musste  also  den  Umweg  über  Troyes  einschlagen,  auf 
welchem  er  zu  spät  kam.  —  Nach  den  Gefechten  bei  Trilport,  Claye,  Yille  Parisis  und  Bondy 
standen  die  Alliirten  vor  Paris.  Die  Marschälle  und  die  Nationalgarde  wurden  am  30.  März 
geschlagen,  und  die  französische  Hauptstadt  ergab  sich  am  31.  mit  Capitulation. 


Der  Feldzug  des  Jahres  1814  in  Italien  begann  im  Jänner  mit  der  Erklärung  des  Königs 
Murat  von  Neapel  gegen  Napoleon.  Dieser  König  hatte  mit  den  Alliirten  einen  Yertrag  geschlos- 
sen, von  welchem  er  Sicherheit  für  seine  eigene  Krone  hoffte ,  während  alle  übrigen  napoleonischen 
Throne  wankten.  Die  über  Rom  vorgerückten  Neapolitaner  hatten  Bologna  und  Florenz  besetzt. 
Der  Feldmarschall  Graf  Bellegarde  hatte  das  Commando  der  österreichischen  Armee  schon  am 
15.  December  1813  übernommen,  dieselbe  über  die  Etsch  geführt  und  am  Mincio  aufgestellt. 
Hier  griff  ihn  am  8.  Februar  der  Yicekönig  an.  Die  Schlacht  wurde  durch  die  glänzende  Tapfer- 
keit der  österreichischen  Reserven  gewonnen.  —  Murat  war  mit  20,000  Mann  nach  Ober-Italien 
heraufgezogen.  Der  rechte  B'lügel  der  Oesterreicher  focht  mit  den  Neapolitanern  vereint,  Anfangs 
März   bei   Parma   und   Reggio.    —    Nun    schloss    der  Yicekönig    mit    dem  Feldmarsohall   Grafen 


1078 

Bellegarde  am  16.  April  einen  Stillstand,  fibergab  den  Österreichern  das  yenetianisobe  Gebiet 
und  die  Lombardie,  und  marschirte  mit  allen  franzSsisohen  Truppen  fiber  die  Alpen  nach  Frank- 
reich. Venedig  wurde  Am  20.  April  Ton  den  Österreichern,  Qenua  am  21.  April  von  den  Eng- 
ländern unter  Lord  Bentink  besetzt  Am  28.  April  zogen  die  Österreicher  in  Mailand,  am 
20.  Mai  der  König  Victor  Emanuel  von  Sardinien  in  Turin  ein. 


In  Spanien  hatte  Wellington  im  Februar  1814  den  Feldzug  eröffiiet,  Bayonne  einge- 
schlossen and  Bordeaux,  wo  sich  bourbonische  Sympathien  zeigten,  durch  Lord  Beresford 
besetzen  lassen.  Marschall.Soult  hatte  sich  bei  Toulouse  verschanzt  Hier  griff  ihn  Wellington 
am  10.  April  an,  und  machte  durch  einen  der  blutigsten  Siege  dem  Kampfe  um  den  Besitz  der 
pyrenäischen  Halbinsel  ein  Ende. 


Das  Jahr  1815. 

Die  verbündeten  Heere  hatten  im  Frühjahre  1814  das  auf  seine  vormaligen  Grenzen  zurück- 
geführte Frankreich  verlassen  und  waren  in  ihre  verschiedene  Heimath  zurückgekehrt  Nur  ein 
Theil  derselben  war  rings  um  die  neuen  französischen  Grenzen  aufgestellt  worden,  um  in  der 
Nähe  zu  beobachten,  wie  sich  die  Verhältnisse  im  Innern  Frankreichs  gestalten  würden.  Jedoch 
sollten  alle  Heere  noch  gerüstet  bleiben,  bis  der  zu  Wien  im  Herbst  sich  sammelnde  Congress 
der  Monarchen  und  Staatsmänner  über  die  politische  Umbildang  des  Welttheiles  einen  endlichen 
Beschluss  gefasst  haben  würde.  Dieser  hochwichtige  Congress  war  den  Winter  1814 — 1815 
hindurch  eifrigst  bemüht  gewesen,  das  Wohl  Europa*s  auf  feste  Grundlagen  zu  stützen,  und  man 
glaubte  sich  der  Hoffnung  hingeben  zu  dürfen,  das  erhabene  Ziel  im  Frühjahr  1815  völlig  erreicht 
zu  sehen.  'Da  durchflog  die  staunenerregende  Nachricht  alle  Länder,  dass  der  entsetzte  Kaiser 
Napoleon  am  26.  Februar  mit  seiner  Leibwache  die  Insel  Elba  verlassen  und  an  Frankreichs  Küste 
zu  Cannes  am  1.  März  gelandet  habe.  —  Bald  folgte  neue  Kande.  Die  französische  Armee  hatte 
ihren  alten  Feldherrn  mit  Jubel  aufgenommen.  Sie  hatte  die  weissen  Fahnen  und  Cocarden,  die  bour- 
bonischen  Lilien  abgelegt,  die  Adler  und  die  dreifarbigen  Feldzeichen  mit  Entzücken  hervorgethan. 

Die  auf  dem  Wiener  Congresse  vereinigten  Mächte  hatten  am  13.  März  die  Acht  über 
Napoleon  ausgesprochen.  Die  Truppen,  welche  sie  gleich  jetzt  gegen  ihn  verwenden  woll- 
ten, zählten  bei  einer  Million  Streiter.  Diese  wurden  auf  der  langen  Linie  von  der  Nordsee  bis 
Neapel  in  sieben  Armeen  vertheilt,  und  zwar  sollte  in  den  Niederlanden  der  Herzog  von 
Wellington  mit  100,000  Mann  stehen,  am  Nieder-Rhein  Fürst  Blücher  mit  167,000,  am 
Mittel-Rhein  Graf  Barclay  de  Tolly  mit  168,000,  am  Ober-Rhein  Fürst  Schwarzen- 
berg  mit  255,000,  in  der  Schweiz  General  Bachmann  mit  34,000,  in  Ober-Italien  Baron 
Frimont  mit  60,000  Mann,  und  von  Bianchi  stand  mit  40,000  Mann  in  Neapel. 

Mit  Kraft  und  Umsicht  hatte  Napoleon  seine  Rüstungen  betrieben,  und  um  Mitte  Juni 
bereits  375,000  Manh,  ohne  die  Nationalgarde,  zusammengebracht  Er  stand  mit  115,000  bei 
Beaumont  und  rückte  gegen  die  Engländer  und  Preussen  vor.  Die  Schlacht  von  Waterloo 
'  (18.  Juni)  entschied  sein  Geschick.  Wellington  und  Blücher  verfolgten  nach  diesem  Siege 
die  Trümmer  des  französischen  Heeres  und  standen  am  2.  Juli  bereits  bei  Medon,  Sevres  und 
Issy.  In  der  folgenden  Nacht  wurde  eine  Militär -Convention  zu  St  Cloud  abgepchlossen, 
vermöge  welcher  Paris  sich  den  Alliirten  ergab. 


1079 

Alf  diese  NAduieht  bezog  die  am  Rbein  etebende  verbtüidete  Armee  nach  den  Gefeohlefi  bei 
lirhttrg  und  Sulz  am  26.,  bei  Sirassburg  am  *28.  Juni,  bei  Besaneoiirt  und  Chevremont  am  L  und 
8.  Julij  Cantonirungen ,    und  nur  ein  Tlicil    derselben   setzte    den  Krieg   gegen   die 
t,  der  mit  der  Einnahme  von  Hüningen  im  August  endigte. 


Der  K^nig  Joachim  von  Neapel ,  weloher  schon  früher  mit  Napoleon  im  Ein  verstand - 
geitaiiden  «nd  nach  seiner  Landung  fiir  ihn  Partei  genomnien  hatte,  zog  zu  der  Zeit,  als 
tpoleoD  von  Canne»  übet  Grenoble  und  Lyon  gegen  Paris  marsohirte,  ein  Heer  von  46,000 
Kum  eilends  jEUSftauDea  und  erdlTnete  im  MUr2  die  Operationen.  Frlmont  hielt  sich  so  langein 
im  DefucMve»  bis  Verstärkungen  eingetroffen  waren;  dann  sehritt  er  zur  Offensive  über.  Bianchi 
^firtfkbam  14.  die  Neapolitaner  vom  Panaro  und  ruckte  in  Modena  ein.  Murat  zog  sich  am  15. 
ddogna  und  dann  weiter  an  der  adriatiächen  MeGreskü'ste  zurück.  Die  Österreicher  folgten. 
17.  SU  Bologna  betehloss  Frimont,  da^s  der  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Neipperg 
der  linken  Oolonne  dem  Könige  längs  dem  Meere  gegen  Ancona  nachziehen,  Feld- 
iiü-Lieutenant  von  Bianobl  mit  der  rechten  oder  Haupt-Colenne  über  die  Apenninen 
üdi  Fotigno  eilen,  dem  Könige  dort  zuvorkommen  und  ilin  von  Neapel  abschneiden  ^otle. 
hUauBioluill- Lieutenant  Neipperg  traf  Über  Bologna,  Imola  und  Faenxa  am  20.  in  Forli 
dl.  Aj&  81.  ging  er  über  den  ßoncoi  schlug  die  Division  Lecchi,  und  verfolgte  sie  über 
^HM^opolL  Marat  rütimte  am  22.  Cesena,  Savignano,  Cattolica.  Feearo  wurde  von  ilun  am 
^^Bik  IbfffiUeQ.    Der  Körnig  Joachim  erreichte  am  29.  April  Ancona. 

^m         Feldmmrschall-Lieatenant  Bianchi  hatte  seinen  Marsch  durch  das  Toieanische  Ober  Perugia 
^ti  btftey etmigt I    daas  er  am  28.  zu  Poligno    ankam  und  am  29.  über  Serravalle  nach  Tolentim» 
■BMtibte.  — ^  Am  30.    trat    Murat    den  Marsch    von    Ancona    gegen    Macerata   auf  der   Strasse 
Mttli  Ntapel  an.    Die«en  zu  decken ,   Hess   er   die    Nachhut  bei  Scapezzano  stehen.    Die  Stellung 
wdt  IID  L  Mal   vom  Feldmarsehall-Lieutenant   Grafen   Neipperg   erobert,    am    2.  SinigagUa 
I«dM,  am  3.  Ancona  durch  eine  Brigade   blockirt ,  wahrend  Neipperg  mit.  dem  Haupttheile 
dft  Ooloime  von  SüilgagUa  über  Jesi ,    Filotrano  und  Cingoli  sich  dem  Feldmarschall-Lieutenant 
tot  BUtiobl  näherte.     Dieser  war  am  2.   Mai   schon  bei    Tolentino   mit   Murat  zusammen' 
l*^iiea  und  hatte  ihn  am  3.  auf  das  Haupt  geschlagen,     Neipperg  hotte  die  hinterste  felnd- 
1^  Colonne  ein  und  verfolgte  sie  bis  Macerata.  Am  7.  vereinigte  er    sich  mit  Bianchi.     Die 
""^^Bfilie    Armee    loste     sioli    auf.     Alle  von   den   Avantgarden    der  österreichischen    Colonnen 
*'l^cl«Jtt«jt  Abtheilungen  wurden  geworfen  und  zerstreut     Mit    einer  Colonne    war   General   Graf 
^ftat  tehon  am  3.  M&i    in   Rom    eingerückt,    und    wirkte    nun  thätig    zur  Verfolgung  mit. 
*neM  sog  Qber  Spoleto,  Aquila,   Sulmona,  Isernta   gegen  Capua«    Es   erschienen   schon   am 
■   in    leinem     Hauptquartiere    Casalanza    Abgeordnete     aus    Neapel,     um     zu    unterhandeln. 
kam  am  20.  Mai  die   Militär-Convention   zu  Stande,  durch  welche  das  Königreich  der  öster- 
Armee    zur  militärischen   Besetzung    übergeben    wurde.    Murat    hatte    sich    am    19. 
f&ael  liohia  eingeschifft  und  entäoh  von  dort  nach  Frankreich.     Am  21.  besetzten  die 
Ecber  Capua.    In  dor   folgenden  Naeht  rüokte  der  Vortrah  in   der  Hauptstadt  Neapel  ein. 
iftli  hatte  die  englische  Flotte  Truppen    ausgeschiflft ,   welche   die  Castelle   und  einen   Thell 
*•  Stadt  bewarhten.     Auch  sioilianische  Truppen  landeten    in  Reggio.    Alle  Provinzen  wurden 
"^^ilQ^   Die  f^ten    Plätze   ergaben    sieh,    jedooli    Peeoara    und    Ancona    nach    einigem  Wider- 
^^^^f  —  Gaeia  erfft   nach  einer    hartnäckigen   Vertheidigung    am    5.    August     Die    gesammten 
Ichbehen    Truppen    im     noapoUtanischcn    Königreiche    betrugen    nunmehr    46,000    Mann. 


108Ü 


Üer  General  der  Cavaüerie  Öitroo  Frlmont  batto  den  Befekl  erhalten,  mit  dem  Haupl 
seiner  Armee  über  die  Alpen  naeb  dem  sudlichen  FrankreiGh  stu  ziehen.  Es  blieben  in  dt 
Besatzungen  Ober-Italiens  27,000  Mann.  Am  Ticino  versammelten  sich  75,000  Mann,  wo» 
noch  iingefiüir  10^000  PiemonteBen  etiesBen,'  und  8000  andere  ztirückgelaBsen  wurden,  d« 
Organisation  noch  nicht  rollcndot  war.  Feldmarflchall  •  Lieutenant  Graf  Bub  na  stellte  sioh 
einem  Corps  der  Österreicher  und  den  Piemontcsern  tbeils  bei  Turin,  theil»  bei  Cuneo  auf,  an^ 
bewachte  die  Alpenpässe,  während  die  Hauptmacht  über  den  Simplon  ging  und  sich  über 
Genf  nach  Lyon  wendete.  Nach  mehreren  Gefechten  und  der  Erstürmung  von  Maoon  am  10.  Juli 
wurde  am  folgenden  Tage  lu  Montluel  zwischen  dem  General  der  Cavallerie  Baron  Frimoot 
und  Marschall  Suchet  Waffen 8 dllstand  geschlossen.  In  Folge  deaeetben  Ueafi  dieser  Lyonio 
16,  Juli  den  Österreichern  übergeben.  Hier  blieb  Bubna  mit  seinem  Corps,  Andere  Colonnen 
besetzten  Chalons,  Salins  und  Dole.  Um  die  Mitte  August  traf  aus  Neapel  der  Feldmarschiü- 
Lieutenant  Bianchi  mit  «einer  Armee  über  Cuneo,  den  Col  di  Tenda  und  Nizza  in  der  Pro- 
vence ein,  und  breitete  sich  bis  an  da»  Unke  Ufer  der  Rhone  aus.  Dann  schickte  er  Trapp« 
über  den  Fluss.  Kismea,  Tonlon,  Ävignon  und  Orange  wurden  besetzt,  FeldmarBchall-Lieate- 
nant  Bianchi  hatte  sein  Quartier  in  Aix,  Oeneial  der  Cavallerie  Frimont  In  LyoA}  spüer 
in  Dijon. 

In  Folge  der  Convention  von  Paris  hatten  die  französiÄohen  Truppen  diese  HauptiUdl 
geräumt  und  sich  hei  Orleana  hinter  die  Loire  gezogen ^  welcher  Fluss  sie  von  den  AlUirten  schied. 
Napoleon  hatte  am  2§.  Juni  zum  zweiten  Male  der  Herrschaft  entsagt,  und  reiste  von  Md- 
raaison  über  Orleana  nach  Rochefort  ab.  Am  8.  Juli  schifite  er  sich  auf  einer  Fregatte  ctn, 
landete  jedoch  am  9.  wieder  aaf  der  Insel  Aix,  weil  englische  Kriegsschiffe  den  Hafen  sperrten. 
Am  15.  Juli  begab  er  sich  auf  das  englische  Admirals-Schilf  Bellerophon  und  dieses  fahrte  Ihn 
nach  England,  Am  26.  lief  der  Bellerophon  im  Hafen  von  Plymouth  ein.  Napoleon  betrst  4«« 
Land  nicht  mehr.  Am  30,  Juli  wurde  ihm  angekündigt^  dass  duroh  einen  gemeinsamen  EeioMuis 
aller  Mächte  die  in  dem  atlantischen  Ocean  liegende  Insel  8anct  Helena  zu  seinem  Yerwabruiigi- 
orte  bestimmt  worden  sei.  Am  8.  August  begab  sich  Napoleon  auf  den  NorthamberUni 
welcher  sogleich  nach  Sanct  Helena  unter  8egel  ging. 

König  Ludwig  X\TIL  war  am  9.  Juli  in  Paris  eingetroffen.  Die  Heere  der  VerbÄadeUo 
bezogen  im  August  weiüuuligere  Cantonirungen,  und  nachdem  am  20.  November  der  HaIt{>tT«^ 
trag  des  Friedens  unterzeichnet  worden  war,  räumten  sie  Frankreich  bia  auf  150,000  KiiUi« 
welche  ziir  Aufrechthaltung  der  königlichen  t£egierung  siebenzehn  Festungen  in  den  n^rdhdia 
Departements  durch  drei  Jahre  besetzt  halten  sollten.  Zu  dieser  Oocupations -Armee  fehorta 
SOjOOO  Österreicher,  welche  General  der  Cavallerie  ßaron  Fiimont^  mit  dem  HauptqutrtiANU 
Colmar^  befehligte. 

So  war  endlich  der  Kampf  zu  Ende  gefuhrt j  der,  von  der  franzÖBischen  Revolution  eol- 
zündetj  mit  geringer  Unterbrechung  durch  vier  und  zwanzig  Jabre  Europa  in  seinen  Grti«!' 
festen  erscbiittert  halte  ^  um  den  Staaten  mit  weniger  erheblicher  Unterbrechung  die  Öegnunf«» 
eines  vier  und  dreissigjälirigen  Friedens  zu  bringen. 


108X 


Aolit  und  ae]itii|rite  Fr omotion  (vom  Jahre  1813). 

SciM  U^Mtit  der  Kaiser  gtrubten  211  Wien  um  IT.  Juli  itJlS  nin  Captt«!  unter  dem  TorslUo  des  FolilmorflcbAlb 
I  IttMhtraaietii  elü^erufeii  cn  lasten ,  welehe«  die  Gei»uche  derjenigen  prafeu  sollte,  die  In  Folge  de» 
I  Itfift  RPiel>nil  nun  di»  YerlelhiiAg  des  Ordeuti  eiagokomme»  watou.  Dhü  C«pUel ,  mit  Allerlio«bster  Ent- 
Mliiiig  ddo.  TeptlU  Jun  S.  September  i^l5  (^schlössen,  erkannte  3  BJttätuIlern  da&  ßitierkruuK  «u.  Gleich^dtig 
«edteicb  du  OrdeugeKticii  de»  Capitiüi-LietitenKat»  Pir>iuot  wegen  aefncr  Th«t  bd  EbeJ^bcrg  im  J«hre  1S09 
itt  bi  41«  PrÜtaB^  Mi%flaoiiUDeQ ,  da  er  In  Jener  ÄffAira  tüdlich  verwuudet  iu  Go fingen scliaft  gorleth^  15  Monalo  in 
kd  dajui  diircli  melirjabrige  korperlid^e  Leiden  verhindert  ward  in  der  Zwisohctuelt  «ein  Gesucii  ein- 


KITTEH, 


aO^ersttn  Goiüt  Priiu  HeaAen-Homburg  wurde  doA  im  Feldsngc  lÄls*  verdiente  Bittefkren»,  mit  dem 
lümge,  er»l  im  Capitei  vem  Jahre  1^15  lUvrkaunL 

PAULINY  von  Kowelsdamm,  Blichael  FreiLen^j  Oberst-Lieutenant,  zu 

lu  in  Ungarn  im  Juli  1770  geboren  und  als  Coinniaudaut  des  Filial-Invaliden- 

B«iises  «u  Noulerchenfcld  bei  Wien  am  31.  Jänner  1836  verstorben,  hatte  wahrend 

Aer  36jlÜirigen ,  eben  so  treuen  ala  ausgezeichneten  Dienstzeit  nicht  weniger  als 

tweihundert  Affairen  beigewohnt  und  mehrmals  für  das  Vaterland  geblutet. 

Durch  widrige  Fanilllenverbältni.sse  bestimmt  und  von  uowidersteblichcr  Vor- 

ibtfür  dcQ  Soldatensland  geleitet,  Hess  sich  der  mittellose  Student  im  Juni  1788 

Pondi  als  Gemeiner  für  das  erste  IIusaren-Regiment  assentircn.  Von  seltenem 

ii^gltjcke  begünstigt,  muthig  und  ent^^ehlossen;  gelang  es  ihm  sieh  bei  vielen 

legeohciten  auszuzoichnenj  in  Relationen  rülimlich  bekannt^  als  Waehtmcister  in 

Affttire  bei  Kreuzenach  1795  mit  der  silbern enTaf^lerkcits-Medaille betheilt 

l)iLld  darauf  zum  Unterlieutenant  befördert  zu  werden.  Von  den  vielen  herz- 

Thaten  aus  den  ersten  Kriegen  gegen  Frankreich  heben  wir  die  Streifzüge 

uliiiy's  im  Mai  1799  am  Rhein,    in  Gemeinschaft  mit  dem  entschlossenen 

ieatenant  S  c  h  e  I  b  1  e  r ,  und  die  Gefechte  bei  S  c  h  0  p  f  h  e  i  m  and  0  f f  c  n  h  e  i  m 

'or,  wo  er  den  feindlichen  I*ostcn  alarmirte,  mehrere  Officiere  und  Reiter  gefan- 

nibfUt  dann  aber  abgeschnitten  mit  2  Husaren  sich  gegen  9  feindliche  Reiter 

**  U^üge  beldenmüthig  wehrte,  bis  ihm,  aus  7  Hiebwunden  blutend,  der  Säbel  aus 

^^^  Rand  fiel  und  er  sich  gefangen  ergeben  musstc. 

Im  Jahre  1809  wurde  Pau  liny  ausser  der  Tour  Rittmeister  und  Schwadrons- 
l^^^'Vmaociaiit I  im  Feldzuge  1812  erwarb  er  sieh  in  der  Eigenschaft  eines  Partci- 
8**lgert  nicht  nur  einen  unvergänglichen  Namen,  sondern  auch  das  Ritterkreuz. 
^^^  18,  Juli  griff  ©r  das  in  Lubiccz  postirte  feindhche  Commando  an,  nahm  den 
'^^dff  und  17  Mann  gefangen  und  versprengte  den  anrückenden  Soutien,  dessen 
^•'fthrer  stuanunengehauen  wurde.  Am  4.  August  wurde  Pau  liny  mit  seiner 
^^tjadrott  von  Slonin  nach  Ruzana  geschickt,  um  den  Feind  zu  recognosciren. 


1082 

Er  bricht  um  11  Uhr  Nachts  tti^  überfällt  den  bei  900  Mann  starken  Feind  um 
Mitternacht;  greift  die  and  ^fSmftt  Pulk  Eosacken  und  4  Schwadronen  Husaren 
bestehende  Avantgarde  ^nm  sv«i  Seiten  an^  bemächtigt  sich  des  langen  Dammes 
und  bringt  den  Feind  derart  in  Verwirrung,  dass  er  die  Flucht  ergreift  und  die 
Stadt  dem  tapferen  Rittmeister  überlässt,  dijr  sogleich  Besitz  nimmt  und  ein  bedeu- 
tendes Magazin  erbeutet.  Es  war  diese  glttdk&che  Unternehmung  das  erste  Gefecht 
des  Feldzuges  1812.  Am  29.  August  erbot  sich  Rittmeister  Pauli  ny^  als  der 
Feind  Eowel  verliess  und  an  der  genauen  Eenntniss  seiner  Aufstellung  sehr  viel 
gelegen  war,  dieselbe  zu  recognosciren.  Da  alle  Brücken,  neun  an  der  Zahl,  zer- 
stört waren,  setzte  er  zuerst  über  die  reissende  Turija,  griff  einen  bei  Eolo- 
desno  postirten  Pulk  Eosacken  und  Baschkiren  an,  vertrieb  ihn  von  den  dominiren- 
den  Anhöhen,  wozu  er,  in  Ermanglung  von  Infanterie,  einen  Theil  der  Husaren  zu 
Fuss  verwendete,  und  verfolgte  ihn  bis  über  den  Styr.  Dadurch  gewann  er  ein 
Terrain  von  sieben  Meilen,  und  machte  die  Herstellung  der  verbrannten  Brücken 
und  den  Übergang  der  Avantgarde  des  General-Majors  Frehlich  am  30.  August 
möglich.  Bei  der  Vorrückung  dieser  Brigade  über  den  Staw  am  19.  Septem- 
ber machte  Rittmeister  I^auliny  den  Anfang  damit,  dass  er  das  Defild  von  Gin- 
dova  passirte,  und  die  dasselbe  besetzt  haltenden  Eosacken  verjagte.  Diese, 
durch  einige  Pulks  verstärkt,  warfen  sich  auf  ihn.  Zu  rechter  Zeit  kam  eine  Divi- 
sion Blankenstein-Husaren  herbei,  und  nun  ward  das  Cavallerie-Gefecht  allgemein ; 
indem  aus  dem  russischen  Lager  mehrere  Regimenter  und  unsererseits  General- 
Major  Zechmeister  mit  zwei  Schwadronen  O'Reilly-Chevauxlegers  anlangten. 
Diese  wären  jedoch  von  der  Menge  asiatischer  Reiter  umzingelt  worden,  wenn 
nicht  Pauliny  mit  sechs  Zügen  Eaiser-Husaren  zu  rechter  Zeit  und  mit  solcher 
Eühnheit  attaquirt  hätte,  dass  er  den  Feind  warf  und  ihn  sa  lange  zurückhielt,  bis 
die  Artillerie  wirken  konnte. 

Nachdem  General  Frehlich  mit  Eaiser-,  dann  mit  Blankenstein-  und 
Baenmayer-Husaren  am  29.  September  die  hitzigsten  Angriffe  einer  weit  über- 
legenen Cavallerie  standhaft  zurückgewiesen  und  dieselbe  bis  hinter  Luboml 
gedrängt  hatte,  wurde  die  Oberst-Lieutenants  zweite  Schwadron  nebst  einem 
Zuge  von  Blankenstein-Husaren  von  einer  starken  feindlichen  Cavallerie-Colonne 
angegriffen  und  bis  an  die  Brücke  von  Brzesc  zum  Weichen  gebracht.  Da  drang 
der  im  zweiten  Treffen  stehende  Rittmeister  Pauliny  mit  40  Freiwilligen  in  die 
feindliche  Masse,  warf  sie  nach  einer  hartnäckigen  Gegenwehr,  behauptete  das  Ter- 
rain und  rettete  dadurch  die  fünf  Züge  und  mehrere  Blessirte  und  Gefangene.  Der 
tapfere  Officier  überschritt  am  23.  bei  Eelpenetz  den  hundert  und  dreissig  Schritte 
breiten  Bug  und  überfiel  den  Feind,  welcher  bei  Mogeinice  eine  Brücke  bauen  wollte, 
bei  Zuzel,  vertrieb  ihn  aus  der  Umgegend  und  verfolgte  ihn  über  Cscchanoviz  bis  in 
die  csaikischen  Wälder.  Am  12.  November  überrumpelte  er  die  Vorhut  des  Gene- 
rals Tschernitscheff  bei  Eureliczin,  am  15.  in  Eamionka  und  in  derselben  Nacht 


1088 

in  XoTogrodck,  am  16*  in  Csaja  und  Bessyny  und  zwang  dadurcli  den  femdlichen 
Gencrftl  Tschapl  itx  sieh  immer  mehr  zurückzuziehen.  Dadurch  rettete  er  mehrere 
Sprtiler,  befreite  42  5[ann,  die  schon  in  Gefangenschaft  gerathen  waren,  und 
frbeutete  em  bctrUchtHches  Magazin,  nebst  145  Ochsen  und  100  Schafen. 

Als  Paulioy  am  15.  Deeemher  mit  seinem  Strcif-Comnmndo  von  Novo- 
grodek  auf  dem  Rückzuge  begriffen  war,  stiesser  auf  das  vom  Feinde  stark  besetzte 
Säwitchcn  Dzenzoi.  Bedacht  auf  die  h'iike  Flanke  der  Armee,  stand  er  nicht 
einen  Augenblick  an  den  Ort  anzugreifen,  warf  die  rii|uete  und  vertrieb  den  Feind 
IUI  demselben.  Er  wollte  nun  eben  seine  Meldung  an  den  commandircnden 
Oc&ttil  absenden,  als  er  von  einem  halben  Regimente  Kosaeken  bei  Jarow 
ttrermuthet  angegriffen  wurde.  In  dieser  gefahrvollen  Lage,  acht  Meilen  von 
der  Armee  entfernt,  ohne  eigenes  Pferd,  welches  er  bereits  verloren  hatte,  selbst 
fchoQ  Ten^nndcty  warf  er  mit  der  nur  34  Mann  starken  Schwadron,  nach  meh- 
tvio  erfolglosan  Attaquen,  endlich  doch  den  Feind,  nahm  33  Yon  demselben 
bereits  erbeutete  Dlenstpferdc  wieder  zurück,   und  behauptete  mit  dem  Reste  der 

Ikwidrun  von  31  Mann,  worunter,  nebst  ihm  seihst,  vicrundzwanzig  Verw^un- 
le,  den  Platz. 
Die  zahlreichen  Heldenthaten,  welche  PauHny  auch  den  Freiherrnstand 
il dem  Prjldlcate ;  j^vonKowelsdamm**  einbrachten,  besehloss  er  im  Jahre  1815 
f  Strassburg  auf  die  ausgezeichnetste  Weise,  Von  dem  Husaren -Regimente 
titer  wurden  in  diesem  Feldzuge  Pa  nlin  y's  Division  und 6  Vclitcn-Schwadronen 
xur  Blockade  von  Strassburg  detachbt.  Vor  Anbruch  des  Tages  am  9.  Juli  mach- 
te die  Franzosen  einen  Ausfall  au;*  ihrem  verschanzten  Lager  und  der  Festung 
oA  10  grosser  Behutsamkeit  und  Stille,  dass  die  vorausgeschickten  Fidwilligen 
TO  laueren  Vedctten  erst  mit  dem  Grauen  des  Tages  wahrgcnomnicn  wurden, 
öad  iwar  erst  dann,  als  sie  auf  dem  Bauche  kriochond  sich  schon  zwischen 
^  tfiueln  Äufgestolhen  Keltern  der  Kette  einzuschleichen  anfingen,  Obwohl  bei 
Ol  öüterreiehischen  und  badcn'schen  Truppen  zusammengesetzten  Blockade- 
die  Üborraschung  anfangs  ziemlich  gross  war,  ßO  wurden  dre  Franzosen 
ta  ihrem  weitem  Vorrücken  aufgehalten,  doch  entspann  sich  auf  der  ganzen 
^öie  cio  sehr  hitziges  Gefecht.  Besonders  bei  II auss bergen,  wo  Pauliny 
*^*ldi  wüthete  der  Kampf  lange  unentschieden.  Eine  Cavallcrie-Batterie  hatte 
13  Pferde  verloren  und  kam  in  grosse  Gefahr  gefangen  zu  werden*  Da 
Pauliny  den  Rittmeister  Mocsary  mit  seiner  Schwadron  im  Galop  dahin, 
^^  itelhe  dicac  vor  den  Geschützen  auf,  um  der  fast  gänzlich  demontirten  Batterie 
^t  »um  Uückzuge  zu  verschaffen.  Diese  Sehwadron  hatte  die  heftigsten  Angriffe 
•^  Feindes  au&zu halten  und  würde  unfehlbar  vernichtet  worden  sein,  wenn  &ie 
^*^it,  von  Pftuliny  kräftig  unterstützt,  Luft  erhalten  hätte.  Gleichzeitig  konnte 

Edie  Batterie  ihren  Rückzug  antreten,   und  »o  war  der  Zweck  vollkommen 
cht.   Der  Grossherzog  von  Baden  schmückte  Pauliny  für  diese  Ausdauer 


1084 

mit  dem  iiiilitäribidieii  Kari-Frjedriehs-Oi"tleii.  Dm-  tapfere  Soldat  war  im  Jun 
1825  in  den  Ruliestand  ^etreton,  und  liaite  iui  Deeember  1834  das  Commaaj 
des  Filkl-Invaliden-IIayses  in  Lerclieiifeld  erhalten. 


HESSEN- HOMBURG,  Gustav  AdolpL  Friodricli,  regJoronderLand 
General  der  Cavallerie,  Grusskreuz  des  Stepliafi-Ordc^nsj  Bruder  den  LanJgrafen 
Pliitipp  (s.  d.);  war  zu  Homburg  am  17.  Februar  J781  geboren  und  ist  daselbst 
den  8.  September  1848  verstorben. 

In  friilier  Jugend  nahm  der  Prinz  königlich  schwedische  Dienste,  wurde  im 
März  1801  in  die  kai.serliehe  Armee  überiionmierj  und  als  JLajor  in  das  14.  Infan- 
terie-Uegiment  eingeflieilt.  Für  bewiesene  Tapferkeit  im  Foldzuge  1805  ward  er 
zum  Oberst-Lieutenant  bei  Kaiser-Chevauxlegers  befördert,  wohnte  den  Schlachten 
bei  Aspern  und  Wagram  als  zweiter  Oberst  des  4.  Klii-assier-Reglments  bei,  wnrde 
unter  den  Ausgezeiclmeten  genannt  und  erhielt  im  Juli  das  Commando  des  4. Hu- 
saren-Rcgiinenfs  Erbprinz  H  e  s  s  e  n  -  H  o  m  b  ii  r  g. 

Der  Feldzug  1812  gab  dem  tapferen  Prinzen  Gelegenheit  zu  mancher  lierÄ* 
haften  That.  Er  war  mit  4  Sclnvadroneo  des  llegiments  in  der  Brigade  Mohreiü- 
getheilt,  die  bei  der  rüekgängigen  Bewegung  des  österreichischen  Auxiliarcorps 
g^gen  den  Bug  noeh  bis  zum  4.  October  in  der  Gegend  von  Kobrin  hielt,  dann  ta 
Rückmarscli  gegen  Grodnu  antrat.  Auf  diej^ein  Marsche  wurde  am  9.  October  eine 
zu  Wielki-Zelo  auf  Pj<(uet  gestandene  Sehwadron  seines  Regiments  bei  Tage*- 
anbruch  von  3  Pulk  Kosacken  angegriifen  undumrungen.  Eine  andere  SchwÄdron 
kam  ihr  zu  Hülfe  und  machte  ihr  Luft.  Doch  nun  erneuerten  4  Pulk  Kosacken  mi 
Tataren  den  Angritf  auf  jene  2  Schwadronen  ^  die  bereits  grossen  Vorlust  erlitten 
hatten.  Der  Oberst  Prinz  Hessen- Homburg,  welcher  in  Liehosielze  mit  ande- 
ren 2  Sehwadronen  stand ,  hatte  zwar  den  bestimmtesten  Befehl  sich  in  kein 
Gefecht  einzulassen^  aber  die  Gefahr,  in  der  sich  seineOberst-Lieutenants-Divisioo 
befand,  Hess  ihn  schnell  den  rühndiehcn  Entschluss  fassen ,  auf  eigene  Verantwor- 
tung den  so  sehr  überlegenen  Feind  anzugreifen.  Er  attaquii-te  sofort  denselben, 
um  die  gefährdete  Division  zu  degagircn.  Erst  nach  sechs  nachdrücklich  wieder- 
holten Attaquen  gelang  es  ihm,  die  Gegner,  welche  mittlerweile  durch  ein  Dr»- 
goner-Regiment  verstärkt  wurden,  zum  Weichen  zu  bringen.  Er  selbst  ward  iü 
diesem  Gemetzel  durch  einen  Lanzenstich  vom  Pferde  geworfen.  Die  Verwun- 
dung nicht  achtend,  schwang  er  sich  auf  das  ihm  von  dem  Husaren  Mariiß 
Laszko  angebotene  Dienstpford  und  leitete  nun  an  der  Spitze  seiner  Braven  dcfl 
letzten  entscheidenden  Angritf.  Die  Rettung  der  vom  Feinde  eingeschlossenem 
Waffengetahrten  ging  ihm  über  Alles^  und  so  verfolgte  er  in  dem  lebhaften,  mebrert 
Stunden  andauernden  Gefechte  seine  cdelmüthige  Absicht  trotz  der  schweren \er' 
Tivundung  mit  einer  heldenmüthigen  Ausdauer  so  lange,  bis  der  angestrebte  Zweck 
erreicit  wurde.    AUcrdings  kostete  dieses  Md^e  deu  tapferen  Husarea  llU  Maoh 


1085 

an  Todten  und  Blessirten,  doch  hatte  der  Feind  über  250  Mann  eingebüsst.  Erst 
i;3i  Capitel  vom  Jahre  1815  wurde  dem  Prinzen  für  diese  tapfere  That  das  Ritter- 
kreuz zuerkannt. 

Die  grossen  Kämpfe  vom  Jahre  1813  bis  1815  machte  er  als  General-Major 
und  Brigadier  bei  der  Armee"- Abtheilung  des  Feldzeugmeisters  Grafen  Colloredo 
mit;  unternahm  einen  Streifzug . gegen  Jena  und  focht  bei  Leipzig.  Nach  dem 
Rhein-Übergange  schloss  er  um  Mitte  Jänner  1814  mit  dem  2.  Jäger-Bataillon  und 
O'Reilly-Chevauxlegers  das  Fort  St.  Andrde  bei  Salins  ein  und  vereinigte  sich 
dann  mit  der  Division  Moritz  Liechtenstein^  bei  welcher  er  bis  zum  erfolgten 
Frieden  thätig  blieb. 

Nachdem  der  Prinz  zum  Feldmarschall-Lieutenant  befördert,  im  Jahre  1826 
aus  der  Armee  getreten  war  und  die  Regierung  nach  dem  Tode  seines  Bruders 
Philipp  übernommen  hatte,  erhob  ihn  der  Kaiser  zu  Anfang  1842  zum  General 
der  Cavallerie  und  bewies  ihm  seine  Achtung  durch  die  Verleihung  des  Gross- 
kreuzes vom  Stephan-Orden. 

BAILLET  de  Latour,  Theodor  Graf,  Feldzeugmeister,  geheimer  Rath 
und  Kämmerer,  Inhaber  des  28.  Infanterie-Regiments,  Sohn  des  Feldzeug- 
meisters und  Hofkriegsraths-Präsidenten  Maximilian,  war  zu  Linz  am  15.  Juni 
1780  geboren.  In  seinem  7.  Jahre  trat  er  in  die  Neustädter  Akademie,  wurde 
1795  in  die  Ingenieur- Akademie  übersetzt  und  beendigte  daselbst  seine  militä- 
rische Erziehung.  Der  gewissenhafte  Fleiss,  mit  welchem  er  hier  seine  natürlichen 
Talente  ausbildete,  gab  ihm  ein  Recht  zu  der  wichtigen  und  glänzenden  Laufbahn,  . 
welche  jene  kriegerische  Zeit  vor  ihm  öffnete.  Den  7.  October  1798  wurde  der 
Graf  Corps-Cadet.  Ein  erschütternder  Zufall  1  Dieser  Tag  war  der  Anfang  seiner 
bei  sturmbewegten  Zeiten  eröffneten  Laufbahn;  gerade  fünfzig  Jahre  später  sehen 
wir  in  einer  grässlichen  und  noch  blutigeren  Epoche  den  Heldengreis  als  Opfer 
unerschrockener  Hingebung  für  den  Monarchen  unter  den  Streichen  einer  anarchi- 
schen Partei  fallen.  Am  20.  September  1799  zum  Oberlieutenant  befördert, 
wohnte  Latour  der  Belagerung  von  Savona,  den  Schlachten  bei  Mar  enge 
und  am  Mincio  bei,  und  avancirte  1804  zum  Hauptmann. 

Das  Jahr  1805  traf  ihn  als  Major  in  der  nächsten  Umgebung  Mack's,  den  er 
von  Ulm  in  die  Erbländer  begleitete;  hierauf  wurde  er  zu  einer  diplomatischen 
Sendung  nach  Berlin  und  in  der  Friedensepoche  bei  der  Triangulirung  in  Oster- 
reich verwendet.  Im  Jahre  1809  wurde  Latour  Oberst-Lieutenant  und  nach  dem 
Tode  des  Obersten  Brusch  Chef  des  General-Stabes  beim  7.  Armeecorps  in  Gali- 
zien,  im  Jahre  1812  aber  bei  dem  Auxiliarcorps  verwendet.  Seinem  Eifer  und 
seinem  Muthe  hatte  er  bisher  die  rasche  Vorrückung  zu  danken  gehabt;  der  Feld- 
zug 1812  aber  brachte  dem  immei;  thätigen  und  umsichtigen  Officier,  der  jede 
Gelegenheit  ergriff  um  zum  Besten  des  Dienstes  mitwirken  zu  können,  auch  in 


1086 

der  Schlacht  bei  Podubnie  .durch  richtigen  Coup  d'oeil,  rastlose  Thätigkeit 
und  ausgezeichnete  Tapferkeit  Vieles  zum  glücklichen  Ausgang  derselben  beigch 
tragen  hatte,  dasRitterkreuz.  Fürst  Schwarzenberg  wollte  zu  Anfang  Octo- 
ber  die  Russen  von  einer  weiteren  Bewegung  gegen  Slonim  wo  möglich  abhal- 
ten, und  marschirte  mit  dem  7.  und  dem  grössten  Theile  des  Auxiliarcorps  nach 
Biala.  Am  18.  October  wurden  die  Vorposten  dieses  7.  vom  französischen  General 
R^ynier  befehligten  Corps  jenseits  desBiala-Baches  angegriffen.'  Gefangene  sagten 
aus,  es  sei  eine  blosse  Recognoscirung  von  einem  Bataillon  und  einem  Reiter- 
Regiment  e.  Fürst  Schwarzenberg  beschloss  daher  sie  bis  unter  die  Batterien 
«einer  Avantgarde  zu  locken,  und  licss  das  Bataillon  Eszterhäzy  unter  Major 
Del  Rio  (s.  d.)  und  zwei  sächsische  Jäger-Compagnien  weiter  abwärts  bei  der 
Mühle  Easula  über  die  Biala  setzen,  welche  unter  Begünstigung  eines  sich  jen- 
seits fortziehenden  Waldes  dieser  feindlichen  Truppe  in  Flanken  und  Rücken  fallen 
sollten.  Latour  bot  sich  an  diese  Colonne  zu  führen.  Er  besetzte  das  Defil^, 
rückte,  den  Morast  cotoyirend,  in  den  Wald,  stiess  hier  auf  den  Feind  und 
bald  darauf  auf  eine  zwölfpfündige  Kanone,  welche  der  russische  General  Essen 
—  mittlerweile  mit  seiner  ganzen  Division  angekommen  —  sö  eben  selbst  placirt 
*  hatte,  um  den  Damm,  über  welchen  unsere  Avantgarde  debouchiren  wollte, 
zu  beschiessen.  Latour  liess  durch  eine  Compagnie  Eszterhäzy  und  eine 
Compagnie  sächsischer  Jäger  die  Kanone  angreifen  und  wegnehmen.  Die  Rus- 
sen unternahmen  hierauf  eine  Cavallerie- Attaque,  welche  aber  durch  das 
Feuer  der  Plänkler  abgewiesen  wurde.  Zwei  Compagnien  hatte  Latour  längs 
dem  Rande  des  Waldes  in  seiner  linken  Flanke,  dem  feindlichen  Treffen  gegenüber, 
in  Plänkler  aufgelöst,  welche  dem  Gegner  lange  imponirten;  als  er  mit  den 
übrigen  Compagnien  in  Masse  aus  dem  Walde  in  die  Flanke  der  Russen  vorrückte, 
die,  zugleich  en  front  von  den  Sachsen  angegriffen,  die  Mühle  und  den  Haupt- 
damm verliessen,  fiel  ihm  ein  Schwärm  feindlicher  Tirailleurs  im  Rücken  an 
und  drang  in  den  Wald,  worauf  sich  Latour  links  wendete  und  sie  zurückwarf. 
Li  dem  Augenblicke  erschien  der  sächsische  General  Le  Coq,  welchen  Fürst 
Schwarzenberg,  als  er  die  Übermacht  des  Feindes  erfahren  hatte,  bei  der 
Mühle  Von  Kasula  in  seine  Flanke  vorrücken  liess;  bald  folgte  dieser  Colonne 
auch  Fcldmarschall-Lieutenant  B i a n c h i  mit  der  Brigade  Liechtenstein.  Der 
Feind  wurde  überall  geworfen  und  zog  sich  gänzlich  zurück.  Noch  auf  dem 
Schlachtfelde  liess  der  Fürst  dem  Grafen  Latour  für  die  Klugheit  und  Beharr- 
lichkeit danken,  mit  der  er  unaufgefordert  dieses  Gefecht  geführt  hatte,  und  spen- 
dete ihm  mit  Generals-Befehl  vom  26.  October  das  schmeichelhafteste  Lob,  so  wie 
ihn  auch  Se.  Majestät  der  Kaiser  auf  des  Fürsten  Vorschlag  zum  zweiten  Obersten 
bei  Liechtenstein-Infanterie  ernannte.  Wenige  waren  es ,  welche  diese  Würde  in 
14  Dienstjahren  erreichten,  und  Latour  hatte  überdies  das  stolze  Gefühl,  dass 
die  Armee  es  gewünscht  hatte. 


Im  Jahre  1813  wirkte  Latour  bei  dem  Corpü  des  Feldzeugnicisters  Grafen 
Gynlay  in  der  Sclilacht  bei  Dresden  mit  Umsieht ,  verlor  bei  Leipzig  ein  Pferd 
rater  dem  Leibe  und  wurde  unter  den  Ausgezeichneten  genannt.  Kaiser  Aiexan* 
der  «erte  ihn  mit  dem  Wladimir- Orden  dritter  Ciasso.  Nach  dem  Übergange  der 
AUürteo  über  den  Rhein  wurde  Latour  Chef  des  General*Stabes  bei  dem  4.,  aus 
Österreichern  und  Württeinbergcrn  zusammengesetzten  Corps,  welches  der  Krön- 
priniTon  Württemberg  befehligte.  Latour  leistete  hier  unmittelbar  durch  seine 
Talente  der  allgemeinen  Saclie  die  grössten  Dienste  und  unterstützte  auf  die  beste 
Alt  den  Unternehmungsgeist  des  ritterlichen  Kronprinzen  in  den  zahlreich enTref- 
feo  bei  EpLnal ,  Chauniont,  Bar  sür  Aube ,  in  der  Scldacht  von  Briennej  bei  der 
IlinniLiue  von  Sens,  bei  dem  so  ungleichen  und  nihntvollen  TretFen  von  Monte- 
mn^  bei  Arcis  sur  Aubc,  bei  Fcrc-Champcnoisc  und  bei  dem  Angriffe  der  Posi- 
tion von  Pari«.  Er  wurde  von  seinem  Monarehen  zum  General-Major  ausser  seiner 
Tfiur  bcfiirdert ,  vom  Kaiser  von  Rusyhind  mit  dem  Gcorgs-Ordcn  vierter  Classe 
und  vom  Könige  von  Württemberg  mit  dem  Commandeurkreuze  des  Militär* Ver- 
dieast  Ordens  geschmückt. 

Auch  im  Jahre  1815  wurde  Latour  Chef  des  General-Stabes  bei  dem  3.,  von 
to  Kronprinzen  eommandirten  Corps,  und  bewährte  seine  Talente  und  Geistes- 
gVgenwijrt  im  Treffen  bei  Strassburg  (28.  Juni)  aufs  Neue.  Der  Kronprinz  — 
ipütr  König  —  von  Württemberg  bewabrte  dem  Grafen  bis  zu  seinem  Tode  eine 
*M  Tallkammenem  Vertrauen  und  Inniger  Ilochschätzung  entsprungene  Freund- 
icbi/l,  und  gab  ihm  in  der  Folge  hei  der  Stiftung  des  Fried  rieh -Ordens  durch  die 
VnieiliQng  des  Grosskreuzes  ein  siehtliares  Zeichen  derselben. 

Latour  hatte  in  der  PViedenscpocIie  die  mannigfachsten  Ajistellungen  und 
*«il«Aich  in  jeder  derselben  neue  VcrtUenstc  zu  erwerben.  Vorerst  zum  Ai^til- 
l*ri^Brigadier  und  Inhaber  des  3.  Artillerie^Rcgimcnta  ernannt,  wurde  er  1829 
™iet  andMiUtär-BevollmücliUgtcj*  der  MiliUir-Commission  bei  der  dcutschenBun' 
werumrolung  in  Frankfurt,  18*n  Feldniarschall-Lieutenant  und  im  Jabrc  darauf 
*W«r  in  eine  ganz  neue  Spliäre  —  als  Stellvertreter  dcsGeneml-Genic-Directors 
^t  der  Ernennung  zum  Lifjaber  des  28*  Infanterie-Rcgimcnts  und  znm  geheimen 
Mtlic—  berufen*  Seine  »echzehnjährigen  Verdienste  in  diesem  Corps  waren  allge- 
(QiiittiQ  anerkannt  und  gewürdigt,  auch  von  seinem  MonaiThen  im  Jahre  1846  mit  der 
Förderung  zum  Feldzeugmeistcr  gelohnt.  Wahrend  dieser  An^telbinp^  erhielt  der 
^Titim  Jahre  1841  den  schmclcheihaften  Rni  riaeh  Karlsruhe,  um  den  Entwurf  zu 
wprojectirten  Bundoßfestung  Rastatt  auszuarbeiten  und  dem  Grossherzogc  von 
Wco  vorsulegen;  er  entsprach  dem  Auftrage  so  vollkommen,  dass  ihm  dieser  Fürst 
■  der  Verleihung  des  Ordens  der  Treue  seine  hohe  Zufriedenheit  zu  erkennen  gab. 

Den  Posten  eines  Stellvertreters  bei  der  üeneral-Gcnie-Directlon  bekleidete 
Latour  bis  zum  Jahre  1848,  wo  er  nach  Auflösung  des  Hofkriegsrathes  vom 
JlDOirdmi  icun  Kriegsmim'ster  erhoben  wurde. 


1088 


4 


In  dieser  höchst  schwierigen  imd  gefährlichen  Stellung  war  vielleicht  nur  er 
mit  Hülfe  der  erworbenen  laogen  Erfahrung  im  Stande,  durch  Geduld  und  Festig- 
keit den  Sturm,  der  ihn  umgabj  aufzuhalten  und  das  zu  vollfuhren,  was  Viele  für 
unmöglich  hielten.   Seine  Verständigung  mit  Fei  dm  arschall  Radetzky  bewirkte 
den  glücklichen  Ausgang  der  letzten  Feldzüge  in  der  Lombardie;  denn  er  ver- 
einigte mit  dem  Talente  die  vorhandenen  Hüifsquellen  füi-  den  Krieg&zwecfc  zu 
benutzen,  die  seltene  Fähigkeit  neue  zu  crsehaffen  und  grosse  Resultate  mit  kleinen 
Mitteln  zu  erzielen.   Ein  Mann  von  wemger  Muth  und  Unermüdlichkeit  würde  der 
Gewalt  der  Ereignisse  und  der  ihn  umgebenden  Verlegenheiten  unterlegen  eeiiL 
Er  aber  trat  gerade  nnd  uuerschrocken  dem  Sturme  entgegen  und  bemeisterte  ihn 
eine  lange  Zeit   Zu  wiederholten  Malen  hätte  er  sich  zurückziehen  können  ron 
einem  Amte,  dass  er  nie  begehrt  hatte;  doch  immer  wurde  er  daran  verhindert 
durch  "^eine  Ergebenheit  für  den  Kaiser,   seine  üneigennützigkeit  und  den  edlen 
Patriotisnms,  der  ihn  auf  seinem  Posten  festhielt  bis  zu  seinem  beklagenswerthea 
Ende.  Immer  unbändiger  unterw^üljlte  die  Fluth  der  hereinbrechenden  Anarchiö  ^ 
die  Stellung  des  greisen  Kricgsniinii>teri5 ;  ihre  Brandung  ergritf  zunächst  den  Reiche-  S 
tagj  wo  mehrere  von   der  ölfentlichen  Meinung  bereits  gerichtete  Deputirte  mit 
dem  Geschrei   unausgesetzter  zweckloser  Interpellationen  ihn  marterten  und  er 
mit  tiefem  Schmerz  ansehen  musste,  wie  der  Ruhm  der  österreichischca  Armee, 
den  Europa,  ja  selbst  der  Feind  anerkannt  hatte,  hier  von  den  Vertretern  der  — 
eigenen  Völker  verlüugnetj  in  den  Staub  gezogen  wurde.  Durch  Geld  bestochen ^^ 
Wüliler,  mit  den  rohen  Massen  des  Pöbels  verbündet,  rechneten  es  ihm  als  ein 
Verbrechen  an^  dass  er  die  kühnen  Ejieger  JellaCid^s,  die  doch  Zugehörig-aM 
der  österreichischen  Armee  waren,  auf  Italiens  Schlachtfeldern  ihr  ßlut  für  das 
gemeinsame  ötsterreichische  Vaterland  verspritzt  hatten,    und  jetzt  im  Begriftö 
standen,  abermals  mit  ihrem  Blute  die  grosse  herrlicbe  Monarchie  vor  dem  Zer- 
falle zu  schützen,   dass  er  diese  heldcnmlithigen  Söhne  Osterrelcba  nicht  darbeö 
lassen  wollte,  sie  vor  Noth  und  Hunger  rettete.    Die  bestochene  Presse  Wiens 
ersah  sich  ihn  seitdem  zu  ihrem  Opfer  und  versäumte  Nichts^  was  die  Wuth  eines 
fesselloscn  Pöbels  gegeji  ihn  enttiammen  konnte*    Die  Frucht  ihrer  Bemühun- 
gen reifte  an  dem  unglücklichen  6.  October  1848-    Latour's  edles  Blut  Am 
vor  demselben  Gebäude,  aus  v^^etchem  sein  Vater  mit  der   seinem  militärischen 
Range  gebührenden  Feierlichkeit  zur  Ruhestätte  geführt  worden   war.    Wie  im 
Leben,   so  nützte  Latour  auch  im  Tode  seinem  Vaterlande,  und  nicht  umsonsi 
war  dieses  werthe  Opfer  gefallen.  Sein  Untergang  weckte  endlich  die  Energie  der 
Regierung,  und  das  vom  Terrorismus  durchtobte  Wien  mussto,  durch  den  Für».teii 
von  Windisch-Grätz  bezwungen,  sich  wieder  unter  das  lange  verhöhnte  Ge»eti 
beugen* 

Am  19«  November  wurde   den  Manen   des  Verew%ten    am    Laaer  Berge 
ein  feierlicher  militärischer  Trauergottesdienst  gehalten  und   seine  Leiche  dwm 


i 


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feinem  der  Güter  des  IlinterMiebeneii  zur  Bcfsotzung  in  die  Familiengruft 
eführt.  Latour  wird  im  dankbaren  Gedächtnisse  fortleben  als  ein  Märtyrer  dej- 
VAicrlandsliebe,  als  der  Vorläufer  eines  neuen  Morgens  der  Ordnung  und  wahi'en 
Frelheit- 

PPISTEB,  Jose p  li  von,  Riltaieister,  zu  Kitzingen  im  bayerischen  Unter-Main- 
bdse  gebor€ii,  ward  am  1.  Jlinuer  1799  Gemeiner  im  6*  Drögoner-Regiuiente 
Rieich«  la  welchem  er  vor  Ausbruch  des  Krieges  im  Jahre  1805  zum  Lieutenant 
andiiri  Februar  1809  zum  Oberlieutenant  vorrückte. 

Am  27.  November  1812  wurde  dieser  Officier  unter  Conmiando  des  Rittmeisters 

Thum  mit  einem  Flügel  der  Oberst  2.  Schwadron  des  Regiments  und  1  Compagnie 

von  Hiller-Infanterie  von  dem  Reglmcnta-CommandantenO  bersten  Baron  S  c  h  e  i  t  h  e  r 

5«p«n  Podhaidje  und  Lohyezyn  detachirt,  um  die  Munitions-  und  Bagage  wägen 

von  Dohoi  kommenden  russischen  Transporte  und  den  etwa  von  Pinsk  zurück- 

mden  Feind,    wenn  er  von  Scheit  her  angegriffen  werden  würde,    abzu- 

lOftdciL  Rittmeister  Timm  führte  dieses  Commando  bis  gegen  Lohyezyn^  wo 

wiftops  von  den  Dragonern  die  Wagenburg  genommen  wurde,  bei  Annäherung 

iJ  Vorrückung  von  mehreren  hundert  Mann  feindlicher  Infanterie  aber  wieder 

it  Verlust  verlassen  werden  musste.  Das  Commando  hatte  den  Befehl,  nach  der 

itcrnchraung  auf  Lohyczyn  sich  gegen  Pinsk  zu  wenden  und  Rittmeister  Th um, 

Icher  vermuthete,  der  Feind  werde  einen  anderen  Weg  einschlagen  und  die 

bei  Przeworsk  am  Damme  belassene  Compagnie  an  sich  ziehen,  musste 

'tefbc  Richtung  einschlagen.  Der  Damm  war  eine  halbe  Stunde  lang,  fiihrte 

'^h  Sütupfe  und  hatte  neun  Brücken    über   die  sich  in  viele  Arme  theilende 

idda.    Die  Nacht  war  inzivischen    eingetreten  j   ein   kleines   PIquet,    welclies 

Thum   bei  Przeworsk  am  Anfange  dieses  Dammes  mit  30  Kriega- 

irfingenen  aufgestellt  hatte  ^    von   der  retirirenden  Pinsk  er  Garnison,    welche 

«eil  dort  den  Weg  balyien  musste,    überwältigt  worden    und  der  Rückzug  des 

Tb u mischen  Commanders  fa-^t  unmöglich.  Der  Rittmeister  unternahm  aber  den- 

flodi  den  Angriff,  den  seine  Rettring  bedingte,  und  gelangte  auch  in  der  That  mit 

Gifdlerie  und  Infanterie  über  die  ersteren  Brücken ;  zu  den  letzteren  über  den 

Brnplstrom  führenden  angekommen,  stiess  er  auf  mehrere  hundert  Mann  feindliche 

Jofiffiderict  wurde  geworfen,   und  als  die  Truppe  sich  rallilrte,  fehlte  er  mit  einem 

gr^SAfiiTheile  seiner  Sulduten.  Eine  Muglichkeit  über  den  Damm  vorzudringen,  war 

mcht   vorbanden   und   als   das  Commando   den  Verlust  des  fdr  todt  geglaubten 

ftfitmeisters  gewahrte,  versank  es,  seit  fünf  Tagen  (und  nun  seit  fünfzehn  Stunden 

obite  gefiittcrt  zu  haben)  auf  dem  Marsche  und  von  dem  weit  stärkeren  Feinde, 

von  Lohyczyn  heinahe  bis  zum  Damme  durch  den  Weld  verfolgf » in  Muthlosigkeit. 

Da  war  es  nun  Oberlieutenant  Pfl^ter,  der  rang^altcstcOffieicr,  welcher  in 

gefiihrlichen  Lage  die  Gegenwart  des  Geistes  beibehielt  und  die  Hoffnung 


1090 

auf  Rettung  nicht  aufgab;  er  sammelte  also  das  Commandoj  zog  zwei  Officiere  und 
mehrere  Mannschaft  von  Ilillcr-Infanterie  an  sieh  undfasgtc,  von  Feinden  umgeben, 
den  Entschluss,  da  weder  vor-  noch  rück-j  auch  nicht  seitwärts  dureh  den 
Morast  zu  kommen  war,  von  dem  Damme  hinab  sich  zu  werfen,  um  in  der  finsteren 
Nacht  vorerst  mindestens  der  ermatteten  Truppe  Ilulie  zu  gönnen. 

Er  war  auch  so  glücklich,  einen  Weg  durch  den  Morast  seitwärts  zu  finden, 
welcher  zu  einem  Hofe  führte;  hier  angekommen,  setzte  er  sich  wieder  in  Kampf- 
verfassung und  wendete  Alles  anj  um  seinCommando  zum  Durchschlagen  zu  bestim- 
men. Gegen  Pinsk  war  dieses  unmöglich,  seitwärts  Über  den  Ogiusky'schen  Canal 
waren  alle  Brücken  abgetragen j  der  einzige  Ausweg  blieb  auf  Lohyczyn,  von 
wo  er  nach  Slonim  zu  gelangen  und  sich  mit  der  Haupttruppe  zu  vereinigen  hoffte. 
Bei  Tagesanbruch  setzte  sich  Pfister  in  Marscli-  Seine  Zuspräche  hatte  die  erge* 
benen  Soldaten  in  die  beste  Ötimmung  versetzt,  und  er  griff  nun  die  vom  Feinde 
besetzte  Stadt  Lohyczjn  so  herzhaft  an,  dass  sie  gar  bald  gesäubert  wurde.  Jeder 
andere  Entschluss  würde  ihn  und  sein  augenscheinlich  verlorenes  Commando  in  die 
unangenehmste  Lage  gebracht  haben,  während  dieses  Unternehmen  vom  lohnend- 
sten Erfolge  gekrönt  war,  denn  er  hatte  nicht  nur  30  Gefangene  gemacht,  sondern 
aucli  bei  200  feindliche  MunitJoQs-  und  andere  Wägen  und  150  Pferde  erbeutet, 
den  Rest  der  Compagnie  von  Hillcr-Infanterie  und  den  Flügel  von  Riesch- Dra- 
gonern gerettet,  eine  offene  Strasse  zu  seiner  Haopttriippe  sich  gebahnt  und  den 
Russen  alle  Flanken-Anfälle  und  Beunruhigungen  gegen  unser  Corps  vereitelt. 
Gleich  nach  bekannt  gewordener  That  wurde  Pfister  im  Armeebefehle  öifentlich 
belobt  und  ihm  auf  Verwendung  des  commandirenden  Generals  Fürsten  von 
Scliwarzcnberg  im  Capitel  das  Ritterkreuz  zuerkannt. 

Die  nacliiolgcnden  Kriege  hatte  Pfister  als  Rittmeister  mitgemacht,  mancher 
Schlacht  beigewohnt,  doch  auch  Wunden  in  so  grosser  Zahl  davongetragen,  dass 
er  schon  im  August  1816  in  den  Ruhestand  treten  musste.  Er  starb  zu  Wien  am 
24.  Juni  1829  im  50,  Lebensjahre. 


Kenn  uad  aohtsigste  bit  einhundert  Tier  und  viiiriigste  Promotion. 


BlQ  KKinpfo  der  Jahre  1913*biB  l§]5  li»ttea  auHior  bi  Allerhb'chsUa  Vorlelhungen  «ach  iwet  OspUttIa  sur  Folg»« 
Dab  «r&U  begann  am  20.  Februar  1J^15  und  vrurd«  znittebt  AIlerhoehAler  EuUchlleK&ang  vom  9«  Mal  gcAChloueA.  Dm 
zweite  trat  am  d,  März  l>$16  soframmeü  und  wurde  mlttebt  Allerhöchster  EntüchlloaBiuig  vom  27.  Juli  al»  beendet 
erklärt.  BeicTeii  prä^Jdirte  Fei  dmar^c^  hall  Fürst  Johann  Ton  Lle  chteaate  in.  In  diesen  a^el  Capltelti  wurden 
ernannt:  2  Commandcnro  uud  36  Ritter;  ausser  CapUel:  I  Gro^ftkreiu:,  9  Commandeuref  44  Hltter;  auerammea 
J  Grojiskrcui;,  H  Commandeure  tind  «0  UJtter  der  k,  k.  Armeo,  \*ovon  1  Ritter  (Piin»  Hos son-Uo m barg)  dam 
Rangfi  nach  In  daa  CapUel  vom  Jahre  ISIH  zählt  und  darin  atif genommen  erteheint. 

Anfiländlacbe  Alltgliedor ,  durch  AlIerhochatB  Emennungea  in  den  V«rbuid  de»  Orden»  aafgenonuBeRf 
erreichten  die  Zthl  vnt»  1  OrosekreUEcn,  2!  Coiiunandottran  und  06  Hittern.  Im  Ganzen  waren  also  in  dle3«r  6po«bt 
212  Mitglieder  ernaünl  worden j  und  «war:  5  G roaskrainw,  33  Commandoure  und  175  Ritter. 


1091 


Die  Verielhnngen  ausser  Capitel  an  In-  und  ausländische  Blitglieder  fanden  mit  nachfolgenden  Allerhöchsten 
IUnd«ehreiben  Statt  und  cwar : 

Brix vom  26.  August       1813  —  Grosskreuxe,  —  Commandeuro,    1  Ritter, 


Teplitz     .   . 

.  .     „      2.  September 

p 

— 

n       •    •    • 

.   .   .     «    13. 

n 

1 

»1       •    •    • 

.   .      «     14. 

») 

— 

T>           •      •      • 

.   .   .      «    25.         „ 

p 

— 

1»           •      •      • 

•   .      «    28.          „ 

„ 

— 

n       •    •    • 

.   .      „      1.  October 

„ 

— 

KomoUtt  .   . 

...      8. 

w 

— 

Kötha    .   .   . 

•   .      „    20. 

n 

2 

Schmalkalden 

.   .      «    30.         „ 

^ 

— 

Fulda    .   .    . 

.  .      „      2.  •November 

r* 

— 

»1       •   •   • 

.   .   .  Anfangs          ^ 

„ 

— 

Frankfurt  am 

Main  vom    8.          ^ 

n 

— 

^ 

n     13. 

n 

- 

y 

5.  Decomber 

r 

— 

„ 

n    10. 

n 

1 

Freiburg  .   . 

.    •    .      »     26. 

n 

— 

«          •   • 

•        •     «     27. 

„ 

— 

n             '     ' 

.   .   .     ^      4.  Jänner 

1814 

— 

Langretf    .    . 

.   .   ,     „      1.  Februar 

n 

— 

Bar  sur  Aube 

•    .   •     «      4. 

n 

— 

r* 

■    .    .      n       Ö. 

„ 

— 

Troyea  .   .   . 

...««. 

n 

— 

^       ... 

.    .    .      „     18. 

n 

— 

Chaumout 

.    .   .     „      2.  Mär« 

♦» 

— 

, 

.     •     ••     .        8.        r> 

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— 

D^ou     .   .   . 

.    •    •     «26.      „ 

n 

— 

... 

•    .    .     .29.      „ 

„ 

— 

n              ... 

.   .   .     „      2.  April 

n 

— 

C'hatlllou  sur 

Seine     „    10.      „ 

« 

— 

Paria  .... 

...     „      2.  Mal 

^ 

— 

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.    .   .     .     11.     « 

n 

— 

.... 

...     .     14.     . 

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...      „     18.     , 

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— 

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...      .     20.     „ 

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— 

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.    .    .     „     20.     , 

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— 

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...      „     29.     „ 

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— 

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•    .    .      «     30.     „ 

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.    .    .     „      1.  Juni 

n 

— 

.... 

.     .     .       .         1.      n 

n 

— 

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.     .     .       n      iw      . 

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1 

Wien  .... 

...     „    11.  November 

n 

— 

n        .     •     .     . 

.   .   .     „      3.  Docember 

n 

— 

.     .     .     . 

...     „13.  April 

1815 

— 

Heidelberg    . 

.    .    .     „     14.  Juni 

n 

— 

Saarbourg  .    . 

.    .   .     „      3.  Juli 

„ 

— 

Paris    .  .   .   . 

...     «    23.    „ 

n 

— 

«       .   .   .   . 

...     „    23.    „ 

» 

— 

n         .... 

...     „     23.     „ 

» 

— 

f,         .     .     .     . 

...     «    28.     „ 

n 

— 

«         .     .     .     . 

.   .   .     „    25.  Auguftt 

1» 

- 

Dijon  .    .   .    . 

.    .    .     „       7.  October 

» 

— 

Venedig  .   .   . 

...     „10.  Dercmber 

„ 

— 

Mailand  .    .    . 

...     „14.  Februar 

1816 

— 

1 

8 
1 

16 
9 

3 
3 
1 


Zusammen    5  Grosskreuze,  SO  Commandeure,  140  Ritter. 
INe  inländischen   Blitglieder  rangireu   nach  dem  Datum  der  ausgeübten  Thaten,  die  au»ländischeu 
brhmeu  ihren  Raug  nach  der  Verleihung  de»  Ordens  ein. 


1092 


OROSSKREUZR 

-Karl  XIV.,  Joiiannj  König  von  Schwcden^f  früher  Jeao  Baptist  Julo  Ber- 
nadotte,  zu  Piiu  am  20.  Jänner  17€4  getoien^  Solm  eines  Reebtpgekhrten,  yvurd  ITSOJ 
nua  l^ei^Miiig  Suldat  in  der  franÄÖsii^chen  Armee ^  stieg  diireh  Tapferkeit  und  Eiiisiclit  selinfUl 
empor,  80  zwar,  dnss  er  bei  Fleurua  1794  schon  die  Stelle  eines  Divieions-Generals  bekleidete,] 
1795  weaenllich  zum  Rbeiu-Übcrgangie  hei  Neuwied  beitrug,  1796  rüimilioh  eine  Division  bd 
Jourdun  führte,  1797  in  Italien  dio  Belagerung  von  Gradiska  befeliligte  und  die  bei  RivoU  ' 
eroberten  Fahnen  nach  l^aris  brachte. 

Im  Jahre  1798  vermählte  er   sich   mit  Enge  nie    Bcrnhar(line  Deeiree,    Tochter  de« 
Kaufmanns  Clary  in  Muri^eiUe,  einer  Seh^ester  der  Üemahlino  Joseph  Bonap arte's,  und  ging 
alü  Qesandter  nach  Wien,  das  er  in  Folge  eines,  wegen  der  dreifarbigen  am  französischen  Gesandt-^ 
ichafta -Hotel  aufgesteckten  Fahne  entstandenen  Äui'ruhres  wieder  verlassen  musste. 

Ijn  Jahre  1799  führte  er  die  Obaervations- Armee,  welche  über  den  Rhein  gehen  und 
Philipiisburg  hclagern  sollte j  allein  wegen  der  Fortschritte  der  ÜMerreirher  und  Ruseen  in" 
Drutdildand  und  Italien  berief  ihn  das  Directurium  bald  ab,  und  ernannte  ihn  zum  KnVgf- 
miiibter^  was  er  nur  3  Monate  blieb.  Nach  dem  18.  Brumaire  in  den  Staatsrath  gezogen,  willigte 
er  nicht  in  die  Errichtung  der  Ehrenlegion,  und  entzweite  sich  mit  Napoleon.  Joseph  Bona- 
parte brachte  aber  etne  Au^siihnung  zu  Stande,  und  Berua  dotte  erhielt  daa  Commando  Inder 
Vendce,  die  er  durch  Humamtät  beruhigte. 

Im  Jahre  1804  ging  er  an  Mortier's  Stelle  nach  Hannovex,  ward  1805  älarschaU 
erhielt  das  Grosskreuz  der  Ehrenlegion.  Bei  dem  Kriege, mit  Österreich  führte  er  ein  Corps 
Hannover  durch  das  An&pAch-sche  nach  Würstburg,  vereinigte  eich  dort  mit  den  Bayern  und  kam 
den  Kaiaerliehen  so  in  den  Rücken,  befehligte  vor  Austerlitz  das  Centrum  und  wurde  am 
ö,  Juni  1806  tLuin  Fürsten  von  Ponte  Corvo  ernannt.  Im  Jahre  180G  führte  er  das  1.  Armec- 
corpa  über  Hof  in  das  Voigtland,  sehniti  den  prcussiBchen  General  Tauenzien  bei  Schleiz  ab, 
drang  von  Dornburg  aus  zwischen  die  beiden  preu&sisehen  Armeen  bei  Auerstädt  und  Jena  ein 
und  flankirte  so  beide.  Er  verfolgte  Blücher  nach  Lübek,  kämpfte  dort  mit  ihm,  zwang  Ihn  itur 
Capitulation  und  nahm  auch  15Ut>  Mann,  auf  der  Trave  eingescldEte,  aber  durch  widrige  Winde 
zurückgehaltene  tichweden  gefangen.  Er  wendete  sich  nun  nach  Preusaen  und  hielt  die  Russen 
durch  das  Treffen  bei  Morungen  (25.  Jänner  1807)  ab  die  franstösische  Hauptarmee  zü  über- 
fallen. Am  5.  Juni  ward  er  hei  Spangen  verwundet.  Er  befehligte  hierauf  das  In  Deutfichland 
zurückbleibende  Heer,  erhielt  1809  den  Oberbefehl  über  die  Sachsen,  führte  sie  längs  defliJ 
böhmischen  Grenze  nach  Paesiiu,  Linz  und  Wien,  und  bildete  bei  Wagram  mit  den  Garden  and 
dem  Corps  Eug  en*s  die  *2.  Linie  und  Reserve,  nahm  Wagram  und  behauptete  es  xwei  Stunden  lang- 
Nat'h  der  Schlacht  überwarf  er  sich  wegen  eines  von  dem  General  Du pas  nicht  befolgten  Befehlee, 
ihn  dort  zu  unterstützen,  mit  Napoleon,  ao  dasa  er  sein  Commando  niederlegte  und  «iio  Armee  ver- 
liees.  Er  lebte  nun  zu  Paris,  stellte  eich  aber  bei  der  Nachricht  von  der  Landung  der  England« 
auf  Walchem  auf  Requisition  des  JCriegsminieters  an  die  Spitze  des  zusammengerafften;  grosslen 
Iheils  aus  Natlonalgsrden  bestehenden  Corps  und  befehligte  dasselbe,  bis  die  Engländer  diireh 
Krankheiten  genolhlgt  die  Insel  wieder  räumten  und  kehrte  dann  aufs  Land  und  nach  Piwis  zurück. 

Im  Jahre  J810  ward  er  wegen  der  bei  der  Gefangennebmung  der  Schweden  an  der  Trave 
hewiesenen  Milde    zum    Kronprinzen    von   Sehw^eden    vorgepchlagpp ,     und   drei   PeputJrte 


n  der^i 


-4 


1093 


i|en#n.  um  »eine  O^^inmm»,  im  Falle  ilies  geschehe,  ausÄiiforschen.  Xaiioleon  hfitte  nitiht 
fÜd'jif  \Y*hl  Einduss.  wünschte  vielmehr,  dass  Bie  »ich  auf  den  König  vüii  Dänemark 
**«üieii  möge^  und  Latte  deaehalb  dem  st^hwedisphen  Hofe  Mittliellungcn  machen  lassen,  rief  aunb 
*^»ii«ii  BeToUfuichtigten ,  um  die  Wahl  nicht  zu  gtörcn  ^  vom  Hofe  au?t  Stocklmlra.  Karl  XIII, 
*^Wu|f  imn  wirklich  am  tS.  August  Bernadotte  xum  KronpriBzen  vor,  und  der  nieder^^eset/te 
4ttiAcliu««  wjihite  ihn  fa^  einstimmig  unter  der  Bedingung  »um  Thronfolger ,  dass  er  die  luthe- 
timhe  Religion  annehme.  Er  legte  nun  da«  Bekenntniss  der  e\  äuge  Buchen  Religion  in  Danenmrk 
Ik»  glof  nach  Schweden  iiber,  und  wurde  am  31.  October  der  UeinhsversammluTig  vorgeätellt. 

A.III  S.November  adoptirte  ihn  der  König;  er  nahm  hiebei  den  Namen  Karl  Johann  iin. 
klitflie  dann  den  Eid  als  Kronprinx  vor  dem  Throne  und  empfing  die  Huldigung  der  Stände. 

Wie  er  nun  lUifanga  gegen,  dann  fir  England  wirkte,  1811  da»  angetragene  BündnlÄß  Na- 
polt<>nV  gegen  Rus&land  ausschlugt  1812  eine  geheime  Allian^c  mit  Rusiland  einginge  mit  Kaiser 
Alexander  persönlich  atu  Aho  zusacomen  kamj  mit  England  im  Juli  1812  Frieden  »ehlosB,  wo 
CT  TeJYprach^  eine  Diversion  mit  25  —  3U,UUt>  Äiann  Schweden  in  Deutsehland  zu  unternehmen  und 
im  JaU  1813  «n  Frankreich  den  Krieg  erklärte,  gehiiJrt  der  Geschichte  an.  Er  versprach  in  der 
{»etv^Snlicken  Conference  Ton  Trachenberg,  mit  deu  alliirton  Monarchen  gegen  Napoleon  mit* 
aliwirken;  und  ilbemahm  den  Oberbefehl  über  die  Armee  von  Kord- Deutschland,  aus  Russen 
ttjiter  Wioiingerode,  Woronscow  und  Tscherni  tscheff,  Treusscn  unter  Bülow  und 
Tauenaien,  Britten  unter  Walltaoden,  30,000  Mann  Schweden  unter  Stedingk  bestehend, 
und  operirte,  n&ohdem  er  Napoleon  mehrere  Male  üum  Frieden  , ermahnt  hatte,  nach  dem 
Walfcn»tObUinde  mit  Vorsicht  gegen  ihn.  Durch  den  Eifer  der  russischen  und  prcu&sischon 
0«efiralet  besonders  BÖlow'«  bewogen,  lieferte  er  die  siegreichen  Schlachten  bui  HrosB- 
lieoren  tind  Dcnnewitü  und  überschnfet  die  Elbe  bei  Rosslau.  Nach  dem  Siege  bei  Leipzig 
aog  ^#f  Kronprina  gegen  Davouet  und  die  Dänen  an  der  Unter- Elbe.  Bald  war  Lübeck 
erobert»  Dft^ottat  Yon  den  Danen  getrennti  jener  nach  Hamburg  geworfen,  diese  nach  Hobteiu 
>«ffalft  lind  cm  14.  Jänner  1814  erfolgte  der  Frieden  mit  Dänemark  zu  Kiel,  indem  dieses  an 
iw«den  Norwegen  gegen  Schwedisch* Pommern  abtraL 

Seine  Majeetät  weiland  Kalter  Franz.  L  hatte  ihm  gleich  nach  bekannt  gewordenem  Siege 
von  Oennewita  mit  Handschreiben  atis  Teplitz  vom  13.  September  1813  zum  Grosskreuze 
4m  Maria  Tbcresien- Ordens  su  ernennen  geruht. 

In  langsamen  Mlrsehen  folgte  er  dann  dem  Hauplheere  und  kam  eben  bei  Juli«"!!  ynd 
i&  tei  Niederlanden  an,  als  die  Verbündeten  In  f^ariB  einzogen.    Er  ging^un  dahin,  sprach  den 

ifon  rrankreieh  in  Comjd^^gne  und  eilte  nacli  Norwegen*  wo  der  biBbeiige  dänische 
Priiu  Christian  xum  Könige  ernannt  worden  war,  den  er  am  14.  August  1814  zur 
RfidflMlian  awang  und  Karl  XHI.  Johann  ward  nun  von  den  Norwegern  am  1.  No\emher 
alt  Ulf  Kdnigf  er  ah«  ihr  Kronprinz  anerkannt.  Kr  ftdgte  seinem  Adoptivvater  als  Karl  XIV. 
Jo^aaa  mm  5.  Februar  1HI8  auf  den  sohwetllach-norwegisohen  Thron  und  starb  au  Stockholm 
tm  8.  Hirt  1S44. 

Der  K^nig  Karl  Johann  von  Schweden  war  durch  Talent  und  Erfahrung  bereebtiget,  eine 
lle  unter  den  Heerftihrern  seines  Jahrhunderts  einzunehmen;  er  war  aber  auch  mit 
K<»fOfit«ulugenden  begabt,  denn  die  allgemeine  Liebe  ncdner  Unterthanen  sprach  sich  bei 
jider  Gelegenheit  ans. 


r 


SCUWAKZE5BHIÖ  »Karl  P h  1 1 1  p  p  Fürst  zu,  »erzog  von  K r  u  m  a u,  Feldmar- 
M,  StAAtü-unJCont'crenz-lliaisier,  geheimer  Kulti  und  Hotlnegsratbs-Präöideat, 


1094 

Kammerer ,    Ritter   des  p:nlderien    Vtiosses   und    Inhaber   des    fiir   ewige   Zeiten, 
seinen  Namen  führenden  Ühknen- Regiments  Nr.  2»  gehören  zu  Wien  am  15.  April 
I771j  verdienter  Ahnen  ein  würdiger  Sprosse.  In  ihm  verkündete  sich  gchon  wäh- 
rend des  zartesten  Alters  der  ernste  Beruf  des  Mannes,  den  seifen  Jemand  mifc 
solcher  Yollendung  erfüllte  als  er.  Der  Knabe  erfasstc  mit  wahrem  Feuereifer  älo- 
Aussenseiton  des  zukünftigen  Standes  und  übte  sieh  nn*t  Lust  und  Liebe  im  Watten- 
spielCj  das  er  in  den  Jünglingsjahren  dem  Wissenschaftlichen  mit  Freude  opferte. 
Gleichsam  über  die  bisher  zu  ungetheilt  betriebene  körperliche  Ausbildung  sich 
besinnend,  eilte  er  durch  angestrengtes  Studium  der  Mathematik,  Gesehichte  und 
der  Spraclien  ein  bestimmtes  Gieichgcvvicht  in  seine   theoretische   Laufbahn  zu 
brinsren.  Sein  Reichthum  an  Kenntnissen,  wie  seine  Gewandtheit  in  allen  rittcr* 
liehen  Übungen   entlockte   den   kriegskundigen   und   nicht  immer  nachsichtigen 
Feldherren  jener  Zeit^  Laey  und  Loudon,  manche  Äusserung,  deren  Wahrheit 
sicli  im  Mann esl eben  des  Fürsten  vollwichtig  bestätigte. 

Der  erste  Feldzug  des  Jünglings  war  gegen  die  Türken  (1788J  und  Lacy,  der 
Ober-Commandant  in  demselben,  liattc  selbst  ihn  gegen  die  Ansicht  des  Vaters  zur 
Theilnahme  bewogen.  Als  Lieutenant  des  Infanterie-Reginients  Braunschweig- 
Wolfenbüttel  Nr.  10  (seit  29.  Dccember  1787)  folgte  Füllst  Karl  dem  Feld* 
marschall  nach  Slavonicn.  Er  suchte  bei  erster  Gelegenheit  die  Sporen  sich  zu 
verdienen  und  gewann  sie  auch  iniA^ereine  mit  seinem  Freunde  dem  Major  Fürsten 
Poniatowsky  bei  Gelegenheiten^  in  denen  mehr  der  freie  Wille  als  der  Befehl, 
mehr  der  jugendliehe  Thatendurst  als  die  männliche  Überlegung  seine  Handlungen 
leitete.  Die  Hand  der  Vorsehung  schützte  ihn  sichtbar  auf  seinen  kecken  Strelf- 
zügen,  die  mehr  als  einmal  Erfolge  fierheizuftihren  drohten  j  deren  Abwendung  er 
dem  Glucke  und  seiner  Geistesgegenwart  allein  dankte.  Diese  frischkräftige  Thä- 
tigkeit  elirte  Kaiser  Joseph  dadurch,  dass  er  den  Fürsten  zum  Hauptmann  mit 
Corapagnie  ernannte  (14.  November)  und  ihm  zugleich  die  Wahl  des  Regiment«? 
überliess,  ^ 

Dem  General  der  Cavallerie  Grafen  Kinsky  zugetheilt,  erbat  er  sich  Ver- 
setzung zum  Hauptt|uartlere  Lou  don's,  da  eben  das  Jahr  1789  versprach  kriegs- 
lustigen Köpfen  die  meiste  und  beste  Gelegenheit  zur  Auszeichnung  zu  geben. 
Nach  dem  Falle  Berbirs  säumte  der  Fcldmarseliall  nicht,  die  Eigenschaften  des 
jungen  Hauptmanns^  der  aus  Wissbegierde  von  der  grossen  Anncc  sieh  zu  dieser 
Belagerung  begeben ,  hervorzuheben  und  dessen  Muthj  Beobachtungsgeist  und 
unermüdliche  Thätigkeit  in  ganz  besonderer  Welse  auszuzeichnen.  Fürst  Karl 
hegleitete  den  Feldmarschall  wieder  zum  Hauptheere,  dessen  Befehl  derselbe  nun- 
mehr y  bernahm,  wohnte  aber,  durch  ein  Fieber  aufs  Krankenlager  geworfen,  der 
Belagerung  Belgrads  nur  zum  Theile  bei. 

Zwei  Verluste  schlugen  ihn  um  dieseZcit  schwer  darnieder:  der  seines  Vaters, 
des  Fürsten  Johann  Friedrich,  und  der  seines  Führers,  Lehrers  und  Freundes, 


1 


109: 


des  grossen  Loudon,  eben  als  er  mit  seinem  RegiDiente  der  Coocentrirung  m 
MlÜLreri  behufs  des  drolienden  Krieges  mit  Preusseu  zuzog* 

Seine  Ernennung  zum  Major  (21,  August  1790)  brachte  ihm  zugleich  die 
Bestimnjung,  als  erster  Wachtmeister  der  Areieren-Leibgarde  den  Krönungsfeier- 
licbkeiten  in  Frankfurt  beizuwohnen  ~  eine  Gelegenheit,  die  ihn  vielleicht  zuerst 
auf  staatsnjünnische  Geschäfte  aufmerksam  machte.  Nach  Wien  zurückgekehrt,  lebte 
er  nunmehr  ganz  dem  Streben,  nachzuholen ,  was  ihm  an  wissenschaftlicher  und 
kö*rperlicher  Ausbildung  für  seinen  Beruf  noch  abgehen  mochte.  Den  militärischen 
Wissenschaften  folgte  er  durch  alle  emzelncn  Fächer;  die  Biographien  grosser 
Männer  oder  ihre  Denkwürdigkeiten  studirte  er  mit  Eifer,  und  wie  er  später  seine 
Söhne  Äur  Leetüre  der  alten  Classiker  anhielt,  ho  machte  er  dies  in  ruhigen  Perioden 
Eur  stälen  Beschäftigung.  Geburt  und  Stand  konnten  ihn  wohl  zwingen  Zerstreuun- 
gen aufzusuchen^  nicht  aber  sein  Charakter,  diesen  allein  zu  leben;  er  vermied  sie 
nicht ^  aber  er  wählte  sie  sorgfältig.  Sein  Charaktcrj  reinj  frei,  uoaldiängig,  konnte 
ihn  keinen  anderen  Weg  gehen  lassen  als  den,  welcher  ihn  zum  Ruhme  fühj-te. 

Als  die  kurze  Waffenruhe  geendet  und  Österreich  seine  Sireitmacht  nach  den 
Niederlanden  entsandte,  erbat  sich  der  Fürst  eine  Anstellung  bei  der  Armee  am 
Rhein.  Ihn  trug  die  Idee,  mit  seiner  Waffe  einem  missliandelten  Königshause  zu 
dieneo^  und  sein  Wunsch,  gliibend  wue  sein  Anlangen,  ward  in  entsprechender 
Weise  einfüllt,  indem  der  Fürst  als  Major  zu  den  berühmten  Dragonern  von 
Latour  versetzt  wurde  (6.  Jänner  1791), 

Der  Empfang  des  Fürsten  bcin»  Regimen te  selbst  war  nicht  ermunternd,  denn 
er  war  kalt;  die  Dragoner,  von  einem  Gemeinsinne  getragen,  der  beispiellos,  aner- 
kannten nur  wann,  der  vor  ihnen  sich  der  Ehre  würdig  gemacht,  im  Rcgimente 
Latour  zu  dienen.  Beim  Fürsten  schreckte  sie  dessen  Jugend  und  es  schien,  als 
iweifolten  diese  alten  Graubärte  wenigstens  an  seiner  Erfahrung.  Der  Fürst,  die 
Sachlage  erkennend,  strebte  nun  diese  würdige  Schaar  sich  zu  verbinden,  und 
•nchle  jede  Gelegenheit  auf,  die  ihn  vom  Neuling  zum  werthen  Kampfgenossen 
der  tüchtigsten  aller  Degen  umwandeln  sollte. 

ßei,  den  täglich  vorfallenden  Gefechten  gab  sich  dergleichen  bald,  und  kühne 
Züge,  2war  viel  an  Zahl,  aber  vermöge  seiner  untergeordneten  Stellung  noch  zu 
wenig  von  Einfluss,  erwarben  ihm  schnell,  was  ersuchte.  Bald  galt  er  als  einer 
der  Trefflichsten  im  Corps  und  die  Verehrung  für  ihn  stieg  um  so  höher,  je  mehr 
man  ihn  beim  Empfange  hatte  fühlen  lassen,  dass  man  den  Fürsten  nur  dann 
schützen  werde,  wenn  er  sich  als  Soldat  schätzensw^crtli  beweise. 

Der  Fürst  kämpfte  Im  Feldzuge  von  1792  an  verschiedenen  Orten  ohne  beson- 
dere Gelegenheit,  Namen  und  Talent  glänzen  zu  lassen,  was  erst  im  folgenden 
Jahre  ihm  boschieden  ward,  als  er,  zum  C^bcrst-Lieutenant  befördert,  den  Befehl 
Qhor  die  3  Divisionen  des  Chlaneii-Freicorps  erhielt  Mit  dieser  Truppe  nahm  er 
jtiegreichen  Äntheil  an  der  Schlacht  bei  Neerwindeui  trug  entscheidend  dazu  hei, 


dafls  der  Angriff  DanipJeire's  (1*  Min  179*))  auf  die  Stellung  des  Prinzen 
Coburg  bei  Onnaing  nussglückte,  und  fiibrte  zuweilen  mit  entscbiedcn  unzurei- 
chenden Streitkräften  glückliche  Sti-eifziige  aus,  die  mit  anderen  Thaten  seine 
Fälligkeiten  in  das  verdienstvollste  Licht  zu  stellen  geeignet  waren. 

Als  Oberst  (Februar  1794}  des  Kürassier-Regiments  ZoschwitE  zeichnete 
er  sich  bei  dem  Angriffe  aus,  den  PrinÄ  Coburg  auf  die  verschanzte  Stellung  des 
Feindes  bei  Premont  unternehmen  Uess^  namentlich  aber  durrh  seine  herrliclje 
Reiter- Attaque  bei  Cateau. 

Der  Feind j  um  den  Entsatz  von  Landreey  zu  bewirken,  griff  mit  beilätifig 
90,000  Mann  die  Verbündeten  an  der  Sambre  an;  30,000  derselben  unter  General 
Chapuis  machten  wälu'end  eines  dichten  Nebels  den  rechten  Flügel  unter  dem 
Herzoge  von  York  besorgt.  Dem  alliirten  Heere  drohte  namenlose  Gefahr, 

„Nur  ein  Reiterangriff  kann  uns  retten  I^'  rief  der  Herzog,  und  schnell  ent- 
gegnete Feldraarschall'Lieutenant  Ott:  ^Icli  kenne  Jemand,  der  ihn  führen  wird.^ 

Der  Feldmarschall- Lieutenant  sandte  nach  dem  Fürsten  5  dieser,  die  Positionen 
der  Feinde  überschauend,  erkannte,  dass  dieselben  im  Sieges wahne  den  linken 
Flügel  zu  decken  verniichlässigt.  Muthig  stellte  er  sich  nun  an  die  Spitze  seines 
Regiments,  dem  noch  12  Schwadronen  schMcrer  englischer  Reiterei  beigegeben 
Ovaren,  und  zog,  geführt  von  Rittmeister  Mecs(5ry  (s.  d.),  der  Feind  und  Boden 
bereits  kannte,  nacli  dem  äussersten  rechten  Flügel  und  von  da  ungesehen  durch 
Vertiefungen  an  die  Seite  der  Franzosen.  Hier  standen  ihnen  2000  Pferde  ent- 
gegeuj  allein  ehe  sieh  diese  Reiterei  noch  zu  fassen  vermochte,  drückte  schon  auf 
sie  die  ganze  Wucht  der  österreichischen  Cavallerie  und  war  sie  wie  vom  Sturme 
zerstoben.  Es  galt  nun  der  Infanterie,  die  sich  durch  einen  Kartätschenregen  den 
Angriff  vom  Leibe  zu  halten  suchte;  doch  unaufhaltsam  warfen  sich  die  Reiter  auf 
die  Schlachtordnung  des  Fussvolkea,  umsonst  empfing  sie  dieses  mit  dem  Feuer 
aller  Abtheilungen,  Masse  auf  Masse  wurde  gesprengt,  Linie  auf  Linie  durchbro- 
chen, nichts  vermochte  zu  widerstehen;  —  eine  Stunde  des  Kampfes,  und  die 
ganze,  bei  30,000  Mann  starke  Heeresabtheilung  befand  sich  in  wildester  Flucht, 
2000  Franzosen  waren  erschlagen ,  ilir  General  mit  seinem  Gefolge  war  gefangen 
und  32  Kanonen  mit  29  Munitionskarren  wurden  erobert. 

Die  Folge  dieses  xVngriffes  wai-  der  Rückzug  des  Feindes  und  der  Fall  von 
Landrecy- 

Nach  der  Rückkehr  ins  Lager  liess  der  Fürst  unter  dem  Schalle  aller  Trom- 
peten aufmarschiren;  22  Kanonen,  die  man  bis  dahin  aufbringen  konnte,  wurden 
als  Trophäen  aufgefülirl;  kein  Mann  im  ersten  Gliedc  war  nn verwundet,  kein 
Mann  im  ganzen  Regimen te  vom  eigenen  oder  Feindesblutc  unbeHeckt  geblieben. 
Das  ganze  Heer  jubelte  laut  auf;  stolz  blickten  die  kühnen  Reiter  auf  ihren  Ober- 
sten, der  unverwundet  zwar,  aber  blutbefteekt  dem  Kaiser  salutirte,  welcher  an 
Ort  und  Stelle  ihm  das  Ritterkreuz  des  Maria  Th  eres!  en -Ordens  verlieh. 


1097 


Wie  durch  ein  Wunder  lintto  sich  dpr  Fürst  in  die.seiu  Kaiupfo  unverletzt 
erkalten;  sein  war  nun  der  Tag*  und  ihm  widmele  ihn  auch  das  gnnze  Heer.  Das 
Regiment  Zeachwitz  und  die  englische  Reiterei  ruhten  auf  Befehl  des  Kaisers, 
die  übrigen  Truppen  aber  zogen  wie  zu  einer  Wallfahrt  nach  dem  Lager  der  Küras- 
licre,  als  wären  sie  nicht  unter  solcher  Führung-  zu  jeder  Stunde  fähig  ein  Gleiches 
111  leisten. 

Doch  die  Zeiten  sind  vorüber,  in  denen  die  Tapferkeit  Einzelner  oder  ganzer 
Corps  FeldzQge  entscheiden.  Unfälle  iji  Flandern  zogen  die  Armee  dahin;  der 
Fürst,  der  Abtheihing  des  Erzherzogs  Karl  hcigegehcnj  rückte  bis  Tournayj  dann 
wieder  an  die  Sambre,  wo  er  Fleurus,  doch  ohne  Erfolg  fiirs  Ganze,  erstürmen 
half,  und  ejidlieh  über  den  Rhein  zurückging. 

Beim  Anfange  des  Feldznges  son  1795  finden  wir  den  Fürsten  im  zweitert 
TreflFen  des  österreichischen  Heeres  am  Main  und  in  den  Gefechten  bei  Heidel- 
berg, an  der  Pfriem  und  hei  FrankenthaL  Der  Waffeoätillstand  führte  ihn  bald 
wieder  nacJi  Wien  zurück^  und  erst  im  Frühjahre  1796  wird  sein  Naoie  wieder 
ebrcnTolI  genannt  in  den  blutigen  Gefechten  an  der  Nidda  und  während  des  Rüek- 
nges  bis  hinter  die  Naab.  Die  Schlaehttage  von  Amberg  und  Würzburg 
erhubten  seinen  Ruf.  Nach  den  Gefechten  bei  Limburg  traf  ihn  die  Ernennung 
General -Major;  er  folgte  mit  leichten  Streiftruppen  dem  Erzherzoge  an  den 
rrbein^  später  dem  Fcldmarschall-Lieutenant  von  Hotze  während  der  Belage- 
rung von  Kehl  nach  der  Pfalz,  eilte  sodann,  vom  Erzherzoge  nach  Italien 
gerafen,  über  Tirol  dahin,  zog  abermals  an  den  Rhein  und  hielt  bis  November 
1797  die  Vorposten  um  Mannheim. 

Nach  kurzem  Zwischenräume  begann  171)9  der  Krieg  abermals.  CJeneral- 
Major  Fürst  Schwarzenberg  führte  die  Mitte  der  Vorhut  des  Heeres  in 
Dcotocbland,  focht  bei  Osteracb,  Stoekach,  nahm  Donaueschingen  und  heobaeh- 
lele  den  Rhein  ^  während  der  Erzherzog  gegen  die  Schweiz  operlrte*  Bald  auch 
OmA  der  Schwei2  gezogen,  kämpfte  der  Fürst  an  der  Aar  und  Limmatj  bildete 
nal«  die  Vorhut  aU  der  Erzbcrzog  nach  dem  Mittelrhein  sieh  wandte,  vertrieb 
franzoöiBchen  General  Baraguay  d^HiUiers  aus  Hcilbronn,  j^^^^ö  die 
Franzosen  au»  Sinsheim  und  wirkte  in  anerkannter  Weise  hei  der  Erstllrmung  von 
Maonhotm. 

Kat*h  mehreren  Gefechten  gc^fin  die  Übermacht  Ney's  i>ei  Heidelberg  zog  er 
lieh  wegen  Krankheit  vom  Schauplätze  zurück,  der  ihn  aber  schon  im  nächsten 
«falir€  1800,  und  zwar  als  Feldmarsehnll-Lieutenant  wieder  sah*  Vor  der  Sehlaelit 
M  Uobenlinden  warf  er  den  Feind  aus  allen  seinen  Positionen  an  der  Isar. 
iiadam  Schlachttage  selbst  bis  nahe  vorllohenlinden  vordrlngCfHl,  umringt  und  zur 
Q€fSuigengebung  aufgefordert,  rettete  er  sitli  und  seine  Division  durch  einen 
hdeb»!  zweckmässig  erdachten  Angriff*  Als  Befehlshaber  der  Reserve  führte  er  diese 
an  die  Traun  zurück.  Übernahm  sodann,  aber  nicht  mehr  integrirend,  die  Nachhut, 


f  1098  m 

die  bereits  gelitten  Ijatte  und  die*  nur  seine  Klugheit  ohne  besondere  Verlaste 
über  die  Enns  führte,  wo  ein  Wafieji s tili s Und  dem  unglücklichen  Kriege  ein  Ende 
machte. 

Der  Fürst  liatte  In  den  letzteren  Stunden  dieses  Feldzuges  hei  einem  geschla- 
genen, halb  aufgelösten  Corps,  das  er  im  Momente  des  höchsten  Dranges  über- 
nommen, gegen  einen  weit  überlegenen  und  das  Heer  schon  übertiugelnden  Feind 
fa.st  Übermenschliches  für  dessen  Rettung  und  Erhaltung  geleistet.  Auf  einem 
bedeutend  hügeligen  Terrain  hatte  er  sich  die  Leitung  der  zerstreut  fechtenden 
oder  retlrlrenden  Nachhut  gesichert,  an  einer  Stelle  die  schon  dm^chwcgs  besetzte 
Traun  forcirt  und  endlich  auch  den  Artilleriepark  über  die  Enns  gerette tj  auf  deren 
rechtem  Ufer  eine  enci'gische  Defensive  dem  Corps  ^venlgstens  in  etwas  Ruhe 
gewührtC;  bis  die  Unterhandlungen  und  endlich  der  Waffenstillstand  die  Feind- 
seligkeiten beenden  Hessen.  Fürst  Schivarzenberg  hatte  hier  in  wenigen  Tagen  ^ 
mehr  erzielt,  als  vielleicht  an  einem  Schlachttage  möglich  gewesen;  der  Erzherzog  " 
würdigte  aber  sowohl  diese  als  auch  die  vorhergehenden  Thaten  im  Feldzuge  und 
erbat  sich  zwei  Tage  nach  Abaehlass  des  Waffenstillstandes  vom  Kaiser  die  Ernen- 
nung Schwarzenberg^a  zum  Inhaber  des  2*  Uhlanen-Regiments,  das  bereits  in 
früheren  Kämpfen  unter  ihm  so  herrliche  Dienste  geleistet  hatte  und  nun  seit 
jenen  Tagen  bis  in  ewige  Zeiten  den  Namen  ^jSchwarzenberg^'  führt. 

Der  Fürst  hatte  das  Schicksal  der  braven  Armee  in  so  mannigfachen  Lagen 
getheilt ;  er  sah  was  derselben  fehlte  und  entlud  sein  volles  theilnehmendcs  Herz 
in  dem  Antwortsehreiben  auf  die  Ernennung.  Seine  Losung  war  Ruhe  für  diesen 
Augenblick  und  die  Begründung  seiner  Ansiclit  war  zu  klar,  als  dass  nicht  darauf  ^ 
Rücksicht  hätte  genommen  werden  sollen.  ^ 

Der  Friede  erfolgte  und  mit  ihm  waren  auch  wieder  die  Mittel  gegeben, 
welche  das  Heer  in  die  alte  sieggewohnte  Verfassung  bringen  konnten.  Doch  kaum 
hatte  der  Fürst  dem  Fcldlcben  entsagen  müssen,  als  diplomatische  Geschäfte  ilin 
weitab  nach  Petersburg  riefen^  wohin  er  dem  Kaiser  Alexander  zu  dessen  Thron- 
besteigung Glückwunsche  zu  bringen  beauftragt  war.  Kr  näherte  sich  damals  zum 
ersten  Male  diesem  Monarchen,  der  später  so  vielen  und  edlen  xVntlicil  an  ihm  H 
nahm  und  so  trefflich  ihn  zu  bcurthellen  verstand. 

Nach  Osterreich  zurückgekehrt,  lebte  er  bis  1804  auf  seinen  Gütern  in  Böh- 
men ein  stilles  inniges  Leben,  dessen  kaum  Jemand  den  kricgcrisclien  Feuergeist 
von  Gate  au  für  fähig  würde  gehalten  haben.  Im  November  des  genannten  Jahres 
übernahm  er  den  Befehl  über  die  im  Innviertel  zusammengezogenen  Truppen  und 
bald  darauf  (März  1805)  den  Posten  eines  Vice-Präsidenten  des  Ilofkriegsrathes* 

Im  Feldzuge  1805  wurde  dem  Fürsten  ein  Corps  der  Armee  von  Deutseh- 
land untergeordnet.  Er  rückte  bis  Ulm  vor^  kämpfte  bei  Günzburg  und  entschied 
das  einzige  Gefecht,  das  eine  Reihe  von  Unglücksfällen  unterbrach,  das  Gefecht 
bei  Jungingen^  auf  eine  glänzende  Weise. 


1099 


Als  die  Franzosen  am  IL  October  iliren  AngritFauf  die  am  linken  Donauufer 
bei  Ulm  aufgestellte  Armee  formirten,  rückten  sie  in  zwei  Colonnen,  die  eine 
unter  dem  Divisions-General  Dupont  auf  der  Strasse  von  Albek,  die  zweite  unter 
Mar?>chaD  Ney  von  Elcliingen  vor.  Das  Kürassier-Regiment  Maek,  welches  um 
diese  Zeit  am  Fraucntliore  vor  Ulm  bivouaqiiirto,  erLiclt  vom  Fürsten  den  Bofelil^ 
ikm  auf  der  nach  Gcisslingeu  führenden  Chaussee  zu  folgen^  und  sich  längs  der- 
Iben  auf  der  Anhöhe  am  Michaelsborge  aufzustellen.  Kaum  war  das  Ilegiraent 
tu  diese  Stellung  gelangt,  als  der  Fürst  wahrnahm  ^  dass  der  Feind  schon  einige 
dominirende  Anhöhen  erreicht  hatte  und  eben  im  Begriffe  war  das  Dorf  Jungin* 
gen,  den  Schlüssel  der  Stellung,  zu  nehmen.  Er  durchblickte  den  kritischen 
fäment  und  fasste  den  kühnen  Fntschluss,  den  Feind  mit  jenem  Kürassier-Rogi- 
mente  zu  tourniren  und  in  Flanken  und  Rücken  zu  nelunen.  Die  Vorrückung 
les  Regiments,  an  dessen  Spitze  sich  der  Fürst  gestellt  hatte,  wurde  auf  das 
J^Meunigste  der  Art  ausgeführt,  dass  das  bedrohte  Jungingen  rechts  belassen, 
l&dureh  die  Anhöhen  des  Feindes  gewonnen,  die  von  demselben  besetzten  AVal- 
dangen  rechts  coupirt  und  die  Chausis(*e  von  Albek  nach  Ulm  erreicht  wurden,  wo 
eben  eine  feindliche  Colon ne,  zumeist  CavalleriOj  zur  Unterstützung  des  allgemei- 
nen Angriffes  vorrückte.  Diese  ward  sofort  angegriffen,  geworfen  und  mit  Verlust 
3MihlrcJchcr  Todter  und  Gefangener  in  die  Flucht  gejagt,  auch  wurden  12  Geschütze 
crUetitet.  Die  Franzosen  sahen  durch  diesen  uncnvarteten  und  heftigen  Schlag 
ihre  formirte  Angriffii-Colonne  im  Rücken  bedroht  und  musstcn  von  der  weiteren 
üotemehmung  auf  Ulm  ablassen.  Mit  den  ehrendsten  Ausdrücken  kaiserlicher 
Hidd  wurde  dem  Fürsten  für  diese  That  das  Commandeurkrcuz  zu  Theil. 

Der  Erzherzog  Ferdinand  verlioss  Ulm  und  übergab  dem  Fürsten  die  Rei- 
tere!,  mit  der  er  sieh  in  einer  Reihe  von  Gefechten  gegen  vielfach  überlegene 
Fetndesscbaaren  nach  Böhmen  zurückzog.  Die  namenlosen  Anstrengungen  hatten 
ihn  aufs  Krankenbett  geworfen,  doch  kaum  geheilt,  eilte  er  wieder  nach  Wien, 
Ton  wo  aus  er  die  beiden  Monarchen  Franz  und  Alexander  nach  Mähren 
begImMe.  Er  widcrrieth  jede  voreilige  Schlacht  und  die  bei  Austerlitz  insbeson- 
dere,  nachdem  er  deren  erste  Anlage  überblickt,  und  hatte  bei  so  vielen  Gegnern, 
oamentlieb  von  russischer  Seite,  einzig  den  Muth,  ihren  Ausgang  als  unvermeidlich 
rorherzu  sagen« 

Von  nun  lebte  der  Fürst  in  ländlicher  Ahgescliiedcnheit  und  Ruhe  bis  1808, 
ab  die  Bildung  der  Landwehr  seine  Aufmerksamkeit  und  Thiitigkeit  wieder  in 
Ansprach  nahm.  Er  erkannte  sehr  wohl  den  Einfliiss  dieser  Waffe  auf  das  ganze 
Kricgssyatem  und  wirkte  vor  Allem  dahin,  dass  jede  Scheidewand  zwischen  dem 
Soldaten  und  Landwehrmannc  hinweggeräumt  würde. 

Wenngleich  Fürst  S  c  h  w  a  r  z  e  n  b  c  r  g  vermöge  seiner  rein  soldatischen  Lauf- 
halm  woiig  Neigung  für  diplomatische  Verwendung  in  sich  fühlte,  unterordnete 
et  dennocb  seine  porsönliclien  Gefühle  dem  Staatswohle,  indem  er  Ende  1805  den 


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(lesiindtschaftsposteii  in  Prtersliurg  aiinnhm.  Er  ge&^Lsncl  oticn  ein,  wie  sehr  ihm 
diesei;  Tausfli  schwer  falle^  und  zwar  um  su  schwerer»  i\Iä  ei  sich  fiisL  krank  befand 
da  er  Wien  ve!  Hess  und  soin  Zustand  auf  der  Itcfse  in  Wirkllclikeit  sich  sehr  ver- 
schlirnnicite.  Kaum  hatte  er  sich  von  Wien  entternf»  wurde  er  zum  Ritter  des 
g'oldenen  Viieö.ses  ernannt^  dessen  Insig^nien  Kaiser  Franz  ihm  nacli  Petersburg 
nachsandtej  wo  der  Fürst  endlieh  unter  ziemlich  ungunstigen  Auspicien  für  Oster- 
reieh  angelangt  war.  Die  freundlichen  Beziehungen  dieses  äuhi  nordischen  Reiche 
konnten  unter  den  damaligen  Umständen  von  wenig  Dauer  sein;  sie  zerfielen  auch 
baidj  dücli  nur  der  Farm  nach»  denn  der  fJsterreiehisehe  Botschafter  war  trotz  aller 
äusserlichen  feindlichen  Verhältnisse  derjenige,  der  des  Tages  Ruhm  uud  Zierde  in 
den  damaligen  russischen  hohen  Kreisen  bildete  und  bewirkt  hatte,  dass  Alexander 
nicht  gleichzeitig  mit  Napoleon  gegen  Osterreich  in  die  Sehranken  trat- 

Der  Fürst  hatte  Alles  gethan,  was  Russland  für  den  Fall  eines  Sieges  sogar 
auf  üsterreichisehe  Seite  bringen  konnte.  Seine  Mühen  verniehtete  aber  der  unglück- 
liche Ausgang  der  Gefechte  bei  Regensburg.  Er  verliess  Petersburg  und  selbst 
Alexander  beklagte  den  traui-igen  Gang  der  Verhältnisse.  Zwei  Tage  vor  der 
Schlaeht  hei  Wagrani  traf  er  im  Hoflager  des  Kaisers  zu  Wolkersdorf  ein.  Kaum 
halb  für  den  Feldzug  gerüstet  übernahm  er  dasCommando  über  einige  Regimenter 
Cavallerie  unter  dem  Befehle  seine.^  Jugendfreundes  des  Fürsten  Johann  Licch* 
ten stein.  Sein  Antheil  an  der  Schlacht  war  weniger  bedeutend  als  seine  vor- 
trefl'liehe  Defensive  beim  Rüekzugc.  dem  er  in  den  zweifelhaftesten  Momenten  eine 
liOehst  günstige  Wendung  zu  geben  verstand.  Der  nahe  Friede  endete  aucli  diese 
Thätigkeit,  welche  der  Kaiser  mit  der  Ernennung  zum  General  der  Cavallerie 
(22.  September  1809)  lohnte,  sehnell  ihm  aber  eine  neue  und  schwere,  weil  künst- 
liche Rolle  zuwies. 

Schwarz enberg  wm*dc  zum  Botschafter  am  Hofe  des  Siegers  ernannt. 

Sein  unherechenbares  Ycidienst  djescm  gewaltigen  Manne  gegenüber  bestand 
in  der  nie  veiiaugneten  Würde^  mit  welcher  er  in  so  ungünstiger  und  docli  so 
wichtiger  Zeit  seinen  Staat  zu  vertreten  wusste.  Er  beobachtete  und  lernte  so  die 
Mittel,  die  moralischen  und  physischen  Hülfsqaellen  des  Eroberers  kenneu.  Seine 
Persönlichkeit  machte  ihn  die  eiuflussreichsten  Männer  gewinnen  und  erwarb  ihm 
selbst  in  hohem  Grade  Napoleon's  Zuneigung,  ein  Gefühl,  das  ^ich  am  otfenstcn 
seit  jenei"  trauiigen  Episode  au?^spiach,  welche  der  Gomahlinn  des  Bruders  des 
Fürsten  das  Leben  kostete. 

Schwarz  enberg  leitete  die  Unterhandlungen,  denen  gemäss  Osterreich 
Jetzt  die  Rfdle  gegen  Unssland  ♦^innahnij  wciclie  wenige  Jahre  zuvor  Russland  gegen 
Österreich  hatte  übernehmcji  müssen.  Unerwartet  genug  aber  kam  es  ihm,  dass  er 
seihst  den  Befehl  des  30,000  Manu  starken  Hülfscorpjs  erhielt.  Von  Lemberg  aus 
setzte  er  sich  im  Juni  1812  gegen  Lublin  in  Bewegung,  um  sich  dem  rechten 
Flügel  der  grossen  Ai'mee  auzuscliliesscn  und  nach  Nieswiesz  und  Minsk  vorzu- 


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CUM 

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gehen.  Kaum  an  rrstercm  Orte  angekommen,  trafen  ihn  die  Nachriehten  der 
Unfälle  der  Sachsen,  welche  die  österreichischen  Steliung^en  eingenommen  nnd 
eigenmächtig,  da  er  das  Gewicht  wohl  kannte^  das  Napoleon  auf  die  Deckung 
Warschau's  legte,  gab  er  den  Marsch  nach  Minsk  au\\  zog  die  Sachsen  an  sich  und 
ritt'kte  gegen  die  Jasiolda*  Nachdem  der  Kaiser,  dies  Verfaliren  huehUchst  billi- 
gend, ihm  auch  das  7.  Armeecorps  (Saelisen)  untergeordnet  hatte,  schhig  er  die 
Ilu-sen  bei  Podubnio  und  drängte  üie  durch  die  Sümpfe  des  Przipiec  über  die 
Turia  und  den  Styr  zurück. 

Hier  änderte  sich  die  Lage  der  Dinge  durch  die  zu  grosse  Entfernung  des 
Hauptheeres.  Zu  schwach,  um  den  vereinigten  Heeren  Tor niassow^s  und  Tschi- 
tüchagow's  zu  widerstehen^  weicht  er  ihren  Anerbietungen  zur  Schlacht  aus,  zer- 
streut gelegentlich  vereinzelte  russische  Corps,  hält  beide  Gegner  durch  rasche 
nnd  kühne  Manoeuvres  hin,  his  er  die  dringend  nötbigen  Verstärkungen  ausGalizien 
erhalten,  kehrt  sich  dann  wieder  gegen  Tschits  chjigoWj  der  sein  Heer  mittler- 
weile getheilt  hatte,  befreit  Kcynicr,  der  von  zwei  Seiten  vom  General  Sacken 
Ängügriffen  wurde,  drängt  die  ilussen  über  die  Narew  und  den  Muchawiec  zurück, 
tmd  g«ht  abermals  nach  Slonim  vor,  das  der  Angel punct  seiner  erneuerten  Opera- 
tionen gci2^^n  T  s  c  h  i  t  s  c  h  a  g  o  w  gewesen. 

Die  Nachri«diten  von  den  UngUicksfallen  an  der  Beresina  trafen  ihn  hier.  Nur 
rnuf  sich  »elböt  und  sein  eigenes  Gutdünken  angewiesem  zog  er  sich  min  auf  Bialv- 
ttloek  zurück;  von  den  österreichisclien  Magazinen  rettete  er  diemcit?ten  duich  Vcr- 
tng,  ging  Ende  December  nach  Pultusk  und  verblieb  hier  nach  mündlicher  Über- 
kunft  unangefochten  bis  Februar.  Durch  die  Deckung  Warschau's  crmügJichte  er 
*ilo  Organisation  der  polnischen  Truppen  durch  PonJatowsky  und  übergab  end- 
lich  die  Hauptstadt  Polens,  um  sich  nach  Krakau  zurückzuziehen,  wo  er  den  Befehl 
Fri  m  0  n  t  abtrat  und  überWien  nach  seinem  Gesandtsehaftsposten  Paris  sich  begab. 

Sein  strenges  und  kluges  Benehmen  in  diesem  Fcldzugo  sicherte  ihm  die 
chtnng  beider  kämpfenden  Tlieilo;  mit  unveräudertcr  Freundlichkeit  empfing  ilm 
ftpoleon,  den  er  bald  aber  wieder  verlassen  musste,  um  eine  ihm  noch  unbe- 
kannte Bestimmung  zu  übernehmen  —  die  Heere  der  Verbündeten  nämlich  gegen 
den  Eroberer  zu  führen. 

Die  lorzten  Worte  des  Fürsten  mit  dem  Manne,  den  nun,  ohne  dass  er  es 
ahnte^  das  Glück  Hir  immer  verlassen,  sind  um  ihrer  l»aldigen  Anwendung  willen 
«rahriiaft  voll  Bedeutung.  Napoleon  selbst  hatte  während  des  russischen  Feld- 
Ingos  den  Fürsten  zur  Ernennung  zum  Marschall  empfohlen  und  Kaiser  Franz 
hmiie  diesen  W'unsch  erfüllt.  In  der  Uniform  eines  österreichischen  Feldmarschalls 
und  mit  dem  zukömmlichen  Stabe  enschien  nun  Schwarzenberg  vor  Napoleon. 

VoHA  arez  le  baton  de  Mat^Schaly  sprach  der  Kaiser  in  einem  Tone,  der  daran 
frtanorte,  dass  er  es  war,  der  ihn  dem  Fürstco  verschafft;  le  hätottj  fuhr  er  fort, 
€tla  treui  cUre  (i»cblagen)  celm  fjuon  a  detm/U  «m*. 


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Ouiy   Sire ^  eotgcg^uete  der  l'üiiitj  tl  faul  le  düstrer;  U  ü\igit  de  le poiwoir» 

Dieser  Ankunftsbesuch  galt  zugleich  für  den  Abschied.  Napoleon  ging 
nacli  Deutschland  j  der  Fürst  nach  Osterreich.  Die  Verhandlungen  zur  Beilegung 
des  allgemein  drohenden  Kaoipfes  zerschlugen  sich,  Osterreich  rüstete  und  nun 
galt  %s  den  rechten  Fuhrer  für  .seine  Heere  zu  gewinneu. 

Kaiser  Franz  ^viilllte  den  Manii^  der  de^i  Gegners  Denk-  und  Handlungsweise 
kannte,  den  Alexander,  das  Haupt  dei'  nordischen  Verbindung,  schätzte,  der 
bei  so  vielen  Gelegenheiten^  in  so  manch*  verwickelten  Lagen  stets  auf  die  herr- 
lichste Weise  sein  Talent  entwickelt,  er  wählte  Schwarzenberg.  Ihm  über* 
trugen  dann  auch  alle  Monarchen  die  Oberleitung  ihrer  Heerej  damit  Ein  Geist 
in  allen  Gliedern  derselben  herrsche^  dass  er  die  widerstrebenden  Elemente  an 
einander  binde  und  zum  gcmeinsehaftücJien  Ziele  führe.  In  seine  Hand  gaben  sie 
vertrauensvoll  die  aufgebotene  Kraft,  das  Heil  der  Völker,  die  Sicherheit  ihrer 
Throne. 

Niemand  erkannte  wohi  besser  seinen  Ötaudpunct,  Niemand  vermochte  mehr 
die  ungeheure  Last  der  neuen  Stellung  zu  seliätzen  als  der  Fürst  selbst.  Er  wusste, 
welchem  Gegner  er  gegenüberstehen  würde  und  war  weit  entfern tj  dem  Glücke 
mehr  als  dem  Verdienste  dessen  bisherige  Siege  zuzuschreiben.  Eben  weil  er  den 
ersten  Mann  dcä  Jahrhunderts  zu  würdigen  verstand  und  mit  ihm  zugleich  die 
L'mstände,  unter  denen  er  gegen  ihn  in  die  Schranken  trat,  eben  desshalb  war  des 
Fürsten  Vertrauen  in  eine  glückliche  Beendigung  des  Kampfes  beim  Beginne  des- 
selben keineswegs  das  festeste.  Napoleon  war  alleiniger  Herr,  unbeschränkter 
Führer  und  Leiter  seiner  Armee,  den  Fürsten  banden  Tveclisclseitige  Rücksichten 
gegen  die  Generale  der  Verbündeten.  Wenngleich  diese  ihm  in  jeder  Beziehung 
untergeordnet  Ovaren,  so  fand  doch  dieser  Grundsatz  in  den  meisten  Fällen  seine 
praktische  Bedeutung.  Napoleon  hatte  in  10  Feldzügen  Heere  als  oberster  Feld- 
herr geführt;  keiner  der  Generale  der  Verbündeten  konnte  ein  Gleiches  von  sich 
selbst  anführen.  Napoleon's  Soldaten  vertrauten  auf  ihres  Kaisers  Genie  wie  die 
Alten  auf  Orakel,  und  ausgezeichnete  Unterfeldherren  vermehrten  dieses  Vertrauen ; 
die  Armeen  der  Verbündeten  kannten  sieh  nicht,  und  wenn  sie  schon  des  Zweckes 
wegen  sich  einigten,  so  kann  man  von  der  Willfahrigkeit  der  Generale,  ihre  Per- 
sönlichkeit dem  grossen  Ganzen  zu  nnterordnenj  nicht  das  Gleiche  sagen.  Den 
französischen  Kaiser  stachelte  der  Ernst  des  Augenblickes,  sein  Volk  nicht  minder; 
im  Heere  der  Alliirten  fand  der  opferbereite  Geist  des  deutschen  Volkes  der  Viel- 
seidgkeit  der  Elemente  wegen  nicht  den  wiinschenswerthen  Eingang. 

Diese  Schwierigkeiten  kannte  der  Fürst  um  so  mehr,  da  er  nicht  allein  als 
General,  sondern  auch  als  Diplomat  die  Verhältnisse  der  verschiedenen  Länder 
hinreichend  zu  studiren  Gelegenheit  gehabt.  Desshalb  äusserte  er  sich  auch  ohne 
Hehl  über  seine  Grundsätze  bezügUch  der  Fühlung  dieses  Krieges.  Das  innigste 
Zusammengreifen  Aller  und  die  unabweichlichste  Strenge  in  der  Festhaltung  des 


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imal  angenommenen  Kriegsplanes  waren  die  Grimdbedingungen  des  Sieges; 
eine  einzige  Abweichung  musste  nach  seiner  Ansieht  dem  Bunde  eben  so  sehr 
ScKftden  als  dem  Gegner  Vorthello  bringen. 

AU  Osterreich  der  Allianz  beitratj  Tührte  es  ihr  150^000  kriegsgeiibte  Streiter 
m.  Napoleon  hatte  dadurch  die  Oder  als  Operations- Basis  verloren;  geschah 
ein  Gleiches  mit  der  Elbe,  so  fand  sich  bis  zum  Rheine  keine  ähnliche  Grundlinie 
melir.  Allein  immer  war  seine  Stäi'ke  der  jedes  der  gegnerischen  Heere  über- 
legen^ und  der  Fürst  fand  für  gut,  die  feindlichen  Verbindungslinien  zum  Riick- 
Eoge  zu  nörhlgen,  die  Gesammtmacht  aber  nur  zu  bedrohen  und  jedem  Scklagc 
aossiiweichen,  bis  eine  Vereinigung  sämmtlicher  Streitkräfte  möglich  und  zeitge- 
tüMss  sei. 

Zu  Trachenberg  ward  der  Feldzugsplan  entworfen  und  die  Theilung  der 
Armeen  entschieden.  Die  grösate  Stärke  ward  nach  Böhmen  bestimmt,  so  dass 
237,(KX)  Mann  unter  Schwarzcnberg  an  die  Eger,  95,000  unter  Blücher  an 
die  Katzbach  und  150,000  unter  dem  Kronprinzen  von  Schweden  an  die  Havel 
imd  Spree  zu  stehen  kamen.  Gegen  welches  dieser  3  Heere  inimer  Napoleon 
ateh  wende,  aollte  dasselbe  einer  Schlacht  ausweichen,  während  die  beiden  andern 
die  ihnen  gegenüber  stehenden  Abtheilungen  bewältigten  und  mit  aller  Vorsicht 
and  Thätigkeit  dem  Kaiser  an  der  Seite  oder  im  Rücken  marschirten* 

Der  Hauptsaclie  nach  gritfen  die  Bewegungen  der  Verbündeten  ordnungs- 
mSa^ig  wie  verabredet  In  einander.  Die  Wirkungen  eines  genial  leitenden  Geistes 
Migteti  sich  immer  sichtbarer,  selten  aber  dachte  man  an  den  Leiter  und  Wirken- 
den selbst. 

Nach  der  Kündigung  des  Waffenstillstandes  gaben  die  ersten  Bewegungen 
der  Franzosen  die  Absicht  eines  Angritfes  auf  das  schlesische  Heer  kund.  Es  war 
nsimiehr  «n  dem  böhmischen^  dem  Plane  zu  Folge  zu  handeln,  und  der  Fiiist 
besefaloas  die  Verbindungslinie  des  Feindes  bei  Dresden  zu  dm-clischneiden,  da 
ferner  der  Besitz  dieser  Stadt  unverkennbare  Vortheile  versprach.  %^or  Dresden 
AQgi^aiigt,  ward  der  Angriff  auf  die  Erklärung  des  nissischen  Feldherrn,  noch 
nidil  Tollkommen  bereit  zu  sein,  vom  25»  auf  den  26.  August  verschoben  und  so 
o&m^glich.  Napoleon  stand  am  26«  bereits  mit  dem  grössten Theile  seines  Heeres 
wiodejp  in  Dresden,  die  Angriffe  auf  dieses  misslangen,  Van  dämme  hatte  durch 
H*ineo  Marsch  von  Stolpe  über  Pirna  den  Hauptrückzugsweg  gewonnen,  das 
schlechte  Wetter  vermehrte  die  Missstinmiung,  und  nur  der  gesammelten  Ruhe  und 
Klugbeit  des  Fürsten  gelang  es,  die  erschütterten,  noch  nicht  an  einander  gewöhn- 
Hasten  in  Ordnung  angesichts  des  Feindes  über  die  Berge  zurück  zu  fiüiren* 

Ein  weiterer  Verlust,  grässer  als  Mancher  denken  sollte,  war  der  Tod 
\Ioreau*fl.  Seine  Stimme  mangelte  sehr  im  Rathe  des  Fürsten,  da  Moreau  mit 
ihiD  in  gleichem  Maase  die  Talente  des  Gegners  würdigte  und  vor  zu  grosser 
2arerstcbt  warnte- 


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Der  strategische  Zweck  der  Bewegung  blieb  indesö  trotz  des  Verlustes  von 
Dresden  erreiclit;  Blücher  hatte  etwaige  Vortheile  nicht  beachtet  und  sich  ohne 
eine  Schlacht  anzunehmen  zurückgezogen»  bis  der  Einbruch  in  Sachsen  den  Kaiser 
von  ihm  ablassen  machte.  Die  strategische  Aufstellung  blieb  dieselbe  auch  nach 
dem  Siege  bei  Kulm.  Barclay  hatte  die  Richtung,  welche  S chwarzenbcrg 
ihm.  vorgezeichnet,  nicht  eingeijalten  und  Van  dämme  war  in  Bühmcn  eingedrun- 
gen; der  erste  Schlachttag  entschied  für  die  Franzosen,  und  vci*zweifelnd  wandten 
sich  die  Russen  an  Schwarzenberg,  der  mit  Rulie  die  Lage  überblickte,  am 
nächsten  Tage,  trotz  des  Gerüelifes,  Napoleon  selbst  folge  Vandanime,  die 
Schlacht  wieder  aufnahm,  deren  Leitung  er  Barclay  überlieas  und  deren  Aus- 
gang Ost  ermann  und  Prinz  Eugen  von  Württemberg  auf  so  herrliche  Weise 
für  die  Alliirten  entschieden. 

Dieser  Sieg  war  nicht  der  fei ndh' eben  Verluste  wegeo  allein  wichtig,  sondern 
auch  der  Innigkeit  halber  mit  der  er  die  Sieger  verband  und  als  moralisches  Gegcn- 
gewicbt  für  die  misslungene  erste  L'nternehmung.  Inzwischen  musste  Napoleon 
die  Hauptstärke  seiner  Truppen  bei  Dresden  vereinen  und  minderte  so  die  Blü- 
cher und  dem  Kronprinzen  von  Schweden  gegenüberstehenden  Heerestheüe. 
Den  günstigen  Moment  benützend,  warfen  sich  diese  beiden  auf  die  Feinde;  di« 
Siege  bei  (Jrossbecren,  an  der  Katzbach  und  bei  Dennewitz  wurden  errungen, 
und  in  wenigen  Tagen  zahlte  Napoleon'a  Streitmacht  um  viele  Tausend 
weniger. 

Den  Zeitraum  zwischen  der  Schlacht  bei  Dresden  und  der  bei  Leipzig  fiilltcn 
von  Napoleon^s  Seite  eine  Unzahl  der  raschesten  Bewegungen  aus,  welche  nur 
darauf  hinzielten,  einen  der  Gegner  endlich  doch  zur  ersehnten  Schlacht  hinzu- 
i'eissen.  Er  wendet  sich  gegen  Schwarzenberg  und  Blücher  bricht  in  die 
Lausitz  ein ;  er  kehrt  sich  gegen  diesen  und  Schwarzenberg  dringt  nach  Sachsen  ■ 
vor,  ura  ihn  in  der  icchten  Seite  zu  fassen;  rasch  beschliosst  der  Kaiser  den  Ein- 
bruch in  Bühnien,  den  ihm  der  Fürst  in  den  Pässen  des  Erzgebirges  streitig  macht. 
Er  zieht  sich  zurück  und  dringt  bei  der  Heftigkeit  der  Verfolgung,  die  Annahme 
einer  Schlacht  erwartend,   abermals  vor,   doch   umsonst.    Alle  Kunstgriffe  und 
Anerbietungen  misslingeny  und   zum  zehnten  Male  binnen  drei  Wochen  kehrt 
Napoleon  missniuthig  und  erschüttert  nach  Dresden  zurück. 

Nun  war  die  Oclegenlieit  gekommen,   die  Franzosen  mit  vereinter  Macht 
anzugreifen,  schwierig  aber  schien  es,  sie  bis  zur  Ausfülu'ung  des  Schlages  fest- 
zuhalten. Hierin  täuschte  man  sich  zu  eigenen  Gunsten.  Während  die  Verbün- 
deten wähnten.  Napoleon  werde  die  Bewegungen  seiner  Gegner  erkennen  und™ 
vorzeitig  den  Rückzug  über  die  Saale  bewerkstelligen,  pochte  dieser  auf  seine 
Stellung  bei  J>resden  und  die  Scheu  der  Alliirten  vor  einer  offenen  Feldschlacbt*  ^ 
Durch  Schwarzenberg  s  Vordringen  über  Zwickau  und  Chemnitz,  die  Herbei- ^ 
Ziehung  Bennigsen's  und  die  kühne  Waffenthat    Blücher'a   bei    Wittenberg 


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waxd  Napoleon  bis  zum  2Ö.  Septeoiber  von   150,000  Man o  bereits  auf  beiden 
Fliigeln  umgangen. 

Nunmehr  liess  Napoleon  seine  Stollung,  die  jetzt  unhaltbar  geworden, 
fahren.  Äbennials  versuchte  er  die  einzelnen  Ttieilo  zum  Schla^jjen  zu  bringen  ; 
er  schickt  dem  böhmisclicn  Heere  Murat  entgegen  und  wendet  sich  gegen  das 
jKrh wuchere  sclileöische.  Dieses  weicht  und  fesselt  ihn  an  die  Ebene  von  Leipzig* 
Wieder  Ist  er  entschlossen  gegen  das  böhmische  Heer  einen  Sehlag  zu  versuchen 
und  sieht I  indem  er  falsche  Gerüchte  über  eine  veränderte  Basis  aussprengen 
\ä»Mt^  Am  14.  October  in  Leipzig  ein. 

Nunmehr  breitet  sich  das  böhmische  llauptheer  in  einem  grossen  Bogen  auf 
beiden  Cfern  der  Elster  und  Pleisse  aus  und  gewinnt  dem  Gegner  stündlieh  mehr 
iiaum  ab,  Blücher  und  der  KronprinÄ  von  Schweden  werden  eingeladen,  an  der 
Schlacht^  die  der  Fürst  am  16.  zu  geben  gesonnen  ist,  Theil  zu  nehmen. 

Dem  Geiste,  der  in  allen  Anordnungen  des  Fcklmarsehalls  br^  dahin  uiicl  nacb- 
hoir  «ichtbar  geworden,  begegnen  wir  auch  in  der  Völkcrscblucht.  Es  ist  die- 
selbe Umsicbl,  dieselbe  Ruhe,  dasselbe  Festhalten  am  Hauptzwecke,  hier  in  dem 
eog  bemessenen  Räume  wie  vorher  aufweiten  Gebieten  bemerkbar*  Napoleon, 
btaher  in  »dnen  ßcwegxmgen  immer  mehr  zusanimengedrängt  und  beengt,  blieb 
.  auch;  den  strategischen  Siegen  folgte  hier  der  taktische. 

Der  Vortbeil  der  Einheit  der  Leitung  war  aul* Napoleon'«  Seite  und  somit 
Kaiaer  am  IG.  October  verhtiltnissmässig  den  AUiiiten  überlegen.  Da  es  sich 
utn  keinen  vorübergehenden  Sieg  ohne  bedeutende  Folgen  bandelte,  bestand 
Khwarzenberg  auf  der  Heranziehung  aller  nur  immer  disponiblen  Truppen, 
tid  nur  seinem  Andringen  ist  es  zuzuschreiben,  dass  am  IG.  die  russischen  Kern- 
[>pen  in  der  Linie  standen,  da  man  sie  sonst  als  übcrflüshig  in  Altenburg  zurück- 
hüttc. 
Wir  haben  die  Kriegsfühnmg  geschildert,  deren  Erfolg  N apo  1  co  n's  Scliwa* 
Lähmung  und  Einschliessung  gewesen.  Das  Verdienst  der  tactvollen 
hat  bisher  jeder  unparteiisiclio  Militär- SchriftsteHer  dein  Fürsten  bei- 
gemeaaen*  Den  Auegangspunct  der  vortäuiigen  Operationen  bildete  die  Schlacht 
bei  Leipzig,  ruhmvoll  wie  alle  Bewegungen,  die  sie  eingeleitet.  Eine  Beschreib 
'ifiiig  dieser  können  wir  mit  Fufi;  uml  Re<ht  übergehen. 

Die  Dispositionen  zuui  K»uuj>fc  hatte  der  P^ürst  getroffen;  zwei  gerährliche 
MoBieQte  am  16>  October  waren,  und  zwar  der  zweite  durch  des  Feldmarschalls 
liera^üliebe  Anführung  der  Cavallerie  gegen  Murat|  glücklich  abgewendet  wor- 
deik  Die  gröaste  ThUtigkeit  des  Geistes  aber  sehen  wir  ihn  für  den  18*  und  an 
üetfem  entwickeln.  In  Gegenwart  der  Monarchen  gibt  er  seine  Anordnungen  und 
Befehle  für  den  entscheidenden  Tag;  von  Führer  zu  Führer,  von  Abtbeilung  zu 
Abtheiiang  reitet  er^  und  gibt  endlich  um  7  Uhr  das  Zeichen  zum  Angriffe,  Die 
icheinbar  un^regclten  Kräfte  dienen  gehorsam  dem  leitenden  Geiste*  In  voller 
""  70 


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Ruhe,  in  Tollkommenem  Besitze  der  Übersicht  des  wirren  Ganzen,  ohne  Zeichen 
von  Mühe,  betreibt  er  das  Werkj  er  erräth  die  Gefahr  im  Entstehen,  und  wo  sie 
ist,  sind  ihm  die  Mittel  sie  zu  beseitigen  rasch  bei  der  Hand.  Ein  strenge»  Gesete 
der  Ordnung  waltet  durch  alle  Angrifle,  der  Zufall  bleibt  fast  ganzlich  aus- 
geschlossen j^  und  Schritt  Tür  Sehritt ,  aber  unaufhaltsam  rückt  die  Schlacht  ihrem 
Ziele  zu. 

Der  Sieg  war  von  3  Uhr  Nachmittags  an  entschieden;  der  Feind  zog  sich 
eng  gedrängt  zurück*  Der  19.  October  vollendete  die  Niederlage,  und  die  Monar- 
chen zogen^  der  Fürst  voran,  in  die  Stadt  ein,  deren  Mauern  noch  eine  ziemliche 
Zahl  des  feindlichen  Heeres  umschlossen,  das  wegen  Mangel  an  Kaum  nicht  gleich- 
zeitig 2u  fliehen  vermochte. 

Die  Monarehen  beeiferten  sich  dem  Fürsten  die  Anerkennung  jener  Verdienste 
zu  beweisen  j  die  der  Schlag  bei  Leipzig  so  hen'lich  ans  Licht  rief.  Weiland 
Kaiser  Franz  erwies  ihm  die  höchste  Ehre,  die  ein  Krieger  am  Schlachtfclde 
sich  wünschen  darf;  er  schmückte  die  Brust  des  Fürsten  mit  dem  Grosskreuzc 
des  Maria  Theresien- Ordens  (iVllerh  ochste  Ernennung  ddo.  Rötha  20,  Octo- 
ber), und  ihm  folgten  der  Kaiser  von  ßussland  und  der  König  von  Preussen  in 
der  Verleihung  anderer.  Die  Glückwünsche  und  Bewnindernngen  der  gcsamni- 
ten  grossen  Generalität  folgten  und  erdrückten  fast  den  Oberbefehlshaber,  der  in 
seiner  Bescheidenheit  sich  den  geringsten  Theil  am  Siege  zusprach. 

Um  Napoleon  die  Möglichkeit  zn  benchmcUj  irgendeinen  bedeutenderen 
Theil  der  verfolgenden  Armee  ^aufzuhalten  und  zuschlagen,  behielt  Seh  war  zen- 
berg  die  Streitki^äfte  in  seiner  Hand.  Ihm  galt  es  weniger  nm  unwesentliche 
augenblickliche  Vortheile,  als  vielmelu",  um  die  Aufrechthaltung  des  höheren 
Zweckes,  dem  auch  schon  so  manches  Versäumniss,  so  manches  Übersehen  der 
Generale  hatte  angerechnet  werden  müssen,  um  das  gute  Einvernehmen  beizube- 
halten. Da  Napoleon  die  Richtung  von  Coblenz  einschlagen  musste,  dirigirte 
der  Fürst  Blücher  und  Wit  tgonstoin  gegen  die  Lahn.  Mit  Kaiser  Franz 
besichtigte  er  das  Schlachtfeld  von  Hanau  und  zog  dann  in  die  alteWaUstadt  der 
römischen  Kaiser  ein»  Die  letzte  Hand  an  den  Siegesbau  von  1813  legte  gleiebs 
dasGcfecht  bei  Hochheim,  wo  der  Fürst  das  gesammte  Hauptheer  auf  dieHöhe 
führte^  um  ihm  den  Rhein  zu  zeigen,  den  Ausgangspunct  der  näclistcn  Operationen. 

Des  Fürsten  Wunsch  w^ar  schnell  über  den  Rhein  zu  dringen  und  durch  eincn.^ 
Winterfeldzug  die  gewonnenen  Vortheile  zu  krönen.  Die  diplomatischen  ünter-^ 
handlungen  der  Cablneto  mit  Napoleon  und  viele  Stimmen  gegen  diesen  Plan. 
schienen  denselben  fast  vereiteln  zu  wollen.  Der  Fürst  sprach  sich  in  einer  beson- 
deren Denkschrift  auf  das  Entschiedenste  für  ihn  aus.  Nach  seiner  Ajisicht  war 
jeder  Tag  der  Ruhe  Gewinn  für  Napoleon;  er  konnte  seine  geschlagenen  Heeres- 
triimmer  sammeln  und  reorganisiren  und  die  Neuausgehobenen  für  das  Frühjahr 
einüben.  Die  Klugheit  gebot,  binnen  so  kurzer  Frist  als  möglich  so  viel  Land  von 


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1109 


Inzwischen  hatte  sich  die  Lage  des  verbündeteö  Heeres  verschlimmei*t|  Kämpfe, 
MUrscho,  Eatbehrungeo  und  die  rauhe  Jahreszeit  hatten  die  Reihen  stark  gelichtet ; 
die  österreichische  Armee  bei  Lyon  musste  den  wachsenden  Streitkräften  A  u  g  e  r  e  a  ü's 
Stellung  um  Stellung  räumen  und  die  Rüekzugslinie  nacli  der  Schweiz  war 
bedroht.  Ein  neuer  Feldzugsplan  ward  entworfen,  demgemäis  das  Ilauptheer  au^ 
seine  Unterstützungen  zu  Langres  sich  zurückziehen  und  dem  Feinde  entweder  eine 
Schlacht  liefern  oder  den  Angriftskrieg  wieder  beginnen  sollte.  Das  schlesische 
und  das  österreichische  Heer  im  Süden  sollten  als  Flügel  der  grossen  Ai*mee  betrach- 
tet werden  und  das  eine,  mit  den  lleerestheilen  aus  den  Niederlanden  vereint,  auf 
das  thätigste  vordringen, 

Schwär  zenberg  sah  sich  die  Ausführung  eines  Planes  übertragen,  der  mit 
seinen  Ansichten  nicht  übei-einstimmte.  Er  setzte  die  eigene  Überzeugung  hintan 
und  handelte  wie  früher  nur  für  den  grossen  Zweck.  Man  hatte  von  dem  Anerbie- 
ten eines  Waflenstlllstandes  gesprochen;  es  unterbliek  Der  begonnene  Rückmarsch 
auf  Langres  wurde  dm-ch  Napoloon^s  Vorschreiten  aufgegeben;  die  Angriffsbewe- 
gungen  begannen  wieder,  im  Kampfe  fassten  die  Truppen  neuen  Muth  und  die 
Aube  wurde  erzwungen.  Im  Sturme  auf  Bar  erhielt  der  Fürst,  als  er  die  russischen 
Massen  zum  Sturme  ordnete,  eine  leichte  Wunde,  die  erste  während  seines  kriege- 
rischen Lebens*  In  wenig  Tagen  war  Troyes  wieder  genommen  und  die  Stellung 
an  der  Seine  belogen.  liier  concentiirte  der  Fürst  seine  ganze  Stärke,  um  entwe- 
der Napoleon  in  Paris  einzuholen,  wenn  dieser  vor  Blücher  daliin  zurückzöge, 
oder  nach  Vitry  zu  eilen,  wenn  derselbe  diesen  schlagen  sollte* 

Nach  den  ersten  bestimmten  Nachrichten  über  die  Vorfälle  bei  Laon  Hess 
Schwarz enb  er g  den  Feind  in  den  Wäldern  der  Seine  angreifen,  wandte  sich 
aber  auch  sogleich  nach  Arcis  eur  Aube,  da  der  Feind  einen  Übergang  über  die 
Marne  vorbereitete,  Napoleon  gedachte  ihn  vereinzelt  zu  ündon,  wurde  aber 
um  Arcis  und  die  Aube,  im  Rücken  eingeengt,  mit  bedeutendem  Verluste  zum 
Weichen  gezwungen-  Abermals  versuchte  er  sieh  auf  die  Verbindungslinie  des 
Ilauptheeres  zu  werfen  und  die  Gegner  durch  Überflügelung  zum  RUckzuge  zu 
zwingen. 

Kaum  hatte  Schwarzen berg  von  dieser  verdeckten  Bewegung  Kenntniss 
erhalten,  als  er  erklärte,  dass  man  sich  Vitry  nähern,  mit  Blücher  vereinen  und 
schnell,  ehe  noch  Napoleon  zurückzukommen  Gelegenheit  habe,  nach  Paris 
marschircn  müsse.  Diesen  Entachluss  theilte  er  den  Monarchen  mit,  welche  ibn 
billigten;  er  verhehlte  sich  keineswegs  die  Schwierigkeiten,  allein  die  Vortheile 
der  Benützung  des  politischen  Fehlers  Napoleon's,  seine  Hauptstadt  in  diesem 
Momente  bloss. zu  stellen,  wogen  alle  Gegengründe  bei  weitem  auf. 

Der  Gedanke,  bald  die  Thürnie  von  Paris  zu  erblicken,  wirkte  wie  ein  Zauber 
auf  dieTruppen  und  die  Schlacht  vor  Paris  (am  28.  März)  entschied  den  Widerstand 
Frankreichs.  Am  letzten  Tage  d^  '  '       der  Triumphzug,  dem  seit 


1108 


Der  Angriff  wurde  durch  den  Fürsten  angeordnet  und  durch  Blücher  die 
Schlacht  geleitet.  Der  Sieg  von  Brienne  entscliadigte  flu*  den  Uniall  im  Schlosse 
zu  Brienne.  Napoleon  wartete  den  Anbruch  des  nächsten  Tages  nicht  mehr  ab 
und  räumte  während  der  Nacht  das  Feld. 

Für  den  weiteren  Feldzög  ward  abermals  dieTrennung  des  Heeres  beschlossen, 
um  die  A^erpHcgung  im  Winter  und  in  Feindesland  mögüchst  zu  erleichtern, 
Blücher  sollte  im  Thaleder  Marne,  Schwarzenbergan  beiden  Ufern  der  Seine 
nach  Paris  vordringen,  wobei  noch  die  HauptabBicht  des  Kaisers,  sich  auf  die 
Rückzugslinio  der  Verbündeten  zu  werfen,  vereitelt  wurde. 

Der  Fürst  folgte  Napoleon  nach  Troyes,  und  als  er  sab,  dass  dieser  die  Stadt 
zu  halten  gedenke  und  in  tretflieher  Stellung  ihn  erwarte,  vermied  er  den  Kampf 
und  zwang  ihn  durch  gedrobte  Angriffe  seinen  Entschluss  aufzugeben*  Auf  beiden 
Flügeln  unifasst  und  im  Rücken  bedroht,  räumte  Napoleon  seine  genommene 
Stellung,  um  sich  auf  das  scblesische  Heer  zu  werfen,  das,  weniger  vorsichtig  als 
sonst,  unvereinigt  durch  die  Champagne  zog.  Als  Blücher  den  Aufmarsch  des 
Kaisers  erfuhr,  war  es  zur  Vereinigung  der  Kräfte  zu  spät.  Auf  die  Mitte  seiner 
Linie  stiess  der  Kern  des  französischen  Heeres;  in  sechs  Tagen  waren  die  Preussen 
geschlagen  und  das  schlesische  Heer  mit  dem  Verluste  von  einem  Viertheile  seiner 
Stärke  nach  Chalons  zurückgeworfen. 

Schwarzenberg  hatte  beim  Abmärsche  Napoleon's  von  Troy es  durch 
die  Besetzung  der  dem  Kaiser  so  wichtigen  Vertheidigungsli nie  derYonne  und  des 
Loing,  wie  durch  die  Bedrohung  von  Paris  denselben  von  jedem  gewagten  Streichad 
oderjederlangwierigenUnternehmung gegen  Bl  üeh er  abgehalten.  AlsN  apaleon 
Biücber  überrumpelt,  befahl  der  Fürst  Operationen  im  Rücken  des  Feindes,  dex. 
sich  augenblicklich  gegen  ihn  selbst  wendete.  Nunmehr  wurden  die  Angriffsbew< 
gungen  eingehalten  und  da  die  projectirte  Seitensteliung  hinter  der  Seine  wegen] 
des  willkürlichen  Vorrückens  Wittgensteins  nicht  zu  halten  war,  die  Massen  u: 
Troyes  concentrirt  Napoleon  wollte  eine  Schlacht,  denn  nur  eine  solche  konn 
entscheiden  ;  Schwarzenberg  schien  dazu  bereit  und  hatte  auch  Blücher  fij 
einen  etwaigen  Kampf  herbeigerufen. 

Allein  dem  Fürsten  war  ein  solcher  Plan  auf  dem  damaligen  Terrain  gar 
nie  in  den  Sinn  gekommen.  Napoleon  jubelte  beieits  im  voraus,  Troyes  durch 
einen  zweiten  Sieg  zu  verherrlichen  und  nach  Zurück  werf  ung  des  llauptheeres 
die  Niederlage  des  scblesischen  zu  entscheiden,  allein  —  der  Fürst  ging  über 
die  Seine  zurück,  auf  deren  rechtem  Ufer  er  sich  mit  Blücher  nunmehr  eng 
verbunden  aufstellte. 

Dieser  Rückzug  Seh  war  zenberg's,  so  oft  von  deutschen  Schriftstellern  als 
Fehler  betrachtet,  wird  von  Franzosen  als  Meislerstück  von  Klugheit  angesehen, 
das  Napoleon*s  und  seines  Heeres  HoflFnungen  sehr  unliebsam  zerstörte.  Wir 
treten  hier  den  Ansichten  des  Feindes  bei. 


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1109 


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ln2wiacben  hatte  sich  die  Lage  des  verbündeten  Heeres  verschlimmert ;  Kämpfe, 
Hftnefae,  Entbehrungen  und  die  rauhe  Jahreszeit  hatten  die  Reihen  stark  gelichtet; 
die  österreichische  Aj*mee  bei  Lyon  musste  den  wachsenden  Streitkräften  Augereau*s 
Stclltuig  um  Stellung  räumen  und  die  liückzugslinie  nach  der  Schweiz  war 
bedroht.  Ein  neuer  Feidzugsplan  ward  entworfen,  demgemäss  das  TTauptheer  aur 
Itiiie  UnterslütÄungen  zu  Langres  sicli  zurüekzieheji  und  dem  Feinde  entweder  eine 
Schlacht  liefern  oder  den  Angriffskrieg  wieder  beginnen  sollte.  Das  schlesische 
and  dhs  österreichische  Heer  im  Süden  sollten  als  Flügel  der  grossen  Armee  betrach- 
tet werden  und  das  eine,  mit  den  Heeres thoilen  aus  den  Niederlanden  verein t^  auf 
das  thiUigste  vordringen. 

L Schwarzenberg  sah  sich  die  Ausführung  eines  Planes  übertragen,  der  mit 

^^pmea  Ansichten  nicht  übereinstimmte«  Er  setzte  die  eigene  Überzeugung  hintan 
^  imd  bandelte  wie  früher  nur  für  den  grossen  Zweck.  Man  hatte  von  dem  Anerbie- 
ten eines  Waffenstillstandes  gesprochen;  es  unterblieb.  Der  begonnene  Rückmarsch 
auf  Langres  wurde  durch  Napoleon's  Vorschreiten  aufgegeben;  die  Angrifisbewe- 
gUDgen  begannen  wieder,  im  Kampfe  fassten  die  Truppen  neuen  Mutli  und  die 
Aube  wurde  erzwungen.  Im  Sturme  auf  Bar  erhielt  der  Fürst,  als  er  die  russischen 
Maaren  «um  Stur-me  ordnete,  eine  leichte  Wunde,  die  erste  wlilirend  meines  kriege- 
ris^'hen  Lebens.  In  wenig  Tagen  war  Troyes  wieder  genommen  und  die  Stellung 
an  der  Seine  bezogen.  Hier  couccntrirte  der  Fürst  seine  ganze  Stärke,  um  entwe- 
der Napoleon  in  Paris  einzuholen,  wenn  dieser  vor  Blücher  dahin  zurückzöge, 
oder  nach  Vitrj  zu  eilen,  wenn  derselbe  diesen  schlagen  sollte. 

Nach  den  er«tcn  bestimmten  Nachrieliten  über  die  Vorfalle  bei  Laon  Hess 

chwarsenberg  den  Feind  in  den  Wäldern  der  Seine  angreifen»  w^andte  sich 

auch  sogleich  nach  Arcis  sur  Aube,  da  der  Feind  einen  Übergang  über  die 

le  vorbereitete.  Napoleon  gedachte  ihn  vereinzelt  zu  finden,  wurde  aber 

Arcis  und  die  Aube,  im  Rücken  eingeengt,  mit  bedeutendem  Verluste  ssum 

Weichen  gezwungen.  Abermals  versuchte  er  sich  auf  die  Vorbindungslinie  des 

Ilauptheeres  zu  werfen  und  die  Gegner  durch  ÜberHügelung  zum  Rückzüge  zu 

twiageiu 

Kaum  hatte  Schwarzenberg  von  dieser  verdeckten  Bewegung  Kenntnis* 
erhalteni  als  er  erklärte,  dass  man  sich  Vitrjr  nahern,  mit  Blücher  vereinen  und 
sdioeUi  ehe  noch  Napoleon  zurückzukommen  Gelegenheit  habe,  nach  Paris 
maraehiren  müsse.  Diesen  Entschluss  theilte  er  den  Monarchen  mit,  welche  ihn 
billigten;  er  verhehlte  sich  keineswegs  die  Schwierigkeiten,  allein  die  Vortheile 
der  Benützung  des  politischen  Fehlers  Napoleon's,  seine  Hauptstadt  in  dteseui 
Hli0Diente  blos^^zu  stellen,  wogen  alle  Gegengründe  bei  weitem  auf. 
^f  Der  Gedanke,  bald  die  Thürme  von  Paris  zu  erblicken,  wirkte  wie  ein  Zauber 
auf  die  Truppen  und  die  Schlacht  vor  Paris  (am  28.  März)  entschied  den  Widerstand 
Frankreichs.  Am  letzten  Tage  desselben  Monats  erfolgte  der  Triumphzug,  dem  seit 


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( 


Jalirliunderten  keiner  zu  vergleichen  und  den  der  Fürst  auf  eine  ao  glorreiche 
Weise  angebahnt  und  so  glücklich  erzielt  hatte. 

Das  erhabene  Werk  war  gethan  und  unbemerkt  wollte  der  Fürst  sich  wieder 
zurückziehen.  Allein  die  Monarchen  und  alle  Nationen  Europa's  beeiferten  sich^  ihn 
an  die  Öffentlichkeit  zu  binden,  um  die  Beweise  ihrer  Achtung  und  Dankbarkeit 
auf  ihn  zu  häufen*  Russlandj  Preussenj  SchwedeUj  Dan emark^  England,  das  neue 
Frankreieh,  der  Kirchenstaat,  die  Niederlande^  Bayern,  Sachsen,  Baden,  Hanno- 
ver,  Savoyen  und  Sicüien  sendeten  ihm  ihre  Orden  zu;  städtische  und  gelehrte 
Corporationen  fanden  sieh  hochgeehrt^  dass  er  ihre  Mitgliederschaft  annahm. 

Kaiser  Franz  hatte  den  Fürsten  bereits  auf  dem  Schlachtfelde  von  Leip% 
das  Grosskreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  verliehen,  jetzt  beschenkte 
or  ihn  mit  einem  bedeutenden  Jahrgehalte  und  der  Herrschaft  Blumenthal  im 
Banate ;  er  licss  Ihm  die  Wahl,  die  Stadt  Paris  oder  das  österreichische  Wappen 
in  das  llerzschild  des  scinigcn  aufzunehmen  und  der  Fürst  wühlte  das  letztere;  er 
ernannte  ihn  endlicli  zum  Präsidenten  des  Ilofkrjegsrathes  und  di^ückte  ihm  jq 
einer  offenen  Zuschrift  seinen  Dank  und  den  des  österreichischen  Volkes  aus.         H 

Für  die  Krieger,  welche  das  Glück  hatten  an  diesem  denkwürdigen  Feldzuge 
Theil  zu  nehmen,  schuf  der  Kafser  auch  ein  eigenes,  aus  dem  eroberten  Geschütze 
gegossenes  Arm  eckreu  z.  Nur  Sehwarzenberg  sollte  neben  demselben  ein 
goldenes,  der  Form  nach  ähnliches,  aber  etwas  grösseres  Kreuz  mit  der  gleichen 
Aufschrift  am  Halse  tragen. 

In  einer  bescheidenen  Ansprache  legte  der  Fürst  am  5.  Mai  den  Oberbefelil 
nieder  und  kehrte  auf  sein  Schloss  in  Böhmen  zurück.  tJnbcschrei blich  sind  die 
Ovationen,  welche  dem  Feldmarschall  zu  Wien  dargebracht  wurden^  als  er  seinen 
Posten  als  Hofkriegsraths-Pnisident  bezog,  Ovationen,  die  sich  bei  dem  hohen 
Festtage  der  Völkerschlacht  bei  Leipzig  wiederholten.  An  den  Geschäften  des 
Wiener  Congresses  nahm  er  keinen  unmittelbaren  Antheil,  da  ihn  fast  ausschliess- 
lich das  Heer  in  Anspruch  nahm,  von  dem  ein  Theil  den  Krieg  gegen  Murat 
Italien  führte. 

Da  er  trotz  des  durchgreifenden  Erfolges  keineswegs  die  Absicht  hatte,  dji 
Armee  zu  schwächen,  überraschte  ihn  auch  nicht  noch  beunruhigte  ihn  die  Lan* 
düng  Napoleon's  und  dessen  staunenswertlier  2ug  nach  Paris,    Schneller  als  bis 
dahin  je  geschehenj  standen  150,000  Mann  am  Rhein.  Mitte  Mai  traf  der  Fürsf  zu 
Heilbronn  ein,  wohin  er  seit  einem  Moaatc  sein  Ilauptiiuartier  entsendet  hatte.  Diai 
Reise  dahin  glich  einem  Festzuge. 

Den  Feldzugsplan  hatte  der  Fürst  mit  dem  Herzoge  von  We Hington  und 
den  anderen  Generalen  der  Verbündeten  zu  Wien  entworfen.  Als  Ilauptgrundsata 
ward  aufgestelUj  sich  nicht  zu  vereinzeln^  aber  auch  nicht  so  dicht  an  einander  zu 
halten^  dass  eine  Entfaltung  unmöglich  und  die  Verpflegung  gehemmt  würde ;  «w« 
selbstständige  Massen,   die   englisch-prcussische   am  Niederrhein   und  die  öster 


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I 


Uli 


jh-süddeutsche  am  Mittel-  und  Oberrlieifi  sollten  im  strengsten  Einklänge 
ieli  gegen  Paris  agiren ;  die  russischen  Truppen  hätten  eine  Vcrbindungs- 
rwUchcn  beiden  zu  bilden,  bereit  zu  helfen,  wo  sie  nöthig  würden; 
eine  weitere  d'sterreichischc  Armee  endlich  sollte  aus  Italien  gegen  Lyon  vor- 
drmgecL 

Ehe  der  Feldzug  am  Rhein  noch  beginnen  konnte,  war  der  grosse  Kampf 
schon  durcb  die  Schlaclitcn  von  Quatrebras,  Ligny  und  Waterloo  entscliieden. 
Zwanzig  Tage  nach  dem  Aufbruche  von  der  Saar  erschien  der  Fürst  W  rede  mit  der 
Vorhut  des  Hauptheeres  vor  Paris  und  zwei  Tage  später  (am  17-  Juli)  rückten  die 
Qltermcliischen  Truppen  zum  zweiten  Male  in  die  Hauptstadt  Frankreichs  ein. 

Nach  melirmonatlichem  Aufenthalte  in  Frankreich  kehrte  S  c  h  w a r z  e  n  b  e  r  g 
wieder  nach  Böhmen  zurück^  wo  Kaiser  Alexander  ibn  zu  Worlik  mit  einem 
Beiodie  beehrte.  Den  rauschenden  Siegesfesten  folgte  hier  ein  kurzer  aber  glück- 
licher Aufenthalt  im  Kreise  der  Familie.  Nach  Wien  berufen^  erneuerten  sich  ihm 
hier  abermals  die  Gunstbezeugungen  des  Volkes  und  wiederholten  sich,  als  er, 
Pflichten  seines  Amtes  folgend^  nach  Mailand  reisen  musste,  von  wo  er  im  Herbste 
1816  wiederkehrte. 

Seine  Gesundheit,  die  in  letzter  Zeit  nie  besonders  fest  gewesen^  ward  1817 
doreli  einen  Schlaganfall  erschüttert,  der  für  sein  Leben  zittern  machte.  Die 
Leittesie  und  innigste  ThcUnahme  that  sich  allgemein  kund.  Das  Übel  >Yurde  zwar 
in  soferne  behoben,  daas  der  geschwächte  Leib  wieder  Stärke  ge%vann,  die  Läh- 
OHing  mehr  und  mehr  wich,  allein  die  Heiterkeit  des  Geistes  kehrte  nicht  mehr 
wieder.  Er  vermochte  zu  Karlsbad,  dessen  Heilquellen  er  gobrauGhte,  mit 
Blücher  das  Jahresfest  der  Leipziger  Schlacht  zu  feiernj  nahm  Theil  an  Jagden, 
Fdirten  und  Truppenübungen,  doch  gänzlich  ward  die  Krankheit  nicht  entfernt. 
Hormliäehe  Einflüsse  namentlich  waren  es,  welche  zur  Verschlimmerung  beitrugen, 
ao  wie  der  Tod  seines  Freundes  des  Fürsten  Moritz  Liechtenstein,  endlich 
der  Tod  Blüchor's.  Sein  körperliches  Leiden  äusserte  sich  in  zunehmender  Liih- 
niuiig  und  geistiger  Abspannung.  Die  heftigen  Anföüc  kehrten  im  Jahre  1819 
wied^  und  sein  Schicksal  war  der  EriuUting  nahe* 

Helir  Erleichterung  als  Genesung  suchend,  reiste  er  im  Jahre  1820  über 
Kulm  und  Dresden  nach  Leipzig,  wo  er  am  19.  April  anlangte.  Körper  und  Geist 
•eliieiien  ihm  bei  dem  Betreten  der  Heimath  seines  Ruhmes  zu  erstarken.  Die  ganze 
Qetehkhte  der  Schlacht^  alle  Namen  der  Orte,  Generale  und  Regimenter  tauch- 
ten wieder  lebhaft  in  seinem  Gedächtnisse  auf.  Es  trat  ein  Zustand  der  Erheiterung 
eta,  der  die  besten  Hoffnungen  seiner  Umgebung  wieder  aufleben  machte.  Er 
beCmt  tlle  jene  Orte  -^-iedery  auf  denen  er  nahe  vor  7  Jahren  das  Schicksal  Euro- 
pa*! DiJt  kundiger  Hand  gelenkt  Mancher  Waffenbruder  aus  jener  scIiiJnen  Helden- 
leit  begrÜÄste  hier  den  erhabenen  Feldherrn  wieder,  der  nun  gelähmt  auf  seinem 
ScbUde  nihto. 


1112 


-4 


Die  immer  rascher  sich  erneuei'nden  Aiishriichc  eines  unheilbarcQ  inneren 
Übels  crlauhten  dem  Fürsten  seit  Mitte  Juli  die  tiinflichen  Fahrten  nicht  mehr.  Der 
Monat  Octol)er  indess,  so  bcdeutungsToU  für  ilm,  sollte  ihoi  den  Tod  bringea. 
Sein  betrübender  Zustand  geatattete  auch  die  Ileimkehi*  nach  Böhmen  niclitj 
wohin  sich  der  Felduiarschall  in  hohem  Grade  t^ehnte.  Bis  srum  13.  Oetober  blieb 
ihm  das  Bewusstsein;  seine  letzten  Blicke  fielen  auf  die  Stelle  der  Welt^  wo  vor 
wenigen  Jahren  ihn  Tausende  an  der  Seite  der  drei  Monarchen  als  Befreier 
Deutschlands  begrüsst  hatten. 

Am  15.  Oetober  1820  (Abends)  endete  derPeldniarschall,  noch  nicht  50  Jalire 
alt,  die  irdische  B*nlin,  Er  starb  in  den  Armen  seines  herbeigeeilten  älteren  Bru* 
ders,  in  Gegenwart  seiner  Gemabhnn^  seiner  Schwester  Eleonore,  seiner  Nich 
There3e  Fürstin»  Lobkowitz,  seiner  zwei  jüngeren  Söhne,  seiner  Begleitung 
und  Dienerschaft.  M 

Die  Liebe  für  seinen  Rulim  stritt  mit  der  für  das  Vaterland  um  den  Ruheplatg 
der  sterhlichen  Hülle  des  Fürsten.  Es  schien  gleichsam  ein  Wink  der  Vorsehung, 
die  ihn  an  der  grossen  Siegesstätte  enden  liess;  auf  ihr  sollte  auch  sein  Ort  der 
ewigen  Ruhe  sein.  Des  Feldmarschalls  Testament  bestimmte  es  anders  und 
b e 55  ei  ebnete  W  t>  r  1  i  k . 

Am  19.  Oetober^  in  derselben  Stunde,  in  der  Schwarzenberg  die  siegen 
den  Völker  in  die  Stadt  geführt,  wurde  seine  Leiche  in  feierlichem  Zuge  aus  dfl 
Stadt  gebracht,  die  Bewohner  Leipzigs  und  ganz  Sachsens,  yornehmlicli  das  süch- 
siache  Heer,  gaben  ergreifende  Züge  des  Beileids  für  den  Verewigten.   Sächsiscl 
Truppen  begleiteten  die  Leiche  bis  an  die  bulmiische  Grenze,  dort  übernahmen 
österreichische  und  brachten  sie  über  Prag  einstweilen  nach  Wittingau. 

Die  Klage  um  den  Verlust  dieses  Mannes  wurde  bald  zur  Klage  von  ga 
Deutschland.  Die  Monarchen,  eben  zu  Troppau  versammelt,  nahmen  die  Nachric 
mit  tiefer  Rührung  auf  Kaiser  Franz  that  in  einem  Handschreiben  den  Verlu 
der  Armee  kund,  welche  durch  drei  Tage  Trauer  anlegte;  er  be&timnite  weit 
dass  ein  Marmordenlcmal  auf  ötFentliche  Kosten  der  Erinnerung  des  hohen  Feld 
herrn  errichtet,  sein  Degen  im  Zeughause  zu  Wien  aufljewahrt  werde  und  daa  ,. 
2.  Uhlanen-Regiment  für  ewige  Zeiten  den  Namen  Sehwarzenberg  zu  fuhre^H 
habe. 

Zum  Schlüsse  fügen  wir  noch  hinzu,    was   ein   englicher  Autor   von  dei 
Fürsten  sagt: 

„Wählte  Grösse  sucht  sich  vor  der  Menge  zu  verbergen ;  das  ist  die  Gröi 
des  Mannes,    dessen  Name  diesen  Aufsatz  bezeichnet.    Europa  dankt  auch  ihm 
seine  Freiheit,  Deutschland  seinen  Ruluu;  v.v  aber  zielit  sich  bescheiden  in  den 
Hintei'gruud  zui iick*    Man  muss  seine  Handlungen  in  der  Nähe  beobachtet  habei 
um  seine  Verdienste  nach  einem  richtigen  Massstabe  zu  messen.  Die  Begebenheit 
unserer. Tage  haben  ilioi  in  der  üeschichte  seine  Stelle  rieben  Engen  und  Mar 


Ifl^ 


I 


1113 


borough  angewiesen;  aber  diese  IleJden  haben  nur  mit  der  Uefahr  und  niclit  mit 
den  Hindernissen  und  Schwierig'keiten  zu  kämpfen  gehabt,  welche  die  Führung 
eines  Heeres ,  fast  aus  allen  Völkern  Europa's  ziLsanimengesetzt  ^  berbelfülu'en 
musdte.  Diese  Ruhe,  dieses  Nachgeben,  wo  er  durfte  und  konnte,  dieses  Festhalten 
seiner  Meinung,  wo  er  fremde  Ansichten  hekUmpftcj  hundert  Schwierigkeiten, 
die  nur  die  Nachwelt  einst  beschreiben  und  lesen  darf,  raubten  ihn  jeden  Augen- 
blick ,  den  ihm  die  Gefahr  übrig  liess.  Er  stand  fest  und  unersehüttert  in  den 
StÜJ'men,  die  um  ihn,  nicht  allein  auf  dem  Sehlaebtfclde,  erwachten.  Seine  Gefäl- 
ligkeit, s^eijie  Überredung,  der  bekannte  Edelmutli  und  die  Rechtlichkeit  seines 
Charakters f  dor  sieh  selbst  aufopferte,  um  das  Ganze  zu  retten,  alles  dies  war 
nöthigt  um  das  Gebäude  der  deutsclien  Eutjochung  und  des  deutschen  Ruhmes 

Cen  zu  halten,  das  auf  dem  Grunde  verschiedener  Meinungen  und  Grund- 
richtet war.*' 
.ÜCHEB,  Qebhard  Lebereclit  von,    Fürst  von  Waiila  tatt,   königtich    iiren^stsoher 
slimllj  gebore«  stu  Roaiock  den  lö.  December  1742,   Sohn   erneu   kurhesaisclien  Rittuiei- 

Vng^liandeDer  Wille,    raaüoaca  Streljpn    n«cl"    Ttiatigkoit    und   kecker  Unternebmungsgeisf 

die  Uervorstecliendsten  Züge  iii  seinen  Kinderjalirpui  gaben  die  lUelitTingen  seines  Lebens 

an  uml  tiUet^ea  ihm  troa  bi«  Ana  Ende  meiner  thstonreichen  Laun>ahn.   Im  siebenjährigen  Kriege 

feilm    w  ohne  Wi»ien    seines  Vaters    bei    flem  schwedi stehen  Uusaren-Rcgiinonte   von    Mürner 

gerieth  bei  den  Streitzügen  in  der  Uckermark  in   preusÄisclie  Gelange nachaft   und    gefiel 

Obenten  Ton  Belling  bo,  dass  Uiti  dieser  bei  &icb  beliielt  und  bald  nachher  gelne  Entlasstiog 

dem  «chwediAchen  Die(n«to  Atta  wirkte. 

Hlofmof  trAl  Blücher  in  das  Regiment  seine«  Oönnerä«    ward  dessen  Adjutant   und   bald 

Stftbsrlttmeifter*     Da  er  im  Jahre   1773  durch  den  Hittweister  von  Jitgerfcld    im  Avan- 

CIt>«rgAugen    wurde^    sehrieb    er    deashalb    an    Friedrich    den    Qroasen:    „Der    ton 

<JIf«rfeid«  der  kein  anderes  Verdienst  hat,  als  der  Sohn  des  Markgrafen  von  Schwedt  /.u  gein, 

i«l  i&ir  viifgeaogen;  ich  bitte  Ew.  Majcstüi  um  meinen  Abselded.*'    Der  König  ertheilte   ihm  den- 

nut  folgenden  Worieu:    „Der  Elttmeister  Ton   Blücher  ist  seiner   Dienste    entlassen;   er 

•teh  «um  Teufel  scheren!*'    Blücher  widmete  sich  nun  der  Landwirthschoft,  pachtete  und 

•poter  ein  Gut  in  Preufißisch- Pommern  und  ward  Landrath  daselbst. 

>"aeh  Ffiedrieh*0  IL  Todo  nieWU  ihn    Friedrich  Wilhelm  IL  1787  wieder  an    und 
Qnmiitetbar  vor  dem  Major  v.  Jligorfeld  in  demselben  Regiments,   mit  welchem  er  unter 
Q««of  Ton  Braunjiehweig  nach  HoUand  xog,  und  1790  zura  Obersten  YOrrücktc. 

In  den  Rhein -Fddiügen  zeichnete  er  sich  bei  Cysoing,  Luxemburg,  Kafsers- 
Ifttttertit  Moaaehheimf  Weidcnthal|  Edelsheim,  Moorlautern  und  an 
ABdcfS  CIrten  mu»,  kehrte  1794  »h  General  -  Major  zurück,  erhielt  1795  das  Commando  der 
fltiiaifttimtllnfo  gab  in  dieser  Zeit  sein  Tagebuch  der  Feldzüge  am  Rhein  heraus^  nahm  1802 
BiOaH  imd  MfiWhauaoi  fUrPretwsen  in  Besitz,  führte  1806  bei  Auerstädt  29  Schwadronen  und 
irfsiffe  reili-ndc  Batterien  al«  Avantgarde*  wurde  aber  geworfen,  rettete  bei  übereiltem  Rjlekzuge 
MMM  Mann  durch  Kriegsüet  gegon  den  franset  f.  in  oben  General  Klein  und  folgte  Hohenlohc* 
9mtk  P^aaUn,  ward  jedoch  durch  Ersehupfung  seine«  Corpa  gehindert*  Uohen lobest  BefehJ, 
Im  iar  K«iibt  an  ihm  tu  at^sae»,  zu  genügen  ^  «ntgiug  su  der  Capitulation  von  Prenzlau,  «og  dma 


1114 


Corps   des  Herzogs   yon  Weimar   an   sicli,   und  marachirte  föolitend  nach  Lübeck,  wodurch  er I 
die    drei    französischen    Armeecorps    Bernadotte^    Soult    und    Murat    von    der  Verfolgung 
des  Restes   der   preuesiacben   Armeo   abaog.    Nach   tapferer    Vertheidigung  liiibecks  capitulirtc  er 
aus    Mangel    an    Pulver    und    ßrod   bei    Kadkau    am    7*  November    um!    bemerkte  dies   in  der 
Capitutation. 

Gegen  den  französischen  General  Victor  ausgewechselt i  befehligte  Blücher  das  Corpi 
Preuflsen,  das  zu  einer  Diversion  in  Pommern  landete,  ward  General-Oouvemeur  von  Poramem^ 
jedoch  nach  dem  Tilsiter  Frieden  auf  Napolcon'a  Begehr  ausser  Thätigkeit  gesetzt.  Im  J^ 
1813  übernahm  erj  7  t  Jahre  att,  den  Befehl  der  preussisehen  Armee  von  25^000  Mann  in  Sohli 
ßien,  wozu  noch  ISjOOO  Russen  unter  Wintzin gerode  stlessen,  focht  mit  denselben 
Lützen  und  Hainau^  und  Biegte  mit  seiner,  wahrend  des  WalTenstilbtandes  andere  org 
ten  und  nun  aus  dem  ersten  preussiBchen  Corps  von  York,  den  russischen  von  Langeron  uu 
von  Sacken  bestehenden  scldesischen  Armee  entsoheidend  an  der  Katzbaoh  am  26,  Aagust, 
wo  er  Macdon ald^s  Corps  aufrieb,  ihm  einen  Verlust  von  30,000  Todten  und  Verwundeten 
beibrachte,  1U5  Kanonen  eroberte  und  Schlesien  befreite.  Sein  Monarch  verlieh  ihm  das  Groa»- 
krenz  des  eisernen  Kreuzes  und  Se.  Majestät  Kaiser  Frana  mit  Handbillct  aus  TcpUtx 
14.  September  1813  das  Commande  u  r  k  reuz  des  Maria  Theieaien- Ordens*  Eben  so 
voll  war  sein  Ausweichen,  da  Napoleon  gegen  ihn  vordrang.  Als  dieser  dann  g^en  Dr 
zurückkehrte,  folgte  ihm  Blücher  (von  den  Russen  nach  dem  Worte,  das  sie  am  meisten  voi» 
Ihm  hörten  „Marschall  Vorwärts"  genannt)  unaufhaltsam  nach,  ging  bei  Wartenburg  über  die 
Elbe,  wo  er  dem  fTanzösischen  General  Bertrand  lOOO  Gefangene  und  11  Geschütze  abnähe^ 
und  vereinigte  sich  bei  Mühlbeck  mit  dem  Kronprinzen  von  Schweden,  Durch  das  Gefecht  bei 
Mö  c  k  e  r  n  am  16.  und  spater  am  18.  October  trug  er  viel  zur  Entscheidungsschlacht  von  Lelpzi  ^ 
bei.  Kaiser  Alexander  umarmte  ihn  auf  dem  Marktplatze  von  Leipzig,  und  verehrte  ihm  einen 
Ehrendegen;  sein  König  erhob  ihri  zum  Marschall  und  Se.  Majestät  Kaiser  Franz  ernannte  dexi 
tapferen  Soldaten  mit  Handbillet  aus  Eotha  vom  20.  October  zum  Grosskreaz  des 
Theresien  -  Ordens. 


Gros»- 

itx  voi^H 

)    TUhfl^H 

3i«idiS 


Am  1.  Jänner  1814  überschritt  BlÜ  oh  e  r  den  KheiB  bei  Kaub,  rückte  nach  Nanoy  und  Brieni 
wurde  dort  Überfallen^  und  wäre  bald  gelbst  gefangen  worden,  siegte  bei   la  Rothiere,  schloff 
sich  ,  da  er  rascb  gegen  Paris  vordrang,  bei  Etogea  und  Joinvüliers  (Montmirail)  durch  die  Fritt- 
zosen  durch,    gewann  die  Schlacht  bei  Laon  (9.  März)  und   stürmte   den    Montmartre ,  rroAi 
Paris  fiel.    Fürst   Blücher  von  Wahl  statt  (als  Erinnerung  an  jenen  Sieg  an  der  Katzb 
in  der  Nähe  des  im  Mongolenkriege  1241    als  Schlachtfeld  berühmten   Dorfes  Wahlstatt)  begl 
tete  Friedrich  Wilhelm  m.  nat^h  England  und  ward  dort  mit  Begeietening  empfangen 


Mar^ 

iemi^^l 
schloif      ^ 


Im  Jahre  1815  befebligto  er  die  IIS, 000  Mann  starke  preussisch©  Armee  in  Belgien. 
Napoleon  schlug  ihn  am  IG.  Juni  bei  Ligny,  und  fast  w^äre  er  hier  bei  einem  CavaUerle- 
Angriff  mit  dem  Pferde  stürzend  gefangen  worden.  Ungeachtet  dieses  Unfalles  eilt  er  deoa 
bedrohten  We  1 1  i  n  g  t  o  n  zu  Hülfe  und  erscheint  am  18.  Juni  im  entscheidendsten  Augenblicke  auf 
dem  Kampfplätze,  um  den  bedrängten  Engländern  den  folgereichsten  Sieg  zu  bereiten;  Watet loo 
von  diesen.  Belle  Alliance  von  den  Preussen  genannt*  Sofort  dringt  er  bis  Paris  vor  und  Äwbgt 
Davoust  am  29.  Juni  zur  Capitulation. 


Seinen  Feldherrn  zu  belohnen,  schuf  Friedrich  Wilhelm  III.  einen  neuen  Orden, 
eisernes  Ivreuz,  umgeben  von  goldenen  Strahlen  für  ihn  allein.    Mecklenburg- Schwerin,  sein  VAte^ 
land,  erricbteie  ihm  zu  Rostock  eine  Bildsäule,   ein  Gleiches  thut  Schlesien  {n  Breslau  und  etnij 
Jahre  naoh   Blucher^a  zu    Krleblowitz    am    12.  September   1819    erfolgtem  Tode  ward 


»M».  ' 


1115 

von  seinem  Könige  ein  kolossale»  Standbild  in  Berlin ,  denen  der  Generale  Schamliorst  und 
Bulow  gegenüber  aufgeatellt,  mit  der  Inßchrift:  „Friedrich  Wilhelm  IH.  dem  FeldmftrßchaU 
Fürsten  Blücher  von  Wahlstatt  im  Jahre  1826,* 

Blücher  lebt  darch  seine  Siege  und  die  grossen  Vortbeilc,  welche  seinem  VaterUnde 
daraus  erwuchsen^  in  der  Nachwelt  fort,  und  sein  Name  wird  in  der  Geschichte  aufbewahrt  bleiben. 
Doch  ist  nicht  KU  verkennen,  dass  der  weise  Eath  eines  Scharnhorst  und  namentlich  eines 
Gneise  na  u  mächtigen  Einfluss  auf  den  Gang  der  Eegeheälieitczi  übten  j  die  ilm  auf  einen  so 
imgewühnlichen  Gipfel  dos  Ruhmes  führten;  —  Thatsachen ,  welche  Blücher,  bescheiden  genug, 
elbst  eingestand. 


WELLINGTON;  Sir  Arthur  Wellesley,  Herzog  yon^  Marquis  von  Do  uro,  Fürst  von 
Waterloo,  Herzog  von  Oiudad  Rodrigo  etc.»  königlich  gross  britannischer  und  k.  k.  Feld- 
marsohall  und  Inhaber  des  42.  Infanterie -Regiments^  einer  der  berühmtesten  \ind  glücklichsten 
Feldherren  unseres  Jahrhunderts,  war  den  1,  Mai  1769  zu  Dungancastle  in  Irland  geboren.  In 
der  Militursehule  zu  Angers  in  Prankreich  ausgebildet,  erhielt  er  im  1«.  Lebensjahre  eine  Fahn- 
richstelle  und  brachte  es  durch  das  bequeme  Itlittel  des  Chargenkaufes  in  sechs  Jahren  bis  zum 
Oberst-Lieutönant,  Seine  kriegerische  Laufbahn  begann  er  unter  dem  Herzoge  von  York  in  Hol- 
land 1794,  dessen  unglücklicher  Feldzug  Welle  sie  y  jene  Erfahrungen  sammeln  Hess,  welche 
er  spüter  in  Portugal  so  vortrefflich  zu  benützen  verstand.  Er  hatte  als  Commandant  der  Amöre- 
srde  bei  dem  Rückzüge  der  Engländer  so  viele  Umsicht  gezeigt,  dass  er  zum  Obersten  befordert 
iirde.  Die  nachfolgende  et^vas  weitläufigere  Skizze,  den  Leistungen  dieses  grossen  Kriegers 
emessen,  ist  zumeist  „Lühe's  Militär -Co nversations-Lexikon*  entnommen. 

Im  Jahre  1797  schiffte  sich  Wellealcy  mit  «einem  Regiraente  naeh  Wesündien  ein,  -wo 
sein  älterer  Bruder  Richard  zum  General  -  Gouverneur  ernannt  worden  war.  Zwei  Jahre  später 
brach  der  Krieg  mit  Tipao  Saib,  Beherrscher  von  Wysoro,  aus,  in  welrbem  Wellesley 
seine  ersten  Lorbem  pflückte.  Bei  dem  Torrücken  nach  Seringapatam  befehligt©  Oberst  Wel* 
lesley  den  rechten  Flügel.  Am  27.  März  stiessen  die  Engländer  bei  Mallavelly  auf  den  Feind, 
der  jedoch  nach  kurzem  Kampfe  den  Rückzug  antreten  musstc.  Hartnäckiger  war  dessen  Wider- 
stand hinter  den  Mauern  von  Seringapatam,  dooh  auch  hier  unterlag  Tipao  Saib  und  fand  bei 
der  Erstürmung  den  Tod.  Wellesley  entwickelte  bei  allen  kriegerischen  Vorfällen  viele  Kalt- 
blütigkeit, ward  zum  Gouverneur  von  Seringapatam  ernannt,  verwaltete  das  eroberte  Land  mit 
vieler  Oeschicklichkeit  und  stellte  bald  das  Vertrauen  der  Überwundenen  her. 

Mit  gleichem  Glücke  gelang  es  ihm  im  Jahre  1800  die  räuberisohen  Einfalle  des  Dborndjah 
_Waugh  abzuwehren  und  diesen  neuen  Gegner  unschädlich  zu  machem  Zum  General- Major 
nannt,  bekJimpft  Wellesley  1803  einige  abtrünnige  Stämme  der  Mahratten,  wobei  er  mit 
überrasohender  Schnelligkeit  und  Kühnheit  2U  Werke  ging.  Er  bezwang  die  Veste  Amednagur, 
schlug  den  Feind  bei  Assye  (24,  September),  und  nüthigte  ihn  durch  eine  zweite  Schlacht  am 
23.  November  zum   Frieden. 

Die  Zerwürfnisse  zwischen  dem  Könige  von  Spanien  und  seinem  Sohne,  die  gewaltsame 
Einmischung  Napoleon^s  in  die  inneren  Angelegenheiten  Spaniens  und  Portugals,  wohin  er 
unter  mancherlei  Vorwänden  bedeutende  Truppenmassen  rücken  lies»,  veranlassten  England 
ebenfalls,  mit  gewaffheter  Hand  einzuschreiten,  und  schon  Im  Juli  1808  landete  der  General- 
Lieutenant  Arthur  W^ellesley  mit  8000  Mann  im  Hafen  von  Corunna.  Wenige  Tage  früher 
waren  die  Spanier  bei  Medina  dcl  Rio  So«?o  geschlagen  worden,  w*»sshalb  er  ihnen  seine  Hülfe 
anbot,   die   man  jedoch  ahldinte  und  sich  nur  Geld^  Waffen    und  Munition  von  England   erbat 


IIIG 


Wellesley  scliiffle  nun  seine  Truppen  nach  Oporto  ein,  dessea  ecbwftche  franz^skche  Be- 
satzung von  den  Portagiesen  bereits  entwaffnet  ^vorilen  war.  Aber  auch  hier,  me  auf  uidero 
Puncten,  bei  deoeu  englisclie  Truppeo  gelandet  waren,  wollte  man  von  einer  unnuttelbAreB 
Uriterstützung  niohts  hören,  wesshalb  Wellesley  dem  General  Spencer  vorschlug,  m  der 
Bucht  Ton  Mondego  ssu  ihm  zu  Btossen,  waB  Anfangs  August  geschah. 

Die  Landung  der  Engländer  bei  Mondego  veranlasste  den  General  Junot,  seine  in  Po^ 
tugftl  zeri^treuten  Truppen  zusammen  2u  ziehen  und  ihnen  entgegen  zu  gehen,  bevor  sie  durcE 
die  Truppen  de»  Generals  Moore  verstärkt  würden ^  den  man  in  Kunsem  erwartete.  Aber  Mcb 
Wellesley  erkannte  die  Noth wendigkeit,  sofort  die  OfTensiT^  zn  ergreifen ^  da  ihm  bekannt 
war,  dass  in  Folge  der  Niederlage  des  Generale  Dupont  bei  Baylen  die  Spanier  mit  Macht  sich 
erhoben  hatten  und  Junot  jetzt  auf  eioh  selbst  beschriinkt  war.  Er  ruckte  daher  schnell  bis  Leiria 
vor,  wo  Generat  Freire  mit  einigen  tausend  Portugiesen  zu  ihm  stioeSj  gtÜT  den  17.  AufUit 
die  schwache  Divkion  Labor  de  bei  Eoriza  an  tind  trieb  sie  mit  Verlust  in  das  Gebirge  zurück. 
Die  Strasse  nach  Lissabon  war  nun  frei,  und  durch  die  Ankunft  4ies  Generals  Arn  st  ruther 
verstärkt,  sah  Wellesley  sieh  an  der  Spitze  einer  heträchtliehen  Strejtnmeht  (19,000  Eng* 
iHnder),  dass  er  dem  Genera!  Junol  kühn  die  Spitze  bieten  durfte.  Am  20.  schritt  jedoch  Jaaot 
selbst  zum  Angriffe,  und  obgleich  die  Stellung  der  Engländer  nicht  sehr  stark  war ,  tnastieii  die 
Franzosen  dennoch  mit  Verlust  abziehen. 

Zu  der  Zeit,  als  Wellesley  den  portugiesischen  ßoden  wieder  betrat ^  hatte  sich  der 
Sf^hrecken  aller  Gemüthcr  bemächtigt.  Oporto  war  von  Marschall  So  alt  erobert,  der  spanisclie 
General  Cuesta  bei  Medellin  geschlagen  wordcoy  und  man  befürchtete  jeden  Tag,  dass  SouH 
ijnd  Vi(3tor  von  Nord  und  Ost  gegen  Lissabon  vorrücken  witrden.  Lord  Beresford,  welcher 
mit  Englands  Bewilligung  den  Oberbefehl  über  alle  portugiesisehen  Truppen  und  zugleich  deren 
Ausbildung  überncmoien  hatte,  zog  desshalb  ^Ine  Streitkräfte  bei  Leiria  2usammen  und  [ieii 
Abrantea  besetzen.  Da  jedoch  die  zur  Eroberung  Portugala  bestimmten  französlsclien  Marsoblllt 
einander  nicht  untergeordnet  waren,  nnd  keiner  von  ihnen  auf  eigene  Hand  vorrücken  wollte,  Seult 
aber  noch  ausserdem  von  portugiesischen  Streifcorps  ira  Rücken  bedroht  wurde,  so  entsohloss  «cli 
Wellesley  zuerst  Oporto  wieder  zu  nehmen;  was  er  auch  mit  eben  so  viel  Schnelligkeit  sU 
Glück  ausführte.  Soult's  Rückzug  nach  Gallicien  wurde  ein  Seitenstück  zu  Moore^s  Bückzugi 
doch  hatte  jener  eine  ungleich  grossere  Kriegserfabrenlieit,  und  kam  desshalb  mit  Verlust  der 
Artillerie  und  des  Gepäckes  davon,  llierauf  wendete  sich  WoUesley  an  den  Tajo,  um  Cueiti 
die  Hand  zu  bieten,  mit  welchem  er  sich  den  26.  Juli  hei  Oropesa  vereinigte*  Die  Absiebt  der  Sig- 
nier war  auf  Madrid  gerichtet.  Auch  Wellesley  war  diesem  Zuge  nicht  abgeneigt,  doch  hfttte 
die  Centratjunta  so  wenig  Anstalten  für  die  VcrpOegung  der  englischen  Truppen  getroffen  —  die 
freilich  besser  essen  und  trinken  woUtcnj  als  die  genügsamen  Spanier  ^-  und  es  fehlte  so  sehr  *ii 
Transportmitteln,  deren  die  Engländer  ebenfalls  mehr  bedurften j  dass  mebürere  Tage  mit  Streitig- 
keiten vergingen,  bevor  die  Verbündeten  sich  in  Mar&ch  setzten.  Inzwischen  hatte  Wellesley 
bei  Talavera  de  la  Reyna  Stellung  genommen ^  wurde  hier  den  28.  Juli  Yom  Könige  Joseph 
öTigegriffen,  von  den  Spaniern  schlecht  unterstützt,  schlug  aber  dennoch  die  Franzosen  itttück. 
Er  erwarb  sich  durch  diesen  Sieg  den  Titel  eines  Lord  Wellington^  Vioomte  von  TnU* 
vera^  wurde  mit  Orden  geschmückt  und  xum  General* Capltän  aller  spanischen  Truppen  ernannt, 
wodurch  etwas  mehr  Einheit  in  die  Operationen  kam. 

Die  von  den  Spaniern  verlorene  Scblacht  bei  Almonacld  und  andere  Unfälle  bew^ogen  ihn« 
indessen  unverzüglich  den  Rückzug  nach  Portugal  anzutreten.  Während  Wellington  eifrigst 
bemüht    war^   dieses    Königreich    in    bestmöglichen  Vertheidigungsstand    zu  setzen,   näherte  sieh 


1117 


Massena  mit  mehr  als  100,000  Mann  der  nordö  st  liehen  Grenze.  Hievon  konnten  jodoch 
str  60,00<^  Mann  Infanterie  und  ßOOO  Reiter  zur  OfTenBive  verwendet  werden,  den  Rest  brauchte 
Maaaonft,  dch  gegen  die  «paniscben  Ouerillaa  und  gegen  die  Ausfalle  aus  den  noch  nicht  bezwun- 
spaziischeB  Festungen  zu  Bohiitzen. 


Dieser  Armee  hatte  Wellington  im  Prühjali  re  1810  nur  48,000  Mann  Infanterie  und  300O 
Reiter^  zur  Hüfte  Portugiesen,  entgegen  zu  etcUen  ,  doch  durfte  er  bald  auf  Verstärkung  rechnen, 
denn  er  hatte  daa  Deeret  einer  allgemeinen  Yolksbewaühung  bewirkt^  zugleich  aber  die  Bedin- 
gmig  gemacht,  dass  ein  grosser  Theil  dieser  Recriiten  den  englischen  Truppen  zugetheilt  und  von 
CBgüadheii  Officieren  befehligt  werden  sollte.  Im  April  schritt  Blasse  na  zur  Belagerung  von 
Ciiida4  BodiJgOi  welche»  nach  tapferer  Gegenwehr  den  10.  Juli  capitulirte.  Nach  dem  Falle  von 
C^adad  Rodrigo  kam  Almeida  an  die  Reihen  welches  schon  nach  wenig  Tagen  sieh  ergab.  Aber 
damoeli  xdgerte  Masse  na  mit  dem  Einrücken,  denn  die  Guerillas  beliistigteD  ihn  ao  sehr,  dass 
•cino  Trappen  schon  jetst  den  empfindlich sten  Mangel  an  Lebensmitteln  hatten.  Erst  im  Septem- 
ber teilte  aich  die  französisclie  Armee  gegen  Lissabon  in  Marsch  und  nun  entwickelte  We M i n g- 
too  aeta  im  Sdllen  vorbereitetes  furchtbares  Vertheidigungs-System.  So  bald  er  eine  Gegend  ver- 
licfa,  wurde  Alles  verheert^  waa  den  Franzosen  nur  einigen  Nutzen  bringen  konnte,  alle  streitbaren 
MlDiittff  and  Junglinge  folgten  der  englisch 'portugiesischen  Armee ,  die  eich  von  Stellung  zu  Stel- 
tma^f  nicht  ohne  zeitweisen  und  erfolgreichen  Widerstand,  hinter  die  verschanzten  Linien  von 
Torrea  Vedras  zurückzog,  auf  deren  Vertheidigung  die  Rettung  de«  Königreichs  sieh  gründete. 
Aa  dieaen  dreifachen,  durch  viele  selbststiindige  Werke  verstärkten  Linien ,  In  welchen  sich  über 
#00  GeaehCitie  befanden,  war  seit  einem  Jahre  mit  eben  so  grosser  Sorgfalt  ab  Vorsicht  gear- 
worden;  weder  die  Portugiesen  noch  die  Engländer  kannten  deren  eigentliobe  Bestimmung, 
sie  nvtr  als  eine  Schutzwehr  zur  Deckun|^  der  EinschllTung  der  englischen  Truppen  betrach^ 
^|iaj  deren  Abzug  theils  gefurchtet ^  theila  gewünscht  wurde. 

^^1       lli^isena  aber  hatte  von  der  Existenz   dieser  Linien  keine  Ahnung,    Die  Unmöglichkeit 

^BlDiiaid}  den  Praoaosen  im  freien  Felde  zu  widerstehen,  und  voraussetzend,  dass  ihr  kriegeri* 

^SSir  Stolz  und  Ungestüm    sie  zu  wiederholten  Angriffen    auf  diese    Stellung   veranlassen  werde, 

WeiliogtoD   seine  Gegner  am  sichersten  auf  solche  Weise  aufzuhalten  und   aufzureiben, 

er  Mif  die  uiehtheiUgen  Einwirkungen  des  Mangels,  der  Krankheiten^  und  nicht  minder  auch 

4m  OmdUea    mit  Sicherheit   zählen   durfte.    Der  glänzende   Erfolg   dieser  Widerstandsart  -^  die 

debt  Jlberall  gut  sein  möchte  —  hat  bewiesen,  wie  richtig  Wellington*s  Voraußsetzungen 

Kachdein  ^ass^na  bla  aiun  M^z   1811    sich  vergeblich  bemüht  hatte  einen  Punct  oder 

zu  finden,    diese  Verschanzungen    zu    durchbrechen,  oder  Wellington   zu    einer 

«ttaaerhalb  derselben  zu  bewegen,  nachdem  Massena's  Streitkräfte  bis  auf  45,000  Mann 

tu— iwnwngeiclanolzen  waren,  Wellington  hingegen    sich   durch  das    allgemeine  Aufgebot  bis 

mi  lftO,(N>0  Mann  verstärkt  hatte,  trat  jener  den  Rückzug  naeh  Spanien  an,  welcher  aber  nicht 

n||r  bennrtihigt  wurde. 

'—   I 


Die  Ernennung  zum  Marquis  von  Torres  Vedras   belohnte  den  Sieger,  der  jetzt  darauf 
war,  die  Festungen  Almeida  und  Ciudad  Rodrigo  wieder  in  seine  Gewalt  zu  bringen. 


Ifldeea  rastete  aich  Massena  zu  einem  neuen  Einfalle  in  Portugal,  wozu  er  45,000  Mann 
iMtrieeener  Truppen  eusainmenb rächte.  Wellington  konnte  ihm  nur  36,000  Mann  entgegen- 
füOen  tind  in  dieser  Verschiedenheit  der  personellen  Uülfsmittel  Liegt  fiir  ihn  der  beste  Ent- 
ioMdifimgsgTitnd,  seinen  Gegner  nicht  mit  grösserem  Nachdrucke  verfolgt  zu  haben;  denn 
ihn  nicht  gKnzlicb  vernichten  konnte,  musste  man  auch  die  nächste  Zukunft  im  Auge 
ttch  darauf  Torhereiten.  Der  Entsatz  von  Almeida  war  Massena's  erste  Untemehmtiog; 


111» 


aber  Wellington  nahm  eine  starke  Stellung  bei  Fueatotä  de  Onnore  und  wies  dwMii 
AngiMe  am  3.  und  5.  M&i  sehr  naclidriickilcb  ab,  worauf  die  Franioaen  bifl  Salamanea  KurSck- 
gingen ,  konnte  aber  nicht  vertdndern ,  das»  die  franzoaisoho  Besatzung  sich  durchechlug*  Dt 
Lötd  BnroHford  inzwiiäciien  die  Belagerung  von  Badajoz  ontemommen  hatte  und  von  H«* 
schall  8oult  bedroht  wtirde,  begab  »ich  Wellington  eiligst  dahin.  Die  Schlacht  bei  Alhulieri, 
welche  noch  vor  Heiner  Ankunft  gewonnen  wurde^  verursachte  nur  eine  kurze  Untetbreehung,  doch 
überaeugte  man  sich  bald,  das8  diese  Festung  vor  der  Hand  iiicht  zu  erobern  sei.  Die  Annähe- 
rung einer  starken  Armee  unter  den  MarscJuiUen  Soult  und  Marmont  im  Juni  ver&ükwte 
Wellington  die  Belagerung  aufzuheben  und  unweit  Port  allegro  eine  Stcitung  zu  nehmen,  in 
wetcher  man  ihn  unangefochten  lieas.  Von  Jetzt  an  trat  wegen  ungewöhnliob  grosser  llitze  eine 
fftctische  Waffenruhe  ein,  die  Wellington  jedoch  benutzte,  Anstalten  xor  Belagerung  von 
Ciudad  Rodrlgo  zu  trefTen. 


Die  Erobermig  der  Festungen  Ciudad  Hodrigo  und  Badajoü  waren  die  ersteu  wioh- 
tigen  Unternehmungen,  mit  denen  Wellington  den  Foidzug  1812  eröffnete,  er  erwarb  M 
dadurch  die  Würde  eines  apanischen  Grands  und  Herzogs  von  Ciudad  Rodrigo;  der  Prinss* 
Regent  von  England  ernannte  ihn  gleichzeitig  zum  Grafen  Wellington.  Bold  darauf  erToebl 
er  einen  zwar  blutigen  aber  gliinzenden  Sieg  bei  Salamanca,  welcher  die  Einnahme  Ton 
Madrid  zur  Folge  hatte.  Nachdem  hier  eine  Hegontschaffc  eingesetzt,  und  die  Constitution  prodA- 
mirt  worden  Tvar,  brach  W^elli  ng ton  gegen  Burgos  auf,  belagerte  diesen  Platz  vergeblich^  find 
bei  den  Spaniern  —  deren  neue  Regentschaft  viele  verkehrte  Massregeln  ergriff"  —  nicht  genug 
Unterstützung,  wurde  bald  von  mehreren  Seiten  durch  die  Franzosen  bedroht  und  endlich  lan 
Rückzüge  gegen  Salamanca  genöthigt.  Am  Schlüsse  dieses  Feldzuges  stand  Wellington  wie- 
der auf  portugieaißchen  Boden. 

Auf  Portugal  beschränkt,  konnte  Wellington  ungeachtet  aller  Anstrengungen  im  PriÜijiÄJi 
1813  nicht  mehr  als  70^000  Mann  zuaammcnbringenj  wozu  später  noch  56,000  Spanier  sliaieo, 
die   Guerillas   nicht  gerechnet,    deren    Gesammtstärke    30,000   Hann    kaum   überschritten  hibw 
dürfte.  Mit  diesen  Streitkräften  unternahm  Well i  ngton  die  Eroberung  Spaniens,  welche«  diroill 
noch   von   130,000  Franzosen   vertbeidiget    wurde,    die   in   dem  Besitze   der  wichtigsten  Plalie 
waren.  In  der  Mitte  des  Monats  Mai   zog  Wellington   seine   Trtippen    aus   den   vorsdiiedeoett 
Lagern  in  Portugal  zusammen,  und  fomdrte  daraus  2  Corps,  wovon   das  eine  zwischen  Lamcgo 
und  der  Grenze  auf  Schiffen  Über  den  Duero,  das  ander«  die  Strosse  nach  Salamanca  einschhig. 
2amora  wurde  ihnen  als  Vereinigungspunct  bezeichnet.   Durch  dieses  geschickte  Manoeuvre  nm- 
ging   Wellington    alle    Vertheidigunp werke,    welche    die   Franzosen    am    obern  Duero  ange- 
legt hatten.  Sobald  Joseph  Bonaparte   von  dieser  Offiensiv-Bewegung  Kunde   erhielt,  gi^  er 
Befehl  zur  Räumung  der  bedrohten  Provinzen,  und  suchte  seine  Streitkräfte  auf  der  Strasse  Ton 
Madrid  nach  Burgos  zu  echeloniren;  die  Hauptmacht  ging  auf  letztern  Ort  zurück.  Wellington 
hatte  mit  den  spanischen  Generalen  die  Verabredung  getroffen,  dosa  man  alle  Schlachten  und  Bell' 
gerungen  vermelden  und  sich  gegenseitig  zu  nühern  suchen  solle.  Er  ging  daher  selbst  an  Burgos 
vorbei  und  nahm  die  Richtung  auf  Vittoria.  Aach  Joseph  wendete  sich  nun  dahin,   und  war 
entschlossen  es  auf  eine  Schlacht  aukommen  zu  lassen.  Nach  Abzug  der  Besatzungen   und  noch 
nicht  eingetroffener  Corps  blieben  ihm  ungeHihr  70,000  Mann  mit  150  Geschützen.  Wellington 
hatte  80,000  Mann  und   100  Geschütze  hier  vereinigt  und  war  entschlossen  nunmehr   das   Olöck 
der   Waffen  zu   versuchen,    Nach   einigen   Vorposten-Gefechten   kam   es  den  21.  Juni    hier  »w 
Schlacht,  und  nach  einigen  blutigen  Stunden  war  das  Schicksal  Spaniens  entschieden.  t)io  FrW' 
^oaen  erlitten  eine  gänzliche  Niederlage}  verloren  das  ganze  GesohütZ;  zahlreiche  Parks  und 


1119 

Ktiegioasse  von  22  Millionen  Franken,  Äueierdem  aber  10,000  Mann  an  Gefangenen,  Verwun- 
deten und  Todtcn.  Als  Wcllingtori  den  Marsehallßtab  Jourdan^B»  welcher  nebet  anderen 
Kleinodien  erbeutet  worden  war,  dem  Prinz -liegen  ten  Übersendete,  erhielt  er  statt  dessen  das 
Patent  und  den  Stab  eines  englisclicn  FeblmarschaUa  ziirüok;  der  Prinz-ßegent  von  Portugal 
erhob  Ihn  zum  Herzoge  Ton  Yittoria  und  die  Cortes  verehrten  ihm  die  sehöne  Herrschaft  Sotto 
di  Roma  in  Granada. 

Wellington  eokritt  hierauf  zur  Belagerung  von  San  Sebastian  undPampalunaT  um  sich 
die  beiden  Hauptstrassen  nach  Bayonne  zu  öffnen,  wo  die  Franzosen  ungdieure  Kriegsvorrätbe 
hatten.  Aber  bevor  noch  eine  dieser  Festungen  gefallen  war,  erschien  Marschall  Soult  wieder 
ftttf  dem  Kriegsschauplätze^  wolehen  Napoleon  von  Dresden  aus  mit  unbeschränkter  YoHmaohi 
hieher  geschickt  hatte,  wodurch  Joseph  sioh  so  gekränkt  fühlte j  dass  er  die  Armee  vcrlieds* 
ßoult'fi  erstes  Bestreben  war  der  Entsatz  der  beiden  genannten  Festungen;  in  seiner  Proclamation 
sprach  er  sogar  die  Überzeugung  ausj  ganz  Spanien  wieder  erobern  äu  können.  Schon  am 
24.  Juli  rückte  er  mit  55,000  Mann  über  St  Jean  de  Pind  de  Port  vor,  während  General 
Drouet  d'Erton  mit  13,000  Mann  gegen  San  Sebastian  marschirte.  Die  Truppen  ab  theilungen, 
welche  Wellington  zur  Deckung  der  Belagerungen  in  den  Pyrenäen  aufgestellt  hatte,  wichen 
anfangs  vor  Soult's  Übermacht  bis  etwa  *2  Meilen  vor  Pampeluna  zurück^  hier  fand  er  aber  so 
kräftigen  Widerstand,  dass  er  nach  mehrtägigen  heftigen  Angriffen  den  Rückzug  antreten 
musste.  Drouet  war  vor  Saa  Sebastian  nicht  glücklicher  gewesen.  Die  Betagerungen  wurden 
nun  mit  grösserem  Eifer  betriehen  und  hatten  besseren  Erfolg.  San  Sebastian  ergab  sich  den 
8.  September,  Pampeluna  den  31.  October,  —  Man  hat  Wellington  getadelt,  dass  er  den 
Fraxizosen  nicht  auf  dem  Fusse  gefolgt,  und  ohne  Verzug  in  Frankreich  einrücke,  allein  mit 
Unrecht.  Nachdem  er  ganz  Spanien  fast  ohne  Unterbreobimg  durchzogen,  wäre  es  böcbst 
gewagt  gewesen,  die  Pyrenäen  überschreiten  zu  wollen,  wozu  seine  aus  sehr  heterogenen  Bestand- 
theilen  zusammengesetzte  Armee  gan£  imd  gar  nicht  vorbereitet  war.  —  MarscbaU  So  alt  hatte 
die  Zeit,  welche  ihm  sein  Gegner  gelassen,  zur  Herstellung  einer  stark  verschanzten  Stellung 
an  der  Mi v eile  benutzt,  wodurch  er  alle  nach  Bayonne  fülir enden  Strassen  sperrte.  Gegen  diese 
Stellung  marschirte  Wellington  den  10.  NoTember  und  eroberte  sie  nach  einem  hartnäckigen 
Kampfe  mit  Einbruch  der  Kacht.  Starke  Regengüsse  und  abwechselnder  Schneefall  bewogen  ihn 
jetzt  «eine  Truppen  in  dieser  Gegend  Winter  (quartiere  beziehen  itu  lassen.  Diese  vielen  glor- 
reichen Verdienste,  welche  sich  Wellington  um  die  europäische  Sache  erworben,  veranlassten 
Seine  Majestät  Kaiser  Franz  L  ihm,  mit  Hondbillet  aus  Frankfurt  am  Main  \om  10«  December 
1813,  das  Grosskreuz  des  Maria  Thercsion- Ordens  zu  verleihen. 


Er»t  in  der  zweiton  Hälfte  des  Februars  1814  gestattete  dio  Witterung  die  Eröfifhung 
.des  Feldzages.  Wellington^s  Absicht  ging  dahin,  den  Marschall.  Soult  durch  Flanken- 
I  l»edrohung  aus  seiner  Stellung  bei  Bayonne  zu  locken,  was  ihm  auch  gelang.  Kaehdem  dieser  sich 
bei  Orthcz  am  Pauflusse  aufgestellt  hatte,  griff  er  ihn  am  27.  Februar  an  und  itwang  ihn  Eum 
Kückzuge  gegen  Sault  de  Navailles.  Der  Marschall  versuchte  jetzt  ein  ähnliches  Manoeu\Te  und  mar- 
schirte den  Adotir  aufwärts  gegen  Tarbes  ;  dies  hatte  jedoch  zur  Folge,  dafls  Wellington  Bayonne 
cinschliessen  und  ein  Corps  nach  Bordeaux  aufbrechen  Hess,  wo  sich  bourhonische  Gesinnungen 
offenbart  hatten.  Als  Lord  Beresford  dort  ankam,  marschirte  die  französische  Besatzung  ab, 
Soult  ging  nun  nach  Toulouse,  wo  er  in  kurzer  Zeit  starke  Vertlieidigungs werke  errichten 
und  die  Ankunfl  des  Marschalls  Suchet  erwarten  wollte.  Wellington  folgte  ihm  dahin,  wurde 
aber  durch  das  Anschwellen  der  Oaronne  mehrere  Tage  am  Brückenbaue  gebindert.  Die  Schlacht 
am  10.  April  war    eine   der   blutigsten    und   der   ScUussact   des  Kampfes   um   den  Beeita   der 


1120 

pyrenäiflclien  H&ILinsel.  Dio  Abdankong  Napoleon'»  machte  ferneren  FeindBeÜgkeiten  ein  E&de. 
Wellingtoo  erhielt  für  diesen  Sieg  den  Titel  eines  Herzogs  von  Wellington  und  vom  Pari*- 
mente  aOO^OOO  Pfund  Sterling  zum  Ankaufe  von  Ijandgiitern. 

Im  Juli  1811  begab  eich  Wellington  al.*  britischer  Gesandter  nach  PariSj  im  rebrtiir 
des  folgenden  Jahres  als  erster  HevüllToäciitigfer  Englands  zum  Congreeae  nach  Wien.  Nach  der 
Landung  Napoleon's  eilte  er  narh  BrüeseL  dem  Mittelpiincte  aller  K rieger üfi tungen  ,  und  tfif 
hier  am  6.  April  ein.  Zum  holländischen  Feldnmrscball  ernannt^  übernahm  er  hier  ein  Heer, 
das  aus  engiischen,  hannoverischen,  holländischen  und  T>  raun  seh  weigiüchen  Truppen  zusanuDMi* 
gesetzt,  mithin  ihm  grösstentheiU  ganz  fremd  war.  In  Folge  des  allgemeinen  KriegspUnes 
wollte  man  die  Greniten  Frankreichs  nicht  früher  überBthreifenj  biü  die  Russen  am  Mitlei- 
Uheinj  die  Oeterreicher,  Bayernj  Württemhergcr  und  Hessen  am  Oher-Khein  angekommen  sein 
uilrden,  wo  alsdann  800,000  Mann  gegen  Napoleon  verwfjudet  werden  konnten.  Dieser 
wartete  aber  nicht  so  lange  und  rückte,  obgleich  auch  seine  Kiistungen  noch  nicht  beendet 
waren,  mit  115^000  Mann  ge^en  Blücher"  und  Wellingtünj  wovon  der  Erstere  mit  U8,W)0 
Mann  in  der  Gegend  von  Namiir,  Letzterer  mit  100,000  Mann  hei  BrOe^el  cantonirie. 


Napoleon  hatte  von  der  Starke  und  Stellung  seiner  Gegner  genaue  Kunde,  und  besdilaM 
Blücher,  &h  den  gefahrlichßten  dicker  beiden  Feldherren,  zuerst  anzugreifen. 


kiiflt^H 


Herzog  Wellington  hatte  sein  Hauptquartier  in  Brüssel   und   Blücher d    die 
Mitwirkung  zugesagt;  or  erhielt   die   erste    Nacliricht   von    Napoleon'a    Anrücken    am    15.  ?*^ 
mittags    11    Uhr   durch    einen    Feldjäger    des    Generals    von    Ziothen.    Da   aber  derselbe  FnÜi 
4  Uhr  von  Charleroy  abgegangen  war,  zu  welcher  Zeit  sich  noch  nicht  genau  beurthcilen  lies», 
wohin  Napoleon  nach  Überschreitung  der  Sambre  Bich   wenden   werde,   da  femer  Wellinff- 
ton   Tom  Herzoge    von   Otranto    die  bestimmtcßte  Versicherung    erhalten    hatte^    dass   er  Um 
von  Napoleon*s  Anraarch  und  Fcldzugsplan  in  Zeiten   unterrichten   werde,   eine  solche  N«cb- 
rieht  aber  nicht  eingegangen  war,  so  glaubte  der  Herzog  auf  diese  Meldung  hin,  seinen  Truppen 
den  Sammelplatz  noch  nicht  bezeichnen   zu  sollen.   Er   gab   auch   dann   noch   keine  Bcfelile,  *l» 
Nachmittags     4    Uhr    eine    Depesche    von    BlÜoher    einging,    und    besuchte    denselben   Xhenä 
einen    Ball,    welchen    die    Horzoginn    von    Richmond    gab.     Als    aber     um    Mittemacbi  <il* 
Meldung  eintraf,    dass   Napoleon   die   Sambre   wirklich    überschritten   habe   und   eine  Öclüwht 
KU    erwarten    sei,    wurde    Quatrebras  dem  englischen    Heere   zum    Vereinigungspuncte  «oge- 
wiesen    und    der   Aufbruch    möglichst   beschleunigt.    Am    nächsten   Morgen    ritt    Wellington  fU 
Blücher,   dem  er  noch    vor  J3eginn    der    Öchlachl   bei   Ligny    die    Versicherung   gab,    ii&ni  er 
bald  mit  seiner  ganzen  Armee  zu  Hülfe  kommen  werde.   Dies  war  aber   bei   den  im   engUarbta 
■  Heere   getroffenen   Anordnungen   ganz    unmöglich ,    denn   im   glücklichsten   Falle   konnten  gcfci 
6  Uhr  Nachmittags  erst  20,000  Mann  bei  Quatrebras  vereinigt  sein,  welche  Mühe  genug  h*lt<?o- 
den    Angriffen   des    Marschalls    Ney    zu    widerstehen,    der,    wegen    Besorgnis«   um   seine  teakte 
Flanke,  zum  Olüoke  keinen  Gebrauch  von  atiinei  Überlegenheit  machte.  Wenn  man  nun  beruck- 
gichtigl,   daas  Blücher  die  Schlacht    bei  Ligny,    an    welcher    das  vierte  Armee-Corps  wegen  M 
grosser  Entfernung  nicht  TheiJ  nehmen  konnte,    nur  in  der  Voraussetzung   annahm,    daas  Wel- 
lington  versprochenermassen    mit    seiner  Armee   gleichzeitig   über   Quatrebras  gegen  Gosseliei 
vorrücke,   oder   wenigstens  ihm    direct    zu    Hülfe   komme,    was    bekanntlich    nicht   geschahi  so 
muss  das  dem  Herzoge  allerdings  leum  Fehler  angerechnet   werden,   der  k^m    zu   entsehaldigen 
sein  möchte.  Die  Schlacht  bei  Ligny  ging   al^o   durch   We^lington^s    Versäumnisse   und   niohlj 
erfolgte    UnterstütKung   der    Preussen    verloren ,     das    unterliegt    keinem    ZweifeL     Aber 
Fehler  machte  er  bald  wieder  gut  und  das  Benehmen  beider  Feldherren  naoh  dem 


1121 

verdient  die  höchste  Beiivanderung.  Dass  Napoleon  sieh  nunmehr  gegen  Wellington  wenden 
werde,  war  vorauszusehen.  Aber  auch  Herzog  Wellington  verdient  die  höchste  Bewunderung 
durch  sein  heldenmüthiges  Benehmen  in  der  Schlacht  bei  Waterloo.  Napoleon  kämpfte  hier 
um  seine  Existenz  und  zwar,  wie  er  recht  gut  wusste,  zum  letzten  Male.  Nur  ein  vollständiger 
Sieg  Über  die  englische  Armee  konnte  ihm  ei&ige  Hoffiiung  geben,  seine  zahlreichen  Qegner 
einzeln  zu  überwinden,  daher  wurden  auch  alle  Angriffe  von  Napoleon*s  alten  Kriegersohaaren 
mit  einer  Todesverachtung  geführt,  die  kaum  ein  ähnliches  Beispiel  aufzuweisen  hat,  und  diesen 
Angriffen  setzte  Wellington  acht  Stunden  lang  die  entschlossenste  Standhaftigkeit  entgegen^ 
wobei  er  sich  selbst  dem  stärksten  Feuer  blossstellte  und  fast  alle  seine  Adjutanten  verlor.  Zwar 
erschienen  schon  in  den  ersten  Stunden  des  Nachmittags  preussische  Truppen  zu  seiner  Unter- 
stützung, aber  sie  hatten  ein  höchst  schwieriges  Terrain  zu  durchschneiden  und  konnten  erst 
gegen  Abend  kräftig  einwirken.  Es  war  bereits  6  Uhr,  über  10,000  Mann  des  englischen  Heeres 
lagen  todt  oder  verwundet  auf  dem  Kampfplatze,  die  Reihen  wurden  immer  dünner,  die 
Angriffe  der  Franzosen  dagegen  ungestümer.  Da  sah  der  Herzog  kaltblütig  nach  der 
Uhr  und  sagte  zu  seiner  Umgebung  „es  braucht  noch  viele  Stunden,  ehe  wir  zusammen- 
gehauen sind,  und  so  wird  die  Nacht  doch  kommen,  wenn  auch  nicht  die  Preussen!^  Aber 
diese  —  nämlich  die  Hauptmacht  —  kamen  gerade  zur  besten  Stunde,  nachdem  Napoleon 
bereits  alle  Reserven  ins  Gefecht  gebracht  hatte.  Nur  dieser  Umstand  machte  es  möglich, 
ihm  eine  vollständige  Niederlage  beizubringen  und  den  Krieg  gleichsam  mit  einem  Schlage 
zu  endigen.  Sobald  Fürst  Blüoher  mit  dem  ersten  und  zweiten  Corps  erschien,  erneuerte 
auch  das  vierte  seine  Angriffe  auf  Planchenolt,  und  kaum  war  das  Gefecht  dort  allgemein 
geworden,  so  befahl  Wellington  Abends  8  Uhr  seiner  ganzen  Armee  zum  Selbsi- 
angriffe  überzugehen.  Das  plötzliche  Zusammenwirken  so  überlegener  Kräfte  entschied  den 
Sieg.  Aber  es  steht  kaum  zu  bezweifeln,  dass  Blücher  in  die  allergefährlichste  Lage  kam, 
wenn  Wellington  den  Kampfplatz  nicht  so  standhaft  behauptete  und  etwa  um  6  Uhr  den 
Rückzug  gegen  Brüssel  antrat,  so  wie  es  ausser  allem  Zweifel  ist,  dass  Welliagton  vollstän- 
dig geschlagen  wurde,  wenn  die  preussischen  Armeecorps  zwei  Standen  später  auf  dem  Platze 
erschienen,  was  gewiss  sehr  zu  entschuldigen  gewesen  sein  würde.  Die  Folgen  dieses  Sieges 
Hessen  sich  in  diesem  Augenblicke  noch  nicht  genau  beurtheilen,  und  Blücher,  der  Napoleon*8 
eminentes  Feldhermtalent  aus  frühem  Zeiten  kannte,  sprach  die  Ansicht  aus,  "dass  man  die 
Trümmer  der  französischen  Armee  mit  Aufbietung  aller  Kräfte  verfolgen,  zugleich  auch  das 
Corps  des  Marschalls  Grouchy  abzuschneiden  suchen  müsse. 

Napoleon's  abermalige  Abdankung  und  die  CapitulatioQ  von  Paris  machten  diesem  Kriege 
ein  Ende.  Wellington  erhielt  für  den  Sieg  des  18.  Juni  den  Ehrentitel  eines  Fürsten  von 
Waterloo,  wurde  von  dem  Parlamente  mit  200,000  Pfund  Sterling,  von  den  verbündeten 
Monarchen  mit  Orden  beschenkt  Der  König  von  Portugal  übersendete  ihm  ein  silbernes  Tafel- 
geschirr, eine  Million  Thaler  an  Werth,  der  Kaiser  von  Österreich,  die  Könige  von  Preussen 
und  Sachsen  beschenkten  ihn  mit  kostbaren  Servicen  von  Porzellan,  die  Londoner  Kaufinann- 
schaft  überreichte  ihm  einen  kunstreich  verfertigten  Schild  von  massivem  Silber,  aufweichen  Wel- 
lington, seine  Adjutanten  und  einige  seiner  Schlachten  in  halb  erhabener  Arbeit  dargestellt  sind. 

Im  Jahre  1816  übernahm  der  Herzog  den  Oberbefehl  über  die  150,000  Mann  starke 
Occupations-Armee ,  wodurch  er  grossen  Einfluss  auf  die  Leitung  der  allgemeinen  Angelegen- 
heiten erhielt.  Seit  jener  Epoche  hat  Wellington  nie  wieder  Gelegenheit  gehabt,  sein  Feld- 
hermtalent geltend  zu  machen,  doch  nahm  er  Theil  an  allen  wichtigen  Berathungen,  welche 
später  auf  den  Congressen  zu  Aachen  und  Verona  gepflogen   wurden.    Zur   Zeit  dieses  ersteren 

71 


1122 


ernatinte  ihn  Kaiser  Franz  zam  k.  lt.  FeldmarschaU  und  Inhaber  dea  42.  Infantene-RepmenU, 
Im  Jahre  1826  wurde  der  Herzog  von  England,  Frankreich,  Osterreich  und  Pr&ussen  bevoU- 
mtichtigt,  dem  Petersburger  Cabinete  zu  eröifnen^  dass  genannte  Machte  in  der  Absicht  ober» 
einatiminen ,  die  Oriechen  gegen  die  Bedrückung  der  Türken  zu  beschützen,  wodurch  Canning 
einem  Kriege  zwischen  Ruseland  und  der  Pforte  Torzubeugen  suchte.  Als  aber  Wellingtoo 
1828  an  Goderiah's  Stelle  erster  I^ord  dos  Schatzes  geworden  war,  neigte  er  sich  mehr  auf 
die  Seite  der  Tori  es,  entfernte  nach  und  nach  die  Freunde  Canning's  aus  dem  Ministerium, 
recrutirte  das  seinigo  durch  Tori  es  und  organifitrt«  ©6  ziemlich  militärisch.  Da  hier  nicht  der  On 
ist  über  des  Herzogs  Verdicnpte  als  Staatsmann  zu  sprechen,  sei  nur  no<;h  erwähnt,  dass  er  darcfc 
die  Emancipation  der  Katholiken  das  Vertrauen  der  Tories  verlor  und  183Q  seine  Stelle  mV 
dedegte, 

Grosskreuz  und  lUtter  der  vornehmsten  Orden  in  Europa,  Feldmarschall  in  Grossbrltannien, 
Österreich,  ßussland,  Preussen,  Spanien,  Holland  und  Portugal,  war  der  Herzog  von  Welling- 
ton —  am  14.  September  1852  zu  Walmer-Castle  bei  Dover  verstorben  —  ala  Feldherr  eben  »o 
gross  wie  Marlborough^  doch  dieecm  hinsichllich  des  Charakters  und  der  Denktmgsart  jedeih 
falls  vorzuziehen. 


YoltK  und  Alhany,  Friedrich  Herisog  von,   königL  gross britanniseh er  und  k.  k.  Fel4- 
m&TScliatl,  der  scweite  Sohn  Königs  Georg  IIL  ^   war    am  16.  August  1763  geboren.    Schon  bei 
seiner  Geburt  zum  Bischof  von  Osnabrück  bestimmt,  regierte  er  dieses  Land  vom  Jahre  1782  hU 
zu  der  1802  erfolgten  Säcularisirung.    Er  beendete    seine   militärische  Bildung   unter   den  Ao^ 
Fried rich'a  IL  zu  Berlin  und  wurde  im  Jahre  1793  zum  Befehlshaber  der  britischen  Arme«  ia 
den  Niederlanden  ernannt,  welche  mit  dem  kaiserUehen  Heere  unter  Prinz  Coburg  o^erirte.  ^tch 
der  Eroberung  von  Valenciennes  zur  Belagerung  von  Dünkirchen  beordert,  wurde  der  Herzog  SQ 
8.  September  1793  bei  Hondschoot  von  Houchard  geschlagen,    zog   sich   über   die  Maai,  luid 
dann  hinter  ilcn  Rhein  und  die  Elbe  zurück  und  schiff'tc  sich  mit  seinem  Heere  nach  England  clo< 
Im  Jahre  1799  führte  er  die  Leitung  der  Expedition  nach  Holland,    welch©   aber   keiuen  Effol| 
hatte,    und  übernahm  nach  seiner  riückkchr   ins  Vaterland   das  Obercommando    der  Armee,  ^»* 
er  bis  zum  Jahre  1809  fdlirte»  Zwei  Jahre  darnacli  tibertrug  ihm  der  Prinz-Regent  aufs  Neue  d0D 
Oberbefehl    der    britischen  Landmacht    und  Kaiser    Franz    gedachte   seiner  Verdienste  aus  den 
friiheren  Jahren,  wo  er  im  Vereine  luit  unseren  Truppen  die  grössto  Thiitigkeit  an  den  Tag  iapfiw 
nach   dem   ersten   Pariser   Frieden    dadurch,    dass   er   ihm    im  Juni  1814  das  Gross  kreus  dc^ 
Maria    Theresien-Ordens    und    die   Würde    eines    k-  k.  Feldmarschalls    verlieh.    Es   wareö 
diese    Auszeichnungen    gewiesormassen    dem  grossbritannisehen   Regentenhause    und    dem  ReioH^ 
selbst  für  den  vieljährigen  unerschütterlichen  Beistand   in  den   gewaltigen  Kämpfen  gegen  Frattk- 
reich    und   Napoleon    gezollt  worden    und    über   Anregung    des  Prinz -Regenten,    naohmaligco 
Königs  Georg  IV.,  Bruder  des  Hcrseogs,  ausgegangen. 

Der  Herzog  starb  zu  London  am  5.  Jänner  1827. 


COMMANDEURE. 


NeIPPERG,  Adam  Albert  Graf  von,  Feldmarschall-Lieulenant,  geheimer 
RatL  und  Kämmerer ,?Jühaber  des  3.  Husaren^RegimentSj  am  Hofe  zu  Parma  ili 


1123 


EiironcavalitT  der  Krzh^.'rsso^jnu  Maria   Louise,    Ikurzoginii    von    Taniia^   am 
22.  Februar  1829  gestorbeiij  war  zu  Wien  am  8.  April  1775  geboren. 

Sein  Vater,  Graf  Leopold  Joscpli,  eingewiegter  Staatsmann,  widmete 
seiner  Erziehung  die  grösste  Sorgfalt  und  liess  ihm  diese  an  der  Karlsschtilo  in 
Stuttgart  vollenden.  Im  16*  Lebensjahre  trat  Neipperg  als  Cadet  In  das  6.  Ilusa- 
ren-Kegiment  und  kam  bald  darauf  bei  Menil  Saint  Blaise  an  der  Maas  gegen  die 
Brabanter  Patrii4en  ins  Feuer.  Li  der  Sclilat'ht  bei  Jcmappes  (6.  November  1792) 
zeichnete  er  sich  bereits  durch  muthvolle  Thaten  aus,  focht  bei  Noenvioden, 
Löwen,  Valencieanes  und  wurde  zum  Lieutenant  befördert,  denn  bisher  war  er 
als  Fähnrich  dem  rTusaren-Reginiente  nur  zugetheilt  gewesen.  Li  dem  Reiter- 
gefcchtc  bei  Cor f f o n t a in e  durch  einen  Stich  am  rechten  Arme  verwundet,  that 
sich  Neipperg  so  sebr  hci-vor,  dass  er  in  seinem  Ilegimente  ausser  der  Tour 
zum  Oberlicutenant  vorriickte.  Blankensteln-IIusaren  nahmen  vor  Maubeuge  am 
3.  October  1793  den  berüchtigten  Drouet,  der  Ludwig  XVL  auf  seiner  Flucht 
in  Varennes  aufgehalten,  gefangen,  und  Neipperg  wurde  beauftragt,  diesen 
National-ReprUsentanten  in  das  Ilaupttjuartier  nach  Ilautniont  zum  Feldzeugnieister 
Grafen  Wenzel  CoUoredo  zu  führen.  Noch  vor  Ablauf  dieses  Jahres  in  den 
General-Stab  übersetzt,  wurde  der  Graf  dem  Feldzeugmeister  Grafen  Kaunitz 
zugewiesen,  und  nahm  an  den  vielen  Actioiien,  welche  die  erste  Hälfte  des  Jahres 
1794  bezeichnen,  immer  den  ausgezeichnetsten  Antheil,  so  dass  er  mehrmals  öffent- 
lich belobt  wurde. 

Am  1.  Septeoiber  gab  ihm  der  Commandirende,  Feldzeugmeister  Glerfayt, 
den  Auftrag,  mit  20  Uhlaneo  und  12  Husaren  nach  den  holländischen  Festungen 
Bergen  op  Zoom ,  Breda,  Gertruydenburg,  Ilerzogenbusch  und  Grave  geheime 
schriftliche  Befehle  an  die  Conimandanten,  und  Dopeschen  für  die  englische,  hinter 
der  Aa  stehende  Armee  zu  überbringen.  Diesen  die  grösste  Umsicht  und  Entschlos- 
senheit bedingenden  Auftrag  vollführte  Neipperg  püncthcb;  als  er  aber  zur 
Armee  zurückkehren  wollte,  fand  er  alle  Wege  vom  Feinde  verlegt  und  gerieth, 
obschon  ersieh  in  einem  Handgemenge  belniDorfe  Docl_en  am  14.  September  auf 
das  Mutliigste  vertheidigto,  in  Gefangenschaft.  Diese  erfolgte  erst,  als  Neipperg 
mit  8  Wunden  bedeckt  und  von  einem  SäbeUiiehe  über  das  rechte  Auge  getroffen 
besinnungslos  vom  Pferde  stürzte.  Ein  Jahr  blieb  er  dem  Dienste  wider  Willen  ent- 
zogen, und  erst  bei  dem  Angriffe  der  Mainzer  Linien  am  29.  October  1795 
finden  wir  ihn  wieder  die  Colonne  des  Foldmarschall-Licutenants  Schmerzig 
leiten,  mit  jener  Unerschrockenheit,  die  ihn  im  Leben  so  sehr  kennzeichnete.  Die 
Beförderung  zum  Hauptmann  lohnte  sein  umsichtiges  Benehmen  an  diesem  Tage. 
Zur  Armee  nach  Italien  übersetzt,  war  Neipperg  bei  allen  Gefechten  und  Versu- 
chen, welche  den  Entsatz  von  Mantna  herbeiführen  sollten,  thUtig,  und  nach  dem 
Rückzuge  Alvintzy's  dem  FeldmarschalhLieutenant  London  in  Tirol  zur  Lei- 
tung der  Geschäfte  des  GenerahStaUea  heigegeben.  Hier  entwickelte  er  bis  zum 

71  • 


1124 

eingetretenen  Waffenstillstände  ausgczeiclincten  Muth,  militärischen  Scharfblick, 
Geistesgegenwart  und  Festigkeit  in  äoleliem  Graile,  dass  ihm  die  Stände  dea 
wärmsten  Dank  aussprachen  und  die  silberne  Ehrcnuicdaille  übergaben ,  der 
Monarch  aber  die  besondere  Zitfriedenheit  über  seine  bei  der  Vcrtheidigung 
des  Landes  geleisteten  Dienste  ansdriieken  Hess. 

Wir  kommen  jetzt  auf  eiiio  glänzende  Epoche  aus  Neipperg's  Leben:  aaf 
den  Feldzug  1799  bis  zum  Luncviller  FriedcD,  in  welchem  er  so  viele  Tortreff- 
Uche  Dienste  leistete,  das  ihm  im  Capitel  vom  18.  August  1801  das  Ritterkrcqa 
einstimmig  zuerkannt  wurde.  Dem  General  Baron  TVukassovich  als  Gcneml- 
stabs-Officier  zugctheÜtj  leitete  er  bei  der  Einnahme  von  Rocea  d*Anfo  den 
Angriff  auf  des  Feindes  Vortruppen  und  wurde  in  der  Schlacht  bei  Cassano  wegen 
vorzüglicher  Verwendung  und  ausgezeichneten  Muthes  von  Suworow  und  Melts 
besonders  angeruhmt     Am  28.  April  recognoscirte  Neipperg  die  verschanzt« 
Stellung  der  Division  Serrurier  bei  Verderio  und  entwarf  die  Disposition  «um 
Angriffe^  der  bekanntlich  mit  der  Gefangennahme  dieser  Division  endete.  Nach 
der  Einnahme  von  Mailand  avancirte  Neipperg  zum  Major  im  GenerabStabe. 
Auf  seinen  Vorschlag  wurde  Casale  beschossen  und  vom  Feinde  geräumt,  und 
er  nach  der  Vereinigung    der    Division    Wukassovich    mit    dem    Corps   des 
Feldmarschall-Licutenants  Keim  zu  Turin  (27.  Juni)  zum  Chef  des  General-Stabe* 
bei  Letzterem  ernannt  und  mit  der  Organisirung  der  piemontesischen  Truppen 
beauftragt  Das  Treffen  bei  Rivoli  vor  Turin  am  16.  September  entschied  zu nachsl 
Neipperg's  Umsicht j  der  die  fünfte  Colonne  führte  und  dem  Feinde  in  Rücken 
fiel.  Als  sich   Melas   im  April   1800  nach   der  Riviera  wendete,  unternaho)  er 
mit  dem  Major  Mesko  (s.  d,),  um  Melas'  Operationen  zu  unterstützen,  in  dcf 
Nacht  auf  den  8.  April  einen  Überfall  des  Mont  Cenis,  der  mit  allen  seinen  W 
schanzungen  bewältigt  wurde,  wobei  340  Franzosen  gefangen  und   18  Kanonen 
in  die  Hiinde  der  Sieger  fielen.  Neipperg  führte  die  Leitung  des  Ganzen,  befeh- 
ligte jedoch  ausserdem  noch  die  dritte  von  den  fünf  Angriffs-Colonnen,  überfiel 
das  Hospital  und  nahm  den  Brigade-Chef  Caffre   mit  einem  Theile  seiner  Leut« 
gefangen.  Am  Tage  von  Marengo  kämpfte  Neipperg  mit  gewohntem  Eifer tmd 
that  sich  v^^ie  immer  durch  glänzenden  Muth  heiTor;  er  ward  dann  an  BonapÄrt« 
abgesendet^  um  einen   Waffenstillstand  vorzuschlagen ,  begab  sich  im  Juli  mä\ 
Paris  und  fungirte  als  Secretär  des  Feldraarschall-Lieutenants  Grafen  St.  Julien 
bei  den  angeknüpften   Friedensverhandlungen,  Nach  seiner  Rückkehr  erhielt  & 
am  1.  December  die  Eintheilung  bc*i  Ott-Husaren.  In  der  Schlacht  am  MincinSd 
der  Graf  mit  seinen  Husaren  dem  Feinde  in  die  Flanke,  trieb  ihn  aus  den  bereits 
genommenen  Schanzen  heraus  und  behauptete  sich  in  densolbenj  bis  um  Mitter- 
nacht der  Rückzug  angetreten  wurde. 

Auf  demselben  Boden  finden  ivir  Neipperg  im  Jahre  1805  als  Oberst-Lieute- 
nant in  den  Rückzugsgefechten  am  TagliamentOj  bei  Cormoos  und  Idria  m\iw$ 


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1125 

Srpfcn.  Im  folgenden  Jalirc  erhielt  Neipperg  als  Oberst  des  1,  Husareu-Regi- 
ments  das  Conimando  des  Neiitraljtäts- und  Grenz- Oordons,  welcher  aus  Anlass 
des  Krieges  zwischen  Frankreich,  Prcussen  iind  Russland  gezogen  wurde.  Hier 
blieb  er  bis  October  1808  und  erwarb  sich  in  dieser  höchst  wichtigen  Verwendung 
durch  Umsicht,  Würde  und  Festigkeit,  so  wie  durch  sein  gewinnendes  Benehmen 
die  vollste  Zufriedenheit  seines  erlauchten  Herrn. 

Im  Feldzuge  1809  versah  Neipperg  Gcneral-Adjutanten-Dienste  bei  dem 
Erzherzoge  Ferdinand  d'Este,  leitete  1810  den  Marsch  der  aus  der  französi- 
sciien  Kriegsgefangenschaft  zurückkehrenden  usterreic^uschen  Krieger  durch 
Deutschland  y  und  ging  im  Juli  1811  als  Gesandter  nach  Stockholm.  So  wie  in 
jedem  Verhältnisse  seinem  Lebens  gelang  es  Neipperg  auch  auf  der  iliplomatischon 
Bahn  sich  die  Herzen  aller  Derjenigen,  mit  vrelchen  seine  Lnge  Ihn  in  Berührung 
brachte,  zu  gewinnen,  und  der  König  von  Schweden  verlieh  ihm  nach  wenigen 
Monaten  das  Commandeurkreuz  des  Schwert- Ordens. 

Da  Schweden  im  Jahre  1813  der  grossen  Allianz  beitrat,  begab  sich  Neip- 
perg in  das  Hauptquartier  des  Feldmarschalls  Fürsten  zu  Schwarzenherg 
nach  Gitschin«  Hier  erhielt  er  das  Intcrims-Commando  der  »weiten  leichten  Divi- 
sion,  welche  die  schlcsiscbe  und  sächsische  Grenze  zu  beobachten  hatte.  Es  war 
keine  geringe  Aufgabe,  mit  nur  6000  Streitern  eine  Ausdehnung  von  SO  Meilen  zu 
schützen.  Dasa  dies  Neipperg  gelang,  war  eben  ein  Bc\\'cis  seiner  grossen  Um- 
sicht und  seiner  zwcekmäösigen  Di^spositionen.  Am  17*  August  brachen  4OU0  Polen 
in  das  Fricdlandische  ein  und  drückten  Neipperg's  Vorposten  bis  Wüst-Olbers- 
dorf  zurück;  eine  feindliche  Colonne  drang  bis  Gabel  vor^  wo  am  Abend  des  18* 
Napoleon  15,000  Mann  vereinigte.  Neipperg  konnte  ihm  nur  2300  Mann 
entgegenstellen,  da  die  zweite  Ahthcilung  seiner  Division  unter  Oberst  Zichy  mit 
20W  Mann  in  Krcihiz  den  6000  Mann  lätarken  Vandammc,  und  die  dritte  Abthei- 
lung unter  Oberst-Lieutejiant  Dcrra,  in  gleicher  Stärke  wie  Zichy,  die  dreifach 
überlegene  Brigade  Brunneau  bei  Wüst-Olbersdorf  festhalten  sollte.  Bis  der 
Hauptschlag  in  Sachsen  geschehen  sein  würde,  musate  also  Neipperg  den  nord- 
westlichen Theil  Böhmens  gegen  30,000  Franzosen  schiitzcn  ;  ef  musste  die  Flanke 
der  AlliirteQy  welche  zur  Hauptarmee  marachirten,  decken,  und  die  Verbindung  der 
Letzteren  mit  dem  Heere  Blüeher's  unterhalten.  Diesen  wichtigen  Zweck  mit  so 
schwachen  Kräften  zu  erreichen,  gelang  N ei p p e  rg  vollkommen ;  er  wusste  Napo- 
leon glauben  zu  machen,  da^s  er  es  mit  der  Vorhut  der  alliirten  Hauptarmee  zu 
tliun  habe,  und  als  er,  seinen  Irrthum  erkennend,  nach  der  Lausitz  zuriiekeilte  und 
die  Haupteingänge  Böhmens  stark  besetzen  lie^s,  griff  Neipperg  Rumburg  an, 
überfiel  Nimes,  beunruhigte  die  feindlichen  Stellungen  auf  allen  Seiten,  vertrieb 
die  Franzosen  am  26.  aus  Wartenberg  und  Neuschloss,  überfiel  Kratzau  und  lieferte 
mit  seinen  Streifcommanden  am  28.  bei  Gabel,  Rcichenberg  und  Birkstein  glün- 
:eende  Gefechte.  An  diesem  Tage  übernahm  FeldmarschallLieuteuant  Graf  Bu  bar 


1126 


das  Conimando  der  Division,  doch  war  Nc 


dem  ferneren  ruhmvollen  und 


I  eipperg  an 

erfolgreichen  Wirken  mit  seiner  Brigade  ehrenvoller  Anthcil  beschieden;  denn  er 
vertrieb  den  Feind  am  29.  nochmals  ausKeichenberg  und  verfolgte  ihn  bisEmsiedel, 
bestand  am  23-  September  bei  Stolpen  ein  glänzendes  Gefecht,  bemächtigte  sichfl 
der  Schanze  bei  Pillnitz  am  9,  October,  behauptete  am  18.  das  wichtige  Paunsdorf 
mit  grosser  Entschlossenheit  nnd  verfolgte  die  Franzosen  über  Connewitz  nach 
Zwenkau.  Die  grossen  Verdienste,  welche  sich  Neipperg  um  die  Verthoidi- 
gung  Böhmens  und  bei  dem  entscheidenden  Siege  von  Leipzigs  erworbeD, 
wurden  mit  der  Erhebung  zum  Feldmarschall-Lieutenant  und  durch  das  Capitcl 
vom  Jahre  1815  mit  dem  Commandeurkreuze  gewürdigt.  Übrigens  war 
Neippergy  der  die  freudige  Kunde  von  dem  glänzendsten  aller  Siege  nachWieal 
zu  überbringen  den  Auftrag  erhielt^  wo  er  am  24  Oetober  den  feierlichen  Einzog] 
unter  dem  Jubel  der  Bevölkerung  hielt. 

Im  Janner  1814  unterzeichnete  Graf  Neipperg  den  Allianz tractat  mit 
Murat  und  blieb  bis  zum  ersten  Pariser  Frieden  bei  der  Armee  in  Italien.  Seine 
neuen  Verdienste ^  welche  er  sich  in  dieser  Zeit  gesammelt  hatte,  wurden  mit  der 
Stelle  eines  Inhabers  des  3.  Husaren-Regiments  belohnt.  Auf  dem  Congresse  zu 
Wien  erscliien  er  als  Bevollmächtigter  derErzherzoginnMariaLouisey  Flerzogina 
von  ParniEj  die  ihn  im  März  1815  zum  Oberst-Stallmeister  und  Obcrbefehlsbabcr 
ihrer  Truppen  ernannte.  Als  Murat  bei  der  Landung  Napoleon's  gegen  Ostc^ 
reich  auftrat,  wurde  Neipperg  mit  dem  Commando  des  I.  Armeecorps  betraot. 
Das  Loo8  des  wankelmüthigen  Murat  war  bald  entschieden;  Neipperg  sckloss 
am  20»  Mai  mit  Carascosa  die  Capitulation  ab  und  zog  an  der  Spitze  zweier 
Reiter -Eegimentcr  um  Mitternacht  vom  21,  auf  den  22.  Mai  in  Neapel  ein,  dessen 
Militär- Gouverneur  er  bis  Juni  blieb. 

Zurückgekehrt  an  den  Hof  nach  Parma,  ernannte  ihn  die  Erzherzoginn  m 
Februar  1816  zu  ihrem  Ehrencavalier  und  übertrug  ihm  die  Leitung  der  diplora»- 
tischen  Angelegenheiten  ihrer  Ilerzogthümerj  die  er  bis  an  sein  Ende  mitTact  und 
grosser  Sachken ntniss  führte.  Beim  Beginne  der  pieniontesischcn  Unruhen  im 
Frühjahre  1821  erhielt  Neipperg  das  Commando  aller  auf  dem  rechten  Ufer  des 
Po  befindlichen  k.  k*  und  alliirten  Truppen,  und  trug  durch  den  raschen  Marsch 
auf  Tortona  zur  Herstellung  der  Ruhe  in  Piemont  kräftig  bei* 

Neipperg  starb  im  53.  LebensjahrCj  viel  zu  früh  für  Staat  und  VatcrlftnJ? 
welche  an  ihm  einen  treuen  und  eifrigen  Diener  und  die  Armee  einen  ihrer  tapfer- 
sten und  glücklichsten  Anführer  verloren.  Mit  den  seltensten  Geisteskräften ^  den 
glänzendsten  Talenten  und  der  vielseitigsten  Bildung»  verband  Neipperg  deo 
edelsten  und  liebenswürdigsten  Charakter  und  erfreute  sich  der  Hochachtung  seinem 
Kaisers  und  seiner  Herrinn.  Ersterer  verlieh  Ihm  schon  im  Jahre  1825  als  Zeichen 
derselben  das  G  r  o s s k  r  e  u z  des  L  e o p  o  1  d  -  0 r  d e n  s,  und  dieErzherzoginn,  Jcr^fl 
uiibegrenztos  Vertrauen  Nf^ipperg  genossen^   erhob  ihn  zu  den  liftchsten  Ehren- 


1127 

stellen  ihres  Landes  und  ernannte   ilm   auch  zum  Gran  Contestabile  des  San  et 
Georg-Ordens, 


SACHSEN-COBüEG-OOTnA,  Ferdinand  Herzog  zu,  General  der  Cavallerie 
und  Inhaber  des  8»  Husarcn-Reginicnts,  wurde  am  28.  März  1785  zu  Coburg 
geboren.  Von  seinem  Oheira,  dem  herühmteü  Fcldntarsehall  Friedrich  Josias^ 
schon  im  6, Lebensjahre  zum Unterlieutcnant  in  dem Dragoner-Iteginiente  Coburg 
Nr.  6  ernannt,  rückte  der  Herzog  stufenweise  bia  zum  Second-Rittmeister  vor 
(1798)  und  wurde  nach  Auflösung  desselben  im  Jahre  1802  zu  dem  Chevauxlegers- 
Regimen te  Fürst  Rose  n  b  e  r g  übersetzt. 

Erst  um  diese  Zeit  trat  der  Prinz  seine  militärische  Laufbahn  wirklich  an, 
avancirte  im  September  1804  zum  Major  und  vier  Jahre  darnach  zum  Obersten 
und  Comraandanten  des  3.  Husaren-Regiments  Erzherzog  Ferdinand  d^Este. 

Wenn  sich  der  Prinz  bislier  den  Pflichten  seines  Standes  mit  einem  bei  seiner 
Jugend  ungewöhnlichen  Ernste  gewidmet  hatte,  so  bewies  er  schon  im  Jahre  1809, 
dass  er  das,  was  er  bis  nun  als  Vorbereitung  geübt ^  im  heissen  Kampfe  auch  aus- 
zufühi-en  wisse. 

lo  diesem  Feldzuge  mit  dem  Regimcnte  bei  dem  3.  Arnicecorps  des  Feld- 
marsehall-Lieutenants Prinzen  Hoben zol lern  cingctheilt,  wurde  Coburg  am 
Tage  der  Schlacht  von  Eckmühl  (22.  April)  beordert,  den  Rückzug  desselben  zu 
decken.  Kaum  hatte  er  sich  auf  dem  linken  Flügel  mit  dem  schwaciien  Regi 
mente  aufgestellt  ^ —  Oberst-Lieutenant  von  Gosztonyi  war  mit  einem  Theile 
seiner  Division  detachirt  und  Major  von  Devay  mit  seiner  Division  unter  dem 
Befehle  des  Fei dmarschall-Lieutcnants  Baron  Wukas so  vich  bei  Eckmühl  zurück- 
geblieben ^,  so  wurde  das  4.  Armcceorps  durch  Übermacht  der  Art  zum  Weichen 
gebracht,  dass  der  Feind  die  linke  Flanke  des  3.  Corps  gewann  und  dasselbe  in 
eine  höchst  kritische  Lage  versetzte.  Da  keine  Zeit  erübrigte  Befehle  einzuholen, 
fasste  der  Prinz  den  augenblicklichen  Entschluss  mit  der  zwar  schwachen  Reitor- 
sehaar,  doch  mit  fester  Zuversicht  auf  die  erprobte  Tapferkeit  derselben  die  mit 
grosser  Übermacht  in  alten  Truppengattungen  vorrückenden  Franzosen,  die  noch  zum 
Uberflussemit  vieler  reitender  Artillerie  versehen  waren,  rasch  anzugreifen,  und  es 
glückte  ihm  sie  mit  Nachdruck  zurückzuweisen.  Als  das  4.  Corps  Keffering  schon 
passlrt  hatte,  und  der  Feind  auf  der  Strasse  von  Regensbui^g  weiter  vordrang, 
blieb  dem  3.  Armeecorps  kein  anderer  Rückzug  als  das  höchst  beschwerliclie  und 
gefahrvolle  Defile  über  den  äusserst  morastigen  Bach  rechts  von  Keffering. 
Erkennend,  dass  die  Behauptung  dieses  Defild's  für  den  Rückzug  des  Corps  und 
für  die  Rettung  der  bei  demselben  befindlichen  zahlreichen  Artillerie  von  der 
Uusscrsten  Wichtigkeit  sein  müsse,  cntschloss  sich  der  Prinz  neuerdings ^  ohne 
Befehl  abzuwarten  und  ungeachtet  sein  schwaches  Regiment  durch  hitzige  Gefechte 
noch  mehr  gelichtet  war,  den  Feind  wiederholt  anzugreifen;  es  gelang  ihm  am 


il28 


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denselben  mehrmals  mit  namhaftoni  Verluste  zu  werfen,  und  dem  3.  Arn 
die  Möglichkeit  zu  verschaften  den  Rückzug  ohne  weiterer  Beunruhigung  durcli- 
zufuliren.  Mit  einbrechender  Nacht  nahmen  die  Gefechte  ein  Ende  und  der  Feind 
begnügte  sich  die  aufgestellte  Truppe  von  den  Anhöhen  heftig  zu  beschiessen.  Der 
Corps  -  Conimandant  Fcl  dinarschall  -  Lieutenant  Prinz  Hoheozollern  bezeugte 
dem  Obersten  Prinz  Coburg,  dass  nur  seinen  ausharrenden  Anstrengungen  die 
Rettung  der  Artillerie  zu  danken  war,  welche  ungeachtet  aller  Bemühungen  der 
Infanterie  verloren  gegangen  wäre. 

Das  Ritterkreuz,  im  Capitel  vom  Jahre  1810  zuerkitnntj  belohnte  dieso 
ausgezeichnete  That,    i)ai?s  Coburg  seine  Reiter  in  der  Schlacht  bei  Wagram] 
mit  gleicher  Tapferkeit  geführt  hatte,   dafür  spricht  das  Zeugniss  des  Corps-Com- 
mandanten  Fürsten  Job  anu  Liechtenstein,  der  in  seinem  Berichte  der  Leistun- 
gen des  Prinzen  mit  den  ehrendsten  Worten  erwähnt.  M 

Politische  Verhältnisse  veranlassten  ihn  im  Jahre  1811   mit  General-Majon- 
Charakter  aus  dem  cffectiven  Stand  des  kaiserlichen  Heeres  zu  treten. 

Als  aber  im  Jahre  1813  Osterreich  den  Kampf  gegen  Napoleon  aoffi 
Neue  aufnahm^  liess  sich  der  Herzog  unter  dem  Namen  eines  Grafen  von  Sorbea- 
berg^wieder  unter  dem  Doppel  aar  einreihen,  und  erhielt  das  Commando  einer 
Reiter-Brigade  (Kaiser-Kürassier  und  Erzherzog  Johann-Dragoner).  Die  Schlaclit 
hei  Kulm  (30.  August)  begann.  Coburg,  dem  Corps  des  Feldzougmeisters Grafen 
Colloredo  zugetlieilt,  hielt  mit  dem  Reginiento  Erzherzog  Johann  (KaiÄCr- 
Kürassier  war  gegen  Aussig  entBendet)  unter  den  Anhöhen  von  Neudorf  als  Unter- 
stützung des  ru.ssiöchen  Generals  Knorring,  der  mit  seinen  leichten  Reitern  so 
eben  drei  feindliche  Geschiifze  genommen  hatte,  aber  nicht  Willens  schien  weiter 
vorzurücken.  Da  setzte  der  Herzog  sein  Regiment  in  Bewegung,  richtete  das  Feuer 
einer  herbeigeholten  Batterie  gegen  die  zur  Linken  vordi'ingenden  feindlichen 
Massen,  und  nöthigtc  diese  sich  nach  einem  bedeutenden  Verluste  in  die  bei  Knbi 
liegende  Fasanerie  zurückzuziehen.  Um  diese  Zeit  war  das  Kleist'sche  Corps  hdi 
Noilendorf  im  gelegensten  Momente  erschienen.  Die  iranzösische  Reiterei  durch- 
brach die  preussische  Colonne  und  jagte  gegen  Peterswalde.  Van  d  am  m  e  bescUosi, 
sich  mit  Aufopferung  seines  Geschützes  durchzuschlagen  und  sammelte  seioe 
Infanterie-Brigaden  bei  Kulm. 

In  diesem  Augenblicke  langte  Coburg  mit  seinen  tapfern  Reitern  an  den» 
Mühlgraben  an,  der  sich  von  Arbe«au  gegen  Kulm  liinunterzieht.  Er  suclite  und 
fandeinenÜbergangspunctj  formirtajenseits,  durch  Gebüsche  gedeckt,  dasReginjeni 
in  Colonncn,  stürzte  sich  an  deren  Spitze  auf  die  feindlichen  Batterien,  eroberte 
12  Geschütee,  und  wendete  sich  dann  mit  gleicher  Bchnclligkcit  gegen  die  nächsten 
Massen  des  feindlichen  Fussvolkes,  die  ungeachtet  ihres  verzweifelten  Wideratjuite 
zersprengt  j  niedergeljauen  oder  gefangen  wurden.  So  jedes  liinderniss  vor  sich 
niederwerfend,  erreichte  Coburg  die  preussische  Brigade  Sako  (2  L&ndyrehr- 


1129 

Bataillone),  die  vom  Feinde  bfereits  umrungen  war,  und  befreite  sie.  Dei^  Herzog 
erhielt  bei  dem  Angriffe  auf  die  Massen  eine  Contusion  auf  der  Brust  und  sein 
Pferd  10  meistens  durch  Bajonetstiche  beigebrachte  Wunden. 

NAch  der  Schlacht  bei  Leipzig  nahm  Prinz  Coburg  wieder  seinen  Namen 
an,  und  pflückte  bei  der  Erstürmung  des  verschanzten  Postens  von  Hochheim 
neue  Lorbern  der  Anerkennung. 

Nach  der  Einnahme  von  Lyon  wurde  er  mit  1600  Mann  nach  St.  Etienne 
entsendet,  um  die  grosse  Gewehrfabrik  zu  zerstören  und  "sich  des  Materials  zu 
bemächtigen.  Ungeachtet  seiner  geringen  Truppenzahl  gelang  es  ihm  doch  sich 
dieses  Auftrages  mit  dem  besten  Erfolge  zu  entledigen.  Er  hielt  nicht  nur  die  zahl- 
reiche Bevölkerung  der  Stadt  (40,000  Seelen,  meist  Fabriksarbeiter)  im  Zaume, 
sondern  deckte  auch  die  nach  Lyon  Tührende  Strasse,  und  drängte  den  Feind 
durch  das  Gefecht  bei  Montbrison  bis  Clermont  zurück. 

Im  Feldzuge  1815  befehligte  der  Prinz  wieder  eineOavallerie-Brigade  bei  der 
österreichischen  Reserve- Armee.  Nachdem  er  schon  im  Jahre  1814  für  die  That  bei 
Kulm  durch  das  Capitel  im  Jahre  1810  mit  dem  Commandeurkreuze  ausge- 
zeichnet worden,  beeilten  sich  auch  die  alüirten  Souveräne  ihm  ihre  Anerkennung 
durch  öfifentliche  Merkmale  kundzugeben.  Im  Mai  1822  zum  Inhaber  des  Regiments 
Fürst  Karl  Schwarzenberg-Uhlanen  ernannt,  ward  der  Prinz  im  December  1824 
zum  Feldmarschall-Lieutenant  befördert,  und  im  November  1828  zum  Inhaber  des 
8.  Husaren-Regiments,' im  Juni  1841  aber  zum  General  der  Cavallerie  ernannt. 

Bis  zum  Jahre  1831  führte  er  ein  Divisions-Commando  in  Wien,  und  trat 
dann  aus  dem  aotiven  Stande  der  Armee,  theils  im  Auslande,  theils  in  Wien  lebend, 
wo  ihn  auch  am  27.  August  1851  der  Tod  von  einer  längeren  und  schmerzhaften 
Krankheit  befreite. 

Aus  der  mit  Marie  Antoinette,  Tochter  des  Fürsten  von  Kohäry  im 
Jahre  1816  geschlossenen  Ehe  entsprossen  drei  Prinzen  und  eine  Prinzessinn. 
Ferdinand,  der  älteste,  ist  der  Gemahl  der  Königinn  von  Portugal,  August 
königlich  sächiischer  General  und  Leopold  Oberst-Lieutenant  in  kaiserlichen 
Diensten. 


OSTEBIANN-TOLSTOY,  Alexander  IvanowitBoh,  Graf  Ton,  kaieerl.  ruBsisoher  General 
der  Infanterie,  stammte  in  weiblicher  Linie  von  dem  Grafen  Ostermann  ab,  der  als  mssischer 
Staatsminister  1 747  in  Sibirien  sein  Leben  beschloss  und  zwei  Söhne  und  eine  Tochter  hinterliess. 
Diese  heirathde  einen  Grafen  Tolstoy,  der  aber  kinderlos  blieb  und  Ostermann^s  Söhne 
adoptirte.  Setdem  führten  sie  den  Namen  Osternfann-Tolstoy.  In  den  Kriegen  gegen  die 
Türken  und  ?olen  erwarb  sich  Ost  ermann  den  ersten  militärischen  Ruf  und  erhielt  1805  ein 
selbstständigjs  Corps,  welches  im  Vereine  mit  englischen  und  schwedischen  Truppen  eine  Diver- 
sion im  nödlichen  Deutschland  unternehmen  sollte.  Glücklich  gelangte  er  Ober  die  Elbe  und 
blookirte  Himeln,  musste  aber  nach  der  Sohlacht  von  Austerlitz  die  weiteren  Unternehmungen 
aufgeben. 


1130 


Irn  Jahre  tSl2  commandirte  er  das  4.  Corps,  bestand  am  25.  und  26.  Juni  bei  OfttrowDft 
gegen  Ney  und  Miirat  rühmliche  Gefechtß|  kiimpfte  bei  Borodlno  mit  grosser  BrAvouri  fahrte 
bei  dem  Rückzüge  Kutusow's  von  Moskau  nach  Tarutino  die  Arnöregarde  und  wur  dtam  bei 
der  Verfolgung  der  französischen  Armee  ungemein  thätig.  In  der  Schlacht  bei  Bautzen  verwan- 
det,  focht  er  bieraiif  hei  Dresden  und  Iifelt  am  99*  August  njit  merkwürdiger  Standbaftigkeii  iu 
Corps  des  Generals  Vandarame^  welcher  mit  bedeutender  Macht  auf  der  Strasse  nach  TeplitK 
vordringen  wollte,  um  der  von  Dresden  riickkehrenden  Armee  der  Verbündeten  die  Defileen  im 
Rücken  zu  nehmen,  mit  nur  10,000  Mann  auf,  warf  ihn  bis  Kulm  zurück  und  legto  dadurch 
den  Grund  zu  dem  folgenreichen  Siege  des  30.  August.  In  dem  Augenblicke,  ala  Ostermann 
seine  Truppen  zum  Kampfe  ermuthigte,  riss  Ihm  ein©  Kanonenkugel  den  rechten  Ann  wc^. 
Se.  Majestät  der  Kaiser  Franz  ernannte  ibn  mit  Handbület  aus  Teplitz  vom  2.  September 
1813  zum  Commandeur  des  Maria  ThereBien-Ordens.  Im  Herhste  1835  wurde  ihm  und 
den  bei  Kulm  gefallenen  Rassen  auf  der  Strasse  nach  Kulm,  nahe  beim  Dorfe  Priesten^  ein 
Obelisk  als  Denkmal  errichtet  und  dazu  am  29.  September  jenes  Jahres  von  den  Monarebeii 
( Österreichs,  Rusalanda  und  Preussena  unter  den  Salven  der  versammelten  Truppen  der  Grund- 
stein  gelegt» 

Graf  Oaterma.n  n  starb  zu  Petit  Saconnex  bei  Genf  am  11.  Februar  1857  im  85.  Lrebensjahrc 


BARCI.AY  M  TOLIY,  Ffirst  von ,  k.  ruBsiseher  Feldmarsohaü ,  Sehn  eines  Gutsbedtxers  io 
Liefland  und  Pflegesohn  des  Brigadiers  van  Vermoülen,  begann  1769  als  Kürasaier-Waehl- 
meister  seine  kriegerische  Laufbahn,  zeichnete  ßioh  1788  und  1789  gegen  die  Türken,  im  folgen* 
den  Jahre  gegen  die  Schweden,  und  17Ü2  bis  1794  in  Polen  aus,  oommandirte  1806  als  Qenertl- 
Major  bei  Pultusk  die  Avantgarde  BcnnigsenV  und  verlor  in  der  ScMacht  bei  Eylau  den  Ana» 
In  den  Jahren  1808  und  1809  befehligte  Barclay  als  General-Lieutenart  eine  Division  in 
Finnland  gegen  die  Schweden,  führte  seine  Truppen  über  den  gefromen  botinischen  Meerbtuen 
nach  Umea  in  Weätbothnien  und  leitete  dadurch  den  Frieden  ein,  worauf  e:  zum  General  der 
Infanterie  und  Gouverneur  von  Finnland  vorrückte.  In  den  Jahren  1810  bis  1813  war  er  Krieft- 
minister  und  commandirte  im  Jahre  1812  gegen  Napoleon  die  Westarnee.  Er  verlor  ud 
12.  August  die  Schlacht  bei  Sraolensk  und  trat,  da  er  den  Rückzug  nach  den  Innern  UussUndi 
und  das  Vermeiden  einer  Sehlacht  angerathen  hatte  und  für  einen  Ausländer  gilt,  den  Oberbefelü 
an  Kutusow  ab.  Im  Jahre  181S  bemächtigte  er  sieh  Thorns  und  übemabm  nach  Kutuio«*! 
Tode,  daa  Commando  des  russischen  Heeres  bis  zum  WafTenstiHBtande. 

Die  vom  Oberhefehlßliaber  der  verbündeten  Armeen  Fürsten  Schwarze iberg  entworfwie 
Disposition  zur  Schlacht  von  Kulm  hatte  er  eben  so  klug  ala  tapfer  durchgefüli-t  und  sohin  dea 
entscheidendsten  Antheil  an  dem  glänzenden  Erfolge  des  Tages.  Seine  Majcstü  Kaiser  Fnn» 
würdigte  Barelay's  Verdienste  mit  dem  Commandeurkreuzo,  welches  ihn  ndt  Aller  hoch- 
stem  Handbillel  aus  Teplita  vom  2.  September  verliehen  wurde. 

Im  folgenden  Jahre  führte  Barelay  den  Oberbefehl  der  russischen  Armet  In  Prankrefek 
und  war  beim  grossen  Hauptquartiere  in  ThätigkeiL 

Er  starb  auf  einer  Reise  in  die  böhmischen  Bäder  zu  Insterburg  am  25.  Mai  1S18  Im 
69*  Lebensjahre  und  ward  in   Rica  be^rahpn. 


BLÜCnKa ,  Gebhard  Lebe  recht  von,  königl.  preussiaeher  General  der  C4v»IlericT  ^ 
den  Sieg  an  der  Katzbach  mit  &.  h  Befehlsschreiben  ddo.  Tcplitst  am  14.  Septembeil813;  wud 
für  die  Schlacht  v^n  Leipzi^f  Grosskreuz  (s.  d.}. 


1131 


m  KUGENT  von  Wcstenrath,  Laval  Graf,  römischer  FUrstj  Feldmarschall, 

geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Grosskreuz  des  ö'stern  Leopold-  und  des  eisernen 
Kron-Ordens,  Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Nr.  30,  Sprössling  einer  alten 
schottischen  Familie  und  zu  Ballynacorr  nächst  Dublin  in  Irland  1777  geboren. 
.^^•Nne  Familie  war  dmxh  seinen  Vater  um  Osterreich  verdient,  da  derselbe  die 
;6tt.'llung  eines  Feldzeugmeisters,  eines  Gouverneurs  von  Prag  und  unter  Joseph  11. 
eines  Gesandten  am  proussischen  Hofe  bekleidet  hatte.  Der  junge  Graf  trat  1794 
ak  Oberlieutenant  in  das  k.k.  Ingenieurcorps,  avancirte  1796  zum  Hauptmann  und 
erwarb  sich  die  ersten  Sporen  bei  der  Vertreibung  der  Franzosen  aus  den  Schan- 
zen bei  Budesheim  und  Kempten. 

In  gleicher  Eigenschaft  zum  General -Quartiermeisterstabe  nach  Italien  über- 
aetst,  wirkte  er  auf  ausgezeichnete  und  in  den  Berichten  hervorgehobene  Weise 
in  mehreren  Gelegenheiten,  und  namentlich  bei  Turin  und  Varaggio  mit. 

Nach  der  Einnahme  von  Turin  (27.  Mai  1799)  wurde  zur  Belagerung 
der  Citad  eile  geschritten.  Hauptmann  Nugent  erbot  sich  bei  dieser  Belagerung 
freiwillig  als  Ingenieur  zu  dienen;  er  verrichtete  anfänglich  in  dieser  Eigenschaft 
«He  Obliegenheiten  ganz  allein,  leistete  dann  als  Genie-Brigadier  während  der 
Belagerung  durch  Tapferkeit  und  Geschicklichkeit  die  vorzüglichsten  Dienste  und 
brachte  die  dritte  Parallele  und  Verbauung  auf  dem  Glacis,  ungeachtet  der  Nähe 
und  Heftigkeit  des  feindlichen  Feuers,  so  ungewöhnlich  schnell  zu  Stande,  dass 
unsere  Truppen  nicht  allein  mehrere  Tage  gewannen  und  der  Feind  nicht  mehr 
Zeit  hatte  von  seinen  Vertheidigungsmitteln  Gebrauch  zu  machen,  sondern  auch 
die  Übergabe  dieses  eben  so  festen  als  wichtigen  Platzes  um  eben  so  viele  Tage 
be»oUeon!get  wurde.  —  Bei  der  Vorrilckung  der  Armee  gegen  Genua  im  April 
1800  war  Nugent  bereits  Major  im  Corps,  dem  Avantgarde-Commandanten  Gc- 
fieral-Major  Grafen  Bussy  beigegeben.  Man  traY  den  Feind  auf  den  Höhen  von 
VsraggiO;  dessen  rechter  Flügel  die  höchste  Kuppe  des  Berges  St,  Croce  besetzt 
hatte,  und  beschloss  dieselbe  zu  nehmen.  Zwei  Angriffe  von  unserer  Seite  wurden 
abgeschlagen  und  schon  gab  man  den  Gedanken  auf,  sich  der  Kuppe  zu  bcmäcliti- 
geil»  als  Major  Nugent  dem  Gencral-Quartiormeister  der  Armee,  General-Major 
von  Zaehy  den  Antrag  machte,  eine  neue  Attatjue  auf  einem  Wege  aus^uftihren, 
welchen  er  eben  recognoscirt  hatte.  Der  Vorschlag  wurde  vom  Commandirenden, 
General  der  Cavallcric  Melas,  gut  gchcisscn,  und  zu  diesem  dritten  Angrifte  die- 
selben Freiwilligen  der  Regimenter  Erzherzog  Joseph-  und  Splenyi -Infanterie,  dann 
dea  picmontesischcn  Regiments  x\equi  beordert,  welche  bereite*  zweimal  zurückge- 
worfen wurden  und  keine  Munition  mehr  zur  Verfügung  hatten.  Des  Majors  Grafen 
Nugent  zuversichtliches  Versprechen,  dass  die  Attaque,  wie  er  sie  leiten  werde, 
müsse j  brachte  die  braven  Freiwilligen  in  Marsch*  Anfangs  konnte  auf 
balen  Rucken  des  Berges  nur  in  einlachen  Colonnen  vorgeruckt  werden; 
aU  aiefi  aber  da»  Terrain  erweiterte,  licss  Nugent  grossere  Fronten  formiren. 


1132 

den  Schritt  verdoppeln  und  mit  gefälltem  Bajonete  auf  den  Feind  eindringen.  Er 
selbst,  mit  zwei  Tambours  an  der  Seite,  schritt  an  der  Spitze  der  Stürmenden 
voran  und  erkletterte  der  Erste  die  Anhöhe;  die  Franzosen,  vom  rechten  Flügel 
und  von  den  Höhen  geworfen,  sahen  ihr  Vorhaben,  das  bedrängte  Savona  zu 
entsetzen,  vereitelt. 

Nugent's  weitere  Verwendungen  in  dem  Vertragsabschlüsse  über  die  Po- 
Grenze  mit  dem  französischen  General  Reille,  seine  Bravour  bei  der  Wieder- 
einnahme von  Quasto  (20.  December),  in.  den  Gefechten  darauf  und  in  der 
Schlacht  am  Mincio  (25.  und  26. December)  erwarben  ihm  die  besondere  Zufrie- 
denheit seiner  Vorgesetzten,  und  für  die  That  bei  Varaggio  das  Ritterkreuz, 
welches  das  Capitel  ihm  zuzuerkennen  sich  bewogen  fand. 

Graf  Nugent,  1805  dem  Hauptquartiere  des  Erzherzogs  Karl  in  Italien 
zugetheilt,  avancirte  noch  in  demselben  Feldzuge  zum  Oberst-Lieutenant,  1807 
zum  Obersten  und  Commandanten  des  Infanterie-Regiments  Graf  St.  Julien 
Nr.  61,  ward  1809  vom  Erzherzoge  Johann  als  Commandanten  des  7.  und 
8.  Axmeecorps  zu  seinem  Chef  des  General-Stabes  gewählt,  theilte  den  Ruhm  des 
Prinzen  von  Sacile  und  Fontana  Fredda,  und  wurde  nach  der  Schlacht  von 
Aspern  zum  General-Major  ernannt. 

Hier  trat  eine  kurze  Lücke  in  dem  langen  Zeiträume  der  kriegerischen  Thä- 
tigkeit  des  Grafen  ein,  bedungen  theils  durch  die  folgende  Epoche  eines  unheim- 
lichen Friedens,  theils  ausgefüllt  durch  anderweitige  Verwendung,  wie  jene  einer 
Sendung  zur  englischen  Armee  in  Spanien  (1812). 

Seine  Thätigkeit  beginnt  wieder,  als  Osterreich  im  Vereine  mit  den  übrigen 
Mächten  die  Operationen  gegen  die  Franzosen  und  ihres  Beherrschers  Streben 
nach  der  Weltherrschaft  aufnahm. 

General-Major  Graf  Nugent,  zum  Commandanten  einer  Brigade  ernannt 
(1813),  schlug  vor,  die  Verbindung  mit  dem  Meere  durch  Fiume  herzustellen, 
Croatien  dem  Feinde  zu  ,entreissen  und  diesen,  in  Dalmatien  einmal  abgeschnitten, 
mit  Hülfe  der  Engländer  ganz  zu  vertreiben.  Wegen  Truppenmangel  lehnte  man 
dieses  Project  ab,  allein  Graf  Nugent  erbot  sich  mit  nur  1000  Mann  den  Zug 
durchzufuhren.  Diesem  kühnen  Unternehmen  stimmte  auch  der  in  Croatien  com- 
mandirende  Feldmarschall-Lieutenant  Radivojevich  bei. 

Graf  Nugent  überschritt  die  Savemit  der  Avantgarde,  gewann  ein  Bataillon 
Sluiner  zum  Übertritte  und  mit  ihnen  auch  die  übrigen  fünf  Regiments-Bezirke, 
marschirte  dann  nach  Novigrad  und  Boszillevo,  wo  sich  der  englische  CapitUn 
Cadogan  mit  ihm  verband,  besetzte  kaum  eine  Woche  nach  Beginn  der  Opera- 
tionen Fiume  am  27.  August,  organisirte  den  Aufstand  der  Grenze  in  Istrien  und 
schlug  mit  2  Bataillonen  Infanterie,  1  Schwadron  Hasaren  und  2  Kanonen  den 
Feind  mit  4000  bis  5000  Mann  bei  Jellszane  am  7.  September  so  vollständig,  dass 
derselbe  400  Mann  anTodten  und  Verwundeten,  250  Mann  an  Gefangenen,  1  Kanone 


1133 


und  mohrere  Munitionswägcn  verlor.  Sehr  kluge  Manoeiivres  lockten  die  füfiFte 
französisehe  Infanterie-Diviüion  und  eine  CavalJei^ie-Brigade  von  ihrer  Haupt- 
colonne  ab;  mittelst  einer  raschen  Wendung  griff  jetzt  General  Nugent  den 
Feind  in  Flanke  an,  sehlug  ihn  bei  Triest  und  zwang  ihn  zum  Rückzüge. 
Der  Vicekönig  verliess  Adelsberg^  ward  von  Nugent  verfolgt  und  seine  Arriere- 
garde  bis  San  Giovanni  zurückgeschlagen.  Als  sich  dann  der  Feind  über 
den  Isonzo  zurückzog,  vereinigte  sich  der  General -Major  hier  mit  den 
Generalen  Starhemberg  und  Fölseis,  eilte  dann  nach  Triest,  des.sen 
Castell  noch  von  den  Franzosen  besetzt  war,  aber  durch  die  energischen  Vor- 
kehrungen der  Sieger  mit  seinen  182  Geschützen  zur  Übergabe  genötbiget  wurde 
(8.  November). 

Was  wir  von  diesen  Operationen  zur  Ehre  des  General-Majors  hervorzuheben 
vermöchten,  ist  bereits  in  genügender  Weise  von  Feindesseitc  geschehen.    Der  * 
französische   Militär-Historiker  Graf  Vaudoncourt  überhebt    uns   durch    seine 
Schilderungen  jeder  AA'iederholung. 

Graf  Nugent  übertrug  nun  den  Kriegsschauplatz  nach  Italien,  das  von  nun 
an  ihn  fast  ununterbrochen  besass.  Drei  Tage  nach  der  Einnahme  des  Castells  von 
Triest  fichiffte  er  sich  nach  Ravenna  ein»  landete  daselbst  in  der  Nacht  des  15-, 
nahm  die  Forts  Volano  und  Goro  weg,  wandte  sieh  mit  der  Avantgarde  gegen 
Ferrara  bis  Malalbergo,  drang  sodami  an  der  Küste  bis  Rimini  vor,  nahm  Forli 
und  Cervia  sammt  deren  Besatzungen  weg  und  besetzte  bis  Ende  des  Jahres  auch 
Lugo  und  Faenza  gegen  Bologna.  Nach  der  Erstürmung  Cesenatico's  (8.  jKnner 
1814)  und  der  Übergabe  des  dortigen  Castells  besetzte  er  die  unteren  Po-Ufer,  ran- 
glrte  seine  BeKiebungen  zu  dem  neapolitanischen  General  Livron,  der  sich  nicht 
mehr  als  Feind  betrachtete,  und  zog  am  8.  Februar  in  Modcna  ein,  wo  er  eine  pro- 
visorische Regierung  im  Namen  des  Erzherzogs  Franz  IV.  von  Oestcrreich-Este 
einsetzte.  Seine  Brigade,  verstärkt  mit  denen  der  Generale  Starhemberg  und 
Gober,  bildete  den  linken  Flügel  der  Armee  in  Italien;  dem  Auftrage,  der  ihn 
nach  Piacenza  vordringen  biess,  entsprecbeiid,  rückte  er  mit  seinem  Gros  in  Borgo 
San  Donino  ein,  schob  aber  die  Avantgarde  bis  an  die  Nura  und  einzelne  Detache- 
ments  bis  Borgoforte  vor.  Er  überfiel  in  der  Nacht  vom  23.  auf  den  24.  Februar 
Casalmaggiore,  nahm  die  Besatzung  gefangen,  schlug  dann  eine  Brücke  über 
den  Po,  um  die  Verbindung  mit  dem  Centrum  herzustellen,  und  bewog  die  neapo- 
litanischen Truppen  an  seinen  Operationen  activcn  Antheil  zu  nehmen.  Dies 
geschah.  Der  Feind,  bei  Piacenza  mit  lO.WO  Mann  concentrirt,  rückte  gegen 
Parma  vor  und  drängte  Nugent's  Avantgarde;  Gavallerie  und  Geschütz  gingen 
erst  durch  die  Stadt  zurück  und  dann  drang  man  im  Vereine  mit  dem  Könige 
von  Neapel  gegen  die  Franzosen  bei  Reggio,  warf  sie  über  den  Crostolo  bis  an  die 
Enza  zurück  und  hätte  Bicherbch  jetzt  schon  Piacenza  gew^onnen,  wenn  nicht 
Murat's  zweideutiges  Benehmen  die  Entscheidung  um   mehr  als  vier  Wochen 


1134 


verzögert  Latte.  Der  Watfeujitillstaiid  vum  17.  April  lüaclite  dea  weiteren  Opera- 
tionen ein  Ende  und  der  Friede  zu  Paris  vom  30.  Mai  schloss  sie  gänzlich. 

Verdienste,  wie  sie  sich  Graf  Nugent  in  dieser  Epoche  erworben,  konnten 
ihm  die  AUcrhiichste  Anerkennung  nicht  entgehen  lassen.  Er  hatte  fast  auf  eigene 
Gefahr  selbstständig  und  mit  einem  kleinen  aber  tapferen  HauHeiii  den  Schlag  ini 
Süden  gewagt  und  glücklich  durchgerührt;  seine  Operationen  fielen  durchgehends 
in  halb  oder  ganz  feindliche  Länder,  ihm  standen  grosse  Corps  gegenüber  und  ein 
wankelmüthiger,  unentschlossener  Mann  (MuratJ  zur  Seite.  Er  focht  sie  durch, 
und  erntete  fiir  diese  grosse  Umsicht  neben  vielen  ausländischen  und  dem  Com- 
mandeurkreuze  des  Leopold-Ordens,  mit  Ilandbillet  Sr.  Majestät  des 
Kaisers  aus  Laugt^cs  vom  1.  Februar  1814,  auch  das  Commandeurkreuz  des 
Maria  Theresien-Ordens. 

Murat  hatte  nach  Napoleun*s  Rückkehr  von  Elba  die  Ma^ke  gänzlich  abge- 
worfen. Gegen  ihn  wurde  Feldmarschall -Lieutenant  Biancht  beordert,  dessen 
rechten  Flügel  die  Division  des  Grafen  Nugent  bildete,  der  1815  (30-  April)  zum 
Feldmarschall- Lieutenant  und  Inhaber  des  Infanterie-Reglmentd  Nr.  30  ernannt 
worden  war.  Er  hatte  vorerst  den  Auftrag  sich  mit  den  östermchischen  Truppen 
in  Toacana  und  nut  den  toscanischen  den  Nejipolitanern  entgegen  zu  stellen,  rückte 
sodann  über  Floi^nz  und  Sic  na  gvgen  Rom  vor,  am  2,  Mai  bis  Fornello  und  zog 
am  nächst  folgenden  Tage  in  der  üauptstadt  der  Welt  ein,  wodurch  auch  der  Bei- 
tritt der  päpstlichen  Regierung  erlangt  wurde.  Den  Bewegungen  der  Ilauptarmee 
folgend,  bedrohte FeldraarschallUeutenant  Nugent  den  Rückzug  Murat's,  schlug 
die  Feinde  bei  Ceprano,  San  Germano  und  Mignano  und  traf  gleichzeitig  mit  dem 
Gros  in  Neapel  ein,  dessen  legitimer  König  ihn  mit  den  höchsten  Auszeiclinungen^ 
Seine  Majestät  Kaiser  Frans  aber  mit  dem  neu  gestifteten  Orden  der  eisernen 
Krone  erster  Classe  ehrte.  Zum  geheimen  Rathe  und  vom  Papste  Pius  VII* 
lom  romischen  Fürsten  erhoben,  erhielt  er  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  die 
Erlaubniss  als  General- Capitän  von  Neapel  ganz  in  die  Dienste  des  Königs  Fer- 
dinand Y.  zu  treten,  welchen  Posten  er  bis  1820  einnahm.  Nach  dem  Aufstande 
Yon  UoQt^rte  schied  er  ron  Neapel,  nahm  auch  an  den  Operationen  der  öster- 
rcieliischen  Armee  gegen  die  Insurrection  keinen  Antheil,  sondern  blieb  «la  Divi- 
sioiiir  in  Yicenxa»  worauf  er  in  gleicher  Eigenscliaft  1826  nach  Padua  Tersetzt 
wurde. 

Die  andauernde  Friedenszeit  wendete  der  Feldmarschall-Lieutenant  entspre- 
chenden Krieg&arbeiten  so,  welche  ihm  in  noch  höherem  Grade  das  Vertrauen  und 
die  Anerkennung  seines  Monarch^i  erwarben.  Zum  MiUtar-Coniinuidanten  des 
K&fte<iUiMlea  ernannt  (1829)^  leitete  er  die  Befestigung  Ton  Triest,  an  der  Küste 
¥oa  Istrin  nmd  auf  den  Inseln,  wurde  1838  nmi  Feldseagmeisler  erhobem,  al^  ad 
lat»  dem  commandirenden  General  in  Inneröslerreich^  dem  Prinzen  Philipp  von 
Hessen-Hombnrg  beig^eb^i,  1S39  ntm  eommandirenden  Geoeral  in  Mahren 


I 


1135 


Qod  Schlesien,  1Ö4U  Ifir  ^leichti  HtcUung  in  der  vereinigten  lianiil-Waiaydiner- 
Kai'lstadter  Militärgrenze  und  1842  dcssglcichen  für  Inncrosterreich  ernannt. 

Lang€  bevor  die  italienische  Revolution  ausbrach,  hatte  Eeldzeu^rmeister  (jraf 
Nu  gen  t  sein  goldenes  DienstjuLiläuni  geleiert;  mehr  als  50  Jahre  waren  somit 
verflossen,  seit  der  Grat'  die  Ö^tcrreichisclien  Farben  angenommen  und  mit  P^hro 
verthcidiget  hatte.  Als  sonach  die  Erhebung  von  1848  die  gesetzmässige  Herrschaft 
ZQ  stürzen  versuchte,  erbot  «ich  Feldzengmeister  Nu  gen  t  den  Befehl  über  das 
für  den  Feldmarschall  Radetzky  bestimmte  Reservecorps  zu  libernehmen.  Dieses^ 
Jan  Isonzo  aulgestellt,  war  in  Folgo  der  allcnthalbcji  sich  zeigenden  Bewegung  und 
Äer  überall  nöthigcn  Truppenzahl  nur  «ehr  richwaeh.  Naeli  einer  kurzen  Frist  iiidess, 
welche  zur  Completirung  und  Organisirüiig  des  Corps  angewendet  wurde,  über- 
^hrittder  Feldzeugmeiatcr  am  16,  April  den  Isonzo,  kaum  zwölf  Tage  nach  seiner 
Aakunft  in  Görz.  Seine  kleine  Armee  zählte  13,ÜÜÜ  Manu;  Ihm  gegenüber  stand 
der  IiisurgenteU'Gcneral  Zuechi  mit  3000  Mann  der  abgefallenen  italienischen 
Regimenter  und  l:iüO0  Freiwilligen  und  Nationalgardcn*  Dem  letzteren  fehlte  es 
nicht  au  Geschütz,  wohl  aber  an  Bedienungsniannsehaft,  w^esshalb  eine  piemonte- 
sieche  Artillerie-Compagnie  über  Venedig  zu  ihm  stiess.  Er  vermied  aber  einen 
olTeneu  Kampf,  schloss  sich  in  Palmanuova  ein  und  überliess  Udine  der  Vertbeidi- 
gung  der  Nationalgarde. 

Graf  Nugent  lagerte  sich  s&uerst  vor  [Tdlne,  das  auf  gütlichem  Wege  sieh 
nicht  unterwerfen  wollte,  jedoch  am  23.  April  nach  kurzer  Beschiessung  zur  Über- 
gabe gezwungen  wurde.  Von  hier  an  wurde  der  Weg  nach  Verona  sehr  erschwert; 
nicht  allein  hatten  die  Insurgenten  alle  Brücken  verbrannt  und  mit  ihnen  auch  alles 
Bauholz^  sondern  die  Materialien  zum  Brückenschlägen  konnten  nur  langsam  vor* 
gehen  und  es  mussten  höchst  umfassende  zeitraubende  Massnahmen  getrotien 
worden,  um  die  Transporte  für  das  Hauptcorps  des  Foldmarsehalls  zu  sichern. 
Ohne  Widerstand  von  Seite  der  Insurgenten  ti-afFeldzeugmeistcr  Graf  Nugent  am 
3.  Mai  zu  Pordenone  ein,  von  wo  ans  er  wegen  Mangel  von  zwei  Drittel  der  nöthi- 
n  Pontonji  nach  Bclluno  sich  wendete  und  bis  Onigo  vordrang.  Hier  begann  ein 
iorgischer  Widerstand;  der  Feind  ward  zersprengt  und  nacli  wiederholten  Angrif- 
fen rnit  seinem  Corps  von  nahezu  80(J0  Mann  (am  9.  Mai)  unter  starken  Verlusten 
iineh  Montebelluno  geworfen.  Der  Insurgenten-General  Ferrari  suchte  die  noch 
getrennten  österreichischen  Ahtheilungen  bei  T  re viso  mit  päpstlichen  und  sardini- 
sehen  Truppen  anzugreifen,  ward  aber  zurückgewiesen  und  General-Majoi*  S  cliu  1- 
zig  ging  nun  angriffsweise  bis  nach  Treviso  vor.  Dringenden  Aufforderungen  des 
Feldmarschalls  entsprechend,  liess  man  diese  Stadt  bei  Seite  und  sicherte  nur  die 
Verbindung  mit  der  Piave,  wohin  von  Görz  aus  bereits  eine  neue  Reserve  vorrückte. 
In  diesem  Momente  ward  der  Feldzeugmeister  aufs  Krankenlager  geworfen 
and  musste  demnach  von  der  Vollführung  seiner  Aufgabe  abstehen.  Kaum  genesen, 
übernahm  er  die  Organisation   eines  Eeservecorps   an  der  steirisch-ungarischen 


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1 

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Grenze,  brach  mit  diesem  (9  Bataillone  und  10  Schwadronen^  6400  Mann  stark 
mit  4  Geschützen)  von  Radkersburg  nach  Ungarn  auf  (23-  December),  und  erhielt 
in  Kormend  die  Bestimmung,  als  Reserve  zu  bleiben.  In  weiser  Würdigung  der 
Verhältnisse  zog  er  indess  gegen  den  Befehl  nach  Kanisa  und  von  da  nach  Fünf- 
kirchen, die  Aufständischen  unter  Neraegyei  vor  sich  hertrcibend^  reinigte 
durch  diese  Bewegung  das  Szahtder^  Somogyer,  Btiranyaer  und  Tolnacr  Comi- 
tat  gänzlich  vom  Feinde  und  pacificirte  diese  Gegenden  durch  kiuge  Milde* 
Die  hierauf  mit  grosser  Gewandtheit  bewirkte  Besitznahme  von  Essegg  am 
13.  Februar  1849  brachte  ohne  Schwertstreich  eine  Festung  in  unsere  Gewalt^ 
deren  hohe  Wichtigkeit  gar  bald  zu  Tage  tratj  denn  nach  dem  Rückzuge  unserer 
Armee  von  Pesth  vrurde  es  möglichj  die  Donau-Daoipfllottille  mit  grossen  Vor- 
räthen  dahin  in  Sicherheit  zu  bringen,  und  als  der  Banus  im  Juli  seine  Opera- 
tionen in  den  unteren  Gegenden  aufgenommen  hatte^  bot  ihm  Essegg  einen  festen 
*Stützpunct. 

Nach  der  Erw^erbung  dieses  Platzes  bezweckte  Nu  gen  t  mit  seinem  Corps, 
verstärkt  durch  einige  Grenz^Bataillonej  nach  Szcgedin  zu  ziehen^  die  Aufständi- 
schen über  die  Theiss  zu  werfen,  sich  mit  General  Thodorowich  und  Ruka- 
wina  zu  vereinigen  und  sich  dann  mit  einem  namhaften  Corps  zwisclien  Arad 
und  Temeswar  zu  stellen.  Inmitten  dieser  Vorbereitungen  wurden  zwei  Brigaden 
seines  Corps  nach  Ofen  berufen,  wodurch  die  Ki^äfte  des  Feldzeugmeisters  sich 
auf  2  Linien-  und  5  Grenz-Bataillone  reducirten  und  die  Ausführung  dieser  ■ 
genialen  Concepdon  um  so  mehr  unterbleiben  musste,  da  Peterwardein  am  rechten 
Donauufer  ccrnirt  und  der  Rest  zu  unbedeutend  war^  um  zu  irgend  einer  offensiven 
Operation  verwendet  werden  zu  können. 

Als  dann  der  Banus  Jellachlch  das  Obercommando  der  Südarmee  über- 
nommen hatte,  ging  Feldzeugmeister  Nu gent  nach  Pettau  zurück,  wo  er  mit  rast- 
loser Thätigkeit  die  Aufstellung  einer  neuen  Reservearmee  betrieb.  Schon  Anfangs 
Juli  zog  er  mit  diesem,  16yOOO  Mann  starken  Corps  nach  Ungarn  und  traf  mit  dem 
Auftrage,  die  Gegenden  des  Plattensees  von  Insurgenten  zu  reinigen,  in  Fünf- 
kirchen ein,  wo  er  die  Bestimmung  erhielt,  gegen  Komorn  vorzurücken.    Der       , 
Feldzeugmeister  besetzte  auf  dieser  Vorrückung  Veszprim,  Füred,  Tihilny,  und  ^| 
traf  mit  der  Haupttruppe  am  L  September  in  Cs6p  am  Czonczobache  ein,  wo  er 
das  Commando    über   sämmtliche    zur    Ein  Schliessung    der    Festung   bestimmten 
k.  k.  Truppen,   44,000  Mann^    5400  Pferde  und   154  Feldgeschütze,   ohne  das  j 
kaiserlich-russische  Corps  des  General -Lieutenants  Grabbe  zu  rechnen,    über-^H 
nahm.  Er  betrieb  mit  aller  Energie  die  zu  einer  etwaigen  Belagerung  nöthigen^f 
Vorkehrungen  und  übergab  am  26*  September  das  Commando  Über  die  Cernirungs-  ^M 
Truppen  an  den  in  Acs  angekommenen  Oberbefehlshaber  der  k.  k.  Armee,  Feld-  ^M 
zeugmeister  Freiherrn  von  Haynau.  Am  4*  October  befand  sich  die  Festü  ^H 

Besitze  unserer  Truppen,  ^H 


1137 

Dett  Feidxeugmeiäter  Grafen  Nugerit,  der  bisher  aul'  mehr  als  liundert 
SchUclitfeldern  selneni  Monarchen  Aufopferung,  Treue  und  Eifer  bewiesen,  lohnte 
im  16.  Octobcr  1849  die  Et-hehung  zum  Feldiiiai^ächall  und  das  Grosskreaz 
des  Leopold-OrdeoH. 

Die  hervorstechendste  Ki'aft  diesem  ausgezeichneten  Kriegern  liegt  im  Organi- 
tmtu  Die  Oeischichte  der  Befestiguijg  des  Castells  von  Triest,  die  fortificatori- 
scbea  Anlagen  von^Pola,  die  Befestigung  der  Schlösser  von  Gratz,  Görz  und 
Laibach^  die  Bildung  des  lieservecorpa  am  läonzo  im  Jahre  1848  und  jenes  an 
|dcr  steierischen  Grenze  1849  liefern  die  Beweise  eines  hohen,  mit  tiefer  Einsicht 
inllitäriscb-politisehe  Zu^^tände  begabten  Organisirungstalenteä. 


SCHEITHEE,  Georg  Heinrich  Freiherr  von,  GeneraKMajor,  zu  Hannover 
1772  geboren ;,  hatte  15  Jahre  in  der  groöHbritannisehen  Cavallerie  gedient  und 
wurde  im  Octobcr  1799  ah  Rittmeister  bei  der  Stabs-Dragoner-Division  in  kmser- 
liche  Dienste  übernommen. 

Dieser  kühne ^  unternehmende  und  au^^gezeicbnete  Krieger  war  schon  im 
Jahre  1796  als  grossbritannischcr  Rittmeister  dem  Armeecorps  des  Herzogs  Fer* 
dinand  von  Württemberg  am  Unter-Rhein  als  Gencralstabs-Hauptmann  zuge- 
theilt,  und  hatte  sich  am  6.  Juni  besonders  ausgezeichnet^  indem  er  einer  gcschla- 
j^nen  Colonnc  bei  Altenkirchen  aus  eigenem  Antriebe  ein  Bataillon  landgri^ch 
hefisen-darmstädtisclier  Truppen,  eine  Schwadron  Coburg-Dragoner  und  2  Kanonen 
aaj  der  Stellung  von  Crobach  zufülirte,  die  Franzosen  werfen  half  und  die  ver- 
lorne Verbindung  wieder  herstellte. 

Der  Herzog  von  Württemberg  bezeugte  dem  tapferen  Scheitber,  der  schon 
in  der  Schlacht  von  Famars  (1793)  7  Säbelhiebe  und  eben  ao  viele  Stiche 
iriiaJten  und  in  feindliche  Gefangenschaft  gerathen  war,  in  welcher  er^  trotz  aller 
Vorwendung  des  Feldzeugmeistors  Grafen  von  Ferra  ris,  die  ganze  Belagerungs- 
seit  hat  ausliarren  müssen^  —  die^e  Handlung  auf  das  Ehrenvollste  und  sie  war 
Sun  ein  Sporn  zu  folgenden  Thaten : 

Am  4.  October  1799  fülirtc  er,  damals  Rittmeister  bei  der  Stabs-Dragoner- 
Dtna^iott,  als  der  Feind  die  an  der  Nidda  und  zwischen  derselben  und  Mainz  gestan- 
denen Tereinigtcn  Truppen  angegriffen  hatte  und  sie  zurüekdrückte,  unaufgefordert 
nr  ▼orthellhaften  Entscheidung  des  Gefechtes  von  Höchst  4  Cavallcrie-Geschütze 
gtgtm  Hattersheim  vor  und  brachte  durch  ein  wohlunterhaltenes  Feuer  den  Feind 
zum  Weichen,  und  als  dieser  Tages  darauf  den  Angriff  erneuerte,  deckte  Scheither 
dareh  lange  Zeit  die  Passage  bei  Nidda.  Bald  gewahrte  er  die  Absicht  des  fcind* 
chcn  Generals  Ney,  mit  der  ganzen  Cavallerie  das  an  der  Nidda  gestandene 
arps  zu  iimgehenj  und  den  durch  keine  Infanterie  besetzten  Weg  über  Rödelheim 
IQ  nehmen;  Scheither  dirigirte  sogleich  antriebe  2  Cavallerie- Ge- 

liulxemit  3  Zügen  Szeklcr-Husaren  dah»  icr,  ging  dem  Feinde 

72 


1138 

entgegen,  führte  noch  weiters  die  dort  gestandenen  anderthalb  Sehwadronen 
Szekler-Husaren  vor,  und  es  gelang  ihm  den  Gegner  so  lange  aufzuhalten,  bis  die 
Infanterie  die  Ebene  bei  Nidda  passirt  und  dem  zu  ihrer  Au&ahme  angelegten 
Brückenköpfe  sich  genähert  hatte ;  dann  erst  zog  sich  Scheither  theils  durch 
Frankfurt,  theils  durch  den  Brückenkopf  zurück.  Der  Feind  hatte  aber  diesen 
Brückenkopf  und  einen  Theil  der  Brücke  bereits  besetzt,  und  Scheither  war 
eben  im  Augenblicke  der  höchsten  Bestürzung  erschienen.  Aus  eigenem  Antriebe 
eilte  er  sogleich  zurück,  brachte  ein  Bataillon  des  kur-mainzischen  Regiments  Faber 
zum  Stehen,  holte  zwei  Cavallerie-Geschütze  und  einen  Sechspfunder,  verjagte 
den  Feind  nicht  nur  mit  grossem  Verluste  von  der  Brücke,  sondern  auch  aus  der 
Brückenschanze,  zerstörte  die  Brücke,  und  nun  konnten  die  Truppen  unbelästigt 
ihre  Vorposten  ausstellen,  da  die  Franzosen  selbst  Frankfurt  verlassen  mussten. 

Gegen  Ende  October  besetzten  sie  Mannheim  wieder;  unsere  an  und 
nächst  der  Bergstrasse  gestandenen  Truppen  zogen  sich  bis  gegen  Vahingen 
zurück,  auch  2  Divisionen  des  Szekler  Husaren-Regiments  verliessen  die  Main- 
Gegend.  Dadurch  war  die  Beschützung  des  Ministers  Baron  von  Albini,  mit 
welcher  Scheither  vom  Erzherzoge  Karl  betraut  wurde,  sehr  unzulänglich,  auch 
die  Verbindung  mit  der  Armee  verloren,  wenn  nicht  der  Odenwald  besetzt  würde. 
Die  Vertheidigung  desselben  erschien  theils  durch  die  einigen  Gemeinden  von  den 
Franzosen  zugefügten  Misshandlungen,  theils  durch  die  unter  den  Regierungen 
obwaltenden  Uneinigkeiten  sehr  erschwert.  In  dieser  Lage  erbat  sich  Scheither 
von  Freiherrn  Albini  Urlaub  und  eilte  in  die  Gegend  des  Odenwaldes  und  der 
Tauber.  Ganz  aus  freiem  Willen  gelang  es  ihm  durch  Bitten  und  List  bis  zum 
26.  und  27.  October  in  der  Gegend  von  Mudau  einen  Trupp  von  10,000  Bauern 
aus  dem  Odenwalde  und  aus  dem  Taubergrunde  zu  versammeln,  den  er  noch  mit 
3000  Würzburger  Bauern  bei  Haynstadt  verstärkte;  so  schwierig  nun  auch  ihre 
Zusammenbringung  gewesen  sein  mochte,  so  war  die  Organisation  noch  weit 
schwieriger,  da  Scheither  keine  Officiere  hatte.  Mit  der  äussersten  Anstrengung 
und  ungeachtet  der  abgängigen  Lebensmittel  und  Munition  theilte  er  die  Massen 
in  Bataillone  und  Compagnien  ein,  erliess  Verhaltungsbefehle,  und  kaum  war 
dies  geschehen,  so  waren  auch  schon  alle  Puncte  des  Odenwaldes  bedroht  und 
der  Feind  bereits  bis  an  Waldmichelbach  und  Fürth  vorgedrungen,  auch  der 
gegen  Weinheim  und  Heppenheim  postirte  Flügel  Szekler-Husaren  schon  zurück- 
getrieben. Am  28.  October  erreichte  Scheither  endlich  die  Möglichkeit  eine 
Abtheilung  von  4000  Bauern  bei  Strümpfelbrunn  zu  postiren,  und  den  30.  kam 
er  mittelst  zweier  Tag-  und  Nachtmärsche  mit  6000  Mann  über  Kainbach  und  Ber- 
felden  bei  Waldmichelbach  an;  am  1.  November  wurde  sogleich  der  über  Gorzheim 
und  Birkenau  vorgerückte  Feind,  dessen  Reserve  in  Weinheim  cantonirte,  mit  Tages- 
anbruch angegriffen  und  nicht  nur  aus  beiden  Thälern,  sondern  auch  aus  dem  mit 
Mauern  umgebenen  Orte  Weinheim  mit  vielem  Verluste  geworfen,  viele  Gefan- 


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glÜlachty  mehrere  Pferde  erbeutet  iirid  im  Birkenauer  Thale  das  feindliche 
CÄvaUerie-Rcghiient  fast  zu  ü runde  ^^ericlvtet.  Nach  so  erlangter  voriger 
Stellung  Hess  der  uncrselirockene  Scheitlier  bei  Waldmiclielbaeh  und  Fürtlj 
2000  Mann  Verstärkung  zurück  und  marschirte  bereits  am  3.  wieder  mit  dem  Reste 
naeh  Strümpfelbrunn  ab,  urn  den  Feind  längs  des  Neckars  im  Kücken  zu  bedrohen. 
AU  er  nun  am  7.  November  8000  Mann  daselbst  vereinigt  hatte,  besetzte  er  Eher- 
bach  vorwärts  am  Neckar;  weil  aber  Fürst  Hobenlobo  den  FeinJ  bei  Ileilbronn 
gesehlagen  und  auch  der  pfälzische  Oberst  Baron  Meden  denselben  von  Mosbach 
aus  bei  Obrigheim  geworfen  hatte,  so  rückte  Scheithor  am  8-  mit  dem  Gros  bis 
Eberbaeh  vor  und  besetzte  Hirschkorn;  am  12.  marschirte  er,  unter  Zurückla^sung 
von  1000  Mann,  und  nachdem  er  den  einzigen  beigehabten Officier  (Oberlieutcnant 
Mees  von  den  trier'schen  Jägern)  und  1  Offieier,  dann  26  Bamberger  Dragoner 
an  sich  gezogen  hatte ,  nach  Scliönan^  griff  Nachts  den  in  Neckarsteinach  und 
Neckargcmünd  stchendeo  Feind  an  und  trieb  ihn  über  den  Neckar  zuriiek.  Ani 
13.  wollte  Oberst  Wrede  den  Feind  auf  dem  jenseitigen  Ufer  bei  Lochfeldcn 
angreifen  und  Seheither  stand  im  Begriffe  gerade  auf  lleidelbergzu  marschiren, 
om  wo  möglich  den  dortigen  Brückenkopf  zu  nehmen;  allein  im  Augenblicke,  als 
Seheither  abrücken  v^'ollte,  hatte  sich  der  Feind  mit  500  Mann  des  Ortes 
Keckargemünd  diesseits  des  Neckars  bemächtigt,  doch  glückte  es  ihm  denselben 
zurückzuwerfen.  Da  nun  Oberst  Wrede  ebenfalls  vorrückte,  gelang  es  Seh  ei- 
ther  die  Höhen  von  Heidelberg  einzunehmen,  und  er  drang  trotz  des  heftigen 
Widerstandes  so  weit  vor,  dass  er  die  Brücke  besehiessen  konnte.  Die  Unmöglich- 
keit  ?on  Seiten  des  Fürsten  Ilohenlohe  und  des  Obersten  Wrede  weiter  vor- 
zurücken, veranlassten  auch  Seheither,  der  nun  den  Feind  ganz  gegen  sich 
hatte,  zum  Rückzuge  bis  Schönau.  Als  dann  die  in  Eberbach  und  Hirschkorn 
lurüekgebliebcnen  Besatzungen  entliefen  und  auch  die  bei  Scheither  befind- 
lichen Bauern  auszureissen  anfingen,  zog  er  sich,  dem  Beispiele  Wrede's  folgend, 
bis  Hirschkorn  zurück  ^  sammelte  die  Ausreisser,  liess  einige  der  Rädelsführer 
in  Ketten  legen,  und  so  gelang  es  ihm  das  Gros  eines  regellosen,  an  Disci- 
pUn  ganz  ungewohnten  Landsturmes  bei  Eberbach  und  Hirsciikorn  zusammen 
zu  halten. 

Scheither's  Ausdauer  ist  um  so  bewunderungswürdiger,  als  er  die  muth- 
n  Bauern  bei  jeder  Gelegenheit  sammeln  rous^ste,  da  sie  ohne  reguläres  Militär, 
Ibf  welches  er  vergebens  wartete,  nichts  mehr  unternehmen  mochten.  Durch 
diese  glucklichen  Gefechte  brachte  er  in  der  Nacht  vom  17.  auf  den  18*  ein  De- 
lachement  von  120  Freiwilligen  und  20  Dragonern  und  Husaren  über  den  Neckar, 
erklomm  mit  diesen  die  Felsen,  griff  um  Mitternacht  den  feindlichen  I^osten  zur 
steinemen  Tafel  und  zu  Waldwimmersbach  auf  der  Strasse  nach  Heidelberg  an,  trieb 
ihn  zurück  und  erbeutete  die  Tornister  und  Requisiten  der  Mannschaft,  wodurch 
der  den  Fürsten  Hohenlohe  und  Obersten  Wrede  bedrohende  Feind  im  Rücken 

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1140 


beschäftigt  und  aufgehalten  wurde,  auch  der  französische  General  Sabaticr  sich 
wieder  nach  Lobfelden  zurückziehen  musste. 

Oberst  Wre de  stand  nun  bei  Mosbach.  Scheithcr  stellte  sich  bei  Eber- 
baeh,  die  Reser%'e  aber  bei  Strümpfe! brunn  auf;  bei  ersterem  Orte  wurde  er  am 
21,  mit  Übermacht  angegriffen.  Als  die  Vorposten  das  Hasenpanier  ergriffen  hatten, 
Hess  der  unerschrockene  Scheitlier  die  Thore  sperren,  sammelte  einige  Com- 
pagnien  und  ging  dem  Feinde  entgegen,  welcher  nicht  nur  geworfen,  sondern  auch 
durch  5  Stunden  bis  Neckarsteinaeh  und  selbst  noch  von  da  in  der  Nacht  ver- 
trieben wurde.  Scheither  Hess  nun  Hirschkorn  wieder  besetzen  und  brachte 
unter  dem  Vorwande,  dass  die  jenseits  des  Neckars  liegenden  Waldeshöhen  ver- 
hauen werden  sollten,  am  27.  November  300  Mann  daselbst  über  den  Fluss; 
kaum  war  der  Verhau  wieder  hergestellt,  so  griff  er  den  drei  Stunden  davon 
auf  der  Heidelberger  Strasse  zu  Aglastcrhausen  stehenden  Feind  an ,  schlug  ihn 
j^  die  Flucht  und  zog  sich  dann  nach  Eberbach  zurück. 

Am  5.  Juli  1800  rückte  Sc  hei  t  her  (als  kur-mainzischer  Major)  mit  seinem 
leichten  Jäger-Corps,  welches  zu  errichten  er  in  den  ersten  Tagen  des  Monats 
Mai  die  Erlaubniss  erhalten  hatte ,  und  das  daher  noch  der  völligen  Aus- 
rüstung bedurfte,  aus  der  innehabenden  Stellung  Dreiviertel-Stundcn  bis  Esch- 
born vor,  um  unseren  Truppen  Zeit  zu  verschaffen  der  NJdda  sich  zu  nähern j 
musste  sich  aber,  da  keine  Verstärkung  folgte  und  der  Feind  mit  Infanterie  und 
Cavallerio  auf  beiden  Flanken  war,  nach  einem  heftigen  Widerstände  wieder  zurück- 
ziehen.  Trotz  der  vielen  Leiden,  die  suine  Abtheilung  der  Hitze  wegen  ertragen 
musste,  bildete  sie  doch,  als  alle  Truppen  die  Nidda  gleich  darauf  verliessen ,  die 
Nachhut;  vertrieb  den  Feind  Nachmittags  mit  Sturm  aus  Bockenheim  und  Hausen, 
nahm  ihn  bei  Ködelheim  im  Kücken,  trug  zur  Einnahme  dieses  Ortes  Vieles  bei, 
verfolgte  ihn  bis  Eschborn  und  machte  auch  265  Gefangene;  der  Sieg  würde 
vollkommen  gewesen  sein,  weun  nicht  durch  Zufall  das  Dorf  Nidda  verlassen 
worden  wäre  und  mehrere  Truppen  sieh,  tjhiie  Scheit  her  davon  zu  benach- 
richtigen,  bis  Offenbach  zurückgezogen  hätten ;  er  musste  daher  Nachts  seine 
Vortheile  aufgeben,  besetzte  aber  doch  die  Thore  Frankfurts. 

Am  3.  December  verbarg  sich  Scheit  her  mit  seinem  leichten  Jäger-Corps 
und  einer  Division  Szekler-Ilüsaren  im  Stcfgewalde;  als  er  sah,  dass  der  Feind  nur 
auf  der  Strasse  gegen  Burg  Eberrach  und  nicht  durch  den  Wald  und  gegen  ihn 
cn  front  vorrückte,  wagte  sich  der  wackere  Major  durch  die  W^aldungen  und  den 
fast  ungangbaren  Berg*  hinunter.  So  gross  auch  die  Gefahr  war  abgeschnitten  zu 
werden,  so  griff  er  doch  den  Feind  im  Kücken  an,  versprengte  bei  Sambach  die 
aus  der  2L  Ilalb-Brigadc  bestehende  Nachhut,  die  seinem  Detachemcnt  dreimal 
überlegen  war,  brachte  sie  in  Unordnung,  und  erbeutete  30  Wägen  mit  Waffen 
und  Monturssorten.  Auch  General  Augereau  würde  gefangen  worden  sein,  wenn 
die  IIusaren-Division  Scheithcr's  Anordnungen  befolgt  bUtte. 


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Da  Augereau  die  Absicht  hatte,  am  16.  December  1800  das  Corps  des 
Fcldmarschall-Lieutenaats  Baron  Siiub.-^c  Ji  cji  anzugreifen  und  dessen  Vereinigung 
mit  Klenau   zu  verhindern,    entschloss    sieh  Seheither  (als  er  zu  Happurg, 
3  Stunden  von  Lauf^  die  Nachricht  erhielt,  dasa  der  Feind  mit  einer  Halb-Bngado 
tmd  dem  4.  Cavallerie-Re^imcnte  Lauf  besetzt^  die  Division  des  Generals  Duh  öme 
aber  gegen  Schnaitlacli  habe  vorrücken  lassen)  denselben  in  Lauf  zu  überfallen; 
er  brach  um   11  Uhr  Nachts  von  Ilappurg  auf,  und  lubrte  dns  Untornehmen  so 
glücklich  durch,  dass  niebrcrc  Pferde  erbeutet,  35  (Jerangenc  gemacht,  vicleFran* 
zosen  gctödtct  wurden  utul  der  Rest  sich  in  grösster  Unordnung  bis  Nürnberg 
zorücksielien  musste.     Durch  diesen  Coup  waren  die  Divisionen  getrennt  und  der 
feindliche  Plan  vereitelt.    Am  19.  hatte  sirh  Augereau  mit  dem  grössten  Theile 
seiner  Truppen  nach  diei^er  Stadt  geworfen,  und  da  es  voraussiclitlich  war,  dass  er 
am  26*  mit  Tagesanbruch  den  General  Graf  Klenau  auf  der  Feuchter  Strasse 
voo  Neuem  angreifen  und  auf  den  linken  Flügel  des  Feldmarschall -Lieutenante 
Simbischcnj  den  Se  li  e  i  t  h  e  r  commandirte,  zurückwerfen,  dadurch  aber  der  beiden 
Generale  Verbindung  hemmen  würde,    entschloss  er  sicli  mit  dem  leichten  Jager- 
corps und  einer  bcigohahkm  Schwadron  Blankenstein-IIusaren  über  Mögehlorf  auf 
beiden  PcgnitsB-TJfern  vorzurücken,  um  auf  dieser  Seite  das  Pebouchiren  des  Feindes 
ans  Nürnberg  zu  verwehren,     fm  nämlichen   Augenblicke    rückte  die  feindliche 
Colon nc  aus  Nürnberg,  hielt  aber  niil  ofnem  Theile  den  Tu  m  e I  b  c  r  g  und  Pretzen- 
garten  besetzt,    Sclieithcr  griff  die  Anrückenden  sogloicli  nn  uud  trieb  slv>  drei- 
mal XU  rück.   Einsehend,  dass  or  scfjliesslievh   doch   wcichnn   niüsse^  fasste  or  den 
kühnen  EntachhisSp  indem  erden  PVind  mit  2  Kanonen  flankiren  licss,  denTumcl- 
berg  mit  Sturm  zu  nehmen.   Dies  gelang  vollkommen;  nicht  nur  dass  er  die  in  den 
Linien  vor  Nürnberg  jingchr/if^litcn  Ausfjflle  bestreichen  und  der  wiederholten  Ver- 
buche ungeachtet,     welche  von  Tagesanbruch    bis  in  die  späte  Nacljt  dauerten, 
dem  Feinde  widerstehen  konnte,  —  er  ward  auch  in  Stand  gesetzt  einen  Flügel 
Ruüaren  in  die  Ebene  gegen  Buch  vorKUschieken ,  den  Foind  von  jener  Seite  zu 
hfluoruhigeo  und  glauben   tai  machen,  dass  das  gansic  Slmbscficn'scho  Corps 
in  der  Actioft  verwickelt  sei^  welrhcs  indess  noch  3  Sfundon  entfernt  war.    Dieser 
glückliche  Erfolg  dockte  nicht  allein  die  ZusanimenÄiehung  dieses  Corps ^  sondern 
Terschaffto  auch  dem  General  Klenau  Zeit  die  noch  zurückgebliebenen  Truppen 
an  sich  zu  ziehen,  setzte  also  den  Feldmarscball-Lieutenant  Simbschen  in  die 
Verfassung,  die  feindliche  Division  Dnhesmc  am  21.  Decemher  hei  Neukirchen 
am  Brand  angreifen  und  schlagen  zu  können,  welcher  Sieg  den  Erfolg  hatte,  dass 
die  Franzosen  %*om  weiteren  Eindringen  nach  Böhmen  abgehalten  und  die  Ober* 
pfalz,  ein  Theil  dos  Nürnbergischen  und  des  Iloehstiftcs  Bamberg  gedockt  wurden. 
Diese  in  ihren  Folgen  äusserst  wichtige  freiwillige  That  wurde  im  Capitel  vom 
Jahre  1802  mit  dem  Ritterkreuze  belohnt  und  Scheither  noch  im  Jänner  des 
vorhergegangenen  Jahres  zum  Major  bei  O'Reilly-Chevauxlegers  l)ef?;rdort. 


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Naclideni  er  mit  dem  Reglmentc  die  Schlacht  von  Austerlitz  mitgekämpft, 
kam  er  im  Jänoer  1807  als  Oberst- Lieutenant  zuVincent-Chevauxlegers  und  im 
September  1808  ab  Oberst  und  Commandant  in  daa  6.  Dragoner-Regiment  Rieseh 
(zur  Zeit  Freiherr  von  HorvdthJ. 

An  den  beiden  Tagen  von  A  s  p  e  r  n  und  Wa  g  r  a  m,  in  der  ersteren  verwundet, 
erntete  S  c  h  e  i  t  h  e  r  für  die  eben  so  muthige  als  glückliche  Attaque,  welche  seine  Dra- 
goner wiederholt  auszuführen  Gelegenheit  hatten^  das  Lob  des  Generalissimus.  Mit 
gleiclier  Umsicht  und  Entsclilossenheit  führte  er  das  Regiment  im  Jahre  1812;  die 
Sehlacht  bei  Po  du b nie  und  die  vielen  Rückzugagefechte  bestätigten  von  Neuem, 
dasg  Scheither  ganz  der  Mann  war,  der  die  Eigenschaften  eines  Parteigängers 
in  vollem  Grade  besass.  Glänzend  war  sein  Überfall  auf  das  4,  Ukrainische Koeacken- 
Regiment  bei  Oradniki  unweit  Prussana  in  der  Nacht  des  20.  November,  wo  er 
den  Feind  gänzlich  zerstreute,  6  Officiere,  363  Husaren  und  Kosacken  gefangen 
nahm  und  einige  100  Pferde  erbeutete.  Einige  Tage  später  nahm  er  in  Pinsk 
3  OÖiciere  und  132  Mann  gefangen,  bemächtigte  sich  eines  Spitals  mit  aller  Ein- 
richtung, grosser  Mundvorräthe  und  300  Gewehre.  Mit  den  wiederholten  Ver- 
sicherungen verdienter  Anerkennung  seiner  und  seines  braven  Regimentes  Lei- 
stungen hatte  er  auch  die  Genugthuung,  noch  vor  Ablauf  des  Jahres  1812  zum 
General- Major  befördert  und  bei  Eröffnung  des  Krieges  gegen  Napoleon 
mit  einem  grösseren  Streif-Commando  betraut  zu  werden.  Mit  diesem  operirte  er 
der  feindlichen  Armee  im  Rücken  in  Sachsen  und  wusste  sie  durch  einsichtsvolles 
und  kluges  Benehmen  nicht  nur  zu  beuiiriihigen,  sondern  ihr  auch  wesentlichen 
Schaden  zuzufügen. 

Der  von  Scheither  am  18.  September  ausgeführte  Überfall  auf  Frei  berg 
liefert  den  Beweis,  was  leichte  Truppen  unter  einem  kühnen  und  entschlossenen 
Führer  vermögen  und  wie  entscheidend  eine  solche  mit  Umsicht  ausgeführte  Thal 
auf  die  Lage  des  Feindes  zu  wirken  vermag. 

Nach  der  Schlacht  bei  Kulm  behaupteten  die  Franzosen  Freiberg,  da  von 
diesem  Puncte  aus  die  linke  Flanke  der  in  Böhmen  stehenden  alliirten  Armee  stets 
bedroht  war  und  französischer  Seite  eine  HauptverbindungsstrassegcsiAcrt  werden 
konnte.  Am  10.  und  11.  September  hatte  Napoleon  abermals  versucht  in  Böhmen 
einzudringen,  und  Freiberg  war  demzufolge  ohne  besondere  Deckung.  Die  Gar- 
nison begriff  beiläufig  200  wcstpbalische  Husaren,  1  schwaches  Bataillon  leichter 
Infanterie,  und  stand  unter  dem  Brigade-General  Bruno.  General-Major  Baron 
Scheither  hatte  den  Plan  zu  einem  Überfalle  schon  seit  dem  14»  September 
besonnen  vorbereitet.  Er  brach  mit  6  Schwadronen  Vincent-  und  2  Schwadronen 
Kaiser-Chevauxlcgers  von  Janich  auf,  und  konnte  erst  spät  Abends  in  Purscbcn- 
Htein  eintreffen ;  zu  seiner  Unterstützung  hatte  der  General  Fürst  MoritzLiechtcn- 
stein  das  2.  Jügcr-Bataillon  nach  Grünwald,  Mulda  und  Zaunliaus,  das  ?•  nach 
Biihmisch-Einsicdel  vorrücken  lassen.  Eine  durch  Scheit  her  am  15.  bei  Frauen- 


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iSni  utiternommene  AlarmJrung  des  Feindes  blieb  ohne  Erfolg;  daher  suchte  er 
"jetÄt  durch  Bedrohuog  der  feimlliehen  Flanke  die  Fnmzosen  zum  Kückzuge  zu 
bewegen,  brach  zu  diesem  Zwecke  am  17.  nach  Burkersdorf  auf,  besetzte  in 
der  Stille  diesen  Ortj  und  schnitt  hierdurch  dem  bei  Frauenstein  stehenden  Feinde 
die  Verbindung  mit  Freiberg  ab.  Weil  jedoch  trotzdem  derselbe  seine  vortheil- 
E&fte  Stellung  bei  Fraucnstein  nicht  verlief  zu  einem  dlrecten  Angriffe  aber  die 
Österreicher  nicht  stark  genug  waren,  so  bcschloss  Scheit  her,  Freiberg  durcli 
(jherfall  in  seine  Gewalt  zu  bringen,  wobei  die  Nähe  des  Feindes  grosse  Vorsicht 
l>ot*  Er  Hess  3  Schwadronen  zur  Deckung  seines  Abmarsches  bei  Bui'kcrs- 
dorf  zurück,  von  denen  eine  das  feindliche  Lager  bei  Frauenstein  alarmiren, 
«wei  aber  in  der  Nacht  wieder  zur  flauptcolonne  stossen  sollten.  Diese  setzte  sich 
[Abends  in  Marsch,  und  erreichte  mit  Einbruch  der  Nacht  Bertltebdorf,  wo  Halt 
omaeht  wurde.  Durcb  zwei,  im  Dorfe  Mulda  aufgefangene  Freiberger  Stadt- 
soldaten erhielt  man  genauere  Kenntniss  über  den  Zustand  der  Stadt,  und  richtete 
hiernach  den  Angriffsplan  ein. 

fVeiberg  war  damals  nach  alter  Art  mit  trockenen  Gräben,  hohen  Mauern 
und  ThUnnen  umgeben  und  mit  fünf  leicht  zu  verschlicssendcn  Thoren  versehen. 
Dort,  wo  der  Münzbach  in  die  Stadt  tritt,  war  die  Stadtmauer  über  demselben 
gewölbt  und  die  Öffnung  mit  einem  eisernen  Gitter  (Rechen)  verschlossen ,  wel- 
cher jedoch  die  Sohle  jenes  FJüsschens  nicht  berührte,  sondern  einen  hinlänglichen 
Zwischenraum  übrig  liess,  um  darunter  durchzukriechen.  Die  Stadtthore  wurden 
während  der  Nacht  geschlossen  und  mit  kleinen  Posten  besetzt;  eine  stärkere 
Abtheiiung  befand  sich  auf  der  Hauptwache  auf  dem  Marktplatze,  wo  auch  der 
fcGeneral  wohnte;  Officiere  und  Soldaten  waren  bei  den  Bürgern  einquartiert,  die 
fehrzahi  der  Pferde  aber  in  zwei  Localen  untergebracht,  deren  Lage  nnm  kannte 
nnd  bei  welchen  nur  die  gewöhnlichen  Stallwachen  sieh  auftnelten*  Der  Rechen 
an  dem  Münzbache  w^ar  unbewacht  —  Zum  Puncte  des  Hauptangriffes  wurde  das 
Erbische  Thor  ausersehon,  durch  welches  der  Weg  nach  Frauenstein  führt,  und 
2  Schwadronen  Vincent  nebst  2  Compagnien  des  7.  Jüger-Bataillons  hiezu 
bestimmt.  OberlicutenAnt  A  n  germaier  sollte  mit  30  JUgcrn  und  einigen  Zimmer- 
leutan  unter  dem  Rechen  wegkriechen^  sich  innerhalb  der  Stadtmauer  zum  Erbischen 
Tboro  schleichen  y  die  Wache  überrumpeln  und  das  Thor  möglichst  geräuschlos 
offnen«  Seh  ei  ther*s  Dispositionen  waren  sogut  getroffen^  dassder  Erfolg  unzwelfel- 
^baft  schien.  Die  ganze  Nacht  hindurch  regnete  es,  und  als  am  18.  September  Früh 
ig«gen  3  Uhr  die  ganz  durehnässten  Truppen  sich  in  Bewegung  setzten,  boten  die 
sdilechten  Seitenwege  und  die  Finstcrniss  ihnen  gleich  grosae  Hindernisse;  doch 
kCess  ßich  erwarten,  dass  die  Besatasung,  durch  die  üble  Witterung  um  so  sicherer 
Bmacht,  keine  besonderen  Vorsichtsmassregeln  getroffen  haben  würde«  Um4V^Uhr 
te  die  Haupteolonnc  in  der  Vorstadt  bei  dem  Erbischen  Thore  an,  und  etwa 
l&O  Scbritte  von  letzterem  machte  sie  Halt ;  auoh  die  Nebencoloonen  hatten  sieb 


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den  bestimmten  Puncten  genähert.  Der  Tag  begann  zu  grauen ,  und  der  ent- 
scheidende Moment  war  da.  Oberlieutenant  Angermaier  schlich  sich  mit  seinen 
Jägern  links  zu  dem  Rechen;  kaum  aber  versuchte  der  erste  Mann  .unter  demselben 
durchzukriechen,  so  rief  ein  daselbst  aufgestellter  Husar  an.  Der  Jäger  verhielt 
sich  ganz  still  und  zog;  als  der  Nichts  mehr  hörende  Husar  sich  beruhigte ,  sich 
langsam  zurück.  Da  sonach  auf  dieühi  Puncto  nicht  unbemerkt  in  die  Stadt  zu 
kommen  .war,  so  wendete  Oberlieutenant  Angermaier  sich  schnell  entschlossen 
rechts  nach  dem  Thore,  wo  man  die  Schildwache  ruhig  auf  und  ab  gehen  hörte. 
Eis  wurde  an  die  Pforte  geklopft.  Die  Schildwache  rief  ihr:  Wer  da?  —  ^Öster- 
reicher!*' war  die  kühne  Antwort.  Die  Schildwache  gab  Feuer;  aber  in  demselben 
Augenblicke  sprengten  Stö'sse  mit  einem  schweren  Stück  Holz  die  Pforte,  die 
Jäger  drangen  unaufhaltsam  ein,  die  Schildwache  und  noch  ein  aus  der  Wache 
herbeieilender  Sol.dat  wurden  niedergemacht,  während  die  übrige  Wachmannschaft 
sich  in  die  Stube  verschloss ;  sie  konnte  die  Schlüssel  zum  Hauptthore  nicht  aus- 
liefern, da  diese  auf  der  Hauptwache  waren.  Oberb'eutenant  Angermaier  war 
feuernd  bereits  gegen  den  Markt  gedrungen,  und  wurde  hier  von  der  aufgestellten 
feindlichen  Bereitschaft  mit  Carabinerfeuer  empfangen.  Der  Augenblick  war  gefähr- 
lich; in  der  Stadt  wurde  Alarm  geblasen,  die  feindlichen  Husaren  kamen  aus  ihren 
Quartieren,  die  österreichischen  Reiter  konnten  nicht  hinein.  Das  aus  zwei  Flügeln 
bestehende  Thor  war  stark  und  durch  einen  Querbalken  mit  eiserner  Kette  und  Vor- 
legeschloss  gesperrt.  Der  Wachtmeister  Kocziczka  und  der  Gemeine  Hengot, 
beide  durch  ihre  frühere  Anwesenheit  mit  der  OrtUchkeit  vertraut,  sprangen  von 
den  Pferden  und  drangen  durch  die  Einlasspforte,  erbrachen  die  Thüre  der  Wach- 
stube, schössen  ihre  Carabiner  gegen  die  Wache  los,  und  verwundeten  2  Mann;  die 
übrigen  sprangen  zum  Fenster  hinaus  und  fielen  den  Jägern  in  die  Hände.  Der 
Wachtmeister  nahm  aus  der  Küche  ein  Stück  Holz  und  eine  Axt,  womit  er  die 
Kette  glücklich  sprengte;  dasSchloss  wurde  abgeschlagen  und  das  Thor  geöffnet; — 
dies  Alles  war  das  Werk  von  4  Minuten.  Eben  schlug  es  in  der  Stadt  6  Uhr,  als 
die  2  Schwadronen  hereinsprengten  und  auf  die  angewiesenen  Posten  eilten ;  alle 
Thore  wurden  besetzt,  alle  Puncto  zugleich  angegriffen;  die  Stall  wachen  waren 
leicht  bewältigt,  die  Hauptwache  wurde  von  den  Jägern  erobert,  der  Besatzung 
waren  alle  Wege  zur  Flucht  abgeschnitten  und  sie  musste  sich  gefangen  geben.  — 
Scheit  he  r*s  Verlust  bestand  in  1  Todten  und  3  verwundeten  Jägern;  er  hatte  den 
General  Bruno,  20  Stabs-  und  Ober-Oflficiere,  1  Kriegs-Commissär,  200  west- 
phälische  Husaren  und  200  Italiener  zu  Gefangenen  gemacht,  und  ausserdem  fielen 
ihm  228  Kranke  in  die  Hände.  Gegen  10  Uhr  griff  der  herangekommene  Feind 
die  zurückgelassenen  Piquets  bei  Weissenborn  an.  General  Scheither,  welcher 
bei  dem  Vorrücken  der  Franzosen  besorgen  musste,  dass  der  Marschall  Victor 
von  Dippoldiswalde  her  ihm  leicht  den  Rückzug  abschneiden  könne,  räumte  des- 
halb  um    halb  11  Ulir  Freiberg,  und   nahm   eine  Stellung  bei  Grosswaltersdorf, 


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worauf  er  sich  später  mit  den  Vortruppen  des  Generals  der  Cftvallerle  Grafen 
Kien  an  vereinigte.  Die  Kunde  von  diesem  gelungenen  Überfalle  hatte  in  der 
Armee  sehr  die  Freude  vermehrt  und  dem  General  Baron  Sc  holt  her  wurde  die 
lohnendste  Anerkennung  seiner  Verdienste  zu  Theil,  denn  Seine  Majestät  geruhten 
ihm  mit  Ilandbillet  ddo.  Komotau  am  8,  Octeber  1813  für  diese  aus  freiem  Antriebe 
voUtXihrte  glänzende  Waffenthat  zum  Commandeur  des  Maria  Theresien- 
Ordens  zu  ernennen. 

Der  tapfere  Soldat  hatte  dann  den  Feldzug  1814  in  der  Division  Bianchl, 
jenen  vom  Jahre  1815  unter  Colloredo  mitgekämpft,  und  mit  der  Einnahme 
von  Mömpelgard  am  2.  Juli  1815,  wobei  ihm  viele  Gefangene,  bedeutende 
Munitions-  und  andere  Vorräthe,  dann  7  Kanonen  in  die  Hände  fielen  ^  seine 
Thätigkeit  und  haUi  darauf  auch  sein  auRgczeirhnetCH  Lehen  lieschlossen.  Er  starb 
bereit«  am  22.  April  1816. 


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Hessen  nOMBüRG,  Friedrich  Joseph  Ludwig  Karl  August,  regie- 
render Landgraf  zu,  General  der  Cavalleriej  Grosskreuz  des  St  Stephan-Ordens, 
Inhaber  des  4.  nu.saren-Regiments,  war  der  älteste  unter  den  sechs  Söhnen  des 
am  20.  Jäeiner  1820  verstorhenen  Landgrafen  Friedrich  IIL,  wovon  rier  in 
filorroichischon ,  zwei  in  preussischen  Diensten  sich  an  den  französischen 
Befrciönpskriegon  ruhmvoll  hcilieitigten*  Friedrich  war  goboron  zu  Homhurg 
vor  der  Höhe  am  30.  Juli  1761)  und  trat  im  April  1789  als  Hauptmann  in  das 
Infanterie- Regiment  Stain.  In  dieser  Eigenschaft  erwarh  er  sich  hei  Kalefat 
das  Ritterkreuz  des  Maria  Tlicresion-Ordcns. 

Das  Bataillon,  wozu  der  Prinx  gcliörte,  wai-  nicht  hoatimmt  an  der  Affaire 
Tkeil  zu  nehmen,  er  hat  jedf»ch  den  Feldzcugnicister  Clorfayt,  den  Angriff 
mitmachen  zu  dürfen.  Naehdcm  er  am  26.  Juni  1790  schleunigst  den  Befehl 
Uberbracht  hatte ^  eine  Divisifin  Toscana-nusarcn  z^m  Kampfe  zu  lieordern, 
nuiehte  er  die  Attaque  an  der  Spitze  der  Husaren  freiwillig  mit^  und  bewies 
jiowohl  im  Gefechte,  wie  in  der  Verfolgung  der  Türken  gegen  die  Donau  grosse 
£at«chlosscnheit  und  Tapferkeit,  wobei  ihm  ein  Pferd  unter  dem  Leibe  getödtet 
%lirde»  Die  Folge  dieses  rühmlichen  Vorhaltens  war  auch  seine  Bofiirdening  zum 
Major  heim  Chevauslcgers-Regimente  Leveneur,  der  im  Mai  1792  jene  zum 
Oberit*Lieutenant  hei  IIohenzollorn-KurassJeren  folgte. 

In  den  ersten  Kriegen  gegen  Frankreich  zeichnete  sich  der  Prinz  bei  Dan- 
gendorf am  2*  December  1793  und  bald  darauf  bei  Neuburg  ganz  besonders 
Kus,  indem  er  am  orsteren  Orte  in  Vertheidigung  der  dortigen  Position  dem 
Oberst-Lieutenant  Kien  au  zu  Hülfe  kam,  während  er  bei  Neuhurg,  hinwiederum 
rwfi  diesem  Stabsofficier  kräftigst  unterstützt,  seine  Stellung  im  heftigsten  Kanonen- 
feuer  festhielt  und  mit  seiner  Schwadron  überdies  eine  ins  Gedränge  gerathone 
Division  des  Begiments  Thurn  aufs  Fiestc  degagirte.  Am  2,  August  1794  kam 


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Friedrich  als  Oberst  in  das  Regiment  Modena-Chcvauxlegers.  In  dem  zweiten 
Treffen  beiNcuburg  (14*  September  1796)  wurde  er  verwundet.  In  den  Feldzügen 
1805  und  1809  stand  er,  bereits  Feldjuarchall-Lieutenant,  an  der  Spitze  von 
Cavallerje-Divisionen  imd  war  namentlich  in  letzterem  Jahre  in  mancher  Gelegen- 
heit auserwahltj  öeine  Umsicht  in  Leitung  grosserer  (Tavalleriemassen  zur  Geltung 
zu  bringen. 

In  den  Befreiungskämpfen  commandlrte  der  aeit  Juli  1813  zum  General  der 
Cavallerie  beförderte  Erbprinz  das  Reservecorps  der  böhmischen  Armee-  Am 
16.  Oclobcr  beabsichtigte  der  Oberbefehlshaber  Fürst  von  Schwarzen  barg  daa 
Centrum  und  den  linken  Flügel  Napoleon's  am  Vorrücken  aufzuhalten,  wenn 
möglich  zurückzudrucken,  bauptsUchlich  aber  den  rechten  Flügel  bei  Connewitz 
und  Markklee berg  zu  gleicher  Zeit  anzugreifen^  autzurollen  und  dann  nach 
Leipzig  vorzudringen.  Dem  Erbprinzen  wurde  befohlen,  den  eigentlichen  Schlüssel 
der  Aufsteliungj  das  Dorf  Coonewitz,  durch  Mervcldt's  Corps  zu  nehmen,  ihm 
die  Divisionen  B  i  a  n  c  h  i  und  We  i  s  s  e  n  w  o  1  f  folgen  zu  lassen,  während  die  Caval- 
lerie  des  Feldmarschall-Lieutenants  Grafen  Noatitz  die  Bestimmung  erhielt  sich 
rechts  zu  halten,  um  sich  nach  dem  Auf  mar  iä  che  Merveldfs  auf  dem  rechten 
Pleisse-Üfer  demselben  sogleich  als  rechter  Flügel  anzuschliesscn*  Alle  diese  Bewe- 
gungen leitete  der  Erbprinz  sehr  zweckmässig  und  zeichnete  sich  durch  Einsicht, 
Thätigkcit  und  tapferes  Benehmen  aus.  i\m  entscheidenden  18.  October  ward  ihm 
das  Commando  der  ersten  Colonne  (40,000  Manu  stark)  übertragen ;  sie  bestand 
aus  der  Division  Leder  er  auf  dem  linken  Ufer  derPleisse,  der  ersten  österreichi- 
schen Armee- Abtheihing  des  Feldzeugmeisters  Colloredo,  den  Reserve-Divi- 
sionen  Bianchi  und  Weiss enwolf,  der  österreichischen  Cavallerie-Reserve 
Noßtitz  und  der  Division  Füi'stÄloy  8  Liechtenstein,  sämmtlichauf  dem  rech- 
ten Ploisse-Ufer.  Der  Erbprinz  hatte  die  Weisung,  auf  diesem  Ufer  von  Markkleo- 
berg  über  Dölifz  und  Lösnig,  auf  dem  linken  aber  gegen  Connewitz  vorzurücken. 
Der  Feind  ward  von  Diilitz  vertrieben;  da  dieser  Ort  aber  den  iVnlehnungspunct 
seines  rechten  Flügels  bildete,  so  wurden  des  Erbprinzen  Truppen  (Division 
Ignaz  Hardegg)  mit  Übermacht^  jedoch  ohne  Erfolg,  angegriffen;  Hardegg 
hielt  so  lange  Stand,  .bis  es  dem  Feldmarschall-Lieutenant  Bianchi  gelungen  war 
sicli  zu  entwickeln,  Dölitz  und  Lösnig  trotz  der  tapfersten  Gegenwehr  des  Feinde« 
zu  erstürmen  und  gegen  Connevdtz  vorzudringen.  Der  Erbprinz  hatte  in  Person 
die  Biitaillone  bei  dem  Sturme  auf  Dölitz  angeeifert  und  sicli  dem  feindlichen 
Feuer  so  sehr  ausgesetzt,  daas  er  schwer  verwundet  das  Commando  der  Colonne 
an  den  Feldzeugmeister  Colloredo  übergeben  musste. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  würdigle  des  Prinzen  grosse  Verdienste  in  der 
Völkerschlacht  mit  dem  Com  m  and  cur  kreuze  des  Maria  Thcresien*Ordens, 
welches  ihm  durch  Allerhöchstes  Handschreiben  aus  Schmalkalden  vom  30.  Octo- 
ber 1813  verliehen  wurde. 


4 


1147 

Kaum  genesen,  eilte  er  wieder  zwr  AraieCj  um  sich  zur  Disposition  zu  stellen. 
'Er  Überschritt  mit  der  fiiiifteii  Coionne  (2  Grenadier-  und  2  Cavallerie-Divisionen) 
bei  ScUaffTiauscn  den  Rhein  und  ti'af  am  29.  December  1813  in  Bern  ein.  Von  da 
setzte  er  sich  gegen  Dijon  in  Marsch,  Hess  Auxonne  einschliessen  und  wurde  Mitte 
Jänner  zum  Oberbefehlshaber  über  aUe  zwischen  der  Saone  und  dem  Doubs  zurück- 
bleibenden Truppen  (zu  jenen  der  Süd-Armee  nämlich),  die  Blockadecorps  mit 
eingerechnet,  ernannt.  Nach  einer  Reihe  siegreicher  Gefechte  bei  St  Georges, 
Longsard,  Dorieux,  drängte  der  Prinz  den  ihm  gegenüberstehenden  französischen 
M&rsahall  Augereau  endlich  auf  der  Strasse  nach  Lyon  zurück  und  zog,  nach- 
dem er  ihn  aus  der  vortheilhaften  Stellung  am  höchsten  Kamme  des  Gebirges  bei 
Limonest  und  Rochefort  zurückgeschlagen  imJ  am  20.  März  den  Schlüssel  der 
feindlichen  Aufstellung,  den  Bergrücken  liei  Dardille,  efobert  hatte,  am  2L  März 
siegreich  in  diese  zweite  Hauptstadt  Frankreichs  ein.  Zugleich  war  damit  der 
Durchgang  nach  den  südlichen  Provinzen  des  Landes  gewonnen.  Der  Prinz 
schloss  mit  dem  besiegten  Marschall  am  11.  April  einen  Waffenstillstand  und 
beendigte  die  Feindseligkeiten  in  diesen  LUndertheilen. 

Mit  dem  Antritte  seiner  Regierung  1820  schied  der  nunmehrige  Landgraf 
aus  den  Reihen  eines  Heeres,  das  in  ihm  einen  einsichtsvollen^  entschlossenen  und 
tapferen  Führer  verehrte. 

Er  starb  in  seiner  Residenz  Homburg  am  2.  April  1829. 


BlANCHI,  Vincenz  Ferrerius  Friedrich  Freiherr  von,  Duca  di  Casa- 

lanza,  Feldmarschall-Lientenant,  Hofkriegs-  und  geheimer  Rath,  Inhaber  des 

'55.  Infanterie-Regiments,  verschied  zu  Sauerbrunn  bei  Rohitsch  den  2L  August 

J855  im  88.  Lebensjahre.  Bianehi  zählte  zu  den  genialsten  und  umsichtigsten 

[Generalen  seiner  Zeit.  Er  wurde  zu  Wien  am  I.  Februar  1768  geboren.  Sein  Vater, 

OS  der  Lombardie  ausgewandert,  war  Professor  der  Physik  in  Wien,  wo  er  die 

ifUratlich  Liechtensteinische  Gallcrle  eingerichtet,  sich  durch  seine  Barometer 

berühmt  gemacht  hat  und  durch  dieKaiserinn  Maria  Theresia  in  den  Adelstand 

erhoben  wurde.  Kr  verliess  Wien  und  lebte  dann  bis  zu  seinem  Tode  in  Paiis.  In 

Wien  blieb  der  Sohn  Friedrich  mit  seiner  Mutter  und  drei  Töchtern  zurück. 

Friedrich  war  anfangs  für  den  Gewerbestand  bestimmt;  seine  Lust  zum 

Militär  und  ein  befreundeter  OflFicicr  bestimmten  jedoch  den  Vormund,  die  weni- 

igen  hundert  Gulden  Vermögen  für  dessen  Erziehung  in  der  Ingenieur- Akademie 

fsu  verwenden.    Wlihrend  des  ersten  Jahres  wollte  dem   lebhaften  Knaben  das 

Lernen  m*cht  recht  behagen,  und  er  litt  die  fürchterlichsten  Qualen^  als  er  bei  der 

Prüfung  nicht  bestand  und  beinahe  das  Jahr  wiederholen  mussle.  Mit  dorn  uogc- 

I  teuersten  Fleisse  verlegte  er  sich  nun  auf  die  Studien,  und  in  allen  nüehBtfo  Igen  den 

'Jahren  war  er  bei  den  Prüfungen  einer  der  Ei^ätcn,  —  Der  Krieg  gegen  die  Türken 

forderte  eine  Vermehrung  an  Ingenieur-OiKciercn^  und  im  Octobei*  1787  wurden 


1148 

auch  aus  den  jüngeren  Classen  der  Akademie  die  besten  Zöglinge  als  Lieutenants 
ausgemustert.  Dieses  Loos  traf  auch  den  jungen  Bianchi;  er  musste  sogleich  zur 
Armee  nach  Sirmien  und  war  bei  dem  am  21.  September  1788  angeordneten  ersten 
Sturme  auf  Novi  einer  von  denen,  welche  sich  aus  freiem  Antriebe  dazu  anboten; 
so  wie  er  sich  auch  bei  dem  am  3.  October  erfolgten  Sturme  auf  die  Bresch-Fronte 
dergestalt  durch  Muth  und  Entschlossenheit  bemerkbar  machte ,  dass  er  in  der 
Belation  unter  den  besonders  Ausgezeichneten  genannt  und  in  Folge  dessen  vom 
Kaiser  zum  Oberlieutenant  befördert  wurde.  In  dem  darauf  folgenden  Jahre  war 
Bianchi  bei  dem  Sturme  auf  Berbir,  und  1790  erscheint  er  unter  denjenigen, 
welche  sich  nach  dem  Zeugnisse  des  Feldzeugmeisters  Baron  de  Vins  bei  den 
Unternehmungen  auf  Czettin  vom  11.  bis  20.  Juli  ^ durch  nutzbare  Verwendung, 
besonderen  Eifer  und  ausgezeichnetes  Wohlverhalten  hervorgethan  haben.*' 

In  dem  Feldzuge  1792  stand  er  bei  dem  Corps  des  Prinzen  von  Hohen- 
lohe,  und  war  bei  der  Belagerung  von  Landau  und  bei  jener  von  Thionville, 
welche  jedoch  am  15.  October  aufgehoben  wurde;  im  darauffolgenden  Jahre  bei 
jener  von  Valenciennes,  welche  dem  Herzoge  von  York  in  Verbindung  mit  dem 
Feldzeugmeister  Ferraris  übertragen  war.  Am  13.  Juni  wurden  die  Laufgräben 
eröffnet  und  am  28.  Juli  waren  die  kaiserlichen  Truppen  nach  einer  blutigen 
Erstürmung  des  Hornwerkes  Meister  des  Platzes.  Im  October  ward  Bianchi  zum 
Capitän-Lieutenant  im  Corps  befördert,  dann  zeichnete  er  sich  am  30.  April  1794 
bei  dem  Sturme  auf  Landrecy,  sowie  bei  der  Beschiessung  von  Charleroy  und 
mehreren  in  der  Gegend  stattgehabten  Ereignissen  aus,  bei  welcher  Gelegenheit 
er  auch  verwundet  wurde.  Im  Jahre  1795  nahm  er  thätigen  Antheil  an  der  Bela- 
gerung von  Mannheim,  ward  hierauf  zum  General-Quartiermeisterstacbe  übersetzt, 
im  Jahre  1796  im  Häuptquartiere  des  Feldmarschalls  Wurms  er  verwendet,  und 
zeichnete  sich  nicht  nur  bei  Sal6  am  Gardasee,  wo  er  verwundet  jy^urde  und 
zwei  Pferde  unter  dem  Leibe  verlor,  sondern  auch  am  2.  November  bei  der  Ein- 
nahme von  Cadine  undTerlago  aus,  und  machte  mit  dem  Oberlicutenant  Döller 
von  den  Stabs-Dragonern  bei  Trient  2  Officiere  und  52  Mann  gefangen.  Im  Jahre 
1797  nahm  er  bei  dem  Corps  des  Feldzeugmeisters  Baron  Alvintzy  an  allen 
jenen  Gefechten  Theil^  welche  in  den  ersten  Monaten  dieses  Jahres  Statt  hatten ; 
namentb'ch  aber  am  16.  bei  Rivoli,  wo  er  an  der  Spitze  der  ersten  Colonne  in 
Gefangenschaft  gerieth,  jedoch  bald  wieder  auf  freien  Fuss  gesetzt,  im  Monat 
März  neuerdings  in  der  Schlacht  am  Tagliamento  unter  dem  grossen  Erzher- 
zoge Karl  mitwirken  konnte. 

Inzwischen  war  der  Ruf  von  Bianchi's  Fähigkeiten  und  Leistungen  bis  zum 
Kaiser  gedrungen,  welcher  ihm,  da  er  kurze  Zeit  bei  dem  Feldzeugmeister  Prinzen 
von  Oranien  in  Italien  als  Interims-Flügel- Adjutant  angestellt  war,  die  höchst 
ehrenvolle  Bestimmung  anwies,  den  jungen  Erzherzog  Ferdinand  d'Este  wäh- 
rend der  Feldzüge  zu   begleiten,   und  es  war  derselbe   im  Februar  1799    zum 


1149 


Major  im  Corps  ernarmt*  Bicanchi,  meistens  bei  den  Voittuppeii  wirkund, 
erwarb  sich  entschiedenes  Verdienst  j  tmd  wurde  seiner  erfolgreichen  Thätigkcit 
wegen,  namentlich  bei  Ulm  im  Jahre  1800^  im  März  zum  Oberst-Lieutenant  und 
im  Juni  zum  zweiten  Obersten,  dann  zum  Kegiments-Comniandanten  bei  Baron 
Wukassovich-Infanterie  Nr.  48  ernanntj  und  im  Jahre  18U4  mit  dem  Rcgimcnte 
*  nach  Cattaro  beordert,  um  einen  von  den  Montenegrinern  untertitützten  Aufstand 
der  Albanesen  zu  unterdrücken. 

Im  Jahre  1805  als  General -Adjutant  zu  dem  bei  der  Armee  in  Deutschland 
angestellten  Erzherzog  Ferdinand  d'Este  berufen,  war  die  Rettung  dieses  Prin- 
zen nebst  einem  Thcile  des  Corps  in  diesem  unglücklichen  Foldzuge  nur  der 
umsichtigen  Entschlossenheit  des  Obersten  Bianchi  zu  danken. 

Nach  Beendigöng  des  Feldzuges  übernahm  er  wieder  das  Regiments- 
Commando  von  Baron  Wukassovich -Infanterie,  bis  er,  mit  L  Jänner  18U7  zum 
General-Major  befördert,  als  Brigadier  nach  Bartfeld  kam.  Bei  dem  Aiishruche 
des  Krieges  von  18ü9  gegen  Fraakreieli  erhielt  er  eine  Brigade  hei  dem  5.  Armee* 
Corps  unter  dem  Erzherzoge  Ludwig,  zeichnete  sich  in  dem  Gefechte  bei 
Kirchdorf  am  20.  April  aus,  wai-d  bei  Biburg  in  einer,  für  seine  Truppen 
ausgedehnten  Stellung  um  9  Uhr  Früh  angegritfen,  zog  sich  auf  den  Feldmar- 
schall-Lieutenant Prinzen  Ueuss  zurück,  welcher  eine  vortheilhafte  Position 
auf  den  Eluhen  vor  Kirchdorf  inne  hatte ,  wo  sich  die  nun  vereinigten  Truppen 
bis  5  ühr  Abends  mit  unerschütterlicher  Tapferkeit  schlugen  und  die  bereits 
von  allen  Seiten  umgangene  Stellung  auf  das  Hartnäckigste  vertheidigtcn*  In  dem 
Treffen  von  Neu  markt,  bei  der  ersten  Colonne  unter  Feldmarschall-Lieutenant 
Fürst  Reu  SS  eingctheilt,  hatte  sich  Genera! -Major  Bianchi  neue  Lorbern 
gesammelt  und  ward  in  der  Relation  unter  den  besonders  Ausgezeichneten  genannt. 
Am  Bweiten  Tage  der  ScMacht  von'Aöpern  erhielt  er  die  Weisung,  das  Com- 
mando  über  die  tu  dem  Dorfe  Aspern  nic!it  zweckmässig  zur  Vertheidigung  aufge- 
stellten Truppen  zu  übernehmen,  „Gehen  Sic  nach  Aspern,  übernehmen  Sie  das 
Commando  allda,  und  steilen  Sic  die  Truppen  besser  auf,"  waren  die  Worte  des 
kaiserlichen  Fcldherrn  und  Bianchi's  ganze  Instruction,  Kaum  hatte  er  seine 
Verthcidigungsanstalten  getroffen,  als  Napoleon  den  Tages  vorher  begonnenen 
Riesenkampf  wieder  aufnahm  und  Alles  daran  setzte,  sich  zum  Meister  von 
Aspcrn  zu  machen.  Massen  a*s  Tapforkcit  entfhinuntc  sich  fast  zur  Wuth  und 
im  Nu  war  Bianchi  mit  den  Scinigen  aus  mehreren  Puncten  des  Dorfes  vertrie- 
ben j  aber  so  leichten  Kaufes  kamen  die  Franzosen  hier  niclit  weg*  Unausgesetzt 
erneuerte  Bianchi  von  der  Donau  durch  die  Auen  her  seine  Angriife*  Viermal 
im  Laufe  des  Tages  (22.  Mai)  kehrten  die  Franzosen  zurück ,  eben  so  oft  ging 
Aspern  verloren  und  wurde  wieder  gewonnen»  Die  ofriciellen  Berichte  sagen; 
General  Bianchi  risö  seine  Truppen  durch  sein  Beispiel  mit  fort.  Er  umging 
den  feindlichen  linken  flügel  durch  die  Gärten  und  Gebüsche^ 


1150 

Hierauf  zur  Vertheidigung  des  BrückenkopfesvonPressburg  beordert, 
trat  Bianehi  hier  zum  ersten  Male  ganz  selbstständig  auf  und  begründete  seinen 
Ruf  als  einer  der  geschicktesten  Generale  dauernd.  Er  hatte  für  die  Vertheidigung 
dieses  wichtigen  Übergangspunctes  über  lOBataillone,  7  Schwadronen,  5672  Mann 
Infanterie  und  870  Reiter  mit  22  Geschützen  zu  verfügen,  schlug  die  Angriffe  des 
Herzogs  von  AuerstSdt,  der  sich  um  jeden  Preis  des  Brückenkopfes  zu  bemäch- 
tigen suchte,  am  1.  und  3.  Juni  kräftig  zurück  und  wurde  mit  Armeebefehl  des 
Generalissimus  vom  14.  Juni  für  sein  ausgezeichnetes  Betragen  mit  dem  Ritter- 
kreuze des  Maria  Theresien-Ordens  belohnt. 

In  einer  anonym  erschienenen  Broschüre:  Vertheidigung  des  Brückenkopfes 
von  Pressburg  (1809).  Herausgegeben  von  einem  k.  k.  österreichischen  Officier. 
Mit  zwei  Plänen.  Pressburg  1811,  wird  diese  Waffenthaf  sehr  detaillirt  geschildert 
und  der  „österreichische  Soldatenfreund ^  gab  in  Nr.  69  vom  Jahre  1852  eine  mit 
*  diesem  Schriftchen  fast  gleichlautende  Darstellung.  Im  August  1809  zum  Feld- 
marschall-Lieutenant befordert,  ward  Bianehi  nach  dem  Frieden  zum  General- 
Inspector  in  Ungarn,  1811  zum  Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Nr.  63  (zur  Zeit 
Nr.  55)  ernannt  und  erhielt  in  dem  1812  ausgebrochenen  Kriege  zwischen  Frank- 
reich und  Russland  den  Befehl  über  die  erste  Infanterie-Division  bei  dem  Auxiliar- 
Corps  unter  dem  General  der  Cavallerie  Fürsten  von  Schwarz enberg,  dem 
er  mit  seinen  gediegenen  Kenntnissen  würdig  zur  Seite  und  in  allen  Relationen  als 
der  Ausgezeichnetste  oben  an  stand;  die  Schlacht  beiPodubnie,  die  Gefechte  bei 
Divin,  S^rawizwa,  Liuboml,  Trisczin,  Biala,  Rudnia  und  Pinsk  waren  eben  so  viele 
Zeugen  seiner  vortreflliohen  Feldhermgaben  wie  seiner  Tapferkeit.  Nach  der 
Erkrankung  des  Feldmarschall-Lieutenants  Baron  Frimont  war  er  mit  der  Voll- 
ziehung der  Räumung  von  Krakau  beauftragt. 

In  dem  darauf  folgenden  Feldzuge  befehligte  Bianehi  eine  Division  unter 
General  der  Cavallerie  Erbprinz  von  Hessen-Homburg  und  zeichnete  sich 
in  den  Schlachten  von  Dresden  und  Kulm  auf  das  Vortheilhafteste  aus.  Letztere 
half  er  entscheiden.  Feldmarschall  Fürst  Sehwarzenberg  sagt  in  seiner  Relation : 
j^Der  Feldmarschall-Lieutenant  Bianehi  hat  sich  am  26.  auf  eine  seines  Ruhmes 
würdige  Art  benommen,  und  auch  am  30.  höchst  wichtige  Dienste  geleistet.^  In  der 
Schlacht  bei  Leipzig  hatte  Bianehi  am  16.  durch  seinen  meisterhaften  Angriff 
•bei  Grob  er  n  und  Gossa  nicht  nur  den  bereits  siegenden  Feind  im  weiteren  Vor- 
dringen gegen  den  linken  Flügel  der  Verbündeten  bei  Wach  au  aufgehalten,  son- 
dern auch  zurückgesehlagen  und  das  zweite  preussische  Corps  unter  Kleist  auf- 
genommen. Seine  Division  allein  hatte  12  Geschütze  erobert  und  er  dieBestimmung 
einer  Reserve-Truppe,  nur  im  entscheidenden  Momente  aufzutreten,  vollkommen 
erfüllt.  Bianchi's  Truppen  wanden  sich  in  dieser  Völkerschlacht  den  immer  grünen 
Lorber  des  Ruhmes ,  und  nachdem  er  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  mit  Aller- 
höchstem Handbillet  aus  Rötha  vom  20.  October  zum  Commandeur  des  Maria 


1151 


Tbereaicö-Ordens  cmaont  worden,  that  der  huldvolle  Monarch  ooeh  mehr.  Unj 
die  für  einen  einfachen  Truppen-Divisionär  völlig  ungowöhnliehe  Auszeichnung 
Bianchl*s  im  Angeaichtc  der  ganzen  Armee  noch  ehrenvoller  und  glänzender  zu 
machen^  ernannte  der  Kaiser  gleichzeitig  den  General-Major  Grafen  llaugwitz 
und  alle  an  der  Sehlacht  Theil  genommenen  Obersten  clor  Division,  Rdtsey, 
Stutterheim  und  Dresse ry  zu  Rittern  dieses  hohen  Ordens^  ein  Fall,  der  in 
den  Annalen  der  österreiehischen  Kriegsgeschichte  weder  früher  noch  später  vor* 
gekommen  ist.  Fürst  Schwarzenberg  schrieb  ihm  aus  seinem  Hauptquartiere 
lUilha  18.  Abends,  somit  in  einem  Augenblicke,  wo  der  mit  den  wichtigsten  Anord- 
nungen tiborhäuftc  Oberbefehlshaber  kaum  eine  freie  Minute  fand,  Folgendes;  ^Ich 
erkenne  mit  dem  wärmsten  Dank  die  wesentlichen  Dienste,  welche  Euer  Ilochwohl- 
geboren  In  den  wichtigen  Tagen  der  gegenwärtigen  Epoche  geleistet  haben.  Diese 
ErkenntnjBs  wollen  Euer  Hochwohlgeboren  als  Burgschaft  für  die  Echtheit  jener 
Schätzung  Ihres  Verdienstes  halten,  welchem  in  jeder  Gelegenheit  Gereclitigkeit 
widerfahren  zu  lassen  ich  mir  zur  angenehmen  Pflicht  mache. *^ 

Noch  am  Abend  des  16.  Octobers  hatteKaiserAlexander,  Zeuge  des  heroi- 
schen Kampfes  von  der  Anhöhe  von  Gossa,  und  erkennend ,  dassBianehi  das 
Schicksal  des  Tages  entschieden,  im  Beisein  dos  Füllten  Schwarzenberg  vom 
Halse  des  Fürsten  Wölk onsky  das  St  Georgskreuz  3«  C'lasse  genommen  und  an 
Bianchi  durch  einen  seiner  General-Adjutanten  übersendet, 

Iiu  Verfolge  des  weitern  Feldzuges  erstürmte  er  am  4.  Februar  1814  Cleray, 
übernahm  nach  Colloredo*s  Verwundung  das  Com  man  do  des  1.  Arroeccorps  und 
focht  bei  Montereau-  Zur  Süd- Armee  beordert,  befchh'gte  Bianchi  den  rechten 
Flügel  derselben,  erreichte  amS.MärzBeaune,  nachdem  General-Major  Scheither 
bereits  am  27.  Februar  nach  Chalons  an  der  Saone  vorgerückt  war,  setzte  sich  am 
19.  in  den  Besitz  von  Maeon,  er'warb  sich  neue  Lorbern  in  dem  TreflFen  von 
Ly  0  n  und  wurde  vom  General  der  Cavallcrie  Erbprinzen  H  es  s  e  n  -  H  o  m  b  u  rg  unter 
jenen  genannt,  welche  er  ihrcB ausgezeichneten  Betragens  wegen  anempfehlen  müsse* 
Naeh  dem  Einzüge  derAIlilrten  inParis  ward  Bianchi  zumHofkriegsrathe  ernannt. 

Napoleon  hatte  die  ihm  ^nim  Aufenthalte  angewiesene  Insel  Elba  verlassen; 
Bi  an  cht ,  welcher  sich  gerade  damals,  ohne  noch  zu  der  gegen  Murat  bestimmten 
kaiserlichen  Armee  zu  gehören,  auf  einer  Dienstreise  in  Bologna  befand,  erhielt  das 
Commando  über  die  österreichischen  Truppen  in  den  Marken.  Er  rückte  am 
13.  April  an  den  Panai*o,  am  15.  bis  la  Moggia  vor^  und  traf  am  16.  in  Bologna 
ein-  Hier  vrurde  vom  General  der  Cavallerie  Frimont  verordnet,  dass  Bianchi 
mit  12  Bataillonen,  10  Schwadronen,  28  Geschützen  und  1  Pionnier-Compagnie 
(10,300  Mann  Infanterie  und  1170  Reiter)  in  Eilmärschen  über  Florenz  und 
Perugia  auf  Foligno  rücken  und  die  über  die  Apenninen  gegen  Fano  und  Loretto 
führenden  Engwege  besetzen  solle,  während  Feldmarschall -Lieutenant  Graf 
Neipperg  mit  lo,UiK)  Mann  Murat  zu  folgen  und  selben  durch  ScheinangriflTe 


1152 


fcötzubaltcii  Latte.  Vergebens  machte  BiancLi  im  Kriegöratlic  auf  JieNacLtLeile 

dieser Theilung  aufiiierksam  und  fügte  sich  endHch  in  die Noth wendigkeit,  beruhigt, 
dass  der  Feldmarscliall  Fürst  Schwarzeiibergy  tscinc  Ansicht  tlieüendy  ihm  das 
Comraando  der  Armee  gegen  Neapel  übertrug  und  Frini  on  t  anwies  die  zwischen 
Bologna  und  liavenna  aufgestellte  Reserve  unter  Feldmarsehall  -  Lieutenant  de 
Best  dem  Grafen  Neipperg  sogleich  nachrücken  üu  laöücn.  Bianchi*s  Vorhut 
gelangte  am  23.  April  bis  Cortona  und  er  selbst  mit  der  Haupttruppe  bis  Arezzo. 
Am  28.  erreichte  erFob'gno,  am  30.  mit  derVorhutTülcntino,  wohin  Tages  darauf 
cüellaupttruppe  rückte.  Dies  w^ar  der  eigentliche  strategische Punet  undNeipperg 
in  Fano  20 Meilen  von Bianchi geschieden.  Sofort  liess er T ölen tino  in  Verthei- 
digungsstand  setzen  und  fa'sste  den  Entscliluss  solange  auszuharren^  bis  Neipperg 
Zeit  gewonnen  haben  werde  heranzukommen.  Mu  rat  entscbloss  sich  bei  Macerata 
anzugreifen,  was  für  Bianchi  um  so  drohender  war,  alsNeipperg  niittheilen  Hess, 
dass  auf  seine  Mitwirkung  bei  der  bevorstehenden  Schlacht  nicht  zu  zählen  sei,  da 
ihn  die  Division  Carascosa  festhalte*  Nichts  desto  weniger  beharrte  Bianchi  im 
Vertrauen  auf  den  Muth  seiner  Truppen  und  auf  die  Vortheile  seiner  Stellung  auf 
den  einmal  gefassten  Entschluss  die  Schlacht  aüzmiehmen;  ein  Entschluss,  der 
um  m  groösartiger  und  kühner  erscheint ,  als  er  dem  Kunige  Joachim  nur  980C> 
Mann  Infanterie  und  930  Reiter  mit  28  Geschützen  entgegenstellen  konnte  ^  wäh* 
rcnd  dessen  Heer  doppelt  so  stark  war*  Am  frühen  Morgen  des  2.  Mai  begann 
die  Schlacht,  am  3.  um  Mittag  war  der  Sieg  glorreich,  zumeist  durch  unsere 
Geschütz  wir  kungj  und  namentlich  durch  die  auf  der  Hohe  von  Madia  aufgepflanzten 
2  Kanonen  und  1  Haubitze  entschieden j  und  Bianchi  konnto  mit  Recht  sagen: 
„Wenn  bei  Fontenoy  vier  Kanonen  der  Schlacht  eine  andere  Wendung  gaben,  so 
waren  es  bei  Tolcntino  blos  drei.** 

Murat  erlitt  eine  vollständige  Niederlage;  es  folgten  zwar  noch  eine  Reihe 
glänzender  Gefechte,  allein  die  Trümmer  seines  aufgelüsten  Heeres  verliessen 
ihn  bald,  und  als  Flüchtling  musste  er  Schutz  in  der  Fremde  suchen j  er,  der 
noch  kurz  zuvor  die  Hoffnung  nährte,  ganz  Italien  unter  seinem  Scepter  zu  ver- 
einigen* Die  Folge  dieses  glänzenden  Sieges  w^ar  die  Wiederherstellung  des 
rechtmässigen  Thrones  von  Neapeh  Bianchi  hatte  unter  dem  15.  Mai  von 
Sulmona  aus  eine  Proclamation  erlassen,  worin  allgemeine  Amnestie  ohne  Aus- 
nahme und  Beschränkung,  die  Aufrechthaltung  des  Verkaufes  der  Staatsgüter^  so 
wie  der  Rechte  des  alten  und  neuen  Adels  und  die  Rückkelir  der  alten  Dynastie 
ausgesprochen  war,  „Jede  Militärpcrson,**  heisst  es  in  derselben,  „die  aus  beiden 
öicilicn  gebürtig  ist,  und  dem  Könige  FerdinandIV.  denEid  derTreue  schwört, 
behält  ihren  Kang  und  Gehalt.  Diese  Versicherungen  sollen  dazu  dienen,  die 
Interessen  Aller  zu  vereinigen  und  mit  dem  rechtmässigen  Könige  auch  den  Frieden 
in  das  Königreich  zurückzuführen;  sie  müssen  von  allen  Classen  der  Nation  mit 
der  grössten  Theilnahme  und  Erkenntlichkeit  aufgenommen  werden,  **     In  der 


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Conferenz  zu  Casalanza  am  19.  Mai  erklärte  Bianchi  dem  neapoUtanischen  Mini- 
ster,  dass  er  sich  auf  keine  diplomatischen  Verhandlungen  einlasse,  dass  er  den  Sie^ 
ala  beendet  betrachte  und  nur  der  Zeit  zum  Schlagen  einer  Brücke  über  den  Vol- 
iurno  bedürfe,  um  die  Hauptstadt  zu  erobern  und  das  bestimmt  und  allgemein 
ausgesprochene  Verlangen  des  neapohianischen  Volkes  nach  seinem  angesfammten 
Regenlenhause  zu  errullen*  In  der  Nacht  vom  19.  zum  20.  liess  Bianchi  den  Vol- 
turno  überschreiten,  und  schloss  am  20.  mit  den  neapolitanischen  Gesandten 
Carascosa  und  Coletta  die  Militär-Convention  zuCasalanza,  durch  welche 
die  Rückkehr  des  alten  Regentenhauses  als  eine  sich  von  selbst  verstehende  Sache 
ausgesprochen  wurde,  rückte  am  21  ♦  mit  den  siegreichen  Truppen  in  Capua  ein 
und  unterdrückte  den  daselbst  ausgebrochenen  Aufstand.  Er  sendete  hierauf  starke 
Abtlieilungen  nach  den  neapolitai^ischen  Provinzen  und  zog  am  22.  Mittags  mit  dem 
Prinzen  Leopold  und  dem  englischen  Gesandten  Lord  Burghers  an  der  Spitze. 
seiner  Krieger  in  die  Hauptstadt  ein.  Ganz  Neapel  war  in  Bewegung,  die  Strassen, 
Dächer  und  f^cnstcr  waren  mit  Mensehen  gefüllt,  welche  die  Truppen  mit  aller  Lei- 
denschaftlichkeit  des  südlichen  Himmels  bewillkommten  und  ihren  Jubel  und  das 
£ntzücken  auf  diese  Art  an  den  Tag  legten.  Hierauf  bevollmächtigte  Bianchi  den 
Feldmarschall- Lieutenant  Grafen  Neipperg.  mit  der  Gattinn  Murat's^  der 
Schwester  Napoleon^s^  zu  unterhandehij  in  Folge  dessen  sich  dieselbe  mit  ihren 
Kindern  in  den  Schutz  des  Kaisers  von  Osterreich  begab;  und  nach  wenigen  Tagen 
auf  dem  englischen  Linienschiffe  „Tremedoiir*"  unter  Obhut  des  Österreichischen 
Majors  von  Sunstenau  die  Fahrt  naeliTriest  antrat.  Konig  Ferdinand  IV.  traf 
2,  Juni  auf  der  Rhedo  von  Baja  ein,  begab  sieh  am  7.  nach  Portici  und  hielt 
17.  seinen  feici'lichen  Einzug  in  die  Hauptstadt  seines  Ktinigrciches. 
FeldmarschaJl-Lieutcnant  Bianeh!  ^-erliess,  nachdem  er  das  so  schnell  und 
ruhmvoll  eroberte  Reich  dem  rechtmässigen  Beherrscher  übergeben  hatte ,  am 
18.  Neapel,  um  sieh  zur  Armee  nach  Süd-Frankreich  zu  begeben.  Der  grösste 
Thcil  des  Heeres,  das  unter  seiner  einsichtsvollen  Führung  sich  unsterbliche  Lor- 
bern errungen,  hatte  die  gleiche  Bestimmung  und  folgte  ihm  theils  zu  Wasser, 
thdila  tu  Lande  nach.  Im  Königreiche  Neapel  blieben  unter  Feldmarschall-Lieute- 
naoi  Mohr  nur  14,000  Mann  zurück.  —  Sc.  Majestät  Kaiser  Franz  ernannte 
seinen  ausgezeickneten  Feldherrn  gleicJi  bei  der  ersten  nach  Wien  gelangten  Kunde 
van  dem  Siege  von  Toi  e n  t  i  no  zum  geheimen  Rathc,  und  verlieh  ihm  eine  Perso- 
nalzulage jährlicher  10,000  Uidden  CM.  und  das  Grosskreuz  des  neu  gestifteten 
Ordens  der  eisernen  Krone;  der  König  Ferdinand  TV.  beider  Sicilien  erhob 
ihn  sßum  DucadiCasalanza  mit  einer  Dotation  jährlicher  15,000  Gulden  C,  M.  und 
überreichte  ihm  das  Grosskreuz  des  St*  Ferdinand-Verdienst-Ordens.  Im  August 
181 6  wurde  Bianchi  in  den  erbländischen  Freiherrnstand  erhoben.  Im  Jahre  1817 
sollte  er  die  gegen  Bayern  bestimmte  Armee  commandiren^  M^clche  auf  die  Erful* 
lung  des  Vertrages  vom  3,  November  1815,  wegen  Abtretung  des  Salzburgischen, 

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des  Imi-  imd  Hftusruck- Viertels ;  gegen  den  Rhemkreis  zu  dringen  hatte,  — 
bekleidete  später  die  Stelle  eines  Hofkriegsrathcs,  bis  ihn  eine  mehrjährig  anhal- 
tende Krankheit  und  andere  Umstände  %^eranlassten  j  um  seine  Versetzung  in  den 
Ruhestand  anzusuchen,  welche  dem  verdienstvollen  Veteranen  am  16*  März  1824 
bewilliget  wurde. 

Auf  seinem  zu  Mogliano  nnweit  Troviao  erkauften  Landsitze  lebte  er  seitdem 
in  landlicher  Zm'Qckgezogenlieit,  und  wurde  nur  im  Jahre  1830  bei  den  damaligen 
kricgeriselien  Aussiebten  zu  einem  Armee-Commando  bestimmt,  wozu  esabernicht 
kam.  ^  Die  Revolution  1848  fand  ihn  auf  seinem  Landsitze  ruhig  und  unbesorgt. 
Da  man  aber  in  ihm  einen  Anhänger  Österreichs  fürchtete,  wurde  er  durch  die 
provisorische  Regierung  plötzlich  gefangen  genommen  und  unter  der  unanstän- 
digsten Behandlung  durch  volle  zw^ei  Monate  zu  Treviso  in  Arrest  gehaltenj  bis 
die  Einnahme Trcviso's  durch  Feldmarschall-Lieutenant  Weiden  am  14.  Juni  ihm 
die  Freiheit  zurückgab.  Bianehi  erfreute  sieb  in  seinen  vorgerückten  Jahren 
einer  bewunderungswürdigen  Frische  des  Geistes  und  des  Vollbesitzes  seiner  kör- 
perlichen Kräfte. 

In  dem  vortrefflichen  Werke :  ,jF  r  i  e  d  ri  c  h  Freiherr  von  B !  a  n  c h  i ,  k.  k.  Feld- 
marschall-Lieutenant  etc.  etc.  Wien  1857*^  heisst  es  sehr  richtig:  ,,Bianchi,  eine 
der  mächtigsten  Stützen  Österreichs  in  den  grossen  Franzosenkriegen,  w^ar  einer 
jener  Soldaten,  die  jede  ihrer  Beförderungen  nur  durch  Auszeichnung  erworben, 
einer  jener  Feldherrn,  so  am  meisten  und  tiefsten  in  die  neue  dm^ch  Napoleon  L 
begründete  Kriegführung  eingedrungen  waren.  Viel  zu  früh  wurde  er  dem  Dienste 
entrissen.  Als  Mensch  und  Krieger  war  er  ein  edles  Beispiel;  ein  Geist,  wie  ihn 
oft  nur  Jahrhunderte  hervorbringen,  vielleicht  viel  zu  erhaben  füi*  die  Gegenw^art,** 

NOSTITZ  -KlEKECKj  JohannNepomuk  Graf  von.  Fei  dmarschall-Lieutenant, 
geheimer  Ratli  und  Kämmerer  j  Inliaher  des  Cbcvüuxlegcrs-Reginicnts  Nr.  7,  ent- 
stammte einer  alten  schlesischen  Famiiie  und  wurde  1768  zu  Prag  geboren.  Zum 
Kriegerstando  bestimmt,  trat  er  nach  sorgföltigcr  Erziehung,  um  sich  militärisch 
auszubilden,  als  Frequentant  in  die  Neustädtcr  Akademie,  verliess  diese  nach  Jah- 
resfrist und  wurde  1785  Cadet  bei  dem  Dragoner-Eegimente  Leopold  Toscana. 
Im  Jahre  1786  avancii^fe  er  zum  LTnterlieutcnant ,  17S7  zu  Oberlieutenant,  und 
wegen  tapferer  Haltung  im  Türkenkriege  sclmn  1791  zum  Rittmeister. 

Seine  Entschlossenheit  trat  namentlich  bei  Gelegenheit  des  Rückzuges  von 
Lugos  nach  Karansebcs  (1788)  auf  ausgezeichnete  Weise  hervor  und  bei  der  Bela- 
gerung %''on  Belgrad  erwarb  er  sich  des  greisen  London  Achtung  und  Lob.  Als 
Major  (1793)  setzte  er  seine  ruhmwürdige  Laufbahn  unter  Wurmser's  Befehl 
in  den  Kiiegen  gegen  Franki'eich  fort  und  leistete  dem  Feldzeugmeister  Latour, 
unter  dessen  Commando  er  eine  Zeit  lang  diente,  so  treflFlicbe  Dienste,  dass  derselbe 
in  den  Berichten  seiner  mehrfach  rühmlichst  erwähnte. 


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In  dem  Gefechte  bei  Lineelles  (18,  Mai  1794}  wurde  Nostitz  verwundet; 
bei  Hooghledo  (13.  JuniJ,  vor  Lütt  ich  (27.  Juli)  aber  belobt;  nacli  dem 
chtloaen  Angriffe  Piohegru's  auf  unsere  Stellung  bei  Heidelberg  und 
Wiesloeb  (24.  September  1795)  wurde  er  Oberst-Lieutenant  und  im  April  des 
folgenden  Jahres  Oberst  im  Hegimente.  In  dern  darauf  erfolgten  Gefechte  bei 
glingcn  (IL  August)  wiederholt  verwundet,  blieb  er  trotzdem  bis  zur  Entscheid 
^dung  der  Affaii-e  am  Kampfplätze  und  entwickelte  eben  so  viel  Eifer  als  Tapferkeit. 
Besonderes  Lob  erwarb  sich  Nostitz  in  den  vielen  feindlicheo  Actionen,  welche 
die  Monate  September  und  October  füllten^  in  einem  dieser  Vorpostengefechte  traf 
nc  Fh'ntcnkugel  seine  linke  Brust  und  schlug  mehrere  Blätter  einer  vielfach 
«asammengelegten  Landkarte  durchs  welche  er  zwischen  Weste  und  Ll^niform 
gesteckt  hatte.  Dieses  zufällige  Schutzmittel  rettete  ihm  das  Leben  und  er  konnte 
von  Glück  sagen,  dass  er  nur  mit  einer  starken  Contusion  davonkam. 

Nach  dem  Tode  seines  Oheims,  des  Feldmarschalls  Grafen  Friedrich 
Nostitz,  zog  er  sich  zur  Ordnung  von  Faniiliengeschäften  Ende  December  1796 
ins  Privatleben  zurück,  betrat  aber  1800,  als  die  böhmische  Legion  errichtet  werden 
sollte,  aufs  Neue  den  Kriegsschauplatz*  Er  wurde  zum  General-Major  und  Bri- 
gadier dieser  Legion  ernannt  und  vertauschte  diese  Stellung  nach  dem  Frieden  von 
Luneville  mit  der  eines  Cavallerie-Brigadiers  in  Prag, 

^Vls  der  Feldzug  von  1805  begonnen,  treffen  wir  den  General  unter  Feldmar- 
schall-Lieutenant Kienmayer  und  FeldmarschaU-Lieutenant  Merveldt.  Nach- 
dem sich  der  Letztere  zur  Deckung  der  Steiermark  zurückgezogen  hatte,  blieb 
Nostitz  mit  4  Bataillonen  und  6  Schwadronen  bei  der  russischen  Armee  und 
sollte  deren  Arricregarde  bilden.  In  dem  Treffen  bei  Dürnstein  (IL  Novem- 
l>er),  wo  die  beiden  franzüsischen  Divisionen  Mortier  und  Dupont  von  dem 
G  eneral-Lieutenant  ßagration  geschlagen  und  grösstentheils  aufgerieben  wurden, 
nahm  Nostitz  mit  seiner  Brigade  entscheidenden  Antheil  am  Siege,  und  beson- 
ders bedeckten  sich  die  Husaren  von  Hessen -Homburg  mit  Ruhm;  ingleichen 
in  dem  Rückzugsgefechte  bei  Schöngrabern  am  15.,  in  welchem  Murat  mit 
40jOOÜ  Mann  die  die  Nachhut  bildende  Brigade  Nostitz  zu  erdrücken  vermeinte. 
Aber  die  alliirtcn  Truppen  —  Nostitz  und  6000  Russen  —  kämpften  mit  bei* 
spielloser  Tapferkeit  bis  11  Uhr  Nachts  und  brachen  sich  Bahn  durch  die  unüber- 
sehbaren Massen  der  Franzosen.  Auch  in  der  Schlacht  bei  Austerlitz  liatte  sich 
der  Graf  mit  Ruhm  bedeckt,  dem  verfolgenden  Davoust  entgegengeworfen,  seine 
;fordcrsteu  Bataillone  zerstreut  und  3W  Franzosen  gefangen* 

Im  Jahre  1809  wurde  ihm  das  Commando  der  Reserve  des  L  Armeecorps 
übertragen;  sie  war  aus  5  Bataillonen  und  2  Schwadronen  IJhlanen  zusammen- 
gesetzt. Drei  Tage  vor  der  Schlacht  bei  A sporn  zum  Feldmarschall-Lieutcnant 
ernannt;  nahm  er  bei  der  zweiten  Angriffscolonne  (dem  L  iVrmcccorps)  an  dem 
krilftigen  Widerstände  gegen  jene  feindlichen  Massen,  welche  das  Centrum  angriffen, 

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Theil  und  fiel  dem  vorgedrungenen  Feinde  in  seine  Unke  Flanke.  In  der  Rela- 
tion unter  den  besonders  Ausgezeichneten  genannt,  waren  ihm  zwei  Piercte  unter 
dem  Loibe  verwundet,  er  selbst  erhielt  eine  Contusion  am  linken  Fusse,  blieb  aber 
dennoeh  bis  zum  22.  Mai  spat  Abends  zu  Pferde  bei  serner  Truppe  im  Gewüble  der 
heftigsten  Sehladit,  Bei  Wagram  ward  er  als  Commandant  von  4  Reiter-Regi- 
mentern Zur  Unterstützung  des  den  linken  Flügel  bildenden  4  Armeeeorps  hinter 
der  Höhe  von  Markgraf-Neusiedel  beordert;  er  führte  mehrere  Angrilfe  mit  Ent- 
schlossenbeit  aus,  die  aber  ohne  Wirkung  blieben,  und  ward  wieder  unter  den 
Verwundeten  und  Ausgezeichneten  genannt. 

In  den  folgenden  Friedensjahren  lebte  Graf  No  s  ti  t  z ,  wegen  misslicher Gesund- 
heitsumstiinde  beurlaubt,  im  Sommer  auf  seinen  Güternj  im  Winter  zu  Prag,  erhielt 
1813  vorerst  das  Commando  einer  Kürassier-Division  und  vrurde  zu  Anfang  Sep- 
tember bei  der  neuen  Eintheilung  der  Armee  Chef  des  österreichischen  Kürassier- 
corps. Dieses  bestand  aus  den  sieben  Kürassier-Regimentern  Kaiser,  Erzherzog 
Franz,  Kronprinz,  Alb  ert ,  Sonimariva,  L  oth  ringen  und  Ilohenzol* 
lern^  dann  demCbevauxlegers-Regimente  O'ßoilly,  zusammen  36  Schwadronen, 
mit  3  sechspfündigen  Batterien.  Es  gehörte  zu  der  vom  General  der  Cavallerie  Erb* 
prinzen  Hessen -Homburg  befehligten  Reserve,  zu  welcher  noch  die  Infanterie- 
Divisionen  B  i  an e h  i  und  W e  i s s en  w o  1  f  nebst  ihren  Batterien  gerechnet  wurden. 
Am  16-  October  um  die  llittagsstundc  wurde  der  Erbprinz  beordert,  dem  bei 
Wachau  und  Liebertwolkwitz  auf  dem  rechten  Ufer  der  Pleisse  kämpfenden 
russischen  General  Wittgensteinj  dem  preussischen  Corps  von  Kleist  und  jenem 
Klcnau*3,  welche  von  Napoleon  schon  bedrängt  waren, zu  Hülfe  zu  eilen.  Feld- 
marschaH-Lieutenant  Graf  Nostitz  rückte  mit  seinen  Kürassieren  an  der  Spitze 
der  Reserve  eiligst  vor  und  gelangte  um  2  Uhr  Nachmittags  durch  ein  sehr 
beschwerliches  Defild  in  das  Dorf  Grob  er  n,  vor  welchem  sich  die  Ebene  offen 
ausbreitet  Wittgenstein*a  Truppen  waren  im  vollen  Rückzuge,  Napoleon 
nahe  daran ,  seine  beiden  Flügel  zu  umgehen  und  das  Centrum  der  Verbündeten 
zu  durchbrechen.  Von  unübersehbaren  feindlichen  Massen  gedrängt,  konnte  der 
Vortrab  Nostitz^s  (2  Schwadronen  Alhert-Kürassiere)  sich  nur  mit  grosser  Mühe 
formiren^  war  aber  dann  wieder  durch  den  Schwall  der  weichenden  Russen  mit 
in  den  Rückzug  fortgerissen.  Es  stand  zu  befürchten,  dass  das  Kürassiercorps  gar 
nicht  mehr  durch  Grobem  hinausgelangen  werde.  Da  Hess  Graf  Nostitz  mit 
besonnenem  Scharfblicke  eilig  die  zwei  nächstfolgenden  Schwadronen  Albert- 
Kürassiere  sich  formiren  und  führte  sie  selbst  im  Schritt  unter  dem  heftigsten 
Feuer  in  die  Nähe  der  feindlichen  Colonnen  vor*  Dieses  mit  ruhiger  Entschlossen- 
heit ausgeführte  Manoeuvre  machte  die  französischen  Massen  stutzen;  sie  hielten 
einen  Augenblick  an  —  und  dieser  genügte,  Zeit  und  Raum  waren  gewonnen  und 
die  nächstfolgenden  Regimenter  konnten  aufraarschiren.  Mit  dem  Regimente 
Albert  stürzte  sich  Nostitz  auf  die  Fronte,  mit  Lothringen  in  die  Flanke  der 


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polnischen  und  französischen  Reiter  unter  Letort,  warf  und  versprengte  sie; 
dana  brach  er  unter  die  nächsten  Infantcrieniasscn  der  Garde,  von  Mortier  und 
Oudinot  befehligt,  ein,  durchbrach  mehrere  derselben  und  hieb  einen  grossen 
Theil  zusammen.  Die  Reste  bedeckten  gegen  Wachau  hin  fliehend  die  Ebene*  Die 
noch  von  weitem  heranziehenden  feindlichen  Truppen  hielten  im  Marsche  an  und 
stutzten,  dann  aber  ermannten  sie  sich  und  die  Kaisergarden  drangen  vor.  Die  beiden 
Kürassier-Regimenter^  von  allen  Seiten  mit  Übermacht  angegriffen,  zogen  sich 
langsam,  geschlossen,  in  bester  Ordnung  auf  das  Gros  der  Reserve-Cavalleri e 
zurück,  vom  Feinde  gefolgt,  der  gegen  Grob ern  immer  mehr  Terrain  gewann. 
Da  war  es  nun,  wo  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Nostitz  mit  den  beiden  Regi- 
mentern Erzherzog  Franz  und  Kronprinz  zum  zweiten  Male  den  Feind 
angriß',  über  die  Fläche  zurückwarf  und  die  Ebene  von  Grobem  von  den  französi- 
schen Massen  und  Colonnen  säuberte.  Wohl  vereinigte  des  Gegners  Artillerie  ihr 
verheerendes  Feuer  gegen  die  braven  Kürassiere,  welche  derselben  anfangs  nur 
mit  einer  einzigen  Cavallerie-Batterie  antworten  konnten,  die  noch  dazu  sehr  bald 
demontirfe  wurde.  Dennoch  behauptete  Nostitz  die  errungene  Fläche  im  stärksten 
Kanonenfeuer  mit  der  kaltblütigsten  Standhaftigkeif,  bis  nach  II  l'hr  Nachmit- 
tags die  Division  Bianchi  und  die  Reserve-Batterien  anlangten^  nach  Markklee- 
herg  vorrückten  und  die  Schlacht  auf  diesem  Puncto  völlig  herstellten.  Die  Fran- 
zosen wurden  bis  in  jene  Aufstellung  zwischen  Dölitz  und  Wachau  zurückgeworfen, 
in  welcher  sie  zuerst  bei  Tagesanbruch  gestanden. 

ObsL-hon  es  am  18.  zu  keinen  grossen  entscheidenden  Reiterangriffen  hei  der 
ersten  Colonne,  in  welcher  Nostitz  eingetheilt  war,  kam,  so  ward  er  dennoch  in 
den  theilweisen  Gefechten  viel  beschäftigt  und  erhielt  zeitig  einen  Streifschuss  an 
der  rechten  Seite  und  eine  Kugel  in  den  linken  Obcrschenkeh  Ungeachtet  dieser 
beiden  Wunden  blieb  er  nicht  nur  diesen  Tag^  sondern  anch  den  ganzen  19.  Octo- 
her  bis  in  die  Nacht  zu  Pferde. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  Franz  verliehen  dem  Feldmarachall-Lieutenant 
Grafen  Nostitz  mit  Allerhöchstem  Handbillet  aus  Rotba  vom  20.  Octobcr  das 
Cominandeurkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens^  und  der  Kaiser  Alexander 
von  Russland  den  St.  Anncn-Orden  1.  Ciasso. 

An  den  ferneren  Operationen  der  verbündeten  Ilcerc  nahm  Nostitz  mit 
gleicher  Auszeichnung  bei  Troyes,  Arcis  sur  Aube,  Fere  Champenoise 
und  V I  try  Theil  befehligte  im  Feldzuge  von  1815  eine  Division  der  Reserve,  rückte 
mit  dieser  bis  Chälons  sur  Saone  und  Dijon  vor,  und  wohnte  noch  der  letzten  krie- 
gerischen Waffenthat  derselben,  der  Eroberung  des  Forts  Saint  Andre?  belSalins,  bei. 

In  dem  Lager  bei  Dljon  führte  er  am  L  Octobcr  1815  bei  einem  grossen  Caval- 
lerie-Manocuvre  vor  den  alliirten  Monarchen  einen  Frontmarsch  mit  6  Kürassier- 
Regimentern  im  Schritt  und  Galop,  und  am  Schlüsse  eine  Attatjuc  mit  den  Regi- 
mentern  Franz  M  o  d  e  n  a   und   K r  o  n  p  r  i n  z  aus.  Nach  dem  Vollzüge  derselben 


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ritt  Kaiser  AI  ex  arider  auf  den  General  zuj  nahoi  ihn  bei  der  Hand  und  stellte 
ihn  dem  Herzoge  von  Wellington  mit  folgenden  Worten  vor:  j,Graf  Noatitz! 
Einer  der  wackersten  Generale  der  österreichischen  Armee.  Beinahe  auf  dieselbe 
Art  wie  heute  hat  er  es  auch  hei  Leipzig  gemacht.  Wer  weiss,  ob  wir  sonst  beute 
hier  ständen.^ 

Nach  dem  Friedensschlüsse  erhielt  Nostitz  wieder  einen  zweijährigen 
Urlaub,  der  einige  Male  verlängert  wurde,  bis  er  Wunden  halber  im  Juli  1821 
in  die  Pension  trat,  und  später  noch,  im  Jahre  1834,  als  Kaiser  Franz  die 
böhmische  Hauptstadt  besuchte,  zur  neuerlichen  Anerkennung  seiner  hohen  Ver* 
dienste  mit  der  Wurde  eines  geheimen  ßathes  ausgezeichnet  wurde. 

Nostitz  endete  am  22.  October  1840  nach  langer  und  schmerzhafter 
Krankheit  sein  thatenreiches  Leben  zu  Prag.  Sein  tapferer  Waffengefährtc  Fürst 
von  Windisch- Grätz,  damals  Feldmarschall-Licutenant,  geleitete  ihn  mit  der 
Garnison  der  Hauptstadt  zur  Stätte  der  ewigen  Ruhe. 

REISNEE;  Anton  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenantj  Inhaber  des  Artil- 
lerie-Regiments Nr.  3,  Sein  Gebui*tsort  war  Neufistritz  in  Böhmen  (1749),  der  Ort 
seiner  ersten  wissenschaftlichen  Studien  Budweis,  Sein  Vater,  damals  Major  in  der 
Artillerie,  widmete  ihn  nach  absolvirten  Gyranasialstudien  dem  Fache^  in  welchem 
er  selbst  diente,  und  Reis n er  trat  1768  als  ex  propriis  Cadct  in  die  L  Artillerie- 
Brigade  ein;  1771  avancirte  er  zum  Feuerwerker  und  1776  zum  Lieutenant 
im  2.  Fcldartillerie-Regimente.  In  dem  kurzen  Kriege  gegen  Preussen  von  1778 
bis  1779  zog  er  die  Aufmerksamkeit  des  Feldmarschalls  London  auf  sich,  und 
w^rde  nach  der  Rückkehr  1784  zum  Obcrlieutenant,  1787  ziim  Capitän- 
Lieutenant  im  Feldartillcrie-Rcgimente  ernannt. 

In  den  Türkenkriegen  von  1788  und  1789  ward  Reisner  dem  Armeecorpa 
des  Feldmarschall-Lieutcnants  Grafen  Wartens  leben  zugctheilt,  der  ihn  dem 
KaiBCr  Joseph  11.  sein-  angelegentlich  empfehlen  konnte,  und  focht  1790  unter 
Clerfayt  in  der  Walachei*  Als  der  französische  luieg  zum  Ausbruche  kam,  ward 
er  als  Major  an  den  Rhein  versetzt,  w^o  er  bei  verschiedenen  Gelegenheiten,  so 
bei  den  Belagerungen  von  Mannheim,  Kehl  und  vor  Hüningen  als  Artillerie- 
Commandant  sich  rühmlichst  hervorthat  und  bis  1797  verblieb. 

In  diesem  Jahre  avancirte  er  zum  Oberst- Lieutenant  und  Commandanten  des 
Bombardiercorps,  kam  aber  nach  kurzer  Ruho  schon  1799  als  Commandant  der 
Belagciimgs-^Vrtillerie  vor  Mantua.  Nach  der  siegreichen  Schlacht  an  der  Trebia 
konnte  erst  die  Belagerung  von  Man  t  ua  mit  voller  Sicherheit  wieder  begonnen  wer- 
den* Schon  am  10.  Juli  eröffneten  die  von  Reisner  aufgeführten  Batterien  ihr  Feuer 
und  am  28.  ergab  sich  der  wichtige  Platz,  in  welchen  von  unserer  Seite  14,272 
Schüsse  und  W'ürfc  gefallen  waren.  Nur  durch  die  Zweckmässigkeit  der  Verwen* 
düng  der  Artillerie  durch  den  thätigen  Oberst-Lieutenant  Reis n er  konnte  mit  einer 


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[▼erhältnissmUssig  so  geringen  Menge  Munition  ein  so  grosses  Resultat  erzielt  wer- 
den.   Aber  die  Gelegenheit  zur  Auszeichnung  war  für  lielsncr  in  diesem  Feld- 
EEugo  noch  nieht  zu  Ende.    Er  erhielt  den  Befehl,   aus   den  in  Turin  eroberten 
lYorräthcn  eine  Belagerungs-Artiüerie  gegen  Cuneo   auszurüsten,    und  seinem 
■Grondfliitze  treu,  den  er  so  oft  mit  Erfolg  verfolgt  hatte,  dass  die  gleichzeitige  zweck- 
imäsaige  Vorwendung  überlegener  Angriffsmittel  am  schnellsten  und  sichersten  zum 
[Zielo  fuhrCj  beantragte  er  138  üeschlitze.  Am  2.  Üecember  begann  lioisner  aus 
'  «wanzig  Batterien  ein  verheerendes  Feuer,  und  schon  nach  24  Stunden  brachte  er 
den  Festungs-Commandanten  zu  dem  Entschlüsse,  wegen  der  Übergabe  zu  unter- 
I  handeln,  die  am  4.  erfolgte.  Im  Ganzen  hatte  unsere  Artillerie  während  dieses 
24stiLndigen  Bombardements  bei  12,000  Schüsse  gemacht  und  Reis n er  bei  dieser 
Belagerung  ein  höchst  lehrreiches  Beispiel  gegeben.  Verehrer  halber  Massregeln 
würden  es  vorgezogen  haben,  bei  dieser  Beschiessung  langsamer  zu  Werke  zu 
gehen;  der  Feind  hätte  Zeit  gewonnen  zur  Besinnung  zu  komraent  die  entstande- 
nen Brände  zu  loschen,  auf  den  Werken  durch  seine  Artillerie  neuen  Widerstand 
!  EU  leisten  und  überhaupt  alle  Ilülfsmittel  m  Anwendung  zu  bringen,  welche  die 
allmählich  sich  ent%vickelnde  Gefahr  gewöhnlich  aelbst  an  die  Hand  gibt.    Der 
Mum'tionsaufwand  würdo  bei  den  Belagerern  durch  einen  sparsamen  Gebrauch  nur 
vermehrt  worden  sein  und  den  Eindruck,  welchen  tausend  Schüsse  in   einer 
Stunde  auf  die  Gemüther  machen^  bringen  sie  nicht  mehr  hervor,  wenn  sie  auf 
einen  ganzen  Tag  vertheilt  sind,  eine  Wahrheit,  welche  immer  berücksichtigt  %ver- 
den  soll,  wenn  es  sich  um  grosse  Resultate  handelt. 

Durch  die  Leitung  des  Artillerie-Dienstes  während  dieser  beiden  Belagerun- 
gen hatte  Reisner  seine  gründlichen  Einsichten  und  seine  Thätigkcit  auf  die  glän- 
zendste Weise  an  Tag  gelegt,  und  es  konnte  solche  Auszeichnung  nicht  unberück- 
I  eichtigt  bleiben*  Kurz  vor  der  zweiten  Belagerung  war  er  zum  Obersten  und  Com- 
mandanten  des  zweiten  Artillerie-Regiments  befördert,  und  nach  dem  Falle  von 
Cuneo  (Coni) ausser  Capitel  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Thcresion-Ordens 
geschmückt  worden.  Im  Jahre  1800  war  or  Feldartillerie-Director  bei  der  Armee 
in  Italien  und  focht,  wenn  auch  noch  kränkelnd  an  einer  Wunde  aus  der  Schlacht 
bei  Marengo,  in  den  Tretren  bei  Valeggio,  Villafranca  und  Verona. 

Nach  dem  Friedensschlüsse  kehrte  Reisner  nach  Wien  zurück,  rückte  1805 
zum  General-Major  vor,  in  welcher  Stellung  er  als  ArtiUerjcchcf  nach  Italien  kam, 
um  in  jenem  Wirkungskreise,  den  or  früher  daselbst  innegehabt,  auch  die  näm- 
lichen hohen  Verdienste  sich  zu  sammelü.  Denselben  ehrenvollen  Posten  erhielt  er 
1809,  wurde  in  dem  Treffen  an  der  Piave  von  der  feindlichen  Cavallerie  gefangen 
und  auf  eine  rohe  Weise  misshandelt;  allein  noch  im  nämlichen  Jahre  konnte  er  des 
,  geschlossenen  Friedens  halber  nach  Gratz,  bereits  zum  Feldmarschall-Lieutenant 
vorgerückt,  heimkehren,  von  wo  aos  er  nach  Wien  als  Artillerie-Di  visionär  berufen 
wurde.  Hier  blieb  er  bis  zum  Beginne  der  neuen  Feindseligkeiten  von  181  iJ.  Die 


1160 


grossen  Verluste  unserer  Artillerie  uach  tler  Schlacht  bei  Dre^üden  forderten  raschen 
Ersatz ;  die  Wahl  bezuglich  der  Reorganisation  fiel  auf  Feldmarschall-Lieutenant 
Reisiierj  der  sogleich  an  Ort  und  Stelle  eilte  und  noch  am  Wege  die  ihm  auf- 
stossenden  zerstreuten  Artillerie- Ab theüungen  zu  einem  ganz  ansehnlichen  Artil- 
lerieparke  ordnete.  Mit  dem  Berichte  über  diese  erste  wichtige  Amtshandlung  trat 
R  e  1  s  n  e  r  beim  Oberbefehlshaber  Fürsten  von  S  c  h  w  a  r  z  e  n  b  e  r  g  ein ,  welche r 
sogleich  aus  den  Erläuterungen  des  neuen  Artülcriechefs  über  einige  der  dringend- 
sten Massregeln  entnahm^  dass  die  oberste  Leitung  des  Artillerie-Dienstes  bei  der 
Armee  in  sehr  geübte  und  thätige  Hände  gekommen  sei ! 

Reisner  konnte  noch  Zeuge  des  ruhmvollen  Sieges  bei  Kulm  sein;  allein 
noch  viel  Grösseres  als  hier,  sah  er  unter  kräftiger  Mitwirkung  seiner  ihm  unter- 
geordneten Waffe  %'or  Leipzig  leisten.  Wie  gross  sein  personliches  Verdienst  bei 
diesem  entscheidenden  Kampfe  war,  und  welche  wichtigen  Dienste  er  durch  rast- 
lose Thätigkeitj  kluge  Aufstellung  und  Verwendung  des  Geschützes  geleistet  hatte, 
bew^eisct  die  Belohnungj  die  er  nach  errungenem  Siege  erhielt.  Er  wurde  mit 
AUerhüchsteni  Handschreiben  aus  Schmalkalden  vom  30.  October  1813  mit  dem 
Com mandeur kreuze  des  Maria  Thercsicn-OrdcnSj  dann  von  den  befreundeten 
Monarchen  mit  dem  russischen  St  Annen-Orden  erster  und  mit  dem  preussiachen 
rothen  Adler-Orden  zweiter  Classe  belohnt. 

Mit  gleiclier  Auszeichnung  wirkte  Rei  sn  er  im  Kriege  im  Innern  Frankreiche, 
80  dass  er  im  Jahre  1815  ausdrücklich  vom  Feldmarsclmll  Fürsten  zu  Schw^ar  zen- 
berg  als  Feldartillerie-Director  verlangt  wurde.  Ins  Vaterland  zurückgekehrt^ 
widmete  er  sich  nun  gänzlich  dem  Artillerie -Dienste  und  dessen  Hebung;  sein 
weiti'eichender  Blick  Hess  ihn  ganz  besonders  die  Übungen  auf  dem  Exercirplatze 
als  ein  unentbehrliches  Moment  der  Ausbildung  ersclien,  und  er  verfolgte  die 
theoretischen  und  praktischen  Versuche  in  seiner  Waffe  mit  einer  Genauigkeit  des 
Details,  wie  es  vor  ihm  nicht  leicht  Jemand  gethan.  Nach  dem  im  Jahre  1818 
erfolgten  Tode  des  Feldzeugmeisters  Freiherrn  von  Unterherger  kam  Reisner 
an  dessen  Stelle  zum  Artillerle-Hauptzeiigamtej  und  bekleidete  gleichzeitig  nach 
des  Feldmarschalls  Grafen  Joseph  von  Colloredo  Hintritt  provisorisch  den 
Posten  eines  Gcncral-Artillerie-DirectorS;  bis  Erzherzog  Ludwig  denselben  antrat 

Die  Kopfwunde  aus  der  Schlacht  bei  Marengo,  in  Verbindung  mit  jenen 
Wunden,  welche  ihm  die  französischen  Reiter  hei  seiner  Gefangcnoehmung  beige- 
bracht, äusserte  sich  jetzt  in  aller  ihrer  Gefilhrllchkeit.  Der  starkmüthige  Krieger 
hatte  zwai*  die  Sehmerzen^  die  sie  ihm  von  jeher  veruisacht,  möglichst  zurück- 
gedrängt; jetzt  unterlag  er  ihnen,  nachdem  der  Tod  lange  Zeit  mit  seiner  kräftigen 
Constitution  gerungen. 

Feldmarseliall-Lieutenant  R  e  i  s  n  e  r  starb  zuWien  am  22.  October  1822.  In  ihm 
verlor  die  Artillerie  eine  Zierdcj  und  seine  vielseitigen  wichtfgen  Dienste,  w^elche 
er  in  allen  Kriegen  während  seiner  militärischen  Laufbahn  seinem  Monarchen 


1161 

und  dem  Vaterlande  leistete j  bleiben  ein  würdiges  VorWld  Tdr  seine  Waffe. 
Von  einer  fünfmaligen  ruiimvolleti  Führung  der  Feldiirtillerie-Direction  bei 
grossen  Armeen,  hat  die  Artillerie-Geschichte  kein  zweites  Beispiel. 

SäY:N  und  WlTTGE}«HTi:nJ,  Ludwig  Adolph  Peter  Ftirst,  kais.  russiaeher  Feldmarschati, 
geboren  äid  6.  Jänner  1769.  Frühzeitig  in  Dienste  getreten,  war  der  Fürst  schoTi  im  Jahre  t806 
\  General  -  Major  und  Chef  des  Mariaporschen  Husaren  -  Regiments .,  commandirte  im  folgendeit 
Jahre  die  Avan^arde  des  5.  Armeecorps  unter  Tolstoy  an  der  Narew,  ond  zeichnete  sich  im 
Gefechte  bei  Oatroleniia  am  30,  April  aus.  Im  Kriege  1812  war  er  als  General-Liemenant  Com- 
mandant  des  eraten  Corps  der  Westarmee  ^  und  kämpfte  an  der  Duna  gegen  Oudiuot  und 
St  Cyr,  dann  ^egen  Victor.  Im  folgenden  Jahre  wurde  er  General  der  Cavallerie  und  nach 
KtttttsowV  Tode  Ob  erbefehl  eh  aber  der  rueBiach-preusßischen  Huuptarmee;  er  gewann  am  5.  April 
das  Gefecht  bei  Möckern^  lieferte  die  Schlacht  bei  Lützen  und  Bautzen,  und  hob  am  22.  August 
dafl  feindlicho  Lager  bei  Pirna  auf.  Für  diese  Waffenthat  verlieh  ihm  Kaiser  Franz  mit  Hand- 
!»illet  aus  Brüx  vom  2G.  August  das  Ritterkreuz.  Er  kam  im  Verfolge  der  weiteren  Operationen 
3EUX  Uauptarmee  unter  Schwarzen  berg^  nahm  an  der  Schlacht  bei  Dresden  und  am  Treffen 
bei  NoUendorf  Tbeil,  und  leistete  bei  Leipzig  sehr  wesentliche  Dienste»  Als  Commandant  des 
rechten  Flügels  der  Terbündeten  Heere  entries  er  dem  Feinde  alle  mit  grosser  Übermacht  bei 
WachaUi  Gossa  und  Liehertwolkwitz  errungenen  Vortbeile  und  drängte  dieselben  mit  Verlust 
zurÖck.  Seine  Majestät  Kaiser  Franz  Terlieh  ihm  nun  mit  Handbillet  aus  Rntba  vom  20.  October 
1813  das  Commandeur kreuz  des  Maria  Theresien-Ordens. 

Am  2.  Jänner  1814  ging  Wittgenstein  hei  Si  Leuis  ober  den  Rhein.  Sein  Corpi  wurde 
als  6.  Armeecorpst  ein  Theil  der  Hauptarmce  unter  Schwarzenbcrg,  und  Wittgenstein 
behauptete  in  allen  Gefechten,  besonders  vor  Paris,  den  Ruhm  eines  tapferen  und  einsichtsvollen 
Generals. 

Beim  Ausbruche  des  Krieges  mit  den  Türken  1828  wurde  er,  unterdessen  zum  Feldmarschall 
und  General-Adjutanten  befördert,  Oberbefehlshaber  der  Südarmee,  welche  Ende  April  über  den 
Pruih  setzte.  Anfangs  in  seinen  Unternehmungen  glücklich,  musstc  er  sich  im  November  nach 
der  Walachei  zurückziehen  und  übergab  das  Coratnando  an  Diebitsoh. 

Im  Jahre  1834  von  dem  Könige  von  Preussen  In  den  Fürstenstand  erbeben,  starb  Witt- 
genfite  in  auf  der  Durchreise  zu  Leiuberg  am    IL  Juni  1843. 


BENNIGBEN,  Ben II in  Levin  Augustin  Tbeophil  Graf  von,  kais«  russischer  General 
der  Cavallerie  und  Gouverneur  von  Lktbauen,  wurde  zu  Bantcln  in  Hannover  1745  geboren  und 
zeichnete  »ich  schon  in  den  Kriegen  gegen  die  Poien  1794  aus.  Kaiser  Alexander  übergab  ihm 
1805  ein  Arroßecorps,  welche«  er  nach  Österreich  gegen  Napoleon  fülirte.  Da  aber  die  Schlacht 
von  AosterliU  vor  seiner  Ankunft  den  Feldzug  beendet  hatte,  so  ging  er   nach  Husaland  zurück. 

Im  Jahre  180C  erhielt  er  das  Obercommando  der  russischen  Armee,  schlug  die  Schlachten 
von  PllltUfik  (26,  Decembcr  1806)  und  Prcuesisch-Eylau  (7.  Februar  1S07)>  üoncentrirte  dann  die 
masisch-preussische  Armee  bei  Friedland  und  lieferte  daselbsl  am  14.  Juni  gegen  Napoleon 
die  grosse  Schlacht,  welcher  der  Friedcnsscbluss  folgte.  Im  Jahre  1812  übernahm  Bennigsen 
einige  Tage  vor  der  Schlacht  bei  Borodino  die  Stelle  eines  Chefs  des  General-Stabes  unter  Kutusow, 
und  war  nach  dem  Rückzöge  Napoleon^s  mit  der  Organiaation  einer  Reseme- Armee  in  Polen 
betraut.  Mit  diesen  Truppen  traf  er  Anfang«  September  an  der  bShmlsch-sachsischen  Grenze  ein, 
bildete    den    äussersten    Linken    Flügel    der  grossen  Armee,    lieferte    am    8.  uod  9*  October    die 


1162 

Gefechte  bei  BreHonau  and  Dohna  und  drtog^te  den  Feind  nach  Dresden.  Sein  Corps,  welches  den 
Namen  der  polnischen  Armee  erhielt,  wurde  durefi  die  Division  des  FeldraarBchall-Lteutenants 
Bub  na  verstürkt.  In  der  Sohlacht  bei  Leipzig  befehligte  er  die  dritte  Colonne  und  traf  am 
18.  October  früh  bei  Fuchahain  ein.  Da  die  Franzosen  in  der  Nacht  ihre  Stellung  verlassen  und 
sich  sturückgezogen  hatten,  änderte  er  auf  das  Zweckmitssigste  die  Dispositionen  zum  Angriffe  und 
manoeuvrirte  mit  dem  besten  Erfolge  gegen  des  Feindes  tinJten  Flügel,  indem  er  ihm  Pfauensdorf, 
Hölzbauaen  und  Zuckelhaußen  nahm  und  sich  in  dieser  Stellung  behauptete.  Das  Comman- 
deurkreuz  wurde  ihm  für  eeine  diestülligen  Veniiensto  mit  Allerhöchstera  Haudbillet  aus  llötha 
\om  *20.  October  zu  Theil. 

Hierauf  ward  Bennigeen  mit  der  Bloekade  von  Hamburg  beauftragt  ^  deasen  Thore  aber 
Davon  st  erst  naoh  Beendigung  des  Kriege»  Öflfeete. 

Bennigsen  Hess  sich  nach  dem  zweiten  Pariser  Frieden  in  seinem  Vatcrlande  niedert 
wo  er  am  3.  October  182G  zu  Hannover  starb.  Er  ißt  der  Verfasser  der  ^Gedanken  über  einige 
Kenntnisse,  die  einem  Officier  der  leichten  CavaileTie  nöthig  sind.*' 

ölfEJSENAÜ»  AugUBt  Wilhelm  Anton  Neidbardt  Graf  von,  k.  preussiseher  Feld- 
marechallj  Sohn  eines  k.  k,  österreichischen  Hauptmannes,  war  zu  Schiida,  wo  sein  Vater  im 
Winterquartiere  stand,  am  28»  October  1760  geboren.  Im  18,  Lebensjahre  trat  öneiaenau  in 
baireuthischo  Dienste  und  fdhrte  1780  die  Ereatzmannschailen  nach  Amerika^  konnte  aber  an  dem 
Kriege  keinen  Tbeil  mehr  nehmen,  da  er  nach  Abschlusa  des  Waffen Btilletandes  eintrat 

Nach  Europa  zurückgekehrt,  nahm  er  1786  pretasaische  Dienste,  machte  den  Feldxug  in 
Polen  als  Hauptmann  mit,  zeichnete  sich  in  dem  unglücklichen  Gefechte  bei  Saalfeld  im  Jahre  1806, 
wo  er  den  ersten  Grund  zum  nachmaligen  Ruhme  legte,  besonders  aus,  verthoidigte  im  Jahre 
1807  mit  grosser  Ausdauer  die  Festung  Kolberg  und  wurde  Oberst. 

Bis  zum  Ausbruche  des  grossen  Krieges,  in  welchem  er  bereits  General-Major  und  General* 
Quartiermeistcr  der  scblesischen  Armee  und  nach  Scharnh  ore  t-a  Tode  als  Chef  des  General- 
Stabe»  hei  Blücher  fungirte,  erhielt  er  mehrere  geheime  und  wichtige  Missionen  nach  London, 
Stockhohn  und  St.  Petersburg. 

Gnelsenau'a  Verdienste  in  den  Jaiiren  1813  bis  1815  sind  bekannt.  Der  meisterhafte 
Kückzug  von  Lützen  bis  Breslau,  der  entscheidende  Sieg  an  der  Katzbach ,  der  Übergang  bei 
W^artenburg  und  der  herrliche  Erfolg  des  Gefechtes  bei  M Ockern  am  16.  October  1813  waren 
zumeist  Werke  seiner  Kathechläge,  Ganz  vorzügliche  Einsicht,  Thutigkelt  und  Tapferkeit  ent- 
wickelte Gneisenau  in  den  Schlaebttagen  hei  Leipzig,  wofür  er  auch  mit  Handbillet  des 
Kaisera  Franz  aui^  Rötlia  vom  20*  October  daa  Commandeu  rkreua  ai^  ehrende  Anerkennung 
erhielt 

An  den  strategischen  Operationen  im  Jahre  1814,  wie  au  den  Siegen  bei  Bfienne,  Laon  und 
Paria  hatte  Gneisen  au  grossen  Theil  und  wurde  von  seinem  Monarchen  zum  General  der  Infan- 
terio  and  in  den  Grafenstand  erhoben. 

Er  trug  auch  im  Jahre  1815  sehr  viel  hei,  dasa  dio  bei  Ligny  geschlagene  preuesiscbe 
Armee  in  Verfassung  blieb  und  den  Sieg  bei  Walerloo  erkämpfte;  hierauf  verfolgte  er  die  Frau- 
iO«en  auf  dem  Fusae  bis  nach  Paris  und  nahm  ThelJ  am  Fdedensabschluase. 

Im  Jahre  1818  wurde  Gneisenau  Gouverneur  von  Berlin,  im  Jahre  1825  Feldma<r8chaU 
und  Vorsitzender  der  auswärtigen  Militär- Angelegenheiten  im  Staatsiathe. 

Als  Preusaen  im  Jahre  18^1  eine  Operations-Ajrmoe  gegen  Polen  Aufstellte,  erhielt  er  den 
Oberbefehl  über  dieselbe ,  starb  aber  am  %i^  Auguat  au  Posen  an  der  Cholera. 


1163 

Kleist  von  Nolleodorf,  Emll  Friedrich  Graf,  k.  preußßiaobct  Fettlniarschall ,  zu 
Berlin  geboren^  war  Adjutant  dea  Feldimarschalls  Molleiidorf  und  diente  in  den  Itliein-Feld- 
sUgen  ftlfl  Capitiin  im  General-Stabe,  wurde  vortragender  Adjutant  des  Königs  und  blieb  im  Felil- 
tnge  1806  bei  demselben;  1809  erhielt  Kleist  ale  General-Major  die  Commandantenstelle  von 
Berlin,  181S  eine  Brigade  Unter  York,  wo  er  sieb  bei  Ekau  besonders  auezeiohnete«  Vom  20.  März 
bis  20*  April  1813  blockirto  General-Lieutenant  Kleist  Wittenberg,  bestand  am  28.  April  ein 
rübmliehes  Gefecht  bei  Halle,  schloss  nach  der  Schlacht  von  Bautzen  als  preussischer  Bovolluiäch- 
tigter  den  WalFenatilUtand  ab,  und  wurde  meliiniald  in  diplomatischen  Sendungen  verwendet. 

Boi  Wiederau^ahme  des  Krieges  kam  Kleist  mit  seinem  Corp«  zur  österreiohiacben  Armee 
in  Böhmen,  half  Vandamme  bei  Kulm  Temlchten  und  wurde  Bitter  des  Maiia  Thereaien- 
Ordens.  In  der  Schlacht  bei  Leipzig  entriss  er  den  Franzosen  Markkteeberg^  und  als  diese  mit 
frischen  Colonnen  auf  ihn  eintlrangen,  vertheidigte  er  seine  Stellung  gegen  die  vielfache  Übermacht 
80  lange  mit  beispielloser  Entschlossenheit,  bis  der  k,  k,  Feldmarscball-Lieutenant  Graf  Nostitz 
»ur  Unterstützung  herbeieilen  konnte.  In  dieser  RieeenBchlacM  gab  Kleist  so  viele  Beweise  von 
besonderer  Einsicht  und  Tapferkeit,  dass  ihn  Se,  Majestät  Kaiser  Franz  mit  Handschreiben  aus 
EStbA  vom  20.  October  1813  mit  dem  Commandeurkreuze  auszuzeiobnen  sich  veranlasst  sab. 

Hioraiif  blockirte  er  Erfurt,  folgte  später  der  Armee  nach  Frankreich  und  zeigte  bei  dem 
RSekzuge  von  Etogcs  grosse  Einsicht  und  hoben  Muth.  Den  Sieg  bei  Lüon  entschied  er  im  Vor- 
eine  mit  York  und  fiibrte  bei  Claye  persönlich  eine  Brigade  zum  Sturme,  worauf  die  Heere  vor 
Paris  rückten, 

Kleist  starb  zu  Betlin  am  17.  Februar  1823  im  62.  Lebensjahre. 


WmDE,  Karl  Philipp  PürBi  von,  k.  bayerischer  Feldmartolialli  geboren  am  29.  April 
1767  zu  Heidelberg,  wurde  nach  abgelegten  Studien  Hof-Oericbtsrath  in  Mannheim,  später  Ober- 
Forttmeister  und  1700  in  den  Reichs-Freiherrnetand  erhoben.  Im  Jahre  17ö3  war  Wrode  pfalz- 
bayerischer Landes-Commissär  bei  dem  k.  Heere  unter  Feldzeugnieister  Hoben  lobe,  dann  bei 
Wurmser,  organisiiie  1799,  auf  den  Wunsch  des  Erzherzogs  Karl^  als  Oberst  das  pfalz^ 
bayerische  Armee-Corps  und  zeichnete  sich  in  mehreren  Gefechten  aus,  im  Jahre  1800  deckte 
er  den  Eückzug  des  k.  Heeres  über  die  Donau  und  kämpfte  hei  Hobenlinden. 

Als  General  Deroi  im  Jahre  1805  verwundet  wurdet  Übernahm  Wrede,  bereits  zum  General* 
Lieutenant  vorgerückt,  den  Befehl  über  die  bayerische  Armeen  führte  das  Commando  einer  Divi- 
alon  im  Jahre  1807  in  Polen  und  ISOD  in  Deuischlandi  wo  er  bei  Landfibut  und  Neumarkt  nüt 
f  Auszeichnung  kämpfte,  nach  Tirol  eindrang,  dann  aber  zur  iranzdsiscben  grossen  Armee  auf  dem 
tchfelde  stiess  und  bei  Wagrani  verwundet  wurde.  Nach  dem  Waffen  stillstände  wieder  nach  Tirol 
geschickt,  bezwang  er  mit  Lefebvrc  den  Aufstand  in  diesem  Lande  und  wurde  von  Napoleon 
Bom  irajiacieisohen  Grafen  ernannt  und  mit  Gütern  dotlrt,  im  Jahre  1812  führte  er  eine  Division 
titch  BuAsland  und  siegte  bei  Polozk. 

Bald  darnach  erhielt  W^rede  das  Commando  über  das  bayerische  Heer  am  Inn,  schloss  am 

8*  October  1&13  mit  Feldzeugmeister  Prinz  Reuss  den  Vertrag  von  lÜed,  und  erhielt  den  Ober- 

Ibefehl  Über  das  bayerisch-österreichische  Heer.    Mit  diesem  drang  er  gegen  Hanau   und  lieferte 

[Kapoleon    die    zweitägige    Schlacht    am    30.    und    31.    October  ^    in    welcher    er    durch    kluge 

Dispositionen^    verbunden   mit  ausgezeichneter  persönlicher  Tapferkeit,    da  er  an  der  Spitze  de» 

Oresadler-Bataillons  Frlsoli  Hanau  erstürmte  und  eine  sehwere  Wunde  davontrug,  sich  so  grosse 

Verdienste  erwarb,  dtOB  ihm  Se.  MajestUt  Kaiser  Franz  in  der,  mit  AUerhSclistem  Handbület  ati» 

[Fulda  vom  2,  November,  erfolgten  Ernennung  zum  Commandeur  seine  Anerkennung  sollte. 


1164 


Von  dieser  Wunde  genesen^  libernabm  Wrede  das  5.  Corps  und  hall*  die  Siege  bei  Brienne, 
Bnr  und  Arais  sur  Aube  erkämpfen.  Sein  K5nig  ernannte  ihn  zum  FeLdmargtjball  und  erlmb 
ihn  bald  darauf  in  den  Fürstenatand. 

Ira  Jttbre  181f)  drang  Wrede  mit  den  Bayern  in  Lotbringen  ein,  warde  nacb  dem  herge- 
stellten Frieden  General -Inapector  der  Armee  und  im  Jahre  1832  al«  k.  Hof-CommiB6är  nach 
Rhein-Bayern  gesendet,  wo  er  durch  gemässigtes,  entscidossenes  und  ataatskluges  Benehmen  die 
ausgebro ebenen  Unruhen  schnell  dämpfte. 

Er  starb  auf  seiner  Herrschaft  Eltingen  am  12.   December  1838. 

Tomassich,  Franz  Freiherr  von,  Feklmarschall-Lieutenantj  gchoiraer  Rath, 
Civil'  und  Militär- Gourerneur  vonDalmatien,  Inhaber  des  22.  Infanterie -Regiments, 
stammte  aus  einer  adeligen  Familie  und  war  zu  Fiume  im  Jalirc  1761  geboren. 
Seine  ErzieliUDg  erliielt  Tom  ÄS  sieb  Jn  der  Ingenieur- Akademie  zu  Wien  ,  aus 
welcher  er  als  einer  der  vorzüglichsten  seiner  Abtheilung  im  zwanzigsten  Lebens- 
jahre zum  Ingenieurcorps-Cadcten  ernannt,  bald  zur  Offieierschargc  gelangte,  und 
beim  Festungahaue  von  Josepbstadt  mit  rühmlichem  Eifer  sich  verwenden  licss. 

Die  erste  Gelegenheit,  seine  Tapferkeit  zu  bewähren^  bot  ihm  die  Verthei- 
digung  der  Festung  le  Quesnoy  im  Jahre  1793,  welcher  Tomas  sich  ak  Haupt- 
mann beiwohnte.  Von  den  Franzosen  kriegsgefangen  und  zur  Guillotine  verurtheilt^ 
entging  er  nur  durch  den  plötzlichen  Sturz  der  Schreckensregierung  in  Frankreich 
diesem  Lose,  und  fand  sein  heldenmüthiges  Benehmen  in  der  Beförderung  ausser 
der  Tour  zum  Major  iin  General-Stabe  1797  belohnt,  worauf  ihm  ein  besonderer 
Beweis  des  Allerhöchsten  Vertrauens  dadurch  gegeben  ward ,  dass  er  der  kalserl. 
Botschaft  am  Hofe  zu  St.  Petersburg  beigegeben  und  kurz  darauf  mit  dem  wich- 
tigen Auftrage  beehrt  wurde,  die  russischen  Truppen  nacli  Italien  zu  fuhren.  Indem 
Tomas.sich  aJien  Wechsel  fällen  des  darauf  erfolgten  Krieges  beiwohnte,  und  sich 
überall  ehrenvoll  und  tapfer  bewJihrte,  besiegelte  er  im  Feldzugo  18fX)  seinen 
Heldensinn  dadurch,  dass  er  auf  dem  Berge  Fayale  im  Genuesischen^  als  es  sich 
am  11.  April  um  die  Erstürmung  der  Bocchetta  handelte^  zur  Ermunterung  der 
Truppen  sich  an  deren  Spitze  stellte  und  im  Kampfe  für  das  Vaterland  eine  lebens- 
gefährliche Schusswundc  in  der  Brust  davontrug,  die  an  seinem  Aufkommen  zwei- 
feln liess  und  deren  schmerzliche  Folgen  ihn  bis  an  das  Grab  begleiteten. 

Das  Ritterkreuz,  welches  ihm  daaCapitel  im  Jahre  1802  für  dieses  tapfere 
Benehmen  zuerkannte,  war  sein  Lohn,  und  die  Beförderung  zum  Oberst-Lieutenant 
und  zum  Obersten,  so  wie  die  Verleihung  des  FreiheiTnstandcs  und  dessen  Aus* 
delmung  auf  seinen  mit  Majors-Charakter  ausgetretenen  jüngeren  BrudcrNikolaua 
waren  neue  Anerkennungen  seiner  vorzügliclien  Dienstleistung, 

Im  Jahre  1809  wurde  Tomas  sich  bei  der  Blockade  von  Palraanuova  vor* 
wendet  und  zum  General-Major  befördert;  er  kam  dann  zur  Grenzberichtigung 
zwischen  üsterreich  und  Frankreich  nach  Croatien,  und  nach  Beendigung  derselben 
als  Commandant  nach  Agram,  welches  damals  ein  wichtiger  Grenzpunct  war. 


I 


1165 

Als  im  Jahre  1813  die  Kriegsfockel  erneuert  entbrannte,  Tvurde  ihm  die 
schwierige  Aufgabe  der  Eroberung  von  Dalmatien  zu  Theil,  Ungeachtet  ihra 
nur  sehr  geringe  Hulfsmlttel  zu  Gebote  standen,  so  löste  Tom assich  dennoch 
diese  Aufgabe  in  kurzer  Zeit  zur  höchsten  Zufriedenheit,  indem  er  alle  französi- 
schen Truppen,  die  drei  Generale  an  ihrer  Spitze  luitten,  als  Kriegsgefangene  nach 
Italien  abschickte.  Für  die  dabei  bewiesene  mih'tiirische  Einsicht  und  insbesondere 
für  die  Verdienste,  die  sich  Tomas  sich  durch  die  Einnahme  von  Zara  nach  einer 
fünfwochentlichen  Belagerung  (vom  L  November  bis  6.December)  erwarb,  begna- 
digte ihn  der  Kaiser  durch  HandbiUet  aus  Freiburg  vom  26,  December  1813  mit 
dem  C  o  m  Ol  a  n  d  e  u  r  k  r  e  u  z  c  und  der  Feldmarschall -Lieutenants  würde- 

Nur  seiner  Klugheit  und  Mässigung,  unterstützt  durch  die  einsiclitsvolle  Thä- 
tigkeit  des  ihm  un tergeord  n  eten  General-Maj  ors  von  M  i  1  u  t  i  n  o  v  i  c  h ,  konnte  es 
gelingen,  dem  kaiserlichen  Scepter  ein  Land  in  Kurzem  zu  unterwerfen,  in  dem 
nicht  nur  die  in  den  festen  Puncten  verlegten  französischen  Truppen  zu  bekämpfen, 
sondern  auch  die  bewatfneten  und  kriegerischen  Bewohner  des  Landes  zu  gewin- 
nen und  ausserdem  die  in  den  Bocche  di  Cattai'o  sich  festgesetzten  Montenegriner 
zu  vertreiben  waren. 

Der  Kaiser  übertrug  ihm,  in  Anerkennung  des  an  den  Tag  gelegten  umsich- 
tigen Benehmens,  die  Verwaltung  des  eroberten  Landes,  in  dem  er  achtzehn  Jahre 
durch  Ruhe,  Mlissigung,  Versöhnungsgabe  und  Wohlthatigkeitssinn  nach  besten 
Kräften  wirkte  und  kein  anderes  Streben  kannte,  als  sich  des  Vertrauens  seines 
Monarchen  würdig  zu  machen  oiid  die  Liebe  der  Bewohner  zu  gewinnen.  Diese 
sprach  sich  auch  bei  zwei  Anlässen  auf  eine  rührende  Art  aus,  dass  das  Andenken 
davon  in  Dalmatien  nie  erloschen  w^ird;  wir  meinen  am  4,  April  1831,  als  er  sein 
fünfzigjähriges  Dienst- Jubiläum  feierte^  und  am  12*  August  desselben  Jahres,  da 
er  ein  Eigenthum  des  Grabes  geworden. 

Dem  vortreftlichen  Soldaten  war  es  nicht  vergönnt,  die  letzte  Anerkennung 
seines  Kaisers,  der  ihn  kurze  Zeit  vor  dem  Hinscheiden  mit  dem  Orden  der  eisernen 
Krone  1.  Classe  schmückte,  zu  erleben. 


WiIäOK,  Sir  Kobert  Tböiimi»,  königUch  groBibritaimUcber  Oeneral-lJeutenÄnt,  hatte  aiob 
sebön  im  Fcldauge  1794  in  dem  Treffen  bei  CÄteau  am  24.  April  als  Lieutenant  des  15,  Dragooer- 
Be^imenta  so  herTorgetbao ,  dass  ibm  mit  mehreren  seiner  Kameraden  das  RitterkreuK  des 
ÜAria  Tberesien-Ordens  verlieben  ^urde  (s.  64.  Promotion}.  Im  Jahre  1799  diente  er  unter  dem 
Herzoge  von  York  in  Holland  und  folgte  dann  ab  Major  Abercrombio  nach  Ägypten;  yon  da 
kam  er  nach  Brasiüeni  nahm  an  der  Eroberung  des  Caps  Antheil  und  errichtete  180S  in  Portugal 
die  lusitanieche  Legion.  Den  FcIdiLUg  1812  gegen  Napoleon  machte  er  in  KutusowV  General- 
Slab  mjtt  und  ward  hierauf  als  accrcditirter  Qenerat  der  grosebritanniBf^hen  Regierung  in  das 
Hauptquartier  de»  Ocneraliesimus  der  verbündeten  Heere  befehligt  An  der  Seite  des  Fürsten 
Seliwarzenberg  zeichnete  sich  Wilson  im  Verlaufe  dieses  Kriegea,  insbesondere  in  der 
Schlacht  bei  Leipzig  durch    rastlose  Thittigkeit  und   persönliche  Tapferkeit  aus,    und   nahm  au 


1166 

allen  bedeutenden  TreiTon  riihralicben  Antbeili  ßo  zwar,  daas  ihn  Se.  Majestät  der  Kai a er  Franz 
mit  HandbiUet  aue  Freiburg  vom  4.  Jänner  1814  mit  dem  CommandeUTkreuze,  und  die 
Monarcben  von  RusFland  und  Preuasen  mit  Orden  Bcbmöcktenj  nur  Beine  eigene  Regierung  -wollte 
Wilson-B  Verdienste  nioiit  anerkennen,  da  er  aiclx  durch  freimüthigen  Tadel  in  Worten  und 
Schriften  das  MiBsfatlen  derselben  zugezogen  hatte. 

Wilson,  von  Thatendurst  ge trieben  und  mit  einer  feurigen  Seele  begabt,  war  nach  ein- 
getretenem Frieden  Überall  zu  finden^  wo  es  Kampf  gab.  Im  Jahre  1818  ging  er  als  Freiwilliger 
nach  Venezuela I  kehrte  aber  bald  von  dort  zurück^  da  er  eich  mit  BoHvar  nicht  vertragen 
konnte.  Ein  Gregner  der  Regierung  Im  Parlamente,  wurde  er  1819  aus  der  Liste  der  Armee 
gestrichen,  folgte  dann  einem  Rufe  nach  Spanien  und  diente  den  Cortes  gegen  die  legitime  Regie- 
rung. Indess  hatte  der  Herzog  von  AngoulSme  die  sogenannte  constitutionelle  Armee  zerstäubt, 
und  Wilson  musste  bei  seiner  Rückkehr  nach  England  mit  Betrübniss  erfahren,  dass  ihn  die 
Monarchen  von  Österreich,  Russland  und  Preußsen  des  Reohtea  verlustig  erklärten,  die  auf  dem 
Schlachtfeldo  verdienten  Orden  fernerhin  tragen  zu  dürfen. 

Als  König  Wilhelm  IV.  im  Juni  1830  den  englischen  Thron  bestieg,  ertheilte  er  ihm 
bald  nach  seinem  Regierungsantritte  den  vorigen  Rang  in  der  Armee  und  beförderte  ihn 
zum  General-Lieutenant,  wobei  das  Patent  auf  den  27.  Mai  1825  aurückdatirt  wurde.  Wilson 
starb  1844  im  67-  Lehensjabre. 


FrEEÜTAKTLE,  Sir  Thomas,  grosabrit annischer  Admiral,  hatte  durch  seine  thätige  Mit\siT- 
kung  mit  der  englischen  Flotte  zur  Befreiung  von  letrien  im  Jahre  1813  und  zu  den  ferneren 
Operationen  des  k.  Qeneials  Grafen  Kugent  in  Italien  eniscbeidend  beigetragen»  und  sich  vor- 
züglich bei  der  Einnahme  von  Tri  est  hervorgethan.  Kaiser  Franz  ernannte  ihn  durch  Hand- 
biUet auB  Langres  vom  1.  Fehruar  1814  zum  Commandeur,  und  verlieh  ihm  im  Jahre  1817 
den  österreichischen  FrcIhcrruBtand.  Freemantle  starb  im  Jahre  1820. 


WlLlIELKL  Friedrich  Karl,  König  von  Württemberg,  geboren  am  27.  September 
1781  zu  Liiben  in  Schlesien,  wo  sein  Vater,  der  nachmalige  König  Friedrioh  L,  damals  als 
preuflsischcr  General-Major  garniaonirto,  verlebte  die  ersten  Jugendjahre  mit  seinen  Altern  theils  in 
Schlesien  und  Finnland»  theila  in  der  Sehwoiz  und  Holland,  bis  sein  Vater  1790  Lndwigsburg  zum 
bleibenden  Wohnsitz  erkor  und  dort  die  Erziehung  des  Prinzen  dem  Dr.  Gros  anvertraute, 
während  er  dieselbe  selbst  mit  grosser  Strenge  leitete  und  überwachte. 

Der  Vater  des  damaligen  Erbprinzen  Friedrich,  Herzog  Friedrich  Eugen,  hatte  1795  die 
Regierung  unter  sehr  sohwierigcD  Verhältnissen  angetreten.  In  Folge  der  Kriege  des  deutschen 
Reiches  gegen  die  Franzosen  musste  die  herzogliche  Familie  1796  ihre  Erblande  verlassen^ 
was  sich  nach  dem  Regierungsantritte  Herzogs  Friedrich  (1797)  im  Jahre  1799  wieder- 
holte. Wiüirend  der  zweiten  Abwesenheit  von  der  Heimath  trat  der  nunmehrige  Erbprinz  Wil- 
li clm  als  Freiwilliger  in  kaiserliche  Kriegsdienste  hei  der  Armee  des  Erzherzogs  Johann  und 
focht  mit  Auszeiühncng  in  der  Schlacht  bei  Hohenlinden  (3.  December  1800),  schon  damals 
als  19jähriger  Jüngling  Beweise  von  persnnlichem  Muthe  und  jener  Unorschrookenhett  und 
Beharrlichkeit  gebend,  welche  seine  spätere  Feldbermlaufbabn  begleiteten  und  ein  Grundzug 
seines  Charakters  gebliehen  sind. 

Von  1803—1806  bereiste  Wilhelm  einen  Thcil  von  Deutschland,  Italien  und  Frankreich, 
hielt  sich  längere  Zeit  in  Wien  und  Paris  auf,  und  heniitzte  diese  Reisejahrc,  so  wie  die  darauf 
folgenden  Jahre  1807—1812,   welche  er  theila  in  Stuttgart,  theils   im  Lustaohlosso  Scharnhausen 


: 


1167 

xubraclite,  zur  ferneren  Aus'hildiing  für  seinen  zukiinfti^cn  hohen  Beruf,  wöbe!  er  sich  jedoch 
jeder  Einnibchung  in  die  Regierungsangolcgenheiten  —  wolcbe  König  Friedrich  mit  gewich- 
tiger Strenge  selbst  leitete  —  enthielt. 

Im  Jahre  1812  libertrug  ihm  sein  königlicher  Vater  das  Üommando  des^  der  grossen  f!ran- 
Eosischen  Armee  naoh  Hussland  folgenden  württembergischen  Contingentes.  Er  führte  daseelbo 
jedoch  nur  bis  Wilna,  wo  eine  bedeutende  Krankheit  ilm  zurückhielt  und  ihn  zur  Heimkehr  naeh 
SrnttgÄft  nSthlgte»  auch  durch  Ihre  Folgen  ihm  im  Jahre  1615  nicht  erlaubte,  wieder  zur  Armee 
KOTÜoksiücehren*  Nachdem  die  >Yürttemb erger  naeh  der  Schlacht  bei  Leipzig  auf  die  Seite  der 
Verbündeten  getreten  waren,  übernahm  der  Kronprinz  Wilhelm  das  Commando  der  gegen 
Frankreich  ziehenden  Armee.  Das  4.  Armeecorpa,  dessen  Oberbefehl  der  s:ugleioh  zum  Feld- 
tnarschall  ernannte  Kronprinz  erhielt,  bestand  aus  15  Bataillonen ,  12  Schwadronen  und 
5  Batterien  W  Ürttemh  erger ,  denen  sich  spater  mehrere  ilsterrei  eh  Ische  und  russische  Regimenter 
anschlössen. 


Wa«  der  Kronprinz  in  diesem  Feldzuge,  so  wie  in  jenem  vom  Jahre  1315  durch  Klugheit 
und  Mutfa  Grosses  bewirkte ,  hat  die  Oeachichte  verewigt  und  wir  berühren  im  Allgemeinen  Fol» 
gendes:  Er  ging  am  31.  December  ISIS  bei  Markt  unterhalb  Hüningen  über  den  Rhein,  über* 
•ohiftt  dann  durch  den  Pass  von  Pussang  die  Vogesen  und  vertrieb  am  IL  JUnner  1814  die  Fran* 
seaen  aus  EpinaL  Am  18.  sollte  das  4*  Corps  an  dem  An^mife  auf  Lang  res  Tbeil  nehmen; 
nachdem  dies  jedoch  von  dem  Marschali  Mar  m out  schon  vorher  geräumt  worden  war  i  wen* 
dete  sich  der  Kronprinz  gegen  Chaumont,  um  diesen  wichtigen  Übergangspunct  suersi 
zu  erreichen;  da  gleichzeitig  das  3*  Arraeecorps  (Qyulay)  von  Langrea  aus  gegen  Chaumont 
TOTging,  mufisten  die  Franzosen  dies  ebenfalls  räumen,  dureh  welches  gunstigo  Zusammen- 
treffen nun  das  4.  Armeecorps  die  Avantgarde  der  Hauptarmee  bildete.  Das  3,  und  4,  Corps 
n^thigten  am  25.  und  21.  Jänner  durch  das  Gefecht  von  Bar  sur  Aube  den  Marschall 
Mortier  auch  diesen  Ort  zu  verlassen  und  bereiteten  so  den  Sieg  bei  Brienne  am  1.  Februar 
vor.  In  dieser  Seidacht  bildete  das  4.  Anneecorps  den  rechten  Flügel  der  Blüc herrschen 
Armee  nnd  trug  durch  Wegnahme  und  Behauptung  der  Orte  la  Giberie  und  Petit  Mesnil 
und  durch  Eroberung  einer  französischen  Batterie  wesentlich  zum  Siege  bei.  Tages  darauf 
vertrieben  das  4.  und  5.  Armeeeorps  die  Franzosen  aus  Bdenne  und  das  3.  und  4.  Corps 
verfolgten  sie  bei  Leemont  über  die  Aube.  Wülirend  nun  die  schlesisohe  Armee  längs  der 
Ifime  gegen  Paris  vorzudringen  suchte  ^  w^oUte  die  Hauptarmee  diesen  Operati onspunot  von 
Süden  her  erlangen.  Am  IL  Februar  griff  das  4.  Armeeeorps  Sens  an,  welches  der  fran- 
tSriaehe  General  AHx  ve  rth  cid  igte ,  und  erstürmte  es,  nachdem  die  Aufforderung  zur  Uber- 
gtkhe  und  die  Beschiessung  vergeblich  gewesen  waren.  Napoleon  nöthigte  indessen  duroh 
geschickte  Manoeuvres  die  Verbündeten  zum  Rückzüge ,  und  um  diesen  zu  decken^  crhlcU  der 
Kronprinz  vom  Fürsten  S c h w ar z e n b e r g  den  Auftrag ^  Montereau  am  Zusammenl^usse  der 
Yoane  und  Seine  bis  zum  18.  Februar  und  zwar  so  lange  zu  behaupten,  bis  die  Hauptarmee 
gans  auf  das  linke  Seine-Ufer  gegangen  sein  würde.  Mit  19  Bataillonen  und  %t  Schwadronen, 
etwa  12^000  Mann^  hielt  auch  der  Kronprinz  den  Angriff  von  oO^OOG  Franzosen ,  welche  Mar- 
schall Ney  anführte,  lange  genug  ab,  bis  er  endlich  der  Übermacht  weichen  und  sich  nach 
Troyes  zurückziehen  musste.  Beim  weiteren  Rückzüge  der  Verbündeten  bildete  das  4.  Armee- 
eorpa»  welches  durch  4  Landwehr-Regimenter,  4  dsterrelchlsehe  Grenadier-Bataillone  und  4  Küras- 
■iet-Be^menter  verstärkt  wurde  ^  mehrere  Tage  die  Nachhut  derselben.  Vom  27.  Februar  an 
begann  die  Hauptarmee  wieder  offensiv  zu  handeln.  Dem  Kronprinzen  von  Württemberg 
ward  jetzt   auch   das   8.  Armeecorps   untergeordnet    Beide  Corps  vereint,    zwangen  am  2.  März 


1168 

die  Franzosen  Bar  Bur  Seine  jcu  räumen.  Kaofidem  Troyes  von  der  Hauptarmee  genom- 
men worden  war,  rauButen  die  Bewegungen  bis  zum  13.  auegesetzt  wi>rden-  Da8  i*  Armeccorpa 
rantonirte  bei  Nogent  und  machte  am  15.  einen  fruchtlosen  Versuch,  daaelbst  den  Übergang 
über  die  Seine  stu  erzwingen.  Napoleori^a  abermaliges  Vordringen  gegen  die  Aube  veran- 
Ia«ste  die  Hauptarmee  zu  einem  zweiten  Rückzüge  hinter  Troyee.  Die  zweitägige  ScMadit  von 
Ärcis  8ur  Aube  am  20.  und  21.  März  war  die  Folge  dieser  Rewegung.  Der  Kronprinz  von 
Württemberg  commandirte  in  derselben  das  3.,  4.  und  6.  Armeecorpa,  hatte  aber  in  Gemäasheit 
der  Anordnung  des  Fürsten  Sohwarzenb  erg  am  ersten  Tage  nur  wenig  Gelegenheit  handelnd 
aufzutreten,  dagegen  am  zweiten  den  Auftrag  Arcis  zu  nehmen,  welcher  mit  grosser  Tapferkeit 
ausgeführt  wurde.  Beim  nunmehrigen  Vorrücken  der  Verbündeten  gegen  Paria  befehligte  Wil- 
helm in  dem  Treffen  bei  Fere  Champeuoise  am  25.  März  daa  4.  und  6.  Armeecorps,  und 
verwendete  in  demselben  seine  Reiterei  so  zweckmässig  und  entschlossen^  dass  ihm  der  glänzende 
Erfolg  des  Tages  —  45  theils  eroberte,  theils  zurückgelaesene  Geschütze  und  4000  Qefan- 
gene  —  zum  grossen  Theile  zuzuschreiben  war.  In  der  Schlacht  bei  Montmartre  am  SO.  März 
bildete  das  4.  Corps  den  linken  Flügel;  eß  drang  über  Nogent  sur  Marne  in  den  Park  von  Vin- 
cennes,  vollbrachte  die  Einachlieasung  des  dortigen  Schlosses,  eroberte  die  Dörfer  SL  Manr  und 
Charenton  und  wäre  durch  die  Voratadt  St.  Antoine  in  Paris  eingedrungen,  wenn  nicht  ein 
Waffenetillstand  die  Schlßcht  beendigt  hätte.  Seine  Majestät  der  Kaiser  Franz  hatte  dem  Rron- 
prlnzen  schon  früher  das  Ritterkreuz,  und  für  seine  erfolgreiche  Theilnahme  an  der  Schlacht 
bei  Brienne  mit  HandbiUet  aus  Bar  sur  Aube  vom  4.  Februar  das  Commandeur kreuz  de« 
Maria  Theresien-Ordens,  ingleicken  als  weitere  Anerkennung  seiner  grossen  Verdienste  nach 
dem  ersten  Pariser  Frieden  die  Inhaberatelle  des  k.  k.  6.  Husaren-Regiments  zu  verleihen  ^ 
geruht. 

Im  Jahre  1815  commandirte  der  Kronprinz  da«  3*  Armeeoorps  der  Oberrfa ein- Armee,  wel- 
ches sieh  bei  Bruchsal  und  Rastatt  versammelte  und  aus  4  Reiter-  und  10  Infanterie-Regimentern 
Württemberger  und  10  Bataillonen  und  4  Schwadronen  der  Division  Wa lim  öden  bestand.  Er 
überschritt  am  22.  und  24.  Juni  den  Rhein  und  hatte  den  Auftrag  im  Vereine  mit  dem  4.  Armee- 
oorps (Bayern)  den  französischen  General  Rapp  in  Strasshurg  einzuschliessen,  oder  ihn  zu  einem 
Öefeohte  au  zwingen.  Im  Verfolge  dieser  Bewegung  schlug  der  Kronprinz  eine  französische 
Abtheilung  um  26.  Juni  bei  Surburg  und  bekämpfte  mit  dem  glücklichsten  Erfolge  am  28.  den 
General  Rapp  im  Gefechte  bei  Strassburg,  in  welchem  er  persönlich  an  der  Spitze  der  württem- 
bergischen Reiterei  focht  und  die  Franzosen  zum  Rückzuge  nach  Strassburg  nothigte.  Vom  29,  Juni 
bis  4.  Juli  blieb  das  3.  Armee corps  vor  dieser  Festung  stehen  und  ward  am  letztem  Tage  vom 
zweiten  österreichischen  Corps  (Prinz  von  Hohenz  oll  ern)  abgelöst.  Beim  weiteren  Vordringen  in 
EVankreich  ward  in  der  Nacht  vom  5.  auf  6.  Juli  Pfalzhurg  beschossen  und  dann  blockirl,  worauf 
das  Corps  über  Luneville  vorrückte,  und  wlüirend  der  Friedensverhandlungen  Cantonirungea  bei 
Nevers  bezog. 

Nftch  abgeschlossenem  Frieden  blieben  5000  Württemberger  unter  General-Lieutenant  von 
Wölwanfh  in  Frankreich,  während  der  Kronprinz  zum  Congresse  nach  Wien  zurückkehrte  und 
sich  dann  zn  Petersburg  mit  der  Grossfürstinn  Katharina  Paulowna  am  24.  Jünner  1816  ver- 
raäblte.  Noch  in  demselben  Jahre  (am  10.  Octoher)  bestieg  er  den  Thron  Württembergs. 

Von  der  segensreichen  Regierung  des  Königs  wird  hier  nebenbei  jedocli  des  Umstand  es 
erwäbntj  dass  er  das  Heerwesen  gleich  nach  der  Thronbesteigung  mit  den  Einnahmen  des  Staates 
in  Einklang  brachte,  und  wenn  auch  dadurch  Reductionen  nothw^endig  wurden,  so  ward  doch  ein 
Stamm  gebildet;  an  welehen  die  jungen  Krieger  eioh,   wenn  es  gilt|   sicher  anscbliessen  können. 


1169 


CKEN)    Fabian    Oh'eK,    F^rtt   von  der  Ogten-,  kafserlich  rusaJaoher   FeHnrnnsi-ha!!. 
einer  kurliinilij»i*hen  adeligen  Familie  iinrl  war  Im  Jalire   1752  geboren.    Seitie  erBien 
Peldsü^  maolite  er  unter  Suworow  gegen  die  Türken  mit  uud  sseicbneto  sicli  bd  dem  Sturme  auf 
lleuiael  aus.   1791)  focht  er  aU  CicneraLtuajor    unter   Kursakow  tri   der  Schweiz,    im  Jatire  1812 
lin  Volhyriien  gegen  die  (iBttTrciciier  und  Sachsen  und  jjii  Jfthre^  1813  bei  der  acblcsiöclicn  Anuee 
Ittnter   ßltfcber.    In  der  Sohlacht  an  der  Katzbacb  befebligte   Saoken  den  rechten  Flügel    der 
prbiindeten    Russen    und    Preussen   und   hatte   ari   der  gliickUcheri    Entscheidung  grossen    AntheiK 
'  Gkich    aofgezeichnet    benahtu    er  sich  auch  bei   Leipzig    um)    vorzüglich  bei  Brienne  (1.  Fe- 
bruar 1814),  wo  er  durch   einen  kübneu,    mit  peraönlroUer  Tapferkeit  augge führten  Angriff  den 
Sehlüssel  der  feindlichen  Posilion^   den   Ort  Kotbiere,  trota  der  Überlegenheit  eroberte  uud   den 
Peind    allenthalben    zurüokdrüngte.     Seine   Majeetät    Kaiser    Fr  an«    belobnte    diese    Waä[cnthai 
iureb  Ifandbillet  auB  Bar  sur  Aube  Tom  4.  Februar  detiselben  Jakres  mit  dem   Comniaodear- 
llkreitze. 

Xacb  der  Einnahme  von  Paris  worde  Sacken  Kriegsgouverneur  der  franÄ^siachen  Hanpt- 

«tadi,  in  weicher  Anstellung  er  sich  lücbt  nur  die  Zufriedenheit  seines  Monareben,   sondern  auch 

udle  iiuneigung  der  Pariser  erwarb.    Er  erhielt  bei  seiner  Abreise  von  der  Stadt  Paris  einen  reich 

"mit    ßrilliuitcn    verzierten    Degen  ,     welcher    jetzt    im    JCeughanae    zu    Moskau    aufbewahrt    wird, 

Ludwig  XYIII.  schenkte  Ihm  sein  Portrait  und  die  Pariser  Kationalgarde  einen  goldenen  Degen 

Lvit  Anerkennung  der  von  ihm   so  väterlich  geleiteten   Terwaltung   der  Hauptstadt.    Nach  abge- 

Fsohtoesenem   Frieden   erhielt   Saoken   den   Oberbefehl    über   die   erste  Armee,  mit  dem    Haupt- 

quarliere  in  Wilna,    1820  die  Feldinarsohail-  und  im  Jahre  183S  die  Fürsten  würde.    Er  starb  tu 

Kiew  am  19.  April  1837.     Kaiser  Nikolaus  ordnete  eine  dreitägige  Trauer  bei   der   Armee  an, 

mn  da«  Andenken   des  Mannes  asu  ehren,   der  70  Jahre   lang  Eu Seeland   mit  alieii  Kräften  seines 

Seistes  und  Körpers  gedient  hatte. 


MAÜROY  von  MervillCj  Franz  Freiherr,  Foldmarschall  -  Lieutenant, 
Iiitiaber  des  23.  Infanterie-Rcg-imonts ,  entstammto  einer  adeligen  nicderlandischon 
Familie  und  zwar  zu  Lü wen  1759  f^^eboron.  Bei  dem  Kcgimcntc  Gcmniin^en 
Nr.  21  erhielt  er  inj  16.  Lebensjahre  eine  Fähnrichstclle  und  avancii-te  im  Türken- 
kriege  zum  Capitün  -  Lieutenant.  Im  Jänner  1794  erhielt  er,  zum  wirkh*chen 
Hauptmann  befördert,  eine  Grenadier- Compagnio  und  stand  bei  der  Arn\oe  in 
Deutftcliland,  Mervillo  war  ein  liöehst  ausgezeichneter  Krieger  und  umsichtiger 
Führer  seiner  Truppe.  Seinen  Muth  bewies  er  im  F^eldzuge  1795,  seine  Umsicht 
und  Entschlosi^enhcit  im  Jahre  1814. 

In  der  Nacht  vom  20.  auf  den  21.  November  1795  hatte  Mervillc  mit  seiner 
Grenadier-  und  einer  ihm  zugetheiltcn  Füsilier-Compagnic  die  am  linken  Ufer  de« 
Neckars,  60  Schritte  %^am  bedeoktcn  Wege  der  Festung  Mannheim  sltuirtc, 
stark  besetzte Flosche  gestürmt.  Allellindernisse,  welche  sich  ihm  und  seinen  braven 
Truppen  entgegenstellten,  wurden  mutiiig  überwunden,  zu  wclehen  unter  anderen 
gehörte:  doss  ein  starker  Brand  in  der  Festung  die  Annäherung  der  Sturmeolonno 
dem  Feinde  verrieth,  Jass  ein  mit  Waster  gefüllter  Canal  im  Angesichte  des  Feindes 
durchwatet  werden  njussto  und  dasa  der  Gegner  ein  ununterbrochenes  Feuer  auf 
clieätürmeoden  unterhielt.  Ohne  einen  Schuss  zu  erw^icdern,  drang  Mervillc  mit 

74 


1170 


{seiner  Division  gegen  die  Fleselie  und  nahm  sie  niit  stüi*mendcr  Hand.  Dmniid 
wurde  er  in  der  hierauf  folgenden  Nacht  von  den  Franzosen  aus  dem  bedeckten 
Wege  angegriffen,  dreimal  warf  er  sie  zurück,  standhaft  den  eroberten  Posten 
behauptend.  Trotz  dle.scr  kühnen  Ausdauer  würde  aber  diCj  in  der  Gorge  gegen  die 
Festung  zu,  ganz  offene  Flesche  des  rasirenden  ununterbrochenen  foindb'chen 
Feuers  wegen  nicht  zu  l>ehaupten  gewesen  sein,  wenn  nicht  M  er  vi  11  e  ein  in 
derselben  vorgefundenes  Schanzzeug  benutzt^  sich  in  die  beiden  Facen  der  Escarpe 
eingeschnitten  und  dadurch  bo  viel  Deckung  erzielt  hätte,  dass  er  nothdürftig 
gesichert  ein  wirksames  Feuer  entgegnen  konnte.  Durch  die  Behauptung  der 
FIcscbe  war  die  Absicht  der  Vorpousslrung  der  nächtlichen  Arbeit  von  unserer 
Seite  erreicht,  und  die  zu  eröffnende  dritte  Parallele  zu  Stande  gebracht.  Noch  am 
nämlichen  Tage  (21.  November)  wurden  die  Feindäoligkeiten  eingestellt  und  die 
Unterhandlung  mit  der  Besatzung  der  Festung  Mannheim  nahm  ihren  Anfang. 

Im  Capitcl  vom  August  1801  wurde  ihm  für  diese  beherzte  That  das  Ritter: 
kreuz  zuerkannt, 

Mervill  e  kam  bei  der  Errichtung  der  Legion  Erzherzog  Karl  im  Jahre  1800 
als  Oberst-Licutonant  in  dieselbe^  w^ohnto  dem  Feldzuge  1805  als  Oberst  des  Infan- 
terio-Rcgiments  Stain  bci^  eommandirte  im  Jahre  1809  emo  Grenadier-Brigade 
imd  wurde  bei  Wagram  verwundet. 

Im  September  1813  zum  FeldmarschalbLicutenant  befordert,  stand  er  bei  der 
Armee  in  Inneröaterreich  und  ward  im  Gefechte  bei  Caldiero  am  15.  November 
nochmals  verwundet.  Als  Feldmarschail  Bollcgardo  am  7,  Februar  1814  mit 
dem  grösstcn  Theile  seiner  Annee  über  den  Mincio  setztCj  befahl  er  M  er  vi  11  e  mit 
seiner  Division,  welche  aus  der  Brigade  S  t  u  1 1  e  r  h  e  i  m  von  5  Grenadier-Bataillonen, 
der  Brigade  Wr  ede  von  10 Schwadronen  und  einer  ßpfündigen  Batterie  von  8  Ge- 
schützen bestand,  und  im  Ganzen  nur  3783  Maim  zählte,  hinter  Pozzolo  auf  einer 
kleinen  Anliöhe  aufzumarschircn  und  die  weiteren  Anordnungen  abzuwarten.  Diese 
Anordnung  und  M  e r  v i  II  e*s  weise  und  kaltblütige  Führung  im  Gefechte  bei  Poz- 
zolo am  darauf  folgenden  Tage  retteten  Bollcj^^ardo^s  Heer  vor  grosser  Gefahr. 
Es  ist  der  8.  Februar  einer  der  ruhmvollsten  Tage  in  der  Kriegsgeschichte  Öster- 
reichs, da  hier  einem  fünfmal  überlegenen  Feinde  durch  acht  Stunden  der  helden- 
müthigstc  Widerstand  entgegengosetzfc  wurde,  ohne  mehr  als  den  Raum  einer  hal- 
ben Stunde  zu  verlieren*  Kein  Ter  rar  nvorf  heil  unterstützte  die  braven  Truppen 
Mcrville's,  sie  Iiatten  nur  ihre  lleldcnbrust  dem  Feinde  entgegen  zu  «etzen,  und 
ihr  grösster  Vorthcil  war  dm  Talent  und  die  Entschlossenheit  ihrer  Führer,  Feld- 
niarschall-Lieutenant  Mervil  le  voran,  der,  nicht  auf  eine  passive  VortheidiOTng 
sich  beschränkend,  durch  stete  Angriffe  dem  Feinde  die  eigene  Schwäche  zu  ver- 
bergen wussto.  Seine  standliafte  Ausdauer,  welche  das  Vordringen  des  weit  über- 
legenen Feindos  gegen  Villafranca  und  dadurch  die  Absicht  desselben  vereitelte, 
unserer  zum  Thoil  dchon  über  den  Mincio  gesetzten  Armee  in  Rücken  zu  kommen, 


1171 


—  wurde  mit  dein  C  o  m  m  a  n  d  e  u  r  k  f  o  ü  z  c  belohnt,  welches  ilini  mit  Allerhöchstem 
Ilandbillet  aus  Chatimont  vom  8,  März  1814  zu  Thoil  wiu'de* 

Im  Jahre  1815  bcfchh*gtc  Mcrvillc  daö  Rcservocorps  unter  Frimont  in 
Oberitalien^  mit  wolcliem  er  durch  Wallis  und  Savoyen  gegen  Lyon  vorrückte,  ohne 
ao  einer  bedeutenden  Aetion  Theil  nehmen  zu  können.  Er  starb  am  3.  April  1816. 

ÜÜOSDANOVICH,  Karl  Paul  von,  Gencral*Major,  Oflficierssohn  aus  der  croar 

tisehen  Militärgrenze,  war  1763  zu  Brestovacz  geboren.    Im  Gradii^kaner  Regi- 

'mente  begann  Quosdanovich  im  20.  LobenKJahre  seine  Laufbahn  als  Cadct, 

Fmvancirto  während  des  Krieges  mit  der  Pforte  zum  Ober-Brückenmcister  imTschai- 

fleischen  Bataillon,  und  kam  Im  Juni  1795  als  Ohcrlicutonant  in  den  General-Stab, 

Bis  zur  Vorrückung  zum  General-Major  im  Mai  1813  blieb  er  in  diesem  Coi-pa 

und  machte  sich  namentlich  im  Jahre  1799  so  vordient,  dass  er  nicht  nur  zum 

Major  bePirdert,  sondern  auch  mit  dem  Ritterkreuze  ausgezeichnet  wurde. 

Seine  Thatcn  waren  folgende ; 

Nachdem  er  sich  in  der  Schlacht  bei  Magnano  durch  zweckentsprechende 
Colonnenfühning  liervorgethan,  ward  ihm  in  jener  bei  Cassano  (27*  April)  die 
ganz  besondere  Gelegenheit  zur  Auszeichnung.  Die  Division  Zoph  passirtc  in  dem 
Augenblicke  die  Adda,  als  jene  des  Feldmaisehall-Lieutenants  Ott  wiegen  zu  gros* 
aer  Überlegenheit  des  Feindes  sich  In  einer  kritischen  Lage  befand,  Quosdano- 
vich erhielt  vom  Chef  des  General-Stabes,  General-Major  von  Chasteleiy  den 
Auftrag  ilas  Nadäsd  lösche  Leib -Bataillon,  welches  gegen  Vaprio  in  Marsch  begrif- 
fen war,  zurückzu!>ringen  und  den  übrigen  3  Bataillonen  dieser  Division  auf  der 
von  Trczzo  gegen  Mailand  führenden  Strasse  nachzusenden,  Er  traf  es  in  der  Tiefe 
gegen  Vaprio  in  dem  Momente,  als  der  Feind  die  Truppen  des  Felduiarscliall- 
Lieutenants  Ott  gegen Trozzo zurückdrückte,  und  dieses  bewog  ihn,  statt  das  Batail- 
lon der  erwähnten  Bestimmung  zuzuführen,  so  eilig  ah  möglich  auf  jene  Höhe  zu 
bringen;  hinter  demselben  wurde  ein  Thell  der  in  Plänkler  aufgelösten  2  Batail- 
lone AjitonEszterhazy-Infaoterie  wieder  formirt  und  dann  mit  dieser  ganzen  Truppe 
^schlössen  gegen  den  B^eind  gerückt.  Ein  rascher  Angriff  und  die  gleichzeitige 
Attai|ue  dos  Rittmeisters  Martin  Rakovsky  mit  seiner  Schwadron  zwang  den 
rechten  feindlichen  Flügel  zur  Flucht  bis  über  die  Adda. 

In  der  Schlacht  au  der  Trebia  am  19.  Juni  w^ar  eine  feindliche  Abthci- 
long  auf  dem  linken  FHigel  über  diesen  Flues  gesetzt,  hatte  das  dort  gestandene 
i'rÖhlich'sche  Bataillon  zurückgedrängt,  demselben  bereite  eine  Kanone  abge- 
nommen und  war  ziemlich  weit  in  unsere  Flanke  vorgedrungen,  als  Ilauiilmann 
Quosdanovich  2  Kanonen  in  den  Kücken  dieser  feindlichen  Abthoilung  vor- 
führte und  sie  zum  Verlassen  der  schon  eroberten  Kanonen  nöthigte,  —  Vor  der 
Schlacht  bei  G  ena la  (4.  November)  war  der  wackere  Hauptmann  Quosdano- 
vich  bei  dcra  General  Marquis  Sommariva  auf  Vorposten,  und  am  Tage  der 

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1174 


31.  Mai  die  AnräÜG  dos  franKÖFiscIiGn  Vortmbs  auf,  Narh  dem  WafTeriBtillstaiiclo  erhielt  er  untoi 
GfOBsfürst  Constantin  das  Oardeoorpa  oder  die  Reserve  der  böhmischen  Armee,  iibCTnaJmi 
nach  Oßtermann^ß  Verwundung  bei  Kulm  dessen  Commando,  und  befehligto  am  Scldaeht- 
tage  das  Centrura.  Er  verfolgte  den  über  Nollondorf  bIoIi  zuriickzichenden  Feind  mit  Energie 
und  Tapferkeife  bis  Peterßwaldc  und  fiigte  ihm  grossen  Schaden  zu.  In  der  DionsÜeistung  als 
Comraandant  der  Reserven  roacbte  er  diesen  Krieg  bis  zum  Pariser  Frieden  mit,  und  wurde  für 
mchrfiiltigo  Auszeichnung  mit  HimdbllEet  dea  Kaieera  Fran»  aus  Paiia  vom  t8,  Mui  1814  zum 
Commandour  ernannt 

Als  nach  dem  Tode  dea  Kaiaera  Alexander  im  Decomber  1825  2u  St.  Petersburg,  wo 
MiloradowitBoh  die  SteUo  eines  Mi liti'ir- Gouverneurs  bekleidet  hatte,  Unruhen  auagebroohen 
waren,  wollte  er  auf  einem  der  öfFentliohon  Plätze  durch  Zureden  den  Tumult  Htillen^  ward  a!>er 
durch  einen  Pistolenacbuaa  gietödtet. 


PPklEBUTCir  Wilhelm  Karl,  Prinz  von  Preuason,  SohnKiiniga  FriedrJob  Wilhelm  Tl., 

war  am  3.  Juli  1783  zu  Berlin  geboren.  Im  Jahre  1806  kämpfte  der  Prinz  als  Ob  erat- Lieutenant 
hei  Aueratüdt,  wurde  dann  Vorstand  der  ReorganisationB-Comioiseion  für  die  Cavallerie  äU  Tilsit 
Im  folgenden  Jahre  war  er  naeh  Paria  geaendet|  um  billigere  Dodingungen  für  Preussen  zu  erhalten, 
kehlte  jedoch  un verrichteter  Sache  zurüokj  und  nahm  dann  an  der  Umgestaltung  der  Armee 
sehr  lebhaften  AntheiL 

In  den  grossen  Kriegen  betheiligte  sidi  der  Prins,  vorerst  Gommandant  einer  Brigade, 
dann  einer  Division,  bei  vielen  Oelegenheiteni  und  leistete  durch  Tapferkeit  und  klugea  Benehmen 
so  wichtige  Dienste,  dass  ihm  Kaiser  Franz  mit  Ilandbillet  aus  Franld'urt  vom  13.  November 
1813  dai  Rittor*  und  nach  beendetem  Kriege  am  18.  Mai  1814  das  CommandeurkreiüK 
liberaandte. 

Er  blockirte  Metz,  besetzte  die  Rheimaer- Vorstadt  von  Chalona,  hielt  die  Ausgange  nach 
Soisaüns  beset2t,  deckte  dann  den  Rückzug  der  Corps  York  und  Sack  e n  und  zeichnete  sicli  in  der 
Schlacht  bei  Laon  (9.  März  1814)  aus.  Des  Prinzen  schönste  WafTenthat  war  der  Tages  darauf 
erfolgte  Überfall  bei  Athlcs  auf  das  in  voller  Sicherheit  lagernde  Corps  Matroont*8,  deaaeu 
Rcaervepark  in  aoine  Hände  fiel. 

Im  Jahre  1815  commandirte  General  der  Cavallorio  Prinz  Wilhelm  die  Reserve-Caval- 
lerie  des  4.  Anneocorps,  verfolgte  nach  der  Schlacht  von  Bolle  Alliance  die  Feindo  durch  und 
um  Planchenoit  und  Obernahm  auch  den  Befehl  der  Avantgarde  dieses  Corps,  mit  welcher  er  den 
ilich enden  Franzoaen  auf  dem  t^isae  folgte. 

Im  Jalire  1830  zum  Qonerai -Gouverneur  in  den  Rheinlanden,  1834  zum  Gouverneur  der 
Bundcsfcstung  Mains  ernannt,  starb  er  am  28.  September  1851. 


BÜLO W,  Friedrich  Wilhelm,  Oraf  Ton  Dcnnewitz,  k Snigli eh  prcuBaischer  Oeneral 
der  Infanterie,  wurde  am  IG.  Februar  1755  geboren.  Sein  crBtcr  Feldzug  fällt  in  das  Jahr  1703» 
den  er  als  Stahs-Capitan  ehrenvoll  mitmachte  und  bei  Main»  glänzende  Beweise  seines  Mutlics 
gab.  1806  nahm  er  als  Oberst-Lieutenant  Thcil  an  der  Vcrtheidigiing  von  Tliorn,  wurde  Geneml- 
Major  und  versah  im  Jahre  1812  das  Gouvernement  von  Ost-  und  West]>rcnFscn. 

Die  De  frei  unga  kriege  haben  BGlow  einen  ruhmvollen  Namen  begründet  Zu  Anfang  des 
Jahres  1813  war  er,  bereits  zum  Genoral-Licutenant  vorgerückt,  mit  der  Belagerung  von 
Stettin  beauftragt,  verband  aich  dann  mit  York  und  Wittgenatoin  und  rückte  dem  VicekSnige 
entgegen,  dem  er  am  5.  April  Iiei  Mockcrn  das  erste  glückliehc  TrefTon  lieferte.    Hierauf  zog  oi 


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iilicr  dte  Elbe  aurück,  um  Berlin  gegen  Oudinot  »u  vortlieidigen,  waa  Htm  durch  den 
bei  Lukau  am  4.  Juni  auch  gelang.  >iacli  AUauT  des  WafTcnsülUtandod  kam  Butow^s 
Cor|»8  suf  Nord-Amiee.  beeümmt  BerÜD  zu  deoken.  Sein  Sieg  hei  Orofiebeeron  atn  S3.  AuguBi 
rettete  Kura  zweiten  Malcj  und  jener  bei  Denncwitz  am  6.  September  zum  drSffjßn  Male  die  prous- 
»fiche  Uauptßtadt.  In  der  Scblaeht  bm  Lelpittg  bomäehtigtc  Fioli  Hü  low  am  IS»  O^iober 
ßlnittieiMl  der  vom  Feinde  mit  zalilreldier  Anilleric  besetzten  Dörfer  Stürs  und  Bellerabausen 
und  ontacbicd  dadarch  den  Sieg'  am  recliten  Flügel. 

Nach  llnlland  beordert,  vertrieb  er  die  Franzosen  mit  unglaublicher  Schiieliigkeit  JarauB^ 
und  vereinigte  bicU  in  kürzester  Zelt  mit  Blüober,  ro  dass  er  in  der  Scblaclit  bei  Laon  am 
9.  MÄne  1814  thiitig  mitwirken  konnte.  Sein  König  erhob  Ihn  in  Anerkennung  *ler  hohen  Ver- 
dienBt43  in  den  Grafcnstand  und  zum  General  der  Infanterie,  und  Osterreiclta  Kaiser  /Jerte  seine 
Brust  mit  dem  Gommandeurk  reui^.  e  des  Maria  Tbercsicn-Ordcns  durch  UamllHllet  ans  Tarif« 
vom  18.  Mai  1814. 

Bei  WiedererofTnung  des  Feldj^uge«  im  Jjilire  L815  commandirte  Bülow  das  1.  Armee- 
Corps  und  gab  in  der  Schlacht  bei  Belle  ALlIanee  an  der  Spiise  dea  15.  Infantene-lieglmentB 
die  ausgezeichnetsten  Bewciao  von  Ileldenmuth  bei  dem  bcrübmten  Kampfe  um  Planebcnoit, 
wofür  er  »um  Chef  dieses  tApfcren  Kegiments  ernannt  wurde. 

ßüloWi    dessen    Andenken    Foin    Monarch    durch    eine    marmorne    Statue   lu  Berlin  ehrte, 
starh  am  ^6.  Februar  18 IG. 


ADLBRKREüZ  ,  Oraf  von,  königlich  schwediachcr  Üeneral  -  Lieutenant ,  war  Chef  des 
Gcmeral-Stabcs  bei  der  Nord- Armee  unter  dem  Ivronprinzon,  und  hatte  aich  durt^h  klugo  iJispoBi- 
Üönen  und  dnaiehtsvoUcs  Benehmen,  namentlich  in  den  Sehlaciiten  bei  DonnowitÄ  am  6,  Scp 
tcmbcr  und  hei  Leipzig  am  18*  October  1813  besondere  Verdienste  erworben,  auch  in 
tetj&torer  Schlacht  die  zweckmäseigBte  Verwendung  der  Artillerie  veranlaBst. 

Seine  Majestät  Kaiser  Franz  verlieh  ihm,  statt  dem  mit  Cabinetachrelben  vom  i.  Dcoem- 
her  1814  zuerkannten  rütterkreu  ze,  unterm  13.  April  1815  das  Comma  ndou  r  kreuz 
de»  Maria  There^ien-Ordens,  welches  ihm  jedf>eh  nur  wenige  Monati*  gegönnt  war,  da  er  schon 
KU  Ende  des  Jahres   1815  verstarb 


WlüfKLM  IL,  FriL^drich  Uoorg  Ludwig»  KSnig  der  Nicdorlando»  Sohn  Wilhelm 
Fried  rieb's  L,  geboren  den  6,  Üceembor  1792,  erhielt  seine  erste  Erziehung  in  Berlin,  bestog 
dlo  ITnivcrsitüt  Oxfort  und  g;ab  hier  Proben  von  ^  ausgcscololmoten  Oelstcsgabon  und  Flelss. 

Da  or  ftlr  die  krlegcriseho  Laufbahn  bestimmt  war,  so  maohto  er  seinen  ersten  Feldzu^ 
in  den  Itcihcn  der  Engbindor  mit,  «nd  ward  1811  zum  Oberst- Lieutenant  in  spanischem  Dienste 
befordert.  Seine  EinBicht  und  Thiitigkeit  erwarben  ihm  das  Vertrauen  des  Hen^op  von 
WeflEngtoni  der  Ihn  2U  seinem  Adjutanten  ernannte.  Bei  der  Einnahme  von  Ciudad  Ilo- 
drigo  befand  sich  der  Prinse  unter  den  Vordersten  und  bei  Badajo7.,  sammelte  er  eine  englische 
Division,  die  zurückgetrieben  wollen  war,  führte  sl©  von  Neuem  smn  AiigrilTe,  jagte  den  Feind 
¥on  den  Wiülcn  und  zog  an  der  Spitze  derselben  in  die  Stadt  ein.  Sein  Benehmen  auf  dem 
6«hl»chtfelde  von  Salamauca  und  in  dem  ganzen  spanischen  Feldzuge  war  seines  ersten  Anf- 
lret«na  durchaus  w^ürdig  und  der  damalige  PrinasJlegent  von  England  beeilte  floh  seine  Bewun- 
derung dem  jungen  Prinzen  zu  erkennen  zu  geben  ;  er  erhob  ihn  niclit  nur  cum  Ohersten  und  zu 
seinem  Adjutanten,  sondern  überreichte  ihm  aueh  eine  goldene  Ehrenmnnjte,  womuf  die  Namen 
Giudad  ßodrigo,  Badajoz    und    Salamanca   standen,    lljcdurch    aufgemuntert    fahr  der  Prinz  fort 


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EeiueQ  Eubm  zu  erneaern  und  boecliloes  eine  Reihe  gläazender  Thaten  unter  den  Mauern  von 
Toulouse,  Da  sein  Yater  wahrend  dieser  Zeit  die  SoavcränitäC  von  den  Niederlanden  erhalten 
hatte^  eilte  er  zu  Ihm,  und  hielt  sich  abwechselnd  bald  iü  den  nürdliohen,  bald  in  den  BÜdlichen 
Theilen  des  Königreichca  au£ 

Bei  Napoleon*s  Rückkehr  von  Elba  im  Jahre  1815  übernahm  Wilhelm  den  Oberbefehl 
über  die  niederländi sehen  Truppen  und  Btellto  sich  unter  den  Hensog  von  Wellington.  An 
dem  Tage  von  Waterloo  führte  er  mehrere  j,Iücitli che  Angriffe  aus,  ward  In  demselben  Atigen» 
hlieke  geiahilieh  in  die  Schulter  verwundet,  als  eine  zweite  Ivugcl  »ein  Pferd  niederwarf.  Er 
wurde  von  dem  Baron  Constant  de  Eebeque  vom  Schlachtfelde  hin  weggetragen.  Einmal 
hatte  ihn  seine  Tapferkeit  mitten  in  die  Reihen  der  Feinde  geführt^  die  ihn  umringten,  und  nur 
ein  vcTÄweifelter  Angriit  des  7,  leichten  Infanterie-Regiments  schlitzte  ihn  vor  Gefangennahme» 
Sobald  seine  Wunde  geheilt  war  stless  er  wieder  zu  den  Yerbündeten  in  Paris.  Seine  Majestüt 
der  Kaiser  Franz  verlieh  dem  tapferen  Prinzen  aus  Paris  unterm  23,  Juli  1815  das  Commmn- 
deurkreuÄ  des  Maria  Theresien-Ordens- 

Als  IBHO  die  Revolution  in  Belgien  ausbrach,  b^ab  sich  Wilhelm,  damals  Kronprinz, 
sogleich  vom  Haag  nach  Antwerpcnj  von  da  nach  Laaken  und  den  1.  September  nach  Brüssel, 
und  versuchte  alles,  um  die  Belgier  in  der  Treue  gegen  das  Haus  Oranien  zu  erhalten.  Wirk- 
lich machte  seine  Anwesenheit  einen  guten  Eindruck  und  er  kehrte  mit  den  besten  HolTnungen 
nach  dem  Haag  zurück ;  aber  die  ungezügelte  Wuth  der  holländischen  Zeitschriften  gegen  die 
Belgier,  die  Unvorsichtigkeit  einiger  holländificher  Generale  und  die  Art,  wie  man  die  Bildlichen 
Deputirten  in  dem  Haag  empfing,  verdarben  alles  wieder.  Im  October  reiste  der  Kronprinz 
noch  einmal  nach  Antwerpen,  wo  er  den  5.  in  Begteitung  des  püpstliehen  Nuntius  eintraf«  und 
wo  er  auf  die  Basis  der  Trennung  der  südlichen  von  den  nördlichen  Provinzen  unter  einem 
Könige  Unterhandlungen  einleiten  sollte.  Die  Proclamatlon^  in  welcher  der  König  dieses  bewil- 
ligte, war  vom  4.  October  daüit,  und  achon  am  5.  crliess  derselbe  einen  Aufruf  an  die  HollHndefj 
In  welchem  er  sie  zu  den  Waffen  gegen  die  Rebellen  rief.  Dieses  Zusammen  treffen  hatte  eine 
Üble  Wirkung,  die  provisorische  Regierung  erklarte  das  Haus  Oranien  des  Thrones  für  ver- 
lustig, und  der  Prinz  selbst^  die  Instruction  seines  Vaters  überschreitend,  erkannte  in  einer 
Proclamation  vom  16.  October  die  Freiheit  Belgiens  an.  Der  König  cassirto  hierauf  dessen  Voll- 
maoht,  worauf  sich  der  Kronprinz  über  den  Haag  nach  England  begab.  Im  folgenden  Jahre 
erhielt  er  abermals  den  Oberbefehl  über  die  holländiache  Armee,  mit  welcher  er  im  August  den 
zehntägigen  Feldzug  gegen  Belgien  unternalim,  welcher  durch  die  bewaffnete  Intervention  Frank- 
reichs beendet  wurde.  Von  da  ab  bis  zur  Annahme  der  24  Artikel  von  Selten  des  Königs  der 
Niederlande  eommandirte  WMlhelm  die  gcg&n  Belgien  aufgestellte  Observations- Armee. 

Er  gelangte  nach  der  Abdication  seines  Vaters  am  8,  October  1840  zur  Königswürde  und 
starb  &m  17.  März  1S49. 


AnOLESEA,  Harry  William  Paget,  Marquis  von,  Oraf  von  Uxbridge,  königlich  grosB- 
britanniseher  Feldmarschall ,  Sohn  des  Obersten  Uxbrigde  ,  weicher  eich  im  nordamerikanischcn 
Kriege  berühmt  gemacht  hatte,  trat  jung  in  die  Landarmee  und  kämpfte  als  Oberst  Paget  anter 
dem  Herzoge  von  York  in  den  Jahren  I7W3  und  1794  in  Flandern  an  der  Spitjse  eines  seihst 
geworbenen  Infanterie-Kcgimcnts,  liierauf  befeUigle  er  ein  Cavallcriccorps  zu  Ypswich,  wurde 
Qeneral -Lieutenant  und  1808  Befehlshaber  der  Reserve-CavalleHe  auf  der  pyrenÄisehen  Halb- 
insel. Er  deckte  Moore^s  Uückzug  nach  Corunna,  und  siegte  bei  Benavente  in  Leon^  wo  erden 
rrauxüsischeu  General  Loruhvrc-Desnoueltes  gefangen  nahm. 


4 


1177 


^^K  ^  Jaliro  1815  war  er  ab  Gr&f  von  Uxbririge»  welcher  Titel  naoh  des  Vaters  Tode  auf 

ihn  del,  Commandant  der  groasbritanniacben  Reiterei  und  trüg  zur  Entscheidung  des  folgen- 
reichen Sieges  bei  Waterloo  sehr  viel  bei,  hezahUo  aber  seinen  Muth  mit  dem  V^erluste 
eines  Beines  in  dem  Augenblicke,  aU  die  Schlacht  bereits  entschieden  war.  Sein  Monarch 
ernannte  Um  zum  Marquis  von  Angle aca  und'snm  Chef  der  Artillerie  und  Kaiser  Frans 
zierte  die  Brust  des  tapferen  KrtegerSf  durch  Handschreiben  vom  23.  Juli  iSlöj  mit  dem 
Commandeurkreuze  des  Maria  Theresicn-Ordena* 

^^h  Anglesea^s  nachherigo  Verwaltung  als  Viockonig  von  Irland  wur  segensreich  und  mit  der 

^^T4dbo  aller  Parteien  gelohnt.  Im  Jahre  1842  wurde  er  der  kümgüchen  Uausgardo  eingoTeiht  und 

I       1846  Bum  Feldmarsehall  ernannt. 

I  Er  starb  am  28,  April  1854  in  dem  hohen  Alter  von  86  Jahren* 

^^K  nlUi,  Sir  ßowland^  Baranet  von  Almaraz  und  HawkstonCi  kuniglleh  grossbrltanm- 
^^^pier  Feldzeugmeistorj  wohnto  als  CnpiUm  der  Belagerung  von  Toulon  bei,  machte  als  Oborfit- 
^^^Beütenant  den  Krieg  in  Ägj^pten  mit  und  wurde  am  13.  März  1801  bei  Alexandrien  an  der 
rechten  Schläfe  schwer  verwundet. 

Im  Jahre  1808  focht  er  als  Brigade-General  und  Oberst  bei  Eoli^o  und  Vimeiro,  und 
wohnte  von  nun  an  allen  Feldzügen  auf  der  Halbinsel  bei,  wo  er  sieh  nioht  nur  den  Ruhm  eines 
tapferen  Soldaten  erwarb,  sondern  auch  als  vorztiglicher  Anführer  bewälirte.  Durcli  sein  gutes 
Benehmen  in  der  Schlacht  bei  Talavcra  am  12.  Mai  1809  verdiente  er  sich  den  besonderen  Dank 
des  Parlaments;  er  iiborriet  dann  im  Octobcr  1811  mit  dem  Qencral  MoriUo  das  französische 
Corps  Oirard  und  rieb  es  fast  ganz  auf.  Die  Armeeberichte  des  Herzogs  von  Wellington 
aus  dieser  Epoche  erwähnen  Hill  mit  grossem  Lobe,  und  der  Feldzug  des  Jahres  1815  setzte 
seinem  Verdienste  die  Krono  auf.  Hill  führte  das  provlsoriscbo  Commando  der  cnglisch-hannöve- 
risehen  Armee  in  Belgien«  als  die  Schlacht  von  Waterloo  zum  zweiten  Maie  Über  Napoleon^i 
Schinksal  entscheiden  sollte.  WolHngton  ward  die  Palme  dieses  Sieges  »u  Theil ;  allein  es  unter- 
liegt keinem  Zweifel,  dasB  die  Unerschrockenbeit  und  Geisteegegenwart  des  Generals  Hill,  wel- 
fjhet  die  in  weitlauflgcn  Cantonirungon  liegenden  Regimenter  auf  dem  Kampfplätze  vereinigte, 
rerfmnden  nilt  anderen  glScklichcn  Conjuncturcn,  einen  grossen  Antheil  an  den  Erfolgen 
diäter  8«lda«ht  hatten.  Raiser  Frans  würdigte  auch  illeses  Verdienst  und  ernannte  ihn  unti«rm 
'IX  Juli  1815  ssum  Commandeur  seines  Militär^Ordens.  Nach  Wellington^  Eüoktritt  orlüelt 
Ulli  Im  Jahre  1834  den  Oberbefehl  über  die  Landanuoei  wurde  Feldzeugmeister  und  gab  den 
Oborbofchl  Anfang«   1842  Krankheit  halber  nieder  an  den  Herzog  ab. 

Hill  starb  zu  Ende  dieses  letzteren  Jahrcsi  den  Euf  hinterlassend,  einer  der  besten  Qene- 
fale  Englands  gewesen  zu  sein. 


TaUEITTZIEK  Ton  Wittenberg,  Friedrich  ßoglslaw  Emanuel  Graf,  k^ntglii^h 
preussischer  Qeneral  der  Infanterie,  Sohn  dos  durch  die  Vcrtheidigung  von  Hrcslau  (17C0)  berühmt 
gewordenen  General-lJculenanti»  gleichen  Namens,  war  im  Jahre  1761  geboren» 

Schon  im  Feldituge  1792  erwarb  sich  Tauentzien  den  Orden  pour  le  m^ritc  und  wurdci 
nSgel-A^utant  des  Königs  Friedrieh  Wilhelm  n,,  im  Janner  1705  Oberst.  Im  Jahre 
1806  bestand  er  das  Gefecht  bei  Schleis  und  theiltc  nach  der  Schlacht  von  Jena  das  Schicksal 
des  Hohen  loh  e'schen  Corps  der  CapJtutation  von  Frenzlau.  Als  sieh  im  Jahre  1813  Prcassen 
ui  Eüsaland  anschloss,  um  gegen  Frankreich  zu  kümpfen,  erhielt  Oeneral- Lieutenant  Tauentzien 
daa  Commanilu  der  Bolagcrung  von  Stettin,  fand  aber  an  dem  franzusisehcn  General  Gran  de  au 


1178 


einen  würdigen  Gegner.  Spater  ward  er  Oommandant  *las  4.  Armeecorps,  welcJics  einen  Tlieü 
der  "Nord- Armee  bildete,  kämpfte  bei  QroBsbecrcji  ain  28*  August,  wies  sechö  Angtiffo  des 
Feindes  mit  grosser  Unerselirockenlieit  ztiröck  nnd  trug  tiowoLl  hier,  wie  aucli  in  der  Sclilaolit  bei 
Dennewit»  wesentlich  zum  Siege  bei«  Hierauf  fiilirto  er  den  Obcrbefebl  vor  den  belagerten  Feetun- 
gen Torgau,  Wittenberg  und  Magdeburg;  Torgau  fiel  nach  tapferer  VcrlheSdigung  am 
10.  Jänner  1814,  Wittenberg  wurde  in  der  Nacht  vom  12.  aum  13.  Jänner  1811  mit  stürmender 
Hand  genommen  und  verseliaffle  dem  Grafen  Tauentzlon  die  ehrenvolle  Beilegung  dos  Pra- 
rlicatea  Wittenberg. 

MagtJcburg  fiel  nach  Napoleon*«  Sturz,  und  die  prensBiscben  Truppen  liielten  am  24,  MaI 
daselbst  ihren  Einzug.  Der  König  ernannte  Taucntzien  zum  General  der  Infanterie  und  Kaiser 
Franz  verlieh  ihm  naebtriiglich  über  eein  Anfitichon  mit  llandbillet  aus  Mailand  vom  14.  Februar 
18 tS  das  Co  nininndeurkrouz  des  Maria  Therosion-Ortlena, 

Nncli  dem  zweiten  Piiriiier  Frieden  erhielt  der  Graf  d.\B  Genoral- Co  mm  ancfo  in  Brandenburg 
und  Pommern,  welches  später  in  den  Oberbefehl  des  H,  Armoeeorpa  umgeschafTen  wurde 

Tauen  tzien  atarli  am  26,  Februar  1821. 


1 


RITTER. 


FOLIIOT  von  Crcnnevillo,  LudwigKarl  Graf,  General  der  Cavallcric, 

gclicimcr  Ratli  und  Kämmerer,  Inhaber  des  2*  Kürassier 'Regiments,  einem  nor- 
mannischen ritterlichen  Geschlcchto  entsprossen,  war  am  3.  Juli  1763  zu  Metz 
geboren.  Frühzeitig  trat  er  in  die  Militärschule  von  Pont  h  Mousson,  später  wegen' f 
Auszeichnung  in  jene  von  Paris,  und  schon  im  15.  Jahre  als  Elövein  die  könig- 
lich französische  Marine,  in  welcher  er  bis  1791  sehr  ehrenvoll  diente,  zum 
Schiffslicutcnant  mit  Majorarang  vorrückte  und  fast  ununterbrochen  beinahe  allo 
Meere  durclikreuzte,  alle  Wclttheile  bcsucltte.  Nach  Verhaftung  Ludwig  s  XVL 
cmigrirto  Crennovllle  und  machte  den  Feldzug  1792  unter  den  französischen 
Prinzen  im  Corps  Royal  de  la  Marine  mit. 

Im  April  1 793  trat  er  als  Cadet  bei  Kaiser  Chevanxlegers  in  österreichiachö? 
Dienste,  ward  179  4  Unterlicutcnant ,  dann  dem  General-QuarticrmDistcrstabc 
zugetheilt,  wo  er  sich  in  den  Schlacliten  von  Schliengcn  und  Wiii^zburg  aus- 
zcichnete,  zum  Oborlicutcnant  im  Corps,  1797  zum  llauptmannc  vorrückte  und 
mit  der  Leitung  der  Einschiffung  und  Fahrt  der  zur  Einnahme  von  Istricn  und 
Dalmaticn  bestimmten  Truppen  beauftragt  wurde* 

Im  Jahre  1798  der  Sendung  des  Prinzen  Ferdinand  von  Württemberg  nach 
Petersburg  zugetheilt,  ward  er  bei  der  Rückkehr  Major  und  dessen  Flügel-Adju 
tant,  und  begleitete  ihn  auf  einer  zweiten  Sendung  eben  daliin  im  Jahre  1799.. 
Auf  dringendes  Bitten  bei  Beginn  des  Feldzuges  1800  zu  Coburg-Dragonor  eingc- 
thcilt,  rückte  er  noch  in  demselben  Jahre  zum  Oberst-Lieutenant,  und  dann  zum 
Obersten  und  Commandanten  vor,  bei  desacn  Auflüsung  aber  in  Folge  des  Friedens 
wurde  er  General- Adjutant  des  Erzherzogs  Karl  und  Chef  des  Marinc-Departn 


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iTjenlÄ,  und  1805  ausser  der  Tour  zum  Gcncral-Major  mit  Bcibclialtung:  dca  Dcpar- 
temcntä  im  riofkricgsratlic  befordert.  Im  April  desselben  Jabrcs  zur  Ausführung 
eines  selbst  entworfenen  Planes  zur  Vertlieidigung  Venedigs  dahin  beordert,  nach 
glücklicher  Vollendung  dieses  Auftrages  als  ad  latus  dos  Gcneral-Quartiermoisterß 
der  Armee  in  Doutsehlaod  unter  Commando  des  Erzherzogs  Ferdinand  ange- 
stellt, nahm  er  die  Feste  Oberhaus  hei  Passau  mit  400  Mann  nach  24stündiger 
Berennung  mit  Sturm  ein,  wurde  spater  nach  Berlin  gesendet,  um  im  Einklang  n^it 
dem  damaligen  Gesandten  Grafen  Mettornich  die  Mitwirkung  der  preuasischcn 
Armee  zu  beschleunigen,  welches,  glUAlich  eingeleitet,  durch  den  Verlust  der 
Schlacht  von  Austcrlitz  vereitelt  ward. 

Nach  dem  Friedensschlüsse  erhielt  Crcn  novi  He  das  Commando  von  Fiume 
mit  unbcaclu'änkter  Vollmacht  Kur  Versammlung  der  ganzen  nahen  Grenzwache 
gegen  einen  möglichen  Angriff  der  Franzosen  j  im  Winter  1807  wurde  er  nach 
Slavonicn  bcordcrtj  wo  Unruhen  ausgebrochen  waren,  und  nach  deren  Dümpfung 
mit  dem  Brigade-Commando  zu  Klattau  in  Böhmen  heauftragt.  Im  Feldzuge  1809 
commandirto  Crennovillc  mit  Glück  die  Avantgarde  des  Graf  Kolowrat'schen 
Armeecorps,  und  bestand  ehrenvolle  Gefechte  an  der  Regen,  an  der  Naab  und 
bei  Linz. 

Im  Jahre  1813  zum  Feldmarschall-Lieutcnant  beftirdert,  zeichnete  sich  C  ren- 
ne vi  Uo  durch  Wegnalnne  des  Plaucn'schen  Grundes  bei  Dresden,  wo  er  am 
26.  August  mit  besonderer  Kaltblütigkeit  den  Feind  durch  einen  halben  Tag,  ohne 

lau  weichen,  beschäftigte,  und  Ruckführung  seiner  Armee-Division  als  Arriöro- 
gardc  mit  sehr  geringem  Verluste  bis  nach  Böhmen  rühmlichst  ans;  er  machte  die 
Schlacht  von  Leipzig  höchst  ohrenvoll  mit,  nahm  bei  Ilochhcim  eine  feind- 
liche Rcdouto,  die  er  einer  der  Ersten  links  von  der  Chaussoc  von  Nordhcira 
erstieg  und  1  Fahne  und  2  Kanonen  eroberte,  und  wohnte  1814  den  weiteren 
Gefechten  mit  Auszeichnung  bei.  In  der  Schlacht  von  Paris  nahm  er  mit  seiner 
Division  La  PIssotte,  warf  die  den  Marktflecken  Vincennes  noch  besetzt  haltenden 
Feinde  in  das  Schloss,  forderte  dasselbe  vergeblich  auf  und  vollendete  hierauf 
dessen  Einscliliessung,  welche  von  den  Württembergern  bisher  nur  auf  der  Wald- 

Iweite  unternommen  worden  war.  Crennevillo  wurde  mit  Ilandbillot  ddo.  Paris 
am  1.  Juni  1814  wegen  besonders  ausgezeichneten  tapferen  Betragens  vor  dem 
Feinde  mit  dem  Ritterkreuze  und  der  zweiton  Inhabcrstcllo  des  Regiments 
Erzherzog  Franz-Kürassier  Nr.  2  belohnt. 

Im  Jahre  1815  machte  er  mit  seiner  Armee-Division  die  Avantgarde  des  aus 
Picmont  vorrückenden  Heeres,  und  drang  nach  mehreren  glücklichen  Gefechten 

ihei  Grand  Saxoncx  und  St  Gonix  am  28.  Juni,  nach  der  Besitznahme  von  Chalons 
und  des  Brückenkopfes  bis  Lyon  vor.  Nach  dorn  Fricdensschluäse  suchte  Crcnnc- 
ville,  Erholung  bedürfend,  um  Versetzung  in  den  Ruhestand  an,  welchen  er  in 
Ödcnhurg,  jedoch  für  daa  Allgemeine  nicht  unthatig,  gcnossj  da  er  zw^eiraal  mit 


iiso 


1 


ausgedehnten  Aiiftrugm  zur  Or<>nnIsirung  der  k.  k.  Kriegs-Manno  nach  Venedig 
Abgeschickt  ward,  deren  er  sieh  zur  Allerliöchsten  Zufriedenheit  entledigte. 

Im  Jahre  1823  crnannic  ihn  der  Kaiser  zum  geheimen  Ruth  und  Oberst- 
flofmclster  des  Erzlierzogs  Vicekönig^  dessen  grossem  Ilof-  und  Haushalte  er  durch 
9  Jtilire  zur  vollen  Zufriedenheit  vorstand,  1831  zum  General  der  Cavallcric, 
und  bald  darnach  erhielt  er  auf  ausdriiekliehe  Bitte  wegen  geschwächter  Gesund- 
heit und  vorgerückten  Alters  den  ehrenvollen  Posten  eines  Obcrlieutenanta  der  ■ 
ersten  adeligen  Arcicren-Lcihgarde;  in  welcher  er  1835  zum  Ca])Itän-Lieutenant 
vorrückte.  In  dieser  Epoche  wurde  ihm*  die  ausgezeichnete  Ehre  zu  Thcil,  von 
seinem  Kaiser  zum  Begleiter  und  ßciscoberleiter  im  Jahre  1833  zu  der  Zusammen- 
kunft der  Monarchen  in  Prag  und  Münchengrätz,  und  1834  zum  Lager  bei  Brunn, 
so  wio  auch  sputer  von  der  Kaiserinn-Mutter  zur  Begleitung  auf  zwei  kleinen 
Reisen  gewählt  zu  werden,  und  hatte  CrcnnevIUe  die  rcichlohnende  Genug* 
thuung,  auch  diese  letzten  Dienste  In  den  schmeichelhaftesten  Ausdrücken  belobt 
zu  seilen. 

Crcnnevillc  unterlag  einem  langwicrlgcnj  oft  wiederkehrenden  Übel,  und 
starb,  wie  er  gelebt^  dem  Tode  als  unerschrockener  Soldat  mannhaft  ins  Auge 
sehend,  am  21.  Juni  1840  zu  Wien.  DIo  hervorstechendsten  Züge  des  höchst 
schätzbaren  und  liebenswürdigen  Charakters  Crcuncvi llc^s  waren:  rücksichts- 
lose Aufopferung  und  unbegrenzte  Ergebenheit  für  seinen  Kaiser  und  seine  Pflicht, 
welche  er  nuch  von  seinen  Untergebenen  forderte ;  ein  ritterlicher  Sinn,  welcher 
ihn  das  für  Recht  Erkannte  stets  offen  aussprechen,  und  sich  seihst  oder  Prlvatvor- 
hältnrssc  nie  berücksichtigend,  durchführen  hiess,  verbunden  mit  einem  warmen 
wohlwollenden  Herzen,  welches,  ungeachtet  seiner  strengen,  nur  durch  die  feinste 
örbanitlit  gemilderten  Haltung,  stets  durchblickte. 


I 


I/ANGENAÜ,  Friedricli  Karl  Gustav  Freiherr  von,  Feldmarschall- 
Llcutenant,  geheimer  Rath  und  Kämmerer,  commandSrender  General  in  Inner- 
österrcich,  Illyricn  und  Tirol,  Inhaber  des Infanteiic-Rcglmcnts Nr. 49,  der  Sprosse 
eines  sehr  alten,  ade h gen  Geschlechtes  aus  den  lUieinlandcn,  ward  am  7.  Novembor 
1782  zu  Dresden  geboren.  Er  erhielt  von  seinem  Vater  Gottlob  Bernh  ard,  kön. 
sächsischer  General -Lieutenant  und  Inspector  der  Infanterie,  eine  nillitiirische 
Erziehung,  und  trat  schon  im  Alter  von  13  Jahren  in  das  sächsische  Infanterie- 
Regiment  Kurfürst,  In  welchem  er  dem  Feldzuge  von  1796  gegen  Frankreich 
und  der  Schlacht  bei  Wetzlar  beiwohnte.  In  den  Reihen  der  königlich  sächsischen 
jVrmee  nahm  er  an  den  Rheinfcldzugen,  der  preussisch- französischen  Campagnc 
von  1807  und  1808,  jener  von  1809  in  Üstcrrciehj  und  dem  Feldzuge  von  1812 
gegen  Ftussland  den  thätigsten  und  wirksamsten  Thcil;  an  letzterem  in  der  Eigen- 
schaft als  Chef  des  General-Stabes  der  sächsischen  Armee  des  7*  Corps  der  grossen 
französischen  Armee  unter  R  cy  n  i c r. 


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Lange  nau  vurdaiiklc  es  aussdilJes.^end  .seiner  peräonliflien  lk't'ii!il^-uii^  iinJ 

'semer  licrvorrageiulcii  Tupfcrköitj  su  wie  seinen  JiiiliüirJüclicii  Kenatiiisäcn,  das« 

er  iDi  Alter  von  31  Jahren  in  der  königHcIi  sächsischen  Armee  schon  den  Rang 

eines  General-Majors  und  General- Adjutanten  des  Königs  von  Sachsen  erreicht 

'hatte.  In  tler  letzteren  Eigenschaft  seinem  Monarchen  persünllch  nahcgostcUt,  sali 

'er  nach  der  Itückkehr  des  säclislsehen  Corps  aus  Russland  und  Polen  sich  nun 

zuerst  die  diplomatische  Laufhahn  erschlossen.  Er  ^urdo  vom  Könige  nn*i  der 

Unterhandlung  eines  Vertrages  zwischen  Sachsen  und  Österreich  beauftragt,  und 

^'liegab  sieh  zu  diesem  Ende  nach  Wien.  Doch  trat  eine  unerwartete  Wendung  der 

[Politik  Sachsens  dem  Abschlüsse  einer  solchen  Übereinkunft  zwisclien  Österreich 

und  Sachsen  entgegen,  einer  Übereinkunft,  welche  der  Genoral  Langen  au,  nach 

den  von  dem  Kö'nigo  von  Sachsen  erhaltenen  Vollraachtcn,  bereits  zwischen  beiden 

[Btaatoa  abgeschlossen  hatte.    Der  König,  gedrängt  durch  den  L^mschwung  der 

Verhältnisse,  welche  die  Schlacht  bei  Lützcn  herbeigeführt  hatten,  vcrliess  uner- 

.wartet  Prag  und  kehrte  nach  Dresden  zurück. 

General  Langen  au  sah  sicli  unter  diesen  Umständen  gezwungen,  um  seine 
Entlassung  zu  bitten,  die  ihm  von  Seite  des  Königs  auch  in  der  ausgezeichnetsten 
und  ehrenvollsten  Weise  ert!ieilt  wurde.  Doch  blieb  der  Generat  nicht  lange  untliä- 
tig,  da  ihn  Seine  Majestät  Kaiser  Franz  L  schon  mit  Patent  vom  27.  Juli  1813 
..als  General-Major  in  seine  Dienste  nahm.  Langen  au  war  während  des  Feldzuges 
511  1812  dem  Feldmarschall  Fürsten  von  Sohwarzenberg  vortheilhaft  bekannt 
geworden,  und  erlangte  nun  schnell  das  volle  Vortrauen  dieses  edlen  und  grossen 
Feldherroj  so  wie  jenes  dos  Grafen  Radetzky,  damals  Chef  des  Gencral-Quarticr- 
meisterstabes,  welcher  Ihn  sofort  dem  General-Stabe  zuth eilte. 

Er  fand  auch  bald  Gelegenheit  sich  auszuzeichnen.  Bei  der  Schlacht  von 
Dresden  war  der  Feldartillerie-Director  General-Major  von  F r i o  r  e n b  er  g c  r 
st  im  ersten  Augenblicke  des  Kampfes  verwundet  worden.  Das  Feuer,  welches 
der 'Feind  aus  mehreren  vor  Dresden  angelegten  Verschanzungen  auf  die  östcrref- 
chischen  Truppen  richtete,  crscli werte  den  Aufmarsch  unserer  Batterien  nicht 
allein  in  hohem  Grade,  sondern  machte  es  auch  den  Colonnen,  welche  zum  Am^rlfFe 
bestimmt  waren,  unmöglich,  vorwärts  zu  dringen.  Es  handelte  sich  darum,  die 
Ö8terreichiscl*en  Batterien  so  nahe  als  möglich  an  den  Feind  zu  bringen  und  ihr 
Feuer  so  zu  dirigircn,  dass  das  gegenseitige  zum  Schweigen  gebracht  würde. 
L angenau  erbot  sich  freiwillig  zum  Dircctor  der  Geschütze  wJihrcnd  des 
ganzen  Gefechtes,  und  erreichte  den  Zweck  in  so  entscheidender  Weise,  dass  das 
Geschütz  des  Feindes  in  2  Redouten  vollkommen  dumontlrt  und  die  Wirkung  de^ 
Fcueiis  in  den  Übrigen  bedeutend  vermindert  wurde,  wodurch  der  Angrifl'  auf  jene 
Schanzen  ermöglicht  war,  welche  die  kaiserliche  Infanterie  auch  wirklich  eroberte. 
Er  begnügte  sich  dabei  niclit  damit,  den  Battcric*Commandantcn  die  Puncfc 
zum  Auffahren  zu  bezeichnen  oder  bezeiebnen  zu  lassen j    sondern    setzte   sich 


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Hclbst  all  Jjc  Spitze   der  Batterien  und  riitirte  sie  unter  einem  niordcriöchon  Feuerfl 
auf  jene  Puncto^  von  wclehon  aus  sie  mit  bestem  Erfolge  auf  den  Feind  wirken 
konnten.  ^ 

In  der  Scldaclit  bei  Leipzig  war  es  dem  Fcldartillerie-Director  Fei d mar- ~ 
scliall-Lieiitenant  Rcisncr  bei  aller  Tliätigkeifc  umnöglieh,  die  Placirung  der 
Batterien  auf  einem  so  ausgedehnten  Schlacbtfelde  allein  zu  leiten.  L angenau 
erbot  sich  auch  hier  frei-willig  zu  seiner  Unterstützung  und  übernahm  die  Plaei*^ 
ining  der  Geschütze  für  die  Colonne  dos  Centrums  und  dos  linken  Flügels.  Mehr- 
mals schon  hatte  man  vergeblich  versucht  durch  Aufstellung  einzelner  Batterien 
die  Wii*ksamkeit  des  feindlichen  Feuers  zu  vermindern,  Es  entstand  dadurch  für 
die  österreichische  Artillerie  die  nachthciU'go  Folge,  dase  sie  einen  grossen  Theih) 
ihrer  Mannschaft  verlor  und  sehr  viele  ihrer  Geschütze  demontlrt  wurden.  General 
L angenau  vereinigte  sie  nun  aus  freiem  Entschlüsse  zu  3  und  4  Batterien  aulVzwei 
Puncten,  stellte  dieselben  unter  dem  heftigsten  Feuer  des  Feindes  auf  der  wirksame 
sten  SchussHnIc  auf  und  dirigirte  ihr  Feuer  in  einer  Weise^  dasa  die  Geschütze  des 
Feindos  auf  dem  linken  Flügel  zum  entscheidenden  Vortheile  der  kaiserlichen 
Truppen  fast  gänzlich  zum  Schweigen  gebracht  wurden*  ^M 

Am  zweiten  Tage  der  Schlacht  {18.  Oetober)  begab  sich  Langenau  eine 
Stunde  vor  Anbruch  des  Tages  aus  eigenem  Antriebe  zu  den  Vorpostenj  um  bei 
anbrechender  Morgenröthe  die  feindliche  Stellung  zu  rccognosciren.  Die  franzosische 
Armee  hatte  sich  aus  der  Position  von  Wach  au  vollkommen  zurückgezogen,  ohne 
dass  dieser  Umstand  von  den  österreichischen  Vorposten  auf  irgend  eine  Weise 
bemerkt  worden  wäre.  Langenau  eHtc  ungesäumt,  die  bezügliche  Meldung  zu  ™ 
machen^  zum  Fcldzcugmeislcr  Grafen  CoUoredo  und  FcUlmarschall-Lieutenant" 
Grafen  Hardeggj  der  die  Avantgarde  des  Ersteren  commandirtc,  veranlasste  sie 
zur  Verfolgung  des  Feindes  und  erölTncte  dadurch,  ohne  irgend  oiaen  Auftrag 
oder  Befehl    hiezu  erhalten  zu  haben,  den  wichtigsten  Moment  der  Schacht  zum 
entscheidenden  Vortheile  der  Armee  um  ein  und  eine  halbe  Stunde  früher,  als  es.^ 
ohne  sein  Zuthun  geschehen  wäre.  ^ 

Li  dem  Gefechte  vor  Hochhoim  (9.  November)  ordnete  derCommandirondo 
die  Verwendung  von  13  Batterien  gegen  eine  verschanzte  Position  des  Feindes  an, 
um  den  Sturm  auf  dieselbe  zu  ermöglichen.  Langenau  übernalmi  abermals  froi-^ 
willig  die  Leitung  dieser  Batterien^  und  es  gelang  ihm  durch  die  nahe  und  con-" 
centrirtc   Placirung    der    Geschütze   das    feindliche   Feuer  so  vollkommen  zum 
Schweigen  zu  bringen,  dasa  die  kaiserliche  Infanterie  beim  Sturme  nur  einigol 
Kanonenschüsse  mehr  auszuhalten  hatte.  Vor  Ilochhcim  trafen  die  Colonnen  deal 
3.  und  4.  Armceeorps  fast  gleichzeitig  von  zwei  verschiedenen  Puncten  ein,  saj 
dass  ohne  richtige  Führung  beim  Eindringen  in  die  Stadt  selbst  ihr  Zusammensiosa^ 
und  eine   unheilvolle   Unordnung    fast  unvcrmoidlicli  schien.  Abermals  war  e$i 
der  umsichtige  General,  welcher  aus  freiem  Antriebe  vom  Pferde  stieg,  sich  zu 


1183 


Fuss  mit  den  vordersten  riiiiiklcrn  des  3.  Armeocorps  durch  die  Pallisäaden  voi' 
IIocLheira  drängte^  und  durch  dieses  BeiJäpicl  entöchloaseüerlllngebungdiegerürch- 
tetc  Katastrophe  hintanhielt  und  die  wünschcnswcrthe  Ordnung  wieder  herstellte* 
Lan genaues  persönliche,  einsichtsvollo  Tapferkeit  zog  die  Aufmerksamkeit 
der  ersten  Heerführer  jener  Zeit  in  hohem  Grade  auf  sicli.  Fürst  Schwarzcn- 
herg  selbst j  dann  Graf  Radetzky,  Baron  Bianehi,  Graf  II ardegg,  Graf 
Gynlay  nebst  mehreren  Anderen,  beeilten  sich  ihm  schriftliche  dctaillirte  Aner- 
kennungen seiner  pÜichtschuldigcn  heldenniüthigon  Aufopferung  auszustellen. 
Er  war  aber  auch  auf  dem  Gebiete  geistiger  ThUtigkeit  unermüdlich  und  äusserst 
verwendbar.  Während  der  erwähnten  Feldzligc,  welche  Lau  genau  in  kaiserlichen 
Usterreiebischcn  Diensten  mitmachte,  wurde  er  wiederholt  mit  wichtigen  diploniati- 
licn  Sendungen  betraut,  welche  er  stets  glücklich  vollzog.  Er  arbeitete  einen 
Theil  des  Entwurfes  der  Feidzüge  von  1814  und  1815  selbstständig  aus,  und  wai* 
in  letzterem  Jalire  als  GencraI-Quai*tiermoister  bei  der  Armee  am  Oberrhem  mit 
Torzüglichcm  Erfolge  thätig  gewesen. 

Am  Schlachtfclde  bei  Leipzig  mit  dem  Commandeurkreuze  des  Leopold- 
Ordens  geschmückt,  erhielt  er  im  Jahre  1815  nach  dem  einstimmigen  Ausspruche 
dos  Ordens-Capitels  das  Ritterkreuz  des  Maria  Thcresien- Ordens. 

Unmittelbar  nach  Abschluss  des  Friedens  widmete  sich  Langen  au  der 
Abfassung  einer  Geschichte  jener  Feldzüge,  an  welchen  er  peräünlich  in  so  ruhm- 
voller Weise  Theil  genommen  hatte.  Im  Jahre  1817  trat  er  den  Posten  eines 
iBrigadiers  in  Linz  an,  um  sich  dem  Innern  Dienste  der  kaiserlichen  Armee  zu  wei- 
hen* Eine  Capacität  wie  Langen  au  konnte  jedoch  nicht  lange  in  dieser  Stellung 
belassen  werden.  Er  wurde  von  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  im  Jahre  1819  zum 
Österreichischen  Bevollmächtigten,  und  demnach  Vorsitzenden  bei  der  Militär- 
Commis^ion  der  deutschen  Bundes-Vorsammlung  zu  Frankfurt  am  Main  ernannt, 
vre  er  die  erste  Basis  zur  Feststellung  der  Bundeskriegs- Verfassung  und  zu  dem 
Bau  dor  Bimdesfestungen  entwarf.  Seine  Begabung  zur  Lösung  militäriscü-diplo- 
matischer  Fragen  trat  abermal«  bei  dieser  Gelegenheit  in  der  ausgezeichnetsten 
Art  in  das  hellste  Lieht. 

Im  Jahre  1827  zum  Feldmarschaü-Lieulenant  ernannt,  wurde  er  noch  im 
ßmber  desselben  Jahres  in  den  Froihei-rntitand  erhoben,  Auezeichnungen,  deren 
^ra«che  Folge  die  Welseitigeii,  langjährigen,  treuen  und  erspriesfilichen  Dienste 
Lange  na u*s  hinlänglich  rcchtlertigcn.  Von  Frankfurt  zurückgekehrt,  blieb  er 
drei  Jahre  als  Divisionär  in  Ofen  und  begleitete  dann  im  Jabro  1832  den  Erzher- 
zog Ferdinand  d'Esto  in  der  Eigenschaft  eines  ad  latus  desGencral-Gouvemeurs 
und  Armeo-Commandanten  nach  Galizien. 

Abermals  fand  Langen  au  Gelegenheit,  sich  auf  diesem  schwierigen  Posten 
unbestreitbare  und  sehr  wesentliche  Verdienste  zu  erworben;  seine 
ontschiedeno  Charakterstärke,  sein  richtiger  militäriacbcr  Sinn, 


1184 


V  ©  r  li  u  n  J  (IUI  mit  einer  u  m  f  a  s  .s  e  ii  d  e  n  Cj  e  s  c  li  li  f  t  s  k  e  n  n  t  n  i  .s  s ,  t  r  a  t  o  a  «  n' 
dcti  da  maligcn  Verhältnissen  in  GäIizicq  recht   lehhaft   hervor.  Ed 
erfolgte  hierauf  iin  Juli  J833  seine  Erncnimng  zum  geheimen  Ratlio- 

In  den  letzten  Jaljrcn  seines  thatcnreiclioii  Lebens  (vom  24.  Jnni  1835  an 
bekleidete  FcIdmarschalhLienterTant  Baron  Langeaau  den  wichtigen  Posten  ein 
commandirendcii   Genera!^   in   Innerösterreich    bis   zu  seinem  am  4.  Juli  J840  x 
(jratz  nach  dremionatlichcni  Krankenh-iger  in  Folge  eines  Selihigfiusses  erfolgte 
Tode.  Die  Garnison  ehrte  sein  Andenken  durtdi  ein  schönes  militärisches  Monu^ 
nient  auf  der  Grahstätto. 

Sein  Leben  war  ein   leuclitendes  Vorbild  echten  und  stol^ 
Soldatcnmuthes,  verbunden  mit  ficekcnloser   Ehrenhaftigkeit  uni 
dem  Streben  nach  wissönschaftli eher  Ausbildung,  so*" wie  ganz  besonders  au 
gezeichnet  durch  eine  strenge  Pfliehterf üUung  als  Unterthan  und 
treuer  Diener  seines  Herrn    und  Kaisers,  Seine  militärischen,  diploma 
tischen   und   admistrativen  Kenntnisse,    getragen   von  hoher  Energie  und^ 
uiierscblUtcrlicher  Ausdauer,  liesscn  ihn  sfets  als  eines  der  brauchbarste 
und  hervorragendsten  Mitglieder  jenes  weiten  glänzenden  Kj'eises  höherer  OfFicie^ 
erscheinen^  welche  zu  jeder  Zeit  den  Ruhm  der  kaiscrlichon  Armee  aufrecht  zu 
erhalten  und  zu  erneuern  wussten. 


1 

I 


rte_ 

I 


FELDEOGj  Christoph  Freiherr  von,  gestorben  als  Oberstund  Commandani 
des  6.  Jäger-Bataillons  auf  einer  Urlaubsreiso  zu  Leipzig  am  10*  Mai  1845  im 
66.  Lebensjahre,  war  zu  Kromau  in  Böhmen  von  adeligen  Altern  geboren  und  in 
der  Ingcnicur-A^kademic  zu  AVien  gebildet. 

Als  Unterlicutcnant  des  buhmisch-bud^Yciser  Landwehr-Bataillons  kämpfte 
Feld  egg  im  Jahre  1809  und  gab  bei  Aspern  Proben  entschlossenen  Muthes;  al 
Oberlieutenant  des  Infanterie-Regiments  De  Vau  x  abcrinden  Jahi*en  1813  bis  1814; 
Das  Regiment  war  unter  jenen  Truppen-Abtheilungcn,  w^clcho  die  Bestimuiun. 
hatten  am  26.  August  die  feindlichen  Verschanzangen  von  Dresden  zu  stürmeiv 
Uutei'  dem  Kartätschenlcuer  der  in  einer  vor  dem  M  o  ts  c  b i  n s k  i'scben  Garten  ange- 
legten Redoutc  aufgeführten  Batterie  war  dasselbe  in  dem  mit  der  Fronte  der  feind- 
lichen Vertheidigungs-Linie  parallel  laufenden  Graben  angelangt,  wo  sich  auch 
das  2.  Jäger- Bataillon  befand.  Die  Wegnahme  dieser  Rcdoute,  welche  den  Ein- 
gang des  Dippoldiswaldcr  Schlages^  unser  eigentliches  Angriösobject,  vertheidigte, 
war  uncrl assliches  ßcdingniss  für  das  Gi  dingen  dcrLIntcrnclinmng;  dies  bewies  auch 
das  höchst  verderblich  wirkende  Feuer  jener  Batterie.  Obcrlieutenant  Feldegg, 
hiervon  überzeugt^  fasste  den  Entschluss  zu  vorsuchen,  ob  es  der  Kühnheit  gelin- 
gen könne  der  Gefahr  und  den  Hindernissen  den  Preis  abzuringen.  Unter  den^H 
Zurufe:  ;,Wer  von  De  Vau x  und  ein  Mann  ist,  mii*  nach!^  sprang  er  aus  dem" 
Graben  und  stürmte  an  der  Spitze  der  Freiwilligen,  ungeachtet  des  verheerenden 


1185 

feindlichen  Feuers,  gegen  die  Kedoutc  vor,  setzte  über  die  den  Graben  vertbeidi- 

iden  Pallisaden,  und  langte,  dieEscarpe  ini  rasehen  Anlaufe  erkletternd,  auf  der 

[Brustwelire  an.    In  demselben  Augenblicke  gewahrte  er  den  Oberst -Lieutenant 

I  Sehneider  (s.  d*)  des  2.  Jäger-BataiLlons  auf  der  entgegengesetzten  Seite  die 

I  Redoute  ersteigen,  aber  eben  so  schnell  von  einer  feindlichen Dechttrge  verwundet 

^  fallen.  Feldegg  sprang  vollends  in  die  Schanze  und  den  Feinden  entgegen,  welche 

auf  den  noch  nicht  hinlänglich  dui'ch  die  nachkletternden  Jäger  geschützten  Obei'st* 

rlieutenant  Schneider  elndraugen,  haute  einen  Franzosen  nieder,  hielt  die  anderen 

Ton  der  Annäherung  an  Schneider  ab  und  erleichterte  den  Freiwilligen  und  den 

Jägern  das  Ersteigen  der  lieduute,  in  welcher  3  Kanonen  und  1  Haubitze  erobert 

wurden.  In  dem  Handgemenge  in  der  Schanze  durch  zwei  Bajonetstichc  verwundet, 

^Jiesa  sich  der  brave  Oberlieutenant  nicht  nur  nicht  abhalten  bei  der  Truppe  zu 

bleiben,  sondern  übernahm  auch  die  Bedienung  der  eroberten  Geschütze  persönlich, 

da  keine  Artilleriiiten  vorhanden  waren.  Erst  als  ihm  der  Befehl  zum  liückzuge  aus 

der  erstürmten  Kedoute  ziikam,  verliess  er  den  Posten,   nachdem  er  noch  früher 

(ur  die  Fprtbringung  des  schwer  verwundeten  Oberst -Lieutenants  Schneider 

Sorge  getragen  hatte.  Für  diese  herrliche  That  erhielt  Fei  d  egg,  schon  im  Oetober 

1813  zum  nauptniann  bei  der  üstcrreichiseh-deutschen  Legion  ernannt  und  nach 

Reducimang  derselben  im  September  1814  zum  T.Jäger-Bataillon  übersetzt,  durch 

Beschiuss  des  Capitels  im  Jahre  1815  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien- 

Ordens  und  im  April  1817  den  Freiben^nstand, 

Dem  Hauptmann  Feld  egg  blieb  im  Jahre  1815  noch  eine  schöne  That  vor- 
behalten; der  Überfall  auf  Sury  en  Vaux  am  21.  Juli,  wo  er,  ohne  einen  Mann 
seiner  Compagnic  zu  verlieren,  3  Officiere  und  80  Mann  gefangen  machte,  und 
diese  Überrumpelung  des  Schlosses  und  des  Dorfes,  ohne  einen  Schuss  zu  tbun, 
ausführte.  Er  hatte  auch  den  Zug  nach  Neapel  im  Jahre  1821  mitgemacht. 

Seine  Mussestunden  ividmete  er  den  Naturwissenschaften  und  binterlicss  eine 
berühmte  Naturaliensam nilung,  deren  ornitho logischer  Theil  aus  4549  Stücken 
und  ausserdem  aus  24  ausgestopften  Saugethieren  und  3037  Meerkrebsen,  Korallen^ 
Seeigeln  und  Konchylien  bestand. 

PHILIPPI,  Johann,  Capitän-Lieutenant,  zu  Korneuburg  im  Jahre  1792 
geboren,  hatte  den  Feldzug  1809  als  Cadet  im  7.  Jäger-Bataillon  mitgemacht. 

Im  Jahre  1812  imKi'iegc  gegen  llussland  gefahrlich  verwundet,  rückte  er, 
von  dieser  Blessur  noch  nicht  vollkommen  genesen,  sobald  der  Kampf  gegen 
Napoleon  im  September  1813  bekannt  geworden,  zu  seinem  BataiUon  ein, 
obsehon  ibm  dies  alle  Arzte  widerratlien  hatten.  Aber  sein  ausgezeichneter  Eifer 
und  seine  unbegrenzte  Liebe  zu  seinem  Monarchen  lies^en  ilm  in  einem  so  ent- 
scheidenden Augenblicke  auf  seine  Wunden  vergessen.  Er  sollte  zu  dem  neu  errich- 
teten 10.  Jäger-Bataillon  übersetzt  werden,  wo  er  Aussicht  hatte,  gleich  zum  Obcr- 

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Kars  dansf  BBBte  mma,  dft  ^no 
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^  er.  dft  er  sdio«  die  Spncbe 
,  derai  10  zu  ihm  eflteo  md  diesen 


iBoden 
«ad  die  Jäger 
fies  er  lidi  — 
Fmi  gehrodien 
te  seine 
Werk  beiden- 
E^ge^t  ädi  fm-  das  all- 
Sf^geod,  ebwoU  ikm  spä- 

t  kii  ün  eiidEch  in 
ene  Zeil  httg  der  Sprache 
der  Bftekng  begemi,  «och 
des  lieateunts  Philippi 

faBd  OenMiptet  wtirde^ 

HnlvAter  die 

dttrdi  geilwifi  lnlifi|iftjnin|^' 


Offider  anf  GeirduM  auf  den  Yerhandphti 


1187 


I 


^^Wmp   Unmittelbar  nadi  der  schonen  That  wurde  Philipjii  zum  Uberlicutcnant 
V    IfiHhdort,  und  da  dio  erhaltenen  Wunden  seine  fernere  Dicnstlcistuuc^  yor  dem 
■      Feinde  unmöglich  machten ,  zu  Ende  des  Jahres  1814  als  Capi  tan -Lieutenant  In 
den  Ruhestand  übernommen. 

^Im  Capitel  1816  wurde  diesem  ausgezeichneten,  am  16.  Antust  1850  2U 
Odenburg  verstorbenen  Soldaten  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens 
suerkannt 
Moll,  Antun  Freiherr  von,  Major  und  Seeond Wachtmeister  bei  der  königi. 
Arciercn-Leibgardcj  einem  alten  obcrösterreiehischen,  im  Jahre  17S9  m  den  Frei- 
iicrrtistand  erhobenen  Geschleehte  entsprossen,  war  zu  Grossäschützen  in  Ungarn 
1781  geboren. 

Im  sechzehnten  Lebensjahre  begann  er  alä  Cadet  bei  Wenzel  Colioredo- Infanterie 
die  Laufbahn,  wohnte  in  diesem  Regimentc  den  Feldzügen  1797  bi.s  1809  bei,  zeich- 
nete sieh  als  Hauptmann  in  dcui  Gefechte  bei  Hausen  (19.  April  dieses  letzteren  Jah- 
res), in  dem  Treffen  bei  Eckmühl  (22.  April)  und  in  den  Gefechten  bei  Linz  am  17. 
und  19.  Mai  aus,  uud  wurde  im  December  1812  zum  9.  Jäger-Bataillon  übersetzt. 
Mit  diesem  Bataillon  stand  er  bei  Eröffnung  des  Feldzuges  1813  in  Inneröster- 
reich.  Es  ist  bekannt,  dass  der  Vicekönig  gleich  bei  Beginn  der  Feindseligkeiten 
beschlossen  hatte,  sieh  des  Loibels^  eines  sehr  hohen  Berges,  von  welchem  man 
gaojs  Krain  wie  eine  Landkarte  vor  sich  ausgebreitet  sieht ^  zu  bemKchtigen  ,  um 
voD  der  Seite  von  Hold enbui*g  her  gesichert  zu  sein,  und  diese  Unternehmung  dem 
General  ßellotti  mit  seiner  Brigade  übertrug- 

Don  27.  August  um  6  Uhr  Morgens  rückte  die  Brigade  Be  1  lo  1 1  i ,  3 Bataillone 
und  eine  halbe  Schwadron,  von  Neumarkt t  gegeiAden  Loibel  voi\  l>ieser  war  damals 
von  einer  einzigen  ^  ganzlich  aus  Recmtcn  zusammengesetzten  Jägcr-Compagnie 
unter  Commando  des  Hauptmanns  Moll  besetzt.  Eine  andere  Conipagnie  stand  in 
Öt.  Leonhard  und  eine  dritte  noch  eine  Stunde  weiter  rückwärts.  Als  der  General 
Bellott  i  gegen  die  erstem  Wendungen  der  Strasse  auf  dem  Loibel  vorrückte^  hatte 
er  KQgleich  vier  Compagnien  durch  den  St.  Annagraben  in  die  Flanke  der  sich  selbst 
Uberlassenen  Compagnie  MolFs  detaehirt,  und  dadurch  dieselbe  ebenfalls  zuDeta- 
cfatnmgen  xur  Deckung  ihrer  Flanken  genüthigt,  so  dass  in  der  Fronte  nur  noch 
70  Mann  blieben^  die  allein,  da  die  genannten  vier  feindlichen  Compagnien  schon 
g^nz  in  ihrem  Rücken  waren,  dem  Feinde ,  der  nun  imcli  auf  dem  Loibel  selbst 
angop^ifTen  hatte ,  hier  entgegen  gestellt  werden  konnten.  Mehrere  Stürme  waren 
bereits  zurückgewiesen,  und  y*  Stunden  hatte  schon  das  Feuer  gewalirt^  als 
nun  der  Feind  auch  seine  Koscitc  an  sich  zog  und  mit  ganzer  Kraft  abermals  vor- 
zudringen suchte.  Doch  vergebens:  das  kleine  Häufc^hen  braver  Soldaten  ersetzte 
durch  Beharrlichkeit  und  Mutfi  die  Zahl.  Der  zehnfach  überlegene  Feind  ward  mit 
gTüBBem  Verluste  geschlagen  untl  ging  Abends  noch  bis  Neumarktl  zurück, 

75^ 


1188 

M  0 1  l's  Hcldenthat  war  die  erste  gegen  die  feindliche  Armee  in  Inneröstorrcich, 
und  verfehlte  nicht  die  niit  Begeisterimg  in  den  Kampf  gezogenen  Soldaten  noch 
höher  zu  entflammen.  Auf  des  Feldzengmeisters  Hiller  Bericht  gernhte  Se.  Ma- 
jestät der  Kaiser  den  tapferen  ITauptmann  niit  Handbillct  aus  Tcplitz  vom  28.  Sep- 
tcmlver  1813  mi t  dem  K  i  1 1  e j- k  r  e  u  z  e  auszuzeichnen. 

Einige  Jahre  nach  eingetretenem  Frieden  wurde  Mol  Ij  der  ausdenBefreiungä- 
kämpfen  mehrere  Wunden  davongetragen  hatte,  zur  Ai^cieren-Leibgarde  (Novem- 
ber 1817)  übersetzt,  woer  im  Jahre  1841  zum  Major  vorrückte  undam2.  August  1850 
in  Wien  sein  Leben  beschloas. 


RATHj  Joseph  Freiherr  von,  Fcldzeugmeisterj  war  zu  Budweis  am  27 .  Februar 
1772  geboren  und  im  Ilause  seines  Vaters,  ehemaligen  Artillerie-Hauptmanns, 
erzogen.  Im  15.  Lebensjahre  wurde  er  als  Unterkanonier  für  das  2.  Ai'ti U er ie- Regi- 
ment assentirlj  erhielt  jedoch  schon  nach  lömon-itlicher  Dienstzeit  eine  Fähnrich- 
stelle bei  Erzherzog  Ferdinand -Infanterie  Nr.  2.  Der  Sturm  auf  Belgrad  gab 
ihm  die  erste  militärische  Weihe,  wo  ersieh  an  der  Spitze  von  51  Freiwilligen 
hervorthat. 

Der  Strom  der  Ereignisse  rief  ihn  bald  zu  anderen  Thaten :  Bei  dem  AngritTe 
auf  Wanzenau  im  Elsass  1793,  wo  das  Bataillon,  auf  den  rechten  Flügel  detachirt, 
einen  bedeutenden  Verlust  erlitt,  befahl  General  Graf  Wurmser,  dass  Fähn- 
rich Rath  den  Rest  der  Mannschaft  aus  dem  Gefechte  zurückziehen  sollte, 
und  dieses  verschaffte  ihm  die  Beförderung  zum  Grenadier-Lieutenant  Obschon 
verwundet,  hatte  er  im  grössten  Handgemenge  fortgekämpft;  später  ward  ei*  noch 
zweimal  verwundet,  180Ü  bei  Engen  und  1809  im  Treffen  bei  Znaim,  Schon 
früher.  Im  Jahre  1796,  hatte  Rath  eine  offentlidie  Belobung  bei  dem  Sturme  auf 
den  Brückenkopf  bei  Ilünin  gen  erhalten,  wo  er  mit  50  Freiwilligen  der  Erste 
war,  der  die  Vorwerke  erstieg. 

Im  Feldzuge  1809  trat  Rath  schon  bedeutender  hervor,  zunächst  in  dem 
Treffen  bei  Eckmühly  wo  er  als  Grenadier-Hauptmann  den  Rückzug  auf  Regens- 
hurg  deckte,  indem  er  die  Hohen  vor  der  Stadt  vertheidigte,  wiewohl  ihm  kein 
Befelil  zugegangen  war,  und  er  erst  nach  Mittemacht  mit  200  gesammelten  Gre- 
nadieren sich  dem  Corps  w^ieder  anschliessen  konnte,  und  im  blutigen  Treffen  vor 
Znaim,  wo  er  mit  seiner  Grenadier-Division  die  Höhen  von  Tesswitz  an  der 
Thaya  bis  zu  seiner  schweren  Verwundung  auf  das  Tapferste  vertheidigte,  wofür  er 
vorzugsweise  zum  Major  vorrückte  und  zuerst  als  Commandant  der  bühmischen 
Legion,  bald  darauf  zum  Infanterie-Reginiento  Duka  versetzt  wurde. 

Der  russische  Feldzug  bot  dem  wackeren  Krieger  wenig  Gelegenheit  sich  aus- 
zuzeichnen, desto  mehr  der  im  folgenden  Jahre  beginnende  Riesonkampf  gegen 
Napoleon,  Gleich  nach  den  ausgebrochenen  Feindseligkeiten  in  InnerÖsterreich 
war  der  Besitz  von  Villach  für  unsere  Operationen  von  wesentlichem  Vortheüe, 


1189 


(Jieils  wurde  dem  Feinde  die  Verbmdyng  durch  das  Puster thal  ins  Tii^ol  gehemmt, 
seine  Operation  über  Paternionj  Spital,  (Jnmiid  gegen  die  Radstädtcr  Tauern  unter- 
brochen ,  theils  aber  uns  zur  Ergreifung  offensiver  Operationen  gegen  Tirol  oder 
Italien,  nach  den  sich  zeigenden  Umständen  ein  wichtiger  CentralpuTict  verschaift. 
Die  Stadt  wurde  auch  bald  nach  einigen  Gefechten  vom  Feinde  verlassen  und  von 
der  Avantgarde  des  General-Majors  Vlassits  besetzt.  Aber  der  Feind  erkannte  zu 
sehr  die  Wichtigkeit  dieses  Ortes,  und  hatte  zu  Ende  August  1813  eine  bedeutende 
Macht  bei  Tarvis  concentrii*t^  um  Villach  mit  allem  Nachdruck  angreifen  zu  können. 
Am  29.  dieses  letzteren  Monats  steckten  die  Franzosen  die  Stadt  an  fünf  Orten  in 
Brand  und  gritfen  zugleich  mit  sehr  überlegenen  Streitkräften  die  Besatzung  an, 
die,  Mos  aus  einem  Bataillon  des  Peterwardeiner  Grenz-Reginients  bestehend,  da  an 
Löschen  nicht  zu  denken  war  und  aueli  die  Brücke  schon  zu  brennen  anfing,  natür- 
lich sich  zurückziehen  musste.  Da  befahl  der  comniandirende  Feldzeugmeister 
Hiller  dem  Major  Rath  mit  dem  600  Mann  zählenden  1.  Bataillon  von  Duka- 
Lofantcrie  Vi  11  ach  wieder  zu  besetzen.  Es  gelang,  und  der  Ort  wurde  gegen 
Beauharnais  mit  dem  ausgezeiehnclslen  Erfolge  vcrth  eidigt.  Das  Bataillon  stand 
hier  auf  einem  Puncto,  der  zur  Vertheidigung  der  Infanterie  von  äusserster  Wich- 
tigkeit war.  Unermüdet  war  aber  auch  Rath,  den  Eifer  der  Truppen  zu  beleben. 
j,Soldaten",  rief  er,  „der  Anblick  jener  Vielen  schrecke  Euch  nichtj  sie  sind  die 
Feinde  Eures  Kaisers,  und  darin  liegt  ihr  Verdammungsurtheil.  Kameraden,  gebt 
Feuer,*'  Mit  Blitzesschnelle  wurde  nun  geladen  und  gefeuert,  sodass  der  Feind 
glaubte,  ganze  Regimenter  vor  sich  zu  haben.  Die  todbringenden  Schüsse,  die  das 
Bataillon  entsendete,  hielten  das  Gros  des  Bcauliarnais*schenCorps  vom  Vordrin* 
gen  zurück.  Ohne  einer  solchen  meisterhaften  Verthcidigung  wäre  aber  das  öster- 
reichische Armeecorps  überflügelt  und  zum  Rückzuge  gezwungen  worden,  wie  dies 
der  Peldzeugmelster  Hill  er  selbst  erklärte,  und  daher  bei  dem  Kaiser  beantragte, 
Amsb  Rath  vorzugsweise  zum  Oberst-Lieutenant  vorrücken  und  den  Thcresien- 
Orden  erhalten  sollte*  Das  Bataillon  aber,  welches  Rath  damals  befehligte,  wurde 
SU  dem  tapfersten  mittelst  Gencralbefehls  in  der  Armee  erhoben.  Wegen  dieser  so 
heldenmüthigen  Waffenthat  erhielt  er  auch  bei  dem  im  Jahre  1815  abgehaltenen 
Ordens-Capitel  das  Ritterkreuz,  und  wurde  den  Ordens-Statuten  gemäss  in  den 
erblMndischen  Freiherrnstand  erhoben. 

Wohl  verdiente  auch  jenes  Bataillon  dem  ganzen  Ilcore  zum  Muster  auf- 
jf^^teüt  zu  werden.  Es  war  dies  eine  Auszeichnung,  deren  es  im  folgenden  Feld- 
zuge sich  ^vürdJg  erwies,  als  das  Regiment  Duka  unter  dem  Befehle  des  (leneral- 
Majors  von  Trenk  den  kleinen  St.  Bernhard  zu  übersteigen  und  so  die  rechte 
Flanke  des  nach  Chambery  vorrückenden  Feldmarsehall-Lieutenants  Bub  na  su 
decken  hatte,  eine  Aufgabe,  welche  das  Regiment  zwar  mit  bedeutendem  Verluste, 
aber  ruhmvoll  löste,  nachdem  es  bei  Constant  an  der  Isbm  zu  einem  heftigen 
'refechte    gekommen    w^nr.    In   Folge   dessen  RatI»  wegen  seiner  vorzüglichen 


U82 

selbst  an  die  Spitze  der  Batterien  und  führte  sie  unter  einem  mörderischen  Feuer 
auf  jene  Puncte^  von  welchen  aus  sie  mit  bestem  Erfolge  auf  den  Feind  wirken 
konnten. 

In  der  Schlacht  bei  Leipzig  war  es  dem  Feldartillerie-Dtfeetof  Feldmar- 
schall^Lieutenant  Reisner  bei  aller  Thätigkeit  unmöglich^  die  Placirung  der 
Batterien  auf  einem  so  ausgedehnten  Schlachtfelde  allein  zu  leiten.  Langenau 
erbot  sich  auch  hier  freiwillig  zu  seiner  Unterstützung  und  übernahm  die  Placi- 
rung der  Geschütze  für  die  Colonne  des  Centrums  und  des  linken  Flügeb.  Mehr- 
mals schon  hatte  man  vergeblich  versucht  durch  Aufstellung  einzelner  Batterien 
die  Wirksamkeit  des  feindlichen  Feuers  zu  vermindern.  Es  entstand  dadurch  für 
die  Österreichischo  Artillerie  die  nachtheilige  Folge,  dass  sie  einen  grossen  Theil 
ihrer  Mannschaft  verlor  und  s^  viele  ihrer  Geschütze  demontirt  wurden.  General 
Langenau  vereinigte  sie  nun  aus  freiem  Entschlüsse  zu  3  und  4  Batterien  auf  zwd 
Puncten,  stellte  dieselben  unter  dem  heftigsten  Feuer  des  Feindes  auf  der  wirksam- 
sten SchussL'nie  auf  und  dirigirte  ihr  Feuer  in  einer  Weise^  dass  die  Geschütze  des 
Feindes  auf  dem  linken  Flügel  zum  entscheidenden  Yortheile  der  kaiserlichen 
Truppen  fast  gänzlich  zum  Schweigen  gebracht  wurden. 

Am  zweiten  Tage  der  Sehlacht  (18.  October)  begab  sich  Langenau  eine 
Stunde  vor  Anbruch  des  Tages  aus  eigenem  Antriebe  zu  den  Vorposten^  um  bei 
anbrechender  Morgenröthe  die  feindliche  Stellung  zu  recognosciren.  Die  französische 
Armee  hatte  sich  aus  der  Position  von  Wachau  vollkommen  zurückgezogen,  ohne 
dass  dieser  Umstand  von  den  österreichischen  Vorposten  auf  irgend  eine  Weise 
bemerkt  worden  wäre.  Langenau  eilte  ungesäumt,  die  bezügliche  Meldung  zu 
machen,  zum  Feldzeugmeister  Grafen  Colloredo  und  Feldmarschall-Lieutenant 
Grafen  Hardegg,  der  die  Avantgarde  des  Erster en  commandirte,  veranlasste  sie 
zur  Verfolgung  des  Feindes  und  erölBPhete  dadurch,  ohne  irgend  einen  Auftrag 
oder  Befehl  hiezu  erhalten  zu  haben,  den  wichtigsten  Moment  der  Schacht  zum 
entscheidenden  Vortheile  der  Armee  um  ein  und  eine  halbe  Stunde  früher,  als  es 
ohne  sein  Zuthun  geschehen  wäre. 

Li  dem  Gefechte  vor  Hochheim  (9.  November)  ordnete  derCommandirende 
die  Verwendung  von  13  Batterien  gegen  eine  verschanzte  Position  des  Feindes  an, 
um  den  Sturm  auf  dieselbe  zu  ermöglichen.  Langenau.  übernahm  abermals  frei- 
willig die  Leitung  dieser  Batterien,  und  es  gelang  ihm  durch'  die  nahe  und  con- 
centrirte  Placirung  der  Geschütze  das  feindliche  Feuer  so  vollkommen  zum 
Schweigen  zu  bringen,  dass  die  kaiserliche  Infanterie  beim  Sturme  nur  einige 
Kanonenschüsse  mehr  auszuhalten  hatte.  Vor  Hochheim  trafen  die  Colonnen  des 
3.  und  4.  Armeecorps  fast  gleichzeitig  von  zwei  verschiedenen  Puncten  ein,  so 
dass  ohne  richtige  Führung  beim  Eindringen  in  die  Stadt  selbst  ihr  Zusammenstoss 
und  eine  unheilvolle  Unordnung  fast  unvermeidlich  schien.  Abermals  war  es 
der  umsichtige  General,  welcher  aus  freiem  Antriebe  vom  Pferde  stieg,  sich  zu 


1191 


■  Tapferkeits- Medaillen    zuerkannt  wurden;  hei  Holieiilinden  erhielt    De  Vau  Ix 

■  mehrere  Säbelhiebe. 

Nach  der  Katastrophe  von  Ulm  im  Jahre  1805,  als  sich  vier  Schwadi'onen 

■  de«  Regiments  durchschlugen j  führte  De  Vaulx^  damals  Rittmeister,  die  Avant- 
garde und  hatte  wesentlich  zu  ihrer  Bettung  beigetragen*  Bald  dai-nach  im  Feldzuge 
1809  wurde  er  am  2U.  April  zur  Führung  der  Nachhut  des  4.  Armeecorpe 
auöorsehen.  Wie  sehr  er  sich  hiehei  bei  der  schwierigen  Vertlieidigung  eines 
Dorfes  durch  Cavollerie  allein  bis  zur  Ankunft  der  Colonnen  des  3.  Ai-meecorps 
mit  Umsicht  benommen,  gab  der  Gcneralbefehl  kund,  dem  zu  Folge  die  Schwadron 
De  Vau  Ix'  mit  1  goldenen  und  1  silbernen  Tapfcrkeits-Medaille  ausgezeichnet 
wurde. 

Nach  der  Schlacht  von  Wagram  rettete  er  auf  dem  Rückzüge  durch  sein 
standhai^es  Benohmen  mit  dem  Reste  der  gelichteten  Schwadron  mehrere  Kanonen 
und  einige  Infanterie-Abtheihmgen. 

Am  28.  August  1813  war  De  Vau  Ix  vom  General-Major  Grafen  üardegg 
beordert,  mit  seiner  Division  und  einem Dctachcnicnt  Jäger  bei  dem  Rückzuge  von 
Dresden  die  ArriJregarde  atu  bilden.  Auf  diesem  Rückzuge  hatte  er  durch  zwock- 
mlssige  Aufstellung  seiner  Truppen  bei  Rüknitz  die  drängenden  Feinde  in  gehö- 
riger Entfernung  gehalten  und  die  Rettung  des  kaiserUeh  russischen  Artillerie- 
Parks  begünstiget.  Eben  so  hatte  er  des  Feindes  rasches  Andringen  auf  die  Queue 
der  alliirten  Truppen  und  Artillorie-Colomien  tjei  Passirung  der  Detileen  von 
Klein-Pestitz,  Notnitz  und  Bodewitz  durch  rasche  Angriffe  auf  die  Tete  dessel- 
ben und  durch  das  standhafte  Ausharren  in  dem  heftigsten  Geschütz-  und  Gewehr- 
feuer Aufgehalten,  und  dadurch  die  retirii^endcn  Truppen  imd  die  Artillerie  in  den 
Stand  gesetzt,  beträchtliche  Strecken  unbeirrt  vom  Feinde  zurücklegen  zu  können. 
Als  die  Brigade  des  General-Majors  Grafen  Hardegg  auf  diesem  Rückzuge  bei 
Pofisendorf  ankam  undhier  den  Befehl  erhielt  zu  ihrer  Division  (Moritz  Li  ech- 
ten stein)  zu  stossen,  sollte  auch  De  Vau  Ix  zu  seiner  Brigade  einrückem  In  der 
Ausführung  dieses  Auftrages  begrlfFen,  traf  er  bei  Bf>dewitz  einen  Train  von 
8 — 10  Stück  (isterreichischen  Zwölfpfündcrn ,  der  ohne  Bedeckung  war,  und  sich 
mit  den  erschöpften  Pferden  kaum  mehr  fortbew^egen  konnte.  Da  sich  der  Feind 
schon  auf  einige  hundert  Schritte  demselben  genähert  und  zwölf  Cavallerie-Schwa- 
dronen  zum  Angrirte  auf  die  Geschütze  in  Bewegung  gesetzt  hatte,  so  wEre 
der  Verlust  unvermeidlich  erfolg»,  wenn  nicht  De  Vau  Ix  den  bereits  verlas- 
lienen  Wald  wieder  genommen  j  die  Züge  am  Rande  desselben  vertheüt,  seine 
beiden  Schwadronen  in  Schlachtordnung  aufgestellt  und  durch  eine  entschlossene 

■  mit  Heftigkeit  ausgeführte  Atta^iue  die  anprallende  feindliche  Cavallerie  geworfen 
hätte.  Der  Feind,  durch  das  schnelle  Umkehren  und  entschlossene  Vorgehen 
dieser  kleinen  Schaar  stutzig  gemacht  und  in  Verlegenheit  gebracht,  führte  nun 
eine  grössere  Truppenmacht  mit  einer  Anzahl  Geschütze  in  das  Gefecht.  Aber 


I 


1192 


Dö  Vaulx  hielt  dessen  ungeachtet  den  weit  überlegenen  Gegner  über  eine  Stunde 
auf,  bis  der  Artillcrietrain  vollkommen  gerettet  war,  obwohl  nicht  nur  sein  zweiter 
Rittmeister  schwer  verwundet  und  viele  Mannschaft  getödtct  oder  blessirt,  son- 
dern ihm  selbst  auch  sein  Pferd  unter  dem  Leibe  erschossen  worden  war.  Nun 
zog  er  sieh  nach  Possendorf  auf  seine  Brigade  ssurückj  und  hatte  durch  diese  aus 
eigenem  Antriebe  ausgefülirte  Unternehmung  auch  die  Rettung  der  aus  mehr  ala 
50  Piecen  bestandenen  Artillerie  einer  königlich  preussischen  Colonne,  welche 
über  Rupken  ankam,  und  deren  Arrieregarde  die  Brigade  Hardegg  zu  über- 
nehmen beauftragt  worden  war,  erleichtert. 

Am  Morgen  des  10«  Octobers  wurde  De  Vaulx  mit  drei  Zügen  beordert,  von 
StÖssen  aus  den  Obersten  Veyder  des  7.  Feldjäger-Bataillons ^  welcher  in  der 
abgewichenen  Nacht  den  Franzosen  das  Dorf  W  et  tau  und  dadurch  die  Haupt- 
strasse nach  Weissen fels  und  Leipzig  genommen  und  sie  bis  auf  die  Naumburger 
Höhen  zurliekgedrückt  halte,  zu  verstarken.  Ais  er  bei  Wettau  eintraf,  war  das 
ganze  Corps  des  Marschalls  Augcreau  im  Vorrücken  begriffen  j  um  die  wenigen 
Truppen  dps  entsciTlosscncn  V  o  y  d  e  r's  zurück  zu  drängen.  D  e  V  au  1  x  unterstützte 
die  Jäger  auf  der  Chaussee  gegen  Stösscn,  während  eine  ^starke  feindJichcColonm 
in  der  rechten  Flanke  gegen  Garbitz  vorgedrungen  war.  Hiedurcli  wurden  die  beiden 
in  Wettau  au fge.sl eilten  Jäger- Co mpagnien  gezwungen  diesen  Ort  zu  verlassen  und 
sich  dem  wichtigeren  Puncto  ( Jarbitz  zu  nähern.  In  diesem  Augenblicke  bemerkte 
De  Vaulx  eine  starke  feindliche  Cavallerietruppe  in  der  äussersten  Flanke,  die 
den  Jägern  ihren  RuckÄUg  abzu.schneiden  und  selbst  diellauptstellung  bei  Stössen 
gefährlich  zu  machen  drohte^  ja  sogar  die  Jäger  auf  einer  Ebene  gegen  Garbitz 
beinahe  umrungen  hatte.  Er  eilte  also  aus  freicni  Antriebe  den  Bedrängten  zu 
Hülfe,  unterstützte  sie  überall,  wo  es  das  Terrain  erlaubte,  griff  endlich  die  am  wei- 
testen vorgerückten  zwei  feindlichen  Sehwadronen  mit  seinen  3  Zügen  an,  hieb 
mit  entscheidendem  Erfolge  in  dieselben  ein,  und  bewirkte^  dass  die  feindliche 
Übermacht  den  Rückzug  antreten  musste.  Dadurch  hatte  De  Vaulx  nicht  nur 
die  Division  und  die  Reste  zweier  finderer  Compagnien  des  7-  Jäger-Bataillons 
gerettet,  sondern  auch  wesenth'ch  zur  sicheren  Deckung  der  Flanke  des  bei 
Stössen  aufgestellten  österreichischen  Corps  beigetragen ,  und  es  ward  ihm  hicrür 
durch  das  Capital  vnm  Jahre  1815  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria 
Thcresicn-Ordcns  und  im  Jänner  1820  der  statutenmässige  Freihcrrastand  zuThcil. 

Nach  dem  Übergänge  bei  Basel  über  den  Rhein  wurde  De  Vaulx  mit 
120  Reitern  detachirt,  die  am  Binnaersee  stehenden  3000  Franzosen  zu  beobachten 
und  wo  möglich  Neufchatcl  zu  nehmen.  Ohne  Infanterie  entsprach  der  tapfere 
Major  dem  x^uftrage  so  vollkommen,  dass  durch  die  Besiiznalirac  von  Neufchatcl 
18  Kanonen,  3000  Fe  u  er  gc  weh  round  eine  namhafte  Militär-Casse  erbeutet  wurde. 
Als  er  dann  eine  Compagnie  Jägei'  als  Verstärkung  erhieltj  öffnete  er  sich  das« 
Dofild  gOf;i}^n  F*nntarlicrj  nahm  diese  Stadt  und  hielt  sich  drei  Tage  in  derselben  fest^ 


1193 


das  naheliegciidG  Fort  Joux  60C» Mann  Besatsim^  aiUfie  oad  er  14 Slmt- 
f&o  wdt  Ton  sdner  Brigade  —  General-Major  Schetther  —  eatfemt  alaad. 

Mehrere  Deeorationen  fremder  Furien  zierten  die  Bnisl  dieao  Kmg«r%  der, 
im  Jahre  1831  snm  Obersten  im  Ilegimeote  betordert^  auch  in  der  Friedeosepodie 
nilEifiBr  tmd  Erspriessliehkeit  dem  Monarchen  seine  Kräfte  r^dots  m  widiMii 


Al£IA5B2EU  Kaiser  von  Rnsdlaad,   tobaber  dca  k.  k.  2.  la&iiAetie-Ecgimiato  fb 
^imit%a  Zeileii,  gti^onn  93./ ll.  December  1777,  gefftorb«a  i.  Deoembcr  (19.  HoTtiabcs)  18$S. 

FknDRICH  WUHEUI  HI,    KSnlf^   Toa   Preasiea,    Inliaber   des   k.    k.    IOl 

iSt  alle  Zeiten,  geboren  S.  AtigiiTt  1770,  geiloirbea  7.  Jani  lS4a. 
Bälde  Mcmareben  waren  ihren  Ärmeeo.  in  den  BetMnngiikEiegen  nicht  nur  gefb%^ 
anek  ia  mehrexen  Qelc^enheiten  siish  un  Kampfift  ImthaiHgt,  Ihr  edaaehter  TefMik- 
Ideler  weiland  KaUer  Franz  nbei^b  ihnen  am  2,  September  1813  personliah  daa  Qroeakievi 
fiee  Maria  Tberesien-Ordens  ^  das  de  jedoch  abtehnen  an  mSssea  i^abten  und  sieh  nur  dae 
'Eltterkrenz  ao^baten.  Es  war  diese  Rncksidit  darch  die  Sehlaelil  bei  Kalra  berrofgerDfen. 
I&  den  obersten  Kriefr^herren  ^e  Vefdicii«te  der  Truppen  mu  ehrco. 

TSRlOiÜFF,    Alexe i    Petrowitseh    von»     k.    mesi&eber    Geneial    der   ArtiUerie,    halte 
l^aieh  fehon  In   den   Kriegen  1805    and    1807   aasgeadohiiet ,    oommaadine   im   Jahre    1^12    aU 
•Major  eine  Garde -Brigade,    mit   welcher   er   dch  bei  Erasaoi   herr  orthat,   und    in  den 
sldzügen  1813  und  1^14  als  General- Lieatenant  die  ntssischen  Garden.  Bd  Bamsea  Terwun- 
t,  erwarb  er  eieh  in  der  Schlacht  bei  Knlm  durch  Einsicht  and  rfihmtiehe  persdnBehe  Tapfer- 
groese  Terdfeaeia  und   wurde    tod    Sr.  Majestü   dem    Kaiser    Franx    mit    UandbiQel   aas 
TepUla  rom  2.  September  181$  mit  dem  Ritterkrenxe  anagezeiehnet. 

Termoloff  witrde  im  Jahre  1817  General  der  In£snterie  und  GoOYemenr  Ton   Gmsien^ 
nd    Ton    da    als  Gesandter    nach  Persien    ge«ehickt|    wo    er   einen   für  Büj^ntand   irortheiUi&fteii 
vertrag  abschloss,  sich  dann  gegen  dJe  Volker  des  Kankasos  herrorthalf   tind  im  Jahre 
||8S6  mit  Glack  das  Commando  gegen  die  Pener  führte. 

Im  Jahre  1827  nahm  er  den  AbedUed  and  cog  sich  nach  Moskau^  wurde  dann  im  Jahre 
wieder  in  Gnaden  aa^genoBUBen  nnd  h<düeidete  vor  scdnem  kürvlfrli  i«rfnlgt4>n  Todr  die 
einee  Mitgliedee  det  Beiehsrathe« 

KyORRIKO,  Ton,  k.  rusaseher  Genera!  der  fnfantrHp,  xrl<;hn«ie.  ilih  (n  der  HflhUnht  bd 
Calm  80  Tortheühaft  aus,  dass  Ihm  mit  Allerbdohstem  Handhillet  ddo.  Tepllt»  srn  2.  Septem- 
ber I8ia  du  Ritterkreaz  so  TheÜ  warde,  Den  CSorpt  des  Feldmamehslt-Llimienafiti  Grafen 
ielloredo  beigegeben,  welehea  die  fieeÜioaMnif  hatte  dfi  Feindes  Mrtkr  Mankn  ku  umgrljcri, 
fiokte  er  mit  neiner  CaTaUeiie  and  reitenden  ArtiUerie  rasch  gngon  diu  stark  biisutstefi  Höhen 
zwischen  Kamitz  und  Keadorf  ror«  attaquirte  den  Fetnd  untiir  dvm  UetWunUm  Fvutir  mit  ausser* 
ordentlichem  Muth  und  mit  £nts<'litoM4^iibeK  t>nd  wsrf  Ihn  mit  Vi»rtUil  ?«trt  dfi^l  Kämmen  iUrOoki 
worauf  er  g^gen  Kolm  vo^rrdcktc, 

Knorring  MiMti^  im  IVitemhef  lÄfft, 

LAZAKICH  von  Lifidaro,  Jom^jiJi,  FrnilimT,  (limmul  MAjrir,   mi   Trfoit 
ün  Jahre  1784  ^boren-  A^  dir  Itiif  uiilnr  <li«»  hilinni   in   itt^ii    ¥tmUm  (lauwn 


1194 


Österreichs  durch  die  Errichtung  der  Landwehre  erfolgte,  war  Lazarich,  ange- 
nehmen PrivatverhMltnissen  entaageod,  einer  der  Ersten,  welche  freiwillig  im  Juni 
1808  in  das  erste  Triester  Landwehr-Bataillon  traten.  Die  Anstrengungen  des 
Jahres  1809  brachten  ihm  im  Mürz  die  Ernennung  zum  Lieutenant  und  die  (icle- 
genheit  sich  zuerst  hei  der  Blockade  von  Palmanuova  bemerkbar  zu  uuichen,  wo 
er  aus  freiem  Antriebe  mit  einigen  Soldaten  einen  feindlichen  Ausfall  zurückwarf^ 
dann  als  Oborlieutenant  am  17,  Mai  bei  Prewald  eine  so  getahrÜche  Wunde  erhielt, 
das3  er  den  Dienst  verlassen  musste,  wobei  ihm  mit  freiwilliger  Verzichtleistung 
auf  die  Pension  der  Charakter  eines  Hauptmanns  zu  Theil  wurde. 

Vom  Jahre  1811  besorgte  Lazarich  die  zu  jener  Zeit  wichtigen  Consulats- 
geachäfte  in  Triest  und  versah  diesen  Posten  mit  besonderem  Eifer  und  wesent- 
lichem Vortheil  für  den  Staat  bis  zum  Ausbruche  des  Krieges  mit  Frankreich^  w^o 
es  ihm  mit  vieler  Vorsicht  gelang  nach  Croatien  zu  entkommen  und  für  Kriegs- 
operationen wichtige  Depeschen  mitzubringen. 

Es  ist  bekannt,  dass  der  alt-Österreicliisehe  An  theil  Istriens  seine  Anhäng- 
lichkeit an  das  Kaiserhaus  im  Jahre  1809  durch  Wort  und  That  bewiesen,  da  er 
sich  ohne  militänsche  Unterstützung  der  Besitznahme  von  Seiten  der  Franzosen 
kräftig  widersetzte.  Als  daher  Osterreich  im  Jahre  1813  gegen  Napoleon  auftrq^ 
und  General  Graf  Nugent  mit  seiner  Brigade  (1  Bataillon  Kreuzer  und  1  Schwa- 
dron Radetzky-ITusarcn)  von  Karlstadt  gegen  Fiume  vorrückte,  war  es  zu  erwarten, 
dass  mindestens  die  Bevölkerung  jenes  Theiles  von  Istrien  thätig  mitwirken  ifverde, 
um  die  vcrhasste  Zwingherrschaft  abzuschütteln  und  das  Land  vom  Feinde  zu 
befreien.  Es  kam  nur  darauf  an,  durch  das  Einrücken  einer  österreichischen  Abthei- 
lung den  ersten  Impuls  zu  einer  allgemeinen  Erhebung  zu  geben  und  die  Anstren- 
gungen derselben  zu  ordnen  und  zu  einem  bestimmten  Ziele  zu  lenken.  i 

Indessen  konnte  Graf  Nugent,  der  die  Wichtigkeit  dieser  Unternehmung 
voilkonimen  würdigte,  bei  seiner  Schwache  und  in  Front  und  Flanken  von  Über- 
macht bedi^ohten  Stellung  nur  wenige  Mannschaft  entbehren.  Glücklicher  Weise 
fand  sich  in  dieser  Lage  der  rechte  Mann,  der  sich  auch  mit  Wenigem  dieser 
Aufgabe  gewachsen  fühlte,  Hauptnaann  Lazarich,  den  Landeshewohnern  seit 
dem  Jahre  1809  rühmlichst  bekannt  und  mit  gründlicher  Kenntniss  der  topogra- 
phischen und  statistischen  Vcrliältnisse  Isti-iens  ausgerüstet,  erbat  sich  und  erhielt 
die  Genehmigung  den  Volksaufstand  zu  leiten,  und  durch  dessen  Beistand  Istrien 
dem  Kaiserhause  zurückzugewinnen. 

Am  2.  September  mit  Tagesanbruch  zog  Hauptmann  Lazarich  mit  seiner  j 
schwachen  Abtheilung  (1  Oificier,  47  Mann  CroatcUj  1  Corporal  und  6  Manu 
Husaixn)  von  Fiume  auf  der  Istrianer  Strasse  aus,  erreichte  ani  nämlichen  Tage 
Castua,  besetzte  von  hier  aus  Veprimatz  auf  dem  Monte  Maggie re  und  sicherte 
sich  durch  mehrere  kleine  Schüfe,  die  er  in  Lovi*ana  in  Bereitschaft  setzen 
Hess,  die  Verbindung  mit  Fiume  und  der  an  der  adriatischen  Küste  kreuzenden 


1195 


englischen  Flottille,  Aoi  Abend  kogtc  das  Detachemeot  in  Vragna  unter  dem  Monte 
Maggiore  an.  Hier  erhielt  Lazaricli  dui^cL  den  Caplan  Picot  aua  Gallignana, 
einem  eifrigen  Anhanger  der  österreichischen  Regierung,  die  Nachricht^  dass  die 
feindlichen  Besatzungen  von  Pola  und  Rovigno  am  3.  in  Mitterhurg  eintreftcn,  am 
4.  gegen  den  Monte  Maggiore  ?orriicken,  am  Fussc  dieses  Berges  sieh  mit  dem 
Aufgeliote  der  Nationalgarde  des  ex-venetianischen  Antlieiles  von  Istrien  vereinigen 
und  dann  dem  General  Nugent  in  den  Iiücken  fallen  würdem  Picot  gab  die 
Stärke  der  regulären  Truppen  auf  300O  Mann  mit  12  Kanonen^  jene  der  National- 
^arde  auf  400Ü  Mann  an. 

So  übertrieben  sich  diese  Angabe  auch  nach  anderen  Nachrichten  heraus- 
stellte« so  konnte  doch  Hauptmann  Laza rieh  überzeugt  sein,  dass  er  auf  eine 
seinen  55  Mann  unendlich  überlegene  Macht  stossen  werde»  Da  aber  ein  voreiliger 
Rückzug  das  ganze  Unternehmen  scheitern  gemacht  hätte^  so  beschloss  er  abzu- 
warten,  ob  ihn  das  Landvolk,  wie  er  hoffte,  unterstützen  werde,  und  überhaupt 
auf  keinen  Fall  früher  zurückzuweichen^  bevor  er  sich  nicht  von  der  Staike  des 
Feindes  überzeugt  und  dem  Grafen  Nugent  die  Zelt  verschafft  habe  sich  zum 
Empfange  desselben  in  Bereitschaft  zu  setzen.  Er  theilte  diesen  Entscbluss  dem 
«Generalen  mit,  und  sah  eclion  am  Morgen  des  3.  seine  Hoffnungen  verwirklicht. 
Das  Landvolk  der  Umgegend  sammelte  sicli  zu  Vragna.  Um  den  loyalen  Eifer 
desselben  nicht  erkalten  zu  lassen,  zog  nun  Lazaricli  dem  Feinde  kühn  entge- 
gen* Er  wurde  in  dem  Dorfe  Voogliunz  feierlich  als  Befreier  empfangen,  und 
erhielt  zu  Paass  während  der  Rast  bestimmtere  Nachrichten  über  die  Stärke  der 
feindlichen  Colonne,  die,  ungefähr  1100  Mann  stark,  aus  dem  vierten  italicniscben 
leichten  Bataillone,  einer  Division  Ottochaner,  einigen  und  achtzig  tranzösischeii 
Kanoniers  und  Gendarmen  bestehen,  3  Kanonen  mit  vieler  Munition  mit  äich 
führen  und  noch  am  Abend  des  3.  in  Mitterburg  eintreffen  sollte. 

Dessen  ungeachtet  rückte  der  tapfere  Officier  entschlossen  auf  der  Strasse  nach 
Mitterburg  vor  und  besetzte  um  5  Ulir  Abends  den  Po  not,  wo  sich  neben  dem 
Dorfe  Ccvouglic  die  beiden  Strassen  nach  Triost  und  Fiume  scheiden. 

Unter  andern  Turnstunden  müsstc  dieses  Wagniss  abenteuerlich  genannt  wer- 
den^ allein  Hauptmann  Lazarich's  Kühnheit  wird  durch  folgende  Gründe 
^rechtfertigt ;  Erstlich  konnte  er  bei  der  guten  Stimmung  des  Volkes  überzeugt 

dass  der  Feind  die  Scbwlichc  des  österreichischen  Detachcments  nicht  erfah* 
reu,  sondern  dieses  für  den  Vortrab  aines  bedeutenden  Corps  halten  werde.  Ferner 
bürgte  ihm  die  Anhänglichkeit  der  Isti-ianer  für  schnelle  und  sichere  Nachrichten 
über  die  feindlichen  Bewegungen.  Dann  bestand  das  4.  leichte  italienische  Bataillon 
(die  feindliche  llaupttruppe)  aus  jungen,  neu  conscribirten  Leuten,  von  welchen 
kein  ei^nstlicher  Widerstand  zu  erwarten  war;  auch  war  zu  hoffen,  dass  die  Otto- 
chaner  die  Gelegenheit  ergreifen  würden,  zu  den  Österreichern,  ihren  alten 
Waffenbrüdern^  überzugehen.  Überdies  niusste,  wie  gesagt,  dem  Grafen  Nugent 


j 


1186 


lieutenaiit  vorzurücken.  Allein  in  eben  diesem  Augenblicke  sah  man  offenbar,  dass 
es  sehr  bald  zu  Thällichkeiten  kommen  würde;  um  also  durch  sein  Abgehen  die 
sich  darbietende  Gelegenheit,  neue  Beweise  seiner  ausgezeichneten  Dienstesergebcn- 
hcit  geben  zu  können,  nicht  zu  versäumen,  bat  er  seinen  Obersten  Freiherrn  von 
Vcy  der,  ihn  beim  Bataillon  zu  behalten  und  wollte  gerne  demVortheilc,  der  ihm 
durch  seine  Übersetzung  erwuchs,  entsagen,  um  nur  mit  seiner  alten  Truppe 
Gefahren  und  Lorbern  theilcn  zu  künnen.  Die  Bestürmung  von  Dresden  wurde 
auch  wirklich  am  folgenden  Tage,  26.  August  1813,  Nachjnittags  4  Uhr  unter- 
nommen und  die  3.  Division  des  7,  Jäger-Bataillons,  bei  welcher  sicli  Pliilippi 
befandj  erhielt  den  Befehl,  die  Pallisadirung  auf  dem  Hauptpuncte  von  Dresden  zu 
nehmen.  Der  Sturm  begann,  das  äusserst  heftige  I{Jeingewchi"feuer  des  Feindes 
traf  den  Divisions-Commandantcn,  der  vom  Kampfplatze  getragen  werden  musste. 
Philippi,  im  Hange  der  jüngste,  doch  dem  Divisions-Commaudanten  zunächst 
gestanden ,  ersah  den  entscheidendsten  Augenblick ,  in  dem  das  mindeste  Zögern 
die  ernstesten  Folgen  hiitte  nach  sieh  ziehen  können,  und  trat,  da  noch  alle  übrigen 
Officiere  in  ihren  Eintheitungen  waren  und  das  Vorrücken  wie  bei  jedem 
Sturme  sehr  lebhaft  vor  sich  gehen  musste,  an  die  Spitze  der  Truppe  und  eiferte 
sie  zu  Muth  und  Standhaftigkeit  an.  Beseelt  durch  das  Beispiel  eigener  hoher 
Unerschroekenhcit  und  Bravour,  gritlen  die  Jäger  herzhaft  an  und  die  Pallisa- 
dirung, ungeachtet  sie  auch  von  einem  viel  stärkeren  Feinde  besetzt  war,  wurde 
eingenommen.  Philippi  fiel  in  demselben  Augenblicke  dureh  einen  Kartätschen- 
schuss  als  ehi  Opfer  seiner  bewunderungswiu-digen  Entschlossenheit  und  Dienstes- 
ergebung, als  die  Pallisadirung  genommen  wurde.  Um  aber  in  diesem  kritischen 
Momente,  in  welchem  beinahe  der  vierte  Theil  der  Division  auf  einmal  zu  Boden 
gestreckt  wurde,  noch  ein  schönes  Beispiel  des  Muth  es  zu  geben  und  die  Jäger 
zu  noch  grösserer  Standhaftigkeit  und  Entschlossenheit  anzueifern,  Hess  er  sieh  — 
80  schwer  er  auch  verwundet  war^  da  ihm  die  Kugel  den  rechten  Fugs  gebrochen 
hatte  —  doch  nicht  bewegen  sich  zurücktragen  zu  lassen,  sondern  eiferte  seine 
Truppe  an,  das  mit  so  viel  Muth  und  Standhaftigkeit  begonnene  Werk  beiden- 
müthig  zu  vollen  Jen.  Er  blieb  mit  dem  schönen  Vorsätze  liegen,  sieh  für  das  all- 
gemeine Beste  freiwillig  zu  opfern,  und  rief,  noch  immer  liegend,  obwohl  ihm  spä- 
terhin eine  zweite  Kugel  den  linken  Fuss  absehlug,  seinen  Jägern  zu,  sich  zu  halten, 
ihre  Schuldigkeit  zu  tlmn  und  ihren  alten  lluhm  zu  behaupten,  bis  ihn  endlich  in 
der  5,  Stunde  eine  dritte  Kugel  in  die  Hüfte  traf  und  ihn  eine  Zeit  lang  der  Sprache 
beraubte,  Kui'z  darauf  musste  man,  Ja  von  allen  Seiten  der  Rückzug  begann,  auch 
diesen  Ort;  der  unter  der  hchlenmütliigen  Leitung  des  Lieutenants  Philippi 
durch  vol  1  e  5  S  tun  den  gegen  einen  weit  überlegenen  Feind  behauptet  wurde, 
verlassen,  worauf  er,  da  er  schon  die  Sprache  verloren  hatte,  seinen  Hut  unter  die 
Jäger  w^arf,  deren  10  zu  ihm  eilten  und  diesen  herzhaften,  durch  seltene  Aufopferung 
verunglückten  Ofiieier  auf  Gewehreu  auf  den  Verbandplatz  zurücktrugen. 


1187 

Unmittelbar  mwU  der  sehÖnen  That  wurde  Philippi  jjum  Oberlieiitcnant 
befördert,  und  da  dio  erhaltenen  Wunden  seine  fernere  Dienstleistung^  vor  dem 
Feinde  unmöglich  machten,  zu  Ende  des  Jahres  1814  ah  Capitan-Liciitenant  in 
den  Ruhestand  übernommeo. 

Im  Capitel  1816  wurde  dieseia  a-usgezeiehneten ,  am  16.  August  1850  zu 
Odenburg  veretorbcnen  Soldaten  das  Ritterkreuz  de^i  Mariu  Theresien-Ordens 
zaerkannt. 


N 


Moll,  An  ton  Frt^iberr  votij  Major  und  Sccondwachtmeister  bei  der  könlgL 
Arciercu-Leibgardcj  einenj  alten  oberosterreiehitichen,  im  Jahre  1789  ijj  den  Frei- 
hermstand  erhobenen  Geschlcchtc  eutsprossenj  war  zu  Grosaschützeii  in  Ungarn 
1781  geboren. 

Im  sechzehnten  Lebensjahre  begann  er  als  Oadet  beiWenzel  CoUoredo-Inlanterie 
tue  Laufbahn^  wohnte  in  diesem  Ilegimente  den  Feldzügen  1 797  bis  lb09  bei,  zeich- 
nete 8ich  ab  Hauptmann  in  dem  Gefechte  bei  Hausen  (19.  April  dieses  letzteren  Jah- 
res), indem  Treffen  bei  Eekmübl  (22,  April)  und  in  den  Gefechten  bei  Linz  am  17. 
and  19.  Mai  aus,  und  wurde  ini  Decembcr  1812  zum  9.  Jäger-Bataillon  übersetzt. 

Mit  diesem  Bataillou  stand  er  bei  Eröffnung  des  Feldzuges  1813  in  Inneroster- 
reich-  Es  ist  bekann t^  dass  der  Vicekönig  gleich  bei  Beginn  der  Feindseligkeiten 
beachlossen  hatte,  sich  des  Lei b eis»  eines  sehr  hohen  Berges,  von  welchem  man 
I^AAS  Krain  wie  eine  Landkarte  vor  sieh  ausgebreitet  sieht,  zu  bemüehtigen ,  um 
man  der  Seite  vonllohlenburg  her  gesichert  zu  sein,  und  diese  Unternehmung  dem 
leral  Bellotti  mit  seiner  Brigade  übertrug. 

Den  27.  August  um  6  Uhr  Morgens  rückte  die  Brigade  Be  1  lo  i  t  i ^  3 Bataillone 
ttiideine  halbe  Schwadi-on,  von  Neumark tl  gegenvden  Loibcl  vor.  Dieser  war  damals 
tmii  einer  einzigen^  gänzlich  aus  Reciniten  zusanunengesetzten  Jäger- Compagnie 
unter  Conimando  des  Hauptmanns  Moll  besetzt.  Eine  andere  Compagnie  stand  in 
ßt,  Leonhard  und  eine  dritte  noch  eine  Stunde  weiter  rückwärts.  Als  der  General 
Bellotti  gegen  die  erstem  Wendungen  der  Strasse  auf  dem  Loibel  vorrückte,  hatte 
er  «ogleich  vier  Compagnien  durch  den  Ht.  Aonagraben  in  die  Flanke  der  sich  selbst 
Sberlassenen  Compagnie  Mol Fs  detachirt,  und  dadurch  dieselbe  i'benfalls  zuDeta- 
eliiTiDgea  zur  Deckung  ihrer  Flanken  genöthigt,  so  dass  in  der  Fronte  nur  noch 
70  Mann  blieben,  die  allein,  da  die  genannten  vier  feindlichen  Compagnien  schon 
in  ihrem  Rücken  waren,  dem  Feinde^  der  nun  auch  auf  dem  Loibel  selbst 
griiFen  hatte,  hier  entgegen  gestellt  werden  konnteu.  Mehrere  Stürme  waren 
bereits  zurückgewiesen,  und  Y^  Stunden  hatte  schon  das  Feuer  gewährt,  als 
nim  der  Feind  auch  seine  Reserve  an  sieh  zog  und  mit  ganzer  Kraft  abermals  vor- 
«adringen  suchte.  Doch  vergebens:  das  kleine  Häufehen  braver  Soldaten  ersetzte 
diireh  Beharrlichkeit  und  Mutfi  die  Zahl.  Der  zehnfach  überlegene  Feind  w^ard  mit 
Verluste  geseh  lagen  und  ging  Abends  noch  bis  Neu  mark  tl  zurück. 

75» 


1188 

M  o  1  Fs  Heldeethat  war  die  erste  gegen  die  feindliche  Armee  in  Innerösterreich, 
und  verfehlte  nicht  die  mit  Begeisterimg  in  den  K<ampf  gezogenen  Soldaten  noch 
höher  zu  entflammen.  Auf  des  Feldzcugmeisters  Hiller  Bericht  geruhte  Se.  Ma- 
jestät der  Kaiser  den  tapferen  Hauptmann  niit  Handbillet  aus  Teplitz  vom  28.  Sep- 
tcraher  1813  mit  dem  Ritterkreuze  auszuzeichnen. 

Einige  Jahre  nacli  eingetretenem  Frieden  wurde  Mol  Ij  der  aus  den  Befreiungs- 
kämpfen mehrere  Wunden  davongelragen  hatte,  zur  Areieren-Leibgarde  (Novem- 
ber 1817)  übersetzt,  woer  im  Jahrel841zum  Major  vorrückte  undam  2.  AugustlSSO 
in  Wien  sein  Leben  boschloss. 


RäTH,  Joseph Frcilicrrvon, Feldzeugmeister,  warznBudweis  am  27. Februar 
1772  geboren  und  im  Hause  seines  Vaters,  ehemaligen  Artillerie-Hauptmanns, 
erzogen.  Im  15,  Lebensjahre  wurde  er  als  Unterkanonier  für  das  2.  Artillcrie-Regi- 
ment  assentirt,  erliielf  jedoch  schon  nach  ISmonutlicher  Dienstzeit  eine  Fähnrich- 
sfelle bei  Erzherzog  Ferdinand -Infanterie  Nr,  2.  Der  Sturm  auf  Belgrad  gab 
ihm  die  erste  militärische  Weihe,  wo  er  sich  an  der  Spitze  von  51  Freiwilligen 
hervorthat. 

Der  Strom  der  Ereignisse  rief  ihn  bald  zu  anderen  Thaten:  Bei  dem  Angriffe 
auf  Wanzen  au  im  Elsass  1793,  wo  dag  Bataillon,  auf  den  reehten  Flügel  detachirtj 
einen  bedeutenden  Verlust  erlitt ,  befahl  General  Graf  Wurms  er,  dass  Fähn- 
rich liatli  den  Rest  der  Mannschaft  aus  dem  Gefechte  zurückziehen  soUte, 
und  dieses  verschaffte  ihm  die  Beförderung  zxmi  Grenadier-Lieutenant»  Obschon 
verwundet,  hatte  er  im  grössten  Handgemenge  fortgekämpft;  später  ward  er  noch 
zweimal  verwundet  ^  1800  bei  Engen  und  1809  im  Treffen  bei  Znaim.  Schon 
frühcrj  im  Jahre  1796,  hatte  Rath  eine  offcntliclie  Belobung  bei  dem  Sturme  auf 
den  Brückenkopf  bei  Hün  in  gen  erhalten,  wo  er  mit  50  Freiwilügen  der  Erste 
war,  der  die  Vorwerke  erstieg. 

Im  Feldzuge  1809  trat  Rath  schon  bedeutender  hervor,  zunächst  in  dem 
Treffen  bei  Eckmühl,  wo  er  als  Grenadier-Hauptmann  den  Rückzug  auf  Regens- 
burg deckte  j  indem  er  die  Höhen  vor  der  Stadt  vertheidigte,  wiewohl  ihm  kein 
Befehl  zugegangen  war,  und  er  erst  nach  Mitternacht  mit  200  gesammelten  Gre- 
nadieren sich  dem  Corps  wieder  anschliessen  konnte^  und  im  blutigen  Treffen  vor 
Znaim,  wo  er  mit  seiner  Grenadier- Division  die  Hülien  von  Tesswitz  an  der 
Thaya  bis  zu  seiner  schweren  Vervrundung  auf  das  Tapferste  vertheidigte,  wofür  er 
vorzugsweise  zum  Major  vorrückte  und  zuerst  als  Commandant  der  böhmischen 
Legion,  bald  darauf  zum  Infanterie-Regiment©  Duka  versetzt  wurde. 

Der  russische  Feldzug  bot  dem  wackeren  Krieger  wenig  Gelegenheit  sich  aus- 
zuzeichnen,  desto  mehr  der  im  folgenden  Jalire  beginnende  Riesenkampf  gegen 
Napoleon.  Grleich  nach  den  ausgcbroclienen  Feindseligkeiten  in  Inneröstcrrcich 
war  der  Besitz  von  Villach  für  unsere  Operationen  von  wesentlichem  Vortheile, 


1189 


tlieila  wurde  dem  Feindo  die  Verbindung  durch  das  Puster thal  ins  Tirol  gehemmt» 
seine  Operation  über  Paternion,  Spital^  Gmünd  gegen  die  Radsüidter  Tauern  uuter- 
broehen ,  theils  aber  uns  zur  Ergreifung  offensiver  Operationen  gegen  Tirol  oder 
Italien,  nach  den  sich  zeigenden  Umständen  ein  wichtiger  Centralpunct  versehaift. 
Die  Stadt  wurde  auch  bald  nach  einigen  Gefechten  vom  Feinde  verlassen  und  von 
der  Avantgarde  des  0 eneral-Majors  V 1  a  s  si  t  s  besetzt.  Aber  der  Feind  erkannte  zu 
sehr  die  Wichtigkeit  dieses  Ortes,  und  hatte  zu  Ende  2\ugu«t  1813  eine  bedeutende 
Macht  bei  Tarvis  eoncentrirt,  um  Villach  mit  allem  Nachdruck  angreifen  zu  können. 
Am  29.  dieses  letzteren  Monats  steckten  die  Franzosen  die  Stadt  an  fünf  Orten  in 
Brand  und  griffen  zugleich  mit  sehr  überlegenen  Streitkräften  die  Besatzung  an, 
die,  blos  aus  einem  Bataillon  des  Peterwardeiner  Grctiz-Reginicnts  bestehend,  da  au 
Löschen  nicht  zu  denken  war  und  auch  die  Brücke  schon  zu  brennen  anfing,  natür- 
lich sich  zurückziehen  niusste.    Da  befahl   der  commandirendc   Feldzcugraeister 
Hitler  dem  Major  Rath  mit  dem  600  Mann  zahlenden  1.  Bataillon  von  Duka- 
IniVmtcrie  Vi  1  lach  wieder  zu  besetzen.  Es  gelange  und  der  Ort  wurde  gegen 
Beau  harn  als  mit  dem  ausgezeichnetsten  Erfolge  vertlicidigt  Das  Bataillon  stand 
hier  auf  einem  Puncto,  der  zur  Vertheidigung  der  Infanterie  von  äusserster  Wich- 
tigkeit war.  Unermüdet  war  aber  auch  Rath,  den  Eifer  der  Truppen  zu  beleben. 
jjSoldaten",  rief  er,  ^^der  Anblick  jener  Vielen  schrecke  Eüch  nicht,  sie  sind  die 
Feinde  Eures  Kaisers,  und  darin  liegt  ihr  Verdammungsurthcih  Kameraden,  gebt 
Feuer**'  Mit  Blitzci^schnclle  wurde  nun  geladen  und  gefeuert,  so  dass  der  Feind 
glaubte,  ganze  Regimenter  vor  sich  zu  haben.  Die  todbringenden  Schüsse,  die  das 
Bataillon  entsendete,  hielten  das  Gros  des  Boau  harn  ais'schcn  Corps  vom  Vordrüi* 
gen  zurück.  Ohne  einer  solchen  meisterhaften  Vertheidigung  wäre  aber  das  östcj- 
reichiache  Armeecorps  überflügelt  und  zum  Rückzuge  gezwungen  worden,  wie  dies 
der  Feidzcugmelstcr  Hill  er  selbst  crklUrte,  und  daher  bei  dem  Kaiser  beantragte, 
dass  Uath  vorzugsweise  zum  Oberst -Lieutenant  vorrücken  und  den  Thcresien- 
Orden  erhalten  sollte.  Das  Bataillon  aber,  welches  Rath  damals  befehligte,  wurde 
zu  dem  tapfersten  mitteUt  Generalbcfehls  in  flcr  Armee  erhoben.  Wegen  dieser  so 
holdenmiithigcn  Waffenthat  erhielt  er  auch  bei  dem  im  Jaliie  1815  abgehaltenen 
Ordens-Oapitel  das  Ritterkreuz,  und  wurde  den  Ordens-Statuten  gemäss  in  den 
orbländischen  Freihermstand  erhoben. 

Wohl  verdiente  auch  jenes  Bataillon  dem  ganzen  Heere  zum  Muster  auf* 
g60tellt  zu  werden.  Es  war  dies  eine  Auszeichnung,  deren  es  im  folgenden  Feld- 
zuge sich  würdig  erwies,  als  das  Regiment  Duka  unter  dem  Befehle  des  General- 
Majors  von  Trenk  den  kleinen  St.  Bernhard  zu  übersteigen  und  so  die  rechte 
Flanke  des  nach  Chambery  vorrückenden  Feldmarschall-Lieutenants  Bub  na  zu 
decken  hatte,  eine  Aufgabe,  welche  das  Regiment  zwar  mit  bedeutendem  Verluste, 
aber  ruhmvoll  I6*ste,  nachdem  es  bei  Constant  an  der  Isere  zu  einem  heftigen 
Gefechte    gekommen    war,    in    Folge    dessen  Rath  wegen  seiner  vorzüglichen 


1190 


MltwirkuDfc  in   ehrenvolln    Enjinerune:    g-ebraclit   und   ?.um   Obersten    befördert 
wurde. 

Der  zweite  Pariser  Frieden  versprach  längere  Ruhe,  ßalh  widraete  sich  dnreli 
13  Jalire  der  Ausbildung  seines  Regiments  Mariiissy  mit  einer  wahrhaft  väter- 
lichen Fürsorge  und  erwarb  sich  die  ungehcuchclte  Liebe  und  Verehrung  seiner 
Untergebenen.  Diese  Gerühie  gaben  sich  kund,  als  er  das  Regiment  verlless 
und  als  General-Major  und  Truppeii-ßrigadier  nach  Italien  versetzt  w^ui-de.  Das 
Offieiers-Corps  betliUtigto  ihm  seinen  Dank  durch  Überreichung  eines  kostbaren 
Degens. 

Von  Norden  nach  der  südlichen  Region  versetzt,  sehen  wir  Rath  auf  einer 
neuen  Hohe  des  militärischen  Slrebciis  angekommen.  Vom  Jahre  1827  bis  1832 
befehligte  er  eine  Brigade,  1835  erhielt  er  mit  der  Ernennung  zum  Fcldmarschall- 
Lieutenant  das  Festungs-Commando  in  Pesehiera. 

Was  Rath  in  dieser  StcUinig  gothan,  ist  noch  in  frischer  Erinnerung.  Mit  nur 
einem  Bataillon  Ottochaoer  unter  Commamlo  des  Majors  von  Ettingshauscn 
leitete  er  die  Vertheidigung  vom  6,  April  an  mit  seltener  Unerschrockenheit.  Als 
der  kleine  Platz,  von  50  feindlichen  Gesehlitzen  ununterbrochen  beschossen,  schon 
einer  Ruine  glich  und  alle  Lehensmittel  aufgezehrt  waren ,  so  dass.  die  Besatzung 
von  türkischeni  Weizen  und  Pferdefleisch  sich  nähren  niusste,  übergab  er  ihn 
endlich  am  3ü,  Mai  1848  mit  allen  EhroiL  Seine  Majestät  der  Kaiser  Ferdinand 
zeichnete  den  würdigen  S^ddaten  mit  dem  Com m an deur kreuze  des  Leopold- 
Ordens  aus  und  verlieh  ihm  bei  dem  Übertritte  in  den  Ruhestand  den  Feldzeug- 
raeisters-Charakter. 

Der  greise  G«?ncral  fio^chlass  sein  thatcnreiches  Leben  zu  Linz  am 
31.  October  1852. 

De  VAüLX,  KarLFreiherr  von,  Oberst  und  Kämmerer,  aus  alter  nieder- 
ländischer Familie,  war  zu  Ncufehatcau  im  Luxemburgischen  1776  geboren  und  als 
Commandant  des  Chevauxlegers-Regiments  Fürst  Win  disebgrät  z  zu  Radkers- 
burg  in  Steiermark  am  12.  August  1837  gestorben.  Mit  geringer  Unterbrechung 
hatte  er  vom  Cadeten  an  in  diesem  wackeren  Regimente  durch  44  Jabre  mit  vorzüg- 
licher Auszeichnung  gedient  und  durch  seine  Tapferkeit  den  Rubni  desselben  zu 
erhöhen  gesucht.  Schon  einige  Zeit  vorher  wohnte  er  als  Freiwilliger  dem  Feldzuge 
des  Jahres  1790  ^egen  die  niedcrlHndisolien  Insurgenten  bf'i  Le  Loup-»Tagern  zur 
besonderen  Zufriedenheit  bei, 

Die  Jalirc  1793—1796  focht  De  Vau  Ix  als  Ondet  mit  und  erhielt  drei 
Blessuren;  1799  vertbeidigtc  w  mit  fiU  Reitern  Hei  delberg  gegen  eine  zehn- 
fache Übermaclii  durch  9  Tage,  und  that  sich  bald  darauf  im  Gefechte  bei  Kann- 
stadt durch  eine  mit  seinem  Zuge  ausgeführte  Attaque  so  glänzend  hervor»  dass 
er  14  Offtciere  und    GiM\  Mann   gefangen    nahm,    wodurch  seinen  Sfddaten  fünf 


* 


1191 


Tapferkeits- Medaillen    zuerkannt  wurden;  bei  Hobenlinden  erLiolt    De  Vau  Ix 
mehrere  Säbelhiebe* 

Nach  der  Katastrophe  von  Ulm  im  Jahre  1805,  als  sich  Tier  Schwadi'onen 
des  Regiments  durchschlugen ,  führte  De  Vau  Ix,  damals  Rittmeister,  die  Avant- 
gardeund  hatte  wesentlich  zu  ihrer  Rettung  beigetragen.  Bald  darnach  im  Feldzuge 
1809  wurde  er  am  2ü,  April  zur  Fuhrung  der  Nachhut  des  4.  Arnicecorps 
ausorsehen.  Wie  sehr  er  sich  liicbei  bei  der  schwierigen  Verthcidigung  eines 
Dorfes  durch  Cavallerie  allein  bis  zur  Ankunft  der  Colonnon  des  3.  Armeecorps 
mit  Umsicht  benommen,  gab  der  Gcneralbefehl  kund,  dem  zu  Folge  die  Schwadix>n 
De  Vau  Ix*  mit  1  goldenen  und  1  sillierncn  Tapferkeits-Medaille  ausgezeichnet 
wurde. 

Nach  der  Schlacht  von  Wagram  rottete  er  auf  dem  Rückzuge  durch  sein 
standhaftea  Benehmen  mit  dem  Reste  der  gelichteten  Schwadron  mehrere  Kanonen 
und  einige  Infanterie- Abtheilungen* 

Am  28.  August  1813  w^ar  Do  Vaulx  vom  General-Major  Grafen  Hardegg 
beordert,  mit  seiner  Division  und  einem Detachcment  Jäger  bei  dem  lluckzuge  von 
Dresden  dieiXj'ricregarde  zu  bilden.  Auf  diesem  Rückzuge  hatte  er  durch  zweck- 
mttssigo  Aufstellung  seiner  Truppen  bei  Räknitz  die  drängenden  Feinde  in  gehö- 
riger Entfernung  gehalten  und  die  Rettung  des  kaiserlich  russischen  Artillerie- 
Parks  begünstiget.  Eben  so  hatte  er  des  Feindes  rasches  Andringen  auf  die  Queue 
der  atliirten  Tnippcn  und  Artillerie *Colonncn  bei  Passirung  der  Deiilcen  von 
KJein-Pestitz,  Notnitz  und  Bodewitz  durch  rasche  Angriffe  auf  die  Tete  dessel- 
ben und  durch  das  standhafte  Ausharren  in  dem  heftigsten  Geschütz-  und  Gewehr- 
feuer aufgehalten  j  und  dadurch  die  retirirenden  Truppen  und  die  Artillerie  in  den 
Stand  gesetzt,  beträehiliche  Strecken  unbeirrt  vom  Feinde  zurücklegen  zu  können, 
AU  die  Brigade  des  General-Majors  Grafen  Hardegg  auf  diesem  Rückzuge  bei 
Possendorf  ankam  undbier  den  Befehl  erhielt  zu  ihrer  Division  (Morits  Liech- 
tenstein) zu  stosson,  sollte  auch  De  Vaulx  zu  seiner  Brigade  einrücken.  In  der 
Ausführung  dieses  Auftrages  begriffen,  traf  er  bei  Bodewitz  einen  Train  von 
8^ — ^10  Stück  üsterrcicbischen  Zwölfpfündem ,  der  ohne  Bedeckung  war,  und  sich 
mit  den  erschöpften  Pferden  kaum  mehr  fortbewegen  konnte.  Da  sich  der  Feind 
schon  auf  einige  hundert  Schritt©  demselben  genähert  und  zwölf  Cavallerie-Schwa- 
di*onen  zum  Angriffe  auf  die  Geschütze  in  Bewegung  gesetzt  hatte,  so  wäre 
der  Verlust  unvermeidlich  erfolgt,  wenn  nicht  De  Vaulx  den  bereits  verlas- 
senen Wald  wieder  genommen,  die  Züge  am  Rande  desselben  vertheilt,  seine 
beiden  Sehwadronen  in  Schlachtordnung  aufgestellt  und  durch  eine  entschlossene 
niit  Heftigkeit  ausgeführte  Attaque  die  anprallende  feindUche  Cavallerie  gew^orfcn 
hätte.  Der  Feind,  durch  das  schnelle  Umkehren  und  entschlossene  Vorgehen 
dieser  kleinen  Schaar  stutzig  gemacht  und  in  Verlegenheit  gebracht^  führte  nun 
eine  grossere  Truppenmacht  mit  einer  .Vnzahl  Geschütze  in  das  Gefecht.  Aber 


1192 


De  Vau  Ix  hielt  dessen  ungeachtet  den  weit  überlegenen  Gegner  über  eine  Stunde 
aufj  bis  der  Ai'tillcrietrain  vollkommen  gerettet  war^  obwohl  nicht  nur  sein  zweiter 
Rittmeister  schwer  verwundet  und  viele  Mannschaft  getodtet  oder  blessirt,  son- 
dern ihm  selbst  auch  sein  Pferd  unter  dem  Leibe  erschossen  worden  war.  Nun 
zog  er  sieh  nach  Possendorf  auf  seine  Brigade  zurück,  und  hatte  durch  diese  aus 
eigenem  Antriebe  ausgeführte  Unternehmung  auch  die  Kettung  der  aus  mehr  als 
50  Pi^cen  bestandenen  Artillerie  einer  königlich  preussischen  Colonne,  welche 
über  Rupken  ankam,  und  deren  Arritregarde  die  Brigade  Hardegg  zu  über- 
nehmen beauftragt  worden  war,  erleichtert. 

Am  Morgen  des  1Ü<  Oclobers  wurde  De  Vau  Ix  mit  drei  Zügen  beordert^  von 
Stössen  aus  den  Obersten  Veyder  des  7.  Feldjäger -Bataillons,  welcher  in  der 
abgewichenen  Nacht  den  Franzosen  das  Dorf  Wet tau  und  dadurch  die  Ilaupt- 
strasse  nach  Weissenfeis  und  Leipzig  genommen  und  sie  bis  auf  die  Nauniburger 
Hüben  zurückgedrückt  hafte,  zu  verstärken.  Als  er  bei  Wcttau  eintraf,  war  das 
ganze  Corps  des  Marschalls  Augcreau  im  Vorrücken  begritfen,  um  die  wenigen 
Truppen  des  entscMosscncn  Veyder'a  zurück  zu  drlingen.  De  Vau  Ix  unterstützte 
die  Jäger  auf  der  Chauss<5e  gegen  Stössen^  während  eine  starke  feindliche  Colonne 
in  der  rechten  Flanke  gegen  Garbit»  vorgedrungen  war.  Hicdurch  wurden  die  beiden 
in  Wettau  aufgestellten  Jäger- Compagnien  gezwungen  diesen  Ort  zu  verfassen  und 
sich  dem  wichtigeren  Puncto  (larbitz  zu  nähern.  In  diesem  Augenblicke  bemerkte 
De  Vau  Ix  eine  starke  feindliche  Cavallerietruppc  in  der  äussersten  Flanke,  die 
den  Jägern  ihren  Rückzug  abzuschneiden  und  selbst  diollauptstellung  bei  Stössen 
gefahrlich  zu  machen  drohte^  ja  sogar  die  Jäger  auf  einer  Fbcnc  gegen  Garbitz 
beinahe  umrungori  hatte-  Kr  eilte  also  aus  freiem  Antriebe  den  Bedrängten  zu 
Hülfe,  unterstützte  sie  überall,  wo  es  das  Terrain  erlaubte,  griff  endlich  die  am  wei- 
testen vorgDiücktcn  zwei  feindlichen  Schwadronen  mit  seinen  3  Zügen  an,  hieb 
tnit  entscheidendem  Erfolge  in  dieselben  ein,  und  bewirkte,  dass  die  feindliche 
Übermacht  den  Rückzug  antreten  musste.  Dadurch  hatte  De  Vau  Ix  nicht  nuj* 
die  Division  und  die  Reste  zweier  anderer  Compagnien  des  7.  Jäger- BataD Ions 
gerettet,  sondern  auch  wesentlich  zur  sicheren  Deckung  der  Flanke  des  bei 
Stössen  aufgejstellten  österreichischen  Corps  beigetragen ,  und  es  ward  Uim  hicfür 
durch  dag  Capital  vom  Jahre  1815  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordens  und  im  Jänner  1820  der  atatutenmässige  Freihcrrnstand  zuTbeih 

Nach  dem  Übergänge  bei  Basel  über  den  Rhein  wurde  DeVaulx  mit 
120  Reitern  detacbirt,  dio  am  Biunaersee  stehenden  3000  Franzosen  zu  beobachten 
und  wo  mögHch  Ncufchatel  zu  nehmen.  Ohne  Infanterie  entsprach  der  tapfere 
Major  dem  Auftrage  so  vollkommen,  dass  durch  die  Besitznahme  von  Neufchatel 
18  Kanonen,  30U0  Feuergewehre  und  eine  namhafte  Militär-Casso  erbeutet  wurde. 
Als  er  dann  eine  Compagnie  Jäger  als  Verstärkung  erhielt,  öifncte  er  sich  das 
Defild  gegen  Pontarlier,  nahm  diese  Stadt  und  hielt  sich  drei  Tage  in  derselben  fest, 


1193 

obschon  das  naheliegende  Fort  Joux  600  Mann  Besatzung  ssälilte  und  er  14  Stun- 
den weit  von  seiner  Brigade  —  General-Major  Scheither  —  entfernt  stand. 

Mehrere  Decorationen  fremder  Fih^sten  zierten  die  Brust  dieses  Ki-iegers,  der, 
im  Jahr©  1831  zum  Obersten  im  Regimente  befördertj  auch  in  der  Friedensepoche 
mit  Eifer  und  Erspriesslichkeit  dem  Monarchen  seine  Kräfte  rastlos  zu  widmen 
bemüht  war* 

Alexander  L,  Kaiser  von  Ruseland;  Inhaber  de»  k.  k.  2.  Infanteriö-Regtnaents  für 
ewige  Zeiten,  geboren  23./ll>  December  1777,  gestorben  1,  Deoember  (19.  November)  1825. 

PßlEDRICH  WllKELM  in.,  KSnig  von  Preussen,  Inhaber  dea  k.  k.  10.  Hoaaren- 
Begiments  ^r  alle  ^Seiten,  geboren  3.  Angoßt  1770^  gestorben    7.  Juni  1840. 

Beide  Monarchen  waren  ibren  Armeen  in  den  Be frei ungsk Hegen  nicbt  nur  gefolgt^  aondeni 
hatten  aueh  in  mehreren  Gelegenheiten  »ieh  am  Kampfe  bethelllgt.  Ibr  erlauchter  Verbün- 
deter weiland  Kaiser  Frani!  übergab  ihnen  am  2.  September  1813  persdnÜch  das  Orosskreuz 
dei  Maria  Theret^ien-ÜrileiiBj  das  sie  jedoeb  ablehnen  zu  müssen  glaubten  und  siuh  nur  das 
Bitlerkreuz  ausbaten.  Es  war  diese  Rücksicht  durch  die  Schlacht  bei  Kulm  hervorgerufen, 
um  in  den  obersten  Kriegsherren  die  Verdienste  der  Truppen  %n  ehren. 

TKRMOLOFF,  Aloxei  Petrowitäch  von  ^  k.  russischer  General  der  Artillerie^  hatte 
sieh  schon  in  den  Kriegen  1805  und  1807  ausgezeichnet ,  eommandirte  im  ilahre  1812  als 
General  *  Major  eine  Garde -Brigade,  mit  weicher  er  sich  bei  Krasnoi  hervorthat,  und  in  den 
Feldzügen  1813  und  1814  als  Ocneral-Licutenant  die  russischen  Üarden,  Bei  Bautzen  verwun- 
det, erwarb  er  sich  in  der  Sohlachi  bei  Kulm  durch  Einsicht  und  rühmliche  persönliche  Tapfer* 
keit  grosse  Verdienste  und  wurde  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  Franse  mit  Handbillet  ausi 
TepUtx  Tom  2.  September  1813  mit  dem  Bitterkrctize  ausgezeichnet 

Yermoloff  wurde  im  Jahre  1817  Oeneral  der  Infanterie  und  Gouverneur  von  Grusien, 
und  von  da  aU  Gesandter  naob  Persien  geschickt ,  wo  er  einen  für  Eussland  vortb eilhaften 
Bundesvertrag  absdüosfli  sich  dann  gegen  die  Völker  des  Kaukasus  hcrrorthat,  und  im  Jahre 
1820  mit  Glück  da«  Commando  g^^en  die  Perser  führte. 

Im  Jahre  1827  nahm  er  den  Abschied  und  zog  sich  nach  Moskau«  wurde  dann  im  Jahre 
188^  wieder  in  Gnaden  aufgenommen  itnd  bfllelptdpte  vor  seinpm  kiiry.lieh  erfolgten  Tode  die 
Stelle  eine^  Mitgliedes  dcK  UiM'nJif^ratlie^, 

KnORRJNO,  von,  k.  russischer  General  der  Infanterie^  zeichnete  ^ieh  in  der  Schlacht  bei 
Kalm  so  vorthellbaft  ttns,  dass  ihm  mit  Allerhöehstem  Handbillet  ddo,  Teplltz  am  2.  Septeto- 
ber  1813  das  Ritterkreuz  su  Theil  wurde.  Dem  Corps  des  Feldmarsohall-Licutenant»  Grafen 
Colloredo  beigegeben,  welches  die  Bestimmung  hatte  des  Feindes  linke  Flanke  eu  umgehen, 
rückte  er  mit  seiner  CavaLterie  und  reitenden  Artillerie  rasch  gegen  die  stark  besetzten  liehen 
«wischen  Karoitz  und  Neudorf  vor,  attaquirte  den  Feind  unter  dem  heftigsten  Feuer  mit  ausser- 
ordentlichem Muth  uml  mit  Entschlossenheit,  und  warf  ihn  mit  Verlost  von  drei  Kanonen  zurück, 
worauf  er  gegen  Kulm  vorrückte.  * 

Knorring  starb  im  Decpmber  fR2ft. 


LAZARICII  von  Lindaro,  Josopb,  Freiherr,  Gcnoral-MÄJor,   zu   Triest 
jjB  Jalire  1784  gehören.  Als  der  Ruf  xmtcr  die  Fahnen   in   den   weiten  Gauen 


1194 


Österreicha  durch  die  Errichtung  der  Landwehre  erfolgte,  war  Lazarich,  ange- 
nehmen Privatverhältnissen  entsagend,  einer  der  Ersten,  welche  freiwillig  im  Juni 
1808  In  das  erste  Triester  Landwehr-Bataillon  traten.  Die  Anstrengungen  des 
Jalircs  1809  brachten  ihm  im  März  die  Ernennung  zum  Lieutenant  und  die  Gele- 
genheit sich  zuerst  bei  der  lUuckade  von  Palmanuova  bemerkbar  zu  machen,  wq 
er  aus  freiem  Antriebe  mit  einigen  Soldaten  einen  feindlichen  Ausfall  zurückwarf, 
dann  als  Oberlieutenant  am  17.  Mai  bei  Prewald  eine  so  gefälirliche  Wunde  erhieltj 
das3  er  den  Dienst  verlassen  mnsate,  wobei  ihm  mit  freiwilliger  Verzichtleistung 
auf  die  Pension  der  Charakter  eines  Hauptmanns  zu  Tlieil  wurde. 

Vom  Jahre  1811  besorgte  Lazarich  die  zu  jener  Zeit  wichtigen  Consulats- 
geschäfte  in  Triest  und  versah  diesen  Posten  mit  besonderem  Eifer  und  wesent- 
lichem Vortheil  für  den  Staat  bis  zum  Ausbruche  des  Krieges  mit  Frankreich,  wo 
68  Ihm  mit  vieler  Vorsicht  gelang  nach  Croatien  zu  entkommen  und  für  Kriegs- 
Operationen  wichtige  Depeschen  mitzubringen. 

Es  ist  bekannt,  dass  der  alt-österreichische  Anthei!  Istriens  seine  Anhäng- 
liclikeit  an  das  Kaiserhaus  im  Jahre  1809  durch  Wort  und  That  bc%viesen,  da  er 
sich  ohne  militärische  Unterstützung  der  Besitznahme  von  Seiten  der  Franzosen 
kraftig  widersetzte.  Als  daher  Osterreich  im  Jahre  1813  gegen  Napoleon  auftr^^ 
und  General  Graf  Nu  gen  t  mit  seiner  Brigade  (1  Batailloü  Kreuzer  und  1  Schwa- 
dron Rade tzky -Husaren)  von  Karlstadt  gegen  Fiume  vorrückte,  war  es  zu  erwarten, 
dass  mindestens  die  Bevölkerung  jenes  Thelles  von  Istrien  thätig  mitwirken  w^erde, 
um  die  verhasste  Zivingherrschaft  abzuschütteln  und  das  Land  vom  Feinde  zu 
befreien.  Es  kam  nur  darauf  an,  durch  das  Einrücken  einer  österreichischen  Abthei- 
lung den  ersten  Impuls  zu  einer  allgemeinen  Erhebung  zu  geben  und  die  Anstren- 
gungen derselben  zu  ordnen  und  zu  einem  bestimmten  Ziele  zu  lenken. 

Lidessen  konnte  Graf  Nugent,  der  die  Wichtigkeit  dieser  Unternehmung 
vollkonimen  würdigte,  bei  seiner  Schw^äche  und  in  Front  und  Flanken  von  Über- 
raäebt  bedrohten  Stellung  nur  vrenige  Mannschaft  enthehren*  Glücklicher  Weise 
fand  sich  in  dieser  Lage  der  rechte  Mann,  der  sich  auch  mit  Wenigem  dieser 
Aufgabe  gew*achsen  fühlte.  Hauptmann  Lazarich,  den  Landesbewohnern  seit 
dem  Jahre  1809  rühmlichst  bekannt  und  mit  gründlicher  Kenntniss  der  topogra- 
phiselien  und  statistischen  Verliültnisse  Istriens  ausgerüstet,  erbat  sich  und  erhielt 
die  Genehmigung  den  VoJksaufstand  zu  leiten,  und  durch  dessen  Beistand  Istrien 
dem  Kaiserliause  zurückzugewinnen. 

Am  2.  September  mit  Tagesanbi*uch  zog  Hauptmann  Lazarich  mit  seiner 
schwachen  Abtheilung  (1  Officier,  47  Mann  Croaten,  1  Corporal  und  6  Mann 
Husaren)  von  Fiume  auf  der  Istinaner  Strasse  aus,  erreichte  am  nänülchen  Tage 
Castua,  besetzte  von  hier  aus  Veprimatz  auf  dem  Monte  Maggiore  und  sicherte 
sich  dureU  mehrere  kleine  Schiffe,  die  er  in  Lovrana  in  Bereitschaft  setzen 
lieae,  die  Verbindung  mit  Fiume  und  der  an  der  adriatischen  Küste  kreuzenden 


■ 


1195 


englischen  Flottille.  Am  Abeod  langte  das  Dctachcnient  in  Vragna  unter  dem  Monte 
Maggiore  an.  Hier  erlxielt  Lazarieh  dui'cli  den  Caplan  Picot  aus  Gallignana, 
einem  eifrigen  jVnhänger  der  üsterrcichisclien  Regierung,  die  Nachricht,  dass  die 
Teindlichen  Besatzungen  von  Pola  und  Ilovigno  am  3.  in  Mitterburg  eintroffen,  am 
4.  gegen  den  Monte  Maggiore  vorrücken,  am  Fusse  dieses  Berges  sich  mit  dem 
Auigeboto  der  Nationalgarde  des  ex-venetianischen  Antheiles  vonlstrien  vereinigen 
und  dann  dem  General  Nugent  in  den  Rucken  fallen  würden.  Picot  gab  die 
Stärke  der  regulären  Truppen  auf  8000  Mann  mit  12  Kanonen,  jene  der  National- 
garde  auf  40O0  Mann  an. 

So  übertrieben  sich  diese  Angabe  auch  nach  anderen  Nachrichten  heraus- 
stellte, so  konnte  doch  Hauptmann  Lazarich  überzeugt  sein,  dass  er  auf  eine 
seinen  55  Mann  unendlich  überlegene  Macht  stossen  werde.  Da  aber  ein  voreiliger 
Rückzug  das  ganze  Unternehmen  scheitern  gemacht  hätte,  so  beachloss  er  abzu- 
warten, ob  ihn  das  Landvolk,  wie  er  hofftej  unterstützen  werde,  und  überhaupt 
auf  keinen  Fall  früher  zurückzuweichen,  bevor  er  sich  nicht  von  der  Stärke  des 
Feindes  überzeugt  und  dem  Grafen  Nugent  die  Zeit  verschafft  habe  sich  zum 
Empfange  desselben  in  Bereitschaft  zu  setzen.  Er  theilte  diesen  Entschluss  dem 
lOeneralen  mit,  und  sah  schon  am  Morgen  des  3.  seine  Hoffnungen  verwirklieht. 
Das  Landvolk  der  Umgegend  sammelte  sich  zu  Vragna,  Um  den  loyalen  Eifer 
desselben  nicht  erkalten  zu  Inssen,  zog  nun  Lazarieh  dem  Feinde  kühn  entge- 
jgen.  Er  wurde  in  dem  Dorfe  Voogliunz  feierlich  als  Befreier  empfangen,  und 
irliielt  zu  Paass  wahrend  der  Rast  bestimmtere  Nachrichten  über  die  Stärke  der 
feindlichen  Colonne,  die,  ungefähr  1100  Mann  stark,  aus  dem  vierten  italienischen 
leichten  Bataillone,  einer  Division  Otfochancr,  einigen  und  achtzig  französischen 
Kanoniers  und  Gendarmen  bestehen,  3  Kanonen  mit  vieler  Munition  mit  sich 
füliron  und  noch  am  Abend  des  3.  in  Mitter  bürg  eintreffen  sollte. 

Dessen  ungeachtet  rückte  der  tapfere  Offilcier  entschlossen  auf  der  Straaso  nach 
Mitterburg  vor  und  besetzte  um  5  Uhr  Abends  den  Punct,  wo  sich  neben  dem 
Dorfe  Cevough*e  die  beiden  Strassen  nach  Triest  und  Fiumc  scheiden. 

Unter  andern  Umständen  müsste  dieses  Wagnisa  abenteuerlich  genannt  wer- 
den, allein  Hauptmann  Lazarich*s  Kühnheit  wird  durch  folgende  Gründe 
gerechtfertigt:  Erstlich  konnte  er  bei  der  guten  Stimmung  des  Vrdkes  überzeugt 
sein,  dass  der  Feind  die  Schwäche  des  österreichischen  Detachements  nicht  erfah- 
ren, sondern  dieses  für  den  Vortrab  eines  bedeutenden  Corps  halten  werde.  Ferner 
bürgte  ihm  die  Anhänglichkeit  der  Istriatier  für  schnelle  und  sichere  Nachrichten 
über  die  feindlichen  Bewegungem  Dann  bestand  das  4.  leichte  italienische  Bataillon 
(die  feindliche  Haupttruppe)  aus  jungen,  neu  conaeribirten  Leuten,  von  welchen 
kein  ernstlicher  Widerstand  zu  erwarten  war;  auch  war  zu  hoffen,  dass  die  €)tio- 
ehaner  die  Gelegenheit  ergreifen  würden,  zu  den  Österreichern,  ihren  alten 
Waffenbrüdern,  überzugehen.  Überdies  n^usste,  wie  gesagt,  dem  Grafen  Nugent 


1196 


Zeit  verscliafft  und  das  Landvolk  durch  ein  kühnes  Vorg^ehon  zum  Handeln  mit- 
gerissen werden.  Endlich  hatte  Lazarich  seine  linke  Flanke  frei,  und  er  konnte 
sich  daher  im  Falle  einer  Niederlage  über  die  Gebirge  an  die  Meeresküste  retten 
und  von  dort  entweder  nach  Fiuine  oder  zui'  englischen  Flotte  elnschöFen* 

Durch  diese  Gründe  zu  dem  unabänderlichen  Vorsätze  bewogeuj  den  Feind 
stehenden  Fusses  hei  Cevouglie  zu  erwarten^  Hess  nun  Lazarich  am  Abend  des 
3.  die  Bewohner  der  rückwärts  liegenden  Ortschaften  aufbieten  und  die  Nacht 
hindurch  von  allen  Thürmen  Sturra  läuten. 

Am  Morgen  des  4,  September  hatten  sich  bereits  einige  hundert  Bauern  an 
die  kleine  Schaar  des  Hauptmanns  Lazarich  angeschlossen.  Nur  wenige  von 
ihnen  waren  mit  Feuergewehren,  die  anderen  mit  allerlei  seltsamen  Waffen 
versehen.  Lazarich  theilte  die  Erstoren  seinem  Detachement  zu,  und  wollte  die 
Letzteren  zui^Bcunruhigung  des  Feindes  in  Rücken  und  Flanke  verwenden.  Indessen 
kam  es  anders.  Der  Feind  war  am  Morgen  von  Mitterburg  aufgehrochen  und  näherte 
sieh  gegen  halb  6  Uhr  den  bei  Novacco  aufgestellten  österreichischen  Vorposten  in 
folgender  Ordnung:  2  Compagnien  vom  italienischen  Bataillone  machten  den  Vor- 
trab; diesen  folgte  die  Artillerie  ^  die  Monitions-  und  Bagagevrägen^  dann  kam 
der  Rest  der  2  Compagnien  Ottochaner  {150  Mann  waren  in  der  vorhergehenden 
Nacht  zu  Lazarich  übergegangen,  die  aber  wegen  der  französischen  Montur, 
namentlich  derCzako's,  die  sie  trugen^  im  Gefechte  am  4.  nicht  verwendet  werden 
konnten),  die  Gendarmen,  endlich  die  uhrigen  4  Compagnien  Ttahencr. 

Als  nun  die  Spitze  der  fcind liehen  Colunne  am  Fusse  des  Lindaroherges 
ankam,  vergass  der  Landsturm  in  seinem  Eifer  die  ihm  eingeprägten  Verhaltun- 
gcn  und  empiing  den  Feind  mit  Schüssen.  Der  Augenblick  war  entscheidend. 
Würde  das  Landvolk  geworfeni  so  zerstreute  es  sieh  nach  allen  Richtungen  und 
die  Unternehmung  war /ür  immer  gescheitert.  Hauptmann  Lazarich  Hess  daher 
eiligst  seine  Grenzer  von  Cevouglie  nachrücken,  die  Höhen  rechts  von  einem 
Haufen  Landvolk  unter  Martin  Nouglan  besetzen,  dem  er  einige  Grenzer 
zutheilte,  und  rückte  mit  den  übrigen  Bauern  und  dem  Reste  seines  Dctachcmcnts 
entschlossen  vor.  Die  feindhchen  Plänklor  der  italienischen  Division  zogen  sich 
bald  zurück.  Lazarich  folgte  ihnen  dirrfli  dns  Thal  mn  Novacco  bis  auf  die  erste 
Höhe  des  Lindaroherges. 

Hier  kam  es  zu  ein«*ni  stundenlangen  Geplänkel,  bis  endlich  der  Feinde 
durch  den  sich  fortwährend  mehrenden  Landsturm  in  den  Flanken  bedroht,  hinter 
Mitterhurg  zui'ückwich.  Unbegreiflicher  Weise  unter  Hess  er  das  seine  Rückzugs- 
linie deckende  alte  Schloss  von  Piaino  (Mitterburg)  zu  besetzen. 

Lazarich,  dessen  rechte  Flanke  durch  die  Bergschlucht  Foiba  gedeckt  war, 
konnte  daher  rasch  nachdrängen.  Er  erreichte  mit  seinem  durch  das  von  allen 
Seiten  zustrumende  Landvolk  bedeutend  verstärkten  linken  Flügel  die  über  Gemino 
nach  Pola  und  Rovigno  fühi'ende  Strasse  und  stand  somit  im  Rücken  der  feind- 


1197 


liclion  Colonne.  Diese,  bisher  olmo  Einsicht  und  Kj'aft  geführt,  verlor  nun  vollends 
die  Besinnung.  Sie  begann  die  Munition  (worunter  auch  Bomben)  in  die  Foiba  zu 
werfen,  Hess  zuerst  2  Haubitzen ,  später  alle  Munition  und  viele  Bagagewägen 
stehen,  und  bog  rechts  von  der  Hauptstrassc  auf  dem  Landwege  gegen  Montona  ein* 

Jedoch  hatte  sie  kaum  das  enge,  fast  kreisförmige  Thai  von  Vermo  erreicht, 
als  sie  schon  von  dem  durch  den  Erfolg  liegeistcrten  Landsturm  überflUgeU  und 
selbst  im  Klicken  uralangcn  war.  Ein  zweckmässig  am  Eingänge  des  Thaies  aufge* 
stell ter  Dreipfünder,  den  die  Ottoehaner  decken  sollten,  wurde  von  dem  Husaren- 
Corporalen  Moravetz  mit  seinen  6  Husaren  erobert,  die  Ottoehaner  gingen  zu  uns 
über.  In  einem  engen  Thale  rings  eingcschlosseo,  durch  den  Verlust  seines  letzten 
Geschützes  und  den  Abfall  der  Ottoehaner  vollends  entmuthigt,  verzweifelte  jetzt 
der  feindhche  Comniandftnt  an  seiner  Rettung  und  ergab  sich  um  3  Uhr  Nachmittags 
ohne  Bedingung.  Die  Stärke  seiner  Colonne  bestand  noch  aus  3  Stabs-,  26  Ober- 
Officicrcn  und  900  Mann*  Sie  hatte  in  dem  neunstündigen  Gefechte  40  Mann  an 
Todten  und  Verwundeten  verloren*  Die  Österreicher  zählten  blos  7  Verwundere. 

Hauptmann  Lazari eil  kehrte  nun  mit  seinen  Gefangenen  nach  Mitterburg 
zurück^  nahm  diese  Stadt  tur  den  Kaiser  von  Österreich  in  Besitz  und  brach  am 
Morgen  des  10.,  nach  Zurüeklassung  einer  kleinen  BesatsBung  in  Pisino,  mit  dem 
Reste  des  Dotachcments  und  den  Gefangenen  nach  Fiume  auf,  welches  er  am  folgen- 
den Tage  ohne  Ilinderniss  erreichte* 

Die  bei  Czernicza  ober  Pinguente  versammeite  feindliche  Nationalgardc  zor- 
tstreute  sich  auf  die  Nachricht  von  dem  Schicksale  der  Linien truppen. 

Am  9.  September  traf  Laza rieh  mit  seinem  auf  200  Mann  verstärkten  Deta- 
chement  wieder  in  Mitterburg  ein*  Am  IL  besetzte  ein  Theil  des  Detachements, 
vereint  ni;t  ilcm  Landsturme,  Pola,  dessen  Garnison  sich  zu  Schiffe  nach  Venedig 
geflüchtet  hatte,  und  erboutete  57  Kanonea.  Eine  andere  AbtheiJung  nahm  Pin- 
guente ohne  Widerstand,  Am  12.  wm*de  Capo  d'Istria  umzingelt  und  zur  Ergebung 
aufgefordert.  Da  gleichzeitig  2  englische  Kriegsschiffe  die  Stadt  zu  beschiessen 
drohten,  ergab  sich  der  Commandantderselben  mittelst  Capitulätion  noch  Vormittags. 

LazaricJi  erbeutete  in  der  Stadt,  die  er  um  Mittag  übernahm,  7  Kanonen 
nebst  vieler  Munition,  und  stand  am  Abend  des  folgenden  Tages  auf  den  Hüben 
ober  Triest,  von  wo  er  sich  mit  dem  von  Lippa  und  Jelschanc  vorrückenden 
General  Nugent  in  Verbindung  zu  setzen  suchte. 

Die  Eroberung  Istriens  war  vollendet  Hauptmann  Lazarich  hatte  mit 
seinem  Häufchen  Soldaten  das  Land  in  zehn  Tagen  vom  Feinde  gereinigt,  nahe 
an  1000  Gefangene  gemacht  und  67  Kanonen  erobert. 

Freilieh  wurde  er  bei  dieser  Unternehmung  einerseita  durch  die  Feigheit  und 
Unwissenheit  seiner  Gegner,  andererseits  durch  die  Hingebung  und  eifrige  Mit- 
wirkung des  Landvolkes  wesentUch  unterstützt,  indessen  wird  dadurch  der  Wcrth 
seiner  seltenen  Leistung  keineswegs  geschmälert. 


1198 

Die  Eroberung  Istriens  mit  seinen  ausgedehnten  Küsten  eröffnete  nicht 
nur  die  nächste  Verbindung  mit  der  englischen  Flotte^  sondern  sicherte  auch  die 
linke  Flanke  des  Generals  Nugent  und  stellte  einen  beträchtlichen  Theil  der 
120,000  Seelen  starken  Bevölkerung  zur  Verfügung. 

Wirklich  errichtete  Hauptmann  Lazarichim  alt-österreichischen  Istrien  in 
dem  kurzen  Zeiträume  von  drei  Tagen  ein  Bataillon  von  1000  Freiwilligen,  wel- 
ches anfiüiglich  bei  der  Blockade  von  Triest  und  nach  dessen  Einnahme  unter  dem 
Commando  des  indess  zum  Major  beförderten  Lazarich  in  Italien  vorzügliche 
Dienste  leistete  und  Ende  1814  aufgelöst  wurde. 

Im  Mai  1815  wurde  ihm  der  ehrenvolle  Allerhöchste  Auftrag  zu  Theil, 
2  Bataillone  Freiwillige  im  Küstenlande  neu  zu  errichten;  diese  Bataillone  wurden 
in  kurzer  Zeit  completirt,  leisteten  gute  Dienste  und  wurden  im  October  1816 
entlassen. 

In  dem  im  Jahre  1815  abgehaltenen  Ordens-Capitel  war  dem  tapferen  Major 
das  RitterSireuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zuerkannt,  und  im  November  1819 
von  Seiner  Majestät  der  Freihermstand  verliehen  worden. 

Lazari  ch  fuhr  fort,  auch  bei  eingetretenem  Frieden  dem  Vatprlande  nützliche 
Dienste  zu  leisten,  und  zwar  abwechselnd  bei  den  Jägern,  in  der  Grenze  und  dann 
in  der  Linie.  Im  Jänner  1834  wurde  er  als  Platz-Oberst-Lieutenant  zu  Mantua  und 
1838  als  Festungs-Commandant  zu  Cattaro  angestellt,  und  im  September  1847  als 
Oberst  pensionirt 

Obschon  sehr  leidend  in  seiner  Gesundheit,  folgte  er  1848  einer  vom  Com- 
mandanten  Grafen  Nugent  an  ihn  ergangenen  Aufforderung,  sich  dahin  zu  bege- 
ben, ^wo  seine  Gegenwart  schon  eine  Verstärkung  ist",  und  ver- 
fugte sich  nach  Istrien,  wo  er  abermals  1  Bataillon  Freiwillige  errichtete  und  dann 
die  Brigade  bis  zum  Jahre  1860  führte. 

Seine  Majestät  verliehen  dem  wackeren  Veteranen  im  Jahre  1849  in  Aner- 
kennung der  erneuerten  Verdienste  den  Gener^l-Majors-Charakter. 

MiLUTINOVICHvonMilovsky,  Freiherr  von  Weichselburg,  Theodor, 
Feldmarschall-Lieutenant  und  Inhaber  des  54.  Infanterie-Begiments ,  Sohn  des 
Hauptmanns  Axentie,  war  zu  Surduk  im  Bezirke  des  Peterwardeiner  Grenz- 
Regiments  am  23.  Mai  1766  geboren,  durch  die  Güte  des  Feldmarschalls  und 
General- Artillerie -Directors  Joseph  Grafen  Colloredo  in  der  Ingenieur- 
Akademie  erzogen  und  trat  im  20.  Lebensjahre  als  Cadet  in  das  2.  Banal-Grenz- 
Regiment  ein. 

Den  Türkenkrieg  machte  Milutinovich  als  Lieutenant  im  Pontonier-Corps 
mit,  und  wusste  sich  den  neuen  Dienstzweig  in  dem  Grade  eigen  zu  machen,  dass 
er  in  den  nachfolgenden  Feldzügen,  bald  bemerkt,  zu  Diensten  verwendet  ward, 
welche  oft  weit  über  der  Sphäre  seiner  Charge  lagen.    So  schlug  er  nach  der 


1199 


Schi  acht  bei  »Tema  ppcs  1792  Poritoasbrlickoii  Über  die  vielen  dortigen  Canäle, 
bald  darauf  eine  bei  der  Armee  des  Ilerssogs  Ferdinand  von  Braunschweig 
zwischen  St.  Goar  und  Bacharach  über  den  Rhein,  welche  die  vortheilhafteste 
Rückwirkung  auf  die  Operation  des  Feldmarschalb  Prinzen  Coburg  hatte  und 
ihm  im  Mai  1793  die  Beförderung  ausser  der  Tour  zum  Oberlicutenant  beim 
Würmser-Froicorps  brachte.  Die  Erstürmung  der  Lauterburger  und  We i s s cn- 
burger  Linien  im  October  desselben  Jahres  zog  die  Aufmerksamkeit  des 
Feldmarschall-Lieutenants  Prinzen  von  Wal  deck  auf  seine  Person^  denn  er  war 
mit  60  Freiwilligen  bei  Blittersdorf  zuerst  über  den  Rhein  gesetzt  und  hielt  sich 
am  linken  Ufer  bis  zum  Übergange  der  Colonnen  standhaft.  Auch  bei  der  Erstür- 
mung der  Mainzer  Linien  {October  1795)  wardMilutino vich,  damals  bereits 
Hauptmann,  angerühmt  und  bis  zum  Luneviller  Frieden  stets  bei  der  Avant- 
oder Arriöregardo  in  Deutschland  verwendet» 

Im  Jahr©  1805  nahm  er  als  Major  mit  seinem  Bataillon  Peterw*ardeiner  die 
Feste  Oberhaus  bei  Passau  mit  Sturm ,  welche  schone  Waflfenthat  im  Armee- 
befehle öffentlich  bekannt  gemacht  und  dem  Bataillon  eine  fünftägige  Gratislöhnung 
bewilligt  w^urde.  In  die  Heimath  zui*ückgekehrt ,  widmete  er  sich  mit  ganzem 
Ernste  der  Wohlfalnl  der  Grenzer,  und  sah  seine  Bemühungen  durch  die  Beför- 
derung zum  Oberst-Lieutenant  (September  1808)  beim  Gradiskaner  Grenz-Regi- 
mente  gewürdigt.  Bei  demAusraarsche  des  Regiments  im  Jahre  1809  sorgte  er  für 
die  Errichtung  der  Reserve-Bataillone  und  für  die  Sicherung  der  Grenzen,  schlug 
im  Mai  1809  einen  Angriff  der  bosnischen  Türken  zurück,  und  ward  bald  darnach 
Zinn  Obersten  und  Commandanten  ernannt. 

Die  Ruhezeit  bis  zum  Jahre  1813  benutzte  Müutinovich  zur  Aosfiihrung 
jener  Entwürfe,  durch  welche  höhere  Intelligenz  so  wohlthatig  in  das  Leben  der 
Menge  greift,  indem  sie  ihr  Loos  verbessert  und  beglückt.  Er  Hess  Strassen  her- 
stellen, Sümpfe  und  Moräste  austrocknen,  in  den  Officiers-Stationen  die  fehlen- 
den Quartiere,  und  den  Gememden  mehrere  Kirchen  bauen,  so  wie  er  im  Stabsorte 
selbst  eine  schöne  katlioliaehe  Kirche  als  Beweis  seiner  Liebe  hinterliess. 

Der  Krieg  in  Imierösterreieh  1813  nahm  den  Charakter  eines  Postenkrieges 
im  grösseren  Massstabe  an,  bei  welchem  dem  Muthc  und  Unternehmungsgeiste 
einzelner  Commandanten  die  Schranken  geöffnet  waren.  Am  6,  September  wai*  der 
italienische  General  Pino  von  Laibach  aus  bis  Woichselburg  vorgerückt,  dort 
aber  von  Milutinovich  mit  ein  und  einer  halben  Compagnic  Gradiskaner  und 
zwei  Zügen  Husaren  bis  zum  Abend  aufgehalten  und  nach  Laibach  zum  Rückzüge 
genöthigt  worden.  In  der  Nacht  überfielMilutinovich  mit  denllusaren  die  beiden 
Bataillone  hinter  Geweihten  Brunn  und  zerstreute  sie  so,  dass  sie  nach  meh- 
reren Tagen  nicht  wieder  ralliirt  werden  konnten.  Am  9.  rückte  Milutinovich 
mit  einem  Bataillon  Gradiskaner  und  zwei  Zügen  Husaren  nach  St.  Mar  ein  vor; 
der  Vicckcinig  hatte  auf  dein  linken  Flügel  uns ex^cs  Heeres  nicht  solchen  Widerstand 


120U 


erwartet  und  bescMoss  ilin  mit  aller  Kraft  zu  brechen;  dies  botn^f  zunächst  den 
Obersten  Milutinoviclij  der  vor  St.  Marein  linka  über  Weisskirclien  bis  Sonnek, 
rechts  über  Lostie  ia  Verbindung  mit  den  Broodern  stand^  und  dem  die  Weisung 
zukam,  im  Falle  eines  ernstlichen  Angrities  sich  auf  Weichsciburg  zurückzuÄiehen, 
sonst  aber  den  Posten  zu  behaupten. 

Um  7  Uhr  des  Morgcus  am  12.  September  zeigte  sieb  auf  der  Sti^asse  von 
Laibaeli  die  Spitze  einer  feindlichen  Coloniie.  Sogleich  zog  der  Oberst  alle  vor- 
geschobenen Posten  ein  und  concentrirte  sich  auf  der  Höhe  von  St.  Mar  ein.  In 
Weisskirchen  blieb  zur  Deckung  seiner  linken  Flanke  eine  Compagnicj  und  eine 
zweite  sicherte  die  rechte  Flanke;  zwei  Compagnieii  Kreuzerj  welche  zwei  Gra- 
diskaner  Compagnien  ablösen  sollten,  und  zwei  dreipfündige  Kanonen  kamen  als 
Verstärkung.  Um  8  Ulu'  Morgens  entwickelten  sich  unter  personliehcr  Anführung 
des  Vicekönigs  ein  Bataillon  Garden,  ein  BataiUou  der  Brigade  Palombinij  zwei 
Schwadronen  Dragoner  und  eine  reitende  Batterie  in  der  Tiefe  von  Geweihten 
Brunn;  ein  Bataillon  des  Feindes  sollte  den  rechten  Flügel  des  Obersten  umgehen 
und  die  Hauptmasse  machte  auf  Kanoncnschuss weite  Haltj  um  das  Ergebniss  dieser 
Umgehung  abzuwarten,  Oberst  Milutino  vi  eh  hoffte,  dass  das  dazu  entsendete 
Bataillon  auf  die  Verstärkung  stosseu  müsse,  die  er  sich  von  Weichselburg,  wo  der 
General  Rebrovieb  stand,  erbeten  hatte.  Es  war  aber  vier  Uhr  und  es  erschie- 
nen keine  Verstärkungen.  Der  Oberst  durfte  nicht  länger  zögern  zur  entscheiden- 
den That  zu  schreiten.  Wenn  jenes  umgehende  Bataillon  seinen  Zweck  erreichte, 
war  er  in  einer  verzweifelten  Lage;  aber  fast  gleiche  Gefalir  drohte,  wenn  er  sich 
vor  dem  weit  überlegenen  Feinde  zurückzog,  insbesondere  da  die  Gegend  rückwärts 
der  Ilühe,  auf  weicher  er  stand,  so  beschaffen  war,  dass  sie  amphitheatralisch 
abfällt.  Nur  Kühnheit  konnte  Kettung  bringen  und  zu  ibr  war  der  Oberst  ent- 
schlossen, schritt  selbst  zum  Angriffe  über,  hoffend,  es  werde  ihm  wenigstens 
gelingen  das  Gefecht  bis  zum  Einbrüche  der  Nacht  hinzuhalten,  deren  bergender 
Schutz  ihm  dann  den  Rückzug  erleichtern  würde.  Sich  gegen  das  umgehende 
Bataillon  zu  schützen,  befahl  er  dem  Hauptmann  Nikitseh,  demselben  auf  einem 
kürzeren  Wege  entgegen  zu  rücken  und  es,  ermüdet  wie  es  von  einem  achtstün- 
digen Bergmarsche  sein  würde,  aus  einem  Hinterhalte  mit  dem  grössten  Ungestüm 
anzugreifen.  Das  gelang  vollkommen,  denn  das  Bataillon  wui*de  in  regellose  Flucht 
getrieben*  Inzwischen  hatte  der  den  Posten  zu  Weisskirchen  befehligende  Haupt- 
mann Martini  den  von  Milutinovich  erhaltenen  Befehl,  bei  dem  ersten  Feuer 
auf  dem  rechten  Flügel  glciclifalls  anzugreifen,  pünetJich  vollzogen.  Wähi'end  vor 
diesem  Flügel  und  im  Centrum  der  Kampf  sich  auf  ein  Plänklergefecht  beschränkte, 
sammelte  sich  der  Feind  vor  Weisskirchen  in  einer  grösseren  Stärke,  so  dass 
Milutinovich  von  den  acht  Compagnlen,  die  seine  ganze  Streitmacht  bildeten, 
nach  und  nach  alle,  bis  auf  eine  einzige  dahin  senden  musste.  Indessen  brach  die 
Nacht  ein,  die  Stellung  wai'  behauptet  und  der  General  Rebrovieb  im  Heran- 


1201 


Um  9  Uhr  d«  Abeods  fictai  die  ktstai  6A^s$e  und  der  Ytcektaiff  Mfr 
mch  ndi,  der  iuL'emschea  Gju^e  soruck.  Sein  Verlust  betrog-  S  OfHcicr«  uod 
9&  Mjuu3  an  Gefangtnoi  imd  bei  500  Todte  tmd  Yenraztdelep  wikrend  die  Abttei* 
imng  des  Obersten  MilutiiioTick  nor  47  Tadte  und  Bleäsirte,  dann  28  GeAiQ- 
^eiie  sihlte. 

Die  DiTisioa  Mareognet  rückte  in  den  folgenden  Tjigen  auf  Weichsel- 
bürg  ror  und  besetzte  diesen  Ort  oui  den  Garden.  Der  General  Rebrovicb 
{assie  den  Entä^Jilussy  diese  in  der  Na  cht  vom  15*  bis  amu  1&  an  überfallen^  und 
enbeilte  dem  Obersten  Milutinovich  den  Auftrag,  niit  dem  Gradiskaner  Bauilloo 
den  Feind  in  seiner  rechten  Flanke  zu  umgeben.  Er  Tollßibrte  diese  Bewegung 
nach  einem  zehnstündigen  Xaehtmarsche  über  Gebirge  und  die  schlechtesten  Wege 
so  exaet,  dsja  die  Franzosen  mit  namhaftem  Verluste  geschlagen  wurden. 

Mit  gleich  grossem  Erfolge  wirkte  er  im  \*ereine  mit  Oberst  Graf  Starhem- 
berg  bei  dem  Überfall  des  Feindes  zuGrossIasitz  am  25.  September,  wo  die 
Abtheilung  des  Generals  Perreymond  geäpi*engt  wurde^  und  au  der  Ktederlage  * 
der  Diriaion  Palombini  im  Gefechte  bei  Zirknita  am  27.,  wo  im  Vereine 
nül  General -Major  Csivich  und  Oberst  Starhemberg  16  Compagnien  und  drei 
FlEgel  Husaren  ohne  alles  Gesehütz  gegen  bOOO  Franzosen  einen  vollständigen 
Sieg  erkämpften. 

Auf  der  weiteren  Vorrüekung  wurde  Oberst  Milutinovich  zu  Gorz  am 
6.  October  durch  einen  der  schönsten  Beweise  der  allergnadigsten  Zufriedenheit 
seines  Monarchen  beglückt :  er  empfing  die  Insignicn  des  ihm  mit  iVUerhöchstcm 
Handschieiben  ddo.  Teplitz  am  28*  September  für  die  Thni  hei  St.  Mar  ein  zuer* 
kannten  Ritterkreuzes  dos  Marin  Theresien-Ordens  und  zugleich,  weit  ausser 
der  Tour,  die  Beförderung  zum  Genoral-Major,  mit  der  Bestimmung^  dem  unter 
General  Freiherrn  von  Tomassieb  nach  Dalmatien  vorrück emlen  Corps  sich 
anzusehliessen. 

An  der  Einnahme  von  Zara  am  6.  Decembor  hatte  er  sich  Busgezeichnet 
betheiligt,  und  wwde  mit  2  Bataillonen  Grenzer  und  einer  Schwadron  Banderial- 
Husaren  beordert^  das  Fort  Ten*o  di  Morin,  so  wie  die  Plätze  Uagu^a  und  Cattaro 
zu  nehmen,  wozu  jedoch  die  Artillerie  erst  von  Tricst  hinüber  goschitn  werden 
sollte.  Er  nahm  Spalato  und  Fort  Klissa  und  erreichte  unter  ausserordentlichen 
Besehwerden  am  4.  Jänner  1814  mit  9  Compagnien  bei  Scngno  das  Gebiet  von 
■Bagusa.  Cat  taro*.H  liatten  sich  zwar  die  Montenegriner  bemächtiget|  doch  hielt  ihn 
dies  nicht  ab  Alles  anzuwenden  um  Meister  von  Uagusa  zu  werdor»,  wo  neben 
den  Franzosen  sich  auch  eine  republicanische  Partei  gebildet  hatte.  Am  13*  Jlinner 
erfolgte  die  Einschh^essung^  am  29.  die  Übergabe  der  Stadt*  Nur  die  grosse  Klug- 
heit und  Festigkeit  des  Generals  Milutinovich  konnte  ein  seltsames  Drama, 
les  die  Belagenmg  von  Ragusa  hof^  verhindern,  indem  die  Befreier  eines  und 

•en  Landes   vom  französischen   Joche  ditrclj   ilfe   Leidenschaft   von  Partei* 

76 


1202 

männcr  beinahe  in  blutigen  Kampf  gerÄfchön  wUron  ^  und  das  Gelüste  einer 
Partoi,  das  Gebiet  zu  einer  Republik  zu  erklären ^  vcrciteliK  In  der  Stadt  selbst, 
iiiit  deren  Fall  auch  der  letzte  Rest  der  franzüsischcn  Herrschaft  auf  der  Ostküöte 
des  adj'iatischen  irecrcs  verniclitct  wurde,  fielen  uns  163  Geschütze  in  die  Hände, 
darunter  zwei  prachtvolle  65pfündige  Kanonen,  welche  einst  Karl  V.  der  Ilcpobllk 
zum  Danke,  dass  sie  ihm  1535  gegen  die  ßarharcsken  heigestanden,  geschenkt  hatte. 

Nun  blieb  dem  umsielitigen  General  noch  die  sclnvierige  Aufgabe,  Castcl- 
nuovo  und  Cattaro  aus  den  Händen  der  Montenegriner  zu  reissen;  auch  dies 
gelang  seiner  Thatkraft  und  im  Juni  1814  wehte  von  den  Mauern  der  Hauptstadt 
Albaniens  die  kaiserliche  Fahne,  Seine  Majestät  der  Kaiser  verlieh  dem  umsich- 
tigen General-Major  von  Milutinovich  fiir  diese  neuen  Verdienste  das  C o m- 
niandeurkrcuz  des  Leopold -Ordens. 

Bis  zum  Anfange  des  Jahres  1816,  als  jenem  der  Organisii'ung  einer  kreis- 
änitlichen  Verfassung  in  Ragusa  und  Albanien ,  stand  der  General  der  Civil-  und 
Jlilitär* Verwaltung  beider  Provinzen  Tor,  und  ward  in  dieser  Zeit  (im  Decembcr 
1815)  in  den  Freiherrnstand  erhoben.  Weiterhin  bekleidete  er  Brigadier-Posten  in 
Zara,  Karanscbes  und  Mitrovitz,  und  wurde  im  September  1830  zum  Fehhnar* 
schall -Lieutenant  und  ein  Jahr  darnach  zum  Inhaber  des  54  Infanterie  Jleglnients 
ernannt.  Vox^crst  in  Karlstadt,  dann  in  Temeswar  als  Divisionäi"  angestellt,  trat  er 
nach  50  ausgezeichneten  Dienstjahren  im  Februar  1836  in  den  Ruhestand  und  starb 
am  7.  November  desselben  Jahres  in  dieser  Stadt  an  der  Lungcnlälnnungj  stand- 
haft  und  gefasst  wie  ein  guter  Soldat  vor  dem  Feinde. 

REBEOVICH  von  Razhoj,  Mattliias  Freiherr,  General -Majore  zu  Thurn  in 
Croaticn  1756  geboren.  Als  Fouricr  im  fünfzehnten  Lebensjatire  eingetreten,  hatte 
Rcbrovich44  Jahre  mit  besonderem  Wohlverhalten gcdientj  in  den  vielen  Fcld- 
zügeUj  die  er  mitmachte,  mllitärlsclicn  Geist  in  hohem  Grade  und  in  den  wichtigsten 
Unternelmiungen  eine  eben  so  seltene  Entschlossenheit  als  persönliche  Tapferkeit 
bewiesen.  Überdies  hatte  er  sieh  auch  zu  äusserer  den  felichcn  geheimen  Aufträgen 
nach  der  Türkei  mehrmals  verwenden  lassen. 

Dieser  am  26.  Decembcr  1830  zu  Gratz  im  Ruhestände  verstorbene  vortrefF* 
liehe  Krieger  diente  seit  August  1771  und  wohnte  als  Fourier  dem  bayerischen 
Erbfolge-j  als  Obcrlieutenant  des  Ottochaner  Regiments  dem  Turkenkricge  bei* 

In  dem  Treffen  bei  Lodi  (10.  Mai  1796}  hatte  Rebrovich  als  Ilauptmaiin 
der  Warasdiner-Krcuzcr  bei  200  Versprengte  gesammelt  und  zur  Truppe  gebracht; 
in  den  viertägigen  hitzigen  Gefechten  bei  Marti  nsh ruck  vom  10.  bis  13,  März 
1799  rettete  er  durch  seine  Umsicht  den  grössten  Theil  des  Bataillons  von  Gefan- 
genschaft und  wurde  bei  San  GJiuliano  vcrTvaindct,  Mit  gleicher  Auszeichnung 
benahm  sich  Rebrovich  im  Feldzuge  1800  in  Deutschend,  wo  er  ein  Bataillon 
Deutsch-Banater  commandirtc  und  mehrmals  in  den  Relationen  angerühmt  wurde. 


1203 


Im  Jnlirc  iSUä  kanj  er  mit  dio^oni  Kataillon  bis  Miinchcn^,  und  als  Feldraar- 
schall-Licutenant  K  i  e  n  m  a  y  c  r  den  lÜiekzu^^  antreten  mnsstc ,  hatte  R e b  r  o  v  i  c !i 
die  Arrifereparde  gebildet  und  die  Vcrbiiiduagsbrüekcn  bei  Mlihldorf  über  die 
Donau  und  bei  BurghauHcn  über  die  Salza  nn  Angesichte  des  Feindes  vcrniebtet. 

Das  Jahr  1809  lernt  uns  Rebroviob  im  i^rösseron  sei bj^tstän d ig-en  Wirk nnii^s- 
kreise  kennen.  Als  in  ilcro  Cieiechtc  am  llj.  Mai  an  der  Dalmatiner  Grenze  in  Zer- 
luuiiien  der  Corps-Conmiandant  Genoral  Stoicsevieli  ^efani^en  wurde,  libcrnalint 
Oberst  licbro  vieb  im  wichtigsten  Augenblicke  das  Commando  des  in  drei  Tfieilo 
getrennten  Corps,  bestand  die  Gefechte  bei  0  rab  (17.  Mm)  und  Billay  (22,  des- 
solfien  Monats),  in  welchen  er  durch  persönliche  Kntscblosscnheit  den  Plan  des 
Marschalls  Marmont,  nach  Kailstadt  vorzudringen  und  dem  9.  Armeecorps  bei 
Lalbaeb  in  Riiekcn  zu  fallen,  Yereitelte,  Nach  der  Abtretung  Dlyricns  an  Frank- 
reich fiel  Oberst  Rebrovich,  bei  den  Likkanern  tiberzählig,  aus;  dies  und  seine 
durcli  die  in  den  Feldzügen  1809  überkommenen  physiscben  Gehrcehen  ge- 
schwächte Gesundheit  machte  eine  Krliolong  ntitbig,  und  er  trat  nach  dem  Wiener 
Frieden  als  General-Major  in  den  Ruhestand. 

Im  Jahre  1813  erschien  der  tapfere  Krieger  wieder  auf  dem  Kampfplätze  und 
xeiehnete  sieb  bei  der  Amicc  in  Innerösterreich  durch  Umsicht,  Muth  und  Ent- 
schlossenheit vielfiütig  aus.  Zu  Anfang  September  war  der  franzusiscbe  General 
Pin o  mit  7  Bataillonen  und  2  Schwadronen  in  Weich selburg  angelangt  und 
bÄtte  dem  General  Rebrovich  gegenüber  Stellung  genommen.  Bald  darauf  vor- 
liess  er  diesen  Posten,  den  Rebrovich  sofort  besetzte  und  Abtbeilungen  bis 
St.  Marcin  auf  der  Strasse  von  Weichselburg  nach  Laibach  vorschob.  Iji  Voraus- 
sicht eines  feindlichen  AngriÜos  beschloss  Rebrovich  am  folgenden  Morgen  mit 
seiner  geringen  Truppenzahl  (er  hatte  nur  1  Bataillon  Gradiskancrj  4  Compagnien 
St  Georger  und  3  Compagnien  Brooder)  den  Rückzug  bis  zum  Bcrnbcrg,  wo  er 
eine  vorthcilhafte  Stellung  nahm*  Der  Feind  rückte  in  der  That  nach  Laibaeh 
zurück  und  setzte  sich  auf  den  Anhöhen  um  und  in  Weichselburg  fest,  Rebro- 
vich liess  ihn  drei  Tage  unbehelligt;  am  16,  September  aber,  da  ihm  ein  Bataillon 
£rzber20g  Franz  Karl -Infanterie,  2  Schwadronen  Radctzky-Husarcn  und  eine  halbe 
Batterie  aus  Karlstadt  zukamen,  disponirte  er  von  drei  Seiten,  und  zwar  mit  einer 
Abtheilung  ganz  im  Rücken,  wozu  mit  Umgehung  und  Übersetzung  eines  be- 
schwerlichen Gebirges  ein  Nachtmarsch  noth wendig  wurde,  mit  der  zweiten  in  die 
rechte  Flanke,  und  mit  der  dritten,  von  ihm  selbst  geführten  Hauptcolonno  in  der 
Fronte  den  Angriff  so  zweckmässig,  dass  der  Feind  ganz  versprengt,  ausser  den 
Todtcn  und  Blcssirton  9CK)  Gefangene  mittJinem  Artillerie-Obersten,  2  Geschütze, 
1  Fahne  und  1  Adler  zurück  liess  und  die  vorige  Stellung  bei  St,  Marein  wieder 
eingenommen  wurde. 

Als  nach  diesem  Treffen  der  Vieckönig  sich  bei  Laibaeh  durch  eine  Division 
verstärkt  hatte,   rückte  or  «m   20»  September  erneuert  gegen  Marein  vor  und 

7f»* 


1204 

uSAiest  £el«roric]i  xiim  Räckzogie  aof  den  Bembere.  Dieser  aber  sendete  den 
Obergem  GndSen  Starhemberp  n&it  2  BauiUoiien  und  einem  Flügel  Husaren 
aber  Saiäenl««^  xar  Aaümcbiing  des  Feindes  au^  nnd  ab  er  deoielbea  antraf, 
aiBipit  aa  35l  ein  nnrermiidieter  Angriff,  welcher  mit  der  Yersprengimg  des 
Fcmd»  endese.  Taees  darauf  vnrden  die  Fiansosen  Ton  OUak  nnd  am  27.  ron 
ZkkiiTTM  Terdna^:  EebroTich  nabm  wieder  seine  Stdhmg  bei  Ilarein  ein,  der 
Yirek^«ie  aber  räamie  Laibach  md  warf  nnr  eineBesatzang  in  die  Citadfllr  dieser 
Bebrorieb  Tcrfol^le  ihn  rasdos  bis  i»m  Iscnxo  nnd  nahm  n  G&a  nein 
Er  hatte  mit  wenigicn  Trappen  gc^en  die  grosse  frindKrhr  über- 
ciaxig  nnr  dnrch  geschiekie  Bewegungen,  liehtigen  Überblick  und  Eni- 
sehr  wesentliche  Dienste  gdetstet  und  £uid  in  dem  Bitterkrease, 
mit  HandbiBet  mm  Teplitz  Tom  25l  September,  nanwntSdi  für 
Weiehselburg  Terfiehcn  wurde,  gerechte  Anerkennung. 

Der  s^iiSex^  Krieger  leitete  auch  beiderBlodadcTon  Venedig  und  bei  jener 
v«ai  Gacia  im  Jahre  1^15  nutaiiche  Dienste^  erkrsakte  jedodi  und  musste  das  Com- 
li«gci«B.  Im  Jahre  1S16  berief  ihn  der  Monarch  als  Blondier  nach 
Bebrorieh  mchieie  Jahre  xnm  Besten  der  Teraimiea  Tikkaner 
eedSeh  im  Jahre  1£30,  körperlich  hcrabgekommcBu  in  den  Bnhestand  trat 
April  1^21  auf  «in  AnsoehcB  dea  Ficihcrmstand  ( 


GSnEUiZT  nn  G&lamtha.  Tineena  ^^m^  ^««»«^.-.^9«.  _«»..»««, 
Aerliaie  Altsohl.  Sohn d« geheimen BadiesKarK  Hern  TonGaUntha 
D2->szerh,  war  zu  Pkessburg  im  Jahre  17^S  grfKwen.  Im  16.  Lebensjahre 
Gnf  EszterhizT  ak  Fähnrich  die  iziilitirische  f  aufbahn  bei  Färst 
EaagAixy-h£iS3me.  wcJinte  dem  Feldrage  ISCÖ  ak  Oberiieatcnant  in  Italien 
und  MZL  T-zis.  JaLie  IS^.f^  als  Bittmeister  ron  Erahervo^'  Ferdinand-Husaren  in 
DcutWTr.'.trwä  hd  und  uic&ncte  sich  bei  Aspera  ans. 

Grjc  E5z:erhazT  ^uitxirte  die  Dienste  nach  beendigtem  Kriege,  war  aber 
«öner  der  Erssea.  weiche  sich  im  Jahre  1813  xur  Tertheidigung  des  Yaterltm- 
«es  sifci^oaxB.  Er  erhieh  die  Eintheflang  bei  dem  Hustreo-Begiineiiie  Badetzky, 
veku»  t«ei  der  Annce  in  Inno^Ssteirach  in  Verwendung  stand.  Die  luhmTollen 
T^ixec  oe:^  Bcgimenxs  Ea  diesen  Befr^eiBag^kimpten  haben  nicht  weniger  als  f&nf 
l^SeaBses  Ge^cgeoheii  geboten  sidi  des  Maria  Theretsiett-OTdens  Terdient  zu 
s^aci-en:  se  wiesen  a&ch  dexa  Graten  EszierhizT  eine  heiüaiagende  Stelle 
ax  xzid  T^ersdiiäies:  Sisi  dieses  Ehienzeichen  ansser  Capiid.  indem  sich  Seine 
lljLies:zi2  der  Kaiser  rerftzuassi  si^  ihn  i&ii  Handbület  ans  Paris  Tom  1.  Juni  ldl4 
janL  Riiier  dieses  fccieii  OrüeiiLS  zb  ernennen. 

Be:  ifci  t:cl  Geieril  Kebrorici  jjn  1^  SepÄCiber  ISIS  auf  Weichsel- 
t'orr  -^Lr.TÄTDc.nizDeii«:  Aa^rifT  l^cz&eisoinr»»  sich  unsere  Troppen  in  kurzer  Zeit 
der  ziizjLJchcL  Sidiiia^.  Der  Geiriicr,  jeden  wtt;«e5:  Wiiersaiid  ab  Tergeblieh 


1205 

rkennend  und  von  allen  Seiten  angefallen,  löste  sich  in  Avilder  Flacht  anf.  Ritt- 
'meister  Graf  Eszterhuzy  verfolglo  ihn  mit  einem  Flügel  Husaren,  iil wischen 
GrosS'Liipp  imd  St,  Marein  erblickt  er  den  noch  in  Ordnimg  befindlichen  Rest  der 
Feinde,  an  ihrer  Spitze  den  General-Lieutenant  Leeclii  mit  dem  Artillerie- 
Obersten  Ul  erneut,  2  Geschützen,  80  Drag^oncrn  der  kaiserlichen  Garde^  dann 
1  Bataillon  Veliten,  welches  die  Arricregarde  l^ildcte,  Obschon  bei  der  ungemein 
sehnellen  Verfolgung  nur  wenige  seiner  Husaren  dem  kühnen  Eittinci.ster  nach- 
zukommen vermochten,  so  stürzt  er  sich  dennoch  mit  seiner  Handvoll  Iteiter 
blitzschnell  auf  dieses  Bataillon,  welches,  von  Furcht  und  Überraselumg  ergriffen, 
nach  einer  Salve  die  (ic wehre  wegw^irft  und  ihm  Platz  macht.  Unaufgehalten  eilen 
nun  die  Husaren  der  vor  ihnen  fliehenden  Abfbeilung  Cavallerie,  die  in  ihrer  Mitte 
das  Geschütz  führt^  nach,  bemächtigen  sich  desselben  und  einer  Standarte  und 
nehmen  den  Obersten  Clement  nebst  40  Dragonern  gefangen. 

Am  6,  März  1814  begann  die  Vorrückung  der  Brigade  Graf  Starb  cm  b  er g 
gegen  He gg  10.  Oberst  Froh aska  führte  mit  einer  Division  Husaren  die  Avant- 
garde und  eröffnete  daä  Gefecht,  indem  er  die  feindlichen  Vorposten  angritf,  deren 
Unterstützungsposten  auf  die  rückwärts  gelagerte  feindliche  Reiterei  warf,  und 
diese  grösstontheila  gefangen  nahm.  Indessen  rückte  auf  der  Hauptstrassc  eine 
feindliche  Cavalleriemasse  mit  Ungestüm  vor  und  begann  unseren,  die  Avantgarde 
bildenden  Husaren  hart  zuzusetzen.  Da  stürzt  sich  Rittmeister  Graf  Kszterbilzy 
an  der  Spitze  seiner  Heiter  mit  solcher  Gewalt  den  anil ringenden  Feinden  entgegen, 
dass  auch  diese  wie  die  übrigen  Abtlioilungon  in  die  Flucht  gescldagen  werden. 
Der  tapfere  Rittmeister  verlor  hiebei  sein  Pferd  unter  dem  Leibe, 

Der  Graf  wurde  unmittelbar  nach  dieser  ausgezeichneten  That  zum  Major 
befördert  und  im  Octobor  zu  Erzherzog  Karl-Uhlanen  übersetzt,  w^o  er  in  einigen 
Jahren  zum  Oberst-Lieutenant  und  im  September  1827  zuni  Obersten  und  Coin- 
mandanten  des  8.  Husaren-Regiments  Herzog  zu  Sachsen -Coburg  vorrückte. 

Rastloser  Kifer  im  Dienste  untergrub  des  Grafen  Gesundheit  frühzeitig  und 
ebenso  frühzeitig  wurde  er  dem  Staate  entrissen.  Er  starb  als  (icneral-Major  zu 
Eisgruh  in  Mähren,  wo  er  auf  der  Besitzung  seines  Schwiegervaters,  des  regierenden 
Füllten  Jolianii  von  Liechtenstein,  Erholong  suchte,  am  19.  October  1835. 


RODICZKY  von  Sipp,  Frcilierr  von  Weichselburg,  Karl,  Feldmarscball- 
Lieutenanty  zu  Sehupanck  im  Banate  1787  geboren,  war  Zögling  der  Neustadtcr 
Akademie.  Ein  vorzuglich  gebildeter,  tapferer,  dem  Vaterlande  vielseitig  nützlich 
gewesener  Officicr,  starb  er  viel  zu  früh  für  das  Wohl  desselben  und  für  seinen 
Ruhm  (zu  Frankfurt  am  Main  am  29.  Juli  1845). 

Hodiczky  bat  als  Fähnrich  bei  Lusignan-Iafantcne  den  Feldzug  1805  und 

den  vom  Jahre  1809  als  Oberlieutenant  im  Gencral-Quarticrmcisterstabe  bei  dem 

[Truppencorpö  in  Dalmatien  mitgemacht,  und  sich  im  Treflbn  beiGrachacz  nicht 


1306 

-dBR!^  EBteeUossenbeit  und  ridit^ Benrdieihmf' der  ümsS&de  ansgaoclmet, 

aac^  nr  Remn^  vnd  Wiedci%cicimg«ng  der  bei  Pribodkli  und  Mala 

gqrenmen  mid  gemotfenen  beiden  Fingel  wrseadiA  beigeüagen. 

Im  Jabre  1S13  ^«ar  er  ab  ff»»pfati>wi>   der  Brigade  d«  Genaal-Hajora 

Scbroricb  aagcsbeilt.  Einsicbi  nnd  Khigbeit^  Kibnbm  nd  kabe  BescMinai- 

personlidieBa  Mntbe  nnd  rasdoser  Tätigkeit  erwarben  ibm 

das  ToUe  Venranen  der  Tr^pe  nd  der  Voigesetilen.  Eine  Bdbe 

Gcfedoe,  an  denen  er  vesendicben  Antbeil  baue,  TerscbaAen  ibm  ab 

L  Ciyitel  Tom  Jabre  1815  das  Ritter krena  und 

1S19  den  Frabemstand. 

In  13  Gcfecbften,  denen  Rodiernkj  im  Lafe  des  FcUa^es  1813  nnd  1814 

vnn  Weiebselbnrg«  Lasebitm  nnd  Zirknitz  dnrcb  cJnwbtynJI  cnlnurfoie 
niHiiriimf  nnd  pcnffnliibt  Mkviikni^  bei  Der  Sie^-  d« Gtmtsal  Rebro> 
rieb  bei  Weicbselbnrg  am  16u  SnüimlwA   eno^  nnd  Ueranf  &  Maiein 

Ar  die  A]^leilnns  seines 
i  aolben  die  DiiiaauMn  Mareognet 
anl  Pal^mbini  ia  firmiiniiibifl  die  ^tbwacbc  AbibeOn^  des  Generab  Rebro- 
Tieb  angreifan.  der  sieb  ia  die  Sarihmg  des  Benbet^ms  antekgenogcn,  Ton  d<Nrt 
Starbember^  nuk  3  BttaBonen  anl  1  Scbvadron  naeb 

34.  bei  La^ebitz  d«  Jcindiicbe  Bngnde  Perimont,  3000 
sark«  Y^lSends  nersfireuite  nnd  är  ICC*  Gc&ucae  nnd  ens^  Fabnen 
da  er  dem  Feinde  im  Ricken  encUenen.  dieses  g&namde 
Gefccbs  in  v«c«r  ab  einer  balben  Svande. 

Hjce  Rodieaky  in  &scn  G<«Mbien  dnrcb  IDubem  nnd  T^fttAA  dA 
9^  wann  jene  bei  Rii>T»)k  Oasavnara.  PcwacnnonL  Puma^  Rnbiera 
Mne  VeraialassnBsea  den  erawbcDCn  Rnf  an  brvabren.  Beson- 
bei  dem  Übernage  ibcr  den  Tar«  am  13.  A|iril  1S14  den  ASüg- 
[  Aaäiei  an  dem  gfickfieben  Ans^^Kwe  de?  TreSemsL  ENnPck  eine  Ui^  Bewe- 
TcndiKsn^  er  den  Feaid  die  SKfinuen  bei  Baxv^  mad  Boigo  San  Donino 
na  Tvnassen«  3zx»2  cirtk  ^esie  am  Orti^a-Bae&e  nad  Alseiaa  i<ii  ubiJlg  er  sieb 
Gebigegi«  sacäs  ienae  v:<a  Fkoeoanc^  ia  ei<ec  dem  Ai^^ecMfecke  ia  des  Feindes 
läck«s  IX  ecsrTiiwbffiv  ais  oesar  c:B;ne^  ler^^ifWJae  Verssaikn^tn  n^Kre  anf 
der  Scrssaf  vicrij^eDSeiL.  iXLi  «r5<äk>pßei::  Trrroer  rar  Wescbea  btnebie  nnd 
na  T^raiilMx  ir  S«ri&  ssaziL  ADeci  oer  jriSäsaie  TSseQ  der 
Aiciiimiii^^  f  CiflLjaipiäer  'v:Lr  sää  e£zsÄr  I  .*?Ä:^iSi«!t  f .x«[r«a  ] 
rsä^iCtsr  izüi  ijxr  2  Sc^^irairrtitefr  C4Txl>rif  ziii  ^ »  Mjos  TWm^^^^  In^K^en  mit 


1207 

bei  Cbiaravalle  im  Rücken  von  Rodiczkv's  Colonnc  alclilbar  wurde*  Mit  rubigrer 
Besonnenheit  erkannte  der  kluge  OiKcier  einen  unverzüglichen  Angriff  als  das 
sicherste  Mittel  die  drohende  Gefahr  und  ihre  nachtheiligen  Folgen  abzuwenden. 
Durch  die  zweckmässige  Einleitung  und  entschlossene  Ausführung  desselben  gegen 
die  Strasse  und  Chiaravalle  wurde  der  Feind  nicht  nur  über  die  Stärke  der  Abthei- 
luog  getäuscht,  sondern  auch  aus  letztcrera  Orte  vertrieben  und  zur  Einstellung 
seiner  Verfolgung  auf  der  Strasse  bemiissigt,  wodurch  unsere  in  jener  Richtung 
sich  zurückziehende  Truppen  wieder  in  den  Stand  gesetzt  waren,  vorzurücken  und 
mit  vereinten  Kräften  den  Feind  auf  allen  Puncten  zum  Rückzüge  nach  Fiorenzuolo 
zu  z^^ngen. 

Nach  Beendigung  des  Feldzuges  im  Jahre  1815,  den  Rodiczky  als  Chef 
der  Generalstabs- Abtbeiiung  bei  dem  iVrmeecorps  dea  Feldmarschall-Lioutenants 
Bub  na  mitgemacht  hatte ,  wurde  er  bei  der  Militär-Commission  des  deutschen 
Bundes  unter  dem  General  Stoigenteseb,  und  nach  der  neuen  Constituirung  die- 
ser Comniission  im  Jahre  1819  als  Protokoll fuhrer  bei  derselben  durch  viele  Jahre 
mit  besonderem  Erfolge  verwendet,  erhielt  dann  1836  als  Oberst  das  Commando 
des  39.  Infanterie-Regiments  Dom  Miguel,  wurde  1835  General-Major,  vorerst 
Brigadier  und  fichliesslich  Präses  der  Bundes-Militär-Commission, 

Diese  Stellung  konnte  keinen  geprüftcrcn  Händen  anvertraut  werden  a!a 
jenen  Rodiczky's,  und  es  war  ein  grosses  Unglück  für  den  Staat,  dass  ihn 
inmitten  seiner  Pläne  und  Entwürfe  der  Tod  ereilen  musste,  indem  er  kaum  das 
58-  Lebensjahr  erreicht,  noch  lange  zum  allgemeinen  Besten  ausersehen  schien. 


DÖRY  von  Jobbah^za,  Joseph  FreihciT,  Rittmeister^,  einem  sehr  alten 
ungarischen  adeligen  Gcschlcchtc  entsprossen,  war  zu  Kls-Dorog  geboren.  Vom 
Jahre  1799  an  hatte  Döry  alle  Kriege  gegen  Frankreich  mitgemacht,  jenen  vom 
Jahre  1800  als  Lieutenant  bei  Ka  vanagh,  dem  heutigen  4.  Kürassier-Regimen te, 
den  vom  Jahre  1805  als  Obedicutenant  bei  der  Brigade  des  General-Majors  Prinzen 
von  Rohan,  mit  welchem  er  den  Ruhm  dos  kühnen  Unternehnicns  und  auch  die 
Gefangenschaft  zu  Castdfranco  theiltc,  und  den  Feldzug  18Ü9  bei  der  Armee  in 
Deutschland.  Das  Regiment  Kronprinz-Kürassier  hatte  sich  in  der  Sclüacht  von 
Regensburg  mit  seltener  Bravoui^  geschlagen  und  das  öftentlichc  Lob  dea  erlauch- 
ten Generalissimus  goerntet;  Döry  war  unter  den  besonders  Ausgezeichneten  und 
wurde  mit  der  ausser  tourlichen  Beförderung  zum  Rittmeister  hei  Ilessen-IIomburg- 
Ilusaren  belohnt. 

Im  Jahre  1813  wurde  ihm  die  langersehnte  Gelegenheit  zuThcil,  sich  rühm- 
lich hcrvorthun  zu  können.  Am  17.  September  mit  seiner  Schwadron  beordert,  dos 
Torrain  bei  Kulm  zwischen  dem  Corps  des  Fcldzcugincistcr»  Grafen  Colloredo 
und  des  Gonerak  der  Cavallcrie  Grafen  Morvcldt  zu  rccognoscircn,  dehouchirt 
Döry  mit  der  Tct©  seiner  Schwadron  oben  aus  einem  Hohlwege,  und  bemerkt. 


I 

p 

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Jass  zwei  Biittericn,  welche  Graf  Cal  loredo  stark  vorjioiissjjt  liattOy  xim  sein! 
Angriff'  EU  erleichtern,  voo  fi-anzöislschen  Lancicrs  angegriffen  und  4  Kanonen 
bereits  verloren  waren.  Schnell  gefasst,  dem  Feinde  diesen  Vortheil  zu  entreissen, 
fordert  Döry  seine  Husaren  auf  ihm  zu  folgen;  er  wirft  sich  an  der  Spitze  der- 
selben mit  solcher  Bravour  und  der  ihm  Lei  ähnlichen  Anhtssen  eigenen  Klugheit 
auf  den  Feind»  dass  die  Lanciers,  mit  Verlust  von  ssahlreichen  Todten  und  Verwun- 
deten zurilckgeworfen,  die  Terlorenen  Geschütze  wieder  fahren  lassen  mudsten. 
Mittlerweile  gewinnt  auch  die  Infanterie,  welche  schon  zum  Theil  in  Unordnung 
gebraclit  und  der  feindliehen  Übermacht  gcw^ichon  war,  Zeit  sieh  zu  samraelnj 
neuerdings  vorzurücken  und  tbatigen  Antheil  an  dem  Gefechte  zu  nehmen.  Diese 
tapfere  That  hatte  übrigens  auch  auf  die  Entscheidung  des  Tages  wesentlichen 
Einfluss,  da  Feldzeugmeister  Collored 0  das  hartnäckig  verthcidfgte  Arbesau 
mit  grösserer  Kraftanstrongung  und  Gesehützfeuer  forciren  und,  in  dessen  Besitz 
gelangt,  die  Franzosen  zum  Rüekzuge  zwingen  konnte. 

Am  4»  Jänner  1814  überfiel  Döry  mit  seiner  Schwadron  den  Ort  (rray, 
maclite  1  Officier  und  39  Mann  gefangen  und  erbeutete  42  l'ferde.  Im  Jahre  1815 
aus  Anlass  des  ihm  durch  das  Capitel  in  demselben  Jahre  verliehenen  wohl- 
verdienten Ritterkreuzes  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  verliessDöry  nach 
21  zurückgelegten  Dienstjahren  die  Reihen  des  Heeres  und  st.arb  zu  Grosswardein 
am  20.  März  1839. 

BiRO  von  Csik'Pälfalva,  Johann  Freiherr^  Rittmeister,  w^ar  zu  Al:iu- 
Abrdny  in  Ungarn  im  Jahre  1784  geborenj  wo  er  auch  am  2ti.  Juli  1831  sein  Leben 
bescliloss.  Von  adeliger  Abkunftj  erhielt  er  im  Juli  1803  eine  Stelle  bei  der  ungarl 
sehen  Leihgarde  und  w^ohnte  dem  Feldzuge  in  Italien  1809  als  Unterlieutenant  des 
Husaren-Regiments  Frimont  und  jenem  vom  Jahre  1813  als  Rittmeister  in 
Innerö'sten^eich  bei. 

B  i  r  0*3  ausgezeichnetes  Verhalten  im  Gefechte  bei  S  t.  IT  c  r  m  ag  o  r,  C  a  1 1  a  n  o 
und  St.  Marco  w^urde  durch  das  Capitel  im  Jahre  1815  mit  dem  Ritterkreuze 
belohnt.  Feldzeugmeister  IliUer  hatte  dem  GeneraLMajor  Baron  Eckhardt^ 
welcher  zu  Spital  an  der  obern  Drau  stand,  eine  Bewegung  vorwärts  gegen  Gail 
unternehmen  und  eine  AbtlieilungunterObertit-LieutenantMumb  zwischen  Paternion 
und  St.  Ilermagor  aufstellen  lassen.  Bei  dieser  befand  sich  Biro  mit  einem  nicht 
ganz  completen  Flügel  Husaren.  Die  feindliche  Brigade  Pi  a  t  bei  St.  Hermagor  griff 
am  18.  September  1813  unsere  Truppen  an;  die  Avantgarde^  1  Compagnie  Jäger, 
1  Compagnie  Jellachichj  «/a  Compagnie  Szekler  und  die  Reserve  D/g  Compagnie 
Jellachich  wurde  zum  Weichen  gebrachtj  und  er  drang,  ein  Bataillon  in  Plänkler 
aufgelost  und  zwei  Bataillone  in  Massen  formirt,  raaeh  vorwärts.  Dem  Rittmeister 
Biro  entging  die  Gefahr  nicht,  welche  den  Truppen  Mumb's  drohte,  %venn  es 
dem  Feinde  gelingen  würde  sie  von  der  Strasse  abzuschneiden.    Olme 


1209 


abütiwarteo,  rief  er  dcDi  Comniandf*iitcn  zu:  „Herr  Oberst-Lieutenant  ieli  haue  ein!" 
stürzte  sich  mit  dem  OLerlicutenant  Vossiiry  und  den  wenigen  Uciteni  auf  die 
Geji^ner,  hieb  einen  seine  Leute  eben  aufmuntern  den  Capitän  nieder,  waif  die 
Plänkler,  sprengte  die  Massen  und  brachte  den  Feind  in  solche  Verwirrung,  dass 
er  nur  lu  JfjrFJucht  seine  Rettung*  fiiulcn  konnte*  Unsere  zerstreute  Colonne  gewann 
Zeit  sich  zu  formiren  und  den  Feind  naciuhlicklieh  zu  verfolgen,  um  die  Niederlage 
desselben  zu  vollenden.  Der  Erfolg  dieser  kühnen  That  wai*  ausser  dem  gänz- 
Heken  Rückzüge  des  Feindes,  die  Gefangennehmung  eines  Batailionchefs,  11  Ober- 
officiere  und  500  Mann,  dami  die  Eroberung  von  3  Fahnen,  800  Gewehren  und 
15  Trommeln, 

Am  26- September  wurden  dem  Feldmarschall-Lieutenant  Fenn  er  nach  Süd- 
tirol Verstärkungen  gescluckt^  darunter  die  Oberst-Lieutenants-Division  und  1  Scliwa- 
dron  des  MajorsCallot.  Fennor  wurde  am  26.0ctober  in  der  vortheilhaftenStel* 
lung  vor  Caliano  angegriffen  und  zum  Thcll  geworfen;  unsere  Infanterie  mus.ste 
sich  zurückziehen,  doch  sollte  wenig^ten.^  Caliano  zu  behaupten  gesucht  wer- 
den, aufweichen  Ort  der  Feind  wiederholte  Stürme  unternahm.  Ungeachtet  der 
Tapferkeit  der  Sy^  Compagnien  Szekler  wäre  dieser  Ort  verloren  gewesen,  wenn 
nicht  General-Major  Vlassits  dem  Rittmeister  Biro  den  Befehl  ertlieilt  hätte,  den 
Feind  mit  seinen  Ilussircn  zu  attat|uiren.  Biro  vollführte  diesen  Auftrag  ungeachtet 
der  ungunstigsten  Stellung  auf  eine  höchst  clirenvolle  und  glänzende  Art.  Während 
des  heftigsten  Kartätschen-  und  Gewehrfeuers  griff  er  die  Franzosen  nut  einem 
Flügel  zu  wiederholten  Malen  an^  warf  sie  über  die  Brücke  und  bis  über  ihre  Ver- 
scban Zungen  zurück^  und  trug  nicht  nur  wesentlich  bei,  dass  Caliano,  sondern  die 
Nacht  über  auch  die  Brücke  und  die  Verschanzungon  behauptet  werden  konnten. 

Die  Franzoi^en  zogen  sich  in  die  Stellung  von  Serravalle  und  hielten  vor  ihrer 
Fronte  das  Dorf  St.  Marco  besetzt.  Am  28*  October  debouchirten  sie  aus  dieser 
Stellung  zum  Angriffe  auf  Ro  ve  r  edo  vor.  Die  Division  des  Feldmarscliall-Lieute* 
nants  Fenn  er  war  eben  mit  der  Spitze  ihrer  Colonnen  daselbst  angekommen,  die 
Truppen  noch  nicht  aufgestellt  und  das  Vorrücken  aus  der  Stadt  wegen  des  ausseiest 
bergigen  Terrains  schwierig.  Doch  gelang  es  der  Brigade  Vlassits  vorwärts 
Pieve  de  Marco  in  dem  Momente  aufzumarschiren^  als  der  Feind  schon  mit  einer 
hei  200  Mann  starken  Cavallerietruppe  angerückt  kam  und  das  Centrum  mit  einem 
Angriffe  bedrohte.  Biro,  von  der  Nothwendigkeit  eines  schnellen  Entschlusses 
überzeugt,  unternalim  es  mit  einem  schwachen  aber  kampflustigen  Flügel  die 
Linie  des  Feindes  auf  der  Strasse  zu  durchbrechen.  Er  stüi^zte  sich  auf  die  Lifan* 
terie,  haute  in  selbe  ein  und  warf  sich  dann  auf  die  ganze  Schwadron  Dragoner. 
Diese  hielt  sechsmal  Stand,  erlag  aber  am  Ende  doch  den  tapferen  Husaren.  Sic 
^Tirde  über  den  Haufen  geworfen,  grosstentheils  niedergehauen,  die  Infanterie 
in  Unordnung  gebracht  und  1  Oberst,  5  OtTßciere  und  über  250  Mann  gefan- 
gen.    Der  Feind  zog  sich  liici*auf  nach  St.  Marco  zurück,  besetzte  die  Häuser  und 


1210 


die  vortheilliaftesteü  Höhen  links  von  diesem  Orte  und  vertlieidig^e  sich  hartnUckig. 
Nun  galt  es,  den  Ort  St.  Marco  zu  nehmen,  um  den  Kampf  zu  entscheiden.  Biro 
war  es,  welcher  auch  dieses  vollführte  und  sich  neue  Verdienste,  neue  Lorbern 
sammelte.  Mit  bc^'^nindeningawiirdigor  Tapferkeit  und  Kaltblütigkeit  leitete  er 
1  Compagnie  Szekler  und  1  Zug  Husaren  zum  Sturme.  Der  Feind  verlor  das 
Dorf  und  wurde  bis  jenseits  desselben  verfolgt ,  suchte  jedoch  von  den  Höhen  die 
Rückseite  des  Dorfes  zu  gewinnen  und  so  die  Vorgedrungenen  abzuschneiden.  Die 
6.  Compagnie  der  Szekler  gerieth  durch  mehrseitige  AngrifFe  sehr  ins  Gedränge, 
allein  Rittmeister  Biro  machte  einen  neuen  Angriff,  warf  auch  diesmal  den  Feind, 
und  befreite  diese  Compagnie,  welche  der  Gefangenschaft  nicht  entgangen  wäre. 
Dieser  tapfere  Soldat  verliesa  schon  im  Jahre  1817  die  activen  Dienste  und 
wurde  ini  Jahre  1823  in  den  Freiherrnstand  erhoben. 

JETZEB,  August  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  zu  Wien  am  9.  Mai 
1789  geboren  und  im  L{Jwenburg*schen  Convicte  erzogen  ^  trat  bei  der  all- 
gemeinen Begeisterung  des  Jahres  1809  als  Fähnrich  in  das  1»  Landwehr-Bataillon 
des  Mühlviertels  ein,  und  fand  schon  in  diesem  Jahre  in  mehreren  Gefechten, 
namentlich  im  Treffen  bei  Ebelsberg  Gelegenheit  sich  rühmlieh  hervorzuthun. 

In  der  Fried  ensepo  ehe  bis  zum  Jahre  1813  wurde  J  et  zer  bei  der  militärischen 
Zeitschrift  und  bei  Ausarbeitung  der  Beiträge  zum  praktischen  Unterrichte  im  Felde, 
dann  aber  als  Oberlieutenant  im  Gencral-Quartiormeisterstabo  im  Ilauptquai'tier 
der  gegen  den  Vicekönig  von  Itahen  operirenden  Armee  verwendet ,  wo  er  sich 
durch  rastlose  Thätigkelt  bei  Recognoscirungen,  Aufstellung  der  Truppen  und  per- 
sönliche Tapferkeit  bemerkbar  machte. 

Der  commandircnde  Feldzeugmeister  Baron  Ililler  beschloss  am  19.  Sep- 
tember 1813  einen  allgemeinen  Angriff  auf  die  feindliche  Lmie  und  verfügte  sieb 
an  den  wichtigen  Punct  bei  Hohlenburg  an  der  Drau,  um  in  eigener  Person  den 
Übergang  zu  leiten.  Der  in  seiner  Suite  befindliche  Oberlieutenant  Jetzer  über- 
nahm freiwillig  die  Führung  der  zum  Angriffe  bestimmten  Truppen,  drang  unter 
dem  heftigsten  Feuer  an  der  Spitze  der  Avantgarde  in  die  vor  der  Brücke  ange- 
legten Verschanzungen,  forcirte  den  Übergang  über  die  Brücke,  eiferte  die  Truppe 
zur  Ausdauer  an,  und  erleichterte  dadurch  wesentlich  ihre  Wegnahme.  Diese  tapfere 
That,  für  welche  ihm  Seine  Majestät  der  Kaiser  unterm  28*  desselben  Monats  das 
Ritterkreuz  und  im  Mai  1815  denFroiherrnstand  verliehen  hatten,  war  mit  zwei 
schweren  Wunden  bezahlt,  die  ihn  längere  Zeit  in  der  kriegerischen  Thätigkcit 
hemmten.  In  Folge  dessen  blieb  er  auch  im  Jahre  1814  vorerst  bei  der  Ausarbeitung 
der  Operationskarten,  dann  im  Präsidial*Bureau  des  Hofkricgsrathes  inVenvendung 
und  that  erst  am  Schlüsse  des  Jahres,  als  der  zerschmetterte Fuss  theihvelso  geheilt 
war,  im  Hauptquartiere  des  Feldmarschalls  Fürsten  zu  Scliwarzenberg  als 
Hauptmann  die  lang  gewünschten  Dienste  vor  dem  Feinde. 


I 


1211 

Nach  dem  Pariser  Frieden  kam  Jetzer  in  dio  Directions- Kanzlei  des 
Gener al-Quartiermeisterstabcs  und  wurde  im  Juni  1826  Director  derselben.  Bald 
darauf  zum  Major  befördert,  erhielt  er  die  Anstellung  als  General- Commando- 
Adjutant  in  Ungarn,  im  Mai  1833  als  Oberst  das  Commando  des  31*  Infan- 
terie-Regiments. Im  Jahre  1844  wurde  Jetzer  als  General- Major  ßrigadier 
und  Festungs-Commandant  in  Mainz,  wo  er  in  der  etiirmischen  Epoche  des 
Jahres  1848  Energie,  Umsicht  und  Tact  bewies  und  von  den  Monarchen  von 
Preussen,  Baden  undHessea-Dai-mstadt  öffentlicheZoichen  der  Würdigung  erntete. 
Als  Feldmarschall-Lieutenant  übernahm  er  dann  im  December  1849  das  Com- 
mando einer  Division  in  ItaÜen  und  trat  nach  41jährigen  vielseitig  ei*probtcn 
Diensten  in  den  Ruhestand. 

PüCHNER,  Anton  von,  Rittmeister  bei  Klcnau-Chevauxlcgers,  für  das  Gefecht 
T>ei  Alten  bürg  und  Zeitz;  wurde  1850  Commandour  (s,  d.), 

PlATOW,  Graf  ?on,  k.  maaiaclier  General  der  CavaUeriei  Chef  und  Hetmami  der  Koaaoken, 
war  1763  in  Stidrus@Iand  gelioreo.  Schon  im  Jahre  1B06  führte  er  als  General-LieuteDant  diese 
Irregulären  Reiter  in  Preussen  und  Polen  kh,  kam  dann  zur  Armee  nach  der  Moldau  nnd  leistete 
so  gute  Dienste,  dasa  er  zum  Genemi  der  Cavallerie  befördert  wurde. 

Im  Jahre  1812  conmiaiidirte  Platow  20  Regimenter  doniscbe  Kosacken^  2  Joger-Eegi- 
menter  und  2  reitende  Batterien,  welche  stets  die  A^ant-  oder  Arri^regarde  des  ruBSischon  Heeres 
bildeten,  und  obgleich  bei  ernatlichen  Angriffen  zerstäubend,  den  Franzosen  doch  bei  dem 
Bäekxugd  uncndiioben  Schaden  zufügten,  Kaiser  Alexander  erhob  ihn  für  die  hiebei  an  Tag 
gelegten  Verdienste  In  den  Orafenstand. 

Auch  in  den  Jahren  1813  und  1814  führte  er  ein  ähnliches  Streifcorps  und  mit  demselbea 
manchen  gelungenen  Coup  aus*  Einer  der  schönsten  ^ar  die  Unternelimung  auf  Alte  nb arg  am 
27*  September  1813,  wo  er  die  französischen  Generale  Lefeb  vre  und  Kras  i  nsky  entscheidend 
schlug  und  von  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  Franz  durob  Handbiilet  aus  Teplite  vom  1.  October 
mll  dem  Bitterkreuze  belohnt  wurde. 

Platow  starb  bu  Neutscherkask  im  55.  Lebensjahre. 


FÜLLER  von  der  Brücke,  Maximilian  Freiherr,  Major,  ist  zu  Karbtadt 
1792  geboren.  Vorerst  Praktikant  beim  Gencral-Commando  in  Wien,  erhielt  er 
im  März  1808  eine  k,  k.  Cadetensteüo  im  52*  Infanterie-Regimen tc,  und  schon  im 
Feldzuge  1809  hatte  er  io  den  Gefechten  hei  Gradiska,  Mestre  und  Treviso  Beweise 
von  Einsicht  und  Tapferkeit  gegeben*  Am  20.  Mai  in  der  Stellung  bei  Prcwald 
kriegsgefangen,  entlief  er  der  Escorte,  und  es  gelang  ihm  die  Gebii'ge  von  Tirol 
zu  erreichen.  Er  begab  sich  zu  der  Abtheilung  des  Obersten  Graf  Leiningen, 
id  nahm  an  der  Vertheidigung  von  Trient  und  an  dem  von  dem  Tiroler  Land- 
^sturm  geführten  Gebirgskriege  ausgczciehnetcn  AnthciL  Namentlich  hatte  er  sich 
bei  der  Erstürmung  einer  AnhoLc  nächst  liovcredo  unter  Commando  des  Lieute- 
nants Kukuls  von  Uohenlohe-Iiartenstcin-Infanterie  am  20.  Juli  durch  Mutb  und 


1212 

Geistesgegenwart  UenrorgetLan ,  bei  welcher  Gelegenheit  er  am  linken  Fusse 
sdiwer  verwundet  wurde. 

Das  Jahr  18J3  bethätigte  seine  Tapferkeit  auf  die  glänzendste  Weise,  als  er  am 
6.  Ootober  bei  der  Vorrü eleu ng  auf  Gurz  von  dem  damaligen  Ilauptmaim  Baron 
D*Aspre  mit  40  IM  an  n  entsendet  wurde,  die  Brücke  bciRubia  zu  besetzeti 
nnd  zn  verlheidigen.  Füller  eilte  dahin^  fand  aber  den  Feind  bescbäftigl,  sie 
zu  zersithcn,  Ern  rasch  ausgeführter  AngriftMiess  die  Franzosen  von  dem  Vorhaben 
abstehen;  da  ihnen  jedoch  gelegen  war^  unseren  Truppen  den  Übergang  über  den 
Wippach  zu  erschweren,  griffen  sie  dcnLieutcnantFü  1 1er  neuerdings  an.  Helden- 
niiilhig  wehrte  sieb  dieser  mit  seiner  Hcldonschaar  gegen  1200  Feinde,  die  ihn» 
von  3  Geschützen  unterstutzt,  um  jeden  Preis,  aber  vergeblich,  von  der  Briieke  zu 
drängen  suchten.  Und  in  dieser  Weise  hielt  er  auf  diesem  Posten  ao  lange  aus^ 
bis  ihm  der  Befehl  zum  Rückzug  zuging.  Für  diese  ausgezeicbnete  That  ward  dem 
tapferen  Ofticicr  mit  Allerhöchstem  Ilandbillet  aus  Langres  vom  1.  Februar  1814 
das  Ritterkreuz  und  im  November  1826  der  Freilicrrnstand  zu  Theil, 

Füller  wohnte  auch  dem  Gefechte  anilsonzo  und  der  Belagerung  vonTriest 
bei,  wurde  dann,  mit  dem  Corps  des  General-Majors  Nugent  In  dasllomiscbe  über- 
setzt,  in  der  AfFafro  bei  Ferrara  in  der  linken  Schulter  verwundet^  dadurcli  aber 
nicht  verhindert  an  den  Vorfällen  hei  Comacchio,  Ilavcnna,  Piacenza,  Panna  und 
Keggio  sich  zu  betheiligen. 

Er  trat  im  Jahre  1843  mit  Majors-Charakter  aus  der  Activität 


FENNEE  von  Fenneberg,  Franz  Pliilipp,  Feldmarschall -Lieutenant, 
Inhaber  des  Tiroler  Jäger-Regiments ,  einem  adeligen  Geschlechtc  Tirols  cnt- 
aprosson,  war  zu  Salurn  im  Jahre  1762  geboren-  Fonner  begann  seine  militä- 
rische Laufbahn  als  Cadet  bei  Laey-Infanterie,  wohnte  dem  Türken  kriege  als 
Oberlicutcnant  bei  und  wurde  im  Laufe  desselben  Hauptmann  bei  dem  Tiroler 
Öcliarfschützcncorps.  In  den  ersten  Feldzügen  gegen  Frankreich  zum  Major  und 
Commandantcn  dieses  Corps  ernannt,  hatte  er  bei  Maindorf  am  Niedorrhein  am 
.3K  Mai  1796  die  erste  Gelegenheit  zur  Auszeichnung  erhalten,  welcher  bald  dar- 
nach eine  zweite  folgte,  als  es  sich  um  die  Einnahme  von  Offenburg,  am  26.  Juni 
1707,  handelte.  Um  diese  Zeit  war  Fenuer  bereits  Oberst-Licutenant  und  wurde 
in  den  Adelstand  mit  dem  Pnidicate  von  „Fenneberg"  erhoben. 

Im  Feldzugo  1805  stand  er  als  Oberst  mit  dem  2.  Bataillon  bei  dem 
Corps  des  Feldmarschall-Lieutenants  J  eil  ach  ich,  benahm  sich  während  dea 
Rückzuges  aus  Schwaben  nach  Vorarlberg  sehr  umsichtig  und  rückte  nach  der 
Capitulation  des  Corps  bei  Hohencmbs  nach  Böhmen,  dann  zurück  nach  Villach, 
wo  sieb  das  Regiment  wieder  ergänzte. 

Wesentliche  Verdienste  erwarb  sich  Fonner  als  General-Major  bei  dci^Ver- 
tbeidigung Tirols  im  Jahre  1809,  und  ganz  vorzügliche  als  Fcldmarscball-Lieutenant 


1213 


in  den  Jahren  1813  und  IS14.  Er  war  Commnndant  dos  rechten  Flügels  der  Armee 
von  InnerÖsterrcich  und  rüekte  bei  Eröffnung-  der  Feindseligkeiten  von  Spit«! 
und  Sachsenburg  nach  Tirol ,  wo  sich  der  Geist  der  alten  Liebe  und  Anhänglich- 
keit für  das  Haus  Österreich  mächtig  zu  regen  begann.  Schon  im  Anfange  des  Sep- 
tembers waren  seine  Vortnippen  durch  das  Puätcrthal  bis  in  die  Nähe  von  Brixen 
gedrungen.  Am  11.  dieses  Monats  griffen  frehvilligc  Tirolerschützcn  und  eine 
Abtheilung  der  österreichischen  Vortruppen  die  M  li  h !  b  a  c  h  e  r  Klause  an,  erstU  rmten 
sie  und  nahmen  100  Mann  gefangen.  Am  2*  October  hatte  Fenner  seine  Streit- 
kräfte in  Toblach  gesammelt,  und  attaqnirte  den  Feind  am  folgenden  Tage  bciPercha 
diesseits  Bruneeken  in  einer  vortheJlhaft  verschanzten  Stellung  ungeachtet  der 
Überlegenheit  mit  vieler  Entschlossenheit.  Das  Gefecht  hatte  von  7  Uhr  Mor- 
gens bis  zum  Einbruch  der  Nacht  gedauert,  die  österreichischen  Truppen,  von 
den  tapferen  Tirolerschützen  auf  das  Wirksamste  unterstützt  und  vom  Feldmar- 
Bchall  -  Lieutenant  Fenn  er  persönlich  mehrmals  zum  Angriffe  vorgeführt^ 
erstürmten  endlich  auch  die  Vcrschanzungen  auf  und  neben  den  Strassen  bei 
Willenbach,  und  gegen  Abend  wurde  der  Sieg  durch  eine  Abtheilung  Tiroler 
Schaj-fschützen  entschieden,  welche  über  Oland  auf  das  linke  Ufer  der  Ricnz  in 
dem  Rücken  des  Feindes  erschienen  waren. 

lo  der  Nacht  vom  6.  auf  den  7.  October  hatte  der  Gegner  die  Mühlbachor 
Klause  in  guten  Vertheidigungsstand  gesetzt  und  zwei  Compagnien  zur  Verthci- 
digung  des  Engpasses  bestimmt.  Die  Klause  selbst  konnte  nur  in  der  Front  ange- 
griffen werden  und  Fenn  er  bestimmte  hiezu  2  Compagnien  des  8.  Feldjäger- 
Bataillons  und  eine  Szekler-Compagnie,  während  er  sich  in  Person  an  die  Spitze 
des  Restex  seiner  Soldaten  stellte  und  an  das  Unternehmen  schritt.  In  wenigen 
Minuten  war  die  Klause  genommen;  von  der  feindliehen  Besatzung  konnte  sich 
nichta  retten;  viele  wurden  niedergemacht,  70beroffieierc  und  mehr  als  450Mann 
zu  Gefangenen  gemacht.  Nach  der  Erstürmung  der  Klause  wurde  der  Feind 
lebhaft  über  Mühlbach,  Brixen  bis  gegen  Klausen  verfolgt;  setzte  sich  zwar 
vor  Mühlbach  und  zum  zweiten  Male  vor  Brixen  fest,  wurde  aber  jedesmal 
mit  Ungestüm  angegriffen,  so  dass  er  auf  dem  eiligen  Rückzuge  die  Brücke 
über  die  Eisak  zu  zerstören  keine  Zeit  fand.  Alle  seine  im  Gebirge  verspäteten 
Detacbements  wurden  abgeschnitten,  und  zum  Theil  gefangen,  zum  Thcil 
in  österreichische  Dienste  übernommen*  Mit  rastloser  Thätigkeit  hatte  Fenn  er 
die  feindliche  Reservedivision  bis  hinter  Tricnt  verfolgt,  sich  daselbst  fest- 
gesetzt und  das  Castell  eng  eingeschlossen.  Am  26.  October  rückte  er  von 
Matarcllo  in  2  Colonnen  gegen  den  Feind,  welcher  seit  16,  in  der  Stellung 
von  Volano  hinter  Caliano  Stellung  genommen  und  sie  so  widerstanda- 
fthig  da  möglich  gemacht  hatte.  Eine  seiner  Colonnen  lieas  er  auf  der  geraden 
Straaie  gegen  VoUno,  die  andere  durch  das  Thal  Fulgaria  gegtn  Serado  operi- 
ren.  Die  Franzosen  behaupteten  sich  bei  Volano  durch  längere  Zeit,  wurden  aber 


1214 

endlich  zvidi  Wciclicii  gezwungen ,  da  die  zweite  Culoniic  den  General  M  azzu- 
chclli,  welcher  den  reehtcn  Flügel  dos  Fcinclcs  deckte,  zum  liüekzuge  auf 
Raveredo  genotliigt  hatte.  Fenner  erhielt  im  Laufe  dieses  Gefechtes  einen  Schuss 
im  Arme  und  übergab  das  Commando  an  den  General-Major  Vlassits. 

Im  Jänner  1814  zum  Inhaber  des  neu  erriehteten^  seinen  Namen  führenden 
Tiroler  Jagercorps  ernrinnt,  befeldigte  Fenn  er  wieder  die  ATantgaj'de  des  rechten 
Flügels  der  österreichischen  Armee  unter  dem  Fcldniarschall-Lieutenant  Martjuis 
Sommariva,  und  erhielt  mit  Ilandbillet  aus  Frankfurt  vom  8.  November  1813 
das  Ritterkreuz,  w^ül  er  durch  seine  militärische  Einsichtj  Kenntnissund  beson- 
dere perstJnlicl  IC  Tapferkeit  den  Sieg  der  beiden  Gefechte  bor  Per  cha  und  Willen- 
baeh  horbeigeruhrt,  das  Pusterthal  vom  Feinde  gereiniget,  an  der  Spitze  seiner 
Truppen  die  Mühlbae her  Klause  erstürmt  und  sich  dadurch  den  Eingang  in 
das  Süd-Tirol  zu  den  künftigen  Operationen  eröffnet  hatte. 

Nach  hergestelltem  Frieden  verblieb  Fenn  er  als  Militär -Commandant  in 
Tirol,  wurde  am  1.  Jänner  1816  zweiter  Inhaber  des  aus  dem  aufgelösten  Tiroler 
Jägercorps  neu  errichteten  Kaiser- Jäger-Regiments,  kam  1820  als  Di  visionär  nach 
Mähren,  und  später  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Gah'zien,  wo  er  am  19.  Oetober 
1824  zu  J aroslau  starb. 


ETJBER  von  Penig,  Paul  Freiherr,  Oberst,  war  auWürnitz  in  Nicderöster- 
reich  am  22.  Oetober  1771  dem  Kreissccretär  Johann  Nepomiik  geboren  und 
unter  21  Kindern  der  älteste  Sohn, 

Durch  inneren  Beruf  iinwiderstehlicb  zum  Waffendienste  hingedrängt ,  und 
schon  als  Knabe  sich  freiwillig  dafür  abhärtend,  ward  er  im  noch  nicht  vollen- 
deten 16.  Lebensjahre  zu  Kinsky-Chcvauxlogers  aesentirt  und  diente  da  als 
Gemeiner  und  Unterofficicr  durch  9  Jahre.  Bei  dem  Infanterie-Regimente  Erz- 
herzog Karl  Nr.  3  verfolgte  Hub  er  durch  alle  Ilangsstufen  seine  Laufbahn 
duieh  24  Jahre,  ward  zum  Grenadier -Hauptmann  im  genannten  Regimente, 
zum  Major  bei  Liechtenstein -Infanterie  Ni\  12  befördert,  und  diente  bei  die- 
sem Regimente  und  zuletzt  bei  Strauch  -  Infanterie  Nn  24  in  gleicher  Eigeq- 
schaft  durch  weitere  6  Jahre.  In  diesem  Zeiträume  machte  Hub  er  alle  gegen 
die  Türken  und  rranzosen  vorgefallenen  Feldzüge  —  im  Ganzen  18  dersel- 
ben —  mitj  und  erhielt  drei  Wunden,  zwei  bei  der  Bestürmung  von  Mann- 
heim, die  letzte  in  der  Schlacht  von  Aspcrn,  wo  er  bis  zum  Momente  der  Ver- 
wundung mit  dem  Reste  seines  fast  aufgeriebenen  Bataillons  den  tapfersten  Wider- 
stand leistete. 

Vorzüglich  zeichnete  er  eich  im  Jahre  1793  in  dem  Gefechte  v^on  Arlon  aus, 
wo  er  als  Chevauxlcgers-Corporal  seinen  Lieutenant  Graf  S eh aafgot sehe  aus 
der  feindlichen  Gefangenschaft  befreite,  und  mit  der  silbernen  Tapferkeits- 
Modaille  belohnt  wurde. 


1215 

Die  glänzendste  Waffenihat  vollfiilirtc  er  im  Feldzuge  1813,  indem  er  d!o  vom 
Femdc  besctzie  Stadl  Pen  ig  uod  die  Mulda-Brückc  mit  stürmender  Hand  nahm. 
Bei  der  Vorrückung  der  Avantgarde  des  General  der  Cavallcric  GfäT  Kien  au** 
sehen  Corps  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Mohr  auf  Penig  am  8.  October  1813 
machte  das  2;  Bataillon,  in  wclohcm  ITu  her  sich  befiind,  die  Vorhut.  Alle  an  diesem 
Nachmittage  von  dem  Corps  unternommenen  Angriffe,  sich  der  Stadt  zu  licmach- 
tigen,  blieben  ohne  Erfolg  und  das  Vorrücken  Kl enau's  war  gehemmt.  Zwei- 
hundert Schritte  vor  dem  Chemnitzer  Thore  war  Hub  er  mit  seiner  Compagnie 
aufgestellt,  er  suchte  bei  anbrechendem  9.  October  diesem  Thore  durch  die  dahin 
rührende  sehr  enge  Strasse  sich  zu  nähern,  und  da  er  durch  eine  Patrouille  Nach- 
riclit  erhielt,  dass  sich  der  Feind  Innerhalb  des  Thores  ruhig  verhalte,  beschloss  er, 
denselben  zu  überfallen.  In  aller  Schnelle  drang  er  vor,  sprengte  das  Thor 
und  jagte  die  Wache  in  die  Flucht  Hierauf  verthcilto  er  seine  Compagnie  in  den 
Gaasen  der  Stadt,  in  welchen  sofort  ein  lebhaftes  KleingeV^rchrfeuer  begann,  ruckte 
persönlich  mit  der  grösseren  Abtheilung  mitten  durch  Pcnig  gegen  die  5Iulda- 
Brücke  vor,  und  schnitt  allen  feindlichen,  in  den  Seitengassen  aufgestellten  Pläuk- 
lern  den  Rückzug  ab.  Beim  Anlangen  an  die  Mulda  warf  er  sich,  nicht  achtend  das 
Kartätschenfeuer  des  Feindes  vom  jenseitigen  Ufer,  mit  seltener  Entschlossenheit 
auf  die  Brücke,  che  der  Feind  Zelt  gewinnen  konnte  sie  abzutragen,  nahm  sie  im 
Sturme,  jagte  die  Besatzung  aus  der  Vorstadt  AU- Penig  und  bomächtigto  sich  in 
der  schnellen  Verfolgung  auch  der  Anhöhe  am  jenseitigen  Mulda-Ufer,  welche  die 
ganze  Gegend  dominiit.  In  einer  Stunde  wurde  das  wichtige  Penig  mit  der  Brücke 
durch  H  übe  r^sTapferkeit  und  Entschlossenheit  gewonnen,  und  das  Corps  K  l  c  n  a  u's 
konnte  nun  ungestört  das  gehemmte  Vorrücken  fortsetzen. 

Das  Capitol  vom  Jahre  1815  erkannte  dem  braven  H  über  das  ßi  tt  er  kreuz 
zu,  und  der  Monarch  verlieh  ihm  im  April  1817  den  Freiherrnstand. 

Im  Deccmbcr  1827  wurde  H  u  b  c  r  Platz-Major  zu  Innsbruck,  wo  er  sich  wei- 
tere 20  Jahre  mit  rastlosem  Eifer,  ungeachtet  der  zunehmenden  Körperlcidcn,  dorn 
Dienste  widmete  und  bis  zum  Obersten  vorrückte,  dann  trat  er  in  die  Ruhe,  belohnt 
mit  einer  Elisabeth  Thcresien-Stiftung.  Er  verschied  am  5.  Juni  1850  in  der  Haupt* 
Stadt  Tirols,  eine  wahrhaft  ehrwürdige  Erscheinung. 


HORN  von  der  Mulda^  Johann  Franz  Kaspar  Froiliorr,  Hauptmann,  war 
zu  Wolfsraüoster  in  Bayern  1781  geboren  und  trat  Im  18*  Lebensjahre  als  Cadot 
in  das  Infanterie •  Regiment  Erzherzog  Karl.  Dieser  bravo  Officior  kämpfte  in 
allen  Feldzügen  Jener  Epoche  mit  und  wurde  dreimal  verwundet. 

In  der  Schlacht  bei  Regensburg  1809  fiel  er,  damals  Oborlloutonant,  einer 
feindlichen  Schwadron,  welche  bereits  300  Mann  des  Regiments  geworfen  hatte, 
mit  60  Freiwilligen  in  den  Rücken  und  schlug  sie  in  die  Flucht;  bei  Aspern  stürmte 
Hauptmann  Hörn  den  Schlossgarten  von  Esslingen  mit  einer  beispiellosen  Bravour, 


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wurde  von  vierzehn  Kugeln  getroffen  und  dann  tödlich  vcrwundetvomSehlachtfeldc 
getragen.  Am  27,  September  1809  ward  er  aus  der  Festung  Olmütz  vom  Corps- 
Commandanten  Fürst  Rosenberg  als  Kundschafter  Uher  die  französischen  Vor- 
posten ausgeschickt  und  entledigte  sich  dieses  Auftrages  zur  vollsten  Zufriedenheit* 

Endlieh  kam  das  Jahr  1813^  welches  Ilor  n  die  so  oft  gewünschte  Gelegenheit 
zur  so  besonderen  Auszeichnung  bot,  dass  ihm  im  (J<apitel  vom  Jahre  1816  das 
Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zuerkannt  und  im  October  1817  der 
Freiherrnstand  verliehen  wurde. 

Bei  der  Einnahme  von  Pen  ig  am  9.  Oe tober  1813  wurde  Ilorn  mit  2  Com- 
pagnien  des  Regiments  zur  Unterstützung  einer  Division  Walachen-lllyrier 
an  das  rechte  Mulda-Ufer  oberhalb  Penig  vorpoussirt.  Da  das  Feuer  gegen  den 
jenseits  stehenden  Feind  zu  wenig  wirksam  angebracht  werden  konnte ^  dieser 
auch  mittelst  Stege  den  Fluss  übersetzte  und  4 Geschütze  und  2  Haubitzen  auf  den 
dominlrcnden  Galgenberg  aufführte,  deren  Feuer  unseren  Truppen  das  Vorrücken 
hemmtcj  cntseliloss  sich  Hörn,  die  Mukla  mit  seinen  Braven  zu  durchwaten  und 
den  Feind  zu  umgehen.  Er  munterte  seine  Leute  auf  Ihm  zu  folgen  und  stürssto 
sich^  weder  die  Tiefe  des  Flusses  noch  den  feindlichen  Kugelregen  aehtend,  zuerst 
in  den  Strora,  der  durch  den  eingetretenen  Regcu  eine  ausserordentliche  IIöLo 
erreicht  hatte.  Hörn  und  seine  Soldaten  sanken  bis  an  die  Brust  ins  Wasser;  sie 
nahmen  die  Tornister  ab  und  zogcnj  um  die  Munition  zu  schützen,  die  Patrontaschen 
bis  an  den  Hals  hinauf.  Das  Wagestück  gelang  und  machte  den  Feind  stutzen^  der 
nach  einigen  Dechargen  das  Ufer  verliess  und  sich  auf  die  waldige  Anhöhe  unter 
seine  Kanonen  zurückzog.  Hörn  folgte  auf  dem  Fusse,  vertrieb  ihn  von  der  An- 
höhe und  fasste  ihn  in  der  linken  Flanke.  Die  Franzosen,  besorgt  umgangen  und 
von  ihrer  Haupttruppe  abgeschnitten  zu  werden ^  auch  von  dem  Schutze  ihrer 
Geschütze  entblösst,  räumten  nun  Penig  und  zogen  sieh  auf  die  hinter  der  Anh&ho 
aufgestellte  Cavalleriej  welche  wiederholt,  aber  ohne  Erfolg  versucht  hatte  den 
braven  Hauptmann  aus  der  eroberten  SteMung  zu  vertreiben.  Auch  in  dem  Treffen 
bei  Liebertwolkwirz  (14.  October)  fand  Hörn  Gelegenheit  sich  hervorzuthun ,  da 
er  nach  den  zweckmässlgst  getroffenen  Anstalten  den  daselbst  festgesetzten  über* 
legenen  Feind  mit  seiner  Division  an  drei  Poneten  zugleich  angriff  und  nach  hart- 
näckiger Yertheidigung  den  Ort  mit  stürmender  Hand  nahm. 

Hörn  starb  zu  Krems  am  13.  Jänner  1820. 


GALLOISj  Franz  Freiherr  von,  General-Majorj  einer  Familie  aus  Lothringen 
entsprossen,  welche  Kaiser  Karl  VI.  schon  im  Jahre  1721  als  altadelig  in  einer 
Urkunde  bezeichnete,  war  zu  Priege  1770  geboren.  Ein  Jahr  Cadct^  avaneirte 
GaHois  im  Juni  1789  zum  Lieutenant  bei  Herzog  Albert  %^on  Sachsen-Carabi- 
niers,  wo  er  alle  Officiersstufen  durchlief,  bis  er  im  März  1812  Oberst  im  4*  Che- 
vauxlegers-Regimente  Freiherr  von  Vincent  wurde. 


1217 


Von  1793  an  wohnte  Gallo is  allen  Kriegen  ohne  Ausnahme  bei  und  w^iirdo 
mehrmals  leicht,  bei  Hohenünden  und  Asporn  aber  schwer  verwundet. 

Lothringer  von  Geburt,  besass  er  in  der  Heimath  ansehnliches  Vermögen ; 
er  brachte  es  aber  dem  österreichischen  Staate  freudig  zum  Opfer,  als  ihn  das  fran- 
zösische Gouvernement  unter  Androhung  des  Verlustes  zum  Verlassen  des  lieb- 
gewonnenen kaiserlichen  Dienstes  bestimmen  wollte* 

Im  Feldzuge  1813  stand  Gallois  in  der  Brigade  Scheit  her  bei  der  Divi- 
sion des  Feldmarschall-Lieutenants  Mo  rit  2  FürstenLiechtenst  ein.  Am  10.  Octo- 
her  war  die  bei  Weithau  aufgestellte  Vorhut  dieser  Division  durch  den  Feind 
zurückgedrängt  und  reptJirte  sich  bei  Stössen,  Die  hicbci  vorwendet  gewesenen 
Abtheilungen  rückten  nach  und  nach  bis  auf  drei  Flügel  ein.  In  dieser  Zeit  war 
aber  die  ganze  feindliche  Cavallcrie^  mindestens  5000  Mann  stark,  in  der  Ebene 
vor  dem  Regimente,  welches  unsere  Division  mit  jener  des  königlich  preussischcn 
General-LJoutenants  von  Thiele  mann  verband,  in  Massen  aufmarseliirt  und  Gal- 
lois  erhielt  den  Befehl,  keinen  iVngriff  zu  unternehmen,  sondern  sich  en  t^chi<|ujer 
BUrückzuziehen.  Ohne  unterrichtet  zu  seinj  ob  Fürst  Moritz  Liechtenstein 
andere  Dispositionen  getroffen,  gew^ahrte  er,  dass  sich  die  Kosacken,  die  prcus- 
öißche  Reiterei  unter  General  Thiele  mann  und  zwei  Schwadronen  Levencur-Dra- 
goner  dem  Feinde  entgegenstürzten  und  ihn  auch  zum  Weichen  brachten,  bis 
frische  AbthcJIungen  den  Geworfenen  zu  Hülfe  kommend,  die  Preussen  und  Oster- 
reicher  gegen  die  Front  des  Regiments  Vincent-Chevauxlegers  zurückwarfen.  Der 
Augenblick  war  entscheidend  und  Gallois  beschloss  aus  eigenem  Antriebe  mit 
den  beihabenden  4%  Scliwadronen,  welche  nicht  ganz  400  Mann  zählten,  dem 
mindestens  fünffach  überlegenen,  in  der  Verfolgung  begriffenen  und  geschlossenen 
Feind  sich  entgegenzuwerfen,  Oberst-Lieutenant  Baron  Kapaun  des  Regiments, 
welcher  mit  seiner  Division  etwas  entfernt  stand,  sollte  in  die  Flauke  der  Fran- 
zosen attaijuiren,  während  Gallois  deren  Front  mit  10  Zügen  angriff.  In  dieser 
Anordnung  wurde  cingehauen»  mehrere  preussischc  Heiter  schlössen  sich  an  das 
Regiment,  welches  der  Feind  mit  einer  Decharge  aus  Carabinern  empfing.  Dieses 
Feuer  verursachte  ziemlichen  Schaden,  konnte  jedoch  die  tapferen  Chevauxlegers 
nicht  aus  der  Fassung  bringen,  vielmehr  ward  der  begonnene  Angriff,  vom  Obersten 
Gallois  angeführt,  mit  kräftigerer  Ausdauer  fortgesetzt,  der  Feind  geworfen  und 
bis  zu  seinen  nachrückenden  Massen  mit  namhaftem  Verluste  verfolgt.  „Ich  habc,*^ 
sagt  Fürst  Moritz  Liechtenstein  in  einem  dem  Obersten  Gallois  ausgefer- 
tigten Zeugnisse,  „nie  eine  schönere,  regelmüssigere  und  besser  durch- 
geführte Attaque  gesehen," 

Die  Folgen  dieser  glänzendenWaffenthat,  welche  im  üapitel  vom  Jahre  1815  mit 
dem  Ritterkreuze  belohnt  wurde,  waren  wesentlich:  unsere  geworfene Cavallcrie 
konnte  sich  sammeln,  das  zumTheil  exponirteGeschütz  kam  in  Sicherheit  und  derRück- 
sug  wurde  in  grösster  Ordnung  ohne  weitere  Belästigung  durch  den  Feind  fortgesetzt 

77 


1218 

Galiois,  im  April   1817  in  den  Freiherrnstand  erlioben,  starb  als  General- 
Major  und  Brigadier  zu  Grodek  am  23.  Octobcr  1819  im  31.  Dionstjahre, 


HAOGWITZ  j  Eugen  Wilhelm  Graf  von  y  Feldmarsehall -Lieutenant ,  gehei- 
mer Ratli  und  Kämmerer,  Inhaber  des  38.  Infanterie-Regiments^  Landeomthur  des 
deutschen  Ordens  und  Statthalter  der  Bailei  Osterreich,  ist  zu  Brunn  am  18.  No- 
vember 1777  geboren;  er  stammt  aus  einem  sehr  alten  schlesJschen  Geschlechte, 
welches  schon  im  13.  Jalirhunderte  das  Landhofmeisteramt  des  deutschen  Ordens 
In  Preusscn  bekleidete  und  zu  den  ältesten  Rittern  des  h.  Johann  von  Jerusalem 
zählte,  und  gehört  der  jüngeren  katholischenj  in  Mähren  und  Schlesien  begüter- 
ten, seit  Dccember  1779  zur  Grafenwürde  gelangten  Linie  an* 

Sein  Vater  Karl  Wilhelm  j  k.k.  General,  liess  ihm  die  vortrefflichste  Erzie- 
hung angedeihen  und  der  junge  Graf  betrat  die  Militärdienste  als  Fähnrich  bei  dem 
Infanterie-Regimente  Kaiser,  gerade  in  der  Epoche  als  der  erste  Kampf  mit 
Frankreich  entbrannte.  Bis  zum  Lune viller  Frieden  war  ihm  mehrfache  Gelegen- 
heit zur  Auszeichnung  und  zur  Geltendmachung  seiner  vorzüglichen  Eigenschaften 
geboten,  und  wir  finden  Haugwitz  schon  im  November  1801  als  Hauptmann  im 
General-Stabe.  In  der  Campagne  1805  war  er  Major,  im  September  18ü8  Oberst- 
Lieutenant;  beide  Kriege  hatte  der  Graf  im  Generat-Stabe  mitgemacht  und  sich  im 
Mai  des  letzteren  Jahres  auf  dem  Schlachtfelde  das  Obersten-Patent  erkämpft. 

Im  August  1813  wurde  er  General-Major  und  Brigadier  bei  der  grossen 
Armee.  Die  Schlachttage  von  Leipzig  trugen  seiner  Einsicht  und  Kaltblütigkeit 
das  Ritterkreuz  ein,  welches  ibin  Se.  Majestät  der  Kaiser  mit  Handbillet  aus 
Scbnialkalden  vom  30.  Octoher  zu  verleihen  geruhte. 

Am  16.  October  war  die  Division  Bianehi^  zu  welcher  Haugwitz  gehörte, 
zur  Unterstützung  des  linken  Flügels  des  verbündeten  Heeres  beordert  und  rückte 
um  3  Uhr  Nachmittags  von  Gröbern  gegen  Markkleeberg  vorj  um  den  preussisehen 
Greneral  Kleist  abzulö.-?en.  Dieser  hatte  in  einem  fünfstündigen  Kf^mpfe  helden- 
müthig  ausgehalten^  seine  Truppen  liatten  sich  gegen  alle  AngrilTe  behauptetj  aber 
auch  solchen  Verlust  erlitten,  da^^s  sie  sich  aus  dem  Feuer  ziehen  mussten  und  das 
zweite  Treffen  bildeten»  Nach  den  Dispositionen  des  Feldmarschall-Lieutenants 
Bianchi  zum  Angriffe  auf  den  Fcindj  welcher  zahlreich  bei  Markkleeberg,  in  den 
Auen  und  auf  den  Wiesen  der  Pleisse  stand,  hatte  General-Major  Graf  Haugwitz 
die  rechte  Colonne  —  das  InlVinterie-Rcgiment  Hessen -Homburg —  zu  führenj 
während  Bianchi  die  Leitung  der  rechten  Colonne  ,  die  Infanterie-Regimenter 
Hill  er,  Hieronymus  Colloredo  und  1  Bataillon  Esz  terhdzy  in  Person 
übernahm*  Entschlossen  warf  sich  Haugwitz  auf  den  Feind^  drängte  die  ihm  ent- 
gegensteb enden  Abtheilungen  zurückj  nahm  einige  Geschütze  und  behauptete  sich 
durch  klug  eingeleitete  Dispositionen  in  der  eroberten  Stellung  bis  zum  völligen 
Einbruch  der  Nacht.  Der  linke  Flügel  der  am  rechten  Ufer  der  Pleisse  fechtenden 


1219 

verbündeten  Armee  blieb  durcli  BianchTs  und  Haugwitz's  Entschlossenheit] 
nunmehr  völh'g  und  fest  gesichert.  ^ — Als  am  18.  October  die  erste  ITaiiptcolonne 
unter  dem  BcfeLle  des  Erbprinzen  von  Hessen-Homburg  den  Kampf  auf 
Dölitz  eröffnete,  drang  Haugwitz  mit  seiner  Brigade,  welche  die  Avantgarde 
der  das  Centrum  dieser  Hauptcolonne  bildenden  Division  Für-st  Aloys  Liechten- 
stein machte^  und  das  Regiment  Reuss-Groiz  gegen  die  mit  hochstämmigen 
Bäumen  bewacliscnen  Teiche  rechts  von  Lössnig  vor  und  bestand  mit  gjosser 
Bravour  ein  niörderi.sches  Infanteriegefecht  So  wie  bei  Leipzig  hatte  Haugwitz 
auch  im  weitern  Verfolge  dieses  Krieges  die  ihm  angeborne  Kalthlütigkoit  und 
Tapferkeit  glänzend  bewährt.  In  dem  Treffen  bei  Maeon  (IL  März  1&14)  unter- 
stützte er  mit  2  Bataillonen  die  weichende  Avantgarde  des  Generals  Sclieithor 
durch  die  cnlscliloÄsene  Behauptung  seiner  Stellung,  und  hielt  auf  den  Anhöhen  von 
St,  Clement  gegen  die  ungestümen  Angriffe  des  französischen  Generals  Musnier 
Stand;  in  jenem  bei  St  Georges  (18,  März)  wurde  der  Graf  in  dem  Augenblicke, 
als  er  der  hessischen  Brigade  des  Generals  Gall  mit  den  Regimentern  Simbschen 
und  Eszterhdzy  zu  Hülfe  eiltCj gleich  bei  Beginn  der  von  ihm  geleiteten  Bewe- 
gung durch  einen  Schuss  Jn  die  Bixmt  verwundet 

Im  Jahre  1815  kämpfte  Haugwitz  gegen  Murat  und  führte  das  Commando 
einer  Brigade  in  der  Colonne  des  Feldmarschall-Lieutenants  Grafen  Neipperg; 
am  21,  April  unterstützte  er  das  Gefecht  am  Ronco,  rückte  über  Aquila  und  Salcrno 
nach  Calabrlen  und  wurde  Anfangs  Juni  Coinmandant  der  königlichen  H^-iuptstadt 
NeapeL  Drei  Jahre  wirkte  Haugwitz  ayf  diesem  Posten  zur  vollen  Zufriedenheit 
des  Königs,  der  ihm  in  der  Verleihung  des  Januarius-Ordens  ein  sichtbares  Zeichen 
der  Anerkennung  gab.  Später  wohnte  er  als  Brigadier  dem  Zuge  Frimont's  nach 

I  Neapel  bei  und  blieb  längere  Zeit  Brigadier  in  diesem  von  den  kalseriichcnTriippen 
besetzten  Lande, 

Haugwitz  schied  als  Feldmarschall-Lieutenant  am  L  Jiih*  1829  nach  einer 

^  86JÄhrigcn  höchst  erspriesslichen  Dienstleistung  aus  dem  activen  Dienste. 


DESFOUES  zu  M  0  n  t  und  A  t  h  i  e  n  v i  1 1  e ,  Franz  Joseph  Graf.  General- 
Major  und  Kämmerer,  einer  in  Böhmen  ansässigen,  seit  dem  Jahre  1634  reichs- 
griüiichen  Familie  entsprossen,  war  zu  Prag  geboren. 

«  Die  ersten  Dienste  leistete  Desfours  bei  dem  Klirassier-Regimcnte  Hohen- 

>2oUerny  wo  er  bis  Eum  Rittmeister  vorrückte  und  in  den  Feldzügen  am  Rhein 
ßiehrfältige  Proben  von  Muth  und  Entschlossenheit    gab.    Er  zeichnete  sich  im 

*December  1793  bei  der  Verthcidigung  der  Stellung  vor  Davendorf  im  Elsass 
aua^  wo  er  mit  besonderer  Kühnheit  in  die  feindliche  Infanterie  einhieb  und  sie  bis 
8U  jenem  Orte  zurücktrieb.  Am  2,  December  hatte  eine  Schwadron  bei  der  Ver- 
thcidigung vor  dem  Fiel hoftier  Walde  mit  dem  Dragoner-RegimenteWaldeck  die 
Feinde    gün/lich   vertreiben  und  eine   andere  das  verlorene  Dangendorf  wieder 


1220 


er 


ehmen  geholfen.  Rittmeister  Graf  Desfours,  welcher  bei  dieser  Gelegenheit 
blessirt  wurde,  that  sich  auch  in  dieser  Affair e  eben  80  vortli eilhaft  hervor,  wie 
am  9.  desselben  Monats  bei  der  Wiedererobcrung  von  Dangendorf,  wo  er  eine 
seehsp fündige  Kanone  eroberte  und  25  Pferde  erbeutete*  Später  trat  er  mit  Cha- 
rakter aus,  war  aber  immer  einer  der  Ersten,  wenn  das  Vaterland  der  Getreuen 
nöthig  hatte;  so  ini  Jahre  1800,  wo  er  als  Uajor  ein  Bataillon  in  der  Legion 
Erzherzog  Karl,  und  1805,  wo  er  als  Oberst-Lieutenant  das  während  der 
Kriegsdauer  aufgestellte  Feldjäger-Bataillon  commandirto. 

Von  jetzt  an  blieb  er  in  der  Activität  und  erkämpfte  sich  in  der  Schlacht  bei 
Aspern  als  Oberst-Lieutenant  des  Kürassier-Regiments  Kaiser  das  Obersten- 
Patent.  Vor  Ausbruch  des  KrJeges  im  Jahre  1813  zum  General*Major  befördert, 
führte  Desfours  das  Commando  einer  Brigade  bei  dem  Kürassiercorps  des  Feld- 
marschall-LieutenantsGraf  Nostitz.  Obschonam  14.  Octoberbeidem  unterGeneral 
der  Cavallerie  Graf  K 1  e na u  unternommenen  Angriffe  gegen  Liebertwolkwlti 
verwundet,  befehligte  er  dessenungeachtet  in  den  Tagen  vom  16.  — 18.  October 
eine  Brigade,  fühiie  mehrere  erfolgreiche  Attaquen  aus  und  entwickelte  beson- 
dere Einsicht  und  Tapferkeit,  Der  Heldenmutli  unserer  Cavallerie  in  dieser  Rie- 
senschlaeht,  ihre  mit  so  vieler  Entschlossenheit  und  Raschheit  unternommenea 
wiederholten  Attaquen,  nach  welchen  sie  jedesmal  sogleich  wieder  formirt  waren, 
erwarb  ihr  die  Be^vunderung  des  Heeres.  Desfours,  der  das  Kürassier-Regiment 
Kaiser  und  das  Chevauxlegers-Regiment  O^Reilly  unter  seinem  Befehle  hatte, 
war  namentlich  am  16.  October  bei  dem  4.  Armeecorps  unter  Kien  au  auf  dem 
äussersten  rechten  Flügel  gegen  Macdonald  bei  Fuchsheim,  Gross-Pösa  und  dem 
Cniversitätswalde,  dann  am  18,  bei  der  Einnahme  von  Liebertwolkwitz ,  Holzhau- 
sen und  Zukelhausen  und  bei  der  Verfolgung  des  Feindes  thatig,  wo  diesem  drei 
Kanonen  abgenommen  und  er  bis  hinter  StÖttcring  geworfen  wurde.  Seine  beson* 
dere  Tapferkeit  und  Aufopferung  lohnte  der  Monareh  mit  dem  Ritterkreuze 
des  Maiia  Theresien-Ordens,  welches  ihm  mit  Allerhöchstem  Handbill  et  ddo.Rotha 
20.  October  verliehen  wurde. 

In  dem  Treffen  von  Fere  Champenoise  (25.  März  1814)  half  Desfoors,  der 
statt  O'ReiDy-Chevauxlegers  das  Kürassier-Regiment  Moritz  Liechtenstein 
in  die  Brigade  erhalten  hatte,  dem  Obersten  Fürst  Windisch-Gratz  und  dem 
Adjutanten  des  Kronprinzen  von  VFürttemberg,  Oberst  Wimpffen,  an 
der  Spitze  des  Regiments  Erzherzog  Ferdinand-Husaren  vier  feindliche  Infan- 
terie-Regimenter vernichten  j  bei  welcher  Attaque  12  schwere  Geschütze  erbeutet 
wurden. 

Nach  dem  Pariser  Frieden  blieb  der  Graf  bei  der  kaiserlichen  Oceupations- 
Armee  als  Brigadier  in  Kolmar,  und  kam  dann  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Ungarn, 
wo  er  am  8.  August  1823  zu  Eperies  im  58.  Lebensjahre  den  mehrfaltigen 
Wunden  erlag. 


1221 


AUERSPERGj  Maximilian  Graf  von,  General  der  Cavallerie ,  geheinier 
Rath  und  Kümmerer^  Inhaber  des  5,  Kürassier-Regiments,  aus  derLiaie  zu  Wolfi- 
päsaingj  war  daselbst  am  21.  Jänner  1771  geboren* 

Sclion  im  Kriege  gegen  die  Pforte  gab  Auersperg  als  Lieutenant  de^ 
Chcvauxlegers-Reghnents  Kai.ser  Proben  von  Entschlossonheit  und  machte  sich 
bei  der  Belagening  von  Belgrad  so  verdient,  dass  er  üum  Oberlieutenant  im 
Uhlanencorps  befördert  wurde.  Mit  demselben  kämpfte  der  Graf  bis  zum 
Jahre  1796  in  Italien,  kam  dann  als  Rittmeister  in  daa  Chevauxlegers-Regiment 
Kaiser  zurück  und  erwarb  sich  im  Gefechte  bei  Romano  am  26.  Mai  1800  das 
.öffentliche  Lob  des  Fehlmarschall-Lieutcnants  Grafen  Iladik. 

Dom  Feldzuge  1805  wohnte  Auersperg  als  Major  und  Flügel- Adjutant, 
jenem  vom  Jahre  1809  als  Oberst-Lieutenant  und  General-Adjutant  des  Erzherzogs 
Karl  bei,  und  gab  auch  hier  in  allen  Vorfällen  Beweise  eifriger  Verwendung,  so 
zwar,  dass  er  in  der  Relation  über  die  Schlacht  bei  Wagram  unter  den  Ausge- 
zeichneten genannt  und  im  Jalire  1810  zum  01>ersten  und  Commandantcn  des 
5.  Kiirassicr-Rogimcnts  Marquis  Sommariva,  welches  ilm  in  der  Folge  zum 
Inhaber  erhielt,  bef(>rdert  wurde.  » 

Der  Graf  war  1813  in  der  Reservc-Cavallorie- Division  des  Feldmarschall- 
Lieutenants  Grafen  N  o  s  t  i  t  z  eingetheilt  und  nahm  an  den  glorreichen  Tagen  bei  Leip- 
zig ruhmvollen  Antheil.  Es  war  am  ersten  Schlachttage  den  16*  Oetober  und  in 
dem  ersten  Momente  der  Gefahr  für  die  verbündeten  Heere,  wo  Napoleon  einen 
Theil  seiner  Reiterei  unter  dem  General  Letort  gegen  Gröbern  entsandte,  nm  den 
linken  Flügel  unter  Kleist  völlig  von  dem  Centrum  und  zugleich  alle  auf  dem 
linken  Ufer  der  Pleisse  fechtenden  Truppen  der  AlHirten  von  den  auf  dem  rechten 
Gelände  im  Kampfe  liegriffenen  zu  trennen^  und  mit  zahlreichem  Fussvolk  und  der 
alten  Garde  in  Person  nachfolgte,  Foldmarschall-Lioutenant  Nostitz  leistete  dem 
Andränge  hcldenmuthigen  Widerstand  und  trieb  den  Feind  nach  W^chau  zurück. 
Aber  in  demselben  Augenblicke  gewahrte  man  auch  eine  betnichtliche  Cavallerie- 
Colonne  auf  der  Seite  von  Markkleeberg  her.  Dieser  nun  warft  sich  Oberst  Graf 
Auersperg  mit  4  Schwadronen  seines  Regiments  entgegen,  treibt  sie  mit  ausser- 
ordentlicher Kühnheit  bis  in  die  Mitte  der  feindlichen  Linien  zurück,  und  als 
sie  Miene  machen,  ihm  den  Rückzug  abzuschneiden,,  manoeuvrirt  der  Major 
Ottlilienfeld  mit  seiner  Division  mit  solcher  Geschicklichkeit  und  Kaltblütig- 
keit, weist  alle  Angriffe  mit  so  glänzender  Tapferkeit  zurück,  dass  die  Franzosen 
hier  weiter  nichts  zu  unternehmen  wagen.  Auf  dem  Schlachtfelde  wird  Oberst 
Auersperg  zum  General-Major  befördert  und  mit  Allerhöchstem  Handschreiben 
ddo.  Rötha  am  20,  Oetober  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordcns 
geschmückt. 

Mit  dem  Commando  einer  Kürassier-Brigade  betraut,  kämpfte  Auersperg 
bis  zum  ersten  Pariser  Frieden  bei  der  Reserve,  im  Jahre  1815  in  der  Division 


1222 

des  FeWmarsclialJ-Lieuteiiants  Fürsten  Moritz  Lieclitcnstei  n  l>ei  der  Reserve- . 
Cavalleric  mit  der  ihm  eigenen  Umsicht  und  Entschlossenheit. 

In  der  Friedensepoche  wurde  der  Graf  Feldmarschall -Lieutenant,  1836 
commandirender  General  im  Banate^  einige  Jjihre  darauf  in  gleicher  Eigenschaft 
nach  Agram  übersetzt  und  1843  General  der  Cavalleric.  Er  trat  im  Jahre  1848,  nach 
62  Dienatjahren ,  in  den  wohlverdienten  Ruhestand,  bei  welcher  Gelegenheit  ihm 
als  Merkmal  kaiserlicher  Anerkennung  das  Grosskreuz  des  Leopold-Ordens 
verliehen  wurde. 

Der  General  der  Cavallerie  Graf  Auersperg  starb  zu  Wien  am  SÜ.Mai  1850. 


HESSEN-IIOMBÜRG,  Ferdi  na  n  d  Hei  nrich,  regierender  Landgraf  zu,  General 
der  Cavallerie,  der  jüngste  von  den  Brüdern  jenes  erlauchten  Geschlechtes,  welches 
der  k.  k,  Armee  in  ein  und  derselben  Periode  vier  tapfere  Soldaten  gegeben.  An 
Muth  und  Entschlossenheit  war  Prinz  Fe  rdinaud  diesen  Brüdern  ebenbürtig  und 
bewies,  dass  die  militärischen  Tugenden  einErbtheil  seiner  erlauchtenFamiiie  waren. 

Zu  Homburg  am  26.  April  1783  geboren,  erhielt  er  noch  im  Knabenalter,  als 
er  kaum  das  13.  Lehensjahr  vollendet  hatte,  eine  Rittmeisterstelle  bei  dem  Kuras- 
sier-Iicgiioentc  Lothringen;  in  derselben  wackeren  Schaar,  welche  er  in  den 
grossen  Kämpfen  gegen  Frankreich  mit  besonderer  Au^izeichnung  zu  Sieg  und 
Ruhm  zu  führen  auserschen  war. 

Schon  im  Feldzuge  1809  hatte  sich  der  Prinz  als  Oberst- Lieutenant  von  Ilohen- 
lohe-Dragoner  bei  Sacile  und  an  der  Piave  Verdienste  gesammelt,  im  Jahre  1813 
aber  bei  Dresden  und  Leipzig  durch  glückliche  und  entscheidende  Attaquen  in 
der  Art  hervorgethan,  dass  ihm  Se.  Majestät  der  Kaiser  mit  Allerhöchstem  Hand- 
billot  aus  Rötha  vom  20.  October  das  ßi  tterkreuz  zuzuerkennen  geruhte. 

Es  war  am  ersten  Sehlachttage  (16.  October),  als  die  russischen  Kürassiere 
L  e  wasc  ho  f f *sdem  Anpralle  der  fTanzösischen  Reiterei  unter L  et o  rtweiclien  muss- 
ten  und  GrobernPreis  gaben.  Der  linke  Flügel  der  AJHirten  unter  Kl  ei  st  lief  Gefahr 
völlig  von  dem  Centrum  und  zugleich  von  allen  auf  dem  linken  Pleisse-üfer  strei- 
tenden Truppen  getrennt  zu  werden.  Einige  Säumniss  nur,  so  würde  dieser  wich- 
tige Verbindungspunct  verloren  gegangen ,  die  österreichische  Reserve  auf  diesem 
TheiJe  des  Scldachtfeldes  gar  nicht  zur  Mitwirkung  gekommen  sein,  und  der  schon 
zweifelhafte  Kampf  hätte  einen  ungünstigen  Ausgang  genojumen.  Da  langt  im 
Augenblicke  der  hüchisten  Gefahr  um  2  Uhr  Nachmittags  die  Tete  der  Kürassier- 
Division  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Nostitz  aa  und  debouchii't  aus  Grobem. 
Das  vorderste  Regiment  Albert-Kürassier  rückt  geschlossen  dem  anstürmenden 
Feinde  unter  dem  fürchterlichsten  Kartätschen-  und  Kleingewehrfeuer  entgegen 
und  macht  ihn  stutzen.  Als  nun  auch  der  Prinz  mit  seinem  Regimente  anrückt, 
lässt  GrafNostitz  ihn  die  Franzosen  in  der  Flanke  und  durch  Albert-Küras- 
siere  in  der  Front  augreifen.  Die  feindlichen  Reiterregimenter  werden  geworfen  und 


1223 

theils  niederg-ebaiien,  theils  zersprengt.  Mehrere  Infanteriemassen  werden  dann 
düiekbrochen  und  niedergeritten,  deren  llcste,  gegen  Wacliau  hin  fliehend,  die 
Ebene  bedecken.  Da  rücken  aber  die  Kaisergarden  vor.  Von  allen  Seiten  mit  ausser- 
ordentlicher Übermacht  wird  der  Prinz  mit  seinem  mid  dem  Regimente  Albert 
angefallen.  Die  tapferen  Reiter  ziehen  sich  langsam,  ^Cischlossen,  in  bester  Ordnung 
auf  den  Ilanpttheil  der  Reserve-Cavallcrie  zurück  und  ein  neuer  Angriff  mit  den 
Regimentern  Franz-  und  Kronprinz  -  Kürassieren  entscheidet  auf  diesem  Puncto 
den  Sieg  des  Tages,  Prinz  Ferdinand  leuchtete  seinen  Reitern  bei  dieser  Gelegen- 
heit als  nachabniungswürdiges  Beispiel  von  Kühnheit  und  Tapferkeit  vor  und  setzte 
sich  allen  Gefabren  unerschrocken  aus. 

Im  April  1815  ssiim  General-Major  und  Brigadier  Jn  Ungarn  befordert,  schied 
er  Im  Jahre  1824  aus  der  Armee  und  übernahm  nach  dorn  Ableben  seines  Bruders 
Gustav  die  Regierung  der  Landgrafschaft  Der  Kaiser  ernaante  ihn  zum  General 
der  Cavallerie  und  schmückte  die  Brust  des  muthigen  Prinzen  mit  deraGrosß- 
kreuze  des  Stephan- Ordens. 


STUTTERIIEIM,  Franz  von,  Oberst,  Bruder  des  Joseph  Freiherrn  von 
8  tutterheim  (s.  d<),  Sohn  eines  kaiserlichen  Officiers,  hatte  im  März  1790  bei 
dem  8.  Infantcrie-Reginiente,  wo  der  Vater  gedientj  ak  Fähnrich  die  Laufbahn 
begonnen,  miJ  allen  Feldzügen  bis  zum  Luneviller  Frieden  mit  so  grosser  Aus- 
zeichnung beigewohrjt,  dass  er  im  Laufe  derselben  zum  Hauptmann  vorrtickte. 

Im  Jahre  18U5  diente  er  als  Major  bei  der  Stabs-Infanterie-Abtheilung  in 
Deutschland,  im  Jahre  1809  als  Oberst-Lieutenant  bei  Franz  Jellachich-Infanterie 
Nr.  62  gegen  die  Franzosen  in  Itah'en,  und  avancirte  im  September  desselben 
Jalires  zum  Obersten*  Später  ward  er  im  Mai  1813  in  gleicher  Eigenschaft  zu 
Hessen- ITomburg-Infanterie  übersetzt* 

Die  braven  ungarischen  Regimenter  der  Division  Bi  a  n  chi  hatten  sich  bekannt- 
lich am  16.  October  bei  dem  Angriffe  auf  Markkleeberg  so  rühmlich  gehalten, 
dass  der  Obcrbefeblshaber  ihrer  Tapferkeit  den  verdienten  Beifall  öflentlich  zollte. 
S tutterheim  war  mit  seinem  Regimente  in  der  Brigade  Ilaugwitz  und  führte 
dasselbe,  die  rechte  Colonnc  des  Feldmarschall  -  Lieutenants  Bianchi  bildend, 
mit  so  grosser  Tapferkeit  und  Einsicht  gegen  den  Feind,  dass  alle  Anstrengungen 
desselben  an  der  beharrlichen  Ausdauer  dieser  tapferen  Truppe  scheiterten.  Seine 
Majestät  würdigle  die  Verdienste  des  tapferen  Obersten  dadurch,  dass  er  ihm  mit 
Handschreiben  aus  Ilötha  vom  20.  October  1813  dos  Ritterkreuz  des  Maria 
Therosien-Ordens  zu  verleihen  geruhte. 

In  Folge  einer  schon  verlier  bei  Dresden  erhaltenen  Blossur  unterlagen  seine 
durch  die  Anstrengungen  in  der  Schlacht  bei  Leipzig  und  durch  den  Verfolg  des 
Foldzuges  erschöpften  Kriifte,  und  er  verschied  am  3.  Jänner  1814  zu  Basel  im 
40.  Lebensjahre. 


1224 


R^SEY  de  R^tse^  Adam,  Feldzciig:meister,  gclieinicrRafh  und  Kämmerer, 
Inhaber  des  2.  Infanterie-Regiments^  gehörte  einer  alten  sicbenbiirgischen  Adels- 
familie  an  y  und  war  auf  der  Besitzung  seines  Vaters  zu  S^rd  bei  Magj^ar  Igen  im 
Jahre  1775  geboren.  Der  Feldmarschall -Lieutenant  Saniuel  Graf  Gyulay, 
Inhaber  des  32.  Infanterie-Regiments,  befand  sich  zur  Zeit,  da  Retsey  kaum  daj 
Knabenalter  hinter  sich  hatte,  als  Festungs-Commandant  in  Karl^^burg.  Er  interes* 
sirte  sich  um  den  feurigen,  für  den  Soldatenstand  glühenden  Jimgh*ng  und  nahm  ihn 
im  April  1789  alsCadet  in  sein  Regiment  auf,  wo  er  bald  eine  Fähnrichstelle  erhielt. 

Der  Revolutionskrieg  führte  Rdtsey  1793  nach  den  Niederlanden,  wo  er  den 
ersten  Anlass  fand  seine  Uncrschrockcnheit  an  den  Tag  zu  legen.  Im  Jahre  1796 
focht  er  mit  dem  Regimente  in  Italien  und  wurde  im  März  1797  Oberlieutenant 
Im  Juli  des  darauf  folgenden  Jahres  kam  er  in  das  neu  errichtete  Infanterie-liegi- 
ment  Wukassovichj  nahm  hier  an  deoi  Treffen  bei  Verona  am  28.  März  1799 
ausgezeichneten  Antheil,  und  erhielt  bei  Magnano  eine  Wunde. 

Deni  Feldzuge  1809  wohote  Rdtsey  als  Major  und  Commandant  des  2.  west- 
galizischcn  Freibataillons  Erzherzog  Ferdinand  in  Polen,  jenem  gegen  Russland 
als  Oberst-Lieutenant  bei  Ilieronymus  CoUorcdo  bei,  wo  ihm  sein  gutes 
Verhalten  das  Obersten-Patent  erwarb. 

Die  Jahre  1813  und  1814  waren  für  Retsey  die  denkwürdigsten.  Mit  dem 
Regimente  in  der  Reserve- Armee  (Division  Feldmarschall -Lieutenant  von 
Bianehi)  eingetheilt,  vollführte  er  ausgezcit'hnetc  Thateuj  vorerst  bei  Dresden 
und  K  u  1  m  ^  dann  bei  Leipzig.  Der  Angriff  auf  Markklee  !)erg'  am  1 6.  Oetober, 
die  Vertreibung  des  Feindes  aus  den  Auen  längs  der  Pleisse,  die  sofortige  Vor- 
rliekung  bis  in  die  Nähe  von  Dnlitz  und  die  Erstürmung  dieser  cntseheidenden 
Position  selbst,  wobei  Retsey  dem  Regimente  ein  aneiferndcs  Beispiel  von  Uner- 
schrockenheit  gab  und  es  in  dem  heissen  Kampfe  zur  Ausdauer  ermuthigte,  waren 
Verdienste,  welche  durch  liandhillet  des  Kaisers  aus  Rötha  vom  20.  Oetober  mit 
dem  Ritterkreuze  de.s  Maria  Therosien-Ordens  gewürdigt  wurden. 

Als  General-Major  und  Brigadier  nach  Italien  versetzt^  nahm  Rc  tscy  weiter- 
hin an  dem  Zuge  nach  Neapel  in  der  Division  des  Prinzen  M  e  s  s  e  n  -  U  o  ni  b  u  r  g  TL  eil, 
und  blieb  als  Brigadier  zu  Palermo  bis  zum  Jahre  1827.  Hier  löste  er  seine  wichtige 
Aufgabe  zur  Zufriedenheit,  und  erhielt  zum  Beweise  der  Anerkennung  die  Inha- 
bersstelle  des  2.  Infanteric-Regiiiients.  Aiic!i  als  Feldmarschnll-Lieutenant  und 
DJvisionär  war  er  bei  der  lotervenirung  der  kaiserlichen  Troppen  in  der  Romagna 
im  Jahre  1831,  und  fand  in  der  Ernennung  zum  commantiirenden  General  in 
Galizien  im  Jahre  1839  erneuerte  Zeichen  des  Vertrauens  seines  Monarohen, 
Sieben  Jalu^e  wirkte  Retsey  mit  Umsicht  und  Energie  in  diesem  Kronlande,  und 
vertauschte  im  April  1846  diese  beschwerliche  Stellung  mit  jener  eines  zweiten 
Capitäns  bei  der  ungarischen  Leibgarde ,  wo  ihn  bald  darauf  auch  die  Ernennung 
zum  Feldzeugmeistcr  traf. 


1225 

Das  Jahr  1848  sollte  Retsoy  auf  ein  ungewohntes  Feld  füliren.  Die  Ver- 
wicklungen in  Ungarn  gewannen  nach  den  Mürztagen  eine  immer  grössere  ver- 
derblichere Tragweite,  und  als  es  endlich  geboten  war  der  Willkür  entgegen  zu 
ti-eten,  wurde  Rdtsey  am  3.  October  zum  ungarischen  Minister-Präsidenten  mit 
dem  Auftrage  ernannt,  ein  neues  Ministerium  zu  bilden;  er  contrasignirte  die 
gleichzeitig  erlasseneu  bekannten  kaiserlichen  Manifeste,  welche  Ungarn  in  den 
Kriegszustand  erklärten  und  den  Banus  mit  dem  Oberbefelil  der  Truppen  in 
jenem  Kronlande  betrauten* 

Wir  übergehen  die  Ereignisse  jener  trüben  Zeit  und  bemerken,  dass  Rdtsey, 
in  Folge  der  Ereignisse  des  6.  Octobers  in  Wien,  von  den  Aufruhrern  aufgehoben 
und  in  Gewahrsam  gehalten  wurde,  dass  er  am  8.  Jänner  1850  bei  Aufiösung 
der  ungarischen  Garde  nach  6 Ij ähriger  ausgezeichneter  Dienstleistung  in  den 
Ruhestand  übersetzt  ward  und  am  26.  October  1852  zu  Wien  seine  irdische  Lauf- 
bahn bcschloss,  den  Huf  eines  tapferen  entschlossenen  Soldaten  hinterlassend. 


t 


I 


DRESSERY,  Wilhelm  von,  als  General-Major  und  Brigadier  zu  Mantua  am 
14  März  1822  im  52.  Lebensjahre  gestorben,  -war  zu  K<"*haloni  in  Siebenbürgen 
geboren* 

Vom  Tijrkenkriege  an  hatte  Dresse ry  allen  Fchlzügen  beigewohnt,  war 
vorerst  Lieutenant  bei  Graf  Harrach-Kürassier,  im  Jahre  171^^)7  Hauptmann  bei 
Preiss-Infantcrie  und  im  Foldzuge  1805  als  Major  im  General-Stabe  der  ungari- 
schen adeligen  Insurroctions-Annee  beigegeben. 

Im  Jahre  1812  zum  Obersten  bei  dem  48*  Infanterie-Regimente  Simbschcn 
ernannt,  thoilte  Dressery  in  den  Befreiungskriegen  den  Ruhm  des  liegimcnts, 
welchcH  in  allen  Gelegenheiten  besondere  Tapferkeit  an  Tag  legte.  Die  erste  Ver- 
anlassung war  die  Schlacht  bei  Dresden,  wo  es  sich  bei  dem  Shirme  auf  Klein- 
Hamburg  und  Altona  auszciclmete  und  die  eroberten  Puncte  gegen  die  wieder- 
holten feindlichen  AngrÜfe  auf  das  Hartnäckigste  vertheidigte.  In  der  Schlacht  bei 
Leipzig  erhielt  da«  Regiment  am  \6,  October  den  Auftrag,  den  Meierhof  von 
Auenhayn  zu  nehmen,  w^elrhc  Aufgabe  hüchst  ehrenvoll  gelöst  wurde.  Es  hatte 
am  Morgen  dieses  Tages  durch  einige  Stunden  seine  Aufstellung  am  Walde  bei 
Gautsch;  war  dann  bei  Deuben  über  die  Pleisse  gegangen  und  der  Division  des 
Feldmai'schall-Liculcnants  Bianchi  bis  Gröbcrn  gefolgt,  wo  es  sich  in  Masse  auf- 
stellte* Der  Feind  hatte  Auenhayn  stark  besetzt  und  zu  beiden  Seiten  mehrere 
Batterien  aufgefaliren.  Um  2  Uhr  Nachmittags  rückte  das  2.  Bataillon  zum  Angriife 
Tor,  um  sich  dieses  »o  w^ichtigen  und  entscheidenden  Punctes  zu  bemeistern. 
Der  Gegner  wurde  zwar  zurückgediiickt,  allein  es  gelang  nicht  ihn  gänzlich  zu 
werfen,  da  der  Angriff  ohne  Geschütz  und  Reiterei  unternommen  w^erden  musste, 
jener  aber  von  beiden  Waffengattungen  unterstützt  war  und  den  Vortheil  des 
Terrains  für  sich   hatte»   Gegen  5  Uhr  untcrnalim  Oberst  Dresser y  mit  dem 


1226 

L  Bataillon,  unter  Major  Ruhen  dunst,  untorstützt  von  dem  Grenadier-Bataillon 
Call,  unter  Anführung  de.s  unerschrocfconen  Hauptmanns  Steiner,  dem  bald 
darauf  ein  Arm  zerschmettert  wurde,  einen  abermaligen  Angriff.  Um  den  voraus- 
zusehenden höchst  bedeutenden  Verlust  bei  einem  geraden  Vorrücken  auf  den 
Moierhof  zu  vermeiden,  zog-  sich  das  Bataillon  rechts,  drang  mit  gefälltem  Bajonetc 
ohne  einen  Schuss  zu  thun,  das  mörderische  Feuer  des  Feindes  nicht  achtend ,  mit 
Ungestüm  vor,  warf  den  Gegner  und  verfolgte  ihn  bis  auf  die  gegenüberliegende 
Anhöhe.  Der  tapfere  Major  Ruhen  dun  st»  welchem  eine  Kanonenkugel  das 
Pferd  unter  dem  Leibe  getödtet  hatte,  wurde  scliwer  verwundet  vom  Kampfplatze 
geschafft.  Auf  der  jenseitigen  Höhe  von  der  feindlichen  Cavallerie  angegrif- 
fen, fonnirte  das  Bataillon  eilends  Klumpen,  vereitelte  deren  Absicht,  und  zog 
sich  fechtend  bis  Auenhayn  zurück.  Der  Meierhof  ward  fortan  behauptet,  bis  die 
einbrechende  Nacht  dem  Kampfe  ein  Ende  machte.  Der  Vorlust  des  Regiments 
bestand  an  diesem  Tage  aus  1  Stabs-,  10  Ober-Officieren  und  500  Mann  vom  Feld* 
webel  abwärts.  Die  Tapferkeit  und  Ausdauer  der  Mannschaft,  so  wie  das  rühm- 
liche Beispiel,  womit  Stabs-  und  Ober-Offieiere  derselben  vorangingen,  fanden 
in  der  Relation  über  die  denkwürdige  Volkcrschlaclit  die  gebührende  Aner- 
kennung. Zur  Belohnung  des  Verdienstes^  welches  sieh  Oberst  Dresse ry  und 
Major  Ruhen  dunst  bei  diesem  merkwürdigen  Sturme  durch  einsjchtsvoUe  und 
kräftige  Leitung  ihrer  Truppen  erworben  hatteUj  wurde  crstercm  mit  HandbiJlet 
de^  Kaisers  aus  Kötha  vom  20.  desselben  Monats  das  Ritterkreuz,  dorn  Major 
Ruhen  dun  st  vom  Kai.sor  von  Russland  der  St*  Annen-Orden  2.  Classe  zu  Theih 
Auch  in  dem  Gefechte  bei  St.  Georges  am  18.  März  1814  zeichnete  sich 
Oberst  Dressery  mit  dem  Regimento  so  vortheilhaft  auSj  dass  ihm  der  russische 
St.  Wladimir-Ordeu  3.  Classe  verliehen  wurde,  so  wie  er  im  Jahre  1821  als 
General-Major  dem  Zuge  gegen  die  Insurgenten  in  Piemont  mit  gleicher  Umsicht 
beizuwohnen  Gelegenheit  hatte.     ■ 

WINDISCH-ORÄTZ,   Alfred  Fürst  zu,  Oberst  bei  Constantin-Kürassier,  ftir 
Leipzig,  wurde  im  Jahre  1850  Grosskreuz  (s.  d.). 


Call  von  Kulmbacli,  Karl  Freiherr,  Oberstj  Sohn  eines  Botzner  Hau 
delsmannes,  war  zu  Eppau  in  Tirol  1771  geboren.  Dieser  tapfere  Soldat  hatte 
sich  in  den  Zeiten  der  Gefahr  mannhaft  erprobt  und  seinen  Muth  durch  .viele 
Wunden  besiegelt.  Im  19.  Lebensjahre  Fähnrich  bei  Michael  Wallis-Infanterie, 
erhielt  er  im  Gefechte  auf  dem  Gaisherge  im  Elsass  die  erste  Blessur,  zeichnete 
sich  bei  Mainz  1795  auf  dem  Ilartenberge  als  Untcrlieutenant  durch  glücklich 
unterstütztes  Vorführen  der  Plänklcr  aus,  wohnte  der  Belagerung  von  Kehl 
bei,  wo  er  die  zweite  Wunde  erhielt,  und  avancirte  1797  zum  Oberlieutenant  im 
GeneraLQuartiermeisterstahe. 


1227 


Bei  dem  Vorrücken  des  Bei  1  ep^arde^sclien  Corps  im  ApHl  und  Mai  1799 
^  durch  Tii'ol,  das  Moatafoiier  Thal»  Eiigadeiii  und  Tcufelsbruck  nach  Italieti  legte 
Cmll  grosse  Umsicht  an  Tag,  erhielt  die  dritte  Wunde,  aber  auch  die  Ernennung 
zum  Hauptmann.  Namentlich  hatte  er  am  29.  Mai  bei  dem  Angriffe  auf  den  Gott- 
hardaberg  eine  Division  von  de  Vins-IufanteVie  in  die  Flanke  des  zur  Deckung 
des  feindltclien  liückzuges  bestimmten  Bataillons  sehr  zweckmässig  geführt,  so 
dass  Oberst  Graf  St.  Julien  in  der  Relation  bemerkte,  dass  der  klugen  und  ent- 
schlossenen Anführung  des  Bataillons-Commandanten  und  der  geschickten  Leitung 
CalTs  nicht  nur  die  Erleicliterung  des  Sieges,  sondern  auch  die  eingebrachte  Zahl 
Gefangener  zu  verdanken  scL  Als  die  Brigade  Dedovich  ihren  Rückzug  vom 
Gotthardsberge  über  Bellinzona  anti^at  und  über  Como,  Lecco  nach  Peschiera  und 
Mantua  glücklich  ausführte,  waren  es  zumeist  die  Dispositionen  des  sehr  thätigea 
und  umsichtigen  Call»  w^elche  das  Gelingen  ermöglichten. 

Im  Jahre  1801  zu  Lindcnau-Tnfanterie  eingetheilt,  tliat  er  sich  in  der  Schlacht 
bei  Caldiero  durch  standhafte  Vertheidigung  des  gleichnamigen  Dorfes,  inglei- 
chen als  Major  des  General -Stabes  am  ersten  Schlachttage  von  Wagram  beim 
Abschlagen  des  Sturmes  auf  den  Anhöhen  von  Baumcrsdorf  sehr  vortbcilhaft  her* 
vor.  Doch  waren  seine  Verdienste  im  Befreiungskämpfe  noch  viel  wichtiger. 

In  der  Sehlacht  von  Dresden  am  26.  August  1813  zeichnete  sich  Call  als 
Major  von  Argenteau-Iufanteric  bei  dem  Sturme  auf  Dresden  und  als  Commandant 
dieses  Regiments  am  folgenden  Tage  bei  der  Behauptung  des  Dorfes  liucknitz, 
dann  beim  glücklich  ausgeführten  Sturme  auf  das  brennende  Dorf  bei  Kulm  und 
Eroberung  aller  darin  und  rings  auf  den  Anhöhen  placirten  Kanonen,  Karren, 
Bespannung,  sammt  Gcfangennehmnng  mclü*erer  hundert  Feinde,  am  ll.Sc]jtember 
bei  der  Vorruckung  über  Nollendort  nach  Breitcnau  als  Commandant  des  Regi- 
ments und  der  aus  den  Regimentern  Argente  au  und  £rbach  gebildeten  Brigade, 
am  15,  durch  die  glückliche  Führung  der  Arricregarde,  ferner  in  der  Sehlacht 
bei  Leipzig  am  18.  October  als  Bataillons-Commandant  der  Grenadiere  von 
Argenteau,  Erbacli  und  Kolowrat  rühmlich  aus.  Es  war  um  die  zehnte 
Vormittagsstunde,  als  der  französische  General  Poniatowsky  mit  erneuerter 
Kraft  die  Brigade  Beck  von  der  Division  Blanchi  aus  Löasnig  und  DöJits 
warf.  In  diesem  gefährlichen  Augenblicke  beorderte  Feldmarschall-Lieutcnant 
Graf  Weisse nwolf  die  beiden  Grenadier-Bataillone  Call  und  Fischer  der 
Brigade  zu  Hülfe.  Call  wirft  den  Feind  mit  seinen  Grenadieren  aus  Dulitz  wieder 
heraus  und  erw^ehrt  sich  eines  Reiterangrilfes  durch  eine  auf  wenige  Schritte  gege- 
bene Gewehrsalve.  Aber  der  Gegner  lässt  von  den  Anstrengungen,  Döütz  bleibend 
2U  erobern,  nicht  ab;  doch  die  durch  das  herbeigeeilte  Grcnadier-BataillonFischcr 
unterstützte  Siandhaftigkcit  CalTs  vereitelt  sein  Vorhaben,  und  Dulifai  bleibt  im 
Besitze  der  tapferen  Grenadiere.  Diese  glänzende  Waftenthat  verschafl'te  dem  Oberst- 
Lieutenant  Call  das  Ritterkreuz  ausser  Capitel,  da  ihm  Se.  Majestät  der  Kaiaer 


1228 

mit  Handbillet  aus  Rütha  nocJi  am  20,  desselben  Monats  diese  Auszeichnung  zuzu- 
erkennen sicli  veranlasst  sah;  auch  die  vcrbiindeteii  Moiiarclien  scliniiicktcn  die 
Brust  des  Tapfern  mit  ihren  Militär-Orden. 

Im  Deccniber  desselben  Jahres  in  das  in  der  Errichtimg  begriffene  Tii^oler 
Jägercorps,  das  nachmalige  Kaiser-Jägcr-Rcgimcntj  eingcthcilt,  um  dessen  schnelle 
Orgamsirung  Call  sich  grosse  Verdienste  erwarb,  und  im  Jahre  1815  als  Vor- 
postens-Commandant  am  Po  vom  29.  März  bis  12.  April,  als  freiwilliger  Befreier 
der  Citadelle  von  Ferrai*a  am  18.  April,  und  dann  als  Conimandant  einer  Colonne 
von  1500  Jägern  und  Husaren  auf  der  Chaussee  bis  Bologna,  erwarb  er  sich  neuer- 
dings das  rühmliche  Lob  seiner  Vorgesetzten. 

Im  März  1816  in  den  Freitcrrnstand  erhoben,  quittirte  Call  nacli  herge- 
stelltem Frieden  die  Dienste,  erhiell  1835  dnn  Obersten-Cbarakter  und  starb  zu 
Wien  am  9.  Deccmber  1848. 

WOLNY,  Johann  Freiherr  vouy  zu  Smetschna  in  Rühmen  1774  geboren 
und  zu  Wien  als  Oberst-Lieutenant  in  Pension  am  13.  Juli  1822  ge^storben. 

Der  Oberst  Wolny  hatte  zwar  nur  24  Jahre  dem  Kaiser  hause  gedient,  nichts 
desto  weniger  aber  zwölf  Feldzügen  mit  Auszeichnimg  beigewohnt.  Schon  im 
Jalu'e  1796  bewies  er  sich  als  Unterlieutenant  des  Regiments  Spork  muthig  und 
entschlossen.  In  der  Schlacht  bei  Castiglione  am  8.  August  verwundet,  hatte  er 
trotzdem  vier  Kanonen  erobert;  einer  zweiten  tödlichen  Blessur  wegen  musste  er 
unter  den  Todten  auf  dem  Kampfplatze  liegen  bleiben,  wurde  gefangen  und  die 
errungenen  Vortheile  gingen  verloren. 

Im  Jahre  1799  hielt  er  das  Tawctschcr  Thrd  in  (Jraubünden  mit  60  Mann 
von  ßrecliainville  und  300  Mann  Landsturm,  wovon  Gin  Dritt  heil  mit 
Gewehren  und  der  Rest  mit  Morgensternen  bewaiFnet  war,  besetzt,  und  wurde 
am  6.  März  ohne  vorhergegangener  Autkündigung  des  Waffenstillstandes  vom 
General  Lolson  mit  3000  Mann  angegriffen,  hielt  aber  den  Tag  über  durch  fünf- 
zehn Stunden  heldenmiithig  Stand,  und  als  ihn  2  Compagnicn  des  Regiments  ver- 
stärkt hatten,  war  er  sogar  in  die  Möglichkeit  gesetzt,  die  Franzosen  nach  tapferem 
Widerstände  zu  werfen  und  iknen  2  Gebirgskanonen  und  zweihundert  Gefangene 
abzunehmen. 

Eine  schone  That  vollführte  Wolny  als  Hauptmann  des  bestandenen  Jäger- 
Regiments  im  Jahre  1805,  als  er  mit  seiner  Comjjagnie  und  einem  Zuge  Liceh- 
tenstcin-Husai*en  am  30.  November  um  Mitternacht  das  fi-anzosische,  von  2000 
Mann  besetzte  Hauptquartier  zu  Gratz  nach  einem  24stiindigen  Gebirgsmarsche 
überfiel  Die  Vorposten  wurden  tlieila  niedergemacht,  theils  gefangen,  daün  in 
die  Stadt  eingedrungen  und  unter  der  Besatzung  eine  so  grosse  Verwirrung  ange- 
richtet, dass  der  General  en  Chef  Marmont,  der  gleichzeitig  den  Feldmai*schall- 
Lieutenant  Chasteler  bei  Ehrenhausen  angegriffen  hatte,  um  sich  über  Marburg 


1229 


mit  der  italiomschen  Armee  und  über  Pak  mit  der  Division  in  Kbgcnfurt  in  Vcr- 
bindung  zu  setzen,  auf  die  erste  Nachriclit  dieses  Überfalles  sogleieli  den  Rückzug 
antreten  musste,  vermeinend,  Gratz  sei  von  der  Avantgarde  der  Armee  des  Erz- 
herzogs Karl  bedroht. 

Den  Feldzug  1809  machte  er  als  Major  bei  Deutschmeister-  und  die  Befreiungs- 
kriege bei  Strauch-Infanterie  Nr.  24  mit. 

Am  ersten  Tage  der  Schlacht  von  Leipzig  (16,0ctober)  hatte  er  aus  eigenem 
Antriebe  mit  2  CompagnienK  a  u  n  i  tz  beim  Schlosse  Markklceberg  einem  feindlichen 
Corps  von  8000  Mann,  welches  mit  aller  Anstrengung  versucht  hatte  auf  diesem 
Punete  über  die  Pleisse  zu  setzen,  durch  vier  Stunden  muthigen  Widerstand  geleistet 
Als  der  Feind  nach  diesem  mörderischen  Kampfe  endlich  einsah,  dass  es  ihm  an  dieser 
Stelle  nicht  möglich  würde  durchzubrechen,  gab  er  sein  Vorhaben  auf  und  wandte 
sich  liegen  Dösen.  Dies  geschah  zwischen  9  Uhr  Morgens  und  1  Uhr  Nachmittags. 
Um  4  Uhr  Nachmittags  fand  esFürst  AI  oys  Liechtenstein,  w\%hrnehmend,  dass 
der  Feind  bereits  bis  Gröbern  vorgedrungen  war,  gobieteriscli  nothwendig,  bciDölitz 
über  die  Pleisse  zu  setzen,  um  ihn  im  Rücken  zu  fassen  und  dadurch  dem  Kampfe 
eine  bessere  Wendung  zu  geben.  Es  handelte  sich  nun  darum,  wie  über  die  tiefe 
und  sumpfige  Pleisse  ohne  Pontons  zu  setzen  sei,  Wolny  trug  sich  unaufgefordert 
an,  die  abgetragene  Brücke  bei  Dölitz  im  Angesichte  des  Feindes,  der  diesen  Punct 
hartnäckig  vertheidigtc,  herzustellen,  was  er  auch  in  10  Minuten  trotz  des  lieftigsten 
feindlichen  Feuers  zu  Stande  brachte.  FcldmarschalbLieutcnant  A 1  o  y  s  Fürst  Liech- 
tenstein^ General-Major  Klopstein  und  der  tapfere  Hauptmann  setzten  zuerst 
über  die  Brücke,  Der  Feind,  durch  diesen  kühnen  Übergang  betroffen,  ergreift 
anfängUch  die  Flucht,  bald  aber  gewinnt  er  Fassung,  lässt  seine  aus  Garden 
bestehende  Reserve,  die  unseren  übersetzton  Truppen  mindestens  sechsmal  über- 
legen wary  umkehren,  wirft  sich  auf  die  kleine  Schaar  und  diese  über  die  Pleisse 
zurück  und  dringt  mit  ihr  zu  gleicher  Zeit  über  die  Brücke,  In  diesem  gefahrvollen 
Augenblick  formirt  Wolny  aus  eigenem  Antriebe  eine  Masse  von  verschiedenen 
Truppen  —  der  grösste  Theil  vom  Regimente  Kaunitz  —  welche  zuerst  über  die 
Pleisse  gesetzt  v^aren,  stürmt  dem  Feinde  kühn  entgegen  und  wirft  ihn  wieder 
über  den  Fluss  zurück.  Bei  diesem  Sturme  schwer  blessirt,  bleibt  er  doch  zu 
Pferdo  und  verbindet  sich  die  Wunde  mit  dem  Taschentuche;  erst  als  er  ^f  Hier  zum 
zweiten  Male  blessirt  und  unberitten  gemacht  wird,  verlEsst  er  das  blutgedüngte 
Schlachtfeld.  Dieser  Übergang  erfolgte  in  derselben  Zeit,  als  Feldm  arschall - 
Lieutenant  Bianehi  das  Dorf  Markkleeberg  angegriffen;  er  war  um  so  wichtiger, 
da  der  Feind  seine  Reserven^  mit  welchen  er  Markkleeberg  zu  unterstützen 
gedachte,  nunmehr  gegen  jene  Diversion  zu  verwenden  gezwungen  wurde. 

Das  Capitel  vom  Jahre  1815  erkannte  Wolny  für  diese  schöne  That  das 
Ritterkreuz  des  Maria'Theresien- Ordens  zu  und  im  Juni  1817  verlieh  ihm 
Seine  Majestät  der  Kaiser  den  Freiherrnstand, 


123U 


Der  tapfere  Soldat  hatte  im  Juni  1815  das  Comniando  eines  Infanterie-Regi- 
ments bei  dem  Ilcrzoo-e  von  Sachsen -Cobure^  üliernommen,  zo^  sich  aber  nach 


eingetretenem  zweiten  Pai'iser  Frieden  üU  Oberst-Lieutenant  in  den  RuliCistand. 


m 


\ 


I 


Sternbach,  Eduard  Freiherr  von,  Major,  zuSterzing  inTirol  1788  greboren, 
rat  bei  Beginn  des  Krieges  im  Jahre  1805  als  Fähnrich  in  das  17,  Infanterie- 
ßegiment  Reuss-Plauen  und  avancirte  noch  im  Laufe  desselben  zum  Lieutenant 
bei  Nassau -Kiii*assier  Nr.  5. 

Am  Tage  der  Sehlacht  bei  Leipzig  (16.  October  1813)  passirte  das  Regiment 
die  Plcisse  und  rückte  vor  Grobem.  Eine  starke  Cavallerie-Colonne  mit  Geschütz 
deploylrte  in  diesem  Augenblicke  auf  den  ersten  Höhen  zwischen  Gröbern  und 
LiebertsvolkwitZj  um  sich  auf  diesem  Puncte  festzusetzen.  Man  durfte  aber  dem 
Feinde  diese  vorlheiihafte  Stellung  nicht  überlassen^  wenn  man  das  Dorf  Groberii 
behaupten  wollte.  Oberst  Graf  Au  er  sp er  g  erkaunte  die  Wichtigkeit  und  ent- 
schloss  sich  den  bedeutend  überlegenen  Feind  vor  der  gänzlichen  Entwickelung 
seiner  Massen  in  diesem  Vorsätze  zu  hindern.  Mit  4  Schwadronen  griff  er  ihn  an, 
warf  ihn  von  der  Anhöhe  durch  ein  sumpfiges  Thal  in  grosser  Unordnung  zurück 
und  verfolgte  ihn  bis  auf  die  Höhen  zwischen  Dölitz  und  Dösen  in  seine  zweite  Auf- 
stellung." Hier  wurde  es  aber  dem  Feinde  möglich  sich  zu  sammeln  und  in  die  beiden 
Flanken  des  Regiments  Infanterie  und  Cavallerie  zu  detachiren,  worauf  Oberst 
Auersperg  von  der  weiteren  Verfolgung  ablassen  mnsste,  um  sich  von  dem 
eigenen  StUtzpuncte  niclit  zu  weit  zu  entfernen.  Dieser  Augenblick  war  es,  den 
der  ObcrJioutenant  Stern  bach  eben  so  glücklich  als  kühn  zu  benutzen  verstanden* 
Mit  100  Kürassieren  warf  er  sich  jener  feindlichen  Abtbeilung  entgegen,  welche 
unsere  rechte  FLinke  und  den  Rücken  bedrohte,  und  hieb  in  dieselbe  mit  so  aus- 
gezeichnetem  Muthe  ein^  dass  sie  sieh  bis  zur  Suite  des  Kaisers  Napoleon  und  auf 
die  Reserve-Artillerie  flüchtete.  Die  Unordnung  in  den  feindlichen  Treffen  wurde 
allgemein,  zumal  bei  dieser  Gelegenheit  auch  die  Bedienung  des  feindlichen 
Geschützes  niedergesäbelt  wurde.  Nach  dieser  tapferen  Attaque  bahnte  sich 
Sternbach  durch  mehrere  feindliche  Infanterie -Massen  den  Weg  zum  Regi- 
raente,  und  warf  mit  vieler  Bravour  die  ihm  bei  dem  Rückzuge  nacheilende  fran* 
zösische  Reiterei  zurück.  So  erfolgreich  dieses  heldemnüthige  Unternehmen  für  die 
eigene  Truppe  war,  so  wichtig  war  es  auch  für  die  bei  Gosa  aufgestellten  russischen 
Colonnen,  welche  von  der  feindlichen  Cavallerie  gedrängt,  dadurch  befreit  wurden, 
da  der  Feind  von  dem  gefassten  Vorsätze  nunmehr  abstehen  musste. 

Feldmarschall  Fürst  zu  Seh  warzenberg  bestätigte  dem  tapferen  Officier, 
dass  er  nicht  nur  durch  die  ihm  unmittelbar  zugekommenen  Meldungen,  sondern 
auch  späterhin  durch  die  Aussage  französischer  Generale  erfahren  habe,  wie  diese 
als  Augenzeugen  jener  kühnen  Attaque  Sternbach's,  die  in  einem  Momente  ihnen 
so  wesentliche  und  schon  errungene  Vortheile  entriss,  volle  Gerechtigkeit  wider- 


1231 

Fahren  Hessen,  und  empfahl  den  nach  der  Hand  znm  IIan|itnmnn  im  2.  Jager- 
Bataillon  bcfdrdertcn  Obcrlicutcnant  Freihcrrn  von  Sternbach  zur  wohlverdien- 
ten Belohnung;  das  Ordens-Capitel  ini  Jahre  1815  erkannte  ihm  auch  einstimmig 
das  Ritterkreuz^u. 

Dieser  hi'ave  Soldat  diente  später  mehrere  Jahre  hei  Kaiser-Jäger,  trat  im 
Mai  1828  in  den  Ruhestand  und  erhielt  Im  Februar  1840  den  Majors-Charakter. 
Er  starb  am  11.  Üecember  1846  zu  OUcrpcttnau  in  Tirol. 


I 


WEISSE^IVOLF,  Nikolaus  Graf  von  ^  Fehlmarschall-Licuteuant  und  Käm- 
merer, Inhaber  des  3,  Infanterie-RegimentSj  aus  einem  alten  ^linisterialea-Gcschlechte 
der  Bischöfe  von  Bamherg  entsprossen,  welches  im  Mai  104ö  zur  Grafen  würde 
gelangte,  kam  er  1763  in  Prag  zur  Welt,  Der  Graf  Joseph  Collor  cd  o  verlieh  ihm 
bei  Ausbruch  des  bayerischen  Erbfolgekrieges  eine  Fähnrichstelle  in  seinem  Regi- 
mente,  und  Weiss enwolf  rechtfertigte  schon  in  diesem  Kriege  die  Gnade  auf  so 
lohenswerthc  Weise,  dass  er  Im  April  1779  zum  Lieutenant  befördert  wurde.  Dem 
Türkeukriege  wohnte  er  rds  Hauptmann  beiNiklanEsÄterhilzy-Infanterie  bei  und  fand 
in  jenem  gegen  Frankreich  meinfache  Gelegenheit  zur  Auszeichnung.  Er  wurde 
wegen  rühmlicher  Haltung  bei  der  Vertheidigung  der  Posten  von  Maubeuge 
(7.  Octoberl793),  dann  bei  der  Einnahme  derNeckar  schanze  und  in  der  Schlacht 
bei  Würz  bürg  belobt;  der  Erzherzog  Karl  beehrte  ihn  mit  der  Uberbringung 
der  SJegesnachricIlt  nacli  Wien  und  empfahl  ihn  der  Gnade  des  Kaisers,  worauf 
Wcissenwolf  zum  Major  bei  dem  croatischen,  durch  Major  Löwenberg  befeh- 
ligten Freicorps  vorrückte ,  und  bei  Auflösung  desselben  im  Juli  1797  als  Oberst- 
Lieutenant  zu  Michael  Wallis-Infanterie  Nr.  11  eingetheilt  wurde. 

Bei  der  Unternehmung  in  das  Engadein  im  Jahre  1799  unternahm  er  mit 
seinem  Detachemcnt  einen  äusserst  beschwerlichen  Marsch  über  die  Gebirge,  tiel 
den  Franzosen  in  Rücken,  alarrairte  sie  im  Tschicfer-Thale  und  liielt  sie  zu  Czernez 
fest.  Bald  darauf  wurde  in  Tirol  aus  den  Divisionen  M  i  c h  ae  1  W  a  1 1  is ,  K  i  n  s k  y 
und  Oranien  ein  neues  Grenadier-Bataillon  aufgestellt  und  Weissen wolf  zum 
Commandanten  desselben  ernannt.  Nachdem  es  am  4.  April  beiTauftcrs  die  Feuer- 
taufe erhalten,  ward  es  zur  Armee  nach  Italien  gezogen  und  nahm  an  den  Sclilach- 
ten  bei  Novij  bei  Genola  und  Marengo  ruhmvollen  Thcil,  wo  sich  Weis sen- 
wolf  mit  grosser  Bravour  schlug,  und  im  September  1800  dl©  Beförderung  zum 
Obersten  erhielt. 

Seine  Tapferkeit  in  der  Schlacht  bei  Caldiero  als  Commandant  des 
lofanterie- Regiments  Eszterhiizy  verschaffte  ihm  auf  dem  Schlaclitfolde  die 
Beförderung  zum  General-Major  (6.  November  1805);  in  dieser  Eigenschaft  erhielt 
er  ixu  Jahre  1809  im  Hiller'schen  Corps  eine  Infanterie-Brigade  (Korpen*  und 
Deutschmeister-Infanterie).  Die  erste  L^nternehmung  bot  sich  ihm  schon  am  20.  April 
bei  Uottenburg  dar,  wo  er  gegen  7  Uhr  Abende  den  Wald  vrtrnSIostanerhofc,  wo  des 


1232 


.Feindes  rechter  Flügel  stand^  durch  das  Regiment  Deutschmeister  zwar  tapfer 

pdoch  ahne  Erfolg  angreifen  lie&s;  dann  focht  er  bei  Landshut,  Ebelsberg, 

Aspern,  Wagram  und  Znaim  mit  so  grosser  Auszeichnung,  dass  er  für  Aspe 

Eum  Feldmarsehall'Lieutenant  befördert  und  Cur  Znaim  zum  Inhaber  des  3.  Infa; 

terie-Regiments  ernannt  wurde. 

In  den  grossen  Kriegen  gegen  Frankreich  war  dem  Feldmarschall-Iieutenant 

Grafen Weissenwolf  eine  Grenadier-Division  zugewiesen.   Am  ersten  Schlacht- 

Miige  Ton  Leipzig  unterstützte  er  in  dem  Momente   aU  Kaiser  Napoleon  bei 

Wachau  zum  Angriffe  überzugehen  beschloss,  die  Unternehmungen  der  Reiter  von 

I  U OS  t  i  tz  und  der  tapfern  Division  B  ianchi,  indem  er  über  Gaschwitz  und  Deubea^H 

raach  dem  rechten  Ufer  der  Pleisse  rückte  und  sich  vor  Gröbern  aufstell le.    DiesO^^ 

schnelle  und  umsichtige  Vorrückung,  welche  den  in  dieser  Richtung  aufgebotenen 

feindlichen  Massen  imponirte,  trug  nicht  unwesentlich  zur  Behauptung  unserer  Stel- 

Llung  am  16.  October  bei.   Als  die  Franzosen  sich  dann  Auenhayns  bemächtigt 

hatten,   Marschall  Victor  die  Gebäude  der  Schäferei  sehr  stark  besetzte  und  zu 

beiden  Seiten  Batterien  auffahren  liess,   folgte  Weissenwolf  dem  zum  Sturme 

mestimmten  Regimente  Simbschen  in  BataSlonsmassen  schachbrettförmig  nach 

und  beorderte  das  Grenadier-Bataillon  Call  unter  dem  Hauptmann  Steiner  jenes 

^tegiment  zu  unterstützen^  während  er  selbst  seine  Artillerie  so  zweckmiLssig  placirte^ 

Bass  durch   den  Ueldenmuth   der  Truppen   und  die  wirksame  Verwendung  der 

Ujrtillerie  dieser  wichtige  Posten  den  Franzosen   entrissen  wurde,    und   sie  die 

iMkfi  Ebene  bei  Auenhayn  ganz  verlassen  und  sich  in  ihre  frühere  Stellung  nach 

Wachau   zurückziehen  mussten.     Am  18.  October  10  Uhr  Vormittags  war  die 

Brigade  Beck  tou  der  Division  Bianehi   durch  die  Franzosen   unter  Ponia- 

towsky  aus  Lössnig  und  Dolitz  gedrängt  worden«  Es  war  dies  ein  entscheidender 

Moment;  FeldmarschaU<Lieutenant  Weisse nwolf,  die  Gefahr  erkennend ,  eew 

det  sogleich  die  beiden  Grenadier-Batailione  Call  und  Fischer  dem  bedingte) 

Bianehi  zu  Hülfe.   Call  wirft  den  Feind  aus  Dolitz  wieder  heraus;  doch  d 

gFeind  iHsst  von  seinen  Anstrengungen,  Dolitz  im  Besitze  zu  erhalten,  mcbt  ab 

Ua  beordert  Feldmar^itchall-Lieutenant  Graf  Weissenwolf  auch  noch  einen  Theil 

Eies  Grenadier^BataiUons  Portner  zur  gefährlichen  Stelle^  und  diesem  mit  dem 

uatailion  Fischer  gelingt  es,  das  Gleiehgewicht  des  Kampfes  wieder  herzustellejQ 

und  Dolitz  zu  uebmea, 

.  Seine  Majestät  d^  Kaiser  waren  mit  den  erfolgreieben   Dispositionen  des 

pTridtnafdcball-Lieulenants  Grafen  Weissen  wo  If  so  wohl  zufrieden,  dass  Sie  ihm 
mit  Haudbillet  aus  Schmalkaldcn  vom  30.  October  das  Ritterkreas  des  Maria 
Theresien-Ordens  zu  verleihen  geruhten. 

Auch  den  weiteren  Ereignissen  bis  mom  Pariser  Frieden  hane  trrat'  Weissen- 
wolf beigewohnt,  ward  dann  ak  Divisionir  angestelll  itiid  beseUoss  sein  Leben 
iu  der  Eigenschaft  eines  Uilitär-Coaunandanten  zu  linz  am  11.  April  1825. 


1233 


BUBNA  von  Littitz,  Ferdinand  Graf,  Feldmarschall-Lieutenant,  gelici- 
jner  Rath  unJ  Kämmerer ,  commandiiTnder  General  in  der  Lonibardie,  Inhaber 
des  Dragoner-Regiments  Nr*  4,  einem  Gesclilechte  entsprossen,  dessen  Adel  weit 
über  die  Zeit  der  böhniisclien  Könige  aus  dem  Hause  Luxemburg  reicht,  ©in 
Mann,  der  es  verstand,  den  Rubm  seines  Stanjmes  dureli  eigene  Kraft  wieder  auf 
jenen  Punct  zu  heben,  der  ihn  vormals  geziert.  Er  ward  am  26,  November  1768 
zu  Zamersk  in  Böhmen  geboren.  Seine  Familie,  durch  politische  Stürme  und 
häusliche  Unfälle  verarmt ,  konnte  ihm  keine  jener  Hülfen  zukommen  lassen, 
M^elche  am  Beginne  einer  schwierigen  Laufbahn  den  thätigen  Geist  zu  erheben 
vermögen.  Ihn  begleitete  sein  guter  Name  und  sein  angebornes  Talent. 

Als  Cadet  trat  Graf  Bub  na  1784  in  das  57.  Infanterie-Regiment,  und  später 
in  das  34.,  mit  der  Eintheilung  in  das  Feldbataillon,  das  mit  den  übrigen  für  die 
Belagerung  von  Belgrad  bestimmten  Truppen  die  Winterquartiere  bei  Semlin 
bezog.  Erst  nach  längerer  Zeit  rückte  er  zum  Fähnrich  vor  und  ein  Zufall,  der 
ihn  an  der  Tafel  seines  Inhabers  Fiirblen  Anton  Eszterh^zy  mit  dem  General 
Grafen  Joseph  Kinsky  zusammenführte,  bewirkte  sein  rasches  Avancement.  Man 
entdeckte  in  dem  früber  ganz  unbekannten  Fähnriche  bedeutende Fähigkeitenj  und 
es  entstand  zwischen  beiden  Generälen  ein  edler  Wetteifer,  dem  Träger  derselben 
auch  den  gehörigen  Posten  anzuweisen.  Während  Fürst  Eszterhäzy  seinen Fälm- 
rich  zum  Unterlieutenant  ernannte  (16*  Mai  1789),  übersetzte  ihn  Graf  Kinsky 
als  Oberheutenant  in  sein  (12.)  Dragoner-Regiment 

Die  Ebene  des  croatischen  Cordons  war  für  den  jungen  Officier  eine  vortreff- 
liche Schule  des  kleinen  Krieges,  aber  auch  der  grosse  liess  nicht  mehr  lange  auf 
sich  warten,  und  hier  ward  Bub  na  ein  wahrer  Abgott  seiner  Reiterschaar.  Es 
war  im  Jahre  1792,  dass  der  berühmte  Reiterfubrcr  Johann  Fürst  Liechten- 
stein, sein  Oberst,  den  vollen  Werth  und  die  hohen  Anlagen  Bubna^s  erkannte, 
dem  er  nun  auch  wichtigere  Dienstleistungen  übertrug,  und  ihm  dadui-ch  nicht  allein 
besonderen  Antheil  an  dem  Ruhme  des  Regiments,  sondern  auch  vollständigere 
Ausbildung  in  der  Kunst  der  Verwendung  und  Führung  leichter  Truppen  ver- 
schaffte. 

Seit  dem  Jahre  1794  Rittmeister,  that  sich  der  Graf  im  Feldzuge  von  1795 
bei  mehreren  Angriffen  auf  das  feindliche  Lager  vor  Mannheim  ruhmvollst  hervor, 
und  zeigte  vomämlich  in  der  Campagne  von  1796  zahlreiche  Proben  eines  gewal- 
ligen Untcrnehnmngsgeistes  und  bedeutenden  Scharfblickes.  Auf  dem  Rückzüge 
des  Erzherzoge  Karl  vom  Rhein  an  die  Donau  hatte  Fürst  Liechtenstein,  der 
Comniandant  der  Nachhut,  dem  Grafen  Bub  na  ein  zusammengesetztes  Commando 
übertragen;  unausgesetzt  beunruhigte  er  hier  daa  Lager  des  Generals  Desaix^ 
griff  die  starken  feindlichen  Linien  an  und  vollführte  glänzende  Streifzügo  nach 
Neumarkt  und  Aalen.  Als  Flügel- Adjutant  in  des  Erzherzogs  Gefolge  berufen 
(1799),  zeichnete   er  sich  beim  Sturme  von  Mainz  au.^,  blieb  auch  in  gleicher 

T8 


1234 


Eig^enschaft  beim  Feld^eogmeistar  Kray^  ward  1800  als  Oberst-Lieutenant  dem 
1.  General- AdJQtanten  des  Kaisers  beigegeben,  dann  als  General -Adjutant  s^ 
Erzherzog  Karl  beordert,  und  endlich  1 801  zum  Obersten  befordert.  f 

Cnter  der  unmittelbaren  Leitung  des  Erzherzogs,  den  er  in  die  Übungslager 
begleitete,  arbeitete  er  im  Kriegs-Departement,  ward  1805  zum  Vorsteher  un/fl 
Referenten  des  Militär-Departements  im  Hofknegsrathe  und  zum  General- Maj  o? 
ernannt  und  zum  Chef  des  General-Stabes  dem  heranrückenden  2.  russisoben 
Heere  vorgeschlagen.   Diesen  Posten  konnte  er  indess  nicht  antreten,  weil  di|| 
Armee  selbst  m'cht  anlangte ;  dessenungeachtet  wohnte  er  der  Schlacht  Ton  Auster- 
lit«  bei,  wo  er  als  freiwilliger  Führer  die  trefflichsten  Dienste  leistete. 

Nach  dem  Frieden  übernahm  er  eine  Cavallerie-Brigade  in  Prag  und 
loBpection  der  böhmischen  Beschälanstalten,  ward  1807  ab  Hofkriegsrathzn 
Oberleitung  des  gesammten  Remontcnwesens  nach  Wien  berufen,  traf  1809, 
Wien  bereits  eingeschlossen  war,  die  Yortheilhaftesten  Vertheidigungsanstalten 
Donaustrande  und  entwickelte  bei  den  Friedensunterhandlungen,  die  er  zugleic 
mit  dem  Fürsten  Liechtenstein  pflog,  ausgezeichnete  diplomatische  Talente. 

Im  Jahre  1809  war  er  zum  Feldmarschall-Lieutenant  befbrdert  wor- 
den und  trat  als  solcher  seinen  Posten  im  Hofkriegsrathe  wieder  an.  Als  Reprä- 
sentant Österreichs  hatte  er  1813  Napoleon  zu  Paris  und  Dresden  Pacifications- 
Vorsohläge  zu  machen,  die  aber  bei  dem  bekannten  störrischen  Sinne  des  Kaise 
sich  schlecht  lohnten  j  von  dieser  Mission  eilte  er  zu  der  ihm  zugewiesene 
zweiten  leichten  Division  nach  Böhmen,  drang  gegen  Dresden  vor^  übersetzte 
Elbe,  erzwang  sich  bei  Würzen  den  Marsch  nach  der  Schlachtlinie  der  AUürten, 
rücJcte  am  18.  October  in  dieselbe  ein,  und  reihte  sich  auf  den  äussersteii  rechten 
Flügel  der  Alliirten  unter  dem  kaiserlich-russischen  General  en  Chef  Bennigsei 
Schon  am  18*  mit  grauendem  Morgen  stand  er  vor  Beieha  und  um  10  LTfar  ve 
kündete  dem  Feldmarschall  Fürsten  Schwarzenberg  der  Kanonendonner,  unt 
welchem  Bub  na  das  hartnäckig  verthcidigte  Dorf  Faun sdorf  angreifen  Hess, 
dass  die  zweite  leichte  Division  unter  ihrem  tapfern  Führer  ihre  Aufgabe  gelöst 
habe.  Bubna's  Erscheinen,  seine  standhafte  Behauptung  des  erstürmten  und 
wiederholt  mit  Wuth  angefallenen  Paunsdorf  waren  unstreitig  so  wesentlicl 
Momente  zur  Erringung  des  bald  an  allen  Puncten  sich  vollständig  erwiesene 
Sieges,  dass  ihn  Seine  Majestät  mit  Allerhöchstem  Handschreiben  aus  Rotha  von 
20. October  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  schmückte? 
Als  Commandant  der  Avantgarde  der  Haiiptarmee  verfolgte  er  den  Feind  und  wa 
ihn  aus  den  Hochheimer  Schanzen  in  die  Werke  von  Mainz.  Bei  dem  Beginne 
Invasion  in  Frankreich  befehligte  Graf  Bub  na  die  1,  leichte  Division  von  20,C 
>fann,  drang  in  die  Schweiz  ein,  besetzte  Grenf  im  December  1813,  überschritt  deiT 
Jura  und  rückte  bis  Lyon  vor.  Nach  der  Einnahme  von  Paris  ward  er  zum  G  enera] 
Gouverneur  der  von  Frankreich  zu  trennenden  Provinzen  Piemont,  Savoyen  un 


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1231 


I 


fizza  ernannt,  und  blieb  bis  1815  österreichischer  Gesandter  in  Turin  undComman* 
dant  der  österreichischen  Truppen  In  Plemont.  Nach  der  RUckkohr  Nap  oleoa's 
übernahm  er  den  Befehl  über  das  2.  Corps  der  Armee  in  Ifalicn,  mit  welchem  er  in 
Lyon  einzog  und  daselbst  als  Gouverneur  eine  Zeit  liindurch  wirkte,  um  sodann 
den  Posten  eines  interimistiscben  Obercommandanten  in  der  Lombardie  anzutreten. 

Diese  wichtige  Stelle  wai-d  ihm  1818  definitiv  übertragen,  und  dass  Graf 
Bubna  die  wicbügen  Interessen,  welche  sich  hieran  ketteten,  vollkommen  begrÜfj 
beweist  seine  letzte  Unternehmung  gegen  die  Rebellion  in  Piemont  1821,  deren 
Verbreitung  in  die  österreichischen  Provinzen  er  nicht  nur  vorbeugte,  sondern 
die  er  auch  mit  geringer  Truppenmacht,  aber  rasch  und  ungesäumt,  durch  einen 
Einmarsch  in  Piemont  selbst  unterdrückte. 

Das  Vaterland  hatte  seiner  noch  länger  bedurft;  ein  rascher  Tod  entriss  ihm 
den  als  Staatsmann  und  Krieger  gleich  hochgeachteten  Mann  schon  am  5.  Juni  1825* 
VoUe  Würdigung  fanden  seine  Eigenscliaften  in  der  einfachen  Inschrift,  welche 
die  Stadt  Mailand  auf  dem  bei  der  Todesfoier  von  ihr  aufgerichtiöten  Prunkgerüste 
anbringen  Hess: 

Ferdinajidus  Comes  Bubna  —  Ctms  Integer  —  Bellator  Fortis  —  Modera- 
tor Safiens. 


STEINi  Emmerich  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Inhaber  deß 
4.  Artillerie-Regiments,  war  zu  Görz  1762  geboren. 

Sein  Vater,  durch  neun  vor  dem  Feinde  erhaltene  Wunden  frühzeitig  der 
Laufbahn  entrissen,  starb  als  Oberlieutenant  im  Wiener  Invalidenbause;  Emme- 
rich trat  im  bayerischen  Erbfolgekriege  als  k.  k,  Cadet  bei  Toscana-Infanterie 
ein  und  wurde  nach  drei  Jahren  zur  Ai'tillerie  übersetzt. 

Während  des  Türkenkrieges  hatte  er  als  Lieutenant  in  mehreren  Gelegen- 
heiten durch  Muth  und  Unerechrockenheit  sich  vor  dem  Feinde  ausgezeichnet, 
im  Frieden  aber  die  Bildung  der  ihm  anvertrauten  jungen  Leute  —  während  seiner 
23jährigen  Dienstzeit  im  Bombardier-Corps,  wo  er  vom  Unterlieutenant  bis  zum 
Oberst-Lieutenant  vorrückte  —  als  des  im  Kriege  besonders  nothigen  Nach  Wach- 
ses, sich  so  sehr  angebgen  sein  lassen,  dass  durch  diesen  seinen  Unterricht  viele 
Individuen  wieder  zu  Lehrer  angestellt,  auch  bei  anderen  Militär- Anstalten  mit 
grösstem  Nutzen  verwendet  wurden. 

Stein  bekam  spät  nach  dem  Türkenkriege  und  zwar  im  Jahre  1805  Gelegenheit 
sich  besonders  verdienstlich  zu  machen.  Er  war  dem  Corps  des  Generals  der  Caval- 
lerie  Fürsten  Liechtenstein  zur  Leitung  der  Artillerie- Geschäfte  bis  zur  Ankunft 
des  Feldmarschall-Lieutenants  Ron  V  roy  beigegeben*  Geradein  diesem  zwar  kurzen 
aber  schwierigen  Zeitpuocte  hatte  er  durch  Anstrengung  alles  Nöthige  an  Geschütz 
und  Munition  für  das  vom  Feinde  verfolgte  Corps  herbeigeschafflt  und  Vieles  noch 
gerettet^  welches  ihm  auch  die  Zufriedenheit  des  Fürsten  Liechtenstein  erwarb, 

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1236 


Im  Juli  1813  zum  Obersten  im  zweiten  Regimente  befördert,  wurde  Ste 
zur  Leitung  der  Artillerie  bei  dem  von  der  Ilauptarmce  abgesonderten  4.  Ai*ni 
Corps  unter  Kien  au  berufen,  wo  er  durch  kingc  und  zweckmässige  Anordnung 
Eintheilung   der  Geschiitzbattericn    in   den  Tagen  des    8.  und  9,  Oc tober 
Penig,  bei  Liebertwolkwitz,  dann  Leipzig  (14.  und  16.),  und  insbesond 
am  18.  October  bei  Holzhausenj  Zukelhausen  und  Stötteritz,  wo  das  4,  Corps 
recliten  Flügel  der  Haupt armec  stand;  viel  Erfolgreielicä  für  den  guten  Ausga] 
dieser  Sclüacht  leistete ,  und  über  Vorschlag  des  Corps-Commandanten  mit  dem 
Ritterkreuze  des  Maria  Theresien*Ordens,  verliehen  durch  Allerhöchstes  Ilai 
billet  aus  Schmalkalden  vom  30.  October  desselben  Jalu'cs,  belohnt  und  im  J' 
1816  in  den  Freihcrrnstantl  erhoben  wurde. 

In  den  Friedensjahren  wirkte  Stein  mit  rastloser  Umsicht  undThatkraft 
den  Allerhöchsten  Dienst  und  avancirte  nach  und  nach  bis  zum  Feldmarsclii 
Lieutenant,  Der  ehrenvolle  Posten  ehies  Artillerie- Dir ectors  bei  der  mobilen  Armi 
in  Italien  schloss  seine  ausgezeichnete  57jlihrige  Carriöre;  er  starb  zu  Mailand  a 
no,  April  1835. 


ROTHKIRCH  und  Panthen,  Leonhard  Graf  von,  Fei  dmarschalULieuten 
geheimer  Rath  und  Kämmerer,  commandircnder  General  in  lUyrien,  Innerus 
reich  und  Tirol^  InJiabcr  des  12.  Inümterie-RegimentSj  wurde  am  6.  Novemb 
1773  zu  Pahrendorf  in  Ungarn  geboren.  Er  stammte  aus  einem  altadeligcn  sclil 
sischen  GeschlocLte,  das  schon  vor  sechshundert  Jahren  dem  Erlöschen  nahe  wj 
denn  in  der  Schlacht  von  Wahlstatt  1241^  wo  Herzog  Heinrich  der  Fromi 
von  Breslau  den  Mongolen  Widerstand  zu  leisten  suchte,  wurden  alle  Rothki 
che,  vier  und  drefssig  an  der Zahl^  erschlagen^  nur  D o o d a t ,  der  Stammbai 
aller  späteren  zahlreichen  Zweige  dieses  an  Thaten  fruchtbaren  Hauses,  lag 
jenem  verhängnissvollen  Tage  noch  als  Kind  in  der  Wiege,  Nachdem  im  vorigi 
Jahrhunderte  Schlesien  an  Prcussen  gefallen  war ,  trat  Rothkirch's  Vater  nd 
seinen  Brüdern  aus  alter  Anhänglichkeit  an  das  angestammte  ßegentcnhaus 
österreichi.^che  Kriegsdienste,  in  denen  er  1784  als  Ma]or  starb. 

Leonhardj   in  der  Neustädter  Militär- Akademie  erzogen,  bleibt  füi-  al 
Zeiten  eine  Zierde  dieses  ausgczeicbneten  Militär-Institutes. 

Im  18.  Lebensjahre  ward  er,  trefflich  ausgebildet,  als  Fahnen-Cadet  in 
27.  Infanterie-Regiment  Strassoldo  elngcthcilt,  avancirteim  Juni  1793 zum Fähn- 
i'ich  und  bald  darnach  zum  Unterlicutcnant.  Seinen  ausgezeichneten  Eigenschafi 
und  vielseitiger  Verwendbarkeit  verdankte  er  die  Beförderung  zum  Obcrlieutenj 
im  General-Stabe,  Juni  1795,  und  so  erschloss  sich  ibm  eine  neue  wichtige  Diensi 
Sphäre,  in  welcher  er  bahl  mit  voller  Thätigkelt  sich  zu  bewähren  Gelege 
fand.   Der  hcrrlicbo  Sieg  unserer  Truppen  bei  Mainz  war  für  ihn  Veranlassui 
zur  besonderen  Auszeichnung;  diesem  folgten  die  Tage  von  Amberg  und  Wü 


1237 

bürg,  die  Erstliimung  von  Neuwied,  dann  das  glänzende  Gefecht  liei  Leunen 
1797,  wo  seine  Umsieht  und  Entsclilosseiibeit  die  Abtiieilung  des  Generals  de 
Brye  von  Gefangenschaft  rettete  und  ihm  die  aussertotirHcbe  Beförderung  zum 
Capitiin-Lieutcnant  im  Plonniercorps  embracbte. 

In  den  Feldzügen  1799  und  1800  in  Scliwaben,  der  Schweiz,  Graublindten 
und  Tirol  verwendet,  fand  er  mit  seiner  Pionnior-Compagnie  Gelegenheit  militäri- 
ßche  Bauten  verschiedener  Art  auszuführen  und  eich  in  diesem  Diensteszweigc  zu 
veiToUkomranen,  Im  Jahre  1805  thcilte  er,  ab  Hauptmann  bei  Stain-Infanterie 
und  bei  dem  Jellac^it^'achen  Corps  eingetheilt,  das  Schicksal  desselben  in 
Vorarlberg,  Dann  ward  er  in  die  Nähe  des  Erzherzogs  Karl  gezogen,  unter 
dessen  Leitung  der  intelligente  Hauptmann  die  ^Beiträge  zum  praktischen 
Unterrichte  im  Felde^  ausarbeitete  und  fiir  diese  vorzügliche  Leistung  im 
December  1807  zum  Major  auisser  seiner  Tour  befördert  wurde. 

Das  Jahr  1809  fand  ihn  in  der  Suite  des  GcneraUssimus  und  an  dem  glor- 
reichen Tage  bei  Aspern  an  der  Spitze  der  Grenadiere  den  Schtittkasten  von 
Esslingen  stürmenj  wobei  er,  am  Ai*me  schwer  verwundet,  die  Anerkennung  in  der 
Beförderung  zum  Oberst- Lieutenant  bn  General-Stabe  auf  dem  Schlachtfelde  erntete- 
Nach  dem  Wiener  Frieden  gründete  Ilothkircb  in  Vereinigung  mit  den 
damaligen  Ilauptleuten  Schets  und  Wagner  die  im  Jahre  1849  eingegangene 
„öaterroichische  militärisehe  Zeitschrift,*^  deren  Oberleitung  er  bis  zu 
seinem  Tode  führte.  Diese  Zeitschrift,  welche  auch  im  Auslande  grosse  Anerken- 
nung fand,  verbreitete  gediegene  kriegsgeschiehtlicho  und  kriegswissenschaftliche 
Kenntnisse  in  der  Armee  und  sind  die  gehaltvollsten  von  ihm  verfassten  Aufsätze 
meist  mit  R.  unterzeichnet.  In  diesen  Zeitraum  fallt  auch  die  Vollendung  der 
praktischen  Beiträge  im  Fclde^  deren  letztes  Heft  im  Jahre  1813  erschien.  Neben 
diesen  ernsten  Beschäftigungen  setzte  er  aber  auch  seine  poetischen  Arbeiten  nicht 
ganz  bei  Seite  und  der  freundschaftliche  geistige  Wechselverkchr  mit  den  beiden 
Collin's,  Friedrich  Schlegel  u.  a.  liiutoHc  seinen  Geschmack. 

Da  riefen  die  grossen  Wcltereignisse  den  Oberst-Lieutenant  Grafen  Iloth- 
kircb wieder  auf  den  Schauplatz  kriegerischen  Wirkens.  Er  ward  im  August 
1813  zum  Obersten  befördert  und  zum  Chef  des  General-Stabes  bei  dem  Corps 
des  Generals  der  Cavallerie  Grafen  Klcnau^  den  er  bisher  nur  dem  Rufe  nach 
kannte,  bestimmt.  Bald  gewann  er  aber  dessen  ganzes  Vertrauen.  In  dieser  wir- 
kungsreichen Stellung  bei  einem  selbststiüidigen  Armeecorps  leistete  Rothkirch 
die  ausgezeichnetsten  Dienste.  Er  kiünpfte  bei  Leipzig,  verlor  ein  Pferd  unter 
dem  Leibe,  und  that  sich  bei  Erstürmung  der  Dörfer  ll(»lzhausen  undZukel- 
hausen  durch  persönliche  Tapferkeit  und  geschickte  Eiiileitung  der  Bewegungen 
der  Truppen  so  glänzend  hervor,  dass  er  mit  Allerhöchstem  IIand.schreiben  aus 
Schmalkalden  vom  30- Octobcr  zum  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordens 
ernannt  vrurde. 


GadettenEause  und  trat,  ab  sein  Yater  nach  RuBstaml  übersiedelte,  1801  als  Fähnnoh  in  das 
Sc  m c E o  w *scbe  Qarde-Eegiment  Sehon  für  dio  Sclilaoht  bei  Austerliti,  wo  er  Terwtmdet  wtirde, 
ward  ihm  ein  Ebrendegen  ^fiir  Tapferkeit**,  filrjene  ron  Eylau  und  Friedland  die  Beförderung 
lüm  Capitän  ynd  der  Qoorgs-Orden  3*  Classe  zu  Tlieil.  Den  Krieg  1812  machte  Dlebitsch 
aU  Oberfit-Lieutenant  im  General-Stabe  beim  Wittg-en  st  ei  naschen  Corps  mit,  zelohnete  fiicli  bei 
Polos&k  au9;  BchloSB  mit  York  die  Capitulation  von  Tauroggen  am  30.  December  1812,  und  MeU 
als  General-Major  an  der  Spitze  der  siegreioben  Russen  ueinen  Einzog  in  Berlin,  da»  er  vor 
awölf  Jahren  als  Seeond-Lieutenant  yerlaGsen  hatte. 

Im  Jahre  1813  wurde  er  Chef  des  General-Stabes  beim  B  a  r  c  l  a  y^sehen  Corps»  Seine  in  den 
Unterhantilungen  mit  York  bewiesene  Geschicklichkeit  war  Ursache,  das«  er  nach  Retehj^baoh 
gesandt  wurde,  wo  or  den  Vertrag  vom  It,  Junt  181S  zwisehon  Kussland ,  Preussen  und  Eng- 
land abscMiesscn  half.  Im  Fortgange  des  Krieges  zeichnete  er  sieh  besonders  bei  Dresdeiir 
Kulm  und  Lüipzig  durch  kluge  Disposiiic^noQ  und  zweckmäsBige  Fuhrung  der  Truppen  ajh 
und  wurde  im  28.  Jahre  zum  Oenefal-Lieutenant  befördert  und  von  weiland  Kaiser  Franz  L 
mit  Allerhöchstem  Handschreiben  aus  Hötha  vom  20.  October  mit  dem  Bitter krctize  da 
Maria  Theresien- Ordens  geachmückt 

Napoleon^s  Kiiekkehr  von  Elba  rief  ihn  ata  Chef  des  General-Stabes  zum  1.  Corps  wieder 
ins  Feld ;  hierauf  ernannte  ihn  sein  Monarch  zum  General- Adjutanten,  sp^iter  2um  Chef  des  grossen 
•  General-Stab ca  und  zum  General-Major  der  gesamraten  russischen  Armee»  Immer  im  Gefolge 
seines  Gebieters  begleitete  er  ihn  auch  auf  der  Reise  nach  Taganrog  und  kehrte  mit  der  Kunde 
von  AI  er  anderes  Hinscheiden  nach  St.  Fetersburg  zurück.  Bald  wurde  Diebitsch  auch  der 
Vertraute  des  neuen  Czaren. 

Ais  182B  der  Krieg  gegen  die  Türken  begonnen  hatte,  wirkte  er  anfangs  nur  indirect  bei 
den  Operationen  mit,  und  erst  im  zweiten  Feldzugo  1829  wurde  er  die  Seele  derselben.  Im 
Februar  übernahm  Diebitsch  das  Obereommando  der  grossen  Armee  und  eröffnete  im  April 
dio  Offensive.  Die  Schlacht  von  Kulewtschah  (11,  Juni),  so  wie  die  Einnahme  von  SilJstrU 
(30.  Juni),  wodurob  die  zur  Belagerung  verwendeten  Trappen  disponibel  wurden,  noachten  die 
Ausführung  des  HauptplaneS|  den  Balkan  östlich  von  Sohumla  zu  übersehreiten  und  auf  Kon- 
stantinopel vorzudringen,  möglich^  wiihrend  die  Türken  sich  nur  in  Schumla  zunächst  bedroht 
glaubten.  Mit  dem  siegreichen  Treffen  hei  Aidos  (25.  Juli)  war  der  Übergang  über  den  Balkan 
vollendet.  Der  Kalter  erhob  ihn  dafür  zum  Grafen  mit  dem  ruhmvollen  Beinamen  Sab  alk  ans ki 
(Übersteiger  des  Balkans).  Die  Einnahme  von  Adrianopcl  (20.  August)  machte  den  Beachtuss 
dieses  kurzen,  für  die  russischen  Waffen  glorreichen  Feldzuges,  und  der  Friede  von  Adrianopel 
(14.  September)  trug  ihm  den  Georgs-Orden  1.  Classe  ein» 

Nach  dem  Ausbruche  der  Juli-Rdvolution  1830  in  Paris  unternahm  Diebitsch  eine  Reife, 
vvahreehcinlich  in  der  Absicht,  um  Verabredungen  mit  Preussen  wegen  eines  möglichen  Krieges 
gegen  Frankreich  zu  treffen,  als  ihn  in  Berlin  die  Nachricht  von  der  Revolution  in  Warschau 
ereilte.  Er  kehrte  zurück  und  erhielt  den  Oberbefehl  über  das  gegen  die  AnfständischeJi 
bestimmte  russiBche  Heer.  Im  Februar  L8S1  rückte  er  in  Polen  ein,  siegte  zwar  bei  Grochou 
(am  So.),  fand  aber  später  so  kräftigen  Widerstand,  diiss  sein  Übergang  über  die  Wdchsel 
oberhalb  Warschau  niclit  gelang  und  er  genöthigt  ward  sieh  erst  nach  Siedleo,  dann  ii5r< 
des  Bugs  zu  ziehen.  Als  im  Mai  die  Polen  gegen  seinen  reqhten  Flügel  bis  Tycoczin  andra 
eilte  Diehitsoh  mit  der  Hauptmacht  bei  Granna  über  den  Bug,  griff  da«  von  den  Polen 
besetzte  Nur  an,  und  nöthigte  sie  zum  Rückzuge  auf  Ostrolenka  und  binter  die  Narcw.  Die 
liosaen    eilten    so    stürmisch    vor,    dass    das    Corps    Gielgud^s    Töllig    abgescUmttcn    und    ein 


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Den  Feldzug  1805  machte  er  als  Hauptmann  im  General-Stabe,  jenen  18ü9 
vorerst  bei  der  neu  aufgestellten  slavonisch- sirmischen  Husaren-Division  ala  Major, 
dann  im  Gradiskaner  Grenz-Regimente  mit,  wo  er  Mitte  August  1813  zum  Oborst- 
Lieutenant  vorrückte  und  das  erste  Bataillon  dieses  Regiments  in  den  Befreiungs- 
kriegen mit  be%vunderungswürdiger  Tapferkeit  comniandirte* 

Bei  der  Vorrückung  gegen  Dresden  am  25.  August  1813  war  er  auf  Vor- 
posten bei  Plauen  aufgestellt  und  musste,  da  der  linke  Flügel  hei  Corbitai  und 
Lübda  noch  nicht  eingetroffen  war^  sich  auch  gegen  jene  Seite  sicher  stellen;  am 
26.  Früli  borte  man  in  jener  Gegend  eine  starke  Kanonade;  Simb sehen  ver- 
muüiete,  dass  Peldmarschall-Lieutenant  Mesko  auf  dem  linken  Flügel  angekom- 
men sei  und  den  Kampf  eröffnet  habe;  sofort  beschloss  er  zur  Unterstützung  dieses 
Angriffes  vorzurücken  und  dem  gegen  Feldmarschall-Lieutenant  Mosko  stehenden 
Feinde  in  die  linke  Flanke  zu  kommen^  um  des  Erstercn  Operation  zu  erleichtern. 
Nachdem  er  hievon  Bericht  erstattet  hatte ^  wurde  die  Pulvermlihlej  die  steinerne 
BrUcke,  der  Holzhof,  das  Abdeckerhaus  und  das  Feldschltisschen  angegriffen,  trotz 
der  standhaftesten  Gegenwehr  genommen  und  solange  behauptet,  bis  Feldmarschall- 
Lieutenant  Graf  Cr  enne  vi  Ue  und  General  Gretb  mit  ihren  Truppen  herbei- 
kamen und  das  Gefecht  allgemein  wurde.  Durch  diesen  raschen  und  gelungenen 
Angriff  konnten  die  Franzosen  gegen  unseren  Unken  Flügel  keinen  Widerstand 
leisten j  mussten  sich  in  die  verschanzte  Vorstadt  zurückziehen  und  es  ward  die 
nächste  Verbindung  mit  dem  Fcldmarschall-Licutcnant  Mesko  eröffnet  und  dessen 
Vorrückung  begünstigt.  Dem  Oberst-Lieutenant  Simb  sehen  w^urde  bei  dieser 
rasch  und  glücklich  und  aus  eigenem  Antriebe  unternommenen  That  ein  Pferd 
unter  dem  Leibe  erschossen. 

Am  ersten  Tage  der  Schlacht  von  Leipzig  mit  seinem  Bataillon  von  dem 
General  der  Cavallerie  Grafen  Mcrveldt  beauftragt,  während  des  Angriffes  die 
Auen  und  Gebüsche  längs  ^er  Elster  und  dem  Flussgraben  bis  gegen  Conncwitz 
zu  durchstreifen  und  die  linke  Flanke  iii  dieser  Gegend  zu  decken,  folgte  ihm  ein 
Bataillon  Kaunitz-Infanterie  als  Unterstützung.  Simbschen  rückte  zvdsehen  den 
Gewässern  vor  und  da  er  keinen  Widerstand  fand,  so  diang  er  in  der  Absieht,  den 
Feind  bei  Conncwitz  zu  flaukiren  und  die  noth  wendige  Verbindung  mit  dem  linken 
Flügel  herzustellen,  über  Schleusig,  Klein-Zschocber  bis  an  die  Gärten  von  Leipzig; 
eine  weitere  Vorrückung  war  wohl  nicht  mehr  notbwendig,  aber  diese  Aufstellung 
schon  an  sich,  als  sehr  exponirt,  gefährlich.  Ungeachtet  dessen  beschloss  er  sie  zu 
beziehen  und  zu  behaupten,  weil  dadurch  nicht  nur  die  sehr  wichtige  Verbindung 
mit  dem  linken  Flügel  unter  Feldzeugmeister  Grafen  G  y  ul  a  y  eröffnet,  sondern  auch 
gesichert  erschien.  Von  dem  sehr  hohen  Kaffeehausgebäude  in  Schleusig  war  es 
möglich  die  ganze  Gegend  und  alle  Bewegungen  des  Feindes  zu  beobachten  und  die 
schleunigsten  Meldungen  zu  erstatten,  so  wie  auch  wirklich  die  ors  te  Nachricht  von 
der  Ankunft  und  Mitwirkung  der  Blücher  sehen  Armee  von  Schleusig  einlief. 


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Am  17.  sollte  er  ein  kleines  Commando  in  Schleusjg  zurücklassen  und  mit 
dem  Reste  des  Bataillons  nach  Gautsct  rücken;  Simbscben  aber  —  die  Wich- 
tigkeit dieses  Zwischenpostens  einsehend  —  machte  die  Gegenvorstellung,  diesen 
noch  ferner  stark  besetzt  zu  belassen,  weil  bis  SchJeusJg  und  Gross-Zschocher 
Brücken  vorfindig  waren,  durch  deren  Gewinnung  der  Feind  die  Verbindung 
mit  der  dritten  Armee-Abtheilung  ganz  trennen  und  durch  eine  Bewegxing  in 
den  Auen  dem  linken  Plügel  der  zweiten  Armee-Abtheilung  gefährlich  werden 
konnte. 

Am  18.  war  das  Gyulay'sche  Corps  von  Markranstadt  abberufen  und  nur 
die  Brigade  Csollich  bei  Klein-  und  Gross-Zschocher  zurückgelassen;  auch 
Simbschen  sollte  nach  Zwenkau  folgen;  da  aber  der  Feind  den  Abzug  beschlossen 
hatte  und  bei  Lindenau  Miene  machte  anzugreifen,  so  verharrte  Simbschen  auf 
seinem  Posten,  weil  dadurch  nicht  nur  die  linke  Flanke  der  Armee  gedeckt,  son* 
dern  auch  der  Feind  auf  die  einzige  Verbindung  gegen  Lindenau  beschränkt  war; 
so  lange  also  Simbschen  seine  freiwillige  Stellung  behauptete,  konnten  die 
Franzosen  einen  zweiten  Weg  zum  Rückzüge,  der  durch  die  Gärten  über  die  Brücke 
bei  Schleusig  und  Zschocher  führen  musste,  nur  mit  Waffengewalt  erzwingen. 

Mittags  griffen  sie  auch  in  der  That  die  Brigade  Csollich  und  den  Oberst- 
Lieutenant  Simbschen  von  Lindenau  und  Leipzig  aus  und  durch  die  Gärten  an, 
umgingen  Klein-Zschocher,  nahmen  es  so  wie  Gross-Zschocher,  trotz  der  stand- 
haftesten Vertheidigung  des  l*  Jäger-  und  des  3.  Kottulinsky'schen  Bataillons, 
führten  dann  auf  der  Höhe  Geschütze  aut'^  stürmten  das  wichtige  Schleusig  und 
drangen  bis  auf  die  Brücke  In  dem  Momeote  vor,  als  Gross-Zschocher  fast  im 
Rücken  dieser  Stellung  ebenfalls  genommen  ward.  Simbschen  warf  sie  aber 
mit  der  1.  Division  der  Gradiskaner  von  der  Brücke  wieder  zurück  und  liess 
diese  während  des  heftigsten  Gefechtes  anzünden  und  verbrennen;  das  Kau* 
nitz'sche  Bataillon  ward  gegen  Zschocher  aufgostellt,*um  die  dortige  Brücke  eben- 
falls zu  vernichten;  nach  einigen  fruchtlos  angestellten  Versuchen  der  Franzosen, 
sieh  der  Aue  und  der  Passage  von  Leipzig  über  Schleusig  nach  Markranstädt  2a 
hemelstem,  machte  die  Nacht  dem  Gefechte  ein  Ende. 

Am  19.  trat  der  Feind  den  vollen  Rückzug  an,  indem  er  in  der  Nacht  so 
viele  Truppen  er  konnte  über  Lindenau  und  Leipzig  hinaus  defiJiren  liess.  Simb- 
schen erhielt  zum  dritten  Male  von  dem  Interims- Comm an danten  Feldmarschall- 
Lieutenant  Baron  Leder  er  den  bestimmten  Befehl  Über  Zwenkau  nach  Pegau  bei 
schärfster  Verantwortung  abzurücken.  Da  aber  der  aus  Leipzig  fliehende  Feind 
mehrere  Versuche  machte,  sich  einen  Weg  diarch  die  Auen  zu  bahnen,  so  ent- 
schloss  sich  Simbschen  auf  eigene  Gefahr  ungeachtet  jenes  ausdrücklichen  Befehls 
diesen  wichtigen  Posten  nicht  zu  verlassen,  und  trat  seinen  Marsch  erst  in  der 
Nacht  auf  den  20,  an,  nachdem  Feldmarschall-Lieutenant  Bianchi  ihn  auf  sein 
Ansuchen  durch  das  ßegiment  Simbschen  hatte  ablösen  lassen. 


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Durch  die  einsichtsvolle  Behaiiptunü^  dieses  Po.stens  und  Sperrung  der  Passage 
gegen  eine  so  grosse  IJbermaeht  erlitten  die  Franzosen  einen  ausserordentlichen 
Abbruch  an  Gefangenen  und  Geschütz;  selbst  Fürst  Poniatowsky  suchte  in 
dieser  Gegend  einen  Ausweg  und  ertrank,  uni  den  Grenzern  nicht  in  die  ITlindezu 
gerathen.  Simbsehen  machte  bei  dieser  Gelegenheit  7  Oflicicre  und  470  Mann 
aju  Gefangenen. 

Dies  waren  die  ruhmvollen  Handlungen,  welche  dem  braven  OffScier  im 
Capitel  vom  Jahre  1815  das  ßittertreuz  einbrachten;  aber  seine  Thätigkeit  war 
dadurch  noch  lange  nicht  geschlossen* 

Bei  der  weiteren  Vorrückung  der  verbündeten  Heere  wurde  er  mit  einer 
aus  leichter  Infanterie  und  zwei  Zügen  Husaren  zusammengesetzten  Abtheilung 
von  600  Mann  vom  Feldmarschall-Lieutenant  Grafen  Bubna  von  Laiisarme 
aus  die  Rhone  aufwärts  gesendet.  Seine  Bestimmung  war,  die  Verbindungs- 
linie der  französisch-italienischen  Armee  über  den  Simplon  und  Bernhard  zu 
unterbrechen,  Nachrichten  über  den  Stand  der  Dinge  jenseits  der  Alpen  einzuzie- 
hen und  die  Walliser  gegen  die  französische  Herrschaft  zu  bcwaflnen.  Schon  am 
28-  Deccmber  traf  er  in  Saint  Maurice  auf  dem  mit  ewigen  Schnee  und  Eis  bedeck- 
ten Gebirgszuge  ein;  die  Walliaer  griflFen  zu  den  Waffen j  und  m  kurzer  Zeit  war 
ein  Jügcr-Bataillon  von  sieben  Compagnicn  erriebtet.  Der  Simplon  und  der  Bern- 
hard wurden  besetzt,  und  als  der  Feind  am  1.  und  2.  Jänner  1814  von  Italien  her 
lebhaft  angriff,  wurde  er  jedesmal  zurückgeworfen.  Simbschen  Hess  einen  Theil 
der  vom  Bernhard  nach  Aosta  führenden  Strasse  sprengen,  wodurch  jener  fernere 
Angriff  verhindert  wurde  und  begab  sich  dann  nach  der  savoyschen  Stadt  Thonon 
am  Genfer-See;  hier  hatten  zwar  seine  Bemühungen  ,  die  Bewohner  zu  vermögen 
sich  zu  Gunsten  ihres  rechtmässigen  Herrn,  des  Königs  von  Sardinien,  zu  erheben, 
keinen  sonderlichen  Erfolg,  daher  blieb  sein  Augenmerk  auf  das  Walliser  Land 
gerichtet,  wo  die  Bewaffnung  im  Interesse  der  Verbündeton  so  erfreuliche  Fort- 
schritte machte,  dass  man  jedem  feindlichen  Angriffe  begegnen  kannte. 

Simbschen  war  schon  im  Februar  1814  für  die  neuen  Verdienste  zum 
Obei'sten  befördert  und  später  nach  niehroren  Jahren  in  das  Szhiincr  Grcnz- 
Ilegimcnt  übersetzt  worden.  Er  starb  zu  Milletin  in  Böhmen  am  7.  März  1824. 


STIETKA  ,  Freiherr  von  W a  c  h  a  u  ,  Maximilian,  Major  und  Lncitl-Dirccior 
der  k,  k,  Forst-Lehranstalt  in  Maria-Brunn  bei  Wien ,  in  welchei'  Anstellung  er 
am  25»  August  1833  im  58.  Lebenajalire  verstarb,  war  zu  Brunn  geboren.  Im 
April  1794  als  Gemeiner  in  das  8.  KUrassicr-Uegimcnt  gestellt,  brachte  er  es  im 
September  1805  zum  Lieutenant,  kämpfte  im  Jahre  1809  mit  grosser  Auszeich- 
nung und  wurde  im  September  desselben  Jahres  Rittmeister  bei  Riesch-Dragoner. 

Am  Morgen  dos  18»  October  1813  vom  Feldmarschall-Lieutenant  Grafen 
Iguaz  Hardegg  befehligt,  mit  seiner  Schwadron  zur  Unterstützung  der  (unter 


1248 


Lieutenants  Mar  sc  hall  cingetlieiltj  und  griff  am  19.  Augost  die  französischen 
Vorposten  zu  ratcmion  mit  Erfolg  an,  stand  spater  mit  seiner  Haupttruppe 
bei  Spital  und  entsendete  ein  Streifeorps  über  die  Drau  bis  St.  Hermagor  an  die 
Gail  vor.  Am  12.  September  unternabm  Eckhardt  eine  Bewegung  vorwärts 
gegen  die  Gail,  schlug  am  18.  die  feindliche  Division  Piat  bei  St.  Hermagor 
mit  grossem  Verluste  und  nahm  derselben  200  Gefangene  ab.  Am  21.  besetzte  er 
Patcruion,  ging  über  Bleiberg,  wo  er  grosse  Vorrathe  an  Bergwerks-Producteu 
erbeutete,  nach  St.  Stephan  vor  und  vereinigte  sich  da  mit  der  aus  dem  obem 
Gailthale  vordringenden  Colonne  des  Oberst-Lieutenants  Mumb. 

Bei  dem  AngritTe  auf  die  feindliche  Stellung  von  Tarvis  am  7,  October 
gelang  es  den  vereinten  Anstrengungen  aller  Colonnen,  vorzüglich  aber  jener, 
welche  General  Eckhardt  mit  der  ausgezeichnetsten  Einsicht  und  Mutli  anführte, 
diese  schwierige  Operation  ohne  bedeutenden  Verlust  gegen  einen  Feinde  der  von 
allen  Seiten  verschanzt,  durch  stundenlange  Verbaue  und  die  unwegsamsten 
Gegenden  gedeckt  war,  zu  erobern  und  denselben  über  Maiborgbctto  und  Pontafel 
zum  Ruckzuge  zu  zwingen.  Des  Generals  Eckhardt  ausgezeichneter  Diensteifer 
und  kühne  Tapferkeit  wurde  hei  dieserGelegenheit  besonders  an  gerühmt.  Nunmehr 
rückte  er  mit  seiner  Brigade,  manche  Hindernisse  bewältigend,  durch  das  Piave- 
Thal  unauflialtsam  vor,  erreichte  am  20.  October  B  elluno,  zwang  den  Feind  nach 
einem  namhaften  Verluste  diesen  Ort  zu  verlassen  und  sich  über  Capo  di  ponte 
gegen  Sorravalle  und  Ceneda  auf  der  Strasse  nach  Sacile  zurückzuziehen.  Er  ver- 
folgte ihn  nach  allen  Richtungen  und  ruckte  rmi  24.  In  Bassano  ein,  und 
nahm  vor  dieser  Stadt  Stellung.  Am  31.  Vormittags  von  einem  beabsichtigten 
Angriffe  des  Feindes  benachrichtigt,  hatte  sich  Eckhardt  in  Verfassung  gesetzt, 
und  als  dieser  bald  darauf  erfolgte,  in  grüsstcr  Ordnung  von  Bassano  in  du 
Dcfilö  nacii  Cismone  zurückgezogen.  Es  entspann  sich  ein  sehr  hartnäckiges 
Gefecht j  welches  mit  dem  Rückzuge  des  Feindes  endigte. 

Am  10.  November  hatte  das  Corps  des  Generals  Radi  voj  evi  eh  seinen  Über- 
gang über  den  Alpon  begonnen,  und  am  14.  die  Avantgarde  unter  General-Major 
Eckhardt  bei  Caldiero  und  am  Alpon  Stcllimg  genommen.  Bald  dai'auf  fand  er 
Gelegenlieit  sich  bei  Caldiero  (15.)  und  San  Michele  (am  19.)  durch  umsichtige 
Leitung  und  persönliche  Bravour  auszuzeichnen,  worauf  er  zur  Einschliessung 
von  Mantua  beordert  wurde.  Nach  der  Schlacht  am  Mincio  (8.  Februar  1814),  ia 
welcher  E  e  k  h  a  r  dt  am  äussersten  linken  Flügel  mit  der  Brigade  des  General -Majors 
Spiegel  g^gon  den  General  ZuecLy  bei  Castiglione  di  Mantova  und  CastelleU* 
mit  Erfolg  kämpfte,  überschritt  er  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Nugent 
am  23.  April  den  Taro  in  der  Mittelcolonne  mit  den  neapolitanischen  Trappen» 
und  bcscbloss  damit  den  Foldzug  des  Jahres  18l4,  für  sein  tapferes  Benehmen 
von  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  durch  Handbillct  aus  Frankfort  vom  8*  November 
1814  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  ausgezeichnet* 


1240 


I 
I 


*^ach  diesem  Feldzuge  wurde  Eckhardt  Civil-  und  Militär-Gouverneur  in 
den  päpstUclien  Legationen,  wo  sein  energisches  und  ausgezelehnetesWirken  sich  die 

schmeichelhafte  Würdigung  des  Papstes  erwai-b.  Im  Jahre  1815  befehligte  er  gegen 
Murat  eine  Division  bei  dem  Corps  desFoldmarschall-Lieutcnants  Bäron  Bianchij 
umging  bei  Tolentino  den  feindlichen  rechten  Flügel  und  tuhrte  die  zweite 
Colonne  (5018  Mann^  darunter  133  Mann  Cavallerie)  über  Sernano,  Arquata  und 
Amatrice  nach  Aquila^  wo  er  am  9.  eintraf.  Dieser  Marsch  gehörte  zu  den  schwie- 
rigsten^  welcher  je  von  einer  Trappe  zui'ückgelegt  wurde.  Obschon  die  Märsche 
nicht  viel  über  7  Wegstunden  betrugen,  so  waren  die  Soldaten  doch  vom  frühesten 
Morgen  bis  in  dieNacht  angestrengt,  denn  fast  inmier  konnte  nurMann  für  Mann  vor- 
wärts gelangen,  und  die  Cavallerie  musste  meistens  ihre  Pferde  führen;  auch  Hess  sich 
Eckhardt  durch  die  am  7.  in  Arquata  erhaltene  falsche  Nachricht  nicht  täuschen, 
ndern  eilte  am  9.  Mai  mit  der  Cavallerie  zur  Recognoscirung  voraus,  um  die  Nea- 
politaner wieder  aus  Aquila,  welches  sie  besetzt  haben  sollten,  zu  vcrti^eiben,  fand 
jedoch  bei  seiner  Ankunft  daselbst  das  Castell  bereits  von  österreichischen  Truppen 
besetzt.  Am  11.  Mai  brach  er  mit  grauendem  Morgen  von  San  Demetiio^  wohin 
er  am  10,  abgerückt  war,  nach  Civita  Retenga  bei  Navctli  auf,  und  beschloss  den 
bei  Colle  di  Pletra  stehenden  Feind  nach  Popoli  zu  werfen  und  sich  dieses  Ortes 
zu  bemächtigen.  Der  Feind  wartete  jedoch  den  AngrIiF  nicht  ab,  sondern  zog 
sich  über  Popoli  nach  Sulmona  zurück.  Am  18.  Mai  rückte  Eckhardt  nach 
Tcano,  wohin  auch  Feldmarschall-Licutenant  Baron  Bianchi  sein  Hauptquartier 
vcrlegtCj»  und  kam  nach  dem  Abschlüsse  der  Militär-Convention  von  Casalanza  nach 
Neapel,  um  rücksichttich  der  Übergabe  der  vier  Forts  der  Hauptstadt  und  der  Ver- 
pflegung der  österreichischen  Truppen  die  Einleitungen  zu  treffen. 

Nach  Beendigung  dieses  Feldzuges  erhielt  er  eine  Brigade  in  Galizien,  wurde 
im  Mai  1820  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  1821  zum  Feldmarschall-Lieutenant 
befffrdert  und  im  Jahre  darnach  zum  Inhaber  des  59.Infantcrie-Rcgiraents  ernannt. 
Eckhardt  trat  nach  51  Dionstjaluren  als  Feldzeugmeister  in  den  Ruhestand  und 
verschied  zu  Wien  am  7.  März  1843. 


BMTSCinreiDEE,  FriedrichWilholm  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieute- 
nant,  Inhaber  des  10.  Husaren-Regiments,  ein  in  den  Annalen  der  österreichi- 
schen Kriegsgeschichte  rühmlich  bekannter  Name,  w^ar  zu  Nassau-Usingen  1771 
geboren  und  alsStadt-Commandant  von  Malland  daselbst  am  2,  Juni  1845  gestorben. 
Brotschneid er's  Vater  nahm  als  nassauischer  Land-Major  seine  Entlassung  und 
wurde  im  Jahre  1778  von  der  Kaiserinn  Mar  la  Theresia  zum  Hofrath  und  Biblio- 
thekar in  Ofen  ernannt. 

Dieser  ausgezeichnete  Krieger  hatte  schon  als  Cadet  des  Lovcneur-Chevaux* 
legers-  (heutigen  4.  Dragoner-)  Regiments  in  dem  Scharmützel  bei  WaUje-S«aka 
am  19.  April  1789  die  ersten  Proben  von  Muth  und  Entschlossenheit  gegebeni 


1248 

Lieutenants  Marschall  eingetheilt,  und  griff  am  19.  August  die  französischen 
Vorposten  zu  Paternion  mit  Erfolg  an,  stand  später  mit  seiner  Haupttruppe 
bei  Spital  und  entsendete  ein  Streifcorps  über  die  Drau  bis  St.  Hermagor  an  die 
Gail  vor.  Am  12.  September  unternahm  Eckhardt  eine  Bewegung  vorwärts 
gegen  die  Gail,  schlug  am  18.  die  feindliche  Division  Piat  bei  St.  Hermagor 
mit  grossem  Verluste  und  nahm  derselben  200  Gefangene  ab.  Am  21.  besetzte  er 
Paternion,  ging  über  Bleiberg,  wo  er  grosse  Vorräthe  an  Bergwerks-Producten 
erbeutete,  nach  St.  Stephan  vor  und  vereinigte  sich  da  mit  der  aus  dem  obern 
Gailthale  vordringenden  Colonne  des  Oberst-Lieutenants  Mumb. 

Bei  dem  Angriffe  auf  die  feindliche  Stellung  von  Tarvis  am  7.  October 
gelang  es  den  vereinten  Anstrengungen  aller  Colonnen,  vorzüglich  aber  jener, 
welche  General  Eckhardt  mit  der  ausgezeichnetsten  Einsicht  und  Muth  anführte, 
diese  schwierige  Operation  ohne  bedeutenden  Verlust  gegen  einen  Feind,  der  von 
allen  Seiten  verschanzt,  durch  stundenlange  Verhaue  und  die  unwegsamsten 
Gegenden  gedeckt  war,  zu  erobern  und  denselben  über  Malborghetto  und  Pontafel 
zum  Rückzuge  zu  zwingen.  Des  Generals  Eckhardt  ausgezeichneter  Diensteifer 
und  kühne  Tapferkeit  wurde  bei  dieser  Gelegenheit  besonders  angerühmt.  Nunmehr 
rückte  er  mit  seiner  Brigade,  manche  Hindernisse  bewältigend,  durch  das  Piave- 
Thal  unaufhaltsam  vor,  erreichte  am  20.  October  B  elluno,  zwang  den  Feind  nach 
einem  namhaften  Verluste  diesen  Ort  zu  verlassen  und  sich  über  Capo  di  ponte 
gegen  Serravalle  und  Ceneda  auf  der  Strasse  nach  Sacile  zurückzuziehen.  Er  ver- 
folgte ihn  nach  allen  Richtungen  und  rückte  am  24.  in  Bassano  ein,  und 
nahm  vor  dieser  Stadt  Stellung.  Am  31.  Vormittags  von  einem  beabsichtigten 
Angriffe  des  Feindes  benachrichtigt,  hatte  sich  Eckhardt  in  Verfassung  gesetzt, 
und  als  dieser  bald  darauf  erfolgte,  in  grösster  Ordnung  von  Bassano  in  das 
Defild  nach  Cismone  zurückgezogen.  Es  entspann  sich  ein  sehr  hartnäckiges 
Gefecht,  welches  mit  dem  Rückzuge  des  Feindes  endigte. 

Am  10. November  hatte  das  Corps  des  Generals  Radivojevich  seinen  Über- 
gang über  den  Alpon  begonnen,  und  am  14.  die  Avantgarde  unter  General-Major 
Eckhardt  bei  Caldiero  und  am  Alpon  Stellung  genommen.  Bald  darauffand  er 
Gelegenheit  sich  bei  Caldiero  (15.)  und  San  Michele  (am  19.)  durch  umsichtige 
Leitung  und  persönliche  Bravour  auszuzeichnen,  worauf  er  zur  Einschliessung 
von  Mantua  beordert  wurde.  Nach  der  Schlacht  am  Mincio  (8.  Februar  1814),  in 
welcher  Eckhardt  am  äussersten  linken  Flügel  mit  der  Brigade  des  General-Majors 
Spiegel  gegen  den  General  Zucchy  bei  Castiglione  di  Mantova  und  Castelletta 
mit  Erfolg  kämpfte,  überschritt  er  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Nu  gen  t 
am  23.  April  den  Taro  in  der  Mittelcolonne  mit  den  neapolitanischen  Truppen, 
und  beschloss  damit  den  Feldzug  des  Jahres  18l4,  für  sein  tapferes  Benehmen 
von  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  durch  Handbillet  aus  Frankfurt  vom  8.  Novembpr 
1814  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  ausgezeichnet. 


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f 


Wcgnalimc  des  Ortes  Spital  war  die  erste  sj^länzendo ITnternrlimungj  welche  von 
ß  r  e  t  s  c  h  n  e  i  d  c  r  aus^^^cfiihrt  wurde^  denn  dadurch  war  der  Feind  vom  Haken  Ufer 
der  Dray  vertrieben  und  die  Vorposten  an  .diesem  Flusse  gesichert.  Am  7.  Octobcr 
führte  er,  während  die  Brigade  Eckhardt  aus  Tirol  nach  Italien  vorrückte,  eine 
Seitencolonno  durch  die  Engpässe  des  venctianiÄchen  Gebirges  bis  in  die  Gegend 
von  Belluno,  wo  die  Franzosen,  an  der  Brücke  verschanzt,  das  Annähern  der 
österrcicliischen  Truppen  erwaiieten.     MEt  vieler  Einsieht  und  EnfseUIossenheit 
überstieg  er  und  seine  kleine  Abtheilung  mit  grösster  Gefahr  ein  für  ungangbar 
gehaltenes  Gebirge,  wobei  nur  sein  Beispiel,  da  er  zu  Fuss  immer  an  der  Spitze 
der  Colonnc  war,  die  äusserst  mangelhaft  gekleidete  Mannschaft  anspornte,  diesen 
sehr  beschwerlichen  Weg  in  Sclmee  und  Eis  14  Stunden  lang  mit  Aufopferung 
ihrer  letzten  Kräfte  zurückzulegen.    Iliedurch  war  der  Feind  in  seiner  Flanke  um- 
gangen, und  Brets eh neider  liess  ihn  ungesäumt  in  Belluno  selbst  angreifen. 
Durch  treftliehc  Dispositionen  und   ausgezeichnete   persönliche  Bravour  war  er 
bald  im  Besitze  der  ersten  Häuser  dieser  Stadt,  warf  den  Feind  mit  dem  Bajo- 
noto  aus  derselben,  und  nahm  auch  dio  verrammelte  Brücke  mit  Sturm,  wobei 
er  immer  an  der  Spitze  seine  Mannschaft  durch  eigenes  Beispiel  aneiferte.    Die 
Brigade  konnte  des  andeiTi  Tages  ungehindert  in  Bellunu  einrücken  und  ihren 
Marsch  fortsetzen.   Am  24.  Oetober  rückte  B  retschnei  der  mit  2  Schwadronen 
dos    Regiments,    4   Compagnien    von    JelJatid    und    dem  8*    Jäger-Bataillon 
nach  Cittadella  vor,  brannte  die  hölzerne  Brücke  ab,  erschwerte  den  Rückzug 
dos  Vicekömgs  von  Italien  und  wandte  eich    dann  nach  Castel/ranco*     Li  dem 
Augenblicke,  als  er  diesen  Ort  mit  der  Cavallcrie  erreichte,  traf  auch  das  ganze 
1.  Husaren-Regiment  des  Feindes  als  Avantgarde  daselbst  ein.  Ohne  an  die  Über- 
macht zu  denken,  stürzte  sich  Brctachncider  mit  seinen  braven  Husaren  auf 
den  Gegner  und  warf  ihn  zurück,  bei  welcher  Gelegenheit  1  Major,  1  Rittmeister 
und  %'iele  Mannschaft  in  unsere  Hände  fielen.  Am  Ausgange  des  Ortes  musste  aber 
die  Verfolgung  eingestellt  werden,  da  der  Feind  mit  Geschütz  und  Infanterie 
vorrückte,  und  auch  gegen  die  Strassen  von  Nosa  Abthcilungcn  detachirt  hatte. 
Von  beiläufig  6000  Mann  Infanterie  und  2  Kanonen  verfolgt,  trat  Bretschn ei- 
der den  Rückzug  in  grösster  Ordnung  «m,  und  obwohl  die  Franzosen  Alles  auf- 
boten die  Strasse  nach  Bassano  zu  gewinnen,  so  vereitelte  der  ausgezeichnete  Mutli 
des  Obersten  Bretsch neider,  welcher  sich  immer  bei  der  Arriferegardo  aufhielt, 
alle  Bemühungen  derselben  und  hielt  sie  ab,  sich  der  Stadt  Bassano,  an  welcher 
ihnen  so  viel  gelegen  war,  zu  bemächtigen.    Der  Feind  verdoppelte  nun  seine  An- 
strengungen auf  Bassano,  ab  den  Schlüssel  in  das  Valsugana-Thal  und  weiter  nach 
Tirol,  und  griff  am  26.  niit  einer  Armee-Division  den  bei  Resonico  mit  1  Compagnie 
Jäger,  4  Compagnien  Jella6i<^    und  1  Schwadron  Husaren   aufgestellten  Bret- 
schn eider    mit  Heftigkeit  auf  zwei  Strassen   an.    Von  der  Wichtigkeit  dieses 
Punct^s  überzeugt,  war  der  umsichtige  Oberst  vom  Beginne  de.^  Gefedite^  bei  den 

79* 


1260 

indem  er  unter  den  Freiwilligen  bei  einem  Angriffe  auf  den  feindlichen  Fahnen- 
.  träger  einhieb,  seine  Pistole  abfeuerte  und  sich  der  Fahne  zu  bemächtigen  suchte. 
Von  sechs  Türken  umrungen,  wehrte  er  sich  tapfer  und  hieb  sich  glücklich  durch. 
Er  wurde  für  diese  entschlossene  That  zum  ünterlieutenant  im  Motschlitz'schen 
Uhlanen-Freicorps  (dem  heutigen  2.  Uhlanen-Regimente)  befördert  und  machte 
mit  demselben  die  weiteren  Feldzüge  bis  zu  dem  Frieden  von  Luneville  mit.  In  dem 
Treffen  bei  Boussut  in  den  Niederlanden  1792  schwer  verwundet,  that  er  sich  bei 
Stockach  und  bei  der  Einnahme  des  Luciensteiges  1799  sehr  ehrenvoll  hervor, 
da  er  in  letzterer  Gelegenheit  den  flüchtigen  Feind  mit  einem  Zuge  Uhlanen  durch 
die  reissende  Langwart  nachsetzte  und  zweiCompagnien  zur  Streckung  der  Waffen 
zwang.  Bei  dem  Hauptangriffe  auf  Zürich,  bei  dem  Angriffe  auf  Bruchsal  ^8.  No- 
vember 1800)  und  bei  dem  Überfalle  von  Freisingen  in  der  Nacht  vom  2.  auf  den 
3.  December  wird  des  umsichtigen  tapferen  Benehmens  Bretschneidor's  rühmend 
gedacht,  wofür  ihm  im  Mai  1801  das  Majors-Patent  bei  Erzherzog  Karl-Uhlanen  als 
verdiente  Belohnung  zu  Theil  wurde. 

Im  Jahre  1809  stand  Bretschneider  als  Oberst-Lieutenant  von  Liechten- 
stein-Husaren bei  dem  6.  Armee-Corps  in  der  Division  Vincent.  Gleich  nach 
Eröffnung  der  Feindseligkeiten,  Anfangs  April,  versprengte  er  einen  feindlichen 
Vorposten  bei  Ramsau  und  erntete  in  den  Gefechten  bei  Rohr  und  Landshut 
(20. — 22.  April)  neue  Anerkennung,  die  sich  in  seiner  Ernennung  zum  Obersten 
bei  Frimont-Husaren  kund  gab.  In  diesen  Gefechten  wurde  Bretschneider 
wiederholt  schwer  blessirt. 

Die  glorreichen  Feldzüge  1813  und  1814  trafen  ihn  an  der  Spitze  dieses 
Regiments,  welches  bekanntlich  in  dieser  Epoche  ruhmvolle  Beweise  echten  militä- 
rischen Gehaltes  gegeben.  Obgleich  im  Anfange  des  Krieges  in  einzelne  Abthei- 
lungen aufgelöst,  fand  jede  trotzdem  mehrfache  Gelegenheit  sich  hervorzuthun  und 
die  schmeichelhaftesten  Zeugnisse  des  commandirenden  Generals,  Feldzeugmeisters 
Hiller,  zu  erwerben.  Bretschneider,  der  in  jeder  Hinsicht  vortreffliche  Com- 
mandant  dieser  Truppe,  hatte  durch  einsichtsvolle  Entschlossenheit  den  Ruhm  des 
Regiments  begründet  und  sich  die  gerechtesten  Ansprüche  zu  einer  ausgezeichneten 
Belohnung  erworben,  um  welche  sowohl  der  Inhaber  des  Regiments,  General  der 
Cavallerie  Baron  Frimont,  als  auch  das  Officiercorps  bittlich  geworden  waren  und 
ihre  Bitte  auch  erfüllt  sahen,  da  dem  tapfern  Obersten  durch  das  Capitel  vom  Jahre 
1815  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  zugesprochen  wurde. 

Noch  vor  Eröffnung  des  Feldzuges  war  Bretschneider  Commandant  der 
äussersten  Vorposten  bei  dem  kaiserl.  Heere  in  Innerösterreich,  und  hatte  durch 
rastlose  Thätigkeit  und  kluge  Führung  seine  kriegslustigen  Husaren  vor  jeder 
Gefahr  gesichert  und  durch  Hingebung  der  eigenen  Person  zum  glänzenden  Bei- 
spiele dieselben  vermocht,  die  oft  auf  das  Höchste  gestiegenen  Gefahren  und 
Beschwerlichkeiten   der  Wintercampagne    mit  frohem  Muthe  zu  ertragen.     Die 


1253 

Tiind  19-  die  Avantgarde  und  nahm  Vago,  die  Stellung  von  St.  Giaccomo  und 
das  sehr  feste  Dorf  St.  Martino  sammt  seiner  verschanzten  Brücke  mit  Sturm.  Die 
Husaren-Divisionen  wurden  nun  durch  das  Uhlanen^Regiment  Erzherzog  Karl 
auf  den  Vorposten  abgelöst,  und  kamen  nach  Lonego  in  das  Lager. 

Ilm  December  fand  Bretschneider  bei  Rovigo  am  8.  Gelegenheit  zur 
jlieuen  Auszeichnung,  rückte  dann  mit  dem  licgimentc  nach  Cologna,  wo  sich 
alle  9  Schwadronen  vereinigten  und  bis  zum  2.  Februar  1814  in  Cantonirungen 
^verblieben. 
Im  April  1815  zum  General-Major  ernannt,  erhielt  Bretschneider  eline 
Brigade  bei  der  leichten  Division  des  2.  Armeeeorps  unter  Fcldmai'scliall -Lieutenant 
Graf  Bub  na  in  Ober-Italien»  Dieses  Armeecorps  hatte  am  24  und  25*  Juni  den 
Mont  Cenis  passirt  und  war  am  7.  Juli  in  Echelles  eingetroflen;  Bretschneider 
wurde  an  diesem  Tage  mit  der  Avantgarde  über  Pont  de  Beauvoisin  biajes  Albrets^ 
am  10*  vom  la  Verpill^re  gegen  Lyon  vorpoussirt.  Er  fand  den  Feind  vor  den  Ver- 
Bchanzungen  der  Vorstadt  la  Guillotiöre  auf  den  Höhen  von  Bron  und  dem  Plateau 
von  St.  Alban  und  Hess  ihn  durch  den  Obersten  Baron  C  a  1 1  o  t  von  Frimont-Husaren 
in  der  Front,  durch  den  Major  Pirquet  von  Fenner- Jäger  In  der  rechten  Flanke 
angreifen  und  in  die  Verschanzungen  zurückwerfen.  Der  Feind  attaquirte  hierauf 
den  rechten  Flügel  der  Avantgarde  von  Charpcnne  her  an,  ^vurdc  jedoch  durch 
^—^  eine  vom  Obersten  Gallo t  mit  einer  Abtheilung  von  Frimont-Husaren  geführte 
^P  rasche  Attaque  wiederholt  in  seine  Verschanzungen  geworfen,  wodui'ch  sich  Brct- 
I       Schneider  mit  der  Avantgarde  auf  dem  Plateau  St  Alban  behaupten  konnte. 
Die  Friedensepoche  führte  den  tapferen  General  nach  Italien,  wo  er  ununter- 
lituclien  die  eifrigsten  und  besten  Dienste  leistete  und  am  8.  April  1821  durch 
gut  combinirtc  und  kluge  Führung  der  Avantgarde  gegen  die  RebeJlen  bei  Novara 
sieb  die  Allerhöchste  Zufriedenheit  in  dem  Grade  erwarb,  dass  er  mit  dem  Ritter- 
kreuze des  Leopold-Ordens  ausgezeichnet  wurde. 

Im  April  1830  zum  Feldmarsehall-Lieutenant  und  im  September  1843  In  den 
Freiherrnstand  erhoben,  war  Bretschneider  nach  und  nach  Divisionär  in  Mailand, 
Festungs-Commandant  in  Piacenza  und  endlich  Stadt-Conmiandant  in  der  lombar- 
dischen Hauptstadt;  Anstellungen,  welche  das  beste  Zeugniss  von  seiner  rastlosen 
^ft  umsichtigen  Verwendung  geben. 

^"  Schön,  Anton  Freiherr  von,  Feldmarsehall-Licutenant,  zu  Innsbruck  im 

L      Jahre    1782    geboren,    hatte  seinem  Muthe  und  seinen  Talenten  die  glänzende 
^HLaufbahn  zu  danken,  welche  ihn  sein  Patriotismus  einsehlagen  Hess. 
^K  Als  im  Jalire  1796  Tirol  sich  beeilte  zur  eigenen  Vertheidigung  Schtitzen- 

^^Compagnion  aufzustellen,  war  auch  Schön»  damals  Student  an  der  UnivcrÄJtitt  zu 
Innsbruck,  dem  aUgemeinonIlufe  nachgekommen  und  bewies  schon  Im  Gefechte  bei 
Spinges  gegen  eine  französische  Brigade  so  gi^ossa  Entschlossenheit,  da«s  er  die 


1252 

•Plänklern,  um  von  da  Alles  genauer  überblicken  zu  können.  Als  die  Franzosen 
in  Bataillonsmassen  auf  der  Hauptstrasse  stürmend  vorrückten,  sammelte  er  im 
lebhaftesten  Feuer  2  Compagnien  und  eilte  an  deren  Spitze  dem  Feinde  mit 
dem  Bajonete  entgegen.  Von  dem  Eifer  ihres  Commandanten  beseelt,  konnte  er 
den  braven  österreichischen  Truppen  nicht  widerstehen,  wurde  im  entschei- 
dendsten Augenblicke  geworfen  und  Bassano  glücklich  gerettet.  Dreimal  wieder- 
holte der  gewiss  zehnfach  überlegene  Gegner  den  Sturm,  dreimal  warf  ihn 
Bretschneider,  durch  zwei  nachgerückte  Compagnien  von  Bianchi-Infanterie 
verstärkt,  zurück.  Nun  liess  der  Letztere  seine  beihabenden  Geschütze  auf 
kurze  Distanz  mörderisch  wirken.  Schnell  fasste  Bretschneider  den  Entschluss 
mit  seiner  Cavallerie,  von  Freiwilligen  der  Infanterie  unterstützt,  sich  in  den  Feind 
zu  stürzen,  was  auch  das  Gefecht  entschied.  Eine  achtpfündige  Kanone  mit 
Bespannung  und  Bedienung  fiel  in  seine  Hände  und  der  Gegner  räumte  mit  Zurück- 
lassung vieler  Todten  und  Verwundeten  in  Eile  das  Schlachtfeld,  wobei  noch 
mehrere  Officiere  und  Mannschaft  in  Gefangenschaft  geriethen.  Dieser  ausseror- 
dentlichen Kraftanstrengung  war  es  allein  möglich,  den  so  bedeutend  überlegenen 
Feind  bis  zum  31.  in  Schach  zu  halten. 

An  diesem  Tage  aber  griff  der  Vicekönig  in  Person  mit  2000  Mann  auf  allen 
Punctenan;  Bretschneider  vertheidigte  seinen  Posten  auf  das  Hartnäckigste, 
doch  bei  Romano  durchbrach  jener  die  Stellung  und  besetzte  die  Strasse  nach 
Cismone.  Von  mehreren  abgeschickten  Ordonnanzen  kam  eine  einzige  bei  Bret- 
schneider in  dem  Augenblicke  mit  dem  Befehle  zum  Rückzuge  an,  als  es  der 
Lage  nach  nicht  mehr  möglich  war  sich  an  die  Brigade  anzuschliessen.  Er  brach 
daher  mit  besonderer  Klugheit  das  Gefecht  ab,  fand  in  Bassano  7  Compagnien 
von  Bianchi,  welche  mit  ihm  gleiches  Schicksal  hatten,  zog  sie  an  sich  und 
vollführte  den  Rückzug  über  die  Brenta  im  Angesichte  des  Feindes  so  glücklich, 
dass  er,  einige  Verwundete  abgerechnet,  gar  keinen  Verlust  erlitt.  Über  die  Setti 
communi  im  Schnee  bis  an  die  Brust  watend ,  erreichte  seine  Colonne  Levigo  und 
vereinigte  sich  mit  der  Brigade. 

Am  10.  November  unternahm  Bretschneider  eine  Recognoscirung  über 
Bonifacio  gegen  Caldiero  und  stiess  auf  den  im  Vorrücken  begriffenen  Feind, 
welcher  ihn  sogleich  attaquirte.  Behutsam  zog  sich  der  Oberst  mit  seinem  kleinen 
Detachement  bis  in  ein  günstiges  Terrain  zurück,  dann  wurde  der  Feind  mit  Ent- 
schlossenheit und  Schnelligkeit  angegriffen,  in  Unordnung  gebracht  und  durch  eine 
rasche  Cavallerie- Attaque  gänzlich  über  den  Haufen  geworfen.  Am  12.  November 
stürmte  er  blos  mit  der  Cavallerie  den  Ort  und  die  Brücke  bei  Vago  und  behauptete 
sie  ungeachtet  eines  bedeutenden  Verlustes,  welchen  er  von  dem  in  den  Häusern 
postirten  Feind  erlitten,  über  eine  Stunde,  bis  endlich  Lifanterie  anlangen  und  ihn 
unterstützen  konnte.  Auch  in  der  Affaire  von  Caldiero  zeichnete  sich  Bret- 
schneider durch  Muth  und  Entschlossenheit  aus,  führte  in  den  Gefechten  vom 


1255 


vorzukommen,  FeldmarschalKLieutenant  Fenner  nahm  den  Plan  an  und  scluitt 
am  26.  October  zur  Ausführung.  Hauptmann  Scliün  umging  an  der  Spitze  einer 
Abtheilung  des  Feindes  Stellung  bei  Caliano  und  wirkte  zur  Vertreibung  des* 
aelben  auch  in  der  Tliat  und  so  wesentlicJi  mit,  dass  die  Franzosen  aus  ihrer  ver- 
schanzten Position  geworfen  wurden,  Wohl  versuchten  sie  am  27.  abermals  ihr 
Gllickj  als  sie  unsere  Vorwache  bei  San  Mai'co  unvermuthet  angriflen;  es  blieben 
aber  alle  Anstrengungen  erfolglos,  \^ehnchr  wurde  öifflenga  bemüssigt  mit 
namhaftem  Verluste  ganz  Siid-Tirol  zu  räumen. 

Auch  in  den  Gefechten  bei  Borghotto  und  Ala  am  9,  und  10.  November  und 
in  der  Belagerung  von  Pcschiera^  wo  am  8.  und  IL  Februar  feindliche  Ausfjtlle 
abgeschlagen  wurden,  war  Schön  mit  Rath  und  That  zur  Hand  und  unermüdet. 
Die  Verdienste,  wolcho  er  sich  bei  Caliano  erworben,  wurden  mit  Allerhöchstem 
Handbillet  aus  Paris  vom  1.  Juni  1814  mit  dem  Kitterkreuzc  gelohnt,  dem  im 
Jahre  1820  der  Freiherrnstand  folgte.  Im  Feldzuge  1815  befand  sieh  Schön,  mitt- 
lerweile zum  Major  Lcfördort,  im  grossen  Hauptquartier,  in  der  Friedensepoche  bei 
der  Mappirung  abwechselnd  in  Osterreich,  Buhmen  und  Ungarn.  Hier  traf  ihn  die 
Beförderung  zum  Oberst- Lieutenant  5  er  ward  dann  Kanzlei^Director  und  Oberst, 
im  Jahre  1833  staatsrUthlicher  Referent  und  General-Major,  im  Jahre  1846  aber 
Feldmarschall-Lieutenaut  und  Staats-  und  Confcrcnz  Jtath. 

Nach  50jährigen  Dienstjahren  trat  Schön  in  den  Ruhestand  und  beschloss 
sein  Leben  im  Bade  Mühliakcn  bei  Linz  am  27.  Mai  1853,  Es  gebiUirt  diesem 
tapforn  Officier  das  Verdienst,  die  Idee  zur  Gründung  des  militärisch-geographi- 
schen Listltutes  angeregt  zu  haben,  welche  in  Feldmarschall- Lieutenant  Freihorrn 
von  Skribanek  später  den  Mann  der  Ausführung  gefunden. 

iVLASSITS,  Franz  Freiherr  von,  Fcldmarschall-Lieutenant,  geheimer  Rath, 
Grosskreuz  des  Leopold-Ordens,  der  Königreiche  Dalmatien,  Croaticn  und  Slavo- 
nien  Banus  und  oberster  Landcs-Capitän,  Inhaber  des  2.  ühlanen-  und  des  L  und 
2.  Banal-Grenz-Reglmcnts,  war  zu  DombJvar  im  Tolnaer  Comitatc  Ungarns  1766 
von  adeligen  Altern  geboren  und  boti^t  als  Cadet  bei  Eszterhiizy- Husaren  im  Juli 
1784  die  militäiusche  Laufbahn« 

Ein  braver  und  tapferer  Soldat^  hatte  Vlassits  von  1792  an  alle  französi- 
schen Kriege  mitgemacht,  wurde  mehrmalcn  verwundet,  häufig  aber  auch  in  den 
Relationen  öfFontJich  aogerühmt.  Nach  der  Schlacht  bei  Neerwinden  besetzte  er 
als  OberJicutenant  Brüssel,  hielt  dort  den  Aufstand  nieder,  rettete  dem  Staate 
mehrere  Magazine,  griÖ' bei  Gent,  dann  bei  Brügge  den  weit  überlegenen  Feind 
,  schlug  ihn  und  machte  namhafte  Beute.  Er  ward  im  Jänner  1794  Rittmeister 
und  kam  zum  kaiserüehcn  Hülfscorps  unter  den  Herzog  von  York,  In  den  Treffen 
und  Gefechten  bei  Catoau,Tournay  und  anderen  Orten  wai'd  Vlassits*  Name 
it  Auszeichnung  genannt,  auch  half  er  eine  Batterie  von  lü  Geschützen  erobern« 


1254 

landständische  Medaille  erhielt.  Im  Juni  1799  begann  er  indessen  als  Cadet  bei 
dem  vaterländischen  Infanterie-Regimente  Neugebauer  die  eigentliche  militäri- 
sche Carrifere,  und  sein  kluges  Benehmen  in  der  Affaire  auf  dem  Grinselberge  am 
14.  August  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Hadik^  wo  er  als  Unterofficier  mit 
20  Mann  ein  Defild  tapfer  vertheidigte,  brachte  ihm  die  Fähnrichstelle  als  Belohnung. 

Während  des  Feldzuges  1805  war  Schön  Adjutant  beim  Feldmarschall- 
Lieutenant  Hill  er,  im  Jahre  1809  Oberlieutenant  im  General-Quartiermeister- 
stabe und  bei  dem  2.  Armeecorps  eingetheilt.  Li  der  Affaire  nächst  Linz  am 
17.  Mai  führte  er  mit  einem  Bataillon  Peterwardeiner  eine  Diversion  in  des 
Feindes  Rücken  gegen  Harbach,  und  obschon  vom  Armeecorps  getrennt,  behaup- 
tete er  sich  auf  den  Höhen  bei  Bachl  den  Tag  über,  besetzte  dann  das  Defild  von 
Helmonsod  und  erwarb  sich  durch  dieses  kluge  Bjenehmen  das  Zutrauen  des 
Corps-Commandanten  in  so  hohem  Grade,  dass  Schön  stets  bei  der  Avantgarde 
verwendet  wurde. 

Seine  Thätigkeit  und  die  gute  Führung  der  Vorhut  in  der  Schlacht  von 
Wagram  ward  in  der  Relation  angerühmt  und  der  umsichtige  Generalstabs-Officier 
zum  Hauptmann  im  Corps  befördert. 

Ln  Jahre  1813  war  Schön  dem  kleinen  Corps  beigegeben,  welches  unter 
Feldmarschall-Lieutenant  Fenn  er  durch  das  Pusterthäl  nach  Süd-Tirol  vordringen 
sollte.  Schon  am  15.  October  wurde  Trient  besetzt,  ein  weiteres  Vorrücken  aber 
erschien  nicht  angezeigt,  da  das  Corps,  durch  Detachirungen  auf  nur  18  Com- 
pagnien  und  3500  Mann  herabgekommen,  einen  viel  stärkeren  Feind  zu  bekämpfen 
hatte.  Dem  Vicekönig  von  Italien  lag  es  daran,  seine  Verbindung  mit  der  bei  Ca- 
liano  aufgestellten  Division  Gifflenga  durch  das Saguna-Thal  wieder  zu  eröffiien 
und  die  Südspitze  von  Tirol  bei  ihrer  hohen  Wichtigkeit  für  die  Vertheidigimg  der 
Ebenen  zwischen  der  Brenta  imd  der  Etsch  zu  behaupten.  Gifflenga  wurde 
durch  die  Brigade  Lorot  verstärkt  und  sollte  am  28.  Fenn  er  angreifen,  das 
von  uns  blockirte  Castell  von  Trient  entsetzen  und  bis  Lavis  vorrücken.  Feldmar- 
schall-Lieutenant Fenn  er,  von  diesem  Vorhaben  unterrichtet,  erkannte  das  Gefähr- 
liche seiner  Lage,  zumal  der  Commandant  des  Castells  von  Trient  die  Übergabe 
hartnäckig  verweigerte.  Iq  einem  Kriegsrathe  meinten  sämmtliche  Beisitzer  jedem 
Gefechte  auszuweichen,  Trient  zu  räumen  und  sich  der  vonBotzen  herabrückenden 
Armee  zu  nähern.  Diese  Bewegung  wäre  dem  kleinen  Fenner'schcn  Corps  aller- 
dings angemessen  gewesen,  dadurch  würde  man  aber  die  Vortheile  des  Besitzes 
von  Trient  aufgegeben  haben;  leicht  würde  Gifflenga  in  der  dortigen  Stellung 
die  über  Bassano  zu  eröffnende  Verbindung  beider  Flügel  unserer  Armeen  haben 
verzögern  können ;  gehörig  verstärkt  würde  es  ihm  auch  nicht  schwer  gewesen , 
sein,  unsere  Armee  in  einen,  bei  der  vorgerückten  Jahreszeit  höchst  unsicheren  und 
den  gefassten  Planen  nachtheiligen  Gebirgskrieg  zu  verwickeln.  Diese  Ansichten 
nun  entwickelte  Schön  im  Kriegsrathe  und  schlug  vor,  dem  Gegner  im  Angriffe 


1257 

erlittene  Schlappe  zu  riiclien,  oder  um  das  Vordringen  unserer  Truppen  auf  dieser 
Seite  mit  allen  Kräften  zu  hemmen,  oder  endlich  um  gegen  Trient  vorzudringen  und 
das  dortige  Castell,  welches  an  diesem  Tage  beschossen  wurde,  zu  entsetzen.  Der 
Anfang  des  Kampfes  licss  sich  vortheilhaft  für  den  Feind  an.  Aber  da  der  General 
Vlassits  Verstärkung  erhielt,  auch  der  Angriff  einer  Schwadron  Friniont-Husaren 
unter  Rittmeister  S  k  er  I  et  z  den  günstigsten  Erfolg  hatte  und  ein  ausVerona  gekom- 
menes feindliches  Reserve-Bataillon  die  Flucht  ergriff,  wurden  die  Abtheilungen 
Gifflenga's  erschüttert  und  wichen  in  Unordnung  zurück.  Nur  mit  Mühe  konnte 
»ich  der  Feind  sammeln  und  ordnen.  Am  Abend  nahm  Gifflenga  hinter  Ala 
Stellung^  bis  zu  welchem  Flecken  auch  Vlassits  vorrückte.  Die  Gefechte  an  die- 
sem und  an  dem  vorhergehenden  Tage  hatten  der  Division  G  iffi  enga  1000  Mann 
gekostet,  darunter  500  Gefangene.  Vlassits  konnte  sich  rühmen,  einem  überle- 
genen Feinde  nicht  nur  kräftigen  Widerstand  geleistet,  sondern  auch  die  Räumung 
Süd-Tirols  wesentlich  gefördert  zu  haben,  Verdienste j  welche  Seine  Majestät  der 
Kaiser  mit  dem  Ritt  er  kreuze  ausser  Capitel,  das  ihm  mit  Allerhöchstem  Hand- 
schreiben aus  Frankfurt  am  Main  vom  8,  November  desselben  Jahres  verliehen 
wurde,  zu  belohnen  geruhten. 

Als  zu  Anfang  Februar  1814  Feldmarschall  Graf  Bellegarde,  der  Nach- 
folger niller*«,  sein  Ilauptrjuartier  nach  Verona  verlegte,  rückte  Vlassits  mit  der 
Vorhut  des  rechten  Flügels  am  4.  desselben  Monats  nach  Castelnuovo  und  dann 
nach  Peschiera  vor,  um  diese  Festung  am  Gardasee  einzuschliessen,  die  dann 
in  Folge  der  Capitulation  vom  16,  April  an  Osterreich  übergeben  wurde.  Wäh- 
rend der  Schlacht  am  Mincio  (8.  Februar)  hielt  er  mit  den  Vortruppen  des 
Feldmarschall-Lieutenants  Sommariva  die  Angriffe  des  Generals  Palomhlni 
auf  den  Höhen  von  Cavalcaselle  und  Salionze  aus,  und  als  ihm  Verstärkun- 
gen zukamen I  warf  er  den  Feind  wieder  unter  die  Kanonen  von  Peschiera 
s^urück. 

So  wie  vor  dem  Feinde  war  Vlassits  auch  in  der  FHcdensepoche  rastlos 

bemüht,  dem  Staate  nützliche  Dienste  zu  leisten*  Lange  Jahre  als  Brigadier,  vom 

Juli  1824  an,  als  ihn  die  Belordcrung  zum  Fcldmarschall-Lieutenant  getroffen, 

aber  als  Divisionär  theiis  in  Ungarn  und  den  angrenzenden  Ländern^  tlieils  in 

|GaLizien  verwendet,  hielt  mit  diesem  regen  Pflichteifer  auch  das  Vertrauen  seines 

I  Monarehen  gleichen  Schritt,  und  nachdem  er  sich  im  Jahre  1828  mit  der  Ver- 

I  leihung  der  Inbaberswürde  des  Fürst  Schwarzenberg-Uhlanen-Rcgiraenta,    im 

November  1831  mit  der  Ernennung  zum  commandircnden  Generalen  in  Slavonien 

|und  Sirmien  ausgezeichnet  sah,  gab  ihm  Seine  Majestät  weiland  Franz  L  nach 

dem  Hinscheiden  des  Feldzeugmeisters  tmdBanus  GrafenG  y  ulay  im  Februar  1832 

Iden  schmeichelhaftesten  Beweis  des  WoldwoUcns ,   indem  er  Vlassits  diese  hohe 

I  Würde  und  gleichzeitig  aus  eigener  Bewegung  den  Freiherrnstand  und  die  geheime 

[lUthö^ürde  verlieh. 


1256 

1796  kämpfte  Vlassits  in  Italien,  1799  in  Deutschland;  bei  Osterach  und 
Stockach  erntete  er  die  Zufriedenheit  des  Erzherzogs  Karl  und  als  im  folgenden 
Jahre  unsere  Armee  den  Rückzug  nach  den  Schlachten  und  Gefechten  bei  Heiters- 
heim,  Engen,  Möskirch  und  Ottingen  antreten  musste,  war  er  bei  der  Arriöregarde 
und  trug  zur  Rettung  des  Gepäckes  und  verschiedener  Ararialgüter,  so  wie  zur 
Befreiung  von  Gefangenen  kräftig  bei. 

Im  Jänner  1804  zum  Major  bei  Kaiser-Husaren  befördert,  kämpfte  er  in  der 
Schlacht  bei  Austerlitz.  Das  Regiment  hatte  in  dem  Treffen  zwischen  Steina- 
kirchen  und  Kremsmünster  am  31.  October  durch  heldenmüthige  Ausdauer  nam- 
hafte Verluste  und  den  Commandanten  Oberst  Baron  Gr äffen  verloren;  es 
schmolz  auf  200  Mann  zusammen;  nichts  desto  weniger  erntete  es  unter  Ylassits' 
Führung  am  2.  December  bei  der  hartnäckigen  Vertheidigung  der  Posten  zu  Kost  el 
und  Bilowitz  zur  Deckung  der  linken  Flanke  der  Armee  gegen  die  Angriffe  der 
französischen  Marschälle  Davoust  und  Mortier  grossen  Ruhm  und  der  Major 
Ylassits  die  Anerkennung  seines  Monarchen,  der  ihn  im  Jänner  1806  zum  Oberst- 
Lieutenant  und  schon  im  Juli  1808  zum  Obersten  und  Commandanten  bei  Liech- 
tenstein-Husaren zu  ernennen  geruhte. 

Mit  welcher  Todesverachtung  dieses  Regiment  im  folgenden  Jahre  bei  der 
Armee  in  Deutschland  gestritten,  wie  es  im  Treffen  bei  Landshut  unter  seinem 
vortrefflichen  Commandanten  muthig  in  den  Feind  eingehauen,  bei  Aspern  an 
beiden  Tagen  in  den  Gefechten  der  Avantgarde  die  Infanterie,  wo  es  das  Terrain 
nur  immer  erlaubte,  kräftigst  unterstützt;  wie  es  ferner  bei  Wagram  unter 
General  Wallmoden,  dann  auf  dem  Rückzuge  nach  Mähren  unwiderstehlich 
an  den  Feind  drang  und  bei  Hollabrunn  am  9.  Juli  so  glorreich  gegen  die 
überlegene  Reiterei  Stand  hielt,  ist  bekannt,  und  gehörte  der  beste  Theil  der  Ehre 
dem  Obersten  von  Vlassits,  der  diesem  erst  wenige  Jahre  früher  aufgestellten 
Regimente  den  herrlichsten  Soldatengeist  einzuimpfen  verstanden.  Auch  in  dem 
Ej:iege  gegen  Russland  zeichneten  sich  seine  Husaren  ehrenvoll  aus. 

Endlich  ward  ihm  im  März  1813  die  Beförderung  zum  General-Major  zu  Theil 
und  die  Befreiungskriege  riefen  Vlassits  zur  neuen  Thätigkeit.  Er  wurde  dem 
nach  Tirol  operirenden  Corps  des  Feldmarschall-Lieutenants  Fenn  er  beigegeben, 
welcher  den  rechten  Hügel  der  Armee  von  Innerösterreich  unter  Feldzeugmeister 
Hill  e  r  befehligte.  An  dem  Tage,  als  der  Letztere  den  Aufruf  an  die  Völker  Italiens 
am  26.  October  erlassen  hatte,  war  Fenn  er  schon  über  Trient  und  Matarello 
gegen  Volano  und  Caliano  vorgerückt  und  hatte  die  feindliche  Division  Gif f- 
lenga  zum  Rückzuge  auf  Serravalle  hinter  Roveredo  gezwungen,  musste  aber, 
durch  einen  Schuss  im  Arme  verwundet,  das  Commando  an  Vlassits  übergeben. 
Dieser  nahm  bei  San  Marco  vorwärts,  Feldmarschall-Lieutenant  So  mm  ariva  bei 
Roveredo  Stellung.  General  Gifflenga,  neu  verstärkt,  griff  am  27.  October 
nochmals  bei  San  Marco  an ;  sei  es  nun,  dass  er  dieses  that  um  die  Tages  vorher 


^Bra 


1259 

ntcrhaltenes  Klclngcwelirfeuer  so  wio  das  wirksame  Feuer  der  braren  Arlillerie 
bracLten  jenes  des  Feindes  zum  Schweigen.  Das  3.  Bataillon  von  Erzherzog 
Rudolph-Infanterie  rückte  zum  Sturme  der  Einziger  Brücke  vor  dem  Lohnhofe, 
welcher  man  sich  so  lange  behauptete,  biß  aie,  vom  Feinde  bereits  früher  in 
rand  gesteckt^  in  volle  Flammen  gerieth.  Nun  befahl  General  Wrede  die  Wieder- 
einnähme der  Stadt  Hanau»  An  der  Spitze  des  Grenadier-Bataillons  Frisch 
sprang  der  commandirende  General  mit  dorn  General  Geppcrt  am  Nürnberger 
Thore  in  den  Stadtgraben  und  erstieg  den  Wall,  indess  Blagoevich  mit  einem 
Bataillon  Erzherzog  Rudolph-Infanterie  die  verrammelte  Brücke  des  Nürnberger 
Thores  ofihetc,  um  die  Untcrstützungscolonnen  fol^ren  zu  lassen.  Am  1,  Novem- 
ber trat  dann  wie  bekannt  der  Feind  seinen  ganzlielien  Rückzug  an,  nachdem  er 
auch  die  Vorstädte  Hanau's  jenseits  dcrKinzig  geräumt  hatte,  und  wurde  auf  dem- 
selben von  den  Truppen  der  Verbündeten  nachdrücklichst  verfolgt 

Blagoevich  kam  hierauf  zu  dem  General  der  Cavallcrie  Baron  Frimont, 
Commandant  der  österreichischen  Truppen,  welche  mit  den  bayerischen  vereinigt 
unter  Wrede  das  5«  Armeecorps  des  grossen  verbündeten  Heeres  blldeton,  und 
wurde  im  Februar  1814  zum  Major  im  Corps  befördert.  Die  Schlacht  bei  Bar  sur 
Aube  gab  ihm  neue  Veranlassung  zur  besonderen  Auszoiclmung;  in  jener  bei 
Areis  sur  Aube  wurde  er  aber  so  bedeutend  verwundet,  daas  er  längere  Zeit 
dienstunfähig  blieb. 

Für  die  umsichtige  und  erfolgreiche  That  in  der  Schlacht  bei  Hanau  erhielt 
Blagoevich  mit  Capitelbesehluss  vom  Jahie  1815  da^  Ritterkreuz,  und  im 
Jalire  1820  den  Freiherrnstand. 

Wälircnd  der  Friedensepoche  Hess  sich  Blagoevich  vielseitig  zum  Nutzen 
für  den  Staat  verwenden;  so  leitete  er  im  Jahre  181ü  die  Gronz-Dcmarcation  von 
Galizicn,  und  nahm  später  in  diesem  Kronlaado  die  Landesbeschreibung  vor.  Im 
November  1829  wurde  er  Oberst  imSzluInerRegimente,  im  Jahre  1837  als  General- 
Major  Militär-Commandant  in  der  Bukowina,  wo  er  sich  um  die  Organisirung  des 
bestandenen  Grenz -Cordons  und  um  die  Provinz  selbst  wesentliche  Verdienste 

ehe  und  mit  dorn  Orden  der  eisernen  Krone  2.  Glas  sc  ausgezeichnet  wurde. 

Blagoevich  starb  zu  Wien  am  2  I.Jänner  1850  alsFcldmarschaU-LIeutcnant 
in  Pension ;  er  hatte  48  Jahre  dem  Staate  die  besten  Dienste  geleistet. 

Weiss,  Bernhard,  Hauptmann,  zu  Sobicsuk  in  Böhmen  1761  geboren, 
rde  im  19,  Lebensjahre  als  Gemeiner  in  das  Infanterie-Regiment  Ulrich  Kins  ky 
Tr.  36  gestellt  und  nach  zehnjähriger  Dienstleistung  zum  Fähnrich  bei  Rei«ky- 
afanteric  Nr.  lU  befördert.  Er  hatte  die  FcldzügO  1796  und  1799  in  Italien  mit- 
Dmacht  und  nach  dem  Luncvillcr  Frieden  die  Ilauptmanas-Charge  erlangt. 

In  der  Sehlacht  von  Hanau  am  30.  üctober  1813  musste  der  linke 
lügcl  der  vcrcinigteü  östcrroichiiichen  und  königlich  bayerischcEi  Aruioe  öcine 


1260 

indem  er  unter  den  Freiwilligen  bei  einem  Angriffe  auf  den  feindlichen  Fahnen- 
träger einhieb,  seine  Pistole  abfeuerte  und  sich  der  Fahne  zu  bemächtigen  suchte. 
Von  sechs  Türken  umrungen,  wehrte  er  sich  tapfer  und  hieb  sich  glücklich  durch. 
Er  wurde  für  diese  entschlossene  That  zum  Unterlieutenant  im  Motschlitz'schen 
Uhlanen-Freicorps  (dem  heutigen  2.  Ühlanen-Regimente)  befördert  imd  machte 
mit  demselben  die  weiteren  Feldzüge  bis  zu  dem  Frieden  von  Luneville  mit.  In  dem 
Treffen  bei  Boussut  in  den  Niederlanden  1792  schwer  verwundet,  that  er  sich  bei 
Stockach  und  bei  der  Einnahme  des  Luciensteiges  1799  sehr  ehrenvoll  hervor^ 
da  er  in  letzterer  Gelegenheit  den  flüchtigen  Feind  mit  einem  Zuge  Uhlanen  durch 
die  reissende  Langwart  nachsetzte  und  zweiCompagnien  zur  Streckung  der  Waffen 
zwang.  Bei  dem  Hauptangriffe  auf  Zürich,  bei  dem  Angriffe  auf  Bruchsal  ^8.  No- 
vember 1800)  und  bei  dem  Überfalle  von  Freisingen  in  der  Nacht  vom  2.  auf  den 
3.  December  wird  des  umsichtigen  tapferen  Benehmens  Bretschneider's  rühmend 
gedacht,  wofür  ihm  im  Mai  1801  das  Majors-Patent  bei  Erzherzog  Karl-Uhlanen  als 
verdiente  Belohnung  zu  Theil  wurde. 

Im  Jahre  1809  stand  Bretschneider  als  Oberst-Lieutenant  von  Liechten- 
stein-Husaren bei  dem  6.  Armee-Corps  in  der  Division  Vincent.  Gleich  nach 
Eröffnung  der  Feindseligkeiten,  Anfangs  April,  versprengte  er  einen  feindlichen 
Vorposten  bei  Ramsau  und  erntete  in  den  Gefechten  bei  Rohr  und  Landshut 
(20. — 22.  April)  neue  Anerkennung,  die  sich  in  seiner  Ernennung  zum  Obersten 
bei  Frimont-Husaren  kund  gab.  In  diesen  Gefechten  wurde  Bretschneider 
wiederholt  schwer  blessirt. 

Die  glorreichen  Feldzüge  1813  und  1814  trafen  ihn  an  der  Spitze  dieses 
Regiments,  welches  bekanntlich  in  dieser  Epoche  ruhmvolle  Beweise  echten  militä- 
rischen Gehaltes  gegeben.  Obgleich  im  Anfange  des  Krieges  in  einzelne  Abthei- 
lungen aufgelöst,  fand  jede  trotzdem  mehrfache  Gelegenheit  sich  hervorzuthun  und 
die  schmeichelhaftesten  Zeugnisse  des  commandirenden  Generals,  Feldzeugmeisters 
Hill  er,  zu  erwerben.  Bretschneider,  der  in  jeder  Hinsicht  vortreffliche  Com- 
mandant  dieser  Truppe,  hatte  durch  einsichtsvolle  Entschlossenheit  den  Ruhm  des 
Regiments  begründet  und  sich  die  gerechtesten  Ansprüche  zu  einer  ausgezeichneten 
Belohnung  erworben,  um  welche  sowohl  der  Inhaber  des  Regiments,  General  der 
Cavallerie  Baron  Fr  imon  t,  als  auch  das  Officiercorps  bittlich  geworden  waren  und 
ihre  Bitte  auch  erfüllt  sahen,  da  dem  tapfern  Obersten  durch  das  Capitel  vom  Jahre 
1815  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  zugesprochen  wurde. 

Noch  vor  Eröffnung  des  Feldzuges  war  Bretschneider  Commandant  der 
äussersten  Vorposten  bei  dem  kaiserl.  Heere  in  Innerösterreich,  und  hatte  durch 
rastlose  Thätigkeit  und  kluge  Führung  seine  kriegslustigen  Husaren  vor  jeder 
Gefahr  gesichert  und  durch  Hingebung  der  eigenen  Person  zum  glänzenden  Bei- 
spiele dieselben  vermocht,  die  oft  auf  das  Höchste  gestiegenen  Gefahren  und 
Beschwerlichkeiten  der  Wintercampagne   mit  frohem  Muthe  zu  ertragen.     Die 


~i~fl 


p 


1201 

von  Seite  der  Pranzoaeo,  immer  mit  frischen  Truppeji  und  selbst  mit  Kaoonea  und 
Haubitzen  unterstützt^  auf  das  Heftigste  erneuert,  aber  eben  00  oft  mit  beispielloser 
Tapferkeit  abgesehlagen*  Je  grösser  die  Grofahr  war,  desto  höher  stieg  der  Muth 
des  tapfern  Hauptmanns.  Von  einem  Puncte  zum  andeni  eilendj  verfugte  er  sieh 
immer  dorthin,  wo  die  Gefalir  am  grössten;  und  nur  durch  seine  ausdauernde 
Entschlossenheit  konnte  dieser  für  die  Armee  so  wichtige  Posten  behauptet  werden. 

Aber  nicht  genug,  in  der  vorangegangenen  Nacht  den  Feind  fünfmal  geworfen, 
die  Mühle  und  Schanze  mit  Sturm  genommen  und  beide  bis  zum  Morgen  behauptet 
zu  haben,  erstürmte  Hauptmann  Weiijs  am  3L  October  Nachmittags,  nachdem  er 
sich  auf  Befehl  des  Commandirenden  an  sein  Bataillon  angeschlossen  hatte,  mit 
seiner  Compagnie  an  der  Tete  der  (Jolonne,  auch  das  StcinheimerThor,  und  nachdem 
die  Stadt  und  das  Frankfurter  Thor  genommen  waren,  erhielt  er  sogleich  neuer- 
dings Befehl,  die  in  der  Nacht  genommene  Mühle  und  Schanze  wieder  mit  Sturm 
zu  nehmen,  welchen  Auftrag  Weiss  auch  mit  dem  glüekllehsten  Erfolge  vollzog 
und  durch  die  erneuerte  Gewinnung  dieses  so  wichtigen  Postens  die  neue  Aufstel- 
lung des  Heeres  sicherte. 

Diesem  tapferen,  am  6.  Februar  1821  zu  Brunn  verstorbenen  Officier  wurde 
im  Capitel  vom  Jahre  1815  da*  Ritterkreuz  des  Maria  Theresion-Ordens  ein- 
stimmig zuerkannt. 

WOLKONBKT^  Peter  Fiirftt  von,  kakerlieh  ruMigchet  Feldmareeholl  und  Minister  du 
kaUerÜchen  Hauses,  war  zu  Anfang  des  J&Lres  1813  als  Qeneral-Lieutenant  Gommandant  eines 
Infanteriecorps  unter  dem  General  der  Infanterie  Miloradovrltschi  focht  bei  Liitzen^  und  kam 
dann  aur  Belagerung  Ton  Dans  ig.  Spater  war  er  bei  den  Operationen  der  Hauptanuee  thätig 
und  als  Mitglied  zu  verschiedenen  Berathungen  der  Monarchen  beigezogen.  Cr  starb  am  12,  Sep** 
tember  1862  zu  St.  Pelereburg. 

OüTAHOFF,  von,    kaiserlich    russiscber    Oeneral    der    Cavallorio   und  Generat- Adjutant  des 
jBj  gestorben    am    2.  Deoember  1821,   zeichnete  sich  in  seiner  Stellung  bei  vielen  Gelegen- 
Ueiten  durch  Einsicht  und  Entschlossenheit  aua. 

OSAPiOFFSKT.  Graf  von»  kalserUeb  russischer  General  der  CaTallerie,  eommandirte  unter 
Pahlen  eine  leichte  Garde-Cavallerlc-Divisioni  war  naoh  der  8chLaeht  von  Leipzig  bei  der  Yer- 
folgung  des  Feindes  sehr  thätig,  focht  bei  Arcis  sur  Aube  and  hei  P^re  Champenoise,  und  fQgie 
den  Franzosen  in  der  Verfolgung  grossen  Schaden  zu.  Er  verschied  iin  Jahre  1856. 

OrLOFP-DeNISOW,   Fedor    Gr«/   von,    General  *  Lieutenant»    gestorben   «u  Charkow    im 

^Feb^uar  1843,   sohwaDg   sich    durch    Tapferkeit   zum  Hauptmann  der  Kosaoken  schon  im  Jahre 

1790  empor.    Er  war  18 Id  und  1814  Gommandant  eine«  Streifcorps  und  tmermfildet  dem  Feinde 

Abbruch  zu  thun.    Ton   Schmalkalden    setzte  er  am  26.  October  den  retirirenden  Franzosen  mit 

_^rastlosor    Thatigkeit   nach  und  brachte  in  fSnf  Tagen  mit  nur  900  Reilem  3000  Gefangene  elnj 

foberte  1  Kanone  und  15  Pulv erwägen. 

Diesen  4  rostlsohen  Generalen  verlieheti  Se*  Majestät  der  Kaiser  Franz  für  ihre  Verdleofto 
Allgemeinen  mit  Handbillot  aus  Schmalkalden  vom  30«  Ooiober  1S13  das  Ritierkreua. 


1252 

•  Plänklern,  um  von  da  Alles  genauer  überblicken  zu  können.  Als  die  Franzosen 
in  Bataillonsmassen  auf  der  Hauptstrasse  stürmend  vorrückten,  sammelte  er  im 
lebhaftesten  Feuer  2  Compagnien  und  eilte  an  deren  Spitze  dem  Feinde  mit 
dem  Bajonete  entgegen.  Von  dem  Eifer  ihres  Commandanten  beseelt,  konnte  er 
den  braven  österreichischen  Truppen  nicht  widerstehen,  wurde  im  entschei- 
dendsten Augenblicke  geworfen  und  Bassano  glücklich  gerettet.  Dreimal  wieder- 
holte der  gewiss  zehnfach  überlegene  Gegner  den  Sturm,  dreimal  warf  ihn 
Bretschneider,  durch  zwei  nachgerückte  Compagnien  von  Bianchi-Infanterie 
verstärkt,  zurück.  Nun  liess  der  Letztere  seine  beihabenden  Geschütze  auf 
kurze  Distanz  mörderisch  wirken.  Schnell  fasste  Bretschneider  den  Entschluss 
mit  seiner  Cavallerie,  von  Freiwilligen  der  Infanterie  unterstützt,  sich  in  den  Feind 
zu  stürzen,  was  auch  das  Gefecht  entschied.  Eine  achtpfündige  Kanone  mit 
Bespannung  und  Bedienung  fiel  in  seine  Hände  und  der  Gegner  räumte  mit  Zurück- 
lassung vieler  Todten  und  Verwundeten  in  Eile  das  Schlachtfeld,  wobei  noch 
mehrere  Officiere  und  Mannschaft  in  Gefangenschaft  geriethen.  Dieser  ausseror- 
dentlichen Kraftanstrengung  war  es  allein  möglich,  den  so  bedeutend  überlegenen 
Feind  bis  zum  31.  in  Schach  zu  halten. 

An  diesem  Tage  aber  griff  der  Vicekönig  in  Person  mit  2000  Mann  auf  allen 
Punctenan;  Bretschneider  vertheidigte  seinen  Posten  auf  das  Hartnäckigste, 
doch  bei  Romano  durchbrach  jener  die  Stellung  und  besetzte  die  Strasse  nach 
Cismone.  Von  mehreren  abgeschickten  Ordonnanzen  kam  eine  einzige  bei  Bret- 
schneider in  dem  Augenblicke  mit  dem  Befehle  zum  Rückzuge  an,  als  es  der 
Lage  nach  nicht  mehr  möglich  war  sich  an  die  Brigade  anzuschliessen.  Er  brach 
daher  mit  besonderer  Klugheit  das  Gefecht  ab,  fand  in  Bassano  7  Compagnien 
von  Bianchi,  welche  mit  ihm  gleiches  Schicksal  hatten,  zog  sie  an  sich  und 
vollführte  den  Rückzug  über  die  Brenta  im  Angesichte  des  Feindes  so  glücklich, 
dass  er,  einige  Verwundete  abgerechnet,  gar  keinen  Verlust  erlitt.  Über  die  Setti 
communi  im  Schnee  bis  an  die  Brust  watend ,  erreichte  seine  Colonne  Levigo  und 
vereinigte  sich  mit  der  Brigade. 

Am  10.  November  unternahm  Bretschneider  eine  Recognoscirung  über 
Bonifacio  gegen  Caldiero  und  stiess  auf  den  im  Vorrücken  begriffenen  Feind, 
welcher  ihn  sogleich  attaquirte.  Behutsam  zog  sich  der  Oberst  mit  seinem  kleinen 
Detachement  bis  in  ein  günstiges  Terrain  zurück,  dann  wurde  der  Feind  mit  Ent- 
schlossenheit und  Schnelligkeit  angegriffen,  in  Unordnung  gebracht  und  durch  eine 
rasche  Cavallerie-Attaque  gänzlich  über  den  Haufen  geworfen.  Am  12.  November 
stürmte  er  blos  mit  der  Cavallerie  den  Ort  imd  die  Brücke  bei  Vago  und  behauptete 
sie  ungeachtet  eines  bedeutenden  Verlustes,  welchen  er  von  dem  in  den  Häusern 
postirten  Feind  erlitten,  über  eine  Stunde,  bis  endlich  Infanterie  anlangen  und  ihn 
unterstützen  konnte.  Auch  in  der  Affaire  von  Caldiero  zeichnete  sich  Bret- 
schneider durch  Muth  und  Entschlossenheit  aus,  führte  in  den  Gefechten  vom 


1253 

18.  und  19.  die  Avantgarde  und  nahm  Vago,  die  Stellung  von  St.  Giaccomo  und 
das  sehr  feste  Dorf  St.  Martine  sammt  seiner  verschanzten  Brücke  mit  Sturm.  Die 
Husaren-Divisionen  wurden  nun  durch  das  Uhlanen-Regiment  Erzherzog  Karl 
auf  den  Vorposten  abgelöst,  und  kamen  nach  Lonego  in  das  Lager. 

Im  December  fand  Bretschneider  bei  Rovigo  am  8.  Gelegenheit  zur 
neuen  Auszeichnung,  rückte  dann  mit  dem  Regimente  nach  Cologna,  wo  sich 
alle  9  Schwadronen  vereinigten  und  bis  zum  2.  Februar  1814  in  Cantonifungen 
verblieben. 

Im  April  1815  zum  General-Major  ernannt,  erhielt  Bretschneider  eine 
Brigade  bei  der  leichten  Division  des  2.  Armeecorps  unter  Feldmarschall-Lieutenant 
Graf  Bub  na  in  Ober-Italien.  Dieses  Armeecorps  hatte  am  24.  und  25.  Juni  den 
Mont  Cenis  passirt  imd  war  am  7.  Juli  in  Echelles  eingetroffen;  Bretschneider 
wurde  an  diesem  Tage  mit  der  Avantgarde  über  Pont  de  Beauvoisin  bis  les  Albrets, 
am  10.  vom  la  Verpillöre  gegen  Lyon  vorpoussirt.  Er  fand  den  Feind  vor  den  Ver- 
schanzungen der  Vorstadt  la  Guillotiöre  auf  den  Höhen  von  Bron  und  dem  Plateau 
von  St.  Alban  und  liess  ihn  durch  den  Obersten  Baron  C  a  1 1  o  t  von  Frimont-Husaren 
in  der  Front,  durch  den  Major  Pirquet  von  Fenner- Jäger  in  der  rechten  Flanke 
angreifen  und  in  die  Verschanzungen  zxuückwerfen.  Der  Feind  attaquirte  hierauf 
den  rechten  Flügel  der  Avantgarde  von  Charpenne  her  an,  wurde  jedoch  durch 
eine  vom  Obersten  Ca  Hot  mit  einer  Abtheilung  von  Frimont-Husaren  geführte 
rasche  Attaque  wiederholt  in  seine  Verschanzungen  geworfen,  wodurch  sich  Bret- 
schneider mit  der  Avantgarde  auf  dem  Plateau  St.  Alban  behaupten  konnte. 

Die  Friedensepoche  führte  den  tapferen  General  nach  Italien,  wo  er  ununter- 
brochen die  eifrigsten  und  besten  Dienste  leistete  und  am  8.  April  1821  durch 
gut  combinirte  und  kluge  Führung  der  Avantgarde  gegen  die  Rebellen  bei  Novara 
sich  die  Allerhöchste  Zufriedenheit  in  dem  Grade  erwarb,  dass  er  mit  dem  Ritter- 
kreuze  des  Leopold-Ordens  ausgezeichnet  wurde. 

Im  April  1830  ;BUm  Feldmarschall-Lieutenant  und  im  September  1843  in  den 
Freiherrnstand  erhoben,  war  Bretschneider  nach  und  nach  Divisionär  in  Mailand, 
Festungs-Commandant  in  Piacenza  und  endlich  Stadt-Commandant  in  der  lombar- 
dischen Hauptstadt;  Anstellungen,  welche  das  beste  Zeugniss  von  seiner  rastlosen 
umsichtigen  Verwendung  geben. 

Schön,  Anton  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  zu  Innsbruck  im 
Jahre  1782  geboren,  hatte  seinem  Muthe  und  seinen  Talenten  die  glänzende 
Laufbahn  zu  danken,  welche  ihn  sein  Patriotismus  einschlagen  liess. 

Als  im  Jahre  1796  Tirol  sich  beeilte  zur  eigenen  Vertheidigung  Schützen- 
Compagnien  aufzustellen,  w^  auch  Schön,  damals  Student  an  der  Universität  zu 
Innsbruck,  dem  allgemeinen  Rufe  nachgekommen  und  bewies  schon  im  Gefechte  bei 
Spinges  gegen  eine  französische  Brigade  so  grosse  Entschlossenheit,  dass  er  die 


96) 

1 


iiei  am 


s  einzigen  Mannes  so  riel  Fouragc  und  Mundvorrätlic  über  den  Strom,  ^ü« 
ie  Division  Quosdanovich  durch  8  Tage  damit  Ycrselien  werden  konnte. 
Am  26.  November  1795  erstUrmte  er  freiwillig  das  Dorf  Grossfischlingen  bei 
Landau  mit  40  Grenadieren,  rettet  im  Treffen  beiNeresheim  (10.  August  1796) 
dureh  Kriegslist  die  Grenadier-Division  Spldnyi  von  Gefangenschaft,  streift 
März  1800  als  Oberlieiitenant  in  der  Gegend  San  Sebastiano  und  Celle  im  Angesi 
des  Feindes  bi^  gegen  Genua  und  nimmt  ihm  namhid'te  Transporte  ab.  Im  Trefff 
bei  Vado  (6.  April)  tournirt  er  als  Compagnie*Commandant  freiwillig  unter  d 
feindlichen  Feuer  den  linken  Flügel  im  Vado-ThaJe  und  zwingt  ihn  sieh  auf 
die  zweite  Stellung  Monte  Ajuto  zurückzuziehen.  Am  Vorabend  der  Sehlacbt 
von  Marengo,  während  der  Vorposf engefechte j  eüt  er  zu  den  -weichenden 
Croatenj  ermuthiget  sie  und  fülu-t  sie  auf  den  verlassenen  Posten  zurück* 

ImFeldzugc  1805greift  Marciicb  bei  demßückzuge  der  Armee  am  4,Novein- 
ber  mit  seiner  Compagnie  die  feindliche  Ileiterei  bei  San  Pietro  an  und  rettet  am 
Tage  darauf  ein  Bataillon  seines  Regiments  und  eine  Schwadi*onIüenmayer-Husa 
vor  Gefangennahme,  da  diese  Truppen  von  der  Armee  dureh  die  Piave  getre] 
bei  Rosano  zurückgeblieben  waren. 

Im  Jahre  1 809  wurde  er  zum  General-Stabe  eingetheilt  und  der  adeligen 
rections-Armee  beigegebeut  In  allen  Gefechten,  so  bei  Karakd  am  9.  JunL.  bei 
P^pa  am  IL  und  am  Vorabende  der  Schlacht  bei  Kaab  glänzte  er  durch  Mutb, 
Entschlossenheit  und  Aneiienmg  der  Truppe,  und  wurde  für  diese  Verdienste  im 
Juli  zum  Major  heforderL  1813  stand  Maretich  beim  Hiller*8chen  Corps. 

Im  Gefechte  bei  Viltanuova  am  Alpon  amJtS,  November  und  während  der 
drei  feindlichen  Stürme  auf  die  Brücke  bei  diesem  Orte,  zeichnete  sich  Mareticb 
durch  Muth  und  Entschlossenheit  besonders  dadurch  aus^  das  er  vom  Pferde  spratis:, 
die  der  Brücke  zunächst  gestandenen  Jäger,  welche  dm'ch  den  Druck  des  3Ui^^ 
Mann  starken  Feindes  diese  verlassen  mussten,  wieder  ihre  frühere  SteUaag 
einzunehmen  aneiferte  und  in  dieselbe  führte ;  der  Feind  wurde  geworfen  und  seine 
Massen  in  die  Chaussde-GJräben  gesprengt,  Beim  zw^eiten  Sturme  der  Franioseu 
führte  Maretich  2  Geschütze  auf  30  Schiittc  Entfernung  denselben  entgegi 
und  zwang  sie  zum  Rückzuge,  beim  dritten  endlich  zeichnete  er  sieh  durch  diescl: 
That  aus,  indem  er  die  Kanoniere  zur  standhaften  Ausdauer  ermunterte.  Obsd 
tödlich  verwundet,  hielt  er  doch  im  heftigsten  Feuer  so  lange  aus  bis  jede  G 
beseitigt  war  und  der  Feind  keinen  neuen  Sturm  zu  unternehmen  w^agte»  Seine 5bj^' 
stät  der  Kaiser  ernannte  M  aretich  mit  Ilandbillct  ddo.  Frankfurt  am  5,  Deceinbcr 
1813  zum  Ritter  und  verlieh  ihm  im  Jänner  1822  den  Freihorrnstand. 

Dieser  brave  Officier  starb  zu  Agram  am  3.  Mai  1839.  So  erfolgreich  seine  Lei- 
stungen vor  dem  Feinde  waren,  so  nützlich  suchte  er  sich  im  Frieden  zu  machen.  & 
schrieb  im  Jahre  1805  ein  System  für  leichte  Infanterie,  welches  sich  desBeifalUiV- 
kaiserL  Hoheit  des  Erzherzogs  Karl  erfreute,  und  dämpfte  im  Jahre  1 801  im  TTatif:?'!' 


cen  j 


1265 


lale  und  im  Mai  1808  im  Zarander  Comitate  in  Siebenbürgen  die  ausgebroehcnen 
mit  Tbätliclikciten  begleiteten  Unruhen  der  Walachen  gegen  ihre  Grundherren. 

WlDHAYEK,  Aloys  Franz  von,  General-Major,  Sohn  eines  Doctors  der 
Rechio  und  zu  Reifonberg  in  Friaul  1764  geboren.  Im  Verlaufe  einer  42jäh- 
rigen  Dienstzeit  war  es  ihm  gegönnt  allen  Kriegen,  welche  das  Kaiserhaus  von 
1788  an  führen  musstc,  theOi»  In  der  Linie,  thcils  in  der  GrenzOj  dann  im  General- 
Quart  iermeisterstahe  beizuwohnen. 

Nach  einigen  Jahren,  welche  er  als  Cadet  bei  dem  13.  Infanterie-Regimcnte 
Baron  Zedtwitz  zubrachte,  ward  ihm  vor  Ausbruch  des  Türkenkrieges  die 
Beförderung  zum  Fähmich  beim  Likkaner  Grenz-Regimcnte  zu  Theil,  wo  er  nach 
dreizehn  Jahren  stufenweise  bis  zum  Hauptmann  voiTückte,  den  Feldzug  1805  als 
Major  bei  Wukas6ovich*Infanterie,  jenen  1809  als  Oberst-Lieutenant  des  General- 
Stabes  mitkämpfte  und  nach  dem  Wiener  Frieden  zum  Wiener  Platz-Commando 
die  Eintheilung  erhielt.  In  diesem  letzten  Feldzugo  hatte  Widmayer  bei  vielen 
Gelegenheiten  grosso  Umsicht  und  Bravour  an  Tag  gelegt  und  sich  die  Oberst- 
Lieutenants-Charge  auf  dem  Schlachtfelde  erkümpft. 

Als  im  Jahre  1813  General  Tomassieh  mit  der  Eroberung  von  Dalmatien 
beauftragt  wurde,  handelte  es  sich  vorerst  Männer  zu  finden,  welche  auf  die  noch 
theilweise  unter  französischer  Herrschaft  stehenden  Grenzer  Einfluss  üben  und  sie 
für  die  Rechte  ihres  legitimen  Herrn  empfänglich  machen  konnten.  Es  wai*  dies 
auch  mit  den  Likkanern  der  Fall,  wovon  sich  ein  Thcil  als  Besatzung  in  Zara 
befand.  Widmayer  hatte  schon  in  früher  Jugend  unter  den  schwierigsten  Ver- 
bältnissen achtzehn  Jahre  in  diesem  Grcnz-Regimentc  gedient,  das  Volk  und  den 
Bezirk  genau  kennen  gelernt,  und  schien  der  Mann  zu  sein,  dem  die  Leitung  der  Be- 
wegungin diesem  Regiments-Bezirke  übertragen  werden  konnte.  Der  Kaiser  ernannte 
ihn  äIso  Endo  September  1813  zum  Obersten  dieses  Regiments.  Flir  das  Corps 
des  Generals  Tomässich  sollte  auch  ein  Bataillon  Likkaner  gestellt  werden;  mit 
rastlosem  Eifer  betrieb  Widmayer  dessen  Organisirung,  und  konnte  schon  Mitte 
October  an  der  Spitze  desselben  sich  der  kleinen  Aj*meo  anschlicsscn.  Am  31.  Octo- 
ber  fiel  Kni  n,  und  ihm  ward  der  Auftrag  die  Übcniahnie  des  Platzes  zu  besorgen. 
Dann  zog  er  gegen  Zara,  welches  am  1.  November  blockirt  wurde.  Die  Truppen 
hatten  mit  den  Unbilden  der  Witterung,  mit  Hunger,  mit  Nöth  und  Beschwerden 
ftller  Art  zu  kämpfen.  Das  Mehl  musste  von  Karlstadt  über  Oospich  und  Grachacz, 
das  Brod  aus  der  Fcldbäckerei  zu  Knin  bis  28  Stunden  weit  bezogen  werden,  in 
einem  Lande,  wo  es  an  Fuhrwerk  so  ganz  mangelte.  Die  Soldaten  standen  im 
November  unter  freiem  Himmel  in  beständigem  Regen  ohne  Holz  und  Stroh, 
grösstcntheils  ohne  Mäntel,  fast  durchgängig  barfuss.  Und  doch  gelang  es  die 
Hauptstadt  des  Landes  am  6.  Dccembcr  durch  Capitulation  in  anscre  Hände  zu 
bekommen  und  dadurcli  BIcJster  des  oberen  Thcilcs  von  Dalmatien  zu  werden. 


1256 


1796  kämpfte  Viassits  in  Italien,  1799  in  Deutschland;  bei  Ost  er  ach  und 
Stockach  erntete  er  die  Zufriedenheit  des  Erzherzogs  Karl  und  als  ini  folgenden 
Jahre  unsere  Armee  den  Rückzug  nach  den  Schlachten  und  Gefechten  bei  Heiters- 
heim^  Engen,  Möskirch  und  Ottingen  antreten  musste,  war  er  bei  der  AiTii^regarde 
und  trug  zur  Rettung  des  Gepäckes  und  verschiedener  Ai^arialgliter,  so  wie  zur 
Befreiung  von  Gefangenen  kräftig  bei* 

Im  Jänner  1804  zum  Major  bei  Kaiser-llusaren  befördert^  kämpfte  er  In  der 
Schlacht  bei  Austerlitz.  Das  Regiment  hatte  in  dem  Treffen  zwischen  Steina- 
kirchcn  und  KremsmUnster  am  31.  October  durch  heldenmüthige  Ausdauer  nam- 
hafte Verluste  und  den  Commandantcn  Oberst  Baron  G raffen  verloren;  es 
schmolz  auf  200  Mann  zusammen;  nichts  desto  weniger  erntete  es  unter  Viassits* 
Führung  am  2.  Deceniber  bei  der  hartnäckigen  Vertheidigung  der  Posten  zu  Kost  el 
und  Bilo  wit  z  zur  Deckung  der  linken  Flanke  der  Armee  gegen  die  Angriffe  der 
französischen  Marschalle  Davoust  und  Mortier  grossen  Ruhm  und  der  Major 
Viassits  die  Anerkennung  seines  Monarchen,  der  ihn  im  Jänner  1806  zum  Oberst* 
Lieutenant  und  schon  im  Juli  1808  zum  Obersten  und  Commandanten  bei  Liech- 
tenstein-Husaren zu  ernennen  geruhte. 

Mit  welcher  Todesverachtung  dieses  Regiment  im  folgenden  Jahre  bei  der 
iVi'mce  in  Deutschland  gestritten,  wie  es  im  Treffen  bei  Landshut  unter  seinem 
vortrefFlichen  Commandanten  muthig  in  den  Feind  ein  gehauen  j  bei  Aspern  an 
beiden  Tagen  in  den  Gefechten  der  Avantgarde  die  Infanterie ,  wo  es  das  Terrain 
nur  immer  erlaubte,  kräftigst  unterstützt;  wie  es  ferner  bei  Wagram  unter 
General  Wallmodcn,  dann  auf  dem  Rlickzuge  nach  Mähren  unwiderstehlich 
an  den  Feind  drang  und  bei  ITollabrunn  am  9.  Juli  so  glorreich  gegen  die 
überlegene  Reiterei  Stand  hielt,  ist  bekannt,  und  gehörte  der  beste  Thoil  der  Ehre 
dem  Obersten  von  Viassits,  der  diesem  erst  wenige  Jalirc  früher  aufgestellten 
Ilegimente  den  herrlichsten  Soldatengeist  einzuimpfen  verstanden.  Auch  in  dem 
Ki^iege  gegen  Russland  zeichneten  sich  seine  Husaren  ehrenvoll  aus. 

Endlich  ward  ihmimMiü^z  1813  die  Beförderung  zum  General -Major  zu  Theil 
und  die  Befreiungski-icgc  riefen  Viassits  zur  neuen  Thätigkeit.  Er  wurde  dem 
nach  Tirol  operhenden  Corps  des  Feldmarschall-Lieutenants  F  e  n  n  e  r  beigegeben^ 
welcher  den  rechten  Flügel  der  Armee  von  Innerösterrcieli  unter  Feldzeugmeister 
H  ill  e  r  befehligte.  An  dem  Tage,  als  der  Letztcrc  den  Aufruf  an  die  Völker  Italiens 
am  26.  October  erlassen  hatte  ^  war  Fenner  schon  über  Trient  und  Matareilo 
gegen  Volano  und  Caliano  vorgerückt  und  hatte  die  feindUche  Division  G if f- 
lenga  zum  Rückzuge  auf  Serravalle  hinter  Roveredo  gezwungen,  musste  aber, 
durch  einen  Schuss  im  Arme  verwundet,  das  Commando  an  Viassits  übergeben. 
Dieser  nahm  bei  San  Marco  vorwärts,  Feldmarschall-Lieutenant  So  mm  ariva  bei 
Roveredo  Stellung*  General  Giff lenga,  neu  vcrstäi^kt,  griff  am  27.  October 
nochmals  bei  San  Marco  an;  sei  es  nun,  dass  er  dieses  that  um  die  Tages  vorher 


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1257 

erlittene  ScMappe  zu  räclien,  oder  um  das  Vordringen  unserer  Truppen  auf  dieser 
Seite  mit  allen  Kräften  zu  hemmen,  oder  eodlicli  um  gegen  Trient  rorzudringen  und 
das  dortige  Castell,  welches  an  diesem  Tage  besehos:>en  wurde,  zu  entsetzen.  Der 
Anfang  des  Kampfes  Hess  sieh  vorth  eilhaft  für  den  Feind  an.  Aber  da  der  General 
Vlassits  Verstärkung  erhleltj  auch  der  Angrifl' einer  Schwadron  FriBiont-Husaren 
unter  Rittmeister  S  k  erl  et  z  den  günstigsten  Erfolg  hatte  und  ein  ausVerona  gekom- 
menes feindliches  Reserve-Bataillon  die  Flucht  ergriiF,  wurden  die  Abtheilungen 
Giffienga'a  erschüttert  und  wichen  in  Unordnung  zurück.  Nur  mit  Muhe  konnte 
sich  der  Feind  sammeln  und  ordnen.  Am  Abend  nahm  Gif flenga  hinter  Ala 
Stellung^  bis  zu  welchem  Flecken  auch  Vlassits  vorrückte*  Die  Gefechte  an  die- 
sem und  an  dem  vorhergehenden  Tage  hatten  der  Division  G  iffl  enga  1000  Mann 
gekostet^  darunter  500  Gefangene.  Vlassits  konnte  sich  rühmen,  einem  überle- 
genen Feinde  nicht  nur  kräftigen  Widerstand  geleistet,  sondern  auch  die  Räumung 
Süd-Tirols  wesentlich  gefördert  zu  haben,  Verdienste,  welche  Seine  Majestät  der 
Kaiser  mit  dem  Ritterkreuze  ausser  Capitelj  das  ihm  mit  Allerhöchstem  Hand* 
schreiben  aus  Frankfurt  am  Main  vom  8.  November  desselben  Jalu^es  verliehen 
wui'de,  zu  belohnen  geruhten. 

Als  zu  Anfang  Februar  1814  Feldmarschall  Graf  BoUogarde,  der  Nach- 
folger üiller's,  sein  Hauptquartier  nach  Verona  verlegte,  rückte  Vlassits  mit  der 
Vorhut  des  rechten  Flügels  am  4*  desselben  Monats  nach  Castelnuovo  und  dann 
nach  Peschiera  vor,  um  diese  Festung  am  Gardasec  einzuschliessen,  die  dann 
in  Folge  der  Capitulation  vom  16-  April  an  Osterreich  übergeben  wurde*  Wah- 
rend der  Schlacht  am  Mincio  (8*  Februar)  hielt  er  mit  den  Vortruppen  des 
Feldmarschall-Lieutenants  Sommariva  die  Angriffe  des  Generals  Palomhini 
auf  den  Höhen  von  Cavarcaselle  und  Salionzc  aus,  und  ala  ihm  Verstärkun- 
gen zukamen,  wai-f  er  den  Feind  wieder  unter  die  Kanonen  von  Peschiera 
zurück. 

So  wie  vor  dem  Feinde  war  Vlassits  auch  in  der  Friedensepoche  rastlos 
bemüht,  dem  Staate  nützliche  Dienste  zu  leisten.  Lange  Jahre  als  Brigadier,  vom 
Juli  1824  an,  als  ihn  die  Beorderung  zum  Feldmarschall-Lieutenant  getroffen, 
aber  als  Divisionär  theila  in  Ungarn  und  den  angrenzenden  Ländern,  theils  in 
Galizien  verwendet,  hielt  mit  diesem  regen  Pflichteifer  auch  das  Vertrauen  seines 
Monarchen  gleichen  Schritt,  und  nachdem  er  sich  im  Jahre  1828  mit  der  Ver- 
leihung der  Inliaberhwürde  des  Fürst  Schwarzenberg-TJhlancn- Regiments,  im 
November  1831  mit  der  Ernennung  zum  commandirendcn  Generalen  in  Slavonien 
und  Sirmien  ausgezeichnet  sah,  gab  ihm  Seine  Majestät  weiland  Franz  L  nach 
dem  Hinscheiden  des  Feldzeugmeisters  undBanus  Grafen  G  y  u  1  a  y  im  Februar  1832 
den  schmeichelhaftesten  Beweis  des  Wohlwollens  ^  indem  er  Vlassits  diese  hohe 
Würde  und  gleichzeitig  aus  eigener  Bewegung  den  Freiherrnstand  und  die  geheime 
Rathswürde  verlieh. 


1258 

Auch  Seiner  Majestät  des  Kaisers  Ferdinand  Vertrauen  wurde  dem  braven 
Krieger  bald  naeli  dessen  Thronbesteigung  dadurch  zu  TheU,  dass  er  Um  mit  dem 
Grosakreuze  des  Leopold-Ordens  decorirte. 

Vlassits  starb  zu  Agram  am  16.  Mai  1840.  In  der  Epoche  seiner  neun- 
jährigen Wirksamkeit  als  Banus  häufig  zu  besonderen  Dienstleistungen  und  auch 
als  königlicher  ComniissUr  bei  dem  Landtage  in  Siebenbürgen  verwendet,  wirkte 
er  zum  Besten  des  Staates  eben  so  umsichtig  als  energisch. 


BLÄGOETICH,  Emmerich  Freiherr  von,  Peldmarschall-Lieutcnant,  Inhaber 
des  39.  lofantcrie-Regimcnts»  zu  Wien  im  Jahre  1784  geboren,  erhielt  seine  Erzie- 
hung im  kaiserlichen  Convicte  zu  Agram. 

Nachdem  er  den  Feldzug  des  Jahres  1801  in  Deutschland  als  Fälmrich,  im 
Jahre  1805  in  Italien  als  Lieutenant  im  37.  Lifanterie-Uegimente  mitgemacht,  und 
Beweise  von  Umsicht  und  Entschlossenheit  an  Tag  gelegt  hatte,  kam  er  im  Jahre 
1809  mit  der  Beförderung  zum  Hauptmann  in  den  General-Stab,  und  wurde  bei 
dem  Gouverneur  von  Komorn,  Feldzcugnicister  Bai'on  Davidovich,  verwendet. 
Im  Jahre  1813  erhielt  Blagoevich  die  Einthcilung  bei  der  Division  des  Feld- 
niarschall-Lieutenanta  Grafen  Fresnel,  welche  einen  TheÜ  der  österreichisch- 
bayerischen  iVi-mec  unter  W  r  e  d  e  bildete. 

In  der  Schlacht  von  Hanau  am  30.  Octoher  unternahm  der  Feind  Abends 
um  5  Uhr  mit  seinen  Garde-Kürassiercn  auf  der  aus  demLaniboier-Walde  führen- 
den Strasse  von  Gelnhausen  einen  so  heftigen  Masse-Angriff  auf  die  Reiterei  des 
Centrums  der  Verbündeten,  dass  diese  nicht  nur  zum  Weichen  gebracht  wurde, 
sondern  die  Unordnung  plötzlich  auch  weiter  zu  greifen  begann.  Schon  war  die 
feindliche  Colonne  an  den  Punct  vorgerückt,  wo  das  Terrain  ihr  den  Aufmarsch 
und  dadurch  die  Möglichkeit  bot,  die  bereits  errungenen  Vortheile  mit  Nachdruck 
zu  verfolgen  und  nach  Hanau  zu  dringen,  als  Blagoevich  in  diesem  die  Schlacht 
entscheidenden  Augenblicke  sich  an  der  Spitze  von  200  Husaren  des  Regiments 
Erzherzog  Joseph  auf  diese  Colonne  warf,  in  der  Nahe  von  Schritten  eine 
Carabiner-Decharge  gab,  welche  sie  in  Unordnung  brachte,  und  nun  in  dieselbe 
mit  solchem  Erfolge  einhieb  ^  dass  die  ihm  gleichzeitig  gefolgten  Abtheilungen 
jenes  Husaren-Regiments  Zeit  gewannen  aufzumarschiren  und  durcli  eine  neue 
Attaque  den  Feind  vollends  zum  Weichen  brachton  und  in  den  Laniboier-Wald 
zurückwarfen. 

Das  Gefecht  war  durch  diesen  entschlossenen  Angritf  wieder  hergestellt,  der 
weitere  Rückzug  angeti'eten,  und  am  3L  Morgens  um  8  Uhr  Hanau  gcriiumt,  da 
der  Feind  mit  einem  Thcilc  seiner  Truppen  schon  in  der  Nacht  den  Rückzug 
gegen  Frankfurt  begonnen  hfttte.  Noch  stand  aber  «eine  beträeluliche  Arrifcrcgarde 
in  der  Tages  zuvor  eingenommenen  Stellung*  DasRegimcntErzherzogRudolph, 
von  dem  Regimente  Jordis  zweckmässig  unterstützt,   drang  vor,  und  ein  gut 


1259 

ontcrlialtencs  Klcmgewehrfeuer  so  wie  das  wirksame  Feuer  der  braven  Ariillcrie 
bracliten  jenes  des  Feindes  zum  Scli^veigen,  Das  3.  Bataiiloii  von  Erzherzog 
Rudolph-Inl^nteric  rückte  zum  Sturme  der  lünzigcr  Brücke  vor  dem  Lelnihofe, 
auf  welcher  man  sich  so  lange  behauptete,  bis  sie^  vom  Feinde  bereits  früher  in 
Brand  gesteckt,  in  volle  Flammen  gcricth.  Nmi  befahl  General  Wredo  die  Wieder- 
einnahme der  Stadt  Hanau.  An  der  Spitze  des  Grenadier-Bataillons  Frisch 
sprang  der  comnjandircndc  General  niit  dem  General  Geppert  am  Nürnberger 
Thore  in  den  Stadtgraben  und  erstieg  den  Wall,  indess  Blagoovich  mit  einem 
Bataillon  Erzherzog  Rudolph-Infanterie  die  verrammelte  Brücke  des  Nürnberger 
Thores  öffnete,  um  die  Unterstützungscolonnen  folgen  zu  lassen.  Am  L  Novem- 
ber trat  dann  wie  bekannt  der  Feind  seinen  gänzlichen  Rückzug  an,  nachdem  er 
auch  die  VorsUidte  Ilaiiau's  jenseits  dcrKinzig  geräumt  liatlc,  und  wurde  auf  dem- 
selben van  den  Truppen  der  Verbündeten  nachdrücklichst  verfolgt. 

Biagoevich  kam  hierauf  zu  dem  General  der  Cavallerie  Baron  Frimont, 
Commandant  der  österreichischen  Truppen,  welche  mit  den  bayerischen  vereinigt 
unter  Wrcdc  das  5.  Armeecorpa  des  grossen  verbündeten  Heeres  bildeten,  und 
wurde  im  Februar  1814  zum  Major  im  Corps  befördert.  Die  Schlacht  bei  Bar  sur 
Aube  gab  ihm  neue  Veranlassung  zur  besonderen  Auszeichnung;  in  jener  bei 
Ar  eis  sur  Aube  wurde  er  aber  so  bedeutend  verwundet,  dass  er  längere  Zeil 
dienstunftihig  blieb. 

Für  die  umsichtige  und  erfolgreiche  That  in  der  Schlacht  bei  Hanau  erhielt 
Biagoevich  mit  Capitelbesehluss  vom  Jahre  1815  das  Ritterkreuz^  und  im 
Jahre  1820  den  Freiherrnstand. 

Während  der  Friedcnsepoclie  Hess  sich  Biagoevich  vielseitig  zum  Nutzen 
für  den  Staat  verwenden,'  so  leitete  er  im  Jahre  1816  die  Grenz -Demarcation  von 
Galizien,  und  nahm  später  in  diesem  Krön  lande  die  Landesbeschreibung  vor.  Im 
November  1829  wurde  er  Oberst  im  Szlulncr  Ileginicnte,  im  Jahre  1837  als  General- 
Major  Militär-Commandant  in  der  Bukowina,  wo  er  sich  um  die  Organisirung  des 
bestandenen  Grenz -Cordons  und  um  die  Provinz  seihst  wesentliche  Verdienste 
sammelte  und  mit  dem  Orden  der  eisernen  Krone  2.  Glas  so  ausgezeichnet  wurde. 

Biagoevich  stjirb  zu  Wien  am  21.  Jänner  1850  als  FcIdmarschaÜ-Lioutcnant 
in  Pension;  er  Iiatte  48  Jahre  dem  Staate  die  heaton  Dienste  geleistet. 


Weiss,  Bernhard,  Hauptmann,  zu  Sobiesuk  in  Böhmen  1761  geboren, 
wurde  im  19,  Lebensjahre  als  Gemeiner  in  das  Infanterie-Regiment  Ulrich  Ki  nsky 
Nr.  36  gestellt  und  nach  zehnjähriger  Dienstleistung  zum  Fähnrich  bei  ßcisky- 
Infantcrie  Nr.  lü  befördert.  Er  hatte  die  Feldzüge  179G  und  1799  in  Italien  mit- 
gemacht und  nach  dem  Limeviller  Frieden  die  Ilauptmanns-ChiU'ge  erlangt» 

In  der  Schlacht  von  Hanau  am  30.  October  1813  musste  der  linke 
Flügel  der  vereinigten  österreichischen  und  königlich  bayerischen  Arnjce  seine 


1260 


Stellung  dahin  verändern,  dass  ery  Hanau  vor  der  Front  besetzt  haltend,  hinter  der 
Klnzig  die  Strasse  von  AschaiFenburg  deckte.  Bei  dieser  Gelegenheit  waren 
2  Compagnien  des  Grenadier-Bataillons  Hromada  zur  Besetzung  und  Yeiihei- 
digung  der  Kinzigbrücke  Tor  dem  Frankfurter  Thore,  der  Kest  aber,  aus  3  Com- 
pagnien bestehend,  da  die  sechste  auf  General  wache  sich  befand,  auf  dem  Neu- 
städter  Markte  als  Reserve  zur  Unterstützung  mehrerer  Posten  aufgestellt,  weil  der 
Feind  sich  der  Stadt  mit  Gewalt  zu  hemiichtlgen  drohte. 

Um  halb  zehn  UEr  Abends  kam  der  Eigeuthümer  der  sogenannten  Herren- 
Mühle  in  der  grössten  Eile  und  machte  dem  Ilaoptmanne  Weiss,  der  die  Grena- 
dier-Division des  Regiments  commandirte,  die  Anzeige^  dass  die  Franzosen  daselbst 
über  den  Miihlsteg  und  an  mehreren  Stellen  über  die  Kinzig  gedrungen  seien  und 
die  Mühle,  so  wie  die  nahe  daran  gelegene  alte  Müldschanze  stark  besetzt  hätten. 
Weiss  zögerte  keinen  Augenblick  seinen BataOlons-Commandanten  um  Erlaubniss 
zu  bitten,  diesen  durch  Kunst  und  Natur  gebildeten  Vertheidigtingsposten,  von 
dem  aus  der  Feind  nach  der  Stadt  debouchiren,  die  vor-  und  seitwärts  und  in  der 
Stadt  selbst  aufgestellten  Truppen  absehneiden  und  sogar  den  linken  Flügel  der 
Armee  überfallen  könnte,  mit  Sturm  zu  nehmen.  Als  die  Bitte  gewährt  iviu'de, 
rückte  er  ungesäumt  mit  seiner  Division  gegen  die  Mühle,  kundschaftete  von 
dem  mitgenommenen  Müller  ihre  Lage  und  Zugänge,  sowie  die  Beschaifenheit  der 
Schanze  aus  und  ordnete  seinen  Angriff,  An  der  Spitsse  einer  Iialben  Compagniej 
der  die  andere  Hälfte  als  Unterstützung  folgte,  während  die  2*  Conipagnie  in 
Rcscrvo  aufgestellt  blieb,  gelang  es  dem  Hauptmanne  Weiss  sich  dem  feind- 
lichen Piquet  ohne  Geräusch  und  in  der  grössten  Stille  zu  nähern,  es  zu  überfallen 
und  thcils  niederzumachen,  theils  gefangen  zu  nehmen.  Hierauf  marsch irlc  er  im 
Sturmschritte  auf  die  Mllhle  und  Schanze  los;  das  geschlossene  Mühlthor  wurde 
gesprengt,  und  obschon  die  zwischen  der  Mühle  und  der  Schanze  aufgestellte 
Schildwache  das  Bataillon  Grenadiere  der  alten  Garde,  welches  beide  besetzt 
hatte,  alarmirte,  drang  Weiss  doch  mit  seinen  Braven  miter  dem  beständigen 
Zurufe  „Mir  nachl*^  durch  das  eingesprengte  Miihlthor;  die  Garde  wurde  trotz  der 
heftigsten  Gegenwehr  geworfen,  Viele  niedergemacht  und  mehrere  Officiero  und 
Soldaten  gefangen.  Eben  so  hartnäckig  war  der  Kampf  in  der  Schanze;  — -  end- 
lich, nach  einem  mörderischen  Gefechte  behauptete  Weiss  Mühle  und  Schanze 
siegrcicli  und  trieb  den  Feind  aus  seinen  Aufstellungen. 

So  wie  er  Meister  dieses  Postens  geworden,  beeilte  er  sich  mit  der  Besetzung 
desselben,  wie  auch  mit  der  AufJ^tellung  seiner  Grenadiere,  da  die  Wichtigkeit 
des  Platzes  einen  erneuerten  feindliehen  Angriff  erwarten  liess,  und  fasste  zu- 
gleich denEntechluss,  die  Mühle  und  die  Schanze  bis  auf  den  letzten  Mann  zu  ver- 
theidigcn.  Kaum  war  Weiss  mit  der  Aufstellung  seinerTruppe  zuEnde,  so  wurde 
er  auch  mit  überlegener  Macht  angegritfen,  dieser  Angriff  aber  mit  der  grösiatcn 
Eütschlossenheit  zurückgewiesen-     Viermal  wurde  dei-selbe  während  der  Nacht 


1261 


von  Seite  der  Fraüzosen,  immer  niit  frischen  Truppen  und  selbst  mit  Kanonen  und 
Haubitzen  unterstützt,  auf  das  Heftigste  erneuert,  aber  oben  so  oft  mit  beispielloser 
Tapferkeit  abgeschlagen.  Je  grösser  die  Gefahr  war,  desto  höher  stieg  der  Miith 
des  tapfern  Hauptmanns.  Von  einem  Puncte  zum  andern  eilend,  verfügte  er  sich 
immer  dorthin,  wo  die  Gefahr  am  grössten;  und  nur  durch  seine  ausdauernde 
Entschlossenheit  konnte  dieser  für  die  Armee  so  wichtige  Posten  behauptet  werden. 

Aber  nicht  genug,  in  der  vorangegangenen  Nacht  den  Feind  fünfmal  geworfen, 
die  Mühle  und  Schanze  mit  Sturm  genoramen  und  beide  bis  zxmi  Morgen  behauptet 
zu  haben,  erstürmte  Hauptmann  Weiss  am  3L  October  Nachmiitags,  nachdem  er 
sich  auf  Befehl  des  Commandirenden  an  sein  Bataillon  angeschlossen  hatte,  mit 
seiner  Compagnie  an  der  Tete  der  Colonne,  auch  das  Steinheimcr  Thor,  und  nachdem 
die  Stadt  und  das  Frankfurter  Thor  genommen  waren,  erhielt  er  sogleich  neuer- 
dings Befehl,  die  in  der  Nacht  genommeno  Mühle  und  Schanze  wieder  mit  Sturm 
zu  nehmen,  welchen  Auftrag  Weiss  auch  mit  dem  glücklichsten  Erfolge  vollzog 
und  durch  die  erneuorte  Gewinnung  dieses  so  wichtigen  Postens  die  neue  Aufstel- 
lung des  Heeres  sicherte. 

Diesem  tapferen,  am  6.  Februar  1821  zu  Brunn  verstorbenen  Offieier  wurde 
im  Capitcl  vom  Jahre  1815  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  ein- 
stimmig zuerkannt 

WoLKONSITi',  Peter  Forst  von,  kaiaerlicli  russbcher  Feldmarschall  and  Minister  des 
kalderLicUen  ilAuseSi  war  zu  Anfjing  des  J&hrea  1813  ata  GcDeral-LieutenäDt  Comm&nd&Dt  eines 
InfAnteriecorps  unter  dem  General  der  Infanterie  MiloradowHßch,  focht  Lei  Liitzen,  und  kam 
dann  »ur  BeJagerung  von  Dan  »ig.  Später  war  er  bei  den  Operationen  der  Hauptarmee  thätig 
itad  als  Mitglied  zu  vereohiedenen  Berathujigen  der  Monarchen  beigezogen.  Er  ptarb  am  12.  Sep< 
tainber  1852  zu  St.  Petersburg. 

OrVAEOFF,  von,  kaiserlich  russischer  General  der  Cavallorio  und  Oeneral-Adjutatit  des 
Kalserf,  gestorben  am  2.  Deeember  1824,  zeichnete  sicli  in  seiner  StcUung  bei  vielisn  Gelegeii- 
1|^eiten  durch  Einsicht  und  Entschlossenheit  aus. 

QSAROFFSKY,  Graf  von,  kaiserlich  russischer  General  der  Cavallerie;  coromandirte  unter 
Fahlen  eine  leichto  Garde-Cavaüerie-Bivision,  war  nach  der  Schlacht  von  Leipzig  bei  der  Ver- 
folgung des  Feindes  sehr  thatig,  focht  bei  Arcb  sur  Aubö  und  bd  F^ra  Champenoise,  und  fiigte 
den  Franzosen  In  der  Verfolgung  grossen  Schaden  zu.  Er  verschied  iin  Jaiire  1856. 

OrIOF? - DeNISOW ,  Fedor  Graf  von,  General- Lieutenant,  gestorben  zu  Charkow  im 
Februar  1813|  schwang  sich  durch  Tapferkeit  zum  Hauptmann  der  Kosacken  schon  im  Jahre 
1790  empor.  Er  war  1813  und  1814  Commandant  eines  Streifcorps  und  unermüdet  dem  Feinde 
Abbruch  zu  thon.  Von  Schroalkalden  setzte  er  am  26,  October  den  retirirendcn  Franzosen  mit 
rastloser  Thätigkeit  nach  und  brachte  in  fdnf  Tagen  mit  nur  900  Reitern  3000  Gefangene  ein, 
eroberte  1  Kanone  und  15  Pulverwägen. 

Diesen  i  russischen  Generalen  verliehen  So.  Majestät  der  Kaiser  Franz  fUr  ihre  Verdienste 
im  Aligemeinen  mit  UandbiUet  aus  Schmalkalden  vom  30.  October  1813  das  Bitterkreuz. 


12Ü2 


BecKKIU^  üq  WestcrsLUUeii,  Karl  Graf,  königlich  bayerischer  Geni?ral  der  lofanterie 
iiud  l^räsiilent  des  General- Audi toriats.  Im  Befreiungakriogc  ctiniraaiidirte  Beckers  oüio  Divi- 
sion des  königllcii  bayerischen  Heeres  unter  Wrede,  kämpfte  bei  Hanau  mit  grosser  Bravour, 
erhielt  dann  den  Oberbefehl  iibcr  das  Blookadooofps  von  Hüningen  im  Jahre  1811;  nahm 
AJ^ey,  war  im  folgenden  Jahro  wieder  in  Thfitigkeife  und  zeielmete  eich  im  Trcilen  bei  Saar- 
bruck  am  23*  Juni  aus.  Er  etarb  zu  Miinehen  ara  S,  November  1332. 

LaMOTTE,  Peter  Freiherr  von,  königlich  bayerischer  General -Lieutenant,  Commandant 
der  3.  Annee-Division  und  Inhaber  des  lofantene-Eegiments  Nr.  II,  gestorben  zu  Nürnberg  den 
21.  NoTcmher  1837, 

Beiden  gemheto  weiland  Kaiser  Franz  immittclhar  naeh  der  Schlacht  von  Hanau  wegen 
besonderer  Ausaeiohnung  in  derselben  das  Rittor  kreuz  zu  Terleihen, 


Pa FPENH ElMi  Karl  Theodor  Friedrich  0 raf  von  ,  königlich  bayeria eher  Felda: c ug- 
mcister  und  General  -  Adjutant  des  Königs,  Obcritinhaher  des  1.  Che%*aiixlegors  -  llegimenta,  war 
am  17.  März  1771  geboren  und  beschloss  seine  ruhmvolle  Laufbahn  auf  seinem  Gute  Pappen- 
heim am  2ö.  August  1853.  Im  12,  Lebensjahra  trat  er  in  ein  kaiserlloh  österrcieliidchefi  lieiter- 
Regimont  und  rilokto  17^1  in  die  Niederlande,  1789  war  er  schon  Eittmcister  bei  Erzherzog 
Johanii-Dnigoaer  und  bei  dem  Observationacorps  in  Galizien ,  1792  versah  er  bei  der  Kaiser- 
krönufig  weiland  Franx  II,  dfin  in  der  Familie  erblichen  Dienst  eines  Reichs-Erbmarachalla, 
eilte  dann  zur  Armee  am  Rhein,  wurde  heim  Corps  des  Fei  dmarseball  •  Lieutenant»  Fürßten 
Hohcnlohc-Kirohberg  angeateUt  und  half  den  französischen  General  Bournonville  aus 
dem  Tfier'ßchen  zurücktreiben.  Im  folgenden  Jahre  war  Pappenheira  vorerst  beim  General- 
Stabe,  dann  bei  den  neu  errichteten  Ublanen,  zeiehneto  sich  am  30.  October  bei  Cateau  Oambresis 
und  im  Jahre  17Ö4  bei  Charleroy  und  Fleurus  aus  und  Hucbte  um  den  Maria  Theresien-Orden 
an.  Da  man  ihm  diesen  nicht  zuerkannte,  quittirte  er  die  kaiserlichen  Dienste  und  zog  sich  auf 
scjino  Besitzungen  zurück,  wo  er  fünfzehn  Jahre  in  Ruhe  lebte. 

Im  Jahre  1809  trat  er  in  kSniglich  bayerische  Dienste,  wurde  General- Adjutant  des  Krön- 
primsen  und-  befehligte  18 1 3  eine  Infanterie- Brigade.  Bei  Hanau  erwarb  er  sich  durch  <lie 
tapfere  Vertheidlgung  der  Kinzlgbrücko  das  vor  zwanzig  Jahren  nicht  erhaltene  Theresien- 
kreuz  und  zwar  an  demselben  30.  October  vde  das  erste  Mal-  Im  Jahre  1814  war  er  bei  der 
Belagerung  von  Hilningen  und  bei  der  Blockade  von  Schlettstadt,  ging  hierauf  mit  den 
Monarehen  von  Paris  nach  London  und  zum  Wiener  Congresaei  wo  er  die  Rechte  seines  alten 
Hauses  mit  Glück  vertheidigte.  Nach  Napoleon*a  Landung  in  Frankreich  reorganisirte  er  die 
Armee  und  folgte  ihr  durch  die  Champagne  bis  vor  Paris.  Später  zu  vielfältigen  diplomatischen 
Sendungen  benützt,  zeigte  er  1825  den  Höfen  von  Wien  und  St.  Petersburg  das  Ableben 
Königs  Maximilian  an,  beglückwünschte  1829  den  Kaiser  Nikolaus  bei  der  Krönung  zum 
König  von  PoJcn  und  wurde  am  10,  September  1810  Fekizeugmelater.  Im  Jahre  1852  erhielt  er 
statt  des  innegehabten  7.  Infanterie-Regiments  das  I.  Che vauilegers -Regiment. 

PAÜR  zu  Traut,  Joseph  von,  Oberst-Lioutcnant^  Offieicrsaohnj  war  zu 
Brüssel  i^^oboren.  Im  Septoiiiber  1787  zum  k.  k.  Cadcten  bei  Preiss-Iafanterie  ein- 
getheilt,  wohnte  er  rlcm  Türkenkriege  als  Fälinrich  bei  und  war  so  glücklich,  durch 
vorzügliche  Verwendung  im  Laufe  desselben  die  Aufmcrkijamkeit  der  Vorgesetzten 
aufweine  Person  zu  ziehen,  so  zwar,  dass  er  schou  iui  Februar  1790  zum  Lieutenant 
ausaer  der  Tour  Leföidert  wurde. 


1263 

Die  Einnalime  der  Wcisscnburgcr  Linien  lohnte  seine  Tapferkeit  mit  der 
Ernennung  zum  Oberlioutcnantj  und  den  für  unsere  Waffen  ruhmvollen  Feldzug 
1799  hatte  er  als  üauptmann  des  Inlanterie-Eegimenta  Bender  Nr.  41  in  Grau- 
bUndten  mitgemacht. 

Einige  Monate  Tor  dem  Beginne  des  grossen  Frcihcitsla-icges  avancirte  Paur 
zum  Major  im  Reginiente  und  in  den  ersten  Tagen  dos  Novembers  1813  zum 
Oberst-Lieutenant 

i\jii  9.  November  wurde  der  Ajigriff  auf  den  stark  vcraelianzton  Posten  von 
Hoch  heim  angeordnet;  Paur,  bemerkend,  dass  das  feindlkbe  Gescliützfeuer 
schwacher  zu  werden  beginnCj  forrairtc  sein  Bataillon  in  zwei  Massen,  rückte  mit  einer 
halben  Corapagnie,  demTambour,den  vorhandencnZimmerleutenund  dernntSclianz- 
zeug  versehenen  Mannschaft  im  Scbncllschritte  auf  der  grossen  Strasse  gegen  Iloeh- 
heim  vor^  iiess  die  doppelten  Pallisaden  nicderreissen,  stieg,  sobald  eine  Öffnung 
erz^^mgen  wurdo^  vom  Pferd e^  nahm  den  Tambour  mit  und  drang  stürmend  in  die 
Stadt,  Kauox  Meister  zweier  Gassen  geworden,  suchte  er  sich  auch  des  Schlosses 
zu  bemächtigen»  Da  gewahrte  er  die  grosse  Schanze  auf  dem  Friedhofe;  ohne  sich 
lange  äu  besinnen  sammelte  der  tapfer©  Officier  50 — 60  Mann,  warf  sich  mit 
Ungestüm  auf  den  Feind,  eroberte  2  Kanonen  und  machte  5  Officiero  und  nahezu 
2  Compagnicn  zu  Gefangenen*  Er  sandte  die  Gefangenen  sogleich  zurück,  stellte 
ein  kleines  Commando  in  der  Schanze  auf  und  suchte  nun  das  Mainzer  Thor  zu 
gewinnem  Als  er  sich  mit  aller  Anstrengung  mit  dem  Bajonete  durchgeschlagen, 
stiess  er  neuerlieh  auf  eine  feindhche  Compagnie,  welche  eine  Fahne  bei  sich  hatte, 
Ohne  Umstände  warf  er  sich  dieser  entgegen,  nahm  sie  mit  dem  Feldzeichen  gefangen 
und  sicherte  durcli  seine  Tapfercit,  welche  im  Capitel  vom  Jahre  1815  In  der  Verlei* 
hnng  des  R  i  1 1 e  r  k  r  e  u  z  os  gcbührendeWurdigung  fand,  den  Besitz  von  11  o  c  h  h  o  i  m* 

Kl  starb  als  Interims-Regiraents-Commandant  zu  Lemberg  am  7.  Jänner  1824 
im  65.  Lebensjahre, 


MARETICH  von  Kiv  Alpon,  Ernst  Gideon  Freiherr,  Oberst  im  Gencral- 
StabC;  zu  Neustadt  in  Maliren  1771  geboren,  trat  im  Dccember  1787  als  Fahnen^ 
Gadet  aus  der  Neustädtor  Akademie  in  das  Infanterie-Regiment  Spldnyi,  wo  or 
im  Laufe  der  ersten  Franzosenkriege  bis  zum  Hauptmann  vorrückte. 

In  den  16  Feldzügen,  welche  Marotieh  während  einer  41  jälirigen  Dienstzeit 
mitgemacht,  hatte  er  viele  Beweise  militärischer  Einsicht  und  Tapferkeit  abgelegt. 
\m  20.  April  1794  erstüi'mte  er  als  Lieutenant  der  Erste  das  feindliche  Lager  bei 
Landrecy  und  verlicss  ungeachtet  einer  schweren  Verwundung  das  Gefecht  nicht; 
am  20.  September  desselben  Jahres  wurde  bei  ßarriore  Clermont  durch  einen  von 
ihm  ausgeführten  froLwilligcn  und  raschen  Anc^rfff  der  Fehlmarschall-Lieutenant 
Chastelcr  von  Gefangenschaft  gerettet;  bald  darauf  übersetzte  Marotieh  den 
Rhein  mit  50  FreiwilUgcn  und  schaffte  im  Angesichte  des  Feindes  ohne  Verluöt 


1264 


eines  emzigen  Mannes  so  viel  Fouragc  und  MundvorrätHc  über  den  Strom,  dass 
die  Division  Quosdanovich  durch  8  Tage  damit  versehen  werden  konnte. 
Am  26.  November  1795  erstürmte  er  freiwillig  das  Dorf  Gross fischlingen  bei 
Landau  mit  40  Grenadieren,  rettet  im  Treffen  beiNeresheim  (10.  August  1796) 
dnrch  Kriegslist  die  Grenadier-Division  Spldnyi  von  Gefangenschaftj  streift  im 
März  1800  als  Oberlieutcnant  in  der  Gegend  San  Sebastiano  und  Celle  im  Angesicht 
des  Feindes  bis  gegen  Genua  und  nimmt  ihm  namhafte  Transporte  ab.  Im  Treffen 
bei  Vado  (6.  April)  tournirt  er  als  Compagnie-Commandant  freiwillig  unter  dem 
feindlichen  Feuer  den  Unken  Flügel  im  Vado-Thale  und  zwingt  ihn  sich  auf 
die  zweite  Stellung  Monte  Ajuto  zurilckzuzieben.  Am  Vorabend  der  Schlacht 
von  Marengo,  während  der  Vorpostcögefechte,  eilt  er  zu  den  weichenden 
Croatenj  ermuthiget  sie  und  führt  sie  auf  den  verlassenen  Posten  zurück. 

Im  Feldzu  ge  1 805  greift  M  a  r  e  1 1  c  h  bei  dem  Rückzuge  der  Armee  am  4.  Novem- 
ber mit  seiner  Compagnie  die  feindliche  Reiterei  bei  San  Pietro  an  und  rettet  am 
Tage  darauf  ein  Bataillon  seines  Regiments  und  eine  Sehwadron  Kicnmaycr-IIusarcn 
vor  Gefangennahme^  da  diese  Truppen  von  der  Armee  durch  die  Piave  getrennt 
bei  Rosano  zurückgeblieben  w*aren. 

Im  Jahre  1809  wurde  er  zum  General-Stabe  cingetheilt  und  der  adeligen Insur- 
rections-Armee  beigegeben.  In  allen  Gefechten,  so  bei  Karafcu  ara  9.  Juni,  bei 
Papa  am  IL  und  am  Vorabende  der  Schlacht  bei  Raab  glänzte  er  durch  Mutb, 
Entschlossenheit  und  Aneifernng  der  Truppe,  und  wurde  für  diese  Verdienste  im 
Juli  zum  Major  befördert.  1813  stand  Maretieh  beim  Hiller'schen  Corps, 

Im  Gefechte  bei  yjjlanuova  a,m  Alpon  am  15>  November  und  während  der 
drei  feindlichen  Sturme  auf  die  Brlicke  bei  diesem  Orte,  zeichnete  sich  Maretieh 
durch  Muth  und  Entsciilossenhcit  besonders  dadurch  aus,  das  er  vom  Pferde  sprang, 
die  der  Brücke  zunächst  gestandenen  Jäger,  welche  durch  den  Druck  des  3000 
Mann  starken  Feindes  diese  verlassen  mussten,  wieder  ihre  frühere  Stellung 
einzunehmen  aneiferte  und  in  dieselbe  führte 5  der  Feind  wurde  geworfen  und  seine 
Massen  in  die  Chaussee-Gräben  gesprengt.  Beim  zw^eiten  Sturme  der  Franzosen 
führte  Maretieh  2  Geschütze  auf  30  Schritte  Entfernung  denselben  entgegen 
und  zwang  sie  zum  Rückzuge,  beim  dritten  endlich  zeichnete  er  eich  durch  dieselbe 
That  aus^  indem  er  die  Kanoniere  zur  standhaften  Ausdauer  ermunterte*  Obschon 
tödlich  verwundet,  hielt  er  doch  im  heftigsten  Feuer  so  lange  aus  bis  jede  Gefahr 
beseitigt  war  und  der  Feind  keinen  neuen  Sturm  zu  unternehmen  wagte,  SeineMaje- 
stät  der  Kaiser  ernannte  Maretieh  mit  Ilandbillet  ddo,  Frankfurt  am  5.  Decembcr 
1813  zura  Ritter  und  verlieh  ihm  im  Jänner  1822  den  Freiberrnstand. 

Dieser  brave  Officier  starb  zu  Agrara  am  3,  Mai  1839.  So  erfolgreich  seine  Lei- 
stungen vor  dem  Feinde  waren,  so  nützlich  suchte  er  sich  im  Frieden  zu  machen.  Er 
schrieb  im  Jahre  1805  ein  System  für  leichte  Infantericj  welches  sich  des  Beifalls  Sn 
kaiserl.  Hoheit  des  ErzherzogsKarlerfreute,  und  dämpfte  im  Jahre  1 801  imllatzeger 


1265 

Thale  unä  ira  Mai  1808  im  Zarander  Comitate  In  Siebenbürgen  die  ausgekrochenen 
mit  ThätHcIikeiten  begleiteten  Unnilioii  der  Walaelien  gegen  ihre  GrundheiTen. 


WiDMAYER;  Aloys  Franz  von,  General-Major j  Sohn  eines  Doctors  der 
Reehto  und  zy  Reifenberg  in  Frianl  1764  geboren.  Im  Verlaufe  einer  42jä!i- 
rigen  Dienstzeit  war  es  ihm  gegönnt  allen  Kriegen,  welche  das  Kaiserhaus  von 
1788  an  fiihrcn  mnsstc,  theils  In  der  Linie^  thcils  in  der  Grenze,  dann  Im  Gencral- 
Quartiermeisterstabe  beizuwohnen. 

Nach  einigen  Jahi^n,  welche  er  als  Cadet  bei  dem  13.  Infanterie-Eegimentc 
Baron  Zedtwitz  zubrachte,  ward  ihm  vor  Ausbruch  des  Türkenkrieges  die 
Beförderung  zum  Fähnrich  beim  Läkkaner  Grcnz-Regimcnte  zu  Theil,  wo  er  nach 
dreizehn  Jahren  stitfenweise  bis  zum  Hauptmann  vorrückte,  den  Feldzug  1805  als 
Major  bei  Wukassovich'Infantcrie,  jenen  1809  als  Oberst-Lieutenant  des  General- 
Stabes  mitkämpfte  und  nach  dem  Wiener  Frieden  zum  Wiener  Platz-Conimando 
die  Eintheilung  erhielt.  In  diesem  letzten  Feldzugo  hatte  WIdmayer  bei  vielen 
Gelegenheiten  grosse  Umsicht  und  Bravour  an  Tag  gelegt  und  sich  die  Oberst- 
Lieutenants- Charge  auf  dem  Schlachtfelde  erkämpft. 

Als  Im  Jahre  1813  General  Tomassich  mit  der  Eroberung  von  Dalmatien 
beauftragt  wurde,  handelte  es  sich  vorerst  Männer  zu  finden,  welche  auf  die  noct 
theilweise  unter  französischer  Herrschaft  stehenden  Grenzer  Einfluss  üben  ond  sie 
für  die  Rechte  ilires  legitimen  Herrn  empfiinglich  machen  konnten.  Es  ^var  dies 
auch  mit  den  Likkanern  der  Fall ,  wovon  sieh  ein  Theil  als  Besatzung  in  üara 
befand.  WIdmayer  hatte  schon  in  früher  Jugend  unter  den  schwierigsten  Ver- 
hältnissen achtzehn  Jahre  in  diesem  Grcnz-Reginiente  gedient,  das  Volk  und  den 
Bezirk  genau  kennen  gelernt,  und  schien  der  Mami  zu  sein,  dem  die  Leitung  der  Be- 
wegung in  diesem  Regiments-ßezirke  übertragen  werden  konnte.  Der  Kaiser  ernannte 
ihn  also  Ende  September  1813  zum  Obersten  dieses  Regiments,  Für  das  Corps 
des  Generals  Tomassieh  sollte  auch  ein  Bataillon  LIkkaner  gestellt  werden;  mit 
rastlosem  Eifer  betrieb  Widmayer  dessen  Organisining,  und  konnte  schon  Mitte 
October  an  der  Spitze  desselben  sich  der  kleinen  Armee  ansehliesscn.  Am  3L  Octo- 
ber  fiel  Kni  n^  und  ihm  ward  der  Auftrag  die  Ubcrnalime  des  Platzes  zu  besorgen. 
Dann  zog  er  gegen  Zara,  w^clchcs  am  1.  November  blockirt  wurde.  Die  Truppen 
hatten  mit  den  Unbilden  der  Witterung,  mit  Hunger,  mit  Noth  und  Beschwerden 
aller  Art  zu  kämpfen.  Das  Mehl  musste  vonivarlstadt  über  Gospich  und  Grachacz, 
das  Brod  aus  der  Feldbäckerei  zu  Knin  bis  28  Stunden  weit  bezogen  werden,  in 
einem  Lande,  wo  es  an  Fuhrwerk  so  ganz  mangelte.  Die  Soldaten  standen  im 
November  unter  freiem  Himmel  in  beständigem  Regen  ohne  Holz  und  Stroh, 
gr^sstentheils  ohne  Mäntel,  fast  durchgängig  barfuss.  Und  doch  gelang  es  die 
Hauptstadt  des  Landes  am  6,  Dcccmbcr  durch  Capltulation  in  unsere  Hände  zu 
bekommen  und  dadurch  Meister  des  oberen  Thcllcs  von  Dalmatien  zu  w^crdcn. 

SO 


1266 

Während  dieser  Belagerung  nian  war  Oberst  Widmayer,  oacli  dem  Zeugnisse 
des  Generals  FreilieiTn  von  Tomasöich,  diesem  mit  grüsstem  Eifer,  Mutli  und 
beispielloser  Ansü^ngung  bei  der  Besorgimg  der  Arbeiten  an  die  Hand  gegangen, 
und  hatte  durch  rastlose  Tliätigkeit  bei  Verschaffung  der  ganz  abgängigen  Bela- 
gerungs-  und  Subsistenz-Mittel  aus  der  Likka  sieh  hochverdient  gemacht  und  liier- 
dui'ch  die  Einnahme  von  Zara  wesentlich  gefördert  General  Tomassich  übergab 
ihm  auch  das  Coramando  des  Platzes,  und  Seine  Majestät  der  Kaiser  fanden  sich 
bewogen  Widmayer's  grosse  Verdienste  mit  dem  Bitterkreuze  des  Maria 
Thcre Sien- Ordens  zu  lohnen,  welches  ihm  laut  Allerhöchstem  Handschreiben  aus 
Frelbm-g  vom  26.  December  1813  verliehen  wurde. 

Später  übernahm  er  das  Commando  seines  Ilegiments^  trat  im  Jahr©  1824  als 
General* Major  in  den  Ruhestand  und  verschied  zu  Wien  am  18.  September  1831. 


KEOPFREITER,  Johann  Freiherr  von,  General-Majorj  zu  Arbesbach  in  Nie- 
dcröätorreieh  1785  geboren,  hatte  durch  mehr  als  48  Jahre  in  der  Ai^tillerie  vom 
Unterkanonier  an  in  den  verschiedenen  Kategorien  des  Feldartillerie-Dienstes  im 
Frieden  und  im  Kriege  stets  mit  Eifer  und  Auszeichnung  gedient,  und  die  Feldzüge 
gegen  Frankreich  in  den  Jahren  1805  und  1809,  im  letzten  die  Schlachten  bei 
Aspern  und  Wagram,  dann  jene  von  1813  bis  1815  mitgemacht  und  allenthalben 
thatsächliche  Beweise  von  Muth  und  Kaltblütigkeit  gegeben. 

Vorzüglich  zeichnete  er  sich  durch  sein  Benehmen  im  Feldzuge  1813  aus,  wo 
er  als  Feuerwerker  und  selbstständiger  Commandant  einer  halben  Feldgeschütz- 
Batterie  dem  Gencral'Major  von  Tomassich  zur  Eroberung  von  Dalraatien  bei- 
gegeben war.  Bei  der  Belagerung  dcrFestuDg  Zara  hatte  Kropfreiter  mit  dem 
beihabenden  wenigen  Artillerie-Personale  von  1  Corpoxalcn^  10  Kanonieren  und 
9  Ilandlangern  (Gemeinen)  das  Bestimmen  der  Punctc,  das  Ausstecken  und  den  Bau 
von  dreifür  die  königlieh  grossbritannischo  Marine- Artillerie  tlirgewähltcn  Batterien, 
jede  zu  6  schweren  Geschützen,  unter  dem  etaten  Feuer  des  Feindes  ausschliesslich 
unter  seiner  persüalichen  Leitung  zu  bewirken,  die,  nebst  einem  weiteren  Baue  der 
Geschützstände  lür  2  Haubitzen  und  2  Mörsern  ^  ungeachtet  der  üblen  Witterung, 
des  ungünstigsten  Terrains  and  des  Mangels  an  Material  und  Eequisiten  jeder  Art, 
der  an  die  Ausfühi^ung  des  Baues  nach  der  Vorschrift  nicht  denken  liess,  da  sich 
meistens  nur  mit  erfindungsweisen  Nothmitteln  beholfcn  werden  masste,  dennoch 
zu  dem  vorgesetzten  Zwecke  und  entsprechenden  Gebrauche  zui*  rechten  Zeit  ru 
Stande  gebracht  wurden.  Während  der  Beschiessung  von  Zara  selbst,  die  vom 
9.  November  bis  5.  December  dauerte,  wuastc  Kropf  reit  er  mit  den  geringen 
vorhandenen  Mitteln,  der  schlechten  Beschaffenheit  der  hohlen  Eisenmunition,  die 
aus  den  schon  eroberten  Plätzen  herbcigeschafl*t  und  dabei  die  grösste  Yorsicht^  um 
ihr  zu  frühes  Springen  zu  verhüten^  angewendet  werden  musstCj  das  Grossartigstc 
zu  leisten^  er  dirigirte  persönlich  die  aus  2  Haubitzen  und  2  Mörsern  zusammen* 


1267 

feixte  Wurfgeschütz-ßatterie  und  verstand  es,  mit  Selbsthandanlegung  Leim 
Richten  der  Wurfgesehütze  und  Adjustiren  der  Granaten  und  Bomben  das  Bom- 
bardement fortwälirend  der  Art  zu  unterhalten,  dass  er  den  Feind,  welcher  sein 
Feuer  grösstentlieiis  aui' diese  Wurfgeschütz-Batterie  von  dem  Hornwerke  und  dem 
vorliegenden  Ravelin,  dann  von  zwei  Bastionen  des  Hauptwalles  der  Festung  rich- 
tete,  über  seine  eigene  missliche  Lage  täuschte,  die  Stadt  mit  Bomben-  und  Gra- 
natenwürfen bedeutend  beschädigte  und  so  durch  seine  ununterbrochene Thätigkeit 
und  Aufopferung,  dessen  Vorbild  der  unterhabenden,  durch  Anstrengung  und  Ent- 
behrung erschöpften  Mannschaft  allein  noch  Muth  und  Ausdauer  einflösste,  haupt- 
gächlich  die  Übergabe  der  Festung  herbeiführte. 

Zur  Belohnung  dieser  glänzenden  Waffenthat  wurde  Kropfreiter  sogleich 
vom  Feuerwerker  zum  Unterlieutenant  ernannt  und  ihm  mit  Allerhöchster  Knt- 
Schliessung  aus  Freiburg  vom  26.  December  1813  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordens  verliehen. 

Gleich  verdienstlich  hatte  sich  der  brave  Officier  nach  der  Übergabe  von  Zara 
erwiesen,  wo  er  mit  grosser  Anstrengung  die  daselbst  allenthalben  zerstreuten 
iVrtilleriegüter  sammeln  liess  und  in  Ordnung  und  Sicherheit  brachte. 

Im  folgenden  Jahre  bei  der  Einnahme  von  Cattaro  endlich  hatte  Kropf- 
reiter abermals  durch  Unersehrockenheit  und  zweckmässige  Thätigkeit,  dann 
durch  gut  angebrachte  Granatenwürfe  zur  Rännaung  dieses  Platzes,  der  von  den 
Montenegrinern  besetzt  war,  wesentlich  beigetragen  und  sich  die  volle  Zufrieden- 
heit  des  die  Expedition  commandircnden  Generals  Milutinovieh  erworben, 

Kropf reiter  erhielt  im  Juni  1834  den  Freiherrnstand,  avancirte  nach  und 
nach  bis  zum  Obersten  in  der  Artillerie,  und  trat  im  Juni  1851  als  General-Major 
in  den  wohlverdienten  Ruhestand. 


STABllEMBEEG,  Anton  Gundaker  Graf  von,  General-MajorimdKämmerery 
Comraandeur  des  kaiBerlichen  Leopold- Ordens,  Oberst-Erbland-IIofmarschali  in 
Österreich  oh  und  unter  der  Enns,  w^ar  zu  Brunn  am  26*  März  1776  gcborcni 
Beseelt  von  dem  Getlililc  in  die  Fussstapfen  seiner  berühmten  Ahnen  zu  treten, 
begann  er  im  18.  Lebensjahre  als  Lieutenant  bei  Kavanagh* Kürassieren  seine 
I  militärische  Laufbalin« 

Das  erste  Gefecht  bei  Rene  he n  ^am  28.  Juni  1796,  welches  seine  Bravour 

f^nd  Entschlossenheit  bewährte,  brachte  ihm  auch  eine  bedeutende  Wunde  und 

die  Gefahr  In  Feindes  Hände  zu  kommen,  aus  welcher  jedoch  ilin  sein  Kamerad 

^Salamon  (s.  d.)  befreite.  DerFeldziig  1799  in  Italien  gab  ihm  als  Oberlicutenant 

manche  Gelegenheit  zur  Auszeichnung  und  die  Beförderung  zum   Rittmeister 

•bei  Kienmayer-Husaren, 

Nach  dem  Tode  seines  Vaters  Franz  Gundakcr  kam  er  in  den  Besitz  des 
zweiten  Majorats  der  FamiÜe  und  trat  Ende  December  1804  mit  dem  Charakter 

80» 


1268 

^ines  Majors  aus  der  Armee.  Allein  kaum  rief  das  folgende  Jahr  Österreich^ 
Kiieger  erneuert  zu  den  Waffen,  als  auch  der  Graf  ohne  Zaudern,  seine  persön- 
lichen Interessen  den  höheren  des  Staates  unterordnend,  sich  dem  grossen  Kampfe 
anschloss  und  als  Major  und  Flligel-Adjutant  bei  dein  Corps  des  Feldmarschall- 
Lieutenants  Freiherrn  von  Kienmayer  eintrat.  Er  wohnte  der  Schlacht  Ton 
Austerlitz  bei  und  avancirte  zum  Oberst-Lieutenant  im  1.  Uhlanen-Regimente, 
auf  dem  Schlachtfclde  von  Aspem  aber  zum  Oberst  und  Commandanten  des 
10.  Husaren-Regiments.  In  der  Schlacht  bei  Wagram  focht  er  bei  dem  4,  Armee- 
corps, welches,  da  auf  diesem  die  Entscheidung  des  Tages  zu  ruhen  schien,  auch 
den  heftigsten  Angriffen  des  Feindes  zu  widerstehen  hatte.  Unter  den  Tapferen, 
die  sich  der  öffentlichen  Anerkennung  würdig  gemacht,  nannte  die  Rektion  auch 
den  Grafen  Starhemberg. 

Sein  heisser  Wunsch,  sich  auf  einem  Schauplatze  freier  Wir ksamieit  bewegen 
zu  können,  sollte  durch  Österreichs  Beitritt  zu  dem  grossen  Bunde  gegen  Napo- 
leon in  übeiTaschender  Ausdehnung  in  Erfüllung  gehen.  Bei  der  Eröffnung  des 
Krieges  1813  stand  er  als  Oberst  und  Regiments-Commandant  von  Radetzky- 
Husai^en  bei  der  kaiserHchcn  Armee  in  Inneröstcrrcich  und  erwarb  sich  schon  in 
den  am  12.  und  16.  September  stattgehabten  Gefechten  bei  St.  Marein  und 
Woichselburg  daswai-meLob  seines  Corps-Commandanten,  des  FeldmarschaU- 
Lieutenants  Radivojcvich. 

llit  der  grösstcn  Thätigkeit  führte  er  den  Befehl  über  die  erste  Colonne  zum 
Angriffe  der  von  dem  General  Palombini  befehligten  Division  Pino,  deren 
Übermacht  den  General  Rebrovich  in  die  Stellung  am  Bärenberge  zwischen 
Weichselburg  und  Treffen  zurückgedrängt  hatte.  Man  kEmpfte  am  25.  bei  Lasch- 
witZj  am  27.  bei  Zirknitz.  Oberst  Starhemberg,  als  er  einmal  den  Feind 
erreicht  hatte,  liess  denselben  nicht  mehr  aus  den  Augen,  vcifolgto  ihn  nach  Krom- 
pole  xmd  machte  300  Gefangene.  Bei  Zirknitss  warf  er  ihn,  unterstützt  vom 
General-Major  Csivich,  nach  einem  vierstündigen  mörderischen  Gefechte  trotz 
der  doppelten  Überlegenheit^  eroberte  eine  Fahne  und  machte  über  500  Gefangene. 
Seine  Majestüt  ernannte  ihn  fiir  diese  ausgezeichneten  Dienste  zum  General- 
Major  ausser  der  Tour. 

Als  Feldzeugmeister  Hill  er  am  19.  November  gegen  VILIanuova  und  San 
Michaele  vorrückte^  leistete  Starhemberg  durch  thatfge  Demonstrationen  am 
Etsohuferj  Ronto  gegenüber,  die  wesentlichsten  Dienste^  hielt  den  Feind  nicht  nur 
fest,  sondern  zwang  denselben  noch  gegen  ihn  zu  dctachiren  und  demontirte  ihm 
zwei  seiner  Kanonen.  Am  1.  December  erhielt  er  das  Coramando  der  Truppen  in 
Ro  vigo,  einige  Tage  darnach  die  Weisung  den  Etsch-Ubergang  bei  ßo  ara  und  das 
linke  Ufer  dieses  Flusses  so  lange  zu  vertheidigen,  bis  die  auf  dem  Marsche  befind- 
lichen Verstärkungen  eingetroffen  sein  würden ;  er  besetzte  mit  der  Avantgarde 
Rovigo  und  schob  einen  starken  Posten  nach  Conca  di  Rame  an  der  Etsch  vor.  Der 


1269 


Brückenkopf  von  Boara  Polcsinc  war  hinreichend  besetzt.  Am  8,  Decembcr  rückte 
der  franznsisclie  General  Marcognet  In  drei  Colonnen  vor,  und  zwar  die  linke 
unter  dem  General  Jeanin  aufConca  di  Rame  an  der  Etseb^  die  nuttlere  unter 
Marcognot's  persönlicher  Anführung  über  Bornilo  und  von  da  am  Unken  Ufer 
des  Adigelto  auf  Rovigo,  und  eben  dabin  auf  dem  rechten  Ufer  des  eben  genannten 
Canals  die  rechte  Colonne  unter  General  Deconchy.  Jean  in  konnte  unsere 
Truppen  aus  Conca  nicht  nur  nicht  verdrängen,  sondern  musste  sogar  weichen,  und 
erst  als  Martjognet  ihm  von  Grompo,  wo  er  auf  seinem  Vormarsche  gegen  Rovigo 
eingetrofTen  war,  ein  Bataillon  zur  Verstärkung  sandte,  konnte  es  ihm  gelingen 
unsere  Besatzung  aus  Conca  nach  Boara  zu  drängen.  Marcognet  bcmäcbtigte  sieb 
Rovigo's,  griff  vereint  mit  der  linken  Colonne  den  General  Grafen  Starbem- 
borg  an  der  Strasse  von  Rovigo  nach  Boara  an,  und  es  gelang  ibm  sogar,  am 
Abend  Stellung  vor  dem  Brückenkopf  zu  nehmen.  iVllein  noch  um  10  Uhr  des 
Nachts  machte  Graf  Starb emberg  an  der  Spitze  des  Regiments  Benjowsky 
Nr.  31,  eines  Bataillons  Gradiskaner  und  eines  Bataillons  Landwehr  Erzherzog 
Karl  einen  Ausfall  und  warf  mit  grö^^ster  Tapferkeit  die  viermal  überlegenen 
Truppen  des  Generals  Marcognet  bis  Rovigo  zurück.  Dieser  Kampf  kostete  dem 
Feinde  800  Mann  an  Todten  und  Verwundeten  und  102  Gefangene,  und  war  für 
unsere  Waffen  um  so  entscheidender,  als  dadurch  des  Feindes  Absicht,  sieb 
dem  bedrohten  Vcnecbg  zu  nähern  und  die  Verbindung  des  Generals  Starb  em- 
berg mit  Nu  gen  t  au  unterbrechen,  gänzlich  vereitelt  wurde,  Seine  Majestät  der 
Kaiser  fanden  sich  bewogen,  dem  tapferen  General  mit  Uandschreiben  aus  Frei- 
bürg  am  27.  December  desselben  Jahres  biefur  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordenfl  zu  verleihen. 

Im  Jahre  1814  fiilirte  S  ta r  h  e  m  b  c  r g  wie  gewöhnlich  die  Avantgarde,  schlug 
den  General  Severoli  bei  Fiorenzuola  am  17,  Februar  und  warf  ihn  bis  unter 
die  Mauern  von  Piacenza ;  hierauf  nahm  er,  unterstützt  von  der  ncapolitam'scben 
Division  des  Generals  Carascosa  am  7.  März  Reggio  und  machte  300  Mann 
zu  Gefangenen. 

Als  Murat  am  28.  März  1815  seinen  FeldzÄg  in  Italien  eröffnete,  stand 
General  Graf  Starbemberg  drei  Stunden  vorwärts  auf  der  Strasse  nach  Bologna 
bei  Samoggia,  Er  hatte  seJne  Vorposten  bei  Angola  aufgestellt.  Mit  Tages- 
anbruch des  4.  April  rückten  ungefähr  16,000  Ncaijolitancr  unter  der  persönlichen 
Führung  ihres  Königs  gegen  den  Panaro.  Mit  besonnener  Benützung  jedes  Ter- 
rain-Vortboiles  zog  sieh  Starbemberg  in  stütcm  Gefechfe  langsam  gegen  Panaro, 
vom  Feinde  bis  über  Castelfranco  verfolgt  Ungehindert  setzte  er  über  die  Brücke 
und  stellte  sich  rückwärts  zu  ihrer  Vertheidigung  auf.  Bei  dem  Angriffe  auf  das 
befestigte  Carpi  am  11.  April  führte  er  die  erste  Colonne;  die  Mauern  wurden 
im  raschen  Anfalle  erstiegen  und  12  OfFicierc  und  600  Neapolitaner  gefangen. 
Hierauf  leitete  dei*  Graf  die  Vorhut  des  Corps  Biaachi,  traf  am  26.  in  Foligno 


1870 

eiD,  befehligte  in  der  Scldacht  bei  Tolentino  die  lelcliten  Tinppen,  setzte  dann 
raßtlos  die  Verfolgung  des  Feindes  fort,  schlug  den  General  Carascosa  am  11. 
bei  Pepoli,  bei  Rocca  dcl  Raso  und  Castell  di  Sangro,  vertrieb  die  Nachhut  aus 
Iseria^  übersetzte  den  Voltnmo,  warf  die  feindliehen  Posten  bis  an  den  Brücken- 
kopf Ton  Capua  zui"iiek  und  wurde  dann  nach  ApuUen  zur  Herstellung  der  Ruhe 
detachirt. 

Der  Feld2iig  war  beendigt  Seine  Majestät  der  Kaiser,  um  die  ausgezeichneten 
Dienste  und  das  tapfere  Benehmen  des  Generals  Grafen  Starhembörg  zu  beloh- 
nen, verliehen  demselben  das  Commandeurkreuz  des  Leopold -Ordens. 

Im  Juli  1817  schied  der  Graf  zum  zweiten  Male  aus  der  Armee,  und  starb  auf 
seiner  Herrschaft  Bergheim  am  12.  October  1842. 


PBOCHASKA  von  Guelfenburg,  Franz  Adolph  Freiherr,  General  der 
Cavallerie,  geheimer  Rath  and  Inhaber  des  7.  Infanterie-Regiments,  war  zu  Prag 
im  Jahre  1773  geboren. 

Die  Laufbahn  hatte  Prochaska  im  Jänner  1789  begonnen,  eilf  Campagnen 
mitgemacht  und  wurde  dreimal  blessirt.  Im  Juni  1792  im  Ottochaner  Regimente 
als  Cantons- Auditor  angestellt,  erhielt  er  wegen  ausgezeichneter  Verwendung 
bereits  im  Jahre  1794  den  Hauptmanns-Charakter,  Zu  Anfang  des  Jahres  1795 
EU  dem  am  Rhein  gestandenen  slavonischen  Grenz- Husaren-Regimente  übersetzt, 
Hess  sich  Prochaska  neben  seinem  eigentlichen  Berufe  auch  freiwillig  vor  dem 
Feinde  verwenden  und  wurde  1799  aU  Oberlieutenaut  in  den  Dienststand  dieses 
Regiments  übernommen.  In  diesem  Jahre  bewies  er  in  allen  feindlichen  Vorfallen 
so  grosse  Umsicht,  dass  er  schon  im  Februar  1800  zum  Rittmeister  ausser  seiner 
Tour  befördert  wurde. 

Den  Feldzng  im  Jahre  1805  machte  er  als  Schwadrons-Commandant  bei 
Erdödy- Husaren  mit  und  wurde  nach  beendetem  Kriege  vom  Generalissimus  Erz- 
herzog Karl  bei  der  Bearbeitung  der  neuen  Militär-Reglements  und  wähi^end  des 
Krieges  1809  als  Major  in  der  Suite  dieses  Feldherrn  verwendet. 

Mit  dem  wieder  eingelretenen  Frieden  als  Oberst-Lieutenant  zu  Radetzky- 
Husaren  eingetheilt,  that  sich  Prochaska  im  Feldzuge  1813  gegen  den  Vice- 
Ldnig  von  Italien  an  den  Ufern  der  Feistritz  und  Save  in  mehreren  Gelegenheiten 
hervor.  Er  hatte  an  der  Gefangennehmung  der  feindlichen  Brigade  Be  llotti^  mit 
ihrem  General,  dem  Geschütze  und  den  Trophäen  bei  dem  Angriffe  auf  Tschemila 
(8,  September)  wesentlichen  Antheil,  und  zur  Rettung  der  am  16.  September  von 
einer  überlegenen,  aus  7  Bataillonen,  3  Cavallerie-DiTisionen  und  6  Geschützen 
bestandenen  feindlichen  Ahtheilung  angegriffenen  wichtigen  Stellung  bei  Kreuz 
dadurch  erfolgreich  beigetragen,  dass  er  sich  während  des  feindlichen  Sturme  an  der 
Spitze  seiner  in  diesem  Augenblicke  zur  Hand  gehabten  150  Mann  starken  Reiter* 
schaar  en  choc  in  die  Reihen  des  600  Mann  starken^   ungestüm  andringenden 


1271 


femdlielien  Dragoner-Regiments  De  la  Regina  stürzte,  dasselbe  in  Unordnung 
auf  seine  Infanterie  'warf,  dieser  ungeachtet  ihres  Geschützes  in  die  rechte  Flanke 
fiel,  und  den  Unsrigen  die  Möglichkeit  verschafile,  den  so  sehr  erschütterten  und 
in  Unordnung  gerathenen  Feind  vollends  aus  einer  Position  zu  werfen^  die  für  die 
linke  Flanke  der  Haiiptarmee  von  wichtigem  Belange  war* 

Im  October  1813  übernahm  Prochaska  als  Oberst  und  Regiments- Comman- 
dant  auch  die  Avantgarde  des  Centrums  des  vom  Feldinarschall-Lieutenant  Radi- 
vojevich  commandirten  Corps,  und  nachdem  er  in  ununterbrochenen  Gefechten 
Jen  Isonzo  und  Tagliamento ,  die  Piave  und  die  Etsch  mit  vielfältigem  Abbruch 
des  Feindes  passirt  hatte,  ergab  es  sich  in  der  so  glücklichen  als  blutigen  iVffaire 
am  8.  December  jenseits  der  Etsch  bei  Rovigo,  dass,  wähi^end  der  General  Graf 
Starhemherg  den  feindlichen  Divisions-Genoral  Marcognet  bei  ConcadiRame 
zurückschlug,  der  feindliche  General  Dcconchy  mit  einer  anderen  überlegenen 
Colonne  von  Rovigo  her  in  den  Rücken  des  Starhemberg'schen  Corps  di-ängte, 
die  ihm  gegenüber  gestandenen  Abtheilungen  in  Unordnung  zurückwarf ,  bereits 
bis  nahe  an  den  Etsch-Damm  vordrang  und  die  daselbst  bei  Boara  vorhandene 
einzige  Brücke  in  Gefahr  setzte.  In  diesem  entscheidenden  Augenblicke  eilte 
Prochaska  zu  den  weichenden  Truppen,  lässt  mit  den  Zerstreuten  die  Häuser 
besetzen  und  führt  die  ersteren  unter  einem  mörderischen  Feuer  wieder  dem 
Feinde  entgegen*  Aber  die  Anstrengungen  des  Gegners  sind  so  harfnackig,  dass 
die  Gefahr  immer  dringender  wird;  auf  Unterstützung  Ist  nicht  zu  rechnen.  Pro- 
chaska fasst  schnell  einen  kühnen  Entschluss;  stellt  sich  an  die  Tete  seiner 
braven  Reiter  und  attaquirt  wiederholt  die  feindliche  Infanterie  mit  so  glänzendem 
Erfolge,  dass  er  sie  nach  verzweileltcm  Widerstände  in  den  Verhau  wirft  und  dann 
aus  diesem  vertreibt. 

Mit  geringen  Kräften  errang  Prochaska  einen  entscheidenden  Vortheil, 
der,  abgesehen  von  der  Gefahr,  welcher  das  übersetzte  kaiserliche  Corps  so  müh- 
eani  entgangen  war,  die  Occupation  der  ganzen  Strecke  bis  an  den  Po  übcrPolli- 
sella  und  die  Verbindung  mit  den  Englandern  und  mit  der  AbtheiluDg  des  Feld- 
marschall-Lieutenants  Nugent  zur  Folge  hatte. 

Nach  mehreren  glücklich  bestandenen  Gefechten  drang  Prochaska  am 
Btagnaro  über  Ferrara  und  Parma  vor  und  erhielt  am  16.  Febniar  1814  den 
[uftrag,  mit  500  Mann  (4  Jäger -Compagnien  und  1  Schwadi'on  Husaren)  und 
3  Geschützen  den  bei  Fiorenzuola  mit  2000 Mann,  600 Pferden  und  3  Geschützen 
aufgestellten  Feind  anzugreifen.  Es  gelang  ihm  diese  Übermacht  2U  werfen, 
allein  als  ihn  der  feindliche  Divisions-General  Severoli  mit  der  Hauptmacht  bei 
Cadeo  erwartete  imd,  über  die  Verwegenheit  der  in  dem  offenen  Terrain  entdock- 
ten kleinen  AbtheÜung  Prochaska*s  überrascht,  die  Offensive  ergriff  und 
ItKlO  Mann  in  unsere  linke  Flanke  warf,  drang  er  gleichzeitig  mit  der  gesammten 
Cavallerie  auf  der  Straase  vor*    Unvorhergesehene  Hindernisse  hatten  verhindert, 


1272 


dass  unsere  Ilauptcoloone  von  IWma  zur  gelegene d  Zeit  nieLt  iiTzl'brechen  und 
daher  Prochaska  nielit  unterstützen  konnte.  In  dieser  kritischen  Lage  musste  ein 
rasclier  Entachlusa  entscheiden j  wenn  nicht  die  bisher  errungenen  Vortheile  ver- 
loren gehen,  in  eben  so  viele  Nacbtheilc  verwandelt  und  dio  nachrückende  Haupt- 
colonne  in  eipe  höchst  missliche  Lage  versetzt  werden  sollten.  Voll  Vertrauen  auf 
die  bisher  bewiesene  Bravour  seiner  Truppen^  sammelt  Prochaska  die  Husaren, 
stellt  sich  an  ihre  Spitze,  ermuntert  sie  zu  frischem  Muthe  und  stürzt  sich  auf  den 
Feind.  Alles  was  sich  widersetzte  wurde  niedergehauen,  die  feindliche  Reiterei 
kann  Prochaska 's  ungeslümem  Eindringen  nicht  widerstehen  und  flieht.  So  wurde 
dieses  von  11  Uhr  Morgens  bis  7  Uhr  Abends  dauernde  Gefecht  durch  Prochas- 
ka's  Muth  und  Entschlossenheit  rühmlich  entschieden,  dem  Feinde  über  700  Mann 
abgenommen  und  wir  lückten  siegreich  bis  an  die  Thore  von  Piacenza  vor. 

Neue  Operationen  versetzten  Prochaska  bald  darauf  nach  Rubiera  und  er 
lösto  in  der  Vorrückung  nach  Castel  Guelfo  (Guelfenbui-g)  eine  sehr  sch^^crige 
Aufgabe.  Nachdem  bei  Reggio  (7*  März)  der  Feind  6000  Mann  stark  in  einer 
sehr  festen  Stellung  hinter  einem  tiefen  Wassergraben  stand,  der  weder  durchwatet 
noch  umgangen  werden  konnte,  und  sich  gegen  die  Angriffe  unserer  Truppen 
durch  vier  Stunden  hartnäckig  wehrte,  so  zwar,  dass  wir  nicht  den  mindesten  Vor- 
theü  erringen  konnten,  erbot  sich  Prochaska  dem  Gefechte  dadurch  den  Aus- 
schlag  zu  geben,  dass  er  die  aul*  der  Hauptstrasse  befindliehe,  mit  einem  Verhau 
umgebene,  stark  verrammelte  und  mit  Geschütz  besetzte  Brücke  nehmen  wolle. 
Diesen  freiwilligen  und  gefahrvollen  Entschluss  führte  er  auch  mit  einer  Division 
von  Benjowsky-Infantcrie,  welcher  die  Reiterei  folgte ,  unter  einem  mürderischen 
feindlichen  Feuer,  das  ihm  an  seiner  Seite  die  Ordonnanz,  dann  sein  und  seines 
Adjutanten  Pferd  todtcte,  mit  glänzendem  Erfolge  aus.  Verhau  und  Brücke  wurden 
genommen,  der  Feind  aus  seiner  Stellung  geworfen,  dessen  Commandant,  General 
Severoli,  der  ein  Bein  verlor,  mit  vielen  Offi eieren  gefangen,  Reggio  geräumt 
und  des  Gegners  eiliger  Rückzug  hinter  den  Taro  erzwungen* 

Den  13.  April  forcirto  Prochaska  an  der  Spitze  einer  österreichisch-neapo- 
litanischen, aus  12  Compagiiien,  3  Schwadronen  und  16  Kanonen  zusammen* 
gesetzten  Avantgarde  im  Angesichte  des  Feindes  den  Übergang  über  den  Taro, 
nahm  die  nach  Castel  Guelfo  führende  verschanzte  Position  mit  stürmender  Hand, 
erzw^ang  die  Vereinigung  mit  der  rechten  Flügel- Colonne  und  wui'de  bei  dieser 
Gelegenheit  gefähi'lich  verw^undet. 

Der  Kaiser  lohnte  die  ausgezeichneten  Dienste  Prochaska*8  mit  dem 
Kitterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens,  welches  ihm  mit  Allerhöch- 
stem  Handschreihen  ddo.  Paris  h  Juni  1814  hauptsächlich  für  die  schöne  That  bei 
R  0  V  i  g  0  verliehen  wurde. 

Am  25.  März  desselben  Jahres  wurde  ihm  mit  dem  Regimento  die  Ehre  zu 
Theil;  den  Papst  Pius  VU.  aus  den  Iländcn  der  Franzosen,  nach  seiner  mein-- 


1273 

jährigen  Gefangensohaft,  am  Ufer  des  Taro-Flussea  zu  übcriieLmen.  Major  Oppir 
mit  einer  Division  des  Kcgiments  begleitete  den  Obcrhirten  der  Kirche  liberParraa 
nach  Rom,  um  daselbst  den  Garde-Dienst  zu  verrichten.  Der  Papst  schmückte 
Proefaaska  mit  dem  Christus-Orden  und  verehrte  demRegimente  eine  prachtvolle 
Standarte,  welche  sich  zum  steten  Andenken  im  kaiserlichen  Arsenale  zu  Wien 
aufbewahrt  befindet 

Indem  Feldzuge  1815  erwarb  sich  Proehaska  auf  dem  Posten  eines  mobi- 
len Platz -Commandanten  in  dem  Hauptquartiere  des  Feldmarschalla  Fürsten 
Schwarzenberg,  und  bald  darauf  in  der  Dienstleistung  eines  dirlgirenden 
General-Adjutanten  bei  Seiner  kaiserlichen  Hoheit  dem  Erzherzoge  Kar]  erneuert 
die  höchste  Zufriedenheit  und  wurde  im  Juli  1816  in  den  Freiherrnstand  mit  dem 
Prädicate  ;,Guelfeaburg^  und  im  Oetober  1824  zum  General-Major  erhoben. 

Wichtig  waren  die  Dienste,  welche  dieser  tapfere  und  intelUgente  Krieger 
dem  Monarchen  in  der  langen  Friedensepoche  geleistet  hatte,  vielseitig  seine  auf 
tiefes  Wi.ssen  gegründete  Vei'wendung. 

Schon  1824  wurde  er  staatarätlilicher  Referent  bei  der  Justiz  *  Nomialion- 
Gommission  dos  Uofkriegsrathes,  in  dieser  Anstellung  im  September  1832  Feldmar- 
schaU'Lieutcnant,  im  Juni  1835  mit  der  Ernennung  zum  geheimen  Rathe  zweiter 
Ilofkriegsraths-Vieepräsidcnt,  endlich  im  Jalu'o  1840  Chef  der  Militär  -  Section  im 
Staatsrathe,  Diesen  letzteren,  seiner  Zeit  für  das  Heerwesen  sehr  cinflussrcicLcn 
Posten  bekleidete  er  bis  Anfang  Juli  1848,  wo  die  Aufhebung  desselben  erfolgte. 
Sechzig  Jahre  hatte  der  unerniQdcte  Soldat  seine  besten  KrUfte  dem  Vaterlande,  im 
Frieden  wie  vor  dem  Feinde,  mit  gleich  grosser  Auszeichnung  gewidmet,  als  es 
ilim  endlich  gegönnt  ward  die  letzten  Tage  seines  Lebens  in  wuldverdienter  Ruhe 
zu  gcniessen.  Seine  Majestät  Kaiser  Ferdinand  benützte  diese  Veranlassung, 
um  ihm  in  der  Verleihung  des  Charakters  eines  Generals  der  Cavallerie  die  AUer- 
hSehste  Zufriedenheit  auszudrücken. 

GaDOGANi  Georg  Lord|  königlicli  grosstiritjifinlseher  Viee-Adjnirali  wirkto  im  Jahr o  ISIS 

als  Schilfe- Cspitjüi  zur  Bezwingung  tod  Z^ra  flelir  erfolgreich  mit    Er  0hrto  während  der  Belage- 

[  vong  dieser  Festung  daa  Commando   dreier  Oatierien,  deren  einaichtuvoUe  Leitung  die  Übergabe 

^  be«ohleiLiiigte,    Der  General    TomaBBioh  rühmte  aeine   TortreOTUoben   Dienete  auf  dag  wärmate 

laa^  ffi  Folge  deasen  Seine  MajefltJ£l  Ralaer  Frans  floh  Teranlaaat  aaheuj  mittelst  HaudBebreiben 

aua  Freiburg  Tom  26«  Deeember  ISIS  ihm  das  RUtorkroux  zu  Terleihen. 


MESZ^A  von  Hfv  Vir,  Johann  Freiherr,  Major,  zu  Gran  1784  geboren, 
ward  im  Jänner  1799  Gemeiner  im  33*  Infanterie-Regimente,  wurde  1810  als 
Wachtmeister  zu  Radctzky-Husarcn  Übersetzt,  wo  ef  im  Juni  1813  zum  Lieutenant 
und  im  Oetober  zum  Oberlicutenant  vorrückte. 

Er  hntte  48  Jahre  dem  Allerhöchsten  Kaiaerhause  gedient,  20  Schlachten, 
36  Gelechten  beigewohnt  ^  wurde  dreizehumal  vciwundet  und  für  seine  Tapferkeit 


1266 

Während  dieser  Belagerung  nun  war  Oberst  Widmayer,  nach  dem  Zeugnisse 
des  Generals  Freiherm  von  Tomassich,  diesem  mit  grösstem  Eifer,  Muth  und 
beispielloser  Anstrengung  bei  der  Besorgung  der  Arbeiten  an  die  Hand  gegangen, 
mid  hatte  durch  rastlose  Thätigkeit  bei  Yerschaffiing  der  ganz  abgängigen  Bela- 
gemngs-  und  Subsistenz-Mittel.aus  der  Likka  sich  hochverdient  gemacht  und  hier- 
durch die  Einnahme  von  Zara  wesentlich  gefördert  General  Tomassich  übergab 
ihm  auch  das  Conmiando  des  Platzes,  und  Seine  Majestät  der  Kaiser  fanden  sich 
bewogen  Widmayer's  grosse  Verdienste  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria 
Theresien-Ordens  zu  lohnen,  welches  ihm  laut  Allerhöchstem  Handschreiben  aus 
Freiburg  vom  26.  December  1813  verliehen  wurde. 

Später  übernahm  er  das  Commando  seines  Regiments,  trat  im  Jahre  1824  als 
General-Major  in  den  Ruhestand  und  verschied  zu  Wien  am  18.  September  1831. 

EBOPFEEüIEB,  Johann  Freiherr  von,  General-Major,  zu  Arbesbach  in  Nie- 
derösterreich  1785  geboren,  hatte  durch  mehr  als  48  Jahre  in  der  Artillerie  vom 
Unterkanonier  an  in  den  verschiedenen  Kategorien  des  Feldartillerie-Dienstes  im 
Frieden  und  im  Kriege  stets  mit  Eifer  und  Auszeichnung  gedient,  und  die  Feldzüge 
gegen  Frankreich  in  den  Jahren  1805  und  1809,  im  letzten  die  Schlachten  bei 
Aspem  und  Wagram,  dann  jene  von  1813  bis  1815  mitgemacht  und  allenthalben 
thatsächliche  Beweise  von  Muth  und  Kaltblütigkeit  gegeben. 

Vorzüglich  zeichnete  er  sich  durch  sein  Benehmen  im  Feldzuge  1813  aus,  wo 
er  als  Feuerwerker  und  selbstständiger  Commandant  einer  halben  Feldgeschütz- 
Batterie  dem  General-Major  von  Tomassich  zur  Eroberung  von  Dalmatien  bei- 
gegeben war.  Bei  der  Belagerung  der  Festung  Zara  hatte  Kropfreiter  mit  dem 
beihabenden  wenigen  Artillerie-Personale  von  1  Corporalen,  10  Kanonieren  und 
9  Handlangem  (Gemeinen)  das  Bestimmen  der  Puncto,  das  Ausstecken  und  den  Bau 
von  drei  für  die  königlich  grossbritannische  Marine- Artillerie  fürgewählten  Batterien, 
jede  zu  6  schweren  Geschützen,  unter  dem  stäten  Feuer  des  Feindes  ausschliesslich 
unter  seiner  persönlichen  Leitung  zu  bewirken,  die,  nebst  einem  weiteren  Baue  der 
Geschützstände  für  2  Haubitzen  und  2  Mörsern,  ungeachtet  der  üblen  Witterung, 
des  ungünstigsten  Terrains  und  des  Mangels  an  Material  und  Requisiten  jeder  Art, 
der  an  die  Ausführung  des  Baues  nach  der  Vorschrift  nicht  denken  liess,  da  sich 
meistens  nur  mit  erfindungsweisen  Nothmitteln  beholfen  werden  musste,  dennoch 
zu  dem  vorgesetzten  Zwecke  und  entsprechenden  Gebrauche  zur  rechten  Zeit  zu 
Stande  gebracht  wurden.  Während  der  Beschiessimg  von  Zara  selbst,  die  vom 
9.  November  bis  5.  December  dauerte,  wusste  Kropfreiter  mit  den  geringen 
vorhandenen  Mitteln,  der  schlechten  Beschaffenheit  der  hohlen  Eisenmunition,  die 
aus  den  schon  eroberten  Plätzen  herbeigeschafft;  und  dabei  die  grösste  Vorsicht,  um 
ihr  zu  frühes  Springen  zu  verhüten,  angewendet  werden  musste,  das  Grossartigsto 
zu  leisten ;  er  dirigirte  persönlich  die  aus  2  Haubitzen  und  2  Mörsern  zusammen- 


1267 

gesetzte  Wurfgeschütz-Batterie  und  verstand  es,  mit  Selbsthandanlegung  beim 
Richten  der  Wurfgeschütze  und  Adjustiren  der  Granaten  und  Bomben  das  Bom- 
bardement forirwährend  der  Art  zu  unterhalten,  dass  er  den  Feind,  welcher  sein 
Feuer  grösstentheils  auf  diese  Wurfgeschütz-Batterie  von  dem  Hornwerke  imd  dem 
vorliegenden  Ravelin,  dann  von  zwei  Bastionen  des  Hauptwalles  der  Festung  rich- 
tete, über  seine  eigene  missliche  Lage  täuschte,  die  Stadt  mit  Bomben-  und  Gra- 
natenwürfen bedeutend  beschädigte  imd  so  durch  seine  ununterbrochene  Thätigkeit 
und  Aufopferung,  dessen  Vorbild  der  unterhabenden,  durch  Anstrengung  und  Ent- 
behrung erschöpften  Mannschaft  allein  noch  Muth  imd  Ausdauer  einflösste,  haupt- 
sächlich die  Übergabe  der  Festung  herbeiführte. 

Zur  Belohnung  dieser  glänzenden  Waffenthat  wurde  Kropfreiter  sogleich 
vom  Feuerwerker  zum  Unterlieutenant  ernannt  und  ihm  mit  Allerhöchster  Ent- 
schliessung  aus  Freiburg  vom  26.  December  1813  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordens  verliehen. 

Gleich  verdienstlich  hatte  sich  der  brave  Officier  nach  der  Übergabe  von  Zara 
erwiesen,  wo  er  mit  grosser  Anstrengung  die  daselbst  allenthalben  zerstreuten 
Artilleriegüter  sammeln  Hess  und  in  Ordnung  und  Sicherheit  brachte. 

Im  folgenden  Jahre  bei  der  Einnahme  von  Cattaro  endlich  hatte  Kropf- 
reiter abermals  durch  Unerschrockenheit  und  zweckmässige  Thätigkeit,  dann 
durch  gut  angebrachte  Granatenwürfe  zur  Räumung  dieses  Platzes,  der  von  den 
Montenegrinern  besetzt  war,  wesentlich  beigetragen  und  sich  die  volle  Zufrieden- 
heit des  die  Expedition  commandirenden  Generals  Milutinovich  erworben. 

Kropf  reit  er  erhielt  im  Juni  1834  den  Freiherrnstand,  avancirte  nach  und 
nach  bis  zum  Obersten  in  der  Artillerie,  und  trat  im  Juni  1851  als  General-Major 
in  den  wohlverdienten  Ruhestand. 

STABHEHBEBG,  Anton  Gundaker  Grafvon,  General-Major  und  Kämmerer, 
Commandeur  des  kaiserlichen  Leopold-Ordens,  Oberst-Erbland-Hofmarschall  in 
Österreich  ob  und  imter  der  Enns,  war  zu  Brunn  am  26.  März  1776  geboren. 
Beseelt  von  dem  Gefühle  in  die  Fussstapfen  seiner  berühmten  Ahnen  zu  treten, 
begann  er  im  18.  Lebensjahre  als  Lieutenant  bei  Kavanagh- Kürassieren  seine 
militärische  Laufbahn. 

Das  erste  Gefecht  bei  Renchen  ^am  28.  Juni  1796,  welches  seine  Bravour 
und  Entschlossenheit  bewährte,  brachte  ihm  auch  eine  bedeutende  Wunde  und 
die  Gefahr  in  Feindes  Hände  zu  kommen,  aus  welcher  jedoch  ihn  sein  Kamerad 
Salamon  (s.  d.)  befreite.  Der  Feldzug  1799  in  Italien  gab  ihm  als  Oberlieutenant 
manche  Gelegenheit  zur  Auszeichnung  und  die  Beförderung  zum  Rittmeister 
bei  Kienmayer-Husaren. 

Nach  dem  Tode  seines  Vaters  Franz  Gundaker  kam  er  in  den  Besitz  des 
zweiten  Majorats  der  Familie  und  trat  Ende  December  1804  mit  dem  Charakter 

80» 


1268 

eines  Majors  aus  der  Armee.  Allein  kaum  rief  das  folgende  Jahr  Osterreiclis 
Ejrieger  erneuert  zu  den  Waffen,  als  auch  der  Graf  ohne  Zaudern,  seine  persön- 
lichen Interessen  den  höheren  des  Staates  imterordtiend,  sich  dem  grossen  Kampfe 
anschloss  und  als  Major  und  Flügel-Adjutant  bei  dem  Corps  des  Feldmarschall- 
Lieutenants  Freiherrn  von  Kienmayer  eintrat.  Er  wohnte  der  Schlacht  von 
Austerlitz  bei  und  avancirte  zum  Oberst-Lieutenant  im  1.  Ühlanen-Regimente, 
auf  dem  Schlachtfelde  von  Aspem  aber  zum  Oberst  und  Commandanten  des, 
10.  Husaren-Regiments.  In  der  Schlacht  bei  Wagram  focht  er  bei  dem  4.  Armee- 
corps, welches,  da  auf  diesem  die  Entscheidung  des  Tages  zu  ruhen  schien,  auch 
den  heftigsten  Angriffen  des  Feindes  zu  widerstehen  hatte.  Unter  den  Tapferen, 
die  sich  der  öffentlichen  Anerkennung  würdig  gemacht,  nannte  die  Relation  auch 
den  Grafen  Starhemberg. 

Sein  heisserWimsch,  sich  auf  einem  Schauplatze  freier  Wirksamkeit  bewegen 
zu  können,  sollte  durch  Österreichs  Beitritt  zu  dem  grossen  Bunde  gegen.  Napo- 
leon in  überraschender  Ausdehnung  in  Erfüllung  gehen.  Bei  der  Eröffnimg  des 
Krieges  1813  stand  er  als  Oberst  und  Regiments-Commandant  von  Radetzky- 
Husaren  bei  der  kaiserlichen  Armee  in  Innerösterreich  und  erwarb  sich  schon  in 
den  am  12.  und  16.  September  stattgehabten  Gefechten  bei  St.  Mar  ein  und 
Weichselburg  das  warme  Lob  seines  Corps-Commandanten,  des  Feldmarschall- 
Lieutenants  Radivojevich. 

Mit  der  grössten  Thätigkeit  führte  er  den  Befehl  über  die  erste  Colonne  zum 
Angriffe  der  von  dem  General  Palombini  befehligten  Division  Pino,  deren 
Übermacht  den  General  Rebrovich  in  die  Stellung  am  Bärenberge  zwischen 
Weichselburg  und  Treffen  zurückgedrängt  hatte.  Man  kämpfte  am  25.  bei  Lasch- 
witz, am  27.  bei  Zirknitz.  Oberst  Starhemberg,  als  er  einmal  den  Feind 
erreicht  hatte,  liess  denselben  nicht  mehr  «lus  den  Augen,  verfolgte  ihn  nach  Krom- 
pole  und  machte  300  Gefangene.  Bei  Zirknitz  warf  er  ihn,  unterstützt  vom 
General-Major  Csivich,  nach  einem  vierstündigen  mörderischen  Gefechte  trotz 
der  doppelten  Überlegenheit,  eroberte  eine  Fahne  und  machte  über  500  Gefangene. 
Seine  Majestät  ernannte  ihn  für  diese  ausgezeichneten  Dienste  zum  General- 
Major  ausser  der  Tour. 

Als  Feldzeugmeister  Hill  er  am  19.  November  gegen  Villanuova  und  San 
Michaele  vorrückte,  leistete  Starhemberg  durch  thätige  Demonstrationen  am 
Etschufer,  Ronöo  gegenüber,  die  wesentlichsten  Dienste,  hielt  den  Feind  nicht  nur 
fest,  sondern  zwang  denselben  noch  gegen  ihn  zu  dctachiren  und  demontirte  ihm 
zwei  seiner  Kanonen.  Am  1.  Dccember  erhielt  er  das  Commando  der  Truppen  in 
R  0  V  i  g  o,  einige  Tage  darnach  die  Weisung  den  Etsch-Übergang  bei  B  o  a  r  a  und  dos 
linke  Ufer  dieses  Flusses  so  lange  zu  vertheidigen,  bis  die  auf  dem  Marsche  befind- 
lichen Verstärkungen  eingetroffen  sein  würden ;  er  besetzte  mit  der  Avantgarde 
Rovigo  und  schob  einen  starkenPosten  nach  Conca  di  Rame  an  der  Etsch  vor.  Der 


1269 

Brückenkopf  von  Boara  Polesine  war  hinreichend  besetzt.  Am  8.  December  rückte 
der  französische  General  Marcognet  in  drei  Colonnen  vor,  und  zwar  die  linke 
unter  dem  General  Jeanin  auf  Conca  di  Rame  an  der  Etsch,  die  mittlere  unter 
M ar CO gnet's  persönlicher  Anfuhrung  über  Bormio  und  von  da  am  linken  Ufer 
des  Adigetto  auf  Rovigo,  und  eben  dahin  auf  dem  rechten  Ufer  des  eben  genannten 
Canals  die  rechte  Colonne  unter  General  Deconchy.  Jeanin  konnte  unsere 
Truppen  aus  Conca  nicht  nur  nicht  verdrängen,  sondern  musste  sogar  weichen^  und 
erst  alsMartJOgnet  ihm  von  Grompo,  wo  er  auf  seinem  Vormarsche  gegen  Rovigo 
eingetroffen  war,  ein  Bataillon  zur  Yerstäi'kung  sandte,  konnte  es  ihm  gelingen 
unsere  Besatzung  aus  Conca  nach  Boara  zu  drängen.  Marcognet  bemächtigte  sich 
Rovigo!s,  griff  vereint  mit  der  linken  Colonne  den  General  Grafen  Starhem- 
berg  an  der  Strasse  von  Rovigo  nach  Boara  an,  und  es  gelang  ihm  sogar,  am 
Abend  Stellung  vor  dem  Brückenkopf  zu  nehmen.  Allein  noch  um  10  Uhr  des 
Nachts  machte  Graf  Star hemberg  an  der  Spitze  des  Regiments  Ben jowsky 
Nr.  31,  eines  Bataillons  Gradiskaner  imd  eines  Bataillons  Landwehr  Erzherzog 
Karl  einen  Ausfall  und  warf  mit  grösster  Tapferkeit  die  viermal  überlegenen 
Truppen  des  Generals  Marcognet  bis  Rovigo  zurück.  Dieser  Kampf  kostete  dem 
Feinde  800  Mann  an  Todten  und  Verwundeten  und  102  Gefangene,  und  war  für 
unsere  Waffen  um  so  entscheidender,  als  dadurch  des  Feindes  Absicht,  sich 
dem  bedrohten  Venedig  zu  nähern  und  die  Verbindung  des  Generals  Star  hem- 
berg mit  Nugent  zu  unterbrechen,  gänzlich  vereitelt  wurde.  Seine  Majestät  der 
Kaiser  fanden  sich  bewogen,  dem  tapferen  General  mit  Handschreiben  aus  Frei- 
burg am  27.  December  desselben  Jahres  hiefür  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordens  zu  verleihen. 

Im  Jahre  1814  fährte  Starhemb  erg  wie  gewöhnlich  die  Avantgarde,  schlug 
den  General  Se veröl i  bei  Fiorenzuola  am  17.  Februar  und  warf  ihn  bis  unter 
die  Mauern  von  Piacenza ;  hierauf  nahm  er,  unterstützt  von  der  neapolitanischen 
Division  des  Generals  Carascosa  am  7.  März  Reggio  und  machte  300  Mann 
zu  Gefangenen. 

Als  Murat  am  28.  März  1815  seinen  FeldzÄg  in  Italien  eröffnete,  stand 
General  Graf  Star  hemberg  drei  Stunden  vorwärts  auf  der  Strasse  nach  Bologna 
bei  Samoggia.  Er  hatte  seine  Vorposten  bei  Angola  aufgestellt.  Mit  Tages- 
anbruch des  4.  April  rückten  ungefähr  16,000  Neapolitaner  unter  der  persönlichen 
Führung  ihres  Königs  gegen  den  Panaro.  Mit  besonnener  Benützung  jedes  Ter- 
rain-Vortheiles  zog  sich  Starhembergin  stätem  Gefechte  langsam  gegen  Panaro, 
vom  Feinde  bis  über  Castelfranco  verfolgt.  Ungehindert  setzte  er  über  die  Brücke 
und  stellte  sich  rückwärts  zu  ihrer  Vertheidigung  auf.  Bei  dem  Angriffe  auf  das 
befestigte  Carpi  am  11.  April  führte  er  die  erste  Colonne;  die  Mauern  wurden 
im  raschen  Anfalle  erstiegen  und  12  Officiere  und  600  Neapolitaner  gefangen. 
Hierauf  leitete  der  Graf  die  Vorhut  des  Corps  Bianchi,  traf  am  26.  in  Foligno 


1260 

Stellung  dahin  verändern,  dass  er,  Hanau  vor  derFront  besetzt  haltend,  hinter  der 
Einzig  die  Strasse  von  AschafFenburg  deckte.  Bei  dieser  Gelegenheit  waren 
2  Compagmen  des  Grenadier-Bataillons  Hromada  zur  Besetzung  und  Verthei- 
digung  der  Kinzigbrücke  vor  dem  Frankfurter  Thore,  der  Rest  aber,  aus  3  Com- 
pagnien  bestehend-,  da  die  sechste  auf  Generalwache  sich  befand,  auf  dem  Neu- 
städter Markte  als  Reserve  zur  Unterstützung  riiehrerer  Posten  aufgestellt,  weil  der 
Feind  sich  der  Stadt  mit  Gewalt  zu  bemächtigen  drohte. 

Um  halb  zehn  UHr  Abends  kam  der  Eigenthümer  der  sogenannten  Herren- 
Mühle  in  der  grössten  Eile  und  machte  dem  Hauptmanne  Weiss,  der  die  Grena- 
dier-Division des  Regiments  commandirte,  die  Anzeige,  dass  die  Franzosen  daselbst 
über  den  Mühlsteg  und  an  mehreren  Stellen  über  die  Einzig  gedrungen  seien  und 
die  Mühle ,  so  wie  die  nahe  daran  gelegene  alte  Mühlschanze  stark  besetzt  hätten. 
Weiss  zögerte  keinen  Augenblick  seinen  Bataillons-Commandanten  umErlaubniss 
zu  bitten,  diesen  durch  Eunst  imd  Natur  gebildeten  Vertheidigungsposten,  von 
dem  aus  der  Feind  nach  der  Stadt  debouchiren,  die  vor-  imd  seitwärts  und  in  der 
Stadt  selbst  aufgestellten  Truppen  abschneiden  und  sogar  den  linken  Flügel  der 
Armee  überfallen  könnte,  mit  Sturm  zu  nehmen.  Als  die  Bitte  gewährt  wurde, 
rückte  er  ungesäumt  mit  seiner  Division  gegen  die  Mühle,  kundschaftete  von 
dem  mitgenommenen  Müller  ihre  Lage  und  Zugänge,  sowie  die  Beschaffenheit  der 
Schanze  aus  und  ordnete  seinen  Angriff.  An  der  Spitze  einer  halben  Compagnie, 
der  die  andere  Hälfte  als  Unterstützung  folgte,  während  die  2.  Compagnie  in 
Reserve  aufgestellt  blieb,  gelang  es  dem  Hauptmanne  Weiss  sich  dem  feind- 
lichen Piquet  ohne  Geräusch  und  in  der  grössten  Stille  zu  nähern,  es  zu  überfallen 
und  theils  niederzumachen,  theils  gefangen  zu  nehmen.  Hierauf  marschirtc  er  im 
Sturmschritte  auf  die  Mühle  und  Schanze  los ;  das  geschlossene  Mühlthor  wurde 
gesprengt,  und  obschon  die  zwischen  der  Mühle  und  der  Schanze  aufgestellte 
Schildwache  das  Bataillon  Grenadiere  der  alten  Garde,  welches  beide  besetzt 
hatte,  alarmirte,  drang  Weiss  doch  mit  seinen  Braven  unter  dem  beständigen 
Zurufe  ;,Mir  nachl*'  durch  das  eingesprengte  Mühlthor;  die  Garde  wurde  trotz  der 
heftigsten  Gegenwehr  geworfen.  Viele  niedergemacht  und  mehrere  Officiere  und 
Soldaten  gefangen.  Eben  so  hartnäckig  war  der  Eampf  in  der  Schanze;  —  end- 
lich, nach  einem  mörderischen  Gefechte  behauptete  Weiss  Mühle  und  Schanze 
siegreich  und  trieb  den  Feind  aus  seinen  Aufstellungön. 

So  wie  er  Meister  dieses  Postens  geworden,  beeilte  er  sich  mit  der  Besetzung 
desselben,  wie  auch  mit  der  Aufstellung  seiner  Grenadiere,  da  die  Wichtigkeit 
des  Platzes  einen  erneuerten  feindlichen  Angriff  erwarten  Hess,  und  fasste  zu- 
gleich den  Entschluss,  die  Mühle  und  die  Schanze  bis  auf  den  letzten  Mann  zu  ver- 
theldigen.  Eaum  war  Weiss  mit  der  Aufstellung  seiner  Truppe  zu  Ende,  so  wurde 
er  auch  mit  überlegener  Macht  angegriffen,  dieser  Angriff  aber  mit  der  grössten 
Entschlossenheit  zurückgewiesen.     Viermal  vnirde  derselbe  während  der  Nacht 


1261 

von  Seite  der  Franzosen,  Immer  mit  frischen  Truppen  und  selbst  mit  Kanonen  und 
Haubitzen  unterstützt,  auf  das  Heftigste  erneuert,  aber  eben  so  oft  mit  beispielloser 
Tapferkeit  abgeschlagen.  Je  grösser  die  Gefahr  war,  desto  höher  stieg  der  Muth 
des  tapfern  Hauptmanns.  Von  einem  Puncto  zum  andern  eilend,  verfügte  er  sich 
immer  dorthin,  wo  die  Gefahr  am  grössten;  und  nur  durch  seine  ausdauernde 
Entschlossenheit  konnte  dieser  für  die  Armee  so  wichtige  Posten  behauptet  werden. 

Aber  nicht  genug,  in  der  vorangegangenen  Nacht  den  Feind  fünfinal  geworfen, 
die  Mühle  und  Schanze  mit  Sturm  genommen  und  beide  bis  zum  Morgen  behauptet 
zu  haben,  erstürmte  Hauptmann  Weiss  am  31.  October  Nachmittags,  nachdem  er 
sich  auf  Befehl  des  Commandirenden  an  sein  Bataillon  angeschlossen  hatte,  mit 
seiner  Compagnie  an  der  Tete  derColonne,  auch  das  Steinheimer  Thor,  und  nachdem 
die  Stadt  und  das  Frankfurter  Thor  genommen  waren,  erhielt  er  sogleich  neuer- 
dings Befehl,  die  in  der  Nacht  genommene  Mühle  und  Schanze  wieder  mit  Sturm 
zu  nehmen,  welchen  Auftrag  Weiss  auch  mit  dem  glücklichsten  Erfolge  vollzog 
und  durch  die  erneuerte  Gewinnimg  dieses  so  wichtigen  Postens  die  neue  Aufstel- 
lung des  Heeres  sicherte. 

Diesem  tapferen,  am  6.  Februar  1821  zu  Brunn  verstorbenen  Officier  wurde 
im  Capitel  vom  Jahre  1815  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  ein- 
stimmig  zuerkannt. 

WoLKONSKY,  Peter  Fürst  toh,  kaiserlich  russischer  Feldmarschall  und  Minister  des 
kaiserlichen  Hauses,  war  zu  Anfang  des  Jahres  1813  als  General-Lieutenant  Gommandant  eines 
Infanteriecorps  unter  dem  General  der  Infanterie  Miloradowitsoh,  focht  bei  Lützen,  und  kam 
dann  zur  Belagerung  von  Dan  zig.  Später  war  er  bei  den  Operationen  der  Hauptarmee  thätig 
und  als  Mitglied  zu  yerschiedenen  Berathungen  der  Monarchen  beigezogen.  Er  starb  am  12.  Sep- 
tember 1852  zu  St.  Petersburg. 

OüVAROFF,  von,  kaiserlich  russischer  General  der  Gavallerie  und  General-Adjutant  des 
Kaisers,  gestorben  am  2.  Deoember  1824,  zeichnete  sich  in  seiner  Stellung  bei  vielen  Gelegen- 
I^eiten  durch  Einsicht  und  Entschlossenheit  aus. 

OsAPiOFPSEY,  Graf  von,  kaiserlich  russischer  General  der  GavaUerie,  commandirte  unter 
Fahlen  eine  leichte  Garde-Cavallerie-Division,  war  nach  der  Schlacht  von  Leipzig  bei  der  Ver- 
folgung des  Feindes  sehr  thätig,  focht  bei  Arcis  sur  Aube  und  bei  F^re  Ghampenoise,  und  fügte 
den  Franzosen  in  der  Verfolgung  grossen  Schaden  zu.  Er  verschied  im  Jahre  1856. 

OrLOFF-DeNISOW,  Fedor  Graf  von,  General  -  Lieutenant,  gestorben  zu  Gharkow  im 
Februar  1843,  schwang  sich  durch  Tapferkeit  zum  Hauptmann  der  Kosaoken  schon  im  Jahre 
1790  empor.  Er  war  1813  und  1814  Gommandant  eines  Streifcorps  und  uniermüdet  dem  Feinde 
Abbruch  zu  thun.  Von  Schmalkalden  setzte  er  am  26.  October  den  retirirenden  Franzosen  mit 
rastloser  Thätigkeit  nach  und  brachte  in  fünf  Tagen  mit  nur  900  Reitern  3000  Gefangene  eiui 
eroberte  1  Kanone  und  15  Pulverwägen. 

Diesen  4  russischen  Generalen  verliehen  Se.  Majestät  der  Kaiser  Franz  für  ihre  Verdienste 
im  Allgemeinen  mit  Handbillet  aus  Schmalkalden  vom  30.  October  1813  das  Ritterkreuz. 


1262 

Beckers  zu  Westerstätten,  Karl  Graf,  königlich  bayerischer  General  der  Infanterie 
und  Präsident  des  General- Auditoriats.  Im  Befreiungskriege  commandirte  Beckers  eine  Divi- 
sion des  königlich  bayerischen  Heeres  unter  Wrede,  kämpfte  bei  Hanau  mit  grosser  Bravour, 
erhielt  dann  den  Oberbefehl  über  das  Blockadecorps  von  Hüningen  im  Jahre  1814;  nahm 
AJzey,  war  im  folgenden  Jahre  wieder  in  Thätigkeit  und  zeichnete  sich  im  Trcflfen  bei  Saar- 
bruck  am  23.  Juni  aus.  Er  starb  zu  München  am  8.  NoYcmber  1832. 

LaMOTTE,  Peter  Freiherr  von,  königlich  bayerischer  General-Lieutenant,  Gommandant 
der  3.  Armee-Division  und  Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Nr.  11,  gestorben  zu  Nürnberg  den 
21.  November  1837. 

Beiden  geruhete  weiland  Kaiser  Franz  unmittelbar  nach  der  Schlacht  von  Hanau  wegen 
besonderer  Auszeichnung  in  derselben  das  Bitterkreuz  zu  verleihen. 

PaPPENHEIM»  Karl  Theodor  Friedrich  Graf  von,  königlich  bayerischer  Feldzeug- 
meister und  General  -  Adjutant  des  Königs,  Oberstinhaber  des  1.  Chevauxlegers  -  Regiments,  war 
am  17.  März  1771  geboren  und  beschloss  seine  ruhmvolle  Laufbahn  auf  seinem  Gute  Pappen- 
heim am  26.  August  1853.  Im  12.  Lebensjahre^  trat  er  in  ein  kaiserlich  österreichisches  Reiter- 
Regiment  und  rückte  1784  in  die  Niederlande,  1789  war  er  schon  Rittmeister  bei  Erzherzog 
Johann-Dragoner  und  bei  dem  Observationscorps  in  Galizien ,  1792  versah  er  bei  der  Kaiser- 
krönung weiland  Franz  H.  den  in  der  Familie  erblichen  Dienst  eines  Reichs-Erbmarschalls, 
eilte  dann  zur  Armee  am  Rhein  ,  wurde  beim  Corps  des  Feldmarschall  -  Lieutenants  Fürsten 
Hohenlohe-Kirchberg  angestellt  und  half  den  französischen  General  Bournonville  aus 
dem  Trier'schen  zurücktreiben.  Im  folgenden  Jahre  war  Pappenheim  vorerst  beim  General- 
Stabe,  dann  bei  den  neu  errichteten  Uhlanen,  zeichnete  sich  am  30.  October  bei  Gateau  Cambresis 
und  im  Jahre  1794  bei  Charleroy  und  Fleurus  aus  und  suchte  um  den  Maria  Theresien- Orden 
an.  Da  man  ihm  diesen  nicht  zuerkannte,  quittirte  er  die  kaiserlichen  Dienste  und  zog  sich  auf 
seine  Besitzungen  zurück,  wo  er  fünfzehn  Jahre  in  Ruhe  lebte. 

Im  Jahre  1809  trat  er  in  königlich  bayerische  Dienste,  wurde  General-Adjutant  des  Kron- 
prinzen und«  befehligte  1813  eine  Infanterie-Brigade.  Bei  Hanau  erwarb  er  sich  durch  die 
tapfere  Vertheidigung  der  Kinzigbrücke  das  vor  zwanzig  Jahren  nicht  erhaltene  Theresien- 
kreuz  und  zwar  an  demselben  30.  October  wie  das  erste  Mal.  Im  Jahre  1814  war  er  bei  der 
Belagerung  von  Hüningen  und  bei  der  Blockade  von  Schlcttstadt,  ging  hierauf  mit  den 
Monarchen  von  Paris  nach  London  und  zum  Wiener  Congresse,  wo  er  die  Rechte  seines  alten 
Hauses  mit  Glück  verthcidigte.  Nach  Napoleon*s  Landung  in  Frankreich  reorganisirte  er  die 
Armee  und  folgte  ihr  durch  die  Champagne  bis  vor  Paris.  Später  zu  vielfältigen  diplomatischen 
Sendungen  benützt,  zeigte  er  1825  den  Höfen  von  Wien  und  St.  Petersburg  das  Ableben 
Königs  Maximilian  an,  beglückwünschte  1829  den  Kaiser  Nikolaus  bei  der  Krönung  zum 
König  von  Polen  und  wurde  am  10.  September  1840  Feldzeugmeister.  Im  Jahre  1852  erhielt  er 
statt  des  innegehabten  7.  Infanterie-Regiments  das  1.  Chevauxlegcrs-Regiment. 

Pauk  zu  Traut,  Joseph  von,  Oberst-Lieutenant,  Officierssohn,  war  zu 
Brüssel  geboren.  Im  September  1787  zum  k.  k.  Cadeten  bei  Preiss-Infanterie  ein- 
getheilt,  wohnte  er  dem  Türkenkriege  als  Fähnrich  bei  und  war  so  glücklich,  durch 
vorzügliche  Verwendung  im  Laufe  desselben  die  Aufmerksamkeit  der  Vorgesetzten 
auf  seine  Person  zu  ziehen,  so  zwar,  dass  er  schon  im  Februar  1790  zum  Lieutenant 
ausser  der  Tour  befördert  wurde. 


1263 

Die  Einnahme  der  Weissonburger  Linien  lohnte  seine  Tapferkeit  mit  der 
Ernennung  zum  Oberlieutenant,  und  den  für  unsere  Waffen  ruhmvollen  Feldzug 
1799  hatte  er  als  Hauptmann  des  Infanterie-Regiments  Bender  Nr.  41  in  Grau- 
bündten  mitgemacht. 

Einige  Monate  vor  dem  Beginne  des  grossen  Freiheitskrieges  avancirte  Paur 
zum  Major  im  Regimente  und  in  den  ersten  Tagen  des  Novembers  1813  zum 
Oberst-Lieutenant. 

Am  9.  November  wurde  der  Angriff  auf  den  stark  verschanzten  Posten  von 
Hochheim  angeordnet;  Paur,  bemerkend,  dass  das  feindliche  Geschützfeuer 
schwächer  zu  werden  beginne,  formirte  sein  Bataillon  in  zwei  Massen,  rückte  mit  einer 
halben  Compagnie,  demTambour,  den  vorhandenenZimmerleuten  und  der  mi tSchanz- 
zeug  versehenen  Mannschaft  im  Schnellschritte  auf  der  grossen  Strasse  gegen  Hoch- 
heim  vor,  Hess  die  doppelten  Pallisaden  niederreissen,  stieg,  sobald  eine  Öffnung 
erzwungen  wurde,  vom  Pferde,  nahm  den  Tambour  mit  und  drang  stürmend  in  die 
Stadt.  Kaum  Meister  zweier  Gassen  geworden,  suchte  er  sich  auch  des  Schlosses 
zu  bemächtigen.  Da  gewahrte  er  die  grosse  Schanze  auf  dem  Friedhofe;  ohne  sich 
lange  zu  besinnen  sammelte  der  tapfere  Officier  50 — 60  Mann,  warf  sich  mit 
Ungestüm  auf  den  Feind,  eroberte  2  Kanonen  und  machte  5  Officiere  und  nahezu 
*  2  Compagnien  zu  Gefangenen.  Er  sandte  die  Gefangenen  sogleich  zurück,  stellte 
ein  kleines  Commando  in  der  Schanze  auf  und  suchte  nun  das  Mainzer  Thor  zu 
gewinnen.  Als  er  sich  mit  aller  Anstrengung  mit  dem  Bajonete  durchgeschlagen, 
stiess  er  neuerlich  auf  eine  feindliche  Compagnie,  welche  eine  Fahne  bei  sich  hatte. 
Ohne  Umstände  warf  er  sich  dieser  entgegen,  nahm  sie  mit  dem  Feldzeichen  gefangen 
und  sicherte  durch  seine  Tapfereit,  welche  im  Capitel  vom  Jahre  1815  in  der  Verlei- 
hung des  Ritterkreuzes  gebührende  Würdigung  fand,  den  Besitz  von  H  o  c  h  h  e  i  m. 

Er  starb  als  Interims-Regiments-Commandant  zu  Lemberg  am  7.  Jänner  1824 
im  55.  Lebensjahre. 

MAEETICH  von  Riv  Alpon,  Ernst  Gideon  Freiherr,  Oberst  im  General- 
Stabe,  zu  Neustadt  in  Mähren  1771  geboren,  trat  im  December  1787  als  Fahnen- 
Cadet  aus  der  Neustädter  Akademie  in  das  Infanterie-Regiment  Spldnyi,  wo  er 
im  Laufe  der  ersten  Franzosenkriege  bis  zum  Hauptmann  vorrückte. 

In  den  16  Feldzügen,  welche  Maretich  während  einer  41jährigen  Dienstzeit 
mitgemacht,  hatte  er  viele  Beweise  militärischer  Einsicht  und  Tapferkeit  abgelegt. 
Am  20.  April  1794  erstürmte  er  als  Lieutenant  der  Erste  das  feindliche  Lager  bei 
Landrecy  und  verliess  ungeachtet  einer  schweren  Verwundung  das  Gefecht  nicht; 
am  20.  September  desselben  Jahres  wurde  bei  Barriöre  Clermont  durch  einen  von 
ihm  ausgeführten  freiwilligen  und  raschen  Angriff  der  Feldmarschall-Lieutenant 
Chasteler  von  Gefangenschaft  gerettet;  b^d  darauf  übersetzte  Maretich  den 
Rhein  mit  50  Freiwilligen  und  schaffite  im  Angesichte  des  Feindes  ohne  Verlust 


1264 

eines  einzigen  Mannes  so  viel  Fourage  und  Mundvorräthe  über  den  Strom,  dass 
die  Division  Quosdanovich  durch  8  Tage  damit  versehen  werden  konnte. 
Am  26.  November  1795  erstürmte  er  freiwillig  das  Dorf  Gross fischlingen  bei 
Landau  mit  40  Grenadieren,  rettet  im  Treffen  beiNeresheim  (10.  August  1796) 
durch  Kriegslist  die  Grenadier-Division  Spldnyi  von  Gefangenschaft,  streift  im 
März  1800  als  Oberlieutenant  in  der  Gegend  San  Sebastiane  und  Celle  im  Angesicht 
des  Feindes  bis  gegen  Genua  und  nimmt  ihm  namh^te  Transporte  ab.  Im  Treffen 
bei  Vado  (6.  April)  tournirt  er  als  Compagnie-Commandant  freiwillig  unter  dem 
feindlichen  Feuer  den  linken  Flügel  im  Vado-Thale  und  zwingt  ihn  sich  auf 
die  zweite  Stellung  Monte  Ajuto  zurückzuziehen.  Am  Vorabend  der  Schlacht 
von  Marengo,  während  der  Vorpostengefechte/  eilt  er  zu  den  weichenden 
Croaten,  ermuthiget  sie  und  fuhrt  sie  auf  den  verlassienen  Posten  zurück. 

Im  Feldzuge  1 805  greift  Maretichbei  dem  Rückzuge  der  Armee  am  4.  Novem- 
ber mit  seiner  Compagnie  die  feindliche  Reiterei  bei  San  Pietro  an  und  rettet  am 
Tage  darauf  ein  Bataillon  seines  Regiments  und  eine  Schwadron  Eienmayer-Husaren 
vor  Gefangennahme,  da  diese  Truppen  von  der  Armee  durch  die  Piave  getrennt 
bei  Rosano  zurückgeblieben  waren. 

Im  Jahre  1809  wurde  er  zum  General-Stabe  eingetheilt  und  der  adeligen  Insur- 
rections-Armee  beigegeben.  In  allen  Gefechten,  so  bei  Karakd  am  9.  Juni,  bei 
Päpa  am  11.  und  am  Vorabende  der  Schlacht  bei  Raab  glänzte  er  durch  Muth, 
Entschlossenheit  und  Aneiferung  der  Truppe,  und  wurde  für  diese  Verdienste  im 
Juli  zum  Major  befördert.  1813  stand  Maretich  beim  Hiller'schen  Corps. 

Im  Gefechte  bei  Villanuova  am  AJponam  15.  November  und  während  der 
drei  feindlichen  Stürme  auf  die  Brücke  bei  diesem  Orte,  zeichnete  sich  Maretich 
durch  Muth  und  Entschlossenheit  besonders  dadurch  aus,  das  er  vom  Pferde  sprang, 
die  der  Brücke  zunächst  gestandenen  Jäger,  welche  durch  den  Druck  des  3000 
Mann  starken  Feindes  diese  verlassen  mussten,  wieder  ihre  frühere  Stellung 
einzunehmen  aneiferte  und  in  dieselbe  führte;  der  Feind  wurde  geworfen  und  seine 
Massen  in  die  Chaussde-Gräben  gesprengt.  Beim  zweiten  Sturme  der  Franzosen 
führte  Maretich  2  Geschütze  auf  30  Schritte  Entfernung  denselben  entgegen 
und  zwang  sie  zum  Rückzuge,  beim  dritten  endlich  zeichnete  er  sich  durch  dieselbe 
That  aus,  indem  er  die  Kanoniere  zur  standhaften  Ausdauer  ermunterte.  Obschon 
tödlich  verwundet,  hielt  er  doch  im  heftigsten  Feuer  so  lange  aus  bis  jede  Gefahr 
beseitigt  war  und  der  Feind  keinen  neuen  Sturm  zu  unternehmen  wagte.  Seine  Maje- 
stät der  Kaiser  ernannte  Maretich  mit  Handbillet  ddo.  Frankfurt  am  5.  December 
1813  zum  Ritter  und  verlieh  ihm  im  Jänner  1822  den  Freiherrnstand. 

Dieser  brave  Officier  starb  zu  Agram  am  3.  Mai  1839.  So  erfolgreich  seine  Lei- 
stungen vor  dem  Feinde  waren,  so  nützlich  suchte  er  sich  im  Frieden  zu  machen.  Er 
schrieb  im  Jahre  1805  ein  System  für  leichte  Infanterie,  welches  sich  des  Beifalls  Sr. 
kaiserl.  Hoheit  des  Erzherzogs  Karl  erfreute,  und  dämpfte  im  Jahre  1 801  imHatzeger 


1265 

Thale  und  im  Mai  1808  im  Zarander  Comitate  in  Siebonbürgen  die  ausgebrochenen 
mit  ThätUehkeiten  begleiteten  Unruhen  der  Walachen  gegen  ihre  Grundherren. 

WiDMATEK,  Aloys  Franz  von,  General-Major,  Sohn  eines  Doctors  der 
Rechte  und  zu  Reifenberg  in  Triaul  1764  geboren.  Im  Verlaufe  einer  42jäh- 
rigen  Dienstzeit  war  es  ihm  gegönnt  allen  Kriegen,  welche  das  Kaiserhaus  von 
1788  an  fuhren  musste,  theils  in  der  Linie,  theils  in  der  Grenze,  dann  im  General- 
Quartiermeisterstabe  beizuwohnen. 

Nach  einigen  Jahren,  welche  er  als  Cadet  bei  dem  13.  Infanterie-Regimente 
Baron  Zedtwitz  zubrachte,  ward  ihm  vor  Ausbruch  des  Türkenkrieges  die 
Beförderung  zum  Fähnrich  beim  Likkaner  Grenz-Regimente  zuTheil,  wo  er  nach 
dreizehn  Jahren  stufenweise  bis  zum  Hauptmann  vorrückte,  den  Feldzug  1805  als 
Major  bei  Wukassovich-Infanterie,  jenen  1809  als  Oberst-Lieutenant  des  General- 
Stabes  mitkämpfte  und  nach  dem  Wiener  Frieden  zum  Wieher  Platz-Commaudo 
die  Eintheilimg  erhielt.  In  diesem  letzten  Feldzuge  hatte  Widmayer  bei  vielen 
Gelegenheiten  grosse  Umsicht  und  Bravour  an  Tag  gelegt  und  sich  die  Oberst- 
Lieutenants-Charge  auf  dem  Schlachtfelde  erkämpft. 

Als  im  Jahre  1813  General  Tomassich  mit  der  Eroberung  von  Dalmatien 
beauftragt  wurde,  handelte  es  sich  vorerst  Männer  zu  finden,  welche  auf  die  noch 
theilweise  unter  französischer  Herrschaft  stehenden  Grenzer  Einfluss  üben  und  öie 
für  die  Rechte  ihres  legitimen  Herrn  empfanglich  machen  konnten.  Es  war  dies 
auch  mit  den  Likkanem  der  Fall,  wovon  sich  ein  Theil  als  Besatzung  in  Zara 
befand.  Widmayer  hatte  schon  in  früher  Jugend  unter  den  schwierigsten  Ver- 
hältnissen achtzehn  Jahre  in  diesem  Grenz-Regimente  gedient,  das  Volk  und  den 
Bezirk  genau  kennen  gelernt,  und  schien  der  Mann  zu  sein,  dem  die  Leitung  der  Be- 
wegung in  diesem  Regiments-Bezirke  übertragen  werden  konnte.  Der  Kaiser  ernannte 
ihn  also  Ende  September  1813  zum  Obersten  dieses  Regiments.  Für  das  Corps 
des  Generals  Tomässich  sollte  auch  ein  Bataillon  Likkaner  gestellt  werden;  mit 
rastlosem  Eifer  betrieb  Widmayer  dessen  Organisirung,  und  konnte  schon  Mitte 
October  an  der  Spitze  desselben  sich  der  kleinen  Armee  anschliessen.  Am  31.  Octo- 
ber  fiel  Kni  n,  und  ihm  ward  der  Auftrag  die  Übernahme  des  Platzes  zu  besorgen. 
Dann  zog  er  gegen  Zara,  welches  am  1.  November  blockirt  wurde.  Die  Truppen 
hatten  mit  den  Unbilden  der  Witterung,  mit  Hunger,  mit  Nöth  und  Beschwerden 
aller  Art  zu  kämpfen.  Das  Mehl  musste  von  Karlstadt  über  Gospich  und  Grachacz, 
das  Brod  aus  der  Feldbäckerei  zu  Knin  bis  28  Stunden  weit  bezogen  werden,  in 
einem  Lande,  wo  es  an  Fuhrwerk  so  ganz  mangelte.  Die  Soldaten  standen  im 
November  unter  freiem  Himmel  in  beständigem  Regen  ohne  Holz  und  Stroh, 
grösstentheils  ohne  Mäntel,  fast  durchgängig  barfuss.  Und  doch  gelang  es  die 
Hauptstadt  des  Landes  am  6.  December  durch  Capitulation  in  unsere  Hände  zu 
bekommen  und  dadurch  Meister  des  oberen  Theilcs  von  Dalmatien  zu  werden. 

80 


1266 

Während  dieser  Belagerung  nun  war  Oberst  Widmayer,  nach  dem  Zeugnisse 
des  Generals  Freiherm  von  Tomassich;  diesem  mit  grösstem  Eifer,  Muthund 
beispielloser  Anstrengung  bei  der  Besorgung  der  Arbeiten  an  die  Hand  gegangen, 
und  hatte  durch  rastlose  Thätigkeit  bei  Yerschaffiing  der  ganz  abgängigen  Bela- 
gerungs-  und  Subsistenz-Mittel.aus  der  Likka  sich  hochverdient  gemacht  und  hier- 
durch die  Einnahme  von  Zara  wesentlich  gefördert  General  Tomassich  übergab 
ihm  auch  das  Conmiando  des  Platzes,  und  Seine  Majestät  der  Kaiser  fanden  sich 
bewogen  Widmayer's  grosse  Verdienste  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria 
Theresien-Ordens  zu  lohnen,  welches  ihm  laut  Allerhöchstem  Handschreiben  aus 
Freiburg  vom  26.  December  1813  verliehen  wurde. 

Später  übernahm  er  das  Commando  seines  Regiments,  trat  im  Jahre  1824  als 
General-Major  in  den  Ruhestand  und  verschied  zu  Wien  am  18.  September  1831. 

EBOPFEEüIEB,  Johann  Freiherr  von,  General-Major,  zu  Arbesbach  in  Nie- 
derösterreich  1785  geboren,  hatte  durch  mehr  als  48  Jahre  in  der  Artillerie  vom 
Unterkanonier  an  in  den  verschiedenen  Kategorien  des  Feldartillerie-Dienstes  im 
Frieden  und  im  Kriege  stets  mit  Eifer  und  Auszeichnung  gedient,  und  die  Feldzüge 
gegen  Frankreich  in  den  Jahren  1805  und  1809,  im  letzten  die  Schlachten  bei 
Aspem  und  Wagram,  dann  jene  von  1813  bis  1815  mitgemacht  und  allenthalben 
thatsächliche  Beweise  von  Muth  imd  Kaltblütigkeit  gegeben. 

Vorzüglich  zeichnete  er  sich  durch  sein  Benehmen  im  Feldzuge  1813  aus,  wo 
er  als  Feuerwerker  und  selbstständiger  Commandant  einer  halben  Feldgeschütz- 
Batterie  dem  General-Major  von  Tomassich  zur  Eroberung  von  Dalmatien  bei- 
gegeben war.  Bei  der  Belagerung  der  Festung  Zara  hatte  Kropfreiter  mit  dem 
beihabenden  wenigen  Artillerie-Personale  von  1  Corporalen,  10  Kanonieren  und 
9  Handlangem  (Gemeinen)  das  Bestimmen  der  Puncto,  das  Ausstecken  und  den  Bau 
von  drei  für  die  königlich  grossbritannische  Marine- Artillerie  furgewählten  Batterien, 
jede  zu  6  schweren  Geschützen,  unter  dem  stäten  Feuer  des  Feindes  ausschliesslich 
unter  seiner  persönlichen  Leitung  zu  bewirken,  die,  nebst  einem  weiteren  Baue  der 
Geschützstände  für  2  Haubitzen  und  2  Mörsern,  ungeachtet  der  üblen  Witterung, 
des  ungünstigsten  Terrains  und  des  Mangels  an  Material  und  Requisiten  jeder  Art, 
der  an  die  Ausführung  des  Baues  nach  der  Vorschrift  nicht  denken  liess,  da  sich 
meistens  nur  mit  erfindungsweisen  Nothmitteln  beholfen  werden  musste,  dennoch 
zu  dem  vorgesetzten  Zwecke  und  entsprechenden  Gebrauche  zur  rechten  Zeit  zu 
Stande  gebracht  wurden.  Während  der  Beschiessung  von  Zara  selbst,  die  vom 
9.  November  bis  5.  December  dauerte,  wusste  Kropfreiter  mit  den  geringen 
vorhandenen  Mitteln,  der  schlechten  Beschaffenheit  der  hohlen  Eisenmunition,  die 
aus  den  schon  eroberten  Plätzen  herbeigeschafft  und  dabei  die  grosste  Vorsicht,  um 
ihr  zu  frühes  Springen  zu  verhüten,  angewendet  werden  musste,  das  Grossartigsto 
zu  leisten;  er  dirigirte  persönlich  die  aus  2  Haubitzen  und  2  Mörsern  zusammen- 


1267 

gesetzte  Wurfgeschütz-Batterie  und  verstand  es,  mit  Selbsthandahlegung  beim 
Richten  der  Wurfgeschütze  und  Adjustiren  der  Granaten  und  Bomben  das  Bom- 
bardement fortwährend  der  Art  zu  unterhalten,  dass  er  den  Feind,  welcher  sein 
Feuer  grösstentheils  auf  diese  Wurfgeschütz-Batterie  von  demHornwerke  und  dem 
vorliegenden  Ravelin,  dann  von  zwei  Bastionen  des  Hauptwalles  der  Festung  rich- 
tete, über  seine  eigene  missliche  Lage  täuschte,  die  Stadt  mit  Bomben-  und  Gra- 
natenwürfen bedeutend  beschädigte  imd  so  durch  seine  ununterbrochene  Thätigkeit 
und  Aufopferung,  dessen  Vorbild  der  unterhabenden,  durch  Anstrengung  und  Ent- 
behrung erschöpften  Mannschaft  allein  noch  Muth  und  Ausdauer  einflösste,  haupt- 
sächlich die  Übergabe  der  Festung  herbeiführte. 

Zur  Belohnung  dieser  glänzenden  Waffenthat  wurde  Kr op freiter  sogleich 
vom  Feuerwerker  zum  Unterlieutenant  ernannt  und  ihm  mit  Allerhöchster  Ent- 
schliessung  aus  Freiburg  vom  26.  December  1813  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordens  verliehen. 

Gleich  verdienstlich  hatte  sich  der  brave  Officier  nach  der  Übergabe  von  Zara 
erwiesen,  wo  er  mit  grosser  Anstrengung  die  daselbst  allenthalben  zerstreuten 
Artilleriegüter  sammeln  liess  und  in  Ordnung  und  Sicherheit  brachte. 

Im  folgenden  Jahre  bei  der  Einnahme  von  Cattaro  endlich  hatte  Kropf- 
reiter abermals  durch  Unerschrockenheit  und  zweckmässige  Thätigkeit,  dann 
durch  gut  angebrachte  Granatenwürfe  zur  Räumung  dieses  Platzes,  der  von  den 
Montenegrinern  besetzt  war,  wesentlich  beigetragen  und  sich  die  volle  Zufrieden- 
heit des  die  Expedition  commandirenden  Generals  Milutinovich  erworben. 

Kropf  reit  er  erhielt  im  Juni  1834  den  Freiherrnstand,  avancirte  nach  und 
nach  bis  zum  Obersten  in  der  Artillerie,  und  trat  im  Juni  1851  als  General-Major 
in  den  wohlverdienten  Ruhestand. 

STAUHEHBEBO,  Anton  Gundaker  Graf  von,  General-Major  und  Kämmerer, 
Commandeur  des  kaiserlichen  Leopold-Ordens,  Oberst-Erbland-Hofinarschall  in 
Österreich  ob  und  unter  der  Enns,  war  zu  Brunn  am  26.  März  1776  geboren. 
Beseelt  von  dem  Gefühle  in  die  Fussstapfen  seiner  berühmten  Ahnen  zu  treten, 
begann  er  im  18.  Lebensjahre  als  Lieutenant  bei  Kavanagh- Kürassieren  seine 
militärische  Laufbahn. 

Das  erste  Gefecht  bei  Renchen  ^am  28.  Juni  1796,  welches  seine  Bravour 
und  Entschlossenheit  bewährte,  brachte  ihm  auch  eine  bedeutende  Wunde  und 
die  Gefahr  in  Feindes  Hände  zu  kommen,  aus  welcher  jedoch  ihn  sein  Kamerad 
Salamon  (s.  d.)  befreite.  Der  Feldzug  1799  in  Italien  gab  ihm  als  Oberlieutenant 
manche  Gelegenheit  zur  Auszeichnung  und  die  Beförderung  zum  Rittmeister 
bei  Kienmayer-Husaren. 

Nach  dem  Tode  seines  Vaters  Franz  Gundaker  kam  er  in  den  Besitz  des 
zweiten  Majorats  der  Familie  und  trat  Ende  December  1804  mit  dem  Charakter 

80» 


1268 

eines  Majors  aus  der  Armee.  Allein  kaum  rief  das  folgende  Jahr  Österreichs 
Krieger  erneuert  zu  den  Waffen,  als  auch  der  Graf  ohne  Zaudern,  seine  persön- 
lichen Interessen  den  höheren  des  Staates  unterordnend,  sich  dem  grossen  Kampfe 
anschloss  und  als  Major  und  Flügel-Adjutant  bei  dem  Corps  des  Feldmarschall- 
Lieutenants  Freiherrn  von  Kienmayer  eintrat.  Er  wohnte  der  Schlacht  von 
Austerlitz  bei  und  avancirte  zum  Oberst-Lieutenant  im  1.  Ühlanen-Regimente, 
auf  dem  Schlachtfelde  von  Aspem  aber  zum  Oberst  und  Commandanten  des, 
10.  Husaren-Regiments.  In  der  Schlacht  bei  Wagram  focht  er  bei  dem  4.  Armee- 
corps, welches,  da  auf  diesem  die  Entscheidung  des  Tages  zu  ruhen  schien,  auch 
den  heftigsten  Angriffen  des  Feindes  zu  widerstehen  hatte.  Unter  den  Tapferen, 
die  sich  der  öffentlichen  Anerkennung  würdig  gemacht,  nannte  die  Relation  auch 
den  Grafen  Starhemberg. 

Sein  heisser  Wunsch,  sich  auf  einem  Schauplatze  freier  Wirksamkeit  bewegen 
zu  können,  sollte  durch  Österreichs  Beitritt  zu  dem  grossen  Bunde  gegea  Napo- 
leon in  überraschender  Ausdehnung  in  Erfüllung  gehen.  Bei  der  Eröffnung  des 
Krieges  1813  stand  er  als  Oberst  und  Regiments-Oommandant  von  Radetzky- 
Husaren  bei  der  kaiserlichen  Armee  in  Innerösterreich  und  erwarb  sich  schon  in 
den  am  12.  und  16.  September  stattgehabten  Gefechten  bei  St.  Mar  ein  und 
Weichselburg  das  warme  Lob  seines  Corps-Commandanten,  des  Feldmarschall- 
Lieutenants  Radivojevich. 

Mit  der  grössten  Thätigkeit  führte  er  den  Befehl  über  die  erste  Colonne  zum 
Angriffe  der  von  dem  General  Palombini  befehligten  Division  Pino,  deren 
Übermacht  den  General  Rebrovich  in  die  Stellung  am  Bärenberge  zwischen 
Weichselburg  und  Treffen  zurückgedrängt  hatte.  Man  kämpfte  am  25.  bei  Lasch- 
witz, am  27.  bei  Zirknitz.  Oberst  Starhemberg,  als  er  einmal  den  Feind 
erreicht  hatte,  liess  denselben  nicht  mehr  aus  den  Augen,  verfolgte  ihn  nach  Krom- 
pole  und  machte  300  Gefangene.  Bei  Zirknitz  warf  er  ihn,  unterstützt  vom 
General-Major  Csivich,  nach  einem  vierstündigen  mörderischen  Gefechte  trotz 
der  doppelten  Überlegenheit,  eroberte  eine  Fahne  und  machte  über  500  Gefangene. 
Seine  Majestät  ernannte  ihn  für  diese  ausgezeichneten  Dienste  zum  General- 
Major  ausser  der  Tour. 

Als  Feldzeugmeister  Hill  er  am  19.  November  gegen  Villanuova  und  San 
Michaele  vorrückte,  leistete  Starhemberg  durch  thätige  Demonstrationen  am 
Etschufer,  Ronöo  gegenüber,  die  wesentlichsten  Dienste,  hielt  den  Feind  nicht  nur 
fest,  sondern  zwang  denselben  noch  gegen  ihn  zu  detachiren  und  demontirte  ihm 
zwei  seiner  Kanonen.  Am  1.  December  erhielt  er  das  Commando  der  Truppen  in 
Ro  vi  g  0,  einige  Tage  darnach  die  Weisung  den  Etsch-Übergang  bei  B  o  a  r  a  und  das 
linke  Ufer  dieses  Flusses  so  lange  zu  vertheidigen,  bis  die  auf  dem  Marsche  befind- 
lichen Verstärkungen  eingetroffen  sein  würden ;  er  besetzte  mit  der  Avantgarde 
Rovigo  und  schob  einen  starken  Poston  nach  Conca  di  Ramo  an  der  Etsch  vor.  Der 


1269 

Brückenkopf  von  Boara  Polesine  war  hinreichend  besetzt.  Am  8.  December  rückte 
der  französische  General  Marcognet  in  drei  Oolonnen  vor,  und  zwar  die  linke 
unter  dem  General  Jeanin  auf  Conca  di  Rame  an  der  Etsch,  die  mittlere  unter 
Marcognet's  persönlicher  Anführung  über  Bormio  und  von  da  am  linken  Ufer 
des  Adigetto  auf  Rovigo,  und  eben  dahin  auf  dem  rechten  Ufer  des  eben  genannten 
Canals  die  rechte  Colonne  unter  General  Deconchy.  Jeanin  konnte  unsere 
Truppen  aus  Conca  nicht  nur  nicht  verdrängen,  sondern  musste  sogar  weichen,  und 
erst  als  M  a  rt;  0  g  n  e  t  ihm  von  Grompo,  wo  er  auf  seinem  Vormarsche  gegen  Rovigo 
eingetroffen  war,  ein  Bataillon  zur  Verstärkung  sandte,  konnte  es  ihm  gelingen 
unsere  Besatzimg  aus  Conca  nach  Boara  zu  drängen.  Marcognet  bemächtigte  sich 
Rovigols,  griff  vereint  mit  der  linken  Colonne  den  General  Grafen  Starhem- 
berg  an  der  Strasse  von  Rovigo  nach  Boara  an,  und  es  gelang  ihm  sogar,  am 
Abend  Stellung  vor  dem  Brückenkopf  zu  nehmen.  Allein  noch  um  10  Uhr  des 
Nachts  machte  Graf  Starhemberg  an  der  Spitze  des  Regiments  Benjowsky 
Nr.  31,  eines  Bataillons  Gradiskaner  und  eines  Bataillons  Landwehr  Erzherzog 
Karl  einen  Ausfall  und  warf  mit  grösster  Tapferkeit  die  viermal  überlegenen 
Truppen  des  Generals  Marcognet  bis  Rovigo  zurück.  Dieser  Kampf  kostete  dem 
Feinde  800  Mann  an  Todten  und  Verwundeten  und  102  Gefangene,  und  war  für 
unsere  Waffen  um  so  entscheidender,  als  dadurch  des  Feindes  Absicht,  sich 
dem  bedrohten  Venedig  zu  nähern  und  die  Verbindung  des  Generals  Starhem- 
berg mit  Nugent  zu  unterbrechen,  gänzlich  vereitelt  wurde.  Seine  Majestät  der 
Kaiser  fanden  sich  bewogen,  dem  tapferen  General  mit  Handschreiben  aus  Frei- 
burg am  27.  December  desselben  Jahres  hiefür  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordens  zu  verleihen. 

Im  Jahre  1814  führte  Star  he  mb  er  g  wie  gewöhnlich  die  Avantgarde,  schlug 
den  General  Severoli  bei  Fiorenzuola  am  17.  Februar  und  warf  ihn  bis  unter 
die  Mauern  von  Piacenza ;  hierauf  nahm  er,  unterstützt  von  der  neapolitaniischen 
Division  des  Generals  Carascosa  am  7.  März  Reggio  und  machte  300  Mann 
zu  Gefangenen. 

Als  Murat  am  28.  März  1815  seinen  Feldzdg  in  Italien  eröffnete,  stand 
General  Graf  Starhemberg  drei  Stimden  vorwärts  auf  der  Strasse  nach  Bologna 
bei  Samoggia.  Er  hatte  seine  Vorposten  bei  Angola  aufgestellt.  Mit  Tages- 
anbruch des  4.  April  rückten  ungefähr  16,000  Neapolitaner  unter  der  persönlichen 
Führung  ihres  Königs  gegen  den  Panaro.  Mit  besonnener  Benützimg  jedes  Ter- 
rain-Vortheiles  zog  sich  Starhemberg  in  stätem  Gefechte  langsam  gegen  Panaro, 
vom  Feinde  bis  über  Castelfranco  verfolgt.  Ungehindert  setzte  er  über  die  Brücke 
und  stellte  sich  rückwärts  zu  ihrer  Vertheidigung  auf.  Bei  dem  Angriffe  auf  das 
befestigte  Carpi  am  11,  April  führte  er  die  erste  Colonne;  die  Mauern  wurden 
im  raschen  Anfalle  erstiegen  und  12  Officiere  und  600  Neapolitaner  gefangen. 
Hierauf  leitete  der  Graf  die  Vorhut  des  Corps  Bianchi,  traf  am  26.  in  Foligno 


1270 

ein,  befehligte  in  der  Schlacht  bei  Tolentino  die  leichten  Truppen,  setzte  dann 
rastlos  die  Verfolgung  des  Feindes  fort,  schlug  den  General  Carascosa  am  11. 
bei  Pepoli,  bei  Rocca  del  Raso  und  Castell  di  Sangro,  vertrieb  die  Nachhut  aus 
Iseria,  tibersetzte  den  Voltumo,  warf  die  feindlichen  Posten  bis  an  den  Brücken- 
kopf von  Capua  zurück  und  wurde  dann  nach  Apulien  zur  Herstellung  der  Buhe 
detachirt. 

Der  Feldzug  war  beendigt.  Seine  Majestät  der  Kaiser,  um  die  ausgezeichneten 
Dienste  und  das  tapfere  Benehmen  des  Generals  Grafen  Starhemb^rg  zu  beloh- 
nen, verliehen  demselben  das  Commandeurkreuz  des  Leopold -Ordens. 

Im  Juli  1817  schied  der  Graf  zum  zweiten  Male  aus  der  Armee,  und  starb  auf 
seiner  Herrschaft  Bergheim  am  12.  October  1842. 

PROCHASKA  von  Guelfenburg,  Franz  Adolph  Freiherr,  General  der 
Cavallerie,  geheimer  Rath  und  Inhaber  des  7.  Infanterie-Regiments,  war  zu  Prag 
im  Jahre  1773  geboren. 

Die  Laufbahn  hatte  Prochaska  im  Jänner  1789  begonnen,  eilf  Campagnen 
mitgemacht  und  wurde  dreimal  blessirt.  Im  Juni  1792  im  Ottochaner  Regimente 
als  Cantons- Auditor  angestellt,  erhielt  er  wegen  ausgezeichneter  Verwendung 
bereits  im  Jahre  1794  den  Hauptmanns-Charakter.  Zu  Anfang  des  Jahres  1795 
zu  dem  am  Rhein  gestandenen  slavonischen  Grenz-Husaren-Regimente  übersetzt, 
liess  sich  Prochaska  neben  seinem  eigentlichen  Berufe  auch  freiwillig  vor  dem 
Feinde  verwenden  und  wurde  1799  als  Oberlieutenant  in  den  Dienststand  dieses 
Regiments  übemonmien.  In  diesem  Jahre  bewies  er  in  allen  feindlichen  Vorfallen 
so  grosse  Umsicht,  dass  er  schon  im  Februar  1800  zum  Rittmeister  ausser  seiner 
Tour  befordert  wurde. 

Den  Feldzug  im  Jahre  1805  machte  er  als  Schwadrons-Commandant  bei 
Erdödy-Husaren  mit  und  wurde  nach  beendetem  Kriege  vom  Generalissimus  Erz- 
herzog Karl  bei  der  Bearbeitung  der  neuen  Militär-Reglements  und  während  des 
Krieges  1809  als  Major  in  der  Suite  dieses  Feldherrn  verwendet. 

Mit  dem  wieder  eingetretenen  Frieden  als  Oberst-Lieutenant  zu  Radetzky- 
Husaren  eingetheilt,  that  sich  Prochaska  im  Feldzuge  1813  gegen  den  Vice- 
könig  von  Italien  an  den  Ufern  der  Feistritz  und  Save  in  mehreren  Gelegenheiten 
hervor.  Er  hatte  an  der  Gefangennehmung  der  feindlichen  Brigade  Bellotti,  mit 
ihrem  General,  dem  Geschütze  und  den  Trophäen  bei  dem  Angriffe  auf  Tschemitz 
(8.  September)  wesentlichen  Antheil,  und  zur  Rettung  der  am  16.  September  von 
einer  überlegenen,  aus  7  Bataillonen,  3  Cavallerie-Divisionen  und  6  Geschützen 
bestandenen  feindlichen  Abtheilung  angegriffenen  wichtigen  Stellung  bei  Kreuz 
dadurch  erfolgreich  beigetragen,  dass  er  sich  während  des  feindlichen  Sturmes  an  der 
Spitze  seiner  in  diesem  Augenblicke  zur  Hand  gehabten  150  Mann  starken  Reiter- 
schaar  en  choc  in  die  Reihen  des  600  Mann  starken,  ungestüm   andringenden 


1271 

feindlichen  Dragoner-Regiments  De  la  Regina  stürzte,  dasselbe  in  Unordnung 
auf  seine  Infanterie  warf,  dieser  ungeachtet  ihres  Geschützes  in  die  rechte  Flanke 
fiel,  und  den  Unsrigen  die  Möglichkeit  verschaffte,  den  so  sehr  erschütterten  und 
in  Unordnung  gerathenen  Feind  vollends  aus  einer  Position  zu  werfen,  die  für  die 
linke  Flanke  der  Hauptarmee  von  wichtigem  Belange  war. 

Im  October  1813  übernahm  Prochaska  als  Oberst  und  Regiments-Comman- 
dant  auch  die  Avantgarde  des  Centrums  des  vom  Feldmarschall-Lieutenant  Radi- 
vojevich  commandirten  Corps,  und  nachdem  er  in  ununterbrochenen  Gefechten 
den  Isonzo  und  Tagliamento,  die  Piave  und  die  Etsch  mit  vielfaltigem  Abbruch 
des  Feindes  passirt  hatte,  ergab  es  sich  in  der  so  glücklichen  als  blutigen  Affaire 
am  8.  December  jenseits  der  Etsch  bei  Rovigo,  dass,  während  der  General  Graf 
Starhemberg  den  feindlichen  Divisions-General  Marcognetbei  Couca  di  Rame 
zurückschlug,  der  feindliche  General  Deconchy  mit  einer  anderen  überlegenen 
Colonne  von  Rovigo  her  in  den  Rücken  des  Starhemberg'schen  Corps  drängte, 
die  ihm  gegenüber  gestandenen  Abtheilungen  in  Unordnung  zurückwarf,  bereits 
bis  nahe  an  den  Etsch-Damm  vordrang  und  die  daselbst  bei  Boara  vorhandene 
einzige  Brücke  in  Gefahr  setzte.  In  diesem  entscheidenden  Augenblicke  eilte 
Prochaska  zu  den  weichenden  Truppen,  lässt  mit  den  Zerstreuten  die  Häuser 
besetzen  und  führt  die  ersteren  unter  einem  mörderischen  Feuer  wieder  dem 
Feinde  entgegen.  Aber  die  Anstrengungen  des  Gegners  sind  so  hartnäckig,  dass 
die  Gefahr  immer  dringender  wird;  auf  Unterstützung  ist  nicht  zu  rechnen.  Pro- 
chaska  fasst  schnell  einen  kühnen  Entschluss;  stellt  sich  an  die  Tete  seiner 
braven  Reiter  und  attaquirt  wiederholt  die  feindliche  Infanterie  mit  so  glänzendem 
Erfolge,  dass  er  sie  nach  verzweifeltem  Widerstände  in  den  Verhau  wirft  und  dann 
aus  diesem  vertreibt. 

Mit  geringen  Elräften  errang  Prochaska  einen  entscheidenden  Vortheil, 
der,  abgesehen  von  der  Gefahr,  welcher  das  übersetzte  kaiserliche  Corps  so  müh- 
sam entgangen  war,  die  Occupation  der  ganzen  Strecke  bis  an  den  Po  über  Polli- 
sella  imd  die  Verbindung  mit  den  Engländern  und  mit  der  Abtheilung  des  Feld- 
marschaU-Lieutenants  N  u  g  e  n  t  zur  Folge  hatte. 

Nach  mehreren  glücklich  bestandenen  Gefechten  drang  Prochaska  am 
Castagnaro  über  Ferrara  und  Parma  vor  und  erhielt  am  16.  Februar  1814  den 
Auftrag,  mit  500  Mann  (4  Jäger- Compagnien  und  1  Schwadron  Husaren)  und 
3  Geschützen  den  bei  Floren  zu  ola  mit  2000  Mann,  600  Pferden  und  3  Geschützen 
aufgestellten  Feind  anzugreifen.  Es  gelang  ihm  diese,  Übermacht  zu  werfen, 
allein  als  ihn  der  feindliche  Divisions-General  Severoli  mit  der  Hauptmacht  bei 
Cadeo  erwartete  und,  über  die  Verwegenheit  der  in  dem  offenen  Terrain  entdeck- 
ten kleinen  Abtheilung  Prochaska's  überrascht,  die  OflFensive  ergriff  und 
1000  Mann  in  unsere  linke  Flanke  warf,  drang  er  gleichzeitig  mit  der  gesammten 
Cavallerie  auf  der  Strasse  vor.    Unvorhergesehene  Hindernisse  hatten  verhindert. 


1272 

dass  unsere  Hauptcolonne  von  Parma  zur  gelegenen  Zeit  nicht  aufbrechen  und 
daher  Pro chaska  nicht  unterstützen  konnte.  In  dieser  kritischen  Lage  musste  ein 
rascher  Entschluss  entscheiden,  wenn  nicht  die  bisher  errungenen  Vortheile  ver- 
loren gehen,  in  eben  so  viele  Nachtheile  verwandelt  und  die  nachrückende  Haupt- 
colonne in  eipe  höchst  missliche  Lage  versetzt  werden  sollten.  Voll  Vertrauen  auf 
die  bisher  bewiesene  Bravour  seiner  Truppen,  sammelt  Prochaska  die  Husaren, 
stellt  sich,  an  ihre  Spitze,  ermuntert  sie  zu  frischem  Muthe  und  stürzt  sich  auf  den 
Feind.  Alles  was  sich  widersetzte  wurde  niedergehauen,  die  feindliche  Reiterei 
kann  Prochaska 's  ungestümem  Eindringen  nicht  widerstehen  und  flieht.  So  wurde 
dieses  von  11  Uhr  Jlorgens  bis  7  Uhr  Abends  dauernde  Gefecht  durch  Prochas- 
ka's  Muth  und  Entschlossenheit  rühmlich  entschieden,  dem  Feinde  über  700  Mann 
abgenommen  und  wir  rückten  siegreich  bis  an  die  Thore  von  Piacenza  vor. 

Neue  Operationen  versetzten  Prochaska  bald  darauf  nach  Rubiera  und  er 
löste  in  der  Vorrückung  nach  Castel  Guelfo  (Guelfenburg)  eine  sehr  schwierige 
Aufgabe.  Nachdem  bei  Reggio  (7.  März)  der  Feind  6000  Mann  stark  in  einer 
sehr  festen  Stellung  hinter  einem  tiefen  Wassergraben  stand,  der  weder  durchwatet 
noch  umgangen  werden  konnte,  und  sich  gegen  die  AngriflFe  unserer  Truppen 
durch  vier  Stunden  hartnäckig  wehrte,  so  zwar,  dass  wir  nicht  den  mindesten  Vor- 
theil  erringen  konnten,  erbot  sich  Prochaska  dem  Gefechte  dadurch  den  Aus- 
schlag zu  geben,  dass  er  die  auf  der  Hauptstrasse  befindliche,  mit  einem  Verhau 
umgebene,  stark  verrammelte  und  mit  Geschütz  besetzte  Brücke  nehmen  wolle. 
Diesen  freiwilligen  und  gefahrvollen  Entschluss  führte  er  auch  mit  einer  Division 
von  Benjowsky-Infanterie,  welcher  die  Reiterei  folgte ,  unter  einem  mörderischen 
feindlichen  Feuer,  das  ihm  an  seiner  Seite  die  Ordonnanz ,  dann  sein  und  seines 
Adjutanten  Pferd  tödtete,  mit  glänzendem  Erfolge  aus.  Verhau  und  Brücke  wurden 
genommen,  der  Feind  aus  seiner  Stellung  geworfen,  dessen  Commandant,  General 
Severoli,  der  ein  Bein  verlor,  mit  vielen  Officieren  gefangen,  Reggio  geräumt 
und  des  Gegners  eiliger  Rückzug  hinter  den  Taro  erzwungen. 

Den  13.  April  forcirte  Prochaska  an  der  Spitze  einer  österreichisch-neapo- 
litanischen, aus  12  Compagnien,  3  Schwadronen  und  16  Kanonen  zusammen- 
gesetzten Avantgarde  im  Angesichte  des  Feindes  den  Übergang  über  den  Taro, 
nahm  die  nach  Castel  Guelfo  führende  verschanzte  Position  mit  stürmender  Hand, 
erzwang  die  Vereinigung  mit  der  rechten  Flügel-Colonne  und  wurde  bei  dieser 
Gelegenheit  gefahrlich  verwundet 

Der  Kaiser  lohnte  die  ausgezeichneten  Dienste  Prochaska's  mit  dem 
Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens,  welches  ihm  mit  Allerhöch- 
stem Handschreiben  ddo.  Paris  1.  Juni  1814  hauptsächlich  für  die  schöne  That  bei 
Rovigo  verliehen  wurde. 

Am  25.  März  desselben  Jahres  wurde  ihm  mit  dem  Regimente  die  Ehre  zu 
Theil,  den  Papst  Pius  VIL  aus  den  Händen  der  Franzosen,   nach  seiner  mehr- 


1273 

jährigen  Gefangenschaft,  am  Ufer  des  Taro-Flusses  zu  übernehmen.  Major  Oppiz 
mit  einer  Division  des  Regiments  begleitete  den  Oberhirten  der  Kirche  über  Parma 
nach  Rom,  um  daselbst  den  Garde-Dienst  zu  verrichten.  Der  Papst  schmückte 
Prochaska  mit  dem  Christus-Orden  und  verehrte  demßegimente  eine  prachtvolle 
Standarte,  welche  sich  zum  steten  Andenken  im  kaiserlichen  Arsenale  zu  Wien 
aufbewahrt  befindet. 

In  dem  Feldzuge  1815  erwarb  sich  Prochaska  auf  dem  Posten  eines  mobi- 
len Platz -Commandanten  in  dem  Hauptquartiere  des  Feldmarschalls  .Fürsten 
Schwarzenberg,  und  bald  darauf  in  der  Dienstleistung  eines  dirigirenden 
General- Adjutanten  bei  Seiner  kaiserlichen  Hoheit  dem  Erzherzoge  Karl  erneuert 
die  höchste  Zufriedenheit  und  wurde  im  Juli  1816  in  den  Freihermstand  mit  dem 
Prädicate  „Guelfenburg*^  und  im  October  1824  zum  General-Major  erhoben. 

Wichtig  waren  die  Dienste,  welche  dieser  tapfere  und  intelligente  Krieger 
dem  Monarchen  in  der  langen  Friedensepoche  geleistet  hatte,  vielseitig  seine  auf 
tiefes  Wissen  gegründete  Verwendung. 

Schon  1824  wurde  er  staatsräthlicher  Referent  bei  der  Justiz  -  Normalien- 
Commission  des  Hofkriegsrathes,  in  dieser  Anstellung  im  September  1832  Feldmar-. 
schall-Lieutenant,  im  Juni  1835  mit  der  Ernennung  zum  geheimen  Rathe  zweiter 
Hofkriegsraths-Vicepräsident,  endlich  im  Jahre  1840  Chef  der  Militär -Section  im 
Staatsrathe.  Diesen  letzteren,  seiner  Zeit  für  das  Heerwesen  sehr  einflussreichen 
Posten  bekleidete  er  bis  Anfang  Juli  1848 ,  wo  die  Aufhebung  desselben  erfolgte. 
Sechzig  Jahre  hatte  der  unermüdete  Soldat  seine  besten  Kräfte  dem  Vaterlande,  im 
Frieden  wie  vor  dem  Feinde,  mit  gleich  grosser  Auszeichnung  gewidmet,  als  es 
ihm  endlich  gegönnt  ward  die  letzten  Tage  seines  Lebens  in  wohlverdienter  Ruhe 
zu  gemessen.  Seine  Majestät  Kaiser  Ferdinand  benützte  diese  Veranlassimg, 
um  ihm  in  der  Verleihung  des  Charakters  eines  Generals  der  Cavallerie  die  Aller- 
höchste Zufriedenheit  auszudrücken. 

CaDOOAN,  Qeorg  Lord,  königUoli  grossbritannischer  Vice-Admiral,  wirkte  im  Jahre  1813 
als  Schiffs- Capitän  zur  Bezwingung  Ton  Zara  sehr  erfolgreich  mit.  Er  führte  während  der  Belage- 
rung dieser  Festung  das  Conmiando  dreier  Batterien,  deren  einsichtsTolle  Leitung  die  Übergabe 
beschleunigte.  Der  General  Tomassich  rühmte  seine  vortrefflichen  Dienste  auf  das  wärmste 
an,  in  Folge  dessen  Seine  Majestät  Kaiser  Franz  sich  veranlasst  sahen,  mittelst  Handsohreiben 
aus  Freiburg  vom  28.  December  1813  ihm  das  Bitter  kreuz  zu  verleihen. 

MESZ^NA  von  Hfv  Vir,  Johann  Freiherr,  Major,  zu  Gran  1784  geboren, 
ward  im  Jänner  1799  Gemeiner  im  33.  Infanterie-Regimeüte,  wurde  1810  als 
Wachtmeister  zu  Radetzky-Husaren  übersetzt,  wo  er  im  Juni  1813  zum  Lieutenant 
und  im  October  zum  Oberlieutenant  vorrückte.   ' 

Er  hatte  48  Jahre  dem  Allerhöchsten  Kaiserhause  gedient,  20  Schlachten, 
36  Gefechten  beigewohnt ,  wurde  dreizehnmal  verwundet  und  für  seine  Tapferkeit 


1274 


vor  dem  Feinde  in  Folge  des  Uapitelbeschlusseä  vom  Jahre  1815  mit  dem  Ritter* 
kreuze  des  Maria  Tlierosien-Ordeoa  belolint 

Im  Jalirc  1813  stand  Meszdna's  Scliwadrou  bei  der  Abtlieilung  des  Gene- 
rals Nugcnt.  Dieser  setzte  sich  am  25.  December  In  Bewegung,  um  sich  der  Küste 
des  adi'iatischen  Meeres  bis  Riniini  zu  bemäehtigen ,  und  liess  am  26*  das  von  800 
Italienern  besetzte  Forli  durch  Oberst-Lieutenant  Gay  enda  (s,  d.)  angreilcD  und 
nehmen.   Oberlieutenant  Mesz^na,  der  mit  einem  Zuge  Ilusai^en  als  Avantgarde 
vorauseilte,  zersprengte  eine  halbe  Stunde  von  Porli  die  feindlichen  Vorposten, 
drang  in  die  Stadt  und  hieb  in  die  auf  dem  Platze  sich  forniirendo  Infanterie  ein. 
Ausser  dem  Stadtthore  stellte  sich  der  Feind^  1  Infanterie-Bataillon  und  60  Reiter 
mit  2  Kanonen,  zur  Vertheidigung  erneuert  auf  und  eröffnete  ein  heftiges  Kartät- 
schen- und  Kleingewehrfeuer  gegen  die  Stadt,  Mesz^na  lasat  sich  aber  in  seinem 
Vorhaben  nicht  irre  machen,  sondern  attaquirt  mit  grosser  Bravour  den  Feind, 
dringt  in  seine  Reihen  und  bringt  ihn  in  Unordnung.    Die  versprengte  Infanterie 
wirft  sieh  in  den  nahen  Wald  an  der  Strasse  und  setzt  das  Feuer  ohne  Unterbre- 
chung fortj  die  beiden  Geschütze  werden  auf  2000  Schritte  zurückgeführt  und 
beginnen  erneuert  zu  spielen.    Meszdna,  von  der  im  Walde  aufgestellten  Infan- 
terie in  Flanke  und  Rücken  bedroht,  achtet  diese  Gefahr  nicht,  dringt  mit  grösster 
IJnersehroekenhcit  Itis  an  die  Geschütze  vor,  macht  einen  Theil  der  Bedeckung, 
welche  aus  40  Gendarmen  bestand,  kampfunfähig ,  verjagt  den  Rest  und  erobert 
beide  Geschütze  mit  1  Munitions-Karren  und  20  Pferden.  Indessen  hatte  die  Ilaupt- 
Colonne  Zeit  gewonnen  aus  Forli  zu  dcbouchiren  und  des  Feindes  Niederlage,  dem 
Meszöna  den  Weg  versperrt  hatte,  vollständig  zu  machen.   8  Officiere  und  500 
Mann  wurden  gefangen  und  der  Sieg  in  kürzester  Zeit  entschieden. 

Im  März  1830  wurde  Meszena,  mittlerweile  in  den  statutenmässigen  Frei- 
herrnstand erhoben,  als  Rittmeister  pensionirt  und  ihm  im  Mai  1846  der  Charakter 
eines  Majors  verliehen.    Er  schied  aus  der  Armee  am  19*  Mai  1851. 

WiTTMÄNN,  Joseph  Freiherr  von,  Platz-Major  zu  Legnago,  war  zu  Tölcs  in 
Ungarn  1761  geboren.  Als  Cadet  in  das  52.  Infanterie-Regiment  im  19.  Lebens- 
jahi'o  eingetreten,  war  er  bis  zu  seiner  im  Mai  1820  erfolgten  Übernahme  in  den 
Ruhestand  dnreh  40  Jahre  ein  Glied  dieses  braven  Regiments,  und  hatte  sich  vom 
Türkenkriege  bis  zum  Paiiser  Frieden  an  allen  Feldzügen  betheiliget,  welche  das- 
selbe mitzukämpfen  in  die  Lage  kam. 

Der  Belagerung  von  Belgrad  wohnte  er  als  Fähni'ich,  dem  Feldzuge  1799  in 
Italien  als  Hauptmann  bei.  Im  Jahre  1813  zum  Major  befördert,  war  Wittmann 
mit  seinem  Bataillon  dem  Corps  des  Generals  Nugent  zugewiesen  und  landete 
bei  Volano  an  der  italienischen  Küste.  Die  Küstenforts,  dann  Commaechio  und 
Ferrara  w*ur den  bald  genommen,  wobei  Wittmann  gute  Dienste  leistete.  Als 
General  Nugent  am  24.  December  von  Commaechio  nach  Itavenna  voixückte, 


1275 

Hcsä  er  ihn  im  ers^eren  Platze  zurück  und  übertrug  iliin  Jas  Comiiiaudo  aller  zwi- 
sehen  dem  Po  di  Goro  und  Po  di  Primaro  aulgestellten  Truppen -Abtlieilungen. 
In  Ärgenta  standen  1  Corapagnie  Ki-cuzer  und  2  Compagnien  Erzhergog  Franz 
Karl  als  Vorposten,  und  diese  wurden  vom  Feinde  fast  täglich  beunruhigt  und 
geneckt,  dadurch  aber  des  Generals  Operationen  beirrt.  Da  befahl  er,  Meister  von 
Forli  geworden,  den  Feind  auch  aus  Bastia  zu  vertreiben  und  den  Ort  besetzen  zu 
lassen.  Major  Witt  mann  wurde  diese  Expedition  übertragen.  Mit  2  Conipagnien 
Erzherzog  Franse  Karl  und  dem  Freicorps  dos  Hauptmanns  Finetti  griff  er 
den  zahlreichen  Gegner  an,  verfolgt©  ihn  auf  dem  Rückzuge  und  erreichte  ihn 
am  30.  December  1813  bei  Consandolo;  hier  wollten  sieh  die  Franzosen  sammeln 
und  neuen  Widerstand  leisten^  aber  der  brave  Offieier  liess  sie  nicht  zu  Athem  kom- 
men, erneuerte  seinen  Angriff,  und  warf  nach  einem  anderthalbstündigen  Gefechte 
den  Feind  auch  aus  dieser  vorthcilhaften  Stellung.  Sein  Rückzug  geschah  in  der 
Nacht  auf  beiden  Ufern  des  Reno  in  so  grosser  Vei-win-ungj  dass  die  Abtheilungen 
in  der  Dunkelheit  selbst  auf  einander  feuerten  und  sich  beträchtlichen  Schaden 
zufügten,  Zu  Traghetto  wui^den  die  Fliehenden  durch  einige  Gendarmen  aufge- 
nommen* Aber  auch  hier  sollten  sie  nicht  Erholung  finden ;  der  unermüdete  Major 
folgte  auf  dem  Fusse  und  warf  sie  am  31.  December  zum  dritten  Male  nach  einem 
hartnäckigen  Gefechte  gegen  Malalbergo  mit  beträchtlichem  Verluste  zurück, 
wobei  ihm  50  Gefangene  in  die  ITände  fielen.  Er  lioBs  in  Traghetto  einen  Posten, 
und  da  die  Absiclit  weit  über  den  erhaltenen  Auftrag  eiToicht  war  und  nun  die 
Beunruhigungen  unserer  Vortnippen  nicht  mehr  zu  besorgen  waren ,  kehrte  er 
wieder  nach  Argenta  zurück. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  fanden  sich  veranlasst,  dem  tapferen  Offieier  für 
diese  entscheidenden  Gefechte  mittelst  Handschreiben  ausLangres  vom  L  Februar 
1814  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordcus  zu  verleihen. 

Im  April  1824  wurde  Wittraann  Platz-Major  in  Legnago,  woselbst  er  auch 
am  5.  Februar  1835  sein  Leben  beschloss. 


PFLOGER  von  Lindcnfcls,  Philipp  Freiherr,  Foldmarschall-Licutenant, 
Inhaber  des  Kaiser- Jäger -Regiments,  war  zu  Trautenau  den  23.  October  1761 
geboren  und  in  der  Neustädter  Akademie  erzogen.  Sein  Vater  Andreas  von 
Pflüger  hatte  42  Jahre  dem  Staate  ausgezeichnete  Dienste  geleistet  und  wurde 
im  Jahre  1772  als  Hauptmann  in  den  Adelstand  erhoben. 

Im  Jänner  1781  als  Cadct  in  das  1,  Artillerie  -  Regiment  eingothcilt,  hatte 
dieser  tapfere  Soldat  im  Laufe  einer  fünfzigjährigen  Dienstleistungj  von  dem  hollän. 
dischen  Kriege  1784  an,  15  Feldzügen  beigewohnt  und  7  Wunden  davongetragen. 
Den  Türkenkrieg  machte  er  als  Oberlieutcnant  im  Branowazky*schen  Corps, 
die  Kriege  gegen  Frankreich  bis  zum  Lüneviller  Frieden  äIs  Hauptmann  beim 
jKgcr- Corps  Dandini  mit.  Im  Jahre  1797  schlug  sich  Pf  lüg  er  mit  den  unter 


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seinem  Comiimndo  bei  dem  CWjjs  des  Feldmarschall-Licufenaiits  Bajalich  gestan- 
denen 3  Compagnien  Blankiselicn- Jügcrn  mitten  durch  den  Feind  tapfer  durch, 
und  erhielt  diese  Truppe  statt  der  schmäliliclion  Gefangenschaft  für  den  Aller- 
höchsten Dienst  Erzherzog  Karl,  Augenzeuge  dii^scs  entschlossenen  Mnthes 
bei  TarriSy  belobte  das  besondere  Wohlverlialtcn  Pflüger's  in  dem  Generals- 
befclil  vom  29.  März  desselben  Jahres.  Die  Schlacht  am  Mincio,  welche  er  als 
Major  bei  dem  Jäger-Ilegimento  mitfocht,  war  eine  neue  Veranlassung  seine  Tapfer- 
keit geltend  zu  machen;  ingleichen  das  Treffen  bei  Ebelsberg  (3.  Mai  1809)j| 
wo  er  cils  Oberst -Lieutenant  bei  Lindenau  -  Infanterie  sein  Bataillon  mit  grosser 
Umsicht  commandirte. 

Nach  der  Schlacht  %^on  Aapern  zum  Obersten  und  am  4.  October  1813  zum 
Gcncral-Major  befördert,  erhielt  Pflügor  eine  Infanterie-Brigade  bei  der  grossen 
Armee.  In  dem  Corps  des  Feldzeugmeisters  Grafen  Gy  ulay  eingetheilt,  zeichnete 
er  sich  bei  Dien  villo  am  L  Februar  1814  besonders  aus  und  erhielt  mit  Aller- 
höchstem Handschreiben  aus  Troyes  vom  18*  Februai^  das  Ritterkreuz. 

In  der  Schlacht  von  Bricnnc  rückte  Gyuiay,  welcher  die  linke  Flügel- 
Colonne  commandirte,  an  der  Aube  hinunter  gegen  Dienville,  den  Anlehnungspunet 
des  französischen  rechten  Flügels^  vor,  fand  aber. hier  den  Feind  so  stark,  dass  er 
ihn  in  der  Front  erst  nach  dem  geglückten  Sturm  auf  RothiiJirc  angreifen  konnte. 
Er  sandte  daher  den  General-Major  Pfl  ügor  mit  seiner  Brigade  und  2  Schwadro- 
nen lüenau-Chevauxlegers,  dann  4  Kanonen  gegen  die  Brücke  von  Unienville^ 
südlich  von  Dienville,  welche  von  den  Franzosen  zwar  hartnackig  vertheidlgt, 
durch  Pflüger  aber  erstürmt  wurde,  worauf  er  die  Aube  passirte,  den  Feind 
zurückdrängte  und  bis  zu  den  Hüben  an  jener  Brücke  vorrückte,  welche  Dienville 
mit  dem  linken  Ufer  jenes  Flusses  verband.  Diese  gut  ausgeführte  Unterneh- 
mung war  von  wichtigen  Folgen;  da  Napoleon  eine  grössere  Truppenzahl  zur 
Vertheidigung  der  Brücke  von  Dienville  verwenden,  und  diese  Entsendung  auf 
den  Gang  der  Schlacht  im  Allgemeinen  für  ihn  von  nachtheiligem  Einfluss  sein 
musste« 

Im  Jahre  1815  war  Pflüger  bei  der  Armee  in  Ober- Italien.  Der  comman- 
dlrende  General  der  Cavallerie  Baron  Frimont  beorderte  ihn  nach  dem  Über- 
gänge über  den  Jura  von  ßourg  en  Bresse  mit  dem  Infanterie-Rcgimentc  Erzherzog 
Ludwig  und  einer  Batterie  gegen  M  a  c  o  n,  um  den  dortigen  Brückenkopf  der  Saone  ' 
zu  erobern  und  dadurch  den  zu  den  weiteren  Unternehmungen  nothwcndlgcn  Über- 
gang zu  gewinnen.  Am  10.  Juli  des  Nachts  traf  er  bei  St.  Madelaine  ein  und  Hess 
nach  kurzem  Ausruhen  seine  Truppen  gegen  die  Brückenschanze  vorrücken.  Die- 
selbe wurde  trotz  einer  tapferen  Vertheidigung  genommen,  und  4  Kanonen  und 
1  Haubitze  erobert,  worauf  Pflüger  Macon  besetzte  und  sich  am  rechten  Ufer 
der  Saone  aufstellte.  Die  bei  dieser  Unternehmung  bewiesene  Entschlossenheit 
belohnte  der  Kaiser  mit  dem  Commandeurkreuze  des  Leopold-Ordens, 


1277 

Pflügcr  wurde  im  Jahro  1824  Inhaber  des  eingangsbcrührten  JUger-Regi- 
ments^  im  Februar  1825  in  den  Frelhcrrnstaiid  und  im  MErz  1828  zum  Feldmar- 
schall-Lieutcnant  crboben.  Seine  letzte  Dienstleistung  war  das  Commando  in  der 
Festung  Komorn^  welches  er  zwei  Jahi'e  vorsah  und  im  Mai  1832  in  den  Ruhe- 
stand trat  Er  starb  zu  Gratz  am  25.  Juni  1837. 


Mengen,  Karl  Freiherr  von,  Feldmarschall -Lteutenimt,  geheimer  Rath, 
Inhaber  des  4*  Kürassier-Regiments ,  war  im  Jahre  1774  zu  Lüneburg  im  König- 
reiche Hannover  geboren. 

Der  tapfere  Mengen  hatte  schon  die  Belagerung  von  Czetlin  als  Unter- 
lieutenant des  Chevauxlegers -Regiments  Kinsky  mitgemacht  und  war  in  den 
Befreiungskriegen  IS  13  bis  1815  Oberst  und  Commandant  des  ausgezeichneten 
UManen- Regiments  Fürst  Scbwarzenberg.  Es  gab  namentlich  in  den  zwei 
ersten  Jahren  dieses  Krieges  keine  bedeutende  Affaire,  an  der  er  nicht  Theil 
genommen  und  mit  den  wackern  Uhlanen  Ehre  eingelegt  hätte* 

Im  August  1813  in  das  Corps  des  Feldzeugmeisters  Fürsten  Reu  s  s  beiKrems- 
mlinster  eingetheilt,  hatte  er  die  Weisung,  die  Vorposten  gegen  die  bayerische 
Grenze  zu  besetzen ,  wurde  dann  unter  das  Commando  des  bayerischen  Generals 
der  Cavallerie  Grafen  Wredo  gestellt  und  bei  der  Einschliessung  von  Würzbm*g 
verwendet.  Am  29,  Octobcr  gelang  es  ihm  die  Stadt  Gelnhausen,  wo  die  Spitze 
der  französischen  Ilauptarmee  stand,  zu  nehmen,  die  Stadt,  trotz  den  vom  Feinde 
in  Weg  gelegten  Hindernissen  und  bedeutender  Überlegenheit  von  Morgens  9  Uhr 
bis  Nachmittags  2  Uhr  zu  vertheidigen,  und  die  aus  10,000  Mann  alter  Garden 
bestandene  feindliche  Avantgarde  aufzuhalten,  wodurch  zugleich  das  Vorrücken 
der  in  einer  kleinen  Entfernung  gefolgten  Hauptarmeo,  bei  der  Napoleon  sieh 
In  Person  befand,  gehindert  wurde.  In  der  Schlacht  bei  Hanau  erwarb  sich 
Mengen  durch  ausgezeichnete  Führung  dos  Regiments  das  schmeichelhafteste 
Lob  des  Generals  en  Chef,  der  in  einem  aus  Emmendingen  vom  18.  Deccmber  1813 
ausgestellten  Zeugnisse  bemerkte,  dass  er  mit  seinem  Ilögimcnte  am  30-  Octo* 
bor  die  ArriJiregardo  der  Verbündeten  gemacht,  und  dem  ganzen  feindlichen 
Artillerie  -  Feuer  muthvoll  widerstanden ,  so  dass  das  tapfere  und  einsichts- 
volle Benehmen  Monge ns  ilim  (dem  General  Wredo)  immer  unvcrgcssiich 
bleiben  wird. 

Im  Triumphe  zog  Mengen  am  1.  November  in  Frankfurt  am  Main  ein,  vcr- 
folgto  dann  die  Franzosen  und  ging  am  13.  Janner  1814  über  die  mit  Schnee  und 
Eis  bedeckten  Vogesen.  Bei  der  Vorrückung  dos  5.  Armeecorps  auf  Brienno 
1. Februar  bildete  das  Regiment  die  Spitze  der  ersten  Colonnc;  kaum  hatte  die  erste 
Abtheilung  das  Endo  des  Waldes  vor  Chaumcsnil  erreicht,  als  sie  den  Feind  Jn  der 
Bemühung  gewahrte,  eine  Cavallerie- Batterie  von  4  Kanonen  und  2  üaubitzen 
auf  einen  für  dieselbe  sehr  vortheilhaft  erhabenen  Punct  aufzuführen ,  um  das 


1278 

Herausbrechen  unserer  Colonnen  aus  dem  über  eine  Stunde  langen  Walde  zu  bin- 
dern. Als  Mengen  mit  dem  Regimente  den  Punct  cn^eicht  hattej  von  welchem  das 
Terrain  zwischen  Chaumesnil  und  Morvilliera  übersehen  werden  konnte,  und  sich 
über  das  Vorhaben  des  Feindes  Gewissheit  verschaft't  hatte,  unternahm  er  eine  der 
glänzendsten  Attaquen.  Die  Batterie  w^urde  im  Angesichte  eines  französischen 
Garde-Kürassier-ReginientSy  dessen  Tete  so  eben  aus  Morvilliera  %^orrückte,  genom- 
men, während  die  erste  Majors  -  Division  diesem  Kürassier- Regimente  entgegen- 
rückte. Als  dieses  Miene  machte  die  verlornen  Kanonen  wieder  zu  erobern,  kam 
Mengen  dem  Angriffe  zuvor,  da  er  den  Feind  mit  der  genannten  Division  in 
Fronte  angriff  und  zugleich  durch  den  Major  Baron  Tracli  mit  der  2,  Majors- 
Division  in  dessen  rechter  Flanke  attaquiren  Hess.  Der  Feind  wurde  geworfen  und 
mit  grossem  Verluste  zum  Weichen  gebracht  Oberst  Mengen,  der  bei  dieser 
herzhaften  Attaque  ein  Pferd  unter  dem  Leibe  verlor,  wurde  mit  Allerhöchstem 
Handschreiben  aus  Troyes  vom  18.  Februar  mit  dem  Ritterkreuze  belohnt 

Die  Gefechte  bei  Troyes  am  24.  Februar  und  Bar  sur  Aube  am  26.  und 
27,  Februar  j  dann  die  Schlacht  bei  Ar  eis  am  20.  März  beschlossen  die  erfolg- 
reiche Thiitigkeit  Mengen'a  in  diesem  Jahre  und  brachten  ihm  den  russischen 
Georgs-Orden  4,  den  Annen-Orden  2.  Classe  und  den  bayerischen  Max  Josephs- 
Orden,  Das  Regiment,  v^elchcs  unter  seiner  Führung  vom  29,  October  1813  bis 
zur  Schlacht  bei  Areis  so  rühmlich  gefochten,  verlor  in  dieser  Epoche:  2  Officiere, 
109  Mann  an  Todten,  13  Officiere^  111  Mann  an  Verwundeten  und  2  Officiere  und 
28  Mann  an  Gefangenen,  dann  300  Pferde. 

Mengen  avancirte  im  Jahre  1820  zum  General -Major  und  Brigadier  in 
Italien  und  wohnte  dem  Zuge  der  kaiserlichen  Armee  gegen  die  Aufständischen 
in  Picmont  bei.  Er  war  dann  viele  Jahre  Militär -Commandant  in  Troppau,  im 
Jahre  1840  Unterlieutenant  der  Arcicren» Leibgarde  und  erhielt  am  Tage  seiner 
60jährigen  ausgezeichneten  Dienste  erneuerte  Beweise  kaiserlicher  Huld,  da  ihm 
mit  dem  Grosskreuzo  des  Ordens  der  eisernen  Krone  auch  die  geheime 
Kathswürdo  zu  Thcil  wurde* 

Der  ehrwürdige  Veteran  beschloss  seine  irdische  Laufhahn  zu  Wien  am 
5.  December  1851  als  Oberlieutenant  in  der  Arcieren- Garde. 


PAAK,  Johann  Baptist  Grafvon,  Oberst  und  Kämmeror,  Bruder  des  Fürsten 
Karl  (s,  d.),  zu  Wien  geboren,  folgte  seiner  frühzeitigen  Neigung  und  begann  die 
militärische  Laufbahn  im  Mai  1797j  kaum  18  Jahre  alt,  als  Lieutenant  bei  Leve- 
neur-Chevauxlcgers.  Der  Krieg  1805  gab  ihm  als  Rittmeister  von  Ilohenzollern- 
ChevauxJegerfi  mehrfache  Veranlassung  sich  bcmcrkbai'  zu  machen  und  die  Auf- 
merksamkeit seiner  Vorgesetzten  auf  sich  zu  lenken,  so  dass  Seine  Majestät  ihn 
noch  am  7.  December  zum  Major  bei  Hohenlohe-ßartenatein- Infanterie  zu  beför- 
dern geruhten.  Die  grossen  Schlachten  bei  Aspern  und  W agram  waren  für  den 


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patriotischen  Grafen  neue  Veranlassungen,  seinem  Eifer  für  den  gewälilten  Stand 
auf  die  ehrenvollste  Weise  Rechnung  zu  tragen. 

Sehon früher  hatteFürst  vonSchwarzenberg  Paar'sTalentc,  seinenMuth 
und  seine  uncrmlidote  Ausdauer  kennen  gelernt,  und  als  ihm  das  Commando  des 
Auxiliarcorps  gegen  Russland  übertragen  wurde,  wählte  er  ihn  zum  Flügel-Adju- 
tanten, In  dieser  Anstellung  machte  er  jetzt  an  der  Seite  des  Fürsten  die  Feldzüge 
bis  zum  Pariser  Frieden  mit,  ward  nach  Beendigung  der  Mission  unseres  Hülfs- 
Corps  im  Jänner  1813  zum  Oberst-Lieutenant  und  nach  der  Schlacht  bei  Leipzig, 
wo  er  sieh  auf  das  Vortrefflichste  verwenden  licss,  zum  Obersten  ernannt 

Yerlässlicb,  thätigund  tapfer,  fielen  ihm  im  Laufe  des  grossen  Drama  s  man- 
cherlei wichtige  Missionen  zu,  so  die  mehrfachen  Sendungen  an  denBaron  von  St. 
Aignan,  den  bekanntlich  Napoleon  zum  BcTollmächtigten  bei  den  Verhand- 
lungen über  den  beabsichtigten  Frieden  ernannt  hatte.  Bei  einer  Gelegenheit,  als  der 
Graf  die  Befehle  des  Feldmarschalls  an  die  unterstehenden  Corps-Commandanten 
zu  überbringen  hatte,  waren  ihm  die  Umstände  so  günstig,  dass  er  dem  Aller* 
böebsten  Dienste  grosse  Vortheile  brachte. 

Um  Mittag  des  1.  Februar  begann  der  Kampfan  der  Aube  durch  das  Vor- 
dringen des  allürten  Centrums  und  rechten  Flügels  gegen  Brienne,  Das  3*  Corps, 
Feldzeugraeister  Gyulay,  bildete  den  linken  Flügel  der  Hauptarmee  und  kam 
um  Mittag  bei  dem  am  linken  Ufer  der  Aube  liegenden  Dorfe  Dienvillo  an, 
welches,  80  wie  die  dortige  Brücke,  von  Truppen  des  rechten  Flügels  der  französi- 
schon  Armee  besetzt  war  und  als  Stützpunct  diesem  Flügel  diente.  Weil  aber  der 
Oberfeldherr  Fürst  von  Schwarzenberg  auf  die  Eroberung  dieses  Punctes 
grosse  Hoffnungen  baute,  so  sendete  er  seinen  General-Adjutanten  Oberst  Graf  P  aar 
um  5  Uhr  Nachmittags  an  Fcldzeugmeislcr  Gy  ulay  mit  der  Weisung,  Dienvillo 
zu  nehmen.  Der  Letztere  Hess  auch  sofort  Brücke  und  Dorf  bestürmen,  aber  aller 
Tapferkeit  ungeachtet  konnte  man  sich  auf  der  Brücke  nicht  behaupten  und  der 
Feind  beeilte  sich  diese  durch  in  die  Quere  geschobene  Wagen  zu  sperren-  Noch 
einmal  versuchte  der  dem  General-Stabe  zugetheilte  Oberlieutenant  Vincenz 
Victor,  nunmehriger  FeJdmarschall-Lieutenant,  mit  2  Compagnien  seines  Regi- 
ments Kottulinsky,  nuu  Freiherr  von  Kellner,  den  Verderben  drohenden 
Punct  zu  nehmen  und  war  der  Erste,  der  die  Verrammlung  erstieg,  in  diesem 
Momente  aber  von  mehreren  Kugeln  tudUch  getroffen  zusammensank  und  das 
kühne  Unternehmen  aufgeben  musste.  Oberst  Graf  Paar,  Zeuge  dieses  homeri- 
schen Kampfes,  stellte  sich  nun  an  die  Spitze  einer  neuen  Sturmcolonne  und 
führte  sie  auf  diese  verhängnissvolle  ßrUeke.  Es  gelang  ihm  nach  blutigem  Streito 
die  hartnäckig  vcrtheidigtc  Verrammlung  zu  öffnen  und  nach  dem  rechten  Ufer 
vorzudringen I  wenngleich  nun  die  Stürmenden  nach  dem  linken  Ufer  wieder 
zurückgedrängt  wurden,  so  erfolgte  dies  doch  schon  in  dem  Augenblicke,  als  die 
frajiz()8isehe  Hauptmacht  aus  la  Rothlere  vertrieben  und  gegen  Brienne  zm*ück- 


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gewicten  —  die  nachgefolgte  letzte  Bestürmung  der  Brücke  daher  wesentlich 
gefordert  war»  Da  Graf  Paar  weit  über  seinen  Auftrag  hinausging  und  durch 
persönliche  Tapferkeit  zum  guten  Ausgange  dieses  zwölfstimdigen  Kampfes  erfolg- 
reich beitrug,  so  geruhten  Seine  Majestät  mit  AUerhücbstem  Handschreiben  aus 
Troyes  vom  18,  Februar  1814  ihn  mit  dem  wold verdienten  Ritterkreuze 
des  Maria  Theresien-Ordens  zu  belohnen* 

Fcldmarschall  Fürst  zu  Schwarzenberg  behielt  den  Grafen  nach  einge- 
tretenem Frieden  als  General- Adjutant  und  schenkte  ihm  das  grösste  Vertrauen, 
Nach  des  Fürsten  Ableben  quittirte  der  Graf  zu  Ende  des  Jahres  1820  mit  Beibe- 
halt des  Charakters  die  Miütärdienste  und  lebte  in  Wien,  wo  auch  am  23.0ctober 
1839  sein  Tod  erfolgte. 

SäINTENOIL  D  e  s  i  r  d  I  von,  Major^  zählte  zu  den  wenigen  AuserwKhltenj  welche 
ihrer  persönlichen  Tapferkeit  in  den  unleren  Chargen  beide  Tapferkeits-Medaillen 
zu  verdanken  halten.  Zu  Mons  geboren,  vrar  er  im  März  1792,  damals  17  Jahre 
alt,  als  Gemeiner  in  das  ein  Jahr  früher  in  den  Niederlanden  errichtete  Jägercorps 
Le  Loup  getreten,  und  schon  im  Jänner  1794  so  glücklich,  sich  als  Unterjäger 
die  silberne  Tapferkeits-Medaillc  in  den  Niederlanden  zu  erkämpfen. 

Besonders  ruhmwürdig  hielten  sich  diese  Jäger  im  Jahre  1799  in  Italien,  wo 
es  füj*  jeden  Einzelnen  reichliche  Gelegenheit  zur  Auszeichnung  gab;  Saintenoii 
benützte  sie  mehrfach  und  namentlich  am  22.  Juli  in  so  vorzüglichem  Grade,  dass 
ihm  für  die  bewiesene  Bravour  nicht  nur  die  goldene  Medaille,  sondern  auch 
die  Beförderung  zum  Lieutenant  zu  Theil  wurde. 

Als  die  Le  Loup-Jäger  im  October  1801  in  Ivrain  rcducirt  wurden,  kam 
Saintenoii  zu  Fürst  Auersperg-Infanterie  Nr.  24  und  nach  wenigen  Monaten 
in  das  in  Tirol  neu  aufgesteUte  Jäger -Regiment  Chasteler,  in  welchem  er 
den  Feldzug  1805  in  Deutschland  als  OberEeutenant  mitmachte  und  im  Sep- 
tember 1808  bei  der  neuen  Organisirung  der  Jäger  zum  3.  Bataillon  die  Ein- 
theilung  erhielt* 

Wenn  sich  S  an  t  e  no  i  i  bisher  schon  in  jeder  Gelegenheit  als  ein  entschlossener, 
einsichtsvoller  und  tapferer  Soldat  erwiesen  hatte,  so  war  dies  in  den  glorreichen 
Feldzügen  1813 — 1815  noch  mehr  der  Fall.  Bei  dem  Vorrücken  der  vereinigten 
österreichisch 'bayerischen  Armee  über  Würzburg  nach  FrankfuH  am  Main 
besetzte  er  am  29.  October  1813  früh  7  Uhr  aus  freiem  Antrieb  das  Städtchen 
Gelnhausen,  verrammelte  dicThore  und  stellte  seine  Jäger  auf  die  Stadtmauern 
gegen  die  AngrifFsseiten  auf;  das  Gros  der  feindlichen  Hauptarmee  erschien  vor 
den  Thoren  der  Stadt  und  7000  Mann  mit  2  Geschützen  untcrnahinen  den  Angriff. 
Hier  war  es,  wo  Saintenoii  mit  der  geringen  Anzahl  Jäger  durch  volle  zwei 
Stunden  dem  übermächtigen  Feinde  kaltblütigen  und  herzhaften  Widerstand  ent- 
gegenstellte, ihn  nöthigte,   die  ganze  Stärke  an  Ort  und  Stelle  zu  entwickeln, 


I 


1281 


I 


und  dadurch  seine  Absicht,  noch  an  diesem  Tage  bis  Hanau  vorzudringen,  ver* 
eitelte^  da  er  erst  gegen  4  Uhr  Nachmittags  beim  Walde  vor  Itattenberg  anlangen 
konnte. 

Ruhige  Entschlossenheit,  muthvoUcs Benehmen  und  mllitärjsches  Coup  d*oeil 
enhvickelte  der  tapfere  Saintenoii  bald  daraacb  in  nocli  glänzendercni  Grade. 

In  der  Schlacht  von  Bri  ennc  am  1.  Februar  1814  zeichnete  er  sieh  mit  seiner 
Division  bei  Chaumesnille  durch  entiselilossenes  Vorrücken  besonders  aus,  denn 
er  hatte,  als  Feldmarschall-Lieulenant  Anton  Graf  Hardegg  diesen  Ort  mit 
einem  Bataillon  Szekler  zu  nehmen  beauftragt  war,  und  der  Befehl  auch  durch- 
geführt  wurde,  den  linken  Flügel  von  Chaumesnilio  so  rasch  angegriffen,  dass  die 
auf  dieser  Seite  rechts  ziehende  Culonne  jeden  Versuch,  des  Ortes  sich  wieder  zu 
bemächtigen,  vereitelt  sah,  und  dadurch  die  Verbindung  mit  dem  Armeecorps  des 
Kronprinzen  von  Württemberg  hergestellt  werden  konnte.  Am  Abend  desselben 
Tages  verlor  der  Feind  durch  eine  Attaque  unserer  Reiter  mehrere  Geschütze; 
Saintenoii  formirte  seine  Division  in  Masse  und  vereitelte  die  angestrebten  Ver- 
k.auche  des  Gegners  zur  Wiedergewinnung  derselben  nicht  nur  auf  das  Glänzendste, 
sondern  entriss  ihm  selbst  eine  Kanone. 

Bei  St.  Au  bin  (10.  Februar)  war  es  wieder  Saintenoii,  der  durch  seine 
Kntschlosäenheit  die  Entscheidung  forderte*  Der  russlscbe  General  Graf  Pahlen 
bemühte  sich  Crotjuclin  mit  Sturm  zu  nehmen,  Feldmarschall-Licutenant  Graf 
Ilardegg  unterstützte  dieses  Vorhaben  dmxh  einen  Angrift'  gegen  die  Anhöhen 
von  Nogent-  Saintenoii  ei'hiclt  den  AuJb^ag  mit  seiner  Compagnie  den  Stnrm 
des  russischen  Generals  in  der  rechten  Flanke  des  Feindes  zu  toi-dcrii  und  führte 
diese  Weisung  so  entächeidead  durch,  dass  der  grösste  Thcil  des  Ortes  genommen 
wurde.  i\j3i  Morgen  des  IL  hatten  sich  die  Franzosen  nachNogent  ganzlieh  zurück- 
gezogen. Diese  Stadt  wurde  genommen^  bei  welcher  Gelegenheit  Sai  n  t c  n  o  i  i  mit 
2  Compagnien  sich  freiwillig  zum  Stui*me  anbot,  eines  Theiles  derselben  sich 
bemächtigte,  und  seine  Stellung  so  vorthcilhaft  wählte  und  bcliauptete,  dass  der 
Gomaiandirendc,  General  Fürst  W rede,  bei  der  hierauf  erfolgten liecognoscirung 
sich  den  Namen  des  tapferen  Officiers  vom  Feldmarschall-Lieutenant  Hardegg 
ßcliriftlicli  geben  iicas.  Als  am  17.  Februar  P^eidmarschall  -  Lieutenant  Graf 
Ilardegg  seinen  Rückzug  von  Nangi»  gegen  Donnemaine  antieten  musstc,  ver- 
tbcidigte  Saintenoii  mehrere  Häuser  von  VÜleneuve  mit  grosser  Bravour,  zog 
sich  nur  Schritt  für  Schritt  durch  die  Wälder  zurück,  und  erleichterte  dcnTnippcn 
dieses  Generals  den  beschwerlichen  von  überlegenen  Kräften  ungestüm  beun- 
ruhigten Rückmarsch,  da  er  dem  Feinde  bis  zum  Abend  Widerstand  leistete. 

Das  Capitel  vom  Jahre  1815  erkannte  dem  tapferen  seit  Mai  1614  zum  Major 
vorgerückten  und  bald  darnach  in  das  7. Jager-Bataillon  übersetzten  Saintenoii 
das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien*Ordens  zu,  und  so 
sah  er  die  beneideaswerthesten  Abzeichen  des  Muthes  an  seiner  Brust  prangen. 


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Dieser  brave  Krieger  hatte  nur  28  Jahre  dem  Monarchea  dienen  können^ 
ihn  die  vielcD  Blessuren  frühzeitig  bestimmteii  den  Ruhestand  anzutreten. 
Er  starb,  noeh  nicht  50  Jahre  alt,  zu  Wels  am  18.  Mär«  1825. 

Hoste,  koolgUeh  grosfibritannischer  Schlfib-Capitän ,  gestorben  1833,  hatte  durch 
B^nelimeii  imd  besondere  Einsicht  die  CA[>itulAtiuii  von  Spalatro  am  2*  November  1313  erz^ 
gen  tmd  diesen  PUta  für  ÖaterreieJi  in  Beellx  geDonunen. 

BOTUT,   Sir  Charles,  gestorbeti  1$45  als  Admiral,  erleichterte  aU  Schi^-Capltin 
lieh  durch  thätige  Blitwirkimg  den  von  den  Franzo&en  hartnackig  bestrittenen  Übergangs  der  Araof- 
gardedes  Generals  Gra/en  Niigent  über  den  Po  bei  Po  di  Primaro. 


&biffJ 
Dammaff 


FilftFUy  Moreaby,  konigUch  grosabritanntaeher  Conire-Admiral,  hatte  sieh   ala 
r^r^^»^  in  den  Gelechten  bei  TriesI  aosgexeichnet  and  besonders  durch  den  Entfiatz  des  Du 
und  Forts  vc^n  Magnavacca,  welches  die  Stellung  bei  Commacciiio  deckte,  für  die  Operatao&CD. 
des  Generals  Grafen  Nugent  am  rechten  Po-Üfer  günstig  mitgewirkt. 

Seine  Majestät  Kaiser  Franz  X.  gernhien  diesen  drei  grossbritannischen  See-Offieier 
Bandsohreiben  ans  Langres  vom  1,  Februar  IS14  das  Ritterkrens  de»  Maria  Theresien-^ 
st  an  verleihen. 


SCHÖKKMABK,  Karl  Ludwig  Freiherr  von,  Oberst,  zn Geldern  in 
geboren,  trat  im  Deeember   1794   bei  dem  Gradiskaner  Grenz-Re^imente 
Cadet  in  Militärdienste I  wohnte  8  Feldzügen  bei.  erhielt  3  Wenden  und  stand 
seit  dem  Jahre  1805  als  Hauptmann  im  General-Quardermeisterstabe. 

Er  hatte  sieh  mehrmals  besonders  hervorgethan;  so  am  9.  October  1805  i 
G ö  n  1  bu  rg,  wo  er  durch  die  freiwillige  Sammltiog  und  Anfuhrang  der  dareh  < 
Feinde:?  Feuer  in  Unordnung  geraihenen  Trnppeii  den  bereits  über  die 
brücke  Torgedrungenen  Feind  glücklich  zurückwarf;  tn  der  Naebt  vom  16. 
17*  October  hatte  Sebonemark  aus  freiem  Antriebe  ein  BatailloQ  Rensa-Gretz  und 
mebrere  wieder  gesammelte  Abtheilungcn  durch  die  unwegsame  Waldung  bei 
Herbreehtingen  dem  mit  Übermacht  Tordringenden  Feinde  in  Flanken  und 
Röcken  geführt ,  und  durch  einen  rnnthyollen  persönlich  angeführten  Angriff  die 
feindliche  Arantgarde  so  lange  aufgehalten ,  bis  der  bedrohte  Rasarve- ArtiUerte- 
Tram  in  Sieberbeit  gebracbt  und  der  Xachtrab  des  Feldmarseball-Lieirteaasfes 
Höbe Qio Her n  au^  der  nachtheilij^en  Stellnng;  ohne  bedeutenden  Verlost  zorüek* 
geflogen  werden  konnte.  In  dem  hieraof  gefolgten  Nachtgefechte  bei  Neresbeint 
and  Ummenhetm  rettete  er  dtirefa  persönlich  muthTolles  Bespiel  und  freiwillig 
übemorninene  Führung  die  toq  der  feindlichen  Reherei  umrungeneii  Resle  der 
Brigade  des  Geoerab  Grafen  Stniendorf  (bei  2000  Mann)  n»  der  Gefan- 


lBiFeldaQgel8u9hatteSehoneiiiarkam  15.  April  aber  die  Isar  beiLä«di 
li«l  in  Aiigew'iite  des  FeiJides  mit  einer  Piontiier-Compagnie  in  der 


1283 


Zeit  die  Brücke  gesclilÄgeOj  und  im  Gefechte  bei  Ilaosen  am  19.  desselben 
Monats  trotz  einer  erhaltenen  Wunde  in  den  wichtigsten  Momenten  mit  vollem 
Eifer  den  Corps-Commandanten  Feldmarschan-Lieutenant  Prinz  Hohen ssollern 
unterätützt,  gegen  Ende  des  unglücklichen  Gefechtes  aber  mehrere  zerstreute 
Abtheilungen  gesammelt^  sich  durch  den  Abacher  Wald  in  des  Feindes  Unke 
Flanke  geworfen  und  daselbst  so  kräftig  gewirkt,  dass  die  Franzosen  von  der 
Verfolgung  der  bereits  errungenen  Vortheüe  gUnzlieh  abgehalten  wurden,  und 
hiedurch  die  Zurückziehung  und  Rettung  sammtlächer  Geschütze  aus  der  miss- 
lichsten  Lage  ermöglicht  werden  konnte. 

Noch  grosser  waren  die  Verdienste  Seh ^inemark's  in  den  Feldzügen  1813 
bis  1815j  denen  er  als  Major  beiwohnte. 

Vor  der  Schlacht  bei  Hanau  that  er  sich  durch  Sperrung  und  Besetzung  von 
Gelnhausen  und  Ijci  dem  in  ununterbrochenem  Gefechte  persönlich  geleiteten 
Rückzuge  der  kleineuj  nur  aus  einer  Schwadron  Fürst  Schwarzenberg-Uhlanen  und 
einer  JUgcr-Conipat^^nic  bestandenen  Abthcilung  gegen  den  Vortrab  des  Feindes 
sehr  hervor,  und  hielt  diesen  von  H  (Ihr  Morgens  bis  3  Uhr  Nachmittags  auf;  er  war 
es,  der  den  comniandirenden  General  Grafen  Wrede  von  dem  Anmärsche  und  der 
Stärke  des  Feindes  In  Konntnias  setzte.  Am  Schlachttage  selbst  (30.  October)  warf 
er  durch  einen  freiwillig  unternommenen  und  porsönlich  geleiteten  Flankenangriff 
die  bereits  mit  mehr  als  dreifacher  Überlegenheit  bis  zur  Neuhofer  Brücke  am 
Lamhoer-Waldc  vorgedrungenen  feindlichen  Colonncn  mit  &wci  Bataillonen  Szeklcr 
zurück  und  behauptete  diesen  als  Haupt-Communication  der  Schlachtordnung 
höchst  wichtigen  Punct  gegen  alle  wiederholten  AngrifTe  des  Feindes, 

In  der  Schlacht  von  Brienne  am  1.  Februar  1814  führte  er  den  Sturm  auf 
den  vom  Feinde  hartnäckig  verthcidigten  Schliissel  der  Schlachtlinie:  das  Dorf 
Chaumesnille,  und  nach  orfolgterWegnahmodieVertheidigung  desselben  so  standhaft, 
dass  alle  angestrengten  Angriffe  des  Feindes  vereitelt  wurden.  Bei  der  am  2.  aus- 
geführten Verfolgung  der  geschlagenen  französischen  Armee  degagirte  Schöne- 
mark an  der  Brücke  über  die  Voire  bei  Ronay  den  die  Avantgarde  bcfehli- 
gendeu  Feldmarschall-LieutenLint  Grafen  Anton  Hardegg,  der  von  dem  Feinde 
»ehr  bedrängt  war,  durch  einen  herzhaft  und  zweckmässig  ausgeführten  Angriff,  und 
befreite  ihn  mit  seiner  Truppe  von  einer  unvermeidlichen  Gefangenschaft  In  dem 
Augenblicke  als  FeIdmarschalM|ioutenant  Graf  Hardegg  zur  Herstellung  des 
Gefechtes  über  die  Brücke  den  durch  Ubermaclit  zurückgedrückten  Truppen  ent- 
gegeneilte, sein  Pferd  unter  dem  Leibe  verlor  und  vor  der  feindlichen  Infanterie  in 
dem  günstigen  Terrain  sich  abgeschnitten  sah,  drang  Schön emark  aus  eigenem 
Antriebe  mit  3  Compagnien  des  2.  Szekler  Grenz-Regiments  über  die  Brücke  vor, 
warf  die  feindliche  Infanterie  zurück,  Uess  beide  Ufer  von  diesen  und  den  anderen 
drei  Compagnien  des  RegimcBts  besetzen,  und  dockte  unter  dem  stärksten  feind* 
liehen  Feuer  den  Rückzug  und  die  Aufstellung  unserer  Truppen. 

81* 


1284 

Bei  dem  Angriffe  aof  Bar  surAube  am  27.  Februar  erstürmte  dieser  tapfer« 
Offieier  mit  3  königlich  baTerisoheiiIzifaiiterie*Batailloncn  die  Aube-Brücke.  die  eb- 
zigeCommunicatioD  desKemdes,  imd  wurde  toh  dem  anwesenden  Oberbefehlshaber 
.  der  verbündeten  Heere,  Fürsten  Schwarzenberg,  auf  dem  Schlachtfelde  offent- 
lieh  belobt.  Sehonemark  wurde  im  Capitel  des  Jahres  1815  hauptsächlich 
die  That  bei  Brtenne  2iim  Ritter  ernannt,  and  im  September  desselben  Ja 
in  den  Freihermstand  erhoben.  Seine  guten  erfolgreichen  Dienste  als  Cl 
General-Stabes  des  5.  Armeecorps  lohnte  der  Kaiser  roo  Russland  mit  detn  . 
Orden  2.  Classe  und  der  Konig  von  Bayern  mit  dem  Militär-Max-Joseph-Orde 

Im  Juli  1815  zum  Oberst-Lieutenant  ernannt  und  kurze  Zeit  d&rmiif  zu 
hersog  Budolph-Infanterie  eingetheilt,  gelangte  der  ausgezeichnete  Soldat  im  ] 
1828    ZOT  Obersten-Charge    und   zum   Commandanten   dieses   Re^ments, 
beschloss  sein  Leben  am  19.  Jänner  1832  zu  Bergamo  im  56.  Lebensjahre. 


T(SLL,  Karl  Graf  tod,  kAÜetlieh  msuBdier  General  der  Infimterie  vsiä.   GeDretal-Ad 
^m  KMaea,  Iieflliid«r   TOn   Gebart,   w  im   LAnd-€!adetten]iaitfte  <ii  PelenlMU]^    erx4i 
OCeier  in  dea  Gemenl-Stal»  einfetreten  und  begleitete  Saworow  «af  «km  W^Mxuge 
»a  der  Sehweiz  1199.   Kaebdean  er  18<^5,  ISO«,  daoa  ISIS  ia  der  TSikri  gekäi^tfl,  m^mac 
bei  Anabtveli  des  Krieges  mii  iVankieieb  aam  ObersteOr  wttrde  ObeH)iiaE4icc^«lfiiBr   Kali 
•  •w^t  uskä  leitete  cineu  Tbcil  der  Opetmtiofieii,  die  den  Feldnig  der  EnMen   bla  junn  Pa 
Fnedea  degireieii  maebtea.    Naeb  Kntasaw^s  Tode  Eom  Geaerai-Hajor  ecnaiml,  be£uid  er  : 
anneist  im  Hauptquartier   des  Kaisers  Alexander  und   erkämpfte   neb   ia    der   ScUaekt 
Brieaae  am   1.  Febmar  18U   das   Ritterkreut    des   Maria  Tberesien-Qrdeas, 
Seine  Hajestat  Kaiaer  Frans  mit  Hand^ebreibea  aus  Bar  inr  Anbe  Tom  4.  Pelmiar  wm  ^ 
feroiile.  Spater,  in  der  Friedensepoebe,  war  er  aU  General-Liettteoant  Clicf  dea  6aie 
der   1.  Armee,  folgte  in    dieser  ^genaebaft  Blebitseb  in  den   T&rkeakiies,   a^axidite 
Gcseral  der  In£uiteiie  nnd  war  1831  in  Polen  tbitig.  Xaeb  Diebilscb's  T^de  fübrte  ar 
GomBMutdo  der  nneiseliea  Armee  und  l^egana  die   Umgebung  Wanebau^  lui  es    Tom 
W^ehsel-Ufer  azungseil^ 

AJa  die  Polen  bervitngen  waren,  nabm  Toll  seinen  Abedded,  wirkte  ab  Gencral-1 
der  Wefe-Commqnieationep  und  Staaltbaitlea  md  starb  la  SL  Peteabarg  ian  AprO  184t  I 
7Qi.  Le^ea^abre. 


MClfLI5G^   Friedrieb  Kart    Ferdinand   Fkeiberr   ron,   kSniglieb 

xa  Halle  1775   geboren,    focht    1792  am  Bbein,    1806   als  Capitia  im 
nabm  1809  seinen  Abaebied,  Hierauf  ward  er  gelleimer  Batb  und  Tiee-KaaimeT'I 

Im  Jabre   1813  trat  er  wieder  in  preaatisebe  Dienste  und  ediielt  die  Efnti 
Geaetal-Stabe  Blueb er'a  ab  Obersi-Lieolenaat  nnd  erster  Gener^Stabeofieier.    Er 
dm  Scbiadrten  bei  Utxesi  und  Bautz^,  an   der  Kaubaeb,  bei  TVarteabnr^  Leipsl^, 
Fans,   katte  an   der  Entwerfung  der   Operationen  jener  Tage  bedeutenden 
aTaaörle  saa  Geaeral-Major  und  erbielt  Ton  weiland  Seiner  Majestät  Kaiser  Frans  I.  IBr 
liflsirteB   and   tapferes  Benebmea  bei    Brienne»    mit  AllerbSebslem  Handseki^ifteB 
tm  4.  Pebraar  tS14,  das  Bitter kreux  de»  Maria  Tbetesieft-Oidesia. 


1285 

Nacli  Napoleon*«  Rückkehr  von  Elba  wurde  Mü ff ling  als  CommifisEr  der  preuesischen 
Ärmeo  an  Wellington  geschickt  nnd  machte  die  Schlacht  von  Waterloo  und  den  B'eldzug  bia 
Paris  mit,  worauf  er  erster  Commandant  der  französischen  Hauptstadt  wurde. 

Dem  Congresse  von  Aachen  wohnte  er  als  Qeneral*Lieutenant  bei  nnd  kam  dann  ab 
Director  der  groseen  Vermessungen  am  Rhein  nach  Koblenz.  Bald  darauf  (1820)  erhielt  er  die 
Leitung  des  Qeneral-Stabee  und  führte  eine  bestimmte  Zeichnungamethode  bei  der  ganzen 
Armee  ein.  In»  Jahre  1829  nach  Kons  tan  tinopel  gesendet?  um  den  Frieden  zwischen  Russland 
und  der  Pforte  zu  Termitt«ln ,  gelang  ilim  dies  vollkommen ,  worauf  er ,  in  die  Heimath  rück- 
gekehrt ^  Chef  des  7.  Armeekorps  in  Münster  und  Qeneral  der  Infanterie  wurde* 

Die  letzte  öffentliche  ätellung,  welche  der  jeu  Berlin  am  16.  Jänner  1851  verstorbene,  als 
Soldat  und  miHtiirisoheT  Sobrifleteller  gleich  ausgezeichnete  Feldmarschall  Freiherr  von  Muff* 
ling  bekleidete,  war  die  eines  ersten  Präsidenten  des  Staatsrathet. 

Karl,  Theodor  Maximilian  August,  PrinüS  von  Bayern,  Feldmarscball  und  General- 
Inspector  der  Armee,  Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Nr.  3,  des  Kürassier-Regiments  Nr.  1  und 
dea  kaiserlich  österreichischen  3.  Husaren-Regiments,  dann  Chef  des  kSnigl.  preussischen  6.  Husa- 
ren-Regiments,  wurde  am  7.  Juli  lldb  i\i  Mannheim  gehören.  Schon  im  5.  Lebensjahre  wurde 
der  Herzog  zum  Oberstinhaber  des  2.  Füsetier-Regiments,  im  Juni  1813  zum  General-Major 
und  Brigadier  der  Infanterie ,  und  einige  Monate  darnach  zum  Divisions- General  ernannt. 

In  diesen  beiden  Chargen  comniandirte  der  Prinz  in  den  Feldztigen  1813  big  1815  ent- 
sprechende Abthoilungen^  wurde  wegen  ausgezeichneter  Leistungen  in  den  Gefechten  an  den 
eotadieidenden  Tagen  des  K  und  2.  Februars  IS  14  bei  Brienne  von  weiland  Sr.  Majestät 
Franz  L  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  geschmückt,  und  für  sein 
Wohl  verhalten  in  der  Schlacht  hei  Arcis  am  *20.  März,  wobei  er  seinen  Truppen  stets  da* 
schönste  Beispiel  von  Math  und  Beharrlichkeit  gegeben  hatte,  rühmlich  belobt. 

Dieser  uro  die  königlich  bayerisehe  Armee  hochverdiente  Prinz  ward  im  Jänner  1841 
snm  Feldmarschall  befördert,  erhielt  im  März  1848  in  Folge  Beschlnsses  der  deutschen  Bundes- 
Tersammlung  den  Oberbefehl  über  das  7.  imd  8.  Armee-Corps  des  Bundes,  und  im  Novömber 
1848  das  General-Inspectorat  über  das  kunigtiche  Heer;  ingleichen  ward  er  im  März  1855  zum 
Höchst  Commandirenden  des  nach  Bundesbeachluss  vom  8.  Februar  1860  bereit  zu  stellenden 
königlich  bayerischen  Armee-Corps  ernannt. 

Die  Brust  des  tapferen  Prinzen  ziert  der  k.  Militär- Max-Joseph-  und  der  kais.  russisoho 
St  Georgs-Orden  4.  Ctasse,  beide  für  besondere  Auszeichnung  bei  Brienne  1814  erhalten. 


STÜTTERHEIM,  Joseph  Freiherr  von,  FeldmarschaU-Lieutenant,  geheimer 
und  Hofkriegsrath ,  Commandeur  des  Leopold-Ordens,  Inhaber  des  8.  Infanterie- 
Regiments,  Bruder  des  Obersten  Franz  (».  d.),  war  zu  Neustadt  in  Mähren  1764 
geboren  und  in  der  Neustädter  Militär- Akademie  erzogen.  Im  neunzehnten  Lebens- 
jahre trat  er  aU  Falinen*Cad  et  in  dag  nämliche  Inianterie-Eegiment,  welches  ihn 
^später  als  Inhaber  verehrte,  und  wohnte  dem  Turkenkriege  als  Lieutenant  bei  In 
16  Feldzügen  hatte  er  zahlreiche  Schlachten  milgcmach!  und  sich  durch  persön- 
liche Bravour  zu  den  hohen  Würden  emporgeschwungen. 

Seine  reichen  Kenntnisse  und  Talente  verschafften  ihm  die  Eintheilung  in  den 
General-Stab  (AprU  1794)^  und  gar  bald  war  ihm  die  Gelegenheit  geboten,  &ich 


1304 

Dieser  brave  Krieger  hatte  dem  Staate  38  Jalirc  gedient;  er  starb  zu  Gyön- 
gyös  in  Ungarn  am  4.  März  1822  als  pemionirter  Major* 


WEENHAEDT,  Paul  Freiherr  von,  General  der  Cavaüeric,  geheimer  Rath, 
Inhaber  des  3*  Chcvauxlegers-  (nunmehrigen  8.  U Lianen-)  Regiments,  Sohn  eines 
ungarischen  Edelmaiines,  war  zu  Posing  bei  Prcsshurg  den  25.  JUnner  1776 
geboren* 

Ohne  Protection  hat  sieh  Wer nhar  dt  nur  dureh  sein  Verdienst  die  Beförde- 
rung ausser  der  Tour  in  den  Chargen  bis  zum  Obersten  errungen  und  alle  Orden, 
welche  seine  tapfere  Brust  zierten,  durch  einsichtsvollen  Muth  auf  den  Schlacht- 
feldern erworben;  in  zwölf  Feldzügen  hatte  er  3  Belagerungen,  19  Schlachten 
und  36  Gefechten  beigewohnt,  und  sowohl  im  Frieden  als  im  Kriege  durch 
54  Jahre  und  In  höheren  Stellungen  ausgezeichnete  Dienste  geleistet. 

Schon  in  der  ersten  feindliclicn  Action  bei  Cateau  (26,  April)  1794  that  ersieh 
als  Cadet  von  Zeschwitz-Kürassiercn  so  rühmlich  hervor,  dass  er  für  die  goldene 
Tapfcrkeits-Mcdaille  beantragt,  diese  nur  desshalb  nicht  erhielt,  well  er  noch  in 
demselben  Jabrc  zum  Lieutenant  bei  Erzherzog  Franz-Kürassieren  befördert 
wurde.  In  demselben  Jahi-e  focht  er  noch  in  den  Schlachten  von  Tourcoing, 
Tournay,  Charleroy  und  FIcuruSj  dann  in  den  TretFen  bei  Premont  und  Mastricht 
und  wohnte  der  Belageruog  von  Landrecy  bei,  war  dann  in  den  folgenden  drei  Feld- 
zügen und  fand  1799  Gelegenheit  bei  Stock  ach  durch  seine  Entschlossenheit  sieii 
das  Lob  des  Erzherzogs  Karl  zu  verdienen  und  wegen  Auszeichnung  ausser  seiner 
Tour  zum  Obcrlieulenant  im  Regimen te  befördert  zu  werden.  Dem  liier  beurkun- 
deten militärischen  Talente  verdankte  Wernhardt  die  alähaldige  Verwendung  in 
der  Eigenschaft  eines  Gencralstabs-Oflieiers  bei  dem  Corps  des  Generals  Prinzen 
Hohen  lohe,  und  der  glückliche  Ausgang  des  von  diesem  am  3»  November  hei 
Bönig Ii  ei m  gelieferten  Tretiens,  welches  den  Entsatz  von  Philippsburg  zur  Folge 
hatte,  war  zumeist  der  Klugheit  des  jungen  Officiers  zuzusclireiben.  Naclidein  er 
noch  mehrere  Actioneu  in  diesem  und  dem  folgenden  Jubre  mitgemacht  hatte, 
versah  er  Adjutanten-Dienste  beim  Ftddmarscball-Lieutemtnt  tirafen  R  iesc  h,  wohnte 
dem  unglücklichen  Feldzuge  1805  in  Deutsehland  bei,  avancirto  zum  Rittmeister 
und  verwendete  die  elngetretonc  Müsse  zu  theoretischen  Studien  yl>er  seinen 
Stand  und  zu  manclien  wcrtfivoÜcn  achriflliclien  Ausarbeitungen. 

Im  Jahre  1809  zum  Hauptmann  imücncral-Stabe  übersetzt  und  in  das  Haupt- 
(juarticr  des  Generalissimus  bestimmt,  befand  er  sich  in  dieser  Eigenschaft  in  den 
Treffen  bei  Landshut^  Hausen  und  Regensburg;  bei  Apern  verschaffte  ifim  seine 
Tapferkeit,  Thätigkeit  und  Verwendbarkeit  die  Zufriedenheit  seines  erlauchten 
Feldherrn  In  solchem  Masse,  dass  er  weit  ausser  seiner  Tour  zum  Jlajor  und  gleich- 
zeitig zum  Flügel-Adjutanten  dos  üeneralissinms  befördert,  und  bei  W'agram  in  der 
Relation  unter  den  Ausgezeichneten  genannt  wurde. 


1287 

Pseiaer  Provinz  einbracli.  Leider  wurde  er  schon  eines  der  ersten  Opfer  dieser  ver- 
heerenden Seuche,  die  ihn  zu  Lemberg  am  21.  Juli  1831  dahinrafFte. 

Sein  Tod  wurde  von  seinem  Monarchen  wie  von  der  Armee^  die  ihm  so  Man- 
ches zu  danken  hatte,  auf  das  Tiefste  betrauert;  Galizien  segnet  sein  Andenken* 

EBEKL,  Raimund  Freiherr  von,  Oberst,  zu  Wien  geboren  und  daselbst  als 
Capitan-Lieutenant  der  Trabanten-Leibgarde  am  15.  December  1833  im  67.  Lebens* 
jalire  verstorben,  war  Zögling  der  Neuatädter  Akademie*  Im  October  1784  wurde 
er  Fahnon-Cadct  beiTIlb'er-Infantcrje  und  focht  im  Türkenkriege  als  Fiüinrleh,  in 
den  ersten  Kriegen  gegen  Frankreich  ah  Hauptmann  und  im  Jahre  1805  als  Major 
mit  Das  Treffen  bei  Ebelsberg  und  die  Schlacht  bei  Aspern  gaben  ihm  Gelegen- 
heit zur  besonderen  Auszeichnung^  so  dass  er  auf  des  Feldzeugmeisters  Hitler 
Empfehlimg  Oberst-Lieutenant  wurde. 

ALs  der  Kampf  im  Jahre  1813  zum  Auübrnehe  kam,  erfreute  sich  Eberl  der 
Ernennung  zum  Obersten  bei  dem  Infanterie  Regimente  St.  Julien,  welches  zur 
Armee  nach  Inneröstorreich  kam. 

Bei  Gelegenheit  der  am  Mineio  (8.  Februar)  1814  vorgefallenen  Schlacht 
hatte  Eberl  mit  2  ISataillonen  .seines  Regiments  durch  kluge  und  einsichtsvolle 
Leitung  deo  Fortschritten  des  Feindes  Kinliak  gethan,  dadurch  denselben  zum 
Rückzuge  gezwungen  und  die  am  rechten  FJügel  im  früheren  üefeehte  bereits  über- 
kugelt gewesenen  Grenadier-Bataillone  von  der  unvermeidlichen  Gefahr  befreit. 
Eberl  hatte  sein  Regiment  durch  persönliches  Beispiel  zur  grössten  Ausdauer 
ernuintert  und  sich  in  dieser  Schlacht  so  grosse  Verdienste  erworben,  dass  ihm 
Se.  Majestät  mit  Handbillct  aus  <  ■haumont  vom  8.  März  1814  das  Ritterkreuz 
und  im  Mai  1815  den  Freiherrnstand  zu  verleihen  geruhte. 

Später  bekleidete  er  die  Stelle  eines  Fcstungs-Commandanten  zu  Ferrara 
und  Piacenza  durch  eine  lange  Reihe  van  Jahren  mit  Umsicht  und  Energie  und 
erfreute  sich  mehrfältiger  Auszeichnungen  der  bcficundeten  Monarchen,  bis  ihn 
endlicli  im  Jahre  1831  die  Ernennung  zum  Capitän-Lieutcnant  bei  der  Trabanten* 
Leibgarde  trat. 


Mayer,  Johann,  Major  im  General-QuartiermeisterstÄbc.  Dieser  brave 
Officier  gibt  ein  beherzigenswerthes  Vorbild,  wie  gut  angewendetes  Talent  und 
Selbststudium  sich  Bahn  brechen  tmd  der  verdienten  Berücksichtigung  nicht 
entgehen  kann. 

Sohn  eines  gemeinen  Soldaten,  erhielt  er  die  nothdürftigste  militärische  Aus- 
bildung im  Erzlehungahause  des  26.  Infanterie-Regiments  Wilhelm  Schröder 
und  wurde  im  September  1791,  18  Jahre  alt,  als  Gemeiner  für  das  Regiment 
assentirt.  Mit  diesem  war  er  vorerst  am  Rhein,  dann  1796  und  1799  in  Italien 
thiitig  und  erlangte  durch  vortreffliches  Verhalten  vor  dem  Feinde  im  November 


1288 


1799  die  Fiihnricli-Charge.  Niinmelir  verdoppdte  sicli  sein  Elfer,  rlfesc  ehrenvoll« 
Stellung  nach  hesten  Kiaften  auszufüllen,  und  in  nkdit  zu  langer  Zeit  sahersichia  i 
der  That  vor  Tausenden  bevorzugt  und  im  Mai  1807  als  Oherlieutenant  in  da  ] 
^'  (  General-Stab  aufgenommen.  Wenn  man  evw*ägt,  welch  eminento  Kenntnigse  gefor- 
•  dert  werden,  um  in  dieses  Corps  zu  gelangen,   so  kann  man  nicht  umhin, 
aus  sie!i  selbst  herausgebildeten  Offieier  verdiente  Anerkennung  zu  zollen. 

Die  Tage  von  Regensburg  im  Jahre  1809  bewiesen j  dasa  Mayer  semeoj 
Platz  vollkommen  auszufüllen  verstanden,  denn  sie  verhalfen  ihm  zur  Beförderung] 
in  die  Hauptnianns-Charge, 

Bald  darnach  treffen  wir  ihn  bei  der  Armee  in  Inußrüsterreich  und  als  Major] 
dem  Feldmarschall-Lieutenant  Freiherrn  von  Merville  beigegeben.  Die  SchlacÜ 
am  Mincio  (8.  Februar  J814),  in  welcher  dieser  General  ein  ewig  gi-üDöl 
Blatt  für  den  Ruhm  unseres  Heeres  flocht,  war  auch  für  Mayer  der  Tag  der  Ebel 
und  bestimmt,  seinen  Namen  der  Nachwelt  in  Erinnerung  aufzubewahren.  Nid 
nur  dass  er  die  zweckmässigste  Aufstellung  der  Truppen  geleitet,  er  hatte  sie  auckl 
in  kritiscTxcn  Augenblicken  persönlich  gegen  den  Feind  geführt,  zur  Ausdauer « 
aufgcmuntertj  und  für  die  Entscheidung  des  Tages  wichtige  Dienste  geleistet 

Diese  wurden  von  Sr,  Majestät  dem  Kaiser  über  Anempfehlung  des  Feldmtr- 
Schalls  Grafen  Bellegarde  huldreichst  anerkannt,  und  dem  umsichtigen  Chef 
de^  General'Stabes  mit  ÄUcrhcichsteni  Ilandsehreiben  ddo.  Chaumoat  vom  8.  Man 
1814  das  Ritterkreuz  des  Maria  Tbcresien- Ordens  verliehen. 

Mayer  starb  zu  Karlsbad  am  28.  August  1817  im  44.  Lebensjahre. 


HOEVäTH,  Nikolaus  von,  Rittmeister  im  2.  Husaren-Regimente,  zu  Mai» 
in  Klcinkunianien  1782  geboren,  nahm  im  18.  Lebensjahre  als  Gemeiner  frei- 
willig Militärdienste  und  wurde  bei  Aufstellung  des  12.  Husaren -Regiments  ali 
Unterlieutenant  in  dasselbe  eingetheilt.  Im  Jahre  1809  zum  Rittmeister  bei  da 
königlich  ungarischen  Insurrection  ernannt,  ward  er  nach  Auflösung  derselben  in 
sein  früheres  Regiment  wieder  rückversetzt. 

Dieser  kühne  und  entschlo:?sene  Oft'icier  hatte  sich  in  den  Befreiungskrie-g 
bei  vielen  Gelegenheiten^  namentlich  in  den  Schlachten  bei  Hanau  und  Brien 
hervorgethan,  im  Februar  1814  bei  Nangis  aber  seiner  Tapferkeit  die  Kro 
aufgesetzt 

Das  rassische  Corps  des  Generals  Fahlen,  die  Avantgarde  der  verbündete^ 
Armee  auf  der  Strasse  von  Nangis  nach  Paris  bildend,  wurde  am    17.  Februa 
auf  die  bei  letztcrem  Orte  befindlichen  österreichischen  Truppen  geworfen  und  auclj 
diese  zum  Weichen  gebracht.   Um  die  Ralliirung  der  Österreicher  hinter  Nang 
zu  erleichtern,    stellte  sich   Horvath  mit  seiner  Schwadron   zwischen  Nangiij 
Donmartin  und  Donncmarie   freiwillig  auf,  attaquirte  wiederholt  die  feindlicBeii 
Kürassiere,  warf  sie  und  nahm  dann  die  Aufstellung  an  der  Brücke.  Hier  hielt  er  den 


1289 

^eind  noch  y^  Stunden  auf,  wodurcli  der  Haupttruppö  Zeit  verschafft  %\'urde  eine 
voi'theilliafte  Aufstellimg  zu  nehmen.  Nachmittags  wiederholten  die  Franzosen 
ihren  Angriff^  fanden  aher  an  dem  tapferen  Ilorvath  denselben  kühnen  Wider- 
stand, Er  blieb  aus  eigenem  Antriebe  mit  seinen  Husaren  der  Letzte  auf  dem 
Schlachtfelde  und  zog  sieh  ^  den  Feind  immer  In  Schach  haltend^  langsam  und 
in  bester  Ordnung  zurück.  Auf  der  von  Donnemarie  nach  Donmartin  führenden 
Strasse  angelangt,  gewahrte  er  eine  Compngnie  königlich  bayerischer  Infanterie, 
welche,  von  französischen  Kürassieren  verfolgt  und  gedrängt,  seine  Unterstützung 
ansuchte.  Sofort  warf  er  sicli  auch  diesen  Reitern  entgegen,  trieb  sie  zurück 
und  verschaffte  der  Compagnie  Zeit  sich  in  den  naheliegenden  Wald  zurück- 
ziehen zu  können.  Am  27,  Februar  verthcidigte  er  mit  seiner  Schwadron  und 
2  Compagnten  Jäger  des  3.  Bataillons  die  hei  Bar  über  die  Aube  führende 
steinerne  Brücke  auf  das  Muthigste,  eilte  dann  auf  der  Strasse  von  Brienno 
einer  in  Gefalir  schwebenden  Schwadron  seines  Regiments  zu  Hülfe  und  rettete 
diese  von  Gefangenschaft.  Nicht  niindor  tapfer  bewies  er  sich  im  Treffen  bei 
Arcis  aur  Aube,  wo  er  von  dem  Feldmarsehall-Lieutenant  Grafen  Anton 
Ilard egg  belobt  wurde j  für  sein  mehrfaltigcs  ausgezeichnetes  Verhalten  aber 
durch  Capitel  vom  Jahre  1815  in  der  Verleihung  des  Ritterkreuzes  die  ver- 
diente Belohnung  fand. 

Rittmeister  Horvath  starb  zu  Pcsth  am  8.  September  1825. 


IRASKY,  Jakob  Freiherr  von,  als  pensionirter  Oberst-Lieutenant  zu  Briinn 
am  20,  Deccmber  1836  im  70.  Lebensjalire  gestorben,  war  eine  Zierde  der  Artil- 
lerie und  unter  den  Wenigen  in  der  Armee  zu  zählen,  deren  Tapferkeit  eine 
sprichwörtliche  geworden. 

Zu  llohenmauth  in  Böhmen  geboren,  hatte  Irasky  52  Jahre  dem  Vator- 
lande  mit  grosser  Auszeichnung  gedient,  in  ITFcklzügen  von  1784  bis  zum  ersten 
Pariser  Frieden  14  Schlachten ,  9  Belagerungen,  3  Winterblockadon  und  2  Stilr- 
men  beigewohnt,  wobei  er  mehrere  Conttislonen,  3  Blessuren  und  zuletat  bei 
Montereau  eine  schwere  Schuss^^mde  am  rechten  Fuss  erhielt,  welche  ihn  für  den 
Folddienst  untauglich  machte.  Diese  Erlebniise  erprobten  seine  militärischen 
Kenntnisse  und  seinen  Muth  glänzend.  AU  Student  trat  er  im  Mai  1783  in  das 
3.  Artillerie-Regiment  und  wohnte  allen  Kriegen  jener  Epoche  bei.  Schon  wegen 
seines  braven  Verhaltens  bei  Bestürmung  des  Durlacher  PiC|uet8  in  der  Schwaben- 
schanze, wHhrend  der  Belagerung  von  Kehl  am  1.  Jänner  1797  ward  ihm  in  der 
Eigenschaft  eines  Feuerwerkers  ohne  Commission  die  silberne,  im  Jahre 
1799  die  gol  d c  ne  Tapferkeitsmedaillc  aber  dafür  zu  Theil,  weil  er  in  der  Sehlacht 
an  der  Trcbia  als  Commandant  einer  Cavallerie-Batterie  sich  besonders  hervor- 
gethan  und  bald  darauf  in  der  Schlacht  bei  Novi  durch  seine  Batterie  den  Abgang 
der  Infanterie  zu  ersetzen  gewusst  hatte. 


1290 

Mit  vorzüglicher  Umsicht  und  Tapferkeit  benahm  sich  Lieutenant  Irasky  in 
der  Schlacht  bei  Leipzig  (16.  October)  auf  der  von  den  Franzosen  erstürmten 
Hohlenberger  Anhöhe  bei  Seifertsheim  zum  Schutze  einiger  Bataillone  der  von 
den  feindlichen  Cavalleriemassen  gedrängten  Regimenter  Kerpen,  Zach  und 
Joseph  Colloredo,  so  wie  auch  im  Treffen  bei  Montereau  am  14.  Februar 
1814,  wo  er  mit  4  Geschützen  seiner  Batterie  aus  freiem  Antriebe  dem  vom  Feinde 
mit  zwei  Batterien  bedrohten  Centrum  der  Verbün4eten  zueilte  und  den  von  den 
Feuerschlünden  des  Feindes  unterstützten  ersten  Angriff  siegreich  zurückschlug. 
Als  der  Kronprinz  von  Württemberg,  unter  dessen  Augen  diese  tapfere  That  aus- 
geführt wurde,  das  Gefecht  abbrechen  musste,  deckte  Irasky,  obgleich  schwer 
verwundet,  den  Rückzug  und  trat  erst  vom  Kamp^latze  ab,  da  er  seiner  Pflicht 
mehr  als  Genüge  geleistet  hatte.  Das  Ordens-Capitel  vom  Jahre  1815  erkannte  ihm 
einstimmig  das  Ritterkreuz  zu.  Irasky  diente  später  in  der  Garnisons- Artil- 
lerie und  stieg  bis  zum  Oberst-Lieutenant  vor.  Im  Mai  1831  wurde  er  in  den  Frei- 
herrnstand erhoben. 

BlNDEK  von  Fallbusch,  Wilhelm  Freiherr,  Oberst,  war  im  Jahre  1779 
zu  Fulda  inEurhessen  geboren  und  im  17.  Lebensjahre  als  Reichsrecrut  in  das 
Infanterie-Regiment  Freiherr  von  Schröder  Nr.  7  eingetreten.  Mit  diesem  Regi- 
mente  kämpfte  er  in  allen  Kriegen  gegen  Frankreich  vom  Anbeginn  seiner  Lauf- 
bahn bis  zum  Jahre  1815,  erhielt  drei  Wunden  und  hatte  in  den  neun  Feldzügeh 
grosse  Kaltblütigkeit  und  Überlegung  an  Tag  gelegt  und  in  mehreren  Affairen 
sich  ausgezeichnet. 

In  den  heissen  Treffen  bei  Hausen,  Eckmühl,  Gbelsberg  und  Znaim  im  Jahre 
1809  theilte  Binder  als  Lieutenant  den  Ruhm  des  Regiments  und  wurde  in  Aner- 
kennung seines  lobenswerthen  Benehmens  zum  Oberlieutenant  befördert.  Den 
Schlachten  bei  Dresden ,  Leipzig  und  Hanau  wohnte  er  schon  als  Hauptmann  bei. 

Im  Jahre  1814  war  das  Regiment  bei  der  3.  Armee- Abtheilung  unter  dem 
Feldzeugmeister  GrafenGyulay.  Dieses  Armeecorps  war  über  höheren  Befehl  von 
Troyes  bis  Arch  zurückgegangen,  hatte  bei  letzterem  Orte  am  27.  Februar  1814 
die  rückgängige  Bewegung  eingestellt,  die  Offensive  wieder  ergriffen,  und  langte 
am  28.  Nachmittags  4  Uhr  gegenüber  von  tia  Fertd  am  rechten  Ufer  der  Aube 
an,  wo  es  in  Schlachtordnung  aufmarschirte.  Das  feindliche  Armeecorps  hielt 
La  Fertd  besetzt,  die  dahin  fuhrende  Brücke  des  Hauptstromes  der  Aube  war 
abgetragen,  eine  zweite  über  einen  Arm  dieses  Flusses  verrammelt,  und  der  Feind 
hatte  auf  den  Höhen  von  La  Fert6  eine  vortheilhafteste  Stellung  genommen. 
Binder  erbat  sich  hier  mit  seiner  Division  den  Übergang  versuchen  zu  dürfeji  und 
La  Fertd  zu  nehmen,  was  ihm  auch  durch  seinen  Muth  und  seine  Entschlossenheit 
vollkommen  gelang,  und  die  Vereinigung  des  3.  österreichischen  Armeecorps  mit 
den  russisch-württembergischen  Truppen  am  linken  Ufer  der  Aube  herbeiführte. 


1291 


Bei  dem  erfolgten  weiteren  Vorrücken  bot  sich  Binder  abemials  freiwillig 
an,  mit  seiner  Division  die  Avantgarde  zu  machen*  Indem  es  sich  darum  handelte, 
den  Feind  nicht  aus  den  Augen  zu  lassen,  und  die  von  Bar  sur  Aube  über  Fontettc 
nach  Bar  sur  Seine  und  Troyes  fiihrende  Commercialstrasse  zu  erreichen,  so  eilte 
Binder  mit  seiner  Division  über  die  Höhen  von  La  Forte  und  stiess  drei  Stunden 
von  da,,  bei  Le  Fosses,  ungefähr  um  11  Uhr  Nachts  auf  die  daselbst  aufgestellte, 
heiläufig  20UÜ  Mann  starke  feindliche  Arrieregarde.  Er  schlich  sich  mit  einer 
Patrouille  gegen  die  Aufstellung  des  Feindes  und  verschaffte  sich  eine  genaue 
Kenntniss  derselben.  Nun  entschloss  sich  dieser  brave  Officier  von  des  Gegners 
Sorglosigkeit  Nutzen  zu  ziehen,  formirte  aus  seiner  Divrsion  Massen,  und  stürmte 
schnurgerade  in  das  Bivouac  des  Gegners.  Feldmarschall-Licutenant  Fresnel, 
von  der  Absicht  Binder's  benachrichtigt,  üess  das  Regiment  Grossherzog  Würz- 
burg nachrücken  und  auf  verschiedenen  Seiten  den  Sturmatreich  der  Division  von 
allen  Tambours  wiederholen.  Das  plötzliche  Erseheinen  Bindor's  mitten  unter 
dem  Feinde  hatte  ihn  so  bestürzt  gemacht,  dass  namentlich  die  zahlreicho  Caval- 
lorio  einzeln,  mit  Zurücklassung  vieler  Zäume,  in  grösster  Unordnung  floh  und 
allgemeine  Vejvvirrung  anrichtete.  Dies  wurde  von  Binder  auf  das  Trefflichste 
benützt.  Unter  fortwährendem  Sturmstrciehschlagon  und  Ilurrahrufen  der  Mann- 
schaft gelang  es  ihm,  den  Fliehenden  stets  im  Rücken,  mit  ihnen  zugleich  in  Le 
Fosses  einzudringen,  liier  aber  entspann  sich  ein  hartnäckiger  Kampf  j  denn  ein 
Thcil  der  feindlichen  Infanterie  hatte  sich  in  die  haltbaren  Gebäude  geworfen  und 
feuerte  aus  allen  üfinungen  aui'die  eingedrungene  Division,  Mehrere  Versuche,  sich 
der  stärksten  Häuser  zu  bemächtigen,  waren  bereits  misslungen,  als  Binder, 
erneuert  seine  Mannschaft  durch  eigenes  Beispiel  aneifernd,  der  Erste  in  jenes 
Haus  drang,  aus  welchem  das  stärkste  Feuer  unterhalten  ward,  mit  dem  franzö- 
sischen Commandantcn ,  der  seine  Garden  im  Vorhofe  des  Hauses  zum  äusscrstcn 
Widerstände  anfeuerte,  handgemein  wurde  und  ihn  entwaffnete,  worauf  das  Feuer 
nach  Hess  und  unsere  Braven,  nach  dem  Beispie!  ihres  tapferen  Commandanten,  in 
diejenigen  Häuser  eindrangen,  in  welchen  der  Feind  noch  Widerstand  leistete.  Unge* 
föhr  zwei  Züge  der  flijchtlg  gewordenen  feindlichen  Cavallcrie  kamen  zwar  zurück 
und  sprengten  noch  einmal  in  die  Mitte  des  Dorfes,  wurden  jedoch  von  der  als 
Reserve  auf  dem  Platze  aufgestellten  Compagnie  mit  einer  Decharge  empfangen. 
Sie  kehrten  wieder  um,  als  sie  ihre  Infanterie  bereits  besiegt  fanden.  Bei  dieetem 
vom  Hauptmann  Binder  gemachten  Überfalle  sowohl,  als  bei  der  Wegnalime 
des  Dorfes  Le  Fosses  verlor  der  Feind  eine  namhafte  Zahl  Verwundete;  überdies 
wmrdon  13  Dragoner  und  65  Mann  Infanterie  der  französischen  Garde  gefangen. 

Mit  der  Stärke  der  feindlichen  Arric^rogarde  kaum  bekannt  und  durch  die 
früheren  hier  erwähnten  Angriffe  geschwächt,  schien  dem  Hauptmann  B  in  d  er  seine 
Division  nicht  au,^reichend,  um  noch  in  der  nämlichen  Nacht  den  Feind  bis  Föntet 
zu  verfolgen  und  diesen  für  denselben  vortheilhr* ft  gelegenen  Ort  anzugreifen«  Er 


1292 


1 


erbat  sieb  daber  eine  Infantcne-Division  zur  Unfer.stiitzung,    welche  ihm  auck 
gegeben  wurde.  Als  Commaodant  dieser  4CompagiiiGn  eilte  er  nun  gegen  den  eino 
Stunde  entfernten  Marktflecken  Fontetj  und  stiess  um  3%  Ubr  Morgens  auf  die  in 
undvordem  Orte  aufgestellten  Franzosen.  Ohne  einen  Befclil  abzuwarten,  entsendete 
Binder  sogleicb  einen  Officier  mit  2  Zügen  reebts  seitwärt.s,  um  die  von  Bar  sur^ 
Aube  bcrfübrende  Strasse  zu  gcwinneuj  auf  welclicr  die  Vereinigung   mit  de 
Russen  und  Wurttembergeru  erfolgen  musste;  eine  Conipagnie  aber  detachirte  er  i 
den  Ilüeken  des  Ortes  auf  die  Strasse  gegen  Bar  sur  Seine,  mit  dem  Auftrage,  bei 
der  binter  Föntet  auf  der  Kuekzugslinie  des  Feindes  gelegenen  Windmühle  Stellunj^ 
zu  ncbmen,  und  gab  beiden  Detacbements  die  von  Fosses  mitgenommenen  Bauera 
als  Wegweiser  miL  Ungefähr  um  5  Ubr  Morgens  vernalmi  er  bei  der  Windmühle 
einige  Schüsse,    stürmte  ungesäumt  mit  dem  Reste  seiner  Truppen  mit  gefalUeiiv| 
Bajonet  auf  der  Ilauptstrasse  nach  Föntet  vor,  warf  die  zunächst  dem  Orte  auf- 
gestellten Piquete  und  drang  mit  denselben  gleichzeitig  mitten  in  Föntet  ein,  wo 
einige  feindliche  Compagnieu  eben  abschwenkten.    In  diesem  Augenblicke  wurde  h 
das  Feuer  bei  der  Windmühle  sclir  heftig;  gleichzeitig  unternahm  aber  auch  dds  V 
Detachemcnt  des  Lieutenants  Kirchroth  den  Angriff  von  der  Strasse  von  Bar  sur 
Aube.  Der  Feind,  hierdurch  in  Verwirrung  gebracht,  floh  gegen  die  Windmühle, 
wurde  von  den  dort  nun  zusammcngestossenen  sechs  Zügen  heldenmüthig  empfan- 
gen ^  von  Binder  mit  ausserordentlicher  Tapferkeit  mit  dem  Bajonet  angefallea  ^ 
und  der  Art  in  die  Enge  gebracht,  dass  2  feindliche  Officiere  und  viele  Mannschaft  ■ 
todt  blieben,  1  Capitlin  und  53  Mann  gefangen  und  die  Übrigen  versprengt  wurden* 
Nachdem  er  eine  halbe  Conipagnie  in  Föntet  zurückgelassen ,  stellte  er  sich  mit 
den  übrigen  3*/a  Compagnien  vor  der  Windmühle  auf,  detachirte  die  nöthigen 
Piquete  und  erwartete  in  dieser  Stellung  die  Ankunft  des  Armeecorps. 

Auch  in  der  Schlacht  beiArcissurAube  war  Binder  aus  eigenem  Antriebe 
der  Erste,  welcher  mit  einer  Division  in  die  Stadt  Arcis  stürmend  eindrang,  den 
verlässlichen  Rapport  über  die  Beschaffenheit  der  dortigen  Bi^ücke^  über  welche  er 
den  Feind  mit  dem  Bajonete  jagte,  einsendete  und  überhaupt  in  dieser  Schlacht 
sich  abermals  durch  ßesonnenheil;  und  Tapferkeit  auszeichnete.  Obgleich  an  der 
Brücke  in  die  linke  Seite  verwundet,  trat  er  ungeachtet  alles  Zuredens  nicht  früher 
vom  Kampfplatze  ab ,  bis  er  nicht  von  einem  Regimente  der  kaiserlich  russischen 
Armee  abgelöst  und  das  von  ihm  eroberte  Schloss  sowohl  als  die  genommene 
Stellung  an  dem  Ufer  der  Aube  an  einen  kaiserlich  russischen  Obersten  über- 
geben hatte. 

Das  im  Jahre  1815  abgehaltene  Ordens-Capitel  erkannte  dem  tapferen  Officier 
für  die  entschlossene  Benützung  des  gunstigen  Moments  bei  Eroberung  von  Lefl 
Fosses  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zu*   Im  August  1817  in 
den  Freiherrnstand  mit  dem  Prädicate  ^ von  F al  l  b  u  s  c  h*^  erhoben,  war  Binder  im, 
Jahre  1831  ssum  Major  bei  dem  Infanterie-Regimente  Ritter  von  Luxem  Nn  27| 


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und  1837  zum  Obersten  im  Rcg^imente  ernannt  und  nacli  48jährigcn  eifrigen  Dien- 
sten in  den  wohlverdienten  Ruhestand  übersetzt  worden. 
Er  stai^b  zu  Brunn  am  23.  Mai  1850. 


Berg  ER  von  der  PleisaC;  Johann  Freiherr,  FeldÄCUgnicister,  geheimer 
Kath,  Inhaber  des  5 L  Infanteric-Regiment.Sj  ist  zu  Nagy-Miirton  in  Ungarn  1768 
geboren. 

Dieser  ehr^vürdige  Veteran  hatte  seit  dem  Jahre  1786,  in  welchem  er  ab 
Cadct  in  das  34.  Infanterie-Regiment  Füllst  Anton  Eszterhdzy  eingetreten  'war, 
allen  Fcldziigcn,  und  im  Verlaufe  derselben  der  Belagerung  von  Schabacz  und  Bel- 
grad, jener  von  Valeneiennes  und  Dlinkirchen  1793,  der  Belagerung  der  Rhein- 
schanze  1794,  von  Maoubcim  1795  und  von  Kehl  im  Winter  1796  auf  1797  beige- 
wohnt; ferner,  ohne  die  vielen  Gefechte  zu  erwähnen,  in  den  Trcft'en  auf  dem  Camp 
de  CSsar  1793,  bei  Kaisei-slautern  1794,  bei  dem  Sturme  auf  Mannheim,  in  dem 
Treffen  bei  Frankeothal  1795,  in  allen  Schlachten  des  Jahres  1796  und  1800  in 
Deutschland,  in  jener  bei  Caldiero  1805,  bei  Hausen,  Wagram  und  Znaim  1809 
und  bei  Leipzig  1813  gefochten. 

Er  trug  sechs  Wunden  davon  und  hatte  sich  in  folgenden  Gelegenheiten 
besonders  ausgezeichnet:  Bei  Eröffnung  der  Laufgruben  gegen  die  innere  Festung 
von  Belgrad,  als  die  Arbeiter  durch  die  Ausfalle  der  Türken  dreimal  verjagt 
wurden,  bewirkte  Berger,  damals  Fähnrich,  durch  An  eiferung  seiner  ilaouschaft, 
dass  die  Arbeit  fortgesetzt  und  die  TranchtSon  erweitert  werden  konnten.  Im 
Gefechte  bei  Werwik  an  der  Lys  im  Jahre  1793  hatte  er  als  Lieutenant  des 
^66.  Infanterie-Regiments  Wenzel  Colloredo  den  Feind,  der  unsere  Vorposten 
eits  zuruckgedriickt  hatte  und  unsere  Retran ehern ents  zu  nehmen  im  Begriffe 
ad,  durch  einen  muthigen  Angriff  in  seiner  redeten  Flanke  geworfen  und  eine 
Kanone  erobert;  bei  Frankcnthal  1795  das  Dorf  Epstein,  welches  vom  Feinde 
besetzt  war  und  das  Debouchiren  unseres  linken  Flügels  hinderte,  mit  den  Grena- 
dieren stürmend  genomn*en  und  den  Unsrigen  zur  Verfolgung  des  Feindes  Luft 
gemacht;  bei  Engen  18«)0  einen  durch  einen  Kartatschenschuss  schwer  blessirten 
Grenadier,  als  die  Unscrigen  sich  schnell  zurückzogen  und  er  bereits  ganz  ver- 
lassen war,  im  Angesichte  des  verfolgenden  Feindes  auf  seine  Schultern  geladen 
und  vor  sicherer  Gefangenschaft  gerettet;  bei  I lohenlinden  war  das  einzige  Gre- 
nadier-Bataillon Schulz,  in  welchem  sich  Berger,  bereits  Hauptmann,  befand, 
zur  Linierstützung  des  geworfenen  Regiments  Bcnjowsky  beordnet  und  warf  im 
Vereine  mit  demselben  den  Feind  in  die  Waldungen;  als  aber  der  allgemeine 
Rückzug  eintrat  und  215  Grenadiere  von  verschiedenen  Bataillonen  und  47  Mann 
von  Benjowsky,  die  zurückgeblieben  waren,  sich  der  verfolgenden  feindlichen 
Reiterei  ergeben  wollten,  sanmielte  Berger  diese  Mannschaft,  eiferte  sie  zur 
VeHheidigung  an  und  fülirie  sie  mittm  dtnch  den  Feind  auf  einem  Fniwoire  von 


1294 


I 


12  Stunden  glücklich  zur  Arnico.  Bei  V  i  cenza  1805  vertheidigte  Berger  mit  semer' 
Compagnie  die  Passage  von  Castiglioue  auf  das  Hcldenmüthigste;  bei  Hausen  im 
Jahre  1809  als  Major  von  Wenzel  Collorcdo  hatte  er  sein  Bataillon^   welches 
zwischen  den  Waldungen  ganz  unvorhereitet  den  Cf-sten  Angriff  aushalten  mussteg^l 
zur  hartnackigsten  Vertheidigung  so  lange  angceifeit,   bis  er  durch  den  rechten^ 
Arm  geschossen  vom  Kampfplatze  tietcn  mu.sste. 

Im  Octobcr  1813  zum  Obersten  und  Regimcnts*Commandantcn  ernannt,  erhielt 
Berger  in  der  Schlacht  bei  Leipzig  zwei  Wunden,  während  er  mit  einem 
Bataillon  seines  Regiments  bei  Lossnig  durch  den  ersten  Arm  der  Pleisse  watete, 
um  den  Übergang  auf  das  vom  Feinde  hartnäckig  vcrtheidigte  jenseitige  Ufer  zu 
forciren,  das  er  jedoch  wegen  des  tiefen  Sumpfes  nicht  erreichen  konnte*  In  der 
Relation  des  Feldnjarschall-Licutenants  Fürsten  Lieeh  tenstei  n  über  diese  Schlacht 
unter  den  Ausgezeichneten  genannt  und  nachdem  er  in  sehr  kurzer  Zeit  mit  noch 
offenen  Wundon  der  Armee  nacbgeciltj  diese  schon  bei  Frankfuit  eingeholt  und 
das  Regimcnts-Üt»mmando  übernomnicn  liatte,  wurde  der  unerniütlcte,  iJiädge 
Oberst  mit  Hauptarm ee-Commandohefehl  für  seine  Aufopferung  und  Liebe  zum 
Dienste  offen tb'ch  belobt. 

In  dem  Gefcelitc  bei  St.  Julien  (am  27,  Februar  1814)  that  sich  das  Regi- 
ment mit  seinem  Obersten  an  der  Spitze  wiederholt  glänzend  hervor.  Während 
der  linke  Flügel  der  österreichischen  Ai-mee  den  Feind  bei  Archamp  zurückschlug, 
erschienen  400  Franzosen  auf  der  Höhe  jenseits  Charat.  Oberst  Berger,  der  mit 
seinem  Regimente  so  eben  aus  dem  Gefechte  in  das  Centrum  der  Stellung  eingerückt 
warj  licss  diese  feindliche  Colonnc  durch  2  Compagnien  angreifen  und  vertreibe;!* 
und  später  nahmen  3  Compagnien  des  Regiments  Arehanip  mit  Sturm. 

Im  Gefechte  bei  LesLusicttes  (am  L  März  1814)  schlug  Berger,  welcher 
mit  1  Bataillon  und  2  Kanonen  auf  die  Höhen  von  Tairier  eiltOj  um  die  rechte 
Flanke  der  Stellung  zu  decken^  den  Feind^  der  so  eben  die  Dörfer  Crache  und 
Tairier  erobert  hatte,  aus  beiden  mit  grossem  Verluste  zurück,  behauptete  die 
Hüben  gegen  die  ferneren  Angriffe  und  iiess  hier  unter  dem  feindlichen  Geschütz- 
inid  Gewehrfeuer  die  neuen  Fahnen  seines  Regiments  feierlich  einweihen^  Es  war 
dies  ein  erhebender  Act.  Die  Soldaten,  von  einer  kurzen  aber  kräftigen  Bede  des 
Regiments-Caplans  Grob  mann  von  einer  heiligen  Begeisterung  ergriffen,  wai-fen 
sich  auf  die  Knie  und  scln^ureUj  die  Falinen  mit  B!nfc  und  Leben  zu  verthcidigen. 
In  Anerkennung  dieser  vielen  ausgezeichneten  Verdienste  erhielt  Berger  ausser 
dem  Capitel  durch  Allerhöchstes  Handbillet  aus  Dijon  vom  26.  März  1814  das 
Ritterkreuz  und  vom  Kaiser  Alexandei-  den  St  Georgs-Orden  4,  Cla^e. 

Im  Mai  1815  wurde  Oberst  B  er  gcr  in  gleicher  Eigenscliaft  zu  dem  Infanterie* 
Rcgitiientc  ßaron  Splenyi  Nr.  51  übersetzt,  wolmte  dem  Feldzuge  dieses  Jahi'es 
in  der  Division  des  FeldmarscbalbLicutenants  Grafen  Neipperg  gegen  Mur&t 
bei  und  erhielt  nach  Beendigung  der  Oecupation  das  Ritterkreuz  des  königlich 


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sicilianisclion  St.  Ferdinand-  und  Verdienst-Ordens^  naclideni  er  schon  im  April  1816 
nach  den  Statuten  dos  Maria  Tlieresien-Ordeu^  In  den  österreichischen  Freiberrn* 
stand  mit  dem  Pradieate  ^von  der  Pleisse**  erhoben  worden  war. 

Auch  an  dem  Feldzuge  1821  nahm  erTheÜ,  avancii-te  im  October  1824  ziim 
General -Major  und  Brigadier  in  Cremona,  wurde  von  hier  aus  nach  Mantua  über* 
setzt,  1826  in  der  Wlener-Noustädter  Militär-Akademie  angestellt,  1827  aber  wie- 
der al8  Brigadier  nach  Wien  eingetheilt. 

Im  Jahre  1830  erneuert  zum  Brigadier  und  MiUtär-Commandanton  in  Tirol 
zu  Innsbruck,  im  December  1832  zum  Feldmarscliall-Lieutcnant  in  seiner  Anstel- 
lung und  1833  zum  zweiten  Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Erzherzog  Karl 
Ferdinand  Nr.  51  ernannt^  errang  er  sich  in  kurzer  Zeit  als  Militär-Commandant 
in  dieser  Provinz  withrend  den  eben  in  Frankreicti  ausgebroehenen  Unruhen  die 
allgemeine  Achtung  und  Liebe  der  biedern  Tiroler,  wurde  von  den  Ständen  &h 
Herr  und  Landmann  imniatriculirt  und  erhielt  von  der  Stadtgemeinde  Innsbruck 
das  Diplom  eines  Ehrenbürgers. 

Im  Jalire  1837  zum  Feötungs-Commandanten  von  Temcswar  designiit,  wurde 
er  Im  November  1844  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Arad  Übersetzt,  wo  ihm  die 
Wirren  des  Jahres  1848  einen  schweren  Stand  bereiteten.  Borger  war  nicht  der' 
Mann  des  Schwankens  und  Zuwartens,  sein  Entschluss  war  bald  reif;  den  ungesetz- 
lichen Gang  der  ungarischen  Regierung  zu  Peath  erkennend^  unterzeichnete  er  am 
19.  September  1848  die  von  dem  Utficiercorps  der  Besatzung  einhellig  beschlossene 
berühmte  Neutralitätserklärung  und  sammelte  sich  hierauf  in  der  heldenmüthigen 
neunmonatlichen  Vertheidigung  dieses  schwachen  Platzes  gegen  die  Angriffe  der 
Rebellen  unvergängliche  Lorbern.  Nach  der  endlich  unvermeidlichen  ehrenvollen 
Capitulation  am  28.  Juni  1849  sprach  er  in  einem  General-Befehl  der  treuen  und 
tapferen  Besatzung  seinen  Dank  und  sein  Lebewohl  aus. 

Der  Kaiser  ernannte  den  SljiUtrigen  Helden  zum  Feldzeugmeister  und  gehei- 
men Ratb,  sclimückte  seine  tapfere  Brust  mit  dem  Commandeurkreuzc  des 
Leopold- Ordens  und  versetzte  ihn,  nach  63jährigen  treuen  Diensten,  in  den 
wohlverdienten  Ruhestand. 


POTIEB  des  Kchelles,  Leopold  Freiherr,  uh  Oberst-Lieutenant  In  Pension 
zu  Tyrnau  am  10.  Seplember  1640  im  50.  Lebensjahre  gestorben,  war  zu  Krosna 
in  Galizlen  geboren  und  Zögling  der  NcustUdtor  Akademie.  Er  begann  bei  W^ar* 
tcnsleben-lnfanteric  im  April  1799  als  Cadct  seine  Laufbahn  und  hatte  in  9  Feld- 
«ügeD|  vom  Tage  seines  Eintritts  in  die  Armee  bis  zum  Jahre  1815^  14  Sehlachten, 
48  grossen  und  37  kleinen  Gefechten,  dann  zwei  Belagerungen  beigewohnt 

Den  Feldzug  1805  machte  er  als  Lieutenant  und  Adjutant  beim  General- 
Major  Grafen  O'Donell,  jenen  %om  Jahre  1809  als  Oberlieutcnant  Im  General- 
Stabe  mit  und  wurde  im  Juli  1815  Major.   In  allen  Gelegenheiten  benahm  er  ^ich 


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als  entschlossener  tapferer  Soldat^  ganz  vorzüglich  aber  iniiaclistehenden  Schlach- 
ten und  Gefechten: 

Als  Cadet  überfiel  er  mit  15  Freiwilligen  in  der  Nacht  vom  10.  auf  den 
11.  October  1799  das  Dorf  Cabane  im  Ventrathale  des  genuesischen  Gebirges, 
machte  mehrere  Franzosen  gefangen  und  entdeckte  dadurch  die  Marschrichtung  m 
des  feindlichen  Generals  Votrin,  der  zwei  Coiupagnien  des  Regiments  Fr  eh-  1 
lieh,  die  zur  Besatzung  des  Castells  Compiano  bestimmt  waren,  abzuschneiden 
drohte.  Als  Fähnrich  führte  er  in  der  Sclilacht  am  Mincio  am  25.  December  1800 
beim  Rückzuge  die  letzte  Abtheilung  der  Arriöregarde,  und  hielt  sich  wacker 
gegen  den  starken  Andrang  der  feindlichen  zahlreichen  TIrailleurs. 

In  dem  Gefechte  bei  Giinzburg  am  9.  October  1805  sammelte  er  als 
Lieutenant  und  Brigade-Adjutant  120  Mann  des  Infanterie-Regiments  Sporkinfl 
dem  Augenblicke^  als  der  Feind  den  Versuch  maclite  in  die  rechte  Flanke  dos 
Infanterie 'Regiments  Jellacic,  welches  den  östlichen  Theil  der  Stadt  verthei- 
digtCj  zu  fallen.  Er  vertrieb  die  feindlichen  Piänkler  aus  den  von  ihnen  schon 
besetzten  Gartenhäusern,  und  stellte  dadurch  die  Verbindung  zwischen  dem  Begi- 
mcnte  JellaÄi<5  und  der  bei  Leinen  aufgestellten  Cavallerie  wieder  her.  M 

Als  Obeiiieutenant  im  Gcneral-Stabc  fand  er  sich  in  der  Schlacht  bei  Aspern 
den  21.  Mai  auf  dem  linken  Flügel  des  Prioiatial-IIusaren-Ilegiments  zur  Zeit  ein,  . 
als  ein  Theil  der  österreichischen  Reiterei  von  den  feindlichen  Cavallerie-Massen  | 
gedrängt  wurde.  Er  setzte  sich  an  die  Spitze  des  linken  Flügels  des  genannten 
Regiments,  munterte  tbe  Husaren  zur  Vorrückung  auf,  und  hieb  in  die  feindlichen 
Eisenmänner  mit  gutem  Erfolge  ein.  Gleich  thUtig  bewies  sich  Potier  auch  bei 
Znaim. 

In  dem  Feldzuge  gegan  die  Russen  im  Jahre  18 12,  welchen  er  als  Haupt- 
mann des  GenerabStabes  bei  der  Avantgarde  des  General-Majors  Baron  Fr  üblich 
mitmachte,  leistete  er  in  der  Schlacht  bei  Po  du b  nie  am  12.  August,  und  Tages 
darauf  bei  der  Verfolgung  des  Feindes  bis  Kobrin  durch  zweckmässige  Aufstel- 
lung und  Führung  der  Truppen  gute  Dienste.  Dieser  Verweiulung  sowohl,  als 
auch  wegen  der  thätigen  Mitwirknog  Äum  glücklichen  Ausgange  des  hartnäckigen 
Gefechtes  bei  Stara  Wisch w^a  am  25.  August  wurde  Potier  in  der  Relation 
unter  den  Ausgezeichneten  genannt.  Am  16.  October  nahm  er  an  der  Spitze  zweier  M 
Husaren-Schwadronen  den  Ort  Miendezycze,  reinigte  die  umliegende  Gegen J  von  ' 
der  herumstreifenden  feindlichen  Cavallerie  und  beförderte  hierdurch  den  unge- 
störten Marsch  der  Colonne.  Am  18.  November  zeichnete  er  sich  durch  kluges 
und  tapferes  Benehmen  in  dem  Waldgcfechtc  bei  Rudna  aus  und  wurde  in  der 
Relation  angefülu't. 

In  den  liiiegcn  gegen  die  Franzosen^  vor  dessen  Eröffnung  Potier  sich  bei 
der  zweckmässigen  Wahl  der  Stellungen  und  ihrer  Jicfcstlgung  im  nordöstlichen 
Böhmen  gut  verwenden  liess,  gab  er  xielföltige  Beweise  eines  nicht  zu  übertreffenden 


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Eifers  und  Mutiios.  Insbesondere  zeiclinete  sich  Potier  in  Jem  Gefechte  hci 
Gabel  um  19*  April  1813  aus,  wo  er  an  der  Seile  des  General-Majors  Grafen 
Neipperg,  der  sich  gegen  einen  weit  überlegenen  Feind  durch  einen  halben 
Tag  in  seiner  Stellung  behauptete,  viele  Bchariiichkeit  und  persönlichen  Mutli 
an  den  Tag  legte.  Auch  trug  er  zu  dem  gruekirohcn  Ausgange  der  Gefechte 
an  der  TeufcUmauer  bei  Bölimisch-Lelpa,  bei  Langenbruck  und  Reieljenberg 
wesentlich  bei.  Bei  letzterer  Stadt  that  er  sich  dadurch  hervor,  dass  er  bei  der 
Einleitung  des  Landsturmes  binnen  36  Stunden  1700  bewafinctc  Landleute 
zusammenbrachte. 

Am  18.  Jänner  1814  führte  er  von  Seysael  in  Savoyen  eine  Colonne  über 
stelle  Gebirge  in  die  linke  Flanke  des  Feindes  und  beschleunigte  hierdurch  die 
Rilumung  der  Stadt  Rumilly.  Bei  dem  am  31.  Jänner  stattgehabten  Angrifle  auf 
deut  wichtigen  Pass  la  Grotte  führte  er  eine  Sciten-Colonne  aus  dem  Yere-Thale 
über  hohe,  »cbroffc,  mit  tiefem  Schnee  bedeckte  Bergfeben,  munterte  die  der 
Anstrengung  fast  unterliogcndcn  Soldaten  durch  sein  Beispiel  und  Zureden  auf, 
und  war  der  Erste,  welcher  die  Spitze  der  Felsen  erkletterte.  Ungeachtet  eine 
andere  stiirkcre  Colonne,  welche  in  dem  entgegengesetzten  Thal  e  nach  les  Echel- 
les  hätte  vorrücken  sollen,  nicht  erschien,  so  wendete  er  sich  dennoch  gegen  les 
Kchclles  und  griff  diese  Stadt  rasch  an.  Durch  diesen  kühnen,  im  Rücken 
de«  Feindes  bewirkten  Angriff  wurde  derselbe  gcnötliigt  mit  einem  bedeutenden 
Verluste  an  Todten,  Verwundeten  und  Gefangenen  die  Stadt  zu  räumen  und  bis 
Orenoble  zu  fliehen.  Bei  Chambery  am  19.  Februar  führte  Potier  durch  eine 
unwegsame  Gegend  eine  halbe  Batterio.  nebst  zwei  Ilaubitzcn  über  felsige  Hohen 
in  die  rechte  Flanke  des  Feindes,  welcher  das  Sehloss  Montagny  zum  zweiten 

'Male  stürmen  wollte,  und  zwang  ihn  durch  ein  wirksames  Kanonenfeuer  zum 
Riickzugc.  In  dem  Gefechte  bei  Archamp  am  27.  führte  er  eine  Cavallerie-Batterie 
DHt  guter  Leitung  in  die  linke  feindliche  Flanke. 

Am  1.  März  griff  der  Feind  mit  10,000  Mann  unsere  nur  von  5500  Mann 

'  bcÄctztc  Stellung  zwischen  St.Julien  undLandrccy  niit  anbrechendem  Morgen  an. 
Den  ^Tüssten  Theil  seiner  Kräfte  dirigirte  er  auf  unseren  rechten  Flügel,  den  er 
niitICntschlossenheit  alta^juirie  und  selbst  die  Bcdienungsuiannsehaft  bei  der  12prün- 
digen  Batterie  kanipfunfHhig  machte.   Neue  Verstärkungen  gaben  dem  Angriffe 

rfiichr  Nachdruck,  und  die  Position  jenes  Flügels  war  so  sehr  gcftihrdct,  das«  schon 

f  dnÄ  schwere  Geschütz  aus  derselben  abgeführt  wurde*  In  diesem  entscheidenden 
Augenblicke  führte  Potier  vom  linken  Flligel  5  Compagnlen  in  de?*  Feindes  rechte 
Flanke,  der,  angeeifert  durch  die  bereits  errungenen  Vorthoilc,  eben  auch  gegen 
unseren  linken  Flügel  in  Marscli  sich  setzte,  da^s  er  sofort  zurückwich  and  seine 
Erfolge  aufgab.  Dadurch  wurde  mit  geringen  KrJiften  die  Stellung  behauptet,  der 
Feind  in  seinen  offensiven  Unternehmungen  auf  einige  Zeit  aufgehaheu  und,  was 
besonders  wichtig  war,  die  Gcschüizc  gerettet. 

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Diese  Wafteiithaten   brachten  ihm  das  Ritterkreuz  des  Leopold- 
Capitel  vom  Jahre  1815  jenes  des  Maria  Th  er  es  ien -Ordens  und  im  April 
1817  den  Freiherrnstand. 

Der  tapfere  Soldat  war  schon  im  Mai  1824  aas  der  activen  Dienstleistung 
getreten ,  wobei  ihm  von  Seiner  Majestät  der  Oberst-Lieutenants-Charakter  ver- 
liehen wurde* 


4 


GBRSriCBER  von  Simplen,  Wenzel  Freiherr,  Major,  Officierssohn  und 
Zögling  der  Neustädter  Akademie,  war  äu  Prag  im  Jahre  1787  geboren.  Den 
Feldzug  des  Jahres  1805  hatie  GerstSeker  alsFähnrich  bei  dem  54.  Infanterie- 
Regimente,  jenen  vom  Jahre  1809  als  Unterlieutenant  bei  den  Pionnieren  mitge- 
macht,  und  wurde  im  Jahre  1813  ala  Hauptmann  in  das  WalUser  Jäger-BatatUon 
eingetheilt,  fl 

Bei  dieser  Truppe  vollführte  er  im  Feldzuge  1814  jene  schöne  Wafieothat^  ~ 

welche    von   dem   Capitel   im   Jahre    1815    mit    dem   Ritterkreuze    belohnt 

wurde.    Seit  9.  Jänner  1814  versah  Gerstäcker  mit   90  Walliser  Jägern  die 

inasersten  Torposten  g^g^Ji  Italien  auf  dem  Simplen;  am  38,  Februar  vereitelte 

er  einen  Versuch  des  Feindes  ihn  zurückzuwerfen,    Tages  darauf  aber  farciite 

der  feindliche  Oberst  Pondi  mit  einem  Bataillon  die  Stellung  des  Haupünanzu 

Gersticker  und  drang  bis  Berisall  acht  Stunden  weit  in  dasWallijser  Gebiet  vor, 

und  stand  nur  mehr  zwei  kleine  Stunden  von  Bryg  in  Ober- Wallis  entfernt.    Die 

nächste  kaiserliche  Abtheilung  war  unter  dem  Obersten  Simbschen  bei  Genf  mid 

dreiss^  Stunden  weit  entfernt  und  eine  Unterstützung  von  daher  nicht  zu  enrar- 

t«i,    Crdang  es  aber  dem  Feinde  Wallis  in  Besitz  zu  nehmen^  so  war  nickt  nur 

das  Blockadecorps  vor  Genf  auf  der  Lausanner  Strasse  gefährdet,  sondern  audt 

eine  Vereinigung   des  Vicckönigs    von  Italien    mit   dem   Marschall  Augerea« 

durch  Savojen  angebahnt.  Dies  erwigend,  unternahm  Geratäcker  das  AossersCcu 

Er  liesa  tn  den  OrtsebaAen  Biyg,  Glies,  Katters  und  Brrgenberg  die  Na4^t  hin* 

dareh  ununterbrodien  die  Stnrrngfoeke  llaten  und  das  Landrolk  zur  Verdieidigviig 

iofKeien.   ^Vls  sieb  900  Bmneni  bis  gegen  Mitternacht  um  ihn  Tersammeit  liftilea, 

beschloas  er  am  frahen  Morgen  des  3.  März  den  Feind  in  seiner  Stellung  xa  ober- 

ftlOL  Die  Ton  Katnr  ans  feste  Stellung  wurde  über  Gebirgsfinssleige  umgwngm 

ttiid  der  Angriff  nacb  dem  Entwürfe  Gerstacker'a  von  drei  Seiten  gl^iebaeiiig  so 

glücklich  ausgeführt,  dasa  es  der  Ijitschlossenheit  der  kleinea  Sebaar  gelange  den 

Feind  nadi  einer  hartnaekigea  G^enwehr  von  anderlbalb  Stnndeii  beinahe  gias- 

fidi  auluirttben  und  den  Rest  gefangen  z«  nehmen.    Durch  dieses  Wagnisa  fiel 

aadit  Bir  der  wichtige  Pass  Simplon  in  unsere  Binde,  sondern  es  wmidtti  anek 

dir  Comasandant  des  feinditdien  Bataillons  Oberst  Fond i^  36  Officiere  und  24«) 

Ibu  gituMgmkj  und  von  Aem  Walli^er  Lande  alle  weiteren  fetndlicben  £iiifaUe 

fene 


1299 

Gerstäcker  kam  nach  dem  Friedensßchlusse in  das 4,  JUger-Bataillon zurück, 
wurde  im  November  1817  in  den  Frcihcrrnßrand  erhoben^  stand  vom  Jahre  1830 
an  einige  Zeit  dem  Wiener  Polizciwach-CorpSi  in  der  Eigenschaft  eines  Titulai^- 
Majors,  als  Commandant  vor,  und  starb  zu  TepHtz  In  Böhmen  am  15,  August  1836 
im  Pensionsstande. 

PlUliOinQrOKT,  Friedrich  Qr«f  von,  königlich  wurfetenibergischer  Qeneral  der  Infanterie, 
Staate*  und  Kriegsminister,  zu  Ludwigsburg  1770  geboren,  ging  im  18.  Lebeosjnlire  alfi  Lieute- 
nant In  tioUündi»cho  Dienste  nacli  dem  Capi  von  da  nach  Batavta  und  Ceyiiin,  ward  17^6  von 
den  Engländern  gefangen  und  erst  1800  in  Freiheit  geietÄt. 

Hierauf  vd»  Hauptmann  in  württeiiibergUchon  Diensten  angestellt^  zeichnete  er  sich  in  den 
Kriegen  bis  zum  Jahre  1812  vorzÜgHoh  aus  und  rückte  Kum  General- Lieutenant  vor.  Neue  und 
groBse  Verdionste  erwarb  er  sich  1S14  und  1315 j  besondors  im  Treffen  bei  Montereaa 
(IS.  Februar  1814),  erhielt  hiefüjr  von  weiland  Sr.  Majestät  Franz  L  mit  Handschreiben  aus 
Chaumont  vom  2.  März  da»  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien -Ordens^  danu  als  Commandant 
der  Württemberger  im  Treflfen  von  Strassburg  den  28.  Juni  181.5,  und  wurde  General  der 
Infanterie.  Franquemont,  im  Jahre  1842  verBtorben,  hatte  »ich  um  die  neue  zweckmKraige 
Militär^ Verfa«fiung  Württemberg«  «ehr  verdient  gemacht. 

DORJNü^  von,  königlich  württemhergidcher  Generat-Lieutenant,  befehligte  nach  dem  Rhein- 
Übergango  in  dem  Armcccorjis  de^i  Kronprinzen  eine  Xnfanierie •  Brigade ,  nahm  Epinal  am 
II.  Jänner  1814  mit  Sturm  und  zeicfauete  fiich  ganz  besonders  im  Treffen  bei  Montereau  am 
18,  Februar  aus,  wofür  ihm  So»  Majestät  Franz  I.  gleichzeitig  mit  dem  General  der  Infanterie 
Grafen  Franquemol  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Orden»  zu  verleihen  geruhte. 

Döring  verschied  im  Jahre  1831. 

Lederer,  Ignaz  Ludwig  Paul  Freiherr  von,  Feldmarschall,  geheimer 
Kath,  Inhaber  des  2.  Üragoncr-Kogimcnts,  war  zu  Wien  am  25,  August  1769 
geboren.  Der  Vater  des  Feldmarschalls^  Ilofrath  und  geheimer  Staats  -  Official 
Augusl  Gottlob  von  Lederer,  wurde  für  ausgezeichnete  Dienste,  unter 
anderen  auch  als  Secrotär  bei  doiu  Friodens-Congressc  zu  Ilnbertsburg  verwendet, 
im  April  1763  geadelt,  im  Februar  1778  in  den  Freiherrnstand  erhobem  Ignaz 
war  der  sechste  von  ^siebzehn  üeschwisteru,  und  witlmcte  iiich  irn  15.  Lebensjahre 
dem  MiHUirstandc.  Schon  im  Decembcr  1784  zum  lacutenant  bei  dem  iVagoner- 
Regimente  Ü'Arberg  ernannt,  stieg  er  in  dieser  Truppe  bis  zum  Obersten  und 
Uegiments-Commandantcn  (September  18U4}  hinauf,  und  war  Theilnehmcr  an  all 
den  zahlreichen  Begebenheiten,  welche  tlie  Latouj*-Dragoner  —  so  wurden  sie 
nach  dem  Tode  D'Arberg's  genannt  — ,  vorzüglich  in  den  ersten  Kiicgcn  gegen 
Frankreieli,  dem  Feinde  so  gefürchtet  machten.  Die  Selilacht  bei  Stockach  war 
CS  vorzüglich,  welche  Loderer  grosso  Ehre  und  die  Belorderung  zum  Major  ein- 
braclite. 

Vor  Beginn  des  grossen  Kampfes  im  Jahre  1809  zum  General -Major  befür- 
dertj  erhielt  er  eine  Kürassier-Brigade  bei  dem  ersten  vom  General  der  Cavallorio 

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1300 


Fürsten  JohaTin  Liechtenstein  befelilig-teii  Reservecorps.  In  den  Gefechten 
bei  Regensburg  am  23.  April  unternahm  er  niit  dem  liogimcnte  Hohenzollern' 
Kürassiere  gegen  die  feindliche  Reiter-DivisionN  an  souty  einen  beherzten  Angriff, 
warf  die  vordersten  Reiter  derselben  und  zog  sich  erst  zurück,  als  Nansouty  mit 
allen  sechs  Regimentern  seiner  Division  auf  L e  d  e  r  e  r  losstürmte.  Bei  A  s  p  e r  n 
war  das  heldenmüthige  Wirken  unseres  grossen  Reiter corps  von  36  Schwadronen 
Kürassieren  ein  gemeinsames  und  auch  für  Lederer  sehr  ehrenvollem;  als  am 
22*  Mai  der  um  Mittag  begonnene  letzte  Angriff  der  Infanterie  der  4.  und  5*Colonne 
und  des  Grenadiercorps  auf  Esslingen  nicht  gelang,  die  Infanterie  aus  dem 
Bereiche  des  feindlichen  Feuers  gezogen  und  das  verlassene  Terrain  von  den 
Franzosen  besetzt  \\Tirde,  eilte  Lederer  mit  seiner  Brigade  dem  Feinde  entgegeUj 
nahm  Stellung  (|ucr  über  die  von  Stadtl-Enzersdorf  nach  Esslingen  führende  Strasse 
und  hielt  trotz  des  lebhaften  Feuers  so  lange  Stand  ^  bis  unsere  Geschütze  jene 
des  Gegners  zum  Schweigen  bringen  konnten.  Auch  belWagi'am  hatte  Le derer 
seinen  Anthell  an  dem  Ruhme  unserer  Reiter- 

Indess  waren  seine  Verdienste  in  den  Kriegen  1813  bis  1815,  in  welchen  er, 
seit  Juli  1813  zum  Feldmarschall*Lieutenant  befördert ,  eine  Infanterie-Division 
commandirte,  weit  wesentlicher  und  charakterisirten  seine  Entschlossenheit  und 
Kaltblütigkeit,  In  der  Scblaclit  hei  Leipzig  opcrirte  er  bei  der  ersten  Colonne 
unter  dem  Erbprinzen  von  Hessen -Homburg  auf  dem  linken  Ufer  der  Pleissc, 
beschäftigte  den  Feind  am  18.  den  ganzen  Tag  über  auf  dasThlitigstej  beunruhigte 
seine  rechte  Flanke  und  fügte  ihm  während  seiner  oft  wiederholten  Angriffe  auf 
Dölitz  grossen  Schaden  zu.  Nach  dem  Rhein-Übergange  commandirte  er  die  Avant- 
garde der  Süd- Armee,  und  war  meist  sieh  selbst  überlassen;  so  im  Gefechte  bei 
St  Georges  am  18.  März  1814^  wo  er  heim  Dorfe  Marsengue  auf  den  Feind  stiess, 
der  in  einer  vortheilhaften  Stellung  zur  Annahme  des  Gefechtes  sich  bereit  zeigte, 
welches  Le  derer  auch  augenblicklich  eröffnete.  Die  Franzosen  wehrten  sich  mit 
vieler  Tapferkeit  und  vertheidigtcn  die  Dörfer  Laye  und  Longsard  standhaft; 
indess  vermochten  sie  doch  nicht  dem  überlegenen  Andränge  unserer  Truppen  zu 
widerstehen  und  räumten  ihre  StclUmg,  Lederer  verfolgte  sie  unaufgehalten  und 
weit  über  die  ihm  angedeutete  Sti-ecke,  über  Villcfranehe,  brachte  ihnen  beträcht- 
lichen Verlust  bei  und  eroberte  bei  dieser  Gelegenheit  4  Kanonen.  Mit  gleicher 
Ausdauer  setzte  er  den  Franzosen  nach  dem  Treffen  bei  Limonest  am  20.  März 
zu  und  drang  bis  St*  Symphorien  vor. 

Auch  bei  St.  Romans  am  2.  April,  welches  Gefecht  durch  den  abgeschlossenen 
Waffenstillstand  seiner  Thätigkeit  vordem  Feinde  das  Ziel  setzte,  hatte  sichLe  der  er 
unermüdet  bewiesen,  den  Gegner  auf  mehreren  Puncten  angegriffen,  Romans  er- 
stürmt, und  durch  seine  unwiderstehliche  Tapferkeit  die  Franzosen  allenthalben 
zurückgedrängt,  wiecr  denn  auch  in  allenVorfallen  seinen  Truppen  ein  schönesBeispicl 
von  Ausdauer  und  pei^sönlieJicr  Tapferkeit  gab.  ScineMajestät  der   Kaiser  ernannte 


n 


1301 

ihu  für  die  That  von  St.  Georges  mit  Handbillet  aus  Dijon  vom  28.  März  1814 
zum  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordens. 

Im  Jahre  1815  war  Leder  er  beim  ersten  Armeecorps  unter  JPeldzeugmeister 
Graf  Colloredo  und  wieder  mit  dem  Commando  der  Avantgarde  betrauet.  Als 
die  Operationen  am  26.  Juni  ihren  Anfang  genommen  hatten ,  stiess  er  auf 
der  Strasse  nach  Befort  auf  eine  feindliehe  Abtheilung  von  3000  Mann,  zum 
Corps  des  französischen  Generals  Lecourbe  gehörig,  und  warf  sie  nach  einem 
hitzigen  Gefechte  bis  .Donnemarie  zurück.  Einige  Tage  darnach  (am  1.  Juli) 
befreite  er  das  zweite  Jäger-Bataillon  unter  dem  Major  ßeuchlingen,  welches 
Cheremont  und  Besancourt  erobert  hatte  und  durch  ungestümes  Vordringen  in 
Gefahr  gerieth,  durch  einen  raschen  Angriff,  und  zwang  den  General  Le- 
courbe sich  hinter  Befort  zurückzuziehen.  Der  Kaiser  verlieh  ihm  die  Inha- 
berswürde des  2.  Dragoner-Regiments,  der  Monarch  Russlands  den  Annen-Orden 
erster  Classe. 

In  der  langen  Friedensepoche  war  Leder  er  berufen  einflussreichen  Stellen 
vorzustehen.  Vorerst  blieb  er  bis  zum  Jahre  1828  als  Divisionär  in  Italien,  wo  er 
sich  so  grosse  Verdienste  erwarb,  dass  ihn  der  Kaiser  mit  der  geheimen  Rathswürde 
und  mit  dem  Orden  der  eisernen  Krone  erster  Classe  belohnte,  dann  zum 
Commandirenden  in  Mähren,  im  Jahre  1830  mit  der  Beförderung  zum  General  der 
Cavallerie  in  Galizien  und  endlich  auf  den  wichtigen  Posten  nach  Ungarn  ernannte. 

Hier  blieb  er  siebenzehn  Jahre,  rastlos  bemüht  das  Vertrauen  zu  rechtfertigen, 
andererseits  aber  auch  sich  die  Liebe  der  Provinz  zu  gewinnen.  Die  Verleihung 
des  Indigenats  spricht  für  das  Letztere. 

Beinahe  80j  ährig,  ereilten  ihn  auf  diesem  Posten  die  Wogen  der  JBewegung, 
die  ihm  das  Abtreten  aus  der  Öffentlichkeit  wünschenswerth  machten.  Er  bat  um 
Enthebung  von  dem  durch  so  viele  Jahre  mit  Auszeichnung  bekleideten  Posten,  die 
ihm  auch  im  Juni  1848  mit  der  Erhebung  zum  Feldmarschall  in  gnädigsten 
Ausdrücken  zu  Theil  wurde. 

Leder  er  starb  zu  Hütteldorf  bei  Wien  am  10.  September  1849. 

SZENT-IVANY,  Karl  von,  Oberst  und  Kämmerer,  einem  alten  ansehnlichen 
ungarischen  Adelsgeschlechte  entsprossen  und  zu  Szent-Mihäly  1765  geboren,  hatte 
im  17.  Lebensjahre  die  Laufbahn  als  Cadet  bei  Nädasdy-Infanterie  begonnen. 

Der  Türkenkrieg  gab  ihm  als  Fähnrich  die  erste  Gelegenheit  sich  auszuzeich- 
nen, doch  ging  er  in  seinem  Eifer  so  weit,  dass  er,  als  Commandant  eines  Piquets 
von  30  Mann  bei  dem  Rückzuge  der  Armee  von  Karansebes  von  der  feindlichen 
Übermacht  angegriffen,  den  rechten  Zeitpunct  zum  Regimente  zu  stossen  versäumte 
und  in  die  Hände  der  Türken  fiel.  Sein  hiebei  bewiesener  Muth  wurde  durch  die 
Ernennung  zum  Oberlieutenant,  mit  Übergehung  der  Lieutenants-Charge  (1.  Fe- 
bruar 1789)  belohnt. 


1302 


Die  Feldziige  1795  und  1796  machte  Szcnt-IvilDy  als  Hauptmann  in  Ita- 
lien mit  und  wurde  im  September  1798  bei  der  ErHcbtung  des  48.  Infanterie- 
Regiments,  wozu  auch  das  4.  Bataillon  Nadasdy  den  Stamm  gab,  in  dieses  neue 
Regiment  übersetzt.  Die  Tage  von  Verona,  Mngnano  und  Novi,  bekanntlieh  huchst 
ruLinvoU  für  Wukassovich -Infanterie,  waren  auch  für  Szent-Iväny  von  Bedeu- 
tung, und  die  Schlacht  von  Caldiero,  wo  er  neues  Lob  erntete,  Veranlassung, 
dass  er  einige  Tage  darnach  (H.  November  1805)  zum  Major  befördert  wurde. 
Mit  der  Eintheilung  in  das  Infanterie-Regiment  Alvintzy  (Ende  1809)  beginnt 
die  glänzende  Epoche  in  dem  Leben  dieses  tapferen  Soldaten.  Was  das 
Regiment  im  Jahre  181 2,  dann  in  den  Befreiungskämpfen  unter  dem  Com- 
mando  des  Feldmarschall-Lieutenants  von  Bianchi  geleistet  und  wie  es 
seinen  Ruhm  in  allen  Gelegenheiten  gewahrt  und  erhöbt,  ist  aus  der  Kriegs- 
geschichte  bekannt;  es  verhalf  Szent-Ivdny  noch  im  October  1812  zur  Be- 
förderung zum  Oberst-Lieutenant  und  im  Jänner  1814  zum  Obersten  und  Com- 
mandanten  desselben. 

Inder  Schlacht  bei  Leipzig  errang  die  Tapferkeit  der  Krieger  von  Hes- 
scn-Homburg  —  diesen  Namen  führte  es  zu  jener  Zeit —  seinem  Brigadier 
General  Haugwitz,  und  spater  in  den  Gefechten  im  sQdHehen  Frankreich, 
welclie  der  Einnahme  von  Lyon  vom  17*  bis  20.  März  1814  vorangegangen 
waren,  seinem  Commandantcn,  dem  Obersten  Szont-Ivdny  das  schönste  Ehren- 
zeichen. 

Schon  bei  St.  Georges  und  Longsard  am  18.  März  entwickelte  Szent- 
Iv/my  an  der  Spitze  des  Regiments  aussergewöhnliche  Bravour  und  Hess  mit 
2  Compagaien  die  vom  Feinde  hartnäckig  verthcidigtcn  Dörfer  Laye  und  Longsard 
mit  Sturm  nehmen-  Am  20.  gab  er  durch  rühmliche  Tapferkeit  seinen  Soldaten 
ein  ausgezeichnetes  Beispiel  und  drückte  den  Feind  bis  an  die  Thorc  von  Lyon 
zurück,  dessen  Besitznahme  am  folgenden  Tage  erfolgte.  Die  Wichtigkeit  derselben 
war  von  nachhaltigen  Folgen  ;  nicht  nur  dass  die  in  den  südlichen  Departements 
vom  Feinde  eingeleiteten  Vertheidigungsanstaltentheils  in  ihrem  Entstehen  erdrückt^ 
theils  gelähmt j  die  französische  Armee  ward  auch  Ihrer  bcdeutendston  Hiilfsrjuellen 
beraubt  und  die  bedrohten  Verbindungslinien  der  Hauptarmee  der  Verbündeten 
mit  dem  Oberrhein  und  der  Schweiz  wieder  befreit. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  Franz  L,  diese  Verdienste  würdigend,  ernannte 
den  bei  so  vielen  Anlässen  sieh  tüchtig  bewiesenen  Szent-Iviiny  mit  Hand- 
schi'eibon  aus  Chlttillon  sur  Seine  vom  10.  April  1814  zum  Ritter  des  Maria 
Theresien-Ordens  und  verlieh  ihm  auf  eigenes  Ansuchen  im  Juli  1819  das  Fcstungs- 
Commando  zu  Loopoldstadt  in  Lmgarn. 

Daselbst  bcschloss  der  würdige  Veteran,  der  während  einer  55jährigen  auf- 
opfernden Dienstleistung  zwölf  Feldzügen  beigewohnt  hatfe,  am  3,  August  1838 
sein  thatenrciches  Leben. 


1303 

KELEMEN  von  Szdk^  Stephan^  Major,  von  adeliger  Abkunft ,  -war  zu 
Kerecsend  im  Heveser  Comitate  geboren  und  nahm  1800  Dienste  bei  der  ungari- 
schen Insurrection.  Von  hier  trat  er  im  November  1801  als  Cadet  in  das  Kürassier- 
Regiment  Erzherzog  Franz^  kam  dann  zur  ungarischen  adeligen  Garde  und  im 
October  1805  als  Unterlieutenant  in  das  Regiment  zurück,  wo  er  im  April  1809 
zum  Oberlieutenant  vorrückte. 

Als  die  Stände  Siebenbürgens  im  September  jenes  Jahres  das  Husaren-Freicorps 
Erzherzog  Karl  errichteten,  wurde  Kelemen  Rittmeister  in  demselben,  nach 
dessen  Reducirung  im  Februar  1810  aber  in  das  2.  Husaren-Regiment  Erzlierzog 
Joseph  eingetheilt. 

Die  Befreiungskämpfe  brachten  ihm  für  die  Thaten  auf  französischem  Boden 
durch  das  Oapitel  vom  Jahre  1815  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens. 

In  der  Schlacht  bei  Brienne  (1.  Februar  1814)  übernahm  Kelemen, 
welcher  mit  der  Obersten  -  Division  zur  Unterstützung  einer  von  den  feindlichen 
Kürassieren  geworfenen  Schwadron  vorrückte,  nach  der  tödlichen  Verwundung 
des  Divisions-Commandanten  Rittmeister  D  e  m  j  e  n  das  Commando,  übersetzte  der 
Erste  den  Graben  und  eiferte  die  Division  an,  dass  sie  ihm  nachsetzte,  in  den  Feind 
einhieb  und  ihn  zum  Rückzuge  zwang.  Bei  dem  Übergang  über  die  Seine  bei  Bar 
am  13.  Februar  war  Kelemen  bei  der  Arriferegarde.  In  der  Stadt  angekommen, 
erfuhr  er,  dass  der  Feind  mit  bedeutenden  Streitkräften  in  die  linke  Flanke  der 
Armee  gegen  Villeneuve  vorrücke  und  die  ganze  Bagage  der  Division  Spl^nyi 
und  der  bayerischen  Division  Rechberg  Gefahr  laufe  genommen  zu  werden. 
Kelemen  vernimmt  dies  kaum,  als  er  auch  mit  seiner  Schwadron  nach  Villeneuve 
aufbricht,  auf  zwei-  bis  dreimal  stärkere  feindliche  Cavallerie  stösst,  sie  angreift, 
mehrere  Gefangene  macht  und  den  Rest  über  vier  Stunden  weit  bis  Montereau 
verfolgt,  wo  er  sich  sowohl  diesen  Tag  als  auch  die  Nacht  über  hält,  bis  ihm  vom 
4.  Armeecorps  Unterstützung  zu  Theil  wird.  Durch  diese  entschlossene  Attaque 
und  die  hartnäckige  Vertheidigung  der  Stellung  wurde  die  Verbindung  mit  dem 
von  dem  Kronprinzen  von  Württemberg  commandirten  4.  Armeecorps  gesichert  und 
die  Franzosen  waren  bemüssigt  die  Brücke  bei  Montereau  in  die  Luft  zu  sprengen. 

Auch  in  der  Schlacht  bei  Ar  eis  sur  Aub  e  am  20.  März  bewährte  der  tapfere 
Kelemen  seine  Klugheit  und  Entschlossenheit.  Nachdem  mehrere  Kosacken- 
Abtheilungen  die  feindliche  Reiterei  angegriffen,  geworfen  und  einige  Geschütze 
genommen  hatten,  mussten  sie  der  andrängenden  Übermacht  weichen.  Die  Oberst- 
Division  des  Erzherzog  Joseph-Husaren-Regiments,  von  Kel emen  befehligt,  erhielt 
jetzt  Befehl,  den  vordringenden  Feind  aufzuhalten.  Schnell  sprengte  der  tapfere 
Officier  demselben  entgegen  und  veranlasste  ihn  die  errungenen  Vortheile  mit  der 
Flucht  zu  vertauschen,  bei  welcher  Gelegenheit  den  Husaren  vier  Geschütze  in  die 
Hände  fielen,  die  jedoch  aus  Mangel  an  Bespannung  nicht  fortgeschafft  werden 
konnten. 


1304 

Dieser  brave  Krieger  hatte  dem  Staate  28  Jahre  gedient;  er  starb  zu  Gyön- 
gyös  in  Ungarn  am  4.  März  1822  als  pensionirter  Major. 

WERNHARDT,  Paul  Freiherr  von,  General  der  Cavallerie,  geheimer  Rath, 
Inhaber  des  3.  Chevauxlegers-  (nunmehrigen  8.  Uhlanen-)  Regiments,  Sohn  eines 
ungarischen  Edelmannes,  war  zu  Pösing  bei  Pressburg  den  25.  Jänner  1776 
geboren. 

Ohne  Protection  hat  sich  Wer  nhar  dt  nur  durch  sein  Verdienst  die  Beförde- 
rung ausser  der  Tour  in  den  Chargen  bis  zum  Obersten  errungen  und  alle  Orden, 
welche  seine  tapfere  Brust  zierten,  durch  einsichtsvollen  Muth  auf  den  Schlacht- 
feldern erworben;  in  zwölf  Feldzügen  hatte  er  3  Belagerungen,  19  Schlachten 
und  36  Gefechten  beigewohnt,  und  sowohl  im  Frieden  als  im  Kriege  durch 
54  Jahre  und  in  höheren  Stellungen  ausgezeichnete  Dienste  geleistet. 

Schon  in  der  ersten  feindlichen  Action  bei  Cateau  (26.  April)  1794  that  ersieh 
als  Cadet  von  Zeschwitz-Eürassieren  so  rühmlich  hervor,  dass  er  für  die  goldene 
Tapferkeits-Medaille  beantragt,  diese  nur  desshalb  nicht  erhielt,  weil  er  noch  in 
demselben  Jahre  zum  Lieutenant  bei  Erzherzog  Franz-Kürassieren  befördert 
wurde.  In  demselben  Jahre  focht  er  noch  in  den  Schlachten  von  Tourcoing, 
Tournay,  Charleroy  und  Fleurus,  dann  in  den  Treffen  bei  Premont  und  Mastricht 
und  wohnte  der  Belagerung  von  Landrecy  bei,  war  dann  in  den  folgenden  drei  Feld- 
zügen und  fand  1799  Gelegenheit  bei  Stockach  durch  seine  Entschlossenheit  sich 
das  Lob  des  Erzherzogs  Karl  zu  verdienen  und  wegen  Auszeichnung  ausser  seiner 
Tour  zum  Oberlieutenant  im  Regimente  befördert  zu  werden.  Dem  hier  beurkun- 
deten militärischen  Talente  verdankte  Wernhardt  die  alsbaldige  Verwendung  in 
der  Eigenschaft  eines  Generalstabs-Officiers  bei  dem  Corps  des  Generals  Prinzen 
Hohenlohe,  und  der  glückliche  Ausgang  des  von  diesem  am  3.  November  bei 
Bönigheim  gelieferten  Treffens,  welches  den  Entsatz  von  Philippsburg  zur  Folge 
hatte,  war  zumeist  der  Klugheit  des  jungen  Officiers  zuzuschreiben.  Nachdem  er 
noch  mehrere  Actionen  in  diesem  und  dem  folgenden  Jahre  mitgemacht  hatte, 
versah  er  Adjutanten-Dienste  beim  Feldmarschall- Lieutenant  Grafen  R  i  e  s  c  h ,  wohnte 
dem  unglücklichen  Feldzuge  1805  in  Deutschland  bei,  avancirte  zum  Rittmeister 
und  verwendete  die  eingetretene  Müsse  zu  theoretischen  Studien  über  seinen 
Stand  und  zu  manchen  werthvoUen  schriftlichen  Ausarbeitungen. 

Im  Jahre  1809  zum  Hauptmann  im  General-Stabe  übersetzt  und  in  das  Ilaupt- 
(^uartier  des  Generalissimus  bestimmt,  befand  er  sich  in  dieser  Eigenschaft  in  den 
Treffen  bei  Landshut,  Hausen  und  Regensburg;  bei  Apcrn  verschaffte  ihm  seine 
Tapferkeit,  Thätigkeit  und  Verwendbarkeit  die  Zufriedenheit  seines  erlauchten 
Feldherrn  in  solchem  Masse,  dass  er  weit  ausser  seiner  Tour  zum  Major  und  gleich- 
zeitig zum  Flügel- Adjutanten  des  Generalissimus  befördert,  und  bei  Wagram  in  der 
Relation  unter  den  Ausgezeichneten  genannt  wurde. 


1305 

Bei  Beginn  des  Feldznges  1813  zum  Oberst-Lieutenant  bei  Hohenzollern- 
Kürassiere^  ernannt,  wurde  er  dem  Grossfiirsten  Constantin,  welcher  Inhaber 
dieses  Regiments  geworden,  als  Adjutant  zugetheilt,  und  es  hatte  ihm  diese  uner- 
wartete Commandirung  vielfachen  Anlass  zur  Auszeichnung  geboten.  Wern- 
hardt's  Offenheit  und  ritterlicher  Sinn  wendeten  ihm  sehr  bald  das  volle  Ver- 
trauen dieses  Prinzen  zu,  und  schon  in  der  Schlacht  von  Leipzig  kam  ihm  dies 
vortrefflich  zu  Statten.  An  beiden  Tagen  hatte  er  sich  aus  eigenem  Antriebe  immer 
auf  die  kritischen,  gefahrvollsten  Puncte  begeben,  um  den  Monarchen  und  dem 
Oberbefehlshaber  die  zuverlässigsten  Berichte  über  die  jeweilige  Lage  der  Dinge 
zu  erstatten,  so  dass  zu  verschiedenen  Malen  auf  die  von  ihm  dargestellte  Noth- 
wendigkeit  von  dem  Fürsten  zu  S ch war zenberg  zweckmässige  Anordnungen 
gemacht  wurden ,  welche  wesentlich  zum  glücklichen  Ausschlage  beitrugen.  Li 
Folge  dieser  Verdienste  wurde  er  zum  zweiten  Obersten  im  Regimente  mit  Belas- 
sung in  seiner  Anstellung  befördert,  während  ihm  russischer  Seits  der  St.  Annen- 
Orden  2.  Classe  in  Brillanten  verliehen  wurde.  Im  darauf  folgenden  Jahre  kämpfte 
Wernhardt  in  der  Schlacht  von  Brienne,  im  Treffen  bei  Troyes  und  bei 
Ar  eis  sur  Aube  am  21.  und  22.  März.  An  letzterem  Tage  erwarb  er  sich  beson- 
deren Ruhm  und  auch  nach  Beschluss  des  Capitels  vom  Jahre  1816  das  Ritter- 
kreuz des  Maria  Theresien-Ordens. 

Wernhardt  hatte  als  Volontär  in  der  Suite  des  Kronprinzen  von  Württemberg 
dieser  Schlacht  beigewohnt.  Die  Franzosen  waren  bereits  auf  dem  Rückzuge  und 
auf  den  Besitz  von  Arcis  beschränkt.  Da  erbot  er  sich  auf  die  Meldung  des  rus- 
sischen Generals  Rajewski,  dass  seine  Vortruppen  in  die  Stadt  eingedrungen 
seien,  freiwillig  die  Lage  der  Dinge  persönlich  zu  erkundschaften  und  dem  Kron- 
prinzen verlässliche  Rapporte  darüber  zu  erstatten.  Allerdinga  fand  er  zwar  die 
Avantgarde  jenes  russischen  Corps  von  der  südlichen  Seite  bis  gegen  den  Platz, 
den  Feind  aber  noch  im  Besitze  der  zur  Brücke  führenden  Strasse,  welche  derselbe 
standhaft  vertheidigte.  Er  erkannte  sogleich,  dass  die  Stadt  auf  diesem  Wege  nur 
mit  unendlicher  Anstrengung  und  Aufopferung  an  Leuten  zu  erobern  sei,  während 
es  möglich  wäre  durch  Wegnahme  des  nördlich  gelegenen  Schlosses  diese  Strasse 
von  rückwärts  zu  bedrohen  und  dadurch  den  Feind  zum  schnellen  Rückzuge  zu 
zwingen.  Ln  Begriffe  mit  dieser  Entdeckung  zum  Kronprinzen  zurückzukehren, 
stiess  Wernhardt  auf  das  von  einer  anderen  Seite  eingedrungene,  ebenfalls  auf 
die  Hauptstrasse  gegen  die  erwähnte  Brücke  dirigirte  erste  Bataillon  von  Gross- 
herzog Würz  bürg  —  jetzt  Baron  Prochaska  —  unter  Commandö  des  Haupt- 
manns Bin  der  (s.d.).  Hier  war  keine  Zeit  zu  verlieren.  Wernhardt  nahm  es  daher 
ohne  Zaudern  auf  seine  Verantwortung,  diesem  Bataillon  eine  andere  Richtung  zu 
geben,  und  führte  es  rechts  durch  eine  Seitenstrasse  gegen  dasSchloss,  welches  er, 
vom  Pferde  gestiegen,  an  der  Spitze  der  ersten  Division  im  ersten  Anlaufe  erstürmte. 
Dort  liess  er  sogleich  die  längs  dem  Fluss-Ufer  laufende  Gartenmauer  stark  mit 


1306 


Plänklern  besetzen,  pousairte  dessgleichen  starke Tirailleiir-Abtlxcilungcn  gegen  die 
Biiicke  und  reclite  Sehe  der  Hauptstrasse,  um  den  Feind  im  Rücken  zu  bedrohen, 
und  Hess  rechts  von  dem  Schlosse  2  Kanonen  auffiiliren,  um  unter  deren  Schutz 
auf  eine  nur  durch  einen  schmalen  Arm  von  dem  Schlosagraben  getrennte  Insel 
überzusetzen^  welche  sich  dergestalt  gegen  das  rechte  Ufer  hinzieht,  dass  man  von 
derselben  die  Brücke  vollkommen  fiankii^en  konnte.  Er  liess  zu  diesem  Ende 
sogleich  aus  den  nächsten  Häusern  Balken,  Breiter  und  Ilausthore  zu  einer  Notb- 
brücke  herbeischaffen.  Diese  Anstalten  lenkten  des  Feindes  Aufmerksamkeit  auf 
die  Wichtigkeit  jenes  Unternehmens,  und  er  richtete  daher  sowohl  von  der  Insel 
als  vom  jenseitigen  Ufer  ein  überaus  lieftiges  Feuer  dagegen.  Dessenungeachtet  fuhr 
Wernhardt  unausgesetzt  fort  die  Anstalten  zum  Übergänge  im  heftigsten  Kugel- 
regen persönlich  zu  leiten,  um  durch  sein  Beispiel  die  Mannschaft  anzueifern,  was 
so  guten  Erfolg  hatte,  dasa  der  Feind  für  seinen  Rückzug  besorgt  wurde  und  in 
grösster  Verwirrung  mit  Zurücklassung  vieler  Gefangenen  und  aller  Verwundeten 
über  die  Brücke  flüchtete,  wobei  Wern  hardt's  Kanonen  ihm  noch  beträchtlichen 
Schaden  zufügten.  Das  gegen  seine  x\btheilung  dirigirte  Feuer  war  aber  so  ver- 
heerend gewesen,  dass  alle  ihn  zunächst  Umgebenden  entweder  getödtet  oder  ver- 
wundet wurden,  nur  er  allein  blieb,  vom  Glücke  begünstigt,  unversehrt. 

iTicht  geringer  warenWern  hardt*s  Verdienste  in  den  Schlachten  bei  Fere 
Champenoise  und  Paris j  hier  wurde  namentlich  auf  seinen  Rath  das  wichtige 
Dorf  Pantin  noch  in  Zeiten  von  den  Truppen  der  Verbündeten  besetzt  und  er  war 
es,  welcher  einer  der  Ersten  über  diesen  Ort  bis  an  die  Barriere  von  St  Martin 
vordrang  und  den  Muth  der  Truppen  durch  eigenes  Beispiel  vorzüglicher  Tapfer- 
keit anfeuerte  und  erhöhte. 

Der  Oberfeldherr  Fürst  von  Seh  warzenberg,  von  den  ausgezeichneten 
Diensten  und  der  besonderen  Brauchbarkeit  Wer  nhardt's  in  genauer  Kenntniss, 
erbat  sich  ihn  im  folgenden  Jahre  zum  General-Adjutanten,  in  welcher  Anstellung 
er  bis  zum  Ableben  des  FeldmarschalLs  blieb.  Dann  ward  ihm  das  Commando  des 
Chcvauxlegers-Regiments  Graf  Klenau,  und  bereits  im  Jahre  1818  der  statuten- 
massige Freiherrnstand  verliehen. 

Er  nahm  1821  an  der  Expedition  gegen  Piemont  Theil,  avancirte  im  April 
1826  zum  General-Major  und  erhielt  eine  Brigade  in  Pesth.  AlsStadteommandant 
gelang  es  ihm  im  Jahi-e  1831  den  daselbst  wegen  Sperrung  der  Donaub rücke  beim 
Ausbruche  der  Cholera  entstandenen  bedeutenden  Sfrassentiimölt,  mit  nur  zwei 
schwachen  Bataillonen  zur  Disposition,  durch  persönliche  Kaltblütigkeit  und  Energie 
zu  dämpfen.  Bald  darauf  zum  Feldmarsehall-Licutenant  befördei-t,  wai-d  er,  einer 
der  jüngsten  in  seiner  Charge,  im  Juni  1834  zum  eommandirenden  Generalen  in 
Siebenbürgen  j  mit  gleichzeitiger  Verleihung  der  geheimen  Rathswürde  ernannt. 
Mit  dieser  Wahl  Air  den  wichtigen  Posten  war  auch  sein  hoher  Werth  und  das 
ilass  des  AUerhöelisteu  Verti*auenß  öffentlich  bczeiehDct. 


1307 

Durch  zwölf  Jahre  hatte  er  die  Militär-Administration  dieses  Landes  mit  eben 
so  viel  Einsicht  als  Würde  nnd  Kraft  geleitet,  und  seine  hohe  Stellung  auch  in 
ausserdienstlicher  Hinsicht  glänzend  repräsentirt.  Als  er  am  16.  Mai  1843  sein 
fünfzigstes  Dienstjahr  zurücklegte  und  sich  jede  Feierlichkeit  verbat ,  bewiesen 
ihm  trotzdem  seine  Untergebenen  ihre  Hochachtung,  Anhänglichkeit  und  Dankbar- 
keit durch  Überreichung  eines  prachtvollen  Ehrendegens. 

Die  überstandenen  Strapazen  der  mitgemachten  beschwerlichen  Campagnen, 
die  unausgesetzten  Anstrengungen  seiner  Geistes-  und  Eö'rperkräfte  hatten  seine 
Gesundheit  so  sehr  verschlimmert,  dass  er  sich  verpflichtet  fand  im  Mai  1846  um 
seine  Versetzung  in  den  Ruhestand  einzuschreiten.  Diese  wurde  ihm  in  den  ehren- 
vollsten erhebenden  Worten  mit  Verleihung  des  Charakters  eines  Generals  der 
Cavallerie  bewilligt ;  aber  nicht  lange  sollte  er  sich  desselben  erfreuen. 

Besorgt  um  die  Zukunft  seiner  Gattinn,  entschloss  er  sich  trotz  der  körper- 
lichen Leiden  im  August  die  beschwerliche  Reise  nach  Wien  anzutreten.  Kaum 
hier  angelangt,  endete  eine  Lähmung  am  13.  September  1846  sein  thatenreiches, 
ausgezeichnetes  Leben. 

GaLL,  Freiherr  von ,  grossherzoglich  hessischer  Qeneral-Major,  commandirte  nach  dem 
Rhein-Übergange  eine  Brigade  in  der  hessen-dannstädtisohen  Division  unter  dem  Prinzen  Emil 
beim  6.  deutschen  Bundescorps,  und  zeichnete  sich  bei  der  Vorrfickung  gegen  Lyon  und  vorzüg- 
lich im  Gefechte  bei  Belleville  am  18.  März  1814  durch  Einsicht  und  Tapferkeit  aus,  wofür  ihm 
mit  Allerhöchstem  Handbillet  aus  Dijon  vom  29.  März  1814  das  Bitterkreuz  zu  Theil  wurde. 

Er  starb  im  Jahre  1820. 

WEIGL  von  Löwenwarth,  Joseph  Freiherr,  Feldmarschall-Lieutenant, 
Inhaber  des  42.  Infanterie-Regiments,  hatte  dem  Staate  58  Jahre  mit  Auszeichnung 
gedient  und  wurde  schon  im  Jahre  1803  wegen  ununterbrochener  30jähriger,  in 
allen  Feldzügen  geleisteter  vorzüglicher  Dienste  in  den  Adelstand  erhoben.  Beson- 
deren Eifer  bewies  er  in  den  Kriegen  1805,  1809,  1813 — 1815,  namentlich  als 
Oberst  von  Reisky-Infanterie  im  Gefechte  bei  Feistritz  am  6.  September  1813, 
dann  das  Jahr  darnach  bei  der  Blockade  von  Besannen  als  General-Major. 

Dieser  brave  Krieger  hatte  Gelegenheit  gehabt  in  der  langen  Dienstzeit  mehr 
als  zweihundert  feindlichen  Actionen  beizuwohnen ;  er  stand  bei  der  Belagerung 
von  Belgrad  als  Oberlieutenant  des  Infanterie-Regiments  Kheul,  wohnte  derVer- 
theidigung  von  Ma  stricht  bei,  wo  ersieh  bei  allen  Ausfällen  vorzüglich  gut 
benommen,  den  Schlachten  bei  Maubeuge,  Valenciennes  und  le  Quesnoy;  und  war 
dann  als  Grenadier-Hauptmann  bei  der  Vorrückung  in  das  Genuesische  gegen 
Savona  thätig,  wo  er  einen  feindlichen  Angriff  abwies  und  verwundet  wurde.  Bald 
darauf  überkam  Weigl  bei  dem  Sturme  auf  die  Verschanzungen  von  Lonato  eine 
zweite  gefährliche  Wunde,  zeichnete  sich  aber  hiebei  so  vorzüglich  aus,  dass  er 
ausser  seiner  Tour  die  Beförderung  zum  Major  erhielt. 


}sm 


Im  Jahre  1814  conimaDdktc  er  die  Grenadier -Brigade  des  Reserve-Corps  imd 
wurde  zu  Anfaijg  Jänner  mit  den  Brigaden  Coburg  und  Beck  und  dem  Küras- 
sier-Kegimente  Erzherzog  Franz  unter  Feld marschall -Lieutenant  Fürst  Aloys 
Liechtenstein  zur  Einschliessung  von  Besan^on  beordert.  Als  Napoleon 
über  St.  Dizier  vordrang  und  man  allgemein  glaubte  er  werde  Besan^on  und 
Auxonne  entsetzen  und  sich  niit  Augereau  vereinigen,  trat  für  das  Blockade- 
corps eine  kritische  Epoche  ein  und  es  war  vorauszusehen,  dass  der  Commandant 
des  Platzes,  General  Marulaz,  den  günstigen  Augenblick  benützen  werde.  Am 
31.  März  und  am  1.  April  unternahm  er  auch  kräftige  Audfiillc  mit  überlegener 
Macht,  welche  aber  durch  WeigFs  Energie  auf  allen  Punctcn  mit  Verlust  zurück- 
geschlagen wurden.  Weigl  entwickelte  bei  dieser  Gelegenheit  die  grösste  Ein- 
sicht und  Tapferkeit  und  der  Fürst  Aloys  Liechtenstein  bezengte^  dass  nur 
seiner  besonderen  Umsicht  die  Abwendung  der  Gefahr  zu  danken  war.  Seine 
Majestät  veiücb  dem  ergrauten  tapferen  Krieger  mit  Ilandhillet  ans  Dijon  vom 

2.  April  1814  das  Kitter  kreuz,   und  einige  Monate  später  den  Freiherrnstand. 

Weigl  starb  als  Feldmarschall-Lieutenant  und  Divisionui-  zu  Brescia  am 
28.  Februar  1830  im  83.  Lebensjahre. 

BOÜEGUIGNON  von  Baumberg,  Anton  Freiherr,  Oberst,  zu  Wien  ira  Jahre 
1766  geboren,  wui'de  Im  Februar  1784  Cadet  bei  Wilhelm  Schröder-Infanterie 
Nr.  7  und  hatte  alle  Ki^iege  von  1788  an  bis  zum  Pariser  Frieden  mitgemacht.  Im 
Jahre  1790  zum  Obcrlieutenant  bei  Eduard  D* Alton-Infanterie  Nr.  15  befördert, 
gcricth  Eourguignon  1797  bei  dem  Übergänge  der  Franzosen  über  den  Rhein 
bei  Kehl  am  20,  April  nach  muthigcr  Vertbcidigung  seiner  Stellung  in  Gefangen- 
Bchaft.  Im  Jahre  18ü9  focht  er  als  Major  bei  dem  2*  Armeecorps,  avancirte  im 
Octobcr  1813  zum  Oberst-Lieutenant  bei  Lusignan-Infanterie  Nr.  16  und  kam 
dann  zur  Ai'mee  des  Feldzeugmeisters  Hill  er  nach  Inneröstcrroich. 

Am  12.  April  1814  erhielt  die  in  der  Gegend  von  Parma  gestandene  Division  des 
Fcldmarschall-Lieutcnants  Grafen  Nugcnt  Bcfelil,  den  vom  Feinde  besetzten 
Taro  zu  passiren  und  gegen  Piacenza  vorzurücken.  Die  Division  wurde  in  drei 
Colonncn  geordnet  und  die  Nacht  vom  12*  auf  den  13.  zur  Ausführung  des  Über- 
ganges bestimmt.  Die  erste  Colonne  unter  Führung  des  General -Majors  von  G  ob  er 
hatte  bei  Modcsano  links  von  der  Hauptstrasse ,  welche  von  Parma  auf  Piacenza 
fuhrt,  den  Taro  zu  überschreiten,  dann  iiberCastelnuovo  diTcrzo  gegen  die  Chaussee 
vorzudringen  und  sich  auf  den  dortigen  Anhöhen  aufzustellen;  die  zweite  Colonne 
unter  Führung  des  General -Majors  Grafen  Starli  cm  bcrg  an  der  Oauptstrasse 
selbst  gegen  Castel  Guelfo  vorzudringen.  Die  dritte  Colonne,  geführt  von  Bour- 
guignon,  welche  aus  einer  und  einer  halben  Schwadron  Uadetzky-Husarcn,  dem 

3.  Bataillon  des  Infanteric-KcgiJiicnts  Lusi gn an  und  einer  halben  dreipfündigen 
Batterie  bestand^  soUte  bei  Grugno  den  Taro  Übersotzen  und  daan  mit  äorgfaltiger 


- 


4 


1309 

Beobachtung  dor  Posten  von  San  Secondo  und  mit  Vorsicht  für  die  rechte  Flfinkel 
über  Castione  gegen  Corte  Maggiore  vorrücken.  Am  13.  Morgens  4  Uhr  iaberschritt 
Bou  rguignon  mit  seiner  Colonne  im  Angesichte  des  Feindes  den  Taro,  warf  ihn 
zurück,  wobei  3  Officiere  und  20  Mann  zu  Gefangenen  gemacht,  dann  4  Pferde  und 
1  Fahne  erbeutet  wurden,  und  verfolgte  ihn  bis  Saragna,  wo  er  eine  feste  Stellung 
zu  nehmen  beahsichtigte.  Nachdem  sich  Bon  rguignon  auch  dieses  Ortes  nach 
einem  sehr  hai-tnackigcn  zweistündigen  Gefechte  stürmend  l>emächtigt  und  wieder 
mehrere  Gefangene  gemacht  hatte,  erreichte  er,  in  fortwährender  Verfolgung  des 
Feindes  begrificn,  um  4  Uhr  Nachmittags  Chiaravallc.  Die  Bestimmung  der  Colonne 
war  anf  die  Höhen  von  Corte  Maggiore  zu  rücken;  da  jedoch  um  diese  Zeit  ein 
bedeutendes  Gcwehrfcuer  in  der  Richtung  gegen  F  i  o  r  e  n  z  u  o  1  a  vernommen  wurde, 
so  beschloas  B  o  u  r  g  u  i  g  n  o  n,  ungeachtet  der  Ermüdung  seiner  Infanterie  nach  einem 
zwölfstündigen  sehr  beschwerlichen  Marsche,  ohne  Verzug  nach  dieser  Gegend  zu 
eilen.  Bei  seiner  Ankunft  waren  die  dort  im  Feuer  gestandenen  Bataillone  von 
Ben  jowsky  ond  Erzherzog  Karl-Landwehr  durch  den  Feind,  der  namhafte  Kräfte 
aufgeboten  hatte,  bereits  arg  in  das  Gedränge  gekomnien  undzumTheil  aucii  wirk- 
lieh zum  Weichen  gebracht,  denn  es  waren  die  Truppen  der  Generale  Starhem- 
b  c r g  und  S  c  n  i  tz  o  r  mit  Übermacht  in  der  Front  angegrifien  und  die  rechte  Flanke 
des  Letztern  umgangen  worden.  Bourguignon  liess  sogleich  seine  Infanterie 
an  den  wichtigsten  Puncten  Thei!  an  dem  Gefechte  nehmen  und  stellte  seine  zwei 
Geschütze  und  die  Cavallcric  so  vortheilhaft  auf,  dass  erstere  durch  ihr  wohlan- 
gebrachtes  Feuer,  letztere  durch  eine  imponironde  Stellung  das  weitere  Vordringen 
dos  Feindes  in  die  rechte  Flanke  des  General-Majors  Senitzer  verhinderten. 
I[ierauf  wurden  die  Franzosen  durch  vereinte  Kräfte  zum  Rückzüge  gezwungen,  so 
dass  sie  bald  nachher  auch  Fiorenzuola  räumten.  Am  14.  April  erschien  die 
öatcrrcichisehe  und  neapolitanische  Armee  gegen  Mittag  vor  Ponte  Nura.  Diese  frei 
ausgeführte  Vorrückung  Bourguignon*ö  hatte  das  zweifelhafte  Gefecht  zu 
unserem  Vortheilc  entschieden  und  ihm  wardhiefiirim  Capitel  vom  Jahre  1815  das 
Kitterkreuz  des  Maria  Thercsien-Ordens  zuerkannt. 

Übrigens  hatte  sich  dieser  brave  Officier  schon  im  Treffen  bei  Nollcndorf 
am  18,  September  1813  als  erster  Major  und  Intcrinis-Iicgiments-Commandant  von 
VogelsRng-Infanterie  so  ausgezeichnet  benommen,  dass  er  über  Anempfehlung  des 
Corps-Commandantcn  General  der  Cavallerie  Grafen  Mcrveldt  ausser  der  Tour 
die  Beförderung  zum  Oberst-Lieutenant  erhalten  hatte, 

Bourguignon  wurde  im  December  1824  Oberst  und  Commandant  des 
36.  Infanterie-Regiments  und  trat  nach  44  mit  Auszeichnung  zurückgelegten  Dien.^t- 
Jahren  in  den  Ruhestand.  Er  starb  zu  Wien  am  6*  August  1833. 


ZOLIKRK,    Frettierr  TOfi,    ki^nigUch  bAycrlAolior  OenorAl-Li^uteniinl   ond  DkUtoni  •  Com* 
inaiidAnt,  xu  Iteg^twb^rg  «m  25.  Februnr  1821  gatiorben,  liatte  dio  DotAgisrung  von  HUningen 


1302 

Die  Feldzüge  1795  und  1796  machte  Szent-Iväny  als  Hauptmann  in  Ita- 
lien mit  und  wurde  im  September  1798  bei  der  Errichtung  des  48.  Infanterie- 
Regiments,  wozu  auch  das  4.  Bataillon  Nädasdy  den  Stamm  gab,  in  dieses  neue 
Regiment  übersetzt.  Die  Tage  von  Verona,  Magnano  und  Novi,  bekanntlich  höchst 
ruhmvoll  für  Wukassovich-Infanterie,  waren  auch  für  Szent-Iväny  von  Bedeu- 
tung, und  die  Schlacht  von  Caldiero,  wo  er  neues  Lob  erntete,  Veranlassung, 
dass  er  einige  Tage  darnach  (11.  November  1805)  zum  Major  befördert  wurde. 
Mit  der  Eintheilung  in  das  Infanterie-Regiment  Alvintzy  (Ende  1809)  beginnt 
die  glänzende  Epoche  in  dem  Leben  dieses  tapferen  Soldaten.  Was  das 
Regiment  im  Jahre  1812,  dann  in  den  Befreiungskämpfen  unter  dem  Com- 
mando  des  Feldmarschall-Lieutenants  von  Bianchi  geleistet  und  wie  es 
seinen  Ruhm  in  allen  Gelegenheiten  gewahrt  und  erhöht,  ist  aus  der  Kriegs- 
geschichte bekannt;  es  verhalf.  Szent-Iväny  noch  im  October  1812  zur  Be- 
förderung zum  Oberst-Lieutenant  und  im  Jänner  1814  zum  Obersten  und  Com- 
mandanten  desselben. 

In  der  Schlacht  bei  Leipzig  errang  die  Tapferkeit  der  Krieger  von  Hes- 
sen-Homburg —  diesen  Namen  führte  es  zu  jener  Zeit —  seinem  Brigadier 
General  Haugwitz,  und  später  in  den  Gefechten  im  südlichen  Frankreich, 
welche  der  Einnahme  von  Lyon  vom  17.  bis  20.  März  1814  vorangegangen 
waren,  seinem  Commandanten,  dem  Obersten  Szent-Iväny  das  schönste  Ehren- 
zeichen. 

Schon  bei  St.  Georges  und  Longsard  am  18.  März  entwickelte  Szent- 
Iväny  an  der  Spitze  des  Regiments  aussergewöhnliche  Bravour  und  liess  mit 
2  Oompaguien  die  vom  Feinde  hartnäckig  vertheidigten  Dörfer  Laye  und  Longsard 
mit  Sturm  nehmen.  Am  20.  gab  er  durch  rühmliche  Tapferkeit  seinen  Soldaten 
ein  ausgezeichnetes  Beispiel  und  drückte  den  Feind  bis  an  die  Thore  von  Lyon 
zurück,  dessen  Besitznahme  am  folgenden  Tage  erfolgte.  Die  Wichtigkeit  derselben 
war  von  nachhaltigen  Folgen  ;  nicht  nur  dass  die  in  den  südlichen  Departements 
vom  Feinde  eingeleiteten  Vertheidigungsanstaltentheils  in  ihrem  Entstehen  erdrückt, 
theils  gelähmt,  die  französische  Armee  ward  auch  ihrer  bedeutendsten  Hülfsquellen 
beraubt  und  die  bedrohten  Verbindungslinien  der  Hauptarmee  der  Verbündeten 
mit  dem  Oberrhein  und  der  Schweiz  wieder  befreit. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  Franz  L,  diese  Verdienste  würdigend,  ernannte 
den  bei  so  vielen  Anlässen  sich  tüchtig  bewiesenen  Szent-Iväny  mit  Hand- 
schreiben aus  Chätillon  sur  Seiiie  vom  10.  April  1814  zum  Ritter  des  Maria 
Theresien-Ordens  und  verlieh  ihm  auf  eigenes  Ansuchen  im  Juli  1819  das  Festungs- 
Commando  zu  Leopoldstadt  in  Ungarn. 

Daselbst  bcschloss  der  würdige  Veteran,  der  während  einer  55jährigen  auf- 
opfernden Dienstleistung  zwölf  Feldzügen  beigewohnt  hatte,  am  3.  August  1838 
sein  thatcnreiches  Leben. 


1303 


KELEMEN  von  Szdk,  Stephan,  Major,  von  adeliger  Abkunft,  war  zu 
Kerecsend  im  Heveser  Comitate  geboren  und  nalim  1800  Dienste  bei  der  ungari- 
schen Insurrection.  Von  hier  trat  er  im  November  1801  als  Cadct  in  das  Kürassicr- 
Ilegiment  Erzherzog  Franz,  kam  dann  zur  ungarischen  adeligen  Garde  und  im 
October  1805  als  Ilnterlieutenant  in  das  Regiment  zurück,  wo  er  im  April  1809 
zum  Oberlieutenant  vorrückte. 

Als  die  Stände  Siebenblirgens  im  September  jenes  Jahres  das  Husaren-Freieorpa 
Erzherzog  Karl  errichteten,  wurde  Ke lernen  Rittmeister  in  demselben,  nach 
dessen  Reducirung  ira  Februar  1810  aber  in  das  2.  Husaren -Regiment  Erzherzog 
Joseph  eingetheilt 

Üie  Befreiungskämpfe  brachten  ihm  für  die  Thaten  auf  französischem  Boden 
durch  das  Capitel  vom  Jahre  1815  das  Rittorkreuz  dos  Maria  Theresien-Ordens. 

In  der  Schlacht  bei  Brienne  (L  Februar  1814)  übernrihm  Kelcmen, 
welcher  mit  der  Obersten -Division  zur  Unterstützung  einer  von  den  feindlichen 
Kürassieren  geworfenen  Schwadron  vorrückte,  nach  der  tödlichen  Verwundung 
des  Divisions-Commandanten  Rittmeister  D  e  m j  e  n  das  Commando,  übersetzte  der 
Erste  den  Graben  und  eiferte  die  Division  an,  Jass  sie  ihm  naclisetzte,  in  den  Feind 
einhieb  und  ihn  zum  Rückzuge  zwang.  Bei  dem  Übergang  über  die  Seine  bei  Bar 
am  13.  Febiniar  war  Kelcmen  bei  der  Arri^regarde.  In  der  Stadt  angekommen, 
erfuhr  er,  dass  der  Feind  mit  bedeutenden  StreitkrUfton  in  die  linke  Flanke  der 
Armee  gegen  Villen euve  vorrücke  und  die  ganze  Bagage  der  Division  Spl  ^nyi 
und  der  bayerischen  Division  Rech  borg  Gefahr  laufe  genommen  zu  werden, 
Kelemcn  vernimmt  dies  kaum,  als  er  auch  mit  seiner  Schwadron  nach  Villeneuve 
aufbricht,  auf  zwei-  bis  dreimal  stärkere  feindliche  Cavallerie  stösst,  sie  angreift, 
mehrere  Gefangene  macht  und  den  Rest  über  vier  Stunden  weit  bis  Montereau 
verfolgt,  wo  er  sich  sowohl  diesen  Tag  als  auch  die  Nacht  über  hält,  bis  ihm  vom 
4.  Armeecorps  Unterstützung  zu  Theil  wird.  Durch  diese  entschlossene  Attaque 
und  die  hartnackige  Vertheidiguog  den-  StoUung  wurde  die  Verbindung  mit  dem 
von  dem  Kronprinzen  von  Württeraborg  conimandirten  4.  Armeecorps gesichert  und 
die  Franzosen  waren  bemüssigt  die  Brücke  bei  Montereau  in  die  Luft  zu  sprengen. 

Auch  in  der  Schlacht  bei  Arcis  sur  Aube  am  20.  März  bewährte  der  tapfere 
Kelcmen  seine  Klugheit  und  Entschlossenheit.  Nachdem  mehrere  Kosacken- 
Abtlieilungen  die  feindliche  Reiterei  angegriffen,  geworfen  und  einige  Geschütze 
genommen  hatten,  mussten  sie  der  andrängenden  Übermacht  weichen.  Die  Oberst- 
Division  des  Erzherzog  Joseph- Husaren-Regiments,  von  Ke  lernen  befehligt,  erhielt 
jetzt  Befehl,  den  vordringenden  Feind  aufzuhalten.  Sclmell  sprengte  der  tapfere 
Ollicier  demselben  entgegen  und  veranlasste  ilm  die  errungenen  Voriheile  mit  der 
Flucht  zu  vertauschen,  bei  welcher  Gelegenheit  den  Husaren  vier  Geschütze  in  die 
Hände  fielen,  die  jedoch  aus  Mangel  an  Bespannung  nicht  fortgeschafft  werden 
konnten. 


1304 

Dieser  brave  Krieger  hatte  dem  Staate  28  Jahre  gedient;  er  starb  zu  Gyön- 
gyös  in  Ungarn  am  4.  März  1822  als  pensionirter  Major. 

WEKNHARDT,  Paul  Freiherr  von,  General  der  Cavallerie,  geheimer  Rath, 
Inhaber  des  3.  Chevauxlegers-  (nunmehrigen  8.  Uhlanen-)  Regiments,  Sohn  eines 
ungarischen  Edelmannes,  war  zu  Pösing  bei  Pressburg  den  25.  Jänner  1776 
geboren. 

Ohne  Protection  hat  sich  Wernhar  dt  nur  durch  sein  Verdienst  die  Beförde- 
rung ausser  der  Tour  in  den  Chargen  bis  zum  Obersten  errungen  und  alle  Orden, 
welche  seine  tapfere  Brust  zierten,  durch  einsichtsvollen  Muth  auf  den  Schlacht- 
feldern erworben;  in  zwölf  Feldzügen  hatte  er  3  Belagerungen,  19  Schlachten 
und  36  Gefechten  beigewohnt,  und  sowohl  im  Frieden  als  im  Kriege  durch 
54  Jahre  und  in  höheren  Stellungen  ausgezeichnete  Dienste  geleistet. 

Schon  in  der  ersten  feindlichen  Action  bei  Cateau  (26.  April)  1794  thatersich 
als  Cadet  von  Zeschwitz-Eürassieren  so  rühmlich  hervor,  dass  er  für  die  goldene 
Tapferkeits-Medaille  beantragt,  diese  nur  desshalb  nicht  erhielt,  weil  er  noch  in 
demjselben  Jahre  zum  Lieutenant  bei  Erzherzog  Franz-Kürassieren  befördert 
wurde.  In  demselben  Jahre  focht  er  noch  in  den  Schlachten  von  Tourcoing, 
Tournay,  Charleroy  und  Fleurus,  dann  in  den  Treffen  bei  Premont  und  Mastricht 
und  wohnte  der  Belagerung  von  Landrecy  bei,  war  dann  in  den  folgenden  drei  Feld- 
zügen und  fand  1799  Gelegenheit  bei  Stockach  durch  seine  Entschlossenheit  sich 
das  Lob  des  Erzherzogs  Karl  zu  verdienen  und  wegen  Auszeichnung  ausser  seiner 
Tour  zum  Obcrlieutenant  im  Regimente  befördert  zu  werden.  Dem  hier  beurkun- 
deten militärischen  Talente  verdankte  Wernhar  dt  die  alsbaldige  Verwendung  in 
der  Eigenschaft  eines  Generalstabs-Offieiers  bei  dem  Corps  des  Generals  Prinzen 
Hohenlohe,  und  der  glückliche  Ausgang  des  von  diesem  am  3.  November  bei 
Bönigheim  gelieferten  Treffens,  welches  den  Entsatz  von  Philippsburg  zur  Folge 
hatte,  war  zumeist  der  Klugheit  des  jungen  Officiers  zuzuschreiben.  Nachdem  er 
noch  mehrere  Actionen  in  dipsem  und  dem  folgenden  Jahre  mitgemacht  hatte, 
versah  er  Adjutanten-Dienste  beim  Feldmarschall-Lieutcnant  Grafen  R  i  e  s  c  h ,  wohnte 
dem  unglücklichen  Feldzuge  1805  in  Deutschland  bei,  avancirtc  zum  Rittmeister 
und  verwendete  die  eingetretene  Müsse  zu  theoretischen  Studien  über  seinen 
Stand  und  zu  manchen  werthvoUen  schriftlichen  Ausarbeitungen. 

Im  Jahre  1809  zum  Hauptmann  im  General-Stabe  übersetzt  und  in  das  Haupt- 
quartier des  Generalissimus  bestimmt,  befand  er  sich  in  dieser  Eigenschaft  in  den 
Treffen  bei  Landshut,  Hausen  und  Regensburg;  bei  Apern  verschaffte  ihm  seine 
Tapferkeit,  Thätigkeit  und  Verwendbarkeit  die  Zufriedenheit  seines  erlauchten 
Feldherrn  in  solchem  Masse,  dass  er  weit  ausser  seiner  Tour  zum  Major  und  gleich- 
zeitig zum  Flügel-Adjutanten  des  Generalissimus  befördert,  und  bei  Wagram  in  der 
Relation  unter  den  Ausgezeichneten  genannt  wui'de. 


1305 

Bei  Beginn  des  Feldzuges  1813  zum  Oberst-Lieutenant  bei  HohenzoUern- 
Kürassiere^  ernannt,  wurde  er  dem  Grossfiirsten  Constantin,  welcher  Inhaber 
dieses  Regiments  geworden,  als  Adjutant  zugetheilt,  und  es  hatte  ihm  diese  uner- 
wartete Commandirung  vielfachen  Anlass  zur  Auszeichnung  geboten.  Wern- 
hardt's  Offenheit  und  ritterlicher  Sinn  wendeten  ihm  sehr  bald  das  volle  Ver- 
trauen dieses  Prinzen  zu,  und  schon  in  der  Schlacht  von  Leipzig  kam  ihm  dies 
vortrefflich  zu  Statten.  An  beiden  Tagen  hatte  er  sich  aus  eigenem  Antriebe  immer 
auf  die  kritischen,  gefahrvollsten  Puncte  begeben,  um  den  Monarchen  und  dem 
Oberbefehlshaber  die  zuverlässigsten  Berichte  über  die  jeweilige  Lage  der  Dinge 
zu  erstatten,  so  dass  zu  verschiedenen  Malen  auf  die  von  ihm  dargestellte  Noth- 
wendigkeit  von  dem  Fürsten  zu  Schwarzenberg  zweckmässige  Anordnungen 
gemacht  wurden,  welche  wesentlich  zum  glücklichen  Ausschlage  beitrugen.  In 
Folge  dieser  Verdienste  wurde  er  zum  zweiten  Obersten  im  Regimente  mit  Belas- 
sung in  seiner  Anstellung  befördert,  während  ihm  russischer  Seits  der  St.  Annen- 
Orden  2.  Classe  in  Brillanten  verliehen  wurde.  Im  darauf  folgenden  Jahre  kämpfte 
Wernhardt  in  der  Schlacht  von  Brienne,  im  Treffen  bei  Troyes  und  bei 
Arcis  surAube  am  21.  und  22.  März.  An  letzterem  Tage  erwarb  er  sich  beson- 
deren Ruhm  und  auch  nach  Beschluss  des  Capitels  vom  Jahre  1816  das  Ritter- 
kreuz des  Maria  Theresien-Ordens. 

Wernhardt  hatte  als  Volontär  in  der  Suite  des  £j*onprinzen  von  Württemberg 
dieser  Schlacht  beigewohnt.  Die  Franzosen  waren  bereits  auf  dem  Rückzuge  und 
auf  den  Besitz  von  Arcis  beschränkt.  Da  erbot  er  sich  auf  die  Meldung  des  rus- 
sischen Generals  Rajewski,  dass  seine  Vortruppen  in  die  Stadt  eingedrungen 
seien,  freiwillig  die  Lage  der  Dinge  persönlich  zu  erkundschaften  und  dem  Kron- 
prinzen verlässliche  Rapporte  darüber  zu  erstatten.  Allerdinga  fand  er  zwar  die 
Avantgarde  jenes  russischen  Corps  von  der  südlichen  Seite  bis  gegen  den  Platz, 
den  Feind  aber  noch  im  Besitze  der  zur  Brücke  führenden  Strasse,  welche  derselbe 
standhaft  vertheidigte.  Er  erkannte  sogleich,  dass  die  Stadt  auf  diesem  Wege  nur 
mit  unendlicher  Anstrengung  und  Aufopferung  an  Leuten  zu  erobern  sei,  während 
es  möglich  wäre  durch  Wegnahme  des  nördlich  gelegenen  Schlosses  diese  Strasse 
von  rückwärts  zu  bedrohen  und  dadurch  den  Feind  zum  schnellen  Rückzuge  zu 
zwingen.  Im  Begriffe  mit  dieser  Entdeckung  zum  Kronprinzen  zurückzukehren, 
stiess  Wernhardt  auf  das  von  einer  anderen  Seite  eingedrungene,  ebenfalls  auf 
die  Hauptstrasse  gegen  die  erwähnte  Brücke  dirigirte  erste  Bataillon  von  Gross- 
herzog Würzburg  —  jetzt  Baron  Prochaska  —  unter  Commando  des  Haupt- 
manns B  i  n  d  e  r  (s.  d.).  Hier  war  keine  Zeit  zu  verlieren.  Wernhardt  nahm  es  daher 
ohne  Zaudern  auf  seine  Verantwortung,  diesem  Bataillon  eine  andere  Richtung  zu 
geben,  und  führte  es  rechts  durch  eine  Seitenstrasse  gegen  dasSchloss,  welches  er, 
vom  Pferde  gestiegen,  an  der  Spitze  der  ersten  Division  im  ersten  Anlaufe  erstürmte. 
Dort  Hess  er  sogleich  die  längs  dem  Fluss-Ufer  laufende  Gartenmauer  stark  mii 


1306 

Plänklern  besetzen^  poussirte  dessgleichen  starke  Tirailleur- Abtheilungen  gegen  die 
Brücke  und  rechte  Seite  der  Hauptstrasse^  um  den  Feind  im  Rücken  zu  bedrohen, 
und  liess  rechts  von  dem  Schlosse  2  Kanonen  aufführen,  um  unter  deren  Schutz 
auf  eine  nur  durch  einen  schmalen  Arm  von  dem  Schlossgraben  getrennte  Insel 
überzusetzen,  welche  sich  dergestalt  gegen  das  rechte  Ufer  hinzieht,  dass  man  von 
derselben  die  Brücke  vollkommen  flankiren  konnte.  Er  liess  zu  diesem  Ende 
sogleich  aus  den  nächsten  Häusern  Balken,  Bretter  und  Hausthore  zu  einer  Noth- 
brücke  herbeischaffen.  Diese  Anstalten  lenkten  des  Feindes  Aufmerksamkeit  auf 
die  Wichtigkeit  jenes  Unternehmens,  und  er  richtete  daher  sowohl  von  der  Insel 
als  vom  jenseitigen  Ufer  ein  überaus  heftiges  Feuer  dagegen.  Dessenungeachtet  fuhr 
Wernhardt  unausgesetzt  fort  die  Anstalten  zum  Übergange  im  heftigsten  Kugel- 
regen persönlich  zu  leiten,  um  durch  sein  Beispiel  die  Mannschaft  anzueifern,  was 
so  guten  Erfolg  hatte,  dasa  der  Feind  für  seinen  Rückzug  besorgt  wurde  und  in 
grösster  Verwirrung  mit  Zurücklassung  vieler  Gefangenen  und  aller  Verwundeten 
über  die  Brücke  flüchtete,  wobei  Wer  nhardt's  Kanonen  ihib  noch  beträchtlichen 
Schaden  zufügten.  Das  gegen  seine  Abtheilung  dirigirte  Feuer  war  aber  so  ver- 
heerend gewesen,  dass  alle  ihn  zunächst  Umgebenden  entweder  getödtet  oder  ver- 
wundet wurden,  nur  er  allein  blieb,  vom  Glücke  begünstigt,  unversehrt. 

Nicht  geringer  waren  W er nhardt's  Verdienste  in  den  Schlachten  bei  Fßre 
Champenoise  und  Paris;  hier  wurde  namentlich  auf  seinen  Rath  das  wichtige 
Dorf  Pantin  noch  in  Zeiten  von  den  Truppen  der  Verbündeten  besetzt  und  er  war 
es,  welcher  einer  der  Ersten  über  diesen  Ort  bis  an  die  Barriere  von  St  Martin 
vordrang  und  den  Muth  der  Truppen  durch  eigenes  Beispiel  vorzüglicher  Tapfer- 
keit anfeuerte  und  erhöhte. 

Der  Oberfeldherr  Fürst  von  Schwarzenberg,  von  den  ausgezeichneten 
Diensten  und  der  besonderen  Brauchbarkeit  Wer nhardfs  in  genauer  Kenntniss, 
erbat  sich  ihn  im  folgenden  Jahre  zum  General- Adjutanten,  in  welcher  Anstellung 
er  bis  zum  Ableben  des  Feldmarschalls  blieb.  Dann  ward  ihm  das  Commando  des 
Chevauxlegers-Regiments  Graf  Kien  au,  und  bereits  im  Jahre  1818  der  Statuten- 
massige  Freihermstand  verliehen. 

Er  nahm  1821  an  der  Expedition  gegen  Piemont  Theil ,  avancirte  im  April 
1826  zum  General-Major  und  erhielt  eine  Brigade  in  Pesth.  Als  Stadtcommandant 
gelang  es  ihm  im  Jahre  1831  den  daselbst  wegen  Sperrung  der  Donaubrücke  beim 
Ausbruche  der  Cholera  entstandenen  bedeutenden  Strassentumult,  mit  nur  zwei 
schwachen  Bataillonen  zur  Disposition,  durch  persönliche  Kaltblütigkeit  und  Energie 
zu  dämpfen.  Bald  darauf  zum  Feldmarschall-Lieutenant  befördert,  ward  er,  einer 
der  jüngsten  in  seiner  Charge,  im  Juni  1834  zum  commandirenden  Generalen  in 
Siebenbürgen,  mit  gleichzeitiger  Verleihung  der  geheimen  Rathswürde  ernannt. 
Mit  dieser  Wahl  fiir  den  wichtigen  Posten  war  auch  sein  hoher  Werth  und  das 
Mass  des  Allerhöchsten  Vertrauens  öffentlich  bezeichnet. 


1307 

Durch  zwölf  Jahre  hatte  er  die  Militär-Administration  dieses  Landes  mit  eben 
80  viel  Einsicht  als  Würde  und  Kraft  geleitet,  und  seine  hohe  Stellung  auch  in 
ausserdienstlichcr  Hinsicht  glänzend  repräsentirt.  Als  er  am  16.  Mai  1843  sein 
fünfzigstes  Dienstjahr  zurücklegte  und  sich  jede  Feierlichkeit  verbat,  bewiesen 
ihm  trotzdem  seine  Untergebenen  ihre  Hochachtung,  Anhänglichkeit  und  Dankbar- 
keit durch  Überreichung  eines  prachtvollen  Ehrendegens. 

Die  übcrstandenen  Strapazen  der  mitgemachten  beschwerlichen  Campagnen^ 
die  unausgesetzten  Anstrengungen  seiner  Geistes-  und  Körperkräfte  hatten  seine 
Gesundheit  so  sehr  verschlimmert,  dass  er  sich  verpflichtet  fand  im  Mai  1846  um 
seine  Versetzung  in  den  Ruhestand  einzuschreiten.  Diese  wurde  ihm  in  den  ehren- 
vollsten erhebenden  Worten  mit  Verleihung  des  Charakters  eines  Generals  der 
Cavallerie  bewilligt;  aber  nicht  lange  sollte  er  sich  desselben  erfreuen. 

Besorgt  um  die  Zukunft  seiner  Gattion,  entschloss  er  sich  trotz  der  körper- 
lichen Leiden  im  August  die  beschwerliche  Reise  nach  Wien  anzutreten.  Kaum 
hier  angelangt,  endete  eine  Lähmung  am  13»  September  1846  sein  thatenreiches, 
ausgezeichnetes  Leben. 

uALLj  Freiherr  TOUt  grossherzoglich  heaslscliei'  Oeneral-Major,  commandirtc  niich  dem 
Rbein-Übergange  eine  Brigade  in  der  hessen-darmstüdtiBohen  Division  anter  dem  Prinzen  Emil 
beim  G.  deutschen  Biindescoq>s,  und  zeichnete  »ich  bei  der  Vorriickung  gegen  Lyon  und  vorzüg- 
lieh  im  Gefecht©  bei  BelleviHe  am  18.  Mars  1814  duroh  Einsicht  und  Tapferkeit  ausj  weför  ihm 
mit  AUßirhÖchBtem  Handbillet  aus  Dijoo  vom  29.  März  1814  das  Ritterkreuz   zu  Tbeü  wurde» 

Er  starb  im  Jabre  1820. 


WEIGL  von  Löwenwarth,  Joseph  Freiherr,  FeldmarschalKLicutcnant, 
Inhaber  des  42,  Infanterie-Regiments,  hatte  dem  Staate  58  Jahre  mit  Auszeichnung- 
gedient  und  wurde  schon  im  Jahre  1803  wegen  ununterbrochener  30 jähriger,  in 
aUen  Feldzügen  geleisteter  vorzüglicher  Dienste  in  den  Adelstand  erhoben.  Beson- 
deren Eifer  bewies  er  in  den  Kriegen  1805^  1809^  1813 — 1815,  namentlich  als 
Oberst  von  Reisky- Infanterie  im  Gefechte  bei  Feistritz  am  6*  September  1813, 
dann  das  Jahr  darnach  bei  der  Blockade  von  ßesan^on  als  General-Major. 

Dieser  bi*ave  Krieger  hatte  Gelegenheit  gehabt  in  der  langen  Dienstzeit  mehr 
als  zweihundert  feindlichen  Actionen  beizuwohnen;  er  stand  bei  der  Belagerung 
von  Belgrad  als  Oberlieutenant  des  Infanterie-Regiments  Kheul,  wohnte  derVer- 
theidigung  von  Mas  tri  cht  bei,  wo  ersieh  bei  allen  Ausfällen  vorzüglich  gut 
benommen,  den  Schluchten  bei  Maubeuge,  Valenciennes  und  le  Quesnoy;  und  war 
dann  als  Grenadier- Hauptmann  bei  der  Vorrüekung  in  das  Genuesische  g^g^ii 
Savona  thätig,  wo  er  einen  feindlichen  Angriff  abwies  und  verwundet  wurde.  Bald 
darauf  überkam  Weigl  bei  dem  Sturme  auf  die  Versehanzungen  von  Lonato  eine 
zweite  gefiihrliclie  Wunde,  zeichnete  sich  aber  hiebei  so  vorzüglich  aus,  dass  er 
ausser  seiner  Tour  die  Beförderung  zum  Major  crliielt. 


1308 

Im  Jahre  1814  commandirte  er  die  Grenadier-Brigade  des  Reserve-Corps  und 
wurde  zu  Anfang  Jänner  mit  den  Brigaden  Coburg  und  Beck  und  dem  Küras- 
sier-Regimente  Erzherzog  Franz  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  Aloys 
Liechtenstein  zur  Einschliessung  von  Besannen  beordert.  Als  Napoleon 
über  St.  Dizier  vordrang  und  man  allgemein  glaubte  er  werde  Besan9on  und 
Auxonne  entsetzen  und  sich  mit  Augereau  vereinigen,  trat  für  das  Blockade- 
corps eine  kritische  Epoche  ein  und  es  war  vorauszusehen,  dass  der  Commandant 
des  Platzes,  General  Mar ulaz,  den  günstigen  Augenblick  benützen  werde.  Am 
31.  März  und  am  1.  April  unternahm  er  auch  kräftige  Ausfalle  mit  überlegener 
Macht,  welche  aber  durch  Weigl's  Energie  auf  allea  Puncten  mit  Verlust  zurück- 
geschlagen wurden.  Weigl  entwickelte  bei  dieser  Gelegenheit  die  grösste  Ein- 
sicht und  Tapferkeit  und  der  Fürst  Aloys  Liechtenstein  bezeugte,  dass  nur 
seiner  besonderen  Umsicht  die  Abwendung  der  Gefahr  zu  danken  war«  Seine 
Majestät  verlieh  dem  ergrauten  tapferen  Krieger  mit  Handbillet  aus  Dijon  vom 

2.  April  1814  das  Ritterkreuz,  und  einige  Monate  später  den  Freiherrnstand. 

Weigl  starb  als  Feldmarschall-Lieutenant  und  Divisionär  zu  Brescia  am 
28.  Februar  1830  im  83.  Lebensjahre. 

BOUEGUIGNON  von  Baumberg,  Anton  Freiherr,  Oberst,  zu  Wien  im  Jahre 
1766  geboren,  w^urde  im  Februar  1784  Cadet  bei  Wilhelm  Schröder-Lifanterie 
Nr.  7  und  hatte  alle  Kriege  von  1788  an  bis  zum  Pariser  Frieden  mitgemacht.  Im 
Jahre  1790  zum  Oberlieutenant  bei  Eduard  D' Alton-Infanterie  Nr.  15  befördert, 
gerieth  Bourguignon  1797  bei  dem  Übergange  der  Franzosen  über  den  Rhein 
bei  Kehl  am  20.  April  nach  muthiger  Vertheidigung  seiner  Stellung  in  Gefangen- 
schaft. Im  Jahre  1809  focht  er  als  Major  bei  dem  2.  Armeecorps,  avancirte  im 
October  1813  zum  Oberst-Lieutenant  bei  Lusignan-Infanterie  Nr.  16  und  kam 
dann  zur  Armee  des  Feldzeugmeisters  Hiller  nach  Inncrösterreich. 

Am  12.  April  1814  erhielt  die  in  der  Gegend  von  Parma  gestandene  Division  des 
Feldmarschall-Lieutenants  Grafen  Nugent  Befehl,  den  vom  Feinde  besetzten 
Taro  zu  passiren  und  gegen  Piacenza  vorzurücken.  Die  Division  wurde  in  drei 
Colonnen  geordnet  und  die  Nacht  vom  12.  auf  den  13.  zur  Ausführung  des  Über- 
ganges bestimmt.  Die  erste  Colonne  unter  Führung  des  General-Majors  von  G  o  b  e  r 
hatte  bei  Medesano  links  von  der  Hauptstrasse ,  welche  von  Parma  auf  Piacenza 
führt,  den  Taro  zu  überschreiten,  dann  überCastelnuovo  diTerzo  gegen  die  Chaussee 
vorzudringen  und  sich  auf  den  dortigen  Anhöhen  aufzustellen ;  die  zweite  Colonne 
unter  Führung  des  General-Majors  Grafen  St arhemb er g  an  der  Hauptstrasse 
selbst  gegen  Castel  Guelfo  vorzudringen.  Die  dritte  Colonne,  geführt  von  Bour- 
guignon, welche  aus  einer  und  einer  halben  Schwadron  Radetzky-Husaren,  dem 

3.  Bataillon  des  Infanterie-Regiments  Lusignan  und  einer  halben  dreipfündigen 
Batterie  bestand,  sollte  bei  Grugno  den  Taro  übersetzen  und  dann  mit  sorgfaltiger 


1309 

Beobachtung  der  Posten  von  San  Secondo  und  mit  Vorsicht  für  die  rechte  Flanke 
über  Castionc  gegen  Corte  Maggiore  vorrücken.  Am  13.  Morgens  4  Uhr  überschritt 
Bourguignon  mit  seiner  Colonne  im  Angesichte  des  Feindes  denTaro,  warf  ihn 
zurück,  wobei  3  Officiere  und  20  Mann  zu  Gefangenen  gemacht,  dann  4  Pferde  und 
1  Fahne  erbeutet  wurden,  und  verfolgte  ihn  bis  Saragna,  wo  er  eine  feste  Stellung 
zu  nehmen  beabsichtigte.  Nachdem  sich  Bourguignpn  auch  dieses  Ortes  nach 
einem  sehr  hartnäckigen  zweistündigen  Gefechte  stürmend  bemächtigt  und  wieder 
mehrere  Gefangene  gemacht  hatte,  erreichte  er,  in  fortwährender  Verfolgung  des 
Feindes  begriffen,  um  4  Uhr  Nachmittags  Chiaravalle.  Die  Bestimmung  der  Colonne 
war  auf  die  Höhen  von  Corte  Maggiore  zu  rücken ;  da  jedoch  um  diese  Zeit  ein 
bedeutendes  Gewehrfeuer  in  der  Richtung  gegen  Fiorenzuola  vernommen  wurde, 
so  beschloss  Bourguignon,  ungeachtet  der  Ermüdung  seiner  Infanterie  nach  einem 
zwölfstündigen  sehr  beschwerlichen  Marsche,  ohne  Verzug  nach  dieser  Gegend  zu 
eilen.  Bei  seiner  Ankunft  waren  die  dort  im  Feuer  gestandenen  Bataillone  von 
B  en  j  0  wsky  und  Erzherzog  Karl-Landwehr  durch  den  Feind,  der  namhafteKräfte 
aufgeboten  hatte,  bereits  arg  in  das  Gedränge  gekommen  und  zum  Theil  auch  wirk- 
lich zum  Weichen  gebracht,  denn  es  waren  die  Truppen  der  Generale  Starb  e m- 
bergund  Senitzer  mit  Übermacht  in  der  Front  angegriffen  und  die  rechte  Flanke 
des  Letztern  umgangen  worden.  Bourguignon  Hess  sogleich  seine  Infanterie 
an  den  wichtigsten  Puncten  Theil  an  dem  Gefechte  nehmen  und  stellte  seine  zwei 
Geschütze  und  die  Cavallerie  so  vortheilhaft  auf,  dass  erstere  durch  ihr  wohlan- 
gebrachtes Feuer,  letztere  durch  eine  imponirende  Stellung  das  weitere  Vordringen 
des  Feindes  in  die  rechte  Flanke  des  General-Majors  Senitzer  verhinderten. 
Hierauf  wurden  die  Franzosen  durch  vereinte  Kräfte  zum  Rückzuge  gezwungen,  so 
dass  sie  bald  nachher  auch  Fiorenzuola  räumten.  Am  14.  April  erschien  die 
österreichische  und  neapolitanische  Armee  gegen  Mittag  vor  Ponte  Nura.  Diese  frei 
ausgeführte  Vorrückung  Bourguignon*s  hatte  das  zweifelhafte  Gefecht  zu 
unserem  Vorthcile  entschieden  und  ihm  ward  hiefür  im  Capitel  vom  Jahre  1815  das 
Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zuerkannt. 

Übrigens  hatte  sich  dieser  brave  Officier  schon  im  Treffen  beiNollendorf 
am  18.  September  1813  als  erster  Major  und  Interims-Regiments-Commandant  von 
Vogclsang-Infanterie  so  ausgezeichnet  benommen,  dass  er  über  Anempfehlung  des 
Corps-Commandanten  General  der  Cavallerie  Grafen  Merveldt  ausser  der  Tour 
die  Beförderung  zum  Oberst-Lieutenant  erhalten  hatte. 

Bourguignon  wurde  im  December  1824  Oberst  und  Commandaht  des 
35.  Infanterie-Regiments  und  trat  nach  44  mit  Auszeichnung  zurückgelegten Dienst- 
jaliren  in  den  Ruhestand.  Er  starb  zu  Wien  am  6.  August  1833. 

Zollern,  Freiherr  von,  königlich  bayerischer  .General  -  Lieutenant  und  Divisions  -  Com- 
mandant,  zu  Regensbarg  am  25.  Februar  1821  gestorben,  hatte  die  Belagerung  von  Hüningen 


1310 

« 

mit  Yieler  Umsicht  und  Thätigkeit  geleitet  und  die  Festung  am  16.  April  1814  für  die  neue 
Regierung  durch  Gapitulation  besetzt  Seine  Majestät  Kaiser  Franz  ernannte  ihn  mit  Handbillet 
aas  Paris  vom  11.  Mai  1814  zum  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordens. 

Karl  Prinz  zu  Mecklenburg-Strelitz,  k5niglich  preussischer  General  der  Infanterie, 
Sohn  des  Qrossherzogs  Karl  IL,  oommandirte  eine  Brigade,  hatte  rühmlichen  Antheil  an  der 
Schiacht  an  der  Katzbach,  bei  Wartenburg  und  bei  Leipzig  genommen  und  wurde  in  der 
letzteren  verwundet 

Im  Jahre  1815  befehligte  er  ab  (}eneral-Lieutenant  das  Garde-  und  Grenadier-Corps  und 
erhielt  für  sein  ausgezeichnetes  Benehmen  im  Feldzuge  1813  mit  Allerhöchstem  Handschreiben 
aus  Paris  vom  14.  Mai  1814  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens.  Der  Prinz  starb 
zu  Berlin  am  21.  September  1837. 


Auf  einen  Vortrag  des  Feldmarschalls  Fürsten  von  Schwarzenberg,  ddo.  St  Cloud 
3.  Mai  1814,  geruhten  Se.  Miy'estät  Kaiser  Franz  mit  Handschreiben  aus  Paris  vom  18.  Mai 
desselben  Jahres  nachstehenden  kaiserlich  russischen,  königlich  preussischen  und  bayerischen 
Officieren  für  ihre  in  diesen  Feldzügen  geleisteten  ausgezeichneten  Dienste  das  Ritterkreuz 
des  Maria  Theresien-Ordens  zu  verleihen. 

Kaiserlich  russische  Offioiere. 

WOBONZOFf,  Semenowich  Michael  Fürst  von,  gestorben  zu  Odessa  am.  18.  No- 
vember 1856  n.  St  im  74.  Lebensjahre  als  Feldmarschall,  war  1812  im  28.  Lebensjahre  bereits 
General  -  Major ,  nahm  am  18.  Jänner  1813  Bromberg,  blockirte  Magdeburg,  streifte  gegen 
Leipzig,  besetzte  Halle,  Eislehen  und  Erfurt,  zeichnete  sich  in  der  Völkerschlacht  bei  Erstür- 
mung des  Hospitalthores  von  Leipzig  und  in  späteren  Gelegenheiten  aus,  wurde  General- 
Lieutenant,  oommandirte  das  zur  Besetzung  von  Frankreich  detachirte  russische  Corps  und  wurde 
im  Jahre  1823  als  General-Gouverneur   von  Neu-Russland    und   Bessarabien    in   den  Civildienst 

berufen. 

Im  Jahre  1825  General  der  Infanterie,  erhielt  er  1844  die  Statthalterschaft  im  Kaukasus, 

und  nahm  von  da  an  bis  zum  Jahre  1854  an  allen  im  Kaukasus  geführten  Kämpfen  TheiL  Schon 

1845  in  den  Fürstenstand  mit  dem  Titel  ^Durchlaucht^ ,  ward  er  kurze   Zeit   vor  seinem  Tode 

auch  zum  Feldmarschall  erhoben. 

DAuVKAT,  als  General  der  Infanterie  im  Jahre  1856  gestorben,  war  in  den  Befreiungs- 
kriegen General-Major  und  Chef  des  General-Stabes  der  Wittgenstein*schen  Armee. 

DePRBRADOWITSGU,  Graf  von,  im  December  1843  als  General  der  Cavallerie  gestorben, 
oommandirte  in  der  Schlacht  bei  Leipzig  die  erste  Kürassier-Division  mit  grosser  Auszeichnung 
und  führte  mehrere  glückliche  Attaquen  aus. 

GüRIEPP,  Graf  von,  zur  Zeit  geheimer  Rath  in  Staatsdiensten,  befehligte  eine  Infanterie- 
Brigade  und  nahm  an  den  entscheidenden  Begebenheiten  rühmlichen  Antheil. 

TBCHERNIT8CHEFF,  Alexander  Fürst  von,  General  der  Cavallerie  und  General- Adju- 
tant des  Kaisers,  1780  geboren,  ward  1811  Oberst  eines  Kosacken-Regiments  und  nach  Paris  als 
ausserordentlicher  Gesandter  geschickt  Im  Jahre  1813  oommandirte  er  eine  Division  Kosacken, 
welche,  bald  die  Avantgarde,  bald  ein  Streifcorps  bildend,  den  Franzosen  vielen  Schaden  that  und 
unter  andern  im  März  Augereau  in  Berlin  bedrohte,  später  gegen  Halberstadt  streifte,  dort 


1311 

einen  Artillerie-Train  nahm,  hierauf  das  KiSnigreich  Westphalen  auflöste  und  zu  Anfang  1814  an 
der  Elbemündung  und  in  Holland  kämpfte.  Tschernitscheff  begleitete  Kaiser  Alexander 
nach  Verona  zum  Gongresse  und  war  bis  zu  dem  am  20.  Juni  1857  zu  Castellamare  erfolgten 
Ableben  Kriegsminister  und  Präsident  des  Reiohsrathes. 

Langeron,  Graf  voui  Oeneral  der  Infanterie,  Franzose  von  Geburt,  wohnte  unter 
Rochambeau  dem  Kriege  in  Amerika  bei,  trat  1787  in  russische  Dienste,  organisirte  1792  ein 
Corps  französischer  Emigranten,  befehligte  bei  Austerlitz  ab  General-Lieutenant  die  4.  Division, 
kämpfte  1807  mit  Auszeichnung  gegen  Frankreich,  dann  gegen  die  Türken  und  nochmals  gegen 
Frankreich.  Im  Jahre  1813  bildete  sein  Corps  den  linken  Flügel  der  sohlesischen  Armee  unter 
Blücher;  ^r  nahm  nach  der  Schlacht  an  der  Katzbaoh  die  Division  Puthod  gefangen,  trug 
wesentlich  zum  Gewinne  der  Sohlacht  von  Leipzig  bei  und  that  sich  auch  auf  französischem 
Boden,  namentlich  bei  Laon  und  Paris  hervor. 

Nachdem  Pariser  Frieden  wurde  er  General- Gouverneur  von  Neu -Russland,  befehligte 
1829  als  General  der  Infanterie  ein  Corps  gegen  die  Türken  Und  starb  zu  St  Petersburg  1831 
an  der  Cholera  im  67.  Lebensjahre. 

SOUKHOZANETT,  von,  General  der  Artillerie  und  nach  Tschernitschefrs  Rücktritt  seit 
April  1856  Kriegsminister,  commandirte  in  den  Befreiungskriegen  die  Reserve- Artillerie  und 
hatte  am  ersten  Sohlachttage  von  Leipzig  in  dem  entscheidenden  Momente  80  Geschütze  meist 
schweren  Kalibers  bei  Gossa  in  den  Kampf  gebracht  und  durch  eine  anderthalbstündige  Kano- 
nade zur  Wendung  des  zweifelhaften  Sieges  beigetragen.  Der  General  war  vor  seiner  Ernennung 
zum  Kriegsminister  viele  Jahre  als  General-Lieutenant  Chef  der  Artillerie  bei  der  activen  Armee. 

GaLTCZIN,  Dimitrj  Wladimirowitsch  Fürst  von,  gestorben  zu  Paris  am  8.  April  1844 
als  General  der  Cavallerie  und  General-Kriegsgouverneur  von  Moskau,  befehligte  1812  das 
zweite  Reserve- Cavalleriecorps,  bei  der  Verfolgung  der  Franzosen  das  3.  Infanterieoorps ,  führte 
dann  die  2.  Garde-Kürassier-Division  und  bei  Lützen  und  Bautzen  interimistisch  das  Garde- 
Cavalleriecorps  und  das  zweite  Treffen  der  Russen.  Bei  Kulm  commandirte  er  den  linken  Flügel, 
dann  unter  dem  Grossfürsten  Constantin  die  Reserve-Cavallerie. 

Im  Jahre  1820  zum  Kriegsgouverneur  von  Moskau  ernannt,  trug  er  wesentlich  zur  Ver- 
schönerung dieser  Hauptstadt  bei. 

Kaisaro  FF,  von,  gestorben  im  März  1844  als  General  der  Infanterie,  hatte  als  General- 
Major  in  *  vielen  Gelegenheiten  groisse  Umsicht  und  Tapferkeit  an  Tag  gelegt.  Er  fährte  in  Pla- 
tofrs  Abwesenheit  den  Oberbefehl  über  das  Kosackencorps ,  überfiel  bei  Villenoxe  den  franzö- 
sischen General  Montbrune,  leistete  im  Treffen  bei  FSre  Cbampenoise  standhaften  Wider- 
stand, liess  im  Gefechte  bei  Plancy  am  19.  März  1814  Pouan  in  Brand  stecken,  um  die  franzö- 
sische Cavallerie  aufzuhalten,  und  war  in  der  Schlacht  bei  Arois  sur  Aube  ungemein  thätig. 

SeSLAVINE,  von,  General-Major,  gestorben  im  Jahre  1854,  führte  nach  dem  Rhein- 
Übergange  ein  Streifcorps  von  4  Kosacken-Regimentem ,  beunruhigte  den  Feind  rastlos  und 
fügte  ihm  namhaften  Schaden  zu. 

BOTH,  von,  gestorben  als  General  der  Infanterie  im  Jänner  1851,  nahm  an  den  Kriegen 
1813  und  1814  als  General-Major  sehr  ausgezeichneten  Antheil;  er  erstürmte  mit  seiner  Brigade 
bei  der  Vorrüokung  aus  Böhmen  am  22.  April  den  Kohlberg,  vertheidigte  sich  bei  Oberfrauen- 
dorf am  29.  August  mit  grosser  Bravour,  ward  durch  den  Mund  geschossen  und  musste  das 
Commando  in  der  nachgefolgten  Schlacht  von  Kulm  dem  General  Rüdiger  überlassen.  Kaum 
hergestellt,  trug  er  in  der  Schlacht  von  Paris  durch  die  Behauptung  seiner  Stellung  in  P antin 
wesentlich  zum  siegreichen  Erfolge  bei.  « 


1312 

WaSSILTSCHIKOFP,  Fürst  von,  gestorben  im  Jahre  1847  als  General  der  Cavallerie,  Ge- 
neral-Inspector  der  Reiterei,  Präsident  des  Reiohsrathes  und  des  Minister-Gomit^s,  führte  za 
Anfang  1813  das  Gommando  der  vereinigten  schlesisohen  Armee,  nahm  Pulsnitz,  verdrängte 
die  Franzosen  ans  Bisohofswerda ,  zeichnete  sich  am  16.  Ootober  bei  Hockern  aus,  später  bei 
La  Rothi^re  und  bei  Montmiraii,  wo  er  den  Angriff  der  französischen  Reiterei  mit  grosser 
Bravour  zurückschlug,  nicht  minder  bei  FSre  Champenoise  und  bei  Laon.  Nach  Sacken*8  Er- 
nennung zum  General-Gouverneur  von  Paris  übernahm  er  das  Gommando  seines  Gorps,  blieb 
zur  Deckung  des  Rückens  der  Verbündeten  bei  Meaux,  übernahm  am  3.  April  die  Blockade  von 
Yinoennes  und  bezog  Gantonirungen  im  Departement  der  Ardennen. 

TrUBETZKOI,  Fürst  von,  gestorben  im  Februar  1841  als  General  der  Gavallerie,  v^ar  vor- 
erst als  General-Major  Gommandant  der  Husaren-Reserve  und  wurde  in  der  Relation  der  Schlacht 
bei  Gross-Görschen  am  2.  Mai,  später  bei  Leipzig,  und  in  den  Schlachten  und  Gefechten  auf 
franzosischem  Boden  mit  Auszeichnung  genannt. 

Königlich  preussische  Officiere. 

Hake,  Karl  Georg  von,  General  der  Infanterie,  zu  Flatow  bei  Cremen  in  der  Mittel- 
mark geboren,  zeichnete  sich  bei  Pirmasenz  1793  aus,  ward  1804  Adjutant  des  Prinzen  Hei  n  ri  ch, 
1807  Oberst-Lieutenant,  dann  Director  der  1.  Division  des  allgemeinen  Kriegs  -  Departements, 
später  geheimer  Staatsrath  und  1812  General -Major.  Vom  August  1813  an  nahm  er  als 
Bevollmächtigter  bei  dem  Oberbefehlshaber  der  verbündeten  Heere  Fürsten  von  Schwarz  enberg 
an  allen  Gefechten  und  Schlachten  rühmlichst  Theil,  blockirte  1815  Landrecy ,  bezwang  Sedan, 
Mezi^res  und  Montmedy,  und  wurde  an  Gneisenau^s  Stelle  commandircndcr  General  am 
Rhein.  1819  Kriegsminister,  avancirte  er  1825  zum  General  der  Infanterie,  und  erhielt  1833 
Krankheit  halber  seine  Entlassung.  Er  starb  auf  einer  Reise  nach  Italien  1835  zu  Castellamare 
im  58.  Lebensjahre. 

AlYENSLEBEN,  von,  General-Lieutenant,  gestorben  1843,  hatte  als  Oberst  die  Kriege 
1813  und  1814  mit  grosser  Auszeichnung  mitgekämpft  und  sich  in  der  Schlacht  von  Paris 
bei  Behauptung  des  Dorfes  Pantin  mit  den  Garden  besonders  ausgezeichnet  Es  ist  bekannt,  dass 
die  Einnahme  und  Behauptung  dieses  Dorfes  den  Sieg  bei  Paris  entschieden  hatte  und  dass 
Alvensleben  mit  der  Ausführung  des  Angriffes  betraut  war. 

EÖDER,  Friedrich  Eberhard  von,  General  der  Cavallerie,  war  im  Jahre  1813  Oberst 
und  Föhrer  eines  Theiles  der  Reserve-Cavallerie  des  B 1  ü  c  h  e  r'schen  Heeres  und  zeichnete 
sich  bei  Lützen  und  bei  dem  Überfalle  bei  Haynau  aus.  General  geworden,  befehligte  er  die 
Reserve-Cavallerie  des  2.  preussischen  Armeecorps,  focht  mit  ihr  bei  Dresden,  Kulm-  und 
Leipzig,  und  trug  viel  zur  Entscheidung  dos  Feldzuges  in  Frankreich  bei.  1815  war  er  bei 
Ligny  und  Waterloo,  erhielt  ab  General  -  Lieutenant  eine  Division  zu  Breslau  und  1819  als 
General  der  Cavallerie  den  Befehl  über  das  5.  Armeecorps  zu  Posen.  In  dieser  Eigenschaft 
bewies  er  sich  unter  Gneis enau  bei  dem  russisch-polnischen  Kriege  von  1831  bei  Besetzung 
der  preussischen  Grenze  sehr  thätig.  Röder  starb  1834  im  56.  Lebensjahre. 

Block,  von,  gestorben  als  General-Lieutenant  im  Jahre  1838,  hatte  als  Oberst-Lieutenant 
in  der  Schlacht  bei  Paris  am  30.  März  1814  das  Füsilier-Bataillon  des  1.  Regiments  Garde  und 
das  1.  Bataillon  des  2.  Regiments  Garde  mit  grosser  Bravour  gegen  die  feindliche  Brigade 
Secretant  gefiihrt,  sie  ungeachtet  ihres  lebhaften  Widerstandes  auf  ihre  Unterstütz i^ngs- 
Tnippen  zwischen  den  ersten  Häusern  von  Les  Maisonnettes  geworfen,  und  die  erkämpfte 
Stellung  standhaft  behauptet  Es  ward  bei  dieser  Gelegenheit  verwundet. 


1313 


Königlich  bayerische  Officiere. 

KeCHBEKG  und  Rothenlöwen,  Anton  Graf  von,  General  -  Lieutenant  und  General- 
Adjutant  des  Königs,  zu  Donzdorf  1776  geboren,  zeichnete  sich  als  Major  bei  dem  Überfalle 
auf  Iglau  (19.  November  1805)  sehr  vortheilhaft  aus,  wurde  1806  Chef  des  General  -  Stabes 
des  in  Schlesien  unter  dem  französischen  General  Lef^bvre  kämpfenden  bayerischen  Reiter- 
corps, 1808  Oberst -Lieutenant  und  Oberst- Hofmeister  des  Prinzen  Karl  von  Bayern  und 
1813  General '  Major  und  Chef  des  General  -  Stabes  bei  der  bayerischen  Armee  unter  Wrede. 
Bei  Hanau  (am  28.  October),  wo  er  den  französischen  General  St  Andr6  gefangen  nahm, 
Schlettstadt  (5.  Jänner  1814)  und  im  Angriffe  auf  Luistaines  (13.  Februar)  zeigte  er  sich  als 
tüchtiger  Reiter-General.  Bei  Brienne  (2.  Februar)  vertheidigte  der  Feind  Roncey,  um  den 
Rückzug  seines  rechten  Flügels  zu  decken,  mit  der  grössten  Hartnäckigkeit;  ein  Bataillon 
Szekler  und  das  3.  Jäger-Bataillon,  welchen  es  gelungen  war  sich  des  Dorfes  zu  bemeistern, 
wurden  durch  die  feindliche  Übermacht  zurückgedrängt;  da  erschien  General  Rechberg  an 
der  Spitze  einer  bayerischen  Brigade,  griff  das  Dorf  an,  vertrieb  den  Feind  und  zwang  ihn  zum 
Rückzuge.    Gleich  wirksam  war  seine  Verwendung   bei  Bar  und  Arcis   sur  Aube  und   vor  Paris. 

Im  März  1816  wurde  er  erneuert  Oberst  -  Hofmeister  des  Prinzen  Karl,  1818  General- 
Adjutant  des  Königs  und  einige  Jähre  darnach  General -Lieutenant.  Er  starb  zu  München  am 
4.  Jänner  1837. 

BESSKRER-TlIAIiFINOEN,  Albrecht  Freiherr  von,  gestorben  zu  München  am  8.  Decem- 
ber  1850  als  General-Major,  Flügel-Adjutant  und  Kriegsminister- Verweser,  war  in  den  Befreiungs- 
kriegen Major  und  Adjutant  des  Feldmarschalls  Fürsten  von  Wrede  und  hatte  sich  an  den 
beiden  Tagen  bei  Brienne  (am  1.  und  2.  Februar  1814)  an  der  Seite  seines  Chefs  mit  grosser 
Bravour  und  ausgezeichneter  Tapferkeit  geschlagen. 

Blake,  königlich  grossbritannischer  Schiffs-Capitän,  gestorben  1837,  wirkte  bei  der  Bela- 
gerung und  Erol)crung  von  Zara  (6.  December  1818)  thätig  und  tapfer  mit,  und  ward  mit  dem 
Ritterkreuze  des  Leopold-Ordens  ausgezeichnet.  Seine  Majestät  der  Kaiser  *geruhten  später  mit 
Handbillct  aus  Paris  vom  20.  Mai  1814  diese  Auszeichnung  durch  das  Ritterkreuz  des 
Maria  Theresien-Ord  ens  zu  erhöhen. 

Blücher,  Friedrich  Gebhardt,  Graf  von  Wahlstatt,  königlich  preussischer  Oberst, 
Sohn  des  Feldmarschalls,  hatte  als  Major  im  Gefolge  seines  Vaters  in  den  beiden  Feldzügen 
1813  und  1814  rn  mehreren  Gelegenheiten,  insbesondere  aber  im  Gefechte  bei  Nollendorf 
am  17.  September  1813  sich  ausgezeichnet  und  ward  dreimal  verwundet. 

Seine  Majestät  Kaiser  Franz  verlieh  ihm  mit  Handbillet  aus  Paris  vom  20.  Mai  1814 
das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens. 

Oberst  Blücher  nahm  nach  beendigtem  Kriege  seinen  Abschied  und  starb  auf  seinen 
Gütern  1834  im  54.  Lebensjahre. 

BURGHERSIT,  John  Fane  Lord,  nachher  Graf  von  Westmoreland,  königlich  gross- 
britannischer General,  war  als  Oberst  im  Hauptquartiere  des  Feldmarschalls  Fürsten  von 
Schwarzen berg  im  Feldzuge  1814  nach  dem  Abgange  des  Generals  Stewart  zugetheilt 
und  hatte  sich  in  dieser  Anstellung  sehr  thätig,  und  in  der  Schlacht  bei  Arcis  sur  Aube 
(am  20.  März)  persönlich    tapfer   verwenden   lassen,    so    zwar,    d&ss    ihn    der  Feldmarschall    im 

83 


1314 

Namen   Seiner  Majestät  des  Kaisers  am  29.  Mai  zu  Paris   mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria 
Theresien-Ordens  betheilte. 

DiETZ,  Karl  Freiherr  von,  königlich  bayerischer  General  der  Gavallerie,  als  Prä- 
sident des  General  -  Auditoriats  am  8.  December  1850  zu  München  gestorben,  befehligte 
im  Feldzage  1814  eine  Brigade  und  hatte  Gelegenheit  sich  mehrmals  auszuzeichnen.  In  der 
Schlacht  bei  Brienne  führte  er  mit  seiner  Brigade  die  glänzendsten  Resultate  dadurch  herbei, 
dass  er  den  Franzosen  15  Kanonen  abnahm,  und  in  Folge  dieser  entscheidenden  That  ihre 
Arri^regarde  zum  Rückzuge  zwang. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  Franz  yerlieh  ihm  das  Ritterkreuz  mit  Handbillet  aas 
Paris  vom  30.  Mai  1813. 

BlEON,  Gustav  Calixt  Fürst  von,  Herzog  von  Kurland,  gestorben  als  königlich 
preussischer  General- Lieutenant  und  Gouverneur  von  Glatz  1821  im  41.  Lebensjahre  zu  EmB. 
Im  Jahre  1804  Garde -Officier  und  Kammerherr  in  Russland,  nahm  er  preussische  Kriegs- 
dienste, erhielt  eine  Entschädigung  für  Kurland  und  nannte  sich  Prinz  von  Biron..  Im 
Jahre  1813  hatte  er  sich  als  General  -  Major  bei  Merseburg,  Zeitz,  Stössen  und  Leipzig  mit 
grosser  Klugheit  und  Tapferkeit  benommen,  vorzüglich  bei  Stössen  (am  13.  October).  Als 
hier  die  preussische  Reiterei  von  einer  stärkeren  feindlichen  Colonne  geworfen  wurde,  ralliirte 
er  sie  schnell,  führte  sie  mit  grösster  Entschlossenheit  und  Kaltblütigkeit  dem  Feinde  ent- 
gegen, und  nahm  ihm  die  errungenen  Vortheile  wieder  ab.  Später  führte  er  ein  Streifcorps 
mit  grosser  Umsicht  und  Geschicklichkeit  und  ward  mit  Handbillet  Seiner  Majestät  des 
Kaisers  Franz  ddo.  Paris  30.  Mai  1814  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens 
ausgezeichnet 

Leopold  I.,  Georg  Christian  Friedrich,  König  der  Belgier,  Inhaber  des  k.  k. 
27.  Infanterie- Regiments,  zweiter  Sohn  des  Herzogs  Friedrich  von  Coburg,  ist  am  13.  Decem- 
ber 1790  geboren.  Frühzeitig  erlangte  er  in  russischen  Diensten  den  Generalsrang,  begleitete 
im  Jahre  1808  Kaiser  Alexander  nach  Erfurt  und  nahm  dann  seinen  Abschied.  Im  Jahre 
1813  wieder  in  russische  Dienste  getreten,  zeichnete  er  sich  in  der  Schlacht  bei  Kulm  an 
der  Spitze  der  Reiterei ,  mit  welcher  er  auf  den  vordringenden  Feind  mehrere  glänzende 
Attaquen  ausführte,  besonders  aus,  und  machte  die  Feldzüge  bis  zum  Pariser  Frieden  mit 
Statt  des  ihm  unterm  18.  Mai  1814  Allerhöchst  verliehenen  Commandeurkreuzes  des  Leopold- 
Ordens,  wurde  dem  Prinzen  in  weiterer  Würdigung  seiner  Verdienste  von  weiland  Seiner  Majestät 
Kaiser  Franz  I.  unterm  30.  Mai  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zu  TheiL 

Als  man  ihm  im  Jahre  1829  den  Thron  von  Griechenland  antrug,  erklärte  er  sich 
anfangs  bereit  denselben  anzunehmen,  sobald  er  aber  die  wahren  Verhältnisse  des  Landes 
kennen  gelernt  hatte,  schlug  er  ihn  aus,  dagegen  nahm  er  den  von  Belgien  am  12.  Juli  1831 
an*,  und  beglückt  sein  Land  durch  eine  kluge,  segensreiche  Regierung. 

Seine  Majestät  Kaiser  Franz  Joseph  I.  verlieh  dem  durch  verwandtschaftliche  Bande 
zum  Kaiserhause  näher  getretenen  Könige  Leopold  bei  seiner  Anwesenheit  zu  Wien  im 
August  1853  das  27.  Infanterie  -  Regiment 

Liechtenstein,  Wenzel  Fürst  von,  General-Major,  ältösterSohn  des  Feld- 
marschalls Fürsten  Karl,  Bruder  der  Helden  Moritz  und  Aloys  (s.d.),  war  am 


1315 

21.  August  1767  geboren.  Der  Fürst  widmete  sich  dem  geistlichen  Stande  und  war 
bereits  Domherr  zu  Cöln  und  Salzburg,  als  die  Kriege  gegen  Frankreich,  welche 
das  Vaterland  bedrängten,  ihn  seine  Würden  zu  resigniren  veranlassten  und  in  die 
Reihen  der  Kämpfenden  riefen. 

Er  versah  sowohl  im  Jahre  1809  wie  auch  in  den  Jahren  1813  und  1814 
Adjutanten- Dienste;  in  der  letztern  Epoche  war  er  als  Oberst  General -Adjutant 
des  Feldmarschalls  Fürsten  Schwarzenberg. 

Es  bedarf  nicht  erörtert  zu  werden,  wie  schwierig  die  Stellung  eines  Adju- 
tanten bei  dem  Oberfeldherrn  wird ,  wenn  er  derselben  im  vollen  Umfange  ent- 
sprechen soll.  In  und  ausser  der  Schlacht  durch  Versendung  den  Willen  des  Feld- 
herrn nach  allen  Puncten  hinzubringen,  die  mannigfaltigen  Aufträge  auszufuhren, 
welche  sein  Vertrauen  ihm  zuweist,  kommt  der  Adjutant  häufig  in  die  Lage,  dass 
von  ihm  weit  mehr  gefordert  wird,  als  es  seine  Charge  mit  sich  bringt.  Dazu  gehört 
Geistesgegenwart,  militärischer  Überblick,  moralischer  Muth,  welcher  keine 
Schwierigkeiten  kennt,  endlich  unermüdete  Thätigkeit  urid  Entschlossenheit.  Fürst 
Wenzel  hatte  diese  Vorzüge  in  mehreren  Fällen  glänzend  bewiesen,  in  allen  feind- 
lichen Gelegenheiten  aber  mit  besonderer  Auszeichnung  und  Tapferkeit  sich  her- 
vorgethan,  so  am  17.  September  1813  bei  der  Vorrückung  gegen  Arbesau,  bei 
Dresden  und  bei  Leipzig. 

Fürst  Wenzel  war  auch  zu  wichtigen  Sendungen  verwendet  worden,  und 
unter  anderen  der  Überbringer  jenes  Schreibens  des Feldraarschalls  Schwarzen- 
berg an  den  Majorgeneral  der  französischen  Armee  Marschall  Berthier,  aus 
Troyes  vom  23.  Februar  1814,  welches  seitens  der  Verbündeten  auf  Abschluss 
eines  Waffenstillstandes  antrug. 

Sc.  Majestät  der  Kaiser  ernannte  den  zu  Wien  am  30.  Juli  1842  als  General- 
Major  ausser  Dienst  verstorbenen  Fürsten  mit  Handbillet  aus  Paris  vom  1.  Juni 
1814  zum  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordens. 


SlPÄGIN,  kaiserlich  russischer  General-Lieutenant,  gestorben  1820,  wurde  für  seine  Ver- 
dienste in  diesen  Kriegen  vorerst  mit  dem  Commandeurkreuze  des  Leopold  -  Ordens ,  dann 
aber  auf  den  Vortrag  des  Feldmarschalls  Fürsten  zu  Schwarzenberg  mit  Allerhöchstem  Hand- 
schreiben ddo.  Paris  am  1.  Juni  1814  mit  dem  Rittorkreuze  des  Maria  Theiyjsien  -  Ordens, 
statt  der  früher  erhaltenen  Decoration,  ausgezeichnet. 

Der  nämliche  Umstand  hatte  auch  mit  Allerhöchstem  Handbillet'  ddo.  Wien  11.  Novem- 
ber 1814  bei  dem  im  Februar  1831  als  General  -  Lieutenant  und  Militär  -  Gouverneur  von 
Volhynicn  und  Podolien  verstorbenen  Fürsten  von 

POTEMKIN  statt,  der  sich  namentlich  bei  Kulm  die  Anerkennung  Seiner  Majestät  des 
Kaisers  erworben. 

BkHÜKNSTRÄLK,  Gustav  Freiherr,  gestorben  1829, 


1316 

Otter,  Freiherr  von,  königlich  schwedische  General  -  Majore.  Beide  waren  Oberste  und 
Adjutanten  des  Kronprinzen  und  wurden  in  Anerkennung  ihrer  Verdienste,  namentlich  bei 
Dennewitz  und  Leipzig,  über  Ansuchen  ihres  Königs,  in  Folge  Allerhöchster  Entschlies- 
sung  ddo.  Wien  am  13.  April  1815  mit  dem  Ritterkreuze  ausgezeichnet.  Otter  starb  im 
Jahre  1821. 

Hessen -HOMBtlRO,  Ludwig  Friedrich  Wilhelm,  regierender  Landgraf  zu,  königlich 
preussischer  General  der  Infanterie,  zweiter  Sohn  des  Landgrafen  Friedrich,  Bruder  der  k.  k. 
Generale  Friedrich,  Philipp,  GustaVund  Ferdinand,  sämmtlioh  mit  dem  Maria  Theresien- 
Orden  geziert,  hatte  im  Jahre  1813  als  General  -  Major  eine  Brigade  bei  dem  BüloVsclien 
Corps  befehligt,  mit  der  er  in  allen  Schlachten,  die  dieses  Corps  initmachte,  und  insbesondere 
bei  dem  Angriffe  auf  Leipzig  (18.  October)  tapfer  focht,  und  bei  dieser  Gelegenheit  durch  eine 
Kanonenkugel  verwundet  wurde. 

Der  Prinz  übernahm  dann  das  Commando  der  westphälischon  Landwehren,  befehligte 
1815  die  Besatzung  von  I^uxemburg,  belagerte  Longwy  und  nahm  es  ein.  Im  Jahre  1829 
folgte  er  seinem  Bruder  Friedrich  in  der  Regierung  und  starb  als  Gouverneur  von  Luxem- 
burg 1839  im  69.  Lebensjahre. 

Sein  ausgezeichnetes  Benehmen  bei  Leipzig  würdigte  Seine  Majestät  Kaiser  Franz 
mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien- Ordens,  welches  er  ihm  mit  Allerhöchstem  Hand- 
schreiben aus  Wien  ddo.  3.  December  1814  zu  verleihen  geruhte. 

THURN  VALLE-SASSINA,  Georg  Graf,  Hauptmann  bei  Kaiser -Jäger;  für 
den  Überfall  auf  Pesaro  am  29.  April  1815;  ward  im  Jahre  1849  Comman- 
deur  (s.  d.). 

D'ASPRE.,  Constantin  Freiherr  von,  Major  des  8.  Jäger  -  Bataillons ,  für 
mehrfache  Verdienste  im  Jahre  1815;  ward  1849  Commandeur  (s.  d.). 

WELDEN,  Ludwig  Freiherr  von,  Oberst  im  General-Stabe,  für  die  Erobe- 
rung des  Passes  Les  Rousses  am  2.  Juli  1815;  ward  im  Jahre  1848  Comman- 
deur (s.  d.). 

Hessen-Darmstadt,  Emll  Maximilian  Leopold  August  Karl  Prinz 
zu,  Feldzeugmcister,  grossherzoglich  hessischer  General  der  Cavallerie,  Inhaber 
des  54.  Infanterie-,  des  kaiserlich  russischen  Kasan'schen  Dragoner-  und  des  hessi- 
schen Garde-ChevatTxlegers-Regiments,  war  den  3.  September  1790  geboren. 

Im  Feldzuge  1813  befehligte  er  als  General -Lieutenant  die  hessen-darm- 
städtischen  Truppen  und  wurde  bei  Leipzig  verwundet.  Als  sich  der  Grossherzog 
für  die  Verbündeten  erklärte,  stiess  der  Prinz  mit  seiner  Division  zum  6.  deutschen 
Bundescorps,  welches  zur  Hauptarmee  zählte,  und  nahm  bis  zum  Pariser  Frieden 
an  den  Vorfällen  mit  Auszeichnung  Theil.  Der  neue  Kampf  gegen  Napoleon  im 
Jahre  1815  fand  ihn  in  derselben  Eigenschaft  in  dem  3.  vom  Kronprinzen  von 


1317 

Württemberg  befehligten  Armeecorps.  Der  Prinz  übersehritt  am  23.  Juni  bei 
Germersheim  den  Rhein,  besetzte  Leimersheim,  Rheinzabern  und  andere  Orte,  und 
erstürmte  in  dem  Treffen  von  Strassburg  (am  28.)  Mundelshcim,  eine  für  den 
Gegner  sehr  vortheilhafte  Position,  die  an  der  Vereinigung  zweier  Bäche  dem  Feinde 
eine  doppelte  Aufstellung  gewährte,  und  überdies  duroh  den  Suffclbach  und  durch 
die  Weingärten  gedeckt  war.  Seine  an  diesem  Tage  bewährte,  mit  Umsicht  gepaarte 
persönliche  Tapferkeit  würdigte  Seine  Majestät  der  Kaiser  Franz  mit  dem  Rit- 
terkreuze des  Maria  Theresien-Ordens,  welches  er  ihm  wenige  Tage  nach  der 
AfFaire  mit  Handbillet  aus  Saarburg  vom  3.  Juli  1815  zuzuerkennen  geruhte. 

Im  Jahre  1830  wurde  dem  Prinzen  der  Charakter  eines  Feldmarschall-Lieute- 
nants, und  1831  die  Inhaberstelle  des  54.  Infanterie -Reginients  verliehen;  doch 
war  er  stets  beurlaubt.  Er  starb  als  kaiserlicher  Feldzeugmeister  zu  Baden-Baden 
am  26.  April  1856. 

PiTTEL,  Christoph  Freiherr  von,  Oberst-Lieutenant,  von  alter  österreichi- 
scher Familie,  war  zu  Krems  1790  geboren  und  in  der  Ingenieur- Akademie  gebildet. 
Als  Corps-Cadet  wurde  er  bei  den  Vertheidigungsarbeiten  von  Wien  im  Jahre  1809 
angestellt,  und  bei  der  Capitulation  gefangen;  er  ranzionirte  sich  selbst  und  schloss 
sich  an  das  Hiller'sche  Corps.  Nachdem  Pittcl  vorerst  bei  dem  Bau  des  Brücken- 
kopfes in  Göding,  dann  bei  jenem  von  Pressburg  verwendet  wurde,  zeichnete  er 
sich  bei  der  Vertheidigung  dieses  letzteren  so  vortheilhaft  aus,  dass  er  am  11.  Juli 
1809  zum  Oberlieutenant  im  Corps  vorrückte. 

Die  Friedensepoche  führte  ihn  unter  anderen  auch  nach  Königgrätz ,  wo  er  im 
Jahre  1811  mit  Lebensgefahr  und  mit  Hülfe  einiger  Soldaten  aus  einem  schon 
brennenden  Depot  dem  Staate  22  Geschütze  rettete. 

Im  Feldzuge  1813  war  Pittel  vorerst  bei  der  Hauptarmee;  nach  der  Schlacht 
von  Leipzig  erhielt  er  den  Auftrag  das  Schlachtfeld  aufzunehmen.  Bei  dem  zweiten 
Kriegszuge  gegen  Napoleon  im  Jahre  1815  wurde  er,  mittlerweile  zum  Haupt- 
mann im  Corps  ernannt,  zur  Rhein- Armee  beordert  und  der  Abtheilung  des  Feld- 
zeugmeisters Grafen  Colloredo  zur  Blockade  von  Befort  beigegeben.  Da  aber 
der  französische  General  L  ecourbe  vonBasel  an  jeden  Schritt  Landes  vertheidigte, 
so  war  an  eine  Blockade  noch  nicht  zudenken  und  Pittel  wohnte  daher  als  Freiwil- 
liger den  vielen  hitzigen  Gefechten  bei  und  erhielt  am  4.  Juli  Gelegenheit  zur  beson- 
derenAuszeichnung.  An  diesem  Tage  wurde  auf  Befehl  des  Feldzeugmeisters  Grafen 
Colloredo  ein  allgemeiner  Angriff  auf  alleBefort  umgebenden  Orte  und  Positionen 
angeordnet.  Das  Blockade-Corps  unter  General  Watzl  hatte  den  Wald  und  die 
vor  Perouse  liegenden  Höhen,  die  theils  von  den  Verschanzungen  auf  der  laMiotte 
und  la  Potense,  theils  von  der  Festung  sehr  gut  vertheidigt  waren,  anzugreifen 
und  sich  darauf  festzusetzen.  Sobald  das  Zeichen  zum  Angriffe  gegeben  war,  begab 
sich  Pittel  freiwillig  an  dieSpitze  derPlänkler  vom  4. Bataillon  Kottulinsky  und 


1318 

engagirte  das  Gefecht  auf  dem  linken  Flügel,  eben  so  führte  er  auch  die  Plänkler 
vom  4.  Bataillon  Benjowski  vor  und  war  bei  dem  weiteren  Angriffe  mit  der 
Leitung  der  Details  und  den  nöthigen  Verschickungen  betraut.  Unter  stätem  Vor- 
wärtsschreiten gelangte  das  Bataillon  bis  zu  dem  höchsten  Puncto  der  Anhöhen, 
dem  sogenannten  Steinbruch,  der  als  eine  noch  nicht  vollendete  Redoute  das  Terrain 
zwischen  Perouse  imd  der  Schlucht  und  die  Strasse  nach  Perouse  bestrich;  das 
Bataillon  Ko  ttulinsky,  in  gleicher  Höhe  mit  jenem  Bataillon  vorrückend,  kam  un- 
gefähr auf  200  Schritte  von  Perouse  an.  Pittel  stieg  nun  vom  Pferde,  stellte  sich  an 
die  Spitze  der  Stürmenden  und  eiferte  die  Truppen  durch  sein  Beispiel  an,  die  noch 
unvollendete  Redoute  und  "den  an  zwei  Stellen  bis  auf  4  Schuh  Höhe  mit  Wagen 
und  Faschinen  verbarricadirten  Ort  Perouse  zu  stürmen.  Glücklich  gelang  dies  — 
doch  nun  einem  kreuzenden  Feuer  ausgesetzt  und  einem  bereits  verstärkten  Feuer 
gegenüber,  war  Pittel  gezwungen  den  Ort  zweimal  zu  verlassen,  bis  endlich  das 
4.  Bataillon  Kaiser  Alexander-Infanterie  und  das  4.  Bataillon  Bellegarde  zur 
Behauptung  der  errungenen  Vortheile  herbeigeeilt  waren.  Pittel  nahm  jetzt  vom 
letzteren  eine  Division,  Hess  durch  die  Tambours  den  Sturmstreich  schlagen,  stellte 
sich  an  die  Tete  der  Masse  und  nahm  zum  dritten  Male  den  Ort,  den  er  nun 
auch  behauptete.  Die  Hartnäckigkeit,  mit  welcher  der  Feind  seine  Stellungen  ver- 
theidigte,  und  eine  der  Bedingungen  des  bald  nach  der  AfFaire  angesuchten  und 
auch  abgeschlossenen  Waffenstillstandes,  dass  Perouse  und  der  Steinbruch  geräumt 
werden  musste,  stellten  die  Wichtigkeit  dieser  Positionen  ausser  Zweifel. 

Pittel  kam  dann  zur  Belagerung  von  Hüningen,  wo  er  bis  zur  Übergabe 
Dienste  versah.  Einige  Tage  vor  derselben  wurde  er  durch  das  Zerplatzen  einer 
Haubitz- Granate  von  einem  Stücke  an  der  vorderen  äusseren  Hirnschale  nicht  un- 
bedeutend verwundet. 

Seine  muthige  und  tapfere  That  vor  Befort  verschaffte  ihm  durch  das  Capitel 
vom  Jahre  1816  das  Ritterkreuz,  und  im  April  1819  geruhten  Seine  Majestät 
der  Kaiser  ihn  in  den  Freihermstand  zu  erheben. 

Im  April  1836  zum  Major  im  Corps  befördert,  wurde  er  am  16.  Februar 
1840  auf  eigenes  Ansuchen  in  den  Ruhestand  übernommen,  wobei  ihm  Sc.  Majestät 
Kaiser  Ferdinand,  eingedenk  der  Verdienste,  welche  er  sich  in  einer  31jährigen 
Dienstzeit  erworben  hatte,  den  Oberst-Lieutenants-Charakter  allergnädigst  zu  ver- 
leihen geruhte. 

oCHAFFER,  Freiherr  von,  grossherzoglioh  baden^schcr  General- Lieutenant,  war  im  Feld- 
zuge 1814  Commandant  des  1.  und  2.  Dragoner  -  Regiments  und  hatte  im  8.  deutschen  Bun des- 
Corps den  Operationen  bis  zur  Einnahme  von  Paris  mit  besonderer  Auszeichnung  beigewohnt. 
Die  baden'schen  Reiter  hatten  sich  auf  dem  Zuge  nach  der  französischen  Hauptstadt,  dann  im 
Jahre  1815  in  allen  Actionen  mit  lobenswerther  Bravour  geschlagen  und  ihr  tapferer  Führer  so 
grosse  Umsicht,  persönliche  Tapferkeit  und  rasche  Entschlossenheit  an  den  Tag  gelegt,  dass  ihm 
Seine  Majestät  Kaiser   Franz   über   Antrag   des    Feldmarschalls  Fürsten    von   S  ch  warzenberg 


1319 

mit    Allerhöchstem    Handbillet   aus    Paris    vom   23.  Juli    1815   das    Ritterkreuz    des   Maria 
Theresien-Ordens  zu  verleihen  sich  veranlasst  fand.  Schaff  er  starb  im  Jahre  1840. 


Nach  der  Schlacht  von  Waterloo  stellte  der  Feldmarschall  Herzog  von  Wellington 
das  Ansuchen  an  Se.  Majestät  Kaiser  Franz  I.,  nachbenannte  21  Officiere  des  k.  grossbritanni- 
schen Heeres,  welche  sich  besonders  ausgezeichnet  hatten,  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria' 
Theresien-Ordens  zu  belohnen.  Seine  Majestät  fanden  sich  AUergnädigst  veranlasst,  mit  Hand- 
schreiben aus  Paris  vom  23.  Juli  1815  diesen  Vorschlag  zu  genehmigen,  und  es  wurden  als  neue 
Mitglieder  in  den  Orden  aufgenommen:  n 


ti. 


Königlich  englis  che  Off  i  eiere : 


LLINTON,  Sir  Henry,  General-Lieutenant,  COLBORNE,  Sir  John,   später  Lord  Seaton, 
'  KeMPT,  Sir  James,  General-Major,  Oberst, 

SOMMBRSET,  Lord  Edward,  General-Major,  KEYNEL,  Thomas,  Oberst, 

Barnes,  Sir  Edward,  General-Major,  BaRNARD,  Sir  Andreas,  Oberst, 

ELLEY,  Sir  John,  Oberst,  SmITH,  Carmichael,  Oberst, 

AbERCROMBIE,    Honorable   Alexander,  WOOD,  Sir  George,  Oberst, 

Oberst,  WOODFORD,  Sir  Alexander,  Oberst, 

Campbell,  Slr  CoUn,  Oberst,  Hill,  Slr  Robert,  Oberst-Lieutenant, 

HeRREY,  Bathurst  Feltdn,  Oberst,  SaLTOÜN,  Lord,  Oberst-Lieutenant, 

FlTZROI  Sommerset,   Lord  Heinrich,   später  MacDONNEL,  Sip  James,  Oberst-Lieutenant, 

erster  Baron  Raglan,  Oberst,  DiCK,  Robert,  Oberst-Lieutenant, 

PONSONBY,  Friedrich  Honble,  Oberst,  NeIL  DOUGLASS,  Oberst-Lieutenant. 

Von  diesen  Mitgliedern  lebt  zur  Stunde  nur  Lord  Seaton  als  General  und  Commandant 
der  k.  Truppen  in  Irland,  und  Sir  Alexander  Woodford,  der  als  General  die  Stelle  des 
Gouverneurs  des  Chcisea  -  Hospitals  bekleidet;  der  Oberst  Fitz  Roi  Sommerset  ist  als  Lord 
Raglan,  Feldmarschall  und  Ober-CQmmandant  der  englischen  Armee  in  d,er  Krim,  am  14.  Juni 
1855  vor  Sebastopol  im  57.  Lebensjahre  gestorben. 


uROLMANN,  Karl  Wilhelm  Georg  von,  k.  preussischer  General  der  Infanterie,  nahm 
1791  Militärdienste,  focht  1809  in  der  österreichischen  Armee  als  Volontär,  trat  dann  als  Major 
und  Commandant  eines  Fremden  -  Bataillons  in  spanische  Dienste,  wurde  1811  zu  Valencia  ge- 
fangen, ranzionirte  sich  selbst  und  ging  nach  Jena,  wo  er  unter  dem  Namen  von  Ger  lach  sich 
als  Student  einschreiben  Hess.  Als  sich  Preussen  gegen  Frankreich  erklärte,  trat  er  als  Major 
im  General -Stabe  ein,  focht  bei  Lützen,  Bautzen  und  Hanau,  und  stieg  zum  Obersten.  Im 
Jahre  1815  ward  er  General-Major  und  erster  General  -  Stabsofficier  unter  Gneisenau  im  Blü- 
c herrschen  Hauptquartiere,  zeichnete  sich  bei  Belle  Alliance  vorzüglich  aus,  so  zwar,  dass  ihm 
weiland  Seine  Majestät  Kaiser  Franz  mit  Allerhöchstem  Handschreiben  aus  Paris  vom  28.  Juli 
1815  zum  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordens  ernannte. 

Nacli  dem  zweiten  Pariser  Frieden  lebte  er  eine  Zeit  lang  auf  seinen  Gütern  und  wurde  1825  • 
als  General  -  Lieutenant   w;ieder  in   den  Dienst   gezogen,   worauf  ihm    1835  das    Coramando    des 
5.   Armeecorps    übergeben    wurde.    Im  Jahre    1840   erhielt   er   bei    den    drohenden   Bewegungen 
Frankreichs  eine  diplomatische  Sendung  nach  Wien  und  Süd- Deutschland,  um  Unterhandlungen 


1320 

Über  die  Gegenmassregeln  anzuknüpfen,   eine  Aufgabe ^   die  er  bei  seinen  grossen  Talenten  mit 
bestem  Erfolge  löste.. 

Grolmann  starb  am  15.  September  1843  im  67.  Lebensjahre. 

NOSTITZ,  August  Ludwig  Ferdinand  Graf  von,  k.  preussischer  General  der  Cavallerie, 
General- Adjutant  des  Königs,  Chef  des  5.  Husaren-Regiments  und  Gesandter  am  k.  hannoverischen 
Hofe,  ist  am  27.  December  1777  geboren.  Im  25.  Lebensjahre  Lieutenant  bei  der  Garde  du 
Corps,  war  er  1805  Adjutant  Blücher's,  nahm  1810  den  Abschied,  bereiste  Italien  und  Frankreich 
und  wurde  1813  wieder  Blü oberes  Adjutant.  Die  Sohlacht  bei  Leipzig  brachte  ihm  das  Majors- 
Patent,  und  jene  von  Ligny  (1815),  in  welcher  er  an  des  greisen  Feldherm  Seite  blieb  als  ihm 
das  Pferd  erschossen  ward,  die  französische  Cavallerie  an  ihm  vorbeisprengte  und  er  in  Gefahr 
kam  gefangen  zu  werden,  das  Kitterkreuz  des  Maria  Theresien  -  Ordens ,  über  des  Feld- 
Marschalls  Anempfehlung,  welches  ihm  Seine  Majestät  Kaiser  Franz  I.  mit  Handschreiben  aus 
Paris  vom  28.  Juli  1815  zu  verleihen  geruhte.  Als  Oberst  wurde  Nostitz  im  Jahre  1819  Flügel- 
Adjutant  des  Königs,  begleitete  1826  als  General-Major  den  Prinzen  Karl  von  Preussen  zur  Krö- 
nung des  Kaisers  Nikolaus  nach  Moskau,  machte  als  Volontär  1828  den  russischen  Feldzug  in 
der  Türkei  mit,  wurde  dann  General-Adjutant  des  Königs,  Commandant  von  Berlin  und  gelangte 
nach  und  nach  zu  den  eingangsberührten  Würden. 

Über  ein  erneuertes  Ansuchen  des  Feldmarschalls  Herzogs  von  Wellington  fanden  sich 
Seine  Majestät  der  Kaiser  Franz  veranlasst,  noch  folgenden  vier  k.  grossbritannischen  Officieren 
für  ihr  besonderes  Wohl  verhalten  in  der  Schlacht  bei  Waterloo,  mit  Allerhöchstem  Handschreiben 
aus  Paris  vom  25.  August  1815,  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zu  verleihen,  u.  z. 

ByNG,  John,  General -Major,  derzeit  Earl  of  Strafford,  Feldmarschall  und  Gouver- 
neur von  Londondery  und  Culmore, 

Adam,  Friedrich,  General-Major, 

HePBORN,  Oberst,  beide  bereits  verstorben,  dann 

ClIFTON,  Sir  Arthur  Benjamin,  Oberst-Lieutenant,  derzeit  General-Lieutenant. 

Die  fünfundzwanzig  k.  grossbritannischen  OfHciere,  welche  ohne  einer  näheren 
Bezeichnung  der  That  in  der  entschciden4en  Schlacht  bei  Waterloo  theils  grössere  Truppen- 
Abtheilungen,  theils  Regimenter  und  Bataillone  befehligten  und  von  der  heldcnmüthigen  Aus- 
dauer der  britischen  Soldaten  wahrhaft  bewunderungswürdige  Beispiele  persönlicher  Tapferkeit 
gegeben  haben,  nannte  der  Herzog  von  Wellington  die  Ausgezeichnetsten  seines  Heeres, 
und  da  sie  von  ihrem  Könige  durchgehends  mit  dem  Bath-Orden  geschmückt  wurden,  so 
ward  ihnen  auch  von  weiland  Seiner  Majestät  Franz  I.  in  Anerkennung  der  der  allgemeinen 
Sache  geleisteten  vortrefflichen  Dienste,  ausnahmsweise,  die  in  der  kaiserlichen  Armee  beste- 
hende höchste  militärische  Auszeichnung  zu  Theil. 

AVETZLAR  von  Plankenstern,  Ignaz  Freiherr,  gestorben  als  rTaiiptraann 
in  der  Armee  in  seiner  Geburtsstadt  Wien  am  21.  März  1841  im  52.  Lebensjahre, 


1321 

hatte  sich  bei  Eröffnung  des  Riesenkampfes  freiwillig  als  Cadet  unter  die  Fahnen 
des  Doppelaars  gestellt  und  ward  im  September  1813,  durch  gründliche  und  viel- 
seitige Kenntniss  bevorzugt,  zum  Unterlieutenant  im  Pionnier-Corps,  und  im 
Februar  1814  zum  Oberlieutenant  bei  Fenner-Jäger  befördert. 

Die  erneuerten  Rüstungen  der  Alliirten  gegen  Napoleon  im  Jahre  1815 
hatten  dem  Oberlieutenant  Wetzlar  die  Gelegenheit,  die  er  in  den  früheren 
Feldzügea  vergebens  gesucht  hatte,  zur  besonderen  Auszeichnung  geboten.  Er 
war  dem  General  Pflüg  er  in  dem  Armeecorps  Radivojevich's  beigegeben,  und 
folgte  ihm  in  das  südliche  Frankreich.  Als  dieses  Corps  am  9.  Juli  Bourg  en  Bresse 
erreichte,  entsandte  der  commandirende  General  Frimont  den  General  Pflüger 
mit  dem  Infanterie-Regimente  Erzherzog  Ludwig  und  einer  Batterie  gegen  M  a  c  o  n, 
um  den  dortigen  Brückenkopf  der  Saone  zu  nehmen  und  dadurch  den  zu  den 
weiteren  Unternehmungen  nothwendigen  Übergang  zu  gewinnen.  Oberlieutenant 
Wetzlar  hatte  schon  im  vorigen  Jahre  sich  eine  genaue  Kenntniss  des  Terrains 
um  Macon  eigen  gemacht,  und  lenkte  des  Generals  Aufmerksamkeit  dabin,  den 
Brückenkopf  bei  Nacht  zu  überfallen.  Dieser  Vorschlag  wurde  genehmigt  und  die 
Vorbereitungen  für  die  Nacht  des  10.  Juli  getroffen.  Wetzlar,  als  Colonnenführer, 
drang  der  Erste  durch  eine  Schiessscharte  in  die  Verschanzungen  und  bahnte  der 
Truppe  den  Weg  in  den  Brückenkopf.  Obwohl  dieser  von  den  Franzosen  gut  ver- 
theidigt  wurde ,  so  ward  er  doch  bald  erstürmt  und  in  demselben  vier  Kanonen 
und  eine  Haubitze  erobert.  Mit  dem  Brückenkopfe  fiel  auch  die  Brücke  und  die 
Stadt  in  unseren  Besitz,  worauf  sich  Pflüger  am  rechten  Ufer  der  Saone  aufstellte 
und  durch  diesen  errungenen  Vortheil  auf  die  sofort  angeknüpften  Unterhandlun- 
gen des  Marschalls  Suchet  mit  dem  General  der  Cavallerio  Freiherrn  von  Fri- 
mont mächtig  einwirkte. 

Dem  tapferen  We  t z  1  ar  geruhten  Seine  Majestät  mit  Handschreiben  aus  Dijon 
vom  7.  October  desselben  Jahres  über  Frimont's  Vorschlag  das  wohlverdiente 
Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zu  verleihen. 

Bei  der  Errichtung  des  Kaiser-Jäger-Regiments  wurde  Wetzlar  am  1.  Jän- 
ner 1816  in  dasselbe,  bald  darnach  zur  Infanterie  eingetheilt  und  im  Juni  1821  zum 
Hauptmann  bei  dem  vacat  Hiller-Infanterie-Regimente  befördert.  Im  September  1823 
trat  er  mit  Beibehaltung  des  Militär  -  Charakters  aus  der  Armee. 


LÖWENIIJEl.M,  Karl  Gustav  Friedrich  Graf  von,  k.  schwedischer  General  und  Inspec- 
tor  der  Cavallerie,  zu  Stockholm  im  Juli  1856  im  86.  Lebensjahre  gestorben,  war  schon  i.  J.  1787 
Lieutenant  bei  den  leichten  Dragonern,  und  in  der  verhängnissvollen  Nacht  des  16.  März  1792, 
wo  Gustav  III.  ermordet  wurde,  wachhabender  Capitän  und  in  des  Königs  unmittelbarer  Nähe. 
Er  war  es,  der  den  tödlich  verwundeten  Monarchen  mit  dem  Degen  in  der  Hand  aus  dem  Ge- 
dränge rettete  und  ihn  mit  Baron  Essen  in  seine  Zimmer  führte.  1794  wurde  Löwenhjelm 
als    Major   zu    wiederholten  diplomatischen  Sendungen   nach  Russland   verwendet,    dann   mit   der 


1322 

Abfassung  des  Dienst -Reglements  der  schwedischen  Cavallerie  und  der  noch  bestehenden  Caval- 
lerie-Instruction  und  des  Exercir-Reglements  betraut  1805  begleitete  er  den  König  als  General- 
Adjutant  ins  Feld,  wo  er  das  nach  Lüneburg  und  Lauenburg  entsendete  Corps  im  Treffen  am 
Schalersee,  so  wie  die  Vorposten  beim  Angriffe  der  Franzosen  auf  Andam  commandirte.  Drei 
Jahre  später  wurde  er  zum  Chef  des  General-Stabes  der  finnischen  Armee  im  Kriege  gegen  Rass- 
land ernannt  und  commandirte  die  Nachhut  beim  Ruckzuge  von  Tavastehus  und  Osterbotten. 
Am  16.  April  1808  wurde  er  im  Treffen  bei  Pyhäjokki  verwundet,  gefangen  und  nach  Moskau 
geführt.  Im  nächstfolgenden  Jahre  ausgewechselt,  ging  er  als  Chef  der  dritten  Brigade  des  Expe- 
ditionscorps nach  Norrbotten,  wo  er  den  Treffen  bei  Säfvar  und  Ratan  beiwohnte. 

Als  General-Adjutant  bei  der  Nordarmee,  entwarf  er  im  Jahre  1813  nach  der  Instruction  des 
Kronprinzen  den  Feldzugsplan  der  vereinigten  Heere,  wohnte  sodann  den  Schlachten  bei  Gross- 
beeren, Dennewitz  und  Leipzig  bei  und  ging  sofort  wieder  mit  diplomatischen  Aufträgen 
nach  Frankfurt,  Rendsburg,  London,  Wien,  Warschau  etc.  Über  Ansuchen  seines  Königs  er- 
nannte ihn  weiland  Kaiser  Franz  mit  Handschreiben  aus  Venedig  vom  10.  December  1815 
zum  Ritter  des  Maria  Theresien- Ordens.  Inzwischen  zum  Brigade  -  General  der  Cavallerie  vor- 
gerückt, kam  er  (1817)  als  ausserordentlicher  Gesandter  an  den  österreichischen  Hof  und  (1818) 
in  gleicher  Eigenschaft  und  mit  dem  Range  eines  General-Lieutenants  an  den  französischen  Hof. 

Während  seiner  dortigen  Wirksamkeit  ward  er  noch  zum  General-Inspector  der  Cavallerie 
und  Reiohsherm  ernannt  Die  grössten  Verdienste  hat  Löwenhjelm  um  die  schwedische  Rei- 
terei, die  er  eigentlich  wieder  erschuf  und  in  allen  Theilen  nach  seinen  Ideen  reorganisirte. 
Nicht  minder  zeichnete  er  sich  in  der  diplomatischen  Laufbahn  und  im  Parlamente  aus. 


1323 


xn. 


Das  Jahr  1823  in  Spanien. 


•Sechs  Jahre  hatte  der  Kampf  in  Spanien  gegen  die  Machtherrschaft  Napoleon's  gedauert, 
als  er  endlich  heldenmüthig  zu  Ende  geführt  wurde.  Ferdinand  VII.  kehrte  im  März  1814  in 
sein  Reich  zurück,  fand  aber  den  früheren  Stand  der  Dinge  gänzlich  verändert.  Seine  Abwe- 
senheit hatten  die  Cortes  benützt,  um  das  alte  Regierungssystem  umzuformen:  sie  selbst  aber 
waren  in  ihren  Entschlüssen  und  Meinungen  getheilt;  jede  Partei  hatte  ihre  Anhänger  im 
Volke. 

Während  die  Liberalen  oder  Gonstitutionellen,  auch  die  Partei  der  Communeros 
oder  Exaltados  genannt,  von  den  Doctrinen  der  modernen  Philosophie  durchdrungen,  den  Neue- 
rungen anhingen  und  die  Grundsätze  des  alten  Rechtes  nicht  achtend,  eine  ganz  neue  Bahn 
betraten,  während  sie,  unklug  genug,  dahin  zielten,  dass  a^le  Herrschaft,  sogar  die  gesetz- 
gebende Gewalt  getheilt  sein  und  im  Volke  thronen  solle,  —  vergessend,  dass  ein  Volk  nur  dann 
mächtig  ist,  wenn  einerlei  Kraft  es  umfängt,  wenn  einerlei  Oberhaupt  diese  Kraft  leitet  — ,  ging 
das  Streben  der  zweiten  sogenannten  Glaubenspartei,  auch  Servilen  oder  Royalisten 
genannt,  dahin,  die  Aufrechthaltung  oder  vielmehr  Wiederherstellung  des  alten  Systems  zu 
bewirken.  Sie  waren  der  Ansicht,  dass  jede  gewaltsame  Veränderung  der  Regierungsverfassung 
mit  der  Zeit  den  Untergang  des  Ganzen  herbeiführen  müsse,  und  hielten  an  das,  was  nach  ihrer 
Meinung  zu  aller  Zeit  wahr,  gut  und  recht  gewesen. 

Trotz  dieser  Spaltung  kam  in  der  Sitzung  der  Cortes  doch  eine  constitutionelle  Acte 
zusammen,  die  dem  Volke  nur  von  der  besseren  Seite  bekannt  gegeben  wurde,  während  die  dem 
Könige  auferlegten  Beschränkungen  erst  nach  seiner  zu  gewärtigenden  Rückkehr  angeregt  wer- 
den sollten.  Der  König  erklärte  diese  Charte  aus  Valencia  am  4.  Mai  1814  für  ungiltig,  forderte 
nach  seinem  Einzüge  in  Madrid  die  Spanier  zur  Einigkeit  auf,  und  gab  in  einer  zweiten  Procla- 
mation  das  Regierungssytem  kund,  das  er  befolgen  werde. 

Gewillt,  durch  Einberufung,  der  Deputirten  aus  Spanien  und  Indien,  Massregeln  zur  Wohl- 
fahrt der  Nation  in  beiden  Welttheilen  zu  treffen ,  blieb  es  bei  dem  Versprechen,  und  der  König 
arbeitete  mit  aller  Strenge  an  der  Herstellung  der  alten  Verfassung.  Dies  musste  bei  den  Liberalen, 
die  sich  während  der  constitutionellen  Regierung  des  alten  Zwanges  schon  entledigt  hatten, 
den  Hass  gegen  den  Monarchen  noch  mehr  steigern.  Fe rdi Handys  Stellung  wurde  immer 
schwieriger,  die  Umtriebe  nahmen  kein  Ende  und  kamen  endlich  selbst  zum  Ausbruche. 

Schon  im  Jahre  1819  hatten^sich  die  amerikanischen  Colonien  vom  Mutterlande  unabhängig 
erklärt;  sie  zum  Gehorsam  zu  zwingen,  wurden  Truppen  nach  Cadix  zur  Einschiffung  gesandt 
Man  beging    aber   den   Fehler,    dass  man    die  dem  Liberalismus  Zugethanenen ,  um  sich  ihrer  zu 


1324 

entledigen,  wählte,  alle  auf  der  Insel  Leon  und  in  dieser  Gegend  concentrirte  und  sie  zu  lange 
dort  festhielt.  Die  eigenen  Officiere  bereiteten  hier  die  Soldaten  zur  Empörung  vor ;  am  1.  Jänner 
1820  wurde  die  Fahne  der  Freiheit  aufgepflanzt  und  die  Constitution  beschworen.  Die  Empörer 
gingen  nach  Madrid,  wo  man  ihnen  keinen  Widerstand  zu  leisten  vermochte.  Der  König,  verlassen, 
brachte  der  Noth wendigkeit  das  Opfer,  nahm  die  Constitution  an  und  beschwor  ihre  Aufrecbi- 
haltung.  Die  ganze  Armee  schloss  sich  der  Revolution  an,  und  die  Militär  - Insurrection  erhielt 
einen  politischen  Charakter.  Die  Verbannten  aller  Farben  kamen  haufenweise  zurück  und  Schriften, 
bestimmt  die  revolutionären  Ideen  zu  verbreiten,  wurden  in  Menge  ausgetheilt 

Zum  Glück  für  den  König  blieb  ein  grosser  Theil  des  Volkes  bei  den  alten  Grundsätzen ; 
die  öffentliche  Meinung  widerstrebte  dem  Joche  der  Neuerer,  und  die  Provinzen  zeigten  einen 
entschiedenen  Widerwillen  gegen  die  Constitution.  Man  fühlte,  dass  die  Gewalt  der  Cortes  sowohl 
den  Rechten  der  Krone,  wie  der  Ruhe  des  Volkes  zuwider  lief,  und  war  erbittert  über  die  in 
den  grösseren  Städten  vertheilten  treulosen  Soldaten,  die,  statt  die  abtrünnigen  Colonien  zu 
bekämpfen,  in  dem  Mutterlande  den  Brand  des  Bürgerkrieges  anfachten.  Da  überdies  die  meisten 
Verfügungen  der  Cortes  gegen  die  herrschenden  Religiousbegriffe  und  gegen  die  gute  alte  bür- 
gerliche Ordnung  gerichtet  waren,  so  duldete  man  sie  nur  mit  sichtbarem  Zwang  und  Alles 
deutete  auf  einen  nahen  Ausbruch  des  Bürgerkrieges,  der  auch  gar  bald  von  den  nördlichen 
Provinzen  ausgehen  sollte. 

Noch  1821  waren  Castllien,  Aragon,  Biscaya  und  Navarra  gerüstet  gegen  die  Eingriffe 
der  Cönstitutionellen,  und  die  Noth  im  Lande  und  die  Gewaltthaten  der  letzteren  nahmen  immer 
mehr  überhand.  Auch  wurden  die  Angelegenheiten  in  Amerika  trostloser  und  der  Vorschlag 
Spaniens,  Amerika  als  ^ebenreich  neben  sich  bestehen  zu  lassen,  wurde  Anfangs  Februar  1822 
dort  abgelehnt  Die  dritten  ordentlichen  Cortes  wurden  unter  diesen  schwierigen  Umständen  am 
30.  Juni  1822  versammelt  und  Riego  zu  deren  Präsidenten  ernannt,  wie  Marti  nez  de  la 
Rosa  Präsident  des  Ministeriums  war.  Schon  fing  man  an.  Vortrauen  auf  beide  zu  fassen,  als  die 
Aussichten  auf  Frieden  sich  trübten.  Die  Glaubenspartei,  durch  die  Beschränkung  der  Einkünfte 
der  Geistlichkeit  aufs  Höchste  erbittert,  arbeitete  nämlich  aufs  Thätigste  an  einer  Gegenrevolution, 
und  hatte  in  Castilien  4000  Mann,  auch  in  Navarra  und  in  den  baskischen  Provinzen  eine 
Streitmacht  gesammelt,  an  deren  Spitze  sich  Quesada  stellte,  der  aber,  von  Lopez  Bannos 
geschlagen,  auf  französisches  Gebiet  flüchten  musste. 

Selbst  in  Madrid  fand  im  Juli  1822  eine  Erhebung  von  4  Bataillonen  Garde  Statt;  sie  zogen 
nach  dem  Palaste  Pr ad o  und  erwarteten,  dass  der  König,  bei  dem  2  Bataillone  geblieben  waren, 
sich  zu  ihnen  begeben  werde.  Als  dieser  nicht  erschien,  weil  er  von  dem  Ayuntamiento  (stadt- 
räthliche  Behörden),  den  Nationalgardea  und  Linientruppen  gefangen  gehalten  wurde,  wollten  sie 
ihn  mit  Gewalt  holen,  wurden  aber  durch  Ballestores  zurückgewiesen  und  dann,  da  sie  sich 
zur  Gegenwehr  setzten,  angegriffen  und  niedergemacht  oder  gefangen,  der  Herzog  von  Infan- 
tado  aber  und  der  Marquis  delosAmarillos,  denen  der  König  bisher  sein  Vertrauen  geschenkt 
hatte,  von  dessen  Person  entfernt.  In  Catalonien,  welches  schon  lange  vor  Begierde  brannte, 
den  dem  Throne  und  der  Religion  zugefügten  Schimpf  zu  rächen,  war  nun  der  Kern  der  Glau- 
benspartei, an  ihrer  Spitze  standen  Bessieres,  Mata  Florida  und  Croles.  Sie  bildeten  am 
15.  August  1822  eine  oberste  Regentschaft  zu  Urgel  und  ein  Glaubensherr  zur  Herstellung  der 
unbeschränkten  königlichen  Gewalt.  Auch  in  Valencia  wurde  eine  Gegenrevolution  gebildet,  an 
deren  Spitze  Elio  stand,  die  Liberalen  behielten  aber  dort  die  Oberhand  und  Elio  wurde  hinge- 
richtet. Die  Cortes  beschlossen  dagegen  eine  Vermehrung  des  Heeres  und  Bewaffnung  der  Xatio- 
nalmiliz,  auch  eine  Verminderung   der   königlichen    Garden.  Die  Minister  legten  aber,  besonders 


1325 

ducch  die  Vorgänge  mit  den  Garden  eich  für  beleidigt  haltend,  ihr  Amt  nieder;  ihre  Nachfolger 
waren  Evarist  San  Miguel,  Minister  des  Auswärtigen,  Lopez  Bannos,  Kriegsminister,  und 
mehrere  Andere ;  auf  ihr  Andringen  entliess  der  König,  der  von  da  an  seine  ganze  Macht  verlor, 
den  General-Capitän  Mo  rillo,  den  Xefepolitico  von  Madrid,  San  Martin  u.  m.  A.,  ihrer  Posten. 
Diese  Schritte  der  Liberalen  mussten  die  Aufinerksamkeit  der  grossen  europäischen  Mächte  erre- 
gen, die  nicht  Willens  waren,  die  königliche  Macht  in  Spanien  sinken  zu  lassen.  Die  auf  dem 
Congresse  zu  Verona  versammelten  Monarchen  und  Gesandten  forderten  daher  von  den  Cortes 
eine  Abänderung  der  Verfassung,  welche  die  königlichen  Rechte  erweiterte.  Die  Cortes  wiesen 
diesen  Antrag  zurück ,  worauf  sich  die  Gesandtschaft  von  Österreich,  Preussen  und  Russland 
entfernten,  England  aber  eine  Vermittlung  antrug,  welche  zurückgewiesen  wurde. 

Frankreich  hatte  schon  zu  Ende  1822  gegen  60,000  Mann  an  der  spanischen  Grenze,  angeblich 
wegen  des  gelben  Fiebers  in  Barcellona  als  Gesundheitscordon  aufgestellt,  den  Royalistcn  beträcht- 
liche Unterstützungen  zukommen  lassen,  und  auf  dem  Congresse  zu  Verona  es  übernommen,  das 
Ansehen  des  Königs  in  Spanien  herzustellen.  Kühner  erhoben  sich  nun  die  Royalisten  in  Navarra, 
Catalonien,  Castilien  und  Valencia  und  verübten,  wo  sie  das  tlbergewibht  erhielten,  gegen  die 
Constitutionellen  viele  Gewaltthaten ;  da  sie  aber  ohne  festen  Plan  handelten,  so  wurden  sie  von 
den  Liberalen  geschlagen  und  zerstreut,  sammelten  sich  aber  schnell  wieder.  Viele  retteten  sich 
auf  französisches  Gebiet  und  endlich  musste  sich  die  Regentschaft  unter  Mata  Florida  eben 
dahin  flüchten.  Die  royalistischen  festen  Plätze  Seu  d'Urgel,  Uriate  und  andere  feste  Puncfe  in 
Spanien  wurden  im  Februar  1823  von  den  Constitutionellen  genommen. 

Am  1.  April  1823  rückte  der  Herzog  von  Angoul^me,  nach  einer  erlassenen  Procla- 
mation,  dass  die  Franzosen  als  Freunde  kämen,  nur  um  Spanien  von  den  Gräueln  der  Anarchie 
zu  befreien,  keineswegs  aber,  um  Eroberungen  zu  machen,  mit  einem  Heere  von  etwa  83,000  Mann 
in  zwei  Abtheilungen  in  Spanien  ein,  und  der  spanische  Restaurationskrieg  begann,  der  sieg- 
reich beendigt,  dem  Könige  schon  im  November  1823  volle  Freiheit  verschaffte  und  ihm  ermög- 
lichte, am  13.  desselben  Monats  seinen  Einzug  in  Madrid  unter  dem  Jubel  des  Volkes  halten  zu 
können. 

Dieser  Krieg,  dessen  Operationen  in  der  Lebensskizze  des  Herzogs  von  Angoul^me 
geschildert  sind,  hatte  die  folgenden  zwei  Promotionen  hervorgerufen. 


A-/ 


Einhundert'soAs  und  vieriigste  Promotion  (vom  5.  Deoember  1823). 
Allerhöchste  Ycrleihang  ausser  Capitel. 


GROSSKREUZ. 

AnGOÜLEME,  Louis  Antoine  de  Bourbon,  Duo  d',  geboren  1771  zu  Versailles,  älte- 
ster Sohn  König  Karl's  X.  von  Frankreich,  nach  dessen  Thronbesteigung  am  16.  September 
1824  Dauphin,  verfolgte  in  seiner  Jugend  mit  Ausdauer  und  Energie  das  den  Bourbonen  seit 
lanjrcn  Jahren  der  Verbannung  vorschwebende  Ziel  der  Verwirklichung  ihrer  Ansprüche  auf 
den  französischen  Thron. 

Im   Jahre    1789,    als   die  Zukunft  Frankreichs  sich   an  den  am  5.   Mai   desselben   Jahr^^ 
cröfTneten  Reichstag  knüpfte  und  damit  die  Revolution  begann,    verliess  Angoul^me  nach  * 


1326 

verhängniBSvoUen  14.  Juli,  noch  vor  seinem  Vater,  des  damaligen  Grafen  von  Artois,  Paris  und 
ging  nach  Turin.  An  den  Bemühungen  der  Ausgewanderten,  die  fremden  Höfe  zu  ihrer  Unter- 
stutzung  zu  vermögen,  betheiligte  sich  auch  Angoul^me  auf  das  Lebhafteste,  und  im  Jahre  1792, 
als  bereits  60,000  Mann  zum  grösseren  Theile  bewaffnet  und  geleitet  durch  den.  Qrafen  von 
Artois,  den  Prinzen  Conde  und  den  Cardinal  Rohan,  in  den  rheinischen  und  niederländischen 
Provinzen  bereit  standen,  zog  Angoul^me  an  der  Spitze  eines  Emigrantencorps  aus  Turin. 
Zerwürfnisse  indess,  welche  wegen  der  verschiedenen  politischen  Anschauungen  zwischen  den 
Gefährten  von  Artois  und  Gond6  und  den  später  Ausgewanderten  entstanden,  lähmten  den 
Fortschritt  ihrer  gemeinschaftlichen  Sache,  und  veranlassten  namentlich  die  Auflösung  des  Corps 
der  königlichen  Prinzen.  Damit  hörte  aber  vorerst  die  Thätigkeit  Angoul^me*s  auf,  der  nun 
nach  Edingburgh,  dann  nach  Blankenburg  und  Mietau  ging. 

Späterhin  nahm  Angoul^me  mit  Ludwig  XVIII.  seinen  Sitz  in  Warschau,  ging 
im  Jahre  1805  nach  Russland  und  England,  wo  er  auf  dem  Schlosse  Hart  well  bei  Edinburgh 
mit  der  französischen  Königsfamilie  bis  zum  Jahre  1814  lebte.  Mit  diesem  Jahre,  in  welchem 
neue  Hoffnungen  in  Folge  des  wandelbar  gewordenen  Glückes  Napoleon^s  bei  jener  Familie 
auftauchten,  brach  auch  für  Angouleme  eine  neue  Periode  der  Thätigkeit  an,  und  er  fand 
diese  zu  Anfang  des  Jahres  bei  dem  englisch-spanischen  Hauptheere  unter  Wellington  im 
südlichen  Frankreich.  Die  Verkündigung  der  bourbonischen  Herrschaft,  die  Aufforderung  zur 
Unterwerfung,  welche  an  Volk  und  Heer  erlassen  wurden,  waren  Acte,  an  denen  sich 
Angouleme  wesentlich  betheiligte,  und  denen  sich  sein  am  12.  März  stattfindende]^  Einzug  in 
Bordeaux,  so  wie  die  Bildung  eines  Royalistencorps  anschlössen.  Nachdem  Ludwig  XVIII. 
bereits  am  4.  Mai  seinen  Einzug  in  Paris  gehalten  hatte,  eilte  auch  Angouleme  dahin  und 
wurde  von  dem  Könige  zum  Admiral  von  Frankreich  und  zum  General-Oberst  der  Kürassiere 
und  Dragoner  ernannt.  Der  in  Paris  von  dem  bewaffneten  Europa  d;ctirte  Friede  war  nicht  von 
Dauer. 

Angouleme,  welcher  im  Februar  1815  das  südliche  Frankreich  bereiste,  erhielt  am 
9.  März  in  Bordeaux  die  erste  Kunde  von  Napoleon^s  Landung  an  der  Küste  von  Cannes  und 
zugleich  seine  Ernennung  zum  Lieutenant  des  Königs.  Bei  der  Ungunst  der  allgemeinen  Ver- 
hältnisse und  bei  den  beschränkten  Mitteln,  dem  triumphirenden  und  mit  jedem  Tage  mächtiger 
werdenden  Kaiser  gegenüber  gelang  es  Angouleme  dennoch,  in  Toulon  in  seiner  neuen  Eigen- 
schaft ein  eigenes  Gouvernement  zu  errichten  und  einige  Vortheile  in  kleineren  Gefechten  bei 
Montelimart  und  Valence  zu  erringen.  Beides  blieV  jedoch  ohne  nennenswerthe  Wirkungen; 
denn  bei  dem  raschen  Triumphzuge  Napoleon^s  ergriffen  Bordeaux  und  Toulon  dessen  Partei. 
Angouleme  aber  selbst  erfuhr,  am  6.  April  Tel  St.  Jacques  zurückgedrängt,  den  allgemeinen 
Abfall  der  Seinigen  und  gerieth  durch  Capitulation  in  die  Gewalt  der  kaiserlichen  Truppen.  Dem 
Umstände,  dass  die  Verhältnisse  Napoleon  nöthigten,  ein  mildes  Verfahren  im  Vergleiche  zu 
der  früher  gewohnten  Strenge  zu  beobachten,  verdankte  Angouleme  seine  Entlassung.  Ein 
schwedisches  Schiff  brachte  ihn  nun  von  Cette  aus  nach  Barcellona ,  von  hier  ging  er  nach  Madrid, 
dann  aber  an  die  französische  Grenze,  wo  er  die  geflüchteten  Royalisten  in  der  Absicht  versam- 
melte, nach  Umständen  von  Neuem  die  weisse  Fahne  im  Süden  Frankreichs  aufzupflanzen.  Die 
Schlacht  von  Waterloo  gab  hiezu  das  Signal.  Toulon  und  das  dem  Königshausc  besonders  geneigte 
Bordeaux  wurden  besetzt  und  einige  Bataillone  Freiwilliger  errichtet;  hierauf  eilte  der  Herzog 
nach  Paris  und  erhielt  hier  nach  einander  die  Präsidentur  der  Pairskammer  und  die  des  Wahl- 
collcgiums  des  Gironde-Departements,  in  welcher  Eigenschaft  er  im  Jahre  1819  die  Wahlen  zu 
Bordeaux  leitete. 


1327 

In  Folge  der  oben  erwähnten  Beschlüsse  des  Congresses  von  Verona  sah  sich  das  Ministe- 
rium Villele  genöthigt,  eine  Armee  nach  Spanien  zu  schicken,  um  den  von  den  Cortes 
verworfenen  Antrag  in  Ausführung  zu  bringen.  Über  diese  Armee  erhielt  Angoul^me  den 
Oberbefehl. 

Die  aus  fünf  Corps  (Marschall  Oudi not,  General  Molitor,  Fürst  Höh enlohe,  Marschall 
Moncey,  General  Bordesoulle)  bestehende  Armee,  zu  welcher  späterhin  das  10,000  Mann 
starke  spanische  Glaubensheer  (Feotas)  trat,  zerfiel  in  zwei  Hauptabtheilungen:  der  West-  und 
Ostpyrenäen-Armee;  von  denen  die  erstere  unter  des  Herzogs  Führung,  die  letztere  unter  der 
des  Marschalls  Moncey  stand.  General-Lieutenant  Guilleminot  war  Chef  des  General-Stabes. 
Nach  vorausgegangener  Proclamation  Angoul^me*s  überschritten  am  1.  April  1823  beide  Armeen 
die  Grenze  Spaniens.  Der  Marsch  der  Westpyrenäen-Armee  war  dabei  gegen  Victoria,  respective 
Madrid  gerichtet,  während  die  Ostpyrenäen-Armee  in  Catalonien  eindrang.  Die  entgegenstehenden 
Streitkräfte  der  Constitutionellen  (deren  Stärke  von  einigen  zu  68,000,  von  anderen  nur  zu  36,000 
Mann  angegeben  wird)  waren  von  den  Generalen  Mina  in  Catalonien,  Ballesteros  bei  Siguenza, 
O'Donel  Graf  Abisbai  bei  Madrid  und  Marillo  in  Gallioien  befehligt,  und  sollten  ihre  Verbin- 
dung durch  Guerilla's  unterhalten.  Bei  dem  Zwiespalt  und  den  zweideutigen  politischen  Gesinnun- 
gen, welche  unter  der  Mehrheit  dieser  Generale  herrschten,  ferner  bei  dem  Mangel  aller  Unterstützung 
von  Seite  des  durch  den  Hass  der  Geistlichkeit  gegen  die  constitutionelle  Regierungsform  aufge- 
stachelten Volkes ,  leistete  man  dem  Vordringen  der  Franzosen  nirgends ,  mit  Ausnahme  in  Cata- 
lonien, einen  erheblichen  Widerstand,  und  dies  zwar  um  so  weniger,  als  überall  von  der  fran- 
zösischen Armee,  neben  barer  Vergütung  der  Bedürfnisse,  ein  tadelloses  Betragen  beobachtet 
wurde.  Ballesteros  zog  sich  nach  dem  Marsche  Angoul^me^s  gegen  den.Ebro  über  Saragosstf 
nach  Valencia  zurück,  schwache  Abtheilungen  der  Westpyrenäen- Armee  berannten  dagegen  die 
festen  Plätze  San  Sebastian,  Santander,  Pampelona  und  andere,  während  Angoul^me,  in 
Erwartung  der  weiteren  Begebenheiten  auf  anderen  Puncten  Spaniens ,  etwa  einen  Monat  lang 
am  Ebro  Halt  machte,  nachdem  er  bereits  am  17.  April  sein  Hauptquartier  in  Victoria  genom- 
men hatte.  Während  dieser  Vorgänge  waren  von  dem  Grafen  Abisbai  in  Madrid  aus  Verrath 
alle  Vorkehrungen  zum  Widerstände  versäumt  worden,  das  Cpmmando  seiner  Truppen  ging,  da 
er  hierauf  offen  die  Partie  der  Franzosen  ergriff,  an  General  Castel  de  los  Rios  über;  dieser 
aber  zog  sich  mit  seiner  geringen  Streitmacht  nach  Estremadura  zurück.  Am  24.  Mai  nahm 
Angoulöme  ohne  Schwertschlag  Madrid  in  Besitz,  erliess  eine  der  früheren  ähnliche  Procla- 
mation, setzte  eine  bleibende  Regentschaft  ein,  entsendete  seine  Avantgarde  zur  Verfolgung  des 
Generals  Castel  de  los  Rios  und  liess  durch  General  Guilleminot  zwei  mobile  Colonnen 
unter  den  Generalen  Bourmont  und  Bordesoulle  organisiren,  um,  mit  den  royalistischen 
Banden  der  Mancha  vereint,  in  Eilmärschen  über  die  Sierra  Morena  gegen  Sevilla  vorzudringen, 
hier  die  Cortes  aus  einander  zu  sprengen  und  den  König  Ferdinand  VII.  zu  befreien. 

Am  11.  Juni  zwangen  die  Cortes  denselben  zur  Abreise  nach  Cadix,  bildeten  aber  vorher 
eine  Regentschaft ,  welche  bis  zur  Ankunft  des  Königs  daselbst  die  vollziehende  Gewalt  bekleiden 
sollte.  Die  Generale  Bourmont  und  Bordesoulle  stiessen  nirgends  auf  einen  erheblichen 
Widerstand  und  kamen  mit  17,000  Mann  in  Puerto  Santa  Maria,  Cadix  gegenüber  an,  in  welch' 
letzterer  Stadt  Valdez  15,000  Mann  befehligte  und  woselbst  der  König  bereits  wieder  die  höchste 
Gewalt  scheinbar  erhalten  hatte.  Die  genannten  Generale,  deren  Truppenstärke  bald  bis  zu 
30,000  Mann  anwuchs,  schlössen  nun  Cadix  zu  Lande  ein,  während  eine  französische  Flotte 
von  29  Segeln  unter  Contre-Admiral  Hamelin,  dem  später  Contre  -  Admiral  Duperre  folgte, 
dies   von  der  Seeseite  that.    Der   Herzog   von   Angouldme  ging  am  28.  Juli  von  Madrid  nach 


1310 

mit  vider  Umsiolit  und  Tbatlgkeit  geleitet  und  die  Feitung  am  16.  Aprit  löt4  für  dio  neue 
Regierung  durch  Cftpitolation  besetzt»  Seine  Majestät  Kaiser  Franz  ernannto  ihn  mit  HandbiUet 
ftUR  Parifl  vom  11»  Mal  IS  14  xum  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordenfl. 


Kahl  Prinz  zu  Mecklenburg'Strelitz,  königlicJi  prcusäischer  Oeneral  der  Infanterie, 
Sohn  des  Grossherzogs  Karl  II.,  commandirte  eine  Brigiide,  batte  rühmliclieTi  Antlieil  an  der 
Sehlaclit  an  der  Kaizbacb,  bei  Wartenburg  und  bei  Leipzig  genommen  und  wtirde  in  der 
letzteren  verwundet. 

Im  Jakre  1815  befehligte  er  als  General- Lieutenant  das  Garde-  und  Grenadier-Corps  and 
erhielt  für  sein  ausgezeiobnetes  Bonehraen  im  Feldzuge  1813  mit  Allerhöchstem  Handachreiben 
aus  Paris  vom  14,  Mai  1814  das  Ritterkreuz  des  Maria  Thercgien-Ordcns.  Der  Prinz  starb 
zu  Berlin  am  2L  September   1837. 


Auf  einen  Vortrag  des  Feldmariichalla  Fürsten  von  Seh  warzenberg,  ddo.  SL  Cloud 
3.  Mai  1814|  geruhten  Sc.  Majestät  Kaiser  Franz  mit  Handsehreiben  aus  Paria  Yom  18.  Mai 
desselben  Jahren  nachstehenden  kaiserlich  russischen,  königlich  preussischen  und  bayerischen 
Offioieren  für  ihre  in  diesen  Feldzügen  geleisteten  ausgezeichneten  Dienste  dne  Kitter  kreuz 
des  Maria  Thereslen-Ordens  zu  veileiben. 


Kaiserlich  russische  Offioiere, 

WOfiONZOFF,  Somenowioh  Miehael  Fürst  von,  gestorben  zu  Odessa  am  18.  No- 
vember 1356  n.  St.  iiQ  74.  Lebensjahre  als  FeldmarsohaU^  war  181 '2  im  23.  Lehensjahre  bereits 
General  -  Major ,  nahm  am  18.  Jänner  ISIS  Bromberg^  blockirte  Magdeburgi  streute  gegen 
Leipzig,  besetzte  Halle,  Eisleben  und  Erfurt,  zeichnete  sich  in  der  Völkerschlacht  bei  Erstür- 
mung des  Hospitalthores  von  Leipzig  und  in  späteren  Gelegenheiten  aus ,  ^urde  General- 
Lieutenant,  oommandirtc  das  zur  Besetzung  von  Fran|treich  detachirte  russisohe  Corps  und  wurde 
im  Jahre  1823  als  Ocncral-Gouverneur    von  Neu-Iiuseland    und    Bessarabien    in    den  Civildlenst 

berufen. 

Im  Jaljre  1825  General  der  Infanterie ^  erhielt  er  1844  die  A^tatthaltorschaft  im  Kaukasus, 

und  nahm  von  da  an  bis  zum  Jahre   1864  an  allen  im  Ivaukasus  geführten  Kämpfen  Theü.  Schon 

1845  in  den  Fürstenstand  mit  dem   Titel  „Durchlaueht",  ward  er  kurze   Zeit   vor   seinem  Tode 

auch  zum  Feldmarscball  erhoben, 

ÜAWUAY,  als  General  der  Infanterie  im  Jahre  18*>6  gestorben,  war  in  den  Befreiungs- 
kriegen General -Major  und  Che!'  des  Generat -Stabes  der  Wittgenat  ei  naschen  Armee. 

DePREMDOWITSCE,  Graf  von,  im  December  1843  als  General  der  Cavallerte  gestorben, 
eommandirte  in  der  Schlacht  bei  Leip'^ig  ilie  erste  Kürassier-Dlviaion  mii  grosser  Auszeichnung 
und  führte  mehrere  glückliche  Attaq^uen  aus. 

QtTRlEFP,  Graf  von,  zur  Zeit  geheimer  Rath  in  Staatsdiensten ,  befehligte  eine  Infanterie- 
Brigade  und  nahm  an  den  entscheidenden  Begebenheiten  rühmlichen  Antheil. 

TsCHERmTSCBETF,  Alexander  Fürst  von,  Genoral  der  Cavallerie  und  General- Adju^ 
tant  des  Kaisers,  1780  geboreuj  ward  1811  Oberst  eines  Kosacken-Regiments  und  nach  Paris  als 
aosserordeatliober  Gesandter  geschickt.  Im  Jahre  1813  eommandirte  er  eine  Division  Kosacken, 
welche,  bald  die  Avantgarde,  bald  ein  Streifcorpe  bildend,  den  Franzosen  vielen  Sehaden  that  und 
unter  andern  im  März  Augereau   in  Berlin   bedrohte,  später  gegen   llalbcrstadt   streifte,  dort 


1311 


einen  ArÜUerie-Train  nahnir  hieraoT  das  Königreich  Weatph&ten  auüdBie  und  su  Anfang  1814  an 
der  Elbemündung  und  in  Holland  kämpfte.  Taobernitsoheff  begleitete  Kaiäer  Alexander 
nach  Verona  sum  Congresse  und  war  bis  zu  dem  am  20^  Juni  1857  zu  CasieUamare  erfolgten 
Ableben  Kriegsminiater  und  Präsident  des  Eetchsrathes. 

LaNGEIIONi  Graf  von,  General  der  Infanterie,  FranÄöse  von  Geburt ,  wohnte  unter 
RoehAmbeau  dem  Kriege  in  Amerika  bei,  trat  1737  in  ruasische  Dienste ,  organiairte  179S  dn 
Corps  französischer  Emigranten  ^  befehUgte  bei  Austerlitz  als  General-Lieutenant  die  4.  Division, 
kämpfte  1807  mit  Auszeichnung  gegen  Frankreich,  dann  gegen  die  Türken  und  nochmals  gegen 
Frankreich.  Im  Jahre  1813  bildete  sein  Corps  den  linken  Fluge!  der  iohlesischen  Armee  unter 
61  lieh  er;  er  nahm  nach  der  Schlacht  an  der  Katsbacb  die  Division  Puthod  gefangen,  trug 
wesenülch  zum  Gewinno  der  Sohlacht  von  Leipsig  bei  und  Ihat  sioh  auch  auf  französischem 
Boden,  namentlich  bei  L&on  und  Paris  hervor. 

Nachdem  Pariser  Frieden  wurde  er  General- Gouverneur  von  Neu-Eussland »  befehligte 
1829  als  General  der  Infanterie  ein  Corps  gegen  die  Türken  und  starb  «u  St  Petersburg  1831 
an  der  Cholera  itn  ß7.  Lebensjahre. 

SOUKHÜKANFTT,  von,  General  der  Ariillenc  und  naeh  Ts ehern itsoheff^s  Rücktritt  seit 
April  1856  Kriegsmlnister,  commandirie  in  deu  Befreiungskriegen  die  Reserve- Artillerie  und 
hatte  am  ersten  Soblaehttage  von  Leipzig  in  dem  entscheidenden  Momente  80  Geschütze  meist 
»ehweren  Kalibers  hei  Goesa  In  den  Kampf  gebracht  und  dureli  eine  anderthalbstiiodige  Kano- 
nade zur  Wendung  des  zweifelhaften  Sieges  beigetragen.  I>er  General  war  vor  seiner  Ernennung 
aum  Kriegsminister  viele  Jahre  als  General-Iaeutenant  Chef  der  Artillerie  bei   der  aotiven  Armee. 

OaLYGIIN,  Dimitrj  Wladimiro  witsch  Fiirst  von»  gestorben  zu  Paris  am  8.  April  1844 
als  Generat  der  Cav&lleHe  und  GeneraUKriegsgouvernear  von  Moskau,  befehligte  1812  das 
zweite  Reserve- Ca vallerieoorps,  bei  der  Verfolgung  der  Franzosen  das  3.  Infanterieoorps ,  führte 
dann  die  2.  Garde- Kürassier- Division  und  bei  Lützen  und  Bautzen  interimistisch  das  Garde- 
Cav^leriecorps  und  das  zweite  Treffen  der  Russen«  Bei  Kulm  commandirte  er  den  linken  Flu  gel» 
dann  unter  dem  GroasfUrsten  Conatantin  die  Beserre-Cavallerie. 

Im  Jahre  IdSO  aum  Kriegs gouv er neur  von  Moskau  ernannt,  trug  er  wesentÜGli  zur  Ver- 
•ehtSnerung  dieser  Hauptstadt  bei. 

KaISAROPF,  von,  gestorben  im  Mär«  1844  aU  aen«rftl  der  Infanterie,  hatte  als  General- 
Major  in  %{elen  Gelegenheiten  grosse  Umsicht  und  Tapferkeit  an  Tag  gelegt.  Er  führte  in  Fla- 
tofft  Abwesenheit  den  Oberbefehl  üb«r  das  Kosackencorps ,  tiberfiel  bei  Villenoxe  den  &anzo- 
•iseheri  General  Montbruue,  leistete  im  Treffen  bei  F^re  Champenoiäo  standhaften  Wider- 
stand«  licss  im  Gefechte  bei  Plancy  am  19.  März  1814  Pouan  in  Brand  äteckeu^  um  die  iranzö- 
tiftclie  CavaileriQ  aufzuhalten ,  und  war  in  der  Sohlacht  bei  Arofs  sur  Aube  ungemein  thitig. 

SfiSUlVlNB,  von,  General-Major,  gestorben  Im  Jahre  1854,  führte  naeh  dem  Rhein- 
Obergange  ein  Streifcorps  von  4  Kosaeken-Regimentem ,  beunruhigte  den  Feind  rastlos  und 
fQgte  ihm  namhaften  Schaden  zu. 

Roth,  von,  geatorben  als  General  der  Infanterie  Im  Jänner  1851 ,  nahm  an  den  Kriegen 
1818  und  1814  als  General-Major  sehr  ausgezclolineicn  AntheU;  ar  erstürmte  mit  seiner  Brigade 
bei  der  Yorrückung  aus  Böhmen  am  32.  April  den  Kohlberg,  vertheldigte  sich  bei  Oberfrauen* 
dorf  am  ^9.  August  mit  grosser  Bravour,  ward  durch  den  Mund  gesehossen  und  miiaste  das 
Commando  in  der  nachgefolgten  Schlacht  von  Kulm  dem  General  Rüdiger  überlassen.  Kauto 
liergestellt,  trug  er  in  der  Schlacht  von  Paris  durch  die  Behauptung  seiner  Stellung  in  Pantln 
waientllch  zum  siegreiehen  Erfolge  bei  • 


1312 


WASSTlitfiCHfitoFF,  Fürst  von,  geatorben  ira  Jahre  1847  a!a  General  der  Cftvallene,  Ge- 
neral-Ingpector  der  Reiterei,  Präsident  des  Reieliaratlies  und  des  Miniöter-Comit^s,  fÜhite  zu 
Anfang  1813  das  Commando  der  vereinigten  schiesiscben  Annee,  nahm  Ptilsnitz,  verdrängte 
die  Franzosen  aus  Biachofswerda,  zeichnete  steh  am  16.  Oetober  hei  Möckern  ans,  später  bei 
La  Rotliiere  und  bei  Monti£iirail,  wo  er  den  Angriff  der  franÄÖsiscIien  Reiterei  mit  grosser 
Bravour  zurüokseldug,  nicht  oiinder  bei  Fere  CliampeDoiee  and  bei  Laon.  Naüh  Saeken'a  Er- 
nennung zum  Oeneral-Gouverneur  von  Paris  übernahm  er  das  Coramando  seines  Corps,  blieb 
Kur  DeeJtTing  des  Rilokens  der  Verbündeten  bei  Meaux,  übemahni  am  3*  April  die  Bloekade  von 
Vincennea  und  bezog  Cantonirungen  ira  Departement  der  Ardennen. 

TrUBETZKOI,  Fürst  von,  gestorben  im  Februar  1841  als  General  der  Cavallerie^  war  vor- 
erst  als  General- Major  Commandant  der  Husaren- Reserve  und  wurde  in  der  Relation  der  Schlacht 
bei  GrosB-Qörschen  am  2.  Mai,  spliter  hei  Leipzig,  und  in  den  Schlachten  und  Gefechten  auf 
franzÖslscbem  Boden  mit  AuBzeichnung  genannt 


Koni  glich  preusaische  Offieiere. 

BUÜ[S,  Karl  Georg  von,  General  der  Infanterie,  zu  Flatnw  bei  Cremen  in  der  Mittel- 
mark geboren,  zeichnete  sich  hei  PirmaBenx  17D3  aus,  uard  1801  Adjutant  des  Prins^cn  Hein  ri^h^ 
1807  Oberst-Lieutenant,  dann  Director  der  1.  Division  des  allgemeinen  Kriegs -Ik*pariemenfs, 
später  geheimer  Staatsrath  und  18t  2  General -Major,  Vom  August  1813  an  nahm  er  ab 
BevoUnmchtigter  bei  dem  Oberbefehbbaber  der  verbündeten  Heere  Fürsten  von  S  eh  warz  enb  erg 
an  allen  Gefephten  und  Sehlaehtcn  rühmlichst  Theil,  bloekirte  1815  Landrecy  ,  bezwang  Sedan, 
Mezi&Tcs  und  Montmedy,  und  wurde  an  GneisenAU's  Stelle  commandirendor  General  am 
Bhein.  1819  Krieggminifiter,  avaneirte  er  1825  zum  General  der  Infanterie,  und  erhielt  1833 
Krankheit  halber  seine  Entlassung.  Er  starb  auf  einer  Reise  nach  Italien  1835  zu  Casteilamare 
im  58.  Lehensjahre. 

ÄLVEKSLEUEN,  von,  Goneral-Lieutonant,  gestorben  1813,  hatte  als  Oberst  die  Kriege 
1813  und  181'1  mit  grosser  Anazeichnung  mitgckiimpft  und  sich  in  der  Schlaeht  von  Paris 
bei  Jleljauptung  des  Dorfes  Pantin  mit  den  Garden  besonders  ausgeaeiehnci  Es  ist  bekannt ,  dass 
die  Einnahme  und  Behauptung  dieses  Dorfes  den  Sieg  hei  Paris  entschieden  hatte  und  das» 
Alvensteben  mjt  der  Ausführung  des  AngrilTcs  betraut  war. 

EÖDEIt,  Friedrich  Eberhard  von.  General  der  Cavallerie,  war  ira  Jahre  1813  Oberst 
und  Führer  eines  Theiles  der  Reserve- Cavallerie  des  Blü  cher'schen  Heeres  und  zeichnete 
sich  bei  Lützen  und  bei  dem  Überfalle  bei  Haynau  aus.  General  geworden ,  befehligte  er  die 
Reserve- Cavallerie  des  2.  preussist'hen  Armeekorps,  focht  mit  ihr  bei  Dresden,  Kulm  und 
Leipzig,  und  trug  viel  zur  Entanheidung  dos  Feldy.uges  in  Frankreifth  bei.  1815  war  er  bei 
Ligny  und  Watcrloo,  erhielt  ab  General- Lieutenant  eine  Division  zu  Breslau  und  1819  als 
General  der  Cavallerie  den  Befehl  über  das  5.  Armeecorps  zu  Posen.  In  dieser  Eigenschaft 
bewies  er  sieb  unter  Gneisenau  hei  dem  russisch-potnischcn  Kriege  von  1831  bei  Besetzung 
der  preusßiflchen  Grenze  sehr  thiitig.  Röder  starb  1834  im  56.  Lebensjahre. 

Block,  von^  gestorben  ab  General-Lleutenanr  im  Jahre  1838,  hatte  ab  Oherst-Lieiitcnant 
in  der  Schlacht  bei  Paris  am  30.  März  1814  das  Fü?ilier-BataiUon  des  1.  Regiments  Garde  und 
das  1,  Bataillon  des  2.  Regiments  Garde  mit  grosser  Bravour  gegen  die  feindüche  Brigade 
Secretant  geführt,  sie  ungeachtet  ihres  lebhaften  Widerstandes  auf  ihre  Unterstützungs- 
Truppen  zwischen  den  ersten  Häusern  von  Les  Maisonnettes  geworfen,  und  die  erkämpfte 
Stellung  standhaft  behauptet.  Ej  ward  bei  dieser  Gelegenheit  verwundet. 


1313 


Königlich  bayerische  Officiere. 

KeCHBERO  und  Rothenlöwen,  Anton  Graf  von,  Qeneral  -  Lieutenant  und  General- 
Adjutant  des  Königs,  zu  Donzdorf  1776  geboren,  zeichnete  sich  ab  Major  bei  dem  Überfalle 
auf  Iglau  (19.  November  1805)  sehr  vortheilhaft  ans,  wurde  1806  Chef  des  General  -  Stabes 
des  in  Schlesien  unter  dem  französischen  General  Lef^bvre  kämpfenden  bayerischen  Reiter- 
corps, 1808  Oberst -Lieutenant  und  Oberst- Hoftneister  des  Prinzen  Karl  von  Bayern  und 
1813  General  -  Major  und  Chef  des  General -Stabes  bei  der  bayerischen  Armee  unter  Wrede. 
Bei  Hanau  (am  28.  Oetober),  wo  er  den  französischen  General  St  Andr6  gefangen  nahm, 
Sehlettstadt  (5.  Jänner  1814)  und  im  Angriffe  auf  Luistaines  (13.  Februar)  zeigte  er  sich  als 
tüchtiger  Reiter- General.  Bei  Brienne  (2.  Februar)  vertheidigte  der  Feind  Roncey,  um  den 
Rückzug  seines  rechten  Flügels  zu  decken,  mit  der  grössten  Hartnäckigkeit;  ein  Bataillon 
Szekler  und  das  3.  Jäger-Bataillon,  welchen  es  gelungen  war  sich  des  Dorfes  zu  bemeistern, 
wurden  durch  die  feindliche  Übermacht  zurückgedrängt;  da  erschien  General  Rechberg  an 
der  Spitze  einer  bayerischen  Brigade,  griff  das  Dorf  an,  vortrieb  den  Feind  und  zwang  ihn  zum 
Rückzuge.    Gleich  wirksam  war  seine  Verwendung   bei  Bar  und  Arcis   sur  Aube   und    vor  Paris. 

Im  März  1816  wurde  er  erneuert  Oberst -Hofmeister  dos  Prinzen  Karl,  1818  General- 
Adjutant  des  Königs  und  einige  Jahre  darnach  General -Lieutenant.  Er  starb  zu  München  am 
4.  Jänner  1837. 

BESSERKR-TifATiFINOEN,  Albrecht  Freiherr  von,  gestorben  zu  München  am  8.  Decem- 
her  1850  als  General-Major,  Flügel-Adjutant  und  Kriegsminister- Verweser,  war  in  den  Befreiungs- 
kriegen Major  und  Adjutant  des  Feldmarschalls  Fürsten  von  Wrede  und  hatte  sich  an  den 
beiden  Tagen  bei  Brienne  (am  1.  und  2.  Februar  1814)  an  der  Seite  seines  Chefs  mit  grosser 
Bravour  und  ausgezeichneter  Tapferkeit  geschlagen. 

Bl.AKE,  königlich  grossbritannischer  Schiffs-Capitän,  gestorben  1837,  wirkte  bei  der  Bela- 
gerung und  P>obcrung  von  Zara  (6.  December  1813)  thätig  und  tapfer  mit,  und  ward  mit  dem 
Kitterkreu/c  do8  Lenpold-Ordcns  ausgezeichnet  Seine  Majestät  der  Kaiser  •geruhten  später  mit 
llandhiüot  aus  Paris  vom  20.  Mai  1814  diese  Auszeichnung  durch  das  Ritterkreuz  des 
Maria  Th e res ien -Ordens  zu  erhöhen. 

Bl.CCHER,  Friedrich  Gebhardt,  Graf  von  "VVahlstatt,  königlich  preussischer  Oberst, 
Solin  dos  Feldmarschalls,  hatte  als  Major  im  Gefolge  seines  Vaters  in  den  beiden  Feldzügen 
1813  und  1814  in  mehreren  Gelegenheiten,  insbesondere  aber  im  Gefechte  bei  Nollendorf 
am   17.  September   1813  sich  ausgezeichnet  und  ward  dreimal  verwundet. 

Seine  Majestät  Kaiser  Franz  verlieh  ihm  mit  Handbillet  aus  Paris  vom  20.  Mai  1814 
das  Kitterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens. 

Oherst  Blücher  nahm  nach  beendigtem  Kriege  seinen  Abschied  und  starb  auf  seinen 
Gütern    1834  im  54.  Lebensjahre. 

BurJlHEFiSlI,  John  Fane  Lord,  nachher  Graf  von  Westmoreland,  königlieh  gross- 
britannischer (icneral,  war  als  Oberst  im  Hauptquartiere  des  Feldmarschalls  Fürsten  von 
Seh war/cnberg  im  Feldzuge  1814  nach  dem  Abgange  des  Generals  Stewart  zugetheilt 
und  hatte  y'ich  in  dioser  Anstellung  sehr  thätig,  und  in  d«»r  Schlacht  bei  Arcis  sur  Aube 
(am  t20.  März)  persönlich    tapfer   verwenden    lassen,    so    zwar,    dAss    ihn    der  Feldmarschall    im 

83 


1314 


Namen    Selocr   Majestät   des   Kaisers   am   !29.   Mui   /u   Park    mit  clein    RUtorkrenze   des   Maria 
Tiiereaien- Ordens  betheilte. 

DiETZ,  Karl  Freiherr  von,  königlich  bayeriecher  Genenil  der  Cftvallerie,  als  Prä- 
sident des  General  -  Auditoriats  ain  8.  December  1851)  zu  München  gCÄtorhen,  befehligte 
im  Feldzuge  löll  eine  Brigade  und  hatte  Gelegenheit  sich  mehrmals  ausÄUzeichnen,  In  der 
Schlacht  bei  Brienne  fiihrte  er  mit  seiner  Brigade  die  glänzendüten  Resultate  dadurch  herbei, 
dasa  er  den  Franzosen  15  Kanonen  abnahm,  und  in  Folge  dieser  entscheidenden  That  ihre 
ArriÄregardo  zum  Rückzüge  zwang. 

Seine  Majeetät  der  Kaiser  Franz  verlieb  ihm  das  Ritterkreuz  mit  Handhillet  aua 
Paris  vom  aO.  Mai  1813. 


BlKO\,  Gnatav  Calixt  Fürst  von ,  Herzog  von  K  u r  1  a n d ,  geatorben  al«  kSniglicIi 
preuäBJscher  General -Lieutenant  und  Gouverneur  von  Glatz  1S21  im  -IL  Lebensjahre  tu  Ems« 
Im  Jahre  IS04  Garde -Officier  und  Kammerherr  in  Ruaaland,  nahm  er  preusülüche  Kriegs- 
dienste, erhielt  eine  Ent^cbUdigung  für  Kurland  und  nannte  siab  Prinz  von  Biron.  Im 
Jahre  1813  hatte  er  sich  als  General -Major  bei  Merseburg,  Zeit2  ^  Stösaen  und  Leipzig  mit 
grosser  Klugheit  und  Tapferkeit  benommen,  vorzüglich  bei  Stössen  (am  l'A,  October).  Als 
hier  die  preuasiache  Reiterei  von  einer  stärkeren  feindlichen  Colonne  geworfen  wurde,  rolüirte 
er  sie  scboeil,  führte  sie  mit  gröaster  Entschlossenheit  und  Kaltblütigkeit  dem  Feinde  ent- 
gegen, und  nahm  ihm  die  errungenen  Vortheile  wieder  ab*  Später  führte  er  ein  Streifeorps 
mit  grosser  Umsicht  und  Geschicklichkeit  und  ward  mit  llandbillet  Seiner  Majestät  des 
Küdaers  Franz  ddo.  Paris  31).  Mai  Jäl4  mit  dem  Ritterkreujie  den  Maria  Thereöien -Ordens 
auBgezeiehnüt 

LkOPOLD  L,  Georg  Christian  Friedrich,  König  der  Belgier,  Inhaber  des  k.  k. 
27.  Infanterie- Regiments,  zweiter  Sohn  des  llerzogä  Friedrich  von  Coburg,  lat  am  13.  Decem- 
ber  1T90  geboren.  Frühzeitig  erlangte  er  in  russiachen  Diensten  den  Generalsrang,  hegleitete 
im  Jahre  ISOd  Kaiser  Alexander  nach  Erfurt  und  nahm  dann  seinen  Abschied.  Im  Jahre 
1813  wieder  in  russische  Dienste  getreten,  zeichnete  er  sich  in  der  Schlacht  bei  Kulm  an 
der  Spitze  der  Reiterei ,  mit  welcher  er  auf  den  vordringenden  Feind  mehrer*  glänzende 
Atlaqiien  ausführte,  besonders  aus,  und  machte  die  Feldzüge  bis  zum  Pariser  Frieden  mit 
Statt  des  ihm  unterm  18,  Mai  1814  Allerhöchst  verliehenen  Comraandeurkreujtcs  des  Leopold- 
Ordens,  wurde  dem  Prinzen  in  weiterer  Würdigung  seiner  Verdienste  von  weiland  Seiner  Majestät 
Kaiser  Franz  L  unterm  30.  Mai  das  Ritterkreuz  des  Maria  Tbercsien- Ordens  zu  TheiL 

Als  man  ihm  im  Jahre  1S29  den  Thron  von  Griechenland  antrug,  erklärte  er  sich 
anfangfi  bereit  denselben  anzunehmen,  sobald  er  aber  die  wahren  Yerhättniase  des  Landes 
kennen  gelernt  hatte,  schlug  er  ihn  aus,  dagegen  nahm  er  den  von  Belgien  am  12.  Juli  1831 
an,  und  begluckt  sein  Land  durch  eine  kluge,  segensreiche  Regierung, 

Seine  Majestät  Kaiser  Franz  Joseph  L  verlieh  dem  durch  veTwandtschafÜiche  Bande 
zum  Kniserhausö  naher  gelxetenen  Könige  Leopold  bei  seiner  Anwesenheit  zu  Wien  im 
August  1853  das  27.  Infanterie -Regiment, 


< 


Liechtenstein,  Wcnzel  Fürst  von,  General^Major,  ältösterSoIm  des  Feld- 
marschalls  Fürsten  Karl,  Bruder  der  Helden  Moritz  und  Aloys  (s-d.J,  war  am 


1315 

.  Al^Hst  1767  gehören.  Der  Fürst  widmete  sich  dem  goistlicliea  Stande  und  war 
bereits  Domherr  zu  Cüln  und  Salzburg,  als  die  Kriege  gegen  Frankreichs  welche 
das  Vaterland  bedrängten^  ihn  seine  Würden  zu  resigniren  veranlassten  und  in  die 
Reihen  der  Kämpfenden  riefen. 

Er  versah  sowohl  im  Jahre  1809  wie  auch  in  den  Jahren  1813  und  1814 
Adjutanten- Dienste;  in  der  letztern  Epoche  war  er  als  Oberst  General -Adjutant 
des  i'eldniarsehalls  Fürsten  S  chwarzenberg* 

Es  bedarf  nicht  erörtert  zu  werden,  wie  schwierig  die  Stellung  eines  Adju- 
tanten bei  dem  Oberfeldherrn  wird ,  wenn  er  derselben  im  vollen  Umfange  ent- 
sprechen solL  In  und  ausser  der  Schlacht  durch  Versendung  den  Willen  des  Feld- 
herrn nach  allen  Puncten  hinzubringen,  die  mannigfaltigen  Aufträge  auszufiihren, 
welche  sein  Vertrauen  ihm  zuweist,  kommt  der  Adjutant  häufig  in  die  Lage,  dass 
von  ihm  weit  mehr  gefordert  wird,  als  es  seine  Charge  mit  sich  bringt.  Dazu  gehört 
Geistesgegenwart,  militärischer  Überblick,  moralischer  Muth,  welcher  keine 
Schwierigkeiten  kennt,  endlich  unennüdete  Thatigkeit  und  Entschlossenheit.  Fürst 
Wenzel  hatte  diese  Vorzüge  in  mehreren  Fällen  glänzend  bewiesen,  in  allen  feind- 
lichen Gelegenheiten  aber  mit  besonderer  Auszeichnung  und  Tapferkeit  sich  her- 
vorgcthaii,  so  am  17.  September  1813  bei  der  Vorrückung  gegen  Art  es  au,  bei 
Dresden  und  bei  Leipzig. 

Fürst  Wenzel  war  auch  zu  wichtigen  Sendungen  verwendet  worden,  und 
unter  anderen  der  Überbringer  jenes  Schreibens  des FcldmarÄchalls  Schwarze n- 
bcrg  an  den  Majorgencral  der  französischen  Armee  Marschall  Berthier,  aus 
Troyos  vom  23<  Februar  1814,  welches  seitens  der  Verbündeten  auf  Abschluss 
eines  Waffenstillstandes  antrug. 

So*  Majestät  der  Kaiser  ernannte  den  zu  Wien  am  30.  Juli  1842  als  General- 
Major  ausser  Dienst  verstorbenen  Fürsten  nnt  Ilandbillet  aus  Paris  vum  1.  Juni 
1814  Äun^  ilitter  des  Maria  Thereaien-Ürdcns. 


SlPiGINp  kji{«45rÜch  ruMiiehcr  Gencrml- Lieutenant,  ^osiorben  1820,  wurde  für  seine  V>r- 
diofulo  in  dieten  Kriegen  vorerst  mit  dein  Commandcurltreiize  des  Leo|iold  -  Ordens »  dinn 
Äiier  Äuf  «len  Vortrag  des  PcldmaPArUiilU  Fürsten  «u  Seh  w  iir/.«?Til»  ^r^  mit  Allerliöahntüiii  Hand* 
•ohrcibcn  ddo.  Faris  «m  L  Juni  lt*M  mtt  dvm  HiUorkreuyto  des  Maria  TIk^wsiph -Orden», 
itAft  der  früher  erltultencn  DeeomHen,  aufigexelehnei 

Der  nHiidiebe  Umj^liind  lintte  auch  mit  Allerhochsteni  HntuUitüH  ddo,  Wien  Jl.  Navem* 
ber  1811  bei  dem  im  FotmtAr  1H31  ata  Generftl  -  Li'.*«iti.*nanl  und  Mtlttiir  -  (Gouverneur  von 
Volhjiilen  tind  Fodelien  verttorboneii  Fürsten  von 

P0TFJ(Ki}4  »tAtt,  t\rr  *Irb  nnituMiüicli  Ijci  K  w  i iu  iUc  Anerkennung  Heiner  MiyestiU  det 
K Aiser»  erworben. 


BUUIRKSTRIIJE,  QufitAv   Freilierr.  t;e*torbon    I8S9, 


»3^ 


1316 

OTTKR,  Freiherr  von,  köni^^lich  schwediäcLe  CJeneral- Majore.  Beide  waren  Oberste  und 
Adjutanten  des  KronpriiJz<?n  und  wurden  in  Anerkennung  ihrer  Verdienste,  namentlicli  bei 
DennewitÄ  und  Leipzig,  über  Ansuclien  ihres  Könige^  in  Folge  Allerhöchster  Entecklic«- 
^ung  ddö.  AVien  am  IrJ.  April  1315  mit  dem  Ritterkreaze  ausgezeichnet  Otter  starb  im 
Jahro  1821. 

Hessen -lIOMßUKö,  Ludwig  Friedrich  Wilhelm,  regierender  Landgraf  zu,  königUeh 
preusäischer  General  der  rnfanterie,  zweiter  8ohn  des  Landgrafen  Friedrich  j  Bruder  der  k.  kr 
Generale  Friedrich,  Philipp^  Gustav  und  Ferdinand,  ßümmtKch  mit  dem  Maria  There«ieii- 
Orden  geziert »  hiitle  im  Jahre  1813  als  General  -  Major  eine  Brigade  bei  dem  Bülo  waschen 
Corps  befehligt*  mit  der  er  in  allen  Schlachten,  die  dieses  Corps  fuitmaohtey  und  insbesondere 
bei  dem  AnjK;riflre  auf  Leipzig  (18.  October)  tapfer  focht,  und  bei  dieser  Gelegenheit  durch  eine 
Kanonenkugel  verwundet  wurde» 

Der  Prinz  iibemahm  dann  das  Commando  der  westphälliiehcn  Landwehren,  befehligte 
18irj  die  Besatzung  von  Luxemburg,  belagerte  Longwy  und  nahm  es  ein.  Im  Jahre  1829 
folgte  er  seinem  Bruder  Friedrich  in  der  Regierung  und  starb  als  Gouverneur  von  Luxem- 
burg 1839  im  69.   Lcbcnsjabro. 

Sein  ausgezeichnetes  Benehmen  bei  Leipzig  würdigte  Seine  Majestät  Kaiser  Franz 
mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Thereaien- Ordens,  welches  er  Ihm  mit  Allerhöchstem  Hand- 
schreiben aus   Wien  ddo.  H.  Decembcr   1814  zu  verleiben  geruhte* 

TlIÜTlN  VALLE-SASSINA,  Ocor-  Graf,  Hauplmünn  bei  Kalner- Jiiger;  für 
*lcn  Überfall  auf  Pesaro  am  29.  April  1815;  ward  im  Jahre  1849  C  omni  an- 
dcur   (s.  J.), 

D'ASPRE,  Co  n  st  antin  Frellicrr  von.  Major  des  8,  Jäger -Bataillons,  für 
ujcljrfachc  Verdienste  im  Jatire  1815;  ward  1849  Co  mm  and  cur  (s,  d.). 


WELDEN,  Ludwig  Freiherr  von^  Oberst  im  General-Stahc^  für  die  Erohe- 
rnng  des  Passes  LcsRoussesam2.  Juli  1815;  ward  im  Jahre  1848  Com  m  an- 
deur  (s.  d.). 

HESSEN'DARMSTADT,  Emil  Maximilian  Leopold  August  Karl  Prinas 
zu,  Felilzeugmcifiter,  grossherzoglich  Iiessischer  General  der  Cavallerie,  Inhaber 
des  54*  Infanterie-,  <!cs  kaiserlich  rus?sischen  Kasan^schen  Dragoner-  und  des  hessi- 
schen Garde'CIievarrxlegcrs-Reglnients,  war  den  3.  September  1790  geboren. 

Im  Feldzuge  18 Ki  befehligte  er  als  General- Lieutenant  die  hessen-darm- 
städtischen  Truppen  und  wurde  bei  Leipzig  verwundet.  Als  sich  der  Grossherzog 
fijr  die  Verbündeten  erklärte^  stiess  der  Prinz  mit  seiner  Division  zum  6.  deutschen 
Bniidcscorps ,  welches  zur  flauplarmee  zählte,  und  nahm  bis  zum  Pariser  Frieden 
iin  den  Voifällen  mit  Auszeichnung  Thcih  Der  neue  Kampf  gegen  Napoleon  im 
Jahre  1815  fand  ihn  in  derselben  Eigenschaft  in  dem  3.  vom  Kronprinzen  von 


I 


1317 

Württeniberg  befehllfi^ten  Armeecorps.  Der  Prinz  ülierschritt  am  23,  Juni  bei 
Germerähcim  den  lihciu^  besetzte  Leimersheiiii,  Klieinzabeni  und  andere  Orte,  und 
erstürmte  in  dem  Treffen  %'on  Strassburg  (am  28.)  Mundels^lieim,  eine  für  den 
pGegner  sehrvortheilhafte  Posttkm,die  an  der  Vereinigung  zweier  Bliebe  dem  Feinde 
eine  doppelte  Aufi?telluag  gewäbrte,  und  überdies  durA  den  Suffidbach  und  dureh 
die  Weingärten  gedeekt  war.  Seine  an  dies^em  Tage  bcwiibi*te,  mitUnjsiebt  gepaarte 
personliche  Tapferkeit  würdigte  Seine  Majestiit  der  Kaiser  Franz  niit  dem  Rii- 
terkreuze  des  Maria  Tlieresien-Ordens,  welches  er  ihm  wenige  Tage  naeh  der 
Affaire  mit  Handbillet  aus  Saai^burg  vom  3,  Juli  1815  zuzuerkennen  geruhte, 

Im  Jahre  1830  wurde  dem  Prinzen  der  Cliarakter  eines  Feldmarschall-Lieute- 
nants,  und  1831  die  InbaberritcUe  des  ö4,  Infanterie  -  Kegimont*  vcrlielicn  ;  doch 
war  er  stetig  beurhiubt.  Er  starb  als  kaiserlicher  Fcldzeugmcister  zu  Baden-Baden 
am  26.  April  1856. 


PlTTEL,  Christoph  Freiherr  von ^  Oberst-Lieutenant,  von  alter  österreichi- 
scher Familie,  war  zu  Krems  1790  geboren  und  in  der  Ingenieur- Akademie  gel»Ildct, 
AU  Corps-Cadet  wurde  er  bei  den  Verthcidigungsarboitcn  von  Wien  im  Jahre  1809 
angestellt,  und  bei  der  Capitulation  gefangen;  er  ranztonirtc  sich  selbst  mid  schloss 
sich  an  das  Hiller'sebo  Corps.  Nachdem  Pittel  vorerst  bei  dem  Bau  des  Briicken- 
kopfcs  in  Göding,  dann  hei  jenem  von  Pressburg  verwendet  wurde,  zeichnete  er 
sich  bei  der  Vcrthcidigung  dieses  letzteren  so  vortheilhaft  aus,  dass  c-i-  am  IL  Juli 
1809  zum  Oherlieutenant  im  Corps  vorrückte. 

Die  Friedonsepocho  führte  ihn  unter  anderen  auch  nach  Königgrätz,  wo  er  im 
Jahre  1811  mit  Lebensgefahr  und  mit  Hülfe  einiger  Soldaten  aus  einem  schon 
brennenden  Depot  dem  Staate  22  Geschiitzo  rettete* 

Im  FcldzUä>o  1813  war  Pittel  vorerst  bei  der  Hauptarmee;  nach  der  Sehlacht 
von  Leipzig  erhielt  er  den  Auftrag  das  Schlachtfeld  aufzunehmen.  Bei  dem  zweiten 
Kriegszuge  gegen  Napoleon  im  Jahre  1815  w^urdc  er,  mittlorweilc  zum  Haupt- 
mann Im  Corps  ernannt,  zur  Rhein-Armee  beordert  und  der  Abtlieibing  des  Feld- 
zcugmeisters  Grafen  Colloredo  zur  Blockade  von  Befort  beigegeben.  Da  aber 
der  französische  General  Lecotirbe  von  Basel  an  jeden  Schritt  Landes  vcrtheidigte, 
so  war  an  eine  Blockade  noch  nicht  zudenken  und  Pittel  wohnte  daher  als  Freiwil- 
liger den  vielen  hitzigen  Gefechten  bei  und  erhlcltam4- Juli  Gelegenheit  zur  bej3on- 
deren  Auszeichnung.  An  diesem  Tage  wurde  auf  Befehl  des  Fddzeugmcistera  Grafen 
Colloredo  ein  allgemeiner  Angriff  auf  alle  Befort  umgebenden  Orte  und  Positionen 
angeordnet.  Das  Blockade-Corps  unter  General  Watssl  hatte  den  Wald  und  die 
vor  Perouse  liegenden  Höhen,  die  theils  von  den  Verschanzungen  auf  der  laMiotto 
und  la  Potcnse,  iheils  von  der  Festung  sehr  gut  vertheidigt  waren,  anzugreifen 
und  sich  darauf  fes^tzusetzen.  Sobald  das  Zeichen  zum  Angriffe  gegeben  war,  begab 
sich  Pitiel  freiwillig  an  dioÖpitzu  dcrPlänkler  vom  4. Bataillon  Kotlulinsky  und 


1328 

Andalusien  ab,  erliess  von  Andujar  aus  eine  Proclamation ,  nach  welcher  die  wegen  politischer 
Gesinnungen  willkürlich  Verhafteten  freigelassen  und  keine  weiteren  Verhaftungen  mehr  ohne 
Zustimmung  des  französischen  Commandanten  stattfinden  sollten,  und  traf  am  16.  August  in 
Puerto  Santa  Maria  ein. 

Die  raschen  Erfolge  des  Herzogs  waren  zumeist  dem  Abfalle   der  Hauptfiihrer  der  Insur- 
genten zuzuschreiben. 

Ballesteros,  nachdem  er  Valencia  aufgegeben  und  sich  nach  Granada  zurückgezogen 
hatte  und  hiebei  in  mehreren  Gefechten  von  Molitor  geschlagen  worden  war,  schloss  mit  dem- 
selben am  4.  August  bei  Campillo  eine  Capitulation  ab,  »in  deren  Folge  sich  sein  Corps,  aus  dem 
übrigens  schon  vorher  alle  Ordnung  gewichen,  auflöste.  —  Mi  na  führte  dagegen  in  Catalonien 
den  Gebirgskrieg  mit  Geschick  und  Ausdauer.  Er  bewirkte  den  Entsatz  von  f^gueras,  brachte 
mehrmals  den  Franzosen  und  den  mit  ihnen  vereinigten  Glaubenssoldaten  empfindliche  Nieder- 
lagen bei,  wurde  aber  bei  Villeila  genöthig^,  sich  durchzuschlagen,  um  nach  Barcellona .  zu 
entkommen,  woselbst  er  sich  einschloss.  —  Trotz  dieser  erheblichen  Vortheile,  welche  es  den 
Franzosen  möglich  gemacht  hatten ,  ihre  Streitkräfte  vor  Cadix  zu  vereinigen ,  trotz  den  ver- 
fallenen Werken  dieser  Festung  und  den  unzureichenden  Massregeln  der  Vertheidigung,  dachten 
die  Cortes  an  längere  Gegenwehr.  Dabei  stützten  sich  dieselben  auf  die  etwaigen  Erfolge  von 
Mina^s  Unterbefehlshaber,  auf  Riego,  welcher  ein  Reservecorps  bei  Malaga  befehligte,  und 
endlich  auf  die  Ermüdung  der  Franzosen  vor  Cadix.  —  Am  31.  August,  nachdem  man 
unmittelbar  nach '  der  Ankunft  Angoul^me^s  die  Laufgräben  eröffnet  hatte,  stürmten  die 
^Franzosen  die  wichtigen  Aussenforts,  den  Trocadero  —  auf  einer  Landzunge,  welche  den  Zugang 
zu  dem  innem  Hafen  von  Cadix  vertheidigt  —  und  das  Fort  Ijouis  nach  der  tapfersten  Gegen- 
wehr der  Constitutionellen.  Diesem  Erfolge  reihten  sich  am  20.  September  die  Capitulation  des 
Forts  S.  Petri  und  drei  Tage  später  die  Beschiessung  der  Stadt  an.  AVährend  dieser  Vorgänge 
hatten  die  Cortes  vergeblich  die  britische  Vermittlung  angerufen  und  eben  so  fruchtlos  blieb 
das  Schreiben  Ferdinand*s  VIL  an  An^oul^me,  worin  der  erstere,  gedrängt  durch  seine 
Minister,  erklärte,  dass  er  sich  in  völliger  Freiheit  befände  und  demgemäss  einen  WaffenstiU- 
stand  verlange,  um  über  die  Friedensbedingungen  zu  unterhandeln.  Da  endlich,  nachdem  man 
unmittelbar  nach  der  Besehiessung  alle  Vorbereitungen  zum  Sturme  getroffen  und  Angoul^me 
die  Erklärung  abgegeben,  „dass  er  nicht  eher  an  des  Königs  freien  Willen  glaube,  als  bis 
dieser  sieh  unter  dem  Schutze  der  französischen  Waffen  befände*^,  nachdem  femer  von  dem 
Herzog  sechs  Stunden  Zeit  zur  Übergabe  von  Cadix  gewährt  und  in  Folge  dessen  ein  Aufruhr 
in  den  Strassen  von  Valdey  niedergeschlagen  worden  war,  wurde  der  König  von  den  Cortes 
freigelassen,  um  möglichst  günstige  Bedingungen  zu  erhalten.  Eine  Proclamation  Ferdinand's, 
bei  der  es  zweifelhaft  bleibt,  ob  sie  echt  oder  unterschoben  war,  beschwichtigte  die  durch  die 
Verfassungswirren  sehr  oompromittirten  Milizen,  welche  sich  gegen  die  Freilassung  des  Königs 
auflehnten,  Cadix  aber  wurde  am  3.  und  4.  October  von  den  Franzosen  besetzt,  von  wo  alle 
Schuldbewussten,  über  600  Personen,  nach  Gibraltar  flüchteten.  Der  König  war  von  Angoul^me 
feierlich  empfangen  worden  und  hatte  denselben  zum  Fürsten  von  Trocadero  ernannt.  Später- 
hin erfuhr  Angouldme  wiederholte  Auszeichnung  in  den  zahlreichen  Orden,  welche  ihm  in 
Anerkennung  seiner  bei  der  spanischen  Expedition  dem  monarchischen  Principe  geleisteten 
Dienste  verliehen  wurden. 

Mit  der  Freilassung  des  Königs  Ferdinand  war  die  Aufgabe  Angoul^me's  zu  Ende; 
er  verlicss  die  Armee  und  kehrte  nach  Paris  zurück.  Hier  lebte  Angoul^me,  ohne  wesentlichen 
Antheil   an  den  Regierungsgeschäften    zu   nehmen,    bis    zur   Juli -Revolution    und    entsagte    dann 


1329 

nebst   seinem  Vater  Karl  X.    am  2.  August  1830    zu  Rambouillet  der  Krone  zu   Gunsten  des 
Herzogs  von  Bordeaux. 

Als  aber  diese  Abdankung  von  Seite  der  Kammer  unbeachtet  blieb,  theilte  er  das  Schick- 
sal seines  Vaters  und  ging  am  16.  August  nach  Holyrood,  im  Jahre  1832  nach  Prag  und  1836 
nach  Görz,  wo  er  unter  dem  Namen  eines  Grafen  von  der  Marne  am  3.  Juni  1844  starb. 


Einlmndert  leolii  und  vieriigite  Promotion  (vom  5.  Jänner  1828). 
Allerhöchste  Verleihung  ausser  Capitel. 

RITTER. 

Karl  ALBBRT  Amadeus,  Prinz  von  Savoyen-Carignan,  seit  dem  Jahre  1831  König 
von  Sardinien,  Sohn  des  Prinzen  Karl  Emanuel  von  Savoyen-Carignan,  geboren  am 
2.  October  1798,  hatte  bis  zur  Revolution  im  März  1821  an  der  Regierung  keinen  Theil  genommen. 

Bekanntlich  war  diese  am  9.  März  Abends  zu  Alessandria,  am  10.  zu  Fossano  und  Tortona 
ausgebrochen  und  die  sacdinisohen  Truppen  hatten  sich  überall,  auf  die  von  den  Verschwörern 
verbreitete  falsche  Nachrictit,  dass  die  Österreicher  sie  entwaffnen  und  ihr  Land  besetzen  wollten, 
empört.  Am  11.  brach  auch  in  Turin  der  Aufstand  los;  die  Studenten  verleiteten  die  Truppen 
zum  Abfall  und  bemächtigten  sich  am  folgenden  Tage  der  Citadelle. 

Der  Prinz,  muthmasslicher  Thronfolger,  denn  die  gerade  Linie  war  dem  Erlöschen  nahe, 
warf  sich  in  die  Arme  der  Revolution,  die  ihn  zu  ihrem  Haupte  erklärte.  'Der  alte  König  Victor 
Emanuel  legte  in  der  Nacht  auf  den  13.  März  die  Elrone  zu  Gunsten  seines  Bruders  Karl 
Felix  nieder;  dieser  aber  befand  sich  in  Modena  und  Niemand  anwesend,  der  für  ihn  die  Regent- 
schaft führe.  Da  strömte  das  Volk  am  14.  Morgens  zu  dem  Palaste  des  Prinzen,  diesen  um  Über- 
nahme der  Regierung  anzugehen. 

Karl  Albert  billigte  den  Aufstand  und  proclamirte,  eine  dreifarbige  Fahne  mit  den  Farben 
Sardiniens  (blau,  weiss  und  schwarz)  in  der  Hand,  von  dem  Balcone  seines  Palastes  herab  die 
Annahme  der  spanischen  Constitution,  um  welche  es  sich  hauptsächlich  bei  dem  Aufstande  handelte. 
Eine  provisorische  Junta  wurde  eingesetzt,  dieser  leistete  er  den  Eid  auf  die  Constitution  und 
schwor  dem  Könige  Treue.  Als  er  aber  den  Augenblick  der  Gefahr  nahe  sah,  gebrach  es  ihm 
an  Muth  oder  Consequenz  und  er  verliess  plötzlich  in  der  Nacht  ^es  22.  März  Turin,  von  Novara 
eine  Proclamation  erlassend,  worin  er  sein  zeitheriges  Benehmen  durch  den  eingetretenen  Con- 
flict  von  Pflichten,  deren  höchster,  dem  Gehorsam  gegen  den  König,  er  gefolgt  sei,  zu  entschul- 
digen suchte.  Er  begab  sich  an  den  Hof  nach  Florenz,  mit  welchem  er  durch  die  Bande  des 
Blutes  verwandt  war,  von  diesem  Augenblick  bemüht,  den  ungünstigen  Eindruck  zu  verwischen, 
den  sein  Benehmen  auf  die  Grossmächte  Europa*s  hervorgebracht  hatte.  Das  gelang  ihm  auch  in 
kurzer  Zeit.  Unter  dem  Herzoge  von  Angoul^me  machte  er  in  der  Eigenschaft  eines  Generals 
als  Freiwilliger  den  französischen  Feldzug  im  Jahre  1823  in  Spanien  mit,  und  zeichnete  sich 
bei  der  Eroberung  des  Trocadero,  dem  wichtigsten  Puncte  während  der  Belagerung  von  Cadix, 
mehrfällig  durch  Muth  und  Entschlossenheit  aus.  So  schlug  er  am  16.  Juli  einen  Ausfall  gegen 
seine  Stellung  bei  Chiclana  zurück,  glänzte  bei  der  Erstürmung  der  verschanzten  Linien  des 
Trocadero  durch  persönliche  Tapferkeit  und  wurde  voii  dem  Herzoge  von  Angoul^me  unter  den 
besonders  Ausgezeichneten  genannt. 

84 


1318 

engagirte  das  Gefecht  auf  dem  linken  Flügel,  eben  so  führte  er  auch  die  Plänkler 
vom  4.  Bataillon  Benjowski  vor  und  war  bei  dem  weiteren  Angriffe  mit  der 
Leitung  der  Details  und  den  nöthigen  Verschickungen  betraut.  Unter  stätem  Vor- 
wärtsschreiten gelangte  das  Bataillon  bis  zu  dem  höchsten  Puncte  der  Anhöhen, 
dem  sogenannten  Steinbruch,  der  als  eine  noch  nicht  vollendete  Redoute  das  Torrain 
zwischen  Perouse  und  der  Schlucht  und  die  Strasse  nach  Perouse  bestrich;  das 
BataillonKottulinsky,  in  gleicher  Höhe  mit  jenem  Bataillon  vorrückend,  kam  un- 
gefähr auf  200  Schritte  von  Perouse  an.  Pittel  stieg  nun  vom  Pferde,  stellte  sich  an 
die  Spitze  der  Stürmenden  und  eiferte  die  Truppen  durch  sein  Beispiel  an,  die  noch 
unvollendete  Redoute  und  'den  an  zwei  Stellen  bis  auf  4  Schuh  Höhe  mit  Wagen 
und  Faschinen  verbarricadirten  Ort  Perouse  zu  stürmen.  Glücklich  gelang  dies  — 
doch  nun  einem  kreuzenden  Feuer  ausgesetzt  und  einem  bereits  verstärkten  Feuer 
gegenüber,  war  Pittel  gezwungen  den  Ort  zweimal  zu  verlassen,  bis  endlich  das 
4.  Bataillon  Kaiser  Alexander-Infanterie  und  das  4.  Bataillon  Bellegarde  zur 
Behauptung  der  errungenen  Vortheile  herbeigeeilt  waren.  Pittel  nahm  jetzt  vom 
letzteren  eine  Division,  liess  durch  die  Tambours  den  Sturmstreich  schlagen,  stellte 
sich  an  die  Tete  der  Masse  und  nahm  zum  dritten  Male  den  Ort,  den  er  nun 
auch  behauptete.  Die  Hartnäckigkeit,  mit  welcher  der  Feind  seine  Stellungen  ver- 
theidigte,  und  eine  der  Bedingungen  des  bald  nach  der  Affaire  angesuchten  und 
auch  abgeschlossenen  Waffenstillstandes,  dass  Perouse  und  der  Steinbruch  geräumt 
werden  musste,  stellten  die  Wichtigkeit  dieser  Positionen  ausser  Zweifel. 

Pittel  kam  dann  zur  Belagerung  von  Hüningen,  wo  er  bis  zur  Übergabe 
Dienste  versah.  Einige  Tage  vor  derselben  wurde  er  durch  das  Zerplatzen  einer 
Haubitz- Granate  von  einem  Stücke  an  der  vorderen  äusseren  Hirnschale  nicht  un- 
bedeutend verwundet. 

Seine  muthige  und  tapfere  That  vor  Befort  verschaffte  ihm  durch  das  Capitel 
vom  Jahre  1816  das  Ritterkreuz,  und  im  April  1819  geruhten  Seine  Majestät 
der  Kaiser  ihn  in  den  Freiherrnstand  zu  erheben. 

Im  April  1836  zum  Major  im  Corps  befördert,  wurde  er  am  16.  Februar 
1840  auf  eigenes  Ansuchen  in  den  Ruhestand  übernommen,  wobei  ihm  Se.  Majestät 
Kaiser  Ferdinand,  eingedenk  der  Verdienste,  welche  er  sich  in  einer  31jährigen 
Dienstzeit  erworben  hatte,  den  Oberst-Lieutenants-Charakter  allergnädigst  zu  ver- 
leihen geruhte. 

Schaffer,  Freiherr  von,  grossherzogUoh  baden'scher  General- Lieutenant,  war  im  FeM- 
zuge  1814  Commandant  des  1.  und  2.  Dragoner  -  Regiments  und  hatte  im  8.  deutschen  Bundes- 
Corps  den  Operationen  bis  zur  Einnahme  von  Paris  mit  besonderer  Auszeichnung  beigewohnt. 
Die  baden'schen  Reiter  hatten  sich  auf  dem  Zuge  nach  der  französischen  Hauptstadt,  dann  im 
Jahre  1815  in  allen  Actionen  mit  lobenswerther  Bravour  geschlagen  und  ihr  tapferer  Führer  so 
grosse  Umsicht,  persönliche  Tapferkeit  und  rasche  Entschlossenheit  an  den  Tag  gelegt,  dass  ihm 
Seine  Majestät  Kaiser   Franz   über    Antrag  des    Feldmarschalls  Fürsten    von   Schwarzenberg 


1319 

mit    Allerhöchstem    Handbillet   aus    Paris    vom   23.  Juli    1816   das    Bitterkreuz    des   Maria 
Theresien-Ordens  zu  verleihen  sich  veranlasst  fand.  Schaff  er  starb  im  Jahre  1840. 


Nach  der  Schlacht  von  Waterloo  stellte  der  Feldmarschall  Herzog  von  Wellington 
das  Ansuchen  an  Se.  Majestät  Kaiser  Franz  L,  nachbenannte  21  Officiere  des  k.  grossbritanni- 
schen Heeres,  welche  sich  besonders  ausgezeichnet  hatten,  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria' 
Theresien-Ordens  zu  belohnen.  Seine  Majestät  fanden  sich  AUergnädigst  veranlasst,  mit  Hand- 
schreiben aus  Paris  vom  23.  Juli  1815  diesen  Vorschlag  zu  genehmigen,  und  es  wurden  als  neue 
Mitglieder  in  den  Orden  aufgenommen; 


Ck 


Königlich  engl  i  s  ch  e  Of  f  i  oi  er  e: 


Clinton,  Sir  Henry,  Qeneral-Ueutenant,  COLBORNB,  Sir  John,   später  l,ord  Seato.n, 
^KeMPT,  Sir  James,  General-Major,  Oberst, 

Sommerset,  Lord  Edward,  General-Major,  BeYUEL,  Thomas,  Oberst, 

BaKNES,  Sir  Edward,  General-Major,  BaRNARD,  Sir  Andreas,  Oberst, 

EU^Y,  Sir  John,  Oberst,  SmITH,  Carmiohael,  Oberst, 

AbERCROMBIE,   Honorable   Alexander,  WoOD,  Sir  George,  Oberst, 

Oberst,  Woodford,  Sir  Alexander,  Oberst, 

Campbell,  Sir  Colin,  Oberst,  Hill,  Sir  Robert,  Oberst-Lieutenant, 

IIeRHEY,  Bathurst  Feiton,  Oberst,  SaLTOÜN,  Lord,  Oberst-Lieutenant, 

FlTZRoi  Sommerset,   Lord  Heinrieb,  später  MacDoNNEL,  Sir  James,  Oberst-Lieutenant, 

erster  Baron  Raglan,  Oberst,  DiCK,  Robert,  Oberst-Lieutenant, 

rONSONBY,  Friedrich  Honble,  Oberst,  NeIL  DOÜGLASS,  Oberst-Lieutenant 

Von  diesen  Mitgliedern  lebt  zur  Stunde  nur  Lord  Seaton  als  General  und  Commandant 
der  k.  Truppen  in  Irland,  und  Sir  Alexander  Woodford,  der  als  General  die  Stelle  des 
(iouverneurs  des  Chcisea  -  Hospitals  bekleidet;  der  Oberst  Fitz  Roi  Sommerset  ist  als  Lord 
Kaglan,  Feldmarschall  und -Ober-CQmmandant  der  englischen  Armee  in  d,er  Krim,  am  14.  Juni 
1855  vor  Sübastopol  im  57.  Lebensjahre  geatorben. 


GROLMANN,  Karl  Wilhelm  Georg  von,  k.  preussischer  General  der  Infanterie,  nahm 
1791  Militärdienste,  focht  1809  in  der  österreichischen  Armee  als  Volontär,  trat  dann  als  Major 
und  Commandant  eines  Fremden  -  Bataillons  in  spanische  Dienste,  wurde  1811  zu  Valencia  ge- 
fangen, ranzionirte  sich  selbst  und  ging  nach  Jena,  wo  er  unter  dem  Namen  von  Ger  lach  sich 
als  Student  einschreiben  Hess.  Als  sich  Preussen  gegen  Frankreich  erklärte,  trat  er  als  Major 
im  General -Stabe  ein,  focht  bei  Liitzen,  Bautzen  und  Hanau,  und  stieg  zum  Obersten.  Im 
Jahre  1815  ward  er  General-Major  und  erster  General- Stabsofficier  unter  Gneisenau  im  Blü- 
c hergehen  Hauptquartiere,  zeichnete  sich  bei  Belle  AUiance  Torzuglich  aus,  so  zwar,  dass  ihm 
weiland  Seine  Majestät  Kaiser  Franz  mit  Allerhöchstem  Handschreiben  aus  Paris  vom  28.  Juli 
1815  zum  Ritter  des  Maria  Theresien-Ordens  ernannte. 

Nach  dem  zweiten  Pariser  Frieden  lebte  er  eine  Zeit  lang  auf  seinen  Gütern  und  wurde  1826 
als  Genoral  -  Lieutenant  wieder  in  den  Dienst  gezogen ,  worauf  ihm  1835  das  Commando  des 
5.  Arnic**rorp8  übergeben  wurde.  Im  Jahre  1840  erhielt  er  bei  den  drohenden  Bewegungen 
Frankreichs  eine  diplomatische  Sendung  nach  Wien  und  Süd- Deutschland,  um  Unterbandlungen 


1320 


Über  die  Oegenmassregeln  anzuknilpfen ,   eine   Aufgabe  j    die  er   bei  seineE  grossen  Talenten  mit 
bestem  Erfolge  löste. 

Grolraann  starb  am   15,  September  1843  im  67»  Lebeuejabre, 


KOSTITZ,  Augeat  Ludwig  F*ctdinand  Graf  von^  k.  preussiecher  General  der  Ca vallerle, 
General- Adjutant  des  Königs,  Chef  des  5*  Husaren-Regiments  und  Gesandter  am  k.  hannoverischen 
Hofe,  ist  am  27.  Deceuiber  1777  geboren.  Im  2ö.  Lebensjahre  Lieutenant  bei  der  Garde  du 
Corps,  war  er  1805  Adjutant  Blücher^  nahm  ISIO  den  Absohied^  bereiste  Italien  und  Frankreioh 
und  wurde  1813  wieder  Bliicher^s  Adjutant.  Die  Schlaeht  bei  Leipzig  brachte  ihm  das  Majore- 
Patent,  uufl  jene  von  Ligny  (I81ö)j  in  -welcher  er  an  des  greisen  Fcldherrn  Seite  blieb  als  ihm 
das  Pferd  erschosaen  ward^  die  französische  CavalSerie  an  ihm  Torbeisprengte  und  er  In  Gefahr 
liam  gefangen  zu  werden,  das  Ritterkreuz  de^s  Maria  Tliercsien- Ordens,  über  des  Feld- 
roarsohalls  Ajiempfehlung,  welches  ihm  Seine  Majestät  Kaiger  Franz  I.  mit  Handeolireiben  aus 
Paris  Tom  28.  Juli  1816  za  verleihen  geruhte.  Als  Oberst  wurde  Kostiti  im  Jahre  1819  Flügel' 
Adjutant  des  Königs,  begleitete  1826  als  General-Major  den  Prinzen  Karl  von  Preussen  zur  Krö- 
nung des  Kaisers  Nikolaus  nach  Moskau,  machte  alä  Volontär  1828  den  rusBtciehpn  Feld^ug  in 
der  TQrkei  mit;  wurde  dann  General- Adjutant  des  Königs,  Commandant  von  Berlin  und  gelangte 
nach  und  nach  au  den  eingangsberülirten  Wurden. 

Über  ein  erneuertes  Ansuchen  des  Feldmarsch alla  Herzogs  von  Wellington  fanden  sich 
Seine  Majestät  der  Kaiser  Franz  veranlasst^  noch  folgenden  vier  k.  grosebritannischen  Ofißcieren 
fifr  ihr  besondcfos  Wohiverhalten  in  der  Schlacht  bei  Waterloo^  mit  Allerhöchstem  Handschreiben 
aus  Paris  vom  25.  August  1815^  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zu  verleiben^   u.a. 

Bing,  John,  General- Major ,  derzeit  Earl  of  Straffoid,  Feldmarschall  und  GotiYer- 
neur  von  Londondery  und  Guloiorej 

AdAMj  FriedrJchj  General-Major, 

ILEPBORNj  Oberst|  beide  bcreiia  Terstorbeni  dann 

ClEFTON  ,  Sir  Arthur  Benjamin,  Oberat- Lieutenant,  derzeit  General-Lieutenant. 

Die  f  li  n  f  u  n  d  z  w  a  n  z  i  g  k.  grossbritannisr.hen  Officiere,  welche  ohne  einer  näheren 
Bezeichnung  der  That  in  der  enti^cheidenden  Öcblachi  bei  Waterloo  theils  grossere  Tnippen- 
Abtbeilungcu,  theils  Regimenter  und  Batailloiiß  befehligten  und  von  der  heldenmiftbigen  Aus- 
dauer der  britischen  Soldaten  wahrhaft  bewunderungswürdige  Beispiele  persönlicher  Tapferkeit 
gegeben  haben,  nannte  der  Herzog  von  Wellington  die  Ausgezeichnetsten  seines  HeereSi 
und  da  sie  von  ihrem  Könige  diiroligeliends  mit  dem  Bath -Orden  geechmückt  wurden,  so 
ward  ihnen  auch  von  weiland  Seiner  Majestät  Franz  1.  in  Anerkennung  der  der  allgemeinen 
Sache  gt^leisteten  vortrefTliehen  Dienste ,  auÄnahmsweise,  die  in  der  kaiserlichen  Armee  beste- 
hende  höcbete  militäriacho  Auszeichnung  zu  TheiL 


mit   ^j 


4 


Wetzlar  von  Plankenstoroj  Ignaz  Freihort,  gestorben  als  Hauptmann 
in  der  Armee  in  seiner  Geburtsstadt  Wien  um  21.  Märss  1841  irn  52.  Lebensjahre^ 


hatte  sich  bei  Eröffnung  des  Rtesenkampfes  freiwillig  als  Cadet  unter  die  Fahnen 
des  Doppclaars  gestellt  und  ward  im  Septcoibcr  1813,  durch  grihidliehe  und  viel- 
seitige Kenntniss  bevorzugt,  zum  ITnterlicutenant  Im  Konnler-Corps,  und  im 
Februar  1814  zum  Oberlieutenant  bei  Fenuer- Jäger  befördert. 

Die  erneuerten  Rüstungen  der  Alliirten  gegen  Napoleon  im  Jahre  1815 
hatten  dem  Oberlieutenant  Wetzlar  die  Gelegenheit,  die  er  in  den  früheren 
Feldzugen  vergebens  gesucht  liatte,  zur  besonderen  Auszeichnung  geboten.  Er 
war  dem  General  Pflüger  in  dem  Armeecorps  Radivojevich'a  beigegeben,  nnd 
folgte  ihm  in  das  südliche  Frankreich.  Als  dieses  Corps  am  9*  Juli  Bourg  en  Bresse 
erreichte,  entsandte  der  conunandireode  General  Friniont  den  Genera!  Pflüger 
mit  dem  Infanterie-Regimente  Erzherzog L  u  d  w  i  g  und  einer  Batterie  gegen  M  a  c  o  n, 
um  den  dortigen  Brückenkopf  der  Saone  zu  nehmen  und  dadurch  den  zu  den 
weiteren  Unternehmungen  nothwendigen  Übergang  zu  gewinnen*  Oberlieutenant 
Wetzlar  hatte  schon  im  vorigen  Jahre  sich  eine  genaue  Keimtniss  des  Terrains 
um  Maeon  eigen  gemacht ,  und  lenkte  des  Generals  Aufmerksamkeit  dahin,  den 
Brückenkopf  bei  Nacht  zu  überfallen.  Dieser  Vorschlag  wurde  genehmigt  und  die 
Vorbereitungen  für  die  Nacht  des  10.  Juli  getrolfen.  Wetzlar,  als  Colonnenführer, 
drang  der  Erste  durch  eine  Sclüessacharte  in  die  Verschanzungen  und  bahnte  der 
Truppe  den  Weg  in  den  Brückenkopf*  Obwohl  dieser  von  den  Franzosen  gut  ver- 
iheidigt  wurde,  so  ward  er  doch  bald  erstürmt  und  in  demselben  vier  Kanonen 
und  eine  Haubitze  erobert.  Mit  dem  Brückenkopfe  fiel  auch  die  Brücke  und  die 
Stadt  in  unseren  Besitz,  worauf  sich  Pflüger  am  rechten  Ufer  der  Saone  aufstellte 
und  duj-ch  diesen  errungenen  Vorthcil  auf  die  sofort  angeknüpften  Unterhandlun- 
gen des  Marschalls  Suchet  mit  dem  General  der  Cavalleric  Freiherrn  von  Fri- 
mont  mächtig  einwirkte. 

Dem  tapferen  We  tzlnr  geruhten  Seine  Majestät  mit  Handschreiben  aus  Dijon 
vom  7.  Octobcr  desselben  Jahres  Über  Frimont's  Vorschlag  das  wohlverdiente 
Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zu  verleihen. 

Bei  der  Errichtung  des  Kalscr-Jägcr-Ilogiments  wurde  Wetzlar  am  L  Jän- 
ner 1816  in  daHKclbe,  bald  darnach  zur  intanterie  cingetheilt  und  im  Juni  1821  zum 
Hauptmann  bei  dem  vacat  Hiller-Infanterie*Uegimentc  befördert.  Im  September  1823 
trat  er  mit  Beibehaltung  des  Militär -Charaktera  aus  der  Armee, 


LÖWKMUEf.M,  Knrl  GusUv  Friedflch  QrAf  Ton,  k.  »chwedUcher  Genor«!  un4  Inipee- 
tor  der  OaifJiltori^i  xu  ÖUickholra  im  Juli  185C  im  36«  Lühctiigabr«  g«§iorbc*n,  war  eühon  i  X  1787 
LicutenAni  bei  den  leichten  Dr^iponcru,  und  in  dur  vcfhÄngtiisävoUttu  Njielie  do*  16.  MlitA  1792, 
wo  QufttAv  HL  erttiopiet  wurdif*  wacIi  haben  der  CApitän  und  in  diw  KTtfiigv  unmltUlbAror  NHlie« 
Er  \v«r  P4,  der  den  tödlich  verwundeten  ^blonarchcn  mit  dem  Deg^en  in  der  Hand  «ui  dem  Ge- 
drnrii;«  rettrie  und  ihn  mit  ßnron  Eisen  In  «eine  Zimmer  führte.  1791  wurd«  LQwenhjelm 
aifl   MAjor  zu    wjederboltcn  dijdutjjAti»eben  Sendungen   nAcb  RiuvUiad   vorwcndet,   d^nn   mit   der 


1322 

Abfassung  des  Dienst -Reglements  der  schwedischen  Cavallerie  und  der  noch  bestehenden  Caval- 
lerie-Instruction  und  des  Exercir-Reglements  betraut  1805  begleitete  er  den  König  als  General- 
Adjutant  ins  Feld,  wo  er  das  nach  Lüneburg  und  Lauenburg  entsendete  Corps  im  Treffen  am 
Schalersee,  so  wie  die  Vorposten  beim  Angriffe  der  Franzosen  auf  Anclam  commandirte.  Drei 
Jahre  später  wurde  er  zum  Chef  des  General-Stabes  der  finnischen  Armee  im  Kriege  gegen  Russ- 
land ernannt  und  commandirte  die  Nachhut  beim  Rückzuge  von  Tavastehus  und  Osterb otten. 
Am  16.  April  1808  wurde  er  im  Treffen  bei  Pyhäjokki  yerwundet,  gefangen  und  nach  Moskau 
geführt  Im  nächstfolgenden  Jahre  ausgewechselt,  ging  er  als  Chef  der  dritten  Brigade  des  Expe- 
ditionsoorps  nach  Norrbotten,  wo  er  den  Treffen  bei  Säfvar  und  Ratan  beiwohnte. 

Als  General- Adjutant  bei  der  Nordarmee,  entwarf  er  im  Jahre  1813  nach  der  Instruction  des 
Kronprinzen  den  Feldzugsplan  der  vereinigten  Heere,  wohnte  sodann  den  Schlachten  bei  Gross- 
beeren, Dennewitz  und  Leipzig  bei  und  ging  sofort  wieder  mit  diplomatischen  Aufträgen 
nach  Frankfurt,  Rendsburg,  London,  Wien,  Warschau  etc.  Über  Ansuchen  seines  Königs  er- 
nannte ihn  weiland  Kaiser  Franz  mit  Handschreiben  aus  Venedig  vom  10.  December  1815 
zum  Ritter  des  Maria  Theresien- Ordens.  Inzwischen  zum  Brigade -General  der  Cavallerie  vor- 
gerückt, kam  er  (1817)  als  ausserordentlicher  Gesandter  an  den  österreichischen  Hof  und  (1818) 
in  gleicher  Eigenschaft  und  mit  dem  Range  eines  General-Lieutenants  an  den  französischen  Hof. 

Während  seiner  dortigen  Wirksamkeit  ward  er  noch  zum  General-Inspector  der  Cavallerie 
und  Reichsherm  ernannt.  Die  grössten  Verdienste  hat  Löwenhjelm  um  die  schwedische  Rei- 
terei, die  er  eigentlich  wieder  erschuf  und  in  allen  Theilen  nach  seinen  Ideen  reorganisirte. 
Nicht  minder  zeichnete  er  sich  in  der  diplomatischen  Laufbahn  und  im  Parlamente  aus. 


1323 


xn. 


Das  Jahr  1823  in  Spanien. 


Noch»  Jahre  hnttc  der  Kampf  in  Spanien  gegen  die  Machtherrschaft  Napoleon^s  gedauert, 
als  er  endlich  heldenmüthig  zu  Ende  geführt  wurde.  Ferdinand  VII.  kehrte  im  März  1814  in 
sein  Reich  zurück,  fand  aber  den  früheren  Stand  der  Dinge  ganzlich  verändert  Seine  Abwe- 
senheit hatten  die  Cortcs  benützt,  um  das  alte  Kegierungssystem  umzuformen:  sie  selbst  aber 
waren  in  ihren  Entschlüssen  und  Meinungen  getheilt;  jede  Partei  hatte  ihre  Anhänger  im 
Volke. 

Während  die  Liberalen  oder  Gonsti'tutionellen,  auch  die  Partei  der  Communeros 
oder  Exaltados  genannt,  von  den  Doctrinen  der  modernen  Philosophie  durchdrungen,  den  Neue- 
rungen anhingen  und  die  Grundsätze  des  alten  Rechtes  nicht  achtend,  eine  ganz  neue  Bahn 
betraten,  während  sie,  unklug  genug,  dahin  zielten,  dass  aUe  Herrschaft,  sogar  die  gesetz- 
gebende Gewalt  getheilt  sein  und  im  Volke  thronen  solle,  —  vergessend,  dass  ein  Volk  nur  dann 
mächtig  ist,  wenn  einerlei  Kraft  es  umfangt,  wenn  einerlei  Oberhaupt  diese  Kraft  leitet  — ,  ging 
(las  Streben  der  zweiten  sogenannten  Glaubenspartei,  auch  Servilen  oder  Roy  allsten 
genannt,  dahin,  die  Aufrechthaltung  oder  vielmehr  Wiederherstellung  des  alten  Systems  zu 
bewirken.  Sie  waren  der  Ansicht,  dass  jede  gewaltsame  Veränderung  der  Regierungsverfassung 
mit  der  Zeit  den  Untergang  des  Ganzen  herbeiführen  müsse,  und  hielten  an  das,  was  nach  ihrer 
Meinung  zu  aller  Zeit  wahr,  gut  und  recht  gewesen. 

Trotz  dieser  Spaltung  kam  in  der  Sitzung  der  Cortes  doch  eine  oonstitutio  nelle  Acte 
zusammen,  die  dem  Volke  nur  von  der  besseren  Seite  bekannt  gegeben  wurde,  während  die  dem 
Könige  auferlegten  Beschränkungen  erst  nach  seiner  zu  gewärtigenden  Rückkehr  angeregt  wer- 
den sollten.  Der  König  erklärte  diese  Charte  aus  Valencia  am  4.  Mai  1814  für  ungiltig,  forderte 
nach  seinem  Einzüge  in  Madrid  die  Spanier  zur  Einigkeit  auf,  und  gab  in  einer  zweiten  Procla- 
mation  dcas  Hegierungssytem  kund,  das  er  befolgen  werde. 

Gewillt,  durch  Einberufung,  der  Deputirten  aus  Spanien  und  Indien,  Massregeln  zur  Wohl- 
fahrt der  Nation  in  l»eiden  W^elttheilen  zu  treffen,  blieb  es  bei  dem  Versprechen,  und  der  König 
arbeitete  mit  aller  Strenge  an  der  Herstellung  der  alten  Verfassung.  Dies  musste  bei  den  Liberalen, 
die  >u'h  während  der  constitutionellcn  Regierung  des  alten  Zwanges  schon  entledigt  hatten, 
den  Mass  gegen  den  Monarchen  noch  mehr  steigern.  Fe rdi Randes  Stellung  wurde  immer 
s(h\vieri£:er,  die  Umtriebe  nahmen  kein  Ende  und  kamen  endlich  selbst  zum  Ausbruche. 

:Schon  im  Jahre  IS  19  hatten" sich  die  amerikanischen  Colonien  vom  Muttcrlande  unabhängig 
erklärt;  .^ie  zum  (lehorsam  zu  zwingen,  wurden  Truppen  nach  Cadix  zur  Einschiffung  gesandt 
Man  beging    aber   den    Fehler,    dass  man    die  dem  Liberalismus  Zugethanenen ,  um  sich  ihrer  su 


1324 

entledigen,  wählte,  alle  auf  der  Insel  Leon  und  in  diei^er  Gegend  concentrirte  unfl  eie  zu  lange 
dort  festhielt.  Die  eig^enen  Ofliciijre  bereiteton  hier  die  Soldaten  zur  Empörung  vor ;  am  1.  Jänner 
1820  wurde  dio  Fahne  der  Freiheit  aufgepflanzt  und  die  Constitution  beschworen.  Die  Empörer 
gingen  nach  Miidridy  wo  mau  ihnen  keinen  Widerstand  zu  leieten  vermochte.  Der  KönijE^,.  verlassen, 
hraclito  der  Nothwendigkoit  daa  Opfer,  nahm  die  Constitution  an  und  beschwor  ihre  Aufrecht- 
haltuug.  Die  ganze  Armee  schloß»  sich  der  Revolution  an,  und  die  Militär -Insurrection  erhielt 
einen  politischen  Charakter.  Die  Verbannten  aller  Farben  kamen  haufenweise  zurück  und  Schriften^ 
beatimrat  die  revolutionären  Ideen  zu  verbreiten,   wurden  in  Menge  ausgetheilt. 

Zorn  Glück  für  den  König  blieb  ein  grosser  Thcil  des  Volkea  bei  den  alten  Orundsätzcn ; 
die  ölTentlicbe  Meinung  widerstrebte  dem  Joche  der  Neuerer,  und  die  Provinsten  zeigten  einen 
eutsehiedcnen  Widerwillen  gegen  die  Constitution.  Man  fühlte,  dass  die  Gewalt  der  Cortea  sowohl 
den  Rechten  der  Krone,  wie  der  ßidie  des  Volkes  zuwider  tief,  und  war  erbittert  über  die  in 
den  grösseren  Städten  verth eilten  treuloäön  Soldaten,  die,  atatt  die  abtrünnigen  Colonien  zu 
bekämpfen,  in  dem  Mutter  lande  den  Brand  de:*  Bürgerkrieges  anfachten.  Da  überdies  die  meisten 
Verfügungen  der  Cortes  gegen  die  herrschenden  Ilellgiousbegriffe  und  gegen  die  gute  aito  bür- 
gerliche Ordnung  gerichtet  waren,  so  duhlete  man  sie  nur  mit  sichtbarem  Zwang  und  Alles 
deutete  auf  einen  nahen  Aufbruch  des  Bürgerkrieges,  der  auch  gar  bald  von  den  nördlichen 
Provinzen  ausgehen  sollte. 

Noch  1821  waren  Caötilien,  Aragon,  Bi^oaya  und  Navarra  gerüstet  gegen  die  EtngritTe 
der  Constitutionellcn,  und  die  Noth  im  Lande  und  die  Qewaltthaten  der  letzteren  nahmen  immer 
mehr  überhand.  Auch  würden  die  Angelegenheiten  in  Amerika  trostloser  und  der  Vorschlag 
Spaniens,  Amerika  als  Nebenreioh  neben  aich  bestehen  zu  lassen,  wurde  Anfangs  Februar  1822 
dort  abgelohnt.  Die  dritten  ordentlichen  Cortea  wurden  unter  diceien  schwierigen  Umständen  am 
30.  Juni  1822  versammelt  und  fllego  zu  deren  Präsidenten  ernannt,  wie  Marti  nez  de  la 
Rosa  Präsident  des  Ministeriums  war.  Schon  Ürig  man  nn,  Vertrauen  auf  beide  zu  fassen,  als  die 
Auflsichten  auf  Frieden  sich  trübten.  Die  01aubcns|mrtei,  dtireli  die  Beschränkung  der  Einkünfte 
der  Geistlichkeit  aufa  llfJchatc  erbittert,  arbeitete  nämlich  aufs  Thätigste  an  einer  Gegen revolutinn, 
und  hatte  in  Caatilien  4000  Mann,  auch  in  Navarra  und  in  den  baakischen  Provinisen  eine 
Streitmacht  gesammelt,  an  deren  Spitze  sich  Queaada  ötelltCj  der  aber,  von  Lopez  Bannos 
gcBchlagen,  auf  französisches  Gebiet  flüchten  musste. 


Selbst  in  Madrid  fand  im  Juli  1822  eine  Erhebung  von  4  Bataillonen  Garde  Statt;  sie  zogen 
nach  dem  Palaste  Pr ad o  und  erwarteten^  dass  der  König,  bei  dem  2  Bataillone  geblieben  waren, 
sich  zu  ihnen  begeben  werde*  Ab  dieser  nicht  erschien,  weil  er  von  dem  Ayuntamiento  (stadt- 
räthliche  Behörden),  den  Nationalgardea  und  Linientruppen  gefangen  gehalten  wurdc^  wollten  sie 
ihn  mit  Gewalt  holen,  wurden  aber  durch  Ba lies to res  zurückgewiesen  und  dann,  da  siö  sich 
zur  Gegenwehr  setzten^  angegriifen  und  niedergemacht  oder  gefangen,  der  Herzog  von  Infan- 
tado  aber  und  der  Marr^uis  de  los  Amarilloa,  denen  der  König  bisher  sein  Vertrauen  geschenkt 
hotte,  von  dessen  Person  entfernt.  In  Catalonien^  welche»  schon  lange  vor  Begierde  brannte, 
den  dem  Throne  und  der  Ileligion  zugefügten  Schimpf  zu  rächen,  war  nun  der  Kern  der  Glau- 
benspartoi,  an  ihrer  Spitze  standen  B  e  s  a  i  e  r  e  » ,  M  a  t  a  Florida  und  C  r  o  l  e  s,  Sie  bildeten  am 
15,  August  1822  eine  oberste  Regentschaft  zu  Urgel  und  ein  Glaubensherr  zur  Merstellung  der 
unbeschrankten  königlichen  Gewalt.  Auch  in  Valencia  wurde  eine  Gegenrevolution  gebildet,  an 
deren  Spitze  Elio  stand,  die  Liberalen  behielten  aber  dort  die  Oberhand  und  El io  wurde  hinge- 
richtet. Die  Cortcö  beschh>ssen  dagegen  eine  Vcrmohrung  des  Heeres  und  BewaiTnung  der  Nalio- 
nalmilitf,  auoh  eine  Veruilnderung   der   königlichen    Garden.  Die  Minister  legten  aber,  besonders 


1325 

ducoli  die  VorgUng«  mit  den  Garden  »ich  für  beleidigt  haltend,  ihr  Amt  nieder;  ihre  Nachfolger 
waren  Evarist  San  Miguel^  Minister  des  Auswärtigen,  Lopos  Bannoi,  Kriegiminister,  und 
mehrere  Andere;  auf  ihr  Andringeti  entlless  der  Konig,  der  von  da  an  seine  ganze  Macht  verlor» 
den  G«incra]-CA|iitiLn  Morillo,  d^n  Xclepoliticö  von  Madrid,  Sau  Martin  u.  m.  A.,  ihrer  Posten. 
Die»e  Sehritte  der  Liberalen  muHBten  die  Aufmerksamkeit  der  grossen  europäisohen  Müehte  erre- 
gen, die  nicht  Wittens  waren,  die  königliche  Macht  in  Spanien  sinken  zu  lassen.  Die  auf  dem 
Gongresse  eu  Verona  versammelten  Monarchen  und  Gesandten  forderten  daher  von  den  Cortes 
eine  Abänderung  der  Verfassung,  wolehe  die  königlichen  Rechte  erweiterte.  Die  Cortes  wiesen 
diesen  Antrag  zurück,  woranf  ^ich  die  Gesandtschaft  von  Österreich^  Preusson  und  Rusf«land 
entfernten,  England  aber  eine  Vermittlung  antrugt  welche  sc urückge wiesen  wurde, 

Frankreich  Latte  schon  zu  Ende  1822  gegen  60,000  Mann  an  der  spanischen  Grenze,  angeblich 
wegen  des  gelben  Fiebers  in  Barcellona  als  Oesundhcitscordon  aufgestellt,  den  Eoyalistcn  betriicht- 
liohe  Unterstützungen  zukommen  lassen,  und  auf  dem  Congr^sge  zn  Verona  es  libernöramen,  das 
Ansehen  des  König«  in  Spanien  hentusteUen.  Kühner  erhoben  sieh  nun  die  Royalisten  in  Navarra, 
Gatalonien,  CastiUen  und  Valencia  und  verübten^  wo  sie  das  Übergewicht  erhielten,  gegen  die 
Constltutionetlcn  viele  Gewaltthaten ;  da  sie  aber  ohne  festen  Plan  handelten,  so  wurden  sie  von 
den  Liberalen  geschlagen  und  zerstreut,  sammelten  sich  aber  sehnell  wieder  Viele  retteten  sich 
auf  franaMfoliee  Gebiet  und  endlich  musile  sich  die  Regentschaft  unter  Mata  Florida  eben 
dahin  flGehtcn.  Die  royalistischcii  festen  Pliitse  Seu  d^ürgel,  Uriate  und  andere  feste  Puncfe  in 
Spanien  wurden  im  Februar   1823  von  den  Constitutionellen  genommen. 

Am  l.  April  1823  rückte  der  Herzog  von  Angouldme,  nach  einer  erlassenen  Procla- 
mation,  dass  die  Franitosen  als  Freunde  kamen,  nur  um  Spanien  von  den  Gräueln  der  Anarchie 
zu  befreien,  keineswegs  aber,  um  Eroberungen  xu  machen,  mit  einem  Heere  von  etwa  83,000  Mann 
in  zwei  Abtheilungen  in  Spanien  ein,  und  der  spanij^rhc  Restaurationskrieg  begann,  der  sieg 
reich  beendigt^  dem  KSnJge  schon  im  November  1823  ToUe  Freiheit  verschaffte  und  ihm  ermög- 
licht«, am  13.  desselben  Monats  seinen  Einzug  in  Madrid  unter  dem  Jubel  des  Volkes  halten  zu 
können. 

Dieser  Krieg,  dessen   Operationen    in    der   Lebenaskizze   des   Herzogs   von    Angoul^mc 
4Mt('^^l<^crt  iiud,  hatte  die  folgenden  zwei  Promotionen  hervorgerufen. 


/^^< 


Sinhnudert  t^As  und  fieriigite  Fromotion  (vom  5.  Dooember  18S3), 
AUtrhiMilMl«  V0rJ«itiaMff  au«»«»r  CApiiiti 

OROSSKUEITZ. 


AKO'OUlJnrE,  Lout«  Antolne  de  Hourbon^  Duc  d\  gelieren  1771  zu  Versailiei,  alte* 
Sohn  K^nig  KarPi  X.  von  Frankreich,  narh  dessen  Thronhciteigu ng  am  16.  Seplvaiber 
1824  Dauphin,  verfolgte  In  seiner  Jugend  mit  Ausdauer  und  Energie  das  den  Bourbonen  seit 
langen  Jahren  drr  Verbannung  vorfchw<^bendc  Ziel  der  Verwirklichung  Ihrer  Ansprüche  auf 
den  franzosiDchen  Thron. 

Tm  Jahre    178),   alt  die   ZukunA  Frankreiehs  aieli   an  den  am  5.    Mai    de«a«lben  Jahres 
•H^iTneleu  Reichstag  knßpHe  und  damit  die  Reiolutlo»  bogano,   t«rlieM  AngouUme  Bach  dem 


i9m 


verbängTuiiSToLlen  i  l.  Juli,  noch  vor  seinem  Vater,  dea  damaligefi  Grafen  von  Artois,  Parifi  und 
ging  nach  Torin,  An  den  Benmkungen  der  Ausgewanderten,  die  fremden  Höfe  zu  ihrer  Untcr- 
atiiteuTig  3SU  veruiügen^  betlidiigte  sieb  auch  AngnuUme  auf  das  Lebhaflt^ste,  und  im  Jahr©  1792, 
als  bereiU  G0,000  Mann  zum  grosseren  Theile  bcwalTnet  und  geleitet  durtdi  den  Grafen  von 
Artois^  den  Prinzen  Condü  und  den  Cardinal  Rohanj  In  den  rheinischen  und  niederländifichen 
Provinzen  bereit  standen,  zog  Angoult^me  an  der  Spitze  eines  Emigrantencorps  aus  Turin. 
Zerwürfnisse  indesa,  welche  wegen  der  verschiedenen  pelilischen  Anschauungen  zwischen  den 
Gefährten  von  Artoia  und  CondÄ  nnd  den  später  Ausgei««anderten  entstanden,  liihmten  den 
Fortsttbritt  ihrer  gemeinschaftlichen  Saehej  und  veranlassten  nauientlich  die  Autlöeung  des  Corps 
der  königlichen  Prinzen.  Dairut  hörte  aber  vorerst  die  Thatigkeit  Angoule  tue's  auf,  der  auu 
nacJi  Edingburgh,  dann  nach  Blankenburg  und  Mietau  ging. 


n 

^ 


Späterhin  nahm  Angoul^me  mit  Ludwig  XVHI*  seinen  Sitz  in  ^Varschau,  ging 
jni  Jahro  1 8ü5  nach  KuBälaiid  und  England,  wo  er  auf  dem  Schlosse  Hariwell  bei  Edinburgh 
mit  der  französischen  Königsfaniilie  bis  zum  Jalire  1814  lebte.  Mit  diesem  Jahre,  in  welchem 
neue  HofTuungen  in  Folge  des  wandelbar  gewordenen  Glückes  Napoleon's  hei  jener  Familie 
auftauchte»!  brach  au^jli  für  Angou  lerne  eine  neue  Periode  der  Thütigkeit  an^  und  er  fand 
«iiese  zu  Anfang  des  Jahres  btu  dem  englisch-flpöruscben  ilau[itlicerc  unter  Wellington  im 
südlichen  Frankreich.  Die  Verkündigung  der  bourboniachen  llerri^tihaftj  die  Außorderung  zur 
Unterwerfung,  welche  an  Volk  und  Heer  erlassen  wurden,  waren  Acte,  an  denen  sich 
Angoulime  wesentlich  betheiligtc,  und  denen  sich  sein  am  1*2.  Mhijs  stattÜndende*^  Einzug  in 
Bordcaujt,  so  wie  die  Bildung  einea  Rnyalistencorps  nnscidossen.  Naebdetn  Ludwig  XVIIL 
hereitB  am  4.  Mai  seinen  EinKug  in  Paria  gebalfcn  hatte^  eilte  aueli  Angoul^me  dahin  and 
wurde  von  dem  Könige  äuui  Admiral  von  Frankreich  uml  zum  General-Oberst  der  Kürassiere 
und  Dragoner  ernannt.  Der  in  Paris  von  dem  bewaffneten  Europa  djctlrte  Friede  war  nitlit  von 
Dauer. 


4 


Angoulfime,  welcher  im  Februar  1S15  das  südliche  Frankreich  bereiste,  erhielt  am 
9.  März  in  Bordeaux  die  erste  Kunde  von  Napoleon's  Landung  an  der  Küsto  von  Cannes  und 
zugleich  seine  Ernennung  zum  Lieutenant  des  Königs.  Bei  der  Ungunst  der  allgemeinen  Ver- 
bÜitnisse  und  bei  den  beschränkten  Mitteln,  dem  triumphirenden  und  mit  jedem  Tage  raaehtiger 
werdenden  Kaiser  gegenüber  gelang  es  Angoul^uie  dennoch^  in  Toulon  in  seiner  neuen  Eigen- 
schaft ein  eigene»  Gouvernement  zu  errichten  und  einige  Vortheilo  in  kleineren  Gefechten  bei 
Montelimart  und  Valcnce  zu  erringen.  Beides  blieb*  jedoeb  ohne  nonnenswerthe  Wirkungen; 
denn  bei  dem  raschen  Triumphzugö  Napoleon'»  ergrilten  Bordeaux  und  Toulon  dessen  Partei, 
Angoul&me  aber  selbst  erfuhr^  am  fi.  April  l  ei  St.  Jacques  zurückgedrängt^  den  allgemeinen 
Abfall  der  Seinigen  und  gerieth  durch  Capitulation  in  die  Gewalt  der  kaiserlichen  Truppen,  Dem 
Umstände,  dass  die  Verhältnisse  Napoleon  nötlii^^ten,  ein  mildes  Verfahren  im  Vergleiche  zu 
der  früher  gewohnten  Strenge  zu  beobachten,  verdankte  Angoulöme  seine  Entlassung.  Ein 
schwedischoH  Schiff  brachte  ihn  nun  von  Cette  aus  nach  Barcellona, Yon  hier  ging  er  nach  Madrid, 
dann  aber  an  die  französische  Grenze,  wo  er  die  geflüchteten  Royalisten  in  der  Absicht  versani- 
raeltej  nach  Umständen  von  Neuem  die  weisse  Fahne  im  Süden  Frankreicba  aufzupflanzen.  Di© 
Schlacht  von  Waterloo  gab  hiezu  das  SignaL  Toulon  und  das  dem  JCönigshause  besonders  geneigte 
Bordeaux  wurden  besetzt  und  einige  Bataillone  Frei  williger  errichtet;  hierauf  eilte  der  Herzog 
nach  Paris  und  erhielt  hier  naclj  einander  die  Präsidentur  der  Pairskammer  und  die  des  Wahl- 
collcgiuraa  des  Oironde-Departements,  in  welcher  Eigenschaft  er  im  Jahre  1819  die  Wahlen  zu 
Bordeaux  leitete. 


1327 

In  Folge  der  oben  erwähnten  BesobtÜMe  des  Congrease«  von  Verona  saIi  sich  dfts  Ministe- 
rium VilleLe  genüLhigtj  eine  Armee  nftch  Spanien  %n  tchloken,  um  den  Ton  den  Cortes 
verworfenen  Antrag  in  Ausführung  zu  bringen.  Über  diese  Armee  erhielt  AngouUme  den 
Oberbefehl, 

Die  au»  filnf  Corps  (Marschall  Oudinot,  Generiil  MoHtor,  Fürst  Hohenlohe,  Marsrhall 
M  o  n  c  c  y ,  General  B  o  r  d  tf  s  o  u  H  e)  beeteheodü  Armt*e ,  zu  welcher  späterhin  daa  1 0.OüO  Mann 
starke  spanische  Qlaubenaheer  (Feotas)  trat,  lerfiel  in  awei  lUuptahtheilungen :  der  West-  und 
Ostpyrenaen-Annee;  von  denen  die  eratcre  unter  des  Herzog  Führung ^  die  JetJttere  unter  der 
des  Marsehalls  Monoey  stand.  Oeneral-Ltieutenant  Guiileminot  war  Chef  des  Genernl-StAbes. 
Kaeh  vorausgegangener  Proclamaüon  Angoul^me^a  überBoh ritten  am  t.  April  1835  beide  Armeen 
die  Grenze  Spaniens,  Der  Marsch  der  Westpyrenäen- Armee  war  dabei  gegen  Victoria,  rcjpeetive 
Madrid  gerichtet,  während  lÜe  Oslpyrenäen-Armee  in  Catalonien  eindrang«  Die  entgegenstehenden 
Streitkräfte  der  Constitution  eilen  (deren  Stärke  von  einigen  zu  C8,000,  von  anderen  nur  z\i  36,U(>Ü 
Mann  angegeben  wird)  waren  von  den  Generalen  Mina  in  Catalonicnt  Balle«itero8  bei  Siguenza, 
0*l>onel  Graf  AblsbaL  bei  Madrid  und  M^rillo  in  Gatliclen  befehligt,  und  sollten  ihre  Verbin- 
dung durch  GueriUa^s  unterbaltcn,  ßel  dem  Zwiespalt  und  den  aweideutigen  polltiachen  Gesinnun- 
gen, welche  unter  der  Mehrheit  diesi^r  Generale  herrschten,  ferner  bei  dem  Mangel  aller  Unterstützung 
von  Seite  des  durch  den  llasi  der  GeiKtlicbkeit  gegen  die  eoufetitutionelle  Hegierungäform  aufge- 
stachelten Volkes ,  leistete  man  dem  Vordringen  der  Franzosen  nirgends ,  mit  Ansnabme  in  Cata- 
lonien, einen  erheblichen  Widerstand .  und  die«  ^war  um  so  weniger,  als  überall  von  der  fran- 
zdsiHchen  Armee,  neben  barer  Vcrgiitung  der  Bedürfnisse j  ein  tadelloses  Betragen  beobachtet 
wurd*».  Ballesteros  zog  iieh  naoh  dem  Marsehe  A  ngoal^roe's  gegen  den  Ebro  über  Saragossif 
nai'h  Valencia  zurück,  schwache  Ahtbeilungon  der  Westpyrenäen* Armee  berannten  dagegen  die 
festen  Plät2e  San  Sebastian,  Santander^  Pampelona  und  andere,  während  Angou lerne,  In 
Erwartung  der  weiteren  ßegebenbeiteji  auf  anderen  Punoten  Spaniens «  etwa  einen  Monat  lang 
aro  Ebro  Halt  machte,  nachdem  er  bereits  am  17.  April  sein  Hauptquartier  in  Vietoria  genom- 
men hatte.  Während  dieser  Vorgänge  waren  von  dem  Grafen  Abiebal  in  Madrid  aus  Verrath 
alle  Vorkehrungen  aum  Widerstand©  versäumt  worden,  das  GonunAndo  seiner  Truppen  ging,  da 
er  hierauf  offen  die  Partie  der  Franzosen  ergriff,  an  General  Casiel  de  los  Rio»  über;  dieser 
aber  zog  sich  mit  seiner  geringen  Streitmacht  nach  Estrcmadura  zurück.  Am  24«  Mai  nahm 
AngouUme  ohn«  Sohwertschlag  Madrid  in  Besitz,  erlieas  eine  der  Mheren  minliche  Procla- 
mation,  setisto  eine  bleibende  Regentfchafk  ein,  entsendete  seine  Avantgarde  lur  Verfolgung  des 
Generals  Castel  de  los  Rios  und  Liess  durch  General  Guiileminot  zwei  mobile  Colonnen 
unter  den  Generalen  Bourmont  und  Bordesonlle  organiairen,  tim,  mit  den  royalistisehcn 
Banden  der  Mancha  vereint,  in  Eilmärschen  über  die  Sierra  Morena  gegen  Sevilla  vorr^udringen, 
hier  die  Cortes  aus  einander  zu  sprengen  und  den  Konig  Ferdinand  VIT*  zu  befreien. 


Am  l  L  Juni  zwangen  die  Corte«  denselben  zur  Abreise  nach  Cadix,  bildeten  aber  vorher 
eine  Regentschaft  I  welche  bis  zur  Ankunft  des  Königs  daselbst  die  vollziehende  Gewalt  bektciden 
ftolite.  U!e  Generale  Bourmont  und  Bordesoiille  atiesaen  nlrgendt  auf  einen  erhebttohen 
Widerstand  und  kamen  mit  17,000  Mann  in  Puerto  Santa  Maria,  Cadix  gegenüber  an,  in  welch' 
letzterer  Stadt  Valdez  15,000  Mann  befehligte  und  woselbst  der  König  bereits  wieder  die  höchste 
Gewalt  scheinbar  erhalten  hatte.  Die  genannten  Generale,  deren  Truppenstärke  bald  bis  «0 
30,000  Mann  anwuchs ,  schlössen  nun  Cadix  zu  Lande  ein ,  während  eine  franzosische  Flotte 
von  29  Segeln  unter  Contre-Admiral  Harne  Uni  dem  später  Contre  -  Admiral  Duperre  folgte^ 
dien   von  der  Seeaeiie  Üiat    Der   ilenog  von   AngouUme  g:ing  am  26.  JuU  von  M&<lrid  nach 


Andalusien  ab,  erliess  Ton  Andiijar  aus  eine  Proclamation ,  narli  wolebcr  ilio  wegen  politisclier 
Oeelnnungen  willkiirlich  Verhafteten  freigelaBseii  um!  keine  weiteren  Verhaftungen  mehr  ohne 
Sl^ustimmiing  des  franKÖsiechen  Couiuiandantcn  stattfinden  füllten t  unil  traf  am  16«  August  in 
Puerto  Santa  Maria  ein. 

Die  raiohen  Erfolge  de»  Herzogs  waren  Eumeist  dem  Abfalle  der  Hauptfiihrer  der  Insur- 
genten zuzuschreiben. 

BaltesteroBi  nachdem  er  Vatenem  aufgegeben  und  eir^h  nach  Qranada  surückgezogen 
halte  und  hiebel  in  mehreren  Gcfccbten  von  Moiitor  geschlagen  worden  warj  8oblos9  mit  dem- 
selben am  4.  August  bei  Campillo  eine  Capittilation  ab,  »in  deren  Folge  sich  eein  Corps,  aus  dem 
(ibrlgena  schon  vorher  alle  Ordnung  gewichen,  auflöste.  —  Mi  na  führte  dagegen  in  Catalonien 
den  Gebirgskrieg  mit  Geschick  und  Ausdauer.  Er  bewirkte  den  Entsatz  von  Figtieras,  bracht© 
mehrmals  den  Franzosen  und  den  rait  ihnen  vereinigten  Glaubenssoldatcn  empfindliche  Nieder- 
lagen bei,  wurde  aber  bei  Villeila  genöthigt,  sich  durchzuschlagen,  um  nach  Barcellona  zu 
entkommen,  woselbst  er  sich  einschloss.  —  Trat»  dieser  orheblichcn  Vortheile,  welche  ea  den 
Franzosen  möglich  gemacht  hatten,  ihre  Streitkriifte  vor  Cadix  zu  vereinigen  ,  trotz  den  vet- 
faUenen  Werken  dieser  Festung  und  den  unzureichenden  Massregcln  der  Vertheldlgung,  dachten 
die  Corte*  an  lungere  Gegenwehr,  Dabei  f<tiity;ten  eich  dieselben  auf  die  etwaigen  Erfolge  von 
Mina'ß  UnterbefehUhaber,  auf  Uiego,  welcher  ein  lieservecorps  bei  Malaga  befehligte,  und 
endticb  auf  die  Ermüdung  der  Franzosen  vor  Cadix.  —  Am  31.  August,  nachdem  man 
unmittelbar  nach '  der  Ankunft  Angoul^me's  die  Laufgräben  eröffnet  hatte,  slöniiten  die 
^Franzosen  die  wichtigen  Aussenforts,  den  Trocadcro  —  auf  einer  Landzunge,  welche  den  Zugang 
zu  dem  Innern  Hafen  von  Cadix  vertheidigt  —  und  das  Fort  Louis  nach  der  tapfersten  Gegen- 
wc«hr  der  Conetitutionellcn.  Diesem  Erfnlge  reihten  sich  am  20.  September  die  Capitulation  des 
Forts  S.  Petri  und  drei  Tage  später  die  Beschlessung  der  Stadt  an.  "Während  liieser  Vorgjinge 
hatten  die  Cnrtes  vergeblich  die  britische  Vermiitlung  angerufen  und  eben  so  fruchtlos  blieb 
das  Schreiben  Ferdinand'»  VIL  an  An-gouleme,  worin  der  eralere,  gedrängt  durch  seine 
Minister p  erklärte,  dass  er  sich  in  völliger  Freiheit  befjindc  und  demgemäss  einen  Waircnstill- 
stand  verlange,  um  über  die  Friedenabcdingungen  zu  unterhandebi.  Da  endUeh,  nachdem  man 
unmittelbar  nach  der  Bcschicssung  aJle  Vorbereitungen  zum  Sturme  getroffen  und  Angoul^mc 
die  Erklärung  abgegeben,  „dass  er  nicht  eher  an  des  Königs  freien  Willen  glaube,  als  bis 
dieser  sieb  unter  dem  Schutze  der  französischen  Waffen  befände** ,  nachdem  ferner  von  dem 
Herzog  secbs  Stunden  Zeit  zur  Übergabe  von  Cadix  gowülirt  und  in  Folge  dessen  ein  Aufruhr 
in  den  Strassen  von  Valdey  ^ledergeacblagcn  worden  war,  wurde  der  König  von  den  Cortes 
freigelassen,  um  möglichst  giinstigc  Bedingungen  zu  erhatten.  Eine  rroclamatinn  Ferdinand'sj 
bei  der  es  zweifelbafl  bleibt,  ob  sie  echt  oder  untersehoben  war,  beschwichtigte  die  durch  die 
Verfasaungswirren  sehr  oompromittJrten  Milizen,  welche  sich  gegen  die  Freilassung  des  KÖnigR 
auflehnten,  Cadix  aber  wurde  am  3.  und  4,  October  von  den  Franzosen  besetzt,  von  wo  alle 
Schuldbewusaten,  über  600  Personen,  nach  Gibraltar  fliicbtetcn.  Der  König  war  von  An gou lerne 
feierlich  empfangen  worden  und  hatte  denselben  zum  Fürsten  vonTrocadero  ernannt  Später- 
hin erfuhr  Angoulume  wiederholte  Auszeichnung  in  den  zahlroicben  Orden,  welche  ihm  in 
Anerkennung  seiner  bei  der  spanischen  Expedition  dem  monarchisohen  Principe  geleisteten 
Dienste  verlieben  wurden* 


Mit  der  Freilassung  des  Königs  Ferdinand  war  die  Aufgabe  Angoul&me'ß  zu  Ende; 
er  verliess  die  Armee  und  kehrte  nach  Paria  y.urück.  Hier  lebte  An  gou  lerne,  ohne  wesentlichen 
Antheil   an  den   Uegierungsgeschaften    zu   nehmen  j    bis    zur   Juli -Revolution    und   entsagte   dann 


1329 

neb&t   sdncm   Vater  Karl  X.    am  2.  August.  1830    zu  Rambouillot  der  Krone  ita  Ounsten  de» 
Herzogs  von  Bordeaux:. 

AIa  aber  diese  Abdankung  von  Seile  der  Kammer  unbeachtet  blieb,  theilte  er  das  Schiok- 
sat  seinee  Vaters  und  png  am  1«»  August  nach  Uolyrood,  im  Jahre  1832  nach  Prag  und  1836 
naeh  Qdrz^  wo  er  unter  dem  Namen  eines  Grafen  Ton  der  Marne  am  3.  Juni  1814  starb* 


Eiahundert  sdohs  und  Tiertigata  Ff  emotion  (vom  5.  Jänner  1828). 

AUerb^chjt«  V«rl«nii]jig  aQt»er  CaplUsl. 


RITTER. 

Karl  ALߣllt  Amadeas.,  Prinz  von  Savojen-Carignan,  seit  dem  Jahre  1831  König 
von  Sardinien,  Sohn  des  Prinzen  Karl  Emanuel  von  Savoy  en- Carignan ,  geboren  am 
2.  Ootober  1798,  hatte  bis  tur  Bevotution  im  März  1821  an  der  Regierung  keinen  Theil  genommen. 

Bekanntlich  war  diese  am  9.  März  Abends  zu  Ale^sandrta,  am  tO.  zu  Fossano  and  Tortona 
auigobroohen  nnd  die  saidinisohen  Truppen  hatten  sich  überall,  auf  die  von  den  Verschwörern 
verbreitete  falsche  Nachricht,  dase  die  Österreicher  sie  entwafhien  und  ihr  Land  besetzen  wollten« 
empört  Am  11.  brach  auch  in  Turin  der  Aufstand  los;  die  Studenten  verleiteten  die  Truppen 
sum  Abfall  und  bemächtigten  sich  am  folgenden  Tage  der  Citadelle. 

Der  Prin«,  muthmaÄsIicher  Thronfolger,  denn  die  gerade  Linie  war  dem  Erl^sehen  nahe, 
warf  sich  in  die  Arme  der  Eevolulioni  die  Ihn  an  ihrem  Haupte  erklärte.  «Der  alte  König  Vioto? 
Emanuel  legte  in  der  Nacbt  auf  den  13.  März  die  Krone  tn  Gunsten  seines  Bruders  Karl 
^  Feliit  nieder;  dieser  aber  befand  sich  in  Modena  und  Kiemand  anwesend^  der  fiir  ihn  die  Ecgent- 
•ehaft  führe.  Da  strömte  das  Volk  am  14.  Morgens  zu  dem  Paläste  des  Printen,  diesen  um  Über- 
nahme der  Regierung  anzu gehen. 

Karl  Albert  billigte  den  Aufstand  und  proclamirte,  eine  dreifarbige  Fahne  mit  den  Farben 
Sardiniens  (blau^  weies  und  «chwarz)  in  der  Uand,  von  dem  Balcone  fleines  Palastes  herab  die 

f  Annahme  der  spanischen  ConstitutiODi  um  welche  es  sich  hauptsächlich  het  dem  Aufstande  bandelte. 

[£ine  provisorisohe  Junta  wurde  eingesetzt,    dieser   leistete   er  den  £!d  auf  die  Constitution  und 

'•chwor  dem  KSnige  Treue.  Ale  er  aber  den  Augenblick  der  Gefahr  nahe  sah,  gebraoh  es  ihm 
an  Muth  oder  Consequenz  und  er  verliots  plötzlich  in  der  Naoht  tfes  22.  März  Turin^  von  Kovara 
eine  Proclamation  erUsiend,  worin  er  sein  zeitherlges  Benehmen  durch  den  eingetretenen  Con- 
flict  von  PfUcbten^  deren  h^chater,  dem  Gehoriaro  gegen  den  König,  er  gefolgt  sei,    zu  entsehul* 

Idigan  suehte.  Er  begab  fleh  an  den  Hof  nach  Florenz ,  mit  welchem  er  durch  die  Bande  dei 
Blulea  verwandt  war,  von  diesem  AogenliUck  bcmOht,  den  ungünstigen  Eindruck  zu  verwischen, 
den  sein  Banehman  auf  die  Grosimäehte  Europa'»  hervorgebracht  hatte.  Pas  gelang  ihm  auch  in 
kurzer  Zeit    Unter  dem  Hersofe  von  Angoul^me  machte  er  in  der  Eigenschaft  eines  Generab 

^•te  Freiwilliger  den  rransösischcn  Feldzug  im  Jahre  18SS  in  Spanien  mit,  und  zeichnete  sich 
bei  der  Eroberung  de«  Tmoadero,  dem  wtohUgtlen  Puncte  während  der  Belagi^rung  von  Cadiz, 
mehrHilUg  durch  Muth  und  Entschlossenheit  aus.    6o  schlug  er  am  10.  Juli  einen  Ausfall  gegen 

^•eine  Stellung  bei  Chielana  gturückt  gtänicte  bei  der  Eralttrmtiag  der  verschanzten  Linien  dea 
idero  durch  persönliche  Tapferkeit  und  wurde  von  dem  Herzoge  von  Angou  Idme  unter  den 
besonders  Ausgezeichneten  genannt* 


1330 


Ab  Ebreßbeldhnnng  empfing  er  dafür  von  der  ^anzSsischen  Armee  die  Epaulettes  eines 
GreoadierSj  und  der  Kaiser  von  Russland  verlieh  ihm  den  St,  Georg»-Orden  4.   Classe. 

Der  Prinz  von  Curignan  glaubte  fiir  diese  That  auch  den  Maria  Theresien-Ordeo^  gleich 
jedem  CAudidaten  in  legalem  Wege  der  Capitelwahl  erlangen  zu  können  und  bewarb  sich  dies- 
fallj  bei  dem   Ordenskander  Fürsten  von  Metternich. 

Da  jedoch  die  Statuten  eine  Waffenthat  fordern,  die  entweder  in  einem  österreichischen 
oder  doch  mit  Österreich  verbündeten  Heere  stattgehabt  habe,  wa«  bei  dem  französischen  Fetd- 
ÄUge  in  Spanien  nicht  der  Fall  war,  so  legte  der  Ordenskanzler  das  dringende  Ansuchen  des 
Prinseen  von  Carignan  weiland  Sr.  Majestät  dem  Grof^ameister^  zur  Entscheidung  vor.  Kaiser 
Fmnz  trug  dem  Fürsten  von  Metternich  auf,  vorerst  noch  Erkundigung  einzuziehenj  ob  die 
Verleihung  des  Theresien-Ordens  an  Karl  Albert  dem  Könige  virirklich  angenehm  wärCi  welch^ 
letzterer  erkliirte^  dass  dieser  neue  Beweis  von  Gewogenheit  von  ihm,  dem  Könige,  in  der  That 
gerne  gesehen  würde.  Erst  auf  diese  Äusserung  geruhte  Se.  Majestät  der  Kaiser  mit  Allerböch- 
tem  Handachreiben  ddo.  Wien  5.  Jänner  1828  dem  präsumtiven  Thronfolger  von  SArdiiiien  das 
seit  Jahren  angestrebte  Ritterkreuz  zu  verleihen ^  worauf  Albert  von  Savoyen  folgende« 
Dankschreiben  aus  Turin,  vom  25.  Jänner  1828  datlrij  an  den  Grossmeister  richtete: 
„Eure  Majestät! 

,,Die  hohe  Gnade,  deren  mich  Eure  kaiserliche  Majestät  durch  die  Verleihung  des  MariA 
Thereslen-Kreuaes  gewötdigt,  ist  die  einzige  und  grösst«  Gunst,  welche  ich  zu  beanspruchen 
wagte  und  die  mein  Herz  mit  Glück  und  Stolz  erfüllt.** 

„Ich  bitte  Ew.  kaiserliche  Majestät ,  mir  zu  gestatten^  In  Ehrfurcht  die  Beweise  meiner 
tiefen  Dankbarkeit  zu  Ew.  Majestät  Füssen  legen  zu  dürfen,  vereint  mit  den  Versicherungen 
meiner  anbegrenzten  Ergebenheit,  die  mich  stets  mit  dem  Wunsche  beseelen  wird  ,  all*  mein 
Blut  für  Ew.  Majestät  zu  vergiessen.'* 

„Ich  verharre  in  Ehrfurcht  Ew.  kaiserl.  Majestät 

sehr  ergebener  und  gehorsaiüer  Diener 

Albert  von  Savoyon." 

Durch  seine  Thronbesteigung  (April  1831)  hatten  die  freundschaftlichen  Verhältnisse 
zwischen  Österreich  und  Sardinien  keine  Störung  €»rlitten;  sie  schienen  eich  ira  Gegentheil  immer 
mehr  befestigen  zu  wollen.  Karl  Albert  wurde  Inhaber  des  kaiserl.  5.  Husaren -Regiments, 
welches  bisher  den  Namen  Radetzky  führte;  Radetzky  dagegen  erschien  einige  Male  am 
Hofe  zu  Turin,  wo  ihm  die  grössten  Auszeichnungen  zu  Theil  wurden.  Sardinisehe  Ofliciere 
wnjrden  alljährlich  unseren  Waffen ilbungcn  in  Italien  zugezogen  und  die  zwischen  den  Armeen 
und  den  Gabineten  bestehenden  freundlichen  Verhältnisse  schienen  niemals  das  ahnen  zu  lassen, 
was  im  Jahre  1848  erfolgen  sollte. 

Wenn  Karl  Albert  seinem  Worte  und  sein  Cabinet  den  Verträgen  treu  gehlieben  wäre, 
die  Ruhe  Italiens  würde«  nicht  gestört  worden  sein,  die  ReTolaiion  nicht  stattgefunden  haben. 
Karl  Albert  hätte  seine  königliche  Macht  auf  dem  Throne  erhalten;  er  wäre  nicht  als  Fliicht- 
ling  fern  von  den  Seinen  in  der  Verbannung,  nachdem  ihm  die  Schlacht  von  Novara  das  könig* 
Uche  Diadem  entrissen^  am  28.  Juli  1849  zu  Oporto  verstorben.  Kie  hat  die  Macht  der  Vor* 
gehung^  die  den  Treubruch  rächt j  sich  sichtbarer  gezeigt,  als  an  diesem  unglückUchen  Fürsten, 
der,   allen  Rechten  Hohn  eprechendi  nach  der  Krone  Italiens  strebte! 


1331 


xm. 


Die  Expedition  nach  Syrien  im  Jahre  1840. 


Mehemed  Ali,  seit  dem  Jahre  1806  Pascha  von  Ägypten,  hatte  nach  und  nach  eine  Macht 
errungen,  welche  die  Pforte,  deren  Vasall  er  war,  besorgt  machen  musste.  Obgleich  den  Schein 
eines  getreuen  Unterthanen  heuchelnd  und  seinen  Tribut  richtig  bezahlend,  war  er  doch 
factisch  Souverän. 

Im  Jahre  1830  erhielt  er  zu  seinem  Paschalik  die  Insel  Candia  und  forderte  bald  darauf 
zur  besseren  Betreibung  seines  Handels  das  Paschalik  Acre.  Sein  Adoptivsohn  Ibrahim  Pascha 
eroberte  im  Jahre  1831  Syrien,  nahm  nach  fünfmonatlicher  Belagerung  am  25.  Mai  1832  das 
altberühmte  St.  Jean  d'Acre  (Ptolomais  oder  Akkon)  mit  Sturm,  drang  durch  die  Engpässe 
von  Beylan  am  29.  Juli  und  des  Taurus  und  rückte  bis  Koni  eh  (Ikonium)  vor,  wo  das  türkische 
Heer  am  21.  December,  aufs  Haupt  geschlagen,  sich  auflöste.  Im  Jänner  1833  drang  Ibrahim 
bis  Kutajah  vor ;  da  erschien  eine  russische  Division  zur  Unterstützung  des  Grossherm  im 
Bosporus,  die  Diplomatie  trat  zwischen  die  Kämpfenden,  und  am  4.  Mai  endigte  ein  Vertrag 
mit  der  Pforte  den  Krieg,  demgemäss  der  Sultan  den  über  Mehemed  Ali  ausgesprochenen 
Bannfluch  zurücknahm  und  dem  übermüthigen  Vasallen  ganz  Syrien  und  das  Gebiet  von  Adana 
überliess.  Aber  Mehemed  war  mit  diesen  Errungenschaften  nicht  zufrieden;  bald  trat  er  mit 
der  Forderung  auf,  die  Pforte  solle  seine  volle  Souveränität  und  die  Erblichkeit  seiner  Würde 
für  Ibrahim  anerkennen,  was  diese  jedoch  entschieden  abwies.  Sie  hatte  gute  Gründe  dazu, 
da  sie  bemerkte,  dass  sich  die  Gunst,  mit  der  das  syrische  Volk  den  vermeinten  Rächer  an  dem 
durcli  seine  Neuerungen  den  muhamedanischen  Glauben  verläugnenden  Padischah  Mahmud  11. 
aufgenommen  hatte,  nur  zu  bald  in  weit  bitterem  Hass  gegen  Mehemed  Ali  umwandelte, 
der  sich  in  Aufständen  zu  Damaskus  und  anderen  Orten  aussprach.  Es  gelang  zwar  im  Jahre  1835 
Ibrahim,  die  Drusen  auf  dem  Libanon  zu  entwaffnen,  aber  hierbei  fielen  so  viele  Grausam- 
keiten vor,  dass  fast  der  ganze  Stamm  seine  Wohnungen  verliess.  Als  Ibrahim*«  Truppen 
im  Jalire  1838  in  Arabien  —  das  mit  seinem  heissen  Klima  innerhalb  zwanzig  Jahren  schon 
sieben  ägyptische  Heere  aufgefressen  und  einen  wenig  lohnenden  Aufwand  von  23  Millionen 
üuMen  verursacht  hatte  —  von  Neuem  einigen  Nachtheil  erlitten ,  als  sich  die  Wahabiten  daselbst 
wieder  erhoben  hatten,  da  Hess  die  Pforte  im  Jahre  1839  ein  Heer  von  70,000  Mann  zum  neuen 
Feldzuge  gegen  die  Ägypter  unter  dem  Seriasker  Hafis  Pascha  gegen  den  oberen  Euphrat 
vorrücken,  in  welchem  die  Türken  in  der  Schlacht  bei  Nisibi  am  24.  Juni  1839  abermaU 
unterlagen  und  in  regelloser  Flucht  nach  Marasch  und  Maratia  flohen.  Ibrahim  Pascha  waren 
jetzt  wieder  die  Thorp  nach  Konstantinopel  geöffnet;  nur  das  Dazwischentreten  der  europäischen 
Diplomatie,    die   mit  Ausnahme  Frankreichs   sich  der  bedrängten  Pforte  annahm,    vermochte  ihn 

'84* 


1332 


hievoB  ab^iibaiten.  Ehe  noch  die  Eimde  von  dieser  Niederlage  nach  KonBtantinopel  kftm,  war 
Mahmud  II.  am  1.  Juli  geBtarben,  und  dem  Bechzehnjähngen  Sultan  Abdul  Medschid 
drohte  nun,  stuuial  er  im  Innern  des  Reiobes  wegen  der  allzur&schen  und  emptindlinhen 
Keformen  eelneB  Vaters  zahlreiche  Feinde  und  MisBvergnügte  hatte ,  die  grosste  Gefahr  aus 
Syrien  her,  welche  sich  noch  steigerte,  aU  der  Kapudan-Pasoba  Achmed  Fevzi,  des  neu- 
ernannten  Großßwesirs  Chosrew  Fa^cha  bitterster  Gegner,  die  tÖikiBobe  Flotte  am  5.  Juli 
gegen  des  Sultans  Befehl  aus  den  Dardanelien  nach  Ägypten  führte  und  am  (4.  an  Mehemed 
Ali  treulos  überlieferte. 

Der  von  allen  Vertheidlgungsmitleln  entblöaste  jange  Sultan  war  verloren ,  wenn  nicbt  das 
löteresge  der  europäischen  Grossmächta,  die  Cbosrew  Pascha  um  Hülfe  anging,  ihn  zu  retten 
beechlosson  hätten.  Da  Mehemed  Ali  alle  gütlichen  Vorschläge,  in  »einem  Trotase  von  Frank- 
reich unterstützt,  zurückwies,  so  begannen  die  Conferenzen  zu  London,  um  diese  Angelegenlieit 
dem  Ende  zuzuführen. 

Um  diese  Zeit  proclamirte  der  Sultan  am  3.  November  1839  vom  Kiosk  von  Gülhane  in 
Gegenwart  der  GroflFwürdenträgcr.  der  Vorni^bmeten  des  Reiches  ^  der  Scheiki,  der  Derwische, 
der  drei  Patriarcben  ^,  des  Oberrabldners,  des  diplomatischen  Corps,  der  Ulemas  und  MoÜahs  und 
einer  grossen  Anzahl  Volkes  den  hiemaeb  genannten  Hattiecherif  —  ein  neues  Grundgeset«, 
durch  welche»  der  Sultan  erklärte,  das»  den  Unterthanen  Leben,  Ehre  und  Vermögen  gesichert, 
Hegelmässigkeit  und  Öflentlichkeit  des  Rechtes  verbürgt,  die  Auflagen  geregelt  und  gleichiuKssig 
bestimmt,  die  Verkäufllchkeir,  und  Verpachtung  der  Ämter  aufgehoben,  die  Gleichbeit  der  Rechte 
jedes  ünterthans  ohne  Unterschied  der  Religion  gesichert  und  feste  Besoldungen  bestimmt 
werden  sollten. 

Frankreich  j  auf  Englands  und  Ruastands  Übergewicht  im  mittelländiaehen  und  schwarzen 
Meere  eifersüchtig»  wollte  durcliaus  in  keine  Gewaltmassrcgeln  gegen  den  Usurpator  einwilligen; 
die  Londoner  Oonferenz  band  sieh  aber  nicht  an  diesen  Protest  und  beschloss  auch  ohne  Frank* 
reich  zu  handeln.  Am  15.  Juli  1840  kam  zwischen  den  vier  Grossmachten  England »  Öster- 
reich, Rüssland  und  Preussen  der  Vertrag  zu  Stande:  Mehemed  Ali  die  erbliche  Herrschaft 
über  Ägypten  unter  Oberhoheit  des  Sultans,  und  den  südUehen  Theil  Syrien«,  dies  jedoch  nur 
auf  Lebenszeit  zuzuerkennen,  wogegen  er  die  eintriiglichsten  Paschaliks  dieser  Provinz,  dann 
Arabien  und  Candia  und  die  zu  ihm  übergegangene  türkische  Flotte  an  die  Pforte  zurück- 
zugeben  batte» 

Dem  Vioekcinig  wurde  zur  Annabme  dieser  Bedingungen  die  kurze  Frist  bis  £um  26.  August 
gooctellt  und  im  Weigerungsfälle  mit  Erschwerung  derselben  gedroht,  England  and  Osterreich 
war  cur  Ausführung  der  möglicherweise  nöthig  werdenden  Zwangsmassregeln  gegen  Mehemed 
Ali  beauftragt. 

In  Folge  doBsen  vereinigte  sieh  der  kaiserliche  Contre* Admiral  Baron  Bandiera  mit 
dem  königlich  grossbritanm sehen  Admiral  Sir  Robert  Stopfordj  um  nach  AleTtandria  sut 
segeln,  wo  sie  am  20,  August  Anker  warfen.  Der  Yicek^nig  hatte  sich  der  gestellten  Forderung 
nicht  gefügt  und  mueste  nun  mit  Gewalt  dajEU  verhalten  werden.  Die  vereinigte  öste^rreicbisch- 
englisch -türkische  Flotte  erschien  am  9.  September  auf  der  Rhede  von  Beirut  Durch  die 
Einnahme  von  Salda  am  26.  September  wurde  der  ganst©  nördliche  Theil  des  Libanon  von 
den  ägyptischen  Horden  gesäubert,  Beirut  am  10.  Octoher  besetzt,  und  mit  der  Einnahme 
von  St.  Jean  d'Anre^  dem  Schlüssel  des  Libanon  (3.  November),  ward  man  Meister  der 
ganzen  syrischen  Küste;  Mehemed  Ali 's  Macht  in  SjTien  dadurch  gebrochen,  hatte  für  ihn 
den  Verlust  des  Landes   zur  Folge,    Nach  dem   Falle  von   St.  Jean  d^Aore   ging  die  Eroberung 


1333 

der  Provinz  rasoii  Yon  Statten;  am  23.  November  erschien  Commodore  Kapier  drohend  Tor 
Alexandria,  am  10.  Deoember  erklärte  Mehemed  Ali  seine  Unterwürfigkeit  gegen  den  Suttan» 
lieferte  die  türkische  Flotte  an  Walker  Bey  aus,  räumte  Syrien  und  erhielt  gegen  Entricbtung 
eine«  jäbrlichen  fixen  Tributes  die  Erblichkeit  der  Verwaltung  des  FascbaUks  Ägypten  und  am 
10.  Juni  1841  die  Investitur  hierüber. 


Eialiti&deft  iiibea  und  Tieriigate  Premetlon  (vom  25.  Oetober  1840). 
AJierhoobite  VerleHituig  auAser  Capitel. 


"RITTER. 

FRIEDRICII  Ferdinand  Leopold,  k.  Prinz  und  Erzherzog  von  Österreich, 
Vice*Admiral  und  Manne-Obereonimandanty  Inhaber  des  16.  Infanterie- Reginionts, 
der  dritte  Sohn  des  waffenberühmten  Erzherzogs  Karl,  ward  zu  Wien  am  14.  Mai 
1821  geboren.  Wie  sein  Bnider  Albrecht  (s,  d.),  der  Älteste,  erhielt  auch  er 
eine  vortrefiliche  Erziehung,  widmete  sich  im  14.  Lebensjahre  freiwillig  dem 
Marinedienste  und  unternahm  im  August  und  September  1836,  vom  damaligen 
Major  von  Lebzcl  ter  n  begleitet,  die  erste  Ferienreise  nach  Venedig,  um  den  Ort 
soincrkünftigenBestimmungzusehenjdieaerfolgte  im  Juli  1837  dei- wirkliche  Antritt 
des  Dienstes.  Am  31.  Juli  machte  der  Prinz  auf  der  „Medea**  die  erste  Fahrt  nach 
Neapel  und  kehrte  über  Messina,  Palermo  und  Malta  am  8.  Oetober  nach  Venedig 
zurück;  die  zweite  grössere  Reise  des  Erzherzogs  erfolgte  im  Juli  1838  auf  der 
Fregatte  „Guerriera**,  bei  welcher  er  Toulon,  die  Ilierischen  Inseln,  Gibraltar  und 
Algier  berührte  und  iiberCorfu  zurückkehrte.  Im  folgenden  Jahre  befehligte  derErz- 
herzog  die  in  Lissa  stationirte  Schiffs-Division  als  Comniandant  der  Fregatte  j^ Caro- 
lina^, auf  der  er  im  Juni  eine  neue  Reise  nach  Corfu  und  Griechenland  antrat;  dann 
stiesa  er,  nach  Tricst  zurückgekehrt,  im  September  1839  mit  der  Fregatte  „Guerriera*^ 
zur  Verstärkung  der  Escadrc  in  der  Levante,  welche  Verstärkung  in  Folge  der 
Zwistigkeiten  zwischen  der  Pforte  und  Mehemed  Ali  nothwendig  wurde,  und 
warf  am  13.  September  auf  der  Rhede  von  Smyrna  Anker. 

Die  Zeit  bis  zur  ci-folgten  Tlmtigkeit  gegen  den  Vice-K^nrg  von  Ägypten 
benutzte  der  Prinz  auf  das  Beste  zu  seiner  weiteren  Ausbildung.  Er  besuchte 
Griechenland  und  Konstantinopel,  wo  er  nüt  grosser  Auszeichnung  empfangen 
wurde,  längere  Zeit  weilte,  und  kehrte  Anfangs  Juli  1840  nach  Smyrna  zurück, 
worauf  er  bei  den  begonnenen  Operationen  unter  die  Befehle  de-^  grosabriUiam- 
ifchcn  Commodore  Napior  (s.  d.)  gestellt  wurde. 

Die  vereinigte  Flotte  war  narli  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  am  9*  Septem* 
her  184ü  vor  Beirut  erschienen;  sie  bestand  aus  den  iisterreichiaehen  Fregatten 
nHedca*'  und  ,>Gucrriera*',  derCorvette  „Lipsia**,  aus  den  englischen  Linienschiffen 
„Princess Charlotte**  und  p^Bellerophon**,  der  Brigg  ^Zcbra**,  aus  6  weiteren  Linien* 


1334 


schiffen  unter  Napi er,  und  der  tiirkischen  Flottille  unter  dem  Contre-Admiral 
Walker  Bey,  englischem  Schiffs-Capitän,  Vom  11,  bis  13,  wurde  Beirutbeschossen 
und  die  Festung  zerstört;  der  Erzherzog  rückte  am  Morgen  des  letzteren  Tages  ia  die 
Rhede  ein.  Am  15,  wurde  ein  Theil  unserer  Truppen  debarkirt,  und  bezog  das 
Lager  bei  Djounie;  doch  fehlte  es  sehr  an  einer  einheitlichen  Führung,  und  das 
Missverhältniss  der  eich  Gegenüberstehenden  wai;  in  die  Augen  springend.  Die 
AUiirten  zählten  etwa  7000  Mann,  darunter  1500  Engländer  und  150  Österreicher; 
während  die  ägj^ptisehe  Ai-mee  in  Syrien  noch  CO^OOO  Mann  stark  war,  und  zwar 
15,000  Mann  bei  Beirut,  20,000  Mann  bei  Akke  und  35,000  Mann  dienten  dazu, 
die  übrigen  Gegenden  im  Zaume  zu  halten. 

Nur  der  UnMiIgkeit  der  feindlichen  Ilecrführung  hatte  man  es  zu  danken, 
dass  dieses  schwache  Ilauflcin  nicht  sofort  erdi'lickt  oder  auf  ihre  Schiffe  zurück- 
getrieben wurde.  Bei  den  iVlIürten  war  aber  weder  Plan,  noch  Vorsorge^  noch 
Einheit  im  Oberbefehle^ ;  Niemand  wusste  was  anzufangen  sei,  ja  selbst  eine  Special- 
Karte  Syriens  für  Land-Operationen  %var  nicht  einmal  bei  der  Hand,  bis  der  Erz- 
herzog zufällig  die  Berghaus'schen  Blätter  aus  AVien  erhielt. 

Erst  nachdem  der  türkische  Ferik-Fascha  (General)  Jochmus,  welchem 
Omer-Beg  (nachmaliger  Serdar  Omer  Pascha)  als  Chef  des  General-Stabes 
zur  Seite  stand,  dem  Seriaskcr  IzzetMehmed  Pascha  als  Bathgeber  beigegeben 
wurde,  kam  Einheit,  Leben  und  Bewegung  in  das  gelandete  Truppencorps. 

Dem  Admiral  Stopford  war  es  allerdings  bald  klar  geworden,  dass  an 
Syriens  Küste  den  allmählich  herannnliendcn  Winter  über  zu  verbleiben  gef^ihr- 
lich  sein  musstej  und  dass  man  die  gelandeten  Truppen  allein  im  Lager,  ohne 
Schutz  und  Zufuhr  aicht  lassen  durfte;  dies  war  nur  rathsam,  wenn  man  im  Besitz 
eines  festen  Punctes  gelangte,  und  die  Wahl  fiel  auf  S  a  i  d  a. 

Commodore  Napier  wurde  mit  der  Ausführung  dieser  Einnahme  beauf- 
tragt und  ihm  auch  die  ,jGuerriera''  des  Erzherzogs  Friedrich  zugewiesen. 

Arn  26.  September  um  11  Uhr  kam  der  Prinz  vor  Saida  an,  wo  er  die  engli- 
schen Dampfboote  j,Cyclops",  ^Gorgon''  und  j,Stromboli^  mit  englischen  und 
türkischen  Landungs-Truppen  fand.  Die  anderen  Schiffe  waren  r  das  englische 
Linienschiff  j, Thunderer'',  die  usterreichiscbc  Fregatte  flGuerriera*',  4  türkische 
Corvetten  nebst  der  englischen  Brigg  „Wasp",  denen  der  Commodore  ihre  Stellung 
anwies.  Napier  bezeichnete  dem  Erzherzog  die  Puncte,  die  er  aufsein  gegebenes 
Signal  zu  beschieasen  habe,  und  ertheilte  ihm  dann  die  Weisung,  ein  Detachement 
bereit  zu  halten,  um  vereint  mit  den  englischen  Truppen,  die  sich  auf  dem  j, Strom- 
boli"  befanden,  an  der  Siidscite  der  Stadt  zu  landen  und  alle  seine  Boote  zum 
„Stromboli'^  zu  senden,  um  diese  Truppen  einzubarldrcn.  Der  Prinz  bestimmte 
den  Schiffa-Fähnrich  Pöltl  mit  dem  Cadeten  Chine a  und  dem  Guardiano  Bon- 
callo  nebst  30  mit  Gewehr  und  Säbel  bewaffneten  Matrosen  als  Landungs-Deta- 
chement,  das  mit  allen  Booten  der  ^Guerriera"  sogleich  zum  j^StroniboIi*'  abfuhr. 


1335 


Um  Mittag  ward  daü  Signal  zum  Bef^inaen  des  Feuers  :T:t\ij:el>ea.  Die  ^jGuerriera*^ 
sowohl  als  die  übrigen  Kriegsschiffe  schössen  gegen  die  neue  Caserne.  Nach 
»/i  Sttinden  befahl  der  Commodore  das  Feuer  einzustellen,  weil  die  türkischen 
Truppen  beim  Seecastelle  landeten,  und  dasselbe,  da  es  vom  Feinde  nur  schwach 
besetzt  war,  ohne  Mühe  nahmen.  Hierauf  wurde  das  Artillerie-Feuer  auch  gegen 
jene  Häuser  in  der  Nahe  der  Caserne  gerichtet,  aus  denen  die  Araber  ein  lebhaftes 
•Kleingewehrfeuer  gegen  die  türkischen  Truppen  unterhielten.  Als  ferner  der  Erz- 
herzog das  südliche  Castell  boscliosa,  kam  der  onglisehe  Secofficier  M  ans  eil, 
Commandant  des  „Wasp*^,  an  dessen  Bord  und  zeigte  ihm  an,  dass  er  vom  Commo- 
dore Nap  ier  beauftragt  sei,  den  Angriff  auf  das  Südcastell  zu  leiten  und  sich  dessen 
zu  bemächtigen,  und  dass  er  zu  diesem  Zwecke  sammtliche  bei  dem  ^Stromboli*^ 
versammelte  englische  und  cisterreichische  Boote  in  zwei  Coloniien  getheilt  habe, 
in  die  österreichische  und  englische,  jede  mit  ihrer  Fahne.  Nach  ly^  Stunde  ward 
das  Zeichen  zum  Dobarkii*en  gegeben*  Die  uGuerriera^  stellte  ihr  Feuer  ein.  Die 
beiden  Colonnen  begaben  sich  gerade  nach  dem  BÜdlichen  Ufer,  wo  die  Truppen, 
ungeachtet  des  Kleingewchrfeuers  der  Agypticr,  ans  Land  gesetzt  wurden.  Cadet 
Chinca  mit  der  österreichischen  Fahne,  die  er  aus  der  Schaluppe  mitnahm,  zog 
voran,  ihm  folgte  das  Detachcmcnt  der  30  österreichischen  Matrosen  mit  ihrem 
Commandantcn  Schiffs-Falinrich  Pöltl  an  der  Spitze,  und  erstieg  rasch  und  unauf* 
haltsam  die  steile  Höhe  des  Ufers.  Den  Österreichern  folgten  unmittelbar  die  Eng- 
länder unter  allgemeinem  llurrah*  und  Vivatrufen.  Da  bei  dem  Eindringen  in  die 
Stadt  das  Kleingewehrfeuer  zunahm  und  heftiger  Widerstand  von  Seite  der  Ver* 
theidiger  zu  vermuthen  war,  so  Hess  der  Prinz  sogleich  ein  zweites  Dctachemcnt 
von  4ü  M&nn  unter  dem  Schiffs-Fähnrich  Dembo  wsky  auf  der  Fregatte  in  Bereit- 
Schaft  setzen,  mit  welchem  er  in  Begleitung  des  Obersten  von  Lcbzeltern  unver- 
züglich zu  landen  gedachte.  Das  Schiffs-Commando  übergab  er  einstweilen  dem 
Corvettcn-Capitän  Marino  vi  ch. 

In  diesem  Augenblicke  kam  der  Commander  Man  seil  zur  Fregatte,  dem  der 
Prinz  das  Vorhaben  mittheille.  Er  bedeutete  ihm,  dass  es  noch  nicht  Zeit  sei,  mit 
der  Verstarkungj  auf  welche  er  sehr  rechne,  nachzurücken*  Der  Erzherzog  hielt 
also  noch  inne ;  einige  Minuten  darauf  bestieg  er  mit  dem  Obersten  von  L  e  b  zl3 1- 
tern  seine  Yolle,  um  dem  Commodore  Nap  ier  zu  folgen,  der  sich  eben  daliin 
begab.  Er  landete  und  verfügte  sich  an  jene  Stelle,  wo  unsere  und  die  cngliachon 
Truppen  auf  der  Hübe  am  Eingange  in  die  Gasse  Poato  gefaast  hatten*  Hier  verlangte 
Manacll  ein  zweites  Detachcmcnt,  indem  er  bemerkte,  dass  er  auf  diese  Verstär- 
kung um  so  mehr  rechne,  da  er  nicht  genug  Worte  linden  kann,  dieBravour  unserer 
Leute  zu  loben ^  welche  gleich  anfangs  den  Feind  entschlossen  angegriffen  hattcrr 

Der  Erzherzug  sandte  gleich  darnach,  und  es  wurde  auch  dieser  Weisung  durch 
denCorvetten-Capitan  Marinovieh  unverwellt entsprochen,  welcher  noch  mehren* 
Raketen  unter Commando  dci»  Mfirine-Artillerie-Lieutenaots  Seh  ef czik  hinzufügttt. 


1336 


üngcaditel  dea  ans  etnigeii  Häiiseni  am  Ufer  ontcrhalteneD  femdliclieD  Gewcfir- 
ftsera  laadeten  unsere  SeesoldateD  ohne  Zeitrerlnst  Nachdem  dieses  zweite 
Defacbeittenty  Tereint  mit  einer  Abtheilong  Engländer^  in  dem  sehr  gross^i  und 
«olid  gebanteD  Hanse  das  österreichiseheQ  Vice-Consab  Cattafago  ara  Eingang-e 
der  Stadt  ab  Beserre  und  Deckung  eines  aUenfallsigen  Rückzugs  aufgestellt 
wdei  drang  der  Prinz  an  der  Spitze  seines  ersten  Detachements  imd  einiger 
EotgÜnder  gegen  das  Bergeastell  vor^  welches  er  erstieg  und  wohin  auch  bald  ein^ 
andere  Abthetlimg  Engländer  kam ,  die  von  der  Xordseite  in  die  Stadt  eingednm> 
gen  war.  Die  türkischen  Tmppen  rückten  hier  aaf  der  Seite  des  Wassercastells  in 
die  Stadt.  Um  6  Uhr  war  er  im  ToUen  Besitze  desselben.  Die  noch  in  den  Hausem 
befindlich  gewesenen  Araber  kamen  nach  und  nach  zum  Vorschein  und  ergaben 
sich,  andere  wurden  in  den  Gassen  angegriffen-  Von  den  2000  Mann,  ans  welchen 
die  Besatzung  bestanden  haben  mochte,  wurden  1500  Mann  gefangen  genommen. 
^Ich  kann,*^  bemerkt  der  erlauchte  Prinz  in  seinem  Tagebache  ^  ^die  Bravour,  die 
Kaltblütigkeit  des  ScbiflFs-Fähnrichs  Pöltl  nicht  genug  loben,  welcher  unti;:eachte£ 
der  Schwierigkeiten  des  Terrains  das  Ufer  kühn  erstieg  und  mit  seinem  Defache- 
ment,  trotz  des  heftigen  Feuerns  aus  den  Häusern^  in  die  Stadt  eindrang  und  so  den 
nachfolgenden  Engländern  den  Weg  bahnte^  mn  in  die  engen  und  finste- 
ren Gassen  vorzurücken/*' 

Dieser  ausgezeichneten  Waffenthat  wurde  amtlich  in  Xapier's  Bericht 
auch  nicht  mit  einer  Silbe  gedacht^  in  vertraulichen  Schreiben  dagegen  an  den 
Erzherzog  Karl  und  an  den  Staatskanzler  Fürsten  von  Metternich  der  Helden- 
muth  und  das  seemännische  Geschick  des  Erzherzogs  und  die  Bravour  seines 
Marine-Detachements,  besonders  aber  die  zerstörende  Wirkung  des  österreichi- 
sehen  Artilleriefeuers  auf  Wärmste  anerkannt  und  zugleich  der  Wunsch  aus- 
gedrückt, den  Prinzen  bei  jeder  künftigen  Unternehmung  wieder  an  der  Seite 
zu  haben. 

Sobald  der  Ordonskanzler  Fürst  von  Metterüich  hiervon  Kenntnis?  erhalten 
batte^  richtete  er  an  Se.  Majestät  nachfolgenden  allerunterthänigsten  Vortrag; 

„Die  ehrenvolle  und  eifrige  Verwendimg  des  Herrn  Erzherzogs  Fried  ri ch , 
aW  Capitän  der  Fregatte  „Guerriera",  welche  einen  Bestandtheil  der  k.  k.  Escadre 
in  der  Levante  bildet,  ist  so  eben  durch  eine  persönliche  WafFenthat  Sr.  k,  Hoheit 
gekrönt  worden,  welche  mir  es  zur  Pflicht  macht,  die  Aufmerksamkeit  Eurer  Majestät 
auf  den  bemeldeten  Sprössling  des  Kaiserhauises  zu  lenken,  welcher  in  dieFussstapfen 
so  vieler  glorreicher  Ahnen  und  insbesondere  in  jene  seines  erlauchten  Vaters  tritt. 
Mein  unmassgeblicher  Anti'ag  geht  dahin,  dass  aus  Rücksichten,  sowohl  für 
den  jungen  Herrn  Erzherzog,  als  zur  Aufmunterung  für  die  Armee,  und  die  jetzt 
in  Thätigkeit  stehende  k,  k.  Marine,  Sr.  k.  Hoheit  wegen  der  Waffenthat  zu  Sa!  da 
eine  besondere  Auszeichnung  werde*  Dieselbe  könnte  meines  Eraehtens  am  geeig- 
netsten in  der  Verleihung  des  Ritterkreuzes   des  militärischen  Maria 


I 


1337 


Theresie  11 -Ordens  bestehen^  zu  dessen  Erlangung  dieThat,  den  Statuten  dieses 
Ordens  gemäss,  vollkommen  angemessen  i^ät.   Wien,  24.  Octuber  1840.* 

Seine  Majestät  geruhten  hierauf  das  Kitter  kreuz  dem  DurchJauchtigsten 
Erzherzog  Karl  zur  Übermittlung  an  seinen  Sohn  mit  den  Worten  zuzustellen; 

„Es  kann  für  Euere  Llebden  nur  ein  erhebendes  Gefühl  sein,  so  früh  öinen 
Ihrer  Söhne  die  Hcldenlaufbahn  betreten  zu  sehen,  auf  welcher  Euere  Liebden  so 
viele  Lorhern  pflückten^  und  nicht  ohne  Grund  die  Hoffnung  nähren  zu  können, 
dass  auch  in  Ihm  Unserem  Hause  und  dem  Vaterlande  eine  Stütze  heranwaehst^ 
die  fiir  Osterreich  die  Waffen  mit  Ruhm  zu  führen  wissen  wird. 

Schonbrunn,  den  25.  October  1840.  Ferdinand  m.  p.*' 

Unter  gleich  schmeichelliaftcn  Ausdrücken  übersandte  Kaisci*  Nikolaus  dem 
Erzherzog  den  St.  Georgs-Orden  4.  Cia-ise;  von  der  Künigiiin  von  England  erhielt 
er  später,  bei  seiner  Anwesenheit  in  Windsor,  das  Grosskreuz  des-ßath-Ordens  und 
vom  Könige  von  Prcusson  den  Militär-Verdienstorden. 

Die  Einnahme  von  Saida  war  von  grossen  Folgen  für  diesen  Feldzug;  in 
kürzester  Zeit  wurde  man  Meister  des  ganzen  nördlichen  Theiles  des  Libanon  längs 
der  Küste.  Schon  am  3.  November  desselben  Jahres  standen  21  Kriegsschiffe  der 
Verbündeten  mit  956  Fcuorschlünden  und  4700  Mann  Landungs-Truppen  vor  der 
Festung  Akke  (St.  Jean  dVAcre),  die  von  145  Geschützen  und  einer  zahlreichen 
Garnison  vertheidigt  war.  Die  Österreicher  hatten  an  diesem  Tage  die  beiden 
Fregatten  „Mcdca*'  und  „Gucrriera*^  und  die  Corvette  ^Lipsia** ,  zusammen 
HO  Kanonen  und  200  Mann  Besatzung,  in  den  Kampf  gebracht»  Das  Bombardement 
von  Akke  ist  berühmt,  und  war,  oh  es  gleich  nur  3  bis  4  Stunden  dauerte,  von  so 
furchtbarer  Wirkung,  dass,  beim  Auffliegen  des  nur  mit  Holzbalken  gedeckten 
Pulver-Magazins,  von  der  ägyptischen  Streitmacht  allein  1500  bis  1700  Mann 
get<>dtet  wurden,  vom  Reste  aber  ein  grosser  Theil  sanunt  dem  Festungs-Conunan- 
lauten  in  der  Nacht  entfloh. 

Noch  vor  Tagesanbruch  erhielt  der  Erzherzog  durch  den  türkischen  Contrc- 
Admiral  Walker  Bey  vom  Stand  der  Dinge  Kunde,  und  eilte,  auf  die  Andeutung 
hin,  da.*^s  die  Festung  mit  Krfolg  zu  überfallen  sei,  nach  Einholung  dienstlicher 
Krlaubniss  und  ohne  RücksicEit  auf  mögliche  Gefahr,  mit  einer  Ahtheilung  Marine- 
Soldaten  (in  allem  1 14  Mann  und  16  Raketen)^  hegleitet  von  dem  Obersten^  derma* 
ligcm  FeldmarschaU*Lioutcnant  Freiherrn  von  Lebzeltern«  dem  gegenwüi-tigcn 
Oberst vLieutcnant  A 1  fn  ns  Freihcrrn  d  u  M  on  t ,  zu  jener  Zeit  Obcrlicutenant  —  der 
als  Freiwilliger  unter  dem  grossbritannisehen  Obersten  Smith  diente,  und  mitelneni 
Befehle  von  demselben  auf  die  „GueiTiera*  gekommen  war  und  beim  Erzherzog 
blieb — ,  dem  Sehiffs- Fähnrich  Derabowsky  und  dem  Artillerie- Lieutenant 
Schefczik,  auf  den  bezeichneten  Landungsplatz,  fand  aber,  statt  der  verspro- 
chenen Osmanli  Walker  Bey 's  nnr  den  Grafen  Nugent  nnt  4  englischen  Malro- 
sen und  12  Türken  am  Fusse  der  Festungswerke  »einer  harren.  Durch  eine  Mauer- 


1338 

tiftnuiig  an  der  Seite  dea  fest  verschlossenen  und  verrammelten  Wasserthores  kroch 
der  kühne  Fühi*er  mit  seiner  Mannschaft  ohne  Scheu  vor  der  herausdrohenden 
KanonenmunJung  in  die  Stadt^  drang,  militärisch  geordnet,  an  kleineren  Haufen 

Ijcwaffneter  Agyptier  unbemerkt  vorüberziehend,  mit  raschem  Schritte  in  die  wider 
alles  Erwarten  bereits  verlassene  Citadelle,  und  stellte  die  Kakßten-Maschinen  auf, 
um  die  Überbleibsel  der  in  der  Festung  zerstreuten  feindlichen  Garnison,  wenn  sie 
noch  Lust  zur  Vertheidigung  hätten ,  so  lange  im  Zaume  zu  halten ,  bis  durch  das 
inzwischen  von  den  Österreichern  aufgesprengte  Wasserthor  Hülfe  von  der  Flott© 
käme.  Mittlerweile  waren  die  Agyptier,  ohne  an  Gegenwehr  zu  denken,  vollends 
zum  Landthore  liinausgezogen,  und  mit  Tagesanbruch  des  4,,  dem  Namenstage 
seines  hcldenmüthigcn  Vaters,  pHanztc  Erzherzog  Friedrich,  der  Erste  auf  der 
Feste,  die  drei  Paniere  der  siegreichen  Verbündeton  auf !  Bei  anderthalb  Stunden 
hatte  der  tapfere  Prinz  mit  seiner  Marine-Infanterie  die  Citadelic  allein  gehalten, 
bis  endlieh  das  Detacliement  der  „Medea"  mit  kleinen  Abtheilungen  Engländer 
und  Türken  herüberkam,  und  der  Kanonendurjüer  sämmtlichcr  Kriegsschiffe  die 
von  der  Thurmspitze  herabwehenden  Fahnen  salutirfe  und  den  Sieg  verkündete. 

Wie  vor  Saida^  wollten  die  ßritten,  weil  sie  mit  dergrössten  Schitfszahl  auch 
den  Oberbefehl  über  das  Ganze  führten,  vor  Akke  alles  allein  verrichtet  habe% 
und  wurde  in  engliscbcn  Official-Bcrichtcn  auch  diesmal  der  österreicbischen  Mit- 
wirkung nur  kurz  und  oberflächlich  Erwähnung  geihan. 

„Wenn  fremde  Eifersucht  die  deutschen  Kriegsthaten  hartnäckig  ignorirt,*'  sagt 
ein  Publicist,  „so  muss  man  sich  die  Freiheit  nehmen,  diesen  Fehler  eigenmächtig 
zu  verbessern,  wie  es  der  Erzlierzog  Friedrich  schlicht  und  wahrheitliehend  in 
seinem  Tagebuchc  gethan.  Die  Usterrcichcr  haben,  zu  nicht  geringer  Überraschung 
des  Admirals  Stopford,  mit  ihrer  ;,leichten"  Fregatten-Artillerie  die  16 ihnen  ent- 
gegenstehenden feindlichen  Wallgeschütze  zum  Schweigen  gebracht,  und  durch 
vermessenen  Muth  fortgerissen ,  auf  der  Citadelle  von  Akke  zuerst  die  siegreichen 
Banner  der  Alliirten  aufgepflanzt.*' 

Nach  St.  Jean  d'Arce's  Fall  ging  die  Eroberung  Syriens  rasch  vorwäi^ts;  der 
rubmgeki'önte  Prinz  kehrte  in  die  lleimath  zurück,  und  als  er  am  9.  März  1841^ 
zum  ersten  Male  in  die  k.  Loge  des  liofburg-Theaters  trat,  ward  er  mit  endlosem 
Jubel  von  dem  Publicum  begrüssL 

Jetzt  war  es  eine  wohlbegründete  xVufgabc  für  den  künftigen  Befehlshaber  der 
österreicliischcn  Marine,  die  Etablissements  der  grüssten  Seemacht,  so  wie  ihre 
bedeutenden  Männer  dmch  eigene  Anschauung  kennen  zu  lernen.  Auf  dei' 
Fregatte  j,Bellona^,  von  52  Kanonen,  verlicss  er  in  Begleitung  seines  treuen 
Mentors  Obersten  Frclberrn  von  Lehzcltcrn  und  jener  Officicic,  welche  ihm  im 
fi)'nschen  Kriege  zui*  Seite  gestanden,  am  i'Ü.  Juni  1842  die  Khede  vor  Pirano, 
ging  am  21.  Juli  in  Algier  vor  Anker,  von  da  nach  (Jibraltar  und  traf  am 
IH,  August  zu  Lissabon  ein. 


* 


1339 

lo  Portugal  verweilte  der  Erzherzog  bis  Ende  dieses  Monats;  dfinn  schiffte 
er  sich  nach  England  ein  und  gelangte  am  9.  September  nach  Portsmouth.  Er 
machte  eine  Reise  durch  das  Innere  von  England  und  Sehotdand,  ward  überall  mit 
Herzlichkeit  aufgenommen,  und  kehrte  reich  an  Erfahrungenj  am  Nenjahrstage  1843, 
in  die  Heiniath^  die  er  am  22.  Jänner  begrüssto.  Nach  der  Feier  des  50jährigen 
Jubiläums  seines  erlauchten  Vaters  als  Grosskreuz  des  Maria  Theresien-Ordens 
(5.  April)  zum  Contre-Admii*al  erhoben,  ward  er  nach  Jahresfrist  an  die  Stelle  des 
in  Ruhestand  versetzten  Marchese  Paulucei  zum  Vice-Admiral  und  Obercomman- 
dauten  der  gesammten  k.  Marine  ernannt.  Nicht  oft  wai*en  Geburtsrang,  Verdienst 
und  Lohn  in  so  schöner  Harmonie  wie  in  diesem  Falle.  Durch  vaterliche  Sorgfalt, 
durch  inneren  Bildungsdrang  und  durch  eigenes  Bemühen  hatte  sich  der  junge 
Prinz  einen  solchen  Reichthum  allgemeiner  Kenntnisse  nautischer  Wissenschaft  und 
praktischen  Verständnisses  erworben,  dass  ihm  selbst  die  Eifersucht  eines  Rivalen 
das  rasche  Glück  gönnen  musste. 

Gegen  Jedermanns  Erwarten  wurde  der  jugendliche  Obercommandant  dem 
Kreise  freigewählter  Thätigkeit  schon  früh  entrissen,  und,  noch  nicht  27  Jahre  alt, 
am  5.  October  1847  seinem  kurz  vorangegangenen  Vater  im  Tode  beigesellt. 
Wie  jenen  Sohn  der  Cäsaren,  hat  ihn  das  Fatum  der  Welt  gezeigt  und  weggenom- 
men. So  lauge  aber  kriegerischer  Mufh,  Kühnheit  und  Einsicht  bei  den  Stertdichen 
in  Ehren  sind,  wird  das  Andenken  an  diesbn  jugendlichen  Scehel  Jon  nicht  erlöschen, 

Se*  Majestät  der  Kaiser  Fer  d  i  n  and  fanden  sich  über  einen  Vortrag  des  Haus-, 
Hof*  und  Staatskanzlers  Fürsten  von  Metternich  veranlasst,  an  den  damaligen 
Hofkriegsraths-Präsidenten General  dcrCavallerie  IgnazGrafcnH ardegg  unterm 
20.  October  1847  folgendes  Allerhöchstes  Handschreiben  zu  erlassen: 
^Lieber  Graf  Ilardeggl 

Der  Mich  tief  betrübende  Hintritt  des  Erzherzogs  Friedrich  bietet  Mir  eine 
Veranlassung^  demselben  ein  Denkmal,  welches  dessen  Erinneining  bei  der  WafFe^ 
welcher  derselbe  sein  Leben  gewidmet  hatte,  erhatten  soll,  zu  setzen.  DasTheresien- 
Kreuz,  welches  der  Erzherzog  als  Belohnung  für  die  glänzende  Waffenthat  zu  Sfiida 
crldclt,  ist  in  einem  eigenen  Behälter  im  Marine- Arsenal  auf  ewige  Zeiten  aufzu- 
bewahren. Dasselbe  hat  mit  einer  Medaille  zu  geschehen^  welche  Ich  in  dankbarer 
Erinnerung  an  den  Verewigten  zu  prägen  angeordnet  habe  etc.  etc,*' 

So  ehrte  Kaiser  Ferdinand  die  Verdienste  des  Prinzen  zur  Nacheifcnmg 
der  Truppe,  welche  bestimmt  schien,  in  die  Geschicke  des  Vaterlandes  einzu- 
greifen, Zehe  Jahre  später  linden  wir  den  gcaäeten  Samen  bereits  herrliche  Früchte 
tragen  und  unsere  Jlarine  unter  dem  Schutze  eine«  thatkriiftigcn  Monarchen  und 
unter  der  Leitung  eines  umsichtigen  Führers  eine  Bahn  verfolgen,  welche  geeignet 
Ist,  auch  in  dieser  Richtung  dem  Kaiserstaate  eine  ehrfurchtgebietende  Stellung 
zu  sichern. 


1340 

Einhundert  aclit  und  Tierslgite  Fromotion  (vom  IB.  Jänner  1S41). 
Allorhb'cliate  Verleibang  «iJAer  'OtplteJ. 

COMMANDEUR. 

SjTOPFORD,  Robert  Sir,  kömglioli  grossbritatmiscber  Admlrftl,  trat  jung  in  die  Marine,  war 
1790  Fostcapitan,  befehligte  1794  den  „Acquillon"  bei  dem  Seesiege  des  Lord  Howe  Qnd  diente 
dann  unter  Admiral  Gornwaliis.  1793  kreuzte  er  an  der  westfranzöaisclien  Küste^  zerstörte 
viele  Caper  und  Kanonenboote  und  stand  im  folgenden  Jabre  ala  Capitän  mit  dem  Liniensoluffe 
^Eicellent'*  in  den  westindisohen  Gewässern.  Unter  Nelson  machte  er  bald  darauf  den  Zug 
gegen  Kopenhagen  und  die  Expedition  im  Mlttelmeere^  so  wie  die  Schladit  bei  Trafaigar  mit, 
wohnte  IS06  dem  Siege  Duckwort's  auf  der  H^he  von  St.  Domingo  bei  und  wurde  hierbei 
verwundet.  Im  Jahre  1S08  zum  Contre- Admiral  ernannt^  unternahm  er  einen  Yerauch  gegen  die 
französische  Flotte  in  Aix  und  einen  Angriff  im  baskiechen  Busen  und  avancirte  1812  zum  Yice- 
AdmiraL  Als  Admirat  der  rothcn  Flagge  befehligte  Stopford  die  englisehe  Flotte  in  der 
Levanti?;  mit  der  er  zu  Ende  des  Jahres  1840  vor  Beirut,  Saida  und  St.  Jean  d^Anre  gegen  die 
Agyptier  wesentliche  Dieivite  leistete  und  den  Vicekünig  Mehemed  Ali  zur  Unterwerfung 
zwang. 

Admiral  Stopford  starb  im  Jahre  1817  als  Gouverneur  des  Hospitals  fiir  invalide  See- 
leute zu  Greenwich  im  79,  Lebensjahre. 


KITTER. 

NAPIER ,  Charles  Sir ,  Cavalier  de  P  o  n  z  a ,  Yisconde  de  C  a  h  o  de  S  a n  V i e  c  n  t  e, 
königlich  grosabritannigcber  Yice-Admlral  |  gehören  I7S6  2U  Faikirk  in  der  schottischen  Graf- 
schaft Stirling,  nahm  1809  als  Flotten-Capltün  Fort  Edward  auf  der  Insel  Martinique  und  wohnte 
als  Volontär  mebreren  Gefechten  des  spaniüchen  Krieges,  namentlich  1810  der  Sehlacht  bei 
Busaeo  hei|  wo  er  seinen  verwundeten  Vetter,  John  Napier,  damals  Major,  später  General 
und  VorfasBcr  des  Werkes  Über  den  Krieg  in  der  pyrcnEischen  Halbinselj  aus  der  Soblaeht  trug, 
iiberlld  1811  die  Insel  Ponza  auf  der  Ubede  von  Gaeta,  wofür  er  von  König  F^erdinand  als 
Cavalier  de  Ponza  in  den  neapoLitanisehen  Adelstand  erhoben  wurde,  1813  Fregatten-Capitün, 
behielt  er  das  Ctnnmarido  der  „Galathea'*  bis  1832  und  trat  im  folgenden  Jahre  als  Admiral  in 
die  Dienste  Dom  Pcdro'e.  Diesem  leistete  er  grosse  Dienste  und  half  Lissabon  den  Miguelisten 
abnehmen,    Dom  Pedro  erhob  ihn  zum  Viaconde  de  Cabo  de  San  Yincente. 

Nach  beigelegtem  Streite  ging  er  als  Capitän  atif  Halbsold  nat^h  London  zurück,  wurdn 
im  Jänner  1840  zum  Ritter  ernannt  und  coramandirte  unter  Admiral  Stopford  die  brittischen 
Schiffe  an  der  syrischen  Küste.  Nach  dieses  Admirals  Erkrankung  führte  er  als  Commodore  daA 
Commando  der  Flotte  nllein,  schloss  den  Yertrag  mit  M eherne tl  Ali  und  sorgte  auch  für  den 
Vollzug  desselben. 

In  neuester  Zeit  (1854)  hatte  Napier  als  Yice- Admiral  die  Flotte  im  baltisclipn  Meere 
gegen  Russlandi  jedoch  mit  geringem  Erfolg,  befehligt. 


1341 


XIV. 

Fünfzigjährige  Jubelfeier  des  Erzherzog  Karl  als  Grosskreuz   des 
Maria  Theresien-Ordens.  (April  1843.) 


Am  l.  April  1S43  erftjllte  sich  das  fünfzifsle  Jahr,  seit  der  Erschorjtog  Karl  lur  die  Tage 
▼on  AldeDhofen  und  Ncerwinden  das  Orosäkreuz  doa  Maria  Thcrealen  -  Orde  ns 
erbalton  hatte.  Se.  MajeAtät  Eaiaer  Ferdinand  I.  beflchloftt ,  diesen  Jubeltag  auf  das 
Feierliohite  £u  begehen  und  beauftragte  den  Haus-j  llüt-  und  Staatskan^Ier  ^  FSrsten  von 
Metternich-Winneburg,  in  seiner  Eigenschaft  atft  Kanzler  des  militärischen  MiLria 
Theresien- Ordens  >  den  Erzherzog  davon  za  benachrichügen.  Demgemäss  richtete  Fürst  von 
Metterniah  folgendes  Schreiben»  datirt  Wien,  21.  März  1843^  an  den  durchlauobligsten 
Prinzen  : 

^Es  ist  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  nicht  entgangen  ^  dAss  am  nächstkomtnenden  L  April 
fünfzig  Jahre  seit  dem  Tage  verllossen  sein  werden,  wo  weiland  Kaiser  Franz  Eurer 
kaiserlichen  Hoheit  wegen  Höobstihrer  ausgezeichneten  Theilnahme  an  den  wichtigen  Kriegs- 
lordfiUBsenr  welche  den  Monat  März  des  Jahres  1793  bezeichneten,  mit  dem  Grosskreuze  de« 
Maria  Theresien-Ordens  zu  betheiligen  geruhten.  Seine  Majestät  wünschen ,  diese  Ihrem  Herzen 
tbetiere  Jubelfeier  an  dem  darauf  folgenden  Sonntage  (2.  April)  damit  zu  begehen,  das» 
Ailerhdchstdjeselben  zuvörderst  tinter  Beiwohnnng  der  hier  anwesenden  Glieder  des  gedachten 
Ordens  und  der  hier  garniaonirenden  Trappen,  dem  Herrn  der  Heerschaaren  ein  felerliobes 
Dankopfer  für  die  lange  Erhaltung  des  «ieggekrönten  Führers  Allerhöebstihrer  Heere,  der 
Zierde  und  Stütze  dea  durohlauchtigsten  Kaiserhauses  darbringen,  sonanh  aber  die  Glieder 
der  AUerhöehsten  Familie  und  des  Maria  TheresJen  -  Ordens  an  einem  festlichen  Mahle  sich 
vereinen.  ** 

«Von  Seiner  Migestät  in  meiner  Eigenschaft  als  Kanzler  des  Maria  Thereaien  *  Ordens 
beauftragt,  die  hiezu  nSthigen  Einleitungan  zu  veranlassen^  habe  ich  zugleich  den  Befehl  erhalten. 
Euere  kaiserliche  Hoheit  als  den  hohen  Gegenstand  einer  für  das  Allerhöchste  Kaiserhaus,  für 
den  Orden  und  für  die  Armee  gleich  erfreulichen  Fe»tliohkeit  hiervon  vorlaufig  zu  benachrich- 
tigen und  im  Allerhöchsten  Namen  zur  Theilnabme  einzuladen«  Ich  entledige  mich  hiermit  ehr- 
erbietigst  dieses  Auftrages  mit  dem  gehorsamen  Bemerken^  daas  die  Anzeige  über  die  näheren 
UniliBd«  von  Saite  der  betreffenden  Hofbehörde  auigahen  werde*** 

,  Geruhen  Eure  kaiserliche  Hoheit  bei  diesem  Anlasse  den  Ausdruck  meiner  aufrichtigsten 
Glückwönschcj  so  wie  meiner  tiefsten  Verehrung  zu  genehmigen,*' 

Die  Feierlichkeit  wurde  übrigens  zum  ft.  April  verschoben  und  fand  auch  an  dSeaem  Tage 
Statt.  An  d«msdbea  Tage  richtete  Se.  Majestät  der  Kaiser  folgendes  Handsehreiben  an  den 
Erzherzog : 


1342 


„Lieber  Herr  Oheim  Erzherzog  E&ril 

Die  seltene  Feier  ^  welche  Euer  Liebden  als  Grosskreiiz  des  militärischen  Maria  Theresien* 
Ordens  begehen,  bietet  Mir  einen  erfrenlichen  Anla88,  Ihnen  die  Tnsignien  des  besagten  Ordens 
in  BrillAnten^  als  Merkmal  Meiner  hohen  Ächtung  und  dankbaren  Anerkennung  der  groflsen 
Dienste,  welche  Sie  Meinem  in  Gott  ruhenden  Herrn  Vater  und  dem  Staate  geleiatet  haben,  zu 
verleihen,  wobei  Ich  Mir  jedoch  das  Vergnfig^en  vorbehalte,  selbe  Ihnen  heute  in  Gegenwart 
der  versammelten  Maria  Theresien-Ordeneglieder  und  der  hiesigen  GarniBon  Selbst  zuzufitetlen. 
Ich  wünsche  Tom  Herzen,  daes  diese  Insig^nien  nooh  durch  viele  Jahre  zur  Freude  Unseres 
Hauses,  zum  St<^lze  des  Ordens  und  der  von  Ihnen  so  eft  zum  Siege  geführten  Armee  Euer 
Liebden  Brust  zieren  und  Ihren  Nachkommen  zur  Aufforderung  dienen  möge,  dem  Vorbilde 
dea  hochverehrten  Vaters  nachzustreben. 

Wien^  am  5.  April  1843,  Ferdinand  m.  p." 

Unter  demselben  Datum  verordnete  der  Monaroh,  dass  die  Auszaldüng  der  Maria  Theresien- 
Ordens-Pensionen ,  welche  in  Folge  der  Zeitumstände  einige  Veränderungen  erlitten  hatten  ^  von 
dem  gegenwärtigen  Verwaltungajahre  angefangen  wieder  nach  ihrem  vollen  Betrage  in  Conven- 
tions-Münze stattfinde,  und  erüefls  diesfidls  an  den  Haus-,  Hof-  und  Staatskan ziert  in  dessen  Eigen- 
schaft als  Kanzler  des  Ordens,  folgendes  Allerhöchstes  Cabinetsschreihen: 

„Lieber  Purst  Mettern  ich! 

Ich  finde  an  dem  Tage ,  an  welchem  Mein  vielgeliebter  und  verehrter  Herr  Oheim  t  der 
Erzherzog  Karl  Liebden  das  fiinfzigj ährige  Jubiläum  des  auf  dem  Schlachtfelde  ruhmvoll  erwor- 
benen Maria  Theresien-Ordens-Grosakreuzes  begeht,  eine  Meinem  Herzen  erfreuliche  Veranlas- 
dung  hiermit  anzuordnen:  dass  die  Auszahlung  der  Maria  Theresien-Ordens-Fensicnon,  welche 
in  Folge  der  Zeitumßtande  einige  Verminderung  erlitten  hatten,  von  dem  gegenwärtigen  Ver- 
waltungajabre  angefangen,  wieder  nach  ihrem  vollen  Betrage  in  Conventions-Münze  stattfinde. 
Sie  haben  in  Ihrer  Eigenschaft  als  Ordenakanzler  Sorge  zu  tragen,  dass  diese  Meine  Verfugung 
sämmtlichen  Ordensglicdern  bekannt  gemacht  werde »  so  wie  auch  die  zu  deren  Vollzug  erfor- 
derlichen Einleitungen  zu  treffen. 

Wien ,  am  5.  April  1843.  Ferdinand  m .  p.  ** 

Am  Vorabende  des  Jubelfestes  (4.  April)  waren  der  Platz  auf  der  Augustinerbastei  vor  dem 
Palaste  des  Erzherzogs  und  der  grosse  Raum  zwischen  dem  inneren  und  äusseren  Burgthore  mit 
zahllosen  Menschen  bedeckt,  als  um  halb  acht  Uhr  die  vereinten  Musikchors  des  Infanterie- 
Regiments  Erzherzog  Karl,  Hoch-  und  Deutschmeister  und  Prinz  Hessen-Homburg, 
so  wie  des  zweiten  Aj±lllcric-Rfgiraent«,  200  Musiker  und  100  Tambours,  vor  dem  Paläste  des 
Erzherzogs  Karl  aufzogen  und  bei  Fackelschein  die  Retraite  begannen.  Hierauf  fiel,  von  20  Tam- 
bouTB  und  20  Pfeifern  ausgeführt,  der  alte  Österreichische  Zapfenstreich  ein,  wie  er  einst  an  den 
Abenden  von  Aldenhoven  und  Neerwnnden  dem  Helden  nach  den  ersten  Siegen  ertönte.  Nach 
Ausführung  einiger  Märsche  ging  dann  der  Zug  durch  die  diclitcn  Wogen  begeisterten  Volkes, 
von  Fackeln  beleuchtet,  von  Cavallerie  begleitet,  abwechselnd  kriegerische  Weisen  anstimmend 
und  den  dermaligen  Retraitestreich  schlagend,  über  die  Augustinerbastei  auf  den  äusseren  Burg- 
ptatz  vor  die  Fenster  des  Kaisers,  dann  auf  den  Hof  an  das  Hofkriegsraths-Oebäude  vor  die  Woh- 
nung des  HofkriegBraths-Prasidenten,   QenerHls  der  Cavallerie  Grafen  von  Hardegg. 

Am  Morgen  des  5.  April  um  halb  10  Uhr  waren  die  Truppen  der  Garnison  auf  dem  Olacis 
zwischen  dem  Schotten-  und  Burgthore  formirt;  im  Centrum  war  unter  dem  Commando  des 
6eneral-Major6  Grafen  von  Lichnowsky  am  linken  Flügel  das  Bataillon  Erzherzog  Karl- Infan- 
terie, awei  Bataillone  IieuUchmeister-Infanlerie,    zwei  Bataillone  vom  In&nterie-Hegimente  Prinjt 


1343 


Hessen- Homburg  und  das  Pionnieroorps ,  am  rechten  Flügel  unter  dem  Coramftndo  des 
General-Majors  von  Wo  «her  die  GrenAdier-Batajllone  Howiger^  Zagitgchek,  FAvancourt, 
StrAiioldo,  vaoat  Tittldorf  und  Stranaky  aufgestellt  —  zwiaeben  den  Grenadier-  und 
Iiifantexie-Bataillonen  eine  Fiisabattcrie  aufgefahren.  Die  reichte  Hanke,  unter  Comraando  des 
üeneral-MajorB  Grafen  von  Gyulay,  bestamJ  aus  der  Division  des  Uhlanen-Regiment»  Erzherzog 
Karl  und  dem  Chevatixlegers-Iiegiment  Fürst  Liechtenstein;  in  der  Mitte  des  ereten  Treffen« 
befand  sich  tlne  Cavallerie-Batteriej  die  linke  Flanke  unter  dem  Commando  des  Obersten  Jüttner 
bildeten  vier  Coinpagnien  de»  Bomhardiercorps,  vier  Compagnien  des  zweiten  Feldartillerio- 
Eegimenta;  in  der  Mitte  des  ersten  Treffens  war  eine  Infanterie-Batterie  placirt.  Feldmarflohali- 
Lieutenant  Prinz  Wasa  commandirte  die  ganse  Parade^ 

Ausserdem  waren  noch  eine  Abtheilung  von  Invaliden  aus  dem  M^iener  Invalidenhause  und 
die  Zöglinge  der  Ingenieur-Akademie  der  Parade  beigezogen.  Erfreute  sich  das  Ange  an  der 
herrlieben  Haltung  jener  in  KraAfüUe  dastehenden  Truppen ,  so  war  jedes  Herz  mächtig  bewegt 
beim  Anblicke  von  vier  Veteranent  Chevaiiilegers  von  Windiscb-GrätK,  die  bei  Aldenhoven  und 
Xeerwinden  mitgekämpft:  —  Wilhelm  Jansens  (geboren  1778^  Soldat  seit  29.  JRnner  1703), 
Josaph  Maquet  (geboren  17 69,  Soldat  seit  28.  October  1788),  Johann  Biot  (geboren  1770, 
Soldat  seit  1.  August  1790)  und  Albert  Fous  (geboren  1767,  Soldat  seit  13.  J^ner  1793)*  — 
welche  von  ihren  StaÜonsplätzen  nach  Wien  zum  Feste  beordert,  rtlstig  in  Wehr  und  Waffen  zu 
Rois  mit  den  ausgerückten  Truppen  auf  dem  Glaois  erschienen,  nnd  abgesessen,  in  den  Vorder- 
reiben  zur  Rechten  des  kaiserlichen  Prachtzelteg,  ^twischen  diesem  und  dem  Zelte,  worin  die 
Mitglieder  des  Maria  Theresien-Ordens  versammelt  waren ,  einen  Ehrenpdatz  fanden.  Das  erwühnte 
Kalserxelt  mit  einer  zwei  Stufen  hohen  Estrade,  die  soblanken  Säulen  mit  Lorber  umwunden, 
die  österreichischen  und  kaiserlichen  Farben  in  den  Fahnen  auf  der  Decke  —  war  dem  Centram 
gegenüber;  hundert  Sehritte  davon  entfernt  aufgeschlagen!  dreissig  Schritte  vom  Kaiserzelte 
befand  sich  das  Messzelt  mit  dem  Altare  — ;  zu  beiden  Seiten  des  Kaiserzeltes  sah  man  die  Zelte 
feil  die  Mitglieder  des  militärischen  Maria  Theresien-Ordena  und  der  Generalität  ^  zu  beiden 
Seiten  neben  diesen  zwei  Zelten  wieder  zwei  andere  für  die  Damen  und  Cavaüere;  zu  beiden 
Seiten  des  Kaiserzeltes  standen  die  Trabanten-Leibgarden,  vor  denselben  Areieren,  ungarische 
adelige  und  lombardist^h-venetianisch-adelige  Leibgarden.  Um  10  Uhr  des  Vormittage  stieg  der 
Kaiser  in  Fcldmarschollsuniform  zu  Pferde  und  begab  sieh,  begleitet  von  den  Erzherzogen,  um- 
gehen  von  dem  General- Adjutanten,  dem  Oberst-Stallmeister,  den  Capitiinen  der  Leibgarden  und 
einer  zahlreichen«  glänzendeji  Suite  von  Generalen,  auf  das  Qlacia,  wohin  auch  die  Kaiserinn  mit 
den  übrigen  höchsten  Frauen  und  den  jungen  Erzherzogen,  umgeben  von  den  Leibgarden,  unter 
Vorreitung  des  Hof-Equipagendirectors ,  sieb  zu  Wagen  verfügte.  Nachdem  der  Kaiser  die  Fronte 
der  aufgestellten  Truppen  abgeritten,  wobei  ihm  die  Kaiserinn  folgte,  begaben  sieb  beide  in  das 
Prachtielt.  Nun  las  der  apostolische  Vicar  der  k.  k.  Ueere,  Bischof  von  Diodetianopolis,  J.  M. 
Leonhard,  die  Feldmesae^  an  deren  Schlüsse  das  Te  deum  angestammt  wurde,  vom  Donner  der 
Artillerie-  und  Infanteriesalven  begleitet  Nach  Beendigung  des  Te  deums  formirte  sich  die  Caval- 
lerie  mit  der  Fronte  ihres  ersten  Treffens  in  perpendioularer  Richtung  auf  den  rechten  Flügel 
des  Qrenadier-fiataillons  Howiger,  das  zweite  und  dritte  Treffen  stellten  sich  parallel  mit  dem 
ersten;  ein  Gleiches  bewirkten  die  beiden  Artillerietreffen. 


Die  sämmtlichen  anwesenden  Mitglieder  des  Maria  Thercslen-Ordcns ,  die  Generalität  ti.  s.  w. 
reihten  sich  an  der  gegen  die  aufgestellten  Truppen  gekehrten  Seite  des  Kaiserzeltes. 

Der  Kaiser  hatte  sieh  erhoben «    trat  nun   mit  dem  Ertherzog  Karl  vor  und  gab  ihm  im 
Angesichte  der  ganzen  Garnison,  der  Ordensritter  und  der  hohen  Üeneralitat  feierlich  die  Ordens- 


1344 


Iußignicn  des  Qrosßkreuzes  det  Maria  T  horesje  n-0  rdeua  in  Brillanten.  Da 
jiräaentirten  alle  Truppen^  alle  Muaikclidre  epielten  und  ein  Juhelruf,  der  niimner  endon  zu  wollen 
schien,  srIioH  aus  allen  Herzen  der  Krieger  und  des  dichtgeschaarten  Volkes  weit  umher.  Hierauf 
©rtheilte  der  Kaiser  dem  Erzherzog  Karl  die  „Accolaile**  und  dieser  empßng  die  Qlüekwiinsehe 
des  Kaiserhausee.  Nun  trat  Erzherzog  Johannj  der  Hlteste  Grosskrenz  des  Maria  Theresicn- 
OrdenB  nach  Erzherzog  Karl^  hervor  und  sprach  an  der  Spitxe  der  Ordensritter  und  Generale :^ 

^Ea  aei  uns  veratattet,  Euerer  kaiserUchen  lloheit  unsere  Gefühle  auazudrficken»  Jedes 
Herz  eines  dem  östeTreichischen  Staate  Angehörigen,  jedes  eines  Kriegers  ist  heute  mit  Freude 
erfiillt ;  die  von  unserem  Kaiser  und  Herrn  angeordnete  Feier,  die  erste  dieser  Art  in  unseren 
Annalen,  ist  eine  Feier  für  das  gesaoimte  Heer.  Fünfzig  Jahre  sind  seit  dem  Tage  von  Alden- 
hfA'en  verfiosseit,  Jahre  hoher  Leistungen  für  Fürst  und  Vaterland  und  dea  RuLmea  lür  die 
österreiehifiohen  Waffen.  Eine  Eeihe  von  Lorbem  ziert  das  Haupt  des  in  dem  langjährigen  hart- 
näckigen Kampfe  he  währten  Feldht'rrn  tapfere  r,  edler,  treuer  Krieger  ^  unter  seiner  Anführung 
die  ersten,  welche  den  Wahn  der  Unüberwindlicbkeit  eines,  mächtigen  Feindes  hrachen.  Was 
das  Heer  untef  Euerer  kaiserlichen  Hoheit  Leitung  geleistet»  was  Sie  für  dasselhe  waren,  ist 
jedem  ZeitgenoBSen  lebendig,  der  Nachwelt  wird  es  die  Gesehiehte  oberüefern.  HoffiiungsvoU 
bückt  das  Heer,  als  ihm  bereite  angehörend,  auf  Euere  kaiserliehen  Hoheit  Söhne,  durch  diese 
die  ruhmvolle  Laufbahn  fortgesetzt  zu  eehen.  Wir  echliessen  ndt  dem  Wunsche,  es  m^ge  dem 
heute  Hochgefeierten  noch  eine  lange  Reihe  von  Jahren  gegönnt  sein,  damit  die  unserer  ßestim- 
mung  sieh  Widmenden  und  die  für  zukünftige  Zeiten  Heranwachsenden  ein  lebendes  Vorbild  vor 
Augen  behalten.* 

Tief  ergriffen  erwiederte  der  Erzherzog  Karl:  „Meine  Herren:  Der  heutige  Tag  ist  einer 
der  glücklichsten  meines  Lehens ,  da  ich  meine  Anerkennung  Ihrer  Leistungen  dei*  Tapferkeit, 
meine  Achtung  und  Anhänglichkeit  für  Sie,  die  mit  ,mir  ins  Grab  gehen  werden,  öffentlich  aus- 
zusprechen Gelegenheit  habe.** 

Dann  seinen  Bruder  Erzherzog  Job  an  n  umarmend  sprach  er:  „Dies  Dir  und  allen  diesen 
ausgezeichneten  Männern  als  Ausdruck  meiner  Gesinnung." 

Kun  stieg  Seine  Majestät  der  Kaiser  wieder  zu  Pferde,  Uess  vor  dem  Franzens there  die 
sämmtlichen  ausgerückten  Truppen  deßliren  und  kehrte  sodann  in  die  Hofburg  zurück. 

Dea  Nachmittags  um  2  Uhr  fand  Familientafel  mit  Zuziehung  der  sämmtl lohen  znr  Feier 
geladenen  Ordensritter  in  dem  prächtigen,  von  %i  korinthischen  Säulen  getragenen  Ceremonien- 
imale  Statt,  welcher  mit  der  Büste  Kaiser  Franz  I.  und  dem  Bildnisse  der  Kaiserinn  Maria 
Theresia,  der  Stifterinn  des  Ordens,  mit  zwei  eroberten  französischen  Adlern,  mit  den  Rüstungen 
der  Habahurgisohen  Fürsten,  der  Kaiaer  RudoJphl.  und  Albrecht  I.,  Herzogs  Friedrich  IV. 
von  Tirol,  der  Kaiser  Albrecht  H.,  Ferdinand  HJ.,  Maximilian  H.,  Maximilian  L, 
Ferdinand  L,  Friedrich  lY.  und  Ferdinand  IL,  des  römischen  Königs  Ferdinand  tV.j 
Ernst  des  Eisernen,  der  Kaiser  Karl  V.  und  Rudolph  IL,  und  mit  22  Tafeln,  worauf  Namen 
und  Tage  der  Hauptschlachten  de^  flrzherzogs  iCarl  aufgezeichnet  waren,  geschmückt  nnd  gleich- 
s&m  in  eine  Waffeuballe  verwandelt  war. 

An  dem  Piedestale,  worauf  Franz  I.  Büste  stand,  lehnte,  von  einem  Lorber  umschlungen 
und  mit  den  Waffen  des  Erzherzogs  geschmückt,  jener  Fahnenstook,  den  der  unsterbliche 
Erzherzog  in  der  Schlacht  bei  Aspem  ergriffen  hatte  ;  eine  französische  Kugel ,  die  denselben 
getroffen,  war  in  der  Lanzenspitze  eingefügt  worden.  Bald  nach  2  Uhr  erschienen  Ihre  Maje- 
stäten, von  den  Mitgliedern  des  Kaiserhauses  begleitet,  in  dem  Saale  inndtten  der  versammelten 
Sä«te,  eines  hehren  Helderdtreises* 


1345 

Seine   Majestät  der  Kaiser  erhob   sich  und  brachte  folgenden  ersten  Toast  aus: 

„Ich  trinke  auf  die  Gesundheit  Meines  verehrten  Herrn  Oheims !  Seit  einem  halben  Jahr- 
hundert steht  sein  Ueldenruhm  begründet!  Gott  erhalte  ihn  Uns  noch  lange !^ 

Ein  begeisterter  Lebehochruf  der  Versammlung  begleitete  diesen  Toast,  worauf  der  Erz- 
herzog Folgendes  erwiedcrte:  „Geruhen  Euer  Majestät  vor  Allem  meinen  ehrerbietigsten  Dank 
für  die  höchste  Huld  und  Anerkennung  gnädigst  anzunehmen,  und  für  Hochsdieselben  und  Ihre 
Majestät  die  Kaiserinn  die  heissen  Wünsche  für  Ihr  langes  und  ungestörtes  Wohlsein  huldreich 
zu  genehmigen.^ 

Den  zweiten  Toast  begleitete  der  Kaiser  mit  folgenden  Worten:  „Ich  trinke  einen  Toast 
auf  die  Ordensgefährten  des  hochgefeierten  Jubilars:  Ihr  Beispiel  leuchte  stets  als  ein  Vorbild 
Meiner  treuen  und  tapferen  Armee!'' 

Im  Namen  der  Ordensmitglieder  und  der  Armee  sprach  Erzherzog  Karl  den  Dank  hier- 
auf in  folgenden  Worten  aus:  „Im  Sinne  der  Kriegsgefährten,  die  sich  hier  des  Lohnes  der 
Tapferkeit  erfreuen,  wiederhole  ich  Euer  Majestät  den  Ausdruck  der  innigsten  Dankgefühle,  und 
im  Geiste  der  tapferen  und  treuen  Armee  darf  ich  mit  Zuversicht  betheuern,  dass  es  ihrem  Bei- 
spiele nie  an  eifrigen  Nachfolgern  fehlen  werde." 

Abermals  erscholl  der  begeisterte  Lebehoohruf  aus  allen  Herzen  und  der  Kanonendonner 
aus  zwei  auf  der  Bastei  vor  der  Burg  zwischen  dem  Burgthore  und  dem  Paradiesgarten  aufge- 
fahrenen Batterien  verkündete  dem  Volke  die  Hauptmomente  des  Festes,  dem  Retter  Deutsch- 
lands, dem  Sieger  von  Aspem  zu  Ehren,  das  es  aus  vollem  Herzen  mit  beging. 

Zur  Erinnerung  an  diesen  freudigen  Festtag  ward  eine  vom  k.  k.  Kammer  -  Medailleur 
J.  D.  Böhm  geschnittene  Medaille  geprägt  und  an  sämmtliche  Mitglieder  des  Ordens  vertheilt 
Auf  dem  Avers  zeigt  dieselbe  das  gut  getroffene  Brustbild  des  hohen  Jubilars  mit  der  Legende: 
„Karl  Ludwig,  Erzherzog  von  Österreich**  und  der  Unterschrift :  „geb.  V.  Sept.  MDCCLXXI*. 
Auf  der  Rückseite  erblickt  man  das  Grosskrouz  des  Maria  Theresien-Ordens  in  Brillanten,  von 
einem  Lorber-  und  Eichenzweig  umgeben,  mit  der  Umschrift:  „Fünfzigjährige  Gedächtnissfeier** 
und  der  Unterschrift  der  Jahreszahl  MDCCCXLIII. 

Dieser  in  den  Annalen  des  Kaiserstaates  seltenen  Feier,  den  Zeitgenossen  unvergess- 
lich,  den  kommenden  Geschlechtern  durch  Bild  und  Wort  überliefert,  einer  der .  freudigsten 
Momente  aus  der  vaterländischen  Kriegsgeschichte,  waren  ausser  dem  Jubilar,  den  Erzherzögen 
Johann  und  Friedrich,  folgende  59  von  den  damals  lebenden  90  Mitgliedern  des  Inlandes, 
theils  in  Wien  Domicilirende,  theils  aus  den  Provinzen  Berufene,  beigezogen: 

Die  Feldmarschälle  Graf  Bellegarde  und  Prinz  zu  Hohenzollern,  Feldzeugmeistcr 
Baron  Wimpffen,  General  der  Cavallerie  Graf  IgYiaz  H ardegg,  Feldzeugmeister  Baron  Marto- 
nitz,  Fürst  Diet  rieh  stein  ,  Oberst- Lieutenant  Baron  Plächel,  Oberst  Baron  Schuster, 
Feldzeugmeister  Baron  Geppert,  General  der  Cavallerie  Graf  Grünne,  Oberst  -  Lieutenant 
Baron  Crossard,  General  der  Cavallerie  Graf  Civalart,  General-Major  Baron  Ensch, 
Freiherr  von  Tettenborn,  Feldmarschall -Lieutenant  Baron  Novak,  General  der  Cavallerie 
Graf  Vecsey,  Feldmarschall  -  Lieutenant  Graf  Mensdorff,  Baron  Pirquet,  Baron  Gollner, 
Feldzeugmeister  Baron  Waequant,  Major  v.  Kurz,  General-Major  Baron  Ruebcr,  General 
der  Cavallerie  Heinrich  Graf  Hardegg,  Feldmarschall  -  Lieutenant  Graf  Latour,  Major 
Baron  Moll,  Feldmarschall  -  Lieutenant  Baron  Puchner,  Feldmarscball-Lieutenant  Graf  Haug- 
witz,  Oberst  Baron  Call,  General-Major  Baron  Schön,  Feldmarschall -Lieutenant  Baron  Pro- 
chaska,  Baron  Mengen,  Oberst -Lieutenant  Baron  Pittel,  Feldzeugmeistcr  Graf  Nugent, 
Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Bianchi,  Baron  Lauer,  Oberst-Lieutenant  Baron  Pitszthory 

85 


1346 

und  BaronMylius,  Prinz  vonRohan,  Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Schnei  der  und  Baron 
Reinisch,  Oberst  v.  Wal  per,  Feldmarsohall  -  Lieutenant  Baron  Bakonyi  und  Baron  Paum- 
gartten,  General  -  Major  Baron  Siegler,  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  Reu  ss,  General- 
Major  Baron  Dietrich,  Oberst  Baron  F e  1  d e g g ,  Hauptmann  Ritter  Philipp i,  General  der 
Gavallerie  Graf  Auersperg,  Feldmarschall  -  Lieutenant  Fürst  zuWindisch-Grätz,  Major 
Baron  Sternbaoh,  General-  Major  Baron  Blagoevioh,  Oberst  Baron  Binder,  General  der 
Gavallerie  Baron  L  e  d  e  r  e  r,  Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Wernhardt,  General-Major  Graf 
Thtirn,  Feldmarschall  -  Lieutenant  Baron  d^Aspre,  Baron  Weiden  und  Rittmeister  Baron 
M  e  8  z  6  n  a. 


134- 


XV. 


Neuhte  Periode.  Der  Krieg  in  Italien  und  Ungarn  1848  und  1849. 


Uie  im  Februar  1848  zu  Paris  »oagebro ebene  Revolution  batte  Europa  abermal«  m  den 
Ötrudel  der  Empörungen  und  Umwälzungen  zurdckgestossen.  Der  Ftelheitstaumel  streckte  seine 
Arme  nacli  allen  Richtungen  aus,  und  fand  leider  nur  zu  viel  Nahrung  in  der  unseligen  Neuerungs- 
fiucht  des  Jahrhunderts,  welches  alle  bittereu  Erfahrungen  der  Vergangenheit  nicht  belehren 
konnten:  dasa  Revolution  und  BlutTergiessen  nicht  der  Weg  sind  zum  Gltleke  der  Menschheit« 
Auch  in  dem  loyalen  Österreidi  fand  diese  venneintliche  Freiheit  ^  mäcbtigcn  Anhang. 

Kaiser  Ferdinand  I.  verlieh  seinen  Vdlkem  eine  constitudonellc  Verfassung;  welche 
mit  Jubel  au^enonimen,  bald  eine  Masse  ungeselaUcher  Forderungen  hervorrief  ^  die  den  später 
eingetretenen  anarchischen  Zustand  vorbereitete.  Während  im  Herzen  der  Monarcluo  da« 
schmähliche  Treiben  fremdartiger  Elemente  jede  friedliche  Anbahnung  erschwerte,  während  diese 
in  Ungarn  zur  Unmöglicbkeit  geworden^  war  es  in  den  italienischen  Provinzen  gar  bald 
tum  Kampfe  gekommen. 

Die  Depesche^  welche  am  17.  MSrz  Abends  den  Mailänderti  die  Constitution  verkündigte^ 
hatte  die  entgegengesetzte  Wirkung;  sie  war  das  Signal  sum  Ausbruche  der  Empörung.  Ffinf 
Tage  bestand  der  auf  die  Ereignisse  vorbereitete  Feldmarschall  Graf  Radetaky  mit  der  beiden- 
müthigen  Garnison  einen  blutigen  Strassenkampf.  Am  Sl.  kam  die  Kunde  von  dem  Anzüge  Karl 
Alberfs,  Königs  von  Sardinien)  welcher  an  Osterreieh  den  Krieg  erküirt  hatte;  Eadeti&ky^  der 
nicht  eine  Stadt,  sondern  die  ganze  Provinz  seinem  Kaiser  erhalten  wollte,  trat  in  der  Nacht 
vom  22.  auf  den  23.  dt^n  Eüokzug  an^   und  nahm  am  24.  Stellung  hinter  der  Adda. 

Auf  die  Naehricht  des  allgemeinen  Ausbruches  der  Revolution  in  den  meisten  Städten,  von 
dem  Abfalle  vieler  Theite  italienischer  Regimentern  von  dem  Einmarsehe  Karl  Alheri's  in 
der  Lombardie,  konnte  Feldmarseball  Graf  Radetzky  hios  defensiv  handeln  und  xog  sieh  mit 
den  Truppentheüen  seines  1,  Armeecorps,  die  er  bereits  Concentrin  hatte,  nach  Verona, 
nachdem  er  die  Mantuaer  Garnison  durch  eine  Brigade  verit&rken  lio»s.  Am  Mincio  blieb  eine 
Brigade  stehen;  der  Feldmarschall  vereinigte  sich  am  2.  April  mit  Fcldmarsehall- Lieutenant 
d^Aapro,  der,  Padua  freiwillig  räumend  und  mit  richtigem  Blicke  die  Nothwendigkeit  erkermend 
Verona  zu  sichern,  mit  dem  grössten  Theile  seinea  Armeecorps  herbeigeeilt  war.  Pie  Armee 
si&hlte,  bei  Verona  oonoentrlft,  20,000  Mann. 

Zur  Deckung  der  Verbindung  mit  Tirol  stellte  Radetxky  bei  Pastrengo  eine  Brigade  auf. 
Er  selbst  lioas  Verona  in  den  möglichsten  Vertbeidigungsstand  setzen  und  wollte  da«  Kommende 
abwarten.  Karl  Albert  übersohritt  mit  40»O0O  Mann  (8  Brigaden  stark)  am  25.  Mära  den 
Teesin  und   drängte  am  8.  April   unsere  Nadihut   bei  Qoilo  am  Mincio    zurück.    Er,   der   dem 


1348 


kaieerliclien  Heere  eo  weit  öberlegen  war*  besohränkte  sieb  nur  auf  die  EiaBcidiessiing  Peschiera'e 
und  den  Angriff  auf  unsere  Brigade  bei  Pastrengo,  wo  die  Division  Wo  eher  am  28»,  29.  und 
30.  April  lebhafte  Kämpfe  bestand  und  dann  den  Rückzug  bei  Pontou  antrat  Schon  früher  am 
7.  April  überfiel  Oberst  Benodek  bei  Marcaria  ^  am  S.  General-Major  Fürst  Liechtenstein 
bei  Montebello,  am  H,  General  Fürst  Taxis  in  CastMnuovo  feindliche  Sohaaren.  wodurch  die 
Verbindung  mit  Feschiera  thellweise  hergestelU  wurde. 

Karl  Albert  beachloßs  am  G.  Mai  einen  Versuch  auf  Verona  zu  ma<jhen,  und  durch  einen 
■tlrticheidenden  Schlag  das  Ziel  seines  ehrgeizigen  Strebens  zu  erreichen,  Feldmarschall  Graf 
lindotzky^  welcher  xur  Verbindung  mit  Tirol  2  Brigaden  im  Etschthale  oberhalb  Verona  poatirt 
hatte,  schlug  mit  blos  19,000  Mann  den  Angriff  des  mehr  als  doppelt  überlegenen  Feindes  auf 
dem  Schlftchtfelde  von  Santa  Lucia  ab.  Wichtig  war  dieser  Tag  in  seinen  Folgen,  denn 
die  Österreicher  waren  ihres  Sieges  g^awiss  ♦  wahrend  in  der  feindlichen  Armee  das  Vertrauen 
zum  Führer  schwand. 

Der  Feldmarsohall  erwartete  nur  das  Heservcoorps  unter  Feld^eugmeister  Nugent^  um 
die  OfTensive  zu  ergreifen.  Dieser  hatte  am  Isonzo  18^500  Mann  gesammelt  und  begann  am 
17«  April  die  Unterwerfung  des  Festlandes*  Er  nahm  Udiiie  und  erreichte  am  27.  die  Piave. 
Hier  standen  mehrere  feindliche  Corps*  um  das  Vordringen  Kugent*a  zu  hemmen.  Dieser 
besetzte  am  6.  Mai  ohne  Schwertstreich  Feltrö  und  brach,  nachdem  er  des  Feindes  Aufmerksam- 
keit über  seinen  wahren  Übergang8punct  tauschte^  bei  Pederobba  durch,  drängte  die  nur  schwa- 
chen Widerstand  leistenden  feindlichen  Abtheilungen  zurück,  besetzte  Visnadello  und  nahm  eine 
drohende  Stellung  gegen  Treviso.  Die  Trev isaner  riefen  nun  den  bei  Pjaz^ola  stehenden  General 
Durando  ru  Hülfe.  Kaum  war  derselbe  in  Mogliano  oingetroflen,  als  Feldmarschall -Lieutenant 
Graf  Tb  um  (wegen  Erkrankung  Nugenfs)  in  einem  Gewaltmarsche  Fontaniva  erreichte  und 
auf  Vicenza  zog,  Durando  versuchte  es,  ihm  zuvorzukommen,  konnte  es  aber  nicht  hindern, 
dass  derselbe,  Vicenza  umgehend^  die  Strasse  nach  Verona  gewann.  Thurn  mussto  zwar  auf 
Befohl  des  FeldmarechaUg  einen  Versuch  auf  Vicenza  machen^  stiess  jedoch  auf  das  ganze  bereits 
eingetroffene  Corps  Durando^S}  gab  den  Plan  auf  und  veremigte  sich  mit  der  Hauptarmee. 

Feldmarschali  Radetzky  theilte  jetzt  seine  40,000  Mann  (43  Bataillone  Infanterie* 
44  Schwadronen  und  151  Geschütze)  in  drei  Corps,  Das  erste  unter  Feldniarschall- Lieutenant 
Graf  W  rat  iß  law,  das  zweite  unter  Fei  dmarBoball-Lieutenant  Baron  d'Aspre,  die  Reserve  unter 
Feldmarschall  -  Lieutenant  W  o  c  h  e  r. 

Die  Piemonteaen  hatten  mit  ihrem  rechten  Flügel  am  rechten  Mincio-Ufer  Goito,  am  linken 
Roverbella  und  Villafranca  besetzt.  Das  Centrum  deckte  auf  den  Höhen  von  Sommacampagna 
und  Sona  die  Belagerung  Peschiera*s;  der  linke  Flügel  endlich  stand  am  Plateau  von  Rivoti. 
Oberhalb  dieser  letzteren  Stellung  im  aüdlichen  Tirol  an  der  Etsch  stand  die  Brigade  ZoheL 
Hier  sollte  ein  neues  Armeecorps  zusaumien gezogen  werden.  Feldmarschall  Radetzky  beachloss 
den  feindlichen  rechten  Hügel  zu  werfen  und  im  Rücken  des  Centrums  num  Entsätze  Peschiera*« 
vorzudringen.  Er  führte  einen  Flankenmarsch  gegen  Mantua  aus,  wälirend  Zobel  bis  Bardollno 
vorrückte,  um  die  Aufmerksamkeit  des  Gegners  zu  fesseln,  Radetzky  gri€  am  28.  Mai  den 
feindlichen  rechten  Flügel  bei  Curtatone  an,  warf  denselben  und  drang  auf  Gotto  vor,  wo  Bava 
das  ganze  erste  Corps  der  Piemontesen  zusammengezogen  hatte,  drängte  seihen  zurück  und 
muBste  bei  dem  eingebrochenen  furchtbaren  Regen  einige  Tage  unthatig  bleiben. 

Auf  die  Nachricht  vom  Falle  Pesohiera*«  und  dem  Ausbruche  des  «weiten  Wiener  Aufstän- 
de« gab  FeldmarBchall  Graf  Radetzky,  der  die  Armee  nicht  aufs  Spiel  setzen  konnte,  seinen 
Operationsplan  auf  und  rückte  ra^ch  nach  Vicenza^   wo  er  am    10.  Juni  Durando    zu    einer 


1349 


CApitulAtion  zwang.  Mittlerweile  war  FoldmarscbaU  *  Lieutenant  Weiden  mit  einem  aweiten 
Reaerrecorpa  in  Treviao  eingetroffen,  hatte  sich  dieser  Stadt  bemäohtigt  und  war  zur  Cemirang 
Ton  Venedig  geschritten. 

Karl  Albert  blieb  Anfangs  Juni  unthätig  und  beschäiligte  seine  Hauptmacht  mit  der 
Delogirnng  des  Obersten  Zobel  vom  Plateau  tob  RivoH;  endlich  dachte  er  daran  Verona  %xt 
nehmen.  Radetzky  war  ihm  nach  der  Einnahme  von  Vicenza  jed(^ch  hier  bereits  zuTOr- 
gekommen. 

Das  tweite  Reservecorps  gab  mehrere  Brigaden  zur  Operaiionsarmee  ab.  Dieie  wurden  als 
4.  Armeeeorps  unter  Oeneral-Major  Culoz  bei  Legnago  zusammengezogen.  Die  Brigade  Zobel 
ward  nach  und  nach  auf  8Q00  Mann  verstärkt  und  bildete  unter  Feldmarsehatl-Lieutenant  Grafen 
Thurn  das  3.  Corps.  Der  FeldmariGhall  wollte  nun  seinen  froheren  Plan  gegen  die  rechte 
Flanke  und  den  Rücken  des  Feindes  wieder  aufnehmen.  Das  Gros  des  4.  Corps  sollte  nach 
Mantua  roarsehiren,  die  Brigade  Franz  Liechtenstein  nach  Verproviantining  Ferrara*8 
gleichfalls  dahin  ziehen ,  FeMmarschall-LieuteEant  Tburn  den  Feind  bei  Ri voll  angreifen, 
während  Radetzky  den  Flankenmarsoh  nach  Mantua  auszuführen  gedachte. 

Unterdessen  erfolgte  ein  unvermutheter  Schlag.  Die  Brigade  Lieobtenstein,  deren 
Ommandant  nach  Mantua  vorausgceiU  war,  stiess  am  19.  JuU  nach  Ausführung  Ihrer  Aufgabe 
auf  überlegene  feitidiiche  Massen  und  zag  sichi  da  Karl  Albert  eiidilch  Mantua  eingeschlossen 
hatte,  nach  Legnago  zurück.  Zu  dieser  Crmining  hatte  Albert  den  gröasten  TheU  der  Armee 
verwendet,  bei  Sommacampagna  und  Sona  standen  im  Ganzen   16  bis  20,000  Mann. 

Radetzky  wollte  nun  dieses  Corps  vemiditen  und  sich  dann  auf  Karl  Albert  bei  Man* 
tua  werfen.  Am  23.  Juli  drängte  er  das  feindliche  Centrum  nach  den  glänzenden  Gefechten  bei 
Sona  und  Sonunacampagna  über  den  Mincio  zurück.  Karl  Albert  beschloss  auf  die  Nachricht 
von  diesem  Rückzüge  Radetzky^s  linke  Flanke  anzugreifen i  concentrirte  am  24.  Morgens 
25,000  Mann  bei  Villafranca  und  rückte  mit  dem  Centrum  auf  Custozza,  mit  dem  rechten  Flügel 
auf  Sommacampagna  und  dem  linken  gegen  Valeggio.  Das  Ccntrum  stiess  auf  die  Brigade  Liech- 
tenstein, welche  an  diesem  Tage  General  S  i  m  b  s  oben  nach  Sommacampagna  und  später  nach 
Custozza  führte,  und  rieb  selbe  fast  auf.  Die  Verfolgung  dieses  überschätzten  Sieges  versohob 
der  K^nlg  ohne  RUokaicht  anf  Badetzky^s  Handeln  auf  den  folgenden  Tag. 

Als    demnaob    am   25.  die    Piemonteaen  nach  den  obigen  Dispositionen  zum  Angriffe  vor* 

rückten,  waren  sie  erstaunt,    die  Stellung  unserer  Truppen  wesentlich  abgeändert  zu  finden.    Der 

Einklang    in    ihrem  Angriffe    war  auoh  nicht  der  beste.  Die  Niederlage  des   rechten  Flügels  ent- 

^•ebied  am  Abende  dlesef^   so    heissen  Tages  den  Kampf  zu  Gunsten  Radetzky^s.  Die  Piemon* 

.  tesen    zogen  sich    in  dje  Ebene  von  Villsifranca  zurück  und   die  Sohlacht    bei    Custozza,    am 

25.  Juli  geschlagen,  besohl oss  den  ersten  TheU  des  Peldzugea. 

Karl  Albert  war  Abends  in  Vülafranca  angekommen,  er  wollte  nun  unter  dem  Schutze 
[des  Corps  von  Sonnaz,  welches  in  den  letzten  Tagen  nichts  getban  hatte  und  bei  Voltasteben 
ollte,  hinter  dem  Mincio  die  Truppen  sammeln ,  um  sodann  wieder  die  Offensive  zu  ergreifen* 
In  der  Natsbt  auf  den  26.  zogen  die  Piemonteaen  naehOoito;  hier  traf  Karl  Albert  zu  »einem 
Erstaunen  Sonnaz  und  Hess  Ihn  sogleich  gagen  Volta  aufbrechen. 

Feldmareeball  Radetzky  liess  am  26.,  mit  Ausnahme  des  ^.  Corps,  den  Mlneio  übeir- 
•ekreiten.  Das  2.  Corps  stiess  im  Marsehe  gegen  YoUa  auf  Sonn* a.  Beide  TheÜa  trafen  in  der 
Stadt  auf  einander,  wo  es  zu  einem  morderiAnhen  Kampfe  kam.  Am  27,  Morgens  erschien 
aber  auch  schon  das  1,  Reservocorps ,  durch  das  heftige  Feuer  geleitet,  bei  Volta,  worauf  das 
Corps  Sonnaz  zerstob. 


1340 

Einhundert  aeht  und  yieriigite  Promotion  (toiii  18.  Jänner  1841). 
AllerhSchste  Verleihung  anseer  Oapitel. 

COMMANDEUR. 

STOPFORD,  Robert  Sir,  königlich  grossbritanniBoher  Admiral|  trat  jong  in  die  Marine,  war 
1790  Postcapitan,  befehligte  1794  den  ^Acquüion''  bei  dem  Seesiege  des  Lord  Howe  und  diente 
dann  unter  Admiral  Gornwallis.  1798  kreuzte  er  an  der  westfiranzösischen  Küste ,  zerstörte 
viele  Gaper  und  Kanonenboote  und  stand  im  folgenden  Jahre  als  Gapitan  mit  dem  LinienschiffiB 
yExcellent^  in  den  westindischen  Gewässern.  Unter  Nelson  machte  er  bald  darauf  den  Zug 
gegen  Kopenhagen  und  die  Expedition  im  Mittelmeere,  so  wie  die  Schlacht  bei  Trafalgar  mit, 
wohnte  1806  dem  Siege  DuckworVs  auf  der  Höhe  yon  St  Domingo  bei  und  wurde  hierbei 
yerwundet  Im  Jahre  1808  zum  Gontre- Admiral  ernannt,  unternahm  er  einen  Versuch  gegen  die 
französische  Flotte  in  Aix  und  eipen  Angriff  im  baskischen  Busen  und  avancirte  1812  zum  Yice- 
Admiral.  Als  Admiral  der  rothen  Flagge  befehligte  Stopford  die  englische  Flotte  in  der 
Levante,  mit  der  er  zu  Ende  des  Jahres  1840  vor  Beirut,  Saida  und  St  Jean  d^Acre  gegen  die 
Agyptier  wesentliche  Dienste  leistete  und  den  Yicekönig  Mehemed  Ali  zur  Unterwerfung 
zwang. 

Admiral  Stopford  starb  im  Jahre  1847  als  Gouverneur  des  Hospitals  für  invalide  See- 
leute zu  Greenwich  im  79.  Lebensjahre. 

RITTER. 

NaPIBR,  Gharles  Sir,  Gavalier  de  Ponza,  Yisconde  de  Gabo  de  San  Yicente, 
königlich  grossbritannischer  Yice-Admiral ,  geboren  1786  zu  Falkirk  in  der  schottischen  Graf- 
schaft Stirling,  nahm  1809  als  Flotten-Gapitän  Fort  Edward  auf  der  Insel  Martinique  und  wohnte 
als  Yolontär  mehreren  Gefechten  des  spanischen  Krieges,  namentlich  1810  der  Schlacht  bei 
Busaco  bei,  wo  er  seinen  verwundeten  Vetter,  John  Napier,  damals  Major,  später  General 
und  Verfasser  des  Werkes  über  den  Krieg  in  der  pyrenäischen  Halbinsel,  aus  der  Schlacht  trug, 
überfiel  1811  die  Insel  Ponza  auf  der  Rhede  von  Gaöta,  wofür  er  von  König  Ferdinand  als 
Gavalier  de  Ponza  in  den  neapolitanischen  Adelstand  erhoben  wurde.  1813  Fregatten-Gapitän, 
behielt  er  das  Gommando  der  „Galathea*'  bis  1832  und  trat  im  folgenden  Jahre  als  Admiral  in 
die  Dienste  Dom  Pedro^s.  Diesem  leistete  er  grosse  Dienste  und  half  Lissabon  den  Miguelisten 
abnehmen.    Dom  Pedro  erhob  ihn  zum  Yisconde  de  Gabo  de  San  Vincente. 

Nach  beigelegtem  Streite  ging  er  als  Gapitän  auf  Halbsold  nach  London  zurück,  wurde 
im  Jänner  1840  zum  Ritter  ernannt  und  commandirte  unter  Admiral  Stopford  die  brittischen 
Schiffe  an  der  syrischen  Küste.  Nach  dieses  Admirals  Erkrankung  führte  er  als  Gommodore  das 
Gommando  der  Flotte  allein,  schloss  den  Vertrag  mit  Mehemed  Ali  und  sorgte  auch  für  den 
Vollzug  desselben. 

In  neuester  Zeit  (1854)  hatte  Napier  als  Vice- Admiral  die  Flotte  im  baltischen  Meere 
gegen  Russland,  jedoch  mit  geringem  Erfolg,  befehligt 


1341 


XIV. 

Fünfzigjährige  Jubelfeier  des  Erzherzog  Karl  als  Grosskreuz  des 
Maria  Theresien-Ordens.  (April  1843.) 

Am  1.  April  1843  erfüllte  sich  das  fünfzigste  Jahr,  seit  der  Erzherzog  Karl  für  die  Tage 
von  Aldenhofen  und  Neerwinden  das  Grosskreuz  des  Maria  Theresien-Ordens 
erhalten  hatte.  Se.  Majestät  Kaiser  Ferdinand  I.  beschloss ,  diesen  Jubeltag  auf  das 
Feierlichste  zu  begehen  und  beauftragte  den  Haus-,  Hof-  und  Staatskanzler ,  Fürsten  von 
Metternich-Winneburg,  in  seiner  Eigenschaft  als  Kanzler  des  militärischen  Maria 
Theresien-Ordens,  den  Erzherzog  davon  zu  benachrichtigen.  Demgemäss  richtete  Fürst  von 
Metternioh  folgendes  Schreiben,  datirt  Wien,  21.  März  1843,  an  den  durchlauchtigsten 
Prinzen : 

„Es  ist  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  nicht  entgangen,  dass  am  nächstkommenden  1.  April 
fünfzig  Jahre  seit  dem  Tage  verflossen  sein  werden,  wo  weiland  Kaiser  Franz  Eurer 
kaiserlichen  Hoheit  wegen  Höohstihrer  ausgezeichneten  Theilnahme  an  den  wichtigen  Kriegs- 
ereignissen, welche  den  Monat  März  des  Jahres  1793  bezeichneten,  mit  dem  Grosskreuze  des 
Maria  Theresien-Ordens  zu  betheiligen  geruhten.  Seine  Majestät  wünschen,  diese  Ihrem  Herzen 
theuere  Jubelfeier  an  dem  darauf  folgenden  Sonntage  (2.  April)  damit  zu  begehen,  dass 
Allerhöchstdieselben  zuvörderst  unter  Beiwohnung  der  hier  anwesenden  Glieder  des  gedachten 
Ordens  und  der  hier  garnisonirenden  Truppen,  dem  Herrn  der  Heerschaaren  ein  feierliches 
Dankopfer  für  die  lange  Erhaltung  des  sieggekrö'nten  Führers  Allerhöchstihrer  Heere,  der 
Zierde  und  Stütze  des  durchlauchtigsten  Kaiserhauses  darbringen,  sonach  aber  die  Glieder 
der  Allerhöchsten  Familie  und  des  Maria  Theresien-Ordens  an  einem  festlichen  Mahle  sich 
vereinen. " 

„Von  Seiner  Majestät  in  meiner  Eigenschaft  als  Kanzler  des  Maria  Theresien-Ordens 
beauftragt,  die  hiezu  nöthigen  Einleitungen  zu  veranlassen,  habe  ich  zugleich  den  Befehl  erhalten. 
Euere  kaiserliche  Hoheit  als  den  hohen  Gegenstand  einer  fiir  das  Allerhöchste  Kaiserhaus,  für 
den  Orden  und  für  die  Armee  gleich  erfreulichen  Festlichkeit  hiervon  vorläufig  zu  benachrich- 
tigen und  im  Allerhöchsten  Namen  zur  Theilnahme  einzuladen.  Ich  entledige  mich  hiermit  ehr- 
erbietigst dieses  Auftrages  mit  dem  gehorsamen  Bemerken,  dass  die  Anzeige  über  die  näheren 
Umstände  von  Seite  der  betreffenden  Hofbehörde  ausgehen  werde.  ^ 

„Geruhen  Eure  kaiserliche  Hoheit  bei  diesem  Anlasse  den  Ausdruck  meiner  aufrichtigsten 
Glückwünsche,  so  wie  meiner  tiefsten  Verehrung  zu  genehmigen." 

Die  Feierlichkeit  wurde  übrigens  zum  5.  April  verschoben  und  fand  auch  an  diesem  Tage 
Statt.  An  demselben  Tage  richtete  Se.  Majestät  der  Kaiser  folgendes  Handschreiben  an  den 
Erzherzog : 


1342 

„Lieber  Herr  Oheim  Erzherzog  Karl! 

Die  seltene  Feier,  welche  Euer  Liebden  ab  Orosskreuz  des  militärischen  Maria  Theresien- 
Ordens  begehen,  bietet  Mir  einen  erfreulichen  Anlass,  Ihnen  die  Insignien  des  besagten  Ordens 
in  Brillanten,  als  Merkmal  Meiner  hohen  Achtung  und*  dankbaren  Anerkennung  der  grossen 
Dienste,  welche  Sie  Meinem  in  Qott  ruhenden  Herrn  Vater  und  dem  Staate  geleistet  haben,  zu 
verleihen,  wobei  Ich  Mir  jedoch  das  Vergnügen  yorbehalte,  selbe  Ihnen  heute  in  Gegenwart 
der  yersammelten  Maria  Theresien-Ordensglieder  und  der  hiesigen  Garnison  Selbst  zuzustellen. 
Ich  wünsche  vom  Herzen,  dass  diese  Insignien  noch  durch  viele  Jahre  zur  Freude  Unseres 
Hauses,  zum  Stolze  des  Ordens  und  der  von  Ihnen  so  oft  zum  Siege  geführten  Armee  Euer 
Liebden  Brust  zieren  und  Ihren  Nachkommen  zur  Aufforderung  dienen  möge,  dem  Vorbilde 
des  hochverehrten  Vaters  nachzustreben. 

Wien,  am  5.  April  1843.  Ferdinand  m.  p.*< 

Unter  demselben  Datum  verordnete  der  Monaroh,  dass  die  Auszahlung  der  Maria  Theresien- 
Ordens-Pensionen,  welche  in  Folge  der  Zeitumstande  einige  Veränderungen  erlitten  hatten,  von 
dem  gegenwärtigen  Verwaltung^jahre  angefangen  wieder  nach  ihrem  vollen  Betrage  in  Conven- 
tions-Münze stattfinde,  und  erliess  diesfalls  an  den  Haus-,  Hof-  und  Staatskanzler,  in  dessen  Eigen- 
schaft als  Kanzler  des  Ordens ,  folgendes  Allerhöchstes  Cabinetsschreiben : 

„Lieber  Fürst  Metternich! 

Ich  finde  an  dem  Tage ,  an  welchem  Mein  vielgeliebter  und  verehrter  Herr  Oheim ,  der 
Erzherzog  Karl  Liebden  das  fünfzigjährige  Jubiläum  des  auf  dem  Schlachtfelde  ruhmvoll  erwor- 
benen Maria  Theresien-Ordens-Grosskrieuzes  begeht,  eine  Meinem  Herzen  erfreuliche  Veranlas- 
sung hiermit  anzuordnen:  dass  die  Auszahlung  der  Maria  Theresien-Ordens-Pensioncn ,  welche 
in  Folge  der  Zeitumstände  einige  Verminderung  erlitten  hatten,  von  dem  gegenwärtigen  Ver- 
waltungsjahre angefangen,  wieder  nach  ihrem  vollen  Betrage  in  Conventions-Münze  stattfinde. 
Sie  haben  in  Ihrer  Eigenschaft  als  Ordenskanzler  Sorge  zu  tragen,  dass  diese  Meine  Verfügung 
sämmtlichen  Ordensgliedem  bekannt  gemacht  werde,  so  wie  auch  die  zu  deren  Vollzug  erfor- 
derlichen Einleitungen  zu  treffen. 

Wien,  am  5.  April  1843.  Ferdinand  m.  p.« 

Am  Vorabende  des  Jubelfestes  (4.  April)  waren  der  Platz  auf  der  Augastinerbastei  vor  dem 
Palaste  des  Erzherzogs  und  der  grosse  Raum  zwischen  dem  inneren  und  äusseren  Burgthore  mit 
zahllosen  Menschen  bedeckt,  als  um  halb  acht  Uhr  die  vereinten  Musikchors  des  Infanterie- 
Regiments  Erzherzog  Karl,  Hoch-  und  Deutschmeister  und  Prinz  Hessen-Homburg, 
so  wie  des  zweiten  Artillerie-Regiments,  200  Musiker  und  100  Tambours,  vor  dem  Palaste  des 
Erzherzogs  Karl  aufzogen  und  bei  Fackelschein  die  Retraite  begannen.  Hierauffiel,  von  20  Tam- 
bours und  20  Pfeifern  ausgeführt,  der  alte  österreichische  Zapfenstreich  ein,  wie  er  einst  an  den 
Abenden  von  Aldenhoven  und  Neerwinden  dem  Helden  nach  den  ersten  Siegen  ertönte.  Nach 
Ausführung  einiger  Märsche  ging  dann  der  Zug  durch  die  dichten  Wogen  begeisterten  Volkes, 
von  Fackeln  beleuchtet,  von  Cavallerie  begleitet,  abwechselnd  kriegerische  Weisen  anstimmend 
und  den  dermaligen  Retraitestreich  schlagend,  über  die  Augustinerbastei  auf  den  äusseren  Burg- 
platz vor  die  Fenster  des  Kaisers,  dann  auf  den  Hof  an  das  Hofkriegsraths-Gebäude  vor  die  Woh- 
nung des  Hofkriegsraths-Präsidenten,   Generals  der  Cavallerie  Grafen  von  Har  de  gg. 

Am  Morgen  des  6.  April  um  halb  10  Uhr  waren  die  Truppen  der  Garnison  auf  dem  Glaois 
zwischen  dem  Schotten-  und  Burgthore  formirt;  im  Centrum  war  unter  dem  Commando  des 
General-Majors  Grafen  von  Lichnowsky  am  linken  Flügel  das  Bataillon  Erzherzog  Karl-Infan- 
terie, zwei  Bataillone  Deutschmeister-Infanterie,    zwei  Bataillone  vom  Infanterie-Kegimente  Prinz 


1343 

Hessen-Homburg  und  das  Pionniercorps ,  am  rechten  Flügel  unter  dem  Commando  des 
General-Majors  von  Wocher  die  Grenadier-Bataillone  Howiger,  Zagitschek,  Favancourt, 
Strassoldo,  vacat  Tittldorf  und  Stransky  aufgestellt  —  zwiaehen  den  Grenadier-  und 
Infanterie-Bataillonen  eine  Fussbatterie  aufgefahren.  Die  rechte  Flanke,  unter  Commando  des 
General-Majors  Grafen  von  Gyulay,  bestand  aus  der  Division  des  Uhlanen-Regiments  Erzherzog 
Karl  und  dem  Chevauxlegers-Regiment  Fürst  Liechtenstein;  in  der  Mitte  des  ersten  Treffens 
befand  sich  eine  Cavallerie-Batterie,  die  linke  Flanke  unter  dem  Commando  des  Obersten  Jüttner 
bildeten  vier  Compagnien  des  Bombardiercorps,  vier  Compagnien  des  zweiten  Feldartillerie- 
Regiments;  in  der  Mitte  des  ersten  Treffens  war  eine  Infanterie-Batterie  placirt.  Feldmarschall- 
Lieutenant  Prinz  Wasa  commandirte  die  ganze  Parade. 

Ausserdem  waren  noch  eine  Abtheilung  von  Invaliden  aus  dem  "Wiener  Invalidenhause  und 
die  ZSglinge  der  Ingenieur-Akademie  der  Parade  beigezogen.  Erfreute  sich  das  Auge  an  der 
herrlichen  Haltung  jener  in  Kraftfülle  dastehenden  Truppen,  so  war  jedes  Herz  mSohtig  bewegt 
beim  Anblicke  von  vier  Veteranen,  Chevauxlegers  von  Windisch-Grätz,  die  bei  Aldenhoven  und 
Neerwinden  mitgekämpft:  —  Wilhelm  Jansens  (geboren  1778,  Soldat  seit  29.'  Jänner  1793), 
Joseph  Maquet  (geboren  1768,  Soldat  seit  28.  October  1788),  Johann  Biot  (geboren  1770, 
Soldat  seit  1.  August  1790)  und  Albert  Fous  (geboren  1767,  Soldat  seit  13.  Jänner  1793),  — 
welche  von  ihren  Stationsplätzen  nach  Wien  zum  Feste  beordert,  rüstig  in  Wehr  und  Waffen  zu 
Ross  mit  den  ausgerückten  Truppen  auf  dem  Glacis  erschienen ,  und  abgesessen ,  in  den  Yorder- 
reihen  zur  Rechten  des  kaiserlichen  Prachtzeltes,  ^wischen  diesem  und  dem  Zelte,  woriji  die 
Mitglieder  des  Maria  Theresien-Ordens  versammelt  waren ,  einen  Ehrenplatz  fanden.  Das  erwähnte 
Kaiserzelt  mit  einer  zwei  Stufen  hohen  Estrade,  die  schlanken  Säulen  mit  Lorber  umwunden, 
die  österreichischen  und  kaiserlichen  Farben  in  den  Fahnen  auf  der  Decke  —  war  dem  Centrum 
gegenüber;  hundert  Schritte  davon  entfernt  aufgeschlagen,  dreissig  Schritte  vom  Kaiserzelte 
befand  sich  das  Messzelt  mit  dem  Altare  — ;  zu  beiden  Seiten  des  Kaiserzeltes  sah  man  die  Zelte 
für  die  Mitglieder  des  militärischen  Maria  Theresien-Ordens  und  der  Generalität,  zu  beiden 
Seiten  neben  diesen  zwei  Zelten  wieder  zwei  andere  für  die  Damen  und  Cavaliere;  zu  beiden 
Seiten  des  Kaiserzeltes  standen  die  Trabanten-Leibgarden,  vor  denselben  Arcieren,  ungarische 
adelige  und  lombardisch-venetianisch-adelige  Leibgarden.  Um  10  Uhr  des  Vormittags  stieg  der 
Kaiser  in  Feldmarschallsuniform  zu  Pferde  und  begab  sich,  begleitet  von  den  Erzherzogen,  um- 
geben von  dem  General- Adjutanten,  dem  Oberst-Stallmeister,  den  Capitänen  der  Leibgarden  und 
einer  zahlreichen,  glänzenden  Suit«  von  Generalen,  auf  das  Glacis,  wohin  auch  die  Kaiserinn  mit 
den  übrigen  höchsten  Frauen  und  den  jungen  Erzherzogen,  umgeben  von  den  Leibgarden,  unter 
Vorreitung  des  Hof-Equipagendirectors ,  sich  zu  Wagen  verfügte.  Nachdem  der  Kaiser  die  Fronte 
der  aufgestellten  Truppen  abgeritten,  wobei  ihm  die  Kaiserinn  folgte,  begaben  sich  beide  in  das 
Prachtzelt.  Nun  las  der  apostolische  Vicar  der  k.  k.  Heere,  Bischof  von  Diocletianopolis,  J.  M. 
Leonhard,  die  Feldmesse,  an  deren  Schlüsse  das  Te  deum  angestimmt  wurde,  vom  Donner  der 
Artillerie-  und  Infanteriesalven  begleitet.  Nach  Beendigung  des  Te  deums  formirte  sich  die  Caval- 
lerie  mit  der  Fronte  ihres  ersten  Treffens  in  perpendiculärer  Richtung  auf  den  rechten  Flügel 
des  Grenadier-Bataillons  Howiger,  das  zweite  und  dritte  Treffen  stellten  sich  parallel  mit  dem 
ersten;  ein  Gleiches  bewirkten  die  beiden  Artillerietreffen. 

Die  sämmtlichen  anwesenden  Mitglieder  des  Maria  Theresien-Ordens ,  die  Generalität  u.  s.  w. 
reihten  sich  an  der  gegen  die  aufgestellten  Truppen  gekehrten  Seite  des  Kaiserzeltes. 

Der  Kaiser  hatte  sich  erhoben,  trat  nun  mit  dem  Erzherzog  Karl  vor  und  gab  ihm  im 
Angesichte  der  ganzen  Garnison,  der  Ordensritter  und  der  hohen  Generalität  feierlich  die  Ordens- 


1344 

Insignien  des  Orosskreuzes  des  Maria  Theresien-Ordens  in  Brillanten.  Da 
präsentirten  alle  Truppen,  alle  Musikchöre  spielten  und  ein  Jubelruf,  der  nimmer  enden  zu  wollen 
schien,  scholl  aus  allen  Herzen  der  Krieger  und  des  dichtgeschaarten  Volkes  weit  umher.  Hierauf 
ertheilte  der  Kaiser  dem  Erzherzog  Karl  die  ,,AccoIade''  und  dieser  empfing  die  Qlüokwönsche 
des  Kaiserhauses.  Nun  trat  Erzherzog  Johann,  der  älteste  Grosskreuz  des  Maria  Theresien- 
Ordens  nach  Erzherzog  Karl,  hervor  und  sprach  an  der  Spitze  der  Ordensritter  und  Generale: 

„Es  sei  uns  verstattet,  Euerer  kaiserlichen  Hoheit  unsere  Gefühle  auszudrücken.  Jedes 
Herz  eines  dem  österreichischen  Staate  Angehörigen,  jedes  eines  Kriegers  ist  heute  mit  Freude 
erfüllt;  die  von  unserem  Kaiser  und  Herrn  angeordnete  Feier,  die  erste  dieser  Art  in  unseren 
Annalen,  ist  eine  Feier  für  das  gesammte  Heer.  Fünfzig  Jahre  sind  seit  dem  Tage  von  Alden- 
hoven verflossen,  Jahre  hohqr  Leistungen  für  Fürst  und  Vaterland  und  des  Ruhmes  für  die 
österreichischen  Waffen.  Eine  Reihe  von  Lorbem  ziert  das  Haupt  des  in  dem  langjährigen  hart- 
näckigen Kampfe  bewährten  Feldherm  tapferer,  edler,  treuer  Krieger,  unter  seiner  Anführung 
die  ersten,  welche  den  Wahn  der  Unüberwindlichkeit  eines,  mächtigen  Feindes  brachen.  Was 
das  Heer  unte^  Euerer  kaiserlichen  Hoheit  Leitung  geleistet,  was  Sie  für  dasselbe  waren,  ist 
jedem  Zeitgenossen  lebendig,  der  Nachwelt  wird  es  die  Geschichte  überliefern.  Hoffnungsvoll 
blickt  das  Heer,  als  ihm  bereits  angehörend,  auf  Euere  kaiserlfchen  Hoheit  Söhne,  durch  diese 
die  ruhmvolle  Laufbahn  fortgesetzt  zu  sehen.  Wir  sohliessen  mit  dem  Wunsche,  es  möge  dem 
heute  Hochgefeierten  noch  eine  lange  Reihe  von  Jahren  gegönnt  sein,  damit  die  unserer  Bestim- 
mung sich  Widmenden  und  die  für  zukünftige  Zeiten  Heranwachsenden  ein  lebendes  Vorbild  vor 
Augen  behalten.*' 

Tief  ergriffen  erwiederte  der  Erzherzog  Karl:  „Meine  Herren:  Der  heutige  Tag  ist  einer 
der  glücklichsten  meines  Lebens,  da  ich  meine  Anerkennung  Direr  Leistungen  der  Tapferkeit, 
meine  Achtung  und  Anhänglichkeit  für  Sie,  die  mit  .mir  ins  Grab  gehen  werden ,  öffentlich  aus- 
zusprechen Gelegenheit  habe.*' 

Dann  seinen  Bruder  Erzherzog  Johann  umarmend  sprach  er:  „Dies  Dir  und  allen  diesen 
ausgezeichneten  Männern  als  Ausdruck  meiner  Gesinnung.** 

Nun  stieg  Seine  Majestät  der  Kaiser  wieder  zu  Pferde,  liess  vor  dem  Franzensthore  die 
sämmtlichen  ausgerückten  Truppen  defiliren  und  kehrte  sodann  in  die  Hofburg  zurück. 

Des  Nachmittags  um  2  Uhr  fand  Familientafel  mit  Zuziehung  der  sämmtlichen  zur  Feier 
geladenen  Ordensritter  in  dem  prächtigen,  von  24  korinthischen  Säulen  getragenen  Ceremonien- 
saale  Statt,  welcher  mit  der  Büste  Kaiser  Franz  I.  und  dem  Bildnisse  der  Kaiserinn  Maria 
Theresia,  der  Stifterinn  des  Ordens,  mit  zwei  eroberten  französischen  Adlern,  mit  den  Rüstungen 
der  Habsburgisohen  Fürsten,  der  Kaiser  RudoiphL  und  AlbrechtL,  Herzogs  Friedrich  IV. 
von  Tirol,  der  Kaiser  Albrecht  IL,  Ferdinand  HI.,  Maximilian  H.,  Maximilian  L, 
Ferdinand  L,  Friedrich  IV.  und  Ferdinand  IL,  des  römischen  Königs  Ferdinand  IV., 
Ernst  des  Eisernen,  der  Kaiser  Karl  V.  und  Rudolph  H.,  und  mit  22  Tafeln,  worauf  Namen 
und  Tage  der  Hauptschlachten  des  Erzherzogs  Karl  aufgezeichnet  waren,  geschmückt  und  gleich- 
sam in  eine  Waffenhalle  verwandelt  war. 

An  dem  Piedestale,  worauf  Franz  I.  Büste  stand,  lehnte,  von  einem  Lorber  umschlungen 
und  mit  den  Waffen  des  Erzherzogs  geschmückt,  jener  Fahnenstock,  den  der  unsterbliche 
Erzherzog  in  der  Schlacht  bei  Aspem  ergriffen  hatte ;  eine  französische  Kugel ,  die  denselben 
getroffen,  war  in  der  Lanzenspitze  eingefügt  worden.  Bald  nach  2  Uhr  erschienen  Ihre  Maje- 
stäten, von  den  Mitgliedern  des  Kaiserhauses  begleitet,  in  dem  Saale  inmitten  der  versammelten 
Gäste,  eines  hehren  Heldenkreises. 


1345 

Seine  Majeatät  der  Kaiser  erhob   sich  und  brachte  folgenden  ersten  Toast  aus: 

„Ich  trinke  auf  die  Gesundheit  Meines  verehrten  Herrn  Oheims !  Seit  einem  halben  Jahr- 
hundert steht  sein  lleldenruhm  begründet!  Gott  erhalte  ihn  Uns  noch  lange!'' 

Ein  begeisterter  Lebehochruf  der  Versammlung  begleitete  diesen  Toast,  worauf  der  Erz- 
herzog Folgendes  erwiederte:  „Geruhen  Euer  Majestät  vor  Allem  meinen  ehrerbietigsten  Dank 
für  die  höchste  Huld  und  Anerkennung  gnädigst  anzunehmen,  und  für  Höchsdieselben  und  Ihre 
Majestät  die  Kaiserinn  die  heissen  Wünsche  für  Ihr  langes  und  ungestörtes  Wohlsein  huldreich 
zu  genehmigen.'' 

Den  zweiten  Toast  begleitete  der  Kaiser  mit  folgenden  Worten:  „Ich  trinke  einen  Toast 
auf  die  Ordensgefährten  des  hochgefeierten  Jubilars:  Ihr  Beispiel  leuchte  stets  als  ein  Vorbild 
Meiner  treuen  und  tapferen  Armee!** 

Im  Namen  der  Ordensmitglieder  und  der  Armee  sprach  Erzherzog  Karl  den  Dank  hier- 
auf in  folgenden  Worten  aus:  „Im  Sinne  der  Kriegsgefährten,  die  sich  hier  des  Lohnes  der 
Tapferkeit  erfreuen,  wiederhole  ich  Euer  Majestät  den  Ausdruck  der  innigsten  Dankgefühle,  und 
im  Geiste  der  tapferen  und  treuen  Armee  darf  ich  mit  Zuversicht  betheuern,  dass  es  ihrem  Bei- 
spiele nie  an  eifrigen  Nachfolgern  fehlen  werde. '^ 

Abermals  erscholl  der  begeisterte  Lebehochruf  aus  allen  Herzen  und  der  Kanonendonner 
aus  zwei  auf  der  Bastei  vor  der  Burg  zwischen  dem  Burgthore  und  dem  Paradiesgarten  aufge- 
fahrenen Batterien  verkündete  dem  Volke  die  Hauptmomente  des  Festes,  dem  Retter  Deutsch- 
lands, dem  Sieger  von  Aspem  zu  Ehren,  das  es  aus  vollem  Herzen  mit  beging. 

Zur  Erinnerung  an  diesen  freudigen  Festtag  ward  eine  vom  k.  k.  Kammer  -  Medailleur 
J.  D.  Böhm  geschnittene  Medaille  geprägt  und  an  sämmÜiche  Mitglieder  des  Ordens  vertheilt. 
Auf  dem  Avers  zeigt  dieselbe  das  gut  getroffene  Brustbild  des  hohen  Jubilars  mit  der  Legende: 
„Karl  Ludwig,  Erzherzog  von  Österreich'*  und  der  Unterschrift :  „geb.  V.  Sept.  MDCCLXXI**. 
Auf  der  Rückseite  erblickt  man  das  Grosskreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  in  Brillanten,  von 
einem  Lorber-  und  Eichenzweig  umgeben,  mit  der  Umschrift:  „Fünfzigjährige  Gedächtnissfeier** 
und  der  Unterschrift  der  Jahreszahl  MDCCCXLIII. 

Dieser  in  den  Annalen  des  Kaiserstaates  seltenen  Feier,  den  Zeitgenossen  unvergess- 
lich,  den  kommenden  Geschlechtern  durch  Bild  und  Wort  überliefert,  einer  der .  freudigsten 
Momente  aus  der  vaterländischen  Kriegsgeschichte,  waren  ausser  dem  Jubilar,  den  Erzherzögen 
Johann  und  Friedrich,  folgende  59  von  den  damals  lebenden  90  Mitgliedern  des  Inlandes, 
theils  in  Wien  Domicilirende,  theils  aus  den  Provinzen  Berufene,  beigezogen: 

Die  Feldmarschälle  Graf  Bellegarde  und  Prinz  zu  Hohenzollern,  Feldzeugmeister 
Baron  Wimpffen,  General  der  Cavallerie  Graf  Igt)  az  H  ardegg,  Feldzeugmeister  Baron  Marto- 
nitz,  Fürst  Dietrich  stein ,  Oberst -Lieutenant  Baron  Plächel,  Oberst  Baron  Schuster, 
Feldzeugmeister  Baron  Geppert,  General  der  Cavallerie  Graf  Grünne,  Oberst -Lieutenant 
Baron  Crossard,  General  der  Cavallerie  Graf  Civalart,  General-Major  Baron  Ensch, 
Freiherr  von  Tettenborn,  Feldmarschall  -  Lieutenant  Baron  Novak,  General  der  Cavallerie 
Graf  Vöcsey,  Feldmarschall  -  Lieutenant  Graf  Mensdorff,  Baron  Pirquet,  Baron  Gollner, 
Feldzeugmeister  Baron  Waequant,  Major  v.  Kurz,  General-Major  Baron  Rueber,  General 
der  Cavallerie  Heinrich  Graf  Ha  rd  egg,  Feldmarschall  -  Lieutenant  Graf  Latour,  Major 
Baron  Moll,  Feidmarschall  -  Lieutenant  Baron  Pu  ebner,  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Haug- 
witz,  Oberst  Baron  Call,  General-Major  Baron  Schön,  Feldmarschall -Lieutenant  Baron  Pro- 
chaska,  Baron  Mengen,  Oberst -Lieutenant  Baron  Pittel,  Feldzeugmeister  Graf  Nugent, 
Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Bianchi,  Baron  Lauer,  Oberst-Lieutenant  Baron  Päszthory 

85 


1346 

und  BaronMylius,  Prinz  von  Roh  an,  Feldmarschall-Lieuten&nt  Baron  Schneider  und  Baron 
Reinisch,  Oberst  y.  Wal  per,  Feldmarschall- Lieutenant  Baron  Bakonyi  und  Baron  P  a  um- 
gart ten,  General  -  Major  Baron  S  legi  er,  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  Reu  bs,  General- 
Major  Baron  Dietrich,  Oberst  Baron  F  e  1  d  e  g  g ,  Hauptmann  Ritter  Philipp  i,  General  der 
Cayallerie  Graf  Auersperg,  Feldmarsohall  -  Lieutenant  Fürst  zuWindisch-Grätz,  Major 
Baron  Sternbach,  General-  Major  Baron  Blagoevioh,  Oberst  Baron  Binder,  General  der 
Cayallerie  Baron  L  e  d  e  r  e  r,  Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Wernhardt,  General-Major  Graf 
Thtrn,  Feldmarschall •  Lieutenant  Baron  d^Aspre,  Baron  Weiden  und  Rittmeister  Baron 
M  es  z^na. 


1347 


XY. 


Neunte  Periode.  Der  Krieg  in  Italien  und  Ungarn  1848  und  1849. 

Uie  im  Februar  1848  zu  Paris  ausgebrochene  Revolution  hatte  Europa  abermals  in  den 
Strudel  der  Empörungen  und  Umwälzungen  zurückgestossen.  Der  Freiheitstaumel  streckte  seine 
Arme  nach  allen  Richtungen  aus,  und  fand  leider  nur  zu  viel  Nahrung  in  der  unseligen  Neuerungs- 
sucht des  Jahrhunderts,  welches  alle  bitteren  Erfahrungen  der  Vergangenheit  nicht  belehren 
konnten:  dass  Revolution  und  Blutvergiessen  nicht  der  Weg  sind  zum  Glücke  der  Menschheit. 
Auch  in  dem  loyalen  Österreich  fand  diese  vermeintliche  Freiheit*  mächtigen  Anhang. 

Kaiser  Ferdinand  I.  verlieh  seinen  Völkern  eine  constitutionelle  Verfassung,  welche 
mit  Jubel  aufgenommen,  bald  eine  Masse  ungesetzlicher  Forderungen  hervorrief,  die  den  später 
eingetretenen  anarchischen  Zustand  vorbereitete.  Während  im  Herzen  der  Monarchie  das 
schmähliche  Treiben  fremdartiger  Elemente  jede  friedliche  Anbahnung  erschwerte,  während  diese 
in  Ungarn  zur  Unmöglichkeit  geworden,  war  es  in  den  italienischen  Provinzen  gar  bald 
zum  Kampfe  gekommen. 

Die  Depesche,  welche  am  17.  März  Abends  den  Mailändern  die  Constitution  verkündigte, 
hatte  die  entgegengesetzte  Wirkung;  sie  war  das  Signal  zum  Ausbruche  der  Empörung.  Fünf 
Tage  bestand  der  auf  die  Ereignisse  vorbereitete  Feldmarschall  Graf  Radetzky  mit  der  helden- 
müthigen  Garnison  einen  blutigen  Strassenkampf.  Am  21.  kam  die  Kunde  von  dem  Anzüge  Karl 
Albertus,  Königs  von  Sardinien,  welcher  an  Österreich  den  Krieg  erklärt  hatte;  Radetzky,  der 
nicht  eine  Stadt,  sondern  die  ganze  Provinz  seinem  Kaiser  erhalten  wollte,  trat  in  der  Nacht 
vom  22.  auf  den  23.  den  Rückzug  an,  und  nahm  am  24.  Stellung  hinter  der  Adda. 

Auf  die  Nachricht  des  allgemeinen  Ausbruches  der  Revolution  in  den  meisten  Städten,  von 
dem  Abfalle  vieler  Theile  italienischer  Regimenter,  von  dem  Einmärsche  Karl  Albert's  in 
der  Lombardie,  konnte  Feldmarschall  Graf  Radetzky  blos  defensiv  handeln  und  zog  sich  mit 
den  Truppentheilen  seines  1.  Armeecorps,  die  er  bereits  concentrirt  hatte,  nach  Verona, 
nachdem  er  die  Mantuaer  Garnison  durch  eine  Brigade  verstärken  Hess.  Am  Mincio  blieb  eine 
Brigade  stehen;  der  Feldmarschall  vereinigte  sich  am  2.  April  mit  Feldmarsohall  -  Lieutenant 
d'A  8  p  r  e ,  der,  Padua  freiwillig  räumend  und  mit  richtigem  Blicke  die  Notbwendigkeit  erkennend 
Verona  zu  sichern,  mit  dem  grössten  Theile  seines  Armeecorps  herbeigeeilt  war.  Die  Armee 
zählte,  bei  Verona  concentrirt,  25,000  Mann. 

Zur  Deckung  der  Verbindung  mit  Tirol  stellte  Radetzky  bei  Pastrengo  eine  Brigade  auf. 
Er  selbst  licss  Verona  in  den  möglichsten  Vertheidigungsstand  setzen  und  wollte  das  Kommende 
abwarten.  Karl  Albert  überschritt  mit  40,000  Mann  (8  Brigaden  stark)  am  25.  März  den 
Tessin  und   drängte  am  8.  April   unsere  Nachhut   bei  Goito  am  Mincio    zurück.   Er,   der   dem 

85* 


1348 

kaiserlichen  Heere  so  weit  überlegen  war,  beschränkte  sich  nur  auf  die  Einschliessung  Peschiera^s 
und  den  Angriff  auf  unsere  Brigade  bei  Pastrengo,  wo  die  Division  Wo  eher  am  28.,  29.  und 
30.  April  lebhafte  Kämpfe  bestand  und  dann  den  Rückzug  bei  Ponton  antrat.  Schon  früher  am 
7.  April  überfiel  Oberst  Benedek  bei  Marcaria,  am  8.  General-Major  Fürst  Liechtenstein 
bei  Montebello,  am  11.  General  Fürst  Taxis  in  Cast^lnuovo  feindliche  Schaaren,  wodurch  die 
Verbindung  mit  Peschiera  theilweise  hergestellt  wurde. 

Karl  Albert  beschloss  am  6.  Mai  einen  Versuch  auf  Verona  zu  machen,  und  durch  einen 
entscheidenden  Schlag  das  Ziel  seines  ehrgeizigen  Strebens  zu  erreichen.  Feldmarschall  Graf 
Radetzky,  welcher  zur  Verbindung  mit  Tirol  2  Brigaden  im  Etschthale  oberhalb  Verona  postirt 
hatte,  schlug  mit  blos  19,000  Mann  den  Angriff  des  mehr  als  doppelt  überlegenen  Feindes  auf 
dem  Sohlachtfelde  von  Santa  Lucia  ab.  Wichtig  war  dieser  Tag  in  seinen  Folgen,  denn 
die  Österreicher  waren  ihres  Sieges  gewiss ,  während  in  der  feindlichen  Armee  das  Vertrauen 
zum  Führer  schwand. 

Der  Feldmarschall  erwartete  nur  das  Reservecorps  unter  Feldzeugmeister  Nu  gen  t,  um 
die  Offensiye  zu  ergreifen.  Dieser  hatte  am  Isonzo  18,500  Mann  gesammelt  und  begann  am 
17.  April  die  Unterwerfung  des  Festlandes.  Er  nahm  Udine  und  erreichte  am  27.  die  Piave. 
Hier  standen  mehrere  feindliche  Corps,  um  das  Vordringen  Nugent^s  zu  hemmen.  Dieser 
besetzte  am  6.  Mai  ohne  Schwertstreich  Feltre  und  brach,  nachdem  er  des  Feindes  Aufmerksam- 
keit über  seinen  wahren  Übergangspunot  täuschte,  bei  Pederobba  durch,  drängte  die  nur  schwa- 
chen Widerstand  leistenden  feindlichen  Abtheilungen  zurück,  besetzte  Visnadello  und  nahm  eine 
drohende  Stellung  gegen  Treviso.  Die  Trevisaner  riefen  nun  den  bei  Piazzola  stehenden  General 
Durando  zu  Hülfe.  Kaum  war  derselbe  in  Mogliano  eingetroffen,  als  Feldmarschall  -  Lieutenant 
Graf  Th  um  (wegen  Erkrankung  Nugenfs)  in  einem  Gewaltmarsche  Fontaniya  erreichte  und 
auf  Vicenza  zog.  Durando  yersuchte  es,  ihm  zuvorzukommen,  konnte  es  aber  nicht  hindern, 
dass  derselbe,  Vicenza  umgehend,  die  Strasse  nach  Verona  gewann.  Thurn  musste  zwar  auf 
Befehl  des  Feldmarschalls  einen  Versuch  auf  Vicenza  machen,  stiess  jedoch  auf  das  ganze  bereits 
eingetroffene  Corps  Durand o*s,  gab  den  Plan  auf  und  vereinigte  sich  mit  der  Hauptarmee. 

Feldmarschall  Radetzky  theilte  jetzt  seine  40,000  Mann  (43  Bataillone  Infanterie, 
44  Schwadronen  und  151  Geschütze)  in  drei  Corps.  Das  erste  unter  Feldmarschall  -  Lieutenant 
Graf  Wratislaw,  das  zweite  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Baron  d*Aspre,  die  Reserve  unter 
Feldmarschall  -  Lieutenant  W  o  c  h  e  r. 

Die  Piemontesen  hatten  mit  ihrem  rechten  Flügel  am  rechten  Mincio-Ufer  Goito,  am  linken 
Roverbella  und  Villafiranca  besetzt.  Das  Centrum  deckte  auf  den  Höhen  von  Sommacampagna 
und  Sona  die  Belagerung  Peschiera^s ;  der  linke  Flügel  endUch  stand  am  Plateau  von  Rivoli 
Oberhalb  dieser  letzteren  Stellung  im  südlichen  Tirol  an  der  Etsch  stand  die  Brigade  Zobel. 
Hier  sollte  ein  neues  Armeecorps  zusammengezogen  werden.  Feldmarschall  Radetzky  beschloss 
den  feindlichen  rechten  Flügel  zu  wer^n  und  im  Rücken  des  Centrums  zum  Entsätze  Peschiera^s 
vorzudringen.  Er  führte  einen  Flankenmarsch  gegen  Mantua  aus,  während  Zobel  bis  Bardolino 
vorrückte,  um  die  Aufmerksamkeit  des  Gegners  zu  fesseln.  Radetzky  griff  am  28.  Mai  den 
feindlichen  rechten  Flügel  bei  Curtatone  an,  warf  denselben  und  drang  auf  Goito  vor,  wo  Bava 
das  ganze  erste  Corps  der  Piemontesen  zusammengezogen  hatte,  drängte  selben  zurück  und 
musste  bei  dem  eingebrochenen  furchtbaren  Regen  einige  Tage  unthätig  bleiben. 

Auf  die  Nachricht  vom  Falle  Peschiera^s  und  dem  Ausbruche  des  zweiten  Wiener  Aufstan- 
des gab  Feldmarschall  Graf  Radetzky,  der  die  Armee  nicht  aufs  Spiel  setzen  konnte,  seinen 
Operationsplau  auf  und  rückte  rasch  nach  Vicenza,   wo  er  am    10.  Juni  Durando    zu   einer 


1349 

CapituUtion  zwang.  Mittlerweile  war  Feldmarschall  -  Lieutenant  Weiden  mit  einem  zweiten 
Reserrecorps  in  Treviso  eingetroffen ,  hatte  sich  dieser  Stadt  bemächtigt  nnd  war  zur  Cemirung 
Yon  Venedig  geschritten. 

Karl  Albert  blieb  Anfangs  Juni  unthätig  und  beschäftigte,  seine  Hauptmacht  mit  der 
Delogirung  des  Obersten  Zobel  yom  Plateau  von  Riyoli;  endlich  dachte  er  daran  Verona  zu 
nehmen.  Radetzky  war  ihm  nach  der  Einnahme  von  Vicenza  jedoch  hier  bereits  zuvor- 
gekommen. 

Das  zweite  Reservecorps  gab  mehrere  Brigaden  zur  Operationsarmee  ab.  Diese  wurden  als 
4.  Armeecorps  unter  General-Major  Culoz  bei  Legnago  zusammengezogen.  Die  Brigade  Zobel 
ward  nach  und  nach  auf  8000  Mann  yerstärkt  und  bildete  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Qrafen 
Thurn  das  3.  Corps.  Der  Feldmarschall  wollte  nun  seinen  früheren  Plan  gegen  die  rechte 
Flanke  und  den  Rücken  des  Feindes  wieder  aufnehmen.  Das  Gros  des  4.  Corps  sollte  nach 
Mantua  marschireii,  die  Brigade  Franz  Liechtenstein  nach  Verproviantirung  Ferrara*s 
gleichfalls  dahin  ziehen,  Feldmarschall -Lieutenant  Thurn  den  Feind  bei  Rivoli  angreifen, 
während  Radetzky  den  Flankenmarsch  nach  Mantua  auszuführen  gedachte. 

Unterdessen  erfolgte  ein  unyermutheter  Schlag.  Die  Brigade  Liechtenstein,  deren 
'Commandant  nach  Mantua  yorausgeeilt  war,  stiess  am  19.  Juli  nach  Ausführung  ihrer  Aufgabe 
auf  überlegene  feindliche  Massen  und  zog  sich,  da  Karl  Albert  endlich  Mantua  eingeschlossen 
hatte,  nach  Legnago  zurück.  Zu  dieser  Cemirung  hatte  Albert  den  grSssten  Theil  der  Armee 
verwendet,  bei  Sommacampagna  und  Sona  standen  im  Ganzen  16  bis  20,000  Mann. 

Radetzky  wollte  nun  dieses  Corps  yemichten  und  sich  dann  auf  Karl  Albert  bei  Man- 
tua werfen.  Am  23.  Juli  drängte  er  das  feindliche  Centrum  nach  den  glänzenden  Gefechten  bei 
Sona  und  Sommacampagna  über  den  Mincio  zurück.  Karl  Albert  beschloss  auf  die  Nachricht 
von  diesem  Rückzuge  Radetzky*8  linke  Flanke  anzugreifen,  concentrirte  am  24.  Morgens 
25,000  Mann  bei  Villafranca  und  rückte  mit  dem  Centrum  auf  Custozza,  mit  dem  rechten  Flügel 
auf  Sommacampagna  und  dem  linken  gegen  Valeggio.  Das  Centrum  stiess  auf  die  Brigade  Liech- 
tenstein, welche  an  diesem  Tage  General  Simbschen  nach  Sommacampagna  und  später  nach 
Custozza  führte,  und  rieb  selbe  fast  auf.  Die  Verfolgung  dieses  überschätzten  Sieges  verschob 
der  König  ohne  Rücksicht  auf  Radetzky^s  Handeln  auf  den  folgenden  Tag. 

Als  demnach  am  25.  die  Piemontesen  nach  den  obigen  Dispositionen  zum  Angriffe  vor- 
rückten, waren  sie  erstaunt,  die  Stellung  unserer  Truppen  wesentlich  abgeändert  zu  finden.  Der 
Einklang  in  ihrem  Angriffe  war  auch  nicht  der  beste.  Die  Niederlage  des  rechten  Flügels  ent- 
schied am  Abende  dieses  so  heissen  Tages  den  Kampf  zu  Gunsten  RadetzkyV  Die  Piemon- 
tesen zogen  sich  in  die  Ebene  von  Villafiranca  zurück  und  die  Sohlacht  bei  Custozza,  am 
25.  Juli  geschlagen,  beschloss  den  ersten  Theil  des  Feldzuges. 

Karl  Albert  war  Abends  in  Villafranca  angekommen,  er  wollte  nun  unter  dem  Schutze 
des  Corps  von  Sonnaz,  welches  in  den  letzten  Tagen  nichts  gethan  hatte  und  bei  Volta  stehen 
sollte,  hinter  dem  Mincio  die  Truppen  sammeln ,  um  sodann  wieder  die  Offensive  zu  ergreifen. 
In  der  Nacht  auf  den  26.  zogen  die  Piemontesen  nach  Goito;  hier  traf  Karl  Albert  zu  seinem 
Erstaunen  Sonnaz  und  liess  ihn  sogleich  gegen  Volta  aufbrechen. 

Feldmarschall  Radetzky  liess  am  26.,  mit  Ausnahme  <des  3.  Corps,  den  Mincio  über- 
schreiten. Das  2.  Corps  stiess  im  Marsche  gegen  Volta  auf  Sonnaz.  Beide  Theile  trafen  in  der 
Stadt  auf  einander,  wo  es  zu  einem  mörderischen  Kampfe  kam.  Am  27.  Morgens  erschien 
aber  auch  schon  das  1.  Reservecorps,  durch  das  heftige  Feuer  geleitet,  bei  Volta,  worauf  das 
Corps  Sonnaz  zerstob. 


1350 


Karl  ALbert  eilt«  nun  hinter  den  Oglio  und  bezog  am  31,  hinter  der  Adda  eine  Stellang 
swischeD  Grotte  d^Adda  und  Lodi,  gfing  aber  schon  am  2.  Au^st  naab  Mailand,  da  e^*  diese 
Stadt  nicht  ohne  Kampf  preisgeben  wollte*  Radetzky  folget«  dem  Köni«re  und  schlug  ihn  am 
4,  in  die  Stadt  zurück.  Karl  Albert  hatte  dem  F'eldmarschall  ächon  am  7,  einen  dreitägigen 
Waffenstillstand  angetragen.  Da  man  sich  aber  über  die  Bedingungen  desselben  nicht  einigen 
konnte,  sandte  Letzterer  am  8.  das  4,  Armcecjorps  von  Mailand  gegen  Piaoenza,  um  bei  dem 
Wiederbeginne  der  Feindseligkelten  am  10.  sogleich  auf  das  rechte  Po-Ufer  {jbergehen  aii 
können.  Es  kam  jedoch  schon  am  9.  zum  AbschlusBe  elnea  sechs  wöchentlichen  Waffenstillstandes 
dessen  Bedingungen  uns  den  Beättz  unserer  früheren  Grenzen  und  festen  Plütze  und  das 
Bcsatzunggrecht  der  Herzogthümer  Modena  und  Parma  und  der  Stadt  und  Festung  Plaeonaa 
Yerbürgten.  Im  Falle  der  Waffenstillstand  nioht  wieder  verlängert  würde ^  sollte  er  8  Tage  vor 
seinem  Ablaufe  aufgekündigt  werden. 

Nach  dem  Sinne  dieses  Vertrages  mussten  auch  dio  Verl>üßdeteiii  der  piemontesischen 
Armee  die  Lombardie  räumen-  Diese  noch  bei  20,000  Mann  starken,  au«  Abenteurern  der 
ganzen  Welt  zusammengesetzten  Freischaaren  zogen  wirklich  unter  ihren  Führern  Griffini, 
Durando,  d'Apice  und  Manara  theiU  nach  Graubündtenj  theils  nach  Picmont,  wo  Bio  in  das 
Innere  des  Landes  zurückgewiesen  wurden  und  sich,  da  man  ihrer  Dienste  im  nächsten  Jahre 
nicht  mehr  benötbigte,  nach  und  nach  auflusten.  Nur  Garibaldi  hielt  seine  Sohaaren  längere 
Zeit  im  Canton  Ticino  und  am  Lago  Maggiore  beisammen  und  schiffte  endlich  gegen  den  Willen 
der  piernontesisclien  Regierung  nach  Luino  auf  osterreicbisches  Gebiet  über,  von  wo  er  bis  Varese 
streifte  und  brandBchatzte,  bis  er  endlich  von  mehreren  Abtheilungen  des  2.  Armeecorps  bei 
Morazzone  am  26.  August  ereilt  und  geschlagen  wurde.  Garibaldi  selbst  entfloh  in  der  Nacht 
nach  Lulno,  Seine  Sohaaren  lösten  sieh  auf  oder  fiüchteten  auf  Schweizer  Boden.  Mit  diesem 
Oefeehte  endeten  die  Feindseligkeiten. 


: 


Auf  dem  Reichstage  zu  Preiabai^  1848  gelang  es  den  Magyaren,  ihre  seit  langer  Zeit 
genährten  ^eparatia tischen  Tendenzen  vprwirklidit  zu  Fclien.  Die  aussorordcnttiche  Thäügkeit  des 
im  April  in«  Leben  getretenen  ungarischen  Ministeriums .  welches  die  Nationalität  der  diesem 
Kronlande  angeschlossenen  Slaven^tämme  gefäliidete,  entflammte  letztere  zu  einer  allgemeinen 
Erbe  bang.  Blitzschnell  vorbreitete  sich  der  Ende  April  in  Nag5'''Kiktnda  aufgebrochene  Auf- 
stand* Die  Serben  eilten  ihren  Brüdern  zu  liiilfc  und  standen  bald  mit  den  aus  Ungarn  zur 
Unterdrückung  der  sogenannten  Erapörunj  entsandten  Truppen,  von  denen  ein  grosser  Theil 
gegen  ihre  Landaleuto  nicht  fechten  wollte,  im  Kampfe. 

Der  im  Mürz  zum  Ban  von  Croatien  ernannte  FeldmarBchatl-Lieutenant  Baron  JollaÖi^ 
sah  bald  em ,  das»  die  Suprematie  der  Magyaren  i.ich  auch  in  den  angrenzenden  Ländern  geltend 
zu  machen  suche  und  dass  eine  friedliche  Lösung  ohne  Erfolg  angestrebt  würde;  er  griff  also 
zu  den  Waffen ,  rüekto  mit  4.5,000  Mann  Anfangs  September  iiber  die  Drau,  zog  in  Stul;'- 
weissenburg  ein  und  schlug  am  29.  das  ihm  unter  Moga  entgegenstehende  ungarische  Herr  bei 
PÄkozd.  Am  30.  September  bewilligte  der  Ban,  um  Zeit  zu  gewinnen  nnd  da  das  slavonisohc  Corps 
unter  General  Roth  bei  Ozora  gefangen  wurde,  dem  Feinde  einen  dreitägigen  Waffenstillstand, 
marschirte  gegen  Österreich  und  sandd-  den  Landsturm  nach  Hause.  Zu  Altenburg  angekommen, 
erhielt  er  die  Nacbiiclit  von  dem  Aufstände  in  Wien  am  t*.  October,  wohin  er  nun  seinen  Marsch 
beaohlounigte. 

Feidmorschttll  Fürst  Windisch- GrUtz  erhielt  nach  kräftiger  Unterdrfjckunff  des  Auf- 
Standes    in   Prag  das  Commando   aüpr  Armeen,  mit  Ausn.ahme  der  italienischen,  und  hatte  bereits 


1351 


eine  ansehnliche  Streitmacht  zur  Bekämpfung  der  rebelliBchezi  Hauptstadt  Tersammelt.  Moga 
war  mit  20,000  Mann  dem  Ban  gefolgt  und  sollte,  abgesehen  von  der  Verniohtung  der  Croalen, 
aueb  der  bedrängten  Hauptstadt  zu  Hülfe  eilen.  Der  Feld marsc ball  schlug  die  Insurgenten  bei 
Sebweehat  am  30.  Ootober,  und  bezwang  Tages  darauf  die  empörte  Hauptstadt  des  Reiches« 

Ein  neues  Ikliniäterium ^  Schwarzen berg-Bach^  in  welchem  eich  die  Kraft  mit  der 
Intelligensfi  zusammen  gefunden  hatte,  trat  an  die  Stelle  des  von  den  Dctoberwirren  grösfitentheils 
zerstaubten,  und  verkündigte  in  dem  Programme  vom  24,  'November  ein  einhei tllehes  grosses 
Oaterrcich!  Aber  zur  Verwirklichung  des  Programme»  musste  noch  ein  entscheidender  Schritt 
gethan  werden ^  und  die  Notb wendigkeit  eines  solchen  sah  Der  am  ersten  ein,  welcher  dieses 
Opfer  bringen  Boltte.  Kaiser  Ferdinand  der  Gütige  verhehlte  sieh  nicht,  dass  das  Soepter  jetzt 
mehr  als  jemals  einer  kraftvollen  Hand  benÖthige;  er  entsagte  also  stu  Gunsten  flcineg  Neffen  des 
Erzherzogs  Franz  Joseph  dem  Throne.  Der  neue  Monaroh  verkündigte  in  einem  Manifeste 
vom  2.  December  184S,  »durch  die  Thronentsagung  Seinci  erhabenen  Oheims  und  die  Verzicht- 
leistung  Seines  durchlauchtigsten  Herrn  Vaters  Erzherzog  Franz  Karl  auf  ilie  Thronfolge  kraft 
der  pragmatischen  San otion  berufen,  die  Kronen  Seines  Reiches  auf  Sein  Haupt  zu  setzen, **  feier- 
liehst  allen  Volkern  der  Monarchie  Seine  Thronbesteigung  unter  dem  Namen  Franz  Joseph 
de»  Ersten.  », Völker  Osterreiohs ! "  so  rief  er  diesen  zu:  »Wir  nehmen  Besitz  von  dem  Throne 
Unserer  Väter  in  einer  ernaten  Zeit.  Gross  sind  die  Pflichten,  gross  die  Verantwortlichkeit, 
welch©  die  Vorsehung  Una  »uferlegt.     Qottea  Schutz  wird  Uni  begleiten." 

Das  schwankende  und  gefährdete  Österreich  hatte  wieder  seinen  C£sar  gefunden ;  jetzt  war 
an  kein  Stillstehen,  geschweige  an  ein  Zurückweichen  mehr  zu  denken,  es  musste  vorwärts  zum 
Siegel  Die  erfite  ernste  Sorge  des  Kaisers  war  es  den  Aufstand  in  Ungarn  zu  bewtÜtigen^ 
wo  die  Revolution  immer  mehr  Boden  gewonnen  hatte.  Den  erprobten  Feldmarschall  Fürsten 
«uWindisoh'Grätz  bclraute  der  Monarch  mit  dieser  »chwierigen  Aufgabe.  Eine  muthbeseelte 
kampflustige  Armee  stand  ihm  zu  Gebote.  Mit  Energie  schritt  der  Fürst  zur  Ausführung  nnd 
Ihellte  das  44,000  Mann  starke  Heer  in  3  Corps.  Das  erste  befehligte  der  Ban,  das  zweite  Feld- 
marsehall  ^  Lieutenant  Graf  Wrbna,  das  dritte  oder  Reserve  -  Corps  Feldmarpchall  -  Lieutenant 
Doca  di  Serbelloni.  Andere  Abtheilungen  und  Corps  bewegten  aich  im  Norden  und  Westen 
gc^n  den  Kriegssohauplats  und  loUten  mit  der  Hauptarmee  im  Einklänge  handeln.  Unvorher- 
gesehene Hindernisse  verzögerten  den  Beginn  der  Offensive  bi«  Mitte  December. 

Am  15.  December  begann  die  allgemeino  Vorrückung.  Oberst  Baron  Horvilth  drang  in 
der  äussersten  rechten  Flanke  nach  Ödenburg.  Das  erste  Corps  überschritt  in  drei  Colonnen  die 
Landesgrenzen  und  vertrieb  den  Feind  aua  seinen  Stellungen.  Das  zweite  rückte  am  Id.  in 
Pressburg  ein.  Feldmarsohall-Lieutenant  Simunich;  seit  einem  miaslungenen  Streifzuge  in  dte 
Bergstädte  in  QÖding  concentrirt,  drang,  auf  4500  Mann  verstärkt,  wieder  siegreich  vor  und 
eriturmte  Tyrnau.  Über  Jablunka  war  Oberst-Lieutenant  Frischeisen  im  October  mit  800  Mann 
zum  Sehutze  der  slavischen  Bevölkerung  im  nordlichen  Ungarn  eingerückt,  zog  sich  jedoch,  in 
seiner  Kückzugslinie  bedroht,  wieder  an  die  Grenze  zurück.  Diese  Colon ne,  durch  rwci  Bataillone 
verstärkt r  führte  General  -  Major  Qotz  siegreich  gegen  TrentscMn.  Feldmarscliall  •  Lieutenant 
Graf  SohUk  itand  vorerst  mit  6000  Mann  bei  Dukla,  nahm  nach  Bekiuiipfung  misäglioher 
Sehwierigkelton  und  dem  Siege  bei  Badamdr  Kaschati  ein  und  paeificirte  die  umliegenden  Ort- 
achaflon;  der  Feind  zog  sich  nach  Ofen  zurück.  Horvath  setzte  sich  über  Kapuvikr  mit  der  Haupt- 
armee  In  Verbindungi  ein  Streifcorps  unter  Oberat-IJeuteoant  Graf  Althann  anterhiclt  diese 
über  Steinninanger  mit  Feldseugmeiater  Graf  Nugent,  der  mit  9000  Mann  aua  Steiermark  in  K5r- 
nend  eitigetrolTen  war.   Dieien  Heeroslheilen  standen  die  Ungarn  wie  folgt  gegenüber:  UÖrgey 


1355 


mit  50,000  Mann  zwischen  Raab  und  der  ödterreichischen  Ostgrenze,  Beniczki  mit  3000 
Mann  gegen  den  Jablunka-Pass,  10,000  Mann  unter  Perczül  dem  General  Neige nt  gegenüber, 
16^000  Mann  gegen  die  Serben,  7000  Mann  pcblopaen  Arad  ein,  8000  Mann  gegen  Feldmar- 
soliall-Lieutenant  Graf  Scülik,  10,000  Mann  als  Besatzungen  in  den  Festungen  Peterwardein, 
Komorn,  Leopoldstadt  und  Munkdcs. 

Am  2Ö.  December  wurden  dio  Operationen  wieder  aufgenomtiien.  Dw  Ban,  an  dicÄem  Tage 
in  Kis-Ber  angelangt,  eilte  mit  seiner  Cavalltjrie  nacL  Moor  und  scLlug  bier  Pcrczel,  der  ßich 
nach  Ofen  werfen  wollte.  Ein  Tbei!  dieser  Insurgenten  -  Abtbeüung  zog  sich  nach  Stuhlweissen- 
bürg.  Auf  dem  Marsche  nach  Teteny  Tcrtrieh  der  Ban  bei  Han^abeg  wieder  eine  feindliche  Colonne 
und  zwang  sie  zum  Rückzüge  nach  Ofen.  Das  zweite  Corps  drang  nach  Zurücklassung  der 
Brigade  Lederer  unter  Feldmarschall  -  Lieutenant  Ramberg  jiur  Beobachtung  Komorns  gegen 
Ofen  vor.  Simunich  bJockirte  Leopoldstadt.  Graf  Schlik  lioss  in  Kaschau  die  Brigade 
Fiedler  als  Besatzung  zurück,  bedrängte  den  Feind  bei  Szikszö  und  marachirte  auf  Miskolcz, 
Am  4.  war  die  Hau[itarrae6  in  der  Aufstellting  vor  Ofen  eingerückt.  Das  Insurgenlenbeer  zog  sich 
zurück;  siegreich  nahm  der  FeldmarschaK  von  der  Hauptstadt  des  Landes  Resit?,  und  der  erste 
Theil  des  festgesetzten  Operationsplanes  war  gelöst. 

Oberst  Uorvitb  besetzte  Veszprira  und  Stuhl weissenburg,  Althan n  nahm  in  Bakony- 
B^l  eine  feindliche  Abtheilung  gefangen.  Graf  Schlik,  von  Übermacht  bodrohty  besetzte  aber* 
mala  Kaschau,   da  vorli^ußg  an  eine  Yerbindung  mit  der  Hauptarmee  niebt  zu  denken  war« 

Im  Banate  Latten  die  Magyaren  bedeutende  Streitkräfte  concentrirt  und  bedrohten  die 
Festungen  TemesvAr  und  Arad.  Diese  Bollwerke  wurden  von  ihren  tapferen  Commandanten, 
den  Feldmarachall-Lieutenants  Rukavina  und  Berg  er  dem  Staate  erhalten^  während  die  ühri* 
gen  Festungen  des  Landes  in  Feindeshand  fielen.  Kraftigen  Beistand  fand  die  schwache  kaiser- 
liche Streitmacht  im  Banate  an  dem  serbischen  General  Knicani  n.  Den  einsichtsvollen  Leistun- 
gen des  General-Majors  Grafen  Leiningon  gelang  es,  dio  Verbindung  zwischen  diesen  beiden 
Fefitungen  zeitweilig  zu  unterhalten. 

Simunich  belagorte  Leopoldstadt  erfolglos  und  die  Brigade  Nousfcädter  sollte  den- 
selben verstärken.  Im  Rücken  der  kaiserlichen  Armee  umschwärmten  Koniorn  kleine  feindliche 
Streifoorps  und  ein  solches  verhinderte  die  Vereinigung  Neustiidter*s  mit  Simunich,  worauf 
Ersterer  zur  Beobachtung  von  Komorn  nach  Neuhiiusel  gezogen  wurde.  Perczel,  der  eben  so 
wenig  als  der  Fcldmarscball ,  welcher ,  wie  wir  gleich  sehen  werden  ,  den  grÖasien  Theil  des 
Heeres  Görgoy  entgegensandte j  die  Olfensive  ergreifen  konnte ,  wurde  von  der  Brigade 
Ottinger  hei  Szolnok  in  Schach  gehalten;  gritf  jedoch  die  Brigade  an  und  drängte  sie,  durch 
ansebnliehe  InBurgenten-Ahtbeilungen  verötärkti  nach  Czeglcd  zurück.  Ottinger  vereinigte  sich 
mit  der  von  Pcstli  vorgerückten  Brigade  Grammont  und  warf  den  Feind  wieder  über  die  Thelss. 
Der  Ban  besetzte  am  28.  Jänner  Szolnok. 

In  einem  Kriegsrathe  am  2.  Jänner  heechloBscn  die  Ungarn,  dass  nur  Perczel  dem  in 
Pesth  einrückenden  Feldmarschall  gegenüber  bleiben  ^  Görgey  aber  mit  den  besten  Truppen 
Leopoldstadt  entsetzen  und  hierdurch  den  Feldmarschall  vom  weiteren  Vordringen  über  die  Tbeiss 
abhalten  so  Ute. 

Der  Fürst  digponirte  den  Feldmarscbali-Lieutenant  Csoricb  mit  S  Baiaillonen,  6  Schwa- 
dronen und  3ß  Geschützen,  um  diesen  feindlichen  Führer  nach  Scheranitz  zu  drängen,  während 
Götz  Neusohl  und  Kremnitz  bedrohen  sollte.  Dieaer  General  bestand  hei  Turcsek  ein  siegreiches 
Gefecht,  mtiaste  sieb  aber  nach  Mäaocz  zurüekziehen.  Osorioh  schlug  den  Feind  am  21.  Jänner 
bei    Schemnitzi    worauf  Görgoy    Ende  Jiiuuer   sein  Corps  bei  Keusohl    concentrirtej    um    zur 


i 


1353 

Vereinigung  mit  Klapka  an  die  obere  Theiss  zu  nicken.   In  den  ersten  Tagen  Februars  traf  er 
in  Leutschau  ein. 

Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Schlik  blieb  bei  dem  siegreichen  Vordringen  der  Haupt- 
Armee  nicht  unthätig.  Er  liess  abermals  eine  Brigade  in  Kaschau  und  marsohirte .  auf  Tokay.  Hier 
stiess  er  am  22.  Jänner  auf  feindliche  Übermacht  und  zog  sich  -wieder  nach  Tallya  zurück.  Bald 
darauf  vereinigte  sich  die  als  Verstärkung  entsendete  Division  Schulzig  mit  diesem  Corps, 
worauf  Schlik  den  Feind  über  die  Theiss  warf  und  Keresztür  und  Tarczal  besetzte.  Görgey 
benützte  die  Entblössung  der  ncfrdlichen  Comitate,  verdrängte  die  geringen  ihm  gegenüber  stehen- 
den Detachemcnts,  besetzte  Eperies  und  Kaschau  und  vereinigte  sich  bei  Kaschau  mit  Klapka. 
Graf  Schlik  erkannte  das  Gefahrvolle  seiner  Lage  und  eilte  sich  endlich  der  Hauptarmee 
anzuschliessen. 

Der  Feldmarschall  stand  gegen  Ende  Februar  in  Gyöngyös,  der  Ban  mit  dem  1.  Corps  bei 
Szolnok.  Trotz  der  Zerstückelung  der  Armee  griff  der  Fürst  die  Ungarn  unter  Görgey,  Dem- 
binsky  und  Klapka  am  26.  und  27.  bei  KÄpolna  an.  Sohlik  erschien  in  der  feindlichen  rech- 
ten Flanke  und  beförderte  den  Sieg  dieses  Tages.  Die  Vereinigung  war  erfolgt,  der  Feind  zog 
hinter  die  Theiss.  Die  Armee  hatte  jetzt  die  Theiss  von  Tokay  bis  Szolnok  besetzt,  der  Ban  stard 
in  Czeglt^d.  Fürst  Windis  ch-Grätz  erwartete  Verstärkungen,  um  die  Offensive  mit  Nachdruck 
ergreifen  zu  können.  Die  Insurgenten  zogen  sich  nach  einem  gelungenen  Handstreiche  auf  Szolnok 
wieder  hinter  die  Theiss,  die  Division  Simunich,  welche  durch  den  am  3.  Februar  erfolgten 
Fall  von  Leopoldstadt  disponibel  war,  wurde  zur  Cemirung  Komorns  beigezogen.  Oberst  Ho r- 
yiiih  reinigte  die  Gegend  von  Földvar  und  Baja  vom  Feinde.  Feldzeugmeister  Graf  Nugent 
besetzte  Fünfkirchen  und  ccrnirte  sodann  Es s  egg,  welches  sich  am  13.  Februar  ergab.  Diese  beiden 
streifenden  Colonnen  pacificirten  die  berührten  Ortschaften.  Nach  dem  Falle  der  genannten 
Festung  übernahm  der  Feldzeugmeister  das  Cemirungs  -  Commando  in  Peterwardein.  Im  Süden 
operirten  General  Thodorovich  und  Knicanin  gegen  Werschetz,  eroberten  diesen  Ort  und 
zwangen  den  Feind  zum  Rückzüge  nach  Moravicza.  Die  Czaikisten  erstürmten  Verb^z ;  Weiss- 
kirchen wurde  mit  13  Compagnien  besetzt,  Knicanin  rückte  am  29.  Jänner  in  Zombor  ein. 

Fcldmarschall- Lieutenant  Rukavina  entsandte  den  Feldmarschall-Lieutenant  Gläser  mit 
einer  Division  gegen  die  Grenze  Siebenbürgens.  Dieser  schlug  ein  feindliches  Corps,  welches 
über  die  Marcs  seine  linke  Flanke  bedrohen  wollte.  Ende  Februar  ging  die  Brigade  Leiningen 
aus  Tcmcsvdr  gleichfalls  an  diese  Grenze,  um  die  Verbindung  der  Insurgenten  mit  Siebenbürgen 
zu  verhindern,  kehrte  jedoch,  von  starken  feindlichen  Massen  bedroht,  im  halben  März  wieder 
nach  Temesvar.  General-Major  Thodorovich,  welcher  bis  jetzt  das  linke  Maros-Ufer  vom  Feinde 
frei  hielt,  besetzte  Kanisa  an  der  Theiss,  um  mit  dem  heranrückenden  Ban  vereinigt  Szegedin  zu 
nehmen.  Hier  wurde  er  am  18.  März  vom  überlegenen  Feinde  angegriffen  und  musste  sich  gegen 
die  Donau  zurückziehen. 

Die  ausgedehnte  Stellung  der  Armee  benützend,  beschlossen  die  Insurgentenführer  Komom 
zu  entsetzen.  In  den  letzten  Märztagen  war  Görgey  mit  seinem  Heere  k  cheval  der  Strasse 
Porosziü  -  Gyöngyös  vorgerückt;  Graf  Schlik  zog  sieh  in  die  Position  vor  HatvAn  und 
hinter  die  Zagyva.  Die  Armee  der  Insurgenten  hatte  am  31.  März  folgende  Stellung  genommen: 
das  7.  Corps  Gaspar  hielt  Hort  und  CsÄny  besetzt,  das  1.  Klapka  war  in  ArokszilAs,  daa 
2.  Aulich  als  Reserve  in  Haimai,  das  3.  Damjan  ich  in  Gyöngy'ös  und  Pata.  Ihre  Führer  beab- 
sichtigten den  am  26.  von  Ketskem^t  und  Koros  über  Czegldd  und  Alberti  gegen  QddöUd  ziehen- 
den Ban,  da  man  in  Gödöll<^  eine  Concentrirung  unserer  Armee  anstrebte ,  anzugreifen  and  den 
^trassenknotenpunct  Ciödöilö  zu  besetzen.     Der  Ban  erhielt  Nachricht  über  Görgey*s  Vorrücken 


1354 


bis  Gyöngyöfi  und  Hort,  und  trat  wegen  bedenklicher  Bedrohung  seiner  linken  FUnke  den  Biiok- 
marsoh  über  Alberd^  Tapio  -  ßicske  und  Isaezeg  gegen  Grödd  116  an;  der  Feldmaräoball  entsendete 
die  Division  Csorioh  zur  Verstärkung  dahin  und  gab  dem  in  Alberti  angekommenen  Ban 
Befehl  die  Verbindung  mit  Schlik  herzustellen,  während  er  selbst  sein  Haij^Uquartior  in  Asjsod 
nahm.  Daa  3.  Corps  Sc  hli  k  Btand  hinter  der  Zagyva,  das  1.  J  ellaSi  (S  in  Tapio-Bicskei  ein  Theil 
des  2.  llamberg  in  Godöllü,  der  andere  Theil  in  Ralassa  -  Gyarmat  und  Vadkert.  Der  Feld- 
marscball  sah  ein,  dass  er  gegen  eine  mehrfache  Uliermacht  des  Feindes  die  Offensive  imt  der 
Defensive  vertauacben  müsse,  und  es  wurde  Pesth  als  Rückzugspunct  gewählt.  Die  drei  Armee- 
Corps  nahmen  auf  dem  Rakos  eine  Stellung  eiu,  welche  sich  in  einem  gresson  Bogen  von  Palota 
über  KeresÄtilr  bis  SoroksAr  ausdehnte.  Waitzen  und  Umgegend  wurde  von  der  Qua -Division 
Gütz  besetzt.  Bei  dieser  Bewegung,  welcher  der  Feind  mit  grosser  Eile  folgtcj  hestiind  die 
Brigade  Raaticb  bei  Tapio-Bicske  einen  riibmlicben  Kampf  und  der  Ban  wurde  am  6.  April  bei 
Isaszeg  von  der  feindlichen  Übermacht  angegriffen;  das  schwankend o  Gefecht  entschied  das  vom 
Feldmarschall  dahin  dirigirte  Corps  des  Grafen  Seblik»  Während  das  über  Szolnok  vorge- 
drungene feindliche  Corps  unsere  Hauptarmee  am  Rikos  beschäftigte ^  hatte  sieh  Gdrgey  auf 
Wait^^en  geworfen  und  am  10-  April  nach  einem  heftigen  Gefechte,  in  welchem  General  -  Major 
Götz  den  Heldentod  fand,  die  Qua-Divieion,  nunmehr  von  Jablonowski  befehligt,  donau 
aufwärts  tibejr  Kernend  gedrängt. 

Dieses  Gefecht  liess  dem  Feldmarsehalt  vermuthen^,  dass  der  Gegner  seine  Operation  von 
dort  mit  Kraft  zum  Entsatz©  von  Komorn  fortzusetzen  heahäicbtige;  der  Füret  fasste  sofort 
den  Entsohluss,  die  Stellung  vor  Pestb  aufzugeben,  die  Truppeu  auf  das  rechte  Ufer  nach 
Ofen  zu  ziehen^  von  dort  aber  eine  hinlängliche  Trnppenmacht  Über  Gran  auf  das  linke  Donau-Ufer 
zu  dlsponiren  um  vereint  mit  den  aus  \Vien  eingetrofTenen  vier  Brigaden  Herzinger,  Vetgl, 
Teucbert  und  Th eissing  und  der  Division  Jablonowski,  über  welche  Truppcutheile  Fcld- 
marsohall-Lieutenant  Wohlgemuth  das  Commando  erhalten  hatte,  dem  Feinde  den  Weg  nach 
Koraorn  zu  verlegen. 

Inmitten  der  DispoEitionen,  welche  zur  Vereitlung  des  Entsatzes  getroffen  wurden^  erhielt 
der  Feldmarachall  in  der  Nacht  vom  13.  auf  den  14,  April  die  Abberufung  vom  OberCommando. 
Seine  letzte  Verfügung,  womit  er  den  Feldmarschall-hicuteuant  Wohlgeniuth  beauftragte,  dem 
Feinde  den  Übergang  über  die  Gran  bei  Ki'dna  zu  wehren,  ward  von  dem  provisorischen  Armee- 
Obercommando  dahin  abgeändert,  die  Truppen  auf  das  rechte  Donau-Ufer  zurückzuziehen  und 
nur  eine  Brigade  zur  Bewachung  der  Granlinie  zu  belassen. 

Als  der  Nachfolger  des  Fürsten  ira  Ohercommando ,  Feldzeugmeistcr  Baron  Weiden,  im 
Hauptquartiere  eintriii*,  suchte  er  vergehen«  jenen  Fehler  gut  zu  machen;  Görgey  hatte  bereits 
tun  18.  in  drei  Colennen  die  Gran  ühcrsehritten  und  Feldmarschall  -  Lieutenant  Wolilgemuth 
musste  sich,  bei  Nagy-Sarlo  am  10.  gcschlagcu,  an  die  Waaglinle  zurückziehen.  Komorn  wurde 
am  22,  vom  Feinde  entsetzt. 


Der  am  l*.  August  1848  zu  Mailaud  abgeschlossene  und  stillscbwelgend  v erlange rteWttfTen- 
Blillstand  wurde  am   12*  März  1819  von  der  piemontesischen  Kegierung  gekündigt. 

Feldraarschaü  Graf  Radetzky  hatte  eine  zu  genaue  Kenntnies  von  den  polltischcu  Ver- 
hältnissen Picmonts,  als  dass  er  nicht  daa  Eintreten  dieses  Ereignisses  hatte  voraussehen  und 
darauf  vorbereitet  sein  sollen.  Er  hatte  längst  alle  mogUclien  Wecjisclfälle  des  bevorstehenden 
FeldÄUgCH  reiflich  erwogen  und  war  zu  dem  Eutsclilusse  gekommen,  beim  Ausbruche  des  Krieges 
nur  die  Castcllc  \un  Mailand,  Brcscia  und  Bergamo,  dann  jenseits  des  Po 's  den  Brückenkopf  von 


1355 

Brescello  und  die  Festung  Piacenza  besetzen  (iwozu  10,000  Mann  hinreichten),  das  flache  Land 
der  Lombardie  frei  zu  lassen  und  alle  übrigen  Truppen  am  unteren  Ticino  zu  versammeln,  um  mit 
ihnen  nach  Umständen  defensiv  oder  offensiv  zu  operiren. 

Diesem  Plane  gemäss  waren  die  mittlerweile  wieder  ergänzten  Truppen  so  aufgestellt  wor- 
den, dass  sie  binnen  8  Tagen  an  irgend  einem  Puncto  des  Ticino  vereinigt  sein  konnten.  Als 
nun  dem  Feldmarschall  die  besagte,  sonderbarer  Weise  nicht  vom  Könige  von  Piemont,  sondern 
von  dessen  Ministerium  gezeichnete ,  von  dem  österreichischen  Heere  mit  unbeschreiblichem  Jubel 
aufgenommene  Kündigung  eingehändigt  wurde,  Hess  er  den  Truppen  augenblicklich  die  bezüg- 
lichen Marschbefehle  zusenden. 

Zugleich  erhielt  Graf  Radetzky  die  Nachricht,  dass  sich  die  ihiQ  überlegene  feindliche 
Armee  getheilt  habe,  die  Hauptmacht  am  linken  Po-Ufer  zwischen  Vercelli,  Novara  und  Vige- 
vano  versammle  und  mit  einem  kleinen  Theile  am  rechten  Ufer  gegen  Parma  vorrücke,  um  bei 
Brescello  den  Po  im  Rücken  des  österreichischen  Heeres  zu  überschreiten. 

Da  dieser  Umstand  die  Absicht  des  Feldmarschalls  wesentlich  unterstützte,  so  war  er  nun 
fest  entschlossen,  die  feindliche  Hauptmacht  am  linken  Po-Ufer  jenseits  des  Ticino  selbst  anzu- 
greifen., dann,  im  Falle  es  ihm  gelingt,  diese  zu  schlagen,  dem  am  rechten  Po-Ufer  vorrückenden 
Feinde  im  Rücken  zu  folgen  oder  sich  gegen  Turin  zu  wenden.  # 

Um  aber  den  Feind  zu  täuschen  und  das  glauben  zu  machen,  was  man  in  Mailand  für 
gewiss  annahm,  nämlich :  dass  sich  das  österreichische  Heer  wieder  hinter  die  Adda  zurückziehen 
werde,  Hess  er  den  16.  und  17.  März  blos  die  Vorhut  wie  zur  Deckung  eines  Rückzuges  am 
Ticino  stehen ,  verlegte  das  schreibende  Hauptquartier  nach  Crema  und  brach  am  Morgen  des 
18.  mit  den  in  und  um  Mailand  stehenden  Truppen  gegen  Lodi  auf. 

Während  man  nun  in  Mailand  diese  Bewegung  natürlich  als  eine  rückgängige  ansah  und 
dem  feindlichen  Hauptquartiere  als  solche  mittheilte,  zogen  sämmtliche  zur  Offensive  bestimmten 
Truppen  am  18.  und  19.  auf  den  Strassen  von  S.  Angelo,  S.  Colombano  und  Binasco  vor-  und 
seitwärts  gegen  Pavia  und  trafen  dort  am  Abend  des  19.  ein 

Feldmarschall  Graf  Radetzky  hatte  somit  eine  Macht  von  60  Bataillonen^  42  Schwa- 
dronen und  186  Geschützen  vereinigt.  Diese  Truppen  waren  in  folgende  fünf  Armeecorps  ein- 
gethcilt: 

Das  erste  Armeecorps  unter  General  der  Cavallcrie  Grafen  Wratislaw  (18  Bataillone^ 
8  Schwadronen,  42  Geschütze);  das  zweite  Baron  d'Aspre  (17  Bataillone,  14  Schwadronen, 
42  Geschütze);  das  dritte  Baron  Appel  (I2V2  Bataillone,  4  Schwadronen,  42  Geschütze);  das 
vierte  Graf  Thurn  (T'/o  Bataillone,  4  Schwadronen,  24  Geschütze);  das  erste  Reservecorps,  von 
Wo  eher,  mit  der  sämmtlichen  Geschütz-  und  Munitions-Reservo  (5  Bataillone,  12  Schwadronen, 
36  Gcscliützc).  Die  Brigade  Görgor  der  Division  Wohlgemuth  hielt  den  oberen  Ticino 
besetzt;  scliwachc  Ueiter-Abtheilungen  standen  unter  dem  Feldmarschall  -  Lieutenant  Grafen 
Schaffgotsche  am  mittleren  und  unteren  Ticino. 

Im  österreichischen  Hauptquartiere  war  man  über  die  Stärke  und  Stellung  des  -Feindes 
im  Allgemeinen  ziemlich  genau  unterrichtet  Das  piemontesische  Heer  war  während  der  Zeit 
des  WatTcnstillstandos  neu  gebildet,  bis  über  100,000  Mann  vermehrt  worden  und  mit  allen 
Bedürfnissen  hinlänglich  verseben.  So  wie  im  früheren  Feldzuge  führte  auch  diesmal  Karl 
Albert  den  Oberbefehl  desselben,  hatte  sich  aber  den  polnischen  General  Chrzanowsky  in 
der  Kigenschafl  eines  Major-Generals  beigesellt 

Die  Hauptmacht  des  Feindes  war  bei  Novara  zusammengezogen.  Die  Vorhut  -  Brigade 
(Solaroli)   stand   bei    Oleggio;    die    Lombarden  -  Division  Jlo  marin  o    am  rechten  Po-Ufcr  und 


1356 


durch  eine  bei  Mez^ana  Corte  gesclilAgene  Brücke  niit  der  Hauptarmee  in  Verbindung,  Die 
Division  Della  Marmora  hatte  sclion  früher  die  Beatimmung  erhaltenj  den  aus  Florenz  gezüch- 
teten Groasheizog  von  Toscana  in  seine  StAaten  zurückzuführen,  und  war  gegen  Sarzana  vorge- 
ruokt^  wo  BIO,  als  diese  Unternehmung  von  der  republicaiiischen  Partei  der  piemontcsischen  Kam- 
mern vereitelt  wurde,  bis  zum  Ausbruche  dca  neuen  Feldzuges  stehen  bliob. 

Ana  der  Stellung  doa  piemootefiisohen  Hcercä  ichloss  der  Feldmarschall  Graf  Radctzky, 
d&ss  dieses  über  die  Brücke  von  Buffaloia  gegen  Mailand  vorzudringen  beabsichtige;  er  sah  seine 
Yermuthung  bei  Beginn  der  Feindseligkeiten  bestätigt. 

Von  dem  OeÜngen  seines  Entwurfes  überzeuget,  liess  unser  erprobte  Feldherr  am  Morgen 
des  20*  den  Ticino  von  der  Vorhut- Brigade  Kolowrat  (2.  Armeecorps),  und  Schlag  12  Uhr 
den.  Grenzbach  Gravellone  überschreiten. 

Die  feindliche  Vorhut  (Schützen-Bataillon  Manara)  leistete  nur  geringen  Widerstand  und 
Z4>g  eich  theila  geg&n  Cava^  theils  über  die  Brücke  von  Mezzana  Corte  auf  das  recht©  Po-Ufer 
zurück.  Da  es  diese  Brücke  nach  seinem  Rückzuge  zerstörte,  so  war  dadurch  die  Division 
Roraarino  von  der  pieraontesischen  Hauptarraee  getrennt. 

Während  dicBea  Gefechtes  rückte  die  österreichiache  Armee  über  den  Ticino.  Das  1.  Armee- 
corps lagerÄ  bei  Zerbolo,  das  2.  und  3.  bei  Gropello,  das  4.  bei  la  Cava  und  das  1.  Reservecorps 
vor  Gravellone.  Die  Brigade  Wimpffen  blieb  als  Rückendeckung  in  Pavia.  Feldmarscball- 
Ueutenant  Wohlgemuth  war  dorn  erhalteoen  Befehle*  gemäss  mit  der  Brigade  GÖrger  am 
Linken  Ticino- Ufer  bis  Rosata  heruntergozogeni  um  am  21.  den  Übergang  bei  Bereguardo  auszu- 
führen und  sich  dem  flussaufwärts  ziehenden  1.  Armee corps  anzuschliessen. 

Am  21.  setzte  sich  die  Armee  gegen  Mortara  in  Bewegung.  Hier  kam  es  aur  Schlacht| 
durch  deren  Verlust  die  beiden  feindlichen  Divisiüneii  Dtirando  und  Herzog  von  Savoyen 
nach  Novara  zurückgeworfen  wurden. 

Das  üsterreiehiscbe  Heer  hatte  durch  diesen  Sieg  den  Straascnkuoten  von  Mortara  gewon- 
nen und  konnte  sich  nun  schnell  und  mit  vereinten  Krallen  entweder  nach  Novara  oder  Vereelli 
wenden.  Am  22.  setzte  sie  ihren  Marsch  gegen  Novara  fort.  Das  1.  Armee corpa  erreichte  Cüla- 
vegoa.  Das  2.,  3.  Armee-  und  1.  Rcscrvecorps  lagerten  auf  der  Strasse  von  Mortara  nach  Novara 
und  schoben  die  Vorposten  bid  Garbagna ;  da^  4.  Armeecorps  rückte  an  die  Agogna  bis  C&sa 
Serbelloni-Busca  vor. 

Mittlerweile  hatte  Karl  Albert  den  Marsch  nach  Novara  angetreten  und  sich  dort  mit 
den  Resten  der  beiden  Divisionen  Durando  und  Herzog  von  Savoyeii  vereinigt.  Auch  die 
Division  des  Herzogs  von  Genua  traf  noch  vor  Beginn  der  Schlacht  von  Magenta  dort  ein. 
'Seine  Streitkräfte  mögen  gegen  54,000  Mann  mit  122  Geschützen  betragen  haben. 

Die  Sehlacht  von  Novara^  am  23.  gCächJagenj  endete  den  Feldzug  und  die  ehrgeizigen 
Hoihungcn  des  Königs.  Br  dankte  noch  in  der  Nacht  vom  23.  auf  den  24.  zu  Gunsten  seines 
Sohnes  Victor  Emanuel,  Herzogs  von  Savoye»,  ab  und  begab  sich  nach  OportOi  wo  er  bald 
darauf  seinem  Kummer  erlag. 

Die  Unterredung,  welche  zwischen  dem  jungen  König  und  dorn  Feldmarschall  am  24.  zu 
Vignalc  stattfand,  führte  zu  einem  WiüTen stillstände,  der  am  25.  zu  Novara  abgeschlossen 
wurde* 

Nach  dieser  raschen  und  glücklichen  Operation  gegen  die  Picmontescn  blieb  nicht  viel  xu  thua 
übrig.  Am  1.  April  bewältigte  Feldroarsohall- Lieutenant  Haynau  mit  kräftiger  Hand  Broscia, 
Feldmarschall  -  Lieutenant  d^Aspro  vertrieb  in  Mndena,  Parma  und  Toscana  die  revolutionären 
Gewalten;    Bologna    capituUrte   am    15.  Mai.  Feldmarschall- Lieutenant   Graf  Wimpffen   rückte 


1357 

Yon  bier  nach  Ancona,  welcher  Platz  sich  am  19.  Juni  ergab.  Oari baldig  welcher  pIStzUch  im 
Toscanischen  mit  einigen  tausend  Mann  erschien ,  wurde  nach  San  Marino  geworfen ,  wo  sich  sein 
Corps  zerstreute.  Venedig  harrte  bei  seiner  günstigen  Lage  und  grossen  Besatzung  durch 
17  Monate  aus  und  ergab  sich  erst  am  24.  August,  nachdem  es  keine  Hoffnung  auf  einen  Ent- 
satz oder  eine  auswärtige  Hülfe  hegen  konnte. 

So  hatten  des  Kaisers  Waffen  gesiegt  üb«r  das  italienisehe  Bündniss,  über  die  Empörung 
und  den  Abfall  seiner  eigenen  Provinzen,  über  die  grosse  Partei  des  Umsturzes,  der  unbewusst 
selbst  die  höchsten  Behörden  des  Landes  dienten. 

Nach  dem  Waffenstillstände  zu  Novara  erfolgte  am  6.  August  1849  der  definitive  Friedens- 
schluss  mit  Piemont  zu  Mailand.  Der  Länderbestand  beider  Monarchien  blieb  unverändert  nach 
den  Bestimmungen  der  Wienor  Congress-Acte.  Eine  seit  längerer  Zeit  zwischen  den  kriegführen- 
den Mächten  erhobene  Streitfrage  über  die  Grenze  bei  Pavia  wurde  durch  die  Bestimmung  besei- 
tigt, dass  der  Thalweg  des  Gravellone  die  Grenze  zu  bilden  habe,  und  der  von  Piemont  an 
Österreich  zu  zahlende  Kriegskostenbetrag  auf  75  Millionen  Francs  festgesetzt 


In  Ungarn  hatte  Feldzeugmeister  Weiden  die  Armee,  nachdem  sie  auf  ihreg^  Rückzüge 
am  26.  April  1849  einen  Anfall  des  Feindes  aus  Komom  kräftig  zurückgeschlagen,  in  d^n  ersten 
Tagen  des  Mai  bei  Pressburg  concentrirt,  um  sowohl  Wien  zu  decken  als  auch  dem  Feinde 
Widerstand  zu  leisten,  bis  Verstärkungen  und  künftige  Ereignisse  gestatten  würden,  neuerdings 
in  die  Offensive  überzugehen.  Um  dieselbe  Zeit  waren  schon  die  diplomatischen  Verhandlungen 
zwischen  den  Gabineten  Österreichs  und  Russlands  so  weit  gediehen,  dass  die  Vorrückung  einer 
russischen  Hülfsarmee  in  naher  Aussicht  stand;  bis  dahin  galt  es  den  Feind  durch  Manoeuvres 
in  Schach  zu  halten. 

Die  Insurgenten  begingen  den  strategischen  Missgriff,  dass  sie  mit  30,000  Mann  unter  Gör- 
gey  den  Monat  Mai  vor  Ofen  versplitterten;  als  dieser  feindliche  Führer  nach  der  Einnahme 
Ofens  wieder  nach  Komom  und  an  die  untere  Waag  rückte,  um  seinen  offensiven  Plan  weiter  zu 
verfolgen,  hatten  sich  die  Verhältnisse  mittlerweile  wesentlich  geändert  Eine  russische  Hülfs- 
Armee  unter  Commando  des  Feldmarschalls  Fürsten  von  Warschau  war  bereits  in  der  Ver- 
fassung in  mehreren  Colonnen  nach  Ungarn  einzubrechen.  Von  dieser  Armee  wurde  die  9.  Infan- 
terie-Division unter  General-Lieutenant  Panutine  zur  österreichischen  Armee,  „Donau-Armee" 
genannt,  als  Verstärkung  beordert,  und  traf  Ende  Mai  in  Tyrnau  ein. 

Bis  Mitte  Juni  war  von  beiden  Seiten  ein  stillschweigender  Waffenstillstand  beobachtet 
worden;  Feldzeugmeister  Weiden  hatte  eine  höchst  schwierige  Aufgabe  gelöst,  war  ihr  aber 
durch  übermässige  Anstrengungen  erlegen,  so  dass  er  sich  gezwungen  sah  um  Enthebung  vom 
Armee- Obercommando  zu  bitten  und  zum  Nachfolger  den  energischen  Feldmarsohaü  -  Lieutenant 
Baron  Ilaynau  zu  empfehlen.  Dieser  wurde  zum  Feldzeugmeister  befördert  und  mit  unum- 
schränkter Vollmacht  ausgestattet;  seine  erste  Sorge  ging  dahin,  der  Armee  eine  neue  entspre- 
chende Ordre  de  Bataille  zu  geben.  DeiQgemäss  war  die  Stärke  und  Schlachtordnung  derselben 
Anfangs  Juni  folgende: 

1.  Corps,  General  der  Cavallerie  Graf  Schlik,  21  Bataillone,  32  Schwadronen, 
60  Geschütze,  am  rechten  Donauufer  bei  Ungarisch  -  Altenburg ; 

2.  Corps,  Feldmarschall -Lieutenant  Freiherr  von  Cso  rieh,  15  Bataillone,  6  Schwadronen, 
42  Geschütze,  in  der  grossen  Schutt; 

3.  Corps,  Fcldmarschall- Lieutenant  von  Ramberg,  17  Bataillone,  14  Schwadronen  und 
48  Geschütze,  bei  Szt.  Mikl6s,  und 


1368 

'i.  oder  Reserve -Corps,  Feldmarsohüll-Lieutenant  Wohlgemii  tb,  17  Bataillone,  2-1  Schwa- 
dronen, 60  Gfesebützei  &n  der  WaagltDie  bis  LeopDldstndt  hinauf. 

Die  HauptgcschüU-Reserve  zäbtto  73  Pi^icen;  die  gaiuc  Armee  mit  Einscbluss  der  12,000 
Mann  starken  k.  russischen  Dmsion  Panutine  Gß^GOO  Mann  Infantüdo^  10,000  Mann  CavaU 
lerie  und  324  Gescbutxo. 

Ha^naa  gegenüber  stand  Qörgey  mit  dem  1.  Corps,  Nagy-SÄndor,  2,  Aszbotby 
3*  KnesicL,  4*  Ktapka,  mit  der  Division  Kmcty  und  3  fliegenden  Corps,  im  Ganzen  58,000 
Mann  und  229  GeöchütjseD. 

Die  vom  General  der  Cavallerie  Grafen  Scblik  nadi  Csorua  vorgescbohone  Brigado 
Wys«  wurde  am  13.  Juni  überfallen  und  naclidem  dieser  General  geblieben,  nach  einer  stand- 
haften Gegenwehr  zum  Rückzuge  gezwungen. 

Am  14.  Juni  begann  Görgey  die  Waag  zu  überschreiten  und  griff  am  16.  gleichzeitig 
Bös,  Äsigard  und  Szered  an.  General-Major  Pott  widerstand  heldenmüthig  bei  ZsigÄrd,  und 
warf  den  Feind  im  Vereine  mit  General-Major  Herzingcr  gegen  Sereg  AkoL 

Am  17.  debouchirten  au^h  bei  Negycd  feiodliche  Colonncn  über  diesen  Flusß.  Die  Brigade 
Pott  zog  sich  über  DeAki,  die  «ur  Untnrstütxung  vorgerückte  Brigade  Tlieissing  über  Szi^lly 
^.uriick.  Der  Feind  besetzte  Pered,  wurde  aber  nach  heftigen  Gefechten  auf  Neg3'cd  zurückge- 
worfen und  ging  am  21.  Nachts  über  die  Waag.  Die  kaiserlich  ruBsiacbc  Division  Panutino 
wirkte  in  diesem  Treffen  kräftig  mit. 

Am  17.  Juni  überschritt  der  Fürst  von  Warschau  in  ^  Colonncn  mit  dem  2*,  d*  und 
4,  ATuieecorpti ,  130,000  Mann  mit  464  Geschützen,  die  ungarische  Grenze  und  drang  unaufgehalteu 
nach  mehreren  kleinen  Gefechten  bis  Kasehau  vor,  denn  der  ihm  gcgeniiberBtchende  Demhinsky 
konnte  mit  kaum  18,000  Mann  in  einer  zerstreuten  Aufstellung  an  Widerstand  nicht  denken. 

Feldzeugmeifiter  Haynau  ergriff  nun  seinerseits  auch  die  Offensive.  Im  raschen  Sieges- 
läufe war  Raab  am  28.  Juni  genommen  und  die  Vereinigung  der  Insurgenten  bei  Komo  rn  ver- 
hindert. GÖrgey  auohto  am  2.  Juli  unsere  Armee  zu  durchbrechen  und  sich  am  rechten  Ufer 
mit  den  aus  Ofen  erwarteten  Abtheilungen  zu  verbinden.  Dies  misslang,  und  er  maskirto 
am  XL  Juli  seine  Absieht,  diese  Verbindungen  nun  am  linken  Ufer  zu  erstreben,  durch  einen 
Ausfall  aus  seinem  verschanzten  Lager,  Auch  dieser  Versuch  scheiterte.  Ofen-Pesth  wurde  von 
unserer  siegreiüben  Armee  besetzt  und  die  verbündeten  Heere  reichten  sitjb  die  Uand.  Haynau 
cernirte  Komorn  mit  dem  2.  Corps  und  wandte  sieh  nach  Süden,  den  Russen  die  Operationen 
gegen  Görgey  überlassend.  Die  ungarische  Armee  war  durch  Haynau's  kräftiges  Auftreten 
getrennt  und  deren  Untergang  in  naher  Aussieht. 

Der  Fürst  von  Warschau  schlug  Görgey  bei  Waitzen  am  15.,  16.  und  17,  Juli,  verfolgte 
ihn,  die  Treffen  bei  Tura  am  20,,  hei  Görömbuly  am  24.,  am  Saj<5flu830  am  25, ,  bei  Gcsztbely 
an  der  Hernad  am  28.  Juli  liefernd,  drängte  ihn  an  die  Tbcias  und  nahm  Dehreozin,  Nach  dem 
unglücklichen  Treffen  daselbst  am  2.  August  zog  GSrgey  nach  Arad,  und  versuchte  sich  mit 
dem  ungariachen  Süd -Corps  zu  vereinigen. 

Dem  Banus  war  es  gelungen,  schon  Anfangs  Juni  mit  der  neu  organisirten  Süd-Armee, 
33,000  Mann  mit  137  Geschützen,  ohne  die  Cernirunga-Truppeu  von  Peterwardein ,  die  Offensive 
zu  ergreifen.  Er  besiegte  Perczel,  welcher  die  sogenannte  Bacs-Banater  Armee,  30,000  Mann 
mit  88  Geschützen,  befehligte,  hei  Kaacs  am  7.  Juni,  worauf  sith  dieser  nach  Neusatz,  ein  Thcil 
naeh  Bccse  zurückzog.  Der  Ban  erstürmte  Neusatz  am  12.  Juni  und  besiog  am  Franzenscanal  eine 
vortheilhafte  Position.  In  Hegyos  stand  Perczel,  um  die  Vereinigung  mit  Vetter  und  Aulich 
£U  erwarten.  Der  Ban  heschloss  diese  Sehaar  zu  überfallen,  griff  selbe,  m<iht  wissend,   da&s  die 


1359 

erwähnte  Vereinigung   bereits   stattgefunden,    am  14.  Juli  an,   wurde  aber  von  der  Übermacht 
zurückgedrängt  und  zog  sich  nach  Tittel  und  auf  das  rechte  Donauufer. 

Die  seit  1.  April  eingeschlossene  Festung  Arad  musste  sich  am  1.  Juli  ergeben,  da  keine 
Hof!hung  auf  Entsatz  vorhanden  und  die  Noth  aufs  Höchste  gestiegen  war. 

Im  raschen  Siegeslaufe  rückte  Feldzeugmeister  Haynau  auf  Szegedin,  das  1.  Corps  deckte 
die  linke  Flanke  bei  Czibakh&za,  das  3.  Corps  war  über  Theresiopel  nach  Kanisa  dirigirt.  Schon 
am  3.  August  erkämpfte  die  Ilauptarmee  den  Übergang  bei  Szegedin,  am  5.  schlug  sie  den 
30,000  Mann  starken  Feind  bei  Szöreg,  das  3.  Corps  hatte  den  Übergang  bei  Kanisa  am  3.  und 
5.  erzwungen,  das  1.  Corps  war  schon  am  4.  in  Mak6  und  bedrohte  die  Rückzugslinie  des  Fein- 
des. Noch  einmal  hielt  derselbe  bei  Temesvdr  Stand  und  es  wurde  hier  am  9.  die  letzte 
Schlacht  geschlagen ,  welche  die  Temichtung  der  Insurgenten  zur  Folge  hatte.  Der  Festung 
Temesvar  war  das  freudige  Loos  beschiedon,  bis  zu  ihrem  Elntsatze  ausharren  zu  können. 

Der  Ban  hatte  bei  Tittel  ein  Lager  bezogen.  Feldmarschall-Lieutenant  Dietrich  verthei- 
digte  mit  3  Brigaden  die  Defileen  von  Mossorin  und  Villova  und  den  Brückenkopf  von  Tittel. 
Hier  widerstanden  am  23.  Juli  diese  heldenmüthigen  Schaaren  den  Angriffen  einer  bedeutend^ 
Übermacht.  Nach  dem  siegreichen  Vordringen  Haynau *s  besetzte  der  Ban  Perlasz  und  Pancsova 
und  vereinte  sich  am  16.  August  mit  der  Hauptarmee  in  Üjp^os. 

Während  die  Hauptmassen  der  Insurgenten  im  Osten  Ungarns  ihrem  sicheren  Untergange 
entgegen  gingen,  zog  Feldzeugmeister  Graf  Nugent  mit  dem  2.  Resenreoorps ,  9000  Mann, 
gegen  Stuhl weissenburg  und  pacificirte  die  umliegenden  Ortschaften.  Klapka,  der  in  Eomorn 
mit  Id  —  20,000  Mann  und  54  —  56  Feldgeschützen  geblieben  war,  drängte  am  3.  August  das 
schwache  Cernirungscorps  bei  Puszta-Hark^ly  zurück;  zwei  Brigaden  zogen  sich  nach  Press- 
burg, eine  nach  Pcred.  Komorn  war  wiederholt  entsetzt.  Die  Insurgenten  besetzten  Raab  und 
streiften  an  beiden  Donauufern.  Dieser  Umstand  war  wohl  ohne  Einfluss  auf  die  Operationen  der 
Ilauptarmee,  verbreitete  aber  Schrecken  an  den  Grenzen. 

G  ö  r  g  e  y,  von  der  russischen  Hauptmacht  gedrückt,  versuchte  sich  mit  dem  bei  Temesv^r 
geschlagenen  Bem  und  Dembinsky  bei  Lugos  zu  vereinigen.  General  der  Cavallerie  Graf 
Schlik  vereitelte  dieses  Vorhaben,  da  er  dessen  aus  Arad  debouchirende  Avantgarde  bei  Drei- 
spitz zurücktrieb.  Görgey  ergab  sich  am  13.  August  den  Russen  bei  Vilagos,  am  17.  capitulirte 
Arad.  Die  Schlacht  bei  Temesvar  und  die  Katastrophe  bei  Vilagos  schlössen  den  Insurrections- 
krieg  und  hatten  die  Entwaffnung  der  übrigen  feindlichen  Corps  in  Ungarn  und  die  Übergabe 
von  Munkacs  und  Peterwardein  zur  Folge.  Feldzeugmeister  Nugent  versammelte  nun  bei 
Komorn  ein  Corps  und  sollte  die  Belagerung  der  Festung  mit  allem  Eifer  betreiben.  Um  ferneres 
Blutvergiesscn  zu  verhindern,  bewilligte  Se.  Majestät  der  Besatzung  eine  günstige  Capitulation, 
und  auch  diese  Festung  gelangte  am  4.  October  in  vollständigen  Besitz  der  kaiserlichen  Truppen. 

Dies  war  der  letzte  Act  eines  unheilvollen,  durch  die  Ehrsucht  eines  Schwätzers  herauf- 
beschworenen Krieges,  —  eines  Bürgerkrieges,  in  welchem  Unterthanen  Eines  gekrönten  Hauptes, 
Sühne  eines  und  desselben  Vaterlandes,  Männer,  welche  an  dieselbe  Fahne  der  Schwur  ewiger 
Treue  band  -  Brüder  gegen  Brüder  —  in  erbitterter  Feindschaft  und  im  blutigen  Vernichtungs- 
kampfe einander  gegenüberstanden. 


Es  erübrigt  uns  noch  auf  den  Kampf  in  Siebenbürgen  einen  Blick  zu  werfen.  Hier  hatten 
sich  im  October  1848  die  Szekler  den  Ungarn  angeschlossen,  um  vereint  den  sogenannten  Aufstand 
der  Romanen  zu  unterdrücken.  Gering  waren  die  kaiserlichen  Streitkräfte,  welche  Siebenbürgen 
vertheidigcn    sollten.      Während    der    commandirende    Feldmarschall  -  Lieutenant    Freiherr    von 


1360 


Puchner  sich  im  Süden  auf  eine  zwecklose  Defensive  beschrlinken  musstet  hatte  der  unterneh- 
mende Oberst  Urhan  im  Norden  den  Kampf  bereits  begonnen.  Am  31.  October  bestand  er 
ein  Jiitzigeß  Gefeeht  bei  Vayda  Szt.  Ivany  (Gregen  die  bereits  im  Feld  gerückten  Szekler  und 
zog  sieh  am  1.  November  gegen  Bistritz,  um  dit  aii§  GtiUzien  angekündigte  Veratärkung  zu  erwarten* 
Feldmarscliall-Lieutenant  Puchner  Hess  den  Obersten  Urban  über  Biatritz,  aua  Herraaniistadt 
den  General  Gedeon  gegen  Maros  -  Vaaarhely  operiren,  wo  sich  betrachtliche  Sxeklerhaufen 
concentrirten.    Diese  wurden  am  5,  November  zersprengt, 

Feldmarschall-Lieutenant  Puchner  wandte  sieh  hierauf  zu  einem  conoentrischen  Angriife 
avif  Etauaenburg.  Hier  hauste  Baldacci  mit  3500  Mann,  um  den  Szeklern  zu  Hülfe  scü 
eilen.  Auf  die  Nachricht  vom  Anzüge  Urban'»  rückte  der  Ins  urgente  uführer  demselben  bis 
Szamös-Ujvar  entgegen,  wurde  jedoch  total  gßächlagcn  und  fast  zersprengt.  Die  Trümmer 
sammelten  sich  in  der  Gegend  von  Nagy  -  Biinya  und  waren  bis  halben  December  auf  10,000 
Mann  gebracht.  ^ 

Oberst  Urban  nahm  nun  Klaugenbur^  ohne  Schwertstreich  ein. 

Um  diese  Zeit  ordnete  FeldmarschaH  Win  disch -Grit tz  den  Beginn  der  Operationen  des 
siebenbürgifichen  Armeecorps  duroh  den  Csucsä-Pass  auf  Grosswardoin  an,  Puchner  concentrirte 
seine  Macht  auf  der  Strasse  von  Hermannätadt  ilber  Karläbiirg  und  Klausenburg  gegen  CsilcsA. 
General-Major  Wardener  bildete  mit  5000  Mann  die  Avantgarde,  in  seiner  rechten  Flanke  bei 
De6s  waren  die  Obersten  Urban  und  Jablonsky  detachirt. 

Wardener  griff  am  19,  December  den  CsdcsA-Pase  an,  wurde  geschlagen  und  von  Urban, 
der  sich  auf  Distritz  zurückzog,  getrennt.  Der  erhaltene  Befehl  war  nun  unausführbar,  da  zu 
eben  dieser  Zeit  der  Parteigänger  Bem  im  Lande  mit  dem  Auftrage  erschien,  dasselbe  zu 
erobern.  Er  organisirio  die  vorhandenen  Truppen  nothdürftig  und  begann  schon  am  21-  December 
von  Nagy-BAnya  aus  mit  seinem  verstärkten  linken  Flügel  die  Operationen i  warf  am  23.  den 
Obersten  Ja blonsky  aus  Dees  und  zwang  denselben  zum  fiückzuge  auf  Bistritz,  Hier  vereinigte 
eich  Jablonßky  mit  Urban. 

Bem  eilte  auf  Klausenbiu^,  um  Wardener  in  Hanke  und  Rücken  anzugreifen.  Dieser 
hatte  sich  jedoch  am  26.  noch  rechtzeitig  zurückgezogen.  Bem  concentrirte  nun  sein  Corps, 
Hess  eine  AbtheHung  zur  Beobachtung  W^ardene^*B  stehen  und  wandte  sich  mit  4000  Mann 
gegen  Bistritz,  drängte  Urban  am  29.  December  mit  grosser  Übermacht  aus  Bistritz,  am  3.  Jänner 
in  die  Bukowina  zurück,  besetzte  die  Pässe  im  Norden  Siebenbürgens,  und  eilte  nach  Maros- 
VÄs&rhely,  dessen  Besatzung  am  12.  Jänner  abzog.  Von  hier  aus  marschirte  Bern  dem  General 
Puchner,  welt^her  Maros-VAsarhely  besetzen  wollte,  entgegen*  Am  17.  Jänner  fand  im  Kokel- 
thale  bei  Szökefalva  der  erste  Zusammenstoss  Statt,  worauf  sich  Puchner  nach  Hermannstadt - 
zimickzieben  mussle. 

Am  2L  Jiinner  erschien  Bem  mit  12,000  Marm  und  24  Geschützen  vor  der  Hauptstadt 
am  Landes,  wurde  jedoch  geschlagen  und  fast  ganz  aufgerieben.  Mit  dem  Reste  (4000  Mann) 
sog  er  sich  nach  Stolzenburg  und  wurde  hier  ohne  Erfolg  von  Puchner,  der  sich  wieder  nach 
Herm&nnstadt  zurückbegab,  angegriffen. 

Die  Lage  der  kaiserlichen  Truppen  wurde  immer  schwieriger.  Die  Szekler  boten  einen 
Landsturm  von  15,000  Mann  auf,  über  Deva  war  eine  Verstärkung  aus  Ungarn  im  Anzüge. 
Dieser  sandte  Bem  unter  Kom6ny  über  Müblenbach  eine  Abtheilung  entgegen,  während  er 
selbsi  zur  Beobachtung  Puchner^a  in  der  vorthcithaften  Stellung  bei  Salzburg  blieb.  Unter 
solchen  Umständen  wandte  sich  Puchner  an  den  kaiserlich  russischen  General  der  Infanterie 
Iiüder^B  um  Beistand.     Bereitwillig  liess   dieser   General  am    1.  und  4.  Februar  Kronstadt  und 


1361 

Hermannstadt  besetzen,  bei  welcher  Gelegenheit   der  kaiserlich  russische  General   Engelhardt 
am  4.  die  über  den  Altfluss  vordringenden  Szekler  bei  Honigberg  zurückwarf. 

Feldmarschall-Lieutenant  Pu ebner  hatte  nun  freie  Hand  und  zögerte  nicht  die  Offensive 
zu  ergreifen,  schlug  Bern  bei  Salzburg,  verfolgte  ihn  bis  Sz&szv^ros  und  warf  ihn  bis  an  den 
Strellfluss.  Dieser  aber  traf  schon  am  9.  Februar  mit  frischen  Truppen  bei  Piski  ein  und  zwang 
Puchner  den  Rückzug  anzutreten. 

Eine  Verfolgung  konnte  Bern  bei  dem  Einzüge  der  Russen  in  Hermannstadt  und  Kron- 
stadt und  dem  kühnen  Vordringen  des  Obersten  Urban,  welcher  im  Februar  einen  gelungenen 
Überfall  auf  Moroscheny  machte  und  wieder  Bistritz  besetzt  hatte,  nicht  unternehmen.  Er 
marschirte  nach  Mediasch,  liess  hier  sein  Gros  stehen,  eilte  für  seine  Person  nach  Marcs- 
VÄsÄrhely,  nahm  dort  eine  Schaar  Szekler  nach  Bistritz  und  drängte  Urban,  welcher  von  der 
an  die  Landesgrenze  gebannten  Division  Malkowsky  nicht  unterstützt  werden  konnte,  wieder 
in  die  Bukowina  zurück  und  kehrte  nach  Mediasch  um.  Hier  wurde  er  am  2.  MSrz  vom 
Feldmarschall-Lieutenant  Puchner  angegriffen  und  nach  Schässburg  geworfen,  wo  er  sich  zu 
verschanzen  begann.  Puchner  folgte  in  der  Absicht  mittelst  einer  Umgehung  der  verschanzten 
Stellung  ihn  zu  schlagen.  Bem,  genau  unterrichtet  von  allen  Plänen,  liess  einige  Tausend  Mann 
bei  Mediasch  stehen,  brach  mit  9000  Mann  nach  Hermannstadt  auf,  schlug  die  Russen  und 
zwang  selbe  zum  Rückzuge  über  den  Rothenthurmpass. 

Der  commandirende  General  Puchner  war  auf  die  Nachricht  von  diesem  Marsche  Bem^s 
sogleich  gegen  Hermannstadt  geeilt,  kam'aber  zu  spät.  Da  sich  am  13.  März  mit  Bem  die  bei 
Mediasch  zurückgebliebenen  Truppen  und  5000  Szekler  vereinigten,  zog  sich  Puchner  gegen 
Kronstadt  Bald  darauf  räumten  unsere  Truppen  Siebenbürgen,  welches,  mit  Ausnahme  Karls- 
burgs,  ganz  in  feindlichen  Händen  war,  da  auch  D6va  am  27.  Mai  capitulirte. 

Feldmarschall- Lieutenant  Malkowsky  hatte  von  dem  erkrankten  General  Puchner  das 
Commando  des  in  die  Walachei  eingerückten  Corps  übernommen  und  versuchte  im  Monate  Mai 
über  Orsova  in  das  Banat  einzurücken.  Bem  eilte  mit  12,000  Mann  auf  den  bedrohten  Punct 
und  zwang  Malkowsky  zum  Rückzuge. 

Endlich  war  der  Zeitpunct  herangerückt,  wo  die  vereinten  Russen  und  Österreicher  den 
allseitigen  Angriff  beginnen  konnten.  In  der  Bukowina  stand  der  kaiserlich  russische  General- 
Lieutenant  Grotenhjelm  mit  9400  Mann  und  24  Geschützen,  in  der  Walachei  und  Moldau 
General  der  Infanterie  Lüders  mit  25,000  Mann  und  68  Geschützen.  Das  österreichische  Corps, 
10,000  Mann  und  36  Geschütze,  welches  jetzt  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Clam  befehligte, 
campirte  bei  Czemetz;  die  Colonne  des  Obersten  Urban,  3000  Mann  mit  9  Geschützen, 
schloss  sich  an  Grotenhjelm  an.  Diesen  Truppen  stand  Bem  mit  42,000  Mann  und  112  Ge- 
schützen gegenüber  und  hatte  zur  Belagerung  von  Karlsburg  4000  Mann  mit  19  Pi^cen  disponirt. 

Am  17.  Juni  begann  Lüders,  welcher  den  Oberbefehl  führte,  seine  Operationen.  Nach  den 
Gefechten  am  19.  und  20.  am  Prädial  und  bei  Ünter-Tömös  zwang  er  am  22.  das  Kronstädter 
Schloss  zur  Übergabe.  Der  russische  General  Engelhardt  besetzte  den  Törzburger*Pass  ohne 
Widerstand.  Von  hier  aus  unternahm  Lüders  einen  Streifzug  in  die  HÄromsz^k,  zog  über  den 
Oytos-Pass  neue  Truppen  aus  der  Moldau  an  sich  und  beabsichtigte  nun  auf  Hermannstadt  zu 
gehen,  als  er  die  Nachricht  erhielt,  dass  6000  Szekler  heranziehen.  Lüders  blieb  stehen, 
berief  das  Clam'sche  Corps  durch  den  Törzburger  Pass  nach  Kronstadt,  wo  es  am  16.  Juli 
eintraf  und  zur  Deckung  dieser  Stadt  bei  Szepsi  Szent  György  eine  Stellung  bezog,  drängte 
am  21.  Juli  ein  ungarisches  Detachement  durch  den  Rothenthurmpass  in  die  Walachei  und 
zog  in  der  Hauptstadt  des  Landes  ein. 

86 


1362 


OonerAJ 'Lieutenant  0  roten  Ljelm  war  nach  zwei  Ideinen  Gefeehteri  bei  Moroscheny 
und  Rorgopmnd  bis  Wallendorf  vorgerückt  Hier  süesB  er  auf  Bern,  der  ihm  mit  einigen  tausend 
>tmHi  ans  [*oce  entgegengerückt  war,  und  besiegte  ihn  am  21.  und  28.  Juni.  Bern  ßtellte  fiicb 
hei  Tekoridorf  uuf  und  hatte  seine  Avantgarde  bei  Bistritz.  Gro  tenhj  el  m  gritT  diese  am 
in.  Juli  nii.  B  t)  m  zog  sich  nach  Sscerotfalva  xuriiok ,  Hess  hier -•  bloe  3000  Mann  unter 
Dama  a  z  k  i  n  stehen,  eitle  mit  dem  Reste  nach  Süden  und  griff  am  *23.  Juli  den  Feldinarsch^U- 
IJeutenant  Clam  bei  Szepsi  Szout  Oyürgy  aa,  der  ihm  jedoch  eine  eni[>firidliche  Niederlage 
beibrÄohte.  An  der  Küküseher  Brücke  blieb  GAl  SAndor  mit  3000  Mann  Clam  gegenüber, 
während  Bern  nn  den  Oytog-Pass  eilte,  um  in  dto  Moldau  einzufallen.  Hier  fand  er  wenig  Anklang 
und  jtog  dalitT  nach  Siebenbürgen  zurück.  Am  26.  Juli  war  er  in  Udvarholy ,  am  38.  in 
Maros-VÄsilrhely. 

Oeneral'Lientenanl  Qrott^nhjelm  brachte  Damaszkin  aio  16.  Jiill  bei  Ssseretfatva  eine 
totale  Niederlage  b^i,  »wang  ibn  am  20.  bei  Tekeudorf  auf  SidBzregen  zurückiLUgehen  und 
sprengte  ihn  am  '23.  auch  hier  auseinander. 

General  der  Infanterie  LQders  e.rfuhr  Ende  Juli  in  Herrn ann 9 ladt ^  dass  Bern  beabsichtige 
den  Feldmarscbnlt  -  Lieutenant  Ol  am  anzugreifen.  Er  unlurbraeh  die  0[>cration  auf  Karlsburg 
und  trat'  mit  seinem  Corps  am  2S.  JuLi  in  Mediasch  tdn.  liier  wurde  er  am  3L  Juli  von  dem  mit 
ftlUMI  Mann  gegen  Hermannstadt  ziehenden  Bern  angegriffen,  sprengte  ihn  aber  auseinander, 
Eog  am  l,  August  die  Brigade  Dik  über  Fogaraa  an  sieb  und  drang  nun  gegen  Maros-VasÄrhely 
vor.  Der  unerinüdliche  B  e  ni  hatte  aber  am  2»  in  diesem  Orte  selion  wieder  einige  tausend 
Manu  beisammon  und  braob  in  der  Nacht  vom  '2.  auf  den  3.  über  Mmliasch  gegen  Hermann- 
stadt auf.  Der  hier  stehende  General  11  as  eTo  rt  gchlug  am  2.>.  Juli  bei  Reisf^markt  die  Blockade- 
truppen  Karlsburgs  unter  Stein,  welcher  die  Cernirung  aufhob  und  auf  Mühlenbach  rückte. 
liier  wurde  er  von  Haasfort  und  der  ausgefallenen  Karkburger  Besatzung  ganz  zersprengt. 
Ha »a fort  ging  nauh  Hermannstadt  zurück,  wurde  liier  am  5.  August  von  Bern  überrascht  und 
geiwungen  alob  bia  Talmac5  in  dor  Nähe  des  Kothentburmpasses  eurückzuziehen  ^  wo  er  sieh 
gtigm  Forrö)  der  ihn  mit  einer  Abtheilong  verfolgte  ^  behauptete. 

Grölen hjelm  zog  am  3.  August  ohne  Widerstand  in  Maros-YüsArhely  ein.  Lodere,  von 
dem  Marsche  BemV  benachrichtigt,  eilte  wieder  nach  Süden,  tr&f  ftrn  6.  in  Hermannstadt  ein^ 
und  Bern  war  awiachen  iwel  Feuern,  da  auch  Hasafort  zum  Angriffe  vorrückte.  Luders 
schlug  die  Insurgenten  am  6.  bei  Grossseheuerni  worauf  HasxforC  die  UatiptatadC  betetslAi 
Bern  gab  für  seine  Person  den  Kampf  auf  und  eilte  nach  Temesvir. 

FetdmarschalMiieutcnant  Clam  war  nach  dem  Erfolge  bei  Sxepsi  Sat  Gyorgy  and  umeh 
einigen  Sciiarrnttaelu  in  Gsik  •  Stcreda  eingerückt  und  lerspreogte  die  letrten  ihm  gegenüber- 
stehenden Insurgentenhaufen. 

Während  nui\  das  Ssterreiehisohe  Corps  gegen  Maros  -  Väsarbelyi  Groten hjelm  Auf 
KUusenburg  iOg^  entsettte  Lüders  KarUburg,  welches  ObeT»!  August  in  Mitte  des  rom 
Feinde  besetzten  Landes  so  tapfer  vertheidigt  hatte,  zersprenge  am  12.  auf  den  Höhen  von 
Mediasch  un*^  Alvinca  ein  feindliches  Delaohement  und  rückte  in  Siassvibo«  ein.  Groten  hjelm 
wmr  in  lüausenburg.  Dik  tn  Torda  eingelzoflen;  Oberst  Urban  vemfcbtele  bei  BAn^-HuBjaid 
ein  feimUiehes  Detaehement.  Am  18.  effab  sieh  das  ehemalige  Be  mische  Corps  bei  Dev%  j 
itodUohe  Abiheilttngen  hü  Lebrft  imd  Bac«^« 

Der  Kampf  in  SiehembÜrgen  ks^  edn  Ende  emiehL 


1363 


Einhundert  neun  und  vi eriigitebii  einhundert  drei  und  fftnfiigite Promotion. 

Die  Kriege  In  Ungarn  und  Italien  hatten  zur  Folge:  zwei  Promotionen  durch  Allerhöchste  Verleihung  und  drei 
Ordcus-Capitcl  in  den  Jahren  1848,  1849  und  1850,  diese  unter  Vorsitz  des  Peldmarschalls  Freiherrn  von  W Impf fen 
zu  Wien  abgehalten.  Im  Ganzen  wurden  ernannt:  3  Grosskreuze,  11  Commandeure  und  84  Ritter,  und  zwar 
ausser  Capitel:  1  Grosskreuz,  —  Commandeur,    8  Kitter, 

im   Capitel    1848    —  „  1  „  21       „. 

1849  -  „  6  „  35      „ 

1850  2  „  4  „  25       „ 

Feierlich  und  erhebend  war  die  Verleihung  der  letzten  Promotion  in  der  kaiserlichen  Haupt-  and  Residenzotadt 
Wien  am  2.  April  1850  begangen  worden.  Die  gerammte  Garnison  mit  den  Zöglingen  der  Ingenieur-  and  Neustädter 
Akademie  wurde  auf  dem  Glacis  zwischen  dem  Burg-  und  Schotten  -  Thore  zu  dieser  Parade  beigezogen.  Um  die 
zehnte  Stunde  erschienen  Se.  k.  k.  Apostolische  Majestät  mit  Ihren  kaiserlichen  Hoheiten  den  Herren  Erzherzogen  in 
Begleitung  der  Generalität  und  einer  glänzenden  Suite  aus  der  Burg,  ritten  die  Fronten  ab,  und  begaben  sich  dann  in 
das  uKchst  dem  Me^szelte  aufgerichtete,  mit  Leibgarden  umstellte  offene  Prachtzelt.  Nach  beendigter  Feld  •  Messe 
erhoben  :>ich  Se.  Majc^tät  und  hielten  an  die  zu  bethc'Ienden  Ordensritter  folgende  Ansprache: 

^Empfangen  Sie  aus  Meinen  Händen  das  höchste  militärische  Ehrenzeichen  als  8ffent- 
liehe. \nerliennung  Ihrer  T  baten  und  Verdienste,  so  wie  als  Beweis  Meiner  Ach  lang  and  kai  ser- 
lichen Gnade.  DieZukunft  Österreichs  beruht  auf  seinen  tapferen  Söhnen,  und  wenn  Ehreund 
Pflicht  CS  gebieten,  werde  Ich  mit  stolzer  Zuversicht  an  Ihrer  Spitze  stehen.** 

Der  auf  Allurhöchbten  Befehl  zu  dieser  Feierlichkeit  in  Abwesenheit  des  Ordenskanzlers  Fürsten  von  Met- 
te mich  hiezu  &ub6tituirte  Minister- Präsident  Feldmarbcball-Tjieatenant  Farst  zu  Seh  w  arzen  berg  berief  hiernach 
die  an« elenden  2  (irosskreuze,  2  Commandeure  und  11  Ritter  nach  ihrem  Ordensrange  einzeln  vor  Sr.  Majestät, 
Allerhüeh.^t  welche  ihnen  die  Decorationen  persöhnlich  zu  überreichen  geruhten.  Während  der  Vertheilung  wurden 
Salven  gclö.st,  die  Truppeo  prä^entirten  das  Gewehr  and  rShrten  das  Spiel.  Hieraaf  erfolgte  die  Defilirung  sämmt- 
lichcr  ausgerückten  Abtheilungen  vor  Seiner  Majestät,  Allerhöciistwelche  dann  mit  liirer  Begleitung  wieder  in  die 
kai!^erlicbe  Burg  zurückkehrten. 

Mittags  waren  sämmtiiche  anwesende  Mitglieder  dieses  hohen  Ordens  zur  AllerhSchsten  Tafel  gezogen,  wobei 
Seine  Majestät  den  TcoAt  anzubringen  geruhten:  „1^*°  Mitgliedern  MeinesTheresien-Ordens  and  Meiner 
treuen  heldenmnthlKen  Armee." 


GROSSKREUZE. 

RADETZKY  de  Iladctz,  Joseph  Grat,  kais.  königl.  auch  kaiserlich  rus- 
sischer Feldmarschall;  wirklicher  geheimer  Ratli  und  Kämmerer,  Ritter  des  gol- 
denen Vlicsscs,  Grosskreuz  des  kaiserlichen  St.  Stephan-Ordens  in  Brillanten ,  des 
Leopold-Ordens  und  des  Ordens  der  eisernen  Krone,  Besitzer  des  Militär- Verdienst- 
kreuzes, Inhaber  des  k.  k.  5.  und  eines  kais.  russischen  Husaren-Regiments  etc., 
geboren  am  2.  November  1766  auf  dem  Schlosse  Tf  ebnic  im  Klattauer  Kreise 
in  Böhmen. 

Die  vaterländische  Geschichte,  an  tapferen  Feldherren  so  reich,  weist  nicht 
leicht  einen  Namen  auf,  der  in  den  Herzen  von  Millionen  einen  so  hellen,  so  liebe- 
vollen Wiederhall  gefunden  hätte,  als  jener  des  greisen  Feldmarschalls.  Es  ist  eben 
so  sehr  das  Verdienst  am  Schlachtfelde  um  das  Vaterland  erworben,  als  jene  unver- 
gleichliche Milde,  jenes  wahrhaft  väterliche  Benehmen,  welche  ihm  die  Liebe  des 
österreichischen  Volkes  in  einem  so  hohen  Grade  gewannen.  Die  Ehrfurcht,  die 
wir  dein  Silherhaare  zollen,  steigert  sich  hier  zur  Bewunderung,  so  wie  der  Cultus, 
vom  Volke  Jedem  glücklichen  Feldherrn  dargebracht,  in  ihm  zur  wahren  Anbetung 

86  ♦ 


13G4 


sieh  criiub.  Die  Laufbabii  lLadetzky'i§  begann  wie  Mahe^^u  die  fa^t  eines  jeden 
österreieliisclieii  Generals.  Kine  gute  Schule  des  Gchorchens  führte  2u  einer  guten 
Praxis  des  Befelilens* 

Graf  Rade tzky  trat  am  1,  August  1784  als  Ca  det  la  das  Kürassier-Regi- 
ment Kr.  2  und  rückte  am  3.  Februar  1786  zum  Unterlieuten  a  ot  und  am 
11.  November  17^57  zum  Ubcrli  entenan  t  vor.  Seine  Sebiisucht,  nach  dreiDienst- 
jahrcn  endlicli  aus  der  langweiligen  Bahn  des  Garnisonlebens  hinaus  in  die  Welt 
2U  ziehen  j  wo  es  Kampf  und  Gefahr,  Wunden  und  Ehren  galt,  ward  1788  erfüllt, 
als  der  Krieg  mit  deji  Türken  ausbrach.  An  der  Seite  des  Feldmarsehalls  Grafen 
LacVj  dessen  Ordonnanz -Officier  er  war,  bethätigtL*  er  sichln  den  Belagerungen 
von  Berbir  und  Belgrad  und  an  dem  gefabrvoUen  iluekzuge  von  lUova  nach  Karan- 
sebes.  Zum  Rittmeister  befördert  (IL  August  1794),  focht  er  in  diesem  Jahre 
unter  dem  Prinzeji  Josias  von  Coburg  und  ini  darauffolgenden  unter  dem  Feld- 
zeugmeistci"  C  lerfay  t  aniNicdcrrhein.  Als  Adjutant  des  eommandirenden  Gcneral- 
Feldzeugmcisters  Baron  Beaulicu  zeichnete  er  sich  bei  dem  Angriffe  auf  den 
rechten  Flügel  der  französischen  Armee  bei  Voltri  aus,  so  dass  sein  Name  in  dem 
Berieh te  mit  besonderer  Anerkennung  hervorgehoben  v\^urde.  Sein  Avancement 
zum  Major  im  Pionniereorps  (29.  Mai  179(J)  Hess  ihn  in  dem  Feldzugo  von  1797 
an  der  Befestigung  von  Gradiska  und  den  Schanzbauten  am  Isonzo  seine  Fäbig- 
keitcn  abermals  glänzend  bezeugen  und  weiter  bei  verschiedenen  Strassenanlagon 
in  Italien  zu  wiederholten  Mfden  crprobou.  Zur  Zeit  der  Eröffnung  des  Feldzuges 
von  1798  stand  Gral^Il  ade  tzky  als  Commundant  des  Pionniereorps  bei  der  italieni- 
schen Armee,  vertausehte  aber  später  diesen  Posten  mit  der  eines  General-Adju- 
tanten des  eommandirenden  Generals  Melas,  der  in  Anerkennung  der  Talente 
des  jungen  Mannes  schon  seit  Langem  auf  dessen  definitive  Anstellung  als  solcben 
hingewii^kt  hatte.  Bei  der  ersten  Gelegeidieit  suchte  der  Major  diesen  Huf  von 
Neuem  zu  verdienen  und  Melas  hob  ihn  in  dem  Berichte  an  den  Hofkriogsraths- 
Präaidentcn  über  die  Schlacht  an  der  Trebia  folgendermassen  hervor: 

„  Ich  mussdcnrObcrst-WaclitmeisteruudPIonnicrcorps-Commandanten  Grafen 
Radetzky,  so  die  GcnerahAdjutantcnsdienste  einstweilen  versieht,  wegen  dessen 
ganz  besonders  und  selbst  m  der  wüthendsten Gefahr  mit  Auszeichnung  und  Uner- 
schrockcnhcit  geleisteten  vortceffliehen Dienstes  Ew.  E.  gütiger  R«ck.siclit  zur Nam- 
liaftmachungSr. Majestät  unseres  allcrgnädigsten Monarchen  vorzüglicli  empfehlen.^ 
Noch  ausführlicher  ergeht  sich  Melas  in  einem  Schi'eibcn  au  denselben  Präsidenten 
vom  27.  Juni  1799  über  des  Majors  nnlitärische  Talente  und  Bravour,  dessen  Thä- 
tigkeit  und  raschen  Überblick ,  und  cnqdiehlt  ihn  angelegentlichst  Jer  Beloh- 
nung mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Thercsien*Ordens.  Wenngleich  nun  diese 
Befürwortung  nicht  den  letztangedeutelcn  Erfolg  lialtc,  ward  doch  Graf  Ra- 
detzky mittelst  nacbtragh'cIu'ingelangtcnRescriptesvom  1.  Mai  1799  zum  Oberst- 
Lieutenant  und  definitiven  Gcneial- Adjutanten  des  Commandirenden  ernannt. 


Die  schnelle  Folge  der  Kriegaereignisse  lässt  auch  den  Grafen  um  so  öfter  in 
der  Reihe  der  vorzüglich  tüchtigen  und  mit  Auszeiehnufig  genannten  Officiere 
erscheinen.  Seine  Tapferkeit,  bei  Novi  (15.  August)  bewiesen,  erwarb  ihm  später 
das  Kitterkreuz  des  Maria  Thcresieu* Ordens,  seine  Bravour  bei  Genola 
(4.  November)  den  Rang  eines  Obersten,  und  die  kühne  Leitung  einer  Sturni- 
colonne  auf  Varaggio  (10.  April  1800)  die  Ernennung  zum  Regiments-Com- 
mandanten  von  Herzog  Albert -Kürassier* 

Über  die  That  bei  Novi  heisst  es:  ^Als  General-Adjutant  de«  Generals  der 
Cavallerie  Baron  Melas  hatte  Radetzky  seine  Obliegenheit  mit  rastloser, 
immer  gleich  angestrengter  Thätigkeit  erfüllt,  bei  jeder  feindlichen  Vorfallenheit 
die  vorzüglichsten  und  hilfreichsten  Dienste  geleistet»  besonders  aberin  den  Schiach- 
teji  an  der  Trebia,  bei  Novi  und  Genola  wesentlich  zum  Siege  beigetragen. 
Namentlich  war  Radetzky's  Verdienst  in  der  Schlacht  bei  Novi  ein  für  den  Tag 
den  Ausschlag  gebendes.  Feldmarschall  Suworow^  hatte  die  in  Resei-ve  gestan- 
denen Truppen  des  Generals  der  Cavallerie  Melas  —  nachdem  der  Sieg  schon 
zweifelhaft  wurde  —  gegen  die  vom  Feinde  besetzten  und  mit  vielem  Geschütze 
gekrönten,  Novi  beherrschenden  Höhen  stürmend  vorzurücken  angeordnet.** 

«Da  aber  Radetzky  durch  die  äusserst  vortheilhafte  feindliche  Stellung  bei 
der  Befolgung  dieser  Anordnung  eiuMissHngen  des  Angriffes  um  so  mehr  besorgte, 
als  jede  zu  dieser  Stürmung  bestimmte  Truppe  bei  der  Formirung  schon  dem  feind- 
lichen Feuer  ausgesetzt  war,  glaubte  er  nur  im  Interesse  der  guten  Sache,  neben 
der  darüber  vorzustellenden  Abgehung  für  den  anbefohlenen  Angriff  den  Vorschlag 
zu  machen:  mit  einigen  Bataillonen  den  Feind  auf  seinem  rechten  Flügel  zu  beschäf- 
tigen, mit  der  Starke  der  erübrigten  Truppen  aber  die  begünstigte  Lage  der  Gegend 
zu  benützen  und  den  Feind  ohne  Zögern  und  uuentdeckt  Im  Rücken  zu  umgehen 
und  anzugreifen.  Dieser  Vorschlag  wurde  in  der  Durclifuhrung  ganz  beibehalten 
und  der  verloren  geglaubte  Sieg  errungen.*' 

Von  diesem  Jahre  an  bis  1805  trat  für  Radetzky's  uoermüdete  ThKtigkeit 
vor  dem  Feinde  ein  Stillstand  ein,  der  jedoch  mit  einem  neuen  Avancement  endete. 
Während  des  genannten  Zeitraumes  befand  sieh  das  Regiment  des  Grafen  fort- 
während in  Odonburg,  wo  er  ea  Übernahm^  dasselbe  in  wissenschaftlicher  und 
taktischer  Hinsicht  auszubilden  und  für  neue  Kämpfe  vorzubereiten.  Allein  eine 
baldige  Trennung  von  diesem  Regimente,  das  Um  kindlich  verehrte,  musste  folgen. 
Oberst  Graf  Radetzky  ward  am  L  September  1805  als  General-Major  und  Bri- 
gadier zur  Armee  des  Erzherzogs  Karl  nach  Italien  versetzt,  nach  deren  mit  dem 
Pressburger  Frieden  erfolgten  Auflösung  er  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Wien  "kam. 

Als  der  Krieg  von  1809  begann^  ward  Radetzky  dem  bei  Budweis  coneeo- 
trirten  Armeecorps  unter  Erzherzog  Ludwig  zugetheilt,  übernahm  aber  in  der 
Folge  das  Commando*  des  Vortrabes  bei  Braunau.  Er  tiieb  die  bayerischen  Vor- 
posten nach  Pfeffenhausen  zurück  und  hielt  auf  dem  Rückzuge  der  Uauptcolonne 


1366 


nacli  Landshut  als  Comoiandant  des  Nachtrabes  den  allzu  rasch  oach drängenden 
Feiöd  in  mehreren  Gefechten  auf.  In  jenem  bei  Neuniarkt  (24.  April)  leitete  er 
abermals  den  Vortrab.  zwang  den  Feind  durch  getbeiUe  Operationen  züm  Ilückzuge 
bis  Eckelhofen  und  deckt'e,  als  die  österreichische  j^rniee  nach  dem  Inn  zurück- 
ging, diesen  von  Sehärding  aufwärts. 

Nach  der  Übersetzung  der  Frunzosen  über  den  Inn  nahm  das  5.  und 
6.  Arnieecorps  den  Rückzug  über  Altbam^  Ried,  Lambach^Wehs,  Linz  undEbelsbcrg* 
Im  Verfolge  desselben  wurde  eine  schwache  Nachhut  auf  der  von  Scharding  nacli 
Efferding  führenden  Strasse  zur  Beobachtung  des  Feindes  bestimmt,  Feldmarsehall- 
Lieutenant  Scbustekh  mit  der  Brigade  Ilolienfeld  und  den  ihm  erübrigten 
leichten  Truppen  auf  die  von  Ried  au  über  Grieskirchen  führende  Strasse  ange- 
wiesen, während  Radetzkj  mit  seiuer  aus  2  Bataillonen  Gradiskaner  und  dem 
Reste  von  Erzherzog  Karl- Uhlanen  bestandenen  Brigade  die  Arrieregarde  längs 
der  von  Ried  nachLambach  führenden  Strasse  zu  bilden  und  die  Bestimmung  hatte, 
über  Lambach  nach  Kleinmünchen  sich  zurückzuziehen,  jedes  Gefecht  beiLambacb 
und  auf  der  Route  überhaupt  zu  vermotdcn  und  namentlich  darauf  zu  sehen,  dasB 
das  aus  früheren  Kriegen  den  kaiserlichen  Truppen  als  nachtheilig  bekannte  Detilc5 
von  Lambach  und  die  rückw^ artige  Gegend  ohne  Verlust  passii^t  werde.  Am  2»  Mai 
rückten  die  französischen  Marschälle  Lannes  und  Oudinot  von  Haag  auf  dieser 
Strasse  vor;  ihre  Avantgarde  führte  General  Besslöres,  der  den  Vortrab  mit 
4  Regimentern  abwechselnd  vorpoussii'te.  Da  erhielt  Radetzky  erneuert  Befehl, 
seinen  Rückzug  zu  besclilcunigen,  da  JJassena  auf  der  Etferdinger  Strasse  vor- 
dränge und  ihm  bei  Kleinmünehen  zuvorkommen  dürfte.  Unter  kämpfender  Verfol- 
gimg setzte  Radetzky  den  Rückzug  bis  gegen  Wels  fort,  w^o  er  durch  Hauptmann 
Simbschen  des  General-Stabes  benaclu^Ichtiget  wurde,  dass  die  Division  Scbu- 
stekh noch  im  Kampfe  zwischen  Grieskirchen  und  Goisenhaira  sei.  Um  daher  diesem 
General  den  Rückzug  möglich  zu  machen,  handelte  es  sich  darum,  den  Feind  von 
dem  Besitze  von  Wels  und  den  von  dort  nach  Goisenhaim  und  Grieskirchen  führen- 
den Defil<^.  abzuhalten.  Radetzky  griff  also  den  Feind  an,  ohne  Rücksicht  auf 
seine  mit  der  feindlichen  Streiterzahl  in  keinem  Verhältnisse  gestandenen  abge- 
matteten Brigade  und  errang  den  beabsichtigten  glückliehen  Erfolg,  Wels  nebst 
der  Verbindung  mit  Goisenhaim  bis  zum  Grauen  des  künftigen  Tages  zu  erbalten 
und  den  Feldmarschall-Lieutenant  Scbustekh  in  Stand  zu  setzen  seinen  Rück- 
zug anzutreten. 

Zum  Feldmarsobal  1-Lieut  en  ant  erhoben  (L  Juni  1809)  und  dem 
4,  Armeecorps  unter  dem  General  derCavallerie  Fürsten  Rosenberg  zugetheilt, 
deckte  er  in  einem  glänzenden  Gefechte  bei  Glinzendorf  und  Grosshofen  den 
Rückzug  desselben.  Sein  rascher  Eifer  und  sein  Talent  in  der  Benützung 
günstiger  Augenblicke,  besonders  bei  der  Besetzung  der  Defileen  von  Gross- 
Sehweinbart  und  llfdienrüppersdorf  bewirkten,  dass  sein  Name  in  dem  Berichte  des 


1367 


Erzlicrifiogs  über  die  Schladit  lici  Wagraiii  unter  den  Au.sgezcivluicLsten  genannt 
wurde.  Auf  den  Vortrag  des  Capitels  ward  dalier  dem  Feldmarsehall-Lieutenant 
Grafen  Ra  d  e  t  z  k  y  in  gerechter  Würdigung  seiner  namentlieli  bei  We  J  s  erworbenen 
Verdienste  das  C o ni  m an  d e u r  k  r  e uz  d e s  M a r i a  T h  e  r e  s i  e n*0 r d  e n s  zu  TheiL 

Der  Generalissimus  und  mit  ihm  sein  Cbef  des  Generaistabcs,  General-Major 
Freiherr  von  Wi  mp  ff  en,  hatten  bald  nai-h  dem  Waft'eiifi  tili  stände  von  Znaim  ihre 
Stelle  niedergelegt,  AufRadetzky  fiel  die  Wahl,  den  Letzteren  zu  ersetzen.  Nur 
mit  Widerstreben  folgte  er  dem  Rufe,  denn  die  Vorhältnisso  hatten  sich  so  gestal- 
tet, dass  bei  einer  Fortsetzung  des  Kampfes  die  naelitb eiligen  Chancen  leicht 
vorauszuseheji  waren.  Seine  Betwcbtnngen  wendete  indess  der  mit  schweren 
Opfern  erkaufte  Friede  von  ^Vicn  glücklieh  ab;  nun  galt  es  die  Hube  zo  benützen, 
um  aus  der  eingenommenen  Stellung  Vortheile  für  den  Dienst  zu  erringen. 

Die  folgenden  3  Friedensjahre  von  1810  —  1812  widmete  Graf  Rad  etzky 
seine  Thatigkcit  der  Ausbildung  des  Corps,  und  da  er  gleichzeitig  zum  Ilofkriegs- 
rafb  erhoben  ward,  so  bemühte  er  sich  auch  in  dieser  Stellung  nach  Möglichkeit 
zu  wirken.  Als  Chef  des  General-Stabes  lag  es  ihm  besonders  am  Herzen,  eine 
(iichtigc  Militär-Landesbeschreibung  zu  Stande  zu  bringen,  sein  neues  Feld  mit 
den  tauglichsten  Individuen  zu  versehen,  wie  auch  eine  Zusammenstellung  der 
Knegsereignisse  zu  veranlassen  und  zu  fördern  und  dannt  der  österreicbiscben 
Kriegsgeschichte  das  beste  Jlateriale  zu  liefern. 

W^ir  sind  nun  an  jene  Epoche  gelangt,  wo  wir  unseren  Helden  in  einer 
mehr  selbst^tandigen,  der  Entfaltung  seines  Genies  angemessenen  Stellung  finden. 
Alle  Zeitgenossen  wissen  es  und  die  Nachwelt  soll  es  erfahren,  wie  sehr  er  ihr 
entsprochen.  DjeserWirkungskreis  des  Feldmarschall-LieutenantbGrafcn  R  a  d  c  t  z  k  y 
ist  bisher  viel  zuwenig  gewürdigt  worden,  unddoeh  war  er,  nur  unter  schwierigeren 
Verhiiltuissen,  dem  Fürsten  Schwarzen berg,  Oberbefehlähaber  der  verbündeten 
Heere,  das,  was  ilim  später  Hess  gewesen,  allerdings  mit  dem  Untersebiedc,  dass 
der  G eneral-Major  L  a  n  g e  n  a  u  R  a  d  c  t  z  k  y  die  grosse  B Urde  tragen  geholfen . 

Zum  Obscrvationscorps  nach  Bübmen  versetzt,  machte  also  der  Graf  als  Chef 
des  Quartiermeisterstabes  die  Feldzüge  von  1813  —  1815  nüt;  Fürst  Schwarz en- 
berg  anerkannte  bei  jeder  Gelegenheit  seine  vortrefflichen  Dispositionen  und  deren 
geniale  Ausführung;  er  hatte  ihn  mit  unbeschränktem  Vertrauen  beglückt.  Die 
Aufgabe,  welche  jetzt  zu  leisen  war,  leuchtete  Radetzky  so  klar  ein,  dass  er 
nach  der  Schlacht  bei  Dresden,  das  erste  verunglückte  Debüt  der  Allüricn,  in 
einer  Denkschrift  auf  die  noth wendigen  Verfügungen  hinwies,  welche  der 
riesige  Kampf  erfordere.  Dieses  Ixistoriscbe  Documcnt,  ein  Gedanke  Radetzky's, 
fand  in  dem  geistreichen  Langcnau  den  Verfasser  und  ist  mit  grossem  Frei- 
muth  abgcfasst. 

Nachdem  vorerst  die  Müngf^l  dargctban  werden,  welche  der  Armee  hemmend 
inWegtretcQ|  folgen  die  Rathsehläge  zur  Beseitigung  derselben;  Graf  Radetzky 


1368 

gibt  dem  Oberbefehlshaber  Fürsten  von  Schwarzenbergdie  Mittel  an  die  Hand, 
welche  allein  zum  Zwecke  führen  können  und  sagt: 

„Die  innere  Organisation  unserer  Armee  geht  vom  Hofkriegsrath  aus^  und 
kann^  wenn  nicht  Alles  umgestossen  wird,  von  ihm  aus  schnell  und  wirksam  betrie- 
ben werden.  An  seine  Spitze  gehört  im  gegenwärtigen  Augenblicke  ein  Mann, 
der  durch  Rang,  Geburt  und  Charakter,  die  Mittel  und  zugleich  die  Kräfte  ver- 
bindet, mit  rascher  Thätigkeit  die  innere  Organisation  und  mit  eisernem  Arme  die 
Armeen  zudirigiren.  Er  muss  die  Liebe  und  Achtung  der  Armee  besitzen;  er  muss 
sie  kennen,  sie  muss  ihn  lieben  und  fürchten.  Sie  muss  in  ihm  einen  Mann  sehen, 
der  sich  ihrer  auch  im  Frieden  annehmen  kann.  Dieser  Präsident  muss  in  der  Näho 
des  Kaisers,  in  der  Nähe  der  Armeen  sein,  damit  er  selbst  sieht,  selbst  hilft  und 
selbst  straft.  Ein  thätiger  Yice-Präsiden);  muss  um  so  mehr  an  seiner  Seite  stehen, 
als  er  selbst  unter  diesen  Umständen  nicht  unausgesetzt  präsidiren  kann.  Nur 
dadurch  können  wir  hoffen  Ernst,  Wahrheit  und  Ordnung  in  das  für  uns  so  wich- 
tige Organisations-Geschäft  zu  bringen.*' 

„Als  Grundsatz  muss  angenommen  werden,  dass  unsere  Armee,  getrennt  vo  n 
allen  übrigen,  nur  zwei  Operationslinien  erhielte,  eine  an  der  Donau  oder  in  Deutsch- 
land, eine  in  Italien.  Alle  unsere  Operationen  müssen  auf  dieser  Basis  berechnet  sein.** 

„Die  Armee  in  Italien  müsste  sobald  als  möglich  verstärkt  werden  und  einen 
Generalen  erhalten,  der  das  Land  kennt  und  im  Stande  ist  ungesäumt  die  Offensive 
zu  ergreifen.*' 

Über  die  Operationen  bemerkt  die  Denkschrift:  „Alle  Operationsvorschläge, 
die  wir  äeither  machten,  fanden,  so  wie  vom  Handeln  die  Rede  war,  Widerspruch. 
Jeder  tadelte,  keiner  machte  einen  besseren  Vorschlag.  Soll  dieser  Zustand  der 
Dinge  so  fortgehen,  so  ist  Euer  Durchlaucht  Ruf  wie  der  Meinige  verloren.  Euer 
Durchlaucht  müssen  entweder  unbedingt  Herr  der  Armee,  ihrer  Eintheilung 
und  Verwendung  werden,  oder  denen  das  Commando  überlassen,  die  das  was  sie 
tadeln  und  vorschlagen,  dann  auch  mit  dem  Werkzeuge  ausführen  mögen ,  das  sie 
sich  selbst  erzeugten.*' 

Es  war  dem  Chef  des  General-Quartierstabes  eine  grosse  Genugthuung,  dass 
seine  Vorschläge  Allerhöchsten  Ortes  sogleich  in  Ausführung  kamen.  Fürst 
Schwarzenberg  erhielt  neben  der  Stelle  eines  Oberbefehlshabers  der  alliirten 
Heere  auch  jene  eines  Präsidenten  des  Hofkriegsrathes,  der  thätige  S tipsiez 
wurde  Vice-Präsident  und  Graf  ßellegarde  an  Hiller 's  Stelle  Commandirendcr 
der  Armee  in  Italien.  Fortan  gab  es  keine  Opposition  gegen  die  Anordnungen  im 
Hauptquartiere,  und  wenn  sich  die  Folgen  dieser  Denkschrift  schon  in  der 
Schlacht  von  Kulm  bemerkbar  machten, so  gab  die  Völkerschlacht  bei  Leipzig, 
so  wie  der  glückliche  Ausgang  des  Krieges  selbst  die  unzweideutigsten  Beweise, 
dass  Radetzky  sich  seiner  schwierigen  Stellung  vollkommen  bewusst  war  und  ihr 
dasjenige  abnöthigen  musste,  was  das  Wohl  des  Vaterlandes  erheischte.  In  diesen 


1369 


beiden  Si-'hlaehten  erntete  er  verdiente  Anerkennung,  zumal  ilcr  Entwurf  lur  Leip- 
zig sein  und  des  Generals  L angenau  Werk  waren. 

EineWundej  inderYolkerschlacht  empfangen,  binderte  ihn  nichts  im  Fcldzuge 
nach  Frankreich  vorzugehen.  Er  wirkte  noctnials  in  der  Schlacht  beiBricnno, 
kehrte  aber  nach  dem  ersten  Pariser  Frieden  nach  Ungarn  zurück  mit  der  Ernennung 
zum  Inhaber  des  5.  IIusaren-Regiments  und  zum  Truppcn-Inspector  des  Künlg- 
rciches.  Kaum  ein*  Jahr  war  seit  dieser  Zeit  vertlossen  und  sehen  befand  sich  der 
Fcldraarschall-Lieutenant  in  seiner  früheren  Stellung  am  Oberrhein,  bis  der  zweite 
Pariser  Friede  jene  europlüschen  Kämpfe  für  immer  schloss.  In  diesen  drei  Jahren 
hatte  der  Feldmarschall-Lieutenant  nebst  dem  (irosi^kreuze  des  österreichischen  Leo- 
pold-Ordens nicht  weniger  als  sieben  fremde  Orden  und  einen  Ehrendegen  erhalten. 

In  der  ersten  Friedensepoche  kam  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Rade  tzky 
als  Divisionür  nach  Odenburg^  1818  in  gleicher  Stellung  nach  Ofen^  wo  er  als 
ältester  Feldmarschall -Lieutenant  den  Posten  eines  ad  latus  des  Landes-Comman- 
direndcn  versah;  1829  zum  General  der  Cavalleric  befördert,  wurde  er  im 
November  desselben  Jahres  zum  Festungs-Commandanten  von  Olmütz  ernannt, 
und  schon  glaubte  man  seine  kriegerische  Laufbahn  für  immer  geschlossen,  als  die 
Zustande  in  Italien  nach  F  r  i  m  o  n  t's  Abberufung  einen  intelligenten  Kopf  und  eine 
stärkere  Hand  nofhwendig  machten*  Frimont  selbst  war  es,  der  in  Kadetzky 
den  rechten  Mann  erkannte  und  den  Monarclicn  bestimmte  ihm  diese  wichtige 
Mission  anzuvertrauen* 

Er  wurde  also  im  November  1831  zum  commandircnden  General  in  Italien 
ernannt,  wo  sich  eben  in  den  kleinen  Staaten  jene  Bewegungen  wieder  zeigten, 
welche  er  1848  Im  grossen  Massstabe  niedergeworfen.  Seine  volle  Aufmerksam- 
keit wendete  sich  der  taktischen  Vervollkommnung  und  der  praktischen  Aus- 
bildung seiner  Truppen  im  Felddienstc  zu;  er  entwarf  selbst  eine  verbesserte 
Feldinstruction,  welche  unter  Beiziehung  seines  Generalstabs-Chefs,  des  Generals 
von  Hess,  den  Tnippen  mitgetheilt  wurde,  dieser  folgte  sodann  eine  Manoeuvrir- 
Instruction  der  Infanterie  für  grössere  Massen  und  der  ihr  zugcth eilten  CavaDerle 
und  Artillerie.  Eine  Consequenz  dieses  theoretischen  Werkes,  das  sein  echt  mili- 
t&mcher  Geist  durchwehte,  —  und  welches,  jedoch  obneZuthun  Rad  c  tz  ky*8,  durch 
den  Druck  veröffentlicht  bisher  viele  Auflagen  erlebte,  —  waren  grosse  Feldübun- 
gen, in  denen  seine  Lehren  brigado-  und  divislonsweiso  praktisch  eingeführt  wurden. 
Was  nachmalig,  ja  erat  jetzt  noch  in  manclien  Staaten  Europa's  von  intelligenten 
Officieren  angeregt  und  ids  Schule  des  Krieges  thätig  befürwortet  wird,  das 
erkannte  General  der  Cavallerie  Radetzky  schon  damals  in  ganzer  Ausdehnung 
und  führte  es  durch. 

Ein  weiteres  Verdienst,  dessen  Grösse  wir  erst  durch  unangenehme  Erfah- 
rungen der  neuesten  Zeit  ganz  würdigen  konnten,  war  der  Feslungsbau  von 
Verona,  oft  beantragt,  oft  verworfen.  Nach  langem  Ringen  mit  einem  Wider- 


1370 

Stande  der  politischen  und  anderer  Behörden,  welche  den  Bau  nicht  für  unum- 
gänglich nothwendig  erachteten,  setzte  Graf  Rade tzky  seine  Idee  zum  Segen 
Österreichs  durch;  er  hatte  das  seltene  Glück,  die  Früchte  seiner  Bestrebungen  zu 
ernten.  Si  vü pacem,  para  bellum,  und  die  Festung  Verona  eben  war  es,  welche 
dem  Kaiserstaate  das  halb  verlorene   Italien   wieder  gewann. 

Was  er  geleiste^,  wurde  nie  verkannt ;  in  jenem  Augenblicke  aber,  wo  er  mit 
Friedenseiferern  zu  kämpfen  hatte,  galt  eine  Anerkennung  seines  Monarchen  höher, 
als  wäre  sie  im  Momente  einer  Schlacht  erfolgt.  Se.  Majestät  Kaiser  Ferdinandl. 
ernannte  ihn  am  17.  September  1836  zur  höchsten  Stufe,  welche  ein  Soldat  errin- 
gen kann,  zum  Feldmarschall. 

Dank  der  allgemeinen  FriedenslagcEuropa's,  vergingen  nahezu  15  Jahre,  ohne 
dass  es  nöthig  gewesen  verwirklichten  Befürchtungen  wirklichen  Ernst  entgegen 
zu  stellen.  Allein  wie  sehr  der  Feldmarschall  seine  Zeit  ujid  die  trübe  Zukunft 
erkannt,  lehrten  bald  Ereignisse,  in  denen  es  der  gesammten  moralischen  und 
materiellen  Kraft  Österreichs  bedurfte,  um  einem  gänzlichen  Zerfallen  vorzubeugen. 
Der  Thron  in  Frankreich  ward  gestürzt)  und  sein  Fall  vibrirte  in  ganz  Europa.  Wo 
eine  feste  und  sichere  Regierung  das  offene  Gebaren  der  neuen  Volksprediger  nicht 
gestattete,  drangen  die  revolutionären  Emissäre  wie  die  Winde  durch  alle  Spalten, 
um  für  ihre  Ideen  ein  fruchtbares  Feld  zu  finden.  So  war  es  im  österreichischen  Italien. 

Der  Sitz  der  demagogischen  Partei  in  Rom  entsendete  seine  agitativen  Kräfte 
nach  allen  Richtungen  der  Halbinsel  y  in  Lombardo-Venetien,  wo  trotz  der  Verringe- 
rung der  ursprünglichen  Militärmacht  die  Streitkräfte  immer  noch  zu  sehr  impo- 
nirten,  wagte  man  sich  noch  nicht  offen  hervor,  wenngleich  verschiedene  Anlässe 
einen  nahen  Ausbruch  verkündeten.  Die  Insurrectionspartei  hatte  in  einem  Lande, 
das  eben  unter  den  „Fremden*^  seine.  grössteBlüthe  erreicht,  alle  Hebel  nationaler 
Eifersucht  in  Bewegung  gesetzt  und  das  Volk  so  lange  bearbeitet,  bis  ein  schick- 
licher Vorwand  die  Explosion  vermitteln  würde. 

Dieser  Anstoss  kam  nicht  von  innen,  wie  man  verhofft,  sondern  von  aussen, 
da  die  Residenz  selbst  im  Aufstande  begriffen  war.  Die  Nachricht  davon  gelangte 
am  17.  März  Abends  an  die  Regierung  in  Mailand  und  am  nächsten  Morgen  schlug 
hier  der  Aufruhr  los. 

Die  österreichische  Armeein  Italien  zählte  damals  70,000 — 75, 000  Mann  Infan- 
terie (wovon  ein  Drittheil  Italiener),  5500  —  6000  Mann  Cavallcrie  mit  etwa  108 
Kanonen  und  deren  Mannschaft. 

Wie  bemerkt,  war  ein  Drittheil  aus  Eingebornen  bestehend,  und  zwar  setzte 
man  in  sie  eben  so  grosses  Vertrauen  als  in  die  übrigen,  weil  sie  in  den  Anlässen 
früherer  Jahre  eben  dieselbe  gute  Gesinnung  mit  den  übrigen  bewiesen  hatten; 
dazu  kam,  dass  diese  Mannschaft  so  eigentlich  aus  dem  Volke  stammte ,  welches 
den  Prätensionen  der  Vornehmen  und  den  Bewegungen  in  den  Städten  aus  alten 
Gründen  sich  nicht  änzuschliessen  schien. 


1371 

Am  18.  März  war  bekannt  gemacht  worden,  dass  Se.  Majestät  der  Kaiser 
seinen  Staaten  eine  Verfassung  „im  Geiste  der  Zeit*'  versprochen  habe.  An  den 
Plätzen,  wo  diese  Kundmachung  angeschlagen  worden,  versammelten  sich  grosse 
Haufen;  die  Bewegung  theilte  sich  bald  der  ganzen  Stadt  mit.  Mit  den  Stadt- 
behörden  drangen  Tausende  in  das  Regierungsgebäude,  entwaffneten  die  auf  Anlan- 
^cn  des  Vice  -  Präsidenten  Grafen  O'Donell  nicht  verstärkte  Wache,  zwangen 
denselben  zum  Befehle  der  Bewaffnung  der  Nationalgarde,  der  Aufhebung  der 
Polizei  u.  s.  w.  und  führten  ihn  selbst  endlich  gefangen  hinwog.  Inzwischen  war 
die  Militärmacht,  wie  bemerkt,  auf  Ansuchen  des  Gubernial - Vicepräsidenten  in 
Ruhe  geblieben;  allein  als  man  erfuhr,  dass  dreifarbige  Fahnen  herumgetragen, 
Waffen  ausgetheilt  und  Barricaden  gebaut  würden,  dass  nun  keine  legitime  Civil- 
gewalt  mehr  herrsche,  donnerten  die  Alarmschüsse  vom  Castel  und  in  zehn  Minuten 
stand  die  ganze  Garnison  unter  Waffen. 

Sie  zählte  3  Brigaden,  die  eine  derselben,  unter  General-Major  Rath,^  mar- 
schirte  mitten  durch  die  Bewegung  nach  dem  k.  Palaste  und  dem  Dome,  besetzte 
(Ion  ganzen  Rayon  und  hatte  hier  die  ersten  Angriffe  zu  bestehen.  Es  ist  nicht 
unsere  Sache,  den  Gang  der  Bewegung  hier  zu  besehreiben,  da  wir  blos  die  Resul- 
tate hcldcnmüthigcn  Wirkens  der  Nachwelt  vor  Augen  bringen  sollen.  Es  genüge 
zu  sagen,  dass  die  Truppen  mit  Aufopferungen  ohne  Gleichen  die  Ilauptpuncte 
nahmen,  die  gestörten  Verbindungen  immer  wieder  herstellten,  die  Insurgenten 
auf  allen  offenen  Puncten  nach  unbekannten  Schlupfwinkeln  zurückdrängten.  Allein 
diese  eine  Brigade  konnte,  und  wären  ihre  Elemente  Heroen  des  Alterthums 
«gewesen,  unmöglich  das  Errungene  auf  die  Länge  behaupten.  Der  Feldmarschall, 
der  inmitten  seine  gewöhnliche  Ruhe  behalten  und  stündlich  Werke  der  bewunde- 
rungswürdigsten Milde  und  Nachsicht  übte,  Hess  an  alle  Garnisonen  des  Flach- 
landes Befehle  ergehen,  in  der  Hauptstadt  sich  zu  corfcontriren.  Da  zeigte  sicli 
bereits  die  riesige  Ausdehnung  des  Aufstandes;  alle  Strassen  waren  abgegraben, 
die  Brücken  abgeworfen,  dieOrte  verrammelt;  da  man  die  Eilboten  auffing,  gelangte 
ein  einziger  Befehl  an  seinen  Bestimmungsort,  nach  Bergamo.  Desshalb  beschloss 
der  Fcldniarschall,  nachdem  auch  der  19.  März  in  fortwährenden  Kämpfen  ver- 
gangen, die  innere  Stadt  zu  räumen  und  den  Wall  wie  die  Zugänge  zu  besetzen, 
um  die  schlecht  vcrproviantirte  Stadt  durch  Hunger  zum  Gehorsam  zu  bringen. 

Diese  Bewegung  wurde  in  der  Nacht  vom  19.  auf  den  20.  März  mit  Mühe 
und  unter  beständigen  Gefechten  ausgeführt  und  nun  begann  der  Aufstand  bei  freier 
innerer  Cj'rculation  auch  freier  sich  zu  entwickeln  und  in  höchstem  Masse  organi- 
satorisch aufzutreten.  Die  Agriffe  richteten  sich  nunmehr  gegen  die  Thore,  um 
sich  mit  heranziehenden  Insurgenten  der  Provincialstädte  in  Verbindung  zu  setzen. 
irnisonstl  Dagegen  sah  man  wieder  der  Ankunft  des  Entsatzheerei»  unter  Karl 
Albert  entgegen  und  schlug  in  der  nahen  Hoffnung  dessen  die  von  den  fremden 
Con.^uln    vorgebrachte    und    vom  Feldmarschall    angenommene   Bedingung   der 


1372 


Einsteüuüg  der  Feindseligkeiten,  bis  eine  Entscheidimg  von  Wien  käme,  ab.  So 
verging  auch  der  21.  Miirz  in  stätcni  Bhitvci-giessicn  und  mit  der  Wegnalirne  der 
%Treinzelten  PosteUj  die  sich  in  der  Stadt  noch  gegen  die  Insurgenten  vertheJdigtcn. 
Die  Truppen  waren  durch  den  nun  schon  viertägigen  Kampf  im  schlechtesten  Wetter 
erscliypft;  allein  ihr  iluth  blieh  unhengsam.  ,,Es  könnte  mir  dm  Herz  brechen,*' 
schreibt  der  Feldmarschall,  ^,dass  solcher  Muth  nicht  gegen  einen  offenen  Feind 
verwendet  werden  kann.^  Dazu  kamen  drohende  Nachrichten,  dass  Karl  Albert 
heranziehe^  dass  die  Schweizer  zahketche  Haufen  BcwalFnoter  senden  und  das 
ganze  Land  ringsum  immer  mehr  sich  erhebe;  keine  Verbindung  war  mit  den 
ausscnstehenden  Brigaden,  keine  Nachricht  aus  der  Provinz  vorhanden.  Der  Feld- 
marschall  konnte  es  bei  seinen  schwachen  Kräften  unmöglich  mit  einem  frischen 
Heere  und  den  zahllosen  neuen  Freischaaren  aufnehmen»  Er  suchte  daher  die  Ret* 
tung  in  dem  einzig  denkbaren  Mitte!,  in  der  Concentrirung  seiner  Streitmacht  an 
oinem  geeigneteren  Puncto,  in  dem  Rückzage. 

Es  war  ein  furchtbarer  Entschluss,  doppelt  furchtbar  für  den  alten  Fcldmar- 
schall  und  seine  Armee.  Er,  der  so  oft  den  Feinden  im  offenen  Felde  den  Sieg 
abgewonnen,  sie,  die  gewohnt  war  mit  ebenbürtigen  Gegnern  sieh  zu  messen; 
Beide  mussten  in  dem  Mittel,  dem  jeder  echte  Soldat  sonst  den  Tod  vorzöge,  die 
einzige  Rettung  suchen.  Allein  in  dieser  Rettung  lag  auch  die  der  südlichen  Pro- 
vinzen, Lig  (wie  sich  es  später  zeigte)  die  der  llonarchic.  I^fan  wich  dem  über- 
mächtigen Andränge  der  Insurgenten,  um  dann  auf  oiFenem  Felde  von  Neuem  zu 
beginnen. 

Der  Concentrationspunct  konnte  nur  Verona  sein, 

Willi rcnd  den  Anordnungen  znm  Abmärsche  und  zwei  neu  einzutreffende  Rri- 
gaden  (Graf  S  t r  a  s s o  I  d  o  und  M a u  r  c  r  von  Savona)  erwartet  %vurdcn,  dauerte  das 
Gefecht  am  22.  noch  fort.  Es  galt,  die  Häuser  am  Walle  zu  reinigen  und  so  den 
Abzug  möglichst  zu  sichern.  Um  11  Uhr  Morgens  des  niichsten  Tages  netzten  sieh 
die  Colonncn  in  Bewegung,  die  Flanken  des  weiten  Zuges  deckten  Plänkler,  an 
der  Spitze  der  3.  Colonnc  befand  sich  der  Fcldraarschall  selbst,  die  Nachhut  führte 
Graf  C! am,  der  umsichtig  die  für  den  Abnifirsch  wichtige  Porta  Tosa  gewahrt 
hatte.  Familien  der  Beamten  und  OfJiciere,  Verwundete,  Kranke,  viele  keinem 
Amte  zugehörige  Deutsche,  befanden  sich  im  Train.  Nicht  die  leiseste  Stockimg 
fand  Stattj  und  die  schwachen  Stöi  inigen  durch  die  Insurgenten  an  verschiedenen 
Puncten  konnten  keine  Unordnung  in  den  5  Stunden  langen  Zug  bringen. 

„Bald  werden  wir  wiederkehren!^  waren  die  Worte,  die  der  Feldmarschall, 
gegen  die  treulose  Stadt  gewandt,  zum  Abschiede  sprach.  Er  konnte  sie  aussprechen; 
mit  Gewissheit  durfte  er  auf  ihre  Erfüllung  bauen.  Um  ihn  zogen  ilänner,  deren 
Aufopferung  er  während  des  geistig  und  körperlich  {|uälcnden  Marsches  stündlich 
mehr  kennen  lernte,  hätten  ihm  nicht  bereits  frühere  Tage  genügt.  Diese  hinwieder 
sahen  in  ihm  ihren  Leiter,  ihren  Stern,  und  er  führte  sie  auch  wie  seine  Wortegelautct, 


1373 


Der  Mai^scli  fand  am  23.  nur  ^ii  Melegnauo  einen  kleinen  Widcrstan*],  wo  diö 
vcjTiickten  Einwoliiier  Jen  übori^ten  Grafen  Wraliölaw,  der  um  Lebensmitte!  fdi 
die  Truppen  voranging,  sammt  Begleitung  gefangen  nahmen^  bald  über  durch  den 
Sturm  mehrerer  Bataillone  zur  Unterwürfigkeit  gebracht  wurden»  Ohne  Umstände 
wurde  am  24.  Lodi  passirt  und  hinter  der  Adda  ein  Lager  bezogen. 

liier  trafeji  den  Feldmarsohall  die  Ungliicksboten  aus  Venedig,  Osopo,  Rocca 
d'Anfo  u.  s.  w.,  und  die  Nachrichten  von  dem  Abfalleso  vieler  (17  von  2U  liatail- 
Ionen)  italienischer  Truppen  zu  üdine,  Treviso,  Cremona,  Venedig,  Padua,  Bres- 
cia.  Am  häi*testeu  traf  wohl  der  Schlag  vom  Falle  VenedigSj  und  so  war  denn  des 
Bleibens  an  der  Adda  nicht  mehr» 

Das  Land  bis  an  den  Mincio  luusste  aufgegeben  werden;  da  war  auch  die 
(Jrcnze  des  Rückzuges  füt*  das  1*  Armeecorps.  Es  wäre  nicht  auf  die  Llinge  zu 
lialten  gewesen,  und  am  2.  April  traf  denn  Radetzky  zu  Verona  ein.  Hier  fand 
sich  auch  das  £•  Armeecorps,  durch  dessen  schnelle Coneentration  General  d'Aspre 
Verona  gerettet  hatte,  von  dem  die  ganze  Zeit  über  last  keine  Nachricht  an  den 
Feldmarschall  hatte  gelangen  können,  und  das  nun  mit  Bewaflnung  und  Versor- 
gung vollauf  beschäftiget  war. 

^Ich  bin**,  sagte  Radctzkyin  seiner  Ansprache  aa  die  Armee,  „aus  höheren 
Rücksicbten  der  Kriegskunst  als  General  gewichen;  nicht  ihr  —  ihr  seid  nicht 
besiegt  und  werdet  es  nicht  sein.  Wenn  wii*  uns  gesammelt,  geordnet  haben  ;  wenn 
die  Lücken  ausgefüllt  sein  werden,  w^elche  der  schnöde  Verrath  in  unsere  Reilien 
gebracht,  w^enn  wir  wissen,  wie  die  Dinge  in  unserem  eigenen  Vaterlande  stehen; 
dann  werden  wir  uns  umwenden  und  Rechnung  halten  mit  unseren  Feinden. *f 

Und  so  geschah  es ! 

Karl  Albert  w^ar  am  25.  März  über  den  Ticino  gegangen;  in  2  Colonnen 
folgte  seine  Armee  in  kleiner  Entfernung  der  üstorreichischen  nach,  mit  der  sie 
dann  am  Mificio  zusammonstiess. 

Den  ersten  Säbelhieb  mit  den  ehrgeizigen  Nachbarn  zu  w*echseln  war  dem 
Obersten  von  Bencdek,  des  Uegiments  Gyulay,  bestimmt.  Bei  einer  Recognos- 
cirung  gedachte  er  da^s  von  den  Sardeu  besetzte  Marcaria  zu  überrumpeln.  Die»  an 
sich  wurde  durch  einen  Bauer  vereitelt,  aber  dennoch  drangen  die  Österreicher 
im  Orte  ein,  fiihrtcn  ein  Dutzend  Reiter  gefangen  weg,  alamiirten  das  ganze  Corps 
und  hätten  beinahe  den  Genoral  Bava  selbst  festgenommen,  der  nur  mit  genauer 
Nuth  sieh  rettete. 

Am  7*  April  rückte  die  feindh'che  Armee  in  mehreren  Colonnen  gog^n  den 
Mineio  vor;  Bava  stiess  am  8.  auf  unsere  Vorposten,  die  sich  nach  G  oito  zurück- 
zogen. Dies  mussto  genommen  werden,  wollten  die  Piemontesen  den  Mincio  über- 
schreiten. Auf  die  Nachricht  dieses  Angritfes  Hess  der  Fcldmarschall  seine  verrüg- 
baren  Truppen  nach  Villa franca  aufl» rechen.  Er  war  zur  Schlacht  bereit,  aber 
(icnernl  Bav*T  vcrnn'iul   t*ic^   und   Hadctzkv,   der  mit   seiner  Armee  dauernde 


1374 


Initiative   nocli  nieht  ergreifen  konnte ,   trat  am   10.  wieder  den  Rückzug  nach 
Verona  an. 

Karl  Albert  hatte  denMJncio  überschritten.  Nujinielir  sollte  seine  und  seines 
Heeres  eigentliche  offensive  Tbätigkeit  beginnen.  Gleich  anfangs  zeigte  sich  die 
grosste  Unontaehiedenheit  in  den  Massnahmen,  in  den  Zwecken,  Endlich  ging  man 
an  die  Belagerung  Peschiera's.  Dies,  wie  die  Art  derselben,  gehören  zu  den  bemer- 
kenswertheston  Missgriffeu  in  der  Kriegsgeschichte  eines  ganzen  Jahrhunderts. 

Auch  nach  RIantua  unternahm  Karl  A  1  b er  t  eine  Recognoscirnng.  Sie  konnte 
ihn  in  den  sanguinischen  floJihungen  keinesweges  bestärken. 

Zwischen  der  Etsch  und  dem  Mincio  hatte  Radetzky  indessen  seine  Stellung 
genommen,  und  erwartete  so  die  Ankunft  der  Reserve-Armee  unter  Feldzcug- 
meister  Nugent.  Die  Verbindung  mit  Tirol  deckte  die  Brigade  Wohlgemuth  bei 
Pastrengo,  welche  den  Angriffen  der  Feinde  trotzte  und  durch  die  Brigade  Erz- 
herzog Sigismund  verstärkt  wurde,  da  der  Feind  durchaus  die  Höhen  des 
genannten  Ortes  in  Besitz  haben  wollte.  Der  Verlauf  dos  Gcicchlcs  ist  bei  Feld- 
marsehall-Lieutenant  Wohlgenioth  (s.  d.)  geschildert. 

Auf  der  Front  beider  Armecu  hatfe,  kleine  Plänkeleien  ausgenommeny  Kühe 
geherrscht.  Die  Nachrichten  von  den  Wirren  der  Monarchie  hatten  indess  den 
offensiven  Muth  des  sardituschen  Königs  gestärkt.  Er  beschloss  einen  grossen 
Schlag  zu  fuhren,  und  (hirch  die  Wcgnalimn  von  Vei*orui  dem  Kampfe  ein  schnelles 
Ende  zu  machen. 

Diese  Pläne  zu  vernichten,  war  nun  die  Aufgiihe  des  Fehlmarschalls* 

Bei  Sta.  Lucia  am  6.  Mai  hatten  die  Picmontcsen  eine  Lehre  empfangen,  die 
nicht  leicht  wieder  einem  Feinde^  er  .sei  denn  so  übcrmüthig  Avie  sie,  ^u  Thcil  wer- 
den dürfte.  Die  Österreicher  hatten  Wunder  der  Tapferkeit  geleistet;  12  schwache 
Compagnicn  hatten  drei^  dann  iun!i  Brigaden  durch  drei  Stunden  mit  Erfolg  auf- 
gehalten j  ihr  Muth  wurde  geweckt  durch  die  Lust,  die  grossrednerischen  Gegner 
etwas  herahzustimmon,  durch  die  vortreffliche  Disposition  des  Fcldmarschalls  und 
durch  die  Gegenwart  mclirerer  Mitglieder  des  kais,  Hauses,  darunter  die  des 
Kronprinzen,  jetzt  Sr.  Majestät  des  Kaisers  Franz  Joseph. 

Durch  diesen  Sieg  war  die  {istctrcichlsche  Armee  von  dem  Andringen 
des  Gegners  befreit.  Mit  ihm  trat  der  Kampf  in  ein  neues  Stadium,  Der  Glücks- 
stern Karl  Albert's  war  gesunken,  und  die  Offensive  des  Feldmarschalls 
begann  mit  dit!scm  Augenblicke.  Wenngleich  dieselbe  nicht  sogleich  ins  Werk 
gesetzt  wurdey  da  noch  Trup|ienvcrstärkungen  cdbrderlicli  und  im  Anzüge  waren, 
so  war  sie  doch  vorhanden^  da  die  offensive  Rollo  Karl  Alhcrt's  nunmehr 
geenilct  hatte. 

Bevor  die  Offensive  not  der  Ankunft  der  Reserve  ergrilFen  wuidc,  suchte 
Radetzky  seine  Operationsbasis,  Verona,  durch  Befestigungen  zu  starken,  und 
w^citei's  zur  Sicherung  Tirols  und  der  Ufer  des  Gardasees  eine  Flottille  auf  diesem 


1375 


zu  errJchfen.  Endlich  musste  die  Verpflegung  der  Armee,   nicbt  allein  für   den 
Moment,  sondern  auch  für  die  Zukunft  geborgen  sein. 

Am  25.  Mai  langte  endlich  die  Reserve  an,  und  zwei  Tage  später  begann  die 
OÖensive* 

Die  grossartigen  Verschanzungen  Karl  Albert's  zwischen  dem  Mincio,  der 
ICtscb  und  dem  Gardasee,  so  wie  taktische  Hindernisse  beim  Auiiuarsche,  bewogen 
den  Feldmarschall  zu  einer  Bewegung  ar»  dem  unteren  Miiicio  in  die  b*uke  Flanke 
dos  Feindes*  Derselbe  sollte  von  Verona  abgezogen,  seine  Schanzenlinie  durch- 
brochen und  er  endlich  geschlagen  und  Pcschiera  entsetzt  werden* 

In  neuer  Orgaui!!!ation  (xu  2  Armee-  und  1  Reserveeorps)  brach  die  Armee 
in  3  Colonncn  auf.  Ihr  Marsch  musitte  verborgen  bleiben-  Er  gelang,  und  am 
28,  Abends,  als  die  Armee  bereits  zu  Mantua  angokoamicn,  erfuhr  der  Feind  erst 
die  80  gefährliche  Bewegung, 

Der  Fcldniarschall  entwarf  nun  die  Massregcln  des  Angriffes,  die,  mit  Umsicht 
und  Tapferkeit  ausgcfülirt,  den  herrlichsten  Erfolg  hatten,  Oberst  Benedek  stürmte 
mit  dem  Foidmarsehall- Lieutenant  Fürsten  Fell  x  Seh  war  zen  berg  die  für  unein- 
nehmbar gehaltene  Linie  von  Curtatone;  General  Graf  Clam  mit  dem  Obersten 
Baron  Reisehacb  croberto  Montanara  nach  längerer  Bcschiessung;  die  Reserve 
des  Feindes  ward  nach  wahrhaft  tapferem  Widerstände  geworfen,  die  umliegenden 
besetzten  Ilofo  wurden  uiit  Sturmeseile  genommen  und  in  wenigen  Stunden  war 
der  Feind  in  zügeiloso  Flucht  gesprengt,  verjagt,  vernichtet. 

Am  30.  Mal  riiekto  das  L  Armeecorps  gegen  Goito,  das  2.  nach  Ceresara 
vor.  ICü  lag  nicbt  in  der  Absicht  des  Fclduiarschalls  den  Kampf  tbrtzusetzen, 
sondern  nur  einer  Reeognosclrupg  galt  es  und  den  Feind   vom  MincIo  abzuziehen« 

Ks  konnte  nicht  verhindert  worden,  daäs  die  1.  Armee  bei  Goilo  dennoch  in 
ein  ziemlich  heftiges  Gefecht  verwickelt  wurde,  nach  welchem  beide  Theilo  in  ihren 
Stellungen  verbtieben.  AU  am  nächsten  Morgen  die  Recognoscirung  orflillt,  wurde 
das  2.  Corps  niilier  an  das  1.  gezogen,  und  so  jeder  Offensiv-Bowegung  des  Feindoa 
vorgebaut. 

Der  heftige  Regen,  welcher  durch  vier  Tage  in  Strömen  herabstürzte,  machte 
die  Operationen  für  den  Augenblick  verschieben.  Dazu  kam  der  Fall  Peschiera's, 
die  Nachricht  von  dem  Aufstände  zu  Wien  am  26.  Mai.  Da  letzterer  die  Monarchie 
selbst  in  Frage  stellte,  musste  erder  begonnenen  Bewegung  gegen  den  Feind  in  so 
lange  Einhalt  thun,  bis  man  erfuhr,  ob  da^  Rcicb  noch  durch  andere  Mittel,  als  den 
Abzug  der  italienischen  Armee,  gerettet  werden  könne;  dicüc  brauchte  ferner 
Zuzügey  welche  nunmebr,  wo  es  aich  um  ille  thatkraftiga  Offen»ivo  handelte,  erst 
recht  zweifelhaft  wurden. 

Der  alte  Held  schwankte  nicht  bei  der  so  plötzlich  veränderten  Lage  der 
Dinge  —  in  der  Nacht  des  3.  auf  den  4.  Juni  zog  er  nach  Mantua  steh  zurück' 
jedoch  um  §chou  an  5*  neue  Schlüge  zu  beginnen. 


1376 


Indeui  er  den  Feind  glauben  macktc,  die  ganze  Armee  hätte  sieb  nach  Verona 
zyrück  gewendet,  standen  plötzlicb  das  1.  und  2.  Corps  vor  Vieenza^  das  General 
Durando  besetzt  Lielt.  Dieserj  an  15,000  Mann  stark,  halte  dem  Platze  imGefülile 
der  Wichtigkeit  desselben  bedeutende  fortificatorischc  Stellungen  verschafft.  Die 
Brücken  wareo  abgebrochen^  die  Strassen  durch  mehr  als  2UÜBarricaden  versperrt 
und  jedes  Haus  zu  einer  Festung  unigeschaffen,  Ingleiehen  waren  auch  die  Anhöhen 
um  Vicenza  mit  ihren  Dürfern  und  Hufen  befestigt^  das  von  Natur  schwierige  Ter- 
rain noch  mehr  erschwert,  zahlreiche  Batterien  angelegt,  die  sieh  gegenseitig  unter- 
stützten, und  die  zu  stürmenden  Höhen  fast  unerstciglicb  gemacht  —  mit  einem 
Worte,  Vicenza  sollte  für  die  Österreicher  ein  Saragossa  werden. 

Für  den  Angriff  war  der  10.  Juni  Vormittags  bestimmt;  er  sollte  Durando 
zur  Übergabe  oder  zum  Rückzuge  in  die  venetianiachen  Gebirge  zTivingcn,  was  der 
Auflösung  gleich  kam. 

Aber  schon  um  ^/^l  Ubr  begann  das  Gefecht,  das  sich  nach  und  nach  so  hitzig 
cntwickeltej  tlass  bis  lü  Uhr,  der  Sknide  des  allgemeinen  Angriffes,  schon  das  stark 
besetzte,  aber  dadurch  unj  so  leichter  verwirrte  BlockhausBellaVistaBerico  genom- 
men w^ar.  Das  Blockbaus  wurde  angezündet  und  diente  dem  Gegner  zum  Zeichen, 
dasfi  jetzt  ein  sehr  ernster  Tanz  beginne.  Um  die  Truppen  möglichst  zu  schonen, 
wurde  der  Artillerie  die  Hauptthätigkett  zuge%viesen.  Die  Geschütze  des  Generals 
C  uloz  begannen  um  3  Uhr  gegen  den  vorzüglichsten  Punct,  den  Monte  Berico,  zu 
spielen;  bald  war  das  feindliche  Feuer  in  der  Villa  rotonda  zum  Schweigen 
gebracht  und  eben  so  bald  diese  im  Sturme  genommen,  wlihrend  die  Schweizer 
vom  Monte  Bcrico  selbst  angrift'sweisc  wider  die  Bella  Vista  vorgingen.  Da  empfing 
sie  die  verdeckte  Artillerie  mit  Kartatsebongrüssen  und  das  lü.  Jager-Bataillon 
unter  Oberst  Kopal,  der  mit  den  Gegnern  zugleich  in  die  Schanzen  des  Bcrico 
eindrang.  Im  Nu  war  dieser  erstürmt,  der  Feind  in  tolle  Flucht  gejagt,  und  jede 
Bemühung  Durando's,  diesen  Lebcaspunct  seiner  Vertheidigung  wieder  zu  gewin- 
nen, unmöglich  gemacht.  Die  Gegner  waren  nun  im  Umkreise  der  Stadt  einge- 
pfercht, die  mit  ihnen  alsbald  vom  Bcrico  herab  bcscliossen  wurde. 

Auch  auf  den  anderen  Punctcn  w^ar  alles  Angeordnete  vollzogen  woj'den;  die 
Ausgänge  aus  der  Stadt  -wurden  genommen  und  der  Eintritt  in  dieselbe  durch  Weg- 
nahme von  Schanzen  und  Postirung  von  Mörser-Batterien  vorbereitet. 

Der  Feind  w^ar,  trotz  seiner  Zuversicht^  auch  trotz  allerTapferkeit  der  Gegen- 
wehr, zurErkenntnissderUnhaltbarkeit  seiner  Stellung  gekonmicn.  Schon  am  näch- 
sten Tage,  noch  lange  ehe  die  Massregcln  für  die  Wiederaufnahme  dos  Kampfes 
getroffen  wurden,  erschienen  bald  nach  Jlittcrnacht  Parlamentäre  Durando's.  Er 
capitulirtCj  erhielt  freien  Abzug  und  dieOsterrcicher  zogen  Vormittags  in  die  Stadt  ein* 

So  w*ar  das  venetianische  FesÜand  von  der  Insurrection  frei,  und  der  Com- 
mandant  des  2.  Ueservccorps  Fehlmarschall-Lieutenant  W  el den  konnte  nun  an 
die  Blockade  Venedigs  schreiten. 


1377 


Radcts&ky  schickte  bereits  am  11,  einen  Theil  seiner  Armee  nAch  Verona 
ztirück,  wo  dieselbe  am  13,  vollstündr^f^  sich  coneentrirte*  Im  Angesichte  der  Stadt 
hatte  Karl  Albert  an  Ilivoli  und  Poschicra  Stützpuncte  einer  sehr  festen 
Stellung. 

Ungeachtet  dieser,  der  Schwäche  der  eigenen  Armee  (kaum  40,000  Mann), 
ihrer  Erschöpfung  durch  die  grossartigen  Märsche  seit  dem  28.  Mai,  und  der 
Sorge  um  die  Verpflegung,  wies  Rad  etzky  doch  die  Pläne  des  Ministeriums,  Frie- 
den mit  dem  Könige  zu  machen,  entschieden  zurück.  Sein  Hauptaugenmerk  war 
nunmehr  auf  die  rechte  und  linke  Flanke  gerichtet.  Siidtirol  musstc  gesichert,  aber 
auch  Mantua  vom  Feinde  unbelästigt  bleiben,  der  es  bereits  ganz  umzingelt  hatte. 
Der  Künig  hatte  seine  Stellung  zu  weit  ausgedehnt,  um  sie  überall  gleich  tüchtig 
besetzen  zu  können.  Scheinangilt!e  bei  lUvoli  sollten  seine  Aufmerksamkeit  ablen- 
ken, um  die  Linie  bei  Sommaeampagna  leichter  zu  durchbrechen  und  die  Piemon- 
tescn  dann  in  Flanke  und  Rücken  zu  nelimen. 

Viele  Zeit  war  bis  zu  diesem  Augenblicke  verflossen;  allein  die  Österreicher 
liatien  sich  nunmehr  zu  ciaer  ent.sehlcdenen  Offensive  verstärkt  und  in  vollkommen 
schlagfertigen  Zustand  hergestellt  und  am  23.  Juli  begann  die  allgemeine  Vor- 
rUckung. 

Schon  vor  lÜ  Uhr  war  die  südliehe  Position  und  So  na  erstürmt,  ihm  folgte 
die  Wegnahme  der  Reihen  von  Madonna  dcl  Monte,  der  von  S.  Giustina,  von 
Madonna  della  Salute  und  San  Picti-o.  Der  Feind  wich  bis  nacli  Sommaeampagna 
zurück,  sein  Aufmarsch  war  gesprengt  und  seine  beiden  Flügel  so  von  einander 
gerissen,  daas  nur  ein  weiter  Weg  ihre  Wiedervereinigung  bewirken  konnte.  Die 
östoireichische  Armee  befand  sich  nun  im  Besitze  aller  Puncto  des  Mincio.  Der 
Plan  Karl  Albertus,  .^tatt  des  Rückzuges  überGoito  die  linke  Flanke  Radetzky*s 
anzugreifen  und  so  bei  grucklichcm  Erfolge  eine  nachdrückliche  Diversion  gegen 
die  Österreicher  auszuführen,  ward  durch  die  Brigade  Simbschen  und  den  Hol- 
denmuth  dosOberst-Lioulcnanta  Sunslenau  (»,  d.),  wenn  auch  mit  grossen  Opfern, 
gXnsIich  vereitelt. 

Es  galt  nunmehr,  den  Gegner  von  den  Ilühcn  von  Custozza  und  Somma- 
eampagna zu  vertreiben  und  in  die  Ebenen  zu  werfen.  Iliebci  kam  es  zu  den 
blutigsten  Kitinpfon  wHhrcnd  des  ganzen  Feldzuges;  denn  an  diese  Puncto  klam 
mortc  sich  noch  Karl  Albert's  Supcriorilltt  in  der  Stellung.  Nach  heftigen 
Stürmen  und  mit  grossen  Verlusten  ward  Sommaeampagna  genommen;  noch 
heisscr  war  der  Streit  um  den  Monte  Godio,  der  den  Feinden  abgenommen  (bei 
einer  Tageshitzo  von  mehr  als  30  Graden,  die  allein  schon  die  Streiter  tudtcte 
oder  wahnsinnig  machte),  in  wütheriJcm  Kampfe  gegen  die  Truppen  des  Königs 
behauptet  wurde.  Hier  war  es,  wo  dai«  Regiment  Kinsky  mit  solchem  Muthe 
stritt,  dass  bei  dem  Defillren  dio  Generale  der  Armee  mit  ontbl6sstcm  Haupte  an 
ihm  vorbeizogen. 

87 


1378 


Um  7  Vhr  Abends  war  die  ♦, glorreiche'^  Schlacht  zu  Ende,  der  Feind  durch 
nur  20,000  Jliion  aus  all'  seinen  vortlieilhaften  Stellungen  vertrieben  und  ein  Sieg 
erfoehtcDj  der  eben  so  die  Intclh'genz  des  Feldherrn,  %vie  den  Muth  der  Armee  tür 
alle  Zeiten  verewigt. 

In  Folge  dieses  gerubtc  Sc.  Majestiit  Kaiser  Ferdinand  mit  Allerhöehsteni 
Handbillet  aus  Innsbruck  vom  28.  Juli  dem  Fcldmarschall  das  Grusskreuz  des 
Maria  Theresien-Ordens  unter  den  schmcichelhaftesteu  Aasdrücken  der  Freude 
und  Bewunderung  zu  übersenden. 

Die  errungenen  Vortheile  vom  25,  Juli  konnten  erst  durch  die  Verfolgung 
des  Feindes  ihr  eigentliches  Gewielit  erhalten.  Diese  begann  denn  sogleich^  und  der 
Feldmarschall  setzte  sich  am  26,  gegen  Volta  in  Bewegung,  w^o  ein  heftiger  Kampf 
sich  entspann^  der  die  ganze  Nacht  über  wahrte^  ohne  Rast,  ohne  Ordnung.  Erst 
am  andern  Morgen  gelang  es,  den  Kampf  zu  rangiren  und  jetzt  wurden  auch  die 
Piemontesen  geworfen,  die  nun  schon  so  an  Verfall  der  Mannszucht  litten,  dass 
viele  Thcile  der  Brigaden  S  a  v  oy  e  n,  S  a  v  o  n  a  und  K  ö  n  i  g  i  n  n  Tornister  und  Czako 
wegwarfen  und  nach  der  Heimath  ausrissen. 

Karl  Albert  und  sein  Hauptquartier  schienen  nunmehr  ernstlich  an  glück- 
lichen Erfolgen  äu  zw^eifeln.  Die  Gemüthcr  Aller  "waren  herahgestimmt;  man  sen- 
dete Parlamentäre,  um  wegen  eines  Watfenstillstandes  zu  unterhandeln  —  allein 
der  Feldmarschall  nahm  auch  von  dieser  Seite  keinerlei  Vorsehlag  an.  Der  ehrgei- 
zige Nachbar  musste  erst  vom  Boden,  den  er  ungerecht  betreten,  verjagt  sein, 
dann  Hess  sich  ein  Mehrcres  über  Unterhandlungen  sprechen. 

Die  Piemontesen  zogen  in  aller  Eile  nach  Cremona  zurück,  das  sie  am  30. 
Nachts  Avicder  verliessen  und  wo  wenige  Stunden  später  der  Feldmarschall  anlangte. 
Er  Hess  hier  eine  Brigade  zurück,  um  die  Bewegungen  gegen  dieAdda  fortzusetzen, 
die  er  am  2.  August  mit  Umgehung  eines  doppelten  Brückenkopfes  und  der  Festung 
Pizzighetone  überschritt,  um  Abends  sein  Hauptquartier  in  Lodi  zu  nehmen. 

So  war  denn  die  tapfere  Armee  wieder  auf  dem  Puncto  angekommen,  wo  aie 
auf  ihrem  Rückzuge  aus  Mailand  die  erste  Rast  gehalten.  Sic  hatte  keine  Nieder- 
lage ci'litten,  so  mächtig  ihr  auch  der  Gegner  überlegen  gewesen ;  die  grossen  Ver- 
luste maneli*  blutiger  Kämpfe  Latten  die  Armee  nur  noch  mehr  zum  Siege,  zum 
Triumphzuge  nach  Malland  aufgestachelt. 

Diese  Stadt  lag  nun  vor  ihr»  Wenige  Zeit  und  wenig  kriegerische  Mühe  noch, 
und  sie  war  wieder  unser.  Im  Angesichte  derselben  w^ar  der  Mu(h  der  Truppen 
noch  mehr  befcucrtj  das  Abschieds  wort  Iladctzky^s  an  Mailand  musste  im  streng- 
sten Sinne  vcrwlrkliclit  werden.  Es  geschah,  und  kein  IHnderniss  konnte  die  Erfül- 
lung beseitigen.  In  den  kleinen  Gefechten  um  Mailand  zeigte  sich  der  Heldensinn 
unserer  Armee  erst  recht  tüchtig;  wenn  sie  frülier  mit  Ingrimm  focht,  stürzte  sie 
nun  mit  Jubclgcschrci  sich  auf  Schanzen  und  befestigte  Puncte,  mit  Übermuth, 
mit  Tollkülinhcit  in   kleinen  Partien  den   zahlreicheren  Feind   herausfordernd, 


I 


1379 


verniclitend.  Sie  war  bereit,  mit  allen  Gewaltmitteln  die  Stadt  zu  nehmen.  Doch 
dies  ward  überflüssig.  Karl  Albert  sah  seine  Plane  an  dem  UiiJanke  des 
Pübcls  scheitern;  mh  Noth  entging  er  der  Misshandlnng  der  Gefangeaschaft,  Er 
hatte  gehofft,  Mailand  vorthoidigen  zu  können  und  musste  zufrieden  sein,  die  Stadt 
mit  heiler  Haut  verlassen  zu  können.  Er  wich  über  den  Tessin  zurüek  nach  einer 
Capitulation,  der  ein  Waffenstillstand  folgte* 

Und  am  6.  August  zog  Radetzky  inmitten  seiner  siegestrunkenen  Krieger 
in  die  Hauptstadt  ein. 

Mit  gewohnter  Milde  ergrifi*  der  greise  Held  wieder  die  Zügel  der  Regie- 
rung; sein  Zorn  war  verraucht,  sein  Herz  schlug  dem  Erbarmen  und  der  Begnadi- 
gung. Eine  tadellose  Mannszucht  begünstigte  die  ersten  Massregcln  und  mit  warmen 
Ausdrüeken  dankte  Radetzky  seiner  Armeej  die  ihm  so  ehrlich  gehallen ^  sein 
Wort  zu  lösen*  Bald  gelang  es ,  die  Spuren  der  früheren  trostlosen  Zustände  zu 
vernichten  und  ein  neues,  goregeltes  Leben  begann. 

Der  Feldniarschall  kannte  indess  die  sardialsche  Politik  zu  gut,  als  dass  er 
dachte,  sie  würde  es  bei  dem  einen  missgrüekten  Versuche  hcw enden  lassen.  Weit 
entfernt,  die  Armee  duich  Auflösung  oder  Verabschiedungen  zu  schwächen,  gab 
er  ihr  vielmehr  jenes  Vollständig«,  das  er  früher  einzurichten  weder  Zeit  noch 
Mittel  hatte.  Es  mehrten  sich  dabei  von  Tag  zu  Tag  die  di^ohenden  Anzeichen  vom 
rechten  Ufer  des  Tessin  und  es  überraschte  ihn  keineswegs,  ja  er  erwartete  es 
sogar,  als  ein  sardinischer  OfUcicr  am  16.  März  1849  die  Aufkündigung  des 
Waffenstillstandes  überbrachte. 

Der  Jubel  der  Offieicre  in  den  Torzimmern  des  FelJmarschalls  vertausend- 
fachte sich  in  allen  Garnisonen  Italiens.  Sogleich  flog  das  grüne  Reis  auf  die 
Czako's  der  Soldaten;  ihre  hcissesten  Wünsche  wurden  erfüllt,  ihre  Sache  war 
eine  gute,  gerechte,  und  „nach  Turin!^  hiess  die  Losung. 

Wären  die  Machthaber  in  Piemont  jener  rauschenden,  herzerhebenden  Feste 
in  den  Strassen  Maüaod's  Zeuge  gewesen,  denen  am  Abende  desselben  Tages  der 
Ecldmarschall  beigewohnt,  vielleicht  hätten  sie  die  Aufkündigung  zurückgenommen. 
Allein  es  wai'  geschehen! 

Radetzky  hatte  schon  vorher  die  ergänzten  Truppen  so  aufgestelltj 
dass  äie  binnen  8  Tagen  an  einem  beUebigcn  Puncto  des  Tessin  sich  ver- 
einigen konnten.  Augenblicklich  ergingen  die  Marschbefehle,  die,  einzig  in 
ihrer  Art,  den  Feind  und  seine  Partisanen  in  Mailand  und  der  Lombardei 
lauschten. 

Den  Tessin  deckte  eine  Vorhut  wie  zum  Rückzuge;  das  schreibende  Haupt- 
tjuartier  ging  nach  Crcma  und  am  18.  der  Feldmarschall  selbst  nach  Lodi*  Das 
sah  aus,  als  ob  sich  das  Ilecr  wieder  hinter  der  Adda  aufstellen  wollte,  und  dennoch 
galt  es  dem  AngritTc  des  Feindes  jenseit»  des  Tcssins,  wo  sich  derselbe  in  zwei 
Hauptmassen  getlieilt  hatte* 

87* 


1380 


Der  Fcldoiarsclmll  beschloKs  nur  die  Castelle  von  Mailfuul,  Rreseia ,  Ber- 
gamOj  Jen  Brückenkopf  %'on  Brcsccllo  und  die  Festung  TLucenza  zu  besetzen ,  das 
Flacldand  aber  frei  zu  lassen,  um  mit  allen  anderen  Truppen  zu  operircn.  Diese 
waren  in  4  Armeecorps  (unter  W  r  a  t  i  s  1  a  w ,  d '  A  s  p  r  e ,  A  p  j)  e  1  und  T  h  u  r  n)  und 
1  Reservecorps  (unter  Wo  eher)  gctheilt. 

Aus  der  Stellung  des  Gegners  sehloss  der  Feldmarscliallj  dass  derselbe  über 
die  Brücke  von  Buffalora  gegen  Mailand  vorzudringen  beabsichtige.  Die  Folge 
lehrte  die  Wahrheit  dieser  Vermuthung. 

Die  österreichische  Armee  nahm  aus  dem  Osten  Mailand'^  ihre  Offensivbewe- 
gung auf.  Auf  Seitenwegen  marsehirten  die  Truppen  gegen  den  Tessin  und  langten 
tun  19.  März  zu  Favla  an.  Mit  dem  letzten  Seldage  der  zwölften  Stunde  am 
20,  März  erscholl  das  Signal  zum  Übergänge  des  Tessin  mit  seinem  Grenzbachc 
Gravelone. 

Der  Widerstand  der  feindlichen  Vorhut  war  gering.  Binnen  Kurzem  standen 
alle  4  Corps  auf  sardinischeni  Boden,  Am  2L  setzte  man  sich  gegen  Mortara  in 
Marsch j  wo  es  zur  Schlacht  kam.  Beide  feindliche  Divisionen  Durando  und 
Herzog  von  Savoyen  wurden  nach  Novara  zurückgeworfen^  während  die  üster- 
reichisciie  Armee  die  Strasaenknoten  gewonnen  hatte  und  sich  frei  gegen  Novara 
oder  Vercelb"  bewegen  konnte* 

Bis  zum  20.  Abends  war  K  a  r  1  A I  h  e  r  t  in  der  Meinung  gewesen,  K  n  d  e  t  z  k  y 
ziehe  sich  über  die  Adda  zurück;  die  Theilung  seines  Heeres  führte  die  Nieder- 
lage bei  Mortara  herbei  und  der  versuchte  Übergang  bei  Buffalora  blieb  ein  ver- 
fehUer. 

Der  polnische  General  Chrzanowsky,  der  dem  Konig  im  Oberbefehl  zur 
Seite  stand j  concentrirte  nun  seine  Kräfte  bei  Novara^  wohin  sicli  cl>en 
die  Österreicher  in  drei  grossen  Marschcolonnen  und  in  vortrefflichster  Ordnung 
bewegten.  Feldzcugmcistcr  d*Asprc  brach  dahin  am  23.  auf;  ihm  folgte  xur 
Unterstützung  General  der  Cavallerie  Appel  und  Feldzeugmoistcr  Wochen 
Pcldzeugmeister  Thurn  zog  nach  Confienza,  ihm  nach  der  General  der  Uaval- 
ierie  Graf  W  r  a  t i  s  1  a  w. 

Um  11  Uhr  Vormittags  stiess  Erzherzog  AI  br  eeh  t  auf  den  Feind  bei  Nibiola 
und  ülengo.  Man  glaubte,  die  Nachhut,  welche  den  Rückmarsch  über  die  Sesia 
docken  sollte^  vor  sich  zu  haben  und  d'A  spre  traf  sogleich  seine  Massnahmen  zum 
Angriffe,  Die  Bersaglieri  wurden  aus  Moncuceo  und  Mirabella  vertrieben^  das 
15,  Regiment  geworfen.  Allein  der  Feind  führte  stets  neue  Truppen  ins  Gefechtj 
seine  vortrefflich  postirtcn  Batterien  bestrichen  die  Österreicher  in  der  Flanke  und 
bewogen  sie  an  einigen  Puncten  zum  Weichen.  Man  sah  ein,  dass  die  Nachhut  es 
nicht  wäre j  mit  der  man  kämpfte;  es  war  die  Ilauptmaclit  der  Piemontesenj  die 
nicht  an  den  Ruckzug  über  die  Sesia,  noch  an  eine  Verbindung  mit  Turin  (wie 
man  angenommen)  gedacht  hatten.  Um  4  Uhr  Nachmittags  stand  das  ganze  Corps 


1381 


d'Asprc'a  im  Feuer  und  so  fochten  durch  5  Stunden  2  Dimioncn  (Erzherzog 
Albrcclit  und  Schaffgotsche)  gegen  20,000  M»ann  Piemontescn  mit  60  Go- 
schiitzonj  ohne  sich  aueh  nur  einen  Fuss  breit  zurückilräogeQ  zu  lassen. 

Radetzky  hatte  zu  Borgo  Lavezasaro  nicht  so  bald  erfahren,  dass  man  sich 
mit  der  Hauptmacht  des  Feindes  herumseblage,  als  er  dem  3,  Corps  und  der  ßcsorve 
befald  im  Eilschritte  nachzurückoii. 

Er  selbst  ritt  mit  seinem  Stabe  nach  dem  Sehlachtfelde. 

Noch  kämpften  die  früheren  Schaaren  gegen  den  Feind,  der  stets  neue  Batail- 
lone gegen  sie  fülirte.  Keinem  gelang  es,  die  Österreicher  zum  Weichen  zu  brin- 
gern  Jetzt  rücken  aber  auch  frische  Bataillone  Radetzky^s  an  und  da  war  an  ein 
Vordringen  der  Piemontesen  nicht  mehr  zu  denken.  Sollte  sich  an  jenem  Tage 
noch  die  Schlacht  entscheiden,  so  musste  das  4.  Armeecorps  von  VerecUi  recht- 
zeitig eintreften,  um  den  Gegner  von  seiner  Rückzugslinie  zu  trennen  und  in  die 
Gebirge  zu  werfen  oder  ganz  einziischliessen. 

Mit  Ungeduld  richteten  alle  Blicke  sich  auf  die  Strasse  von  VercellL  Indcss 
ging  der  Kampf  seinen  Weg.  Beide  Theilo  fochten  nun  gleich  tapfer,  beide  waren 
durch  Verstärkungen  im  Muthe,  in  der  Ausdauer  gehoben.  Endlieh  tauchten  gegen 
6  Uhr  Abends  auf  der  linken  Seite  die  weissen  Mäntel  des  4.  Corps  aus  dem  Hügel- 
lande empor;  unsere  Braven,  die  schon  begonnen  hatten,  statt  sich  einfach  zu 
halten,  vorzudrängen  und  dem  F'eindc  immer  mehr  Terrain  abzugewinnen,  stürmten 
nun  um  so  freudiger  vorwärts.  In  eben  diesem  Momente  hatte  Chrzanowsky 
durch  eine  Linksschwenkung  einen  Hauptschlag  vorbereitet,  als  bei  dem  Anmärsche 
dos  4*  Corps  Radetzky  eine  Vorruckung  der  ganzen  Schlachtlinic  befahl*  Von 
allen  Seiten  Kanonendonner,  der  aber  plötzlich  verstummt;  an  seine  Stelle  tritt 
das  Kleingewchrfcuer  und  ein  nurrahgcschrci,  das  die  Luft  erschüttert.  Die 
picmontcsischen  Fahnen  sinken,  der  Feind  ist  mit  dem  Bajonot  geworfen  und 
Radetzky  hat  gesiegt! 

Die  Feinde  zogen  sieb  zurück;  ein  Theii  in  regelloser  Flucht,  ein  anderer 
tapfer  fechtend  und  in  schöner  Ordnung.  Alles  drangt  sicli  naehNovara,  während 
die  Österreicher  in  der  Gcfechtstcllung  sich  lagern.  In  der  Nacht  erklärte  Karl 
Albort  seine  Regierung  Tür  beendet;  sein  Sohn  möge  weiterführen,  was  er  so 
unglücklich  begonnen. 

Dieser  schickte  sogleich  den  General  Cassato  an  Radetzky  wegen  eine^ 
Waftcüstillstandes,  den  der  Feldmarschall  anfangs  zurückwies,  indem  er  seine 
Bedingungen  dem  jungen  Konige  vorzeichncto.  Sie  betrafen  die  Besetzung  des 
Landes  zwischen  der  Sesia  und  dem  Ticino  bis  zum  Frieden,  Besetzung  der  Stadt 
Alessandria,  gethcilte  Besetzung  der  Fesic  derselben  und  Abzug  der  sardinischen 
Flotte  aus  dem  adriatischen  Meere. 

Morgens  besetzte  man  Novaia  und  MIttjiga  suchte  der  König  Victor  Eraa- 
nucl  den  Feldmar&chall  bei  der  Stadt  auf,  um  persönlich  mit  ihm  zu  verhandeln. 


1382 


So  war  denn  hiermit  der  Feldzug  beendet  Wir  wollen  kein  Wort  verlieren 
über  das,  was  Radctzky  n^elir  hätte  fordern  können  und  erhalten  müssen  und 
wa43  an  neuen  Operationen  ihm  offen  gestanden  hätte.  Dies  gehört  auf  ein  anderes 
Blatt-  Der  Feldmarschall,  dessen  Leitstern  in  allen  Handlungen  die  Mässigung, 
liatte  aych  liier  nach  diesem  gehandelt.  Es  war  ihm  und  Österreichs  Ehre  durch 
die  Demüthigung  des  treulosen  Nachbars  hinlänglich  genügt. 

Wenn  die  österreichische  Armee  schon  im  August  des  Jahres  1848  trium- 
phircnd  In  Mailand  einziehen  durfte,  so  hatte  sie  jetzt  um  so  mein'  Recht  zu  einer 
solchen  Schaugcbung,  da  sie  aus  dem  Lande  des  Feindes  selbst  kam,  da  sie  in 
drei  Tagen  ihn  vollständig  besiegt  hatte.  In  der  Residenz  der  Lombardei  hatten  sich, 
wie  natürlich,  fabelhafte  Berichte  von  Niederlagen  verbreitet;  die  einfältigsten 
Gerüchte  hatten  Eingang  gefunden,  wo  der  Boden  für  solche  empfänglich  war. 
Allein  als  am  29.  März,  eilf  Tage  nach  dem  Ausmarseho,  der  Feldniarschall  hoch 
zu  Ross,  seine  tapferen  Krieger  singend  und  mit  Sträussen  geziert,  in  die  Stadt  zog, 
als  man  die  12  piemontesischcn  Kanonen,  die  eroberten  Fahnen  sah  ^ —  da  schwieg 
selbst  der  bitterste  Ilass  in  seinen  perfiden  Lügen. 

Se.  Majestät  der  Kaiser  sendete  auf  die  erste  Botschaft  vom  Siege  den  Erz- 
herzog Wilhelm,  um  die  Brust  des  Heidengreises  mit  dem  Orden  des  goldenen 
Vliesscs  zu  schmücken;  eine  Medaille,  zu  Ehren  des  Feldmarschalls  geprägt,  sotlie 
mit  vielen  anderen  Auszeichnungen  den  hohen  Grad  der  kaiserlichen  Gunst  und 
Gnade  auf  das  Lebhafteste  bezeugen.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  der  zahlreichen 
Würdigimgen  zu  gedenken ,  deren  voller  Born  sieh  nun  über  den  Feldmarschall 
crgoss.  Von  nah  und  fern ,  von  Monarchen  und  Corporationen  ward  der  innigste 
Antheil,  die  gerechteste  Anerkennung  in  Deeorationcn  und  kostbaren  Geschenken 
ausgesprochen;  Russlands  Kaiser  verlieh  ihm  die  erste  Classe  des  Militär  St.  Georg- 
Ordens,  eine  Auszeichnung,  %vclchcr  sich  nur  Schwär  zenb  er  g,  Bl  lieh  er, 
Wellington  und  Paskewitsch  rühmen  konnten. 

Ungemein  erhebend  und  ehrenvoll  war  der  Empfang  des  Feldmarschalls  in 
Wien  bei  einem  längst  gewünschten  Besuche,  den  er  am  13.  September  1849 
abstattete.  Die  Bewohner  der  Residenz  konnten  den  Helden  dieser  Jahre  nicht 
genug  bewundern,  nicht  hinreichend  fetiron.  Ihm  galt  nun  der  Gedanke  von  Tau- 
senden, und  wo  er  sich  zeigte,  ward  er  mit  Jubel  bogrlisst,  wie  sich  keiner  seiner 
Kriegsgefährten  je  erinnert  bei  einem  Feldherrn  vernommen  zu  haben. 

Auch  im  Jahre  1854  beherbergte  Wien  den  edlen  Greis  in  seinen  Mauern. 
Eine  besondere  Einladung  Sr.  Majestät  berief  ihn  hieher,  um  der  Vermählung 
Allerhüchstderselben  beizuwohnen. 

Bis  zum  Jahre  1857  leitetcRadetzky  die  Regierung  in  Militär- und  Civilange- 

legenheiten  als  General-Gouverneur  des  lombardisch-venetianischen  Königreiches. 

So  sehwierif^  auch  diese  Stellung  an  sich  und  besonders  nach  jener  Revolution  gewe- 

'  seUj  er  genügte  ihr,  trotz  seines  hohen  Alters  vollkommen.  Sein  milder  Sinn  brachte 


1383 

die  Geoiüther  wieder  ids  Gleicligcwicht,  sein  ruhiger  Ernst  flösste  Italien  Achtung 
und  Ehrfurcht  ein.  Sein  Genie  wusete  die  gefiUu  liehen  Puncte  tactvoll  zu  uni>;:eheu 
und  eine  Bevölkerung  zu  gewinnen,  die  nahe  daran  war,  der  Verbindung  mit  Oster- 
reich  ganz  zu  entsagen.  Was  er  im  Kriege  begonnen,  das  setzte  er  mit  gleichem 
Erfolge  im  Frieden  fort,  die  Erhaltung  Italiens  für  Österreich. 

Der  EcldniarBchaU  hat  alle  seine  Kriegsgefahrteny  die  mit  iluii  begonnen, 
überlebt  und  sogar  viele  Andere,  die  viel  später  in  die  Armee  getreten.  Er  ist 
der  Veteran  der  Heere  Europa  s.  Allein  das  Alter  machte  nachgerade  seine  i\jisprüche 
geltend;  niclit  Beschwerden  oder  Krankheiten  haben  iiin  niedergedrückt,  sein  Geist 
ist  frisch,  sein  Gedliciitniss  noch  machtig,  sondern  die  Jahre  aOeln  verweigern 
seinem  Körper  jene  Regsamkeit,  deren  er  in  der  wichtigen  Stellung  eines  General- 
Gouverneurs  so  dringend  bedarf. 

Dieses  fühlte  der  grosse  Krieger  und  dcsshalb  sah  er  sich  auch  genölhigt,  die 
Bitte  um  Enthebung  von  seinem  schwierigen  Posten  Sr.  Majestät  bei  dem  Besuche 
in  Italien  zu  unterbreiten.  Wie  selii*  der  Kaiser  dieses  Ansuchen,  aber  auch  die  Ver- 
dienste des  Feldmarschalls  zu  würdigen  wusste,  zeigt  folgendes  Handschreiben, 
das  wir  in  seinem  ganzen  Umfange  folgen  lassen : 

^Lieber  Feldmarsehall  Graf  Radetzky! 

Mit  jenem  tiefen  Päichtgciuhle  und  der  treuen  Hingebung,  womit  Sie  in  dem 
Zeiträume  von  72  Dienstjalircn  Meiner  Armee  als  unüberti-offenes  Beispiel  voran- 
ieuchten,  haben  Sie  Mir  auch  nun  bei  Meinem  Eintrclfen  in  Meinem  lombardlsch- 
vcnetianischen  Königreiche  mit  edler  Aufrichtigkeit  die  Bürde  Ilircs  hohen  Altci*« 
geschildert  und  zugleich  die  Bitte  um  Enthebung  von  dem  Posten  eines  Armee- 
Commandanten  und  General-Gouverneurs  unterlegt* 

Ich  habe  dieser  Bitte  mit  dem  ticCäten  Bedauern  nur  aus  dem  Grunde  nach- 
gegeben, weil  Ihre  Befreiung  von  so  grosser  Last  der  Geschäfte  Mir  allein  die 
Hoffnung  gewährt,  Ihr  Mir  so  thcures  und  ruhmvolles  Leben  noch  Tür  eine  Reihe 
von  Jahren  in  ungetrübtem  Wohlsein  erhalten  zu  sehen*  Ich  befehle  unter  einem 
Alles  an,  was  auf  Ihre  künftige  persönliche  Stellung  Bezug  hat.  Sie  werden  stets 
In  jedem  Meiner  Schlösser,  sowohl  zu  Stn\,  Monza,  in  der  Villa  reale  zu  Mailand, 
als  zu  Wien  in  Meiner  Burg,  im  Paläste  des  Augartens,  dann  zu  Hetzendorf  nach 
Ihrer  Wahl  mein  herzlich  gern  gesehener  Gast  und  Ich  dadurcli  in  der  Lage  sein, 
Mich,  so  oft  Ich  CS  bedarf,  Ihrer  weisen  Ansichten  und  Ihres  erprohtea  Rathos 
erfreuen  zu  köaneo.  Und  ao  mögen  Sie  noch  lange  Meiner  Armee  das  lebendigste 
Vorbild  unseres  Ruhmes,  geliebt  and  geehrt  von  Mir  und  allen  östorrcichischen 
Herzen,  In  der  dankbarsten  Erinnerung  Ihres  Monarchen,  wie  in  Ihren  eigenen 
glarizvollen  Erinnerungen  den  Lohn  einer  so  thatenreichen  Vergaogonhoit  gcniesscn* 

Mailand;  am  28.  Februar  1857. 

Franz  Joseph   m*  p.** 


1384 


* 


Der  Feldmarschall  Graf  Radetzky  ist  eine  weltgcsdiichtliche Erscheinung. 
Im  drei  und  achtzigsten  Lebensjahre  zog  er  sein  siegreiches  Schwert  für  die  gute 
Sache,  geistig  und  körperlich  gleich  rüstig,  und  oben  so  genial  ak  glücklich  in 
der  Ileerführung.  Nur  ein  Mann,  den  die  Geschichte  überliefert,  geht  ihm  vo^an; 
Djyulaljpj  Dogo  von  Venedig,  zählte  95  Jalirc  und  war  fast  erblindet,  als  er 
bei  dem  vereinigten  grossen  Kreuzzuge  die  Venetianer  befehligte  und  bei  der 
Erstürmung  von  Konstantinopcl  (1203)  der  Erste  in  die  Stadt  drang.  Die  wonigen 
Anderen  in  unseres  Helden  Alter  konnten  sieh  seiner  Erfolge  bei  weitem  nicht  rüh- 
joiA  itvwtV^^^'  Talbot,  Earl  o  f  Shrc  wsbury,  führte,  80  Jahre  alt,  das  englische  Ilcer 
von  Bordeaux  aus  ins  Feld,  fand  aber  in  der  Schlacht  bei  Ohetükm  1453  den  Tod. 
Marsehall  Fuentes,  Coraniandaot  der  spanischen  Truppen  in  der  SchUcht  bei  ^ 
ßocroy  1643,  zählte  82  Jahre,  war  gichtbrüchig  und  mussto  in  einer  Seifte  getra-  /  ^ 
gen  werden.  Er  hei  in  dieser  Schlacht  und  juit  ihm  der  Ruhm  der  spanischen 
WaÖen,  Der  preussische  Feldmarschall  Möllendorf  erlebte  im  82.  Lcbcns- 
jalire,  aber  nicht  als  Obcrfcldherr,  die  Niederlage  von  Aucrstädt.  Nur  ein  Achtziger 
neuerer  Zeit  war  glücklicher  als  dieGenannten,  der  französischoMar  schall  Villars, 
der  81  Jahre  alt,  noch  einen  erfolgreichen  Feldzug  1733  unternahm.  Weifen  wir 
den  Blick  in  das  ferne  Altertbum,  so  begegnen  wir  folgenden  Namen,  welche  in  den 
Jahren  unseres  gefeierten  Feldherrn,  mehr  oder  weniger  glücklich,  Ilcero  befeh- 
ligten: König  Agesilaus  von  Sparta,  83  Jahre,  kämpfte  mit  Erfolg  in  Ägypten ^ 
aficr  welche  Niederlagen  Sparta  s  hatte  er  vorher  erlebt  und  verschuldet?  König 
Anligonus  zälilte  81  Jahre,  als  er  bei  Ipsus  (391  v.  Chr.)  sein  Heer  zur  Schlacht 
führte  und  Sieg  und  Leben  verlor;  Quintus  Fabius  Maximus  Kullianua 
siegte,  mehr  als  80  Jahre  alt,  (292  v.  Chr.)  über  die  Samnitcr,  und  ilassinissa, 
König  der  Numidier,  soll  90  Jahre  gezählt  haben  j  als  er  fünf  Schlachten  gegen 
das  unglückliche  Karthago  gewann. 

Fürwahr  die  beste  Apologie  auf  Radetzky,  dessen  Lehen  Österreich  theucr, 
dessen  Wohlsein  der  Nationen,  des  Reiches  Wunsch.  Was  er  für  das  Kaiserhaus 
und  Österreichs  Staatsverband  gewirkt,  verzeichnet  die  Geschichte  auf  ehernen 
Tafeln;  seine  Thaten  sind  —  wie  Kaiser  Friedrich  IV,  Österreich  seihst  in  dem 
Monogramnio  A.  E.  L  0.  V.  verkündete,  —  unsterblich  für  alle  Zeiten. 


WlNÜISCH-GRÄlZ ,  Alfred  C  a  n  d  i  d  u  s  Ferdinand  Fürst  zu ,  Graf  zu 
Egloffs  und  Siggen,  Freiherr  auf  Wald  stein  und  im  Thalc,  Fcldmaiv>chall, 
Ritter  des  goldenen  Vliesses,  Inhaber  des  kaiserlichen  7.  und  8.  und  Chef  des  k.  preussi- 
schen  2.  Dragoner-Regiments,  wurde  am  11,  Mai  1787  zu  Brüssel  aus  einem  alibc- 
rühmten  Gcschlccbte  geboren,  welches  urkundlicb,  mit  Bezug  auf  den  Irühercn 
Besitz  der  Stadt  und  Landschaft  Windisch -Grätz,  von  den  Grafen  von  Weimar 
abstammt,  und  zwar  von  dem  zweiten  Sohne  des  Markgrafen  Ulrich  von  Kärnthen, 
Verl  and,  der  sich  zuerst  Graf  und  Herr  von  Windisch-Grätz  nannte,  wie  er 


Ii85 


ftuch  in  verschiedenen  Urkunden  von  1091  und  1120  naehgewicson  vorkoiumt,  in 
einigen  derselben  jedoch  nur  ,,Vcritandns  Comcs*  aufgeführt  ist  *), 

Nach  einer  höchst  sorgfaltigen,  seinem  Stande,  seinen  FUlngkeiten  und  seiner 
Neigung  für  den  Heeresdienst  entsprechenden  Erziehung  verlieh  Kaiser  Franz 
dem  Fürsten,  der  nach  dem  Ahleben  seines  Vaters  Joseph  (1802)  Chef  des  Ilause.s 
und  unmittelbarer  Reichsstand  geworden,  im  Juni  ISU-l  eine  OberJieiitcnants* 
Ötello  bei  dem  Uh-anen-Regiracntc  Fürst  Karl  ßchwarzenberg,  wo  er  nach 
Jahresfrist  zum  Second-Rittmeister  avancirte  und  in  dieser  Eigenschaft  in  Deutsch- 
land während  des  Feldzuges  von  1805  focht.  Zum  ersten  Rittmeister  befördert 
(Juli  1808),  machte  er  den  Feldzug  von  1809  heim  Armeocorps  des  Generals 
Grafen  Belle  gar  de  mit,  ward  noch  im  selben  Jahre  Major  und  für  das  böh- 
misch standische  Landwehr -Dragoner -Regiment,  welches  jedoch  nicht  errichtet 
wurde,  bestimmt,  sofort  aber  mit  demselben  Range  bei  Graf  Merveldt-Uhlanen 
Nr.  1  eingethciltj  endlich  in  der  Mitte  des  Jahres  1813  zum  Oberst-Lieutenant  bei 
Graf  O'Rcilly-ChevauxIcgers  ernannt. 

Die  Armecborichte  über  die  Schlachten  bei  Dresden,  Kulm  und  Leipzig, 
erwähnen  ruhmvoll  der  Mitwnrkmig  dea  Fürsten  und  seine  Entschlossenheit  in  der 
letzteren  Schlacht  fand  die  verdiente  Anerkennung.  Auf  dem  Üusaersten  rechten 
Flligel  im  Corps  de«  Generals  der  Cavallcrie Grafen  Klenau  oingethciltj  hatten  sich 
die  Franzosen  mit  einer  weit  überlegenen  Macht  an  Infanterie  und  Cavallcrie  am 
16.  October  der  Anhöhe  bei  Liebcrtwolkwi  tz,  die  mit  3  Geschützen  geki'cint 
war,  bemächtiget,  und  die  am  Fussc  dieser  Anhöhe  aufgestellten  3  Kanonen  gonom* 
men»  Oberst-Lieutenant  Fiirst  zu  Win  disch-Griitsj  hatte  diese  für  das  Corps  sehr 
gefährliche  We<i düng  der  Dinge  kaum  wahrgenonmien ,  als  er  auch  aus  eigenem 
Ajitriebe  mit  seiner  Division  unter  dem  heftigsten  feindlichen  Feuer  vorrückte,  iivh 
im  die  Spitze  einer  Schwadron  setzte  und  die  im  Sturnischritte  hervorbrechende 
feindliche  Infanterie*Masse,  die  bereits  der  Kanonen  Meister  geworden,  attaquirtc, 
wobei  es  ihm  gelang,  ihr  eine  halbe  Batterie  abzunehmen.  In  dem  niimlichen  Augen- 
blicke liess  der  Fürst  das  in  die  Flanke  kommendo  Garde -Cavallerie- Regiment 
durch  die  zweite  zur  Unterstützung  aufgestellte  Schwadron  angreifen.  Dieses  wurde 
auf  eine  ziemliche  Strecke  zurückgeworfen  und  der  wesentliche  Vortheil  erreicht, 
dabs  für  die  eben  vorrückende  k.  russische  und  k.  prcussischc  Batterie,  wie  nicht 
minder   für   unsere  Infanterie  Zeit  gewonnen  ward^    das  Dorf  Seifertshain  zu 


*)  In  nm^Ur  Z«lt  b«i  ftiia  üeh  mit  der  Anjtmbo  ^«/AJJpn,  d&M  tliir  Künt,  tu  der  w<ilbllch«ii  Lint«  ^on  «fem  EerKogc 
«««  Pri«dUiid  ftbiiÄOuntmi »  im  ^«  BshAbUlUtioii  d««  Ajd4«]üi«ji«  und  %Vi«d«r«riUUuctg  d^^r  «lag«cugaj)«ii  GUtar 
VVAJJeiuteia*«  Jtu  «rtutcvii,  «lii«ii  PrsecM  t<CvB  dm  Vb««!  unbiiisiii;  geitucbl  hmhe.  Ulo*«  Antiuhm«  lit  ffvift 
umlAimg*  d#r  JfSrit  liAt  Aacrdlof«  «Intft  froetM  jedoch  («§«11  WiiaoD«t«ln  ynd  rt«{»c€tU»  den  l*Uea«  «nMkAflg 
IMHlAl,  um  di«  b«l  W«»«iut«ta'a  Tod«  ^«r  ■rrof—  itaftflO^viitn ,  der  famUUi  Wlnditcl»-UrKu  iUCvliSrlg«» 
tl  Htrr»«faAO«a  rÜ4*k«««teUt  f  u  orliAli«ci.  Iht  rrf«dllDd«r  mir  ninUldi  d«r  Vorjuimd  de»  mtodarjährlgtm  Gntroii 
Oaory  voa  WIndiieb-GriU ,  imd  »1«  »«tao  Krtnordttug  «rfotgttt  l«tfiv  d«r  Fi««»«  olclil  tutr  B^ftcbta^c  Auf  WftJLtii' 
•tAtn^t  l«ül«r,  •«iidtrti  «ucfa  »uf  Jan«  dv»  niljid«rjiltrlfvJi  W|jidl«eli<GriU<  ^  dl«  in  der  Folfte  irpri«hf«d«lira  Fimilien 


1386 


besetzen  und  die  Franzosen  mit  einem  wirksamen  Feuer  zu  empfangen,  wodurch 
überdies  den  rüekwiirls  anfgcstclUen  russisclicn  uml  österreichischen  Cavalleri 
Abtheilungen^  \]ie  dnrrh  das  heftige  Kanonenfeuer  von  der  Höhe  von  Liebcrtwolt- 
witz  iiusserst  mitgcnomnien  waren,  dieMöglielikeit  veräehafFt  wurdcjsichin  Ordnung 
inid  ohne  bedeutenden  Verlust  hinter  die  Gräben  von  Fuchsheini  zurückzuziehen. 
Hätte  der  Fürst  durch  seine  mit  eben  so  grossem  Muth  als  Einsicht  und  schneller  ^j 
Entschlossenheit  ausgeführten  Attaquen ,  so  vne  durch  die  geschickte ,  der  Lage^H 
der  Dinge  vollkommen  angemessene  Disposition  hei  Deckung  des  Rückzuges  nach 
Fuchshcim  (vorzüglich  aber  bei  Deckung  der  von  Cavallcrie  und  Infanterie  ent- 
blüssten  russischen  Batterie)  den  so  überlegenen  Feind  nicht  eine  geraume  -Zeit  in 
seinem  schnellen  Vorrüeken  gehindert,  so  wäre  nicht  allein  jene  abgenommene  halbe 
Batterie  in  Verlust  gerathen^  sondern  die  Infanterie  würde  auch  nicht  Zeit  gewon- 
nen haben j  das  Dorf  Seifertshain  zu  besetzen;  ingleichen  hätten  die  k.  russischen 
und  k.  preussischen  Batterien  nicht  so  lange  ihre  Aufstellung  halten  können,  und 
die  im  Rückzüge  hcgriÜcnen  Cavallcrie- Ah th eilungen  würden  bis  in  die  Aufst^z 
lungs-Linie  bei  Fuchsheim  einen  bedeutenden  Verlust  erlitten  haben. 

Der  Kaiser  von  Russland  lohnte  diese  tapfere  That  mit  dem  St.  Wladimir- 
Orden  3.  Classc  und  weiland  Kaiser  Franz  mit  der  Ernennung  zum  Obersten 
bei  Constantin-Kürassicre.  Der  Fürst  bestand  nun  bis  zu  Endo  Februar  als  Vor- 
posten-Commaodant  manchen  blutigen,  ehrenvollen  Strauss. 

Vor  Tr  oyes  am  23.  Februar  1814  ward  es  ihm  gegönnt,  an  der  Tete  seines 
Regiments  wiederholte  Beweise  ausgezeichneter  Bravour  an  den  Tag  zu  legen.  Es 
galt  dem  Reserve-Cavallericcorps  Nostitz,  auf  welches  der  Feind  drängte,  den 
Rüclczug  zu  decken,  dessen  Nachtrab  der  Fürst  befehligte.  Mit  2  Schwadronen  Som- 
njariva- Kürassieren  und  einem  Theile  seines  eigenen  Regiments,  aus  denen  eben 
die  Arriöregarde  bestand^  warf  er  sich  der  ganzen  feindlichen  Reiterei  entschlossen 
entgegen,  griff  sie  neunmal  mit  unersehrockencr  Tapferkeit  an  und  schlug  sie 
jedesmal  zurück,  so  dass  das  bedrohte  Reserve 'Cavallericcorps  völlig  ungestört 
einen  Graben,  der  das  Ilaupthinderniss  des  Rückzuges  abgab,  übersetzen  konnte. 
Des  Fürsten  entschlossener  Angriff  bei  Fcre  Champcnoise  am  25.  Februar 
auf  vier  Regimenter  junger  Garden,  welche  mit  schwerem  Geschütze  diesseits  des 
Pleurs-Baches  aufgestellt,  den  angetretenen  Rückzug  der  MarscluUlc  Morticr  und 
Marmont  decken  sollten,  trug  wesentlich  zu  dem  glücklichen  Erfolge  des  Tages 
bei.  Hier  war  es,  wo  der  Fürst  mit  seinem  braven  Rogimcnte  in  die  feindlichen 
Massen  eindrang,  den  grössten  Theil  uiedermachtc,  den  Rest  gefangen  nahm,  darun- 
ter den  General  Jamin^  uud  11  schwere  Geschütze  eroberte.  Sc.  Majestät  der 
Kaiser  zierte  die  Brust  des  tapferen  Obersten  für  die  That  bei  Leipzig  nachträg- 
lich mit  dem  T h e r e s i c n - 0 r  d e n ,  indem  er  ihn  mit  IlandbiUet  aus  Paiis  vom 2. Mai 
zum  Ritter  ernannte.  Kaiser  Alexander  von  Russland  verlieh  ihm  fürTroycsdcn 
Georgs-Orden  L  Classe  und  für  Fere  Champenoise  den  Ehrendegen  der  Tapferkeit, 


^ 


1387 


Während  des  kurzen  Feldzuges  von  181 5  war  das  Regiment  Constaritin-Ktlraa- 
gierc  dem  Rcservc-Cavalleriecorps  imter  dem  Erbprinzen  von  Hessen- II  oni bürg 
zugctheill  und  kam  so  in  eine  von  Führer  und  Truppe  tief  bedauerte  ünÜiUtigkeiL 

Oberst  Fii rst  W  i  n  d  i  s c  h  - G  r  ä  t  z ,  seit  dem  Pariser  Frieden  in  Böhmen  garni- 
sonirend,  wurde  1826  zum  General -Major  ernannt  und  kam  als  Brigadier  nach 
Prag;  1830  Ritter  des  goldenen  Vliesscs  geworden,  verblieb  er  in  Prag  als  er 
aueh  am  30,  Mai  1833  zum  Feldmarschall-Licutenant  und  Divisionitr  ernannt  wurde* 
Schon  im  Jahre  1832  ward  ihm  die  zweite  lahaberstelle  des  Kürassicr*Regimenls 
Kais  er  j  drei  Jahre  später  statt  derselben  die  eines  ersten  lahabers  des  Chevaux- 
legers-Regiments  Vincent  verlieben,  dessen  wir  als  Latour-Dragoner  in  diesem 
Ileldenbuche  so  vieiraltig  zu  erwähnen  Gelegenheit  gefunden. 

Im  Jahre  1 840  wurde  der  Fürst  commandirender  General  in  Böhmen ;  es  fiel  ihm 
nicht  schwer,  sieh  die  Liebe  und  Verehi  ung  seiner  Truppen  und  der  Bevölkerung  zu 
gewinnen,  da  er  schon  seit  Jahren  in  ihrer  Mitte  weilend,  numiiehr  bei  dem  grösser 
gesteckten  Wirkungskreise  vieles  zu  ihrem  Besten  durchzusetzen  vermochte. 

In  den  Märztagen  des  Jahres  1848  zufallig  in  Wien  anwesend,  ward  er  von 
Sr.  Majestät  dem  Kaiser  mit  unbeschränkten  Vollmachten  ausgerüstet,  um  nach 
Erfordorniss  der  Umstände  in  jeder  Beziehung  disponiren  zu  können. 

Wenigen  Mitnnern  in  dieser  schweren  Zeit  war  die  Tragv^^eilo  der  immer  mehr 
sich  Bahn  brechenden  Bewegung  vom  Anfang  her  so  klar  geworden,  wie  eben 
ihm.  Gehorsam  dem  Willen  des  Monai-chen,  so  lange  die  Neuerungen  auf  dem 
gesctziiehen  Boden  blieben,  erschien  er  als  eifrigster  Wahrer  und  Vcrtheidigcr 
seiner  Rechte.  Als  es  aber  ausser  Zweifel  lag,  dass  die  leitenden  Organe  Bahnen 
betreten,  welche  Thron  und  Vaterland  in  Frage  stellten,  vcrliess  er  die  RosideuE, 
eilte  nach  Prag  und  fasste  den  grossen  Gedanken,  mindestens  die  ihm  anvertraute 
Provinz  Böhmen  vor  der  Hand  als  Bollwerk  gegen  die  Revolution  um  jeden  Preis 
dem  Kaiser  zu  erhalten. 

Die  f  lelegenheit  hiezu  sollte  nicht  lange  auf  sich  warten  lassen. 

Die  Vorgänge  in  Wien  am  15.  Mai  sagten  dem  Fürsten  im  richtigen  Vorgefühl, 
dafificsauch  in  Prag  zum  Aufstande  kommen  werde,  wo  das  revolutionäre  Element 
gewaltige  Fortschritte  gern  acht  und  die  Czechcnpartci  mit  vielem  Gepränge  am  2.  Juni 
einen  Slaven-Congress  eröffnet  hatte.  Er  unterlicss  nicht,  sich  für  diesen  Fall 
vorzubereiten.  Gerüstet  erwartete  er  den  Verlauf  der  Ereignisse  und  erklärte  auf* 
die  wiederholte  Drohung  einer  Katzenmusik,  dass,  wenn  sie  ihm  als  Privatmann 
gelte,  er  sie  mit  (ilclchgiltigkeit  aufnehmen,  eine  dorajiigc  dem  commaodirendcn 
General  zugemuthcto  Insulte  aber  zu  verhindern  wissen  werde. 

Am  Pfingstmontage  (11.  Juni)  erschien  eine  Deputation  Studironder  beim 
Fürsten  und  forderte  Waffen,  Munition  und  Kanonen;  die  Verweigerung  dieses 
Begehrens  wurde  zur  moglicbstcn  Steigerung  der  Aufregung  benützt,  und  am  12. 
eine  grosse  Versammlung  am  Rossmai'kte  ausgeschrieben.  Eine  Deputation  achtbarer 


1388 


Bürger  beeilte  sich  zuni  Fürsten  oiit  der  Bitte,  er  möge  die  Zügel  in  seiner  festen 
Hand  bewahren  (denn  die  Umsturzpartei,  welche  ihn  zu  fürcliten  Ursache  hatte, 
Hess  kein  Mittel  unversucht,  iiin  i'on  der  hohen  Stellung  zu  verdrängen)  und  fiir 
das  Wohl  der  Gutgesinnten  sorgen.  Um  Mittag  theilten  sich  die  Volksniassen  am 
Kossmarktc  und  zogen  unter  Absingung  böhmischer  Spottlieder  dureli  die  Gassen 
der  Stadt.  Fin  solcher  Hüufc  begegnete  beim  Gcncral-Commitndo  der  zurückkeh- 
renden Burgordeputation  und  fing  an  sie  zu  insulfiren;  eine  halbe  Grenadier-Com- 
pagnie  rückte  aber  heran  und  suchte  Ordnung  zu  machen.  Der  Commandant  derselben 
wurde  von  einem  Studenten  thätlich  angefallen,  worauf  die  Grenadiere  mit  gefälltem 
Bajonele  die  Rotte  in  alle  Strassen  zerstreuten*  Der  Student,  welcher  den  Schlag 
auf  den  Olhcier  geführt  hatte,  win^de  gefangen  und  die  entrüsteten  Soldaten  waren 
eben  daran,  ihn  niederzmnetzeln,  als  Fürst  Windisch-Grätz^  auf  die  erste  Nach- 
richt dieses  Vorfalles  blossen  Hauptes  auf  die  Strasse  eilend,  ihn  den  Händen  der 
Soldaten  entriss.  Dißse  edle  Handlung  ward  durch  auf  ihn  tj^erichtetc  Schüsse  aus  den 
gegenüberstehenden  Häusern  gelolint,  und  da  gleichzeitig  vom  Graben  her  andere 
Flintenschüsse  den  Ausbruch  der  Empörung  verkündeten,  so  Hess  er  das  Zeichen 
zum  iVlarm  geben.  Um  die  fünfte  Nachmittagsstunde  stürzte  des  Fürsten  Gemahlinn 
durch  einen  meuchelmorderisehenSehuss  tödlich  getroifen  in  ihrem  Salon  zusammen.^ 
Gebrochenen  Herzens,  aber  in  unerschütterlicher  Ruhe  befalil  der  Fürst  auf  neue 
Ihtten  eüier  Deputation  um  Schonung  und  Gewährung  einer  kurzen  Frist  zur  Be- 
ruhigung der  Volksmassen,  den  Truppen  das  Feuern  eiuzuatellen.  Doch  allefortd 
in  der  Stadt  hatten  sich  die  Barricaden  erhoben,  der  Gouverneur  %vard  auf  dem 
Uleiuentfnum  gefangengesetzt,  die  begütigend  einscliix^itendeu  Officiere  mit  Insulten 
abgewiesen,  und  von  den  Aufstau  diseben  die  Fcindseb'gkeiton  erneuert  begonnen. 

Da  wullte  sich  der  Fürst  imn  selbst  in  die  Strassen  begeben,  um  das  Volk  zu 
beruhigen;  aber  die  Grenadier-Bataillone  von  Cerrini  und  Frischeisen,  die 
das  General -Commando  besetzt  hatten,  beschworen  ihren  gcUcbten  Cominan- 
direndcn,  der  durch  22  Jatu'C  als  Brigadier,  Divisionär  und  conimandircnder  Ge- 
neral ihr  Fülirer  gewesen,  in  der  Furcht,  ihn  durch  einen  zweiten  iicuchelmord 
zu  verlieren,  das  Haus  nicht  zu  verlassen.  Alle  Versuche  die  Massen  zum  Ver- 
lassen der  drohenden  Stclhingen  zu  bew^egen,  w^aren  gescheitert,  und  so  musstc 
die  Gewalt  der  Waffen  in  Anwendung  kommen.  Am  Abend  waren  die  Insurgenten 
in  die  engen  Gassen  der  Alt-  und  Judenstadt  gedrängt  und  von  ihren  Verbündeten 
in  der  Neustadt  abgeschnitten,  durch  die  Truppen  de&  tapferen  Generals  Schütte 
die  Verbindung  mit  der  Kleinseite  hergestellt,  und  die  Zeltncrgassc  bis  zum  Alt- 
städter Ring  nicht  ohne  schwere  Verluste  durch  andere  Truppen  erobert. 

Am  Morgen  des  13.  erschien  eine  Deputation  bei  dem  Fürsten  mit  Anträgen 
zu  einer  Capitulation,  die  auch  unter  der  Bedingung  der  Freilassung  des  Gouver- 
neurs und  der  Wegräumung  der  BarrieaLlea  bewilligt  wurde.  Der  erste  Punct 
wurde  sogleich,  der  zweite  aber  so  lässig  ausgeführt,  dass  die  Truppen  den  13. 


1389 


und  in  der  Nncht  zum  14.  in  ihren  Stellungen  verbleiben  niusstcn.  Am  Morosen  dieses 
Tages  traten  jetloeb  die  Ereig^nisse  in  eine  nene  Phase.  Es  ersciacn  die  vorn  Wiener 
Ministerium  abgesendete  Hofeommiijsion,  General  der  Cavallerio  Graf  Mensdorff 
und  Ilofrath  Kleezanski,  mit  dem  Auftrage,  das  Bencbmen  des  Fürsten  zu  unter- 
suchen, was  die  Umsturzpai*tci  nur  mit  neuen  Hoffnungen  erfüllen  konnte;  denn 
ihre  Forderungen  wurden  kühner,  die  Barricaden  verstärkt;  die  Unterhandlungen, 
welche  nun  die  Ilofoommission  anknüpfte,  konnten  zu  keinem  Resultate  fühi*en. 
Wohl  überzeugt,  dass  die  gemachten  Concessionen  zur  Herstellung  der  Ruhe 
eben  so  wenig  beitragen  wfirden,  wie  die  früher  gelobten  Bedingungen  der  Auf- 
riilirer,  entschloss  Rieh  der  Fürst  am  15.  eine  drohende  Stellung  auf  der  Kleinseite 
und  dem  Hradschin  zu  nehmen.  Gegen  Mittag  verfugte  sich  die  Hafoommission 
auf  das  königHehe  Sehloss  und  erklarte,  die  einzige  Hoffnung  zur  Beruhigung  der 
Genmtlier  läge  in  der  Abgabe  des  Commandos  durch  den  Fürsten  an  den  General 
der  Cavallcric  Grafen  Mensdorf fj  wozu  sich  dcrErstere  ohne  Weiteres  geneigt 
erklärte,  wenn  dadurcli  der  Stadt  die  lUdic  wiedergegeben  und  die  Provinz  dem 
Kaiser  erhalten  werden  könne.  Die  beiden  Abgesandton,  so  eben  von  der  Altstadt 
zurückgekehrt,  hatten  aufs  Neue  die  Perfidie  der  Urasturzpartci  erfahren,  welche, 
statt  wie  sie  versprochen,  nach  dem  Abtreten  des  Fürsten  die  Barricaden  wegzu- 
riiuracn,  die  Mittel  des  Widerstandes  nur  vermehrten,  —  sie  vereinigton  sich  mit 
den  Bitten  der  Garnison  und  General  Graf  Mensdorff  ersuchte  den  Fürsten  ange- 
legentlichst das  Commando  zu  hehulten  und  alle  Mittel  anzuwenden,  um  die  Stadt 
endlich  zum  Gehorsam  zu  bringen.  Denigemiiss  wurde  Prag  am  16.  in  Belagerungs- 
zustand erklärt  und  der  Deputation  der  Stadtverordneten  angekündigt ,  dass  am 
17.  Mittags  die  Unterwerfung  erfolgen  müsse»  Die  Kevolutionspartei  wollte  sich  den 
ijiildeu  Bedingungen  nicht  fügen  und  griff  die  Garnison  wahrend  der  Waffenruhe  am 
16.  Abends  von  Neuem  an;  der  Fürat  hcfahl  indessen  das  Feuer  erst  dann  zu  crvTio- 
dorn,  bis  einer  der  Soldaten  durch  diese  verrätherischen  Schüsse  blessirt  sein 
würde;  liess  aber  tUe  Mulden,  welche  der  Kleinseite  am  nächsten  waren,  mit  Hanhitz- 
Granaten  lo  Brand  stecken  und  wartete  ab,  ob  tue  Stadt  noch  nicht  zur  Besinnung 
gokomjBen.  Auch  das  fruchtete  nicht,  und  als  der  Angriff  von  Seiten  der  Insur- 
genten noch  immer  fortgesetzt  wurde,  befahl  er,  während  der  Nacht  zwei  ohne 
Brandsotz  gefiillto  Bomben  in  die  Stadt  zu  werfen.  Jetzt  war  der  Muth  der  Empörer 
erschüttert,  die  Gutgesinnten  ermannton  sich  und  am  17.  Morgens  unterwarf  sich 
Prag  der  Gnade  des  Fürsten. 

Seit  dem  vcrhängnissvollcn  Marzmonate  hatte  die  Empörung  die  erste  voll- 
stiindige  Niederlage  orlitton.  Ohne  Rachegorühl  hatte  der  Fürst,  der  Schwer* 
beleidigte  und  zugleich  der  Vcrsöhnliclistc ,  durch  ruhige  Kraft  tlen  Aufstand  cnt- 
watfnet  und  durch  schonendes  Wohlwollen  die  erregten  Geinüthcr  besänftigt,  die 
bezwungene  Stadt  aber  des  Füriten  Edelmulh  in  der  Folge  durch  Vertrauen  und 
Worttrcuo  gerechtfertigt. 


1390 


Um  gchürig  gewürdigt  zu  werden,  muss  die  Tragweite  der  entsclilosspnen 
Haltung  des  an  sicli  solbst  angewiesenen  Fürsten  nach  dem  Massstabe,  welcher 
auf  die  eisten  Ausbruche  der  rohen  Gewalt  in  Revolutionen  eigcnds  anwendbar  ist, 
ins  Auge  gefasst  werden. 

flutte  nicht  In  des  Fürsten  hohen  Sinn  für  Recht  und  Pflieht  die  Krnft  und 
die  Entschlüsscnhcit  gelegenj  welche  ihm  den  Sieg  über  den  Aufstand  zu  Prag 
gesichert  hat,  welche  unberechenbare  Folgen  würde  nicht  das  Unterliegen  der 
schirmenden  Gewalt  daselbst  auf  die  Erhebungen  in  der  Hauptstadt  des  gesammten 
Reiches  gehabt  haben,  und  in  welche  Lage  wäre  nicht  die  unter  ihrem  hclden- 
inüthigcn  Anführer  im  Kampfe  mit  einem  äusseren  und  mit  inneren  Feinden 
stehende  kaiserliche  Armee  jenseits  der  Alpen  Tcrsetzt  geworden? 

Das  düstere  Geschick,  welches  damals  über  der  ganzen  Monarchie  waltete, 
rief  den  Fürsten  Windiach-Gratz  gai'  bald  zu  noch  weit  umfassenderer  Thätig- 
kcit.  Das  Herz  der  Monarchie  hatte  selbst  sieh  empört  und  die  Rebellion  den  Kaiser 
veranlasst,  die  Residenz  zu  %^erlassen.  Der  Fürst ^  der  sich  für  diesen  voraussiclrt- 
lichen  Fall  unumschränkte  Vollmachten  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  erbeten  hatte^ 
eilte j  die  gesetzliche  Ordnung  wieder  herzustellen  und  traf  Vorkehrungen,  mit 
allen  in  Rühmen  disponiblen  Truppen  vor  das  enipürte  Wien  zu  rücken.  Binnen 
10  Tagen  waren  thcils  nuttclsf  Eisenbahn,  theils  in  forcirten  Märschen  12  Bataillone^ 
18Sehwadronenj  47  Geschütze  nnd  4  Brückenequipagen  vor  der  Stadt  cingetrofien. 
Zu  diesen  kamen  noch  10  Bataillone,  8  Schwadronen  und  24  Geschütze  aus  Maliren, 
Schlesien  und  Krakau, 

Fürst  Windisch -Grä tz,  am  15*  October  zum  Fcldmarschall  und  Ober- 
Connuandanten  aller  ansserlialb  Italien  stellenden  Truppen  ernannt,  traf  am 
24  October  in  seinem  Ilaupt<|uartjere  zu  Iletzendorf  ein  und  mit  ihm  kehrte  die 
Zuversicht^  dass  die  gute  Sache  siegen  müsse,  wieder. 

Die  Bclagerungsarmee  ward  in  3  Corps  mit  einer  Reserve-Division  einge- 
tlicilt.  Man  schritt  sogleich  zur  ongen  Einschlicssung  der  Stadt  und  besetzte  bis 
zujii  26.  gi^isstcntheils  unter  stetem  Kampfe  den  Augarten  bis  zur  Taborlinie,  den 
Prater  und  die  den  Linicnwallen  zunächst  gelcgoaen  Puncto. 

Der  Fürst,  entschlossen  den  Weg  der  Milde  so  lange  als  möglich  zu  verfolgen, 
bot  der  Stadt  48  Stunden  Frist  zur  Unterwerfung,  Selbst  bereit,  derselben  die 
Folgen  einer  Beschicssung  und  der  gewaltsamen  Einnahme  zu  ersparen,  wüj'de  er 
sich  auf  die  Abschliessyng  der  Stadt  von  jeder  Zufuhr  entschlos.scn  haben ,  wenn 
die  Ablehnung  der  Autstiindischen  gegen  die  Unterwerfung,  welche  sicli  auf  das 
Herannahen  ungarisclicr  Hülfe  stützte,  ihm  nicht  zur  Pflicht  gemacht  hätte,  die 
Rebellion  auf  schnellem  Wege  niederzuschlagen. 

Die  Aufgabe,  %velchc  der  Fcldmarschall  auf  den  28.  üctol)er  anbenuunt  hatte, 
erfüllte  sich  auf  die  glänzendste  Weise.  Die  ganze  Vorstadt  Laiidstrasse,  der  Kenn- 
weg  und  die  Leopoldstadt  waren  genommen.  Die  Hingebung  der  Truppen,  wie 


1391 


die  richtige  Auffassung  der  mit  glänzender  Correcthcit  getroflencu  Dispositionen 
durcli  die  vcrscliiedenon  Commandanicn  hatte  sich  in  dem  theilweise  höchst 
blutigen  Kampfe  entschieden  bewährt 

Nunmehr  galt  es,  die  Empörer  einerseits,  wenn  sie  durch  die  hcreits  gemach- 
ten sehr  empfindlichen  Erfahrungen  noeli  nicht  zur  Besinnung  gekommen,  abzu- 
hultcn,  den  anrückenden  Ungarn  die  Hand  zu  reichen,  andererseits  diese  selbst 
wieder  zurück  zu  drängen.  Die  Stärke  der  Magyaren  \vard  auf  25  Bataillone, 
17  reguläre,  3  irreguläre  Schwadronen  mit  71  Geschützen  und  einigen  Bataillonen 
Freiwilligen  angegeben.  Der  Fürst  beorderte  ein  Bataillon  Grenadiere  naehNeustadt 
2um  Schutze  des  dortigen  Pulvcrdeputs.  Alle  gegen  Wien  verwendeten  Truppen 
blieben  in  ihren  Stellungen,  nur  die  Brigade  Grammont  ward  zum  Corps  gegen  die 
Ungarn  gezogen  und  die  Brigade  Parrot  rückte  an  den  Alserbach  vor,  um  die  dort 
gelegenen  Vorstädte  zu  entwaffnen.  Ebersdorf,  Manncrsdorf  und  Schwechat  wurden, 
der  Übergänge  der  Scliweehat  wegen,  besetzt.  In  der  Nacht  braclite  eine  Deputa- 
tion des  Gemcinderathes  die  unbedingte  Unterwerfungserklärung  der  Stadt,  imd 
der  Fürst  konnte  glauben,  von  dieser  Seite  gedeckt  zu  sein.  Das  Gefecht  ward  am 
30.  October  Vonnittags  von  den  Ungarn  bei  Mannsworth  eröffnet,  Schwechat 
und  Neu-Keüenhof  von  ihnen  angegriffen.  Unsere  Infanterie  hielt  das  linke  Ufer 
der  Schwechat  fest.  Der  Kampf  beschränkte  sich  durch  mehr  als  eine  Stunde  auf 
eine  Kanonade,  welche  die  Forcirung  der  Brücken  über  den  Fluss  ermtiglichen 
sollte.  Indess  bewegte  sich  unsere  Cavallerie  gegen  dos  Feindes  linke  Flanke  und 
zwang  ihn  zum  Rückzüge  auf  Schwechat  und  Mannsworth.  Wüj'do  die  Doployirung 
derselben  so  rasch  vor  sich  gegangen  sein,  wie  sie  der  Fürst  nach  seiner  Disposition 
anzunehmen  berechtigt  war — der  Tag  bei  Schwechat  hätte  wahi*scheinlich  die 
ungarische  Empörung  beendet. 

Obgleich  nun  diese  beabaiehtigte  Umgehung  scheiterte  —  das  Vorrucken 
unserer  Ileitercolonne  auf  das  rechte  Ufer  der  Schwechat  konnte  wegen  der 
schmalen  Brücken  über  den  Neustädter  Canal  und  über  die  Schwechat  bei  Maria 
Lanzendorf  nur  langsam  geschehen  —  so  war  doch  das  Resultat  des  Treffens* 
wiclitig  und  besonders  in  seiner  moralischen  Wirkung  bedeutsam.  Der  Fürst  hat*o 
seine  schwierige  Aufgabe  gelöst,  die  beiden  Gegner,  die  sich  zu  vereinigen  strebten, 
aus  einander  gehalten  und  mit  der  Verjagung  des  einen  das  sichere  Mittel  zur 
sofortigen  gänzlichen  Unterwerfung  des  anderen  gefunden.  Für  Wien  selbst  war 
die  Ankunft  dieses  ungarischen  Entsatzheeres  und  die  Täuscliung,  die  sich  daran 
knüpfte,  von  verhängnissvullen  Folgen.  Der  Kampf  bei  Schwechat  hatte  den  Auf- 
ündiBchcn  in  derüaupt^tadi  neue  Hoffnung  gegeben;  falsche  Gerüchte  crmuthigton 
zur  wiederholten  Waffenergreifung,  und  die  Feindseligkeiten  gegen  die  Truppen 
wurden  wlilircnd  des  Gefechtes  nochmals  aufgenommen.  Dieser Treulirmdi  liatte  ein 
Bf^m  bar  dement,  namentlich  gegen  ilie  feindseligsten  Vorstädte  Gumpendorf,  Mariahilf 
und  Wicden  zur  Folge.  Nur  in  derCoosecjuenz  der  g^wobntoQ  Mässigung  licss  dor  Fürst 


1392 


die  Bomlien  ohne  Brandsatz  werfen.  Die  noch  iiiclit  besetzten  Vorstlidte  wurden  am 
31.  October  cingenoninienj  und  sa  w^ar  die  Stadt  enge  ccrnirt,  als  eine  erneuerte 
Deputation  des  Gemcideratlies  eintraf,  um  dessen  Machtloöigkelt  gegen  über  der 
Sclircekenslicrrscbaft  darzustellen  und  so  rücksichtlitdi  der  Folgen  fiir  Personen  und 
Eigonthuni  den  Fürsten  zum  raschesten  Handeln  aufzufordern.  Die  Besatzung  auf 
den  Basteien  ward  durcli  Kartiitseheiischüj?se  vertrieben,  das  Burgthor  mit  Zwölf- 
pfündern  eingeschossen,  eingeschlagen  und  unaufhaltsam  drangen  nunmehr  die 
Truppen  bis  in  den  Mittelpunet  der  Stadt  vor,  deren  gänssliche  Besitznahme  am 
Morgen  des  L  November  bewerkstelligt  wurde. 

Die  verstandigen  Bewohner  Wiens  .sahen  wohl  die  hohe  Milde  ein,  mit 
welcher  der  Feldmarschall  vorgegangen;  zahlreiche  Deputationen  sprachen  ihren 
Dank  darüber  aus  und  anerkannten  in  vollem  Masse  die  Schonung,  die  gegenüber 
den  vorwaltenden  Umständen  unmögtieh  in  höherem  Grade  hatte  Platz  greifen 
können.  Die  Stadt  war  erhalten,  Ruhe,  Ordnung  und  Sicherheit  wiederhergestellt. 
Se.  Majestät  der  Kaiser  dankte  dem  Fürsten  in  den  wohlwollendsten  Ausdrücken 
und  durch  die  Verleihung  des  Grosskreuzes  des  St.  Stephan-Ordens.  Dieselben 
Gesinnungen  bcthätigte  auch  der  erhabene  Nachfolger  Franz  Joseph  I. ,  indem 
er  dem  Fürsten  den  Auftrag  crthcilte,  den  Truppen  seinen  innigen  Dank  für  deren 
Muth  und  Ausdauer  auszusprechen. 

Nach  kurzer  Ruhe^  den  Vorkehrungen  eines  Winterfeldzuges  gewidmet, 
begann  der  Fürst  riit  kaum  44,000  Mann  die  OtFensive  gegen  Ungarn  am 
15,December*  Die  Insurgenten  wichen  an  allen  Puncten,  Odenburg  wurde  besetzt, 
die  tisterrcichischen  Truppen  rückten  am  rechten  Ufer  bis  gegenüber  von  Press- 
burg vor  und  besetzten  am  linken  die  ganze  Linie  des  linken  March-Ufcrs,  Am 
18.  erfolgte  der  unblutige  Einzug  in  Pressburg,  wie  auch  die  Einnahme  von 
Wiesciburg,  In  wenigen  Tagen  ward  Raab  besetzt,  da«  der  Feind  trotz  seiner 
grossarligeu  Verschanzungen  ohne  Schwertstreich  räumte^  um  sich  mit  dem  Gros 
seiner  Armee  nach  Komorn  zu  ziehen  und  einen  anderen  Theil  gegen  Ofen  zu 
entsenden. 

Der  Fürst  w^ar  nunmehr  entsehlossenj  mit  Gcsammtkraft  auf  Ofon-Pcsth  sich 
zu  werfen,  hicbei  abcrsciner  Armee  vollkommene  Bewegungsfreiheit  und  Leichtigkeit 
der  Verpflegung  zu  siehern.  Demnach  Hess  er  durch  das  2.  Armeecorps  den  Feind 
bis  vor  Komorn  verfofgcn,  diese  Festung  zur  Unterwerfung  auffordern  und  bei 
deren  Weigerung  nach  Zurücklassung  eines  Oliservationscorps  dircct  nach  Ofen 
vorgehen.  Indessen  hatte  bereits  daa  Roservecorps  den  Marsch  dahin  eingeschla- 
gen, während  das  L  Armeecorps  gegen  Stnhlwcisscnburg  opcrirte.  Diese  Bewe- 
gungen waren  meisterliaft  combinirt  und  von  Raab  aus  tadellos  ausgeführt^  und 
die  ganze  Armee  stand  am  4.  Jänner  1849  zwei  Stunden  vor  Ölen.  Eine  Kcichstags- 
(leputafion  hatte  sich  am  Tage  voj'hor  beim  Fürsten  eingefunden;  sie  wurde  als 
solche  nicht  anerkannt  und  unbedingte  Unterworfung  verlangt.  Jetzt  erwartete  die 


1393 


Armee  eine  allgemeine  Schlacht,  allein  die  Empörer  hutten  nichts  Eiligeres  zu  thun, 
als  die  Schwesterstädte  zu  räumen,  in  welche  den  5,  Jänner  der  Einzug  erfolgte* 
Für  den  Feldherrn  wie  für  jeden  Einzelnen  im  Heere  ward  dies  ein  erhebender 
Moment,  der  mit  den  DankTcrsicherungen  der  Gutgesinnten  das  rasche  kräftige 
Einschreiten  lohnte.  Ohne  Rast  den  einmal  gewonnenen  Vortheil  verfolgend, 
bereitete  sich  der  Fürst  vor,  die  öiehenden  Gegner  zu  verfolgen.  Es  war  der  unter 
allen  Umständen  in  aUen  Jahreszelten  schwierigste  Thcil  des  Feldzuges,  der  eben 
bevorstand.  Die  Feinde  hatten  sich  unter  Görgey  theils  nach  Oberungarn,  theils 
nach  Grosswardein  und  Dehreczin,  theüs  wieder  nach  Siebenbürgen  zu  Bern 
gewendet  Das  2.  Armeecorps  bewegte  sich  demgeniäss  in  nördlicher  Richtung, 
während  das  1.  seine  Operationen  gegen  die  Theiss  leitete;  doch  war  eine  Vor- 
rüekung  über  die  Theiss  selbst  mit  den  schwachen  Streitkräften  um  so  unzulässiger, 
als  Komorn  im  Rücken  des  Fürsten  bedrohlich  für  Wien  und  Pesth-Ofen  blieb. 

Man  musste  den  Feind  näher  anrücken  lasseuT  um  sich  nicht  zu  weit  von  der 
Basis  zu  entfernen.  Als  er  die  Theiss  überschritten  hatte,  brach  der  Fürst  von  Ofen 
nach  Hatvän  und  Gyöngyös  auf  und  warf  am  26.  und  27.  Februar  1849  die  Insur- 
genten bei  Kdpolna  und  Eäil  zurück.  Die  Vorrückung  ging  auf  der  gesammten 
Linie  vor  sichj  so  dass  der  Gegner  aller  Orten  über  die  Theiss  gedrängt  wurde. 

Späterhin  concentrirtcn  sich  abermals  bedeutende  Insurgentenmassen  zwi- 
schen Gyöngyös  und  Hatvdn,  und  eine  Ilecognoscirung  des  Feldmarschall-Lieute- 
nants  Schlik  ergab,  dass  sie  seinen  eigenen  Streitkräften  weit  überlegen  waren. 
Desahalb  wurden  diese  um  eine  Division  (Feldmarschall-Lieutenant  Csor ich)  ver* 
stärkt  und  der  Fürst  begab  sich  selbst  zur  Armee  nach  Godöllo.  Die  Sachlage 
entwickelte  sich,  trotz  der  täglichen  ruhmvollen  Gefechte,  für  die  Feinde  dennoch 
günstiger,  Sie  hatten  bedeutende  Kräfte  an  leichter  Cavallerie  und  waren  in  einer 
ganz  offenen  Gegend  unseren  Truppen  dadurch,  wie  durch  ihre  Zahl  überhaupt 
weit  überlegen. 

Nach  dem  gegen  den  überlegenen  Feind  am  2*  April  vor  Hatv^n  gelieferten 
Treffen  war  Feldmarschall- Lieutenant  Schlik  genöthigt  sich  am  3.  April  nach 
GödölIo  zurückzuziehen,  der  Feldmarschall  Hess  an  diesem  Tage  den  Feldmarschall- 
Lieutenant  Csorich  von  Waitzen  nach  Gödö]15  zur  Unterstützung  aufbrechen, 
sugleich  wurde  aber,  um  die  Bewegungen  des  Feindes  in  der  linken  Flanke  von 
GödollS  zu  beobachten,  Feldmarschall*Lieutenant  Ram  berg  angewiesen,  Truppen 
bis  nach  Szent- Jakob  gegen  Gyöngyös  zu  entsenden,  und  allenfallsige  Bewegungen 
des  Feindes  in  unserer  linken  Flanke  zeitlich  zu  entdecken. 

Der  Feldmarschall  hatte  nun  sein  Augenmerk  darauf  gerichtet,  wenn  nicht 
mehr  Hatvdn,  doch  die  Stellung  von  Bagh  zu  gewinnen,  um  dem  Feinde  den 
Marsch  nach  Waitzen  zu  verlegen ,  und  hiernach  wurde  am  3.  April  das  Nöthige 
erlassen;  er  musste  nebenbei  auch  für  seine  rechte  Flanke,  nämlich  für  die  Strasse 
nach  Pesth  besorgt  sein,  und  desshalb  wich  er  am  6.  April  in  die  vorthcilhafte 

88 


Stcllnng  von  Gödöllo  zurück.  Gleichzeitig  ward  an  eben  diesem  Tage  Feld- 
marßehall-Lieutcjiant  Csorich  nach  Waitzen  zurück  befehligt,  um  nach  Umstän- 
den gegen  den  entweder  nach  Pesth  oder  Komorn  vordringenden  Feind  ver- 
wendet zu  werden. 

Als  nach  dem  blutigen  Gefechte  bei  Isäszeg  und  Verlassung  dieses  Ortes  der 
Fei dniar schall  am  7.  April  den  Rückzug  nach  Pesth  besclilossen  hatte,  wusste  er 
recht  wohlj  dass  der  Weg  nach  Waitzen  nun  dem  Feinde  Preis  gegeben  sei,  allein 
in  der  Stellung  von  Pesth  konnte  immer  ein  Tbeil  des  Fleeres  auf  dem  rechten 
Donau-Ufer j  nämlich  auf  der  Sehne  des  Bogens  nach  Gran  eilen,  den  Insur- 
genten den  directen  Weg  von  Waitzen  nach  Komorn  verlegen  und  sie  zu  einem 
weiten  Umweg  über  ßötsag  und  IpolysÄgh  zwingen. 

Feldmarscball-Lieutenant  Csorich  wurde  nun  angewiesen,  von  Waitzen  nach 
Pesth  zu  rücken  und  sich  mit  der  Armee  zu  vereinigen,  Feldmarschall-Lieutenant 
Ramberg  aber  wurde  befehligt,  sich  von  Ipolysägh  herabzuziehen  und  Waitzen 
zu  besetzen,  damit  die  Deckung  von  Komorn  nicht  aus  dem  Auge  verloren  werde. 

MitterweiJe  hatte  Feldzeugmeister  Baron  Weiden  zu  Wien  drei  neue  Briga- 
den, H  e  r  z  i  n  g  e  r,  T  e  u  c  h  e  r  t  und  T  h  e  i  s  8  i  n  g ,  formirt,  welche  gegen  den  1 5.  Ap r il 
zwischen  der  Gran  und  Pressburg  aufgestellt  sein  sollten.  Diese  Hülfe  konnte  dem 
Feldmarschall,  der  immerfort  den  Entsatz  von  Komorn  vereiteln  wollte ,  nur  höchst 
willkommen  sein,  und  er  äusserte  sieh  hierüber  in  einem  Sehreiben  vom  10-  April 
gegen  den  Feldzeugmeister,  dass  er  diese  3  Brigaden,  dann  die  Brigade  Vogel  und 
die  Division  Ramberg  in  ein  ansehnliches  Corps  bei  Waitzen  zu  vereinigen 
gedenke,  um  jeden  Versuch  des  Entsatzes  von  Komorn  mit  Nachdruck  zu 
vereiteln.  • 

Da  die  Brigade  Herzingeram9.  April  bereits  zu  Neuhäusel  war,  so  befahl 
der  Fcldmarschall  dem  Feldmarschall-Lieutenant  Simunich,  Commandanten  des 
Cemirungseorps  vor  Komorn,  die  nach  und  nach  eintreffenden  Brigaden  nach 
Kernend,  KöbölJiutj  Kurtakeszi,  P/irkany  und  Gran  zu  disponiren,  wodurch  dem 
Feinde  der  Wog  nach  Komorn  gänzlich  verlegt  werden  würde.  An  eben  diesem 
9.  April  hatte  der  Feldmarschall  für  den  10.  eine  ßecognoscirung  des  ihm  auf  dem 
Rakosfelde  entgegenstehenden  Feindes  angeordnet,  um  sich  von  seiner  Stärke  Ge- 
wissheit zu  verschaffen,  da  ihm  gemeldet  wurde,  dass  feindliche  Colonnen  sich  über 
Fdt  und  Palota  gegen  Dunakeszi  bewegen,  mithin  gegen  Waitzen  und  von  dort 
gegen  Komorn  zu  ziehen  beabsichtigen.  In  der  Disposition  zu  dieser  Rccognosci- 
rung  sprach  der  Feldmarschall  zugleich  die  Absicht  aus,  die  Division  Csorich 
nach  Gran  zu  disponiren,  während  der  zu  Waitzen  stehenden  Division  Ramberg 
aufgetragen  wurde,  bei  einem  Überlegenen  Angriflfe  sich  längs  der  Donau  über 
Szalka  und  Kemend  hinter  die  Gran  zurückzuziehen.  Das  Commando  dieser  Divi- 
sion hatte  von  dem  schwer  erkrankten  Feldmarschall -Lieutenant  Ramberg  der 
General-Major  Götz  übernommen. 


I 


1395 


Am  10.  April  hatte  der  Feind  mit  überlegener  Macht  Waitzen  angepriffen 
und  General-Major  Fürst  Ja  blonowski  war  nach  dem  Tode  des  tapferen  General- 
Majors  Götz  genöthigt  die  Stadt  zu  räumen;  er  zog  sich,  den  früheren  Weisun- 
gen dos  Feldmarschalls  gemäss,  nach  Szalka  hinter  die  Eipel  zurück,  und  stellte  sich 
am  11.  April  hei  Kernend  hinter  der  Gran  auf. 

Dem  Feldmarschall  inusste  nun-alles  daran  Hegen,  die  bestimmte  Überzeugung 
sich  zu  verschaffen,  ob  die  Hauptmacht  des  Feindes  oder  nui'  ein  Theil  gegen 
Komorn  gezogen  sei.  Die  zu  diesem  Zwecke  am  13.  April  angeordnete  Recognosci- 
ning  fiel  nicht  befriedigend  aus;  da  aber  vom  Blocksberge  aus  die  Bewegung  starker 
feindlicher  Colonnen  gegen  Waitzen  gcsebon  wurde  und  Oberst  Hör  rat  h  aus 
Szent-Endre  meldete,  dass  nach  der  verlässlichsten  Nachricht  Görgey,  Klapka 
und  Damianich  zu  Waitzen  seien,  wai-  es  klar^  dass  es  sich  um  den  Entsatz  von 
Komorn  handle,  und  es  wui-dc  hiernach  dem  Fürsten  Ja  blonowski  befohlen,  die 
Gran-Linie  zu  beobachten,  bei  Kernend  stehen  zu  bleiben,  dem  Feldmarschall-Lieute- 
nant Wohlgemut h  aber,  der  den  Befehl  bei  Gran  führen  sollte,  wurde  am 
12.  April  Abends  bedeutet,  dass,  wenn  der  Feind  in  Stiü'ke  vordringe,  dieses  gleich 
gemeldet  werden  solle,  damit  ihm  von  Ofen  aus  der  Beistand  zukomme.  Zu  diesem 
Behufe  wurden  am  13.  April  sümmtliche  Brückcn-E*jüipagen  am  rechten  Donau- 
Ufer  aufwärts  gegen  Dorogh  gesendet,  um  im  Nothfallo  hei  Gran  noch  eine  zweite 
Brücke  schlagen  zu  können* 

Der  FeldmarschaU  beabsichügte  nämlich  am  14.  einen  Schlag  gegen  den  vor 
Pcsth  stehenden  Feind  auszuführen,  dann  die  Stellung  bei  Pesth  aufzugeben,  die 
Truppen  nach  dem  befestigten  Ofen  zu  ziehen,  dieses  mit  4  Bataillonen  zu  halten, 
und  eme  hinlängliche  Macht  nach  Gran  zu  disponiren,  damit  hinter  der  Gran 
41 Y^  Bataillone,  44  Schwadronen  und  162  Geschütze  vereinigt  würden,  die  jeden  Yer- 
Äuch  des  Entsatzes  von  Komorn  vereitelt  haben  würden.  Das  L  Armeecorps  sollte 
ferners  das  rechte  Donau-Ufer  beschützen.  Da  wurde  der  Feldmarschall  in  der 
Nacht  vom  13.  auf  den  14,  April  von  der  Armee  nach  Olmütz  abberufen;  aber 
noch  vor  seinem  Abgehen  in  der  Nacht  vom  14.  auf  den  15.  April  schrieb  er  dem 
Feldmarschall-Lieutenant  Wohl  gern  u  th,  dass  er  den  Übergang  des  Feindes  über 
die  Gran  bei  Kalna  mit  seinen  ansehnlichen  Streitkräften  verhindern  sollte.  Nach 
dem  Abgehen  des  Feldmarschalls  erhielten  die  an  der  Gran  stehenden  Truppen  eine 
veränderte  Disposition. 

IlieduTch  wurde  es  dem  Feinde  möglich,  am  18.  April  die  Gran  bei  Kiilnai 
O-Bara  und  Szent-György  zu  übersetzen,  und  nach  dem  fUi*  unsere  Waffen  ungün- 
stigen Gefechte  bei  Sarld  rückten  die  Insurgenten  über  Jdszfalu  nach  Szent-Pdter 
und  entsetzten  am  22.  April  die  f^estung  Komorn. 

Diese  Dispositionen  zeigen  deutlich,  dass  der  Fürst  die  Absicht  der  Insurgen- 
ten sdion  vorlängst  erkannt  und  sich  bestrebt  hatte,  Pesth,  die  Hauptstadt  de^  Lan- 
de-s,  und  Komo  rn,  diesen  wichtigen  Puncto  zu  decken.  Mit  den  oben  ausgewiesenen 

88« 


1396 


Streitkräften  würde  er  den  Feind,  der  nur  31  Bataillone,  24  Schwadronea  und 
112  Geschütze  zählte  und  erst  am  18.  April  den  Übergang  der  Gran  fiusführte,  nicht 
nur  aufgelialten,  sondern  auch  zweifelsohne  geworfen  und  dann  in  Vereinigung 
mit  dem  auf  dem  linken  Donau-Ufer  aufgestellten  Corps  des  Banns  die  Offensive 
ergriffen  haben. 

Nach  dem  voraussichtlich  glücklichen  Gefechte  an  der  Gran  würde  die  Ko- 
raorner  Garnison  jede  Hoffnung  auf  den  Entsatz  verloren  und  sich  ergeben  haben. 
ITiedurch  wären  die  Streitkräfte  des  Feldmarschalls  beinahe  durch  das  ganze  Cerni* 
rungscorps  verstärkt  worden^  und  man  hätte  die  Insurgenten  wohl  wieder  zum 
Rückzüge  hinter  die  Theiss  zwingen  und,  den  Rücken  einmal  befreit,  die  Verfol- 
gung des  Feindes  fortsetzen  können. 

In  einem  Armeebefehle  aus  Olmütz  vom  24  April  1849  sprach  der  Fürst  seine 
Gefühle  aus^  indem  er  sagte :  ;,dass  es  ihm  doppelt  schwer  fällt,  die  Armee  in  jenem 
Momente  zu  verlassen,  wo  ihr  nach  so  vielen  Anstrengungen  und  Beweisen  von 
Hingebung  für  ihren  Monarchen  und  die  gerechte  Sache  bevorstand  — ^  durch  die 
bedeutenden  Verstärkungen  in  der  nächsten  Zeit  ~  schöne  Tage  als  Lohn  für  ihr 
früher  schon  Geleistetes  zu  gewinnen.** 

Es  hat  nicht  an  Stimmen  gefehlt,  welche  die  Operationen  des  Fürsten  in 
Ungarn  zu  bekritteln  und,  ohne  die  Verhältnisse  nither  zu  würdigeuj  unter  welchen 
der  Krieg  geführt  wurde,  diese  in  ein  schiefes  Licht  zu  stellen  suchten*  Um  so  dan- 
kenswerther  war  es,  in  dem  unter  seinen  Auspicien  im  Jahre  1851  erschienenen 
Geschichtswerke:  „Der  Winter-Feldzug  1848  und  1849  in  Ungarn*^  eine 
Darstellung  zu  finden,  die  wahrheitsgetreu  und  genau^  soivobl  der  Armee  als 
ihrem  Oberfeldherrn  diegehuhrende  Anerkennung  für  alle  kommende  Zeiten  sichert. 

Der  Fürst  hatte  sich  seit  April  1849  vom  öffentlichen  Wirken  zurückgezogen. 
Zufrieden  mit  dem  Bewusstsein  in  den  gefahrvollsten  Tagen,  durch  die  ihm 
angeborene  eherne  Charakter-Festigkeit  und  Entschiedenheit  das  Seinige  zur 
Rettung  des  Vaterlandes  redlich  beigetragen  zu  haben,  vermied  er  es  mit  den  offen- 
kundigen Verdiensten  zu  prunken;  er  machte —  wie  er  es  fuglich  hätte  thun  können ^ — 
diese  niemals  geltend,  und  musste  daher  um  so  freudiger  überrascht  gewesen  sein, 
2U  vernehmen,  dass  ihn  Se.  Majestät  über  Antrag  des  Ordens- Capitels  zum  Gross- 
kreuz des  Maria  Theresien-Ordens  zu  ernennen  geruhten,  Eilf  Mitglieder  dieses 
hohen  Ordens^^  Namen^  virelche  in  der  Armee  sowohl  durch  Stellung  wie  durch 
hervorragende  persönliche  Eigenschaften  sich  bleibende  Anerkennung  gesichert 
haben:  Felix  Fürst  Schwarzenberg,  Graf  Clam-Gallas,  Graf  Schlik, 
Freiherr  von  Weiden,  Freiherr  von  JellaiSic,  Graf  Wratislaw,  Freiherr 
d'Aspre, Graf  Ludwig  Wallmoden,  GrafHeinrich  Hardegg,  Graf  Mens- 
dorff  und  Graf  Nugent  hatten,  ohne  dass  der  Flirrt  eine  Ahnung  haben  mochte, 
dem  Grossmeister  die  unterthänigste  Bitte  zur  Verleihung  des  höchsten  Zeichens 
mih'tärischen  Ruhmes  vorgelegt.  Se.  Majestät  überwiesen  das  Gesuch  dem  tagen- 


1397 


den  Capitel  vom  Jahre  1850,   und  dieses  erkannte  dem  Fürsten  durch  Eiohellig- 
kait  der  Stimmen  das  Groaskreuz  zu. 

Die  Motive  dieses  Gesuches  sind  ehrend  für  die  Bittwerber^  wie  für  den 
Fürsten:  „Indem  wir  den  Namen  Windisch- Grätz  nennen/  heisst  es  darin^ 
„bezeichnen  wir  damit  zugleich  Tugenden,  welche  den  Träger  desselben  zum 
Manne  der  Geschichte  machen.  Erlassen  uns  Euer  Majestät  die  Ereignisse  zu 
schildern^  welche  in  der  jüngsten  Vergangenheit  den  Erdball  aus  seinen  Fugen  zu 
stürzen,  Throne  und  Reiche  zu  zertrümmern,  Recht  und  Ordnung  zu  vernichten 
drohten.  Euer  Majestät  haben  diese  Katastrophen  selbst  durehgelebt;  Euer  Majestät 
sind  selbst  von  der  Vorsehung  auserkoren,  segenbringend  In  die  Weltverhältnisse 
einzugreifen.  ** 

jpAn  Österreichs  Schicksalen  hing  das  Loos  Europa^s,  das  der  Gesellschaft. 
Die  Empörung  erhob  mit  massloser  Kühnheit  ihr  Haupt  selbst  auch  in  Eurer 
Majestät  blühendem  Staate;  —  und  für  seinen  Monarchen,  ohne  alle  Rücksicht 
auf  die  tiefen  Wunden,  die  ihm  die  Volkswuth  geschlagen,  ti*at  Fürst  Windisch- 
Grätz  unaufgefordert  an  die  Spitze  der  Truppen^  und  nachdem  er  Prag  mit  der 
Gewalt  der  Watten  wieder  beruhigt,  vor  Wien  die  ungarischen  Rebelfen  zurück- 
geworfen, das  bethörte  Wien  bezwungen,  zog  er,  die  rauhe  Jahreszeit  nicht 
scheuend,  siegreich  in  die  Hauptstadt  Ungarns  ein.  Das  gute  Recht  hatte  gesiegt, 
der  Thron  Euer  Majestät  war  gerettet ^  und  das  erschütterte  Reich  erhob  sich  mit 
neuer  nie  gekannter  Kraft  aus  seinen  Trümmern  empor,  unter  denen  es  das  Ausland 
bereits  begraben  glaubte.'' 

j^Das  sind  Thatsachen,  mit  denen  der  Name  Windisch-Grätz  unauflöslich 
verwebt,  und  mit  ihm  die  Erinnerung  an  felsenfeste  Treue  und  unbeugsamen  Muth 
und  hohes  Verdienst  immerdar  verbunden  bleibt.** 

Einen  neuen  Beweis  kaiserlicher  Huld  erhielt  der  Fürst  im  Jahre  1854,  wo 
ihn  8e,  Majestät  der  Kaiser  zum  Inhaber  des  neu  errichteten  8,  Dragoner -Regi- 
ments zu  ernennen  geruhten.  Der  Fürst  war  dadurch  in  einer  Weise  ausgezeich- 
net, welche  zu  den  seltenen  zahlt,  da  die  Armee -Geschichte  —  abgesehen  von 
dem  Banus  als  Inhaber  der  beiden  Banal-Grenz-Regimcnter,  ein  Vorzug,  welcher 
mit  dieser  Stellung  verknüpft  ist,  —  nur  zwei  derlei  Fälle  verzeichnet:  den  Feld- 
marscfaall  Lacy,  welcher  das  22.  Infanterie-  und  das  seiner  Zeit  bestandene  erste 
Carabinier-,  gegenwärtig  erste  Kürassier  -  Regiment  inne  hatte,  und  den  grossen 
Erzherzog  Karl,  dessen  Name  mit  dem  3.  Infanterie-  und  dem  3.  Uhlanen- 
Regimente  für  alle  Zeiten  verewigt  bleibt. 

Im  Jahre  1856  begab  sich  Fürst  Windisch*Grätz  zimi  Besuche  an  den  Hof 
nach  Berlin,  Der  König  von  Preussen  benutzte  diese  Veranlassung,  um  ihn  durch 
die  Ernennung  zum  Chef  des  2.  Dragoner- Regiments  auf  eine  sehr  schmeichelhafte 
Weise  zu  ehren.  Des  Königs  Handschreiben  an  den  Fürsten  verdient  hier  aufge- 
nommen zu  werden.    Es  lautet,  aus  Sans-Souci  den  26.  Mai  1856  erlassen: 


1398 


;,Euer  Durchlauclit  sind  In  einer  langen  ehrenvollen  Laufbahn  ein  Muster 
niilitärischcr  und  ritterlicher  Tugenden  gewesen.  Sie  haben  in  den  trüben  Zeiten 
der  Verwirrung  vor  Vielen  unerschütterliche  Treue  und  höbe  Fcldherrn-Begahüng 
gezeigt^  und  haben  die  wahre  Manneskraft  selbst  in  Augenblicken  bewahrt,  wo 
Gott  Ihrem  eigenen  Ilerzen  tiefe  Wunden  scIJug»*' 

„Die  VerdieDstej  welche  Sie  sich  in  diesen  Zeiten  des  Zusammenbruches 
erworben  haben^  erstrecken  sich  über  die  Grenzen  des  österreichischen  Reiches 
hinaus.  Ich  freue  Mich,  dass  Sie  Mii-  durch  Ihren  Besuch  die  Gelegenheit  gegeben 
haben,  Urnen  Meine  volle  Anerkennung  bcthätigen  seu  können.  Nachdem  Ich  die 
Zustimmung  Sr.  k.  k.  Apostolischen  Majestät  Ihres  Allergnädigsten  Herrn  dazu 
erhalten  habe,  gebe  Ich  Mii-  die  Freude,  Euer  Dui^chlaucht  zum  Chef  Meines 
2.  Dragoner-Regiments  zu  ernennen.^ 

„Es  ist  dies  ein  Regiment,  welches  bewährten  Kriegsruhm  besitzt,  und  an 
dessen  Spitze  viele  Jahre  hindurch  Mein  tapferer  Oheim,  des  Prinzen  Wilhelm 
von  Preussen  königliche  Hoheit,  und  vor  ihm  Mein  in  Gott  ruhender  Schwieger- 
vater, des  Königs  von  Bayern  Majestät  und  Mein  hochseh'ger  Oheim  Prinz  Ludwig 
gestanden  haben.  —  Das  Regiment  ist  Mir  hierdurch  besonders  theuer,  und  wenn 
Ich  Sie  bitte,  in  der  Verleihung  dieses  Regiments  einen  ganz  besonderen  Beweis 
Meines  Wohlwollens  und  Meiner  Achtung  zu  sehen,  spreche  Ich  Ihnen  zugleich 
aus,  dass  nicht  nur  das  Regiment  stolz  sein  wird,  seinen  Chef  in  Euer  Durchlaucht 
Person  zu  sehen,  sondern  dass  Meine  ganze  Armee  sich  mit  Mir  freuen  wird,  den 
General-Feldmarschall  Fürsten  von  Win  disch-Grätz  in  ihren  Reihen  zählen 
zu  können.*' 

HäYNAU,  Julius  Jakob  Freiherr  von,  Feldzeugmeister,  wirklicher  gehei- 
nier  Rath  und  Kämmerer,  Grosskreuz  des  k.  St.  Stephan-Ordens:,  Ritter  des  Ordens 
der  eisernen  Krone  erster  Classe,  Commandour  des  Leopold-Ordens,  Besitzer  des 
Militär- Verdienstkreuzes,  Inhaber  des  57.  Infanterie^Regiments ,  war  zu  Cassel 
am  14,  October  1 786  geboren.  Sein  Vater,  Landgraf  Wilhelm  IX.  von  II  e  s  s  e  n, 
nachheriger  Kurlürst  Wilhelm  L,  hatte,  während  er  als  Erbprinz  !n  preussischen 
Militärdiensten  zu  Haynau  in  Niederschlesien  in  Garnison  stand,  mit  der  Tochter 
eines  Apothekers,  Rebekka  Ritter,  nach  der  morganatischen  Ehe  von  Linden- 
heim  genannt,  eine  Verbindung  geknüpft,  aus  welcher  ausser  unserem  Haynau 
noch  drei  Söhne  und  zwei  Tüchter  hervorgingen ,  die  ihren  Namen  nach  dem 
Geburtsorte  der  Mutter  erhielten. 

Die  Erziehung  erhielt  Haynau  zuerst  in  Cassel,  dann  in  einer  Anstalt  zu 
Hanau  und  seit  1793  bei  der  Pfarrersfamilie  Bern h  ardi  zu  Otterau,  Der  Neigung 
Soldat  zu  werden,  wozu  ihm  die  kriegerisclien  Zeitläufte  Anlass  genug  gaben, 
entspracli  auch  der  Wunsch  des  Vaters,  und  die  Studien  zu  Marburg  wurden  1801 
unterbrochen,  um  die  Lieutenantseharge  im  Infanteric-Regimente  Brechainville, 


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1399 

die  Kaiser  Franz  dem  Landgrafco  fiir  ihn  angeboten,  zu  übernehriien.  Bald  wurJe 
er  ein  tüchtiger  Officier^  denn  mit  besonderem  Eifer  wdniete  er  sich  nunmehr  Jem 
Dienste  und  strenge  Grundsätze  hielten  ihn  von  Excessen  zurück,  die  so  leicht 
junge  Männer  seines  Alters  und  Standes  verführ en. 

Der  Feldzug  von  1805,  der  unglücklich  genug  endete,  gab  Haynau  die 
erste  Gelegenheit,  auf  dem  Felde  der  Ehre  mitzuwirken.  Miith  und  Entschlossen- 
heit sicherten  ihm  schnell  die  Anerkennung  seiner  Oberen.  Die  Katastrophe  von 
Ulm  brachte  ihn  in  Gefangenschaft,  in  der  er  bei  einem  Transporte  durch  Kennt- 
niss  der  französischen  Sprache  zu  einer  Unterredung  mit  Napoleon  selbst  kam, 
deren  er  noch  in  späten  Tagen  sehr  lebhaft  sich  erinnerte. 

Nach  dem  Frieden  von  Pressburg  aus  Paris  zurückgekehrt,  ernannte  ihn 
Kaiser  Franz  zum  Capitän-Lieutenant  im  Ilegimente  Argenteau  und  bald  darauf 
noch  vor  dem  Ausbruche  des  Krieges  von  1809  avancirte  er  zuux  Hauptmann*  Die 
meisten  Schlachten  jenes  blutigen  Krieges  Österreichs  gegen  den  franzosischen 
Koloss  hatte  Ilaynau  mitgefochten ;  eine  schwere  Wunde  in  der  Brust  hinderte 
ihn  ungeachtet  grosser  Schmerzen  nicht,  dem  Dienste  ferner  sich  zu  ^vidraen.  Die 
Armeercduction  von  1810  brachte  ihn  zum  Ilegimcnte  Vogelsang,  und  als  1813 
neuerdings  die  Kriegstrompete  gegen  den  Erbfeind  erscholl,  zog  Ilaynau  als 
Major  eines  Bataillons  der  sogenannten  deutschen  Legion  nach  Italien,  wo  sein 
Name  in  mehreren  Armeebefehlen  mit  Auszeichnung  genannt  wurde.  Nach  der 
Rückkunft  Napolcon's  ward  Ilaynau's  Bataillon  der  Rhein- Armee  und  zwar  dem 
Corps  dos  Feldzeugmeisters  Grafen  Colloredo  zugctheiit  und  marschirte  gleich* 
falls  in  Frankreich  ein* 

Aus  dieser  Zeit  finden  wir  ein  Beispiel  der  humanen  Gesinnunfi^  Haynau's 
aufgezeichnet,  an  der  in  unseren  Tagen  so  sehr  mit  Unrecht  gezweifelt  worden. 
Er  hatte  von  General  Scheit  her  den  Befehl,  einen  Ort  bei  Besan^on,  in  welclicm 
mehrere  Husaren  einer  Patrouille  verstümmelt  und  getödtet  worden,  anzuzünden. 
Haynau  brachte  die  Schuldigen  zu  Stande  und  bat  Air  die  Unschuldigen.  Der 
tapfere  aber  heftige  Scheither  drohte  mit  dem  Kriegsgerichte,  aber  Ilaynau 
weigerte  sich,  den  Befehl  zu  vollziehen.  Endlich  nahm  der  General  selbst  diesen 
zurück.  Wir  verschweigen  andere  Boispielo,  da  sich  dem  ruhig  Erwägenden  Man- 
ches anders  zeigen  wird,  als  dem  vorweg  Aburtheilenden. 

Nachdem  zweiten  Pariser  Frieden  wurde  Haynau*s  Bataillon  aufgelöst ,  er 
selbst  aber  zumRegimentc  Rouss-Greiz  Nr*  18,  dann  als  I.  Major  zu  Lustgnan 
versetzt  und  kam  nach  Troviso, 

In  Ilaynau's  Charakter  lag  manches  Oppositionelle^  allein  im  besten  Sinne 
des  Wortes.  Obgleich  auf  diese  Wei^e  er  selbst  mehrfache  Hindernisse  sich  schuf, 
durchblickten  ihn  dennoch  zwei  Männer  in  seineuj  guten  Kerne-  Es  waren  dies 
weiland  Kaiser  Franz  und  Feldmarschall  Radetzky;  ihnen  verdankt  er  auch 
den  Aufschwungi  den  er  genommen. 


1400 


Seit  1823  Oberst-Lieutenant,  wurde  er  1830  Oberst  im  30.  Infant  er  ie-Regi- 
mentej  1835  Geoeral -Major  und  Brigadier  in  Italien  j  1844  Feldoiarscball-Lieute- 
nant  und  Divisionär  zu  Gratz,  erhielt  1845  die  Inhabcrstelle  des  57*  Infanterie* 
Regiments  und  ward  1847  als  Divisionär  nach  Temesvar  t?  ersetzt. 

Als  der  ßevolutionskampf  in  Italien  entbrannte^  befand  sich  Haynaw  in  den 
steierischen  Bädern,  Ihn  zog  es  dort  hinab,  wo  die  Völker  aufeinander  schlugen; 
mit  Gewalt  wollte,  musstc  er  dem  unüberwindlichen  inneren  Rufe  folgen  und  konnte 
er  in  seiner  Charge  nicht  Verwendung  finden^  so  wollte  er  als  Oberst  an  der  Spitze 
seines  Regiments  ziehen.  So  geschah  es.  Sein  Regiment  stand  bei  dem  Reservecorpa 
des  Feldzeugmeisterä  Nugent  am  Isonzo  concentrii't  Haynau  eilte  dahin,  Hess 
seine  Charge  als  Feldmarschall-Lieiitenant  ganz  bei  Seite  und  führte  als  Oberst  die 
Truppe  biß  an  die  Piave.  Das  Kriegsniinisteriuni  rief  ihn  zurück;  Haynau*s  Herz 
widerstrebte,  es  blutete,  aber  er  folgte,  um  indess  bald  in  die  gewünschte  Sphäre 
mit  voller  Thatkraft  einzutreten, 

Feldmarschall  Radetzky*s  Augenmerk  richtete  sich  auf  Verona;  die  Basis 
seines  RückzugeSj  seiner  Operationen  musste  gedeckt  werden^  uod  da  er  hiezu  nur 
wenig  Truppen  verwenden  konnte  ^  musste  ihn  ein  energischer  General  in  diesem 
Mangel  unterstützen.  Seine  Bbcke  trafen  Haynau,  dem  denn  nach  einer  dringen- 
den Eingabe  des  Feldmarschalls  das  Ministerium  den  Befehl  ertheiltej  sich  nach 
Italien  zu  begeben.  Mit  gewohnter  Herzlichkeit  empfing  Radetzky  den  General, 
der  seine  Hoffnungen  rücksichtlich  des  Commanders  von  Verona  vollkommen  recht- 
fertigen sollte. 

Als  der  linke  Flügel  unserer  Armee  bei  Sommacampagna  der  feindlichen 
Übermacht  weichen  musste,  bemerkte  dies  Haynau  von  den  Wälleo  Verona's. 
Unverzüglich  setzte  er  eine  Brigade  zusammen ,  die  er  für  den  entscheidenden 
Moment  nach  der  Flanke  des  Feindes  entsendete.  Dadurch  gelang  es,  Somma  zu 
nehmen  und  die  Vorrückung  des  linken  österreichischen  Flügels  war  ermöglicht. 

Der  Oberbefehlshaber  der  Armee  in  Italien^  Feldmarschall  Graf  Radetzky, 
bestätigte  diese  entscheidende  That  mit  folgenden  Worten: 

Noch  in  der  Nacht  vom  24.  auf  den  25,  Juli  1848  hatte  Haynau,  damals 
Festungs-Coramandant  in  Verona,  als  er  sich  die  Überzeugung  verschaffte,  dass 
Sommacampagna  von  unseren  Truppen  geräumt  werden  musste,  mit  Aufbieten 
aller  nur  disponiblen  Streitkräfte  der  ohnehin  schwachen  Featungsbesatzung  eine 
Brigade  von  3  Bataillonen,  1  Schwadron  und  1  Batterie,  unter  Commando  des 
Obersten  Perin,  zusaram engesetzt  und  selbe  aus  eigenem  Entschlüsse  aus  Verona 
mit  der  Weisung  entsendet,  in  der  sicheren  Voraussicht  einer  entscheidenden 
Schlacht  am  folgenden  25.  Juh,  sich  auf  den  Feind  zu  werfen  und  Sommacampagna 
wieder  zu  erobern.  Dieser  entscheidenden  Disposition,  der  richtig  gewählten  Direc- 
tion  der  Brigade  auf  den  wichtigsten  Punct  und  dem  unvermutheten  nachdrück- 
lichen Angriff  in  des  Gegners  Flanke  und  Rücken,  verdankte  der  Feldmarschall 


■I 


1401 


—  mit  Vergnügen  sprach  er  dieses  aus  —  zum  grössten  Theil  die  glänzenden 
Erfolge  jener  glorreiclien  Schlacht,  Sie  war  es  auch,  welche  dem  Feldmarschall- 
Lieutenant  Baron  H  ay  nau  im  Ordenscapitel  vom  Jahre  1849  einstimmig  das  Co m- 
mandeurkreuz  des  Maria  Theresien -Ordens  einbrachte. 

Später  übernahm  Haynau  das  Commando  des  3.  Armeecorps  und  die  Über- 
wachung der  Belagerung  von  Peschiera.  Hier  verhinderte  er  durch  kluge 
Massnahmen  die  Communication  der  Besatzung  mit  den  Insurgenten  am  Gardaaee 
und  brachte  die  Festung  in  solche  Bedrängniss ,  dass  sie  ohne  die  vertragsmässige 
Übergabe  wenige  Tage  später  nothwendiger  Weise  hätte  capituliren  müssen. 

Nach  der  Beschwichtigung  der  Aufs  tan  dsversuche  zu  Bergamo  rückte  er  im 
Februar  1849  mit  der  Brigade  Coronini  von  Padua  aus  nach  Ferrara,  um  für 
die  Misshandlung  österreichischer  Truppen  Genugthuung  zu  fordern.  Sein  ener- 
gisches Auftreten  setzte  die  gerechten  Ansprüche  in  kürzester  Frist  durch  und 
drei  Tage  nach  der  Ankunft  zog  der  General  wieder  in  Padua  ein. 

Der  Waffenstillstand  ward  von  Piemont  gekündigt  und  Radetzky  brach  über 
den  Tessin  auf  ^  um  Jen  neuen  Kampf  zu  beginnen.  Feldmarschall  *  Lieutenant 
Haynau  erhielt  das  Obercommando  der  Reservetruppen  des  lombardisch-venctia- 
nischen  Königreiches  und  damit  auch  die  Pflicht,  eine  ehi^ergessene  Stadt  mit 
voller  Strenge  des  Rechtes  zu  züchtigen.  Er  erfüllte  sie,  und  kein  General  — 
gehöre  er  an  welcher  Nation  immer  — -  hätte  in  seiner  Lage  anders  handeln  können* 

Brescia  hatte  sich  schon  1848  durch  Treulosigkeit  und  grausame  Behand- 
lung der  Frauen,  Kinder  oder  vereinzelter  OfficierOj  Beamten  und  Soldaten  bemerk- 
bar gemacht.  Es  hatte  seinen  Treubruch  durch  eine  geringe  Geldstrafe  gebüsstund 
brach  nun,  als  der  Feldzug  begann,  die  einzige  der  lombardischen  Städte  abermals 
los*  Die  schwache  Besatzung  des  Castells  konnte  die  zahlreiche  Bevölkerung  natür- 
lich nicht  im  Zaume  halten;  es  bildete  sich  eine  revolutionäre  Regierung,  Anarchie 
herrschte  in  ihier  ganzen  Wildheit,  einzelne  Officiere  und  Soldaten,  Kranke  in  den 
Spitälern  wurden  schändlich  misshaDdelt  und  auch  ermordet. 

General  Nugent  hatte  den  Befehl,  die  Empörung  zu  dämpfen;  allein  sein 
schwaches  Corps  von  900  Mann  konnte  nur  bei  der  Stadt  sich  festsetzen^  aber 
wegen  der  stark  besetssten  Höhen  nicht  mit  dem  Castellesich  verbinden.  Als  Hay  nan 
zu  Padua  diese  Nachrichten  erfuhr,  sandte  er  3  Bataillone  und  1  Schwadron  Che- 
vauxlegers  mit  2  Geschützen  eilends  nach  der  empörten  Stadt  Er  selbst  folgte 
sogleich  und  fand  auch  bereits  eine  Morserbattcrie  vorhanden ,  die  Radetzky 
geschickt.  Breäcia  ward  eingeschlosscnj  Haynau  drang  mit  der  ihm  eigenen  Energie 
über  die  Höhen  ins  Castell  ein  und  forderte  nun  die  Stadt  zur  Unterwerfung  auf. 

Er  bewilhgtc  eine  verlangte  Frist,  er  verlängerte  sie  aus  eigenem  Antriebe, 
und  als  dies  umsonst,  befahl  er  die  Beschiessung  und  den  gleichzeitigen  Sturm  von 
allen  Seiten.  Der  Kampf  war  ein  verzweifelter;  jeder  Zoll  Bodens  vrurde  mit  Blut 
aufgewogen  und  nur  die  Nacht  endete  das  Schlachten;  das  am  1*  April  mit  ver- 


1402 


doppelter  Wutli  neuerdiQgs  begann.  Es  wurde  von  Seite  der  Österreiclier  keine  Gnade 
mehr  gegeben,  denn  die  ausgesuchteste  GraoBamkeit  der  Insurgenten  wider  unsere 
Soldaten  Hess  jede  menschliehe  Regung  in  den  Herzen  der  Stürmenden  verstum- 
men*  Endlich  war  das  Blutbad  zu  Ende.  Die  Truppen  hatten  bedeutende  und  kost- 
bare Verluste  erlitten,  aber  die  Empörung,  die  Scliändliehkeiten  waren  gezüchtigt, 
die  Stadt  hatte  ilire  "wohlverdiente  Strafe  erhalten  und  keine  empörte  Stadt  in 
Italien  konnte  sich  hierin  wie  in  der  Art  der  Misshandlung  unserer  braven  Soldaten 
ihr  gleichstellen.  Schnelligkeit  und  Energie  waren  Bedingungen  des  Sieges,  da 
sonst  das  Königreich  neuerdings  in  Frage  gestellt  werden  konnte;  Haynau's 
Waffenthat  war  eine  kühne  und  glänzende,  die  nicht  verdunkelt  werden  darf,  ohne 
gegen  Recht  und  Gerechtigkeit  zu  sündigen. 

Im  April  ward  der  Feldmarschall -Lieutenant  zur  Belagerung  Venedigs  beor- 
dert; kaum  hatte  er  die  Einnahme  von  Malghora  in  ihren  Massregeln  vorbereitet, 
als  er  nach  Wien  berufen  wurde,  um  das  Commando  in  Ungarn  zu  Übernehmen. 
Es  bedurfte  das  dortige  Heer  eines  Oberhefehlshabcrs,  der  demselben  durch  seine 
Vergangenheit  Zutrauen,  dem  Feinde  aber  Schrecken  einzuflössen  vermochte. 

Am  30.  Mai  zum  Feldzeugmeister  und  geheimen  Rath  ernannt,  war  es  seine 
erste  und  angelegentliche  Sorge,  die  in  eine  strategische  Aufstellung  bei  Pressburg 
zusammengezogene  Armee  neu  zu  ordnen,  ihr,  in  Folge  der  früher  erlittenen 
Unfälle,  gesunkenes  Vertrauen  zu  ihren  J'ührern,  und  hinwieder  das  der  Comman- 
danten  zu  ihren  Truppen  durch  geistige  Hebel  wieder  aufzurichten  und  sie  in  kür- 
zester Zeit  zum  Wiederbeginn  der  Offensive  zu  befähigen.  Er  fand  die  Truppen 
in  der  Ordre  de  Bataille  aus  ihrem  taktischen  Verbände  gerissen,  die  Watfengal- 
tungcn,  namentlich  die  Cavallerie,  auf  die  naehthciligstc  Weise  zersplittert,  wodurch 
Geist  und  Kraft  der  Truppen  gelahmt  waren. 

Trotz  der  fortwährenden  Beunruhigung  durch  den  Feind  auf  der  ganzen  Linie 
seiner  Aufstellung  wurde  eine  neue  geregelte  Ordre  de  Bataille  schon  bis  Mitte 
Juni  vollständig  bewirkt,  und  die  Donau-Armee,  verstärkt  durch  die  k.  russische 
Division  Panutino,  war  schon  um  diese  Zeit  vollständig  in  der  Verfassung,  um 
die  Olfensive  mit  Beruhigung  ergreifen  zu  können. 

Nach  der  Übereinkunft  der  Cabinete  Österreichs  und  Russlands  sollte  jedoch 
die  Eröffnung  des  Angritfes  von  Seite  der  Donau- Armee  erst  dann  erfolgen,  bi«  die 
russische  Hauptmacht  auf  entsprechende  Höbe  in  das  Land  eingedrungen  eein 
würde. 

Haynau  wählte  nun  den  Zeitpunct  des  Überganges  zum  Ajigriff,  nach  seiner 
riehtigenÜberzeugung,  ganz  selbstständig,  setzte  die  Concentiirung  der  Armee  bei 
Ungarisch- Ahenburg  auf  den  26.  Juni  fest,  und  liess  sich  hierin  weder  durch  die 
vielfältigen  Einwendungen  und  Bcdenklichkeiteo,  noch  durcb  die  bedrohenden 
feindlichen  AngriÜe  auf  die  Waaglinie  und  die  überall  ausgesprengten  Nacbi'icb- 
ten  von  Umgehung  seiner  rechton  Flanke  in  der  Richtung  auf  Üdenburg  beirren. 


1403 


Erwählte  dlo  Operationslinie  am  rechten  Donaii-Üfer  über  Rnab  auf  Ofen-Pesth 
als  die  unter  Jen  vorwaltenden  Umständen  einzig  richtige.  Ein  Manoeuvre,  welches 
eben  so  kühn  und  überraschend  als  entscheidend,  aber  fccineswcges  gewagt  und  t\ir 
Wien  gelahrlich  war;  denn  Haynau  liesa  15,000  Mann  in  der  Schutt  und  an  der 
niederen  Waag  stehen,  welche  zwar  zurückgedrängt  werden  konnten ,  aber  hin- 
gereicht hätten,  den  befestigten  Punct  Pressburg  so  lange  zu  behaupten,  bis  er  einen 
entscheidenden Scbiag  am  rechten  Strom-Ufer  getührt,  G  örgey  konnte  nicht  gegen 
Pressburg  vorrücken,  ohne  10  bis  15,000  Mann  an  der  Waag  zurück  zu  lassen,  da 
bei  Rosenberg  bereits  ein  russisches  Corps  eingetroffen  war  und  seine  rechte 
Flanke  bedrohte.  An  der  March  hätte  ibn  übrigens  das  im  Mnrchfelde  aufgestellte 
Reservecorps  empfangen,  und  ein  Überschreiten  dieses  Flusses  mit  etwa  18  bis 
20,000  Mann  hätte  einen  strategischen  Erfolg  um  so  weniger  haben  können,  als 
dem  Feldzeugmeister  die  Freiheit  bheb,  mittelst  Dampfschifien  Truppen  in  die 
Schutt  zu  übersetzen  und  seine  Communication  mit  Komorn  abzuschneiden. 

Da  der  Feind  durch  den  Besitz  von  Komorn  und  des  freien  Uferwechsels  einen 
60  Überwiegenden  Vortheil  über  uns  besass,  so  konnte  die  Eröffnung  der  Operatio- 
nen nur  durch  ein  überraschendes,  kühnes  Blanoeuvre  gelingen  und  es  war  von 
höchster  Wichtigkeit,  gleich  mit  dem  ersten  Schritte  ein  entscheidendes  llesultat 
zu  erlangen. 

Diese  Überzeugungen  haben  Ilaynau  bei  dem  kühnen  Entschlüsse  geleitet, 
die  rasche  Ausführung  desselben  sicherte  ihm  den  Erfolg  und  würde  von  dem 
glänzendsten  Resultate  gekrönt.  Die  schnelle  und  gelungene  Concentrirung  der 
Donau-Ärmee  bei  Ungarisch-AItenburg  am  26.  Juni  kann  als  die  Grundlage  des 
siegreichen  Feldzuges  betrachtet  werden. 

Der  Feind,  in  der  Schlacht  von  Pered  am  20.  Juni  durch  die  von  Ilaynau 
rechtzeitig  disponirten  Verstärkungen  über  die  Waag  zurückgedrängt,  musste  eine 
Verfolgung  auf  dieser  Seite  besorgen,  die  uns  aber  zu  keinem  erheblichen  Resultate 
geführt  hätte,  und  schon  desahalb  nicht  unternommen  werden  konnte,  weil  bereite 
ein  grosser  Thcil  der  Armee  auf  dem  Concentrirungs-Marsche  begriffen  war. 

Nach  der  kühnen  Einnahme  von  Raab  durch  den  General  der  Cavallerie 
Grafen  Schlik  rückte  Haynau  mit  der  ganzen  Armee  in  3  Colonnen  unauf> 
gehalten  bis  in  die  Höhe  von  Komorn  vor.  Der  Feind  hatte  in  dem  verschanzten 
Lager  dieser  Festung  eine  Macht  von  50|0CK)  Mann  concentrirt,  Haynau  erwartete 
daher  mit  Sicherheit,  da^s  derselbe,  durch  seine  schützenden  Batterien  begünstigt, 
hier  eine  Entscheidung  suchen  und  daher  eine  Schlacht  wagen  werde,  und  ergriff 
alle  Massregeln  um  ihn  zu  empfangen  und  zu  schlagen* 

Nach  dem  missglückten  Vorspiele  am  2.  Juli,  wo  der  Feind  die  in  das  Lager 
ruckenden  Armeetlieile  zu  über  fidlen  versuchte,  aber  blutig  abgewiesen  ward, 
unternahm  er  wirklich  am  IL  Juli  einen  Ausfidl  mit  seiner  ganzen  Macht,  in  der 
Absichl,   die  Aufstellung  unserer  Armee  zu  sprengen,  sich  in  die  Gegend  des 


1404 


Platten-Sees  durchzusclilagenj  daselbst  Kmoty*s  Schaaren  und  den  aufgebotenen 
Landsturm  an  sich  zu  ziehen,  —  bei  Földvdr  über  die  Donau  zu  setzen  und  sicli 
jenseits  mit  den  feindliclien  Hauptkräften  zu  vereinigen. 

Des  Feldzeugmeisters  Anstalten  waren  bereits  in  Vorhinein  getroffen  y  jedes 
Corps  hatte  seine  Weisungen  für  diesen  vorausgeseheDen  Fall, 

Gleich  beim  Beginn  der  Affaire  traf  Hay  nau  auf  dem  Schlachtfelde  ein^  und 
disponirte  die  nach  und  nach  heranrückenden  Reserven  selbst  mit  den  bestimm- 
testen Anordnungen.  Er  setzte  sich  an  diesem  heissen  Tage  dem  heftigsten  Feuer 
anhaltend  aus,  und  griff  in  jedem  Gefechtsmoment  persönlich  ein.  Durch  die  Ent- 
schiedenheit seiner  Anordnungen  und  durch  den  klaren  Überblick  der  Schlacht 
gelang  es  ihm,  nach  wenigen  Stunden  den  Feind  mit  bedeutendem  Verluste  in  die 
Festung  zurück  zu  werfen. 

Nach  diesem  entscheidenden  Siege  erkannte  Hay  nau  sogleich,  daas  die 
feindliche  Hauptmacht  nicht  länger  in  Komorn  verweilen ,  sondern  nunmehr  alles 
aufbieten  würde ,  sich  einen  anderen  Weg  auf  dem  linken  Donau-Ufer  zu  bahnen, 
um  sich  mit  den  übrigen  Insurgentencorps  an  der  Theiss  zu  vereinigen.  In  dieser 
richtigen  Voraussetzung  Hess  Hay  nau  schon  am  9.  Juli  ein  Cavallerie-Streifcom- 
mando  gegen  Ofen  aufbrechen,  und  das  ganze  3.  Armeecorps  ihm  auf  dem  Fusse 
folgen,  um  Ofen  und  Pesth  sogleich  in  Besitz  zu  nehmen.  Er  wusste,  dass  die  russi- 
sche Hauptarmee  sich  bereits  der  Hauptstadt  nahe,  und  wollte  um  jeden  Preis 
dieselbe  durch  unsere  Truppen  früher  besetzen,  um  durch  diesen  schnell  ausge- 
führten Entschluss  vielen  Unzukömmlichkeiten  vorzubeugen. 

Bei  dem  ersten  sicheren  Anzeichen^  dass  Gör  gey  mit  seiner  Hauptmacht  von 
Komorn  abziehe,  setzte  er  augenblicklich  denFeldmarschall Fürsten  Paskewit seh 
hie  von  in  die  Kenntniss,  gab  ihm  in  richtiger  Erkenn  tniss  den  Weg  über  Losoncz 
und  Miskolez  als  jene  Linie  an^  welche  Görgey  gewiss  einschlagen  wüi^de,  und 
forderte  ihn  auf,  ihm  diesen  Weg  zu  verlegen  und  ihn  zu  vernichten. 

Indem  Haynau  das  1.  und  2.  Corps  zur  Cernirung  der  Festung  Komorn 
zurückliess,  rückte  er  mit  allen  übrigen  Heerestheilen  nach  Ofen  «Pesth,  wo  diese 
vom  19.  bis  22.  Juli  eintrafen.  Er  hätte  jetzt  den  durch  Kämpfe  und  Mäi*sche  fati- 
guirten  Truppen  einige  Rasttage  gönnen,  und  die  weitere  Vorrückung  der  russischen 
Hauptarmee  abwarten,  auch  durch  Befestigungen  an  der  Donau  sich  eine  Basis  für 
die  weiteren  Operationen  gründen  können.  Allein  er  erkannte,  dass  die  errungenen 
Erfolge  rasch  verfolgt  und  den  in  Verwirrung  gebrachten  Insurgentencorps  keine 
Erholung  und  keine  Möglichkeit  ihrer  Vereinigung  gegönnt  werden  dürfe.  Es  war 
ihm  bekannt,  dass  sich  die  Rebellen- Regierung  in  Szegedin  etablirt  hatte,  er  war 
daher  nicht  geneigt,  ihr  Zeit  zum  Schmieden  neuer  Insurrectionsmittel  einzuräumen. 
Der  unglückliche  Ausgang  des  Treffens  bei  He  gy  es  bewog  ihn  ferner,  so  rasch  als 
mÖgJich  zur  Befreiung  der  Südarmee  aus  ihrer  kritischen  Lage  vorzurücken.  End- 
lich sah  er  schon  damals  klar,  dass  die  Operation  der  russischen  Hauptarmee  nur 


4 


1405 

eine- sehr  laogwierige  sein  würdei  imd  dass  ihr  Feldherr  keiaesweges  geneigt  sei, 
Hay  Hau  8  Tiolfai'be  Bitten  und  Vorscliläge  über  die  Fortsetzung, der  Bewegungen 
zu  erhören* 

Hajnaufasste  daher  den  Entschluss ,  nunmehr  selbstständig  zu  operi- 
ren,  und  nur  diesem  Entschlüsse  verdankte  er  die  so  rasche  Eroberung  des  Landes, 

Szegedin  wurde  als  das  zweite  Operations-Object  gowiUilt,  weil  dieser  Punct 
nicht  nur  der  Schlüssel  der  ganzen  unteren  und  mittleren  Theisslinle  ist,  der  Feind 
im  Begriffe  war,  ein  verschanztes  Lager  dort  herzurichten  und  bedeutende  Streit- 
kräfte daselbst  zusammenzog,  sondern,  weil  auch  hicdurch  die  Verbindung  mit  der 
Südarmee  des  Ban  von  Croatien  nothwendig  erfolgen  musste  und  der  Feldzeug- 
meister von  dort  zum  Entsätze  der  hart  bedrängten  Festung  Temesvdr  vorzurücken 
vermochte.  Sehr  grosse  Schwierigkeiten  stellten  sich  dieser  Operation  entgegen. 

Ein  starkes  feindliches  Corps  stand  in  der  Gegend  bei  Jaszber^ny  und  Czegl^d 
und  hatte  olle  Theissübergange  in  seiner  Gewalt.  Dieses  Corps  rausste  daher,  falls 
es  Stand  hielt,  früher  geschlagen  werden,  und  der  Zug  unserer  Armee  von  Pesth 
nach  Szegedin  bildete  sodann  einen  Flankenmarsch  von  24  Meilen,  durch  eine  san- 
dige, wenig  bevölkerte  und  wasserarme  Steppe. 

Die  Schwierigkeit  der  Verpflegung  wuchs  zu  einem  Besorgniss  erregenden 
Grade*  Am  22.,  23.  und  24.  Juli  brach  Haynau  mit  der  Armee  von  Pesth  auf, 
schob  das  Reservecorps  auf  Abony  und  Czegled  vor,  und  bewirkte  mit  den  übrigen 
Ileeresthcilen  in  2  Colonnon  über  Ketskem^t  und  über  Kun  Szt.  Mikloa  aufTheresi- 
opcl  die  rasche  Vorrückung  gegen  Szegedin. 

Das  L  ArmeecorpB  liess  Ilaynau  am  20.  Juli  von  Acs  aufbrechen  und  über 
Pesth  ohne  Rasttage  bis  an  die  Theiss  vorrücken,  dem  2.  Armeecorps  allein  die 
Beobachtung  Komoms  übertragend,  denn  auf  dem  entscheidenden  Puncte  so  stark 
ds  mdglieh  zu  sein,  war  stets  sein  leitender  Grundsatz.  Nachdem  das  L  Corps 
bei  CzegWd  eingetroffen  war,  zog  er  das  Reservecorps  längs  der  Theiss  herab,  um 
mit  vereinten  Kräften  Szegedin  anzugreifen. 

Haynau  hatte  einen  vor  dieser  Stadt  entscheidenden  Kampf  sicher  erwartet, 
aber  der  Feind,  falls  er  ihn  mit  den  Delileen  im  Rücken  angenommen  hatte,  wäre 
unfehlbar  vernichtet  worden;  denn  Haynau  hatte  mittlerweile  das  3.  Armeecorps 
zum  Theissübergange  bei  Kanisa  disponirt,  um  ihn  in  die  Flanke  zu  fassen.  Der 
Feind  gab  die  befestigte  Stellung  von  Szegedin,  in  Folge  dieses  Manoeuvres,  ohne 
Kampf  auf,  und  hielt  nur  das  Unke  Ufer  der  Theiss  bei  Uj-Szegedin  mit  einer 
Arriereg&rde  fest,  welche  am  3.  August  nach  kurzem  Gefechte  delogirt  war.  So 
wurde  in  Zeit  von  10  Tagen  der  ganze  Landstrich  zwischen  der  Donau  und  Theiss 
vom  Feinde  gereinigt,  der  wichtige  Punet  Szegedin  in  Besitz  genommen,  das 
Corps  Vetter's  zum  Rückzuge  aus  der  Baeska  gezwungen  und  die  Südarmee 
befreit,  deren  Vereinigung  mit  der  Hauptarmee  nun  kein  Hinderniss  mehr  im 
Wege  stand. 


1406 


Dembinsky  hatte  seine  etwa  40,000  Mann  stark e,  mit  zalilreichem  Geschütz 
versehene  Armeo  bei  Szöregin  einer  sehr  vortheilhaften  verschanzten  Stellung  coa- 
centrirt^  um  unser  Debouchircn  aus  Szegedin  zu  verhinderny  während  Perczel 
mit  seinem  Corps  bei  Szentes  noch  immer  Hay  Eau*s  linke  Flanke  bedrohte.  In  der 
Voraussieht  dieser  Vertbeidigungs  -  Anstalten  Hess  der  Oberbefehlshaber  das 
1.  Armeecorps,  trotz  der  Gewaltmärsche,  welche  es  bereits  zurückgelegt  hatte,  bei 
Alpar  rasch  die  Theiss  überschreiten  und  über  Szentes  auf  MakfJ  an  derMaros  der 
Art  vorrücken,  dass  es  schon  am  5.  August  bei  Mako  standj  an  welchem  Tage 
Hay  n  au  den  Angriff  auf  die  feindliche  Stellung  bei  Szöreg  mit  dem  Reservecorps, 
der  Division  Panntine,  der  Cavallerie-Division  und  der  Geschütz-Reserve  mit 
einer  solchen  Entschiedenheit  und  Kraft  ausführte^  dass  der  Feind  binnen  3  Stun- 
den aus  seiner  Stellung  geworfen  and  in  die  Flucht  gejagt  wurde.  Das  3.  Armee- 
corps überschritt  zur  gleichen  Zeit  die  Theiss  bei  Kanisa,  das  1.  Corps  am  6*  August 
die  Maros  bei  Mako,  so  dass  an  diesem  Tage  die  ganze  Donau- Armee  wieder 
vereinigt  war.  Durch  dieses,  von  Hay  na  u  angeordnete  Manocuvre  des  1.  Armee- 
corps wurde  zugleich  dem  Feinde  die  Rückzugslinie  auf  Ai^ad  abgeschnitten  und 
derselbe  ganz  gegen  Tcmcsvdr  zurückgedrängt. 

In  der  Erkeontniss,  das  nunmehr  alles  aufgeboten  werden  müsse,  um  dem 
Feinde  keine  Zeit  mehr  zum  Sammeln  seiner  Kräfte  und  zur  geordneten  Aufhebung 
der  Belagerung  von  Temesviir  zu  lassen',  führte  der  Feldzeugmeister  die  ganze 
ArmeC;  ohne  ihr  einen  einzigen  Rasttag  zu  geben  ^  in  3  Colonnen  gegen  Tcmesvdr 
und  Arad  der  Art  vor,  dass  er  am  9.  August  mit  dem  dritten,  dem  Reservecorps, 
der  Division  Pa nutine,  der  Cavallerie-Division  und  der  Geschütz -Reserve,  in 
Allem  23  bis  25,000  Mann  vereint  bei  Kis-Becskerek  und  Hodony  stand,  während 
das  L  Corps  seine  Richtung  auf  Arad  erhielt,  um  diesen  Platz  sogleich  einzu- 
schliessen. 

Der  Feind,  durch  das  aus  Siebenbürgen  heranrückende  Corps  B  em's,  dann 
durch  das  Corps  Vetter's  namhaft  verstärkt,  unct  Haynau  mehr  als  doppelt  über- 
legen, hatte,  wie  voraus  zu  sehen  war,  hinter  dem  Bereczko- Bache  vor  Temcsv^r 
Stellung  genommen^  um  hier  zum  letzten  Male  das  Glück  einer  Scldacht  zu 
versuchen. 

Obgleich  sämmtliche  Truppen  an  diesem  Tage  bereits  einen  Marsch  von  fast 
4  Meilen  zurückgelegt  hatten,  und  der  Feldzeugmeister  das  3*  Armeecorps,  die 
Cavallerie-Division  Wallmodcn  und  die  k.  russische  Division  Panutine  zur 
nächsten  Verfügung  hatte,  gritf  er  den  Feind  dennoch  mit  aller  Energie  an.  Heiss 
und  schwer  war  der  Kampf  gegen  diebedeutende  Übermacht.  Hajnau  lenkte  die 
Schlacht  mit  ruhiger,  sicherer  Überzeugung  vom  Siege,  war  auf  jedem  wichtigen 
Puncte  der  ausgedehnten  Schlachtlinie  gegenwärtig,  disponirto  und  führte  in  Per- 
son die  Reserven  in  den  Kampf,  und  zwang  endlich  den  Feind  gegen  Abend  zum 
Rückzüge  auf  der  ganzen  Linie, 


1407 


AU  der  Abend  einbrach  hörte  zwar  der  Geschützdonner  auf,  die  Ermattung 
beider  Armeen  Hess  den  Kampf  nicht  weiter  führen,  der  Feind  schien  seine  Position 
aufgeben  zu  wollen,  allein  er  war  noch  keineswegs  geschlagen.  Es  war  noch 
zweifelhaft,  ob  er  nicht  des  anderen  Tages  neuerdings  den  Kampf  aufzanchmen  fähig 
sei.  Da  fasste  Haynau  den  Entschluss,  um  Jeden  Preis  noch  am  nämlichen  Tage 
den  Entsatz  der  Festung  Temesvdr  zu  bewirken  und  den  Rückzug  des  Feindes 
in  eine  Flucht  zu  verw^andeln.  Er  beurtheiltc  richtigj  dass  in  der  Dunkelheit  selbst 
eine  kleine  Abtheilung  durch  kühnes  energisches  Darauf  losgehen  den  im  Rück- 
züge begriffenen ,  wenig  disciplinirten  Gegner  zu  verwirrenj  zu  sprengen  und  ein 
grosses  Resultat  herbeizufuhren  vermöge;  nahm  2  Schwadronen  und  2  Batterien, 
stellte  sich  selbst  an  die  Spitze  dieser  kleinen  Truppcn-Abtheilung,  und  jagte  durch 
den  noch  vom  Feinde  besetzten  Wald»  zwischen  Weingärten,  Häuserreihen  und 
Hecken ,  unter  dem  Kreuzfeuer  der  Insurgenten  bis  zu  den  Wällen  der  Festung,  — 
Einige  Schüsse  der  Batterie,  der  Hurrahruf  der  ihn  begleitenden  Schaar,  die  im 
scharfen  Galop  folgte,  brachte  einen  solchen  panischen  Schrecken  in  den  aufge- 
lösten Reihen  der  Insurgenten  hervor,  welche  die  kleine  Schaar  als  eine  Avant- 
garde betrachten  mochten,  dass  Alles  in  wilder  Eile  die  Flucht  ergriff. 

Der  Entsatz  von  Tcmesvär  war  noch  am  9.  August  bewirkt,  und  die  feindliche 
Armee  kam  nie  mehr  zum  Stehen. 

Der  raschen  Verfolgung  des  Feindes,  welche  Haynau  nun  in  allen  Richtun* 
gen  einleitete,  war  es  aUein  zu  danken,  dass  die  geschlagene  Armee  sich  vollstän- 
dig auflöste,  und  binnen  14  Tagen  über  300  Geschütze  (mit  Arad  und  dem  Gör- 
gey^schen  Corps),  40,000  Gefangene,  eine  sehr  grosse  Menge  von  Gewehren, 
Montur-  und  Ausrüstungs-Gegenständen,  dann  Vorräthe  aller  Art  in  unsere  Hände 
fielen;  denn  auch  die  vollständige  Einschliessung  des  Gurgey'sehen  Corps  wurde 
durch  die  k.  k  Donau-Armee  be^^-irkt. 

Hätte  Haynau  nur  einen  Tag  in  seiner  Operation  verloren,  so  wäre  nichts 
im  Stande  gewesen  die  Vereim*gung  Görgey's  mit  Bern  zu  verhindern,  und  der 
Krieg  hätte  vielleicht  noch  lange  seinen  Fortgang  gefunden. 

Als  nämlich  am  10*  August  Görgey  versuchte  bei  Arad  auf  das  linke  Maros- 
Ufer  zu  dehouchiren,  aber  durch  das  L  Armeecorps  abgewiesen  ward,  blieb  ihm 
noch  der  Ausgang  über  Lippa  und  die  Strasse  nach  Lagos  offen.  Der  Feldzeug- 
meister disponirto  sogleich  die  rechtzeitige  Besetzung  des  Punctes  Lippa  durch 
das  1.  Armeecorps,  wo  der  Feind  bereits  eine  Brücke  geschlagen,  und  seine  Avant- 
garde im  Übersetzen  begriflen  war.  Er  wurde  zurückgewiesen,  und  erst  nach  die- 
sem letzten  Versuche  rückte  Giirgey  zurück  und  streckte  bei  ViUgos  die  Waffen, 

Die  Folgen  der  überraschend  schnellen  Beendigung  eines  der  glänzendsten 
Feldzüge  in  den  Annalen  der  kaiserlichen  Armee  waren  sowohl  für  den  Bestand 
der  österreichischen  Gesammt^Monarcbie «  als  für  die  Erhaltung  des  europäischen 
Friedens  gleich  unermesalich  und  wichtig.  Die  letzten  Blicke  und  Hoffnungen  der 


1408 


Urasturz-Partei ,  welche  in  Deutschland  und  Italien  durch  Waffengewalt  nieder- 
gedrücktwurde, waren  auf  Ungarn  gerichtet,  wo  die  Insurrection  mit  allen  Mitteln 
eines  verzweifelten  Widerstandes  kämpfte.  Ala  diese  hier  vernichtet  wurde,  war 
damit  nicht  nur  der  unheilvolle  ungarische  Krieg  vollständig  beendet,  sondern  es 
kann  auch  der  schnelle  Fall  Venedigs  —  des  letzten  Bollwerkes  des  italienischen 
Aufstandes  ^ —  so  wie  der  endliche  Friedensschluss  mit  Pieniont  und  die  völlige 
Bewältigung  des  revolutionären  Schwindels  auf  der  Italienischen  Plalbinsel  als  im 
natürlichen  Zusammenhange  stehende  nahe  Folge  unserer  in  Ungarn  siegreich 
getragenen  Fahnen  angesehen  werden. 

Dass  die  Siege  der  österreichischen  Armee  in  Ungarn  auch  auf  den  Frieden 
und  die  ßuhe  von  ganz  Europa  von  nachhaltiger  Rückwirkung  sein  mussten^  lag 
auf  der  Hand,  denn  mit  der  Wiederherstellung  der  Kraft  und  des  Glanzes  der  kaiser- 
lichen Regierung  war  dem  Gefahr  drohenden  Umsichgreifen  der  Suprematie  einer 
Macht  in  Deutschland  ein  Damm  entgegen  gesetzt  und  dem  Staatsschatze  wurden 
unberechenbai-e  Nacht  heile  abgewendet,  die  aus  der  längeren  Kriegführung  an 
und  für  sich  entstanden  und  aus  der  gebotenen  Nothwendigkeit  einer  längeren  Mit- 
wirkung der  russischen  Hülfe  hervorgegangen  wären ,  —  abgesehen  von  mancher 
möglicheFj  nicht  auszuweichender  politisch*dip]omatischer  Verwickelung^  die  einlän- 
geres Verweilen  der  Russen  auf  ungarischem  Boden  nach  sieh  gezogen  haben  würde. 

In  Erwägung  der  hochwichtigen  Dienste,  welche  Ilaynau  dem  Staate  in  so 
beispiellos  kurzer  Zeit  geleistet  hatte,  geruhte  Sc.  Majestät  der  Kaiser,  ihm  gleich 
nach  beendigtem  Kriege  das  Groeskreuz  des  Stephan -Ordens,  und  auf 
Beschluss  des  Capitels  vom  Jahre  1850  denselben  Grad  des  Maria  Theresie n- 
Ordcns  zu  verleiheuj  Auszeichnungen,  denen  viele  andere  von  den  befreundeten 
Monarchen  folgten. 

Bei  der  neuen  Organisation  der  Armee  im  November  1849  erhielt  Haynau 
dasCommando  der  IIL  Armee  mit  dem  Hauptquartier  zu  Ofen.  Allein  der  Boden 
der  friedlichen  Staatskunst  war  für  ihn  schlüpfinger  wie  die  blutige  Erde  der 
Schlachten,  Er  selbst  erkannte  es  und  sprach  unumwunden  seine  UnbehagHchkeit 
in  dieser  Stellung  aus. 

So  geschah  es,  dass  er  im  Juli  1850  der  Stelle  als  Befehlshaber  der  3.  Aj^mee 
enthoben  und  in  Ruhestand  versetzt  wurde.  Er  nahm  Abschied  von  dem  Heere,  in 
dem  er  50  Jahre  mit  Auszeichnung  gedient  hatte,  und  zog  sich  nach  Grata  in  die 
Mitte  der  Seinigen  zurück.  Doch  die  Liebe  der  Armee,  die  Be%vunderung  seiner 
grossen  und  kühnen  Thaten,  folgten  ihm  auch  in  die  Stille  des  Privatlebens  nach. 
Sein  lebhafter  Geist  konnte  sich  jedoch  nicht  an  diese  Ruhe  gewöhnen.  Er 
entachloss  sich  zu  einer  Reise  durch  Europa,  die  er  bis  nach  Spanien  ausdehnen 
wollte. 

In  London  fand  jene  alle  Civiliaation  verhöhnende  Misshandlung  statt,  für  deren 
Strafe  der  englische  Minister  kein  Gesetz  Enden  konnte.  Haynau  kehrte  nach 


1409 


Österreicli  eutücIl  Die  Gnade  des  Kaisers  hatte  iljm  400,6(XJ  fl.  zugewendet.  Vonl 
dieiseni  Gcscheake  kaufte  er  siel»  eine  Besltzun^if  an  der  Tbciss,  im  Saathmarer 
CoDiitflte.     Bei    dem  Aufenthalte    daselbst  185U   überkam    ihn    das   dort  herr^j 
gehende  Fieber,  von  dem  ihn  die  reinere  Luft  Steiermarks  nicht  ganz  Iierzustellen] 
vermochte.    Er  verauehte  die  Wassereur  in  Grafen berg.    Dort  erreiehte  ihn  di^l 
Trauerbotschaft  vom  Tode  seiner  Gemahliim,  mit  derer  40  Jahre  in  glücklicher  Eht  j 
gelobt.  AU  er  im  Laufe  des  Winters  zurückkehrte,  war  er  gcbrochenj  einSeliattenJ 
seiner  früheren  Kraft.  Der  Aufenthall  in  Gratz  hatte  den  Reiz  für  ihn  verloren,  ©t] 
zog  ihn  wieder  in  die  Ferne.  Kr  ging  nach  Berlm,  Brüssel,  Paris,  wo  er  alle  EhreaJ 
genoss.    Die  alte  Frische  des  Geistes ^  die  volle  Gesundheit  fand  er  erst  in  Italien 
wieder,  als  er  unter  seinen  alten Waffengcfilhrten  frohe  Tage  verlebte  ond  in  Flo* 
ren»  da«  milde  Klima  genoss.  Aus  der  Ruhe,  die  er  dort  tand,  wurde  er  durch  die 
schauerliche  Nachricht  von  dem  gegen  Se.  Majestät  verübten  Attentate  auigeschreekt. 
EU  driiQgte  Haynau,  ßeinem  Kaiser  und  Herrn  sehi^  unerschütterliche  Anhäng- 
lichkeit und  Treue  an  den  Tag  zu  legen.  Er  reiste  nach  Wien,  und  sah  den  Kaiser 
an  jenem  segensreichen  Morgen  des  12.  März  1853,  an  %velcheni  er  zum  ersten 
Male  öffentlich  erschien,  um  sich  nach  St.  Stephan  zu  begeben  und  Gott  für  die 
w  underbare  Rettung  zu  danken.  Der  Monarch  ging  auf  ihn  zu^  und  reichte  ihm  mit 
freundlichen  Worten  die  Hand,   über  die  sich  Haynau  tief  und  bi$  zu  Thränen 
gerührt  bog.    Es  erfüll le  die  Gnade  des  Kaisers  seine  Seele  mit  Eiithu.siasmus, 
Rührung,  Kraft  und  Hoffnung.   Er  erwartete  noch  eine  Privataudienz  und  gedachte 
nach  Gratz  zurückzukehren,   als  ihn  *n  der  Nacht  den  14.  Mürz  in  Wien  plötzlich 
der  Tod  überraschte.   Ein  Schlagfluss  hatto  seinem  Leben  ein  rasches  Endo  gemacht. 
Sein  Leichnani  wurde  In  Gratz  beigesetzt;  ein  einfacher  Leichenstein  bezeichnet  die 
Ruhestätte  des  greisen  Helden. 

Was  Haynau  seinem  KaJiior,  wa«  er  dci-  Monarchie  gewesen,  daa  wird  die 
Geöchichto  beaaer  und  dauernder  der  Nachwelt  erzählen ,  wie  Erz  und  Marmor 
diea  vermöchten ;  sie  wird  ihm  gerecht  sein. 

Haynau  war  ganz  derGeneral,  wie  ihn  dieSoldaten  lieben  ;  streng  Im  Dienste 
aber  ohne  Pedanterie,  unablässig  besorgt  für  die  Bedürfnisse  und  das  Wohl  seiner 
Untei'gel)onen,  die  er  ^  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  nach  oben  anzustossen  —  nach 
Kräften  vertrat  und  in  Schutz  nahm;  er  war  leutselig,  ohne  seine  Würde  zu 
vergeben.  Im  Besitze  einer  eisernen  Geaundheit,  ungesehwUebter  Rüstigkeit 
und  unermüdlicher  Tliäligkelt  des  Körpers  uod  Geistes^  ertjug  er,  der  keine 
Bcdürlniäsc  kannte,  die  Beschwerlichkeiten  de»  Krioge«  mit  Leichtigkeit,  und 
erfüllte  die  schweren  und  mannigfachen  Pliichten  »eines  hohen  Berufe«,  ohne 
daas  er  von  ihnen  niedergedrückt  ward.  Der  Feldxeugmeister  hatte  aber 
auch,  wie  schon  erwältnt,  seine  Fehler,  So  wie  er  Gehorsam  forderte,  eben 
so  geinc  leistete  er  den  Befehlen  aeiner  Vorgeseilten  Wider»Und,  wenn  auch 
dieser    aus    Rechtlirhkcif.sgcfühl    entsprang.     Er    war    ehrgeizig    und    gehörte 

89 


1410 

ein  wenig  zur  Gattung  der  Sonderlinge,  und  das  Bizarre  seines  Wesens  war  Grund 

der  schiefen  Urtlieile,  die  über  ihn  geMlt  wurden.  Mit  dem  alten  Blücher  hatte 
Haynau  Vieles  gemein.  Wie  dieser,  liebte  auch  er  hohes  Spiel;  wie  Blücher, 
war  auch  U  ay  n  a  u  muthig  und  entschlossen.  Im  Worte  ^  Vorwärts*^  lag  die  Theorie 
ihres  beiderseitigen  Kriegs-Systeras ,  und  Beide  haben  mit  diesem  Worte  grosse 
Dinge  gethan. 

Seine  ganze  Persönlichkeit  imponirte,  seine  Physiognomie  trug  den  Stem- 
pel einer  unbeugsamen  Charakterfestigkeit,  grosser  üemüthsruhe  und  rascher 
Auffassung. 


COMMANBEUEE. 

WELDEN,  Fr  anz  Ludwig  Freiherr  von^Feldzeugnieister,  geheimer  Rathund 
Kämmerer,  Grosskreuz  des  kaiserlichen  Leopold-Ordens,  Inhaber  des  20*  Infante- 
rie-Regiments, zählte  zu  den  vielen  Edlen  des  deutschen  Reiches,  welche  sich  um 
das  üsterreichisehe  Banner  behaarten.  Er  war  einer  Familie  aus  Schwaben  ent- 
sprossen j  die  schon  um  das  Jahr  980  den  Adelstand  tübrtc  und  den  damaligen 
Turnieren  beiwohnte.  Im  17.  Jahrhundert  in  den  Reichsfreiherrnstand  erhoben, 
hesass  sie  das  Erbmundschenkamt  im  ehemaligen  Stifte  Augsburg,  und  viele 
Glieder  derselben  hatten  hohe  geistliche  undweltliehcWürdenbekleidet*  Welden's 
Vater  Johann  Alexander  war  Ritterrath  und  Ausschuss  der  schwäbischen 
Reichsritterschaft.  Zu  Laupheim  im  württemhcrgischen  Donaukreise  erblickte  unser 
Weiden  im  Jahre  1782  das  Licht  der  Welt. 

In  das  vaterländische  Infanterie-Regiment  Würz  bürg,  welches  in  des  Kai- 
sers Sold  standj  trat  Weiden,  17  Jahre  alt,  nach  einer  vorzüglichen  Ausbildung 
als  Unterlieutenant  ein  und  wurde  in  kurzer  Zeit  Oberlieutenant. 

Philipps  bürg  war  der  Ort,  wo  er  im  Jahre  1799  die  Feuertaufe  mit  einer 
schweren.  Verwundung  erhielt,  welche  letztere  sich  1800  im  Gefechte  bei  Feucht 
am  3.  October  wiederholte.  Im  December  1801  trat  Weiden  förmlich  in  kaiser- 
liche Dienste  und  wurde  in  das  4»,  später  in  das  3.  Infanterie-Regiment  eingctheilt, 
gleichzeitig  aber  dem  General-Stabe  zugewiesen  und  bis  zum  Jahre  1804  bei  der 
Mappirung  in  Wcst-Galizicn  verwendet. 

Die  Capitän -Lieutenants- Charge,  zu  welcher  Weiden  im  Juli  dieses  letzteren 
Jahres  gelangte ,  bekleidete  er  nur  15  Tage,  da  er  durch  Convention  wirklicher 
Hauptmann  wurde.  Ende  August  1805  definitiv  in  den  General-Stab  übersetzt, 
zahlte  er  in  der  Folge  zu  den  ausgezeichnetsten  Offi eieren  dieses  Corps  und  hatte, 
durch  23  Jahre  ein  Mitglied  desselben ,  seine  umlassendcn  Kcnntoisse  in  allen 
Zweigen  des  Dienstes  auf  das  Rühmlichste  bewiesen. 

Im  Feldzuge  des  Jahres  1805  finden  wir  ihn  stets  bei  der  Avantgai*de  der 
Generale   Schustekh,  Kie'imayer   und  Mcrvcld(.    Bei   Stadt  Steier   am 


3.  November  verwundet^  schlug  er  sich,  von  feindlicher  Übermacht  umringt,  mit 
46  Ilusaien  und  2  Kanonen  auf  der  Strasse  nach  Altenmarkt  durch.  Die  kurze 
Zeit  des  Friedens  beschäftigte  Weiden  thcils  bei  der  Aufnahme  in  Österreich, 
theils  in  der  Zeichnungskanziei  zu  Wien.  18U8,  wo  er  die  Kämmerer  würde  erhielt, 
wurde  ihm  der  Ruf  in  das  Chef- Bureau  zu  Theil,  ond  als  in  diesem  Jahre  die  mili* 
tärische  Zeitschiuft  unter  den  Anspielen  des  unsterblichen  Erzherzogs  Karl  ins 
Leben  tiat,  war  es  Weiden,  der  sich  hierbei  in  literarischer  Beziehung  besonders 
bcthetligte,  so  wie  auch  später  manchen  gediegenen  Artikel  diesem  militärischen 
Journale  zuwendete. 

Auf  dem  Schlachtfeldc  von  Aspern  rückte  Weiden,  der  bei  Rogensburg 
kriegsgefangen;  jedoch  in  einigen  Tagen  ranzionirt  wurde,  zum  Major  im  Corps 
vor  und  erhielt  für  persönliche  Bravour  und  eifrige  Verwendung  in  dieser  Cam- 
pagne  das  Ritterkreuz  des  neugestillte ten  Leopold-Ordens.  Erneuert  in  das 
Chef-Bureau  bcruicn,  wurde  er  1812  vom  FelJmarschall  Fürsten  Schwarzen- 
berg  zu  diplomatischen  Sendungen  benutzt  und  blieb  dann  dem  Fürsten  in  diesem 
Feldzuge  beigegeben. 

Ln  Mai  1813  zum  Oberst-Lieutenant  ernannt,  rief  ihn  die  Bestimmung  nach 
Italien;  hier  zeichnete  er  sich  namentlich  bei  der  Einnahme  von  Tarv  is  (7.  Octo- 
bcrj  und  bei  dem  Gefechte  am  Monte  Oliveto  aus;  als  Mantua  capitulirt  hatte, 
erhielt  Weiden  den  Auftrag,  die  französische  Armee  über  die  A[pen  in*  südliche 
Frankreich  zurückzuAihren.  Wälirend  des  Wiener  Congresseö  war  er  militHrischer 
Begleiter  des  Grosstlirsten  Cons tantin  von  Russland  und  wurde  vom  Kaiser 
Alexander  mit  dem  St.  Annen-Orden  2.  Classe  dccorirt.  Im  Jahre  1815  ward 
Weiden  dem  General  der  CavaJIerie  Baron  Frimont  in  Italien  beigegeben  und 
beai^ltragt,  an  der  schweizerisch -französischen  Grenze^  wo  man  jeden  Augenblick 
den  Durchbruch  der  Alpen- Armee  unter  Suchet  befürcliietc,  die  Bewegungen  der- 
selben zu  beobachten.  Begünstigt  durch  einen  rüstigen  Kurperbau  und  unempfind* 
lieh  gegen  Fatiguen  jeder  Art,  bewährte  sich  Weiden  hier  schon  als  tüchtiger 
AJpen^teiger.  Ein  schweizerischer  Mauthbcamter  diente  ihm  bei  der  Itccognoscirung 
des  Jura-Gebirges  als  Führer,  und  Weiden  konnte  jetzt  dem  Corps  des  Feldmar 
scbatl-Lieutenants  KAdivojevich,  welches  unter  dem  Simplim  Stellung  genom- 
men hatte,  in  seinen  Bewegungen  die  wichtigsten  Dienste  leisten.  Die  Alpenpässe 
bei  Lesrousses  und  Fosilles,  von  den  Franzosen  stark  verschanzt,  wurden  unter 
seiner  Leitung  durch  die  Brigade  Fölsois  am  1.  Juli  1815  forcirL  Der  Feind 
hatte  bei  Lesrousses  eine  der  festesten  Stellungen  innci  und  die  Besatzung  verthei- 
digte  selbe  äusserst  hartnäckig.  Mehrere  Stunden  wurden  erfordert,  die  äusscrston 
Schwierigkeiten  des  Terrains  unter  stetem  feindlichen  Feuer  zu  überwinden,  und 
endlich  den  Gegner  stürmend  aus  seinen  Verschanzungen  zu  werfen  und  ihm  die 
Munition  abzunehmen.  Durch  die  Forcirung  dieser  Stellung  war  auch  der  Pass 
Fosilles  im  Rücken  auf  nahe  Distanz  bedroht,  welchen  der  Feind  noch  in  der 

«9* 


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Nacht  verliess  iiöd  imserer  Armee  die  Strasse  nach  St  Claude  und  Lous  Ic  Solvier 
ohac  Verluöt  öffnete,  die  aueli  schon  atn  folgenden  Tage  benutzt  wurde.  Bei  dieser 
Gelegenheit  hatte  sich  Weiden  durch  personliche  Bravour  Iiervorgettian,  aus  eige- 
nem Antriebe  mehrere  Compagniea  des  zur  Brigade  Fölseis  gehörenden  Ilegi- 
ments  Gyulay  ins  Feuer  getiihrt  und  sich  jeder  Gefahr  Preis  gegeben* 

Das  Capitel  vom  Jahre  1816  erkannte  ihm  für  diese  Waffenthat  das  Ri  tter- 
kreuz  des  Maria  Theresien-Ordcns  zu. 

Weiden  rückte  im  Jahre  1816  zum  Obersten  und  Brigadier  des  Pionnier- 
Corps  vor,  führte  jedoch  gleichzeitig  die  Aufsicht  über  die  Zcichnungs^Kanzlei  und 
das  topographische  Bureau,  Später  war  er  mit  der  Ausarbeitung  des  zweiten  Tliei- 
ies  der  Kriegsgeschichte  vom  Jahre  1809  beschäftigt  und  stand  1821  jenem 
Armeecorps  als  Chef  des  Gcneral-Stabcs  vor,  welches  die  Aufrührer  in  Piemont 
niederwerfen  sollte.  Von  dort  wurde  er  1823  mit  Ehren  und  Auszeichnung  von 
Seite  des  in  seine  Rechte  wieder  eingesetzten  Königs  von  Sardinien  übeihiiuft, 
als  Brigadier  des  Pionniercorps  zurückberufen  und  zum  Director  der  Landes- 
beschreibungs-Redactionen,  im  Jahre  1828  aber  zum  Director  der  Militär-Landes- 
beschreibung ernannt. 

Um  diese  Zeit  uaternahm  er  eine  wissenschaftliche  Reise  in  die  Alpengegen- 
den  und  berichtigte  bei  dieser  Gelegenheit  die  Höhen  mancher  Gebirgsspitzen, 
unter  anderen  auch  jene  des  Ortlcs  in  Tirol,  indem  er  genaue  Messungen  vor- 
nahm. Die  Fiiicht  dieser  Excursion  war  seine  ^^Monographie  des  Monte  Rosa*^  mit 
zahlreichen  Illustrationen,  ein  sehr  beachtenswerthes  Werk,  welches  1824  bei 
Gerold  in  Wien  erschienen  ist 

Als  im  Juni  1828  seine  Beförderung  zum  General-Major  erfolgte,  erhielt  er 
eine  Brigade  in  Zara  und  stand  diesem  Posten  vier  Jahre  vor.  Was  der  biedere 
Soldat  fiir  die  Bewohner  dieser  Stadt  in  den  durch  ihn  geschaffenen  Anlagen 
gethan,  wird  eben  so  unvergänglich  leben  wie  seine  Schöpfungen  in  Innsbruck 
und  auf  dem  SehJossberge  zu  Gratz.  Von  Zara  wurde  Weiden  nach  Budweis  und 
1832  als  Bevollmächtigter  bei  der  Militär-Central-Commission  nach  Frankfurt  am 
Main  versetzt,  wo  er  sieben  Jahre  in  gewohnter  rastloser  Thätigkeit  wirkte,  durch 
die  Souveräne  von  Preussen  und  Bayern  ausgezeichnet  wui'de  und  im  Mäi'z  1836 
die  Beförderung  zum  Feldmarschall-Lieutenant  erhielt. 

Im  Jahre  1838  übernahm  W^eldcn  ein  Dlvisions-Commando  in  Grata  und 
1843  das  Militär-Commando  in  Tirol,  nacbdeni  er  noch  im  Jahre  1845  zweiter 
Inhaber  des  22.  Infanterie-Regiments  geworden. 

In  den  Wintermonaten  des  Jahres  1847  auf  1848  unternahm  Weiden  eine 
Erholungsreise  nach  Italien  und  verfolgte  diese  bis  Palermo  hinab»  Hier  konnte 
seinem  Kennerblicke  die  Stimmung,  welche  sich  zu  jener  Zeit  auf  der  Halbinsel 
kundgab  und  auf  grosse  Ereignisse  hindeutete,  nicht  entgehen.  Ohne  beauftragt  zu 
sein,  glaubte  er  seine  W.ihrrichmungen  dem  damaligen  Staatskanzler  nicht  vorcnt- 


1413 


kalten  zu  sollen;  er  hatte  sich  in  der  trüben  Scliildorutig  der  Sachlage  nicht 
getäuscht;  denn  kaum  auf  seinen  Posten  in  Tirol  zurückgekehrt,  brach  auch  schon 
das  unheilvolle  Gewitter  los,  welches  eine  halbe  Welt  in  Bewegung  setzte. 

Zur  Deckung  von  Süd-Tirol  hatte  \V  e  l  d  c  n  nur  die  beiden  Brigaden  M  el  zer 
lind  Zobel  (40  Compagnicn,  3  Schwadronen  und  5  Geschütze,  im  Ganzen  6300 

t^Mliin).  Ungeachtet  dessen  hatte  er  alle  eingedrungenen  feindlichen  Colonnon  mit 
grossem  Verluste  zurückgeworfen,  Tirol  befreit,  sich  mit  der  Armee  unter  Feld- 
marschall Radetzky  hei  Verona  vei-einigt  und  diese  Aufgabe  vom  18.  April  bis 
zum  6.  Mai  1848  vollkommen  gelöst. 

Aus  den  Thulero  der  Etsch  ward  ihm  die  Bestimmung  an  den  Isonza,  wo  er 
das  Commando  des  hinter  der  Piave  und  dem  Tagliamento  concentrirten  Reserve* 
Armeecorps  mit  der  Weisung  erhielt,  sich  auf  Beobachtung  und  Defensive  zu 
beschrUnken,  Bei  seinem  Eintreffen  zu  Görz  am  20*  Mai  fand  Weiden  den  Stand 
aller  Truppen  zwischen  dem  Isonzo  und  der  Piave  nur  aus  II  Bataillonen,  einer 
halben  Schwadron,  10  Geschützen  und  4  Raketen  ausrückend.  In  richtiger  Beur* 
theilung  der  Umstände  ging  er  von  dem  erhaltenen  Befehle  der  Defensive,  ohne 
seine  Aufgabe  aus  dem  Auge  zu  lassen,  ab  und  ergiiff  die  Offensive,  weil  er  sich 
dadurch  am  besüten  halten  zu  können  vermeinte. 

Am  1.  Juni  stand  er  mit  2  Brigaden  an  der 'Piave,  liess  am  5.  Cava  Lucche- 
rini  und  Porto  Grandi  besetzen,  Cadore  nehmen,  am  8.  die  Stellung  bei  Enego 
stürmen,  eröffnete  dadurch  die  zweite  Verbindung  mit  Tirol  und  stand  am  10*  zwi- 
schen Cornuda  und  Bassano.  Da  zur  Beobachtung  der  Küste  in  Istrien  und  zur 
Behauptung  der  noch  aufgeregten  Gebirgsgegend  ein  grosser  Theil  der  Truppen 
zurückgelassen  werden  musste,  so  sählte  Weiden  an  der  Piave  kaum  9000  Jlann, 
während  der  Feind  am  Vicenza  15,000  Mann,  als  Reserve  in  Padua  mehrere  Tau- 
send, und  in  Treviso  6000  Mann  hatte.  Sobald  Weiden  den  Sieg  des  Feldmai-- 
echalls  Radetzkj  erfahren  hatte,  zog  ersieh  auf  Treviso  und  erschien  am  Abend 
des  12.  mit  7<J0  Mann  vor  dieser  Stadt,  dem  General  Susan^  welcher  noch  in 
Cornuda  stand,  Befehl  ei  theilend,  mit  aller  Anstrengung  w/ihrcnd  der  Nacht  zu 
folgen.  Sofort  liess  er  zwei  Morser  vor  der  Porta  Tomaso  aufstellen,  wovon  jedoch 
nur  einer  aU  brauchbar  sich  erwies,  Indosa  begann  nu't  Anbruch  des  Tages  der 
Feind  ein  wohlgcrichtetes  Artilleriefcuer  gegen  Wcl  dcn'a  kleine  Truppe,  die  auch 
sum  Weichen  gebracht  wurde^  sodass  er,  der  General  Fürst  Franz  Liechtenstein 
und  die  ganze  Suite  sie  mit  dem  Sübel  in  der  FausI  wieder  vorführen  mussten.   Es 

I  "War  ein  entscheidender  Moment,  keine  Reserve  in  der  Nähe  und  die  heranrücken- 
den Truppen  noch  in  gr(Jssercr  Entfernung*  Unter  dem  fortgesetzten  heftigen  Feuer 
liess  Weiden  den  einen  Hönier  gingen  die  Stadt  spielen  und  durch  v^ci  lange 
Haubitzen  das  Feuer  uoterstUtftea,  wJÜirend  nach  und  nach  Verstärkungen  unter 
Oberst  V*  Macchio  und  Geneial -Major  u,  Mitis  ciDlrafen.  Diese  Beharrlichkeit 
ward  gekrönt.  Am  14.  Morgen»  capituiirte  Treviso  gegen  Abzug  der  üOÜU  Mann 


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starken  Garaison  über  eleu  Po  mit  der  Verpfliclitungj  drei  Monate  nicht  gegen 
Oaterreicli  zu  dienen,  und  übcrlicss  uns  ein  grosses  Mateml,  Munition  und  Maga- 
zine. Am  18.  Juni  konnte  W  e  Iden  seine  Sehwenkungj  deren  Pivot  Trcviso  gewor- 
den, fortsetzen,  Mcstro,  am  19.  Fuslne  besetzen  nnd  bis  zum  25. ,  wo  General 
Susan  Cavanella  d\\digc  erreichte,  war  die  Einschliessung  Venedigs  von  der 
Landseite  bewirkt.  Er  war  also  in  nicht  ganz  zwanzig  Tagen  Herr  der  ganzen 
Terra  fernm  bis  an  die  Brenta,  zwar  ohne  Schlacht,  aber  in  beständigen  Gefechten 
durch  die  kräftigsten  strateglsclien;  rasch  ausgeführten  Operationen  geworden  und 
hatte  zum  Vortheile  der  Hauptarjnee  wesentlich  gewirkt,  auch  am  8,  August  im 
Einklänge  mit  dieser  eine  gelungene  Expedition  nach  Bologna  unternommen. 

Der  Cordon  von  Venedig  wurde  unter  grossen  Mühseligkeiten  vom  Feldmar- 
schall-Lieutenant Weiden  bis  gegen  Ende October  aufrecht  erhalten;  da  kam  ihm 
der  Ruf,  Jic  Stelle  eines  Gouverneurs  in  der  bezwungenen  Reichshauptatadt  Wien 
zu  üherüchmeu.  Dieser  schwersten  Aufgabe  seines  Lebens  genügte  der  tapfere 
General  in  vollem  Masse  und  war  nebenbei  bemuht,  auch  der  Armee  in  Ungarn 
Verstärkungen  zuzuwenden.    . 

Wie  und  was  er  hier  und  während  seiner  kurzen  Führung  des  Ober-Cora- 
mando's  in  Ungarn  geleistet,  erzählt  er  uns  in  seinen  zu  Gratz  im  Jahre  1853 
erschienenen  „Episoden  aus  meinem  Leben'^'  und  verweisen  wir  in  Bezug 
des  letzteren  Umstandes  auf  die  in  diesem  Werke  aufgenommene  Skizze  der  Feld- 
Züge  1848  und  1849. 

Schon  im  November  1848  ward  ihm  für  seine  grossen  Verdiengte  als  Com- 
mandant  des  Reservecorps  in  Italien,  und  namentlich  für  die  Einnahme  von  Tre- 
viso,  das  Com  man  de  ur kreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zu  Theil;  im 
Jänner  1849  wurde  er  Inhaber  des  20.  Infanterie-Regiments  und  im  März  Fcld- 
TOUgmeister, 

Am  L  Juni  1849  hatte  Weiden  das  durch  sechs  Wochen  geführte  Commando 
der  Armee  in  Ungarn^  körperlich  und  gelatig  zerrüttet,  niedergelegt;  glühend  für 
sein  Vaterland  und  die  Armee,  wurde  er  niedergebeugt,  als  er  sah,  dass  seine  Thä- 
tigkeit  unüberwindlichen  Hindernissen  zum  Opfer  fallen  musste.  Ofen,  das  er 
nicht  retten  konntCj  und  die  Noth wendigkeit  des  Rückzuges  der  Armee  verbitter- 
ten ihm  seine  Stellung  und  er  suchte  mindestens  das  ETeer  in  eine  Verfassung  zu 
setzen,  welche  den  Kampf  sogleich  wieder  aufnehmen  konnte. 

In  dem  ihm  liebgewordenen  Gratz  Erholung  und  Linderung  suchend,  kehrte 
er  Anfangs  August  auf  den  reservirten  Posten  eines  Gouverneurs  nach  Wien 
zurück,  aber  es  war  nicht  mehr  der  eiserne,  dem  Geschicke  trotzende  Weiden^ 
sein  Dientteifer  hatte  seine  Kräfte  untergraben,  und  so  musste  er  der  Armee  im 
Juni  1851  Lebewohl  sagen,  der  er  nahe  an  50  Jahre  angehört  hatte.  Den  Rest 
seines  Daseins  verlebte  er  in  Gratz,  wo  ihn  am  7,  August  1853  früh  7  Uhr  der 
Todcsengel  von  einem  langwierigen  schmerzlichen  Leiden  befreite. 


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1415 


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Weiden,  ein  Soldat  im  vollsten  Sinne  des  Wortes,  hatte  bei  geradem,  offeaemj 
vielleicht  barschem  Charakter  regen  Sinn  für  jede  Schönheit  der  Natur,  für  jede 
Kunst  und  jedes  gewerblich©  Interesse.  Gratz  weiss  hiervon  Mehreres  zu  erzählen* 
Zarten  Empfindungen  sehr  zugänglich,  erfreute  er  sich  an  der  Grossartigkeit  der 
Alpennatur,  wie  an  der  Liehlichkeit  der  Blumen  und  Pflanzen,  die  er  sorgfältig 
hegte  und  pflegte.  Weiden  war  ein  Mann  der  Ordnung  und  des  Gesetzes  —  ein 
Schrecken  Aller,  welche  bei  den  politischen  Umtrieben  ihrem  Eigennutze  nach- 
hingen. Er  buhlte  nach  keiner  Popularität,  denn  die  unerschütterliche  Festigkeit 
seines  Charakters  gegenüber  den  Feinden  des  Vaterlandes  mussto  ihn  populär 
machen.  Mit  Energie,  Geradheit  und  Ehrenhaftigkeit  in  seltenem  Grade  verband 
or  auch  ein  theilnehmendes  Herz,  aber  niemals  auf  Kosten  seiner  Pflicht,  denn  wo 
diese  Strenge  heischte,  Miirde  sie  auch  nachsichtslos  geübt.  Er  hat  zwar  keine 
glänzenden  und  entscheidenden  Siege  erfochten ,  aber  er  hat  dem  Staate  ausge- 
zeichnete Dienste  geleistet,  und  wenn  der  P^itriot  der  Retter  des  Vaterlandes 
gedenkt,  so  wird  er  gewiss  den  unbeugsau^en  Weiden  nicht  vergessen,  dessen 
Wirken  in  Wien  wohl  eine  gewonnene  Sehlacht  aufwiegt, 

Ü ASPRK  von  H  o  ü  b  r  e u^k,  Konstantin  Freiherr,  Feldzeugmeister,  G rosskreuz 
des  kajsorhcheii  Leopold-Ordens,  Besilzer  des  MiJitUr- Verdienstkreuzes,  Inhaber  des 
I.  Infanterie-Uegimenta,  Sohn  des  Fetdmarschall- Lieutenants  Karl  Freiherrn 
d'Aspre  (s.  d.),  war  1789  zu  Brüssel  geboren.  Im  17.  Lebensjahre  trat  er  als 
Fähnrich  in  das  Infanterie-Regiment  Fürst  Karl  Auersporg,  von  wo  er  nach 
rünfzchn  Tagen  als  Lieutenant  zu  dem  'Hroler  Jäger-Reginiente  Übersetzt  wurde. 
Im  Jahre  1808  dem  General-Quartiernieisterstabe  zugetheilt,  wurde  er  bei  Aus- 
bruch des  Krieges  1809  zum  Oberlieutenant  im  Corps  befördert  und  während  des* 
selben  unter  Oberst*Lieutenant  Geppert  bei  dem  5«  Armeeeorps  des  Erzherzogs 
Ludwig  mit  so  ausgezeichnetem  Erfolge  verwendet,  dass  er  vom  Generalissimus 
ausnah m^nveise  zum  Capit^in- Lieutenant  bei  dem  Infanterie -Regimente  Reuss- 
Greiz  Nr.  18  die  Ernennung  erhielt. 

Im  Jahre  1812  dem  General-Quartiermeistcrstabe  erneuert  beigegehen,  machte 

ner  den  Feldzug  bei  den  Auxiliartruppen  als  Hauptmann  mit  und  war  im  folgenden 

^Jahre,  mittlerweile  zum  4.  Juger-BataUlon  transferirt,  beider  Armee  von  Italien  dem 

General  Nugent  als  zugcthcilter  Gencralstabs-Officier  zugewiesen,   wo  er  mehr* 

fache  Gelegenheit  fand,  seinen  Muth  und  seine  Geschicklichkeit  in  der  Leitung 

von  Bewegungen  zu  erproben*    Er  wurde  in  der  Relation  über  die  im  September 

vorgefallenen  Gefechte  beiFeisiritz,  Lippa  undTrasain  unter  den  Ausgezeichneten 

genannt.    Bei  Lippa  verfolgte  er  den  fliehenden  Feind,  nahm  ihm  eine  Kanone 

und  mehrere  Munitio  na  wagen  ab  und  verjagte  denselben  noch  in  der  Nacht  aus 

der  starken  Stellung  bei  Ilerpolie.   Am  10.  September  überfiel  er  mit  zwei  Com- 

,  pagnien  Infanterie  und  einem  Zuge  Ilui^areii  Triest,  griff  doA  Lazareth  an  und  warf 


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die  aus  dem  Castell  ausgefallene  Besatzimg  zurück.  Im  Rückwege  wurde  von  den 
österreichischen  Truppen  die  Hauptwacht  mit  Starm  genommen  und  die  feindliche 
Abtheilung  daselbst  niedergemacht  Mit  einem  Zug  Husaren  und  etwas  Infanterie 
bei  Bassowitza  zul*  Beobachtung  von  Triest  zurilckgeblieben,  streifte  er  am  12. 
gegen  Optschina,  Cattinara  und  Rizmanie  und  schnitt  Capo  d^Istria  gänzlich  ab, 
eroberte  i]i  Verbindung  mit  Hauptmann  Lazarich  die  letztgenannte  Stadt,  setzte 
tlicselbe  dann  mit  Anstrengung  in  Veriheidignngsstand  und  hielt  den  Gegner 
bei  Triest  fest,  Als  General -Major  Nu  gen  t  am  29.  nach  Bassowitza  marschirte, 
rückte  d'Aspre  mit  der  Avantgarde  über  Optacbina,  griff  den  Feind  dort  an,  nahm 
64  Mann  und  17  Pferde  gefangen,  patrouillirte  dann  bis  Prosecco  und  unterbrach 
des  Gegners  Verbindung  mit  Triest.  Am  30»  drang  er  gemeinschaftlich  mit  Ritt- 
meister Pin  tzer  von  Radetzky-Husaren  nach  Prewald  vor,  wo  der  Feind  über- 
fallen, gegen  Görz  und  Adelsberg  verfolgt  und  hicrdurclr  die  Communicaüon  der 
Franzosen  durchbrochen  wurde.  Alä  am  2.  October  General  Palombini  vom 
Birnbaumer  Walde  aus  mit  seiner  ganzen  Stärke  die  schwachen  österreichischen 
Vortruppen  bis  Optschina  zurückdrückte ^  machte  der  mit  drei  Compagnicn  und 
einem  Zug  Husaren  nach  Senosetsch  vorgerückte  d'Aspre  im  Rücken  des  Feindes 
gegen  30  Gefangene,  überfiel  in  der  Nacht  vom  3.  zum  4.  an  der  Spitze  des  Land- 
sturmes und  der  hinter  Optschina  stehenden  Avantgarde  den  weit  überlegenen 
Feindj  warf  ibn  mil  betrUcbtüchem  Verluste^  verfolgte  ihn  nach  S,  Giovanni  und 
vertheidigteamS,  sehie  Stellung  an  derWIppacb  bis  zur  Ankunft  der  Unterstützung. 

Im  folgenden  Jahre  setzte  er  in  der  Nacht  vom  23.  zum  24.  Februar  mit  einer 
Ahtheilnng  über  den  Po,  überrumpelte  Casal  Maggiore,  uabm  die  Beaatzung  des 
Orteü  sammt  dem  Schwadron-Chef  Fr  an gip  an  i  gelangen  und  ermöglichte  hier- 
durch den  beabsichtigten  Brückenschlag  bei  Saeca.  Hierauf  zum  überzähligen 
Major  beim  4.  Jäger- Bataillon  befördert,  wurde  d'Aspre  in  der  Folge  zum 
8.  Jäger-Bataillon  übersetzt  und  blieb  aucli  wälirend  des  Feldzuges  1815  beim 
General  -  Quartlenoeisterstahe  zugetheilt  und  dem  Feldmarschall  -  Lieutenant 
Nugent  heigegeben,  welcher  den  rechten  FJügel  des  B i an ch {'sehen Armeecorps 
gegen  Mu  r  a t  befehligte.  Als  der  neapolitanische  General  M  an  es  bei  der  Annähe- 
rung der  Nu  gen  tischen  Ilauptcolonne  sich  nach  SanGermano  zurückzog,  folgte 
ihm  d'Aspre^  bestand  einige  kloine  Gefechte  mit  dessen  Nachhut  und  erreichte 
mit  den  Vorti-uppen  Ceprano,  Dieser  General  rückte  dann  mit  überlegenen 
Streitki'äften  %'on  dort  aus  wieder  vor,  d'Aspre  wich  nur  Schritt  für  Schritt 
zurück,  griff  jede  zu  weit  sich  vorwagende  feindliche  Abtheilung  an,  warf  sie  und 
bewirkte,  dass  der  Rückzug  aus  einer  Menge  kleiner  glücklicher  Gefechte  bestand. 

Am  15.  Mai  mit  3  Compagnien  Wac<]uant-Iufantcrie  j  1  Conipagnte  Jäger, 
1  Schwadron  Husaren  und  1  Schwadron  toscaniscber  Dragonernach  Pontecorvo 
entsendet,  sollfe  er  den  vom  General  Nugent  beabsichtigten  Angriff  auf  San  Ger- 
mano  in  der  Flanke  unterstützen.  Die  Bewegung  wurde  am  J6*  fortgesetzt,  und 


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1417 


obgleich  d'Aspre  SanGermano  vom  Feinde  verlassen  fand,  Hess  er  doch,  entschlos- 
sen nicht  abzulassen,  bis  er  die  Neapolitaner  fände ^  den  Marsch  dureh  die  Nacht, 
so  sehr  ermüdet  auch  seine  Truppen  waren,  nicht  unterbrechen.  Gegen  Mitternacht 
erblickte  er  die  Feuer  des  neapolitanischen  Lagers  bei  Mignano,  Er  hatte  «ich 
unbemerkt  der  linken  Flanke  desselben  genähert  und  beschloss  es  zu  überfallen, 
obschon  die  Neapolitaner  unter  dem  General  Macdonald,  welcher  die  sogenannte 
^ Armee  des  Innern**  commamürte,  6000  Mann  stark  sein  mochten.  Die  Compagnie 
Jäger,  eine  Compagnie  Wacquant  und  die  Schwadron  Prinzregent -Husaren 
erhielten  Befehl,  in  das  feindliche  Lager  zu  brechen,  während  der  Rest  derColonne 
in  Rückhalt  gestellt  wurde,  um  jene  im  Falle  des  Misslingena  des  Wagnisses  auf- 
zunehmen. Anfangs  rückte  die  angreifende  Colonne  in  der  tiefsten  Stille  an  das 
feindliche  Lager  heran  und  stürzte  dann  mit  gellendem  Kriegsgeschrei  plötzlich 
ungestüm  in  des  Feindes  Witte.  Die  Phantasie  der  aus  dem  Schlafe  geweckten  Nea- 
politaner verjBehnfachte  unsere  Zahl,  die  meisten  wandten  sich  zur  Flucht,  der  keine 
Bitten  der  Officiere  Einhalt  thim  konnten.  Selbst  die  Muthigsten,  welche  zum  G  efcchte 
entschlossen  waren,  vermochten  sich  nicht  zu  ordnen,  da  d'Aspre's  tapfere  Sol- 
daten schon  mitten  unter  ihnen  waren,  und  so  hörte  im  Lager  bald  aller  Kampf  auf. 
Eintausend  Gefangene  wurden  gemacht,  der  grösste  Theil  des  Gepäckes  und  200 
LuuieD,  welche  von  den  feindliehen  Reitern  weggeworfen  worden  waren,  6el  in 
UDBere  Hände.  Die  übrigen  Schaaren,  welche  zu  dieser  „Armee  des  Innern*'  gehört 
hatten,  zerstreuton  sich  in  die  Gebirge,  um  sich  nie  wieder  zusammenzutinden,  und 
selbst  ihr  Oberbefehlshaber  General  Macdonald  kam  erst  drei  Meilen  vom 
Schlachtfelde  zu  Trano  wieder  auf  die  Strasse.  Die  nächste  Folge  dieses  Überfalles 
war,  dass  der  Oberbefehlshaber  der  neapolitanischen  Armee,  General  Carascosa, 
seinen  Rückzug  antreten  musste  und  am  20.  die  bekannte  Militär-Convention  zu 
Casa  Lanza  abschloss. 

Weiland  Se.  Majestät  Kaiser  Franz  ernannte  den  Major  d'Aspro  aus  Anlas« 
80  vieler  Auszeichnungen  in  diesem  Feidzuge  mit  Allerhüchstem  Handhillet  vom 
J4.  Juni  1815  zun»  Ritter  des  Maria  Thcresien -Ordens,  auch  wurden  Ihm 
vom  Konig  von  Neapel,  von  jenem  Sardiniens  und  vom  Grosüherzog  von  Toacana 
Auszeichnungen  zu  Theil. 

Im  Jahre  1818  dem  Intanterte-Regimente  Kaiser  Frans  cingetheilt,  nahm 
d^Aspre  1820  Theil  an  der  Expedition  gegen  die  neapolitanischen  Insurgenten 
und  erstürmte  am  7.  Mni  1821  mit  2  ßatuttlnnen  jenes  Regiments  die  Höhen  von 
Castel  Franko.  Im  Jnhre  1830  wcdinte  er  als  Oberst  dem  Zuge  gegen  die  Insur- 
genten in  den  L^gationen  bei  und  wurde  im  April  1833  zum  General-Major  und 
Brigadier  in  Böhrotin  ernannt.  1835  nach  Innsbruck  und  von  da  zur  Armee  nach 
Itiih'en  übersetzt,  avaneirtc  or  im  April  1840  zum  Foldmarschall-Lieutenant  und 
Diviaionär  in  ludicn  und  erhielt  1842  die  zweite  Inhaberstelle  den  Infanterie-Regi- 
ments  Kaiser  Nr  1,   und  im  Augunt  J846  da«  Commando  des  2,  Armeccorps  in 


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ItÄÜen,  welclies  aus  33  Bataillonen,  16  Schwadronen,  56  Gescliutzen  und  1  Raketen- 
Batterie  bestehend,  im  Venetianischen  in  zerstreuter  Dislocation,  mit  dem  Flaupt- 
quartiere  in  Padua^  lag. 

Der  Aufetand  von  Mailand  UBdA^enedlg  im  März  1848  fand  bald  in  den  Pro- 
vinzen Verbreitung.  D*Aspre  liatte^  nachdem  er  zuvor  die  in  der  Polesioa  vorge- 
schobenen Truppentheile  an  sich  gezogen ^  die  in  militäriseher  Beziehung  minder 
wichtige  Stadt  Padna  verlassen,  um  mit  allen  verfügbaren  Kräften  nach  Verona 
zu  marschlren^  dann,  durch  die  dortige  Garnison  verstärkt,  sich  nach  BreBcia 
zu  wenden  und  die  Verbindung  mit  Feldmarschall  Radetzky  herzustellen.  Es 
war  dieser  Entschluss  und  die  eben  so  schnelle  Durehführüng  desselben  über 
alles  Lob  erhaben  und  sieherte  uns  Verona,  für  welches  der  Feldmarschall 
mit  Recht  Besorgnisse  hegen  musste.  Als  Letzterer  am  27,  Mai  seine  Offensiv- 
bewegungen gegen  den  unteren  Mincio  begann,  bildete  das  2.  Armeecorps 
unter  den  Befehlen  dos  Feldmarschall -Lieutenants  d'Aspre,  aus  4  Brigaden 
mit  15  Bataillonen,  8  Schwadronen  und  36  Geschützen  bestehend,  die  zweite 
Colonne  und  rückte  am  28.  in  Mantua  eio.  Während  der  glänzenden  Gefechte 
des  L  Armeecorps  auf  den  Hohen  von  Vieenza  am  10«  Juni  leitete  d'Aspre 
mit  grosser  Umsicht  die  Bewegungen  und  den  Angriff  des  2.  Armeecorps  in  der 
Ebene  und  gegen  den  östlichen  Theil  jener  Stadt,  in  welcher  nach  erfolgter 
Capitulation  von  seinem  Armeecorps  2  Brigaden  (lü™J2/>00  Mann)  unter 
Commando  d^Aspre's  blieben,  während  eine  Brigade  über  Schio  in  die  Val 
d'Arsa  detachirt  wurde,  um  die  Communication  zu  erbalten;  auch  das  von  den 
Insurgenten  geräumte  Padua  wurde  durch  Truppen  dieses  Armeecorps  besetzt. 

Bei  dem  in  der  Nacbt  vom  22.  auf  den  23.  Juli  erfolgten  Aufbruche  der  in 
und  um  Verona  coneentrirten  Ilauptarmee  bildete  Feldmarschall -Lieutenant 
d^Aspre  mit  seinem  Corps  den  rechten  Flügel  derselben.  An  der  Wegnahme  der 
festen  feindliehen  Stellung  vonSon  a  am 23.  war  Sein  Antheil  ein  crfolgreicherj  da  er 
zuerst  dieselbe  durchbrach  und  dadurch  auch  den  Sieg  von  Custozza  vorbereitete, 
zu  dem  alle  Brigaden  seines  Corps  tapfer  mitwirkten,  während  von  den  anderen 
Corps  nur  einzelne  Brigaden  verwendet  wurden.  Der  zweitägige  Kampf  in  und 
um  Vol  ta  am  26.  und  27.,  dessen  glänzender  Ausgang  den  Dispositionen  d^Aspre's 
allein  zu  verdanken  war,  da  das  Unvermuthete  des  Gefechtes  höhere  Weisung  ein- 
zuholen nicht  erlaubte,  hatte  den  unzweifelhaftesten  Einfluss  auf  den  gliicklicben 
Ausgang  des  Krieges.  Es  w^ar  eines  der  bedeutendsten  und  einflussreichsten*  Konnte 
auch  der  Feind  seine  durch  die  Schlacht  von  Custozza  zerrütteten  Verhältnisse 
durch  die  Besetzung  Volta's  nicht  mehr  herstellen,  so  würde  ihm  doch  der  Besitz 
dieses  wichtigen  Punctes  die  Möglichkeit  gewährt  haben  ^  seinen  Rückzug  über 
Castiglione  und  Montechiari  zu  nehmen ,  sich  mit  der  Garnison  von  Brescia  und 
den  zahlreichen  Sehaaren  zu  verbinden ^  die  unter  versehleilenen  Führern  noch  in 
den  Bergen  steckten.  Hierdurch  namhal^t  verstärkt,  konnte  er  seine  Armee  wieder 


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ordnen  und  noch  einmal  das  Schicksal  eioer  Schlacht  vorsucheu.  Feldmarschall- 
Lieutenant  d'Aspre  erkannte  die  hohe  Wichtigkeit  seiner  Aufgabe.  Unerwartet 
vom  Feinde  angegriffen,  traf  er  seine  Anstalten  mit  dem  Blicke  eines  erfahrenen 
Generals.  Mit  unbesiegbarer  Standhaft igkeit  hielt  er  seine  Stellung  fest  und  wider- 
stand den  wiederholten  Angriffen  eines  um  seine  Existenz  kämpfenden  Feindes  in 
einem  zwülfsfündigen  blutigen  Gefechte,  der  besiegt  auf  seine  Pläne  Verzicht 
leisten  und  seinen  Rückzug  über  Crcmona  nehmen  musste. 

Am  13.  August  öffnete,  nach  Toraugegangener  Besetzung  Mailands  durch  das 
2- Armeecorps,  auch  Brescia  seineThoredcmFeldniarschall-Lieutenant  d'AsprC; 
dessen  tapfere  Brust  im  Capitel  vom  Jahre  1849  mit  dem  Commandeurkrcu2e 
dea  Maria  Theresien-Ordens  geschnmckt  und  ihm  auch  das  Grosskreuz  des  Leo- 
pold-Ordens und  der  russische  St.  Georgs-Orden  4.  Classe  verliehen  wurde. 

Durch  kaiserliehe  Entschliessung  vom  17.  März  1849  zum  Feldzeugmeister 
ernannt^  pfluukte  d'Asprc  in  dem  dreitägigen  Feldzuge  dieses  Jahres  neue  Lor- 
bern und  sein  Name,  unter  den  Ileldengestirnen  erster  Grösse  verzeichnet,  ist  mit 
den  Siegen  von  Jlortara  und  Novara  auf  das  engste  verknüpft.  „Wenn  ich*', 
so  sagt  Feldmarschall  Radetzky  in  seinem  Berichle^  „in  diesem  kurzen  Feldzuge 
den  tapferen  und  entschloissenen  Führer  des  2.  Armeecorps^  Feldzeugmeister  Baron 
d'Aspre,  w^elcher  mit  seinem  Corps  am  21.  Mortara  eroberte  und  am  23.  bei 
Novara  durch  fünf  Stunden  den  Frontangriff  des  Feindes  mit  der  Minderzahl  hel- 
denmuthig  aushielt,  den  Ersten  von  Allen  nennen  muss,  so  gewähre  ich  dadurch 
nur  erneuert  seinem  Muthe  und  seiner  moralischen  Kraft  die  ihm  schon  in  so  vielen 
Gefechten  und  Schlachten  zuerkannte  gebührende  Anerkennung.* 

Die  Schlacht  bei  Mortara  war  die  glänzendste  des  Krieges.  D'Asprc^s 
Ent^chluss,  sie  noch  bei  einbrechender  Nacht  zu  liefern,  um  die  Wirkungen  der 
Überraschung  nicht  zu  verheeren,  die  sein  unerwartetes  Erscheinen  auf  den  Feind 
hervorbringen  musstc,  die  kluge  Anordnung  seiner  Schlachtordnung,  der  mit 
grösstem  Scharfbücke  gewähl teAngriffspunct  der  feindliehen  Schlachttinio,  wodurch 
die  beträchtliche  Übermacht  seiner  Gegner  gelahmt  ward,  siehern  ihm  einen  der 
hervorragendsten  Pliitzo  in  der  Ileiho  unserer  Feldherren. 

Später  übernahm  d'Aspre  auf  Deiehl  des  Fcldmarschalls  Radetzky  bis  auf 
weitere  Verfügung  die  oberste  Leitung  der  Militlir-   und  Civil  -  Behörden   der 
Panna'schen  Staaten,  rückte  mit  den  zur  Intcrvenirung  in  das  Toscanischc  bestimm- 
ten Truppen  über  den  Po,  erreichte  ohne  Kampf  Lucca,  traf  am  10.  Mai  mit  seinem 
Corps  vor  Livorno  ein  und  vereinigte  sich  hier  mit  den  Brigaden  Graf  Stadion, 
FUrst  Liechtenstein  ujid  Graf  Kolowrat.  Da  die  Stadt  nach  der  von  d'Aspre 
ibr  gewährton  48stündigen  Bedenkzeit  sieh  nicht  unbedingt  unterw^arf,  so  wurde 
iflle  am  IL  Mittags  mit  Sturm  genommen  und  die  von  allen  Selten  eindringenden 
tCoIonnen  reichten  sich  auf  der  Piazza  d'armi  die  M,4nde«  Zwei  Stunden  später 
wvffneten  die  Insurgenten  von  den  Thünnen  und  aus  den  Häusern  am  Platze  ein 


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neues  Feuer  auf  die  dort  bivouakirenden  kakerlichea  Truppen,  wodurch  Verwirrung 
zu  entstehen  drohte.  Der  tapfere  d*Aspre  eilte  ia  Person  herbei,  zog  den  Säbel 
und  führte  die  rasch  Gesammelten  zum  Angriffe  auf  die  Kirche;  alle  mit  den 
Waffen  ergriffenen  Insurgenten  wurden  erschossen  und  durch  diese  Strenge  die 
Huhe  hergestellt,  Ilreranf  bewegte  er  sich  p^egen  Florenz  und  hatte  nach  der 
Einnahme  Ancona's  sein  IIaupt(|Uartier  nach  Perugia,  bei  FlerÄtellung  der  Ruhe  in 
Italien  aber  nach  Florenz  verlegt.  Der  Kaiser  von  Russland  verlieh  dem  ruhm- 
gekrönten General  den  St.  Georgs-Orden  3,  Classe. 

Nach  der  neuen  Armee-Eintheilung  im  Oetober  1849  übernahm  Feldzeug- 
meister d'Aspre  das  6.  Armeecorps  in  Piacenza.  Z\i  Ende  des  Jahres  wurde 
das  Haviptrpiartier  dieses  Corps  nach  Padua  vorlegt.  Ungern  ging  der  General 
dahin^  dies  bewies  sein  ergreifendes  Abschiedssehreiben,  wxlehes  er  bei  Gelegenheit 
jener  Übersetzung  an  die  Truppen,  an  deren  Spitze  er  so  oft  gesiegt,  richtete.  Die 
trübe  Ahnung  erfüllte  sich^  denn  schon  am  24.  Mai  1850  schied  dieser  wahrhaft 
grosse  General  nach  kurzer  Krankheit  zu  Padua  aus  diesem  Leben. 

D^Aspre  war  einer  der  tapfersten  und  kampflustigsten,  aber  auch  ruhmsüch- 
tigsten Soldaten.  Rasch  im  Entschlus.s,  setzte  er  Alles  an  dieDurchfuhrung  dessel- 
ben; eine  helJenmüthige  Ausdauer  in  allen  Gelegenheiten  kennzeichnete  ihn,  und 
wenn  seine  Kiihnlieit  ihn  zu  weit  trieb,  so  wollte  er  eher  unterliegen  als  die 
Übereilung  eingestehen.  Dies  lag  in  seinem  Charakter,  und  mehr  als  einmal  hatte 
er  es  in  den  letzten  Kriegen  und  namentlich  bei  Novara  bewiesen,  wo  er  fünf 
Stunden  lang  einer  fünffachen  Übermacht  entgegen  allein  den  Kampf  durch- 
zuführen vermeinte.  Streng  als  Vorgesetzter ,  genoss  er  die  vollste  Liebe  seiner 
Untergebenen,  denn  er  war  bemüht,  das  Verdienst  jedes  Einzelnen  anzuerkennen 
und  gewürdigt  zu  sehen. 


JELLACIC  de  Buzim,  Joseph  Graf,  Feldzeugmeister,  Grosskreuz  des 
kaiserlichen  Leopold-Ordens,  Militär- Verdienstkreuz,  geheimer  Rath,  Ban,  ober- 
ster Capitän  in  Croatien  und  Slavonicn*  Gouverneur  und  coramandirender  General 
in  Croatien,  Slavonlen  und  Dalraatien,  Gouverneur  von  Fiume,  Inhaber  des 
46.  Infanterie-  und  der  beiden  Banal-Grenz-Regimenter  Nr.  10  und  IJ,  Sohn  des 
Feldmarschall-Lieutenants  Franz  Freiherrn  von  JcllaJi6  (s.  d.),  war  zu  Peter- 
wardein  am  16.  Oetober  1801  geboren. 

Die  entschieden  vorherrschende  Neigung  zum  Soldatenstande  bewährte  sich  in 
dem  Gemüthe  und  Charakter  Jellafii^^s  als  er  zu  seiner  Ausbildung  in  der 
Theresia nischen  Ritterakaderaie  sich  befand,  Hier  schon  ruhte  der  Genius  als 
unmittelbares  Ge^^chenk  des  Himmels  auf  ihm  und  sprach  sich  aus  durch  ein  glän- 
zendes Talent,  durch  ein  herrliches  Gcdächtniss.  Nach  einem  eilfjahrigen  vorzüg* 
liehen  Studium  in  der  Akademie  war  es  dem  achtzehnjährigen  Jünglinge 
gelungen,  seinen  heissesten  Wunsch  erfüllt  zu  sehen ^  indem  ihn  weiland  Kaiser 


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Franz  zum  UnterlieutenaDt  bei  dem  3»  Dragoner-Regimente  Baron  üneaeTicl 
fiomes  Grossoheims,  ernannte.  Der  Akadeniie-Director  nicinle  zwar,  dass  es 
Schade  wäre  solche  Talente  beim  Militär  zu  verwenden,  w-orauf  der  scharfsinnige 
Kaiser  Franz  bemerkte:  er  sei  überzeugt,  dass  man  in  aüen  Stellen  des  Staates 
gute  Talente  bedüri'e,  Jollacic  werde  aber  jedenfalls  in  jenem  Stande  am  besten 
zu  verwenden  sein,  zu  welchem  ihn  seine  unbezwingliche  Neigung  treibe»  Dieses 
prophetische  Wort  sollte  in  der  Folge  zur  vollsten  Wahrheit  werdeu. 

Im  Jahre  1825  rückte  er  zum  Oberlieutenant  vor  und  versah  in  dieser  Charge 
durch  dm  Jahre  die  Dienste  als  Brigade- Adjutant  beim  General  Baron  Geranib 
zur  besondern  Zufriedenheit.  Nach  fünf  Jahren  (1830)"  wurde  er  zum  Capitän* 
Lieutenant  im  OgulinorGrcnz-Regimente  befördert  und  rückte  noch  im  nämlichen 
Jahre  zum  wii'klichen  Hauptmann  im  Kcghnentc  vor.  In  dieser  Charge  wurde  ihm 
in  dem  am  17.  October  1835  bei  Gross-Kladu^s  stattgefundenen  hartnäckigen 
Rcpressalgcfeehte  gegen  die  räuberischen  EinfUlJe  der  bosnischen  Türken  das  Com- 
mando  der  Reserve  der  dritten  Angriffscolonne  anvertraut,  wobei  er  durch  zweck- 
mässige,  umsichtige  Leitung  seiner  Truppe,  sowie  durch  bezeigten  persönlichen 
Muth  so  griicklieh  war,  In  der  di^sfälligcn  Gefechtsrelation  unter  den  besonders 
Ausgezciclmcten  genannt  zu  werden  und  sieh  der  AUcrh ochsten  Anerkennung  zu 
erfreuen. 

Im  Jahre  1837  wurde  J  c  11  a  c  i  c  zum  Major  bei  Gollner-Infantcrie  und  Militär- 
Gouvernements-Adjutanten  in  Dalmatien  ernannt  und  fand  in  diesem  Wirkungs- 
kreise vielfältig  Gelegenheit,  seine  vorzüglichen  Fähigkeiten  und  Diensteskennt- 
lliaae  darzuthun  und  stets  zu  erweitern,  so  wie  seinen  uncrmüdltehen  Eifer  viel- 
seitig zu  bewähren. 

Im  März  1841  war  er  Oberst-Lieutenant,  im  October  1842  Oberst  und  Com- 
maudant  des  ersten  Banal-Regiments  geworden.  Er  benutzte  diesen  ausgedehnten 
Bereich  seines  Wirkens  sowohl  zur  militärischen  Ausbildung  der  seinen  Befehlen 
untergeordneten  Grenzer,  als  zur  thätigsten  administrativen  Verwaltung  seines 
ganzen  Bezirkes,  und  erwarb  sich  durch  warme  Theilnahmc  an  dem  Zustande  des 
ihm  anvertrauten  Grenzvolkes  dessen  volles  unbegrenztes  Vertrauen* 

Mit  dem  Jahre  1848  beginnt  die  Reihe  jener  ausgezeichneten  Thaten,  durch 

welche  der  zum  General -Major  und  Banus,  zum  geheimen  Rath,  und  im  April  zum 

Feldmarsehall-Lieutenant   ernannte  Baron  Joseph  Jctlacic   die   glänzendsten 

Bew^eise  seiner  unerschütterlichen  Anhänglichkeit  und  Treue  an  den  Allerhöchsten 

Thron  und  die  Dynastie,  so  wie  des  aufopferndsten  ratriotismus  gab.    Jellaeic 

hatte  schon  In  früheren  Jahren  durch  seltene  Vorzüge  sich  die  Sympathien  der 

1^ Armee  erworben;  persönlich  oder  dem  Rufe  nach  gekannt  war  er  ihr  Liebling 

geworden,  und  seine  Erneimung  zum  Ban  bewegte  freudig  alle  Herzen,  denn  in 

[Jedem  stand  die  Überzeugung:  das  ist  der  rechte  Mann  dazu.    Kr  selbst  erkannte 

^ieine  schwierige  Lage  sogleich.    „Mein  Loos  ist  geworfen,"  äusHerie  er  damals  tu 


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einem  vertrauten  Briefe,  ;,tch  verfolge  den  geraden  Weg  und  spiele  offenes  Spiel, 
komme  ich  dabei  um,  so  falle  ich  als  Soldat,  als  Patriotj  als  treuer  Diener  meines 
Herrn  und  Kaisers/*' 

Sein  klarer  Blick  und  durchdringender  Geist  erfasste  bei  den  in  Ungarn  aus- 
gebrocLenen  Unruhen  und  politischen  Wirrnlsäen  sogleich  die  dadurch  der  Integrität 
der  österreichischen  Gesammt^Monarchie  und  dem  Throne  drohende  ausserste 
Gefahr,  welche  Voraussicht  sich  späterhin  durch  die  entschieden  revolutionäre 
Haltung  und  den  bald  darauf  erfolgten  gänzlichen  Abfall  Ungarns  leider  nur  zu 
sehr  bewUhi-te.  Eben  so  schnell  als  kühn  war  hierbei  sein  Entschluss  gefasst,  und 
er  war  der  Mann  dazu,  das  riesige  Unternehmen  mit  eben  so  vieler  Kraft  als 
entschlossener  Beharrlichkeit  auszuführen. 

Bald  nach  seiner  Ernennung  begab  sichJella^ic  nach  Wien,  um  seinen 
Eid  als  geheimer  Ilath  in  die  Hände  Sr.  Majestät  zu  legen,  den  von  ihm  abgefor- 
derten Eid  als  Ban  aber  weigerte  er  sich  bei  den  factisch  eingetretenen  veränderten 
Verhältnissen  Ungarns  zu  Osterreich  zu  leisten,  weil  er  j  so  lauteten  seine  Worte, 
auch  im  Privatleben  sich  zu  nichts  vcrbindCj  was  er  nicht  vollkommen  zu  erfüllen 
im  Stande  sei.  Li  Wien  wurde  ihm  die  wärmste  Theilnahme  der  Garnison  zu  Theil; 
das  gesammtc  Officlercorps  beehrte  ihn  mit  einem  Besuche^  bei  Trvelehem  Anlasse 
er  von  der  Treue  und  Ehre  der  Armee  mit  aller  Begeisterung  sprach  und  seine 
Worte  mit  der  enthusiastischen  Versicherung  schloss,  dass  er  die  heilige  Fahne 
Österreichs j  wäre  sie  auch  schon  in  den  Staub  getreten,  wieder  lioch  erheben  und 
mit  ihi^  sterben  wollet 

Auf  das  Innigste  davon  überzeugt,  dass  ein  eigenes  abgesondertes  Ministerium 
für  Ungarn  nur  eine  totale  Sonderstellung  zur  Folge  haben  könne,  welche  den 
Thron  gefiihrden  niUssc,  versagte  er  demselben  seine  Anerkennung,  und  dies  um 
so  mehr,  als  er  der  Überzeugung  war,  dass  hei  seiner  sehr  genauen  Kenntniss  der  Lan- 
desgesetze grosse  Verletzungen  in  den  constitutlonellenBestimmungen  eingetreten 
w^aren,  und  berief  am  5.  Juni  die  Landes-Congregation  nach  Agram,  in  welcher 
von  sämmtlichen  Repräsentanten  die  Erklärung  des  Banus  begeistert  aufgenommen 
wurde,  mit  Gut  und  Blut  für  die  Einheit  der  Monarchie  einzustehen.  Leider  wurden 
diese  redlichsten  Tendenzen  vcrdäciuigt  und  er  an  das  Hoflager  nach  Innsbruck 
beschieden,  w^o  er  in  einer  öffentlichen  Audienz  empfangen  wurde.  Durchdrungen 
von  der  hohen  Bedeutung  des  Augenblickes,  seinem  erhabenen  Monarchen  gegenüber 
die  tiefgefühUcn  Ausdrücke  unerschütterlicher  Unterth  ans  treue  aussprechen  zu 
düi'fen,  waren  seine  aus  dem  Innersten  seiner  Seele  hervorgegangenen  Worte,  so 
wie  der  Ausdruck  in  seinem  ganzen  Wesen  so  ergreifend,  dass  keiner  der  Anwesen- 
den ungerührt  blieb.  Zum  unendlichen  Sclimerz  des  Banus  war  aber  diesmal  die 
Erwiederung  des  Monarchen  nicht  mit  der  gewohnten  Huld  gegeben.  Zu  Innsbruck 
erhielt  er  ein  Schreiben  des  Feldmarschalls  Grafen  Radetzky,  des  Inhalts,  dass 
die  bei  der  italienischen  Armee  befindlichen  Grenzbataillone  aus  Besorgniss  vor 


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den  Gefahren,  welche  Croatiea  bedrohen,  dringend  um  die  Riickaendun^  bäten. 
Der  Ban  erliess  ungesäumt  eine  Proclaroation  in  eroatisclier  Sprache  an  diese 
Bataillone,  worin  er  sie  in  eben  so  ernster  als  herzlicher  Sprache  an  ihren  Eid, 
an  ihre  Soldatenpflieht  mahnte  und  versicherte,  dass  dem  Vaterlande  zu  seinem 
Schutze  noch  hinreichende  Mittel  zu  Gebote  stünden*  Der  Aufruf  beruhigte  die 
Grenztruppen,  die  bekanntlich  in  der  Folge  keinen  geringen  Antheil  an  den  sieg- 
reichen Kämpfen  in  Italien  nahmen.  Dieser  Zwischenfall  ist  für  des  Banus  Charak- 
ter höchst  bezeichnend.  Durch  die  freudige  Hast,  mit  welcher  er  den  Aufi uf  erliess, 
bewährte  er  den-Geist  unerschütterlicher  Treue  und  Hingebung  für  den  Kaiser  in 
dem  Momente,  wo  ihn  des  Monarchen  Ungnade  so  schwer  getroffen,  so  tief 
gebeugt  hatte. 

Auf  seiner  Rückreise  nach  Agram  erfuhr  er  in  der  Station  Lienz  das  Manifest 
vom  10.  Juni,  das  ihn  der  Würden  und  Eliren  enthob.  Erschüttert  ob  dieser  uner- 
warteten  Wendung,  blieb  er  gefasst  und  entgegnete  seinem  verzweifelnden  Gefolge 
auf  die  Frage,  was  nun  zu  thun?  ^  Auf  unsere  Posten  gehen  und  im  treuen  Dienste 
für  unsern  Herrn  sterben,  oder  ihm  mit  Gottes  Beistand  helfen,"  In  Agram  ange- 
langt, war  der  Empfang  ein  wahrer  Triumphzug,  sein  Mutli  beseelte  Alles; 
nur  waren  die  Besorgnisse  des  Landes  wieder  von  Neuem  erregt,  als  er  nach  Wien 
berufen  wurde,  um  daselbst  unter  Vermittlung  des  Erzherzogs  Johann  eine 
Verständigung  mit  Ungarn  herbeizuführen.  Sie  blieb  nicht  nur  resultatlos,  sondern 
es  hatten  vielmehr  magyarische  Truppen  und  Aufgebote  an  den  Grenzen  Croatiens 
sich  gesanimclt,  wülhende  Proclaaiationen  gegen  dieses  Land  und  dessen  Ban 
geschleudert  und  mit  der  Vernichtung  der  Nation  gedroht,  j.  Wo  ist  denn  eigentlich 
dlesea  Cro&tien?^  frug  man  sich  hohnlüchelnd  auf  dem' ungarischen  Landtage.  Es 
galt  also  ernstlich,  auf  den  Schutz  dieses  Landes  zu  denken. 

Unter  den  ungünstigsten  Umständen  wagte  er  es,  blos  seiner  inneren  Über- 
zeugung folgend,  auf  eigene  Gefahr  hin,  mit  Aufbietung  aller  Mittel,  die  er  noch 
in  seiner  Macht  hatte,  den  Krieg  gegen  die  ungarische  Itevolution  zu  beginnen. 
Durch  energische  patriotische  Aufrufe  hatte  er  das  treue  muth volle  Grenzvolk  zu 
feUenfester  Anhänglichkeit  und  Hingebung  für  den  Monarchen  und  das  Vaterland 
zu  begeistern  gewusst,  und  überschritt  am  IL  September  1818  mit  45,000  Mann 
de»sciben  die  Drau.  So  wie  der  kühne  Führer  dem  einmal  gefnasten  Vorsatze 
unverändert  treu  blieb,  ungeachtet  der  geringen  Mittel,  die  er  zu  dessen  Vei^ 
wirklichung  in  seinem  äusserst  mangelhaft  ausgerüsteten  Heere  besass,  und  seine 
gr^sste  Zuversicht  in  der  guten  Sache  fand,  für  die  er  stritt,  waren  auch  die  treuen 
Orenzei'  ihrem  rittürlichcn  Ban  vertrauungsvoll  gefolgt,  nicht  zweifelnd  an  dem 
Gelingen  seines  grossen  Unternehmens,  für  das  sie  freudig  kämpften.  Kr  wusste 
leider,  dass  nach  seinem  Einrücken  in  Ungarn  die  dort  befindlichen  k.  k.  Truppen 
sich  seinen  Fahnen  nielUanschlie^sen  würden,  da  die  im  Lande  obwaltenden,  terro- 
ristischen Zustünde   und   angewandten  strengsten  Gagenmassrcgein  diese  schon 


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grösstentheik  demorabdirt  hatten,  —  eben  so  sali  er  sich  in  dem  getroffenen 
Übereinkommen  getäuschtj  dass  das  slavonische  Corps  (lÜ,UOü  Mann  unter  Genei\il 
Kath)^  welches  gleichzeitig  niit  dem  Übergänge  des  Banus  die  untere  Drau  über- 
schritt, während  des  VorrUckens  zu  ihm  stossen  würde.  Es  war  bereits  durch  eine 
unglücJdiche  Katastrophe  dem  Feinde  erlegen.  Die  Vorrüekung  der  Truppen 
JcHaßic's  war  indessen  trotz  all  den  eingetretenen  höchst  widrigen  Ereignissen, 
zu  welchen  noch  mannigfache  Beschwernisse  in  Betretfder  Verpflegung  und  häufig 
unterbrochenen  Verbindung  mit  Ci-oaticn  sich  gesellten^  bis  in  die  Gegend  von 
Stuhlweissenburg  ohne  Aufenthalt  erfolgt  Nur  eine  Division  von  Graf  Wrb  na  und 
eine  von  Baron  luess  -  ChcvauxJegei*8 ,  so  wie  das  Kürassier  -  Kegiment  Graf 
Hardegg  hatten  sich  den  Truppen  des  Banus  angeschloasenj  wodurch  er  einen 
höchst  erwünschten  Zuwachs  an  Streitkräften  erhielt,  da  ihm  Reiterei  sehr  man- 
gelte. In  Siofok  kam  ihm  ein  Allerhöchstes  Handschreiben  zur  Hand^  das  das 
Manifest  vom  lü.  Juni  desavoulrte. 

Am  29,  September  traf  der  B«n  den  Feind  in  einer  starken  Stellung  bei 
Pakozd.  Es  kam  zum  Treffen,  —  Ein  heftiges  Geschütz-  und  Gewehrfeuer 
dauerte  bis  gegen  Abend  uid  das  Resultat  des  Kampfes  war^  dass  sich  der  Feind 
gegen  Ofen-Pesth  zurückzog,  wehrend  der  Banus  bei  Pjikozd  Stellung  nahm* 
Es  wurde  hierauf  ein  dreitägiger  Waffenstillstand  abgeschlossen,  den  der  Feld- 
raarschall-Lieutenant  Jellacic  dazu  benutzte,  über  Kaab  nach  Altenburg  zu 
rücken,  um  mit  Wien  in  Verbindung  zu  kommen,  in  welchem  damals  die  Revo- 
lution ihren  Gipfclpunct  erreicht  hatte. 

In  AUeuburg  erhielt  er  die  Nachricht  von  der  schmachvollen  Ermordung  des 
hochverdienten  Kriegsministers  Grafen  Latour  und  beeilte  sich  nun  zum  unver- 
weilten  Anschlüsse  an  die  Truppen  der  Garnison  WienSj  nachdem  er  den  unge- 
regelten Theil  seines  eigenen  Heeres  unter  dem  Befehle  des  Generals  Thodoro- 
vich  längs  der  steierischen  Grenze  zum  Schutze  Croatiens  zurückgesendet  hatte. 

Am  10.  Octobcr  standen  die  Vorposten  des  Banus  auf  dem  Laaerberge  bei 
Wien,  woselbst  Se  Vereinigung  mit  den  Truppen  des  Feldmarschall-Lieutenants 
Grafen  Auerspcrg  am  12.  erfolgte.  In  trauriger  Stimmung  besah  er  die  herrliche 
Stadt,  in  der  er  seine  Erziehung  genossen  hatte,  mit  Wehmuth  blickte  er  zurück 
in  die  Vergangenheit,  wo  sie  sonst  stets  mit  loyaler  Eifersucht  die  Häupter  der 
Herrscherfamilie  schützend  in  ihren  Mauern  bewalirtc,  und  ^nun  heult  uns  das 
verbrccheriselie  Gescbrei  des  wahnwitzigsten  und  unnatiirlielien  Aufruhrs  entge- 
gen/ spracli  er  tief  ergriffen  zu  seiner  Umgebung.  —  Die  in  Pressbiirg  gestandene 
Brigade  Karger,  das  Kürassier-Regiment  Graf  Wallmoden  und  Erzherzog 
Franz  Joseph -Dragoner  schlössen  sich  noch  den  Truppen  des  Banus  an. 

Bei  der  am  22.  Octobcr  erfolgten  engeren  Cernirung  Wiens  cantonirtc  das 
den  Befehlen  des  Banus  nach  der  neuen  Ordre  de  Bataille  unterstehende  erste 
Armeecorps  von  Kaiscr-Ebersdorf  bi^  gegen  Himberg^   um  die  zu  besorgenden 


U25 


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Bfi, 


griffe  der  ungarischen  Insurgenten  abzuweisen  und  gleichzeitig  die  Abschliessung 
der  St.  Marxer  Linie  zu  bewirken. 

Am  24.  und  25.  hatten  im  Angarten  und  Prater  mehrere  hartnäckige  Gefechte 
stattgefunden.  Der  Banus  liess  am  25*  eine  Pontonsbrüeke  über  den  Dui'chstich 
des  Wiener  Donaucanals  sehlagen ,  um  sich  des  Prater-Lusthauses  und  der  dorti- 
gen Brücke  zu  versichern.  Trotz  einem  heftigen  Angriffe  der  Insurgenten  erfolgte 
die  Besetzung  und  Behauptung  der  Brücke  gegen  alle  Zerstörungsversuche,  worauf 
gegen  Anbruch  des  nächsten  Tages  die  Brigade  Grammen t  von  des  Banus 
Truppen  zur  Unterstützung  der  im  Prater  kämpfenden  Division  R am berg  und 
Sicherung  deren  linke  Flanke  dorthin  abrückte.  Diese  Brigade  hatte  wesentlichen 
Antheil  an  dem  blutigen  Gefechte  und  den  erreichten  günstigen  Resultaten  des 
26.  Octobers. 

Bei  dem  am  28.  stattgefundenen  allgemeinen  Angriff  auf  Wien  war 
dem  Banus  der  Auftrag  geworden,  jenen  auf  die  Voratädte  Landstrasse,  Erd- 
berg uud  Weissgärber  auszufuhren,  mit  dem  Reste  seines  Corps  die  Auf- 
stellung an  der  Schwcchat  zu  sichern  und  einen  Thcil  beiOber-Laa  zur 
Verfügung  zu  halten. 

Der  Kampf  hatte  um  1 1  Uhr  Vormittags  begonnen  und  bis  gegen  4  Uhi*  Nach- 
miüags  gewährt.    Er  wurde  von    beiden  Seiten   mit  Erbitterung  geführt.    Jede 

trasse,  jedes  Haus  wurde  von  den  Nationalgarden,  Studenten  und  bewaffneten 
^Proletariern    hinter    starken    Barricaden    und    sonstigen    Verrammlungen    hart- 

ttckig    verthcidigt.    Ungeachtet    alles    Widerstandes    hatten    des    Banus    muth- 

oUq  Truppen  (die  Division  des  Feldmarsehall-Lteutenants  II artlieb)  mit  aus- 
geseiclmeter  Tapfeikeit  die  ihnen  gestellte  Aufgabe  glänzend  gelöst.  Das  vor-' 
Icurhtende  Beispiel  ihrer  Generale  und  Officiere^  welche  sich  jeder  Gefahr 
Prei«  gaben  und  ihre  Truppen  mit  vollster  Umsicht  leiteten,  hatte  diese  zum 
Aussersten  begeistert.  Sie  waren  bis  zum  Invalidenhause,  dem  Zollgebäude, 
Munzhausü,  der  Vetcrinärschuie,  dem  Schwarzenbergisclien  Palais  und  der 
Ileumarkt  -  Caserne  vorgedrungen,  hatten  alle  diese  Gebäude  besetzt,  und 
des   Bariu!«    Vortruppen    standen   nach    gethaner   Blutarbeit   an   der   Wien*    Die 

iOfh  im  Prater  entsendet  gewesene  Brigade  Gramm ont  focht  an  diesem  Tage 
der  Division  Ramberg  mit  der  entschiedensten  Tapferkeit  und  hatte  wesent- 
lichen Antheil  an  der  glücklichen  Bezwingung  der  Jägerzeile  und  Loopol  d- 
«tadt. 

Das  uri;,-ails^  he  Heer,  welches  am  28.  die  Leitba  paasirte,  überschritt  am 

9,  die  Fischa,  gelangte  bis  auf  den  H(lhenzug  swischen  der  Donau  und  Raulicn- 
warth  und  hatte  dort  ein  Lager  beiEogen.  Am  30.  October  Morgens  um  6  Uhr 

rfolgte  dessen  Vorrüekung  gegen  die  Stellung  de^  Banus.  Ein  heftiges  von  feind- 
licher Seite  überlegenes  Geschützfeuer  hatte  den  Ort  Munnswörth  in  Brand  gesetzt 
und  die  Vortruppen  des  linken  Flügels  zum  Rückzüge  hinter  den  kalten  Gang 


1426 


yeraalasst^  worauf  sich  der  Gegner  zum  Angriff  von  Schwechat  anschickte*  Es 
trafen  Verstiirkung;en  für  diesen  bedrohten  Punct  ein,  und  der  Banns  verfügte  sich 
seihst  dahin,  um  das  Gefeeht  zu  leiten. 

Mittag  war  vorüber,  die  zum  Angriffe  des  feindlichen  linken  Flügels  bestimmte 
Cavallerie-Reserve,  unter  Feldmarschall-Lieutenant  FiirstFranz  Liechtenstein, 
befand  sich  bereits  mit  dem  Gegner  engagirt,  während  der  Geschützkampf  längs 
der  ganzen  Linie  der  Scbwechat  ununterbrochen  tobte,  —  Schon  nahte  der  Abend, 
als  der  Banus  die  Ergreifung  der  Offensive  beschloss,  deren  umsichtige  Durch- 
führung durch  Genei-al  Zeisberg  die  günstige  Entscheidung  des  Tages  zur  Folge 
hatte. 

Am  3L  October  Nachmittags  begann  der  Angriff  auf  die  von  Studenten, 
Nationalgarden  und  Proletariern  vertheidigte  innere  Stadt,  nachdem  während 
des  Vormittags  die  noch  nicht  unterworfenen  Theile  der  Vorstädte  bereits  besetzt 
und  entwaffnet  waren,  wobei  des  Banus  Truppen  unter  Feldmarschall -Lieutenant 
Hart  lieb  thätigst  Antheil  genommen  hatten.  Die  Aufforderungen  zur  Übergabe 
der  Stadt  und  Öffnung  des  Burgthores  wurden  mit  einem  Kleingewehrfeuer  auf 
den  Parlamentär  und  mit  Geschützfeuer  auf  die  bis  zu  den  kaiserlichen  Stallungen 
und  zur  Getreidemarkt  -  Caserne  mittlerweile  vorgerückten  ♦  an  der  Hauptstrasse 
gegen  das  Glacis  aufgestellten  Truppen  der  Division  Hartlieb  von  den  sich 
oberhalb  des  Thor  es  und  auf  den  anstossenden  Basteien  befindlichen  Insurgenten 
beantwortet. 

Hierauf  schritt  man  zum  Sturme  gegen  das  Burgthor.  Erst  bei  dem  schon 
gegen  Abend  von  dem  OttochanerBataillon,  unterstützt  von  einigen  andern  Abthei- 
lungen  der  Linien-Infanterie,  erneuerten  Angriffe  gelang  es  der  muthvollen 
Anstrengung  dieser  Braven^  die,  durch  eine  noch  vorausgegangene  Besehies&ung 
mit  Zwölfpfündern  bereits  brennenden  Thorflügel  vollends  einzuschlagen ,  die 
Verramralungen  wegzuräumen,  in  die  zum  Theil  in  Flammen  stehende  Burg  zu 
dringen  und  von  da  In  die  innere  Stadt  zu  rücken*  —  Glücklich  wurde  das  Feuer, 
welches  bereits  die  k.  k.  Hofbibliothek  zu  ergreifen  drohte,  gedämpft  und  die  ehr- 
würdige Wohnstätte  so  vieler  kaiserlicher  Herrseher  mit  ihren  reichen  Schätzen  und 
grossen  historischen  Erinnerungen  vor  Zerstörung  bewahrt. 

Die  nach  der  Unterwerfung  Wiens  eingetretene  Waffenruhe  hatte  der  Feld- 
marschall Fürst  Win  disch-Gr  ätz  zurAusrüstung  und  Organ  isirung  seines  Heeres 
benützt,  und  durch  die  allgemeine  Vorrückung  desselben  am  16.  December  1848 
den  Feldzug  gegen  Ungarn  eröffnet.  —  An  diesem  Tage  überschritt  der  Banus 
mit  seinen  Truppen  bei  Brück  die  Grenze  Ungarns,  vertrieb  den  Feind  aus  seiner 
Aufstellung  bei  Parendorf  und  zwang  ihn  zum  Rückzuge  gegen  die  Sümpfe  des 
Neusiedler  -  Sees.  Wieselburg  und  Altenburg  wurden  besetzt  und  am  27*  Raab 
eingenommen,  wo  der  Feind  seine  starken  Verschanzungen  ohne  Kampf  verlassen 
hatte. 


4 


1427 


Dem  zur  Deckung:  der  Hauptstädte  dos  Landes  eiligst  zurückgehenden  Gegner 
hattt*  der  Banus  die  Reiter-Brigade  OttJriger  seiaes  Corps  imTcrwellt  nachgesen- 
det, welche  am  28.  früh  «in  halb  6  Uhr  dJe  aus  7  Bataillonen  und  1  Batterie 
bestehende,  bei  Bjlbolna  gelagerte  feindliche  Nachhut  daselbst  erreichte,  sie  unver- 
zägert  angriff,  ungeachtet  ihres  Widerstandes  im  Nu  zersprengte  und  ihr  eine 
vollkommene  Niederlage  bereitete.  —  Während  das  Gros  der  Hauptarmee  auf  der 
Fleiächhackerstrasse  gegen  Ofen-Pesth  anruckte,  ging  das  erste  Armeecorps  unter 
dem  Banus  zur  Deckung  der  rechten  Flanke  auf  jener  gegen  Moor  voi\  Am  29*  mi* 
der  Vorhut  und  seinem  Corps-Quartier  in  Kis-B^r  angelangt,  erfuhr  er,  dass  das 
Perczcrsche  Corps  (angeblich  8000  Mann  Infanterie  mit  600 — 800  Reitern  und 
24  Geschützen)  bei  Moor  stehe. 

Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Jellafi<?  beschloss  nun  ungesäumt  den 
Gegner  aufzusuchen,  welcher  rasche  Entschluss  auch  vom  schönsten  Erfolge 
gekrönt  wurde.  Am  nächsten  Tage  (30.  December)  früh  5  Uhr  setzte  sich  der 
Ban  an  die  Spitze  seiner  Avantgarde  (Banderial-Husaren,  3  Bataillone  Infanterie 
und  6  Geschütze),  mit  welcher  er  gegen  Moor  vorging,  gleichzeitig  aber  die  rück- 
war  t-s  dislocirte  Brigade  Ottinger,  so  wie  die  Division  IT  artlieb  zum  unver- 
weilten  Nachrücken  befehligte.  —  Yorwäits  Sarkany  traf  man  auf  des  Feindes 
vorgeschobene  Posten,  welche  bis  in  dessen  Hauptstellung  eine  halbe  Stunde  her* 
wärts  Moor  gedr&ngt  wurden*  —  Das  Centrum  derselben  war  durch  2  Batterien, 
beide  Flügel  durch  vortheilhafte  örtliche  Flindernisse  gedeckt.  In  einer  möglichst 
gesicherten  Aufstellung  erwartete  jetzt  der  Banus  das  Eintreffen  der  Brigade 
Ottinge r,  welches  um  10  Uhr  erfolgte,  worauf  der  Hauptangriff,  ohne  die 
übrigen  Truppen  abzuwarten,  unverzüglich  unternommen  wurde.  Mit  vollster 
Kraft  wurde  derselbe  ausgeführt,  die  Geschütze  vor  der  Mitte  der  feindlichen 
Stellung,  ungeachtet  ihres  heftigen  Feuers,  durch  Ottinger*s  Reiter  genommen, 
des  Gegners  Cavallcrie  geworfen,  ein  nahestehendes  Bataillon  gesprengt  und  des 
Feindes  Centrum  durchbrochen.  Dieser  hielt  nun  nirgends  mehr  Stand  und  floh 
nach  allen  Riehtungen* 

Am  1.  Jänner  1849  stand  das  erste  Armeecorps  in  Lorasz-Ber^ny^  am  2.  in 
Mirton-Vdsdr,  von  wo  der  Banus  am  3.  sich  gegen  T^t^ny  in  Marsch  setzte. 
Eine  halbe  Stunde  herwärts  dieses  Ortes  traf  man  auf  den  Feind.  Es  kam  zum 
Gefechte.  —  In  seiner  rechten  Flanke  durch  die  rom  Banus  unter  General  Zeis- 
berg  vorgeschobene  Brigade  Grammont  bedroht,  zog  sich  der  Gegner  nach 
einem  wohlgenährten  Gcschützfouer  in  die  vortheilhafte  Stellung  von  Promontor 
zurück;  w*elchc  er  aber  später  gleichfaUs  verliess,  um  nach  Ofen  abzurücken.  Am 
4.  Jänner  war  die  gestmmte  Armee  in  einem  kleinen  Rayon  in  einer  Entfernung 
von  kaum  zwei  Stunden  vor  Ofen  yereint  und  Disposition  zur  Vorrückung  gegw 
die  Hauptstädte  für  den  b.  getroffen  worden.  Der  Feind  hatte  jedoch  bereits  die 
Vorstädte  und  während   der  Nacht  vom  4.  auf  den  5*  auch  Ofen  -  Pesth  aeJbst 

90^ 


1428 


verfassen-  AJ.s  der  FelJmarsehall  Fürst  WinJiscL-Grütz  sieh  an  die  Spitze  <3e9 
ersten  Armeecorps  gesetzt  hatte ,  den  Banus  zur  Seite ,  erfolgte  am  5.  um  dio 
Mittagsstunde  der  Einmarsch, 

Von  diesem  Augenbh'cke  an  steigerten  sich  die  Schwierigkeiten  für  die  ferneren 
Operationen  in  jeder  Beziehung  in  bedeutendem  Grade.  Die  sehr  wichtige  Aufgrabe 
des  Banus  blich  nun  bis  zur  SchLicht  bei  Kiipolnaj  26.  und  27.  Februar,  mit  seinen 
fünf  Brigaden  die  wichtigen  Übergänge  der  Theiss  Im  Bereiche  von  Szolnok  zu 
bewachen.  Zu  Anfang  März  war  des  Banus  Armeecorps  in  Szolnok,  Nagy-Körös, 
Abony,  Czegled  und  Pesth  dislocirt. 

Um  eine  Gefährdung  des  bei  Theresiopel  stehenden  Generals  Thodorovich 
mugliehst  zu  paralysiren,  ward  die  Hauptarmee  mehr  gegen  Süden  herabgezogen 
und  deren  rechter  Flügel  (Armeecorps  des  Banus)  nach  Ketskemdtj  das  zweite 
Armeecorps  nach  Nagy-Körös,  das  dritte  nach  Czegldd  dislocirt  (12.  März). 

Der  Feind  beabsichtigte  nun  den  Hauptangritf  Theiss  aufwärts,  hei  Poroszl<J, 
auszuführen  und  hatte  gegen  Ende  des  Monats  die  Mehrzahl  seiner  Truppen  dort- 
hin rücken  lassen. 

Der  Feldmarschall  concentrirte  dagegen  die  Armee  vor  Pesth;  hielt  seinen 
linken  Flügel  bis  Waitzen,  die  Mitte  bei  Hatvan  und  Aszod.  - —  Der  rechte  Flügel 
(Armeecorps  des  Banus)  stand  bei  Czegled  und  wurde  von  dort  auf  Monor  dirigirt, 
während  die  Hauptarmce  in  die  vortheilhafte  Stellung  bei  Godöllo  rückte. 

Um  bei  den  vom  Feldmarschall  beabsichtigten  liecognoscirungen  gegen  das 
auf  der  Gyöngyöser  Strasse  anrückende  Rebellenheer  die  rechte  Flanke  und  gleich- 
zeitig Pesth  gedeckt  zu  Imbenj  wurde  der  Banus  mit  seinem  Armcecorps  nach 
K(Jka  und  Ditny  beordert. 

Auf  dem  Marsehe  nach  Dany  am  4.  T\^Fde  die  Brigade  Rasti*^,  welche  die 
Nachtut  des  Banus  bildete,  bei  Tilpio-Bicske,  woselbst  sie  nach  einem  sehr  ange- 
strengten Marsche  gegen  10  Uhr  Vormittags  anlangte,  von  einem  von  Nagy-Kiita 
kommenden  feindlichen  Corps  (Klapka)  von  drei  Seiten  zugleich  angegritfen. 
Die  überlegenen  feindlichen  Colonnen,  deren  Anrücken  durch  das  mörderische 
Feuer  zahlreicher  Geschütze  unterstützt  wurde,  mussten  jedoch  dem  stürmischen 
Bajonetangritf  der  braven  Ottochaner  weichen* 

Auf  die  Nachricht  von  diesem  Zusammenstosse  entsendete  der  Banus  sogleich 
das  Regiment  Hardegg-Kürassier  und  eine  Cavallerie-Battene  zu  deren  Unter- 
stützung und  erwartete  in  einer  bei  Szecsö  genommenen  Stellung  sowohl  die  Bri- 
gade Ra  Stic  als  die  gleichfalls  der  llaupttruppe  nachgefolgte  Brigade  Sternberg. 
Am  5.  empfing  der  Banus  die  Weisung,  statt  nach  Fenszaru  sich  gegen  GödöUo 
zu  dirigiren,  da  der  Feldmarschall  inzwischen  die  Meldung  des  Gefechtes  der 
Brigade  Rastie  erhalten  hatte.  Am  6*  Morgens  gegen  10  Uhr  traf  das  gesammte 
erste  Armeecorps  bei  Isaszeg  ein.  Nach  kaum  einigen  Stunden  Rast  wurde  es 
von  zwei  fcindtichen  Corps  (Klapka  und  Damjanicli)  mit  voller  Überlegenheit 


1429 

angegriffen.  Des  Banus  Truppen  leisteten  den  hartnäckigsten  Widerstand  und  ver- 
ursachten dem  Feinde  bedeutenden  Verlust,  doch  nöthigte  dessen  überlegenes 
Geschützfeuer,  wobei  der  Ort  Isaszeg  in  Brand  gerieth,  so  wie  seine  Übermacht 
den  Banus,  der  sich  nicht  nur  in  der  Fronte  aufs  heftigste  angegriffen,  sondern  auch 
durch  eine  Umgehung  seinen  rechten  Flügel  bedroht  sah,  sich  in  eine  rückwärtige 
Stellung  auf  die  dortigen  Höhen  zu  ziehen,  um  von  liier  aus  den  Kampf  ununter- 
brochen fortzusetzen.  —  In  diesem  Momente  war  der  Feldmarschall,  welcher  den 
heftigen  Kanonendonner  in  GödöUö  vernommen,  mit  den  von  ihm  zur  Unter- 
stützung befehligten  Truppen  auf  dem  Kampfplatze  angelangt.  Ein  entscheidender 
Angriff  in  des  Feindes  rechte  Flanke  brachte  diesen  nach  einem  mörderischen 
Gefechte  zum  Weichen  und  zum  Aufgeben  jedes  ferneren  Angriffes. 

Der  Armee-Oberbefehl  war  in  Folge  der  Abberufung  des  Feldmarschalls 
Fürsten  W  i  n  d  i  s  c  h  -  G  r  ä  t  z  an  das  Allerhöchste  Hoflager  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Monats  April  an  den  Feldzeugmeister  Baron  Weiden  übertragen  worden,  die 
Armee  aus  ihrer  Stellung  vor  Ofen-Pesth  weiter  rückwärts  concentrirt,  der  bereits 
früher  zum  Feldzeugmeister  beförderte  Banus  Jellaci6  aber  zum  Befehlshaber 
der  theils  aus  dem  1.  Armeecorps,  theils  aus  den  an  der  unteren  Donau  operi- 
rendcn  einzelnen  Corps  zu  bildenden  Südarmee  ernannt  worden.  War  der  ihm 
jetzt  gewordene  Auftrag  zwar  ein  eben  so  ehrenvoller  als  schwieriger,  so  bewies 
er  aber  auch  die  Grösse  des  Vertrauens,  welches  man  in  dessen  Einsicht  und 
rastlose  Thätigkeit,  so  wie  in  die  tiefgefühlte  Anhänglichkeit  an 
die  Monarchie  setzte. 

Mit  seinem  Armeecorps  in  der  Stärke  von  15,800  Mann  Infanterie,  5100  Pfer- 
den und  74  Geschützen  war  der  Banus  am  24.  April  an  seine  neue  Bestimmung 
längs  der  Donau  nach  Essegg  abgegangen.  Auf  seinem  Marsche  entsendete  er  zur 
Niederhaltung  des  in  mehreren  Orten  gebildeten  Landsturmes,  der  bereits  inKopos- 
vjir  einen  Angriff  auf  das  Militär  wagte,  unter  General  Ottinger  ein  starkes 
Dctachement  nach  Fünfkirchen,  dem  eigentlichen  Herde  der  dortigen  revolutionä- 
ren Umtriebe. 

Um  den  gesunkenen  Geist  in  Croatien  wieder  zu  heben,  begibt  sich  der  Banus 
auf  kurze  Zeit  nach  Agram  und  trifft  die  nöthigen  Einleitungen  zur  Erreichung 
dieses  Zweckes.  Sein  eifriges  Streben  ist  es  zugleich,  so  bald  als  möglich  die  Ver- 
bindung mit  dem  im  Banate  und  Syrmien  operirenden  einzelnen  Corps  zu  bewerk- 
stclh'^^en,  den  dortigen  Unruhen  und  durch  ungarische  Emissäre  geleiteten  Auf- 
stünden ein  Ende  zu  machen,  der  eingerissenen  Indisciplin  und  dem  Mangel  an 
Einheit  in  den  Unternehmungen  zu  steuern,  nebstbei  aber  das  allgemeine  Ver- 
trauen in  eine  kräftige  Führung  wieder  zu  beleben.  Auf  die  Mitwirkung  der  Trup- 
pen in  Sicbcnhürgen,  so  wie  auf  das  baldige  Erscheinen  der  russischen  Ilülfstrop- 
pen,  welche  ihm  seine  schwierigen  Unternehmungen  erleichtern  und  eine  freie 
Bewegung    in    den    Operationen  gestatten  würden,   konnte   er  leider  unter  den 


1430 


damaligen  Verhältnissen  nocli  nieht  reclmenT  ja  selbst  die  erst  im  Beginne  begriffenen 
Operationen  der  Hauptarmee  yntcr  Feldzeugmeister  Haynau  im  Juni  stellten  die 
gleich  anfangs  Kum  Ziele  gestellte  Verbindung  und  das  gemeinschaftliche  Ope- 
riren  mit  der  Südarmee  erst  fiir  die  Folge  in  Aussicht  und  beschränkte  diese  vor 
der  Hand  auf  die  Defensive. 

In  der  zweiten.  Hälfte  des  Mai  war  diese  von  Essegg  nach  Vulcordr,  Illok^ 
Karlowitz,  Tovarnik  und  Ireg  geruckt  und  hatte  das  Hauptquartier  in  Ruma.  Die 
Lage  des  Banns  war  um  diese  Zeit  eine  aehi*  misslicbe  geworden;  das  verheerende 
Umsichgreifen  der  Cholera  raffte  zahllose  Opfer  hinweg  und  wirkte  entniuthigend 
auf  die  Mannschaft;  es  fehlte  an  Kleidung  und  Watien,  so  wie  an  anderen  Aus- 
riistungsgegenständcn  für  die  Organiairung  des  Heeres.  Die  Serben  unter  Tho- 
dorovich  befanden  sich  keineswegs  in  einem  schlagfertigen,  befriedigenden 
Zustande;  der  Feind  hatte  Peterwardein  bedeutend  verstärkt,  und  mit  den  weni- 
gen^ sich  bereits  auf  der  Hochebene  von  Tittel  befindenden  Truppen  konnte  keine 
erfolgreiche  Untcrnehmimg  gegen  einen  Feind  gewagt  werden,  der  von  allen  Sei- 
ten Verstärkungen  erhielt,  mit  dem  die  insurgirten  Bewohner  des  Landes  in  stetem 
Einvernehmen  handelten  und  der  überdies  mit  Leichtigkeit  sich  mit  allen  Bedürf- 
nissen aus  den  fruchtbaren  Gegenden  verseben  konnte. 

Von  aller  Unterstützung  w^eit  und  auf  sich  selbst  beschränkt,  blieb  dem  Baous 
für  den  Augenblick  nur  die  Bewahrung  einer  festen  defensiven  Haltung  übrig. 
Von  der  72,000  Mann  zählenden  Südarmee  waren  für  ottensive  Unternehmungen 
blos  10  Bataillone  verfügbar.  Dennoch  war  ein  Überfall  auf  die  vor  Peterwardein 
liefindliche  Redoute  unternommen  und  die  Besatzung  zum  Rückzuge  in  die  Festung 
genöthJgt,  so  wie  zwei  vom  (legner  auf  das  Tittlcr  Plateau  ausgeführte  Angriffe 
und  ein  aus  Peterwardein  gemachter  Ausfall  mit  Erfolg  abgeschlagen  worden. 
Gleichzeitig  hatte  die  allmähliche  Uberschiffung  der  Truppen  bei  Szlankamen 
begonnen^  die  aber  wegen  der  vorhandenen  äusserst  geringen  Mittel  dazu  nur 
langsam  vor  sich  gehen  konnte. 

Um  sich  der  Verbindung  mit  der  Hauptarmee  zu  nahern,  deren  Anrücken 
täglich  entgegengesehen  wurde^  so  wie  aus  VerpÜegsrücksichten,  da  die  erschöpf- 
ten Gegenden  Slavoniens  und  Sjrmiens  nichts  mehr  zu  leisten  vermochten^  ent- 
schlosa  sich  der  Ban  zur  Vorrückung  an  den  B^cs-  (Franzens-)  Canal  und  zur 
Besetzung  der  LloJe  von  Zombor  bis  Földviin 

Am  5.  Juni  hatten  sich  die  Truppen  zur  Ausführung  dieses  Unternelimens  in 
Marsch  gesetzt  und  stand  der  linke  Flügel  am  6.  bei  Kaacs,  an  die  Donau 
gestützt,  das  Centrum  (Reiterei  und  Gesehützreserve)  hinter  dem  Kaaeser  Wald 
und  der  Uusserste  rechte  Flügel  bei  Joscphadorf,  während  Knicanin  zur  Siche- 
rung des  PIateau*s  von  Tittel  zurüekblieb.  Der  Gegner  mochte  Kcnntniss  hiervon 
erhalten  haben,  rückte  in  der  Nacht  vom  6*  zum  7.  von  Neusatz  gegen  Kaacs, 
während  von  der  Theiss  aus  die  österreichische  Armee  in  Flanke  und  Kücken 


I 


1431 


genoTOmcn  werden  sollte.  Nach  Übersehreltung  der  RöDiersckanzen  drängte  der 
Feind  die  schwachen  Vortiuppcn  zurück,  welche  sich  auf  die  Mitte  der  Au&teUung 
repliirten.  Es  begann  ein  heftiges  Geschützfeuer,  wührend  dessen  sich  der  grössere 
TheiJ  der  feindlichen  Streitkräfte  gegen  unseren  rechten  Flügel  wendete.  Nun  bra- 
chen mit  einem  Maie  die  im  Kaaeser  Walde  hierzu  schon  bereit  gehaltenen  Ileiter- 
Colonnen  mit  Ungestüm  hervor  und  warfen  sieb  auf  den  Feind ,  der  durch  den 
MQvermutheten  erschütternden  Angriff  und  das  trefflich  geleitete  Geschützfeuer  in 
'Bestürzung  gerieth  und  auf  allen  Puneten  den  Kückzug  antrat,  der  zuletzt  in  voll- 
kommene Flucht  überging. 

In  der  Nacht  vom  11.  zum  12.  griff  der  Banus  die  vor  Neusatz  liegenden 
Verschanzungen  an,  nahm  selbe  nach  einem  heftigen  Kampfe  und  zwang  dadurch 
die  Besatzung  zum  Rückzüge  in  den  Brückenkopf*  Des  Feindes  ununterbrochenes 
Feuer  aus  der  Festung  setzte  jedoch  die  Stadt  in  Brand,  welche  sonach  ein  Trüm- 
merhaufen wurde.  Indessen  hatte  sich  ein  feindb'ches  Corps  beiAlt-Becse  zusammen- 
gezogen, woselbst  sich  zur  Deckung  der  dortigen  ScbiäT)rücke  Verschanzungen 
und  Batterien  an  beiden  Theissufern  befanden;  der  Bau  beschloss  den  Angriff  auf 
dieses  Corps  und  Hess  um  Mitternacht  vom  24.  auf  den  25«  Jum  bei  Szt.  Tamiis 
seine  Vorhut  den  Franzenscanal  überschreiten. 

Am  25.  um  halb  acht  Uhr  Morgens  stiess  die  unter  der  persönlichen  Fülirung 
^de«  Banus  vorrückende  Ilauptcolonne  auf  den  Feind.  Es  entspann  sich  ein  heftiges 
Geschützfeuer  ^  das  an  zwei  Stunden  wahrte  und  dessen  zermalmende  VTirkung  in 
Folge  der  ausgezeichneten  Leitung  unserer  Batterien  den  Gegner  mit  Verlust  zur 
RUumung  seiner  Stellung  brachte,  worauf  des  Banus  Inianterie  in  Sturmcolonnen^ 
das  3,  Bataillon  Piret  und  eine  Division  vom  2*  Banal- Regimen te  an  der  Tete, 
vorrückte,  ihn  bei  Alt-Becse  über  die  dortige  Brücke  trieb  und  den  Ort  besetzte. 
Unter  dem  Schutze  ihr€r  aofgestellten  Batterien  gelang  es  den  Insurgenten  zwar 
am  jenseitigen  Ufer  sich  festzusetzen,  jedoch  wagten  sie  keinen  weiteren  Über- 
gangsversuch und  es  wurde  noch  gegen  Abend  ein  Theil  der  Schiffbrücke  von  den 
Unsrigen  zerstört 

Das  bei  Heg jqb  am  14.  Juli  stattgefundeno  Treffen  schliesst  die  Reihe  jener 
kricgsgcschicht liehen  Ereignisse,  die  während  der  Dauer  des  Bestandes  der  SUd- 
armee  bei  selber  vorfielen.  Der  Feind  hatte  sich  bei  Hegyes  in  ansehnlicher  Stärke 
gesammelt  und  bedeutende  Abtheilungen  auf  seinen  Flügeln  an  der  Donau  und 
Theiss  vorgeschobcD.  Bereits  beunruhigte  er  die  diesseitigen  am  Franzenscanale 
stehenden  Vorposten ,  wodurch  aicb  der  Banus  in  seiner  AulÄtellung  in  Front  und 
Rücken  gefährdet  sab.  Er  concentrirte  deaalialb  seine  Streitkräfte  in  Kiis-Kdr  mit 
dem  Entschluase^  den  Gegner  selh.^t  an /.u greifen.,  de^^sen  Stärke  über  2<)fCH>0  Mann 
betragen  sollte.  In  der  Nacht  des  13.  wurde  der  Canal  bei  Verbasz  überschritten, 
um  den  Feind  zu  übeiTumpeln,  ihn  «uf  diese  Weise  ujn  so  leicbter  zu  trennen  und 
dann  einzeln  zu  schlagen.  Während  des  Harsches  langte  die  Meldung  an,  feindliche 


1432 


Abtheiluogcn  beftiiiden  sicli  im  Rücken  der  Canallinie  und  hatten  mehrere 
Dörfer  in  Brand  gesteckt  Sogleicli  wurde  ein  starkes  Detachemcnt  zur  Sicherung 
des  zurückgeldiebonen  Parkes  und  der  cxponirten  Posten  am  Canale  dorihin  ent- 
sendet, der  Marsch  jedoch  fortgesetzt.  Um  drei  Uhr  Morgens  war  man  in  aller 
StiJle  nahe  an  Ilcgyes  gekommen,  als  jdötzlich  Feuerzeichen  aus  drei  vom  Feinde 
besetzten  Dörfern  aufleuchteten  und  längs  der  ganzen  Linie  ein  heftiges  Tirailleur- 
feuer  begann.  Der  Feind  war  somit  vorbereitet.  Dessenungeachtet  befahl  der  Bau 
den  Aufmarachj  während  die  noch  herrschende  Dunkelheit  die  geringe  Zahl  seiner 
Truppen  barg.  Auf  das  erste  Vordringen  unserer  Truppen  war  der  Feind  anfangs 
gewichen j  zog  aber  sogleich  Verstärkungen  an  sich,  deren  Vorrücken  er  dui'ch 
vorgeführte  Batterien  unterstützte.  Dies  hatte  eine  rückgängige  Bewegung  unseres 
ersten  Treffens  zur  Folge,  während  welcher  der  Femd  vorzüglich  des  Banus  rech- 
ten Flügel  bedi'ängte  und  zu  umgehen  bemüht  war*  Durch  das  heftige  feindliche 
Feuer  erschüttert ,  kamen  zwei  erst  neu  organisirte  Bataillone  dieses  Flügels  wäh- 
rend der  rückgängigen  Bewegung  ins  Schwanken  und  geriethen  in  bedrohliche 
Haltlosigkeit,  als  der  Ban^  dessen  Auge  überall  wachte,  die  drohende  Gefahr  des 
Augenblickes  erkennend,  mit  Blitzesschnelle  zu  den  beiden  Bataillonen  eilte,  sie 
mit  kräftigen  Worten  ermunterte  und  persönlich  dem  Feinde  entgegen  rührte. 
Dieser  widerstand  dem  erneuerten  Angriffe  nicht  und  wurde  auf  diesem  Puncte  bis 
nach  Szc'ghegy  zurückgeworfen.  Eine  erneuerte  Bedrohung  der  eigenen  Eückzugs- 
Unie  durch  des  Feindes  Übermacht  veranlasste  jedoch  den  Ban,  solche  Einleitungen 
zu  treffen,  dass  der  Rückmarsch  möglichst  gesichert  angetreten  und  unter  fortwäh- 
rendem Gefechte,  geschützt  durch  zweckmässig  plaeirtc  Batterien  und  den  kräfti- 
gen Clioc  der  Reiterei  in  bester  Ordnung  vollzogen  werden  konnte. 

In  diesem  Treffen;  das  von  3  Uhr  Morgens  bis  12  Uhr  Mittags  mit  gleicher 
Hartnäckigkeit  gewährt  hatte,  fochten  unsererseits  7000  Mann  mit  73  Geschützen 
gegen  eine  Übermacht  von  15 — ^20,000  Mann  mit  beiläufig  100  Geschützen. 

Nach  dem  Siege  bei  Temesvar  beeilte  sich  der  Ban,  die  bisher  mit  aller 
Anstrengung  angestrebte  Verbindung  mit  der  Plauptarmcc  unter  Feldzeugmeister 
Haynau  zu  bewerkstelligen.  Zur  Ccrnirung  von  Peterwardein  blieben  die  hierzu 
erforderlichen  Truppen  zurück,  mit  dem  gesammten  übrigen  Heere  trat  d^r  Banus 
den  Marsch  gegen  Temesvar  an. 

Des  Banus  grosse  Verdienste  vom  Beginn  der  März-Revolution  bis  zur  Ein- 
nahme von  Wien  wurden  noch  im  Jahre  1841)  durch  das  abgehaltene  Capitcl  mit 
dem  Command  eurkreuze  des  Maria  Theresien- Ordens  gelohnt,  welches  ihn 
auf  der  Stätte  seiner  Siege  im  Hauptquartiere  zu  Kis-Ker  traf, 

Ende  August  erhielt  er  durch  Feldzeugmeisfer  Haynau  die  Mitrheilung  sei- 
ner von  Sj'.  Majestät  dem  Kaiser  angeordneten  Berufung  an  das  Allerhöchste  Ilof- 
lager,  um  bei  der  all  dort  stattfindenden  Bchand  hing  der  so  entschoidungsvoUen 
Fragen  über  die  künftige  Organisirung  Croatiens,  Slavoniens  und  der  serbischen 


4 


4 


1433 

Woiwodschaft  zu  Rathe  js^ezagen  zu  werden,  und  verfügte  sich  unverweiit  an  diese 
ilini  erneuert  gewordene  so  hochwichtige  Bestimmung. 

Bei  seiner  genauen  Kenntniss  dieser  Länder,  der  Sitten^  GebrJiuche,  Eigen- 
thümlichkeifon,  der  Geschichte  der  staatlichen  und  nationalen  Verhältnisse  dieser 
Volker  sprach  er  auch  seine  klare  Überzeugung  aus,  wenngleich  sie  nicht  durch- 
dringen konnte. 

Treu  ergeben  seinem  Kaiser^  entschlossen  von  Charakter,  ein  warmer  Vater- 
landsfreund ^  Soldat  mit  vollem  Berufe,  ward  er  durch  kaiserliche  Gnadenbezeu- 
gungen reich  beglückt,  und  seine  Erhebung  in  den  Grafenstand  bei  Gelegenheit 
der  Verriifililung  Sr.  Majestät  des  Kaisers  am  24.  April  1854  w^ar  ein  neuer  Beweis 
dieser  türstiichen  Huld. 

Was  die  Zeit  in  Jellaüd  zur  That  gereift,  war  als  Idee  schon  mit  ihm 
grossgewachsen,  gechsund zwanzig  Jahre  früher  hatte  er,  damals  Jüngling,  aus 
lebendiger  innerer  Fülle  es  seinen  Freimden  gesungen;  später  crschienj  was  er  zu 
jener  Zeit  gedichtet,  in  einer  willkommenen  Sammlung  wieder  (Gedichte  des  Banus 
Joseph  Freiherrn  von  Jella^ic,  Wien  1851),  und  Joder  erkannte  darin  freudig, 
dass  das  treue  Schwert  des  Mannes  denselben  echten  Klang  gebe,  den  einst  die 
Lieder  des  Jünglings  hatten. 

I*UCHNER,  Anton  Freiherr  von,  General  der  Cavallerie,  Ritter  des  kaiser- 
lichen Ordens  der  eisernen  Krone  erster  Classe,  Commandeur  des  Leopold-Ordens, 
Besitzer  des  Militär-Verdienstkreuzes,  geheimer  Ralh  und  Inhaber  des  3*  Infanterie- 
Regiments,  war  zu  Schemnitz  im  Jahre  1779  von  adeligen  Altern  geboren  und 
betrat  die  Laufbahn  im  20.  Lebensijahre  als  Garde-Unterh*eutenant  bei  der  bestan- 
denen ungarischen  Leibgarde.  Von  dieser  rückte  er  18Ul  zu  dem  5.  Chcvauxlcgers- 
Regimento  Kinskj  zur  Dienstleistung  ein  und  machte  mit  dem  Regimente  den 
Feldzug  in  Deutschland  1Ö05  als  Oberlieutcnant  mit«  Schon  bei  dieser  ersten  Gele- 
genheit erwies  sich  Pu ebner  als  entschlossener  und  einsichtsvoller  Ofücier,  indem 
er  am  17.  Octobcr  ein  um  Nordlfngcn  cantonirendes  französisches  Corps  erst  im 
Kloster  Kirehhciin  überfiel  und  nach  Gofangcnnchmung  einer  grossen  Anzahl 
Kürassiere  die  Vereinigung  dieses  Corps  mit  grossen  Opfern  verhinderte,  wodurch 
der  Marsch  des  Erzherzogs  Ferdinand  d'Eate  erleichtert  wurde. 

Zu  Anfang  des  Jahres  1809  wurde  er  als  Rittmeister  dem  Herzoge  von 
Braunsch wcig-Ols  zur  Mitwirkung  bei  dem  um  Nachod  errichteten  Corps 
beigegeben;  die  Correspondenz  zwischen  diesem  Prinzen,  dem  Krzherzog-Gcnc- 
ralissimus  und  dem  bühmiHchen  General-Commando  zeigte,  welch*  grosser  Antlieil 
an  dem  Gedeiiien  dieser  Unternehmung  und  den  ersten  femdlicben  Bewegungen 
nach  Sachsen  Pu ebner  zu  Gute  kam.  Auch  wurde  er  später  ira  Treffen  hei  Znaim 
mit  11>0  auserlesenen  Reitern  in  des  Feindes  Flanke  dctachirt,  welchen  Auftrag  er 
sur  vollsten  Zufriedenheit  löste* 


1404 

Platten-Sees  durchzuschlagen^  daselbst  Emety's  Schaaren  und  den  aufgebotenen 
Landsturm  an  sich  zu  ziehen^  —  beiFöldvär  über  die  Donau  zu  setzen  und  sich 
jenseits  mit  den  feindlichen  Hauptkräften  zu  vereinigen. 

Des  Feldzeugmeisters  Anstalten  waren  bereits  in  Vorhinein  getroffen^  jedes 
Corps  hatte  seine  Weisungen  för  diesen  vorausgesehenen  Fall. 

Gleich  beim  Beginn  der  Affaire  traf  Haynau  auf  dem  Schlachtfelde  ein^  und 
disponirte  die  nach  und  nach  heranrückenden  Reserven  selbst  mit  den  bestimm- 
testen Anordnungen.  Er  setzte  sich  an  diesem  heissen  Tage  dem  heftigsten  Feuer 
anhaltend  aus^  und  griff  in  jedem  Gefechtsmoment  persönlich  ein.  Durch  die  Ent- 
schiedenheit seiner  Anordnungen  und  durch  den  klaren  Überblick  der  Schlacht 
gelang  es  ihm^  nach  wenigen  Stunden  den  Feind  mit  bedeutendem  Verluste  in  die 
Festung  zurück  zu  werfen. 

Nach  diesem  entscheidenden  Siege  erkannte  Haynau  sogleich ,  dass  die 
feindliche  Hauptmacht  nicht  länger  in  Eomom  verweilen  ^  sondern  nunmehr  alles 
aufbieten  würde  ^  sich  einen  anderen  Weg  auf  dem  linken  Donau-Ufer  zu  bahnen^ 
um  sich  mit  den  übrigen  Insurgentencorps  an  der  Theiss  zu  vereinigen.  In  dieser 
richtigen  Voraussetzung  liess  Haynau  schon  am  9.  Juli  ein  Cavallerie-Streifcom- 
mando  gegen  Ofen  aufbrechen  ^  und  das  ganze  3.  Armeecorps  ihm  auf  dem  Fusse 
folgen^  um  Ofen  und  Pesth  sogleich  in  Besitz  zu  nehmen.  Er  wusste^  dass  die  russi- 
sche Hauptarmee  sich  bereits  der  Hauptstadt  nahe^  und  wollte  um  jeden  Preis 
dieselbe  durch  unsere  Truppen  früher  besetzen^  um  durch  diesen  schnell  ausge- 
führten Entschluss  vielen  Unzukömmlichkeiten  vorzubeugen. 

Bei  dem  ersten  sicheren  Anzeichen^  dass  Gör  gey  mit  seiner  Hauptmacht  von 
Eomom  abziehe^  setzte  er  augenblicklich  den  Feldmarschall  Fürsten  Paske  witsch 
hievon  in  die  EenntnisS;  gab  ihm  in  richtiger  Erkenntniss  den  Weg  über  Losoncz 
und  Miskolcz  als  jene  Linie  an,  welche  Gör  gey  gewiss  einschlagen  würde,  und 
forderte  ihn  auf,  ihm  diesen  Weg  zu  verlegen  und  ihn  zu  vernichten. 

Indem  Haynau  das  1.  und  2.  Corps  zur  Cemirung  der  Festung  Eomom 
zurückliess,  rückte  er  mit  allen  übrigen  Heerestheilen  nach  Ofen -Pesth,  wo  diese 
vom  19.  bis  22.  Juli  eintrafen.  Er  hätte  jetzt  den  durch  Eämpfe  und  Märsche  fati- 
guirten  Truppen  einige  Rasttage  gönnen,  und  die  weitere  Vorrückung  der  russischen 
Hauptarmee  abwarten,  auch  durch  Befestigungen  an  der  Donau  sich  eine  Basis  für 
die  weiteren  Operationen  gründen  können.  Allein  er  erkannte,  dass  die  errungenen 
Erfolge  rasch  verfolgt  und  den  in  Verwirrung  gebrachten  Insurgentencorps  keine 
Erholung  und  keine  Möglichkeit  ihrer  Vereinigung  gegönnt  werden  dürfe.  Es  war 
ihm  bekannt,  dass  sich  die  Rebellen -Regierung  in  Szegedin  etablirt  hatte,  er  war 
daher  nicht  geneigt,  ihr  Zeit  zum  Schmieden  neuer  Insurrectionsmittel  einzuräumen. 
Der  unglückliche  Ausgang  des  Treffens  bei  Hegy  es  bewog  ihn  ferner,  so  rasch  als 
möglich  zur  Befreiung  der  Südarmee  aus  ihrer  kritischen  Lage  vorzurücken.  End- 
lich sah  er  schon  damals  klar,  dass  die  Operation  der  russischen  Hauptarmee  nur 


1405 


leine  aelir  langii^ierige  sein  würde,  und  dass  ihr  Feldherr  keiaesTveges  geneigt  sei, 

iHay  nsii*s  vielfaclie  Bitten  und  Vorscliläge  über  die  Fortsetzung. der  Bewegungen 

|su  erhören, 

Playnau  fasste  daher  den  Entschluss,  nunmehr  selbstständig  zu  operi- 
renj  und  nur  diesem  Entschlüsse  verdankte  er  die  so  rasche  Eroberung  des  Landes. 
Szegedin  wurde  als  das  zweite  Operations-Object  gewählt,  weil  dieser  Punet 

[nicht  nur  der  Schlüssel  der  ganzen  unteren  und  mittleren  Theisslinie  ist,  der  Feind 

'  im  Begriffe  war,  ein  verschanztes  Lager  dort  herzurichten  und  bedeutende  Streit- 
kräfte daselbst  zusammenzog,  sondern,  weil  auch  hiedurch  die  Verbindung  mit  der 
Südarmee  des  Ban  von  Croatien  nothwendig  erfolgen  musste  und  der  Feldzeug- 

[  meister  von  dort  zum  Entsätze  der  hart  bedrängten  Festung  Temesvdr  vorzurücken 
vermochte.  Sehr  grosse  Schwierigkeiten  stellten  sich  dieser  Operation  entgegen, 

Ein  starkes  feindliches  Corps  stand  in  der  Gegend  bei  J^szbereny  und  Czeglöd 
und  hatte  alle  Theissübergänge  in  seiner  Gewalt  Diesejg  Corps  musste  daher,  falls 

,  es  Stand  hielt,  früher  geschlagen  werden,  und  der  Zug  unserer  Armee  von  Pesth 
nach  Szegedin  bildete  sodann  einen  Flankenmarsch  von  24  Meilen,  durch  eine  san- 
dige^ wenig  bevölkerte  und  wasserarme  Steppe. 

Die  Schwierigkeit  der  Verpflegung  wuchs  zu  einem  Besorgniss  erregenden 

'  Grade.  Ära  22.,  23.  und  24.  JuK  brach  Haynau  mit  der  Armee  von  Pesth  auf, 
schob  das  Reserveeorps  auf  Abony  und  Czegldd  vor,  und  bewirkte  mit  den  übrigen 
Ileerestheilcn  in  2  Colonnen  über  Ketskemdt  und  über  Kun  Szt.  Miklos  auf  Theresi- 
opel  die  rasche  Vorrückung  gegen  Szegedin* 

Das  L  Armeecorps  Hess  Haynau  am  20*  Juli  von  Acs  auf  brechen  und  über 
Pesth  ohne  Rasttage  bis  an  die  Theiss  vorrücken,  dem  2,  Armeecorps  allein  die 
Beobachtung  Komorns  übertragend,  denn  auf  dem  entscheidenden  Puncte  so  stark 
als  möglich  zu  sein,  war  stets  sein  leitender  Grundsatz.  Nachdem  das  L  Corps 
bei  CzegMd  eingetroflFen  war,  zog  er  das  Reservecorps  längs  der  Theiss  herab,  um 
mit  vereinten  Kräften  Szegedin  anzugreifen. 

Haynau  hatte  einen  vor  dieser  Stadt  entscheSdendenKampf  sicher  erwartet, 
aber  der  Feind,  falls  er  ihn  mit  den  Deiileen  im  Rücken  angenommen  hatte,  wäre 
unfehlbar  vernichtet  worden ;  denn  Hayn  au  hatte  mittlerweile  das  3.  Armeecorps 
zum  Theissübergänge  bei  Kanisa  disponirt,  um  ihn  in  die  Flanke  zu  fassen.  Der 
Feind  gab  die  befestigte  Stellung  von  Szegedin,  in  Folge  dieses  Manoeuvres,  ohne 
Kampf  auf,  und  hielt  nur  das  linke  Ufer  der  Theiss  bei  Uj-Szegedin  mit  einer 
Arriferegarde  fest,  welche  am  3.  August  nach  kurzem  Gefechte  delogirt  war.  So 
v^rurde  in  Zeit  von  10  Tagen  der  ganze  Landstrich  zwischen  der  Donau  und  Theiss 
vom  Feinde  gereinigt,  der  wichtige  Punet  Szegedin  in  Besitz  genommen,  das 
Corps  Vetter*s  zum  Rückzuge  aus  der  Bacska  gezwungen  und  die  Südarmee 
befreit,  deren  Vereinigimg  mit  der  Hauptarmee  nun  kein  Hinderniss  mehr  im 
Wege  stand. 


1426 

veranlasst,  worauf  sich  der  Gegner  zum  Angriffvon  Schwechat  anschickte.  Eis 
trafen  Verstärkungen  für  diesen  bedrohten  Punct  ein,  und  der  Banus  verfügte  sich 
selbst  dahin,  um  das  Gefecht  zu  leiten. 

Mittag  war  vorüber,  die  zum  Angriffe  des  feindlichen  linken  Flügels  bestimmte 
Cavallerie-Reserve,  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  Fr  anzLiechtenstein, 
befand  sich  bereits  mit  dem  Gegner  engagirt,  während  der  Geschützkampf  längs 
der  ganzen  Linie  der  Schwechat  ununterbrochen  tobte.  —  Schon  nahte  der  Abend, 
als  der  Banus  die  Ergreifung  der  Offensive  beschloss,  deren  umsichtige  Durch- 
führung durch  General  Zeisberg  die  günstige  Entscheidung  des  Tages  zur  Folge 
hatte. 

Am  31.  October  Nachmittags  begiuin  der  Angriff  auf  die  von  Studenten, 
Nationalgarden  und  Proletariern  vertheidigte  innere  Stadt,  nachdem  während 
des  Vormittags  die  noch  nicht  unterworfenen  Theile  der  Vorstädte  bereits  besetzt 
und  entwaffnet  waren,  wobei  des  Banus  Truppen  unter  Feldmarschall -Lieutenant 
Hartlieb  thätigst  Antheil  genommen  hatten.  Die  Aufforderungen  zur  Übergabe 
der  Stadt  und  Öffnung  des  Burgthores  wurden  mit  einem  Eleingewehrfeuer  auf 
den  Parlamentär  und  mit  Geschützfeuer  auf  die  bis  zu  den  kaiserlichen  Stallungen 
und  zur  Getreidemarkt  -  Caseme  mittlerweile  vorgerückten ,  an  der  Hauptstrasse 
gegen  das  Glacis  aufgestellten  Truppen  der  Division  Hartlieb  von  den  sich 
oberhalb  des  Thores  und  auf  den  anstossenden  Basteien  befindlichen  Lisurgenten 
beantwortet. 

Hierauf  schritt  man  zum  Sturme  gegen  das  Burgthor.  Erst  bei  dem  schon 
gegen  Abend  von  dem  Ottochaner Bataillon,  unterstützt  von  einigen  andern  Abtfaei- 
lungen  der  Linien-Infanterie,  erneuerten  Angriffe  gelang  es  der  muthyollen 
Anstrengung  dieser  Braven,  die,  durch  eine  noch  vorausgegangene  Beschiessung 
mit  Zwölfpfundern  bereits  brennenden  Thorflügel  vollends  einzuschlagen,  die 
Verrammlungen  wegzuräumen,  in  die  zum  Theil  in  Flammen  stehende  Burg  zu 
dringen  und  von  da  in  die  innere  Stadt  zu  rücken.  —  Glücklich  wurde  das  Feuer, 
welches  bereits  die  k.  k.  Hofbibliothek  zu  ergreifen  drohte,  gedämpft  und  die  ehr- 
würdige Wohnstätte  so  vieler  kaiserlicher  Herrscher  mit  ihren  reichen  Schätzen  und 
grossen  historischen  Erinnerungen  vor  Zerstörung  bewahrt. 

Die  nach  der  Unterwerfung  Wiens  eingetretene  Waffenruhe  hatte  der  Feld- 
marschall Fürst  Windisch-Grätz  zur  Ausrüstung  und  Organisirung  seines  Heeres 
benützt,  und  durch  die  allgemeine  Vorrückung  desselben  am  16.  December  1848 
den  Feldzug  gegen  Ungarn  eröflhet.  —  An  diesem  Tage  überschritt  der  Banus 
mit  seinen  Truppen  bei  Brück  die  Grenze  Ungarns,  vertrieb  den  Feind  aus  seiner 
Aufstellung  bei  Parendorf  und  zwang  ihn  zum  Rückzuge  gegen  die  Sümpfe  des 
Neusiedler  -  Sees.  Wieselburg  und  Altenburg  wurden  besetzt  und  am  27.  Raab 
eingenommen,  wo  der  Feind  seine  starken  Verschanzungen  ohne  Kampf  verlassen 
hatte. 


1427 

Dem  zur  Deckung  der  Hauptstädte  des  Landes  eiligst  zurückgehenden  Gegner 
hatte  der  Banus  die  Reiter-Brigade  Ot tinger  seines  Corps  unverweilt  nachgesen- 
det, welche  am  28.  früh  um  halb  6  Uhr  die  aus  7  Bataillonen  und  1  Batterie 
bestehende,  bei  Bäbolna  gelagerte  feindliche  Nachhut  daselbst  erreichte,  sie  unver- 
zögert  angriff,  ungeachtet  ihres  Widerstandes  im  Nu  zersprengte  und  ihr  eine 
vollkommene  Niederlage  bereitete.  —  Während  das  Gros  der  Hauptarmee  auf  der 
Fleischhackerstrasse  gegen  Ofen-Pesth  anrückte,  ging  das  erste  Armeecorps  unter 
dem  Banus  zur  Deckung  der  rechten  Flanke  auf  jener  gegen  Moor  vor.  Am  29.  mi< 
der  Vorhut  und  seinem  Corps-Quartier  in  Kis-Bdr  angelangt,  erfuhr  er,  dass  das 
PerczeTsche  Corps  (angeblich  8000  Mann  Infanterie  mit  600 — 800  Reitern  und 
24  Geschützen)  bei  Moor  stehe. 

Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Jella£i<5  beschloss  nun  ungesäumt  den 
Gegner  aufzusudhen,  welcher  rasche  Entschluss  auch  vom  schönsten  Erfolge 
gekrönt  wurde.  Am  nächsten  Tage  (30.  December)  früh  5  Uhr  setzte  sich  der 
Ban  an  die  Spitze  seiner  Avantgarde  (Banderial-Husaren,  3  Bataillone  Infanterie 
und  6  Geschütze),  mit  welcher  er  gegen  Moor  vorging,  gleichzeitig  aber  die  rück- 
wärts dislocirte  Brigade  Ottinge r,  so  wie  die  Division  Hartlieb  zum  un ver- 
weilten Nachrücken  befehligte.  —  Vorwärts  Sarkany  traf  man  auf  des  Feindes 
vorgeschobene  Posten,  welche  bis  in  dessen  Hauptstellung  eine  halbe  Stunde  her- 
wärts Moor  gedrängt  wurden.  —  Das  Centrum  derselben  war  durch  2  Batterien, 
beide  Flügel  durch  vortheilhafte  örtliche  Hindernisse  gedeckt.  In  einer  möglichst 
gesicherten  Aufstellung  erwartete  jetzt  der  Banus  das  Eintreffen  der  Brigade 
Ottinger,  welches  um  10  Uhr  erfolgte,  worauf  der  Hauptangriff,  ohne  die 
übrigen  Truppen  abzuwarten,  unverzüglich  unternommen  wurde.  Mit  vollster 
Kraft  wurde  derselbe  ausgeführt,  die  Geschütze  vor  der  Mitte  der  feindlichen 
Stellung,  ungeachtet  ihres  heftigen  Feuers,  durch  Ottinger's  Reiter  genommen, 
des  Gegners  Cavallerie  geworfen,  ein  nahestehendes  Bataillon  gesprengt  und  des 
Feindes  Centrum  durchbrochen.  Dieser  hielt  nun  nirgends  mehr  Stand  und  floh 
nach  allen  Richtungen. 

Am  1.  Jänner  1849  stand  das  erste  Armeecorps  in  Lovasz-Ber&y,  am  2.  in 
Märton- Väsär,  von  wo  der  Banus  am  3.  sich  gegen  T6t4nj  in  Marsch  setzte. 
Eine  halbe  Stunde  herwärts  dieses  Ortes  traf  man  auf  den  Feind.  Es  kam  zum 
Gefechte.  —  In  seiner  rechten  Flanke  durch  die  vom  Banus  unter  General  Zeis- 
b er g  vorgeschobene  Brigade  Grammont  bedroht,  zog  sich  der  Gegner  nach 
einem  wohlgenährten  Geschützfeuer  in  die  vortheilhafte  Stellung  von  Promontor 
zurück ,  welche  er  aber  später  gleichfalls  verliess,  um  nach  Ofen  abzurücken.  Am 
4.  Jänner  war  die  gesammte  Armee  in  einem  kleinen  Rayon  in  einer  Entfernung 
von  kaum  zwei  Stunden  vor  Ofen  vereint  und  Disposition  zur  Vorrückung  gegen 
die  Hauptstädte  für  den  5.  getroffen  worden.  Der  Feind  hatte  jedoch  bereits  die 
Vorstädte  und  während  der  Nacht  vom  4.  auf  den  5.  auch  Ofen-Pesth  selbst 

90* 


1418 

Italien^  welches  aus  33  Bataillonen/  löSchwadronen,  56  Geschützen  und  1  Raketen- 
Batterie  bestehend;  im  Venetianischen  in  zerstreuter  Dislocation^  mit  dem  Haupt- 
quartiere in  Padua;  lag. 

Der  Aufstand  von  Mailand  und  Venedig  im  März  1848  fand  bald  in  den  Pro- 
vinzen Verbreitung.  D'Aspre  hatte,  nachdem  er  zuvor  die  in  der  Polesina  vorge- 
schobenen Truppentheile  an  sich  gezogen,  die  in  militärischer  Beziehung  minder 
wichtige  Stadt  Padua  verlassen,  um  mit  allen  verfugbaren  Kräften  nach  Verona 
zu  marschiren,  dann,  durch  die  dortige  Garnison  verstärkt,  sich  nach  Brescia 
zu  wenden  und  die  Verbindung  mit  Feldmarschall  Radetzky  herzustellen.  Es 
war  dieser  Entschluss  und  die  eben  so  schnelle  Durchführung  desselben  über 
alles  Lob  erhaben  und  sicherte  uns  Verona,  für  welches  der  Feldmarschall 
mit  Recht  Besorgnisse  hegen  musste.  Als  Letzterer  am  27.  Mai  seine  Offensir- 
bewegungen  gegen  den  unteren  Mincio  begann,  bildete  das  2.  Armeecorps 
unter  den  Befehlen  des  Feldmarschall -Lieutenants  d'Aspre,  aus  4  Brigaden 
mit  15  Bataillonen,  8  Schwadronen  und  36  Geschützen  bestehend,  die  zweite 
Colonne  und  rückte  am  28.  in  Mantua  ein.  Während  der  glänzenden  Gefechte 
des  1.  Armeecorps  auf  den  Höhen  von  Vicenza  am  10.  Juni  leitete  d'Aspre 
mit  grosser  Umsicht  die  Bewegungen  und  den  Angriff  des  2.  Armeecorps  in  der 
Ebene  und  gegen  den  östlichen  Theil  jener  Stadt,  in  welcher  nach  erfolgter 
Capitulation  von  seinem  Armeecorps  2  Brigaden  (10 — 12,000  Mann)  unter 
Commando  d'Aspre's  blieben,  während  eine  Brigade  über  Schio  in  die  Val 
d'Arsa  detachirt  wurde,  um  die  Communication  zu  erhalten;  auch  das  von  den 
Lisurgenten  geräumte  Padua  wurde  durch  Truppen  dieses  Armeecorps  besetzt. 

Bei  dem  in  der  Nacht  vom  22.  auf  den  23.  Juli  erfolgten  Aufbruche  der  in 
und  um  Verona  concentrirten  Hauptarmee  bildete  Feldmarschall -Lieutenant 
d'Aspre  mit  seinem  Corps  den  rechten  Flügel  derselben.  An  der  Wegnahme  der 
festen  feindlichen  Stellung  von  S  o  n  a  am  23.  war  Sein  Antheil  ein  erfolgreicher,  da  er 
zuerst  dieselbe  durchbrach  und  dadurch  auch  den  Sieg  von  Custozza  vorbereitete, 
zu  dem  alle  Brigaden  seines  Corps  tapfer  mitwirkten,  während  von  den  anderen 
Corps  nur  einzelne  Brigaden  verwendet  wurden.  Der  zweitägige  Kampf  in  und 
um  Vol  ta  am  26.  und27.,  dessen  glänzender  Ausgang  den  Dispositionen  d'Aspre's 
allein  zu  verdanken  war,  da  das  Unvermuthete  des  Gefechtes  höhere  Weisung  ein- 
zuholen nicht  erlaubte,  hatte  den  unzweifelhaftesten  Einfluss  auf  den  glücklichen 
Ausgang  des  Krieges.  Es  war  eines  der  bedeutendsten  und  einflussreichsten.  Konnte 
auch  der  Feind  seine  durch  die  Schlacht  von  Custozza  zerrütteten  Verhältnisse 
durch  die  Besetzung  Volta's  nicht  mehr  herstellen,  so  würde  ihm  doch  der  Besitz 
dieses  wichtigen  Punctes  die  Möglichkeit  gewährt  haben,  seinen  Rückzug  über 
Castiglione  und  Montechiari  zu  nehmen,  sich  mit  der  Garnison  von  Brescia  und 
den  zahlreichen  Schaaren  zu  verbinden,  die  unter  verschiedenen  Führern  noch  in 
den  Bergen  steckten.  Hierdurch  namhaft  verstärkt,  konnte  er  seine  Armee  wieder 


1419 


ordnen  und  noch  einmal  das  Schicksal  einer  Schlacht  versuchen,  FeldinarschaU- 
Lieutenant  d*A 8  pre  erkannte  die  hohe  Wichtigkeit  seiner  Aufgabe.  Unerwartet 
vom  Feinde  angegriffen,  traf  er  seine  Anstalten  mit  dem  Blicke  eines  erfahrenen 
Generals.  Mit  unbesiegbarer  Standhaftigkcit  hielt  er  seine  Stellung  fest  nnd  wider- 
stand den  wiederholten  Angriffen  eines  um  seine  Existenz  kämpfenden  Feindes  in 
einem  zwulfstundigen  blutigen  Gefechte,  der  besiegt  auf  seine  Pläne  Verzieht 
leisten  und  seinen  Rückzug  über  Cremona  nehmen  musste. 

Am  13.  August  öffnete,  nach  vorangegangener  Besetzung  Mailands  durch  das 
2.  Armeecorps,  auch  BresciaaeineThore  dem  Feldmarschall-Lieutenant  d'Aspre, 
dessen  tapfere  Brust  im  Capitel  vom  Jahre  1849  mit  dem  Comroandeurkreuze 
des  Maria  Theresien-Ordens  gescLmüekt  und  ihm  auch  das  Grosskreuz  des  Leo- 
pold-Ordens und  der  russische  St  Georgs-Ordon  4.  Classe  verliehen  wurde. 

Durch  kaiserh'ehe  Entschliessung  vom  17.  März  1849  zum  Feldzeugmeister 
ernannt,  pflüt^kte  d'Aspro  rn  dem  dreitägigen  Feldzuge  dieses  Jahres  neue  Lor- 
bern und  sein  Name^  unter  den  Ileldengestirnen  erster  Grösse  verzeichnet,  ist  mit 
den  Siegen  von  Mortara  und  Novara  auf  das  engste  verknüpft.  j^Wenn  ich**, 
80  sagt  Feldmarschall  Radetzky  in  seinem  Berichte,  „in  diesem  kurzen Feldzugo 
den  tapferen  und  entschlossenen  Führer  des  2.  Armeecorps,  Feldzeugmeister  Baron 
d'Aspre,  welcher  mit  seinem  Corps  am  21.  Mortara  eroberte  und  am  23.  bei 
Novara  durch  fiinf  Stunden  den  Frontangriff  des  Feindes  mit  der  Minderzahl  hel- 
denmüthig  aushielt,  den  Ersten  von  Allen  nennen  muss,  so  gewähre  ich  dadurch 
nur  erneuert  seinem  Muthe  und  seiner  moralischen  Kraft  die  ihm  schon  in  so  vielen 
Gefechten  und  Schlachten  zuerkannte  gebührende  Anerkennung.*' 

Die  Schlacht  bei  Mortara  w^ar  die  glänzendste  des  Krieges.  DV\spre^s 
Entschluss,  sie  noch  bei  einbrechender  Nacht  zu  liefern,  um  die  Wirkungen  der 
Überraschung  nicht  zu  verlieren,  die  sein  unerwartetes  Erseheinen  auf  den  Feind 
hervorbringen  musste,  die  kluge  Anordnung  seiner  Schlachtordnung,  der  mit 
grösstem  Scharfblicke  gewählte  Angriffspunct  der  feindlichen  Sehlachtlinie,  wodurch 
die  beträchtliche  Übermacht  seiner  Gegner  gelahmt  ward,  sichern  ihm  einen  der 
hervorragendsten  Plätze  in  der  Reihe  unserer  Feldherren. 

Später  übernahm  d'Aspre  auf  Befehl  des  Feldmarschalls  Radetzky  bis  auf 
weitere  Verfügung  die  oberste  Leitung  der  Militär-  und  Civil -Behörden  der 
Parma'schen  Staaten,  rückte  mit  den  zur  Intcrvenirung  in  das  Toscanische  bestimm- 
ten Truppen  über  den  Po^  erreichte  ohne  Kampf  Lucca,  traf  am  10.  Mai  mit  seinem 
Corps  vor  Livorno  ein  und  vereinigte  sich  hier  mit  den  Brigaden  Graf  Stadion, 
Fürst  Liechtenstein  und  Graf  Kolowrat.  Da  die  Stadt  nach  der  von  d'Aspre 
ihr  gewährten  48stündrgen  Bedenkzeit  sich  nicht  unbedingt  unterwarf,  so  wurde 
sie  am  11.  Mittags  mit  Sturm  genommen  und  die  von  allen  Seiten  eindringenden 
Colonnen  reichten  sich  auf  der  Piazza  d^armi  die  Hände.  Zwei  Stunden  später 
eröffneten  die  Iasm*genten  von  den  Thürmen  und  aus  den  Häusern  am  Platze  ein 


1420 

neues  Feuer  auf  die  dort  blvouakirenden  kaiserlichen  Truppen^  wodurch  Verwirrung 
zu  entstehen  drohte.  Der  tapfere  d'Aspre  eilte  in  Person  herbei^  zog  den  Säbel 
und  führte  die  rasch  Gesammelten  zum  Angriffe  auf  die  Kirche;  alle  mit  den 
Waffen  ergriffenen  Insurgenten  wurden  erschossen  und  durch  diese  Strenge  die 
Ruhe  hergestellt.  Hierauf  bewegte  er  sich  gegen  Florenz  und  hatte  nach  der 
Einnahme  Ancona's  sein  Hauptquartier  nach  Perugia,  bei  Herstellung  der  Ruhe  in 
Italien  aber  nach  Florenz  verlegt.  Der  Kaiser  von  Russland  verlieh  dem  ruhm- 
gekrönten General  den  St.  Georgs-Orden  3.  Qasse. 

Nach  der  neuen  Armee-Eintheilung  im  October  1849  übernahm  Feldiseag- 
meister  d'Aspre  das  6.  Armeecorps  in  Piacenza.  Zu  Ende  des  Jahres  wurde 
das  Hauptquartier  dieses  Corps  nach  Padua  verlegt.  Ungern  ging  der  General 
dahin,  dies  bewies  sein  ergreifendes  Abschiedsschreiben,  welches  er  bei  Gelegenheit 
jener  Übersetzung  an  die  Truppen,  an  deren  Spitze  er  so  oft  gesiegt,  richtete.  Die 
trübe  Ahnung  erfüllte  sich,  denn  schon  am  24.  Mai  1850  schied  dieser  wahrhaft 
grosse  General  nach  kurzer  Krankheit  zu  Padua  aus  diesem  Leben. 

D'Aspre  war  einer  der  tapfersten  und  kampflustigsten,  aber  auch  ruhmsüch- 
tigsten Soldaten.  Rasch  im  Entschluss,  setzte  er  Alles  an  die  Durchführung  dessel- 
ben; eine  heldenmüthige  Ausdauer  in  allen  Gelegenheiten  kennzeichnete  ihn,  und 
wenn  seine  Kühnheit  ihn  zu  weit  trieb,  so  wollte  er  eher  unterliegen  als  die 
Übereilung  eingestehen.  Dies  lag  in  seinem  Charakter,  und  mehr  als  einmal  hatte 
er  es  in  den  letzten  Kriegen  und  namentlich  bei  Novara  bewiesen,  wo  er  fünf 
Stunden  lang  einer  fünffachen  Übermacht  entgegen  allein  den  Kampf  durch- 
zuführen vermeinte.  Streng  als  Vorgesetzter ,  genoss  er  die  vollste  Liebe  seiner 
Untergebenen,  denn  er  war  bemüht,  das  Verdienst  jedes  Einzelnen  anzuerkennen 
und  gewürdigt  zu  sehen. 

JELLAGIC  de  Buzim,  Joseph  Graf,  Feldzeugmeister,  Grosskreuz  des 
kaiserlichen  Leopold-Ordens,  Militär- Verdienstkreuz,  geheimer  Rath,  Ban,  ober- 
ster Capitän  in  Croatien  und  Slavonien,  Gouverneur  und  commandirender  General 
in  Croatien,  Slavonien  und  Dalmatien,  Gouverneur  von  Fiume,  Inhaber  des 
46.  Infanterie-  und  der  beiden  Banal-Grenz- Regimenter  Nr.  10  und  11,  Sohn  des 
Feldmarschall-Lieutenants  Franz  Freiherm  von  Jellaii6  (s.  d.),  war  zu  Peter- 
wardein  am  16.  October  1801  geboren. 

Die  entschieden  vorherrschende  Neigung  zum  Soldatenstande  bewährte  sich  in 
dem  Gemüthe  und  Charakter  Jella&iö's  als  er  zu  seiner  Ausbildung  in  der 
Theresianischen  Ritterakademie  sich  befand.  Hier  schon  ruhte  der  Genius  als 
unmittelbares  Geschenk  des  Himmels  auf  ihm  und  sprach  sich  aus  durch  ein  glän- 
zendes Talent,  durch  ein  herrliches  Gedächtniss.  Nach  einem  eilfjährigen  vorzüg- 
lichen Studium  in  der  Akademie  war  _e8  dem  achtzehnjälirigen  Jünglinge 
gelungen,  seinen  heissesten  Wunsch  erfüllt  zu  sehen,  indem  ihn  weiland  Kaiser 


1421 


Franz  zum  Unterlieutenant  bei  dem  3.  Dragoner-Regimente  l5aron  ivnescvicl 
scineB  Groasoheiras ,  ernannte.  Der  Akadcmic-Director  meinte  zwar,  dass  e« 
Schade  wäre  solche  Talente  beim  Militär  zu  verwenden,  worauf  der  scharfsinnige 
Kaiser  Franz  bemerkte:  er  sei  überzeugt,  dass  man  in  allen  Stellen  des  Staates 
gute  Talente  bedürfe,  Jellacic  werde  aber  jedenfalls  in  jenem  Stande  am  besten 
zu  verwenden  sein,  zu  welchem  ihn  seine  unbezwinglJche  Neigung  treibe.  Dieses 
prophetische  Wort  sollte  in  der  Folge  zur  vollsten  Wahrheit  werden. 

Im  Jahre  1825  rückte  er  zum  Oberlieuteuant  vor  und  versah  in  dieser  Charge 
durch  drei  Jahre  die  Dienste  als  Brigade-Adjutant  beim  General  Baron  Goramb 
zur  besondern  Zufriedenheit,  Nach  fünf  Jahren  (183U)  wurde  er  zum  Capitän- 
Lieutenant  im  Ogulincr  Gicnz-Rcginientc  Vtefordcrt  und  rückte  noch  ini  nämlichen 
Jahre  zum  %virklichen  Hauptmann  im  Reginiente  vor.  In  dieser  Charge  wurde  ihm 
in  dem  am  17.  October  1835  bei  Gross-K  laduss  stattgefundenen  hartnackigen 
Repressalgefechte  gegen  die  räuberischen  Einfälle  der  bosnischen  Türken  das  Com- 
mando  der  Reserve  der  dritten  Angriüscolonne  anvertraut,  wobei  er  durch  zweck- 
mässige, umsichtige  Leitung  seiner  Truppe,  so  w^ie  durch  bezeigten  persönlichen 
Muth  so  glücklich  war,  in  der  diesfälllgen  Gefechtsrelation  unter  den  besonders 
Ausgezeiclmeten  genannt  zu  werden  und  sich  der  Allerhöchsten  Anerkennung  zu 
erfreuen. 

Im  Jahre  1837  wurde  Jellacic  zum  Major  bei  Gollner-Infanterie  und  Militär- 
Gouvernements-Adjutanten  In  Dalmatien  ernannt  und  fand  in  diesem  Wirkungs- 
kreise vielfältig  Gelegenheit,  seine  vorzüglichen  Fähigkeiten  und  Dlenstcskennt- 
niase  darzuthun  und  stets  zu  erweitern,  so  wie  seinen  unermüdlichen  Eifer  viel- 
seitig zu  bewähren. 

Im  März  1841  war  er  Oberst-LieiUenant,  im  October  1842  Oberst  und  Com- 
mandant  des  ersten  BanahRcgiments  geworden.  Er  benützte  diesen  ausgedehnten 
Bereich  seines  Wirkens  sowohl  zur  militärischen  Ausbildung  der  seinen  Befehlen 
untergeordneten  Grenzer,  als  zur  thätigaten  administrativen  Verwaltung  seines 
ganzen  Bezirkes,  und  erwarb  sich  durch  warme  Thcilnalime  an  dem  Zustande  des 
ihm  anvertrauten  Grenzvolkes  dessen  volles  unbegrenztes  Vertrauen. 

Mit  dem  Jahre  1848  beginnt  die  Reihe  jener  ausgezeichneten  Thaten,  durch 
welche  der  zum  General-Major  und  Banus,  zum  geheimenRath,  und  im  April  zum 
Feldmarschall-Lieutenant  ernannte  Baron  Josepli  Jellacic  die  glänzendsten 
Beweise  seiner  unerschütterlichen  Anhänglichkeit  und  Treue  an  den  Allerhöchsten 
Thron  und  die  Dynastie,  so  wie  des  aufopferndsten  Patriutismus  gab.  Jellacic 
hatte  schon  In  früheren  Jahren  durch  seltene  Vorzüge  sich  die  Sympathien  der 
[Armee  erworben  j  persönlich  oder  dem  Rufe  nach  gekannt  w^ar  er  ihr  Liebling 
geworden,  und  seine  Ernennung  zum  Ban  bewegte  freudig  alle  Herzen,  denn  in 
Jedem  stand  die  Überzeugung:  das  ist  der  rechte  Mann  dazu*  Er  selbst  erkannte 
seine  schwierige  Lage  sogleich.    ^^Mcln  Loos  ist  geworfen,*  äusserte  er  damals  in 


1422 

einem  vertrauten  Briefe,  ^^ich  verfolge  den  geraden  Weg  und  spiele  offenes  Spiel, 
komme  ich  dabei  um ,  so  falle  ich  als  Soldat,  als  Patriot,  als  treuer  Diener  meines 
Herrn  und  Kaisers.^ 

Sein  klarer  Blick  und  durchdringender  Geist  erfasste  bei  den  in  Ungarn  ans- 
gebrochenen  Unruhen  und  politischen  Wirmissen  sogleich  die  dadurch  der  Integrität 
der  österreichischen  Gesammt-Monarchie  und  dem  Throne  drohende  äusserste 
Gefahr,  welche  Voraussicht  sich  späterhin  durch  die  entschieden  revolutionäre 
Haltung  und  den  bald  darauf  erfolgten  gänzlichen  Abfall  Ungarns  leider  nur  zu 
sehr  bewährte.  Eben  so  schnell  als  kühn  war  hierbei  sein  Entschluss  gefasst,  und 
er  war  der  Mann  dazu,  das  riesige  Unternehmen  mit  eben  so  vieler  Kraft  als 
entschlossener  Beharrlichkeit  auszuführen. 

Bald  nach  seiner  Ernennung  begab  sich  Jella6i<5  nach  Wien,  um  seinen 
Eid  als  geheimer  Rath  in  die  Hände  Sr.  Majestät  zu  legen,  den  von  ihm  abgefor- 
derten Eid  als  Ban  aber  weigerte  er  sich  bei  den  factisch  eingetretenen  veränderten 
Verhältnissen  Ungarns  zu  Osterreich  zu  leisten,  weil  er,  so  lauteten  seine  Worte, 
auch  im  Piivatleben  sich  zu  nichts  verbinde,  was  er  nicht  vollkommen  zu  erfüllen 
im  Stande  sei.  In  Wien  wurde  ihm  die  wärmste  Theilnahme  der  Garnison  zuTheil; 
das  gesammte  Of&ciercorps  beehrte  ihn  mit  einem  Besuche,  bei  welchem  Anlasse 
er  von  der  Treue  und  Ehre  der  Armee  mit  aller  Begeisterung  sprach  und  seine 
Worte  mit  der  enthusiastischen  Versicherung  schloss,  dass  er  die  heilige  Fahne 
Österreichs,  wäre  sie  auch  schon  in  den  Staub  getreten,  wieder  hoch  erheben  nnd 
mit  ihr  sterben  wolle  I 

Auf  das  Innigste  davon  überzeugt,  dass  ein  eigenes  abgesondertes  Ministerium 
für  Ungarn  nur  eine  totale  Sonderstellung  zur  Folge  haben  könne,  welche  den 
Thron  gefUhrden  müsse,  versagte  er  demselben  seine  Anerkennung,  und  dies  nm 
so  mehr,  als  er  der  Überzeugung  war,  dass  bei  seiner  sehr  genauen  Kenntniss  der  Lan- 
desgesetze grosse  Verletzungen  in  den  constitutionellen  Bestimmungen  eingetreten 
waren,  und  berief  am  5.  Juni  die  Landes-Congregation  nach  Agram,  in  welcher 
von  sämmtlichen  Repräsentanten  die  Erklärung  des  Banus  begeistert  aufgenommen 
wurde,  mit  Gut  und  Blut  für  die  Einheit  der  Monarchie  einzustehen.  Leider  vmrden 
diese  redlichsten  Tendenzen  verdächtigt  und  er  an  das  Hoflagcr  nach  Innsbruck 
beschieden,  wo  er  in  einer  öffentlichen  Audienz  empfangen  wurde.  Durchdrungen 
von  der  hohen  Bedeutung  des  Augenblickes,  seinem  erhabenen  Monarchen  gegenüber 
die  tiefgefühlten  Ausdrücke  unerschütterlicher  Unterthanstreue  aussprechen  zu 
dürfen,  waren  seine  aus  dem  Innersten  seiner  Seele  hervorgegangenen  Worte ,  so 
wie  der  Ausdruck  in  seinem  ganzen  Wesen  so  ergreifend,  dass  keiner  der  Anwesen- 
den ungerührt  blieb.  Zum  unendlichen  Schmerz  des  Banus  war  aber  diesmal  die 
Erwiederung  des  Monarchen  nicht  mit  der  gewohnten  Huld  gegeben.  Zu  Innsbruck 
erhielt  er  ein  Schreiben  des  FeldmarschaUs  Grafen  Radetzky,  des  Inhalts,  dass 
die  bei  der  italienischen  Armee  befindlichen  Grcnzbataillone  aus  Besorgniss  vor 


1423 


3en  (iefaliren,  welche  Cro&tien  bedroheoj  dringend  um  die  Rücksendung  büten. 
Der  Ban  erliess  ungesäumt  eine  Proclamation  in  croatisclicr  Sprache  an  diese 
Bataillune^  worin  er  sie  in  eben  so  ernster  als  herzlicher  Sprache  an  ihren  Eid, 
an  ihre  Soldatenpflicht  mahnte  und  versichertCj  dass  dem  Vater] aiide  zu  seinem 
Schutze  noch  hinreicliende  Mittel  zu  Gebote  stünden*  Der  Aufruf  beruhigte  die 
Grenztruppen,  die  bekanntlich  in  der  Folge  keinen  geringen  Änthell  an  den  sieg- 
reichen Kämpfen  in  Itah'en  nahmen.  Dieser  Zwischenfall  Ist  für  des  Banus  Charak- 
ter höchst  bezeichnend.  Durch  die  freudige  Ilast^  mit  welcher  er  den  Aufiuf  erliess, 
bewährte  er  den  Geist  unerschütterlicher  Treue  und  Hingebung  für  den  Kaiser  in 
dem  Momente,  wo  ihn  des  Monarchen  Ungaade  so  schwer  getroffen,  so  tief 
►  gebeugt  hatte. 

Auf  seiner  Rückreise  nach  Agram  erfuhr  er  iu  der  Station  Lienz  das  Manifest 
rom  10.  Juni,  das  ihn  der  Würden  und  Ehren  enthob.  Erschüttert  ob  dieser  uner- 
warteten Wendung,  blieb  er  gefasst  und  entgegnete  seinem  verzweifelnden  Gefolge 
Lauf  die  Frage,  was  nun  zu  thun?  ,,  Auf  unsere  Posten  gehen  und  im  treuen  Dienste 
für  unsern  Herrn  sterbenj  oder  ihm  mit  Gottes  Beistand  helfen,''  In  Agram  ange- 
langt,   war   der   Empfang   ein    wahrer  Triumphzug,    sein  Muth  beseelte  Alles; 
nur  waren  die  Besorgnisse  des  Landes  wieder  von  Neuem  erregt,  als  er  nach  Wien 
berufen  wurde,    um  daselbst  unter  Vermittlung  des  Erzherzogs  Johann   eine 
Verständigung  mit  Ungarn  herbeizuführen,  Sie  blieb  nicht  nur  ressul tatlos,  sondern 
66  hatten  vielmehr  magyarische  Tj'uppcn  und  Aufgebote  an  den  Grenzen  Croatiens 
[sich  gesammelt,  wüthendc  Proclamationen  gegen  dieses  Land   und  dessen  Ban 
fgeschleudcrt  und  mit  der  Vernichtung  der  Nation  gedroht.  ,jWo  ist  denn  eigentlich 
[dieses  Croatien?*'  frug  man  sich  hohnlaehelnd  auf  dem' ungarischen  Landtage,  Es 
[galt  also  ernstlich^  auf  den  Schutz  dieses  Landes  zu  denken. 

LTnter  den  ungünstigsten  Umständen  wagte  er  es,  blos  seiner  inneren  Über- 

taeugung  folgend,  auf  eigene  Gefahi*  hin,  mit  Aufbietung  aller  Mittel,  die  er  noch 

seiner  Macht  hatte,  den  Krieg  gegen  die  ungarische  Revolution  zu  beginnen. 

)urch  energische  patriotische  Aufrufe  hatte  er  das  treue  muthvollc  Grenzvolk  zu 

^felsenfester  Anhänglichkeit  und  Hingebung  für  den  Monarchen  und  das  Vaterland 

rau  begeistern  gewusst,  und  überschritt  am  IL  September  1848  mit  45,000  Mann 

Messe! ben  die  Drau.    So  wie  der  kühne  Führer  dem  einmal   gefassten  Vorsatze 

anverändert  treu  blieb,  ungeachtet  der  geringen  Mittel,  die  er  zu  dessen  Ver- 

F'wirklichung  in  seinem  äusserst  mangelhaft  ausgerüsteten  Heere  bcsass,  und  seine 

Pgrosstc  Zuversicht  in  der  guten  Sache  fand,  für  die  er  stritt,  waren  auch  die  treuen 

rrenzer  ihrem  ritterlichen  Ban  vertrauungsvoll  gefolgt,  nicht  zweifelnd  an  dem 

Gelingen  seines  grossen  Unternehmens,  für  das  sie  freudig  kämpften.  Er  wusste 

leider,  dass  nach  seinem  Einrücken  in  Ungarn  die  dort  befindÜchen  k.  k.  Truppen 

Bich  seinen  Fahnen  nicht  anschliessen  würden,  da  die  im  Lande  obwaltenden,  tcrro- 

rristischen  Zustände   und   angewandten   strengsten  Gegenmassrcgeln  diese  schon 


1424 

grösstentheils  dcmoralisirt  hatten ,  —  eben  so  sah  er  sich  in  dem  getioffenen 
Übereinkommen  getäuscht^  dass  das  slavonische  Corps  (10^000  Mann  unter  General 
Roth);  welches  gleichzeitig  mit  dem  Übergange  des  Banus  die  untere  Drau  über- 
schritt;  während  des  Vorrückens  zu  ihm  stossen  würde.  Es  war  bereits  durch  eine 
unglückliche  Katastrophe  dem  Feinde  erlegen.  Die  Vorrückung  der  Truppen 
Jella6id's  war  indessen  trotz  all  den  eingetretenen  höchst  widrigen  Ereignissen^ 
zu  welchen  noch  mannigfache  Beschwernisse  in  Betreff  der  Verpflegung  und  häufig 
unterbrochenen  Verbindung  mit  Croatien  sich  gesellten^  bis  in  die  Gegend  von 
Stuhlweissenburg  ohne  Aufenthalt  erfolgt  Nur  eine  Division  von  Graf  Wr  b  na  und 
eine  von  Baron  Kress  -  Chevauxlegers  ^  so  wie  das  Kürassier  -  Regiment  Graf 
Hardegg  hatten  sich  den  Truppen  des  Banus  angeschlossen;  wodurch  er  einen 
höchst  erwünschten  Zuwachs  an  Streitkräften  erhielt;  da  ihm  Reiterei  sehr  man- 
gelte. In  Sidfok  kam  ihm  ein  Allerhöchstes  Handschreiben  zur  Hand;  das  das 
Manifest  vom  10.  Juni  desavouirte.    . 

Am  29.  September  traf  der  Ban  den  Feind  in  einer  starken  Stellung  bei 
Päkozd.  Es  kam  zum  Treffen.  —  Ein  heftiges  Geschütz-  und  Gewehrfeuer 
dauerte  bis  gegen  Abend  und  das  Resultat  des  Kampfes  war,  dass  sich  der  Feind 
gegen  Ofen-Pesth  zurückzog;  während  der  Banus  bei  Pakozd  Stellung  nahm. 
Es  wurde  hierauf  ein  dreitägiger  Waffenstillstand  abgeschlossen;  den  der  Feld- 
marschall-Lieutenant Jella£id  dazu  benützte;  über  Raab  nach  Altenburg  zu 
rücken;  um  mit  Wien  in  Verbindung  zu  kommen,  in  welchem  damals  die  Revo- 
lution ihren  Gipfelpunct  erreicht  hatte. 

In  Altenburg  erhielt  er  die  Nachricht  von  der  schmachvollen  Ermordung  des 
hochverdienten  Kriegsministers  Grafen  Latour  und  beeilte  sich  nun  zum  unver- 
weilten  Anschlüsse  an  die  Truppen  der  Garnison  WienS;  nachdem  er  den  unge- 
regelten Theil  seines  eigenen  Heeres  unter  dem  Befehle  des  Generals  Thodoro- 
vioh  längs  der  steierischen  Grenze  zum  Schutze  Croatiens  zurückgesendet  hatte. 

Am  10.  October  standen  die  Vorposten  des  Banus  auf  dem  Laaerberge  bei 
Wien;  woselbst  die  Vereinigung  mit  den  Truppen  des  Feldmarschall-Lieutenants 
Grafen  Auerspergam  12.  erfolgte.  In  trauriger  Stimmung  besah  er  die  herrliche 
Stadt;  in  der  er  seine  Erziehung  genossen  hattC;  mit  Wehmuth  blickte  er  zurück 
in  die  Vergangenheit;  wo  sie  sonst  stets  mit  loyaler  Eifersucht  die  Häupter  der 
Herrscherfamilie  schützend  in  ihren  Mauern  bewahrte;  und  ^nun  heult  uns  das 
verbrecherische  Geschrei  des  wahnwitzigsten  und  unnatürlichen  Au&uhrs  entge- 
gen;*' sprach  er  tief  ergriffen  zu  seiner  Umgebung.  —  Die  in  Pressburg  gestandene 
Brigade  Karger;  das  Kürassier-Regiment  Graf  Wallmoden  und  Erzherzog 
Franz  Joseph -Dragoner  schlössen  sich  noch  den  Truppen  des  Banus  an. 

Bei  der  am  22.  October  erfolgten  engeren  Cerninmg  Wiens  cantonirte  das 
den  Befehlen  des  Banus  nach  der  neuen  Ordre  de  Bataille  unterstehende  erste 
Armeecorps  von  Kaiscr-Ebersdorf  bis  gegen  Himberg,   um  die  zu  besorgenden 


1426 

Angriffe  der  ungarischen  Insurgenten  abzuweisen  und  gleichzeitig  die  Abscliliessung 
der  St.  Marxer  Linie  zu  bewirken. 

Am  24.  und  25.  hatten  im  Augarten  und  Prater  mehrere  hartnäckige  Gefechte 
stattgefunden.  Der  Banus  liess  am  25.  eine  Pontonsbrücke  über  den  Durchstich 
des  Wiener  Donaucanals  schlagen,  um  sich  des  Prater-Lusthauses  und  der  dorti- 
gen Brücke  zu  versichern.  Trotz  einem  heftigen  AngrüFe  der  Insurgenten  erfolgte 
die  Besetzung  und  Behauptung  der  Brücke  gegen  alle  Zerstörungsversuche,  worauf 
gegen  Anbruch  des  nächsten  Tages  die  Brigade  Grammont  von  des  Banus 
Truppen  zur  Unterstützung  der  im  Prater  kämpfenden  Division  Ramberg  und 
Sicherung  deren  linke  Flanke  dorthin  abrückte.  Diese  Brigade  hatte  wesentlichen 
Antheil  an  dem  blutigen  Gefechte  und  den  erreichten  günstigen  Resultaten  des 
26.  Octobers. 

Bei  dem  am  28.  stattgefundenen  allgemeinen  Angriff  auf  Wien  war 
dem  Banus  der  Auftrag  geworden,  jenen  auf  die  Vorstädte  Landstrasse,  Erd- 
berg und  Weissgärber  auszufuhren,  mit  dem  Reste  seines  Corps  die  Auf- 
stellung an  der  Schwechat  zu  sichern  und  einen  Theil  bei  Ober-Laa  zur 
Verfügung  zu  halten. 

Der  Kampf  hatte  um  11  Uhr  Vormittags  begonnen  und  bis  gegen  4  Uhr  Nach- 
mittags gewährt.  Er  wurde  von  beiden  Seiten  mit  Erbitterung  geführt.  Jede 
Strasse,  jedes  Haus  wurde  von  den  Nationalgarden,  Studenten  und  bewaflheten 
Proletariern  hinter  starken  Barricaden  und  sonstigen  Verrammlungen  hart- 
näckig vertheidigt.  Ungeachtet  alles  Widerstandes  hatten  des  Banus  muth- 
voUe  Truppen  (die  Division  des  Feldmarschall-Lieutenants  Hartlieb)  mit  aus- 
gezeichneter Tapferkeit  die  ihnen  gestellte  Aufgabe  glänzend  gelöst.  Das  vor-' 
leuchtende  Beispiel  ihrer  Generale  und  Officiere,  welche  sich  jeder  Gefahr 
Preis  gaben  und  ihre  Truppen  mit  vollster  Umsicht  leiteten,  hatte  diese  zum 
Äussersten  begeistert.  Sie  waren  bis  zum  Invalidenhause,  dem  Zollgebäude, 
Münzhause,  der  Veterinärschule,  dem  Schwärzenbergischen  Palais  und  der 
Heumarkt  -  Caserne  vorgedrungen,  hatten  alle  diese  Gebäude  besetzt,  und 
des  Banus  Vortruppen  standen  nach  gethaner  Blutarbeit  an  der  Wien.  Die 
noch  im  Prater  entsendet  gewesene  Brigade  Grammont  focht  an  diesem  Tage 
in  der  Division  Ramberg  mit  der  entschiedensten  Tapferkeit  und  hatte  Y^sent- 
lichen  Antheil  an  der  glücklichen  Bezwingung  der  Jägerzeile  und  Leopol  d- 
stadt. 

Das  ungarische  Heer,  welches  am  28.  die  Leitha  passirte,  überschritt  am 
29.  die  Fischa,  gelangte  bis  auf  den  Höhenzug  zwischen  der  Donau  und  Rauhen- 
warth  und  hatte  dort  ein  Lager  bezogen.  Am  30.  October  Morgens  um  6  Uhr 
erfolgte  dessen  Vorrückung  gegen  die  Stellung  des  Banus.  Ein  heftiges  von  feind- 
licher Seite  überlegenes  Geschützfeuer  hatte  den  Ort  Mannswörth  in  Brand  iresetat 
und  die  Vortruppen  des  linken  Flügels  zum  Rückzuge  hinter  den  ki 

90 


1426 

veranlasst,  worauf  sich  der  Gegner  zum  Angriffvon  Schwechat  anschickte.  Eis 
trafen  Verstärkungen  für  diesen  bedrohten  Punct  ein,  und  der  Banus  verfügte  sich 
selbst  dahin,  um  das  Gefecht  zu  leiten. 

Mittag  war  vorüber,  die  zum  Angriffe  des  feindlichen  linken  Flügels  bestimmte 
Cavallerie-Reserve,  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  FranzLiechtenstein, 
befand  sich  bereits  mit  dem  Gegner  engagirt,  während  der  Geschützkampf  längs 
der  ganzen  Linie  der  Schwechat  ununterbrochen  tobte.  —  Schon  nahte  der  Abend, 
als  der  Banus  die  Ergreifung  der  Offensive  beschloss,  deren  umsichtige  Durch- 
führung durch  General  Zeisberg  die  günstige  Entscheidung  des  Tages  zur  Folge 
hatte. 

Am  31.  October  Nachmittags  begann  der  Angriff  auf  die  von  Studenten, 
Nationalgarden  und  Proletariern  vertheidigte  innercStadt,  nachdem  während 
des  Vormittags  die  noch  nicht  unterworfenen  Theile  der  Vorstädte  bereits  besetzt 
und  entwaffnet  waren,  wobei  des  Banus  Truppen  unter  Feldmarschall -Lieutenant 
Hart  lieb  thätigst  Antheil  genommen  hatten.  Die  Aufforderungen  zur  Übergabe 
der  Stadt  und  Öffnung  des  Burgthores  wurden  mit  einem  Eleingewehrfeuer  auf 
den  Parlamentär  und  mit  Geschützfeuer  auf  die  bis  zu  den  kaiserlichen  Stallungen 
und  zur  Getreidemarkt  -  Caseme  mittlerweile  vorgerückten ,  an  der  Hauptstrasse 
gegen  das  Glacis  aufgestellten  Truppen  der  Division  Hartlieb  von  den  sich 
oberhalb  des  Thores  und  auf  den  anstossenden  Basteien  befindlichen  Lisurgenten 
beantwortet. 

Hierauf  schritt  man  zum  Sturme  gegen  das  Burgthor.  Erst  bei  dem  schon 
gegen  Abend  von  dem  Ottochaner Bataillon,  unterstützt  von  einigen  andern  Abthei- 
lungen der  Linien-Infanterie,  erneuerten  Angriffe  gelang  es  der  muthTollen 
Anstrengung  dieser  Braven,  die,  durch  eine  noch  vorausgegangene  Beschiessung 
mit  Zwölfpfdndern  bereits  brennenden  Thorflügel  vollends  einzuschlagen,  die 
Verrammlungen  wegzuräumen,  in  die  zum  Theil  in  Flammen  stehende  Burg  zu 
dringen  und  von  da  in  die  innere  Stadt  zu  rücken.  —  Glücklich  wurde  das  Feuer, 
welches  bereits  die  k.  k.  Hofbibliothek  zu  ergreifen  drohte,  gedämpft  und  die  ehr- 
würdige Wohnstätte  so  vieler  kaiserlicher  Herrscher  mit  ihren  reichen  Schätzen  und 
grossen  historischen  Erinnerungen  vor  Zerstörung  bewahrt. 

Die  nach  der  Unterwerfung  Wiens  eingetretene  Waffenruhe  hatte  der  Feld- 
marschallFürstWindlsch-Grätz  zurAusrüstungundOrganisirung  seinesHeeres 
benützt,  und  durch  die  allgemeine  Vorrückung  desselben  am  16.  December  1848 
den  Feldzug  gegen  Ungarn  eröffaet  —  An  diesem  Tage  überschritt  der  Banus 
mit  seinen  Truppen  bei  Brück  die  Grenze  Ungarns,  vertrieb  den  Feind  aus  seiner 
Aufstellung  bei  Parendorf  und  zwang  ihn  zum  Bückzuge  gegen  die  Sümpfe  des 
Neusiedler  -  Sees.  Wieselburg  und  Altenburg  wurden  besetzt  und  am  27.  Raab 
eingenommen ,  wo  der  Feind  seine  starken  Verschanzungen  ohne  Kampf  verlassen 
hatte. 


1427 

Dem  zur  Deckung  der  Hauptstädte  des  Landes  eiligst  zurückgehenden  Gegner 
hatte  der  Banus  die  Reiter-Brigade  Ottinger  seines  Corps  unverweilt  nachgesen- 
det, welche  am  28.  früh  um  halb  6  Uhr  die  aus  7  Bataillonen  und  1  Batterie 
bestehende,  bei  Bäbolna  gelagerte  feindliche  Nachhut  daselbst  erreichte,  sie  unver- 
zögert  angriflF,  ungeachtet  ihres  Widerstandes  im  Nu  zersprengte  und  ihr  eine 
vollkommene  Niederlage  bereitete.  —  Während  das  Gros  der  Hauptarmee  auf  der 
Fleischhackerstrasse  gegen  Ofen-Pesth  anrückte,  ging  das  erste  Armeecorps  unter 
dem  Banus  zur  Deckung  der  rechten  Flanke  auf  jener  gegen  Moor  vor.  Am  29.  mi^ 
der  Vorhut  und  seinem  Corps-Quartier  in  Kis-Bdr  angelangt,  erfuhr  er,  dass  das 
PerczeTsche  Corps  (angeblich  8000  Mann  Infanterie  mit  600 — 800  Reitern  und 
24  Geschützen)  bei  Moor  stehe. 

Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Jella£i<5  beschloss  nun  ungesäumt  den 
Gegner  aufzusudhen,  welcher  rasche  Entschluss  auch  vom  schönsten  Erfolge 
gekrönt  wurde.  Am  nächsten  Tage  (30.  December)  früh  5  Uhr  setzte  sich  der 
Ban  an  die  Spitze  seiner  Avantgarde  (Banderial-Husaren,  3  Bataillone  Infanterie 
und  6  Geschütze),  mit  welcher  er  gegen  Moor  vorging,  gleichzeitig  aber  die  rück- 
wärts dislocirte  Brigade  Ottinger,  so  wie  die  Division  Hartlieb  zum  un ver- 
weilten Nachrücken  befehligte.  —  Vorwärts  Sarkany  traf  man  auf  des  Feindes 
vorgeschobene  Posten,  welche  bis  in  dessen  Hauptstellung  eine  halbe  Stunde  her- 
wärts Moor  gedrängt  wurden.  —  Das  Centrum  derselben  war  durch  2  Batterien, 
beide  Flügel  durch  vortheilhafte  örtliche  Hindernisse  gedeckt.  In  einer  möglichst 
gesicherten  Aufstellung  erwartete  jetzt  der  Banus  das  Eintrefifen  der  Brigade 
Ottinger,  welches  um  10  Uhr  erfolgte,  worauf  der  Hauptangrifif,  ohne  die 
übrigen  Truppen  abzuwarten,  unverzüglich  unternommen  wurde.  Mit  vollster 
Kraft  wurde  derselbe  ausgeführt,  die  Geschütze  vor  der  Mitte  der  feindlichen 
Stellung,  ungeachtet  ihres  heftigen  Feuers,  durch  Ottinger's  Reiter  genommen, 
des  Gegners  Cavallerie  geworfen,  ein  nahestehendes  Bataillon  gesprengt  und  des 
Feindes  Centrum  durchbrochen.  Dieser  hielt  nun  nirgends  mehr  Stand  und  floh 
nach  allen  Richtungen. 

Am  1.  Jänner  1849  stand  das  erste  Armeecorps  in  Lovasz-Ber^ny,  am  2.  in 
Märton- Väsär,  von  wo  der  Banus  am  3.  sich  gegen  Tdt^ny  in  Marsch  setzte. 
Eine  halbe  Stunde  herwärts  dieses  Ortes  traf  man  auf  den  Feind.  Es  kam  zum 
Gefechte.  —  In  seiner  rechten  Flanke  durch  die  vom  Banus  unter  General  Zeis- 
b er g  vorgeschobene  Brigade  Grammont  bedroht,  zog  sich  der  Gegner  nach 
einem  wohlgenährten  Geschützfeuer  in  die  vortheilhafte  Stellung  von  Promontor 
zurück,  welche  er  aber  später  gleichfalls  verliess,  um  nach  Ofen  abzurücken.  Am 
4.  Jänner  war  die  gesammte  Armee  in  einem  kleinen  Rayon  in  einer  Entfernung 
von  kaum  zwei  Stunden  vor  Ofen  vereint  und  Disposition  zur  Vorrückung  gegen 
die  Hauptstädte  für  den  5.  getrofifen  worden.  Der  Feind  hatte  jedoch  bereits  die 
Vorstädte  und  während   der  Nacht  vom  4.  auf  den  5.  auch  Ofen-Pesth  selbst 

90* 


1428 

verlassen.  Als  der  reldmarscliall  Fürst  Windisch-Grätz  sich  an  die  Spitze  des 
ersten  Armeecorps  gesetzt  hatte,  den  Banus  zur  Seite,  erfolgte  am  5.  um  die 
Mittagsstunde  der  Einmarsch. 

Von  diesem  Augenblicke  an  steigerten  sich  die  Schwierigkeiten  für  die  ferneren 
Operationen  in  jeder  Beziehung  in  bedeutendem  Grade.  Die  sehr  wichtige  Aufgabe 
des  Fanus  blieb  nun  bis  zur  Schlacht  bei  Käpolna,  26.  und  27.  Februar,  mit  seinen 
fünf  Brigaden  die  wichtigen  Übergänge  der  Theiss  im  Bereiche  von  Szolnok  zu 
bewachen.  Zu  Anfang  März  war  des  Banus  Armeecorps  in  Szolnok,  Nagy-Körös, 
Abony,  Czegldd  und  Pesth  dislocirt. 

Um  eine  Gefährdung  des  bei  Theresiopel  stehenden  Generals  Thodorovich 
möglichst  zu  paralysiren,  ward  die  Hauptarmee  mehr  gegen  Süden  herabgezogen 
und  deren  rechter  Flügel  (Armeecorps  des  Banus)  nach  Ketskemdt,  das  zweite 
Armeecorps  nach  Nagy-Körös,  das  dritte  nach  Czegldd  dislocirt  (12.  März). 

Der  Feind  beabsichtigte  nun  den  Hauptangriff  Theiss  aufwärts,  bei  Poroszld, 
auszuführen  und  hatte  gegen  Ende  des  Monats  die  Mehrzahl  seiner  Truppen  dort- 
hin rücken  lassen. 

Der  Feldmarschall  concentrirte  dagegen  die  Armee  vor  Pesth,  hielt  seinen 
linken  Flügel  bis  Waitzen,  die  Mitte  bei  Hatvan  und  Aszod.  —  Der  rechte  Flügel 
(Armeecorps  des  Banus)  stand  bei  Czegldd  und  wurde  von  dort  auf  Monor  dirigirt, 
während  die  Hauptarmee  in  die  vortheilhafte  Stellung  bei  Gödöllö  rückte. 

Um  bei  den  vom  Feldmarschall  beabsichtigten  Recognoscirungen  gegen  das 
auf  der  Gyöngyöser  Strasse  anrückende  Rebellenheer  die  rechte  Flanke  und  gleich- 
zeitig Pesth  gedeckt  zu  haben,  wurde  der  Banus  mit  seinem  Armeecorps  nach 
Kdka  und  Däny  beordert. 

Auf  dem  Marsche  nach  Ddny  am  4.  wurde  die  Brigade  Rastid,  welche  die 
Nachhut  des  Banus  bildete,  bei  Täpio-Bicske,  woselbst  sie  nach  einem  sehr  ange- 
strengten Marsche  gegen  10  Uhr  Vormittags  anlangte,  von  einem  von  Nagy-Käta 
kommenden  feindlichen  Corps  (Klapka)  von  drei  Seiten  zugleich  angegriffen. 
Die  überlegenen  feindlichen  Colonnen,  deren  Anrücken  durch  das  mörderische 
Feyer  zahlreicher  Geschütze  unterstützt  wurde,  mussten  jedoch  dem  stürmischen 
Bajonetangriff  der  braven  Ottochaner  weichen. 

Auf  die  Nachricht  von  diesem  Zusammenstosse  entsendete  der  Banus  sogleich 
das  Regiment  Hardegg-Kürassier  und  eine  Cavallerie-Batterie  zu  deren  Unter- 
stützung und  erwartete  in  einer  bei  Szecsö  genommenen  Stellung  sowohl  die  Bri- 
gade Rasti6  als  die  gleichfalls  der  Haupttruppe  nachgefolgte  Brigade  Sternberg. 
Am  5.  empfing  der  Banus  die  Weisung,  statt  nach  Fenszaru  sich  gegen  Gödöllö 
zu  dirigiren,  da  der  Feldmarschall  inzwischen  die  Meldung  des  Gefechtes  der 
Brigade  Rastid  erhalten  hatte.  Am  6.  Morgens  gegen  10  Uhr  traf  das  gesammte 
erste  Armeecorps  bei  Isaszeg  ein.  Nach  kaum  einigen  Stunden  Rast  wurde  es 
von  zwei  feindlichen  Corps  (Klapka  und  Damjanich)  mit  voller  Überlegenheit 


1429 

angegriffen.  Des  Banus  Truppen  leisteten  den  hartnäckigsten  Widerstand  und  ver- 
ursachten dem  Feinde  bedeutenden  Verlust,  doch  nöthigte  dessen  überlegenes 
Geschützfeuer,  wobei  der  Ort  Isaszeg  in  Brand  gerieth,  so  wie  seine  Übermacht 
den  Banus,  der  sich  nicht  nur  in  der  Fronte  aufs  heftigste  angegriffen,  sondern  auch 
durch  eine  Umgehung  seinen  rechten  Flügel  bedroht  sah,  sich  in  eine  rückwärtige 
Stellung  auf  die  dortigen  Höhen  zu  ziehen,  um  Ton  hier  aus  den  Kampf  ununter- 
brochen fortzusetzen.  —  In  diesem  Momente  war  der  Feldmarschall,  welcher  den 
heftigen  Kanonendonner  in  GödöUo  vernommen,  mit  den  von  ihm  zur  Unter- 
stützung befehligten  Truppen  auf  dem  Kampfplatze  angelangt.  Ein  entscheidender 
Angriff  in  des  Feindes  rechte  Flanke  brachte  diesen  nach  einem  mörderischen 
Gefechte  zum  Weichen  und  zum  Aufgeben  jedes  ferneren  Angriffes. 

Der  Armee-Oberbefehl  war  in  Folge  der  Abberufung  des  Feldmarschalls 
Fürsten  Windisch-Grätzan  das  Allerhöchste  Hoflager  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Monats  April  an  den  Feldzeugmeister  Baron  Weiden  übertragen  worden,  die 
Armee  aus  ihrer  Stellung  vor  Ofen-Pesth  weiter  rückwärts  concentrirt,  der  bereits 
früher  zum  Feldzeugmeister  beförderte  Banus  Jellaci6  aber  zum  Befehlshaber 
der  theils  aus  dem  1.  Armeecorps,  theils  aus  den  an  der  unteren  Donau  operi- 
renden  einzelnen  Corps  zu  bildenden  Südarmee  ernannt  worden.  War  der  ihm 
jetzt  gewordene  Auftrag  zwar  ein  eben  so  ehrenvoller  als  schwieriger,  so  bewies 
er  aber  auch  die  Grösse  des  Vertrauens,  welches  man  in  dessen  Einsicht  und 
rastlose  Thätigkeit,  so  wie  in  die  tiefgefühlte  Anhänglichkeit  an 
die  Monarchie  setzte. 

Mit  seinem  Armeecorps  in  der  Stärke  von  15,800  Mann  Infanterie,  5100  Pfer- 
den und  74  Geschützen  war  der  Banus  am  24.  April  an  seine  neue  Bestimmung 
längs  der  Donau  nach  Essegg  abgegangen.  Auf  seinem  Marsche  entsendete  er  zur 
Niederhaltung  des  in  mehreren  Orten  gebildeten  Landsturmes,  der  bereits  inKopos- 
vär  einen  Angriff  auf  das  Militär  wagte,  unter  General  Ottinger  ein  starkes 
Detachement  nach  Fünfkirchen,  dem  eigeatlichen  Herde  der  dortigen  revolutionä- 
ren Umtriebe. 

Um  den  gesunkenen  Geist  in  Croatien  wieder  zu  heben,  begibt  sich  der  Banus 
auf  kurze  Zeit  nach  Agram  und  trifft  die  nöthigen  Einleitungen  zur  Erreichung 
dieses  Zweckes.  Sein  eifriges  Streben  ist  es  zugleich,  so  bald  als  möglich  die  Ver- 
bindung mit  dem  im  Banate  und  Syrmien  operirenden  einzelnen  Coi'ps  zu  bewerk- 
stelligen, den  dortigen  Unruhen  und  durch  ungarische  Emissäre  geleiteten  Auf- 
ständen ein  Ende  zu  machen,  der  eingerissenen  Indisciplin  und  dem  Mangel  an 
Einheit  in  den  Unternehmungen  zu  steuern,  nebstbei  aber  das  allgemeine  Ver- 
trauen in  eine  kräftige  Führung  wieder  zu  beleben.  Auf  die  Mitwirkung  der  Trup- 
pen in  Siebenbürgen,  so  wie  auf  das  baldige  Erscheinen  der  russischen  Hülfstrup- 
pen,  welche  ihm  seine  schwierigen  Unternehmungen  erleichtern  und  eine  freie 
Bewegung    in    den    Operationen  gestatten  würden,   konnte   er  leider  unter  den 


1420 

neues  Feuer  auf  die  dort  bivouakirenden  kaiserlichen  Truppen,  wodurch  Verwirrung 
zu  entstehen  drohte.  Der  tapfere  d'Aspre  eilte  in  Person  herbei,  zog  den  Säbel 
und  führte  die  rasch  Gesammelten  zum  Angriffe  auf  die  Kirche;  alle  mit  den 
Waffen  ergriffenen  Insurgenten  wurden  erschossen  und  durch  diese  Strenge  die 
Ruhe  hergestellt.  Hierauf  bewegte  er  sich  gegen  Florenz  und  hatte  nach  der 
Einnahme  Ancona's  sein  Hauptquartier  nach  Pemgia,  bei  Herstellung  der  Ruhe  in 
Italien  aber  nach  Florenz  verlegt.  Der  Kaiser  von  Russland  verlieh  dem  mhm- 
gekrönten  General  den  St.  Georgs-Orden  3.  Qasse. 

Nach  der  neuen  Armee-Eintheilung  im  October  1849  übernahm  Feldzeag- 
meister  d'Aspre  das  6.  Armeecorps  in  Piacenza.  Zu  Ende  des  Jahres  wurde 
das  Hayptquartier  dieses  Corps  nach  Padua  verlegt.  Ungern  ging  der  General 
dahin,  dies  bewies  sein  ergreifendes  Abschiedsschreiben^  welches  er  bei  Gelegenheit 
jener  Übersetzung  an  die  Truppen^  an  deren  Spitze  er  so  oft  gesiegt,  richtete.  Die 
trübe  Ahnung  erfüllte  sich,  denn  schon  am  24.  Mai  1850  schied  dieser  wahrhaft 
grosse  General  nach  kurzer  Krankheit  zu  Padua  aus  diesem  Leben. 

D'Aspre  war  einer  der  tapfersten  und  kampflustigsten,  aber  auch  ruhmsüch- 
tigsten Soldaten.  Rasch  im  Entschluss,  setzte  er  Alles  an  dieDurchrdhrung  dessel- 
ben; eine  heldenmüthige  Ausdauer  in  allen  Gelegenheiten  kennzeichnete  ihn,  und 
wenn  seine  Kühnheit  ihn  zu  weit  trieb,  so  wollte  er  eher  unterliegen  als  die 
Übereilung  eingestehen.  Dies  lag  in  seinem  Charakter,  und  mehr  als  einmal  hatte 
er  es  in  den  letzten  Kriegen  und  namentlich  bei  Novara  bewiesen,  wo  er  fünf 
Stunden  lang  einer  fünffachen  Übermacht  entgegen  allein  den  Kampf  durch- 
zuführen vermeinte.  Streng  als  Vorgesetzter,  genoss  er  die  vollste  Liebe  seiner 
Untergebenen,  denn  er  war  bemüht,  das  Verdienst  jedes  Einzelnen  anzuerkennen 
und  gewürdigt  zu  sehen. 

JEUjAÖIC  de  Buzim,  Joseph  Graf,  Feldzeugmeister,  Grosskreuz  des 
kaiserlichen  Leopold-Ordens,  MilitSr- Verdienstkreuz,  geheimer  Rath,  Ban,  ober- 
ster Capitän  in  Croatien  und  Slavonien,  Gouverneur  und  commandirender  General 
in  Croatien,  Slavonien  und  Dalmatien,  Gouverneur  von  Fiume,  Inhaber  des 
46.  Infanterie-  und  der  beiden  Banal-Grenz-Regimenter  Nr.  10  und  11,  Sohn  des 
Feldmarschall-Lieutenants  Franz  Freiherm  von  Jella£i6  (s.  d.),  war  zu  Peter- 
wardein  am  16.  October  1801  geboren. 

Die  entschieden  vorherrschende  Neigung  zum  Soldatenstande  bewährte  sich  in 
dem  Gemütho  und  Charakter  Jellaiiö's  als  er  zu  seiner  Ausbildung  in  der 
Theresianischen  Ritterakademie  sich  befand.  Hier  schon  ruhte  der  Genius  als 
unmittelbares  Geschenk  des  Himmels  auf  ihm  und  sprach  sich  aus  durch  ein  glän- 
zendes Talent,  durch  ein  herrliches  Gedächtniss.  Nach  einem  eilQährigen  vorzüg- 
lichen Studium  in  der  Akademie  war  _es  dem  achtzehnjährigen  Jünglinge 
gelungen,  seinen  heissesten  Wunsch  erfüllt  zu  sehen ,  indem  ihn  weiland  Kaiser 


1421 


Franz  zum  Untcrlieutenant  bei  dem  3»  Dragoiier-RegJmentc  Baron  Knesevicl 
seines  Groasoheims,  ernannte.  Der  Akademie-Director  meinte  zwar,  class  eiP 
Schade  wäre  solche  Talente  beim  Militär  zu  verwenden,  worauf  der  scharfsinnige 
Kaiser  Franz  bemerkte:  er  sei  überzeug:t,  dasa  man  in  allen  Stellen  dos  Staates 
gute  Talente  bedürfe,  Jellacic  werde  aber  jedenfalls  in  jenem  Stande  am  besten 
zu  verwenden  sein,  zu  welchem  Ihn  seine  nnbezwingliche  Neigung  treibe.  Dieses 
prophetische  Wort  sollte  in  der  Folge  zur  vollsten  Wahrheit  werden. 

im  Jahre  1825  rückte  er  zum  Oberlieuteuant  vor  und  versah  in  dieser  Charge 
durch  drei  Jahre  die  Dienste  als  Brigade* Adjutant  beim  General  Baron  Geramb 
zur  besondern  Zufriedenheit.  Nach  fünf  Jahren  (1830)'  wurde  er  zum  Capitän- 
Lieutenant  im  OgulincrGrenz-RcgiiHenfc  befördert  und  rückte  noch  im  nämlichen 
Jahre  zum  wirklichen  Hauptmann  im  llegimente  vor.  In  dieser  Charge  wurde  ihm 
in  dem  am  17.  October  1835  bei  Gross-Kladuss  stattgefundenen  hartnäckigen 
Rcpressalgefcchte  gegen  die  räuberischen  Einfalle  der  bosnischen  Türken  das  Com- 
mando  der  Reserve  der  dritten  Angriffscolonne  anvertraut^  wobei  er  durch  zweck- 
massige,  umsichtige  Leitung  seiner  Truppe,  so  wie  durch  bezeigten  persönlichen 
Mutli  80  glücklich  war,  in  der  dieslalligen  Gefechtsrclation  unter  den  besonders 
Ausgezeiclmeten  genannt  zu  w^erden  und  sich  der  Allerhöchsten  Anerkennung  zu 
erfreuen. 

Im  Jahre  1837  wurde  Jellacic  zum  Major  bei  üollncr-Infanterie  undMilitär- 
Gouvernements-Ädjulanten  in  Dalmatien  ernannt  und  fand  in  diesem  Wirkungs- 
kreise vielfältig  Gelegenheit,  seine  vorzüglichen  Fähigkeiten  und  Dicnsteskennt- 
nisse  darzutbun  und  stets  zu  erweitern,  sowie  seinen  unermüdlichen  Eifer  viel- 
seitig zu  bewähren. 

Im  März  1841  war  er  Oberst-Lieutenant,  im  October  1842  Oberst  und  Com- 
mandant  des  ersten  Banal-Reglments  geworden.  Er  benützte  diesen  ausgedehnten 
Bereich  seines  Wirkens  sowohl  zur  militariachcn  Ausbildung  der  seinen  Befehlen 
untergeordneten  Grenzer,  als  zur  thätigsten  administrativen  Verwaltung  seines 
ganzen  Bezirkes,  und  erwarb  sich  durch  warme  Theilnalmic  an  dem  Zustande  des 
ihm  anvertrauten  Grcnzvolkes  dessen  volles  unbegrenztes  Vertrauen* 

Mit  dem  Jahre  1848  beginnt  die  Reihe  jener  ausgezeichneten  Thaten,  durch 
welche  der  zum  General-Major  und  Banus,  zum  geheimen Rath,  und  im  April  zum 
Feldmarschall-Lieutenant  ernannte  Baron  Joseph  Jellacic  die  glänzendsten 
Beweise  seiner  unerschütterlichen  Anhänglichkeit  und  Treue  an  den  Allerhöchsten 
Thron  und  die  Dynastie,  so  wie  des  aufopferndsten  Patriotismus  gab.  Jellacic 
hatte  schon  in  früheren  Jahren  durch  seltene  Vorzüge  sich  die  Sympathien  der 
Armee  erworben  j  persönlich  oder  dem  Rufe  nach  gekannt  war  er  ihr  Liebling 
geworden,  und  seine  Ernennung  zum  ßan  bewegte  freudig  alle  flerzen,  denn  in 
Jedem  stand  die  Überzeugung:  das  ist  der  rechte  Mann  dazu.  Kr  selbst  erkannte 
seine  schwierige  Lage  sogleich.    ,jMein  Loos  ist  geworfen,*^  äusserte  er  danials  in 


1422 

einem  vertrauten  Briefe^  ^^ich  verfolge  den  geraden  Weg  und  spiele  offenes  Spiel^ 
komme  ich  dabei  um  ^  so  falle  ich  als  Soldat^  als  Patriot^  als  treuer  Diener  meines 
Herrn  und  Kaisers.^ 

Sein  klarer  Blick  und  durchdringender  Geist  erfasste  bei  den  in  Ungarn  ans- 
gebrochenen  Unruhen  und  politischen  Wirmissen  sogleich  die  dadurch  derIntegritSt 
der  österreichischen  Gesammt-Monarchie  und  dem  Throne  drohende  äusserste 
Gefahr y  welche  Voraussicht  sich  späterhin  durch  die  entschieden  revolutionäre 
Haltung  und  den  bald  darauf  erfolgten  gänzlichen  Abfall  Ungarns  leider  nur  zu 
sehr  bewährte.  Eben  so  schnell  als  kühn  war  hierbei  sein  Entschluss  gefasst|  und 
er  war  der  Mann  dazu^  das  riesige  Unternehmen  mit  eben  so  vieler  Kraft  ak 
entschlossener  Beharrlichkeit  auszuführen. 

Bald  nach  seiner  Ernennung  begab  sich  J eil a6i<5  nach  Wien^  um  seinen 
Eid  als  geheimer  Rath  in  die  Hände  Sr.  Majestät  zu  legen  ^  den  von  ihm  abgefor- 
derten Eid  als  Ban  aber  weigerte  er  sich  bei  den  factisch  eingetretenen  veränderten 
Verhältnissen  Ungarns  zu  Osterreich  zu  leisten^  weil  er  ^  so  lauteten  seine  Worte, 
auch  im  Privatleben  sich  zu  nichts  verbinde^  was  er  nicht  vollkommen  zu  erfüllen 
im  Stande  sei.  In  Wien  wurde  ihm  die  wärmste  Theilnahme  der  Garnison  zuTheil; 
das  gesammte  Officiercorps  beehrte  ihn  mit  einem  Besuche^  bei  welchem  Anlasse 
er  von  der  Treue  und  Ehre  der  Armee  mit  aller  Begeisterung  sprach  und  seine 
Worte  mit  der  enthusiastischen  Versicherung  schloss,  dass  er  die  heilige  Fahne 
Österreichs,  wäre  sie  auch  schon  in  den  Staub  getreten,  wieder  hoch  erheben  und 
mit  ihr  sterben  wolle! 

Auf  das  Innigste  davon  überzeugt,  dass  ein  eigenes  abgesondertes  Ministerium 
für  Ungarn  nur  eine  totale  Sonderstellung  zur  Folge  haben  könne,  welche  den 
Thron  geßlhrden  müsse,  versagte  er  demselben  seine  Anerkennung,  und  dies  um 
so  mehr,  als  er  der  Überzeugung  war,  dass  bei  seiner  sehr  genauen  Kenntniss  der  Lan- 
desgesetze grosse  Verletzungen  in  den  constitutionellen  Bestimmungen  eingetreten 
waren,  und  berief  am  5.  Juni  die  Landes-Congregation  nach  Agram,  in  welcher 
von  sämmtlichen  Repräsentanten  die  Erklärung  des  Banus  begeistert  aufgenommen 
wurde,  mit  Gut  und  Blut  für  die  Einheit  der  Monarchie  einzustehen.  Leider  wurden 
diese  redlichsten  Tendenzen  verdächtigt  und  er  an  das  Hoflagcr  nach  Innsbruck 
beschieden,  wo  er  in  einer  öffentlichen  Audienz  empfangen  wurde.  Durchdrungen 
von  der  hohen  Bedeutung  des  Augenblickes,  seinem  erhabenen  Monarchen  gegenüber 
die  tiefgefühlten  Ausdrücke  unerschütterlicher  Unterthanstrcue  aussprechen  zu 
dürfen,  waren  seine  aus  dem  Innersten  seiner  Seele  hervorgegangenen  Worte ,  so 
wie  der  Ausdruck  in  seinem  ganzen  Wesen  so  ergreifend,  dass  keiner  der  Anwesen- 
den ungerührt  blieb.  Zum  unendlichen  Schmerz  des  Banus  war  aber  diesmal  die 
Erwiederung  des  Monarchen  nicht  mit  der  gewohnten  Huld  gegeben.  Zu  Innsbruck 
erhielt  er  ein  Schreiben  des  Feldmarschatts  Grafen  Radetzky,  des  Inhalts,  dass 
die  bei  der  italienischen  Armee  befindlichen  Grenzbataillone  aus  Besorgniss  vor 


1423 


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3eii  Gefahren,  welche  Croatieii  bedrohen,  dringend  um  die  Rücksendung  bäten. 
Der  Ban  erliess  ungesäumt  eine  Proclamation  in  croatischer  Sprache  an  diese 
Bataillone^  worin  er  sie  in  eben  so  ernster  als  herzUeher  Sprache  ao  ihren  Eid, 
an  ihre  Soldatenpflicht  mahnte  und  versicherte,  dass  dem  Vaterlande  zu  seinem 
Schutze  noch  hinreichende  Mittel  zu  Gebote  stünden.  Der  Aufruf  beruhigte  die 
Grenztruppen,  die  bckaontlich  in  der  Folge  keinen  geringen  Antheil  an  den  sieg- 
reichen Kämpfen  in  ItaUen  nahmen.  Dieser  Zwischenfall  ist  für  des  Banus  Charak- 
ter höchst  hezeichnond.  Durch  die  freudige  Hast,  mit  welcher  er  den  Aufruf  erliess, 
bewährte  er  den -Geist  unerschütterlicher  Treue  und  Hingebung  für  den  Kaiser  in 
dem  Momente,  wo  ihn  des  Monarchen  Ungnade  so  schwer  getroffen,  so  tief 
gebeugt  hatte. 

Auf  seiner  Rückreise  nach  Agram  erfuhr  er  in  der  Station  Lienz  das  Manifest 
vom  10.  Juni,  das  ihn  der  Würden  und  Ehren  enthob.  Erschüttert  ob  dieser  uner- 
arteten  Wendung,  blieb  er  gefasst  und  entgegnete  seinem  verzweifelnden  Gefolge 
aul'  die  Frage,  was  nun  zu  thun?  „Auf  unsere  Posten  gehen  und  im  treuen  Dienste 
für  unsern  Herrn  sterben,  oder  ihm  mit  Gottes  Beistand  helfen,*'  In  Agram  ange- 
langt, war  der  Empfang  ein  wahrer  Triumphzug,  sein  Muth  beseelte  Alles; 
nur  waren  die  Besorgnisse  des  Landes  wieder  von  Neuem  erregt,  als  er  nach  Wien 
berufen  wurde,  um  daselbst  unter  Vermittlung  des  Erzherzogs  Johann  eine 
Verständigung  mit  Ungarn  herbeizuführen.  Sie  blieb  nicht  nur  resultatlos,  sondern 
es  hatten  vielmehr  magyarische  Truppen  und  Aufgebote  an  den  Grenzen  Croatiens 
sich  gesammelt,  wüthende  Proclamationen  gegen  dieses  Land  und  dessen  Ban 
geschleudert  und  mit  der  Vernichtung  der  Nation  gedroht,  „Wo  ist  denn  eigentlich 
dieses  Croatien?^  frug  man  sich  hohnlächelnd  auf  demSmgarischcn  Landtage.  Es 
galt  also  ernstlich,  auf  den  Schutz  dieses  Landes  zu  denken. 

Unter  den  ungünstigsten  Umständen  wagte  er  es,  blos  setner  inneren  Uber- 
eugung  folgend,  auf  eigene  Gefahr  hin,  mit  Aufbietung  aller  Mittel,  die  er  noch 
in  seiner  Macht  hatte,  den  Krieg  ^^g^n  die  ungarische  Revolution  zu  beginnen. 
Durch  energiijche  patriotische  Aufrufe  hatte  er  das  treue  muthvoUe  Grenzvolk  zu 
felsenfester  Anhänglichkeit  und  Hingebung  für  den  Monarchen  und  das  Vaterland 
zu  begeistern  gewusst,  und  liberschrilt  am  IL  September  1848  mit  45,U00  Mann 
desselben  die  Drau,  So  wie  der  kühne  Führer  dem  einmal  gefasstcri  Vorsatze 
unverändert  treu  blieb,  ungeachtet  der  geringen  Mittel j  die  er  zu  dessen  Ver- 
wirklichung in  seinem  äusserst  mangelhaft  ausgerüsteten  Heere  bcsass,  und  seine 
grosste  Zuversicht  in  der  guten  Sache  fand,  für  die  er  stritt,  waren  auch  die  treuen 
Grenzer  ihrem  ritterlichen  Ban  vertrauungsvoll  gefolgt,  nicht  zweifelnd  an  dem 
Gelingen  seines  grossen  Unternehmens,  für  das  sie  freudig  kämpften.  Er  wusste 
leider,  dass  nach  seinem  Einrücken  in  Ungarn  die  dort  befindlichen  k,  k.  Truppen 
sich  seinen  Fahnen  nicht  anschüessen  würden ^  da  die  im  Lande  obwaltenden,  terro- 
ristischen Zustände  und   angewandten  strengsten  Gegcnmassregeln  diese  schon 


1424 

grösstentheils  demoraliairt  hatten ,  —  eben  so  sah  er  sich  in  dem  getroffenen 
Übereinkommen  getäuscht^  dass  das  slavonische  Corps  (10^000  Mann  unter  General 
Roth),  welches  gleichzeitig  mit  dem  Übergange  des  Banus  die  untere  Drau  über- 
schritt; während  des  Vorrückens  zu  ihm  stossen  würde.  Es  war  bereits  durch  eine 
unglückliche  Katastrophe  dem  Feinde  erlegen.  Die  Vorrückung  der  Trappen 
Jellaöid's  war  indessen  trotz  all  den  eingetretenen  höchst  widrigen  Ereignissen, 
zu  welchen  noch  mannigfache  Beschwernisse  in  Betreff  der  Verpflegung  und  häufig 
unterbrochenen  Verbindung  mit  Croatien  sich  gesellten;  bis  in  die  Gegend  von 
Stuhlweissenburg  ohne  Aufenthalt  erfolgt.  Nur  eine  Division  von  Graf  Wr b  na  und 
eine  von  Baron  Kress  -  Chevauxlegers ;  so  wie  das  Kürassier  -  Regiment  Graf 
Hard  egg  hatten  sich  den  Truppen  des  Banus  angeschlossen;  wodurch  er  einen 
höchst  erwünschten  Zuwachs  an  Streitkräften  erhielt;  da  ihm  Reiterei  sehr  man- 
gelte. In  Sidfok  kam  ihm  ein  Allerhöchstes  Handschreiben  zur  Hand;  das  das 
Manifest  vom  10.  Juni  desavouirte. 

Am  29.  September  traf  der  Ban  den  Feind  in  einer  starken  Stellung  bei 
Päkozd.  Es  kam  zum  Treffen.  —  Ein  heftiges  Geschütz-  und  Gewehrfeuer 
dauerte  bis  gegen  Abend  und  das  Resultat  des  Kampfes  war^  dass  sich  der  Feind 
gegen  Ofen-Pesth  zurückzog,  während  der  Banus  bei  Päkozd  Stellung  nahm. 
Es  wurde  hierauf  ein  dreitägiger  Waffenstillstand  abgeschlossen,  den  der  Feld- 
marschall-Lieutenant Jella^id  dazu  benützte,  über  Raab  nach  Altenburg  zu 
rücken,  um  mit  Wien  in  Verbindung  zu  kommen,  in  welchem  damals  die  Revo- 
'  lution  ihren  Gipfelpunct  erreicht  hatte. 

In  Altenburg  erhielt  er  die  Nachricht  von  der  schmachvollen  Ermordung  des 
hochverdienten  Kriegsministers  Grafen  Latour  und  beeilte  sich  nun  zum  unver- 
weilten  Anschlüsse  an  die  Truppen  der  Garnison  Wiens,  nachdem  er  den  unge- 
regelten Theil  seines  eigenen  Heeres  unter  dem  Befehle  des  Generab  Thodoro- 
vich  längs  der  steierischen  Grenze  zum  Schutze  Croatiens  zurückgesendet  hatte. 

Am  10.  October  standen  die  Vorposten  des  Banus  auf  dem  Laaerberge  bei 
Wien,  woselbst  die  Vereinigung  mit  den  Truppen  des  Feldmarschall-Lieutenants 
Grafen  Auersperg  am  12.  erfolgte.  In  trauriger  Stimmung  besah  er  die  herrliche 
Stadt,  in  der  er  seine  Erziehung  genossen  hatte,  mit  Wehmuth  blickte  er  zurück 
in  die  Vergangenheit,  wo  sie  sonst  stets  mit  loyaler  Eifersucht  die  Häupter  der 
Herrscherfamilie  schützend  in  ihren  Mauern  bewahrte,  und  „nun  heult  uns  das 
verbrecherische  Geschrei  des  wahnwitzigsten  und  unnatürlichen  Aufruhrs  entge- 
gen,*' sprach  er  tief  ergriffen  zu  seiner  Umgebung.  —  Die  in  Pressburg  gestandene 
Brigade  Karger,  das  Kürassier-Regiment  Graf  Wallmoden  und  Erzherzog 
Franz  Joseph -Dragoner  schlössen  sich  noch  den  Truppen  des  Banus  an. 

Bei  der  am  22.  October  erfolgten  engeren  Cernirung  Wiens  cantonirte  das 
den  Befohlen  des  Banus  nach  der  neuen  Ordre  de  Bataille  unterstehende  erste 
Armeecorps  von  Kaiser-Ebersdorf  bis  gegen  Himberg,   um  die  zu  besorgenden 


1425 

Angriffe  der  ungarischen  Insurgenten  abzuweisen  und  gleichzeitig  die  Abschliessung 
der  St.  Marxer  Linie  zu  bewirken. 

Am  24.  und  25.  hatten  im  Augarten  und  Prater  mehrere  hartnäckige  Gefechte 
stattgefunden.  Der  Banus  liess  am  25.  eine  Pontonsbrücke  über  den  Durchstich 
des  Wiener  Donaucanals  schlagen,  um  sich  des  Prater-Lusthauses  und  der  dorti- 
gen Brücke  zu  versichern.  Trotz  einem  heftigen  Angriffe  der  Insurgenten  erfolgte 
die  Besetzung  und  Behauptung  der  Brücke  gegen  alle  Zerstörungsversuche;  worauf 
gegen  Anbruch  des  nächsten  Tages  die  Brigade  Grammont  von  des  Banus 
Truppen  zur  Unterstützung  der  im  Prater  kämpfenden  Division  R am berg  und 
Sicherung  deren  linke  Flanke  dorthin  abrückte.  Diese  Brigade  hatte  wesentlichen 
Antheil  an  dem  blutigen  Gefechte  und  den  erreichten  günstigen  Resultaten  des 
26.  Ootobers. 

Bei  dem  am  28.  stattgefundenen  allgemeinen  Angriff  auf  Wien  war 
dem  Banus  der  Auftrag  geworden,  jenen  auf  die  Vorstädte  Landstrasse,  Erd- 
berg und  Weissgärber  auszuführen,  mit  dem  Reste  seines  Corps  die  Auf- 
stellung an  der  Schwechat  zu  sichern  und  einen  Theil  bei  Ober-Laa  zur 
Verfügung  zu  halten. 

Der  Kampf  hatte  um  11  Uhr  Vormittags  begonnen  und  bis  gegen  4  Uhr  Nach- 
mittags gewährt.  Er  wurde  von  beiden  Seiten  mit  Erbitterung  gefuhrt.  Jede 
Strasse,  jedes  Haus  wurde  von  den  Nationalgarden,  Studenten  und  bewaffiieten 
Proletariern  hinter  starken  Barricaden  und  sonstigen  Verrammlungen  hart- 
näckig vertheidigt.  Ungeachtet  alles  Widerstandes  hatten  des  Banus  muth- 
volle  Truppen  (die  Division  des  Feldmarschall-Lieutenants  Hartlieb)  mit  aus- 
gezeichneter Tapferkeit  die  ihnen  gestellte  Aufgabe  glänzend  gelöst.  Das  vor-* 
leuchtende  Beispiel  ihrer  Generale  und  Officiere,  welche  sich  jeder  Gefahr 
Preis  gaben  und  ihre  Truppen  mit  vollster  Umsicht  leiteten,  hatte  diese  zum 
Aussersten  begeistert.  Sie  waren  bis  zum  Invalidenhause,  dem  Zollgebäude, 
Münzhause,  der  Veterinärschule,  dem  Schwarzenbergischen  Palais  und  der 
Heumarkt  -  Caserne  vorgedrungen,  hatten  alle  diese  Gebäude  besetzt,  und 
des  Banus  Vortruppen  standen  nach  gethaner  Blutarbeit  an  der  Wien.  Die 
noch  im  Prater  entsendet  gewesene  Brigade  Grammont  focht  an  diesem  Tage 
in  der  Division  Ramberg  mit  der  entschiedensten  Tapferkeit  und  hatte  wesent- 
lichen Antheil  an  der  glücklichen  Bezwingung  der  Jägerzeile  und  Leopol  d- 
stadt. 

Das  ungarische  Heer,  welches  am  28.  die  Leitha  passirte,  überschritt  am 
29.  die  Fischa,  gelangte  bis  auf  den  Höhenzug  zwischen  der  Donau  und  Rauhen- 
warth  und  hatte  dort  ein  Lager  bezogen.  Am  30.  October  Morgens  um  6  Uhr 
erfolgte  dessen  Vorrückung  gegen  die  Stellung  des  Banus.  Ein  heftiges  von  feind- 
licher Seite  überlegenes  Geschützfeuer  hatte  den  Ort  Mannswörth  in  Brand  gesetzt 
und  die  Vortruppen  des  linken  Flügels  zum  Rückzüge  hinter  den  kalten  Gang 

90 


1426 

veranlasst;  worauf  sich  der  Gegner  zum  Angriff  von  Schwechat  anschickte.  Es 
trafen  Verstärkungen  für  diesen  bedrohten  Punct  ein,  und  der  Banus  verfäg^  sich 
selbst  dahin,  um  das  Gefecht  zu  leiten. 

Mittag  war  vorüber,  die  zum  Angriffe  des  feindlichen  linken  Flügels  bestimmte 
Cavallerie-Reserve,  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Fürst  FranzLiechtenstein, 
befand  sich  bereits  mit  dem  Gegner  engagirt,  während  der  Geschützkampf  längs 
der  ganzen  Linie  der  Schwechat  ununterbrochen  tobte.  —  Schon  nahte  der  Abend, 
als  der  Banus  die  Ergreifung  der  Offensive  beschloss,  deren  umsichtige  Durch- 
führung durch  General  Zeisbergdie  günstige  Entscheidung  des  Tages  zur  Folge 
hatte. 

Am  31.  October  Nachmittags  begann  der  Angriff  auf  die  von  Studenten, 
Nationalgarden  und  Proletariern  vertheidi  gte  innercStadt,  nachdem  während 
des  Vormittags  die  noch  nicht  unterworfenen  Theile  der  Vorstädte  bereits  besetzt 
und  entwaffnet  waren,  wobei  des  Banus  Truppen  unter  Feldmarschall -Lieutenant 
Hart  lieb  thätigst  Antheil  genommen  hatten.  Die  Aufforderungen  zur  Übergabe 
der  Stadt  und  Öffnung  des  Burgthores  wurden  mit  einem  Eleingewehrfeuer  auf 
den  Parlamentär  und  mit  Geschützfeuer  auf  die  bis  zu  den  kaiserlichen  Stallungen 
und  zur  Getreidemarkt  -  Caseme  mittlerweile  vorgerückten ,  an  der  Hauptstrasse 
gegen  das  Glacis  aufgestellten  Truppen  der  Division  Hartlieb  von  den  sich 
oberhalb  des  Thores  und  auf  den  anstossenden  Basteien  befindlichen  Insurgenten 
beantwortet. 

Hierauf  schritt  man  zum  Sturme  gegen  das  Burgthor.  Erst  bei  dem  schon 
gegen  Abend  von  dem  Ottochaner Bataillon,  unterstützt  von  einigen  andern  Abthei- 
lungen der  Linien-Infanterie,  erneuerten  Angriffe  gelang  es  der  muthroUen 
Anstrengung  dieser  Braven,  die,  durch  eine  noch  vorausgegangene  Beschiessung 
mit  Zwölfpfündern  bereits  brennenden  Thorflügel  vollends  einzuschlagen,  die 
Verrammlungen  wegzuräumen,  in  die  zum  Theil  in  Flammen  stehende  Burg  zu 
dringen  und  von  da  in  die  innere  Stadt  zu  rücken.  —  Glücklich  wurde  das  Feuer, 
welches  bereits  die  k.  k.  Hofbibliothek  zu  ergreifen  drohte,  gedämpft  und  die  ehr- 
würdige Wohnstätte  so  vieler  kaiserlicher  Herrscher  mit  ihren  reichen  Schätzen  und 
grossen  historischen  Erinnerungen  vor  Zerstörung  bewahrt. 

Die  nach  der  Unterwerfung  Wiens  eingetretene  Waffenruhe  hatte  der  Feld- 
marschallFürstWin  disch-Grätz  zur  AusrüstungundOrganisirung  seinesHeeres 
benützt,  und  durch  die  allgemeine  Vorrückung  desselben  am  16.  December  1848 
den  Feldzug  gegen  Ungarn  eröffnet,  —  An  diesem  Tage  überschritt  der  Banus 
mit  seinen  Truppen  bei  Brück  die  Grenze  Ungarns,  vertrieb  den  Feind  aus  seiner 
Aufstellung  bei  Parendorf  und  zwang  ihn  zum  Rückzuge  gegen  die  Sümpfe  des 
Neusiedler  -  Sees.  Wieselburg  und  Altenburg  wurden  besetzt  und  am  27.  Raab 
eingenommen,  wo  der  Feind  seine  starken  Verschanzungen  ohne  Kampf  verlassen 
hatte. 


1427 

Dem  zur  Deckung  der  Hauptstädte  des  Landes  eiligst  zurückgehenden  Gegner 
hatte  der  Banus  die  Reiter-Brigade  Ot tinger  seines  Corps  unverweilt  nachgesen- 
det, welche  am  28.  früh  um  halb  6  Uhr  die  aus  7  Bataillonen  und  1  Batterie 
bestehende,  bei  Bäboina  gelagerte  feindliche  Nachhut  daselbst  erreichte,  sie  unver- 
zögert  angriflF,  ungeachtet  ihres  Widerstandes  im  Nu  zersprengte  und  ihr  eine 
vollkommene  Niederlage  bereitete.  —  Während  das  Gros  der  Hauptarmee  auf  der 
Fleischhackerstrasse  gegen  Ofen-Pesth  anrückte,  ging  das  erste  Armeecorps  unter 
dem  Banus  zur  Deckung  der  rechten  Flanke  auf  jener  gegen  Moor  vor.  Am  29.  mi^ 
der  Vorhut  und  seinem  Corps-Quartier  in  Kis-B^r  angelangt,  erfuhr  er,  dass  das 
PerczeTsche  Corps  (angeblich  8000  Mann  Infanterie  mit  600 — 800  Reitern  und 
24  Geschützen)  bei  Moor  stehe. 

Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Jella6i<5  beschloss  nun  ungesäumt  den 
Gegner  aufzusuchen,  welcher  rasche  Entschluss  auch  vom  schönsten  Erfolge 
gekrönt  wurde.  Am  nächsten  Tage  (30.  December)  früh  5  Uhr  setzte  sich  der 
Ban  an  die  Spitze  seiner  Avantgarde  (Banderial-Husaren,  3  Bataillone  Infanterie 
und  6  Geschütze),  mit  welcher  er  gegen  Moor  vorging,  gleichzeitig  aber  die  rück- 
wärts dislocirte  Brigade  Ottinger,  so  wie  die  Division  Hartlieb  zum  un ver- 
weilten Nachrücken  befehligte.  —  Vorwärts  Sarkany  traf  man  auf  des  Feindes 
vorgeschobene  Posten,  welche  bis  in  dessen  Hauptstellung  eine  halbe  Stunde  her- 
wärts Moor  gedrängt  wurden.  —  Das  Centrum  derselben  war  durch  2  Batterien, 
beide  Flügel  durch  vortheilhafte  örtliche  Hindernisse  gedeckt.  In  einer  möglichst 
gesicherten  Aufstellung  erwartete  jetzt  der  Banus  das  Eintreffen  der  Brigade 
Ottinger,  welches  um  10  Uhr  erfolgte,  worauf  der  Hauptangriff,  ohne  die 
übrigen  Truppen  abzuwarten,  unverzüglich  unternommen  wurde.  Mit  vollster 
Kraft  wurde  derselbe  ausgeführt,  die  Geschütze  vor  der  Mitte  der  feindlichen 
Stellung,  ungeachtet  ihres  heftigen  Feuers,  durch  Ottinger's  Reiter  genommen, 
des  Gegners  Cavallerie  geworfen,  ein  nahestehendes  Bataillon  gesprengt  und  des 
Feindes  Centrum  durchbrochen.  Dieser  hielt  nun  nirgends  mehr  Stand  und  floh 
nach  allen  Richtungen. 

Am  1.  Jänner  1849  stand  das  erste  Armeecorps  in  Lovasz-Berfey,  am  2.  in 
Märton- Väsär,  von  wo  der  Banus  am  3.  sich  gegen  Tdtdny  in  Marsch  setzte. 
Eine  halbe  Stunde  herwärts  dieses  Ortes  traf  man  auf  den  Feind.  Es  kam  zum 
Gefechte.  —  In  seiner  rechten  Flanke  durch  die  vom  Banus  unter  General  Zeis- 
b er g  vorgeschobene  Brigade  Grammont  bedroht,  zog  sich  der  Gegner  nach 
einem  wohlgenährten  Geschützfeuer  in  die  vortheilhafte  Stellung  von  Promontor 
zurück ,  welche  er  aber  später  gleichfalls  verliess,  um  nach  Ofen  abzurücken.  Am 
4.  Jänner  war  die  gesammte  Armee  in  einem  kleinen  Rayon  in  einer  Entfernung 
von  kaum  zwei  Stunden  vor  Ofen  vereint  und  Disposition  zur  Vorrückung  gegen 
die  Hauptstädte  für  den  5.  getroffen  worden.  Der  Feind  hatte  jedoch  bereits  die 
Vorstädte  und  während   der  Nacht  vom  4.  auf  den  5.  auch  Ofen-Pesth  selbst 

90* 


1428 

verlassen.  Als  der  Feldmarschall  Fürst  Windisch-Grätz  sich  an  die  Spitze  des 
ersten  Armeecorps  gesetzt  hatte,  den  Banus  zur  Seite,  erfolgte  am  5.  um  die 
Mittagsstunde  der  Einmarsch. 

Von  diesem  Augenblicke  an  steigerten  sich  die  Schwierigkeiten  für  die  ferneren 
Operationen  in  jeder  Beziehung  in  bedeutendem  Grade.  Die  sehr  wichtige  Aufgabe 
des  Fanus  blieb  nun  bis  zur  Schlacht  bei  Käpolna,  26.  und  27.  Februar,  mit  seinen 
fünf  Brigaden  die  wichtigen  Übergänge  der  Theiss  im  Bereiche  von  Szolnok  zu 
bewachen.  Zu  Anfang  März  war  des  Banus  Armeecorps  in  Szolnok,  Nagy-Körös, 
Abony,  Czegldd  und  Pesth  dislocirt. 

Um  eine  Gefährdung  des  bei  Theresiopel  stehenden  Generals  Thodorovich 
möglichst  zu  paralysiren,  ward  die  Hauptarmee  mehr  gegen  Süden  herabgezogen 
und  deren  rechter  Flügel  (Armeecorps  des  Banus)  nach  Ketskemdt,  das  zweite 
Armeecorps  nach  Nagy-Körös,  das  dritte  nach  Czegldd  dislocirt  (12.  März). 

Der  Feind  beabsichtigte  nun  den  Hauptangriff  Theiss  aufwärts,  bei  Poroszld, 
auszuführen  und  hatte  gegen  Ende  des  Monats  die  Mehrzahl  seiner  Truppen  dort- 
hin rücken  lassen. 

Der  Feldmarschali  concentrirte  dagegen  die  Armee  vor  Pesth,  hielt  seinen 
linken  Flügel  bis  Waitzen,  die  Mitte  bei  Hatvan  und  Aszod.  —  Der  rechte  Flügel 
(Armeecorps  des  Banus)  stand  bei  Czegldd  und  wurde  von  dort  auf  Monor  dirigirt, 
während  die  Hauptarmee  in  die  vortheilhafte  Stellung  bei  Gödöllö  rückte. 

Um  bei  den  vom  Feldmarschall  beabsichtigten  Recognoscirungen  gegen  das 
auf  der  Gyöngyöser  Strasse  anrückende  Rebellenheer  die  rechte  Flanke  und  gleich- 
zeitig Pesth  gedeckt  zu  haben,  wurde  der  Banus  mit  seinem  Armeecorps  nach 
Kdka  und  Däny  beordert. 

Auf  dem  Marsche  nach  Ddny  am  4.  wurde  die  Brigade  Rastid,  welche  die 
Nachhut  des  Banus  bildete,  bei  Täpio-Bicske,  woselbst  sie  nach  einem  sehr  ange- 
strengten Marsche  gegen  10  Uhr  Vormittags  anlangte,  von  einem  von  Nagy-Käta 
kommenden  feindlichen  Corps  (Klapka)  von  drei  Seiten  zugleich  angegriffen. 
Die  überlegenen  feindlichen  Colonnen,  deren  Anrücken  durch  das  mörderische 
Feyer  zahlreicher  Geschütze  unterstützt  wurde,  mussten  jedoch  dem  stürmischen 
Bajonetangriff  der  braven  Ottochaner  weichen. 

Auf  die  Nachricht  von  diesem  Zusammenstosse  entsendete  der  Banus  sogleich 
das  Regiment  Hardegg-Kürassier  und  eine  Cavallerie-Batterie  zu  deren  Unter- 
stützung und  erwartete  in  einer  bei  Szecsö  genommenen  Stellung  sowohl  die  Bri- 
gade Rasti6  als  die  gleichfalls  der  Haupttruppe  nachgefolgte  Brigade  S  ternberg. 
Am  5.  empfing  der  Banus  die  Weisung,  statt  nach  Fenszaru  sich  gegen  Gödöllö 
zu  dirigiren,  da  der  Feldmarschall  inzwischen  die  Meldung  des  Gefechtes  der 
Brigade  Rastid  erhalten  hatte.  Am  6.  Morgens  gegen  10  Uhr  traf  das  gesammte 
erste  Armeecorps  bei  Isaszeg  ein.  Nach  kaum  einigen  Stunden  Rast  wurde  es 
von  zwei  feindlichen  Corps  (Klapka  und  Damjanich)  mit  voller  Überlegenheit 


1429 

angegriffen.  Des  Banus  Truppen  leisteten  den  hartnäckigsten  Widerstand  und  ver- 
ursachten dem  Feinde  bedeutenden  Verlust,  doch  nöthigte  dessen  überlegenes 
Geschützfeuer,  wobei  der  Ort  Isaszeg  in  Brand  gerieth,  so  wie  seine  Übermacht 
den  Banus,  der  sich  nicht  nui'  in  der  Fronte  aufs  heftigste  angegriffen,  sondern  auch 
durch  eine  Umgehung  seinen  rechten  Flügel  bedroht  sah,  sich  in  eine  rückwärtige 
Stellung  auf  die  dortigen  Höhen  zu  ziehen,  um  von  liier  aus  den  Kampf  ununter- 
brochen fortzusetzen.  —  In  diesem  Momente  war  der  Feldmarschall,  welcher  den 
heftigen  Kanonendonner  in  GödöUo  vernommen,  mit  den  von  ihm  zur  Unter- 
stützung befehligten  Truppen  auf  dem  Kampfplatze  angelangt.  Ein  entscheidender 
Angriff  in  des  Feindes  rechte  Flanke  brachte  diesen  nach  einem  mörderischen 
Gefechte  zum  Weichen  und  zum  Aufgeben  jedes  ferneren  Angriffes. 

Der  Armee-Oberbefehl  war  in  Folge  der  Abberufung  des  Feldmarschalls 
Fürsten  Windisch-Grätzan  das  Allerhöchste  Hof lager  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Monats  April  an  den  Feldzeugmeister  Baron  Weiden  übertragen  worden,  die 
Armee  aus  ihrer  Stellung  vor  Ofen-Pesth  weiter  rückwärts  concentrirt,  der  bereits 
früher  zum  Feldzeugmeister  beförderte  Banus  Jellaci6  aber  zum  Befehlshaber 
der  theils  aus  dem  1,  Armeecorps,  theils  aus  den  an  der  unteren  Donau  operi- 
renden  einzelnen  Corps  zu  bildenden  Südarmee  ernannt  worden.  War  der  ihm 
jetzt  gewordene  Auftrag  zwar  ein  eben  so  ehrenvoller  als  schwieriger,  so  bewies 
er  aber  auch  die  Grösse  des  Vertrauens,  welches  man  in  dessen  Einsicht  und 
rastlose  Thätigkeit,  so  wie  in  die  tiefgefühlte  Anhänglichkeit  an 
die  Monarchie  setzte. 

Mit  seinem  Armeecorps  in  der  Stärke  von  15,800  Mann  Infanterie,  5100  Pfer- 
den und  74  Geschützen  war  der  Banus  am  24.  April  an  seine  neue  Bestimmung 
längs  der  Donau  nach  Essegg  abgegangen.  Auf  seinem  Marsche  entsendete  er  zur 
Niederhaltung  des  in  mehreren  Orten  gebildeten  Landsturmes,  der  bereits  inKopos- 
vär  einen  Angriff  auf  das  Militär  wagte,  unter  General  Ottinger  ein  starkes 
Detachement  nach  Fünfkirchen,  dem  eigeatlichen  Herde  der  dortigen  revolutionä- 
ren Umtriebe. 

Um  den  gesunkenen  Geist  in  Croatien  wieder  zu  heben,  begibt  sich  der  Banus 
auf  kurze  Zeit  nach  Agram  und  trifft  die  nöthigen  Einleitungen  zur  Erreichung 
dieses  Zweckes.  Sein  eifriges  Streben  ist  es  zugleich,  so  bald  als  möglich  die  Ver- 
bindung mit  dem  im  Banate  und  Syrmien  operirenden  einzelnen  Corps  zu  bewerk- 
stelligen, den  dortigen  Unruhen  und  durch  ungarische  Emissäre  geleiteten  Auf- 
ständen ein  Ende  zu  machen,  der  eingerissenen  Indisciplin  und  dem  Mangel  an 
Einheit  in  den  Unternehmungen  zu  steuern,  nebstbei  aber  das  allgemeine  Ver- 
trauen in  eine  kräftige  Führung  wieder  zu  beleben.  Auf  die  Mitwirkung  der  Trup- 
pen in  Siebenbürgen,  so  wie  auf  das  baldige  Erscheinen  der  russischen  Hülfstrup- 
pen,  welche  ihm  seine  schwierigen  Unternehmungen  erleichtern  und  eine  freie 
Bewegung    in    den    Operationen  gestatten  würden,   konnte   er  leider  unter  den 


1430 

damaligen  Verhältnissen  noch  nicht  rechnen^  ja  selbst  die  erst  im  Beginne  begriffenen 
Operationen  der  Hauptarmee  unter  Feldzeugmeister  Haynau  im  Juni  stellten  die 
gleich  anfangs  zum  Ziele  gestellte  Verbindung  und  das  gemeinschaftliche  Ope- 
riren mit  der  Südarmee  erst  für  die  Folge  in  Aussicht  und  beschränkte  diese  vor 
der  Hand  auf  die  Defensive. 

In  der  zweiten,  Hälfte  des  Mai  war  diese  von  Essegg  nach  Vukovär,  lUok, 
Karlowitz,  Tovarnik  und  Ireg  gerückt  und  hatte  das  Hauptquartier  in  Ruma.  Die 
Lage  des  Banus  war  um  diese  Zeit  eine  sehr  missliche  geworden;  das  verheerende 
Umsichgreifen  der  Cholera  raffte  zahllose  Opfer  hinweg  und  wirkte  entmuthigend 
auf  die  Mannschaft;  es  fehlte  an  Kleidung  und  Waffen^  so  wie  an  anderen  Aus- 
rüstungsgegenständen für  die  Organisirung  des  Heeres.  Die  Serben  unter  Tho- 
dorovich  befanden  sich  keineswegs  in  einem  schlagfertigen,  befriedigenden 
Zustande ;  der  Feind  hatte  Peterwardein  bedeutend  verstärkt,  und  mit  den  weni- 
gen, sich  bereits  auf  der  Hochebene  von  Tittel  befindenden  Truppen  konnte  keine 
erfolgreiche  Unternehmung  gegen  einen  Feind  gewagt  werden,  der  von  allen  Sei- 
ten Verstärkungen  erhielt,  mit  dem  die  insurgirten  Bewohner  des  Landes  in  stetem 
Einvernehmen  handelten  und  der  überdies  mit  Leichtigkeit  sich  mit  allen  Bedürf- 
nissen aus  den  fruchtbaren  Gegenden  versehen  konnte. 

Von  aller  Unterstützung  weit  und  auf  sich  selbst  beschränkt,  blieb  dem  Banus 
für  den  Augenblick  nur  die  Bewahrung  einer  festen  defensiven  Haltung  übrig. 
Von  der  72,000  Mann  zählenden  Südarmee  waren  für  offensive  Unternehmungen 
blos  10  Bataillone  verfügbar.  Dennoch  war  ein  Überfall  auf  die  vor  Peterwardein 
befindliche  Redoute  unternommen  und  die  Besatzung  zum  Rückzuge  in  die  Festung 
genöthigt,  so  wie  zwei  vom  Gegner  auf  das  Tittler  Plateau  ausgeführte  Angriffe 
und  ein  aus  Peterwardein  gemachter  Ausfall  mit  Erfolg  abgeschlagen  worden. 
Gleichzeitig  hatte  die  allmähliche  Überschiffung  der  Truppen  bei  Szlankamen 
begonnen,  die  aber  wegen  der  vorhandenen  äusserst  geringen  Mittel  dazu  nur 
langsam  vor  sich  gehen  konnte. 

Um  sich  der  Verbindung  mit  der  Hauptarmee  zu  nähern,  deren  Anrücken 
täglich  entgegengesehen  wurde,  so  wie  aus  Verpflegsrücksichten,  da  die  erschöpf- 
ten Gegenden  Slavoniens  und  Syrmiens  nichts  mehr  zu  leisten  vermochten,  ent- 
schloss  sich  der  Ban  zur  Vorrückung  an  den  Bäcs-  (Franzens-)  Canal  und  zur 
Besetzung  der  Linie  von  Zombor  bis  Földvär. 

Am  5.  Juni  hatten  sich  die  Truppen  zur  Ausführung  dieses  Unternehmens  in 
Marsch  gesetzt  und  stand  der  linke  Flügel  am  6.  bei  Kaacs,  an  die  Donau 
gestützt,  das  Centrum  (Reiterei  und  Geschützreserve)  hinter  dem  Kaacser  Wald 
und  der  äusserste  rechte  Flügel  bei  Josephsdorf,  während  Knicanin  zur  Siche- 
rung des  Plateau's  von  Tittel  zurückblieb.  Der  Gegner  mochte  Kenntniss  hiervon 
erhalten  haben,  rückte  in  der  Nacht  vom  6.  zum  7.  von  Neusatz  gegen  Kaacs, 
während  von  der  Theiss  aus  die  österreichische  Armee  in  Flanke  und  Rücken 


1431 

genommen  werden  sollte.  Nach  Überschreitung  der  Bömerschanzen  drängte  der 
Feind  die  schwachen  Vortruppen  zurück,  welche  sich  auf  die  Mitte  der  Aufstellung 
replürten.  Es  begann  ein  heftiges  Geschützfeuer,  während  dessen  sich  der  grössere 
Theil  der  feindlichen  Streitkräfte  gegen  unseren  rechten  Flügel  wendete.  Nun  bra- 
chen mit  einem  Male  die  im  Kaacser  Walde  hierzu  schon  bereit  gehaltenen  Reiter- 
Colonnen  mit  Ungestüm  hervor  und  warfen  sich  auf  den  Feind ,  der  durch  den 
unvermutheten  erschütternden  Angriff  und  das  trefflich  geleitete  Geschützfeuer  in 
Bestürzung  gerieth  und  auf  allen  Puncten  den  Rückzug  antrat,  der  zuletzt  in  voll- 
kommene Flucht  überging. 

In  der  Nacht  vom  11.  zum  12.  griff  der  Banus  die  vor  Neusatz  liegenden 
Verschanzungen  an,  nahm  selbe  nach  einem  heftigen  Kampfe  und  zwang  dadurch 
die  Besatzung  zum  Rückzuge  in  den  Brückenkopf.  Des  Feindes  ununterbrochenes 
Feuer  aus  der  Festung  setzte  jedoch  die  Stadt  in  Brand,  welche  sonach  ein  Trüm- 
merhaufen wurde.  Indessen  hatte  sich  ein  feindliches  Corps  bei  Alt-Becse  zusammen- 
gezogen, woselbst  sich  zur  Deckung  der  dortigen  Schiffbrücke  Verschanzungen 
und  Batterien  an  beiden  Theissufern  befanden;  der  Ban  beschloss  den  Angriff  auf 
dieses  Corps  und  liess  um  Mitternacht  vom  24.  auf  den  25.  Juni  bei  Szt.  Tamäs 
seine  Vorhut  den  Franzenscanal  überschreiten. 

Am  25.  um  halb  acht  Uhr  Morgens  stiess  die  unter  der  persönlichen  Führung 
des  Banus  vorrückende  Hauptcolonne  auf  den  Feind.  Es  entspann  sich  ein  heftiges 
Geschützfeuer,  das  an  zwei  Stunden  währte  und  dessen  zermalmende  Wirkung  in 
Folge  der  ausgezeichneten  Leitung  unserer  Batterien  den  Gegner  mit  Verlust  zur 
Räumung  seiner  Stellung  brachte,  worauf  des  Banus  Infanterie  in  Sturmcolonnen, 
das  3.  Bataillon  Piret  und  eine  Division  vom  2.  Banal -Regimente  an  der  Tete, 
vorrückte,  ihn  bei  Alt-Becse  über  die  dortige  Brücke  trieb  und  den  Ort  besetzte. 
Unter  dem  Schutze  ihrer  aufgestellten  Batterien  gelang  es  den  Insurgenten  zwar 
am  jenseitigen  Ufer  sich  festzusetzen,  jedoch  wagten  sie  keinen  weiteren  Über- 
gangsversuch  und  es  wurde  noch  gegen  Abend  ein  Theil  der  Schiffbrücke  von  den 
Unsrigen  zerstört. 

Das  bei  Hegyes  am  14.  Juli  stattgefundene  Treffen  schliesst  die  Reihe  jener 
kriegsgeschichtlichen  Ereignisse ,  die  während  der  Dauer  des  Bestandes  der  Süd- 
armee bei  selber  vorfielen.  Der  Feind  hatte  sich  bei  Hegyes  in  ansehnlicher  Stärke 
gesammelt  und  bedeutende  Abtheilungen  auf  seinen  Flügeln  an  der  Donau  und 
Theiss  vorgeschoben.  Bereits  beunruhigte  er  die  diesseitigen  am  Franzenscanale 
stehenden  Vorposten ,  wodurch  sich  der  Banus  in  seiner  Aufstellung  in  Front  und 
Rücken  gefährdet  sah.  Er  concentrirte  desshalb  seine  Streitkräfte  in  Kis-Kdr  mit 
dem  Entschlüsse,  den  Gegner  selbst  anzugreifen,  dessen  Stärke  über  20,000  Mann 
betragen  sollte.  In  der  Nacht  des  13.  wurde  der  Canal  bei  Verbasz  überschritten, 
um  den  Feind  zu  überrumpeln,  ihn  auf  diese  Weise  um  so  leichter  zu  trennen  und 
dann  einzeln  zu  schlagen.  Während  des  Marsches  langte  die  Meldung  an,  feindliche 


1432 

Abtheilungen  befanden  sich  im  Rücken  der  Canallinie  und  hätten  mehrere 
Dörfer  in  Brand  gesteckt.  Sogleich  wurde  ein  starkes  Detachement  zur  Sicherung 
des  zurückgebliebenen  Parkes  und  der  exponirten  Posten  am  Canale  dorthin  ent- 
sendet, der  Marsch  jedoch  fortgesetzt.  Um  drei  Uhr  Morgens  war  man  in  aller 
Stille  nahe  an  Hegyes  gekommen,  als  plötzlich  Feuerzeichen  aus  drei  vom  Feinde 
besetzten  Dörfern  aufleuchteten  und  längs  der  ganzen  Linie  ein  heftiges  Tirailleur- 
feuer  begann.  Der  Feind  war  somit  vorbereitet.  Dessenungeachtet  befahl  der  Ban 
den  Aufmarsch^  während  die  noch  herrschende  Dunkelheit  die  geringe  Zahl  seiner 
Truppen  barg.  Auf  das  erste  Vordringen  unserer  Truppen  war  der  Feind  anfangs 
gewichen,  zog  aber  sogleich  Verstärkungen  an  sich,  deren  Vorrücken  er  durch 
vorgeführte  Batterien  unterstützte.  Dies  hatte  eine  rückgängige  Bewegung  unseres 
ersten  Treffens  zur  Folge,  während  welcher  der  Feind  vorzüglich  des  Banus  rech- 
ten Flügel  bedrängte  und  zu  umgehen  bemüht  war.  Durch  das  heftige  feindliche 
Feuer  erschüttert,  kamen  zwei  erst  neu  organisirte  Bataillone  dieses  Flügels  wäh- 
rend der  rückgängigen  Bewegung  ins  Schwanken  und  geriethen  in  bedrohliche 
Haltlosigkeit,  als  der  Ban,  dessen  Auge  überall  wachte,  die  drohende  Gefahr  des 
Augenblickes  erkennend,  mit  Blitzesschnelle  zu  den  beiden  Bataillonen  eilte,  sie 
mit  kräftigen  Worten  ermunterte  und  persönlich  dem  Feinde  entgegen  führte. 
Dieser  widerstand  dem  erneuerten  Angriffe  nicht  und  wurde  auf  diesem  Puncte  bis 
nach  Szdghegy  zurückgeworfen.  Eine  erneuerte  Bedrohung  der  eigenen  Rückzugs- 
linie durch  des  Feindes  Übermacht  veranlasste  jedoch  den  Ban,  solche  Einleitungen 
zu  treffen,  dass  der  Rückmarsch  möglichst  gesichert  angetreten  und  unter  fortwäh- 
rendem Gefechte,  geschützt  durch  zweckmässig  placirte  Batterien  und  den  kräfti- 
gen Choc  der  Reiterei  in  bester  Ordnung  vollzogen  werden  konnte. 

In  diesem  Treffen,  das  von  3  Uhr  Morgens  bis  12  Uhr  Mittags  mit  gleicher 
Hartnäckigkeit  gewährt  hatte,  fochten  unsererseits  7000  Mann  mit  73  Geschützen 
gegen  eine  Übermacht  von  15 — 20,000  Mann  mit  beiläufig  100  Geschützen. 

Nach  dem  Siege  bei  Temesvär  beeilte  sich  der  Ban,  die  bisher  mit  aller 
Anstrengung  angestrebte  Verbindung  mit  der  Hauptarmee  unter  Feldzeugmeister 
Hay  nau  zu  bewerkstelligen.  Zur  Cernirung  von  Peterwardein  blieben  die  hierzu 
erforderlichen  Truppen  zurück,  mit  dem  gesammten  übrigen  Heere  trat  d^r  Banus 
den  Marsch  gegen  Temesvär  an. 

Des  Banus  grosse  Verdienste  vom  Beginn  der  März-Revolution  bis  zur  Ein- 
nahme von  Wien  wurden  noch  im  Jahre  1849  durch  das  abgehaltene  Capitel  mit 
dem  Comm  and  eur  kreuze  des  Maria  Theresien  -  Ordens  gelohnt,  welches  ihn 
auf  der  Stätte  seiner  Siege  im  Hauptquartiere  zu  Kis-Kdr  traf. 

Ende  August  erhielt  er  durch  Feldzeugmeister  Hay  nau  die  Mittheilung  sei- 
ner von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  angeordneten  Berufung  an  das  Allerhöchste  Hof- 
lager, um  bei  der  alldort  stattfindenden  Behandlung  der  so  entscheidungsvollen 
Fragen  über  die  künftige  Organisirung  Croatiens,  Slavoniens  und  der  serbischen 


1433 

Woiwodschaft  zu  Rathe  gezogen  zu  werden,  und  verfugte  sich  unverweilt  an  diese 
ihm  erneuert  gewordene  so  hochwichtige  Bestimmung. 

Bei  seiner  genauen  Kenntniss  dieser  Länder,  der  Sitten,  Gebräuche,  Eigen- 
thümlichkeiten,  der  Geschichte  der  staatlichen  und  nationalen  Verhältnisse  dieser 
Völker  sprach  er  auch  seine  klare  Überzeugung  aus,  wenngleich  sie  nicht  durch- 
dringen konnte. 

Treu  ergeben  seinem  Kaiser,  entschlossen  von  Charakter,  ein  warmer  Vater- 
landsfreund, Soldat  mit  vollem  Berufe,  ward  er  durch  kaiserliche  Gnadenbezeu- 
gungen reich  beglückt,  und  seine  Erhebung  in  den  Grafenstand  bei  Gelegenheit 
der  Vermählung  Sr.  Majestät  des  Kaisers  am  24.  April  1854  war  ein  neuer  Beweis 
dieser  fürstlichen  Huld. 

Was  die  Zeit  in  Jella6i<5  zur  That  gereift,  war  als  Idee  schon  mit  ihm 
grossgewachsen.  Sechsundzwanzig  Jahre  früher  hatte  er,  damals  Jüngling,  aus 
lebendiger  innerer  Fülle  es  seinen  Freunden  gesungen ;  später  erschien,  was  er  zu 
jener  Zeit  gedichtet,  in  einer  willkommenen  Sammlung  wieder  (Gedichte  des  Banus 
Joseph  Freiherrn  von  Jella^id,  Wien  1851),  und  Jeder  erkannte  darin  freudig, 
dass  das  treue  Schwert  des  Mannes  denselben  echten  Klang  gebe,  den  einst  die 
Lieder  des  Jünglings  hatten. 

PUCHNER,  Anton  Freiherr  von,  General  der  Cavallerie,  Ritter  des  kaiser- 
lichen Ordens  der  eisernen  Krone  erster  Classe,  Commandeur  des  Leopold-Ordens, 
Besitzer  des  Militär- Verdienstkreuzes,  geheimer  Rath  und  Inhaber  des  3.  Infanterie- 
Regiments,  war  zu  Schemnitz  im  Jahre  1779  von  adeligen  Altern  geboren  und 
betrat  die  Laufbahn  im  20.  Lebensjahre  als  Garde-Unterlieutenant  bei  der  bestan- 
denen ungarischen  Leibgarde.  Von  dieser  rückte  er  1801  zu  dem  5.  Chevauxlegers- 
Regimente  Kinsky  zur  Dienstleistung  ein  und  machte  mit  dem  Regimente  den 
Feldzug  in  Deutschland  1805  als  Oberlieutenant  mit.  Schon  bei  dieser  ersten  Gele- 
genheit erwies  sich  Pu ebner  als  entschlossener  und  einsichtsvoller  Officier,  indem 
er  am  17.  October  ein  um  Nördlingen  cantonirendes  französisches  Corps  erst  im 
Kloster  Kirchheim  überfiel  und  nach  Gefangennehmung  einer  grossen  Anzahl 
Kürassiere  die  Vereinigung  dieses  Corps  mit  grossen  Opfern  verhinderte,  wodurch 
der  Marsch  des  Erzherzogs  Ferdinand  d'Este  erleichtert  wurde. 

Zu  Anfang  des  Jahres  1809  wurde  er  als  Rittmeister  dem  Herzoge  von 
Braunschweig-Ols  zur  Mitwirkung  bei  dem  um  Nachod  errichteten  Corps 
beigegeben;  die  Correspondenz  zwischen  diesem  Prinzen,  dem  Erzherzog-Gene- 
ralissimus und  dem  böhmischen  General-Commando  zeigte,  welch'  grosser  Antheil 
an  dem  Gedeihen  dieser  Unternehmung  und  den  ersten  feindlichen  Bewegungen 
nach  Sachsen  Puchner  zu  Gute  kam.  Auch  wurde  er  später  im  Treffen  bei  Znaim 
mit  190  auserlesenen  Reitern  in  des  Feindes  Flanke  detachirt,  welchen  Auftrag  er 
zur  vollsten  Zufriedenheit  löste. 


1396 

Streitkräften  würde  er  den  Feind;  der  nur  31  Bataillone,  24  Schwadronen  und 
112  Geschütze  zählte  und  erst  am  18.  April  den  Übergang  der  Gran  ausführte,  nicht 
nur  aufgehalten,  sondern  auch  zweifelsohne  geworfen  und  dann  in  Vereinigung 
mit  dem  auf  dem  linken  Donau-Ufer  aufgestellten  Corps  des  Banus  die  Offensive 
ergriffen  haben. 

Nach  dem  voraussichtlich  glücklichen  Gefechte  an  der  Gran  würde  die  Ko- 
momer  Garnison  jede  Hoffiiung  auf  den  Entsatz  verloren  und  sich  ergeben  haben. 
Hiedurch  wären  die  Streitkräfte  des  Feldmarschalls  beinahe  durch  das  ganze  Cemi- 
rungscorps  verstärkt  worden,  und  man  hätte  die  Insurgenten  wohl  wieder  zum 
Rückzuge  hinter  die  Theiss  zwingen  und,  den  Rücken  einmal  befreit,  die  Verfol- 
gung des  Feindes  fortsetzen  können. 

In  einem  Armeebefehle  aus  Olmütz  vom  24.  April  1849  sprach  der  Fürst  seine 
Geftihle  aus,  indem  er  sagte :  ^dass  es  ihm  doppelt  schwer  fallt,  die  Armee  in  jenem 
Momente  zu  verlassen,  wo  ihr  nach  so  vielen  Anstrengungen  und  Beweisen  von 
Hingebung  für  ihren  Monarchen  und  die  gerechte  Sache  bevorstand  —  durch  die 
bedeutenden  Verstärkungen  in  der  nächsten  Zeit  —  schöne  Tage  als  Lohn  für  ihr 
früher  schon  Geleistetes  zu  gewinnen.^ 

Es  hat  nicht  an  Stimmen  gefehlt,  welche  die  Operationen  des  Fürsten  in 
Ungarn  zu  bekritteln  und,  ohne  die  Verhältnisse  näher  zu  würdigen,  unter  welchen 
der  Krieg  geführt  wurde,  diese  in  ein  schiefes  Licht  zu  stellen  suchten.  Um  so  dan- 
kenswerther  war  es,  in  dem  unter  seinen  Anspielen  im  Jahre  1851  erschienenen 
Geschichtswerke:  »Der  Winter-Feldzug  1848  und  1849  in  Ungarn*'  eine 
Darstellung  zu  finden,  die  wahrheitsgetreu  und  genau,  sowohl  der  Armee  als 
ihrem  Oberfeldherrn  die  gebührende  Anerkennung  für  alle  kommende  Zeiten  sichert. 

Der  Fürst  hatte  sich  seit  April  1849  vom  öffentlichen  Wirken  zurückgezogen. 
Zufrieden  mit  Sem  Bewusstsein  in  den  gefahrvollsten  Tagen,  durch  die  ihm 
angeborene  eherne  Charakter-Festigkeit  und  Entschiedenheit  das  Seinige  zur 
Rettung  des  Vaterlandes  redlich  beigetragen  zu  haben,  vermied  er  es  mit  den  offen- 
kundigen Verdiensten  zu  prunken ;  er  machte — wie  er  es  fuglich  hätte  thun  können — 
diese  niemals  geltend,  und  musste  daher  um  so  freudiger  Überrascht  gewesen  sein, 
zu  vernehmen,  dass  ihn  Se.  Majestät  über  Antrag  des  Ordcns-Capitels  zum  Gross- 
kreuz des  Maria  Theresien-Ordens  zu  ernennen  geruhten.  Eilf  Mitglieder  dieses 
hohen  Ordens,  Namen,  welche  in  der  Armee  sowohl  durch  Stellung  wie  durch 
hervorragende  persönliche  Eigenschaften  sich  bleibende  Anerkennung  gesichert 
haben:  Felix  Fürst  Schwarzenberg,  Graf  Clam-Gallas,  Graf  Schlik, 
Freiherr  von  Weiden,  Freiherr  von  Jella£ic,  Graf  Wratislaw,  Freiherr 
d'Aspre,  Graf  Ludwig  Wallmoden,  Graf  Heinrich  Hardegg,  Graf  Mens- 
dorf f  und  Graf  Nugent  hatten,  ohne  dass  der  Fürst  eine  Ahnung  haben  mochte, 
dem  Grossmeister  die  unterthänigste  Bitte  zur  Verleihimg  des  höchsten  Zeichens 
militärischen  Ruhmes  vorgelegt.  Se.  Majestät  überwiesen  das  Gesuch  dem  tagen- 


14S6 


Noch  im  October  1839  erhielt  Puchner  als  Beweis  des  IcaiserHchen  Wohl- 
t>llens  das  CommaTuleurkreuz  des  Leopold-Ordens,  im  Jahre  184Q  die  lohaber- 
stelle  des  3.  Infanterie-Regiments  und  die  Ernennung  zum  Hotlcriegsrathe.  Naeh 
•feehsjährigem  Wirken  bei  der  obersten  Militärbehörde  wurde  ihm  das  Generalat  in 
Siebeobürgen  unter  Verleihung  der  geheimen  Ratliswürde  anvertraut,  Pn ebner 
hatte  sich  In  dieser  Provinz  gar  bald  die  Liebe  und  daa  Vertrauen  der  Soldaten 
sowohl  als  der  Bevölkerung  zu  erwerben  gevrusst;  ersterc  hielten  an  ihm  mit  aller 
Hingebung,  Nur  dadurch  wird  es  erklärlich,  dass  er  in  der  drangvollen  Kpoche 
der  Jahre  1848  und  1849  mit  einer  geringen  Zahl  der  tobenden  Revolution 
Widerstand  zu  leisten  vermochte. 

Unt^crsehr  leidenden  (iesundheitsumständen  hatte  der  tapfere  General  während 
einem  halben  Jahre  den  Ruhu»  unserer  Waflen  mit  sehr  geringen  materiellen  Mit- 
teln durch  aeine  Talente  und  das  Beispiel  persönlicher  Tapferkeit  in  der  ihm  anver* 
trauten  Provinz  Siebenbürgen  gegen  die  wiederholten  übermächtigen  Angriffe  der 
Insurgenten  behauptet,  die  grüsste  Standhaftigkeit  in  allen  Vorfällen,  namentlich  in 
den  blutigen  Gefechten  bei  Hermann  Stadt  (2L  Jänner  1849}  und  Salzburg 
(4*  Februar)  an  den  Tag  gelegt  und  dadurch  den  Muth  und  die  Ausdauer  seiner 
geringen  Truppenmacht  angespornt. 

Die  isoliile  Stellung  Puchner  s,  umgeben  von  den  brandenden  Wogen  der 
Revolution  und  mit  geringen  Ausnahmen  aller  thatkräftigen  llänner  bar,  'war  eine 
unendlich  gefahrvolle  und  verantwortliche.  Was  er  unter  diesen  Umständen  zu 
leifieD  rermochte,  wurde  zur  genügenden  WaÜenehre  geleistet.  Hatte  er  auch  dem 
überlegenen  Gegner  das  Feld  räumen  müssen,  so  geschah  dies  erst,  als  jede  Mög- 
lichkeit eines  Widerstandes  gewichenuud  Puchner  selbst  physisch  gebrochen  war. 

So  anerkennend  ihn  der  Monarch  mit  der  Beförderung  zum  General  der  Cavai* 
lerie  am  13.  März  1849,  mit  der  Verleihung  des  Commandeurkreuzea  des 
MariaTheresien-Ordens  und  des  Grosskreuzes  des  Ordens  der  eisernen  Krone  ehrte, 
eben  so  gerecht  wird  die  Geschichte  sein  Wirken  in  jener  prüfungsschweren  Zeit 
zu  würdigen  wissen.  Wenn  wir  über  »eine  Vorzüge  bemerken,  dass  er  nach  dem 
Ausspruche  Aller,  die  unter  seiner  Leitung  geaiandeii|  als  der  tapferste  Soldat 
geehrt  wurde,  so  gibt  die  Schilderung  seiner  Persönlichkeit  von  einem  ihm  zunächst 
gettandenen  höheren  Officier,  der  aich  in  Folgendem  ausspricht,  noch  ein  schöne- 
res Bild  seines  Charakters,  j,Mit  gebrochenem  Herzen  trat  er  nach  dem  Falle  von 
Ilermannstadt,^  sagt  unser  Gewährsmann^  ^die  Reise  nach  dcniRothenthurm-Passe 
an.  Air  die  Opfer,  die  schlatlosen  Kächte,  die  Sorgen  und  Muhenf  der  Helden- 
muth  in  der  Stunde  der  Gefahr,  aUes  die»  wurde  sermalmt  von  dorn  rauhen  Tritte 
eines  feindlichen  Geschickes.  Puchner  war  ein  Siebziger,  von  hoher,  hagerer, 
aber  seltniger  Constitution,  mit  dem  Zu^  des  unverkennbaren  Wohlwollens  im 
Gesichte;  ein  bedeutendes  physisches  Gebrechen  erlaubte  ihm  selten  ein  Pferd  zu 
besteigen;    er   war   aber   ein   desto   ausdauernder  Fussgliiiger   und   marschirle 


1436 

stundenlang  mit  den  Soldaten;  auf  Märschen  folgte  er  den  Truppen  in  einem  leichten 
sogenannten  Koborwagen.  Voll  persönlicher  Tapferkeit  bestand  er  den  dichtesten  ' 
Kugelregen  mit  stoischer  Ruhe.  Durch  seinen  regen  Geist,  seine  vieljährigen 
Erfalirungen  fand  er  in  sich  eine  unversiegbare  Quelle  vonldecHj  Plänen  und  Ent- 
würfen, und  immer  sah  man  ihn  mit  der  scliwi erigen  Lage  des  Landes  beschäftigt. 
Gegen  .seine Untergebenen  immer  gütig  und  herablassend,  sorgte  er  stets  mehr  für 
die  Truppe  als  für  seine  eigene  Person,  und  eben  diese  Fürsorge  veranlasste  ihn 
öfters  zü  der  Meinung,  dass  seine  soldatischen  Neulinge  weniger  Trotz  bieten  könn- 
ten als  er,  daher  auch  die  ängstliche  Schonung  derselben  nach  einigen  Tagmär- 
gehen.  Überhaupt  schienen  Zweifel  in  seine  und  in  unsere  Kräfte  ihm  die  dem 
Fcldherrn  so  nöthige  Zuversicht  geraubt  zu  haben.  Oft  sprach  er  zu  den  ihm 
Näehststehenden ;  „luh  bin  ein  gebrechlicher  Greis^  unfähig  in  dieser  wirren  Zeit 
ein  Commando  zu  führen;  die  Truppe  kann  kein  Vertrauen  zu  mir  fassen.*  Und 
doch  war  erder  einzige  Mann  im  Siiden  Siebenbürgens,  der  zu  befehlen  vermochte!^ 
Im  September  1849  zum  zweiten  Capitlui  derAreieren-Garde  ernannt,  wurde 
ihm  im  Octoher  die  Gouverneur-Stelle  in  Venedig  verliehen;  er  bat  jedoch,  dem 
ersteren  Posten  vorstehen  zu  dürfen,  da  körperliche  Leiden  ihm  jeden  angestrengt 
ten  Dienst  unmöglich  machten.  So  brachte  er  die  letzten  Tage  abwechselnd  in  Wien 
und  auf  seinem  Gute  bei  Fünfkirchcn  zu,  bis  ein  wiederholter  Schlagfluss  sein 
Leben  am  28.  December  1852  zu  Wien  um  die  sechste  Morgenstunde  endete. 


WOHLGEMUTH»  Ludwig  Freiherr  von,  Feldmarschall-Licutenant,  geheimer 
Ratlij  Ritter  des  k.  Ordens  der  eiseinen  Krone  erster  C^lasse^  Commandeur  des 
Leopold-Ordens,  Besitzer  des  Militär- Verdlenstkreuzes,  Inhaber  des  14.  Infanterie- 
Regiments,  war  1789  in  Mlen  geboren  und  in  der  Neustädter  Miltüir-Akadeniie 
für  den  gewählten  Beruf  gebildet. 

Im  November  1805  trat  er  als  Fähnrich  in  das  56.,  damals  Graf  Wenzel 
Colloredo-Infantorie-Regiment  ein^  nahm  an  den  Feldzügen  1805,  1813,  1814 
Thell,  benahm  sich  in  allen  Vorlallen  tapfer  und  mit  Auszeichnung  und  rückte  im 
Februar  1809  zum  Unterlieutenant  und  im  October  desselben  Jahres  zum  Oher- 
lieutenant  vor.  Obgleich  er  schon  im  Jahre  1806  zur  luspection  undCorrepetition 
der  Mathematik  in  eben  dieselbe  Anstalt  berufen  worden  war,  der  er  seine  vor* 
zügliche  Ausbildung  zu  danken  hatte,  so  Hess  ihn  doch  seine  Ambition  bei  den 
kriegerischen  Verhältnissen  jener  Zeit  nicht  ununterbrochen  sich  dem  Leinfache 
widmen,  und  erst  nach  dem  Pariser  Frieden  1814  trat  Wohl  gemuth  definitiv  als 
Professor  der  Mathematik  in  die  Akademie  und  tr<adirte  dieses  Lehrfach  bis  zu  der 
im  August  1821  erfolgten  Beförderung  zum  wirklichen  Hauptmann,  Durch  geniale 
Vorträge  vt^rstand  er  es^  das  Denkvermögen  und  den  Scharfsinn  der  Zöglinge  zu 
eiifwif/keln  und  sicli  die  besondere  Zufriedenheit  des  Gcneral-Directors  Erzherzog 
J  0  h  a  n  n  zu  erwerben* 


1437 


Wohlfiremutlrs  aus^SHchneteFähipkeiten  beriefen  ihn  später  bei  manchen 
Gelegenheiten  211m  (.leuerulstabs-Diensfo,  und  als  er  im  April  1831  zum  Major  und 
Lamhvehrbataiüoiiö-Comiuandanten  bei  dem  Infanterie-Regimento  Prinz  Hohen- 
lohe  befördert  wurde,  veraali  er  dieselben  Dienste  bei  den  jährlichen  gr^sgercn 
Fcblübuogen  in  Italien.  Schon  im  December  1834  zum  Oberst-Lieutenant  bei 
Erzherzog  Stephan-Infanterie  ernannt,  avancirte  er  im  März  1836  zum  Obersten  und 
Commandanten  beim  40.Infanteric-RegimentcBaronKoudclka,  befehligte lUesen 
Truppenkörper  dui'ch  8  Jahre  und  erwarb  sieh  die  Verehrung  seiner  Untergebenen 
im  hohen  Grade* 

Im  Jänner  1844  zum  Gcneral*Major  ernannt,  erhielt  er  eine  Brigade  in  Mai- 
land* Der  Zeitpunct  sollte  nicht  lange  auf  §ich  warten  lassen,  der  seine  glEnzenden 
Talente  zur  höchsten  Geltung  brachte. 

Tapfer,  klug  und  umsichtig  war  Wohlgemut  h's  Benehmen  vom  Ausbruche 
der  März'Eevolution  In  Mailand  bis  zu  Ende  des  Krieges  in  Italien.  Er  bemäch- 
tigte hlcli  am  18.  März  des  Broletto  und  deckte  den  Uückzug  der  Armee  auf  der 
Strasse  nach  Lodi,  nachdem  er  in  der  lombardischcn  Hauptstadt  alle  an  den  Wall 
stosseiidcn  Häuser  zerstört  und  die  Insurgenten  nach  einem  hartnäckigen  Gefechte 
aus  denselben  und  den  nächst  gelegenen  Gärten  vertrieben  hatte.  Am  31.  März 
führte  er  7  Bataillone,  3  Schwadronen  und  3  Batterien  der  bedrängten  Festung 
Mantua  in  drei  statt  in  vier  Tagen  zu  Hülfe,  wurde  im  Vertheidigungs-Rathe  ver- 
wendet, und  brach  am  6.  April  mit  dem  4,  Bataillon  Kaiser-Jägcr,  dem  1,  Bataillon 
Ogulinor  und  GradJskaner,  2  Schwadi-onen  Itadetzky-Husai'cn  und  einer  Caval- 
Icrie 'Batterie  auf,  um  die  Vorposten  von  Goito  bis  Valeggio  zu  beziehen.  Am  8. 
näherte  sieh  der  Feind  Goito  so  rasch,  dass  Wohlgemuth  kaum  Zeit  hatte  die 
Vorposten  des  Jäger-Bataillous  einzuziehen  und  die  Brücke  zu  sprengen,  welche 
Operation  mitteUt  eifjes  Pulverfasses  mit  einem  Stück  Lichtel  bewirkt  werden 
muaste,  da  der  die  Nacht  hindurch  anhaltende  liegen  dieStupincn  eur  Feuerleitung 
auf  der  Brücke  verdorben  hatte.  Die  Sprengung  war  ziemlich  gelungen ,  da  der 
5rittolpfciler  bi.^  auf  einen  schmalen  Rand,  worauf  nur  Einzelne  fortkommen 
konnten,  \n  denFluss  geschleudert  %vnrde.  In  äusserster  Linie  hatte  Wohlgemuth 
2  Compagnicn  Jäger  mit  4  Geschützen,  den  Rest  der  Jäger  mit  4  Geschürzen  aber 
in  Reserve  behalten.  Sofort  entspann  sich  ein  heftiges  Artillerie-  und  Kleingewehr- 
feuer; einzelne  feindliche  Soldaten,  welche  sich  über  den  Rand  der  Brücke  wagten, 
wurden  niedergemacht^  und  al-«  rechts  durch  eine  Fürth  der  Feind  eine  Umgehung 
versuchte,  zu  der  bereits  4  Cornpagnien  au»  Goito  debouchirt  waren,  wurde  der- 
selbe durch  die  Geschütze  in  der  Flanke,  durch  die  Jäger  und  die  herbeigeeilten 
(Oguliner  dreimal  und  zuletzt  mit  blutigen  Kt>pfen  abgewiesen.  DerFeind  mochte  hier 
minfleslona  10,000  Mann  ins  Gefecht  gebracht  haben,  denen  gegenüber  General* 
Major  Wohlgemuth  durch  vier  Stunden  den  hcldenmüthigsten  Widerstand cnt- 
ensetzte;  erat  als  wegen  Ersatz  ili*r  Artillerie-Munition  Besorgnisse  eintraten 


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und  seine  Truppe  grosse  Verluste  erlitten  batte^  brach  er  das  Gefecbt  ab  und  zog 
sich  auf  Massimbona  zurück.  Obgleich  dieser  Kampf  von  Mantua  aus  unbenutzt 
blich,  so  war  er  doch  nicht  ohne  erhebliche  Wirkung  für  das  1.  Armeecorps, 
welches  die  Zeit  fand  sich  zu  sammeln,  an  den  MJncio  zu  rücken,  dadurch  dem 
Feinde  zu  iinpomren  und  einem  Übergänge  bei  Pozzolo  vorzubeugen.  Aber  abge- 
sehen davon  j  handelte  es  steh  auch  um  die  Waftenchre  der  Armee,  wo  es  endlich 
einmal  bei  so  langem,  dyrch  die  Umstände  gebotenem  Rückzuge  nöthig  war  dem 
Feinde  Achtung  einzuflrJssen;  dass  dies  geschehenj  bewies  der  Umstand^  dass  er 
trotz  seiner  Übermacht  eine  Verfolgung  der  Truppen  Wohlgemath's  nickt 
wagte. 

Am  24,  April  besetzte  Wohlgemuth  mit  seiner  Brigade  Pastrengo;  er 
sollte  bei  Vermeidungeines  ernstlichen  Kampfes  —  ein  solcher  war  bei  der  bekannten 
Ortlichkeit  gar  nicht  anzunehmen,  denn  so  lange  die  Position  bei  Pastrengo 
nicht  verschanzt  ist,  muss  sie  einem  überniächtigen  Angriffe  unterliegen  —  jede 
Bewegung  des  Feindes,  die  er  gegen  Peschicra  oder  Verona  unternehme,  durch 
Demonstrationen  in  seiner  Flanke  beunruhigen.  Bei  einem  ernsten  Angriffe  wai'd 
ihm  der  Rückzog  über  die  zwischen  Ponton  und  Sega  zu  diesem  Zwecke  gesctla- 
gene  Kriegsbrücke  ausdi'ücklieh  zur  Pflicht  gemacht.  Am  28,  Nachmittags  wurde 
Wohlgemuth  von  General  Res  mit  Übermacht  angegriffen,  wies  ihn  aber  mit 
blutigen  Köpfen  ab,  und  hatte  Wohlgemuth's  Schwäche  die  Verfolgung  der 
errungenen  Vortheile  nicht  gehindert,  so  würde  dieses  Gefecht  grosse  Resultate 
geliefert  haben. 

In  der  Nacht  vom  28.  auf  den  29,  ward  ihm  auf  Ansuchen  die  Brigade  des 
Erzherzogs  S  i  g  i  s  m  u  n  d  als  Verstärkung  beigegeben,  dadurch  aber  nicht  die  Mög- 
lichkeit geboten,  die  Stellung  gegen  den  Gardasee  auszudehnen  und  sich  gegen 
bedeutende  Umgehungen  zu  siehern.  W o hl gemuth's  Brigade  bildete  den  linken 
Flügel  bei  S.  Giiistina,  und  da  der  Feind  nur  hier  Bewegungen  kund  gab,  so 
suchte  er  demselben  durch  einen  Angriffzuvorzukommen.  Dieser  gelang  und  die 
Piemontesen  fanden  sich  am  Abend  bedeutend  zurückgedrängt.  Am  30.  jedoch 
concentrirte  der  Gegner  gegen  die  Stellung  dieser  beiden  Brigaden  der  Division 
Wo  eher  einen  namhaften  Theil  seiner  Reserven  und  entwickelte  schon  um  8  Uhr 
früh  eine  bedeutende  Übermacht.  Er  suchte  erst  gegen  den  noch  immer  von 
Wohlgemuth  besetzten  Monte  S.  Martino  vorzudringen,  war  aber,  obschon  das 
CJefecht  über  drei  Stunden  mit  grosser  Lebhaftigkeit  unterhalten  wurde,  nicht  im 
Stande  Terrain  zu  gewinnen,  bis  er  gegen  Mittag  in  drei  Golonnen,  jede  minde- 
stens 5000  Mann,  denen  Feldmarschall-Lientenant  Wocher,  wollte  er  sich  in  der 
Front  nicht  zu  sehr  schwächen,  mir  dreiCompagnienPiret  entgegenstellen  konnte, 
die  Division  mit  vieler  Entschlossenheit  in  der  rechten  Flanke  umging  und  eine 
vierte  Colonne  gegen  die  Etsch  hinabsandte^  um  d^n  Rückzugspunct  nach  Ponton 
zu  bedrohen.  20jO00  Piemontesen  gegen  6000  Österreicher  war  ein  zu   grosses 


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Missrerhahniss  und  der  Rückzug  unverraeJdlieh;  er  wurde  staffelweise  in  so 
guter  Orduung  voilluhrtj  dass  Bäuimtliche  Truppen  und  GescljütÄe  ohne  Verlust 
über  die  Brücke  gebracht  werden  konnten.  General-Major  W oh Igeniuth  hatte 
an  diesen  Tagen  mit  ruhiger  Besonnenheit,  nicht  gestört  durch  die  ungünstigsten 
Verhültnisae,  und  nütunerschütterlicheniMuthe  geleistet  was  die  Ehre  erheischte  und 
die  Klugheit  gebot.  Dass  dieser  dritte  Gefechtstag»  wo  nicht  Inimer  höhere  Befehle 
eingeholt  werden  konnten,  eigenes  Ermessen  und  ausserordentliche  Anstrengung 
forderte,  um  weiteren  nachtheiligen  Folgen  Einhalt  zu  thun^  erhellt  daraus,  dass  es 
sich  eigentlich  um  eine  Fronfveränderung  rechts  rückwai'ts  während  eines  unter 
dem  feindliehen  Feuer  auszurührenden,  über  zwei  Stunden  dauernden  Rückzuges 
handelte,  und  dass  der  Pivot  dieser  Frontveränderung  der  linke  Flügel  von  Wohl- 
gemuth's  Brigade  gerade  diejenige  Stelle  zu  verwahren  hatte,  deren  geringste 
Gefahrdung  für  den  Rückzug  die  übelsten  Folgen  gehabt  hätte. 

Gleich  verdienstlich  war  Wohlgomuth's  Wirken  an  den  Ereignissen  bei 
Curtatone  am  29.  Mai,  an  der  gewaltsamen  RecOgnoscirung  vor  Goito  am  fol- 
genden Tage,  bei  der  Einnahme  von  Vicenza  am  10.  Juni  und  endlich  am  22.  Juli 
bei  Sommacampagna,  wo  er  als  Commandant  der  Avantgarde  des  1.  Armee- 
eorps  sich  dieser  festen  feindliehen  Stellung  bemächtigte  und  dessen  Centrum 
durchbrach. 

Dem  tapferen  GeneraI*Major  von  Wohlgemuth  war  schon  früher  das  Com- 
mandeurkreuz  des  Leopold-  und  im  Capitel  vom  Jahre  1848  für  die  Thaten  bei 
Goito  und  Pastrengo  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  und 
unterm  3.  December  1848  der  Freiherrnstand  zu  Theil  geworden,  nachdem  er 
schon  im  Jänner  1846  in  den  Adelstand  erhoben  worden  war. 

Obßchon  mit  seiner  am  1.  December  1848  erfolgten  Ernennung  zum  Feld- 
marschall-LJeutenanl  auch  die  Eintheilung  ziu*  Armee  nach  Ungarn  verknüpft  war, 
80  blieb  er  doch  noch  einige  Zeit  in  dem  früheren  Verbände,  lang  genug,  um  in 
dem  denkwürdigen  kurzen  Feldzuge  des  Jahres  1849  neue  Lorbern  zu  pflücken. 

In  der  Aufstellung  zwischen  dem  Lago  maggiore  und  Lago  di  Como  ward 
Wohlgemuth  die  Aufgabe^  mit  der  durch  eine  Division  Radetzky-Husaren  ver- 
stärkten Brigade  Gö'rger  die  rechte  Flanke  der  über  Pavia  vorrückenden  Armee  zu 
decken.  Am  20.  März  erreichte  er  Rosate  und  erhielt  die  Weisung  die  beihabende 
Cavallerie  und  Artillerie  über  Pavia  dem  L  Armeecorpg  (Wratislaw)  nachzusen* 
den,  mit  der  Infanterie  aber  bei  ßereguardo  den  Ticino  zu  passlren  und  dann  in 

tder  Richtung  von  Garlasco  ebenfalls  dem  Corps  zu  folgen.  Mittags  am  21.  mit 
einem  Theile  der  Brigade  an  das  rechte  Ufer  gesetzt,  vernahm  er  in  der  Richtung 
TonGambolo  Kanonendonner,  der  auf  ein  lebhaftes  Gefecht  schliessen  lies».  Sofort 
eilte  er  mit  dem  was  bereits  übergesetzt  war  —  6  Compagnien  Kaiser-Jäger  unter 
Major  Graf  Castiglione  und  10  Compagnien  OguHner  unter  Oberst  von  Stei- 
ninge r  —  dem  Geschützdonner  nach,  ohne  sich  durch  den  Befehl  nach  Garlasco  zu 


1440 


rücken  iilili alten  zu  lassen.  General  Görger  Llieb  eilt  2  Compagnfon  Oguliner 
und  2  BataillöTiea  Erzherzog  Albreclit- Infanterie  zurück  und  sollte  Rücken  und 
Flanke  des  Feldraarschall-Lieutenants  Wolilgemutli  decken*  Eine  Miglie  Tor 
Borge  S.  Sfro  stiess  der  entschlossene  Feldmarscliall-Lieutenaot  auf  die  Reserve- 
Artillerie  und  Munition  j  welche  dem  I.  Armeecorps  nachfolgte  und  ein  von 
Sandhijgeln  gebildetes  Defile  zu  passiren  hatte,  das  kaum  ehi  Umkcliren  niögUch 
machte.  Da  auch  Kleingcwehrfeuer  hörbar  wurde,  so  beeilte  sich  Wohlgemuth 
über  diesen  Train  hinaus  zu  kommen,  von  dem  er  eine  Batterie  seiner  Colonne 
anschliessen  liess.  Es  war  die  höchste  Zelt!  Der  mit  einem  Streif-Commando  auf 
Vigevano  entsendete  Oberst-Lieutenant  Schantz  musste  bereits  der  feindlichen 
Ubcrmaebt  weichen  und  dem  Eeserve-Park  drohte  die  grösste  Gefahr.  Wohlge- 
muth sammelte  vor  Borgo  S.  Siro  die  Versprengten  des  Streif-Commandos ,  ver- 
wendete sie  mit  1  Compagnie  Jäger  und  2  Compagnien  Oguliner  zur  Besetzung 
der  Häusergruppe  Torrazza,  während  er  mit  den  erübrigten  13  Compagnien  dem 
Feinde  entgegenrückte,  der  unter  Chrzanowsky's  persönlicher  Führung  eine 
imposante  Macht  entwickelte.  Vier  Angritfc  des  Feindes  wurden  unter  schallendem 
Geschrei  der  Unsrigen  mit  dem  Bajonete  abgewiesen  und,  um  glauben  zu  machen^ 
dasa  eine  ansehnliche  Macht  gegen  ihn  sei,  stellte  Wohlgemuth  seine  Linie  so 
licht  als  nur  möglich  und  warf  nach  und  nach  Alles  hinein  was  ihm  zu  Geljote 
stand,  so  dass  zuletzt  sein  Gros  nur  3  kleine  Colonnen  bildete.  Endlich  ergriff  er 
mit  4  Compagnien  Jäger  und  7  Compagnien  Oguliner,  vom  tapferen  Obersten 
S  tc i n i  nger  geführt,  selbst  die  Oßensive  und  fühi-tc  einen  entscheidenden  Bajonet- 
Angritf  aus,  der  den  Feind  nöthigte  sieh  auf  die  Haiipttruppe  zurückzuziehen  und 
den  Weg  nach  Vigevano  zu  uühen.  Eine  vom  Major  Giani  des  General-Stabes 
geführte,  mit  Geschützen  versehene  Colonne  unterstützte  von  Gambolo  her  W obi- 
gem utb*s  Angriff,  und  er  würde  ohne  weiters  sich  Vigevano^s  bemächtigt  haben, 
wenn  nicht  die  eingetretene  Dunkelheit  dem  Gefechte  ein  Ende  gemacht  hätte.  Die 
Wichtigkeit  dieses  Sieges  war  von  um  so  entscheidenderem  Erfolge,  als  es  der  pie- 
montesischen  Ai^mee,  wenn  Wohlgcmu  th  am  Ticino  die  Übersetzung  der  ganzen 
Brigade  abgewartet  hätte,  selbst  wenn  er  nach  dem  Abmärsche  mit  dem  einen 
Theile  der  Brigade  der  vorgezeichneten  Richtung  nach  Garlasco  gefolgt  wäre, 
leicht  gelingen  konnte,  unseres  Reserve-Parks  sich  zu  bemächtigen  und  zwischen 
dem  Ticino  und  unserer  Armee  sich  festzusetzen,  w^as  für  den  Ausgang  des  Feld- 
zuges allerdings  einen  bedenklichen  Einiluss  genommen  haben  würde. 

Mit  der  Siegesnachricht  von  Novara  nacli  Wien  gesendet,  geruhte  der 
Monarch  die  erneuerten  Verdienste  des  tapferen  Generals  mit  dem  Orden  der 
eisernen  Krone  erster  Classe  zu  lolinen  und  ihm  ein  Commando  bei  der  Armee  in 
Ungarn  zuzuweisen. 

Am  11*  April  1849  in  Neutra  angekommen,  übernahm  er  ein  selbstständiges, 
aus  drei  Brigaden  formirtes  Corps,  welches  gegen  die  feindliche  Übermacht  die 


4 


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^ 


1441 

Granlinie  sichern  tfollte;  eine  UiHiiögliclikeitj  die  sich  durch  den  Tag  bei  Nagy- 
Sarld  (19,  April)  bestätigte.  Indessen  20g  er  sich  ungefaJirdet  auf  Neutra 
zurück,  die  Waag  behauptend,  welche  bald  darauf  Zeuge  seines  Ruhmes  werden 
sollte. 

In  der  zweiten  Periode  des  ungai^ischen  Feldzuges  wurde  ihm  nämlich  das 
Commando  des  4.  Aimeocorps  übei-tragcn  und  es  war  ibm  vorbehalten,  durch  das 
siegreiche  Trefica  bei  Per  ed  (21.  Juni)  zu  dem  rasch  dai^auf  gefolgten  glücklichen 
Resultate  jenes  unheilvollen  Krieges  die  Initiative  zu  eröffnen.  Die  Einnahme  von 
Raab  (28.  Juni),  die  beiden  Schlachten  hei  Komorn  (2.  und  IL  Juli),  in  welchen  er 
noch  mitivirkto,  bildeten  den  Sehluss  seines  kriegerischen  ausgezeichneten  Wh-- 
kens,  die  in  der  Verleihung  von  Ehren  und  WUrden,  wie  sie  selten  so  rasch  auf- 
einander folgen  dürften,  —  das  Commandeurkreuz  des  Maria  Theresien- 
Ordens  wurde  ihm  im  Capitel  vom  Jahre  1850  für  den  Sieg  bei  V  ige  van  0  zu 
Theil  —  lolinende  Genugthuung  fanden. 

Noch  ehe  die  Furie  des  ICrieges  gebändigt  war,  erhielt  Wohlgemuth  die 
ehrenvolle  Bestimmung  als  Civil-  und  Militär -Gouverneur  nach  Siebenbürgen  zu 
eilen  (11.  Juli  1849),  um  das  aus  vielen  Wunden  blutende,  durch  Pai'teiungen 
zerklüftete  Land  in  das  Geleise  der  Ordnung  zu  bringen.  Nur*  seiner  Energie  und 
Kraft,  seiner  Leutseligkeit  und  Unparteilichkeit  konnte  es  gelingen,  die  Leiden- 
schaften der  sich  feindselig  gegenüber  gestandenen  Nationalitäten  zu  dämpfen, 
ihnen  Vertrauen  einzuäussen  und  das  Gedeihen  der  neuen  Staatseinrichtongen 
zu  sichern.  Dankbar  werden  Siebenbürgens  Bewohner  das  Andenken  eines  Mannes 
ehren,  der  zu  ilirem  Wohle  wiikte  und  lebte,  und  dass  sie  ihn  liebten,  bewies  der 
Abschied^  den  ihm  die  Hauptstadt  des  Landes  bereitete  und  ihm  das  Ehrenbürger- 
recht vcriieh,  als  er  einem  höheren  Rufe  nach  Wien  folgend  (Februar  1851) 
Herrn  annstadt  verlieas* 

Li  Pesth  angekommen,  erkrankte  er  an  einem  veralteten  Lungenübel  und  fand 
diuielbst  da^  Ziel  seines  Lebens  am  16»  April  1851,  in  einem  Alter  und  in  einer 
Kraft,  die  noch  lange  ausgereicht  haben  würde  dem  Staate  die  nützlichsten  Dienste 
zu  leisten. 


I 


g£gg,  Heinrich  Freiherr  von,  Feldzeugmeister,  Grosskrems  des  St*  Stepktir- 
tiad  des  Leopold-Ordens,  Besitzer  des  Militär-Yerdienstkreuzes,  wirklicher  geheimer 
Rath,  General-Quartiermeister  Sr,  Majestät  des  Kaisers  und  Chef  des  General- 
Quai*tiermoistcrstabos  der  Armee,  Inhaber  des  49.  Infanlerie-Kegiments,  Dieser 
ausgezeichnete  und  tieferfahrene  Soldat  stammt  aus  einer  schon  im  Jahre  1416 
geadelten  Familie  und  wurde  1788  zu  Wien  geboren.  Sein  Vater,Franz  Joseph 
Reicbsritter  von  Hess,  k.  L  Rogiorungsrath ,  fLIrderto  die  Vorliebe  zu  Studien 
des  talentvollen  Sohnes  in  allen  wisseosehaftUchen  Zweigen  und  auch  in  jenen 
Tür  den  Kiiegerstand  und  licss  ihm  eine  vorzügliche  Bildung  zu  Theil  werden. 

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1442 


Nach  dem  Tode  desselben  trat  Hess,  seiner  Neigung  folgend,  im  18.  Lebens- 
jahre unmittelbar  vor  dem  Pressburger  Frieden^  am  24,  Deeember  1805,  als  Fähn- 
rich in  das  Infanterie-Regiment  Gyutay  Nr,  60  ein  und  verlebte  die  Friedens- j 
cpoche  in  der  Zutheilung  des  General-Stabes,  wo  man  ihn  1806  zur  trigonometri- 
sehen  Aufnahme  der  Umgebung  Wiens,  1807  und  1808  zur  Vermessung  Ungarns 
verwendete  Sein  Eifer  war  so  gross  und  bekundete  so  vorziigliehe  Geistesgaben, 
dass  er  im  Jänner  18U9  gleich  zum  Oberlieutenant  im  GenerabQuartiernieisterstabe 
befördert  wurde  und  schon  in  dem  erneuerten  Kriege  mit  Frankreich  die  erste  Gele- 
genheit fand,  seine  ßeföhigung  und  peräonliche  Tapferkeit  glänzend  zu  bewähren. 

Im  Sehlachtberiehtc  von  Aspern  und  Wagram  bewies  die  namentliche 
Erwähnung,  dass  Oberlieutenant  Hess  die  Beachtung  des  liohen  Heerführers 
erregt  und  sich  seine  besondere  Gunst  erworben  habe,  denn  er  avancirte  noch 
im  selben  Jahre  mit  der  Eintheilung  zum  Regimente  Erzherzog  Karl  zum  Capi- 
tän-Lieutenant,  blieb  aber  in  Verwendung  des  General-Stabos,  theils  bei  der 
Verfassung  des  Kriegsjournals,  theils  bei  der  Ausarbeitung  der  Armee- Dislo- 
cation  und  Edlrung  von  Memoiren  der  Landesbeschreibung. 

Der  1.  April  1813  rief  ihn  als  Hauptmann  in  die  Wirklichkeit  dieses  ausge-^ 
zeichneten  Corps,  in  welcher  Stellung  er  die  folgenden  Feldzüge  bei  der  Armee 
in  Deutschland  mitmachte,  früher  aber  an  der  Seite  des  Feldmarsehali-Lieutenants 
Grafen  Bubna  zu  der  bekannten  diplomatischen  Sendung  an  Kaiser  Napoleon 
nach  Dresden  bestimmt  wurde*  In  der  Relation  der  Schlacht  bei  Leipzig  geschah 
des  jungen  Hauptmanns  als  Generalstabs-Chef  bei  der  leichten  Division  Bubna 
ehrenvolle  Erwähnung  und  in  Anerkennung  dessen  empfing  er  das  Ritterki'cuz  des 
kaiserlichen  Leopold-  und  des  russischen  Wladimir-Ordens  4  Classe. 

Im  folgenden  Jahre  befand  sich  Hess  in  gleicher  Thatigkeit;  auch  diesmal j 
ernteten  seine  ausgezeichneten  Dienste  in  den  Gefechten  bei  G  enf  und  St.  Julien 
volle  Würdigung  dui-ch  die  Verleihung  des  Ritterkreuzes  des  königlich  preus- 
sischen  Militär-Verdienst-Ordens.  Im  Feldzuge  1815  stand  er  als  Major  im 
grossen  Hauptquartiere  und  ward  nach  Beendigung  der  Kriegs  wirren  dem  Central- 
Kriegsbureau  zugewiesen. 

Bald  dai'auf  erfolgte  seine  Übersetzung  zum  27.,  Im  Jahre  1819  zum  33* 
Infanterie-Regim ente,  in  welchem  er  im  Jahre  1822  zum  Oberst-Lieutenant  ernannt  ] 
mit  der  Stelle  eines  Milit«är-Commissärs  der  österreichischen  Oceupations-Tnippen 
in  Piemont  zu  Turin  bekleidet  wurde,  wo  er  die  Jahre  1821  und  1822  zur 
besonderen  Zufriedenheit  seiner  Vorgesetzten  zubrachte.  Im  April  1829  beför- 
derte ihn  der  Monarch  zum  Obersten  und  Commandanten  des  Kaiser  Alexander 
2.  Infanterie-Regiments,  berief  ihn  aber,  als  im  Westen  Europa^s  drohende  Wolken 
den  friedlichen  Himmel  zu  trüben  schienen j  und  der  grosse  Erzherzog  Karl 
nochmals  aus  dem  Privat! el>ea  auf  den  Schaupliifz  kriegerischer  Thaten  treten 
sollte,   auf  dieses  Prinzen  Anrathen  zum  General -Quartiermeister  einer  aufzu- 


1443 


P 


stellenden  mobilen  Armee.  Der  Erzherzog,  sein  hoher  Gönner^  hatte  auch  in  dieser 
Wahl  die  glückliche,  ja  unbedingt  nöthige  Eigenschaft  des  Feldherrn,  die  ange- 
messene Verwendung  der  verfügbaren  Intelligenz  bewährt»  Indessen  kam  es  nicht 
Äur  Aufstellung  dieser  Arnioe  ^  Hess  wurde  aber  m  den  General-Stab  übersetzt  und 
kurze  Zeit  in  Wien  verwendet.  Von  hier  ward  er  über  ausdrücklichen  Befehl  wei- 
land Kaiser  Franz  nach  OberitaJien  zur  Seite  Friniont's  und  bald  darauf  zur 
SeiteRadotzky's  als  Chef  des  General-Stabes  gezogen.  In  welche  Schule  ging  der 
geiatreichcj  von  dem  Geschicke  zu  thatenrcichcm  Loben  berufene,  im  kräftigsten 
Mannesaltcr  stehende  Oberst!  GrafRadetzky  wurde  sein  Leiter,  Italien  das  Feld 
«einer  Studien,  die  er  später  so  gross  in  der  Praxis  löste.  Der  Entwurf  einer 
neuen  Feld-  und  Manoeuvrir-Instruction  für  die  Infanteriej  Cavallerie  und  Artil- 
lerie nach  den  Andeutungen  Rad  etzky*s,  war  sein  erstes  Werk.  Damit  die  Theorie 
in  das  Blut  des  Heeres  dringe,  concentrirte  man  die  Truppen  jährlich  während 
der  soiniuerlichen  Zeit  in  eigenen  Übungslagern  und  sah  einerseits  bei  den  Feld- 
übungen  auf  die  Bildung  tüchtiger  Tiraillcurs,  andererseits  bot  man  den  Stabs-  und 
Oberofficicren  Gelegenheit,  ihre  Leute  im  Geiste  der  erhaltenen  Instruction  anzu- 
füliren. 

Diesen  Truppen-Concentrirungen  verdankte  die  Armee  in  Italien  wohl  zumeist 
jenen  echten  Kameradschaftssinn,  der  alle  Glieder  zu  einem  gewaltigen  Ganzen 
verband  und  die  später  eingetretenen  Unfälle  so  heldenmüthig  ertragen  half.  Die 
grosse  Sorgfalt,  welche  den  Fcldübungcn  gewidmet  wurde,  gewöhnt©  den  Soldaten 
«n  seine  eigentliche  Bestimmung:  den  Kampf,  und  während  er  den  Krieg  in  den 
verschiedenen  Formen  und  im  grossartigen  Massstabe  vor  seinen  Augen  sich  ent- 
falten sah,  wuchs  sein  Selbstgefühl,  sein  Verti'aucn  zum  Führer  und  zur  Waffe. 
Geistig  seiner  Vollkommenheit  zugeführt,  kräftigte  er  sich  körperlich  durch  die 
damit  verbundenen  Mühen  und  stählte  sich  gegen  die  Einwirkungen  des  Klimans 
und  der  Witterung.  Darin  lag  die  Lösung  des  Räthsela  und  der  Erfolge  der  Jahre 
1848  und  1849.  Radetzky  hatte  den  Gedanken  gegeben,  Hosa  diesen  Terkdr* 
pert  und  die  Anwendung  geleitet. 

Das  Neuartige  dieses  Systems  hatte»  wie  es  in  ähnlichen  Fällen  immer  der  Fall, 
mit  grosaen  Widersachern  zu  kämpfen  und  Hess,  im  Mai  1834  zum  General-Major 
befördert,  erhielt  im  October  desselben  Jalire»  eine  Brigade  in  Brunn.  Diese 
Bestimmung  entrisa  ihn  jedoch  nicht  der  geistigen  Thätigkeit;  die  Kenntaiase  und 
£rfahrungen,  unter  Radetzky  erweitert,  beschäftigten  indenMussestunden  seinen 
itrebenden  Geist  nach  umfangreichen  der  Armee  heilbringenden  Entwürfen,  die 
BU  seiner  Genugthuung  in  der  Folge  auch  ins  Leben  gerufen  wurden. 

Neben  dem  gewöhniichen  Truppendienste  war  er  durch  seine  hohen  geistigen 
Eigenschaften  und  gewinnende  Persönlichkeit  besonders  dazu  geeignet^  in  ausser- 
ordentlichen Sendungen  verwendet  zu  werden;  vorerst  zur  Inspicirung  eines  deut- 
schen Bundes-Trujjpen-Contingents  beordert,  ging  er  spilter  im  .Tahre  1839   im 


1444 


Allerhöchsten  Auftrage  nach  Kons  tan  tinopelj  um  den  zur  Regierung  gelangten 
Sultan  Abdul  Medac hid  das  Glückswnnschschreiben  seines  Monarchen  zu 
überreichen. 

Nach  Feldmarschall  -  Lieutenant  Kothkirch'a  Ableben  erhielt  Hess  im 
September  1839  die  Lcitun<i;  der  Geschäfte  des  General-Quartiermeisterstabes  j 
kurze  Zeit  darnach  schienen  sich  jenseits  des  Rheins  \vieder  Zeichen  eines 
Ki*ieges  ernstlich  kund  zu  geben,  ^velche  einheitiichos  Handeln  Österreichs  mit 
Preussen  und  Deutschland  bedingten.  Dem  General  Hess  wnrde  die  schwierige 
Aufgabe  zu  Theil  1840  in  Berlin  und  bei  den  süddeutschen  Staaten  jene  Fragen 
anzubahnen  und  zu  losen,  welche  das  allgemeine  deutsche  Interesse  bedingte,  Dass 
er  sich  dieser  Mission  zur  besonderen  Zufriedenheit  entledigte,  bewiesen  die  zahl- 
reichen Zeichen  der  Anerkennung,  mit  welchen  ihn  die  bezüglichen  Fürsten  beehrten. 

Im  Februar  1842  unter  Beibehalt  seiner  Anstellung  zum  Feldmarschall- 
Lieutenant  befördert,  verlieh  ihm  Seine  Majestät  Kaiser  Ferdinand  im  Jahre 
1844  das  49.  Infanterie-Regiment. 

Die  unheilvollen  Märztage  des  Jahres  1848  waren  zum  Ausbruch  gekommen. 
Der  greise  Feldherr  in  Italien  that,  was  er  unter  den  gebieterischen  Verhältnissen 
thun  konnte,  um  unsere  Waffenehre  zu  wahren.  Gross  waren  die  zu  überwinden- 
den Schwierigkeiten,  und  selbst  eine  Erscheinung  wie  Radetzky  würde  ohne 
kräftige  geistige  Unterstützung  nachgerade  dieser  Last  erlegen  sein*  Da  w^urde 
ihm  der  Feldmarschall-Lieutenant  Hess  von  Wien  aus  zur  Verfügung  gestellt. 
Um  die  Mitte  Mai  in  Verona  eingetroffen,  empfing  i!m  der  Feldherr  und  seine 
Krieger  mit  jener  Freude  und  jenem  Vertrauen,  welches  man  nur  einem  bewahrten 
Soldaten  zollen  konnte.  War  er  ja  ihnen  aus  früherer  Zeit  so  wertb  und  unent- 
behrhch  geworden!  Der  Feld  mar  sche^ll  wählte  Hess  sofort  zu  ßeinem  Chef  des 
General-Stabes  und  die  Ai*mee  jubelte  über  diese  Wahl.  Die  grosse  Aufgabe  eines 
Chefs  des  General-Stabes  bei  einer  operirenden  Armee  ist  bekannt;  er  soll  die 
Gedanken  des  commandirenden  Generals  in  Befehle  umschaffen,  nicht  nur  indem 
er  sie  den  Truppen  mittheilt,  sondern  auch  im  Detail  bearbeitet  und  den  Comman- 
direnden selbst  der  unfruchtbaren  MlUie  überheben.  Allerdings  prägen  sich  die 
Verdienste  desselben  in  einzelnen  Zügen  nicht  aus,  denn  sein  Wirken  ist  mit  dem 
Ganzen  und  Grossen  zu  innig  verkettet  und  nur  der  Ausgang  der  Operationen 
wiegt  in  der  Wagschale  des  Verdienstes. 

Es  war  wohl  Manches  um  Verona  zu  wünschen  übrig.  Das  änderte  sich  mit 
der  Stunde,  da  Hess  seinen  neuen  Wirkungskreis  beti-at.  Er  entwarf  nach  dem 
Eintreffen  des  Reserve  -  Corps  jenen  kühnen  Plan  zu  dem  raschen  Marsche 
nach  Mantua,  Curtatone  und  Vieenza.  Die  Ableitung  der  sardinischen  Armee 
von  Verona  war  der  eine,  Umgehung  ihrer  Verschanzungen  in  der  Linie  des 
Mincio  mittelst  Durchbrechung  des  ausser sten  rechten  Flügels  des  Heeres 
und  des  schwächsten  Schanzenpunctes  war   der  zweite,  endlich  Besiegung  des 


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Feindes  oder  freies  Spiel,  um  imGegeiifallc  wieder  nach  rUekwärts  mit  Erlangung 
eines  Vorsprunges  operiren  zu  künnen,  mit  anderen  Worten:  Überlistung  dos 
Gegners,  wenn  ihn  zu  schlagen  Unmöglichkeit  wäre,  war  der  dritte  und  Haupt- 
Äweck  der  Bewegung  der  Armee  nach  Mautua.  Der  Feldmarschall  vermochte  in 
Folge  dieses  Planes  nach  Sprengung  der  feindlichen  Linie  am  Curtatone  zwar 
seinen  Zweck,  den  Feind  zu  schlagen,  aus  höheren  Gründen,  die  meist  in  den 
inneren  Zuständen  des  Reiches  und  der  Residenz  zu  suchen  waren,  nicht  zu  voll- 
führen; dagegen  gelang  es  vollkommen,  dem  Gegner  den  Rückmarsch  zu  ver- 
bergen, bei  Mantua  den  Mlncio.  bei  Legnago  die  Etseh  zu  überschreiten,  hierauf 
nach  Vicenza  zu  marschiren,  diese  Stadt  zu  besiegen,  das  Venetianische  von  den 
pKpstlichen  Truppen  mittelst  Convention  zu  befreien  und  dann  ohne  Ruhe  und 
Rast  dennoch  an  jenem  Tage  wieder  in  Verona  einzutreffen,  an  welchem  der 
Sarde  seinen  schon  besiegten  Bundesgenossen  mittelst  einer  Bewegung  gegen 
die  Etsch  und  eines  schwachen  Versuches,  den  Fluss  unterhalb  Verona  zu  über- 
schreiten, zu  Hülfe  eilen  wollte,  was  aber  durch  die  Nachricht  von  dem  Wieder- 
erscheinen unserer  Armee  als  verspätet  vereitelt  wurde.  Der  Fcldmarschall  nennt 
unter  den  Namen  aller  Kriegsgefälü^ten,  welche  sich  durch  Einsicht,  Mulh  und 
Entschlossenheit  bei  dieser  Operation  in  die  Ehre  getheilt,  Hess,  den  Chef  seines 
dioieraUStabes,  obenan.  Bei  den  Kriegsbegebenlieiten  vom  13.  Juni  bis  9-  August 
1848  hatte  Feldmarschall-Lieutenant  Hess  im  Auftrage  dos  Feldherrn  nach  einer 
Recognoscirung  der  feindlichen  Stellung  den  grossartigen  Plan  zu  der  rein  offen- 
siven Bewegung  vorgelegt  5,  in  Befolgung  dessen  des  Feindes  Centrum  durch- 
brochen, die  Piemontcsen  in  einem  dreitägigen  Kampfe  beiCustozza  geschlagen 
und  in  steter  Verfolgung  über  die  Grenzen  unseres  Gebietes  zurückgeworfen 
wurden. 

Sc*  MajestUt  der  Kaiser  Ferdinand  anerkannte  das  grosse  Verdienst  des 
Generals  durch  die  Verleihung  des  Ritterkreuzes  des  Maria  Theresien-Ordens 
mit  Handschreiben  aus  Schi>nbrunn  vom  19.  August  1848. 

Bei  Kündigung  des  Waffenstillstandes  seitens  der  Piemontescn  im  März  1849 
unterlegte  Hess  den  Entwurf  jenes  fünftägigen  FebUngcs^  der  in  denAnnalen 
der  Kriegfigeschichto  unter  die  Ausserordentlichen  Werke  der  gnlssten  Kriegs- 
meister  gezählt  werden  wird. 

Die  Worte  Rad  et  zkyU,  herrlich  and  wahr,  in  seinem  Berichte  über  diesen 
Feldziig  lauten:  ^In  voller  Anerkennung  der  gediegenen  Dienstleistung  der  wir- 
kenden Glieder  meines  Haupt« juartiers  nenne  ich  von  selben  vor  Allen  meinen 
GeneraUQuartiermeistor  Feldmarschan>Lieutenant  Hess.  Diesem  —  ich  bezeuge 
[  60  hiermit  von  ganzem  Herzen  —  gebührt  der  bei  weitem  grösste  Antheü  an  den 
^  KrfolgeUj  den  die  Waffen  des  Kaisers  in  dem  letzten  Feldzuge  errungen  haben. 
Alle  Verhllhüisse  mit  klarem  Auge  tiberschauend,  den  rechten  Zeitpunct  schnell 
erkennend  und  rasch  benützend,  stets  den  höchsten  Zweck  %'or  Augen ,   hatte  er 


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mein  volles  Vertrauen  und  ie!i  führte,  ihn  an  der  Seite,  die  Armee  zum  gewissen 
Siege;  das  Heer  wnsste  dies  und  siegfe.^ 

Nach  der  Schlacht  von  Novara  übersandte  Se.  Majestät  der  Kaiser  dem 
hochverdienten  Feldmarschall-Lieutenant  v.  Hess  die  Insigmen  des  Grosskreuzes 
vom  Leopold-Orden;  dies  war  für  ihn  Veranlassung,  jede  weitere  Bewerbung 
um  die  Commandeniswürde  des  Maria  Theresien- Ordens  niederzuschlagen.  Li  den 
officiellen  Acten  finden  wir  indessen  folgende  Thatsachen  verzeichnet:  Schon 
nach  dem  ersten  Feldzuge  1848  hatten  die  Generale  der  Armee  in  Italien  dem 
Feldmarschall  Grafen  Radetzky  ein  Bittgesuch  eingereicht  und  um  sein  Für- 
wort zur  Verleihung  dieser  Auszeichnung  nachgesucht;  die  Oetober-Ereignisse 
brachten  dasselbe  —  dem  Kriegöminlster  vorgelegt  —  in  Verlust  und  Vergessen- 
heit. Der  zweite  Krieg  gegen  Piemont,  rulimvoll  beendigt,  regte  bei  der  Armee 
den  Wunsch^  diese  Bitte  erneuert  zu  den  Füssen  des  Grossmeisters  niederzulegen. 
Sie  wurde  mit  der  vollsten  Zustimmung  des  Feldmarsclialls  im  Namen  der  Ajrmee 
von  den  G eneralen  G raf  W r a t i s  1  a w ^  Graf  Wallraodenj  Graf  C  I a m  und 
Graf  Stadion  unterlegt  und  dahin  motivirt,  „dass  FeldmarschaU-Lientenant 
T.  Hess  allerdings  durch  das  Grosskreuz  des  Leopold -Ordens  berücksichtigt 
wurde,  dass  aber^  da  einige  seiner  Zeit-  und  Waffengenossen  ein  höheres,  rein 
militärisches  Ehrenzeichen  erhalten  haben,  die  Verdienste  des  Feld  marsch  all- 
Lieutenants  v.  Hess  im  Jahre  1849,  ohne  Jemanden  nahe  treten  zu  wolleUj  einen 
80  entscheidenden  Einfluss  auf  die  Operationen  gehabt,  dass  sie  jenen  wenigstens 
gleichgestellt  werden  müssen."' Se.  Majestät  überwiesen  dieses  Gesuch,  obscbon 
der  verlängerte  Einreichungstermin  für  Maria  Theresien-Ordons-Gesuche  längst 
verflossen  war^  ausnahmsweise  mitHandbillet  vom  18.  Februar  1850  dem  tagenden 
Capitel  zur  Amtshandlung,  welches  den  mittlerweile  zum  Feldzeugmeister 
ernannten  und  seit  5.  November  1849  in  den  Freiherrnstand  erhobenen  Ritter 
V.  Hess  einstimmig  das  Commandeur kreuz  zuerkannte.  So  sah  er  sich  ohne 
sein  Zuthun  auf  eine  Welse  belohnt,  um  w^elche  persönlich  bittlich  zu  werden 
seine  allzugrosse  Bescheidenheit  niemals  gestattet  haben  würde. 

Der  Feldzeugmeister  Freiherr  v,  Hess  hat  sich  auch  auf  dem  diplomatischen 
Felde  so  ausgezeichnet  w^ie  auf  dem  kriegerischen  bewiesen.  Alle  Verwickelungen, 
welche  nach  der  Hand  zu  sehlichten  waren,  fanden  in  ihm  den  Mann^  der  den  Kno- 
ten zu  zerhauen  verstand,  und  wenn  die  Nothwendigkeit  die  Armee  gerüstet  sehen 
musste,  wai*  es  Hess,  dem  die  oberste  Leitung  vertrauensvoll  in  die  Hände  gelegt 
wurde;  so  zu  Ende  des  Jahres  1850,  wo  grosse  Truppenmassen  im  Norden  von 
Bi>hmen  und  Mahren,  und  im  Jahre  1854,  wo  die  3.  und  4.  Armee  in  Galizien, 
Ungarn  und  Siebenbürgen  g^g^T^  Russland  conccotrirt  wurden  und  er  von  Seiner 
Majestät  dem  Kaiser  zum  Oberbefehlshaber  derselben  ernannt  worden  w\^r. 

Im  Jahre  1851  ward  er  mit  einer  Sendung  nach  Warschau  betraut,  im  folgen- 
den Jahre  den  Truppenübungen  in  St.  Petersburg,  1853  jenen  in  Berlin  beigezogen 


1447 


und  2U  Anfang  des  Jahres  1854  in  einer  Mission^  die  onentalisclie  Frage  betreffend, 
nach  der  preuBSischen  Hauptstadt  gesandt. 

ills  am  24.  December  1855  der  Feldzeugracister  sein  fünfzigjähriges  Dienst- 
Jubiläum  feierte,  konnten  die  Officiere  sämmth'eher  Corps,  wie  des  seinen  Namen 
führenden  Kegiments,  die  in  ihm  den  Clief  verehren,  den  Anlass  nicht  unbenutzt 
lassen^  um  ihren  Gefühlen  wärmster  Anbau  glich  keit  einen  würdigen  Ausdruck  zu 
geben.  Die  Form,  in  welcher  dieses  vereinbart  wurde,  entsprang  aus  dem  Rück- 
blicke auf  ein  Wirken^  das  durch  ein  halbes  Jahrhundert  hoehät  ausgezeichnet  in 
den  Geschäften  des  Friedens,  wie  reich  geschmückt  mit  den  Lorbern  des  ICriegeSy 
eine  dauernde  Stelle  in  Österreichs  Gcächichte  einzunehmen  bestimmt  ist;  die 
Glanzpuncte  desselben,  die  glorreichen  Tage  des  jüngsten  italienischen  Kiieges, 
wurden  gewählt,  um  aus  ihnen  den  Stoff  einer  bleibenden  Verherrlichung  zu  ent- 
nehmen. Dies  gelangte  zur  Aasführung  durch  den  berühmten  Schlachtenmaler 
AI  brecht  lÜtter  v.  Adam,  der  dcji  Entschoidungskampf  bei  der  Bicocca  am 
Schlachttage  von  Novara  in  einem  kunstvollen  Bilde  zur  Darstellung  brachte. 

Aus  demselben  Anlasse  ward  der  Feldzeugnieister  mit  den  Insignien  des 
G  rosskreuzes  des  St*  Stephan-Ordens  und  mit  dem  nachfolgenden  Aller- 
höchsten Handschreiben  ausgezeichnet. 

^Lieber  Feldzeugmeister  Freiherr  v.  Hessl 

Ich  stelle  Mich  hiermit  an  die  Spitze  der  Ihnen  zur  Vollendung  Ihres  fünfzig- 
sten Dienstjahres  Glückwünschenden  und  spreche  Ihnen  mit  dankbarem  Herzen 
die  vollste  Anerkennung  Ihrer  Verdienste  aus,  durch  welche  Sie  ein  halbes  Jahr- 
hundort Thcilnehmer  an  dem  Ruhme  Meiner  Armee,  von  den  grossen  Feldzügen 
unter  Meinem  Herrn  Oheim  Erzherzog  Karl  glorreichen  Andenkens,  bis  zu  dem 
Tftge,  an  dem  Mein  Feldmarschall  Graf  Radetzky  Ihnen  den  grosston  Antheil 
an  seinen  ruhmreichen  Erfolgen  zuerkannte. 

Mögen  Sie  Mir  mit  Ihren  reichen  Erfahrungen  noch  recht  lange  rathend  zur 
Seite  stehen»  deren  volle  Würdigung  so  wie  Meine  aufrichtige  Zunmgun^  Ich  Ihnen 
durch  V^orlcihuüg  des  Grosskreuzca  Meines  St.  Stephan -Ordens  hiennit  bezeuge, 

Wien,  am  24.  Docember  1855.  Franz  Joseph  m.  p> 

Feldzeugmci^ter  Freilierr  y,  Hoss,  der  grösste  Stratege  unserer  Zeit,  ist 
einer  jener  Charaktere ^  die  Ihre  Plüno  und  Entwürfe  niemals  errathen  lassen 
und  in  dem  Momente,  wo  die  Ausführung  ilcrsalben  notliwendig  wird,  überraschen* 
Dies  bewies  er  in  den  beiden  Kriegen  gegen  Piemont  und  würde  es  wohl  auch 
im  Jahre  1854  bewieaon  haben,  wenn  seine  beobachtende  Stellung  eine  han- 
delnde geworden  w&ro.  Die  Armee,  die  er,  oft  beirrt,  aber  mit  ra&tlosem  Eifer 
dem  Ziele  zugeführt  hat,  welchejs  sie  auf  den  huchüten  Punct  erreichbarer  Voll- 
kouimcnhcit  brachte,  erkennt  mit  Dank  sein  edles  Streben  und  tiusserte  sicli  zur 
Zeit  als  er  ihr  Oberbefehlshaber  gewesen  auf  eclatante  Weise.  Dos  Kaisers  höchste 
Anerkennungen,  so  wie  die  Anszeichnungctn    beinahe  aller  Souveräne  Europa's 


1448 


beweisen,  dass  Hess  im  Vatorlande  wie  auch  in  ausländischen  Heeren  sich  eines 
schmeichelhaften  Rufes  erfreut,  und  dass  sein  Name  überall  mit  Verehrung  und 
Ilochachtung  genannt  wird.  ^H 

THURN  und  Valsassina,  Como-Vercelli*  Freiherr  zum  Ki-euz,  Georg 
Graf  von,  Feldzeugmeister,  geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Ritter  des  kaiserlichen 
Ordens  der  eisernen  Krone  L  Classe  und  des  Leopold-Ordens,  Militär- Verdienst- 
kreuzes, Inhaber  des  34.  Infanterie-Regiments  Prinz  von  Preussen,  Sohn  des  am 
8.  Juni  1790  auf  dem  Felde  der  Ehre  vor  Giurgewo  gebliebenen  General-Majors 
Grafen  Franz  Joseph  von  der  Bleiburger  Linie  in  Kärnthen,  erblickte 
Licht  der  Welt  zu  Prag  am  3.  Jänner  1788. 

Graf  Thurn  entstammt  einer  sehr  alten  Familiej  welche  mit  dem  Hause 
Thurn  und  Taxis  gleichen  Ursprung  nachweist,  Maximilian  L  deUa  Torre, 
genannt  der  Riese,  regierender  Graf  von  Valsassina  und  der  Riviera  di  Como, 
der  den  Kaiser  Konrad  III.  auf  dem  Kreuzzuge  begleitete ,  sieb  durch  ausser* 
ordentliche  Tapferkeit  auszeichnete  und  endlich  im  Jahre  1147  in  saraceniscber 
Gefangenschaft  als  Märtyrer  seines  Glaubens  starb,  war  sein  Ahnherr. 

Die  militärische  Laufbahn  begann  Graf  G^org  bei  der  Aufstellung  der  Land- 
wehr, indem  er  am  L  August  1808  als  Hauptmann  bei  jener  in  Klagenfurt  eintrat, 
den  Krieg  1809  mitmachte,  hierauf  die  Dienste  tjuittirte  und  um  Mitte  October 
1813,  als  Osterreich  für  das  Recht  Europa's  nochmals  in  die  Schranken  trat,  neuer* 
dings  In  der  Eigenschaft  eines  Oberlieutenants  bei  dem  4,  Jäger-Bataillon  und  bald 
darnach  als  Hauptmann  in  das  neu  organisirte  Tiroler  Jägercorps  Fenn  er  einge- 
theilt  wurde.  Mit  ausgezeichneten  Kenntnissen  begabt,  welche  ihm  die  sofortige 
Verwendung  beim  General-Sfabcsichertenj  glänzte  Thurnim  Laufe  dieser  Epoche 
durch  Umsicht  und  Tapferkeit,  namentlich  in  den  Vorfallen  vom  L  bis  10.  Februar 
1814  in  Italien,  vor,  in  und  nach  der  Schlacht  am  Mineio,  und  errang  sieh  das 
Ritterkreuz  des  Leopold-Ordens. 

Der  Feldzug  1815  führte  ihn  zum  Corps  desFeldmarschall^Lieutenants  Grafen 
Neipperg.  Bei  dessen  Vorrückung  über  die  Catolica  war  der  unternehmende 
Hauptmann  in  der  Nacht  vom  29.  April  auf  die  Vorposten  gesandt  und  führte 
folgenden  Tages  die  Avantgardcj  welche  bestimmt  war  die  Pässe  von  CatoHca  zu 
forchren.  Als  bei  weiterer  Verfolgung  die  Infanterie  der  schneller  voreilenden  Rei- 
terei nicht  nachzukommen  vermochte,  stellte  sich  Graf  Thurn  an  die  Spitze  der 
Cavallerie,  welche  aus  zwei  Zügen  Liechtenstein-  und  einem  Zuge  Prinz-Regent- 
Husaien  bestand  und  von  dem  Second-Rittmeister  Montbach  commandirt  wurde. 
Der  Feind  liatte  sich  so  schnell  von  Catolica  zurückgezogen,  dass  er  erst  gegen 
Mitternacht  heiSta,  Maria,  eine  Miglio  von  Peaaro,  eingeholt  werden  konnte.  Haupt- 
mann Graf  Thurn  griff  dessen  Queue,  welche  ungefähr  eine  halbe  Schwadron 
Lanciere  betragen  mochte,  mit  einem  Zuge  an  und  warf  sie  mit  solcher  Heftigkeit 


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4 


1449 


nirück,  dass  sie  in  ihre  M-eiter  voran  marschircnde  InfanterJe  stürzte.  Ohne  sieh 
durch  deren  Colonnon  Aufhalten  zu  lassen,  sprengte  Thurn  mit  seinen  Husaren 
durch  dieselbe  und  kam  gleichzeitig  mit  den  Lanciers  vor  dem  Thore  des  befestig- 
ten Pesaro  an.  Obgleich  nun  der  Erfolg  dieses  kühnen  und  raschen  Angriffes 
nicht  unbedeutend  war,  so  glaubte  Graf  Thurn  die  dadurch  entstandene  Verwir- 
rung doch  noch  weiter  benützen  zu  sollen;  die  Vortheile,  welche  die  Einnahme 
der  Stadt  unserer  Armee  gewähren  würde,  und  die  Möglichkeit,  dies  durch  Begün- 
stigung der  Nacht  und  eines  Überfalles  erreichen  zu  können,  überwogen  alle  die 
Ausluhning  begleitenden  Gefahren.  Er  setzte  also  die  Verfolgung  durch  die  Thore, 
wo  die  Wachen  von  den  fliehenden  Lanciers  mit  fortgerissen  wurden  j  in  die  Stadt 
fort,  und  war  mitten  in  derselben,  als  er  sich  mit  wenigen  seiner  Husaren  von 
feindlichem  Fussvolk  umgeben  sah.  Seine  muthvolle  Geistesgegenwart  rettete  ihn 
aus  dieser  misslichen  Lage.  Die  Husaren  aufmunternd,  drang  Thurn  ohne  Zöge- 
ning  auf  die  feindliche  Infanterie  ein.  ergriff  deren  Capitän  Grimaldi  mit 
eigener  Hand  und  setzte  durch  seine  Kühnheit  den  Feind  so  ausser  Fassung,  dass 
ein  Theil  auf  sein  Gebot  die  Waffen  streckte,  ein  anderer  sich  von  ihm  und  den 
wenigen  Husaren  gefangen  zurücktreiben  liess,  daiimter  der  Capitän  Grimaldi 
mit  30  Mann.  Bei  dieser  Gelegenheit  werden  im  Ganzen  400  Feinde  gefangen 
und  50  päpstliche  Soldaten  aus  der  Gefangenschaft  befreit. 

In  der  Stadt  und  im  Lager  hinter  derselben  befand  sich  während  seines  Ein- 
dringens die  lUjOUO  Mann  starke  Division  Carascosa,  welche  durch  Tb urn*8 
Wagestück  in  grosse  Verwirrung  gerieth  und  ohne  noch  erst  zu  forschen,  wie  viele 
Gegner  es  wären,  den  Rückzug  antrat. 

Diese  That  des  echtesten  Heldenmuthes  hatte  für  unsere  Armee  grosse 
Resultate,  für  den  Hauptmann  selbst  aber  die  einstimmig  zuerkannte  Verleihung 
Abb  Ritterkreuzest  des  Maria  Theresien-Ordens  im  Capitel  vom  Jahre 
1816  Äur  Folge. 

Nach  dem  Friedensschlüsse  ward  Graf  Thurn  zum  Major  beim  Infanterie- 
Begimente  König  Wilhelm  der  Niederlande  befördert  und  ab  erster  Legations- 
Seerot^r  der  k.  k.  Gesandtschaft  zu  St.  Petersburg  mit  der  weitern  Weisung  bei- 
gegeben, über  die  militärischen  Verhältnisse  Ruvsslands  Berichte  zu  erstatten;  »pUter 
▼eraah  er  die  Stelle  eines  kaiserlichen  GeachKftatritgers  an  diesem  Hofe,  in  Abwe- 
senheit eine«  Gesandten,  durch  anderthalb  Jahre.  Im  Jahre  1820  zum  ausserordent- 
lichen Gesandten  am  kfinigljch  wrirtferabcrgischen  Hofe  ernannt,  rückte  er  1825 
wieder  zur  Truppe  mit  der  Zutheilung  im  General- Quartiermeisterstabe ^  wo  er 
vorerst  bei  der  kricgsgcschichtlichen  Abtheilung,  im  Juni  1828  aber  als  Director 
der  MilitKr-Landesbeschrcibung  in  Ungarn  verwendet  wurde  und  im  October  1829 
zum  Oberst-Lieutenant  im  Corps  vorrlicktc.  Nach  Jahresfrist  ward  der  Graf  Eum 
Obersten  und  Commandanten  de^  Infanterie -Regiments  Nr.  49  beft>rdcrt.  Im 
Februar  1836  zum  Genrnil-Major  vorgerückt,  kam  Graf  Thurn  als  Brigadier 


1450 


nach  Tirol,  1838  nach  Gratz,  wo  er  bis  zu  semer  Erneanimg  zum  Feldmarscliall- 
Lieutenant  und  Divisionär  in  Pesth  (Februar  1845)  verblieb,  schon  im  nächsten 
Jahre  zum  2.  Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Nr.  34  ernannt  und  im  Jahre 
1847  als  Divisionär  wieder  nach  Gratz  übersetzt  wurde* 

Im  Jahre  1848  erhielt  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  T  hur  n  das  Commando 
einer  Division  bei  der  am  Isonzo  concentrirten  Reserve- Armee  unter  Feldzeug- 
meister Nu  gen  t.  Nach  der  Einnahme  von  Udine  und  der  Überschreitung  des 
Tagliamento  beabsichtigte  Nugent  den  dringenden  Weisungen  des  Feldmarschalls 
Grafen  Radetzky,  sich  mit  ihm  auf  das  Schleunigste  zu  vereinigen,  Folge  zu 
leisten,  erkrankte  jedoch  am  17.  Mai  und  übergab  noch  am  nämlichen  Tage  das 
Commando  an  Feldniarschall-Lieutenant  Graf  Thurn. 

Dieser  beschäftigte  sich  aussehliessend  damit,  den  Abmarsch  zur  Vereinigung 
mit  dem  Feldmai'schall  möglichst  zu  beschleunigen  und  mit  solcher  Raschheit  aus- 
zuführen, dass  darin  die  grösste  Bürgschaft  für  das  Gelingen  liegen  musste.  Es  ist 
kein  Zweifel,  dass  dieser  Marsch  als  ein  Wendungspunct  für  den  ganzen  Feldzug 
zu  betrachten  ist,  denn  nur  durch  diese  Verstärkung  konnte  der  Feldraarschall  in 
den  Stand  gesetzt  werden,  wieder  in  die  Offensive  überzugehen.  Die  zu  besorgenden 
Schwierigkeiten,  aufweiche  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Thurn  stossen  musste, 
%yaren  nicht  gering  zu  schützen,  und  es  handelte  sich  nicht  blos  darum  nach  Verona 
zu  gelangen,  sondern  auch  dass  dies  möglichst  schnell  und  mit  dem  geringsten  Ver- 
luste geschehe.  Das  ganze  venetianische  Gebiet  war  im  Aufstande,  Städte  und  Ort- 
schaften zur  Vertheidigung  entschlossen  und  von  feindlichen  Armeen  unterstützt. 
Hier  galt  es  durch  Überraschung  und  Umgehung  zu  wirken*  Am  18.  Abends 
erfolgte  der  Abmarsch  des  18,500  Mann  starken  Corps  auf  Postumia  und  über 
Padernello  und  Vedelago  nach  Castelfranco;  ein  heftiges  Gewitter  crhühte  die 
Beschwerlichkeiten  des  Marsches,  der  19  bis  20  Stunden  ununterbrochen  dauerte; 
am  20.  stand  man  vor  Vieenza,  auf  welches  ein  Handstreich  versucht,  dann  am 
21.  mit  einer  kühnen  Umgehung  der  Marsch  nach  Schio  fortgesetzt  wurde;  am 
22.,  also  vier  Tage  nach  dem  Ausmarsche,  erfolgte  unter  nicht  gewohnlichen 
Anstrengungen  und  ohne  Verlust  die  ersehnte  Vereinigung  bei  Villanuova  und 
S.  Bonifacio.  Von  hier  musste  Thurn  schon  am  folgenden  Tage  gegen  Vicenza 
zui'ückmarschirenj  um  sieh  wo  möglich  dieser  Stadt  durch  Ubcrraschimg  zu  bemäch- 
tigen. Es  wurden  ihm  für  diese  Unternehmung  mit  Inbegritf  des  Hin-  und  Rück- 
marsches nur  zweij  längstens  drei  Tage  Frist  gegeben,  so  dass  kaum  zehn  Stunden 
für  den  eigentlichen  ^Vngriff  blieben,  der  übrigens  mit  keinem  bedeutenden  Men- 
schenverlust  verbunden  sein  durfte.  Die  Örtlichen  Verhältnisse  der  Stadt  und  die 
auf  8000  Mann  verstärkte  Garnison  hinderten  das  Gelingen  des  Versuches^  und 
das  Corps  ward  am  25.  nach  Verona  gezogen. 

Von  hier  aus  begab  sich  Graf  Thurn  nach  Rovercdo,  um  das  Commando 
der  Division  Lichnowsky,  die  durch  allmähliche  Verstärkung  zu  einem  Corps, 


1451 


dem  3.,  gebildet  werden  sollte^  zu  übernehmen.  Ein  feindlicher  Angriff  auf  Tirol 
war  wohl  nicht  wahrscheinlich,  nachdem  sich  der  Feldniar^cliall  die  RücJizuors- 
linie  über  Vlcenza  wieder  eröffnet  hatte,  aber  doch  immer  mcfglich  und  würde  bet 
eimgürn  Erfolge  eine  höchst  nachtheilige  moralische  Wirkung  i/n  Inlande  hervor- 
gehracht  haben.  In  dieser  Rücksicht  unternahni  Thurn  ohne  Zeitverlust  die  Vor- 
rückung im  Thale  am  rechten  Etschufer  von  Itjvalta  bis  Groara,  am  linken  über 

iDolce  hinaus,  auf  dem  Monte  Baldo  einen  Angriff  auf  die  Position  von  Spiazzi, 

I gewöhnlich  Madonna  della  Corona  genannt,  und  deren  Wiederbesetzung,  endlich 

[im  Borathaie  die  Vorrückung  von  Condino  nach  Storo,  um  die  im  Val  di  Ledro 

I  detachirten  Truppen  in  ihrer  rechten  Flanke  nicht  gänzlich  preiszugeben  und  mit 
den  Indicarien  leichtere  Verbindung  zu  erhalten.  Diese  Bewegung  wurde  mit 
Ausnalmic  des  am  18.  Juni  gemachten  Versuches  gegen  die  Position  von  Spiazzi 
anstandslos  vollzogen ,  zugleich  auch  die  Thalbcfestigung  in  Angriff  genommen 

|Und  diesfalls  an  beiden  Etschufern  an  den  günstigsten  Engepuncten  Geschütz- 
Btände  errichtet;  die  sehr  günstige  Stellung  von  Caliano  bei  Castel  S.  Pietro,  jene 
auf  dem  Monte  Baldo  befestigt  und   alle  Vorkehrungen   geti-offen,    welche   des 

[Feindes  Angriffe  abweisen  konnten.  Dies  zeigte  sich  schon  am  1.  Juli,  wo  diePic- 
montesen  einen  Versuch  auf  dem  rechten  Etschufer  gegen  Groara  vorzudringen 
machten ,  jedoch  so  kräftig  empfangen  wurden ,  dass  sie  nach  einem  nicht  unbe- 
deutenden Verluste  nach  Incanalc  und   Ceraino  wieder  zurück  gingen.    Immer 

'  wiederholte  Versuche  gegen  diese  Debouchcen  bewiesen^  das  Karl  Albert  wirk- 
lich die  Absicht  hatte  hier  festen  Fuss  zu  fassen  und  durch  Erregung  von  Besorg- 

I  Hissen  den  Feldmarschall  zu  ansehnlichen  Entsendungen  in  die  Berge  zu  bewegen 

[und  seine  offensive  Kraft  in  der  Ebene  zu  lähmen. 

Es  lag  auf  der  Hand^  dass  der  Feldmarschall  bei  Ergreifung  der  Offensive  die 

!  feindlichen  Streitkräfte  bei  Ri voll  zu  beschäftigen  und  zurückzuhalten  trachten 
würde-  Feldmarschali-Licutenant  Graf  Thurn  erliielt  daher  am  19.  Juli  Befehl 

.die  Position  von  Rivoli  anzugreifen;  der  Tag  dazu  war  nicht  festgesetzt,  doch 
berichtete  Thurn,  dass  er  am  22,  zur  Ausführung  schreiten  werde. 

Inzwischen  trat  jene  Veränderung  ein,  die  durch  die  Bewegungen  des 
Feindes  gegen  Mantua  bedingt  wurde  und  man  hatte  unterlassen  dem  Comman- 
danten  des  3.  Armeecorps  von  der  neuen  Operation slinie  Kcnntniss  zu  gebenj 
welches,  sobald  Thurn  nicht  vereinzelt  sondern  als  Bruchtheil  des  Ganzen  mit- 
wirken sollte,  von  besonderem  Einfluss  gewesen  wäre.  Die  Stellung  vor  Rivoli  ist 
van  Tirol  aus  nur  über  den  Monte  Baldo  und  durch  das  Etschthal^  nämlich  durch  das 
Defild  von  Incanale  und  IVeaboeco  anzugreifen;  Graf  Thurn  übernahm  in  Person 
die  Führung  der  Hauptoolonne  (3884  Mann)  über  den  Monte  Baldo,  während  er 
dem Fcldmarschall'Lieutenant Grafen  Lieh  no  wsky  die  Scitcncolonne (1338 Mann) 
durch  das  Etschthal  übertrug.  Ersterc  hatte  mit  grossen  Mtndernissen  zu  kämpfen 
und  lagerte  am  2L  auf  der  llähe  des  Berges«  Dem  AngriÜe  auf  Rivoli  musste 


1452 


jener  auf  die  Stellung  von  Spiazzi  oder  Madonna  della  Corona  vorausgehen. 
Die  Vorrückang  erfolgte  in  drei  Colonnen;  um  5  Uhr  ward  man  des  Feindes 
ansichtig j  der  aüdlich  von  Ferrara  eine  sehr  starke^  aber  für  seine  Stärke 
etwas  zu  ausgedehnte  Stellung  besetzt  hatte«  Er  mochte  1000  Mann  mit  mehre- 
ren Gebirgskanonen  stark  gewesen  sein.  Die  erste  Colonne  erklimmte  unter 
heftigem  feindlichen  Feuer  die  steilen  Gebirgsabstürze,  warf  sich  auf  den 
Feind  und  trieb  ihn  mit  dem  Bajonete  über  den  Gebirgskamm  hinab»  Der  Feind 
zog  sich  nach  Rivoli  zurück.  Auf  der  gebahnten  Strasse  von  Spiazzi  setzte 
Fcldmarschall-Lieutenant  Graf  Thurn  seine  AngrifFsbewegung  über  die  steilen 
Abhänge  in  das  flache  Land  fort;  die  bewaldeten  Hohen,  die  die  Hochebene  von 
Rivoli  in  einem  Halbki^eise  umziehen  j  wurden  ohne  Anstand  erreicht  und  das 
Thal  von  Caprlno  durch  einige  Compagnien  beobachtet  Der  Feind  hatte  sich 
ganz  in  seine  verschanzte  Stellung  von  Rivoli  zurückgezogen  und  zeigte  in 
der  Front  eine  Stärke  von  3000  Mann  mit  6  Gescliützen.  Da  er  alle  Bewe- 
gungen unserer  Angritfscolonnen  einsehen  konnte,  auch  von  Affii  aus  namhafte  Ver* 
Stärkung  erhielt,  ergriff  er  nun  selbst  die  Otiensive  und  unternahm  einen  Angriff 
mit  stürmender  Hand  gegen  die  den  rechten  Flügel  bildenden  drei  Compagnien 
Wellington,  ward  aber  zurückgeschlagen*  Gleichzeitig  entdeckte  man  eine 
Umgehungscolonne  in  der  Richtung  gegen  LeZuane,  so  dass  die  Stärke  des  Feindes 
auf  5000  Mann  geschützt  werden  konnte-  Unter  diesen  Umständen  und  bei  höchster 
physischer  Ermattung  der  Truppen,  die  auch  noch  Mangel  an  Lebensmitteln  li  tten^  war 
die  Fortsetzung  der  Offensive  nicht  räthlich;  Thurn  liess  eine  rückgängige  Bewe- 
gung machen  j  indem  er  das  erste  Treffen  hinter  das  zweite  zog  und  %vics  einen 
erneuerten  Angriff  auf  unsere  Reserve  zurück.  Besorgt^  am  nächsten  Tage  einem 
wiederholten  Angriff  nicht  widerstehen  zu  können,  verliessen  diePicniontesen  noch 
im  Laufe  der  Nacht  ilir'e  feste  Stellung  von  Rivoli  und  zogen  sich  eiligst  theils 
nach  Peschiora ,  theils  an  den  Gardasee  zurück.  Feldmarschall* Lieutenant  Graf 
Thurn  besetzte  nun  Rivoli;  Vcrpfiegungsrücksichten  verzögerten  seinen  Marsch, 
In  der  Nacht  des  24.  erhielt  er  den  Befehl,  am  folgenden  Tage  nach  Cavalcaselle 
abzurücken  und  statt  der  Brigade  Edmund  Schwarzen berg  die  Einschliessung 
P  esc  hieraus  zu  übernehmen. 

Fasst  man  die  Schwierigkeiten  einer  Operation  über  den  Monte  Baldo  ins 
Auge  und  nimmt  man  die  dabei  nöthigen  Anstrengungen  aller  körperlichen  Kräfte 
in  gebührende  Kechnung,  so  wird  es  klar,  dass  Feldmarschaü-Lieatcnant  Thurn 
mit  seinem  Corps  Ausgezeichnetes  geleistet  hat,  indem  er  in  weniger  als  36  Stun- 
den die  Gebirge  überstiegen,  nebstbei  noch  die  starke  Stellimg  bei  Spiazzi 
erstürmte  und  vor  Rivoli  einen  Kampf  bestand,  dessen  Folge,  wie  wir  gesehen^  der 
unmittelbare  Rückzug  des  Feindes  war. 

Am  29.  Juli  erhielt  Thurn  das  Commando  des  neu  zusammengesetzten^  gegen 
Cremona  vorrückenden  4  Armeecorps,  passirte  die  Adda  am  L  August,  besetzte 


1453 


Pavia  unil  ward  nach  der  Einnahme  von  Mailand  nach  Piacenza  entsendet,  uin  im 
Falle  des  Wieder bcginnens  der  Feindseligkeiten  uii verweilt  auf  das  rechte  Po- Ufer 
übergehen  zu  können.  In  den  officiellen  Rapporten  über  diesen  ersten  Feldzug 
wird  der  Feldmarschall-Lieutenant  unter  jenen  Ausgezeichneten  genannt,  welchen 
der  Monarch  und  da«  Vaterland  grosse  Erkenntlichkeit  schulden;  Seine  Majestät 
anerkannte  auch  diese  Verdienste  durch  die  Verleihung  des  Ordens  der  eisernen 
Krone  erster  Classe. 

In  dem  ruhmreichen  Feldzuge  1849  gegen  Piemont  behielt  Graf  Thurn  das 
Conmiando  seines  Corps. 

Nach  der  am  23.  März  Morgens  erhaltenen  Disposition  sollte  er  an  diesem  Tage 
über  ConAenza  und  Borgo  Vercelll  gegen  Vercelli  marschiren  und  die  feindliche 
Rückzugslinie  zu  gewinnen  suchen.  Um  12VtUhi'  langte  er  mit  der  Tete  derColonue 
in  Confienza  an ,  wo  man  das  Eanon^nfeuer  des  Über  Olengo  gegen  Novara  vor- 
rückenden 2.  Armeecorps  und  der  anderen  in  dieser  Richtung  geleiteten  Heeres- 
abtheilungen  immer  stärker  hörte,  so  dass  kein  Zweifel  über  den  Beginn  einer 
Schlacht  obwalten  konnte.  Graf  Thurn  entschloss  sich  daher,  die  Bestimmung 
nach  Vercelli  aufzugeben,  zur  kräitigen  Mitwirkung  zum  Gewinne  der  Schlacht 
die  Verbind ungastraase  von  VercelJi  nach  Novara  über  Cameriano  sm  erreichen 
und  auf  derselben  gegen  diese  Stadt  vorzurücken,  wodurch  der  Feind  von  seiner 
Rücksugsllnie  abgehalten,  sein  Armeecorps  jedoch  in  unmittelbare  Verbindung  mit 
dem  2.  Armeecorps  gelangen  musste.  Die  Aufstellung  des  Feindes,  welche  seine 
Ilauptverbindung  und  Rückzugslinie  nach  Turin  nicht  deckte,  indem  sich  diese 
recbta  in  der  Verlängerung  seiner  Frontlinie  befand,  ja  sogar  mit  derselben  einen 
eingehenden  Winkel  bildetCj  gab  dem  umsichtigen  General  die  Überzeugung,  dasa 
die  angenommene  Vorrückung  den  Kampf  entscheiden,  und  der  Feind,  in  Flanke 
und  Rücken  gefasst,  von  seiner  Kückzugdiuie  abgedrängt  und  zur  Flucht  gegen 
die  Gebirge  der  nördlichen  Landesgrenze  gezwungen  werden  würde.  Der  Marsch 
auf  der  Rüekzugalinie  des  Feindes,  so  lange  Vercelli  in  seinen  Händen  sich 
befand  und  man  seine  Kräfte  daselbst  nicht  kannte,  bot  zwar  grosse  Gefahr,  welcher 
sich  Graf  Thurn  vollkommen  bewusst  war,  denn  er  hatte  von  seinem  Corps  nur 
eine  Divi^^ion  zur  Verfügung,  welche  die  vielen  Fuhrwerke  des  Corps  mit  sich 
führen  mussfe.  Jeder  ihm  durch  einen  unvorgesehenen  Angriff  aufgedrungene 
Rückzug  würde  ihn  zur  Benützung  schwieriger  Seitenwege  in  der  Nacht  gezwungen 
und  so  nicht  nur  den  grossen  Zweck,  welchen  er  vor  Augen  hatte,  vereitelt^  sondern 
ihn  mit  seiner  Truppe  in  die  grössto  Verlegenheit  gebracht  haben.  Er  beschleunigte 
also  i^einen  Marsch,  nachdem  er  den  Oberst  Zobel  zur  Deckung  seinej  Rückens 
nach  Confienza  detachirt  hatte,  —  um  unter  den  Mauern  Novara^s  erscheinen  zu 
können,  ehe  die  Piemontesen  wirksame  Gegenanstalten  treffen  konnten. 

Erat  zwischen  Caaalino  und  Cameriano  erhielt  Graf  Thurn  durch  Oberst 
Graf  Paar  die  Auftbrderung  vom  Fcldzeugmeiater  d'Aspro,  dessen  iVngriff  mit 


1454 


eioer  Demoastration  zu  unterstützen j  als  er  bereits  mit  seinem  Corps  in  Flanke 
und  Rücken  des  Feindes  vorpng,  und  zwar  nicht  blos  zu  einer  Demonstration, 
sondern  zur  kräftigen  Mitrwirkung,  Die  vorwärts  Cameriano  und  nahe  an  der  Brücke 
über  die  Agogna  gestandenen  feiodliclieo  beiden  Abtlieilungen  wurden  zurückge* 
worfen  und  mehrere  Gefangene  gemncbt  und  um  S'/a  Uhr  zog  das  Corps  über  diese 
Brücke.  Ungefttlir  noch  1000  bis  1200  Sehritte  von  Novara  entfernt,  wurden 
zwei  Geschütze  einer  sechspfündigen  Batterie  abgeprotzt,  welche  das  überlegene 
feindliche  Feuer  mit  rühmlicher  Stand haftigkeit  so  lange  aushielten ,  bis  sie  von 
einer  zwölfpfiindigen  Batterie  abgelost  werden  konnten. 

Jetzt  wurde  die  Wirkung  des  Erscheinens  des  4,  Armeecorps  vollkommen 
klar,  indem  das  Fener  auf  der  feindliehen  Linie  gegen  das  2.  Armeecorps  ganz 
aufhörte.  Der  Rückzug  des  Gegners  auf  seine  Hauptünie  war  offenbar  und  wurde 
noch  mehr  beschleum*gt,  als  General-Major  Graf  Degenfeld  (s.  d.)  das  Regiment 
Nugent  zum  Angriffe  gegen  die  rechts  von  der  Strasse  befindlichen  CasJnen 
entsendete  und  sie  nehmen  Hess.  Mit  der  grösstcn  Energie  leitete  Graf  Thurn 
selbst  alle  zur  Unterstützung  des  Kampfes  erforderlichen  Massregeln  und  die  kräf- 
tigste Entwicklung  seines  Corps^  bis  die  bald  darauf  erfolgte  Dunkelheit,  welche 
bei  dem  eingetretenen  Regen  in  gänzliche  Finslerniss  überging,  die  Fortsetzung  des 
Kampfes,  der  bereits  die  vollkommenste  Entscheidung  herbeigeführt  hatte,  unmög- 
lich machte. 

Schon  in  der  Nacht  und  mit  anbrechendem  Tage  liess  Thurn,  um  den 
Rückzug  des  Feindes  zu  beschleunigen ,  die  Stadt  Novara  mit  Granaten  bewer- 
fen, worauf  mehrere  Parlamentäre  mit  der  Nachricht  eines  abgeschlossenen 
Waffenstillstandes  erschienen,  was  aber  weder  die  fortgesetzte  Beschiessung 
noch  die  Vorruckung  zur  Besetzung  der  Stadt  verhinderte,  welche  auch  sofort 
Statt  hatte,  wobei  eine  Deputation  mit  dem  Bischöfe  an  der  Spitze  ihm  ent- 
gegen kam. 

Überblicken  wir  das  Wölken  des  umsichtigen  Feldmarschall  -  Lieutenants 
Grafen  Thurn  in  der  Schlacht  bei  Novara,  so  wird  es  klar,  dass  er  nach  den 
angeordneten  Dispositionen  handelnd,  sich  aus  freiem  Antriebe  zum  Angriff  gegen 
Novara,  als  dies  die  Umstände  räthlich  machten,  wendete,  und  hierzu  eine  Marsch- 
direction  wählte,  welche  strategisch  entscheidend  v?m\  Dass  das  Eingreifen  seines 
Corps  auch  grosse  taktische  Erfolge  hatte  beweist  der  Umstand ,  dass  das  2,  und 
3.  Corps,  trotz  eines  achtstündigen  heldenniüthigen  Kampfes  nicht  vermocht  hatten 
den  um  ein  Drittheil  stärkeren  Gegner  aus  dem  Felde  zu  sclilagen  und  daher  der 
entscheidende  Sieg  bis  zum  Erscheinen  des  4.  Corps  unter  Graf  Thurn  noehunge- 
wisg  blieb.  Besonders  wirksam  zeigte  sich  das  rasche  Vorgehen  dieses  Corps  über 
die  Agogna  bis  unter  Novara*s  Mauern  dadurch,  dasa  der  den  Rückzug  antretende 
Feind  durch  die  in  Folge  des  Gefechtes  genommene  Stellung  des  Corps  gezwun- 
gen ward,  diesen  durch  das  Defilä  der  Stadt  Novara  auszuführen  j  Graf  Thurn 


« 


1455 


hatte  Ihm  die  Möglichkeit  benommen,  den  ausserhalb  der  Stadt  führenden  Circtim* 
vallationsweg  zu  benutzen  und  veranlassle  dadurch  die  Unordnung  und  die  Demo- 
ralisation in  den  feindlichen  Reihen. 

Dieser  mit  eben  so  grosser  Intelligenz  als  Solbstentsehlossenheit  und  Bravour 
ausgeführte  Angriff  in  des  Feindes  rechte  Flanke  hatte  wesentlich  zum  Siege  von 
Novara  beigetragen  und  dem  Feldmarschall  -  Lieutenant  Grafen  Thurnim 
Capjtel  vom  Jahre  1849  das  wohlverdiente  Com  mandeur kreuz  des  Mai-ia 
Theresien-Ordens  eingebracht. 

Sein  Corps  blieb  nach  dem  Abmärsche  unserer  Armee  aus  Piemont  zur 
Besetzung  von  Alessandria  und  des  Landstriches  bis  an  die  Sesia  zurück  und 
kehrte  erst  nach  dem  definitiven  Friedensschlüsse  in  das  Vaterland  zurück.  Er 
selbst  aber  erhielt  im  Mai  das  Commando  des  zweiten  Reservecorps  und  traf  am 
16,  im  Hauptquartier  Casa  Papodopoli  ein,  um  die  Belagerung  von  Venedig  bei 
Haynau's  Abgang  zur  Armee  nach  Ungarn  zu  übernehmen.  Was  dieser  energische 
General  vorbereitet  hatte,  setzteFeldmarschall-Lieutenant  Graf  Thurn  eifrigst  fort, 
und  am  27,  Mai  war  das  Fort  Malghera  nach  einer  mörderischen  Beschiessung  In 
unsere  Hände  gefallen.  Wir  hatten  festen  Fuss  in  den  Lagunen  gefasst,  waren  aber 
noch  weit  von  Venedig  und  hatten  noch  grosse  Hindernisse  zu  besiegen,  wozu  ver- 
bal tniasmässig  nur  geringe  Hülfanuttel  verfugbar  waren.  Am  13.  Juni  wurde  das  Feuer 
gegen  die  grosse  Batterie  auf  der  Eisenbahnbrücke  eröffnet  und  sowohl  dieses,  wie 
die  Beschiessung  Venedigs  mit  Bomben  fortgesetzt.  In  der  Nacht  vom  6.  auf  den 
7.  Juli  drang  Hauptmann  Brüll   des  Infanterie-Regiments  Baron  Koudelka  mit 
30  Mann  dieses  Regiments,  34  Mann  von  Mazzuchelli-Infanterie  und  30  Mann  des 
3.  steierischen  Schützen-Bataillonsauf  der  Eisonbahnbrücke  vor,  übersetzte  die  gegen 
3M  Klafter  lange  Sprengung  der  Brücke  zum  Theil  auf  dem  Schutte  der  Brücken- 
bogen, zum  Theil  schwimmend,  und  stürmte  mit  seltenem  Muthe,  von  der  tapfern 
Mannschaft  gefolgt,  die  Batterie.  Sie  wurde  unter  Hurrah-Rufe  erstiegen,  mehrere 
von  der  Besatzung  niedergestochen,  drei  Mann  gefangen  genommen,  die  übrigen 
in  die  Flucht  gejagt,  die  Kanonen  vernagelt  und  die  Fahne  der  Batterie  erbeutet. 
Leider  fand  der  brave  Hauptmann  bei  dieser  Heldenthat  den  Tod.  Um  diesen  Sturm 
zu  erleichtern,  wurde  ein  mit  leeren  Pulverfässern  beladenes  Schiff  in  der  Form  eines 
Minenschiffes  von  einigenMann  in  Flanke  der  Batterie  vorgeschoben,  worauf  der  Feind 
seine  grö'sste  Aufmerksamkeit  wendete  und  ein  heftiges  Eleingewehrfeuer  dagegen 
eröffnete,  während  durch  diese  Täuschung  begüustigt  die  Erklimmung  der  Brust- 
wehr geschah»  Feldraarschall^Lieutenant  Graf  Thurn  hatte  durch  die  Aufstellung 
entsprechender  Reserven  und  Cotoyirung  mit  bewaffneten  Booten  diesen  Angrifl 
noch    überdies  sichern  lassen.  Von  S.  Secondo,  von  mehreren  Schiffen  und  von 
den  Ufer-Batterien  wurde  gegen  diesen  Angriff  mit  Vollkugeln  und  KartMtacben  auf 
da»  Heftigste  geschossen,  in  der  Stadt  hörte  man  Trommeln  und  Sturmläuten  und 
endlich  rückte  ein  feindliches  Bataillon  vor,    um  die  bereits  verlassene  Batterie 


1456 

wieder  zu  besetzen.  Nachdem  alle  Geschütze  vernagelt  waren,  zogen  sieh  unseri 
Braven  wieder  auf  den  diesseitigeu  Rand  der  Sprengung  zurück.  Es  wurden  aucli_, 
Versuche  gemacht  mit  Hülfe  von  Luftballons,  nach  der  Construcdon 
des  Artillerie  -  Officiers  Uchatiua  erzeugt,  Bomben  auf  die  Stadt  zu  schleudern. 
Sie  entsprachen  nur  theilweise  den  Erwartungen.  Dagegen  "wnrkte  die  vom  Feld- 
zeugmeister Freilierrn  von  Augustin  angeregte  Beschiessung,  wonach  Projectile 
mit  verstäi'kter  Ladung  und  unter  einem  Winkel  von  42  bis  45  Grad  aufweite 
Distanzen  getrieben  werden  konnten.  Fcldmarschall-Lieutcnant  Graf  Thura  Hestfi 
nach  befriedigt  ausgefallenen  Versuchen  sogleich  Batterien  zu  diesem  Zwecke 
erbauen.  Am  29.  Juli  in  der  Nacht  begann  ein  furchtbares  Feuer  aus  diesen  weit- 
tragenden und  den  anderen  Batterien  und  brachte  die  höchste  Bestürzung  unter  die  ' 
Bevölkerung.  Obgleich  Graf  T hur n  schon  am  30.  August  das  Commando  des 
4.  Corps  wieder  übernehmen  musste,  so  waren  die  unter  ihm  geführten  Vorgänge 
vor  Venedig  so  erfolgreich  gewesen,  dass  schon  wenige  Tage  nach  seiner  Abreise 
die  Stadt  zu  capituliren  verlangte  und  sich  am  24.  x\ugust  auch  auf  Gnade  und 
Ungnade  ergab. 

Graf  Thurn  ward  dann  zmn  Commandanten  des  8.  Armeecorps,  später  zum 
Landes  •  Militär  -  Commandanten  in  Linerösterreich  und  1851  zum  Feidzeugmeister 
ernannt.  Gegenwärtig  versieht  dieser  ausgezeichnete  Soldat  die  Stelle  eines  Prä- 
sidenten des  obersten  Mihtür-Justiz-Senates  zu  Wien. 


Albrecht  Friedrich  Rudolph,  kaiserlicher  Prinz  und  Erzherzog  von 
Österreich,  General  der  Cavallericj  Ritter  des  goldenen  Vliesses,  Grosskreuz  des 
St,  Stephan 'Ordens,  Militär-Verdienstkreuz,  General-Gouverneur  und  comman- 
dirender  General  in  Ungarn,  Commandant  der  dritten  Armee,  Inhaber  des  44  Infan- 
terie- und  des  kaiserlich  russisch-lithauischen  5.  Uhlanen- Regiments,  ist  der  erst- 
geborne  Sohn  des  Siegers  von  Aspern,  Erzherzogs  Karl,  und  kam  am  3.  August 
1817  in  Wien  zm- Welt. 

Die  grosse  Sorgfalt,  welche  der  erlauchte  Vater  der  Erziehung  seiner  Sohne 
widmete,  ward  von  dem  Erzherzoge  vortrefflich  benützt;  bei  ihm  entwickelte 
sich  die  Neigung  und  das  Talent  für  den  kriegerischen  Beruf  als  väterliches  Erbe 
frühzeitig  mit  unverkennbarer  Entschiedenheit.  Im  Jahre  1830  von  weilajad 
Kaiser  Franz  L  zum  Obersten  und  Inhaber  des  oben  angefiihrten  In fantei'i- Regi- 
ments ernannt^  trat  der  junge  Prinz  Im  20.  Lebensjahre  in  die  praktische  Dienst- 
leistung, wurde  als  zweiter  Oberst  heim  Infantene-Reginiente  Baron  Wimpffen 
Nr.  13  eingetheilt  und  von  da  1839  zu  dem  Kürassier-Regimente  Baron  Mengen 
Nr.  4  übersetzt,  um  sich  auch  im  Cavalleriedienste  die  erforderlichen  Kenntnisse 
zu  erwerben.  In  derselben  Zeit,  als  sein  jüngerer  Bruder  Erzherzog  Fi'iedrich 
(s.  d.)  die  kaiserliche  Marine  an  der  syrischen  Küste  so  heldenmüthig 
reprMsentirte,  wurde  Erzherzog  Albrecht  zum  General-Major  befördert  und  alsJ 


1457 


Brigadier  nach  Gratz  übersetzt;  bald  darauf  1843  aber  zum  FclclmÄrschall-Lieute- 
nant  und  ad  latus  bei  dem  mährisch-schlesischen  General- Commaiido,  und  1845 
zujü  eommandkeaden  General  von  Österreich  ob  und  unter  der  Enns  nebst  Salz- 
burg ernannt. 

In  dieser  einflussreicben  Stellung  maehte  er  die  theoretische  und  praktische 
Ausbildung  der  ihm  unterstehenden  Truppen  zu  einem  seiner  Hauptaugenmerke, 
gab  auch  einen  eigenen  praktischen  Vorposten-Lager-  und  Fclddienst  zum  Unter- 
richt heraus,  und  liess  denselben  in  den  Lagern  bei  Neustadt^,  in  der  sogenannten 
neuen  Welt,  einüben.  Sein  leutseliges  Benehmen,  seine  stete  eifrige  Sorge  fiir  das 
Wohl  des  Kriegers,  erwarben  ihm  die  Yerchi-ung  und  Liebe  aller  Soldaten*  Aber 
eben  diese  Beliebtheit  im  Heere  war  es  auch,  die  ilini  den  H/iss  einer  im  Finstern 
schleichenden  Umsturzjiartei  und  dos  seit  den  Märzvorgängen  1848  entfesselten 
Pöbels,  so  wie  der  Führer  und  Meister  der  letzteren  zuzog.  Schon  am  13.  suchte 
man  verschiedenartige  ihm  nachtheilige  Gerüchte  ins  Publicum  zu  bringen,  die, 
wenn  auch  noch  so  unwahrscheinlich,  ja  unmöglich,  von  den  bethorten  Massen 
doch  gläubig  hingenommen  wurden;  man  Hess  es  sieh  nicht  ausreden,  der  Erzher- 
zog habe  an  jenem  Tage  angeordnet,  auf  das  Volk  zu  feuern;  und  der  Umstand, 
diM  der  Erzherzog  sich  gar  nicht  an  jenen  Platzen  befunden  hatte,  wo  es  aus  rein 
momentanen  Anlässen  zur  Anwendung  der  Feuerwafie  gekommen  war,  brachte 
die  leichtgläubigen  Gemüther  nicht  auf  andere  Gedanken.  Des  Erzherzogs  biederer 
aufrichtiger  Charakter  vertrug  sich  zwar  sehr  wohl  mit  seiner  Treue  für  Kaiser 
und  Vaterland ,  mit  seiner  ehrlichen  und  wahren  Liebe  zum  Volke,  hielt  ihn  aber 
ab,  auf  unwürdige  Weis^  um  die  Gunst  der  schwankenden  Menge  zu  buhlen. 
Unter  diesen  Verhältnissen  legte  er  daher  am  anderen  Tage  seine  Stelle  in  die 
Hände  des  Kaisers  nieder  und  verkündigte  den  unter  seinem  Befehle  gestandenen 
Truppen  seinen  KUcktritt  von  der  Führung  dos  General *Commandos  durch  einen 
Generall>efehl,  in  welchem  er  auf  bewegte  Art  sein  Lebewohl  und  seinen  Dank 
aussprach.  Am  Schlüsse  hiess  es  darin:  „Obgleich  nunmehr  dem  dienstlicheu 
Wirken  dieser  vortrefflichen  Truppen  entfernter  stehend,  werde  ich  ihnen  immer 
die  wärmste  Anerkennung  ihrer  militärischen  Tugenden  bewaliren  und  mich  durch 
die  Hoffnung  trösten,  dass  ihnen  unter  dem  kaiserlichen  Heere  in  der  Zukunft 
noch  glänzende  Erfolge  auf  der  Bahn  des  Ruhmes  und  der  Ehre  vorbehalten  sind, 
auf  welcher  wir  uns  vereinigt  wieder  finden  werden**  —  eine  Hoffnung,  die  aich 
bald  auf  das  Schönste  erfiilJte, 

Der  Erzherzog  bereiste  hierauf  seine  Güter  und  ging  dann  zur  Armco  nach 
Italien,  wo  er  sicli  den  Operationen  des  Feldmarsehalls  Radetzky  freiwillig 
anschloss,  und  nach  dem  ausdrücklichen  Zeugiiififie  des  FeldmarschalU  al» 
Brigadier  nicht  allein  durch  persönlichen  Muth,  das  Erbtheil  Beines  Hauses, 
sondern  auch  durch  Aufmunterung  und  Aneifcrung  aller  Untergebenen^  und 
Eindringen   in   den  Geiat  der  Bewegungen   in  Schlaohten,    «omit  in  die  Vor- 

92 


1458 


schule  seines   ciastigen   Wirkens   sich  des  tiolien  milltärisclieii  Berufes  würdig 
zeigte. 

Als  1849  der  abermalige  Ki'ieg  gegen  Piemont '/osbrachj  öffiiete  sich  dem 
Erzherzoge,  welcher  OHttlerweile  ein  Truppcn-Divisions-Commando  bei  der  Armee 
übernommen  hatte,  der  ersehnte  erweiterte  Wirkungskreis.  Seine  Division  bildete 
w^ährend  dieses  Feldzuges  die  Avantgarde  des  2.  Armeecorps.  Schon  bei  dem  for- 
cLrten  Übergänge  über  den  Ticino  bei  Pavia  und  den  dabei  stattgehabten  kleineren 
Gefechten  bei  Gravellone  gab  der  Erzherzog  Beweise  eines  seltenen  persönlichen 
Muthes. 

Bei  dem  Angi'iffc  auf  Mortara  am  folgenden  Tage,  wo  durch  den  Feldmar- 
schall-Licutenant  und  Corps-Commandanten  Freiherrn  d' Aspre  die  Dispositionen 
nur  im  Allgemoinen  getroffen  waren,  errang  sich  der  Erzherzog  gegen  eine  feind- 
licbe  Übermacht  von  mehr  den  16,000  Mann  tlie  ersten  Lorbern.  Das  Gefecht 
begann  ersi  gegen  6  Uhr  Abends»  Nachdem  die  Colonnen  formirt  waren  rückte 
der  Prinz  an  der  Spitze  seiner  Division  zum  Angritf  gegen  die  feste  Stellung  des 
Feindes  vor.  Die  eintretende  Dunkelheit  und  ein  dichter  Sandstaub  hinderten  jede 
Übersicht  Die  Colonnen  verloren  die  Verbindung  und  der  Erfolg  schien  schon 
zweifcUiaft,  zumal  der  Gegner  den  hartnäckigsten  Widerstand  leistete*  Beide 
Flügel  der  E>ivision  waren  hinter  dem  Cenirum,  wo  sich  der  Erzherzog  in  Person 
befand,  zui'ückgebl leben ,  und  schon  hatte  der  Corps -Commandant  den  Befehl 
crtheiltj  nach  dem  Misslingen  des  nochmals  vorzunehmenden  Angriffes  auf  die 
Stadt  die  frühere  Stellung  einzunehmen,  als  dem  Erzlierzoge  gemeldet  wurde: 
Oberst  Bencdok  (s,  d.)  sei  mit  einem  Bataillon  des  Regiments  Graf  Gyulay 
in  die  Stadt  gedrimgen,  werde  aber  vom  Feinde  bedroht.  Sofort  befahl  der  Erz- 
herzog einen  nochmaligen  Angriff  auf  Mortara  durch  das  Centrum ,  drang  in  die 
Stadt,  nahm  sie  in  Besitz  und  ermöglichte  dem  tapferen  Obersten  seine  getroffenen 
Dispositionen  mit  dem  glänzendsten  Erfolge  durchzuführen.  Es  ist  kein  Zweifel, 
dass  Oberst  Bcnedek  durch  seinen  kalten  Muth  den  Ausschlag  zum  Siege  bei 
Mortara  gab;  aber  eben  so  wenig  ist  zu  zweifeln,  dass  der  Erzherzog  dieses 
Wagniss  auf  das  Kräftigste  unterstützte;  er  ordnete  seine  Truppen  stets  auf  das 
Rascheste,  und  führte  sie  mit  einer  unerschütterlichen  Ruhe  und  Tapferkeit  zum 
Sturme,  überall  der  Erste,  wo  Gefahr  drohte  oder  seine  Gegenwart  den  Muth 
der  Truppen  beleben  konnte. 

Eine  noch  mehr  eingreifende  und  entscheidende  Tbätigkeit  entwickelte  der 
tapfere  Erzherzog  in  der  Schlacht  bei  Novara  am  23.  März.  Am  Morgen  dieses 
Tages,  noch  ehe  die  Dispositionen  des  Corps- Commandanten  ihm  zugekommen 
waren,  liess  er  wegen  Unkenntniss  des  Terrains  und  wegen  Mangels  an  verliiss- 
lichen  Landkarten  da^  vorliegende  Gelände  recognosciren  und  verschaffte  sieb  die 
Überzeugung,  das  der  sieh  von  Novara  gegen  Nibbiola  seitwärts  der  Hauptstrasse 
ziehende,   theil\veise  bewaldete  Höhenzug  dem  Verth eidiger  von    Novai*a  viele 


^ 


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Vortheile  biete  und  besonders  Flankenbewegungen  gegen  die  Ilauptstrasse  hin 
begünstige.  Aus  diesem  Beweggrunde  fasste  er  den  Entschluss,  falls  ilim  die  Dis- 
positionen zum  Angriß*  überlassen  bleiben,  eine  Brigade  auf  jenen  Flöhen  in  die 
linke  Flanke,  die  andere  aber  h  eheval  der  Chaussee  vorrücken  zu  lassen.   Die 
mittlerweile  angelangte  Disposition  des  Corps- Commandanten  hatte  aber  des  Erz- 
herzogs ganze  Division  von  Nibbiola  nach  Gardagna  vorzurücken  angeordnet,  um 
von  dort  aus  den  AngriiF  gegen  Novara  auf  der  Ilauptstrasse  auszuführen«  Die 
Wichtigkeit  einer  Detachirung  auf  jene  Höhen  in  die  linke  Flanke  der  üauptcolonne 
vor  Augen  habend,  übernahm  es  der  Erzherzog  auf  eigene  Verantwortung  und 
gegen  den  erhaltenen  Befehl  den  Obersten  Grafen  Kielmansegge  (s*  d.)  mit 
1  Bataillon  Paumgartten,  1  Division  Jäger,  1  Flügel  Husaren  und 2  Geschützen, 
von  Nibbiola   aus  über  Montarsello   mit  der  Weisung  zu  entsenden,  auf  jenen 
Höhen  vorzurücken  und  die  linke  Flanke  der  Hauptcolonne  zu  cotoyiren.  Als  sich 
später  das  Gefecht  bei  der  Hauptcolonne  entwickelte,  war  der  in  grosser  Überzahl 
die  Stellung  vor  Novara  innehabende  Feind  bereits  zwischen  unserem  Centruin 
und  jener  Flankencolonne  der  Art  vorgedrungen^  daaa  dasselbe  grosse  Gefahr  lief 
in  der  linken  Flanke  gänzlich  umgangen  und  von  der  bereits  mit  vieler  Anstren- 
gung und  mit  vielen  Opfern  eroberten  Häusergruppe  bei  Bi  coc  ca  um  so  mehr  ver- 
drllngt  zu  werden,  als  dem  Erzherzoge  keine  Reserven  zu  Gebote  standen,  um 
sie  dem  Feinde  nach  dieser  Seite  hin  entgegenzuwerfen.  Da  langte  eben  dieses 
Detaehement  des  Obersten  Kielmansegge  ssu  Torro  di  Quadro  an  und  hinderte 
den  Feind,  der  es  mit  t^Tjermacht  angriff,  aber  durch  den  tapferen  Widerstand  auf- 
gehalten und  wahrscheinlich  glauben  gemacht  wurde,  es  sei  dies  die  Avantgarde 
eines  nachruckenden  Corps,  an  seinem  weiteren  Vordringen  in  unserer  linken 
Flanke.  Nur  hierdurch  wurde  es  möglich  mit  den  bereits  nach  einem  dreistündigen 
Kampfe  gegen  einen  vielfach  überlegenen  Feind  aufs  höchste  erschöpften  Truppen 
den  wichtigsten  Piinet  der  Schlachtlinie,  die  auf  einer  Höhe  gelegenen  Häuser- 
gruppen von  Bicocca,  so  lange  mit  wechselndem  Erfolge  festzuhalten  und  dem 
mit  immer  frischen  Reserven  heftig  anstürmenden  Feinde  so  lange  den  äussersten 
Widerstand  zu  leisten,  bis  die  mittlerweile  nachgerückte  Division  Lieh nowsky 
eingetroffen  und  es  mit  dieser  möglich  ward,  die  Piemontesen  neuerdings  anzu* 
greifen  und  nach  und  nach  aus  ihrer  festen  Stellung  in  die  Stadt  Novara  zurück- 
«u  werfen.  Von  besonders  wichtigem  Nutzen  zeigte  sich  die  auf  solche  Art  erlangte 
Sicherung  der  linken  Flanke,  als  die  auf  der  Ilauptstrasse  gestandenen  Truppen 
vor  dem  Übermächtigen  Feinde  zorückwichcn,  dadurch  die  Stellung  bei  Bicocca 
von  beiden  Seiten  bedrängt  wurde,  und  der  Erzherzog  nur  mit  äusserster  Aoatren- 
gung  und  grösster  Aufopferung  den  einmal  eroberten  Punct  behaupten  konnte. 
Der  Erzherzog  ordnete  mitten  in  diesem  mörderischen  Kampfe  in  eigener  Person 
die    versprengten  Ahtheilungen,    leitete     die  Yerthcidigung  der   Bicocca  und 
I  bewährte    im    voUaten  Sinne  aeine   niilitärischen  Talente,  so   wie   er  auch  das 

92* 


1460 


Commando  der  bataillonaweise  oiugerückten  Verstärkungen  übernÄhm,  den  Feind 
in  Pereon  angriff  und  ihn  bis  nach  Bicocea  verfolgte. 

Sowohl  bei  Mortara  wie  bei  Novara  hatte  der  Prinz  nach  dem  Zeugnisse 
des  FcldmarschalJs  Grafen  Radetzky  die  Talente  eines  elnsiclitsvollen  Generals 
und  den  Muth  eines  tapferen  Soldaten  entwickelt,  j, Gleich  nach  Feldzeugmeister 
Baron  d*Aspre^*'  heisst  es  weiter^  „kommt  das  Verdienst  Sr.  kaiserlichen  Hoheit 
des  Erzherzogs  AI  b  r  e  c  h  t ,  dieses  erlauchten  Herrn,  der,  um  seine  Leistungen  erst 
zu  prüfen ,  sich  freiwilhg  bei  Sr.  Majestät  das  Commando  einer  Division  erbeten 
hatte j  obwohl  er  schon  früher  Comniandircöder  gewesen.  Derselbe  bewies  an 
diesem  heissen  Tage  ejnc  bewunderungswüitlige  Standhaftigkcit  und  wich  nicht 
einen  Schritt  aus  seiner  gefähi^deten  Stellung  zurück.  Nur  Gerechtigkeit  wäre  es, 
diesen  Prinzen  des  Hauses  mit  dem  Theresien-Orden  zu  schmücken.*^ 

Das  Capitel  vom  Jahre  1849  fand  ihn  auch,  ohne  dass  der  Erzherzog  Ritter 
gewesen,  des  Commandeur  kreuz  es  würdig,  welches  ihm  Se.  Majestät  zu  ver- 
leihen geruhte,  eine  Auszeichnung ,  der  auch  die  Militär-Orden  von  Russland, 
Preussen  und  Bayern  folgten. 

Vorübergehend  zum  Commandanten  des  3,  Armeecorps  in  Böhmen  ernanntj 
wurde  er  noch  im  October  1849  Gouverneur  der  deutschen  Bundesfestung  Mainz, 
bald  darnach  Landes-Militär-Commandant  in  Böhmen  und  General  der  Cavalterie. 
Im  September  1851  erfolgte  seine  Ernennung  zum  Commandanten  der  3.  Armee 
und  zum  Civil-  und  Älilitär-Gouverneur  des  Königreiches  Ungarn,  wo  er  gleich 
im  Beginne  seiner  neuen  Wirksamkeit  dui-ch  energische  Leitung  und  Verwaltung, 
durch  Wohlwollen  und  schonende  Rücksicht  die  Bewohner  zu  seine  wärmsten  Ver- 
ehrer sich  gemacht  hatte. 

Voll  Sorge  für  den  Soldaten,  geniesst  der  Erzherzog  ihre  unbegrenzte  Liebe^ 
die  sich  bei  jedem  Anlass  auf  das  Sprechendste  bewährt;  in  dieser  Wechselwirkung 
ist  das  unbedingte  Vertrauen  und  die  Anhänglichkeit  zu  suchen,  welche  die 
3.  Armee  ihrem  erlauchten  Commandirenden  unverbrüchlich  bewahrt! 

WiMPFFENi  Franz  Emil  Lorenz  Hermann  Reichsgraf  von,  Feldzeug- 
meister, geheimer  Rath  und  Kämmerer ,  Grosskreuz  des  kaiserlichen  Leopold- 
Ordens,  Militär -Verdienstkreuz,  Inhaber  des  22.  Infanterie-Regiments,  einem 
uralten  deutschen  Geschlechte  entsprossen,  dessen  Ahn  Siegmund  Hermann 
von  Wimpffen,  Feldoberst  Kaiser  KarTs  IV.,  auf  dem  Reichstage  zu  Speyer 
im  Jahre  1373  zum  Ritter  geschlagen  und  dessen  Nachkommen  am  8,  April  1797 
in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  wurden.  Einige  Tage  vor  dieser  seinem  Vater 
Karl  Franz  Eduard  FreiheiTn  von  Wimpffen  zu  Theil  gewordenen  Auszeich- 
nung erhlickte  unser  Wimpffen  das  Lieht  der  Welt  zu  Prag  am  2»  April  1797. 
Noch  nicht  17  Jahre  alt,  bestimmte  ihn  seine  Neigung  und  seine  Liebe  zum  Vater- 
lande schon  im  August  1813  in  die  Reihen  des  kaiserlichen  Heeres  zu  treten;  er 


*| 


1461 


erhielt  eine  Unterlieutenantstelle  beim  3.  JSger-Bataillon,  kam  aber  in  einigen 
Monaten  als  Obcriieutenant  zu  Luäignan-Infanterie  und  machte  die  Feldzüge  1813 
und  1814  in  Deut.sehlmid,  den  vom  Jahre  1815  unter  Frimont  in  Italien  mit. 

In  der  hieraul'eingetietenenFriedensepoehe  avanciite  W i  m p  f f e n  stufenweise 
in  ziemlich  rascher  Folge  und  war  schon  1833  Oberst  und  Commandant  des 
59.  Inlanterie- Regiments,  im  September  1838  General-Major  und  Brigadier  in 
Triest.  Seit  November  1846  zum  Feldmarscball-Lieutenanl  und  Divisionär  in  Italien 
befördert,  blieb  er,  als  der  Aufstand  in  dieser  Provinz  zum  Ausbruch  kam,  in  der- 
selben Eigenschaft  bei  dem  2*  Armeecorps  unter  Feldmarsehall-Lieutenant  d*Aspre 
und  hatte  fast  in  allen  Gefechten  dieses  Feldzuges  den  riibmlichsten  Anthell 
genommen.  Zuerst  gedenkt  seiner  auf  das  Ausgezeichnetste  der  Bericht  des  Feld* 
mai'sehalls  Radetzky  von  der  Einnahme  Vicenza*s. 

Mit  den  ihm  anvertrauten  Truppen  trug  Graf  Wrmp ff en  im  Gefechte  am 
23.  Juli  bei  Madonna  del  Monte  und  Sona  wesentlich  zum  glücklichen  Erfolge  bei, 
nicht  weniger  in  der  Schlacht  von  Custozza  am  25-  Juli,  wo  die  unter  seinem 
Befehle  und  seiner  Disposition  gestandenen  drei  Brigaden  Per  gen,  Friedricli 
Liechtenstein  und  Kerpan  an  dem  ruhmvollen  Siege  das  grosste  Verdienst 
hatten.  An  diesem  Tage  rückte  er  aus  dem  Lager  von  Castelnuovo  nach  S.  Giorgio 
in  Salice,  wo  er  mit  Zutlieilung  der  Brigade  Graf  Pergen  den  Auftrag  erhielt, 
daß  von  dem  Feinde  abermals  besetzte  Sommacampagna  und  die  sich  von 
diesem  Orte  gegen  Custozza  ziehenden  und  von  den  Picmontcscn  stark  besetzten 
Hohen  zu  nehmen. 

Nach  einer  seinen  untergeordneten  Truppencommandantcn  gegebenen  kurzen 
Erläutening  der  Disposition  erstieg  Graf  Wimpffen  mit  dem  linken  Flügel  die 
Hohe  von  Madonna  del  Monte  und  rückte  mit  dem  11.  Jägcr-Bataillon  über  La 
Pierino  in  des  Feindes  rechte  Flanke.  Ein  günstiges  Zusammentreflen  der  Umstände, 
dass  gleichzeitig  die  von  Verona  gesandte  Brigade  Perin  Sommacampagna  östlich 
von  der  Ebene  aus  angriff,  wlüirend  die  Sturmcolonnen  der  Brigade  Per  gen,  aus 
dem  Warasdiner  St,  Georger-  und  dem  braven  Regimentc  Erzherzog  Ernst-Infan- 
terie gebildet^  von  Westen  schnell  anstürmten,  machten  den  FeldmarÄchall-Lieute- 
nant  Grafen  Wim pffe  n  nach  kurzem,  aber  heftigem  Kampfe  zum  Herrn  von 
Sommaeampagnai  welches  so  lange  das  llauptijuartier  des  Königs  Karl  Albert 
gewesen.  Docii  waren  noch  die  Höhen  von  S.  Andrea,  Ca  Nuova  und  Beretara 
zu  nehmen.  Fcldraarschall-Licutcnant  Graf  Wimpffen  beauftragte  Iiierzu  dio 
Brigade  Friedrich  Liechtenstein,  welche  nach  kurzem  Gefechte  auf  dem 
Kamme  der  vorletzten  Höhe  einem  wohl  zehnfach  Überlegenen  Feinde  gegenüber- 
stand.  Das  AnfFahren  einer  Cnvallerie-Batterie  unterstützte  das  tapfere  Regi- 
ment Erzherzog  Franz  Karl,  welches  unausge^aetzt  unter  dem  GeschUtzfeucr  dca 
Feindes  stand  und  bei  La  Beretara  selbst  Cavallerie-Angriffe  mulhig  zurückwies. 
Der   umsichtige    Graf   Wimpffen    unterhielt    das    Treffen    ohne    beträchtliche 


1462 


Opfer  an  Mensclienlel>en  bis  gegen  Abend,  wo  die  Brigade  Liechtenstein^ 
das  Zeiclien  gebend,  mit  einem  neuen  heftigen  Angritfe  in  öclinellein  Laufe 
die  letzte  Hcibe  bei  Casa  del  Sole  erstürmte  und  iiierdurch  auch  den  linken  Flügel 
aneiferte  j  mit  Muth  und  Entschlossenheit  diesem  kühnen  Beispiele  zu  folgen.  Die 
Brigade  des  Obersten  Kerp an  war  bei  dem  Beginne  des  Gefechtes  in  S.  Giorgio 
in  Salico  aufgestellt  und  wurde  vom  Corpscommandanten  rechts  von  der  Brigade 
Liechtenstein  über  Maretinca  entsendet,  imi  auf  den  Monte  Godio  vorzurücken 
nnd  den  wichtigsten  Punct  der  ganzen  Stellung  —  Custozza  —  zu  gewinnen*  Das 
Regiment  Kinsky  hatte  hierbei  seinen  alten  Ruhm  neu  bewährt  und  durch  wieder- 
holtes Stürmen  dieser  Höhen  mit  der  unerschrockensten  Kühnheit  und  dem  grösa- 
tcn  Heldenmuthe  im  Vereine  mit  dem  Szluiner  Grenz -Rcgimente  dieser  Aufgabe 
entsprochen,  ja  es  hatte  den  Ruhm  ohne  Unterstützung  durch  das  unerschütterliche 
Festhaltender  Höhen  gegeTi  eine  beträchtlicheÜbcrmacht  an  Truppen  und  Geschütz, 
die  stets  durch  neu  beigezagen e  Reserven  vermehrt  wurden^  den  Feind  aufge- 
halten und  das  Schicksal  des  Tages  an  diesem  wichtigen  Puncte  enfschieden  zu 
haben^  da  es  nur  durch  dieses  Festhalten  der  von  Lucia  und  der  Ccrniru ng  von 
Pe schier a  erst  herangerückten  Brigade  Edmund  S  eh w ar z  e  n h  e r g  möglich 
wurde,  gegen  Abend  die  letzte  Stellung,  das  Schloss  von  Custozza,  zu  nehmen, 
worauf  sich  der  Feind  nach  Villafranca  zurückzog» 

Am  26*  rückte  W impf fcn  aus  den  dem  Feiode  genommenen  Stellungen  über 
Custozza  nach  Valeggio  und  nach  kurzer  Rast  gegen  Volta  vor,  in  der  Absicht, 
diesen  Ort  zu  besetzen,  oder  im  Falle  derselbe  vom  Gegner  occupirt  wäre,  zu 
erstürmen.  Auf  die  Nachi-icht,  dass  der  Feind  von  Goito  eiligst  gegen  Volta  sich 
bewege,  um  diesen  für  alle  folgenden  Kriegsoperationen  höchst  wichtigen  Punct 
wieder  zu  besetzen,  drang  die  Brigade  Liechtenstein  im  Sehne!  Ischritte  bis  in  die 
Stellung  von  Volta  vor  und  war  so  glücklich,  noch  vor  Ankunft  der  Piemontesea 
derselben  Meister  zu  werden.  Es  entspann  sich  sogleich  ein  lebhaftes  Gefecht, 
welches  der  Feind  mit  schwerem  Geschütz  unterstützte,  so  dass  es  nur  dem  Helden- 
muthe  der  Truppe^dcr  klugen  Leitung  der  einzelnen  Commandanten  und  der  Über- 
zeugung von  der  Wichtigkeit  des  zu  erringenden  Erfolges  zuzuschreiben  war,  dass 
die  Tete  einer  Colonne  den  Gegner  in  seinem  Vorhaben  so  lange  aufzuli alten  ver- 
mochte, bis  ihre  Queue  als  Reserven  und  Unterstützungen  aufgestellt  werden  konnten. 
Doch  der  vortreffliche  Geist  unseres  Heeres  hatte  in  kurzer  Zeit  die  Schwierigkeiten 
besiegt  und  ungeachtet  junge,  meist  unerfahrene  Krieger  die  Waffen  führten, 
vmssten  sie  sich  doch  schnell  zu  fassenj  zu  helfen  und  wie  Löwen  zu  kämpfen.  Das 
9.  Jäger-Bataillon  auf  dem  linken  Flügel,  unterstützt  von  einem  Bataillon  Szluiner, 
hielt  die  ersten  Angriffe  aus.  An  dieses  angelehnt  stand  das  2.  Bataillon  von  Kaiser- 
Jäger  bis  zur  Kirche  auf  dem  Plateau  zu  Volta,  welcher  höchst  wichtige  Punct 
auch  durch  Abtheilungen  von  Erzherzog  Franz  Karl-Infanterie  besetzt  war,  die 
den  Ort  selbst  bis  zu  seiner  rechten  äusscrsten  Ausdehnung  zum  Calvarienberge  zu 


1463 


halten  hatten.  Ein  Bataillon  Kinüky,  ein  Bataillon  Szluincr  Grenzer  und  ein 
Bataillon  von  Füratenwäi-ther-Infanterie  bildeten  die  lieserve  der  Division. 

Auf  unserem  linken  Flügel  sah  der  Feind  seino  Versuche  scheitern ;  er  warf 
sich  nun  mit  noch  grösserem  Ungestüm  auf  den  rechten.  Begünstigt  von  der  schon 
eingetretenen  Dunkellieit  und  von  dem  terrassenförmig  sich  erhebenden  Terrain, 
gelang  es  ihm  sich  der  gegen  Guidozzolo  führenden  Ausgänge  des  Ortes  zu 
bemächtigen;  er  drang  in  die  Häuser,  und  unterstützt  von  einem  Theilc  der  Ein- 
wohner, die,  durch  die  Fiusterniss  ermuthigt,  Thcil  am  Gefechte  nahmen^  ver- 
suchte er  nun  seinen  nachdringenden  Colonnen  den  Weg  In  den  Ort  zu  bahnen. 
Der  Feind  erhielt  neue  ansehnlifhe  Verstärkungen,  doch  veimochtc  er  nicht  den 
liartnUekigen  Widerstand  der  ünsrigen  zu  überwinden.  Es  kam  zum  förmlichen 
Handgemenge  in  den  Strassen,  Freund  und  Feind  erkannten  sich  in  der  Finsterniss 
nicht  unter  einander,  es  war  ein  grausenhafter  Kampf  geworden  und  beide  Theile 
wetteiferten  in  wildem  Muthe  mit  einander.  So  verstrich  die  Nacht,  deren  Ende 
man  kaum  erwarten  konnte.  Als  die  Morgensonne  des  27.  einbrach,  kehrte  Muth^ 
Verti-auen  und  Kraft  in  unsere  Krieger  zui-ück.  Eine  kui*ze,  wohlüberdachte  Dis- 
position des  unermiideten  Fcldmarschall-Lieutenants  Wimpffen  an  Ort  und 
Stelle,  nach  welcher  die  Brigade  Liechtenstein,  unterstützt  von  dem  Regimente 
Haugwitz  und  einem  Bataillon  Szluiner,  den  linken,  das  Regiment  Erzherzog 
Franz  Karl  die  Mitte,  und  Kinsky- Infanterie  den  rechten  Flügel  zu  überwachen 
hatte,  genügte,  um  alle  weiteren  Angriffe  des  Feindes,  der  in  der  Nacht  fast  die 
Kanten  der  Höhen  ohne  GerKu^ch  nistiegen  hatte,  zurückzuweisen  und  Ihn  endlich 
zur  Flucht  zu  nöthigen. 

Dieses  mörderische,  für  unsere  Waffen  glorreiche  Gefecht  vollendete  die 
Entmuthigung  der  sardinisciien  Armee  und  war  ein  letzter  Versuch  Karl  Al- 
bert's, seine  verlorenen  Stellungen  am  Mincio  wieder  zu  gewinnen.  Von  da  an 
artete  sein  Rückzug  in  eine  Flucht  aus  und  es  war  ihm  nicht  mehr  möglich,  Ord- 
nung in  dieses  Chaos  zu  bringen. 

Freimüthig erklärte  der  Coqis-Commandant  Fcldmarschall^Lieutcnant  Freiherr 
d'Asp  r  e,  dass  erden  glücklichen  Ausgang  des  Gefechtes  dem  Feldniarschall-Lieute- 
n&nt  Grafen  Wimpffen  und  dorn  General-Major  Fürsten  Friedrich  Liechton- 
stein  zu  danken  habe,  Letztcrem  durch  die  schnelle  Besetzung  von  Volta^  Beiden 
durch  die  grosse  Standhaftigkeit  in  dieser  fürehterüchen  Nacht.  Wimpffen 
behauptete  den  Ort,  belebte  den  Muth  und  die  Ausdauer  der  Ti;uppen;  seine  Dis- 
positionen, mit  weichen  er  jedem  bediohten  Puncto  Hülfe  sandte,  sein  ontschlossc- 
nes  pcrsünlichea  Einschreiten,  so  oft  di©  Truppe  zurückgedrängt  wurde,  waren  o«, 
welche  die  Festhaltung  ermöglichten.  Ea  blieb  ihm  vom  Corpit-Commandanien 
freigestellt,  sich  zurUckxuziohen,  was  er  ohne  Verantwortung  hätte  thun  kömicn; 
sein  standhaftes  AushaiTen  hatte  also  das  grosse  Verdienst  eines  freiwilligen  Ent- 
schluasesi  erschwert  durch  Umstände,  wie  sie  wohl  seltcnTorgckommi 


1464 


Diese  That  insbesondere  wai-  es,  welche  Wimpfferi  im  Capitel  vom  Jahre 
1848  das  Kitterkreuz  des  Maria  Tlieresien-Ordens  einbrachte,  I 

Im  zweiton  Felckuge  gegen  Piemont  erhielt  dieser  General  das  Commando 
der  beiden  Brigaden  Cavriani  und  Eduard  Liechtenstein,  welche  sich  bei 
Truinello  vereinigt  hatten;  er  rückte  am  23.  März  gegen  Mortara  und  von  da  nach 
Casale,  um  den  Po-Übergang  festzuhalten.  Auch  bei  dieser  Gelegenheit  fanden 
seine  vortreÖlichen  Dispositionen  verdiente  Anerkennung  von  Seite  des  Feldmar- 
scballs  Grafen  Radetzky,  i 

Nach  Beendigung  dieses  in  der  Kriegsgeschichte  denkwürdigen  Feldzuges 
wai^  Wimpffen  mit  drei  kleinen  Brigaden  als  dctaclnrte  Division  in  die  Ilomagna 
abgerückt,  um  die  ausgebrocbene  Revolution  zu  unterdrücken  und  die  Anarchie 
zu  bekämpfen.  Seine  Vorhut  erschien  am  8.  Mai  vor  Bologna,  wo  sie  mit  Flin- 
tenschüssen aus  den  Iläasern  empfangen  wurde.  Sofort  schritt  er  zur  Beschiessung 
der  Stadt»  erreichte  aber  nicht  den  g€^\ün3chten  Erfolg  und  musste  die  unter  dem 
General  der  Ccivallerie  von  Gor^kowski   anrückende  Verstärkung  abwarten. 
Diese  erschien  am  14.  Mai  und  Abends  um  10  Uhr  warf  man  die  ersten  Bomben 
in  die  Stadt;  da  man  sie  jedoch  so  viel  wie  möglich  schonen  wolhe,  so  liess  si 
Wimpffen  noch  einmal  zur  Übergabe  auffordern  und  bewilligte  eine  Frist  bi 
zum  Iti.  um  l)  Uhr  Morgens.  Nachdem  auch  dieser  Termin  erfolglos  verstrichen  waTj 
wurde  das  Bonibardenicnt  aus  16  Haubitzen  und  2  zwölfp fündigen  Mörsern  neuej 
dings  eröffnet ;  das  half  und  stimmte  die  Stadt  nach  %  Stunden  zur  Capitulation,  Am 
16.  um  3  Uhr  Nachmittags  wurden  von  den  k.  k.  Tinippen,  welche  noch  keinen  Maoftdl 
vorloreu  hatten ,  die  Thore  von  Bologna  besetzt,  und  deren  Einzug  ertblgte  nach 
Wegräuniung  der  Barricadcn  durch  die  Municipalität  und  Auslieferung  der  Waffen- 

Der  Fall  Bologna's^  nach  Rom  die  mächtigste  Stadt  des  Kirchenstaates^  braehta 
auf  das  Land  einen  grossen  Eindruck  hervor;  republikanisch  gesinnte^  aber  minder^ 
mSditige  Städte  wagten  keinen  Widerstand  mehr  zu  leisten  undWimpff  en  konnte 
ohne  Hinderniss  über  Faenza,  Rimini^  Pe^aro  und  Sinigaglia  nach  Ancona  vor- 
rücken, wo  auch  Vice-Admiral  Dahlerup  mit  seinem  Greschwader  eintraf.   Aber 
die  Thore  dieses  festen  Platzes  waren  unseren  Truppen  so  fesi  verschlossen,  wie 
jene  Korns  den  Franzosen ;  ein  Casiell  und  vei'scbanztes  Lager  mit  120  GreschütseOi 
von  sehr  fanatischen  Einwohnern  und  4lHX)  Mann  Besataong  vertheidig^t,  hemBile 
jedes  weitere  Vorrücken.  Unsere  Vorhut,  am  25.  Mai  vor  den  Wällen  erschien en^ 
ward  sogleich  mh  einem  lebhaften  Geschutafeuer  empfangen.  Mit  nur  4  Feld-  uni 
1  Raketen-Batterie  ausgerüstet,  musste  Wimpffen  den  Zeitpunct  abwarten^  wo 
ifamL^nterstJItzuiig  anBelagerungsgesehiitzzuTheilwerde;  er  hatte  indess  ao  zweck* 
massige  Stellung  genommen,  dass  die  beihabenden  Geschütze  gleich  tu  die  B^tteri« 
euifgefiihrt  und  der  Platz  von  drei  Seiten  beworfen  werden  konnte.  Die  musg^eln 
tan^  TortreffUch  angelegten  und  gut  vertheidigten  Festungswerke  erlaubten  indcw 
i  Angrilf  und  selbst  die  Verwendung  der  Projectile  durfte  bea  iem 


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geringen  Vorrathe  nur  sehr  sparsam  gescliehen.  Dieser  Übclstand  veranlasste  den 
Feldni arschall  Grafen  Kadetzky,  den  Artillerio*Chef  Geaeral-Major  Freiherrn 
von  Stwrlnik  ziu-  Erhebung  des  Bedarfes  nach  Ancona  zu  senden.  Dessen  Ein- 
sicht entging  es  nicht,  dass  die  vorhandenen  300  Bomben  keinesYrcgs  die  Hoff- 
nungen auf  einen  günstigen  Erfolg  in  Aussicht  stellen  konnten;  er  traf  daher  die 
Anordnung,  dass  in  möglichster  Eile  1500  Bomben  herbeigeschafft  wurden,  was 
jedoch  einen  grossen  Zeitaufwand  und  die  Verlängerung  der  Belagenmg  auf 
Wochen  herbeiführen  musste.  Die  Besorgnisse  dass  diese  Verzögerung  auf  den 
G^ist  der  Truppe  nachtheilig  einwirken  kunne,  und  ein  in  Wimpffen  wohnendes 
Vertrauen  auf  den  während  der  Belagei:ung  im  Innern  der  Festung  von  ihm  vor- 
bereiteter Anhang  Uessen  nach  der  kaum  erfolgten  Abreise  des  General-Majors 
Stwrtnik  in  dem  tapferen  Krieger  den  Entsehiuss  reifen,  seihst  mit  den  wenigen 
ihm  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  einen  letzten  kühnen  Versuch  zu  machen,  um 
Herr  der  Festung  Ancona  zu  werden.  Er  bewirkte  demnach  die  kräftigste  Be- 
fichicssung  aus  allen  Batterien  für  den  16.  Juni  Abends  und  in  der  Naclit  und  am 
17.  Morgens,  und  dies  hatte  das  glänzende  Kesultat,  dass  sich  Ancona  schon 
am  19.  ergab,  wodurch  die  glänzende  Eroberung  des  dem  General  zugewiesenen 
Antheils  der  römischen  Staaten  als  heendei  anzusehen  war. 

In  möglichst  kürzester  Zeit  hatte  das  ki-äftige  Auftreten  Wimpffen^s  alle 
Behörden  zur  Unterdrückung  der  Anarchie  in  den  Legationen  und  Marken  von 
dermodenesischen  bis  zurncapolitanischcn  Grenzezubewegen  und  die  vollkommene 
Ordnung  wieder  einzuführen  gewuast,  Ravenna  selbst  bloa  durch  persönlichen  Ein* 
flusa  für  die  Belagerung  Venedigs  unschädlich  gemacht,  entllich  hatte  er  aus 
eigeoem  Abtriebe  und  bei  ungünstigen  Verhältnissen  durch  Entschlossenheit,  Um- 
«icht  und  Kühnheit,  ohne  die  versprochene  Unterstützung  abzuwarten,  die  Festung 
Ancona  erobert,  dadurch  nicht  allein  den  Glanz  unserer  Watten  auf  das  Höchste 
gesteigert,  sondern  auch  die  Absendung  der  Brigade  Thurn  zur  Belagerung  von 
Venedig  gefördert  und  das  Ansehen  und  den  Einäuss  Österreichs  im  Kirchen- 
staate und  ganz  Italien  vermehrt,  —  Verdienste,  welche  Im  Capirel  vom  Jahre  1850 
mit  dem  Commandeur kreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  gewürdigt  wurden. 

Nunmehr  wurde  dem  Feldmarschnll. Lieutenant  Grafen  Wimpffen  die 
Leitung  dieser  besiegten  Provinzen,  bei  der  Reorganisation  der  Armee  im  November 
1849  aber  da«  Gouvernement  von  Tricst  und  die  StatthalterÄchafi  des  Küsten- 
landes, so  wie  das  Marine-Obercommando  provisorisch  übertragen.  In  diosom 
mehrjährigen  Wirkungskreise  ward  er  vielfach  und  auch  mit  dem  Grosskreuze 
des  kaiserlichen  Leopold-Ordens  ausgezeichnet. 

Im  April  1854  zum  FeJdzeugmeister  beftirdert,  erhielt  dieser  aiMgezeichnete 
General  nach  dem  Abgänge  des  Feldmar$challs  Grafen  Wratislaw  den  Ruf,  das 
Commando  der  ersten  Armee  in  Wien  zu  übernehmen,  in  welch*  hoher  Stellung 
er  nach  wie  vor  seinem  Kaiser  die  so  oft  l.fvv:ilirten  ompriesalicfasten  Dienste  leistet. 


1466 


SCHLIK  zu  Bassano  und  Weisskircben,  Franz  Heinrich  Graf, 
General  der  Cavailerie,  geheimer  Rath  und  Kämmererj  Ritter  des  Ordens  der 
eisernen  Krone  erster  Classe,  Besitzer  des  Militär- Verdienstkreuresj  Inhaber  des 
4-  Husaren-Regiments,  erblickte  das  Licht  der  Welt  zu  Prs^  am  23.  Mai  1789, 
Die  Ahoen  dieser  beliebten  Persönlichkeit,  deren  Namen  ähnlich  dem  Radetzkys 
eigentijümlich  guten  Klanges  im  Yaterlande  sich  erfreut,  datiren  schon  aus  dem 
14.  Jahrhundert  mit  Heinrich  Schlik  von  Lasson,  welcher  durch  seine  Tapfer- 
keit grossen  Ruhm  erlangte  und  einer  alten  bähmischen  Familie  angehörte.  Der 
berühmte,  im  Jahre  1650  als  Feldmarschall  und  Hofkiiegsraths-Präsideut  verstor- 
bene, 1643  in  das  schwäbische  Grafen-CoUegium  eingeführte  Graf  Heinrich  IV, 
von  Schlik,  Stifter  der  vierten  noch  lebenden  Linie^  ist  unseres  Schlik's  erster 
Ahnherr,  und  seine  Nachkommen,  von  denen  der  General  der  Cavallerie  der 
siebente  ist,  bilden  eine  Reüie  um  Staat  und  Kirche  hochverdienter  Männer» 

Schlik's  Vater,  Joseph  Heinrich,  am  13.  December  1806  gestorben,  war 
geheimer  Rath  und  Kämmerer,  und  seiner  Zeit  ausserordentlicher  Gesandter  und 
be^6olImäehtigtcr  Minister,  vorerst  am  dänischen,  dann  am  kur- mainzischen  Ilofe. 
Beim  jungen  Seh  lik  zeigte  sich  die  Neigung  zimi  militärischen  Berufe  schon  sehr 
frühe,  allein  nicht  in  den  gewöhnlichen  kindischen  Zügen  der  Knabenjahre,  son- 
dern bei  tiefem,  ernstem  Sinne,  Sie  -wnichs  mit  den  Jahren,  und  bereits  1805  wollte 
er  dringend  sieh  den  Kriegern  Österreichs  ansch Hessen,  während  sein  Vater  ihn 
auf  die  Beendigung  der  Rechtsstudien  verti'ostcte.  Er  ehrte  den  Willen  mit  kind 
lieber  Pietät,  selbst  als  sein  Vater  bereits  gestorben;  aber  1808,  nachdem  er  absol- 
virt,  widerstand  er  nicht  länger,  und  trat  als  Oberlieutenant  und  Chef  dreier  auf 
seinen  Gütern  errichteter  Landwehr-Compagnien  in  die  Reihen  der  Combattanten 
Im  Einüben  dieser  übte   er  sich  selbst,  und  als   der  Kriegsruf  1809   abermals 
erscholl,  legte  er  seine,  ihm  doch  allzu  ruhige  Stelle  nieder,  um  als  Lieutenant  in       . 
das  damab'ge  Regiment  Herzog  Albert  von  Sachsen-Kürassiere  zu  treten.  ^H 

Feldniarschall-Licutenant  Graf  Bub  na  fand  Gefallen  an  dem  jungen  Krieger        ■ 
und  wählte  ihn  zu  sefneni  Adjutanten;  als  solcher  machte  er  den  Rückzug  nach 
dem  Treuen  vonEfFerding  mit,  und  ward  durch  seine  praktischen  Kenntnisse  dem 
Feldmarschall-Lieutenant  ein  unentbehrlicher  Begleiter. 

Zum  ersten  Male  im  Feuer  war  Schlik  bei  Passau,  dann  folgte  die  Schlacht 
bei  Aspcrn,  nach  welcher  er  zum  Oberlieutenanfc  bei  Schwarzenberg-Ühlaneji 
befördert  wurde,  wohnte  der  Schlacht  heiWagrani  und  dem  Abschlüsse  des  Waffen- 
stillstandes vonZnaini  bei^  und  wurde  aus  dem  Haiqitcjuartiere  Dotis  siebenmal  nach 
Wien  gesendet,  um  wegen  des  Friedens  zu  unterhandeln,  wobei  er  mit  den  Celebri- 
täten  des  franzCisischen  Kaiserreiches  und  mit  Napoleon  seihst  in  Berührung  kam. 

Mittler%vcile  ward  Schlik  vor  dem  Friedensabschlusse  zum  Rittmeister  bei 
Radetzky-IIusarcn  ernannt,  und  begleitete  in  dieser  Eigenschaft  seinen  Chef  nach 
dem  Litoralo,  das  den  Franzosen  übergeben  werden  mussto.  Nach  der  Rückkehr 


I 

I 


1467 


aus  Fiuiiie  trat  er  in  das  Rccriment  Seliwarzenberg-Uhlanen  ein,  legte  aber  seine 
I        Stelle  nieder;^  als  Osterreich  1812  als  Verbündeter  der  Franzosen  agirte. 
I  Der  Feldzug  von  1813  rief  ihn  neuerdings  zu  den  Waffen,  und  wir  finden  ihn 

I  aU  Rittmeister  bei  Klenau-Cherauxlegers  und  als  Ordonnanz -Officier  weüand  Sr. 
Majestät  des  Kaisers  Franz.  An  der  Seite  des  Fürsten  Sehwarzenberg  machteer 
die  Schlacht  bei  Dresden  mit,  wohnte  dem  Gefechte  der  russischen  Garden  bei 
Pinift  unter  O Sterin ann  bei,  zog  an  der  tSoite  des  Feldmarsch alls  Schwarzen- 
berg  zurück  nach  Teplitz  und  focht  bei  Kulm.  Nach  dem  Gefechte  bei  Ai'besau 
rückte  er  mit  der  Armee  vor  Leipzig;  hier  war  es,  wo  er  an  der  Spitze  russischer 
Dragoner  zweimal  die  franzö'sischo  Reiterei  zurückwarf^  hier^  wo  er  die  gefährliche 
Kopfwunde  erhielt  ^  die  ihm  sein  rechtes  Auge  kostete  und  sieben  Monate  ihn  ans 
Krankenlager  fesselte. 

Während  dieser  Periode  hatten  sich  die  europüischen  Angelegenheiten  ganz 
umgestaltet.  Rittmeister  Graf  Schi ik  war  durch  seine  Wunde  zur  UnthUtigkeit 
gezwungen;  er  sah  I'aris  nur  als  Courier  und  kehrte  als  Major  wieder  nacli  Öster- 
reich zurück.  Erst  als  N  ap  o  1  eo  n  von  Elba  zurückgekehrt,  begann  seine  militärische 
Thätigkeit  wieder.  An  der  Spitze  einer  Veliten-Division  zogSchlik  in  Frankreich 
ein,  machte  jedoch  ausser  einem  14tag!gen  Streifcommando  und  dem  berühmten 
Lager  von  Dijon  nichts  von  Bedeutung  mit. 

Während  der  langen  Friedenszeit  rückte  Graf  Schlik  vom  Major  bis  zum 
Feldmarschall-Licutcnant  und  Kcgiments-Inhaber  vor.  Das  Jahr  1848  führte  ihn 
aus  dem  einförmigen  Garnisons-Leben  wieder  auf  die  Weltbühne. 

Den  Posten  als  Gouverneur  von  Krakau  musste  er  bald  mit  dem  Commando 
des  Armeecorps  vertauschen,  das  nach  Ungarn  vordringen  sollte. 

In  der  IHilfte  des  Monats  November  1848  erhielt  Feldmarschaü -Lieutenant 
Graf  Schlik  den  Befehl,  ein  in  Dukla  an  der  ungarischen  Grenze  in  der  Stärke 
von  8000  Mann  zusammenstossendes  Corps  zu  übernehmen  und  nach  den  nördlichen 
Coraitaten  Ungarns  aufzubrechen,  um  von  dort  aus  die  Offensiv -Operationen  dt;r 
Ilnuptarmeo  zu  unterstützen  und  zugleich  diese  meist  slovakischcn  Gespanschaften 
in  der  Treue  bei  Österreich  zu  erhalten.  Wie  sein  hochverdienter  Ahn,  der  im 
Jahre  1723  als  Feldmarschall  verstorbene  Graf  Leopold  Anton  Schlik,  über 
Dukla  nach  Ungarn  einfiel  und  die  Malcontenten  am  1.  November  1703  bei 
Levenz  aufs  Haupt  schlug  und  Oberungarn  vom  Feinde  reinigte,  so  war  es  unserem 
Schlik  einhundert  fünf  und  vierzig  Jahre  später  vorbehalten,  eine  Ähnliche  Auf* 

tgabe  zu  lösen!  Ungarn  scheint  überhaupt  zum  Kampfplatze  dieser  Familie  aus- 
ersehen zu  sein;  drei  und  zwanzig  Schlik  schlugen  sich  auf  diesen  Gefilden  mit 
Auszeichnung,  vier  derselben  besiegelten  ihre  Treue  und  Tapferkeit  mit  dem 
Heldentode! 
Am  S.December  1848  erliess  Graf  Seh  li  k  den  bekannten  Feldrof:  „Vorwärts 
Soldaten !  wir  lieben  unseren  Kaiser*  wir  geboren  aeur  braven  österreichischen -t\j'roee, 
.      l 


1468 


das  Übrif^e  wird  sich  finden,*^  und  am  5.  December  trat  das  Corps,  7  Bataillone 
iDfaoteric,  3  Divisionea  Cavallerio,  2  Fuss- und  1  Raketen -Batterie,  den  Marscli 
über  die  Karpatben  an.  ! 

Der  Feind  stand  in  starker  Maclit  ror  Kaschau  in  einer  Torthcilhaften Höhen- 
Position  südlich  von  Budamer.  Graf  Schlik  be.schloss,  ihn,  eh©  er  noch  Verstär- 
kung erhaitcn  könne,  anzugreifen  und  zu  schlagen.  Nach  dem  bei  der  ungünstig- 
sten Witterung  erfolgten  liöchst  beschwerlichen  Nachtmarsche  traf  die  Avantgarde 
des  Corps  hinter  Budam^r  auf  den  Feind,  der  10,000  Nationalgarden,  Honvddfi  und 
Landstürmer  zählte,  und  warf  ihn,  worauf  Kasehau  am  IL  December  ohne  Wider- 
stand in  Besitz  genommen  wurde.  Einige  Tage  später  (am  28.)  geht  Schlik  dem 
ungarischen  Kriegsminister  entgegen,  der  bei  Miskolcz  eine  namhafte  Streitmacht 
zusammengezogen,  schlägt  ihn  bei  Szikszd  und  tritt  dann,  zu  schwach,  um  den 
Sieg  zu  verfolgen,  den  Rückmarsch  an,  der  durch  die  grimmige  Kälte  und  furcht- 
baren Beschwerden  mit  grossem  Verlust  verbunden  ist.  Inzwischen  hatte  der  Feind 
auch  von  Westen,  vom  Targopasse,  und  von  Norden,  von  Eperics  her  Versuche 
zur  Einnahme  von  Kaschau  gemacht.  Sie  wurden  von  entsendeten  kleineren  Abthei- 
Inngen  abgewiesen,  Ä)er  noch  waren  diese  beim  Hauptcorps  nicht  eingetroffen,  als 
der  Feind,  der  sich  Kaschau  mit  dreifach  überlegener  Macht  genähert  hatte,  in  der 
Ebene  von  Barcza  erschien. 

Am  4,  Jänner  1849  nach  1  Uhr  Mittags  rückte  Mdszciros  mit  18  Bataillonen 
Honvdd  und  Nationalgarden ,  1000  Husai^en  und  34  Geschützen  auf  den  Strassen 
von  Miskolcz,  Grosa-Ida  und  Moldau  gegen  Kaschau  vor,  welches  er  nur  schwach 
besetzt  und  die  kaiserlichen  Truppen  grösstentheils  gegen  die  Zips  und  das  Zem- 
pliner  Comitat  abgerückt  glaubte;  doch  auch  ohne  diesem  Irrthume  hatte  MtS- 
szaros  die  wenigstens  zehnfache  Übermacht  für  sich  und  vermeinte  den  von  dem 
Landesvertheidigungs-Ausschuss  erhaltenen  Auftrag,  Kaschau  —  den  Schlüssel 
Ober-Ungarns  — -  zu  nehmen,  leicht  ausfuhren  zu  können. 

Auf  die  Meldung  von  dem  xVnmarsche   des  Feindes   nalim  Fcldmarschall- 
Lieutenant  Schlik  ausserhalb  Kaschau  Stellung.  Es  war  die  höchste  Zeit,   denn 
bereits  waren  die  durch  die  eben  eingetroffene  Ablösung  verstärkten  Vorposten  I 
ernstlich  angegriffen.  Links  von  der  nach  Miskolcz  führenden  Strasse  bis  zu  dem  J 
Mühlbache  der  Hernild  wurden  unter  General -Major  Graf  Deym  6  Compagnien 
von  Erzherzog  Wilhelm  nebst  2  Sehwadronen  Sunsten  au -Kürassiere  aufgestellt, 
dann  auf  und  rechts  neben  der  Strasse  eine  Zwolfpfün der  -  Batterie  placirt.  Noch 
weiter  rechts,  auf  einer  schroffen  Anhöhe  (dem  sogenannten  Galgenberge)  standen 
2  Compagnien  Erzherzog  Wilhelm  und  eine  Raketen-Batterie;  von  da  bis  an 
die  Strasse  von  Moldau    2  Compagnien  Hartmann  -  Infanterie,    3  Züge  Kaiser- 
Chevauxlegcrs  und  4  Geschütze.  Major  Baron  Gablenz  (s.  d.)  des  General-Quar- 1 
ticrmeisterstabes  erhielt  den  Auftrag,  mit  4  Compagnien  Hartmann  und  2  Ge- ' 
schützen  den  über  das  Brückendefile  an  der  Moldauer  Strasse  vordringenden  Feind 


1469 


links  zu  umgehon,  denselben  somit  von  seiner  Riickzugslinic  abzudrängen  und  ihn 
zu  hindern  seine  Aitillerie  in  Sicherheit  zu  bringen.  General-Major  Graf  Pergen 
stand  niit  1  Bataillon  Kaudelka  und  1  Schwadron  Kaiser-Chevauxlegers  amCal* 
varienberge,  un*  nöthigenfalls  den  Major  Baron  Gablenz  zu  unterstützen j  oder 
falls  der  Feind  auf  der  Miskolczer  Strasse  Terrain  gewinnen  sollte ,  diesem  iil  die 
Flanke  zu  fallen.  General-Major  Fiedler  blieb  mit  den  noch  erübrigenden  wenigen 
Compagnien  an  der  Miskolczer  Strasse  als  Reserve  zurück.  Längs  der  ganzen  Auf- 
ötellungslinie  entspann  sich  bald  ein  lebhaftes  Plänklcrgcfecht,  das  dann  in  Ge- 
ßchützfeuer  überging.  Die  Artillerie  des  Feindes  schoss  schlecht,  während  die 
kaiserliche  ein  sehr  wirksames  Feuer  unterhielt,  auch  bald  eine  feindliche  Haubitze 
demoutirte. 

M6sziiro5  führte  starke  Infanterie-Colonnen  auf  der  Moldauer  Strasse  über 
den  MTszla-Bach  vor,  um  die  Anhöhen  nächst  der  Strasse  mit  Sturm  zu  nehmen; 
das  gut  gezielte  Feuer  der  daselbst  placirtcn  4  Sechspfünder  benahm  jedoch  den 
Honv^ds  allen  Muth  zum  Stürmen.  Mitrlerweile  war  Major  Bai'on  Gab  lenz  mit 
seinem  Detachcment  vorgerückt  und  hatte  bald  die  Brücke  an  der  Moldauer  Strasse 
erreicht.  Eine  feindliche  Cavallerie-Battericy  welcher  hiedui'ch  der  Rückzug  benom- 
men worden  war,  suchte  über  die  steilen  Ufer  des  Miszla-Baciies  zu  entkommen, 
blieb  aber  stecken.  Von  den  Geschützen  des  Majors  Baron  G  ab  lenz  beschossen, 
licss  die  Bedienungsmannschaft  Geschütze»  Karren  und  Pferde  in  Stich  und  suchte 
ihr  Heil  in  der  Flucht.  Ein  Gleiches  thaten  auch  die  nächsten  Truppenabtheilungcn. 
Während  sich  dies  auf  dem  rechten  Flügel  zutrugt  dauerte  der  Geschützkampf  an 
der  Miskolczer  Strasse  ununterbrochen  fort*  Durch  das  Feuer  der  kaiserlichen 
Geschütze  wurde  der  gegenüberstehende  Feind,  beiläufig  3  Bataillone  und  6 — 700 
Husaren,  zum  Rückzuge  nach  Barcza  bewogen.  Nun  würden  die  Raketen-Batterie 
und  die  als  Reserve  des  linken  Flügels  aufgestellten  4  Compagnien  von  Erzherzog 
Wilhelm  gegen  die  vorliegende  Höhe  vorgezogen,  wobei  erstere  sich  zur  Beschics- 
fiung  der  feindliehen  Infanteriemassen  so  weit  vorwagte,  dass  sie  durch  einen  unvor- 
hergesehenen raschen  Angriff,  welchen  die  Feinde  gegen  den  Galgenberg  unter- 
nahmen, bald  in  deren  Hunde  gefallen  wäre,  wenn  sie  nicht  von  ihrer  Infanterie- 
Bedeckung  rechtzeitige  Unterstützung  erhalten  hätte.  Von  diesem  Aogenblicke  an 
artete  der  Rückzug  der  Ungarn,  der  auf  dem  linken  Flügel  begonnen  hatte^  auf  der 
ganzen  Linie  in  regellose  Flucht  aus,  wobei  Waffen,  Tornister  und  sonstiges  Gepäck 
weggeworfen  wurden»  Die  eingetretene  Dunkelheit  und  Mangel  an  Cavallerie 
erlaubten  nicht  eine  rasche  Verfolgung^  durch  welche  vielleicht  der  Feind  gUnzlich 
zersprengt  worden  wäre;  dennoch  wurden  10  Kanonen,  6  Munitionskarren,  eine 
Fahne  und  viele  Waffen  erbeutet,  20  Officiere  und  500  Mann  gefangen.  Aus  den 
eroberten  Kanonen  formirte  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Schlik  eine  Batterie^ 
»deren  Bedienung  theils  aus  der  Mannschaft  der  anderen  Batterien,  theils  aus  Leuten 
iTon  der  Infanterie  gebildet  wurde*  Eine  Abtbcilung  Chcvauxlegers,  welche  doch 


1470 


noch  dem  Feinde  nachjagte,  brachte  6  kleine  metallene  Mörser  nebst  2  Manltions- 
karreo  und  viele  Gewehre  ds  Beute  ein. 

Für  diese  schöne  Waffenthat  wurde  dem  Feldmarschall -Lieutenant  Grafen 
Schlik  im  Capitel  vom  Jahre  1849  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien- 
Ordens  zu  Theih 

Zur  Beruhigung  der  Umgegend  entsendete  der  General  nach  verschiedenen 
Richtungen  mobile  Colonnen,  die  aber  bald  wieder  zurückkehren  mussten,  da 
am  17.  Jänner  wieder  ein  allgemeiner  Aufbruch  nach  dem  Süden  geschah,  mn 
den  Feind  über  die  Theiss  zurück  zu  werfen.  Nach  einigen  kleineren  Gefechtea 
kam  es  am  22.  Jänner  bei  Tarezal  und  Kcresztur  zum  erniiten  Tretlen  und  unsere 
Truppen  wurden  durch  treuloses  Handeln  der  bei  den  Insurgenten  im  Solde 
gestandenen  Polen  empfindliche  Verluste  erlitten  haben,  wenn  nicht  Schlik's 
persönliche  Bravour  und  Entschlossenheit  in  dem  gefahrdrohendsten  Augenblicke 
eine  günstige  Wendung  herbeigeführt  hätten. 

Die  Hauptarmee  war  indess  nicht  im  Stande,  den  kühnen  FreizÜgler  hinrei- 
chend zu  unterstützen,  zumal  sie  selbst  von  der  allzugrossen  Übermacht  der  Insur- 
genten bedrängt  war.  Von  drei  Seiten  umgeben,  musste  Graf  Schlik  Ton  einem 
Wirrsale  von  Märschen  jenen  denkwürdigen  Rückzug  von  Kaschau  über  die  Akte- 
leker  Gebirge  bei  Schneegestöber  und  Glatteis  machen ,  unterstützte  aber  bald 
darauf  dennoch  wieder  die  Vereinigung  der  Corps  des  Fürsten  Windisch- 
Grätz  und  half  durch  Zurückwerfen  Dembinsky^s  die  Schlacht  und  den  Sieg 
bei  Käpolna  herboirühi-en,  wofür  ihm  das  Verdienstkreuz  zu  Theil  wurde» 

Nach  der  Vereinigung  mit  der  Hauptarmee  schlug  er  sich  bei  Hatvdn  gegen 
eine  dreifache  Übermacht  des  Feindes.  Sein  imposanter  Rückzug,  sein  geschicktes 
Flanken -Manoeuvre  befreite  den  hart  bedrängten  Ban  Jellaci(5  bei  Isaszeg, 
wodurch  er  den  Sieg  mit  errang.  Mit  der  Hauptarmee  nach  Pesth  abziehend,  warf 
Schlik  im  Vereine  mit  Jellat^ic  viermal  den  andringenden  Feind  zurück. 

Als  die  Armee  unter  Feldzeugmeister  Baron  Weiden  in  der  Nacht  des 
23.  April  1849  Pesth  verlassen  musste,  war  Graf  Schlik  mit  seinem  Corps  der 
letzte,  der  die  Kettenbrücke  überschritt  Der  Rückmarsch  wurde  vom  Feinde  nicht 
beunruhiget  und  der  einzige  Versuch,  den  er  unternahm,  um  unsere  Colonnen  zu 
trennen,  war  der  heftige  Angriff  in  der  Gegend  von  Acs,  Puszta-Harkäly  und 
Komorn.  An  diesem  Tage  (26.  April)  warf  Schlik,  als  Commandant  der 
Truppen  des  Corps  C  so  rieh  und  Simunich  und  des  seinigen,  den  Feind  durch 
eine  Attaque,  welche  er  durch  12  Schwadronen  Cavallerie  ausfühi'en  liess,  unter 
die  Mauern  der  Festung  zulrück. 

Während  das  Hauptquartier  der  Armee  zu  Pressburg  verweilte,  hatte  sein 
Corps  Altenbnrg^  Wieselburg  und  Iledervfir  besetzt;  seine  Vorposten  standen  bei 
Hochstrass  und  auf  der  kleinen  Schütt-lnsel  im  Angesichte  der  feindlichen.  Durch 
mehrere  Wochen  blieben  die  Truppen  im  Lager  ruhig,  ohne  sich  durch  die  kleinen, 


1471 


fast  täglich  ^i^ied erholten  Neckereien  unserer  Vorposten  im  mindesten  stören  zu 
lassen.  Am  IL  Mai  1849  trat*  Sc.  Majestät  der  Kaiser  in  Presslmrg  ein,  besichtigte 
die  Truppen  in  ihrem  Lager  und  ernannte  den  Grafen  zum  geheimen  Rath.  Endlich 
wurde  die  Offensive  unter  Feldzeugmeister  Haynau  eröffnet  und  am  28.  Juni 
sollte  Raab  angegrÜFen  werden.  Der  Kaiser  kam  schon  am  26.  in  Altenburg  an^ 
um  der  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  beizuwohnen. 

Das  L  Corps  (von  Schlik  befehligt)  brach  am  25.  nach  Wieselburg  auf;  am 
27.  unternahm  der  Graf  eine  Recognoscirung  Über  Hochstrass  hinaus.  Das  ßeserve- 
corps  hatte  die  Position  von  Raab  tournirt,  das  Cavalleriecorps  den  Befehl  erhalten 
dieser  Bewegung  auf  der  Strasse  von  Raba-Patona  gegen  Szabathegy  zu  fnigen ; 
allein  eine  Anzahl  Brücken,  die  über  die  Dämme  jener  sumpfigen  Gegend  führen, 
waren  zerstört  und  hiedurek  dem  Cavalleriecorps  unmöglich,  diesen  ihm  von  dem 
Armce-Oberconmiandanten  gegebenen  Befehl  zu  erfüllen. 

Das  llauptijuartier  des  Feldzeugnieisters  Haynau  war  zu  Leyden,  in  dessen 
Nahe  die  russische  Division  Pa nutine  lagorte.  Am  28.  gegen  lü  Uhr  Vormittags 
rückte  das  erste  Corps  über  Abda  hinaus  an  die  Rabnitz.  Der  General-Major  Baron 
Reise h ach  hatte  von  Schlik  den  Befebl  erhalten,  gleichzeitig  mit  dieser  Bewe- 
gung Raab  von  der  Seite  der  kleinen  Schutt  anzugreifen,  eine  kleine  Colonne  unter 
dem  Commando  des  Feldmarschall -Lieutenants,  Fürsten  Franz  Liechtenstein 
sollte  Raab  von  der  Seite  von  Sziget  bedrohen. 

Der  Feind  empfing  unsere  Truppen  mit  einem  kräftigen  Artilleriefeuer  aus  den 
Batterien,  welche  er  aufgeführt  hatte,  um  uns  den  Übergang  über  den  Fluss  zu  ver- 
wehren. Ein  Detachement  des  6.  Jäger-Bataillons  schlich  sich  hinter  Häusern  und 
Mauern  nahe  an  das  Ftussufer  und  unterhielt  so  ein  wirksames  Feuer,  welches 
durch  eine  zwölfpfündige  Batterie  kräftig  unterstützt  wurde ,  dass  sich  der  Feind 
zurückzog  und  SchHk*s  Truppen  nun  im  Stande  waren,  thculs  schwimmend, 
theils  über  die  Trümmer  der  steUenweise  zerstörten  Brücke  auf  das  andere  Ufer  %u 
gelangen.  Die  Brücke  wurde  nun  hergestellt  und  die  Verbindung  mit  dem  Corps 
Wohlgemuth  erreicht.  Die  Generäle  Wohlgomuth  und  Bcnedek  trafen  in 
Begleitung  des  russischen  General-Lieutenants  Berg  bei  Schlik  ein,  um  Befehle 
einzuholen,  da  Foldzeugraeister  Haynau  noch  in  Leyden  war. 

„MeineUerren!  Wir  müssen  Raab  nehmenl"  war  Sehlik^s  Antwort.  General 
Berg  meinte,  dass  die  feindliche  Stellung  selir  stark  sei  Und  er  gegen  uns  furcht- 
bare Redouten  aufgeführt  habe,  da«s  die  zur  Umgehung  der  feindlichen  Position 
bestimmten  Colonnen  diese  Aufgabe  zu  erfüllen  verhindert  worden  seien,  dass  er 
also  hier  einen  blutigen  Kampf  ohne  Erfolg  voraussehe. 

„Wir  haben  eine  bittere  Arznei  zu  verschlucken,  thun  wir  es  daher  Heber 
heute  als  morgen, **  entgegnete  Graf  Schlik. 

Nachdem  er  hierauf  die  feindliche  Stellung  recognoscirt  und  sein  Corp«  die 
Rabnitz  überschritten  hatte,  befahl  er  den  Angriff. 


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In  diesem  AugenbJieke  verkündete  der  Kiif:  Es  lebe  der  Kaiser!  die  Ankujift 
Sr.  Majestät,  AUerhöcbstwelcher  das  Hauptquartier  flay  nau^s  verlassen  hatte,  um, 
zu  sehen,  was  sieh  vor  Raab  zutrage. 

Der  Ober-Comraandant  war  nämlich  der  Ansicht^  dass  man  Raab  erst  den 
aridern  Tag  nehmen  könne  und  wollte  <len  Kaiser  bereden  ^  bei  ihm  zu  verweilen, 
doch  der  erhabene  Monarch  ward  durch  den  Donner  der  Kanonen  auf  das  Schlacht- 
feld geleitet  und  kam  in  dem  Augenblicke  an»  als  Schlik  7  Batterien  in  einer  Linie 
vereinigt  hatte  und  mit  selben  im  Avanciren  den  Feind  beschoss.  Dieses  Feuer  war 
verheerend;  unsere  Artillerie^  durch  die  Gegenwart  ihres  erhabenen  Kriegsherrn 
aufs  Höchste  begeistert ,  machte  die  unglaublichsten  Antreugungen  und  einige 
Batterieti  fuhren  mit  gros  st  er  Kühnheit  auf  4  —  500  Schritte  gegen  die  feindlichen 
Redouten  an.  Nach  15  Minuten  schwieg  das  Feuer  des  Feindes  —  er  floh  und  die 
Verschanzungen  w^aren  genommen.  Der  Kaiser  hielt  während  dieser  Zeit  immer 
im  Feuer.  Jenes  der  Colonnen  Liechtenstein  und  Reischach  näherte  sich 
immer  mehr  und  es  war  Zeit,  einige  Bataillone  im  Sturmschritte  vorrücken  zu 
lassen^  um  Meister  der  Stadt  zu  werden. 

In  dem  Augenblicke,  in  welchem  sich  diese  Colonnen  in  Bewegung  setzten, 
näherte  sich  der  tapfere  Graf  S  chlik  Sr.  Majestät^  nra  zu  melden,  dass  Raab  in 
einer  halben  Stunde  in  unserer  Gewalt  sein  werde. 

Der  Kaiser  er  wieder  te  sehr  freundlich:  „Brav  Sehlik!  Ich  hin  hierüber  um 
„so  mehr  erfreutj  als  mehrere  Personen  der  Meinung  waren,  dass  dies  unmöglich 
„aeiH  Hierauf  wollte  der  Monarch  an  der  Spitze  dos  ersten  BataiUons  in  die  eroberte 
Stadt  einziehen;  Graf  Sc  buk  aber  erkühnte  sich,  ehrerbietigst  zu  bemerken; 
^Sire!  est  ist  das  erste  und  sicher  das  letzte  Mal,  dass  Ich  in  der  Lage  mich  befinde, 
;,Euer  Majestät  etwas  verbieten  zu  können;  —  wenn  Euer  Majestät  in  die  Stadt 
^durchaus  einziehen  wolleo,  wage  ich  zu  bitten,  erst  mit  mir  an  der  Spitze  des 
„dritten  Bataillons  einzudringen!^ 

Se.  Majestät  blieben  auf  diese  Vorstellung  zurück. 

Es  lässt  sich  denken,  dass  der  feste  Entschluss  des  Monarchen,  die  kaum 
bezwungene  Stadt  zu  betreten,  den  energischen  Schlik  nicht  wenig  beun- 
ruhigte, eine  Stadt,  in  welcher  10  Minuten  vorher  noch  der  Repubhk  gehuldigt 
wurde  und  wo  man  nicht  einmal  Müsse  hatte,  die  dreifarbigen  Cocarden  zu 
verbergen* 

Der  Einzug  erfolgte;  die  wenigen  Menschen,  welche  in  der  Gasse  waren, 
grüsstcn  und  schienen  beruhigt.  Vor  der  Stadt  angekommen,  fanden  die  Truppen 
die  beiden  Brücken  nicht  zu  benützen;  die  von  der  Insel  Schutt  führende  w^ar  abge- 
brochen, jene  nach  der  Stadt  abgetragen.  Schlik  ertheilte  Befehl,  sie  wieder  in 
practicablen  Stand  zu  setzen.  Eine  Last  von  Verantwortung  fiel  ihm  von  Herzen. 
denn  er  dachte,  dass  der  Kühnheit  des  Kaisers  hledurch  ein  Ziel  gesetzt  und  er  vo: 
Herstellung  der  Passage  an  seinem  Vorwärtsschi-eiten  gehindert  sein  werde. 


J 


1473 


I 


^Verzeihung  Majestät !  dasg  ich  Sie  jetzt  verlasse,  leh  muss  die  Befehle  zur 
|ji  Verfolgung  und  für  den  kommenden  Tag  ertheilen,''  sprach  er^als  er  sieii  empfahl, 
vollkommen  beruhigt»  dass  Se.  Majestät  nun  iiieht  weiter  vordringen  könne.  Wäh- 
rend Sehlik*s  Abwesenheit  stieg  jedoch  der  Kaiser  vom  Pferde  und  überschritt 
eine  der  Brücken  auf  den  Balken,  welche  man  nicht  mehr  Zeit  hatte  wegzuüchajfcn. 
Er  war  begleitet  durch  seine  General- Adjutanten  Feldmarsehall -Lieutenant  Graf 
G  r  ü  n  n  e,  Gencral-llajor  von  Kellner,  durch  den  Kriegsminister  Graf  G  y  u  1  ay 
und  den  Minister  des  Auswärtigen,  Feld  marächall-Licutenant  Fürst  Fei  ix  Schwar- 
ze n  her  g^  dann  einigen  Officieren  seines  Gefolges*  Es  war  dies  ein  sehr  gefähr- 
liches Unternehmen;  die  wankenden  Unterlagen  der  durch  morsche  und  schlechte 
Bretter  gedeckten  Brücke  gewährten  einen  höchst  unsicheren  Übergang  für  die 
geheiligte  Person  des  Monarchen, 

Ohne  Truppen,  nur  von  den  Officicren  seiner  Suite  begleitet,  durchschritt  der 
Kaiser  die  Gassen  inmitten  einer  ganz  erstaunten  Menschenmonge,  und  betrat  den 
Platz  der  Stadt  in  dem  Augenblicke,  als  die  Generale  Liechtenstein  und 
Reise  ha  eh  mit  dem  Säbel  in  der  Hand  an  der  Spitze  ibrer  siegreichen  Truppen 
dabin  eindrangen.  Erst  durch  die  jubelnden  Rufe  der  begeisterten  Soldaten:  „Es 
lebe  der  Kaiser!"  erfnkr  der  grössere  Theil  der  Einwohner,  dass  ibr  rechtmässiger 
Herrscher  in  sie  das  Vertrauen  gesetzt  habcy  sich  in  ibre  Mitte  zu  begeben.  Der 
Anblick  y  so  allein  in  Mitte  einer  von  zweideutigem  Geiste  beseelten  Bevölkerung 
hatte  auf  des  Monarchen  Umgebung  einen  tiefen  Eindruck  gemacht.  Wie  früher, 
so  zeigte  Er  auch  hier  grosse  Kaltblütigkeit  und  eine  durchaus  richtige  Beur- 
theilung  der  Umstände,  Seine  Miene  trug  das  Gepräge  grosser  Ruhe  und  Leb- 
haftigkeit zugleich.  Häufig  zu  kühn,  setzte  Er  sich  der  Gefahr  zu  sehr  aus  und  in 
der  Schlacht  vor  Komorn  am  2.  Juli  1849  tödtete  eine  Kanonenkugel  das  Pferd 
eines  Officiers  Seiner  Suite  kaum  30  Schritte  von  Ihm  entfernt 

Die  Wegnahme  von  Raab  war  die  glücklichste  von  Sehlik^s  Thaten  in 
diesem  Feldzuge, 

Trotz  vieler  Hindemisae  unternahtn  er  das  Wagestück;  er  wusste^  dass  der 
Feind  seine  Redouten  mit  viel  Artillerie  vertheidigt  hatte  ^  dass  seine  Stellung  gut 
sei  und  dass  die  Dispositionen  des  Oberbefehlshabers  nicbt  ganz  geglückt  waren; 
Gründe  genug,  um  ihn  von  dem  gewagten  Entschlüsse  abzuhalten.  Aber  eine  glück- 
liebe Inspiration,  seine  Beharrlichkeit,  der  Gedanke,  dasa  die  erate  WafTenthat  bei 
Eröffnung  des  neuen  Feldzuges  gelingen  müsse,  die  gute  Stimmung  der  Truppen 
—  dies  Alles  leitete  seinen  Entschluss,  und  Raab  musste  nich  ergeben  1 

Nfcht  minder  rühmlich  war  des  Grafen  Anthcil  an  den  Schlachten  bei  Aca 
und  Komorn,  2.  und  1 1,  Juli;  mit  seinem  schwachen  Corps  hielt  er  den  übermächtig 
andringenden,  von  Regen  und  Nebel  begünstigten  Görgey  so  lange  auf,  bis  das 
Reservecorps  und  die  Dii^ision  Panutine  anlangen^  und  im  Vereine  mit  ihm  den 
verwegenen  Gegner  in  seine  Schanzen  zurückwerfen  k^jinitcfu 

93 


1474 


Von  Äcs  aus  rückte  Sclillk,  ohne  einen  einzigen  Rasttag*^  über  Pesth  an  die 
TheisSj  die  er  bei  Alpar  ülicrscbritt,  um  zur  Unterstützung  des  Oberfeldherrn  nach 
Mako  an  der  Maros  zu  eilen.  Nach  der  Schlacht  hei  Szöreg  zog  er  der  Maros 
entlang  gegen  Neu-Arad.  Dort  war  Görgey,  von  den  Russen  verfolgt,  angekona* 
men»  um  sich  durch  S  e  h  1  i  k's  Corps  durchzusclilagen  und  mit  Deml>insky  zu  ver- 
binden. Allein  Scblik  wies  ihn  in  dcni  Gefechte  bei  Dreispitz  am  10.  August 
so  ki'äftig  ab  y  dass  derselbe  seinen  Plan  aufgeben  und  sicli  zurückziehen  tuusste, 
um  bald  darauf  bei  Vilagos  die  Waffen  zu  strecken.  Die  Festung  Arad  wurde  sofort 
cernlrt  und  mit  dem  Commandanten  Unterhandlungen  angeknüpft,  die  auch  zum 
Erfolg  führten* 

So  war  es  Schi ik,  der  den  Feldzug  mit  Glück  eröffnet  und  durch  das  Gefecht 
bei  Dreispitz  ebenso  geschlossen  hatte. 

Nach  beendetem  Kriege  wurde  dem  Grafen  Schlik  das  Grosskreuz  de^s 
Ordens  der  eisernen  Krone,  im  September  1849  die  Beförderung  zum  General  der 
Cavallerie  und  zum  Commandirenden  in  Mahren  und  Schlesien ,  und  im  Ordens- 
Capitel  vom  Jahre  1 850  für  die  That  bei  R  a  a  b  das  Com  m  a  n  d  e u  r  k  r  e  u  z  dea 
Maria  Theresien-Ordens  zu  Theil. 

Als  im  Juni  1854,  aus  Aplass  des  Krieges  zwischen  Russland  oineraeitSj 
Frankreich,  England  und  der  Türkei  andererseits,  unter  dem  Befehl  des  Feld 
zcugmeisters  Freiherrn  von  Hess  die  kaiserliche  Armee  mobil  gemacht  wurde, 
erhielt  Schlik  das  Commando  der  4.  Armee,  und  behielt  es  auch  nach  der 
eingetretenen  Redticirung  auf  dem  Friedensfusse ,  mit  dem  Hauptquartiere  in 
Lemberg,  wobei  or  gleichzeitig  den  Provinzen  Galizien  und  Bukomna  ala  com- 
mandirender  General  vorsteht- 

Schlik  ist  eine  der  Erscheinungen,  welche  Soldat  und  Volk  als  Mann  der 
Thatkraft,  als  echten,  kühnen  Reiterführer  ehrt  und  als  wahren  Vater  der  Truppe 
liebt.  Ihn  kennzeichnet  der  rasche  und  sichere  Blick  j  der  schnell  alle  Verhältnisse 
durchschaut  und  für  den  gefiihrlichen  Fall  stets  dio  rechten  Mittel  sogleich  zur 
Hand  hat.  Seine  kaltblütige  Unersehrockcnheit,  sein  feuriger  Muth,  seine  Allen 
voranschrcitende  persönliche  Tapferkeit,  werden  seinen  Namen  in  der  österreichi- 
schen Kriegsgeschichte  verewigen. 


j 


RITTER. 


i 


EOSSBACHj  Heinrich  Freiherr  von,  Feldmarschall  -  Lieutenant,  geheimer 
Rathj  Ritter  des  k.  Leopold-Ordens,  Inhaber  des  40.  Infanterie-Regiments,  ist  von 
Geburt  ein  Hesse;  Mainz  war  die  Wiege  seiner  Kindheit,  hier  kam  er  im  Jahre 
1790  zur  Welt.  Obgleich  nach  den  damaligen  Zeitverhlütnissen  an  Frankreich 
gewiesen,  zog  es  ihn  doch  unter  die  schwarzgelben  Farben,  für  die  er  in  der  Folge 
mit  grosser  Auszeichnung  kämpfte  und  blutete. 


1475 


I 


Schon  ah  Cadet  bei  ManfiediDi  -  Infanterie  hatte  Kossbach  im  Feldzuge 

bei  Durclißtreifung  des  Gehölze»  von  Haslach  mehrere  feindliche  Officicre 
gefangen  gemaclil,  wobei  er  leicht  verwundet  wurde*  Durch  die  Capitnlation  von 
Ulm  krlegsgcfangcn ,  ranzionirte  er  sich  selbst  und  erreichte  OlmUtz,  um  beim 
6.  Bataillon  des  Regiments  fernere  Dienste  zu  leisten» 

Dieses  entschiedene  diensteifrige  Benehmen  als  rünfzehnjähriger  Jüngling 
und  nachdem  er  erst  anderthalb  Jahre  diente,  erwarb  ihm  das  Wohlwollen  seines 
CommanJanton  Oberst  Fürsten  Aloys  Liechtenstein  der  Ait,  dass  er  beim 
ersten  Officicrs- Avancement  allen  Cadeten  vorgezogen  wurde. 

Den  für  Österreichs  Waflbn  denkwürdigen  Feldzug  18ü9  hatte  er  aU  Lieute- 
nant und  Oberlieutenant  im  2,  Erzherzog  Karl  Legions-Bataillon  mitgekämpft.  Li 
der  Schlacht  bei  As  p  ern  rettete  ef  seinen  schwor  verwundeten  Hauptmann  Eugen 
Grafen  Wrb na,  nachmaligen  Oberst-Stallmeister,  der  von  der  Masse  abgeschnitten 
wurde,  dadurch  aus  der  Gefangenschaft^  dass  er  sieh  aus  eigenem  Antripbe  mit 
eioom  hierzu  cnthusiasmirten  braven  Häuflein  auf  die  den  Hauptmann  umringenden 
feindlichen  Kürassiere  warf,  sie  von  ihm  ab  mid  absichtlich  anf  sich  zog.  Graf 
Wrbna  erhielt  seine  Freiheit,  Kossb&ch  aber  verlor  sein  linkes  Auge. 

Ohne  noch  hergestellt  zu  sein,  focht  er  bei  Wagram  und  erhielt  bei  Wieder- 
crstürmu ng  von  ßaumcrsdorf  eine  leichte  Wunde,  bei  Znaim  eine  bedeutende  Ver- 
letzung  durch  ein  Bespann  im  gspferd,  als  er  beordert  war  die  Ordnung  auf  der 
Thajabrücke  zu  erhalten  und  niithigcnfalls  den  Rückzug  zu  decken* 

AU  Obcrlieutenant  von  Argenteau-Lifanterie  wusste  er  im  Jalire  1810  mit 
nicht  geringen  Geldopfern  dahin  zu  wirken,  dass  er  vom  französischen  Bürger- 
bande losgesprochen  wurde,  um  dem  Kaiserhause  noch  ferner  seine  Dienste  widmen 
zu  können?  so  war  es  ihm  möglich  cUc  FeldzUge  1813  und  1814  als  Hauptmann  des 
2.  Sieben bürger  Jüger- Bataillons,  um  deren  Aufstellung  zu  Maro$-V4s4rhe1y  der 
rastlose  Krieger  sich  sehr  verdienstlich  machte,  In  Deutschland  und  Oberitalien,  den 
von  1815  aber  in  der  Schweiz  und  Frankreich  mitzumachen. 

Bei  dem  Zuge  nach  Neapel  im  Jahre  1821  wurde  Ross  bach,  damals  Haupt- 
mann des  11.  Jäger -Bataillons,  im  Gefechte  bei  Rieti  als  abtheiliger  Vorpostens- 
Commandant  leicht  verwundet  in  dem  Augenblicke,  als  er  sich  zur  Herstellung 
saines  von  einem  feindlichen  Bataillon  hart  bedrängten  Unken  Flügels  aus  eigenem 
Antriebe  mit  dem  in  Reserve  gestandenen  Zuge  erfolgreich  in  dessen  rechte  Flanke 
warf.  Sieben  Tage  darnach  bestand  er,  die  Avantgarde  des  vom  Oberst-Lieutenant 
Enseh  befehligten  Steifcorps  führend,  mit  seiner  schwachen  DiWsion  einen  glück- 
lichen Kampf  gegen  den  feindlichen  Obersten  de  Co nci Ha*  bei  Sora  in  den 
Abruzzoni  machte  viele  Gefangene  und  rettete  die  Bergstadt  Pescosolido  vor 
Plünderimg.  Er  bh"cb  dann  bis  zum  Jahre  1826  bei  der  Occupations-Armeo  und 
wurde  zu  besonderen  Expeditionen  häufig  verwendet;  in  den  Jahren  1827  bis 
1830  in  Tfiest  und  Istrien  statiomYt,  war  sein  eifrigstea  Streben  dahin  gerichtet, 


1476 


I 


seine  Truppe  tlicoretisch  und  praktisch  heranzubilden  ^  wobei  er  zweckmässig© 
kleine  Schuhiianoeuvres  enfw^arf,  und  als  er  im  September  1832  als  Major  das  Com- 
mando  des  7.  und  im  März  1836  jenes  des  8.  Bataillons  in  Dalmatien  erhielt, 
setzte  er  diesen  Unterricht  im  ausgedehnteren  Umfange  fort  und  erntete  bald  die 
Früchte  dieser  Bemühungen.  Das  Jahr  1838  bot  ihm  hierzu  Gelegenheit.  Er  gab 
den  raubsüclitigen  Montenegrinern  eine  so  derbe  Züebligungj  dass  sie  seit  dieser  Zeit 
ihre  Gelüste,  plündernd  und  sengend  unser  Gebiet  zu  betreten,  zu  zähmen  wusstea. 

Es  war  am  2.  August  1838  in  den  Vormittagsstunden  zwischen  9  und  10  Uhr, 
als  sich  ungewöhnlich  viele  Montenegriner  bei  na  Osdren  und  Gomila  sam- 
melten, zwei  auf  Assistenz  bei  einem  Militär-Geometer  gestandene  Jäger  entwaff- 
neten und  bald  darauf  unseren  Jagerposten  angriffen.  Zur  selben  Stunde  erfolgte 
auch  der  Angriff  des  Postens  Vidrak,  der  kaum  so  viel  Zeit  gewann,  gegen  Novo- 
sello  ein  Aviso  zu  schicken  und  sich  ins  Castell  einzuschliesaen ;  dessgleichen 
gegen  -die  Unterstützung  Ton  Novosello,  als  sie  im  BegriiFe  war  unter  Oberlieutc- 
nant  Landtmann  dem  Posten  Vidi-ak  zu  Hülfe  zn  eilen.  Eben  so  schnell  eilten 
die  Unterstützungen  von  Oggradenizza  nach  Gomila,  von  Marovich  nach  Oggra* 
denizza,  und  gegen  Mittag  sah  man  von  Budka  aus  die  Alarmstange  des  II Uno 
Berdo  brennen.  Von  Budka  aus  eilte  alsbald  eine  Jäger- Compagnie  ganz,  eine 
andere  in  zwei  Abtheilungen  und  Zeiträumen  mit  dem  Hauptmann  von 
Spanner  über  S.  Stetiano,  Marovich,  Oggradenizza  in  die  Nähe  von  Gomila,  da 
man  die  Gefahi'  nur  da  allein  vermuthcte.  Oberst-Lieutenant Kossb ach,  Cordons-^J 
und  Commandant  des  8.  Feldjäger  -  Bataillons ,  ward  zu  Cattaro  um  6  y^  Uhr  ^| 
Abends  von  dem  Alarm  benaehrichtigt.  Unverweilt  begab  er  sich  nach  Budka, 
nachdem  er  früher  noch  den  Major  von  Guolfinge  r  mit  2  Infanterie-  (Ei:2her20g 
Friedrich)  und  1  Jäger-Compagnie  in  Marschbereitschaft  gesetzt  hatte* 

Um  11  Uhr  Nachts  in  Budka  angelangt,  erkannte  Ilossbacb  bald,  dass  der 
kecke    und    böswillige  Angriff    der  Montenegriner    ein  allgemeiner    und  wohl- 
bedachter sei  und  beschied  gleich  die  in  Bereitschaft  gesetzten  3  Compagnien  von 
Cattaro  nach  Btidka^  entsendete  einen  in  der  Geschwindigkeit  gesammelten  Infan* 
teriezug  von  Erzberzog  Friedrich  nach  Novos eil o ,  woher  schon  die  Nachricht^J 
kam,  das  1  Jäger  und  1  Pandur  erschossen,  1  OfHcier  und  2  Jäger  verwundet^^ 
seien;    Rossbach   gab  ferners  Befehl  wegen  Brodbacken  und  Nachrücken  der 
dortigen  Infanterie  - Compagnie  des  Hauptmanns  Frank  nach  Novosello,  sobald 
die  von  Cattaro   ankämen  und  eilte  in  Person   unaufgeL alten  über  S.  Steffano, 
Marovich,  Oggradenizza,  S.  Spiridion  nach  Gomila,  %vo  er  nach  8  Ubr  früh  am  3._^J 
anlangte  und  wo  Hauptmann  Spanner  bereits  befehligte.  ^H 

Hier  hatte  das  Geplänkel  der  Montenegriner  gegen  den  Posten ,  den  sie 
nehmen  wollten,  bis  9  Uhr  Abends  am  2,  fruchtlos  gedauert;  seit  dem  Morgen 
aber  war  alles  rubig,  obwohl  der  Feind  auf  dem  Vdi  Troitza  und  dem  Passe 
Osdren  sichtbar  und  stark  versammelt  war. 


1477 


Mehr  besorgt  um  Vidrak  und  seinen  rechten  Flügel  entschloss  sich  Oberst- 
^ieotonant  Rossbac  h  glücklicher  Weise,  obwohl  er  für  seine  Person  schon 
11  Stunden  zu  Fuss  zurückgelegt  hatte  (2  Jäger  -  Compagnien  zu  Gomila  und 
Oggradenizza  unter  dem  Flügel  -  Conimando  des  Hauptmanns  von  Spanner 
zurücklassend),  mit  1  Jäger-Compagnie  auf  einem  ihm  bekannten  3  Stunden  weiten 
Umwege  in  Flanke  oder  Rücken  des  Passes  von  Novosello  zu  gelangen,  in  der 
Voraussetzung,  entweder  denselben  zu  besetzen  oder,  wenn  ihn  der  Feind  schon 
genommen  hätte»  ihn  wieder  daraus  zu  vertreiben,  auch  ihm,  wenn  er  nicht  gar  zu 
übermächtig  wäre,  den  Rückzug  abzuschneiden.  Gedacht,  gethani  Ohne  von  dem 
Feinde  bemerkt  worden  zu  sein  ^  der  in  grosser  Anzahl  seine  Berge  längs  der 
5  Miglien  langen  Linie  besetzt  hatte,  und  nachdem  sich  Rossbacb  durch  einen 
entsendeten  Zug  im  Vorbeigehen  versichert  hatte,  dass  Vidrak  trotz  seiner  nach- 
theiligen Lage  sich  festhalte,  langte  er  gegen  12  Uhr  auf  dem  Berge  Spass  an.  Es 
war  die  höchste  Zeit,  denn  schon  hatte  der  Feind  die  schwache  halbe  erste  Jäger- 
Compagnie  und  den  Zug  von  Friedrich-Infanterie  so  wie  die  Pastrovlchianer  vom 
Berge  Kopaz  geworfen  und  nichts  hätte  ihn  mehr  von  Novosello  und  Castcl 
dl  Lastua  abgehalten.  Aber  auch  Rossbach  und  die  ihn  begleitende  (5.)  Jäger- 
Compagnie  waren  durch  den  Fiankenmarsch  über  Stock  und  Stein  in  erschreck* 
lieber  Mittagshitze  erschöpft^  Rossbach  Hess  im  Angesichte  des  Feindes,  der 
die  kleine  Truppe  von  drei  Selten  beschoss,  eine  halbe  Stunde  rasten,  dann  ent- 
schloss er  sich  den  Kopaz  um  jeden  Preis  zu  erstürmen  —  trotz  der  Übermacht 
und  ungeheuren  Terrain  -  Vortheile  des  Feindes  — -  als  das  einzige  wenn  gleich 
verzweifelte  Mittel  den  Landstrich  von  Castel  dl  Lastua  bis  an  die  türkisch  -  alba- 
nesische  Grenze  vor  Plünderung  und  kannibalischer  Wuth  der  Montenegriner  zu 
retten.  Oberlicutenant  Baron  Roichlin,  Lieutenant  Don  Frosconi,  jeder  mit 
einem  dichten  Kettenzug  von  25  Mann,  Hauptmann  von  Spech  und  Oberst- 
Lieuteoant  Rossbach,  jeder  mit  einem  nahen  Unterstützungszug  von  25  Mann, 
stiegen  nach  einem  Tronipetenzeiehen  kaltblütig  inmitten  eines  dreifachen  Feuers 
erst  vom  Spass  hinab,  dann  an  einer  Rossbach  sehr  gut  bekannt  gewesenen 
Stelle  den  Kopaz  im  gewühnlichen  Schritte  hinauf»  wie  auf  dem  Exercirplatze, 
Schon  waren  die  zwei  Vorzüge  mit  Felsenstücken  beworfen,  als  Rossbach  erst 
Sturm  blasen  liess,  der  nun  auch  so  wunderbar  gelang,  dass  nicht  nur  der  Feind 
zu  Hunderten  den  Kopaz  und  andere  ganz  unzugängliche  Höben  verliess,  sondern 
auch  kein  einziger  von  den  Kaiserlichen  anders  als  mit  Steinen  getroffen  wurde. 
Ein  ungeheurer  Jubel  ersfchoU  von  der  schon  voll  Verzweiflung  geflohenen  Bevöl- 
kerung der  Pastrovichio  ^  Alles  strumte  nun  herbei  auf  den  Spass  und  Kopaz;  der 
Feind  war  und  blieb  verjagt  aus  dem  Schlüssel  der  zukünftigen  Stellung  Ross* 
bach's;  der  Schhissel  von  Castel  di  Lastua  war  gerettet.  Die  Jäger-Compagnie 
hatte  die  Feuerprobe  rühmlichst  bestanden,  ihr  Muth  sollte  sieb  noch  öfter  geltend 
macheUi  namentlich  bei  Ostroicza.  Gegen  Abend  desselben  Tages  ward  sowohl 


1478 


Goraila  als  Vklrak  von  einer  Uazahl  Feinde  nicht  nur  allein  aus  der  Czerniczka, 
sondern  auch  aus  der  Kiczka  Nahia  unter  dem  Georg  P et ro vidi  und  Plame- 
naz  vergebens  angegritFen.  Das  Feuer  dauerte  bis  in  die  dunkle  Naclit  hinein, 
that  aber  nur  geringen  Schaden.  Am  4,  Früh  waren  1  Jäger-  und  2  Infanterie- 
Compagnien  (unter  Major  von  Guolfinger  von  Erzherzog  Friedrich)  am 
Kopaz  über  Novosello  und  1  Infanterie  -  Corapagnie  von  Oggradenizza  in  die 
Stellungen  von  Rossbach'a  beiden  Flügeln  gerüekt  Die  Panduren  des  rechten 
Flügels  hareeürten  den  ganzen  Tag  mit  dem  Feinde,  gedeckt  durch  Uossbach'a^« 
Stellung,  zerstörten  ihm  einige  vorliegende  Hütten  und  hatten  2  Verwundete.  Der*^B 
selbe  sammelte  sich  immer  stärker,  drängte  die  Pastrovichianer  und  aufgebotenen 
Xuppaner  zurück  und  wagte  sich  einen  Augenbh*ckj  aber  vergebens,  an  Ross- 
bach's  Positionen.  Gegen  Mittag  erhielt  Rossbach  von  Gomila  her,  woliin  er 
gerade  im  Zuge  gegen  S.  Steffano  war,  die  Meldung,  dass  zwei  Senatoren  daselbst 
angekommen  waren,  um  im  Namen  des  Vladika  mit  ihm  zu  unterhandeln  und  die 
zwei  am  2.  von  dort  entführten  Jäger  übergeben  hatten.  Nichts  desto  weniger 
lehnte  er  jede  Unterhandlung  als  mit  einem  Iläubet*voIke  ab,  das  auf  eine  verab- 
scheuungswürdige  Weise  im  tiefsten  Frieden  die  Militärposten  eines  grossen 
Staates  mörderisch  angefallen,  1  Jäger  getödtet  und  1  Ofticier  und  2  Jäger  ver- 
wundete, welches  Attentat  zu  rächen  er  seine  disponiblen  Truppen  schnell  an  der 
Grenze  versammelt  habe,  um  Gewalt  mit  Gewalt  zu  vertreiben  j  doch  würde  er 
ihr  bittliches  Anliegen  allsogleieh  zur  Kcnntniss  seiner  Vorgesetzten  bringen.         H 

In  der  Nacht  vom  4.  auf  den  5.  begab  sieh  Rossbach  nach  Castel  di  Lastua^ 
und  kam  dort  an,  als  ein  Vertrauter  des  Bey  von  Antivari  eben  wieder  zurück- 
gekehrt war,  der  ihn  fragen  wollte:  „ob  er  gesonnen  sei  am  6.  gegen  die  Czer* 
niczanotten  loszuschlagen,  in  diesem  Falle  er  ebenfalls  mit  2000  Spizzanotten 
angreifen  lassen  wlirde,^  Jemand  antwortete  ihm:  ,,dass  er  sich  darauf  verlassen 
möge,  %veil  er  den  Commandanten  kenne,  der  stets  sein  Wort  haltet  ^^ 

Ohne  diesen  stets  zweideutigen  Leuten  gänzlich  zu  trauen,  war  doch  grossH 
Wahrscheinlichkeit  vorhanden,  dass  die  Spizzanotten,  die  ebenfalls  eine  vor  vier 
Wochen  erlittene  Räuberei  zu  rächen  hatten,  am  6,  beiGhundo  oberhalb  SvetaGoa 
podia  angreifen  würden,   was  für  Rossbach's    Pläne   eine    günstige   Diversio^ 
gewesen  wäre*    Obw^ohl  noch    am    5.  Abends    Rossbach^s   neuerlich    diesfall 
gemacliten  Versicherungen  durch  einen  Expressen  per  mare  nach  Antivari  gesen 
det  wurden,    wusste  er    doch    schon    am  6.   zwei  Stunden  nach  Tagesanbruch 
durch  einen  Vertrauten,  dass  der  Bey  von  Antivari,  mit  100  Thalern  bestoehcl^| 
den  Spizzanotten  verbot,  nicht  e!ier  anzugreifen,  bis  Antwort  auf  seine  Anfrag^^ 
von  Scutari  käme  (17  Stunden  waren  nöthig,  um  diese  zu  erfahren!). 

Rossbach  hatte  den  Major  von  Guolfinger,  der  bei  der  Repressalie  am 
6.  die  Musserste  rechte  Angriffs  -  Colonne  zu  führen  hatte,  ins  Geheimniss  gezoge 
und  Vorsicht  anempfohlen;   es  war  ihm  weiter  nieht  gar  zu  viel  an  den  Zauderer 


ier 


1479 


I 


I 


gelegen  I  die  es  sicherlich  später  bereuen  würden,  und  es  blieb  bei  der  eimiiai 
beschlossenen  Repressalie,  die  in  einem  gleichzeitigen  Angriff  in  die  vorliegende,  den 
Montenegrinern  meist  privatim  gehörige  Planina  (Hochland)  Pastrqvichiana  gegen 
die  antike  Grenze  2U  bestand,  wobei  durch  die  aufgebotenen  Xuppaner,  CartoUer 
und  Magriner  Terriers  alles  Montenegriner  Gut  zerstört  worden  sollte. 

Noch  ani  5  Abends  sandte  der  Vl&ilika  seinen  ersten  Senator  nach  Goonla 
und  Hess  sagen  „dass  er  keinen  Widerstand  leisten  lassen  wurde,  selbst  wenn  die 
Kaiserliehen  bis  ins  Innere  Montenegro's  eindrängten.**  Rossbacb  aber  sah  und 
wusste  die  Dinge  anders,  als  man  ihm  vorspiegeln  wollte;  denn  nebst  der  Czer* 
nieza,  gegen  welche  die  Kaiserliehen  eigentlich  in  WatTen  standen,  hatten  sich  schon 
Hunderte  ans  der  Riczka  und  Hunderte  aus  der  Katunska-Nahia  in  des  Feindes 
Reihen  gestellt,  die  reichlich  mit  Munition  vom  Vladika  versehen  waren,  um  uns 
am  6.  wahrscheinlich  selbst  anzugreifen.  Bossbaoh  wollte  und  musste  ilmen 
zuvorkommen,  und  Indem  er  den  6  AngrÜfs-CoIonnen  seine  Dispositionen  zum 
Losschlagen  übergab,  empfahl  er  ihnen  die  grüsstc  Vorsicht,  Er  selbst  blieb 
auf  seinem  sehr  wichtigen  rechten  Flügel  inmitten  der  drei  rechten  Angriffs- 
Colonnen  (auch  der  Truppen  -  Commandant  muss  auf  diesem  Terrain  zu  Fuss 
eommandiren). 

Der  Einfall  in  die  den  Montenegrinern  als  Privatcigcnthum  gehörige  Planina 
Pastrovichiana  geschah  am  6.  mit  Tagesanbruch  gleichzeitig  mit  allen  6  Angrifi's- 
Colonnen  und  mit  Energie. 

Wie  Rossbach  vorausgesehen ,  leisteten  auf  der  ganzen  Linie  über 
3000  Feinde  j  unterstützt  durch  überaus  grosse  Terrain  -  Vortheile,  tüchtigen 
Widerstand.  (Nachträgüchon  zuverlässigen  Berichten  zu  Folge  waren  es  5000  Mann 
aus  der  Czerniczka-,  Iliczka*  und  Katunska-Nahia,  nebst  diesen  noch  die  Reserve 
von  Gtiundo  und  was  sich  bei  Cettigne  noch  versammelte,  etwa  weitero 
3000  Mann.)  Rossbach's  Angriffs  -  Culonnen  bestanden  (mit  Einschlusa  der 
am  Kopaz,  Vidrak,  Gomila  und  Oggradenicza  fest  verbliebenen  Reserven)  aus 
4*/^  schwachen  Jilger-  und  3  noch  schwächeren  iafantcric-Compagnien,  ungefähr 
750  Mann  (da  viele  Kranke^  Reconvalescente  und  kleine  Detachements  in  ihren 
Garnisonen  zurückbleiben  musstcn)  und  ungefähr  700  Terriers,  die  sich  aber,  wie 
Roaabaeh  wohl  wusste,  während  des  Gefechtes  um  die  Hälfte  verminderten. 
Nichts  desto  weniger  krönten  In  wenigen  Stunden,  besonders  der  ganze  rechte  und 
liusserste  linke  Flügel  alle,  ja  die  h«*ichÄten  Hügel  eine  Stunde  weit  gegan  die 
eigentliche  Staatsgrenso  mit  gr(fMtisr  Tapferkeit  und  rühmlicher  Ausdauer  bei  dem 
ompiindlichsten  WasserrnangeL  Alle?«  Montenegriner  Gut  ward  verheert  und  ver- 
brannt,  50  Feinde  thells  getiidtet,  iheils  verwujidet;  die  Repressalie  war  trotz  der 
Perfidie  des  lißy  von  Antivari  vollkommen  gelungen*  Natürlich  hatte  der  Kampf 
bei  dem  hartnäckigen  Widerstände  des  Feindes  auch  Blut  gekoBtet  und  Ross- 
baeh  bedauerte  den  Yerluft  voa  13  JUgem,  3  Infanteristen  und  3  Panduren  an 


1480 


Todten,  dann  von  3  Jäger  -  Officieren,  12  Jägernj  2  Infanteristen  ußd  2  Panduren 
nebst  den  Xirppaner  Bairaktar  (Fahnenträger)  an  Verwundeten.   Alles  war  unauf- 
haltsam bis  auf  Rossbach's  Halt!  vorgedrungen,   und  besonders  hatten  die  stets 
voranstreitenden  Jäger  eine  glänzende  Tapferkeit  dabei  an  den  Tag  gelegt,  Bios 
eine  AngriöVColonne  hatte  sieh  wegen  gänzlicher  Verlassiing  der  auf  den  Flügeln 
eingetheilt  gewesenen  Carlotter  und  Mokriner  Terriers  auf  ihre  Operationsbasis 
zurückziehen  müssen  und  hatte  isolirt  auch  vcrhältnissmässig  mehi-  verloren,  was 
aber  dem  Ganzen  keinen  Abbruch  that.    Das  Gefecht  dauerte  mit  kleinen  Unter* 
brechungen  bis  in  die  dunkle  Nacht  (V29  Uhr)  fort  Der  Feind  suchte  mit  endlosem 
verstärktem  Geplänkel  das  verlorene  Terrain  vergebens  wieder  zu  erobern.   Da 
Rossbach  merkte^  dass  die  Grenzrcgulirungs  -  Commission,  durch  einen  russi- 
schen   sogenannten  Genie  -  Hauptmann  prävenirt,    in    Unterhandlung  zu  treten 
beabsichtigte,  so  zog  er  um  Mitternacht  vom  6,  auf  den  7.  seine  in  einem  Halb- 
kreise vorgeschobenen  Angriffs -Colonnen,  besonders  des  rechten  Flügels^  auf  eine 
übereinstimmende  und  glückliche  Weise  in  die  Stellung  am  Kopaz  zurück  und 
postirte    die   noch    übrig    gebliebenen  Xuppaner   Terriers    (die   Pastrovichianer 
blieben  stets  wacker  an  der  Grenze  ihrer  Besitzungen)  dergestalt,  dass  sie  bleiben 
mussten»  Diese  Diapositionen  waren  desshalb  glücklich  zu  nennen,  weil  die  Mon- 
tenegriner nichts  von  aüedem  merkten  und  kein  Scbuss  dabei  fiel,  was  sonst  bei 
Verl&ssung  solcher  Höhen  den  Zurückbeorderten  leicht  hätte  gefährlich  werden 
können.  So  erwartete  Rossbach  den  Tag,  um  nach  Umständen  welter  zu  agiren, 
nh  er  von  dem  Abends  am    6.  zu  Castel  di  Lastua  angelangten  Brigadier  General 
Ritter  von  Tarszky    avisirt  wurde,   „dass  die  Unterhandlungen  wirklich  Platz 
greifen  werden  und  der  Vladika  seinen  Leuten  befohlen  habe,  die  Planina  Pastro* 
vichiana  bis  auf  weiteres  uns  ganz  zu  überlassen**,  worauf  Rossbach  das  Feuer 
auf  der  ganzen  Linie  einstellte.  Diese  beherzte  und  umsichtige  Thathandlung  hatte 
seiner  Zeit  grosses  Aufsehen,  erregt;  sie  gab  unzweifelhaften  Anspruch  auf  beson- 
dere Belohnung;  und  obgleich  der  tapfere  Kossbach  im  Jänner  1839  das  Ritter- 
kreuz des  Leopold-Ordens  erhielt,  so  blieb  es  ihm  doch  unbenommen,   bei 
Zusammensetzung    eines   Maria   Theresien  -  Ordens -Capitels    seine    anderweiten 
Ansprüche  geltend  zu  machen.  Dieses  konnte  erat  im  Jahre  1848  erfolgen,  wo 
ihm  auch  das  Ritterkreuz  zugesprochen  wurde. 

Noch  zu  Ende  des  Jahres  1838  wurde  Rossbach  Oberst  und  Commandant 
des  Tiroler  Jäger-Regiments  Kaiser  und  im  October  1839  in  den  statutenmässigen 
Ritterstand  erhoben.  Beinahe  neun  Jahre  hielt  ihn  diese  neue  Bestimmung  in  der 
Hauptstadt  Tirols  fest  und  war  Veranlassung,  dass  er  von  den  biederen  Bewohnern 
als  vortrefflicher  Schütze,  Mensch  und  Soldat  geschätzt  und  geachtet^  zum  Land- 
mann  ernannt  wurde,  und  bei  der  im  Mai  1846  erfolgten  Beförderung  zum  General- 
Major  die  Liebe  und  Hochaehtung  mit  dem  Wunsche  eines  baldigen  Wiedersehens 
mitnahm.    Dieser  erfüllte  sich  in  kui^zer  Zeit:  die  wackeren  Tiroler  hatten  wie 


1481 

bekanDt  einen  rülimliehen  Antheil  an  don  Kämpfen  in  Piemont  und  ihre  Landes- 
Grenze  wurde  durch  die  vortrefflichen  Landesschützen  gewahrt.  Um  nun  diesem 
Aufgebot  Consistenz  zu  geben  und  für  alle  Zeit  dem  Zweck  entsprechend  zu 
organiiiren,  befahl  Se.  Majestät  noch  im  Laufe  des  Krieges  die  Organisiriing  einer 
Landesvertheidigung  und  ernannten  zu  deren  Commandanten  den  tief  erprobten 
Rossbaehj  der  nun  seit  Jahren  diesem  Institute  mit  der  ihm  eigenen  Umsicht 
und  Energie  vorsteht* 

Schon  im  April  1849  zum  Feldmarschalh Lieutenant  befördert,  ward  er  am 
11.  Mai  1854  in  den  statutenmässigcn  Freiherrnstand  erhoben. 


SCBÖNHALS,  Karl  Ritter  %on,  Feldzeugmeister,  geheimer  Rath,  Ritter  des 
Ordens  der  eisernen  Krone  L  Classe,  Ritter  des  Leopold-Ordens,  Besitzer  des 
MiHtli'- Verdienstkreuzes,  Inhaber  des  29.  Infanterie-Regiments,  war  nicht  blos 
einer  der  thätigsten  Holden  der  jüngsten  Kriegsepoche,  sondern  auch  durch  die 
^Erinnerungen  eines  österreichischen  Veteran^jn*',  durch  seine  Tagesbefehle  und 
Sclilachtenberichtc  der  Geschieh tschreiber  dieser  unvergänglichen  Tage  des  Ruh- 
mes. Es  war  selbst  von  den  Organen  jener  Partei,  welche  unseren  Waffenthaten 
Gerechtigkeit  versagten,  anerkannt,  daas  bei  der  Armee  in  Italien  eben  so  gut 
gefoehten  als  geschrieben  werde,  und  wenn  Schönhals  mit  unter  die 
Erstereu  zahlte,  so  war  er  es  ganz  allein ^  der  die  glänzenden  Siege  !n  einer 
einfach  grossen  Art  so  zu  verkündigen  verstanden,  dass  sie  alle  Welt  bewundem 
musste. 

Preusse  von  Gebort  —  Braunfels  in  der  Rheinprovin«  war  der  Ort,  wo 
Sch/inhals  am  15.  November  1788  das  Licht  der  Welt  erblickte  —  trieb  ihn 
seine  unwiderstehliche  Neigtmg  zu  einer  Zeit,  wo  ganz  Europa  von  W^affengcklirr 
erdr(jhnte,  sich  auch  einen  Lorber  zu  erringen,  in  die  Reihen  des  kaiserlicheo 
Heeres,  denn  im  Vatcrlando  war  diese  Aussicht  auf  lange  hinausgerückt|  und  er 
trat  am  18.  October  1807  als  Cadet  in  das  bestandene  Jiiger-Ilegiment  ein.  Als 
dieses  im  September  1808  in  neun  selbstätiindige  Divisionen,  welche  später  auf 
Bataillone  erhöht  wurden,  aufgelöst  ward,  kam  Schön  hals  zum  2,  Bataillon  und 
avancirtc  bei  der  Aufstellung  der  Armee  auf  den  Kriegsfuss  im  Februar  1809  zum 
Unterlieutenant.  Die  SchlachtvonA  sporn  brachte  ihm  eine  so  gefährliche  Wunde, 
dass  er  lange  Zeit  an  derselben  leiden  musste.  V\ir  der  Schlacht  bei  Dresden  zum 
Oberlieutenant  befördert ,  ward  er  hier  wieder  mit  meinem  tapferen  Commandanten 
Oberst-Lieut^nant  Schneider  bei  der  Erstürmung  der  Redoute  vor  dem  Mo- 
s eh inzky'sehen  Garten  durch  eine  bedeutende  Blessur  kampfunfähig  gemacht, 
hatte  sich  aber  so  tapfer  benommen #  dass  er  bei  Errichtung  des  italienischen  Frei- 
corpsj  welche  Schneider  leitete,  im  Februar  1814  zum  Hauptmann  befördert 
im  selben  Jahre  aber  in  das  6.  Jäger*BatatlJon  übersetzt  wurde  und  1815  den 
Feldzug  gegen  Murat  mitmachte. 


1482 


Seine  Thdlnahme  an  deoi  Zuge  gegen  die  neapolitanischen  Insurgenten  im 
Jahre  1821  als  Hauptmann  des  3.  Jäger-Bataillons  brachte  ihm  das  Ritterkreuz 
des  k.  sicilianischen  St.  Georg-Ordens;  kurz  darnach  erschien  er  rait  der  „Dar- 
stellung der  Schlacht  bei  Austerlitz**'  in  der  österreichischen  militärischen  Zeit- 
schrift 1822  und  lenkte  die  Aufmerksamkeit  manches  Yorgesetzten  auf  sich,  unter 
andern  auch  jene  des  Generals  der  Cavallerie  Freiherrn  von  Friniont,  durch 
dessen  Verwendung  er  im  Janner  1829  zum  Major  befördert  und  zum  General- 
Comraando- Adjutanten  in  Italien  ernannt  wurde. 

Von  diesem  Zeitpnncte  an  beginnt  die  Laufbahn,  auf  der  es  Schönhals 
vorbehalten  war,  in  der  Geschichte  unserer  Zeit  sich  einen  bleibenden  Namen  zu 
erringen,  Frimont  erkannte  seine  vorzüglichen  Eigenschaften  und  vermochte  es 
durchzusetzen^  daas  er  schon  im  Dccemher  1831,  einige  Tage  vor  Frimont^s 
Tode,  zum  Obersten  in  der  Anstellung  als  General-Adjutant  bei  seinem  Nachfolger, 
dem  General  der  Cavallerie  Grafen  Radctzky,  ernannt  wurde» 

In  diesem  Berufe  stieg  Schönhai  s  bis  zum  Feldmarschall  -  Lieutenant 
(April  1846),  ward  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold-Ordens,  und  im  Mai  1847 
mit  der  Inhaberswürde  des  29.  Infanterie-Regiments  ausgezeichnet.  Für  die  selte- 
nen Eigensehaften  Schönhals*  konnte  es  wohl  keine  glänzendere  Gelegenheit  zu 
deren  Entfaltung  geben,  als  die  siebzehn  Jahre,  welche  er  an  der  Seite  Rad  et  z- 
ky's  zum  Ruhme  und  zum  Wohle  des  Vaterlandes  verbrachte  j  es  waltete  über  ihm 
ein  glückliches  Gestirn,  dass  er  dui-ch  diesen  Fcldherrn  erkannt  und  in  einer 
Weise  benutzt  wurde,  die  seine  Talente  zur  vollsten  Reife  bringen  konnte. 

Die  im  Frieden  entwickelte  Blüthc  reifte  das  Jahr  1848  zur  Frucht,  und 
alles  Dasjenige,  was  die  Armee  von  den  Märztagen  bis  nach  der  Schlacht  bei 
Sta.  Lucia  Grosses  geleistet,  ist  zumeist  Schönhals'  Verdienst,  dessen  Entwurf 
und  Ilath  der  greise  Feldherr  gutheissend  in  Ausführung  brachte.  Der  eben  so 
schwierige  als  meisterhafte  Rückzug  aus  Mailand^  die  Behauptung  der  Defensiv- 
stellung an  der  Etsch,  der  Plan  und  die  üurchführung  der  Schlacht  bei  Sta.  Lucia 
am  6,  MaJ,  zeugen  von  seinen  strategischen  Talenten,  Dass  er  in  der  schwierigsten 
Epoche  neben  den  Pflichten  als  General- Adjutant  auch  die  weit  erheblicheren 
eines  General- Quartiermeisters  mit  Umsicht  und  glänzendem  Erfolge  zu  ftihren 
verstanden,  sichert  ihm  die  Anerkennung  der  Mit-  und  Nachwelt,  und  wenngleich 
die  exceptionellc  Stellung  Handlungen  von  perscinlicher  Bravour  nicht  leicht 
zuliess,  so  war  ihm  auch  diese  militärische  Tugend  eigen,  denn  er  hatte  bei  Aspern 
und  Dresden  diesfalls  glänzende  Beweise  gegeben. 

Mit  dem  Auftreten  des  FeldraarschaU- Lieutenants  von  Hess  als  Chef  des 
General-Quarfiermeisterstabes  nach  der  Schlacht  bei  Sta.  Lucia  schloss  sich  sein 
Wirkungskreis  in  dieser  Richtung,  nichts  desto  weniger  blieb  ihm  in  beiden  Feld- 
zügen noch  ein  weites  Feld  zur  Thatigkcit  geöffnet.  Die  Ai'mccberiehte  und  AJles, 
was  aus  seiner  Feder  kanij  in  einem  Style  geschrieben,  der  sie  jenen  Cäsar  s  und 


14dS 


Napolcon'a  an  die  Seite  stellte,  wirkten  aufilcn  Geist  und  die  Stinimimpdes  Ilce- 


Ilerz 


öcttc 


Vollcudij 


I 


p 


ros,  SIC  g'ingen  sium  Herzen,  trugen  das  ireprage  einer  seltenen 
lösten  das  schwierige  Problem  einer  populären  ScLreibart,  die  in  allen  Schiclitcn 
der  Bildung  vorstanden  wird,  in  allen  gefällt  und  je  nach  dem  Ziele,  welches  sie 
sich  gesetzt  hat,  in  allen  überzeugt  oder  begeistert»  Wenn  S  e  h  ö  n  h  a  1  s,  diese  Mei- 
sterhand, deren  feuriü:e  ZiSge  so  oft  zum  Siege  entflammten,  nur  das  Manifest  vom 
12.  Miirz  1849  geschrieben  haben  würde,  so  wäre  dies  allein  hinreichend  gewesen, 
seinen  Namen  unvergesslich  zu  machen;  die  publicistische  Literatur  hat  schwer- 
lieh ein  anderes  Schrlfterzeugniss  aufzuweisen,  das  auf  ähnliche  Weise  zugleich 
Staatsschrift  und  Volksschrift  ware^  dem  Zustimmung  und  Zuversicht  im  Salon  wie 
im  Lager  so  entgegenkommen  mussten.  Mit  diesem  P^rlasse  allein  hatte  der  Feld- 
marschall dem  Sardenkönig  eine  moralische  Niederlage  bereitet,  welche  der  Tag 
von  Novara  so  vollständig  krönte. 

Schon  nach  dem  ersten  Kriege  gegen  Piemont  geruhte  Se.  Majestät  der  Kaiser 
Ferdinand  mit  Allerhöchstem  Handbület  aus  Sehönbrunn  vom  19,  August  1848 
über  Vortrag  des  Feldmarschalls  Grafen  R  adetzky  dem  FeklmarschalULieutenant 
von  Schön  hals  für  die  durch  besondere  Einsicht  und  Tapferkeit  sich  erworbenen 
ausgezeichneten  Verdienste  das  Ritterkreuz  des  Maria  Thcresien-Ordons,  und 
Se.  Majestät  Kaiser  Franz  Joseph  nach  dem  zweiten  Kriege  den  kaiserlichen 
Orden  der  eisernen  Krone  L  Classe  huldvollst  zu  verleihen.  Nach  Beendigung 
diesea  letzten  Foldzugcs  stellte  ihn  das  Vertrauen  seines  Monarehen  der  provisori- 
achen  Bundcs-Central-Commission  in  Frankfurt  am  Main  als  Mitglied  zur  Seite; 
mit  Auflösung  dieser  Stelle  kehrte  Schön  hals  zurück  und  zog  sich  im  Deeem- 
bor  1850,  mit  dem  Charakter  eines  Fcldzeugmoistcrs  ausgezeichnet,  in  den  Ruhe- 
stand, die  letzten  Tage  selnea  Lebens  in  den  Mauern  von  Gratz  —  wo  ihn  auch 
der  Tod  am  16.  Februar  1857  ereilte  —  den  Musen  und  der  Müsse  lebend. 

In  dieser  Zeit  der  Zurückgezogenheit  schrieb  er  seine  „Erinnerungen*  und 
die^Biographie  des  Feldzeugmeisters  Freiherm  r.  Hay  nau*.  Wie  als  Schriftsteller 
zählte  er  auch  als  Mensch  und  Soldat,  wenn  auch  bisweilen  leidenschaftlich,  durch 
strenge  Einfachheit,  Ritterlichkeit  und  Entschiedenheit  in  der  Reihe  ausge- 
zeichneter Talente  und  schöner  Charaktere^  welche  die  neueste  Zeit  hervorgerufen, 
zu  den  Ersten  und  wird  als  Geschichtschreiber  und  Militärschriftstellcr  eine  her* 
vorragende  Stelle  einnehmen. 


SlMfTlTNIK,  August  Freiherr  von,  FeldmarschalULieutenant,  Commandeur 
des  kaiserlichen  Leopold-Orden.H,  Kitter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  dritter 
Classe,  Besitzer  des  Militär- Verdienstkreuzes,  Inliaber  des  5.  Artillerie-Regiments, 
ist  der  Sohn  des  am  24.  October  1841  zu  Ofen  verstorbenen  Feldmarschall- 
Lieutcnants  und  Ritters  des  Maria  Theresien-Ordcns  Augustin  Freiherrn  i^on 
Stwrtnik.  Zu  Prag  1790 geboren,  trat  er  alBUntcrkanonicr  16Udindas2.  Artillerie* 


1484 


Regiment.  Sein  vorzügllclxcs  Benelimen  am  ScMaclitfeltie  Hess  ihn  im  Feldzuge 
von  1809  zum  Uoterlicotenant  avanciren;  bei  verschiedenen  Artülerie-Rög-i- 
mentern  avancirte  er  nach  und  nach  durch  alle  Chargen  vor^  so  dass  wir  ihn  im 
Jahre  1848  als  Obersten  und  Commandanten  des  4.  Artillerie-Regiments  Bnden. 

In  dieser  Eigenschaft  rückte  Stwrtnik  mit  dem  Reservecorps  des  Feld- 
zeugmeiaters  Grafen  Nugent  zur  Armee  nach  Italien  und  ward  schon  in  dem 
Berichte  über  die  Einnahme  von  Udinc  ehrenvoll  erwähnt» 

Bei  der  Vereinigung  dieses  Resen^e- Armeecorps  mit  derHauplarmee  in  Verona 
wählte  ihn  das  scharfsinnige  Ange  des  Feldmarschalls  zumArtillerie-Director  seiner 
Armee,  Seine  Dienste  in  dieser  Eigenschaft  gehören  zu  den  trefflichsten^  den  auf- 
opferndsten. Ein  Schüler  der  Koryphäen  dieser  Waffe,  Sniola,  Reissner  und 
U  ntc  rb  erger ,  strebte  er  diesen  Männern  nach  und  verschaffte  der  Artillerie  die 
Achtung  ihres  festgewurzelten  Rufes.  Nicht  nur  dass  er  mit  Energie  in  den  ent- 
Bcheidenden  Augenblicken  einzuwirken  wusste,  seinem  Scharfblicke  entging  auch 
inmitten  des  heftigsten  Kampfes  auch  das  Detail  nicht,  und  oft  hatte  er  eine  oder 
die  andere  Batterie  inSteilungcn  eingeführt  und  denselben  dieDirection  angedeutet 
Vor  Vicenza  fand  er  die  erste  Gelegenheit  zur  ganz  besonderen  Auszeichnung. 
Feldmarschall  R  a  de  tzky  hatte  für  den  Angriff  auf  diese  Stadt  die  Gefechte  in  den 
Gassen  so  viel  als  möglich  zu  vermeiden  angeordnet  und  wollte  lieber  durch  die 
Kraft  der  Geschütze  wirken.  Namentlich  sollten  grössere  Wurfgeschütze  diesen 
Angriff  unterstü tzen.  Es  w^urde  also  bei  der  Brigade  Liechtenstein  zwischen 
Porta  Padua  und  Borge  Sta.  Lucia  eine  Mörserbatterie  placirt,  obw^ohl  in  der  Kriegs- 
geschichte  wenige  Beispiele  sein  dürften^  dass  man  derlei  Batterien  im  offenen  Felde 
ohne  alle  künstliche  Deckung  gegen  den  feindlichen  geraden  Schuss  und  auf  eine 
Entfernung  von  500  Schritten  vom  Gegner  aufgestellt  hätte,  Oberst  St wrtnik 
löste  diese  schwierige  Autgabe  rühmlichst  und  leitete  mit  grosser  Umsicht  alle 
dasu  nöthigcn  Vorbereitungen  und  Arbeiten,  Nach  zv^ei  Stunden  der  anstren- 
gendsten und  gefähi'lichsten  Allheit  war  man  im  Stande  mit  den  Mörsern  das  Feuer 
EU  eröffnen,  w^elches  um  4  Uhr  begonnen  und  bis  zum  Einbrüche  der  Nacht  fort- 
gesetJEt,  wesentlich  zu  der  am  anderen  Tage  erfolgten  Capitulation  von  Vicenza 
beiti^ug*  Diese  Batterie  allein  hatte  gegen  80  Bomben  in  die  Stadt  geschleudert. 

In  der  Schlacht  von  Custozza  am  25.  Juli  übernahm  Oberst  Stwrtnik 
persönlich  die  Leitung  einer  bei  Casa  Pieta  aufgestellten  zwölfpfündigen  Batterie, 
welche  von  da  aus  eben  so  gegen  die  Höhe  von  Belvedere  wirken  als  auch  das 
Tione-Thal  nacli  zwei  Seiten  hin  bestreichen  konnte,  vertrieb  durch  sein  gut 
gerichtetes  Feuer  den  Feind  aus  den  von  ihm  besetzten  Häusern  La  Bagolina  und 
erleichterte  wesentlich  das  entscheidende  Vordringen  der  Brigade  Edmund 
Seh  Warzen  bergauf  die  Höhen  von  Custozza,  Se.  Majestät  Kaiser  Ferdinand 
ernannte  Stwrinik  im  Juli  1848  zum  General*Major  und  verlieh  ihm  mit  Aller* 
höchstem  Handschreiben  aus  Sehönbrunn  vom  19.  August  1848  für  die  in  die:s^em 


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PPi^^^^^^^^^^       1485  ^^^^^^^^^M 

Kriege  durch  besondere  Einsicht,  Geschicklichkeit  und  Tapferkeit  erworbenen 
ausgezeiclineten  Verdienjäte  das  Ritterkreuz  des  Maria  Thcresien-Ordens. 

Stwrtnik's  begründeten  Ruhni  erhöhte  seine  Mitwirkung  im  Feldzuge  1849, 
In  der  Schlacht  von  Novara  hatte  der  Feind,  nachdem  das  Gefecht  durch  das 
Eintreffen  des  3.  Armeecorps  wieder  hergestellt  war,  auf  den  dem  aussersten  linken 
Flügel  gegenüberliegenden  Anhöhen  kurz  Tor  einbrechender  Dämmerung  neuer- 
dings mehrere  starke  Batterien  aufgefahren.  General-Major  Baron  St  wrtnik  war 
im  selben  Momente  gerade  auf  diesem  Pimcte  angekommen  und  sah,  dass  die 
sechspfündi gen  Fussbatterien  Nr.  4  und  Nr.  12  nicht  mit  hitireichender  Bedeckung 
versehen  waren;  er  sammelte  das  Landwehr-Bataillon  Weiden,  welches  in  dem 
frühern  Gefeclitc  sehr  stark  gelitten  hatte,  stellte  dasselbe  zweckmässig  in  der 
Nähe  der  Batterien  auf  und  liess  durch  das  3.  steierische  Schützen-Bataillon  die 
vom  Feinde  innegehabte  Höhe  auf  dessen  äussersten  rechten  Flügel  besetzen  und 
zur  grösseren  Sichening  unseres  linken  Flügels  mit  der  halben  Batterie  Nr.  12  ver- 
stärken. Dadurch  war  die  Verbindung  mit  dem  jenseits  der  Agogna  vorrückenden 
4,  Aj*mcecorps  hergestellt  und  die  Operationen  zur  endlichen  Entscheidung  wesent- 
lich erleichtert 

In  der  Relation  war  des  in  seinem  Fache  so  umsichtig  und  mit  so  grossem 
Erfolge  handelnden  FeldartiUerie-Directors  Freiherrn  von  St  wrtnik  mit  beson- 
derer Auszeichnung  gedacht  worden*  ;,Er  war  Überall  in  der  Schlacht»  heisst  es  in 
diesem  Berichte,  wo  seine  Waffe  seiner  belebenden  Gegenw^art  benöthigte ,  und 
auch  die  Truppe  folgte  gerne  seinem  erfahrenen  Blicke.*' 

Schon  im  Jahre  1850  zum  Feld  marsehall -Lieutenant  befördert,  versieht  dieser 
durch  Wissen  und  Einsieht  ausgezeichete  General  noch  immer  den  wichtigen 
Posten  eines  Feldarfillerie-Directors  bei  der  2.  Armee  in  Italien- 

Schneider,  Franz  Ritter  von,  ArtiUerie-Hauptmann,  Ritter  des  Ordens  der 
eisernen  Krone  3.  Claaae,  verschied  su  Como  am  4.  August  1850  im  49.  Lebens- 
und  im  32*  Dienstjahre,  , 

Zu  Wien  geboren,  ward  er  tm  Juli  1818  Gemeiner  im  bestandenen  2.  Artillerie* 
Regimente,  im  Juli  1837  Unterlieutenant  und  commandirte  beim  Ausbruche  der 
Revolution  in  Mailand  ala  Oberlieutenant  die  Batterie  Nr  1* 

Viciftitig  war  die  Verwendung  dieses  braven  Officiers  in  jenem  Kriege,  lobens- 
werth  sein  Muth  und  seine  Entschlossenheit^  trefflich  die  Leitung  der  ihm  anver* 
tiauten  Geschütze.  Schneider  war  der  Erste,  welcher  den  Beweis  gab,  dass  die 
traditionelle  Vorzüglichkeit  unserer  Artillerie,  durch  intelligente  Officiore  befehligt, 
sich  auch  wShrend  einer  langen  Friedensepoche  erhalten  k^inne. 

Am  21.MlSr2  1848  Nachmittags  einem  Detachement  unter  Führung  des  Haupt* 
manns  Kuhn  vom  GerterÄl-Quartiermeiiterstabe  beigegeben,  welches  die  Besatzung 
des   Militär -Commando' Gebäudes  su  Hailand,   das   durch  Barricaden  %'on  dca 


148G 


Insurgenten  cinü^oschlossen  war,  zu  entsetzen  hatte,  ruckte  Schneider  mit  zwei 
Zwulfpfüntlern  in  der  Strasse  Pontaccio,  wo  ans  allen  Häusern  und  Stockwerken 
ein  lieftiges  Feuer  auf  unsere  Truppen  unterlialton  wurde,  gegen  die  Barricade  vor, 
zerstörte  sie  und  bahnte  den  Truppen  den  Weg.  Ehe  man  jedoch  zu  jenem  Gebäude 
gelangte,  stiess  man  au  dem  Tliorbogen  vor  der  Canalbrüeke  auf  eine  zweite  sehr 
feste  Barricade,  Auch  dieses  Ilinderniss  wurde  durch  Schneider's  Geschütze 
beseitigt  und  eine  eingeschlossene  Grenadier-Di Fision  befreit  Dann  drang  er  gegen 
das  Stadt-Commando-Gebäude  vor,  und  löste  auch  hier  seine  Aufgabe  trotz  einer 
erhaltenen  Contusion  zur  vollen  Zufriedenheit. 

Am  22.  März  hatte  die  Armee  den  Eüekzug  aus  Mailand  angetreten.  Dem 
tapferen  Schneider  wurde  die  Aufgabe,  mit  seiner  z wolfpfundigen  Batterie  bei 
dem  Angriftc  auf  die  von  den  Insurgenten  stark  besetzte  Vorstadt  bei  Porta  Tosa^ 
so  wie  der  innerhalb  dieses  Thorcs  liegenden  Häuser  mitzuwirken.  Das  Thor  und 
einige  ausserhalb  Porta  Tosa  ganz  nahe  gelegene  Häuser  waren  noch  im  Besitze 
der  Insurgenten  geblieben,  und  es  stellte  sich  die  Nothwendigkeit  heraus,  sich  aueh 
dieser  Puncte ,  von  wo  aus  die  Rückzugscolonnen  bedroht  waren  ,  zu  bemächtigen. 
Oberlieutenant  Schneider  rückte  im  heftigsten  feindlichen  Feuer  auf  die  wrk- 
aamstc  Distanz  mit  seinen  Geschützen  vor  imd  beschoss  das  Thor  und  die  nächst* 
anliegenden  fläiiser  so  wirksam  mit  Kugeln  und  Granaten  ^  dass  letztere  in  Brand 
geriethen.  In  diesem  Augenbhcke  kamen  Dichrcrc  hundert  bewaffnete  und  mit 
JFahnen  versehene  Insurgenten  durch  den  Corso  Porta  Tosa  mit  wUthendem 
Geschrei  heran j  versuchten  das  Thor  in  ihrer  Gewalt  zu  erhalten  und  drangen 
über  der  Auffalu-t gegen  den  Wallgang,  wo  die  Geschütze  aufgestellt  waren,  vor; 
um  die  Angreifenden  mit  der  Geschützrichtung  gehörig  fassen  zu  können  ,  führte 
Sehn  ei  der  tlie  Kanonen  bis  an  den  Rand  der  Auffahrt,  wobei  er  selbst  Hand 
anIcgtOj  und  beschoss  die  keck  vordringenden  Feinde  mit  Kartatschen  und  Schrot- 
büchseA«  Auch  eine  auf  der  Eisenbahn  ankommende  Verstärkung  der  Insurgenten 
wurde  bei  der  Annäherung  an  den  Bahnhof  durch  Schneider  beschossen, 
der  Train  dadurch  zum  Anhalten  genöthigt  und  die  auf  demselben  sich  befinden- 
den bewaftoeten  Insurgenten  durch  die  treffliche  Wirkung  des  Geschützfeuers 
abgehalten  gegen  die  von  den  Truppen  bereits  besetzten  Häuser  vorzudringen 
und  sich  dieser  höchst  wichtigen  Puncte  erneuert  zu  bemächtigen. 

Bei  dem  am  29.  Mai  1848  stattgehabten  Gefechte  und  der  Eroberung  der  ver- 
schanzten Linie  von  Curia  tone  begab  sich  Oberlieutenant  Schneider  noch  vor 
Beginn  des  Gefechtes  zu  den  äussersten  Vorposten  und  recognoscirte  die  Stellung 
des  Feindes  und  die  Lage  der  feindlichen  Verschanzungen,  Sobald  das  Gefecht 
sich  engagirt  hatte,  rückte  er  an  der  Spitze  der  Truppen  vor  und  nahm  mit  seinen 
Geschützen  eine  sehi*  zweckmassige  und  vortheilhafte  Aufstellung  gegen  die  in 
den  Versehanzungen  postirten  feindlichen  Geschütze,  eröffnete  das  Feuer  und 
demontirte  sogleich  eines,  welches  die  Strassen  bestrich. 


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1487 


Die  Picraontesen  Hessen  hierauf  alle  in  ihren  VcrschanzuTi^:cri  bcfiocllii4icn 
Geschütze  sowohl  gegen  die  Batterie  des  Obcrlieutenants  Schneider^  ab  auch 
gegen  unsere  im  Anrücken  begriffenen  Colonnen  spielen.  Das  schreckte  aber 
den  kühnen  Officier  im  Avanciren  nicht  ab  5  er  nahm  eine  neue  Position  in  der 
Entfernung  von  800  Schritten  von  den  Vorscbanzungen,  beschoss  dieselben  auf 
das  Nachdrückliebste  mit  grosser  Wirkung  und  deckte  durch  sein  gut  gezieltes 
Feuer  das  Vorrücken  der  übrigen  Colonnen,  Nachdem  er  das  Feuer  in  dieser 
Aufstellung  einige  Zelt  unterhalten  und  die  Truppen  mittlerweile  bedeutend 
an  Terrain  gewonnen  hatten,  unternahm  er  noch  eine  Vorrückung  bis  auf  die 
Distanz  von  600  Schritten,  wobei  er  nicht  nur  dem  feindlichen  Kartätschen- 
sondern auch  dem  heftigsten  Gewehrfeuer  ausgesetzt  war.  Von  dieser  neuen 
Aufstellung  beschoss  der  unerschi'ockene  Officier  die  Verschanzungen  mit 
Kugeln,  Granaten  und  Kartätschen  mit  ausnehmbarer  guter  Wirkung,  unter- 
stützte das  Vordringen  der  Truppen  auf  das  Kräftigste  und  es  konnte  in  kurzer 
Zeit  der  Sturm  unternommen  werden,  der  denn  auch  so  vollkommen  gelang,  dass 
alle  in  den  Verschanzungen  befindlichen  Geschütze  und  Munitions  -  Fuhrwerke 
erobert  und  ein  grosser  Theil  der  feindlichen  Besatzung  zu  Gefangenen  gemacht 
wurden. 

In  dem  Tages  darauf  stattgehabten  Gefechte  bei  GoitOj  wo  man  bei  dem  Vor- 
rücken gegen  diesen  Ort  auf  einen  zahlreichen,  mit  vielen  Geschützen  versehenen 
Feind  stiess,  setzte  sich  der  Batterie-Commandant  Schneider,  als  der  Gegner 
sein  Feuer  mit  einer  weit  überlegenen  Artillerie  gegen  die  bereits  am  Straasenbugo 
angelangte  Batterie  mit  grosser  Heftigkeit  eröffnete,  mit  der  grössten  Kaltblütig- 
keit und  Geistesgegenwart  in  die  durch  die  Umstände  gebotene  erforderliche  Ver- 
Ausung  und  erwiedcrte  in  beispiellos  kurzer  Zeit  das  feindliche  Feuer  mit  der  ei-folg- 
reichsten  Wirkung.  An  diesem  höchst  gefährlichen,  dem  heftigsten  feindlichen 
Feuer  ausgesetzten  Puucte  hielt  Schneider  mit  der  grdsaten  Standhaftigkeit  aus, 
und  unterstützte  die  Bewegung  der  Truppen  nach  Möglichkeit.  Als  der  Kampf 
schon  einige  Stunden  gedauert  hatte  und  eine  rückgängige  Bewegung  vorgenommen 
werden  musste,  deckte  Schneider  diese  mit  seinen  Geschützen  und  setzte  dem  Nach- 
driingen  des  Feindes  durch  ein  gut  angebrachtes  Feuer  ein  wesentliches  Hinderniss 
entgegen,  wobei  er  einen  nicht  unbedeutenden  Verlust  an  Bespannimg  sowohl,  als 
auch  mehrere  BeschJidigungen  an  Geschütz-  und  Munitions -Fuhrwerken  erlitt. 
Endlich  trat  auch  für  diese  Batterie  die  Nothwcndigkeit  des  Rückzuges  ein; 
Schneider  ordnete  Alles  mit  einer  solchen  Umsicht,  Thütigkcit  und  Geistcsgegen- 
wart  an,  blieb  selbst  bei  dem  sich  zuletzt  zurückziehenden  Gescliütze  und  deckte 
den  Rückzug  der  übrigen  der  Art,  dass  dem  bereit«  nahe  andringenden  Feinde 
auch  nicht  das  Geringste  von  der  Batterie  in  die  lllnde  fiel.  Um  diese  Zeit  langten 
die  Bataillone  des  7*  Infanterie-Regtments  Baron  Pro  chaska  unter  ihrem  tapferen 
Commandanten  an  und  rückten  sogleich   in    die  früher  imjegehabte  Kampflinie 


1488 


von  Dem  Regimente  waren  auch  einige  zwölfprdndige  Geschütze  der  Batte^ 
Nr.  3  beigegeben,  welche  der  Artillerie-IIauptmann  Karl  Etllinger  befehlig'te. 
Dieser  ersuchte  den  noch  in  der  Nähe  des  früheren  Kampfplatzes  beschäftigten 
Oberlieutenant  Schneider,  ihra  diofrüberey  mit  seiner  Batterie  innegehabte  Stel- 
lung, wohin  neuerdings  vorgerückt  werden  sollte,  zu  zeigen.  Der  unermüdete 
Officier  begab  sich  unver weilt  an  die  Spitze  der  vorrückenden  Pifecen  dieser 
Batterie  und  führte  sie  an  den  bestimmten  Auftitellungsplatz.  Daselbst  angelangt, 
wurden  wähi*end  dem  Abprotzen  und  Wenden  der  Geschütze  Leute  von  derBespan- 
nung  erschossen*  Die  ohne  Führung  befindlichen  Pferde  scheu  geworden,  ri^jsen 
die  Geschützprotze  mit  einigen^Aj-tilleristen  in  den  zunächst  der  Strasse  befind- 
lichen Thulgrund  hinab.  Durch  diesen  Umstand  würde  das  erste,  zunächst  an 
den  Feind  stehende  Geschütz  einige  Zeit  ohne  Bedienung  geblichen  sein,  wenn 
nicht  Schneider  augeöbUcklich  an  dasselbe  getreten  und  die  Fiinctionen  für 
drei  Mann  übernommen  hätte;  er  führte  die  Pati'one  ein^  richtete  das  Geschütz 
auf  den  Feind  und  feuerte  es  selbst  ab.  Da  mehrere  Leute  zur  Herbelschaflung 
der  Munition  erforderlich  und  Einige  auch  mit  der  in  den  Tb  algrund  hinabge- 
rissenen Protze  beschlCftigt  waren,  so  verblieb  Schneider  während  der  ganzen 
Dauer  dieses  neuen  Kampfes  bei  dem  Geschütze  und  bediente  es  mit  der  gr^ssten 
Entschlossenheit  und  KaUblüttgkeit  bis  zur  Beendigung  des  Gefechtes. 

Wahrend  des  G efechtes  bei  V i c e n z a  am  10,  Juni  bestand  Schneider, 
welcher  nach  der  örtlichen  Beschaifenheit  des  Terrains  mit  seiner  Batterie  ganz  frei 
auf  der  Strasse  ausharren  musste,  den  Kampf  gegen  eine  bedeutend  grössere  Anzahl 
liinter  sehr  fester  Deckung  stehender  Geschütze  mit  der  grössten  Ausdauer.  Als  aber 
kurz  vor  dem  entscheidenden  Augenblicke  des  Kampfes  4  Mann  der  Geschütz- 
bedienung des  am  meisten  exponirten  Geschützes  von  einer  feindlichen  Kugel  und 
den  aufschlagenden  Steinen  getroifen  kampfunfähig  wurden  und  die  Fortsetzung 
des  Feuers  durch  diesen  Umstand  in  dem  w^ichtigsten  Momente  eine  Unterbrechung 
erlitten  hätte,  trat  der  tapfere  Batterie* Com m an dant  sogleich  an  dieses  Geschütz 
und  besorgte  und  bewirkte  die  Bedienung  desselben  in  Person,  Er  ersuchte  von  der 
zunächststehenden  Truppe  einige  Mann  als  Ausbülfe  für  die  getödtcten  und  athwer 
verwundeten  Artilleristen,  und  es  traten,  durch  das  Beispiel  von  Muth  und  Uner- 
schroekenheit  des  Commandanten  der  Batterie  angeeifert j  ein  Corporal  und  ein 
Gefreiter  des  28,  Infanterie-Regiments  vor,  um  das  Feuer  ohne  Unterbrechung  fort* 
setzen  zu  können,  was  in  diesem  Augenblicke  um  so  dringender  nothw^endig  war,  da 
der  Feind  sehr  zahlreich  in  der  linken  Flanke  der  Stellung  erschien  und  nur  durch 
ein  sehr  ausgiebiges  Kartätschenfeuer  abgehalten  werden  konnte.  Kaum  war  der 
Gegner  in  der  Flanke  bewältigt,  so  rückte  eine  andere  starke  feindliche  Colonne 
auf  der  Strasse  gegen  die  Geschütze  imSturrasehritte  heran*  Aber  Schneider  Hess 
sich  durch  diese  drohende  Gefahr  nicht  einschüchtern  und  ermunterte  seine  Mann- 
schaft zum  standhaften  Ausharren*   Die  zunachststehende  Infanterie -Abtheilung, 


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welche  Iq  ihrer  Stellung  das  Andinng-en  der  Gegner  nicht  gleich  wahrnehmen  konnte, 
wurde  dureh  den  Zuruf;  ^Infanterie  vor!  Der  Feind  rückt  zum  Sturme  heran!^ 
hiervon  benachrichtigt;  sie  drang  auf  den  Feind  los,  warf  ihn  zurück  und  bemäch- 
tigte sich  der  versehanzten  Höhen.  Während  dieses  Angriffes  setzte  Schneider 
sein  Feuer  gegen  die  höher  liegenden  Verschaozungen  mit  sehr  gutem  Erfolge 
fort  und  unterstützte  die  aas  der  Borgeinaattlung  gegen  diese  Höhen  anrückenden 
Truppen.  Als  die  Höhen  erstürmt  waren,  die  zwölfpfündigc  Batterie  jedoch  wegen 
Abgrabung  der  Strasse  nicht  weiter  vorrücken  konnte,  begab  sich  Oberlieutenant 
Schneider  auf  den  zunächst  gelegenen  Berg  in  die  feindliche  Batterie,  licss  eines 
der  dort  ztirückgeJassenen  Geschütze  wenden,  laden  und  sandte  dem  fliehenden 
Gegner  noch  einige  Lagen  nach. 

In  den  weiteren  siegreichen  Treffen  führte  der  zum  Hauptmann  vorgerückte 
tapfere  Schneider  eine  Abtheilung  von  drei  zwölfpfündigen  Batterien  und  nahm 
den  Ihätigsten  Antheil  an  dem  Gefechte  bei  Salionze  am  24,  Juli,  wo  die  unter 
seiner  persönlichen  Leitung  im  Feuer  gestandenen  Geschütze  den  von  Monzambano 
heraufrückenden  Feind  bekämpften  und  zum  Rückzuge  zwangen. 

Ehe  noch  diesem  ausgezeichneten  Officier  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1848 
das  Ritterkreuz  des  Maria  Thoresien- Ordens  zuerkannt  wurde,  ward  er  bereits 
mit  dem  Orden  der  eisernen  Krone  3.  Classc  ausgezeichnet. 


GOR^KOWSKI  von  Gorzkow,  Karl  Ritter,  General  der  Cavallerie,  geheimer 
Rath  und  Kämmerer,  Grosskreuz  des  kaiserlichen  Leopold-  und  Ritter  des  Ordens 
der  eisernen  Krone  1.  Classe,  Militär -Verdienstkreuz,  Inhaber  dos  3«  Kürassier- 
Regiments,  gehört  einer  alten  galizischen  Familie  an  und  kam  zu  Babico  im  Przc- 
mysler  Kreise  im  Jahre  1778  zur  Welt. 

Dieser  ausgezeichnete  Kiicger,  welcher  in  cilf  Feldzügon  tapfer  mitgefoehten 
und  drei  Wunden  davon  getragen  hatte,  ward  erst  im  hohen  Mannesalter  bestimmt, 
dem  Vaterlandc  jene  Michtigen  Dienste  zu  leisten,  welche  seinen  Namen  in  blei- 
bender Erinnerung  erhalten. 

Am  1.  November  1792  Cadet  im  Chevauxlegers-Rcgimonto  Herzog  von 
Modena,  machte  er  die  Feldzüge  1792  und  1795  in  dieser  Stellung  mit  und  kam 
im  October  1796  als  Garde  und  Ünterlieutenant  zu  der  der  Arcieren-Garde  ein» 
verleibten  polm'sehen  Abtheilung,  aus  welcher  er  jedoch  schon  nach  Jahresfrist  als 
Oberlieufenaat  zu  Merviddt  -  Uhlanen  eingereiht  wurde.  In  der  Schlacht  bei 
Stockach  (25.  März  1799)  und  im  folgenden  Jahre  im  Treffen  bei  Ulm  ver- 
wundet, wohnte  er  der  Campagne  1805  als  Rittmeister  von  Erzherzog  Karl- 
Uhlanen  in  Italien  und  1809  ab  Oberst  -  Lieutenant  in  Deutschland  bei,  und 
nahm^  in  der  Brigade  Iladctzkj  beim  5.  Armeecorpa  eingetheilty  an  allen 
jenen  Gefechten  den  thätigstea  Antheil^  welche  diese  Brigade  mit  vielen  Ruhm 
zu  bestehen  hatte. 

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1490 

Gorzkowski,  bereits  im  October  1812  zum  Obersten  und  Commandanten 
des  Regiments  vorgerückt,  führte  sein  Regiment  in  den  Jakren  1813,  1814  und 
1815  in  Italien  mit  grosser  Auszeichnung  und  der  ilim  eigenen  Bravour  und  tliat 
sich  namentlich  in  der  Schlacht  am  Minci  o  lier\^or. 

Bis  zu  dem  Zeitpuncte,  wo  "vvir  ihn  im  siebenzigsten  Jahre  seines  Lebens  eine 
bewunderungswürdige  Ausdauer  und  Umsicht  entwickeln  sehen,  hatte  Gorz- 
kowski  in  der  langen  Friedensepoche  alle  jene  höheren  Stellen  und  Würden 
erreicht,  die  fuglich  nur  zu  erreichen  möglich  waren;  1820  General-Major,  eilf 
Jahre  später  Fcldmarschall  *  Lieutenant,  gab  ihm  Kaiser  Ferdinand  bei  der 
Krönung  in  Italien  im  Jahre  1836  durch  die  Verleihung  des  Commandeurkreuzes 
Tom  Orden  der  eisernen  Ki^one  einen  neuen  Beweis  seiner  Huld^  der  sich  im 
Jahre  1846  die  Bcfördcnmg  zum  General  der  Cavallerie  und  zum  Festungs-Com- 
mandanten  in  Mantua,  dann  die  Ernennung  zum  geheimen  Kath  anreihte. 

Die  Festung  Mantua  hat  zwei  ausgezeichneten  Kriegern  den  immer  grünen 
Lnrber  des  Ruhmes  zugewendet ;  C  a  n  t  o  d' Y  r  1  d  s  und  W  u  r  m  s  e  r  Ovaren  es ,  die 
durch  bewunderungswürdigen  Muth  glänzten,  aber  ihre  Aufopferung  w^ar  nicht 
so  nacliliultig  für  des  Vaterlandes  Wohl  wie  jene  des  greisen  GorS kowski,  und 
darum  überragt  er  seine  Vorgänger,  indem  er  ein  schönes  Beispiel  von  TreuCi 
Klugheit  und  Standhaftigkeit  der  Armee  zur  Nachahmung  gibt. 

Es  war  in  der  zweiten  Hälfte  des  Monats  März  1848  als  die  ßevolution  im 
ganzen  lombardisch  -  vcnetianlschen  Königreiche  mit  Einem  Schlage  zum  Aus- 
brucho  kam.  Mantua,  von  Gori kowski  befehligt,  befand  sich  sowohl  in  seiner 
äussern  als  in  seiner  innern  Vertheidigungsfähigkeit  in  einem  höchst  traurigen 
und  ganz  unhaltbai'cn  Zustande.  Dm  ausgedehnten  Vorwerke  waren  vernachlässigt 
und  konnten  bei  dem  geringen  Garnisonsstande  kaum  mit  einer  notlidürftigen 
Wache,  durchaus  aber  mit  keinen  Vertheidigern  verschen  werden*  Auf  der  Umfas- 
sung waren  in  allem  16  Feldgeschütze  aufgefülirt,  zu  deren  Bedienung  der  Stand 
der  Garnisons  -  Artillerie  kaum  ausreichte;  die  ungeheueren  Munitions-Vorräthe 
der  Festung  befanden  sich  vier  bis  fünf  Miglicn  auswärts  in  den  Friedensmaga- 
zinen, dieGarnison  selbst  bestand  nur  aus  einheimischen  Truppen,  zwei  Bataillonen 
des  Infanterie-Regiments  Graf  Ilaugwitz,  welches  seinen  Werb bezirk  in  der 
Provinz  hatte,  und  dem  schwachen,  meist  aus  Italienern  formii'tcn  6.  Garni- 
sonS'Bataillonc,  endlich  aus  zwei  Schwadronen  von  Fürst  Wlridischgrätz-Chevaux- 
Icgers*  An  Feld- Artillerie  fehlte  es  ganz.  Die  Infanterie-Bataillone  waren  schon 
seit  längerer  Zeit  von  ihren  Landslouten  im  revolutionären  Sinne  bearbeitet.  Unter 
diesen  für  den  Festungs-Commandanten  äusserst  misslichen  TJmständen  brachen 
die  revolutionären  Bewegungen  auch  über  Mantua  herein. 

Der  masslose  Jubel,  welcher  auf  die  Nachricht  von  der  zu  Wien  proclamirten 
Constitution  am  18.  unter  der  Bevölkerung  Mantua's  ausgebrochen  war,  verwan- 
delte sich  alsbald  in  sichtbare  Manifestationen  revolutionärer  Tendenzen,    Alles 


1491 


trug  Tricolor-Cocarden,  dreifarbige  Fahnen  wurden  geschwungen  und  oben  solche 
Guirlanden  verbanden  Abends  im  Theater  die  Logen;  man  jauch^ste  sich  ssu: 
jfEvvwa  r  Itaha,  la  Costttuzione^  la  liberthl^ 

Genera!  der  Cavallerie  Gorifcowski  erstattete  über  diese  umstünde  umständ- 
lichen Bericht  an  den  Feldmarschall  Grälen  Radetzky  und  bat  dringend  um 
Verstai*kung;  dabei  forderte  er  die  Provincial  -  Delegation  zur  Ilintanhaltung  aller 
bedauerlichen  Folgen  auf,  und  traf  die  geeignetsten  militärischen  Massregeln  zur 
Aufreehtljaltung  der  Ruhe  und  Sicherheit  Dessenungeachtet  dauerte  die  lär- 
mende Volksbewegung  fort,  die  ganze  Bevölkerung  trug  dreifarbige  Abzeichen 
und  Viele  fingen  bereits  unter  dem  Verwände  einer  zu  bildenden  Guai'dia  eivica 
an  sich  zu  bewaffnen. 

Der  durch  den  verstärkten  Festmigsdienst  sehr  geschwächte  Stand  der  Gar- 
nision,  welcher  zu  einer  insurgirfen  Bevölkerung  von  30,000  Seelen  in  keinem 
Verhältnisse  stand ^  so  wie  die  Cngewissheit,  ob  sich  auf  dio  Infanterie  im  Falle 
eines  ernsten  Conflictes  zu  verlassen  sein  werde,  veranlasste  den  Festungs-Com- 
mandanten  um  so  mehr  wiederholt  um  Verstärkung  zu  ersuchen,  als  er  sich 
gcnüthigt  sah  während  der  Nacht,  wo  die  revolutionären  Clubbs  eine  grosse 
Tliatigkeit  entfalteten,  beinahe  die  ganze  Garnison  unter  Waffen  zu  halten. 

iVls  am  2L  März  den  Mantuanern  die  Errichtung  einer  Guardia  ci^a  von 
300  Mann  zur  Aufrechthaltung  der  Ruhe  und  Ordnung  bewilligt  wurde,  trieben 
sich  in  wenigen  Stunden  bereits  ein  paar  Tausend  Bewaffnete  in  der  Stadt  umher, 
weil  die  Civil -Behörden,  welche  bereits  ihrer  sicheren  Haltung  gänzUch  beraubt 
waren,  die  Beschränkung  auf  die  vorgeschriebene  Zahl  von  300  nicht  aufrecht  zu 
erhalten  vermochten*  Selbst  das  mündliehe  und  persönliche  Einschreiten  des 
wackeren  Festungs-Commandanten  konnte  diesem  ünfugo  nicht  mehr  steuern, 
und  er  musste  sich  begnügen  die  Truppen,  welche  mit  den  Einwohnern  zu  frater* 
nisiren  Lust  bezeigten,  in  der  Cascrnc  zu  consigniren;  eine  an  ihm  ergangene 
Aiiffordcrnng:  die  Stadt  nut  den  Truppen  zu  verlassen,  wies  er  aber  mit  Festig- 
keit  und  dem  strengsten  Ernste  zurück. 

Gerüchte,  das»  sich  in  Cromona  eine  provisorische  Uegicrung  gebildet  habe, 
welche  die  italienischen  Truppen  für  sich  gewonnen  hätte,  brachte  die  Bevölkerung 
Maritua's  in  neue  Bewegung,  die  Zahl  der 'Bewaffneten  mehrte  sich,  in  einigen 
unterirdischen  Localitäten  wurden  Waffendepots  errichtet,  das  Strassenpfiaster 
aufgerissen,  die  Steine  auf  die  Dächer  und  in  die  oberen  Stockwerke  gebracht, 
melircre  Gassen  verban-icadirt  und  es  sah  sich  Gorikowski  jeden  Augen- 
blick der  Gefahr  eines  Angriffes  ausgesetzt,  welcher  bei  der  Lage  der  Dinge 
nothwendig  mit  seinem  Rückzüge  hätte  enden  müssen.  Wiederholte  Deputationen 
von  Abgeordneten  der  Stadt  —  an  deren  Spitze  die  Chefs  der  politischen  und 
geistlichen  Behörden  standen  —  erschienen  und  forderten  die  Übergabe  der  Stadt 
und  den  Rücksiug  auf  die  Aussenwerfce.  General  der  Cavallerie  von  Gorikowski 

t4^ 


U92 


rortete  mit  der  ConsigniruDg  der  Garnison  auf  den  Alarmplätscen,  Sperrung 
derThorc  und  erklUrte:  die  Stadt  bei  der  geringsten  feindseligen  Demonstration 
bombardiren  zu  lassen. 

Am  23.  mehrten  sich  die  BarriCciden^  die  Andreaskirebe  wurde  zum  Sammel- 
plätze der  Guardia  civica  auserkoren^  welche  bereits  über  GOüO  Bewaffnete  »ühlte, 
und  die  unterirdischen  Räume  der  Kirche  dienten  denselben  zum  Wafiendepöt, 
Nachdem  Gorzkowski  die  Hoffnung  auf  eine  Verstärkung  aus  Verona,  wohin 
er  sich  schon  di^eimal  gewendet  hatte,  immer  mehr  und  mehr  schwinden  sah  und 
die  Haltung  der  italienischen  Truppen  ungeachtet  des  musterhaftesten  und  auf- 
opferndsten Benehmens  des  Oflicicrcorps  und  ihrer  Commandanten  bedrohlicher 
Würde,  sah  er  seine  Rettung  nur  im  Zeitgewinne  und  gestattete  daher  gerne,  dasa 
eine  Deputation  der  Bürger^  geführt  von  dem  Bischöfe  und  dem  Präsidenten  des 
Tribunals,  sich  zum  Erzherzoge  Vice-König  nach  Verona  begeben  durfte,  um  die 
zur  Beruhigung  der  Stadt  ihnen  rathlich  schcinentlen  Mass  regeln  zu  erbitten. 

Abends  endlich  rückten  7  Compagnien  von  dem  Infant orie-Rcgimento  Erzher- 
zog Ferdinand  d'Esto  mit  3  Zügen  von  Fürst  Reuss-IIusaren^  aus  Modcna 
kommend,  ein^  denen  am  24.  noch  eine  Compagnie  des  ersteigen  Regiments  folgte^ 
was  <aber  der  bedenklichen  Lage  des  Festungs  -  Conmiandantcn  wenig  abhalf, 
indem ^ie  Bewohner  der  Stadt  ihre  Barricaden  um  so  emsiger  vermehrten  und 
bereits  gegen  8000  Bewatfncte  zäbltenj  denen  Gorzkowski  mit  'Verlässlichkeit 
nur  8  Compagnien  entgegen  zu  setzen  hatte,  indem  die  Cavallerie  im  Strassen- 
kämpfe  nicht  zu  verwenden  war.  Er  musste  also  nm*  in  einem  noch  ferner  hinhal- 
tenden Benehmen  die  Rettung  der  Festung  suchen,  bedrohte  indoss  die  Stadt 
abermals  auf  das  ernsteste  mit  einer  Bcschiessung,  trachtete  sie  durch  verschiedene 
darauf  hinzielende  Massregeln  einzuschüchtern,  erklärte  endlich  die  Festung  in 
Belagerungsstand  und  forderte  die  Bewohner  in  einer  Kundmachung  vom  25, 
zur  Ablieferung  aller  WaiFen  binnen  24  Stunden  auf. 

Die  nach  Verona  entsendete  Commission  war  indess  zurückgekehrt,  hatte  aber 
weiter  nichts  erreicht,  als  dass  der  Vice-Künig  dem  Festungs-Commandanten  es 
anheim  stellte,  nach  Pflicht  und  Gewissen  zu  handeln.  Koch  einmal  versuchte  das 
Comit(S  Goräkowski  zur  Übergabe  der  Festung  aufzufordern,  sieh  auf  einen 
angeblichen  Befehl  desViee-Königs  stützend.  Mit  Ruhe  entgegnete  er^  dass  er  einen 
solchen  Befehl  nicht  erhalten  habe,  dass  er  ihn  aber  auch  nicht  befolgen  würde, 
indem  er  von  dem  Feldmarschall  allein  abhänge,  und  dass  man  ihm  die  von  seinem 
Kaiser  ihm  anvertraute  Festung  nur  mit  seinem  Leben  entreissen  werde.  Wüthend 
über  die  Täuschung  ihrer  Hoffnung,  denn  man  fühlte ^  dass  man  den  günstigen 
Augenblick  versäumt  hatte,  stürzten  sich  nun  die  Demagogen  unter  das  Volk,  es 
zum  Beginn  des  Kampfes  aufzuhetzen.  Schon  schien  ein  Blutbad  unvermeidlich, 
da  wirbeln  plötzlich  Trommeln  vor  den  Thoren,  und  das  Infanterie  -  Regiment 
Erzherzog  Ernst,  von  Verona   gesandt,  zieht  mit  fliegenden  Fahnen  ein.  Den 


^ 


n 


1493 


^örern  fallen  die  Waffea  aus  der  Hand,  Mantua  ist  gerettet  und  mit  ihm  eines 
iflerer  festesten  Bollwerke  dem  Kaiser  erhalten. 

Bald  darauf  sali  sicli  der  unerschrockene  Fostungs-Commandant  unter  nicht 
minder  schwierigen  Verliältnisscn  in  dieLage  versetzt,  den  wichtigen  Platz  erneuert 
zu  behaupten.  Unsere  Armee  war  auf  ihrem  Rückzuge  von  Mailand  am  Mtncio 
stehen  geblieben;  am  5.  April  erhielt  Gorxkowski  die  Weisung  Mantua  mit  Zu- 
rüekkssimg  von  2  Bataillonen  in  der  Citadelic  in  dem  Augenblicke  zu  räumen, 
sobald  ihm  vom  1,  Armeecorps  die  Nachricht  von  dessen  RUckzug  nach  Villa- 
franca  zugehen  werde.  Weder  von  der  Lage  der  Armee  noch  von  den  politischen 
Verhältnissen  genügend  unterrichtet,  da  aUc  Verbindungen  im  Lande  unterbrochen 
wareni  setzte  sich  Gorzkowski  zwar  In  Verfassung  dem  Befehle  nachzukommen, 
entsendete  aber  mit  dem  Berichte  den  Genie-IIauptmann  Grafen  Neipperg  in 
das  Hauptquartier  nach  Verona,  um  über  die  Verhaltnisse  nähere  Aufschlüsse  zu 
erhalten  und  dem  Feldmai  schall  seine  Ansicht  vorzutragen,  worauf  ihm  dieser  bedeu- 
ten Hess:  Mantua  in  keinem  Falle  zu  verlassen,  vielmehr  Alles  aufzubieten,  was  die 
Ilahbarkeit  dieses  wichtigen  Punctcs  erhöhen  könne.  Als  der  Feind  am  10.  April 
mehrere  Functe  am  Mincio  erzwungen  hatte,  wurde  Gorzkowski  bedeutet,  die 
Erhaltung  der  Festung  von  der  Entscheidung  eines  Kriegsrathes  abhängig  zu 
machen,  und  wenn  sich  dieser  für  die  Vertheidigung  der  Festung  ausspricht,  die 
Garnison  um  3  Bataillone,  2  Schwadronen  und  2  Batterien  zu  vermindern.  Mit 
einer  solchen  Verminderung  der  Garnison  erkannte  Gorzkowski  die  Verthei- 
digung unmöglich.  Das  Aufgeben  Mantua*s  würde  aber  dem  Feinde  nicht  nur  oin 
unerm essliches  Kriegsmaterial,  welches  aus  Mangel  an  Zeit  zu  vernichten  nicht 
mäglich  war,  in  die  Hände  geliefert  haben,  es  würde  ihm  auch  ein  fester  Sammel- 
platz, ein  Angelpunct  seiner  Operationen  am  Mincio,  nicht  minder  eine  sichere 
Deckung  des  Po  gewonlen  sein;  er  hätte  sich  dadurch  zwischen  der  Etsch  und 
dem  Mincio  unbehindert  festsetzen  können,  und  bei  der  schlechten  Stimmung  in 
Italien  und  den  im  Inlande  aufgetauchten  internationalen  Gelüsten  würde  Mantua'e 
Verlust  eine  so  unermessliohc  moralische  Wirkung  nach  sich  gezogen  haben,  dasa 
auch  die  Stellung  der  Annee  bei  Verona  gefalinlet  worden  wäre.  Gorzkowski 
und  der  Kriegsrath  stimmten  gegen  jede  Garnisons- Verminderung  und  für  die 
Vertheidigung  in  jedem  Falle,  und  noch  am  10,  April  erklärte  der  tapfere 
Festungs-Commandant  dem  Feldmarschall  mit  ollem  Freimuthe  eines  Soldaten^ 
der  Ptlieht  tmd  Ehre  bis  zum  Ende  seiner  Laufbahn  als  das  Höchste  betrachtet, 
dass  der  Augenblick,  in  welchem  er  Mantua  zu  räumen  gezwungen  sein  werde,  auch 
jener  sei,  in  welchem  er  sich  von  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  die  Enthebung  von 
seiner  Charge  erbitten  müs^te;  daas«dagegüa  bei  der  Gewährung  seiner  Bitte  er 
auch  die  Erhaltung  der  Festung  verbürge.  Hierauf  ward  ihm  die  äiissersto  Ver- 
tlicidigung  mit  dem  ungeschwsiehtcn  Garnisonsstande  aufgetragen,  an  die  For- 
derung dieses  Zweckes  von  dem  umsichtigen  üommandanten  aber  schon  seit  dem 


1494 


Rückzüge  der  Armee  tliätigst  gearbeitet.  Tausende  von  Äxten  waren  beschiifligt, 
die  ausgedehnten  Baumpflanzungen,  die  die  Vertheidigungssphäre  der  Festung 
beirrten,  niederzustrecken.  Die  so  lange  nicht  in  Thätigkeit  gewesenen  See- 
manoeuvrcs  wurden  in  Wirksamkeit  gesetzt  und  in  Kurzem  erhob  sich  der  gestaute 
See  und  ergoss  sich  in  den  UberschwemmungskesaeL  Tag  und  Nacht  fuhi^  man 
fort  Pallisaden  zu  setzen,  Kanonen  und  Mörser  auf  die  Werke  zu  fuhren.  Eine 
grosse  Anzahl  Schlachtvieh  wurde  eingebracht,  Mehl-  und  Reissvorrathe  aufge- 
häuft; kurzj  ehe  noch  Karl  Albert  vor  den  Thoren  Mautua's  erschien ,  w^ar  die 
Festung  gegen  Gefahr  gesichert.  Gorzkowski  setzte  diese  Vertheidigungs- 
Massregeln  mit  ungeseh Wächter  Thätigkeit  fort  und  errichtete  sogar  eine  kleine 
Flottille,  welche  unserer  Armee  bei  der  ersten  Offensive  grossen  Nutzen  gewährte. 

Am  19,  April  unternahm  der  König  in  Person  eine  Demonstration  gegen  das 
Fort  Bellfiore.  Die  beiden Cavallerie -Regimenter  Nizza  und  Aosta  bildeten  die 
Spitzen^  Tjvurden  mit  Kartätschenschüssen  empfangen  und  gleich  zersprengt.  Einige 
Bersaglieri  näherten  sich  hierauf,  Tom  Terrain  begünstigt ,  dem  Fort  und  warfen 
sich  in  die  naheliegenden  kleinen  Gebäudcj  wurden  aber  durch  einige  wohlange- 
brachto  Kanonenschüsse  bald  vertrieben.  Mittlerweile  fuhr  eine  piemontesische 
Batterie  auf  und  brachte  wirklich  einige  Schüsse  in  das  Fort,  ohne  besonderen 
Schaden  anzurichten,  während  starke  feindliche  Infanterie- Abthcilungcn  daa  Dorf 
gli  Angeli  besetzten.  Da  entsendete  Gorikowski  zwei  Compagnien  des  Infan- 
terie-Regiments  Graf  Gjulay  längs  dem  Ufer  des  obern  Lage  zum  Angriff  auf 
gli  Angeli,  und  drei  Geschiltze  der  CavaUerie- Batterie  Nr*  1  fuhren  von  dem 
Glacis  des  Forts  der  feindlichen  Batterie  gegenüber  auf  In  kurzer  Zeit  war  eine 
feindliche  Kanone  demontirt  und  die  Batterie  zum  Schweigen  gebracht,  während 
die  braven  Ungarn  ein  Haus  von  gli  Angeli  erstürmten  und  dem  Feinde  vielen 
Schaden  zufügten.  Dieser  trat  um  1  */g  Uhr  den  Rückzug  an  und  mehrere  Kanonen- 
und  Musketen-Schüsse  wurden  ihm  zum  Abschiede  nachgesandt 

Einer  am  4  Mai  vorgenommenen  Recognoscirung  der  Linie  von  Curtatone 
folgte  am  13*  die  zweite,  durch  w^elche  der  Featungs-Comraandant  eine  genaue 
Detailkenntniss  der  feindlichen  verschanzten  Linien  erhielt,  auf  welche  sich  die 
Angritfs-Dispositionen  für  die  Armee  am  29.  gründen  konnten.  Von  diesem  Tage 
bis  zum  4  Juni  war  die  Armee  zweimal  durch  Mantua  gerückt,  sie  wurde  eine 
Woche  lang  verpflegt,  2000  Gefangene  und  eben  so  viele  Kranke  wurden  auf- 
genommen, der  Armee  sogar  der  nöthige  Geldbedarf  vorgeschossen,  und  sie  ent- 
sprach ihrem  Werthe  und  ihrer  Wichtigkeit  vollkommen.  Nach  dem  Abmärsche 
Radetzky's  bestand  die  Garnison  aus  11  Bataillonen ,  3  Schwadronen^  6  Feld- 
und  222  Festungs- Geschützen.  Governolo,  welches  als  Stützpunct  für  offensive 
Bewegungen  wichtig  schien,  wurde  mit  3  Compagnien  des  2.  Banal- Grenz- 
Regiments  und  4  Geschützen  besetzt,  am  18.  Juli  jedoch  vom  Feinde  genommen 
und  dadurch  die  Cernirung  der  Festung  von  der  Nordseite  bewirkt,*  35,000  Pie- 


1495 

moEtesen  standen  vor  Marmirolo  über  Castel  Belforto,  Castcllaro,  Roncoferraro 
bis  GoTernolo  durch  Versclianzungen  gedeckt*  Vergebens  versuchte  Karl 
Albert  alles  Mögliche,  um  sich  des  Platzes  durch  Verrath  zu  bemächtigen,  ver- 
gebens einen  Überfall  zu  Wasser  in  der  Nacht  des  2L  Die  Schlacht  von  Custozza 
hob  die  Ccrniiiuig  der  Festung  auf,  und  Mantua  ward  von  seinen  Bedrückern 
befreit. 

Riesengross  waren  die  Gefahren  und  Schwierigkeiten,  mit  welchen  Gori- 
kawski  und  seine  tapfere  Schaar  durch  mehr  als  vier  Monate  zu  kiünpfen  hatte; 
eben  so  schön  und  erhaben  aber  ihr  Lohn.  Sie  gaben  der  Welt  den  erneuerten 
Beweis,  dass  die  Tugenden  aller  Zeiten:  Ehre  und  Treue,  welche  ein  wahn- 
sinniger Kausch  der  Volker  zu  verwischen  strebte,  nicht  zu  bewältigen  seien. 

Die  Erhaltung  Mantua's  brachte  dem  unerschrockenen  General  der  Caval- 
lerio  von  Goräkowski  schon  im  Capitel  vom  Jahre  1848  das  wohlverdiente 
Ritterkreuz  des  Maria  Thcresien-Ordens,  nachdem  ihm  {i*üher  in  Anerkennung 
seiner  besonderen  Vcrdicüste  der  Orden  der  eisernen  Ki-ono  erster  Classe  ver- 
liehen wurde. 

Im  Jahre  1849  folgte  er  dem  in  die  Romagna  eingerückten  Feldmarscliall- 
Lieutenant  Grafen  Wimpffen  (s.  d.)  mit  8  Bataillonen,  1  Schwadron  und  2  Batte- 
rien als  Verstärkung  nach,  traf  am  14.  Mai  vor  Bologna  ein  und  blieb  nach  dessen 
Einnahme  als  Militär-  und  Civil- Gouverneur  mit  5  Bataillonen  zurück;  von  hier 
ward  er  nach  des  Fcldraarschall -Lieutenants  Grafen  Thurn  (s*  d.)  Abberufung 
znm  Commandanten  der  Belagerungstinippen  von  Venedig  und  nach  doi* Besitz- 
nahme dieses  letzten  Bollwerkes  der  Revolution  zum  Gouverneur  ernannt,  welchen 
rosten  der  rUstigc,  im  Jahre  1651  mit  dem  Grosskreuze  des  Leopold -Ordens 
ausgezeichnete  Veteran  noch  zur  Stunde,  im  achtzigsten  Lebensjahre,  voratoht* 


SMOLA,  Karl  Freiherr  von,  Oberst,  Besitzer  des  Militär-VerdienstkreuÄeS| 
zu  Budweis  in  Buhmcn  am  15.  November  1802  geboren,  ist  der  altere  Sohn  des 
in  der  österreichischen  ArtiUerie  unsterldichen  Gcneral*Majors  Joseph  Smola 
(s.  d.),  Commandeurs  dos  Maria  Theresicn-Ordcns, 

Seit  seinem  siebenten  Lebensjahre  Zögling  der  k.  k.  Tlieresianischen  Ritter* 
Akademie,  behauptete  er  während  acht  Jahre  in  derselben  den  Ruf  des  Vorzüg- 
lichsten seiner  Classe  nach  dem  schon  in  früherer  Jugend  ausgezeichneten  l^litschüler 
Joseph  Frciherm  von  Jella^it^.  Dennoch  erbat  sich  der  von  dem  rühmhchen 
Vorbilde  des  Vaters  und  Grossvaters  begeisterte  JUngling  eine  Cadetenstelle  im 
Bombardiercorps-,  nach  zweijähriger  wissenschaftlicher  Ausbildung  in  dieser  artil- 
leristischen Hochschule  ward  er  zum  Lieutenant  im  2.  Erzherzog  Maximilian 
d' Este  Feldartillerie- Rcgimcnte  befördert,  in  welchem  er  1827  zum  Oherlieute- 
nant  vorrückte.  Als  General-Major  Theodo  r  GrafBaillec  deLatour  imjahre 
1829  zum  Priisidenten  der  MllitiU-Commission  am  deutschen  Bundestage  ernjitmt 


1496 


ward^  wählte  er  Smola  zu  seinem  Adjutanten^  den  er  fortan  mit  den  elirendsten 
Beweisen  seiner  Werthsctätzimg  beglückte. 

Die  damalige  FrSedensperiode  des  kaiserlichen  Heeres  hatte  den  von  Eifer 
für  den  Nutzen  und  den  Kuf  seiner  W^dFe  erfüDten  jungen  Offieicr  schon  früher 
auf  die  schriftstellerische  ThUtigfceit  verwiesen.  So  bemühte  er  sich  nicht  ohne 
Erfolg  im  Jahj'gange  1827  der  österreichisch  militärischen  Zeitschrift  in  einem 
^Vergleich  des  Österreichischen  Cavallerie-Geschützes  mit  den  reitenden  Artil- 
lerien anderer  Staaten^  den  mehrfaltig  im  Auslande  verkannten  reellen  Vorzügen 
des  crsteren  Anerkennung  zu  verschaffen.  Zu  Frankfurt  am  Main  vollendete 
Smola  die  Umarbeitung  und  Ergänzung  des  von  seinem  Vater  hinterlassenen 
Manuscriptes,  welches  im  Jahre  1831  unter  dem  Titel:  ^Taschenbuch  für  k.  k.  Ar- 
tillerie-Officiere*^j  als  das  der  Zeit  nach  erste  über  den  österreichischen  Artillerie- 
dienst  Im  Drucke  erschienene  Werk,  von  den  Waffenbrüdern  als  eine  höchst 
willkommene  Gabe  aufgenommen  wurde.  Dieses  Werk  wurde  nach  fünf  Jahren 
mit  wesentlicher  Betheiligung  seines  Bruders  als  ^Handbuch '^  vervollständigt 
wieder  aufgelegt.  Ein  späterer  Aufsatz  Smola*s  im  Jahrgange  1833  der  militS- 
rischen  Zeitschrift  beleuchtete  die  Wichtigkeit  der  nach  Paixhans  benannten, 
damals  in  Osterreich  wenig  gewürdigten  Bombenkanonen  so  überzeugend^  dass 
er  den  Entschlnss  zu  Versuchen  mit  dieser  Geschützart  wenigstens  sehr  beschleii- 
nigtCj  die  nun  als  der  furchtbarste  Theil  der  Ausrüstung  von  Küstenbatterien  ein- 
geführt sind.  Die  »Ansichten  von  der  Organisation  eines  Artilleriecorps*',  welche 
Smola  Im  Jahre  1835  in  derselben  Zeitsclirift  zu  äussern  wagte,  müssen  in  jeder 
Beziehung  mit  den  Gnindsätzen  übereinstimmend  erkannt  werden,  welche  die 
Reorganisirung  dieser  Waffe  unter  der  glorreichen  ßegierung  Kaisers  Franz 
Joseph  leitet em 

Kurz  nach  seiner  tjbersetzung  in  den  General -Quartiermeisterstab  wurde 
Smola  im  Jahre  1833  zum  Hauptmann  in  demselben  befördert.  Im  Jänner  1840 
rückte  er  zum  Majoi^j  mehrere  Jahre  später  zum  Oberst-Lieutenant  vor,  und  fand  im 
Laufe  von  fünfzehn  Jahren  seine  Verwendung  theils  bei  den  grösseren  Truppen- 
übungen in  fünf  verschiedenen  General-Commanden,  thclls  bei  der  loibtlirischen 
Landeshcschreibung^  bei  der  statistischen  und  bei  der  kriegsgeschichtlichen  Abthei- 
lung. Das  Kriegsarchiv  bewahrt  in  derronihm  gründlich  umgearbeiteten  Geschichte 
des  Feldzuges  1805  eine  sehr  lichtvolle  Darstelluog  der  damaligen  sonst  unerklür- 
baren  Schicksale  eines  so  tapferen  Heeres.  Nach  dem  Ableben  der  Feldmarschälle 
Prinzen  Franz  von  ITohenzolIern  und  Grafen  Heinrich  Bellogarde  war 
Smola  bemülit  seine  Vertrautheit  mit  der  österreichischen  Kriegsgeschichte  ztir 
Bewahrung  des  unentstellten  Andenkens  an  die  Verdienste  zweier  so  hochver- 
dienter Hecrfiihrer  in  ausführlichen  Biographien  derselben  geltend  zu  machen. 
Der  regierende  Fürst  %^on  Hohen  zoll  er  n  verlieh  ihm  aus  dieser  Veranlassung 
das  Ehrenkreuz  seines Ilausordens.  Der  Grossherzog  von  Sachsen- Weimar  zeichnete 


4 


4 
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I 


1497 


ihn 


Ursache   der  dem  Hcrzoy-e  Bernhard  en 


ihenste  durch  Verlci- 


Jim  ans  l  rsacne  aer  aem  Herzoge  j> er  nnara  erwieifcncn 
hung  des  Cotalhurkreuzes  des  Falken-Ordenis  aus. 

Im  Jahre  1848  war  Oberst-Lieutenant  Smola  Chef  der  General- Qu&rtier- 
meisterstabs- Abtheilung  in  Lineröster reich  unter  dem  eomniandirenden  Generalj 
Feldzeugmeister  Grafen  Nugent,  der  in  den  ersten  Tagen  Aprila  den  Befehl 
über  das  Tinippencorps  übernahm»  welches  zur  Wiederherstellung  der  gesetz- 
lichen Ordnung  in  dem  empörten  venetianlschen  Königreiche  an  dessen  Grenze 
gebildet  wurde.  Es  begann  am  16,  April  seine  Operationen  mit  dem  tibergango 
des  Isonzo.  Während  die  Brigade  des  General-Majors  Fürsten  Felix  Schwär- 
zenberg  die  starke  Besatzung  von  Palmanuova  in  ihrer  Festung  einscbloss, 
rückte  die  Ilauptstürke  des  Armeecorps  am  20.  vor  Udine*  Diese,  mit  einer  gut 
erhalteucn,  von  Thürmen  flankirten  Ringmauer  und  einem  theilweise  nassen  Graben 
umgebene  Stadt  von  23,000  Einwohnern  war  der  Sitz  der  provisorischen  Regie- 
rung der  insm-girten  Provinz  Friaul,  daher  zu  dem  hartnäckigsten  Widerstände 
hergerichtet,  mit  GesehUtxen  und  Munition  aus  Palmanuova  arnnrt  und  auf  längere 
Zeit  mit  Lebensmitteln  versehen.  Ihio  Besatzung:  bestand  aus  Soldaten  der  über- 
gegangenen  Bataillone  venetianischer  Werbsbezirke  und  der  Kriegsmarine,  nebst 
einer  zahlreichen  Guardia  civica. 

Die  Leiter  der  Empörung  dieser  irregeleiteten  Stadt  schienen  selbst  in 
Unkenntniss  über  die  Stärke  der  sie  bedrohenden  kaiserlichen  Truppenraaeht 
gewesen  zu  sein,  in  der  sie  die  am  21.  Vormittags  wiederholten  Autforderungen 
zur  Öffnung  der  Thore  verweigernd  beantworteten«  Nachdem  so  alle  fiir  die 
Schonung  Udine's  versuchten  Mittel  vergeblich  angewendet  waren,  nahmen  die 
kaiserlichen  Truppen  am  Nachmittage  die  geeignete  Aufstellung  nahe  %'or  der 
Stadt,  worauf  um  halb  6  Uhr  die  Bewerfung  mit  Granaten  aus  drei  Raketen*Bat- 
tericn  und  6  Haubitzen  begann.  Von  diesen  Geschützen  waren  zwei  Haubitzen  der 
Batterie  Nr.  1  und  die  vierte  UaketenB-atterie  durch  ihre  Autiitellung  auf  und  seit- 
wärts der  alten  Strasse  nach  Versa  dem  feindliehen  Kanonenfeuer  aus  der  nur 
500  Schritte  entfernten  Casemaltc  des  Wallthurmes  an  dem  Thore  nach  A(|uileja 
ausgesetzt;  sie  verloren  auch  kurz  nach  dem  Beginn*'  «lf*r  PrscIiicssuiiLr  einige 
Kanoniere  und  Pferde. 

Oberst-Lieutenant  Smola  ersah  sogleich  die  Nothwendigkeit,  da«  wirksame 
Feuer  dieser  cascmatlirten  Batterie*  welche  die  alte  und  neue  Strasse  nach  Versa 
der  Länge  nach  bestrich^  zum  Schwefgen  zu  bringen.  Er  fand  eine  hierür  günstige 
Geschützaufstetlung  in  den  seitwärtlgen  l''eldern  auf  einem  nur  180  Schritte  von 
der  Stadtmauer  entfernten  Rideau»  wohin  er  sogleich  eine  seelispfUndige  Kanone 
führte,  welcher  später  eine  zweite  folgte.  Die  von  hier  mit  dem  gehofften  Erfolge 
angebrachten  Schüsse  zogen  das  feindliche  Feuer  sogleich  auf  dieno  Kanone, 
wodurch  die  holden  Haubitzen  unti  die  Raketen -Batterien  ohne  weitere  Verluste 
kräftig  fortwirken  konnten«  Wälirend  der  Feind,  durch  das  liideau  und  die  Bäume 


1498 


getauscht;  dfo  überhabende  Aufstclluog  dieses  Seebspfünders  fortwälirenJ  über- 
scboss,  gelang  es  letzterem,  unter  persönlicher  Leitung  des  Oberst-Lieutenanta 
Smola,  die  in  der  Casematte  gedeckte  feindliche  Batterie  zum  Schweigen  zu 
bringen*  Das  Feuer  gegen  die  Stadt  wiu'de  noch  so  lange  fortgesetzt,  als  die 
Abenddämmernng  die  genaue  Richtung  der  Kanone  zulicss. 

Um  Sy*  Uhr  Abends  erhielt  Oberät-Lieutenant  Smola  von  dem  comman- 
dircnden  General  Grafen  Nugent,  welcher  mit  seinem  Gefolge  einem  anderen 
Puncte  zuritt,  den  Auftrag,  das  Feuer  der  Batterien  einstellen  zu  lassen  und 
sodann  parlamentii-en  zu  schicken.  Bevor  es  ihm  jedoch  gelang,  durch  Trompeten- 
signale das  Feuer  der  entfernten  Flügelbatterien  aufhören  zu  machen,  war  die 
Dämmerung  in  Finsterniss  übergegangen.  Bei  letzlerem  Umstände  kam  es  dem 
Oberst-Lieutenant  als  Chef  des  General-Quartiermeisterstabes  um  so  weniger  zu, 
die  Aufforderung  der  Stadt,  welche  der  commandirende  General  gewünscht  hatte^ 
persönlich  zu  übernehmen;  er  befand  sich  aber  bei  Einstellung  des  Feuers  mit 
dem  Artillerie-Trompeter  ganz  allein  und  nur  mehr  einige  hundert  Schritte  vom 
Stadtthore.  Er  holftc,  die  in  Udine  Gewaltübenden  in  Folge  des  durch  die 
Beschiessung  erfahrenen  Schreckens  zur  Unterhandlung  bereitwilliger  zu  finden, 
und  hielt  es  der  herrschenden  Verhältnisse  wegen  für  das  Wichtigste,  diesen  Ein- 
druck so  schleunig  als  möglich  zu  benützen.  Der  Erfolg  hat  diese  Erwartung 
gerechtfertigt^  Smola's  Unglück  aber  zeigt,  dass  in  ahnlichen  Fällen  bei  Insur- 
genten nicht  die  Beobachtung  von  Kriegsgebräuchen  vorauszusetzen  ist,  welche 
disciplinirten  Soldaten  heilig  sind, 

Oberst-Lieutenant  Smola  ritt  ganz  allein  mit  dem  fortwährend  blasenden 
Trompeter  an  das  Stadtthor,  in  dessen  Nahe  ihn  ein  eigenmächtig  nachgerittener 
Stabsaifieier  des  Hauptquartiers  erreichte.  Seine  Anmeldung  als  Parlamentär  ward 
mit  dem  Rufe:  y^Domani  matina!*^  und  später:  j^al  posto  voatrol"  beantwortet, 
worauf  ein  Flinten-  und  nach  diesem  ein  Kartätschenschuss  erfolgte,  welcher  das 
rechte  Bein  Smola's  zerschmetterte  und  sein  von  vielen  Kugeln  getroffenes  Pferd 
,  zusammcnrisSj  wobei  es  sich  auf  ihn  überschlug.  So  lag  der  Verunglückte  ^vuf  der 
Chaussee  gänzlich  unbeweglich  und  verlassen  durch  anderthalb  Stunden  in  seinem 
Blute,  als  die  hinter  ihm,  nächst  den  Strassen  aufgefahrene  Raketen-Batterie  ihr 
Feuer  gegen  dasselbe  Thor,  vor  welchem  er  seinem  Ende  entgegensah,  wieder 
begann.  Nur  durch  ein  Wunder  Wieb  der  inmitten  der  dicht  an  ilim  aufschlagenden 
Raketen  und  Granaten  hülflos  sich  Uberlassene  verschont.  Nach  dem  Aufhören 
dieses  Feuers  ward  Smola  auf  sein  Rufen,  ^als  Parlamentär  in  die  Stadt  gebracht 
zu  werden*^,  von  den  aus  dem  Thore  mittelst  eines  Nothsteges  über  den  Stadt- 
graben herausstürzenden  Soldaten  mit  schonendster  Sorgfalt  auf  einer  Bahrte  in 
den  Saal  eines  Hauses  getragen,  in  w^elchem  die  Glieder  der  provisorischen  Regie- 
rung versammelt  waren.  Obgleich  sich  Smola  vollkommen  bewusst  w^ar,  so  ver- 
mochte doch  keiner  der  herbeigerufenen  Arzte  den  Puls  zu  fiihlen,  so  dass  sie 


1499 


nicht  für  nothweodig  hielten  einen  Verband  anzulegen,  sondern  Geistliche  zu  ihm 
treten  Hessen.  Der  zu  sterben  Vermeinte  eröffnete  jedoch ,  ohne  einen  Verband  zu 
begehren,  der  Versammlung,  „dass  er  gekommen  sei,  aus  Mitleiden  mit  dem  dro- 
henden Ruine  der  Stadt,  ihr  die  Vergeblichkeit  jedes  Widerstandes  gegen  ein 
Armeecorps  von  15,000  Mann,  mit  einer  furchtbaren  Artillerie,  vorzustellen;  dass 
wahrscheinlich  noch  vor  Tagesanbruch  der  vorbereitete  Sturra  erfolgen  werde,  ihr 
vülkerroelits widriges  Schiessen  auf  einen  rarlamentär  die  Erbitterung  der  kaiser- 
lichen Truppen  vermehren  müsse  und  dass  sich  daher  Udine  nur  durch  die  schleu- 
nigste Ergebung  vor  dem  sonst  gewissen  Untergange  retten  könne,** 

Nachdem  einer  der  Herren  mit  lauter  Stimme  jedes  in  Smola's  Brieftasche 
befindliche  Papier  vorgelesen  hatte,  unter  denen  sich  aber  kein  Ausweis  der 
Truppenstärke  befand,  zeigten  sich  die  Zweifel  über  die  an  sich  im  Ganzen  wahre 
Angabe  des  Letzteren  durch  verschiedene  Fragen  und  Einwendungen^  bis  Smola 
sich  unwillig  abwendend  die  Unterhandlung  mit  den  Worten  abbrach:  ^dass  die 
Versicherung  eines  Sterbenden  Glauben  verdiene**  —  und  sie  fand  ihn  auch. 

Nach  einerBerathsehlagung  der  Regierungsglioder  unter  sich,  trat  der  Anrührer 
der  Guardia  civica,  ein  ehemaliger  k.  k.  Hauptmann ,  zu  der  Bahre  des  Oberst* 
Lieutenants^  und  erbat  sich,  unter  Entschuldigungen  des  widerfahrenen  Unglücks, 
sehr  höflich  die  Bedingnisse,  unter  welchen  die  Unterwerfung  angenommen  werden 
dürfte.  Smola  dictirte  ihm  bei  feierlicher  Stille  der  Versanimlung  dieCapitulations- 
puncto  für  die  ganze  ProWnz,  von  welchen  nur  die  Übergabe  der  Festungen  Palma- 
nuova  und  Osoppo  angeblich  desshalb  nicht  zugesichect  werden  konnte,  weil  deren 
Commandanten  unmittelbar  von  der  Lmprovisirten  Regierang  zu  Venedig  abhingen. 
Mehr  gestärkt  durch  diesen  überraschenden  Erfolg  seiner  Aufopferung,  als  durch 
die  ihm  eingetlössten  Arzneien,  dictirte  Smola  vor  dem  erwarteten  Endo  seines 
Daseins  noch  einen  Bericht  an  den  Commandirendcn  Feldzeugmeister  Grafen  N  u  g  e  nt 
und  ein  Billet  an  den  Officier  des  nächsten  Vorpostens,  das  dem  Boten  zum  Geleit- 
scheine  dienen  sollte* 

Die  Anstrengung  der  letzten  Kraft  des  dem  Verscheiden  Nahen  genügte  noch 
für  die  Unterschrift  beider  Schreiben  und  Anempfehlung  dringendster  Eile  in 
Überbringung  derselben-  Hierauf  durch  tobende  Volkshaufen  In  das  Krankenhaus 
getragen,  ward  Smola  aus  dieser  neuen  Gefahr  nur  durch  die  List  seiner  Träger 
gerettet,  welche  ihn  lachend  für  todt  ausgaben. 

Feldzeugmeistcr  Graf  Nugent  erhielt  mit  Tagesanbruch  den  Bericht  seines 
Generalstabs-Chefsund  bestimmte  sogleich  dem  Erzbischofe  eine  Villa  zur  Zusammen- 
kunft^ in  der  die  förmliche  Capitulation  abgeschlossen  wurde,  nach  welcher  die 
kaiserlichen  Truppen  am  33.  in  Udine  einzogen  und  die  ganze  Provinz^  mit  Aus- 
nahme der  Festungen ,  sich  ohne  weitere  Feindseligkeiten  unterwarf.  Hierdurch 
wurden  auch  die  Banden  der  Rebellen  entwaffnet  und  zerstreut,  welche  in  dem 
Passe  von  Ponteba  das  Vordj^ingen  einer  kaiserlichen  Seitencolonne  mehrere  Tage 


1500 

aufgehalten   hatten,   deren   Commantlant  QbjiXßi  Baron  Gorizzutti    bei   dieser 
Gelegenheit  eine  schwere  Verwundung  erlialion  liatle* 

Durch  die  mit  der  Unterhandlung  verbundene  Aufregung  und  duiTh  die 
Verzögerung  der  Amputation  hatte  ßich  der  Zustand  der  Wunde  Smola's  derart 
verschlimnicrtj  dass  er  statt  unterlialb  desKniecs»  amOlterj^cfieiikel  amputirt  werden 
muöäte,  in  Folge  dessen  er  nocli  vor  seiner  Heilung  mit  16.  Juli  1848  als  Obei-st 
in  den  liuliestand  versetzt  wurde. 

Mit  Bewundeiung  erfüllt  uns  die  Verstandeskraft  und  äusserste  Todesverach- 
tung  eines  neiden,  welcher  nach  den  erschütterndsten  moralischen  Eindrücken 
und  bei  dem  gro'ssten  pliysit^chcn  Leiden,  an  der  Pforte  des  Todes,  noch  den  letzten 
Athemzug  dem  Siege  der  Fyhnen  seines  Kaisers  als  Opfer  darbringt!  Manches 
tapfern  österreichischen  Kriegers  Leben  ward' durch  diese  unverhoift  beschleunigte 
Unterwerfung  Friauls  erbalten,  zugleich  auch  eine  wohlhabende  Hauptstadt  vor 
der  ihr  im  Falle  eines  ernsten  Angritfes  drohenden  Verwüstung  bewahrt. 

Das  Ritterkreuz  des  Maria  Tberesien-Ordens  ward  dem  heldenniuthigen 
Obersten  Baron  Smola  von  dem  im  Jahre  1849  abgehaltenen  Capitel  mit  Ein- 
helligkeit der  Stimmen  zuerkannt,  und  ihm  später,  da  sein  t^nglück  eine  active 
Dienstleistung  nicht  mehr  zuliess^  die  Direction  des  k*  k,  polytechnischen  Institutes 
übertragen,  w^o  er,  nach  seiner  vielseitigen ßildimg  an  einen  cntsprccbcndcri  Posten 
gestellt  zum  Besten  des  Staates  mit  gewohntem  Eifer  und  Ucschick  wirkt, 

Zobel  von  Gicbelstadt  und  Darstadt^  Thomas  Friedrich  Freiherr, 
Feldmarschall-Lieiitenant  und  Kämmerer,  Ritter  des  Laiserlichen  Leopold-Ordens, 
Inhaber  des  61,  Infanterie-Regiments,  Sohn  des  königlich  bayerischen  General- 
Majors  Johann  Philipp  Leopold  Freiherrn  von  Zobel^  kam  in  Bremen  am 
17.  März  1799  zur  Welt.  Zu  Ende  November  1813  als  Cadet  in  das  18.  Infanterie- 
Regiment  eingetreten  und  in  kurzer  Zeit  zum  Oberlieutenant  im  33,  Infanterie- 
Regimente  befördert^  machte  der  fünfzehnjährige  Jüngling  das  Ende  dos  Feld- 
zugc^  1813  im  Ilauptijuartiere  seines  Gönners,  des  Feldzeugmeisters  Fürsten  zu 
Kcuss-Greiz,  dann  bei  dem  Biocadecorps  vor  Mainz  mit  und  war  im  Jahre  1815 
bei  dem  Gefechte  und  der  Cernirung  von  Schlettstadt  im  Elsass  thätig.  Ingleichen 
hatte  Zobel  dem  Zuge  nach  Neapel  im  Jahre  1821  und  jenem  nach  der  Romagna 
in  den  Jahren  1832  und  1833  als  Hauptmann  des  21.  Infanterie-Regiments  beige- 
wohnt, und  war  im  März  1836  zum  Major  bei  Kaiser-J tigern  vorgerückt 

In  den  höheren  und  selhststlindigcn  Stellungen  blieb  er  bei  den  Jägern  und 
mit  kurzer  Unterbrechung  stets  bei  dem  Tiroler  Regimente,  wo  er  auch  im  Juli 
1846  die  Beförderung  zum  Obersten  erhalten  hatte. 

Bei  dem  Ausliruche  der  Revolution  in  Mailand  war  dieses  brave  Regiment 
mit  dem  2.,  3.  und  4.  Bataillon  beim  1.  Armeecorps,  mit  dem  L  Bataillon  in  der 
Ilaimath  stationirt;  als  der  Rückzug  am  22.  März  Abends  aus  der  lombai-dlschen 


Hauptstadt  angetreten  vrurde,  erliielt  Oberst  Freiherr  von  Zobel  dos  Commando 
einer  Brigade  (ProcLaüka- Infanterie,  1  Bataillun  Kaiser- JUger,  2  Schwadronen 
Bayern-Dragoner,  1  seehspi\indige  Fussbatterie),  welcher  die  Escortirung  sKiiuut- 
licher  Hofwägen  überwiesen  vrurde. 

Bei  Porta  Coniasina,  hart  an  der  Ineni*onntÄ-Casenic  war  eine  Barricad© 
errichtet,  welche  unseren  Truppen  den  Marsch  zu  erschweren  suchte*  Ein  Zug  von 
Kaiser- Jägern  nahm  diese  mit  Sturm  und  liielt  sie  so  lange  besetxt^  bis  die  Bri- 
gade und  die  Hofwägen  geborgen  waren.  Hierauf  »ur  Sichoning  der  rechten 
Flanke  der  Hauptarmee  entsendet,  bewies  das  erste  Auftreten  des  Obersten  Zobel 
in  Trient,  dass  er  die  Wichtigkeit  «einer  Aufgabe  vollkommen  aufgegriffen  und 
den  festen  Willen  habe,  dieselbe  rücksichtslos  und  um  jeden  Preis  durchzutlihren. 
Für  die  Behauptung  der  12,0tX)  Einwohner  zählenden  und  in  der  Gegend  rings 
umher  eines  zalilreichen  Anhanges  versicherten  Stadt  standen  den»  Obersten 
anfangs  nur  800  Mann  und  3  Kanonen  «u  Gebote;  er  schloss  die  Truppen  in  das 
Castell  ein  und  liess  blos  CavcUerie-Patroiiillen  durch  die  Stadt  streifen.  l*ie  vor- 
nehmsten Häupter  der  italienischen  Partei  wurden  festgenommen^  die  Bürgerschaft 
entwaffnet,  das  Tragen  von  Parteizeichen  verboten  imhI  dem  Magistrate  erkh'irt^ 
dass  auf  den  ersten  Versuch  eines  Aufstandes  das  Stadtcomnuindo  sich  auf  rein 
milJtUrißche  Zwecke  beschränken,  die  Stadt  ohne  weiters  in  Brand  »chiessen  und 
einer  allfalÜgen  Plünderung  nichts  entgegenstellen  werde,  Tages  darauf  ordnete 
der  Magistrat  eine  Deputation  nach  Wien  ah,  um  an  den  Stufen  des  Thrones  die 
Versicherungen  der  Treue  niederzulegen,  und  erliess  auch  einen  ent«prcehenden 
Aufruf  an  die  Bürgerschaft ,  worauf  Oberst  Zobel  die  Stadt  nach  Kräften  jju 
schützen  versprach. 

Wiciitig  und  folgenreich  war  seine  Mitwirkung  bei  den  hierauf  eingetretenen 
Operationen  der  Hauptarmee.  Am  30*  April  1848  langte  dicÄer  tapfere  OfBeier 
nach  einem  foreirton  Marsche  mit  6  Compagnien  Kaiser-Jäger  und  S  GesehtUzen 
auf  der  Hohe  von  Sega  an,  um  wJihrend  des  Kampfes  bei  Pastrcngo  eine  Diver- 
sion im  Rücken  des  Feindes  zu  unternehmen.  Kaum  angekommen^  w^ard  ihm  vom 
Feldmarschail-Lieutenant  Woeher,  welcher  d/is  Gefecht  leitete,  bedeutet:  die 
Kriegsbrüeke  werde  in  20  Minuten  abgetragen  werden;  es  bleibe  der  Beurthcilung 
des  Obersten  überlAfiseii,  mit  Hinweisung  auf  diese  anberaumte  Zeit  entweder  die 
Brücke  zu  passiren  oder  sich  nach  Rivoli  zurückzujsiehen.  Da  Oberst  Zobel 
gewahrte,  dass  die  Division  Wocher  den  Übergang  in  aller  Eile  bewirken 
wollte,  und  überzeugt  war,  dass  der  Feind  von  der  Hohe  herabsteigen  und 
tracJiten  werde  mit  unseren  retirirenden  Trappen  gleichzeitig  die  BrUcko  zu 
gewinnen,  so  faaate  er  den  Entschlüsse  dJoaon  RUckzug  zu  docken,  den  Feind 
aufzuhalten  und  erst  im  Falle,  als  er  selbst  über  die  Brücke  niclit  käme,  sieh 
fechtend  auf  RivoU  zurückzuziehen*  In  dieser  Weise  lies»  er  auch  dem  Feld- 
marschjdi  -  Lieutenant   von  Wocher  antworten*  Die  Hühe  von  Sega   bedrohte 


1502 

des  Feindes  linke  Flanke  und  Bücken;  Zobel's  Erscheinen  auf  derselben 
musste  ihm  daher  die  sehr  natürliche  Vermuthung  aufdringen,  dass  die  6  Com- 
pagnien  die  Avantgarde  einer  zur  Unterstützung  eilenden  stärkeren  Truppe  sei, 
denn  von  diesem  Momente  an  stellte  er  seine  Verfolgung  ein  und  die  Brigaden 
Wohlgemuth  und  Erzherzog  Sigismund  konnten  durch  des  Obersten  Zobel 
Ausharren  den  Übergang  auf  das  linke  Etsch-Ufer  in  bester  Ordnung  bewirken, 
und  er  selbst  gewann  noch  Zeit  die  Brücke  zu  passiren. 

Während  der  Feldmarschall  Graf  Bade tzky  in  der  Nacht  des  27.  Maiden 
Marsch  seiner  Armee  nach  Mantua  vollführen  liess,  hatte  er,  um  dieses  sein  Vor- 
haben mehr  zu  unterstützen,  dem  bei  Bivoli  stehenden  Obersten  Baron  Zobel 
den  Befehl  gegeben,  am  28.  einen  Scheinangriff  auf  Gar  da  und  Bardolino  zu 
unternehmen,  und  wenn  der  Feind  vielleicht  durch  Entsendung  seiner  Kräfte  vom 
linken  auf  das  rechte  Mincio -Ufer  sich  geschwächt  hätte,  ihn  am  folgenden  Tage 
anzugreifen  und  über  Cavalcaselle  zu  werfen,  um  den  Zweck  zu  erreichen,  die 
Festung  Peschiera  mit  Lebensmitteln  versehen  zu  können. 

Am  28.  Mai  langte  Zobel  mit  4  Compagnien  Kaiser -Jäger,  2  Compagnien 
von  Grossherzog  von  Baden -Infanterie  und  2  Baketen- Geschützen  Abends  um 
7  Uhr  vor  dem  Orte  Bardolino  an,  als  er  mit  einem  Male  von  dem  Feinde  stark 
beschossen  und  mit  Geschrei  und  Sturmläuten  empfangen  wurde.  Schell  entschlos- 
sen liess  er  zur  Vorbereitung  des  Sturmes  einige  Baketen  in  den  Ort  werfen ,  setzte 
sich  hierauf  zu  Fuss  an  die  Spitze  seiner  Soldaten  und  rückte  stürmend  gegen 
Bardolino  vor.  Dieser  Ort  war  jedoch  von  allen  Seiten  so  stark  verbarricadirt  und 
vertheidigt,  dass  ungeachtet  der  grösstmöglichsten  Anstrengung  der  Sturm  erfolglos 
bleiben  musste,  und  Zobel  sich  in  seine  erste  Aufstellung  zurückzuziehen  gezwun- 
gen sah.  Nun  beorderte  er  die  beiden  Baketen -Geschütze  mit  einem  Theile  der 
Colonne  links  auf  die  Anhöhe,  liess  neuerdings  einige  Baketen  in  die  Stadt  werfen, 
setzte  sich  an  die  Spitze  der  auf  der  Hauptstrasse  aufgejstellten  Colonne  und  ordnete 
den  Sturm  auf  beiden  Seiten  gleichzeitig  an.  Auf  diese  Art  gelang  es,  nach 
einer  kurzen  Gegenwehr  die  Barricaden  und  den  Ort  zu  nehmen  imd  den  Feind 
aus  Bardolino  gänzlich  zu  vertreiben.  Den  folgenden  Tag  liess  der  rastlose  Officier 
als  Brigadier  der  in  und  bei  Bivoli  aufgestellten  Truppen  zwei  Angriffscolonnen 
in  der  Bichtung  gegen  La  eise  vorrücken;  und  zwar  die  eine,  welche  aus  4  Com- 
pagnien Kaiser- Jäger  und  2  Compagnien  von  Grossherzog  von  Baden -Infanterie 
bestand  und  bei  welcher  er  sich  befand,  auf  dem  Wege  über  Cavajon  gegen 
Calmasino.  Nachdem  dieselbe  um  12  Uhr  Mittags  hinter  Cavajon  auf  den  Feind 
gestossen  und  ihn  bis  in  das  Dorf  Calmasino  geworfen,  überdies  in  seiner  linken 
Flanke  durch  dievomOberstenZo  bei  ausgesandten  Compagnien,  welche  die  Anhö- 
hen erstürmten  und  bis  zu  den  ersten  Häusern  des  Ortes  vordrangen,  nicht  weniger 
bedroht  hatte,  erhielten  die  Piemontesen  eine  Brigade  und  mehrere  Geschütze  zur 
Unterstützung,  In  Folge  dessen  gelang  es  zwar  dem  Obersten  Zobel  nicht  mehr. 


1503 


die  starke  Stellung  von  Calmasmo  zu  nehmen,  jedoch  durcli  die  Tapferkeit  der  bei- 
den Bataillone  von  Schwarz  enberg,  und  namonthch  durch  dio  zweckmässige 
Verwendung  des  Majors  Scharin  gor,  welcher  die  im  weiteren  Vorlaufe  des 
Gefechtes  von  dem  Feinde  sehr  bedrohten  Höhen  der  linken  Flanke  vertheidigt©, 
wurde  jede  offensive  Bewegung  des  Gegners,  der  nun  diei  Brigaden  vereinigt  hatte^ 
vereitelt  und  das  Gefecht  bis  9  Uhr  Abends  standhaft  unterhalten,  während  Ohei^t 
Zobel  mit  seiner  Calonne  auf  den  genommenen  Höhen  in  der  unmittelbaren  Nähe 
des  Feindes  dio  Nacht  hindurch  in  seiner  Stellung  verblieb  und  sich  erst  später 
aus  dieser  gar  zu  gefährdeten  Position  nach  Rivoli  zurückzog. 

Diese  Demonstration  hatte  ihren  Zweck  erreicht,  denn  der  Feinde  der  immer 
für  diesen  Theil  seiner  StclJung  Besorgnisse  hegte,  richtete  seine  ganze  Aufinerk- 
samkeit  auf  Zobers  Bewegungen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  hatte  sich  der  tapfere  Oberst  in  den  schwicrigstoii 
Momenten  des  Gefechtes  stets  an  die  Spitze  seiner  Truppen  gesteltt,  keine  Gefahr 
gescheut  und  da,  wo  es  noth wendig  war,  an  die  Unterabtheilungen  während  des 
heftigsten  Gewehifeuers  persönlich  seine  Befehle  überbracht,  wodurch  unver- 
kennbar seine  Kj*ieger  zur  standhaften  Vertheidigung  der  verschiedenen  Positionen 
und  zur  Behauptung  derselben  angcelfcrt  wurden. 

Zu  derselben  Zeit  als  der  Fcldmarschall  den  General  Durando  in  Viccnza 
besiegte,  waren  die  Piemontesen  daran  gegangen,  die  bei  Rivoli  detachirtc  Brigade 
Zobel,  welche  diese  Stellung  bis  zum  9.  Juni  besetzt  hielt|  von  dem  Plateau  zu 
vertreiben.  Unterdessen  hatte  Feldmai-schall-Lieutenant  Graf  Lichnowsky  alle 
Vorkchrungj?n  getroffen,  um  das  Vordringen  des  Gegners  durch  die  Indicarien 
zu  hindern  und  einen  allenfalsigcn  Angriff  auf  Uiva  und  Torbole  durch  die 
dort  aufgestellte  Flottille  zu  wehren.  Die  versuchte  Eröffnung  der  Verbindung 
durch  die  Val  Arsa  nach  Schio  konnte  wegon  ddr  Unzulänglichkeit  der  Truppen- 
stirke  und  der  auf  dieser  Strasse  von  den  Insurgenten  vorbereiteten  ausser- 
ordentlichen Hindernisse  nicht  ausgeführt  werden. 

Am  9,  Juni  bemerkte  man  aus  den  Bewegungen  starker  feindlicher  Colonnen, 
dass  der  Feind  in  derTliat  beabsichtige  die  Stellung  von  Rivoli  anzugreifen,  was 
auch  am  10.  Morgens  um  6  Uhr  mit  sechs-  bis  achtfach  grösserer  Kraft  erfolgte, 
als  Oberst  Zobel  entgegenzustellen  vermochte.  Die  Piemontcsen  rückton  mit 
einer  Colonnc  auf  den  Hohen  von  S.  Pictro  bis  C.  Cocchc,  mit  zwei  anderen 
gegen  Caprino  vor  und  hatten  ihre  starken  Reserven  bei  Costermano  und  Cavajon* 
Der  umsichtige  Oberst,  diesen  ihm  gegenüber  sich  bewegenden  Kräften  nicht 
gewachsen,  concentrirte  seine  Truppe  auf  der  zweiten  Ilöhenreibc,  welche 
Rivoli  von  Norden  nacli  Süden  in  einem  Halbkreise  umfangt,  und  sicherte  sich 
seine  Rückzugslinie  nach  Incanalc  durch  3  Compagnien  Jäger,  1  Bataillon  von 
Fürst  Sehwarzenberg4nfantcric  und  6  GijschUtasen.  Die  nach  Rivoli  und  Caprino 
fahrenden  Wege  waren   durch   Stelndäinme,  grosse  Barricudeni  Verhaue  und 


1504 


ien 


Abgi'abungen  für  jcJes  Kriegsfuhrwerk  unbrauclibar  gemacht  worden,  \vesshalb 
der  Feind  bei  seinem  Vorrücken  die  Geschütze  nur  einzeln  In  das  Gefecht  bringen 
konnte.  Ringsum  von  einem  übermächtigen  Gegner  angegriffcnj  nmsste  jcdocli  die 
Brigade  auch  diese  concentrirtc  Stellung  verlassen.  Ihren  Rückzug  über  Incanale 
nach  Preabocco  vollführte  sie  in  der  grössten  Ordnung,  durch  die  14*  und  16-  ™ 
CompagnJe  von  Kaiser- Jägern,  welche  die  iVi-riCregardc  I bildeten,  unterstützt.  V 

Vor  Preabocco  angelangt,  nahm  Oberst  Zobel  wieder  Stellung  bei  Groare 
und  entsendete  das  dritte  Bataülon  der  Wiener  Freiwilligen  mit  2  Compa^nien 
Erzherzog  Ludwig* Infanterie  auf  das  linke  Etsch-Ufer,  um  in  gleicher  Höhe 
daselbst  Posto  zu  fassen  und  des  Feindes  rechte  Flanke  in  dem  Falle  seines  Vor 
gehens  zu  bestreichen.  Eine  Sei tcncolonne  unter  Major  Brassi er  von  Erzherzog^ 
Ludwig^Infanterie  zog  sich  über  Pazzone,  die  rechte  Flanke  der  Brigade  deckend, 
nach  Madonna  della  Corona  von,  wo  sie  sich  mit  letzterer  vereinigte  und  zwei 
Compagnlcn  von  Grossherzog  von  Baden-Lifanterle  daselbst  zurückliess* 

Nachdem  am  10*  Juni  das  Plateau  von  liivoli  und  am  11.  auch  die  Stellung' 
bei  Madonna  della  Corona  geräumt  worden^  war  das  nun  unter  den  Befehl  des       , 
Feldmarschall*Lieutonants  Grafen  Thurn  gelangte  3.  Arraeecorps  mit  der  Brigade  ^| 
Simb sehen  von  V^icenza  durch  die  Val  x\rsa  verstärkt.  Da  die  Wiedergewinnung  ^ 
des  Punctes  der  Madonna  della  Corona  als  Schlüsselpunct  des  Monte  Baldo  dem 
Fcldniarschall-Lieutenaot  Grafen  Thurn  für  jede  künftige  OiFensive  auf  dem  rech- 
ten Ufer  der  Etsch  als  das  Xothwcndigste  und  Wichtigste  erschien,  ordnete  er  sofort 
den  AngritFauf  diesen  Punct  an.  Hiezu  wurde  am  17.  Juni  Oberst  Baron  Zobel 
mit  8  Conipagnfen  und  den  Raketcngesehützen  von  Avio  über  Monte  della  Ncve, 
und  Oberst  Mclczer  von  Fürst  Schwarzenberg-Intiinterie  mit  4  Compagnien  und 
2  RaketengeschlUzen   als  Unterstützung   %on    Brentonico    ebenfalls  über   Monte 
della  Neve  bestimmt.  Nach  einem  eilfstündigen  äusserst  beschwerlichen  Marsche 
auf  steinigen,  schmalen  Saumwegen  erreichten  die  Truppen  in  sehr  ermüdeter 
Verfassung  die  Alpenhöhe,    wo   beide  Hauptcolonnen    sich    vereinigten  und  ein 
Bivouac  bezogen.  D^n  18.  Jimi  früh  3  Uhr  griff  Oberst  Zobel  in  drei  Colonnen 
an;  statt  aber  einen  schwachen  Feind  zu  linden j  sah  er,  da  sein  Angriff  vermuth- 
lich  früher  verrathen  worden,  die  Höhen  von  einer  dichten  Tirailleurkette  mit 
starken  Unterstützungen  und  Reserven  besetzt  Ungeachtet  dessen  Hess  er  mit  dorn  ^^ 
Bajonete  gegen  die  äusserst  feste  und  seine  Truppen  überhöhende  Stellung  vor-  ^^ 
rücken.  Allein  trotz  aller  Kaltblütigkeit  derselben  wurde  der  Angriff  wiederholt  ^i 
abgeschlagen.  Der  immer  mächtiger  werdende  Feind  erregte  durch  sein  Vorrücken  ^| 
in  die  rechte  Flanke  grosse  Besorgnisse  und  Zobel  befahl  daher  den  Rückzug, 
der  in  grösstcr  Ordnung  und  ohne  das8  der  Gegner  eine  Verfolgung  gewagt  hätte, 
bis  Plan  di  Cenere  fortgesetzt  wurdü,  wo  die  Truppen  die  Nacht  über  lagerten, 
diese  Aufstellung  aber  am  folgenden  Morgen  aus  Rücksicht  auf  die  Verpflegung 
verliessen  und  in  ihre  Stationen  Avio  und  Brentonico  %vieder  zurückkehrten. 


« 


1505 

Auch  bei  dieser  Expedidon  liaUe  Zobel  durch  persönlichen Muth  und  lobens- 
wci'thcs  Beispiel  aui*  seine  Soldaten  moralisch  einzuwirken  verstanden.  Als  die 
Ilauptcolonne  bereits  zurückgedrängt  war  und  es  sich  nielit  mehr  um  den  Sieg, 
wohl  aber  um  die  stundhaftc^ite  Abwehr  handelte,  erschien  er  in  Mitte  eines  sehr 
dichten  Kugelregens  bei  den  Plänklcra  und  entflammte  den  Muth  der  Seinigen  zur 
hartnäckigsten  Gegenwehr. 

Am  1*  Juli  um  5  Uhr  Morgens  wurden  die  Vorposten  des  Feldmorschall-Lieuto- 
n&nts  Grafen  T  h  urn  an  beiden  Ufern  der  Etsch  angegriffen;  der  Feind,  nach  einem 
dreistündigen  Kaiiipfe  zurückgewiesen,  zog  sich  wieder  nach  Incanale  und  Rivoli  und 
eben  so  vom  Haken  Ufer  nat^hCeraino  zurück.  IndiesemGcleehtehatteOberst  Zobel 
nicht  nui*  durch  zweckmässige  Anordnungen  und  gute  Fühi'ung  der  Truppen,  son- 
dern auch  durchsein  tapferes  Benehmen  zur  Entscheidung  wesentlich  beigetragen. 

Übrigens  waren  es  die  Ereignisse  vom  30.  April  und  28,  und  29.  Mai, 
welche  dem  schon  früher  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold -Ordens  gezierten 
tapfei-en  Obersten  im  Capitel  vom  Jahre  18-48  auch  das  Ritterkreuz  de.^  Maria 
Thcresien-Ordens  einbrachten. 

In  dem  Feldzuge  1849  gegen  Piemont  stand  iiobel  wieder  bei  dem  Armee- 
corps  des  Feldmarsdiall-Licutenants  Grafen  Thurn,  Er  kam  desshalb  nicht 
Äum  Schlagen,  weil  er  mit  4  Compagnien  seines  Regiments,  1  Division  Windlsch- 
llfrJitJS-Chevsuxlcgers  und  2  Cavallcrie- Geschützen  nach  Borge  VcrcelU  entsendet 
ism  23.  Mäj'z  den  Befehl  erhielt,  nach  Confienza  zu  marschiren^  um  den  Rücken 
des  Corps,  welches  sich  gegen  Novara  wandte,  zu  decken  und  die  directe  Ver- 
bindung mit  dem  2.  Armeecorps  anzubahnen. 

Bald  darnach  zum  General-Major,  im  Mai  1853  zum  Feldmarschall-Licuto- 
nant  befördert,  und  unablässig  zum  Besten  de^f  AUerhuchsten  Dienstes,  frulier  als 
Brigadier,  jetzt  als  Di  visionär  bei  der  Armee  in  Italien  verwendet,  verlieh  ihm  Se. 
Majestät  der  Kaiser  im  November  1655  das  61.  Infanterie*Regiment. 


Pirquet  von  Cosenatico,  An  ton  Freiherr,  Hauptmann  des  Tiroler  J%cr- 
Regiments^  Sohn  des  Feldzeugmeisters  und  Ritters  des  Maria  Theresien-Onlens 
Peter  Froiherrn  von  Pirquet  (s.  d.),  war  am  19.  Mai  1826  xu  Pottau  geboren. 
_In  der  Ingenieur-Akademie  ausgebildet,  betrat  er  im  19*  Lebensjahre  die  militHri- 
«che  Laufliabn  als  Lieutenant  bei  dem  7.  Kürassior-Regimente,  diente  einige  Jahre 
als  Oberh'eutonant  bei  der  Infanterie,  sammelte  »ich  in  den  Jahren  1844  und  1846 
auf  wiederholten  Reisen  durch  Frankreich,  Belgien,  ifollaud  und  England  an  der 
Seite  seines  erfahrenen  Vaters  bei  Besichtigung  der  militärischen  Anstallou  und 
Schies5schulen  in  diesen  Ländern  umfassende  Kenntnisse,  und  w^arde,  nachdem  er 
sich  t\lr  die  Jager  vollkommen  ausgebildet,  auf  dringendes  Ansuchen  des  Regi- 
ments Kaiser-Jäger,  dessen  Inhaberstelle  der  Täter  bekleidet,  im  Februar  ISIS 
zum  Hauptmann  in  demselben  befördert. 


1506 


P        Pirquets  ITeldeatod  vor  Ri voll  machte  zwar  all'  die  glänzendea  Hoff- ^^| 
nungen,  welche  seine  Vorgesetzten  von  seinem  Eifer,  von  seiner  Bravöur  und  voa 
seinen  Talenten  erwarteten,  schwinden,  aber  sein  Andenken  als  tapferer  Soldat 
wird  für  alle  Zeiten  fortleben.  ^^ 

Immer  an  der  Spitze  seiner  Compagnie,  hatte  dieser  brave  Oflficier  an  der  Ver*^^ 
theidignng  des  Castells,  so  wie  auch  an  der  Erstürmung  der  Barricaden  durch  die      , 
drei  März-Tage  in  Mail  and  Theil  genommen,  und  sich  sowohl  hier  als  auch  wäh-^f 
rend  des  Rückzuges,  wo  er  hei  der  Avantgarde  war,  bei  der  Einnahme  der  Häuser^  ^ 
Brückenj  Yerschanzungen j  und  bei   dem   Sturme  auf  Melegnano  ausgezeichnet. 
Bei  Goito  am  8.  April,  wo  der  Übergang  des  Mincio  vertheidigt  werden  sollte^  den 
x^nmarsch  mchi'erer  feindliclxon  Colonncn  bemerkend,  welche,  12,000  Mann  stark| 
sich  zu  einem  Angriffe  vorbereiteten,  erkannte  Pirquet  sogleich,  dass  die  aus 
einer  aufgelösten  Compagnic  verwendeten  Vorposten  des  rechten  Flügels,  deren 
ausgedehnte  Aufstellung  ihm   bekannt  war,   im  Falle  eines  Angriffes  unfehlbar 
abgeschnitten  werden  würden.    Er  meldete  dies  seinem  Brigadier  General-Major 
Wohlgemuth,  und  da  sich  eben  Niemand  anderer  fand,  der  das  dm'chschnitteno 
Terrain   und   die  Aufstellung   kannte,   so   erbot  sich  Pirquet  freiwillig,    diese 
Vorposten  zurückzuziehenj  wns  er  auch  zu  Pferde  mit  grosser  SchneOigkeit  und 
Geschicklichkeit  unter  einem  heftigen  feindlichen  Feuer  glücklich  bewirkte;   die 
Mannschaft  erreichte  die  Brücke  eben  noch  einen  AugenbUck  früher,  als  sie  in 
die  Luft  gesprengt  wurde. 

Am  24.  April  vmrde  die  Brigade  Wohlgemuth  zur  Deckung  des  IJber- 
gungspunctes  bei  Ponton  an  der  Etseh  in  der  Position  bcJ  P astreng o  aufge- 
stellt. Pirquet  erhielt  mit  seiner  Compagnie  den  Auftrags  die  Osteria  nuova,  ein 
am  Strassenknoten  im  Eingänge  zum  Dcfile  befindliches  Haus,  zu  besetzen, 
welcher  Punct  von  grosser  Wichtigkeit  war^  indem  dadurch  sehr  vortheilhaft  die 
Strasse  von  Bussolengo  und  die  auf  ihr  aufgestellt  gewesenen  zwei  Geschütze 
In  der  Flanke  geschützt  wurden.  Er  traf  sogleich  die  nöthigcn  Vertheidigungs- 
massregeln  mit  den  zu  Gebote  gestandenen  geringen  Mitteln,  und  vcrthetdigte 
sich  am  28.  und  29.  April  gegen  überlegene  feindliche  Angriffe.  Am  29.  April 
wurde  die  Brigade  Wohlgemuth  bekanntlich  durch  die  Brigade  Erzherzog 
Sigismund  verstärkt  und  am  30.  von  einem  über  25,000  Mann  starken  Feind  ui 
Front  und  Flanke  in  solcher  Weise  bcdriingt,  dass  unser  Rückzug  unvermeidlich 
war  und  auch  angeordnet  werden  musste.  Pirquet  erkannte,  dass  er  seine  Auf- 
stellung nicht  vorlassen  dürfe;  denn  dadurch  würden  die  geschlossenen  feindlichen 
Colonnen,  Tvelche  von  allen  Seiten  zahlreich  auf  ihn  anrückten,  sich  sogleich,  diesen 
kürzesten  und  besten  Weg  benützend,  auf  unsere  im  Retirii-cn  begriffene  Truppen 
geworfen  und  ilinen  den  Übergang  über  die  Brücke  vereitelt  haben.  Er  besehloss 
also  seinen  Posten  bis  auf  das  Ausscrste  zu  verthcidigen,  und  schlug  auch  wirklich 
die  Angriffe  einer  Sturmcolonne  auf  das  Kraftigste  zurück.   Die  Piemoutesen, 


I 


1507 


Pirquct's  Schwäche  nicht  verinuthend,  wendeten  die  ganze  Aufmerkäamkeit  ihres 
rechten  Flügels  auf  ihn,  entwickelten  ihre  Colonnen  und  concentrirton  das  Feuer 
aus  nach  und  nach  angekommenen  8  Kanonen  auf  diesen  Punet  Um  zu  verhindern, 
dass  seine  Leute  durch  die  herabstürzenden  Triininier  zcrschmetfeK  würden,  vcr* 
Hess  der  tapfere  Officier  das  unaui^^esetzt  beschossene  Haus,  und  stellte  seine 
Jüger  am  Abliangc  vor  demselben  sehr  zweckmassig  hinter  Bäumen,  Gräben  und 
Vertiefungen  auf.  Hier  wehrten  sie  durch  wohlgezielte  Schüsse  dem  Andringen 
kräftig  entgegen,  denn  der  Feind  war  oft  auf  einige  Schritte  nahe  gekommen  und 
hatte  in  verschiedenen  Sprachen  in  Pirquet  gedrungen  sich  zu  ergeben.  Als 
endlieh  der  rechte  feindliche  Flügel  sich  so  weit  ausgebreitet  hatte,  dasa  er  dem 
Hauptmann  in  die  Flanke  kam  und  schon  seinen  Rücken  bedrohte,  erachtete  er 
endlich,  voraussetzend  dass  unsere  Truppe  Zeit  gewonnen  haben  könnte,  die  Brücke 
zu  erreichen,  den  Moment  zum  Rückzüge.  Er  sammelte  seine  Compagnie^  formirte 
eine  Colonne,  an  deren  Spitze  er  sieh  stellte,  und  schlug  sich  mit  dem  Bajonet 
einen  Weg  durch  den  Feind,  wobei  ein  Trompeter,  3  Unterjiiger  und  mehrere 
jMger  von  Bajonetstichen  an  seiner  Seite  durchbohrt  wurden.  Unter  steter  Verfol- 
gung erreichte  der  brave  Officier  endlich  die  Etach- Brücke  in  dem  Augenblicke, 
als  man  eben  im  Begriffe  war  sie  abzutragen. 

Am  29.  Mai  warHauptmann  Pirquet  bei  der  Erstürmung  der  Verschanzungen 
von  Cur ta tone,  und  am  Abend  de^  30.  bei  der  gewaltsamen  Recognoscirung  vor 
Goito,  wo  er  unter  jenen  sich  hervorthat,  welche  den  Strassendamm  erstürmten  und 
den  Feind  in  wilder  Flucht  in  die  Häuser  amRideau^  Gewehre  undTornister  von  sich 
werfend,  trieben.  Gegen  die  Häusei*  selbst  unternahm  er  mit  seiner  Compagnie  einen 
dreimaligen  Sturm,  welcher  aber,  da  er  vom  Gros  nicht  unterstützt  werden  konnte, 
ohne  Erfolg  blieb.  Er  war  auch  bei  dem  Sturme  und  der  Einnahme  von  Vicenza  am 
H).  Juni  seinen  Soldaten  ein  hervorleuchtendes  Beispiel  der  Tapferkeit. 

Wie  wir  gesehen^  hatte  Pirquet  bei  Paatrengo  am  30.  April  zum  Halten 
seiner  Aufstollunjs:  über  die  Zeit  des  allgomcincn  Rückzuges  keinen  Auftrag,  und 
hSttesich  ohne  Verantwortung  gleich  den  Anderen  zurückziehen  können.  Er  erkannte 
■jedoch  die  Wichtigkeit  dicaes  Augenblit'kes  und  sah  wohl  ein,  dass  ein  so  stark  über- 
legener Feind  naeli  Überschreiten  dieses  Punctes  von  der  Etsch-Brücke  nirgends 
mehr  aufgehalten  werden  konnte;  dies  bewog  ihn  sich  eher  vernichten  am  lassen, 
als  die  im  Ruckzuge  begri tTenen  Truppen  der  drohenden  Gefahr  auszusetzen. 

Des  heldenmUthigcn  Jünglings  letzto  Waffcntliat  war  der  Angriff  auf  die 
Position  von  Rivoli  am  22.  Juli.  An  der  Spitze  einer  jMgcr- Division  trieb  er 
den  Feind  von  Incanalci  und  von  Felsen  zu  Felsen,  bis  er  endlieh  in  gleiclier 
Hube  mit  Rivoli  stand,  wo  die  Felsen  aufhören.  Da  erstieg  er  allein  den  letzten 
Hügel,  und  ertheilte  von  hier,  ungeachtet  des  heftigen  Feuers,  das  er  auf  sich 
gezogen,  mit  lauter  Stimme  die  Befehle.  Seine  braven  Soldaten,  die  ihn  in  so 
grosser  Gefahr  erblickten,  beschworen  ihn  den  gcfährlicben  Punet  «u  vcrlaisen; 


I 


1500 

aufgehalten  hatten,  deren  Commandant  Qtojst  Baron  Gorizzutti  bei  dieser 
Gelegenlieit  eine  schwere  Verwundung  erhallen  hatte. 

Dui^ch  die  mit  dt^r  Unterhandlung  verbundene  Aufregung  und  durch  die 
Verzögerung  der  Amputation  hatte  sich  der  Zustand  der  Wunde  Smola's  derart 
verschlimmertj  dass  er  statt  unterhalb  desKnlces,  amOhcrschenkel  amputirt  %vcrden 
muaste,  in  Folge  dessen  er  noch  vor  seiner  Heilung  niit  16.  Juli  1848  als  Oberst 
in  den  Ruhestand  versetzt  "wui^de. 

Mit  Bewunderung  erflillt  uns  die  Verstandeskraft  und  äusserste  Todesverach- 
tung eines  Helden^  welcher  nach  den  erschütterndsten  moralischen  Eindrücken 
und  bei  dem  grössten  plivsischcn  Leiden,  an  der  Pforte  des  Todes,  noch  den  leisten 
Athcmzug  dem  Siege  der  Fahnen  seines  Kaisers  als  Opfer  darbringt I  Manches 
tapfern  österreichischen  Kriegers  Leben  ward' durch  diese  unverhofft  befichleunigte 
Unterwerfung  Friauls  erhalten,  zugleich  auch  eine  wohlhabende  Hauptstadt  %^or 
der  ihr  im  Falle  eines  ernsten  Angritfes  drohenden  Venvlistung  bewahrt. 

Das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  ward  dem  heldennmthigen 
Obersten  Baron  Smola  von  dem  im  Jahre  1849  abgeheltenen  Capitel  mit  Ein- 
helligkeit der  Stimmen  zuerkannt,  und  ihm  später,  da  sein  Unglück  eine  active 
Dienstleistung  nicht  mehr  zuliess,  die  Directiou  desk.  k,  polytechnischen  Institutes 
übertragen,  wo  er,  nach  seiner  vielseitigen  Bildung  an  einen  entspreelicnden  Posten 
gestellt  zum  Besten  des  Staates  mit  gewohntem  Eifer  und  Geschick  wirkt. 


Zobel  von  Glebelatadt  und  Darstadt,  Thomas  Friedrich  Freiherr, 
Fcldmarschall-Lieutenant  und  Kämmerer,  Ritter  des  kaiserlichen  Leopold-Ordens^ 
Inhaber  des  6L  Infantcric-Begiments,  Sohn  des  königlich  bayerischen  üencral- 
Majors  Johann  riiilipp  Leopold  Frcihorrn  von  Zobel,  kam  in  Bremen  am 
17.  März  1799  zur  Welt.  Zu  Ende  November  1813  als  Cadet  in  das  18.  Infanterie- 
Regiment  eingetreten  und  in  kurzer  Zeit  zum  OberUeutenant  im  33.  Infanterie- 
Regimente  befordert,  machte  der  fünfzehnjährige  Jüngling  das  Ende  des  Feld- 
zuges 1813  im  Hauptquartiere  seines  Gönners,  des  Feldzeugmeisters  Fürsten  zu 
Rcuss-Groiz,  dann  bei  dem  Bloeadccorps  vor  Mainz  mit  und  war  im  Jahre  1815 
bei  dem  Gefechte  und  der  Cernirung  von  Schlettstadt  im  Elsass  thätig,  Ingleichcn 
hatte  Zobel  dem  Zuge  nach  Neapel  im  Jahre  1821  und  jenem  nach  der  Romagna 
in  den  Jahren  1832  und  1833  als  Hauptmann  des  21.  Infanteric-Ecgiments  beige- 
wohnt, und  war  im  März  1836  zum  Jfajor  bei  Kaiser- Jägern  vorgerückt 

In  den  höheren  und  selbstständigen  Stellungen  blieb  er  bei  den  Jägern  und 
mit  kurzer  Unterbrechung  stets  bei  dem  Tiroler  Regimenter  wo  er  auch  im  Juli 
1846  die  Befiirderung  zum  Obersten  erhalten  hatte. 

Bei  dem  Ausbruche  der  Revolution  in  Mailand  war  dieses  brave  Regiment 
mit  dem  2.,  3.  und  4.  Bataillon  beim  1.  Armoecorps,  mit  dem  1.  Bataillon  in  der 
Ilaimath  statioeirt;  als  der  Rückzug  am  22.  März  Abends  aus  der  lombai^dischen 


1501 


IlaupUtadt  angetreten  wurde,  erhielt  Oberst  Freiherr  von  Zobel  das  Coiiiioando 
einer  Brigade  (Prochaska* Infanterie,  1  Batadlon  Kaiser-JUgerj  2  Scliwadronen 
Bayern-Dragoner^  1  scchspründige  Fussbattcrie),  welclier  die  Escortirmig  säinnit- 
liclier  Hohvägen  überwiesen  wurde. 

Bei  Porta  Coniasina,  hart  an  der  Ineoronata-Casorne  war  eine  Barncade 
errlehtet,  welche  unseren  Truppen  den  Marsch  zu  erschweren  suchte,  Ein  Zug  von 
Kaiser- Jägern  nahm  diese  njit  Sturm  und  Lieh  sie  so  lange  besetzt,  bis  die  Bri* 
gade  und  die  Ilofwägen  geborgen  warben.  Hierauf  zur  Sicherung  der  rechten 
Flanke  der  Hauptarniec  entsendet,  bewies  das  erste  Auftreten  des  Obersten  Zobel 
in  Tricnt,  dass  er  die  Wichtigkeit  seiner  Aufgabe  vollkoramon  aufgegriftcn  und 
den  festen  Willen  habe,  dieselbe  rücksichtslos  und  um  jeden  Preis  durchzuführen. 
Für  die  Behauptung  der  ]  2,000  EiJiwobner  zählenden  und  in  der  Gegend  rings 
umher  eines  zahlreichen  Anhanges  versieh  arten  Stadt  standen  dem  Obersten 
anfangs  nur  800  Mann  und  3  Kanonen  zu  Gebote;  er  sebloss  die  Truppen  in  das 
Castell  ein  und  Uess  blos  Cavpllerie-Patroiiillen  durch  die  Stadt  streifen.  Die  vor- 
nehmsten Häupter  der  italienischen  Partei  wurden  festgeuomiaen^  die  Bürgerschaft 
entwaffnet,  das  Tragen  %^on  Parteizeiehen  verboten  und  dem  Magistrate  erklUrt, 
dass  auf  den  ersten  Versuch  eines  Aufstand  es  das  Stadteoniniando  sich  auf  rein 
militärische  Zwecke  beschräfdvcn,  die  Stadt  ohne  weiters  in  Brand  schiessen  und 
einer  allfidligen  Plünderung  nichts  entgegenstellen  werde*  Tages  darauf  ordnete 
der  Magistrat  eine  Deputation  nach  Wien  ab,  um  an  den  Stufen  des  Thrones  die 
Versicherungen  der  Treue  niederzulegen,  und  erliess  auch  einen  entsprechenden 
Aufruf  an  die  Bürgerschaft ,  worauf  Oberst  Zobel  die  Stadt  nach  Kräften  zu 
schütasen  versprach. 

Wlclitjg  und  folgenreich  wai*  seine  Mitwirkung  bei  den  hierauf  eingetretenen 
Operationen  der  Ilauptarmee.  Am  30.  April  1848  langte  dieser  tapfere  Oflicier 
nach  einem  forcirten  Marsche  mit  6  Compagnion  Kaiser- Jäger  und  2  Geschützen 
auf  der  Höhe  von  Sega  an,  um  während  des  Kampfes  bei  Pastrengo  eine  Diver- 
sion im  Rücken  des  Feindes  zu  unternehmen.  Kaum  angekommen,  ward  ihm  vom 
P^eldmarschall-Lieutcnant  Wocher,  welcher  das  Gefecht  leitete,  bedeutet:  die 
Kriegsbrücke  werde  in  20  Minuten  abgetragen  werden;  es  bleibe  der  BeurtLeilung 
des  Obersten  überlassen,  mit  Ilinweisung  auf  diese  anberaumte  Zeit  entweder  die 
Brücke  zu  passircn  oder  sich  nach  Rivoli  zurückzuziehen.  Da  Oberst  Zobel 
gewahrte,  dass  die  Division  Wocher  den  Übergang  in  aller  Eile  bewirken 
wollte,  und  überzeugt  war^  dass  der  Feind  von  der  Höhe  herabsteigen  und 
trachten  werde  mit  unseren  retirirenden  Truppen  gleichzeitig  die  Brücke  2U 
gewinnen;  ao  fasste  er  den  Ent^chluss,  diesen  Rückzug  zu  decken,  den  Feind 
aufzuhalten  und  erst  im  Falle,  als  er  selbst  über  die  Brücke  nicht  käme,  sich 
fechtend  auf  Kivuli  zurückzuziehen.  In  dieser  Weise  Hess  er  auch  dem  Feld- 
marschall-Lieutenant von  Wocher  antworten.  Die  Höhe  von  Soga   bedrohte 


1502 


des  Feindes  linke  Flaake  und  Rücken;  ZobeTs  Erscheinen  auf  derselben 
musHte  ilim  daher  die  sehr  natürliche  Vcrmuthung  aufdringen,  dass  die  6  Com- 
pagnien  die  Avantgarde  einer  «ur  Unterstützung  eilenden  stärkeren  Truppe  sei, 
denn  von  diesem  Momente  an  stellte  er  seine  Verfolgung  ein  und  die  Brigaden 
Wohlgemuth  und  Erzherzog  Sigismund  konnten  durch  des  Obersten  Zobel 
Ausharren  den  Übergang  auf  das  h'nkc  Etseh-Ufer  in  bester  Ordnung  bewirken^ 
und  er  selbst  gewann  noch  Zeit  die  Brücke  zu  passiren. 

Während  der  Feldmarschall  Graf  Radetzky  in  der  Nacht  des  27.  Maideo 
Marsch  seiner  Armee  nach  Mantua  vollführen  Hess,  hatte  er,  um  dieses  sein  Vor- 
bahen  mehr  zu  unterstützen,  dem  bei  Rivoli  stehenden  Obersten  Baron  Zobol 
den  Befehl  gegeben,  am  28.  einen  Scheinangriff  auf  Gar  da  und  Bardolino  zu 
unternehmen,  und  wenn  der  Feind  vielleicht  durch  Entsendung  seiner  Kräfte  vom 
linken  auf  das  rechte  Mincio-Ufer  sich  gescbwäcbt  hätte,  ihn  am  folgenden  Tage 
anzugreifen  und  über  Cavalcasellc  zu  werfen,  um  den  Zweck  zu  erreichen,  die 
Festung  Peschiera  mit  Lebensmitteln  verseben  zu  können. 

Am  28.  Mai  langte  Zobel  mit  4  Compagnien  Kaiser -Jäger,  2  Compagnien 
von  Grossherzog  von  Baden -Infanterie  und  2  Raketen -Geschützen  Abends  ura 
7  Uhr  vor  dem  Orte  Bardolino  an^  als  er  mit  einem  Male  von  dem  Feinde  stark 
beschossen  und  mit  Geschrei  und  Sturmläuten  empfangen  wurde.  Schell  entschlos- 
sen liess  er  zur  Vorbereitung  des  Sturmcij  einige  Raketen  in  den  Ort  werfen,  setzte 
sich  hierauf  zu  Fuss  an  die  Spitze  seiner  Soldaten  und  rückte  stürmend  gegen 
Bardolino  vor.  Dieser  Ort  war  jedoch  von  allen  Seiton  so  stark  verbarricadirt  und 
vertheidigt,  dass  ungeachtet  der  grusstmöglichsten  Anstrengung  der  Sturm  crfol^^los 
Ideiben  musste,  und  Zobel  sich  in  seine  erste  Aufstellung  zurückzuziehen  gezwun- 
gen sah.  Nun  beorderte  er  die  beiden  Raketen -Geschütze  mit  einem  Th  eile  der 
Colonne  Unks  auf  die  Anhöhe,  liess  neuerdings  einige  Raketen  in  die  Stadt  werfen, 
setzte  sich  an  die  Spitze  der  auf  der  Ilauptstrasse  aufgestellten  Colonne  und  ordnete 
den  Stm-m  auf  beiden  Seiten  gleichzeitig  an.  Auf  diese  Ai-t  gelang  es,  nach 
einer  kurzen  Gegenwelii-  die  Bairicaden  und  den  Ort  zu  nehmen  und  den  Feind 
aus  Bardolino  gänzlich  zu  vertreiben.  Den  folgenden  Tag  liess  der  rastlose  Officior 
als  Brigadier  der  in  und  bei  Rivoli  aufgestellten  Truppen  zwei  Angriffscolonnen 
in  der  Richtung  gegen  La  eise  vorrücken;  und  zwar  die  eine,  welche  aus  4  Com- 
pagnien Kaiser -Jäger  und  2  Compagnien  von  Grossherzog  von  Baden -Infanterie 
bestand  und  bei  welcher  er  sich  befand,  auf  dem  Wege  über  Cavajon  gegen 
Calmasino.  Nachdem  dieselbe  um  1 2  Uhr  Mittags  hinter  Cavajon  auf  den  Feind 
gestossen  und  ihn  bis  in  das  Dorf  Calmasino  geworfen,  überdies  in  seiner  linken 
FlankedurchdlevomOberstenZobel  ausgesandten  Compagnien,  welche  die  Anhö- 
ben erstürmten  und  bis  zu  den  ersten  fläusera  des  Ortes  vordrangonj  nicht  weniger 
bedroht  hatte,  erhielten  die  Pieinontescn  eine  Brigade  und  mehrere  Geschütze  zur 
Unterstützung,  In  Folge  dessen  gelang  es  zwar  dem  Obersteu  Zobel  nicht  mehr, 


1503 


dJe  starke  Stellung  von  Calmasmo  zu  nchmenj  jedoch  durch  die  Tapferkeit  der  bei- 
den Bataillone  von  Schwarz  enberg,  und  namentlieh  durch  die  zweckmässige 
Verwendung  des  Majors  Seh ar in ger,  welcher  die  im  weiteren  Verlaufe  des 
Gefechtes  von  dem  Feinde  sehr  bedrohten  Hohen  der  linken  Flanke  veHheidigte, 
wurde  jede  offensive  Bewegung  des  Gegners,  der  nun  drei  Brigaden  vereinigt  hatte, 
vereitelt  und  das  Gefecht  bis  9  Uhr  Abends  standhaft  unterhalten,  wahrend  Oberst 
Zobel  mit  seiner  Colonne  auf  den  genommenen  Höhen  in  der  unmittelbaren  Nahe 
des  Feindes  die  Nacht  hindurcli  in  seiner  Stellung  verblieb  und  sich  erst  später 
aus  dieser  gar  zu  gefiihrdeten  Position  nach  Rivoh*  zurückzog. 

Diese  Demonstration  hatte  ihren  Zweck  erreicht,  denn  der  FeincT,  der  immer 
für  diesen  Theü  seiner  Stellung  Besorgnisse  hegte,  richtete  seine  ganze  Aufmerk- 
samkeit auf  Z  0  b  e  Ts  Bewegungen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  hatte  sich  der  tapfere  Oberst  in  den  sebwierigsten 
Momenten  des  Gefechtes  stets  an  die  Spitze  seiner  Truppen  gestellt,  keine  Gefahr 
gescheut  und  da,  wo  es  nothwendig  war,  an  die  Unterabtheilungen  während  des 
heftigsten  Gewehrfeuers  persönlich  seine  Befehle  iiberbracht,  wodurch  unver- 
kennbar seine  Krieger  zur  standhaften  Vertheidigung  der  verschiedenen  Positionen 
und  zur  Behauptung  derselben  angceifert  wurden. 

Zu  derselben  Zeit  als  der  Fcldmarschall  den  General  Durando  in  Vieenza 
besiegte,  waren  die  Piemontescn  daran  gegangen,  die  bei  Rivoli  detachirto  Brigade 
Zobel,  welche  diese  Stellung  bis  zum  9,  Juni  besetzt  hielt,  von  dem  Plateau  zu 
vertreiben.  Unterdessen  hatte  FeldmarschaU-Licutenant  Graf  Liehnovrsky  alle 
Vorkchrungpn  getroffen ,  um  das  Vordringen  des  Gegners  durch  die  Indicarien 
EU  hindern  und  einen  allcnfalsigen  Angriff  auf  Riva  und  Torbole  durch  die 
dort  aufgestellte  Flottille  zu  wehren.  Die  versuchte  Eröffnung  der  Verbindung 
durch  die  Val  Arsa  nach  Schio  konnte  wegen  d<jr  Unzulänglichkeit  der  Tnippen- 
stärke  und  der  auf  dieser  Strasse  von  den  Insurgenten  vorbereiteten  ausser* 
ordentlichen  Hindernisse  nicht  ausgeführt  werden* 

Am  9.  Juni  bemerkte  man  aus  den  Bewegungen  starker  feindlicher  Colonnen, 
datis  der  Feind  in  derThat  beabsichtige  die  Stellung  von  Rivoli  anzugreifen,  waÄ 
auch  am  10.  Morgens  um  6  Uhr  mit  sechs-  bis  achtfach  grösserer  Kraft  erfolgte, 
als  Oberst  Zobol  entgegenzustellen  vermochte.  Die  Picmontesen  rückten  mit 
einer  Colonne  auf  den  Hüben  von  S.  Pietro  bis  C.  Cocche,  mit  zwei  anderen 
gegen  Caprino  vor  und  liatton  ihre  starken  Reserven  bei  Costormano  und  Cayajon. 
Der  umsichtige  Oberst,  diesen  ihm  gegenüber  sich  bewegenden  Kräften  nicht 
gewachsen,  conccntrirte  »eine  Truppe  auf  der  zweiten  Ilohenreihe,  welche 
Rivoli  von  Norden  nach  Süden  in  einem  Halbkreise  umfängt,  und  sicherte  sich 
seine  Rückzugslinic  nach  Incanale  durch  3  Compagnien  Jäger,  1  Bataillon  von 
Fürst  Schwarzenborg-Ini'anterie  und  6  Geschützen.  Die  nach  Itivoli  und  C**pnno 
Ifulirenden  Wege   waren   durch   Steindämme,   grosso  Barricaden,  Verhaue   und 


1512 

Anerkennung  für  Sta.  Lucia  traf  den  im  Monat  April  1849  zum  FeldmarscLa 
Lieutenant  ernannten  Grafen  Straasoldo  auf  seinem  Zuge  in  das  päpstliche 
Gebiet,  wo  er  mit  seiner  Brigade  und  jener  des  Erzherzogs  Ernst  und  General- 
Majors  Pfanzelter  mit  eben  so  viel  Umsicht  als  Tliätigkoit  zur  Wiederherstel- 
lung der  gesetzlichen  Ordnung  das  Erspricsslichate  leistete. 

Um  das  Andenken  an  die  Helden  von  Santa  Lucia  unvergänglich  zu  erhalten, 
Hess  der  Feldoiarschall  Graf  Rade tzky  jene  Redauten  und  Batterien^  welche  zur 
Vollendung  der  Befestigung  von  Verona  auf  dem  Rideau  permament  erbaut  wurden, 
mit  den  Namen  derjenigen  Generale  bezeichnen,  welche  am  6,  Mai  1848  daselbst 
so  tapfer  gekämpft  hatten ^  und  so  fuhrt  seit  jener  Zeit  die  Battericj  welche  den 
Ort  vertheidigte  und  ihr  würdiger  Namensträger  so  hcldenmüthig  behauptete,  den 
Namen  „Strassoldo". 

Im  64.  Lebensjahre  und  nach  mehr  als  45  ununterbrochenen  Dienstjahren 
frat  der  tapfere  Graf,  der  seine  militärische  Laufbahn  als  Divisions -Commandant 
in  Mailand  beendete,  in  den  wohlverdienten  liuhestand  und  begab  sich  auf  das 
Familienbesitzthum  Strassoldo  nach  Friaul,  wo  ihn  die  eben  in  jener  Gegend 
verheerend  aufgetretene  Cholera  am  21.  September  1855  zum  Opfer  ersah. 


Kühn  ,  Freiherr  von  Kuhnenfeld,  Franz,  Oberst  im  General  -  Quartior- 
mcisterstabe,  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  3.  Classe,  Besitzer  des  Milltär- 
VerJienstkreuzes,  Sohn  des  als  Hauptmann  im  Jahre  1823  geadelten  Franz  von 
Kuhn,  ist  ein  ZogUng  der  Neustadter  Akademie  und  wurde  zu  Prossnitz  in  Mahren 
1817  geboren.  Einer  der  Vorzüglichsten,  ward  er  im  September  1837  als  Unter- 
lieutenant zu  Kaiser -Infanterie  und  seiner  vielseiflgen  Brauchbarkeit  wegen  bald 
darauf  in  den  GenerabStab  eingetheilt  und  befand  sich  als  Hauptmann  zu  Mailand, 
als  die  Revolution  in  Italien  zum  Ausbruche  kam.  Dieser  brave  Ofticier,  vom  vor- 
tretfüchatenRuf  in  der  Armee,  wie  Feldmarsehall  Graf  Radetzky  bemerkt,  i^Tirde 
nach  dem  Rückzuge  aus  Mailand  der  Brigade  Strassoldo  zugetheilf,  und  hatte 
sich  unter  allen  diese  Truppe  bcrübrcndeu  Verhältnissen  ah  ein  ausgezeichnet 
tapferer,  dem  Wirkungskreise  eines  Gcocralstabs-Ofliciers  vollkoniDjen  entspre- 
chender Soldat  bewiesen. 

Schon  iler  viertägige  Strassenkampf  in  der  lombardischen  Hauptstadt  Hess 
in  ihm  jene  Vorzüge  erkennen,  welche  er  im  Verlaufe  des  Feldzuges  so  häufig  zu 
beurkunden  Gelegcnticit  hatte.  Er  war  es,  dessen  Umsicht  und  Energie  die  Zer* 
Störung  der  gegen  den  Castcllplatz  aufgetuhrten  Barricaden  meist  zu  danken  war, 
und  er  entsetzte  am  2L  März  1848  Nachmittags  die  Besatzung  des  Militär-  und 
Platz-Commando-Gebäudes,  welche  nach  1 1  Uhr  Nachts  im  Castell  anlangte. 

Am  6.  Mai  1848  ward  die  siegreiche  Schlaclit  bei  Sta.  Lucia  goschhi gen. 
Die  Brigade  Strassoldo  stand  hier  auf  Vorposten,  sie  war  nicht  verpHichtet  den 
Kanupf  mit  drei  feindlichen  Brigaden  unÄunehmen,  liatte  auch  keinen  Befehl  dazu 


1513 


erhalten.  Hauptmann  Kuhn,  welcher  den  Ort  in  Vertheidigungsstand  gesetzt 
hatte,  erkannte  aber  die  Wichtig-keit  der  Stellung  und  vermochte  seinen  Brigadier 
dem  Feinde  Widerstand  leisten  zu  lassen.  Er  stand  ihm  mit  Ilath  und  Tbat  hiilf- 
reichst  zur  Seite,  und  als  eine  halbe  Batterie  vom  linken  Ausgange  des  Ortes  abfuhr, 
führte  sie  dieser  brave  Officier  im  stärksten  Kugelregen  wieder  von  Endlich  musste 
die  Brigade  nach  dreistündiger  hartnäckiger  Vertheidigung  des  Dorfes  bis  an  das 
die  Ebene  von  Verona  cinschüessende  Ridoau  weichen;  hier  fasste  sie  Posto  und 
verhinderte  das  weitere  Vordringen  des  Feindes.  Zu  schwach,  die  vielfach  über- 
legenen Piemontesen  aus  dem  Orte  zu  werfen,  sollte  dieBrigadeClam  des  L  Armee- 
corps eine  Diversion  in  des  Feindes  rechte  Flanke  unternehmen,  und  es  wurden 
hierzu  die  nüthigcn  Anstalten  getroßen.  In  diesem  Augenblicke  erschien  Haupt- 
mann Stein  haus  er  vom  2.  Corps  abgesendet^  welches  von  Massimo  bis  Chievo 
einem  mörderischen  Geschützfeuer  ausgesetzt  war,  um  vom  Feldmai^scball  Verhal- 
tiingsbefchle  für  den  Rückzug  nach  Verona  einzuholen,  da  sich  dieses  Corps  kaum 
länger  zu  halten  vermochte.  Von  der  Wichtigkeit  der  Behauptung  des  Rideau's 
durchdrungen,  forderte  Kuhn  dasselbe  schriftUch  auf,  sich  so  lange  als  uKiglich 
zu  halten  und  mit  dem  rechten  Flügel  von  Chievo  aus  selbst  vorzudringen,  um  die 
Diversion  der  Brigade  Clam  zu  unterstützen.  Diese  Aufibrderung  aus  eigenem 
Antriebe  in  Gegenwart  mehrer  Herren  geschrieben,  bewog  dem  Fcldmarschall- 
Lieutenant  Freiherrn  d'Aspre,  die  bereits  erlassenen  Anordnungen  zum  Rück- 
zuge seiner  Truppen  zu  widerrufen ,  wodurch  das  Gefecht  zum  Stehen  gebracht 
und  die  Entscheidung  der  wichtigen  Schlacht  hei  Sta.  Lueia  nicht  unbedeutend 
gefordert  wiirdo. 

Bald  darauf  war  Hauptmann  Kuhn  in  den  Treffen  bei  Montanara,  Cur- 
tatone  und  Goito,  bei  der  Einnahme  von  VicQUza  und  bei  Sommacampagna  und 
Cu.stozza,  namentlich  in  den  zwei  letztern  öefecbtstagen  unter  denjenigen«  welche 
durch  besonnene  Umsicht  und  Tapforkoii  sich  vorthoilhal\  bemerkbar  zu  machen 
wussten. 

Am  23.  Juli  Abends  erhielt  die  Brigade  Strassol  do  den  ßefelil,  vereint  mit 
der  Brigade  Graf  Clam  den  Monte  vento  anzugreifen,  den  detiniüven  Befehl 
sum  Angriff  aber  noch  abzuwarten.  Die  Brigade  stand  in  Marschcoloane  hereit| 
ak  der  zweite  ßcfehl  dahin  lautete,  dass  auf  Nachrichten  basirt,  die  den  Berg  ab 
stark  besetzt  angaben»  und  bei  dem  Umxtande,  als  die  Truppen  der  Rrigadc  ('lam 
von  dem  starken  Marscbe  sehr  ermüdet  seien  ^  der  AngritV  heute  zu  unterbleiben^ 
die  ürigadc  Strassol  do  eine  Defenniv -Stellung  bei  Valperrone  zu  bezichen  und 
den  Befehl  zum  Angriff  am  morgigen  Tage  a1)zu warten  habe.  Nachdem  Kuhn 
diese  Stellung  aufgesuchte  recognoscirto  er  allein  den  Monte  ventO|  fand  selben 
nicht  mit  liatterien  besetzt,  und  schloa«  daraus,  dass  der  Feind  auf  dem  Berge 
nicht  scbr  stark  i^ein,  Monte  \enta  aL*o  noch  heute  leiciit  genommen  w^erden  kanne. 
Er  machte  seinem  Brigadier  den  Vanfcblag  dieoeo  Funet  al^  äud«er»t  wichtige, 


1514 


Valcggio  und  die  vor  wartige  Ebene  doramirendc  Stellung  nocli  heute  anzugreifen, 
da  vielleicht  der  Feind  den  Berg^  eben  seiner  Wichtigkeit  wegen,  in  der  Nacht 
stark  besetzen  und  uns  die  Erstürmung  am  kommenden  Morgen  sehr  erschweren, 
vielleicht  ganz  unmüglich  machen  könnte.  Nach  mehrmaligen  Vorstellungen  von 
der  Wichtigkeit  des  Unternehmens  bewilligte  endlich  General  Graf  Strassoldo 
den  Angriff  auszuführen.  Das  10.  Jäger-Bataillon  ging  in  Divisions-Colonnen  in 
der  Front  zum  Angriff  vor,  gefolgt  vom  1,  Bataillon  des  17.  Inianterie-Regimenta 
Ilohenlohe,  während  Kuhn  das  2.  Bataillon  dieses  Regiments,  vom  Major 
Härtung  befehligt,  in  die  Flanke  führte.  Am  Fussc  des  Berges  angekommen, 
erhielt  er  einen  abermaligen  Befehl  nicht  weiter  vorzudringen^  da  es  bereits  dunkel 
zu  werden  anfing,  und  beute  keinen  Schuss  njebr  zu  thun.  Er  versprach  das 
letztere  genau  befolgen  zu  wollen,  äusserte  sich  jedoch,  am  Fusse  des  Berges  nicht 
stehen  bleiben  zu  können  und  bemächtigte  sich  stürmend  noch  um  10  Uhr  Nachts 
der  wichtigen  Höhe.  Fcldmarschall  Graf  Radetzky,  erfreut  über  diese  Unter- 
nchmungj  bedankte  sich  am  folgenden  Tage  bei  General  Strassoldo;  dieser 
erwiedcrte  jedoch  vor  der  ganzen  Suite:  ,, Nicht  mir,  sondern  dem  Hauptmann 
Kuhn  gebühre  das  Verdienst." 

In  Folge  dieses  glücklichen  Coups  verliess  der  Feind  auch  Valeggio,  welches 
dadurch  ohne  Schwertstreich  besetzt  und  von  Kuhn  in  der  Nacht  und  am  Morgen 
der  Schlacht  von  Custozza  zu  einer  hartnäckigen  Verthcidigung  hergerichtet 
wurde.  Der  feindliche  General  Bava  wollte  es  bekanntlich  forciren,  um  die  Ver- 
bindung  mit  Sonaz,  der  bei  Volta  stand,  herzustellen.  Seine  Anstrengungen 
scheiterten  an  der  Tapferkeit  imserer  Soldaten. 

In  der  erwähnten  Schlacht  von  Custozza  (25*  JuH)  hatte  sich  dieser  uner- 
müdctc  Officierj  der  jeden  Anlass  benutzte,  um  dem  Staate  seine  guten  Dienste 
zu  leisten,  unaufgefordert  dem  Recognoscirungs-Commando  des  Obersten  Wyss 
von  Erzherzog  KarHJhlanen  angeschlossen^  welches  rechts  von  der  gegen  Villa- 
franca  führenden  Strasse  aus  Valeggio  vorrückte.  Von  Casa  Ghirla  aus  hatte  er 
dann  eine  Recognoscirung  bis  an  das  die  Ebene  Prahlana  einschliessende  Rideau 
unternommen^  wo  er  etwa  700  bis   800  Schritte   von   demselben    entfernt   eine 


mehrere  tausend  Mann  starke  feindliche  Colonne  gewahrte,  welche  auf  der  Stra 
nach  Villafranca  und  der  Wiese  sorglos  stand.  Aus  eigenem  Antriebe  führte  Kuhn 
die  beiden,  dem  Detachement  beigegchenen  Cavallene-Geschütze  in  aller  Eile  bis 
an  das  Rideau  vor,  und  licäs  ein  so  schnelles  und  wohl  gezieltes  Feuer  gegen  diese 
Colonne  erötinen,  dass  sie  nach  einer  kleinen  Stunde  im  buchafäblichen  Sinne  des 
Wortes  auf  der  Prabiana  zerstreut  gegen  Villafranca  flüchtete.  Der  Feind  hatte  zwar 
diesem  mörderischen  Feuer  jenes  aus  mehreren  Geschützen  entgegengesetzt,  konnte 
aber  der  günstigen  Stellung  wegen  unseren  Kanonen  keinen  Schaden  zufügen. 
Dies  hatte  sich  ungefiihr  um  5  Uhr  Nachmittags  zu  einer  Zeit  ereignet,  als  die 
Piemontcöcn  Custozza  noch   besetzt  hielten;  welches  sie  jedoch,  wie  man  deut- 


lÖli 


p 


lieh  sah,  in  Folge  dessen  io  aller  Eile  verliessen  und  gleichfalls  gegen  Vülafraiica 
ÄurückeiUen.  Der  Erfolg  dieser  raschen  und  mit  Umsicht  ausgeführten  Handlung 
bestand  also  in  der  Zerstreuung  der  Reserve-Colonnen  und  nahm  auf  die  Räumung 
der  Höhen  von  Custozza  wesentLiehen  Ein&uss. 

Auf  dem  weiteren  fluehtühnlichen  Rückzuge  der  Plemontesen  nahm  Kuh  n  an 
dem  Gefechte  bei  S.  Marina  vor  Crcmona,  bei  Busiaco  und  Turano  vor  Lodi, 
und  vorzüglich  ausgezeichneten  Antheil  bei  Mailand  am  4.  August. 

Die  Brigade  Strassoldo  bildete  die  Avantgarde;  an  deren  Spitze  auf  der 
von  Melegnano  nach  Mailand  fuhrenden  Strasse  reitend,  erblickte  Kuhn,  bei  Casa 
Palma  angelangt,  durch  Laubwerk  verdeckte  Geschütze  bei  Casa  G am b a  1  o i ta 
aufgeätellL  Um  sich  hievon,  so  wie  von  der  Stellung  des  Feindes  näher  zu-über- 
zeugeUj  begab  er  sich  noch  weiter  vor  und  erstattete  seinem  Brigadier  die  münd- 
liche Meldung  über  das  Wahrgenommene*  Hierauf  wurden  zwei  sechspfündigo 
Geschütze  der  Fussbatterie  Nr,  2  vorgeführt,  drei  Compagnien  des  10.  Jäger- 
BataiUons  links,  die  andern  drei  rechts  von  der  Strasse  vorgeschoben,  um  den 
Gegner  und  seine  Geschütze  zu  umgehen  und  aus  der  Aufstellung  zu  vertreiben* 
Kuhn  ging  an  der  Spitze  der  links  von  der  Strasse  vorrückenden  drei  Compagnien 
bis  ungefähr  auf  gleiche  Höhe  von  Nosedo  vor,  wo  dieselben  jedoch  in  Fronte 
und  Flanke  derart  vom  Feinde  beschossen  wurden,  dass  ein  weiteres  Vordi-ingen 
zwecklos  und  genihrlich  zu  werden  schien.  Da  eine  in  die  Flanke  entsendete 
Patrouille  die  Nachricht  brachte,  dass  der  Feind  vor  Nosedo  mit  zwei  Bataillonen 
und  einer  Batterie  stehe y  liess  Kuhn  die  drei  Jäger-Compagnien  hinter  einem 
Erdaufwurfe  halten,  eilte  selbst  im  Laufschritte  —  das  Reiten  war  wegen  der 
vielen  Graben  unmöglich  —  zurück,  führte  das  3.  Bataillon  des  Warasdiner- 
Kreuzer  Greoz-Rcgiments  vor  und  stellte  es  links  von  den  mittlerweile  durch  die 
Übermacht  des  Gegners  zurüekgedrückten  Jägex- Compagnien  in  einem  Haken  auf, 
um  dem  Übergreifen  des  Feinde«,  welcher  dieselben  gegen  die  Strasse  zu  werfen 
beabsichtigte,  Einhalt  zu  thun*  Da  dieses  jedoch  ungeachtet  der  standhaftesten 
Ausdauer  der  Jüger  und  Grenzer  wenig  nützte^  der  Feind  vielmehr  seine  Über- 
flügelung  fortsetzte  und  unsere  Truppen  immer  mehr  gegen  die  Strasse  drückte. 
führte  Kuhn  nun  das  2.  Bataillon  des  Infanterie-Regiments  Prinz  Hohen  lohe 
und  zwei  Compagnien  Oguliner  dem  Feinde  selbst  in  die  Flanke,  liess  sie  eine 
doppelte  Kette  formiren  und  bewirkte  jetzt  eine  momentane  Gefechtspause* 

Mit  seinem  richtigen  und  siehern  militärischen  Blick  erkannte  er  sogleich, 
dass  es  hier  vorerst  nothwendig  sei  den  Feind  aus  der  Flanke  zu  vertreiben,  um 
wiedcrdie  Oifenslvo  ergreifen  zu  können,  und  war  in  seinem  Innern  fest  überzeugt, 
dass  der  Gegner  einem  entschlossenen  Bajonet- Angriffe  miserer  kampflustigen 
Truppen  schwerlich  widerstehen  dürfte;  er  liess  Marsch  schlagen»  den  linken 
Flügel  vornehmen  und  stürmte  gegen  den  Feind,  welcher  durch  die  Entschlossen- 
heit   und  Tapferkeit   der   durch    die  Herzhaftigkeit   ihres  Fuhrers    begeisterten 


1516 

Mannschaft  bis  überNosedo  und  Bcttolino  geworfen  wurde.  Durch  dieses  rasche  und 
kühne  Vordringen  wurde  die  bei  Casa  Gambaloita  aufgestellte  sechzehnpfündige 
piemontesische  Batterie  von  ihren  eigenen  sie  deckenden  Truppen  entblässt  und 
die  Möglichkeit  herbeigerdhrt,  dass  auch  die  drei  JUger-Conipagnien  wieder  vor- 
di'iJigen  und  vereint  mit  zwei  Compagnlen  des  zweiten  Bataillons  von  llohenloho 
die  erwähnte  Batterie  mit  der  Bespannung  erobern  und  die  Bedienungs-Mannschaft 
gefangen  nehmen  konnten. 

Da  jedoch  die  im  Feuer  gewesenen  Truppen  Ihi*e  ganze  Munition  heinahe 
verschossen  hatten,  so  nahmen  sie  in  der  geräumigen  Casa  Gambaloita  Stellung, 
waren  jedoch  daselbst  einem  verheerenden  Kanonenfeuer  von  Porta  Koraana  her 
ausgesetzt  und  nebstbei  in  Gefahr  die  eroberten  Kanonen  wieder  zu  verlieren, 
wenn  der  Feind  die  Offensive  ergreifen  und  mit  erneuerter  Kraft  vorrücken  sollte. 
Kuhn,  welcher  die  dringende  Nothwendigkeit  erkannte^  dass,  sollten  die  bisher 
errungenen  Vortli eile  nicht  wieder  verlorengehen,  eine  Uuterstützöng  herbeigezogen 
werden  müsöO,  eilte  unter  dem  heftigsten  feindlichen  Geschützfeuer  nach  Nosedo, 
wo  mittlerweDc  die  Avantgarde  des  2.  Armeecorps  angelangt  war,  führte  ein 
Bataillon  des  Infanterie*Regiments  Erzherzog  Ernst  gegen  Casa  Gambaloita! 
vor  und  stellte  dasselbe  zur  Deckung  vor  demselben  auf. 

Die  Brigade  dos  General-Majors  Grafen  Strassnldo  war  hier  bei  zwei 
Stunden  allein  im  Gefechte,  hatte  in  dieser  Zelt  die  Stellung  des  Feindes,  welcher 
von  Vlgentino  über  Casa  Gambaloita  gegen  Castegneto  und  Colombo  stand^ 
gesprengt,  ehe  noch  eine  andere  Brigade  in  das  Feuer  kam,  und  eine  sechzehn- 
pfundige  Batterie  mit  acht  Geschützen  samml  Munltionskarren  und  Bespannung 
genommen-  Zu  diesen  grossen  Erfolgen  hatte  dris  Vorführen  frischer  Truppen  in 
die  Flanke  des  Feindes  durch  den  Hauptmann  Kuhn,  dessen  schneller  Überblick, 
rastlose  Thätigkeit  und  Eifer,  so  wie  seine  persönliche  Tapferkeit  und  Entschlos- 
senheit wesentlich  beigetragen. 

Auch  im  Feldzuge  1849  hatte  sich  dieser  entsclilossene  Officier  bei  Gelegen- 
heit des  Gefechtes  von  San  Siro  am  2L  März  nicht  nur  durch  zwecknjässii>:e 
Leitung  der  Truppen,  sondern  auch  durch  persönliche  Tapferkeit  ausgezeich- 
netj  indem  er  mit  gezogenem  Säbel  als  Freiwilliger  mit  der  6.  Compagnie 
des  10.  Jäger-Bataillons  diesen  Ort  stürmte  und  durch  sein  Beispiel  die  Sol- 
daten aneifertc.  Später  machte  er  den  Zug  in  das  liömische  mit  und  kam  im 
September  zur  Armee  nach  Ungarn,  wo  er  bis  zur  Übergabe  von  Komom 
vor  dieser  Festung  verwendet  wurde  und  in  dieser  Verwendung  die  Beförderung 
zum  Major  erhielt. 

Die  ausgezeichneten Thatcn  bei  Sta.  Lueia  und  Malland  waren  Veranlas- 
sung, dass  dem  braven  Officier  im  Capitel  vom  Jahre  1849  das  Ritterkreuz 
des  Maria  Theresien  -  Ordens  zuerkannt  wurde,  dem  mit  Diplom  vom 
28.  December  1852  der  statutenmässige  Freiherrnstand  folgte. 


1517 


I 


WRATISLAW'NETTOLITZKTT  von  M 1 1 1  r  o  w  i t  z ,  E u g e n  Graf,  Feldmarschall, 
geheimer  Rath  und  Kämmerer^  Ilitter  des  goUleaen  Vliesses,  Grosskreuz  des  kai* 
serlichen  Leopold -Ordens,  Besitzer  des  Milifar- Verdienstkreuzes,  Inhaber  des 
1.  Kürassier-Regiments j  kam  den  8.  Juli  1786  zu  Wischepol  auf  der  ihm  gehöri- 
gen Herrschaft  Kost  bei  Jungbunzlau  zur  Welt.  Einem  voniebraon,  im  Juli  1701 
zur  Gnifen würde  gelangten  böhmischen  Gesehlechto  entsprossen,  das  seinen 
Ursprung  vom  Herzoge  Wratislaw  11,,  welcher  108t>  König  von  Böhmen  wurde, 
ableitet  und  hochverdiente  Männer  in  grosser  Zahl  dem  Staate  gegeben  hatte, 
verläugnoto  er  nicht  das  Blut  seiner  ausgezeichneten  Ahnen* 

Im  älterüchen  Hause  erhielt  Graf  Eugen  eine  sorgfältige  Erziehung.  Die 
frühzeitig  in  ihm  erwachte  Vorliebe  zum  Cavalleriedienste  machte  ihn  8ehon  in 
den  ersten  Jahren  seiner  am  1.  August  1804  als  Unterlicutenant  bei  Merveldt- 
Uhlanen  begonnenen  Dienstleistung  als  sehr  gewandten  und  verwegenen  Reiter 
bekannt,  und  da  er  diese  Vorliebe  mit  regem  Eifer  cultivirte,  so  konnte  es  nicht 
fehlen,  dass  ihn  der  tüchtige  Reiter-Oberst  Graf  Wartenslebcn  im  Frühjahre 
1805  in  das  von  ihm  commandirtc  BlankcnstclnJIusarcn-Regimcnt  mit  der  Beför- 
derung zum  Oberlieutenant  nahm.  ImTreflen  bei  Günzburg  gab  Graf  Wratis- 
law die  ersten  Proben  von  Tapferkeit.  Mit  allem  jugendlichen  Feuer  bot  er  den 
Gefaliren  Trotz  und  bei  dieser  ersten  Affaire  schon  wurde  ihm  das  Pferd  unter 
dem  Leibe  gctödtet.  BIankenstein*ITusaren  waren  dann  mit  der  Division  Jcllat^i  <^ 
in  Vorarlberg  von  der  Armee  abgeschnitten  und  desselben  Looses  wie  die  Haupt- 
armee bei  Ulm  gewärtig.  Da  war  es  nun  der  entschlossene  Warten  sieben,  der 
seine  Husaren  und  das  Chevauxlegers-Regiment  Klenau  zu  der  glHnzenden 
Waffenthat  aneifertc,  sich  mitten  durch  die  feindlichen  Heeresmassen  durchzu- 
hauen, —  ein  Wagestück,  welches  die  braven  Reiter  nach  Eger  in  Böhmen  in 
Sicherheit  brachte.  Diesem  Zuge  hatte  der  junge  Wratislaw  beigewohnt. 

Anfangs  des  Jahres  1809  ernannte  ihn  der  Erzherzog  Karl  zum  Rittmeister 
in  seinem  innehabenden  3.  Uhlancn-Regimentc.  In  dem  Treffen  bei  Landshut  und 
Siegburg  bewies  Wratislaw  so  grosse  Bravour  und  Geistesgegenwart,  dass  ihn 
sein  Brigadier  General-Major  Graf  Radetzky  besonders  auserwUhlte  mit  einem 
Streifcorps  die  Verbindung  mit  der  Hauptarmee  aufzusuchen.  Vom  Feinde  rast- 
los beunruhigt,  musste  sich  Wratislaw  mit  seiner  Abtheilung  durchschlagen  und 
erreichte  vor  Schärding  unsere  Nachhut.  Bei  Lambach  drängte  der  verfolgende 
Feind  so  heftig,  dass  mehrere  Grenz-Bataillone  Gefahr  liefen  gefangen  zu  werden. 
liier  galt  es  die  französische  Avantgarde,  wenn  auch  nur  flir  kurze  Zeit,  aufzu- 
halten. LTnter  einem  plausiblen  Vorwandc  wurde  Graf  W  rat  isla  w  als  Parlamentär 
abgeschickt  und  es  gelang  wirklich,  die  Neugierde  des  die  Vorhut  fiihrcnden  Gene- 
rals zu  fesseln  und  eine  Stociung  in  der  Bewegung  der  Truppen  hcrhcizurührcn. 
Wratislaw  wurde  sogar  an  den  die  Haapttruppe  befehligenden  Lefftbvre 
abgeschickt,   welcher   ebenfalls    halten    licas,   und   nachdem  der  kluge  OfGcicr 


1518 


längere  Zeit  auch  Leffcbvro  wohlcrsonneiio  Auskünfte  gegeben,  wurde  er  mit 
der  imbedeutenden  Depesche  in  Napoleon'^  IIauptc|uartier  gesendet.  Schon 
auf  halbem  Wege  kam  der  Kaiser  mit  seinem  Gefolge  dahergesprengt,  äusserst 
ärgerlieb  über  die  entstandene  Stockung,  und  gleich  mit  richtigem  Auge  den 
Zweck  des  Parlamentars  erkennend,  ohne  die  Depesche  gelesen  zu  haben.  Er 
befahl  die  Vorrückuug  zu  beschleunigen,  liess  Wratislaw  sehr  hart  an,  sprach 
von  füsiliren,  und  als  dieser  äusserte,  nur  dem  erhaltenen  Befehle  nachgekommen 
zu  sein,  verordnete  Napoleon,  ihn  acht  Tage  zurückzuhalten,  welche  Frist  dann 
auf  14  Ta*ge,  endlich  auf  ungewisse  Zeit  vei^längert  wurde.  Wratislaw,  unglück- 
lieh das  Treffen  bei  Ebelsbcrg  vcraäiimt  zu  haben,  wurde  endlich  nach  Sebönbrunn 
gebracht  und  nacli  der  Sehlacht  von  Aspern  zum  Kriegsgefangenen  erklärt.  Der 
Zufall  führte  ihm  in  dem  damaligen  Hauptmann  d'Aspre  —  seinem  Waffenge- 
tahrton  in  den  ruhmvollen  Jahren  1848  und  1849  —  einen  Gesellschafter  zu,  und 
bei  de  sollten  nach  Franki^eich  transportirt  werden.  Unsere  Helden  verständigten  sich 
bald  und  schon  inSiegbardskirchen  fanden  sie  Gelegenheit — wenn  auch  mit  Lebens- 
gefahr —  sich  zu  raczionirent  und  konnten  an  der  Schlacht  bei  Wagram  Theil  neh- 
men. Graf  Wratislaw  eommandirtc  die  Oberst  zweite  Schwadron  und  wurde 
oberhalb  Jedlersee  gegen  Stammersdorf  aufgestellt,  um  die  Flanken  des  Regiments 
zu  decken^  sollte  S'Ich  jedoch  in  kein  Gefecht  einlassen*  Seitwärts  von  ihm  war  die 
Oberst  erste  Schwadi'on  des  Kcgiments.  Da  gewahrt  Wratislaw,  dass  das 
5.  Wiener  Freiwilligen 'Bataillon,  vom  Feinde  überflügelt,  in  grrJsster  Gefahr 
schwebt  gefangen  zu  werden.  Das  Gefühl  eines  Soldaten  bestimmt  seine  Hand- 
lungsweise; trotz  Verbot  lässt  er  zur  Attac^ue  blasen^  stürzt  sich  an  der  Spitze  der 
Schwadron  unter  die  feindlichen  Retter  und  ist  mit  dem  Trompeter  bereits  in  Melde. 
Die  Scliwadron  stutzt,  ohne  zu  weichen.  Ilirem  wackeren  Fülu*er,  umringt  und  von 
Säbelhieben  bedeckt,  wird  von  einem  feindlichen  Schützen  das  Pistol  an  die  Brust 
gesetzt,  dieser  aber  von  einem  ansprengenden  Uhlanen  niedergestochen.  Dieser 
Uhlan,  eine  vom  Obersten  gesendete  Ordonnanz  mit  dem  erneuerten  Befehle,  nicht 
zu  attaquiren,  macht  Wratislaw  Luft;  indessen  ermannt  sich  seine  Schwadron 
und  stürzt  sich  auf  den  Feind,  auch  die  erste  Sehwadron  eilt  herbei  —  der  Feind 
weicht,  Major  Freiherr  von  Salis  ist  mit  seinem  Freiwilligen-Bataillon  gerettet. 
Das  Verlangen  nach  neuen  Tbaten  lässt  dem  tapferen  Grafen  nicht  Zeit  noch 
Ruhe,  seine  vielen,  jedoch  unbedeutenden  Wunden  zu  pflegen^  und  auf  dem  Rück- 
zuge vollführt  er  bei  Schongrabern  eine  glänzende  Attaque, 

Nachdem  Wiener  Frieden  bestimmten  ihn  Familienverhältnisse  im  Jahre  1810, 
seine  Charge  zu  quittiren.  Aber  schon  drei  Jahre  später  liess  der  Ernst  der  damaligen 
Zeit  dem  Grafen  Wratislaw  alle  Privatangelegenheiten  bei  Seite  setzen  und  er 
bewarb  sich  um  seine  Wiedereinlbeihnig,  welche  ungesäumt  mit  Rückerstattung  des 
Ranges  und  der  Dienstzeit  wieder  bei  ßlankenstein-Husaren  erfolgte.  WcilandKaiser 
Franz  berief  ihn  zu  sich  als  Ordonnanz-Ofiicier.   In  der  Schlacht  bei  Leipzig 


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1519 


glänzte  Wratislaw  durcli  Tapferkeit,  erhielt  den  kaiserlleli  nissischen  Wladimhr- 
Orden  4.  Classc  und  wui-dc  im  Deceniber  1813  zum  Major  bei  Erzherzog  Ferdi- 
nand-Husaren befordert j  wo  er  sogleich  das  Commando  einer  Division  übernahm* 
An  der  Spitze  derselben  machte  ei'  alle  Affairen  des  folgenden  Jahres  mit  und 
that  sich  ganz  besonders  bei  F  t^re-Champ  enoise  hervor;  mit  5  Schwadronen 
unternahm  er  wiederholt  glänzende  Attaquen  und  übergab  nach  Beendigung  des 
Kampfes  eine  erbeutete  vollständige  Batterie  und  1200  Mann  Gefangene*  Seine 
Division  allein  zählte  zwei  todte  Offielere  und  die  Mannschaft  erhielt  16  Tapferkeits- 
Medaillen»  Nach  dem  Einzüge  in  Paris  erhielt  er  das  Commando  einer  mobilen 
Colonnc  von  4  Schwadronen,  mit  welchen  in  der  Umgegend  von  Paris  die  Maro- 
deui's  und  Ausroii?serj  welche  sich  auf  Plünderung  verlegten,  aufgegi'ülen  und 
standrechtlich  behandelt  werden  sollten. 

Graf  Wratislaw  wurde  nach  dem  zweiten  Pariser  Frieden  zum  Oberst- 
Lieutenant  befürdcrt  und  im  März  1816  in  dieser  Charge  zum  Commandanten 
des  4,  Uhlanen  -  Regiments  ernannt.  Dieses  kaum  errichtete  Regiment  befand 
sich  in  einer  etwas  verwahrlosten  Haltung  und  bedurfte  einer  kräftigen  Hand, 
um  den  Mängeln  abzuhelfen.  In  der  kürzesten  Zeit  brachte  Wratislaw 
diese  Truppe  auf  einen  glänzenden  Stand  und  avaneirte  im  Jänner  1820  zum 
Obersten. 

Vierzehn  Jahre  stand  er  dem  Kaiser-Ühlanen-Regimento  vor  und  hob  es  auf 
eine  Stufe  der  Vollendung,  welche  sein  Talent  als  Soldat  und  Administrator  im 
glänzendsten  Liebte  erscheinen  Ucss.  Wratislaw  erlangte  als  Cavallorie-Oberst 
eine  Armee-Reputation;  von  seinen  brillanten  Pferden,  von  seiner  Heiterei  Bpracb 
Alles  mit  Bewunderung,  jede  Neuerung  in  der  Wafte  w^rde  ibm  zur  Begutachtung 
vorgelegt  und  er^wioderliolt  zu  Commissioncn  nach  Wien  einberufen. 

General. Major  im  Jahre  1830  geworden,  blieb  Wratislaw  einige  Zeit  als 
Brigadier  in  Italien,  kam  1835  zum  Hofkriegsrathe,  wurde  Feldmarschall-Lieute- 
nant und  nach  des  Generals  Clam-Martinitz  Tode  zum  General-Adjutanten 
Sr,  Majestät  des  Kaisers  Ferdinand  ernannt. 

Ehe  noch  die  Revolution  in  Italien  zum  Ausbrucho  kam,  wurde  er  zum  Com- 
mandanten des  L  Armeecorps  mit  dem  IIauptc]Uartierc  in  Mailafid  ernannt  und 
begab  sich  sofort  an  den  Ort  seiner  Bestimmung. 

Nach  dem  Gefechte  bei  Goito  am  8.  April  conccntrirte  Wratislaw  sogleich 
seine  Truppen,  um  dem  Feinde  entgegcmeurUcken ;  dieser  war  aber  ausgewirhcn. 
In  der  Schlacht  bei  Sta.  Lucia  waren  es  die  Brigaden  Strassoldo  und  Clam 
von  seinem  Corps,  welche  den  Ruhm  ernteten.  Wratislaw  selbst  leitete  das 
Treffen  und  gab,  als  sich  die  Brigade  Clam  entwickelt  hatte;  den  Befehl  z\xm 
allgemeinen  Sturme ,  der  mit  Entschlossenheit  begann  und  nacli  hartnäckigem 
Widerstände  uns  In  den  Besitz  von  Sta.  Lucia  brachte,  lUe  spater  auf  dem  Rideau 
vorwärts   Verona  erbauten  liedouten   erhielten   zur  bleibenden  Erinnerung  die 


1520 


Namen  jcücr  Generale,  weklie  am  6.  Mai  an  dieser  Stelle  sich  aosgezeiclinet 
hatten;  Toni  linken  zura  rechten  Flügel  in  der  Reihenfolge  die  zweite  ward  mit 
jeneni  des  Grafen  ^Wratislaw*«  getauft. 

Als  der  Feldmarschall  zu  Ende  Mai  die  Offensive  ergriff,  war  es  Graf 
WratißlaTv  mit  seinem  Corps^  welcher  ti^otz  des  hartnackigsten  Widerslandes  des 
fanatiöirtcn  Feindes  nacli  einer  vierstündigen  BescLicssimg  zuerst  Curtatone, 
dann  Montanara  erstürmte  und  den  geworfenen  Gegner  einerseits  gegen  Castel- 
luchio  und  Rivalta  hin  verfolgte,  wahrend  andererseits  von  den  aus  Montanara 
vertriebenen  feindlichen  Truppen,  in  deren  linke  Flanke  er  gleich  nach  der  Erstür- 
mung von  Curtatone  zwei  Bataillone  von  Graf  Gyn lay-Infanterie  entsendet  hatte, 
nach  und  nach  2UÜ0  Mann  gefangen  eingebracht  wurden. 

Der  Graf  hatte  hierbei  eine  rühmenswertho  Thätigkeit  entwickelt  Uner- 
schrocken wie  er  ist,  hielt  er  sich  auf  der  so  wichtigen  Strasse  von  Mantua  nach 
Curtatone,  und  zwar  im  Rayon  der  in  vorderster  Linie  kämpfenden  Brigade  Be  ac- 
dek,  im  Bereiche  des  stundenlang  anhaltenden  wohlgezielten  Geschützfeuers  auf, 
und  überwachte  und  leitete  von  da  aus  die  Gesammtwirkung  seines  in  dem  hart- 
nackigsten Kampfe  begriffenen  Armeecorps  auf  eine  Art,  wie  es  zur  Erlangung 
und  Festhaltung  eines  glücklichen  Erfolges  nöthig  war. 

Auch  in  dem  darauffolgenden  unentscbiedenen  G efechte  bei  G  o  1 1  o  am  30.  Mai, 
in  welches  sein  Corps  allein  mit  einem  doppelt  überlegenen  Feinde  verwickelt 
war,  trachtete  Wratislaw  mit  ruhiger  Besonnenheit,  mit  unerschütterlichem 
Muthe  und  ausserordentlichen  Anstrengungen  allen  nachtheiligen  Folgen  Einhalt 
zu  thun,  was  ihm  auch  vollkommen  gelang* 

Vor  Vicenza  hatte  er  sich  am  10.  Juni  mit  der  Qua-Division  Culoz 
über  Commenda  links  in  Verbindung  gesetzt,  sie  durch  das  10.  Jäger-Batail- 
lon und  1  Bataillon  Ilohenlohe  mit  Gescliütz  verstärken  lassen,  und  als  es 
Culoz  nunmehr  gelang  die  Verschanzungen  des  Monte  Berico  zu  nehmen,  war 
auch  der  Augenblick  gekommen,  im  Süden  gegen  die  Stadt  vorzurücken»  Feld* 
marschall-Lieutenant  Graf  Wratisl  aw  stellte  sich  an  die  Spitze  der  Division 
Karl  Schwarzenbcrg  und  verwandelte  die  von  der  Brigade  C 1  a m  ange- 
ordnete Demonstration  gegen  die  Rotonda,  welche  einem  scibstständigen  Fort 
nicht  unähnlich  war,  in  einen  ernsten  Angriff,  rückte  von  einer  Barricade 
und  einer  Villa  zur  andern,  bis  endlich  die  letzte  Terrasse  hart  ober  der  Stadt 
genommen  war.  Durch  dieses  kühne  Vorrücken  wurde  der  links  bei  der  Madonna 
dcl  Monte  postirto  Feind,  w^clcher  dem  General  Culoz  noch  AVidcrstand  leistete, 
in  seiner  linken  Flanke  nicht  nur  hedrolitj  sondern  lief  Gefahr  seinen  Kückisug 
in  die  Stadt  abgeschnitten  zu  sehen.  Die  Ortlichkeit  des  mit  Villen  und  Gär- 
tön besäeten  Höhenrückens,  die  von  Mauern  beiderseits  bekleideten  und  mit 
zahllosen  Barricaden  verlegten  engen  Wege  brachten  es  mit  sich,  dass  Graf 
Wratislaw    die   letzten  Gefechtestadien    zu   Fuss   mitmachen   musste,    wobei 


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I  er  sieh  fast  ohne  Unterbrechung  ajtimeist  bei  den  vordersten  Tij*aiUeurs  im  kleinen 
I  Gewehrfeuer  aufhielt,  uni  Allciä  mit  eigenen  Augen  zu  sehen,  jeder  Anordnung 
f  mehr  Nachdruck  zu  geben  und  seinen  Truppen  zum  aneifernden  Beispiele  zu 
dienen.  Es  war  nicht  bei  Curtatone  und  auf  den  Höhen  von  Vicenza  aUeiui 
wo  Graf  Wratislaw  an  der  Spitze  seines  Arnieeeorps  herzhaft,  mit  kluger  Um- 
sicht und  mit  einer  die  Gefahr  verachtenden  Tapferkeit  und  Ünerschrockenheit 
focht  und  wirkte,  er  leuchtete  mit  diesen  erhabenen  Soldatentugenden  a\s  Corps- 
Commandant,  auf  den  Aller  Augen  gerichtet  sind,  auch  bei  jeder  andern  Gelegen* 
helt  stets  als  ein  sebCines  Muster  voran. 

In  der  Nacht  vom  22.  auf  den  23.  Juli  brach  die  seit  dem  12.  in  und  um 
Verona  eoncentrirte  Ilauptarmee  auf  und  rückte  mit  den  Ilauptcolonnen  gegen  die 
von  den  piemontesiachcn  Truppen  besetzte  und  theilweise  verschanzte  Stellung 
der  Höhen  von  So  na  und  Somniacampagna  vor*  Das  1.  Armeecorps  bildete 
den  linken  Flügel,  und  hier  war  in  einer  Reihe  von  glänzenden  Siegen  bis  zur  Ein- 
nahme der  Stadt  Mailand  dem  Grafen  Wratislaw  erneuert  Gelegenheit  zur 
Auszeichnung  geboten,  und  wiu'de  derselbe  In  allen  Berichten  des  Feldmarschalls 
Grafen  Radetzkjr  unter  denen  genannt,  welche  sich  besonders  ausgezeichnet 
hatten,  i,  Vor  allem  aber  drängt  os  mlch^,  sagt  der  greise  Feldherr  in  seinem  Rap- 
porte, „der  grossen  Erkenntlichkeit  zu  (Erwähnen,  welche  der  Monarch  und  das 
Vaterland,  so  wie  ich,  den  Herren  Corpscommnndanten  FeldniarschalKLieutenant 
Grafen  Wratislaw,  Baron  d'Aspre,  von  Wocheri  Baron  Haynau  und 
Grafen  Thu  rn  schulden.* 

In  Anerkennung  der  Im  Laufe  dieses  Feldzuges,  namentlich  bei  Curtatone 
und  Vicenza,  bewiesenen  hervorragenden  Tapferkeit  wurde  dem  Feld marschall* 
Lieutenant  Grafen  Wratislaw  vom  Ordens-Capitel  int  Jahre  1848  das  Ritter- 
kreuz des  Maria  Theresi en-Ordens  zuerkannt,  und  er  überdies  von  Sr. 
Majestät  dem  Kaiser  durch  die  Verleihung  des  Grosskrouzes  des  Leopold- Ordens 
ausgezeichnet. 

Im  Feldzuge  1849  bildete  das  1,  Armeecorps  des  Anfangs  März  dieses  Jahres 
zum  General  der  Cavallerie  befurdcrteu  Grafen  Wratislaw  den  rechten  Flügel 
der  Armee;  es  rückte  am  21.  März  über  Gambolo  gegen  Mortara  vor,  und  hatte 
die  Weisung,  sich  rechte  von  dem  Orte  aufzustellen  and  eine  Abtheilung  unter 
dem  üommando  des  Oberst-Lieutenants  Schanz  von  Radetzky-llusarcn  nach 
Vigevano  zu  entsenden.  Auf  diesem  äusserstcn  rechten  Flügel  begann  der  Kampf 
um  11  Uhr  Mittags,  der  mit  der  Llinnahme  Mortara's  und  dem  Rückzüge  dea 
Feindes  in  der  Nacht  endete.  Am  22.  sotste  sich  die  Armee  um  1 1  Uhr  Morgens  in 
der  Richtung  von  Novara  neuerdings  in  Bewegung*  Das  L  Armeecorps  erreichto 
an  diesem  Tage  Cilavegna  und  erhielt  noch  in  der  Xachl  den  Befehl,  Über  Robbio 
nach  Vercelli  zu  marschireu,  um  eineriteiU!  den  Feind,  wenn  er  sich  mit  seiner 
Hauptmacht  dahin   zurückzöge,  auf  dieser  Strasse  mit  Macht  anzugreifen  und 

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1522 

andererseits j  wenn  der  Feind  bei  Novara  stehen  bliebe^  von  Robblo  aus  dem 
4.  Armeeeorps  rückwärts  njichzufolgen,  um  nach  Unistiinden  noch  weiter  links 
vei'wendct  zu  werden.  Dasselbe  konnte  durch  die  veränderte  Mai'schrichtung, 
nachdem  es  die  Operationslinie  der  andern  Corps  durchschnitt,  nur  verspätet  auf 
dem  SchlachtfehJe  eintreffen^  hatte  also  keinen  Theil  an  der  Schlacht  genommen. 
Und  so  war  es  dem  General  der  Cavallerie  Grafen  Wratislaw  gegünnt  nur  in 
den  der  Schlacht  von  Novara  am  21.  vorausgegangenen  Gefeclitcn  bei  Borgo  San 
Siro,  Gambolo  und  Vigevano  Proben  von  richtiger  Bcurtheilung  und  ausdauernder 
Tapferkeit  geben  zu  können. 

Der  Graf  war  in  der  eingetretenen  Friedensepoche  zu  der  hohen  Stellung 
eines  Comniandan ten  der  L  Armee  mit  dem  Hauptquartier  in  Wien  berufen^ 
welcher  er  bis  zur  Erhebung  zum  Fcldmarschall  im  September  1854  vorstand, 
Slit  dieser  höchsten  militärischen  Würde,  der  schon  zwei  Jahre  früher  der  Orden 
des  goldenen  Vliesaes  vorausgegangen  war^  verband  die  Huld  Sr.  Majestät  des 
Kaisers  auch  seine  Ernennung  zum  Hauptmann  der  Arcieren-Leibgarde. 


SCHWARZENBERG,  Felix  Ludwig  Johann  Friedrich  Fürst  von,  Feld- 
marschall-Lieutenant, Minister-Präsident  und  Minister  der  auswärtigen  Angelegen- 
heiten und  des  kaiserhchen  Hauses,  geheimer  ßath  und  Kämmerer,  Grosskreuz 
des  St  Stephan-,  des  kaiserlichen  Leopold-  und  des  Franz  Joseph -Ordens,  auch 
Kanzler  dieses  Ordens,  Inhaber  des  2L  Infanterie-Regiments,  stammte  aus  der 
älteren  Linie  dieses  um  Staat  und  Vaterland  verdienten  Hauses  und  war  zu 
Krumau  am  2.  October  1800  geboren.  Der  Fürst  hatte  sich  vorwiegend  der  diplo- 
matischen Laufbahn  gewidmet;  seine  Verdienste  als  Minister  überragön  trotzdem 
jene  des  Soldaten  nicht,  denn  in  beiden  Richtungen  war  es  ihm  gegönnt  Grosses 
und  Erspriessliches  zu  leisten. 

Im  18.  Lebensjahre  Cadct  bei  dem  8.  Klirasaier-Regimente,  durchlief  er 
schnell  die  subalternen  Officiersgrade  und  war  schon  im  üecember  1822  Rittmeister 
in  dem  UUanen-Regimente  seines  berühmten  Oheims.  Im  Frühjahre  1824  ging  er 
als  Gesandtschafts-Attachd  an  den  Hof  nach  St.  Petersburg;  im  November  1826 
mit  Aufträgen  über  Paris  nach  London,  machte  von  dort  die  ausserordentliche 
Mission  nach  Rio  mit  und  kehrte  im  Mai  des  folgenden  Jahres  zurück.  Wieder 
nach  Lissabon  und  Madrid  in  besonderer  Sendung  verwendet,  wurde  er  1830  Bot- 
schafts-Atta.ch<5  zu  Paris,  im  September  1831  Major,  und  im  darauffolgenden  Jahre 
nach  Berlin  versetzt ;  hier  traf  ihn  im  Jahre  1833  die  Beförderung  zum  Oberst-Lieute- 
nant, im  August  1835  jene  zum  Obersten  und  1838  seine  Ernennung  zum  ausser- 
ordentlichen Gesandten  an  den  Höfen  von  Parma  und  Turin,  wo  er  im  April  1842 
zum  General-Major  vorrückte  und  die  geheime  Rathswürde  erhielt. 

Im  Jahre  1846  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Neapel  übersetzt^  verstand  es  der 
Fürst,  als  am  26.  März  1848  das  kaiserliche  Wappen  seines  Hotels  verunglimpft 


1523 


wurde,  die  Würde  des  Kaiserstaates  gegenüber  der  Frechheit  des  Pöbels  und  der 
Ohnmacht  der  Regierung  kräftig  zu  wahren,  unterhracli  dann,  als  ihnt  die  gefor- 
derte Geniigthming  nicht  zu  Theil  wurde ,  die  officiellen  Verbindungen  und  eilte 
zur  Armee  nach  Italien,  um  die  Entbehrungen  des  Lebens  im  Felde  mit  der  Beliag- 
lichkeit  einer  Diplomatenstellung  zu  vertauschen.  Mitte  April  übernahm  er  eine 
Brigade  beim  Reservecorps  des  Feldzeugmcisters  Nugent  und  bewies  schon  in 
einigen  Tagen,  dass  er  hier  wie  dort  zu  ITausc  sei.  Am  17.  April  wurde  der  Isonzo 
überschritten;  bei  dem  von  den  Insui-genten  hartnäckig  vertheidigten  Dorfc  Visco 
erhielt  ein  Theil  der  Brigade  die  Feuertaufe ,  wobei  ihr  Commandant  wacker  die 
Patlienstelle  vertrat.  Weitere  Gefechte  bestand  die  Brigade  bei  Palmanuova  und 
Vicenza.  In  jedem  dieser  Kämpfe  hätte  das  freie  Lücheln,  welches  unverdrängbar 
um  die  Zuge  des  Fürsten  spielte,  in  das  heiterste  Gewüld  des  Salons  versetzen 
können,  wUre  man  nicht  durch  einiges  Pfeifen,  Zisclien  und  Sausen  ringsumher 
eines  andern  belehrt  worden.  Zu  dieser  Unerschi^ockenheit,  dem  Grundelementc 
militärischer  Popularität,  und  zu  dem  guten  Klange,  womit  der  ritterliche  Name 
Seh  warzenberg  von  früheren  Krieger -Generationen  dem  Soldaten  überliefert 
war,  kam  noch  die  Überzeugung  von  der  Gabe  einsichtsvoller  Führung  und  von 
wachsamer  Sorge  für  das  Wohl  des  Mannes,  um  dem  Fürsten  alle  Herzen  zu 
[gewinnen*  In  guten  und  bösen  Stunden,  von  Regen  durchnässt,  von  Hitze  und 
Müdigkeit  erschöpft,  wenn  die  Zeltflasche  wohl  gefüllt,  aber  auch  wenn  der  Wein 
darin  schon  lange  versiegt  war,  stets  begrüsste  die  Truppe  Sehwarzenberg^s 
Erscheinen  mit  jubelndem  Zurufe. 

Das  Reservecorps  war  in  Verona  eingetroffen,  der  Fürüt  erhielt  das  Commando 
einer  Division.  Im  Treffen  von  Curtatone,  dem  Se.  Majestät  der  Kaiser  Frans 
Joseph  als  achtzehnjähriger  Erbe  des  Thrones  beiwohnte,  stieg  Fürst  Schwar- 
jEonberg  dreimal  vom  Pferde  und  führte  die  Sturmcolonnen  zum  Angriffe,  deren 
Anstrengungen  endlich  die  Durchbrechung  der  feindlichen  Verschanzungcn  gelang. 
Bei  dem  Angriffe  auf  Goito  zeichnete  er  sich  abermals  durch  seinen  ritterlichen 
Muth  aus-  Immer  in  den  vordersten  Reihen  fechtend,  sah  man  ihn  dort  wo  die 
Gefahr  am  grössten  und  ungeachtet  einer  am  Arme  erhaltenen  Wunde  am  Kampf- 
plätze bis  zur  Beendigung  des  Gefechtes  ausharren. 

Von  seiner  Wunde  noch  nicht  hergestellt,  rückte  er  am  Tageoaeh  der  Schlacht 
von  Custozza  zur  Armee  ein,  übernahm  das  Commando  einer  Division,  kämpfte  aber* 
mals  mit  nusgezeichneter  Tapferkeit  vor  den  Thoren  Mailands  und  führte  dann 
das  Militär-  undCivil-Gotivernemcnt  dieser  Hauptstadt  mit  der  ihm  eigenen  Energie, 

Dies  w^aren  seine  Thaten  als  Soldat,  Seine  Bescheidenheit  verhinderte  ihn  die 
Ansprüche  auf  den  Theresien-Orden  geltend  zu  machen;  doch  diese  Bescheiden- 
heit konnte  den  Feldmarschall  Grafen  Radetzky,  unter  dessen  Augen  er  diente, 
nicht  zurückhalten,  Seine  Majestät  dem  Kaiser  in  einem  allerunterthltnigsteD  Vor- 
trage vom  29,  December  1848  zu  versichern ^^dasa  das  Theresien-Kreuz  keine 


1524 


würdigere  Brust  schmUcken  künne.  Gestützt  auf  diesen  Vortrag  und  auf  Ein  sehreiten 
des  Feldmarscballs  vom  4.  April  1849  an  das  Ordens  -  Capitel,  erkannte  dieses 
dem  tapferen  Fürsten  das  Ritterkreuz  zu. 

Was  er  als  Diplomat  bei  der  Armee  in  Italien  geleistet^  war  niclit  weniger 
%vichtig  fiir  des  Vaterlandes  Wohl,  denn  der  Feldm<arschall  hatte  Mm  mit  ausser- 
ordentlichen und  scliwierigen  Sendungen  betraut.  Kurze  Zeit  vor  der  Schlacht  bei 
Custozza  lüste  er  jene  grosse  Aufgabe,  die  Oaterrcieb  vor  Schmach  und  Schaden 
schützte.  Der  Fefdmarsctiall  hatte  uämlich  inmitten  der  Vorbereitung  zur  Ver* 
nicbtung  seines  Gegners  von  Innsbruck  den  Befehl  erhalten,  Karl  Albert  einen 
Waffenstillstand  anzutragen,  um  „unsere  schmach vollen  Londoner  Unterhandlungen  " 
zu  erleichtern.  Noch  tiiefte  die  Stirno  des  Greises  A^on  dem  Schweisse,  den  er  auf 
den  Schlachtfeldern  von  Curtatone,  Goito  und  Viccnza  vergossen ^  als  ihm  dieser 
Auftrag  ward.  Schon  war  die  vcrhaognissvolle  Feder  eingetaucht^  da  verwandelte 
sich  sein  Schreiben  an  Karl  Albert  in  eine  dringende  Vorstellung  an  seinen 
Kaiser,  in  der  er  das  Verhängnissvolle  dieses  Schrittes  schüdertej  die  nahe  Aus- 
sicht des  Sieges  zeigte  und  endlich  den  Kaiser  hat,  ihn  dieses  Befehls  zu  entheben. 
Er  sandte  dann  nach  dem  General  Fürsten  Felix  Scliwarzenberg,  der  noch  an 
der  bei  Goito  erhaltenen  Wunde  litt,  und  bat  ihn,  sich  der  Aufgabe  zu  unterziehen, 
dieses  Schreiben  an  den  Kaiser  zu  bringen  und  durch  seine  Kenntnis  der  Lage 
der  Dinge  und  seine  Beredsamkeit  diesen  unheilvollen  Schritt  zu  hintertreiben. 
Es  gßlang  seiner  überzeugenden  Darstellung ,  diesen  Schlag  abzuwenden.  Sechs 
Wochen  später  war  Italien  besiegt  und  das  österreichische  Panier  wehte  von  den 
Wällen  Mailands. 

Des  Fürsten  Beruf  in  dieser  besiegten  Stadt  war  von  kurzer  Dauer.  Noch  im 
Juli  zum  FeldmarschaO-Lieutenant  befordert,  begab  er  sich  nach  Wien  zur  güna- 
lichen  Heilung  seiner  Wunde;  hier  war  er  Zeuge  des  unseligen  6.  Ocfobers. 
Die  Tragweite  des  Aufruhrs  richtig  erwägend,  eilte  er  nach  Schtinbrunn  und  traf 
die  entsprechendsten  Massregeln  zur  Sicherheit  der  geheiügten  Person  des  Kaisers 
und  der  AU erh ochsten  Mitglieder.  Als  endlich  nach  manchen  bitteren  Eifahrungen 
die  Zügel  der  Regierung  festen  Händen  anvertraut  werden  musstcn  und  die  Gnade 
seines  Kaisers  ihn  am  21.  November  1848  zu  der  höchsten  politischen  Stelle 
berief,  blickte  namentlich  der  Soldat  mit  freudiger  Zuversicht  zu  ihm  hinan,  mit 
der  Zuversicht,  dass  die  Vorzüge,  welche  sein  militärisches  Wirken  zu  bew^undern 
Gelogooheit  gaben,  nur  noch  im  ausgedehntesten  Umfange  staatsmännischen 
Wirkens  segensreich  ihren  Glanz  über  ein  einiges  und  starkes  Ositerreich  ausbreiten 
werden.  Leider  war  es  dem  Fürsten  nur  kurze  Zeit  gegömit,  dieser  einflussreichen 
Stellung  vorzustehen.  Schon  am  5.  April  1852  endete  ein  Schlagfluss  plötzlich 
sein  Leben  zu  Wien,  unvergesslich  dem  Kaiser  und  Vaterlande.  Wie  die  hehre 
Gestalt  des  Fürsten  den  Zeitgenossen  erschien ,  die  ihm  näher  standen ,  das 
sagen   die  Worte,    mit    welchen  ein  bedeutender  Jlann    seiner    Umgebung   des 


1525 

Meistors  BUd  in  scharf  umrisseneo  Z\xgen  gezeiehact:  ^Es  war  Fürüt  Felix 
Seh  warzenborg  vor  Allem  ein  Mann  der  Ordnung,  und  begabt  mit  seltener 
Energie  und  Ausdauer,  wollte  er  diese  mit  Aufwand  aller  Kräfte  und  um  joden 
Preis  in  der  Welt  erhalten  wissen.  Zugleich  war  er  mit  Leib  und  Seele  Soldat, 
und  als  solcher  von  der  Ausgiebigkeit  und  der  Nutzbarkeit  der  der  Ordnung  zur 
Stutze  dienenden  kriegerischen  Mittel  auf  das  Innigste  durchdrungen.  Diese  wollte 
er  nie  aus  der  Ilaud  geben  iiinJ  nie  zögerte  er  von  ihnen  Gebrauch  zu  machen, 
wenn  die  Grtmdlage  der  bürgcrtichen  Crosellschaft,  die  Ordnung  innerhalb  des 
Bereiches  seiner  Wirksamkeit  bedroht  werden  sollte.  Dabei  war  aber  Fürst 
Seh warz enberg  nichts  weniger  als  ein  Anhänger  des  Alten,  weder  der  alten 
Missbräuche,  noch  der  alten  Sehlaft'boit,  und  gerne  bereit  dem  Fortschritte  zu  hul- 
digen und  auch  neue  Formen  des  staatliehen  Lebens  sieh  anzueignen,  ~  so  lange 
als  sich  jener  Fortsehritt  und  diese  Formen  innerhalb  der  Grenzen  bewegen,  die 
die  Erhaltung  bürgerlicher  Ordnung  möglich  machen*  Innerhalb  jener  Grenzen 
konnte  Fürst  Seh  war  z  en  borg  Immer  ein  Mann  des  befugten  und  vernünftigen 
Fortsehrittes,  ausserhalb  derselben  musste  er  entschieden  ein  Mann  der  Gc- 
walt  sein.*^ 

Fügt  man  zu  dieser  vollausgeprägten  Richtung  des  Fürsten  die  Eigenschaften 
seines  Charakters  — einen  unbeugsamen  Willen,  persönlichen,  morcilisehen  und 
physischen  Muth;  jene  Consequenz  im  Denken  und  Handeln,  endlich  die  auf- 
opferndste und  geprüft estc  Liebe  für  sein  Vaterland,  welche  die  genaueste  Kennt- 
niss  und  Würdigung  dessen  nicht  aussehloss  w*a3  draussen  vorging:  so  haben  wir 
das  Charakterbild  dieses  bedeutenden  Mannes  in  naturgetreuer  Wahrheit ! 


CLAM  GäLLAS,  Eduard  Graf,  Feldmarschall  -  Lieutenant,  geheimer  Rath 
und  Kämmerer,  Kitter  des  kaiserlichen  Ordens  der  eiseraen  Krone  erster  Clasae, 
Commandeur  des  Leopold  -  Ordens,  Inhaber  des  10.  Uhlancn- Regiments ^  ist  zu 
Vrng  am  14*  MUrz  1805  geboren. 

Das  uralte  Geschlecht  der  Pörger,  Edlen  Herren  von  Höchenperg, 
blühte  hu  zum  vierzehnten  Jahrhundert  in  Kärnttien,  siedelte  dann  nach  Osterreich 
über  und  erwarb  im  Jahre  1524  die  Feste  und  Herrschaft  Clam  im  Machland 
(Untermühlviertel),  von  welcher  Zeit  an  sieh  die  Nachkommen  Edle  Herren  von 
und  zu  Clam  nannten,  1655  Freiherren  und  im  November  1759  Grafen  wurden. 
Das  Haus  theilt  sich  in  die  ältere  Linie  Martini z  und  die  jüngere  G alias. 

Graf  Cl am  begann  die  uiiliiärisehe  Laufbahn  im  17.  Lebensjahre  als  Cadet 
beim  8.  Kürassier -Re^imente,  durchlief  in  wenigen  Jahren  die  subalternen  Grado 
und  war  schon  im  November  1835  Major,  im  Juli  1839  Oberst  in  demselben 
Regimente,  wo  er  zu  dienen  begonnen.  Im  August  1846  zum  General-  Major  und 
Brigadier  in  Prag  ernannt ,  ward  er  zu  Anfang  des  Jahres  1848  in  gleiclier  Eigen 
sefaaftnachMjiiland  übersetzt  und  bald  sollten  die  Märztage  aelner  Uner«ßhrockcnheit 


1526 


und  persönlichen  Tapferkeit  die  erste  Weihe  gegeben,  die  dann  im  Verlaufe  des 
Krieges  eine  spricliwörtliclie  geworden. 

Am  ersten  Tag  der  Empörung  in  dieser  lombardischen  Hauptstadt  ging  das 
Bestreben  der  Insurgenten  zunächst  dahin,  einige  Stadttliore  zu  gewinnen,  um 
mit  dem  Aufstände  auf  dem  Lande  in  unmittelbare  Verbindung  zu  treten.  Die 
Angriife  der  Mailänder  richteten  sich  am  20.  März  besonders  gegen  die  nach  Pie- 
mont  führende  Porta  Ticinese,  wo  ihnen  der  Umstand  günstig  war,  dass  die 
Häuserreiben  ganz  nahe  an  das  Thor  reichen  und  hart  an  den  Wall  stossen.  General- 
Major  Graf  Clam,  welchem  die  Vertheidung  dieses  Rayons  übertragen  war, 
behauptete  jedoch  das  Tlior  und  die  an  dasselbe  grenzende  Piazza  di  S.  Eustorgio, 
bew^aclite  alle  Zugänge  von  der  West-  und  Südseite  vom  Castell  bis  zur  Porta 
Toaa,  und  deckte  in  dieser  Stellung  am  20.  den  Abzug  der  Armee  aus  Mailand* 

Die  Schlacht  bei  Sta.  Lucia  ara  6.  Mai  war  für  Gl  am  sehr  ehrenvoll;  eines 
der  vor  Verona  erbauten  Werke  erinnert  an  die  Helden  dieses  Tages  und  auch  an 
ihn,  denn  die  erste  der  Redouten  von  rechts  nach  links  fülu-t  seinen  Namen.  An 
diesem  heissen  aber  ruhmvollen  Tage  stand  die  Brigade  Clam  am  äussersten 
rechten  Flügel;  sie  w^ar  anfangs  nur  schwach  angegriffen  worden,  allein  der 
Verlust  Sta.  Lucia*s  gab  ihre  rechte  Flanke  bloss  und  sie  musste  sich  gegen  das 
Rondel  zurückziehen.  Verstärkt  durch  ein  Bataillon  Geppert  und  zw^ei  Com- 
pagnien  Prochaska,  echellonirte  Clam  seine  Truppe,  dass  sie  den  Ort  in  der 
Flanke  nehmen  konnte^  und  fülirtc  diese  Flankenbewegung  mit  Eile  und  Geschick- 
lichkeit der  Art  aus,  dass  dos  Feindes  linker  Flügel  sich  zum  Rückzuge  entschloss 
und  der  hartnäckige  mehrstündige  Kampf  der  Entscheidung  zugeführt  wurde. 

Gleich  glänzende  Waffen thaten  vollführte  dieser  tapfere  General  ara  29.  Mai 
hei  dem  Sturme  auf  Montana ra,  dann  bei  jenem  auf  Vice nza.  Beide  Male 
wird  sein  Name  in  der  Relation  unter  den  Ausgezeichneten  genannt. 

Während  das  erste  ArmeecorpSj  zu  w^elchem  Clam 's  Brigade  gehörte,  am 
23,  Juli  von  Sta.  Lucia  gegen  Sommacampagna  vorrückte,  war  Clam  über  Calzoni, 
Accademia  und  öanfai^dine  zur  Deckung  der  linken  Flanke  desselben  beordert, 
und  hatte  den  Auftrag,  auf  der  von  Verona  nach  VilJafranca  führenden  Strasse 
stellen  zu  bleiben  und  das  befestigte  Villafranca,  welches  vom  Feinde  stark 
besetzt  war,  zu  beobachten.  General-Major  Graf  Clam  war  mit  Tagesanbruch 
bis  Ganfardine  vorgerückt,  ging  sodann  während  des  Gefechtes  bei  Sommacam- 
pagna ohne  Schwertstreich  bis  auf  die  östlich  von  Custozza  gelegenen  Hohen,  wo 
er  mit  seiner  Brigade  Stellung  nahm  und  mit  einbrechender  Nacht  den  Monte 
Torre,  Custozza  und  den  Monte  Mamaor  besetzte.  Nachmittags  um  5  Uhr  des 
andern  Tages  in  dieser  Stellung  durch  die  Brigade  Simbschen  abgelöst,  rückte 
er  in  die  Stellung  zw^ischen  S.  Zeno,  Gardoni  und  Feniletto,  und  setzte  sich 
sowohl  mit  dem  Monte  Vento  als  mit  Valeggio  in  Verbindung.  Bald  nach  dem 
abgeschlagenen  feindlichen  Angriffe  auf  Valeggio  (am  25.  Vormittags)  rückten 


1527 


von  der  Ebene  von  Villafranca  starke  feInJHclie  Colonnen  vor  untl  drangen  in  das 
unterhalb  Custoxza  befindliche  Tione-Thal  ein.  General -Major  Clam  Hess  das 
erste  Bataillon  von  Prochaska-Infanterie,  dann  ein  demselben  schon  früher  zuge- 
wiesenes Bataillon  von  Haynau-Infantcrie  links  rücken.  Gleichxeitig  zeigie  sich  der 
Feind  auch  sclion  auf  dem  Monte  Maniaor^  und  es  entspann  sich  sofort  ein  ernst- 
haftes Gefecht.  Der  linke  Flügel  der  Brigade  Clam  ward  rait  Ungestüm  ange- 
griffen;  der  Gegner,  bereits  bis  Feniletto  vorgedrungen,  beschoss  mit  drei 
Batterien  die  Anhöhen  von  Gardoni  and  Ripa»  General-Major  Clam,  die  grosse 
Gefahr  erkennend^  welche  der  ganzen  Armee  drohen  würde,  wenn  es  dem  Feinde 
gelange  auf  seinem  linken  Flügel  durchzubrechen  ^  hatte  ungeachtet  des  Befehles 
zum  Rückzuge  nicht  nur  seine  Stellung  nicht  verlassen,  sondern  durch  eine  unter 
dem  heftigsten  feindliehen  GeschütÄfeuer  ausgerührte  Frontveränderung  den  Geg- 
ner, welcher  sich  schon  der  Höhen  von  Mamanr  bemeistert  und  daselbst  sechs 
Batterien  eingeführt  hatte,  derart  in  die  Flanke  gefasst  und  nachdrücklich  ange- 
griffen, dass  derselbe  nach  einem  mehrstündigen  Gefechte  von  seinem  Entschhisse, 
daselbst  durchzubrechen^  abgehen  und  seinen  Rückzug  in  der  Richtung  von  Yilla- 
franca  antreten  musste.  Bei  dieser  Gelegenheit  hatte  Clam  neben  grosser  Disp'o- 
sitionsföhigkeit,  neue  Proben  persönlicher  Tapferkeit  abgelegt,  indem  er  sich  In 
dem  heftigsten  Kampfe  mit  einem  mehrfach  überlegenen  Feinde  auf  die  bedrohten 
Puncto  begab ,  aufmunternd  den  Muth  der  Truppen  belebte  und  denselben  als 
ein  musterliafles  Beispiel  von  Unerschrockenheit  und  Standhaftigkeit  vorlouchtete. 

Auf  dem  Marsche  von  Lodi  nach  Mailand  war  die  Brigade  Clam  über  Triulzo 
nach  Morsonchio  auf  die  von  Linate  nach  Mailand  führende  Parallelstrasso  ent- 
sendet, um  sowohl  die  rechte  Flanke  des  1.  Armeecorps  zu  sichern,  als  atich  wo 
rauglich  in  des  Feindes  linke  Flanke  zu  wirken.  Dieser  Marsch  wurde  sehr 
schleunig  ausgeführt  und  Morsenchio  besetzt.  Das  verbarricadirte  Castegnedo 
wurde  mit  Sturm  genommen  und  der  Feind  bis  Casa  Besana  zurückgeworfen.  Nach 
der  am  6.  August  1848  crfolgtenEinnafame  von  Mailand  ward  der  General-Major  Graf 
Clam  mit  der  Nachricht  tlicses  Sieges  an  das  Kriegsministerium  nach  Wien  gesendet. 

Der  Monarch  hatte  den  tapferen  General  schon  früher  mit  dem  Commandcur- 
kreuze  des  Leopold* Ordens  ausgezeichnet,  das  Ordens- Capital  vom  Jahre  1843 
aber  ihm  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien  -  Ordens  zuerkannt.  Graf 
Clam  verzichtete  jedoch  in  dankbarer  Erinnerung  an  die  nihmwürdigen  Erfolge 
der  kaiserlichen  Waffen,  besonders  an  dcn%vcltgeschIchtIichcnTag  ronVnsiozzii^  auf 
die  mit  diesem  Orden  verbundene  jährli^^he  l'ension  von  6<XJ  Gulden  auf  Lebenszeit 
und  widmete  sie  zur  Betheiligung  an  die  mit  Tapforkeits-Medaillen  Ausgezeichneten 
und  Verwundeten  jener  Truppen  >  welche  bei  Custozza  unter  ihm  gefochten 
und  ihm  das  Ehrenzeichen  erringen  geholfen  hatten* 

Im  Aprill849  zum  Feldmarschall-Lieutenant  bcfTJrdert,  wurde  Clam  Anfangs 
Juni  zum  Commandanten  doa  Siebenbürger  Anneecorps  ernannt*  Dieses  Corps 


1528 

bei  Czcrnecz  in  der  Walachei  aufgestellt  und  hier  den  Beginn  der  Operationen 
des  russisclien  Armeecorps  unter  Geiieral-Lieutenant  Lüder.s  erwartend,  bestand 
aus  der  Division  des  General  -  Majors  Grafen  Pergen  mit  den  Brigaden  der 
Obersten  van  der  Null  und  Baron  Stutterheim,  der  Division  des  General- 
Majors  Coppet  mit  den  Brigaden  der  Obersten  Eisler  und  Schön  bergcr, 
dann  einer  GescbUtz-Iieserve,  und  zählte  in  11%  Bataillonen  und  16  Schwadronen 
lOjOOO  Mann  mit  22Ü0  Pferden  und  36  Geschützen,  Es  hatte  die  Bestimmung, 
Kronstadt^  die  einzige  Rückzugs^  und  Verbindungslinie  mit  der  Basis  des  russi- 
schen Corps j  zu  decken^  brach  am  23.  Juni  aus  dem  Lager  von  Czernecz  auf, 
war  am  16.  Juli  um  Kronstadt  conccntrirt,  und  bezog  eine  Stellung  bei  Sepsi 
Szt.  György  and  Marienburg  zur  Deckung  der  ersteren  Stadt,  Hier  wurde  Feld- 
marschall-Lieutenant  Gl  am  am  20.  Juli  von  Bern  angegrifFenj  besiegte  jedoch  die 
Rebellen  in  den  Treffen  bei  Sepsi  Szt.  György  am  23.  Juli  und  Kaszon-Ujfalu 
am  1.  August,  zersprengte  sie  giiiizlich  und  drang  am  3.  August  mit  seinem  Corps 
nach  Csikszcrcda  vor,  um  die  Entwatihung  des  Szekler*Landes  ins  Wei'k  zu  setzen. 
Seine  Majestüt  der  Kaiser  anerkannte  Clam'a  neue  Verdienste  durch  den 
Orden  der  eisernen  Krone  erster  Classe  und  übertrug  ihm  das  Commando  des 
1.  Armeecorps  in  Wien,  welches  in  der  Folge  das  Hauptquartier  in  Prag  erhielt. 
Mit  diesem  Commando  verbindet  Graf  Ol  am  gleichsieitig  die  Stelle  eines  com- 
mandirenden  Generals  in  Böhmen. 


Liechtenstein,  Friedrich  Fürst  zu,  Peldmarschall- Lieutenant,  Ritter  des 
Ordens  der  eisernen  Krone  2.  Classe,  Besitzer  des  Militär  -  Verdienstkreuzes, 
Inhaber  des  3.  Uhlanen-RcgimentSj  Sohn  des  berühmten  Foldinarschalls  Fürsten 
Johann  zu  Liechtenstein,  ist  zu  Wien  am  21.  September  1807  geboren. 

Des  Vaters  rittorUcho  Thaten  waren  dem  Sohne  das  glänzendste  Beispiel  zur 
Nachahmung.  Osterreich  Ijat  keine  Ki'iege  geführt j  keine  Schlachten  geschJageuj 
wo  nicht  Glieder  dieses  erlauchten  Geschlechtes  ah  Ilepräsentanten  wahren  Mutbes 
mitzuwirken  berufen  gewesen  wären. 

Fürst  Friedrich  war  im  20.  Lebensjahre  Unterlieutenant  bei  Schwarzenberg* 
ühlanen,  kam  im  April  1828  als  Oherlieutenant  in  das  bestandene  Szekler- 
Husaren- Regiment,  und  diente  bis  zu  seiner  Vorrückung  zum  General  -  Major 
und  Brigadier  beim  2.  Asmeecorps  in  Italien  (Jänner  1848)  ununterbrochen  bei 
den  Husaren^  als  Stabs-OlHcier  und  Oberster^  in  dem  Reginiente  seines  unsterb- 
lichen Vaters- 
Ais  der  Feldmarschall  Graf  Radetzky  seine  Offensive  begann,  entfaltete 
Fürst  Liechtenstein,  der  bei  Verona  eben  mit  seiner  Brigade  zum  Heere 
gestossen  war,  eine  unvergleichliche  Thätigkeit.  Die  Führer  und  Generale  dieser 
wackeren  Armee,  bei  deren  Jedem  sich  das  gleiche  Lob  wiederholen  Hesse, 
Bchietien  sich  an  Mutb^  an  Ausdauer  und  Bravour  gegenseitig  zu  überbieten. 


1529 


Der  Fürst  Latte  übrigens  noch  vor  Beginn  der  Operationen  am  7.  April  den 
Auftrag  erhalten,  die  Gegend  von  Montehello,  welche  von  InsiirgentenUauien  beun- 
ruhigt wurde,  zu  reinigen.  Er  vertrieb  sie,  wo  sie  sich  immer  bhcken  liessen^  nahm 
Sorio  mit  Sturm  und  erbeutete  zwei  Geaehütze*  Seine  Brigade  war  eine  von  den 
dreien,  welche  den  heftigen  Sturm  des  linken  Flügels  bei  Sta.  Lucia  abwehrten; 
die  vorletzte  Redoute  vom  linken  zum  rechten  Flügel  auf  dem  Ridcau  vorwärts 
Verona^  Friedrich  Liechtenstein  genannt,  erinnert  an  sein  ausgezeichnetes 
Benehmen  am  6.  Mai,  Des  Fürsten  Brigade  half  mit  die  Schanzen  von  Monta- 
nAra  und  Curtatone  erobern,  bei  Vicenza  die  Ausgänge  der  Stadt  im  hef- 
tigsten Feuer  der  Gegnei:  ei'stürmen  und  halten  und  focht  bei  Sommacampagna» 
Custozza  und  Volta,  In  all  diesen  Gefechten  Icuchtote  der  Truppe  die  Pcrsön- 
Uchkeit  ihres  Führers  voran,  dessen  denu  auch  die  Aimeeberichte  stets  mit  Aus- 
zeichnung erwähnen. 

Vorzüglich  waren  es  die  Tage  bei  Montanara  und  La  Volta,  welche  dem 
Fürsten  grossen  Kuhm  und  in  dem  im  Jahre  1848  abgehaltenen  Ordens -Capitel 
auch  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien  -  Ordens  einbrachten,  und  hier 
umetändiicher  geschildert  werden  sollen. 

Am  29,  Mai  1848  erhielt  er  den  Auftrag,  von  Mantua  gegen  Buscoldo 
vorzurücken,  um  den  Übergang  über  die  Osone  nach  Möglichkeit  frei  zu  machen 
und  den  Angriff  der  Brigade  Clam  auf  Montanara  zu  decken  oder  zu  unter- 
ßtützeu.  Noch  ehe  er  mit  seiner  Brigade  Amadei  erreicht  hatte,  ward  das  Geschütz* 
feucr  bei  Montanara  eröflFnet,  ohne  dass  der  Fürst  auf  einen  Feind  gestossen  wäre. 
Er  detachirto  eine  Division  von  Kaiser- Jäger  in  seine  rechte  Flanke  zur  Verbin- 
düng  und  LTnterstützung  der  Brigade  Clam,  eine  andere  Division  dieser  Jäger 
und  ein  Bataillon  von  Erzherzog  Franz  Karl  -  Infanterie  mit  zwei  Kanonen 
ruckle  gegen  Buscoldo  vor,  um  wo  möglich  diesen  Ort  zu  besetzen.  In  dieser 
Stellung  erwartete  der  Fürst  die  weiteren  Befehle.  Als  ihm  endlich  ein  solcher 
dureh  FeldmarschuU -Lieutenant  Fürst  Karl  Seh  warzenberg,  an  den  er 
angewiesen  war,  zukam,  schritt  er  mit  der  Brigade  auf  Buscoldo  und  Hess 
Amadei  durch  das  8.  Jäger- Bataillon  besetzen.  Mit  dem  Gros  in  Badina  ange- 
langt, kam  ihm  die  Meldung  zu,  dass  Buscoldo  bereits  von  seiner  Avantgarde 
besetzt  sei,  gleichzeitig  aber  auch  der  Auftrog,  des  Feindes  rechte  Flanke  von 
Amadei  aus  anzugreifen,  indem  der  bisherige  Angriff  der  Brigade  Graf  Clam 
nicht  vollends  gelungen  sei.  Er,  der  Fürst,  müsse  in  spätestens  %  Stunden  zum 
Angriffe  schreiten,  wenn  dieser  anders  auHgefUhrt  werden  sollte.  Gleichzeitig 
liess  ihm  Graf  Radetzky  croffucD,  dasa  Montanara  nur  durch  einen  vereinten 
Angriff  in  Front  und  Flanke  genommen  werden  könne,  Liechtenstein  sich  also 
auf  des  Feindes  rechte  Flanke  zu  werfen  habe;  auch  %vurdc  er  um  so  dringender 
aufgefordert^  kräftig  mitzuwirken,  als  auf  die  Einnahme  von  Montanara  der  fernere 
Operationsplan  basirt  sei. 


1530 


Diese  erhaltene  Weisung,    über  Amadei  gegen  Montanara  vorzurücken  und 
gegen  des  Feindes  reclitc  Flanke  zu  opcriren,  scfiien  dem  Fürsten  in  der  gegebenen 
Zeit  unausfiilirbar^  da  er  bereits   mit  dem  Gros  seiner  Brigade  in  Badina  stand 
und  mebr  als  eine  Stunde  nothwendig  war  um  nur  die  Höbe  von  Montanara  zu 
erreiehen.  Er  entscbloss  sich  also,  von  Badlna  die  Strasse  über  Ca  Santa,  einem 
auf  die  Haiipststrasse  von  Montanara  fuhrenden  Wege,  einzuschlagen,  da  dies  die 
kürzeste  Linie  war,  die  Brigade  in  das  Gefecht  zu  bringen,  was  ihm  überdies  den 
grossen  Vortheil  bot,  den   Gegner  vielleicht  im  Rücken  nehmen  und  so  zwischen 
zwei  Feuer  bringen  zu  können,  oder  doch  wenigstens  durch  Bedrohung  der  Rückzugs- 
linie seine  Kräfte  von  Montanara   abzulenken  und  hiedureh  den  Angriff  in  der 
Front  zu  erleichtern.  Das  8.  Jäger-Bataillan  sollte  zur  Deckung  seines  Rückens 
von  Amadei  nachfolgen,  um  Badina  und  Strozzazu  besetzen,  mit  den  andern  Trup- 
pen rückte  der  Fürst,  ohne  auf  den  Feind  zu  stossen,  über  Coglii,  Maneina,  Casa 
MorOj  Ca  Santa  bis  auf  die  Strasse,  die  von  Montanara  nach  Gagnolo  führt,  also 
auf  die  Rückzugslinie  des  Feindes  vor.    Hier  liess  er  das  2.  Bataillon  Erzherzog 
Franz  -Karl-Infanterie,  placirte  seine  Geschütze,  und  zwar  4  Piecen  auf  und  neben 
der  Ilauptstrasse,  und  forrairte  links  und  rechts  derselben  Sturm-Colonnen.  Nach- 
dem er  sieh  überzeugt  hatte,  dass  die  vor  ihm  haltenden  Linien  aus  feindlichen, 
und  zwar    neapolitanischen  und    toscanischen  Truppen  bestehen,    und   von  der 
Brigade  Claiu  der  Angriff  auf  Montanara  heftig  erneuert  wurde,  begann  er  sein 
Geschützfeuer  und  liess  die  Angriffs-Colonnen  raschen  Schrittes  vorgehan,  um 
den  im  Rücken  genommenen  Feind  zu  werfen  und  schnell  die  Entseheidung  herbei- 
zuführen. Letzterer,  die  Truppen  des  Fürsten  ansichtig,  hielt  sie  anfangs  für  seine 
nachrückende  Reserve,  zog  die  in  der  Versehanzung  von  Montanara  aufgefahrenen 
fünf  Geschütze  zurück,  stellte  zwei  bei  Casa  nuova,  drei  bei  Rocca  auf,  und  richtete 
sie  gegen  des  Fürsten  vorrückende  Reihen.  Weder  das  Kreuzfeuer  dieser  Geschütze, 
noch  die  von  dem  Gegner  besetzten  Puncte  Casa  Vilari,  Rocca  und  Casa  nuova 
welche  alle  mit  Stm-m  genommen  werden  rausstcn,  konnten  die  mit  Begeisterung 
kämpfenden  Colonnen  von  Erzherzog  Franz  Karl -Infanterie,  des  9,  Jager-Bataillons 
und  Kaiser-Jäger* Regiments  aufhalten,   und  indem  der  Feind  über  den  Haufen 
geworfen  ward,  wurden  die  auf  unsere  Truppen  gerieh teten  fünf  Kanonen   mit 
eben  so  vielen  Munitionskarren  erobert,  über  150  Gefangene  gemacht  und  lüO 
Feinde  getudtet.    Der  Rest  eilte  in  wilder  Flucht  durch  den  Osone,  den  asu  über- 
schreiten unseren  braven  Truppen  nicht  möglieh  war,  da  der  Gegner  auf  seiner 
Flucht  die  Nothbrücke  zerstört  hatte.  Mittlerweile  war  auch  der  Sturm  der  Brigade 
Ol  am  auf  Montanara  gelungen.  Von  den  Fliehenden  fielen  noch  über  Tausend  in 
die  Hände  unserer  zwischen  Montanara  und  Curtatone  siegreich  vordringenden 
Colonnen. 

Nach  der  Sehlacht  von  Custozza  erhielt  der  Fürst  die  Weisung,  mit  seiner 
Brigade  aus  dem  Lager  von  Ca  del  Sole,  nächst  Sommacampagna,  nach  Valeggio 


1531 


abzurücken,  den  Miacio  bei  Borghetto  zu  übersclireiten,  den  Marsch  nach  Volta 
anzutreten,  den  Feinet,  wenn  er  sich  unterwegs  zeigen  sollte,  anzugreifen,  Volta 
zu  besetzen,  auch  nach  Umstanden  den  Marsch  bis  Foreste  fortzusetzen  und  dort 
ein  Lager  zu  beziehen. 

Nach  6  Uhr  Abends  am  26.  Juli  näherte  sich  des  Fürsten  Colonne  dem 
Orte  La  Volta*  Die  unterwegs  getroffenen  Landleute  versicherten,  der  Feind  hätte 
in  der  vorhergehenden  Nacht  Volta  geräumt  und  seine  Ti-uppen  von  dort  und 
aus  Guidizzolo  nacli  Goito  gezogen.  Eine  Miglie  ungefähr  von  Volta  entsendete 
Liechtenstein  einen  Zug  Ilusajen  mit  dem  Hauptmann  John  (s.  d,)  des 
General-Stabes  zur  genauen  Recognoscirung,  während  er  mit  der  Brigade  den 
Marsch  dahin  fortsetzte.  Bald  kam  Hauptmann  John  mit  der  Meldung  zurück:  er 
habe  Volta  in  allen  Gassen  durcbpatrouillirt  und  die  Ausgänge  durch  Aviso- Posten 
besetzen  lassen,  um  eine  genaue  Untersuchung  des  Ortes  einzuleiten,  al?  er,  am 
Ausgange  zur  Strasse  nach  Goito  angelangt,  eine  von  dorther  sieh  bewegende 
starke  Abtheflung  pieraontesisehcr  Infanterie  mit  Geschütz  bemerkte,  deren  Tete  an 
1000 — 1500  Schritte  nahe  stand.  Die  Spitze  der  Colonne  des  Fürsten  Liechten- 
stein mochte  etwas  näher  Stellung  genommen  haben.  Ein  rascher  Entsclduss  war 
jetzt  die  einzige  Kettung,  um  der  drohenden  Bewegung  des  Feindes  zuvorzukommen^ 
und  CS  wurde  eiligst  noeh  eine  Abtlicilung  Husaren  vorpoussirt,  um  den  Ausgang 
von  Volta  gegen  Goito  hin  zu  besetzen  und  dem  Gegner  zu  zeigen,  dass  der  Ort 
bereits  jn  unsern  Händen  sei-  Die  Piemontescn  setzen  aber  trotzdem  ihre  Bewe- 

Igung  fort,  und  es  musste  nunmehr  Alles  auf  die  gegenseitige  Schnelligkeit 
ankommen.  Fürst  Liechtenstein  eilte  mit  dem  9.,  die  Avantgarde  bildenden 
Jäger -Bataillon  nacli  Volta,  nahm  zwei  Geschütze  mit  und  liess  die  übrigen 
Truppen  rasch  nachfolgen.  Mit  diesem  Bataillon  kam  er  eben  am  Ausgange  gegen 
Goito  an,  als  auch  schon  der  Gegner  sein  Geschütz  auf  unsere  Abtheilungen 
spielen  liess.  Dieses  heftige  Feuer  hielt  die  Unsern  nicht  ab,  sich  mit  Eifer  und  Uuho 
anj  dem  bevorstehenden  Gefechte  zu  ordnen^  während  die  zwei  am  Ausgange  aufgo- 
stellien  Geschütze  dasselbe  nach  Kräften  erwiederten.  Das  2,  Kaiser-Jäger-Bataillon 
suchte  die  Höhen  des  Calvarienbergeasu  gewinnen,  das  2.  Bataillon  ErzherzogF  ra  n  z 
Karl  besetzte  die  Kirche  und  das  Gebinde  Bta,  Maddalena,  den  Ausgang  von  Volta 

Igegen  Guidizzolo  zu;  eine  Division  hievon  blieb  auf  dem  Platze  als  Reiierve.  Das 
1.  Bataillon  dieses  Regiments  nahm  mit  einer  Division  die  Anhöhe  links  von  der 
Kirche  S.  Felico  in  Besitz,  da  sich  gleich  anfangs  eine  feindliche  Abtheilung 
gegen  Sotto  montc  in  schnelle  Bewegung  gesetzt  hatte,  und  eine  Umgehung 
einleitete.  Leider  konnte  Fürst  Liechtenstein  für  den  ersten  Augenblick  nicht 
stärker  dahin  detachii-en^  zumal  er  sich  (Ur  jeden  Fall  eine  kräftige  Reserve 
vorbehalten  musste;  eben  so  wenig  konnte  er  daran  denken,  den  Eingang  von 
Molino  della  Volta  bei  Luceone  hinreichend  zu  decken,  um  eine  Flankenbedrohung 
zu   hindern,   und    musste  vielmehr  sieh  vor  der  Hand  damit  begnUgcn,   diesen 


1532 

Punct  leicht  besetzen  und  beobachten  zu  lassen.  Dem  schnell  entwickelten  feind- 
lichen Geschützfeuer  aus  einer  Batterie  hinter  la  Valle  und  einer  zweiten  in  gleicher 
Höhe  rechts  an  der  Strasse,  folgte  eben  so  schnell  ein  rasch  umsichgreifendes 
Plänklergefecht.  Mit  vielem  Ungestüm  drangen  starke  Haufen  in  der  Front  und 
gegen  die  linke  Flanke  der  Stellung  vor;  die  Anstrengungen  des  Gegners  blieben 
jedoch  ohne  Erfolg.  Er  verstärkte  hierauf  seinen  rechten  Flügel  und  begann  eine 
weiter  ausgreifende  Bewegung  in  die  linke  Flanke  unserer  Stellung  über  Sotto 
monte  und  LucconC;  der  mit  Ej^aft  zu  begegnen  Fürst  Liechtenstein  um  so 
weniger  im  Stande  war^  als  sein  rechter  Flügel,  obschon  bisher  noch  nicht  im 
Kampfe  engagirt,  jeden  Augenblick  von  Cantonale  her  durch  feindliche  Abthei- 
lungen bedroht  werden  konnte.  Dies  veranlasste  ihn  Abtheilungen  von  dort  zur 
Unterstützung  seines  linken  Flügels  heranzuziehen,  hiezu  einen  grossen  Theil 
seiner  Reserve  zu  verwenden,  wodurch  er  selbst  die  Höhen  links  von  S.  Feiice  zu 
behaupten  im  Stande  war,  als  schon  feindliche  Schwärme  in  der  kleinen  Einsattlung 
bei  Luccone  zahlreich  gegen  seinen  Rücken  vordrangen.  Bei  zwei  Stunden  mochte 
der  heftigste  Kampf  gedauert  haben^  als  Fürst  Liechtensteinin  diesem  kritischen 
Augenblicke  endlich  Unterstützung  von  der  nachfolgenden  BrigadeK  er  p  an  erhielt, 
wo  es  dann  möglich  wurde  Volta  zu  halten^  einen  der  fürchterlichsten  nächtlichen 
Strassenkämpfe  zu  bestehen,  in  welchem  die  Kaltblütigkeit  und  Unerschrockenheit 
des  Fürsten  sich  auf  bewimderungswürdige  Weise  kundgab^  Tages  darauf  die 
Offensive  zu  ergreifen  und  den  Feind  bis  an  die  Thore  Mailands  zu  drängen. 

Nach  der  Einnahme  von  Mailand  wurde  der  Fürst  an  Se.  Majestät  den 
Kaiser  Ferdinand  nach  Linsbruck  mit  den  Schlüsseln  der  Stadt  gesendet 
und  für  die  grossen  Verdienste  mit  dem  Orden  der  eisernen  Elrone  2.  Classe 
ausgezeichnet 

Auch  im  Jahre  1849  hatte  der  Fürst,  in  der  Division^des  Feldmarschaü- 
LieutenantsGrafenS  chaffgotsche  beim  2.  Armeecorps  eingetheilt^  an  den  denk* 
würdigen  Ereignissen  so  wie  an  der  Expedition  der  unter  Feldzeugmeister  Baron 
d'Aspre  zur  Intervenirung  in  das  toscanische  und  römische  Gebiet  gesandten 
Truppen  thätigen  Antheil  genommen.  Durch  mobile  Colonnen  unterwarf  er  von 
Foligno  aus  alles  umliegende  Land  bis  zur  neapolitanischen  und  wieder  andererseits 
bis  zur  toscanischen  Grenze  der  rechtmässigen  Herrschaft  des  Papstes,  blieb,  zum 
Feldmarschall-Lieutenant  befördert,  längere  Zeit  Commandant  der  kaiserlichen 
Besatzungs-Truppen  in  Florenz  und  erhielt  dann  das  Commando  des  6.  Armee- 
corps^  welches  gegenwärtig  das  Hauptquartier  in  Gratz  hat. 

BENEDEK,  Ludwig  Ritter  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  geheimer  Rath, 
Commandeui'  des  kaiserlichen  Leopold- Ordens,  Besitzer  des  Militär- Verdienst- 
kreuzes, Inhaber  des  28.  Infanterie-Regiments ;  einer  der  tapfersten  Soldaten,  begabt 
mit  einem  hellen  und  schnellen  Überblicke,  mit  grossen  militärischen  Talenten, 


1533 

zählt  er  zu  den  Zierden  des  Heeres ;  zu  den  populärsten  Persö'nliclikeiten 
neuester  Zeit. 

Zu  Odenburg  im  Jahre  1804  geboren,  wurde  Benedek  in  der  Neustädter 
Militär-Akademie  erzogen  und  im  19.  Lebensjahre  als  Fähnrich  in  das  27.  Infan- 
terie-Regiment eingetheilt.  Er  diente  zehn  Jahre  im  General-Stabe,  avancirte  im 
Mai  1840  zum  Major  und  General-Commando- Adjutanten  in  Galizien,  und  im 
April  1846  zum  Obersten  und  Commandanten  des  33.  Infanterie-Regiments. 

Noch  als  Oberst-Lieutenant  und  General-Commando-Adjutant  fand  er  bei 
den  im  Februar  1846  in  Galizien  ausgebrochenen  Unruhen  Gelegenheit,  seinen 
militärischen  Blick  und  seine  persönliche  Tapferkeit  zu  bewähren.  Am  15.  des 
erwähnten  Monats  von  dem  commandirenden  General  Erzherzog  Ferdinand 
d'Este  von  Lemberg  aus  mit  Vollmachten  in  die  westlichen  Kreise  gesendet,  um, 
durch  den  Augenschein  belehrt,  das  Entsprechende  anzuordnen,  schlug  er  dem 
Brigadier  in  Podgorcze,  General-Major  von  C ollin,  vor,  mit  ihm  vereint  einen 
raschen  concentrischen  Angriff  auf  die  Insurgenten  zu  unternehmen.  Am  26. 
Morgens  brach  Benedek  von  Bochnia  auf,  ging  auf  Wieliczka  los  und  gelangte 
auf  Umwegen  gegen  11  Uhr  nach  Gdow,  welches  700  Insurgenten,  darunter 
300  vorzüglich  Berittene,  besetzt  hielten.  Ohne  Zögern  Hess  er  sie  in  der  Front 
durch  Tirailleure  angreifen  und  detachirte  gleichzeitig  eine  Abtheilung  von  Nugent- 
Infanterie  mit  8  bis  10  Chevauxlegers  in  die  linke  Flanke,  xxm  ihnen  den  Rückzug 
nach  Wieliczka  abzuschneiden.  Die  Insurgenten  flohen  jedoch  nach  den  ersten 
Schüssen.  Nur  einige  blieben  zurück  und  feuerten  aus  den  Fenstern  auf  unsere  in 
den  Ort  eingedrungenen  Soldaten,  worauf  die  Häuser  gestürmt  und  Alle,  die 
Widerstand  zu  leisten  versuchten,  niedergemacht  wurden,  so  dass  nur  etwa 
30  Reiter  gegen  Wieliczka  und  30  bis  40  gegen  Mislovice  entkamen. 

Nach  kurzer  Rast  rückte  Benedek  ungeachtet  des  eingetretenen  Regens 
bis  Wieliczka  vor,  welches  die  Insurgenten  bei  seiner  Annäherung  verliessen;  er 
besetzte  diese  Stadt  und  detachirte  eine  starke  Compagnie  zu  Wagen  gegen  Pod- 
gorcze, um  die  längs  der  Weichsel  retirirenden  Insurgenten  aufzureiben.  In  Folge 
dessen  konnte  General  -  Major  Collin,  der  sich  in  Wadowice  aufhielt  und  auf 
Verstärkung  wartete,  am  27.  Podgorcze  mit  Sturm  nehmen. 

Benedek  wurde  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold-Ordens  ausgezeichnet 
und  Lemberg  ernannte  ihn  zu  seinem  Ehrenbürger,  als  er  im  August  1847  zur  Über- 
nahme des  Commanders  des  Infaiiterie-Regiments  Graf  Gy  ulay  nach  Italien  eilte. 

Zur  Zeit  des  Ausbruches  des  Mailänder  Aufstandes  waren  die  beiden  Feld- 
bataillone dieses  Regiments  bei  dem  1.  Armeecorps  eingetheilt  und  hielten  Pavia 
besetzt.  In  wohlgeordnetem  Rückzuge  erreichte  Benedek  die  Armee,  rückte 
hierauf  mit  der  Brigade  Wohlgemuth  am  31.  März  in  Mantua  ein  und  übernahm 
den  Befehl  über  eine  aus  5  Bataillonen  und  3  Schwadronen  zusammengesetzte 
Brigade. 


1534 

Die  Piemontesen  waren  zu  Anfang  April  gegen  Mantua  gerückt ;  Greneral  der 
Cavallerie  von  Gor^kowski  wollte  sieh  durch  eine  Recognoscirung  über  ihre 
Stärke  und  Stellung  Gewissheit  verschaffen  und  entsendete  am  6.  den  Obersten 
Benedek  mit  einem  Bataillon  seines  Regiments,  einer  Compagnie  Kaiser- Jäger 
und  einem  Zuge  Uhlanen  gegen  Marcaria.  Er  sollte  den  ersten  Strauss  mit  dem 
Gegner  anbinden.  Auf  einen  Überfall  abgesehen,  vereitelte  ein  Zufall  diese 
Absicht,  doch  drang  Benedek  in  Marcaria  ein,  machte  10  Dragoner  zu 
Gefangene,  nahm  13  Pferde,  erstürmte  die  Häuser,  aus  denen  auf  unsere  Trappen 
gefeuert  worden,  und  trieb  die  Piemontesen  über  den  Oglio.  Bei  einer  zweiten  för 
den  13.  Mai  angeordneten  Recognoscirung  filhrte  unser  Oberst  die  rechte  Flügel- 
colonne  gegen  die  feindliche  Stellung  am  Osono  und  erntete  auch  hier  Anerken- 
nung für  sein  umsichtiges  und  tapferes  Benehmen. 

Der  Feldmarschall  hatte  nach  seiner  Ankunft  in  Mantua  für  den  29;  Mai  die 
Erstürmung  der  starken  Linie  von  Curtatone  angeordnet.  Benedek  leitete  den 
letzten  Sturm  in  ganzer  Ausdehnung  ein  und  führte  mit  militärisch  richtiger  Einsicht, 
mit  zweckmässiger  Verwendung  der  Geschütze,  des  Brückenmaterials  und  der  Trap- 
pen, so  wie  mit  persönlicher  Tapferkeit  und  unermüdlicher  Ausdauer  seine  Aaf- 
gabe  durch.  Dass  er  jedoch  nicht  abwartete,  bis  die  Division  Karl  Schwarzen- 
berg  Montanara  genommen,  wodurch  ihm  der  Angriff  auf  Curtatone  erleichtert, 
aber  die  Niederlage  des  Feindes  geringer  geworden  und  jedenfalls  viele  feindliche 
Gefangene  entgangen  wären;  dass  er  seine  Dispositionen  zu  den  verschiedenen 
Gefechtsmomenten  mitrohiger  Üb  erlegung,  daher  unbedingt  entsprechend  und  richtig 
getroffen;  dass  er  den  Gang  des  Gefechtes  stets  in  der  Hand  behalten,  auf  sdne 
unterstehenden  Truppen  in  der  ganzen  Linie  persönlich  einen  höchst  aneifemden 
Einfiuss  ausgeübt;  dass  er  endlich,  trotz  der  Schwierigkeit  der  Aufgabe  und  des 
bedeutenden  Verlustes,  mit  hartnäckiger  Consequenz  die  wiederholten  Ajigriffe 
und  zuletzt  den  allgemeinen  gleichzeitigen  tmd  entscheidenden  Sturm  auf  die 
ganze  Linie  von  Curtatone  zweckmässig  eingeleitet,  ist  sein  unbestreitbares  Ver- 
dienst und  wurde  durch  das  im  Jahre  1848  abgehaltene  Capitel  mit  dem  Ritter- 
kreuze des  Maria  Theresien-Ordens  belohnt. 

Tages  darauf  (30.  Mai),  als  das  1.  Armeecorps  gegen  Goito  vorrückte,  bildete 
Ben edek  mit  seiner  Brigade  die  Avantgarde,  ging  in  zwei  Treffen  bis  über  Casa 
Franchini  hinaus,  wurde  hier  mit  einem  verheerenden  Geschützfeuer  empfangen, 
setzte  aber  gleichwohl  mit  Aufopferung  den  ungleichen  Kampf  fort  und  behauptete 
sich,  dem  fortwährenden  Geschütz-  und  Kleingewehrfeuer  durch  mehrere  Stunden 
ausgesetzt,  in  seiner  Stellung,  bis  er  Unterstützung  erhielt. 

Nach  der  Schlacht  von  Custozza  wurden  d*o  Brigaden  Degenfeld  und 
Benedek  unter  Cbmmando  des  Qua-Divisionärs  General-Majors  von  Culoz  über 
Castelluchio  an  den  Oglio  zur  Armee  gezogen,  welchen  am  29.  Juli  die  Brigade 
Dras  kovich  folgte  und  diese  vereint  das  4.  Armeecorps  bildeten.  Oberst  Benedek 


1535 

führte  die  Avantgarde-Brigade  und  -wurde  nach  Vedesetto  vorgeschoben.  Bei  sei- 
ner Vorrückung  wechselte  er  einige  Schüsse  mit  dem  Feinde,  stiess  hinter  Solaro 
auf  denselben  und  blieb,  als  die  Armee  weiter  von  Lodi  gegen  Mailand  vorrückte, 
in  S.  Rocca  zur  Beobachtung  des -Po  gegenüber  Piacenza  stehen. 

Gleich  tapfer  und  unerschrocken  kämpfte  Ben edek  im  zweiten  Feldzuge 
gegen  Piemont.  Sein  kalter  Muth,  mit  welchem  er  sich  Mo rtara's  bemächtigte 
und  das  feindliche  Centrum  durchbrach,  gab  den  Ausschlag  zu  dem  glänzenden 
Siege  am  21.  März.  Als  der  Widerstand  der  feindlichen  Brigade  Regina  durch 
den  heldenmüthigen  Angriff  des  Erzherzogs  Albrecht  gebrochen  war,  verfolgte 
sie  Benedek  lebhaft  mit  den  Regimentern  Gyulay  und  Paumgarten  gegen 
die  Stadt  und  bemächtigte  sich  der  äusseren  Häuser  bei  Porta  Milano.  In  dem 
Innern  der  Stadt  entstand  eine  unbeschreibliche  Verwirrung;  die  finstere  Nacht 
war  angebrochen  und  der  Corps-Commandant  d'Aspre,  nicht  in  der  Lage  die 
Folgen  seines  Sieges  zu  übersehen,  befahl  das  Gefecht  abzubrechen,  falls  es  nicht 
gelänge,  sich  beim  ersten  Anlauf  der  Stadt  zu  bemächtigen.  Allein  Benedek  an 
der  Spitze  eines  Bataillons  seines  Regiments,  seine  beiden  Flanken  durch  Jäger- 
Compagnien  gedeckt,  griff  nun  Mortara  mit  Ungestüm  an,  drang  in  die  Haupt- 
strasse und  trieb  den  Feind  vor  sich  her,  bis  er  den  entgegengesetzten,  nach  Ver- 
celli  führenden  Ausgang  erreichte;  hier  verbarricadirte  er  sich,  wozu  er  zum  Theil 
die  Cadaver  von  fünf  getödteten  feindlichen  Artilleriepferden  benützte.  Plötzlich 
tönt  in  seinem  Rücken  der  feindliche  Marsch  und  er  sieht  sich  von  seiner  Brigade 
abgeschnitten  und  in  Rücken  genommen.  Er  lässt  seine  Soldaten  rechtsum  machen, 
geht  dem  Feinde  entschlossen  entgegen,  und  unter  dem  Kugelregen,  der  ihn  von 
beiden  Seiten  mit  dem  Tode  bedroht,  fordert  er  ihn  zur  Niederlegung  der  Waffen 
auf.  Die  List  gelingt;  der  Feind,  der  sich  von  allen  Seiten  eingeschlossen  glaubt 
und  in  der  finstern  Nacht  weder  seine  noch  seines  Gegners  Lage  zu  beurtheilen 
vermag,  streckt  die  Waffen.  Während  dieser  Handlung  war  auch  das  andere  Batail- 
lon des  Regiments  Gyulay  unter  Anführung  des  tapferen  Majors  Grafen  Pöt- 
ting  in  die  Stadt  gedrungen  und  hatte  sonach  den  Obersten  aus  seiner  gefähr- 
lichen Lage  gerissen.    Benedek  reinigte  nun  die  Stadt  vom  Feinde,   eroberte 
6  Kanonen,  viele  Pulverkarren,  eine  Menge  Bagage,  unter  andern  auch  den  Mar- 
stall  und  das  Gepäck  des  Herzogs  von  Savoyen,  und  nahm  66  Officiere  und  2000 
Mann  gefangen. 

Gleich  wesentliche  Dienste  leistete  dieser  heldenkühne  Soldat  auch  in  der 
Schlacht  bei  Novara  am  23.  März,  wo  er  sein  Regiment  in  Gemeinschaft  mit 
einem  Bataillon  Weiden  in  Person  zum  letzten  Angriffe  vorführte.  Feldmarschall 
Graf  Rade tzky  nannte  ihn  unter  den  besonders  Ausgezeichneten. 

Im  April  1 849  zum  General-Major  befördert,  erhielt  B  e  n  e  d  e  k  die  Bestimmung 
zur  Armee  nach  Ungarn'.  Die  Brigade,  welche  ihm  bei  dem  4.  Armeecorps  zugewie- 
sen wurde,  konnte  sich  Glück  wünschen,  einen  solch'  erprobten  Führer  an  ihrer 


1536 

Spitze  zu  sehen ;  sie  bildete  bei  Eröffnung  des  Sommerfeldzuges  die  Avantgarde 
der  Armee.  Raab  und  K  omorn  waren  die  ersten  Orte,  woJBenedek  auf  vaterlän- 
dischem ßoden  die  ersten  Lorbem  pflückte. 

Der  Kampf  vor  Komorn  am  11.  Juli  war  um  die  dritte  Nachmittagsstande 
nicht  am  günstigsten ;  unser  1.  und  4.  Armeecorps  bildeten  in  ihren  Stellungen  eine 
zusammenhängende  Linie,  auf  deren  linkem  Flügel  die  Insurgenten  gegen  Aes 
vorzudringen  suchten ;  auf  dem  rechten  Flügel  waren  sie  bis  Cs^m  vorgerückt  und 
gingen  nun  zum  Sturme  auf  diesen  Meierhof  über.  Die  Schlachth'nie  gestaltete  sicli 
zu  einem  Bogen,  dessen  vorspringende  Mitte  die  Brigade  Benedek(4  Bataillone 
Infanterie,  8  Schwadronen  Erzherzog  Karl-Chevauxlegers  und  2  Batterien)  bei 
Puszta  Harkälj  einnahm.  Auf  diesem  Punct  richtete  sich  das  concentrische  Feuer 
von  4  bis  5  Batterien  mit  beispielloser  Heftigkeit.  Die  tapferen  Truppen ,  beseelt 
durch  den  bekannten  Heldenmuth  ihres  Generals,  weichen  während  mehreren 
Stunden  des  mörderischen  Geschützkampfes  nicht  einen  Schritt  aus  ihrer  exponir- 
ten,  durch  keinen  Terraingegenstand  gedeckten  Stellung  und  imponiren  dem 
Feinde  der  Art,  dass  er  weder  zu  einem  Bajonetangriff,  noch  zu  einer  Attaque  mit 
einer  hier  vereinigten  Cavallerie-Division  überzugehen  wagt.  Diese  heldenmüthige 
Ausdauer  erleichtert  nicht  nur  das  erneuerte  Vorrücken  der  beiden  Flügel  unserer 
Schlachtlinie,  sondern  verschafft  auch  der  noch  ins  Gefecht  gebrachten  Reserve  die 
Zeit  zur  Mitwirkung  und  ermöglicht'  auf  diese  Weise  die  rasche  Wendung  des 
Kampfes  und  den  schliesslichen  Sieg. 

So  bewunderungswürdig  die  aus  einem  raschen  und  kühnen  Angriffe  entsprin- 
genden Thaten  sein  mögen,  so  ist  es  doch  unläugbar  weit  schwieriger  und  heroischer, 
unter  ungünstigen  Umständen,  wo  eine  Reaction  momentan  unmöglich  wird,  passiv 
auszuharren ;  das  Gemüth  entbehrt  hier  jenes  zauberhaften  Schwunges,  der  sich  fast 
immer  des  Stürmenden  bemächtigt  und  das  Ziel  erreichen  macht,  ehe  das  Bewusst- 
sein  der  Gefahr  vor  die  begeisterte  Seele  tritt.  Darum  gebührte  auchBenedek, 
der  seinen  schwierigen  Posten  bis  zum  Ende  der  Schlacht  mit  seltener  Ausdauer 
behauptete  und  ein  Pferd  unter  dem  Leibe  verlor,  mit  vollem  Rechte  die  Palme 
des  Sieges  und  der  Ruhm,  denselben  angebahnt  zu  haben. 

Am  3.  August  setzte  der  tapfere  General  im  Angesichte  des  Feindes  an 
der  Spitze  des  12.  Jäger -Bataillons  auf  Pontons  über  die  Theiss,  warf  die  Insur- 
genten aus  den  Häusern,  vertrieb  sie  aus  Uj-Szegedin  und  erstürmte  eine  an  der 
ausserhalb  des  Ortes  befindlichen  langen  Brücke  aufgeworfene  Schanze,  wobei  er 
durch  einen  Prellschuss  leicht  verwundet  wurde.  Nicht  achtend  diese  Verletzung, 
nahm  der  ausgezeichnete  Krieger  auch  an  der  Schlacht  bei  S  zöreg  am  5.  Aug^t 
den  rühmlichsten  Autheil  und  wurde  durch  eine  Granate  am  Fusse',  zwar  nicht 
schwer,  aber  schmerzhaft  verwundet  in  dem  Augenblicke,  als  er  an  der  Spitze  sei- 
ner Brigade  eben  3  Batterien  von  Szöreg  ins  Feuer  führte.  Mit  Wehmuth,  lesen 
wir  in  dem  vortrefflichen  Werke:  „Der  Feldzug  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  im 


1537 

Sommer  des  Jahres  1849^,  nahmen  die  Truppen  seiner  Brigade,  Alle,  die  ihm 
näher  standen,  und  der  Feldherr  selbst  Abschied  von  dem  Helden,  welcher  nun 
verhindert  war,  an  dem  Schlüsse  dieses  schönen  Feldzuges  Theil  zu  nehmen. 

Wir  finden  denNamen  Benedek  fast  bei  allen  grossen  und  rühmlichen 
WafFenthaten  unserer  Armee  in  Italien  und  in  Ungarn  glänzen.  Hier  wurde  ihm 
als  Commandant  einer  aus  allen  WaiFen  Zusammengesetzten  Avantgarde -Brigade 
eben  so  oft  der  schwierigste  und  entscheidende  Antheil  der  Kämpfe  übertragen, 
als  die  Gelegenheit  zu  ruhmvollen  Thaten  gegeben.  So  sehen  wir  die  Brigade 
Benedek  bei  Raab  immer  voran  entscheidend  auftreten,  bei  Komorn  am  2.  Juli 
einen  isolirten  blutigen  Kampf  in  Ö-Szöny  bestehen,  am  11.  Juli  das  Gewicht  der 
grossen  Schlacht  durch  mehrere  heisse  Stunden  beharrlich  tragen,  bei  Uj-Szegedin 
am  3.  August  den  Übergang  mit  besonderer  Bravour  forciren,  endlich  bei  Szöreg 
abermals  voran  den  Schlüssel  der  feindlichen  Stellung  erstürmen. 

Schon  nach  der  zweiten  Schlacht  bei  Komorn  verlieh  ihm  Se.  Majestät  der 
Kaiser  als  Beweis  der  vollsten  Anerkennung  seiner  grossen  Verdienste  um  das 
Vaterland  die  Inhaberstelle  des  28.  Infanterie -Regiments  und  übertrug  ihm  nach 
hergestelltem  Frieden  den  wichtigen  Posten  eines  Chefis  des  General  -  Stabes  bei 
der  2.  Armee  in  Italien. 

Im  October  1852  zum  Feldmarschall  -  Lieutenant  befördert,  ward  Benedek 
nach  der  Resignirung  des  Feldmarschalls  Grafen  Radetzky  im  März  1857  zum 
Commandanten  des  4.  Armeecorps  in  Lemberg  und  zum  geheimen  Rath  ernannt. 

REISCHACH,  Sigismund  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant  und  Käm- 
merer, Comthur  des  Malteser- Ordens  zu  Obitz  in  Böhmen,  Besitzer  des  Militär- 
Verdienstkreuzes,  Inhaber  des  21.  Infanterie-Regiments,  stammt  aus  einem  uralten, 
im  August  1724  zur  Freiherrnwürde  gelangten  Geschlechte  und  erblickte  das  Licht 
der  Welt  zu  Wien  am  10.  Februar  1809. 

Sein  Vater  Thaddäus  Freiherr  von  Rei  seh  ach,  Feldmarschall-Lieutenant 
und  Obersthofmeister  des  Erzherzogs  Ludwig,  gab  ihm,  wie  allen  seinen  Söhnen, 
eine  vorwiegend  militärische  Erziehung,  und  als  Sigismund  im  August  1828 
eine  Lieutenantstelle  bei  dem  4.  Jäger-Bataillon  erhielt,  fand  er  sich  trotz  seiner 
Jugend  in  der  neuen  Stellung  leicht  heimisch.  Die  unteren  Officiersgrade  waren 
bald  durchgemacht;  als  Hauptmann  wurde  ihm  die  Ehre  zu  Theil,  dem  Könige  von 
Neapel  und  dem  Thronfolger  von  Russland  bei  ihrer  Anwesenheit  in  Wien  beige- 
geben zu  werden;  er  war  auch  in  jenem  Gefolge,  welches  der  kaiserliche  Hof  ent- 
sendet hatte,  um  die  Königinn  von  England  bei  ihrer  Thronbesteigung,  und  den 
gedachten  Grossfürsten  bei  seiner  Vermählung  zu  begrüssen. 

Noch  nicht  32  Jahre  alt,  war  Reischach  bereits  Major,  im  September 
1846  Oberst  und  Commandant  des  Infanterie  -  Regiments  Prochaska.  Der 
Ausbruch  der  Revolution  im  März   1848  traf  ihn  zu  Mailand,  wo  er  mit  seinem 

97 


1538 

Regimente  schon  im  Strassenkampfe  sich  als  tapferer  und  unerschrockener  Soldat 
zu  bewähren  Gelegenheit  fand. 

Eine  seiner  vorzüglichsten  WaflFenthaten  war  die  in  der  Schlacht  bei  Sta.Lucia, 
welche  nur  durch  jene  bei  Montan  ara  am  29.  Mai  iibertroflfen  wurde.  Der  Eingang 
von  Montanara  war  durch  eine  Feldschanze  mit  5  Geschützen  geschlossen  und  vom 
Feinde  äusserst  hartnäckig  vertheidigt.  Um  halb  3  Uhr  sollte  der  Ort  auf  der  ganzen 
Linie  angegriffen  werden.  Vergebens  waren  die  Anstrengungen  der  stürmenden 
Truppen;  nur  einer  Abtheilung  seines  Regiments  war  es  gelungen,  den  in  der  rech- 
ten Flanke  des  Dorfes  gelegenen  Friedhof  zu  nehmen  und  sich  darin  zu  behaup-* 
ten.  Rei Schach;  die  Wichtigkeit  des  Augenblickes  und  dieses  Punctes  erkennend, 
benützte  diesen  Umstand,  bildete  aus  den  nächsten  fünf  Zügen  des  Regiments  eine 
Sturmcolonne  hinter  dem  Friedhofe  und  griff  mit  dem  Säbel  in  der  Faust  unter 
einem  ;,Hoch  dem  Kaiser  I"  an  deren  Spitze  das  nächste  stark  befestigte  und  ver- 
th eidigte  Haus  an ;  doch  das  Feuer  des  Feindes  erneuerte  sich  so  allseitig  und  hef- 
tig, dass  die  Soldaten  stehen  blieben  und  nicht  wagten  das  Thor  einzuschlagen,  um 
den  Hof  zu  stürmen.  Oberst  Reischach  ging  allein  vor;  ihm  schlössen  sich 
Einige  an.  Von  allen  Fenstern  kamen  die  Geschosse,  sie  Hessen  ihn  unverletzt; 
aber  sein  Beispiel  wirkte  elektrisirend  auf  die  Mannschaft.  Statt  sich  mit  dem 
Thore  lange  aufzuhalten,  drangen  die  braven  Kärnthner  unter  Siegesrufen  gleich 
durch  die  Fenster  ein,  machten  die  Besatzung  zum  Theil  nieder  oder  nahmen  sie 
gefangen,  und  setzten  sich  im  Hause  fest,  welches  durch  die  mittlerweile  nachge- 
kommene Unterstützung —  eine  Division  Hohcnlohe  Nr.  17  —  besetzt  wurde. 

Der  tapfere  Reischach  sammelte  unterdessen  mehrere  Abtheilungen  seines 
Regiments  und  unternahm  mit  diesen,  nachdem  der  Sturm  durch  ein  heftiges 
Geschütz-  und  Raketenfeuer  vorbereitet  war,  den  Angriff  auf  den  zweiten,  eben- 
falls sehr  stark  besetzten  und  vertheidigten  Hof,  welchen  er  abermals  an  der  Spitze 
seiner  Braven  nahm  und  van  hier  endlich  nach  einem  äusserst  hartnäckigen  Kampfe 
mit  dem  Bajonete  der  Erste  in  das  Dorf  eindrang,  wodurch  der  Feind  zum  schleu- 
nigen Rückzuge  aus  der  Schanze  gezwungen  wurde  und  120  Gefangene,  3  Fahnen 
nebst  vielen  hundert  Waffen  und  Gewehren  in  Stich  liess. 

In  dem  Gefechte  bei  Goito  am  30.  hatte  die  Brigade  Clam,  welche  als 
Reserve  zurückbehalten  worden,  die  durch  den  langen  Kampf  erschöpfte  Brigade 
Benedek  mit  den  2  Bataillonen  Prochaska  und  2  Compagnien  Gradiskaner 
unterstützt  und  mindestens  den  Zweck  erreicht,  dass,  wenngleich  die  Brigade 
Benedek  sich  etwas  ausser  den  wirksamen  Schussbereich  zurückziehen  musste, 
das  Gefecht  doch  im  Gange  erhalten  wurde. 

Bei  Vicenza  führte  Oberst  Reischach  in  Person  den  Angriff  auf  die 
Rotonda  mit  4. Compagnien  seines  Regiments,  welche  durch  3  Compagnien  Gra- 
diskaner unterstützt  waren ,  wurde  aber  fast  gleichzeitig  mit  dem  Rittmeister  Gra- 
fen Ingelheim  von  Graf  Radetzky-Husaren  und  dem  Lieutenant  Je nna  vom 


1549 

war  dieser  Kampf  einer  der  merkwürdigsten  des  ganzen  Krieges.  Zwei  Com- 
pagnien  der  Jäger  vertheidigten  den  Kirchhof.  Auf  allen  Puncten  sah  man  den 
tapfem  Kopal^  der  durch  einen  schneeweissen  Schimmel,  den  er  ritt,  kenntlich 
war,  die  Seinigen  zum  Widerstand  anfeuern.  Der  IQrchhof  ward  durch  die  feind- 
liche Gardebrigade  mit  Ungestüm  angegriffen,  dieser  Angriff  aber  mit  Verlust 
zurückgeschlagen  und  die  Brigade  gerieth  in  Unordnung.  Erst  als  auch  die  zweite 
feindliche  Division  am  Kampfe  Theil  nahm,  mussten  imsere  den  linken  Theil  des 
Dorfes  vertheidigenden  Truppen  sich  zurückziehen,  es  war  keine  Möglichkeit 
mehr  Sta.  Lucia  zu  halten  und  Kopal  räumte  mit  seinen  Jägern  ebenfalls  den 
Kirchhof,  Schritt  für  Schritt  dem  Feinde  den  Boden  streitig  machend.  Die  morali- 
schen Folgen  dieser  Schlacht  waren  ausserordentlich ;  dass  sie  gewonnen  wurde, 
dankte  der  Feldmarschall  der  zähen  Ausdauer  der  Jäger  und  ihrem  Commandanten, 
der  auch  hiefür  mit  dem  Bitterkreuze  des  Leopold-Ordens  belohnt  und  dessen 
Namen  eine  der  beiden  Batterien  verewigt ,  welche  auf  dem  Bideau  vor  Verona 
aufgeführt  wurden. 

In  der  Nacht  vom  3.  auf  den  4.  Juni  rückte  die  Armee  aus  ihren  Aufstellun- 
gen nach  Mantua,  von  da  gegen  Vicenza.  Obschon  seit  mehreren  Tagen  sehr  lei- 
dend, liess  sich  Oberst  Kopal  trotz  dem  Zureden  des  Feldmarschalls  Grafen 
Badetzky  und  dem  Verbote  des  Arztes  nicht  abhalten,  vor  Vicenza  das 
Bataillons-Commando  zu  übernehmen  und  es  in  Person  vorzuführen.  Selbst  die  Ver- 
sicherung, dass  das  Bataillon  blos  zur  Reserve  bestimmt  sei,  vermochte  ihn  von 
seinem  Vorhaben  nicht  abzubringen. 

Der  gemeinschaftliche  Angriff  auf  Vicenza  war  auf  den  10.  Juni  Vormittags 
um  10  Uhr  festgesetzt.  Doch  schon  um  6V2  UTir  Morgens  ertönten  Kanonen- 
schüsse von  den  Höhen  der  Monti  Berici.  General -Major  Culoz  hatte  nämlich 
vor  Tagesanbruch  den  vorliegenden  Höhenzug  von  Sta.  Margherita  nehmen  lassen, 
um  das  vom  Feinde  stark  besetzte  Castell  Rombaldo  beschiessen  zu  können.  Drei 
verbarricadirte  Strassenabgrabungen  wurden  in  der  grössten  Stille  angefüllt  und  her- 
gestellt, Sta.  Margherita  und  später  das  Castell  Bombaldo  genommen,  und  das 
Blockhaus  auf  dem  Hügel  la  bella  Vista,  wohin  sich  die  Gegner  zurückgezogen,  mit 
Raketen  und  Haubitzgranaten  beworfen,  mit  Sturm  genommen  und  in  Brand 
gesteckt.  Der  Feldmarschall  stellte  den  weiteren  schwierigen  Angriff  des  General- 
Majors  Culoz  gegen  den  Monte  Berico  bis  zum  Beginn  des  allgemeinen  Gefechtes 
ein  und  sandte  ihm  als  Verstärkung  das  10.  Jäger -Bataillon  mit  einer  Fuss-  und 
einer  Raketen  -  Batterie,  welchen  später  noch  zwei  Haubitzen  und  das  zweite 
Bataillon  von  Hohenlohe-Infanterie  folgten. 

Mit  vieler  Umsicht  und  sehr  zweckentsprechend  disponirte  nun  General- 
Major  Culoz  in  der  entstandenen  Gefechtspause  seine  Truppen  so,  dass  der  Feind 
weder  von  ihrer  wahren  Aufstellung  noch  Stärke  Kenntniss  nehmen  konnte,  was 
später  von  unberechenbaren  Folgen  sich  erwies. 


1540 

gesellte  sich  sein  todesverachtendes  Benehmen  vor  dem  Feinde,  sein  aneiferndes 
Beispiel,  welche  es  zu  den  ausgezeichnetsten  Leistungen  begeisterte. 

Beim  Ausbruche  der  Revolution  zu  Mailand  befand  sich  Doli  mit  den  beiden 
Feldbataillonen  in  dieser  Stadt  beim  ersten  Armeecorps  eingetheilt,  er  erstürmte 
an  der  Spitze  von  vier  Compagnien  nach  einem  mörderischen  Kampfe  das  hart- 
näckig vertheidigte  Stadthaus  (Broletto)  und  erntete  hiefür  als  erste  Anerkennung 
seiner  Tapferkeit  die  Allerhöchste  Zufriedenheit. 

Von  hier  aus  kam  Doli  mit  dem  Regimente  unter  General-Major  Wohlge- 
muth  nach  Mantua.  Bei  der  am  13.  April  angeordneten  Recognoscirung  führte  er 
die  linke  Flügelcolonne  über  S.  Silvestro  gegen  Montanara,  erstürmte  ungeachtet 
des  heftigen  Widerstandes  Ca  Gardoni,  Lapiluppi  und  Mezzalana  und  drängte  den 
Feind  über  S.  Silvestro  gegen  Montanara  zurück.  Wie  früher  bei  der  Erstürmung 
des  Broletto,  ward  auch  hier  Doli  in  dem  Berichte  unter  den  Ausgezeichneten 
genannt.  Der  Tag  bei  Curta tone  am  29.  Mai  brachte  dem  tapferen  OflEicier  im 
Capitel  vom  Jahre  1848  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens.  In  der 
Brigade  Benedek  eingetheilt,  sollte  diese  die  von  toscanischen  und  neapolitani- 
schen Truppen  besetzten  Schanzen  nehmen,  um  den  Übergang  über  den  Osone  zu 
eröffnen.  Hier  war  es  nun  Doli,  der  mit  seinem  Regimente  den  Feind  aus  dem 
Verhau  und  den  ersten  Häusern  des  Dorfes  warf,  seine  Stellung  ungeachtet  des 
bedeutenden  Verlustes  gegen  das  herbeigeeilte  Pisaner  Universitäts-Bataillon  mit 
rühmlicher  Standhaffcigkeit  behauptete,  bei  dem  allgemeinen  Sturme  gleichzeitig 
an  der  Spitze  des  Regiments  siegend  vordrang  und  Curtatone  nahm;  dadurch 
trug  er  wesentlich  zum  Siege  bei.  Er  wusste,  dass  die  Stellung  hinter  dem  Osone 
durch  eine  Vornahme  der  gegen  S.  Silvestro  und  Montanara  dirigirten  Brigaden 
zu  nehmen  beschlossen  war;  sein  Regiment  operirte  daher  gegen  den  stehenden 
Pivot  und  hätte  ruhig  die  Vorrückung  dieser  beiden  Brigaden  abwarten  können; 
aber  vertrauend  auf  die  Tapferkeit  desselben  und  dem  eigenen  Impulse  folgend, 
hatte  Doli  bedeutend  früher  angegriffen  und  reussirt. 

Bei  diesem  Sturme  entwickelte  er  eine  feurige,  vor  keiner  Gefahr  erlahmende 
Thätigkeit  und  bewies  am  folgenden  Tage  bei  Goito  jene  vielleicht  noch  höher 
zu  achtende  Tapferkeit,  die  dem  Tode  mit  eiserner  Selbstbeherrschung  ins  Auge 
sieht.  Durch  mehr  als  zwei  Stunden  stand  er  an  der  Spitze  seiner  geschlossenen 
Bataillons -Colonnen  im  heftigsten  Geschützfeuer.  Seine  vollkommen  unbewegte 
Haltung,  sein  immer  gleich  ruhiges  Commando  bewirkte,  dass  das  Regiment  sich 
wie  auf  dem  Exercirplatze  bewegte.  Eine  Kanonenkugel  zerschmetterte  hier  dem 
tapfern  Obersten  noch  lange  vor  Beendigung  des  Kampfes  den  rechten  Fuss  und 
machte  seinem  Wirken  auf  dem  Schlachtfelde  für  immer  ein  Ende. 

Nothdürftig  hergestellt,  wurde  ihm   das  Stadt-Commando  in  Mailand,  und 

1850  als  General-Major  das  Festungs-Commando  in  Piacenza  übergeben.   Im  Mai 

1851  übernahm  Doli  die  Direction  der  Ingenieur- Akademie,  trat  aber  schon  im 


1541 

Februar  1853  mit  Feldmarschall  -  Lieutenants  -  Charakter   ausgezeichnet  in  den 
Ruhestand  und  beschloss  sein  Leben  zu  Treviso  am  13.  Jänner  1854. 

MAKTINICH  von  Martinegg,  Franz  Freiherr,  General-Major,  Sohn  des 
Gutsbesitzers  Servolo  Martinieh,  wurde  zu  Galignana  inistrien  den  13.  De- 
cember  1795  geboren.  Dieser  brave  Officier  hatte,  als  Istrien  vom  feindlichen 
Joche  befreit  wurde,  am  15.  November  1813  eine  Fähnrichstelle  bei  dem  errich- 
teten italienischen  Freicorps  unter  Oberst  Schneider  erhalten  und  sich,  bald  darauf 
Lieutenant  geworden,  als  Adjutant  des  Generals  Grafen  Starhemberg  sehr  gut 
verwenden  lassen.  Die  Gefechte  am  Taro  (2.  März  1814),  bei  Reggio  (7.  März), 
bei  Ponte  di  Nura  (14.  April)  waren  Veranlassung,  dass  seinem  Betragen  die 
volle  Zufriedenheit  zu  Theil  wurde.  Er  blieb  bei  diesem  General  in  Verwendung, 
als  ihm  später  das  Gouvernement  in  Lucca  und  in  Toscana  übertragen  wurde, 
machte  dann  den  Feldzug  gegen  Murat  und  in  diesem  die  Schlacht  bei  Tolen- 
tino  und  den  Überfall  auf  Macerata  mit  und  zog  mit  der  Aimee  ins  südliche 
Frankreich. 

Im  Jänner  1816  zu  dem  Tiroler  Jäger-Regimente Kaiser  eingetheilt,  avan- 
cirte  Martinich  in  dieser  Truppe  bis  zum  Obersten  (October  1849).  In  den 
Jahren  1821  und  1822  ward  er  Platz-Commandant  zu  Foligno  und  Tortona;  im 
Jahre  1831  als  Oberlieutenant,  vorerst  kurze  Zeit  beim  Stadt-Commandojn  Modena, 
machte  er  dann  den  Zug  in  das  Römische  mit.  Er  war  so  glücklich  den  Marsch 
einer  Colonne  von  Reggio  nach  S.  Illario  (am  12.  März)  zu  leiten  und  den  Insur- 
genten den  Rückzug  abzuschneiden.  Zu  Ende  des  Jahres  1831  folgte  er  dem  Rufe 
nach  Modena  zur  Errichtung  eines  herzoglichen  Jäger-Bataillons ;  hier  wurde  ihm 
am  18.  Jänner  1832  der  schmeichelhafte  Auftrag  ertheilt  nach  Massa  zu  eilen,  wo 
eine  Schaar  Missvergnügter  aus  Corsicaam  21.  desselben  Monats  eine  Landung  beab- 
sichtigten, um  der  in  Massa  residirenden  Herzoginn  von  Berry  einen  Affront 
zuzufügen.  Martinich  wusste  seine  Vorkehrungen  so  gut  zu  treffen,  dass  diese 
Landung  ganz  vereitelt  wurde.  Sechs  Monate  am  Hofe  zu  Modena  commandirt, 
wurde  ihm  wiederholt  der  Antrag  gemacht  mit  Voi-theil  in  die  Dienste  des  Herzogs 
zu  treten.  Ein  treuer  Diener  seines  Kaisers,  lehnte  er  aber  diesen  ab  und  rückte 
als  Oberiieutenant  wieder  zu  seiner  Truppe,  wo  ihn  im  August  1832  die  Ernennung 
zum  Hauptmann,  im  September  1844  jene  zum  Major  traf. 

Im  Juni  des  folgenden  Jahres  erhielt  Martinich  für  mehr  denn  dreissig- 
jährige  tadellose  Dienstleistung  den  Adelstand  mit  dem  Ehrenworte  „Edler  von''. 

Der  Ausbruch  des  Krieges  in  Italien  traf  ihn  noch  als  Major.  Während  des 
Feldzuges  1848  legte  er  so  viele  Proben  von  Klugheit, Entschlossenheit  undTapfer- 
keit  an  den  Tag,  namentlich  bei  der  Vertheidigung  von  Chievo,  im  Treffen  bei 
Montanara  und  bei  dem  Angriffe  auf  Vicenza,  wo  er  verwundet  wurde,  dass 
ihm    für   die  That    bei  Montanara    durch   das   Capitel   vom  Jahre   1849   das 


1542 

Ritterkreuz  des  Maria  Theresien  -  Ordens  und  in  Folge  dessen  unterm  14.  Jän- 
ner 1850  der  Freiherrnstand  verliehen  wurde. 

Wir  wissen,  dass  die  Brigade  des  General-Majors  Fürsten  Friedrich  Liech- 
tenstein bei  dem  Angriffe  auf  die  Linie  des  Curtanone  die  dritte  und  äusserste  linke 
Colonne  der  Armee  bildete.  Zu  Buscaldo  hatte  der  Fürst  am  29.  Mai  den  Befehl 
erhalten,  mit  seiner  Brigade  eilends  gegen  Montanara  vorzurücken  und  zur  Ein- 
nahme dieses  Ortes  nach  Kräften  mitzuwirken.  Er  ertheilte  dem  Major  von  Ma  r- 
tinich  (Oberst-Lieutenant  wurde  Martinich  erst  im  März  1849),  Commandanten 
des  2.  Bataillons  von  Kaiser-Jägern,  den  Auftrag,  die  über  zwei  Miglien  vorge- 
schobene 6.  Division  und  die  zur  Deckung  der  linken  Flanke  auf  noch  grössere 
Entfernung  entsendete  4.  Division  (die  5.  war  schon  früher  als  Verstärkung  der 
Brigade  Clam  rechts  detachirt  worden)  einzuziehen  und  dem  Brigadier  nachzu- 
rücken. Dieser  bemerkte  nebenbei,  dass  Major  Martinich  mit  den  ungemein 
erschöpften  Jägern  schwerlich  mehr  zu  rechter  Zeit  zum  Gefechte  eintreffen  dürfte, 
da  die  Truppe  durch  den  Tages  vorher  zurückgelegten  Gewaltmarsch,  so  wie  durch 
den  so  eben  vonMantua  her  bei  sehr  drückender  Hitze  zurückgelegten  Weg,  wobei 
sie  die  Avantgarde  und  Flankendeckung  bildete,  sehr  angestrengt  wurde. 

Durch  diesen  ausgesprochenen  Zweifel  war  dem  Commandanten  zwar  einer- 
seits klar,  dass  der  Brigadier  der  Meinung  sei,  auf  seine  und  seiner  braven  Tiroler 
thätige  Mitwirkung  bei  dem  bevorstehenden  Sturme  und  Zusammenstosse  mit  dem 
Feinde  nicht  mehr  rechnen  zu  können,  andererseits  aber  hatte  er  den  Ordonnanz- 
Officier,  welcher  dßm  General-Major  Fürsten  Liechtenstein  den  Befehl  des  Feld- 
marschalls Grafen  Radetzky  überbrachte,  beifügen  gehört,  „  dass,  wenn  die  Brigade 
nicht  dahin  gelangen  sollte,  zeitgerecht  an  dem.  Gefechte  Theil  zu  nehmen,  Mon- 
tanara schwerlich  mehr  an  diesem  Tage  genommen  würde,*'  imd  dieses  überzeugte 
ihn  von  der  Wichtigkeit  des  kräftigen  Einschreitens  mit  der  Brigade.  Dies  und  die 
Hoffnung,  vielleicht  in  irgend  einem  entscheidenden  Augenblicke  doch  zur  Hand 
sein  und  mit  Erfolg  mitwirken  zu  können,  bewogen  Martinich,  die  in  Bus- 
caldo eingetroffene  sechste,  so  wie  die  20  bis  25  Minuten  später  daselbst  ange- 
langte vierte  Division  zur  Aufbietung  aller  Kräfte  anzufeuern,  um  die  ungefähr 
3  bis  4  Miglien  Weges  bis  Montanara  in  Eilmärschen  zurückzulegen,  dadurch  der 
Ehre,  dort  vielleicht  siegend  mitzukämpfen,  theilhafdg  zu  werden  und  darin  den 
Lohn  für  die  bisherigen  Anstrengungen,  die  sonst  nutzlos  sein  könnten,  zu  finden. 
Die  dringende  Aufforderung  an  die  zwar  im  hohen  Grade  ermüdete,  aber  wie 
immer  kampftnuthige  Mannschaft  genügte,  um  freudig  den  angestrengten  Marsch 
anzutreten.  Martinich  erreichte  an  der  Spitze  der  6.  Division  mit  derselben 
einen  rechts  in  die  Felder  und  zwar  in  die  Richtung  des  schon  ziemlich  nahe  aus- 
nehmbaren Geschütz-  und  Gewehrfeuers  führenden  Weg.  Diese  Richtung  nun  schleu- 
nig verfolgend,  stiess  er  auf  der  Anhöhe  mit  einer  schon  im  Plänkeln  begriffenen 
Abtheilung  des  9.  Feldjäger -Bataillons  zusammen,  und  bildete  sohin  den  äussersten 


1543 

rechten  Flügel  gegen  den  Meierhof  Corte  Milani.  Das  52.  Infanterie -Regiment 
und  das  9.  Jäger-Bataillon  standen  links  seitwärts  vor  demselben,  während  auf  der 
Strasse  gegen  Montanara  der  Oberlieutenant  Pauer  mit  seiner  Batterie  aufgefahren 
war.  Jener  Meierhof  war  vom  Feinde  stark  besetzt,  und  vor  dem  Thore  desselben 
standen  2  Geschütze,  welche  den  Jägern  kräftige  Kartätschenlagen  entgegensandten. 

Nachdem  auf  dem  äussersten  rechten  Flügel  kein  höherer  Vorgesetzter  anwe- 
send war,  da  auf  das  rechtzeitige  Erscheinen  des  2.  Bataillons  der  Tiroler  Jäger 
nicht  gerechnet  wurde,  sobeschloss  Martinich,  den  Hof  und  die  beiden  Geschütze, 
ohne  weitere  Befehle  abzuwarten  oder  einzuholen,  mit  dem  Bajonete  nehmen 
zu  lassen.  Hierzu  bestimmte  er  die  6.  Division  als  Sturmcolonne,  und  liess  der- 
selben die  4.  Division  als  Unterstützung  folgen.  Die  6.  Division  formirte  schnell 
aus  zwei  Zügen  eine  Plänklerkette  vorwärts  und  rückte  unter  dem  heftigsten  feind- 
lichen Feuer  auf  der  Strasse  vor.  Während  dieses  Vorrückens  hatte  ein  feindlicher 
Kanonier  etwas  über  100  Schritte  entfernt  eine  der  beiden  Kanonen  eben  auf  die 
anrückenden  Jäger  abgefeuert  und  die  zweite  gegen  dieselben  gerichtet,  um  ein 
Gleiches  zu  thun,  als  er  durch  einen  sicher  gezielten  Schuss  des  Gemeinen  Ludwig 
Haselwanter,  welcher  aus  der  Kette  vorgesprungen  war,  niedergestreckt 
wurde.  Den  günstigen  Moment  schnell  benützend,  liess  Martinich  nun  das 
Signal  zum  Sturme  geben.  Die  beiden  in  Tirailleurs  aufgelösten  Züge  unter  den 
Befehlen  des  Oberlieutenants  Karl  Bötticher  und  des  Unterlieutenants  Otto 
Baron  Sternbach  eilten  rasch  vor,  der  Bataillons- Commandant  rückte  an  der 
Spitze  der  6.  Division, im  Sturmschritte  nach  und  drang  mit  derselben  durch  das 
Thor  in  den  Hof  ein.  Mittlerweile  waren  auch  Abtheilungen  des  9.  Jäger-Batail- 
lons und  des  52.  Infanterie-Regiments  gegen  die  rechte  Flanke  des  hier  von  einer 
hohen  Mauer  umgebenen  Gebäudes  erschienen,  bemeisterten  sich  derselben  und 
drangen  hierauf,  da  sie  selbst  nicht  weiter  mehr  wirken  konnten  ,  dem  Beispiele 
der  Kaiser -Jäger  folgend,  gleichfalls  in  den  Hof  nach.  Der  Feind  konnte  dem 
Ungestüme  dieser  vereinigten  braven  Truppen  nicht  länger  widerstehen  und  streckte 
die  Waffen.  Es  wurden  6  Officiere  und  100  Mann  gefangen,  die  beiden  Kanonen 
erobert,  und  viele  Waffen  und  Munition,  dann  80  Stück  Schlachtvieh  erbeutet. 
Einem  Theile  der  feindlichen  Besatzung  in  der  Stärke  von  beiläufig  150  Mann 
gelang  es  nach  rückwärts  zu  entkommen  ,  sie  wurden  jedoch  auf  der  Flucht  von 
dem  4.  Bataillon  des  Regiments  zu  Curtatone  gleichfalls  gefangen.  Der  Divisionär 
Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Wimpffen,  unmittelbar  nach  der  Einnahme  des 
Meierhofes  aus  Montanara  auf  der  blutigen  Wahlstatt  eingetroffen ,  war  mit  den 
Leistungen  des  tapferen  Martinich  so  wohl  zufrieden,  dass  er  ihn  auf  dem 
Kampfplatze  —  seine  braven  Kampfgenossen  waren  hiervon  Zeugen  —  herzlich 
umarmte. 

Im  Mai  1854  zum  General-Major  befördert,  versieht  Freiherr  von  Martin  ich 
zur  Zeit  Brigadiers dienste  bei  der  3.  Armee  in  Ungarn. 


1534 


Die  Piemontescn  waren  zu  Anfang  April  gegen  Mantua  gerückt;  General  der 
Cavalleric  von  Gorzkowski  wollte  sich  durch  eine  Rccognoscirung  über  ilire 
Stärke  und  Stellung  Ge\rissheit  verschaffen  und  entsendete  am  6*  den  Obersten 
Benedek  mit  einem  Bataillon  seines  HegimentSj  einer  Compagnie  Kaiser-Jäger 
und  einem  Zuge  Ulilanen  g^gen  Marcaria.  Er  sollte  den  ersten  Strauss  mit  dem 
Gegner  anbinden.  ^Auf  einen  Überfall  abgesehen,  vereitelte  ein  Zufall  diese 
Absicht,  doch  drang  Benedek  in  Marcaria  ein,  machte  10  Dragoner  zu 
Gefangene,  nahm  13  X*ferde,  erstürmte  die  Häuser,  aus  denen  auf  unsere  Truppen 
gefeuert  worden,  und  trieb  die  Piemontesen  über  den  Oglio.  Bei  einer  zweiten  für 
den  13»  Mai  angeordneten  Rccognoscirung  führte  unser  Oberst  die  rechte  Flügel- 
colonne  gegen  die  feindlielie  Stellung  am  Osono  und  erntete  auch  hier  Anerken- 
nung für  sein  umsichtiges  und  tapferes  Benehmen* 

Der  Feldmaräclmll  hatte  nach  seiner  Ankunft  in  Mantua  für  den  29.  Mai  die 
Erstürmung  der  starken  Linie  von  Curtatone  angeordnet.  Benedek  leitete  den 
letzten  Sturm  in  ganzer  Ausdehnung  ein  und  führte  mit  militärisch  richtiger  EinBicht, 
mit  zweckmässiger  Verwendung  der  Geschütze,  des  Brückenmaterials  und  derTrup* 
pen,  so  wie  mit  persönlicher  Tapferkeit  und  unermüdlicher  Ausdauer  seine  Auf- 
gabe durch.  Dass  er  jedoch  nicht  abwartete,  bis  die  Division  Karl  Schwarz en- 
berg  Montanara  genommen,  wodurch  ihm  der  Angriff  auf  Curtatone  erleichtert, 
aber  die  Niederlage  des  Feindes  geringer  geworden  und  jedenfalls  viele  feindliche 
Gefangeno  entgangen  wären;  dass  er  seine  Dispositionen  zu  den  verschiedenen 
Gefechtsmomenten  mit  ruhiger  Überlegung,  daher  unbedingt  entsprechend  und  richtig 
getroffen;  dass  er  den  Gang  des  Gefechtes  stets  in  der  Hand  behalten,  auf  seine 
unterstehenden  Truppen  in  der  ganzen  Linie  persönlich  einen  höchst  aneifernden 
Einfluss  ausgeübt;  dass  er  endlich,  trotz  der  Schwierigkeit  der  Aufgabe  und  des 
bedeutenden  Verlustes,  mit  hartnäckiger  Consequenz  die  wiederholten  Angriffe 
und  zuletzt  den  allgemeinen  gleichzeitigen  und  entscheidenden  Sturm  auf  die 
ganze  Linie  von  Curtatone  zweckmässig  eingeleitet,  ist  sein  unbestreitbares  Ver- 
dienst und  wurde  durch  das  im  Jahre  1848  abgehaltene  Capltel  mit  dem  Ritter- 
kreuze des  Maria  Theresien-Ordens  belohnt. 

Tages  darauf  (30.  Mai),  als  das  L  Armeeeorps  g^g^n  Goito  vorrückte,  bildete 
Ben  edek  mit  seiner  Brigade  die  Avantgarde,  ging  in  zwei  Treffen  bis  über  Casa 
Franchini  hinaus,  wurde  hier  mit  einem  verheerenden  Geschützfeuer  empfangen, 
setzte  aber  gleichwohl  mit  Aufopferung  den  ungleichen  Kampf  fort  und  behauptete 
sich,  dem  fortwährenden  Gesell ütz-  und  Kleingewchrfeuer  durch  mehrere  Stunden 
ausgesetzt,  In  seiner  Stellung,  bis  er  Unterstützung  erhielt. 

Nach  der  Schlacht  von  Custozza  wurden  d"'i  Brigaden  Degen feld  und 
Benedek  unter  Commando  des  Qua-DIvisionärs  General -Majors  von  ChIoz  über 
Castelluehio  an  den  Oglio  zur  Armee  gezogen,  welchen  am  29.  Juli  die  Brigade 
Draskovieh  folgte  und  diese  vereint  das  4.  Armeecorps  bildeten.  Oberst  Benedek 


1 
J 


1535 


führte  die  Avantgardo-Brigado  und  wurde  nach  Vedosetto  vor^esmobcn.  Bei  sei* 
ncr  Vorrückung  wechselte  er  einige  Si  hüssc  mit  dem  Feinde,  sticss  hinter  Solaro 
auf  denselben  und  blieb,  als  die  Armee  weiter  von  LodI  gegen  Mailand  vorrückte, 
in  S.  Rocca  zur  Beobachtung  des  Po  gegenüber  Piacenza  stehen. 

Gleich  tapfer  und  unerschrocken  kämpfte  Ben  edek  im  zweiten  Feldxugo 
gegen  Pienjont.  Sein  kalter  Muth,  mit  welchem  er  sich  M ort ara's  bemächtigte 
und  das  feindliehe  Centrum  durchbrach,  gab  den  Ausschlag  zu  dem  glänzenden 
Siege  am  21.  März.  Als  der  Widerstand  der  feindlichen  Brigade  Regina  durch 
den  heldenmütliigen  Angriff  des  Erzherzogs  Albrecht  gehrochen  war,  verfolgte 
sie  Benedek  lebhaft  mit  den  Regimentern  Gyulay  und  Paumgarten  gegen 
die  Stadt  und  bemächtigte  sich  der  äusseren  ITüuser  bei  Porta  Milano,  In  dem 
Innern  der  Stadt  entstand  eine  unbeschreibliche  Verwirrung;  die  finstere  Nacht 
war  angebrochen  und  der  Corps-Comraandant  d'Aapre,  nicht  in  der  Lage  die 
Folgen  seines  Sieges  zu  übersehen,  befahl  das  Gefecht  abzubrechen,  falls  es  nicht 
gelünge,  sich  beim  ersten  Anlauf  der  Stadt  zu  bemächtigen.  Allein  Benedek  an 
der  Spitze  eines  Bataillons  seines  Regiments,  seine  beiden  Flanken  durch  JKger- 
Compagnien  gedeckt,  griff  nun  Mortara  mit  Ungestüm  an,  drang  in  die  Jlaupt- 
straase  und  trieb  den  Feind  vor  sich  her,  bis  er  den  entgegengesetzten,  nach  Ver- 
celli  führenden  Ausgang  erreichte;  hier  verbarricadirte  er  sich,  wozu  er  zumTheil 
die  Cadaver  von  fünf  getödteten  feindlichen  Artilleriepferden  benützte.  Plötzlich 
tönt  in  seinem  Rücken  der  feintUiche  Marsch  und  er  sieht  sich  von  seiner  Brigade 
abgeschnitten  und  in  Rücken  genommen.  Er  lässt  seine  Soldaten  rechtsum  machen, 
geht  dem  Feinde  entschlossen  entgegen,  und  unter  dem  Kugelregen,  der  ihn  von 
beiden  Seiten  mit  dem  Tode  bedroht,  fordert  er  ihn  zur  Niederleguiig  der  Waffen 
auf.  Die  List  gelingt;  der  Feind,  der  sich  von  allen  Seiten  eingeschlossen  glaubt 
und  in  der  finstern  Nacht  weder  seine  noch  seines  Gegners  Lage  zu  beurth eilen 
vermag,  streckt  die  Waffen.  Während  dieser  Handlung  war  auch  das  andere  Batail- 
lon dos  Regiments  Uyulay  unt«r  AnfUbrung  des  tapferen  Majors  Grafen  Pöt- 
ting  in  die  Stadt  gedrungen  und  hatte  sonach  den  Obersten  aus  seiner  gefahr- 
lichen Lage  gerissen.    Benedek  reinigte  nun  die  Stadt  vom  Feinde,   eroberte 
6  Kanonen,  viele  Pulverkarren,  eine  Menge  Bagage,  unter  andern  auch  den  Mar- 
Etall  und  das  Gepäck  des  Herzogs  von  Savoyen,  und  nahm  66  Officiere  und  2000 
Mann  gefangen« 

Gleich  wesentliche  Dienste  leistete  dieser  beldenkühne  Soldat  auch  in  der 
Schlacht  bei  Novara  mix  23.  März,  wo  er  sein  Regiment  in  Gemeinschaft  mit 
einem  Bataillon  Weiden  in  Person  zum  letzten  Angriffe  vorführte.  Fcldmarschall 
Graf  Rade  tzky  nannte  ihn  unter  den  besonders  Ausgezeichneten. 

Im  April  1 849  zum  Gcncral-Major  befördert,  erhielt  Benedek  die  Bestimmung 
zur  Armee  mich  Ungarn,  Die  Brigade,  welche  ihm  hei  dem  4.  Armeocorps  zugewie- 
sen wurde,  konnte  sich  Glück  wünschen,  einen  solch*  erprobten  Führer  an  ihrer 


1536 


Spitze  zu  sehen;  sie  bildete  bei  Eröffnung  des  Sommerfeldzuges  die  Avantgarde 
der  Armee.  Raab  und  K  omorn  waren  die  ersten  Orte^  woBen  edek  auf  vaterlUn- 
dischem  Boden  die  ersten  Lorbern  pflückte. 

Der  Kampf  vor  K omorn  am  IL  Juli  war  um  die  dritte  Nachmittagsstunde 
nicht  am  günstigöten ;  unser  1.  und  4.  Armeecorps  bildeten  in  ihren  Stellungen  eine 
zusammenhängende  Linie,  auf  deren  linkem  Flügel  die  Insurgenten  gegen  Acs 
vorzudringen  suchten;  auf  dem  rechten  Flügel  waren  sie  bis  Csem  vorgerückt  und 
gingen  nun  zum  Sturme  auf  diesen  Meierhof  über.  Die  Schlachtlinie  gestaltete  sich 
zu  einem  Bogen,  dessen  vorspringende  Älitte  die  Brigade  Benedek  (4  Bataillone 
Infanterie,  8  Schwadronen  Erzherzog  Karl-Chevauxlegers  und  2  Batterien)  bei 
Puszta  Ilark^ly  einnahm.  Auf  diesem  Piinct  richtete  sich  das  concentrische  Feuer 
von  4  bis  5  Batterien  mit  beispielloser  Heftigkeit,  Die  tapferen  Truppen,  beseelt 
durch  den  bekannten  Heldenmuth  ihres  Generals,  weichen  während  mehreren 
Stunden  des  mörderischen  Geschützkampfes  niclit  einen  Schritt  aus  ihrer  exponir- 
tcuj  durch  keinen  Terraingegensfaud  gedeckten  Stellung  und  imponiren  dem 
Feinde  der  Art,  dass  er  weder  zu  einem  Bajonetangriffj  noch  zu  einer  Attaque  mit 
einer  hier  vereinigten  Cavallerie-Oivision  überzugehen  wagt  Diese  heldenmüthige 
Ausdauer  erleichtert  nicht  nur  das  erneuerte  Vorrücken  der  beiden  Flügel  unserer 
Schlachtliniey  sondern  verschafft  auch  der  noch  ins  Gefecht  gebrachten  Reserve  die 
Zeit  zur  Mitwirkung  und  ermöglicht  auf  diese  Weise  die  rasche  Wendung  des 
Kampfes  und  den  scldlesslichen  Sieg. 

So  bewunderungswürdig  die  aus  einem  raschen  und  kühnen  Angriffe  entsprin- 
gendenThaten  sein  mögen,  so  ist  es  doch  unlaugbar  weit  schwieriger  und  heroischer, 
unter  ungünstigen  Umständen,  wo  eine  Reaction  momentan  unmöglich  wird,  passiv 
auszuharren;  das  Gemüth  entbehrt  hier  jenes  zauberhaften  Schwunges,  der  sich  fast 
immer  des  Stürmenden  bemächtigt  und  das  Ziel  erreichen  macht^  ehe  das  Bewusst- 
sein  der  Gefahr  vor  die  begeisterte  Seele  tritt.  Darum  gebührte  auch  Benedok, 
der  seinen  schwierigen  Posten  bis  zum  Ende  der  Schlacht  mit  seltener  Ausdauer 
behauptete  und  ein  F^ferd  unter  dem  Leibe  verlor,  mit  vollem  Rechte  die  Palme 
des  Sieges  und  der  Ruhm,  denselben  angebahnt  zu  haben. 

Am  3.  August  setzte  der  tapfere  General  im  Angesichte  des  Feindes  an 
der  Spitsse  des  12,  Jäger -Bataillons  auf  Pontons  über  die  Theiss,  warf  die  Insur- 
genten aus  den  Häusern,  vertrieb  sie  aus  Uj-Szegedin  und  erstürmte  eine  an  der 
ausserhalb  des  Ortes  befindlichen  langen  Brücke  aufgeworfene  Schanze,  wobei  er 
durch  einen  Prellschuss  leicht  verwundet  wurde.  Nicht  achtend  diese  Verletzung, 
nahm  der  ausgezeichnete  Kriegerauch  an  der  Schlacht  hei  Szöreg  am  5.  August 
den  rühmlichsten  Autheil  und  wurde  durch  eine  Granate  am  Fusse;  zwar  nicht 
schwer,  aber  schmerzhaft  verwundet  in  dem  Augenblicke,  als  er  an  der  Spitze  sei- 
ner Brigade  eben  3  Batterien  von  Szcireg  ins  Feuer  führte.  Mit  Wehmuth,  lesen 
wir  in  dem  vortrefflichen  Werke;  „Der  Feldzug  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  im 


1537 

Sommer  des  Jahres  1849*',  nahmen  die  Truppen  seiner  Brigade,  iVllo,  die  ihm 
^näher  standen ^  und  der  Feldherr  selbst  Abschied  von  dorn  Helden,  welcher  nun 
verhindert  war,  an  dem  Schlüsse  dieses  schönen  Feldzuges  ThcU  au  nehmen* 

Wir  finden  den  Namen  Ben edek  fast  bei  allen  grossen  und  rühmlichen 
Waflonth fiten  unserer  Armee  in  Italien  und  in  Ungarn  glänzen.  Hier  wurde  ihm 
als  Conimamlant  einer  aus  allen  Waffen  zusammengesetzten  Avantgai-de  -  Brigade 
eben  so  oft  der  schwierigste  und  entscheidende  Anthell  der  Kämpfe  übertragen, 
als  die  Gelegenheit  zu  ruhmvollen  Thaten  gegeben.  So  sehen  wir  die  Brigade 
Benedek  bei  Raab  immer  voran  entscheidend  auftreten^  bei  Komorn  am  2.  Jnli 
einen  isolirten  blutigen  Kampf  in  O-Szony  bestehen,  am  IL  Juli  das  Gewicht  der 
grossen  Schlacht  durch  mclirere  heisse  Stunden  beharrlich  tragen,  bei  Uj-Szcgodin 
am  3.  Augast  den  Übergang  mit  besonderer  Bravour  forciren,  endlich  bei  Szureg 
abermals  voran  den  Schlüssel  der  feindlichen  Stellung  erstürmen. 

Schon  nach  der  zweiten  Schlacht  bei  Komorn  verlieh  ihm  Se.  Majestät  der 
Kaiser  als  Beweis  der  vollsten  Anerkennung  seiner  grossen  Verdienste  um  das 
Vaterland  die  InhaberstcUc  des  28,  Infanterie -Regiments  und  übertrug  ihm  nach 
hergestelltem  Frieden  den  wichtigen  Posten  eines  Cheft  des  General -Stabes  bei 
der  2.  Armee  in  Italien* 

Im  October  1852  zum  Feldmarschall -Lieutenant  befürdort,  ward  Bonedck 
nach  der  Rcsignirung  des  Feldmarschalls  Grafen  Radctzky  im  März  1857  zum 
Commandantcn  des  4.  Ai^moecorps  in  Lemberg  und  zum  gehoimon  Rath  ernannt. 


REISCHÄCH,  Siglsmund  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant  und  KSra- 
mcrer,  Comthur  des  Malteser- Ordens  zu  Obitz  in  Böhmen,  Besitzer  des  Militär- 
Vcrdicnstkreuzes,  Inhaber  des  2L  Infanterie-Regiments,  stammt  aus  einem  uralten, 
im  August  1724  zur  Freiherrnwürdo  gelangten  Geschlechte  imd  erblickte  das  Licht 
der  Welt  zu  Wien  am  10.  Februar  1809. 

Sein  Vater  Thaddäus  Freiherr  vonReischach^  Feldmarschall-Lieutenant 
und  Oberstliofmcister  des  Erzherzogs  Ludwif^,  gab  ihm,  wie  allen  seinen  Sühnen, 
eine  vorwiegend  militärische  Erziehung,  und  als  Sigismund  im  August  1828 
eine  Lieutenantstelle  bei  dem  4.  JUger-ßataillon  erhielt,  fand  er  sieh  trotz  seiner 
Jugend  in  der  neuen  Stellung  leicht  beimisch.  Die  unteren  Officiersgradc  waren 
bald  durchgemacht;  als  Hauptmann  wurde  ihm  die  Ehre  zu  Theil,  dem  Könige  von 
Neapel  und  dem  Thronfolger  von  Russland  bei  ihrer  Anwesenheit  in  Wien  beige- 
geben zu  werden;  er  war  auch  in  jenem  Gefolge,  wehrlios  der  kaiserliche  Hof  ent- 
sendet hatte,  um  die  Köm'ginn  von  England  bei  ihrer  Thronbesteigung,  tmd  den 
gedachten  GrossHirsten  bei  seiner  Vermiüilung  zu  begrüssen« 

Noch  nicht  32  Jahre  alt,  war  Reischaeh  bereits  Major,  im  September 
1846  Oberst  und  Commandant  de»  Infanterie •  Regiments  Prochaska,  Der 
Ausbiitch  der  Revolution  im  MKrz  1848  traf  ihn  zu  Mailand,  wo  er  mit  seinem 

9T 


liegimeute  schon  Iib  Strasseokampfe  sich  als  tapferer  und  unerschrockener  Soldat 
zu  bewähren  Gelegenheit  fand. 

Eine  seiner  vorzüglichsten  Wallen  thaten  war  die  in  der  Schlacht  bei  S  t  a.  L  u  c  i  a, 
welche  mir  durch  jene  hei  Montan  ara  am  2D.  Mai  UbcrtToflen  wurde.  Der  Eingang 
von  Montanara  war  durch  eine  Fehlschanzo  mit  5  Geschützen  geschlossen  und  vom 
Feinde  äusserst  hartnäckig  vertheidigt.  Um  halb  3  Uhr  sollte  der  Ort  auf  der  ganzen 
Linie  angegriffen  werden.  Vergebens  waren  die  Anstrengungen  der  stürmenden 
Truppen;  nur  einer  Äbtheilung  seines Ileginients  war  es  gelungen,  den  in  der  rech- 
ten Flanke  des  Dorfes  gelegenen  Friedhof  zu  nehmen  und  sieh  darin  zu  behaup-- 
ten.  Reischachj  die  Wichtigkeit  des  Augenblickes  und  dieses  Punctcs  erkennend, 
benutzte  diesen  Umstand,  bildete  aus  den  nächsten  fünf  Zügen  des  Regiments  eine 
Stnrmcolonno  hinter  dem  Friedhofe  und  griff  mit  dem  Säbel  in  der  Faust  unter 
einem  ;,IIoch  dem  Kaiser!*'  an  deren  Spitze  das  nächste  staik  befestigte  und  ver- 
theidigte  Haus  anj  doch  das  Feuer  des  Fehides  erneuerte  sich  so  allseitig  und  hef- 
tigj  dass  die  Soldaten  stehen  blieben  und  nicht  wagten  das  Thor  einzuschlagen,  um 
den  Hof  zu  stürmen.  Oberst  Hei  seh  ach  ging  allein  vor;  ihm  schlössen  sich 
Einige  an.  Von  allen  Fenstern  kamen  die  Geschosse,  sie  liessen  ihn  unverletzt; 
aber  sein  Beispiel  wirkte  elektrisircnd  auf  die  Mannschaft.  Statt  sich  mit  dem 
Thore  lange  auizulialtcn,  drangen  die  braven  Kärntlmer  unter  Sicgesriden  gleich 
durch  die  Fenster  ein^  machten  die  Besatzung  zum  Theil  nieder  oder  nahmen  sie 
gefangen,  und  setzten  sich  im  Hause  fest,  welches  durch  die  mittlerweile  nachge- 
kommene Unterstützung  —  eine  Diviäion  Hohenlohe  Nr.  17  —  besetzt  wurde. 

Der  tapfere  Reise  ha  ch  sammelte  unterdessen  mehrere  Abtheilungen  seines 
Regiments  und  unternahm  mit  tliesen,  nachdem  der  Sturm  durch  ein  heftiges 
Geschütz-  und  Raketenfeuer  vorbereitet  war,  den  Angriff"  auf  den  zweiten,  eben- 
falls sehr  stark  besetzten  und  vertheidigten  Hof,  welchen  er  abermals  an  der  Spitze 
seiner  Braven  nahm  und  van  liier  endlieh  nach  einem  äusserst  hartnäckigen  Kampfe 
mit  dem  Bajonete  der  Erste  in  das  Dorf  eindrang,  w^odurch  der  Feind  zum  schleu- 
nigen Rückzuge  aus  der  Schanze  gezwungen  wurde  und  120  Gefangene,  3  Fahnen 
nebst  vielen  hundert  Waffen  und  Gewehren  in  Stich  Hess. 

In  dem  Gefechte  bei  Goito  am  30.  hatte  die  Brigade  Clam,  welche  als 
Reserve  zurückbehalten  worden,  die  durch  den  langen  Kampf  erschöpfte  Brigade 
Benedek  mit  den  2  Bataillonen  Prochaska  und  2  Compaguien  Gradiskaner 
unterstützt  und  mindestens  den  Zweck  erreicht,  dass,  wenngleich  die  Brigade 
Benedek  sich  etwas  ausser  den  wirksamen  Schuasbercich  zurückziehen  musstc, 
das  Gefecht  doch  im  Gange  erhalten  wurde. 

Bei  Vicenza  führte  Oberst  Reischach  in  Person  den  Angriff  auf  die 
Rotonda  mit  4,Compagnicn  seines  Regiments,  welche  durch  3  Compagnien  Gra- 
diskaner unterstützt  waren,  wurde  aber  fast  gleiclizcitig  mit  dorn  Rittmeister  Gra- 
fen Ingelheim  von  Graf  Radetzky-Husaron  und  dem  Lieutenant  Je nna  vom 


1539 

Fürst  Wiadiscligrütz-Chevauxlegers-Regiment,  welche  in  diesem  Gefechte  zu  Fuss 

an  der  Spitze  der  Infanterie -Abtheilungen  die  Barricadon  stürmten,  verwundet. 

Auch  an  den  Tagen  bei  Sona^  Sommacampagna  und  Custozza,  bo  wie 
an  dem  Gefechte  vor  Mailand  nahm  das  Regiment  Prochaska  töchst  ehrenvol- 
len ^Vnthcil,  in  welchem  letzteren  Oberst  Reise  haeh  die  Ilauptcolonne  auf  der 
Strasse  gegen  die  Barricado  vor  Castegneto  führte,  sie  mit  Sturm  nahm  und  den 
Feind  bis  Caaa  Besana  zurückwarf. 

Die  Fleldenthat  bei  Montanara,  welche  dem  Heere  einen  höchst  wichtigen 
Stützpunct  für  die  Erringung  des  Sieges  bot,  ward  im  Capitel  vom  Jahre  1848  mit 
dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  belohnt. 

Nach  dem  siegreichen  zweiten  Feldzuge  gegen  Piemont  ward  Oberst  Baron  Rei- 
se haeh  im  April  1849  zum  General-Major  ernannt  und  erhielt  eine  Brigade  bei 
dem  1.  Armeocorps  in  Ungarn,  Auch  in  diesem  Kjiege  zeichnete  er  sieh  durch 
persönliche  Tapferkeit  und  entschlossene  Führung  gciuer  Truppen  aus.  So  warf 
er  am  2.  Juli  vor  Komorn,  auf  dem  linken  Flügel  des  L  Armeecorps  längs  der 
Donau  yorrlickend,  die  Insurgenten  aus  den  Weingärten  und  nahm  ungeachtet  des 
Verbotes,  die  Schanzen  auf  dem  Sandberge  nahe  an  dem  Brückenköpfe  anzugrei- 
fen, in  kurzer  Zeit  drei  derselben,  eroberte  drei  Kanonen  und  einen  Mörser  und 
führte  60  Gefangene  heim.  Nicht  minder  ausgezeichnet  kämpfte  er  bei  Dreispitz. 
Überhaupt  war  seine  jede  Gefahr  verachtende  Kaltblütigkeit  den  Soldaten  eine 
Anspornung  zu  den  erfolgreichsten  Leistungen  und  erregte  die  Bewunderung  der 
ganzen  Armee. 

Seit  November  1853  Feldmarschall-Lieutcnant  und  immer  in  Italien,  vorerst 
als  Brigadier,  dann  als  Divisionär  verwendet,  geruhte  Sc.  MajestUt  der  Kaiser  den 
ausgezeichneten  Krieger  im  Jünncr  1857  zum  Inhalier  des  21.  InfantorieJlegi- 
nients  zu  ernennen  und  hierdurch  seinen  Verdiensten  neue  Anerkennung  zuzuwenden. 

DOLL  von  Grünheim,  Karl  Ritter,  Feldmarschall-Lieutenant,  Besitzer 
des  Militär -VerdienstkreuzeÄ,  Württemberg  war  sein  Vaterland,  Wosterstätten  der 
Ort,  wo  er  am  6.  JUnner  1794  das  Licht  der  Welt  erblickte.  In  der  Neustädtcr 
Akademie  erzogen,  trat  Doli  im  19.  Lebensjahre  als  Fähnrich  in  das  3*  Infan- 
terie-Regiment  Erzherzog  Karl  und  wohnte  als  Lieutenant  des  14.  Regiments 
den  Foldzügen  1814  und  1815,  in  diesem  letztern  der  Einschliessung  von  Strass- 
burg  bei. 

Die  hierauf  eingetretene  vicljUhrige  FriedenÄepocho  benutzte  D  ö  1 1  auf  das 
Beste,  um  ueine  Kenntnisse  zu  erweitern  und  atieg^  Major  im  26.  Dienstjahro  bei 
Paumgartten-Infanterie  geworden,  im  October  1846  zum  Obersten  und  Comman- 
daaten  in  diesem  Regimentc  empor. 

Seine  fiemtthujigeo,  das  Regiment  schlagfertig  heranzubilden  und  filr  einen 
alinilligen  ernsten   Fall  vorzubereiten ,   trugen    bald   lohnende   Früchte.      Dazu 

i»7* 


1540 


gesellte  sieh  sein  todesveraelitendes  Benehmea  Tor  dem  Feinde,  sein  anciferndes 
Beispiel j  welche  es  zu  den  ausgezeichnetsten  Leistungen  begeisterte. 

Beim  Ausbruclic  der  Revolution  zu  Mailand  befand  eich  Doli  mit  den  beiden 
Feldbataillonen  in  dieser  Stadt  beim  ersten  Ai-meecorps  eingetheilt,  er  ersttirmte 
an  der  Spitze  von  vier  Compagnien  nach  einem  mörderischen  Kampfe  das  hart- 
näckig vertheidigte  Stadthaus  (Broletto)  und  erntete  hiefür  als  erste  Anerkennung 
seiner  Tapferkeit  die  Allerhöchste  Zufriedenheit. 

Von  hier  aus  kam  Doli  mit  dem  Regimente  unter  General-Major  Wohlge- 
mut h  nach  Mantua.  Bei  der  am  13.  April  angeordneten  Recognoscirong  Tuhrto  er 
die  linke  Flügelcolonne  liher  S.  Süvestro  gegen  Montanara,  erstürmte  ungeachtet 
des  heftigen  Widerstandes  Ca  Gardoni,  Lapiluppi  und  Mezzalana  und  drlingto  den 
Feind  über  S.  Silvestro  gegen  Montanara  zurlick.  Wie  früher  bei  der  Erstürmung 
des  Broletto^  ward  auch  hier  Doli  in  dem  Berichte  unter  den  Ausgezeichneten 
genannt.  Der  Tag  bei  Curia  tone  am  29,  Mai  brachte  dem  tapferen  Officler  im 
Capitel  vom  Jahre  1848  das  Ritterkreuz  des  Maria  Tbcrcsien-Ordcns.  In  der 
Brigade  Benedek  eingetheiltj  sollte  diese  die  von  toscanischen  und  neapolitani- 
schen Truppen  besetzten  Schanzen  nehmen,  nm  den  Übergang  über  den  Osone  zu 
eröffnen.  Hier  war  es  nun  Do  11,  der  mit  seinem  Regimente  den  Feind  aus  dem 
Verhau  imd  den  ersten  Fläuscrn  des  Dorfes  warf,  seine  Stellung  ungeachtet  des 
bedeutenden  Verlustes  gegen  das  herbeigeeilte  Pi^ancr  Unlvcrsitäts-Bataillon  mit 
rühmlicher  Standhaftigkeit  behauptete,  bei  dem  allgemeinen  Sturme  gleichzeitig 
an  der  Spitze  des  Regiments  siegend  vordrang  und  Curtatono  nahm;  dadurch 
trug  er  wesentlich  zum  Siege  bei.  Er  wusstc,  dass  die  Stellung  hinter  dem  Osone 
durch  eine  Vornahme  der  gegen  S,  Silvestro  und  Montanara  diiigirten  Brigaden 
zu  nehmen  beschlossen  war;  sein  Regiment  operirte  daher  gegen  den  stehenden 
Pivot  und  hätte  ruhig  die  Vorrückung  dieser  beiden  Brigaden  abwarten  können; 
aber  vertrauend  auf  die  Tapferkeit  desselben  und  dem  eigenen  Impulse  folgend, 
hatte  Doli  bedeutend  früher  angegriffen  und  reussirt. 

Bei  diesem  Sturme  entwickelte  er  eine  feui  igCj  vor  keiner  Gefahr  erlahmende 
Thätigkeit  und  bewies  am  folgenden  Tage  bei  Goito  jene  vielleicht  noch  höher 
zu  achtende  Tapferkeit,  die  dem  Tod©  mit  eiserner  Selbstbeherrschung  ins  Auge 
sieht.  Durch  mehr  äIb  zwei  Stunden  stand  er  an  der  Spitze  seiner  geschlossenen 
Bataillons-Colonncn  im  heftigsten  Geschützfeuer.  Seine  vollkommen  unbewegte 
Haltung,  sein  immer  gleich  ruhiges  Commando  bewirkte,  dass  das  Regiment  sich 
wie  auf  dem  Exercirplatze  bewegte.  Eine  Kanonenkugel  zerschmetterte  hier  dem 
tapfern  Obersten  noch  lange  vor  Beendigung  des  Kampfes  den  rechten  Fuss  und 
njachte  seinem  Wirken  auf  dem  Schlachtfelde  für  Immer  ein  Ende. 

Nothdiirftig  hergestellt,  wurde  ihm    das  Stadt-€?onimando  In  Mailand,  und 

1850  als  General- Major  das  Festungs-Commando  in  Piacenza  übergeben.   Im  Mai 

1851  übernahm  Doli  die  Directlon  der  Ingenieur- Akademie,  trat  aber  schon  im 


1541 

Februar  1853  mit  Foldmarschäll  -  Lieutenants  -  Charakter  ausgezeichnet  in  den 
Rühes tiind  und  beschloss  sein  Leben  zu  Treviso  am  13>  Jänner  1854. 

MAETINICH  von  Martinegg,  Franz  Freiherr,  General -Major,  Sohn  des 
Gutsbesitzers  Serrolo  Martinich,  wurde  zu  Gahgnana  In  Istrien  den  13*  De- 
cember  1795  geboren.  Dieser  brave  Oflficier  hatte,  als  Istrien  vom  feindlichen 
Joche  befreit  wui'de,  am  15.  November  1813  eine  Fähnrichstelle  hei  dem  errlch- 
toton italienischen Freicorpsuntor Oberst  Schneider  erhaltenmid sich,  bald  darauf 
Lieutenant  geworden,  als  Adjutant  des  Geoerals  Grafen  Starhcmberg  sehr  gut 
verwenden  lassen.  Die  Gefechte  am  Taro  (2.  März  1814),  bei  Ueggio  (7.  März), 
bei  Ponte  di  Nura  (14.  April)  waren  Veranlassung,  dass  seinem  Betragen  die 
volle  Zufriedenheit  zu  Theil  wurde.  Er  blieb  bei  diesem  General  in  Verwendung, 
als  ihm  spHter  das  Gouvernement  in  Lucca  und  in  Toscana  übertragen  wurde, 
machte  dann  den  Foldzug  gegen  Murat  und  in  diesem  die  Schlacht  bei  Tolen- 
tino  und  den  Überfall  auf  Macorata  mit  und  zog  mit  der  Armee  ins  südliehe 
Frankreich. 

Im  Jänner  1816  zu  dem  Tiroler  Jager-Regimente Kaiser  eingethcilt,  avan- 
cirte  Martin  ich  In  dieser  Truppe  bis  zum  Obersten  (October  1849),  In  den 
Jahren  1821  und  1822  ward  er  Platz-Gommandant  zu  Foligno  und  Tortona;  im 
Jahre  1831  als  Oberlieutenant,  vorerst  kurze  Zelt  beimStadt-Commandojn  Modena, 
machte  er  dann  den  Zug  in  das  Römische  mit.  Er  war  so  glücklich  den  Mai'sch 
einer  Colonne  von  Reggio  nach  S.  lllarjo  (am  12.  März)  zu  leiten  und  den  Insur- 
genten den  Rückzug  abzuschneiden.  Zu  Ende  des  Jahres  1831  folgte  er  dem  Rufe 
nach  Modena  zur  Errichtung  eines  herzoglichen  Jäger-Bataillons;  hier  wurde  ihm 
•am  18.  Jänner  1832  der  schmeichelhafte  Auftrag  ertheilt  nach  Massa  zu  eilen,  wo 
eine  Schaar  Missvorgnügtcraus  Corsicaam  21.  desselben  Monats  eine  Landungbeab- 
sichligten,  um  der  in  Massa  residirendcn  Ilerzoginn  von  Berry  einen  Afironl 
zuzufügen.  Martin  ich  wusste  seine  Vorkehrungen  so  gut  zu  treffen,  dass  diese 
Landung  ganz  vereitelt  wurde.  Sechs  Monate  am  Hofe  zu  Modena  commandirt, 
wurde  ihm  wiederholt  der  Antrag  gemacht  mit  VorthoU  in  die  Dienste  des  Herzogs 
zu  treten.  Ein  treuer  Diener  seines  Kaisers,  lehnte  er  aber  diesen  ab  und  rückte 
als  Obcrlicutenant  wieder  zu  Bcincr  Truppe,  wo  ihn  Im  August  1832  die  Ernennung 
zum  Hauptmann,  im  September  1844  jene  zum  Major  traf. 

Im  Juni  des  folgenden  Jahrea  erhielt  Martinich  für  mehr  denn  dreiit^sig- 
jährige  tadellose  Dienstleistung  den  Adelstand  mit  dem  Ehrenworte  , Edler  von*^. 

Der  Ausbruch  des  Krieges  in  Italien  traf  ihn  noch  ab  Major.  Während  de^ 
Feldzuges  1848  legte  er  so  viele  Proben  von  Klugheit^  Entschlossenheit  und  Tapfer- 
keit an  den  T«g,  namentlich  bei  der  Vertheidigung  von  Chievo,  im  Treffen  bei 
Montanara  und  bei  dem  Angriffe  auf  Vieenza,  wo  er  verwandet  wurde,  dass 
ihm    für   die  That    bei  Montanara    durch   das  Capitel   %*om  Jahre   1849   dns 


1543 


tittörkreuz  des  Maria  Thcrcsien  -  Ordens  und  in  Folge  dessen  unterm  14.  Jän- 
ner 1850  der  Frcihermstand  vorliclicn  wurde. 

Wir\vii5;fen.  dass  die  Brigade  des  General-Majors  Fürsten  Friedrich  Liech- 
tenstein bei  dem  Ajigriffe  auf  die  Linie  desCurtanonc  die  dritte  und  äusserste  Mnke 
Colonne  der  Armee  bildete.  Zu  BuscaJdo  hatte  der  Fürst  am  29.  Mai  den  Befelil 
erhalten,  mit  seiner  Brigade  eilends  gegen  Montanara  vorzurücken  und  zur  Ein* 
nähme  dieses  Ortes  nacli  Kräften  mitzuwirken.  Er  crtheilte  dem  Major  von  Ma  r- 
t i  n  i  c  h  (Oberst-Lieutenant  wurde  M  a  r  ti  n  i  c h  erst  im  Märss  1 849)^  Commandanten 
des  2*  Bataillons  von  Kaiser-Jägern,  den  Auftrag,  die  über  zwei  Mfglien  vorge- 
schobene 6.  Division  und  die  zur  Deckung  der  linken  Flanke  auf  noch  grössere 
Entfernung  entsendete  4.  Division  (die  5.  war  schon  früher  als  Verstärkung  der 
Brigade  Gl  am  rechts  detachirt  worden)  einzuziehen  und  dem  Brigadier  nachzu- 
rücken. Dieser  bemerkte  nebenbei,  dass  Major  Martinich  mit  den  ungemein 
erschöpften  Jägern  schwerlich  mehr  zu  rechter  Zeit  zum  Gefechte  eintreffen  dürftOj 
da  dieTruppo  durch  den  Tages  vorher  zurückgelegten  Gewaltmarsch,  so  wie  durch 
den  so  eben  vonMantua  her  hei  sehr  drückender  Hitze  zurückgelegten  Weg,  wobei 
sie  die  Avantgarde  und  Flankendeckung  bildete,  sehr  angestrengt  wurde. 

Durch  diesen  ausgesprochenen  Zweifel  war  dem  Commandanten  zwar  einer- 
seits klar,  dass  der  Brigadier  der  Meinung  sci^  auf  seine  und  seiner  braven  Tiroler 
thätige  Mitwirkung  bei  dem  bevorstehenden  Sturme  und  Zusammenstosse  mit  dem 
Feinde  nicht  mehr  rechnen  zu  können,  andererseits  aber  hatte  er  den  Ordonnanz- 
OlFicier,  welcher  di?niGencnil-Major Fürsten  Liechtenstein  denBefehl  des  Feld« 
marschalls  Grafen  Radetzky  überbrachte,  beifügen  gehört,  „dass,  wenn  die  Brigade 
nicht  dabin  gelangen  sollte,  zeitgerecht  an  dem.  Gefechte  Theil  zu  nehmen,  Mon- 
tanara schwerlich  mehr  an  diesem  Tage  genommen  würde,/'  und  dieses  überzeugtö 
ihn  von  der  Wichtigkeit  des  kräftigen  Einschreitens  mit  der  Brigade.  Dies  und  die 
Hoflnung,  vielleicht  in  irgend  einem  entscheidenden  Augen  blicke  doch  zur  Hand 
sein  und  mit  Erfolg  mitwirken  zu  können,  bewogen  Martin  ich,  die  in  Bus- 
caldo  eingetroffene  sechste,  so  wie  die  20  bis  25  Minuten  später  daselbst  ange- 
langte vierte  Division  zur  Aufbietung  aller  Kräfte  anzufeuern,  um  die  ungefähr 
r3  bis  4  Migiien  Weges  bis  Montanara  in  Eilmärschen  zurückzulegen,  dadurch  der 
Ehre,  dort  vielleicht  siegend  mitzukämpfen,  theilhaftig  zu  werden  und  darin  den 
Lohn  für  die  bisherigen  Anstrengungen,  die  sonst  nutzlos  sein  könnten,  zu  finden. 
Die  dringende  Aufforderung  an  die  zwar  im  hohen  Grade  ernmdete,  aber  wie 
immer  kampfmulhige  Mannschaft  genügte,  um  freudig  den  angestrengten  Marsch 
anzutreten.  Martinich  erreichte  an  der  Spitze  der  6.  Division  mit  derselben 
einen  rechts  in  die  Felder  und  zwar  in  die  Richtung  des  schon  ziemlich  nahe  aus- 
nehmbaren Geschütz-  und  Gcwchrfeuers  führenden  Weg.  Diese  Richtung  nun  schleu- 
nig verfolgend,  stiess  er  auf  der  Anhöhe  mit  einer  schon  im  Plänkeln  begriffenen 
Abtheilung  des  9.  Feldjäger  -  Bataillons  zusammen,  und  bildete  sohin  den  äussersten 


1S43 


rechten  Flügel  gregen  den  Meierhof  Corte  Milani.  Das  52.  Infanterie -Regicient 
und  das  9.  JU^er- Bataillon  standen  links  seitwärts  ror  demselben,  während  auf  der 
Strasse  gegen Montanara  der  Oberlientenant  Pauer  mit  seiner  Batterie  aufgefahren 
war.  Jener  Meierhof  war  vom  Feinde  stark  besetzt ,  und  vor  dem  Thore  desselben 
standen  2  Geschütze,  welche  den  Jägern  kräftige  Kartätschenlagen  entgegensandten. 

Nachdem  anf  dem  Uussersten  rechton  Flügel  kein  höherer  Vorgesetzter  anwe- 
send war,  da  auf  das  rechtzeitige  Erscheinen  des  2.  Bataillons  der  Tiroler  Ji(ger 
nicht  gerechnet  wurde,  80  beschloss  Martin  ich,  den  Hof  und  die  beiden  Geschütze, 
ohne  weitere  Befehle  abzuwarten  oder  einzuholen,  mit  dem  Bajonete  nehmen 
zu  lassen.  Hierzu  bestimmte  er  die  6.  Division  als  Sturmcolnnne,  und  Hess  der- 
selben die  4.  Division  als  Unterstützung  folgen.  Die  6.  Division  fornurte  schnell 
aus  zwei  Zügen  eine  Plänklerkctte  vorwärts  und  rückte  unter  dem  heftigsten  feind- 
lichen Feuer  auf  der  Strasse  vor.  Während  dieses  Vorrückens  hatte  ein  feindlicher 
Kanonier  etwas  über  100  Schritte  entfernt  eine  der  beiden  Kanonen  eben  auf  dio 
anrückenden  Jäger  abgefeuert  und  die  zweite  gegen  dieselben  gerichtet,  um  ein 
Gleiches  zu  thun,  als  er  durch  einen  sicher  gezielten  Schuss  des  Gemeinen  Ludwig 
Hasel wanter,  welcher  aus  der  Kette  vorgesprungen  war,  niedergestreckt 
wurde.  Den  günstigen  Moment  sehnoll  benützend,  liess  Martin  ich  nun  das 
Signal  zum  Sturme  geben.  Die  beiden  in  Tirailleurs  aufgelösten  Zuge  unter  den 
Befehlen  des  Oberlieutonants  Karl  B  ö  1 1  i  c  b  e  r  und  des  Unterlieutenants  Otto 
Baron  Stern bach  eilten  rasch  vor,  der  Bataillons- Commandant  rückte  an  der 
Spitze  der  6.  Division, im  Sturmschritte  nach  und  drang  mit  derselben  durch  das 
Thor  in  den  Hof  ein.  Mittlerweile  waren  auch  AbthcUungen  des  9.  Jäger-Batail- 
lons und  des  52.  Infanterie-Regiments  gegen  die  rechte  Flanke  des  hier  von  einer 
hdbcn  Mauer  umgebenen  Gebäudes  erschienen,  bemeisterten  sich  derselben  und 
drangen  hierauf,  da  sie  selbst  nicht  weiter  mehr  wirken  konnten  ,  dem  Beispiele 
der  Kaiser -Jäger  folgend,  gleichfalls  in  den  Hof  nadi.  Der  Feind  konnte  dem 
Ungestüme  dieser  vereinigten  braven  Truppen  nicht  langer  widerstehen  und  streckt© 
die  Waffen.  Es  wurden  6  Officiere  und  HK)  Mann  gefangen,  die  beiden  Kanonen 
erobert,  und  viele  Watfen  und  Munition,  dann  80  Stück  Schlachtvieh  erbeutet* 
Einem  Tbeilo  der  feindlichen  Besatzung  in  der  Stärke  von  beiläufig  150  Mann 
gelang  es  nach  rUckwiirts  zu  entkommen  ,  sie  wurden  jedoch  auf  der  Flucht  von 
dem  4.  Bataillon  des  Kegiments  asu  Curtatone  gleichfalls  gefangen.  Der  Divisionär 
FeidütarscKall  Lieutenant  Oraf  Wimjiffen,  unmittelbar  nach  der  Kinnahme  des 
Meicrhofes  aus  Montanara  auf  der  blutigen  W'ahlstati  eingetroffen,  war  mit  den 
Letslttsgen  des  tapferen  Martinich  so  wohl  Eufricden,  dass  er  ihn  auf  dem 
Kampfplätze  —  seine  braven  KampfgenaBaen  waren  hiervon  Zeugen  —  her^lieii 
umarmte. 

Im  Mai  1854  zum  General-Major  bcfürdert,  versieht  Freiherr  von  Martin  ich 
isar  Zeit  Brigadiersdienste  bei  der  3*  Armee  in  Ungarn. 


1544 


CüLOZj  Karl  Freilierr  von,  Feldmarsoliall-Lieutenant  und  geheimer  Rathj 
Comniandeur  des  kaiscrlJehen  Leopold- Ordens j  Besitzer  des  Militär -A^erdiens t- 
kreuzes,  Inhaber  dos  31.  Infanterie-Regiments^  ist  zu  Hartberg  in  der  Steiermark 
1785  geboren* 

Grossvater  und  Vater  dieses  braven  Soldaten,  dessen  Ahnen  altadeligen 
spanischen  Ursprungs  sind  und  wovon  ein  Zweig  schon  an  Ende  dos  siebenzehnten 
JaJirhunderts  zum  Wohle  für  das  erlauchte  Kaiserhaus  in  den  Niederlanden  sich 
verwenden  Hess,  dienten  Jeder  bei  fünfzig  Jahre  mit  grosser  Auszeichnung, 
Culoz's  Vater  Christoph,  im  Jahre  1803  als  Oberst-Lieutenant  verstorben, 
machte  sich  sowohl  im  siebenjährigen,  wie  auch  im  Türkenkriege  und  in  den 
ersten  Feldziigen  gegen  Frankreich  hochverdient. 

Als  vierzehnjähriger  Jüngling  begann  unser  Culoz  in  demselben  Infanterie- 
Regimente  (Graf  Strassoldo  Nr.  27),  wo  der  Vater  sich  eine  dankbare  Erinne- 
rung gegründet  hatte j  seine  mih*tärische  Laufbahn  als  Cadet  und  blieb  dreissig 
Jahre  ein  Mitglied  desselben,  indem  ihn  erst  im  December  1828  die  Beförderung 
zum  Major  bei  Kaiser-Infanterie  traf. 

In  dieser  langen  Epoche  hatte  Culoz  acht  Eeldzüge:  1799,  1800,  1805,  1809, 
1813  bis  1815,  dann  1821  mitgemacht,  wurde  1800  als  Fähnrich  bei  Chiavossa, 
1809  als  Oberlieutenant  bei  Fontana  Fredda  und  1813  bei  Krainbiirg  in  Illyrien 
verwundet,  tluit  sich  aber  in  diesem  Gefechte  so  rühmlich  hervor,  dass  er  ausser 
seiner  Tour  die  Beförderung  zum  Hauptmann  erhielt. 

Er  wurde  als  Oberst  des  Infanterie -Regiments  Prochaska  Nr.  7  im 
Februar  1842  In  den  Ritters tand  erhohen  und  avancirte  im  April  1843  zum  Gene- 
ral-Major und  Brigadier  bei  der  Armee  in  Italien,  In  Folge  der  Märztage  1848 
übernahm  Culoz  das  Commando  einer  Division  bei  dem  Reservecorps  des  Feld- 
zeugmeisters Grafen  Nu  gen  t,  besetzte  am  5.  Mai  ohne  Widerstand  Belluno  und 
sicherte  dadurch  den  Übergang  über  die  Piave.  Nach  der  Vereinigung  dieses 
Corps  mit  der  Armee  in  Verona  und  dem  Flankenmarsch  des  Feldmarsclialls 
Grafen  Radetzkv  erhielt  der  in  Verona  rückhelassene  GeneraJ-Major  Ritter  von 
Culoz  am  6.  Juni  die  Weisung,  mit  2  Bataillonen  Reisinger,  2  Bataillonen 
Latour,  1  Bataillon  Oguliner,  3  Compagnien  2.  Banal,  der  Ob  erst- Lieutenants- 
Division  Windisch'Grätz,  1  Cavallerie-  und  1  Raketen-Batterie  nach  S.  Boni- 
facio  zu  rücken  und  seine  Vorhut  nach  Montebello  zu  diiigircn.  Am  7.  Juni 
befahl  ilnii  der  Feldmarschaü:  j,cr  solle  trachten,  am  10.  von  Brendola  oder  Alta- 
villa  aus  die  Höhen  oberhalb  Vieenza  bei  Monte  Madonna  zu  gewinnen**'.  Culoz 
entsendete  also  seine  Vorhut  am  8*  nach  Tavernelle,  beauftragte  den  Commandan- 
ten  derselben,  Oberst  Supplikaz,  am  9.  mit  4  Compagnien  Oguliner,  2  sechs* 
pfundigen  Geschützen  und  der  Division  Win dischgrätz-Che%^auxlegers  als  selbst* 
ständig  detachirt  auf  der  Hauptstrasse  gegen  Vicenza  zu  verbleiben,  am  10.  den 
Angriff  von  der  Höhe  gegen  die  Stadt  abzuwai'fen,    dann   aber   an    demselben 


1545 


sich  zu  betheiligen.  Die  8.  und  9-  Compagnie  dea  Ogulincr  Bataillons  sollte  mit 
vollzähligen  Schützen  nach  Brendola  gesendet  werden  und  da  die  Ankunft  dcji 
Diviäionärs  abwarten« 

Am  9,  trat  Cnloz  seinen  Marsch  nach  Brendola  an  und  traf  nach  Überwin- 
dung der  schwierigsten  Terrainhindernisse  Nachts  in  Arcugnano  ein,  wo  er  ein 
maskirtes  Lager  beziehen  und  die  Vorposten  durch  die  nach  Brendola  vorausge- 
sandte Division  Oguh'ner  auf  dem  Abhänge  der  Höhen  ausstellen  Hess,  Der  Feind 
hielt  die  gegenüberliegenden  Häuser  Sta.  Margherita  mit  seinem  rechten,  das 
Schio&s  Rombaldo  mit  seinem  linken  Flügel  in  ruhiger  Haltung  besetzt. 

Um  Mitternacht  wurde  der  Oberst  von  Hahne  angewiesen,  mit  zwei 
Divisionen  des  3.  Bataillons  seines  Regiments  (Graf  Latour  Nr,  28)  und  der 
Division  Oguliner  noch  vor  Tagesanbruch  von  Aj-cugnano  aufzubrechen  und  den 
vorliegenden  Höhenzug  von  Sta.  Margherita  zu  nehmen,  zu  behaupten  und  von  dort 
aus  das  Castell  Kombaldo,  welches  vom  Feinde  stark  besetzt  war,  zu  beschiessen. 
In  diesem  Sinne  geschah  auch  die  Vorriickung,  drei  verbarricadirte  Strassen- 
abgrabungen  wurden  durch  die  rionnier-Ahtheilungen  der  Regimenter  Rcisinger 
und  Latour  in  grös^ter  Stille  und  mit  angej^trengtestcm  Fleisse  hergestellt  und 
Sta«  Margherita  und  das  Castell  Rombaldo,  ersteres  von  Crociatiy  das  andere  von 
Schweizern  besetzt,  durch  die  Oguliner  in  Besitz  genommen,  da  sich  die  Besatzung 
in  das  Btockhaus  Hüchrete.  Es  handelte  sich  nun  darum,  dem  guten  Anfange  eine 
rasche  energische  Folge  zu  geben;  General-Major  von  Culoz  liess  also  rechte  und 
links  von  der  Strasse  eine  Division  von  Latour  zur  Unterstützung  der  Oguliner 
vorrucken,  eine  neue  Strassenabgrabung  unter  dem  Gewehr-  und  Kanonenfeuer 
des  Feindes  in  grö'sster  Schncüigkeit  ausfüllen,  das  Blockhaus  so  wie  die  in  den 
Verschanzungen  vor  demselben  befindlichen  Truppen  mit  Raketen  bewerfen  und 
aus  zwei  Haubitzen  beschiessen.  Dieses  gut  geleitete  Feuer  machte  die  Besatzungs- 
mannschaft wanken,  ein  Umstand,  welcher  von  der  Division  Oguliner  richtig 
erkannt  und  benutzt,  mit  der  Erstürmung  des  Blockhauses  endete.  Das  Block- 
haus wurde  angezündet  und  die  hochlodernde  Flamme  verkündete  der  in  der  Ebene 
vorrückcriden  Armee,  das«  Culoz  einen  Theil  seiner  schwierigen  Aufgabe  bereits 
gelöst  und  den  SchUbsel  der  Stellung  genommen  habe* 

Von  dem Feldjuarschaü Grafen  Rad  e  tzky  mit  einer  zwölfpfündigen  und  einer 
Rakctenbattoriej  danjidem  10«  Jäger-Bataillon  verstärkt,  erhielt  Culoz  den  Auftrag, 
mit  den  ferneren  Angriffen  so  lange  inno  zu  halten,  bis  die  rechts  mit  ihm  in  V'^erbin- 
dung  stehende  BrigadeCI  am  dicBenchiessung  begonnen  haben  würde,  um  auf  diese 
Weise  dieCernirung  von  Vicenza  und  den  allseitigen  Angriff  gleichzeitig  zu  erzielen. 

Diese  GefecJitspause  benutzte  Culoz  zur  Recognoseirung  der  feindlichen 
Stellung* 

Er  erkannte,  dass  es  nur  dann  gelingen  dürfte,  letztere  mit  geringem  Ver- 
hüte zu  nehmen ,  wenn  sich  die  Feinde  veranlaiist  (Hoden  unsere  Truppen  anzu- 


1546 

greifen,  wodurch  die  Möglichkeit  geboten  würde»  sich  mit  dem  Gros  auf  den 
Gegner  zu  werfen  und  auf  die^e  Weise  nicht  nur  mit  il*m  zugleich  in  die  Stellung 
zu  dringen,  sondern  auch  die  übrigen  befestigten  Theile  der  Positionen  zu  erstürmen. 
Dies  veranlasste  ihn  seine  Infanterie  noch  immer  so  viel  wie  möglich  maskirt  zu 
halten*  Gegen  3  Uhr  wurde  von  der  Brigade  Clam  das  Zeichen  zum  allgemeinen 
Angriffe  gegeben.  Die  von  General-Major  Cu  loz  zweckmässig  aufgestellte  Batterie 
begann  ein  lebhaftes  Feuer  gegen  die  Schanzen*  Um  das  verwegene  Vordringen 
der  feindlichen  Plänkler  an  dem  östlichen  Abhänge  zu  hindern  ,  hatte  er  schon 
während  der  Gefechtspause  42  der  besten  Schützen  des  10.  Jager -Bataillons 
dahin  beordert.  Das  Gefecht  entwickelte  sich  in  der  ganzen  Aufstellung  und 
ein  Zusammenziehen  der  feiiidlicheo  Truppen  liess  den  General  Ritter  von  Culoz 
vermuthcn,  dass  der  Gegner  einen  Angriff  auf  seine  Stellung  beabsichtige.  Er  zog 
daher  das  lö,  Jäger-Bataillon  in  Eilschritten  herbei  ,  liess  es  auf  zwei  schmalen 
Wegen  gegen  den  Abliang  der  dem  Blockhaiise  vorliegenden  Höhe  deiiliren  und 
mit  dem  Auftrage  an  die  Tete  der  Division  %"on  Reisingcr  stellenj  dem  zu  gewar- 
tigen den  AngriHe  zu  begegnen,  und  der  Verschanzungen  wo  möglich  sich  zu  bemei- 
Stern.  Eine  Colonne  Schweizer  Truppen  versuchte  unseren  linken  Flügel  zu  tour- 
airen  und  ruckte  verwegen  bis  auf  5U  Schritte  gegen  die  auf  der  Sti'asse  aufge- 
stellte zwölfpfundige  halbe  Batterie  vor.  Jetzt  trat  der  entscheidende  Augenblick 
ein  ,  das  bisher  verborgene  Gros  in  volle  Thätigkeit  zu  setzen  und  durch  das 
rasche  Yordringen  desselben  den  Feind  in  seine  Stellung  zurückzudrängen. 

Der  umsichtige  General  warf  den  Schweizern  drei  Compagnien  Latour  ent- 
gegen, sandte  die  1.  Division  Infanterie  zur  Unterstützung  der  Jäger  vor,  welche 
ohne  ferneren  Befehl  abzuwartenj  von  ihrem  ritterliehen  Ol^ersten  Kopal  geführt, 
stürmend  die  Schweizer  zurückjagten  und  bis  in  die  Verschanzungen  verfolgten. 
Gegenseitige  Aneiferung,  Verachtung  der  Gefahr  und  heldenmüthige  Hingebung 
dieses  Jäger-Bataillons  erregte  gleiche  Thätigkeit  bei  den  übrigen  Truppen,  und 
ohne  den  Feind  mehr  zu  Athem  kommen  zu  lassen,  "wnirde  er  von  allen  Seiten  mit 
gleichem  Muthe  aogegriflcn,  geworfen  und  verfolgt.  Die  Verschanznngen  auf  dem 
feindlichen  rechten  Flügel  von  dcnCroeiati  eiligst  verlassen  und  von  den  Oguli* 
ncrn  und  Latour  besetzt,  der  äusserste  linke  Flügel  durch  Abtbeilungen  von 
Iteisinger  genommen,  ward  der  Gegner  in  wilder  Hast  bis  an  die  Kirche  della 
Madonna  mit  dem  Bajonete  verfolgt  und  seine  Position  erstürmt.  Die  Vertblgung 
geschah  mit  solcher  Entschlossenheit  und  Schnelligkeit,  dass  der  Feind  nicht  mehr 
im  Stande  war  sein  wühl  verschanztes  Centrum  um  die  Kirche  della  Madonna  zu 
sichern.  lürche,  Thurm  ^  umliegende  Häuser  und  Villen  wurden  auf  das  Hart- 
näckigste vertheidigt ,  ja  selbst  im  Innern  der  Kirche  erbittert  gekämpft;  allein 
nichts  konnte  die  siegestrunkenen  Krieger  mehr  zurückhalten,  und  so  drangen 
Jäger,  Keisfnger  und  Latour  bis  an  die  ersten  Häuser  in  der  Vorstadt,  welche 
von  Urnen  genommen  und  besetzt  winden.    Der  Sieg  war  volkommen;  die  Gräben 


i 


^ 


1547 

und  andere  Hindernisse  wurden  schleunigst  ausgefüllt  und  beseitigt,  die  Batterien 
herbeigezogen  j  die  Stadt  bis  um  Mitternacht  von  dem  Monte  della  Madonna 
beschossen  und  drei  raetallene  und  einige  eiserne  Kanonen  eroberL 

Die  Einnahme  von  Vice  nza  wäre  fraglich  gewesen,  wenn  der  entschlossene 
General  erst  am  10*  Juni  die  Monti  Berici  von  Brendola  bis  Arcugnano  erstiegen 
hätte,  da  sowohl  die  grosse  Entfernung  bis  auf  die  Höhe  der  Madonna  del  Monte, 
wie  auch  die  Beschaftcnhcit  der  Wege  und  des  Terrains  überhaupt  bei  dem  leb- 
haften Widerstände  des  Feindes  und  der  Festigkeit  seiner  Vorschanzungen  unmög- 
lich gemacht  hätte,  am  selben  Tage  noch  wirksam  aufzutreten;  eben  so  war  der 
über  alles  Lob  erhabene  Entschluss,  ungeachtet  der  höchst  gefahrvollen,  oft  ganz 
nnprachcablen  und  ungangbaren  Wege  das  beihabende  Geschütas  auf  die  Hohe  des 
Monte  Bcrico  zu  bringen»  von  wesentlichem  Erfolge  für  den  Sieg»  denn  nur  dadurch 
mochte  die  ganze  Operation  glücken  und  die  Beschiossung  der  >Stadt  Vicenza  von 
diesem  Puncte  aus  hauptsächlich  zu  deren  Fall  beigewirkt  haben« 

Dem  im  Juli  1848  zum  Feldmarschall-Lieutenant  vorgerückten  Ritter  von 
Culozy  der  auch  an  den  weiteren  Ereignissen  dieses  und  des  Feldzuges  1849  thä* 
tigen  Antheii  genommen,  wurde  tiir  die  umsichtige  und  tapfere  That  bei  Vicenza 
im  Capitel  vom  Jahre  1848  das  Hitter kreuz  des  Maria  Theresien  •  Ordens,  und 
unterm  16.  Mai  1850  der  statutenmässige  Freihermstand  zu  Theil. 

Nach  dem  definitiven  Frieden  vorerst  zum  Divisionär  beim  8,  Armeecorps, 
dann  zum  Commandanten  des  6.  Armeecorps  ernannt,  vertauschte  er  diese  Stel- 
lung im  Jänner  1852  mit  der  eines  Festungs-Commandanten  in  Mantua,  welcher 
er  aur  Stunde  noch  rorsteht. 


KOPAl,  Karl  von,  Oberst  des  10.  Jüger-Bataillons,  Ritter  des  Leopold-Ordens, 
^dcr  Held  von  Vicenza**,  dessen  Thaten  mit  dem  von  der  italienischen  Armee 
dem  tapferen  10.  Jäger-Bataillon  im  Jahre  1849  gewidmeten  silbernen  Signalhorn 
rerewrigt  bleiben,  auf  welchem  in  einem  von  dem  kaiserlichen  Doppelaar  gehaltenen 
silbernen  Schilde  die  Worte:  ^^Monte  Berico*^  und  ^Kopal  ruft*'  asu  lesen  sind, 
war  am  3*  Februar  1788  «u  Schidrowitz  in  MSihrcn  geboren.  Cadet  bei  dorn  Infan- 
teric-Regimente  Prinz  Friedrich  von  Sachsen-Coburg-Saalfeld  Nr,  22  im  Septem- 
ber 1805,  ging  er  schon  im  folgenden  Monate  zur  operircndcn  Armee  ab,  um  sich 
die  ersten  liOrhern  zu  pflücken.  Kopal  hatte  die  FeldzUge  1805,  1809,  1813,  1814 
und  1 815  mit  grosser  Bravour  mitgekämpft.  Im  April  1809  war  er  als  •Lieutenant  des 
6.  Jäger-Bataillons  bei  der  Avantgarde-Brigade  V^esey  und  bestand  mehrere  Vor- 
posten*Gefcchtc.  Beim liückxugo  nach  Regonsburg  am  22.  April  mit  einer  halben 
Compagnie  beordert,  die  Sehb'esatnjppe  der  Nachhut  zu  bilden,  wurde  er  plötzlich 
von  einer  xahlreiehen  feindlichen  Cavallerie  -  Abtheilung  angegriffen  und  zur 
Ergebung  aufgefordert.  Ungeachtet  einer  am  Kopfe  erhaltenen  Coniuaion  gewann 
er  doch  mit  seinen  Jligem  die  ersten  JlSUiser  der  Vorstadt  Regcnsburgs,  welche  er 


1648 


ftOglcich  besetzte  und  die  Strasse  zwischen  den  Häusern  verbarricadirte,  wo- 
fltirch  den  ins  Stocken  gekommenen  Munftions-  und  Geschützwagen  Zeh  vcrschaflft 
wurde  den  Rückzug  unbehelligt  fortsetzen  zu  können.  Dieses  rühmliche  Beneh- 
men hatte  Kopars  ausaertourliche  Befördeiiing  zum  Oberlieutenant  im  Bataillon 
zur  Folge. 

Nach  beendigtem  Kiiege  wurde  er  zum  Cordonsdienstc  in  der  Gegend  von 
Krumau  in  Bubmon  verwendet,  wo  er  oft  mit  Lebensgefahr  dem  Unwesen  der 
grosstentheils  bewaffneten  und  verwegenen  Schwärzer  steuerte. 

Zu  Anfang  des  Feldzuges  1813  bezog  Kopal  als  Hauptmann  die  Vorposten 
bei  Gabel  und  entwickelte  hierbei  unermüdete  Thätigkcit.  In  der  Schlacht  von 
Leipzig  führte  er  die  Avantgarde  der  zweiten  leichten  Division  Graf  Bub  na  und 
hatte  den  Befehl  Paunsdorf  zu  stürmen;  der  Angriff  gelang  so  vollkoranicn,  dass 
Kopal  mit  seinen  zwei  Compagnicn  30  Gefangene  machte.  Bald  darauf, 
18*  Jänner  1814,  überstieg  er  im  Gefechte  von  Lyon  mit  seltener  Todesverachtung 
unter  dem  heftig.sten  Feuer  die  Strassen -Barncade  und  nahm  die  Vorstadt  ein, 
die  er  dann  Nachmittags  auf  höheren  Befehl  wieder  räumen  musste  und  die  Vor- 
posten von  La  pape  bezog. 

Als  später  j  am  18,  Februar j  die  Franzosen  unsere  Vorposten  vor  MexJ- 
mieux  auf  der  Lyoner  Strasse  zurückwarfen  und  bis  in  die  erste  Position  bei  Lois 
verfolgten,  wo  unsere  aufgestellten  Geschütze  um  so  mehr  in  Gefahr  geriethen,  als 
die  Cavallerie- Bedeckung  bereits  zurückgedrängt  war,  stellte  sieh  Kopal  mit 
seiner  Corapagnie  schnell  neben  der  Heerstrasse  liinter  Hecken  und  Zäune, 
und  beschoss  die  vordringenden  feindlichen  Reiter  im  Ilücken  so  kräftig,  dass 
sie  ihre  Absicht j  diese  Geschütze  zu  nehmen,  aufgeben  und  mit  Verlust  sich 
zurückziehen  mussten. 

So  hatte  dieser  im  Decembcr  1835  vorübergehend  zum  Major  bei  Erzherzog 
Ludwig'Infanterie  ernannte  brave  Officier  schon  in  früher  Jugönd  jenen  Helden- 
sinn an  Tag  gelegt,  der  später  seinen  Namen  unter  den  Tapfersten  des  Heeres  für 
alle  Zeiten  verherrlichte. 

Im  September  1836  in  den  Adelatand  taxfrei  erhoben  und  im  April 
1841  zum  Oberst  -  Lieutenant  bei  Kaiser- Jäger  befordert,  erhielt  Kopal  zwei 
Jahre  vor  dem  Beginn  des  Krieges  in  Italien  als  Oberst  das  Commando  des 
10.  Jäger-Bataillons, 

Diese  brave  Truppe  bildete  einen  Theil  der  Brigade  Strassoldo;  damit  ist 
Alles  gesagt.  Der  Feldzug  1848  wird  wenige  Atfai reo  aufzuweisen  haben,  welche 
nicht  von  dem  10.  Jäger-Bataillon  ruhmvoll  durchgekämpft  worden  wären.  Unter 
KopaTs  Führung  waren  es  vornehmlich  Sta.  Lueia  und  Vicenza. 

Diese  tapferen  Jäger  und  ein  Bataillon  Erzherzog  Sigismund  -  Infanterie 
hielten  Santa  Lucia  durch  drei  Stunden,  anfangs  gegen  drei,  später  gegQJi 
lünf  feindliche  Brigaden   und  schlugen   alle  Angriffe   heldenmütlug  zurück*   Es 


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1549 


war  dieser  Kampf  emcr  der  morkwürdigsten  des  ganzen  Krieges.  Zwei  Com* 
pagnion  der  Jäger  vertheidigtca  den  Kircliliof,  Auf  allen  Puncten  sah  man  den 
tapfern  Kopai^  der  dui"ch  einen  sclineeweissen  Schimmel,  den  er  ritt,  kenntlich 
war,  die  Seinigen  2um  Widerstand  anfeuern«  Der  Kirchhof  ward  durch  die  feind- 
liche Gardehrigade  mit  Ungestüm  angegriffen  j  dieser  Angriff  aber  mit  Verlust 
ssurückgeschlagen  und  die  Brigade  gericth  in  Unordnung.  Erst  als  auch  die  zweite 
fcindlielie  Division  am  Kampfe  Thcil  nahm,  mussten  unsere  den  linken  Theil  des 
Dorfes  vertheidigendon  Truppen  sich  zurückziehen,  es  war  keine  Möglichkeit 
mehr  Sta.  Lueia  zu  halten  und  Kopal  räumte  mit  seinen  Jägern  ebenfalls  den 
Eirobhof,  Schritt  für  Schiitt  dem  Feinde  den  Boden  streitig  machend.  Die  morali- 
schen Polgen  dieser  Schlacht  waren  ausserordenflich;  dass  sie  gewonnen  wurdo, 
dankte  der  Feldmarschall  der  zähen  Ausdauer  der  Jäger  und  ihrem  Commandanteu, 
der  auch  hiefiir  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold -Ordens  belohnt  und  dessen 
Namen  eine  der  beiden  Batterien  verewigt,  welche  auf  dem  Rideau  vor  Verona 
aufgeführt  wurden. 

In  der  Nacht  vom  3.  auf  den  4.  Jimi  rückte  die  Armee  aus  ihren  Aufstellun- 
gen nach  Mantua^  von  da  gegen  Vicenza,  0 bschon  seit  mehreren  Tagen  sehr  lei* 
dend^  liess  »ich  Oberst  Kopal  trotz  dem  Zureden  des  Fcldmarschalls  Grafen 
Radetzky  und  dem  Verbote  des  Arztes  nicht  abhalten,  vor  Vicenza  das 
Bataiüons-Commando  zu  iibcrnclimen  und  es  in  Person  vorzuführen.  Selbst  die  Ver- 
sicherung, dass  das  Bataillon  blos  zur  Reserve  bestimmt  sei,  vermochte  ihn  von 
seinem  Vorhaben  nicht  abzubringen. 

Der  gemeinschaftliche  Angriff  auf  Vicenz»  war  auf  den  10,  Juni  Vormittag« 
um  10  Uhr  festgesetzt.  Doch  schon  um  6*/,  Ulir  Morgens  ertönten  Kanonen- 
Schüsse  von  den  Hühen  der  Montl  Berici.  General  -  Major  Culoz  hatte  nämlich 
vor  Tagesanbruch  den  vorliegenden  Höhenzug  von  Sta.  Margherita  nehmen  lassen, 
um  das  vom  Feinde  stark  bosetsto  Castell  Rombaldo  beschiessen  zu  können.  Drei 
verbarricadirteStrassenabgTftbungen  wurden  in  dergrössten  Stille  angefüllt  und  her- 
gestellt, Sta.  Hargherita  und  später  das  Castell  Rombaldo  genommen,  und  das 
Blockhaus  auf  dem  Hügel  la  bella  Vijta,  wohin  sich  die  Gegner  zurückgezogen,  mit 
Raketen  und  Ilauliitxgninaten  beworfen,  mit  Sturm  genommen  und  in  Brand 
gesteckt.  Der  Feldmarschall  stellte  den  weiteren  schwierigen  Angriff  des  General* 
Majors  Culos  gegen  den  Monte  Berico  bis  zum  Beginn  des  allgemeinen  Gefechtes 
ein  und  sandte  ihm  als  Verstärkung  das  10.  Jäger* Bataillon  mit  einer  Fuss-  und 
einer  Raketen  -  Battcriei  welchen  später  nocJi  zwei  Haubitzen  und  das  zweite 
Bataillon  von  noheutohe-Infanterie  folgten. 

Mit  vieler  Umsicht  und  sehr  iweckentsprcehend  disponirte  nun  General- 
Major  Culoz  in  der  entstandenen  Gefeehtspause  seine  Truppen  so,  dass  der  Fetnd 
weder  von  ihrer  wahren  Aufstellnng  noch  Stärke  Kenntniss  oehmen  konnte,  was 
später  von  unberechenbaren  Folgen  sich  erwies. 


1550 


Mehrere  Stunden  liatie  der  G es elmtK kämpf  und  das  lebhafte  Plänklerfeiicr 
auf  dem  Monte  Berieo  ohne  Entscheidung  gedauortj  da  beide  Theile  durch  ein 
schluehtenartiges  Thal  getrennt  waren,  alü  eine  starke  feindliche  Colonne  die 
Oflensive  selbst  ergriff  und  auf  der  entlang  des  Bergkammes  führenden  Strasse 
gerade  auf  unsere  Zwölfpfunder-Batterie  im  Sturmschritte  losrüekte.  Sie  war  fast 
auf  50  Schritte  herangekommen,  als  Oeneral-Major  Culoz  eine  Batterie  demas- 
kirte  und  sie  mit  einem  Kartätschen hagel  empfing.  Um  nmi  das  Gefecht  einem 
schnellen  Residtate  zuzuführen  und  die  Wichtigkeit  einsehendj  den  Monte  Bcrico 
als  den  Schlüssel  der  Stellung  um  jeden  Preis  zu  nehmen,  führte  Kopal  das 
Bataillon  in  eine  Schluchtj  um  von  dieser  aus  zu  debouchiren.  Er  drängte  sich  mit 
seinen  braven  Jägern  zwischen  das  daselbst  aufgestellte  Bataillon  von  Graf 
Latour-Infanterie  und  nöthigte  die  Tambours  den  Stnrmstreich  zu  schlagen ,  wäh- 
rend auch  die  Trompeter  zur  Atlaque  bliesen.  Als  die  Infanterie  aus  der  Schlucht 
herauskam  und  sich  in  den  vorliegenden  Ebenen  zerstreute,  formirte  sich  das 
10,  Jäger-Bataillon. 

Hauptmann  Jablonsky  (s.  d.)  erstürmte  im  raschen  Anlauf  zwei  Schanzen ; 
Kopal  beschleunigte  das  Nachrücken  seines  Bataillons  und  führte  mit  dem  Säbel 
in  der  Faust  die  Braven  gegen  die  Schanzen  und  auf  Villa  Carcano.  Hier  di^äogte 
er  sich  in  die  vorderste  Reihe;  eine  Kugel  zerschmetterte  ihm  in  dem  Augen- 
blicke j  als  er  unter  den  Ersten  auf  der  Anhöbe  ankam ,  den  rechten  Arm;  er 
musste  den  Kampfplatz  verlassen. 

Dieses  ausgezeichnete  und  tapfere  Benehmen  des  zehnten  Jäger-Bataillons 
erregte  die  gleiche  Entschlossenheit  der  übrigen  Truppen  des  Generals  Culoz* 
Ohne  den  Feind  zu  Athcm  kommen  zu  lassen,  ward  er  von  allen  Seiten  mit  glei- 
chem Muthe  angegrilien,  geworfen  und  verfolgt,  so  dass  er  nicht  mehr  im  Staude 
war,  das  für  seine  Verthcidigung  so  vorthßilliafte  Kloster  Madonna  del  Monte  zu 
besetzen*  Der  Thurm,  die  umliegenden  Häuser  wurden  vertheidiget,  selbst  in  der 
Kirche  wui'de  gektimpft,  doch  nichts  widerstand  den  braven,  siegestrunkenen 
Truppen;  iVlJes  wurde  erstürmt^  und  nm^  in  dem  Bogengangs  der  von  der  Madonna 
dcl  Monte  hinab  in  die  Stadt  fiihrtj  kurze  Zeit  vom  Feinde  einiger  Widerstand  geleistet, 

Oberst  Kopal  erlag  seiner  Wunde  schon  am  16,  Juni,  betrauert  von  der 
Armee,  die  in  ihm  einen  der  tapfersten  Waffengefährten  verlor. 

Obgleich  er  die  im  Jahre  1848  erfolgte  Ernennung  zum  Ritter  des  Maria 
Thcresicn- Ordens  nicht  erlebte,  so  fand  sich  doch  das  Capitel  veranlasst,  ihn  zum 
ehrenden  Andenken  an  seine  heldemnüthige  That  in  den  Orden  aufzunehmen,  und 
Seine  Majestät  geruhten  den  Kindern  dieses  tapferen  Kiiegers,  unterm  11.  Jänner 
1852,  aus  besonderer  Gnade  den  Freiherrustand  zu  verleihen. 

Kopal's  Lantlsleute  ehrten  ihn,  indem  sie  ihm  auf  dem  Gottesacker  zu 
Znaim  ein  Denkmal  setzen  Hessen,  welches  das  späteste  Geschlecht  zu  gleichen 
Thaten  anspornen  wird. 


1551 

MAROIÖIÖ  di  Madonna  del  Monte,  Joseph  Freiherr,  General-Major  und 
Brigadier,  Ritter  dea  kaiserliehen  Leopold-Ordens,  zu  Svidnik  in  Ungarn  1812 
geboren,  hatte  seine  militärische  Laufbahn  schon  im  14.  Lebensjahre  als  Cadet 
bei  dem  60.  Infanferie-Regimeote  begonnen* 

Sein  Vater,  Hauptmaim  Georg  Maroißiö,  wurde  im  Jahre  183ü  fiir 
geleistete  dreissigj ährige  tadellose  Dienste  geadelt,  um  jene  Zeit,  als  der  Sohn 
eine  Fähnrichstelle  beim  1.  Banal- Grenz -Uogimente  erhielt.  Nach  mehreren 
Jahren  wurde  Maroi^Jd  als  Oberlieuteoant  in  den  General-Stab  eingetheilt  und 
im  September  1843  zum  Hauptmann  befördeit-  Sein  Eifer,  seine  Geschicklich- 
keit und  unermüdete  ThUtigkeit  hatten  ihm  bald  das  volle  Vertrauen  seiner  Vor- 
gesetzten zugewendet;  dass  er  dieses  glänzend  zu  rechtfertigen  bemüht  wzu*, 
zeigte  der  erste  Feldzug  gegen  Piemont  im  Jahre  1848- 

Vorerst  wurde  Maroi6id  dem  Reservecorps  des  Feldzeugmeisters  Grafen 
Nugent  belgegebem  Auf  dessen  Zug  vom  Isonza  nach  Verona  im  April,  dann 
als  Chef  des  General-Stabes  bei  dem  3.  Armeecorps  unter Feldmarschall-Lieutenant 
Graf  T hur n  in  Tirol  bewies  er  in  der  Praxis  das,  was  die  langen  Frieden&jahre 
theoretisch  vorbereiten  halfen.  Bei  der  Einnahme  der  Stellung  von  Madonna  della 
Coronna  auf  dem  Monte  Baldo  und  der  Stellung  von  Rivoli  am  20.  und  2L  Juli, 
bei  der  nach  der  Seh  lacht  von  Cuatozza  erfolgten  Besetzung  von  Parma  und 
Piacenza  durch  das  4.  Armeecorps  unter  Feldmarschall -Lieutenant  Thurn,  wel- 
ches dieser  General  nunmehr  erhalten  und  den  umsichtigen  Mar oißic  in  seine 
Nähe  gezogen  hatte,  leistete  er  so  wesentliche  Dienste,  dass  ihm  das  Ritterkreuz 
des  Leopold-Ordens  «u  Theil  wmrdc.  Diesen  Begobenheiton  geht  jene  glänzende 
That  voran  —  als  er  namUch  dem  von  Verona  nach  V  icenza  dirigirten  General- 
Major  Ritter  von  Culoz  als  GeneralstabsOfilcier  auf  ausdrücklichen  Befehl  des 
Feldmarsehalls  Grafen  Radetzky  beigegeben  wurde  — ^  welche  Maroi^ie  das 
Ritterkreuz  des  Maria  Theresien  -  Ordens  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1849 
und  in  Folge  dessen  unterm  19.  November  1850  den  Freiherrn&tand   cinbrÄchten. 

Wir  wissen  aus  der  vorausgegangeneQ  Thatbcschreibung  dc8  Generals  Ritter 
von  Culos,  dass  derselbe  angewiesen  wurde  am  9.  Juni  nach  Moutebello  zu 
marschtren  imd  am  10.  von  Brendola  oder  auch  von  Altavilla  aus  der  Iluhon 
oberhalb  Vicensa  bei  der  Madonna  del  Monte  Meister  zu  wer4en,  da  auch 
das  Gros  der  Armee  an  demselben  Tage  auf  der  Strasse  von  Padua  einen  An- 
griff gegen  die  Stadt  unternehmen  sollte.  Nach  der  Tcrraingestaltung  der 
Umgebung  von  Vicenza  sind  die  Monti  Berici  der  Schlüsselpunct  der  Stel- 
lung. Mit  Eroberung  dieser  die  Stadt  vollkommen  beherrschenden  Hohen  ist 
eine  Vertheidigung  der  ersteren  nicht  länger  möglich.  Dies  veranlasste 
Maroi^i(?  dem  General  Culoa  einige  wichtige  und  vom  Erfolge  gekrönte 
Vorschlüge  zu  machen  und  die  AusfüJirung  der  hierdurch  nothwendig  gewor- 
denen Bewegung  der  Truppe  nicht  nach  der   Disposition   erst   am    10., 


1552 


sondern  selioii  einen  Tag  fiüberj  mit  Berechnung  der  Zeit,  des  Raumes  und  der 
Kräfte  bewirken  lassen.  Dadurch  hatte  er  seinem  Commandanten  kluge,  für  den 
grossen  Zweck  erspriessliche  Ilathschliige  an  die  Hand  gegeben.  Noch  mehr !  er 
hatte  auch  den  entschiedensten  Antheil  an  der  Ausführung  derselben.  An  der  Spitze 
der  Avantgarde  gegen  die  erste  feindliche  Stellung  auf  dem  verschanzten,  mit  einem 
ßlockhause  versehenen  Kogelj  la  hella  vista  genannt,  bei  Castell  Ramboldo 
angekommen,  erkannte  er  sofort,  dass  die  Gewinnung  dieser  Stellung  von  höchster 
Wichtigkeit  sei,  da  mit  diesem  Kogel  und  der  sieh  anbindenden  Höhe  eine  gedeckte 
feste  Stellung  gegen  die  zweite  Hauptposition  des  Feindes  gewonnen  und  alle 
weitern  Dispositionen  maskirt  getroffen  werden  konnten.  Der  Angriff,  von  M  a  r  o  i  t?  i  Ä 
geleitet,  gelang  vollkommen,  der  hochlodernde  Brand  des  Blockhauses  wurde  dem 
Gros  der  Armee  in  der  Ebene  zum  Zeichen  des  Gelingens  und  zur  glücklichen 
Vorbedeutung  für  die  foJgenden  Siegesmomente  dieses  glänzenden  Tages.  Als 
endh'ch  der  allgemeine  Sturm  um  3  Uhr  Nachmittags  Statt  hatte ,  und  withrond 
sich  die  Jäger  des  10,  Bataillons  Leldenmüthig  auf  desFeindes  linken  Flügel  warfen, 
stürmte  Maroi^iö  mit  den  Kegimeutern  Latour  und  Reis  in ger  (Nr.  28  und  18) 
auf  der  Strasse  gegen  eine  Schaltenbatterie  von  zwei  Kanonen  und  des  Feindes 
rechten  Flügel,  wobei  die  Kanonen  erbeutet  wurden.  Da  er  aber  erkannte,  dass 
der  Sieg  nur  mit  Erreichung  der  letzten  Hühc  von  Madonna  del  Monte  vollkommen 
gewonnen  sei  und  bis  dahin  verfolgt  werden  müsse,  so  war  seine  Bemüliung  rast- 
los, durch  eigenes  Beispiel  und  durch  anfeuernde  Worte  den  Muth  der  Ti-uppen 
zur  Fortsetzung  des  Sturmes  zu  erhöhen ;  ~  in  der  That  gelang  es  ihm  auch, 
während  auf  der  Strasse  die  Kirche  Madonna  del  Monte  erobert  wui'de,  mit 
Abtheilungen  von  Latour-Infanterie  den  westlich  die  Kirche  dominii^cnden  Hügel 
ober  Villa  Salvi  zuerst  einzunehmen. 

An  diesem  merkwürdigen  Tage  hatte  Hauptmann  MaroicSic  dm^ch  vorzüg- 
liche Führung  der  Truppe,  durch  unermüdete,  umsichtsvolle  vordenkende  Thatig- 
keit^  durch  schnelle  und  richtige  Auflassung  der  erhaltenen  Befehle  wesentlich 
zur  Lösung  der  grossen  Aufgabe  beigetragen  und  durch  persönliche  Bravour  dea 
Truppen  Vertrauen  einzuHössen  gcvi-usst. 

Eine  unmittelbare  Folge  dieser  ausgezeichneten  Handlung  war  seine  Ernen- 
nung zum  Major  beim  L  Banal- Grenz-Regimente. 

Nach  dem  im  August  1848  erfolgten  Waffenstillstände  erhielt  Maroii^i^5  die 
Weisung,  die  LHenste  eines  Chefs  des  General-Stabes  bei  dem  Armeecorps  Thodo- 
rovich  zu  übernehnien,  wo  er  jedoch  nur  kurze  Zeit  in  Verwendung  blieb  und 
Ende  Februar  1849  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Siebenbürgen  übersetzt  wia'de. 
Hier  hatte  sich  die  Sachlage  zum  Nachtheile  für  unsere  Truppen  gestaltet  und  selbst 
die  Energie  und  Umsicht  eines  Maroißi<5  vermochte  m'cht  den  Ereignissen  des 
Märznionates  eine  bessere  Wendung  zu  geben.  Das  Corps  musste  die  Provinz 
räumen  und  auf  fremdem  Gebiete  den  Wink  zur  neuen  Thatigkeit  abwarten.  Bei 


1563 

Eröffnung  des  Sommer-Feldzuges  1849  ward  Maroicr<S  tn  das  rassische  Haupt- 
«jyartier  als  Coloimeafiihrer  coiyiuaudlrtj  nach  Beondiguni^  des  Kampfes  im 
November  desselben  Jahres  zum  Obersten  und  Commandanten  des  Oguliner 
Grenz- Regiments  und  im  Mai  1854  als  General-JIajor  zum  Brigiadier  bei  der 
Armee  in  Ungarn  ernannt. 

JABLOXSKY  del  Monte  Berico,  Joseph  Freiherr,  Genend-Major  und 
Brigadier,  Mit  grösserem  Rechte  mag  kaum  Einer  sein  Prädieat  fUhren,  wie 
dieser  tapfere  Offieier,  welcher  im  Angesichte  der  Armee  vor  Vicenza  die  Proben 
eines  bewunderungswürdigen  Ileldenmuthcs  ablegte, 

Steirer  von  Geburt  —  Jablonsky  erblickte  das  Licht  der  Welt  zu  Radkers- 
burg  Im  Jahre  1806  —  begann  er  seine  Laufbahn  im  sechzehnten  Lebensjahre  als 
Cadet  bei  dem  10.  Jäger-Bataillon,  dessen  Ruhm  er  in  dem  denkwürdigen  Feld- 
zuge des  Jahres  18-18  als  Hauptmajin  wesentlich  mitbegründen  half.  Bei  Sta*  Lucia 
am  6,  Mai  erwarb  er  sich  das  Loh  des  CoüjnitandirendeUj  bei  Vicenza  das 
Ritterkreuz  des  Maria Theresieu-Ordens  durch  da^  CapJtel  vom  Jahre  1848. 

Es  war  am  10.  Juni  um  die  dritte  Nachniitlagstunde,  als  die  tapfern  Jäger 
vom  10.  Bataillon  unter  Oberst  Kopal  den ötürmenden  Schweizern  sich  entgegen- 
warfen und  sie  von  der  bereits  gewonnenen  Anhöhe  delogirten.  Muthig  verfolgten 
sie  ihren  Vortheil  und  drangen  vermischt  mit  den  Gegnern  auf  die  Hochebene  vor, 
wo  eine  Schanze  mit  zwei  Kanonen  die  Strasse  hermetisch  sperrte.  Ohne  Befehl 
abzuwarten  warf  sich  Jablonsky  mit  seiner  Compagnie  von  nui^  wenigen  Jagten 
begleitet  der  Erste  in  diese  Schanze  und  bemeisterte  sich  derselben*  Einen  feind- 
lichen Soldaten,  der  auf  fünf  Schritte  Entfernung  auf  ihn  feuerte,  hieb  er  mit  eigener 
Hand  zusammen.  Durch  diesen  beispiellosen  Heldenmuth  begeistert,  folgte  ihm  Alles 
nach ;  or  erstürmte  auch  die  zweite  Schanze,  war  auch  in  dieser  wieder  der  Erste 
und  verfolgte  den  Feind  von  Stellung  zu  Stellung  bis  nach  Madonna,  dem  äussersten 
Puncte  der  Monti  Bcrici,  wo  eich  die  Kirche  und  das  Kloster  Madonna  del  Monte 
betinden,  welche  durch  einen  Säulengang  mit  der  Stadt  verbunden  sind,  und  Vicenza 
vollkommen  dominircn.  Die  beiden  Schanzen,  durch  Jablonsky  genommen, 
beherrschen  den  Kamm,  auf  welchem  man  sich  dem  Kloster  nähern  konnte;  mit 
ihrem  Besitze  war  auch  das  Schicksal  der  Stadt  entsclueden,  woraus  die  Wichtigkeit 
und  die  Folgen  dieaier  au^gezcieimeten  That  klar  worden. 

Dieser  tapfere  Soldat  hatte  sich  später  vor  Custozza  und  Mailand  erneuert  die 
Anej'konnung  des  Fcldmarschalls  erworben,  ward  im  October  zum  Major  ernannt, 
übernahm  sa  Anfang  dea  Jahres  1849  das  Commando  dea  neu  aufgestellten 
21.  Jäger-Bataillons,  und  wurde  am  7.  März  1850  in  den  Freiherrnstand  erhoben. 

Bis  zu  seiner  im  Juli  1857  erfolgten  Bcftirdcrung  «um  General-Major  diente 
Jablonsky  zum  Theü  bei  der  Gendarmerie,  die  längste  Zeit  aber  als  Obcr»t und 
Commandant  des  14.  Infanterie-Regiment«  Groaaherzog  von  Hessen« 


1554 

SCHAFFGOTSCHE  voiiundzuKynast  und  Greifenstein,  Johann  Franz 
Rcichsgraf,  General  der  Cavallerie,  geheimer  Rath  und  Kämmerer,  Commandeur 
des  kaiserlichen  Leopold-Ordens,  Inhaber  dca  5.  Kürassier  *  Regiments ,  einem 
uralten  berühmten,  in  Schlesien  und  Böhmen  begüterten  adeligen  Geschlechte  ent- 
sprossen, welches  schon  1592  zur  Reiehsfrciherrn-^  und  im  April  1708  zurReichs- 
grafenwürde  gelangte,  wurde  zu  Brunn  am  30.  Juni  1792  geboren. 

Sein  Vater  Johann  war  k.  k.  Major  und  Kämmerer;  er  folgte  ihm  in  der 
Laofbahn  indem  er  sie  ini  16,  Lebensjahre  toh  der  untersten  Stufe  bei  dem 
Chevauxlegers-Rcginiente  Vincent  begann.  Nach  der  Schlacht  bei  Aspern  wurde 
Schaf  fgots  che  Oberlicutenant,  nach  jener  von  Leipzig  Rittmeister  im  6-  Küraa- 
sier-Regimente ,  kam  aber  ^  nachdem  er  im  Feldzuge  des  Jahres  1814  tapfer  mit- 
gewirkt, im  März  des  folgenden  Jahres  wieder  in  das  Chevauxlegers-Regiment 
Vincent  zurück,  mit  welchem  er  dem  Zuge  nach  Neapel  beiwohnte. 

Immer  in  der  Cavallerie  dienend,  erprobte  sich  der  Graf  in  jeder  Gattung 
derselben,  mit  Ausnahme  derllusarcn,  und  stand  dem  Uhlanen-RegimenteSchwar- 
zenberg  vom  Juni  1834  bis  Juni  1841  als  Oberst  und  Regiments -Comman* 
dant  vor. 

Einige  Tage  nach  den  März-Ereignissen  1848  zum  Feldmarseball-Lieutenant 
beftirdert,  erhielt  er  eine  Division  in  dem  Armeecorps  d^Aspre's  und  theilte  in 
allen  Vorfällen  der  beiden  Feldzüge  gegen  Picmont  den  Ruhm  desselben»  So  na 
und  Nova ra  waren  es  insbesondere,  welche  seinen  vorzüglichen  Eigenschaften 
als'  Truppen-Commandant  und  Soldat  verdiente  Anerkennung  brachten  und  ein- 
gehender berührt  werden  sollen. 

Es  war  am  23.  Juli  1848,  als  die  Armee  aus  Verona  gegen  die  Höhen  von 
Sona  und  Sonimacampagna  vorrückte.  Graf  S  chaffgotsche  begab  sich  zur 
Brigade  Füret  EdmundSchwarzenberg,  da  die  andere  Brigade  seiner  Divi- 
sion General-Major  Graf  Gyulay  bestimmt  war  vereint  mit  der  Brigade  Fürst 
Liechtenstein  das  Dorf  S  o  n  a  anzugreifen,  welche  Unternehmung  der  Corps- 
Commandant  in  Person  leiten  wollte» 

Die  Aufgabe  der  erstcrcn  Brigade  war,  den  Feind  von  So  na  aus  bis  Busso- 
lengo zu  beschäftigen,  ihn  über  den  wahren  Angriff  spunct  zu  täuschen  und  in  seiner 
Stellung  festzuhalten.  Oberst-  Lieutenant  von  Martini  von  Ilaugwitz  -  Infanterie 
wurde  mit  8  Compagnien  Kaiser-Infanterie,  4  Sch%vadroncn  Kaiser* Uhl an en  und 
einer  Cavallerie-Batterie  gegen  Bussolengo  entsendet,  um  die  Aufgabe  von  diesem 
Orte  bis  gegen  Santa  Giustina  zu  lösen.  Mit  2  Bataillonen  Fürst enwärther, 
1  Bataillon  Hang  witz,  4  Compagnien  Kaiser-Infanterie,  1  Schwadron  Kaiser- 
Uhlanen  und  einer  Fussbatterie,  welchen  die  ebenfalls  unter  seinen  Befehl  gestellte 
ReservC'Cavallcrie-Brigade  Graf  Schaffgotsche  folgte,  rückte  der  Graf  rechts 
und  links  der  Strasse  von  Verona  nachOstcria  dellBosco  gegen  diellcdien  von  Santa 
Giustina  und  Sona  vor.  Auf  Kanonenschussweite  von  der  feindlichen  Schanze  von 


L 


1S5& 

Ostcria  dell  Bosco  angekommca,  Hess  er  Halt  machen  und  durch  scitwJirts  der 
Strasse  plaeirte  seehspfundige  Geschütze  das  Feuer  gegen  die  Schanze  eröffnen, 
welches  von  dieser  aus  kräftig  erwiedert  wurde.  Nach  kurser  Zeit  zeigten  sich 
namhafte  feindliche  Infanterie-Abtheilungen  bei  Santa  Giustina,  nördlich  von  Sona| 
besonders  bei  Casa  Rugola.  Um  diese  in  ihrer  Stellung  festzuhalten,  Hess  Schaff- 
gotscho  im  Angesichte  des  Feindes  starke  Tirailleurketten  bilden,  befalil  ihnen 
jedoch,  vor  der  Hand  nicht  weiter  vorzugehen,  da  bei  Sona  noch  ADes  sich  ruhig 
verhielt.  Ungefähr  um  7  Uhr  früh  begann  das  Feuer  in  seiner  linken  Flanke,  eine 
halbe  Stande  später  wurden  einzelne  Abtheilungen  der  Brigade  Gyulay  auf  der 
südöstlichen  Höhe  von  Sona  sichtbar,  welche  sich  nach  und  nach  mehr  ausbrei- 
teten und  zum  Angrifle  auf  das  Dorf  Sona  vorrückten. 

Obwohl  Graf  Schaffgotsche  nur  den  Befehl  hatte,  den  Feind  zu  beschäf- 
tigen und  festzuhalten,  so  glaubte  er  doch  diesem  Zwecke  durch  einen  wirklichen 
Angriff  besser  zu  entsprechen,  da  er  Ihm  dadm^ch  die  Möglichkeit  benehmen 
konnte,  den  Abtheilungen  in  Sona  zu  Hülfe  zu  eilen  und^  wenn  der  Angriff  ge- 
lange ihn  veranlassen  musste  die  Vertheidigung  Sona's  aufzugeben. 

In  dieser  Überzeugung  ertheilte  er  dem  General  Fürsten  Schwarzenberg 
den  Befehl,  mit  7  Compagmen  Fürstcnwärther  und  4  Compagnien  Kaiser- 
Infanterie  zum  Sturme  gegen  Sta,  Giustina  vorzugchen;  er  aber  führte  persönlich 
5  Compagnien  Füratenwärther  und  das  Bataillon  Haugwitz  gegen  Caaa 
Rugola  und  die  Hohen  links  von  der  Chaussee. 

Trotz  des  heftigen  Widerstandes  der  Piemontesen  wurde  Casa  Rugola  ge- 
nommen und  der  Feind  über  die  Höhen  geworfen.  Schaffgotsche  eilte  zu  dem 
als  Unterstützung  des  Stürmers  folgenden  Bataillon  Haugwitz  und  führte  es  am 
($jitlichen  Rande  der  Höbe  unter  heftigem  Kartätsehenfeuer  gegen  die  Schanze  zum 
neuen  Angriffe,  welchen  der  Feind  aber  nicht  mehr  abwartete. 

Durch  dieses  schnelle  Vorrücken  auf  der  Chaussde  wurden  die  feindlichen 
Abtheilungen  in  Sta.  Giustina  im  Rücken  bedroht  und  niussten  die  Vertheidigung 
dieses  Dorfes  aufgeben.  Ebenso  bedrohte  Schaffgotsche  auch  die  Rückzugs- 
linie der  piemonteeischcn  Abtheilungen  in  Sona  mul  hatte  wc-sentUch  beigetrageOf 
ihren  Widerstand  gegen  die  Brigaden  Graf  Gyulay  und  FUrst  Liechtenstein 
zu  schwächen,  sie  zum  Rückzüge  zu  nöthigen  und  durch  sein  weiteres  Vordringen 
mit  der  ganzen  Brigade  Fürst  Schwarzenberg  gegen  Castelnuovo  nach  km'zem 
Kampfegegon  die  Brigade  Fürst  Liechtenstein  auch  8.  Giorgio  in  Salice  zu 
verlassen. 

Der  Graf  hatte  diesen  Angriff  ohne  höheren  Befehl  aus  eigenem  Antriebe 
unternommen  und  sich  persönlich  an  die  Spitze  der  stürmenden  Abtbeilungen 
gcätellt,  er  hatte  also  wesentlich  beigetragen  den  Widerstand  dos  Feindes  to 
Sona  zu  lähmen  und  abzukürzen  und  ©inen  glänzenden  Sieg  ohne  grosse  Opfer 
zu  erringen. 


1556 


Am  23.  März  1849  Vormittags  9%  Ubr  brach  Scliaffgo  tsche  mit  seinen 
Truppen,  die  Brigade  Fürst  Friedrich  Liechtenstein  an  der  Spitze,  aus  dem 
Lager  bei  Vespolatc  auf  und  folgte  auf  der  Hauptstrasse  nach  Novara  der  Division 
des  Erzherzogs  Alb  recht  An  dem  Kreuzwege  zu  dem  Dorfe  Nibhiola  ange- 
kommenj  musste  er  ITalt  machen^  um  die  Brigade  Graf  Stadion,  welche  hier 
bivouakirt  hatte  und  noch  nicht  marschfertig  war,  dcfiiiren  zu  lassen.  Dieser  folgte 
Seh affgo tsche,  nur  durch  die  Bagagewägen  derselben  von  ihr  getrennt. 

Mit  der  Tete  eben  das  Dorf  Garbagna  erreichend,  wurde  ihm  bedeutet^  die  Divi- 
sion ungefiihr  1000  Schritte  hinter  der  Brigade  Graf  Stadion  h  cheval  der  Strasse 
aufmarschircn  zu  lassen,  da  die  Brigade  Graf  Kolow rat  bereits  mit  dem  Feinde 
cngagirt  sei,  wozu  beiläufig  die  Höhen  nördlich  des  Dorfes  Garbagna  bezeichnet 
wurden.  Hier  angekommen,  war  die  Brigade  Stadion  ebenfalls  schon  in  die  erste 
Schlachtlinie  gerlickt.  Aus  dem  immer  heftiger  werdenden  Feuer,  welches  sich 
mit  unglaublicher  Schnelligkeit  rechtes  und  links  des  Ortes  la  Bicocca  mehr  und 
mehr  ausbreitete,  entnahm  er,  dass  der  Erzherzog  Alb  recht  auf  weit  überlegene 
feindliche  Kräfte  gestossen  sein  müsse,  und  seiner  Unterstützung  wohl  bald 
bedürfen  würde.  Von  der  Überzeugung  durchdrungen,  dass  er  hier  ^u  entfernt 
wäre,  um  die  im  Gefechte  begriffenen  Truppen  rechtzeitig  dcgagircn  zu  können, 
rückte  er  ohne  höheren  Befehl  noch  bis  in  die  Höhe  des  Dorfes  Olengo  vor,  wo 
er  die  Brigade  Fürst  Liechtenstein  h  cheval  der  Strasse  Stellung  nehmen 
Hess*  Kaum  hatte  diese  ihren  Aufmarsch  beendigt,  erschien  der  General-Major 
Graf  Kolowrat  mit  der  Bitte  um  scIJeunige  Unterstützung,  da  sein  rechter 
Fiügel  dem  Andi-ange  des  Feindes  bei  Casa  dl  Castellazzo  nicht  mehr  wider- 
stehen könne  und  grosstcntheils  schon  im  Rückzuge  begriffen  sei. 

Erkennend,  dass  das  Centrum  der  Division  des  Erzherzogs  bei  la  Bicocca  in 
die  grösste  Gefahr  kommen  müsse,  wenn  dem  Vordringen  des  Feindes  auf  unserem 
rechten  Flügel  nicht  schleunig  ein  kräftiger  Widerstand  entgegengesetzt  werde, 
liess  S c ha ffgo tsche  sogleich  das  2.  Bataillon  Kaiser- Jäger  rechts  abrücken, 
um  das  Dorf  Olengo,  welches  den  Hauptstützpunct  unseres  rechten  Flügels  bil- 
dete,  zu  besetzen.  Das  von  der  Qua-Brigade  Baron  Bianehi  eben  eingetroffene 
Landwehr-Bataillon  Kinsky  beorderte  er  gegen  Casa  di  Castellazzo*  Durch  die- 
ses Bataillon  wurde  in  Vereinigung  mit  den  sich  wieder  ralliirtcn  Truppen  der 
Brigade  Graf  Kolowrat  Casa  di  Castellazzo  erstürnitj  der  Feind  geworfen  und 
das  Gefecht  auf  unserem  rechten  Flügel  zum  Stehen  gebracht.  Mittlerweile  —  es 
war  12*/3  Uhr  —  fuhr  auf  Befehl  des  Corps-Comniandantcn  die  12.  Reserve* 
Batterie  gegen  Ja  Bicocca  vor,  welcher  das  Bataillon  Fürstenwärther  als 
Bedeckung  beigegeben  wurde* 

Es  blieben  nun  dem  Feldmarschall-Lieutcnant  Schaffgo tsche  von  der  Bri- 
gade Liechtenstein  nur  noch  das  Wiener  Freiwilligen -Bataillon  zur  Dispo- 
sition, und  von  der  Qua-Brigade  Baron  Bianehi  das  1.   und  2*  Feldhataillon 


1557 


Kinsky,  welche  jedoch,  da  die  ReseiTe-ArtiUerio  des  Corps  zwischen  diesem 
und  dem  Landwehr-Bataillon  eingefahren  war,  auf  dem  Kampfplatze  nodi  nicht 
eingetroffen  und  im  Anmärsche  begriffen  waren. 

Das  Feuer  wurde  nunmehr  auf  unserem  rechten  Flügel  schwächer,  nahm  aber 
im  Centruni  bei  la  Bicocca  und  auf  dem  linken  Flügel  desto  kräftiger  zu* 

Es  war  ein  Ulir  als  der  Erzherzog  Albrecht  dem  Feldniarsehall-Lioutcnant 
Grafen  Seh  affgotsche  mittheiJeu  Hess,  dass  ersieh  im  Centrum  und  auf  dem 
linken  Flügel  ohne  Unterstützung  von  zwei  Bataillonen  nicht  mehr  halten  künne, 
und  iha  um  deren  schleunige  Zusendung  ersuchte*  Entsprach  Seh  affgotsche 
diesem  Ansuchen,  so  blieb  ihm  nur  mehr  ein  Bataillon  als  Reserve,  welches  schwer- 
lich im  Stande  gewesen  wäre  den  Feind,  wenn  er  die  Truppen  des  Erzherzogs 
geworfen  hätte,  lange  aufziUialten.  Andererseits  konnte  er  mit  Gewissheit  voraus- 
sehen, dass  dieser  Fall  in  Kurzem  eintreten  %vUrde,  wenn  er  dem  Prinzen  die  Unter- 
stützang  versage.  Da  durch  die  Aufstellung  des  2.  Bataillons  Kaiser- Jäger  in  und  bei 
dem  Dorfe  Olengo  und  der  halben  Batterie  Nr.  6  zwischen  diesem  Dorfe  und  Castel- 
lazzo  unser  rechter  Flügel  im  schlimmsten  Falle  gesichert  und  selbst  zu  hoffen  war, 
dass  durch  die  Aufstellung  der  sechspfündigen  Fussbatteric  Nr<  5  und  des  1.  Batail- 
lons Kinsky  h  cheval  der  Strasse  in  der  Höhe  von  Olengo,  dann  der  zwei  Divi- 
sionen Windischgrätz  -  Chevauxlegers  als  Reserve  des  linken  Flügels  unseren 
Truppen,  falls  sie  geworfen  würden,  die  nöthige  Zeit  gegönnt  sein  werde  sich  wieder 
sammeln  und  so  lange  dem  weiteren  Vordringen  des  Feindes  widerstehen  zu  können, 
bis  das  3,  Corps  eintreffen  würde;  da  Seh  affgotsche  endlich  es  ftir  besondere 
Pflicht  hielt,  den  über  alles  Loh  erhabenen  tapferen  Erzherzog  in  diesem  kritischen 
Momente  zu  unterstützen,  so  gab  er  dem  2.  Bataillon  Kinsky  und  dem  Wiener 
Freiwilligen-Bataillon  den  Befehl,  im  Manoeuvrirscliritte  vorzurücken,  ungeachtet 
er  das  Gefahrvolle  seiner  Lage,  wenn  diese  Unterstützung  nicht  genügen  sollte,  sehr 
gut  einsah.  Diese  Bataillone  trafen  in  dem  Augenblicke  ein,  als  die  Brigade  Graf 
8 1  a  d  i  0  0  zu  weichen  begann.  Der  Erzherzog  führte  sie  zum  Angriffe  vor,  der  Feind 
wurde  geworfen  und  die  genommenen  Positionen  konnten  nun  kräftig  behauptet 
werden«  Als  gegen  3  Uhr  der  Feind  zum  zweiten  Male  mit  Übermacht  auf  unseren 
rechten  Flügel  drängte  und  Casa  di  Castellazzo  von  unseren  Truppen  verlassen 
werden  musstc,  wurde  es  dem  2.  Bataillon  Kaiser-Jäger  möglich,  schleunigst  zur 
Unterstützung  vorzurückeni  Casa  di  Castellazzo  und  Caaa  Fnzzate  zu  erstürmen 
und  ewei  sechzehnpflindige  Geschütze  zu  erobern. 

Nur  auf  diese  Weise  konnten  bis  zum  Eintreffen  des  3-  Corps  —  um  die  fünfte 
Nachmittagsstunde  —  die  zahlreichen  Angriffe  der  Piemontesen,  welche  nach  und 
nach  alle  ihre  Truppen  ins  Feuer  gebracht  hatten,  glänzend  abgeschlagen  werden; 
sie  wurden  bis  in  die  Nähe  der  Stadt  gedrängt,  und  als  die  Brigaden  Maurer 
und  Allemann  am  Schlachtfelde  erschienen^  nach  kurzem  Kampfe  aus  den  letzten 
Positionen  zurück  und  in  die  Stadt  geworfen. 


* 


ä 


1558 

Im  Mutiger,  mit  vielen  Opfern  erkaufter,  aber  um  so  scliönerorSieg  war  durch 
das  kräftige  Eingreifen  des  FML.  Grafen  Scliaffgotsehe  errungen^  zumal  nur 
ein  Tlieil  unserer  Armee  gegen  die  fast  ganze  feindliche  Streitmaclit  gekämpft  hatte. 

Da  der  Erzherzog,  nachdem  einmal  das  Gefecht  auf  der  ganzen  Linie  heftig 
engagii't  war,  die  Oberleitung  im  Centrum  und  auf  dem  linken  Flügel  des  ersten 
Treffens  geführt  hatte,  übernahm  S  e  haffgotsch  e  das  Comnmndo  am  rechten 
Flligcl  und  über  die  noch  als  Reserve  aufgestellten  Truppen  und  hatte  durch  seine 
Dispositionen  und  sein  rastloses  Wirken  wesentlichen  Antheil  an  dem  glänzenden 
Erfolge  dieses  Tages,  —  ein  Antheil,  der  auch  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1850 
mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  gewürdigt  wurde. 

Graf  Schaffgotsche,  im  November  1856  zum  General  der  Cavallerie 
befördert,  steht  derzeit  dem  9.  Corps  vor,  und  ist  gleichzeitig  commandirender 
General  in  Mahren  und  Schlesien  zu  Brunn. 


PEKGEN,  Ludwig  Graf  von,  Gcneral-Major  und  Kämmerer,  Comthur  dos 
Johanniter-Ordensj  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  zweiter  Ciasso  und  dea 
Leopold-Ordens,  stammt  aus  einer  alten  österreichischen,  1699  in  den  Grafenstand 
erhobenen  Familie  und  war  am  7.  September  1805  zu  Wien  geboren. 

In  der  Neustädter  Akademie  gebildetj  kam  er  als  einer  der  ausgezeichnetsten 
Zöglinge  im  October  1824  als  Unter  Heu  tenant  zum  3.  Jäger-Bataillon  und  im 
März  1831  als  Ilauj^tmann  zu  Graf  Haugwitz-Infanterie,  liier  wurde  ihm  die  Bahn 
bis  zum  Obersten  und  Rcgiments-Commandanten  (Jänner  1846J  geöffnet.  Dieser 
frühzeitig  für  den  Staat  verstorbene  tapfere  Soldat  (Graf  Per  gen  verschied  als 
General-Major  und  Brigadier  zu  Kaschau  am  8»  Februar  1850)  hatte  der  Anstalt, 
welche  ihn  gross  gezogen j  durch  seine  Thaten  sowohl  auf  den  Gefilden  Italiens, 
wie  in  den  Bergen  Siebenbürgens  reichliche  Ehre  eingebracht  und  sich  in  der 
Ruhmeshalle  derselben  ein  bleibendes  Denkmal  gesichert. 

Beim  Ausbruche  der  Revolution  im  lombardisch-venetianischen  Königreiche 
am  18.  Miirz  1848  bestand  die  Garnison  der  Festung  Mantua  (nebst  dem  6.  Gar- 
nisons-Bataillon  und  einer  Division  Windischgrätz-Chcvauxlegers)  aus  dem  durch- 
aus aus  Mantuanern  und  Brescianern  zusammengesetzten  Regimente  Graf  Haug- 
witz.  Da  durch  den  Fall  dieser  Festung  die  Sache  der  Revolution  im  König- 
reiche gewonnen  schien  und  selber  von  der  grösseren  oder  minderen  Standhaftig- 
kcit  der  Garnison  bedingt  ivar^  so  wurde  schon  seit  Monaten  das  genannte  Regi- 
ment tbeils  von  Altern  und  Verwandten  mit  Zureden^  theils  von  den  Nobili  mit 
Versprechungen  und  Geldgeschenken  bearbeitet,  um  sich  zur  gelegenen  Zeit 
dessen  Theilnahme  zu  versichern.  Schon  damals  musstc  Graf  Per  gen  die  grösste 
Aufmerksamkeit  anwenden^  um  diese  Bemühungen  unschädlich  zu  machen,  eine 
Aufgab Cj  welche  bei  der  Unmöglichkeit  den  Soldaten  den  Besuch  ihrer  Altern 
und  Verwandten  gänzlich   zu   untersageiiy   zu   den  schwierigsten  gehörte.  Nach 


1559 


dem  Ausbruche  der  Revolution  verdoppelten  sieh  die  Verfühningskilnstc  der 
Umsturzpai*tej,  so  dass  Graf  Person  sich  zur  besseren  Überwachung  der  Manu- 
ßchaft  bewogen  fand,  sich  mit  sümmtlichen  Officieren  des  Regiments  wlihrend  der 
ganzen  Epoche  der  Revolution  Tag  und  Nacht  in  den  Casernen  aufzuhalten. 

Als  die  Volksgährung  immer  mehr  zunahm^  sich  vom  Lande  viel  bewaffnetes 
Gesindel  in  die  Stadt  schlrch^  die  Civil-Bebürden  ohne  Kraft  und  Ansehen  waren, 
erschien  eine  Deputation,  an  deren  Spitze  der  Bischof  und  der  Delegat  derProvinz^ 
bei  dem  Festungs-Coramandanten  General  der  Cavallorie  von  Gorikowski 
und  baten,  dass  zur  Aufrech tbaltung  der  Ruhe  und  Sicherheit  und  zur  Vermeidung 
eines  jeden  Conflictcs  zwischen  Civil  und  Militär  die  Truppe  im  Vereine  mit  der 
von  dem  Erzherzoge  Vice-Könige  bereits  bewilligten  und  schnell  organislrten 
Guardia  civica  patrouilliren  dlb-fe.  Die  Empörer  benützten  diesen  Umstand,  um 
die  Mannschaft  in  Wirths-  und  Privathäuscr  zu  locken  und  sie  zur  Thoilnahrae  an 
der  Revolution  zu  verleiten,  wodurch  sie  auch  den  Zweck  erreichten,  die  Soldaten 
derart  zu  vereinzeln,  dass  bei  einem  Ausbruche  der  Bewegung  fast  keine  Truppo 
verfügbar  gewesen  wUre.  Als  Graf  Per  gen  diesen  Unfug  bemerkt  und  sich  durch 
Herumreiten  in  der  Stadt  überzeugt  hatte,  dass  die  Municipalitäts-Beamten ,  statt 
die  Ordnung  aufrecht  zu  erhalten^  die  Patrouillen  benützen  wollten,  um  sich 
der  Thorc  zu  versichern  ^  die  Communicationen  in  die  Stadt  zu  behindern^  und 
endlich  die  Überzeugung  erhielt,  dass  es  auf  nichts  weniger  abgesehen  war  als 
sich  der  Person  des  Festungs-Commandanten  zu  bemächtigen,  als  ferner  die  Zahl 
der  auf  Patrouille  abgegangenen  Mannschaft  des  Regiments  sich  nach  den  ihm 
■ttliidlich  zugeschickten  Meldungen  aus  den  Casernen  schon  über  600  Mann  belief, 
schickte  er  in  alle  von  dem  Regimente  belegten  Casernen  aus  eigener  Machtvoll- 
kommenheit den  Befehl,  auf  keinerlei  Verlangen  der  Municipalitlit  mehr  eine 
Patrouille  zu  geben.  Zugleich  begab  sich  Per  gen  zum  FcÄtungs-Commandanten, 
um  ihm  das  80  eben  Verfügte  zu  melden,  welches  er  auch  vollkommen  billigte, 
und  auf  Per  gen*»  Ansuchen  den  Befohl  ertheilte,  alle  Thorwachen  durch  starke 
Otficiersposten  zu  verstärken  und  Prtrta  Molina,  wo  bereita  eine  namhafte  Abthei- 
lung Guardia  ci^^ica  die  Cummunication  zwischen  der  Stadt  und  Citadclle  ver- 
hinderte^ mit  einer  halben  Compagnie  zu  besetzen« 

Schon  am  20.  Mürz  erkannte  Pergen  die  drohende  Gefahr,  in  der  die 
Festung  schwebte,  besprach  sich  al«  ältester  Truppen-Commandant  desshalb  mit 
dem  Obersten  Vojnovits,  Commandanten  des  6.  Garnisons- Bataillons,  und 
bcgn!)  sich  mit  diesem  zum  Festungs-Commandanton,  um  ihm  im  Diensteswege  die 
Bitte  vorzubriogün :  in  Erwägung  der  gros^sen  Gefahr,  in  der  die  Festung  schwebe, 
sogleich  die  Truppen-Commandanten  zu  einem  Knegsrathe  zujtammen  zu  berufen, 
und  nur  im  Vereine  mit  diesem  die  zu  ergreifenden  V^ertheidigungsmittel  zu  berathen. 
Als  am  22.  Früh  die  Truppen  auf  die  Alarmplätze  beordert  wurden  und  von 
dort  wieder  einrücken  sollten,  geUng  ca  I^ergen  mit  eigener  Lebensgefahr  ihm 


lß«0 


Widerstand ,  welchen  die  stark  besetzte  Haiiptwaelie  der  Guardia  civica  bei  der 
8t.  Andrä-Kircbe  dem  Vorbeimörüche  einer  Schwadron  Chevauxlegers  leisten  M^olltfe, 
dureh  energische  Aufforderung  zu  bewältigen,  die  Barricaden,  welche  wahrend 
dieser  Zeit  errichtet  wurden ,  durch  die  BeTOlkerung  selbst  wieder  wegräumen  zu 
lassen,  und  indem  er  diese  Schwadron  persünlieh  bei  der  Guardia  civica  vorbei- 
führte,  einen  blutigen  Zusanmienstoss  zu  vermeiden,  dessen  Ausgang  bei  der 
schwachen  Garnison  leicht  vorauszusehen  war* 

In  der  Nacht  vom  22.  auf  den  23.  wurde  eine  Compagnie  des  Regiments  in 
aller  Stille  an  den  Po  entsendet,  um  sich  der  Überfuhren  zu  bemächtigen  und  dem 
von  Modena  anmarschircndeo  Regimente  Erzherzog  Franz  d'Esto  die  Möglich- 
keit zu  geben,  den  Fluss  zu  passiren,  da  man  wusste,  dass  das  Landvolk  von  der 
Municipalität  von  Mantua  den  Befehl  erhalten  hatte,  den  Übergang  des  Regiments 
Este  zu  verhindern  und  im  Nothfalle  selbst  die  Überfuhren  in  Grund  zu  bohren. 
Da  die  Revolutionäre  einsahen,  dass  die  Absendung  dieser  Compagnie  ihre  Absich- 
ten vereiteln  würde,  indem  die  bis  Abends  zu  erwartende  Verstärkung  ihren  Plänen 
grusserc  Ilindernisse  in  den  Weg  legte,  so  versuchten  sie  Alles,  um  das  Regiment 
noch  an  diesem  Tage  zum  Abfalle  zu  verleiten,  und  durch  selbes  unterstützt  den 
Ausbruch,  der  ihnen  die  Festung  in  die  Hände  liefern  sollte,  hervorzurufen.  —  Zu 
diesem  Zwecke  wurde  noch  am  Vormittage  dureh  in  die  Casernen  geworfene  Briefe 
der  Mannschaft  vorgespiegelt,  dass  die  Compagnie  nur  desshalb  so  heimlich  aus  der 
Caserne  und  Festung  gcführf  wurde^  um  sie  von  dem  hcranmarschirendcn  ungari- 
schen Regimente  niederschicssen  zu  lassen.  In  der  nächsten  Nacht  würde  eine 
andere  Compagnie  zum  sicheren  Tode  geführt,  bis  man  sich  endlich  des  ganzen 
Regiments,  dem  man  als  einem  italienischen  nicht  traue,  entledigt  hätte*  Bei 
dem  leicht  erregten  Charakter  des  Italieners  und  den  vorhergegangenen  unermü- 
deten  Bearbeitungen  fielen  diese  Insinuationen  auf  einen  nur  zu  fruchtbaren  Boden, 
und  nur  mit  der  grössten  Anstrengung  und  Energie  unter  Beihülfe  seiner  äusserst 
tbätigcn  Stabs-Officiere  und  seines  braven  Officiercorps,  und  durch  das  Vertrauen 
und  die  Anhänglichkeit,  die  sich  Pergen  seit  Jahren  bei  der  Mannschaft  erworben 
hatte,  gelang  es  ihm  sie  bei  ihrer  Pflicht  zu  erhalten,  die  durch  derlei  grobe 
Erfindungen  aufgeregten  Gemütlier  zu  beruhigen  und  die  auf  diese  Aufregung 
gebauten  Pläne  der  Empörer  zu  Nichte  zu  machen. 

Als  alle  Tage  Deputationen  der  aufrührerischen  Stadtbehörden  zu  dem 
Featungs-Commnndantcn  kamen,  welche  nichts  weniger  bezweckten,  als  nach  und 
nach  das  Zurückziehen  der  Truppen  und  die  Übergabe  der  Festung  zu  erzwingen, 
wurden  Pergen  gewöhnlich  als  dem  der  italienischen  Sprache  am  mächtigsten  die 
Verhandlungen  übertragen,  und  es  gelang  ihm  durch  Festigkeit  die  ungebühr- 
lichen Anforderungen  zuriickzuweison,  und  durch  Verhandlungen,  sowohl  mit  den 
empörten  Autoritäten  als  mit  den  aufgeregten  Volksmasscn,  mit  denen  Pergen 
mehr  als  einmal  persönlich  unterhandelte,  einen  jeden  entscheidenden  Auabiiich 


1561 


so  lange  «u  TerhinJern,  bis  Verstärkung  ankam  und  den  Festungs-Commandanten 
in  Stand  setzte,  energische  Massregelo  zur  Unterdrückung  des  Aufstandes  zu 
ergreifen. 

Am  24,  war  der  Übermuth  der  Empörer  so  weit  gestiegen,  dass  sie  einzelne 
Ordonnanzen  auffingen,  ihnen  die  Depeschen  abnahmen  und  zur  Eröffnung  auf  die 
Munieipolität  brachten,  ja  selbst  Officiere  auf  der  Gasse  nicht  mehr  vor  Insulten 
sicher  waren.  Per  gen  begab  sich  allein  in  das  von  Bewaffneten  angefüllte  Muni- 
cipalitäts-Gebäudej  so  wie  zum  Bischof,  bei  welchem  ein  permanenter  sogenannter 
Sicherheits-Ausschuss  versammelt  war,  um  energisch  gegen  dieses  zu  blutigen 
Conflicten  Anlaas  gebende  Betragen  zu  protestiren,  worauf  er  das  Versprechen 
erhielt,  dass  dieser  Unfug  allsogleicb  abgestellt  werden  würde. 

Diese  Darstellung  beweiset,  welche  Anstrengungen  der  Oberst  Graf  Pergen 
anwenden  musste,  um  bei  seinem  Regiraente  die  Versuche  zum  Abfalle  durch  die 
Empörer  zu  paralysiren.  Dass  ihm  dieses  gelungen,  war  kein  geringes  Verdienst 
fdr  die  Erhaltung  des  wichtigen  Bollwerkes  Mantua^  und  das  Ritterkreuz  des 
Leopold'Ordens  lohnte  seine  Umsicht  und  Energie* 

Bald  darauf  kam  Graf  Pergen  in  die  Division  Schaffgotsehe,  wo  ihm 
manche  Gelegenheit  ward,  sich  dureh  Muth  und  Entschlossenheit,  verbunden  mit 
einem  militärischen  Scharfblick,  im  hohen  Grade  bemerkbar  zu  machen*  Obwohl 
am  30.  April  bei  Bu^solengo  verwundet  und  noch  nicht  gänzlich  hergestellt,  folgte 
der  tapfere  Graf  dennoch  bei  dem  Angriffe  auf  Vicenza  den  Sturm-Colonnen  mit 
dem  2.  Bataillon  seines  Regiments  als  Reserve  nach,  wobei  ihm  abermals  ein  Pferd 
unter  dem  Leibe  ersehosaen  wurde. 

Bei  derVorrückung  der  Annee  am  23.  Juh*  gegen  die  Höhe  von  S  o  n  a  und  S  o  m- 
macampagna  commandirte  Pergen  die  Brigade  des  erkrankten  GeneraMIajors 
Grafen  Samuel  Gyulay.  Dieselbe  erhielt  ihre  Direction  gegen  Sona,  stiess 
kurz  nach  Tageisanbruch  bei  CasaCina  auf  den  Feind,  dessen  Vorposten  in  Fusane 
etandoQ«  Die  auf  demselben  Abhänge  liegenden  Häuser  von  Gcrola,  so  wie  Sona 
selbst  waren  von  dem  Gegner  stark  heactzt  und  mit  Geschütz  versehen,  Sona  Über- 
dies zur  hartnackigsten  Vertheidigung  vorbereitet  und  die  hinauffülircnde  Strasse 
vorbarricadirt.  Südlieh  von  Sona  auf  der  von  Madonnadel  Monte  gegenüberliegenden 
Iltihe  war  eine  feindliche  Batterie  aufgefahren.  Oberst  Pergen  beschloss  nach  einer 
vorgenommenen  Recognoscirung  in  zwei  Colonncn  anzugreifen,  fUhrte  die  Angriffs- 
Colonnen  in  dem  heftigsten  Kartlitaehenfeuer  selbst  vor  und  es  gelang  ihm  durch 
seinen  raschen  Angriff  die  ersten  Abhänge  um  die  Häuser  von  Gerola  zu  erobern 
und  seine  Plänkler  bia  gegen  Sona  vorzuschieben.  Als  sicJi  hierauf  der  Gegner  in 
seiner  verschanzten  Stelltmg  von  Sona  und  in  dem  mit  einer  ereneUrten  Mauer 
umgebenen  Garten  concentrirte  und  die  Batterie  in  der  linken  Flanke  unserer' 
Truppen  durch  den  Obersten  Weiss  (s.  d.)  des  9.  Jäger-Bataillons  zum  Abfahren 
gezwungen  wurde,  befahl  Per  gen  beiden  ('olonnen  den  Angriff  des  Ortes  zu 


1562 


imtornehnieii^  führte  dio  Brigade-Batterie  selbst  vor,  Heas,  da  diePioiiniere  erst  die 
Barricaden  zcrätören  musäten,  um  dem  Geseliütze  den  Weg  zu  eroÜhenj  drei  Rake- 
ten-Geschütze vorkomraea,  stellte  dann  dieselben  der  Art,  dass  der  Gegner  dem 
mit  unendlicher  Tapferkeit  unternommenen  Angriffe  nicht  widerstehen  konnte  und 
Ort  und  Gai'ten  nach  hartnäckiger  Vertheidigung  verliess. 

In  einigen  Häusern  wollte  er  sich  zwar  noch  festsetzen^  doch  Pergen  licss 
den  Ort  durch  zwei  Compagnien  gänzlich  säubern  und  dioxh  das  IL  Jäger- 
Bataillon  die  Verfolgung  Tornehmen. 

Der  Oberst  Pergen  hatte  hei  dieser  Gelegenheit  durch  vortreifliche  Dispo- 
sitionen und  sein  heldenoiüthiges  Beispiel  so  vortheilhaft  auf  die  Truppe  seiner 
Brigade  gewirkt,  dass  dadurch  die  derselben  gestellte  Aufgabe  „das  Centrum  der 
feindliehen  Stellung  EU  durehhiechen**' vollkommen  erreicht  und  die  Ilühen  genommen 
wurden,  so  zwar,  dass  sein  heldenmlithigcs  Benehmen  durch  das  Ordens- Capitel 
vom  Jahre  1849  mit  der  Zuerkennung  des  Ritterkreuzes  des  Maria  Theresicn- 
Ordens  gewürdigt  wurde. 

Ebenso  hatte  sich  Graf  Per  gen  in  der  Schlacht  bciCustozza  und  in  den  nach- 
gefolgten Gefechten  bis  zur  Einnahme  von  Mailand  durch  entschlossene  Führung 
und  persönliche  Tapferkeit  bemerkbar  gemacht,  und  es  war  in  den  Gefechten  bei 
Vigentino  und  Nosedo  am  4  August,  wo  er  die  glänzende  Genugthuung  hatte  zu 
erfahren,  dass  seine  Soldaten  zu  den  tapfersten  gehörtem  In  der  über  diese  Gefechte 
erstatteten  llelation  des  Generals  Fürsten  Edmund  Schwarzenh  erg  bemerkte 
der  Corps-Commandant  Feldmarschall-Lieutenant  Bai'on  d^Aspre  eigenhändig: 
fjich.  glaube  hier  in  Kurzem  des  Kegimentes  Haugwitz  erwähnen  zu  müssen. 
Zu  Mantua  wurde  es  nur  durch  den  unermüdeten  einsichtsvollen  Eifer  des 
Otfiei  er  Corps  in  der  Armee  erhalten^  später  litt  es  stark  an  Desertion^  selbst  im 
Feuer  w^urdc  es  mehr  als  zweifelhaft  zur  VerzweiÜung  des  immer  gleich  braven 
Officiercorps;  die  drei  Bataillone  waren  auf  kaum  800  Mann  reducirt;  aber  in  den 
letzten  Gefechten  bei  Sta.  Giustina,  Custozza,  Volta  und  vonMailand  trat  eine  andere 
Epoclie  ein,  immer  tapferer  wurde  die  kleine  Sehaar;  hier  ward  denOfficieron  der 
Lohn  ihrer  Beharr liclikcitj  denn  nun  konnte  ich  diese  Truppe  nicht  anders  als  mit 
dem  Namen  unserer  tapferen  und  verwegenen  treuen  Garde  qualificiren.  In  dem 
letzten  Gefechte  unter  den  Mauern  Mailands  war  ich  nicht  im  Stande  sie  aus  dem 
Feuer  zq  ziehen,  die  Nacht  allein  war  es.*' 

Im  April  1849  zum  General-Major  befördert,  kam  Pergen  als  Brigadier 
nach  Sieb enbiii^gen  und  hatte  auch  hier  Gelegenheit  zur  Auszeichnung,  nament- 
lich im  Gefechte  bei  Illyefalva  am  23.  Juli,  wo  er  nach  der  Relation  des 
Corps  -  Commandanten ,  Feldmarsehall  -  Lieutenants  Grafen  C 1  am ,  wesentlich 
zu  dem  günstigen  Erfolge  beitrug  und  als  neuer  Beweis  der  Anerkennung  für 
diese  Verdienste  den  kaiserlichen  Orden  der  eisernen  Krone  zweiter  Classe 
erhielt. 


■ 


• 


1563 


Weiss,  Franz  Freiherr  von,  General  -  Major ,  zu  Brüssel  im  Jahre  1791 
geboren,  wurde  im  16.  Lebensjahre  Cadet  bei  dem  14.  lofaiiterie  -  Reginiente, 
und  hatte  die  Feldzüge  1809,  1813,  1814,  1815  und  1821  mitgemacht.  Er  zog  als 
Fähnrich  in  den  Kampf  des  Jahres  1809 y  wurde  als  Unterlieutenant  in  das  im 
September  aufgestellte  Freicorps  CrenneviUc  und  nach  Auflösung  desselben 
wieder  in  das  frühere  Infanterie -Regiment,  im  Juli  1812  aber  in  das  5.  Jäger- 
Bataillon  übersetzt,  in  welchem  er  bei  der  Mobilmaehimg  der  Armee  im  Sep- 
tember  1813  zum  Oberlieuteaant  vorrückte.  Fortan  blieb  Weiss  bis  zu  der  ira 
November  1849  erfolgten  Befürdcrung  zum  General- Major  bei  dieser  Truppe, 
wo  ihn  nach  fünfiinddreissigjähriger  Dienstleistung  die  Ernennung  zum  Major 
beim  9.  Bataillon  und  im  September  1847  die  «um  Oberst-Lieutenant  traf. 

Dieser  tapfere  Offieier  nahm  mit  seiner  eben  so  tapferen  Truppe  an  dem 
Feldauge  1848  und  1849  in  Italien  in  vielen  Gelegenheiten  rühmlichen  Antheil, 
namentlich  beiSona^  wofür  ihm  auch  im  Capitel  vom  Jahre  1848  das  Ritter- 
kreuz des  Maria  Theresien-Ordens  und  aus  Anlass  dessen  am  12,  Juli  1850  der 
Freiherrnstand  verliehen  wurde. 

Es  war  am  23.  Juli  1848,  als  die  allgemeine  V^orrückung  gegen  die  feindliche 
Stellung  angeordnet  wurde.  Die  Brigade  Friedrich  Fürst  Liechtenstein,  zu 
welcher  das  9.  Jäger-Bataillon  gehörte,  schlug  den  Marsch  links  gegen  die  niederen 
Einsattelungen  zwischen  Sona  und  Madonna  del  Monte  ein.  LTm  sechs  ein  halb  Uhr 
begann  die  Vorrückung  und  um  drei  Viertel  auf  zehn  L^hr  war  die  Erstürmung  des 
südliehen  Theiles  der  feindlichen  Stellung,  eine  halbe  Stunde  später  auch  die  des 
Dorfes  Sona  vollendet 

Das  9*  Jäger-Bataiilon  unter  seinem  Commandanten Oberst-Lieutenant  Wci  ss 
War  bei  dem  Angriffe  auf  die  Hohen  von  Madonna  del  Monte,  durch  das  2.  Bataillon 
von  KttIser*Jägorn  verstitrkt,  angewiesen  worden,  rechts  von  diesem  Bataillon  vor- 
zudringen, die  rechte  Flanke  der  Brigade  zu  decken  un*l  den  Angriff  auf  diese  Höhen 
wirksam  zu  unterstützen.  Oberst-Lieutenant  Weiss  verwendete  drei  Compagnien 
seines  Bataillons^  welche  links  in  Verbindung  mit  dem  Bataillon  von  Kaiser-JUgern  den 
Angriff  unternehmen  «»ollton,  während  er  die  andern  drei  Compagnien  zur  Deckung 
dieses  Ängritifca  am  Fusse  der  Anhöhe  in  Reserve  behielt*  Nach  der  Wegnahme  von 
Madonna  dcl  Monte  waren  nicht  nur  diese  drei,  sondern  auch  die  auf  dem  rechten 
Flügel  des  Bataillons  Kaiiier- Jäger  in  der  Schlucht  zwischen  Madonna  del  Monte 
und  den  Höhen  von  Sona  vorgedrungenen  drei  Compagnien,  welche  die  Höhen 
und  Abhango  besetzt  hielten  ^  noch  immer  dem  Gewehr-  und  Geschützfeuer  des 
auf  den  letzten  Huhen-Abrallcn  vgn  Sona  stark  verschanzten  Feindes  ausgesetzt, 
Oberst-Lieutenant  Weiss  gewahrte  auch,  dass  die  rechts  vor  ihm  kSimpfende 
Brigade  Graf  Ludwig  Pergen,  welche  auf  der  Strasse  gegen  Sona  vorrückte, 
wohl  schwor,  oder  tnindestens  mit  grossem  Verluste  ilirc  Aufgabe  lösen  und  die 
Höhen  erreichen  dUrfle,  nachdem  der  Feind,  die  Wichtigkeit  di^os  Puncies  wohl 


1564 


erkennend 5  denselben  mit  Infanterie  und  Gesell litz  stark  besetzt  liiclt  und  ein 
mdrdensclies  Feuer  auf  unsere  ungedeckt  feuernden  Gesclmtze  und  Sturmcolon- 
ncn  richtete.  Der  tapfere  Weiss  Hess  daher  ungesäumt  imd  ohne  eine  weitere 
Anordnung  abzuwarten ,  nachdem  der  Besitz  von  Madonna  del  Monte  durch  das 
Nachrücken  anderer  Truppen  der  Brigade  gesichert  war,  eine  von  den  Madonna 
del  Monte  besetzt  haltenden  Compagnien  rechts  gegen  Sona  wenden,  und  während 
sie  sich  in  der  zwischen  Madonna  del  Monte  und  Sona  gelegenen  Schlucht  liinab- 
liess,  griff  er  an  der  Spitze  der  andern  bisher  in  Keserve  gestandenen  drei 
Compagnien  die  Hohen  selbst  an.  Ungeachtet  des  heftigen  Kugelregens,  ungeachtet 
die  Steile  der  Anhöhe  die  Stürmenden  zwang  von  den  Händen  Gebrauch  zu 
machen,  um  hinauf  klettern  zu  kcinncn,  erstieg  Weiss,  seinen  Jägern  mit 
crmuthigendem  Beispiele  vorangehend,  die  Höhen  und  2%vang  den  Gegner  nach 
einem  verzweifelten  Widerstände  zum  Verlassen  dieser  vortheilhaften  Stellung. 
Die  zuerst  vordi-ingende  Abtheilung  hatte  bei  140  Piemontesen  und  einen  General 
gefangen  genommen^  w^elche  aber,  nur  von  einer  geringen  Anzahl  Jäger  bewacht, 
bei  dem  Herannahen  einer  andern  feindlichen  Truppe  wieder  die  Waffen  ergriffen 
und  das  Gefecht  in  der  genommenen  Verschanzung  erneuerten,  ja  sogar  mit  Dolch 
und  Siibel  sich  gegen  die  Jäger  wehrten. 

Dessenungeachtet  behauptete  sich  Weiss  in  dem  einmal  eroberten  Platze, 
stürmte,  von  dieser  Kuppe  vorgehend^  rastlos  gegen  den  von  Absatz  xu  Absatz  sich 
neueidings  stellenden  vielfach  überlegenen  Gegner  und  warf  ihn  endlich  in  den 
Kirchhof,  welcher  mit  einer  mit  Schicssscharten  versehenen  Mauer  umgeben  war< 
Vergebens  versuchte  der  Feind  einen  Ausfall  mit  ganzer  Macht  aus  diesem  letzten 
Zufluchtsorte.  Nachdem  die  Brigade  Graf  Per  gen  durch  die  Wegnahme  der  Ver* 
sehanzu ng  Luft  zum  Vorrücken  gegen  den  Kirchhof  erhalten  hatte,  wurde  dieser 
in  der  linken  Flanke  von  dem  9.  Jäger-Bataiilonj  in  der  rechten  von  jener  Brigade 
gleichzeitig  angegriffen  und  nach  längerem  blutigen  Kampfe  genommen.  Durch 
diese  mit  Einsicht  und  Klugheit  unternommenen  und  durch  Beharrlichkeit  und 
Tapferkeit  errungenen  Vortheile  war  das  Schicksal  des  Tages  entschieden.  Die 
Brigade  Fürst  Liechtenstein  hatte  Gelegenheit  erhalten  sich  gegen  Sonima- 
campagna  zu  wenden ,  wodurch  der  Feind  auch  hier  in  seiner  linken  Flanke 
bedroht  wurde.  Auf  diese  Art  war  der  ganze  Höhenzug  in  den  Besitz  unserer 
tapferen  Truppen  gelangt  und  der  Feind  unaufhaltsam  bis  unter  die  Kanonen  von 
Peschiera  gedrängt. 

Dieser  ausgezeichnete  Officier  war  nach  beendetem  foiege  im  August  1848 
zum  Obersten  im  Bataillon  vorgerückt  und  erivarb  sich  in  den  Schlachten  bei  Mor* 
tara  —  wo  er  an  der  Spitze  seiner  Jäger  die  Stadt  stürmte  —  und  bei  Novara 
erneuerte  Verdienste;  das  Bataillon  kämpfte  namentlich  in  der  letzteren  Schlaclit 
mit  seltener  Tapferkeit  und  Todesverachtung  und  ward  in  der  Folge  mit  3  goldenen, 
15   silbernen  Medaillen  erster  und  14  silbernen  Medaillen  zw^eiter  Ciasso  aus- 


4 


1665 

gosEeiclinet.  Oberst  Weiss  maelitc  dann  mit  demselben  den  Zup:  iilicr  die 
Apenriinen,  Pontremoli,  Ma^sa,  Pisa  und  Livoriio  und  erwarb  sich  hier  die 
Anerkennung  des  Grossherzogs  von  Toscaua  dtirch  die  Verleihung  seines 
Militär- Ordens. 

Nach  eber  beinahe  fünfundvierzigjähri^cn  höchst  ehrenvoll cn  DIcnstleistnng 
trat  General -Major  Freiherr  von  Weiss  in  den  wohlverdienten  Ruhestand. 


CASTIOLIONE,  Johann  Graf  von,  General -Major,  Ritter  des  Ordens  der 
eisernen  Krone  dritter  Classe^  wurde  zu  Lcmherg  im  Jahre  1803  geboren.  Sohn 
cinea  hohen  Staatsbeamten,  folgte  er  der  ausgesprochenen  Neigung  zum  Soldaton- 
stande  schon  in  seinem  16.  Lebensjahre  und  begann  die  militärische  Laufbahn  als 
Cadet  bei  dem  Tiroler  Jager-Regimento,  wo  er  nach  und  naeli  bis  zum  Oberst- 
Lieutenant  vorrlickte. 

Es  ist  bekannt,  mit  welcher  Hingebung  und  Tapferkeit  diese  brave  Truppe 
in  den  Kriegen  1848  und  1849  gegen  Piemont  kUmpftc;  eben  so  bekannt  ist  es 
aber  auch,  dass  das  schone  Beispiel  seiner  OiHciere  ein  mächtiger  Hebel  dieser 
Thaten  wan  Auch  der  Graf  Castiglione,  beim  Ausbleiche  des  Krieges  Haupt* 
mann  im  Regimente,  zahlte  unter  denjenigen,  welche  diesen  Ruhm  des  Regiments 
mttbegründen  geholfen. 

Seine  erste  tapfere  Handlung  fiel  an  dem  Tage  %'on  Goito  am  8.  April,  wo 
die  Brigade  Wohlgemuth  von  grosser  Übermacht  angegritfen  wurde<  Gleich  bei 
Reglnn  des  Gefechtes  fiel  der  Bataillons-Commandant  Hauptmann  Knezich,  und 
Castiglione  übernahm  als  Rangältester  das  Commando.  In  dieser  für  das 
Bataillon  eben  so  ehrenvollen  als  blutigen  AfTairc  hielt  sich  dasselbe  gegen  einen 
zehnfach  überlegenen  Feind  durch  volle  vier  Stunden  und  verhinflerfe  nicht^ 
nur  jeden  Übergang  desselben  über  den  Mincio,  sondern  iiüsste  auch  dein  Feinde 
solche  Achtung  ein,  dasa  derselbe  nach  dem  später  erfolgten  Rückzüge  das 
Bataillon  nicht  zu  verfolgen  wagte.  Castiglione  wurde  durch  eine  Kariätschen- 
kugel  in  die  rechte  Seite  verwundet,  verlicss  aber  seine  Jäger  und  die  Feucr- 
linie  nicht,  sondern  dachte  erst  dann  an  sich,  als  der  Rückzug  des  ganzen  Bataillons 
von  höheren  Orten  angeordnet  worden  war.  Von  seiner  Wunde  noch  niclit  berge- 
atelit,  machte  er  doch  die  dreitägige  Affaire  von  Pastrengo  am  28.,  29,  und 
30.  April  mit  und  wurde  für  sein  auageaeichnetea  Verhalten,  obschon  er  nicht  der 
rangäl teste  Hauptmann  im  Regimonte  war,  zur  Befurdcrung  beantragt.  Seiner 
Umsicht  und  rnerschrockenheit  war  bei  dieser  Gelegenheit  die  Besetzung  der 
Punete  zu  verdanken,  welche  die  Deckung  des  geflihrlichen,  durch  höheren  Befehl 
und  feindliche  Übermacht  gebotenen  Rückzuges  nach  Ponton  auf  der  Strasse 
zwtscfaeD  dem  Monte  San  Martine  und  dem  lo  Bionde  erm%liehten  und  Casti- 
glione gestatteten^  die  an  der  Osteria  nuova  schon  ins  Handgemenge  gekom- 
mene Abtheilung  des  Hauptmanns  Pirquet  (s.  d.),   so  wie  die  zwei  zunächst 


1566 


aufgestellten  Geschütze  aufzunehmen  und  das  Ilerabstcigen  der  Oguliner  ron  den 
Hühen  in  der  Flanke  zu  sichern. 

Bei  dem  gelungenen  Angriffe  auf  die  Verschanzungen  von  Ciirtatone  war 
Hauptmann  Graf  Castiglione  unter  den  Ersten,  welche  durch  die  Schiessschar  ten 
der  Kanonen  in  die  Schanze  eindrangen  und  deren  Wegnahme  vervollständigten. 
Als  er  dann  mit  dem  Bataillon  und  zwei  Geschützen  nebst  einem  Flügel  Cavallerie 
auf  der  Strasse  nach  Goito  vorrückte,  stiess  er  auf  ein  toscanisches  Bataillon, 
welches  in  gleicher  Hohe  mit  seiner  Truppe  auf  einem  Feldwege  marschirte.  Sofort 
befahl  er  aus  eigenem  Antriebe  dem  die  zwei  Geschütze  befehligenden  Artillerie- 
Ünterofficierj  ein  Kartätschcnfeuer  gegen  die  Tete  dieser  Colonne  zu  erülFnen^  um 
deren  weiteres  Vordringen  zu  verhindern.  Der  Feind  gcrieth  in  Verwirrung^ 
Castiglione  benützte  den  günstigen  Moment  und  griff  denselben  mit  nur  einer 
Jäger*  und  einer  halben  Grenz^Compagnie,  ungeachtet  der  viermal  überlegenen 
Zahlj  unverweilt  an,  und  nahm  das  Bataillon  nach  kurzem  Gefechte  gefangen. 
Ein  Oberst,  2  Majore,  28  OberofficierCj  600  Mann  und  800  Gewehre  wurden 
nach  Mantua  abgeführt.  „In  Ansehung  der  ausgezeichneten  Dienste,  die  -Casti- 
glione  bei  jeder  Gelegenheit,  namentlich  aber  in  dem  Gefechte  bei  Curtatone 
geleistet,^  so  heisst  es  in  dem  Armeebefehl  ddo.  Rivolta  31.  Mai  1848,  wurde  er 
zum  gupernunierären  Major  ernannt. 

Bei  der  gewaltsamen  Recognoscirung  von  Goito  am  30.  Mai  drang  Graf 
Castiglione  raseh  gegen  denStrassendamm  und  tlie  einzelnen  Häuser  am  Rideau 
vor,  griff  die  längs  des  Dammes  aufgestellte  überlegene  feindliche  Infanterie  drei 
Mal  mit  dem  Bajonete  an  und  warf  sie  jedes  Mal  bis  in  die  ersten  Häuser  von 
Goito  zurück.    ' 

Am  20.  Juli  vertauschte  Major  Graf  Castiglione  das  Commando  des  vierten 
Bataillons,  welches  er  in  sieben  Gefechten  (bei  Goito ,  Pastrengo,  Yieenza,  Cur- 
tatone und  abermals  bei  Goito)  ruhmvoll  angeführt  hatte,  mit  dem  des  zweiten 
Bataillons  und  schied  aus  der  Brigade  des  General-Majors  von  Wohl gomuth, 
der  sich  veranlasst  fand,  in  einem  Brlgadebefchle  sowohl  Uim  seine  volle  Aner- 
kennung und  seinen  innigen  Daiik  au&?zudrückeny  als  dem  erstgenannten  Bataillone 
die  Versicherung  zu  geben,  „dass  er  (Wohlgemuth)  es  guten  Tbeils  diesem 
Bataillone  verdanke,  wenn  seine  hohen  Vorgesetzten  mit  den  ihm  zugefallenen 
Leistungen  zufrieden  waren.  ^  Das  Officiercorps  dieses  Bataillons  fand  sich  auch 
am  Schlüsse  des  Feklzuges  1848  veranlasst,  dem  Major  Grafen  Castiglione  in 
einer  eigenen  Zuschrift  die  tiefgefühlte  Anerkennung  seiner  Verdienste  und  den 
Wunsch  auszudrücken,  er  mt>ge  sich  bewegen  lassen,  um  Verleihung  des  Maria 
Theresien- Ordens  einzuschreiten^  durch  welche  wohlverdiente  Auszeichnung  das 
ganze  Bataillon  reichlichen  Lohn  finden  würde. 

Noch  Ruhmvolleres  sollte  aber  der  hcldenmüthige  Stabsofficier  bei  der  allge- 
meinen VorrUckuag  am  23.  Juli  leisten,  denn  es  war  hauptsächlich  seiner  person- 


1567 

liclien  Tapferkeit  und  seiner  aufigezeichneten  Fiihmng  zu  danken,  dass  das  (unter 
seinem  Befehle  gestandene)  zweite  Bataillon  glcieh  beim  ersten  Versuche  die  Hohe 
Madonna  del  Monte  zvrisehen  S  o  n  a  und  Sommacampagna  nahm  und  —  diese 
für  uneinnehmbar  gehaltene  feste  feindliche  Stellung  eine  Viertel -Stunde  nach 
Beginn  des  Kampfes  im  Centrum  durchbrechend  —  den  Sieg  des  Tages  schon 
damals  sicherstellte.  Gleichzeitig  erleichterte  aber  Castiglionc  durch  Entsen- 
dung einer  Division  (unter  Hauptmann  Baron  Stokart)  gegen  Sona  und  einer 
Compagnio  (unter  Hauptmann  von  Toth)  gegen  Somma  den  Sturm  des  9.  Jäger- 
BAtaillons  und  des  Infantene  -  Itegimonts  Erzherzog  Ernst  Nr,  48  auf  das 
Wesentlichste.  Cas  tiglione's  Brigadier,  General  -  Major  Fürst  Friedrich 
Liechtenstein^  sagte  in  einem  diesem  unaufgefordert  aui§gestellten Zeugnisse: 
pNur  eine  so  tapfere  Truppe  konnte  unter  solchen  Umständen  so  Unglaubliches 
leisten ;  ich  glaube  eher  zu  wenig  als  zu  viel  gesagt  zu  haben  y  als  ich  in  meiner 
Detail-Relation  hierüber  schrieb:  dass  es  unmöglich  sei,  einen  schöneren  Angrifi' 
zu  sehen,  und  ich  um  eine  Auszeichnung  für  den  Major  Grafen  Gas tiglione 
bitten  müsse,  als  eine  Belohnung  für  ihn  wie  für  sein  Bataillon.*' 

Major  Graf  Castiglione  hatte  bisher  alle  Gefechte  und  Schlachten  des  Feld- 
suges  1848  in  Italien,  einscliliesslich  der  Revolution  in  Mailand  bis  zur  Aflaire 
von  Volta  mitgemacht ;  in  dieser  AfFaire  erhielt  er  durch  das  Überschlagen  seines 
Reitpferdes  fdnf  so  bedeutende  Kopfwunden,  dass  er  nicht  nur  mehrere  Tage  im 
bewussttosen  Zuatand6|  sondern  auch  acht  Wochen  sehr  leidend  war. 

Noch  zu  Ende  dieses  Jahres  wurdo  das  unter  seinem  Befehle  stehende  Bataillon 
durch  12t>0  bei  Luino  und  Germinaga  debarquirte  Insurgenten  angegriffen,  welche 
jedoch  sofort  nach  einem  heftigen  Gefechte  bei  LuJno  gesprengt  und  theils  nach 
der  Scfiweiz,  theils  über  den  Lago  maggiore  nach  Castell  Boromeo  vorjagt  wurden. 

In  dem  denkwürdigen  kurzen  Fcldzugo  1849  kämpfte  Castiglione  die 
Gefechte  bei  San  Siro  und  Oamboloi  war  schon  früher  mit  dem  Orden  der  eiser- 
nen Krone  dritter  Clasae^  im  Capitel  vom  Jahre  1849  für  die  Tbat  bei  Sona  mit 
dem  Ritler  kreuze  des  Maria  Thereaien  -  Orders  und  im  Octnber  1H49  mit  der 
B6{(>rderung  leuni  Oberst-Lieutenant  im  Regimente  au^gczeichncL  Seine  Majestät 
der  Kaiser  gab  diesem  tapferen  Soldaten  wenige  Monate  darnach  (Mnrz  1850) 
einen  neuen  Beweis  der  Gpade ,  ind^m  er  ihn  zum  Obersten  und  Commandanten 
des  reoommirien  47.  lofantorti^Regiments  Graf  Kinsky  zu  ernennen  geruhte. 

SüNSTKNAÜ  von  Schützen thal,  Friedrich  Freiherr,  Oberst-Lieutenant bei 
dem  54.  Infantcrie-Regimente,  Sohn  des  Fcldmarschall-Lieutenants  Heinrich  und 
Enkel  des  bei  dem  Sturme  auf  die  Neckarauer  Verschanzungen  im  Jahre  1799  auf 
dem  Felde  der  Ehre  gebliebenen  Obersten  und  Brigadechefs  Heinrich,  theilte 
das  Loos  seines  GroHsvaters,  iudem  er  in  treuer  Pilichterfültung  den  Tod  des 
Helden  bei  8ommacampagna  am   24*  Juli  1848  im   4L   LcLen.'.jahrc  fand. 


1568 


Zu  Wien  geboren,  erhielt  dieäcr  ausgezeicknote  Krieger  seine  Ausbildung  in 
der  Neustädter  Akademie  und  trat  im  September  1824  als  Cadct  in  das  Ingenicui** 
Corps,  wo  er  nach  Jahresfrist  zum  Lieutenant  avancirte  und  später  als  Hauptmann 
in  das  11.  und  Im  Jänner  1840  als  Major  in  das  40»  Infanterie-Kegiment  übersetzt 
wurde.  Im  März  1845  zum  Oberst-Lieutenant  bei  Prinz  Emil-Infanterio  befördert, 
war  Sunstenau  bei  aUen  Gelegeohciten,  wo  das  Regiment  in  Italien  agirte,  durch 
seine  Thätigkeit,  Unersclirockenheit  und  Bravour  für  Alle  das  Muster  eines  Soldaten 
und  Vorgesetzten  j  so  beim  Po-Übergange  zu  Polisella,  bei  dem  glänzenden  Zuge 
der  Brigade  Liechtenstein  nach  Ferrara,  im  Gefechte  vor  Governolo  u,  s.  w. 

Nach  der  vollführten  Expedition  auf  Ferrara  sollte  die  Brigade  nach  Mantua 
rücken;  der  Brigadier  wnv  m  die  Festung  vorausgeeilt  und  Oberst-Lieutenant 
Sunstenau  führte  bis  zur  Ankunft  des  neu  ernannten  Brigadiers,  General-Majors 
Simbschen,  das  Commando  derselben*  Am  23.  Juli  1848  brach  diese  Brigade 
aus  Nogara  und  Sanguinetto  gegen  Sommacampagna  auf,  um  die  Bewegungen  der 
Hauptarmee  am  Mincio  zu  decken,  da  der  Weg  nach  Mantua  bereits  verlegt  w^ar. 
Sie  bestand  aus  1  Bataillon  vom  30*,  2  Bataillonen  vom  54.,  2  Bataillonen  vom 
57.  Infanterie-,  1  Bataillon  vom  Deutsch-Banater  Grcnz-Regimente,  1  Division 
Erzherzog  Karl-Uhlanen,  %  Fuss-  und  %  Cavallerie -Batterie.  Nach  einem  36stün- 
digcn  Marsche  unter  fu2*clitbaren  Gewitterregen  begonnen,  und  bei  einer  Glüh- 
hitze  von  28  Grad  fortgesetzt,  trsiten  die  Truppen,  in  Folge  der  klimatischen  Ein- 
wirkungen eben  so  sehr  als  durch  den  gänzlichen  Mangel  aller  Lebensmittel 
erschöpft,  am  24.  Mittags  bei  Sommacampagna  ein. 

Um  1  Uhr  Nachmittags  marschirte  der  Brigadier  mit  dem  57.  Infanterie* 
Eegimcnte,  der  Uhlanen-Division  und  einer  halben  Batterie  gegen  Custozza  ab,  wäh- 
rend das  Bataillon  des  30.  und  die  12.  Compagnie  des  54.  Infanterie-Regiments 
zur  Besetzung  des  Ortes  Sommacampagna  verv^^endet  wurde*  Die  andern  1 1  Com- 
pagnien  des  54.  Regiments  und  1  Bataillon  Deutsch -Banater  ralliii*ten  sich  zwischen 
3  und  4  Ulir  Nachmittags^  um  dem  rechten  Flügel  der  Brigade  zu  folgen.  Lin- 
ken ntniss  der  Gegend,  so  wie  der  Mangel  an  Boten  erzeugten  den  für  das  spätere 
Schicksal  des  54,  Regiments  so  entscheidenden  Irrthum,  dass  die  abmarscliirende 
Colonne  während  des  Debouchirens  aus  dem  Orte  statt  den  Weg  gegen  Custozza, 
jenen  nach  ViUafranca  einschlug.  Erst  nach  Verlauf  einer  halben  Stunde  war  der 
rechte  Weg  nachCustozza  erreicht  Kaum  war  die  Queue  des  Regiments  in  der  neuen 
Direction  abgerückt,  als  in  der  Richtung  gegen  ViUafranca  langgedehnte  Staub- 
wolken sichtbar  wurden.  Bald  entwickelten  sich  die  Colonnen  des  Feindes.  Derselbe 
hatte  mit  seiner  ganzen  Macht  die  Stellung  von  ViUafranca  gegen  3  Uhr  Nachmit- 
tags verlassen  und  rückte  mit  den  Brigaden  der  Garde,  Cuneo  und  Piemont,  in  der 
Fronte  in  Colonnenformatlon  an.  Hinter  dem  Unken  Flügel  des  Feindes  bildete 
die  Brigade  Aosta,  von  Acquaroli  gegen  Custozza  marsehirend,  die  Unterstützung, 
während  die  Cavallerie-Division  in  der  rechten  Flanke  von  Accadcnuca  gegen 


' 

* 


1569 


Sommacampagna  rorrückte.  Einzelne  Äbthellungcn  feindlicher  Cavallerio  deckten 
die  Strasse  über  Dossobuono  gegen  Verona.  Diese  20—25,000  Mann  wählende 
Macht  der  Piemontcsen stand  unter  der  persönlichen  Führung  des  Königs  Karl 
Albert  und  seiner  beiden  Söhne^  der  Herzoge  von  Genua  und  Savoyen. 

DcrRückzug  konnte  bei  ^o  unverhaltuissmassigen Kräften  und  bei  dem  Umstände, 
als  kein  unbedingter  Befehl  zur  Aufnahme  eines  so  ungleichen  Kampfes  gegeben  war, 
iuinierhin  angetreten,  vom  Feinde  2war  ersehwert,  doch  nie  verhindert  werden. 

Nach  einigen  Minuten  Bcrathung  beim  Sichtbarwerden  des  Feindes  über  die 
EU  ergreifenden  Massregeln  gegen  denselben,  drang  die  Ansicht  des  Oberst- Lieute- 
nants Baron  Sun stcn au  durch,  dass,  um  die  wahrscheinliche  Absicht  des  Königs 
zu  vereiteln,  den  Feldmarschail  Radetzky  in  der  linken  Flanke  der  Stellung  am 
Mincio  zu  umgehen,  es  nothwendig  sei,  den  Kampf  gegen  die  Übermacht  aufzu- 
nehmen und  den  Feind  hier  festzuhalten. 

Sofort  wurde  auf  dem  Puncto,  wo  sich  das  Regiment  befand,  aufgeschwenkt 
Dasselbe  stand  auf  der  Mitte  der  IlöheuabbUngo  von  Sommacampagna,  lehnte  sich 
mit  seinem  rechten  Flügel  an  Yal  de  StaiTalo^  mit  dem  linken  Flügel,  fast  eine 
Viertelstunde  von  Sommacampagna  entfernt,  vorwärts  La  Beretara.  Oberst-Lieute- 
nant Sunstenau  durchritt  die  Reihen;  eben  so  wenig  die  Bedeutsamkeit  als 
Gefahr  des  bevorstehenden  Gefechtes  verhehlend,  eriuutkigte  er  die  Mannschaft 
zur  Ausdauer  bis  zum  Anrücken  der  gehotften  Veristärkung. 

Das  Regiment  hatte  zu  lange  für  seine  Kampf begierde  in  den  Stellungen  am 
Po  und  anderweitigen  Expeditionen  den  glorreichen  Thaten  der  Hauptarmee  zu- 
sehen müssen,  ohne  hieran  direetcn  Anthcil  nehmen  zu  können,  als  dass  man  die 
erste  Gelegenheit,  welche  sich  zum  Schlagen  bot,  nicht  mit  Enthusiasmus  begrüsst 
haben  würde.  Dazu  kam  das  unbegrcn2te  Vertrauen  auf  die  Thatkraft  und  das 
Talent  des  allverehrten  Oberst-Lieutenants  Sunstenau^  dazu  der  erprobte  Wille 
der  Officiere,  dem  Rubmeskranze  des  Regiments  aus  den  französischen  Kriegen 
frische  Lorberblätter  einzuflechten. 

Der  Herzog  von  Savoyen  rückte  mit  der  Garde  und  der  Brigade  Cuneo 
gegen  Val  dl  StaiTalo,  das  ist  in  der  rechten  Flanke  und  Front  des  Regiments; 
der  Herzog  von  Genua  mit  der  Brigade  Piemont  und  der  Cavallerie-Division 
gegen  La  Beretara  und  Sommacampagna*  —  Iliedurch  ward  auch  die  linke  Flanke 
bedroht.  Gegen  diesen  übermächtigen  Angriff  tUsponirte  Oberst-Lieutenant  Sun- 
stenau anfangiieh  die  erste  Division  unter  Hauptmann  Dölzer  und  die  IL  Com* 
pagnie  unter  Hauptmann  von  Weissbarth  in  Tirailleurgefeehlsform.  Sobald  die 
entsprechenden  Dispositionen  getroffen  waren,  erfolgton  die  ersten  feindlichen 
Kanonenschüsse  unserem  Centrum  gegenüber,  welchen  sogleich  TiraUleurs  in 
dichten  Schwärmen  folgten. 

Die  feindliche  Kanonade,  von  unseren  3  Geschützen  unter  Commando  des 
unerschrockenen  Oberfeuerwerkers  Hunna  möglichst  lebhaft  erwicdert,  mochte 


15iÜ 


%  fllofilleii  geäMaert  h^etip  als  der  Gegaer,  tmd  nr&r  die  Brigmde  der 
GAxde,  in  aiiierer  reehteo  Flanke  ereduen«  Zar  Deckmig  derselben  ward  die  9.  Di- 
wiahü  unter  Hauptmann  W ei a«l  rechfa  der  1.  echellonirt,  and  als  der  Feind 
onaere  Unke  FUnke  zu  ttmgeben  rersuchtei  warde  die  5.  DiTisIon  unter  Haupt- 
mann  Wittmann  dabin  detachtrt  Hinter  dem  Centrum  neben  den  Gesebötzen 
itanden  nunmebr  noeh  die  3.  and  4.  Division  anter  den  Haoptleuten  Milde  rnid 
Keif  a,  doeb  auch  diese  moasien  zur  Verlängenmg  des  rechten  FlügeU  and  in 
Front  der  Scblachtünic  herangezogen  werden,  als  der  Feind  seine  UbermAcht 
drohend  entfkitete.  Diehtc  Plänklcri^cbwärme,  unterstützt  von  ganzen  Bataillons^ 
stürzten  sich  auf  das  kleine  Häuflein  der  Tapfem,  Kartätschen  und  Kleingewehr- 
fcuer  lichteten  ihre  Iteihen^  Sturm  auf  Sturm  erfolgte,  doch  felsenfest  standen  die 
Vertheidigcn  —  Gegen  7  Uhr  Abends  wurde  Obcrät-Ueutenant  Sunstenan  am 
FuMO  verwundet*  Durch  die  dringenden  Bitten  der  Officiere  veranlasst,  den  Kampf- 
platz ii^dfT  crötcn  lleilic  auf  einige  llinutcn  zu  verlassen,  begab  er  sich  zurück 
auf  den  Verbandplatz,  befahl  aber  der  6.  Compagnie  unter  Hauptmann  Milde 
eine  Anhöhe,  welche  von  der  Brigade  der  Garde  unter  des  Herzogs  von  Savojen 
persdnUcher  Führung  wehon  genommen  war,  wieder  zu  erstürmen  und  aufe 
Äusserte  zu  halten^  —  ^ihre  Behauptung  üci  von  äusserster  Wichtigkeit.*"'  — 

Die  Compagnie  griff  allaoglcich  mit  ausgezeichneter  Bravour  an  und  warf  den 
Feind  In  dai  Thal.  De«»on  Flankenangriff  war  nun  wohl  für  den  Augenblick  abge- 
Hchlagcn,  doch  dirigirto  er  in  den  Rücken  des  Regiments  gegen  Casa  del  Sole 
den  (iroHwffjcil  der  Brigade  der  Garde,  wSihrend  zahlreiche  Bersaglieri,  unterstützt 
durch  die  lirigarlo  Ciuicü  und  8  üeHchützo,  gegen  die  Fronte  und  die  rechte  Flanke 
do»  Rcginicni«  von  Nciieir»  horanstünulcn*  —  So  war  das  Regiment  von  allen  Sei- 
len gleichzeitig  angegriflcn* 

In  dioöcra  lUichat  kritiachen  Momente  sammelte  Obcrst-Licutenant  Sunstenau, 
fbia  TOm  Vcrbatulplatzo  komincndj  die  Mannschaft  der  5.  und  einen  Theil  der 
2.  Oömpngnic,  Kr  rief  dem  Commandantcn  Hauptmann  Baron  Samen  zu:  „Wir 
niüwNOu  vorwärtH!  Auf  zum  Sturme!  **'  Der  brave  Ilauplmann  führte  seine  Com- 
pagnlo  unter  donnerndem  ^Ilurrah"  dem  Feinde  entgegen. 

All  der  Spitzo  sprengte  Hun^tenau  kühn  gegen  die  Höhen,  seinen  Hut  mit 
»kiin  Rnfe  selnvingeud:  ^J5riieÄe //t(«;irtr^/"  (Haltet  euch^  Hanaken!)  —  Todes- 
miitlug  folgte  Han[>linann  Samen  dem  tapfern  Führer  in  geschlossener  Haltung, 
und  »tUrzto  mit  dem  Bajonet  auf  den  Feind.  Die  feindliche  Kettö  weicht,  das  Feuer 
verstummt;  da  hemmt  ein  tiefer  Graben  nur  noch  20  Schritte  von  den  feindlichen 
Roserven  entfernt  das  weitere  Vordringen  ,  und  eine  mörderische  Salve  empßuigt 
diu  Stürmendon*  Oherst-Lieutcoant  Sun  st  enau  sinkt  von  2  Kugeln  durchbohrt 
vom  rferde.  Mit  ihm  wai*  die  Seele  des  Kampfes  gewichen,  doch  hiel- 
ren  die  erliitterton  Soldaten  ilas  eroberte  Terrain  bis  zum  Einbrucbe  der  Däm- 
merung. 


1571 

Wohl  konnte  sicli  Karl  Albert  des  Sieges  gegen  eine  Handvoll  Helden 
rühmen,  aber  er  sah  an  diesem  Tage  seine  beabsichtigte  Unternehmimg  gegen 
unsere  Ilauptarmee  vereitelt.  Dieser  vcrschafl'te  Sunstenau's  heldenmüthige 
Aufopferung  die  Zeit,  die  riöheo  von  Custozza  zu  erreichen,  mn  am  folgenden 
Tage  den  glänzendsten  Sieg  zu  erkänapfen. 

Zum  bleibenden  Gedäehtnlss  an  diese  Ilcldenthat  wnrde  Oberst-Lieutenant 
8unstenau  im  Capitel  1849  in  die  Liste  der  Ordens-Ritter  aufgenommen  und 
Se.  Majestät  der  Kaiser  geruhten  der  hinterlassenen  Witwe  die  Ordenspeasion  zu- 
wenden zu  lassen. 

Das  Officieroorps  des  54.  Infanterie-Regiments  hat  dem  Helden  an  dem 
Orte,  wo  er  gefallen,  im  Jahre  1850  ein  Monument  setzen  lassen. 


Feldego,  Karl  Freiherr  von,  Uauptmami  in  Pension,  Sohn  des  Obersten 
und  Maria  Therosion-Ordens  Ritters  Christoph  (s.  d.),  zuPlass  in  Böhmen  1813 
geboren,  hatte  seine  Ausbildung  lo  der  Neustädter  Akademie  erhalten.  Er  trat  im 
October  1833  als  Fähnrich  in  das  25-  Infanterie-Regiment  und  war  bei  Ausbruch 
des  Krieges  gegen  Piemont  OberiJcutenant  und  Regiments- Adjutant, 

lllÖlILlCn  von  Salionze,  Johann  Freiherr,  Major  im  Adjutanten-Corp«| 
Besitzer  des  SlilifÜi- Verdienstkreuzes,  Officicrssohn  und  Zögling  der  Olmützer 
Cadeten-Conipagnic,  jat  zu  Prag  1822  geboren.  Nach  dreijähiiger  thätigst  ver- 
wendeter Studienzeit  kam  er  als  Cadet  in  das  Inranterie-Regiment  Wo  eher 
Nr.  25  und  war,  als  der  Krieg  in  Italien  ausgebrochen,  Lieutenant  und  Adjutant 
dofl  I.  Bataillons. 

Beide  Officiere  errangen  sieh  fiir  ihre  entschlossene,  kühne  und  mit  Geistes- 
gegenwart ausgeführte  That  im  Gefechte  am  Mincio  am  24,  Juli  1848 das  Ritter- 
kreuz des  Maria  Theresien  -  Ordens  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1848;  Fröh- 
lich wurde  am  6.  December  1851  in  den  statutenmIUstgen  Freiherrnstand  erhoben* 

Behufs  des  Überganges  des  Reserveeorps  am  24«  Juli  war  durch  eine  Abthei- 
lung  Pionniere  die  erste  Brücke  über  den  Mincio  bei  Salionze  beinahe  beendet 
und  eben  die  Abfahrt  flir  die  zweite  hergestellt,  als  am  rechten  Ufer  mehrere  feind* 
liehe  Gewehrschüsse  auf  die  beschäftigten  Pionniere  fielen  und  das  L  Bataillon 
Wocher  Befehl  erhielt,  über  die  Brücke  zu  rücken  und  den  Feind  zu  vertreiben* 

Lu  Auganblicke  des  AngriiTcs  stieg  Lieutenant  Fröhiich  vom  Pferde,  stellte 
sieh  an  die  Spitze  der  äuasersten  Tirailleurs  des  rechten  Flügels  und  forderte  die 
Mannschaft  auf,  dem  Feinde  herzhaft  und  entschlossen  mit  gefälltem  Bajonete  zu 
Leibe  zu  gehen  und  nicht  früher  abzulassen  bis  unsererseits  Vortheile  errungen 
worden  sind.  Durch  diese  Aufmunterung  waren  gleich  beim  Beginne  des  Sturmes 
mehrere  Tirailleurs  unter  seiner  AnAihrung  der  PlSnklerkctte  vorangcschritten 
und  dem  Feinde  rauthvoU  entgegengerückt. 

99^ 


1576 


liückcn  ihrer  Aufetcllong  —  ein  anhakendes  Feuer  vernahm.  Major  von  Mayer 
erhielt  den  BefcU^  mit  dem  ersten  Bataillon  des  Regiments ,  von  welchem  eine 
Division  zur  Besetzung  von  Zerbare  zu rüei gelassen  T?v"urdej  dem  von  Beretara  heran- 
kommenden Feinde  sieh  entgegen  zu  werfen.  Seine  braven  vier  Compagnien  dran- 
gen auch  sofort  im  Sturmschritte  mit  solchem  Ungestüm  vor,  dass  der  bedeutend 
überlegene  Feind  gegen  Beretara  geworfen  und  die  rechte  Flanke  der  Brigade  wieder 
befreit  wurde,  Mayer  Hess  jetzt  das  Bataillon  seines  Regiments  eine  Rechtsschwen- 
kiing  ausführenj  dem  ersten  Bataillon  als  Unterstützung  folgen  und  nahm  an  der 
Spitze  seiner  Tapfern  Beretara  mit  Sturm.  Hier  unterhielt  er  das  Gefecht  gegen  einen 
weit  überlegenen  Feind,  welcher  die  Höben  von  Ca  del  Sole  besetzt  hatte  und  das 
Regiment  mit  zwei  Batterien,  denen  kein  Geschütz  entgegengestellt  werden  konnte, 
unausgesetzt  beschoss,  mit  musterhafter  Standhaftigkeitj  indem  er  den  Auftrag 
hatte,  sieh  in  Beretara  zu  halten  und  nicht  weiter  vorzudringen.  Allein  der  Feind, 
welchem  unsere  Schwäche  auf  diesem  Puncte  nicht  entgangen  war,  und  der  uns 
durch  sein  Geschützfeuer  bereits  erschüttert  glaubte,  drang  nun  in  grossen  Massen, 
denen  auch  einige  Oavallerie  folgte,  mit  Entschlossenheit  g^gen  die  Stellung  von 
Beretara  vor.  Bei  seiner  Übermacht  konnte  der  entschlossene  Major  Mayer  den 
Sturm  nicht  stehenden  Fusses  erwarten;  mit  den  vier  Compagnien  des  ersten  Batail- 
lons warf  er  sich  also  dem  Feinde  entgegen  und  es  gelang  dem  Ileldenmuthc  unJ 
der  Tapferkeit  der  durch  das  Beispiel  ihres  Führers  hegeisterten  Truppe,  den 
Gegnerj  welchen  diese  Kühnheit  überrascht  hatte,  glücklich  zurückzuwerfen  und 
auch  den  Angriif  der  Cavallerie  abzuschlagen.  Hierauf  zog  Mayer  das  zweite 
Bataillon  näher  an  sich,  Hess  durch  eine  Division  desselben  Beretara  besetzen, 
erneuerte  ungeachtet  des  erhaltenen  Befehls,  sich  defensiv  zu  halten,  mit  dem 
ersten  Bataillon  den  Sturm,  gewann  die  Höhe  von  Ca  del  Sole,  nachdem  ein 
nochmaliger  Angriff  der  feindlichen  Cavallerie  mit  grosser  Bravour  zurück- 
geschlagen worden  war,  und  durchbrach  somit  die  starke  feindliche  Stellung. 
Dieser  letzte  Sturm,  vom  Major  Mayer  mit  seinem  Regimente  aus  eigenem 
Antriebe  unternommen,  entschied  auf  diesem  Puncte  des  Schlachtfeldes  das 
Schicksal  des  Tages.  Der  Feind  eilte  von  den  Höhen  des  Monte  Boscovc 
in  völliger  Flucht  gegen  ViJlafranca,  viele  Karren,  Bagage  und  Gefangene  in 
Stich  lassend. 

Dieser  muthige  und  entschlossene  Officicr  hatte  schon  bei  Sta.  Lueia«  später 
bei  Volta  schöne  Proben  von  beherzter  Tapferkeit  und  Umsicht  gegeben;  unmit- 
telbar vor  der  Schlacht  bei  Sta*  Lucia  beim  Regimente  eingerückt  j  begab  er  sich 
zu  Fass  in  das  Feuer,  um  die  Führung  einer  Compagnie  zu  übernehmen,  da 
heide  Bataillone  ihre  Commandanten  präsent  hatten.  Die  Verwundung  des  Obersten 
von  Pottornyay  verschaffte  ihm  einige  Minuten  darauf  das  Commando  des 
L  Bataillons,  und  Mayer  erhielt  an  diesem  glorreichen  Tage  die  erste  (Gelegen- 
heit, sich  um  das  Vaterland  verdient  zu  machen. 


1577 

Im  Octobcr  zum  Oberst- Lieutenant  befördert,  wurde  ihm  für  die  ent* 
schlossene  Thathandlnng  bei  Custozza  im  Capltcl  vom  Jahre  1849  das  Rit- 
terkreuz des  Maria  Tlieresicn-Ordens  und  am  22.  Jänner  1850  der  Freiherrn- 
stand zu  Theil,  Ein  Jahr  nach  der  Beförderung  zum  Oberst-Lieutenant  erfolgte 
seine  Ernennung  zum  Obersten  bei  dem  5L  Infanterie- Ilegüncnte  und  im  Doccm* 
her  1851  jene  zum  Fostungs-Commandanten  in  Karlstadt* 


nADSER,  Heinrich  Freiherr  von,  Oberst  und  Coramandant  des  2,  Jüger- 
Bataillons*  Zu  St.  Veit  in  Käi-nthen  1800  geboren,  nahm  er  im  neunzehnten  Lebens- 
jahre als  Cadet  Dienste  bei  dem  Tiroler  Jäger-Rcgiraente  Kaiser,  wo  er  bis  zum 
Oberst-Lieutenant  vorrückte. 

Die  Revolution  in  Italien  traf  ihn  schon  als  mehrjährigen  Hauptmann  und 
Coramandant  der  8.  Compagnie,  mit  welcher  er  an  dem  Strassenkampfc  in 
Mailand  und  am  Gefechte  bei  Melegnano  Theil  nahm.  Von  hier  mit  der  Brigade 
Wohlgcmuth  nach  Mantua  versetzt,  blieb  er  in  dieser  Festung  bis  zum  18.  April. 
An  dem  Versuche  des  Feldniarschall-Lieutenants  Grafen  Thurn,  Viccnza  zu 
nehmen j  betheUigtc  er  sich  von  Verona  aus  mit  seiner  Division,  ingleichcn  an  der 
später  erfolgten  Einnahme  dieser  Stadt  und  an  der  Schlacht  von  Custozza. 

Das  mörderische  Gefecht  bei  Volta,  in  welchem  Hauser  nach  der  Ver- 
wundung des  Majors  Grafen  Castiglione  das  Coramando  des  2.  Bataillons  über- 
nahm, hatte  diesem  entschlossenen  Ofllcier  grossen  Ruhm  und  im  Capitcl  vom  Jahre 
1848  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  eingebracht.  Beauftragt,  mit 
seiner  Truppe  die  sli dostliche  Höhe  rechts  an  der  Strasse  mit  der  Kirche  Sta.  Maria 
Maddalena  zu  besetzen,  Uess  er  das  Bataillon  auf  dem  kleinen  Plateau  vor  der  Kirche 
aufmarschircnj  detachirtc  die  5.  Division  unter  Commando  des  Hauptmanns  Toth 
auf  dem  vorderen  Rande  desselben  zur  Forminmg  ^er  Planklerkettc  und  behielt 
die  beiden  anderen  Divisionen  rückwärts  en  echellon  als  Reserve. 

Zum  besseren  Verständniss  des  nachfolgenden  fürchterlichen  Nachtkampfes 
wollen  wir  eine  kurze  Schilderung  der  örtlichen  Lage  ton  Volta  vorausgehen 
lassen.  Dieser  Ort  wird  durch  die  von  Valeggio  nach  Guidizzolo  filhrendc  Strasse, 
welche  gleich  ausserhalb  desselben  eine  Seitenstrasse  nach  Goito  abzweigt,  durch- 
schnitten. Die  Strasse  nach  Guidizzolo  bildet,  wegen  ilircr  zu  beiden  Seiten 
liegenden  Hüben,  fast  überall  ein  Defild.  Die  Höhe,  auf  welcher  ^ch  die  Kirche 
und  das  Pfarrgebüude  befinden,  bat  g^g^n  Nordwesten  steilere,  mit  Hohlwegen 
und  Wasserrissen  durchschnittene  Abhänge,  walirend  die  südwestliche  Abdachung, 
auf  welcher  der  Friedhof  steht,  etwas  sanfter  sich  mit  der  Ebene  verbindet.  Südlich 
jedoch  bildet  d&&  Terrain  einen  plateauartigcn  Abfall,  dessen  Puss  in  eine  schroffe 
Felsenwand  übergeht,  welche  mit  dem  nfjrdlichen  steilen  Abbange  des  Monte 
Gizolo  ein  starkes  Defild  bildet,  in  welchem  obenerwähnte  Strasse  sich  hinzieht 
und  au  deren  Vertheidigung  jswfii  Gesebüt^ee  um  Eingänge  des  Defil^^s  aufgefahren 


1578 


wai'en.  Östlich  und  nördücli  verlauft  sieh  das  Terrain  ^'Cgen  das  Innere  des  Ortes 
immer  sanfter,  bis  es  sich  an  die  Ausläufer  anderer  Höhen  anschlicssta 

Kurz  nach  der  vom  Bataillon  genommenen  Aufstellung  begann  das  feind- 
liche Feuer  aus  8  Geschützen  auf  die  am  Eingange  des  Defild's  aufgestellten 
beiden  Geschütze.  Nachdem  diese  etwas  zurückgezogen  worden,  richtete  der 
Feind  sein  Feuer  gegen  die  Stellung  des  Bataillons  und  beschoss  es  unausge- 
setzt ,  jedoch  ohne  Erfolg ,  da  die  ersteren  Schüsse  durchwegs  zn  kurz,  die 
folgenden  aber  wegen  der  vorhandenen  Erdaufwürfe  und  Gruben  keinen  Scha- 
den verursachten.  Allmühlich  begann  es  zu  dunkeln  und  in  und  um  den  Ort 
ein  Kampf  sich  zu  entspinncnj  der  wenige  seines  Gleichen  in  der  Geschichte 
aufzuweisen  hat- 

Um  die  9.  Stunde  hatte  das  Geschützfener  des  Feindes  aufgehört,  und  er 
unternahm  nun  nach  Wechslmig  einiger  Schüsse  fast  gleichzeitig  gegen  alle  von 
der  Plänklerkette  besetzten  Anhöhen  einen  Sturm,  der  nach  tapferer  Gegenwehr 
damit  endete,  dass  sich  die  Kette  nach  und  nach  in  den  Ort  zurückzog.  Die  vier 
Compagnien  des  Bataillons  und  2  Compagnien  Erzherzog  Franz  Karl,  welche 
sich  auf  der  Höhe  bei  der  Kii-che  befanden,  wurden  durch  den  Gang  des  Gefechtes 
vom  Fein  de  eingeschlossen  und  auf  sich  selbst  angewiesen.  Es  galt  also  sich  entweder 
noch  in  der  Nacht  durchzuschlagen,  oder  den  Platz  auf  das  Ausscrste  zu  verthei- 
digen.  Die  überwiegenden  Vorthcilc  tür  das  Letztere  bestimmten  Ilauser  — ti*otz 
mancher  Gegenansicht  —  für  das  hartnäckige  Festhalten  der  Stellung,  und  um 
die  ohnehin  geringen  Kräfte  auf  dem  geeignetsten  Puncto  zn  concentriren,  warf 
er  sich  in  den  Pfarrhof  und  setzte  ihn  so  gut  es  ging  in  Verthcidigungsstand. 

In  dieser  Verfassung  erwartete  er  den  Anbruch  des  Tages  und  mit  diesem 
auch  den  Feind,  der  auf  der  Seite,  wo  sich  die  Terrassen  befanden,  unserer 
Truppe  so  nahe  stand,  dass  man  ihn  deutlich  sprechen  hörte.  Der  Comman- 
dant  dieser  feindlichen  Abthellung  forderte  seine  Leute  wiederholt  zum  Angriffe 
auf.  Man  vernahm  deutlich  die  Worte:  En  mmnt!  tirez!  Point  de  Pardon  aux 
Chusseitrsl  Doch  die  achtunggebietende  Haltung  unserer  braven  Jäger  liess  den 
Feind  in  der  Nacht  an  keinen  ernsthchen  AngrilF  des  Pfarrhofes  denken  und  so 
hatte  dieses  selbstständige,  tapfere  und  umsichtige  Benclimen  Hause  r's  beijder  Ver- 
theidigung  und  Behauptung  des  wichtigen  Pfarrhofes  wesentlich  zur  Erhaltung  des 
Besitzes  von  La  Volta  beigetragen,  den  Tages  darauf  erfolgten  iVn griff  bedeutend 
erleichtert  und  ihm  einen  verdienstlichen  Antheil  an  dem  erfochtenen  bedeu- 
tungsvollen Siege  gesichert. 

Bald  darauf  zum  Major  befördert,  und  am  21.  September  1850  in  den  statu- 
tenmässigen  Freiherrnstand  erhoben,  erhielt  Haus  er  mit  seiner  Ernennung  zum 
Oberst-Lieutenant  ioi  Mai  1851  das  Comraaudo  des  5.  Bataillons  des  Regiments 
und  bheb  bis  zur  Eintheilung  als  Oberst  in  das  2.  Feld  -  Jäger  -  Bataillon  bei  dem 
Armeecorps  im  Römischen. 


1679 


BBCSEYvon  La  Volta,  Stephan  Freiherr,  Obcrst*Lieutenant,  Besitzer  des 
Militär-Vcrdiensiki'cuzcs ,  einer  der  tapfersten  Soldaten,  dessen  Thaton  an  die 
orstenHelden  unserer  Armee  mahnen  und  um  so  grössere  Bewimderung  verdienen, 
als  sie  in  der  bescheidenen  Stellung  eines  Hauptmanns  ausgcruhrt  wurden, 

Zu  Szegedin  im  Jahre  1805  geboren  und  einer  alten  adeligen,  vormals  im 
Szathmarcr  Conütate  begüterten  Familie  entsprossen,  begann  er  seine  militärische 
Laufbahn  schon  im  15.  Lebensjahre  als  Ca  Jet  bei  dem  52.  Infanterie  -  Regimcntc^ 
Ei-zhcrzog  Franz  Karl,  wo  er  bis  zam  Hauptmann  vorrückte.  Nach  der  durch 
unsere  Truppen  bewirkten  Occupation  von  Unter  •  Italien  wurde  B  e  c  s  e  y  im 
Jahre  1824,  damals  Fähnrich,  über  Anempfehhing  des  comniandirenden  Generals 
Baron  Frimont,  dem  Herzoge  von  Lucca  als  Ordonnanz-Otficier  beigegeben,  in 
welcher  mehrjälirigen  Anstellung  ihm  seine  geistigen  und  persönlichen  Vorzüge 
viele  Beweise  ehrenvoller  Auszeichnung  jeder  Art^  endlich  im  Deeember  1841 
den  Freihermtitcl  des  Hcrzogthums  zu  Theil  werden  Hessen. 

Die  erste  Waffenthat,  welche  die  Aufmerksamkeit  der  Vorgesetzten  auf 
diesen  unerschrockenen  Soldaten  gezogen  hatte,  war  das  Gefecht  bei  Sorio  nächst 
MontebcUo  am  8*  April  1848,  wo  er  mit  seiner  Compagnie,  zur  Sicherung  der 
rechten  Flanke  der  Brigade  Fürst  Friedrich  Liechtenstein  beordert,  einen 
verbarricadirteu  Hohlweg,  und  ohne  Befehl  auch  ein  Blockliaus  stürmte,  30  Gefan- 
gene machte  und  das  Gefecht  zu  unserem  Vortheile  entschied* 

Inder  Schlacht  bei  Sta.  Lucia  leistete  Becsey  mit  der  Compagnie,  in 
Flankier  aufgelöst ,  ohne  jede  Unterstützung,  einem  feindlichen  Infanterie  -  Regi- 
mente,  welches  später  durch  ein  zweites  noch  verstärkt  wurde,  beherzten  Wider- 
stand und  beliauptete  seine  Stellung  bis  zum  Ausgange  des  Treffens.  Seine  Sol- 
daten ermunternd,  war  er  unausgesetzt  unter  dem  heftigsten  feindlichen  Feuer 
und  immer  dort,  wo  die  Gefahr  am  grösstcn,  und  spornte  sie  durch  persönliche 
Unerschrockcnheit  zu  einer  bewunderungswürdigen  Ausdauer  an. 

Bei  Vieenza  am  10.  Juni  hatte  Becsey  mit  2  Compagnien  des  1.  Bataillons 
die  Vorbindung  mit  der  Brigade  Taxis  zu  erhalten;  wahrend  eine  Compagnie  zur 
Gcschützbedockung  beordert  wurde,  unternahm  der  Rest  dieses  Bataillons  den 
Sturm  auf  die  Schanze  von  Porta  Padua,  Diesor  misslang  Ewar,  doeh  ausser  dem 
Verluste  des  tapferen  Obersten  und  Regiments-Commandanten  Baron  Kavanagh 
nur  desshalb  mit  geringen  Opfern,  weil  Becsey  «us  eigenem  Antrifehe  durch 
entsprechendes  Manoeuvriren  die  Aufmerksamkeit  des  Feindes  sumeist  auf  sich  zu 
lenken  und  von  den  Stürmenden  abzuwenden  wusste. 

Die  Schlacht  von  Custoxza  und  das  blutige  Treffen  bei  Volt  a  waren  es 
aber,  welche  diesem  Officier  die  Gelegenheit  zur  ausscrgcwühnlichen  Auszeichnung 
boten;  seine  heroische  Thal  bei  Volta  fand  auch  verdiente  Anerkennung,  da' 
Ihm  das  Capitel  Tom  Jalire  1849  das  Ritterkreuz  des  llUria  Thereoien-Ordons 
einstimmig  zuerkannte. 


Plötzlich  wurde  Rast  geselikgen,  Oberlieutenant  Regiments- Adjutant  Freiherr 
von  Feld  egg  langte  bei  den  Tii\ii]leurs  der  L  Compagnie  an. 

Bei  seinem  Eintreffen  war  Hauptmann  Geisling,  Commandant  dieser  Cora- 
pagnie,  eben  beschäftigt^  links  die  verloren  gegangene  Verbindung  mit  den  Plänk- 
lern des  1.  Bataillons  vom  Deutsch-Banater  GrenÄ-Rcgimente  Nr.  12  herzustellen. 
Oberlicutcnant  Baron  F c l d egg  forderte  jedoch  den  Lieutenant  Fröhlich  und 
die  demselben  gefolgtcn  Pläokler  auf  j  den  Feind  nicht  niehi-  aus  dem  Auge  zu 
lassen;  sondern  in  den  Bach  zu  werfen  ^  da  er  vom  Obersten ,  nunniehi'igen  Feld- 
mar  sc  hall  •Lieutenant  Baron  Stwrtnik  der  Artillerie  erfahren  hatte,  dass  über 
diesen  in  der  Nähe  befindlichen  Bach  die  Brlicke  höchst  wahrscheinlich  abgebro- 
chen sei  und  er,  mit  dem  Terrain  nicht  bekannt,  vermuthctej  dass  dieses  Gewässer 
die  Rückzugslinie  des  Feindes  durchschneide. 

Hierauf  erblickte  dieser  Oberlieutenant  auf  eine  Entfernung  von  80  bis  100 
Schritten  einige  Piemontesen  hinter  einem  vorliegenden  Gebüsche  j  beide  Officiero 
ergriffen  sogleich  Gewehre  der  ihnen  zunächst  stehenden  Plänklcr,  feuerten 
gegen  den  Feind  und  befahlen  den  Tkailleurs,  ihrem  Beispiele  zu  folgen.  Die 
Feinde  zogen  sieh  eiligst  zm^iick  und  die  beiden  Adjutanten  folgten  ihnen  mit  den 
wenigen  Plänklcrn  (10—15),  die  um  sie  waren,  auf  dem  Wege,  der  gegen  Ponti 
führt,  unaufgehalten  nach. 

Plötzlich  gewahrte  Feld  egg,  dass  feindliche  Plänkler  auf  dem  Wege  von 
Ponti  wieder  entgegenrücken  und  sich  hinter  einem  Buge  der  Strasse  am  Fusse  der 
Höhe  zunäclist  einer  Mühle  sammeln. 

Fröhlich,  dem  Beispiele  Feldegg*s  folgen dy  sprang  mit  den  Plänklern 
sogleich  über  den  Strassengrabcn,  um  in  die  Verlängerung  des  Buges  zu  kommeni 
und  beide  Officierej  wie  auch  die  Tirailleurs,  feuerten  wiederholt  auf  die  sich  sam- 
melnden feindlichen  Plänkler,  welche  sofort  die  Flucht  ergriffen. 

Am  FusBC  der  Höhe  angelangt,  längs  welcher  der  Weg  nach  Ponti  führt, 
zeigte  sich  Reiterei;  einige  der  gefolgten  Leute  wollten  sich  zurückziehen j  aber 
durch  die  Aufmunterung  der  beiden  Officiere  wurde  sogleich  Stand  gehalten.  Alles 
setzte  sich  in  Verfassung,  dem  Anprcalle  der  Cavallerie  zu  begegnen,  doch  diese, 
wahrscheinlich  durch  die  fliehende  Infanterie  zaghaft  gemacht,  unternahm  keinen 
Angriff.  Nun  erfolgte  bei  der  Haupttruppe  abermals  das  Zeichen  des  Rastes.  F  el  d  e  gg 
meinte  jedoch:  ^Sind  wir  so  weit,  so  müssen  wir  die  Höhe  auch  nehmen,"  — und 
zwar  nicht  auf  der  Seite,  avo  der  Weg  führt  und  die  Ilühe  kahl  war,  sondern  auf 
dem  rechts  seitwärts  gelegenen  bewachsenen  Theile,  —  „um  sowohl  den  Vortheil 
der  Deckung  mit  dem  Feinde  zu  theilen,  als  auch  unsere  Schwäche  dem  feindlichen 
Auge  zu  verbergen!*'  —  Ohne  alle  Zögerung  traten  die  Plänkler  unter  Anführung 
der  beiden  Adjutanten  den  Sturm  an,  und  nachdem  Feld  egg  zur  besseren  Beob* 
achtung  des  Feindes  am  Saume  der  Höhe  allein  vorrückte ,  hielt  sich  Fröhlich 
stets  vor  der  Mitte  der  Plänkler  auf,  ermuthigte  sie  zur  Ausdauer,  und  Alles 


: 


1573 


stürmte  unter  Hurrahruf  den  steilen  Berg  liinaiif.  Während  dieser  Vorrückung 
traf  der  bei  dem  Fcldmarschall-Lieutenant  und  Reservecorps-Conimandanten  von 
Wocher  angestellte  Hauptmann  Baron  Fries  bcira  Oherlioutenant  Feld  egg  ein 
und  machte  ihn  im  Namen  dcsCorps-Commandanten  aufmerksam,  nicht  weiter  vorzu- 
rücken, indem  diePIänkler  ohne  Unterstützung  leicht  abgeschnitten  werden  kannten. 

Mittlerweile  hatte  Fröhlich  den  Bergrücken  erreicht,  die  ihm  gefolgten 
Leute  hinter  die  daselbst  befindlichen  Bäume  postirt  und  ihnen  einen  Äugenblick 
Ruhe  gegönnt. 

Dieser  Officier,  von  dem  zugeschickten  Befehle  des  Feldmarschall- Lieute- 
nants von  Wo  eher  nichts  wissend,  machte  die  Flankier  auf  eine  etwa  100 
Schritte  mitten  in  einem  Weingarten  vorh'cgende  Häusergruppe,  wo  sich  2  feind- 
liehe Jliger  zeigten,  wie  *iuch  msbesondere  darauf  aufmerksam,  dem  versprengten 
Feinde  nunmelu-  keine  Zeit  zum  Sammeln  zu  lassen  und  ihn  so  schnell  wie  mög- 
üch  mit  dem  Bajonete  von  dort  zu  vertreiben, 

f  Die  Soldaten  (10  bis  12),  der  Aufforderung  und  dem  Beispiele  ihres  Füh- 

rers folgend,  richteten  sich  auf,  sammelten  ihre  Kräfte  und  rückten  neuerdings  im 
Sturmschritte  vor.  Der  Feind  leistete  keinen  entschiedenen  Widerstand,  räumte 
die  Häuser  und  wurde  sofort  von  Fröhlich  und  den  Plänklern  weiter  verfolgt. 
Obcrlieutenant  Feld  egg,  welcher  diesen  Sturm  mit  Hauptmann  Baron  Fries, 
jedoch  von  einer  andern  Seite  mitmachte,  befahl  den  Plänklcrn  (im  Sinne  der 
durch  genannten  Hauptmann  erhaltenen  Weisung)  stehen  zu  bleiben  und  sieli  zu 
ralliiren.  Lieutenant  Früh  lieh  rief  ihm  jedoch  zu,  dass  der  Feind  sich  in  dem 
Weingarten  noch  halte,  und  es  wurde  unaufgehaltcn  fortgestürmt.  Plötzlich 
gewahrte  er  durch  eine  lichte  Öffnung  des  Gartens,  und  zw^r  in  jener  Richtung, 
wo  er  den  Gegner  verfolgte,  eine  feindliche  Kanone  und  rief  sogleich  ncuerding» 
den  Officieren  und  der  Mannschaft  zu:  ^Ich  sehe  ein  Geschütz!  Folgt  mir  nach, 
dort  ist  unser  Zielh  Alles  eilte  vor,  um  das  Gcseliütz  zu  nehmen,  und  nachdem 
Fröhlich  solehee  zuerst  erreicht  und  in  Beschlag  genommen  hatte,  zeigte  es  sich, 
dass  die  Piemonte^en  bereits  in  der  Flucht  begriffen  waren. 

In  diesem  Momente  war  auch  Hauptmann  Geisling  für  seine  Person,  wel- 
cher den  westlichen  kahlen  Abhang  der  Höhe  erstiegen  hatte,  zu  den  Plänklern 
gestossen  und  traf  beim  Geschütze  ein* 

Hauptmann  FrieS|  welcher  mit  gezogenem  Säbel  der  Bewegung  auf  der 
Höhe  gefolgt  war  und  die  Leute  mit  ermuthigt  hatte,  trug  sich  nun  an,  dem  Corps- 
Coimnnndanten  über  den  Vorfall  die  Meldung  zu  erstatten  und  für  Nachrückung 
von  Unterstützungen  zu  sorgen,  die  um  so  dringender  erforderlich  waren ,  als  hei 
der  Hasehheit  und  Beschwerlichkeit,  mit  welcher  die  Höhe  erstiegen  wurde,  von 
den  ohnehin  w^enigen  Leuten,  die  Oberlicutenant  Feld  egg  und  Lieutenant  Froh-, 
lieh  vorführte,  noch  einige  zurückgeblieben  waren  und  sich  dio  Gesammtzahl  der 
Anwesenden  auf  kaum  10  Mann  belief. 


I 

^ 


1574 


Als  man  sicU  umsah,  gewahrte  man  auf  etwa  20  bis  30  Scliritte  am  Abhänge 
des  Berges,  udcI  zwar  auf  einem  vom  Feinde  herwärts  führenden  Wege  einen 
Munitionskarren  und  noch  2  Kanonen,  Tvovon  eine  umgeworfen  war^  und  bemerkte 
gleich  am  Fusse  dea  Berges  die  feindlichen  Bespannungspferde,  wie  nicht  minder 
die  Bedienungs-  und  Bcdcckungsmannschaft  in  der  Flucht  gegen  Ponti  begrüFen. 

Die  Offieierc  und  die  Mannschaft,  w^enngleich  durch  den  rastlosen  Stiirni 
gänzlich  erschöpft,  eilten  zu  den  unteren  CTCschlitzen,  als  denjenigen,  welche  vom 
Feinde  zuerst  wieder  genommen  werden  konnten,  und  w^arcn  fest  entschlossen 
sie  bis  zum  Nachrücken  der  Unterstützungen  auf  das  Entscheidendste  zu  vertheidi- 
gen.  Nachdem  der  Feind  jedoch  hier  keinen  Angriff  wagte  und  in  der  Ferne  im 
Rückzuge  begriffen  sich  zeigte,  wurde  ein  Geschütz  unter  persönüclier  Handanle- 
gung des  Lieutenants  Fröhlich  abgeprotzt  und  durch  Oberlieutenant  Feld  egg 
dreimal  geladen,  gerichtet  und  abgefeuert,  wobei  ihm  Ersterer,  insbesondere  beim 
Laden  und  Richten  thätige  Hülfe  leistete,  ^H 

Beim  Abfeuern  der  dritten  Ladung  Hess  ein  Mann  die  zum  vierten  Schusse   ^^ 
bestimmte  Patrone  zu  den  Füssen  des  Oherlieutenants  fallen ,  w^elche  sich  entzün- 
dete und  ihm  der  Art  die  rechte  Hand  verbrannte,  dass  er  zum  Weiterbedienen 
des  Geschützes  unfäiiig  wurde, 

Lieutenant  FruhJich  übernahm  sogleich  die  Leitung  der  Geschützes,  lud, 
richtete  und  feuerte  dasselbe  zweimal  gegen  den  im  Schussbereiche  gewesenen 
und  sich  zurückgezogenen  Feind  glücklich  ah,  und  steigerte  dadurch  die  schon 
bestandene  Unordnung  des  Feindes  noch  mehr. 

Zu  dieser  Zeit  kam  auch  die  erste  nachgeschickte  Unterstützung  unter  Com* 
mando  des  Oberlieutenants  Eben  höh  bei  dem  oberen  Geschütze  an  ,  dessen 
Bedienung  dieser  Officier  gleich  übernahm. 

Nachdem  der  Feind  nunmehr  aus  der  Schuss weite  gekommen  und  durch  die 
Gestaltung  des  coupirten  Terrains  sich  gedeckt  zurückgezogen  hatte,  gewahrte 
man  auf  dem  durch  das  Kessclthal  von  Ponti  gegen  die  inne  gehabte  Hübe  füh- 
renden Wege  eine  feindliche  Cavallerie-Abtheilung  in  der  Starke  einer  Division, 
w^ährend  abseits  dieses  Weges  eine  w^eit  stärkere  Infanterle-Abtheilung  sich  zum 
Angritfe  auf  die  von  uns  besetzte  Höhe  vorbereitete.  Lieutenant  Frohlichj  über- 
zeugt von  der  Wichtigkeit  dieses  dominirenden  Punctes,  ermuthigte  neuerdings  ^| 
seine  Leute  und  forderte  sie  auf,  dem  Feinde  trotzig  die  Stirne  zu  bieten  und  um 
keinen  Preis  die  Geschütze  zu  verlassen.  Ohne  Zeitverlust  wurde  das  schon 
früher  gebrauchte  Geschütz  entsprechend  gegen  den  Feind  gewendet,  durch 
Lieutenant  Fröhlich  geladen  und  gerichtet,  und  der  Gegner  sowohl  aus 
dieser  Kanone,  als  auch  aus  der  zuerst  in  Beschlag  genommenen,  welche  Ober- 
lieutenant Ebenhöh  bediente,  einige  Male  der  Art  wirksam  und  glucklich 
beschossen,  dass  er  sein  Vorhaben  ganz  aufgeben  und  den  Rückzug  nach  Ponti 
antreten  muöste. 


1575 

Mittlerweile  wurde  das  unigeworfcne  dritte  Geschütz  unter  der  Leitung  des 
Hauptmanns  G  eiüling  durch  die  Mannschaft  aufgerichtet,  abgeprotzt,  geladen  und 
sofort  dem  Feinde  zur  Bcstiirkiing  seines  Rückzuges  aus  allen  drei  Kanonen  nocli 
einige  Ladungen  nachgeschickt. 

Diese  eroberten  Geschütze  waren  Iiinreicheud  mit  Munition  versehen  und 
ausser  der  gebrochenen  Deichsel  au  der  ersten  Kanone  keine  Beschädigung  zu 
entdecken.  Aus  den  bei  der  umgeworfenen  Kanone  uinhergelegenen  Effecten,  als 
MKntel,  Tornister,  Säbel,  Patrontaschen,  Lebensmittel  u*  dgL,  war  zu  entnehmen, 
dass  der  Feind  einen  Versuch  gemacht,  sie  wieder  aufzurichten,  und  aus  der  Stel- 
lang der  anderen  Geschütze  und  des  Karrens  auf  einem  schmalen  Wege,  der  vom 
Feinde  zur  Hohe  führte  ,  dass  der  Feind  eben  im  Begriffe  wai* ,  solche  hinaufzu- 
schaffen  und  dort  zu  gebrauchen;  durch  das  schnelle,  lärmende  und  gedeckte 
Vorrücken  unserer  Braven  getäuscht ,  verlor  er  jedoch  die  Fassung,  spannte  die 
Pferde  aus  und  ergriff  die  Flucht* 

Mayer  von  Löwenschwerdt,  Franz  Xav,  Joseph  Freiherr,  Oberst  und 
Festungs-Commandant  zu  Karlstadt,  kam  im  Jahi*e  1794  während  des  Feldzuges 
in  den  Niederlanden  zu  Verchain  bei  Valenciennes  zur  Welt  und  wurde  in  der 
Neustädter  Akademie  ausgebildet.  Sein  Vater  J  o  s  e  p  h  Mayer  erhielt  hn  April  1810 
als  damaliger  Hauptmann  in  Folge  seiner  mehr  als  drcis:*igjäiingou  untadelhaften 
Dienstleistung  den  Adels  tand  mit  dem  Prädicate  von  Löwen  schwor  dt. 

Im  November  1812  als  Fähnrich  in  das  53.  Infanterie  -  Regiment  ein- 
getheilt,  zählt  Mayer  noch  zu  jenen  Kriegern,  welche  die  Befreiungskämpfe 
mitzumachen  Gelegenheit  hatten,  und  war  schon  im  März  1814  Oberlieute- 
nant; später  diente  er  als  Hauptmann  beim  19*  Infanterie  -  Regimente  und 
gelangte  nach  einer  33jährigen  Dienstzeit  zur  Majorsch&rge  bei  Erzherzog  Franz 
Karl-Infanterie, 

Dieses  in  dem  ersten  Kriege  gegeo  Plemont  oft  und  rühmlich  genannte  Regi- 
ment hatte  hei  8ta.  Lucia  seinen  tapferen  Obersten  von  Pottornyay  dmch  eine 
schwere  Wunde,  vor  Viccnza  dc^ücn  Nachfolger  FrciJierrn  von  Kavanagh 
durch  den  Tod  verlorco.  So  traf  es  sich,  da*»  Major  von  Mayer  das  Commanda 
demselben  in  der  Schlacht  von  Custozza  führte.  Dieser  Tag  allein  genügte,  dem 
Regimente  den  Ruhm  Tür  alle  Zeiten  zu  wiehern.  Eä  mlllG  mit  dem  ü.  Jäger-Bataillon 
und  dem  2.  Rataiüon  Kaiöcr-Jügcr  als  Rcsor\'e  folgen*  Dieses  liataillon  war  ange- 
wiei»en,  de»  Feindes  linke  Flanke  zu  umgehen,  während  die  Brigade  Oberst  Graf 
Ferge n  denselben  in  der  Fronte  anzugreifen  hatte*  Kaum  begann  jedoch  diese 
Bewegung,  als  die  Tiroler  Jäger  plotzUeh  von  Beretara  her  in  der  rechten  Flanke 
von  den  Piemontesen  angegriffen  und  zurückgedruckt  wurden,  wodurch  die  Brigade 
Liechtenstein,  zu  welcher  das  Regiment  Franz  Karl  geborte,  in  eine  um  so 
schwierigere  Lage  kam,  als  sie  gleichzeitig  von  dem  Monte  Godio  her  —  also  im 


1576 


Rücken  Ihrer  Aufstellung —  ein  antaltcndcs  Feuer  vernahm.  Major  von  Mayer 
erhielt  den  Befehl^  mit  dem  ersten  Bataillon  des  Regiments ,  von  welchem  eiae 
Division  zur  Besetzung  von  Zerbare  zurückgelassen  wurde^  dem  vonBcretara  heran- 
kommenden Feinde  sich  entgegen  zu  werfen.  Seine  braven  vier  Compagnien  dran- 
gen auch  sofort  im  Sturmschritte  mit  solchem  Ungestüm  vor,  dass  der  bedeutend 
überlegene  Feind  gcgenßeretara  geworfen  und  die  rechte  Flanke  der  Brigade  wieder 
befreit  \^rurde.  Mayer  Hess  jetzt  das  Bataillon  seines  Regiments  eine  Rechtsschwen- 
kung ausführen,  dem  ersten  Bataillon  als  Unterstützung  folgen  und  nahm  an  der 
Spitze  seiner  Tapfern  Berctara  mit  Sturm.  Hier  unterhielt  er  das  Gefecht  gegen  einen 
weit  überlegenen  Feind,  welcher  die  Höhen  von  Ca  del  Sole  besetzt  hatte  und  das 
Regiment  mit  zwei  Batterien,  denen  kein  Geschütz  entgegengestellt  werden  konnte, 
unausgesetzt  beschoss^  mit  musterhafter  Standhaftigkeit ,  indem  er  den  Auftrag 
hatte^  sich  in  Beretara  zu  halten  und  nicht  weiter  vorzudringen.  Allein  der  Feind, 
welchem  unsere  Schwäche  auf  diesem  Punete  nicht  entgangen  war,  und  der  uns 
durch  sein  Geschijtzfeuer  bereits  erschüttert  glaubte,  drang  nun  in  grossen  Massen, 
denen  auch  einige  Oavallerio  folgte,  mit  Entschlossenheit  gegen  die  Stellung  von 
Beretara  vor.  Bei  seiner  Übermacht  konnte  der  entschlossene  Major  Mayer  den 
Sturm  nicht  stehenden  Fuss  es  erwarten;  mit  den  vier  Compagnien  des  ersten  Batail- 
lons warf  er  sich  also  dem  Feinde  entgegen  und  es  gelang  dem  Heldenmuthe  und 
der  Tapferkeit  der  durch  das  Beispiel  ihres  Führers  begeisterten  Truppe,  den 
Gegner,  welchen  diese  Kühnheit  überrascht  hatte,  glücklich  zurückzuwerfen  und 
auch  den  Angriff  der  Cavalleric  abzuschlagen.  Hierauf  zog  Mayer  das  zweite 
BataiUon  näher  an  sich,  Hess  diu-ch  eine  Division  desselben  Beretara  besetzen^ 
erneuerte  ungeachtet  des  erhaltenen  Befehls,  sich  defensiv  zu  halten,  mit  dem 
ersten  Bataillon  den  Sturm,  gewann  die  Höhe  von  Ca  del  SoIe>  nachdem  ein 
nochmaliger  Angriff  der  feindlichen  Cavalleric  mit  grosser  Bravour  zurück- 
geschlagen worden  war,  und  durchbrach  somit  die  starke  feindliche  Stellung. 
Dieser  letzte  Sturm,  vom  Major  Mayer  mit  seinem  Regimen te  aus  eigenem 
xVntriebe  unternommen ,  entschied  auf  diesem  Punete  des  Schlachtfeldes  das 
Schicksal  des  Tages,  Der  Feind  eilte  von  den  Höhen  des  Monte  Boscovc 
in  vüUiger  Flucht  gegen  Villafranca,  viele  Karren,  Bagage  und  Gefangene  in 
Stich  lassend. 

Dieser  muthige  und  entschlossene  Officier  hatte  schon  bei  Sta.  Lucia,  später 
bei  Volta  schöne  Proben  von  beherzter  Tapferkeit  und  Umsicht  gegeben;  unmit- 
telbar vor  der  Sclilacht  hei  Sta.  Lucia  beim  Regimcnte  eingerückt,  begab  er  sich 
zu  Fuss  in  das  Feuer,  um  die  Führung  einer  Compagnie  zu  übernehmen,  da 
beide  Bataillone  ihre  Commandanten  präsent  hatten.  Die  Verwundung  des  Obersten 
von  Pottornyay  verschaffte  ihm  einige  Minuten  darauf  das  Commando  des 
1.  Bataillons,  und  Mayer  erhielt  an  diesem  glorreichen  Tage  die  erste  Gelegen* 
heit,  sich  um  das  Vaterland  verdient  zu  machen* 


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15 


i  i 


Im  Octobor  zum  Oberst -Lieutenant  befördort,  wurde  ihm  für  die  cnt- 
sclilossene  Thathandlung  bei  Custozza  im  Capitel  vom  Jahre  1849  dm  TUt- 
ter kreuz  des  Maria  Thercsien-Ordens  und  am  22.  Jänner  1850  der  Freiherrn- 
stand  zu  Theih  Ein  Jahr  nach  der  Beförderung  zum  Oberst-Lieutcnant  erfolgte 
seine  Ernennung  zum  Obersten  bei  dem  51.  Infantcrie-Regimente  und  im  Decem- 
ber  1851  jene  zum  Fcstungs-Comraandanten  in  Karlstadt. 


HAÜSERj  Heinrich  Freiherr  von,  Oberst  und  Commandant  des  2.  Jäger- 
Bataillons.  Zu  St  Veit  inKärnthen  1800  geboren,  nahm  er  im  neunzehnten  Lebens- 
jahre als  Cadet  Dienste  bei  dem  Tiroler  JUger-Regimente  Kaiser,  wo  er  bis  zum 
Oberst-Lieutenant  vorrückte. 

Die  Revolution  in  Italien  traf  ihn  schon  als  mehrjährigen  Hauptmann  und 
Commandant  der  8.  Compagnic,  mit  welcher  er  an  dem  Strassenkampfc  in 
Mailand  und  am  Gefechte  bei  Melegnano  Tlieil  nahm.  Von  hier  mit  der  Brigade 
Wohlgemuth  nach  Mantua  versetzt,  blieb  er  in  dieser  Festung  bis  zum  18.  April 
An  dem  Versuche  des  Feldmarsehall-Lieutenants  Grafen  Thurn,  Vicenza  zu 
nebniea,  betheiligte  er  sich  von  Verona  aus  mit  seiner  Division,  ingleichcn  an  der 
spHtcr  erfolgten  Einnahme  dieser  Stadt  und  an  der  Schlacht  von  Custozza, 

Das  mörderische  Gefecht  bei  Volta,  in  welchem  Hauser  nach  der  Ver- 
wundung des  Majors  Grafen  CastigHone  dasCommando  des  2.  Bataillons  tibcr- 
nabiiL;  hatte  diesem  entschlossenen Officier  grossen  Ruhm  und  im  Capitel  vom  Jahre 
1848  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  eingebracht.  Beauftragt,  mit 
seiner  Truppe  die  sUdustliche  Höhe  rechts  an  der  Strasse  mit  der  Kirche  Sta.  Maria 
Maddalena  zu  besetzen^  liess  er  das  Bataillon  auf  dem  kleinen  Plateau  vor  derlCirchc 
Aufmarschiren^  detachirte  die  5.  Division  unter  Commando  des  Hauptmanns  Toth 
auf  dem  vorderen  Rande  desselben  zur  Formining  ^cr  PlILnklerkcttc  und  behielt 
die  beiden  anderen  Divisionen  rückwärts  en  cchcllon  als  Reserve. 

Zum  boßseren  Verstündniss  des  nachfolgenden  fürchterlichen  Nachtkampfes 
wollen  wir  eine  kurze  Schilderung  der  (irtüchen  Lage  von  Volta  vorausgehen 
lassen.  Dieser  Ort  wird  durch  die  von  Valcggionach  Guidizzolo  rührende  Strasse, 
welche  gleich  nusjiterhalb  desselben  eine  Seitenstrasse  nach  Qolto  abzweigt,  durch- 
schnitten. Die  Strasse  nach  Guidizzolo  bildet,  wegen  ihrer  zu  beiden  Seiten 
liegenden  Höhen  ^  fiut  Überall  ein  Defilil.  Die  HöhCi  auf  welclier  sich  die  Kirche 
und  das  PfarrgobKudc  befinden,  hat  gegen  Nordwesten  steilere,  mit  Hohlwegen 
und  Wasserrissen  durchschnittene  Abhänge,  wahrend  die  südwcBtIiche  Abdachung, 
auf  welcher  der  Friedhof  steht,  etwas  sanfter  sich  mit  der  Ebene  verbindet,  Sthllich 
jedoch  bildet  das  Terrain  einen  plateauartigen  Abfall ,  dessen  Fuss  in  eine  acbroffe 
Felsenwand  übergeht,  welche  mit  dem  nördlichen  steilen  Abhänge  des  Monte 
Gizolo  ein  starkes  Defild  bildet,  in  welchem  obenerwJÜintc  Strasse  sich  hinzieht 
und  zu  deren  Verthcidigung  «wei  GescbUtse  am  Eingange  des  Defild's  aufgefahren 


1578 


waren.  Östlich  und  norJücJi  verläuft  sich  das  Terrain  gegen  das  Innere  des  Ortes 
immer  sanfter,  bis  es  sieb  an  die  Ausläufer  anderer  Hohen  anschliesst. 

Kurz  nach  der  vom  Bataillon  genommenen  Aufstellung  begann  das  feind- 
liche Feuer  aus  8  Geschützen  auf  die  am  Eingange  des  DeüWs  aufgosteUten 
beiden  Geschütze*  Nachdem  diese  etwas  zurückgezogen  worden,  richtete  der 
Feind  sein  Feuer  gegen  die  Stellung  des  Bataillons  und  besehoss  es  unausge- 
setzt, jedoch  ohne  Erfolg,  da  die  ersteren  Schüsse  durchwegs  zu  kurz^  die 
folgenden  aber  wegen  der  vorhandenen  Erdaufwürfe  imd  Gruben  keinen  Scha- 
den verursachten.  Allmälilich  begann  es  zu  dunkeln  und  in  und  um  den  Ort 
ein  Kampf  sich  zu  entspinnen,  der  wenige  seines  Gleichen  in  der  Geschichte 
aufzuweisen  hat. 

Um  die  9.  Stunde  hatte  das  Geschützfeuer  des  Feindes  aufgebort,  und  er 
unternahm  nun  nach  Wecbslung  einiger  Schüsse  fast  gleichzeitig  gegen  alle  von 
der  Plänklerkettc  besetzten  Anhoben  einen  Sturm,  der  nach  tapferer  Gegenwehr 
damit  endete  ^  dass  sich  die  Kette  nach  und  nach  In  den  Ort  zurückzog.  Die  vier 
Compagnien  des  Bataillons  und  2  Compagnien  Erzherzog  Franz  Karl,  welche 
sich  auf  der  Höhe  bei  der  Kirche  befanden,  wurden  durch  den  Gang  des  Gefechtes 
vom  Feinde  eingeschlossen  und  auf  sich  selbst  angewiesen.  Es  galt  also  sich  entweder 
noch  in  der  Nacht  durchzuschlagen,  oder  den  Platz  auf  das  Ausserste  zu  verthei- 
digen.  Die  überwiegenden  Vortheile  für  das  Letzlere  bestimmten  Ilauser  —  trotz 
mancher  Gegenansicht  —  für  das  hartnäckige  Festhalten  der  Stellung,  und  um 
die  ohnehin  geringen  Kräfte  auf  dem  geeignetsten  Puncto  zu  coneentriren,  warf 
er  sich  in  den  Pfarrbof  und  setzte  ihn  so  gut  es  ging  in  Vertbcidigungsstand, 

In  dieser  Verfassung  erAvartete  er  den  Anbruch  des  Tages  und  mit  diesem 
auch  den  Feind,  der  auf  der  Seite,  wo  sich  die  Terrassen  befanden,  unserer 
Truppe  so  nahe  stand,  dass  man  ihn  deutlich  sprechen  hörte.  Der  Comman- 
dant  dieser  feindlichen  Abtheilung  forderte  seine  Leute  wiederholt  zum  Angriffe 
auf.  Man  vernahm  deutlich  die  Worte:  En  avanti  ttrez!  Point  de  Pardon  aux 
Cha^seiirsl  Doch  die  achtunggebietende  Haltung  unserer  braven  Jäger  liess  den 
Feind  in  der  Nacht  an  keinen  crnstlicben  Angriff  des  Pfarrhofes  denken  und  so 
hatte  dieses  selbstständige,  tapfere  und  umsichtige  Benelimen  H  auser's  beilder  Ver- 
theidigung  und  Behauptung  des  wichtigen  Pfarrhofos  wesentlich  zur  Erhaltung  des 
Besitzes  von  La  Volta  beigetragen,  den  Tages  darauf  erfolgten  Angriff  bedeutend 
erleichtert  und  ihm  einen  verdienstlichen  Antheil  an  dem  erfochtenen  bedeu- 
tungs%^ollen  Siege  gesichert. 

Bald  darauf  zum  Major  befördert,  und  am  21.  September  1850  in  den  statu- 
temnässigen  Frei herrnst and  erhoben,  erhielt  Ilauser  mit  seiner  Ernennung  zum 
Oberst-Lieutenant  im  Mai  1851  das  Commando  des  5.  Bataillons  des  Regiments 
und  blieb  bis  zur  Eintheilung  als  Oberst  in  das  2*  Feld  *  Jäger  -  Bataillon  bei  dem 
Armeecorps  im  Römischen. 


1579 


BECSEY  von  L  a  V  o  1 1  a ,  S  t  e  p  li  a  n  Freiherr^  Oberst-Lieutenant^  Besitzer  des 
Militär- Verdienstkreiizcsj  einer  der  tapfersten  Soldaten,  dessen  Thaten  an  die 
ersten  Holden  unserer  ^Vrrace  mahnen  und  umso  grössere  Bewundemng  verdienen, 
alfl  sie  in  der  bescheidenen  Stellung  eines  Hauptmanns  ausgeführt  wurden. 

Zu  Szegedin  im  Jahre  1805  geboren  und  einer  alten  adeligen ,  vormals  im 
Szathmarcr  Comitate  begüterten  Familie  entsprossen,  begann  er  seine  militärische 
Laufbahn  schon  im  15.  Lebensjahre  als  Cadet  bei  dem  52,  Infanterie  •  Ilegiraente^ 
Erzherzog  Franz  Karl,  wo  er  bis  zum  Hauptmann  vorrückte*  Nach  der  duich 
unsere  Truppen  bewirkten  Occupation  von  LTnter -  Italien  wurde  Becsoy  im 
Jahre  1824,  damals  Fähnrich,  Über  Anempfehlung  des  coinmandirenden  Generals 
Baron  Frimont,  dem  Herzoge  von  Lueca  als  Ordonnanz^OtUcier  beigegeben,  in 
welcher  mehrjährigen  Anstellung  ihm  seine  geistigen  und  persönlichen  Vorzüge 
viele  Beweise  ehrenvoller  Auszeichnung  jeder  Art,  endlich  im  December  1841 
den  Freihermtitcl  des  Herzogthums  zu  Theil  werden  liessen. 

Die  erste  Watfenthat,  welche  die  Aufmerksamkeit  der  Vorgesetzten  auf 
diesen  unerschrockenen  Soldaten  gezogen  hatte,  war  das  Gefecht  bei  Sorio  nächst 
Montebello  am  8.  April  1848,  wo  er  mit  seiner  Compagnie,  zur  Sicherung  der 
rechten  Flanke  der  Brigade  Fürst  Friedrich  Liechtenstein  beordert,  einen 
vcrbarricadirtea  Hohlweg,  und  ohne  Befehl  auch  ein  Blockhaus  stürmte,  30  Gefan- 
gene machte  und  das  Gefecht  zu  unserem  Vortheile  entschied. 

In  der  Schlacht  bei  Sta.  Lucia  leistete  Uecsey  mit  der  Compagnie,  in 
Plänkler  aufgelöst ,  ohne  jede  Unterstützung,  einem  feindlichen  Infantei ic - Ilcgt- 
mente,  welches  später  durch  ein  zweites  noch  verstärkt  wurde,  beherzten  Wider- 
stand und  betiauptete  seine  Stellung  bis  zum  Ausgange  des  Treffens.  Seine  Sol- 
daten ermunternd ,  war  er  unausgesetzt  unter  dem  heftigsten  feindlichen  Feuer 
und  immer  dort,  wo  die  Gefahr  am  gnissten,  und  spornte  sie  durch  persüniicbo 
Unerschrockcnheit  zu  einer  bewunderungswürdigen  Ausdauer  an. 

Bei  Vtcensca  am  10.  Juni  hatte  Becsey  mit  2  Compagnien  des  L  Bataillons 
die  Verbindung  mit  der  Brigade  Taxis  zu  erhalten;  während  eine  Compagnie  zur 
Geschützbedeckung  beordert  wurde,  unternahm  der  Rest  dieses  Bataillons  den 
Stunn  auf  die  Schanze  von  Porta  Padua.  Dieser  misslang  zwar,  doch  ausser  dem 
Verluste  des  tapferen  Obersten  und  Rcgiments-Commandanten  Baron  Kavanagh 
nur  desshalb  mit  geringen  Opfern,  weil  Becsey  aus  eigenem  Antrifebe  durch 
entsprechendes  Manoeuvriren  die  Aufmerksamkeit  des  Feindes  zumeist  auf  sieh  zn 
lenken  und  von  den  Stürmenden  abzuwenden  wusste* 

Die  Schlacht  von  Custozza  und  das  blutige  Treffen  bei  Volta  waren  es 
aber,  welche  diesem  OfHcicr  die  Gelegenheit  zur  aussorgewöhulichen  Auszeichnung 
boten;  seine  heroische  That  bei  Volta  fand  auch  verdiente  Anerkennung,  da' 
ihm  das  Capitel  vom  Jahre  1849  daa  Ritterkreuz  des  Marta  Theresien-Ordcmä 
einstimmig  zuerkannte. 


1580 


Die  Brigade  Friedrich  Liechtenstein  —  in  diese  war  Becsey^s  Regi- 
ment ein^etlieilt  —  erreichte  am  25.  Juli  denllälienrückcn  über  Modalina  und  Zer- 
bare j  hier  erhielt  sie  den  Auftrag,  die  südlichen  Höhen  von  St.  Andrea,  Ca  nuova 
und  Bcretara  zu  nehmen.  Am  Fusse  des  Monte  Boscono  von  Beretara  her  in  der 
Flanke  bedroht,  Hess  der  Brigadier  den  Iiussersten  rechten  Flügel  zurückziehen 
und  eine  Frontveränderung  ausliihren ,  welche  die  Oifensive  wieder  zu  ergreifen 
gestattete*  Hauptmann  von  Bccsey  kam  dadurch  mit  seiner  Division  auf  den 
rechten  Flügel  der  Anhöhe  von  Casa  Beretara  gegenüber  zu  stehen.  Die  Brigade 
rückte  inDivisions-Colonneninder  angenommenen  neuen  Richtung  vor  undBecscy 
kam  in  die  Nähe  des  stark  besetzten  Meierhofes  Beretara,  Da  ihm  jeder  Anlass 
willkommen  w^ar,  wenn  es  sich  darum  handelte,  dem  Feinde  an  den  Leib  gehen 
zu  können,  so  beschloss  er  sofort,  ohne  erst  eine  Weisung  ab zuw^arten,  in  der  ganz 
richtigen  Voraussicht,  dass  Beretara  einen  wichtigen  Stützpunct  für  die  Brigade 
abgeben  müssCj  diesen  Meierhof  zu  nehmen.  Eine  kräftige  Ansprache  an  die  bra- 
ven Ungarn  —  und  in  kurzer  Zeit  war  der  Feind  aus  demselben  vertrieben.  Aber 
auch  die  Piemontesen  erkannten  die  Wichtigkeit  dieses  Punctos.  Mit  neuer  Kraft 
drangen  sie  auf  Beesey  ein,  und  als  jeder  Versuch  an  der  Tapferkeit  der  Division 
scheiterte,  unterstützten  sie  den  Angriff  mit  einer  Batterie,  deren  verheerendes 
Feuer  unsere  Soldaten  stutzen  machte j  wir  hatten  überdies  keine  Geschütze  ent- 
gegen zu  stellen  und  doch  sollte  Beretara  um  jeden  Preis  behauptet  werden.  Da 
war  es  der  heldcnmüthige  Hauptmann  von  Beesey,  der  seine  Krieger  zur  Aus- 
dauer anzuspornen  und  durch  sein  Beispiel  auch  den  weniger  Muthigen  zu  ent- 
flammen w^usste.  Nach  dritthalb  Stunden  des  wüthendsten  Kampfes  erhielt  er  end- 
lich ein  paar  Geschütze;  die  bereits  gelichtete  Schaar  gewann  frische  Zuversicht  und 
trotzte  noch  anderthalb  Standen  dem  überlegenen  Feinde^  denn  jeder  Einzelne 
schien  die  Wichtigkeit  der  Stellung  zu  fühlen.  So  hatte  er  bereits  vier  Stunden 
männlich  Stand  gehalten,  als  Hauptmann  Bracht,  Interims -Coramandant  des 
Bataillons,  angeritten  kam  und  die  Division  zu  ralliiren  befahl.  Er  hatte  das  letzte 
Wort  gesprochen,  als  ihn  eine  Kartütschenkugel  todt  vom  Pferde  riss.  Hauptmann 
von  Beesey  wusste  zwar  allerdings,  dass  er  die  Division  zu  sammeln  habe,  um 
muthmasslich  einer  anderen  Bestimmung  zu  folgen,  aber  die^e  war  nicht  ange- 
deutet, und  blieb  daher  Becsey's  eigener  Wahl  überlassen.  Indessen  war  sein 
Entschlüpfe  rasch  gefasst;  gar  bald  gewahrte  er,  dass  der  Feind  die  rechte  Flanke 
der  Brigade  immer  mehr  zu  überHügeln  drohte,  er  wollte  also  diesem  Unistande 
krttftigst  entgegenwirken  und  schlug  den  Marsch  rechts  ein.  Kaum  hatte  er  sich 
auf  einige  hundert  Schritte  von  der  früheren  Stellung  entfernt,  als  eine  feindliclio 
LancierS'Abtheilung  auf  die  Division  angesprengt  kam.  Beesey  befand  sich  bei 
einer  Abthcilung  der  Tiraillcurc,  die  sich  durch  vorthcilhaftc  Terraingegenstande 
gedeckt  hatte,  und  es  blieb  ihm  nur  so  viel  Zeit,  um  Klumpen  und  Massen 
formiren  zu  lassen  und  seiner  Mannschaft  zuzurufen,  dass  sie  nur  auf  das  von  ihm 


1581 

gcgehcne Zeichen  feuern  solle.  DieCaTaHerJe  hielt  in  ihrer  Atta<|uc  momentan  inne, 
niu'  ihrCommundant,  ifv^clcher  die  imVerstecko  befindlichen  Flankier  nicht  bemerkt 
haben  mochte,  ritt^  muthmosslich  zur  Recognoscirnng,  auf  30  bis  40  ScJiritte  weiter 
vor,  kam  aber  dadurch  in  die  Nähe  des  Hauptmanns  Becsey,  der  ohne  Bedenken 
auf  ihn  zusprang  und  einen  so  kräftigen  Säbelhieb  gegen  sein  Gesicht  führte^,  dass 
er  sogleich  vom  Pferde  sank.  Dies  war  das  Signal  für  seine  Soldaten ,  welche  die 
feindliche  Cavallerie  mit  einem  kräftigen,  gutgezielten  Feuer  empfingen  und 
mit  bedeutendem  Verluste  zum  Rückzüge  zwangen.  Jetzt  versuchte  eine  starke 
Infanterie-Colonne,  welche  sich  wälircnd  der  Cavallerie-Attaque  bei  Casa  del  Sol 
gesammelt  hatte,  unsern  Helden  aus  dem  Felde  zu  schlagen.  Obwohl  die  Division 
durch  die  anhaltenden  Anstrengungen  sehr  erschöpft  war,  folgte  sie  doch  dem 
Zurufe  und  dem  Beispiele  ihres  tapferen  Commandanten,  und  auch  dieser  Angriff 
wurde  mit  gefälltem  Bajonete  abgewiesen.  Während  Becsoy  stundenlang  den 
Feind  abwehren  niusste,  hatte  das  Regiment  gegen  die  Hauptposition  der  Piemon- 
tesen,  unterstützt  durch  seine  vortreffUch  genommene  Aufstellung  in  ihrer  Flanke, 
den  Sturm  unternommen,  und  als  nun  auch  Becsey  im  Sturmschritte  angerückt 
kam,  artete  der  Rückzug  des  Feindes  in  wilde  Flucht  aus. 

Noch  todesmüde  von  der  ruhmvoll  gelösten  Aufgabe  dos  Tages,  rief  ihn  der 
26.  Juli  bei  Volta  zu  neuen  Thatem 

Die  Avantgarde- Brigade  Liechtenstein  des  2.  Corps  hatte  den  oberen  Theil 
dos  Dorfes  occupirt,  von  Bocs'ey*«  Division,  welche  im  Contrum  stand,  wmde  eine 
halbe  Compagnie  unter  Lieutenant  Bai  ogh  asur  Besetzung  des  Ausganges  von 
Volta,  in  welchen  die  Strassen  von  Goito,  Monzambano  und  Guidizzolo  münden^ 
entsendet.  Ohne  weitere  speeielle  Weisungen  folgte  er  dieser  Abtheilung  nach;  am 
Ausgange  angelangt,  konnte  er  eben  Zeit  zur  Orientirung  gewinnen,  um  seine 
Dispositionen  zu  treffen  und  die  gcfälirdoten  Flanken  rechts  und  links  mit  je 
anderthalb  Zügen  durch  Oborlicuten  an  t  Ondrusa  und  Lieutenant  Budich  decken 
zulaAsen;  diese  Abthcilungen  erreichten  kaum  die  neuen  Aufstellungen,  als  die 
Piemontcscn,  mit  Li  hermacht  von  allen  Seiten  anrückend,  Letzteren  mit  seiner 
Mannschaft  gefangen  nahmen  und  Obcriieutcnant  Ondruss  versprengten.  Im 
Nu  wurde  Becsey  zweier  Officiere  und  dreier  Züge  verlustig;  dasselbe  Loos 
würde  auch  ihn  und  den  Lieutenant  Bai  ogh  getroffen  haben;  wenn  nicht  durch 
seinen  Scharfblick  und  seine  vordenkende  Thätigkeit  früher  schon  alle  kleinen 
Gassen  zu  beiden  Seiten  dem  Zwecke  entsprechend  besetzt  und  im  Rücken  der 
beiden  detachirten  Officiere  Unterstützungen  aufgestellt  worden  wären,  die  dem 
Feinde  da^  Vordi-ingen  wehrten.  Dun  selbst  blieben  unter  solchen  umständen  noch 
20  Mann  zur  Verfügung.  Mit  dieser  geringen  Zahl  zeigte  er,  dass  kühnes  Wagen 
mit  Unerschrockenheit  gepaart^  gar  oft  zu  den  glänzendsten  Resultaten  fuhren 
könne.  Es  hatte  nlniUch  IJeutenant  Balogh  ihm  zugerufeni  dass  er  sich 
nidit   länger  zu  halten  vermöge;    sollte    nun    der  Eingang    des  Ortes  erhalten 


1582 


werden,  so  war  kein  Augenblick  zu  verlieren.  Beesey's  Entaehluss  ist  sehnet 
gefasst;  an  der  Spitze  der  Zwanzig  eilt  er  unter  Tronimelselilag  und  Ilurrahruf 
dem  bedrängten  Balogh  zu  Iliilfe;  der  Feind,  eine  grössere  Abtheilung  ver- 
niuthend  —  denn  die  Dnnkelbeit  w^ar  bereits  eingetreten  — ^stutzt,  Lält  inne,  und 
es  ist  mindestens  Zeit  gewonnen,  die  kleine  Scliaar  zu  ordnen  und  durch  kräftige 
Worte  zum  Widerstände  anzufeuern.  Nur  zu  bald  wird  aber  der  Gegner  sieh  sei- 
ner Übermacht  bcwusst  und  beginnt  den  Angriff  aufs  Neue  j  der  Kampf  wird  um 
so  heftiger  und  erbitterter,  als  er  gewahrt,  dass  mir  ein  kleines  muthiges  näuflein 
seinem  Vordringen  ein  Ziel  zu  setzen  wagt.  Aber  unser  braver  Becsey  weicht 
keinen  Fuss  breit  und  vertheidigt  sich  heldenmüthig  längere  Zeit.  Endlich  ver- 
nimmt er  in  seiner  Flanke  ein  starkes  Feuer  und  muss  besorgen  abgeschnitten  zu 
werden;  er  zieht  sich  Schritt  für  Schritt  kämpfend  bis  zu  dem  Hauptknoten 
zurück,  wo  alle  Strassen  in  den  Ort  münden.  Hier  fasst  er  wieder  festen  Fuss, 
hier  läuft  er  keine  Gefahr  umgangen  zu  werden;  hier  ist  er  entschlossen,  dem 
Feinde  den  Eingang  um  jedeo  Preis  streitig  zu  machen.  Es  war  bereits  Nacht 
gew^ordcn  und  jede  Ferusieht  unmöglich.  Der  Andrang  des  Gegners,  der  immer 
ungestümer  wird  und  die  Angiiffe  mit  rastloser  Entschlossenheit  fortsetzt,  lässt 
vcrmuthen,  dass  erj  neu  verstärkt,  des  Einganges  unter  allen  Verhältnissen  sich 
bemeistern  will,  —  und  jetzt  beginnt  ein  Kampf  mit  blanker  Waffe,  der  würdig  an 
die  Seite  der  Römer  und  Griechen  gestellt  werden  kann.  Becsey  ist  seinen 
Gefährten  das  Beispiel  eines  w^ahren  Helden,  und  diese  bieten  alle  Kräfte  auf  und 
halten  fest  und  unerschrocken  Stand.  Man  scblagt  sich  Mann  gegen  Mann ;  Becsey 
voran  mit  dem  Säbel  in  der  Faust,  dessen  Klinge  in  dem  mörderischen  Handge- 
menge so  ki'äftig  den  Feind  zu  finden  weiss ,  dass  sie  endlich  in  Stücke  bricht. 
Dem  Zimmermann,  durch  seines  Commandanten  Beispiel  aufgemuntert,  wird  die 
Hacke  zur  todtenden  Waffe;  muthig  haut  er  in  den  tollkühnen  Gegner  ein.  Rock 
und  Czako  unseres  Helden  ist  allerdings  von  Bajonetstichen  durchlüchert,  sein 
Gesicht  an  vier  Stellen  ver%vundet,  aber  die  herzhafte  Gegenwehr  belehrt  den 
Feind,  dass  er  auf  diesem  Puncto  nicht  vordringen  könne;  er  Jasst  endlich  von  dem 
Kampfe  mit  der  blanken  Waffe  ah,  zieht  sich  zurück  und  versucht  durch  Dechar- 
gen  den  Muth  unserer  Braven  zu  brechen.  Diese  vermögen  in  der  Finsterniss 
wohl  nur  geringen  Schaden  anzurichten,  aber  eines  gelingt  dem  Feinde,  denn  in  der 
neunten  Abendstunde  wird  Becsey  durch  einen  Schuss  in  den  Unterleib  tödlich 
getroffen.  Eingedenk  der  Wichtigkeit  seines  Postens  verschweigt  er  den  Unfall  und 
behÜft  sich,  so  gut  es  geht,  mit  nassen  Tüchern,  die  ihm  der  Gemeine  Mikle  ndin 
besorgt,  um  so  lange  als  möglich  in  diesem  blutigen  Kampto  auszuharren.  Das 
Feuer  des  Gegners  wird  zwar  ununterbrochen  fortgesetzt,  doch  wagt  er  es  nichts 
trotzdem  er  nur  fünfzig  Schritte  vom  Eingange  entfernt  steht ,  einen  neuen 
Angriff  zu  unternehmen.  Der  heroische  Widerstand  unserer  kleinen  nddcnschaar 
hatte   des    Feindes   moralische  Kraft   gebrochen.     Erst  als  der  tapfere  Officier 


1683 


die  Gc\^^ssheIt  erlangt  hatte^  dass  eein  Ausharren  zum  Bestea  des  Dienstes 
durchgegriffon,  erst  da — es  war  gegen  '/,11  Uhr  —  konnte  er  sich  entschliesscn, 
von  SchmcPÄ  und  Erschöpfung  zusaramensmkend,  den  Kampfplatz  zu  verlassen 
und  ärztliche  ITülfe  zu  suchen.  Dieser  Naehtkampf  zählt  bekanntlich  zu  den  blutig- 
sten und  merk\Yürdigsten  in  der  Kriegsgeschichte  und  es  war  dem  tapferen  Becsey 
die  schwerste  Aufgabe  zu  Theil  geworden.  Wie  er  diese  rühnih'ch  zu  lösen  ver- 
standenj  erhmert  unwillkürlich  an  die  Heldenthaten  der  fabelhaften  Zeit. 

Durch  vierthalb  Stunden  vertheidigt  er  mit  seiner  dmch  frühere  Gefechte 
und  namentlich  durch  die  vorangegangene  Schlacht  bei  Custozza  sehr  gclichtcton 
DivisioBj  ohne  jede  Unterstützung,  die  Haupt- und  Nebeneingänge  gegen  beträcht- 
liche Übermacht  und  vereitelt  das  Durchbrechen  des  Feindes  auf  diesem  entschei- 
denden Puncte  mit  bewunderungswürdiger  Ausdauer.  Tödlich  verwundet,  liält  er 
noch  anderthalb  Stunden  im  Kampfe  aus,  entsehlosson  zu  siegen  oder  ein  Opfer 
seines  unbeugsamen  Muthes  zu  werden. 

Monate  lang  bedurfte  Becsey ,  um  seiner  Genesung  entgegenzusehen.  Es 
nahte  der  März  1849,  der  ihm  als  rangäüestcr  Hauptmann  die  Beförderung  zum 
Major  brachte,  und  die  Arzte  gestatteten  ihm  noch  nicht  den  Dienst  anzutreten* 
Als  jedoch  der  Ruf  zu  den  Waffen  aufs  Neue  erscholl,  setzte  er  sich,  auf  seine 
kräftige  pliysische  Constitution  vertrauend,  über  alle  Bedenken  hinaus  und  stellte 
sich  dem  Gcneral*Major  Grafen  Kolowrat  als  Freiwilliger  zur  Verfügung, 
der  ilin  an  seiner  Seite  behielt.  Schon  ImTrcften  bei  Mortara,  als  dieser  General 
den  äussersten  rechten  Flügel  des  Feindes  stürmte,  nahm  er  Theil  an  diesom 
gewaltsamen  Angriff  und  ging  seinem  Chef  mit  Rath  und  That  an  die  Hand. 

Inder  Schlacht  bei  Novara  wurde  die  Brigade  Kolowrat  getheilt;  die 
eine  Hälfte  mit  dem  Gencralstabs-Officier  kam  unter  die  unmittelbaren  Befehle  dea 
Erzherzogs  Albrecht,  die  andere  (3  Bataillone)  opeäi'te  unter  der  persönlieben 
Leitung  des  Generals  Kolowrat  auf  S.  Nazaro  bis  zur  Strasse  Treccate  gegen 
den  Uussersten  linken  Flügel  des  Feindes.  Da  diese  Abtheilung  keinen  General- 
ßtabs-Oilficier  hatte,  des  durchschnittenen  Terrains  wegen  jedoch  in  abgesonderten 
Abtheilungen  manoeuvriren  musste,  soi^-urdo  dem  kampflustigen  Becsey  auf  frei* 
williges  Ansuchen  die  Führung  mehrerer  Colonnon  anvertraut 

Durch  Erfahrung  belehrt,  daas  kühne  Bajouetangriffe  rasch  und  entscheidend 
wirken,  warf  er  sich,  im  unausgesetzten  fcindlicfjcn  Feuer  stets  an  der  Spitze  der 
ihm  anvertrauten  Colonnon,  in  fünf  nach  einander  folgenden  SturmangrifTen  den 
ricmontesen  mit  blanker  Waffe  entgegen  und  begeisterte  die  Truppe,  welche 
bereits  empfindliche  Verluste  erUttcn  hatte  und  durch  des  Gegners  hartnäckigd 
Ausdauer  eim'ge  Male  wankend  gemacht  wurde,  zu  neuen  Anstrengungen  und  zur 
schlieaslichen  Behauptung  des  Kampfplaizes. 

Das  Verdienst  Becaey*s  im  P^eldzuge  1849  wird  um  so  grosser,  als  er  dem- 
selben freiwillig  und  toq  Ambition  getrieben,  dem  Kaiser  so  nützen,  beiwohnt  j 


1584 

er  löst  uiclit  nur  seine  Aufgabe  als  Colonnenfülircr  vortrefflich,  er  stellt  sich 
wo  es  Noth  thut,  jedesmal  an  die  Spitze  der  Abtheilungen,  führt  sie  zum  Sturme, 
sammelt  die  Weichenden^  entflammt  sie  durch  Wort  und  Beispiel  zur  Ausdauer 
und  ist  ihnen  durch  sein  an  Todesverachtung  ]2:i*enzendes  Betragen  das  aneifernde^ 
Vorbild.  Zwei  in  der  Schlacht  bei  Novara  erhaltene  Contusionen  und  die  Vor*™ 
Schummerung  der  früheren  noch  nicht  vernarbten  Wunde  erlaubten  ihm    nicht 
an  dem  M^eitern  siegreichen  Zuge  der  Brigade  K  o  1  o  w  r  a  t  sich  weiter  zu  betheiligen      j 
und  er  musste  in  Piacenza  krank  zuriickbleiben ,  nachdem  er  in  zwei  Schlachten 
und  fünf  Gefechten  seltene  Proben  von  Tapferkeit  und  Geistesgegenwart  gegeben. 
Im  Deccmber  1850  zum  Oberst-Lieutenant  befördert,  wurde  ßecseyam 
14*  Jlai  1851  mit  dem  atatutcnmässigen  Freiherrnstand  belohnt,  wobei  ihm  der 
Ort  seiner  vorzüglichsten  That  als  Prädicat  beigelegt  wurde*   Seit  dem  Monat 
Jänner  1852  befindet  sich  der  heldenmiithige  Krieger  im  Ruhestande. 


John,  Franz  Freiherr  von^  Oberst  und  Commandant  des  Kaiser  Franz 
Joseph  L  Infanterie-Regiments^  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  3*  Classe, 
Besitzer  des  Militär- Verdienstkreuzes,  zu  Brück  an  der  Leitha  im  Jahre  1815  gfe- 
boren,  wurde  in  der  Militar-Akadoniie  zu  Wiener-Neustadt  gebildet  Einer  der  aus- 
gezeichnetsten Zöglinge,  wurde  er  im  vollendeten  20.  Lebensjahre  zumUnterlieute* 
nant  im  52.  Infanterie-Rcgimente  ernannt  und  dem  Gcnoral-Stab©  zugetheilt,  in 
welchen  er  nach  einigen  Jahren  als  Oberlieutenant  übernommen,  im  Mai  1848  zum 
Hauptmann  vorrückte.  Eben  so  tapfer  als  intelligent,  zeichnete  sich  dieser  Officicr 
schon  im  Strassenkampfe  zu  MaUandj  dann  bei  Vicenza,  Im  Gefechte  bei  Sona  und 
vorzüglich  in  der  Schlacht  von  Custozza  aus,  und  erhielt  für  die  in  dieser  Schlacht 
geleisteten  sehr  erspriesslichen  Dienste  den  Orden  der  eisernen  Krone  3.  Classe. 

Die  Brigade  des  General -Majors  Fürsten  Friedrich  Liechtenstein  über- 
schritt am  26,  Juli  1848  Nachmittags  um  i%  Uhr  bei  Valoggio  den  Mincio,  um 
auf  dem  rechten  Ufer  dieses  Flusses  ein  Lager  zu  beziehen.  Hauptmann  Franz 
John  dos  General-Quartiermeisterstabes,  welcher  seit  7- Juni  1848  bei  der  Bri- 
gade eingetheilt  war,  erhielt  vom  Armeecorps-Commandanten,  als  er  eben  mit  der 
äuasersten  Spitze  der  Avantgarde  ausser  Borghetto  angekommen  war,  die  münd- 
liche Weisung j  statt  in  das  Lager  zu  rücken,  ohne  Aufenthalt  nach  Volta  und  von 
da  weiter  nach  Coreto  zu  marschiren  und  noch  in  derselben  Nacht  die  Posten 
der  Avantgarde-Brigade  bis  Guidizzolo  vorzuschieben.  Foldniarschall-Lieutenant 
d'Aspre  erinnorte  hierbei  mit  aUer  Vorsicht  vorzurücken,  da  man  auf  den  Feind 
stossen  könne,  und  auf  die  Anfrage  des  ITauptmanns  John^  was  in  diesem  Falle, 
oder  wenn  Volta  bereits  vom  Feinde  besetzt  sei,  zu  geschehen  habe,  erwiederte 
der  General  entschieden  und  kurz:  „Angreifen  und  nehmen," 

Mit  dieser  Instruction ,  welche  später  durch  eine  mit  Reissblci  geschriebene 
ahnlich   lautende  ergänzt  wurde,  setzte   die  Brigade  den  Marsch   bis    auf  drei 


158C 


Miglien  von  Volta  fort.  Dort  wurde  angebalten;  der  Brigadier  Fürst  Liochteu- 
stcin  begab  sich  zur  äussersten  Spitze  der  Avantgarde.  John  ersuchte  uiu 
die  Erhtubnias,  mit  einem  Zuge  riusareii  eine  Recognoscirung  des  Ortes  vor- 
nehmen zu  dürfen.  In  Volta  angekommen,  liess  er  die  Eingänge  durch  reclitä 
und  links  ausgeschickte  Beobaehtungs-Posten  besetzen  und  gelangte  mit  6  Mann^ 
inamer  im  scharfen  Tempo  fortreitend,  durch  einen  Hohlweg  an  den  Ausgang  de« 
Ortes  gegen  Goito  zu,  wo  er  auf  ungefähr  tausend  Seliritto  eine  sehr  starke,  aus 
allen  Waffengattungen  zusammengesetzte  feindliche  Colonne  im  Anmärsche  ge- 
wahrte.  Da  er  nur  die  wenigen  ITusaren  zur  Vei*fiigung  hatte,  so  befahl  er  zweien 
derselben  die  Sti*asse  abwärts  gegen  die  Spitze  der  feindlichen  Colonne  hin  zu  atta- 
i|ui(cny  den  andern  aber  auf  der  hochliegenden  Strasse  im  scharfen  Tempo  auf  und 
ab  zu  reiten ,  wobei  er  den  Husaren  begreiflich  machte ,  dass  es  sich  hier  um  die 
List  handle,  den  anrückenden  Piemontesen  glauben  zu  machen,  der  Ort  sei  bereits 
von  unseren  Truppen  besetzt ,  sie  hierdurch  zum  Anhalten  und  Entwickeln  ihrer 
Colonnen  zu  zwingen  und  so  Zeit  zu  gewinnen  die  Abtheilungen  unserer  Brigade 
heranzuziehen.  Im  Carricre  kehrte  John  zur  Avantgarde  der  Brigade  zurück, 
welche  noch  eine  gute  Miglie  von  Volta  cnlfernt  war,  um  das  Resultat  seiner  Re- 
cognoscirung zu  berichten.  Der  Brigadier  belVuid  sich  in  ahnlicher  Absicht  auf 
einer  Anhübe  seitwärts;  es  war  aber  jede  Minute  kostbar  und  John  gab  dem 
Zuge  Flusarcn,  welcher  noch  bei  dem  Gros  der  Vorhut  war,  dann  zwei  Geschützen 
der  CavaUeric-Battcrie  Nr»  2  dlo  Weisung,  im  Trabe  und  Galoj»  nach  Volta  an 
den  Ausgang  des  Ortes  gegen  Goito  zu  rüeken  und  sich  dort  aufzustellen;  auch 
ersuchte  er  den  Obersten  Weiss,  welcher  mit  dem  9*  Jäger-Batdlloii  die  Avant- 
garde bildete  und  ein  gutes  Stück  Weges  von  der  Ilaupttnippc  voraus  war,  sich 
im  Lautschritto  mit  deinem  Bataillon  Volta  zu  nUhern,  Eben  war  Alle^  zur 
Ausführung  dieser  Massregcln  im  Gange^  als  GeneraI-3I:ijor  Fürst  Liechten- 
stein, von  seiner  Recoguoscining  zurückkehrend,  vom  Hauptmann  J  oh n  über 
den  Sachverhalt  in  die  Kenntniss  gesetzt  wurde,  auch  den  Rost  der  Brigade  mit 
grösserer  Beschleunigung  dor  bereit«  vorausgerückton  Avantgarde  folgen  und 
gleichzeitig  dem  Corps-Commandanten  von  dem  Verrügten  BericJit  erstatten  lioss. 
John  eilte  nun  der  Avantgarde  nach,  erreichte  die  Husaren-Abthcilung  mit  den 
zwei  Geschützen  noch  vor  deni  Orte,  führte  sie  an  den  gegen  Guito  gelegenen 
Ausgang,  wo  er  sie  aufstellte,  und  Überzeugte  sich  gar  bald^  daaa  die  von  ihm 
beabsichtigte  Täuschung  des  Feindes  gelungen  war.  Der  zwei  starke  Brigaden 
Htarke  Gegner  hatte  nämlich  augehalten  und  suchte  sich  aus  der  Marsch-Colonne  zu 
entwickeln,  wlihrend  seine  beiden  Batterien  in  der  Ebene  in  einer  gegenseitigen 
Enifcrnung  von  200 — 300  Schrillen  auffuhren  und  ein  sehr  lebhaftes  Feuer  gegCJi 
die  beiden  Get^chütze  unserer  Vorhut  or^^ffheten.  Den  Commandanten  derselben 
hatte  jedoch  John  belehrt,  nur  dann  zu  feuern,  wenn  sich  eine  feindliehe  Infantcrie- 
Colonne  nähere,  um  einersoita  den  feindlichen  Geschützen  nicht  als  Zielscheibe  zu 

luo 


1586 


rlicnen  und  andererseits  das  Dcbouchircn  unserer  naeTifoIgenden  Infanter;e-A.bthci- 
liingcn  aus  tlcm  Iloldwege  zu  erleichtern.  Die  zwei  Züge  Husaren  bildeten  mit  Jen 
beiden  Kanonen  eine  geraume  Zeit  die  einzige  Besatzung  von  Volta,  bis  eiidlieh 
das  9.  Jäger-Bataillon  anlangte  und  unter  dem  ununterbrochenen  feindliclien  Feuer 
durch  Hauptmann  John  auf  die  östlichen  Höhen-Abfälle  geführt  wurde.  Eine 
fialbe  Stunde  darnach  traf  Ans  Gros  der  Brigade,  aus  dem  zweiten  Bataillon  dos 
Kaiser -Jäger 'Regiments,  dem  Erzherzog  Franz  Karl-Infanterie-Rcgimente  mit 
vier  Geschützen  j  zwei  Divisionen  von  Fürst  Rcuss-Husaren  und  einer  Pionnier- 
Abtheilungbeatehendj  in  VoUa  ein.  Die  Truppen  wurden  grösstontheils  durch  Haupt- 
oiann  John  nach  der  Lage  des  Terrains  in  ihre  Aufstellungen  geführt  und  namentlich 
eine  Division  des  Infanterie  -  Regiments  Erzherzog  Franz  Karl  unter  Haupt- 
mann Paul  Mayer,  und  die  4  Geschütze  unter  dem  Feuerwerker  Andreas 
Zhehovini{s.  d.)  in  der  linken,  d.  h.  dem  Feuer  am  meisten  ausgesetzteo  und 
bedrohten  Flanke  aufgestellt.  Der  Feind  entwickelte  sich  immer  mehr  und  rieh- 
tete  seine  ersten  Hauptangriffc  auf  den  h"nkcn  Flügel  der  Stellung.  In  diesem 
Augenblicke  erschien  der  Divisionar  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Wimpffen, 
besichtigte  von  der  Hauplkirche  aus  die  Aufstellung  der  Brigade,  deren  Lage  er 
unter  solchen  Umständen  und  bei  der  Stärke  des  Gegners  höchst  gefährlich  fand. 
Doch  vermochten  die  bescheidenen  Vorstellungen  des  Hauptmanns  John  ihn  für 
das  Verbleiben  und  Festhalten  von  Volta  zu  bestimmen.  Mittlerweile  wurde  unser 
Unker  Flügel  gedrängt;  um  ihn  zu  unterstützen  war  schon  ein  Theil  der  Reserve 
des  Infanterie-Regiments  Erzherzog  Franz  Karl  verwendet  worden,  es  blieb 
daher  nichts  übrig  als  einen  Theil  derjenigen  Truppen j  welche  auf  dem  rechten 
Flügel  standen,  dahin  zu  beordern. 

Wir  wollen  hier  nicht  bei  den  Einzelnheiteti  des  nun  eingetretenen  furcht- 
baren  Naelitkampfes  verweilen,  sondern  nur  die  Leistungen  des  Hauptmanns  John 
ins  Auge  fassen.  Er  hatte  die  gleich  anfangs  von  der  Heftigkeit  des  feindlichen 
Feuers  von  ihrer  Aufstellung  an  den  Ausgang  der  Strasse  gegen  Goito  zurück- 
weichenden zwei  Geschütze  und  Abtlicilungen  wieder  in  ihre  Aufstellung  ein- 
gcfübrt.  AlskcineTruppen  zur  Verwendung  und  zur  Abwelrr  der  feindlichen  Stürme 
disponibel  waren,  führte  er  die  gross tcntheils  nur  mit  Krampen  und  Schaufeln  bewaff- 
nete Pionnicr- Abtheilung  der  BrigadCj  deren  Commandant  Oherlicutenant  Johann 
Scliinia  von  Erzherzog  Franz  Karl-Infanterie  auch  verwundet  wurde,  so  wie  die 
Pionniere  der  Brücken -Equipage  einer  Abtheilung  des  Infanterie-Regiments  Erz- 
herzog Franz  Karl^  welche  einen  der  Strasseneingängc  mit  grosser  Bravour 
und  Aufopferung  vcrtheidigtcn,  nicht  nur  als  Unterstützung  zu,  sondern  auch 
zum  Sturnxo  vor,  wodurch  die  Behauptung  dieses  Punctes  ermöglicht  wurde.  In 
der  Nacht  errichtete  der  unermüdete  John  in  der  unmittelbaren  Nähe  dos 
Feindes  und  zum  Theil  unter  dessen  Feuer  Barricaden  an  dem  Dorfaus- 
gange  gegen    Guidizzolo    und   schützte  hierdurch    diesen   Punct   vor   dem   lief- 


1587 

tigcn  Andränge  der  feindlichen  Colonncn ,  auch  erwirkte  er  vom  Corps-Coniman- 
danten  die  Krlaubniss,  VoUa  in  der  Nacht  nicht  verlassen  zu  dürfen,  und  trug 
hierdurch  wesentlich  zu  den  Erfolgen  des  folgenden  Tages  bei. 

Am  nächsten  Morgen  holte  John  die  etwas  entfernte  erste  Majors  «Division 
von  Fürst  Reuss-I{ui<;aren  £ur  Verfolgung  des  weichenden  Feindes  herbei ^  durch 
deren  Erecheinen  die  rückgfingige  Bewegung  der  Piemontesen  beschleunigt  wurde, 
und  so  waj*  er  es,  der  zu  deni  erfolgreichen  Ausgange  dieses  entscheidondcn  Tages 
lucht  nur  durch  klugen  Kath  und  umsichtige  Ausfuhrung  wesentlich  beitrug, 
sondern  auch  an  dem  fünfzehnstündigen  hartnäckigen  Kampfe  mit  Einsicht 
und  Tapferkeit  rühmlichen  Anlheil  uahuif  und  diese  Verdienste  mit  dem  ihm 
von  dem  Capitel  des  Jahres  1849  zuerkannten  Ritterkreujto  des  Mai'ia 
Theresicn-Ordens  gewürdiget  fand. 

Im  weiteren  Verlaufe  diescb  und  des  isweiten  Krieges  betheiligte  sich  Haupt- 
niatm  John  bei  dem  Angriffe  auf  Mailand  tun  4.  August  1848,  dann  im  Octobcr 
zum  Major  befördert  im  Gefechte  bei  Gravclone,  in  den  Schlachten  bei  Mortara 
und  Novara;  er  wohnte  auch  dem  Angritfc  auf  Livorno  am  10.  und  IL  Mai,  der 
Expedition  in  die  Uomagnu  und  der  Verfulgung  der  Garibaldischen  Banden  im 
Juni  bis  August  1849  bei.  Biif  zu  seiner  kürzlieh  erfolgten  Beftirderung  zum  Ober- 
sten und  Erhobung  in  den  statutenmassigen  Frcihorrnstand  (17.  Juli  1857)  war 
dieser  geschickte,  thätige  und  anerkannt  tapfere  Oflfieier  stet«  bei  der  2,  Armee  in 
Italien  in  Verwendung  gestanden. 


STREICHEK,  Hein  rieh  Fi*eihcrr  von,  Olmrüt-Lieutenant  und  Oberlieutenant 
der  Trabanten- Leibgarde I  Ritter  des  Ordcna  der  eisernen  Krone  dritter  Classc, 
Sohn  eines  Ad voeateo   zu  Innsbruck,  wurde  dai^olbst  ini  Jahre   1800  geboren. 

Nach  vüllendeten  philosophischen  Studien  Ucs»  »ich  dieser  ausgezeichnete 
Krieger  ini  2L  Lebenftjuhre  als  Gcnjeiner  in  da^j  vaterländische  JJigcr-Keginicnt 
einreihen  unH  gelangte  durch  eigciiHsi  Verdienst  nach  lU  Jahren  zui*  OlBciers- 
Charge  und  im  November  1844  zum  Hauptmann. 

Zur  Zeit  des  Mailänder  AufHtandcj»  befand  sich  Streicher  mit  seiner  Com- 
pagnio  in  dioÄcr  Stadt,  und  nahm  mit  dem  2.  Bataillon  beinahe  an  allen  GefecJiton 
und  Schlachten  de»  Kriegen  au*jgczcichneten  Anlheil.  \\' ir  finden  ihn  mit  meiner 
Compagnie  unter  dem  Obersten  Benedek  den  Überfall  auf  Marcaria  am  6.  April 
auafiibreo,  bald  darauf  im  Gefechte  bei  Catitellare  am  23.  April,  bei  Sta.  Lueiai 
Montanara  und  Vtecnza,  bei  der  Erstürmung  von  Madonna  del  Monte  ^  in  der 
Schlacht  von  Cu.<itozza  und  in  dem  blutigen  Gefechte  bei  Volta. 

Obschon  Streicher  in  allen  diesen  Kämpfen  Tapferkeit,  Ent«chlosscnheii 
und  Einsicht  auf  ik»  ausgezeichnete  Wei^e  bethiitigtOi  daa«»  er  »ich  dm  unge- 
theilten  Beifalles  aeinor  Vorgo»etzien  zu  erfreuen  liatt«  ^  m  war  doch  der  Tag  bei 
Volta  fUr  diej»en  braven  OfBcier  von  eotacbcldenden  Folgen,  und  aeine  schöne 


1588 


Waffcnthat  wurdo  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1849  mit  dem  Ritterkreuze 
des  Maria  Tlicrcsien- Ordens  belohnt. 

Am  26.  Juli  wurde  das  bravo  2.  Bataillon  Kaiser  -  Jäger  zur  Besetzung  der 
Hübe  bei  A^olta  rechts  von  der  Strasse  nach  Goito  beordert.  Hauptmann 
Streicher  kam  mit  seiner  Compagnie  auf  dem  itussersten  rechten  FJügel  ge^^en 
die  ITausergruppe  zuruckgebogon  in  Verbindung  mit  Erzherzog  Franz  Karl- 
Infanterie.  In  dieser  Stellung  trotzte  er  anfangs  dem  conccntrirtcn  feindlichen 
Geschützfeuer  ungedeckt  und  schhig  auch  später  zwei  Angriffe  standhaft  zurück. 
Um  10 Ys  Uhr  —  es  war  bereits  dunkle  Nacht  geworden  —  erhielt  er  durch  eine 
Patrouille  die  Meldung,  dass  der  Feind  am  linken  Flügel  untl  im  Rücken  des 
Bataillons  au^  dem  Hohlwege  debouchire  und  in  den  Pfarrhof  rücke.  Dieses  Gebäude 
war  unstreitig  der  wichtigste  Punct;  castcüartig  gebaut,  mitThürmen  und  Mauern 
umgeben,  war  es  das  haltbarste  des  Ortes  und  durch  seine  hohe  Lage  von  wesent- 
lichem Einfluss  auf  die  Behauptung  unserer  Stellung;  dicd  nun  erkannte  Streicher 
sofort  und  liess  es  bei  der  blossen  Anzeige  der  Patrouille  nicht  bewenden.  Indem 
er  also  zur  nächsten  Compagnie  um  Unterstützung  für  seinen  rechten  Flügel 
sandte,  eilte  er  ohne  Zeitverlust  mit  einer  halben  Compagnie  auf  die  bedrohte 
Stelle.  Hier  angekommen ,  fand  er  nicht  nur  den  Eingang  des  Pfarrhofes  von  den 
Picmontesen  besetzt ,  sondern  auch  eine  starke  Abtheilung  am  Plateau  vor  dem- 
selben formirt,  die  sich,  begünstigt  von  der  Finsternis^,  durch  aus  dem  Hohlwege 
unbemerkt  einzeln  heranschleichende  Soldaten  ztmehmcnd  verstärkte.  Dieses 
Defild;  durch  welches  bei  eingetretener  Nacht  unser  Geschütz  mit  der  Bedeckung 
zurückgegangen  war^  blieb  bei  der  Eile,  mit  welcher  die  Aufstellung  genommen 
werden  musste,  unbeachtet,  und  der  Feind  hatte  es  gut  zu  benützen  verstanden. 

Hauptmann  Streicher  warf  sich  mit  dem  Bajonct  auf  jene  Abtheilung  und 
machte  seihst  mit  dem  Sabcl  drei  Feinde  nieder;  nacli  hartnackigem  Handgemengo 
gelang  es  ilim ,  das  Plateau  vom  Feinde  zu  reinigen  und  denselben  wieder  In  den 
Hohlw^eg  zu  werfen,  in  w^elchem  bereits  eine  feindliche  Angriffseolonne  gegen  die 
ersten  Hauser  vorgedrungen  war.  Der  Kampf ^  Mann  gegen  Mann  in  der  Dunkel- 
heit geführt  j  war  ein  blutiger^  Streicher  selbst  wurde  mit  dem  Bajonct  durch 
Lunge  und  Brust  schwer  verwundet,  sein  Oberlieutcnant  gctödtet,  der  Lieutenant 
durch  mehrere  Stiche  kampfunfähig  gemacht,  —  Um  die  brave  Truppe,  deren  ein 
Dritthell  schon  gefallen,  zur  heldenmüthigen  Ausdauer  anzueifern^  blieb  er  auf  dem 
Kampfplätze  und  Hess  sieh  so  gut  es  ging  durch  seine  Jäger  den  Verband  anlegen. 
Erst  als  die  Abtheilungen  des  Bataillons,  welche  noch  vorwärts  an  den  Terrassen 
waren,  zurück  kamen,  nachdem  sie  links  und  rechts  vom  Feinde  umgangen,  nur 
den  Pfarrhof  als  Reduit  übrig  hatten  und  dadurch  jede  Gefahr  beseitigt  w^ar,  erst 
dann  dachte  der  tapfere  Officier  an  seine  Person. 

Seine  schwere  Wunde  hielt  ihn  lange  Zeit   an  das  Krankenlager  gefesselt* 
Doch  war  er  so  glücklich  im  Feldzuge   1849  wieder  mitwirken  zu  können.    Daa 


4 


* 


1589 

Gefecht  bei  Gravelone  (20*  März),  die  Selilachten  bei  Mort&ra  und  Novai'a,  die 
P^hinahmo  von  Livorno  (11,  Mai),  der  Zug  ins  Römische,  die  Entwaffnung  der 
Stiidte  Loretto  und  Rieanatti,  die  Cernirung  von  Ancona  boten  ihm  neuen  Anlass, 
seine  erprobte  Tapferkeit  zu  bethUtigen. 

Im  Jänner  1851  zum  Major  im  Regimente  befördertj  fühlte  Streicher 
wohl,  dass  die  bei  Volta  erhaltene  Blessur  ihm  den  Felddienst  beschwerlich 
marlicn  müsse.  Seine  Majestät  der  Kaiser,  der  ausgezeichneten  Dienste  eingc* 
denk,  ernannte  ihn  nach  Jahresfrist  zum  Oberst-Lieutenant,  und  es  ward  ihm 
die  im  Eingänge  erwJihnte  ehrenvolle  und  weniger  beschwerliche  Anstellung,  so 
wie  unterm  19.  Marse  1856  der  statutenmlissigc  Frcihcn*nstand  zu  Theil, 

SCHWAEZENBERG,  Leopold  Edmund  Friedrich  Fürst  zu,  gelurstetcr 
Landgraf  zu  SuU  und  Klcggau,  Feldmarschalt-Lieutenant,  geheimer  Rath,  Ritler 
des  Ordens  der  eisernen  Krone  erster  Classc,  Besitzer  des  Militär- Verdienstkrouzes, 
Inhaber  des  Dragoner*Regiments  Nr  2,  geboren  zu  Wien  am  18.  November  1803. 
Die  Lorbern  des  Vaters,  des  grossen  Fürsten  Karl  zu  Schwarzcnberg,  waren 
für  dea^sen  jüngsten  Sohn  der  stete  Impuls  zur  Nacheiferung, 

Fürst  Edmund,  ftir  den  Kriegerstand  begeistert,  trat  wenige  Monate  nach 
des  Vaters  Ableben  als  Cadet  (Februar  1821)  in  das  Infanterie-Regiment  Nr,  33, 
zu  einer  Zeit,  aL»  höchstens  Italien  kleine  Anlässe  zu  Hoffnungen  bot*  Sein  Avance- 
ment war  rasch,  im  Juli  1822  rückte  er  zum  Capitiin>  Lieutenant  vor  und  wurde 
im  August  als  zweiter  UittmeiÄtcr  zu  Grossfürst  Constantin  -  Kürassieren  über- 
setzt; bald  (1832)  folgte  seine  Beförderung  zum  Major,  1836  seine  Ernennung 
zum  Obersten  und  Commandanten  des  Kürassier-Regimentä  Baron  Mengen. 
Acht  Jahre  später  (2.  Juni  1844)  zum  General-Major  befördert,  stationiile  Fürst 
Edmund  anfangs  als  Brigadier  zu  Linz,  in  der  Folge  aber  zu  Wien,  wo  er 
Ende  1847  dem  Hofkriegsratlie  zugetlieilt  ward*  Der  Ausbruch  der  Mailünder  Revo- 
lution gab  ihm  die  lang  ersehnte  Gelegenheit  den  bisher  bekleideten  ruhigen  Posten 
mit  der  beicbwerlichen  Stellung  im  Felde  zu  vertaiischen ;  er  selbst  bat  bei  der 
Armee  verwendet  zu  werden,  und  übernahm  eine  Brigade  in  dem  am  Isonzo  auf- 
geatellten  Rc»ervecorps  unter  FcldzeugmeiÄter  Grafen  Nugent,  und  nachdem 
diätes  oaeh  saltlreicben  Gefechten,  an  welchen  Für^t  Edmund  den  thütigsten 
Antheil  genommen,  Ende  Mat  zu  Verona  eingerückt  und  seine  Brigade  in  andere 
Ahtheilungen  verthoilt  worden  war,  blieb  er  im  Ilauptcjuarticre  und  leistete  als 
Commandant  dergügenHarcaria,  Asola,  Castel*G öftre do  und  Guidizzolo  ausgcüand- 
ten  Streif- Truppen  ao  gijtel>icn.^te,  dos«  er  in  den  Berichten  des  Feldmarschalk  unter 
den  Ausgezeichnetsten  genannt  wurde.  Nach  dem  Tode  dea  General-Majors  Fürsten 
Taxis  erbat  sich  d^Aspro  den  Fürsten  als  Brigadier  m  sein  Corps  und  von 
diesem  Augenblick  begann  die  mit  grosaem  Erfolge  gekrönte  raat|f»se  ThHtigkeit 
Schwarzenhergs*    In  dem  Gefecht«  hei  Bona  am  23.  Juli   stürmte  er  mit 


1590 


seiner  Brigade  die  Höhe  von  S.  Ginstina  und  warf  den  Feind  ^egen  Osteria  cid 
Bosco.  Seiner  persünliclion  Tapferkeit  kam  die  Umsicht  za  Statten,  mit  welcher 
er  die  Truppen  in  allen  feindlichen  Gelegenheifen  zu  lenken  wusste. 

Am  Tage  der  Schlacht  vonCusto  zza  mit  derCernirung  vonPcschiera  beauf- 
tragt, war  der  Ftirst  nach  der  Ablösung  durch  das  dritte  Armeecorps  erst  um 
Mittag  von  Cavaleasello  aufgebrochen  und  nach  einem  durch  drilckendo  Soancn- 
Litze  angestrengten  MarscIiCj  der  16  Mann  des  Infanterie  -  Regiments  Baron 
Fürstcnwärtber  noch  auf  dem  Wege  als  Opfer  forderte,  bei  Gasa  Marollina 
eingetroifcn,  wo  er  seine  Truppen  in  Bataillons- Colonnen  hinter  diesem  Hause  auf- 
stellte, um  der  Brigade  Kerpan,  welche  sich  eben  im  Gefecht  bei  Monte  Godio 
befandj  als  Kcservo  zu  dienen.  Diese  Brigade  allein  vermochte  keinen  Erfolg*  zu 
erringen  und  so  ivurde  Schwarzenb  erg  zum  Angriffe  des  Monte  Godio  beor- 
dert, welchen  er  auch  gegen  5%  Uhr  Abends  unternahm.  In  zwei  Ilauptcolonnen 
vorrückend,  war  die  rechte  unter  Führung  des  Majors  Medel  aus  dem  zweiten 
Bataillon  Kaiser  -  Infanterie  in  zw^ei  Divisions  -  Colonnen  mit  der  dritten  Divi- 
sion in  aufgelöster  Ordnung  vor  sich  auf  ]a  Bagolina  dirigirt.  Zur  Unter- 
stützung folgte  das  erste  Bataillon  dieses  Kegiments.  Die  linke  Colonne,  zwei 
Bataillone  von  Baron  Fürsten  wärt  her ,  bew^egte  sich  bereits  zu  einer  Umgehung 
der  feindlichen  Stellung  gegen  eine  steile  Anhöhe.  Das  Herannahen  dieser  frischen 
Trnppen  bewog  den  Gegner,  die  erste  An  hohe  früher  zu  verlassen,  als  sie  erstiegen 
ivar;  la  Bagolina  war  bereits  geräumt,  als  die  rechte  Colonne  daselbst  eintraf, 
und  erst  3—400  Sehritte  hinter  derselben  sticsscn  die  Flankier  beider  Colonnen 
auf  den  Feind,  den  sie,  ohne  sich  viel  mit  Feuern  abzugeben,  mit  dem  Bajoneic 
attaquirten  und  sowohl  nach  der  Länge  des  Bergrückens  als  auch  durch  die  linke 
Colonne  der  PlänklcrT  die  sich  längs  des  Abhanges  ausbreitete,  nach  abwärts  gegen 
Custozza  warfen.  Diese  glänzende  Unternehmung  des  Fürsten  Schwarzcn- 
bcrg,  vom  besten  Erfolge  gekrönt,  veranlasste  die  Piemontescn  ihre  auf  den 
Höhen  zwischen  Sommacampagna  und  Custozza  innegehabten  Aufstellungen  zu 
verlassen,  sich  nach  der  Ebene  zu  flüchten  und  den  Rückzug  nach  Villafranca 
anzutreten. 

Wätirend  der  Vorrückung  des  zweiten  Armeeeorps  von  Lodi  vccchio  nach 
Mailand  am  4  August  bildete  die  Brigade  Fürst  Edmund  Schwär zenberg, 
welche  in  der  Nacht  vom  3.  auf  den  4.  bereits  bis  Selorano  am  rechten  Lambroufer 
vorgeschoben  wurde,  die  iVvantgardc  dcs3ell>on.  Der  Fürst  ftattc  den  Auftrag,  in 
zwei  Colonnen  gegen  Nosedo  und  Vajano  vorzurücken.  Bei  Cbiaravallc  angelangt, 
sticss  seine  Vorhut  auf  die  feindlichen  Vorposten;  der  Fürst  hatte  in  Erfahrung 
gebracht,  dasa  die  Piemontescn  die  vorwärts  liegenden  Orte  Nosedo,  Vajano, 
Vigentino  u.  s.  w.  zur  Vertheidigung  hergerichtet  und  besetzt  hielten.  Ertheütc 
die  Avantgarde  und  rückte  mit  der  einen  Colonne  gegen  Nosedo,  mit  der  andern, 
I)ci  wclrher  er  sich  in  Person  befand,  ^agen  Vajano,  liess  die  Uauptcolonne  ali* 


i 


1591 

VerötUrkung  fol^eu,  QuiiUosole  hi  der  linken  Flanke  besetzen,  clic  Verbindung 
rechts  aber  mir  dem  1*  Armeecorps  von  Noscdo  au»  unterhalten-  Bei  der  Anaü* 
herung  unserer  Truppen  vcrlictiscn  die  Pieraontesen  Vajano,  welches  Fürst 
Sehwarzenberg  sofort  besetzen  Hess.  Da  er  diesen  Punet  sehr  geeignet  fand, 
um  die  st^rk  verschanzte  Stellung  des  Feindes  in  der  Unken  Flanke  anzugreifen, 
wodurch  ©in  Angriff  in  der  Front  auf  der  Strasse  von  Pavia  her  vermieden  wurde, 
so  unternahm  er  nach  eigenem  Ermessen  handelnd  und  ohne  Verzug  eine  Bewe- 
gung in  dieser  Richtung  und  Hess  die  Erstümmng  Vigentino's  mit  3  Compagnicn 
Kaiser-Infanterie  vornehmen,  w^elche  von  2  Conipagnien  Jäger  und  2  Geschützen 
unterstützt  wurden*  Der  Sturm  gehang  ungeachtet  des  hartnäckigsten  Wider- 
standes, dem  Feinde  wurden  60  Gefangene  abgenommen  und  er  zur  Verlassung 
seiner  Verschanzungen  und  zu  schleunigem  Zurückziehen  seiner  Geschütze  gc- 
nütlügt.  Fürst  Schwarzenberg  folgte  den  Fliehenden  bis  an  die  Mauern  von 
Mailand.  Um  2  Uhr  daselbst  angelangt,  blieb  er  mit  diesem  Theile  der  Brigade, 
dem  ein  Bataillon  aus  Quintosole  nachgerückt  war,  trotz  des  ununterbrochenen 
Geschützfeuers  bis  zur  eintretenden  Nacht  und  bezog  seine  Vorposten.  Gleichzeitig 
detachirte  er  Abtheilungen  in  die  rechte  Flanke  der  Piemontesen  gegen  Nosedo 
und  Casa  Pestrina,  wodurch  der  Marsch  der  dahin  vorrückenden  Truppen  der 
Avantgarde  unter  Oberst  Graf  Pergen  geschützt  und  dio  Erstürmung  von  Casa 
l*cstrino  ormöglicbt  wurde. 

Eine  weitere  Folge  dieaen  raschen  Vordringens  war  übrigens,  dass  cino  bei 
S.  Donate  placirtc  feindliche  Batterie,  nachdem  ihr  die  zu  der  Porta  Romana  füh- 
rende Strasse  im  Rücken  abgeschnitten  worden,  nicht  mehr  abfahren  konnte  und 
dem  1.  Armoccorps  in  die  IlHnde  fiel. 

Obwohl  der  Fürst,  wie  wir  gesehen,  aus  freiem  Antriebe  schon  wesentlich 
zur  fieswingung  von  Mailand  beigetragen,  so  wollte  or  den  einmal  errungenen 
Vortbeil  nicht  fahren  laasen;  er  Überschritt  mit  «einer  Brigade  den  Lambro,  warf 
den  Feind  auf  allen  Punctcn  bis  an  die  Wälle  von  Mailand  zurück,  und  verliess, 
niclit  geaclucckt  durch  dio  ununterbrochenen  Angriffe  und  das  heftigste  Geschütz* 
fcuer,  die  errungene  Stellung  nicht  nur  nicht  mehr,  sondern  Hess  auch,  als  er  durch 
ein  Bataillon  Erzherzog  Ernst*Infanterie  verstärkt  wurde,  die  auf  Qewehrschuss- 
weite  entfernte  Hiiusergruppc  am  äus^ersteii  linken  Flügel  von  der  Porta  Ticinese 
besetzen.  Da^  Schirk^al  Mailands  und  des  ganzen  Krieges  war  entschieden;  der 
Fürst  hatte  auch  hier  die  gediegensten  Beweise  der  bei  jeder  Gelegenheit  aner* 
kannten  perstinlichcn  Tapferkeit  und  ausgezeichneten  Thütigkeit  bewiesen  und 
erntete  fUr  seine  mit  Umaicht  und  vom  groison  Erfolg  begleitete  That  bei  Vi  gen- 
tin o  durch  das  Capitcl  vom  Jahre  1849  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des 
Maria  Theresien-Ordens. 

Im  November  1818  zum  Feldniai*sehall -Lieutenant  ernannt,  übernahm  der 
Fürst  dio  aus  den  Brigaden  Seh  Utte  und  Li  ob  1er  zu«»ammcngeset2te  Division  bei 


1586 

dienen  und  andererseits  das  Debouchiren  unserer  nachfolgenden  Infanterie- Abthei- 
lungen aus  dem  Hohlwege  zu  erleichtern.  Die  zwei  Züge  Husaren  bildeten  mit  den 
beiden  Kanonen  eine  geraume  Zeit  die  einzige  Besatzung  von  Volta,  bis  endlich 
das  9.  Jäger-Bataillon  anlangte  und  unter  dem  ununterbrochenen  feindlichen  Feuer 
durch  Hauptmann  John  auf  die  östlichen  Höhen- Abfalle  geführt  wurde.  Eine 
halbe  Stunde  darnach  traf  das  Gros  der  Brigade,  aus  dem  zweiten  Bataillon  des 
Kaiser -Jäger -Regiments,  dem  Erzherzog  Franz  Karl-Infanterie-Regimente  mit 
vier  Geschützen,  zwei  Divisionen  von  Fürst  Beuss-Husaren  und  einer  Pionnier- 
Abtheilung  bestehend,  in  Volta  ein.  Die  Truppen  wurden  grösstentheils  durch  Haupt- 
mann John  nach  der  Lage  des  Terrains  in  ihre  Aufstellungen  geführt  und  namentlich 
eine  Division  des  Infanterie  -  Regiments  Erzherzog  Franz  Karl  unter  Haupt- 
mann Paul  Mayer,  und  die  4  Geschütze  unter  dem  Feuerwerker  Andreas 
Zhehovini  (s.  d.)  in  der  linken,  d.  h.  dem  Feuer  am  meisten  ausgesetzten  und 
bedrohten  Flanke  aufgestellt.  Der  Feind  entwickelte  sich  immer  mehr  und  rich- 
tete seine  ersten  HauptangrüFe  auf  den  linken  Flügel  der  Stellung.  In  diesem 
Augenblicke  erschien  der  Divisionär  Feldmarschall-Lieutenant  Graf  Wimpffe  n, 
besichtigte  von  der  Hauptkirche  aus  die  Aufstellung  der  Brigade,  deren  Lage  er 
unter  solchen  Umständen  und  bei  der  Stärke  des  Gegners  höchst  gefährlich  fand. 
Doch  vermochten  die  bescheidenen  Vorstellungen  des  Hauptmanns  John  ihn  für 
das  Verbleiben  und  Festhalten  von  Volta  zu  bestimmen.  Mittlerweile  wurde  unser 
linker  Flügel  gedrängt;  um  ihn  zu  unterstützen  war  schon  ein  Theil  der  Reserve 
des  Infanterie-Regiments  Erzherzog  Franz  Karl  verwendet  worden,  es  blieb 
daher  nichts  übrig  als  einen  Theil  derjenigen  Truppen,  welche  auf  dem  rechten 
Flügel  standen,  dahin  zu  beordern. 

Wir  wollen  hier  nicht  bei  den  Einzelnheiten  des  nun  eingetret  encn  furcht- 
baren Nachtkampfes  verweilen,  sondern  nur  die  Leistungen  des  Hauptmanns  John 
ins  Auge  fassen.  Er  hatte  die  gleich  anfangs  von  der  Heftigkeit  des  feindlichen 
Feuers  von  ihrer  Aufstellung  an  den  Ausgang  der  Strasse  gegen  Goito  zurück- 
weichenden zwei  Geschütze  und  Abtheilungen  wieder  in  ihre  Aufstellung  ein- 
geführt. Als  keine  Truppen  zur  Verwendung  und  zur  Abwehr  der  feindlichen  Stürme 
disponibel  waren,  führte  er  die  grösstentheils  nur  mit  Krampen  und  Schaufeln  bewaff- 
nete Pionnier- Abtheilung  der  Brigade,  deren  Commandant  Oberlieutenant  J  oh  an  n 
Schima  von  Erzherzog  Franz  Karl-Infanterie  auch  verwundet  wurde,  so  wie  die 
Pionniere  der  Brücken -Equipage  einer  Abtheilung  des  Infanterie-Regiments  Erz- 
herzog Franz  Karl,  welche  einen  der  Strassencingänge  mit  grosser  Bravour 
und  Aufopferung  vertheidigten,  nicht  nur  als  Unterstützung  zu,  sondern  auch 
zum  Sturme  vor,  wodurch  die  Behauptung  dieses  Punctes  ermöglicht  wurde.  In 
der  Nacht  errichtete  der  unermüdete  John  in  der  unmittelbaren  Nähe  des 
Feindes  und  zum  Theil  unter  dessen  Feuer  Barricaden  an  dem  Dorfaus- 
gange  gegen    Guidizzolo    und   schützte  hierdurch    diesen   Punct   vor    dem  lief- 


1587 

tigen  Andränge  der  feindlichen  Colonnen,  auch  erwirkte  er  vom  Corps-Comman- 
danten  die  Erlaubnisse  Volta  in  der  Nacht  nicht  verlassen  zu  dürfen,  und  trug 
hierdurch  wesentlich  zu  den  Erfolgen  des  folgenden  Tages  bei. 

Am  nächsten  Morgen  holte  John  die  etwas  entfernte  erste  Majors -Division 
von  Fürst  Reuss-Husaren  zur  Verfolgung  des  weichenden  Feindes  herbei,  durch 
deren  Erscheinen  die  rückgängige  Bewegung  der  Piemontesen  beschleunigt  wurde, 
und  so  war  er  es,  der  zu  dem  erfolgreichen  Ausgange  dieses  entscheidenden  Tages 
nicht  nur  durch  klugen  Rath  und  umsichtige  Ausfühi^ung  wesentlich  beitrug, 
sondern  auch  an  dem  Tiinfzehnstündigen  hartnäckigen  Kampfe  mit  Einsicht 
und  Tapferkeit  rühmlichen  Antheil  nahm,  und  diese  Verdienste  mit  dem  ihm 
von  dem  Capitel  des  Jahres  1849  zuerkannten  Ritterkreuze  des  Maria 
Theresien-Ordens  gewürdiget  fand. 

Im  weiteren  Verlaufe  dieses  und  des  zweiten  Krieges  betheiligte  sich  Haupt- 
mann John  bei  dem  Angriffe  auf  Mailand  am  4.  August  1848,  dann  im  October 
zum  Major  befördert  im  Gefechte  bei  Gravelone,  in  den  Schlachten  bei  Mortara 
und  Novara;  er  wohnte  auch  deiji  Angriffe  auf  Livorno  am  10.  und  11.  Mai,  der 
Expedition  in  die  Romagna  und  der  Verfolgung  der  Garibaldischen  Banden  im 
Juni  bis  August  1849  bei.  Bis  zu  seiner  kürzlich  erfolgten  Beförderung  zum  Ober- 
sten und  Erhebung  in  den  statutenmässigen  Freiherrnstand  (17.  Juli  1857)  war 
dieser  geschickte,  thätige  und  anerkannt  tapfere  Officier  stets  bei  der  2.  Armee  in 
Italien  in  Verwendung  gestanden. 

Streicher,  H  einrieb  Freiherr  von,  Oberst-Lieutenant  und  Oberlieutenant 
der  Trabanten -Leibgarde,  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  dritter  Classe, 
Sohn  eines  Advocaten  zu  Innsbruck,  wurde  daselbst  im  Jahre   1800  geboren. 

Nach  vollendeten  philosophischen  Studien  liess  sich  dieser  ausgezeichnete 
Krieger  im  21.  Lebensjahre  als  Gemeiner  in  das  vaterländische  Jäger  -  Regiment 
einreihen  un'd  gelangte  durch  eigenes  Verdienst  nach  10  Jahren  zur  Officiers- 
Charge  und  im  November  1844  zum  Hauptmann. 

Zur  Zeit  des  Mailänder  Aufstandes  befand  sich  Streicher  mit  seiner  Com- 
pagnie  in  dieser  Stadt,  und  nahm  mit  dem  2.  Bataillon  beinahe  an  allen  Gefechten 
und  Schlachten  des  Krieges  ausgezeichneten  Antheil.  Wir  finden  ihn  mit  seiner 
Compagnie  unter  dem  Obersten  Benedek  den  Überfall  auf  Marcaria  am  6.  April 
ausführen,  bald  darauf  im  Gefechte  bei  Castellare  am  23.  April,  bei  Sta.  Lucia, 
Montanara  und  Vicenza,  bei  der  Erstürmung  von  Madonna  del  Monte,  in  der 
Schlacht  von  Custozza  und  in  dem  blutigen  Gefechte  bei  Volta. 

Obschon  Streicher  in  allen  diesen  Kämpfen  Tapferkeit,  Entschlossenheit 
und  Einsicht  auf  so  ausgezeichnete  Weise  bethätigte,  dass  er  sich  des  unge- 
theilten  Beifalles  seiner  Vorgesetzten  zu  erfreuet  hatte,  so  war  doch  der  Tag  bei 
Volta  für  diesen  braven  Officier  von  entscheidenden  Folgen,  und  seine  schöne 

100* 


1588 

WafFenthat  wurde  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1849  mit  dem  Bitterkreuze 
des  Maria  Theresien-Ordens  belohnt. 

Am  26.  Juli  wurde  das  brave  2.  Bataillon  Kaiser  -  Jäger  zur  Besetzung  der 
Höhe  bei  Volta  rechts  von  der  Strasse  nach  Goito  beordert.  Hauptmann 
Streicher  kam  mit  seiner  Compagnie  auf  dem  äussersten  rechten  Flügel  gegen 
die  Häusergruppe  zurückgebogen  in  Verbindung  mit  Erzherzog  Franz  Karl- 
Infanterie.  In  dieser  Stellung  trotzte  er  anfangs  dem  concentrirten  feindlichen 
Geschützfeuer  ungedeckt  und  schlug  auch  später  zwei  Angriffe  standhaft  zurück. 
Um  lOya  Uhr  —  es  war  bereits  dunkle  Nacht  geworden  —  erhielt  er  durch  eine 
Patrouille  die  Meldung,  dass  der  Feind  am  linken  Flügel  und  im  Bücken  des 
Bataillons  aus  dem  Hohlwege  debouchire  und  in  den  Pfarrhof  rücke.  Dieses  Gebäude 
war  unstreitig  der  wichtigste  Punct;  castellartig  gebaut,  mit  Thüimen  und  Mauern 
umgeben,  war  es  das  haltbarste  des  Ortes  und  durch  seine  hohe  Lage  von  wesent- 
lichem Einfluss  auf  die  Behauptung  unserer  Stellung;  dies  nun  erkannte  Streicher 
sofort  und  liess  es  bei  der  blossen  Anzeige  der  Patrouille  nicht  bewenden.  Indem 
er  also  zur  nächsten  Compagnie  um  Unterstützung  für  seinen  rechten  Flügel 
sandte,  eilte  er  ohne  Zeitverlust  mit  einer  halben  Compagnie  auf  die  bedrohte 
Stelle.  Hier  angekommen,  fand  er  nicht  nur  den  Eingang  des  Pfarrhofes  von  den 
Piemontesen  besetzt)  sondern  auch  eine  starke  Abtheilung  am  Plateau  vor  dem- 
selben formirt,  die  sich,  begünstigt  von  der  Finsterniss,  durch  aus  dem  Hohlwege 
unbemerkt  einzeln  heranschleichende  Soldaten  zunehmend  verstärkte.  Dieses 
Defild ,  durch  welches  bei  eingetretener  Nacht  unser  Geschütz  mit  der  Bedeckung 
zurückgegangen  war,  blieb  bei  der  Eile,  mit  welcher  die  Aufstellung  genommen 
werden  musste,  unbeachtet,  und  der  Feind  hatte  es  gut  zu  benützen  verstanden. 

Hauptmann  Streicher  warf  sich  mit  dem  ßajonet  auf  jene  Abtheilung  und 
machte  selbst  mit  dem  Säbel  drei  Feinde  nieder;  nach  hartnäckigem  Handgemenge 
gelang  es  ilim,  das  Plateau  vom  Feinde  zu  reinigen  und  denselben  wieder  in  den 
Hohlweg  zu  werfen,  in  welchem  bereits  eine  feindliche  Angriffscolonne  gegen  die 
ersten  Häuser  vorgedrungen  war.  Der  Kampf,  Mann  gegen  Mann  in  der  Dunkel- 
heit geführt,  war  ein  blutiger,  Streicher  selbst  wurde  mit  dem  Bajonet  durch 
Lunge  und  Brust  schwer  verwundet,  sein  Oberlicutenant  getodtet,  der  Lieutenant 
durch  mehrere  Stiche  kampfunfähig  gemacht.  —  Um  die  brave  Truppe,  deren  ein 
Drittheil  schon  gefallen,  zur  heldenmüthigen  Ausdauer  anzueifern,  blieb  er  auf  dem 
Kampfplatze  und  liess  sich  so  gut  es  ging  durch  seine  Jäger  den  Verband  anlegen. 
Erst  als  die  Abtheilungen  des  Bataillons,  welche  noch  vorwärts  an  den  Terrassen 
waren,  zurück  kamen,  nachdem  sie  links  und  rechts  vom  Feinde  umgangen,  nur 
den  Pfarrhof  als  Reduit  übrig  hatten  und  dadurch  jede  Gefahr  beseitigt  war,  erst 
dann  dachte  der  tapfere  Officier  an  seine  Person. 

Seine  schwere  Wunde  hielt  ihn  lange  Zeit  an  das  Krankenlager  gefesselt. 
Doch  war  er  so  glücklich  im  Feldzuge   1849  wieder  mitwirken  zu  können.   Das 


1589 

Gefecht  bei  Gravelone  (20.  März),  die  Schlachten  bei  Mortara  und  Novara,  die 
Einnahme  von  Livorno  (11.  Mai),  der  Zug  ins  Römische ,  die  Entwaffnung  der 
Städte  Loretto  und  Ricanatti,  die  Cemirung  von  Ancona  boten  ihm  neuen  Anlass, 
seine  erprobte  Tapferkeit  zu  bethätigen. 

Im  Jänner  1851  zum  Major  im  Regimente  befördert,  fühlte  Streicher 
wohl,  dass  die  bei  Volta  erhaltene  Blessur  ihm  den  Felddienst  beschwerlich 
machen  müsse.  Seine  Majestät  der  Kaiser,  der  ausgezeichneten  Dienste  einge- 
denk, ernannte  ihn  nach  Jahresfrist  zum  Oberst-Lieutenant,  und  es  ward  ihm 
die  im  Eingange  erwähnte  ehrenvolle  und  weniger  beschwerliche  Anstellung,  so 
wie  unterm  19.  März  1856  der  statutenmässige  Freiherrnstand  zu  Theil. 

SCHWAßZENBERG,  Leopold  Edmund  Friedrich  Fürst  zu,  gefürsteter 
Landgraf  zu  Sulz  und  Eleggau,  Feldmarschall-Lieutenant,  geheimer  Rath,  Ritter 
des  Ordens  der  eisernen  Krone  erster  Classe,  Besitzer  des  Militär- Verdienstkreuzes, 
Inhaber  des  Dragoner-Regiments  Nr  2,  geboren  zu  Wien  am  18.  November  1803. 
Die  Lorbem  des  Vaters,  des  grossen  Fürsten  KarlzuSchwarzenberg,  waren 
für  dessen  jüngsten  Sohn  der  stete  Impuls  zur  Nacheiferung. 

Fürst  Edmund,  für  den  Kriegerstand  begeistert,  trat  wenige  Monate  nach 
des  Vaters  Ableben  als  Cadet  (Februar  1821)  in  das  Infanterie-Regiment  Nr.  33, 
zu  einer  Zeit,  als  höchstens  Italien  kleine  Anlässe  zu  Hoffnungen  bot.  Sein  Avance- 
ment war  rasch,  im  Juli  1822  rückte  er  zum  Capitän  -  Lieutenant  vor  und  wurde 
im  August  als  zweiter  Rittmeister  zu  Grossfürst  Constantin  -  Kürassieren  über- 
setzt; bald  (1832)  folgte  seine  Beförderung  zum  Major,  1836  seine  Ernennung 
zum  Obersten  und  Commandanten  des  Kürassier-Regiments  Baron  Mengen. 
Acht  Jahre  später  (2.  Juni  1844)  zum  General-Major  befordert,  stationirte  Fürst 
Edmund  anfangs  als  Brigadier  zu  Linz,  in  der  Folge  aber  zu  Wien,  wo  er 
Ende  1847  demHofkriegsrathe  zugetheilt  ward.  Der  Ausbruch  der  Mailänder  Revo- 
lution gab  ihm  die  lang  ersehnte  Gelegenheit  den  bisher  bekleideten  ruhigen  Posten 
mit  der  beschwerlichen  Stellung  im  Felde  zu  vertauschen;  er  selbst  bat  bei  der 
Armee  verwendet  zu  werden,  und  übernahm  eine  Brigade  in  dem  am  Isonzo  auf- 
gestellten Reservecorps  unter  Feldzeugmeister  Grafen  Nu  gen  t,  und  nachdem 
dieses  nach  zahlreichen  Gefechten,  an  welchen  Fürst  Edmund  den  thätigsten 
Antheil  genommen,  Ende  Mai  zu  Verona  eingerückt  und  seine  Brigade  in  andere 
Abtheilungen  vertheilt  worden  war ,  blieb  er  im  Hauptquartiere  und  leistete  als 
Commandant  der  gegen  Marcaria,  Asola,  Castel-Goffredo  und  Guidizzolo  ausgesand- 
ten Streif-Truppen  so  gute  Dienste,  dass  er  in  den  Berichten  des  Feldmarschalls  unter 
den  Ausgezeichnetsten  genannt  wurde.  Nach  dem  Tode  des  General-Majors  Fürsten 
Taxis  erbat  sich  d'Aspre  den  Fürsten  als  Brigadier  in  sein  Corps  und  von 
diesem  Augenblick  begann  die  mit  grossem  Erfolge  gekrönte  rastlose  Thätigkeit 
Schwarze nberg's.    In  dem  Gefechte  bei  Sona  am  23.   Juli  stürmte  er  mit 


1590 

seiner  Brigade  die  Höhe  von  S.  Giustma  und  warf  den  Feind  gegen  Osteria  del 
Bosco.  Seiner  persönlichen  Tapferkeit  kam  die  Umsicht  zu  Statten,  mit  welcher 
er  die  Truppen  in  allen  feindlichen  Gelegenheiten  zu  lenken  wusste. 

Am  Tage  der  Schlacht  vonCu  s  to  zza  mit  derCemirung  vonPeschiera  beauf- 
tragt, war  der  Fürst  nach  der  Ablösung  durch  das  dritte  Armeecorps  erst  um 
Mittag  von  Cavalcaselle  aufgebrochen  und  nach  einem  durch  drückende  Sonnen- 
hitze angestrengten  Marsche,  der  16  Mann  des  Infanterie  -  Regiments  Baron 
Fürstenwärther  noch  auf  dem  Wege  als  Opfer  forderte,  bei  Casa  Marollina 
eingetroffen,  wo  er  seine  Truppen  in  Bataillons-Colonnen  hinter  diesem  Hause  auf- 
stellte, um  der  Brigade  Kerpan,  welche  sich  eben  im  Gefecht  bei  Monte  Godio 
befand,  als  Reserve  zu  dienen.  Diese  Brigade  allein  vermochte  keinen  Erfolg  zu 
erringen  und  so  wurde  Schwarzenberg  zum  Angriffe  des  Monte  Godio  beor- 
dert, welchen  er  auch  gegen  5%  Uhr  Abends  unternahm.  In  zwei  Hauptcolonnen 
vorrückend,  war  die  rechte  unter  Führung  des  Majors  Me del  aus  dem  zweiten 
Bataillon  Kaiser  -  Infanterie  in  zwei  Divisions  -  Colonnen  mit  der  dritten  Divi- 
sion in  aufgelöster  Ordnung  vor  sich  auf  la  Bagolina  dirigirt.  Zur  Unter- 
stützung folgte  das  erste  Bataillon  dieses  Regiments.  Die  linke  Colonne,  zwei 
Bataillone  von  Baron  Fürstenwärther,  bewegte  sich  bereits  zu  einer  Umgehung 
der  feindlichen  Stellung  gegen  eine  steile  Anhöhe.  Das  Herannahen  dieser  frischen 
Truppen  bewog  den  Gegner,  die  erste  Anhöhe  früher  zu  verlassen,  als  sie  erstiegen 
war;  la  Bagolina  war  bereits  geräumt,  als  die  rechte  Colonne  daselbst  eintraf, 
und  erst  3 — 400  Schritte  hinter  derselben  stiessen  die  Plänkler  beider  Colonnen 
auf  den  Feind,  den  sie,  ohne  sich  viel  mit  Feuern  abzugeben,  mit  dem  Bajonete 
attaquirten  und  sowohl  nach  der  Länge  des  Bergrückens  als  auch  durch  die  linke 
Colonne  der  Plänkler,  die  sich  längs  des  Abhanges  ausbreitete,  nach  abwärts  gegen 
Custozza  warfen.  Diese  glänzende  Unternehmung  des  Fürsten  Schwarzen- 
berg, vom  besten  Erfolge  gekrönt,  veranlasste  die  Piemontesen  ihre  auf  den 
Höhen  zwischen  Sommacampagna  und  Custozza  innegehabten  Aufstellungen  zu 
verlassen,  sich  nach  der  Ebene  zu  flüchten  und  den  Rückzug  nach  Villafranca 
anzutreten. 

Während  der  Vorrückung  des  zweiten  Armeecorps  von  Lodi  vecchio  nach 
Mailand  am  4.  August  bildete  die  Brigade  Fürst  Edmund  Schwarzenberg, 
welche  in  der  Nacht  vom  3.  auf  den  4.  bereits  bis  Selerano  am  rechten  Lambroufcr 
vorgeschoben  wurde,  die  Avantgarde  desselben.  Der  Fürst  hatte  den  Auftrag,  in 
zwei  Colonnen  gegen  Nosedo  und  Vajano  vorzurücken.  Bei  Chiaravallc  angelangt, 
sticss  seine  Vorhut  auf  die  feindlichen  Vorposten;  der  Fürst  hatte  in  Erfahrung 
gebracht,  dass  die  Piemontesen  die  vorwärts  liegenden  Orte  Nosedo,  Vajano, 
Vigcntino  u.  s.  w.  zur  Vertheidigung  hergerichtet  und  besetzt  hielten.  Er  theilte 
die  Avantgarde  und  rückte  mit  der  einen  Colonne  gegen  Nosedo,  mit  der  andern, 
bei  wclrlier  er  sich  in  Person  befand,  gegen  Vajano,  Hess  die  Hauptcolonne  als 


1591 

Verstärkung  folgen,  Quintosole  in  der  linken  Flanke  besetzen,  die  Verbindung 
rechts  aber  mit  dem  1.  Armeecorps  von  Nosedo  aus  unterhalten.  Bei  der  Annä- 
herung unserer  Truppen  verliessen  die  Piemontesen  Vajano,  welches  Fürst 
Schwarzenberg  sofort  besetzen  Hess.  Da  er  diesen  Punct  sehr  geeignet  fand, 
um  die  stark  verschanzte  Stellung  des  Feindes  in  der  linken  Flanke  anzugreifen, 
wodurch  ein  Angriff  in  der  Front  auf  der  Strasse  von  Pavia  her  vermieden  wurde, 
so  unternahm  er  nach  eigenem  Ermessen  handelnd  und  ohne  Verzug  eine  Bewe- 
gung in  dieser  Richtung  und  liess  die  Erstürmung  Vigent  in o's  mit  3  Compagnien 
Kaiser-Infanterie  vornehmen,  welche  von  2  Compagnien  Jäger  und  2  Geschützen 
unterstützt  wurden.  Der  Sturm  gelang  ungeachtet  des  hartnäckigsten  Wider- 
standes ,  dem  Feinde  wurden  60  Gefangene  abgenommen  und  er  zur  Verlassung 
seiner  Verschanzungen  und  zu  schleunigem  Zurückziehen  seiner  Geschütze  gc- 
nöthigt.  Fürst  Schwarzenberg  folgte  den  Fliehenden  bis  an  die  Mauern  von 
Mailand.  Um  2  Uhr  daselbst  angelangt,  blieb  er  mit  diesem  Theile  der  Brigade, 
dem  ein  Bataillon  aus  Quintosole  nachgerückt  war,  trotz  des  ununterbrochenen 
Geschützfeuers  bis  zur  eintretenden  Nacht  und  bezog  seine  Vorposten.  Gleichzeitig 
detachirte  er  Abtheilungen  in  die  rechte  Flanke  der  Piemontesen  gegen  Nosedo 
und  Casa  Pestrina,  wodurch  der  Marsch  der  dahin  vorrückenden  Truppen  der 
Avantgarde  unter  Oberst  Graf  Per  gen  geschützt  und  die  Erstürmung  von  Casa 
Pestrino  ermöglicht  wurde. 

Eine  weitere  Folge  dieses  raschen  Vordringens  war  übrigens,  dass  eine  bei     \! 
S.  Donate  placirte  feindliche  Batterie,  nachdem  ihr  die  zu  der  Porta  Romana  füh-     [ 
rende  Strasse  im  Rücken  abgeschnitten  worden,  nicht  mehr  abfahren  konnte  und 
dem  1.  Armeecorps  in  die  Hände  fiel. 

Obwohl  der  Fürst,  wie  wir  gesehen,  aus  freiem  Antriebe  schon  wesentlich 
zur  Bezwingung  von  Mailand  beigetragen,  so  wollte  er  den  einmal  errungenen 
Vortheil  nicht  fahren  lassen;  er  überschritt  mit  seiner  Brigade  den  Lambro,  warf 
den  Feind  auf  allen  Puncten  bis  an  die  Wälle  von  Mailand  zurück,  und  verliess, 
nicht  geschreckt  durch  die  ununterbrochenen  Angriffe  und  das  heftigste  Geschütz- 
feuer, die  errungene  Stellung  nicht  nur  nicht  mehr,  sondern  liess  auch,  als  er  durch 
ein  Bataillon  Erzherzog  Ernst-Infanterie  verstärkt  wurde,  die  auf  Gewehrschuss- 
weite entfernte  Häusergruppe  am  äussersten  linken  Flügel  von  der  Porta  Ticinesc 
besetzen.  Das  Schicksal  Mailands  und  des  ganzen  Krieges  war  entschieden;  der 
Fürst  hatte  auch  hier  die  gediegensten  Beweise  der  bei  jeder  Gelegenheit  aner- 
kannten persönlichen  Tapferkeit  und  ausgezeichneten  Thätigkeit  bewiesen  und 
erntete  für  seine  mit  Umsicht  und  vom  grossen  Erfolg  begleitete  That  bei  Vi  gen- 
tin o  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1849  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des 
Maria  Theresicn-Ordens. 

Im  November  1848  zum  Feldmarschall-Licutenant  ernannt,  übernahm  der 
Fürst  die  aus  den  Brigaden  Seh  üttc  und  Lieb  1er  zusammengesetzte  Division  bei 


1592 


dem  driUcnArmeecurp8(Keserve)  der  gegen  Ungarn  operiienden  Armee  und  rückte 
nach  der  Einnahme  von  Prcasburg  und  Raab  am  4.  Jänner  1849  nach  ßia  und 
Concnrrenz  in  die  Stellung  von  Ofen  und  den  folgenden  Tag  nach  Buda-Pesth.  Am 

26.  Februar  ging  die  Colonnc  des  Feldmarschall-Lieutcnants  Grafen  Wrbna  von 
Gyöngyös  gegen  Kiipolnaj  jene  des  Fürsten  von  Arokszällas  gegen  KaiU  vor. 
Um  2  Uhr  sticsscn  dies^e  Truppen  eine  Stunde  Weges  von  K^polna  auf  den  Feind, 
welcher  mit  seinem  hnken  Flügel  vor  Kadi  stand,  den  Wald  zwischen  diesem 
Orte  und  Kompolt  besetzt  hielt  und  seine  Aufstellung  bis  über  die  Ilaoptstrassej 
die  von  Gyüngyoö  nach  K/tpotna  fuhrt,  ausgedehnt  hatte.  Als  die  ersten  Kanonen- 
schüsse bei  der  (Jolonne  des  Fürsten  hörbar  wurden,  schritt  Feldmarschall-Licute- 
nant  Graf  Wrbna  auch  seinerseits  zum  Angriff.  Der  Gegner  zeigte  anfangs  die 
Absicht,  unsere  linke  Flanke  zu  bedrohen,  indem  er  sich  einer  waldigen  Ilähe 
bemächtigte  j  die  er  mit  zwei  Bataillonen  besetzte.  Der  Fürst  erkannte  recht  gut, 
dass  er  mit  seinen  geringen  Streitkräften  nicht  vordringen  könne,  bevor  nicht 
dieser  Wald  gesäubert  worden,  und  beorderte  das  4.  Batmllon  Warasdlner-Kreiizer 
zum  Sturme  desselben.  Bei  schon  einbrechender  Dunkelheit  wurde  dieser  Wald 
mit  dem  Bajonctc  genommen  und  der  Feind  sah  sich  veranlasst  seine  Aufstel- 
lung  zu   verbissen   und   bis  Kompolt   zurückzugehen.    An    dem   entscheidenden 

27.  Februar  hatte  der  Fürst  den  ehrenvollsten  Antheih  Bei  dem  Vorrücken  gegen 
Kompolt  und  Ka^il  fand  er  herwärts  des  letzteren  Ortes  den  Feind  noch  in  ziem- 
licher Stärke  und  sowohl  Kadi  als  die  rückwärts  auf  dem  linken  Ufer  des  Tarna- 
bachcs  befindlichen  Höhen  besetzt.  Dem  Fürsten  musste  vor  Allem  daran  gele- 
gen sein,  den  Feind  vollends  hinter  die  Tarna  zu  w^erfcn.  Er  Hess  die  gesammte 
Artillerie  gegen  des  Feindes  Front  ins  Feuer  bringen  und  zwang  ihn  bald  zum 
Rückzug  auf  KailK  Diesen  Ort  nun  und  die  rückwärts  desselben  gelegenen  Höhen 
vcrthcidigten  die  Insurgenten  mit  grosser  Bravour.  Als  sie  aber  gcnöthigt  waren 
gegen  Kapolna  zu  detachiren,  faaste  der  Fürst  im  wdiren  Augenblicke  den  Ent- 
achluss  in  die  Oftensive  Ulierzugehen  und  beorderte  den  General  von  Dietrich 
zum  Angriffe  auf  Ka«l.  Muthig  warfen  sich  2  Bataillone  Grenzer  im  Sturmschritte 
auf  den  Feind,  heorächtigten  sich  des  Dorfes  und  nahmen  1200  Schritte  jenseits 
von  Kadi  Stellung^  während  zwei  andere  Bataillone  der  Brigade  nebst  den 
Geschützen  die  Hohen  krünten  nnd  den  Besitz  von  Kaal  sicherten.  Des  Feindea 
Rückzug  gegen  Füzes  Abany  wurde  jetzt  ein  ullgcmcinor  und  der  Sieg  an  unsere 
Fahnen  gekettet.  Bei  der  neuen  Einthcihing  der  Armee  für  den  Sommerfeldzug 
in  Ungarn  wurde  Fürst  Seh warzcnberg  Commandant  des  dritten  Armeecorps. 
Allein  f^oine  Gesundheit  war  durch  die  grossen  Anstrengungen  des  Winterfeldzuges 
ao  erschüttort  worden,  dass  er  sich  gcnöthigt  sah,  Heilung  in  den  Bädern  zu  suchen 
und  tiierdurch  auf  einen  seiner  hcissesten  Wünsche  verzichten  zu  müssen. 

Der  Fürst,  welcher  schon  im  ersten  Feldzuge  in  Italien  den  Orden  der  ciser- 
ncn  Krone  zweiter  Classe  erhalten  hatte,  wurde  von  Sr*  Majestät  bei  Gelegenheit 


1593 

der  Reise  in  Galizien,  wo  Seh  warzenborg  das  Comiimndo  der  vierten  Armee  ad 
interiiii  führte,  im  November  1851  mit  der  ersten  Classe  dieses  Ordens  nusgezeitlmct 
In  noucsterZeitward  er  zum  Commandanten  des  dritten  Armeecorps  in  Wien  ernannt. 

Martini  von  Nosedo,  Joseph  Karl  Ignaz  Freiherr,  Feldmarschall- 
Lieutenant,  Kitter  des  Leopold-OrLlens,  Otücicrssohn  und  Zuglins^  der  Gratzcr 
Cadcten-Compagnic,  wurde  zn  Ncu-Gradiska  ara  6.  März  1806  geboren.  Dieses 
alle  italieniseho  Adelsgesehleeht  stand  sehon  seit  dem  seehzehnten  Jahrhunderte  in 
kaiserlichen  Staats-  und  Militärdiensten;  da  jedoch  die  Familienschriften  in  früheren 
Zeiten  in  Verlust  gekommen  waren,  so  wurde  meinem  im  Jahre  1808  als  General- 
Major  verstorbenen  (frossvaicr  Joseph  von  Martini  1804  der  Adelstand  ver- 
liehen. Der  Enkel  strebte  dem  Vorbilde  desselben  in  dem  Berufe,  dem  er  sich 
schon  im  13.  Lebensjahre  gewidmet,  nicht  nur  gleich  zu  werden,  sondern  den 
Ur«)ssvatcr  auch  zu  übertretfen. 

Im  Mai  1821  trat  Martini  als  k.  k.  Cadet  bei  dem  14.  Infanterie-riogimcnte 
In  die  wirkliche  IHenstleistung,  avancirte  im  April  1824  zum  Lieutenant  bei  dem 
bestandenen  zweiten  Szckler  Gronz-Rogimente  und  ward  nach  weiteren  zwanzig, 
durch  längere  Zeit  beim  Gcncral-St^ibo  eifrigst  verwendeten  Dicustjahren,  wo  er 
zur  Landesbeschreibung  und  Militür-Mappirung  zugezogen  wurde,  zum  Major  bei 
dem  38.  Infanterie-Regimente  Haugwitz^  und  im  Juli  1847  zum  Oberst-Lieatc- 
nant  in  diesem  Regimen te  befördert 

Dieser  tapfere  und  entschlossene  Officier  hatte  im  Kriege  in  Italien  bei  vielen 
Gelegenheiten  vorgüglichc  Tapferkeit,  Einsicht  und  Entachloascnheit  an  den  Tag 
gelegt  und  sich  grosse  Verdienste  gesammelt. 

Beim  Ausbruclie  der  Revolution  im  März  1848  befand  sich  das  Regiment  in 
Mantua,  sdnom  zweiten  Haupt- Werbebezirk sorte.  In  dieser  liezeiehnung  liegt  der 
Begriff  der  ganzen  Gefahr,  ti-elehe  der  Erhaltung  der  Festung  damals  gedroht 
hatte.  Ein  Hauptontheil  an  dem  Verdienste  dieser  Erhaltung  gebührt  dem  Oberst* 
Lieutenant  von  Martiirif  der  mit  eben  so  krliftigen  aU  angemessenen  RathschlHgen 
seinen  höheren  Vorgesetzten  zur  Seite  stand  und  durch  rastlose  Wachsamkeit, 
Klugheit  und  Energie  den  drohendsten  Gefahren  einer  Emoute  zu  begegnen  wussto« 

Bei  dem  Gefechte  der  Brigade  Füritt  Fried  rieh  Liechtenstein  mit  den 
Insurgenten  bei  Moq  tebella  am  7,  und  8.  April  befehligte  Martini  den  auf  der 
llauptstrasse  von  Villanuova  vorrUckenden  rechten  t'lUgcL  Mit  Entwickeinng  des 
auKgezeichnet^ten  persönlichen  Mutlies  ¥rus4»to  derselbe  durch  die  umsiehtigsten 
DispoMtionen  alle  von  den  Insurgenten  gelegten  Hindernisse  zu  tiberwinden  und 
Torre  di  Confino,  so  wie  die  Daüo-Briicke  mit  Überraschender  Schnelligkeit  zu 
nehmen.  Letztores  geschah  ohne  höheren  Auftrag,  denn  naeb  Dispo- 
sition des  Brigadiers  war  dan  Gros  der  Brigade  zur  ErntUnnung  dieser  Brücke 
beatimmt,  jedoch  damals  erst  auf  der  U6ho  v^onSorio  angelangt.  Dieses  oot«ebloaiienG 


1594 


und  gliicklicho  Vordringen  des  Oberst-LiGutcnants  von  Martini  war  jedenfalls 
zum  grösseren  Theilc  dio  Ursache  von  der  Fluclit  dos  Feindes  aus  Moiitcbc)IO| 
wo  Oberst-Lieutenant  von  Martini  mit  gänzlicher  Hintansetzung  seiner  persön- 
lichen Sicherheit  an  der  Spitze  von  6  Husaren  zuerst  einrückte,  während  seine 
ganze  Abthellnng  noch  an  der  Dazio-Brücke  postirt  war. 

Am  lö.  Juni  befehligte  er  beim  Angrilfe  auf  Vieenza  in  der  Vorstadt 
Sta.  Lucia  den  recliten  Flügel  der  Brigade  Fürst  Taxis.  Seiner  umsichtigen 
Leitung,  seinem  aiisgezeichnelcu  persönlichen  Mutho,  mit  welchem  er  bei  dem 
heftigsten  feiridlicbcn  Kanonen-  und  Klcingowchrfeuer  die  Abtheilungen  vorführte, 
war  der  schnelle  Erfolg  in  Erstürniuiig  der  Häuser  um  den  Friedhof  und  ihre 
äusserst  schwierige  Erhaltung  beizumessen.  Er  selbst  placirte  das  herbeigeholte 
Geschütz  so  vortheilhaftj  dass  die  feindliche  Batterie  nächst  dem  neuen  Seminarium 
zum  Schweigen  gebracht  und  unter  der  Besatzung  dieser  Schanze  eine  sehr  grosso 
Verheerung  angerichtet  wurde.  An  der  festen  Haltung  dieses  Flügels  scheint  die 
fcindiicbe  Absicht  eines  Ausfalles  gescheitert  zu  sein. 

Wie  gewöhnlich  war  Martini  auch  bei  dem  am  Morgen  des  27.  Juli  bei 
V  0 1 1  a  stattgefnndenen  hartnäckigen  Gefechte  ao  der  Spitze  der  Sturmcolonnen 
auf  den  gcfälirlichsten  Puneten.  Das  Bataillon  Haugwitz  hatte  die  von  Volta 
südlich  gelegene  Hohe  zu  nehmen.  Nachdem  der  Feind  nach  hartnäckiger  Gegen- 
wehr endlich  hinter  den  Kamill  der  Höhe  zuriickge wichen  war^  ritt  er  unter  dem 
stärksten  feindlichen  Plänklerfeuer  zur  ßecognoscirung  auf  denselben  hinauf,  wobei 
sein  Pferd  durch  eine  feindliche  Flintenkugel  am  Halse  verwundet  wurde  und  er 
daselbst  durch  einen  unglücklichen  Sturz  nebst  mehreren  Contusioncn  eine  blutige 
Verletzung  an  beiden  Schienbeinen  erlitt.  Ungeachtet  dessen  verliess  er  keinen 
Augenblick  das  Schlachtfeld^  setzte  sich  dem  grössten  Feuer  aus,  placirte  in  Person 
das  herbeigekommene  Gcschiitz  sehr  vortheilhaft  und  hatte  durch  gelungene  Füh- 
rung und  persönliches  höchst  mutb volles  Benehmen  einen  grossen  Antheil  an  der 
sehr  schwier  igen  Eroberung  und  Erhaltung  dieser  wichtigen  Stellung  und  am 
glücklichen  Ausgange  des  Gefechtes. 

Am  4.  August  befand  sich  das  Bataillon  Graf  H  aug  witz  in  der  Brigade  des 
General -Majors  Fürsten  Edmund  Sc  h  w  a  r  z  e  n  b  e  r  g  auf  dem  von  Chiaravalle 
nach  Mailand  zur  Porta  Romana  tuhrenden  Communalwege.  Bei  den  durch  das 
Bataillon  mit  dem  glücklichsten  Kjfolge  ausgeführten  Stürmen  auf  die  Casinen  vor 
Nosedo  und  auf  Nosedo  selbst  war  Martini  stets  an  der  Spitze  und  ermunterte 
durch  Wort  und  That  zur  Überwindung  der  grössten  Gefahren,  Nach  erfolgter 
Einnahme  von  Nosedo  und  auf  die  dringende  Meldung  eines  auf  einem  erbeuteten 
piemontcsiscben  Bespannungspferde  herbeigeeilten  Feldwebels  vonPriuz  llohenlohc- 
Infanterio  Nr.  17^  dass  man  in  Casa  Gamhaloita  in  Gefahr  schwohcj  alle  durch  die 
Tapferkeit  des  10.  Jäger-Bataillons  und  des  2.  Bataillons  II  oben  lohe  errun- 
genen Vortbeile  und  die  dort  eroberton  Gcsehütze  wegen  des  Vorrückens  über- 


I 


* 


1595 


logoncr  fcmilliclier  Colonnen  zu  verlieren,  nahm  Martini  nline  weiteres  Bedenken 
ticn  Fcuerworker  Fickcrmcnt  mit  einem  Gesehütz,  dann  zwei  Züge  von  Kakcr- 
und  zwei  von  Uaugwitz-Infantene  und  eilte  auf  den  bedrolitcn  Punct.  Dort  ange- 
langt wurde  das  Geschützfeuer  augenblicklich  eröffnet,  von  Martini  noch  enic 
zweite  Kanone  herbeigehoU,  dadureli  das  Vordringen  des  Feindes  gehindert  und 
die  Erhaltung  der  errungenen  Vorthciie  gesichert  Der  Feind  blieb  unterdessen 
nit'hl  miissig.  Casa  Ganihaloita  wurde  aus  Ewei  an  der  Chaussee  von  l'orta 
Roniana  placirten  Geschützen  heftig  beschossen.  Jetzt  fasste  Martini,  nachdem 
die  Verbindung  des  1.  mit  dem  2*  Armeccorps  hergestellt  war  und  seine  Gegen- 
wart In  Casa  Gambaloita  nicht  mehr  nöthig  crsehion,  den  Enlsehlussj  den  Feind 
durch  Bedrohung  seiner  rechten  Flanke  zum  Rückzüge  gegen  die  Stadt  äu  nOth!- 
^Qü.  Er  eilte  also  nach  Nosedo  zurück  und  erbat  sich  vom  Corps-Commandantcn 
FcldmarschaH-Lieutonant  Baron  d'Aspre  acwei  Geschütze  der  Brigade  Gyulay 
unter  dem  Oberfcucrworker  Kuntrath^  die  er  bi§  Ca  Bianca  und  Palcstrina  hart 
an  die  Chaussee  vorführte. 

Der  erste  Erfolg  dieser  eben  so  wohl  überdachten  als  kühnen  Unternehmung 
war,  dass  der  Feind  mit  Zurücklassung  einer  Kanone  bis  hart  unter  die  Mauern 
Mailands  rctirirte,  von  wo  er  auch  nie  mehr  vordringen  sollte.  Drei  volle  Stun- 
den bis  zum  Hereinbrechen  der  Dunkelheit  unterhielt  Martini  mit  seinen  acwci 
Geschützen  unter  dem  heftigsten  Gewitterregen  ein  wohlgenährtes  erfolgreiches 
Feuer,  das  vom  Feinde  mit  gleicher  Heftigkeit  ei^icdert  wurde.  Der  Corps-Com- 
mandant,  welcher  sich  auf  diesen  äusserst  gefährlichen  Punct  vorwagte,  betheilto 
den  Oberfcuci-werker  Kuntrath  unter  dem  stärksten  Geschützfeuer  mit  der  ßil- 
bcrncn  Tapfcrkcits-Mcdaillc.  Die  höchst  zweckmässige  Aufstellung  der  Vortruppo 
auf  dieser  Linie  war  das  Verdienst  des  Obcrst-Lieutonants  von  Martini,  dem  nur 
der  ausdrückliche  höhere  Befehl,  nicht  weiter  vorzurücken,  in  seinen  glücklichen 
Unternehmungen  ein  Ziel  setEtc, 

Martini  wurde  für  diese  besonnene  tapfere  That,  —  Über  welche  Feldraar- 
srhall- Lieutenant  d'Asprc  in  seinem  Berichte  an  den  Feldmarschall  Grafen 
«Uadetzky  unter  Andcrm  sagte:  ^IJnterdcn  Tapferen  nenne  ich  den  Oberst-Lieute- 
nant von  Martini,  unter  dessen  Leitung  daü  Iktaillon  Graf  Haugwitz  wie 
Ilclden  fochten,''  —  im  Capitcl  vom  Jahre  1849  mit  dem  Rittcrkreuzedes  Maria 
Thcrcsicn-Ürdens  ausgezeichnet,  im  Octobcr  1849  zum  Oberston  ausser  der  Tour 
befiirdert  und  unterm  30.  August  1850  in  den  slatalemnisaigcn  Freihcrrnstand  mit 
dem  PrUdicatc  jj,von  Noscdo*'  erhoben. 

Während  des  aswoiten  Krieges  gegen  Piemont  befand  sich  Martini  aUC^ni- 
niandant  bei  dem  L  Infanterie -Rogimcnte  Kaiser,  avaneirte  im  Juni  1850  aeuni 
General-Major  und  in  der  letscteren  Zeit  £un^  Fei dmarHchall -Lieutenant. 

Er  hatte  im  Jahre  1H5I  bei  der  Bescti&ung  von  Schloswig-HolHtcin  eine  Bri- 
gade befehligt. 


r^ 


1596 


RUKAVINA  von  Widovgrad,  Georg  Freiherr^  FclcUcugmeister,  Vice- 
Landcs-Capitäii  der  Kümgreiche  Daliiiatleii,  Croatien  und  Slavonion,  geheim  er 
Rathj  Ritter  des  kaiserlichen  Ordens  der  eisernen  Krone  erster  Ciasso,  des  Leopold- 
Ordens,  Besitzer  der  goldenen  TftpforkeitS'JIednillej  Inhaber  des  61.  Infanterie- 
Regiments^  stammte  ans  einer  uralten  slavischen  Familie ,  welche  schon  zur  Zeit 
dos  selbststäodigen  Königreiches  Bosnien  unter  dem  Namen  Kncz  W I  a  d  o  m  i  r  o  v  i  c 
rühmlich  bekannt  war,  geadelt  wurde,  und  bei  Mostar  am  Narcntafiusse  in  der 
beutigen  Ilerzegowina  ansehnliche  Besitzungen  hatte.  Die  Eroberung  dieses  König- 
reiches  durch  die  fanatischen  Mohammedaner  nöthigte  auch  diese  Familie  nach 
Österreich  zu  übersiedeln,  wo  sie  den  Namen  Riikavina  annahm  und  sich  dem 
WalTendienste  widmete. 

Dominik  Rukavinay  mit  der  Tapferkeits-Medaille  geschmückt  und  nach 
vielen  ausgezeichneten  Dtcnstjahren  als  Obcrlieutenant  des  Likkanor  Grenz- 
Regiments  1800  in  den  österreichischen  Adelstand  mit  dem  Prädicate  ,,von 
Wido  vgrad^  crhobenj  war  der  Vater  unseres  Georg.  Dieser,  zu  Ternovncz 
in  der  Likka  am  21.  März  1777  geboren,  trat  schon  früh  als  Fouricr  in  Militär- 
dienste und  kam  1 793  als  k.  k,  Cadet  in  das  Oguliner  Grenz-Regiment.  Der  eben 
aus  gebrochene  französische  Revolutiona -Krieg  rief  auch  ihn  bald  in  das  Gewühl 
der  Schlachten.  Kr  marschirte  1794  mit  seinem  Regimente  zur  Armee  in  Italien^ 
und  schon  am  16*  Juli  1795  stürmte  der  achtzehnjährige  Cadet  die  Anhöben  von 
San  Giaccomo  im  Genuesischen,  war  immer  der  Erste  in  den  feindlichen  Ver- 
schanzungen und  wurde  auf  dem  Schlacbtfelde  mit  der  goldenen  Tapferkeits- 
Medaille  geschmückt.  Im  November  1795  zum  Fähnrich  befördert,  führte  der 
junge  Ilcld  am  16*  December  1796  zum  Sturme  auf  Caliano  in  Südtirol  die 
GO  Mann  starke  Avantgarde  der  zu  diesem  AngrilFe  bestimmten  Division,  Am 
selben  Tage  Nachmittags  h*itte  die  Division  alle  älteren  Officiere  verloren  ;  der 
junge  Fähnrich  befehligte  nun  den  Angriff  auf  den  gefährlichsten  Linien,  die  er 
trotz  dertJberlegenheit  und  der  hartnäckigsten  Gegenwehr  des  Feindes  durchbricht, 
eine  Kanone  erobert  und  200  Gefangene  macht. 

Als  Oberlieutenant  im  Greth'schen  Freicorps  vertheidigte  Rukavina  am 
6.  Jänner  1801  die  Etschbrücke  bei  Trient  mit  einer  geringen  Truppenzahl  gegen 
die  siegreich  vordringenden  Franzosen  mit  dem  entschlossensten  Muthe,  An  die 
Vcrtherdigung  dieser  Brücke  knüpfte  sich  die  Deckung  des  Rückzuges  des  Armee- 
Corps  unter  dem  General  Stojanovich;  die  heftigsten  feindlichen  Angriffe 
werden  mit  dem  Bajonetc  zurückgewiesen,  und  durch  sechs  Stunden  scheitern 
alle  Anstrengungen  des  Feindes  an  der  Entschlossoiiheit  dieser  wenigen  Ver- 
theidiger.  Der  beabsichtigte  Zweck  w^ird  erreicht  und^  die  im  Rückzuge  begriffene 
Artillerie-Bagage  gerettet. 

An  diesem  Tage  zum  Hauptmann  im  OttochancrRcgimcnte  befördert,  konnte 
er  erst  im  Jakrc  1809  wieder  thätigen  Anthcil  an  den  Kämpfen  nehmen,  und  so 


n 


r  ^^^^^Vr      1597  ^^m^^H^^lP 

sehen  wir  Ihn  bei  Landshut  an  der  Spitze  seiner  Compa^nie  die  Brücke  über  die 
Isar  durch  inelirere  Stunden  unter  sehr  ungiinstjf^en  Umstunden  gegen  dicDningung 
des  Feindes  vcrthoidigen,  und  später  wird  er  vom  General  Normann  namentlich 
gewählt,  um  dieZerstiining  der  Fahrzeuge  auf  dem  Salzachflusse  zu  be^verkstelligon. 
Er  voiirdhrte  seinen  Auftrag  mit  aller  Umsicht,  konnte  aber  nicht  mehr  so  viel 
Zeit  gewinnen,  um  die  im  Rückzüge  begriffene  Armee  auf  der  Ilauptstrasse  zu 
erreichen.  Sein  Entschluss  ist  schnell  gefasst;  er  führt  seine  Compagnie,  vermelirt 
durch  eine  bedeutende  Anzahl  Versprengter  und  einem  600  Mann  starken,  für  das 
Infanterie-Regiment  Essterhäsy  bestimmten  Mannschafts-Transport,  die  er  alle 
unter  sein  Commando  vereiniget,  auf  unbekannten  Wegen  und  durch  das  unweg- 
same Gebirge  der  Armee  glücklich  zu,  und  nimmt  an  der  Schhacht  bei  Aspern 
wieder  thätigen  AnthciL  An  der  Spitze  seiner  Compagnie  diente  er  ihr  zum  eliren- 
vollon  Beispiele;  während  der  Schlacht  wurde  er  schwer  vcrAvundet,  deasen- 
uugeachtet  blieb  er  der  muihige  Führer  seiner  Schaar,  bis  er  vom  Blutverluste 
und  den  Anstrengungen  des  Tages  crschöpftj  die  kämpfenden  Reilien  verlassen 
musD.  Nach  der  Schlacht  wurde  er  zum  Major  befördert- 

Der  Friede  von  Wien  übergab  sein  Vaterland  dem  französischen  Kaiserreiche. 
Mit  blutendem  Herzen  sah  er  es  unter  fremder  Herrschaft  Rukavina  blieb  seinem 
Kaiser  treu,  und  als  1813  der  Wechsel  des  Schicksals  es  ihm  gestattete,  dem 
Drange  seiner  heissesten  Wünsche  zu  folgen,  eilte  er  die  Wiedereinnähme  von 
Oltoehaz  zu  bewirken.  In  der  geliebten  Muttersprache  rodete  er  seine  Landsleute 
an  und  fordorte  sie  auf,  für  ihren  waliron  Landesvater  die  Watfon  gegen  den 
fremden  Herrscher  zu  ergreifen.  Seine  eigene  Überzeugung,  sein  glühendes  Gefühl 
theilt  sich  seiner  Rede  mit,  und  durch  seine  Worte  enfhusiasmirt,  ruft  ihm  die 
begeisterte  Menge  zu:  nBoff  «tW  nascga  ninrogu  (Je/inm'^  (Gott  erhalte  unsern 
alten  Kai^^er).  Und  das  wai  ate  liiflr  gelobten^  erfüllten  sie  bald.  Alle  Watfcn- 
fähigen  des  Bezirkes  eilten  unter  die  neuerhobenen  Fahnen,  und  schon  am  2.  Sep- 
tember 1813  marsehirtc  unter  seinem  Commando  ein  vollkommen  ausgerüstetes 
Rataillon  nach  KarUtadt,  und  von  da  2ur  Armee  nach  Italien.  Am  10.  März  1814 
iichen  wir  dieses  BaLiillon,  durch  s^tarke  Detachirungen  auf  drei  Compagnion 
reducirt,  dem  aus  Mantua  ausgefallenen  Theile  der  französischen  Armee  den 
herzhafresten  Widerstand  leisten.  Weder  die  Kahl  noch  die  Kntjichlossenheit  dos 
Feindes  vermag  den  Helden  und  seine  Scbaar  xu  erschüttern*  Mit  wenigen  Worten 
erinnert  er  die  Seinen  »u  iliren  alten  Ruhm,  und  führt  sie  mit  gefiitltcm  Bajonet 
dem  viermal  stärkeren  Feintlc  entgegen,  wirft  tim,  tödtijt  den  französischen  Obersten 
Vasale,  zweianilere  Oflleiere  und  llK)  Mann,  und  nimmt  50  Mann  gefangen. 
Aber  der  unglückliche  Ausgang  der  Ereignisse  dieser  Tage  liess  selbst  solche 
Tbaten  ohne  Erfolg. 

Der  allgemeine  Frieden  führte  Rukavina  nach  Ottochaz  zurück.  Er  rückte 
im  Jalire  1814  zum  Oberst  Lieutenant  im  Kegimente  vor^  und  hatte  bei  der  zn 


1598 

Skochay  im  der  türkischen  Grenze  1815  sich  gezeigten  Pest  Gelegenheit,  auch  in 
Jen  drangvollen  Augenblicken  des  Friedens  seine  oft  bewiesene  Umsicht  und 
Energie  durch  die  zweckniüssigsten  Anordnungen  neuerdings  kund  zu  geben, 
wofür  ihm  die  Allerhöchste  Zufriedenheit  ausgesprochen  wurde. 

Im  Jahre  1818  zum  Obersten  und  Comoiandanten  des  Oguliner  Grenz- 
Itcginients  ernannt^  hatte  er  das  Gliickj  noch  iin  seihen  Jahre  in  Ognlin  Sr.  Majestät 
dem  Kaiser  Franü  durch  den  damaligen  conimandirenden  Gencr^d  Radevojevie 
vorgestellt  zu  werden.  Die  Worte:  j,Lieber  Ruka  viiia^  Ich  habe  Sie  als' aas- 
gezeichneten Mann  vorsätzlich  zum  Obersten  und  Commandanten  in  Meinem 
tapferen,  aber  seit  einiger  Zeit  etwas  verwahrlosten  Oguliner  Regimen te  ernannt, 
dass  Sie  solches  w^ieder  in  die  Ordnung,  wie  es  früher  bestanden  bat,  bringen  f^  — 
die  bei  dieser  Gelegenheit  der  Monareh  an  ihn  richtete ,  indem  Er  ihm  die  Hand 
auf  die  Schulter  legte,  sind  ein  ehrender  Beweis  der  Anerkennung  seiner  früheren 
Leistungen  und  wurden  von  ihm  als  die  kräftigste  Anfcuerujig  für  seine  künftigen 
Bcnmhungen  betraehtotj  in  deren  Folge  er  1824  in  den  ungarischen  Adelstand, 
und  1S29  zuuj  General -Major  und  Brigadier  in  der  Banal-Grcnze  erhoben  wurde. 

Die  wichtigen  Dienste,  die  er  in  dieser  Eigenschaft  leistete,  fanden  Ihre 
Anerkennung  durch  die  im  Jahre  1834  erfolgte  Ernennung  zum  Vice-Landes- 
Capltän  in  den  Königreichen  Cj'oatien,  Slavonlen  und  Dalmatien. 

Im  Jahre  1835  rief  ihn  wieder  ein  grosseres  Unternehmen  der  raubäüchtigen 
bosnischen  Nachbarn  auf  den  Kampfplatz.  In  der  Gegend  von  Gross- Kl  a  d  as, 
unweit  Zitlin,  hatten  sieh  Anfangs  Juni  hei  12,000  Bosnier  versammelt,  ent- 
schlossen, den  Koronnalluss  zu  übersehreiten  und  unsere  Grenz- Ortschaften  zu 
überfallen.  Unverweilt  eilte  liukavina  au  der  Spitze  von  sieben  Compagmen 
des  Szluincr  Grcnz-Rcgiments  auf  den  bedrohten  Punct  und  sendete  an  den  Obersten 
Trehersb  crg  des  Oguliner  Regiments  den  Befehl^  ihm  schleunigst  juit  dem  unter 
den  Watfcn  stehenden  Bataillon  seines  Regiments  zu  folgen.  Seine  Aufforderung 
an  den  Anführer  dieser  zügellosen  Horden,  ohne  Blutvergicsaen  vom  kaiserlichen 
Gebiete  iibzuzielien  und  friedlich  in  ihre  Heimath  zurückzukehren,  wurde  durch 
einen  Angrilf  und  durch  das  Kriegsgeschiei :  „Nieder  mit  den  Giaurn**  beant- 
wvirtet.  Fünf  Viertelstunden  widersteht,  die  kleine  nmthigc  Schaar  den  ungestümen 
Angriffen  dos  Feindes,  du  erscheint  unerwartet  das  herbeigerufene  Bataillon 
Oguliner,  das  mit  gefälltem  Bajonet  in  des  Feindes  linke  Flanke  eindringt.  Diesen 
kostbaren  Augenblick  hcnÜtzendj  w^erden  auch  die  sieben  Compagnicn  Szluiner 
zum  Bajonet-Angritf  in  der  Front  geführt  und  der  zehnfach  stärkere  Feind  wird  in 
die  Koronna  geworfen.  Er  hatte  in  dieser  kurzen  Zeit  einen  Verlust  von  500  Tod- 
ten  erlitten,  der  übrige  Theil  suchte  seine  Rettung  in  wilder  Fluclit* 

Von  nun  an  war  Rukavina's  Name  gefürchtet  und  Ruhe  und  Ordnung 
blieben  ungestört,  so  lange  er  hier  verweilte.  Se.  Majestät  Kaiser  Ferdinand 
fanden  sich  bewogen,  die  Brust  unseres  Helden  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold- 


1599 


Ordens  xu  zieroii.  Tni  Jahre  1836  wurde  er  Fcldmarsehall-Licutcriant  und  Divl- 
sionär  zu  Pctervvardein,  und  1840  in  Anerkennung  der  besonderen  Verdienste,  die 
er  sich  durch  eine  Reihe  von  47  Jahren  bei  joder  Gelegenheit  erworben ,  in  den 
Freiherrnt^tand  erhoben» 

Gegen  Ende  des  Jahres  1844  wurde  Rukavina  zum  Festungs-Comman- 
dtanten  in  Tcmesv<^r  ernannt.  Als  im  Jahre  1848  der  Aushmcli  der  Revolution  im 
Banato  und  in  ganz  Ungarn  Alles  umzustürzen  drohte  und  die  Insurreetion  auch 
diese  Festung  an  sich  reisseu  wollte,  trat  der  ergraute  Ilcld  im  Momente  dieser 
Gefahr  in  ünerschüttcrh'cher  Ergebenheit  für  seinen  Kaiser  mit  voller  Kraft  auf^ 
Hess  die  trotzende  Population  und  die  Nationalgarden  entwaffnen ,  die  Festung 
nebst  den  Vorstädten  in  Belagei-ungszustand  erklären  und  dieselbe  zur  Vorsicht 
auf  mehrere  Monate  verproviantiren,  womit  die  Besatzung  gesichert  und  ihr  mehr 
Vertrauen  und  Selbstständigkeit  gegeben  wurde.  Vom  April  bis  October  1848 
wurde  die  Festung  durch  Anordnungen  des  ungarischen  Ministeriums,  dem  Ruka- 
vina unterzogen  war,  nach  und  nach  von  den  bedeutendsten  Vertheidlgungs- 
mitteln  enthlt^st.  Die  dahinter  liegende  Pei-fidic  almend,  wagte  er  erliegende 
Vorrällie  zu  läugncn,  die  dann  nacli  dem  Umschwünge  der  Dinge  im  October 
1848  fiir  de»  Kaisers  Recht  erfolgreich  benützt  wurden.  Im  gleichen  Geiste  wussto 
er  die  angcordnoto  Entfernung  dos  pflichttreuen  Infanterie- Regiments  Sivkovich 
und  den  Durchssug  der  ungarisch  -  ministeriell  gesinnten  Ilonvdds  und  National- 
garden nach  dem  serhisclicn  Kriegsschauplätze  mit  augenscheinlicher  Gefahr  bcincs 
hiorwegen  bedrohten  Lebens  zu  hintertreiben,  und  als  das  kaiserliche  Manifest  vom 
3.  October  1848  iltm  s&ukiun,  verweigerte  er  entschieden  die  vom  Revolutions- 
tribunale  bei  Androhung  der  Todesstrafe  abverlangte  Dcclaxation  fUr  die  Sache 
dee  l^msturzea. 

Das  ungarische  Ministerium  gab  ihm  einige  Tage  nach  dem  Erscheinen  dicacs 
Uanifcstcs  mit  einer  drohenden  Note  den  Auftrag,  dn^  Festungs-Commando  an 
den  General  II  ollner  2U  Übergeben  und  seinem  Alter  gemäss»  in  den  Ruhestand  vai 
tretan«  Diese  Auflfbrderung  wurde  mit  der  auwiderruflichon  Antwort  asurück- 
gewiciion:  ^uur  seinem  Kaiser  alloin  in  dieser  Beziehung  Folge  «u 
leisten.*'  Am  selben  Tage  wurde  ihm  durch  einen  Krlasn  au»  dem  Haupt*juar- 
tierc  £U  Sehfinbrunn  vom  Fcldmar^chall  Fürsten  Windiuch  -  Grätat  für  ijcinc 
charaktorvolle  Fertigkeit  zum  Vortheile  den  Monarchen  das  (ftTentlieho  Lob  £u 
erkennen  gegeben,  mit  dem  schmeichelhaften  Zu&atze:  „Sie  haben  sich  damit  den 
Dank  unsere«  Monarchen  und  dos  gosammien  Vaterlandes  in  gleichem  Grade 
erworben.** 

Untüf  den  für  seine  Haltung  schwierigsten  Umständen,  abgeschnitten  von 
Wien  vtio  von  Siebenbürgen,  im  Angesicht  eines  übermtitbigen  zahlreichen  Feindest, 
golang  es  dem  energischen  Rukavina  doch,  seinen  Rayon  auch  auf  das  Hache 
Lind  Att^^tiAdehnen.  In  den  letzten  Tagen  des  Jahres  1Ö48,  als  die  kaiserliche 


KJOU 


Lrmee  durch  ungünstige  VertiKltnisse  in  der  Winterszeit  in  den  Operationen 
gehemmt  war,  wurde  sowohl  Tcmcsvilr  ak  Arad  durch  eine  grosse  Überzahl 
Insurgenten  berennt;  trotz  dieser  ungünstigen  Lage  aber  die  Festung  Arad 
durch  gut  getroffene  Dispositionen  und  kiihn  ausgeführte  Ausfälle  aus  Tomesviir 
zweimal  entsetzt  und  verproviantirt. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  fanden  sieh  bewogen,  Rukavina  für  diese  uner- 
scliütterlicho  Treue  und  ausgezeichnete  Ergebenheit,  verbunden  mit  so  glänzenden 
Erfolgen  y  zum  eommandirenden  General  und  goheimen  Rath  zu  ernennen  und 
über  AntJ'ag  des  Capitels  vom  Jahre  1849  ihm  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresicn- Ordens  zu  verleihen.  i 

Als  zu  Anfang  des  Jahres  1849  die  Verhältnisse  für  den  Platz  bedrohlicher 
wurden,  beeilte  sich  Rukavina  denselben  so  schnell  als  möglich  auf  drei  Monate 
mit  Proviant  zu  versehen  und  mit  8659  Mann,  dai'unter  4494  RccruteUj  als  Besatzung 
zu  sichern.  Schon  am  25.  April  wurde  Temesv/ir  von  einem  starken  Insurgenten- 
corps mit  vielen  Bclagerungs-Gcsehiitzen  unter  dem  bekannten  Parteigänger  Bern 
belagert  und  zur  Übergabe  aufgefordert;  allein  der  heldcomüthige  Commandant 
vcr%varf  sowohl  diese  wie  alle  übrigen  bis  zum  Entsätze  ergangenen  Aufforde- 
rungen mit  seinem  gewöhnlichen  spartanischen  Muthe,  bis  endlich  die  kaiserliche 
Armee  am  9,  August  auf  den  Feldern  von  Temesvdr  jenen  glänzenden  und 
entscheidenden  Sieg  erfocht j  welcher  der  Revolution  den  Todesstreicb  gab  und 
die  bereits  bedrängte  Festung  rettete. 

Am  Abend  nach  der  Schlacht  brannte  der  Feldzeugmeister  Baron  Haynau 
vor  Ungeduld,  seinen  alten  tapferen  Kriegsgellilirten  in  der  Festung  zu  sehen, 
üffncte  sich  an  der  Spitze  einiger  Cavallerie-Abtheilungen  durch  die  Mitte  der 
Feinde  die  Bahn  zu  den  Festungsthoren  und  kündigte  sich  daselbst  als  Befreier 
derselben  an.  Bei  Öffnung  der  Thore  wurde  der  gefeierte  Held  mit  unbeschreib- 
lichem Enthusiasmus  empfangen;  er  jScl  dem  eisernen  Vertheidiger  in  die  Arme 
und  schmückte  ihm  die  Brust  im  Namen  seines  Kaisers  mit  dem  verliehenen 
Maria  Thercsien-Orden.  Später  erhielt  der  greise  Held  den  Orden  der  eisernen 
Krone  1,  Classe  und  wnirdc  zum  Feldzeugmeister  ernannt. 

Diese  lÜTtägige  rühmliche  Vertheidigung  bildet  ein  schönes  Blatt  in  der 
Geschichte  der  Kriege.  Die  Besatzung  hatte  zwar  neun  glänzende  Ausfälle 
gemacht,  ohne  jedoch  dadurch  besondere  Vortheile  über  den  weit  überlegenen 
Feind  zu  erringen ,  auch  hatte  sie  wahrend  dieser  Zeit  nicht  nui'  durch  den 
enthusiastischen  Gegner,  der  sich  ti'otz  der  tapfersten  Vertheidigung  schon  in  der 
dritten  Pajallele  befand  und  übcr20jOÜÜ  schwere  Bomben  in  die  Festung  geschleudert 
und  das  Bombardement  dui^ch  mehrere  Tage  aus  nahe  100  Geschützen  verschie- 
denen Kalibers  fortgesetzt  hatte,  sondern  auch  durch  die  Cholera,  den  Typhus  und 
lindere  Krankheiten  ungewöhnlich  zu  leidea;  2400  Mann  waren  dieser  Epidemie 
erlegen;  andere  2U0ü  lagön  siech  darniedei',  des  Feindes  Kugeln  rafften  an  Todten 


16U1 

und  VorwundetCQ  den  Feldniarschall-Licutenaut  GlKser,  2U  Stabs*-  und  über- 
onicicrc  und  516  Mann  dabin.  Doch  diose  Bei>ebwcrdcn  wurden  nacb  dem  Bei- 
spiele ihres  ergratitön  Contmandaiiten  mit  dem  frobeäteu  Mtithe  and  mit  der  auf- 
opfemdäten  Hingebung  für  ihj*cn  Monarchen  erti^agen.  Gleichsam  als  wäre  unser 
Held  von  der  Vorsehung  noch  auserkoren  ^^ewesen,  diircli  diese  merkwürdige 
Vcrtheidigung  seiner  ausgezeichneten  56jährigen  Dienstleistung  die  Krone  aufzu- 
setzen, endete  er  gerade  an  dem  Monatstage  des  EnUaCzes^  dureli  die  ausgestan- 
denen Strapazen  und  Gefahren  tief  erschüttert  und  angegritlen,  seine  ehrenvolle 
gUnzendc  Laufbahn  nach  einer  nur  ISstiindigeu  Krank Iieit  am  9.  September  1849 
ini  72*  Jaliro  seines  iUters. 


Ramberg,  Georg  Ueinrieh  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Com- 
numdeur  des  kaiserliehen  Leopold -Ordens,  Lihaber  des  L  Infanterie-Regiments, 
zu  Hannover  1786  geboren,  otFenbarte  frühzeitig  den  Drang,  an  den  blutigen 
Kämpfen  Theil  zu  nehmen,  die  damals  ganz  Europa  erschütterten,  Er  trat,  nach- 
dem er  sich  schon  zu  Hause  den  militärischen  Studien  gewidmet,  im  19^  Jahre  in 
königlich  preussische  Dienste.  Zum  Officier  im  reitenden  Jägercorps  befördert, 
machte  er  die  Campagneii  18U6  und  1807  gegen  die  Franzosen  mit,  focht  bei 
Friodland,  Eylau,  Königsberg,  und  erwarb  sich,  dem  General  Scharnhorst 
zugctheilt,  unter  diesem  Meister  jene  militärische  Bildung,  die  ihn  später  bei  jeder 
Gelegenheit  ausgezeichnet.  Als  im  Jahre  1808  der  Tilsiter  Friede  den  Kämpfen 
gegen  Napoleon  ein  Ende  machte,  verliesa  aueh  er  die  preussischen  Dienste  und 
kehrte  in  seine  Heimath  zurück ,  trat  aber  noch  in  demselben  Jahre  als  Cadet  bei 
Schwarzenberg-Uhlanon  in  die  Reihen  unseres  Heeres. 

Im  Jahre  1809  zum  Unterlieutenanl  im  Uegimentc  beiordert  und  bald  darauf 
dem  OeneraN  Quartiermeisterstabe  zugotheUt,  machte  er  im  Hauptquartiere  des 
Erzherzogs  Karl  die  Campague  in  Bayern  mit  und  ward  als  Auszeichnung  für 
seine  Leistungen  in  der  Schlaclit  bei  Regen  sb  urg  zumObcrlicutenant  im  General- 
Stabe  ernannt.  Dem  Armeecorps  dos  Feldzeugmeisters  Prinzen  Hohenzollcrn 
zugetheilt,  focht  er  in  den  Schlacbien  von  Aspern,  Wagram,  Znaim  mit  Aus- 
zeichnung. Bei  Aspera  nanieutlioh,  wo  er  swei  Pferde  unter  dem  Leibe  ^rcrlori 
rettete  ei*  ein  von  franzäsiacbor  Cavallone  geworfenes  Bataillon  Fröhlich  dadurch, 
dass  er  auf  eigene  Verantwortung  Cavallerie  zur  Unterstützung  herbeiholte, 
während  er  bei  Wagram  die  feindliehen  Sturmeolonnen,  welche  die  Höhen  von 
Baumersdorf  bereits  erstiegen,  wieder  Über  den  Ilussbach  warf,  indem  er  ohne 
höheren  BetVshl  4  Schwadronen  Hossen-Homburg-HusarcD,  die,  zum  L  Corps  gehö- 
rig, eben  nach  Maikgraf-Ncusiedel  marschiren  sollten,  ihnen  entgegenwarf.  In  der 
Relation  über  die  ächlac'ht  von  Aspern  tut  sein  Name  rühmlichst  genannt« 

Nach  erfolgtem  WatfeDSttlUtande  arbeitete  Uamberg  mit  an  den  Verschan* 
Zungen  der  Position  von  Aca  bei  Komorn^  nicht  ahnend,  dasa  er  selbe  vierzig 


1602 


Jahre  tipütcr  eiiieoi  anilern  Feinde  gegeimbor  betreten  boUte.  Den  Winter  desselben 
Jahres  finden  Tivir  ihn  beim  Gencral-Commando  zu  Brunn,  dann  von  1810  bis  1812 
bei  der  Landeshesctireibung  in  Ungarn. 

In  der  russischen  Campagne,  erst  im  Hauptquartiere  des  Fürsten  S cfc War- 
zen her  g,  dann  als  Chef  des  General-Stabes  der  Division  Trautenberg:,  nahm 
er  an  den  meisten  iVtlairen  in  diesem  Feldzugo  Theil ;  vor  der  Schlacht  bei  Podu- 
bnie  stellte  er  ohne  höheren  Befehl  im  heftigsten  Kai'tätschenfeuer  die  vom  Feinde 
zerstörte  Brücke  bei  Koziebrod  wieder  her  und  trug  dadurch  wesentlich  zur  Weg- 
nahme dieses  DefiJe's  bei.  In  der  Sclilacht  selbst  war  er  dem  französisclien  Divi- 
sions -  General  Reynier  zugethcilt. 

In  den  blutigen  Schlachten  der  Jahre  ISVd  und  1814  finden  wir  Rarabcrg 
überall ,  wo  der  Kampf  am  heftigsten  wüthete  ,  in  jener  bei  Dresden  als  General- 
stabs-Chef  der  Division  Civalart  und  im  August  1813,  zum  Hauptmann  im  Corps 
betordert,  als  Chef  des  General-Stabes  der  Grenadier- Division  des  Feldmarschall- 
Lieutcnants  Grafen  Weisscnwolf  bei  Leipzig»  Hier  war  es,  wo  er  das  von  feind- 
licher Übermacht  der  geschwächton  Division  Bianehi  abgerungene  Dorf  DüHtz 
mit  den  Grenadier -Bataillonen  Fischer  und  Call,  wie  die  Relation  über  die 
Schlacht  wörtlich  sagt,  „mit  unwiderstclilich  er  Tapferkeit  mit  dem  Bajonete  nahm," 
Sechsmal  wurde  der  Ort  genonimen,  sechsmal  wieder  verloren,  bis  er  endlich  trotz 
aller  Anstrengung  des  Fein  dos  behauptet  wurde.  In  der  Relation  ist  sein  Name 
für  diese  That  „wegen  seiner  ausgezeichneten  Tapferkeit  undTbätigkeit*'  unter  den 
Ausgezeichneten  genannt.  Als  die  Armee  gegen  die  französische  Grenze  vorrückte, 
abermals  ins  Hauptquartier  des  Feldmarschalls  Fürsten  Schwär zonb er g  beru- 
fen, matjhte  er  in  dessen  Suite  die  Schlacht  von  Bricnno  und  andere  Gefechte, 
dann,  derDivisiondos Fürsten  Moritz  Liechtenatei  n  zugetheilt,  die  von  Troyes 
und  Vivay  mit.  In  orsteror  AJFau'e  verlor  er  ein  Pferd  unter  dem  Leibe. 

Während  des  Congrosses  arbeitete  ßamber  g  im  Bureau  des  Generals  Grafen 
Radetzky  und  des  Generals  Baron  L angenau;  beim  Ausbruche  der  Campajgne 
1815  war  er  wieder  Chef  des  General-Stabes  der  Division  Stutterhcim,  mit  der 
er  die  Gefechto  von  Bourglibre  und  den  Marsch  an  die  Loire  mitmachte,  dann  als 
österreichischer  Commissär  dem  englischen  Fei  dmarschall  Herzog  von  Wellington 
zugetheilt  wurde,  in  welcher  Anstellung  er  bis  zum  Aachener  Congresse  1818  blieb. 

Im  Jahre  1819  arbeitete  Rani  borg  im  statistischen  Bui^eau  in  Wien,  im 
Jahi^ö  182U  abermals  bei  der  Landosbeschreibung  in  Ungarn,  und  wurde  im  Jahre 
1821  zum  Major  im  Corps  mit  der  Bestimmung  nach  Mailand  befördert.  Kaum 
hier  angelangt,  brachen  die  Unruhen  in  Piemont  aus,  und  er  nahm  an  den  Gefech- 
ten bei  Novara  und  Borgo-Vercelli  rtls  Generals tabs*Officier  der  Avantgarde  unter 
General  Bretschncidcr  Theil.  Von  da  mit  geheimen  Depeschen  an  den  piemon- 
tesischen  General  Latour  gesendetj  blieb  er  dann  als  österreichischer  Commissär 
bis  zum  Monat  September  beim  damaligen  Vicekömg  Generalüeutenant  Grafen 


16U5 


Itevel    in  Turin,   %vü  er  atich  die  Geschäfte  clor  «stcrrcichiüchen  Gesandtschaft 
versah. 

Als  im  Jahre  1821  die  nchon  unter  Napüleoii  begonüenc  Triaiigulining  in 
den  Savoyer  Alpen  befauTs  der  ßoweisötellung  der  Abplattung  der  Pole  wieder 
aufgenommen  wurde,  war  es  Ramberg,  der  mit  den  Astronomen  Carlinj  und 
Pia  n  a  von  österreichischcp  Seite  durch  zwei  Sommer  diese  schwierige  und  gefahr- 
volle Arbeit  leitete.  Im  Jahre  1823  kehrte  er  nach  Mailand  zurück,  kam  dann 
nach  Wien  und  wurde  1827  als  Director  der  Landesbeschreibung  nach  Sieben- 
bürgen beordert,  wo  er  1831  zum  Oberst-Lieutenant  im  Corps  befördert  und  1833 
in  gleicher  Eigenschaft  nach  Gratz  vorsetzt  wurde. 

Im  November  des  Jahres  1835  verliess  er  das  Corps  als  zweiter  Oberst  des 
25.  Infanterie-Kegirncnts,  Übernahm  dann  das  Commando  des  36.  Infanterie-Regi- 
ments in  Prag,  wurde  1843  General  und  Brigadier  in  Budweil,  1848  Feldmar- 
sehall-Lieutcnant  und  sollte  eine  Division  in  Lemberg  übernehmen. 

Die  erschütternde  Nachricht  von  den  October*  Ereignissen  in  Wien  traf  ihn 
noch  in  Budweis  und  er  erbat  sich  gleich  V(»m  Feldmarscball  Fürsten  Windisch- 
Grätz  die  Erlaubiiiss,  seine  ehemalige  Brigade  über  Linz  gegen  Wien  führen  zu 
dürfen,  wo  er  auch,  durch  einige  Tmppcn  auf  dem  Marsche  verstärkt,  am 
21.  October  am  Kahlenberge  eititmf  und  sogleich  die  Aveuuen  der  Nussdorfer 
Linie  besetzte« 

Am  24.  setzte  er  mit  einem  Theüe  seiner  Truppen  über  den  Donau-Canal  und 
nahm  nach  mchi*stündigera  Gefechte  did  von  den  RcbolIeJi  stark  besetzte  Brigit^ 
tcnau  und  am  25.  und  26.  nach  hartnackigen  Kämpfen  den  ganzen  Augarten  und 
Jen  Nordbahuhof  nebst  den  umliegenden  Iliiusern.  Als  Beweis  seines  Vertrauens 
in  diese  kühnen  und  freiwilligen  Unternehmungen  stellte  der  Feldmarschall  für 
den  allgemeinen  AngritT  auf  die  Leopoldstadt  fünf  Brigaden  unter  sein  Commando, 
mit  welchen  er  den  Sturm  auf  diese  Vorstadt  leitete.  Während  desselben  erhielt 
er  den  Befehl,  sich  in  keinen  zu  orn»ten  Stasscnkampf  einzulassen,  da  zwei  Brigaden 
l*ür  den  eventuellen  Fall  einer  Vorrücküug  der  Magj'aren  zur  Verfügung  bleiben 
musstcu*  Trotz  diesem  Befehle  netzte  Bamberg  den  Stunn  fort,  nahm  nach  acht- 
stUndigon  blutigen  Strassen  kämpfen  die  ganze  Leopoldstadt  bisan  den  Donau-Canal 
und  konnti?  so  noch  in  derselben  Nacht  die  zwei  Brigaden  rechtzeitig  nachScliwechat 
entsenden.  Se*  Majestät  belohnte  ihn  für  dioso  That  mit  dem  Cöinmandcurkreuze 
des  Leopold*Ordcns,  und  da^  Capilcl  vom  Jahre  1850  erkannte  ihm  für  die  erfolg- 
roichc  Thliigkoit  vor  Wien  das  Ritt  er  kreuz  des  Maria  Theresien  -  Ordens  ziL 

AJs  die  Armeo  von  Wien  nach  Ungarn  aufbrach,  befehligte  Ran'iberg  eine 
Division  des  2.  Armeeeorps  und  leitet«  das  Gefecht  am  26*  December  auf  der 
kleinen  Schott.  Wenige  Tage  t*pEler  erhielt  er  das  Commando  Über  das  Obser- 
vationscorps  vor  Komorn,  und  im  Februar  1849  betraute  ihn  der  FeldmarachaU 
mit  zwei  Brigaden  zur  Verfolgung  der  05rgcy*i*chcn  Armee  in  Ober-Üngam,  die 


1604 

er  aucL  über  Kaschau  bis  an  die  Theisd  ausführte^  als  im  Aprü  zu  Vadkcrt  ihn  euK 
Geliirncntzündung  befiel  und  ilm  nötliigtc  die  Armee  zu  verlassen. 

Kaiini  hergestellt,  bat  er,  vom  Drange  nach  Thaten  getrieben,  um  seine  Wie- 
deranstcllung  bei  der  opcrircnden  Armee.  Er  erhielt  unter  dem  Obereomniando 
des  Fcldzcugmcistcrs  Baron  Ilaynau  das  Commando  des  3.  Ai^mcecorps. 

Bei  unserer  allgemeinen  Vorrückung  gegen  die  Theiss  führte  Ramberg  das*^ 
selbe  über  Tlieresiopel  nach  Kis-Kanisa,  erzwang  hier  am  5.  August  im  lief- 
tigsten  Feuer  den  Übergang  über  die  Theiss,  vei-folgte  den  Feind  am  6.  und  8-, 
wobei  er  die  kleineren  Gefechte  von  Bescnyo,  Albrechtsflur^  Csatad  und  Jecza 
licfcrtej  cngagirte  die  Schlacht  bei  Tcmcsv^r,  bildete  während  derselben  mit  der 
russisehen  Division  Panutine  das  Centruni  der  Schlachtlinic  und  drang  bis 
auf  das  Glacis  der  Stadt  vor.  Von  hier  aus  ward  sein  Corps  mit  dem  4*  und  der 
Cavallßrie-Divisioii  zur  Verfolgung  des  Feindes  gegen  Siebenbürgen  verAvendct; 
als  Avantgarde  lieferte  er  bei  Lugos  noch  ein  Gcfcchtj  bis  der  Feind  am  19,  August 
bei  Dcva,  zwischen  den  verfolgenden  Truppen  und  dem  russischen  Corps  des! 
Generals  Lüders  endlich  eingeengt,  die  WaifFen  streckte. 

Nach  beendigtem  Feldzuge  befehligte  Ramberg  das  12.  Corps  in  Sieben*] 
bürgen  und  im  Banat;  als  aber  die  Armee  im  Jahre  1850  in  Böhmen  und  Mähren 
conccntrirt  wurde j  erliiclt  er  das  Commando  über  die  Festung  Theresienstadt,  vio 
er  vier  Jahre  blieb-  Bei  der  erneuerten  Rüstung  der  Armee  1855  für  eine  active 
Verwendung  bestimmt^  erwartete  er  zu  Tcplitz  in  Böhmen  seine  Eintheilung,  als 
der  Tod  ihn  dort  am  2.  September  1855  ereilte  und  vorzeitig  seinem  thatenreichon 
Leben  ein  Ende  machte* 


ZEISBEKG;  Karl  Ritter  von,  Feldmarschall-Lieutenaat,  Commandeur  des' 
kaiserlichen  Leopold-Ordens,  Besitzer  des  Militäi^-Vcrdienstkreuzea  und  der  silber- 
nen Tfipferkeits-Medaille  erster  Classc,  zu  Breslau  1788  geboren ,  Hess  sich  imj 
19.  Lebensjahre  als  Cadet  beim  2.  Uhlanen-Iieghuente  asscntiren  und  ward  1809 
zum  Fähnricli  beim  Infanteriß-Rcgimcntc  Erzherzog  Karl  befördert  Bei  Wagram 
verwundet  j  i|uittirtc  er  im  Juni  1810^  allein  seine  Vorliebe  für  den  Soldatenatand 
bewog  ihn  schon  ein  Jahr  spater  abermals  als  Cadet  und  zwar  beim  7.  Jäger- 
Bataillon  sich  einreihen  zu  lassen.  Bald  darnach  erwarb  ihm  sein  kluges  und 
tapferes  Benehmen  im  Fcldzuge  von  1812  die  silberne  Tapferkeits-Mcdaillc. 

Das  7,  Jäger-Bataillon  befand  sich  nämlich  in  der  Division  des  Fcldmarschaü- 
Liculenantö  Siegonthal  bei  Kow^el  cingcthcilt.  Von  einer  xchufach  iiberlcgeoen 
fcindliclicn  Cavallcrie  augegriffen  (27.  September),  ward  die  Arricregarde  unserer 
Truppen  nach  einem  heftigen  Gefechte  bis  an  den  äussersten  Häuserrand  von 
Kowel  zurückgedrängt.  Der  Feind  strebte  aus  allen  Kräften  die  Brücke  iibor  die 
Turia  vor  der  Arrieregarde  zu  erreichcik  Da  erbot  sich  Cadet  Zeisberg  die 
Häuserreihe  so  lanjje  zu  halten,  bis  sich  der  grössere  Thoü  der  Truppe  gerettet 


1605 


lintfe  und  die  Brücke  in  Flamraon  stände.  Allein  die  Russen  Hessen  sich  ^trotz  des 
Feuers  der  Jäger  nicht  abhalten  auf  die  schon  brennende  Brücke  nachzudrängen, 
und  nun  war  Zeisberg  mit  seinem  kleinen  Häuflein  abgeschnitten  und  sah  sich 
von  Kosacken,  Uhlancn,  Baschkiren  u.  dgL  umringt.  Den  ajigebotenen  Pardon 
schlägt  er  aus  und  stürzt  sich,  dem  Feuer  der  Russen  nunmehr  allein  ausgesetzt, 
muthvoU  in  den  Fluss.  Allein  hier  waren  ihm  schon  Kosacken  vorangeritten; 
geschickt  weicht  er  etlichen  Lanzenstichen  aus,  und  schon  hat  er  das  jenseitige 
Ufer  erreicht,  als  ein  tollkühner  Kosackc  ihn  fasst.  Jetzt  entspinnt  sich  ein  furclil- 
barer  Zweikampf  im  Wasser.  Zeisberg,  am  Kopfe  durch  einen  Lanzenstich 
bereits  verwundet,  versetzt  endlich  dem  Gegner  mit  dem  Kolben  einen  Schlag 
aufs  Haupt y  der  denselben  besinnungslos  ins  Wasser  stürzt  Mit  Herzlichkeit 
empfingen  die  Vorgesetzten  den  jungen  Mann,  der  wenige  W^jchen  später  zum 
Lieutenant  befördert  wurde. 

Im  darauffolgenden  Feldzuge  von  1813  focht  Zeisberg  in  allen  Gefechten, 
in  denen  sein  BataUlon  betheiliget  war,  wurde  bei  einer  Recognoscirung  gegen 
Sächsisch  -  Altenburg  am  Fusse  und  bei  Leipzig  in  der  rechten  Seite  des  Unter- 
leibes verwundet.  Im  Deccmber  1813  zum  Oberlieutenant  im  Batnillon  hefördort, 
nahm  er  im  folgenden  Jahre  an  der  Schlaclit  bei  Troycs  und  allen  Kämpfen  der 
Division  des  Fcldmarschall-Lieutenants  Liechtenstein  Thcil,  wurde  nach  dem 
Feldzuge  von  1815  zum  General -Quartiermeisterstabe  Übersetzt,  und  bei  der 
Mappirung  und  Militär- Landesbeschreibung  verwendet. 

Zeisberg  ward  in  der  Friedcnaepoche  abwechselnd  bei  den  Husaren,  beim 
bestandenen  böhmischen  Grenz -Cordon  und  bei  den  Jägern  verwendet,  und  kam 
im  Februar  1829  wieder  in  den  General-Stab,  wo  er,  im  November  1830  zum 
Major  bofcirdert,  Dircctor  der  Mappirungsarbeitcn  m  Croaticn,  im  Mars  1831 
Chef  des  General  -  Stabes  des  2.  Armeecorps  in  Italien  wurde,  als  Oberst- Lieute- 
nant im  Mai  1837  die  Dircction  der  Generalst«bi^- AbthcUung  in  Ungarn,  im  Jan* 
ncr  ISiO,  zum  Obersten  im  Corps  ernannt,  die  Leitung  der  statistischen  Abtheilung 
do8  Genoral-Quaitiermeisterstabes  zu  Wien  übernahm  und  führte,  bis  er  im  August 
1847  als  General'Major  und  Brigadier  nach  Zara  abging. 

Im  Jahre  1848  begleitete  Zeisberg  den  BanJe  II  a6i<$  als  Chef  des  Gencnd- 
Stabes  auf  den  Zügen  durch  Ungarn  nach  Wien.  Seit  dem  IL  September,  uh  dem 
T&go  wo  das  croatijiche  Armeecorps  die  Offensive  ergriffen,  war  er  bei  allen 
orfoehteten  Siegen  gegenwärtig  and  hatte  zu  deren  Erfolge  durch  cinsichtsvollo 
Dispositionen,  zweckmäsiige  Dircction  der  Angrifiscolonnen,  dio  or  meistcntheils 
pcrB{>nlich  anfiihrtc,  so  wie  durch  sein  Beispiel  glänzender  Tapferkeit  und  Ent- 
schlossenheit wese^itlich  beigetragen.  In  dieser  Epoche  Hillt  mit  der  Bezwingung 
von  Wien  die  glänzendste  Wirksamkeit  des  Generals.  Er  war  es,  der  am  28.  Octo- 
her  die  Ajigriffc  auf  die  St,  Marxcr  Linie,  die  Vorstädte  Erdberg,  Rennweg  und 
Landstrasse  mit  eben  so  viel   T^msicht   leitete  nU   mit   persönlicher  Tapferkeit 


1606 


irchführtc;  die  St.  Marxer  Lmio  hatte  er  mit  50  Froiwilligcn  des  5.  Jäger-Batail 
lons^  12  Sercssaneni ,  eiöcr  Abtliclhing  Pionniere,  dann  einigen  Conipagnicn  vom 
3.  Bataillon  Oguliner  und  dem  Grenadior-Bataillon  Ferrari  in  wenigen  Miauten, 
dem  heftigsten  ICleingewehrfeuer  ausgesetzt,  erstürmt,  dann  längs  dem  Wiener 
Canal  die  Umfassung  der  Gärten  durchbrechen  lassen,  war  den  Vertheidigern 
der  Barricaden  in  den  Rücken  gefallen  und  erleiehterte  den  Angritfscolon nen  auf 
dem  Rcnnwege  die  Vorrückung;  —  er  war  es  ferner,  der  die  Offensive  gegen  die 
Ungarn  an  der  S  ch  wechat  am  30.  October  crgrilf,  als  die  angeordnete  und  erwar- 
tete Umgehung  des  feindlichen  linken  Flügels  durch  unsere  Cavallerie  nicht  erfolgte; 
er  endlich,  der  die  Geschütze  der  Feinde  durch  die  glückliche  Position  der  eigenen 
«um  Schweigen  brachte,  um  dann  mit  dem  Kürassier-RegimenteWallmoden  und 
zwei  Bataillonen  Kh  evenhüller  die  Gegner  in  die  Flucht  zu  treiben. 

General-Major  Zeisberg  blieb  auch  im  folgenden  Feldzuge  Chef  des  General- 
Stabes  ;  seine  Kccognoscirung  bei  Altenburg,  wo  er  trotz  des  heftigsten  feindlichen 
Feuers  seine  Zwecke  erreichte,  das  Gefecht  bei  Moor  am  30.  December  und  die 
Operationen  vor  Ofen  in  den  ersten  Tagen  des  Jänner  1849  Hessen  ihn  die  ehren- 
volle Anerkennung  in  dem  officielleii  Berichte  verdienen. 

In  der  Folge  übernahm  er  eine  Brigade  beim  Reservecorps  des  Feldzeug- 
meisters Grafen  Nugent,  ward  im  Juli  1849  zum  Feldmarschall  *  Lieutenant 
befördert  und  erhielt  als  würdigen  Lohn  seiner  ausgezeichneten  Tapferkeit  vor 
Wien  auf  a^iitrag  des  Ordens-Capitcls  vom  Jahre  1 849  das  R  i  1 1  e  r  k  r  e  u  z  des  Maria 
Thercsien- Ordens,  nachdem  er  schon  früher  mit  dem  Commandeurfcreuzc  des^j 
Leopold- Ordens  ausgezeichnet  worden  war.  ^H 

Bei  der  Reorganisirung  der  Armee  im  November  1849  bekam  Fcldmarschall- 
Lieutenant  Zeisberg  den  Refehl  einer  Division  des  12.  Armeecorps  in  Siebeni 
bürgen,  ^Tirde  später  Di  visionär  in  Wien  und  trat  im  Jänner  1852  in  den  Ruhestand. 

Neben  Feldzougmeister  Baron  Kuka  vi  na  ist  Zeisberg  derEinzigc  gewesen, 
der  mit  der  Tapferkeits-Medaille  und  dem  Therosien  *  Orden  geschmückt,  die  hoho 
Stufe  eines  Generals  erlaugte,  der  aber  dem  Helden  von  Temesvilr  in  der  Beziehung 
vorangeht^  dass  er  bei  ]>ersönlichcr  Tapferkeit  auch  Intelligenz  verband  und  einige 
Zeit  liindureh  Chef  dos  General-Stabes  euies  selbststandigen  Armeecorps  war 


- 


HAETLIEB  von  W  al  1  th  0  r,  Karl  Freiherr^  Feldzeugmeister,  Ritter  des 
Ordens  der  eisernen  Krone  2.  Classe,  Inhaber  des  45.  Infanterie- Regiments,  Sohn 
des  im  Jahi^e  1832  verstorbenen  Majors  Vincenz  Ritter  von  Hartlieb ^  wurde 
zu  Gassdorf  in  Böhmen  1786  geboren.  Einem  uralten  deutschenj  im  Jahre  1635 
geadelten  und  1723  in  den  erbliindischen  Ritterstand  erhobenen  Geschlechte  ent- 
sprossen, ward  ihm  die  Ausbildung  in  der  Neustädter  Akademie  zu  Theil,  aus 
welcher  er  am  1.  Jänner  1804  als  Fähnrich  in  das  17,  Infanterie-Regiment  Reu  a s- 
P  lauen  eingef heilt  wnrdc* 


1007 

Dieacrawsp^CÄeichnetcKricgcr  diente  dem  Staate  45  Jafire,  darunter  im  General- 
Stube  beinahe  drcissig  derselben*  Dem  FeldEiige  1805  wohnte  er  als  Lientennnt  im 
Pioanicrcorps  bei,  ward  dann  im  Kriegsarchiv  besehäftigt  und  1808  dem  dama- 
li'^cn  Kronprinzen  als  Lehrer  in  der  Situations  *  Zeichnung  beigegeben*  Zum 
OberHeutenant  im  General-Stabe  befördert,  wardH  artlieb  während  des  Feldzuges 
1809  theils  im  Haupti^uartiere,  theilss  bei  der  Truppe,  dann  bei  der  Recognoscirung 
der  Position  an  der  Mareh  und  Waag,  der  Pässe  aus  Mahren  nach  Ungarn  und 
!»ej  dem  Bau  des  Brückenkopfes  von  Pre^sburg  verwendet,  im  August  zum 
Hauptmann  vorgerückt,  hatte  er  im  September  die  Stellung  von  Stuhlwciagcnburg 
aufgenommen.  In  den  folgenden  Friedensjahren  wurde  H artlieb  bei  der  Copi- 
rung  der  abgetretenen  Ländertheile,  dann  in  dem  Bureau  der  Militär -Landes- 
beschreibung unter  General  Stutterbeim  beschäftigt,  wo  er  bis  zum  Ausbruche 
des  Krieges  gegen  Russland  im  Jahre  1812  blieb.  Während  dieses  Feldzuges 
diente  Hauptmann  FI  a  r  1 1  i  e  b  anfangs  in  der  leichten  Brigade  Wre  d  e,  später  hei 
der  Division  Baron  Frimont  und  endlich  bei  der  Division  Baron  Bianchi, 
wurde  während  des  Waffenstillstandes  im  Hauptquartier  bei  Anfertigung  der 
t )pcrationskarto  benützt,  und  kam  bei  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  zu  der 
Division  Mesko,  dann  zu  jener  des  Fcldmarschall  -Lieutenant»  Aloys  Liech- 
tisnatein  und  endlich  in  das  Hauptquartier.  Der  Letztere  lobt  in  seiner  Relation 
über  die  Kriegscreignisao  vom  22.  bis  26.  August  1813  bei  Dresden  und  Kulm, 
dann  tQtn  17.  und  18.  September  hei  Arbesau  und  Kinitz  unter  anderm  auch  das 
ftQggescjchnete  Benehmen  des  Hauptmanna  Ilartl  icb.  Im  Jänner  1814  in  die 
Schweiz  beordert,  um  das  Belagerungsgesehuiz  gegen  Besan^on  su  dirigireu, 
führte  er  nach  der  EÜnnakme  von  Paris  als  Cominisaär  der  alUirten  Mächte  die 
aus  800  Mann  bestandene  alte  Garde  Napoleon's  unter  dem  General  Cam- 
bronne nach  der  In^^el  Elba.  An  das  Hollager  nach  London  zurückgekehrt^ 
wurde  H  ar  tl  i  0  b  mit  einer  diplomatischen  Sendung  an  die  Herzoginn  von  Oldenburg, 
Schwester  dos  Kaisern  Alexander^  welche  damals  in  Karlsbad  war^  betraut. 
Nachdem  er  sich  dieses  Auftrages  entledigt  hatto^  ward  er  wieder  bei  dem  Ordnen 
der  Acten  und  Zeichnungen  der  Operations-  und  Schlachtenplärio  unter  Oberst 
FaHon  und  Anfang  1815  im  Prtisidialbureau  unter  General  Baron  Lan  genau 
angestellt,  von  wo  aus  er  sweimal  mit  Aufträgen  nach  Genf  eilte,  später  im  grossen 
Haupt4|uartiere  mehrmals  zu  Strassen  «Kecognoscirungen  verwendet  und  mit  der 
Sohlagung  der  Schiffbrücke  bd  Fort  St-  Louiü  beauftragt  wurde,  endlich,  im  Juli 
zum  Major  befördert,  das  verschannte  Lag«r  bei  Pari»  aufnehmen  masste* 

Diese  erfolgreichen  Varwondtingen  waren  für  llartlie  b  in  den  langen  Frie- 
densjahren, wo  er  nach  und  nach  bis  sum  Obersten  im  Corps  (Juli  1832)  avancirtei 
ein  Sporn  au  gleicher  Thätigkeit,  und  wir  finden  ihn  theils  in  der  Zeichnangs- 
kanzlei^  tiieila  bei  derTriangulirung  und  Mappirung,  endlicli  mit  der  Ausarbeitung 
eines  neuen  Reglements  für  die  Jägertrupp«  besehäftigt* 


1G08 


Im  Mai  1838  General-Mnjor  geworden,  erliielt  er  das  RnVade-Commando  zu 
Karlstadt  und  avancirte  im  April  1846  zum  Fcldniarsehall-LieiiteJinnt  und  Truppen- 
Di  visionär,  wobei  ilim  das  Conimando  dos  gegen  die  Türkei  aufgestellten  Grenz- 
Cordons  übenvieaen  wurde. 

In  dem  entscheidenden  Momente  des  Monats  September  1848  erwies  sieb 
üartlieb  als  Mann  von  fester  Entschlossenheit  nnd  nützte  durch  sein,  als  ältester 
General  dos  croatisch-slavonisehen  Gencralates  gegebenes  Beispiel  der  guten 
Sache  wesentlich  und  erfolgreich.  Er  übernahm  den  Befehl  über  eine  Division, 
überschritt  mit  dem  Ban  von  Croatien  die  Drau  und  ti^af  am  9.  Oetober  auf  dem 
Laaerbergo  vor  Wien  ein. 

Am  28.  Oetober   wurde   nach   der  Disposition  des  Feldmarschalls  Fürsten 
Windisch -Grätz  der  Angriff  auf  die  Linien  Wiens  um  10  Uhr  bestimmt  und 
gegen  alle  Linlentliore   das  Kanonenfeuer   eröffnet;    doch  waren  die  St.  Marxer 
Linie  und  die  Vorstadt  Leopoldstadt  zum  eigentlichen  Angriffsobjecte  ausersehen, 
und  hier  um  II  LThr  Vormittags  der  Kampf  aufgenommen  worden.  Nach  einer 
nachdrücklichen  Beschiessung  aus  vier  Achtzelinpfundcrn,  welche  Oberst  Hell  er 
des  General -Quartiermeisterstabes  aus  eigenem  Antriebe  für  diesen  Fall   ausge- 
rüstet hatte,  wurde  die  sehr  starke  Barricade  an  der  St.  Marxer  und  der  kleinen 
Linie  von  der  Division  Hartlieb  genommen  und  die  Rennweg-Caserne  besetzt. 
Noch  war  aber  die  lange  ITauptstrasse  der  Vorstadt  Landstrasse  durch  mehrere 
Barricaden  gesperrt^  die  eine  nach  der  andern  bezwungen  werden  mussten.   Der 
tapfere  General  drang  an  der  Spitze  seiner  Sturracolonnen  vor  und  leitete  alle 
Bewegungen  persönlich.  Auf  dem  Augustinerplatzo  gericth  die  Colonne  durch  der 
Insurgenten  mörderisches  Feuer  aus  Häusern,  Dachfenstern  und  hinter  den  offenen 
Ilausthürcn  ins  Schwanken  und  suchte  in  den  Häusern  Scliutz.  Da  war  es  nun, 
wo  Feldmarschall-Lieutenant   Hart  lieb   im   entscheidenden   Momente,   welcher 
den  Verlust  des  schon  eroberten  Thcilos  dieser  Vorstadt  und  den  endlichen  Rück- 
zug zur  Folge  haben  konnte,  durch  sein  Verharren  mitten  auf  der  Strasse  und 
durch  aufmunterndes  Zurufen  den  Muth  der  Truppen  neu  zu  beleben  verstand. 
Nachdem  er  durch  vorgezogene  zwei  12pründige  und  eine  lOpfündige  Haubitze 
mit  Kartätschensalvcn  Luft  gemacht  und  einen  Tambour  hervorgeholt  hatte,  der 
den  Sturmstreieh  schlagen  musste^  brachte  er  durch  dieses  todesmuthige  ritterliche 
Benehmen   und   durch   die  Einwirkung  seiner  Persönlichkeit   die  Sturmcolonne 
wieder  in  Bewegung,  erstieg  mit  derselben  alle  Barricaden,  und  rückte,  die  Insur- 
genten vorsieh  hertreibend,  im  Sturmschritte  bis  an  das  Invalidcnhaus   vor,    wo 
die  Spitze   der  Colonne  bereits  um  3  Uhr  Nachmittags    eintraf.  Das  glänzende 
Resultat  dieses  Tages  war,  dass  Hartlieh  nach  einem  vierstündigen  Kampfe  das 
InvalidenhauSj  das  grosse  neue  Mauthgehäude,  das  Münzamt,  das  Thierspital,  das 
Bcfvedere  und   den   Schwarzcnhcrg^schen   Sommerpalast  besetzen   konnte,   und 
dadurch  die  Einnahme  der  Hauptstadt  anbahnte. 


1609 

Uni  der  Besetzuno'  <lcr  Vorstiidte  eine  grössere  Ansdelinnnp  zu  geben,  erliicli 
Fcldmarttehall'Lieutenant  II  artlieb  liefeLI,  am  31.  Octobcr  vuii  tlcni  Scliwar«en- 
berf^'schcn  Palais  und  dem  Bolvedere  aus  in  der  Richtung  gegen  die  W  ieden  und  wo 
moglicfa  bis  zu  den  Übergangen  des  Wienflusses  %^orzud ringen.  Drei  Bataillone  der 
Brigade  J  ablonowski  sollten  zur  Untcrsfützungdieser  Vorrückung  vei-wendet  wer- 
*len,  In  Vcrlundung  mit  der  Brigade  Sa  n  ehe  z^  welche  bei  dcrBelvcderc*,  Favoriten- 
und  Matzleinsdorfcr  Linie  eindringen  und  zur  vollständigen  Unterwerfung  dieser  Vor- 
städte mitwirken  sollte.  HartI  icb  bestimmte  hierzu  die  Brigade  Karger  mit  dem 
4.  Bataillon  Likkaner,  die  ohneAnstand  dem  erhaltenen  Befehle  Genüge  leistete. 
Um  indess  die  Sache  zur  Entscheidung  zu  bringen,  beschlass  der  entschlossene 
Pcldmarschall-Lieutenant  Ilartl  leb  aus  freiem  Antriebe  bis  zu  den  kaiserlichen 
Slallungen  vorzudringem  Dieser  Entschiuss  wurde  rasch  zur  That  und  er  nahm 
sofort  Stellung  Im  Angesichte  der  kaiserlichen  Burg  und  placirte  seine  12  Geschütze 
in  dem  weiten  Halbkreise  gegen  die  Stadt,  um  nöthigenfalls  zum  Angriffe  schreiten 
zu  künuen.  Obsehon  diese  gewagte  Aufstellung  nur  durch  das  3,  Bataillon  Otto- 
e  haner  und  das  4,  Bataillon  Ogulincr gesichert  worden  konnte,  da  die  erwartete 
UnterätÜtzung  erst  nach  zwei  Stunden  ankam,  so  war  der  moralische  Eindruck 
nichts  desto  weniger  ein  nandtafter.  Der  Mutli  der  Empörer,  die  sich  gleichsam  im 
Klicken  genommen,  von  der  Flucht  gegen  die  Burg  abgeschnitten  sahen,  so  wie 
ihre  Kraft  zum  Widcrstando  war  gehr neben,  der  ganze  Theil  der  Vorstädte  vom 
lielvedcre  bis  zum  Spitlelberg  tlndurch  unterworfen  und  die  Einnahme  der  inneren 
Stadt  vorbereitet,  die  denn  auch  noch  am  selben  Tage  erfolgte. 

Bei  der  Vorrückung  nach  Ungarn  behielt  Hartlicb  »eine  Division  im 
Armoecorps  de*»  Banus  und  nalim  rühmlichen  Anthenl  an  allen  bis  zur  Einnahme 
%'on  Pesth-Ofen  vorgefallenen  Gefechten;  liierauf  ward  er  zum  MilitUr-Comman- 
dantcn  in  Laihach  ernannt,  später  aber  auf  acin  Ansuchen  in  den  wohlverdienten 
Uuhestaiid  versotat,  wobei  ihm  Sein©  Majestüt  im  Augtjst  1849  den  Feldzcug- 
meislara- Charakter  zu  verleihen  geruhten. 

Die  grossen  Verdieniite,  welche  sich  11  artlieb  vor  Wien  erworben,  wurden 
über  Antrag  des  Ordens-Capitelü  vom  Jahre  1849  mit  dem  Ritterkreuze  des 
Maria  Theresien-Ordens  gewürdigt;  auch  ward  er  unterm  26.  Octobcr  1850  in  den 
Htatuieojnissigün  Freiherrnstand  mit  dem  Prlidicato  %*on  j^Wallthor^  erhobem 


CSOKICH  von  Monte  Creto,  Anton  Freiherr,  Foldniarschall-Lioutenant  und 
geheimer  Uath,  CoDimandeur  des  kaiserlichen  Leopold- Ordens,  Besitzer  des  Militär- 
Verdienstkreuzes,  Inhaber  dos  15.  Ixi£anterie-ltegiment!$|  Neffe  und  Adoptiv^iohn 
des  Fcldmarwjhall -Lieutenant«  und  Maria  ThereÄien-Ordena-Rittcr»  Franz  Frei- 
herrn von  Citorich  (a.  d.),  ist  zu  Maehichnü  in  Croatien  1795  geboren. 

Das  denkwürdige  Jdir  1809  rief  den  jungen  Caorieh  unter  die  Waffen, 
AU  Cadct  des  Ottochaner  Regiments  wohnte  er  diesem^  aU  OlTicier  <len  Feldzügen 


1610 


1813  bia  1815  bei  und  war  längere  Zeit  Adjutant  des  Fcldzoogmcisters  Fürsten 
A 1  o y  s  L i  G  c  h  t  e  n  s  t  e  i  n.  Im  Jalire  1 833  zum  Major  bei  Palonibini  *  Infanterie 
ernaant,  wurde  er  gleiebzeltig  MUitiir-Ileferent  beim  G  en  oral -C  omni  an  do  in  Btih" 
men  und  übernabui  1836  als  Oberst  das  Commando  des  42,  Infanterie 'Regiments, 
welches  er  sechs  Jahre  führte.  Als  Gcncral-Major  befehligte  C  so  r  i  c  h  eine  Brigade 
in  Italien,  kam  dann  nach  Wien,  emilieh  als  Brigadier  und  Festungs-  Commandant 
nach  Salzburg  und  bei  seiner  Ernennung  zum  FeldmarschaU-Lieutenant  im  April 
1848  als  Divisionär  in  die  kaiserliche  Residenzstadt. 

An  dem  vörhängnissvoUen  6,  Octobcr  jenes  Jahres  zn  Wien ,  als  die  Lag^e 
der  Dinge  am  Tabor  höchst  kritiaeh  sieh  gestaltete,  wurde  Csorich  beauftragt,  in 
der  Leopoldstadt  die  Truppen  zu  sammeln  und  diese  Vorstadt  um  jeden  Preis  zu 
behaupten.  An  der  Neubrlieke  angelangt,  ti^af  er  die  im  Rückzuge  begriflenen 
Colonnen ,  stellte  die  Ordnung  her  und  rückte  bis  zum  Augarten  und  die  Strasse 
aufwärts  bis  an  den  Kreuzweg  der  Taborstrasae  vor.  Hier  wurden  die  Truppen 
mit  Flintenschüssen  aus  den  Häusern  empfangen,  was  sie  plötzlich  stutzen  und 
weichen  machte.  Auch  das  Pferd  des  Feldmarschall -Lieutenants  Csorich  wurde 
verwundet;  dennoch  brachte  er  durch  sein  Beispiel  und  eine  kräftige  Ansprache  die 
Soldaten  gleich  wieder  zum  Stehen,  indem  er  mit  eigener  Hand  einige  Tambours 
festhielt  und  Stuvmstreich  schlagen  Hess*  Sofort  wurden  die  verdächtigen  Häuser 
crstürmtund  besetzt  nnd  unaufhaltsam  durch  die  Jägerzeile  bis  an  die  Kaffeehäuser 
bei  der  Ferdinandsbrücke  vorgerückt.  Eben  war  Csorich  im  Begriftb ,  die  Pas- 
sage über  dieselbe  zu  forciren,  als  er  den  Befehl  erhielt,  alle  Feindseligkeiten  ein- 
zustellen und  mit  seinen  Truppen  auf  das  Glacis  zu  rücken. 

Bei  dem  zu  Ende  October  unternommenen  Angriffe  auf  Wien  oporirte  Cso- 
rich mit  seiner  Division  am  28.  gegen  die  Matzleinsdoifer  Linie  und  den  Wien- 
Gloggnitzer  Bahnhof. 

Am  31.  sollten  die  noch  nicht  besetzten  Stadttheile  bezwungen  werden,  Feld- 
marschall'Lieutenant  Csorich  crliielt  den  Auftrag,  mit  3  Brigaden  den  Rayon  bis 
an  die  Wien  zu  nehmen  und  zu  cntwalTnen,  Die  Brigade  Fürst  Jablonowski, 
bei  wclclier  sich  Csorich  befand,  bildete  die  Hauptcolonne  und  war  mit  3  Batail- 
lonen, einer  zwölfpfündigen  und  einer  Raketen-Batterie  längs  der  Wiedner  Haupt- 
Strasse,  die  Brigade  Sanchez  längs  der  Favoritenstrasse  bis  an  das  Glacis  vdrge- 
lückt;  die  Brigade  Fürst  Colloredo  endlich  Hess  Csorich  durch  die  Hunds- 
thurmer  Linie  in  Staffeln  a!s  Reserve  marschircu,  um  gleichzeitig  im  Rücken  der 
beiden  ersteren  die  Entwaflnungder  Vorstädte  vornehmen  zu  können.  Inzwischen  war 
Feldmarschall-Lieutenant  Hart  lieb  mit  2  Grenz-Bataillonen  längs  dem  Glacis  bis 
an  (He  kaiserlichen  Hofstaüungen  vorgerückt  und  hatte  dem  Burgthor e  gegenüber 
Stellung  genommen*  FeUlmarschall -Lieutenant  Csorich  Hess  nun  einen  Theil  der 
Brigade  Jablonowski  gegen  den  Getreidemarkt  dcbouchiren,  um  sich  mit  den- 
selben  in  Verbindung  zu  setzen  und  von  Seite  der  Stadt^  in  welcher  Richtung  sich 


4 


1611 


die  MoMIparden  und  ProletÄrier,  welche  seit  dem  30*  die  Waffen  wieder  ergriffen, 
zurückgezogen  hatten,  gesichert  zu  sein.  Die  Batterien  wurden  auf  dem  Glaci.s 
Uings  den  Fahrstrassen  und  an  der  Wiedner  Ilauptstrasse  aufgefahren  und  nnit  dem 
andern  Theile  dieser  Brigade  die  von  der  Wiedner  Ilauptslrasse  südlich  gelegenen 
AusgKnge'der  Vorstadt  beiderseits  des  Wienflusses  besetet,  wührend  die  Brigade 
Sanehes  an  die  nördlich  von  der  Hauptstrasse  beHndlichen  Zugänge  und  bis  an 
das  Glaeis  vor  dem  OobJiude  der  Polytechnik  vorrückte.  Ungctahr  um  3  Uhr 
Nachmittags  waren  die  Vorstädte  an  der  Wien  besetzt  und  Ceorich  stand  mit 
seinem  ersten  Treffen  am  Glaeis*  Naeb  der  vom  Feldmarschall  Fürsten  Windisch- 
G ritt 2  mündJieh  crtheilten  Instruction  wäre  eine  Besetzung  der  kaiserlichen  Burg 
an  diesem  Tage  zwar  erwünscht  gewesen,  sollte  jedoch  nur  in  dem  Falle  einer 
freiwilligen  Öffnung  der  Thore  geaohehen«  C  so  rieh  beabsichtigte  auch  einen 
Pai'lamentär  durch  das  Burgthor  abzusenden,  welches  den  kaiserlichen  Trup- 
pen von  der  Nationalgarde  geöffnet  werden  sollte;  allein  die  Pix»letarier  hatten 
hier  die  Oberhand  und  wie  man  eben  zw^ei  in  dieser  Absieht  abgefertigte  Par- 
lamentäre entgegennehmen  wollte,  fielen  von  der  Höhe  des  Burgthorcs  mehrere 
Muaketen-  und  gleich  darauf  von  den  Basteien  zunächst  des  Burg-  und  KUrnthner- 
Thores  Kanonenschüsse  gegen  die  Aufstellung  der  kaiserlichen  Truppen.  Der  erste 
Kartätschenseh  iiss  %'erwandet6  das  I*ferd  des  Artillerie- Hauptmanns  Van  den  esao, 
welcher  an  der  Seite  des  Feldmargchall-LJcutcnants  Csorich  ritt,  wodurch  er  vom 
Pferde  stürzte  und  dieses,  seines  Reiters  ledig,  umherlief  und  zu  dem  mit  Blitzes- 
schnelle verbreiteten  Gerüchte  Anlass  gab,  ein  Genoral  sei  erschossen  worden, 
worauf  das  Feuer  von  unseren  Batterien  ohne  Befehl  auf  das  Lebhafteste  orwiedert 
wurde.  Bald  nach  den  ersten  Schüssen  sah  man  bei  dem  Dache  der  kaiserlichen 
IloflubHolhek  eine  starke  Flamme  borausschlagen,  welche  gegen  die  Augustiner- 
Kirche  mäclitig  um  sich  griff.  Feldmarschall-Lieutcnaut  Freiherr  vou  Csorich 
Hess  nun  zwei  zwÖlfpfUndige  Geschütze  an  dem  Kreuzwege  vor  dem  Burg- 
thore  auffahren,  um  dasselbe  einzusehiessen  und  die  Vcrbarricadirung  von  innen 
zu  verhindern. 

Kurz  darauf  %vurde  jedoch  die  Besehiessung  vom  Fcldmarsehall-Lieutenanl 
Ilartl  ieb  behufs  einer  abennaligen  l*arlamenlirung  eingestellt,  welche  aber 
nicht  zu  Stande  kam,  weil  die  Übelgesinnten  noch  immer  die  Oberhand  hatten, 
auch  die  Kanonade  vom  Kärnthner  -  Thore  gegen  die  kaiserlichen  Truppen  gar 
nicht  aufhCirtc.  Csorich  Hess  nun  das  Feuer  der  Batterie  vor  dem  Burgthore 
wieder  aufnehmen,  und  in  der  festen  Überzeugung,  dass  hier  auf  eine  gut- 
willige Übergabe  nicht  zu  rechnen  nei,  nach  dem  Vorschlage  des  Hauptmanns 
Anten  Kalik  vom  General  -  Quartiermeisterstiibe,  von  dem  Landwehr- Bataillon 
Kaiser  eine  Sturmcolonne  formircn  und  diese  schleunigst  an  das  Burgthor  vor- 
dringen, um  hierdurch  leichter  auch  mit  den  gutgesinnten  Nationalgarden  eine 
Verbindung  anzubahnen. 


1612 

Von  der  Notlawendigkeit  einer  raseben  Einnalimc  der  Burg  durclidrungen^ 
nahm  Csorichj  obwolil  der  Jüngere  im  RangCj  die  Vcrantwortllclikeit  rlerselbcn 
auf  sich;  ungeachtet  die  erhaltene  Instruction  eine  Forcirung  der  Burg  nicht  gestat- 
tete. Es  wurde  demnach  das  Feuer  eingestellt  und  Oberst  Fürst  Jablonowski 
rückte  mit  dem  Major  Rath  an  der  Spitze  des  mittlerweile  in  Sturmcolonnen  for- 
niu^tcn  Landwehr-Bataillons  von  Kaiser  gegen  das  Burglhor  vor.  Dasselbe  mochte 
ungelahi'  noch  280  bis  3ü0  Schritte  davon  entfernt  gewesen  sein,  als  ein  National- 
gardist  mit  der  Nachricht  entgegenkam^  „dass  der  äussere  Burghof  und  die  Bastei 
von  den  fanatisirten  Insurgenten  verlassen  sei  und  dass  die  kaisertiehan  Tmppen 
ungehindert  einrücken  könnten".  Die  Colonne  machte  Halt,  weil  man  dem  Manne 
misstraute;  ah  jedoch  Feldmarschall-Licutenant  Csorich  hinzukam ,  befahl  er, 
denselben  an  der  Tete  der  Colonne  mitzunehmen  und  den  Marsch  schleunigst  fort- 
zusetzen. Mittlerweile  hatten  sich  jedoch  einige  hundert  Mobilgarden  wieder  des 
Burgthorea  bemächtigt  und  empfingen  die  Sturmcolonne  bei  ihrer  Annäherung  auf 
etwa  150  Schritte  mit  Kartatschonschüssen.  Ungeachtet  dessen  rückte  das  Bataillon 
bis  an  das  Tlior  vor,  welches  aber  mittlerweile  wieder  verrammelt  worden  war. 

Der  angegriffene  Thorflügel  war  noch  zu  wenig  beschädigt  j  als  dass  ihn 
die  Zimraerleutc  hätten  einschlagen  können;  es  warf  sich  daher  das  Gros  der 
Colonne  zur  besseren  Deckung  in  den  Stadtgraben,  während  die  Zimmerlcuto  in 
der  Nähe  behalten  und  hinter  den  Hecken  und  Bäumen  durch  Hauptmann  Kalik 
und  den  Obersten  Fürsten  Jablonowski  Flankier  aufgestellt  wurden.  Csorich 
Hess  sonach  die  zwölfpfündigen  Gescliütze  erneuert  ein  lebhaftes  Feuer  gegen  das 
Thor  eröffnen  und  dasselbe  nach  beiläufig  30  Minuten  wieder  einstellen,  am  die 
nunmehrige  SturmfELhigkcit  desselben  zu  recognosciren,  während  ungcßilir  2  Com- 
paguicn  Ottochaner  aus  der  links  dahin  führenden  Allee  einen  Angriff  auf  dasselbe 
versuchten.  Allein  es  musste  neuerdings  zur  Beschiessuug  geschritten  werden, 
wobei  den  zwölfpfündigen  Geschützen  eine  lange  Haubitze  beigegeben  wurde,  um 
das  Thor  leichter  in  Brand  stecken  zu  können.  Ausser  diesen  feuerte  noch  die  gegen 
das  Kärnthner-Thor  gerichtete  öpfündigc  und  die  Raketen  -  Batterie,  Unterdessen 
erhielt  Csorich  vom  Armee  -  Obercomniando  erneuert  Befehl,  den  Angriff 
gegen  die  Burg  einzustellen,  sich  auf  die  Besetzung  der  Vorstädte  längs  der  Wien 
bis  an  daa  Glacis  zu  beschränken  und  mit  dem  Fei  dmarech  all -Li  outen  ant  ß  am - 
berg,  welcher  jenseits  des  Donau-Canales  die  Vorstadt  Leopoldstadt  besetzt  hielt, 
in  Verbindung  zu  setzen. 

riättc  er  nun  diese  Weisung  pünctlich  befolgt,  so  wäre  die  kaiserliche  Hof- 
bibliothek  und  das  Naturalicncabinet,  ja  vielleiclit  die  Hofburg  selbst  ein  Raub  der 
Flaramcn  geworden,  da  die  städtischen  Feuerspritzen  von  den  Proletariern  absicht- 
b'ch  bewacht  und  zurückgehalten  wurden ;  die  innere  Stadt  wäi-e  zum  Opfer  der 
darin  hausenden  Anarebic  und  ohne  Zweifel  einer  allgemeinen  Plünderung  anheim 
gefallen;  überdies  hätten  sich  die  Schlcchtgesirmten  von  der  Überraschung  eines 


1613 


iinem^artoten  Angntlb^  erholt,  ihren  Widerstand  iiiohr  «j^eordnct  und  die  Truppen 
die  Stadt  nur  mit  grossen  Oplcrn  bezwuniy^eii,  zumal,  wie  es  sich  nach  der  Eiunuhmc 
sfieigtOi  gegen  50  Geschütze  auf  den  Baötcien  phicht  wai-en. 

Csorich  war  also  von  dei-  Überzeugung  durchdrungen,  dass  die  Burg  noch 
an  diesem  Tage  genonmien  werden  müsse,  übernahm  jede  Verantwortung  für  den 
Erfolg  und  Hess  den  Angriff  mit  aller  Energie  fortsetzen.  Bald  gerieth  auch  ein 
Flügel  des  Burgthores  in  Brand  und  konnte  sofort  durch  die  Zlmmorleute  einge- 
hauen werden,  worauf  da$  Landwehr- Bataillon  Kaiser  in  die  Burg  eindrang  und 
die  Ausgange  derselben  besetzte.  Aber  auch  die  braven  Ottochaner  von  der  Divi- 
sioa  des  Fcldmarschall*Lieutenants  Ritter  von  Hart  lieb  waren  unmittelbar  dem 
Landwebr-Bataillon  Kais  er  ^  so  wie  2  Compagnien  des  Regiments  Nassau 
gefolgt,  welch'  letÄtore  das  äussere  Burgthor  besetzten.  Nachdem  das  Landwehr- 
Bataillon  in  dem  Innern  der  Burg  auf  keinen  Wiederstand  gestossen  war,  rückte 
Major  llath  mit  4  Compagnien  desselben  in  die  innere  Stadt  bis  an  den  Stephans- 
platz  vor,  wahrend  Hauptmann  Josepli  von  Jan  da  mit  dem  Reste  den  Hof 
besetzte,  die  städtischen  Spritzen  Jen  Proletariern  eatriss  und  zur  Löschung  des 
Braudofl  in  die  kaiserliche  Hofburg  brachte.  Csorich  liess  sofort  noch  mehrere 
Feuerspritzen  aus  den  Vorstädten  herbeiholen  und  einige  hundert  Mann  zum 
Laschen  verwenden,  überdies  in  derselben  Nacht  die  verdächtigen  Individuen 
aufgreifen  und  die  beiden  Kärnthner-Thore  besetzen.  Am  folgenden  Tage  wurde 
die  Stadt  von  unseren  Truppen  anstandslos  occupirt  und  dem  umsichtigen  und 
tapferen  Feldmarschall  -  Lieutenant  Freihorrn  von  Csorich  die  Leitung  und 
Anordnung  hierüber  orthcilt.  Deputationen  des  Gcmeindorathcs,  des  Handcls- 
Grcmiums  tftul  anderer  Vereine  überreichton  ilun  Dankadressen  für  die  rasche 
unverweiiie  Einnahme  der  inneren  Stadt,  die  nur  durch  seine  Entschlossenheit  vor 
der  Plünderung  de»  zügellosen  Pitoletariats  gerettet  wurde.  Der  Ohcrst-ICämmcrer 
und  Oberat-IIofmeistcr-Stellvortreter  Graf  Dietricbsioin  sollte  dem  Feldmar- 
schall-Lieutenant  schritUiche  Anerkennung  für  die  Rettung  der  Burg;  8o«  Majestät 
der  Kaiser  beluiknte  ihn  mit  dem  Conunandeurkreuse  des  Leopold-Ordens  und  da^ 
Capitel  Vorjahre  185ü  erkannte  ihm  überdies  dun  lÜttorkreuz  des  Maria 
Thorcsicn- Ordens  für  diese  freiwillig  ausgeführte  WatFonthat  zu. 

Bei  der  Erötfnung  der  Operaiionon  gegen  das  rcvoluiionÄre  Ungarn  befeh- 
ligte Csorich  eine  Division  im  2.  Armeocorpai  dessen  Conimando  ihm  später 
Uberirageo  wurde.  Nach  der  Einnahme  von  Ofen-Pesth  wurde  er  um  die  Mitte 
Jänner  mit  seiner  Diviaion  dem  Corpti  Gärgey's  in  der  Richtlng  von  Ipoly- 
Sfigh  Ubor  Ldva  naehgoaeudot  und  äoUte  deiiselbcn  nach  SchemniU  drängen.  Kr 
hohe  die  Insurgenton  am  3L  Jänner  auf  dem  Plateau  von  Schemnitjc  in  einer  star- 
ken Stellung  ein,  gritf  sie  in  Front  und  Flanke  an,  fiahm  da«  Dorf  Winclschaeht  mit 
Sturm  und  rückte  am  22.  beinaJie  zu  gleicher  Zeil  mit  der  Arriörogardo  der  Insm- 
genten  in  Schemiutz   ein,   wobei    ausser  seclizohn  in   der  Stadt  erbeuteten  oltau 


1614 

Geöchiitzen,  12  Kanonen,  10  Mörser,  mehrere  Miinitionskarreii  erobert  und  über 
500  Gefangene  gemacLt  wurden.  Eben  so  hatte  sich  Csorich  tlie  Allerhöchste 
Zuft'iedcnlieit  in  derSclüachtbeiKiipolna  und  bei  mehreren  Gelegenheiten,  wobei 
seine  Aufgabe  nicht  immer  die  leichteste  war,  die  Anerkennung  des  iVrmee-Ober- 
Commandanten  Feldmarschalls  Fürsten  zu  Win  disch-Gratz  sowohl  als  Di\*i' 
sionar,  wie»  auch  als  Comniandant  des  2.  Armeecorps  erworben. 

Nach  der  Coneentrirung  der  Armee  bei  Pressburg  hesetÄte  Csorich  mit 
seinem  Corps  die  grosse  Schutt  und  rückte  bis  Bös  und  Väsdrut  ror,  und  als  Feld« 
zeugnieister  Haynau  die  Offensive  ergriif  (Ende  Juni  1849),  blieb  Csorich  mit 
dem  2.  Armeecorps  zurUckj  um  die  Vertheidigung  der  grossen  Schütty  die  Beob- 
achtung der  Waag  bis  Frcistadtl,  und  spater  die  Cermrung  der  Festung  Komorn 
auf  beiden  Ufern  zu  bewirken.  Seine  ganze  Stärke  bestand  in  den  Brigaden  Liob- 
ler^  Barcoj  Pott  und  zäliltc  in  16  Bataillonenj  6  Schwadronen  11  bis  12,000 
Mann,  1300  Pferde  und  75  Geschütze,  während  die  Besatzung  Komorns  allein  18 
bis  20,000  Mann  einschloss,  ~  eine  allerdings  unverhäitnissniässige  Truppenzahl, 
um  der  Aufgabe:  Beobachtung  der  Festung  auf  beiden  Stromufernj  Verhinderung 
der  Communication  mit  dem  Lande,  Sicherung  der  Postverbindung  auf  der  Fleisch- 
hackcrstrasse  und  des  Nachschubes  von  Ergänzungsmuuition  und  anderen  Trans- 
porten, —vollkommen  zu  genügen.  Csorich  trachtete  daher  durch  Verschanzungen 
seine  Stellung  nach  Möglichkeit  haltbar  zu  machen  und  durch  fortwährend  entsen- 
dete Streifcommando's,  besonders  in  der  schwach  besetzten  Linie  von  Puszta  Csem 
über  Mdcsa  bis  Almas,  zu  sichern.  Schon  nach  dem  Abmärsche  der  Hauptarmee 
hatte  die  Besatzung  von  Komorn  durch  fortgesetzte  Neckereien  und  Vorposten- 
gef echte  bei  Tag  und  Nacht,  besonders  gegen  die  Brigade  Barco  am  rechten 
Donau-Ufer,  die  Stellung  und  Stärke  des  Cernirungscorps  zu  erkennen  gesucht, 
und  am  25.  Juli  unternahm  sie  einen  grösseren  Ausfall  nach  Dotis,  am  30.  einen 
zweiten  nach  Hetdny  und  Bajcs,  am  3.  August  endlich  auf  Acs  und  Puszta-Harkdly, 
der  ihn  nöthigtej  den  Rückzug  nach  Pressburg  anzutreten.  Indessen  trafen  sofort 
Verstärkungen  ein,  Feldmarsehall-Lieutemint  Csorich  besetzte  am  16.  Raab  und 
übergab  am  1.  September  den  Oberbefehl  der  C^ernirungstruppen  üb  den  vor 
Komorn  eingetroftenen  Feldzeugmeister  Grafen  Nugent. 

Nach  völlig  hergestellter  Rulie  wurde  dieser  tapfere  General  ad  latus  des 
Commandnnten  der  1.  Armee  in  Wien,  im  Juli  1850  Minister  des  Krieges.  Als 
diese  Stelle  in  das  Armee-Ober-Commando  umgeformt  wurde,  erhielt  Csorich  die 
Bestimmung,  den  Commandanten  der  3-  Armee  und  eommandirenden  Genoral  in 
Ungarn  in  seinen  Functionen  zu  vertreten,  welchem  Posten  er  gegenwärtig  vorsteht. 


UNTIKICH  von  Aradgradj  Georg  Freiherr^  Major  und  Ritter  des  Ordens 
der  eisernen  Krone  3.  Classc,  Officierssohn,  zu  Lippowaz  in  Slavonicn  1814 
.^eboreuj  begann  die  Lautbahn  als  Cadet  bei  dem   61,   Inlantcrie-Regimente    im 


1615 

fünfzehnten  Lebensjahre ;  und  anYancirte  in  diesem  Regimente  nach  und  nach  bis 
zum  Hauptmann. 

DieThaten  dieses  ausgezeichneten  Officiers,  welche  er  zur  Zeit  der  Belagerung 
der  Festung  Arad  ausführte,  sind  über  jedes  Lob  erhaben  und  beweisen,  was 
thatkräftige  und  entschlossene  Officiere  selbst  in  subalternen  Stellungen  zum  Besten 
des  Dienstes  zu  leisten  vermögen. 

Am  18.  October  1848  —  damals  Oberlieutenant — mit  einem  Detachement  von 
50  Mann  aus  Temesvir  zur  Verstärkung  der  Festung  Arad  berordert,  blieb  Unu- 
kieh  während  der  ganzen  über  neun  Monate  anhaltenden  Cernirung  freiwillig  im 
Platze  zurück,  obschon  sämmtliche  Detachements  bei  Gelegenheit  des  Entsatzes 
zweimal  abgelöst  wurden. 

Unter  80  Officieren,  welche  während  der  Dauer  der  Cernirung  in  Arad 
anwesend  waren,  hatte  er  von  den  37  stattgehabten  Ausfällen  allein  fünf- 
unddreissig  freiwillig  unternommen  und  durch  Muth  und  Tapferkeit  und 
kluge  Führung  nicht  nur  dem  Feinde  einen  bedeutenden  Schaden  zugefügt, 
sondern  auch  die  Festung  mit  so  ausreichenden  Quantitäten  von  Victualien,  Geträn- 
ken, Fourage,  Munitioii  und  anderweiten  Verpäegsmitteln  versehen,  dass  sie 
wesentlich  durch  diese  thätige  Mitwirkung  in  den  Stand  gesetzt  wurde  sich  so 
lange  zu  halten.  Bei  diesen  häufigen,  meistens  durch  ihn  persönlich  geleiteten 
Expeditionen  war  Unukich  stets  an  der  Spitze  seiner  Truppe;  bei  einem  Bajonet- 
angriffe  immer  um  50  bis  100  Schritte  der  stürmenden  Abtheilung  voraus  und 
begeisterte  durch  sein  Beispiel  von  Unerschrockenheit  und  Kaltblütigkeit  auch  die 
Soldaten  zum  gleichen  Heldenmuthe. 

Wir  wollen  hier  nur  einige  der  hervorragendsten  Leistungen  dieses  braven  Offi- 
ciers  anAihrcn.  Am  4.  December  hatten  die  Insurgenten,  begünstigt  durch  eine  stürmi- 
sche Nacht,  unbemerkt  eine  Brücke  über  die  Cunette,  dann  über  die  Vorwerke  geschla- 
fen ,  waren  in  den  Ilauptgraben  bereits  eingedrungen  und  hatten  die  Leitern  zum 
Ersteigen  der  Hauptmauern  angelegt  und  mehrere  Pallisaden  bei  den  Caponniören 
ausgehoben.  Dem  Oberlieutenant  Unukich  war  mit  einer  kleinen  Abtheilung, 
Soldaten  des  Infanterie-Regiments  Sivkovich  und  Rukavina,  dieser  Abschnitt 
als  Ilauptangriifsseite,  nämlich  die  Capital-Spitze  nebst  der  Caponni^re  Nr.  2  —  der 
schwäcliste  und  gefahrlichste  Punct — zur  Vertheidlgung  zugewiesen  worden.  Hier- 
bei bedurfte  es  nicht  nur  des  ausdauernden  Muthes  und  todesverachtender  Uner- 
schrockenheit, sondern  es  handelte  sich  vornehmlich  auch,  die  Mannschaft  in  dem 
ersten  Augenblicke  der  Überraschung  und  Verwirrung  zu  ermuthigen.  Beides 
gelang  ihm  dadurch,  dass  er  ungeachtet  des  heftigsten  Gewehrfeuers  aus  dem 
Hauptgraben  der  Erste  auf  die  Krone  der  Brustwehr  sprang,  seine  Leute 
durch  Worte  und  Beispiel  zur  herzhaftesten  Vertheidigung  ermuthigte  und  durch 
eigenhändiges  Anzünden  und  Hinabschleudem  einer  dreissigpfündigen  Rollbombe 
eine  derartige  Verwirrung  unter  den  Insurgenten  hervorbrachte,  dass  sie  nicht  nur 


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zum  Aufgebeil  der  liorciU  orlatigteu  VorthciJc  äicli  gezwungen  «ahenj  sondern  auch 
uaclj  cificm  liedeutetidcn  Verluste  an  Todten,  Vcrwuiidetcn  und  üofangenen  günas- 
lifh  in  die  Flucht  getrieben  wui-den. 

Am  22,  Decembcr  njachto  ünukich  aus  eigenem  Antriebe  mit  60  Mann  und 
10  Arbeitern,  FreiwilUgen  derselben  Regimenter,  einen  Ausfidlj  um  die  von  den 
In.surgcnten  an  der  Brücke  nächst  Zsigmondhuza  errichtete  Bclngerungsbatterie  zu 
überfallen  und  zu  zerstören.  Ungeachtet  der  äusserst  vortbeühaften  Stellung*  des 
Feindes,  welche  von  keiner  Seite  xnn gangen  w^crden  konnte,  und  bei  dem  Umstände, 
dass  der  Maros  -  Fluss  vollends  gefroren  und  sonach  von  den  Insurgenten, 
durch  den  dichten  Nebel  begünstiget,  aller  Orten  passirt  werden.« konnte ,  um 
der  angreiicnden  Truppe  in  die  Flanke  und  m  den  Rücken  zu  fallen,  so  wie  dass 
er  den  Feind  nicht  mehr  unvorbereitet  fand,  hatte  Unukich  die  Batterie  im 
offenen  Angritie  mit  Sturm  genommen,  die  ersten  Pläuser  von  Zsigmondhiza 
besetzt  und  seine  eroberte  Stellung  so  lange  gegen  alle  Angriffe  des  Gegners  ver- 
thcidigt,  bis  er  seine  x\ufgabe  ehrenvoll  lösen  konnte. 

Als  am  8.  Februar  1849  das  Corps  desFeldmarscball-Licutenants  vonGläser 
nach  th  eil  weiser  Einnahme  vonAlt-Arad  durch  die  Übermacht  der  Insurgenten 
zum   Rückzuge   genöthigt   wurde,    drang  Unukich   freiwillig   mit    100   Mann 
Infanterie  und  40  Arbeitern  in  die  Jiuf  der  östlichen  Seite  der  Festung  jenseits 
der    Maros   gelegenen    feindlichen    Bclagcrungs  -  Batterien,     zerstörte    sie     im 
Angesichte   des    Feindes  und   brachte  mit  grösster  Gefahr  zwei    zehnpluiidigc 
Haubitzen  und  drei  zwolfptundige  metallene  Kanonen  mit  Laffettirung  und  Unter- 
lagen über  die   bereits   aul^cthautc  Maros    nebst   einer   bedeutenden   Quantität 
Munition  in  die  Festung,    Eben  so  gelang  es  ihm  durch  die  zweckmässige   Ent- 
sendung eines  Thcilcs  seiner  Mannschaft  gegen  das  auf  2üÜ0  Schritte  entfernte  ^J 
Dorf  Mikalaka,  hinter  welchem  die  Reserve  der  Insurgenten  stand,  einer  Abtiieiluag  ^M 
derselben  10  Eimer  Wein  abzunehmen  und  in  diesem  Dorfe  durch  eine  hinein- 
gesandte  PatronÜle  50  Mann  des  magyarischen  Landsturmes  gefangen  zu  nehmen.  ^M 
Während  der  mit  vieler  Umsiclit  geleiteten  Überführung  der  erwähnten  eroberten  ^| 
5  Geschütze  feuerte  Unikich  aus  einer  zwülfpfündigcn  Kanone  bis  zur  vollen-  ^j 
deten  Überfuhr  auf  die  von  Mikahika  gegen  Alt-Arad  nachriickenden  Insurgenten,  ^M 
wodurch  es  ihm  gelang,  dieselben  fortwährend  auf  Schuss weite  entfernt  zu  halten. 
Kaum  von  dieser  Expedition  rückgekehrt,     maclite  er  noch  in  derselben  Nacht 
vom  8,  auf  den  9*  in  Begleitung  des  Lieutenants  l*omann  des  Infantcric-lCegiment» 
Sivkovich  mit  90  Freiwilligen  einen  Überfall  auf  Alt-Arad,  überraschte  den  in 
den  jenseitigen  feindlichen  Batterien  aufgestellten  Posten,  sprengte  die  Pulverkam- 
mer in  die  Luft  und  legte  an  5  Puncten  der  Stadt  eigenhändig  Feuer  an,  um  durch 
das  Abbrennen  mehrerer  gegenüber  der  Festung  dem  Feinde  zur  Stellung  und 
zum  Schutze  dienender  Gebäude  nicht  imr  den  Insurgenten  den  Aufenthalt  daselbst 
unmöglich  zu  machen,  sondern  auch  dadurch  der  Festung  eine  £i*eiere  Aussicht  zu 


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ver»chaflcii  und  die  Bewohner  für  die  an  diesem  Tage  aui^geubtcn  verrätherischen 
IlaiiJlungen  zu  züchtigen. 

Das  waren  die  herYorragendÄteii Leistungen  —  der  minderen  nicht  zu  gedon- 
ken  —  dieses  heldeoniüthigen  Olfieiers,  die  denn  auch  im  Capitel  vom  Jahre  1850 
mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Thcresicn-Ürdens  gewürdigt  wurden,  nachdem 
ihm  Se.  Majestät  der  Kaiser  schon  früher  den  Orden  der  cLsCrneu  Kione  3.  Clasae 
zu  verleihen  geruhten. 

Im  Juni  1849  zum  Hauptmann  und  vor  Kujzem  zum  Major  befördert,  wurde 
Ünukich  unterm  30.  Jänner  1853  auch  in  den  Ätatutenmä8sigen  Freiherrnstand 
mit  dem  wohlerworbenen  Pradicatc  j,Aj'adgrad^  erhohen. 


SlHUNICU^  Balthasar  Freiherr  von,  Feldmaiächall-Lieuteuant;  Ofiiciei*s- 
ßohn,  ist  am  25,  April  1785  zu  Novigrad  iu  Militai'-Croatien  geboren.  Fünfzehn 
Jahre  alt,  trat  er  ab  k.  k.  Cadet  in  da»  Wanisdiner  St.  Ueorger  Grenz-Itegiment 
und  machte  mit  demaelben  den  Feldzug  von  1801  mit. 

Nach  dem  Frieden^sehluäsc  ^um  48.  Inf'anicrie-Regbncnte  übersetzt,  hatte 
aich  Simunich  hier  durch  eifrige  mih'tlirischc  Fortbildung  der  Art  hervurgethan^ 
dass  er  im  Jabre  1805  mit  Übergebung  von  16  Fähnrichen  !in  Kegimente  zum 
Unterlieutenant  beföidert  wurde. 

Im  Feldzuge  dcsHclbcu  Jabrcä  bewies  er  iu  der  Scblacbt  bei  Caldicro  — 
aU  Commandant  einer  detachirten  halben  Compagnie  -  besonders  aehnellen  mili- 
täriächen  Blick  und  Unerschrockeubcit,  ward  <lann  im  Dcecmber  1806  vom  dama- 
ligen Obersten  Bianehi  zum  Ueginients-Adjutiuiten  craaunt,  und  \  ersah  diesen 
Dienst  7  Jnlire  unter  fünf  Obersten  und  in  drei  Feldzügen  mit  vorzüglicheni  Eifer. 

Im  Treffen  hei  Iiai*zy  n  am  ii).  April  1809  zeichnete  sich  Siniunich  duieh 
Tapferkeit  und  zwockmüiiHige  Hülfen  in  der  Leitung  dea  Uegimentä  der  Art  aUH, 
ääBB  er  auf  dem  Schlachtfelde  —  au^«er  der  Tour  --  zum  Oberlieutcnant  befördert 
wurde.  In  den  weitere«  Gefechten,  nanientlich  beim  Verbrochen  der  Itti^urgenten 
aus  Praga  mm  35*  April,  bei  tirocbow,  beim  Sturme  auf  den  Brückenkopf  bei 
Thom  tmi  lö.  Mai,  ho  wie  bei  Jedliasko  und  Zarnowido  wirkte  Simunich  immer 
dort|  wo  es  dea  meiaten  Nachdruckes  bedurfte,  mutbig  und  leitend  mit|  attaquirte 
aus  eiganem  Antriebe  am  14.  JuJi  vor  Krakau  mit  einem  Flügel  PalatinaMIusaren 
die  polnischen  Uhlanen,  und  erwiu^b  »ich  den  ungetheilten  Beifall  dei»  GeneraU 
Mohr,  damaligen  Brigadiers  des  Begimenta. 

Am  26.  August  1813  in  der  Schlacht  bei  Dresden  wahrnehmend,  daas  daa  gegen 
den  Freibergcr  Schlag  cntaendete  1.  Bataillon  nicht  die  gehörige  Itichtung  eingcachla- 
gen,  eilte  er  dabin,  und  da  es  bereiti»  von  feindlicber  überlegener  Cavallerie  bedroht 
war,  ergriff  er  im  kritischen  Momente  da.-*  Commando  desselben  —  da^  ein  Haupt- 
mann führte,  und  in  welchem  fünf  Hauptleute  eingetbeilt  standen  —  und  leitete  es 
bis  zu  einer  schweren  Verwundung  mit  Erfolg.  F\kr  diese  Tliat  wurde  Simunich 


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ausser  dci'  Tour  Uapitäii  -  Lieutenant  mid  uiituittelbar  darauf  Hauptmann  beim 
leichten  serbiscJien  Bataillon ,  worauf  er  nach  dessen  Auflaaung  im  September 
1814  in  das  St.  Georger  Grenz-Regiment  eingetheilt  wurde. 

Zum  Militär- Referenten  bei  dem  General-Commando  in  Agram  im  Jahre  1818 
designirtj  versah  er  diesen  wiehtigen  Posten  durch  13  Jahre  zur  besondern 
Zufricdenhciit,  ward  in  dieser  Zeit  (2-L  Juli  1820)  mit  seinem  Bruder  Matthäus 
mit  dem  Ehrenworte  „Fidler  von^'  geadelt,  und  rückte  im  Deicmber  1831  als 
Oberst -Lieutenant  zur  Truppe  ein,  vorerst  zu  Lilienberg-,  dann  als  Oberst  zu 
Erzherzog  Karl  Ferdinand-Infanterie,  dcösen  Commando  er  bis  October  1840 
führte  und  dann  als  General-Major  eine  Brigade  vorerst  in  Agrara,  dann  in  Wien 
zugewiesen  erhielt 

Zu  Anfang  des  Jahres  1848  war  dieser  tapfere  Krieger  zum  FeJdmarschall- 
Lieutenant  befördert  und  als  Divisionär  nach  Tarnow  bestimmt.  liier  wirkte  er 
mit  Energie  in  den  Tagen  der  Bewegung  fiir  die  gute  Sache.  —  Im  October  auf 
den  Ki'iegs  seh  au  platz  nach  Llngarn  berufen,  eilte  er  mit  kaum  5000  Mann  und 
einer  Batterie  in  forcirten  Marschen  von  Dukla  nach  SiUein,  wo  er  schon  am 
21.  October  eintraf,  sich  auf  Trentschin  wandte  und  am  28.  bei  Kosztolaa  die 
'  in  einer  guten  Stellung  concentrirten  4000  Nationalgarden  und  mehrere  Tausend 
Landsturm  mit  drei  Kanonen  unter  Ordody  zerstreute,  so  dass  der  Rest  seine 
Zuflucht  in  dem  festen  Leopoldstadt  suchen  inusste- 

Simunich  besetzte  Tyrnau  am  L  November,  musste  aber,  da  die  erwartete 
Vorrückung  der  Hauptarmoe  noch  oieht  Statt  hatte^  von  den  Insui'genten  gedrängt, 
seinen  Rückzug  über  NAdas ,  Jablonitz  nach  Goding  antreten,  den  er  geschickt 
und  ohne  Verlust  bewerkstelligte« 

Zu  der  auJ'den  IG.Deccmber  festgesetzten  allgemeinen  Voirückung  der  Haupt- 
armee hatte  Simunich  sein  Corps  in  zwei  Brigaden  getheilt,  und  6300  Mann 
stark  am  14.  December  die  im  weissen  Gebirge  gut  gedeckten  Feinde  bis  hinter 
Niidas  geworfen.  Nachdeju  der  Artillerie-Train  hei  mühsam  hergestellter  Com* 
munication  erst  am  15.  Früh  ganz  nachgebracht  werden  konnte,  rlickte  er  am 
16.  Mittags  auf  Tyrnau,  das  der  Feiud  besetzt  hielt  und  wuhin  Ver.^urkua- 
gen  unter  Guyon  aus  Pressburg  zugesendet  wurden,  und  erkämpfte  hier  einen 
glänzenden  Sieg  bei  bereits  eingebrochener  Nacht.  Durch  tapfere  wohlgelcitetc 
Erstürmung  der  mit  Mauern  umgebenen,  an  ihren  Eingangen  vei'schanzten  and 
verbarrieadirton  Stadt  war  der  Tag  entschieden,  wobei  dem  Feinde  über  100  Mann 
gotödtet,  7  Offieiere^  790  Mann  als  Gefangene,  sammt  einer  Fahne^  5  Kanonen, 
3  Munitiouskarren  abgenommen  wurden. 

Nach  der  Einnahme  Tyrnau's  hatte  Simunich  den  Landstrich  zwischen  der 
Waag  und  dem  weissen  Gebirge  vom  Feinde  zu  säubern,  sich  der  Waag* Über- 
gänge zu  versichern,  die  Festung  Leopoldstadt  zu  unterwerfen,  sonach  aus  seiner 
Aufstellung  bei  Tyrnau  in  Verbindung  mit  der  Garnison  von  Pressburg  und  der 


in  Jor  Scliiiti  aufgeätellten  Hrigaile  etwaigen  offensiven  Bewegungen  der  BesaUung 
von  Komom  gegen  Pressburg  zu  begegnen. 

Wiihrend  die  Säuberung  der  ganscii  Gegend  bis  Treotachm  und  Neutra  bald 
bewirkt  wiirde,  konnte  die  auf  den  30.  Decembcr  bestimmte  Unterwerfung  der 
mit  1400  Mann  Infanterie  und  42  Stück  groben  üeschütÄes  vertbeidlgte  Festung 
Lcopnldütadt,  wclcbe  nicht  zu  ersteigen  war,  erst  am  3*  Februar  1849  erzielt 
werden,  woraul'er  zur  Cernii'ung  der  mit  I.HJIOO  Maim  besetzten  Festung  Komorn 
beordert  wurde. 

Eine  am  rechten  Donau  *  Ufor  zur  Beobachtung  Koniornä  seit  Deeember 
gestandene  Brigade ^  bei  3000  Mann  stark,  wurde  an  seine  Befehle  gewiesen  und 
in  Verbindung  mit  dieser  diese  Festung  in  ihrem,  zwei  deutsche  Meilen  betragen- 
den, voik  bedeutenden  Flüssen  durchschnittenen  Rayon  mit  dem  geringen  Tnippen- 
stande  von  9000  Mann  eingesehlossen. 

Konnte  auch  nach  Einlangen  der  besonders  anfangs  unzureichenden  Artillerie^ 
Mitteln  die  vom  rechten  Donau -Ufer  am  Sandberge  angeordnete  Bcschiessung 
die  erwartete  moraUscbe  Wirkung  auf  die  Bes.ntznag  nicht  äussern,  und  tUe 
vermeinte  sanguinische  Hoffnung  einer  Eroberung  durch  Sturm  ohne  Belagerung 
des  feston  Brückenkopfes  nicht  roaliaiH  werden,  so  war  doch  dieser  der  Art  in 
Schutt  geschossen,  dass  die  Besatzung  kaum  noch  welche  Deckung  darin  fand; 
und  in  Folge  dessen,  so  wie  der  grossen  Zerstörung  in  der  Stadt  und  der 
Festung  durch  Bomben  bereits  die  baldige  Übergabe  zu  erwarten,  als  das 
Anrücken  der  feindlichen  Hauptarmee  zum  Entsätze  und  das  naehtheilige  Tretfen 
bei  Nagy*Sarlci  (April  1H4U)  der  eitrigst  betriebenen  Besehleaaimg  ein  Ende  machte. 

Das  Blockadccorps  w*urdc  hierauf  in  das  3.  Armeecorps  umgewandelt  und  am 
25.  April  in  den  Schanzen  durch  d«»  2.  Armeecorps  abgelost;  es  sollte  zur 
Siclierung  Pressburg«  über  Raab  abrücken,  wai*  aber  in  Folge  des  am  26.  statt- 
gehabten TrefTona  unterblieb,  an  welchem  Simunieb  mit  zwei  Brigoden  —  die 
zwei  andern  waren  bereite  gegen  Prossburg  im  Marsche  —  den  thütigsten  Antheil 
nahm.  Er  hatte  sowohl  den  vom  Feinde  nach  dem  Ausfalle  bald  besetzten  Sandberg 
erstürmen  la.'iMen,  als  auch  den  Insurgenten,  welche  bei  erlangten  Vorthcilen  ihres  lin- 
ken Flügcls^ — unter  eigener  Anführung  Görgoy's  —mit  weit  Überlegener  xVnzahl 
und  grosnon  Ao^treagangon  dos  reehten  FlügeU,  auf  welchem,  wie  die  feindlichen 
Führer  in  ihren  Schriften  sich  ausdrückten,  dcr8<"hw^erpunct  ihrer  Kraft  gelegen,  die 
Uückzug^linie  auf  Aes  zu  forciren  ven^uchteo,  so  lange  Stand  gehalten,  bis  unser 
rechter  Flügel  verstärkt,  die  Gegner  zum  Uückzugc  hinter  Jic  Schanzen  zwang. 

Mit  dieser  Affairc  beschloss  Simunich  seine  TliÄtigkeit  vor  dem  Feinde;  er 
ward  für  sein  selbstständiges  erfolgreiches  Wirken  und  namentlich  für  den  Sieg  bei 
Tyrna«  im  Capital  vom  Jahre  1649  mit  dem  Kitterkreuze  des  Maria  Theresien* 
Ordens  ausgezeichnet  und  am  28.  JSnner  18ö4>  in  den  statutentnäasigen  Freiherrn- 
stand erhoben. 

101  • 


1620 


Im  Meli  1849  als  Divisionär  nach  Wien  bestimmt^  bcscliaftigtc  er  sieh  wieder, 
wie  vor  dem  Feldzuge^  mit  grossem  Eifer  den  moralisebcn  und  taktischen  Wertii^i 
des  Kriegers  zu  keben,  und  gab  die  beiden  datin  einschlägigen  Werkehen  Iicrausd^f 
yy Anleitung  zur  gründlichen  und  möglichst  baldigen  moralischen  und  dienstlichen 
Ausbildung  des  ßecrutcn,  nach  dem  k.  k.  Dienstreglenicnt;  AVien  1847^,  und 
^Über  die  Kcnntniss  der  drei  Waffen  und  ihrer  Verwendung;  Wien  1849". 

Anlangs  November  1849  wurde  Simunieh  als  Festungs-Commandant  nach 
Komorn  berufen.  Hier  hatte  nach  dem  Abziigo  der  Insurgenten  die  Abhiilfc  vieler 
Miingcl  und  Gebrechen  in  all  und  jeder  Beziehung  seine  ganze  Kraft  in  An- 
spruch genommen,  namentlich  war  er  besorgt  für  die  Erhaltung  der  Gesund- 
heit der  häufig  wechselnden  Garnison  und  trug  schon  im  Jahre  1850  auf  die 
Trockenlegung  der  Festuugsgraben  an  ^  die  danu  auch  zwei  Jahre  später  zur 
Ausführung  kam.  Aber  auch  das  Wohl  der  durch  den  kürzlich  beendeten  Krieg 
sehr  verarmten  Bewohner  tag  dem  mcnschenfrcuiuIlicIienCommandanten  am  Herzen 
und  seine  Bemühungen  wurden  zu  verschiedenen  Malen  von  der  Bevölkerung 
dankbar  anerkannt^  so  zur  Zeit  seines  fünfzigjährigen  Dienstjubiläums  am^j 
16.  December  1850,  yvo  üin  der  Magistrat  zum  Ehrenbür^^er  ernannte  und  einei|l^| 
werth vollen  Säbel  als  Geschenk  darbrachte ^  dann  bei  seinem  Übertritt  in  den 
Ruhestand  (im  März  1853),  wo  die  Vorsteher  aller  Stände  und  Confessionen  ihm 
filr  die  im  Interesse  der  Stadt  bethätigte  Sorgüdt  in  feierlicher  Weise  den  Dank 
darbrachten. 


OTTIKGER,  Franz  Freiherr  von  ^  Feldmarschall-Lieutenant,  Commandeu 
des  kaiserlichen  Leopold-Ordcnsj  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  2.  Classe," 
Besitzer  des  Militär-Verdienstkreuzes,   einer   der   vortrctnichsten  Rciter-Generaloj 
unserer  Zeit^  ist  zu  Odenburg  1794  geboren.  Im  April  1810  trat  er  als  Cadet  lal 
das  5.  Husaren -Regiment  Rad  et  zky  und  avaneirte  vor  Beginn  des  Krieges  1813 
im    April  zum  Lieutenant    und    einige  Wochen    später   zum    Oberlieutenant  im 
Regimente.  Bei  der  Armee  in  Italien  ward  ihm  dann  die  Gclegenbeit  sich   mehr 
faltig  als  tüchtiger  Reitcrofficicr  zu  bewähren.  Während  des  Rückzuges  derBrigadi 
Starbemberg  im  Februar  1814  vonPiacenza  hatte  Ottinger  mit  einer  Abthci-^ 
lung  Husareuj  die  Amisregarde  führend^   den  Feind,  welcher  das  Defile    an  der 
Brücke  bei  Fiorcnzuola  forciren  wollte,  in  mehreren  kurz  auf  einander  folgenden 
Attaquen   zurückgeworfen,    5   Officiere   und    mehre  Leute  gefangen   und    zwc' 
Compagnien  des  8*  Jäger-Bataillons  unter  Commando  der  Ilauptleute  Potier  und^ 
Senitzer  aus  des  Feindes  Händen  befreit  Er  verlor  hierbei  ein  Pferd  unter  dem 
Leibe  und  wurde  dui'ch  einen  Sabelhreb  am  linken  Arme  verwundet. 

In  den  ersten  Tagen  des  Aprils,  als  die  Armee  von  Parma  über  den  Tara 
vorrückte,  führte  Ottinger,  noch  nicht hergestelltj  mit  einer  halben  Sch^vadron 
die  Avantgarde;  er  durchschwamm  denTaround  attaquirte  eine  feindliche  Batterie., 


F 


1621 


bei  welcher  Gelegenheit  er  durch  den  Mals  gegen  das  Hinter Uaupt  tödlich 
getrotten  wurde  und  7  Monate  das  Krankenlager  hüten  rausste.  Mural  verlieh 
ihm  auf  dem  Schlachtfelde  seinen  Militär-Orden. 

Nach  der  Schlacht  bei  Tolentino  erhielt  Ottingor  am  4.  Mai  1815  eine 
Ahthcilung  Husaren  und  Toscana-Dragoner  mit  dem  Äufti*age,  den  Rückzug  des 
Feindes  auf  der  Strasse  von  Macerata  nach  Ferino  zu  beobachten ;  kaum  auf  den 
Sciieidungspuncten  angelangt,  warf  er  sieh  dem  aus  dem  Hohlwege  debouchi- 
rendcn  Feinde  krEftig  entgegen  und  hielt  ihn  so  lange  fost,  bis  die  Brigaden 
Senitxer  und  Starhcmberg  daselbst  eintreffen  konnten,  was  endlich  die  Aiif- 
lösnng  dieses  Theiles  der  neapolitanischen  Armee  und  den  Verlust  ilires  Gepäcke« 
zur  Folge  liatte. 

Bei  der  Vorrückung  dos  Generals  der  Cavallerie  Frimon  t  gegen  Neapel  im 
Jahre  1821  wurde Oberlieutcnant  Ottinger  vom  Feldmarschall-Lieutenant  Grafen 
VVallmoden  mit  20  Husaren  von  Ravenna  über Sinigaglia  nach  Ancona  gesendet^ 
um  dem  dortigen  kaiserlichen  Consul  Briefe  und  mündliche  Aufträge  zu  über- 
bringen; von  da  zog  er  über  Loretto  und  Fcrmo  hU  an  den  neapolitanischen 
Grenzäuss  Tronto  zur  Beobachtung  der  feindlichen  Bewegungen.  Nach  einem 
zehntägigen  Streifzuge  kehrte  er  in  das  Haupii|uartier  nach  Foligno  zurück,  wo 
ihm  der  commandirende  General  die  hohe  Zufriedenheit  ausdrückte.  Sofort  zum 
Seitencorps  des  damaligen  Obersten  Baron  Schneider  zugethcilt,  wurde  er  zur 
Verfolgung  des  Feindes  von  Monte  Kialtci  bestimmt,  dem  er  mehrere  Gefangene 
und  eine  Verpllogsc«d«e  mit  einigen  tausend  Thalern  abnahm* 

In  der  hierauf  eingetretenen  Friedensepoche  leitete  Ottinger,  im  Februar 
1825  zum  Rittmeister  und  im  November  1834  zum  Major  befördert,  die  Equita- 
tions*  und  die  theoretischen  Winterschulen  im  Regimcnte  und  sah  sich  schon  im 
44.  Lebensjahre  zum  Obersten  befördert^  eine  unter  den  damaligen  VerhUltniüscn 
baaondere  Vergünstigung,  die  steh  jedoch  durch  seinen  auäserge wohnlichen  Kifer 
zum  Befiten  de»  Dienstes  erklären  lieaa* 

Das  Jahr  1848  fand  Ottinge  r  als  General  Major  und  Brigadier  zu  Ofen. 
Einige  Monate  Beobachter  des  Treibens  im  llQrzcn  des  schonen  Ungarlande?, 
ward  ca  ihm  bald  klar,  vrohin  tVii^^atH  führen  müi«e«e.  Er  wuNste,  was  unter  diesen 
UmBtänden  dem  treuen  Soldaten  geboten  sciüeni  und  eilte,  als  der  Ban  im  Sep- 
tember die  Drau  Uborsch ritten  hatte ,  in  sein  Hauptquartier,  um  sich  ihm  «ur 
Verfügung  sm  litcllcn*  In  de«  Banus  Amicccorps  erhielt  Ottingor  bei  der  EriJff- 
nung  des  Feldzuges  nach  Ungarn  Mitte  Occember  das  Oommando  einer  Caval- 
lerie-Brigade  (die  Kürassier-Regimenter  Wallmoden  und  He  in  rieh  H«r- 
degg).  Am  28«  Dceember  erschien  er  vor  Bilbolna^  welches  vom  Feinde  stark 
besetst  war.  Vor  dem  Orte  traf  er  auf  den  kampfbereiten  Feind.  Kalten  Muthcs 
führte  er  mit  versorgtem  SHbcl  die  Majors-Divij^ian  des  Kllrassier-Rcgiment^ 
Wallmoden  bis   auf  30  Schritte  vor  da?»  feindliche  Tarri*  und  forderte  ei^  jcur 


1622 


Unterwerfung  auf-  Eine  Decharge  war  die  Antwort.  Diese  ennporte  Führer  und 
Truppe.  Im  Nu  war  das  Viereck  gesprengt;  was  nicht  niedergesabelt  wurde, 
ergriff  die  Flucht.  Bdbohia,  das  kaiscrlicbo  Gestüt  ward  dem  Staate  erhalten  und 
der  Ort  entging  dem  bereits  ausgesprochenen  Verhiuignisse,  durch  Brandlegung  in 
einen  Scliutthaufen  verwandelt  zu  werden. 

Zwei  Tage  darnach  —  30*  Dccember  —  folgte  Ottinger  mit  seiner  1500 
Mann  starken  Reiter-Brigade  und  zwei  Cavallerie-Batterien  von  Aszdr  über  Moor 
der  Brigade  Gramont  gegen  Szered;  eine  halbe  Stunde  vor  Moor  stiesa  er  zu 
derselben.  Man  traf  den  Feind  in  einer  dominirenden  festen  Stellung  h  cheval  der 
Strasse, — und  Ottinger  erbat  sich  diese  recognoaciren  zu  dürfen.  Auf  Grund 
der  gewonnenen  Erkennung  bezog  er  eine  ihm  zweckmässig  scheinende  gedeckte 
Angriffsaufstellung  mit  dem  Regimento  Graf  Wallniodcn- Kürassiere  und  einer 
Batterie  rechts  an  der  Strasse  gegen  Moor  und  beorderte  gleichzeitig  die  zweite 
Batterie  gegen  des  Feindes  rechte  Flanke  zur  Beschicasung  seiner  domimrendcn 
Geschütze.  Obwohl  0 1  ti  nger  den  ausdrücklichen  Befcld  erhalten  hatte,  den  Angriff 
auf  die  starke  Stellung  der  Insurgenten  nicht  vor  dem  EintretTen  der  Division 
Hart  lieb  zu  unternehmen,  so  zeigte  sich  ihm  in  dem  Augenblicke,  als  er  seine 
Truppe  in  die  gedeckte StelUmg  einführen  w^oUte,  die  treflPlichöte Gelegenheit^  durch 
eine  rasche  Attaque  ein  entscheidendes  günstiges  Resultat  herbeiführen  zu  können. 
Er  griff  also  den  lOjOUJ»  Mann  starken  Feind,  an  der  Spitze  des  Kürassier 'Regi- 
ments Graf  Wallmoden  vnrbrechend,  an.  Zur  Wegnahme  der  feindlichen 
Cavallerie-Batterie  links  von  der  Sti-asse  war  die  Oberst-Lieutenants-Division  unter 
der  Führung  des  Oberst-Lieutenants  Grafen  Sternberg  in  einer  Schwärm- Attaque 
beordert,  während  zwxi  andere  Divisionen  dieses  RcgimentSj  unter  Führung  des 
Obersten  EcjervAry,  der  feindlichen  Cavaüerio  rechts  von  der  Strasse  zusetzen 
sollten.  Die  Oberst-Lieutenants-Division  eroberte  dte  feindliche  Batterie;  mit  nicht 
minder  ausgezeichneter  Tapferkeit  warfen  die  beiden  anderen  Divisionen  die  mit 
Ungestüm  vorrückende  Husaren  *  Division  mit  grossem  Verluste.  Nach  diesen 
errungenen  Vorthcden  befehligte  0  1 1  i  n  g  e  r  das  Regiment  Graf  Hardcgg-Kürassiere 
in  Galop  auf  der  Strasse  gegen  Moor^  wo  sich  der  Feind  mit  seiner  Infanterie 
unter  dem  Sclmtze  einer  lialben  Batterie  zur  hartnäckigen  Vcrthcidigung  festzu- 
setzen beabsichtigte.  Das  entschlossene  und  schnelle  Vorrücken  dieses  Regiments 
in  zwei  Colonnen  überraschte  die  Insurgenten  so,  dass  sie  nur  mit  grosser  Mühe 
diese  Batterie  zu  retten  vermochten;  sie  verloren  300  Mann  und  räumten  den  Ort 
in  völliger  Flucht.  "Wahrend  dieses  Gefechtes  im  Orte  verfolgte  Ottinger  mit 
2  Divisionen  Wallmoden  und  emer  halben  Cavallerie- Batterie,  die  Stadt  Moor 
links  lassend,  den  fliehenden  Feind,  um  ihn  von  der  Rückzugslinie  gegen  Szered 
gänzh'ch  abzuschneiden.  Eine  halbe  Stunde  hinter  Moor  warf  sich  der  General 
durch  eine  Linksschwenkung  auf  die  feindliche  Rückzugslinie -=  die  Strasse  gegen 
Szered  —  und  nahm  ein  IIonved-Bataillon  gefangen. 


I 


1623 

Nach  der  Einnahme  von  Ofen-Pesth  zur  Verfolgung  des  Pcindea  beordert, 
nahm  Ottinger  Besitz  von  Szol  nok.  Ilicr  bestand  er  am  21.  und  bei  Cze^ldd 
am  25.  Jänner  1849  hartnäckige  Gefechte  und  warf  den  Feind  am  IL  April  bei 
Köressttir  vor  Pcsth  zurUck. 

Im  April  1849  zum  Fcldmarschall  -Lieutenant  befördert,  zog  er  mit  der 
Armee  des  Banus  nach  Süden,  erhielt  das  Cnmmando  einer  Division^  und  nahm 
an  den  vorgefallenen  Gefechten,  namentlich  bei  Kaacs  am  7.  Juni  rühmliehen 
Antheib  Der  Erfolg  diosee  Tages  war  ein  glänzender;  er  wurde  durch  die  zweck- 
mässige Disponirung  der  Truppen  im  Allgemeinen,  besonders  aberduj'ch  den  schönen 
Cavallerie* Angriff  herbeigetuhrt,  mit  welchem  Ottinger  einen  neuen  Beweis  ge- 
wohnter Tapferkeit  und  umsichtige  Führung  der  Reiterei  an  den  Tag  gelegt  hatte, 

Das  Capitcl  vom  Jahre  1849  erkannte  ilmi  für  die  That  bei  Moor  das  Ritter- 
kreuz des  Maria  Theresien  -  Ordens  zu^  auch  erhielt  er  unterm  23.  Februar  1851 
den  ßtatutenmässigen  Freiherrnstand, 

Einen  neuen  Beweis  kaiserlicher  Huld  erfuhr  Ottinger  in  der  im  November 
1856  erfolgten  Ernennung  zum  Obcrlieutenant  bei  der  Areieren  -  Leibgarde,  und 
es  wurde  ihm  gleichzeitig  in  Anerkennung  seiner  namhaften  Verdienste  um  den 
Staat  das  Commandeurkreuz  des  Leopold -Ordens  verhieben. 

MAYEKHOFEB  von  Grünbühl,  FordinandFrcihorr,FeldmarHchall-Lieute- 
nant^  Hittcr  des  Ordens  der  eisernen  Krono  2,  Classc;  au»  einer  altiuleligen 
Familie  abstammend  und  zu  Wien  1799  geboren,  wurde  er  nach  %*oUendctcr  Au&- 
bildung  im  Marine-Cadelen-Collegium  im  Docember  1815  Cadet  und  nahm  Theii 
an  der  Expedition  nach  Brasilien  im  Gefolge  Ihrer  kaiserlichen  Hoheit  der  Erz- 
herzoginn  Leopoldine,  Hierauf  bei  der  Aufnahme  des  adriatischcn  Meeres  und 
der  jonisehen  Inseln  verwendet,  avancirte  er  im  April  1821  zum  Schi ffsfähnrich 
und  wirkte  bei  denSe6kriegi»operationengege£i  die  liebeilen  im  K6'nigreiche  Neapel 
Während  des  griocliischon  Befreiungskriege^«  vv^rde  Mayerhof  er  zu  vielen 
wichtigen  Missionen  im  Archipclagus,  in  Syrien,  Ägypten  und  der  Türkei  benützt 
und  in  der  Folge  zur  Ausarboitung  bei  der  beschlossenen  Hcorganisation  der  Ivricgs* 
maiine  nach  Wien  berufen.  Im  Jahre  1825  als  Oberltciitcnant  zur  Laudarmee 
und  in  das  2U.  Infanterie-Regiment  übersetzt,  diente  er  !n  diesem  und  dem  57.  Regi- 
mente  bis  zum  Obersten  (1848).  Seine  vielseitigen  Kenntnisse  bedingten  eine 
gleiche  Verwendung^  und  so  sehen  wir  ihn  als  Professor  der  Mathematik  in  der 
Militär- Akademie  zu  W^icner- Neustadt,  bei  den  Aufnahmen  tu  Kiirnthen  und  den 
Nachbarländern,  zweimal  bei  dem  General -Stabe  In  Zulheilungen,  endlich  vom 
Jahre  1836  bis  1840  als  Platz  -  Commandant  zu  Krakau  zur  Zeit,  als  diese  Stadt 
das  erste  Mal  von  den  Truppen  der  Alliirten  besetzt  wurde* 

Seit  dem  Jahre  1843  diente  May  er  hofer,  der  bereits  im  Miü*«  184!  Major 
geworden,  beim  auswärtigen  Departement  als  Consul  in  Serbien,  in  welcher  Eigen- 


1624 


schafl  ilin  die  im  Jahro  1848  ausgebrocIiGiien  Unruhen  tnifen.  Als  der  hücLste 
der  trcugebliebenen  Oftieicre  in  jenen  Gegenden  übernahm  er  nach  dem  Wunsche 
des  Grenzvolkes  im  allgemeinen  Interesse  die  Organisirung  der  Widerstandsmittel 
gegen  die  mit  Kraft  geführten  Angriffe  der  Empörer  und  stellte  vom  Monate  Juni 
bis  October  1848  nach  und  nach  eine  Macht  von  mehr  als  30,000  Mann  mit  zahl- 
reichem Geschütz,  ohne  zureichende  Hülfsmittel,  blos  durch  den  Patriotismus  und 
guten  Willen  des  getreuen  Grenzvolkes  und  die  durch  ihn  vermittelte  Unter- 
stützung des  Fürstenthuras  Serbien  auf* 

Mit  dieser  Macht,  deren  Oommando  er  nach  dem  am  27,  JDeeember  1848 
erfolgten  Tode  des  nur  kurze  Zeit  anwesenden  Wojwoden  General-Majors  von 
Supplikacz  in  sehr  bedrängter  und  gefährlicher  Lage  frciwinig  übernahm, 
erfocht  er  schon  am  2.  Jänner  1849  einen  entscheidenden  Sieg  bei  Pancsowa 
gegen  den  übermächtigen  Feind. 

Dieser  war  am  Neujahrstage  über  Alibunar  bis  Neudorf  vorgedrungen  und 
bedrohte  jene  Stadt.  Oberst  Mayerhofer,  obwohl  dem  Gegner  an  Zahl  lange 
nicht  gewachsen,  bcschloss  Pancsowa  um  so  mehr  auf  das  Hartnäckigste  zu  ver- 
theidigen,  als  die  Unmöglichkeit  eines  Rückzuges  nach  Scmlin  oder  Serbien  über 
die  starke  Eisschollen  treibende  Donau  einleuchtete  und  ein  sehr  bedeutendes 
Material  mit  mehr  als  40  Geschützen  und  die  reiche^  12,000  Einwohner  zählende 
Stadt  dem  Feinde  in  die  Illindc  gefallen  wäre.  Mit  eben  so  viel  Umsicht  als  An- 
strengung traf  er  seine  Dispositionen.  Als  der  Feind  am  2.  Jänner  von  drei  Seiten 
den  Angritf  unternahm  und  besonders  von  den  Abhängen  der  Temes  her  heftig 
drängte,  führte  Mayerhofor  im  entscheidenden  Augenblicke  aus  dem  Centrum 
seiner  Aufstellung  das  5.  Peterwar  deiner  Grenz- Bataillon  unter  dem  tapferen  Com- 
mandanten  Hauptmann  Michael  J  o  v a  n o  v  t c h  persönlich  gegen  die  linke  Flanke 
der  durch  zahlreiche  Reiterei  gedockten  feindlichen  Angriffscolonne  vor.  Bei  dem 
Erscheinen  dieser  muthigen  Truppe  irat  der  Gegner  den  Rüclczug  an,  welcher  bald 
in  ungeordnete  Flucht  überging,  indem  die  bisher  hinter  der  Vertheidigungglmie 
verdeckt  gestandenen  Serben  unter  dem  entschlossenen  Obersten  Knicaain,  der 
seine  Zusage,  am  Kampfe  Theil  zu  nehmen,  mit  lobenswertliem  Eifer  löste, 
begeistert  durch  das  Gelingen  des  vom  Obersten  Mayerhof  er  gemachten 
Angritfes,  zur  Verfolgung  des  Feindes  liervorbrachen,  den  in  den  Weingarten 
plänkelnden  Abtheilungen  den  Rückzug  wehrten  und  grösstentlieils  nieder- 
machten. 

Der  einsichtsvollen  Leitung  und  persönlichen  Tapferkeit  May  er  hofer'a  war 
dieser  Sieg  zu  danken  und  dessen  Resultat  neben  Erhaltung  der  Stadt  Pancsowa 
auch  die  von  den  Insurgenten  erfolgte  gänzliche  Räumung  des  Banats;  er  war 
merkv^ürdig  dadurch,  dass  der  Angriff  mit  blanker  Waffe  in  völlig  offener  Gegend 
gegen  eine  zahlreiche  feindliche  Reiterei  mit  so  grossem  Erfolge  durchgeführf 
wurde,  dass  diese  ihr  Heil  in  der  Flucht  suchen  mussie. 


1625 

Später  operirte  Mayerhofer  im  Einvernelimen  mil  General  Thodoro* 
vich  und  Oberst  Knie  an  in,  und  hatte  ausgezciclineten  Antheil  an  der  Einnahme 
von  Versecz  am  19*  Jänner. 

Die  That  bei  Pancsowa  wurde  dem  Im  März  1849  zum  General -Major 
beförderten  Obersten  von  Mayerhofer  im  Capitel  desselben  Jahres  mit  dem 
Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordons  gelohnt  und  Se.  Majestät  verliehen 
ihm  am  12.  Jänner  185ü  den  statu teamässigon  Freiherrnstand» 

General  Mayerhofer  war  lungere  Zeit  provisorischer  Landeachef  der 
Wojwodina  und  des  Banats,  wurde  im  Jahre  1854  mit  einer  mehrmonatliehen 
Mission  nach  Berlin  betraut  und  im  April  18Ö6  mit  Feldmarschall-Lieutcnants- 
Charakter  in  den  Ruhestand  übernommen. 


Gablenz,  Karl  Wilhelm  Ludwig  Freiherr  von,  General-Major  und Bri- 
gadier,  Besitzer  des  Militär -Verdienstkreuzes,  einer  im  Jahre  1556  geadelten 
Familie  der  Landgrafschaft  Ober-Lausitz  entsprossen,  wurde  am  19*  Juli  1814  zu 
Jena  geboren*  Sein  Vater,  k.  sachsischer  General-Lieutenant,  Hess  ihm  eine  militäri- 
sche Erisiehung  in  der  Ritter- Akademie  zu  Dresden  ertheilen.  ÖpUter  nahm  der  junge 
Galileos  königlich  sächsische  Kriegsdienste  und  avancirte  daselbst  im  Garde* 
Ueitcrregimentc  zum  Lieutenant  Der  Drang  jedoch,  einem  grösseren  Staate  anzu- 
gühürcn,  war  bei  ihm  so  gross,  dass  der  Vater  seinem  unbesiegbaren  Wunsche  end- 
lich nachgab*  Er  trat  im  Monate  April  1833  in  die  kaiserlich  üstcrrcichischc  Caval- 
Icrle.  \^on  diesem  Zeltpuncte  an  diente  Gab  lenz  abwechselnd  bei  der  Lifanteric, 
Cavallerie  und  auch  in  tlor  Zutheilung  beim  General -Quailiermeisterstabe.  Vom 
Jahre  1835  bis  1839  gehiiirte  G  a  b  1  e  nz  der  italienischen  Armee  an  und  hatte  Gele- 
genheit hierdurch  seine  militärischen  Kenntnisse  zu  erweitern  und  sich  ganz  beson- 
ders eine  ihm  späterhin  sehr  nlifzlich  gewordene  Landeskenntniss  zu  verschaffen* 

Zur  Zeit  der  Miirz-Iicvolütiou  1848  war  Gab  lenz  SehwadronsX^ommandant 
bei  Walhnoden-KririLHsier  in  Pressburg,  wo  damals  gerade  der  ungarische  Landtag 
tagte  und  sieh  Stlirme  vorbereiteten.  Unermüdct  bcäissen,  auch  ausser  seinem  mili- 
tJiriscbcn  Wirkungskreiso  den  politischen  ErcignisHcn  zu  folgen,  sah  er  nur  zu 
bald  ein^  dass  did  ersten  militärischen  Schliigo  in  Italien  geführt  werden  wUrden, 
Kr  eilte  alsbald  mit  dem  General  der  Cavallerio  Grafen  Wallmoden;  der  ihn 
zum  Inhaber- Adjutanten  ernannte,  von  Wien  nach  Verona,  woselbst  er  vor  der 
Schlacht  von  Santa  Lucia  eintraf.  Von  diesem  Augenblicke  an  wohnte  Gablens 
allen  Gefechten  und  Schlachten  des  itnlienischen  FeJdzuges  1848  bei,  wurde  vom 
Fctdmarschall-Licutenant  von  H  ess  mchrtach  vcrv^cndct,  zur  Belohnung  als  Haupt- 
mann in  das  Corps  des  Goneral-Quartiermeisterstabes  Ubersetztnnd  nach  der  Sehlacht 
von  Custozza  vom  Feldmarschall  Uadetzky  zum  Major  im  Corps  ernannt. 

Im  Monat  November,  gleich  nach  der  Einnahme  von  Wien,  als  sich  die  .\rmee 
bei  der  Hauptstadt  für  den  ungarischen  FeJdzag  rüstete,  erhielt  Gab  I  enz  in  Folge 


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1026 


I 


eines  Ansuchens  des  Fürsten  Wtndisch-Grätz  an  den  Grafen  Radetzky,  ihm 
einige  Geucralstabs-Ofliciero  der  italienischen  Armee  zuzusenden^  nebst  noch  siebeo^H 
Anderen  des  Corps  den  Befehl,  sehleunigst  nach  Schönbrunn  ins  Plauptquartier^H 
abzugehen.  Hier  wurde  er  bei  der  Organisirung  der  Armee  thätig  verwendet  und 
dann  als  Chef  des  General -Stabes  dem  Schlik'schen  Corps  beigegeben.  In  all 
den  zahlreichen  Actioncn,  welche  dieses  Corps  im  Laufe  der  beiden  Feldzüge  in 
Ungarn  bestanden,  kämpfte  er  ander  Seite  seines  ritterlichen  Generals  mit  grosser 
Bravour,  wii^kte  durch  Beharrlichkeit  und  Entschlossenheit  auf  Andere ,  glänzte 
durch  die  Thätigkeit  seines  Geistes,  wurde  bei  Tokay  verwundet,  für  die  muthige 
That  in  der  Schlacht  bei  Kaschau  aber  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1849  mit 
dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens  ausgezeichnet. 

Am  4.  Jänner  1849  Mittags  1  Ulu*  erschienen  die  Insurgenten  in  zwei  starken 
Colonnen  auf  der  Barezaer  und  Moldauer  Sti'asse  zum  Angrllfe  gegen  Kaschau. 
Die  Alarmtrommol  rief  unsere  Truppen  auf  ihre  Plätze,  und  Major  Baron 
Friedrieh  PiattoH  von  Hartmann-Infanterie  rückte  mit  seinem  4  Compagnien 
starken  Bataillon  und  2sechspfündigcn  Geschützen  nach  Deutschendorf  vor  und  nahm 
nach  der  ihm  zugekommenen  Dispo.sition  die  Richtung  gegen  den  Calvarienbcrg. 
Major  Freiherr  von  G  a  b  1  e  n  z  erhielt  von  seinem  Chef  den  Auftrag,  bis  zur  Ordnung 
des  Gefechtsganges  auf  der  ganzen  Schlachtlinie  die  Leitung  und  FesthaUung  des 
rechten  Flügels  als  den  wichtigsten  Punct  zu  übernehmen ^  wahrend  der  Corps- 
Commandant  das  Centnmi  persönlich  leitete.  Als  Gablcn'x  bei  der  Colonne  des 
Majors  Piattoli  anlangte,  überzeugte  er  sich,  dass  der  Augenblick  höchst  wich- 
tig sei  und  schnellen  Entschluss  fordere,  da  Gefahr  auf  dem  Vorzuge  haftete;  denn 
wenn  es  den  nicht  weit  entfernten  Insurgenten  gelingt^  die  dominircnden  Anhöhen 
in  der  rechten  Flanke  des  Corps  zu  gewinnen ,  so  mui^s  dies  um  so  mehr  einen 
höclist  nachtheiligen  Einfluss  auf  den  Gcfcclitsgang  der  ganzen  Sehlachtlinie  her- 
beiführen, als  das  Centrum,  welches  glücklicher  Weise  durch  ein  Rideau  maskirt 
war,  einer  feindlichen  Übermacht  gegenüber  nur  durch  schwache  Kräfte  verthei- 
digt  werden  konnte.  Gab  lenz  führte  daher  das  Bataillon  im  Sturmschritte  gegen 
die  linke  Fkukc  der  aniiickcnden  Insurgenten j  welche  beiläufig  zwei  Bataillone 
und  eine  Schwadron  stark  und  mit  einer  Batterie  versehen  waren.  Gleichzeitig  hatte 
er  aber  drei  Geschütze  so  zweckentsprechend  aufgestellt ,  dass  sie  die  feindliche- 
Batterie  enfilirten  und  dadurch  veranlasstcnj  einen  Theil  ihres  wirksamen  Feuers 
auf  diese  Geschütze  zu  richten j  wodurch  auch  die  übrigen  Pi5cen  unserer  sechs- 
pfundigen  Batterie  mehr  Freiheit  zum  Handeln  erhielten,  vorrücken  und  die  feind- 
lichen Massen  mit  grösserer  Wirksamkeit  heschiessen  konnten.  Die  Insurgenten, 
auf  diese  Weise  im  Centrum  und  in  der  Flanke  gedrangt,  zum  Theil  auch  von  ihrer 
Rückzugslinie  und  der  auf  derselben  befindlichen  Brücke  abgeschnitten,  ergriffen 
durch  den  daselbst  mit  steilen  Ufern  versehenen  Miszla-Bach  die  Flucht,  bei  wol- 
ciicr  Gelegenheit  sie  6  Kanonen  mit  Karren  und  Bespannung  zurücklassen  nmsstcn. 


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1627 

Eine  Haubitze  war  denselben  bereits  von  einer  Colonno  genommen  worden,  on 
deren  Spitzesich  Major  Gableos  befand,  welcher,  mehrere  hundert  Schritte  vor- 
eilend, mit  dem  Säbel  in  der  Faust  bei  dem  geladenen  Geschütze  einen  feindlichen 
Artilleristen  gefangen  nahm.  Dieses  geschickte  und  kühne  Manoeuvre  führte  unter 
schwierigen  Verhältnissen  die  glück  liehe  und  höchst  wichtige  Entscheidung  des 
Gefechtes  auf  diesem  Flügel  herbei*  Der  eben  so  einsichtsvollen  als  tapferen  Lei* 
tung  des  Majors,  der  im  heftigsten  feindlichen  Feuer  sich  an  die  Spitze  der  Tmp- 
pen  stellte,  dieselben  durch  Unerschrockenheit  aneifcrto  und  überall  mit  Umsicht 
und  Energie  das  Gefecht  persönlich  leitete  und  den  Gegner  bezwingen  hajf,  war 
zunächst  das  Gelingen  dieser  kühnen  Unternehmung  zu  danken. 

Im  Juli  1849  zum  Oberst-Lieutenant  im  5.  Dragoner- Ilegimente  befördert, 
begleitete  er  den  Minister -Präsidenten  Feldmar.schall-Lieiitenant  Fürsten  Felix 
Seh  Warzenberg  nach  Warschau,  rUekte  nach  beendigtem  Kriege  in  Ungarn 
zum  Regimente  ein  und  wurde  noch  vor  Ablauf  des  Jahres  Oberst* 

Das  folgende  Jahr,  welches  einen  Zusamnicnstoss  zwischen  Österreich  und 
Prcusöcn  bcrürchtcn  liess,  führte  Gablenz  wieder  im  Auftrage  des  Minister-Präsi- 
denten mit  vieinUtigen  wichtigen  Sendungen  nach  Dresden^  Cassel,  Hamburg  und 
Berlin,  und  hatte  im  Februar  1851  seine  Einthcilung  in  den  General-Stab  zur 
Folge.  Er  wurde  Chef  des  vom  General  der  Cavallerie  Grafen  Schlik  befeh- 
ligten Armeeeorps  in  Mähren^  begleitete  dann  den  Feldzeugnieistor  Frcihei  rn  von 
Hess  zu  den  grossen  Feid-Manoeuvrcs  nach  Warschau  und  erhielt  im  Jahre  1854, 
zum  General-Major  vorgerückt,  das  Commando  einer  Brigade  bei  den  kaiserlichen 
Besatzungstruppen  in  den  DonaurürstenthUmcrn  und  in  neuester  Zeit  eines  beim 
7.  Armeecorps  in  It^dien. 

Unterm  K  Juli  1857  bewilligte  Se.  Majestüt  der  Kaiser  diesem  ausgezeich- 
neten Soldaten,  daüs  der  ihm  zukommende  Adel  im  Frcihcrrmitandc  dem  österrei- 
chischen gleich  zu  achten  und  er  sieh  aller  dem  ö^iterreichischea  Freihcrrostande 
zukommenden  Uechte  und  VorzUge  prKvaltren  dürfe. 

HKKLKt  Johann  Ritter  von,  Oberst  Lieutenant  in  der  Artillerie,  Rittor  des 
kaberlichen  Leopold-Orden*»,  zu  Wien  1811  geboren,  trat  im  achtzehnten  Lebens- 
jalire  als  Unter kanonier  in  daa  beiilandene  2*  Artillerie4teginient,  wurde  im  Sep- 
tember 1831  als  Cadot  in  das  63.  Infanterie  -  Regiment  Übersetzt,  wo  er,  zum 
OfHcier  beRirdei-t,  bei  dem  Armeeeof])«  in  Siebenbürgen  aus  Mangel  an  Artillorio- 
Officieren  In  dieser  Watfo  ausgezeichnete  Dienste  leistete. 

In  dem  Treffen  bei  llcrmannstadt  am  21.  Jlinncr  1849  befehligte  llerlo, 
damals  Oberlieutenant,  zwei  seehspfündige  Fuss- Batterien  und  nahm  seine  Stellung 
anfjinglich  auf  der  zwischen  der  Strasse  von  Neppendorf  und  Kleinscheuern 
gelegenen  Anhühef  wodurch  er  den  linken  Flügel  der  Stellung  des  Feldmarsehall- 
Lieutenants  Puchner  bildete«  Obgleich  ihn  nun  die  Insurgenten  in  dieser  Stellung 


1628 


mit  Ungestüm  angegriffen ,  waren  sie  doch  endlieh  durch  das  wirksame  Feuer 
zweckmässig   aufgestellten  Batterie  gezwongen  j   den  RUekzug  an  zutreten.    Das' 
Gefecht  mochte  ungefähr  zwei  Stunden  gedauert  haben,    als  Herle  von  einem 
dem  General-Stabe  beigegebenen  Officier  benachrichtigt  wurde,  dass  das  Centrum 
zurückgedrängt  werde,  da  der  Feind  seine  ganze  Hauptmacht  dahin  gezogtsn  habe^ 
und  dass  eine  Verstärkung  des  bedrohten  Punctes  nothwendig  sei.   Herle  liesfi 
eine  Batterie  unter  Comraando  eines  Untcrofficiers  zur  Deckung  des  linken  Flügela 
zurück    und    cilfe    in   Person    mit    der   z\^xitcn   zur  Verstärkung  des  bedrohte: 
Centrums.   Um  jedoch  nicht  zu  spUt  zu  kommen,   Hess  er  auch  die  Bedeckung 
zurück,  setzte  die  Bespannung  in  Galop^  verliess  die  Hauptstrasse,    suchte  den 
kürzesten  Weg  auf,  und  langte  vorerst  mit  drei  Geschützen  in  dem  Augenblicke 
in  der  Mitte  unserer  Position  an,  als  die  hier  unter  dem  Commando  des  schwor 
verwundeten  Hauptmanns  Karl  Nieder  au  gestandenen  Geschütze  ob  Mangel  an 
Munition  und  Bespannung  aus  dem  Gefechte  gezogen  werden  mussten.  Sogleich 
liesa  er  abprotzen  und  eröffnete  ein  lebhaftes  Feuer  gegen  den  Feind,  welcher  jedoch, 
an  Geschützzahl    bedeutend  überlegen,   seine   vortheilhafte  Position  behauptete- 
Nachdem  nun  unser  tapferer  Batterie -Commandant  seine  sechsptundige  und   ein 
dreipfündige  Batterie  gesammelt,  und  sowohl  die  Bcdienungs-Mannschaft  als  auch 
die  gemietheten  Knechte  der  Bespannung  durch  kräftige  Worte  und  persönliches  Bei- 
spiel zur  Ausdauer  crmuthigot  hatte ^  stellte  er  beide  Batterien  en  front  in  grosse» 
Distanzen  auf.  Bald  darauf  entspann  sich  ein  lebhafter  Gcschlitzkampf,  Die  Insur- 
genten waren  so  gut  eingeschossen,  dass  beinahe  jede  Kugel  in  unsere  Batterien  trat 
Die  Mannschaft,  durch  den  grossen  Verlust  etwas  in  Unordnung  und  ausser  Fassun^ 
gebracht,   wollte   zwei  Kanonen   wegen  Mangel  an  Munition  aus  dem  Gefecht 
ziehen;  der  entschlossene  Herle  untersagte  es,  des  üblen  Eindruckes  wiegen,  und 
Hess  nichts  unvensucht  um  ihren  Muth  zu  beleben*  „Wir  können  hier  sterben,  aber 
keinen  Schritt  w^eichen*^  rief  er  ihnen  zu  und  setzte  das  Feuer  fort.  Indessen  wrar 
in  dieser  Stellung  kein  sicheres  Halten  mehr  möglich,  und  dies  um  so  weniger,  als 
die  Kugel-Patronen  bereits  zu  Ende  gingen.  Herle  bescliliesst  nun  auf  Kartätschen- 
Distanz  vorzurücken  j  und  den  Feind  in  der  Flanke  und  in  der  Front  zu  fassen. 
Die  links  gestandene  halbe  Batterie  lässt  er  aufprotzen,  rückt  unter  dem  feind- 
lichen GeschUtzfeucr  vor  und  nimmt  eine  Stellung  gegen  die  rechte  Flanke  des 
Feindes.    Diese   halbe   Batterie   croÖnete    ein   so   heftiges   und   gut   geriehteti 
Kartätschen-Feuer  j  dass  die  Insurgenten  weichen ,  bald  aber  wieder  Fuss  fassen. 
Der  rasttose  Herle  folgt  ihnen,  aber  seine  Munition  geht  zu  Ende  und  diej 
Reserve-Artillerie  ist  sehen  nach  der  Stadt  abgefahren.  In  dieser  kritischen  Lag 
lässt  er  eine  seiner  letzten  Kartätschen -Patronen  auf  die  Bespannung  eines  auf  der 
Strasse  stehenden  feindlichen  Munitions- Karren  richten;  der  gut  gezielte  Schuss 
streckt  beide  Stangenpferde  dieses  Karrens  nieder;  Herle  ist  von  neuer  Hoffnung 
belebt^  di-ingt  dem  Feinde  nach,  dieser  weicht  und  lässt  eine  Kanone  mit  zwei 


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1629 

Munitions- Karren  auf  ilor  Strasse  im  Stich.  Diese  cntltaltcn  volle  Ladiiniren  IVir 
scchspfündige  Geschülze.  Mit  Jubel  fallen  unsere  braven  Kanoniere  über  die  lieute 
ber  und  nun  wird  der  Feind  mit  dem  eigenen  Geschütze  und  eigener  Munition  so 
erfolgreich  beschossen^  dass  erneuert  zwei  Pferde  von  seiner  Bespannung  getroffen 
und  ein  dritter  Karren  mit  voller  Ladung  von  HaubitÄen-Muuition  in  unsere  HUnde 
Hillt.  Unterdessen  bemerkt  Ilerle,  dass  der  Feind  unseren  linken  Flügel  am  Fusse 
dos  alten  Berges  zu  umgehen  bezwecke;  rasch  lUsst  er  zwei  Kanonen  links  von 
der  Straas€  durch  eine  Infanterie- Abtheilung  gedeckt  aufstellen.  Die  feindliche 
CAvallerie  greift  diese  Abtheilung  an,  die  beiden  Geschütze  eröffnen  aber  ein  so 
heftigen  und  wirksames  Kartätsch enfeuer,  dass  sie  die  Flucht  ergreifen  muss. 
Herle  folgt  ihr  mit  einer  halben  Batterie,  und  auf  der  Spitze  des  alten  Berges 
fallt  wieder  eine  Kanone  und  eine  Haubitze  in  seine  Ilande.  Hinter  Grossscheuern 
nehmen  die  Insurgenten  nochmals  Stellung.  Aber  auch  hier  werden  sie  so  kräftig 
beschösset^,  dass  gleich  nach  der  ersten  Lage  «woi  Kanonen  demontirt  werden, 
und  eine  hiervon  ohne  Laffette  auf  der  Strasse  liegen  bleibt;  der  Rückzug  des 
Feindes  ^rtct  zur  Flucht  aus,  rastlos  verfolgt  von  dem  tapfern  Herle,  der  sich 
noch  einiger  Bagage*  und  Uüstwägon  bemächtiget,  und  erst  auf  der  Anhöhe  von 
Stolzenberg,  da  bereits  die  Nacht  eingetreten  ist,  diese  Verfolgung  einstellt. 

Oberlieutenant  Herle,  für  dieses  muth-  und  einsichtsvolle  Benehmen  im 
Capitel  vom  Jahre  1850  mit  dem  Ritt  er  kreuze  des  Maria  Theresien-Ordens 
auageseichnet,  wurde  einige  Tage  nach  dem  Treffen  bei  Hermannstadt  zum  Haupt- 
maaii  befördert  und  spater  in  jene  Waffe  eingetheilt,  die  er  so  ruhmvoll  im  Laufe 
dea  ganMQ  Feldxtigoa  stt  leiten  verstanden  hatte. 

COLLERY,  Fduard  Freiherr  von,  General-Major,  Besitzer  des*  Militär- 
Verdienst  kreuz  es ,  wurde  zu  Ootlien  in  Frankreich  1792  geboren*  Im  15.  Lebens- 
jahre Cadet  dei  Wenzel  CoUoredo- Infanterie,  liess  er  sieh  als  gebornor  Franzoso, 
um  etwaigen  Reclamationen  zu  begegnen,  unter  dem  Namen  seines  Stiefvaters 
Andrcikowitz,  zu  jener  Zeit  Auditor  bei  Kaiser-Husaren,  assentiren,  wohnte 
den  Feldzügen  1809,  1813  bis  1815,  dann  1821  bei  und  zeichnete  sich  als  Ober- 
lieutenant den  IL  Jäger- Bataillons  im  Gefechte  von  Riete  so  vorzüglich  aus^ 
dais  er  mit  Armeebefehl  vom  12.  April  1821  zum  Capitän  •  Lieutenant  ausser 
der  Touri  im  November  1839  zum  Major  und  Commandanten  des  9.  J&ger- 
Bataillons  befördert  wurde. 

Ein  in  seiner  Waffe  au  »gezeichneter  OflScier,  wurden  ilim  von  Frankreich, 
als  ein  Sohn  diesem  Landes,  wiederholt  die  annehmbarsten  Antrüge  gestellt,  und  er 
bütte  mehr  als  einmal  mit  bedeutenden  Vortheüeo  in  französische  Dienste  treten 
können,  aber  seine  Anhitnglichkeit  an  daa  Kaiserhaus,  seine  Vorliebe  fUr  den 
Dienst  unserer  JKger,  denen  er  ein  rUhmtiches  Beispiel  in  jeder  Beziehung  war, 
liessen  ihn  alle  diese  Anträge  mit  Bescheidenheit  ablehnen« 


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163Ü 


Dieser  brave  Officier  comujaiuHrte  vor  Wien  als  üljerst  das  12*  JUger-Bi 
Ion  und  war  bei  Eröffnung  des  Feldzuges  gegen  die  ungariscben  Insurgenten  im 
2.  Armeecorps  eingetheilt.  Mit  siwei  Oompagnien  seines  Bataillons,  zwei  Com- 
pagnien  Erzherzog  Steplian-Infanteriey  drei  Zügen  Pionmere  und  einem  Zuge  Erz- 
herzog Karl-Chevauxlegers  ward  er  von  Leva  granaulwärts  zur  Recognosciriing 
entsendet,  uni  über  Gürgcy's  Bcwegimgen  Nacbriehten  einzuzfcbcn.  Am  2ü.  Jän- 
ner 1849  erhielt  er  den  Auftrag,  den  vom  Fcldmarschall -Lieutenant  BaronCsorich 
für  den  folgenden  Tag  bcabsichtigteu  Angriif  auf  S Chemnitz  in  der  linken  Planke 
zu  unterstützen  und  von  Zsarnocz  auf  Schemnitz  zu  operiren.  Er  passirte  das 
Berg-Defile  hinter  Hod rieh  und  räumte  einen  hindernden  Verhau  zur  Seite.  Hier 
fielen  ihm  einige  Ilonvcd  in  die  Hände,  welche  aussagten^  dass  S  Chemnitz  vom 
Feinde  stark  besetzt  sei*  Als  Coli cry  die  Stelle  erreicht  hatte,  wo  die  Gegend 
offener  wurde,  gewahrte  er  die  Vorposten  eines  feindlichen  Corps  in  der  Stärke 
von  zwei  Bataillonen  Honved,  Husaren  und  einer  Batterie,  welche  Truppen  von 
dieser  Seite  Schemnitz  deckten,  und  die  Batterie  zur  Bestreichung  des  Defild-Aus- 
ganges  placirt  hatten.  Ein  Debouchiren  gegen  Schemnitz  war  unter  diesen  Unistän- 
den  und  bei  der  Schwäche  des  Dctafheinents  nicht  möglich,  und  es  musste  der  ^j 
Zeitpunct  abgewartet  werden ,  wo  das  Signal  den  Angritf  der  Truppen  unter  ^H 
Feldmarschall- Lieutenant  C  so  rieh  bekannt  gehen  würde,  um  dann  diese  in  der 
linken  Flanke  zu  unterstützen,  Oberst  Coli  er y  liess  den  Defiie- Ausgang  durch 
die  Jäger- Division  besetzen,  während  die  Division  Erherzog  Stephan-Infanterie 
und  die  Pionniero  als  Reserve  auf  der  Bergstrasse  verblieben,  und  hinter  diesen 
das  Fuhrwerk  unter  Bedeckung  des  Zuges  Cavallcrie  postirt  wurde.  Gegen  5  Uhr 
Nachmittags  waren  in  der  Direction  auf  Wiudschacht  einige  Schüsse  hörbar,  ohne 
dass  das  Streifcorps  von  den  Fortschritten  der  Haupttruppe  näher  unterrichtet 
worden  wäre.  Der  einsichtsvolle  Oberst  erkannte  alsbald  das  Gefahrvolle  seiner 
Lage,  denn  er  war  isolirt,  ohne  Verbindung,  hatte  vor  sich  einen  überlegenen 
Feind,  zu  beiden  Seiten  stark  coupirtes,  bergiges,  zum  Tlieil  noch  mit  Schnee 
bedecktes  Terrain;  die  Ilückzugsstrasse  an  die  Gran  war  nur  noch  momentan 
offen,  indem  Zsarnocz  verlassen  war,  somit  stüjidlich  von  einer  feindlichen 
Abtheilung  aus  Heiligenkreuz  besetzt  werden  konnte. 

Um  bei  einbrechender  Nacht  in  der  Front  das  etwaige  Anrücken  des  Feindes 
zu  hemmen,  wurde  die  Strasse  durch  einen  starken  Verhau  gesperrt  und  hinter 
diesem  ein  Zug  Jäger  aufgestellt.  Die  Nacht  verging  ruhig.  Doch  um  halb  8  Uhr 
Morgens  des  22.  griffen  mehrere  Honved-Compagnien  den  rechten  Flügel  der 
Jägcr-Division  durch  ein  lobhaftes  Gcwchrfeucr  an,  welcher  Angriff  aber  zurQck- 
gow^iesen  wurde.  Um  die  Mittagszeit  wurde  bekannt ,  dass  Görgey's  Chef  des 
General-Stabes,  Pusztclnik,  mit  3  Compagnien  Infanterie,  1  Bataillon  Freiwilli- 
gen, 1  Schwadron  Husaren  und  einer  dreipfündigen  Batterie  von  Heiligenkreuz  aus 
noch  am  21.  Abends  Zsarnocz  besetzt  habe^  und  am  22.  in  der  Absicht  nach 


Ilodricli  aufgrebroclien  soi ,  dns  im  Berg-Defild  ohne  Ausweg  stellende  Detacho- 
ment  aufzureiben  und  die  Communicatloa  mit  Schemnitz  wieder  herzustellen, 

CoUery  fasste  nun  den  Cnt^ehluss^  sieb  gegen  die  Gmn  durchzuschlagen. 

Die  Insurgenten  hatten  schon  Ilodricb  passirtj  die  Zeit  erlaubte  kein  Zügern, 
Die  nocli  am  DeHle- Ausgange  links  der  Strasse  gestandenen  Jäger- Abtheilungen 
wurden  durch  die  zwei  Compagnien  Erzherzog  Stephan-Infanterie  abgelöst,  da 
die  Jäger-Division,  diePionuiere  und  die  Cavallerio  den  Durehbruch  unternehmen 
sollten*  Alsbald  stie«sen  die  Jäger  auch  auf  die  Avantgarde  Pusztelnik's,  welche 
sogleich  niedergemacht  wurde;  eben  so  erging  es  den  Ailiüensten,  welche  in  dem 
Augenblicke,  als  sie  sich  anschickten  Feuer  zu  geben,  das  Schicksal  der  Avant- 
garde thcilten,  w^odurch  sich  die  Jäger  der  Geschützo  sofort  bemächtigten.  Gleich 
rasch  und  kühn  drangen  die  Jäger  nun  auf  die  drei  Compagnien  ein ,  welch©  ver- 
sprengt wurden,  in  wilder  Flucht  gegen  Zsarnocz  zurückeilten  und  die  Freiwilligen 
mit  sich  fortrissen.  In  etwa  einer  halben  Stunde  war  das  bedrängte  Detachement  aus 
der  niisslichaton  Lage  zum  glänzenden  Siege  übergegangen.  Zu  gleicher  Zeit  war 
die  am  DcHle-Ausgangc  gegen  Schemnitz  gestandene  Division  Erzherzog  Stephan- 
Infanterie  von  einer  starken  FIonvdd-Abtheilung  angegriffen  worden,  schlug  jedoch 
diesen  Angrilf  glücklich  zurück«  CoUery,  der  keine  Kenntniss  von  der  Ein- 
nahme von  Sehemnitz  erhalten  hatte,  ging  noch  in  derselben  Nacht  bis  Rudno, 
rnid  stiess  erst  nach  erfolgter  Verständigung  am  24,  zur  Division  Csorich  in 
Sehemnitz. 

Das  Gefecht  bei  lludrich  war  eines  der  rühmlichsten  im  ungarischen  Feld- 
zugo.  Abgesehen  von  dem  Vorliiste,  welchen  der  Feind  erlitten  —  er  hatte  unter 
andern  seine  Batterie  mit  fünf  Munitiofi»karren,  viele  Waffen,  Pferde  u.  dgl.  auf 
dem  Kampfplätze  gelassen  —  bahnte  sieh  ein  schwaches^  in  Front  und  liüekeu 
gleichzeitig  bedrohtes  Detachement  durch  den  überlegenen  Feind  den  Weg  und 
reibt  ihn  völlig  auf;  sein  Conimandant  fällt  schwer  verwundet  in  unsere  Hände  und 
6  Geschütze  und  5  Munitionskarreu  sind  die  Trophäen  dieses  glänzenden  Sieges. 

Der  tapfere  Coltery  —  am  5.  April  1851  in  der  Pension  zu  Meran  ver- 
storben —  erhielt  für  diese  That  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1849  da^i  Uitter- 
krcuz  des  Maria  Thcresicn-Ordens,  avanctrte  im  Mai  desselben  Jahres  zum 
Goncral*Major  und  wurde  am  7.  März  1850  in  den  statu  ton  mässigon  Freiherm- 
stand erhoben. 


VFTERi  Karl  FreSierr  von,  Oboist  und  CommandanI  des  51.  lufanterie- 
Uegiments  Krzherzog  Karl  Ferdinand,  Besitzer  des  Militl&r-Verdienstkrouzes, 
wurde  zu  Byrzanow  in  Galizion  1805  geboren. 

Dieser  entschIos«ene,  umsichtige  und  pers(>nlich  tapfere  Officier  hatte  seine 
Laufbahn  im  Februar  1819  als  Cadet  bei  dem  56*  Infanlerie-Ki'^mcntc  bcgoonen 
und  kam  1825  als  FUhurich  in  da»  damalige  63.  Infanterie- Regiment,  wo  er  bis 


1632 


2um  Major  vorrückte.  Das  Rcg^ioicnt  B  i  a  n  e  h  j^  bei  dein  Armeecorps  in  Siebcnbürgeii 
in  den  Jaliren  1848  und  1849  verwendctj  glänzte  diu'eli  Bravour  und  Entsclilossen- 
Iieit  im  ausgezeichneten  Grade  und  nalim  an  allen  Treffen  und  Gefechten  Antheil^ 
welche  jenes  Corps  zu  bestehen  hatte. 

V  e  V  er  war  in  dieser  Epocbc  Ilauptraann  und  commandirte  das  erste BataiUon.' 
Nach  dem  uncnfschiedcneo  Treffen  hei  Stolzenburg  am  25.  Jünner  1849  unter- 
naijm  der  Insurgentenführer  Bern  eine  Flankenbewegung  nach  SalzLurg,  am 
einerseits  das  siebenbürgiscbe  Armeecorps,  das  bei  Hermannstadt  lagerte,  von  der 
Festung  Karlsburg  abzusehneiden,  andererseits  aber  die  Verstiii'kungen,  welche 
er  aus  Ungarn  durch  das  llarostJial  erwartete,  leichter  an  sich  ziehen  zu  können. 

Des  Feindes  Absichten  zu  vereiteln^  beaehloss  der  conimandh-ende  General 
Freiherr  v.  Tu  ebner,  ihn  am  4.  Februar  in  seiner  Stellung  anzugreifen,  setzte  um 
4  Uhr  früh  sein  Corps  in  drei  Colonnen  gegen  Salzburg  in  Bewegung  und  stand  mit 
Tagesanbruch  dem  in  Scbkchtordniing  vor  dem  Orte  aufgestellten  Feinde  kampfes* 
muthig  gegenüber.  Ellf  Compagnien  des  00.  Regiments  Bianchi,  in  3  Bataillonen 
je  zu  3  und  4  Compagnien  formirt,  bildeten  mit  dem  Grenadier-Bataillon  Uracca 
da^  Centrum  der  Stelhmg.  Das  2.  Bataillon  unterhielt  vor  der  Fronte  der  Mitte 
bis  gegen  den  linken  Flügel  zu  eine  von  geschlossenen  Ahth eilungen  unterstützte 
Plänklerkette  j  hinter  diesem  auf  Treffendistanz  war  das  unter  Vev  er 's  Befehle 
gestandene  L  Bataillon  und  das  3,  en  front  aufmarsehirt.  Das  Grenadier-Bataillon 
stand  auf  eine  Entfernung  %^on  400 — 500  Schritten  rechts  seitwärts.  Ein  Geschütz- 
und  Tiraiüeurfeuer  eröffnete  gegen  y^T  Uhr  Morgens  allenthalben  den  Kampf,  der 
bis  V4II  Uhr  Vormittags  fortgesetzt  wurde,  ohne  dass  ein  oder  der  andere  Theil 
einen  wesentlich  überwiegenden  Vortheil  erlangen  konnte.  Während  dieses 
Kampfes  hatte  das  2.  Bataillon  die  ganze  vorrathigc  Munition  verbraucht  und 
durch  das  entschlossene  Festhalten  der  eingenommenen  Pliinklcrstcllung  namhaf- 
ten Verlust  erlitten.  Um  endlich  das  Gefecht  der  Entscheidung  näher  zu  bringen, 
ordnete  der  commandirende  General  eine  allgemeine  Vorrückung  an.  Die  Abthei- 
lungen des  Regiments  rückten  vor,  mussten  aber  nach  hinterlegten  3 — 400  Schritten 
inne  halten ^  da  die  beiden  Flügel,  in  Folge  einer  früheren  rückgängigen  Bewe* 
gung,  noch  längere  Zeit  nöthlg  hatten,  um  mit  dem  Centrum  in  gleiche  Tlöhe  zu  i 
gelangen.  Da  gewahrte  V  e  v  e  r,  dass  der  Feind  durch  die  gleich  beim  Begin^H 
des  Kampfes  von  unserer  Seite  unternommenen  aber  nicht  gelungenen  Flanken- 
Umgehungen  sich  verleiten  liess,  seine  beiden  Flügel  von  der  Mitte  seiner  Stel- 
lung zu  weit  zu  entfernen,  woduj^ch  dessen  Heer  es- Abtheilungen  nicht  im  Stande 
waren  sich  sogleicli  gegenseitig  zu  unterstützen.  Er  fasste  den  Entschluss,  diesen 
günstigen  Moment  zu  benützen,  das  feindliche  Centrum  zu  durchbrechen  und 
wenn  möglich  die  Batterie,  %velche  uns  so  grossen  Schaden  anrichtete,  zu  erobern, 
ohne  erst  zu  warten  bis  die  beiden  Flügel  in  unser  Aligncment  gelangt  sein  würden. 
Mit  Divisions-Colonnen  rückte  er  in  bester  Ordnung  gegen  den  Feind  vor;  in  de 


1633 


I 


r 


Pllnklcrlinic  des  2.  fiatoillons  angekonimcn,  scliluüsea  :sitili  die  «unäclist  befind- 
lichen Abtheilungea  demselben  an  die  Flüe^ol  der  Division^-Colonnen  an,  um  mit 
zum  Angriffe  beizutragen.  Als  der  Feind  unsere  Absieht  wahrnalmi,  bcscliloss^  er 
uns  anfangs  mit  Kanonenkugeln,  nütier  gerückt  aber  mit  Kartätschen-  und  Klein- 
gewehrfeuer zu  empfangen.  Der  Schnee,  durch  eingetretene  SonnenwUrme 
geschmolzen f  rullte  die  tiefen  Feldgräben  mit  Wasser  und  lockerte  den  Dodcn 
der  Art  auf^  dass  man  gerade  in  dem  gelahrliobsten  Momente  nur  mit  der  ausforsten 
Kraftansueugung  weiter  gelangen  konnte.  Erscböpit  kommen  die  Stürmenden  an 
einen  tiefen  Wassergraben,  und  Hauptmann  Fiedler,  Commandant  der  rechten 
Flügel-Colonnc,  Tallt  schwer  verwundet.  Vevor*s  HorzUaftigkeit,  seine  begeisternde 
Ansprache  und  das  gute  Bcis]>iel  alier  Officicrc  und  Unterofficiere  erwecken  neqe 
Kraft  bei  der  braven  Mannschaft ;  alle  Hindernisse  werden  überwunden  und  im 
Sturmschritte  eilen  die  beiden  Colonnen  mit  den  sich  ssugesellten  Plänkler-AbtheJ- 
lujigen  gegen  die  feindliche  Batterie.  Der  Angriff  gelingt  so  vollkommen,  dass  der 
Feind  die  Flucht  ergreift  und  5  Geschütze  in  Stich  lüsat.  Dadurch  wird  der  Kampf 
bei  Salzburg  dem  grüekliclien  Endo  zugerührt.  Den  Insurgenten,  durch  den  herz- 
haften Bajonctangrift*  in  die  grösste  Unordnung  gebracht,  wird  nunmehr  keine  Zeit 
golissen  sich  im  Orte  zu  sammeln,  um  Munition  und  Bagage^  die  sich  in  Folge  der 
unerwarteten  Katastrophe  in  den  engen  Gassen  von  Salzburg  angehäuft  hatte,  in 
Sicherheit  zu  bringen  j  und  so  nehmen  unsere  bald  darauf  von  allen  Seiten  ein- 
dringende Truppen  dem  Feinde  noch  8  Kanonen,  die  Reserve-Munition  und  die 
ganse  Bagage  ab.  Kr  tlieht  üLcr  Keiismarkt,  MUhlbach  und  Szasatvaros  nach  Piski^ 
wo  die  erwarteten  Vcrstürkungon  ihm  zukamen. 

Diese  glloxende  WafTenthat  wurde  durch  d^is  Üapitel  vom  Jahre  1850  mit 
dem  Ritterkreuze  des  Maria Tlicresicn-Ordens  gekrönt  und  dem  braven Offidor 
am  12.  Mai  1854  der  statu tenmässige  Freiherrnstand  vürlichcn. 

Vever  hatte  auch  das  Gefecht  bei  Ssassviros  nm  7.  Februar  und  bei  Mediaß 
am  3.  Mlrs  mitgekämpft;  wurde  tm  Sommerfetdjcuge  dem  kaiserlieh  russischen 
5.  Armeecorps  unter  General-Lieutenant  Ludera  beigegeben  und  im  Gefechte 
auf  dem  Berge  PrUdinl  am  IfK  Juni,  bei  TJnter-Tömöa  am  20.,  bei  der  Kinnahme 
des  Schlosse«  Kronstadt  am  22.  Juni^  bei  Sepsi  Saßt  Oyörgy  am  5.  Juli,  bei  Rothen- 
thurm  am  21.,  in  der  Schlacht  bei  SchlUsburg  am  31.  Juli,  im  Treffen  bei  Gross- 
scheuern am  6.  und  bei  M  Uhlenbach  am  1 2.  Augu^  unter  den  Ausgezeichneten  genaimt. 

Im  Juni  1850  zum  Major  befördert,  war  dieser,  in  den  Anforderungen  des 
Adjutantendienstes  «ehr  bewanderte  Officier  —  er  versah  schon  als  Unterlieute- 
nant BalailloRS-,  ab  Oberlieutenant  Divisions 'AdjutantendiciiHte  —  zum  Militär- 
Rcfci*enten  in  Siebenbürgen  und  bald  darnach  als  Flügel -Adjutant  zur  Aller- 
hüchsten  Person  Seiner  Majestät  des  Kaisers  gewlüilt,  und  im  December  1851 
dadurch  ausgezeichnet,  das»  ibm  mit  der  Ernennung  zum  Obersten  das  Commando 
des  eingangsberuh rten  Infanterie-Kegimentd  Übertragen  wurde* 

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1634 


UKBANj  Karl  Freiherr  von,  General-Major  und  Brigadier,  Ritter  des  kaiser- 
liciien  Leopold -Ordens,  OfficicrssoLn  und  Zögling  der  Olniützcr  Cadcten-Coni- 
pagtiie  wurde  zu  ICrakau  uii  Jahre  1802  geboren. 

Dieser  ausgezeichnete  Soldat,  dessen  Thaicn  aus  dem  Fcklzuge  in  Sieben* 
bürgen  an  einen  Fabelbeldcn  mahnen,,  war  im  Jahre  1848  bekanntlich  der  cr&ic 
Otficicr  in  dieser  Provinz ^  welcher  der  revolutionären  Bewegung  offen  und 
cntöehieden  entgegentrat*  Seine  seltene  Cliarakterfestigkeit,  die  jede  Politik  bei 
Seite  setzte^  hatte,  ehe  sie  noch  die  Feuerprobe  in  Siebenbürgen  bestehen  mussle^ 
ein  eben  so  fester  und  entschlossener  Charakter  —  Haynau —  ^^orläng'st  erkannt 
und  gewürdigt;  es  Ist  hier  überflüssig  des  diesfalHgen  Anlasses  zu  gedenken. 

Urban  dient  seinem  Kaiser  seit  1.  November  1815;  dem  29.  Infanterie- 
Regimentc  gehörte  er  als  Cadet  und  Fälmriehj  dem  59.  bis  zum  Hauptmann  an. 
Mit  dem  ersteren  wohnte  er  der  Afiaire  bei  Novara  am  8.  April  1821  bei.  Seine 
gediegenen  Kenntnisse  führten  ihn  auf  verschiedene  Dienstesposten ;  er  "war  von 
1828  bis  1835  Divisions-  und  Militär-Commando- Adjutant  in  Mähren  und  Schlesien 
beim  Feldmarschall -Lieutenant  Freilierrn  von  Eckhardt,  dann  Vorstand  und 
Lehrer  der  Ilegimeuts-Cadetcnsehule,  vom  Jahre  1837  bis  1839  bei  der  Militär* 
Aufnahme  des  Innthales,  1843  ad  latus  des  General-Commando-Adjutanten  im 
Banat  und  1845  als  Major  wirklicher  General-Commando- Adjutant  durch  zwei 
Jahre.  Lii  Jahre  1847  zum  Oberst-Lieutenant  beim  13,  Grcnz-Rcgimcnte  ernannt, 
v^urde  Urban  kurze  Zeit  darnach  in  gleicher  Charge  zu  dem  bestandenen 
2.  Romanen  Grenz-ßegimcnte  übersetzt,  und  hier  trafen  ihn  die  foIgenschwei*en 
Märztage  des  Jahres  1848. 

DasGaukelspiel  und  die  verrätherischcnAhsichten  desungarischenMinisteriums 
dnrchhli^kendj  siiumte  er  nichts  seinem  erprobten  Einflüsse  auf  die  Bevölkerung^ 
mit  aller  Energie  undThatigkcit  Geltung  zu  verschaffen.  Schon  bei  dem  Ausmaische 
des  1.  Bataillons  dieses  Regiments  nach  Szegedin  ermahnte  er  die  Soldaten  durch 
öif entliche  Anrede  in  der  Muttersprache  zur  Treue  an  das  Allerhöchste  Kaiser- 
haus, an  den  Eid  und  ihre  Fahnen  und  forderte  sie  auf,  unberiicksichtigt  auf  das 
ungarische  I{j'iegsministeriumj  zur  standhaften  Verweigerung  des  Eides  auf  die 
Constitution.  Als  die  höchste  Militärbehörde  in  Siebenbürgen  diesem  Ministerium 
blinden  Gehorsam  schenkte^  den  Grenztruppen  die  Ablegung  des  Eides  auf  die 
ungarische  Verfassung  in  einem  peremtorischen  Termine  auftrug,  im  Weigerungs- 
falle mit  der  Entlassung  der  Officiere  drohte,  als  dieselbe  Militärbehörde  die  im 
Lande  angeordnete  massenhafte  Reer  Utenstellung  durch  kaiserliche  Militär- Assistenz 
zu  Gunsten  der  sogenannten  Ilonvdd-Bataillone  sogar  unterstützte,  übernahm 
Urban  in  dieser  rathlosen  Zeit  vom  erkrankten  Obersten  Jovic  das  Regiments- 
Commaado  ad  interim,  berief  am  10.  September  alle  44  Regiments-Gemeinden  in 
den  Sfabsort  Nttszod,  sagte  sich  vom  ungarischen  Ericgsministorium  in  einer 
Denkschrift  los^  und  hintertrieb  ungesiiumt  die  Ilecrutirung  füi^  die  lIonv<5d  in  solch 


1635 


einer  nachdrucksvolleii  Weise,  dass  noch  vor  Eoclc  September  918  Gemeinden 
des  Landes  von  der  Union  mit  Ungarn  sich  lossagten  und  für  die  kaiserliche 
Sache  gewonnen  wurden.  Die  Maeht  der  Umsturzpartei  erlitt  dadurch  den 
Todeaatoss,  doch  kanien  die  hiervon  in  Kenntniss  gesetzten  Mllltärbchürdcii 
noch  nicht  zur  Erkciintniss;  sie  uUhrten  vielmehr  Zweifel  und  Uathlosigkeit 
und  Hessen  den  unerschroekeuen  Urban  durch  fünf  W«*eheü  ohne  bestimmte 
\\  eisung. 

Endlich  wurde  er  im  Octobcr  1848  angewiesen  ein  bedeutendes  Dotachement 
nach  Szilsz-Re'gen  zu  schicken^  und  es  kam  ihm  gleichzeitig;  die  ehrenvolle  Mit* 
tlieilung  zu,  daas  er  bei  etwaigem  Ausbruche  von  Feindseligkeiten  zuui  strategischen 
Conimandanten  im  Norden  Siebonbürgen»  als  Oberst  -  Lieutenant  bestimmt  sei, 
jedoch  mit  dem  Zusätze  ,,sieh  selbst  und  seiner  Einsicht  zu  vertrauen,''  gbschon  in 
Ivlausenburg  zwei  Generäle,  im  südlichen  Theile  ausser  dem  Commandii-enden 
nueh  deren  vier  angestellt  waren.  Urban  rückte  also  mit  dem  Reste  des  Feldstan- 
des der  zwölf  Grenz-Compagnien  nach  Szusz-Ilegen,  und  stellte  sieh  die  Aufgabe, 
durch  ThKtigkcit  und  Ostentation  die  ganze  Kraft  der  bei  Vdsdi-hely  versammelten 
Szekler  auf  sieh  zu  ziehen,  um  so  den  Truppen  iui  südlichen  Theile  Siebenbürgens 
die  Möglichkeit  zu  verschatlcn  sich  zu  eoiicentrircn  und  die  Kriegsmaterialien 
herbeizuschaffen.  Schon  am  i?2.  Oetubor  1848  begannen  die  Feindseligkeiten  der 
Szekler  gegen  Urban,  am  25.  verllessen  ihn  beide  Stabsuffieiere  des  Regiments, 
er  war  allein,  Leiter  seiner  Truppe  (die  aus  1100  ürenzcru  des  Feldstandes, 
3  Compagnien  vom  Bukowiner  ersten  Cordons-Bataillon,  1  Schwadron  Maxim tlian- 
Chevauxlegers  und  2  der  dreipfündigen  Geschütze  bestand)^  er  war  auch 
Organisator  des  Landsturmes,  bei  giinzlich  unterbrochener  Comnmmcatiou  mit  dem 
Genoral -Commandu,  überdies  ohne  Geld,  ohne  Verpflegung,  ohne  Weisung. — 
Am  31.  Octohor  bestand  er  bei  V&ida  Szt.  Iviin  ein  hitziges  Keeognoscirungs* 
gefecht  gegen  die  ganse,  auf  mehr  als  12,000  Manu  geschlitzte  Macht  der  Szekler, 
In  Ffdgo  dessen  er  am  1.  November  seinen  Rückzug  nAch  Wallendorf  antrat,  um 
die  Brigade  Wardener  zu  erwarten,  liier  musste  er  eine  gefährliche  Regung  zu 
Gunsten  der  Magyaren  im  Regimentabezirke  und  bei  der  Grenzmannsehaft  mit 
aller  Kraft  zu  unterdrücken  suchen  und  schon  am  10.  November  nahm  er  als 
Avantgarde  -  Commandant  der  Brigade  Wardener  da«  von  den  Insurgenten 
vertheidigte  Deds,  welcher  Ort  binnen  zwiilf  Stunden  1Ü,0(K<  Gulden  Kriegssteuer 
zabien  nmaste,  am  IL  November  wurde  von  ihm  8zamos-Ujvdr  besetzt  und  hier 
abermala  18,000  Gulden  Kriegssteuer  eingetrieben. 

Am  13.  November  bestand  Urban  mit  seiner  geringen  Tmppenzahl  allein 
ein  Gcfechi  gegen  den  viermal  Überlegenen  Insurgentenführer  Baldaeei  bei 
Szamos-Uj  v4r|  und  legte  hiermit  den  Grund  zur  Kntmuthigung  der  Insurgenten 
in  Klausenburg^  welche  Stadt  am  16.  November  (obgleich  das  Gefecht  bei  Szamos- 
falva  in  der  Dunkelheit  beide  Theile  zu  ihrem  Nachlheile  auslegten)  sich  ergab. 

1U3^ 


1636 


InzwiscLea  war  der  Feind  auf  Dces  wieder  vorgerückt  und  Latte  unsere  Truppen 
unter  Oberst  Formacher  von  dort  verdrängt. 

U  r  b  a  n  trug  sich  in  einem  Kriegsrathe  zu  Klausenburg  an,  jene  Stadt  wieder  zu 
nebmenj  und  verjagte  in  dcrThat  den  1  l.OOüMann  starkenFcInd,  dcrlöGcschützo 
bei  sich  hatte,  mit  seinen  bßigehabtcn  4'/a  schwachen  Bataillonen,  2  Schwadronen 
CavaUerie  und  5  Geschützen  nach  nielirstündigem  Kampfe.  Gefangene,  erbeutete 
Bagage,  viele  Infanterie-Munition,  Proviant,  fielen  in  seine  Häiide.  Ein  glänzen- 
derer Erfolg  wurde  vereitelt  durch  seine  vom  Corps  -  Commando  angeordnete 
ßchneUeZuriickberufungvon  Nagy-Banya.  Urban's  Anstrengungen  zur  Forcirung 
de:^  Passes  bei  CsücsjI  durcli  zweitägigen  Kampfe  am  18.  und  19.  December,  waren 
zwar  vergebens,  doch  machte  er  im  DefiM  den  feindlichen  Armee  -  Intendanten 
mit  einer  Gasse  von  18,400  Gulden  gefangen. 

Trotz  aller  Gegenvorstellungen  über  Zerstücklung  der  Truppen  wurde  Urban 
vom  General  War  den  er  nach  Nagy-Sambor  und  Hid-Almas  am  20.  exponii%  und 
als  Bem  diesen  Geueral  aus  allen  Positionen  warf,  war  Urban  durch  feindliche 
Colonncn  am  24.  und  25.  von  Sib<5,  Banfty-Hunyad ,  Klausenbm^g  und  De<5s  ein- 
geschlossen. Seine  Entschlossenheit  rettete  ihn  und  5  Geschütze  durch  einen  kühnen 
Flankenmarch ;  er  durchbrach  am  26.  bei  Apaliida  des  Feindes  zahlreiche  Massen 
und  übersetzte  nach  einem  dreissigstündigenMarsebc  in  dieMöszascg.  Alle  Anstren- 
gungen des  Feindes  vermochten  nach  den  Gefechten  bei  Szeretfalva  am  1.  Jänner 
1849j  Bistritz  am  2.  Jänner,  am  Passe  Tihoza  am  4.  und  bei  Watra  Dorna  am  5.  ihn 
nur  über  die  Grenze  Siebenbürgens  zu  drängen,  bei  v^elcher  Gelegenheit  jedoch 
das  2.  Romanen-Regiment  sich  der  Art  im  Regimentsbezirko  zerstreute  und  zurüek- 
blieb,  dass  am  6.  Jiinncr  vom  Feldstande  nur  91  Rotten,  vom  3.  Bataillon  nur 
70  Mann  disponibel  waren.  Zur  Deckung  der  Bukowiner  Grenze  unter  Feldmar- 
schall-Lieutenant von  Malkowßky  auf  Vorposten  für  seine  Person  in  Pojana- 
Stampi  mit  der  ersten  Division  des  2.  Cordons  -  Bataillons  gestellt,  waren  die 
schwachen  8  Compagmen  von  Erzherzog  Karl  Ferdinand  -  Infanterie  in  Jacobeny, 
die  Romanen  in  Kimpolung  cantonirtj  und  Urban  konnte  ohne  Zuweisung  frischer 
Truppen  bei  dem  5Iisstrauen,  das  sich  die  eigene  Regimentsraannschaft  verdiente, 
nicht  wagen,  die  ferneren  Operationen  Bem's  in  Siebenbürgen  zu  beirren. 

Um  aber  im  Drange  seines  Berufs  den  Feind  nach  vielfältigen  Vorposten- 
ncckereicn  zu  strafen,  beschloss  er  den  Überfall  auf  Moroscheny  am  6. Februar, 
den  er  sogar  gegen  die  bestimmtesten  Befehle  unternahm  und  sich  der  grössten 
Gefahr  Preis  gab. 

Mit  einer  Division  Sivkovich^  einer  Division  Erzherzog  KarlFcrdinand 
und  einer  Di%^ision  des  2.  Bukowiner  Cordons  -  Bataillons  rückte  er  am  5.  früh 
7  Uhr  von  Pojana-Stampi  gegen  Siebenbürgen  vor»  Tiefer  Schnee,  ungebalmtc 
Wege^  Urwälder,  Schluchten  und  steile  Gebirgsrücken  erschwerten  den  Marsch 
ungemein;   es   konnte  blos   einzeln  Mann   hinter  Mann   fortkommen j   doeh   der 


^ 


1637 


feste  Wille  und  die  unorscLopfliche  Ausdauer  der  mutlivollen  Truppen  besiegten 
alle  beinahe  unüberwindlich  scheinenden  Hindernisse  —  uud  die  Colonno  gelangte 
nach  zvvülfatUndigem,  ununterhroehencm  Marsche  durchs  Ilocligebirge  beleinerKstUe 
VOM  beinahe  24  Grad  um  7  Uhr  Abends  in  ein  Thal^  wo  sie  neben  einem  Walde 
unter  freiem  Himmel  lagerte. 

Nach  dreistündiger  Rast  brach  die  Truppe  wieder  auf  und  marschirte  die 
ganze  Nacht  unausgesetzt  durchs  Hochgebirge.  Um  2  Uhr  früh  erreichte  man  aber- 
mala  ein  Thal,  welches  zwischen  Borgo  Tiha  und  Morosehcny  mündete,  und  an 
dessen  Ausgang  ein  feindlicher  Zwischenposten  stand;  diesem  Thale  entlang 
pflegte  der  Feind  Patrouillen  zu  senden.  Hier  wurde  Halt  gemacht  ^  um  die 
Truppen  zu  sammeln.  Es  war  bis  Moroscheny,  dem  eigentlichen  Ziele ,  noch 
3 — 4  Stunden  über  einen  Gebirgsfuss  zu  gehen,  wenn  man  dem  im  Thale  vor- 
geschobenen feindlichen  Vorposten  ausweichen  wollte,  die  Zeit  war  daher  genau 
bemessen.  Die  Truppen,  bereits  müde,  sammelten  sich  nur  langsam ,  und  man 
konnte  jeden  Augenblick  von  einer  Patrouille  entdeckt  werden.  Endlich  war  die 
Colonne  so  ziemlich  wieder  geschlossen  und  im  Stande  den  Marsch  fortzusetzen, 
und  so  erreichte  sie  an»  6.  um  5  Uhr  früh,  von  der  letzten  steilen  Berglehne  herab 
kletternd,  die  Haupstrasse  zwischen  Tiha  und  Moroscheny»  und  kam  nunmehr  in 
den  Rücken  der  feindlichen  Vorposten, 

Die  Dispositionen  wurden  getroffen,  Alles  bereits  verabredet  und  die  Colonne 
rückte  nun  ohne  A^^antgardc,  ihren  geliebten  Obersten  (Urban  war  schon  am 
1.  Decembcr  1848  in  diese  Charge  vorgerrückt)  an  der  Spitze,  geschlossen  und 
lautlos  einer  eim*ückendcn  feindlichen  Cavallerie-Patrouille  beinahe  auf  dem  Fusse 
folgend  gegen  Moroscheny  von  Nichts  war  zu  hören,  als  das  tactformige  Auftreten 
der  Colonne.  Kurz  vor  dem  Orte  stiess  man  auf  eine  feindliche  Vedette  und 
wurde  mit  „flalt^  wer  dal**  angerufen.  Oberlieutenant  Storcb  des  2.  Romanen- 
Regiments,  der  ungarichen  Sprache  kundig,  antwortete;  „Szdkely  Katomikt'' 
(Szckler  Soldaten),  um  diesen  Posten  zu  überlisten,  da  die  Insurgenten,  theils  um 
die  Bewohner  zu  schrecken,  theils  um  ihren  Soldaten  Muth  einzufl^ssen ,  stets  mit 
zu  gewirtigenden  Verstürkungen  pratUend,  auch  diesmal  aufgesprengt  hatten^ 
die  Szekler  seien  im  Anzüge.  Die  Vedette  wurde  entwaffnet  und  ohne  Laut 
gefangengenommen.  Sie  gab  nun  das  Haas,  wo  die  anderweite  Mannschaft  des 
Postens  stand,  so  wie  das  Fcldgcschrci  an,  worauf  daa  arstere  besetzt  und  der 
ganze  Postan  aufgehoben  wurde,  walirend  nun  das  Einrücken  in  den  Ort  ungehin- 
dert orfolgtc.  Eine  zweite  SchiJdwache ,  bei  säinmtiichcr  Bagage  des  Feindes  auf- 
gestellt, wurde  auf  ähnliehe  Art  überrumpelt 

Mittlerweile  war  der  Tag  vollends  angebrochen,  Oberst  Urban,  fortwährend 
an  der  Tete,  leitete  den  Überfalh  Die  bravo  1.  Compagntc  des2*BukowinerCordons- 
Bataillons  hatte  die  Aufgabe,  den  Commandanten,  die  Officiere  und  das  GcjuchUtz 
zu  nehmen ;  die  2.  Compagnie  eben  dieses  Batailtons  die  Quartiere  zu  besetzen 


1G38 


und  iUe  Mannscbaft  aufzugreifen,  die  Division  Karl  Ferdinand  diönte  als 
Unterstützung,  wahrend  die  Divison  Sivkovich  vor  dem  Orte  gegen  Tiha  als 
Reserve  stand.  Dieser  Anoidnung  gemäss  theilte  sich  die  erste  Cordons-Compagnic 
in  drei  Ahtlieilungen,  wovon  die  erste  auf  das  am  jenseitigen  Ende  des  Dorfes 
liegende  Officiers -Quart! er j  wo  der  Commandant  mit  den  übrigen  Infanterie- 
Offieieren  wohnte^  am  feindliehen  Geschütz  und  der  dabei  stehenden  Parkwache, 
welche  dieser  Abthciiu ng  das  Gewehr  präsentirte,  voriiberrücktej  das  erwähnte 
Quartier  besetzte  und  die  daselbst  aufgestellte  Wache,  so  wie  sämmtliehe  darin 
befindliche  Officiere  gefangen  nahm;  ihr  folgte  sogleich  die  zweite  Abtheilung-  auf 
dem  Fussc,  entwaffnete  die  Park  wache,  nahm  die  Bedienungsmannschaft  g-efangen 
und  bemächtigte  sich  der  Geschütze  und  Munitionskarren*  Die  dritte  Abtheilung 
endlich  hcsctzle  das  Pfarrhaus,  das  Quartier  der  Cavallerie- Officiere.  In  gleicher 
Weise  disponirte  Oberst  ürban  selbst  kleine  Abtheilungen  vom  Cordon  zar  Auf- 
hebung der  Insurgenten  in  ihren  Quartieren. 

Binnen  einer  Viertelstunde  nach  dem  Einrücken  in  das  Dorf  war  die  Aufgabe 
gelöst,  der  Überfall  ohne  einen  Schuss  und  ohne  den  mindesten  Lärm  gelungen; 
es  ^vurde  blos  %"on  der  blanken  Waffe  Gebrauch  gemacht.  Der  Vorposteng-Com- 
mandant,  11  OfficierOj  3  Compagnien  Infanterie  und  44  Husaren,  nebst  der 
Artillerie  -  Bedienungsmannschaft  wurden  gefangen,  1  Fahne,  2  dreipfündige 
Kanonen,  2  Munitionskarren,  74  Pferde  mit  der  ganzen  Bagage,  der  Munition  und 
den  Waffen  des  Feindes  erbeutet. 

Einige  Tage  nach  diesem  glänzenden  Überfalle  eifolgte  die  Vorrückung  auf 
Bistritz;  Urban  unternahm  den  glücklichen  Angriff  auf  Bayersdorf  am 
18.  Februar,  und  schlug  den  Feind  nach  zweistündigem  Kampfe  gänzlich  in  die 
Flucht.  Diese  erkämpften  Vortheile  nöthigten  Bern  mit  bedeutender  Streitkraft 
sich  nach  dem  Norden  Siebenbürgens  zu  wenden^  wodurch  dem  bedrängten  Süd* 
corpö  ein  unbcrcchcnbai^er  Vortheil  zu  Guten  kam. 

Selbst  in  dem  Treffen  bei  Borgo  Schosseny  und  Borge  Prund,  das  dieser 
kühne  Officier  am  26.  Februar  wieder  allein  wie  all  die  vorhergegangenen  bestehen 
musste,  rettete  eii  durch  seine  Entäcldoösenheit  gegen  800  Mann  vor  feindlicher 
Gefangenschaft. 

UrhanVs  gewagtes  Auftreten  im  Jahre  1848  wurde  mit  dem  Ritterkreuze  des 
Leopold-Ordens,  die  herrliche  Waffe nthat  bei  Moroacheny  aber,  über  Antrag 
des  Capitels  vom  Jahre  1849  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien- 
Ordens  belohnt,  und  ihm  unterm  18.  Jänner  1851  der  statutenmasaige  Freiherrn- 
stand verliehen. 

In  dem  neu  aufgenommenen  Feldzuge  in  Siebenbürgen  im  Sommer  des 
Jahres  1849  ünden  wir  den  tapferen  Oberst  Urban  als  Avantgardc-Commandanten 
bei  dem  Corps  des  kaiserlich  russischen  General-Lieutenants  von  Grotenhjelm; 
er  nahm  Klausenburg  am    15.  August,  griff  Tages  darauf  Gjalu,  SzÄrväs^r   und 


1G39 

Banffy-niinyad  an,  forcirto  am  17,  den  Pass  Csucsii  und  rieb  den  Feind  auf-  Am 
nUchstcn  Tage  rückte  er  auf  Slbrf  und  nahm  von  hier  die  Verfolgung  jener 
60rx)  Insurgenten  auf,  die  bei  Sih6  die  Waffen  nicht  strecken  wollten;  diese  Ver- 
folgung wurde  mit  der  demOberstenürb  an  eigenthümlichenRnschheJt  ausgeführt, 
so  dass  in  Nagy-Biinya  und  Szigct  die  Gassen  und  edlen  JIctallc  gerettet  und  die 
Gegend  vor  Plünderung  bewahrt  wurde. 

Zu  den  weiteren  erfolgreichen  Verdiensten  dieses  seit  dem  Jahre  1850  zum 
General -Major  vorgerückten  vortrefflichen  Officiers,  der  in  allen  Gclegcnheilcn 
Kopf  und  Herz  am  rechten  Fleck  hatte,  müssen  noch  gerechnet  worden:  sein  Ein- 
greifen gegen  die  Zügellosigkeit  der  massenhaften  romanischen  Volkshefe,  die 
er  weil  mehr,  als  dies  im  Süden  der  Fall  war,  im  Zäunte  zu  halten  verstand  und 
dadurch  die  Einäscherung  von  Oe^s^  BziSmos-üjv^r,  Klausenburg  and  anderen 
Orten  verhinderte,  welch  letztere  Stadt,  wo  er  nach  beendetem  Kriege  ein  Jahr 
Militär  *  Districts  -  Coiumandant  war,  dieser  Wohlthat  in  dorn  ihm  verlielienen 
Ehrenbürger-Rechte  Ausdruck  gab. 

KOLO\MUT-KRAKOVSKY,  Leopold  Oraf, Feldmarschall-Lieuteuant  und  Kllni- 
merer,  Sohn  dea  Grafen  Franz  Xaver,  k.  k.  Oberst-Lieutenants  undKlimmorcrs, 
der  äiltcron  Speciallinic  und  dem  jüngeren  Aste  zu  Radenin  dieses  alten  böhmi- 
schen Gcschlcchlct*  entsprossen,  wurde  zu  Wien  am  IL  Deccmbor  1804  geboren. 

Dieser  im  Jahre  1H54  ohne  Bclbelialt  des  Charakters  ausgetreicne  General 
diente  seit  dem  19.  Lebensjahre  bei  der  Cavallerie,  vorerst  bei  den  KUi-assicron 
und  vom  Jahre  1844  an  als  Oberst  im  3.  Husaren- Regimen te.  Im  Octobcr  1848 
zum  General*Major  befördert,  erwarb  er  sich  als  llrlgadler  i>ei  der  Division  des 
Erzherzogs  AI  brecht  in  den  Schbichten  von  Mortara  und  Novara  durch 
li&schlua«  des  Capitels  vom  Jahre  1849  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien- 
OrdeiM. 

Des  Gcnorab  ATantgarde  stieaa  am  2L  MUrz  in  der  fünften  Nachniittags- 
stunde  bei  Mortara  auf  die  Piemouteüen;  bald  wurde  die  Brigade  in  den  Kampf 
%*erwiekelt,  den  sie  m  lange  allein  unterhielt,  Iiis  die  Brigade  Stadion  nachrücken 
konnte.  Da  sie  getrennt  war,  so  Übernahm  Graf  Kolowra't  das  Commando  dci* 
linken  FlUgela,  bestehend  aus  2  Bataillonen  Kaiser- Infanterie  und  4  Compaguien 
des  9.  JUgcr* Bataillons.  Das  Gefecht  nahm  roachen  Foi*tgang  und  die  mittlerweil© 
eingetretene  Dunkelheit  und  der  aui^scrordentliche  Staub  machten  es  unmöglich, 
von  der  Sachlage  des  Kampfes  bei  dem  Centrum  uod  auf  dem  rechten  Flügel 
Kcnntniss  zu  nehmen.  Immer  vordringend  stieas  Kolowrat  an  der  Spitze  seiner 
Truppen  auf  die  grosso  mit  einer  Kirche  versehene  Cosine  S.  Albano ,  wo  er  mit 
feindlichem  Gcwehrfetier  empfangen  wurde;  sie  Air  eine  Vorstadt  von  Mortara  hal- 
tend, nahm  er  sie  in  raschem  Sturm.  Bei  der  weiteren  Verfolgung  gelangte  er  auf 
einen  aehmaleui  durch  tiefe  und  lireite  Canäle  und  BUume  ciugefaasteu  Weg.  Nichts 


1640^ 


desto  wcmp^cr  drang  Kolowrat  zu  Puss  an  der  Spitze  der  Colonne,  welche  in 
doppelton  Reihen  zu  marschiren  genütliigt  war,  unaufhaltsam  vor  und  gelangte 
bis  gegen  das  beleuclitet^Stadttbor,  hier  durch  eine  Kartatschenladung  aus  zwei 
Geschützen  empfangen.  Obschon  einige  der  an  der  Spitze  der  Colonne  befind- 
llchenOti^ciere  und  Unterofficiere  die  Bedienungsmannschaft  niederhiebenj  konnten 
sie  sich  doeh  der  Geschütze  nicht  bemächtigen^  denn  während  General-Major  Graf 
Kolowrat  die  durch  die  zwei  Decliargen  etwas  erschütterte  Truppe  sammelte, 
was  kaum  einige  Minuten  währte,  gewann  der  Feind  Zeit  diese  Geschütze  in 
Sicherheit  zu  bringen.  Indessen  wich  derGegnervorder  imStui^mschritte  anrücken- 
den Colonne  zunick  undKol  owrat  drang  rasch  in  die  Stadt  nacb^  wo  er  in  dem- 
selben Augenblicke  ankam,  als  der  tapfere  Oberst  B  en  edek,  welcher  die  Piemon- 
tesen  bei  Porta  Casale  hinausgetriehen,  von  derselben  feind liehen  Ahth eilung  im 
Rücken  angegriffen  wurde,  die  vor  den  Truppen  des  General -Majors  Koloiivrat 
Hob,  Dass  Ben  edek  dadurch  Luft  erhielt  und  der  Feind  gcnöthigt  wurde  sich 
mit  seinen  Geschützen  zu  ergebeuj  war  ein  unbezwcifeltes  Verdienst  der  cntscblos* 
sencn  Vorrückung  des  Grafen  Kolowrat. 

In  der  Schlacht  von  No  v  a  ra  befehligte  der  Graf  die  Avantgarde  des  2,  Armee- 
corps  und  crhieltj  da  seine  Brigade  wieder  getheilt  wai'd,  den  Befehl  über  den 
rccliten  FUigel  derselben,  welcher  aus  2  Bataillonen  von  Kaiser-InfanteriCj  3  Com- 
pagnien  des  9.  Jäger-Bataillons  und  einer  halben  scchspründigenCavallerie-Batterie 
bestand.  Durch  mehr  als  4  Stunden  hatte  er  schon  mit  abwechselndem  Glücke 
gekämpft  und  der  Erfolg  begann  um  so^niehr  zweifelhaft  zu  werden,  als  2  Kanonen 
dcmontirt  waren  und  die  schwachen  bereits  erschöpften  Truppen,  von  der  grossen 
Übermacht  des  Feindes  hart  gedriiiigt^  zu  wanken  anfingen.  Kolowrat  sammelte 
nun  die  Mannschaft  unter  dem  Schutze  der  Tirailleure  von  Kaiser-Jägern,  setzte 
sich  zu  Fuss  an  ihre  Spitze,  fiihrte  sie,  verstärkt  durch  ein  Bataillon  Kinsky,, 
erneuert  vor,  erstürmte  die  vorliegenden  drei  Höhen  und  nahm  neben  einer  grossen 
Zahl  Gefangener  auch  (>  Geschütze,  Kaum  war  dieser  Zweck  erreicht,  als  der 
Feind  von  Novara  aus  mit  den  beiden  Brigaden  Savoyen  und  Savona  eine 
Diversion  in  unserem  Rücken  versuchte.  Der  tapfere  General  ging  ilim  8ofoi*t 
mit  dem  Bajonete  entgegen;  doch  die  Piemontesen  warteten  den  Angrifl'  nicht  ab. 
Ihr  Rückzug  gab  unserer  Mitte  das  Zeichen  zum  erneuerten  Vorrücken  und  der 
Sieg  wurde  bald  ein  entscheidender. 

In  gleichem  Masse  bewies  Kolowrat  seine  Uncrsehrockenheit  und  Gegen- 
wart des  Geistes  bei  der  Einnahme  von  Li  vorn o  am  ll.Mai,  wo  er  an  der  Spitze 
einer  Conipagnie  des  9.  Jäger-Bataillons  sich  in  die  lürche  stürzte,  aus  welcher, 
als  unsere  Truppen  schon  ihre  Quartiere  bezogen  hatten,  die  ersten  meucliclraör* 
ilerischen  Schüsse  auf  dieselben  üelen.  Dieser  raschen  Entschlossenheit  gelang  es, 
den  versuchten  Aufstand  sofort  im  Keime  zu  ersticken  und  die  Ruhe  wieder  her- 
zustellen. 


i 


1641 


BäKCO,  Joseph  Freiherr  von,  Fcldmarschall  -  Lieutenant,  Besitzer  den 
MilitUr- Verdienstkreuzes,  loliaber  des  3,  Elusaren -Regiments,  der  würdige  Sohn 
des  tapferen  Oberst -Licutenant^ä  und  lütters  des  Maria  Thercsien-Ordens  Felix 
Froiherm  von  Barco  (s.  d*),  wurde  zu  Wien  am  L  August  1798  geboren*  Ak 
Lieutenant  des  Husaren -Regiments  Kienmayer  hatte  Barco  schon  die  Feld- 
züge 1814  und  1815  mitgemacht,  als  Obcrlieutcnant  in  den  Jahren  1820  bis 
1825  Üivisions- Adjutantendtenste  verrichtet,  und  war  1838  Major  und  1844 
Oberst  und  Commandant  in  demselben  Husaren- Regimente,  in  dessen  Reihen  er 
31  Jahre  früher  als  Officier  getreten. 

Rastloser  Eifer  für  das  Interesse  seines  Regiments,  dessen  Ausbildung 
höheren  Orts  besondcTs  anerkannt  und  angeriihmt  \vurde,  war  der  Loitstern  seines 
Wirkeni?^  unter  welchem  das  verhängnissvolle  Jahr  1848  erscbien*  Im  Sommer 
desselben  hatte  die  politische  GUhrung  in  Gaüzien,  wo  Barco  mit  dem  Rcgimente 
stationirt  lag,  einen  gefahrdrohenden  Charakter  angenommen.  Eines  Tages  erscholl 
der  Lärm,  die  Proletarier  Lembergs  wollen  das  Zeughaus  stürmen  und  sich  der 
Waffen  bemächtigen.  Auf  den  ersten  Alarmstroich  stand  die  Garnison  auf  den 
bestimmten  Plätzen,  —  und  Tausende  von  Menschen,  alle  höchst  aufgeregt,  füll- 
ten don  Ringplats  und  die  Strassen.  Der  commaudil^ndeGeneral  H  am m er s  t ein 
hielt  zu  Pferde  mit  der  Generalität  vor  dem  General  -  Commando -Gebäude, 
Die  Melduiigen  jagten  sich.  Man  war  der  allgemeinen  Meinung,  dass  der  erste 
Sclitiss  das  Signal  zu  einem  ftirchter liehen  Blutbade  werden  würde.  Ein  Adjutant 
sprengte  mit  der  Nachrjcht  heran,  dass  es  auf  dem  Ringplatze  gleich  zum  Aus- 
bruche kommen  dürfte,  indem  das  wüthendeVolk  dicHauptwache  entwaffnen  wolle. 
Oberst  Barco,  als  Volontär  in  der  Suite  des  Commandirenden  und  der  polnischen 
Sprache  mächtig,  filhlte  sieh  au»  eigenem  Antriebe  veranlasst,  mitten  durch  die 
Aufruhrer  auf  den  Ringplatz  zu  reiten  und  das  Volk  zur  Ruhe  zu  ermahnen.  Die 
wogende  Mcnscbenmassc  stand  nur  wenige  Schritte  von  der  Hauptwacho  ont- 
.fernt,  di©  mit  gefiültcm  Bajonct  den  Ausbruch  der  blutigen  Krise  erwartete. 
Raroo,  hart  an  die  Hauptwachc  gedrängt  und  von  Proletariern,  die  sein  Pferd 
hielten,  umgeben,  richtete  ein  kräftige^«  beruhigendes  Wort  an  die  empörten 
Massen*  Der  EinÜuss  seiner  Rede  zerstreute  bei  20,000  Menschen  und  die  vorher 
noch  wiithendc  Volksmassc  war  binnen  10  Minuten  verschwunden. 

IfKehlige  Versuche  der  Umsturzpartei  machton  einen  Teil  des  Regiments 
in  seiner  Pflicht  und  Treue  wanken,  eine  Schwadron  —  geführt  von  Officieren  — 
nahm  aus  ihrer  Station  mit  Gepäck  Reisbaus,  um  auf  heimathlichem  (unga- 
rischem) Boden  an  dem  Aufrühre  ihrer  verfülirten  Landsleute  Thcil  zu  nehmen, 
Barco  besinnt  sich  nicht  langCi  setzt  sieb  attf  sein  bestes  Pferd  und  verfolgt 
die  Ausreisser  unauflialtsam  17  Meilen  weit,  requtrirt  in  Satnbor  Militär,  worauf 
es  ihm  unter  Mitwirkung  der  daselbst  stationirt  gewesenen  Oherlieutenants  Hof- 
richtor  von  HazzuchoUi,  RUffel  von  Kaiscr^ChevauxIegers  und  des  Hauptmanns 


I 


1642 

Schwarz  des  ersten  Regiments  gelingt,  die  empörten  Husaren  zu  ihrer  me 
verlassenen  Standarte  wieder  zurüekznführen.  Welchen  Einänss  Barco  ai 
Leute  auszuüben  verstand,  beweist  der  seltene  Umstand,  dass  ihm  seine 
herangebildeten  UnterofHciere  mitten  in  den  Stürmen  der  PlcvolutioD  un 
erdenklichen  Verführungskünste  einen  Ehrensäbel  mit  der  Inschrift  ven 
^Äus  Liebe,  Hochachtung  und  Dankbarkeit^ 

Am  2.  November  1848.  sehen  wir  Barco  als  Volontär  dem  Bombar« 
Lembergs  vom  Anfang  bis  zum  Ende  desselben  beiwohnen.  Revolutionäre! 
hatten  sich  in  der  Finsterniss  zu  einem  Überfall  der  rothen  Kloster -Gasen 
Sandberge  genähert,  worauf  der  daselbst  commandirte  Oberst  -  Lieuteni 
Eibenstein  des  3.  Artillerie  -  Regiments  zur  Alarmirung  der  Gamisc 
Kanonenschüsse  lösen  liess.  Um  dem  commandirenden  General  die  Na 
zu  bringen,  warum  die  drei  Schüsse  am  Sandberge  gelöst  wurden  und  i 
genannten  Oberst  -  Lieutenant  zu  verständigen,  dass  die  Gai^nison  sich  bei 
schlagfertiger  Verfassung  befinde,  wagte  Barco  freiwillig  in  der  grössten  I 
niss  wieder  mitten  durch  die  kampfbereiten  und  in  Folge  eines  vorausgegai 
Excesses  mit  der  Artillerie  wuthentbrannten  •  Nationalgarden  diesen  S 
'     gefährlichen  Ritt  ganz  allein  hin  und  zurück. 

In  diesem  Monate  suchte  Barco  nach  einer  zwei  wöchentlichen  Kranl 
Lemberg  einen  kurzen  Urlaub  (den  ersten  während  seiner  ganzen  Diezkstz« 
Auf  die  Frage  des  Landes-Commandirenden,  ob  er  sich  stark  genug  fühle  ^ 
einen  Landsturm  zu  organisiren,  stellte  sich  Barco  augenblicklich  zur  Disp 
und  trat  bei  einer  grossen  Kälte  sogleich  seine  Reise  an.  In  14  Tagen  hint« 
derselbe  140  Meilen  und  stellte  während  dieses  Zeitraumes  in  dem  £ 
^  Stanislauer,  Kolomeaer,  Zalesczyker,  Samborer  und  Sanoker  Kreise  l 
bewegtesten  Zeitperiode  einen  Landsturm  von  80,000  Mann  auf. 

Am  16.  December  avancii^tc  Barco  zum  General-Major,  erhielt  eine 
Brigade  und  die  Bestimmung,  im  Rayon  südlich  von  Stry  die  Landesgrenze 
ringnrn  zu  vertheidigcn,  wofür  ihm  das  Militär  -  Verdienstkreuz  verliehen  ' 
Der  Schutz  dieses  Grenztheiles  gegen  den  Einbruch  magyarischer  Insurg 
Abtheilungen  wurde  aber  bei  den  geringen  Steitkräften,  welche  dem  G< 
Major  Barco  zu  Gebote  standen,  bald  sehr  schwierig.  Mächtige  Polenzüg 
centrirten  sich  in  Munkäcs,  durchstreiften  die  Marmaios  und  unternahmen 
gungen,  welche  zum  Ziele  hatten  die  Karpathen  zu  überschreiten, und  der 
lutionären  Boden  nach  Galizien  zu  verlegen.  Eine  feindliche  aus  Polen  unt< 
Fürsten  Woroniecki  zusammengesetzte  Colonne  2  —  3000  Mann  wandt 
nach  Novaselica  und  Toronya  und  schob  ihre  Vorposten  an  den  Gebii 
der  Beskiden  bis  auf  600  Schritte  gegen  die  Truppen  der  Brigade  vor,  ^ 
ihrerseits  die  Übergänge  bei  KHmetz,  Wolosianka  und  Wyszkow  besetzt 
Haron  Barco  beschloss  den  Feind  zurückzuwerfen,  bevor  noch  der  letztei 


1643 


stärkt  werden  würde.  Em  mit  9  Compa^nien  yntemommener  comljinii*ter  Angriff* 
unterstutzt  durch  einen  kühnen  gut  hcrcchnctcn  n.Hchth'eheii  Iiherfall»  führte  in 
der  Nacht  vom  21,  zum  22.  Mlirz  1849  zö  dcni  glüekh'chsten Resultate.  Die  Truppe 
hatte  einen  M&rseh  von  14  Stunden  bei  einem  furehtbarcn  Sturmwinde  und  Sehnee- 
gestöber, bis  über  die  Knie  in  Sclmee  watend,  über  die  40O0  Fus.^  hohen  Bcskiden 
auf  Strecken,  durch  welclie  kein  Weg*  führte,  zurückgelegt,  Barco  zu  Fuss  an 
iljrer  Spitze.  Nach  aechsstUndigem  hartnäckig'em  Kampfe  war  diese  polnische 
Legion  mit  so  grossem  Erfolge  geschlagen,  dass  sie  mit  Hinterlassung  von  50O 
Gefangenen,  einer  Anzahl  von  Gewehren  und  sonstigen  Rüstungen  auf  zehn  Meilen 
weit  in  die  Flucht  gesprengt  wurde  und  in  dieser  Gegend  nicht  wieder  zum  Vor- 
schein kam.  Dem  General  selbst  rettete  in  diesem  Kampfe  Corporal  Do  brzansky 
von  Ilartmann-Infanterio  das  Leben,  indem  er  einen  Legionär  in  dem  Augenblicke 
niedermachte,  als  dieser  nur  vier  Sehritte  von  Barco  entfernt  das  Gewehr  auf  ihn 
angeschlagen  hatte. 

Höhere  Weisungen  bestimmten  unseren  entschlossenen  General  am  10.  April 
mit  3  Bataillonen,  1  Division  Cavallerio  und  1  Batterie  offensiv  vorzugehen^  und 
über  Munkdcs  und  Unghvar  mit  dem  mittlerweile  directe  nach  Kaschau  in  der 
Vorrückung  begriöenon  Armeeeorps  des  Fcldmnrsrhall-Lieutenants  Vogl  in  Ver- 
bindung zu  treten.  Tiefe  überschwemmte  ThUlei%  unwegsame  Schluchten,  ver- 
störte Brücken,  überhaupt  alle  erdenklichen  Marsclihindcrnisse  machten  diese 
Vorrückung  bei  dem  totalen  Mangel  an  Brückeiunaterial  und  Pionnioren  und  den 
vermehrtei^  Streitkräften  des  Feinden  nicht  nur  äusserst  beschwerlich,  sondern 
auch  sehr  gefährlich.  Barco  bedrohte  wechselweise  bei  Voreczke  und  Ilolubina 
die  feindlichen  Stollnngcn  durch  dctachirtc  Umgehungscolonncn ,  um  die  aas 
(1()0  Mann  bestandene  VoHnippe  gefangen  zu  nehmen;  —  die  Insurgenten  al>er, 
von  jeder  Bewegung  durch  Avisopo«ten  vdrtrefTlioh  signalisirt,  zogen  ^ieh  immer 
wieder  nach  einem  kurzen  Plänklerfeoer  gegen  Mank^a  zurück.  Der  31.  April 
war  Eum  Angriif  auf  Mti  nkiics  bestimmt^  in  dessen  Besitz  der  sehr  überlegene 
Feind  eine  aussemnb'intlirlie  Widerstandäftlhigkeit  entwickeln  konnte.  Barco 
wollte  durch  eine  Unigehun^ncolonne  (4  Compagnien)  die  mit  Kämmen  bespickte 
linke  Anhöhe  in  Rücken  faasen  und  sodann  das  Wasser  überschreiten  lassen;  aber 
sechs  Geschütze,  wclcbo  den  Rücken  der  die  irmgegcnd  rasircnden  Batterie  deck- 
ten, so  wie  der  reissende  Gebirgsfluas,  machte  jode  Diversion  in  des  Feindes 
Flanke  unmdglirh.  Die  in  der  Front  gelegene  Brücke  war  abgebrannt,  also  der 
einzige  Übergangspuuet  über  die  Latnreza  zerstört,  und  liei  der  Brigade  kein 
Brüekenmaterial  und  keine  Pionniere  zur  IHaposition*  Die  Foreirung  diesem  festen 
Punctes  versprach  schon  bei  dorn  ersten  Zusammenstosse  mit  den  Insurgenten 
keinen  beKondern  Krfolg»  Da  der  Marsch  der  Brigade  über  Miink»4cH  vorgezeichnet 
war,  so  erübrigte  niebtH  anders  aU  —  anzugreifen,  am  «ur  Kenntnis«  über  die 
Starke  und  Stellung  des  Feinde»  zu  gelangen*  Der  Kampf  dauerte  vier  Stunden« 


1644 

Rar  CO  verlor  sein  Pferd  uolcr  dem  Leibe.  Nachdem  er  seinen  Zweck,  sich  iil 
die  Stärke  des  Feindes  zu  vergewissern,  erreielit  imd  der  Waffcnehre  genügt  liat 
brach  er  das  Gefecht  ab  und  trat  seinen  Itückzyg  ohne  behindert  zu  werden  an. 

Im  Mai  rückte  er  üljer  Sandeez  und  Saihusch  und  überschritt  die  ungarisc 
Grenze,  um  seinem  Auftrage  gemäss  durch  eine  Stellung  bei  Sillein  den  JablunI 
Pass  und  die  Waag-Übergangspunctc  zu  decken.  Die  Insurgenten  durchstreiften 
starken  Massen  das  WaagthaL  In  der  Brigade  brach  die  Cliolora  aus  und  wüthc 
furchtbar.  Binnen  8  Tagen  hatte  sie  7  OfFiciere  und  110  Mann  weggeraflFt-  Bar« 
den  sein  hohes  Pflichtgefühl  die  Gefalir  vergessen  gemacht,  weilte  Tag  und  Na 
in  dem  Spitalc  mit  aufopfernder  Theilnahmej  bis  er  endlich  selbst  diese  Seuc 
erbte,  jedoch  bald  wieder  glücklich  genas. 

ImMonat  Juni  1849  verlegte  eine  neue  Ordre  de  Bataille  den  General  Barf 
mit  10  Compagnien,  1  Division  Cavallerie  und  1  Cavalterie-Batterie  nach  Gl 
und  Keszegfalva  (30  Minuten  von  Komorn  entfernt),  um  diese  Orte  zu  bescta 
und  zu  verschanzen.  Am  11.  Juli  wohnte  er  als  Volontär  der  Schlacht  bei  Konior 
bei,  da  seine  Brigade  unthätig  verblieb.  Die  Cholera  fing  wieder  an  zu  wüthc 
und  forderte  unzählige  Opfer.  Barco  erbat  sich  bei  seinem  Corps-Oornnrnndantfl 
die  Cholera-Spitäler  errichten  und  überwachen  zu  dürfen.  Am  23.  Juli  löste  er 
seiner  Brigade  auf  dem  rechten  Don  au -Ufer  bei  Puszta-Harkäly  (als  derMitt 
punct  der  Stellung)  das  erste  aus  5  Brigaden  bestehende  Armeecorps  ab,  welcl 
mit  derCeniirungKomorns  beauftragt  war;  die  Brigade  bestand  aus  6  Bataillone 
2  Schwadronen  und  26 'Geschützen  und  hatte  zur  Cernirung  der  Festung  am  rechtet 
Donau-Ufer  caicn  Rayon  von  4ya  Stunden  einzunehmen,  den  —  wie  bemerkt  M 
vorher  das  L  Armeecorps  besetzt  gehalten.  Der  ausserordentliche  Widerstand,  de^ 
die  Brigade  Barco  ara  3.  August,  an  welchem  Tage  die  Koniorner  Besatzung  il 
vielfach(3r  Stärke  einen  starken  Ausfall  machte,  leistete,  wurde  nicht  allein 
officicllen  Berichten  rübmlichst  goscliildert,  sondern  von  dem  Feinde  selbst] 
offen tlichcn  Blättern  nach  Verdienst  hervorgehoben. 

Im  October  1849  ei-hielt  General-Major  Barco   eine   Cavallerie-Brigadc 
Olmütz  und  den  Befebl,  auf  die  Organisirung  der  Husaren  energisch  einzuwlrki 

So  zeigte  sich  dieser  General  in  allen  Gelegenlieiten  als  umsichtiger,  tl 
tigor  und  dem  Allerhöchsten  Dienste  ergebener  Soldat;  er  erntete   Tür  die  scLo| 
Waftcnthat  vor  Novasei ica  durch  Ausspruch    des  Capitels    vom  Jahre    Ij 
das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens,  ward  dann  Fcldmarschall-Lieiil 
nant  und  erhielt  in  letzter  Zeit    einen    neuen  Beweis    des  Wohlwollens     soic 
erhabenen  Kriegsherrn  dadurch,  dasa  er  zum  Oberlieutenant  bei  der  ersten  Arcierfl 
Leibgarde  ernannt  wurde. 


DEGENFELD-SCHONBÜRG,  A  u  g u  6 1  F r  a n z  J o h  a n  n  C  h  r  i  s  t o  p  h  Graf,  Fol 
marsehalhLicutcnant,  geheimer  Rath,  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  erst 


1645 


Classe  und  des  Leopold-Ordens,  Inhaber  Jos  36.  Infantcric-RegimontSj  Sohn  doß 
General-Majors  und  Ilitters  dos  Maria  Theresien-Ordcns  Friedrich  Graicn 
Degenfeld  (a.  d.),  wurde  äu  Grass-Kanischa  in  Ungarn,  wo  sein  Vater  als  RiU- 
meistcr  in  Garnison  lag,  am  10.  Decembcr  1798  geboren«  Im  siebenzehnten  Lebcns- 
jahrc  erhielt  Graf  Degenfold  eine  Lieutenantsstelle  bei  Bakonyi-lnfaiitcrio, 
wolmte  dem  Feldzuge  1815,  so  wie  dem  Zuge  nach  Picmont  1821  bei,  und  kam 
dann  zur  Jägertruppe. 

Seine  vielseitigen  Kenntnisse  und  vortrefflichen  Eigenschafton  waren  es, 
welche  ihn  im  37.  Lobensjahre  inmitten  eines  tiefen  Friedens  die  Majorscharge 
bei  dem  35.  Infanterie- Regimente  und  die  Ernennung  zum  Militär-Referenten  bei 
dem  ücneraUCommando  in  Böhmen  erlangen  licsson,  eine  Stellung,  der  er  nahe  an 
8  Jahre  zur  besonderen  Zufriedenheit  vorstand.  Im  April  1842  zum  Oberston  bei 
Erzherzog  Rainer-Infantej-ie  Nr.  11  befiyrdert,  wiikte  Graf  Degenfeld  in  dieser 
Sphäre  durch  weitere  7  Jahre  auf  das  Erspriessliehste  und  avancirte  am  1.  Jum 
1848  zum  General -Major, 

Mit  dieser  Beftirderung  traf  ihn  die  Bestimmung  als  Brigadier  zum  Reserve- 
corps unter  Feldmarschall-Lieutenant  Freiherro  von  Weiden,  und  von 'da  zur 
Besatasung  der  Festung  Mantua.  Nach  der  Schlacht  von  Custozza  zum  4.  Armee- 
Corps  an  den  Oglio  gezogen,  sali  er  seinen  seiinliehsten  Wunsch  nach  einer  erfolg- 
reichen Thütigkeit  durch  den  schnellen  Verlauf  der  Ereignisse  unerfüllt^  war 
aber  doch  bemüht,  in  den  spärlichen  Veranlassungen  jede  Gelegenheit  zu  benützen, 
um  der  Ehre  theilhaft  zu  werden,  sich  unter  den  Ausgezeichneten  in  den  Gefochten 
dieser  Periode  genannt  zu  sehen* 

Um  so  lohnender  erscheint  für  ihn  der  denkwürdige  Feldzug  1849  gegen 
Piomnnt  Auch  hier  im  4.  Corps  eingetheilt,  bildete  der  Graf  mit  seiner  Brigade 
am  33.  5Iärz,  da  der  Commandant  dieses  Corps  Feldmarschall-Lieutcnant  Graf 
Thurn  den  Entachlnaa  gdmaat  halte  von  Casalino  aus  die  vonVercelli  nachNovara 
führende  Strasse  bei  Cameriano  zu  gewinnen  und  den  vor  Novara  kämpfendeu 
Piemonteaen  in  Flanke  und  Rücken  zu  faHen,  die  Avantgarde  des  Corps  und  führte 
in  Person  die  Spitze  der  ganzen  Colonne.  Die  Vorrückung  geschah  bei  stet« 
zunehmendem  Sehlachtfcuer  unaufhaltaam  und  zwei  Abtlicilungen  feindlicher 
Reiterei  i/iiarden  90  schnell  versprengt,  dasa  dorn  Feinde  keine  Zeit  übrig  blieb 
die  veralumtcn  Gegenanütalten  zu  treffen,  um  das  Vorrücken  des  4*  Corps  wenig- 
ataiz  bei  der  Agognabrücke  aufzuhalten.  Unmittelbar  nach  der  Überschreitung 
dieies  Flusses  durch  die  Avantgarde  der  Brigade  im  Angesichte  von  Novara 
erschienen  foindlacbe  Geschütze  auf  der  Strasse.  Die  die  Vorhut  bildende  halbe 
Schwadron  Windiscbgrätz-Chevauxlegers  stürzte  sich  mit  groaser  Bravour  auf 
dieselben,  um  sie  zu  nehmen,  must^te  jedoch  das  Vorhaben  aufgeben,  ala  eine 
gedeckt  eingeführte  Batterie  der  Piemoaleten  im  Momente  dieser  Attaque  demaakirt 
wurde  und  ein  m(jrderiscbes  Feuei*  eHIffliete« 


* 


1646 


■  Indessen  hatte  dur  unibiclitjge  Brigade-Conimandaiit    schon    während    der 

Attatjuc  dieser  halben  Sehwadron  die  der  Colonno  zunächst  folgenden  Geschütze 
eiligst  vorrücken  lassen  und  üuni  Abprotzen  beordert,  auch  eine  Division  des 
lülanterie-Regimcnts  Graf  Nugent  jenseits  der  Chausseegräbcn  postirt.  Der 
schnelle  Rückzug  der  Cavalleric,  verbunden  mit  einem  wahrliaft  verheerenden 
Artilleriefeuer  aus  mindestens  zehn  Geschützen  im  wirksamsten  Ertrage,  hatte 
die  miniittelbare  Folge,  dass  unsere  Geschütze  gar  jiicht  zum  Abprotzen  kommen 
konnten  und  die  Infanterie  zurückgewoifeu  wurde.  Eratere  waren  dadurch  preis- 
gegeben, die  HauptcolonDe^  durch  den  eiligen  Rückzug  in  Unordnung  gerathen, 
konnte  nicht  so  rasch  zum  Schutze  vorrücken.  Alles  stand  auf  dem  Spiele!  In 
diesem  wichtigen  Augenblicke  wirkte  das  Beispiel  des  General-Majors  Grafen 
De  gen  fehl,  welcher  inmitten  des  stärksten  feindlichen  Feuers  eine  geraume  Zeit 
auf  freiem  Felde  aushiclt,  und  seine  begeisternde  Ansprache  elektrisch  auf  die 
weichende  Truppe  und  die  besstürzten  Artilleristen,  und  es  gelang  dem  Obersten 
Mandl  und  dem  Hauptmann  Zimmer  von  Graf  Nugent-Infanterie,  dann  dem 
Oberfeuerwerker  Ansary  die  Soldaten  zur  Besinnung  zu  bringen,  das  Gefecht 
wieder  herzustellen  und  die  Geschütze  in  Thätigkeit  zu  setzen. 

Noch  wiihrcnd  dieses  gefahrvollen  Augenblickes,  welcher  bei  minderer  Ent* 
schlosseuheit  und  Selbstaufopferung  von  Seite  des  Generals  Grafen  Degenfeld 
durch  den  Feind  zweifelsolujc  zur  Vorrückung  gegen  die  Agognabrücke  benützt 
worden  wäi'e,  —  ein  Umstand,  der  die  spätere  Entwickeluug  des  Corps  verzögert, 
vielleicht  auch  mit  Hinblick  auf  die  späte  Stunde  unmöglich  oder  doch  nutzlos 
gemacht  haben  würde,  —  gewalirtc  man  schon  in  der  rechten  Flanke  feindliche 
I  Streitkräfte  ani'ücken^  Ungeat-htet  nun  die  ganze  Thätigkeit  Degenfcld's  auf 
diesem  Puncte  in  Anspruch  genomiuen  war,  disponirte  er  sogleich,  olme  sich 
Befehle  erbitten  zu  können,  welche  hier  wohl  zu  spät  gekommen  wären,  die  übrigen 
Compagnien  des  Regiments  Nugent  zur  Vorrlickung  in  dieser  Richtung,  brachte 
das  Gefecht  in  der  Fronte  in  einen  geregelten  Gang,  und  sammelte,  da  ihui  kurz 
zuvor  d«ö  Pferd  unter  dem  Leibe  getudtet  wurde,  zu  Fuss  mehrere  Compagnien, 
welche  er  dem  Feinde  entgegenführte.  Als  nun  die  Ejitwickelung  des  Regiments 
nach  manchen  Terrainhindernissen  gegen  den  in  der  Flanke  anrückenden  Feind  ^ 
vollbracht  und  beide  Bataillone  unter  der  tapferen  Leitung  des  Majors  Wir  th  und 
Flauptmanns  Greschke  bereits  zum  Angriife  vorrückten,  auch  das  letzte  zur 
Brigade  gehörige  Bataillon  von  Füi'st  Karl  Schwarzen berg-Infanterie  niit  2  Ge- 
schützen auf  die  Hauptstrasso  beordert  war,  erbat  sich  Degenfeld  das  zur  Bri- 
gade  Gravert  gehörige  Bataillon  des  Peterwardeiner  Grenz-Regiments,  führte 
es  den  stürmenden  Bataillonen  von  Nugent  nach,  und  stellte  die  unterbrochene 
Verbindung  mit  dem  2.  Armeecorps  wieder  her. 

Durch  dieses  standhafte  Ausbarren  auf  freiem  Felde  unter  dem  heftigsten  feind- 
lichen Feuer  hatte  Graf  Degenfeld  das  Gefecht  in  dem  wichtigsten  Augen bUcke 


1647 

zum  Stehen  prebracht^  durch  die  Entsenduag  des  Regiments  Graf  TTogont  in  die 
bedrohte  rechte  Flanke  düs  Vorrücken  des  Feindes  ge^en  das  DcfiM  an  der  Agogna- 
brücke  verhindert;  ihm  war  es  zn  danken ^  dass  Oberst  Man  dl  mit  der  Division 
drei  an  der  HaupUtrasse  gestandene  Geschütze  erbeuten  und  die  übrigen  10  Com- 
pagnJen  400  Mann  gefangen  nehmen  konnten;  sein  standhaftes  Ausharren  und  sein 
schneller  Entschluss  bewirkten  endlichj  dass  die  vom  Feinde  eingesehene  Unmög- 
lichkeit, in  grösseren  Massen  zv.*ischcn  der  Stadt  und  der  dann  durch  das  Corps 
cingenonanenen  Aufstellung  durchzudringen,  ihn  zu  um  so  schnellerem  und  ilucht- 
artigem  Rückzuge  durch  das  Dcfil<$  der  Stadt  Novara  nöthigten  —  und  so  hatte 
der  tapfere  Gcncnd,  dessen  Brust  durch  das  Capitel  vom  Jahre  1850  mit  dem 
Ritterkreuze  des  Maiia  Theresicn-Ordens  geschmückt  wurde,  zum  Siege  bei 
Novara  und  zu  dessen  Folgen  rUcksichtiich  der  Denioralisirung  der  feindlichen 
Armee  wesentlich  beigetragen.    _    _ 

In  der  eingetretenen  Friedensepoche  wurde  der  im  October  1849  zum  Feld- 
marsehall-Lieutenant bePirderte  Graf  Dogonfeld  zu  verschiedenen  ausgezeich- 
neten Anstellungen  berufen;  vorerst  Vice  -  Gouverneur  der  deutschen  Bundes- 
festung Mainz ;  w^ard  er  dann  zum  Seetionschef  und  Stellvertreter  des  Kriegs- 
niinisters  und  endlich  zum  Chef  der  Orgunisirungs-Seetion  in  der  Allerhöchsten 
Central-Kanzlei  ernannt.  Die  Vordienste,  welche  er  sieh  in  diesem  Wirkungs* 
kreise  bis  zu  seiner  Ernennung  zum  Conimnndanten  dos  8.  Anncecorps  gesammelt 
hatte,  wurden  mit  dem  Orden  der  eiaerncn  Krone  L  Classe  gewürdigt. 


BlANCHI,  Friedrich  Freiherr  von,  Duea  di  Oas«  Lanza,  Feldmarschati- 
Lieutenant,  Ritter  des  kaiserlichen  Leopold-Ordens,  Besitzer  des  Militär- Verdienst- 
kreuzes, Inhaber  df»s  55.  Infanterto-iloginients,  zu  Fressburg  im  Jahre  1812  gebo- 
ren, folgte  dem  Beispiele  seines  grossen  Vaters,  des  Siegers  von  Tolentino  und 
Commandeur»  dea  Maria  Theresicn- Orden«,  Feldniarsehall^Lieutenants  Freiherrn 
von  Biancbi  (a.  d*)|  und  ward  frühzeitig  durch  Reisen  nach  Deutsehiand^  England, 
Frankreich  und  Italien  für  den  zukünftigen  Beruf  gebildet  Im  IH,  Lebonsjalire 
zum  Untertieutenant  bei  Baron  Wimpffen- Infanterie  ernannt  tmd  bald  darauf  aU 
Obcrlicütenani  in  das  37.  Infanterie-Regiment  veraeUt,  gelang  es  ihm  im  Jahre  1830 
durch  Zerstreuung  etnesaua  Anlaut  der  Cholera  entstiindenenJudenkrawalle«  zu  Lern* 
bergaicb  die  Zufriedenheit  des  eonimandtrenden  Generals  zu  erwerben;  sptttcr  war 
er  bei  dem  Obaer^^ationscorps ,  welches  damals  gegen  den  bei  Zbarask  nach  Gali- 
zien  einbrechenden  polnischen  Insurgentenführer  Dwernicky  aufgestellt  wurde. 

Im  30.  Lebenajahre  wurde  Bianchi  Majori  im  35. Oberst  und  Commandant 
des  Infanterie- Regiments  Graf  K ins ky.  Dieaet  B^gioient  garniaonirte  in  Venedig 
und  wurde  nach  dem  Ausbruche  der  Revolution  nach  Triebt  überaehitTt,  von  wo  es 
nut  dem  Reaervecorpa  des  FeldaAugniMiera  Grafen  Nugent  wtedfHr  atur  ArmM 
nach  Italien  rückte. 


1648 


Es  ist  bekannt,  mit  welchem  uiibeschreiblielicn  Muthc  diese  brave  Truppe  bei 
Custozza  kämpfte,  bekannt  auch^  dass  der  Corps- Conimandant  Feldmarscball- 
Lieutenant  Baron  d*Aspr  e  nach  diesem  heissen  Tage  zum  Regiraente  geritten  kam 
und  dem  Obersten  B  ianchi  sagte:  „Herr  OberstI  Ich  werde  von  nun  an 
nur  mit  abgezogenem  Hute  vor  diesem  ausgezeichneten  liegimontc 
erscheinen,  denn  es  hat  das  Unglaublichste  geleistet,*'  An  diesem 
Ruhme  hatte  Bianchi  als  Conimandant  desselben  wohl  den  meisten  und  gerech- 
testen Autheil.  Obgleich  zur  Brigade  Kerpan  gehörig,  nahm  es  doch  Anthcil  an 
dem  Angriffe  auf  Sona,  Bei  Cus  t  ozza  ward  diese  Brigade  über  Maretina  auf  den 
Monte  Godio  entsendet,  um  sich  gegen  die  ITöhen  und  den  über  diesell>on  Hegen- 
den Ort  Custozza  zu  bewegen.  Nach  zweistündigem  Marsche  langte  sie  zwischen 
Sonmiacampagna  und  dem  Monte  Godio  an,  wurde  hier  aber  in  der  rechten  Flanke 
von  den  Piemontesen  mit  einem  heftigen  Geschützfeuer  empfangen*  Starke  feind- 
liche Kräfte  zeigten  sich  auf  Monte  GodiOj  dessen  Höhen  von  8  Compagnien  Szlui- 
ner  wiederholt  angegriffen  und  auch  genommen  wurden.  Die  gänzliche  Erschöpfung 
der  Grenzer  machte  es  nun  nöthig,  dass  das  Infanterie  -  Keginient  Kinsky  nach 
und  nach  ins  Feuer  gezogen  werden  musste.  Die  Hohen  wurden  ungeachtet  wie- 
derholter Stürme  des  Feindes  mit  dem  grössten  Heldenmuthe  ohne  weitere  Unter- 
stützung gegen  die  grosse  Übermacht  der  Piemontesen,  welche  sich  durch  frische 
Reserven  vcrmchi^ten,  standhaft  behauptet  and  der  Feind  so  lange  aufgehalten,  bis 
die  von  CavalcascUe  vorrückende  Brigade  Fürst  Edmund  Schw^arzenberg  als 
Unterstützung  herbeikam.  Unter  den  schwierigsten  Terrainverhältnissen  hatte  der 
tapfere  Oberst  mit  dem  Regimente,  welches  mehrere  Stunden  im  Feuer  gestanden, 
viermal  stüi-mend  die  höchsten  Puncte  erstiegen,  sohin  den  rühmlichsten  Anthcil 
an  dem  erfolgreiclien  Siege. 

Am  26.  Juli  geschah  die  Vorrückung  des  2.  Corps  gegen  Vol  ta.  Der  Kampf 
mochte  hier  schon  an  zwei  Stunden  gedauert  haben,  als  die  Brigade  Kerpan  zur 
Unterstützung  ankam.  Eiligst  wurde  das  Regiment  Kinsky  vorgesendet,  dem  ein 
Bataillon  von  dem  Szluiner  Grenz -Regimente  folgte.  Da  der  Feind  in  der  linken 
Flanke  dieser  Brigade  bei  ihrem  Vormarsche  schon  eine  Häusergruppe  und  meh- 
rere Anhöhen  besetzt  hatte,  so  wurden  10  Compagnien  unter  ihrem  tapferen  Ober- 
sten Bianchi  sogleich  gegen  jene  Puncto  beordert.  5Iit  entschlossenem  Muthc, 
ja  mit  freudigem  Jubel  und  keine  Hindernisse  scheuend j  stürzten  die  braven 
Steirer  auf  den  Gegner*  Durch  den  Oberlieutenant  Schäfer  mit  der  4.  Com- 
pagnie  w^ar  zuerst  die  Häusergruppe  genommen.  Die  anderen  Compagnien 
erstürmten  unter  Leitung  des  Hauptmanns  Stcinhofer  und  der  thätigstcn  Mit- 
wirkung des  Oberlicutemints  und  Regiments  -  Adjutanten  Kriz  die  Hügelreihen 
nach  einander^  machten  im  Sturmschritte  die  ganze  linke  Flanke  frei  und  drängten 
so  den  Feind  bis  in  die  südliche  Ebene  zurück,  wobei  mehr  als  100  Gefangene 
gemacht  wurden. 


1649 


Se.  Majestät  fanden  sich  bcwogfou  dem  entschlossenen  Obersten  Baron  B  i  a  n  c  h  i 
für  sein  ausgezeichnetes  Benehmen  im  Laufe  dieses  Kiieges  das  Ritterkreuz  dos 
Leopold- Ordens  zu  verleihea. 

Im  folgenden  FeldÄUge  gegen  Piemont  befclüigte  Bianehi  eine  Brigade  bei 
dem  2.  *Vrmoecorps  in  der  Division  des  FoldmarsehallLieutenants  Grafen  Schaff- 
gotsche.  Als  dieses  Armeecorps  am  23.  März  sich  auf  der  Strasse  von  Vespo- 
lato  gegen  Novara  bewegte,  bildete  die  Qua-Brigade  Bianehi,  welche  aus  den 
drei  Bataillonen  von  Kinsky  und  einer  Batterie  bestand^  die  Queue  des  Corps. 
Zwei  Bataillone  marschirtcn  vereinigt  mit  der  Batterie,  das  1.  Bataillon  hatte  den 
Reservepark  mit  4  Compagnien  zu  decken  und  mit  2  Compagnien  die  Arri^regardc 
zu  machen.  Die  vordersten  Truppen  des  Armeecorps  waren  schon  längere  Zeit  im 
Kampfe  engagirt,  als  die  Spitze  der  Brigade  Bianehi  in  ihrer  Colonnen  -  Ein- 
theÜung  an  dem  Punct©  anlangte,  wo  ein  Feldweg  von  dem  Dorfe  Olengo  auf 
die  Chaussee  mündet  und  hier  die  feindlichen  Geschützkugeln  bereits  eiosehhigen. 
Das  Gefecht  war  nur  mit  äusserster  Anstrengung  zu  halten,  denn  kaum  angelangti 
muaste  auch  gleich  das  voranschreitende  Landwehr-Bataillon  des  Regiments  über 
Olengo  vorrücken,  um  die  in  der  Rechten  kämpfende  Brigade  Kolowrat  zu  unter- 
stützen. Das  2.  Bataillon  wurde  links  von  der  Chaussee  aufgestellt  und  sollte  mit 
dem  erst  zu  erwartenden  1.  Bataillon  und  der  Batterie  als  Reserve  für  die  im  Feuer 
stehenden  Brigaden  dienen.  Uüteidessen  erschienen  mehrere  Adjutanten  des  Erzher^ 
zogs  A  1  brecht  mit  dem  dringenden  Ersuchen  um  Verstärkung,  Kaum  war  das 
1.  Bataillon  siehtbaiv  als  das  2*  Bataillon  bereits  zur  Verstärkung  der  in  der  Linken 
ongagirten  Brigade  Stadion  disponirt  wurde.  Der  Kampf  auf  dem  rechten 
Flügel  nahm  eine  drohende  WeJidung,  da  das  Landwehr- Bataillon  Kinsky,  wel- 
ches den  Meierhof  Castellazzo  mit  autfgezeiehnetem  Mutlie  erstürmt  hatte,  einen 
zweiten  Angriff  auf  den  Meierhof  Forsade  scheitern  sah  und  sieh  gegen  Olengo 
/.urückzieben  musste.  Schon  brachen  rQckwIürts  «os  Olengo  oinzolne  FlUcbtUnge 
aller  rordoron  Truppenkiirper  hervor  und  die  Gefalir  wuchs  an  jenem  Flügel,  wo 
einige  Jager  -  Compagnien  da»  Dorf  mit  grossem  Ileldenniuthe  vertheidtgten. 
Obwohl  nur  das  einzige  Bataillon  Kinsky  mit  der  Batterie  die  Reserve  für  das 
ganze  Corps  bildete,  so  wurde  auch  von  diesem  eine  Division  rechts  und  eine 
Division  links  vorpoussirt,  die  Batterie  Aber  zur  lllilfte  nebst  einigen  sieh  sam* 
melndcn  Compagnien  hinter  Olengo  plactrt^  um  das  Debouehlren  des  Feindos 
aus  diesem  Dorfe  zu  hinilern,  falls  es  dahin  kommen  sollte. 

Es  waj*  ungefähr  4  Uhr  Nachmittags,  das  3.  Armeecorps  noch  nicht  einge- 
troffen, als  plützlieli  die  Kugeln  des  Feindes  aus  der  rechts  hinter  Olengo  gelege- 
nen Niederung  bis  auf  die  Chausstfe  einsclJugen,  Dieses  Dorf  liegt  zum  Theil  auf 
einem  Ravin,,  welcher  ungefähr  200  Schritte  rechts  von  der  Chaussee  parallel  mit 
derselben  läuft.  Der  auf  diesem  Ravin  gelegene  Theil  war  noch  in  unseren  Münden, 
dadurch  aber,  djtss  die  feindlichen  Kugeln  auf  die  Strasse  lunter  Olengo  fallen 

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1650 


konnten  y  war  es  klar,  dass  der  Feind  in  der  Niederung  schon  jenen  untere 
des  Dorfes  inne  hatte  und  in  unsere  rechte  Flanke  gedrungen  seL  Bi  ancl 
dieses  bemerkt  und  eOte  an  den  äussersten  rechten  Flügel ,  um  nach  Mog 
zu  helfen,  da  es  ihm  klar  wurde,  dass  Alles  aufgeboten  werden  müsse ,  wn 
Gefecht  vor  Ankunft  des  3.  Armeecorps  nicht  verioren^ gehen  und  der  F« 
an  die  Chauss^  in  unseren  Bücken  dringen  sollte,  wo  die  au%e£ilireneii 
die  grösste  Unordnung  beförchten  Hessen.  Dieser  Flügel  hatte  übrigens  den  i 
Theil  von  Olengo  schon  verlassen.  Weichende  Soldaten  von  Kinsky,  ] 
und  Fürsten  war  th  er  zogen  sich  in  Unordnung  mehrere  hundert  Schritt 
das  Dorf  zurück,  und  ausser  einer  geschlossenen  kleinen  Abtheilnng'  ] 
Landwehr  unter  dem  verwundeten  Hauptmann  Fr  üb  in  war  keine  Tro| 
Disposition  vorhanden. 

£s  beruhte  nun  Alles  auf  der  Möglichkeit,  mit  diesen  Soldaten  einen 
Angriff  unternehmen  zu  können.  Mit  Hülfe  der  eigenen  Adjutanten  und  des 
manns  Fr  üb  in,  durch  Zuruf  und  Aufinunterung  gelang  es,  die  Weichend 
Stehen  zu  bringen  und  unter  dem  feindlichen  Feuer  auf  offener  Wiese  eine 
lung  von  mehreren  hundert  Mann  um  eine  Fahne  zu  schaaren.  Mit  dieser  dn 
Oberst  Bianchi  unter  dem  Rufe:  „Es  lebe  der  Kaiser!^  neuerdings  vor 
Sturmschritte  durch  das  Dorf,  welches  die  bereits  eingedrungenen  Pien 
sogleich  verliessen.  Durch  den  ersten  Erfolg,  der  bereits  unsere  rechte 
sicherte,  ermuthigt,  rückte  Bianchi  in  der  Ebene  weiter  vor  und  suchte  d 
Flanke  des  Gegners  zu  umfassen  und  zurückzudrängen,  ungeachtet  ei 
beschossen  wurde.  Auch  dieses  gelang,  und  der  Gegner,  der  viele  Todte 
musste  bis  Forsade  weichen.  Hier  hatte  er  aber  eine  sehr  feste  Stellung  mi 
teriemassen,  4  Geschützen  und  einiger  Cavallerle  genommen,  an  vrelc 
Bianchi  nur  mit  50  Mann  wagen  konnte,  und  obschon  er  die  Unmöglichk< 
Erfolges  voraussetzen  musste,  so  versuchte  er  mit  dieser  Handvoll  Bravi 
einen  wiederholten  Sturm;  doch  das  kräftige  Eartätschenfeuer  des  Feindes  1 
jede  Vorrückung.  Endlich  erschienen  frische  Truppen  des  erwarteten  3.  Arme 
diese  übernahmen  das  Gefecht  und  die  Entscheidung  war  nicht  mehr  zwe 

Das  rasche  Vordringen  Bianchi 's  und  Zurückwerfen  des  äusserste 
liehen  linken  Flügels  mit  einer  schon  weichenden  und  ungeordneten  Tn 
einem  Augenblicke,  wo  der  Kampf  auf  unserem  rechten  Flügel  sich  seh: 
thcilig  gestaltete  und  ehe  noch  das  3.  Corps  angelangt  war,  hatte  die  Folg 
das  Gefecht  auf  dem  wichtigen  Puncto  nicht  nur  wieder  hergestellt,  sondei 
der  Weg  zu  dem  glücklichen  Siege  angebahnt  wurde ,  und  so  verschaflPtc 
heldenmüthigc  Benehmen  dem  tapferen  Bianchi  in  dem  Capitel  vom  Jahi 
das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresicn-Ordens. 

Im  April  1849  hatte  Feldzeugmeister  Weiden  das  Ober-Comman 
Arnieo  in  Ungarn  übernommen  und  mehrere  höhere  Officiere  aus  Italien  v< 


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OKwolil  Bianchi  noch  nidit  der  rangältestc  Oberst  war,  sn  wurde  Jocl»  aucli  er 
nach  Ungarn  berurcn  und  zum  Genoral-Major  befördert;  er  erhielt  eine  Bri^^ado, 
welche  damals  auf  Vorposten  am  rechten  Donau -Ufer  bei  Croatisch^KiimmlinjLC 
stand.  Bei  Raab  am  28.  Juni  naimien  seine  Truppen  die  RabnitzbrUcke  von  Abda, 
wendeten  sich  links,  drangen  durch  die  Vorstadt  Szig-et  in  Raab  ein  und  verfolgten 
hierauf  beinahe  allein  den  Feind  bis  Szent-Iv^n. 

Bianchi  hatte  immer  die  Avantgarde  des  S  e  h  I  i  k'äehen  Corps  gebildet  und 
lieforte  dem  Feinde  am  30.  Juni  daa  erste  Vorpostengefecht  bei  Äcs,  Am  2.  Juli 
rückte  er  auf  der  Chaussee  gegen  Komorn  vor  und  unterstützte  die  Brigade  Kei- 
Schach.  Es  gelang  ihm  auch  dabei  niitzu wirken,  um  den  Feind  aus  dem  bereits 
genommenen  Acser  Walde  wieder  hinauszuwerfen.  Am  11.  «Juli  in  ilcr  zweiten 
Sehlacht  bei  Komorn  war  Bia  nc  hi*8  Brigade  ebenfalls  im  Acsor  Walde  und  hatte 
einen  sehr  bedeutenden  Verlust,  hielt  aber  ihre  Stellung  fest.  Als  Feldzeugmeister 
Haynau  auf  Szogcdin  rückte,  blieb  ßianchi's  Brigade  allein  bei  Szolnok  stehen, 
um  die  Thciss  zu  beobachten  und  Pcsth  vor  einer  Wiederholung  der  Manoouvres 
der  revolutionären  Häuptlinge  zu  ijcblltzen. 

Später  avancirte  Bianchi  zum  Feldmarftehall-Lieutenant,  war  als  Divisionär 
bei  der  kaiserlichen  Occupations-Arniee  in  den  DonaufUrstenthümern  und  empfing 
von  8r.  Majestät  dem  Kaiser  nach  dem  Tode  seines  Vater*  im  August  1855  einen 
höchst  schmeichelhaften  Beweis  der  (inade  dadurch ^  dass  der  oberste  Kriegherr 
ihm,  dem  Sohne,  nbscbcm  nuidi  einer  der  jlingsten  Feldmarschall-Lieutenant^,  das- 
selbe Infanterie-Regiment  xu  verleihen  geruhte,  welchem  dei*  Vater  durch  fUuf> 
und  vierzig  Jahre  ^Is  Inhaber  vorzustehen  »o  glücklich  war. 

KlELMANSEOGE,  Alex  a  n  A  e  r  CJ  cu  »g  A  ug  u  ^  i  ( imi  von ,  t  Hicr^t,  einer  all- 
adeligeni  ursprünglich  hcdHieinischcn,  im  Jahre  1723  xur  Grafen  würde  gelangten 
Familie  entsprossen  und  £U  Hannover  am  8*  Februar  18Ü6  geboren^  war  ein  Sohn 
des  k.  luinnover'schcn  Oberst- Stallmeij^ter»  Grafen  Ludwig  von  Kicimansegge. 
Erst  im  27.  Lebensjahre  trat  dieser  tapfere  Soldat  in  die  kaiserliche  Armee,  indem 
er  ala  Lieutenant  bei  König  von  Preusncn  - 1 1  usaren  angestellt  wurde.  Die  untern 
Grade  durchlief  er  in  verschiedenen  Ueglmentern,  theila  bei  der  Oavallerie,  theils 
bei  der  Infanterie,  ziemlich  schnell,  so  daaa  er  im  Jänner  1842  Major  im  2L| 
und  kurx  vor  dem  Ausbruche  der  it4ilieni8ehen  Revolution  Oberst*Lieutenaiit  im 
33.  Infanterie-Regimen te  wurde.  Bei  den  von  Mantua  aus  stattgehabten  Itecognos* 
eirungen  der  Linie  dex  Osone  am  4.  und  13.  Mai  führte  K  ie  Im  ans  egge  bei 
orstor^r  Gelegenheit  die  rechte  Flügelcolonne,  war  bei  der  jcweiten  Unternehmung 
mit  seinem  Bataillon  Ijei  der  vom  Obersten  Benedek  befehligten  rechten  Flügel- 
colonne,  und  wurde  vom  Festungs-Commandanten  Genoral  Gorikowaki  unter 
den  Auagexeichneten  genannt.  Eben  ^  rühmlich  focht  Kicimansegge  am 
29.  bei  der  Erstürmung  der  Linie  des  Curtatono  und  am  'Sil  im  Goito*    llit^rimf 

101  • 


1652 


zum  Obersten  bei  Paumgartteii-Iiitanterio  beftirdertj  blieb  der  Uraf  wiihrei 
folgenden  Ereignisse  dieses  Jtibres  mit  dem  Regimente  zu  Mantua  in  Ga; 
und  wirkte  nach  besten  Kräften  zur  Erlialtung  dieses  wiehtigen  Platzes. 

An  dem  Sehlachttago  von  Novara  (23.  März   1849)  wurde  er  durch 
Trnppen^Divisionar  FeUlmarschall-Lieutenant  Erzherzog  Alb  recht  von  Nib 
aus  mit  1  Bataillon  seines  HegiracntS;  1  Division  Jäger,  einem  Flügel  Husaren 
2  Geschützen  über  Montarsello  mit  dem  Auftrage  gegen  Novara  entsendet 
diesem  Detachcment  die  Hnke  Flanke  der  von  Garbagna  auf  der  Chaussee 
Novara  vorrüclvcndcn  Hauptcolonne  zu   ootoyiren  und  sie  vor  feindlicher  XÜ 
hung  zu  seliützcn.  Kielmanscgge  langte  eben  vor  Torre  di  Quadro  an,   al 
Gefecht  im  Centrum  der  Stellung  dos  Erzherzogs  Albrecht  durch    die  b 
eingetretene  Flankirung  desselben  zu  schwanken  begann.  Seine  wichtige  A 
erfassend  und  die  Gefahr  erkennend,  welche  dem  Centrum  drohe,  fasste  der  t 
Oberst  den  raschen  Entsclilussi  Torre  di  Quadro  schleunigst  zu  besetzen,  ai 
Flarlnäckigste  zu  vertheidigcn  und  wo  müglieh  den  Feind  zu  verhindern  i 
linke  Flanke  noch  weiter  zu  tourniren.  Durch  volle  fünf  Stunden  bestand! 
manscgge   bei  Behauptung   dieses  Ortes    die   schwersten   Kämpfe    gegeni 
wüthendsten  Angriff  des  überlegenen  Feindes  und  gab   die  Vertheidigung 
dann  noch  nieht  auf,  als  ihm  der  Erzherzog  mittlieüen  Hess,  dass  er  ausser  St 
sei  die  erbetene  Verstärkung  zu   senden  und  er  seine  Stellung  räumen  und  n 
Nibbiola  sich  zurückziehen  könne.  Mit  grösster  Selbstaufopferung  hielt  der  held 
müthigo   Oberst   bis  zur  einbrechenden  Dunkelheit  Stand,  und  trug   durcha 
richtiges  Erkennen  der  Gefahr  und  durch  muth volle  Ausdauer  wesentlich  zu  o 
Erfolge  der  Sehlacht  bei,  da  nur  durch  sein  Festhalten  allein  die  ricmontesen  verl 
der!  werden  konnten  unsere  linke  Flanke  noch  weiter  zu  umgctien.  Um  die  sie 
Abendstunde  versuchte  der  Feind  mit  einer  starken  Sturmcolonnc,  unter  Pro 
eines  verheerenden  Geschützfeuers,    den  letzten   Sturm  auf  Torre  di  Q 
Kielmansegge,  an  der  Spitze  seiner  Tapfernj  w^arf  ihn  auch  diesmal  mii 
Bajonete  blutig  zurück;  aber  im  Momente  des  glücklichen  Erfolges  zerschtn 
ihm  eine  Kanonenkugel  den  rechten  Oberschenkel ,  und  vom  Pferd  sinkend  mm 
er  sogleich  aus  dem  Kampfgewühle  getragen  werden. 

Es  w^ar  ihm  leider  nicht  gegönnt,  sich  des  Lohnes  seines  aufopfernden  H 
muthcs  zu  freuen;  noch  ehe  das  hn  Jahre  1849  tagende  Capitel  ihm  den 
preis  der  Tapferkeit  zuerkennen  konnte ,  erlag  er  seiner  Wimdc  zu  Mailand 
19.  Mai  1849. 


RÜHLING?  Joseph  Freiherr  von,  Oberst,   Capitän  -  Lieutenant  und 
Commandant  der  k.  k.  Trabanten-Leibgarde^  einem  im  Jahre  1563  vom 
Ferdinand  L  geadelten  deutschen  Geächlechte  entsprossen,  wurde  zu  StoU| 
am  Harz  1797  geboren. 


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Dieser  ausgezeichnete  Krieger  hatte  schon  als  Cadet  boi  der  österreichischen 
deutschen  Legion  den  Feldzng  1813,  als  OberjUger  bei  dem  6*  JUger-BataiUon 
die  Kriege  1814  und  1815  mitgemacht  und  war  im  Dccembcr  1820  zum  Unter- 
lieutenant vorgerückt.  In  diesem  Bataillono  avancirtc  R  ü  h  I  i  n  g  nach  und  nach  bis 
zum  Hauptmann,  that  sich  bei  einer  Fcuersbrunst  in  der  Stabs&tation  Eger  am 
25.  November  1840  durch  niilfeleistung  mit  eigener  Lebensgefahr  so  vorzüg- 
lich hervor,  dass  er  zum  Ehrenbürger  dieser  Stadt  ernannt  wurde,  und  trat  im 
Mai  1845  mit  Majors-Charakter  in  Pension* 

Im  Verlaufe  dieser  beinahe  32jährigcn  Dienstzeit  erwarb  er  sich  durch  beson- 
deren Eifer,  durch  GeBchickiicbkeit  und  gute  Verwendung,  namentlich  iu  der  ihm 
durch  mehrere  Jahre  übertragen  gewesenen  Ausbildung  der  jüngeren  Kameraden, 
zu  verschieden  Malen  das  besondoro  Lob  des  damals  commandircnden  Generals 
Fürsten  zu  Windisch-Grätz,  und  wurde  auch  zur  ausnah  ms  weisen  Befur* 
derung  zum  Stabsoffieler  höchsten  Orts  in  Antrag  gebracht. 

Bekanntlich  hatte  die  Reichs-IIaupt-  und  Residenzstadt  Wien  bei  dem  Aus- 
bruche des  Krieges  gegen  Piemont  drei  Freiwinigcn-Bataillone  aufgeboten.  Zum 
Commandanten  des  zweiten  wurde  im  April  1848  der  erfahrene  Kühling,  welcher 
dringend  um  Wiederanstcllung  und  Verwendung  vor  dem  Feinde  gebeten  hatte, 
gewählt,  und  OS  gelang  ihm  dieses  Bataillon  schon  im  ersten  Feldzuge  auf  eine 
Achtung  giibiotondc  Stufe  der  Ausbildung  und  Disciplin  zu  bringen  und  demselben 
die  Anerkennung  der  Armee  zu  vorschaiFen. 

In  dem  TretTen  bei  Sommacampagua  erntete  dieses  Bataillon  dm-cb  Tapfer- 
keit und  Todesverachtung  t»o  grossen  Beifall,  dass  sieh  Feldmai*sehall  Graf 
Radetzky  veranlasat  sah,  den  tapferen  Commandanten,  dessen  schönes  Beispiel 
das  Bataillon  zu  beseelen  wusste,  am  8.  August  zum  Oberst-Lieutenant  zu 
ernennen.  Der  Feldherr  beabsichtigte  durch  diese  Beförderung  dem  Major  von 
Rülili  ng  die  Anerkennung  für  die  bei  Organisirung  und  Führung  seiner  Truppe 
erworbenen  Verdiensie  öffentlich  ausiusprechen. 

Was  der  Feldzug  1848  zum  Ruhme  dieses  Truppenkörpers  angebahnt,  sollte 
das  Jahr  1849  auf  das  Glänzendste  der  Vollendung  zuführen. 

Wir  gehen  gleich  auf  den  Gefechtsmoment  der  Schlacht  beiNovara  über, 
an  welchem  das  Bataillon  so  entscheidenden  Antheil  hatte.  Es  war  um  die  dritte 
Naclimittagsstunde,  als  Oberst*Licutenant  von  RUbling  in  die  Gefechtsstellung 
beordert  wurde.  Das  Bataillon  rückte  in  halben  Divisions-Colonncn  vor,  passirti^ 
das  in  Pliinklor  aufgelöste  Bataillon  Erzherzog  Franz  Karl,  und  erhielt  vom 
Obersten  Bcuedek  die  Itichtung,  welche  es  einzuschlagen  hatte,  mit  der  Weisung, 
eine  Division  in  Tirailleurs  aufzulösen.  Entschlossen  rückte  RUhling  in  der  imge- 
gebenon  Direction  zwischen  zwei  Gebüuden  hindurch  quer  Über  einen  mit  dichten 
Hecken  eingefassten  Fahrweg  und  stand  der  feindlichen  Stellung  auf  freiem  Felde 
gegenüber;  vor  ihm  auf  2(XJ — ^300  Scluittc  hatte  der  Feind  die  Casa  Visconti  und 


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die  benachbarten  Häuser  so  wie  die  dazwischen  befindlichen  Gärten,  Heckci 
sehr  stark,  besetzt.  Zwei  Geschütze  waren  zwiischen  den  Häusern  hinter  e 
Verhau  auf  der  Strasse  aufgestellt;  ein  mörderisches  Kartätschen-  und  Klei 
wehrfeuer  empfing  das  Bataillon.  Was  hätte  das  Tirailliren  im  freien  Felde  g< 
dieses  Feuer  genützt? —  Rühling  beschloss  also,  den  Feind  rasch  mit  dem  ] 
nete  anzugreifen,  liess  die  erste  Division  die  Kette  formiren,  und  ward  eben  a 
das  Commando  ausgesprochen:  ;,Erste  Division  zmn  Plänkeln,^  in  dem  lii 
Oberschenkel  verwundet.  Die  Kugel,  10  Zoll  tief  eingedrungen,  stak  zwis^ 
den  Muskeln  und  verursachte  ihm  ungewöhnliche  Schmerzen;  er  hätte  also  ' 
ohne  Vorwurf  vom  Kampfplatze  abtreten  können.  Aber  sein  Eifer,  den  beabi 
tigten  Sturm  durchzufuhren,  der  Gedanke,  dass.  von  diesem  Momente  viell< 
der  glückliche  Ausgang  des  ganzen  Gefechtes  abhänge,  da  fürs  Erste  auf 
weitere  Unterstützung  unserer  im  Kampfe  begriffenen  Truppen  nicht  zu  recl 
war,  —  denn  das  3.  Armeecorps  stand  noch  weit  von  dem  Kampfplatze  —  so 
die  Besorgniss,  sein  junges  Bataillon  könne  entmuthigt  werden,  wenn  es  gl 
anfangs  den  Commandanten  schwer  verwundet  sähe,  Hessen  ihn,  als  Lieute 
Versbach  und  einige  Freiwillige  ihn  vom  Kampfplatze  bringen  wollten, 
Gefahr  der  Wunde  verhehlen;  er  stellte  sich  vielmehr  an  die  Spitze  der  Sta 
colonne  und  drang  einer  der  Ersten  mit  Oberlioutenant  S  t offen  in  Casa  Yis< 
ein.  Die  Piemontesen  hatten  ihre  Geschütze  noch  zeitig  genug  zurückgebi 
und  placirten  sie  jenseits  einer  Thalschlucht  der  Casa  Visconti  gegenüber,  in 
sie  uns  von  dort  aus  in  der  Entfernung  von  höchstens  300  Schritten  mördei 
beschossen.  Rühling,  für  Alles  bedacht,  liess  das  rückwärtige  Thor  verramn 
zugleich  die  Mannschaft  ralliiren  und  besetzte  möglichst  vortheilhaft  alle  Grä 
Zäune,  Mauern  u.  s.  w.  der  eroberten  Position.  Zweimal  von  überlegenen  fc 
liehen  Schaaren  angegriffen,  die  sich  der  Casa  Visconti  und  ihrer  Umgcboi 
bemächtigen  wollten,  schlug  er  sie  jedesmal  tapfer  zurück  und  behauptete 
Platz  selbst  dann  noch,  als  die  rechts  der  Casa  Visconti  befindliche  Häusergn 
von  unseren  Truppen  geräum^  werden  musste.  So  hielt  der  brave  R  ü  h  1  i 
im  heftigsten  Kreuz-  und  Flankenfeuer,  nach  allen  Seiten  Front  machend 
kämpfend,  mannhaft  Stand,  voll  Muth  und  fest  entschlossen,  seine  Stellung  bis 
den  letzten  Mahn  zu  behaupten. 

Ungefähr  V*  Stunden  nach  Erstürmung  der  Position  traf  ihn  eine  «u 
Büchsenkugel  unter  dem  rechten  Schulterblatte,  die  ihn  fast  tödlich  verwon 
und  nun  gänzlich  kampfunfähig  die  Entfernung  tom  Schlachtfelde  nothwe 
machte,  wobei  er  am  rechten  Unterschenkel  durch  eine  dritte  Flintenkugel 
wundet  wurde. 

Durch  diese  heldenniüthige  Ausdauer  in  Behauptung  der  freiwillig  gei 
mencn  Casa  Visconti  hatte  dieser  entschlossene  Officicr  dem  bedrohten  lii 
Flügel  des  zweiten  Corps  wesentliche  Dienste  geleistet  und  zum  siegreichen  , 


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1655 

gange  des  Tages  wirksam  beigetragen.  Dos  Capitel  vom  Jaliro  184^  erkannte 
ihn  für  diese  Waffenüiat  des  Ritterkreuzes  dos  Maria  Thcrcsien- Ordens 
wUrdig  und  Se.  Majestät  der  Kaiser  gerubteu  ihm  unterm  10.  JEnner  1850  den 
statutenmässigen  Freiherrnst&nd  zu  verleihen. 

Der  Gemelnderatli  der  kaiserlichen  Haupt-  und  Residenätadt  Wien,  stolz  auf 
die  Thaten  seiner  Söhne,  die  unter  ßiihliug's  üntöchlossener  Führung  so  ruhm- 
voll für  das  Vaterland  gekämpft  batten ,  konnte  nicht  umhin,  dem  tapferen  Com* 
mandauten  und  seiner  lodekamuthigen  Truppe  unterm  16.  April  1849  seine  vollste 
Anerkennung  für  die  Hingebung  an  Kaiser  und  Vaterland  in  einer  schriftlichen 
Adresse  dankljar  auszusprechen;  der  gnädige  Monarch  aber  ernannte  Rlihling 
im  Feiiruar  1850  zum  Obersten  und  Capitän  -  Lieutenant  Allerhöchst  Seiner 
Trabanten-Leibgarde. 

HUBEL  von  Olengu,  Christian  Freiherr,  Oberst  und  Älilitär-Badehaus- 
Cbmmandant  zu  liadcut  Sohn  eines  protestantischen  Pastors,  wurdo  auf  der  gali- 
zischen  Colonie  Reichsheim  (Tarnower  Kreis)  im  Jahre  1799  geboren.  Im  seoh- 
zehuten  Lebensjahre  ti*at  er  aU  Freiwilliger  in  das  20.  Infanterie-Regiment  ein  und 
gelangte  nach  mehrjähriger  Dienstleistung  in  den  unteren  Stufen  Im  April  1823 
zur  Lieutomuitacharge  bei  dem  Tiroler  Ji£ger -Regimen te  Kaiecrf  wo  er  in  der 
Folge  bis  Eum  Oberst-Lieutenant  vorrückte. 

Sein  grosser  Eifer  und  die  Liebe,  mit  welcher  er  seine  Ausbildung  zu  ver- 
vollkommnen suchte,  fanden  «chon  in  der  ersten  Epoche  seiner  Laufbahn  ver- 
diente Anerkennung.  Als  Regiments- Adjutant  hatte  sich  II übel  durch  viele  Jahre 
80  vorzüglich  verwenden  lassen,  dass  er  im  Februar  1830  mit  Übergehuug  von 
17  Vorminnem  zum  Oberlieutcnant  befördert  wurde*  Im  folgenden  Jubre  macble 
er  den  Zng  g^gen  die  römiachen  Injsurgenten  bis  Ancona  mit. 

Im  JuU  1846  zum  Major  ernannt|  liena  aich  I}ubel  im  Jahre  1848  mit  seinem 
Bataillon  bei  der  Lande8verLhcidlgung  ao  vortiolHich  aa,  dasa  ilim  die  öffentliche 
Hidobung  zu  Tlieil  wurde*  Der  Feldzug  1849  in  Italien  gab  seinem  Drange  nach 
Thaten  weitgreifende  Gelegenheit,  und  die  Schlacht  von  Novara  die  Veranlassung 
ak  Cocamaadant  des  2.  Bataillons  Kaiser-Jäger  sich  so  auszuzeichnen^  dasa  ihm 
das  Capitel  vom  Jahre  1849  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria  Tbe- 
r«iieii*On]aiit  suerkdiwcn  muastc. 

Aogofriateii  das  I>orf  Oiengo  zu  besetzen,  die  Reserve  zu  bilden  und  für  den 
Fall,  als  die  in  der  ersten  Reihe  kämpfenden  Truppen  unseres  rechten  Flügels 
ssurUckgodräügt  werden  sollte»,  diese  aufEuaehmoni  die  Defileen,  welche  sie  zu 
pajtsiren  liUtten,  zu  vertheidigen  und  die  Stellung  zu  behaupten,  entsprach  er  dem 
Auftrage  auf  die  lubenswerthcste  Weiie.  Uie  rUckgüngige  Bewegtmg  war  in  der 
That  eingetreten^  der  rodete  Flügel,  durch  eine  starke  Umgebung  in  der  rechten 
Flanke  bedroht,  verlor  nach  und  nach  mehr  Terrain  und  der  Feind  stand  bereits 


1656 

vor  Olengo.  Das  Bataillon  aber,  durch  frühere  sehr  zweckmässige  Anordnungen 
seines  umsichtigen  Commandanten  darauf  vorbereitet  und  in  Plänkler  ganz  auf- 
gelöst, empfing  ihn  mit  einem  so  wohlangebrachten  Feuer,  dass  er  mit  empfind- 
lichem Verluste  zum  Stehen  gebracht  wurde  und  unsere  sich  zurückziehenden 
Truppen  Zeit  gewinnen  konnten  sich  wieder  zu  formiren.  Der  Kampf  hatte  schon 
einige  Zeit  ohne  Erfolg  angehalten,  da  entschliesst  sich  Hubel,  um  ihn  zu  Ende 
zu  führen,  aus  freiem  Antriebe  um  4  Uhr  Nachmittags  selbst  in  die  Offensive 
überzugehen ;  an  der  Spitze  des  Bataillons  wirft  er  sich  beherzt  im  Sturmschritte 
auf  den  Gegner,  wirft  ihn  zurück  und  bemächtigt  sich  2  Kanonen,  3  Munitions- 
karren und  hundert  Gefangener.  Diese  standhafte  Behauptung  von  Olengo ,  ver- 
bunden mit  dem  ganz  freiwillig  unternommenen  Sturme,  ermöglichte  nicht  nur  die 
Wiedervorrückung  der  sich  inzwischen  sammelnden  Truppen,  sondern  auch  ihre 
fernere  vortheilhafte  Verwendung.  HubeTs  Verdienst  ist  ein  um  so  grösseres,  als 
nur  sein  Muth  und  seine  Einsicht,  verbunden  mit  der  über  jedes  Lob  erhabenen 
Todesverachtung  der  braven  Tiroler,  dem  siegreichen  Feinde  ein  kräftiges  Halt 
gebot  und  den  glorreichen  Erfolg  des  Ta^es  in  seiner  ersten  Entwickelung 
anbahnte. 

Es  schien,  als  sollte  das  Jahr  1849  den  tapferen  Soldaten  für  sein  unfreiwil- 
liges Entferntsein  vom  italienischen  Kriegsschauplatze  des  vorigen  Jahres  in  mög- 
lichster Ausdehnung  entschädigen.  Wir  sehen  ihn  bei  der  Einnahme  von  Livomo 
(11.  Mai),  wo  er  zum  Oberst- Lieutenant  befördert  wird,  darauf  zwischen  Macerata 
und  Ascoli  ein  Streifcommando  führen  und  im  Juli  und  August  den  Zug  gegen  den 
Rebellcnführcr  Garibaldi  mitmachen.  Auf  der  Streifung  im  Päpstlichen  gelingt 
es  ihm  in  Force  am  20.  Juli  400  Insurgenten  einzuschliessen  und  zur  Capitulation  zu 
zwingen.  Zu  Ende  August  erhält  H  u  b  e  1  das  Commando  unserer  Truppen  in  Umbrien ; 
er  versteht  es,  so  ausgezeichnete  Mannszucht  zu  halten,  dass  ihm  nach  Beendigung 
dieser  Mission  im  Deeember  das  höchste  Lob  zu  Thcil  wird;  er  weiss  auch  das 
freundschaftliche  Verhältniss  mit  den  königlich  spanischen  vom  General  Lersundi 
befehligten  Oecupationstruppen  in  einer  für  unsere  Waffen  so  vortheilhaften  und 
schmeichelhaften  Weise  anzuknüpfen  und  zu  erhalten,  dass  dieser  General  ihn 
bei  dem  Scheiden  der  vollsten  Hochachtimg  schriftlich  zu  versichern  sich 
gedrängt  fühlt. 

So  tüchtig  Hubel  als  Soldat  vor  dem  Feinde  sich  bewährte,  so  ausgezeichnet 
waren  seine  Leistungen  im  Frieden.  Ein  praktischer  Officier  in  jeder  Richtung, 
wurde  ihm  im  September  1850  der  ehrenvolle  Auftrag  zu  Theil,  nach  Wien  gezo- 
gen und  bei  der  Ausarbeitung  des  Abrichtungs-  und  Exercir-Reglements  der 
Jäger  verwendet  zu  werden.  Sc.  Majestät  Hessen  ihm  hierfür  nicht  nur  die  Aller- 
höchste Zufriedenheit  ausdrücken,  sondern  ernannten  ihn  auch  im  April  1851  zum 
Obersten  bei  Hess-Infanterie,  welche  Stellung  er  später  mit  dem  Friedensposten  in 
Baden  vertauschte. 


1657 

Mit  AUorhöcKst  «nterzeiclinctom  Diplom  vom  24.  Juli  1855  wurde  Hubel 

in  den  stAtutcnmlissigen  Freiherrnstand  crlioben  und  ihm  das  bezeichnende  Prä* 
dicat  j,von  Oleogo*'  beigelegt. 


PäCKENY  von  K  i  1 8 1  ä  d  t  e  n ,  F  r  i  e  d  r  i  c  h  Freiherr,  Oberst,  Ritler  dos  Ordens 
der  eisernen  Krone  3.  Classe,  Besitzer  des  Militär- Verdienstkreuzes,  wurde  zu 
Gratz  im  Jahre  1817  geboren. 

Ein  Sohn  des  am  2,  April  1822  als  Major  des  Infanterie-Regiments  Graf 
Haugwitz  in  Folge  ununterbrochener  dreissigjUhriger  Dienstzeit  geadelten 
Johann  Packeny,  erhielt  er  seine  Ausbildung  in  der  Neustüdter  Akademie  und 
trat  im  19.  Lebensjahre  als  Fähnrich  bei  dem  36,  Infanteric-ßegimentc  Pal  om b  in  i 
in  wirkliche  Dienstleistung*  Im  Februar  1843  zum  General -Quartiermeisterstabc 
als  Oberlicutenant  befördert,  ward  Packeny  bei  der  Mappirung^  Triangulirung 
und  Landcsbeschreibung  mit  gutem  Erfolge  verwendet. 

Dieser  tapfere  Officier  bewies  schon  im  ersten  Feldzuge  gegen  Piemont  grosse 
Einsicht^  Entschlossenheit  und  richtige  Beurthcilung  der  Verhältnisse  bei  jeder 
Gelegenheit  und  erntete  im  Gefechte  bei  Sorio  (8,  April),  bei  Sta*  Lucia,  Montanara, 
bei  der  Einnahme  von  Vtcenzai  bei  Sona  und  Sommacampagna,  bei  Custozza  und 
Volta,  dann  bei  Muzza  Piaeentina  am  2.  August  und  vor  Mailand  am  3.  und 
4.  August  verdiente  Anerkennung.  Sein  ausgezeichnetes  Benehmen  boiCustozza  und 
Volta  wurde  mit  dem  Orden  der  eisernen  Krone  3.  Classe  belohnt. 

Im  Jahix  1849  war  l*acko  n y  als  Goneralstabs-Hauptmano  bei  der  Truppen- 
Division  des  Erzherzogs  AI  brecht  eingetheilt.  Die  Leistungen  dieser  Division 
unter  ihrem  hol denmüth igen  Führer  füllen  eines  der  ruhmvollsten  Bliitter  der 
öiterreichisehen  KriegÄgeseliichtc.  Ein  Ocneralstabs  -  Officier  kommt  wohl  «clten 
0d«r  nie  in  die  Lage  selbststündig  eine  Holdcnthat  zu  volliuhrcö,  er  ist  mehr  darauf 
angewieado  durch  Thätigkeit,  Umsieht,  durch  RathschlUge  und  Vollziehung  der 
ümi  erthcUten  Auftrüge,  j»o  wie  durch  zweckmässige  Detail-Anordnungen  auf  den 
glücklichen  Gang  und  Erfolg  der  Gefechte  einzuwirken.  Verbindet  er  bei  einem 
günstigen  Ausgange  mit  der  gewissenhaften  Vollführung  seiner  Auftrüge  in  ein- 
zelnen Fällen  kühnen  Muth  und  aufopfernde  Todcj^verachtung,  so  hat  er  gewiss 
■dner  BcrufspfUcht  mehr  ahs  Genüge  gethan  und  darf  hiefÜr  die  Belohnung, 
die  dem  Tapferen  bestimmt  ist^  ansprechen. 

Packeny  hatte  tn  diesem  Feldzuge  durch  in  gefährlichen  Augenblicken 
getroffene  glUeklJeho  Dispositionen  und  Detail-Anordnungen  einen  sehr  wescnt* 
liehen  Einflusa  auf  den  grossen  Erfolg  der  von  der  Division  Erzherzog  Albrecht 
bitlandenen  Kämpfe  genommen.  Bei  Mortara  war  es,  wo  nach  vorhcrgegan* 
gener  Vorbereitung  de«  Angriffes  durch  GcjicbUtzfeuer  die  allgemeine  Vorrückung 
zum  Angriffe  auf  der  ganzen  Linie  stattfand^  der  dichteste  Staub  und  Pulvenlampf 
jede  Übersicht  und  Orientirung  längere  Zeit  verhinderte  und  die  zum  Avanciren 


1658 


ne, 


licordertc  Cavalleiic-Battcrio  Nr,  2  ihre  Dircction  verfehlte.  Packen  y,  welch 
flies  bemerkte,  führte  die  Batterie  schnell  in  die  richtige  Direction  und  niögiii 
nahe  Stellung  vor,  und  verschaffte  ilir  Gelegenheit  den  von  den  Piemontesen  si 
besetzten  Eingang  der  Stadt  wirksamst  zu  beschiessen  und  dadurch  dasEindringi 
in  dieselbe  zu  erleichtern,  während  sie  sonst  ausser  Stande  gewesen  wäre  in  A 
entscheidenden  Augenblicke  des  zweiten  Angriffes,  welcher  airf  die  Stadt  selbi 
erfolgte,  mitzuwii-ken.  Als  hierauf  das  Gefecht  bei  bereits  eingebrochener  Dunk 
heit  an  der  äussern  Umfassung  und  theil weise  im  Orte  selbst  noch  fortwährte, 
erhielt  Packeny  den  Auftrag,  zur  Verhütung  von  zweifelhaften  Nachtgefeeht< 
den  Kampf  an  den  vordersten  Linien  elozustcllen  und  den  Abtheilungen  i 
Stellungen  für  die  Nacht  anzuweisen.  Mit  der  Vollziehung  des  Befeliles  beschäl 
tigetjkam  er  eben  in  dem  Augenblicke  an  den  südlichen  Ilaupteingang  der  Stadt,  als 
eine  ungefähr  1  Bataillon  starke  feindliche  Abtheilung  im  Rückzuge  nach  Mortara 
begriffen  war,  w^ahrend  der  tapfere  Obei'st  Benedek  des  Infanterio-Rcgiment^ 
Nr.  33  mit  dem  zweiten  Bataillon  seines  Regiments,  zwar  in  die  Stadt  eingedrungen^ 
aber  noch  im  heftigsten  Strassenkampfe  engagirt,  in  Gefakr  schwebte  von  dem 
mehrtach  überlegenen  Feinde  selbst  eingeschlossen  zu  werden.  Packeny  disponirte 
sogleich  aus  eigenem  Antriebe  und  selbst  gBgen  die  erhaltene  Weisung  das 
einige  hundert  Schidtto  ausserhalb  der  Stadfej  in  Folge  des  früher  von  ihm  selbi 
überhrachtcn  Befehles,  bereits  stehen  gebliebene  erste  Bataillon  dieses  Regime] 
unter  dem  Commando  des  Oherst-Lieutcnanis  Karl  Ritter  von  Frank  zum  Voi 
rücken  und  gewaltsamen  Eindringen  nach  Mortara,  und  bewirkte  durch  di< 
einsichtsvolle  Verfügung,  dass  der  in  der  Stadt  befindliche  Feind  im  Rücken 
genommen  und  zum  Strecken  der  Waffen  gezwungen  wurde.  J 

Bei  dem  Beginne  der  denkwürdigen  Schlacht  vonNovara  wai*  das  Infanterie^ 
Regiment  Erzherzog  Franz  Karl  vonCarbagna  aus  beordert,  links  von  der  Haupt- 
strasse die  Flanke  der  Hauptcolonnc  cotoyirend,  vorzurücken  j  es  stiess  in   dem 
selben  Augenblicke  auf  den  Fei nd,  als  bei  der  Avantgarde  der  Hauptcolonne  d 
erste  Schuss  ficK  Der  Gegner  hatte  eine  vorlicgondo  Anhöhe  sehr  stark  besetzt,  ai 
dieser  befanden  sich  mehrere Hiiuser,  darunter  ein  zur  Vertheidigung  sehr  günstigej 
Hof.  Im  Anlaufe  wui*de  zwar  die  erste  Position  von  dem  braven  Kegimente  mit 
§tui'm  genommen,  konnte  aber  bei  der  Übermacht  des  Feindes,  welcher  seine 
Geschütze  wirksam  spielen  Hess,  nicht  weiter  vordringen.  Ungeachtet  dessen  wurdo 
das  Gefecht  sehr  lebhaft  untcrhaltenj  gestaltete  sieh  aber  bei  dem  Unistande,  als  das 
Regiment  keine  Geschütze  hatte,  ziemlich  zweifelhaft.  Da  war  es  wieder  unser  um.-_ 
sichtiger  Packeny,  der  mit  der  seiner  Führung  anvertrauten  Rakcten-Battcrie  Nr,  ^ 
dahin  eilte  und  in  dem  Augenblicke  ankam,  als  das  Regiment  sich  bereits  vor  der  ver- 
heerenden Wirkung  der  feindlichen  Geschütze  zurückzuziehen  begann*   Er  brachte 
auf  einen  von  ihm  gewählten  günstigen  Punct  unerw^artet  die  Batterie  schnell  in 
das  Feuer,  hielt  den  Feind  von  dem  ungestümen  Vordringen  ab  und  gab 


et" 


1659 


weichenden  Abtheilungren  des  Regiments  Zeit  die  verlassenen  Häuser  wieder  zu 
besetfen.  Durch  ein  zweckmässiges  Vorrücken  mit  der  Batterie  gelang  es  ihm 
gleich  darauf,  den  Feind  kraftigst  zurückzuweisen  und  das  Gefecht  zu  unserem 
Gunsten  herzustellen.  Nur  durch  diese  schnelle  Placirung  und  Thätigkeit  der 
Raketen-Batterie  konnte  die  mit  so  vielem  Blute  errungene  feste  Stellung  erhalten 
werden.  Mittlerweile  war  auch  Erzherzog  Alb  rec  h  t  mit  der  Brigade  des  Gcneral- 
Mnjors  Grafen  Stadion  auf  diesem  gefährlichen,  fiir  den  Erfolg  der  ganzen 
Schlacht  höchst  wichtigen  Puncte  angelangt;  der  Feind  hatte  seinerseits  auch 
bedeutende  Verstärkungen  in  das  Gefecht  gebracht  und  suchte  unsere  linke  Flanke 
zu  bedrohen,  wurde  jedoch,  durch  die  schleunige  und  zweckmässige  Aufstellung  der 
neu  angelangten  Brigade-Batterie  auf  dieser  Seite  hin  noch  einige  Zeit  zurück- 
gehalten. Mittlerweile  waren  zwar  mehrere  Bataillone  offensiv  vorgegangen,  sie 
wurden  jedoch  %  on  dem  an  Geschütz  sehr  überlegenen  Feinde  jedesmal  geworfen.  Der 
rastlose  Packeny  war  nun  bemüht,  mehrere  weichende  Abtheilungen  zu  sammeln^ 
zu  ordnen  und  zu  ei*neuerten^\jfigriff'on  vorzufuhren,  was  ihm  namentlich  mit  einigen 
Abtheilungen  des  Infanterie-Regime o t^  P  «  u  m  g  a  r  1 1  e  n  und  des  2.  Wiener  Freiwilli- 
gen-Bataillons gelang.  Inglcichen  besorgte  er  die  Einführung  der  als  Unterstützung 
nachgesendeten  Bataillone  in  die  ihnen  nach  den  Gafochtsvcrhältnisscn  entspre- 
chende Stellung.  Auf  diese  Weise  hatte  das  Gefecht^  da  auf  beiden  Seiten  mit  der 
grössten  Erbitterung  gefochten  wurde,  längere  Zeit  ohne  Entscheidung  gednucrt, 
bis  endlich  der  Feind,  seine  numerische  Übermacht  an  Mannschaft  und  Geschützen 
benutzend,  unsere  linke  Flanke  hart  bedrohte.  Ohne  einen  Befehl  abzuwarten. 
iOtsendeto  Packeny  das  eben  als  Untertüizung  angekommene  dritte  Bataillon 
der  Steierischen  Schützen  in  den  in  dieser  Flanke  sich  hinziehenden  Thalgrund 
und  zum  Angritlb  auf  den  jenseitigen  vom  Feinde  stark  besetzten  Band.  Die 
Atiaiiue  gelang  der  Kühnheit  und  IJncrsclirockenheit  dieses  braven  Schützen* 
Bataillons  und  die  goflüirdotc  Flanke  wurde  frei  gemacht*  Dadurch  und  durch 
die  Fortsetzung  eines  starken  Gesehütafeuers  konnte  es  möglich  werden,  in  der 
Front  der  Stellung  neuerdingy  zur  Oflensive  überzugehen,  welche  durch  die 
ausharrende  Tapferkeit  sänimtlicher  Truppen  mit  so  entscheidendem  Erfolge 
^oUfülirt  ward,  dass  die  Piemontesen  unter  den  Wällen  von  Novara  Sehut»  suchen 


Der  erlaaehte  Erzherzog  spendete  in  dem  Berichte  an  den  Feldmarschall 
Grafen  liadetzky  seinem Generalstabs-Otricier  dasi^orztlglicbsteLob.  Mitgrossci 
Ruhe,  Kaltblütigkeit  und  sehr  vieler  persönlicher  Tapferkeit  und  Entsclüossenhcit 
verband  Paekeny  einen  schneUen,  richtigen  militürischen  Blick  und  war  von  einer 
seltOMü  Thiltgkeit  und  von  unermüdlichem  Eifer  beseelt 

Die  Beförderung  aciim  Major  ausser  der  Tour  im  Corps  und  das  Kitter* 
kreuz  des  Maria  T^eresien* Ordens,  welches  iluii  das  Capitel  vom  Jahre  18dO 
eiAstiiiimig  suerksimle^  waren  der  Lohn  i^oiner  groesen  Verdienste  bei  Novara. 


1660 

Später  machte  Packeny  den  Zug  mit  dem  zweiten  Armeecorps  nach  Par 
von  da  mit  der  Brigade  Kolowrat  nach  Poatremoli,    Mßssa,  Lucca   und 
mit  und  kämpfte  bei  der  Einnahrac  von  Llvorno. 

Im  November  1850  zum  Oberst -Lieutenant,  im  Mai  1854  zum  Obersten  ; 
Corps  befördert,  vrar  er  vorerst  Chef  des  General-Stabes  der  3-,  und  ist  es  geg 
wärtlg  bei  der  1.  Armee;  in  beiden  Stellungen  znr  besonderen  Zufrieden li ei t- 

UntciTu  7.  Miii  1857  erhielt  er  den  statu tenmässigcn  Freibcrrnstand. 


ZHEUOVINI,  Andreas  Freiherr  von,  Hauptmann  in  der  Artillerie,  cim 
der  tapfersten  und  denkwürdigsten  Krieger,  der  Erste  und  Einzig^e,  dess 
Brust  die  drei  höebsten  miUtiiriachcn  Auszeichnungen  für  Tapferkeit  schmückten? 
der  Maria  Thercsien  -  Or  den,  die  goldene  und  die  siibcrnc  Tapfer- 
keits- Medaille  erster  Classe.  Im  21.  Lebensjahre  wurde  dieser  zu  Brainiza  ii 
Küstenlande  gebürtige  ausgezeichnete  Soldat  als  Unterkanonier  zu  dem  bestandi 
nen  4.  Artillerie-Regimente  assentirt  und  im  April  1835  als  Bombardier  ia  di 
aufgehobene  Bombardiercorps  übersetzt.  Hier  eihiclt  er  sechs  Jahre  darnach 
Beförderung  zum  Feuerwerker  und  im  Juni  1847  jene  zum  Oberfeuerwerker. 

Die  Ereignisse  der  Jahre  1848  und  1849  in  Italien  machten  ihn  berühmt* 

Bei  dem  Beginne  des  ersten  Feldzuges  1848  wai^  Zhehovini  als  zwei 
Commandant  der  Cavallcrie  -  Batterie   Nr.  2  in  der  Brigade  Friedrich   Fürl 
Liechtenstein  eingetheilt.  Hier  erhielt  er  durch  die  zu  Ende  Mai  eingeleitet 
Unternehmung  gegen  die  rechte  Flanke  der  öardinischen  Armee  die  ersehnte  erste 
Gelegenheitj  um  eine  entschiedene  Probe  seines  Muthes  und  seiner  Entschlossenheit 
abzulegen.  Kaum  hatte  am  29,  Mai  die  Avantgarde  unserer  Armee  den  bei  Montag 
nara  in  einer  vor th eilhaften  Position  aufgestellten  Feind  zu  Gesicht  bekommen, 
so  sprengte  Zhehovini  mit  seinen  zwei  Haubitzen  gegen  denselben  vor,  eröffnel 
auf  die  an  der  Strasse  von  Mantua  aufgestelltcD  toscanischen  Geschütze,  die  ii 
mit  einem  furchtbaren  Kugelregen  überschütteten,  ein  kräftiges  Feuer,  und  setjEl 
dasselbe  trotz  einer  durch  einen  Granitsplitter  erhaltenen  Wunde  so  rastlos  uni 
unerschrocken  fort,  dass  die  feindlichen  Kanonen  endlich  verstummen   mussti 
Drei  andere  feindliche  Geschütze,  die  dann  links  von  der  Strasse  vorgeschoben 
v^rurden,  begrüsste  er  auf  der  Stelle  mit  einem  so  nachdrücklichen  und  wirksamen 
Feuer,    dass   sie   gar   nicht   zum  Schusse  kommen  konnten ^  sondern  in   völli, 
Unordnung  geriethen,  wobei  die  Kanonen,  Pulverkairen,  viele  Pferde,   Waffe 
und  Gefangene  unsern Truppen  in  die  Hände  Helen.  Die  silberne  Tapferkeit 
Medaille  erster  Classe  war  der  Lohn  für  diese  That. 

Am  25.  Juli  kam  Zhehovini,  noch  immer  in  der  nämlichen  Charge  uni 
Einthcilung,  bei  Sommacampagna  mit   einer   halben  Batterie  ins  Feuer. 
geschah  dies  in  dem  Momente,  wo  die  Brigade  durch  die  Übermacht  des  Feind 
hart  bedrangt  wurde*  Er  sprengte  bis  auf  Kartatschcn-Distanz  vor,  und  ob  wo! 


ICBl 


einer  doppelten  Anzahl  Feuerschlünden  gegenüberstehend  und  zugleich  von  Klein- 
gewcinfeuer  sehr  belästigt,  beschoss  er  die  Geschütze  und  vorrückenden  Sturm- 
cülonncn  des  Feindes  so  gewaltig,  dass  sie  mit  starkem  Verluste  zurückgeworfen 
wurden  und  von  seinem  Feuer  verfolgt  in  grosser  Verwirrung  die  Flucht  ergriflen. 
Der  BatterieCommandantj  Oberlieutcnant  Pauer,  starb  bei  dieser  Gelegenheit  den 
Tod  der  Ehre,  Oberfeuerwerker  Zhehovini  leitete  daher  während  des  ganzen 
Gefechtes  allein  das  Feuer  und  musstc  sogar,  da  mehrere  seiner  Leute  verwundet 
wurden,  eine  Zeit  lang  persönlich  ein  Geschütz  bedienen. 

Zu  der  silbernen  kam  jetzt  die  goldene  Tapferkeits-Med  aillc,  welclie 
der  Fcldmarscholl  ihn»,  auf  Verwendung  des  Feldmarsehall-Licutenants  Grafen 
W  j  m  pffcn ,  ini  Lager  von  Gazzoldo  verlieh. 

Als  am  folgenden  Tage,  während  die  Brigade  sich  dem  Orte  VoUa  näherte, 
Hauptmann  John  des  General  -  Stabes  das  Anrücken  einer  grossen  feindlichen 
Streitmacht  meldete,  diäpouirto  Zhehovini  zwei  Geschütze  mit  der  Avantgarde 
vor,  welche  die  Ausmündung  der  Strasse  zu  besetzen  hatte,  rückte  selbst  mit  vier 
Piecen  nach^  die  er  auf  der  Anhohe  links  von  der  Strasse  so  vortheilhaft  auf- 
stellte, dasa  der  Feind,  ungeachtet  einer  dreifachen  Anzahl  Geschütze,  jener 
Batterie  nichts  anhaben  konnte,  und  beschoss  von  diesem  Punctc  aus  die  zu  wieder- 
holten Malen  vorrückenden  Piemontesen  so  kräftig,  cbiss  sie  stets  mit  erheblichem 
Verluste  zurückgeworfen  werden  konnten.  Bei  Kinbruch  der  Naclit  sanmielton 
sich  jedoch  die  feindlichen  Bataillone  am  Fusse  der  Anhöhe^  drängten  die  schwache 
ausgedehnte  Plänklcrkette  des  9.  Jäger-Bataillons  zurück  und  bedrohten  die  Batterie, 
die  i^\0  noch  mit  einer  Kartütsehenladung  begrüsste  und  dann  sich  zurückzog.  Der 
siegreiche  Ausgang  des  Treflens  am  folgenden  Tage  ist  bekannt,  dem  tapfern 
Oberfeuerwerker  entzog  auch  diesmal  das  Schicksal  nicht  den  verdienien  Lohn; 
er  rückte  zum  Unterlicutcnant  und  Commandanten  derselben  Batterie  vor,  die  er 
so  rühmlich  geleitet  hatte. 

Der  Feldzug  des  folgenden  Jahres  brachte  ZhehoTiöi  das  Kitt erk reu  s 
des  Maria  Thcre.sien-Ordenß.  Daa  Tapferkeits-Zeugniss  spricht  sich  Über 
seiae  wichtigen  Leistungen  in  Folgen  dem  aus: 

„Artillerie- Lieutenant  Zhehovini,  Commandant  der  zweiten  Cavallorie- 
Billerie  bei  der  Brigade  des  General-Majors  Grafen  Kcilowral,  hatte  tu  dem 
Gefechte  bei  Mortara  am  3L  März  gleich  bei  dem  Beginne  desselben  das  Terrain 
bis  in  die  Nähe  de»  Feinde»  reeogiio»cirt,  und  nach  Überwindung  vieler  Ilinder- 
iiisse  eine  halbe  Batterie  links  von  der  Strasse  in  der  Höhe  der  Plänkterkette  des 
9.  JXger-Bataillons ,  900  Schritte  von  dem  feindlichen  Geschütze  in  das  Feuer 
gebracht.  Er  stellte  seine  Geschütze  so  vortheilhaf)  hinter  einem  ErdwaUe  auf, 
daas  sie  voa  dem  in  Auoahl  und  Gr^isse  der  Kaliber  weit  Überlegenen  feindlichen 
Geschütze  nichts  zu  befürchten  hatten,  den  Gegner  aber  so  kräftig  beschossen, 
das»  er  wegen  bedeutender  Verluste  die  SteUung  verändern  und  endlieh  ganz  aus 


1662 


dem  Feuer  ziehen  niusstc.  Als  hierauf  unsere  Truppen  zum  Sturme  vorrückten^  und 
der  Feind  neuerdings  mit  mehreren  an  der  Strasse  und  links  von  derselben  am 
Eingang^c  aufgcsteüten  Geschützen  die  Stürmenden  kräftig  bcschoss ,  nahm 
Zhohovini  die  halbe  Batterie  im  Trabe  auf  Kartütschcnschussweite  vor,  und 
riehtcte  ein  5J0  verheerendes  Feuer  gegen  den  Feind,  dass  dieser  das  seine  ein- 
stellen musste,  seine  Massen  aber  durch  Zhebovini's  Batterie  in  solche  Unord- 
nung geriethenj  dass  nunmehr  ohne  bedeutenden  Widerstand  der  Sturm  ausgeführt 
werden  konnte,  wobei  fünf  GeBehlitxej  mehrere  Karren,  viele  Waffen  erbeutet 
und  bei  1600  Gefangene  gemacht  wurden.^ 

In  der  Schlacht  von  Novara  am  23.  März  hatte  unser  Held  gleich  bei  dem 
Beginne  des  Gewehrfeuers  auf  Befehl  des  Feld^eugmeisters  Baron  d'Aspre,  um 
das  Entwickeln  der  eigenen  Truppen  zu  unterstützen  j  eine  halbe  Batterie  nach 
Beseitigung  vieler  Hindernisse  rechts  von  der  Strasse  von  Olengo  durch  die  Felder 
im  Trabe  in  der  Höhe  der  Pliinklerkette  des  9.  Jäger- Bataillons  auf  eine  Entfer- 
nung von  8U0  Schritten  den  sechzehn  auf  die  auffalirende  halbe  Batterie  heftig 
ieuernden  piemontesi^seben  Geschützen  entgegengestellt,  wobei  er  so  mörderisch 
wirktCj  dass  in  kurzer  Zeit  drei  feindliche  Geschütze  demontirt  und  sehr  viele 
Mannschaft  und  Pferde  dienatunrähig  wurden.  Nach  einer  halben  Stunde  hatte  der 
Feind  das  linl«3  Geschütz  durcli  eine  Granate,  welche  in  die  in  der  Wurst  befind- 
liehe Munition  fiel,  in  die  Luft  gesprengt,  4  Mann  stark  verbrannt,  1  Mann  und 
3  Pferde  getödtet  und  3  Mann  und  4  Pferde  bicssirt  Trotz  dieses  bedeutenden 
Verlustes  j  die  sehr  gefährliche  Lage  des  9.  Jäger-Bataillons  und  de»  Infanterie- 
Regiments  Franz  Karl  erwägend,  da  beide  ohne  Unterstützung  durch  die  vor- 
rückenden starken  feindlichen  Massen  aufgerieben  werden  mussten  —  nahm 
Zheiiovini  die  zwei  Gescfiützc  schnell  im  Trabe  auf  Kartatsehenschussweite  vor 
und  entwickelte  auf  den  sturmenden  Feind  ein  so  heftiges  Feuer,  dass  awei  Massen 
ganz  auseinander  stoben^  die  übrigen  in  Unordnung  kamen  und  in  dieser  Weise 
dem  Sturme  vorgebeugt  werden  konnte*  Hierbei  noch  kräftiger  durch  das  feind- 
liche Feuer  beschossen,  wurde  dem  Lieutenant  Zhehovini  das  zweite  Geschütz 
demontirt  und  2  Mann  und  ein  Pferd  blessirtj  mit  dem  Einen  Geschütz  widerstand 
nun  der  unerschrockene  Officier  dem  Feuer  von  zwölf  piemontesischen  Kanonen  so 
lange,  bis  das  9.  Jäger-Bataillon  und  Franz  Karl -Infanterie  sich  zurückziehen  konn- 
ten. Gleichzeitig  liess  er  die  zwei  deniontirten  Geschütze  in  brauchbaren  Stand  setzen 
und  begrüsste  den  schon  nahe  gerückten  Gegner  mit  noch  einigen  Kartälschen- 
öchüssen.  Nur  diesem  seltenen  Ausharren  war  es  zu  danken ,  dass  jene  Truppen 
und  die  zwei  domontirten  Geschütze  der  drohenden  Gefahr,  in  Feindes  Hände  zu 
gerathen,  entgingen.  Der  Corps-Command<ant  Feldzeugmeister  Baron  d^Aspre, 
Augenzeuge  dieser  heroischen  Handlung,  da  er  in  dem  Augenblicke  mit  dem  Chef 
des  General-Stabes  Feldmarschall-Lieutenant  von  He  es  auf  dem  Schlachtfeldc 
zusammentraf,  als  die  zwölf  Geschütze  des  Feindes  ihr  verheerendes  Feuer  unter- 


■ 


I 


16(i3 

hielten,  bezeichnete  Zhehovini's  That  aU  eine  der  howunJcrunggwiirdigiäteii,  die 
ihtu  je  bei  der  Artillerie  vorgekommen  sind* 

Im  November  1849  wurde  Zhehovini  Oberlieutcnant  und  vom  Bombar- 
diereorps  in  das  beatandeno  2.  Artillerie-Regiment  eingetheilt.  Nun  wäre  wohl  im 
eine  sobaldige  Vorriickung  nicht  zu  denken  gewesen,  wenn  nicht  Se.  MajestUt  den 
hochverdienten  OfKoier  im  Docember  1852  aus  besonderer  Gnade  zum  Rittmeister 
bei  dem  L  Tllilancn-Uegimente  Graf  Civalart  ausser  der  Tour  zu  ernennen 
geruht  haben  würden*  Im  Mars  1854  kam  Zhehovini  in  das  2.  Artilleric-Regi' 
niont  als  Hauptmann  zurück  und  wurde  am  20.  Juni  in  den  statutenmässigen  Frei 
lierrnstand  erhoben»  Sein  Ableben  erfolgte  zu  Baden  bei  Wien  am  10,  September 
1855  im  45.  Lebensjahre. 

MAMÜLA,  Lazarus  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  geheinier  Rath, 
Ritter  des  kaiserlichen  Leopold-Ordcnsj  Besitzer  des  Militltr-Verdicnstkreuzc^, 
Stellvertreter  des  Gouverneurs  und  commandirenden  Generals  von  Dalniaticn, 
wurde  zu  Gomirje  in  Croatien  1795  geboren  und  ist  ein  Zögling  der  Ingenieur- 
Akademie.  Mamula  trat  ani  1.  September  1815  als  Cadet  in  das  Ingenieur-Corps 
und  machte  hier  alle  Chargen  bis  zu  der  gegenwärtig  bekleidenden  dureli. 

Während  einer  mehr  als  zwciundvicrzigjUhrigen  Dienstleistung  hat  sich 
dieser  ausgezeichnete  Oflicier  vielfHItig  verdient  gemacht,  vorerst  durch  entspre- 
chende Leitung  der  Verthcidigungsanstalten  auf  den  Inseln  IJssa  und  Lessina  als 
Hauptmann  im  Jahre  1831,  dann  durch  erspriessllche  Verwendung  bei  dem  Be- 
fostiguagibaud  an  der  Franzensfeste  in  Tirol  während  der  Jahre  1833  bis  1830, 
endlieh  bei  dem  Festungsbaue  in  Komorn  in  den  Jahren  183Ü  bis  1842,  inwelchei 
Verwendung:  ihn  im  März  1841  die  Befördenin«?  zum  Major  traf. 

Im  ungarischen  InsurrectionÄkriegc  1848  ward  Mamula  zum  Obersten 
befördert  und  zum  Chef  de»  Genfral*Stabea  der  in  Croatien  zusammengezogenen 
Truppen  omaant;  seiner  Thütigkeit  botaieh  unter  den  damah'gen  Umständen  ein 
weites  Feld.  Im  Octofier  und  NoTcmbcr  traf  er  die  Vertheidigungsatistalten  längs 
der  von  den  Insurgenten  bedrohten  Grenze  Croatieos  der  Art,  dass  mehrere  feind- 
liche Angriffe  an  der  Drau  abgeschlagen  wurden*  Im  December  trug  Mamula  als 
Chef  des  Ueneral-Stnbes  des  inzwischen  vereinigten  steierisch^ eroa tischen  Armee- 
eor|)s  unter  Feldzeugmetster  Grafen  Nugent  sehr  viel  dazu  bei,  dass  in  den  zwi- 
schen der  Drau  und  Donau  gelegenen  aufständischen  Comitaten,  nach  Vertreibung 
mehrerer  Insurgentenhaufen,  die  gesetzliche  Ordnung  wieder  hergestellt  wurde, 
auch  bewirkte  er  mit  einem  fliegenden  Corp«  die  Einsehh'^asimg  der  Festung 
Easeggam  Unken  Donauufer  und  vervolbtändigte  die  am  rechten  Ufer  bereits 
begonnenen  Cerninings*Arbeiten  zur  vollsten  Zufriedenheit. 

Im  Februar  IHID  Hess  Feldzeugmeaster  Nagent  den  Obersten  Mamula  mit 
einer  schwachen Truppcnabthcilung  von Easegg  gegen Pctorwardcin  vorrUciteai 


I  .  1676 

Anerkennung,  seine  Ernennung  zum  General-Major  und  die  Verleihung  des  Ver- 
i  dienstkreuzes  zuwendeten.  Die  Beorderung  nach  Gyula,  wo  er  am  24.  August  die 

I  gesammte  Insurgenten- Armee,,  nach  der  WafFenstreckung  bei  Viligos ,  von  den 

i  Russen  übernahm  und  sie  mit  einer  aus  österreichischen  und  russischen  Soldaten 

i  zusammengesetzten  Brigade  nach  Arad  escortirte,  dann  das  Commando  einer 

Cavallerie-Brigade  vor  Komom  —  wo  es  jedoch  zu  keinerlei  Kämpfen  mehr  kam 
—  waren  die  letzten  Dienste,  welche  Graf  Montenuovo  in  diesem  Kriege  gelei- 
stet hatte. 

Seit  September  1854  Feldmarschall-Lieutenant,  finden  wir  den  Grafen  nach 
wie  vor  in  der  seiner  Stellung  entsprechenden  Verwendung,  bei  jener  Waffen- 
gattung'angestellt,  deren  Ruhm  zu  fordern  er  ausersehen  war. 

Wildburg,  Adolph  Freiherr  von.  Major  und  Second- Wachtmeister  der 
k.  k.  ersten  Arcieren- Leibgarde,  Besitzer  des  Militär-Verdienstkreuzes,  einer 
adeb'gen,  im  Jahre  1806  in  den  Freiherrnstand  erhobenen  Familie  entsprossen, 
wurde  zu  Wien  1809  geboren. 

Dieser  Officier  begann  die  Laufbahn  als  Cadet  im  20.  Lebensjahre  bei  dem 
5.  Kürassier-Regimente  Kaiser  Nikolaus  von  Russland  und  gelangte  im  Jahre 
1847  zur  Rittmeister-Charge.  Das  Treffen  vor  Komorn  am  26.  April  1849  ver- 
schaffte seiner  ausgezeichneten  Tapferkeit  im  Capitel  vom  Jahre  1850  das  Ritter- 
kreuz des  Maria  Theresien-Ordens. 

Seit  frühem  Morgen  hatte  Feldmarschall-Lieutenant  Simunich  dem  Feinde 
beherzten  Widerstand  geleistet  Der  Kampf  wurde  nachgerade  heftiger.  Die  Insur- 
genten vermehrten  ihre  Geschützzahl  bis  auf  35  Kanonen  und  gewannen  immer 
mehr  Boden.  Es  war  Mittag,  als  Feldmarschall -Lieutenant  Graf  Schlik  am 
Kampfplatze  eintraf  und  einen  Reiterangriff  der  Regimenter  Nikolaus-Kürassiere, 
Erzherzog  Johann-Dragoner  und  Graf  Civalart-Uhlanen  anbefahl.  Dem  Kürassier- 
Regimente  unter  dem  entschlossenen  Obersten  Baron  Minutille,  welches  durch 
den  zehnstündigen  Marsch  sehr  ermüdet  war,  standen  nebst  mehreren  Batterien 
auch  12  Schwadronen  Husaren  und  einige  Bataillone  Honvdds  entgegen,  und  da 
überdies  eine  Schwadron  des  Regiments  auf  Geschützbedeckung  commandirt  war, 
so  schien  der  Erfolg  des  Angriffes  anfangs  sehr  zweifelhaft.  Der  Commandant  der 
Oberst-Lieutenants  ersten  Schwadron  Rittmeister  Freiherr  von  Wildburg  sollte 
an  dieser  Attaque  nicht  Thcil  nehmen,  da  ihm  die  Bewachung  der  drei  Standarten 
des  Regiments  anvertraut  wurde.  Der  Angriff  begann. 

Beide  Divisionen  des  Regiments  rückten  unter  dem  heftigsten  Geschützfeuer 

mit  seltener  Bravour  gegen  den  Feind.  Da  bemerkte  Wildburg  eine  Batterie, 

^:  welche  diese  braven  Reiter  mit  grossem  Erfolge  in  der  rechten  Flanke  bcschiesst. 

i  Diese  zu  nehmen  oder  mindesten  zu  verjagen  ist  sein  schneller  Entschluss  und  die 

Schwadron  vernimmt  ihn  mit  unbeschreiblichem  Jubel.  Die  Paniere  des  Regiments 


1665 

Diese  beherzte  WafFenthat  war  wohl  des  schönsten  Lohnes  würdig,  und  das 
Capitel  vom  Jahre  1849  erkannte  dem  Obersten  Mamula  auch  das  Ritterkreuz 
des  Maria  Theresien  -  Ordens  zu,  dem  unterm  9.  Jänner  1851  der  statutenmässige 
Freiherrnstand  folgte. 

Die  Friedensepoche  führte  den  im  x\pril  1850  zum  General-Major  beförderten 
tapferen  Krieger  zu  einer  nicht  minder  wichtigen  Verwendung  nach  Dalmatien. 
Bekanntlich  erfordert  dieser  Posten  durch  Berührung  mit  der  Türkei  und  den 
raubsüchtigen  Montenegrinern  einen  Mann,  der,  eingeweiht  in  die  Sitten  und 
Eigenthümlichkßiten  der  Nachbarn  ,  Ellugheit  mit  Energie  verbindet.  Diese  Vor- 
züge vereinigt  General  Mamula  und  steht  als  treuer  Wächter  seines  Kriegs- 
herrn an  der  südlichen  Spitze  des  Vaterlandes,  Vertrauen  geniessend,  Vertrauen 
erweckend  weit  über  den  ihm  gesteckten  Wirkungskreis. 

Die  im  März  1853  erfolgte  Befördenmg  zum  Feldmarschall-Lieutenant  ausser 
der  Tour  gab  den  sprechendsten  Beweis,  wie  sehr  Se.  Majestät  der  Kaiser  die 
vortrefflichen  Dienste  des  Freiherrn  von  Mamula  anzuerkennen  geruhte. 

BERNAY-FAVANCOURT,  Juliusjoseph  Graf,  General-Major  und  Kämmerer, 
von  alter  französischer  Adelsfamilie  auß  der  Picardie  abstammend,  wovon  ein  Zweig 
zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  nach  Osterreich  einwanderte,  war  am  27.  Februar 
1804  zu  Nancy  geboren. 

Im  1 6.  Lebensjahre  trat  Favancourtals  Cadet  in  die  kaiserliche  Ai-mee,  diente 
vorerst  bei  der  Infanterie,  als  Unterlieutenant  bei  den  Chcvauxlegers,  als  Ober- 
lieutenant bei  den  Jägern,  und  gelangte  im  35.  Lebensjahre  zur  Majors  -  Charge 
bei  dem  49.  Infanterie-Regimente  von  Schön. 

Bei  dem  Ausbruche  des  Krieges  in  Italien  1848  stand  Favancourt  als 
Oberst-Lieutenant  des  59.  Infanterie -Regiments  in  Vorarlberg,  dann  im  südlichen 
Tirol,  wo  er  sich  an  den  Kämpfen  gegen  die  Freischaaren  zur  Zufriedenheit  seiner 
Vorgesetzten  betheiligte  und  dann  zur  Belagerung  von  Peschiera  gezogen  wurde. 
Von  hier  vertrieb  er  Anfangs  August  den  Feind  aus  Lorato  und  schüchterte  ihn  so 
ein,  dass  er  es  nicht  mehr  wagte  unsere  in  Angriff  genommenen  Belagerungsarbeiten 
vor  jener  Festung  zu  beunruhigen. 

Im  October  1848  zum  Obersten  im  Regimente  befördert,  traf  ihn  die  Bestim- 
mung zum  Reservecorps  in  Verona,  und  er  hatte  schon  höchlich  bedauert,  an  dem 
glorreichen  Feldzuge  1849  nicht  Theil  nehmen  zu  können,  als  ihm  am  31.  März 
die  Weisung  zukam ,  mit  einer  schwachen  Compagnic  des  Infanterie  -  Regiments 
Graf  Ceccopieri,  einer  Compagnie  Romanen-Banater  und  einer  Compagnic  sei- 
nes Regiments  gegen  das  aufrührerische  Brescia  vorzurücken.  An  der  äusserstcn 
Spitze  der  Colonne  (die  Compagnie  Ceccopieri  und  Grossherzog  von  Baden), 
bei  welcher  sich  auch  General-Major  Graf  Nugent  befand,  nahm  er  alle  ausser 
dem   Veroneser  Thore  liegenden  Häuser  mit  dem  Bajonete,  bis  er  an  die  stark 

105 


1666 

vcrbarricadirte  und  mit  dicken  Eisengittern  versehene  Porta  Torrelanga,  welche  dem 

,  Castell  am  nächsten  liegt,  gelangte.  Hier  schien  jedes  weitere  Vordringen  unmdg- 

lieh,  und  in  dieser  höchst  gefahrvollen  Lage  konnten  die  braven  Truppen,  welche 

von  drei  Seiten  auf  eine  ganz  kurze  Entfernung  mit  Kleingewehrfeuer  beschossen 

wurden,  nicht  länger  belassen  werden,  als  es  plötzlich  dem  umsichtigen  Obersten 

Favancourt  gelang,  eine  etwas  gebogene  Eisenstange  zu  entdecken.  Hit  aner- 

;-  schrockencm  Muthe  die  Mannschaft  durch  sein  Beispiel  aneifernd,  erstieg  er  die 

r  Mauer,  sehlüpfte  durch  das  Eisengitter  und  sprang  jenseits  desselben  in  die  Stadt 

Ihm  nach  folgten  sogleich  Officiere  und  Soldaten,  und  als  er  eine  kleine  Abtheilong 

von  ungefähr  30  Mann  um  seine  Person  gesammelt  hatte,  stürmte  er  sofort  die 

/  nächsten  Barricaden  und  Häuser  und  drang  unter  dem  heftigsten  Fener  so  weit  in 

die  Stadt,  bis  sich  seine  kleine  tapfere  Schaar  so  vermindert  hatte,    dass  er  sich 

gezwungen  sah  Halt  zu  machen  und  mit  dem  bisher  errungenen  Erfolge  zu  begnügen. 

Hätte  Favancourt  noch  2  Compagnicn  seines  Regiments  zur  Disposition  gehabt, 

so  würde  er  Brescia  noch  an  diesem  Tage  genommen  haben,    so  aber  war  seine 

kleine  Colonne  die  einzige,  welcher  es  gelungen,  in  die  Stadt  einzudringen.  Die 

Angrifiscolonne  aus  dem  Castell  wurde  zwar  auch  einiger  Häuser  und  Barricadoi 

mit  grossem  Verluste  Meister,  musste  sich  jedoch  denselben  Abend  wieder  xnrück- 

J  ziehen,  während  die  Abtheilung  des  Obersten  Grafen  Favancourt  einen  Thcil 

der  Stadt,  worunter  zwei  Militär-Spitäler,  auch  über  Nacht  behauptete.  Am  1.  April 

durch  eine  Compagnie  von  Ceccopieri  und  eine  Compagnie  von  Grossherzog 

von  Baden-Infanterie  verstärkt,  erneuerte  Favancourt  den  Angriff  mit  Geschick 

und  Bravour  in  zwei  Colonnen,  und  als  seine  rechts  entsendete  Abtheilung  auf 

dem  Domplatze  erschienen  war,  konnten  auch  jene  aus  dem  Castell  und  von  Porti 

S.  Alessandro  her  vordringen,  da  derselbe  das  Mantuaner  Thor  schon  des  Morgeoä 

von  innen  hatte  nehmen  lassen,  wodurch  die  Insurgenten  im  Rücken  bedroht  wurden. 

Es  war  4  Uhr  Nachmittags,  als  der  tapfere  Oberst  an  der  Spitze  seiner  braveo 

Truppen,  von  einem  Schusse  in  die  Brust  tödlich  getroffen,  vom  Kampfplatze 

getragen  werden  musste;  eine  Stunde  später  war  auch  Brescia  unterworfen. 

Das  Capitcl  vom  Jahre  1849  erkannte  dem  Obersten  Grafen  Favancourt 
für  diese  ausgezeichnete  Handlung  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordcns 
zu.  Im  Juli  1850  zum  General-Major  befördert,  wurde  er  bald  darnach  in  den 
Pensionsstand  übernommen. 

KALCHBEKG,  Wilhelm  Freiherr  von,  Garde  und  Rittmeister  der  ersten 
Arcicrcn-Leibgarde,  einem  alten  steierischen  Gcschlechte  entsprossen,  Sohn  des 
r  AI  oys  von  K  al  chberg,  k.  k.  Postmeisters  zu  Gratz,  wurde  zu  Sümeg  in  Ungarn 

am  6.  Jänner  1807  geboren.  Im  16.  Lebensjahre  Cadet  im  10.  Infanterie-Rcgi- 
mente,  avancirtc  Kalchberg  stufenweise  bis  zum  Hauptmann  und  trat  im  October 
1842  in  den  Ruhestand. 


1667 


H        Das  bewegte  Jahr  1848  veranlasste  ihn  wieder  in  die  Aetivität  zn  treten*  Er 

wurde  in  seiner  Charge  zu  Prochasks- Infanterie  eingethcilt  und  machte  den  Feld- 
zQg  in  Ungaim  bei  dem  Armeecorps  des  FelJmarschall-Lieutenants  Grafen  Scblik 
mit.  Im  Treöen  bei  Hat  van  am  2.  April  1849  von  diesem  General  beauftragt^ 
mit  seiner  Compagnie  die  Brücke  über  die  Z^gyva  so  lange  zu  halten,  bis  das 
Armeecorpa  dieselbe  passirt  habe^  sie  dann  zu  zerstören  und  den  Rückzug  gegen 
GödöUü  zu  decken  j  traf  er  sogleich  die  zweekmässigsten  Dispositionen  zum  hai*t- 
nackigsten  Widerstände,  da  er  die  Gefahr  nur  zu  gut  erkannte,  welche  unsere 
Truppen  zu  gewartigen  hätten,  wenn  es  dem  Feinde  gelingen  würde  mit  der  gan- 
zen Macht  in  das  offene  Terrain  vorzubrechen.  Nachdem  der  Rückzug  des  ganzen 
Corps  glucklich  vollbracht  war  und  Kalchberg  mit  Uülfe  einer  kleinen  Pionnier- 
Abtheilung  und  6  Mann  von  seiner  Compagnie  die  Brücke  abgebrochen  hatte, 
begannen  die  feindlichen  Abtheilungen  —  die  polnische  Legion  mit  einem  Stabs- 
Officier  und  einer  rothen  Fahne  an  der  Spitze  —  vorzudringen,  um  den  Übergang 
zu  forciren.  Nach  dem  erhaltenen  Befehle  hätte  Kalchberg  füglich,  kurz  nach- 
dem die  letzte  Abtheilung  des  Corps  in  Sicherheit  und  die  Brücke  abgebrochen 
w^ar,  seinen  Rückzug  antreten  können;  er  hielt  jedoch,  die  Wichtigkeit  des  Postens 
erkennend,  ungeachtet  eines  bedeutenden  Kugelregens  und  Kai'tätschenfeuers  stand- 
haft aus  f  bis  der  Zw^eck  seiner  Aufstellung  vollkommen  erreicht  war.  Er  hatte  die 
besten  Schützen  seiner  Compagnie  möglichst  günstig  aufgestellt  und  jedem  dersel- 
ben 3  Mann  zum  fortwährenden  Laden  der  Gewehre  beigegeben*  Mit  dieser  klei- 
nen tapferen  Schaar  empfing  er  den  Feind  mit  einem  fast  ununterbrochenen  und 
sehr  wirksamen  Bataillefeucr.  Der  feindliche  Stabs-Officier  fiel  gleich  einer  der 
Ersten  getroffen  vom  Pferde ;  die  gut  gezielten  Schüsse  seiner  braven  Mannschaft, 
die  zweckmässige  Aufstellung  und  treffliche  Leitung  verfehlten  die  beabsichtigte 
Wirkung  nicht,  so  dass  alle  Versuche  der  Insurgenten,  die  Compagnie  aus  Hatvän 
zu  verdi'ängen,  scheiterten,  obschon  sie  durch  ihro  zahlreiche  Artillerie  ein 
furchtbares  Ki*euzfeuer  gegen  die  Stellung  derselben  crofinon  liessen  und  in  dichten 
Massen  und  Colonnen  vor  Hatviln  aufgestellt  waren*  Die  letzten  Abtheilungen  des 
Armeecorps  waren  schon  gegen  20O0  Schritte  vom  Orte  entfernt  j  der  tapfere 
Hauptmann  Kalchberg  hatte  mit  seiner  braven  Compagnie  durch  anderthalb 
Stunden  den  Feind  aufgehalten  und  dui*ch  ein  wohJgerichtetes  Feuer  dem  an  dem 
jenseitigen  Ufer  in  dicht  gedrängten  Massen  stehenden  Gegner  grossen  Schaden 
zugefügt,  auch  waren  beinahe  alle  Patronen  verfeuert,  als  er  den  Befehl  zum 
Rückzuge  erhielt.  Er  zog  sich  anfangs  nur  mit  zwei  Zügen  und  einem  Officier 
unter  dem  heftigsten  Feuer  auf  600  Schritte  zurück  und  formirtc  daselbst  eine 
Masse,  begab  sich  hierauf  mitten  im  Kugelregen  nochmals  ganz  allein  an  die 
Brücke,  nahm  die  anderen  zwei  Züge  nebst  5  Blesslrten  mit  und  eilte  zurück. 
Schritt  für  Schritt  kampfbereit  zog  er  sich  gegen  die  Stellung  des  Armeecorps, 
ohne  femer  beunruliigt  zu  werden,  da  mittlei-weile  auch  die  Nacht  eingebrochen 

105* 


1668 

war,  und  brachte  seine  Compagnie  in  Sicherheit.  Durch  diese  tapfere  That 
wurde  die  ganze  Macht  des  Feindes,  der*  über  20,000  Mann  stark  gewesen 
sein  dürfte,  von  der  Möglichkeit  des  Überganges  abgehalten,  das  Armeecorps 
konnte  seinen  Rückzug  in  der  grössten  Ordnung  durchführen,  auch  wurde  durch 
das  längere  Aufhalten  der  feindlichen  Übergangscolonnen  der  Vortheil  erreicht, 
dass  die  Nacht  hereinbrach  und  jede  weitere  Verfolgung  der  Insurgenten  ver- 
eitelte. 

Dem  entschlossenen  Hauptmann  von  Ealchberg  ward  im  Capitel  vom 
Jahre  1849  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  and 
unterm  6.  Juni  1850  der  statutenmässige  Freiherrnstand  zu  Theil. 

Im  März  dieses  letzteren  Jahres  erhielt  er  das  Commando  des  Schlossberges 
zu  Gratz,  im  Juni  1857  die  Eintheilung  in  die  k.  k.  Arcieren-Leibgarde. 

Rastich,  Daniel  Ritter  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Besitzer  des  Mili- 
tär-Verdienstkreuzes, Sohn  eines  Officiers  des  Ottochaner  Grenz-Regiments.  Zu 
Bunic  1794  geboren,  trat  er  1809  als  Stabsschreiber  in  Militärdienste,  wurde  im 
September  Cadet  und  bereits  im  December  Lieutenant,  ein  Avancement  mit  Über- 
gebung der  Fähnrichs-Charge,  das  immer  bedeutendes  Vertrauen  in  die  Talente 
des  Jünglings  beurkundete. 

Den  Feldzug  desselben  Jahres  machte  Rastich  im  9.  Armeecorps  unter 
dem  Ban  Feldmarschall-Lieutenant  Gyulay  mit.  Als  sein  heimathliches  Gebiet 
dem  französischen  Reiche  einverleibt  und  ein  grosser  Theil  Croatiens  von  Frank- 
reich übernommen  wurde,  musste  er  seine  Laufbahn  abermals  als  Cadet  Jbeginnen. 
x\llein  die  Feldzüge  von  1813  und  1814  hoben  ihn  bald  wieder  zum  Lieutenant 
und  kennzeichneten  seine  Tapferkeit  durch  zwei  Wunden. 

Im  Februar  1815  in  dasSzluiner  Grenz-Regiment  zurück  übernonmien,  fand 
er  Gelegenheit,  sich  auch  in  wissenschaftlicher  Beziehung  bemerkbar  zu  machen. 
So  versah  er  als  Bataillons- Adjutant  durch  13  Jahre  die  Professur  der  Mathematik 
an  der  Militärschule  zu  Thurn  bei  Karlstadt,  ward  1828  Oberlieutenant  und  kam 
als  solcher  auf  den  Posten  eines  Adjutanten  des  commandirenden  Generals  nach 
Agram.  Rasch  schwang  er  sich  hier  zum  Hauptmann  empor,  wurde  1831  ad  latus 
des  General -Commando -Adjutanten,  1836  Major  und  wirklicher  Adjutant  beim 
General-Commando  in  Agram,  endlich  1845  Oberst  und  Commandant  des  Peter- 
wardeiner Grenz-Regiments. 

Sein  Antheil  an  der  kräftigen  Organisirung  der  Armee  in  Croatien,  an  der 
Vertheidigung  der  Grenze  seines  Bezirkes  während  der  Küege  im  Jahre  1848 
und  1849,  endlich  an  der  gänzlichen  Niederwerfung  des  ungarischen  Aufstandes 
ist  kein  geringer  gewesen.  Eben  diese  Energie  bewirkte  seine  Beförderung  zum 
General-Major  im  Jänner  1849  und  zum  Brigadier  bei  dem  Armeecorps  des 
Banus. 


1669 

Der  heldenmüthige  Kampf  bei  Tapio-Bicskeam  4.  April  verschaffte  ihm 
durch  das  Capitel  vom  Jahre  1849  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordens. 

Seit  mehreren  Tagen  stand  Rastich  mit  seiner  Brigade  in  Abany  zur  Beob- 
achtung der  Theiss,  als  ihm  am  3.  April  der  Befehl  zuging,  auf  Czegldd  abzu- 
rücken. Hier  angekommen,  ward  er  nach  Alberti  dirigirt  und  sollte  ohne  Rast  über 
Tapio-Bicske,  Szöcsö  und  Edka  das  Armeecorps  in  Däny  zu  erreichen  suchen.  Auf 
den  Höhen  oberhalb  Tapio-Bicske  am  4.  April  angekommen,  gewahrte  man  um 
die  neunte  Morgenstunde  den  Artillerietrain  des  Armeecorps  aus  dem  Dorfe  defi- 
liren,  das  Corps  war  also  höchstens  eine  Stunde  der  Brigade  voraus.  Nach  einer 
kurzen,  den  Truppen  der  Brigade  dringend  nothwendigen  Rast  setzte  sich 
Rast  ich  wieder  in  Marsch.  Kaum  war  die  Tete,  ein  Bataillon  Szluiner  und 
ein  Bataillon  Oguliner,  aus  Tapio-Bicske  debouchirt,  als  in  der  rechten  Flanke 
auf  den  Sandhöhen  zwischen  dem  kleinen  und  grossen  Tapio  feindliche  Reiterei 
sichtbar  wurde,  unter  deren  Bedeckung  einige  Batterien  vorrückten,  und  fast 
gleichzeitig  wurden  andere  Cavallerie-  und  Infanterie-Colonnen  mit  Geschütz 
wahrgenommen,  welche  im  Rücken  und  in  der  Flanke  das  Dorf  bedrohten,  aus 
dem  die  beiden  Bataillone  des  Ottochaner  Regiments  erst  debouchiren  sollten. 
Rastich  beauftragte  die  Division  Banderial- Husaren  sich  dem  Feinde  entgegen- 
zuwerfen, die  einzelnen  Husaren-Plänkler  zurückzujagen  und  zu  recognosciren, 
wie  stark  der  Gegner  sein  möge.  Dies  geschah,  aber  es  warf  sich  der  schwachen 
Division  eine  starke  feindliche  Cavallerie-Division  entgegen,  und  da  der  Com- 
mandant  der  Banderial  -  Husaren ,  der  tapfere  Major  Baron  Riedesel,  dabei 
eines  rühmlichen  Todes  fiel,  wurden  unsere  Husaren  zerstreut.  In  diesem  Augen- 
blicke hatte  der  Feind  mit  seinen  zahlreichen  Geschützen  die  Höhen  gekrönt  und 
ein  heftiges  Feuer  auf  die  Ausgänge  des  Dorfes  und  die  vor  demselben  aufgestellten 
Truppen  eröflPnet,  während  die  einzige  Fussbatterie  der  Brigade  unter  Commando 
des  tapferen  und  entschlossenen  Oberlieutenants  Klee,  keinen  Aufstellungspunct 
zum  wirksamen  Feuern  finden  konnte.  Die  beiden  voranmarschirenden  Bataillone 
unter  Commando  der  Majore  Resniczek  und  Mirko  vi  c  wurden  beordert,  den 
Marsch  zu  beschleunigen,  um  wo  möglich  die  Senkung  der  Höhe  gegen  den  kleinen 
Tapio  zu  erreichen  und  dann  längs  dieser  Höhe  mit  dem  Geschütze  in  die  rechte 
Flanke  des  Feindes  zu  operiren.  Da  diese  Höhe  von  dem  Dorfe  1000  bis  1200 
Schritte  entfernt  war  und  letzteres  inzwischen  auf  mehreren  Puncten  durch  im 
Sturmschritte  vorrückende  Honvdd-Bataillone  angegriffen  wurde,  so  war  die  Stel- 
lung der  Brigade  auf  dieser  ganzen  Länge  schon  zu  Beginn  des  Gefechtes  zerrissen. 
General-Major  Rast  ich  weilte  bei  den  beiden  Ottochaner  Bataillonen,  wo  die 
Gefahr  am  grössten,  und  konnte  nur  einzelne  Compagnicn  den  zahlreichen  Bataillonen 
des  Feindes  entgegenwerfen,  da  dieser  in  immer  grösseren  Massen  heranrückte. 
Der  Augenblick  war  kritisch.  Rastich  feuerte  die  Leute  mit  einigen  Worten  an 


1668 

war,  und  brachte  seine  Compagnie  in  Sicherheit.  Durch  diese  tapfere  That 
wurde  die  ganze  Macht  des  Feindes,  der'  über  20,000  Mann  stark  gewesen 
sein  dürfte,  von  der  Möglichkeit  des  Überganges  abgehalten,  das  Armeecorps 
konnte  seinen  Rückzug  in  der  grössten  Ordnung  durchfuhren,  auch  wurde  durch 
das  längere  Aufhalten  der  feindlichen  Übergangscolonnen  der  Vortheil  erreicht, 
dass  die  Nacht  hereinbrach  und  jede  weitere  Verfolgung  der  Insurgenten  ver- 
eitelte. 

Dem  entschlossenen  Hauptmann  von  Ealchberg  ward  im  Capitel  rem 
Jahre  1849  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  und 
unterm  6.  Juni  1850  der  statutenmässige  Freiherrnstand  zu  Theil. 

Im  März  dieses  letzteren  Jahres  erhielt  er  das  Commando  des  Schlossberges 
zu  Gratz,  im  Juni  1857  die  Eintheilung  in  die  k.  k.  Arcieren-Leibgarde. 

Rastich,  Daniel  Ritter  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Besitzer  des  Mili- 
tär-Verdienstkreuzes, Sohn  eines  Officiers  des  Ottochaner  Grenz-Regiments.  Zu 
Bunic  1794  geboren,  trat  er  1809  als  Stabsschreiber  in  Militärdienste,  wurde  im 
September  Cadet  und  bereits  im  December  Lieutenant,  ein  Avancement  mit  Über- 
gehung der  Fähnrichs-Charge,  das  immer  bedeutendes  Vertrauen  in  die  Talente 
des  Jünglings  beurkundete. 

Den  Feldzug  desselben  Jahres  machte  Rastich  im  9.  Armeecorps  unter 
dem  Ban  Feldmarschall-Lieutenant  Gyulay  mit.  Als  sein  heimathliches  Gebiet 
dem  französischen  Reiche  einverleibt  und  ein  grosser  Theil  Croatiens  von  Frank- 
reich übernommen  wurde,  musste  er  seine  Laufbahn  abermals  als  Cadet  Jbeginnen. 
x\llein  die  Feldzüge  von  1813  und  1814  hoben  ihn  bald  wieder  zum  Lieutenant 
und  kennzeichneten  seine  Tapferkeit  durch  zwei  Wunden. 

Im  Februar  1815  in  dasSzluiner  Grenz-Regiment  zurück  übernommen,  fand 
er  Gelegenheit,  sich  auch  in  wissenschaftlicher  Beziehung  bemerkbar  zu  machen. 
So  versah  er  als  Bataillons- Adjutant  durch  13  Jahre  die  Professur  der  Mathematik 
an  der  Militärschule  zu  Thum  bei  Karlstadt,  ward  1828  Oberlieutenant  und  kam 
als  solcher  auf  den  Posten  eines  Adjutanten  des  commandirenden  Generals  nach 
Agram.  Rasch  schwang  er  sich  hier  zum  Hauptmann  empor,  wurde  1831  ad  latus 
des  General -Commando -Adjutanten,  1836  Major  und  wirklicher  Adjutant  beim 
General-Commando  in  Agram,  endlich  1845  Oberst  und  Commandant  des  Peter- 
wardeiner Grenz-Regiments. 

Sein  Antheil  an  der  kräftigen  Organisirung  der  Armee  in  Croatien,  an  der 
Vertheidigung  der  Grenze  seines  Bezirkes  während  der  Küege  im  Jahre  1848 
und  1849,  endlich  an  der  gänzlichen  Niederwerfung  des  ungarischen  Aufstandes 
ist  kein  geringer  gewesen.  Eben  diese  Energie  bewirkte  seine  Beförderung  zum 
General-Major  im  Jänner  1849  und  zum  Brigadier  bei  dem  Armeecorps  de^ 
Banus. 


1669 

Der  heldcnmüthige  Kampf  bei  Tapio-Bicskeam  4.  April  verschaffte  ihm 
durch  das  Capitel  vom  Jahre  1849  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresien-Ordens. 

Seit  mehreren  Tagen  stand  Rast  ich  mit  seiner  Brigade  in  Abany  zur  Beob- 
achtung der  Theiss,  als  ihm  am  3.  April  der  Befehl  zuging,  auf  Czegldd  abzu- 
rücken. Hier  angekommen,  ward  er  nach  Alberti  dirigirt  und  sollte  ohne  Rast  über 
Tapio-Bicske,  Szöcsö  und  Kdka  das  Armeecorps  in  Ddny  zu  erreichen  suchen.  Auf 
den  Höhen  oberhalb  Tapio-Bicske  am  4.  April  angekommen,  gewahrte  man  um 
die  neunte  Morgenstunde  den  Artillerietrain  des  Armeecorps  aus  dem  Dorfe  defi- 
liren,  das  Corps  war  also  höchstens  eine  Stunde  der  Brigade  voraus.  Nach  einer 
kurzen,  den  Truppen  der  Brigade  dringend  nothwendigen  Rast  setzte  sich 
Rast  ich  wieder  in  Marsch.  Kaum  war  die  Tete,  ein  Bataillon  Szluiner  und 
ein  Bataillon  Oguliner,  aus  Tapio-Bicske  debouchirt,  als  in  der  rechten  Flanke 
auf  den  Sandhöhen  zwischen  dem  kleinen  und  grossen  Tapio  feindliche  Reiterei 
sichtbar  wurde,  unter  deren  Bedeckung  einige  Batterien  vorrückten,  und  fast 
gleichzeitig  wurden  andere  Cavallerie-  und  Infanterie-Colonnen  mit  Geschütz 
wahrgenommen,  welche  im  Rücken  und  in  der  Flanke  das  Dorf  bedrohten,  aus 
dem  die  beiden  Bataillone  des  Ottochaner  Regiments  erst  debouchiren  sollten. 
Rast  ich  beauftragte  die  Division  Banderial-Husaren  sich  dem  Feinde  entgegen- 
zuwerfen, die  einzelnen  Husaren-Plänkler  zurückzujagen  und  zu  recognosciren, 
wie  stark  der  Gegner  sein  möge.  Dies  geschah,  aber  es  warf  sich  der  schwachen 
Division  eine  starke  feindliche  Cavallerie-Division  entgegen,  und  da  der  Com- 
mandant  der  Banderial-Husaren,  der  tapfere  Major  Baron  Riedesel,  dabei 
eines  rühmlichen  Todes  fiel,  wurden  unsere  Husaren  zerstreut.  In  diesem  Augen- 
blicke hatte  der  Feind  mit  seinen  zahlreichen  Geschützen  die  Höhen  gekrönt  und 
ein  heftiges  Feuer  auf  die  Ausgänge  des  Dorfes  und  die  vor  demselben  aufgestellten 
Truppen  eröfihet,  während  die  einzige  Fussbatterie  der  Brigade  unter  Commando 
des  tapferen  und  entschlossenen  Oberlieutenants  Klee,  keinen  Aufstellungspunct 
zum  wirksamen  Feuern  finden  konnte.  Die  beiden  voranmarschirenden  Bataillone 
unter  Commando  der  Majore  Res niczek  und  Mirkovic  wurden  beordert,  den 
Marsch  zu  beschleunigen,  um  wo  möglich  die  Senkung  der  Höhe  gegen  den  kleinen 
Tapio  zu  erreichen  und  dann  längs  dieser  Höhe  mit  dem  Geschütze  in  die  rechte 
Flanke  des  Feindes  zu  operiren.  Da  diese  Höhe  von  dem  Dorfe  1000  bis  1900 
Schritte  entfernt  war  und  letzteres  inzwischen  auf  mehreren  Puncten  doreb  it 
Sturmschritte  vorrückende  Honvdd-Bataillone  angegriflPen  wurde,  so  war  die  Sie*- 
hing  der  Brigade  auf  dieser  ganzen  Länge  schon  zu  Beginn  des  Gefechte«  »erriweL. 
General-Major  Rastich  weilte  bei  den  beiden  Ottochaner  Bataillonen,  wc  t& 
Gefahr  am  grössten,  und  konnte  nur  einzelne  Compagnicn  den  zahlreichen  Bataüiini^ 
des  Feindes  entgegenwerfen,  da  dieser  in  immer  grösseren  Massen  benmu^a^^ 
Der  Augenblick  war  kritisch.  Rastich  feuerte  die  Leute  mit  einigen  HTösio.  vz 


1670 

und  befahl  den  Sturm  mit  dem  Bajonete,  um  sich  einen  Ausgang  zu  bahnen.  Dieser 
erfolgte  mit  solchem  Ungestüm  ^  dass  fast  jede  Compagnie  ein  Bataillon  HonridB 
auseinandersprengte;  in  Zeit  von  8  — 10  Minuten  war  der  Feind. in  wilde  Flacht 
gejagt.  Eine  Husaren-Division  wollte  der  Verfolgung  Einhalt  thun^  wurde  aber 
von  einem  Schwärme  Tirailleurs  vom  Ottoehaner  Regimente  mit  dem  B&jonete 
angegriffen  und  zurückgeworfen.  Ein  seltenes  Beispiel  in  der  Kriegs- 
geschichte! Der  Gegner,  auf  diese  Weise  durch  da»  tapfere  1.  und  2.  Ottoehaner 
Bataillon  zum  Rückzuge  gezwungen,  wurde  auf  den  Höhen  durch  ftische  Truppen 
und  starke  Artillerie  aufgenommen.  Allein  diese  beiden  Bataillone  griffen  auch 
hier  mit  dem  Bajonete  an  und  erstürmten  die  Höhen  rechts;  eine  Abtheilung 
warf  sich  auf  eine  feindliche  Batterie,  nahm  8  Geschütze,  einen  Munitionskarren 
und  machte  über  120  Gefangene. 

Nach  diesem  Gefechte,  und  da  mittlerweile  auch  der  linke  Flügel  der  Brigade, 
mit  Unterstützung  der  Fussbatterie  Nr.  1  unter  Oberlieutenant  Klee,  den  Feind 
geworfen  hatte,  begab  sich  General -Major  Rastich  dahin,  um  die  Verbindung 
der  Brigade  auf  den  Sandhöhen  wieder  herzustellen,  was  auch  glücklich  gelang. 
Ohne  Verzug  wurde  jetzt  ein  vereinter  Angriff  unternommen,  der  Feind  über  den 
grossen  Tapio  -  Sumpf  geworfen  und  bei  dieser  Gelegenheit  noch  zwei  «wölf- 
pfündige  Geschütze  erobert. 

Nun  war  auch  die  Cavallerie-Brigade  Sternberg  mit  der  Batterie  Nr.  10 
zu  Hülfe  gekommen  und  hatte  die  Brücke  über  den  Tapio-Sumpf  erstürmt;  die 
halbe  Cavallerie- Batterie  unter  Bedeckung  einer  Division  von  Sachsen -Kürassier 
passirte  die  Brücke  und  brachte  dem  Feinde  bedeutende  Verluste  bei,  welcher  sieh 
auf  die  rückwärts  des  Sumpfes  und  parallel  mit  diesem  laufenden  Höhen  zurück- 
ziehen musste,  und  trotz  seiner  grossen  Übermacht  keine  Lust  zeigte  seine  auf- 
genommene Offensive  weiter  zu  verfolgen. 

Für  die  Cavallerie  war  das  Terrain  höchst  ungünstig,  entweder  kniehoher 
Flugsand  oder  Sumpf,  sie  konnte  also  nicht  mit  jenem  Erfolge  wirken,  welchen 
unsere  brave  Reiterei  bei  jedem  Anlasse  bethätigte;  dennoch  hielt  sie  die 
ganze  feindliche  Batterie  in  Schach,  so  zwar,  dass  sie  zur  völligen  Unthätigkeit 
gezwungen  wurde.  Auf  diese  Art  dauerte  der  Kampf  von  %!!  Uhr  Vormittags  b» 
2  Uhr  Nachmittags.  Während  sich  der  Feind  immer  mehr  verstärkte,  ging  bei  uns 
die  Munition  zu  Ende  und  General-  Major  Rastich  beschloss  den  Rückzug  anzu- 
treten ;  weil  es  aber  bei  so  grosser  Übermacht  des  Gegners  sehr  gewagt  schien, 
zwischen  den  beiden  Tapio-Sümpfen  in  einem  schmalen  Zwischenräume,  der  ganz 
vom  Feinde  mit  Geschütz  bestrichen  werden  konnte,  den  Rückzug  zu  nehmen« 
so  wurde  er  durch  das  Dorf  selbst,  welches  von  den  Insurgenten  schon  angezündet 
war,  unter  dem  Schutze  unserer  auf  den  Höhen  hinter  demselben  angestellten 
Kanonen  angetreten  und  in  bester  Ordnung  vollzogen,  so  dass  der  Feind  es 
nicht  einmal  wagte,  der  Brigade  durch  das  Dorf  zu  folgen,  sondern  einen  grossen 


1671 

Umweg  machen  musste,  um  die  miserer  neuen  Stellung  gegenüber  gelegenen 
Höhen  zu  gewinnen. 

Der  Feln^  begnügte  sich  auch  nur  damit;  die  Brigade  mit  seinen  Geschützen, 
deren  er  noch  über  30  Stücke  hatte,  zu  beschiessen  und  ihr  mit  Plänklern  und 
einigen  Husaren-Abtheilungen  zu  folgen,  die  aber  durch  unsere  Cavallerie  und 
Plänkler  in  Respect  gehalten  wurden.  Trotzdem,  dass  unsere  Truppe  zwei 
beschwerliche  Defilö's  zu  passiren  hatte  und  dass  über  den  Sumpf  nur  eine  schmale 
Brücke  führte,  wagten  es  die  Gegner  doch  nicht,  sie  weiter  als  bis  zu  dem  ersten 
Engwege  zu  verfolgen,  und  so  wurde  das  Gefecht,  nachdem  es  volle  7  Stunden 
gedauert  hatte,  um  ^/^Q  Uhr  Abends  abgebrochen. 

Die  Brigade  Rastich  zählte  an  diesem  Tage  nur  743  Rotten  ermüdeter 
und  beinahe  durch  volle  24  Stunden  mit  kurzer  Rast  marschirter  Truppen,  wovon 
noch  eine  halbe  Compagnie  zur  Bedeckung  der  Bagage  commandirt  war;  sie  hatten 
nicht  einmal  abkochen  können,  wogegen  der  Feind  drei  Brigaden  Infanterie  und 
eine  Brigade  Cavallerie  ins  Feuer  brachte. 

Zu  Anfang  des  Gefechtes  stand  dem  General-Major  nur  eine  Fussbatterie  zu 
Gebote,  während  der  Gegner  über  40  Geschütze  disponirte,  und  auch  im 
Verfolge  des  Kampfes  hatten  zwei  Batterien  gegen  wenigstens  6  feindliche  Stand 
gehalten.  Den  Insurgenten  wurden  10  Geschütze,  4  Munitionskarren,  über  200 
Gefangene  mit  Zurechnung  der  Verwundeten  abgenommen,  sie  selbst  konnten 
sich  keines  Vortheils  über  unsere  braven  Truppen  rühmen ,  es  sei  denn  jenes,  dass 
Abtheilungen  Husaren  die  Bagage  verfolgten  und  einen  geringen  Theil  derselben 
erbeuteten.  Es  war  dies  eines  jener  glänzenden  Gefechte,  wo  eine  geringe  Anzahl 
gegen  einen  fünf-  bis  sechsmal  überlegenen  Feind  siegte,  ihm  Trophäen  abnahm 
und  eine  solche  Achtung  einflösste,  dass  er  unsere  Truppen  in  dem  für  einen 
Rückzug  höchst  ungünstigen  Terrain  nicht  zu  verfolgen  wagte. 

Nach  der  Vereinigung  des  Corps  des  Feldzeugmeisters  Baron  Jellaiid 
mit  der  Süd- Armee  kam  General-Major  Rast  ich  mit  seiner  Brigade  nach  Karlo- 
witz  zur  Cemirung  von  Peter  wardein,  und  bewies  später  bei  He  gy  es  seine  Uner- 
schrockenheit  aufs  Neue,  indem  er  die  Brücke  bei  Verbasz  so  lange  vertheidigte, 
bis  unsere  Geschütze  in  Sicherheit  waren. 

Nach  dem  Frieden  zum  Brigadier  in  Gospich  ernannt,  musste  er  seiner 
zerstörten  Gesundheit  wegen  die  Bitte  um  Versetzung  in  den  Ruhestand  stellen. 
Sie  ward  ihm  mit  der  Ernennung  zum  Feldmarschall-Lieutenant  den  3.  März  1853 
gewährt,  doch  nicht  lange  konnte  er  sich  der  Erholung  freuen,  denn  schon  am 
5.  April  desselben  Jahres  rief  ihn  der  Tod  zu  seinen  WafFengefahrten  nach  Jenseits. 

JURKOVICH,  Paul  Freiherr  von,  Hauptmann  des  Oguliner  Grenz-Regiments, 
zu  Berlog  im  Ottochaner  Bezirke  1812  geboren,  wurde  im  achtzehnten  Lebens- 
jahre als  Gemeiner  zum  Regimentc  enrollirt,  machte  als  Feldwebel  die  Belagerung 


1664 


um  die  damals  schwankende  Insurgenten  -  Besatzung  dieser  Festting  durch  daa 
Erscheinen  kaiserlicher  Truppen  zur  Rückkehr  zu  ihrer  Pflicht  zu  bringen  —  oderJ 
wenn  dies  nicht  gelange^  den  Kern  einer  Cernirung  zu  bilden.  Die  Verhältnissel 
entschieden  für  Letzteres,  und  so  sah  sich  das  schwache  Corps  im  Vereine  mit  der 
wenigen  j  am  Berge  Karakacs  und  vor  Karlowitz  aufgestellten ,  meist  aus  Bauern 
bestehenden  Truppe  gentithigt,  einer  Insurgentenbesatzung  von  3  starken^  com- 
ploten  Bataillonen  regulärer  Infanterie,  1  Bataillon  Honv(5dsy  1  Schwadron  regel- 
mässiger Husaren,  3  Compagnicn  Artillerie  mit  vielen  Geschützen^  einer  fanatischen 
Nationalgarde  und  einem  eben  so  ffmatischen  Landstm-nie  und  einer  Bevölkerung 
als  Cernirungstruppc  feindlich  entgegenzustehen.  Später ,  als  sich  die  Lage  der 
kaiserlichen  Armee  in  Ungarn  minder  günstig  gestaltet  und  die  Festung  immer 
neuen  feindlichen  Zuzug  erhalten  hatte j  gesellte  sich  noch  hierzu  die  Aufgabe, 
den  Durchbruch  dieser  Schaarcn  nach  Sirmien  und  Slavonien  mit  all  seinen 
unabsehbaren  Folgen  zu  verhüten;  eine  Aufgabe,  der  zwar  von  der  nie  genug  zu 
würdigenden  Weisheit  des  genannten  commandircndcn  Generals  alle  nur  immer 
denkbare  Aufmerksamkeit  und  Sorge  gewidmet  wurde,  die  aber,  hei  den  so  sehr 
beschränkten  Mitteln,  zu  den  höchst  scbwierigeD,  die  Ausdauer  und  Sacbkenntniss 
des  Obersten  von  Mamula  in  Anspruch  nehmenden  gehorte.  Mamula  sah  sieb 
genö'thigt,  eilends  Verstärkung  an  Truppen  und  Geschütz  zu  erbitten,  um  im 
Stande  zu  sein,  die  Stellung  von  Kameniz  bis  Karlowitz  und  mit  ihr  ganz 
Sirmien  und  Slavonien  vor  dem  feindlichen  Einbruch  zu  retten.  Die  vorhandenen 
Mittel  gestatteten  nicht  dieses  dringende  Ansuchen  zu  willfaljren,  wessfaalb  der 
Feldzeugmeister  GrafNugentj  überzeugt  von  der  bedeutenden  Übermacht  des 
Feindes,  dem  energischen  Obersten  Befehl  ertheiltc,  seine  so  gcfiibrliche  Stellung 
zu  räumen.  Trotzdem  übernahm  Mamula  die  hohe  Veraiit^vortung  mit  seiner 
geringen  Streitkraft  die  Stellung  festzuhalten,  um  so  dem  Allcrhöcbsten  Dienste 
zu  nützen  und  das  arme  Land  vor  einem  herben  Schlage  zu  bewahren.  Noch  waren 
die  zur  Behauptung  der  Position  noth wendigen  Verschanzungen  nicht  vollendet, 
als  der  Feind  am  29.  März  1849  mit  4300  Mann  regulärer  Truppen,  einem  Bataillon 
rionveds  und  4  Batterien,  theils  Zwölfpfünder,  theils  Sechspfünder,  einen  Ausfall 
gegen  diese  angelegten  Linien  unternahm.  Mamula  konnte  dem  Gegner  nur 
10  Compagnien,  1410  Mann  stark^  dann  4  Drcipfünder,  3  Sechspfünder,  2  Zwölf- 
pfundcr,  2  siebcnpfiimligc  Haubitzen  und  zwei  Raketen  entgegenstellen.  Wieder- 
holt waren  die  Insurgenten  in  Sturmcolomicn  auf  Pistolenschussweite  vorgerückt^ 
und  wiederholt  mit  hlutigcn  Köpfen  abgewiesen.  Mamula's  herzhaftes  Beispiel 
befeuerte  die  Truppe  zur  höchsten  Begeisterung  und  Ausdauer j  persönlich  das 
Gefecht  leitend  und  mit  Verachtung  jeder  Gefahr  in  der  ersten  Linie  kämpfend, 
setzte  er  des  Feindes  Ühcrmuthj  der  sich  schon  laut  des  Durelibruches  unserer 
Stellung  rühmte,  kräftige  Schranken  und  benahm  ihm  jede  Lust  zu  weiteren  ähn- 
lichen Versuchen. 


■  1665  VH^  I 

H  Diese  beherzte  WÄffcüthat  war  wohl  dos  schousteu  Lohnes  würdig,  und  das 

■  Capitel  vom  Jahro  1849  erkannte  dem  Obersten  Mamula  auch  das  Ri  tterk  rouz 
des  Maria  Thci*osien  -  Ordens  zu,  dem  unterm  9.  Jänner  1851  der  statutenniässige 
Freihorrnstand  folgte* 

Die  Friedensepoche  fiilii*te  den  im  April  1850  «um  General -Major  beförderten 
tapferen  Krieger  zu  einer  nicht  minder  wichtigen  Verwendung  nach  Daltnatien* 

■  Bekanntlieh  erfordei-t  dieser  Poßten  durch  Berührung  mit  der  Türkei  und  den 
raubsüchtigen  Montenegrinern  einen  Mann,  der,  eingeweiht  in  die  Sitten  und 
Eigcnthümlichkeiten  der  Nachharn ,  Khigheit  mit  Energie  verbindet.  Diese  Vor- 
züge vereinigt  General  Mamula  und  steht  aU  treuer  Wächter  seines  Kriegs- 
herrn an  der  südlichen  Spitze  des  Vaterlandes,  Vertrauen  goniessend,  Vertrauen 
erweckend  weit  über  den  ihm  gesteckten  Wirkungskreis, 

Die  im  Mürz  1853  erfolgte  Beförderung  zum  Fcldmarschall-Lieutenant  ausser 
der  Tour  gab  den  sprechendstcf»  Beweis,  wie  »ehr  Se.  Majestät  der  Kaiser  die 
vortrefflichen  Dienste  des  Freilierrn  von  Mamula  anzuerkennen  geruhte. 

BKRNAT-FAVANCOmiT.  Julius  JosephGraf,GeneraI-Major  undKUimncrcr, 
von  alter  französischer  Adclöfamilie  auö  der  l*icardie  ahölaujmeadj  wovon  ein  Zweig 
zu  Anfang  dioöcs  Jahrhunderts  nacli  Osterreich  einwanderte;  war  am  37.  Februar 
1804  zu  Nancy  gehören. 

Idi  I  b*.  Lebensjahre  trat  F  a  v  a  u  co  a  r  t  ab  Cadet  in  die  kaiserliche  Ai*mee^  diente 
vorerst  bei  der  Infanterie,  als  üntorlieutcnant  bei  den  Chcvauxlogers ,  als  Obcr- 
lieutenant  bei  den  Jügern,  und  gelangte  im  35.  Lebensjahre  Eur  Majora*Charg€ 
bei  dem  49.  Infanterie-Uegimente  von  Behön. 

Bei  dem  Ausbruche  des  Krieges  in  Italien  !b48  stand  Favancourt  alü 
Oberst-Lieutenant  des  59.  Infanterie -Regiments  in  Vorarlberg,  dann  im  südlichen 
Tirol,  wo  er  sich  an  den  Klünpfen  gegen  die  Frcischaaren  zur  Zufriedenheit  seiner 
Vorgesetzten  betheiligte  und  dann  zur  Belageioing  von  Peschicra  gezogen  wurde. 
Von  hier  vertrieb  er  Anfangs  August  den  Feind  aus  Lorato  und  schüchterte  ihn  «o 
ein,  dass  er  es  nicht  mehr  wagte  unsere  in  Angriff  genommenen  Bclagerungsarbeilcn 
vor  jener  Festung  zu  beunruhigen. 

Im  October  1848  zum  Obersten  im  Ilegimente  befördert^  traf  ihn  die  Bestim- 
nmng  zum  Rescrvecorps  in  Verona,  und  er  hatte  schon  höchlich  bedauert,  an  dem 
glorreichen  Feldzugo  1849  nicht  Theil  nelimcn  zu  kunncn,  als  ihm  am  31.  Mitrz 
die  Weisung  zukam ,  mit  einer  sehwachen  Compagnic  des  Infanterie  -  Rogiments 
Graf  CoGcopioriy  einer  Compagnie  Uonianen-Banater  und  einer  Compagnic  sei* 
ncs Regiments  gegen  das  aufrUhrerisehc  Brei«eia  vorzurücken.  An  der  aussersten 
Spitze  der  Coloone  (die  Compagnie  Ceecopieri  und  Grossherzug  von  Baden), 
bei  welcher  sich  auch  General-Major  Graf  Ku gen  t  befand I  nahm  er  alle  ausser 
dem  Vcroneser  Thore  liegenden  Häuser  mit  dorn  BajonetO|  bis  er  an  die  stark 

t05 


1666 


verbaiuicadirte  und  mit  dicken  Eisengittcrn  versehene  Porta  Torrelungö,  welche  de: 
Castcll  am  Dädisten  liegt,  gelangte.  Hier  schien  jedes  weitere  Vordringen  unnia 
lich^  und  in  dieser  liüehst  gefahrvollen  Lage  konnten  die  braven  Truppen,   wclchi 
von  drei  Seiten  auf  eine  ganz  kurze  Entfernung  mit  Klcingewehrfcucr  beschösse! 
wurden,  nicht  länger  belassen  werden,  als  es  plützlich  dem  nmsiehdgcn  Oberste] 
Favancourt  gelang,  eine  etwas  gebogene  Eisenstange  zu  entdecken.  Mit  uner- 
schrockcncni  Muthc  die  Mannschaft  durch  sein  Üeispiel   aneilernd,  erstiege  er  die 
Mauer,  sehlüpfte  durch  das  Eisengitter  und  sprang  jenseit.^  desselben  in  die  Stadt. 
Ihm  nach  folgten  sogleich  Olücierc  und  SoklatcUj  und  als  er  eine  kleine  AbtUeilung 
von  ungefähr  30  Mann  um  seine  Person  gesammelt  hatte,  stürmte  er  sofort  die 
nächsten  Barricaden  und  Häuser  und  drang  unter  dem  heftigsten  Feuer  so  weit  in 
die  Stadt,  bis  sieb  seine  kleine  tapfere  Scliaar  so   vermindert   liattc,    dass  er  sicli^H 
gezwungen  sah  Halt  zu  machen  und  mit  dem  bisher  errungenen  Erfolge  zu  begnügen.^^ 
Hätte  Favancourt  noch  2  Compagnicn  seines  Regiments  zur  Disposition  p^^habt»      i 
so  würde  er  Brescia  noch  an  diesem  Tage  genommen  haben,    so  aber  war  selnd^l 
kleine  Colonne  die  einzige,  welcher  es  gelungen,  in  die  Stadt  einzudringen*  Die 
Angriffscolonne  aus  dem  Castcll  vnjrdc  zwar  auch  einiger  Häuser  und  Barricaden 
mit  grossem  Verluste  Meister,  musstc  sich  jedoch  denselben  Abend  wieder  zurück^j 
ziehen^  während  die  Ahtheilung  des  Obersten  Grafen  Favancourt  einen  Thc3 
der  Stadt,  %vorunter  zwei  Militiir- Spitäler,  auch  über  Nacht  bebauptete*  Am  1,  April 
durch  eine  Compagnic  von  Cecc  opieri  und  eine  Compagnie  von  Grossherzoj 
von  Badcn-Iidantcrie  verstärkt,  erneuerte  Fa  van  c  ourt  den  Angriff  mit  Geschick^ 
und  Bravour  in  zwei  Colonnen,    und  als  seine   rechts   entsendete  Abtbciluag  auf  ^ 
dem  Domplatze  erschienen  war,  konnten  auch  jene  aus  dem  Castell  und  von  Port 
S.  Alessandro  her  vordringen,  da  derselbe  das  Mantuaner  Thor  schon  des  Morgen^ 
von  innen  hatte  nehmen  lassen,  Vk'odurch  die  Insurgenten  im  Rücken  bedroht  w^ui'den 
Es  war  4  Uhr  Nachmittags,  als  der  tapfere  Oberst  an   der  Spitze  seiner  braveö 
Truppen,   von   einem  Schusse  in  die  Brust  tödlich  getroffen,   vom  Kampfplatz 
geti'agcn  w^erden  musste;  eine  Stunde  später  war  auch  Brescia  unterw^orfon. 

Das  Capitcl  vom  Jahre  1849  erkannte  dem  Obersten  Grafen  Favancour| 
für  diese  ausgezeichnete  Handlung  das  Ritterkreuz  des  Maria  Thoresicn-Ordcn 
zu.  Im  Juli  1S50  zum  General-Major  befördert,  wurJe   er  bald  darnach  in  deij 
Pensionsötand  übernommen. 


KALCHBERG,  Wilhelm  Freiherr  von,  Garde  und  Rittmeister  der  ersteq 
Arcicrcn-Leibgarde,  einem  alten  steierischen  Geschlechte  entsprossen,  Sohn  de 
AI  oy s  von  Kai  cli  bcrg^  k.  k,  Postmeisters  zu  Gratz,  wurde  zu  Sümeg  in  Ungar 
am  6.  Jänner  1807  geboren.  Im  16.  Lebensjahre  Cadet  im  10.  Infanterie-Ref 
mente^  avancirte  Kalchberg  stufenweise  bis  zum  Hauptmann  und  trat  im  Octob« 
1842  in  den  Ruh  es  tan  d- 


1667 


Das  bewegte  Jahr  1848  veranlasste  ihn  wieder  in  die  Activität  zu  treten.  Er 
wurde  in  seiner  Charge  zu  Prochaska- Infanterie  eingotheilt  und  machte  den  Feld* 
zug  in  Ungai-n  bei  dem  Arnieccorps  des  FeldmarschaÜ-LIeutenants  Grafen  Sch]ik 
mit.  Im  Treffen  bei  flatvun  am  2.  April  1849  von  diesem  General  beauftragt, 
mit  seiner  Compagnie  die  Brücke  über  die  Zägyra  so  lange  zu  halten,  bis  daa 
Armeecorps  dieselbe  passii-t  habe,  sie  dann  zu  zerstören  und  den  Rückzug  gegen 
GödüIIö  zu  decken  y  traf  er  sogleich  die  zweckmässigsten  Dispositionen  zum  hart- 
näckigsten Widerstände,  da  er  die  Gefahr  nur  zu  gut  erkannte,  welche  unacro 
Truppen  zu  gewartigen  hätten,  wenn  es  dem  Feinde  gelingen  würde  mit  der  gan- 
zen Macht  in  das  offene  Terrain  vorzubrechen*  Nachdom  der  Rückzug  des  ganzen 
Corps  glücklich  vollbracht  war  und  Kalehberg  mit  Ilülfo  einer  kleinen  Pionnier- 
Abthcilung  und  6  Mann  von  seiner  Compagnie  die  Brücke  abgebroclien  hatte, 
begannen  die  feindlichen  Abtheilungen  —  die  polnische  Legion  mit  einem  Stabs- 
Officier  und  einer  rothen  Fahne  an  der  Spitze  —  vorzudringenj  um  den  Übergang 
zu  forciren.  Nach  dem  erhaltenen  Befehle  hätte  Kalehberg  füglich,  kurz  nach- 
dem die  letzte  Abtheilung  des  Corps  in  Sicherheit  und  die  Brücke  abgebrochen 
war,  seinen  Rückzug  antreten  können ;  ei*  hielt  jedoch,  die  Wichtigkeit  des  Postens 
erkennend,  ungeachtet  eines  bedeutenden  Kugelregens  und  Kartätschenfeuers  stand- 
haft aus,  bis  der  Zweck  seiner  Aufstellung  vollkommen  erreicht  war.  Er  hatte  die 
beaten  Sebützen  aciner  Compagnie  möglichst  günstig  aufgestellt  und  jedem  dersel- 
ben 3  Mann  zum  fortwährenden  Laden  der  Gewehre  beigegeben.  Mit  dieser  klei- 
nen tapferen  Schaar  empfing  er  den  Feind  mit  einem  fast  ununterbrochenen  und 
sehr  wirksamen  Bataillefeuer.  Der  feindliche  Stabs-Officier  fiel  gleich  einer  dei* 
Ersten  getroffen  vom  Pferde;  die  gut  gezielten  Schüsse  seiner  braven  Mannschaft, 
die  zweekmi&ssige  Aufstellung  und  treffliche  Leitung  verfehlten  die  beabsichtigte 
Wirkung  nicht,  so  dass  alle  Versuche  der  Insurgenten,  die  Compagnie  aus  Hatvdn 
zu  verdrängen,  scheiterten,  obschon  sie  durch  ihre  zalilreiche  Artillerie  ein 
furchtbares  Kreuzfeuer  gegen  die  Stellung  derselben  eröffnen  liessen  and  in  dichten 
Ma80cn  und  Colonnen  vor  Hati^iln  aufgestellt  waren.  Die  letzten  Abtheilungen  des 
Armeecorps  waren  aehon  gegen  2000  Schritte  vom  Orte  entfernt;  der  tapfere 
Hauptmann  Kalehberg  hatte  mit  seiner  braven  Compagnie  durch  anderthalb 
Stunden  den  Feind  aufgehalten  und  durch  ein  wohlgerichtetes  Feuer  dem  an  dem 
jenseitigen  Ufer  in  dicht  gedringten  Haasim  stehenden  Gegner  grossen  Schaden 
zugeftigt,  auch  waren  beinahe  alle  Patronen  verfeuert ,  als  er  den  Befehl  jsum 
Rückzuge  erlüelt.  Er  zog  sich  anfangs  nur  mit  zwei  ZUgen  und  einem  OEficier 
unter  dem  heftigsten  Feuer  auf  600  Schritte  zurück  und  formirte  daselbst  eine 
Masse,  begab  sich  hierauf  mitten  im  Kugelregen  nochmale  ganz  allein  an  die 
Brücke,  nahm  die  anderen  zwei  Züge  oebst  5  Blesitirten  mit  und  eilte  zurück. 
Schritt  für  Schntt  kampfbereit  zog  er  sich  gegen  die  Stellung  des  Armeeeorps, 
ohne  femer  beunruhigt  zu  werden |  da  mittlerweile  auch  die  Nacht  eingebrochen 

105  ♦ 


1068 


war,  und  brachte  seine  Compagnie  in  Sicherheit.  Durch  diese  tapfere  Thal 
wurde  die  ganze  Macht  des  Feindes,  der*  über  20, QUO  Mann  stark  geyvesen 
sein  dürfte,  von  der  Möglichkeit  des  Überganges  abgehalten,  das  Arnieecorps 
konnte  seinen  Rückzug  in  der  gnisstcn  Ordnung  durehfüJircn,  auch  wurde  durch 
das  längere  Aufhalten  der  feindlichen  Übcrgangscolonnen  der  Vortheil  erreicht, 
dass  die  Nacht  hereinbrach  und  jode  weitere  Verfolgung  der  Insurgenten  ver- 
eitelte. 

Dem  entschlossenen  Hauptmann  von  Kai  ebb  er  g  ward  im  Capitcl  vom 
Jahre  1849  das  wohlverdiente  Ritterkreuz  des  Maria  Theresieu- Ordens  und 
unterm  6.  Juni  1850  der  statutenmassige  Freiherrnstand  zu  Thcil. 

Im  März  dieses  letzteren  Jahres  erhielt  er  das  Commando  des  Schlossbcrges 
zu  Gratz,  im  Juni  1857  die  Eintheilung  in  die  k.  k.  Arcieren-Lelbgarde. 

Rastich,  Daniel  Ritter  von^  Feldmarschall-Lieutenant,  Besitzer  des  Mili* 
tär-Verdicnstkreuzes,  Sohn  eines  Officiers  des  Ottochaner  Grenz-Regiments-  Za 
Bunic  1794  geboren^  trat  er  1809  als  Stabsschrelber  in  Militärdienste,  w^urde  im 
September  Cadet  und  bereits  im  Dccembcr  Lieutenant,  ein  Avancement  mit  Über^ 
gehung  der  Fälmrichs-Charge,  das  immer  bedeutendes  Vertrauen  in  die  Talente 
des  Jünglings  beurkundete. 

Den  Feldzug  desselben  Jahres  machte  Rast  ich  im  9.  Armeecorps  unter 
dem  Ban  Fcldmaröcball -Lieutenant  Gyulay  mit.  Als  sein  heimathiiehcs  Gebiet 
dem  franzosischen  Reiche  einverleibt  und  ein  grosser  Thcil  Croatiens  von  Franl 
reich  übernommen  '(\iirde,  musste  er  seine  Laufbahn  abermals  als  Cadot  jbeginnea 
iVllein  die  Feldzöge  von  1813  und  1814  hohen  ihn  bald  wieder  zum  Lieutenaif 
und  kennzeichneten  seine  Tapferkeit  durch  zwei  Wunden. 

Im  Februar  1815  in  das  Szluiner  Grenz-Kcgimcnt  zurück  übernommen,  fa 
er  Gelegenheit,  sich  auch  in  wissenschaftlicher  Beziehung  bemerkbar  zu  maeliei 
So  versah  er  als  Bataillons-Adjutant  durch  13  Jahre  die  Professur  der  Matheniatij 
an  der  Militärschule  zu  Thurn  bei  Karlstadt^  ward  1828  Obcrlicutenant  und  kam 
als  solcher  auf  den  Posten  eines  Adjutanten  des  commandirenden  Generals  nac 
Agram.  Kascb  schwang  er  sich  hier  zum  Hauptmann  empor,  wurde  1831   ad  latu 
des  General -Commando -Adjutanten,   1836  Major  und  wirklicher  Adjutant  beil 
General-Commando  in  Agram,  endlich  1845  Oberst  und  Commandant  des  Pet 
wardeiner  Grenz-Ilegimcnts» 

Sein  Antlieil  an  der  kräftigen  Organisirung  der  Armee  in  Croatlen,  an  der" 
Vcrtheidigung  der  Grenze  seines  Bezirkes   wahrend  der  Kriege   im  Jahre  184^ 
und  1849,  endhch  an  der  gänzlichen  Niederwerfung  des  ungarischen  Aufstaude 
ist  kein  geringer  gewesen.  Eben  diese  Energie  bewirkte  seine  Belurderung  zt 
General -Major  im  Jänner  1849  und  zum    Brigadier   bei   dem  Ärmeccorps    de 
Banus. 


1669 


Der  Iicldcnmüfhigo  Kampf  bei  Tapio-Bicskc  am  4.  April  verschaffte  ihm 
ilurcli  das  Capitel  vom  Jahre  1849  das  wahlverdionte  Bitter  kreuz  des  Maria 
Thcrcsien-Ordcns. 

Seit  mehreren  Tagen  stand  Rasticli  mit  seiner  Brigade  in  Abany  «nr  Beob- 
achtung der  TheisS;  als  ihm  am  3.  April  der  Befehl  zuging,  auf  Czeglrfd  abzu- 
rücken. Hier  angekommen,  ward  er  nach  Alberti  dirigirt  und  sollte  ohne  Rast  über 
Tapio-Bicske,  Szöcso  und  Koka  das  Armeecorps  in  DAnj  zu  erreiclien  suchen.  Auf 
den  Höhen  oberhalb  Tajuo-Bicsko  am  4,  April  angekommen ,  gewahrte  man  um 
die  neunte  Morgenstunde  den  Artillcrietrain  des  Armeecorps  aus  dem  Dorfc  defi- 
liren,  das  Corps  war  abo  höchstens  eine  Stunde  der  Brigade  voraus.  Nach  einer 
kurzen,  den  Truppen  der  Brigade  dringend  nothwcndigen  Hast  setzte  sich 
Rast  ich  wieder  in  Marsch.  Kaum  war  die  Tete,  ein  Bataillon  Szluincr  und 
ein  Bataillon  Ogulincr,  aus  Tapio-Bicskc  debouchirt,  als  in  der  rechten  Flanke 
auf  den  Sandhöhen  zwischen  dem  kloinen  und  grossen  Tapio  feindliche  Reiterei 
sichtbar  wnirdo,  unter  deren  Bedeckung  einige  Batterien  vorrückten,  und  fast 
gleichzeitig  wurden  andere  Cavallcrie-  und  Infantcrie-Colonnen  mit  Geschütz 
wahrgenoninieu,  welche  im  Rücken  und  in  der  Flanke  das  Dorf  bedrohten,  aus 
dem  die  beiden  B/»taillonc  des  Ottochaner  Regiment!*  erst  dobouchiren  sollten. 
Rastich  beauftragte  dio  Division  Banderial-IIusaren  sich  dem  Feinde  entgegen* 
zuwerfen,  die  einzelnen  Husaren-Plänkler  zurückzujagen  und  zu  recognoscircn^ 
wie  stark  der  Gegner  sein  möge*  Dies  geschah,  aber  es  w^arf  sich  der  schwachen 
Division  eine  starke  feindliehe  Cavallcrie-Division  entgegen,  und  da  der  Com- 
mandant  der  Banderiat  *  Husaren ,  der  tajvfcre  Major  Baron  Riedosel,  dabei 
eines  rühmliebon  Todes  fiel,  wurden  unsere  Husaren  zerstreut.  In  diesem  Augen- 
blicke hatte  der  Feind  mit  seinen  zahlreichen  Ueschützen  die  Hohen  gekrönt  und 
ein  heftiges  Feuer  nuf  die  Au^glingc  des  Dorfes  und  die  vor  demselben  aufgestellten 
Truppen  eröffnet,  wJihrend  die  einzige  Fussbntterie  der  Brigade  unter  Commando 
de»  tapferen  und  entschlossenen  Oberlieutenants  Klee,  keinen  Aufstcllungspunct 
i;nni  wirksamen  Feuern  finden  konnte.  Die  beiden  vnranmarschirenden  Bataillone 
unter  Commando  der  Majore  Rosniezek  und  Mirkovie  wurden  beordci^t,  den 
Mar-Hch  zu  boi<rhIeunigen,  um  wo  mögh'ch  die  Senkung  der  Höhe  gegen  den  kleinen 
Tapio  zu  erreichen  und  dann  lUngs  dieser  Höhe  mit  dem  Geschütze  in  die  rechte 
Flanke  des  Feindes  zu  operircn.  Da  diese  Höhe  von  dem  Dorfb  1000  bis  1200 
Schritte  entfernt  war  und  letzteres  inzwischen  auf  mehreren  Puncten  durch  im 
Sturmschritte  vorrückende  Honvdd-Bataillone  angegriffen  wurde,  so  war  die  8tel* 
lung  der  Bri^rade  auf  dieser  ganzen  LiUige  schon  zu  Beginn  des  Gefochtes  zerrissen« 
Gcncral-Mnjor  Ras ti eh  weilte  bei  den  beiden  Ottochaner  Bataillonen,  wo  die 
Gefalir  am  grössten,  und  konnte  nur  einzelne  Compagnien  denzahimchen  Bataillonen 
des  Feindos  entgegen  werfen,  da  dieser  in  immer  grösseren  Massen  beranrUckte. 
Der  Augenblick  war  kritisch.  Rastich  feuerte  die  Leute  mit  einigen  Worten  an 


1670 

und  befahl  den  Sturm  mit  dorn  Bajonetc»  um  sicli  einen  Ausgang  zu  bahnen.  Dieser 
erfolgte  mit  solchem  Ungestüm,  dass  fast  jede  Compagnie  ein  Bataillon  ITonT^dß 
auseinandersprengte;  in  Zeit  von  8  —  10  Minuten  war  der  Feind  in  wilde  Flucht 
gejagt.  Eine  Husarcn-DivIsion  wollte  der  Verfolgung  Einhalt  thun,  wurde  aber 
von  einem  Schwärme  Tiraillcurs  vom  Ottoclianer  Regioiente  mit  dem  Bajonete 
angegriffen  und  zurückgeworfen.  Ein  seltenes  Beispiel  in  der  Kriegs- 
geschichte! Der  Gegner,  auf  diese  Weise  durch  das  tapfere  1,  und  2.  Ottochaner 
Bataillon  zum  Rückzüge  gezwungen,  wurde  auf  den  Höhen  durch  frische  Tnippen 
und  starke  Ai-tillcric  aufgenommen.  AHein  diese  beiden  Bataillone  griffen  auch 
hier  mit  dem  Bajonote  an  und  erstürmten  die  Hohen  rechts;  eine  Abtheilung 
warf  sich  auf  eine  feindliche  Batterie,  nalmi  8  Geschütze,  einen  Munitionskarren 
und  machte  über  120  Gefangene. 

Nach  diesem  Gefechte,  und  da  mittlerweile  auch  der  linke  Flügel  der  Brigade, 
mit  Unterstützung  der  Fussbattcric  Nr.  1  unter  Oherlieutenant  Klee,  den  Feind 
geworfen  hatte,  begab  sieh  General -Major  Rast  ich  dahin,  um  die  Verbindung 
der  Brigade  auf  den  Sandhöhen  wieder  herzustellen,  was  auch  glücklich  gelang. 
Ohne  Verzug  wurde  jetzt  ein  vereinter  Angritf  unternommen,  der  Feind  über  den 
grossen  Tapio  *  Sumpf  geworfen  und  bei  dieser  Gelegenheit  noch  zwei  zwölf* 
pfundige  Geschütze  erobert 

Nun  war  auch  die  CaTallerie-Brigado  Slornberg  mit  der  Batterie  Nr.  10 
zu  Hülfe  gekommen  und  hatte  die  Brücke  über  den  Tapio-Sumpf  erstürmt;  die 
halbe  Cavallerie- Batterie  unter  Bedeckung  einer  Division  von  Sachsen -Kürassier 
passirtc  die  Brücke  und  brachte  dem  Feinde  bedeutende  Verluste  bei,  welcher  dch 
auf  die  rückwärts  des  Sumpfes  und  parallel  mit  diesem  laufenden  Höhen  zurück* 
Äiehen  musste,  und  trotz  seiner  grossen  Ubermaeht  keine  Lust  zeigte  seine  auf- 
genommene Offensive  weiter  zu  verfolgen. 

Für  die  Cavallerie  war  das  Terrain  böchät  ungünstig,  entweder  kniehoher 
Flugsand  oder  Sumpf ,  sie  konnte  also  nicht  mit  jenem  Erfolge -wirken,  welchen 
unsere  brave  Reiterei  bei  jedem  Anlasse  bethätigte;  dennoch  hielt  sie  die 
ganze  feindliche  Batterie  in  Schach,  so  zwar,  dass  sie  zur  völligen  Unthätigkeit 
gezwungen  wurde.  Auf  diese  Art  dauerte  der  Kampf  von  */isll  Uhr  Vormittags  bis 
2  Uhr  Nachmittags,  Während  sich  der  Feind  immer  mehr  verstärkte,  ging  bei  uns 
die  Munition  zu  Ende  und  General-  Major  Rast  ich  beschloss  den  Rückzug  anzu- 
treten ;  weil  es  aber  bei  so  grosser  Übermacht  des  Gegners  sehr  gewagt  schien^ 
zwischen  den  beiden  Tapio-Sümpfen  in  einem  schmalen  Zwischenräume,  der  ganz 
vom  Feinde  mit  (beschütz  bestrichen  w^erden  konnte >  den  Rückzug  zu  nehmen. 
so  wurde  er  durch  das  Doif  selbst^  weichcis  von  den  Insurgenten  schon  angezündet 
war,  unter  dem  Schutze  unserer  auf  den  Höhen  hinter  demselben  aufgestellten 
Kanonen  angetreten  und  in  bester  Ordnung  vollzogen,  so  dass  der  Feind  es 
nicht  einmal  wagte,  der  Brigade  durch  das  Dorf  zu  folgen,  sondern  einen  grossen 


1679 

Görgey  mit  30,000  Mann  und  etwa  40  Geschützen  schweren  Kalibers.  Am 
^'  g^g^i^  11  Uhr  Vormittags  näherten  sich  grosse  feindliche  Abtheilungen  von 
allen  Seiten  der  Festung  und  zwangen  das  unter  Hauptmann  Balthasar  Petrass 
entsendete  Commando  (1  Division  Warasdiner-Kreuzer,  1  Flügel  Dragoner  und 
2  Geschütze)  zum  Bückzuge  ins  untere  Wasserretranchement.  Bald  wurde  auch 
dieses  angegriffen,  der  Sturm  aber  nach  vierstündigem  heftigen  Kampfe  abge- 
schlagen. Gleichzeitig  forderte  ein  Parlamentär  Görgey's  den  Festungs-Com- 
mandanten  zur  Übergabe  auf.  In  der  bezüglichen  Depesche  hiess  es  am  Schlüsse: 
,9 Sie  sind  Cominandant  der  sogenannte^  Festung  Ofen,  aber  Sie  sind  auch  Vater 
und  ein  gebörner  Ungar,  bedenken  Sie,  was  Sie  thun  — '^  u.  s.  w.  Wie  sich  nun 
General-Major  v.  Hentzi  bedachte,  geht  aus  seiner  ewig  denkwürdigen  Antwort 
hervor:  „Ich  werde  den  Platz  nach  Pflicht  und  Ehre  bis  auf  den  letzten  Mann 
vertheidigen;  mögen  Sie  es  verantworten,  dass  hierbei  die  zwei  schönen  Schwester- 
städte geopfert  werden.*'  Auch  berichtigte  Hentzi  darin  den  Irrthum  über  seine 
Nationalität  —  „er  sei  Schweizer  und  naturalisirter  Österreicher,  und  was  seine 
Familie  betreffe,  so  werde  ihr  Schicksal  nicht  in  die  Wagschale  fallen.*' 

Bis  zum  16.  Mai  schien  die  Belagerung  eigentlich  nur  den  Zweck  gehabt 
zu  haben,  die  Besatzungstruppen  zu  ermüden  und  zu  beunruhigen ;  dieses  gelang 
dem  Feinde  auch  vollkommen ,  denn  vom  Calvarienberge ,  aus  der  Wasserstadt 
und  aus  der  Niederung  des  kleinen  Schwabenberges  wurden  Tag  und  Nacht  Kugeln 
und  Granaten  in  die  Festung  geworfen. 

Vom  Blocksberge  flogen  Bomben  und  Granaten  nach  allen  Theilen  der  Palli- 
saden.  Dieses  rastlose  Beschiessen,  der  dadurch  herbeigeführte  Brand  der  könig- 
lichen Burg  und  die  bereits  weit  vorgerückte  Zerstörung  der  Festung  bewog 
Hentzi  zu  einem  Bombardement  der  Stadt  Pestb  am  13.  Mai.  Es  währte  von 
7  Uhr  Abends  bis  um  Mitternacht.  Eine  vom  Blocksberge  konmiende  Granate 
sprengte  einen  Pulverwagen  in  die  Luft  und  verursachte  eine  furchtbare  Zerstö- 
rung an  den  nächstgelegenen  Gebäuden.  Übrigens  verging  selten  eine  Nacht  ohne 
Brand  in  Ofen  oder  Pesth,  und  zwar  gewöhnlich  von  beiden  Seiten  herbeigeführt. 
An  Ruhe  war  durch  14  volle  Tage  nicht  zu  denken,  denn  während  der  Feind 
seine  Belagerungstruppen  ablöste ,  war  die  kleine  Besatzung  an  ihre  Aufstellungs- 
puncte  gebunden,  deren  Besetzung  die  strengste  Wachsamkeit  erforderte. 

Am  16.  Mai  fingen  eigentlich  die  feindlichen  Operationen  an.  Am  bedeu- 
tendsten waren  die  beiden  auf  dem  sogenannten  Spitzberge,  500  Schritte  von  der 
Festung,  hinter  starken  Schanzen  aufgestellten  Breschbatterien  (mit  Sechzehn-  und 
Vierundzwanzig-Pfünder),  die  trotz  den  von  den  Festungswällen  fortwährend  auf 
sie  gerichteten  Schüssen  in  drei  Tagen  etwas  rechts  vom  Weissenburgerthore  eine 
10 — 12  Klafter  lange  Bresche  geschossen  hatten. 

Am  19.  fanden  heftige  Angriffe  in  Massen,  nach  vorhergegangenem  Geschütz- 
feuer, gegen  das  obere  Retranchement  Statt,  zu  deren  Abwehr  es  der  kaltblütigste^ 


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von  Peschiera  1848  nxit  iinil  zog  als  Lieutenant  mit  der  Armee  des  Banus  nach 
Ungarn. 

In  dem  Treflcn  bei  Tapio-Bicskc  am  4.  April  1849  hatte  dieser  tapfere 
Officier  aus  eigenem  Entsclilusse  mit  uDgefiihr  30  Freiwilligen  eine  feindliche 
Batterie,  bestehend  aus  6  sechspfündigen  Geschützen,  emer  Haubitze  und  einem 
Munitionskarrco,  im  Angesichte  der  kämpfenden  Brigade  mit  wahrhaft  mann- 
Hoher  KfdtblUtigkeit  erstürmt  und  erobert,  die  Bedienungsmannschaft  theils  in  die 
Flocht  gejagt,  theils  niedergemacht  und  einen  Artilleristen,  der  ein  Gescliütz  auf- 
zuprotzen versuchte  und  dem  entschlossenen  Officierc  einen  gefährlichen  Säbelhieb 
beibrachte,  mit  eigener  Hand  getödtet.  Ungeachtet  dieser  schweren  Wunde  rer- 
folgte  Jurkovich,  um  sich  seines  Erfolges  zu  vergewissern,  die  fliehende 
Bcdcckungsmannschaft  noch  300  Schritte  und  kehrte  dann,  durch  die  gefährliche 
Kopfwunde  physisch  sehr  geschwach tj  mit  den  Siegeszeichen  zur  Brigade  zurück. 

Diese  entschlossene,  rasch  ausgeführte  That  hatte  dem  Feinde  jede  Fassung 
benommen,  unsere  Truppen  dagegen  begeistert  und  zur  Ausdauer  angeeifert ;  sie 
hatte  auch  zur  Entscheidung  des  siegreichen  Gefechtes  wesentlich  beigetragen. 

Im  Capitel  vom  Jahre  1849  wurde  dem  kurz  nach  dieser  Heldonthat  zum 
Obcrlieutenant  beförderten  entschlossenen  Soldaten  das  Ritterkreuz  des  Maria 
Theresicn- Ordens  und  unterm  23.  Mai  1850  der  statu tenmUssige  Freiherra 
stand  zu  Tlicih 


4 


MONTENIIOVO^  Wilhelm  Albert  Graf  von,  Feldmarschall -Lieutenant  und 
Kämmerer,  Rittor  des  LeopokbOrdcns,  Besitzer  des  Militär -Vcrdienstkreuzes, 
wurde  zu  Sala  im  Ilcrzogtbumo  Parma  1821  geboren.  Frühzeitig  für  den  Krieger- 
stond  hcrangcbildotj  erhielt  er  im  Februar  1838  eine  Lieutenantstelle  im  5<  Jäger- 
Bataillon.  Um  aber  die  Obliegenheiten  seines  Standes  in  jeder  Richtung  durch 
praktisches  Kingehen  kennen  zu  lernen^  ward  ihm  für  jede  Watic  die  Gelegenheit 
hierzu  geboten,  und  obgleich  er  vom  Obcrlieutenant  bis  zum  Oberst-Lieutenant  aus- 
schliesslich in  der  Cavallcrie  verwendet  wurde,  so  schloss  dieses  keineswegs  die 
Müglichkcit  aus,  auch  der  Infanterie  und  Artzüerie  seine  Aufmerksamkeit  zuzuwenden. 
Noch  als  Major  des  6.  Dragoner-Regiments  war  der  Graf  dem  General-Stabe  zur 
Dienstleistung  zugetheilt  und  blieb  es  bis  zum  15.  November  1848,  wo  ihm,  da  er 
noch  im  März  desselben  Jahres  zuniObersten  befördert  wurde,  das  Commando  des 
damaligen  7.  Chevauxlegers-Regiments  Freiherr  von  Kress  übergeben  wurde. 

Unterdessen  war  die  Epoche  vom  März  1848  bis  zu  diesem  Zcitpuncte  für 
den  thatenlustigen  Grafen  eine  sehr  bewegte  und  ausgezeichnete  geworden.  Wäh- 
rend der  Wiener  Mäiz -Ereignisse  imllaupttßiartieie  des  Fcldmarschall-Lieutenants 
Fürsten  Windisch* G  rätz  angestellt,  begab  er  sich  im  April  nach  Tirol  und 
bethetligto  sich  daselbst  bei  der  ersten  Aufstellung  des  Landsturmes  mit  so  grossem 
Elfer,  dass  ihm  hierfür  die  .silberne  Erinnerungs-Medaillc  zu  Thcil  wurde.   Von  da 


1673 


I 


oilte  er  nach  Verona  in  das  Hauptquartier  des  Fcldmarschalls  Grafen  Radetzky 
und  wurde  im  Laufe  des  ersten  Krieges  gegen  Piemont  vielfältig  verwendet.  Frülier 
schon  hatte  Montcnunvo  an  dem  Sturme  und  der  Einnahme  von  Ponteba  Theil 
genommen.  Die  Gefechte  bei  Pastrengo  und  Osteria  dcl  ßoseo,  die  Schlacht  bei 
Sta.  Lueia,  die  Erstürmung  der  Linien  von  Curtatono^  der  Angritf  auf  Goito,  die 
Einnahme  von  Vicenssa,  das  Gefecht  bei  Öommacanipagna,  der  Übergang  bei 
Öalionze,  die  Seh  lacht  bei  Custozza,  die  Gcfeelite  bei  Volta,  vor  Creniona  und  bei 
Turano  waren  eben  so  viele  Zeugen  seiner  sehr  eifrigen  Verwendung  wie  seiner 
Entschlossenheit.  Dem  General-Major  Fürsten  Franz  Liochtenstoin  bei  der 
Expedition  ins  Modenesische  boigegoben,  erbat  er  sieh  in  der  Nacht  des  5.  August 
die  Eilaubniss,  unbekümmert  um  die  Nähe  des  Feindes  allein  nach  Brescello 
abgehen  zu  dürfen,  um  den  Cominandanten  des  Forts  zur  Übergabe  zu  stimmen* 
Tages  vorher  hatte  Oberst- Licutcnanl  Duodo  diesen  Schritt,  jedoch  erfolglos  ver- 
sucht; Mantenuova  gelang  es  abefi  die  Besatzung  durcli Drohungen  einzuschüch- 
torn  und  die  sofortige  Übergabe  zu  erzwingen,  wodurch  dem  Staate  51  Geschütze 
erhalten  und  der  piemontcsischen  Sache  21  Officiere  und  700  Mann  ostenaiaclier 
Truppen  abwendig  gemacht  wurden. 

Als  der  Fürst  Windisch-Grätz  nach  der  Klnnahnio  von  Wien  soineOpe- 
rationcn  gegen  Ungarn  aufgenommen  hatte,  war  Montenuo  vo  sofort  bei  der 
lland,  das  ihm  übertragene  Commando  des  7.  Chevauxlcgers-Rcgimentj*  zu  über- 
nehmen.  Die  ausgezeichnete  und  tapfere  Haltung  dieser  itah'enischen  Reiter  war 
begründet  und  gras0gczogen  durch  ihren  Conmiandanlen,  der  als  nachahnjungs- 
wilrdiges  Beispiel  immer  an  ihrer  Spitze  zu  finden  war,  nnd  ist  reich  an  Erinne- 
rungen der  schönsten  Erfolge.  Montenuovo  lobte  ftir  den  Wafl'cnruhm;  sein 
IIcl donsinn  wählte  immer  das  Kühnste  und  Gewagteste,  um  sich  in  entscheidenden 
KUnipfcn  zu  versuchen. 

Die  Einnahme  vonTyrnau,  da»  lieitorgcfecht  beiZ^oly  vorKaab  (2G.  Dccem- 
f>er  1H48)  und  bei  Windschacht  und  Schomnitz  (2K  and  22.  JUnner  1849),  an  wel- 
chen er  wacker  Theil  genommen,  waren  Vorlüufer  der  folgenden  scheinen  Waffen- 
thatcn.  In  der  Schlacht  von  KapoJna  am  2n.  Februar  geri«^th  die  Geschütz-  untl 
Munjt!oo6-Ile«enro  mit  der  saiimitlichen  Hagage  des  2.  Corp»  durch  einen  feind- 
liciicn  Choc  von  li)  bia  12  Schwadronen  lluaaroni  welche  die  ihnen  entgegen- 
gerückte  2.Majors-DiviBioQ  Civalart-Uhlanen  geworfen  halten  und  unaere  Schlaclit* 
linio  zu  durchbrechen  drohten,  in  grdeate  Gefahr.  Graf  Montenuovo  wäre» 
nun,  der  ohne  Befehl  durch  eine  ge^chlosdene  Flanken*  Attacjue  —  aangetührt,  wie 
sie  aonj$t  nur  dem  Exercirplatze  eigen  ist,  -  -  mit  nur  drei  i^ügen  seiner  braven 
ChevauxlegefT«  des  zehnfach  Überlegenen  Feind  mit  bedeutendem  Verluste  in  die 
Flucht  jagte  und  die  Gefahr  abwendete.  Dieaon  entscheidenden  Angriff  belohnte 
Se.  Majeslüt  der  Kaiser  mit  dem  UitJerkrcuzc  des  Lcopold^Jrden»,  der  Fcldmar- 
achall  Flirrtt  W  i  ndisch-Grätz   übergab  aber  dem   tapferen  Krieger  da»  Com- 


1674 


manflo  eieer  Brigfado  (1  Division  Krcss  -  Cliovauxlegers,  1  Division  Civalart-Uhla- 
ncn  und  1  Division  Max  Auerspcrg'-Klirassiere)  und  beorderte  ihn  zur  Verfolgung^ 
des  Feindes-  Am  28.  erseheint  Graf  Montenuovo  der  Kürassicr-Brigade  Graf  , 
Deym  als  Retter  in  derNoth.  Vor  Makldr  aufgestellt,  hatte  er  die  gemessene  Wei- 
sung, diesen  Posten  nicht  zu  verlassen  und  unter  keinem  Vorwande  ein  Gefecht 
einzugehen.  Da  hurt  er  von  Mezri-Kovesd  her  Kanonendonner  und  folgt  diesem  auf 
eigene  Verantwortung.  Er  kommt  in  dem  Augenblicke  an,  als  die  Kürassier- 
Brigade  Gefahr  lauft  gesprengt  zu  werden  und  ihre  siinnutliehen  Geschütze  zu 
verlieren.  Ohne  Reserve  und  Unterstützung,  nach  dem  Verluste  von  3  Geschützen, 
mehreren  Munitionskärren,  zahlreicher  Mannschaft  nnd  Pferden,  findet  er  &ieM 
bereits  geworfen  und  von  geordneten  feindlichen  Reitermassen  rasch  verfolgt»  Ein 
kräftiges  Wort  an  seine  Reiter  richtendj  wijft  er  sich  dem  Feinde  entgegen  und 
hemmt  nicht  nur  seinen  Siegeslauf,  sondern  zwingt  ihn  auch  den  Rückzug  anzu- 
treten, indem  er  ihm  die  erbeuteten  Geschütze  wieder  abnimmt.  Am  folgenden 
Tage  finden  wir  Montenuovo  im  Gefechte  bei  Eger-Farmas,  am  6.  bei  der 
Einnahme  von  Poroszl<5, 

Am  5.  April  unternahm  der  Foldmarschall  Fürst  Wind  isch-Gr  ätz  in  Per- 
son eine  Recognoscirung  herwärts  Ilatvän.  Graf  Montenuovo  ersah  die  Gele- 
genheit, abermals  eine  glänzende  Reiter- Attaque  auszuführen.  Mit  nur  vier  Schwa- 
dronen seiner  Brigade  hieb  er  in  vier  feindliche  Divisionen  so  kräftig  ein^  dass 
72  Husaren  getödtet  und  40  gefangen  wurden.  Am  folgenden  Tage  hielt  er  im 
Treffen  bei  Isaszcg  mit  vier  Schwadronen  und  einer  halben  Cavaüerie-Batterie 
dnrch  anderthalb  Stunden  unter  den  Augen  des  Oberbefehlshabers  den  Wald  b' 
Gödöllo  gegen  die  stürmenden  feindlichen  Bataillone  unter  dem  heftigsten  Grana< 
tcnfcuer  und  attarjuirte  gej^Qn  Abend  an  der  Spitze  von  drei  Schwadronen  zwo 
feindliche  Schwadronen  wiederholt  und  warf  sie  jedesmal  mit  Verlost  zurück. 

An  allen  vom  8.  bis  22.  April  auf  dem  Rakos  vorgefallenen  Gefechten  Theil 
nehmend,  beschloss  er  den  ersten  Feldzug  in  Ungarn  durch  jene  glänzende  Waffen*, 
that  vor  Komorn  am  26.  April,  welche  ihm  im  Capitcl  vom  Jahre  1850  mit  dem 
Ritterkreuze  des  Maria  Theresicn-Ordens  gelohnt  wurde. 

Feldzeugmeister  Weiden  hatte  am  24.  April  den  allgemeinen  Rückzug  der 
Armee  gegen  die  westliche  Grenze  Ungarns  angeordnet;  die  drei  Armeecorpsj 
waren  im  Verlaufe  des  folgenden  Tages  in  den  ihnen  zugewiesenen  Stellungen  toi 
dem  Komorner  Brückenkopfe  eingetroffen;  nur  die  Arriferegarde  des  3.  Corps  (die 
5 Yjj  Schwad ronen  Kress-Chevauxlegcrs  und  eine  Ca%'alloric- Batterie  zählende 
Brigade  des  Obersten  Grafen  Montenuovo)  war  zwisclicn  Kucs  und  Baohida 
wegen  zu  grosser  Ermüdung  der  Pferde  und  Mannschaft  zurück  und  erhielt  Befehl, 
bei  Puszta-Törmönd  zu  bivouakiren.  Auf  dem  Marsche  dahin  (am  26.)  wurde  ein 
sehr  heftiger  und  lebhafter  Kanonendonner  htirbar,  den  selbst  die  Sachverständig- 
sten für  das  gewöhnliche  Bombardement  der  Festung  Komoi^n  hielten,  denn  &ie 


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1675 


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konnten  nicht  wissen,  das«  die  Belat^orung  dieses  Platzes  Tages  vorher  aufg-ehnben 
worden  war,  daher  die  Brigade  ohne  besondere  Bcsehlcunigunjr  den  angeordneten 
Marsch  bis  gegen  Puszta-Türm{ind  fortsetzte.  Hier  angelangt ^  Hess  jedoch 
Oberst  Mo  ntenuovo  nicht,  wie  angeordnet  wurde,  die  Brigade  lagern,  sondern 
schickte  vorerst  ewei  Officiere  mit  kleinen  Abthcilungcn  im  scharfen  Tempo  zur 
Recognoacirung  Jiher  die  vorliegenden  Höhen  in  der  Kichtung  gegen  Komorn  ab. 
Ohne  die  Meldung  dieser  beiden  Officiere  abzuwarten,  rückte  er  auf  die  Mittheilung 
des  mittlerweile  freiwillig  herbeigeeilten  Hauptmanns  Ludwig  Fisch hof  von 
Baron  Hajnau- Infanterie,  dass  Feldmarschall -Lieutenant  Simunich  mit  einer 
grossen  Streitmacht  Görgey's  ein  hartnEcktges  Treffen  bestehe,  aus  eigenem 
Antriebe  und  auf  eigene  Verantwortung  gegen  den  Befehl^  bei  PusEta  -  Törmond 
zn  bivouakiren,  über  Mocsa  so  schnell  als  möglich  in  der  Richtung  des  aufsteigen- 
den üeschützraucbcs  vor  und  gelangte,  durch  Hügelreihen  gedeckt,  unbemerkt 
dem  heftig  vordringenden  Feinde  in  die  linke  Flanke  und  theilweise  in  den  Rücken« 
Eben  waren  unsere  Truppen ,  der  Übermacht  weichend ,  gegen  Acs  und  Puszta^ 
Harkiily  im  Rückzuge  und  ihr  rechter  Flügel  durch  stahli eiche,  rasch  anrückende 
feindliche  (Javallerie  der  Art  bedroht,  dass  ein  Aufrollen  der  ganzen  Linie  von 
dieser  Seite  und  eine  höchst  gefährliche  Ifnigeh ung  gegen  Bilbolna  zu  befürch- 
ten  stand.  Das  plötzliche  Erscheinen  Montenuovo's  jedoch,  dann  das  ungemein 
lebhafte  Feuer  »einer  Cavalleric-Batteric,  welche,  bis  auf  Kartätschenschusswcite 
vorrückend,  in  fünf Vieiiel stunden  mehr  als  5üO  SchUsse  auf  die  fcindliclicn  Treffen 
mit  dem  besten  Krfolgo  abfeuerte,  so  wie  zwei  ungestüme,  mit  seltener  Bravour 
ausgerührte  Attac|uen  der  beiden  Schwadronen  der  ersten  Majors-Division,  welche 
Monte nuovo  in  Person  bei  Puszta-Cs^m  auf  3  Regimenter  Husaren  führte  und 
eine  feindliche  Infanteriemassc  nach  zwei  Dochargen  derselben  auf  die  L  Majors- 
Schwadron  auseinandersprengte,  brachten  die  feindlichen  Treffen  auf*  dieser  Seite 
in  Bestürzung,  Unordnung  und  zum  Weichen, 

Gleichzeitig  wurde  auf  Anordnung  des  FeldmarschaU  -  Lieutenants  Grafen 
Schlik  ein  nicht  minder  herzhafter  Angriff  mit  12  Schwadronen  auf  des  Feindes 
linken  Flügel  Äusgctijhrt  und  durch  die  beiden  Attacjucn  die  Vorbindung  des 
SchHk*6chen  mit  dem  Corps  des  Feldmarschull-Licutenants  Simunich  erreicht. 
Letzterer,  das  Schwanken  de^  Feindes  benütaend^  liess  nnn  auf  der  ganzen  Linie 
die  Offensive  ergreifen,  worauf  sich  der  Gegner  mit  thoilwciser  Flucht  unter  die 
Kanonen  der  Festung  zurückzog. 

Im  Sommer-Feldzuge  1849  stand  Oberst  <  iral  Monicriuovd  mit  dem  Regi- 
mente  im  L  Corps  unter  dem  General  dci  Cavalleric  Grafen  Schiik  und  hatte  die 
EinthciJung  in  der  Brigade  des  General* Majors  von  Ludwig.  Die  Vorposten» 
gefeehte  bei  Ilochstrass,  das  Gefecht  bei  Aca  am  30*  Jani,  die  Schlachten  bei 
Komorn  am  2.  und  IL  Juli,  das  Gefecht  bei  Maku  am  4.,  bei  Vinga  und  Dreispitz 
ergänzen  die  Reihe  jener  Unternehmungen^  welche  dem  Grafen  die  aUgemeino 


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Anerkennung,  seine  Ernennung'  zum  GeneraI-M<ijor  und  die  Verleihung;  des  Ver- 
dienslkrenzes  zuwendeten.  Die  Bcorderiing  nach  Gyiiln,  wo  er  am  24.  August  die 
gcsammte  Insurgenten- Armee,'  nach  der  Waffen  Streckung  bei  Vilrtgosj  von  den 
Russen  übernabra  und  sie  mit  einer  aus  österrcichiscbcn  und  rusäischen  Soldaten 
zusammengesetzten  Brigade  nacb  Arad  escortirtc,  dann  das  Commando  einer 
Cavallerie-Brigade  vor  Komorn  ^  wo  es  jedoch  zu  keinerlei  Kämpfen  uiehr  kam 
—  \varcn  die  letzten  Dienste,  welche  Graf  Montcnu ovo  in  diesem  Kriege  gelci* 
stet  hatte. 

Seit  September  1854  Feldmarschall-Lieutenantj  finden  wir  den  Grafen  nach 
wie  vor  in  der  seiner  Stellung  entsprechenden  Verwendung,  bei  jener  Waffen- 
gattung* angestellt,  deren  Ruhm  zu  frJrdern  ei-  ausersehen  war. 


WiLDBüEGj  Adolph  Freiherr  von,  Major  und  Seeond- Wachtmeister  der 
k.  k.  ersten  Areicren- Leibgarde,  Besitzer  des  Mnitär-Verdienstkreuzes ,  einer 
adehgen,  im  Jahre  1806  in  den  Frcihorrnstand  erhobenen  Familie  entsprossen, 
wurde  zu  Wien  1809  geboren. 

Dieser  Officier  begann  die  Laufbahn  als  Cadet  im  20.  Lebensjahre  bei  dem 
5.  Kürassicr-Regimente  Kaiser  Nikolaus  von  Russland  und  gelangte  im  Jahre 
1847  zur  Rittmeister-Charge.  Das  Treffen  vor  Komorn  am  26,  April  1849  ver- 
.schnfftc  seiner  ausgezeichneten  Tapferkeit  im  Capitcl  vom  Jahre  1850  das  Ritter- 
k  r  c  u  z  des  Maria  T  li  e  r  c  s  i  e  n  -  0  r  d  e  n  s. 

Seit  frühem  Morgen  hatte  Feldmarschall-Licutenant  Simunieh  dem  Feinde 
beherzten  Widerstand  geleistet.  Der  Kampf  wurde  nachgerade  heftiger*  Die  Insur- 
genten vermehrten  ihre  Geschützzahl  bis  auf  35  Kanonen  und  gewannen  immer 
mehr  Boden.  Es  war  Mittag,  als  FeldmarschaÜ- Lieutenant  Graf  Schlifc  am 
Kampfplätze  eintraf  und  einen  Reiterangriff  der  Regimenter  Nikolaus-Kürassicre^ 
Erzherzog  Johann-Dragoner  und  Graf  Civalart-TThlanen  anbefahl.  Dem  Kürassier- 
Regimentc  unter  dem  entschlossenen  Obersten  Baron  Minutilie,  welches  dureb 
den  zelinstiiudigen  Mansch  sehr  ermüdet  war,  standen  nebst  mehi-eren  Batterien 
auch  13  Sclnvadronen  Ifusaren  und  einige  Bataillone  Ilonv<5ds  entgegen,  und  da 
überdies  eine  Schwadron  des  Regiments  auf  Gesehüt/.bedeckuag  commandirt  war, 
so  schien  der  Erfolg  des  Angriffes  anfangs  sehr  zweifelhaft  Der  Comrnandant  der 
Oberst-Lieutenants  ersten  Schwadron  Rittmeister  Freiherr  von  Wild  bürg  sollte 
an  dieser  Attaque  nicht  Theil  nehmen,  da  ihm  die  Bewachung  der  drei  Standarten 
des  Regiments  anvertraut  wurde.  Der  Angriff  begann. 

Beide  Divisioueu  des  Regiments  riickten  unter  dem  heftigsten  GeschiUzfener 
mit  seltener  Bravour  gegen  den  Feind.  Da  bemerkte  Wildburg  eine  Batterie, 
welche  diese  braven  Reiter  mit  grossem  Erfolge  in  der  rechten  Flanke  bcsehiesst. 
Diese  zu  nehmen  oder  mindesten  zu  verjagen  ist  sein  schneller  Entscliluss  und  die 
Schwadron  verninunt  ihn  mit  nnbeschrcibfichem  Jubel  Die  Paniere  des  Reginicnti? 


1677 

werden  einer  in  der  Niihe  befindlichen  Infanterie-Abllicilung  übergeben  tmd  fort 
gebt  CS  im  Trabegegcn  diese  lästige  Batterie,  die,  des  Kitlaieisterö  W  i  l  d  b  u  r  g  an&icb- 
tig,  sofort  das  Fooer  gegen  die  4  Sehwadroneo  einstellt,  öich  ihn  und  seine  Heiter 
«um  Ziclpunctc  wählt,  und  auch  zwei  Mann  und  drei  Pferde  niederstreckt.  Botierast 
sprengt  Wild  bürg  ihr  entgegen,  und  ist  schon  500  Schritte  nahe  gerückt;  da 
fiihrt  sie  in  Corriiire  auf  und  davon ;  der  tapfere  Wild  bürg  ihr  nach,  er  vorfolgle  sie 
bei  2000  Sclmtte  im  scharfen  Tempo.  Nun  sieht  er  die  Unmöglichkeit  ein,  die  treff- 
lich bespannte  Batterie  mit  den  von  dem  früheren  Marsche  ermüdeten  Pferden  ein- 
holen zu  kanncn,  gibt  die  Verfolgung  auf,  wirft  sich  auf  eine  Division  Husaren,  welche 
dasRegiment  übci-fliigeln  wollte  und  jagt  diese  in  die  Flucht.  Endlich  lässt  er  seine 
8chwadi*on  halten,  um  sich  auf  dem  Schlachtteldc  zu  oricntircn.  Mittlerweile  waren 
die  beiden  Divisionen  bereits  mit  den  sechs  Divisionen  Husaren  im  Handgemenge. 
Wildburg  gewahrt,  dass  die  Oberst-Lieutenants  2.  Sehwadron,  welche  den 
rechten  Flügel  des  Regiments  bildete  und  schon  einige  zwanzig  Verwundete  hatte, 
von  den  Insurgenten  bereits  stark  überüügelt  sei.  Er  tlillt  also  mit  seiner  tapfern 
Schwadron  den  Husaren  tn  die  Flanke,  überreitet  bei  dieser  Gelegenheit  einige 
Abtheilungen  Honvdds  von  dem  durch  das  brave  Kegiment  gesprengten  Bataillon 
und  hilft  den  beiden  Divisionen  ihre  Aufgabe  lösen  und  den  Sieg  erringen.  Der 
Feind  ist  gezwungen  sich  hinter  die  Schanzen  vor  Komorn  zurückzuziehen. 

Im  Monate  Mai  1851  wurde  bei  Olmütz  das  zweite  Arnieecorps  (General  der 
Cavallorie  Graf  Sehlik)  in  der  Starke  von  20,000  Mann  zusammengezogen.   Es 
erschienen  hiebe]  die  Majestäten  von  Ostorroieh  und  Ilu^sland.  Dom  Czar  wurden 
Hin  29.  Mai   die  aus  Debrceziu   zur  Vorstellung   berufenen  Officiere  des  seinen 
,  Nanien  führenden  Kürassier-Regiments  vorgestellt.  Als  Er  den  njit  dem  Tlieresien* 
'kicuzQ  geschmückten  Itittraeister  Baron  Wildburg  erblickte,  redete  Er  ihn  mit 
folgenden  Worten  an:  „Dir  Kaiser  gab  Ihnen  bereits  seinen  hO'ehston  Orden,  Sic 
werden  Mir  erlauben ,  daas  Ich  Ihnen  den  Bruder  -  Orden  des  TheresienkreuzeS) 
31einen  St.  Georgs-Ordon,  verleihe.*'  Des  andern  Tages  lies»  der  Kaiser  von  Russ- 
land  den  tapfern  lUttmeistcr  zu  sich  rufen,  und  überreichte  ihm  den  St.  Georgs- 
Orden  mit  den  Worten:   „Hiittc  Ich  einen  schöneren  Orden,  so  würde  Ich  don- 
I  Beibon  Hinen  übergeben,  dieser  ist  mber  fürs  MiUtär  Mein  schönster.  Es  freut  Mich 
|um  so  mehr,  da  Ich  nun  gewiss  weissy  dasa  Sie  ein  wirklich  Braver  »ind|  und  da 
Ii'h   hntlen  kann,   dass  Ihnen   die  Verleihung  Meines  Georgs^Ordens  Hir   Ihre 
Zukunft  von  grossem  Vorthcil  sein  wiri'^  —  Hierauf  küsstc  der  Kaiser  den  Ilitt- 
mebter  Baron  Wild  bürg  dreimal  und  umarmte  ihn. 

Im  Mäi^  1853  wurde  dieser  brave  Oflieicr  aum  Major  befördert  und  in  die 
Arcieren-Lcibgarde  eingetheUt 

IlENTZl  von  A  r  t  h  Q  r  m,  n  ei  n  r  i  c  h  R]tter,General  «Major,  der  neueste  Lisonidas 
Österreichs^  Sohn  des  Patricier«  Ludwig  Ilenti&i  von  Uetii,  der  in  kaisei  liehen 


1678 


I    I 


I     j. 


/ 


Diensten  bis  zum  Obersten  des  Erzherzog  Jobann-Dragoner-Regiments  sich  ei 
geschwungen  hatte,  wurde  zu  Debreezin  am  24.  Oetober  1785  geboren. 

Künftige  Zeiten  werden  noch  lange  von  dem  Helden  sprechen^  dessen  £ 
bild  aus  Erz  gegossen  —  dem  Metalle ,  das  Hentzi's  ganzem  Wesen  ent8pri< 
sein  dankbarer  Kaiser  ihm  auf  dem  Platze  errichtete  ^  den  er  so  rohmvol] 
theidigte  und  dessen  lange  Behauptung  es  allein  möglich  machte,  dass  der  ] 
in  Ungarn  durch  Gewinnung  an  Zeit  in  ein  günstiges  Geleise  wieder  zurückgc 
werden  konnte. 

In  der  Ingenieur- Akademie  gebildet,  trat  unser  Held  als  Cadet  im  Septe 
1804  in  das  Corps^  avancirte  nach  Jahresfrist  zum  Oberlieutenant  und  bethe 
sich  an  den  Kriegen  der  Jahre  1805,  1809,  1813  und  1814.  Mit  yorzugU 
Nutzen  wurde  dieser  kenntnissreiche  und  tapfere  Soldat  bei  den  Befestigungei 
Brückenbauten  zu  Olmütz,  Komorn,  Dijon  undPontarlier,  und  in  den  Gefechte 
St.  Georges,  vor  Lyon  und  bei  Voreppe  verwendet,  und  leistete  in  der  Frie< 
epoche  wichtige  und  erspriessliche  Dienste  als  Fortüications-Localdirecto 
Peterwardein,  Karlsburg,  Wadowice,  Essegg  und  Temesvär.  Im  Juli  1828 
Major,  im  März  1841  zum  Obersten  ernannt,  ward  seiner  Thätigkeit  als  Dist 
Director  in  der  Lombardier  namentlich  zu  Mantua,  mit  dem  Ausbau  des  J 
Pietole  und  Versicherung  des  Platzes  gegen  die  Hochwässer  des  Po  und  11 
ein  grosses  Feld  geöffnet. 

Im  Juli  1844  wurde  Hentzi  für  vierzigjährige  vorzügliche  Dienstleit 
in  den  Adelstand  mit  dem  Prädicate  „von  Arthurm^  erhoben,  und  nach  a 
Vorrückung  zum  General- Major ^  vorerst  als  Brigadier  in  Krakau,  und  im 
tember  1848  als  Festungs-Commandant  in  Peterwardein  verwendet  Entschiec 
Gegner  der  revolutionären  Regierung,  ward  er  im  December  jenes  Jahres 
Pesth  escortirt  und  sollte  sich,  da  er  die  Zwecke  dieser  Partei  zu  fördern 
standhaft  weigerte,  verantworten.  Ehe  es  jedoch  dazu  kam,  waren  unsere  Tm 
bereits  Herren  von Ofen-Pesth  geworden.  Der  Feldmarschall  Fürst  zuWindi 
Grätz  ernannte  den  erprobten  Krieger  zum  Commandanten  der  Festung  Ofen 
grosser  Thätigkeit  betrieb  Hentzi  in  den  Monaten  Jänner  und  Februar 
die  Vertheidigungsanstalten  des  Platzes  gegen  einen  allfalsigen  Volksäuf  lauf  um 
Armirung  und  Verproviantirung  desselben.  Obwohl  diese  Befestigung  nur 
Charakter  jener  eines  place  de  moment  hatte,  so  übernahm  Hentzi  nach 
gefassten  Beschlüsse  des  Rückzuges  des  kaiserlichen  Heeres  doch  freudig 
schwere  Aufgabe,  Ofen  gegen  das  Heer  der  Insurgenten  zu  vertheidigen. 

Die  Besatzung  bestand  aus  1  Bataillon  Erzherzog  Wilhelm,  1  BaU 
Ceccopieri-Infanterie,  1  Bataillon  Warasdiner-Kreuzcr,  4  Compagnien  Banali 
einer  halben  Conipagnie  Pionnicre,  1  Schwadron  Erzherzog  Johann-Dragonei 
Abtheilungen  der  Garnisons-  und  Feld-Artillerie,  zusammen  etwas  über  3000  ] 
mit  75  Geschützen.  Proviant  war  auf  sechs  Wochen  vorräthig.  Am  S.Mai  ers 


1679 

Oörgcy  mit  30,000  Mann  und  etwa  40  Geschiitscn  achwcrcn  Kalibers*  Am 
4-  gegen  II  Uhi'  Vormittags  nUlicrtcn  sich  grosse  feindliche  Abtheilungen  von 
allen  Seiten  der  Festiuig  und  aswangen  das  unter  Hauptmann  Balthasar  Petrass 
entsendete  Commando  (1  Division  Warasdiner-Kreuzer,  1  Flügel  Dragoner  und 
2  Geschütze)  zum  Rückzüge  ins  untere  W asser retianchement.  Bald  wurde  auch 
dieses  angcgriften,  der  Sturm  aber  nach  vierstündigem  heftigen  Kampfe  abgc- 
sehlagem  Gleichzeitig  forderte  ein  Pailamentür  üörgey's  den  Festungs-Com- 
mandunten  zur  Übergabe  auf.  In  der  bezüglichen  Depesche  hiess  es  am  Scidusse: 
„Sie  sind  Commandunt  der  sogenannten  Festung  Ofen,  aber  Sie  sind  auch  Vater 
und  ein  geborncr  Ungar,  bedenken  Sie,  was  Sie  tliun  — *^  u,  s,  w.  Wie  sich  nun 
Geiioial-Major  v.  Hentzi  bedachte,  geht  aus  seiner  ewig  denkwürdigen  Antwort 
hcnror:  „Ich  werde  den  Platz  nach  Pflicht  und  Ehre  bis  auf  den  letzten  Mann 
vertheidigon ;  mögen  Sie  es  verantworten,  dass  hierbei  die  zwei  schönen  Schwester- 
Städte  geopfert  werden,"  Audi  bericfillgte  Hentzi  darin  den  Irrthum  über  seine 
Nationalität  —  „er  eei  Schweizer  und  naluraliairter  Österreicher,  und  waa  sekkQ 
Fanülio  betreffe,  so  werde  Ihr  Schicksal  nicht  in  die  Wagschale  fallen.** 

Bis  zuin  16.  Mai  schien  die  Belagerung  eigen  (beb  nur  den  Zweck  gehabt 
zu  baben^  die  Besatzungstruppen  zu  ermüden  und  zu  beunruhigen;  dieses  gelang 
dem  Feinde  auch  vollkommen ,  denn  vom  Calvaricnbergo ,  aus  der  Wasserstadt 
und  aus  der  Niederung  des  kleinen  Schwabcnbcrgcs  wurden  Tag  und  Nacht  Kugeln 
und  Granaten  in  die  Festung  goworfcm 

Vom  Blocksberge  flogen  Bomben  und  Granaten  nach  allen  Theilen  der  PaJli- 
saden.  Dieses  rastlose  Beschiessen  ^  der  dadurch  herbeigeführte  Brand  der  könig- 
lichen Burg  und  die  bereits  weit  vorgerückte  Zei'storung  der  Festung  bcwog 
llcntÄi  zu  einem  Bombardement  der  Stadt  Pesth  am  13-  Mai.  Es  währte  von 
7  Uhr  Abends  bis  um  Mitternacht.  Eine  vom  Blocksberge  kommondo  Granate 
sprengte  einen  Pulverwagen  in  die  Luft  und  verursachte  eine  furchtbare  Zerstii- 
rung  an  den  näehstgi>legcncn  Gebäuden«  übrigens  verging  selten  eine  Nacht  ohne 
Brand  in  Öfen  oder  Pesith,  und  zwar  gewöhnlich  von  beiden  Seiten  herbeigeführt. 
\n  iluhe  war  dureh  11  voUe  Tage  nicht  zu  denken ,  denn  während  der  Feind 
ine  Bclagerungfltruppen  ablöste^  war  die  kleine  Besatzung  an  ihre  AufstcUungi^ 
|>uncte  gebundeni  deren  Beseirung  die  strengste  Wachsamkeit  erforderte. 

Am  16.  Mai  fingen  eigentlich  die  feindlichen  Operationexi  an.  Am  bedeu- 
tendsten waren  die  beiden  auf  dem  sogenannten  Spitzbergen  5üU  Schritte  von  der 
Festung,  hinter  starken  Schanzen  aufgestellten  Bicschbatterien  (mit  Sechzebii-  und 
Vieruodawaaztg-PfUndcr)^  die  trota  den  von  den  Festung» wällen  fortwährend  auf 
sie  gerichteten  Schlissen  in  drei  Tagen  etwas  rechts  vom  Weiasenburgerthore  eiiie 
10—12  Klafter  lange  Bresehe  geaiehoiisen  hatten. 

Am  UK  fanden  heftige  Angriffe  in  Hansen,  nach  vorbergegugeneDi  GesehUIx- 
fouQTy  gegen  das  obere  lietranchement  Stait^  zu  derea  Abwehr  es  der  kaltblütigsten 


A 


1680 


Ausdauer  bedurfte,  wclcho  Ofticlere  und  Mau uss tili aft  hierbei  bcwieseu,  -Das  Klein- 
gcwcbrteuer  dauerte  tiof  Lii  die  Nacht  und  fast  bis  zu  dem  Augenblicke  fort,  als 
der  Fciud  den  Generalsturm  auf  allen  Puncten  gleichzeitig  unternahm. 

In  der  Nacht  vom  19.  auf  den  2U.  Mai  wurde  unter  Leitung  des  Ingenieur- 
Hauptmanns  PoUini  die  Verbauung  der  Bresche,  in  einer  Dicke  von  6  bis 
8  Schuhen,  mit  leeren  zwei  Centner  gewichtigen  Pulverfässern  ausgeführt.  Andere 
Vorthcidigungsarbeiten  konnton  während  dieser  Nacht  nicht  in  Angriff  genommen 
werden,  da  die  Infanterie  durch  Zurückweisung  der  feindlichen  Sturme  sehr  in 
Anspruch  genommen  wurde. 

Schon  ging  auch  der  Proviant  zur  Neige  und  die  Besatzung  erhielt  nur  jeden 
zweiten  Tag  ein  Drittel-Pfund  Ilindüeiscii  neben  Hülsenfrüchte  mid  Mehl.  Kaum 
hatte  der  Feind  mit  Tagesanbruch  des  20.  Mai  die  Vorbau ung  der  Bresche  bemerkt,  als 
auf  die  dort  befindlichen  Arbeiter  ein  so  heftiges  Feuer  begann,  dass  der  Ingenieur- 
Hanptmaon  Pol  lini  genötlugt  wurJe  die  Arbeit  einzustellen.  General  Ilentzi, 
die  Gefahr  erkcnncnJ,  wenn  die  Bresche  ohne  Verbauung  gelassen  würde,  ordnete 
den  Wiederbeginn  derselben  an,  Hauptmann  Pol  lini  sammelte  daher  die  Mann- 
Schaft  und  setzte  sich  in  Person  an  ihre  Spitze ,  um  ihren  erschütterten  Muth  zu 
beleben.  Neuerdings  spielten  die  feindlichen  Geschütze  gegen  die  Bresche  und  der 
tapfere,  die  Truppe  mit  stetem  Zurufe  aneifcrndo  Hauptmann  Pol  lini  fand  seinen 
Tod  —  durch  eine  viorundzwanzigpfündige  Kugel  im  Oberleibe  getroffen.  Den 
Tag  über  dauerten  die  AugriÜe  fort.  Nach  Mitternacht  begann  der  Gegner  den 
allgemeinen  Sturm  und  entwickelte  immer  neue  Infantcriemassen,  so  dass  endlich 
bei  30,000  Mann  gleichzeitig  zum  Angriffe  schritten. 

Am  21.  Mai  trüh  4  Uhr  erstieg  der  Feind  die  Festungsmauer  bei  dem  Palatinal- 
garten.  Ein  Theil  der  Stürmenden  legte  Leitern  au,  ein  anderer  richtete  ein  starkes 
Gewehrfeuer  gegen  die  Bastei,  welches  jedoch  durch  ein  ununterbrochenes  Pelcton- 
und  Kartätsch enfeuer  erwicdert  wurde;  da  jedoch  die  obere  Besatzung  gegen  den 
in  wihler  Wuth  ansturmenden  zahllosen  Feind  zu  schwach  war,  beorderte  General 
Ilentzi  eine  Division  vom  Infanteriediegimcnte  Erzherzog  Wilhelm  unter 
Commando  des  Hauptmanns  Schröder  zur  Verstärkung  aus  dem  unteren  lletran- 
chcment  in  die  obere  Festung, 

Beim  Anlangen  dieser  Division  hatten  die  Insurgenten  jedoch  in  bedeutenden 
Massen  die  Festung  erstiegen  und  sicli  des  Zeughauses  und  Schlusses  bcniaclitlgt. 
Vergebens  hatte  man  sie  durch  Handgranaten  und  andere  Mittel  abzuwehren  gesucht 

Schon  war  das  vor  der  Hauptwache  stehende  Geschütz  im  Feuer  gegen  die 
andringenden  Feinde  begriffen.  Auf  dem  l^hitze  vor  dieser  Ilauptwache  wUthctc 
bereits  der  Strasscnkampf  Mann  gegen  Mann.  I 

General  Ilentzi  stellte  sich  mit  den  ihn  umgebenden  Officicreu  an  die  Spitze 
cinerCompagnieErzhcrzog  Wiihclm-Infaiitcrie  und  fiihrtc  sie  mit  gezogenem  Säbel 
zum  Stiurme  vor.  ~  „Soldaten!''  rief  der  tapfere  Held;  ^Dort  in  jenem  Hause 


1681 


I 


» 


sammeln  sich  die  Feinde ,  wir  müssen  das  Haus  nehmen  und   die   Verwegenen  , 
von  der  Mauer  zurüekscldagen ;  mir  naeh!**  —  Da  war  es,  wo  er  von  einer  Flinten* 
kttgel  im  ünterleibe  tödlich  getroffen  wurde ;  die  linke  Hand  an  die  Wunde  legend^ 
sank  er  lautlos  in  die  Arme  des  Oberlieutenants  Kristin  von  Erzherzog  Wilhelm- 
Inrantorle  und  hauchte  nach  15  Stunden  Äetne  Ileldenseele  aus. 

Der  Fall  des  Commandanten  erschütterte  die  Besatzung,  doch  zogen  sich  die 
Braven  unter  ununterbrochenem  Feuer  nur  langsam  zurück. 

Die  Nachricht  von  der  Erstürmung  der  Festung  verbreitete  sich  nun  in  allen 
Thcnen  derselben.  Das  beim  Wiener-Thore  aufgestellte  Banal-Bataillon  kämpfte 
löwenmuthig  fort,  konnte  aber  der  Ungeheuern  Übermacht  nicht  länger  wider* 
stehen  und  musste  sich  ergeben.  Eben  diesem  Schicksale  unterlagen  die  im  Brücken- 
Retranehement  befindlichen  Abtheilungen-  Während  des  Strassenkampfes  in  der 
Festung  begab  sich  Oberst  Alnoeh  vom  23.  Infanterie- Regimen te  zur  Ketten- 
brücke und  sprengte  sich  durch  eigenhändige  Feuerlegung  der  an  derselben  ange- 
brachten vier  Pulvorkisten  in  die  Luft,  («idtete  jedoch  früher  noch  einen  Ilonvdd 
durch  einen  Pistolen^ehuiis,  der  mit  gefälltem  Bajonct  auf  ihn  losgehen  wollte. 

Gegen  9  Uhr  war  die  Erstürmung  zu  Ende  und  der  Würgengel  des  Todes  und 
der  Verwüstung  Hess  fürchterliche  Spuren  zurück.  Die  Fcfetung  glich  einem  auf- 
gebrochenen Sar^e.  In  der  mit  Brand  und  Pidvcrdampf  geschwängerten  Luft 
konnte  man  kaum  athmen.  Das  PHnsler  war  mit  Glas,  Ciranitsplittern  und  Schutt 
bedeckt;  überall  lagen  die  zahllosen  Leichen  aufgethürmt. 

Mit  seltenem  Iloldenmutho  leuchtete  der  lapferc  Ilentzi  seiner  kleinen 
Schaar  in  jeder  Gefahr  vor;  keinen  Augenblick  verläugnete  eich  bei  zwanzig 
abg«8chlagcnen  Stürmen  seine  Todesverachtung.  Ein  Vorbild  der  Hingebung  fUr 
Kaiser  und  Vaterland  wird  sein  Name  für  alle  Zeit  in  den  Annalen  unserer  Kriegs- 
geschichte glänzen. 

Der  ihm  für  diese  Waftcnthat,  eine  der  schönsten  welche  die  Geschichte  auf- 
weist, durch  das  Capitcl  vom  Jahre  1850  verliehene  Maria  The resien- Orden 
konnte  nur  sein  Grab  schmücken ,  aber  des  Kaisers  Huld  lohnte  die  Treue  und 
Hingebung  des  Vaters  im  Sohne,  indem  er  diesem  unterm  10*  September  1852 
den  Freiherrnstand  tn  verleihen  geruhte. 


SCHERFON  von  Kronoastern,  Oswald  Freiherr^  Oberst^  Besitzer  doa 
MilitXr-Verdienstkreujes  imd  der  .lüberfien  TapfcrkeitÄ- Medaille  erster  ClassCi 
wurde  zu  Graliskuta  in  Friaul  1791  geboren. 

Seinem  grossen  Diensteifer  und  aotner  ansgüaseichneten  Tapferkeit  vor  dem 
Feinde  verdankt  er  die  Stiif6|  welche  er  erklommen,  und  die  Ehrenzeichen,  welche 
seine  Brust  schmücken. 

Im  Decemher  1806  als  Gemdnar  bei  dem  26.  Inranterte-Regimonte  eingetre- 
ten, iiiirde  Scherponim  März  1807  zur  Artillerie  Übersetzt^  wo  er  sich  durch 

105 


1682 

alle  unteren  Dienstesstufen  im  December  1818  zum  Unterlicutcnant  cinpor| 
Schwüngen  hatte,  im  März  1848  zum  Major  und  im  Soptcmljcr  1849  zum  Obeii 
Lieutenant  im  2.  Feldartlllerie-Regimente  befördert  wurde. 

Während  einer  mehr  als  sechs  und  vierzigjährigen  Dienstleistung'  hatte  di 
brave  Officier  regen  Eifer,  Sachkcnntniss  und  tadelloses  Betragen  an  Tag-  gelej 
die  Feldzüge  in  den  Jahren  1809,  1813,  1814  und  1815  gegen  Frankreich, 
wie  jenen  1848  bei  Wien  und  hu  Jahre  1849  in  Ungarn  mitgemacht,  und  si 
stets  als  Krieger  von  Ehre  nn*t  unerschütterlichem  Muth  und  ausgezeichnei 
Tapferkeit  bewährt. 

Scbcrpon  wohnte  in  dem  Feldzuge  1809  allen  Gefechten  bis  Regensbui 
dann  den  Hauptsohlai-btcn  am  21.  und  22.  Mai  hei  Aspcrn  und  am  5.  und  6.  Ji 
bei  Deutsch- Wagram  hei,  leistete  in  dem  Feldzuge  1813  und  1814  in  der  Ch 
eines  Feuerwerkers  als  Adjutant  bei  dem  damaligen  Artillcric-Commandanten  d< 
1.  Armeecorps,  Major  Steiner  von  Esten  berg,  sehr  erspriessliehc  Dienst 
und  gab  in  den  Affairen  am  26.  und  27.  August  bei  Dresden,  dann  am  80,  Augi 
und  17.  September  bei  Kulm  und  am  18.  October  1813  bei  Leipzig  Beweise  ei 
eben  so  tapfern  als  klugen  Benehmens. 

In  der  Schlacht  bei  Leipzig  am  18.  October,  als  der  Feind  den  recht 
Flügel  unserer  Armee  bedrohte,  wurde  ihm,  da  er  aus  eigenem  Antriebe  in  ein 
günstigen  und   entscheidenden  Moment  eine  Batterie   gegen  die  Franzosen  vi 
führte,    das  Pferd  unter  dem   Leibe  erschossen;    er  erliielt  eine  Contusion 
rechten  Arm  und  Fuss,  und  obschon  nicht  beritten,  hatte  er  sich  doch  nicht 
der  Batterie  und  vom  Scblachtfelde  entfernt,  sondern  bewies  selbst  zu  Fuss  d 
rühmlichen  Diensteifer  bis  zur  Beendigung  der  Schlacht,  wofür  ihm  die  silbi 
Tapferkeifs-Medaille  als  Belohnung  zu  Thcil  wurde. 

So  wie  im  Kriege  seinen  Pflichten  getreu,  so  strebte  er  nicht  minder  au 
im  Frieden  in  seinem  Berufe,  vorzüglich  bei  dem  Lchrfache  der  Artillerie- Wiss< 
Schäften  sich  die  allgemeine  Anerkennung  zu  erwerben. 

Zur  Belohnung  seiner  langen  und  guten  Dienste  ward  er  von  Sr.  Majesi 
dem  Kaiser  Ferdinand  L  am  7.  Februar  1B39  in  den  Adolstand  des  Österrcicl 
sehen  Kaiserstaates  erhohen,  und  ihm  das  Ehrenwort  „Edler  von*' und  das  Pr 
dicat:  „Kronenstern^  beigelegt. 

In  dem  Feldzuge  1848  leistete  Scherpon  besonders   hei  dem    An, 
gegen  Wien  im  Monat  October  als  Major  und  Artilleric-Coinmandant  des  2.  Ami« 
Corps  vorzügliche  Dienste,  wofür  ihm  die  Allerhöchste  Zufriedenheit  ausgedrüci 
und  das  Militär- Verdionstkreuz  verliehen  wurde. 

Im  weiteren  Verfolge  des  FeldaiTges  gegen  die  magyarischen  Insurgenten  hatte 
Scherpon  alle  Gefechte  bis  zur  Einnahme  von  Ofen  und  Pesth,  dann  jene  gegt 
die  Bergstädte  Windschacht  und  Schemnitz  mit  dem  im  Monat  Jänner  1849  da 
operirendcn  2.  ArmeecorpSj  sowie  die  Schlacht  bei  KapoIna  am  26.  und  27.Fcbri 


1683 


als  Major  und  Artillerie- CommantUnt  mitgemaelit.  Als  Anorkcnnnng  seines  bei 
allen  üelegenhoiton  an  Ta^  gelegten  vorzüglichen  Bonehmcnä  wurde  ihm  die 
erneuerte  Allerhöeh&te  Belobung  zu  TheiK 

Im  Monat  Mär«  1849  Übernahm  Scherpon  das  Garnisons-Artillerie-Districts* 
Commando  zu  Ofen,  Nach  den  für  unsere  Truppen  eingetretenen  ungünatigen 
Ereignissen  und  dem  dadurch  bedingten  Rückzüge  blieb  er  als  Artillerie-Comman- 
dant  in  diesem  fester»  Platze  zurück,  und  befehligte  diese  Walle  während  der  ganzen 
merkwürdigen  Vertheidigung  bis  zum  Momente  der  Erstürmung.  Durch  ei  finderische 
Thättgkeit,  durch  Selbstaufopferung  und  kaltblütige  Entschloasenheit  in  den 
Augenblicken  der  höchsten  Gefahr ,  hatte  Scherpon  auf  eine  die  strengste 
DionstespHicht  übersteigende  Weise  zu  der  VerlHngerung  der  für  die  kaiserlichen 
Waffen  ao  ehrenvollen  Vertheidigung  Ofens  wesentlich  beigetragen. 

Seine  ausserordentlichen  Verdienste  beruhen  auf  folgende  Leistungen : 

Es  fehlte  schon  bei  der  EinschUessung  der  Festung  duiTh  herbeigerührte 
lUigfliislige  Umstände  ein  grosser  Theil  der  ohnehin  gering  in  Antrag  gebrachten 
Dotation  an  fertiger  Munition;  von  den  vorgeschriebenen  Material-VorrUthen  zu 
solcher  war  nicht  da^  Mindeste  vorhanden.  Eine  vielleicht  noch  in  keinem  belagor- 
ten Platze  Torgokommene  Verlegejiheit  war  aber  dadurch  herbeigeführt,  dass  der 
für  die  Vertlieidigungs-Epoche  bestimmte  KcuerwerkÄmeiBter  mit  seinem  ganzen 
Fei*sonale  und  ndt  allen  zur  Munitiona-Erseugtmg  niithigen  Laborir*Instrumenten 
am  23.  Apiil  Abends  die  Festung  vorlassen  hatte.  Demnach  mgte  sich  schon  in 
den  ersten  Tagen  der  Ueachiessung  der  Pülilbarste  Mangel  an  den  nothwendigsten 
Munitions-CJcgenstiindeni  vorzüglicli  an  Brandein,  geschmolzenem  Zeug,  Brand* 
röhren  untl  selbst  Zündern  für  die  Infanterie-Gewehra  Durch  die  energischen 
Vorkehrungen  Scherpon -fl  allein  wurde  es  möglich^  allen  Verlegenheiten  zu 
begegnen,  so  zwar,  dass  ungeachtet  eine.s  «chtzehntiCgtgen  ununterbrochenen 
starken  Artillerlcfeuers  bis  zum  letzten  Moment  auch  nicht  der  geringste  Mangel 
fühlbar  wurde» 

Scherpon*^  Betriebsamkeit  gelang  es  auch  gleich  im  Anfang  der  Beschies* 
sung  das  Fcstungsgoschütz  um  12  Piccen  zu  vermehren,  da  nur  durch  seine  ener- 
gische Thätigkeit  die  vorgefundenen  alti^n  Mürsersehleifen  und  Latletten  derart  in 
der  kürzesten  Zeit  hergestellt  wurden,  dass  die  am  schwächsten  armirten  Puncto 
mit  drei  der  seehzigpfündigen  Mörsern ,  drei  der  zwölfpfündigen  und  eine  der 
achtzehnpfündigen  Batterie- Kanonen ,  dann  fünf  irrogulUrcn  Cteschützen  Terslltrkt 
werden  konnten.  Für  die  letzteren  füni"  Geschütze,  für  welche  gar  keine  Projecülo 
vorhanden  waren,  hatte  er  durch  rein  erfinderischen  Geist  eigene  Gesehosiso 
angegeben  und  erzeugen  lassen,  welche  mit  dem  günstigsten  Erfolge  bis  zum 
letzten  Moment  in  Anwendung  gebracht  wurden, 

Unge4ichtet  der  grossen  AnstrengungeoinderLoitangdergesammtcnFostimg«- 
Artillerie  hatte  er  bei  Tat'  und  Nnclil  in  den  creftthrlichsten  Momenten  durch  ecino 


1684 


ehr- 

laol 

igeJ 


Gegenwart  die  Mannschaft  mit  Tocicsvcraclitung  angccifert  und  durch  die 
brochone  Beaufsichtigung  imd  grösstentheils  Selbstleittmg  des  Feuers   die   an 
kanot  ausgezeichnete  Wirkung  der  Artillerie  crzwockt,  wodurch  dem  Feinde 
so  langer  Widerstand  geleistet  werden  konnte. 

Als  endlich  an  dem  rerhüngnissv ollen  2L  Mai  die  Bresche  erstürmt  und  d( 
Feind  gegen  das  Artillerie-Zeughaus  unrl  die  kaiserliche  Burg  vorzudrlng^en  beal? 
öichtigtej  hatte  Sclierpon  aus  freiem  Antriebe  im  stärksten  feindlichen  Gewehr- 
feuer mit  persönlicher  Ilandanlegung  zwei  der  achtzehnpfünJigcn  Kanonen 
einer  Batterie  nächst  der  Burg  gegen  den  Georgsplatz  vorgeführt  und  es  gel 
ihm  auch  durch  mehrere  Kartätschenschüsse  aus  diesen  Geschützen  das  Vordrin^ 
der  Stürmenden  einige  Zeit  aufzuhalten* 

In  der  Erwartung,  dass  durch  kommende  Verstärkung  es  möglich  werden 
dürfte,  den  Feind  wieder  zurückzuwerfen ,  bewirkte  er  das  weitere  Vorführe™ 
noch  zweier  zwülfpfündigcr  Kanonen  aus  dem  hintern  Theil  des  Sehlossgartens 
gegen  den  vorderen  Eingang  desselben  und  in  die  Burg,  Sein  bei  dieser  Gelegnen heit 
bewiesenes  Beispiel  begeisterte  die  durch  den  bedeutenden  Verlust  schon  etwas 
cntmuthigte  Truppe  wieder  in  der  Artj  dass  der  Feind  durch  mehrere  Kartäschea^ 
Schüsse  zurückgeworfen  und  bis  auf  den  Georgsplatz  verfolgt  wurde.  Als  aber  d 
Magj^arcn  mittlerweile  nach  Erstürmung  des  Wiener-  und  Wasser thores  von 
ausj  und  sogar  durch  den  Sch!ossgarten  mit  Übermacht  gegen  die  Burg  vordran 
gen,  wodurch  Scherpon  im  Rücken  angegriffen  wurde^  blieb  ihm  leider  nich 
Übrig,  als  kämpfend  den  Rückzug  in  die  Burg  zu  nehmen^  um  wenigstens  dicj 
noch  ehrenvoll  zu  vertheidigen.  Seine  Dienstesleistung  als  Artillerie-Comniandai 
war  nun  zwar  beendigt,  weil  im  Bereiche  der  Burg  keine  Geschützvertheidiffunff 
möglich  war;  da  er  jedoch  nach  dem  Falle  des  Generals  und  Festungs-Comman 
danten  von  Ifentzi  und  Obersten  von  AI  noch  von  Ceccopieri  -  Infanterie  d 
Höchste  im  Range  war,  so  zögerte  er  keinen  Augenblick  das  Commando  über  d 
die  Burg  vertheidigenden  Rest  der  Besatzung  zu  übernehmen,  die  er  aucli  n\ 
eine  Zeit  lang,  als  schon  der  ganze  Platz  in  feindlichen  Händen  war,  auf 
Hartnäckigste  vertheidigte* 

Im  August  1850  wurde  dieser  ausgezeichnete  Oflicier,  dem  das  Capitel  d 
selben  Jahres  für  die  seltenen  Verdienste  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresie; 
Ordens  zuerkannte,  zum  Obersten  und  Commandanten  des  ersten  Artillene-Re 
mcnts  bcfiirdert,  am  9.  Juli  1851  in  den  statutenmässigcn  Freiherrnstand  erhoben 
und  im  Februar  1852  in  den  wohlverdienten  Ruhestand  übernommen. 


en- 

3 


Sternberg,  Leopold  Graf  von ,  Gcncral-Major  und  Kämmerer,  Ritter 
k.  Leopold  *Ordensj  Besitzer  des  Militär  -  Verdienstkreuzes,  einem  uralten  frfij 
kischen  Geschlechte  entsprossen,  aus  welchem  ein  Zweig  unter  Köm'g  Ottokar 
von  Böhmen  die  Tataren  bei  Olmütz  im  Jahre  1241  schlagen  half,  zur  Belohnuni 


i 


1685 


Iiicfür  verschiedene  Güter  iu  Böhmen  erhielt  und  im  Februar  1662  In  den  Reichs* 
grafcnstand  erhoben  wurde  —  kam  am  22.  Üeccmber  1811  in  Wien  zur  Welt 

Graf  Sternberg,  imAugU4itl828  alsCadet  bei  dem  bestandenen?.  Che  vaux- 
legers-Regimentc  eingetreten,  diente  bis  asum  Genoral -Major  in  der  Cavallerie, 
die  unteren  Officiersgarde  und  als  Stabsofficier  bei  W^allmoden  -  Kürassier,  seit 
16.  Mäi*z  1849  aU  Oberst  bei  dem  3,  Dragoner-Kegimente  Kaiser  Fran«  Joseph. 
Vor  Wien  im  Jahre  1848  hatte  er  Lercita  vortietflichc  Dienste  geleistet  und  sich 
dann  sowohl  im  Winter-  wie  auch  im  Sommer -Feldzuge  in  Ungarn,  wo  er  in  der 
Cavallerie-Brigade  Ottinger  bei  dem  Armeecorps  des  Banus  eingetheilt  wai*, 
als  einsichtsvoller  und  kühner  Keiteroflicicr  die  allgemeine  Achtung  erworben. 

Die  erste  mit  gliinzendem  Erfolge  gekrönte  Watfonthat  fdlirte  Graf  Stern- 
berg im  Tretien  bei  Moor  als  Ofnust- Lieutenant  des  Graf  Wallnioden-KüriLSsier- 
Regiments  awi. 

Die  Insurgenten  batton,  boiläuHg  8 — I0,0ü0  Mann  ^tark,  mit  2  Batterien 
300  Schritte  vor  Moor  h  eheval  der  Strasse  Stellung  gcnomnicn.  Gegenüber  der 
Oberst -Lieutenante^ -Division,  welche  der  Graf  commandirte,  wfir  eine  der  feind- 
lichen Batterien  zum  Schutze  des  rechten  Flügels  aufgestellt  und  hatte  ein  Bataillon 
Infanterie  und  eine  Division  Husaren  al»  Bedeckung.  Stornberg  erhielt  von 
seinem  Brigadier  den  Auftrag,  gegen  diese  sehr  vortheilhaft  placirte  Batterie  mit 
8(*iner  Division  eine  Schwärm -Attaque  zu  iinternohment  Unter  dem  heftigsten  feind- 
lichen Feuer  trifft  der  entschlossene  Ofücicr  sofort  seine  Anordnungen  und  führt 
sie  auch  so  schnell  durch,  dass  er  von  nur  14  Kürassieren  gefolgt  bei  der  Batterie 
der  Erste  ankömmt  und  sich  mit  dorn,  dem  General-Stabe  zugctheiltcn  ilauptmannc 
Grafen  Fimodani  der  schwer  verwundet  wird,  einer  Kanone  bemächtiget. 

Unterdessen  war  ihm  auch  die  Division  nachgerückt.  Nicht  achtend  einer  im 
wirk jtanisten  Bereiche  erfolgten  KartUtschen  tadung  und  eines  gleichzeitigen  AngriÜea 
der  Husaren,  werfen  sich  die  braven  Kürassiere,  durch  das  Beispiel  ihres  tapferen 
Coromandanten  angefeuert,  auf  die  Insurgenten,  erobern  die  übrigen  Geschütze 
der  Batterie,  werfen  die  Husaren,  sprengen  das  Bataillon  und  brechen  dasCentrujn 
dei*  feiodltehen  Stellung  durch.  Der  Feind  Hiebt  in  Unordnung  durch  Moor^  und 
der  giillieiide  Sieg  ist  entschieden. 

Diese  schJJne  W^affentfaat  wurde  dem  imersehroekeDen  Grafen  mit  dem  Ki  1 1 er* 
kreuze  dos  Leopold-Ordens  geloluit. 

Gleiche  Tapferkeit  und  Umsicht  bewies  er  in  dem  Gefechte  bei  Szolnok 
nm  22.  Jänner  1841),  wo  die  Brigade  Ottinger  durch  eine  beträchtliche  Über- 
macht angegriffen  wurde ^  und  bei  Tapio- Biese  am  4.  April,  und  kam  daiua 
als  Oberst  des  3.  Dragoner-Regiments  zur  Süd- Armee. 

Am  T,  Juni  Überschritt  Perczel  mit  13  Bataillonen,  14  Schwadronen  und  30 
bin  40  Geschützen  in  der  Stiirke  von  10 — 12,000  Mann  die  Römerschanzen,  lieaa, 
nachdem  sich  unsere  Cavallerie- Vorposten  hinter  dem  Kaaen er  Walde  auf  die 


i 


1686 


Ilaupttnippe    repliirt  hatten,    zwischen   4   und  5  Uhr  frlih  seine  Batterien  dl 
Schussweite    vom   Kaacsor  Walde   auffahren    und   ein   heftiges  Feuer   eröffne 
während  der  grosßte  Theil  seiner  Streitkräfte  sich  links  wandte,  um   unsere  Ai 
Stellung  in  der  rechten  Flanke  zu  umgehen. 

Feldoiarschall-Lieutenant  Ottinger,   welcher  mit  der  Cavallerie-DivisiOD 
das  Centrum  bildete  und  zugleich  die  Vorposten  bestritt,  stellte  dem  Feinde ,  um 
ihn  zum  weiteren  Vorrücken  zu  verlocken ^  anfangs  blos  eine  Cavallerie-Iiatterio 
mit  drei  Schwadronen  Sachsen-Kürassiere  entgegen,  bereitete  aber  gleichzeiti] 
vom  Walde  maskirt,  in  beiden  Flankon  des  Gegners  kräftige  Cavallerie*Angrif 
vor*  Sein  Geschütz,  durch  vortheilhat'te  Placirung  begünstigt,  hatte  bisher  allein 
den  Kampf  fortgeführt^  da  brachen  zu  gleicher  Zeit  die  Cavallerie-Colonnen  eben 
so   rasch  als  unerwartet  hervor  und  w^arfen  sich  auf  den  Feind.  General^Major 
Fej^rvdry  mit  4  Scliwadronen  Wallmoden-Kürassieren,  2  Schwadronen  Schwar- 
zenberg'UIilanen  und  einer  Cavallerie-Batlerie  drang  in  dessen  linke^  3  Schwadro- 
nen Sachsen-,  2  Schwadronen  Wallnioden -Kürassiere  gegen  die  rechte  Flanke 
vor;  im  Centrum  folgton  Ilard egg- Kürassiere  und  Kaiser- Dragoner.    Das  unver-« 
muthete  Erscheinen    dieser   von    allen    Seiten    auftauchenden    Cavallerieniasse^ 
brachte  in  den  feindlichen  Reihen  die  grösste  Bestürzung  hervor  und  sie  flohen  in 
voller  Hast  den  Römerschanzen  zu,  wo  sie  sich  festsetzten  und  durch  ein  heftiged 
Feuer  dem  weiteren   Vordringen  unserer  Truppen  Einhalt  zu  thun  suchten.    In 
Verfolgung  des  Feindes  war  Fe  Jdniai'sch  all -Lieutenant  Ottinger   bis  an   diese- 
Schanzen  vorgedrungen;  Oberst  Graf  St  er  n  borg  wandte  sich,  ohne  einen  Atol 
trag  hierzu  erhalten  zu  haben,  rasch  gegen  Jarek,  wo  er  wegen  Mangel  an  Durch- 
gängen mit  seinem  Regimentc  einzeln  die  Rötner8chanze  so  zu  sagen  übcrkletter 
und  die  Insurgenten  in  der  linken  Flanke  mit  so  ausgezeichneter  Bravour  angriJ 
dass  sie  ihi'c  vortheilliafte  Stellung  verlassen  mussten.  Jenseits  der  Schanzen 
der  ersten  Division  aufmarschirt,  warf  sich  der  entschlossene  Oberst  ohne  Zögern 
auf  das  bei  einer  Kirchhofmaucr  aufgestellte  8.  Honvdd-Bataillon.  Während  dies 
Attaqoe  erhielt  er  vom  Feldmarschall-Lieutcnant  Ottinger  Befehl^  sieh  mit  de 
Regimente  zurückzuziehen^  da  die  feindliche  Cavallerie  zur  Hnterstützung  ihr 
Infanterie  im  Vorrücken  begriffen  sei. 

Graf  Stern  borg,  so  nahe  am  Feinde,  konnte  aber  berechnen ,   dass 
augcnhlicklieher  entschlossen  ausgeführter  Angriff  auf  das  HonviSd-Bataillon  gelii: 
gen  nnlsse^  ehe  es  der  feindlichen  Reiterei  möglich  würde  ihn  daran  zu  hindern" 
nebenbei  erwägte  er  auch,  dass  die  Vernichtung  dieses  Bataillons  im   Centrum— 
der  feindlichen  StelJung  wesentlich  zur  Erreichung  des  Sieges  beitragen  dUrfte|| 
er  mochttj  sich  also  in  diesem  Augenblicke ^  ungeachtet  des  erhaltenen  Bcfehlesj 
zum  Rückzuge  nicht  entschliessen,  sondern  sehritt  nach  Dctachirung  seiner  zweite 
Division  mit  der  ersten  zur  wiederholten  Attaque  auf  das  Bataillon,  und  dies 
einem  so  glänzenden  Erfolge,  dass  dasselbe  bis  auf  19  Mann,  welche  man  gefangeij 


QVtM 

'1 


1687 

nahm,  gänzlich  vernichtet  wurde.  Ehen  so  rnsch  dirigirte  Oberst  Graf  Stern  her  g 
die  dritte  Division  des  Regiments  auf  der  Strasse  gegen  Neusatz,  um  die  in  dieser 
Richtung  tliehenden  Feinde  zu  verfolgen  und  sie  zu  verhindern  festen  Fu&s  zu 
fassen*  Abgesehen  von  dem  dem  Gegner  beigebrachten  empfindlichen  Verluste,  war 
diese  mit  beispielloser  Tapferkeit  und  Ausdauer  durchgerührte  Attaque  von  grossen 
moralischen  Folgen,  Sie  entmuthigte  des  Feindes  Bataillone  in  so  Iiohem  Grade. 
dass  die  Insurgenten  laut  äusserten ,  gegen  die  Uoiterschaarcn  Ottiugcr's  nicht 
mehr  klimpfen  zu  wollen. 

Oberst  St  e  ru  be  rg  hatte  den  bei  weitem  gr^issten  Antheil  an  dem  glänzenden 
Siege  bei  Kaaesj  dessen  unmittelbares  Resultat  die  Befreiung  dorBacska  und  der 
engen  Blockade  von  Pelerwardein  war;  er  wurde  fiir  diese  entscheidende  That  im 
Capitel  %om  Jahre  1850  nut  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien  -  Ordens 
ausgezeichnet. 

Seit  October  1860  General* Major,  ist  Graf  Sternberg  als  Cavallerie' 
Brigadier  angeateUt. 


PiJTT,  Gustav  Ritter  von,  General-Major  und  Brigadier,  Ritter  des  k. 
Leopold-Ordens,  Militär-Verdienstkreuz,  wai-  zu  Schönfeld  bei  Leipzig  geboren. 
Freiwillig  hatte  dieser  zuTrentschin  in  Ungarn  am  1,  Februar  1850  im  58,  Lebens* 
Jahre  verstorbene  ausgezeichnete  Soldat  im  Mürz  1813  als  Cadet  beim  Sappeur- 
Corps  den  kaiserlichen  Diensten  sieh  gewidmet  und  sowohl  in  den  bewegten  Zeiten 
des  Krieges ,  wie  in  den  ruliigeren  dos  Friedens  durch  rastlose  Thiitigkeit  und 
grosse  Geschicklichkeit  ein  bloibeadea  ehrenvolles  Andeuken  sich  gesichert. 

Dn  September  1813  zum  Unterlicutenant  des  10.  Jäger-Bataillons  belurdert, 
erhielt  er  in  dem  Vor  pusten  gef echte  bei  Maberana  und  Grezzana  die  Feuertaufe, 
kämpitc  dann  bei  VülaiVanca,  Valcggio  undBorghotto  und  wurde  bei  dieser  letztem 
Gelegenheit  schwer  verwundet*  Kaum  wieder  genoseo,  finden  wir  Pott  im  Gefechte 
am  Tanaro  1815,  dann  in  einigen  Vorpostengefechteii  in  Savoyen  und  vor  Lyon. 
Den  Feldzug  1821  in  Neapel  maelite  er  als  Oherlieutenaat  im  4.  Jäger-Bataillon 
mit^  und  kam  im  Juni  1H28  in  gleicher  Eigenschaft  zum  General-Stabe,  wo  er  durch 
alle  Chargenstufen  nach  achtzehn  Jatiroo  vuxn  (»beraten  im  Corps  vorrückte, 

la  dieser  Periode  war  Poil's  Verwendung  eine  sehr  vielseitige.  Vorerst  in 
der  kriegsgesehiehtliehen  Abthcilung  aU  Major  (1835)  zugetlieilt,  erhielt  er  dann 
die  Be&tiiiimung  beim  General-Commando  In  Mäliren,  wo  er  bis  Oetober  1840 
blieb.  Um  diese  Züi  tukoh  Konstantinopel  beordert  und  durch  neun  Monate  zur 
Di^pitsition  der  oHomaatscbcn  Pforte  gestellt,  kehrte  er  mit  dem  Verdicnät-Ordeji 
Ausgtjtzeielinet  nach  Wien  zurück,  om  im  August  1841  dieOrganisirung  der  Militär- 
Grenzschuleii  zu  leiten.  Nachdem  er  Hieb  auch  dicMC:«  Auftrages  aur  Zufriedenheit 
entledigt  hatte,  wurde  Pott  bei  der  Laudesbescbretbung  in  Oborösterroich,  mit 
der  im  September  1843  erfolgtem  Bcfiirdemiig  auiu  Oberst-Licutenaiit  bei  der 


1688 


e^ 


3 


Generalstabs -ALtlieilung  in  Osterreich,  vom  Mai  1845  ah  Chef  jener  in  Galizien, 
endlich  in  gleicher  Eigenschaft  bei  der  kriegsgcschichtliehen  Abtheilung'  ztj  Wii 
in  die  Dienstleistung  gezogen. 

Seine  letzte  Verwendung  vor  der  Eröffnung  des  Kampfes  gegen  die  ungari- 
schen Insurgenten  war  bei  der  Lagerbau  -  Commission  zu  Linz  vom  Mai  bis  End^ 
September  1848;  worauf  er  der  Ccrniriing  tmd  Einnahme  von  Wien  beiwohnt? 
und  zum  Chef  des  General-Stabes  des  2.  Corps  bei  der  operirenden  Armee  ernan 
wurde.  Obwohl  Pott  in  dieser  ersten  Periode  des  Krieges  mehrfältige  Bewei 
von  Klugheit  und  Entschlossenheit  gegeben,  so  war  es  eigentlich  der  Sommer-Feldzi 
(1849),  in  welchem  er,  seit  Mai  zum  General  *  Major  befördert  und  das  Commando 
einer  Brigade  beim  2»  Armeecorps  erhielt,  den  sehnlichsten  Wunsch  nach  A 
Zeichnung  ertollt  sehen  sollte. 

General  Pott  hatte  vor  Eröffnung  der  Operationen  mit  seiner  Brigade 
Übergänge  des  Feindes  über  die  Dudwaag  und  den  Neuhäusler  Donauarni  zu  beol 
achten.  Am  15.  Juni  wurde  er  von  2  Honved-Bataillonen^  2  Schwadronen  Husar« 
und  mehreren  Geschützen  in  der  rechten  Flanke  umgangen.  Die  Ausdehnung  d 
Flusslinie,  wxlche  Pott  zu  beobachten  liatte,  gestattete  nicht  dieser  Uingehu 
kräftig  entgegenzutreten  und  ei-  führte  seine  Truppen  gegen  Zsigärd  zurück, 
er  in  einer  Stellung  lagerte,  deren  linker  Flügel  an  das  Dorf  Zsig^rd  gcleh: 
die  Front  nach  Süden  gewendet  war.  Sofort  licdis  Pott  seine  Vortruppen  einziehi 
und  versammelte  in  dieser  Stellung  3  ßataillonej  1  (JonipagniCj  dann  1  Schwad: 
und  9  Geschütze,  gegen  welclie  am  16.  um  10  TJhr  MitUgs  ein  Theil  des  2.  Insi 
genten-Corps  unter  As ssbo  tli  mit  7  Bataillonen,  8  Schwadronen  und  4  Batterienil 
vier  Colon  neu  zum  Angrift'  vorrückte.  Der  P^cind  nahm  zuerst  das  Doi^  Kirdly 
und  bedrohte  die  rechte  Flanke  der  Stellung^  welche  ohne  Anlehnung^  war: 
Hierauf  entwickelte  er  zwei  Baltencn  und  rückte  mit  3  Bataillonen  zum  Sturme 
auf  das  vom  2,  Jäger -Bataillon  besetzte  Dorf  Zsigdrd  vor.  Der  Angriff  war  ent- 
schlossen und  kräftige  die  braven  Jtiger  helHiuptcten  aber  standhaft  den  OtiM 
Nachdem  Pott's  rechter  Flügel  gezwungen  w^ut'dc  .sich  zu  refiisiren,  rückte  der 
Feind  auch  gegen  die  Mitte  der  Brigade  heftig  an.  Die  feste  Haltung  einer  Ab thc 
lung  Mazzuchclli-Infantcrie  und  einer  liallicn  Fuss-Batteric  wies  den  Angriil^zurüc 
und  nun  liess  Pott  durch  die  wenigen  CesrluUze  ein  so  wirksames  Feuer  eröffncB 
dass  der  Feind  vom  Angriffe  nachlic^s  und  sich  etwas  zurückzog.  Als  sich  da 
Gefectit  bei  Zsigard  entsponnen  hatte,  war  der  dem  General  Pott  zur  Unterstützuni 
gesendete  General  Ilerzingcr  mit  2  Grenadier-Bataillonen  der  Brigade  Tb  eil 
sing,  3  Schwadronen  Auersperg^Kür assier e  und  2  Batterien  von  TjTrnau  üb« 
Didszog  in  Pcred  angekommen ,  fiatte  hier  Halt  gemacht  und  sich  in  ein  stehende 
Geschützfeucr  eingelassen,  Pott  ritt  dahin,  veckündete  den  einzelnen  Truppeu 
theilen  und  dem  Oonimandantcn,  dass  er  des  Feindes  AngritTc  zurückgeschlaj 
habe  und  führte  mit  Einwilligung  des  Generals  Herzinger  die  3  Sch\v;iilrnnf 


1689 


Kürassiere  und  seine  Schwadron  Liechtenstein -Chevauxle<rer8  in  Person  zu  einer 
AtUijue  auf  des  Feindes  Husaren  und  liatterien  mit  so  grosser  Bravour  vor,  dass 
diese  geworfen  wurden  und  unsere  Heiter  unaufhaltsam  vordrangen.  Dieser  Angriff 
entschied  den  Sieg,  der  Feind  wieh  auf  allen  Puncten  und  Hess  3  Geschütze  und 
1  Munitionskarren  in  Stich;  ein  Honvdd-Bataillon  wurde  theiU  zusatnmengehauen, 
(heils  versprengt.  Die  Folge  dieses  glänzenden  Gefechtes,  herbeigeführt  durch 
Po tt's  standhaftes  Ausharren  in  einer  durch  keine  Terrainvortheile  hegünstigtcn 
Stellung,  durch  seine  persönliche  Tapferkeit  und  durch  das  rechtzeitige  Eintreffen 
der  Verstiirkungen  unter  General  Herzinger,  waren  wichtig.  Das  3*  Insurgenten- 
Corps  Knesich  war  eben  im  Begriffe  bei  Negycd  über  die  Waag  zu  setzen,  um  uns 
über  Farka^d  bei  Zsigurd  in  der  rechten  Flimke  anzugreifen,  und  hatte  bereits  eine 
Colotme  »ur  Recognoscirung  dahin  vorgesendet,  die  jedoch  vor  Zsigilrd  erst  ankam 
als  das  Corp«  des  Aszboth  bereits  im  Rückzuge  war.  Wäre  nun  das  Gefecht  nicht 
schnell  entschieden  wordeui  so  hütte  Knesich,  wo  nicht  mit  dem  ganzen,  doch  mit 
dem  grtissten  Theile  seines  ubcrgeschifftcn  Corps  uns  in  der  rechten  Flanke  bedro- 
hen und  zum  Rückzüge  nach  Diuszeg  zwingen  können  und  das  längs  der  Waag  bis 
Trentschin  aufgestellte  schwache  Reservecorps,  Feldmarschall-Lieutenant  Wohl- 
gcmuth^  wäre  einer  Aufroliung  und  Abschneidung  von  Pressburg  Preis  gegeben 
gewesen,  zumal  die  Division  Panutine  um  diese  Zeit  noch  weit  zurUck  bei  Press- 
hurg  sieh  befand.  So  aber  war  Zeit  gewonnen,  und  als  der  Feind  am  20.  mit  ganzer 
Kraft  zum  Angriff  schritt,  fand  er  uns  bereits  bedeutend  vorstärkt  und  erlitt  am 
folgenden  Tage  bei  Pored  eine  vollständige  Niederlage. 

Auch  9in  diesen  beiden  Tagen  glänzte  Pott  durch  Standbaftigkcit und  BehiUT- 
lichkcit  und  hielt  sich  in  Pered  am  20.  gegen  das  ganze  2.  Insurgenten-Curps  mit 
ausgezeiclineter  Tapferkeit  durch  4  Stunden. 

Bei  dem  Siegenzuge  des  Feldzeugmeisters  Baron  Haynau  verblieb  Pott  mit 
Miaer  Brigade,  5  Bataillone,  2  Schwadronen  und  6  Geschütze,  am  linken  Waag- 
Ufer  bei  Szt*  Peter  und  Hess  dieses  Dorf  in  Vortheidigungsstand  aeteeiii  um  to  seiner 
ganz  isolirtcn  Lage  von  dem  Cernirungscorps  sich  gegeo  voraussichtliche  Angriffe 
der  Besatzung  von  Komorn  nach  Thunlichkeit  zu  sichern.  Am  30,  Juli  Djit  B  bis 
lU  Bataillonon,  G  Schwadronen  und  24  Geschützen  zwischen  Heteny  und  Bajcs 
angegriffen,  vollführte  er  während  eines  sicbenstündigcn  Kampfes  seinen  Rückzug 
bis  NcuhäusI,  dem  Gegner  nur  Schritt  für  Scliritt  weichend,  und  vereitelte  seine 
Absicht,  ihn  in  beiden  Flanken  zu  umgeheiii  den  Rückzug  Über  die  Dcfileen  bei 
Ikjcs  und  NeuhäusI  abzuschneiden  und  ilm  gefangen  zu  nahmen  oder  aufzureibeni 
auf  eine  höciist  anei^kennen^iwertbe  Wehe. 

So  hatte  Pott  unter  angünstigen  Verhlltiüisen  die  Ehre  der  kaiserüclifiD 
W*affen  durch  seine  Klugheit  und  Kaltblütigkeit  immer  zu  wahren  gewusst  und 
sich  die  Anerkemmog  seines  Monarchen  noch  bei  Lebzeiten  in  dem  Ritterkreuze 
des  Leopold^Ordeas  tmd  im  Militär-Verdienatkreuze  erworben.  Der  Lohn  seiner 


1690 


schönen  Waffenthat  bei   Zsig4rcl,   durch   das  Capitel   vom  Jahre  1850  in 
Ritterkreuze  des  Maria  Theresicn-Ordcns  zucrkaaiit,  ward  ihm  leider  erst  na( 
dem  unerwai'tet  erfolgten  Tode  zu  TheiL 

Bukich  von  Poumay,  Johann  Wilhelm  Freiherr,  Feldmarschall-Lieul 
oantj  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  2.  Classe,  Sohn  des  im  Jahre  180 
verstorbenen  Oberst-Lieutenants  und  Ritters  des  Maria  Thcresicn-Ordens  Ada 
Franz  Freiherm  von  B  urich  (s*  d.),  wurde  zu  Agram  am  24*  Juli  1792  geban 
Dem  Beispiele  seines  tapferen  Vaters  nachlebend,  wählte  er  den  Soldatenstand 
seinem  Berufe  und  wurde  im  17,  Lebensjahre  Cadet  bei  dem  62*  Inianterie-Ilej 
mente  Franz  Freiherr  von  Jella^id. 

Die  Feldzüge  von  1801)  bis  zum  zweiten  Pariser  Frieden  hatte  Bari  eh  1 
der  Infanterietruppe  mitgemacht;  jenen  vom  Jahre  1809  alsFähm-ich  des  St.  George 
Grenz-Rcgiments  in  der  Brigade  Nord  mann  des  6.  Ärmeccorps,  wo  die  Ti 
von  Aspernj  Wagrani  und  Znaim  seiner  lobend  gedenken;  die  vom  Jahre  löl 
und  lbl4  als  Oberlieutcnant  des  Infanterie-Regiments  Erzherzog  Karl  beim  G 
nadicr-BataiUon  Faber  in  Italien.  Ruhmvoll  war  für  unsere  Grenadiere 
Gefecht  bei  Pozzolo  am  B.Februar  1814^  aber  auch  im'fc  empündlichem  Verlu 
verknüpft.  Das  Bataillon  Faber  zählte  allein  neben  dem  Commandaaten  ni 
zehn  verwundete  Officieixs  und  unter  diesen  auch  den  unerschrockenen  Buric 

Der  eingetretene  Friede  vermochte  seinen  langgehegten  Wunsch  in  Ertullui 
zu  bringen.  Dem  Üicnäte  der  Reiterei  mit  besonderer  Vorliebe  zugcthan  und  hiei 
auch  nach  seinen  Fähigkeiten  vollkonimcn  berufen,  wurde  Burich   bei  der  At 
Stellung  des  7.  Chevauxlegers-Uegimenta  im  Jahre  1816  als  Oberlicutenant  dahi 
eingetheilt  und  gcUingte  im  Mai  1821  zur  Rittmeister-Charge.  Er  diente  als  Stab^ 
officier  bciOlteilly-Chevaöxlegcrsj  als  Oberst  bei  König  von  Württemberg-Husaren 
und  wurde  im  März  1846  General-Major  und  Brigadier,  vorerst  in  Ungarn,  danjj 
in  Gratz,  wo  er  sich  in  dein  bewegten  Jaln^e  1848  um  die  Aufstellung  der  Reserve- 
truppen an  der  steierisdien  Grenze  und  dann  um  die  Pacihcirung  der  Gegend 
Plattensee  verdienstlich  machte* 

Im  April  1849  zum  Feldmarschall-Lieutenant  befördert,  ward  ilim  bei  Erol 
nung  des  Sommer-Feldzuges  in  Ungarn  das  Commando  einer  Division  im  4.  Arm< 
Corps  unter FeldmarschalbLieutcnant Freiherrn  vonWohlgemuth  übertragen 
hierdurch  sein  sehnb'clister  WunHcli,  zur  grosseren  ThUiigkeit  gezogen  zu  werden/ 
erfüllt.  Am  20.  Juni  traf  er  in  GaUntha  ein,  um  von  dem  Corps-Commandantcn 
seine  weitere  Bestinmiung  zu  erfahren.  Dieser  zufolge  sollte  er  iiacli  Freistadll 
eilen,  wo  die  zu  seiner  Division  gehörige  Brigade  Jahlonowski  stand;  als  ihm 
aber  vom  Feldmarschall-Lieutenant  Wohlgemuth  mitgetheilt  wurde,  dass  er  aifl 
folgenden  Tage  den  Feind  anzugreifen  beabsichtige,  erbat  sieh  Burich,  dem  zu 
gcwäiiigendcn  Treuen  beiwohnen  zu  dürfen,  was  ihm  mit  dem  Beisätze  zugestände 


\^*urdo,  dass  ihm  kein  bestimmtes  Cotnmnndo  g:egeben  "vrerden  könne,  du  die* 
Emtlieilung"  der  Truppen  g-etroffen,  aucli  die  zu  seiner  Division  g-eliörig-e  Brigade 
Ledere r  in  die  anderen  Brigaden  eingeihellt  sei.  Am  1?L  Früh  beniitxte  Burich 
das  Dienstpferd  eines  Gemeinen  und  machte  in  Begleitung  des  ihm  zugetheilten 
Oberst-Lieutenants  Karl  von  Ripp  des  Husaren-Regiments  Erzherzog  Ferdi- 
nand das  Gefecht  alsVolontiir  mit.  Während  der  Vorrückung  begab  er  sich  durch 
die  Tretfen  von  einem  Flügel  zum  andern,  um  die  Beschaffenheit  des  Terrains  und 
die  Eintheilung  der  Truppen  kennen  zu  lernen.  Bei  dem  Dorfe  Deak  ertönte  der 
erste  feindliche  Kanonensehuss  von  den  Hüben  vonPered,  Buricb  sprengte 
sogleich  zur  Avantgarde  vor,  stellte  die  eben  dort  angelangte  Kürassier-Division 
der  Brigade  Pott  gegen  eine  vorrückende  Abrheilung  Husaren  auf,  führte  die 
halbe  Cavallcrie- Batterie  der  Vorhut  ein  und  begab  sich  hierauf  nach  vorwJirts,  um 
die  Stäi'ke  der  gegenüberstehenden  Cavallerie-Äbtheilung  der  Insurgenten  zu 
reeognoscircn  und  wenn  thunlich  anzugreifen.  Da  jedoch  ein  breiter  Graben  jede 
Attaijue  unmöglich  machte,  stellte  Burich  die  kaiserlich  russische  Infanterie 
daselbät  gedeckt  auf.  ritt  zu  der  von  ihm  aufgestellten  Cavallcrie  und  Artillerie 
zurück,  führto  die  von  dem  Ersteren  zweckwidrig  aufgestellte  zweite  halbe  Batterie 
in  die  Flanke  der  bereits  in  Thütigkeit  bcgrift'encn  feindlichen  und  zog  die  Küras- 
siere aus  dem  Bereiche  des  Feuers.  Im  Verlaufe  des^Jefeehtes  bemerkte  er  auf  den 
Höhen  an  der  Umfassung  des  L>orfe«  Fered  starke  feindliche  Cavallerie-  und  Artil- 
lerie-Abtheilungen, welche  sich  f:^^^^t^  den  rechten  Flügel  des  Centrums  auf  die 
Verbindung§liaie  nut  der  Divinion  Ilerzinger  hewegtcn.  Dahin  eilend,  fand  er 
eine  Trennung  von  einer  Viertelstunde  Weges  und  die  feindliche  Reiterei  in  der 
Formation  auf  diese  ÖlTnung  begriffen.  Burieh  fasste  also  den  Entschluss,  die 
Cavallerie  zu  sammeln  und  durch  einen  raschen  Angriff'  dem  riefechte  wo  möglich 
eine  günstige  Wendung  zu  geben.  Er  holte  sich  die  Bewilligung  hierzu  von  dem 
Commandanten  der  hier  vereinigten  Truppen,  dem  kaiserlich  rusi^ischen  General- 
Lieutenant  Panu  ti  ne  ein,  und  sprengte  nn't  »einer  kleinen  Schaar,  begleitet  von 
dem  General  Bar<»n  Lederer  und  in  der  linken  Flanke  durch  drei  Züge  von 
Civalart-IMilanen  proieglrt,  unter  dem  heftigsten  Feuer  gegen  die  heroita  fonmrto 
feindliche  Linie.  Rittmeister  (iraf  Kleb elij borg,  welcher  schon  bei  der  Formi- 
rung  einen  starken  Vorsprung  gewonnen  hatte,  warf  sich  mit  seinen  hravenÜhlanen 
entschlossen  auf  die  rechte  Flanke  der  feindlichen  Musaren,  wührend  die  Küras- 
siere noch  im  Tmhe  waren^  und  brachte  die  Batterie  zum  Schweigen,  die  Feinde 
in  Verwirrung.  Die  Kürassiere,  diesi  erblickend,  wai-en  in  dem  oLen  eingefallenen 
üalop  nicht  mehr  zu  halten,  jagten,  selbst  die  Unterstützung  mitreissend,  zu  weit 
dem  Feinde  nach  und  wurden,  auf  der  Hohe  angelangt,  von  einem  starken  Infan- 
terie- und  Artiileriefeuer  zum  Rückzuge  gen^thigt.  Bunt  unter  einander  ging  es 
über  die  Höhe  herab,  wälirend  ihnen  die  Hu.^aren  g6Schlosaon  auf  dem  Fuaae 
folgten.    Jetzt  warf  sieh  ßurich  den  KUrasaieren  aiit^fogoii  und  o»  gelang  ihm 


1692 


und  der  tliätigeo  Mitwirkung  der  gesammten  Stab^-  und  OberofKciere,  sie  noch  In 


Lnfan- 

ate» 
h  dl 


Baron    Leder  er,    des    Oberst- Lieutenants    Ri 

Kanonenfeuer  zu  formiren,  dem  Feinde  nochmals  entgegenzuflihren,  diesen  zu  werffl^ 
und  Herr  des  Terrains  zu  werden.  Eine  weitere  Verfolgung  muaste  unterbleiben^ 
da  Burich  kein  Cavallcrie-Geschlitz  hatte  und  das  Dorf  Pered  mit  dem  vorliegi 
den  Walde  noch  in  der  Gewalt  des  Feindes  war.    Er  sammelte  daher   die  Car; 
lerie,  stellte  die  ilmi  duj'ch  Feldmarscliall-Lieutenant  Baron  Wohlgemuth  e 
zugesandten  zwei   russischen   Infanterie -Geschütze  zur    Deckung  auf,     und 
von  der  Division  Herzlnger  zwei  Schwadronen  Auersperg-Kiirassiere  an  d< 
rechten  Flügel  angelangt  waren,  sah  sich  Burich  im  Stande,  mit  der   von 
gesammelten  Cavallerie,  wozu  auch  Major  Baselli  mit  der  ersten  Schw^adron  v< 
Civalart-Uldanen  gcstossen  war,  wirksam  vorgehen  zu  können.  In  Divisions-S 
fein  links  vorwärts  sicherte  er  die  rechte  Flanke  der  kaiserlich  russisclien  Infan- 
terie-Division Panutine  vollkommen  und  ersuchte  den  k?^!serljch  russischen 
des  Goneral-Stubes  Oberst-Lieutenant  Ulrich^  zu  verfügen,  dass  die   Infimt 
zum  Sturme  des  Dorfes  und  Waldes  beordert  werde,  in  Folge  dessen   auch 
Dorf  und  der  Wald  genommen,  im  Orte  4  zwölf ptündige  Kanonen  erbeutet, 
Höhen  erreicht  wurden  und  auf  dem  Plateau  fester  Fuss  gefasst  werden  konnte. 

Der  Sieg  war  erkämpft,  unsere  Cavallerie  zählte  einen  Tag  ihres  alten  RuhnH 
mehr!  FcldniarschalULicntenant  Freiherr  von  Burich  hatte  durch  diese  freiwilj 
und  persönlich  geleitete  Atta(|ue  die  unterbrochene  Verbindung  zwischen  di 
rechten  Flügel  und  dem  Centrum  hergestellt,  den  Sturm  auf  den  Schlüssel 
feindlichen  Stellung  Pered  ermöglicht  und  die  Gefahr,  durchbrochen  zu  werde 
abgewendet,  —  Venhenste,  welche  ihm  Anspruch  auf  den  Maria  Theresie 
Orden  gaben,  dessen  Ritterkreuz  ihm  durch  das  Capitel  vom  Jahre  18i 
zuerkannt  wurde. 

Den  weiteren  Kriogsereignisson  in  Ungarn  wohnte  Burich  als  Oivisionl 
in  dem  ßeservecorps  des  Feldzeugmeisters  Grafen  Nugent  bei,  erhielt  dann  di 
Conmiando  einer  Division  in  Agram,  und  wurde  nach  einer  fünf  und  vierzigjährige 
Dienstleistung  in  den  Pi.u  bestand  übernommen. 

SlMBSCllENj  Karl  Freiherr  von^  Feldmarsch all-Licutenant,  Ritter  dea  Ordens 
der  eisernen  Krone  2,  Classe,  Besitzer  des  Militär-Verdieustkreuzes,  Inhaber  d^ 
7.  Husaren -Itcgiments,  Solm  des  Feldzeugmeisters  und  Maria  Th eres ien- Ordens^ 
Ritters  Joseph  Freiherrn  von  Sinibschcn  (s*  d*)^  wurde  zu  Mailand  im  Jalu' 
1797  geboren  und  in  der  Ingenieur-Akademie  für  seinen  künftigen  Beruf  ausj 
bildet, 

Sein  unwidorstehlichcrDrang,  sich  an  den  Kämpfen  der  Jahre  1813  und  181- 
hcthciligen  zu  können^  liess  ihn  die  Jugend  vergessen  und  er  trat  im  Juli   181i 


als  Untcrlieutenant  in  das  Uhlanen-Regimont  Graf  Mcrvcldtein.  Die  Gcfechll 


1693 


bot  Krainbur^,  Feist  ritz  und  Hohlenburg^  die  Cernlning  von  Laibaeh  waren  C8, 
welcher  der  junge  Officier  zuerÄt  beiwohnte  und  hierbei  so  grosse  Entschlossen- 
heit an  den  Tag  legte,  das«  ihm  ein  eigenes  Strelf-Commando  nach  Idria  und 
Schwarzenberg  anvertraut  wurde.  Auf  italienischem  Boden  wohnte  S im bschen 
der  Ccrnirung  von  Palma  nuova  und  Legnago  und  jener  von  Venedig,  dann  dem 
Gefechte  von  Roverbella  bcj  und  wurde  im  März  1814  zum  Oberlioutenant  im 
Regimente  befördert.  Den  PVldzug  des  folgenden  Jahres  machte  Simbschen 
beim  Kesei^vecorps  unter  dem  Erzherzoge  Ferdinand  d*Este  und  hierbei  das 
Gefecht  hinter  Baael  und  bei  Schlettstadt  mit,  wurde  in  der  eingetretenen 
Friedensepoche  dem  General*Stabe  zugetheÜt  und  während  dieser  zehnjährigen 
Commandirung  bei  der  Triangulirung  verw^endet.  Erst  im  August  1838  avancirte 
Simbschen  zum  Major  bei  Kaiser -Uhlanen,  im  Mai  1846  erhielt  er  als  Oberst 
das  Commando  des  6.  Dragoner  -  Regiments  Graf  Ficquelmont. 

Simbachen's  Verdienste  im  Kriege  gegen  die  magyarischen  Insurgenten 
Bind  eben  so  vielseitig  als  wesentlich  für  da«  Allgemeine  gewesen  ;  nachdem  er 
schon  bei  der  Ceinirung  von  Wien  Proben  beherzter  Entschlossenheit  gegeben, 
war  es  ihm  vorbehalten,  mit  dem  Gefechte  bei  Parendorf  am  16.  December  1848 
den  Kampf  in  Ungarn  zu  eröffnen  und  mit  der  Besetzung  von  Orsora  zu  beschlies- 
seil.  Bei  der  Vorrückung  der  Armee  auf  Ofen  und  Pesth  blieb  Simbschen  bei 
der  Cernirungstruppe  vor  Komnmf  um  die  Mitte  Aprils  wurde  er  zur  Übernahme 
einer  Cavalleric-Brigadc  bei  dem  l.  Armeecorps  nach  Pesth  berufen,  in  welcher 
Eigenschaft  er  unter  anderen  das  (iefecht  am  Rilkos  am  21.  April  duroh  eine  an 
der  Spitze  einer  Division  des  Kürassier- Regiments  Oraf  Heinrich  Hardegg 
gegen  Keresztür  ausgeführte  Attaque  entschied. 

Nach  der  Übernahme  des  Obcr-Commandos  durch  Feldzougmeister Weiden 
dem  FeldmarÄchall  -  Lieutenant  8  c  h  li  k  zur  Verfügung  gestellt,  traf  Simbschen 
mit  diesem  General  am  26.  April  in  jenem  Augenblicke  vor  Komorn  ein,  als  der 
Feind  unsere  Truppen  mit  Ungestüm  angegriefien  hatte*  Mit  dem  Terrain  aus 
früherer  Zeit  vollkommen  vertraut,  ersah  er  sogleich,  dass  unser  rechter  Flügel 
ohne  Appui  war  und  sicherte  diesen  durch  die  Bescf xang  der  höchst  dominirenden 
Kuppe  6*i5tlich  %*on  l*u8zta-IIarkiSlyp  Die  durch  General-Major  KtJ$slingcr  ausge- 
führte entscheidende  Cavallerie* Attaque  cotoyirte  Simbschen,  und  als  aie  sich 
in  ein  stehendes  Melde  verwandelt  hatte,  war  er  bemüht  die  Reiter  unter  dem 
Schutze  einer  Raketen-Batterie  zu  ordnen  und  sie  w^iedcr  in  Verfassung  zu  setzen. 
Seine  hierbei  bewiesene  Kaltblütigkeit  wirkte  auf  die  Truppen  sehr  rortheilhaft 
und  trug  »um  glücklichen  Ausgange  des  hartniickigen  Kampfes  erfolgreich  bei. 
Der  Orden  der  eisernen  Krone  2.  Olaase  war  sein  Lohn  für  die  an  diesem  Tage 
gdeisteten  vortrefllichen  Dienste. 

Zu  Ende  Mai  1849  zum  General-Major  befördert,  erhielt  Sim buchen  bei 
Eröffnung  des  Sommer-Feldzuges  eine  Reiterbrigade  bei  der  sei  bststJlndigen  Armee- 


1694 

Cavallerie-Division  Beeil told,  und  erkämpfte  sieh  schon  in  der  ersten   Schlat 
vor  Koiiiorn  am  2<  Juli  durch  Entschlossenheit   und  Bravour  das  Ritterkre 
des  Maria  Thercsicn-Ordens,  welches  ihm  durch   das  Capitel  vom  Jahre   1 
zuerkannt  wurde. 

Mit  seiner  Brigade,  Lieehtenstein-Chovauxlegers  und  Kaiser-Uhlanen  Nr. 
dann  zwei  Batterien,  war  Simbschen  auf  den  Hüben  üstlich  von  den  O-Szuny^ 
Weingärten  znrückgebliebenj  als  der  Feldmarschall-Lieutenant  Baron  Bcchto 
den  Befehl  erhielt,  mit  der  schweren  Brigade  eilends  gegen  Puszta-Harkiüy 
auf  den  daselhst  durch  feindliche  Cavalleriemassen  bedrohten  linken  Flügel  aba 
rücken.  Da  indess  der  Feind  sein  weiteres  Vorrücken  einstellte,  so  w^urde  sowa 
das  4.  Ärmcecorps  als  auch  die  kaiserlich  russische  Division  Panu  ti  ne    In   ib 
Lagerstellung  nach  Mdcsa  und  CstSm  zurückgezogen  und  die  schwere  Reiterbi 
gade  Bccbtold*s  sollte  diesen  Abmarsch  in  derSehlachtstellung  decken  und  di»i 
auch  nach  Mocsa  folgen.  Durch  diese  Anordnung  fügte  es  sich  aber,   das«  vq 
rechten   Flügel  0-Szöny,  wo  die   Brigade  Bencdek   kämpfte,    bis  zu   der  vc 
Feldmarschall-Lieutenant  Bech  toi d   zwischen  Hai'kaly   und  Cs^m   genommen^ 
Aufstellung  auf  mehr  als  Eine  Stunde  Entfernung  nur  die  Brigade  Sinibseh 
aufgestellt  blieb.    Es  war  um  die  sechste  Nachmittagsstunde,  als  dieser  Gcnei 
den  Rückzug  des  L  Armeecorps  gegen    den  Acser  Wald   und  das    Heranrücke" 
feindlicher  Cavalleriemassen  bemerkte;  und  die  Wichtigkeit  des  Momentes    erken- 
ncndj  mit  6  Schwadronen  Kaiser-Uhlanen,  4  Schwadronen  Liecbtenstein-Clievai 
legers  und  einer  Batterie  rasch  in  der  Richtung  gegen  jenen  Wald  vorrückte, 
die  feindliche  Reiterei  in  Flanke  und  Rücken  zu  fassen.  Während  die  Battei 
auffährt^   attaf|ufrt  der  tapfere  Simbschen  mit  8  Schwadronen  divisionsweise  die 
Ilusai'cn,  zwingt  sie  in  grosser  Unordnung  zurückzujagen  uud  unter  ihren  Bat 
rien  Schutz  zu  suchen.  In  diesem  Augenblicke  marsehirt  die  russische    Divisi< 
Panutino  in  Puszta*Hark^dy  auf  und  verliindert  dioFormirung  der  durch  Sim 
sehen  geworfenen  Husaren,    Dieser  hat  unterdessen  auf  dem  rechten  Flügel 
Russen   Stellung  genommen ,    eine  Sch%vadron  Liechtenstein-Clicvauxlegers 
einer  Batterie,  dann  eine  bei   den  Russen  zugetheilte  Dirision  Johann-Dragon^ 
an  sich,  gezogen  und  bereitet  sich,    einem  neuen,  viel  kräftigeren   Angriffe 
begegnen,  denn  die  feindliche  Reiterei,  aus  dem  Lager  auf  24  Seliwadroiien  um 
Görgey*8  persönlicher  Führung  verstärkt,  rückte  abernuils  vor^   und  von  SzÖ: 
erscheinen  gleichzeitig  neue  Uusaren-Colonncnj  um  Simbschen  rechts  zu  übei 
fliigeln*  Der  unerschrockene  General  hisst  aber  dem  Feinde  keine  Zeit   sich 
entwickeln,  wirft  ilim  Liechtenstein-Chevauxlogers  entgegen  und  formirt  mit  d 
Reste  seiner  Brigade  eine  Oblique.    Die  ersten  Abtheilungen  der  Chevauxlegei 
müssen  zwar  der  Übermacht  weich en^  ziehen    sich   aber  scitswarts  zurück,  U! 
den  vorrückenden  Uhlancn  Raum  zu  gönneUj  und   nun    stürzt  sich  Simbsche 
mit  solchem  Ungestüm  auf  diollusareuj  dass  diese  nicht  widerstehen  und  in  wild 


1606 

Fluebl  gcgon  die  Festung  zurückjagen.  Mit  grosser  Entschloßscnheit  und  aus 
freiem  iViitricbo  war  dioac  schöne  Waffenthat  ausgeführt;  sie  hatte  zur  Folgc^  duss 
auch  das  4.  Armeocorps  auf  dem  Kampfplätze  cintrefFen  und  aach  Wcchslurig 
einiger  KanonenschUsdc  der  Schlacht  ein  Ende  machen  konnte. 

Auch  an  der  zweiten  Schlacht  vor  Koraorn  und  an  jener  bei  Szöreg,  an 
den  Gefechten  bei  Hcsenyö  am  6.  und  bei  Csat4d  am  8,^  dann  an  der  Entschei- 
dungsschlacht beiToraesvdr  am  9.  August  nahm  der  unerschrockene  General 
den  thätigsten  Antheil  und  bewirkte  bei  der  rastlosen  Verfolgung  des  geschlagenen 
Feindes,  dass  sich  die  beiden  Insurgentenführer  Ldzar  und  Török  am  19.  August 
mit  dijOO  Mann,  GiX)  Pferden  und  36  Geschützen  in  Karansebes  ergeben  mussten, 
worauf  Orsova  am  25.  August  ohne  Schwertstreich  besetzt  wurde. 

Im  Mai  1854  avancirto  Stmbsehen  zum  Feldmarsehall -Lieutenant  und 
erlüelt  das  Commando  einer  Division  bei  dem  Cavalleriecorpe,  im  Octobor  1856 
verlieh  ihm  Sc.  Majestät  der  Kaiser  die  Inhaberstelle  des  7*  Husaren -Regiments. 


MENSDOßFF  rOülLLYi  Alexander  Consta  ntin  Albert  Graf  von,General- 
Major,  Besitzer  des  Militär -Verdienstkreuzes,  Sohn  des  im  Jahre  1852  verstor- 
benen Generals  der  Cayallerio  und  Ritters  des  Maria  Thercsicn-Ordens  Grafen 
Emanuel  (s.  d.),  wurde  zu  Coburg  den  4,  August  1813  geboren. 

Die  ritterlichen  Tugenden  des  Vaters  vererbten  sich  auf  den  Sohn,  der  schon 
im  16.  Lebensjahre  /ils  Cadet  bei  dem  49.  Infanterie-Reginiente  in  Dienste  ti*at. 
I  >ie  subalternen  Ofllciersgrade  durchlief  er  bei  Schwarzcnberg-Uhlanen  und  Coburg- 
llusaren,  wurde  im  Jänner  1836  Rittmeister  bei  Kaiser  Nikolaus-  und  im  31.  Lebens- 
jahre Major  bei  Coburg-,  dann  bei  Grossfürst  Alexander-FTusÄren» 

Obgleich  sei«  llegimünt  bei  Beginn  des  ersten  Feldxuges  gegen  Piemont  ent- 
fernt vom  Kneg»j»chau|datze  stand^  »o  eilte  er  doch  flir  «eine  F^erson  dalun  und 
konnte  noch  an  den  letzten  siegreichen  Begobonheitcn  Theil  nehmen.  Von  Italien 
kam  er  in  das  naupt/juarfier  dos  Feldmarschalls  Fürsten  zu  Windiseh-Grlitz 
wach  Wien  und  wohnte  der  Cerniruug  und  Linnahme  diCj*cr  !lanpti«tadt  bei 5 
bald  darnach  (l.*L  November)  wurde  er  als  Adjutant  be!  Sr.  Majestät  dem  Kaiser 
angestellt,  erbat  er  aieb  jedoch  die  Erlaubnisse  dem  eKitTnctcn  Feldzuge  gegen  die 
ungarischen  loBurg^ntcn  beiwohnen  zu  dürfen. 

Seinersted  Auftreten  bei  ParendorfAm  16.1)ccember  war  so  eiitsehloiiBen;  das« 
er  unter  den  Ausgezetclinetcn  genannt  und  einige  Tage  darnach  zum  Oberst-Lieute- 
nant beiorderl  wurde.  Die  Winlor-Campagno  bot  ihm  noch  manche  Veranlassang 
seine  umsichtige  Rravour  an  den  Ta^^  mn  legon^  und  als  er  am  22.  April  1849  zum 
Obersten  befördert  an  die  Spitao  de«  Füret  LtochtenMtein  5.  Chevauxlegers* 
Kegimenls  trat,  öffnete  »ich  ihm  eine  neue  Bahn  dci«  Uulunesif  ein  weitere«  Feld 
durch  entscheidende  Thaten  die  beroitj*  erworbene  gute  Meinung  einei*  umnichtigen 
und  kühnen  Iteiter-Commandanien  dauernd  jeu  befestigen. 


1696 

Einige  Tage  nach  Eröffnung  des  Sommer -Feldzuges  1849  erkämpfte  sieh 
Mensdorffin  der  ersten  Schlacht  bei  Eomorn  am  2.  Juli  durch  eine  kühn  aus- 
geführte Attaque  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens ,  welches  ihm 
das  Capitel  vom  Jahre  1850  zuerkannte. 

Die  Cavallerie-Brigade  Simbschen  hatte  bei  Beginn  dos  Kampfes  aus  der 
vorgeschobenen  Stellung  im  Kessel  vor  dem  Donaubrückenkopfe  gegen  die  rück- 
wärtigen Anhöhen  sich  zurückgezogen.  Mensdorff  bildete  mit  vier  Schwadronen 
seines  Regiments  den  linken  Flügel  der  Brigade.  Bald  darauf  fuhr  eine  feindliche 
Cavallerie-Batterie  unter  Bedeckung  mehrerer  Husaren -Divisionen  in  die  rechte 
Flanke  auf,  eröffnete  ihr  Feuer  auf  unsere  Cavallerie  -  Batterie  und  zwang  diese 
mit  der  Bedeckung  — .eine  Division  Kaiser -Uhlanen  Nr.  4  —  etwas  zurückzu- 
weichen. Oberst  Graf  Mensdorff  hatte  dies  kaum  bemerkt,  als  er  seine  zwei 
Divisionen,  ohne  einen  Befehl  abzuwarten,  nach  dem  bedrohten  Puncto  dirigiren 
und  im  Vorrücken  zwei  Treffen  formiren  Hess.  Während  er  der  im  zweiten  Treffen 
stehenden  zweiten  Majors-Division  befahl  als  Reserve  zu  folgen  und  zu  den  ihm 
nächst  Stehenden  die  Bemerkung  fallen  Hess,  dass  jetzt  der  Augenblick  gekommen 
sei,  die  feindliche  Batterie  zu  nehmen,  führte  er  das  erste  Treffen  (die  Oberst-Lieute- 
nants-Division) in  der  Ziehung  durch  einen  Erdrand  gedeckt  auf  800  Schritte  vor 
der  in  Thätigkeit  stehenden  feindlichen  Batterie  vorbei,  und  erschien  rasch  ein- 
schwenkend einer  links  neben  der  Batterie  aufgestellten  Division  Husaren  gegen- 
über, die  er  sofort  attaquirte  und  trotz  ihres  entschlossenen  Entgegenrückens  über 
den  Haufen  warf.  Das  Unerwartete  dieses  Angriffes  machte  es  den  nachrückenden 
Chevauxlegers  möglich,  die  Batterie,  die  nach  der  Abgabe  einiger  Kartätschen- 
schüsse schleunigst  abfuhr,  zu  ereilen  und  aus  der  Mitte  der  sie  umringenden  und 
entschlossen  vertheidigendcn  Husaren  fünf  bespannte  Geschütze  und  eben  so  viele 
Munitionskarren  zu  erobern.  Das  zweite  Regiment  der  Brigade  Simbschen  — 
Kaiser-Uhlanen  —  warf  sich  nun  seinerseits  auf  die  andere  3.  Husaren  -  Division, 
trieb  sie  in  die  Flucht  und  erbeutete  die  sechste  Kanone  mit  dem  Munitionskarren. 
Der  Verlust  dieser  Batterie  war  für  den  Feind  sehr  empfindlich ;  er  blieb  auf 
diesem  Theile  des  Schlachtfeldes  längere  Zeit  in  Unthätigkeit  und  dem  General 
Benedek  wurde  durch  diesen  glücklichen  Umstand  die  Besetzung  des  Wein- 
berges  bei  0-Szöny  und  die  Vorbereitung  zum  weitern  Vorrücken  gegen  den 
Ort  wesentlich  erleichtert. 

Dieselben  Proben  von  Umsicht,  Entschlossenheit  und  Tapferkeit  wiederholte 
Oberst  Graf  Mensdorff  am  Abend  in  diesem  Treffen,  als  der  General  Baron 
Simbschen  seine  glänzende  Attaque  auf  den  Feind  machte,  vor  Szöreg  am  5. 
und  bei  Temesvär  am  9.  August.  In  der  Schlacht  bei  Szöreg  wurde  Mens- 
dorff mit  vier  Schwadronen  seines  Regiments,  als  die  Division  Bechtold  durch 
2%  Batterien  unterstützt  längs  dem  Damme  und  an  diesem  gestützt  gegen  die 
feindliche  Reiterei  auf  Szt.  Ivan  vorrückte,  zur  Deckung  des  Rückens  diesseits 


1701 

so  wurde  dem  Oberlieutenant  Sc  her pon,  als  die  volle  Grösse  und  Wirkung  dieser 
Waftenthat  in  ihrem  ganzen  Umfange  bekannt  wurde,  doch  im  Capitcl  vom  Jahre 
1850  auch  noch  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresicn -  Ordens  zugesprochen, 
und  die  Armee  erlebte  den  seltenen  bedeutungsvollen  Fall,  dass  Vater  und  Sohn 
an  ein  und  demselben  Tage  am  2.  April  1850  durch  den  Grossmeister  aller- 
höchst eigenhändig  mit  dem  Ehrenzeichen  der  Tapferkeit  geschmückt  wurden. 

Eine  weitere  Gnade  dos  erlauchten  Kriegsherrn  wurde  diesem  braven  Officier 
dadurch  zu  Theil,  dass  er  im  Juli  1853  weit  ausser  der  Tour  zum  Rittmeister  im 
9.  Uhlanen-Regimente  Fürst  Liechtenstein  befördert  wurde,  wo  ersieh  gegen- 
wärtig in  der  Dienstleistung  befindet. 

Hauslab,  Franz  Ritter  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Ritter  des  Ordens 
der  eisernen  Krone  2.  Classe,  Ritter  des  Leopold-Ordens,  Besitzer  des  Militär- Ver- 
dienätkrcuzes,  Inhaber  des  4.  Artillerie -Regiments,  stammt  aus  einer  adeligen 
steierischen  Familie,  welche  sich  eigentlich  Hau  slaib  nennt,  und  wurde  zu  Wien 
am  1.  Februar  1798  geboren.  Sein  Vater  war  Officier,  ging  jedoch  aus  dem 
Dienste  und  lebte  als  Privatmann.  Ln  eilften  Lebensjahre  trat  der  junge  Hauslab 
(Mai  1809)  in  die  Ingenieur  -  Akademie,  betrieb  hier  seine  Studien  mit  rastlosem 
Eiter  durch  sechs  Jahre  und  wurde  im  Juli  1815  als  Fähnrich  in  das  2.  Infanterie- 
Regiment  Kaiser  Alexander  eingetheilt.  Mit  demselben  wohnte  er  dem  Feldzuge 
dieses  Jahres  in  Frankreich  und  dem  Lager  bei  Dijon  bei. 

Nach  dem  zweiten  Pariser  Frieden  wurde  Hauslab  im  Mai  1816  dem  Gene- 
ral-Quartiermeisterstabe zur  Dienstleistung  zugetheilt  und  bei  der  Mappirung 
in  Tirol  verwendet.  Unter  andern  Aufnahmen  verdient  jene  des  Oetzthaler  Ferners, 
welche  er  1817  ausführte,  besondere  Erwähnung.  Nach  Wien  zurückgekehrt, 
erhielt  er  am  1.  September  1819  die  Beförderung  zum  Unterlieutenant  im  Genie- 
corps, und  im  October  desselben  Jahres  die  Ernennung  zum  Professor  der  Situa- 
tionszeichnung und  Terrainlehre  an  der  Genie- Akademie,  in  welcher  Stellung  er, 
mit  kurzer  Unterbrechung,  dreizehn  Jahre  blieb.  Was  er  als  Professor  in  jenem 
Zweige  geleistet,  lebt  noch  in  frischem  Andenken  hei  seinen  ehemaligen  Zöglingen, 
und  wir  bemerken,  dass  durch  ihn  im  Jahre  1820  in  Osterreich  zuerst  die  früher 
nur  in  Frankreich  bekannte  Methode  der  Bergzeichnung  mit  Horizontal-Schichten 
gelehrt  und  eingeftihrt  wurde.  Im  Jahre  1827  war  Haus  lab,  damals  bereits 
Hauptmann,  von  dem  Erzherzoge  Johann  zu  einer  geognostisch -  montanistischen 
Aufnahme  des  Erzberges  in  Steiermark  verwendet,  dann  auf  die  k.  k.  Escadre  in 
die  Levante,  für  allenfallsigen  Angriff  von  Küstenplätzen,  commandirt.  Von  hier 
aus  kam  er  zur  k.  Gesandtschaft  nach  Konstantinopel  und  blieb  daselbst  zwei 
Jahre  zugetheilt;  eine  Bestimmung,  welche  dem  strebsamen  Sinne  des  jungen 
Hauptmannes  nach  Wissen  und  Forschen  sehr  erwünscht  kam  und  Gelegenheit  bot, 
die  Zustände  und  Verhältnisse  des  Orients  an  Ort  und  Stelle  kennen  zu  lernen. 


1698 


und  Entschlosseülicit^  mit  welchen  er  den  Ulilanen  als  Beispiel  voran^I 
esj  welche  dem  Rcgimcnto  die  Bewunderung  der  Armee  gewannen. 

In  derSchlachtbeiKdpolna  am  27. Februar  1849  erw^arb  sich  Graf 
bei  der  Erstürmung  des  Dorfes  Ivaal  durch  eine  glänzende  Atta<jue  mit  si 
äion  die  Allerbüchstc  Zufriedenheit.  Später  in  das  2.  Armeecorps  Feidma 
LieuteaantH  Csorieh  eingetlieilt,  zeicbnete  er  sich  am  20.  Juni  bei  Xyir; 
am  L  Juli  bei  Szt.  Pal  auf  der  Schutt,  als  die  Insurgenten  AusfalJe  aus  der 
Komorn  unternommen  hatten,  durch  standhafte  und  energiaclie  Leitung  di 
Flügels  der  Avantgarde  jenes  Arnicccoi-ps  aus.  Dieses  Corps  hatte   dann 
nirung  von  Komorn  übernommen;  Civalart-Ulilanen  waren  mit  je  einer 
bei  den  3  Brigaden  Bareo,  Liebler  und  Pott  vcrtheilt.  Graf  Nostitz, 
zum  Obersten  befördert,  befand  sieh  bei  der  Brigade  Bar  co  am  rechten  Don 
welche  ihre  Stellung  von  diesem  Strome  längs  dem  Acser  Walde  bis 
genommen  hatte;  zwei  Züge  des  Regiments  bildeten  die  Vorposten,   5  Zum 
einer  halben  Batterie  standen  als  Unterstützung  bei  Ilarkuly  und  1  Zug  in 
die    ganze  Brigade    zählte    kaum    4000   Mann^    Sie  wui^de   am    3,   Auj 
10,000   Insurgenten   mit   30  Geschützen   angegriffen.     Um    1   Ubr  Mit 
es   dem  Feinde   bereits   gelungen   unsere   schwachen  Abtheilungen    bei 
IFarkilly  beinahe    Dlnzuseldiesscn.    Gegen  4  Uhr    eröttnetc   derselbe   von 
linken  Flügel  ein  lebhaftes  Kanonenfeuer  gegen  unseren  rechten,  und  sucht 
mit  seiner  Cavallerie  immer  mehr  zu  umfassen,   Oberst  Graf  Nostitz, 
sieh  mit  den  5  Zügen  und  der  halben  Cavallerie-Batterie  unter    Oberlid 
Scherpon  (s.   d.)  auf  300  Schritte  hinter  diesem  Flügel  befand,    bilde 
Haken  gegen  Csi^m  hin  und  deckte  die  blossgesteHte  rechte  Flanke  der  Sti 
Ihm  war  die  Gefahr  klar  gew^ordcn^  welche  unseren  Abtheilungen  drohte, 
sclilossen,  durch  einen  heroischen  Kampf  die  Truppe  zu  retten  oder  mit 
faUen,  schritt  er  selbst  zur  Offensive,    Seine  Manoeuvres  und  Attaquen  w, 
solcher  Umsichtj   Stanclhaftigkeit  und  Bravour  durchgeführt,  dass  es  ihm 
das  Vorrücken  der  feindliflien  Kciterei  längere  Zeit  aufzuhalten.  Mit  jener  Zu 
die  dann  noch  hofft  und  w^irkt,  wo  dcju  w^eniger  Kühnen  Alles  verloren 
verwendete  er  seine  Uhlanen  und  die  drei  Geschütze  so  wirksam ,  da-ss  d< 
die  beabsichtigte  Einschli essung  derBrigade  aufgeben  mussteund  seine  Um 
colonnen  stutzen  gemacht,   nicht  weiter  vordrangen.    Indessen   musste   da 
Rückzug  angetreten  werden.  Es  war  5  Uhr,  als  dieser  ein  allgemeiner 
Nostitz  mit  seinen  Uhlanen  blieb  noch  kurze  Zeit  im  Staffel  hinter   dem 
Flügel  stehen,  um  die  feindlichen  Husaren  in  Schach  zu  halten.  Die  Brig^ad 
eine  deutse  he  Meile  Im  offenen  und  ebenenj  nur  durch  den  sunipiigen  Czoni 
und   das  von  allen  Seiten  eingesehene  Dorf  Acs  unterbrochenen  Terrain 
rückwärtigen  Marschstcllung    bei  Puszta-LQvdd    zurückzulegen,     Die    A^ 
unseres  rechten  Flügels  halte  sich  aber  theils  verschossenj  theils  hatte  sio  ; 


1099 


litten,  um  diesen  Rückzug  nntcrstötzon  zti  können.  Dap^cgen  Hess  uns  der  Feind 
von  einer  Cavallerie-Batterio  und  einer  halben  Hauljitz-Biitteric  von  Cit^m  an  wah- 
rend des  Rückzuges  beständig  cotoyiren  und  bcschiessen  und  schickte  uns  eine 
starke  Colonne  von  allen  Waffengattungen  auf  dem  Fussc  nach,  vrodureh  es  unmög- 
lich wurde  bei  Acs  Stellung  zu  fassen. 

In  dieser  nusshVhen  Lage  war  es  nun  der  sich  wechselseitig  unterstützende 
Kampf  der  Uhlanen  und  geschlossenen  Lifanteriecolounen ,  so  wie  nicht  minder 
die  Abmattung  und  Indisciplin  des  Feindes,  was  die  Brigade  ßareo  von  gänzlicher 
Vernichtung  rettete.  Jetzt  zeigte  sich  im  schönsten  Lichte  was  eine  entschlossene 
Reiterschaar  zu  leisten  vermag,  wenn  sie  durch  das  aufopfernde  Beispiel  pflicht- 
beseelter  Oificiere  inspii-irt  wird.  Mit  ihrem  heldcnmüthigen  Obersten  und  dem 
kühnen  Major  Grafen  Co  u  den  ho  ve  an  der  Spitze,  wusstc  dieses  bis  auf  8ü  Mann 
zusammengeschmolzene  Uhlanenhäuflcin  durch  wi*edcrholt<3s,  mit  todesmuthigem 
Ungestüm  gegen  die  drängenden  Husaren-Schwadronen  ausgeführtes  Vorprellen 
dioselben  aufzuhallen  und  in  Unordnung  zu  bringen,  und  imponirto  hierdurch  und 
durch  die  feiste  Haltung  unserer  Infanterie  unter  dem  persönlichen  Commando  des 
Brigadiers  dem  Gegner  derartig,  dass  er  in  der  anfänglichen  Heftigkeit  der  Ver- 
folgung nachlJesa  und  sich  allmählich  zu  verstreuen  anfing.  Erst  in  der  Stellung 
nMchat  dea  Heierhofes  von  Puszta^Lovdd^  gegen  7  Uhr  Abends^  wurde  die  todes- 
müde Brigade  von  einem  frischen  ndt  einer  sechspfündigen  Fussbatterie  ver- 
»ofaenen  DetacbenKnit  aufgenommen.  Dieses  Detacheracnt  mit  dem  Überreste  der 
2.  Majors-Division  Civalart* Uhlanen  vereinigt^  bildete  nun  unter  Graf  Nostitz  die 
Arritregarde,  unter  deren  Schutz  die  Brigade  einen  geordneten  Rückzug  übet 
die  Brücke  nach  N«gy*Ldl  auf  der  Schutt  bewerkstelligen  konnte.  Gegen 
8  L^hr  Abends  passirle  auch  Oberst  Graf  Nostitz  unter  dem  Kartätschenfeuer 
dm  verfolgenden  Feindes  die  Brücke  und  liesÄ  diese  zur  Sicherung  des  Rückzuges 
ibbrechen. 

Diese  heldcnmüthigc  Ausdauer  de«  tapfern  Obersten  hatte  3  Bataillone 
Infanterie  und  die  der  Brigade  beigegebene  Feld- Artillerie  von  der  gewiaaen 
Vernichtung  oder  Gefangennahme  gerettet,  und  in  diesem  Tür  uns  ruhmvollen 
aber  unglücklichen  Tretfen  dieWaffcnchrc  glänzend  rcprasentirt  Dass  ihm  hierfUr 
im  Capitel  des  Jalu^es  1854J  das  Ritterkreuz  des  Maria  Thereaieii-Ordens  vor- 
liehen  werden  würde,  war  unter  diesen  Umstiinden  wohl  zweifellos. 

Dem  Grafen  Nostitz  wurde  noch  vor  seiner  im  August  I85I  erfolgten 
Beförderung  zum  General -Major  die  Freude  zu  TheiK  seinem  ausgezeichneten 
Rcgimente  neue  Estandarten  Übergeben  zu  können,  deren  fciorUche  Weihe  am 
IL  Mai  1851  in  der  Stabsstation  Pösing  vorgenommen  wurde. 


SCHtRIt»N  von  Kronenstern,  Joseph  Freiherr,  Rittmeister,  Ritter  des 
kaiserlichen   Leopold -Ordens,  Besitzer  des  Militär- Verdienatkreu^eti  Soim  deo 


lüT* 


1700 


Obcrstoü  und  Ordciisrittors  Oswald  Freiherrn  von  8elierp  un  (a.  d.),  wurde 
Wien  im  Jahre  1824  geboren. 

Dieselbe  Watfe,  welche  der  Vater  während  der  Belagciiing  von  Ofen  so  rul 
voll  repräsentirtc,  ward  auch  ihm  für  seine  ausgezeichnete  Tliat  vorbehaltea. 

Im  April   1839  als  Cadet  zum  L  Artillerie -Regiment  assentirt,  avanci 
Seherpon  im  Juni  1848  zum  Unterlieutenant  und  nrieh  Jahresfrist  zum  O 
lieutenant,  Die  Bestinimung  führte  ihn  zu  dem  Cernirungscorps  vor  Komorti. 

Es  ist  bekannt,  dass  ein  Thcil  der  Besatzung  dieser  Festung  in  der  Nacht 
2.  auf  den  3,  August  in  weitem  Bogen  die  Brigade  Barco  umging,    um  si 
der  recliten  Flanke  bei  Mdcäa  und  im  Rücken   über  Puäzta  -  Cseni    und  Hark 
anÄUgreifen.  Bei  dieser  Brigade   befand  sieh   Sclierpou  mit  der  lialben  Cavat^ 
lerie*Batterie  Nr.  12  cingetheilt. 

Um  die  vierte  Nachmittagastuude  des  3,  August  erfolgte  der  A^ngriff  auf 
selbe.  Sclierpon  stand  mit  seinen  drei  Geschüfzen  rückwäi-ts  der  Schanze 
äussersten  rechten  Flügel  gegen  ruszta-Cseni.     liegen  diesen  Flügel  hatte 
Feind  eine  weit  überlegene  Anzahl  zwölfpfüncliger  Kanonen  und  siebcnprUn 
langer  Haubitzen  ins  Feuer  gebracht.  Nach  einer  verzweifelten  Gegenwehr  wi 
die  Brigade  nach  und  nach  aus  den  Schanzen  und  festen  Stellungen  vonri    A( 
Walde  bis  nacli  Puszta-ITarkaly  zurückgedrängt* 

Nur  von  fünf  Zügen  (Jivalai't-UManen,  welche  als  Gescbützbedeekung 
gegeben  waren,  unterstützt,  !>ebauptete  Seherpon  seine  Stellung  trotz  des 
allen  Seiten  concentrisch  auf  ihn  gerichteten  verbeerenden  Geschützfeuers   mit 
tonem  Heroismus  längere  Zeit,  Ungeachtet  er  bereits  hlessirt  war  und  drei  Pfc] 
unter  dem  Letbc  verloren  hatte,  ungeachtet  von  der  Geschützbedienung  17  Pfe: 
und  8  Mann  getödtet  waren^  die  Blessirten  nichfc  zu  rechnen,  und  obschon  er 
keiner  Seite  eine  Hülfe  oder  Unterstützung  zu  gewärtigen  hatte  und  in  Erma; 
lung  allef  Befehle  und  Instructionen  seine  Aufgabe  als  vollständig   und  eJ 
voll  gelöst  betrachten  konntCj  fasste  er  dennoch  —  vDrausscbendj  dass  nur  durcl 
standhaftes  Aushalten  und  todesmuthige  Selbstaufopferung  die  Brigade  und  in 
die  Ehre  unserer  Watfen  gerettet  werden  könne  —  den  Entschluss,  den  Platz 
auf  den  letzten  Mann  zu  behaupten ,  und  that  dies  auch  bis  der  Rückzug  nach  j 
angetreten  wurde. 

Die  Müglicbkcit,  dass  dieser  entschlossene  Officier  durch  längere  Zeit  im  1 
tigsten  feindlichen  Feuer  gegen  eine  numerisch  mehrfach,  und  eben  so  im  Kali 
ihm  weit  überlegene  Übermacht  aushalten  konnte,  lag  darin,  dass  er  auf  &i 
Mannschaft  durch  eigenes  Beispiel  begeisternd  einwirkte,  überall  thätig  mithalf 
unter  stetem  Manoeuwircn  die  geringe  Geschützzahl  vervielfältigte  und  selb< 
decken  und  dem  feindlichen  Feuer  zu  entziehen  wusste. 

Wenngleich  Se.  Majestät  der  Kaiser  diese  heldenmüthige  Handlung  gl 
nach  dem  Treffen  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold-Ordens  zu  belohnen  gern 


1701 

so  wurde  dem  Oberlieutenant  Seherpon,  als  die  volle  Grösse  und  Wirkung  dieser 
WafFentliat  in  ihrem  ganzen  Umfange  bekannt  wurde,  doch  im  Capitcl  vom  Jahre 
1850  auch  noch  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien -  Ordens  zugesprochen, 
und  die  Armee  erlebte  den  seltenen  bedeutungsvollen  Fall ,  dass  Vater  und  Sohn 
an  ein  und  demselben  Tage  am  2.  April  1850  durch  den  Grossmeister  aller- 
höchst eigenhändig  mit  dem  Ehrenzeichen  der  Tapferkeit  geschmückt  wurden. 

Eine  weitere  Gnade  des  erlauchten  Kriegsherrn  wurde  diesem  braven  Officier 
dadurch  zu  Theil,  dass  er  im  Juli  1853  weit  ausser  der  Tour  zum  Rittmeister  im 
9.  Uhlanen-Regimente  Fürst  Liechtenstein  befördert  wurde,  wo  ersieh  gegen- 
w^ärtig  in  der  Dienstleistung  befindet. 

Hauslab,  Franz  Ritter  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Ritter  dos  Ordens 
der  eisernen  Krone  2.  Classe,  Ritter  des  Leopold-Ordens,  Besitzer  des  Militär- Ver- 
dienätkrcuzes^  Inhaber  des  4.  Artillerie -Regiments,  stammt  aus  einer  adeligen 
steierischen  Familie,  welche  sich  eigentlich  Hau  slaib  nennt,  und  wurde  zu  Wien 
am  1.  Februar  1798  geboren.  Sein  Vater  war  Officier,  ging  jedoch  aus  dem 
Dienste  und  lebte  als  Privatmann.  Im  eilftcn  Lebensjahre  trat  der  junge  Haus  lab 
(Mai  1809)  in  die  Ingenieur- Akademie,  betrieb  hier  seine  Studien  mit  rastlosem 
Eifer  durch  sechs  Jahre  und  wurde  im  Juli  1815  als  Fähnrich  in  das  2.  Infanterie- 
Regiment  Kaiser  Alexander  eingetheilt.  Mit  demselben  wohnte  er  dem  Feldzuge 
dieses  Jahres  in  Frankreich  und  dem  Lager  bei  Dijon  bei. 

Nach  dem  zweiten  Pariser  Frieden  wurde  Hauslab  im  Mai  1816  dem  Gene- 
ral-Quartiermeisterstabe zur  Dienstleistung  zugetheilt  und  bei  der  Mappirung 
in  Tirol  verwendet.  Unter  andern  Aufnahmen  verdient  jene  des  Oetzthaler  Ferners, 
welche  er  1817  ausführte,  besondere  Erwähnung.  Nach  Wien  zurückgekehrt, 
erhielt  er  am  1.  September  1819  die  Beförderung  zum  Unterlieutenant  im  Genie- 
corps, und  im  October  desselben  Jahres  die  Ernennung  zum  Professor  der  Situa- 
tionszeichnung und  Terrainlehre  an  der  Genie- Akademie,  in  welcher  Stellung  er, 
mit  kurzer  Unterbrechung,  dreizehn  Jahre  blieb.  Was  er  als  Professor  in  jenem 
Zweite  geleistet,  lebt  noch  in  frischem  Andenken  hei  seinen  ehemaligen  Zöglingen, 
und  wir  bemerken,  dass  durch  ihn  im  Jahre  1820  in  Osterreich  zuerst  die  früher 
nur  in  Frankreich  bekannte  Methode  der  Bergzeichnung  mit  Horizontal-Schichten 
«gelehrt  und  eingcAihrt  wurde.  Im  Jahre  1827  war  Haus  lab,  damals  bereits 
Hauptmann,  von  dem  Erzherzoge  Johann  zu  einer  geognostisch- montanistischen 
Aufnahme  des  Erzberges  in  Steiermark  verwendet,  dann  auf  die  k.  k.  Escadre  in 
die  Levante,  für  allenfallsigen  Angriff  von  Küstenplätzen,  commandirt.  Von  hier 
aus  kam  er  zur  k.  Gesandtschaft  nach  Konstantinopel  und  blieb  daselbst  zwei 
Jahre  zugetheilt;  eine  Bestimmung,  welche  dem  strebsamen  Sinne  des  jungen 
Hauptmannes  nach  Wissen  und  Forschen  sehr  erwünscht  kam  und  Gelegenheit  bot, 
die  Zustände  und  Verhältnisse  de»  Orients  an  Ort  und  Stelle  kennen  zu  lernen. 


1702 

Wie  sehr  Haus  lab  diese  Verwendung  zu  benützen  verstand,  zeigte  später  die 
Folge,  wo  er  mehrere  Missionen  in  jener  Richtung  zur  Zufriedenheit  vollführte. 

Im  Mai  1830  von  Konstantinopel*  nach  Wien  zurückgekehrt,  übernahm 
Hauslab  wieder  die  Professur  der  Situationszeichnung  an  der  Genie- Akademie, 
benützte  aber  nebenbei  seine  Mussestunden  in  diesem  und  dem  folgenden  Jahre, 
um  die  Vorträge  der  Physik  des  damaligen  Professors  Baumgartner,  der 
Mineralogie  des  Mohs,  der  Botanik  des  Chaquin  und  der  Chemie  des  Meiss- 
ner an  der  Universität  und  Polytechnik  zu  hören.  Der  Aufenthalt  in  Steiermark 
gab  Veranlassung  zu  der  von  ihm  gezeichneten  Karte  dieses  Herzogthums  in 
12  Blättern,  welche  jedoch  im  Kunsthandel  nicht  erschienen  ist. 

Zu  Neujahr  1834  wurde  Haus  lab  in  der  bekleideten  Charge  in  das  7.  Infan- 
terie-Regiment Lattermann  übersetzt  und  dem  Hofstaate  des  Erzherzogs  Karl 
zugewiesen,  mit  der  ehrenvollen  Bestimmung,  den  militärischen  Unterricht  bei  den 
durchlauchtigsten  Söhnen  dieses  Feldherrn  (den  Erzherzogen  Albrecht,  Karl 
Ferdinand  und  Friedrich)  zu  leiten.  Innerhalb  fünf  Jahren  hatte  Haus  lab 
diesem  Rufe  genügt.  Seine  ausgebreiteten  Kenntnisse  in  der  Geologie,  von  jeher 
ein  Lieblingsstudium,  veranlassten  die  geologische  Gesellschaft  zu  Paris,  ihn  (1834) 
zu  ihrem  Mitgliede  zu  ernennen.  Im  August  1835  wurde  Hauslab  Major  in  seiner 
Verwendung  bei  dem  Hofstaate  des  Erzherzogs  Karl. 

Als  Se.  Majestät  Ferdinand  I.  bei  der  Thronbesteigung  (1835)  vom  Sultan 
Mahmud  durch  AchmedFethi  Pascha  in  Wien  die  Glückwünsche  entgegen- 
nahm, wurde  Hauslab  dieser  Notabilität  des  osmanischen  Reiches  als  Begleiter 
beigegeben,  ging  demselben  bei  Besichtigung  der  militärischen  Anstalten  in  Oster- 
reich an  die  Hand,  und  folgte  ihm  dann  auf  einer  Reise  durch  Oberösterreich  und 
Steiermark.  Nicht  lange  darnach  (1837)  wurde  II auslab  mit  Überbringung  der 
Geschenke  des  kaiserlichen  Hofes  an  den  Sultan  Abdul  Medschid  betraut; 
wohnte  dann  den  grossen  russischen  WafFenübungen  zuWosnesensk  (im  September 
desselben  Jahres)  bei,  besichtigte  bei  dieser  Gelegenheit  die  russischen  Militärcolo- 
nien,  die  Marine-Etablissements  in  Sebastopol,  die  reizende  Krim  und  schiffte  sich 
in  Malta  nach  Konstantinopel  ein.  Von  hier  aus  berülirte  er,  auf  der  Rückreise  nach 
Triest;  Smyrna,  Syra,  Griechenland  und  Corfu,  und  traf  Ende  November  in  Wien 
ein.  Bei  seiner  Anwesenheit  in  Konstantinopel,  im  October  jenes  Jahres,  wurde  er 
mit  dem  ottomanischen  Verdienst- Orden  ausgezeichnet.  Grösser  noch  war  die 
Auszeichnung,  welche  Hau  slab  in  dem  Vertrauen  fand,  die  Oberleitung  des  Unter- 
richtes der  nach  Wien  gesendeten  türkischen  Officiere  zu  übernehmen.  Am 
14.  August  1839  wurde  er  zu  dem  25.  Infant crie-Regimente  eingetheilt,  blieb 
jedoch  während  der  Dauer  des  T^nterrichtes  jener  Officiere,  welcher  sich  auf 
neun  Jahre  erstreckt  hatte,  der  Staatskanzlei  zugethcilt. 

Im  Mai   1840  wurde  Hau  slab   Oberst- Lieutenant  und  im  Februar  1843 
Oberst.  In  letzterem  Jahre  ward  ihm  auch  die  Ehre  zu  Theil,  den  gegenwärtigen 


1703 

Grosähorzog F  r i  c  d  r i  c  fi  und  den  Prinzen  L u  d  w  i  ^j;-  von  Baden,  dann  durch  d roi  Jahre 
den  Er*her«ag  Wilhelm,  ^o  wie  durch  fünf  Jahre  So.  k.  k.  Aposlolische  Majestiit 
als  damaligen  Erzherzog  und  dessen  durchlauchtigste  Brüder  in  den  znilitärisdien 
Zweigen  zu  unterrichten.  Schon  im  Mai  1843  hatte  er  in  Anerkennung  seiner  Ver- 
dienste um  die  Unterweisung  der  baden'schon  Prinzen  das  Commandeurkreuz  des 
Zähringer  Löwen*  und  im  Mai  1847  In  gleicher  Würdigung  bezüglich  der  F]rzher- 
zöge,  Stihne  des  Helden  %'on  Asjiern,  das  Ritterkreuz  de^^  Leopold-Ordenß  erhalten» 

Unbeschadet  dicker  Verwendung,  hielt  U  aus  lab  ira  Winter  des  Jahres  1843 
auf  1844  den  Ofticiercn  des  General-Quartierineisterstabes  Vorträge  über  Terrain- 
lehre. Inj  Juni  1848  zum  General-Major  und  Brigadier  in  Brunn  ernannt,  war  er 
ftchon  im  August  zur  Artillerie  naeh  Wien  übersetzt  und  bei  der  Einnahme  dieser 
Hauptstadt  im  Oetober  thätig. 

WäUirend  der  ersten  Periode  dos  ungarischen  Krieges  war  Hauslab  vom 
November  1848  bij  zum  Mai  des  folgenden  Jalires  als  Commiäsionsglied  bei  den 
Entwürfen  für  das  neue  Arsenal,  später  als  Präses  des  Bau-Comit<?'s  beira  Beginn 
der  Ausfuhrung  verwendet.  In  der  zweiten  Periode  dieses  Krieges  hatte  er  den 
wichtigen  Pötten  eines  Keld-^Vi*tiIlerie*Directiirs  bei  der  Armee  unter  dem  Feld- 
zeugmelster  Freiherrn  von  Ilaynau  inne* 

Die  Natur  der  Stellung  den  Fold^Artillerie-Directors  ist  jener  des  Chefs  des 
Ueneral-Stabes  annlog.  Hie  bringt  es  mit  sich^  dass  seine  Leistungen  mehr  geistiger 
Art,  und  das«  die  Grundnätzo  und  Anaichtcnj  welche  er  in  seinem  Fache  befolgt, 
von  dem  gröiisten  Eintlu^is  auf  den  Erfolg  des  Feldzuge»  sind,  denn  selbst  die  aus- 
gezeichnetsten Feldherren  werden  und  sollen  ihm  nur  ihre  Absichten  und  den  Zweck 
angeben,  und  vieles  zur  Lü'sung  der  Aufgabe  muss  in  dem  Wirkungskreise  des 
Artiltcrie*Diroctors  seinen  eigenen  selbstÄtÜndigen  Detail-Disposirionen  ülierlaasen 
bleiben.  In  nolchen  Fällen  wird  die  'I'hätigkeit  diester  (Jhefs  eine  freiwillige,  die 
häutig  auch  ohne  Verantwortung  unterlassen  werden  k^innte.  Bei  Beurtheilung  der 
Verdienstiichkoit  ihrer  Leistungen  muas  daher  mehr  ihr  Wirken  ira  Allgemeinen 
als  in  einzelnen  Fällen  und  Thaten  gc würdiget  werden,  ein  Grundsatz,  der  auch 
im  Feldzuge  in  Italien  befolgt  wurde.  Die  ungarischen  Insurgenten  suchten 
ihre  Ilauptstärke  in  der  ;\jiiUorie,  und  der  Krieg  in  Ungarn  war,  wie  es  auch 
allgemein  anerkannt  i^t  und  die  Verhftltniase  der  verbrauchton  Munitionsgattungen 
bctveisen,  i^eiuem  Ilauptcluirakter  nach  ein  Artillerie- Krieg.  In  der  ersten 
I  iKlfte  de^  Feldzugea  stand  die  ungari^^he  Arlillerie  im  Hufe  der  Überlegenheit, 
man  meinte,  sie  habe  bei  jeder  Batterie  I2pfilndige  Kanonen  eingetheilt,  sie  hütie 
eine  grosae  Mi«e  06»chUtze  neu  erzeugt  u.  s.  w.;  —  diese  Gerüchte  zeigten  sich 
spütcr  als  falach,  nur  durch  geschickte  Verweadang  dieser  Waffe  wussten  die  Geg- 
ner auf  einzelnen  Puncten  immer  eine  überlegene  Anzahl  Geschütze  zu  %*ercinen. 

So  war  die  Sachlage  in  RUckaieht  der  Artitlerie,  ab  Haus  lab  die  Feld- 
Artillerie-I>irectii>u  Ubemalim.  Er  glaubte  unter  wichen  Umatitodcn  den  Grundsatz 


1704 


der  m as 8 e n  li  af  t  e n  V e r  w c  u  il  u  ii g  J e  r  A  r t  i 1 1  e  r  i e  aus  allen  andern  bekannten 
militärisch  erprobten  Wahrheiten  vorzugsweise  zu  seinem  leitenden  Gedanken 
erwählen  zu  sollcnj  und  trachtete  ihn  durch  Ertheilung  von  Instructionen,  durch 
den  Vorschlag  zur  Errichtung  fahrender  Biittcrlenj  das  Ut  sechsspännig  bespannter^ 
Cjifündiger  Fussbattorieii,  welche  «lie  ßewegungsfähigkeit  der  Cavallcrie-Batterieii' 
hatten,  in  Außübung  zu  bringen.  Dass  dieses  Ziel  erreicht  und  dadurch  viel  zu  den 
spätem  Erfolgen  beigetragen  wurde,  zeigt  die  Verwendung  der  Artillerie  in  de 
beiden  Schlachten  von  Szöreg  und  Tcmesvär. 

Eine  consequente  Folge  des  Festhaltens  an  diesem  Grundsätze,  aber  zugleich 
für  einen  bestimmten  Fall  in  thatsächlichc  Ausübung  gebracht,  war  die  von  II  a  u  s  1  a  h 
vorgeschlagene  und  erfolgreich  ausgeführte  Verwendung  seiner  Waffe  in   der 
ersteren  Schlacht.  Hier  kam   es   darauf  an,   die  Kraft  der  feindlichen  Artillerie, 
gerade  weil  sie  uns  vereint  erwartete,  gleich  beim  Beginne  des  Kampfes  zu  brechen. 
Berücksichtigend,  dass  es  zwei  Systeme  des  strategischen  Vorwärtsgebens    gibt^ 
das  eine  absclmittsweisej  voisichtige,  immer  durch  Basen  gesicherte,   daher  lan 
samere^  bei  welchem  der  Verlust  einer  Schlacht,  das  ist  ein  taktischer  Unfall,  vai 
keinem  so  grossen  Einfluss  ist,  als  bei  dem  zweiten,  wo,   wenn   auch  in   mehreren 
Colonncn,  doch  auf  einer  verhältnlssmässig  schmalen   OperationsHnie  gleichsam 
im  Sturme  auf  das  Operations-Ohjcct,  den  Lebenssitz  des  Feindes,  losgegangei^^ 
wird,  so  lehi*t  die  Kriegsgeschichte,  dass  oft  ein  einziger  taktischer  Unfall  von  de^^^ 
traurigsten  Folgen  auf  die  strategischen  Operationen  sein  kann.  Doch  nur  durch 
dieses  letztere  strategische  System  und  durch  kein  anderes  konnte  der  ung^arisc 
Feldzug  so  schnell  beendet  werden^  dass  die  Insurgenten  keine  Zeit  mehr  fand 
sich  zu  vereinen  und  da'?s  die  Mitwirkung  einer  fremden  Macht  nur  eine  möglichi 
geringe  wurde.  Dabei  kam  es  aber  auch  darauf  an,  jetlem  taktischen  Unfall, 
selbst  jedem  Stocken  der  Operationen  vorzubeugen.  Der  Sieg   bei   Szöreg"   w\ 
daher  ununigängli(.'h  notliwendig,  und  für  denselben  die  gleich  anfangliclie  uni 
gleichzeitige  Entwickelung  einer  der  bedeutenden  feindlichen  noch  übcrle^cncrei 
Geschützmasse  von  unserer  Seite.  Durch  diese  Diaposition  hatte  Haus  lab  wesen 
lieh  zum  günstigen  Erfolge  dieser  Schlacht  und  nicht  minder  des  ganzen  Feldzug< 
beigetragen.  Die  volle  Bedeutung  dieser  Affairo  und  die  Wichtigkeit  des  Sie] 
tritt  besondejs  liervor,  wenn  man  bedenkt,  dass  zwei  Tuge  zuvor  der  Ausfall  ai 
Komorn  geschah,   wobei   man   sich   lebhaft   vorstellen  muss,  was   walti*scbcinlic 
geschehen  wäre,  wenn  die  Hauptarmee,  selbst  im  Falle  dass  sie  nicht  gcschlage 
einen  Rückzug  über  die  Brücken   der  Theiss   und  durch    das  feindlich  gcsinni 
Szegedin  hätte  antreten  müssen,   sondern  nur  zum  Stillstehen  gez^Yungen  odm*  m 
ihrem  Laufe  aufgehalten  worden  sein  würde.  Die  Sclilacht  von  Temes  vdr  endlic 
lieferte  wiederholt  einen   Beleg  für  den   beinahe   untrüglichen  Erlolg    und    di 
Zweckmässigkeit  des  Grundsatzes  der  massenhaften  Verwendung  der  Artilleri 
wo  es  das  Terrain  erlaubt,  und  wie  vort heilhaft  es  ist,  wenn  mnu   anch   nur  de: 


I 


1705 

Felller  der  theilweisen  Zersplitterung  vermeidet  utid  die  (iescbütz-Uesorven  bei- 
saiuini^n  bohUlt,  Obschon  die  grosseu  Verdienste  H  ausla  h's  schon  einige  Tage  nach 
der  Schlacht  bei  Tcmesvür  mit  dem  Orden  der  eisernen  Krone  2,  Classe^  Aller- 
höchst gewünligt  wnrden,  so  ward  ihm  doeh  auch  für  die  aus  eigenem  Antriebe  mit 
sehr  wesentliehejii  Erfolge  an  den  Tag  gelegte  Verwendung  der  Artillerie  im 
Capitel  vom  Jahre  1850  das  Ritterkreuz  dcsMariaTheresien-Ordenszuerkannt. 

Der  Sieg  de^s  9.  August  hatte  die  Flucht  der  Insurgenten  auf  das  türkische 
Gebiet  zur  Folge  gehabt.  Es  bandelte  sich  nun^  die  Mehrzahl  der  Verirrten  dem 
unglückliehen  Loose  zu  entziehen  ujid  zur  Rückkehr  in  die  Fleimath  zu  bewegen. 
Einem  mit  den  Verhältnissen  jenes  Landes  näher  Bekannten  musste  die  eben  so 
grosse  als  schwierige  Mi^ssion  anvertraut  werden.  Vor  Komorn  in  den  ersten  Tagen 
de»  Octobers  1B49,  erhielt  Feldzeugmeister  Ilaynau  die  Weisung,  einen  höheren 
OfScter  sa  tUeeem  Zwecke  zu  entsenden,  und  dass  er  den  General-Major  II  au  sl  a  b 
hiezu  bestimmte,  gab  den  Beweis,  wie  richtig  Haynau  die  zweckmässige  Wahl 
seiner  Individuen  zu  treft'en  wusste.  Hau^lab  eilte  nach  Widdiu,  um  hei  dem 
dortigen  Pascha  die  Herausgabe  der  ruekkehren  Wollenden  zu  bewirken.  Nur 
seiner  Umsicht  und  Energie,  wobei  er  sich  über  vielßltige  pöbelhafte  Insulten 
hinweg  und  jede  persönliche  Sicherheit  hintansetzte  —  es  wurde  dem  Generalen^ 
wie  es  npUter  erwiesen  vorlag,  von  einigen  Fanatikern  nach  dem  Lehen  getracfitet 
—  gelang  ea,  ungeachtet  der  Machinationen  der  Insurgontontuhrer,  eine  Aufgabe 
zu  lösen,  welche  auf  Schwierigkeiten  gestossen  war,  die  unüberwindbar  schienen. 
Eine  Proclamation,  am  16.  Oetobcr  in  Widdin  erlassen,  fruchtete,  und  3000  der 
Flüc'hilioge  kehrtenaufdieeindringliehen  Vorstellungen  llauslab's  heim,  wodurch 
die  fluchtigen  Häupter  ihre  physische  Kraft  gebrochen  sahen  und  das  moralij^che 
Ansehen  bei  den  Türken  einbUssten.  An  demselben  Tage,  als  Haus  lab  seinen 
Aufruf  in  Widdin  erlassen  hatte,  wurde  er  Fei dmarschall- Lieutenant  und  Artillerie^ 
DiviiitonJtr  in  Wien,  später  Feldariiilerie-Üirecter  bei  der  ersten  Armee,  und  im 
Jäaner  18&3  Inhaber  ein^  Artillerie-Itegiments. 

Abgesehen  von  den  eigentlichen  müiiarischen  Wissenschaften  im  engeren 
Sinne,  ist  dieses  sehr  intcliigentcn  und  tapferen  SoUhUen  vorzüglichstes  Bestreben 
das  Studium  dos  Terrjittis  und  «einer  vieUeiligcn  Kmtlüsse  und  Beziehungen 
zu  anderen  TiViasenachafteii ;  Hauslab  ist  Überdies  ein  gründlicher  Archäolog  und 
vertraut  mit  mehreren  Sprachen,  so  wie  oorrespondircndes  Mitglied  der  kais. 
Akademie  der  Wis:<ensebaftQD,  der  OestUicIiaft  der  tlrdkuude  in  Berlin  und  Ehren- 
mitglied der  Gesellseliaft  der  Ar/t«*  in  Wien. 

RAHUKG  von  Riedkircben^  Wilhelm  Freilierry  Qeneral-Major,  Ritter 
dos  kaiserlichen  Leopold-  und  des  Ordens  der  eisernen  Krone  3*  Classe,  Besitzer 
des  Militär- Verdieostkreuzes^  Sohn  des  im  Oecember  IS'22  in  den  Adelstand 
erhobenen  und  als  Oberst- Lieutenimi  der  UeBchül-  und  Ilemontirungs- Branche 


1706 


vcrfttnrbencn  Wilhelm  von  Uamming,  wurde  zu  Nenioüchilz  in  IluLmen   im 
Jalire  1815  geboren. 

Schon  als  Zögling  der  Neustädter  Akademie  ent%vickelte  Ramming  so  vor- 
zügliche Talente  und  Eigenschaften,  dass  er  im  OctoLcr  1834  als  einer  der  Ausge- 
zeichnetsten zum  Unterlientenaat  bei  dem  7.  Kürassier-Iteginiente  befürdert  wurde, 
-svo  er  durch  fünf  Jahre  in  Verwendung  blieb,  ZumOberlieutcnant  im  General-Stabe  _ 
ernannt,  durchUef  er  in  diesem  Corps  alle  Stufen  bis  zur  gegen wärtig-en  Charge,  f 

Wenn  Ramming,  als  Hauptmann  dem  Reservecorps  unter  Feldmarschall- 
Lieutenant  Weiden  beigo^^eben,  schon  im  Jahre  1848  vielfaltige  Proben  von  Um- 
sicht, Entschlossenheit  und  richtigem  Scharfblicke  an  den  Tag  legte^  so  war  doch 
die  glänzendste  Epoche  seiner  Wirksamkeit  der  Sommer- Feldzug  des  Jahres  1849. 

Unter  jenem  General  wohnte  er  der  Beschiessung  von  Palmanuova  und  demi 
Zuge  go^Qu  die  Insurgenten  im  venetianischen  Gebirge  auf  Pieve  dj  Cadore 
zur  Öffnung  der  Sfrada  d*AIIemagna  bei;  vollführte  diese  letztere  Operation 
mit  Umsicht  und  Schnelligkeit,  seh  lug  die  Feinde  auf  dem  Monte  Maurla  am  ß,  J«mi 
und  besetzte  Pieve  di  Cadore  am  5.  ohne  Widerstand.  Der  Orden  der  eisernen  Krone 
3,  Classe  wurde  seine  Belohnung.  Hierauf  war  er  l^oi  der  Einnahme  von  Trevisol 
am  14.  Jonij  bei  der  Beschiessung  von  Ferrai-a  am  14.  Juli,  und  im  Gefechte  vor 
Bologna  am  7.  August.  Das  Verdienstkreuz  für  die  an  den  Tag  gelegte  Umsicht 
vor  Treviso  war  die  erneuerte  Anerkennung  seiner  vorzüglichsten  Leistungen. 

Im  Februar  1849  zum  Major  im  Corps  befärdert,  bheb  Ramming  während  de 
Feldzuges  gegen  Piemont  als  Chef  dos  General -Stabes  bei  dem  Reservecorps  dci 
Feldmarschaü' Lieutenants  Haynau  und  hatte  Gelegenheit,  die  Erstürmung'  voi 
Brescia  und  die  Bchigcrung  von  ^[alghera  mitzumachen. 

Dieser  General  lernte  die  vorzüglichen  Eigenschaften  Ramming^s,  seinen 
rastlosen  Eifer  und  seine  PUnctlichkeit  kennen  und  erbat  sich  ihn  von  Sr.  Majestäl 
dem  Kaiser  zum  Chef  des  General- Quartiermeisterstabes,  als  ihm  das  Obercom- 
m^indo  der  Aniiee  in  Ungarn  anvertraut  wurde.  Ramming  wurde  bei  dem  Antritte 
dieses  wichtigen  Postens  in»  Juni  1849  zum  Oberst  -  Lieutenant  bei  Erzherzog 
Rainer-Infanterie  ernannt« 

Mit  dem  Erfolge  des  Sommer- Fei Jzuges  sind  die  grossen  Verdienste  Ram- 
ming's  identisch;  wenngleich  als  gehorsames  Organ  seines  Feldherrn  und  seine 
Gedanken  verkürpcrnd,  so  lag  doch  der  Keim  der  Siege  und  grossen  Entscheidun- 
gen in  dem  Entwürfe  der  Operationen,  in  der  Combinalion  der  strategischen 
Manoeuvres,  in  der  Zeitberechnung,  in  der  Verfassung  der  Dispositionen  zu  Schlach- 
ten und  in  der  taktischen  Anordnung  derselben,  AveJebc  dieser  geniale  Ofifieior 
schnell,  riclitig  und  vollkonmien  aufzufassen  und  auszuarbeiten  verstanden  hatte. 

Ramming  wohnte  allen  Schlachten  und  Gefechten  bei  Szered,  Raab,  Komorn, 
Szcgedin,  Szcireg  und  Temesvar  bei  und  hatte  ganz  vorzüglichen  Antheil  bei  M- 
genden  Gelegenheiten: 


i 


1707 


An  der  schwierigen  Concentrirung  der  Donau-Armee  an^eel!^ 
ecn  Danau-Ufer  bei  Ungaiisoli- Altenburg  am  26.  Juni,  wobei  der 
Feind  durch  geschickt  eingeleitete  Demonstrationen  an  der  Waag  voUkonimen 
getauscht,  dann  plötzlich  zwei  Ärmeecorps  über  den  Neuhäusler  Donau-Arm  und 
üher  die  grosse  Donau  gesetzt  und  so  die  ganze  Ai*mee  In  überraschend  schneiler 
Weise  bei  Ungar lÄch- Altenburg  concentrirt  wurde,  um  zum  Angriffe  auf  Raab 
vorzurücken,  ßei  diesem  durch  das  Genie  des  Feldherrn  angeordneten  Manocuvre, 
zu  welchem  Hamming  alle  Dispositionen  bis  ins  Detail  ausgearbeitet,  hatte  er 
hauptsächlich  durch  die  beantragte  Marschrichtung  eines  Theiles  der  Brigade 
Benedek  von  Trentschin  auf  Freystadtl,  unJ  durch  das  Herabziehen  mehrerer 
Ilataillone  lünga  der  Waag  zur  vollständigen  Täuschung  de^  bei  Neuliäusl  gestan- 
denen 30,Ü00  Mann  starken  Gurgey'ächen  Corps  beigetragen,  denn  der  Feind 
mussto  bei  dioaon  Demonstrationen  einen  Übergang  der  österreichischen  Truppen 
bei  Freystadtl  und  Szcrcd  vermuthen  und  entdeckte  daher  unsern  schwierigen 
Klankenmarsch  und  Übergang  über  die  Donau  nicht,  den  er  sonst  leicht  wirksam 
zu  hindern  oder  zu  erschweren  vermocht  haben  würde*  Die  schnelle  und  ungo* 
stürto  Concentrirung  der  Armee  bei  Ungarisch-Altenburg  kann  als  die  Grundlage 
der  ganzen  glücklichen  Kriegsoperation  betrachtet  werden. 

Bei  der  Kinnahme  von  Raab  waren  die  Dispositionen  hierzu  nacii  dem 
Sinne  der  Weisungen  des  Feldherrn  im  Detail  und  nach  der  Zeitbcreclmung  von 
Ramming  verfaast  Kr  hatte  drei  Übcrgangspuncte  über  die  Raab  bestimmt,  von 
welchen  auch  zwei  vollkommen  gelangen  und  wodurch  die  strategische  Umgehung 
der  feindlichen  Stellung  vor  Raab  durch  dan  3.  Arraeeeorps  und  die  taktische 
Umgehung  überCsamd«  durch  die  Brigade  Schneider  bewirkt  wurde.  Der  dritte 
Übergang  bei  Raba-Patona  scheiterte  an  der  Beschaffenheit  der  Hussufer,  die 
früher  nicht  untersucht  werden  konnten*  Am  Schlachlfelde  selbst  wurde  vom  Ober- 
CammA&dantiui  die  Disposition  für  da«  Reservecorps  abgeändert  und  auf  Ram- 
min g*§  Vonchlag  dem  Reservecorp.'*  die  Riclitung  über  Ijcsvar  gegen  Raab  ange- 
wiesen, wodurch  die  vom  Feinde  befestigte  Stellung  an  der  Abda-BrÜcke  sogleich 
umgangen  und  dem  1*  Armeecorps  die  Möglichkeit  eröffnet  wurde,  den  Ubcrgang 
bei  Abda  su  bewirken  und  in  Raab  einzudringen* 

Ein  gleich  grosse«  Venlienst  hatte  Km  m  m  i  n  g  a  n  d  e  m  e  o  m  b  i  n  i  r  t  e n,  a  t  r  a- 
tegi«eheO|  von  ihm  to  der  Dinposition  auigearbeiteten  Manoeuvre,  mittel»! 
welcliem  die  Armee  von  Pesth  an  die  Thein»  rüekto,  den  wichtigen  Punct  Szegedin 
und  mit  diesem  die  ganze  Tbeisalinie  ohne  Schwertstreich  gewann ,  dadurch  das 
ganze  Land  zwischen  der  Donau  und  Theias  vom  Feinde  reinigte,  die  Süd-Armee 
des  Banu9  von  Croatien  aux  ihrer  ncUlimmen  Lage  befreite  und  mit  ihr  in  Verbin 
düng  trat  Bei  diesem  von  io  grossen  Erfolgen  begleiteten  Manoeuvre  hatte  er  dh 
Operationen  des  .1.  Armeceorps  Ubor  Kun  SzU  MikloM  auf  Theresiopel  und  Kaniseha, 
dann  den  (  bcre^^ang   des    1.    Armeecorp»   Über   die  Thr-i.v*  bei  Alpar   und    flössen 


i^m 


entsclieiflende  Operation  auf  Maku  vorgeschlagen  und   die  Dispositionen,  zu    den 
Bewegungen  dieses  Corps  vertagst. 

In  der  Sehlacht  von  Szöreg  am  5.  August,  welche  die  erste  entschei- 
dende des  Feldzuges  war,  hatte  Ramming  das  Dorf  Ss^öreg  als  den  Schlüssel 
der  feindlichen  Stellung  erkannt  und  demgemass  auf  Befehl  des  Feldherrn  die 
Disposilioneo  zur  Schlacht  cnlworfen. 

Bei  der  Vorruckung  der  Armee  von  Szcgodin  gegen  Temesvar  hatte  das 
1.  Armeecorps;  die  Richtung  auf  Arad,  das  Reservecorps  die  Richtung  auf  Vinga 
(zwischen  Arad  und  TemcsvÄr),  das  Gros  der  Ai^mee,  aus  dem  3*  Corps,  der  Caral- 
lerie-Division  Wa  lim  öden,  der  russischen  Division  Panutine  und  der  Geschütz- 
Resen^e  bestehend,  die  Richtung  direct  auf  Temesvdr  erhalten.  Da  Ramming 
voraussah  und  voraussagte,  dass  der  Feind  sicher  zwischcu  Kis-Becskerek  und 
Temesvar  hinter  dem  Beregszu-Bache  einen  Kampf  annehmen  werde,  um  die  Auf- 
hebung der  Belageiung  von  Temesvar  zu  decken  und  um  sich  seinen  weiteren 
Rückzug  nach  den  GcbirgsthiLlcrii  zu  ermöglichen,  so  machte  er  am  Tage  vor  der 
Schlacht  von  Temesvar  den  Vorschlag,  das  Reservecorps  nicht  auf  Vinga,  sondern 
auf  ITodony  und  Szt.  Andres  zu  dirigiren.  Dieser  Vorschlag  erhielt  die  Zustim- 
mung des  Feldherrn,  und  nur  durch  diese  veränderte  Marschrichtung  war  es  mög- 
lich, dass  das  Reservecorps  am  9.  August  an  der  Schlacht  Thcil  nehmen  konnte. 
Durch  diese  Marschrichtung  über  Ilodony  auf  Szt.  Andrjis  wurde  aber  zugleich  die 
feindliche  Stellung  unerwartet  in  der  Flanke  gefasst,  so  dass  das  rechtzeitige 
Anlangen  und  kühne  Auftreten  dieses  vom  Feldmarschall  *  Lieutenant  Fürsten 
Franz  Liechtenstein  befehligten  Corps  unlUughar  den  siegreichen  Erfolg  die- 
ser Schlacht  herbeigerührt  liatte. 

Aber  nicht  allein  diese  geistigen  Vorzüge  waren  es,  welche  Rammin  g  zum 
grossen  Ruhme  gereichen ,  ef  hatte  auch  in  allen  feindlichen  Gelegenheiten  Muth 
und  Tapfcrkeitj  Einsicht  und  Energie  in  glänzender  Weise  an  den  Tag  geleg't 

Für  die  Seidacht  bei  Temesvdr  wurde  diesem  ausgezeiehnetcn  Officicr  das 
Ritterkreuz  des  Leopold-Ordens,  für  seine  grossen  Verdienste  als  Chef  des  General- 
Stabes  die  Beförderung  zum  Obciriten  ausser  der  Tour  im  General-Stabe  im  Octo- 
ber  1849j  und  im  Capitel  vom  Jahre  1850  das  Ritterkreuz  des  Maria  Theresien- 
Ordens  zu  TheiL 

Thätigster  Zeuge  de?;  Feldzuges  in  Ungarn  1849  und  Mitkampfer  in  den  wicli- 
tigsten  Schlachten  desselben,  wai"  er  wohl  vor  allen  Anderen  hcrnfcn,  Über  diesen 
Krieg  eine  vollständige^  genaue  undwahihoitsgetreucDarstellung  liefern  zu  können. 
Das  von  ihm  verfas^tc  Werk:  „Der  Feldzug  in  Ungarn  und  Siebenbürgen 
im  Sommer  des  Jahres  1849^  Pesth  1850*'  ist  ein  eben  so  werthvoller  als  lehrrei- 
cher Beifrag  zur  vaterländischen  Kriegsgeschichte. 

Unter  dem  4  Juni  li^öl  in  den  statutenmassigen  Frciherinstand  erhoben,  blieb 
Hamming  auch  in  der  eingetretenen  Friedensepoche  Chef  des  General -Stabes 


I 
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1709 

bei  der  3.  Arihee  in  Ungarn  und  erhielt  einige  Zeit  nach  der  im  Mai  1854  erfolg- 
ten Beförderung  zum  General-Major  das  Commando  einer  Brigade. 

ÜECHTENSTEIN,  Franz  de  Paula  Joachim  Fürst  zu,  Feldmarschall- 
Lieutenant,  Kitter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  1.  Classe,  des  k.  Leopold- 
Ordens,  Besitzer  des  Militär-Verdienstkreuzes,  Inhaber  des  9.  Husaren-Regiments, 
erblickte  das  Licht  der  Welt  zu  Wien  am  25.  Februar  1802. 

In  den  unvergänglichen  Thaten  seines  Vaters  Johann,  des  berühmten  Feld- 
marschalls und  ersten  Helden  von  Aspern,  gross  gezogen,  begnügte  er  sich  nicht 
mit  dem  ererbten  Ruhme;  er  wollte  diesen  der  FamiU^  eigenen  Vorzug  sich 
erringen.  Die  Zeit,  als  der  Fürst 'die  Militärdienste  betreten  —  er  erhielt  im  Mai 
1821  die  Ernennung  zum  Lieutenant  beim  bestandenen  ersten  Chevauxlegers- 
Uegimcntc  -  war  eben  nicht  die  günstigste  diesen  Wunsch  zu  fördern;  und  so 
verstrichen  mehr  als  27  Jahre  eines  thatenlosen  Garnisonlebens,  in  welchem 
höchstens  die  grossen  Übungen  bei  der  Armee  in  Italien  in  den  Jahren  1832  bis 
1836,  da  der  Fürst  Major  im  Husaren  -  Regimente  seines  Vaters,  dann  Oberst- 
Lieutenant  bei  König  Sardinien -Husaren  gewesen,  Abwechslung  brachten,  die 
jedoch  den  Vortheil  boten,  sich  hier  zum  umsichtigen  Reiterführer  für  einen  ernst- 
haften Füll  heranzubilden. 

Fürst  Franz  war  im  30.  Lebensjahre  Major,  im  34.  Oberst  und  Commandant 
des  1).  Husaren-Regiments  Kaiser  Nikolaus  und  avancirte  im  Juli  1844  zum 
Cicneral-Major. 

Vor  dem  Ausbruche  der  Revolution  in  Italien  befand  er  sich  als  Brigadier  in 
Prag.  Auf  die  Voraussicht,  dass  es  in  jenem  Lande  zum  Schlagen  kommen  müsse, 
eilte  or  dahin  und  übernahm  den  Befehl  einer  Brigade  bei  dem  Reservecorps  unter 
Feldmarschali-Lieutcnaut  Weiden.  Der  Angriff  auf  Treviso  am  13.  Juni  gab 
iluu  die  erste  Gelegenheit  seine  Unerschrockenheit  zu  bethätigcn,  indem  er  unsere 
in  Unordnung  gebrachte  Plänklerkette  unter  dem  lebhaftesten  feindlichen  Feuer 
zum  Stehen  brachte  und  sie  in  die  frühere  Position  zurückführte.  Bei  der  Aufstel- 
lung dieses  Corps  zur  Cerniruug  von  Venedig  gab  der  Fürst  Proben  von  grosser 
Unerschrockenheit  und  wahrer  Umsicht,  und  ehe  er  mit  den  Brigaden  Degen- 
fcld  und  Susan  nach  Legnago  zur  Formirung  des  4.  Armeecorps  unter  General- 
Major  Ritter  von  Culoz  abrückte,  erhielt  er  die  Weisung,  die  hartbedrängte 
tapfere  Garnison  in  der  Citadelle  von  Ferrara  zu  verproviantiren.  Mit  einer  auf 
5UUU  Mann  verstärkten,  mit  Artillerie  und  Cavallerie  versehenen  Brigade  brach 
der  Fürst  in  der  Nacht  vom  12.  auf  den  13.  Juli  von  Legnago  auf  und  erschien 
<;anz  unvermuthet  und  begrüsst  von  dem  Jubel  der  Besatzung  der  Citadelle  am 
14.  gegen  Mittag  vor  Ferrara.  Der  Feind,  überrascht,  wollte  anfangs  Widerstand 
leisten,  ergriff  aber  bei  der  Annäherung  unserer  ColonnQ/i  eilends  die  Flucht.  Dem 
Fürsten  war  eine  Deputation  entgegengesendet ,  worauf  er  mit  der  Stadt  Ferrara 


1710 


eine  iJoo^'ention  abschlösse  nach  welcher  sie  sich  vorpHichtete,  der  Garniso] 
der  Citaddlc  eine  Verproviantirung  für  zwei  Monatü  zu  liefern  and  für  unsere 
Spitäler  imdlviYuikcfi  in  der  Stadt  Sorge  zu  tragen.  Diese  njit  Raschheit,  Ents>chlos- 
senheit  und  umsichtiger  Leitung  ausgeführte  Expedition  erhielt  uns  die  wichtige 
Citadelle  wieder  auf  längere  Zeit^  und  der  Fürst  konnte  schon  am  15.  seinen 
Rückmarsch  über  den  Po  antreten.  Er  war  mit  der  Erio;ade  auf  Mantua  in  zwei 
Colonnon  gerückt,  welche  sich  in  Govcrnolo  vereinigen  sollten,  um  von  hier  aus 
die  bis  Ceresa  sich  ausdehnende  feindliche  Blockade  in  Flanke  und  Rücken  zu 
nehmen,  während  gleichzeitig  ans  der  Festung  ein  Angriff  in  Front  erfolgen  wirdc. 
Doch  ehe  dieser  Plan  zur  Ausführung  kommen  konnte,  erfolgte  die  Eiauahixie  von 
Governolo  am  18,  Juli^  was  die  V^croinigung  der  Brigade  auf  diesem  Puncle 
unmüglich  machte.  Der  Füllst  für  seine  Person  war  von  Legnago  nach  Mantua  voraus- 
geeilt, um  siel*  mit  General  Gorzkowski  über  die  Operationen  zu  besprechen; 
durch  gleichzeitiges  Vorrücken  der  Feinde  gegen  Motinella  war  er  nun  von  seinen 
Truppen  getrennt  worden^  und  mehrere  Versuche,  sich  mit  denselben  zu  ver- 
einigen^  missglückten. 

Bald  war  aber  die  Schlacht  bei  Custozza  geschlagen,  Mantua  entsetzt,  und  der 
Fürst  konnte  wieder  das  Commando  seiner  Brigade  übernehmen,  mit  welcher  er 
nunmehr  bis  zum  Waffenstillstände  von  Mailand  den  Operationen  folgte  und  für 
seine  Verdienste  Im  Allgemeinen  mit  dem  Ritterkreuze  des  Leopold- Ordens  ausge- 
zeichnet ^iirdc. 

Nach  Beendigung  des  ersten  Feldzugea  in  Italien  begab  sich  Fürst  Praos 
Liechtenstein  in  das  Hauptquartier  des  Fürsten  von  W  i n  d  i  s  c  h  -  G  r  ä  t  z.  Im 
Treffen  bei  S  chwechat  am  30.  October  commandirtc  er  die  Reiterei;  wenn  hier 
die  Wirkung  derselben  nicht  völlig  entscheidend  war,  so  lag  dies  zumeist  in  der 
das  Deployireu  schrerschwcrcnden  Aufstellung  hinter  dem  Wiener-Neustädtor  Canal 
und  der  Feind  konnte  vom  Glücke  sagen,  dass  er  der  gänzlichen  Vernichtung  entging* 

Bei  der  im  Dcccmber  erfolgten  Eröffnung  des  Winter-Foldzuges  erhielt  der 
Fürst^  zum  Feldmarschall -Lieutenant  befördert,  das  Commando  einer  Cavallerie- 
Division  im  Reservecorps  und  bewies  sich  in  vielen  Gelegenheiten  als  tapferer 
und  unerschrockener  Führer.  Ans  dieser  Periode  ist  namentlich  die  glänzende 
Attaf|ue  bei  Ilatvjin  am  5.  April  1849  und  jene  vor  Komorn  am  26.  desselben 
Monats  hervorzuheben,  die  ihm  allgemeine  Anerkennung  zuwandten. 

Im  Sommer-Feldzuge  befehligte  der  Fürst  vorerst  eine  Division  beim  1,  Corps 
des  Generals  der  Cavallerie  Grafen  Schlik.  Vor  Raab  am  28.  Juni  vertrieb  er 
an  der  Spitze  der  Brigade  Bianchi  die  im  Fasanwäldchen  vor  der  Vorstadt 
Sziget  und  in  den  dortigen  Schanzen  aufgestellten  Abtheilungen,  Hess  die  zerstörten 
Brücken  schnell  herstellen,  zwang  die  Insurgenten,  welche  auf  dem  Dammw^ege 
vor  den  ersten  Häusern  mit  einigen  Geschützen  aufgestellt  waren,  Äum  Rückzüge 
und  tröf  auf  ernstliehen  Widerstand  erst  an  der  Rabnitz  in  der  Stadt  seihst.  Die 


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1711 

Briicko  über  den  Fluss  wAr  abgetragen  und  in  Brand  gesteckt  und  der  Feind  iintcr- 
liiclt  von  den  Ötndtwäilen  und  einigen  Häusern  der  Vorstadt  ein  sehr  lebhafte» 
Feuer.  AU  aber  durch  unsere  llaketen  ein  H«*ius  in  Brand  gerietb,  Hng  er  zu  wan- 
ken an  und  sog  aich  bald  zurück«  Obgleieh  nun  derFUr&t  den  Gegner  in  der  Vorstadt 
8zigcl  nur  beschäftigen  aollte,  bis  es  der  Ilaupttruppe  gelungen  acin  würde  in  der 
Wiener  Vorstndi  einzudringen»  so  benutzte  er  doch  kJug  »einen  Voitheil  und  drang 
mit  aaügeaceiehncter  Tapferkeit  zu  Fuss  an  der  Spitze  der  Brigade  in  die  Vurstadt^ 
überaet^to  hier  auf  Schitfen  die  Kabnitz  und  rückte  mit  der  %'on  der  Wiener  Vorstadt 
berkonimonden  Brigade  Benedek  gleichzeitig  in  die  innere  Stadt.  Hierauf  ver- 
folgte er  den  Feind  auf  denj  Wege  von  IJaab  gegen  Szt.  Ivdny  und  warf  ihn,  wo 
er  sich  nur  zu  stellen  \ei*suchte. 

An  den  beiden  beissen  Tagen  vor  K  o  ni  o  r  n  am  2.  und  1 1 .  J  idi  war  der  Fürst 
wie  immer  durch  acine  Thätigkeit  und  Ent^schlussenheit  bemerkbar;  er  erhielt  jetzt, 
nachdem  Feldmarschall-Lieulenant  VVohlgemuth  zum  Civil-  und  Militär-Gouver- 
neur des  Kranlandes  Siebenbürgen  ernannt  worden,  das  Commando  des  4-  Armee- 
(oder  Ketierve*) Corps,  sein  tapferer  Bruder  Feldmarscliall- Lieutenant  Friedrich 
FUrst  Li0chtou8t ein  aber  die  von  ihm  befehligte  Division, 

In  dem  Gefechte  bei  Uj^Szegedin  (3.  August)  forcirte  Fürst  Franz  Liech* 
tenstein  mit  der  Brigade  J  ab  Inno  wski  und  einem  Theile  der  Brigade  Bcne- 
dek  den  Übergang  über  dicTheiss  im  Angesichte  de»  Feindes  und  exponirte  öich| 
die  Truppen  zum  muthigen  Kampfe  aneifernd,  der  Art,  dasü  er  durch  ein  Grana- 
len^tUck  am  Fusäc  verwundet  wurde.  Die^  hielt  ihn  jedoch  nicht  ab  an  der  Schlacht 
bd  Szörüg  am  5.  August  rühmlichen  und  entaeheidendon  Antlieil  zu  nehmen, 
seine  Abiheilungen  auf  den  vom  Feinde  vertheidigten  Damm  zum  StuiTue,  der 
durch  un*er  verheerenden  (icfichütz  vorbereitet  wurde,  zu  fuhren  und  «ich  dea 
SchlUsaels  der  feindlichen  Stellung  zu  bemeistcrn. 

Mit  der  daa  Drama  boschlie^sicndon  Schlacht  vonTenicsvdr  sollten  auch 
sdno  nam haften  VerdienJite  gokrünt  und  ihm  für  die  in  dieaer  Schlacht  an  Tag 
gelegte  Umaicht  und  KntaehloMHenheit  das  aGhönate  Zeichen  militilrischer  Anerkcn« 
nung  —  daa  Ki  tt  er  kreuz  des  Maria  Thereaien  -  Ordena  durch  das  Capitel  vom 
Jahre  185U  zu  Thcil  werden* 

Nach  der  vom  Feldhcrrn  erhaltenen  Disposition  war  der  Fürst  mit  seinem 
Corps  am  9.  Augiiat  um  4  Uhr  frUh  von  Pe.*tz4k  über  Barias  und  Kn&t  bis  Hodony» 
seine  Avantgarde  über  K4£r4njr  (Mertiiilorf)  gerückt,  um  de^i  allenfalLi  von  Temesv^r 
gegen  Arad  abziehenden  feindlichen  Truppen  und  Trannporten  den  Weg  abzu- 
schneiden. Das  3.  Armeecurp^y  mit  welchem  die  Cavallerie-Dirision  des  Feldmar* 
schall  -  Lieutenants  Grafen  Wal  Im  öden  angewiesen  war  im  Einvernehmen  zu 
operiren,  sollte  ebenralhi  am  9*  früh  Über  Kis  -  Beeakerek  bis  an  den  unweit 
SzakalhiCz  in  den  Beregszil  *  Bach  einmündenden  Xyirad  -  Bach  vorrücken  und 
hinter  demselben  k  cheval  der  Straaaea  Stellung  nehmen ,  deh  jedoch  durch  eine 


1712 

Seitencolonne  von  Hatzfeld  uns  über  Gyertydiiioä  uad  U^vegazo  bis  SzakMu 
cotoyiren  lassen.  Die  Cavallcric  -  Division  hatte  lii.s  ge^eu  Temeisvar  vor  dej 
3.  Armeecorps  zu  marschiron  und  das  Cerniruogseorps  im  Rücken  aiizugreiieu. 

Dieser  Anordnung  gemäss  war  die  Cavalleric -Division  WaUniodcn  gegoi 
Beeskerek  vorgerückt,  wo  sie  auf  den  Feind  stiess;  dieser  wurde  jedoch  durch  di 
Brigade  des  General -Srajors  Si  ml) sehen  aus  Beeskerek  und  Brssenora  vertrieb 
und  zog  iiieh  nach  einigen  Öihüssen  zurück.  Um  die  zweite  Naehmittagsstunde  halt 
General-Major  Baron  S i  m  b  8  e  b  e  n  vom  Ober  -  Conjinandanten  den  mii ndh'cLei 
Bcfeld  erhalten,  vorzurücken,  den  Feind  anzugreifen  und  aus  seiner  nördlich  di 
Temesvarer  Strasse  jenseits  des  BeregsztJ  -  Baches  genommenen  Stellung  zu  delo 
giren.  - 

Fürst  Liechtenstein  war  luwU  einem  achtstündigen  Marsche  mit  der  GroJ| 
nadier- Division  Ilerzinger  um  die  Miltagszeit  in  Hodony  eingetrofFen  und  ver- 
nahm   hier  einen  heftigen  Kanonendonner  von  Kis-ßecskerek  her.    Er   erkannte 
sehr  richtige  dass  hei  Tcniesvar  der  entscheidende  Schlag  geführt  werden   müsse 
und  dass  ausser  der  noth wendigen  Entsetzung  der  Festung  auch  die  Vernichtung, 
der   schon    bei   Sssöreg    gesclilagcnen    und    dcmoraliäirtcn    Insurgenten    vollen 
erreicht  werden  könne,  liess  also,  ohne  den  ermüdeten  Truppen  Rast  oder  Zeit  zn\ 
Abkochen  zu  gönnen,    die  Grenadier- Division  Ilerzinger    gleich    ausserhalb 
Hodonj  in  Schlachtordnung  anfmarschiren  und  gegen  Szr.  Andnts  vorriicken*  Mitt^ 
lerwcilc  erhielt  der  Fürst  die  Meldung  von  dem   durch  lUttmeister  Medvny 
Erzherzog  Karl  -  Chevauxlegers  auf  einen  Bagagetjansport  des  Feindes  au 
führten  Coup  und  begab  sich  sofort  zur  Brigade  Baroo  Siegenthal  nach  Mersi 
dorf,  wo  er  einige  von  Temesvttr  nach  Arad  ziehende  Insnrgentenhaufen  (2  Batail 
lone  Honvedj  ein  Haufe  Landsturm  und  2 — B  Divisionen  Husaren)  sogleich  angrei^ 
fen  und  in  den  Wald  zuriirkjagen,  deren  Verfolgung  jedoch  nicht  weiter  fortseüteilB 
liess,  sondern  diese  Brigade  gleichfalfs  auf  den  entscheidenden  Punct  des  Schlacht- 
feldes nach  Szt*  Andras  dirigirte. 

Auf  der  Arader  Strasse  waren  inzwischen,  bei  Szt.  Andnis  vorbei,  grosse  Mas 
scn  des  Landsturmes  imd  einige  Divisionen  Hujsaren  gegen  Temesvai-  gezogen  um 
Iiatten  sich  hinter  der  Schlachllinic  der  Insurgenten  aufgestellt.  Hier  galt  es  aUl 
den  Marsch  der  Division  Ilerzinger  thunlichst  beschleunigen  zu  lassen,  und  d 
Fürsten  Energie  und  sein  aufmunterndes  Beispiel  bewirkte  in  der  That  den 
rasches  Vordringen,  so  dass  der  Befehl  des  Armee- Obercommandanten  2ui; 
Vorrücken  von  Hodony  nach  Szt.  Andrds  erst  anlangte,  als  Fürst  Liechtcn  steil 
mit  seinen  Truppen  schon  vor  diesem  Orte  im  Feuer  stand.  Das  blosse  Erscheine] 
der  Colonnen  auf  den  Höhen ,  so  vrie  das  hierauf  erfolgte  Vorrücken  der  Divisioi 
Ilerzinger  bis  an  die  Weingärten,  und  die  Wirkung  der  Geschütze  in  die  rechte 
Flanke  des  Feindes,  unter  den  in  Reserve  aufgestellten  Landsturm  und  die  hmlei 
demselben  befindliche  Munitionsreserve  und  Bagage  war  hinreichend,  eine  solchi 


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1713 


I 


VenWrrung  hervorEubringen,  dass  die  Bagagewägen  Kehrt  machten,  auf  die 
Cliaussc'e  von  Temesvur  flücliteten  und  der  LandsturDi  aus  einander  stob.  Bio  »u 
diesem  Augenblicke  hatten  die  Insurgenten  ihre  Stellung  hinter  dotuBeregszo-BaGlie 
heljauptct,  von  jetzt  an  aber,  wo  nicht  nur  alle  Abtheilungcn  des  4-  Armeecorps 
in  d«:^ren  rechte  Flanke  unaufhaltsam  vorrückten,  sondern  auch  die  Cavallerie- 
Division  Wallmodcn  und  die  kaiscrUch  russische  Division  Panutioe  wieder 
die  Offensive  ergrcii'en  konnten ^  war  der  MuHi  des  Feindes  gebrochen  und  der 
angetietene  KUckzug  gestaltete  sich  in  eine  Deroute. 

Wenn  dem  tapferen  und  umsichtigen  Fürsten  durch  sein  freiwilliges  und 
plötsliches  Erscheinen  auf  dem  Kampfplatze,  durch  die  Vertreibung  des  Feindes 
und  Cotoyirung  des  linken  FlügeU  unserer  Armee  der  wesentlichste  Antheil 
an  dem  grossen  Erfolge  dos  Sieges  bei  Tcmesvär  unbezweifelt  gebührt,  so  wai'on 
die  Resultate  desselben  nicht  minder  wichtig  und  von  massloser  Tragweite,  Auf 
der  rastlos  unternonuncnen  Verfolgung  des  total  gesprengten  Feindes,  welche  dem 
Fürsten  ausschlicjsslich  mit  seinen»,  dem  3.  Armeecorps  und  der  Cavallerie -Divi- 
sion Wall  ui  öden  übertragen  \vurdc,  und  die  er  in  drei  verschiedenen  Richtungen 
mit  seltener  Energie  fortsetzte,  —  gelang  es  ihm,  bei  Szlatina  1200  Mann  mit 
76  Geschützen,  bei  Dcva  4000  Manu  mit  24  Ueschützon,  bei  Karansebes  SOOOUann 
mit  36  Geschütxen  2ur  unbedingten  Capitulation  xu  zwingen  und  In  etwas  mehr 
ab  vierzehn  Tagen  diese  scliwierlL^»  Aulgabo  zur  vollsten  Zufriedenheit  dos  F'eld- 
hcrrn  zu  Ifjson. 

Fürst  Franx  zu  Liechtenatein;  der  Repriisentaot  der  Reiterei  des  kaiser- 
lichen Heeres,  hatte  gleich  seinem  Vater  an  ihrer  Spitze  manche  wackere  That 
durchgeführt  und  im  Kriege  da*s  Vertrauen  seines  Kaisers  befestigt,  welches  ihn  bei 
dem  eingetretenen  Frieden  xum  Commandanten  des  Cavalleriecorps  berief.  In 
dieser  Stellung  wirkt  der  erfahrono  FUrat  mit  ganzer  Hingebung  für  den  Ruhm 
der  WatTo  und  hat  die  Gonugthuung  an  den  häutigen  Füllen,  wo  das  Corps  su 
grü58ercn  Übungen  zusammeiagezogon  wird ,  ßich  jedesmal  der  Allerliöchsten 
Anerkennung  zu  erfreuen. 


SZTANKOVICS,  Ludwig  Freiherr  von,  General-Major,  Ritter  des  Ordens  der 
eisernen  Krone  2.  Cltsse^  wurde  im  Jahre  1804  zu  EdeMny  im  Bornoder  Comitate 
geboren.  Sein  Vater  Andreas  Sztaokovics  erhielt  fllr  seine  Verdienste  als 
Rittmeister  und  Schwadrons-Commandant  nnterm  16.  November  1827  %'on  weiland 
Kaiser  Frans  I.  den  Add;  der  Sohn  war  im  16.  Jahre  in  dasselbe  Regiment  als 
Cadet  eingetreten,  in  welchem  der  Vater  diente  (Erzherzog  Frrdincnd*  Husaren), 
und  nach  «Tahresfrist  zum  Lieutenant,  im  November  1831  zum  Hauptmann  bei 
dem  49.^  mi  April  1842  zum  Majnr  bei  dem  3L  Infanterie- Hegimeiilc  vorgerückt. 

Die  Bewegung  den  Jnbrei»  1848  traf  ihn  als  Oberst-Lieutenant  mit  dem  Rcgi* 
mente  jn  TemeaTir,  der  StStte,  welche  ihn  berühmt  machen  sollte. 

1U8 


1714 

Die  erste  Waffeuthat  verrichtete  Sztankovics  noch  vor  Ablauf  dieses  Jahres. 
Bei  der  am  14.  December  unter  General-Major  Graf  Leiningen  vorgenommenen 
Ejfpedition  zum  Entsätze  von  Arad  hatte  er,  wiewohl  damals  schon  Regiments- 
Commundant,  eine  Division  des  durch  Hauptmann  Melzer  commandirten  Batail- 
lons Leiningen  in  Person  zum  Sturme  gegen  die  errichteten  Barricaden  und 
Fleschen  bei  Neu-Arad  mit  Todesverachtung  vorgeführt,  diese  unter  dem  heftigsten 
Kleingewehr-  und  Kartätschenfeuer  genommen  und  die  Truppe  durch  eigenen 
Muth  und  Begeisterung  hierzu  angeeifert. 

Bei  den  am  8.,  9.  und  13.  Februar  1849  in  und  bei  Arad  stattgehabten  mör- 
derischen Gefechten  entwickelte  er  in  der  Eigenschaft  als  General-Quartiermeister 
an  der  Seite  des  Feldmarschall  -  Lieutenants  Gläser  militärischen  Scharfblick, 
rastlose  Thätigkeit  und  Tapferkeit,  so  dass  die  glücklichen  Erfolge  hierbei  gröss- 
tentheils  seinem  rastlosen  Bemühen  zu  danken  waren,  wofür  er  auch  mit  dem 
Orden  der  eisernen  Krone  2.  Classe  belohnt  wurde. 

Der  unerwartete  Fall  von  Hermannstadt  und  Kronstadt,  die  Nachricht  von 
der  Ccrnirung  von  Karlsburg  und  die  hierauf  erfolgte  Besetzung  aller  Pässe  dureli 
das  Insurgentencorps  unter  Bern  forderten  die  schnellste  Verproviantirung  der 
Festung  Temesvar  und  die  möglichste  Verstärkung  der  Besatzung  derselben. 

In  dieser  Epoche  war  Oberst  von  Sztankovics  vom  commandirenden 
General  Freiherrn  von  Rukavina  mit  der  Leitung  der  Geschäfte  des  General- 
Stabes  betraut  und  ihm  durch  das  energische  Mitwirken  aller  Behörden  gelungen, 
in  sehr  kurzer  Zeit  die  Verproviantirung  der  Festung  auf  drei  Monate  zu  ergän- 
zen, die  Garnison  um  4494  Rccruten  zu  vermehren  und  dadurch  die  Besatzung 
bis  auf  8659  Mann  zu  bringen. 

Mit  diesen  geringen,  die  vorgeschriebene  Dotation  bei  weitem  nicht  errei- 
chenden Kräften,  namentlich  an  Artillerie  und  Genietruppen,  von  welch'  ersteren 
statt  1200  nur  200  Mann  vorhanden  waren,  wurde  bekanntlich  die  Verthcidigung 
der  am  25.  April  1849  eingeschlossenen  und  am  9.  August  entsetzten  Festung, 
mit  seltener  Hingebung,  Ausdauer  und  Tapferkeit  der  braven  Besatzung,  unter  den 
ungünstigen  Verhältnissen  und  Umständen,  auf  eine  in  der  Geschichte  der  Bela- 
gerungskriege Epoche  machende  Weise  durchgeführt.  Treu  ihrer  Erklärung  vom 
10.  Octobor  1848  hat  die  hol dcnmüthige  Garnison  in  der  107tägigen  Belagerung 
in  mehr  Schlachttagen  als  oft  in  einem  ganzen  Feldzuge  diese  mit  den  schwersten 
Opfern  zur  unbestreitbarsten  Wahrheit  gemacht.  Ungeachtet  beinahe  die  Hälfte 
derselben  theils  den  feindlichen  Waffen,  thcils  der  Epidemie  geopfert ,  die  Stadt 
zur  Ruine  geworden  war,  hatten  die  heldenmüthigen  Krieger  dennoch  nicht  einen 
Augenblick  gewankt;  der  Rest,  obgleich  beinahe  nackt  und  siech,  nur  mehr  an  dem 
herrlichen  Geiste  und  der  aufopfernden  Selbstverläugnung  als  Österreichs  Krieger 
kennbar,  war  bis  zur  letzten  Stunde  bereit,  für  des  Kaisers  Rechte,  für  die  Sache 
der  Ordnung'  und  des  Gesetzes  zu  sterben. 


1715 

Der  commandiicnde  General  und  Festungs-Commandant  Feldmarsehall- 
Lieutenant  Freiherr  v.  Rukavina  übertrug  dem  Obersten  Sztankovics  unter 
seiner  persönlichen  Oberaufsicht  die  taktische  Leitung  der  Vertheidigung,  und  als 
kurz  nach  dem  Beginne  der  Belagerung  der  Commandant  der  Garnisons-Artillerie 
Major  von  Seh  erb  erkrankte,  später  auch 'der  Genie-Localdireetor  Major  von 
Simone witz  durch  eine  Bombe  tödlich  verwundet  worden  war,  vereinigten  sich 
alle  Zweige  der  Vertheidigung  in  seinen  Händen.  Ihm  gebührt  daher  vor 
allen  Anderen,  welche  an  der  folgenreichen  Erhaltung  der  Festung  Theil  genom- 
men, das  Verdienst,  zu  dem  glücklichen  Resultate  durch  seinen  ausgezeichneten 
Elfer,  seine  Thätigkeit  und  Umsicht  das  Meiste  beigetragen  zu  haben.  Die  frühe- 
ren Leistungen  vor  dem  Feinde  imd  der  hierdurch  erworbene  Ruf  gewannen  ihm 
durch  seine  militärischen  Kenntnisse  und  den  selbst  die  höchsten  Anforderungen 
übersteigenden  Eifer  das  Vertrauen  Aller  in  so  hohem  Grade,  dass  er  als  die  Seele 
der  Vertheidigung  betrachtet  wurde.  Überall  wo  eine  entscheidende  Massregel 
zu  treffen  war,  bei  Tag  und  Nacht  so  wie  auf  den  gefährlichsten  Puncten  im  gröss- 
ten  Bomben-  und  Kugelregen,  vollzog  er  die  Anordnungen  desFestungs-Comman- 
danten  und  traf  selbst  in  Fällen,  wo  Gefahr  im  Verzuge  lag,  an  Ort  und  Stelle  die 
nöthigen  Vorkehrungen,  leitete  persönlich  Ausfälle  und  entfernte  sich  überhaupt 
nicht  früher,  als  bis  der  gewünschte  Erfolg  seiner  Verfügungen  erreicht  war.  Jedem 
Einzelnen  gab  dieser  unermüdete  Officier  das  Beispiel  der  seltensten  Bravour  und 
der  standhaftesten  Ausdauer,  und  er  konnte  sich  rühmen  neben  dem  Festungs- 
Conimandanten  die  zu  Gebote  gestandenen,  lange  nicht  ausreichenden  Kräfte  so 
zwcckniä.ssig  verwendet  zu  haben,  dass  die  Besatzung  in  die  Lage  kam  die  Festung 
bis  zur  Ankunft  des  Entsatzes  halten  zu  können,  wodurch  dem  Gange  der  Opera- 
tionen in  Ungarn  der  angestrebte  Erfolg  gesichert  wurde. 

Dieses  waren  Sztankovics*  grosse  Verdienste  um  Kaiser  und  Vaterland ;  sie 
machten  ihn  der  Aufnahme  in  den  Maria  Thercsien-Orden  durch  das  Capitel 
vom  Jahre  1850  würdig. 

Auf  sein  Ansuchen  wurde  ihm  unterm  21.  Juni  1850  der  statutenmässige 
Freiherrnstand  zu  Theil,  und  gleichzeitig  geruhte  Se.  Majestät  der  Kaiser  den 
tapferen  Obersten  zum  General-Major  und  I^rigadier  zu  ernennen. 

August  von  Auenfels,  Georg  Freiherr, General-Major,  Ritter  des  Ordens 
der  eisernen  Krone  2.  Classe,  durch  die  Vertheidigung  der  Festung  Karlsburg  im 
Jahre  1849  berühmt  geworden,  Sohn  des  im  Jahre  1801  geadelten  Hauptmanns 
Sebastian  August,  erblickte  er  das  Licht  der  Welt  zuBroczkowzke  inderBanal- 
Cirenze  im  Jahre  1773.  Als  achtzehnjähriger  Jüngling  begann  August  die 
Laufbahn  bei  dem  58.  Infanterie-Regimente,  wo  er  1793  zum  Fähnrich  Vorrückte. 

Dieser  ehrwürdige  Veteran  hatte  allen  Kriegen  gegen  Frankreich  vom  Aus- 
bruch   der  Kevolution    bis   zum  zweiten  Pariser  Frieden  beigewohnt,  und  wurde 


1716 

zweimal  vciwumlct.  Im  Jabre  1800  warf!  er  Oherlifulennat^  im  Jahre  1809  Haupt 
mann  im  Regiments  Nach  ciaer  vierujiJdroissigjährigca  eifrigen  Dienstlei&tunj 
gelangte  August  zur  Majors-Charge  bei  Watlet-Infanterie  und  trat  1838  mi 
Oberötcn-Charakter  in  den  Ruhestand. 

Bald  darauf  zum  Scldoss-Coniniaudatiten  in  Maros-Yasarhely  ernannt,  erwarl 
ihm  seine  Energie  und  rasdose  TJiätigkeit  einen  gewisj^eiiRufj  und  als  es  sich  darua 
handelte,  Karlsburg,  den  einzigen  festen  Punct  in  Siebenbürgen,  sicheren  Handel 
anvertraut  üu  wissen,  fiel  die  Walil  auf  August,  der  am  12.  Februar  1849  dai 
Commando  des  Platzes  übernahm. 

In  der  z^veiten  Iläifte  des  Monats  März,  nachdem  Siebenbürgen  geraum 
werden  musste,  begann  die  erste  Beobaelitnng  dieses  Platzes,  anfangs  durch  ein« 
kleine  Insurgenten- Abtheilung,  später  durch  ein  starkes  Corps,  so  dass  am  25.  Miira 
die  Einschliossung  vollendet  war.  Die  Besatzung  bestand  zu  dieser  Zeit  a) 
2  Compagnien  Graf  Leiningen-Infanfene,  1  Compagnie  Baron  Bianchi-Infanteriej 
1  Compagnie  Erzherzog  Karl  Ferdinand -Infanterie^  2  Compagnien  Siebenbürger 
Romanen,  2  Compagnien  Roinanen-Banatcr,  2  Compagnien  Jäger  (neu  errichtet), 
1  Compagnie  aus  verschiedenen  Abtheilungen  zusammengesetzt,  1  Compagnl 
Scharfschützen,  1  Compaguie  Nationalgarde,  einem  Detachcment  von  Erzherzog 
Ferdinand  Max-Cbcvauxlegers  von  48  Mann,  2  Compagnien  Artillerie,  zusammen 
etwa  1000  bis  1200  Mann;  die  Armining  aus  ^?  !lb"*rsern,  8  Haubitzen  un 
73  Kanonen  verschiedenen  Kaliltcrs, 

Im  April  war  die  Festung  nur  nocli  auf  1  %  Monat  verproviantirt,  wussti 
sich  aber  von  Zeit  zu  Zeit  durch  kühne  und  gelungene  Ausfälle,  so  "wio  nü1 
Hülfe  der  Rmnancn  unter  Jankn  Lebensmitteln  aus  der  Umgegend  clnzu 
treiben* 

Nach  einer  vergeblichen  Au ttbrderung  begann  K  e  m  d  n  y  F  a  r  k  a  s,  welcher  das 
Cernirungscorps  befehligte^  am  28.  März  die  <^rste  Beschicssung  mit  Raketen  und 
Kanonen  kleineren  Kalibers  ohne  alle  Wirkung.  Indessen  wurde  das  feindlich 
Corps  anselinlieh  verstärkt,  und  am  2.  April  erscbien  Bem  selbst  vor  der  Fcstun 
um  Nachmittags  4  Ulir  aus  sehr  zalilreiehenj  Geschütz  ein  mclirstündiges  heftigci 
Feuer  auf  dieselbe  zu  riditcn  und  hierauf  eine  erneuerte  Aufforderung  ergehen  z 
lassen.  Als  diese  wie  alle  früheren  von  dem  energischen  Commandanten  zurück- 
gewiesen wurde,  begann  nach  einer  Stunde  das  Feuer  von  Neuem  und  währt^j  nnt 
verdoppelter  Heftigkeit  bis  zum  Tagesanl>riicli  des  3.  April.  Allein  das  Geschütz 
feuer  der  Festung  richtete  eine  solche  Verheerung  unter  den  feindlichen  Batterie; 
an,  dass  die  Insurgenten  nach  grossem  Verluste  die  Beschicssung  aufgaben ,  uxn 
sich  vorerst  zweckmässiger  einzubauen.  Auch  mochte  B  e  m  einen  grossen  Thei 
des  Belagerongscorps  in  das  Banat  gezogen  haben,  denn  im  Jlonate  Juni  bestand 
dieses  nur  mehr  aus  3— 4000  Mann,  9  Feld-  und  10  BeJagerungs- Geschützen 
unter  Commando  des  Insurgentcnfübrers  Stein.    Mit  Ausnahme  von  zeitwi 


1 

eaa 

K1H 


1717 

Beunruhigungen   durch  Geschützfeuer,  verhielt  sich  der  Feind  bis  um  die  Mitte 
Juni  ziemlich  ruhig. 

Oberst  August  Hess  in  dieser  Epoche  mehrere  gelungene  Ausfalle  unter- 
nehmen, um  einestheils  Proviant  einzuführen,  anderntheils  mit  dem  Landsturme  der 
Romanen  unter  Janku  sich  in  Verbindung  zu  setzen,  welcher  das  Belagerungs- 
corps öfters  sehr  wirksam  im  Rücken  angriff  und  in  steter  Beunruhigung  erhielt. 

Als  am  2.  Juni  mit  Tagesanbruch  Janku  die  feindliche  Position  bei  Saard 
und  Kisfalud  im  Rücken  überfiel,  machten  einige  Compagnien  der  Festungs- 
besatzung einen  gleichzeitigen  Angriff  auf  den  feindlichen  Posten  bei  Tövis,  zer- 
sj)rcngten  ihn,  und  erbeuteten  viele  Munition,  ein  ganzes  Proviantmagazin  und  eine 
grosse  Ileerde  Rindvieh.  Am  20.  und  22.  Juni  begann  endlich  der  Feind  wieder 
die  Besatzung  mehr  zu  beschäftigen  und  zu  beunruhigen,  um,  wie  es  schien ,  seine 
Bewegungen  zu  maskiren.  Er  verstärkte  nämlich  seinen  Posten  bei  Maros- Porto 
und  führte  Geschütze  auf  dem  Galgenberge  auf. 

Am  24.  eröffnete  er  wieder  das  Bombardement,  welches  von  5  Uhr  früh  bis 
Mittag  heftig  anhielt.  Bald  stand  das  bischöfliche  Palais  und  der  Dom  in  Brand, 
und  da  ein  heftiger  Wind  sich  erhoben  hatte,  wurde  ein  grosser  Theil  der  Stadt 
ein  Raub  der  Flammen.  Während  dieses  heftigen  Brandes  versuchte  der  Feind  aus 
dem  Stadttheile  Varos,  welchen  er  schon  in  der  Nacht  vom  23.  auf  den  24.  besetzt 
hatte,  mit  einigen  Compagnien  einen  Sturm  gegen  das  Karlsthor,  welcher  aber 
sogleich  zurückgeschlagen  wurde.  Nach  eingestelltem  Feuer  Hess  Stein  dem 
Obersten  von  August  erneuert  eine  ehrenvolle Capitulation  anbieten,  erhielt  aber 
zur  Antwort,  dass  er  sich  eher  unter  den  Trümmern  der  Festung  begraben  werde. 
Stein  setzte  daher  am  25.  seine  Besehiessung  fort  und  liess  die  Batterien  den 
ganzen  Tag  hindurch  spielen.  Auch  am  26.  Mittags  und  am  27.  unterhielt  er. 
dasselbe  durch  einige  Stunden,  und  stellte  es  nicht  früher  ein,  als  bis  er  seine 
Wurfmunition  verschossen  hatte. 

Zu  einer  eigentlichen  Belagerung  schritten  die  Insurgenten  aus  Mangel  an 
den  erforderlichen  Mitteln  nicht,  sondern  hofften  die  Garnison  auszuhungern  oder 
durch  zeitweises  Bombardement  zur  Übergabe  zu  bewegen.  Unter  fortwährenden 
kleineren  Gefechten  mit  den  feindlichen  Posten  wartete  der  Festungs-Commandant 
mit  Ungeduld  auf  irgend  eine  Nachricht  vom  Kriegsschauplatze,  von  dem  die 
Festung  schon  seit  so  vielen  Wochen  isolirt  war.  Zwar  erfuhr  er,  dass  bereits 
ru5i>ische  und  österreichische  Truppen  in  Siebenbürgen  eingedrungen  seien,  aber 
Näheres  wurde  nicht  bekannt.  Am  9.  Juli  unternahm  aber  dicGarnison  mit2Com- 
pa«rnion  Leiningen,  1  Compagnie  Bianchi,  2  Compa<^nien  Romanen-Grenzer 
einen  grösseren  Ausfall  durch  den  Stadttheil  Varos.  Nach  vierstündigem,  durch 
die  Kanonen  der  Festung  unterstützten  Kampfe  wurde  der  Feind  mit  dem  Verluste 
von  lUO  Todten  und  Verwundeten  aus  «ler  Varos  vertrieben  und  ein  Armeebefehl 
des  Bern  aus  Tekcndorf  vom  29.  Juni  vorgefunden,  aus  welchem  zu  entnehmen 


1718 


I 


wiiTj    cla.sij  die  alJjirfeii  k.  k.  Truppei)  bereits    glänzende    Siege   in    Sichcnbürgci 
erfoclitcii  liaben  lousstcn.  Der  Miitli  imd  die  Ausdauer  der  Garnison  wm*dc  hier 
durch  von  Neuem  gCJ^täliit,   und  bald  sollte  sie  für  Ihre  Tapicikeit  und  Treue,  mti 
welcher  sie  unter  unsäglitdien  Beschwerden  und  Entbehrungen  vier  Monate  lan 
diesen  Platz  behauptete,  durcli  Befreiung  von  aussen  belohnt  werden.  Nach  einigea 
schwachen  und  vergeblichen  Versucben  erneuerter  Beschicssung  und  Erstürraunj 
nahm  die  Thiitigkeit  des  Feindes  plützlieh  und  auffalleiul  üb.    Überläufer  bracht 
die  frohe  Kunde  von  den  Siegen  unserer  Waffen*  Am  20.  gewahrte  man  deutlich 
Yiehtransporte  und  unzälillge  Bagage wligen  theils  nach  Norden,  theils  nach  Süden 
zielien.  Es  war  die  Räumung  Hermanns  lad  ts.   —  Endlieh,  in  der  Nacht   vom  25 
xum  26.  hob  Stein  die  Cernirung  auf,  brach  die  Brücke  von   Maros-Porto  ab  und 
concentrirte  sein  Corps  bei  Mühlenbach,  um  den  letzten  Widerstand  gegen  die  voofl 
Ilermannstadt  anrückenden  Ru^;sen  zu  versuchen.  Nach  dem  Gefechte  bei  Mühlen-" 
bacb  am  12.  August,  in  welchem  Stein's  Truppen  deit  Vernichtungsstreich  empfin- 
geUj  besuehte  Genoral  der  Infanterie  Luders  die  Festungj  um  dem  ehernen  Com* 
mandanten  und  der  brav^en  Garnison  seinen  und  den  Dank  der  Armee  zu  zollen. 

Der  sechsundsiebzigjährige  Oberst  von  August  hatte  als  Seele  dieser  ruhm- 
vollen Verthcidigung  der  Besatzung  durch  Umsichtj  Entschlossenheit  und  rast- 
lose Thiitigkeit  vorangeleuchtet,  und  durch  die  Unerschrockcnheit  und  Veraehtung 
jeder  Gefahr^  womit  er  bei  Tag  und  Nacht  bei  jedem  Ereignisse  die  Wälle  besuchte 
und  die  Besatzungsm annschaft  ermuthigte,  dieses  glänzende  Resultat  erzielt.  Groi 
waren  Augustes  Verdienste  um  dieErhaltung  der  Festung,  nicht  minder  gross  d 
Lohn,  der  seiner  harrte. 

Die  Huld  des  Monarehen  erwies  sich  in  der  Verleihung  des  Ordens  dci 
eisernen  Krone  2.  Classe,  in  der  im  November  1849  erfolgten  Beförderung  zum 
General-Major  und  endlich  in  der  auf  Vorsehlag  des  Capitels  vom  Jahre  1850 
stattgehabten  Bcthcihmg  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresieu- Ordens, 
dem  am  3.  August  1850  der  statutenmässige  Freiherrnstand  folgte.  ■ 

Naclidem  dieser  ausgezeichnete  Soldat  seiner  PHiclit  mehr  als  Gcniige  gethan* 
trat  er  im  Juli  1851  in  den  wohlverdienten  Ruhestand,  beschloss  aber  sein  Leben 
zu  Wien  schon  am  12.  März  des  folgenden  Jahres. 


1719 


Einhundert  Tier  and  fftBfiigsto  bis  einhundert  sieben  und  fflnfiigste  Promotion. 

Allerhöchste  Verleihung  au^ser  Capitel. 

GROSSKREUZ. 

PASKEWITSCir,  Iwan  Fedorowitsch,  Fürst  von  Warsohan,  Graf  von  Eriwan,  k.  k. 
unri  kais.  russischer  Feldmarschall  und  Statthalter  im  Königreiche  Polen,  Inhaber  dos  k.  k. 
37.  Infanterie-Regiments,  Qrosskreuz  des  St.  Stephan-Ordens  in  Brillanten  etc.,  wurde  zu  Pul- 
tawa  am  8.  Mai   1782  geboren  und  entstammte  einer  adeligen  Familie  Klein-Russlands. 

Von  der  Kaiserinn  Katharina  II.  in  das  Pagen -Institut  zu  Petersburg  aufgenommen, 
ernannte  ihn  Kaiser  Paul  I.  zU  seinem  Leibpagen. 

Im  Jahre  1800  trat  Paskewitschals  Lieutenant  und  des  Kaisers  Adjutant  in  das  Regiment 
Preobraschensky,  und  erwarb  sich  im  Feldzuge  in  der  Moldau  1806  unter  dem  General 
Miohelson  den  Ehrendegen  der  Tapferkeit.  Bei  dem  Sturme  auf  Brailow  1809  wurde  Paske- 
witsch  schwer  verwundet;  doch  der  Kaiser  belohnte  seinen  Miith,  indem  er  ihn  vom  Capitän  zum 
Obersten  beförderte.  Im  folgenden  Jahre  ward  er  General-Major,  1811  Chef  des  Infanterie-Regiments 
Orel  und  Commandeur  der  1.  Brigade  der  26.  Infanterie-Division,  welche,  zum  7.  Armeecorps 
gehörend,  einen  Theil  der  zweiten  West-Armee  unter  dem  Fürsten  Bagration  ausmachte.  In  der 
Schlacht  von  Smolensk  am  17.  August  befehligte  er  einen  Theil  des  Centrums,  bei  Borodino  am 
7.  September  eroberte  er  eine  von  den  Franzosen  genommene  Batterie  wieder,  doch  am  glück- 
lichsten war  er  in  dem  Gefechte  von  Wjasma  am  3.  November,  in  welchem  er  3000  Mann  Gefan- 
gene machte.  Unmittelbar  nach  der  Schlacht  stiess  er  zum  Corps  des  Generals  Mil  orado witsch, 
dessen  Avantgarde  er  fortan  befehligte.  Grosse  Umsicht  und  Tapferkeit  zeigte  Paskewitsoh 
bei  den  blutigen  Gefechten  von  Krasnoi  am  15.  November,  Merlino  am  16.  November  und  Katowo 
am  18.  November,  in  denen  er  den  französischen  Garden,  dem  Vicekönige  von  Italien  und  dem 
Marschall  Ney  namhafte  Verluste  zufOgte.  Sodann  folgte  er  dem  feindliehen  Heere  über  die 
Beresina  bis  Wilna,  und  übernahm  dort  einstweilen  das  Commando  des  7.  Corps,  welches  nur 
noch  4000  Mann  zählte  und  sich  später  in  Warschau  unter  dem  General  Doctorow  wieder 
formirte.  Da  das  7.  Corps  1813  zur  polnischen  Reservearmee  gehörte,  so  konnte  auch  Paske- 
witsoh erst  nach  dem  Ablaufe  des  Waffenstillstandes  am  17.  August  1813  an  den  Gefechten 
und  Schlachten  dieses  Feldzuges  Theil  nehmen. 

Nachdem  er  bei  GiesshQbel  am  6.  September  und  bei  Dohna  am  8.  September  den  General 
St.  Cyr  nach  Dresden  zurückgedrängt  hatte,  focht  er  in  der  Sohlacht  bei  Leipzig  und  eroberte 
am  19.  October  29  Geschütze.  Unmittelbar  nach  der  Schlacht  wurde  er  zum  General-Lieutenant 
ernannt,  und  seine  Division  bestimmt  an  den  Blockaden  von  Magdeburg  und  Hamburg  Theil  zu 
nehmen.  Im  Februar  1814  erhielt  er  das  Commando  der  2.  Grenadier-Brigade,  welche  zu  den 
Reserven  des  Fürsten  Soh  war  zenberg  gehörte.  Am  20.  und  21.  März  focht  er  in  der  Schlacht 
von  .\rci8  sur  Aube,  und  zehn  Tage  darauf  leitete  er  in  der  Sohlacht  von  Montmartre  den  Angriff 
auf  die  Höhen  von  Relleville. 


1720 

Nach  der  EJiwahnie  von  Parie  ging  Puskowitsoli  nach  ßussland  zurück,  erhielt  in  \V 
daa  Comraando    des  Grcnadiercorps,    and    begleitete  1817    den  GroieftlrBteii  Michael   auf  sdn« 
Rcjsen  in  da«  Innere  RuseUmds  und  ins  Ausland. 

Eine  neue  Bahn  des  Enhmes  eröffnete  ßicli  PaBkewitsoh  in  dem  Kriege,  den  IS26  d 
Perßcr  gegen  Riissland  begannen.  Kaum  hatte  er  dem  eoramandircnden  General  YermoU 
Toin  Don  her  Verstärkungen  Angeführt,  als  er  nach  dem  Siege  von  Elisabetin>ol  am  25.  Sept«iiib 
das  perai&che  Heer  durch  seine  vorzüglich  geleitete  Verfolgung  faat  aufrieb*  Ein  goldenor, 
Brillanten  besetzter  Degen  lohnte  kaiserlich  diese  That,  noch  mehr  aber  seine  Ernennung  &i 
Oberbefehlshaber  des  kaukasischen  Heeres,  von  welchem  Yermoloff  abberufen  wurde,  i 
April  1827  eröffnete  PaskewitBch  den  zweiten  Feldzug.  Daä  berühmte  armenische  Klo* 
Etschmiazin  westlich  Ton  Eriwan  fiel  noch  in  demselben  Monat  in  die  Gewalt  der  Hu^sen^  a 
nach  einem  gliickÜchen  Gefechte  gegen  Abbaö  Mirza  öffnete  am  7.  Juli  die  Festung  Abb 
sab  ad  auf  dem  rechten  Ufer  des  Araxes  dem  Sieger  die  Thore.  Dennoch  musste  der  Weg  ni 
Eriwan  erst  durch  ein  zweites  raorderisches  Treffen  auf  beiden  Ufern  des  Abaran  am  30.  Aag 
erkämpft  werden.  Hierauf  wurde*  am  25.  September  Sardan  Abad  westlich  von  Eriwan  du 
einen  gewaltsamen  Angriff  genommen.  Am  6.  October  stand  Paske witsch  vor  Eriwan,  « 
nach  einem  xwölftägigen  Bombardement  wurde  die  Stadt  gestiimit.  Die"  3000  Mann  sta; 
Besatzung  streckte  das  Gewehr.  Die  ^lachrich  von  der  Einnahme  dieser  wiclitigcn  Stadt  heu 
den  Muth  der  Perser  so  nieder^  dass  selbst  der  mathige  Abbas  Mirza  keine  Siegesboffno 
ferner  hegte.  Unaufhaltsam  drangen  die  Russen  in  .\ltmendien  ein  und  beeetaitcn  am  26.  Octol) 
Tauriß,  von  wo  aus  Paskewitsch  den  Frieden  dictirte,  der  am  22.  Februar  1828  in  Tur 
tsehai  ratificirt  wurde. 

Der   siegreiche  Feldherr    erhielt    den    ehrenden  Zunamen  eines  „Grafen  von   Eriwan*'  i 
wurde  rnii  1  Million  Papierrubel,  sein  Heer  mit  6  Millionen  belohnt. 

Der  Krieg  mit  der  Pforte  brachte  dem  Helden  von  Eriwan    neue  Lorbern.      AVlihrend 
Fürst  Wittgenstein  und  nach  diesem  der  General  Diebitsch  die  Türken  in  Europa  bekriegd 
sollte  er  vom   Kaukasus  her  in   die  asiatischo  Türkei  einfallen.     Das  kaukasische   Heer  x.alilte 
bis  45,000  Mann^  jedoch  konnte  Paskewitsch  nur  mit  der  Hälfte  desselben  ins  Feld  rücken, 
der    übrige    Theil    der    Truppen    als  Besatzungen    in  Georgien    verwendet    w^erden    mnsste.     ] 
TSrken  vermochten  den  Russen  das  Doppelte,  ja  das  Dreifache  entgegenzustellen,     und  die  L 
des  russischen  Feldherrn  %var  daher  keinesw^egs  günstig,  er  musste  seinem  Feldherrntalente  und  > 
taktischen  Überlegenheit  seiner  Truppen  vertrauen.    Am  26.  Juni  überschritt  Paske  wils eh 
Qumri  auf  der  Strasse  von  Kars  nach  Tiüis  die  türkische  Grenze.    Sein  Heer  bestand  aue  20  Bat 
Ionen  (13,500  Mann).  0  CavaQerie-Regimentern  (1650  Mann'i  und  96  Geschützen.    Am  1,  Juli  t^tl 
er  vor  Kars^  zehn  Meilen  westlich  von  Gumri,  und  am  5.  wurde  diese  Festung  erstömit.    Ertt 
2S.  Juli  brach  Pashewitsch  von  hier  auf  und  marschirte  gegen  Achalkalaki,  zwülf  Meilen  m 
östlich   von  Kars;  ohne  namhaften  Widerstand  capitulirte  diese  Festung,  und  zwei  Tage  darauf' 
7.  August    Oertwiaei,    fünf  Meilen    westlich   von  Achalkalaki.     Von  Achalkalaki  wandte  ßidi 
russische  Feldherr  nordwestlich  nach  dem  neun  Meilen  entfernten  AchalÄik.     25*000  Türken 
15  Geschützen  waren  aus  Erzerum    unter  den   Pascha's    Mustapha  und    Kioa    Mehmed    ; 
Schutze  dieser  Stadt  herbeigeeilt;    am  22.  August   griffen    die  Russen  das  Lager  der   Türken 
warfen  diese,    eroberten  am  27.    nach    einem   13stündigen    Sturme    die   Stadt,    und    nahmen 
28,  durch  Capitulation  von  der  Citadelle  Besitz,    Paskewitsch  verweilte  hiermit  seiner  Ha 
macht  bis  zum  26.  September.     In  dieser  Zeit  fielen  die  Feslungen  Azkbur   und   Ardaghan, 
der  Fürst  Tsohedsobewadse    drang    von  Eriwan    aus   In  das  Paschalik  Bajased  und  exobi 


1721 

dasselbe  ohne  grosse  Opfer.  Ende  September  wollte  Paskewitsch  die  Operationen  fortsetzen, 
er  marschirte  von  Achalsik  über  Ardaghan  nach  Kars;  allein  die  eingetretene  Kälte  gebot  ihm 
^Vinterqaartiere  zu  bestehen.  Er  fiese  desshalb  in  den  eroberten  Platzen  die  n5thigen  Besatzun- 
gen und  marschirte  mit  dem  übrigen  Theile  seines  Heeres  in  die  Umgegend  von  Tiflis.  8  Paseha- 
liks.  9  Festungen  mit  433  Kanonen  und  12  Fahnen  waren  in  die  Gewalt  der  Russen  gefallen.  Der 
nächste  Feldzug  sollte  noch  grössere  Resultate  liefern;  allein  Paskewitsch  wurde  an  der  früh- 
zeitigen Eröffnung  desselben  durch  die  bekannten  Vorfälle  in  Persien  —  der  russische  Gesandte 
in  Persien  wurde  nämlich  ermordet  —  verhindert,  und  die  Türken  ergriffen  diesmal  die  Initia- 
tive, indem  sie  im  März  mit  30,000  Mann  gegen  Aohalzik  vorgingen  und  die  Vorstädte  dieser 
Stadt  eroberten.  Doch  kaum  erschien  auf  Befehl  des  Grafen  Paskewitsch  der  General 
M  urawjew  mit  7  Bataillonen,  1  Kosacken-Regiment  und  10  Geschützen  zum  Entsätze  von  Aehalzik, 
ab  die  Türken  am  16.  März  sieh,  ohne  bedeutenden  Widerstand  zu  leisten,  zurückzogen.  Sobald 
als  sich  Paskewitsch  Persiens  Friedensliebe  versichert  hatte,  verliess  er  am  28.  Mai  Tiflis,  um 
von  Kars  aus  gegen  Erzerum,  der  Hauptstadt  Kleinasiens,  vorzudringen.  Das  hier  vereinigte 
russische  Heer  betrug  16 — 18,000  Mann  mit  72  Geschützen ;  ihm  gegenüber  stand  Hadgi 
Pascha  mit  20,000  Mann  auf  den  Höhen  von  Saganlug,  der  Seraskier  mit  70,000  Mann  dahinter 
in  Krzerum.  Durch  mehrtägige  Reeognoscirung  hatte  Paskewitsch  die  TJnangreifbarkeit 
des  türkischen  Lagers  auf  den  genannten  Höhen  erkannt  und  beschloss  daher  am  29.  Juni 
(laffselbe  zu*  umgehen.  Kaum  hatte  er  dieses  am  1.  Juli  nach  einem  beschwerlichen  Marsehe 
bewerkstelligt,  als  er  auf  12.000  Mann  stiess,  welche  der  Seraskier  zur  Unterstützung  des  Hadgi 
Paschas  herbeiführte.  Gleichzeitig  erschien  dieser  an  der  Spitze  von  5  —  6000  Reitern  in  der 
linken  Flanke  der  Russen,  und  Paskewitsch  konnte  den  vereinten  Angriffen  nur  durch  die 
t-berlegenheit  an  Artillerie  widerstehen.  Durch  ein  eoncentrirtes  Geschützfeuer  trennte  er  beide 
Gegner,  schlug  dann  an  demselben  Tage  die  Truppen  des  Seraskiers,  wandte  sich  darauf  und 
eroberte  am  2.  Juli  das  Lager  Hadgi *§.  Trefllioh  verstand  Paskewitsch  diesen  Sieg'  zu 
benutzen.  Ohne  Auft>nthalt  rüekte  er  gegen  Erzerura  vor,  wohin  sich  die  Trümmer  der  türkischen 
Annce  geflüchtet  Am  6.  Juli  ergab  sich  Hassan  Kall,  vier  Meilen  von  Erzerum,  und  am  9. 
nach  einem  kurzen  Bombardement  die  Hauptstadt  Kleinasiens  mit  150  Kanonen  und  reichen 
Magazinen.  Mit  dem  Falle  von  Erzerum  war  der  Feldzng  in  Asien  als  beendet  zu  betrachten; 
die  um  die  Hauptstadt  liegenden  Paschaliks  wurden  durch  mobile  Colnnnen  unterworfen,  und 
nur  noch  auf  Trapezunt  hatte  Paskewitsch  sein  Augenmerk  zu  richten,  von  wo  allein  nooh 
Widert«tand  zu  erwarten  war.  Am  8.  August  schlug  er  bei  Chart  auf  der  Strasse  von  Erzerum 
nach  Trapezunt  ein  türkisches  Corps  unter  dem  früheren  Pascha  von  Anapa,  und  am  9.  October 
bei  Reibrut  den  neuernannten  Seraskier. 

Die  Nachricht  von  dem  zu  Adrianopel  geschlossenen  Frieden  machte  den  Feindselig- 
keiten ein  Ende. 

Pa9kc>%-itsch  hatte  in  diesem  Feldauge  das  Paschalik  Erzerum,  *2  Festungen,  4  feste 
."^f'hlöjt^cr.  *J00  Kanonen  und  33  Fahnen  erobert  und  3211  Gefangene  gemacht.  Der  Kaiser  erhob 
ihn  zum  Feldinardcball  und  beschenkte  ihn  mit  einer  der  eroberten  Fahnen. 

Im  Jahre  1830  war  Paskewitsch  mit  der  Unterwerfung  der  aufrührerischen  Gebirgs- 
völker  am  Kaukasus  beschäftigt.  Das  Jahr  1831  aber  wies  ihm  einen  höheren  Wirkungskreis 
an.  altf  er  nach  dem  Tode  Dicbi  t8ch*s  am  11.  Juni  183!  vom  Kaiser  zum  Nachfolger  desselben  in 
Polen  ernannt  wurde.  Am  26.  Juni  übernahm  er  zu  Pultusk  den  Oberbefehl  über  das  russische 
Heer.  Die  hier  versammelten  Stieitkräfte  betrugen  »6  Bataillone,  130  Schwadronen  und  300 
(Jeechütze,  zusammen  CO, 000  Mann.    Ausserdem  standen  9000  Mann  unter  Golowin  bei  Siedice 


1722 


iim 


und  14,000  Miinri  unter  RiJdiger  am  Wicrpz.  Die  poluische  Arroee  ttntorSTräynec k i  hatte 
uftcli  iler  urjgliiök liehen  iSclilacht  von  Ostrolenka  nm  26.  Miirü  in  Warschau  neu  organUirt,  w 
40,OtiO  Mann  stark  und  niidi  dorn  miseluagenen  Versuclie  des  Jatikowski,  diß  Russen  util 
Generrtl  Ktidiger  zurück  zu  dmngön,  xum  grössten  Theil  bei  Warschau  vcr&ÄniiiieU.  PaBke->' 
witsch,  kiihner  und  thÄtkniitigcr  als  gcin  Vorgänger  in  der  letzten  Z^it  eetnes  LcbeDS,  ent$cUi( 
steh  sofort  auf  d&a  Linke  Wclchäcluler  zu  gehen  uml  dann  gegen  WarschAU  zu  marachlren< 
gefahrvoll  aucli  die  ÄUBfiihrong  diese»  Planes  war,  denn  die  O^te ratio nsboBiB  wurde  dabei  ganzlii 
aufgegeben,  so  fand  doch  r&skewitsch  nur  in  dieser  Ma-^sregel  die  Möglichkeit  den  FeldzUj 
in  kurzer  Zeit  zu  endigen.  Am  4.  Juli  brach  das  russische  Heer  in  4  Colonnen  von  Nürew  &i 
am  8.  erreichte  Paskewitsiih  mit  dem  Gros  seiner  Armee  Plock  und  verweilte  hier  ei 
Tage,  während  dicht  au  der  preusBischeo  Grenze  Allee  zum  Übergang  Über  die  W^eichsel  vorb< 
reitet  wurde.  Am  11.  verliess  er  Plock  und  ging  am  17.  bei  Oeiek  über  die  so  eben  beendigte 
ScLiffbriicke.  Der  polnische  Oborgeneral  that  nichts  Wesentliches,  um  die  Russen  bei  die 
Operation  zu  ßtorcn.  Er  hatte  beachloäsen,  den  Russen  erst  unter  den  Ma<iern  von  Warschau  »liü 
entscheidende  Sehlacht  zu  liefern  und  sich  zuvor  auf  die  vereinsueUen  Oor|i8  der  Generate 
Küdiger  und  Qolowin  xu  werfen.  Kaum  aber  hatte  er  Letzteren  bei  Siedlce  erreicht,  als  ih 
das  Vordringen  dea  riissiachen  Hauptheores  nach  Warschau  zurückrief.  Der  russlsclie  FqU 
mari^chall  war  von  Osiek  in  3  Colonnen  gegen  Lewicz^  zehn  Meilen  weltlich  von  W&rsohau,  vol 
gegangen  und  hatte  hier  am  3.  August  seine  Armee  uoncentrirt.  Etwa  vier  Meilen  davon 
Soehaczew  fitand  die  polnisohe  Armee,  4D,000  Mann  stark,  P  ^iske  witsch,  wiewohl  an  Artiller 
bedeutend  überlegen,  konnte  ihr  nur  4G,000  Mann  entgegenstellen  ;  er  erwartete  aber  bedeuten« 
Verstürknngcti,  und  ling  an  sifth  in  ilcr  Stellung  an  der  B/.ura  zu  verschanzen.  Die  Poh 
versäumten  den  ietzten  Moment,  sich  unter  vortheilhaften  Verhattnisöen  2U  schlagen,  ui 
Dembinski,  der  an  Skrseynecki's  Stelle  zum  tieneral  en  Chef  ernannt  wordt^a  war,  fühl 
in  der  Nacht  vom  16.  zum  17.  August  da»  Heer  nach  Warschau  zurück.  Hier  bescMoss  tm 
unbegreiflicher  Weise  Romiirino  mit  20,000  Mann  und  Lubiensky  mit  3CM)0  Mann  auf 
rechte  Weichselufer  zu  entsenden,  und  schwächte  steh  im  Augenblicke  der  Gefahr  so,  da^s  fii 
35j000  Mann  zur  Vertheidigung  von  Warschau  übrig  blieben.  Dies  war  für  PaakewitBOi 
der  günstige  Augenblick  zum  Angrilf,  er  licäs  ihn  nicht  unbenutzt.  Am  6*  und  7.  Septem 
wurde  Warschau  gestürmt  Am  8.  ergab  sich  die  Stadt,  und  am  i).  marsctiirte  das  [lolnJsi 
Heer,  noch  2.3,000  Mann  stark,  von  Praga  nach  ModÜn.  Trotz  einer  Arrawunde,  die  Paski 
witsch  am  zweiten  Tage  der  Erstürmung  Warschau's  durch  eine  Kanonenkugel  erhalten  hatti 
wefiflhalb  er  auch  dem  General  Toll  das  fernere  Commando  an  diesem  Tage  überlassen 
musste,  war  er  doch  unablässig  thatig,  von  diesem  entscheidenden  Hiege  auch  alle  Vorlheile  zi 
ziehen.  Schon  am  17.  September  wurde  Romarino  gezwungen  die  Waffen  auf  österrcicJ 
schera  Boden  niederzulegen,  und  jetzt  waren  nur  noch  die  Trümmer  der  in  sich  zerfallenen  Haupj 
armee  zu  verniehtcn.  Diese  verliessen  am  2t.  September  Modlin  und  zogen  sich  nach  Plock  zurücl 
Pas  ke  witsch  eilte  sie  zu  erreichen,  er  selbst  folgte  ihnen  mit  30,000  Mann  auf  dem  recht 
Weiohselufer,  wahrend  der  General  Pahlen  auf  dem  linken  mit  15,000  Mann  vorging.  Di 
polnisohe  Armee  aber  war  ohne  allen  moralischen  Halt  und  Kraft,  hieH  nirgends  Stand  uw 
streckte  am  5.  October  auf  |jreufti>ischem  Grund  und  Boden  die  Wallen-  Kaiser  Nikolatt 
erhob  den  sieggekrönten  Feldherrn  unter  dem  Namen  Warzawaky  in  den  Fürstenstand  ui 
ernannte  ihn  zum  Statthalter  dea  Königreiches  Polen,  Als  solcher  vollzog  er  am  26.  Februar  18S1 
das  orgatüßcho  Statut,  welches  Polen  mit  Russland  vereinigte  und  die  eigentliche  abgesonderl 
Verwaltung  dieses  Königreiches  feststellte.    Hierauf  wurde   der   Fürst    ÄUm  Prilsldenten   des    iieii 


1723 

orgaiiiöirtcn  Administrationsrathes  des  Königreiches  Polen  ernannt  Im  Jahre  1835  leitete  Pas- 
ke witsch  in  dem  Lager  bei  Kailsoh  die Manoeuvres  der  dort  versammelten  russischen  und  preus- 
t>ischcn  Truppen.  Nach  Beendigung  derselben  ernannte  ihn  der  Kaiser  zum  Chef  des  OrePsohen 
.Jüger-Kcgiments,.  das  Paske^ritsch,  als  er  noeh  Oberst  war,  1810  gebildet  hatte.  Der  König 
von  Prcussen  beschenkte  ihn  mit  einem  mit  Brillanten  besetzten  Degen.  So  weit  sind  wir  der 
Biographie  nach  ^Luhe''  gefolgt 

Der  Fürst  von  Warschau  hatte  alle  Ehren  und  Würden,  welche  er  als  Unterthan  seines 
Kaisers  anstreben  konnte,  erreicht  und  war  mit  einem  Vertrauen  beschenkt,  wie  es  wohl  selten 
der  Fall  sein  mochte.  Dieses  Vertrauen  trat  auch  in  den  Vordergrund,  als  Kaiser  Nikolaus 
mit  bewaffneter  Hand  zur  schnellen  Beendigung  des  Krieges  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  inter- 
venirte.  Er  übergab  dem  Fürsten  den  Oberbefehl  über  die  zur  Operation  nach  Ungarn  bestimmte 
Annce,  welche  140,000  Mann  mit  464  Geschützen  zählte.  Der  Fürst  von  Warschau  brach  um 
Mitte  Juni  1849  in  Oberungam  ein,  schlug  die  Insurgenten  bei  Waitzen  am  15.,  16.  und  17.  Juli, 
lieferte  ihnen  die  Gefechte  bei  Görömbely  am  24. ,  am  Saj(S-FIassc  am  25. ,  bei  Gcszthely  an  der 
Heniad  am  28.  Juli,  bei  Debreczin  am  2.  August  und  schloss  mit  Hülfe  der  kais.  Armee  unter 
Haynau  den  Heorhaufen  unter  Oörgey  bei  VilAgos  ein,  der  hier  am  13.  August  mit  23,000 
Mann  und   130  Geschützen  die  Waffen  ohne  Bedingung  streckte. 

Se.  k.  k.  Apost.  Majestät  lohnten  diese  ausserordentlichen  Verdienste  des  Fürsten  mit  der 
Verleihung  des  Orosskreuzes  des  Maria  Theresien-Ordens,  welches  ihm  mit  Hand- 
schreiben  aus  Schönbrunn  vom  22.  August  1849  allergnädigst  verliehen  wurde,  und  ernannte  ihn 
im  Jahre  1850  zum  Feldmarschall  und  Inhaber  des  37.  Infanterie-Regiments. 

In  der  jüngsten  orientalischen  Verwicklung  übernahm  Fürst  von  Warschau,  trotz  seines 
hohen  Alters,  auf  ausdrücklichen  Wunsch  des  Kaisers  Nikolaus  im  April  1854  den  Oberbefehl 
über  die  kais.  russbche  Armee  an  der  Donau,  erhielt  aber  bei  Silistria  eine  Contusion,  welche 
ihn  nöthigte  die  Armee  zu  verlassen. 

Der  Fürst  von  Warschau ,  einer  der  grössten  Feldherren  Kusslands,  beschlose  sein  thaten- 
reiches  Leben  zu  Warschau  am  1.  Februar  1856. 


COMMANDEUKE. 

FlLANGIERI,  Principe  di  8atriano,  Duea  di  Taormina,  Karl,  kSniglioh  neapolitanischer 
General-Lieutenant  und  General-Adjutant  des  Königs,  ein  gewiegter  vortrefflicher  Soldat  der 
Hcinem  Monarchen  durch  die  Unterdrückung  der  Revolution  auf  der  Insel  Sicilien  ausgezeichnete 
Dienste  geleistet  hatte.  Nachdem  das  revolutinnSre  Parlament  dieser  Insel  am  11.  Juli  1848  dem 
Hcrzof^e  von  Genua  die  Krone  angetragen,  die  dieser  bei  der  Unsicherheit  der  I.4ige  Siciliens 
wohlweislich  ablehnte,  schifite  sich  gegen  Ende  des  Monats  August  Filangieri  mit  den  königl. 
Truppen  in  Neapel,  15,000  Mann  stark,  ein  und  erschien  am  2.  September  im  Angesichte  von 
Mes^ina,  welches  16,000  Nationalgarden  vertheidigten.  Am  5.  bewerkstelligte  Filangieri 
an  der  Rhede  Maroo  Grosso  die  Landung,  griff  die  Stadt  an  und  wurde  nach  einer  hartnäckigen 
Vertheidigung  am  7.  Meister  derselben.  Ihr  Fall  machte  auf  Palermo  eine  entmuthigende  Wirkung 
und  <la  sich  England  in  die  Angelegenheit  mengte,  so  wurde  ein 'Waffenstillstand  geschlossen. 
Die  rebelliselien  Sioilianer  wiesen  die  Milde  ihres  reebtmüsiigen  Königs  trotzig  zurück  und 
begannen  zu  Anfang  April  1849  die  Feindseligkeiten  aufs  Neue.  Der  Upfere  Filangieri 
bemächtigte  sich  Taormina's,    einer   fast  uneinnehmbaren,  von  4000  Insurgenten  vertheidigten 


1724 


roSition    in    kurzer   Zeit    urtil    drang    auf  CataniitT    welcheB  20^000    Einheimische    und    fYemde 
gegen  die  königlichen  Truppen  yertheidigten«    Von  d^r  See  und  zu   Liinclo  (ingegriffen»    fiel  &uch 
dieser  Concentrationapunct  der  EmpSrer  dttrch  Sturm    am  C.   April  in   Filaugieri's  Hände; 
ganze  Ofitküste  SioUiens  war  in  wenig  Tagen  erobert  und  der  cntschto&sene  General  konnte  seine 
Marsch   gt+gen    Palermo    iingehinilert  riclitcn.    Das  hier    tagende  Parlament  gerieth  in    die    groB&i 
Beatürzung  und  unterwarf  sieh  mit  dor  empörten  Pro vins«  auf  Gnade  und  Ungnade  dem   siegreich« 
Fehlherrn,  der  am  15.  Mai  seinen  Einzug  in  Palermo  hielt.  Der  König  ernannte  Fl  lan  g^i  erl  2.11 
Duca  tJiTaorm.ina  un<l  zum  Statthttller  Sieiliena.  In  den  genUirliehsten  Lagen  war  Fllangie; 
seinem  Kernige   stets    treu    zur  Seite  gestanden,    hatte    seinen  Muth    in    denj   Kampfe    g^cgen 
Revolution    oA    neu    belebt,    durch    Kriegserfahreuheit,    Unerschrorkenheit    und    Ausdauer    dert 
monarchischen   Principe   und   tler    Sache    der   gefiellacbaftliulieu    Ordnung   mit  auropferndeoi    Eiü 
gedient,    das   -jr.uT  Bekämpfung   der  Empörung  verwendete  Truppencorps   zum  Zweoke  einer  bicjI 
reichen   Durchführung    der   Expedititin    organisirt»    und  in  riehtiger  Würdigung  der   Lage  ItaUei 
and  seiner  wahren  Bedürfnisse  wesentlich  dazu  beigetragen,  den  Kunig  von  Neapel   zu   bestimmcd 
sich  wffcder  Österreich  su  nähern  und  die  diploraatiaichen  Vorhindungcn  anzuknüpfen. 

Diese  ausgezeichneten  Verdienste  veranlassten  äe,  k*  k.  Apostolische  Majestät,  den  Gener« 
Lieutenant  Filangieri,  über  Vortrag  des  kaiserlichen  Ministers  de«  Äussern  Feldm&rsohal 
Lieutenant  Fürsten  zu  Schwarze  nberg,  mit  einem  besonderen  Merkmale  der  AUerhöclista 
Anerkennung  zu  belohnen  und  ihm  mit  AÜ0Th6ehster  Entschliesstmg  aus  Sch6nhrunn  vom  31.  M« 
1849  das  Cfi  m  man  den  rkre  uz  des  Maria  Thert^sion-Ordens  zu  verleihen. 


LÜTll^kH ,  Alexander  N 3  k o  1  aj  o  w  i  t s 0 h ,  kaiserlich  msstsclier  General  der  Infanterie 
General- Adjutant ,  ist  im  Jahre  1790  aus  einer  ursprünglioh  deutschcnt  aber  langst  in  Russlai 
ansässigen  Pamilie  geboren  ;f  deren  Mitglieiler  sich  seit  mehreren  Generationen  dem  Kriegsdlena 
ihres  adoptirten  Vaterlandes  gewidmet  haben.  Luders  trat  1807  in  die  Armee,  wohnte  dt 
Kriege  in  Finnland  1808  und  den  Pcldzügen  von  181ä  — 1814  hei^  stieg,  durch  Connexioo« 
begünstigt;  ziemlich  rasch  von  Stufe  zu  »Stufe  und  machte  sich  besonders  im  polnischen  Peldiui 
von  1831  hemerklich;  indem  er  alß  General-Major  und  Commandaut  einer  Brigade  der  5.  Inf&i 
terie-Di Vision  beim  Sturme  von  Wareehau  durch  niuäterhaftc  Umsieht  und  Tapferkeit  xur  Hn5 
Scheidung  beitrug.  Dafür  zum  General- Lieutenant  befördert,  stand  er  mehrere  Jalirc  hindur^ 
als  Stabschef  beim  3>  Infanterieeorps,  Ms  er  1838  an  der  Stelle  M  urawjew'S  dag  Cotamaado  Ql 
das  5.  Infanterie  Corps  erhielt.  Als  1843  eine  Division  desselben  nach  dem  Kaukasus  boorde 
wurde,  führte  Lüders,  der  mn  diese  Zeit  zum  General  der  Infanterie  avancirte,  sie  personli« 
dahin  und  nahm  an  allen  JCampfen  der  beiden  folgenden  Jahre«  namentlich  an  dem  Zuge  nae 
Dargo,  mit  Auszeichnung  Tljeih  Vno  einer  längern.  zur  Herstellung  seiner  durch  die  Kriegsstn 
pazen  erschütterten  Gesundheit  unternommenen  ICeise  nach  dem  südlichen  Europa  znriickci 
kchrtj  trat  er  wieder  an  die  Spitze  seines  nunmehr  in  Bessarabien  aufgestellten  Corps,  mit  welolio 
er  im  Juli  1S4S  über  den  Pruth  ging  und  in  Verbindung  mit  Omer  Pascha  die  In^urreelion  d< 
Romanen  in  den  Doimufürsterjtljümcrn  unterdrückte.  Nachdem  die  Intcrvcntiofj  Hu-ÄlandB  in  Ungaf 
beschlossen  worden,  drang  Lüders  am  19.  Juni  1849  mit  äfj.iHjÜ  Mann  durch  den  HoUtenihami 
pass  in  Siebenbürgen  ein,  eroberte  HcrmannstH<lt,  iifddug  Bern  am  '61.  Juli  bei  S*jh;issl>urg  w 
am  6.  August  bei  Grossschouern  aufs  Haupt^  und  zwang  in  Deva  am  18,  August  GOOO  Insurgi 
ten  mit  <5<>  Geschützen  zur  Capitulation.  Diese  schnell  erreiehten  Vortlieilc  veratitassten  Si 
Majcätat  den  J\aii»er  dem  lapfern  General  der  Infanterie  \tju  Luders  mit  Handhillet  atis  $chf1 
brunn  vom  22.  Auguät   1849  das  Com mandeur kreuz  des  Maria  Theresien-Ürdeiis  zu  verl 


1725 

Bei  Beginn  der  orienUliscben  Verwicklungen  wurde  Lüders  mit  seinem  Corps  unter  das 
Commando  dos  Fürsten  Gortschakow  gestellt  und  rückte  im  Juli  1853  in  die  Moldau  ein.  Am 
2  4.  März  1854  ging  er  über  die  Donau,  besetzte  Matschln,  Uirsowa  und  den  Trajanswall,  vertrieb 
die  Türken  aus  Tschernawoda  und  liassowa  und  langte  nach  einem  schwierigen  Marsehe  am 
16.  Mai  vor  SUistria  an,  musste  aber  bald  darauf  Krankheit  halber  die  Armee  verlassen.  Nach 
seiner  Genesung  ward  er  im  Marc  1855  aum  Befehlshaber  der  Süd-Armee  ernannt  und  hatte  als 
solcher  sein  Hauptquartier  erst  in  Odessa,  dann  in  Nfkolajew,  wo  er  nach  dem  Falle  von 
Kinburn  hei  den  Massregeln  thätig  war,  die  zur  Sicherung  dieses  Arsenals  gegen  einen  feind- 
lichen .\ngrifr  getroffen  wurden.  AU  Zeichen  der  Anerkennung  verlieh  ihm  sein  Kaiser  den 
Titel  eines  Chefs  des  Infanterie- Regiments  Praga  und  übi&rtrug  ihm  im  Jänner  1856  den  Oberbefehl 
in  der  Krim.  Hier  sohloss  er  den  Waffenttülstaud  mit  den  Aliürten  und  verlegte  dann  sein 
Hauptquartier  nach  Charkow,  wo  er  im  September  1856  wegen  fortdauernder  Kränklichheit  und 
einer  Augenschwäche,^  die  ihn  mit  völliger  Erblindung  bedrohte,  seine  Entlassung  einreichte. 


RITTER. 

CONSTANTIN,  Nikolajewitsoh,  Orossfürst  von  Russland,  Grossadmiral,  General  -  Adjutant 
und  Commandirender  der  4.  Leibgarde-Infanterie,  Chef  des  Husaren  -  Regiments  vormals 
(irossfürst  Michael  Pawlo witsch,  Inhaber  des  k.  k.  18.  Infanterie-  und  des  königi.  preussisehen 
[i.  Husaren-Regiment«)..  Sohn  des  Kaisers  Nikolaus  und  Bruder  des  gegenwärtig  regierenden 
Kaisers  Alexander  II.,  ist  am  21.  September  1827  geboren. 

l>er  (iroäsfürät  hatte  freiwillig  den  Feldzug  in  Ungarn  mitgemacht  und  bei  mehreren 
< Gelegenheiten  glänzende  Proben  von  Entschlossenheit  und  Tapferkeit  bewiesen,  inttbesondere  an 
der  Thei^s  am  26.  Juli  und  bei  Debrcczin  am  2.  August  1849. 

Se.  k.  k.  Apostolische  Majestät  fiinden  sich  veranlasst  mit  Handbiilet  aus  Schönbrunn  vom 
22.  August   1849  diese  miliiarischefi  Tugenden  des  Prinzen  mit  dem  Ri  tter kreuze  zu  belohnen. 

PaNUTINK,  Nikolaus  von,  kais.  rust^ischer  General  der  Infanterie  und  General-Adjutant 
«los  Knitfors.  ein  kluger  und  tapferer  Soldat,  befehligte  im  Sommer- Feldzuge  1849  die  9.  Division, 
welche  der  Armee  unter  Feldzeugmeister  Raron  Haynau  beigegeben  war.  Die  gefällige,  dem 
Hllgeinoinen  Interesse  sich  stets  unterordnende  B(*reitwilligkeit  und  Anspruchslosigkeit,  so  wie 
der  liebenäwürdigc  <*harakter  Panutine*8  waren  ganz  geeignet,  ihm  die  gerechte  Anerkennung 
des  Ö5terrei('hit>cheu  Feldherrn  und  die  Gewogenheit  Sr.  Majestät  des  Kaisers  zuzuwenden. 

An  lieni  schönen  Siegeslauf  von  Presbburg  bis  Temesv&r  nahm  Panutino  mit  grosser 
Aufopferung,  mit  Kraft  und  Tapferkeit  rühmlichen  Antheil.  Resonders  war  es  der  Tag  bei  Pered 
am  21.  Juni,  wo  sieh  Panutine  und  seine  Truppen  mit  unvergänglichem  Ruhme  bedeckten. 
< Gleiches  Verdienst  gebührt  ihm  am  2.  Juli  vor  Komorn,  wo  er  auf  die  Aufforderung  des 
(trafen  Schlik  sich  sogleich  freiwillig  entschloss  mit  seiner  ganzen  Division  zu  Hülfe  zu  eilen 
und  im  Vereine  mit  der  Cavallerie-Brigade  Simbschen  so  wirksam  eingriff,  dass  unser  erstes 
Corps  sehr  bald  von  dem  überlegenen  feindlichen  Angriff  degagirt  war.  Diesem  geschlossenen 
Auttreten  in  Ma.<«se  war  es  auch  allein  zuzuschreiben,  dass  die  Division  an  diesem  Tage  nur  den 
peringen  Verlust  von  4  Todtcn  und  14  Verwundeten  erlitt.  In  der  Schlacht  vor  Komorn  am 
U.  .luli  und  in  jener  vor  Temesvar  am  9.  August  wurde  Panutine  mit  seiner  Division  als 
Keserxe    auf   entscheidenden    Puneten    verwendet;    die    Wirkung    der  Division  beruhte  mehr  auf 


1724 

Position  in  kurzer  Zeit  und  drang  auf  Catania,  welches  20,000  Einheimische  und  Fremde 
gegen  die  kSnigiichen*  Truppen  rertheidigten.  Von  der  See  und  zu  Lande  angegriffen ,  fiel  auch 
dieser  Concentrationspunct  der  Emporer  durch  Sturm  am  6.  April  in  Filangieri*s  Hinde;  die 
ganze  Ostkuste  Sieiliens  war  in  wenig  Tagen  erobert  und  der  entschlossene  General  konnte  seinen 
Marsch  gegen  Palermo  ungehindert  richten.  Das  hier  tagende  Parlament  gerieth  in  die  grosste 
Bestürzung  und  unterwarf  sich  mit  der  empörten  Provinz  auf  Gnade  und  Ungnade  dem  siegreichen 
Feldherm,  der  am  15.  Mai  seinen  Einzug  in  Palermo  hielt  Der  König  ernannte  Fi  1  an  gier!  zam 
Duca  di  Taorm.ina  und  zum. Statthalter  Sieiliens.  In  den  gefährlichsten  Lagen  war  Filangieri 
seinem  Könige  stets  treu  zur  Seite  gestanden,  hatte  seinen  Muth  in  dem  Kampfe  gegen  die 
Revolution  oft  neu  belebt,  durch  Kriegserfahrenheit,  Unersehrockenheit  und  Ausdauer  dem 
monarchischen  Principe  und  der  Sache  der  gesellschaftlichen  Ordnung  mit  aufopferndem  Eifer 
gedient,  das  zur  Bekämpfung  der  Empörung  verwendete  Truppeneorps  zum  Zwecke  einer  sieg- 
reichen Durchführung  der  Expedition  organisirt,  und  in  richtiger  Würdigung  der  Lage  Italiens 
und  seiner  wahren  Bedürfnisse  wesentlich  dazu  beigetragen,  den  König  von  Neapel  zu  bestimmen, 
sich  wieder  Österreich  zu  nähern  und  die  diplomatischen  Verbindungen  anzuknüpfen. 

Diese  ausgezeichneten  Verdienste  veranlassten  Se.  k.  k.  Apostolische  Majestät,  den  General- 
Lieutenant  Filangieri,  über  Vortrag  des  kaiserlichen  Ministers  des  Äussern  Feldmarschall- 
Lieutenant  Fürsten  zu  Schwarze nberg,  mit  einem  besonderen  Merkmale  der  Allerhöchsten 
Anerkennung  zu  belohnen  und  ihm  mit  Allerhöchster  Entschliessung  aus  Schönbrunn  vom  31.  Mai 
1849  das  Commandeurkreuz  des  Maria  Theresicn-Ordens  zu  verleihen. 


LÜDER8,  Alexander  Nikolajewitsoh;  kaiserlich  russischer  General  der  Infanterie  und 
General  -  Adjutant ,  ist  im  Jahre  1790  aus  einer  ursprünglich  deutschen,  aber  längst  in  Russland 
ansässigen  Familie  geboren,  deren  Mitglieder  sich  seit  mehreren  Generationen  dem  Kriegsdienste 
ihres  adoptirteii  Vaterlandes  gewidmet  haben.  Lüders  trat  1807  in  die  Armee,  wohnte  dem 
Kriege  in  Finnland  1808  und  den  Feldzügen  von  1812 — 1814  bei,  stieg,  durch  Connexionen 
begünstigt,  ziemlich  rasch  von  Stufe  zu  Stufe  und  machte  sich  besonders  im  polnischen  Feldzuge 
von  1831  bemerklich,  indem  er  als  General-Major  und  Commandant  einer  Brigade  der  5.  Infan- 
terie-Division beim  Sturme  von  Warschau  durch  musterhafte  Umsicht  und  Tapferkeit  zur  Ent- 
scheidung beitrug.  Dafür  zum  General-Lieutenant  befördert,  stand  er  mehrere  Jahre  hindurch 
als  Stabschef  beim  2.  Infanteriecor]>s,  bis  er  1838  an  der  Stelle  Murawjew's  das  Commando  über 
das  5.  Infanteriecorps  erhielt.  Als  1843  eine  Division  desselben  nach  dem  Kaukasus  beordert 
wurde,  fülirte  Lüders,  der  um  diese  Zeit  zum  General  der  Infanterie  avancirte,  sie  persvJnlich 
dahin  und  nahm  an  allen  Kämpfen  der  beiden  folgenden  Jahre,  namentlich  an  dem  Zuge  nach 
Dargo,  mit  Auszeichnung  Theil.  Von  einer  längern,  zur  Herstellung  seiner  durch  die  Kriegsstra- 
pazen erschütterten  Gesundheit  unternommenen  Heise  nach  dem  südlichen  Europa  zurückge- 
kehrt, trat  er  wieder  an  die  Spitze  seines  nunmehr  in  Bessarabien  aufgestellten  Corps,  mit  welchem 
er  im  Juli  1848  über  den  Pruth  ging  und  in  Verbindung  mit  Omor  Pascha  die  Insurrection  der 
Komanen  in  den  Donaufürstenthümern  unterdrückte.  Nachdem  die  Intervention  Ru-=slands  in  Ungarn 
beschlossen  worden,  drang  Lud  er  s  am  19.  Juni  1849  mit  25,000  Mann  durch  den  Rothenlhurm- 
j)ass  in  Siebenbürgen  ein,  eroberte  Hcrmannstadt,  schlug  Bern  am  31.  .TuH  bei  Schässburg  und 
afu  G.  August  bei  Grossscheuern  aufs  Haupt,  und  zwang  in  Deva  am  18.  August  6000  Insurgen- 
ten mit  50  Get^chützen  zur  Capitulation.  Diese  schnell  erreichten  Vortheile  veimnlassten  Seine 
Majestät  den  Kaiser  <k'in  ta]»fern  General  der  Infanterie  von  Lüders  mit  Handbillct  aus  Schön- 
brunn vom  22.  August   1849  das  Commando  urkreuz  des  Maria  Theresien-Ordens  zu  verleihen. 


1725 

Bei  Beginn  der  orientalischen  Verwicklungen  wurde  Lüders  mit  seinem  Corps  unter  das 
Commando  des  Fürsten  Qortschakow  gestellt  und  rückte  im  Juli  1853  in  die  Moldau  ein.  Am 
21.  März  1854  ging  er  über  die  Donau,  besetzte  Matschin,  Uirsowa  und  den  Trajanswaü,  vertrieb 
die  Türken  aus  Tschernawoda  und  iiassowa  und  langte  nach  einem  schwierigen  Marsche  am 
16.  Mai  vor  Silistria  an,  musste  aber  bald  darauf  Krankheit  halber  die  Armee  verlassen.  Nach 
seiner  Genesung  ward  er  im  März  1855  zum  Befehlshaber  der  Süd-Armee  ernannt  und  hatte  als 
solcher  sein  Hauptquartier  erst  in  Odessa,  dann  in  Nikolajew,  wo  er  nach  dem  Falle  von 
Kinburn  bei  den  Massregeln  tbätig  war,  die  zur  Sicherung  dieses  Arsenals  gegen  einen  feind- 
lichen Angriff  getroffen  wurden.  Als  Zeichen  der  Anerkennung  verlieh  ihm  sein  Kaiser  den 
Titel  eines  Chefs  des  Infanterie- Regiments  Praga  und  üb'ertrug  ihm  im  Jänner  1856  den  Oberbefehl 
in  der  Krim.  Hier  schloss  er  den  Waffenstülstaud  mit  den  AUürten  und  verlegte  dann  sein 
Hauptquartier  nach  Charkow,  wo  er  im  September  1856  wegen  fortdauernder  Kränklicbheit  und 
einer  Augenschwäche,  die  ihn  mit  völliger  Erblindung  bedrohte,  seine  Entlassung  einreichte. 


RITTEU. 

CüNSTANTIN,  Nikolajewitsoh,  Qrossfürat  von  Russland,  Grossadmiral,  General  -  Adjutant 
und  Commandirendor  der  4.  Leibgarde-Infanterie,  Chef  des  Hasaren  -  Regiments  vormals 
<irossfürst  Michael  Pawlo witsch,  Inhaber  des  k.  k.  18.  Infanterie-  und  des  königl.  preussisehen 
\K  Husaren-Regiments,  Sohn  des  Kaisers  Nikolaus  und  Bruder  des  gegenwärtig  regierenden 
Kaisers  Alexander  II.,  ist  am  21.  September  1827  geboren. 

l)er  Grossfürat  hatte  freiwillig  den  Feldzug  in  Ungarn  mitgemacht  und  bei  mehreren 
Gelegenheiten  glänzende  Proben  von  Entachlossenheit  und  Tapferkeit  bewiesen,  insbesondere  an 
der  Theiss  am  26.  Juli  und  bei  Debreczin  am  2.  August  1849. 

Se.  k.  k.  Apostolische  Majestät  fanden  sich  veranlasst  mit  Handbillet  aus  Sohönbrunn  vom 
22.  Auf^uM   1819  diese  militärischon  Tugenden  deK  Prinzen  mit  dem  Rl  tter kreuze  zu  belohnen. 

PAMTINK,  Nikolaus  .on,  kais.  rusHischer  General  der  Infanterie  und  General-Adjutant 
«les  Kaitfori«.  ein  kluger  und  tapferer  Soldat,  befehligte  im  Sommer-Feldzuge  1849  die  9.  Division, 
welche  der  Arinec  unter  Feldzeugmeister  Baron  Haynau  beigegeben  war.  I>ie  gefällige,  dem 
allgemeinen  Interesse  sich  stets  unterordnende  Bereitwilligkeit  und  Anspruchslosigkeit,  so  wie 
•ler  liebenswürdige  <'harakter  Panutine>  waren  ganz  geeignet,  ihm  die  gerechte  Anerkennung 
des  ö.HterreichiKchcn  Feldherrn  und  die  Gewogenheit  Sr.  Majestät  des  Kaisers  zuzuwenden. 

.\n  dem  srh«>nen  Siegeslauf  von  Pressburg  bis  Temcsv4r  nahm  Panutino  mit  grosser 
Autopferung,  mit  KraH  und  Tapferkeit  rühmlichen  Antheil.  Besonders  war  es  der  Tag  bei  Pered 
am  21.  Juni,  wo  sieh  Panutine  und  seine  Truppen  mit  unvergänglichem  Ruhme  bedeckten. 
(Gleiches  Verdienst  gebührt  ihm  am  2.  Juli  vor  Komorn,  wo  er  auf  die  Aufforderung  des 
Grafen  Schlik  sich  sogleich  freiwillig  entschloss  mit  seiner  ganzen  Division  zu  Hülfe  zu  eilen 
und  im  Vereine  mit  der  Cavallerie-Brigade  Simbschen  so  wirksam  eingriff,  dass  unser  erstes 
Cori>s  sehr  bald  von  dem  überlegenen  feindlichen  Angriff  degagirt  war.  Diesem  geschlossenen 
Auftreten  in  Masse  war  es  auch  allein  zuzuschreiben,  dass  die  Division  an  diesem  Tage  nur  den 
geringen  Verlust  von  4  Todten  und  14  Verwundeten  erlitt  In  der  Schlacht  vor  Komorn  am 
11.  Juli  und  in  jener  vor  Temesvar  am  9.  August  wurde  Panutine  mit  seiner  Division  als 
Keser\e    auf   entscheidenden    Puneten    verwendet;    die    Wirkung    der  Division  beruhte  mehr  auf 


1726 

dem  blossen  Erscheinen  zu  rechter  Zeit  und  am  rechten  Orte.  Doch  nahm  seine  Artillerie  im 
Zusammenhange  mit  der  unsrigen  an  diesen  beiden  Schlachten  einen  wesentlichen  Theil  am 
glänzenden  Erfolge. 

Panutine^s  ausgezeichnete  und  umsichtige  Führung  sMner  Truppe,  so  wie  seine  persön- 
liche Tapferkeit  belohnte  Se.  Majestät  der  Kaiser  mit  Handschreiben  aus  Schönbronn  Tom 
22.  August  1849  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien-Ordens. 

KnICANIN,  Stephan  von,  fürstlich  serbischer  General,  war  zu  Knie  im  Kragujeycer 
Kreise  1807  geboren.  Im  28.  Lebensjahre  Bezirksvorstand  in  Jasenicka,  wurde  er  zwei  Jahre 
darnach  Vorstand  des  Semendria-Kreises,  1842  Mitglied  des  Senates  und  im  Jahre  1853  Woj- 
wode,  die  höchste  militärische  Würde  Serbiens.  Dieser  tapfere  Krieger  hatte  bei  der  Süd -Armee 
in  den  Jahren  1848  und  1849  gegen  die  ungarischen  Insurgenten  besondere  Thätigkeit,  Aus- 
dauer und  Umsicht  an  Tag  gelegt  und  sich  vorzüglich  bei  Panosowa  am  2.' Jänner  1849,  bei 
Yertheidigung  der  Defil^  -  Zugänge  vor  Mosorin  und  Yilova,  bei  jener  des  Brückenkopfes  vor 
Tittel  und  bei  dem  Übergange  bei  Kameniz  durch  persönlichen  Muth  und  erfolgreiche  Truppen- 
leitung ausgezeichnet. 

Se.  Majestät  geruhten  diesen  tüchtigen,  am  26.  Mai  1856  zu  Belgrad  verstorbenen  Soldaten 
am  2.  September  1849  Allerhöchst  eigenhändig  mit  dem  Ritterkreuze  des  Maria  Theresien- 
Ordens  zu  decoriren. 


GrOTEIjUJELM  ,  von,  kais.  russischer  General-Lieutenant,  befehligte  im  Jahre  1849  im  Norden 
Siebenbürgens  eine  selbstständige  k.  russische  Division  und  leistete  über  die  ihm  vorgezeichnete 
Grenze  seiner  Aufgabe  der  allgemeinen  guten  Sache  ausgezeichnete  und  tapfere  Dienste,  so 
zwar,  dass  sich  das  im  Jahre  1850  tagende  Ordens-Capitel  veranlasst  sah,  ihn  der  Allerhöchsten 
Berücksichtigung  anzuempfehlen.  Se.  Majestät  fanden  Sich  über  den  erstatteten  Vortrag  bewogen» 
ihm  mit  Allerhöchster  Entschliessung  vom  26.  März  1850  das  Ritterkreuz  des  Maria  There- 
sien-Ordens zu  verleihen. 


1727 


ÜBERSICHT  DER  PROMOTIONEN 

MIT  ANGABE  DER  BEKLEIDETEN  CHARGE  ZUR  ZEIT  DER  VERLEIHUNG  DES  ORDENS. 

L  Promotion  (vom  7.  Man  1758). 

OROSSKREUZE. 

Latiirinorx,  Ilprxog  Karl,  FM.  |    Nadasdy  auf  Fogaras,  Oraf  Franz,  G.  d.  C\ 

I>\i>,  <: rar  I^opold  Jo«oph  Maria,  FM.  |    IlAniK  von  Futak,  Graf  Andreas,  FML. 

KLEINKREUZE. 

SiNrFRF,  llaion  (Maiidltif,  FMI..  (ward  am  4.  Decomlior  !    Rr.MF.NDORK,   Baron  Friedrich  Kanpar,  Oberst  von  Botta- 

C:  ro  f  ••k  r  euz).  '  Inf. 

I-I^ZTEKiiizi   de  fJalintha,    Graf  Nikolau.«  ,  FML.  (ward  j     D'Atasasa,  Graf  Johoph  Karl,  OborM   von  Parm^tadt- 

iTCj  r«iiniuan  dfur;.  I^rag.  (ward  176S  Cominan  d  e  u  r). 

WiETi  Kl  \KKL.   firaf  Fricdrirb  GrorK.   FML.  (ward  ITftl         »ojanowkkt  ,    .Silrlns   Alexander,    OberM    von  Serbel 

G  r«i«  •■  kren  *).  I  lonJ-Knr. 

.ST^RHFMIiKKU.  (iraf  J«>hanii  LudwiK,  FML.  I    AM%nRt,    Baron  Karl,     Oberst   von   Nikol.    Eszterhitzy- 
LoifHiN,     Itarou   «iideoo*  Krn>t.    Ober»t   vom   Ukkauer  Inf. 

Gr.-Kci(.  (»ard  am  4    I>«Tenib»*r  <;  r  o»  *  kre u«)./  SaixtIOSojj,    (traf  Jonoph  ,    Obornt  von  Würtleniberg- 

J^llM  s  >nn  >:brr>tKdt.  Haron  Franz  Maximilian.  (tM.  I>raic. 

I.o»  KiAS.  MarquU  Franz.  OberM  von  Lo^  Rlon-lnf.  ■    PONUTOWSKT,    (Iraf   Andrea*,    OberM •  Lieutenant   bei 

KivfKT.    Für»!   Franz   Ulrirh,    GM.    (ward  ITCft  Com-  ,  Mirhael    WalUi- Infanterie    (ward    1766    Comman- 

roaudeur).  I  denr). 

n.  PrOBOtiOl  (Tom  1.  Auguft  1758). 

KLEINKREUZ. 

SisKOViTZ,  B«roB  Joseph,  Ob«rtt  tob  Haller-Inf.  (ward  17G5  Commandevr). 

DL  PrOBOtiOl  (Tom  4.  December  1758). 
OROSSKREUZE. 

Sr^irFKK.  Baron  dandla»,  FML.  nnd  Ordensritter.  1    M\MCMAU.    von     Biberstein,     Baron     Ernst     Dletrirh, 

Loi  i»o^,  Baron  Gideon  Kmtt.  FML.  ond  Ordensritter.         !  FZM. 

Arknhkr«..  ll<>r/oK  Kari  I^opcld.  FZM.  Lact,  Graf  Franz  Moritz,  FML 


1728 


KLEINKREUZE. 


Plunkett,  Baron  Thomas,  GM. 

Rehbach,  Baron  Max,  Oberst  von  Birkenfeld-Kür. 

Saint  IGNON,  Graf  Johann,  Oberst  von  Kalkreuth-Kär. 

Salm-Salm,  Prinz  Max,  Major  von  Salm-Inf. 

BOTTA  D'ADORNO  ,  Maquis  Jakob ,  Oberst-Lieutenant  von 
BottA-Inf. 

SORO,  Graf  Johann,  Oberat-Lieuteoftnt  vonDeitschmeister- 
Inf. 

Basteel,    Johann  Joseph,    Oberst- Lieutenant  von  Los 
Rio8-Inf. 

BlETTAOH,  Baron  Franz  Thomas,  Hauptmann  von  Savoyen- 
Drag. 

FranQUET,    Emanuel  Alexander  von,    Cap.-Lieut.   von 
Savoyen-Drag. 

NORMANN,  Baron  Ernst,  Major  von  Harrach-Inf. 

Bauer,  Elias  von.  Major  vom  Warasdiner  Grenz- Reg. 

D0MBA8LE,  Graf  Karl  Franz,  GM. 

Krammer  von  Obereck ,  Adam  Ferdkiand ,   Oberst  von 
Salm-Inf. 
IW  ALTHER  von  Waldenau  ,  Ignaz ,  Oberst  bei  der  Feld- 
Art. 

Zorn    von    BLOVSHEIM,     Maximilian    August,     Oberst- 
Lieutenant  von  Leop.  Daun-Inf. 

Rummel  von  Waldau,   Baron  Joseph,  Hauptmann  von 
Heinrich  Daun-Inf. 

DeYINS,  Baron  Joseph,    Gren.-Hauptm.   von  Leopold 
Palflfy-Inf.  (ward  1790  Grosskreuz). 


D'Arbero,  Graf  V.  Valenzin,  Karl,   FML. 

PELLEORINI,  Graf  Karl  Clemens,  Oberst  von  I^eop.  Daui 

Inf.  (ward  1765  Commandeur). 
SQUH.\y  ,    Philipp  V. ,    Oberst-Lieutenant    von    Nikolai 

Eszterhäzy-Inf. 
Bülow,  Baron  Ferdinand  Friedrich,   GM. 
Db  VILLE  de  Canon,  Marquis  Karl,  FMX.. 
Draskovich,    Graf  Joseph,    FML.     (ward    1766    Coi 

mandeur). 
Glannini,  Graf  Ernst  Friedrich,  Genie-Oberst  (ward  17 

Grosskreuz). 
tALFSON,  Adolph  von,    Oberst- Lieutenant    bei    der  A 

tillerie. 
MITTERSTILLER,  Simon,  Tranch^c-Majop. 
ROüVROY,    Theodor  v. ,    Hauptmann    bei    der   Artillei 

(ward  1765  Commandeur). 
TILLIER,  Johann  Anton  v.,  GM. 
Gemminqen    auf  Homberg   und  Treschklingen ,    Bar 

Reinhardt,  GM. 
BROCKILAUSEN  ,    Buron    Jakob,     Oberst     von     O'Done 

Kür. 
Ferraris,  Graf  Joseph  Johann,  Oberst  von  Karl  Liothri 

gen-Inf.  (ward  1 793  Grosskreuz). 
BOSFORt,  Baron  Franz,  Oberst-Lieutonant  von  £rzherz 

Ferdinand-Kür. 
Brentano-Cimarolli,  Joseph  v.,  GM.  (ward  1763  Groi 

kreuz).  *» 


IV.  Promotion   (vom  9.  JUnner  1759). 


KLEINKREUZE. 


K.^ROLTi      von     Nagy  -  KKroIy  ,      Graf     Franz     Anton, 
GM. 


Caldwell,  Chov.  Thume,   Major  von   Alt-AVolfenbütte 
Inf. 


V.  Promotion   (vom  23.  JUnner  1760). 


GROSSKREUZE. 

ZWEYBRi'cK -BlRKENFELI) ,      Prinz     Friedrich     Michael,    1    MacqT'IRE,  Graf  Johann  Sigisniund,  FML. 
FM.  I    BECK,  Baron  Philipp  Leviu,  FML. 

KLEINKREUZE. 


r.iASCO,  GrafP'ranz,  FML.    (ward  17C2  O  ro  sskrcu  z)- 
PrONETTl,  Tl.iron  Rudolph,  Oberst  von  Ilesscn-Darmstadt- 

Drag. 
PAWLOWSKY  von  RoSENFErn,  Wonzol,  Ohcrst-Licutcuant 

im  Ingen. -Corps. 


Kerekes,  Siegmund  v. ,    Oberst-Licutonunt    von  Haller 

Inf. 
lt.üiNKOl>P,  Joli.inn  AVon/.ol  v.,  M.ijor  in  der  Artillerie. 
O'KELI.Y,  Graf  Willulm  ,    FML.   (ward    1765  C  o  ni  rn  .>  n 

den  r). 


1729 


MrRR.\Y  ile  Melgum,  Graf  Joseph  Jakob,  Oberst  von  I^o» 

Kios-Inf. 
HrMBK\CHT,    Baron  Alexander,    Hauptmann  von  Thur- 

heim-Inf. 
UH^nE>,  (;raf  Johann,  Ober»t  von  Ilaller-Inf. 
(.MRiiHiOLI  di  S.  Kramo,  Graf  Ludwig,  GM. 
liECHARDT,    Johann    von,    Hauptmann    von  Simbsehen- 

Inf. 
CviLiMKLU,  Graf  Karl,  Oberst  bei  Zweybruck-Drag. 
KIR86K,    Baron   Kranz  Karl,    Oberst  vom  St.   Georger 

Grenz- KeR. 
BROWüi:,  Graf  Philipp  Georg,  GM. 
TRAI8,    Baron    Kaspar,    Oberst    bei    Hiidbarghausen- 

Inf. 
Koni,  Baron  Johann  Bapt. ,    Oberst  bei  Ulrich  Kinsky- 

Inf. 
I>E  Rosix,    Baron   Ignaz  Sigismand,   Oberst- Lieutenant 

von  Adolph  Batfhiany-Inf. 
lUvizZA,  Baron  Anton,  Major  von  0*l>onoll-KQr. 
H'Alton,  Chev.  Richard,   Obernt  bei  Loudon-Inf.  (ward 

17T8  Co  mmand  eur). 
STR.\8SFR  v<^n  Nkideog,  Baron  Wolfgang  Felix  Wilhelm, 

Ol<or»t-Uvutenant  von  Baden-Baden-Inf. 
BoLKR,  ILaron  Karl,  M^or  von  Baden-Baden-Inf. 
I^OBKOwrrz,  Fürst  Joseph,  (tM. 


GABELKOVE.^t,  Itaron  Siegmund,  Oberst  von  Schmerzing- 

Kür. 
LEFBEUINK,    Friedrich  OhrisUan  von ,   Oberst  bei  Mar- 

schalMnf. 
WORBEER,  Baron  Siegmund,  Gren. -Hauptmann. 
Gemminoen    auf   Homberg    und  Treschkllngen ,    Baron 

Siegmund,  Oberst  von  WIed-Tnf. 
ROTHSCHiTZ,   Georg  Siegmund  von,  Oberst  und  Flügel- 
Adjutant. 
ToMlom  de  FABRI8,    Dominik,     Oberst-Lieutenant  Im 

Gcncralstabe. 
KOKORZOWA,  Graf  Franz,  Hauptmann  von  Sincere-Inf. 
BüRCELL,  Baron  Johann  Bapt.,  Rittmeister  von  Modena- 

Drag. 
ZEDTWrrz,  Baron  Johann  Franz ,  Oberst  vom  1.  Banal- 

Grenz-Reg. 
GüASCO,  Graf  Peter  Alexander,  GM. 
BEAl'UEn  de  Marconnay ,  Baron  Johann  Peter .  Major  im 

Gcncralstabe  (ward  1790  C  o  m  m  a  n  d  e  u  r). 
TÖRoK,  Baron  Johann  Andreas ,  Oberst  der  Jazyger  und 

Kumaner  Husaren. 
(tElSSLER,  Ignaz  von,  Rittmeister  von  Nidasdy-Hu». 
Bl!«DER  von  Krieoeutein,    Christian,    Hauptmann    von 

Arenberg-Inf. 
RiPRE,  Baron  Ludwig  Rudolph,  Mi^or  im  Generalstabe. 


Tl.  PrOBOtiOl   (vom  22,  Deceoiber  1761}. 


GROSSKKEUZE. 


WiKO  RrNKEL,  Graf  Friedrich  Georg,  FZM.  und  Ordens- 
ritter. 


O'DO.VELL,  <iraf  Karl,  G.  d.  C. 
BlTCOW,  Baron  Adolph,  G.  d.  C. 


KLEINKKEUZE. 


I*Rr.l<(8,  J<>haii»vou,  (iM. 

srAMP\.  Craf  i'ajcuu,  FML. 

I«ocK%KT,  Graf  Jakob,  Major  von  Waldcrk-Iuf. 

KAiTSi'H.  I^nac  von,  Mi^or  von  Scampach-Kür. 

Seriuwn.  Graf  Paul  Antou.  ober»t  bei  llarraeh-Inf. 

ZfEOE^AR,    Baron  Karl  Wilhelm,    Oberst   bei  Benedict 

Itaiin-Kiir. 
SEEOER  von  Durreaberg,  Baron  Johann  Tobias,  M^or  Im 

(icneraii«talM*. 
BoTT\  P'AnoR^o,  Marqulfl  Joneph,  M^or  von  Benedict 

lUun-Kur. 
THKLLIER8,  Baron  Franz,  Oberst- Lieutenant  von  Toseana- 

Inf.  ^ 

DÜNMiniK.    Graf  Vrledrich   Ludwig,   Oberst- Lfeolenant 

vom  Brooder  Grenz-Reg. 
BRiTCTi?!,  ftraf  Konrad,  Oberst  des  slavon.  Hnsaren-Rcg. 
Bethi.en.  (iraf  Adam  Joseph.  G.M. 


RIED,  Baron  Joseph  Heinrich,  i;M. 

IIARRACH,  (traf  Franz  lav.,  Oberst  t>el  Puebla-Inf. 

i>E  V088,  Franz  Joseph,  fngenleur-Mi^or. 

BARro,  VIncenz  von,  Oberst  bei  Bethlen-Hu.«. 

MTUrs,  Anton  Ulrich  v.,  Liouleuant  von  Michael  Wallis- 

Inf. 
1>RTM  und  Stritetz,  Graf  Joachim  Wenzel,  Rittmeister 

von  Scrbelloni-Kur. 
ItClvT  von  roLLE!VBERO  ,  Franz ,  Rittmeister  von  Schmer- 

zing-Knr. 
STif?!,  Baron  Karl  I.«opold,  Oberst  hei  Mercy-Inf. 
Hocke,  Karl  von,  Oberst  bei  Kolowrat-Drag. 
HoHENLOHE    KfRCHBERO,     Fürst      Friedrich     Wilhelm, 

Major     von     I^udon  -  Inf.     (ward     17x9     Tomman- 

deu  r;. 
SrHORLEMXER,  Karl  Maxlmlllau  v..  Oberst- IJeut4>nant  von 

Karl  I..othrin4;cu-Inf. 

H«'J 


1730 


TII.  Promotion  (vom  30.  Aprll  1762). 


KLEINKREUZE. 


Wallis,  Baron  Patricias  Olivier ,  Oberst-Lieutenant  von 
Loudon-Inf. 

PETR0V8KY,  Franz  von,  Oberst  von  Sz^ch^nyi-Hus. 

O'DONELL,  Graf  Heinrich,  Major  von  Angeru-Inf. 

SzECZüJACZ  von  Heldenfeld,  Arsenius,  Major  vom 
Gradiskaner  Grens-Reg. 

K1N8KT,  Graf  Joseph ,  Oberst  bei  Löwenstein  -  Chevaax- 
legers. 

GrafFENSTEIN,  Joseph  von,  Major  bei  Nidasdy-Hus. 

Terzi,  Baron  Ludwig,  Major  von  Andlau-Inf.  (ward  1779 
Commandeur). 

LOOZCORSWAREW  de  Nyel,  Graf  Wilhelm  Joseph,  Kitt- 
meister von  Kolowrat-Drag. 


Elmpt,  Barou  Philipp,  Mo 
LlüBIBRATICH    von    TREBH 

Gradiskaner  Grenz-Reg 
TKALC8EVICH,  Johann  v., 

lieg. 
KNESEVICH   von  ST.  HELE 

Städter  Hus. 
DiMiCH  von  Papilla,  Paul 

diskanor  Grenz-Reg. 
NANOLE,  Baron  Franz,  Hai 

Drag. 
KISS ,     Franz     von ,      Obi 

Hus. 


Tin.  Promotion   (vom  21.  October  1762). 


GUASCO,  Graf  Frauz,  FML.  und  Ordensritter 
Glannini,  Graf  Ernst,  GM.  und  Ordensritter. 


aROSSKREUZE. 

I    Gribeauval,  Johann  Bapt 


KLEINKREUZE. 


Freyenfels,  Baron  Johann  Hubert,  Oberst  von  Starhem- 

berg-Inf. 
Rasp,  Graf  Lorenz  August,  Oberst  von  Kolowrat-Inf. 
0'MULRI.\N  ,    Jakob   Patricius  ,     Oberst  -  Lieutenant   von 

Baireuth-Inf. 
Steinmetz,  Nikolaus  von,  Major  im  Ingenieur-Corps. 
Frierenberoer,  Joseph  von,  Major  bei  der  Artillerie. 
CZECHERINI,  Nikolaus  von,  Major  von  Batthiany-Tnf. 
RüTTANT,  Graf  Johann,  Hauptmann  bei  deLigue-Inf. 
Brady  ,    Baron  Jakob  Bernhard   Mac ,   Hauptmaun   von 

Sincere-Inf. 
Schröder  ,     Baron    Gottfried    Johann ,    Hauptmann   von 

Neipperg-Inf. 
Pabliczek,  Joseph  von,  Hauptmann  im  Mineur-Corps. 


WaldhÜTTER  von  Mincubi 

Erzherzog  Ferdinand-I 
Lodron,  Graf  Dominik  Ai 

Drag. 
D'AübleuX,  Anton,  Haupt] 
Sterndahl,  Baron  Karl  , 

Inf. 
Tiemar  ,     Joseph     von  , 

Inf. 
EGHLS,  Baron  Jakob,  Sapj 
MOHR,   Karl   Christoph   G 

Starhemberg-Inf. 
Graff,  Johann  Anton  von 

berg-Drag. 


IX.  Promotion   (vom  21.  November  1763). 


GROSSKREUZE. 


BRENTANO-CiMAROLLI  ,  Joseph    von ,    FML.  und  Ordens- 
ritter. 


Lowenstein  -  Werthefm  , 
FML. 


1731 


KLEINKK£UZ£. 


O'l>0NKI.L,  liraf  Juhauu,   F.ML 

SAi'KK,    Karl    IiaUha^ar    vou ,     UbtT»t  -  Lioutfuant    vou 

Löwcllstfin-ChcvaQxlof(or^. 
TlLLIKR,  lUron  Joseph  Max,  Ober>t  bei  Dethlcu-Iut. 
KRBAru.Scil'iNBERO,  Graf  Karl  Eugen,  Major  vou  lirauu- 

•  rhwi'ig.  Wolffriibutli'Miif. 
MOENT-WKsiTENRATH,  Oraf  Jakob  Robert,  GM. 
NeiUEBAIER.    Kranz    Ludwig   von  ,    Major    und   FlHgel- 

Adjutaiit. 
Kleefem»  vou  IlNooEK.   Wenzel  Matthias,  FML. 
firrr,  Karl  v.,  Major  und  Flugel-AdJutant. 
NASSAr  rsiNOEN,    Fur*t   Friedrich  August,   Ober»t  von 

Zweybrück-I>rag. 
L\SSQAI.LNER,   Johauu    Karl   von,    Oberst    von   Anhalt- 

Zvrb^t  Inf. 
H%%0.   Nikolaus   von,    OberM- Lieutenant    vou    LIerhteu- 

itteiu-Kür. 


Gyi>lay,  Graf  Saniuvl,  Oberat  vou  l>>anz  Gyulay-luf. 
Ge.mmiMole,  Claudius  vou ,  M^or  vou  Nelpperg-Inf. 
Lact-üilunqari.  GrafWilhelm,  Hauptmann  Ton  lA>adon- 

Inf. 
PiZA,  Fet«r  Frauz  vou,  Major  vou  Wied-Inf. 
LANJrs  von  WÄLLENBURO,  Graf  Karl  Ludwig,    Oberst 
I  vom  I*eterwardeincr  Gr.-Regim. 

I    IlAM.    Chevalier  Johann    Wilhelm,    Major  bei   Arb«rg- 

Inf. 
Waluscui,    i'hritttoph    vou,    Hauptmann    vom    Szlulner 

Grenz-Kfgim. 
WiNKLHOFER    von  WiNKLSPrRO  ,  Matthias ,    Hauptmann 

von  der  Artillerie. 
Ungar  von  Raab,  Barou  Joliann,  Hauptmann  von  Leo« 

pold  Daun-Inf. 
Fassionies  de  Gaillard,  Emanuol,  Hauptmann  von  Wied' 

luf. 


I.  PrOBOtion  (vom   15.  Oetober  1765). 


QROSSKREUZ. 

Nf.  köniK>-  H'ihcit  Erzherzog  LEOPOLD,  Gro»sherzog  von  Toscana,  FM.  (nachheriger  Kaiser  Leopold  II.). 

COM  M  AND  EURE. 


K8ZTERHAZT.    Fürst   Nikolauii ,    FZM. 
Kl>>KT,    Für>i   Fraiu    Ulrich,   FZM. 
D'Ata8\S%.  Graf  Jo»eph,  <tX. 
ro?iuTow5Kr.  Graf  Andreas,    FML. 
SIKKOWITZ,  GrarJo»eph,  FML. 


Orden^• 
ritter. 


I    Roi'VROT,  Baron  Johann  Theodor,  GM.  ^. 

PELLEORlül,    Graf   Rarl,     GM.    (ward  / 

.-u«  y^  1.  N  \     Ordens- 

I  Ii89  Gros  skr  eus).  ^ 


I)R%BK0VICH,  Graf  Joseph,  FML. 
O'KELtT,  Graf  ^Vilhelm,  FZM. 


ritter 


XL  PrOBOtiOl  (vom  21.  November  1778). 


COMMANDEURE. 

n'At.To?i,    Graf  Richard,    FcidroarschallLienUnant  ond    '    WrRMIEB,  Graf  Dagobert  Siegmund.   FML.  (ward  171*3 
Ordensritur.  Grosskr«oz). 


HL  PrOBOtiOl  (Tom  15.  Febraar  1779). 

COMMANDEUR. 

EuucHIHAriCJ«,  RaroD  Karl  Reinhard,  FZ3I. 

KLEIXKREUZE. 
PALl.A%irT5i.rE!rnil07n.  Marqoia  Karl,  GM.  Leaeüeie  tob  GrCiiwall,  Baron  Franz  Jo».,  GM. 

ALVITTZT  de  Bfrbrrek,  BaroD  Josep|i,  GM.  (ward  1793    |    KLEBECK,   Wilhelm   von,    Obrrst    \om   Kreuzer  Greuz- 
l'ommandeur;.  Regim.  (ward  1789  Commandcurj. 

109  ♦ 


1732 


Kefhl,  Baron  Karl,  Oberst  von  Ulrich  Kinsky-Inf. 
PUTTET,     Karl   von,   Major  von  Emmerich  "EazteThizy- 

Hub. 
Staader,   Joseph  von,   Oberst   von  Migazzi-Inf.   (ward 

1795  Commandeur). 
BORCZTCZKT,    Franz  Ignaz  von,  Oberst  von  Wurmser- 

nas. 


Brccow,  Baron  Georg,  Oberst!,  von  Barco-Hos. 

Belli  von    Bellen  au,    Johann ,    Major    vom    Ognliner 

Gren£-Begim. 
BURICU  von  POURNAT,  Franz,  Major  vom  Potoczky* sehen 

Freicorps. 
Oreskoyich,   Thomas  von,  Major  vom  Szloiner  Grenz- 

Regim. 


nn.  Promotion  (vom  19.  Mai  1779). 

COMMANDEUR. 
Terzi,  Baron  Ludwig,  GM.  und  Ordensritter. 

KLEINKREUZE. 


DAVIDOVICH,  Paul  von.  Major  von  d'Alton-Inf. 
V^rzina,  Anton  v.,  Oberlieutenant  von  der  Artillerie. 
NaüENDORP,  Baron  Friedrich,  Major  vonWurmser-Hus. 
(ward  1795  Commandeur). 


QUO8DANOVICH,   Vitus   von,  Oberst  der  Slavonier-Hus. 

(ward  1795  Commandeur). 
Hütten,   Baron    Philipp    Ferdinand,    Oberst    von    Ant. 

Colloredo-Inf. 


XIT.  Prtfmotion  (vom  24.  Apni  1788). 

KLEINKREUZ. 

DE  LlONE,  Fürst  Karl,   Maj/>r  im  Ingen. -Corps. 


XT.  Promotion  (vom  15.  November  1788). 


KLEINKREUZE. 


Schlattn  von  Linden,  Baron  Moritz  Gebhart,  GM. 
SOKOLOVICH,  Paul  V.,  Ilauptm.  beim  sorb.  Froicorps. 
WrKASSOViCH,  Jo.scph  Philipp  von,  Obcrlieuteiiaut  vom 

Likkanur  Grenz- Ilegini. 
VoiTH  von  STKKBETZ,  Johann,  Artlllorie-Oborstlieut. 
IIiLLER,    Johann    von,    Obcrst-Lieatcnant    vom  Kreuzer 

Greuz-Rogim.   (ward  1809  Commandeur). 


Cerrini,  Joseph  von,  Major  im  Ingenieur-Corps. 

Brady,  Baron  Thomas ,  Hauptmann  im  General- 
Stabe. 

NESSLINOER  von  und  zu  SCHELGENORABEN ,  "Wenzel, 
Hauptmann  von  Stein-Inf. 

LlPTHAY,  Anton  von  ,  Major  vom  Palflfy'schen  Frei- 
corps. 


XVI.  Promotion  (vom  13.  August  1789). 
GROSSKREUZ. 

SACnsEN-COBüRO,  Prinz  Friedrich  Josias,   G.  d.  C. 


XVII.  Promotion  (vom  9.  October  1789). 
COMMANDEURE. 


Clerfayt,     Graf    Franz    Sobasüan    Karl,    FZM.    (ward 

1790  Grosskrouz). 
IIOHl.Ni.oiiK-KiRcunKRO,      lÜTbt      Fricdrioh      Wilhelm, 


Feldmarschall-Licutcnant  und  Ordensritter  (^^ard  1792 
Grosskrouz). 
Browne,  Graf  Johann  Georg,  FMI,. 


1733 

Xnn.  Promotion  (Tom  12.  October  1789). 

GROSSKREUZ. 

PELLEORIXI,  Qraf  Karl  Clemens,   FM.  and  Ordens-Comraandeur. 

COMMANDEUR. 
DE  LlONE,  Fünit  Karl  Joseph,  FZM. 


nX.  Promotion  (vom  21.  December  1789). 

COMMANDEUR. 

KLEBECK,  Raron  Wilhelm,  FML.  and  Ordensritter. 

KLEINKREUZE. 


IlORvrrz,  Franz  voif,  Ilaaptm.  von  Khevenhuller-Inf. 
NESZM^RY,    Haron   Franz ,    llaaptmann  von   Erzh.    Fer- 

diuand-Inf. 
dcsKAT  von  <5c8lU,  Joseph  von,  Oberst  von  Erzh.  Fer- 

diuand-Inf. 
DE  V\rx,  'Chcvali«r    Thicry ,     Mi^or    im    Ingen.-Corps 

(ward  1801  Commaudeur). 
l'ENZLL    von    Uaimoakdf.M  ,    Jo»eph    Leopold    Johann, 

llauptmauu  von  Langluis- Inf. 
DRDOVicil,  Martin  vou,  Hauptmann  Im  Ingen.-Corps. 
FiC'Ui  CLMO.NT,   Graf  Joaepb,   Hauptmann    von   Klebcck- 

hif. 
PtACSECK,    Karl    Chri«tuph    von,    Mj^or    von    ErdMy> 

flu«. 
SPL^.NTI,  baron  Gabriel,  FML.    (ward    179«»  Comman- 

deur). 
Krat    de    Keuuw,    Paul,    Oborst   rom    1.    Walachen 

Grenz- Keglm.  (ward  1794  Commandeur). 
KrLülK,  Andreas   tob,   Oberst  vom  Ottochaner  Grenz- 

Begioi. 
D'Ae^aL,  Johann,  Oberst  Im  Ingen. -Corpa. 
KAAAlcZiT,    Baron    Andrea»,    GM.    (ward    179U    t'om- 

mandeor). 


Ll5i)E  von  LI.M>EN,  Baron  Joseph,  Oberst  von  Kaunitz- 

Inf. 
KlEMLATER,    Baron    Michael,    Oberst    von    Levenear- 

Chevauxlegers  (ward  1809  Commandeur). 
Y^CSEY,  Baron  Siegbert,  GM. 
KosztolAivyi,    Baron    Ladislaus,     Oborst    von  Erdödy- 

Uus. 
FISCHER  von  EURENBACll,  Wilhelm,  Oberst  im  General- 

*iab«. 
8ZTARAT,    (rraf    Anton,     GM.     (ward    lldd    Comman- 
deur). 
LaI'ER,    Baron     Franz,     <iM.    (ward     1795    Comman- 

d  e  a  r). 
Mack  von  LeibericU  ,  Baron  Karl ,  Oberst  Im  General- 

sube. 
K8ZTERUAZY,    Fürst    Anton,     Hauptmann     von    Anton 

Eszterhizy-Inf. 
PELLATl  DE  LA  TOCR,    Graf   Franz,     Hauptmann    Ton 

Pellegrinilnf. 
VEREB^LYt,    Slegmand    von,    Hauptmann    im    Ingen.- 

Corps. 
Oyilay,  Graf  Albert,  Hauptmann  von  Gyulay-Inf. 


XZ.  Promotion  (vom  23.  Jlnncr  1790). 

KLEINKREUZ. 
SZARVAliY,  JoMph  von,  Rittmeister  von  Erd5dy-IIasaren. 


XZL  Promotion  (vom  22.  Aprii  1790). 

COMMANDEUR. 
WAKTE5ILCBX!f.  Ciraf  Ludwig  Wilhelm,  FML. 


1734 

KLEINKREUZ. 

AUERSPERO,  Graf  Karl ,   Oberst  von  Baden-Durlftch-Inf. 

XXn.  Promotion  (vom  28.  Juu  1790). 

KLEINKREUZ. 

W1E8Y»  Karl  von,  Major  vom  Kreazer  Grenz-Regim. 

XXni.  Promotion  (vom  19.  Deoember  1790). 


GROSSKREUZE. 


Se.  kb'nigl.    Hoheit   Erzherzog  FRANZ,    Erbprinz   (ward 

1792  Kaiser  Franz  II.)- 
ClerFAYT,  Graf  Fr.  Seb.  Karl,  FZM.  und  Ordensritter. 


DE  ViNS,    Baron  Joseph  Nikolaus,    FZM.   und   Ordens- 
ritter. 
Bender,  Baron  Blasius  Columhus,  FM. 


COMMANDEURE. 


Beadlieu,  Baron  Johann  Peter,   FMI^.  und  Ordensritter 
(ward  1794  Grosskreuz). 


SPL^NYI,  Baron  Gabriel,  FML.  und  Ordensritter. 
Karaiczay,  Baron  Andreas,  GM.  und  Ordensritter. 


KLJ^INKREUZE. 


AicHELBURO,     Graf    Karl,     Rittmeister     von    Savoyen- 

Drag. 
Wenkheim,  Baron  Franz  Xav.,  GM. 
ROSENBERO,  Graf  Franz  ,  Oberst-Lieutenant  von  Jacque- 

min-Kür.    (ward  1801   (Kommandeur). 
BERO,  Baron  Karl  Gustav,  Oberlieutenant  von  Wurmser- 

HU8. 

FESTKNBERG,     Baron     Johann,     Oborst- Lieutenant     von 

Württemberg-Drag. 
WonNlANSKY-WlLDENl-'ELn,  Bai'on  Johann  Joseph,  Major 

von  Württemberg-Drag. 
IIORVATH  Petrichevich,  Baron  Casimir,  GM. 
FROON  von  KIRCHRATH,  Baron  Joseph,  Oben**!  im  Ingen.- 

Corps  (ward  1793  Commandeur). 
OOMEZ  de  Parientos,  Otto,  Oberst-Lieutenant  von  ¥lrzh. 

Karl-Inf. 
HAYDT,  Karl  von,  Oberst-I^ieuteuant  von  l..oudoii-Iuf. 
PIRINOER,  Matthias  von  ,    Oberlieutcnant    von    den   Pion- 

niers. 
Harrach,  Graf  Ferdinand,   FML. 
ZIOGAN,    Joseph  von,    llauptniann    von   Nikolauh  Es/.tor- 

hiJzy-Inf. 
VAJN.\,  Gabriel  von  ,     Major  von  Kmmerich  Eszterhazy- 

Hus. 
c:iiASTELER,    Marq.   Johann    Gabriel,    Major   im    Ingen. - 

Corps  (ward   179!)  Commandeur). 
R^VAY,  Baron  Emmerich.  Oberst-Lieutenant  von  Erdödy- 

UWH. 


PEJ.icsEVicH,     Graf    Anton,     Oberst    vom    1.     Banal- 

Regim. 
,^RING,  Ferdinand  von  ,  Major  von  der  Feld-Artillerie. 

Mahony,  Graf  Wilhelm,  Major  vom  2.  Carab.-Rcgim. 

Wolfs  KEHL,    Baron  Philipp  Siegmund  ,   Rittmeister  von 
I^veneur-Chevauxlegers. 

La.xfrey,  Anton  von,  Hauptmann  im  Sappour-Corps. 

Brentano-Cimarolli,  Baron  Joseph  Anton,  GM. 

MIKOWINY  von  BREZNObAnya,  Ludwig,   GM^ 

TÜRKHEIM,  Karl  von,  GM. 

LlECHTENBERG,  Graf  Cajetan,  GM. 

Werneck,   Baron  Franz,    GM.    (ward   1796    Comman- 
deur). 
•FiTNK  von  SEN>TKNAr,    Karl,    Oberst    vom    3.  Artillerie- 
^^  Regim. 

Sovel,  Johann  von,  Oberst  von  Kaiser-Inf. 

BOLZA,    Baron     Peter     Anton,     Oberst-Lieutenant     von 
Kai.-<er-Chevauxlegers. 

Bydeskity  von  IPP,  Baron  Siegmund,  Major  von  Anton 
Eszterhäzy-Inf. 

KoLI.OMTS,  Craf  Max,  Major  von  Wurmscr-Hus. 

Fabki,  Michael  von,  (iM. 

LATOUR,  BAILLET,    Graf   Max,    FML.  (ward  1794  C  o  m- 
mando  ur). 

CORTI,  3Iarquis  Cäsar,  GM. 

I^FORZHEIM,    Baron   Pliilipp    Karl,    Oberst    von   Latour- 
Drag. 

Vooelsang,  Baron  Ludwig,  Oberstl.  von  Clerfayt-Inf. 


1735 


LlsiONAN,  Marquii  Franz  Joseph,  Oberst- Lieutenant  von 

Üen«ler-Iitt'. 
Vincent,  Karl  von,   Rlttmebter  von  Latour-Drag,  (ward 

I80C  Commandeur). 
teoos,  Andrea«  von,  Oberbt-Lleutenant  vom  i.  Artillerle- 
^     Regim. 

GAVA8IM,  (traf  Aloy»,  Hauptmann  von  Pellegriul-Inf. 
Orlandim,  Craf  Frana.  Hauptmann  Im  Ingeniear-Corps. 
RICHLER,    Leopold   von,    Oberlieutenant    von   Pellegrini- 

Inf. 
PRlOOLACH,  Barou  Karl,  (iM. 

SPINDLER,  Baron  Johann  Joseph,  Oberst  von  Rolsky-Iuf. 
Ott  von  bAtork^,  Karl,  Oberst  von  Erxh.  Leopold-Hus. 

(ward  1799  Commandeur). 
KOLO\VR\T-LiEB8TElN8KT,    Graf   Vlncenx ,    Oberst    Ton 

JordiA-lnf.  (ward  1801  Commandeur). 


HESSEN  •  lIOMBtRO ,     Erbprinz     Friedrich,     Mi^or     von 

I^venvur  -  l'hevauxieger>    (  ward     I81.*>    (.'  o  m  m  a  n- 

deur). 
ALBELL,  Ludwig  von,  Hauptmann  von  Jordls-Inf. 
PRIIARNIK  von  HOTKOVICH,  Baron  Daniel,  OX. 
Liechtenstein  ,    Fürst    Johann ,     Oberst     von     Kinsky- 

Che vauxlegers  (ward  1 796  Commandeur). 
Ankenbrand,  Piiilipp  Jakob  von,  Oberst-Lieutenant  von 

der  Artillerie. 
Uartonitz,  Andreas  von,  Mineur-Hauptmann. 
Caxlot,  Johann  von,   Oberlieutenant  von  der  Artillerie. 
Tartler,    Bartholomäus    von,    Oberlieutenant    von  W. 

Sehroder-Inf. 
D'ASPEE   von    Hoobrenck,    Constantin,    Hauptmann    von 

ürun-Loudon>Inf. 
JoiTE,  Anton  von,  Rittmeiater  von  Latour-Drag. 


zur.  PrOmOtiOl   (Tom  19.  NoTember  1792). 

KLEINKREUZ. 
KEIM,  Konrad  von,  Oberst  von  Bender-Inf. 


HT.  PrOmOtiOl   (vom  31.  December  1792). 

QROSSKREUZ. 
H0HENI.OHE-KIRCHBERO,  FSrst  Friedrich  Wilhelm,  FZX.  und  Ordens-Commandeur. 

Un.   PrOBOtiOl  (vom  1.  April  1793). 

QROSSKREUZ. 
Heine  kalierliche  Iloheit  Ersbersog  Kakl  Lmwio,  GM. 

UTIL  Pnmotioi  (Tom  28.  mai  1793). 


COlflf  ANDEURE. 


FERRiRls.  <.raf  Johann  Jn»iph,   FZM.  und  Ordranritter 

(wani  äo.  Ortcbcr  179.1  Gross  kreuz) 
COLLOREDO,  Graf  Wenzel,  FZM. 


ALVIHTZT    DB    BeibEXBE,    Baron    Joseph,     FML.    und 
Ordensritur  (ward  1794  Orosikrenz). 


XimL  PrOBOtiOl   (vom  23.  Jali  1793). 


COMMANDEUR. 

WCrttcxbeno,  Herzog.  Pi*nllnand  Friedrfrh  Augnst,  FML.  (ward  1794  (iroaskreuz). 


1-736 

XXIX.   Promotion   (vom  19.  August  1793). 

COMMANDEUR. 

Froon  von  KiRCHRATH,  Baron  Joseph,  Oberst  im  Ingen. -Corps  und  Ordensritter. 

KLEINKREUZE. 


ÜNTERBERQER,    Leopold    von,    GM.     (ward    1795    Com- 

mandeur). 
Dietrichstein,    Graf  Franz  Joseph,    Oberst-Lieutenant 

im  Ingen.-Corps. 


HackenberOER,    Franz    von,    Hauptmann    im    BUnear- 

Corps. 
THIERRY,    Ludwig  von,    Hauptmann    von  Wartensleben. 

Inf. 


2QCK.  Promotion  (vom  22.  September  1793). 

KLEINKREUZ. 

Salis,  Baron  Paul,  Oberst  von  Stuart-Inf. 

XXXI.  Promotion   (vom  20.  October  1793). 

GROSSKREUZ. 

FERRARIS,  Graf  Joseph  Johann,  FZM.  und  Ordens-Commandeur. 

XXXn.   Promotion   (vom  25.  October  1793). 
GROSSKREUZ. 

WiTRMSER,  Graf  Dagobert,  G.  d.  C.  and  Ordens-Commandeur. 
COMMANDEUR. 

Waldeck,  Prinz  Christian,  FML. 

KLEINKREUZE. 

Meszaros,    Johann    von,    GM,    (ward    1796    Comman-    1    ITOTZE,    Friedrich    von,    GM.    (ward    1797     Comman- 
deur).  I  deur). 

XXXin.  Promotion  (vom  25.  Mai  1794). 

KLEINKREUZE. 


Otto,  Chev.  Rudolph,  FML. 

SOHWARZENBERO,    Fürst    Karl,    Ohorst    von    Zeschwitz- 
Kür.  (ward  180G  Com  man  deur). 


Belleg.\RDE,    Graf   Heinrich,    GM.    (ward    1805    Coni- 
mandour). 


XXXIT.  Promotion  (vom  7.  juh  1794). 

GROSSKRE.UZE. 


WÜRTTEMBERG,   Herzog  Ferdinand,    FML.    und    Ordens- 
Commandeur. 
BEAULIEU,  Bar.  Joh.  Pct.,  FML.  u.  Ordens-Commandeur. 


Alvintzy  de    Berberek,     Jtaron    Joseph,     FZM.     und 
Ordens-Commandeur. 


1737 


COMMANDEURE. 


IJAILLET  DE  I^TOrR,  Graf  M«x,  FML.  und  Ordensritter 
^ward  1796  Orosskreuz). 


Kray  de  Krajova,  Baron  Paal,   GM.  und  Ordensritter. 
PKNZEXETER  von  PENZENSTElN,  Baron  Jobann,  FML. 


KLEINKREUZE. 


ViXCHAXT     DE    GONTROEi'L,    Graf   Karl,    Oberst    bei 

AVürttemberg-Inf.  (ward  1797  Commandeur). 
GIIISLAI.N  ItEAmoNT  DE  SAINT  QllXTiN  ,  Emanuel,  Ober- 

lieutenaiit  von  I^atoar-Cbevauxlegers. 
VAT  de  Vaia,  Paul  von,  GM. 
Stephaics    von    Nemes-D^D,    Baron    Franx,    Oberst- 

Lieutenant  von  Erzb.  Ferdinand-Hus. 
Smola,   Josepb    von,   Oberlleuteoant   vom   1.  Artillerie- 

Heg.  (ward  1809  Commandeur). 
fatOl->'ROT,  Baron  Karl,  Oberst  beim  3.  ArtiUerie-Keg. 
llARTELMl'LLER,  Simon,  Oberst- Lieutenant  von  Zescbwitc- 

Kür. 
8TIPSICZ  DK  Term)VA,  Jofcej.h  von,    Oberst   bei  Kiniiky- 

C'hevauxlegcr.->. 
Merveldt,  Graf  Max,  Oberst  im  Generalstabe. 
Dl'KA,  I*cter  von,  Ober>t- Lieutenant  im  Gencralstabe. 
Eöttves  i»e  V.UXro8  Namkny,  Karl,  .Major  von  Bareo- 

HuK. 
(tEKiNOKK  \'>n  ÖDENBKKO,    Gabriel,    Mi^or  und    Flügel- 

Adjutant. 
Wilson,  Chw.  Jobann,   Hauptmann  der  Scharfsrhütxen. 
WAR.N8DORK,    Baron    (tottfried,     f)berst    nnd     General- 
Adjutant. 
BaI'H    vun   APPELSHoniN,   Johann,    Oberlieutenant    von 

KiuAky-C'bevauxlegers. 
R000V8KY    vun    KoRNlTZ,    Christoph,    Hauptmann    von 

Splenyl-Inf. 


NOBILI,  Graf  Johann,  Major  im  Ing.-Corps. 

Triahqi,  Graf  Anton,  Hauptmann  im  Ing.-Corps. 

Dr  Blaisel,    Marquis  Camlll,    Oberlieutenant   von   Le 
Loup-Jagcrn. 

Bechardt,    Baron    Joseph,    Hauptmann    von    Qyulay- 
Inf. 

BECUTOU),    Philipp    Christoph    von,    Rittmeister    von 
Kavanagh-Kür. 

SPETU    von    ZwiEFALTEü,    Baron    Sebastian,     Oberst- 
Lieutenant  vom  Royal-Allemand-Reg. 
kNESSUNOER  von  und  xu  ScHRLOENORABEN,  Baron  Joseph 
V   Anton,  Oberlieutenant  vom  2.  Artillerie- Reg. 
^cunUY,  Franx  von,  Mi^or  vom  Bombardler-Corps. 

SCHABITZ,  Heinrich  von,  Oberlieutenant  vom  1.  Artillerie- 
^Reg. 

GyI'LAY,  Graf  Ignax,  Oberst-Llentonaot  vom  Gyulay' sehen 
Freleorp»  (ward  1800  Commandeur). 

Thiel,  Wenxcl  von,   Oberlieutenant  von  der  Artillerie. 

Barco,    Baron   Joseph    Felix,    Oberst* Lieutenant    von 
Barco-Hus. 

I*E8LER,  Ignaz  von,  Major  von  Latour-Cbevauxlegers. 

Hadik  von  FiTAK,   Graf  Karl,    GM.    (ward   1797  Com- 
mandeur). 

SZEREDAY,  Anton  von,  Oberst  im  Ing.-Corps  (w%rd  1801 
Commandeur). 

Laschanek,  Johann  Joseph  von,  Rittmeister  von  Mack- 
Kür. 


XIXT.  PrOBOtiOl   (vom  2.  October  1795). 

COMMANDEUR. 
groBDAJiOviai,  Baron  Peter  Vitas,  FML.  und  Ordensritter. 

ZZXTL  PrOBOtiOl  (Tom  ll.  October  1795). 

KLEINKREUZE. 

Bajalicu  von  BajauIza,  Baron  Adam,  GM.  |    Orcbkovich,  Peter  von,  Oberlieutenant  und  Adjutant 


niTIL  PrOBOtiOB  (Tom  30.  October  1795). 

KLEINKREUZ. 

KLE!Ur,  Graf  Johann,  Oberst-Lienitiuuil  ron  Kaiser-Drag,  (ward  1809  Commandeur). 


1738 


ZJULYUL  PrOBOUOl  (vom  7.  NoTember  1795). 

KLEINKBEUZ. 
BoROg  DB  K&KOS,  Ad«m  von,  GM. 

XZZDL  PrOBOtiOn  (vom  ll.  November  1795). 

COMMANDEUR. 

Staader  von  Adelshsim  ,  Freiherr  Joieph,  FHL.  und  Ordensritter. 

E^iEINKBEUZ. 

Neu,  Andreas  von,  GH. 

XL.  PrOBOtion  (vom  27.  Noyember  1795). 

COMMANDEURE. 
Lader,  Freiherr  Fnuu,  GM.  und  Ordensritter.  |  4UllTERBEReER,  Freiherr  Leopold,  GH.  and  Ordensritter. 

KLEINEBEUZE. 

EBHfeR,  Wenzel  von,  Hi^or  im  Ingen. -Corps.  1   ^^rczsl  von  Bohthad,  Karl,  Hauptmann  im  Bombar- 

Laüer,  Baron  Joseph,  Haaptmann  im  Ingen.-Corps.  |         dier-Oorps. 

ZU.  PrOBOtion  (vom  IS.  Deoember  1795). 

COMMANDEUR. 
Nauendorf,  Graf  Friedrich  August,  GM.  und  Ordensritter. 

IUI.  Promotion  (vom  ll.  Mai  1796). 

QROSSKREUZ. 

BAILLET  DE  LATOUR,  Graf  Max,  FZM.  und  Ordens-Commandeur. 

COMMANDEURE. 

LOTHRINOEN,  Prinz  Karl  Engen,  FML.  |    M^szXros  de  Szoboszl6,  Joh. ,  FML.  und  Ordensritter. 

KLEINKREUZE. 


SCHV8TEKII  von  Herve,  Emanuol ,  Major  von  Karaiczay* 
Chevauxlegers. 

Spindler,  Graf  Leopold,  Rittmoister  von  Waldeck- 
Drag. 

YePA,  Georg  von,  Major  Im  Bombardler-Corps. 

LOpper,  Frans  von,  Major  von  Krsh.  Ferdinand-IIus. 

PULSZKT  von  CSI^PALVA,  Ferdinand,  Hauptmann  im 
Ingen. -Corps. 

Naoy  von  FelsÖ-EÖR,  Franr  von,  Oberst  von  KaIj«or-Hu8. 


GOTTESHEIM,  Baron  Friodrich,  Oberst  von  Saxe-Hus. 
MECSliRY,  Dan.  von,  Kittiucitster  von  Erzh.  Ferdinand- 

Hus.  (ward  1808  Commandeur). 
PR0CUA8KA,  Johann  von.  Major  im  Generalstabe. 
SCHWARZINOER,  Johann  Franz  von,   Oberst  -  Lieutenant 

vom  3.  Artiilerie-Kog. 
SINZENDORF,  Graf  Rudolph ,  Major  von  Le  Loup-Jagcru. 
MORZIN,   Graf  Ferdinand,  Oberst  von  Ant.  Rszterhälzy- 

Inf. 


1739 


Rayerweck  vou  Hayerspero,  Joseph  von.  KiumeUtar 
vou  NAä»au-Kür. 

KiNSKY,  Uraf  Karl,  M^or  von  Kin»ky-Chevauxleg«rs. 

Mi'LLER  von  MÜHLENKAMPP,  Johann  Erhard  von,  Ritt- 
meister von  Saxe-llus. 

L'AlSBflS ,  Anton  von  ,  Ober«t-Lieatenant  von  Kraheraog 
Karllnf. 

BrDAY   DE   HATOR,    Ignas,    Kitt]nei»t«r    von    WumiMr- 

Spieoelbero,  Joseph  von,  Oberst  von  V^csey-IIos. 
RossiCH  ,  iteortc  von ,  Capitan  •  Lieatenant  vom  Salainer 

GrcnxReg. 
I^ICHICH,  Simon  von,  Hauptmann  von  Lacy>Inf. 
Rrochovski.    Thaddäuf  von,  Rittmeister  von  M^sairos- 

Uhl. 


Arokntcau,  Graf  Eugen,  GM. 

IlARDEOO-ÖLAZ,    Graf  Ignaz,    Rittmeister    vou    Hohen- 

aoUern-Kür.  (ward  1809  C  o  m  m  a  n  d  e  u  r). 
ZECUMEI8TER  von  Rheinaü  ,    Theophil,   Hauptmann  Im 

Generalstabe. 
SCHELLENBER6.   Raron  Joseph,    Oberst  von  Manfredini- 

Inf. 
WILLIAMS,  Jamea  Bmest  von ,  Mi^or  beim  Rhein-Schilfs- 

Wesen. 
WETROTHER,  Franz  von,  Mi^or  im  Generalstabe. 
COLLENBACH  ,    Raron  Gabriel ,  Oberlieutenant  von  Cler- 

faytlnf. 
Frimont,   Johann  von,    Rittmeister  von  Wurmser-Hus. 

(ward  1809  Commandenr. 
Pletzoer,  Adam  von,  Rittmeister  von  Mack-Kur. 


HJE  Promotion   (vom  lO.  August  1796). 

COMMANDEITR. 

Ca.nto  D'YrliEs,  Graf  Joseph,  FML. 

KLEINKREUZ. 

RrKAVniA  von  BO.HTOQRAD,  Matthias,  GM. 

HIT.  PrOmOtiOl  (Tom  7.  September  1796). 

KLEINKREUZ. 

WciDCXfXLD,  Karl  von,  Oberst  von  Pr«lss-lAf. 

XLT.  PrOBOtiOl  (rom  18.  September  1796). 

COMMANDEURE. 

.s/tXrat,  <iraf  Anton,  FML.  und  Ordcn»rittcr.  |    WERXECK,  Freiherr  Frana,  FML.  und  Ordensritter. 


XLTL  PrOBOtiOn    (vom  26.  September  1796). 

COMMANDEUR. 

iJECHTEüfSTEiN,  FSrst  Johann,  OM.  und  Ordensritter  (ward  1801  Grosskreua). 

XLTH  PrOBOtiOn  (rom  23.  October  1796). 

KLEINKREUZ. 

Seciitek    Johann  von,  f>lier»t  Im  Generabub«. 


1740 

ZLTm.  Promotion  (yom  20.  Jänner  1797). 

KLEINKREUZE. 

Oranien  und  Nassau-Dietz  ,  Prinz    Friedrich  Wilhelm   1    Zoph,  Johann,  GM. 

Georg,  GM.  |    llvJSKkcBY,  Joeeph  yon,  Hauptmann  von  Sziinj-Jnt. 

ZUZ.  Promotion  (vom  15.  Apru  1797). 

COMMANDEUB. 

YiNCHANT  DE  GoNTROEUL,  Karl ,   GM.  Und  Ordensritter. 

L.  Promotion  (Tom  is.  Apni  1797). 

KLEINKREUZ. 

Ulm,  Freiherr  Joseph,  Oberst  vom  vacant  Wenkheim-Inf.-Regim. 

LI.  Promotion  (vom  29.  Apru  1797). 

COMMANDEURE. 

« 
HOTZE,  Chev.  Friedrich,  FML.  und  Ordensritter.  1    Hadik,  Graf  Karl,  FML.  und  Ordensritter. 

KLEINKREUZ. 

Hohenzollern-Hechinoen,  Graf  Friedrich  Xaver,  GM.   (ward  1809  Commandour). 

LH.  Promotion  (vom  15.  Mai  1797). 

COMMANDEUR. 

^        Kolowrat-Krakowskt,  Graf  Johann  Karl,  FML. 

Uli.  Promotion  (vom  8.  Juu  1797). 

KLEINKREUZ. 

LOUDON,  Baron  Ernest  Alexius,    GM. 

UV.  Promotion  (vom  e.  Apni  1799). 

KLEINKREUZ. 

Jellachich  de  Buzim,  Franz,  GM. 

LV.  Promotion  (vom  7.  Apru  1799). 

KLEINKREUZ. 

LATTERMANN,  Baron  Christoph,  GM. 


1741 

LTI.  PrOmotiOB  (vom  17.  AprU  1709). 

KLEINKREUZE. 

SoMM\RnA,  Marquis  Hanniba],   Oberst  von  LobkowiU-    1    Reinwali>T  ron  Waldeoo,   Adrian  Joseph,   Major  von 
I»«"*g-  Frohllch-Inf. 


LTD.  PromotiOB  (vom  15.  Mai  1799). 

COMMANDEURE. 

MELis,  Michael  von,  O.  d.  C.  |    Chabteler,   Marqols  Joh.  Gabriel,   GM.  and  Ordensr. 

KLEINKREUZ. 
Knesevicii  von  St.  Helena,  Baron  Vineenz,  Oberst  von  Enhersog  Joseph-IIaaaren. 

LTin.  PrOmOtiOB  (vom  13.  October  1799). 

COMMANDEUR 
Ott  von  BlTORKiz,  Karl  Peter,  FML.  and  Ordensritter. 

KLEINKREÜZE. 

Zach.   Ant<>n  von,  GM.  1  iplLLlT,  Anton  von,  Mi^or  im  1.  ArÜIIerie-Regiment. 

OuviER  de  la  TrebIa,  Ladw.,  lUapCm.  ▼.  Clerikyt-Inf.    | 

LDL  PromOtiOB  (vom  14.  October  1799). 

KLEINKREUZ. 

SalmGRIHBACII,  Tlheinin^f  Karl  Angost  von,  Relchs-Feldmarschall-Lieatenant 

LX.  PrOBOtiOB  (vom  21.  November  1799). 

KLEINKREUZE. 

IIOHi:?(LOHEl.iOELn.HOC?i ,  Fürst  Friedrich  Karl ,  FML.    |    Keess,  Bernhard  von ,  MiOor  von  Kai*er-Drag. 

LZL  PrOBOtiOB  (vom  15.  Deoember  1799). 

KLEINKREUZE. 

I^Aü.^o.  Joseph  von,  Oberstim  Ingen. »Corps.  1    RdSNKK,  Anton  von,  Oberst  des  S.   Artillerie-Begim. 

I         (ward  1813  Commandear). 

LUL  PrOBOtiOB  (vom  31.  Deeember  1799). 

QROSSKREUZE. 

roüSTA.TnN  PArLowiTfCH.  G rossfSrst  von  Rossland.  |    SrwoROW-KTMXiKfKi,  Graf  Peter  Aleaei,  F&rst  Itallnski, 

ni*»lscher  (icneralissirnns. 


1742 


COMMANDEUB. 

BAQRATION,  Ffint  Peter,  roselBcher  6enenü-Lleiiteii«nt. 

KKEINKREUZE. 


GORT8CHAK0FF,  Ffirst  Alexis,  rassischer  Ueneral-Lleate- 

nant. 
O0RT8CHAXOFF ,  Forst  Andreas ,  nuelscher  General  der 

Inf. 
Suworow-Btmnixski,    Graf,  Fürst  lUlinski,  nuslsclier 

General*MaJor,  Sohn  and  General- Adjntant  des  Gene- 

ralissimns. 


KuscRNiKOW,  Ton,  Oberst  und  A<l(]ntant  des  GenenUls- 

simns. 
BO8UI,  Baron  Gregor,  Major  nnd  Adjntant  des  Genera^ 

llssimns. 
8TAWJUKOW,  von,  Stabs-Capitan  and  AdiJatant  dea  Gene- 

ralissimos. 
KOKANZOW,  Graf,  Major  a.  A<l(]atant  des  Generaliaiimiia. 


•LUD.  PromOtiOB  (vom  11.  October  1800). 

GOlfMANDEUR. 
GUTLAT,  Graf  Ignas,  GM.  nnd  Ordensritter. 


L2QT.  PromOtiOB  (Tom  7.  November  1800). 


KLEINKREUZE. 


Atlett  ,  William ,    Oberst-Iieatenant  im  konigl.  gross- 

britann.  15.  Chevauzlegers-Begim.  " 

POCKUNOTON,  Robert,  Mi^or  Im  kb'nigl.  grossbrltann. 

15.  Chevauxlegers-Regim. 
Ryan,    Eduard,  Major   im    königl.    grossbritannischen 

15.  Chevauxlegers-Regim. 
Calcraft,    Granby,    Major   im   konigl.    grossbrltann. 

15.  Ghevaazlegers-Regim.« 


Keir  ,    William ,    Mi^or  im  konigl.  grossbrltannlschen 

15.  Chevanxlegers-Regim. 
BUTUER,  Eduard,  M^Jor  im' konigl.   grossbritaaniachen 

15.  Chevauxlegers-Regim. 
Wilson,  Robert,  Major  im  königl.   grossbritannischen 

15.  Chevauxlegers-Regim.  (ward  1814  Co  mm  and  eu  r). 
BLOrNT,    Charles,    Capitän    im    konigl.    grossbrltann. 

15.  Chevauxlegers-Regim. 


LXT.  Promotion  (vom  e.  December  1800). 

KLEINKREUZ. 

JÜNGER,  Vincenz,  Rittmeister  von  V^csey-Hus. 


LZn.  PrOmOtiOB  (vom  18.  August  1801). 

GROSSKREUZ. 

Liechtenstein,  Fürst  Johann,  FML.  und  Ordens- Commandeur. 

COMMADEURE. 


KOLOWRAT  •  LIEBSTEINSKY ,    Graf  Vinceuz ,    FML.    und 

Ordensritter. 
De  VaüX,   Baron    Thlery,    GM.    im    Ingen. -Corps    und 

Ordensritter. 


SZEREDAT,   Baron  Anton,    GM.    im    Ingen.-Corps    und 

Ordensritter. 
ROSENBERO ,    Graf  Franz ,    Oberst    bei    Maek-Kar.   und 

Ordensritter. 


1743 


KLEINKKEUZE. 


V 


Schmidt,    Joseph   vuu,    Ob^rst-lJcuteuaut    voo   Neu^- 

bauer-Inf. 
Hr\NAKT,  Johann  von,  Hauptmann  von  Sztira>'-Inf. 
Mii-ROt  von  Mer\1LLE.  Fran«,  Oberst-Lleut.   von  Gern 

nüiigon-Inr.  (ward  1814  Commandcur). 
DOMOKOS,   lUrou  Joseph,  Rittmeister  von  Merveldt-Uhl. 
Vkcsky,    IVter    von,    <>bor.'>t-Lieutenant    von    Liechten- 

^toin•Hus. 
$KNTKKRKä/Tl.    Harou  Siegniuiid ,  Fcldmararhall  -  Lieute- 
nant. 
Wolf  HP.  L\MARSRLI.K,  Ludwig.  (JM 
S\i.\MON,     Mirhad     von,     Rittmeister     vun     Karauagh- 

Kür. 
SrH'iRF'tT.NBRRO.  (iraf  Friedrich,  Hauptmann  %un  Heisky- 

Inf. 
Dreciiskl,    Harou    Auton.    <)ber^t•Lieuteuant    von  Erb. 

Karl-fnf. 
Pl'%CIIFL,     Anton     mmi,      ( >berlieutcnant     von     Kinsky 

C'hevauxlei?er> 
F\8riIixo,   Johann    von,    Hauptmann  vom  1.  Artillerie- 

ReKim. 
I<OY,  Matthia«  von,    Rittmeister    von   Kräh.  Job*nn-Dra- 

ifoner. 
rRoniA.SKl,  Jo-eph  \ou,  Ober^t- Lieutenant  von  lilanken- 

»tein-Huit. 
LiTZ,  IVter  von,  Oberst  Im  Cieneralstabe. 
M%T1CR  \on  HF.l.nF.NSrELl),    Anton,    Oberst   im  fieneral- 

»tabr 
LEViCHini,  Joseph  von.  ober»t  von  Harro  Hu«. 
WOLF^KEIII.,  Haren  t'hristian,  T.M. 
R^VAY.  Raron  Anton.    Oberst-Lleatenaot   von   Blanken- 

»tein-Hus. 
MoRBERTll,  Johann  von,  Oberst-Lieutenant  von  Saekler- 

Hns 
F<(kt,  Jo»rph  von,  Rittmeister  von  M^sziros-Has. 
R\\Mi!«tni,  Loren«  von.  Major  von  Pellegrinl-Tnf. 
<*R%rF,    Johann     von,     Major     der     Tiroler    Landes- 

*rhiiixen. 
PogzTREHOWSitT  von  MlLLEMBrno,  Franx,  «M. 
Orf.rhork,  Rmsf  von.  Major  von  (^temminfen-Tnf. 
MiER,  <iraf  Adam,  Major  von  Merreldt-Ubl. 
Teoettiioff,  Joseph   von,   Oberst- Lientenant    von  Oliv. 

Wallis- Inf. 
I>|-  roRROM,     Nikolaus     von.      Mi^or     1»     Infenleur- 

Corps. 
ZiTTRETZKY,  Ladislaos   von,    Rittmeister    tob    Rrd&dy- 

Hu» 
Tr*ittfniiero.  Haron  T^eopold ,   Oberst  von  Auempent- 

Inf. 


SCHTSTER,  Joseph  von,   Rittmeister  von  Erzh.  Johann- 
Drag. 
Fepak,    Michael    von,    Oberst-Lieutenant  von    Erdody- 

Hui«. 
NCIPPERU,    Ciraf    Adam,    Hauptmann     im     Goncralstabo 

(ward  1815  Commandeur). 
O'Keilly,    Graf  Andreas,    GM     (ward  180G  Tomman- 

de  u  r). 
RiESCH,  Graf  Juhauu  Sigismund ,  FML. 
FICHTL,  Franz   von,   Rittmeister   von   Erzh.    Ferdinand- 

I>rag. 
Paar,  Graf  Johann  Karl,  Oberst  von  Lattermann-Tnf. 
BIOTCTPLErRY ,     Ludwig    0Dn,     Oberlieutenant     von     de 

Ligue-lnf. 
I*E8TIArx,  Johann  von,  Hauptmann   von  de  Ligne-Tnf. 
gi osnANOV(CH,  Karl  von,   Hauptmann  im  GeneralsUbe 

(ward  1814  Commandeur). 
Gavenda,  Matthias  von,  Rittmeister  von  Ott-Hus. 
Heitelendy,  Gabriel   von .   Oberst   von    Erzh.    Joseph- 

Hos. 
ROIIAN,  Prinz  Karl,  GM. 
LIPPA,  Guido  Ferdinand,  GM. 
NIMPTSCH,  Graf  Joseph,  GM. 

aciillfPF,     Friedrich     von,     Major     vom     2.     Artillerie- 
'    Regim.  I 

Rapetzky  ,   Graf  Joseph ,   Oberst  und  General-Ad^Jutant 

(ward  1K09  Commandeur). 
KAKOVHKY,   Martin  von,   JAnjcr  von   Erzherzog  Joseph - 

Hus. 
I>EOE.^PELl>-8cH0XBrRO,  <Jraf  Friedrich,  Oberst- Liente- 
nant von  Kaiser-I>rag. 
Pl-LHA,  Wilhelm  von,  Oberst. -Lieut.  von  Erd6dy-HiM. 
I>E  BEST,  Albert  Johann,  Oberst  im  Generalstabe. 
GoRf>oil,  Anton  von,  Oberlieutenant  von  Erzh.  Johann- 

I>rag. 
Lf^zow,   Haron  Friedrich,    Rittmeister  ron   Nauendorf- 

Hus. 
SCREIBLER,     Haron    Karl,    Rittmeister    Ton    Menreldt- 

Uhl. 
FISSOM  Dl'  MONTET ,    Baron    Joseph ,    Haaptmann    tod 

Mariaasy-Jig. 
I>E  Bact,  Franz,  Oberst  von  Wukassovich-Inf. 
MEBKO,  Joi*ph  Ton.  M^or  im  7.   Husaren-Reg.  (ward 

1909  Commandeur). 
GEPrUT,  Menrad  von,  Hauptmann  im  GeneralsUbe. 
NraSTr,  Graf  T^val,  Hauptmann  im  GeneralsUbe  (ward 

IR14  Commandeur). 
A^DrXpit.  Johann  von,  Oberst  von  Erzherzog  Ferdinaad* 

Hn». 


|f¥f 


1: ; 


l\ 


m 


1744 


LE  BREUX  ,  Michael  von ,  Hauptmann  von  Teni-Inf. 
JcOEinTZ,   Anton  von,   Oberlieutenant  von  Spl^nyi-Inf. 
Papp,   Ludwig  von,   Oberst-Lieutenant  von  Benjowsky- 

Inf. 
Wa&TEüSLEBEN  ,  Graf  Ferdinand ,   Major  von  Blanken- 

Btein-HuB. 
Se.  kö'nigi.  Hoheit  Erzh.  FEEDIN AND  D'EsTE ,  FML. 
LOECHTEHSTEIH ,   Fur»t   Moritz ,   Oberst  bei  Schwarsen- 

bei-g-ÜW. 
GRÜKNE,  Graf  Philipp,  GM. 
STOKART  von  BÄSNKOPF,  Joseph,  Hauptmann  von  Franz 

Kinskjr-Inf. 


Cazah    zu    GBIE88PELD,    Baron    D< 

Tiroler  Landesschutzen. 
LiECHTEKBTEni ,    Fürst    Aloys,    Obc 

Manfredini-Inf.  (ward  1809  Comi 
HORTATH,  Anton  von,  Rittmeister  i 
CR088ARD,    Ludwig    von,    OberUeol 

Stabe. 
Dall'  Aguo,   Vincenz  von,  FML. 
BÜSST  von  Mignot ,  Graf  Anton ,  GJ 
HnnKT,     Baron    Franz,     Oberlieoti 

Stabe. 


^VU.  Promotion  (Yom  24.  November  1801). 

KLEINKREUZ. 

LiNDENAü,  Karl  Friedrich  von,  FML. 


LXTm.  Promotion  (yom  5.  Mai  1802). 


KLEINKREÜZE. 


BrüSCH-Netbero  ,  Ritter  Franz ,  Oberst-Lieutenant  von 

Nidasdy-Inf.  i 

MARCAiiT ,  Michael  von ,  Oberst-Lieutenant  von  Sztiruy- 

Inf. 
SCBEN,  Georg  von,  Hauptmann  von  Erzh.  Karl-Inf. 
SARDAONA ,    Simon    von ,     Rittmeister   von    Lobkowitz- 

Drag. 
BECHARD,   Baron  Johann,   Oberst  im  Ingen. -Corps. 
De  Lopez,  Philipp,  Oberst-Lieutenant  im  Ingen.-Corps. 
StwRTNIK,  Augnatin  von,  Major  im  Bomb. -Corps. 
BOODAN,  Joseph  von.  Major  von  Mcrveldt-Ühl . 
Auerspero  ,  Graf  Franz  Xaver,  GM. 
IIromada,  Joseph  von,  Oberlieutenant  bei  Stuart-Inf. 
pXszthory  ,    Melchior    von ,     Hauptmann    im    Kreuzer 

Grenz-Regim. 


Tomassich,  Franz  von,  Major  im  < 

I8IS  Commandenr). 
Vetter   von   Lilie9BER0,    Graf   W 

Jordis-Inf. 
CSORICH,^  Franz  von,  Hauptmann  voi 

Inf. 
Gasser  ,    Peter  von ,    Rittmeister  voi 

legers. 
SiMONTl,  Joseph  von,  Obcriieutenant 

Hus. 
HENNEQÜIN   DE  FRESNEL  ,  Graf  Johan 
Banniza,  Franz  von,  Hauptmann  von 
LrsZENSKY,  Baron  Franz,  Rittm.  von 
Scheither,  Baron  Heinrich,  Ilauptx 

(ward  1813  Commandenr). 


LUX.  Promotion   (yom  6.  November  1805). 

COMMANDEUR. 

BELLEOARDE,  Graf  Heiarich,  G.  d.  C.  und  Ordensritter. 

LXX.  Promotion    (vom  22.  Jänner  1806). 

GROSSKREUZ. 

G0LE5n8CH£FF-KcTUS0W,  Mlcliael  von,  kaiserl.  russ.  General  der  Inüanterie. 


1745 

COMMANDEUR. 

S«.  kalt».  Hoheit  llrshersog  Johann  Baptist,  G.  d.  C.  (ward  1809  Gr  osbkreaz). 


KLEINKREUZE. 


MoHRf    Baron    Johann,     Oberttt    von    llessen-Uomburg- 
Hu». 


TiESfcNHAlSEN,  Graf  Nikolaus,  kai^erl.  rast».  Capitän  und 
Flugel-AdJuUnt. 


tJULQ.  Promotion  (im  Aprii  18O6). 


COMMANDEURE. 


SCHWAKZEMBERO,  Kurst  Karl,  FML.  und  Ordensritter. 
O'KlilL),  Graf  Andreas,  FML.  und  Ordensritter. 


VINCE.NT,  Baron  Karl,  gA.  und  Ordensritter. 


KLEINKREUZE. 


KorssF.L.     Franz    von,    Obor»t- Lieutenant    bei    Latour- 

rhevauxlegcr»  (ward  18iK>  Com  m  a  ndou  r). 
('lVAL\Kr.  Graf  Karl,    Oberst   von  Kusenberg-Chevaux- 

Iegcr^. 
Si'4'K,  J^kob  von,    Rlttmei^tcr    bei    Uo»enberg*Chevattx- 

Irgers. 
TeTTF.NBOR?! ,     Itaron     Karl,     Ulttroeister    bei     Klenau- 

l'hf\auxlegerft. 
Stk\RKK,  Karl  von,    Oberct- Lieutenant   bei  Erzh.  Karl- 

Inf. 
Lr.IXiNOK>i  in  WESTF.RBl'RO,    Graf    August,    MiOoi*    ^1 

Krth.  Ilainer-Iitf. 
SiVRKriiKN,  Itaron  Joboph .  FML. 
IIvkl»KGO,  Graf  Ahinn,  Otier»t  bei  I^Yfneur-l>rag. 
Nf>>AK,  J«>!>(*|ih  «on,    Major  >on  Auffenberg-Inf. 
('01.LOREPO  M%Mi»T.U»,    Graf    Ilieronyans,    GM.    (ward 

IMiKj  Commandeur) 
NnRPMA5f.  Armand  von,  GM. 


IIlLMER,    Joseph    von,    Rittmeister    von    Hohenzollern 
Chevauxlcgcrs. 

V^CSET  DE  IIAINAC8KEÖ,    Baron   August,    Oberst- Lieute- 
nant von  Ilo»»eu-IIomburg-Ilus. 

SwiNBCRNEt  Chev.  Robert,  Oberst-Uoutenant  von  Erzh, 
Ludwig-Inf. 

BesAn,  Karl  von,  Rittm.  von  Erzh.  Perdinand-IIus. 

MONTLnsAXT,  Chov.  Johann,  Oberlieutenant  bei  DouUch« 
mi*ister-Inf. 

Kakonyi,  Franz  von,  Rittmeister  von  Ott<-IIus. 

RniiAM,  Prinz  Victor,  GM. 

I>EL  Rio,  Jo»eph  von,  Hauptmann  von  Dukalnf. 

WiMPFFEN,  Baron  Max,    Oberst   von   Gyulay-Inf.  (ward 

1H09  Co  mm  an  dou  r). 
fflUERE^BEROER.  Wenzel,  Major  im  Bombardier-Corps. 

ZoccHl,   Johann   von,     Ilaoptniann    vom    1.    Artillerie* 
U    Regim. 


LUIL  PromotiOB  (Tom  l.  Man  1808). 

COMMANDEUR. 
MECStfiT,  Baron  Daniel,  GM.  and  Ordensritter. 


KLEINKREUZE. 


K?ibL'li,     Franz     von,     Hauptmann    vom    Tlrol«r  Jager* 

RrgiiT«. 
KaROVE,  I^islauc  von,  Hauptmann  von  8pl/nyl-lnf. 
MlLli'S,  Baron  Friedrich,  Oberlienl.  von  Erzh.  Karl-Inf. 


MeüOE?!,    Baron    Wilhelm,    Rittmei*ter    von    Merveldt- 

L'hl. 
SctixnnER,    Karl  von  ,    Hauptmann    vom  Tiroler  Jäger- 

R«gim. 

110 


1746 

LZZm.  bis  LXXXTI.  Promotion  (in  den  Jahren  1809—1810). 

GROSSKREUZ. 

Se.  kais.  Hoheit  Erzherzog  Johann  Baptist,  G.  d.  C.  und  Ordens -Commandeur. 


COMMANDEURE. 


HOHENZOLLERN-HECHINOEN ,    Fürst  Fried. 

Xav.,  O.  d.  C. 
LIECHTENSTEIN,   Fürst  Aloys,    GM. 
HILLER,  Baron  Johann.  FZM. 
RADETZKT ,    Graf  Joseph ,    FML.    (ward 

1848  Grosskreuz). 
Frimont,  Baron  Johann,  FML. 
COLLOREDO-MANSFELD,    Graf  Hieron., 

FML. 


Ordens- 
ritter. 


SMOLA,  Joseph  von,   Oberst  im  Bombard.- 

Corps. 
WIMPFFEN,  Baron  Max,  GM. 
RorssEL,  Chev.  Franz,  GM. 
Mesko  de  Felsö-KübiNY  ,    Baron    Joseph, 

GM. 
KiENMAYER,  Baron  Michael,  G.  d.  C. 
HardegO,  Graf  Tgnaz,  GM. 
KLENAU,  Graf  Johann,  FML. 


Ordens- 
ritter. 


KLEINKREUZE. 


■    'Ji 


1 


STEFPANINI    DB   MONTE   AiRONE ,    Joseph,    Oberst    und 

Commandant  des  7.  Jäger-Bataillons. 
VOLKMANN,  Anton  von,  Oberst  von  Joh.  Jellacid-Inf. 
Faveroe,    Graf   Heinrich,    Hauptmann    bei    Erzherzog 

Franz  Karl -Inf. 
TEIMER,  Martin,  Major  der  Tiroler  Landesschützen. 
MENSDORFF,     Graf    Emauuol ,     Oberst-Lieutenant    von 

Merveldt-Uhl. 
liElNlsCH,    Tguaz    von,    Oberst-Lieutenant    im    General- 

istabe. 
Martyn,   Peter,    Kiitraeister   bei   Hohenzollern-Chevaux- 

legera. 
CSIVICH  von  llOHR,    Iguaz,  Oberst  des  Ogulintr  Grenz- 

Regim. 
Ost,  Joseph  ,   Hauptmann    und    iJataillons  -  Commandant 

von  St.  Julien-Inf. 
LAK08,  Joh.  IJapt.,  Hauptmann  im  (icneralstabe. 
Walper,  Matthias,  Unterlieutenant  im  15omb.-Corp!>. 
liERSINA  von  SlEOENTIIAL,  Heinrich,  FML. 
LEININOEN  ,    (iraf  Christian,    Oberst  von  Hohenlobc-fnl* 
vSACHSEV-COBlltO,    Prinz    Ferd.,    Oberst    von    Erzlierzog 

Ferdinand-Hurs.   (ward  1813  Commandeur). 
CöLDLiv,   Paron    Karl,    Oberst-Lieutenant,  Commandant 

des  9.  Jäger-Pataillons. 
KUPMANN    von    IvAPri.EFi,     Karl,    (Jber.st-Iiientcnaut    im 

General.>tabe. 
IlAKONVi,   Kmmerich,  Oberst  von  Duka-Inf. 
Vastnkr,  (ieorg,  Oberlleutonant.  von   Kleberk-Inf. 
J>ENK  von   Wollsturg,  Jakob,   CXterlieutouant  im  1.  Artil- 

lerie-Kcgim. 


HÖS8EL    von    EHRENFELD,    Joseph,     Oberlieatenant  im 

Likkaner  Grenz -Regira. 
STEINDL,   Karl  von,  Lieutenant  von  Schwurzenberg-Llil. 
Latour,  Graf  Janus,  Hauptmann  im  General stabe. 
PAITMOARTTEN ,    Johann    von,     Oberst  -  Lieutenant    nnd 

Corps- Adjutant. 
Siegler,  Heinrich  von,  Hauptmann  von  Würzburg. -Inf. 
KLOPSTEIN  ,   Baron  Anton,    Oberst  von  Deutschmeister- 

Inf. 
Geramb,  Parou  Leopold,  Oberst  von  Erzherzog  Joseph- 

Hus. 
Chimani,  Anten,  Major  von  Sirabschen-Iuf. 
BARTHOLEMY,   Poter,   Hauptmann   bei    Alvintzy-Inf.   uud 

Pataillons-Commandant. 
O'Krien,   Baron  Johann,    Oberst ■  Lieutenant    von    Ker- 

pen-Inf. 
CsoLLlCH,  Parou  Marcus,  Oberst  im  Generalstabe. 
FLEISCHER,    Paron    Ferdinand,    Oberst  -  Lieutenant    im 

General  Stabe. 
Hackher  zu  Hart,  Franz,  Major  im  Ing. -Corps. 
Koller,  Franz  von,  CM. 
PREHLICH,  Paron  Fraiix,  CM. 
COLLNKR,     Aloys,      Oberst  -  Lieutenant      und      Corp.- 

Adjutant. 
MaGDKBIKO,    Paron   Friedrich,    Hauptmann    im    (itjaral- 

stal).'. 
PiKESCH,    Wonzcl    von,    CM. 
W'AcOI'ANT,  Tlicodor  von,    CM. 
\VlEl>-RrNKEL,    Prinz    Friedrich,    Ci3I. 
Andh.\SSY,    David    von,    Oberst    von    Froon-lnf. 


1747 


FüLSEis  ,    Joseph    vou ,    Oberst    vou    Krzhenog    Karl- 

Inf. 
Mecsert,    Baron     Joh.    Karl,    Ober»t    von     Fröhlich- 
Inf. 
(    Faschino  ,     Karl     vou  ,      Oberst     des     l.     Artillcrie- 
Uogim. 
SCOVAID,     Friedrich,     Oberst>Lieatenant     von     llaillet 

Merlemout-Inf.  und  Gren.  BaUillons-Commandant. 
WiELAXD  ,     (fttorg,     Oberst  •  IJeutenant    von     Blanken- 

»tein-IIu5. 
Rki-ss  KüSTRiTZ  ,     Fürst  Heinrich,    Mojor    and  Flügel- 

Adjutant. 
KISSKY  ,  Furjt  Ferdinand,   Major  und  Commandant  des 

KrzhorxoR  Karl  2.  Leglon.HBatalllons  (Landwehr). 
MlRMWN  ,    Georg,  Major  bei  der  Landwehr. 
VERNiioiJ!,     Christoph,    Hauptmann      bei      Erzherzog 

Itainer-Inf. 
BIENEFTLH,  WIIh«'!m  ,    Hauptmann    von    Kolowrat- Inf. 

und  liataillons-Commandant. 
^I>nrrRirii     von    Hermansbero,    Emanuel,    Hauptmann 

im  1.  Artillerle-Regim. 
LM0RIT7  ,  Johann,  Oberlientenant  Im  Bomb.-^orp^. 
Chrirt  .    Joseph  ,      Oberlieutenant      im  ,3.     ArtUierlo- 

Re^im. 
Ehrkx.«!TEIN  ,    Joseph   von,   Oberlieutenant   im   General- 

^tate. 
HilfMRL  ,  Ludwig.  Obersf-Lieutt-nant  beim  Cordon. 
IllANCHi  ,  Friedrich  von,  GM.    (ward    18  13    Comman- 

d  eurh 
lliAS    von    MARTlfüT  ,    Stephan,  Hauptmann   von   Job. 

Jellaci^Inf. 
^ViRi.owiEYSKi,  T«adi»Iaas,  Lieutenant  Im  3.  Artillerie- 

Regim. 
SziLY  ,  Anton,  Major  In  der  ungar.  Insurrectlon. 
SCHMELZER!«  ,    Johann  von,  GM. 
GATTERBi-RO,  r;raf  Joseph,  Major  tob  KalMr-Hoa. 
KiNäKY  ,    Graf  Christian,  Major  Im  Generalstab«. 


VoiTH,  Baron  Wenzel,  Major  Im  Generalstabe. 
Oloyay,  Balthasar  von,  Rittmeister  In  der  ungarischen 

Insurrection. 
EsZTERllAzY  ,  (2raf   Joh.    Nep.,    Oberst  in    der    anga- 

Hschen  Insurrection. 
Hessex-Hombirg,  I*rinz  Philipp,  GM. 
BENTHEIM  STEi.M-TRT ,    Graf      Wilhelm,      Oberst      vou 

Vogel.Hang-fnf. 
MAl'RiCH,  Friedrich,  Hauptmann  im  Genoralstabc. 
DlTTMAYER,     Matthias,    Oberlieutenant    bei    Argenteau- 

Inf. 
WALLMODEN,  Graf  Ludwig,  GM. 
Sti-TTERHEIM,  Karl  von,  GM. 
MAYER,  Jo.«eph,  GM. 

FlicheüFELD,   Karl     von,     Oberst    von    Liechtenstein- 
Kür. 
Rrsso,  Joseph  vou,  Oberst  In  der  Artilleriej^^^,^ 
PORTXER,  Baron  Leopold,    Gren.  Oberst-IJeutenant  von 

Bellegardo-Inf. 
Haberein  ,      Franz    von  ,     Hauptmann    von    Kolowrat- 

Inf. 
MARl.isSY,  Baron  Andreas,  GM. 
Senitzet,  Paul  von,  Oberst  von  Benjowsky-Inf. 
Grieb.  Franz  von.  Major  von  Strassoldo.Inf. 
Ri'EBER,  Heinrich  von,  Hauptmann  bei  den  Jagern. 
Nedeczky,    Anton    von,    Rittmeister    bei    Blankenbteln- 

Hus. 
RErss-PL-irEü,  Fürst  Heinrich,  FZM. 
KLEBELSBERO,  Graf  Johann,  GM. 
Hardeoo  ,     Graf    Heinrich  ,      Oberst     von    Erzherzog 

KariUhl. 
SALlSt  Graf  Rudolph,  Oberst- Lieutenant   der  Landwehr. 
R08Z5ER  ,  Joseph   von  ,    Oberst- Lieutenant  im  General- 

sUbe. 
ALTMAN?!,    Joseph,    Oberlicutcnant    von    Ilohenzollem- 

Chevauxlegers. 
HraB0%'8KY,  Johann  von,  Uäjor  Im  Generalstabe. 


LXIXTIL  PromotioB  (Tom  17.  Apni  isii). 


KLEINKREUZE. 


WiTTZi^iOERnnc,  Baron  Perdlnaad,  FML. 

RooAts,    Johann     von ,     Hauptmann    von     Slmbachen- 

Irf. 
n'Es«?T|i.Tr»,     Mar*]Ul>    Joseph,     Hauptmann    von    La- 

slgnanlnf. 
Andreis  ,     Graf    Jullu»  ,    Hauptmannn    Im    Ingenieur- 

C«»r]»*- 


Vetdcr  von  MALBRRO,  Baron  Karl,   Oberst  -  LIeatenant 

bei  Erzherzog  Karl-fnf. 
Maroevicr,    Johann     von,     Hauptmann     des    Kreuzer 

Grenz-Rfglm. 
PORCBSKY ,  David  ,  Major  von  Ifleron.  Colloredo-Inf. 
KlRZ  ,    Laurenz  ,    Hauptmann    von    llleron.    Collorcdo- 

Inf. 

HO* 


1748 


LZXXmi.  bis  CZLIT.  Promotion  (in  den  Jahren  1813  bis   1816). 


GROSSKREUZE. 


Kronprinz  von  SCHWEDEN  (Bernadotte,   nachheriger 

König  Karl  Jotiann  XIV.). 
SCUWARZENBERO ,  Fürst  Karl ,    FM.    und   Ordeus-Com- 

mandear. 


Blücher,    Fürst  Gebhard  Leberecht ,    köu.   preufsiscli« 

FM.  und  Ordens- Commandeur. 
Wellington,  Marq.  Arthur,  kön.  engl.   FM. 
YORK,    Herzog   Friedrich,   Prinz    von    Grossbritannic 

englischer,  auch  k.  k.  FM. 


COMMANDEURE. 


Neippero,  Graf  Adam,  FML.  und  Ordensritter. 

SACHSENCOBURO,  Prinz  Ferdinand,  GM.  und  Ordens- 
ritter. 

OSTERMANN-TOLSTOY,  Graf  Alexander,  kais.  russischer 
GL. 

BARCLAT  DE  TOLLT ,  Graf,  kais.  russ.  General  eu  Chof. 

Blücher,  Fürst  Gebhard  Leberecht,  kön.  preussischer 
General  der  Cavallerie  (ward  bald  nachher  Gross- 
kreuz, 8.  oben). 

NüOENT,  Graf  Laval,  GM.  und  Ordensritter. 

Scueither,  Baron  Heinrich  Georg,  Gen. -Major  und 
Ordensritter. 

IIesseN-Homburg  ,  Erbprinz  Friedrich,  G.  d.  G.  und 
Ordensritter. 

lilANCHl,  Baron  Friedrich,  FML.  und  Ordensritter. 

NOSTITZ,  Graf  Johann,  FML. 

KEISNER,  Baron  Anton,  FML.  und  Ordonsritter. 

Wittgenstein,  Graf  Ludwig,  kais.  ruööischer  General 
en  Chef  und  Ordensritter. 

Bennigsen,  Graf,  kais.  russischer  G.  d.  C. 

Gneisenaü,  Graf  August,  kön.  preustisclier  GL. 

Kleist  von  Nollendorf,  Graf  Friedrich,  kön.  preus- 
sischer GL. 


Wrede,   Fürst   Karl   Philipp,   kön.   bayerischer  Genei 

der  Cavallerie. 
TOM  ASSICH,  Baron  Franz,  GM.  und  Ordensritter. 
Wilson,    8ir    Robert,  englischer   General    und   Ordei 

ritter. 
FreemanTLE,   Sir  Thomas,  kön.  englischer  Admiral. 
W^ÜRTTEMBERQ ,     Kronprinz     von      (nachheriger    Koi 

Wilhelm^.). 
Sacken,  Baron,  kais.  russischer  GL. 
M  Ar  ROY  DE  Merville,  Baron  Franz,  FÄLL,  und  Ordei 

ritter. 
QrosDANOViCH,  Karl  von,  GM.  und  Ordensritter. 
York,    von,    kön.  preussischer  GL. 
Miloradowitsch  ,    von,    kais.  russischer  GL. 
Prevssen,  Prinz  Wilhelm  von,  Ordensritter. 
BClow  von  Deunewitz,  Graf,  kön.  preus&ischer  GL. 
Adlerkreiz,  Graf,  kon.  schwedischer  GL. 
Oranien,  Prinz  von  (nachheriger  König  Wilhelm  '. 

der  Niederlanden). 
Anglesea,  Marquis,  kön.  englischer  General. 
Hill,  Lord,  köA.  englischer  General. 
Tauentzien  von  Wittenberg,   Graf,    kön.    preu:>äi&cJ] 

GL. 


KLEINKREUZE. 


I 


PiköUET,  Peter  von,  Capitän-Lieutcnant  im  8.  Jäger- 
Bataillon. 

Pai'LINY,  Michael  von,  Rittmei^ter  von  Kais.-IIus. 

Hessen  HOMBLKO,  Prinz  Gustav,  Oberst  von  Hessen- 
Homburg- Jl  US. 

B aillet  de  Latour,  Gral"  Theodor,  Oberöt  im  Gencral- 
.stJibe. 

Pj-ister,  Jo.seph,  Oberlieutenant  bei  Kiesch-Drag. 

FOLLioT  von  Ckenneville,  Graf  Karl,  FML. 

LVNGENAU,  Friedricli  von,  GM. 


FELDEOG,    Christoph   von,    Obcrlieutenant  bei  de  Vau 

Inf. 
PHILIPPI,  Johann,  Lieutenant  bei  den  Jägern. 
Wittgenstein,  (Jraf  Ludwig,  kai&.  ru&.siM-her  G.  d 

(ward  bald  darauf  Commandeiir,   t..   oben). 
Moll,   Baron  Anton,   IIaui)tnKinn   im  D.    Jä^er-Hataillo: 
Kath,  Joseph  von,  Oberst-Lieutenant    von   Duka-luf. 
De  Vai  LX  ,    Chevalier    Karl,    Kiitiaeisiei-     bei     Vince: 

(Uievauxleia'er^. 
6ü.  Majestät  ALEXANDER  I.,  Kai::er  von  Kusölaud. 


1740 


kais.  ruM.  Goueral-Lieutenants. 


Se.  yinj.  Frieprich  Wilhelm  III.,  König  von  Preussen. 
YF.RM0T.<»FF,  von 

Knorrinc,  von. 

I>.\ZARI(  H,  Jo>ei>h  von,  Major,  Commandant  des  Ihtrianer 

-    Landwehr-IUtaillon«. 
MiLiTiNOVioii ,  Theodor  von,    Ober^t  des«   Gradiskaner 

(•rvuz-Kcgini. 
Rf.brovicii,  Matthia."  von,  GM. 

KSZTEKIIAZY,  Graf  Vluceuz,  Major  von  KadeUky-IIus. 
RoniczKY,  Karl  von,  Hauptman  Im  GoneraUtabe. 
I>üRY,    Joseph   von,    Rittmeister   bei   Ilesseu-Uomburg- 

Hu«. 
BiRO,  Johann  von,  Rittmeister  bei  Frimont-IIus. 
Jetzer,    Rarcin    Au|fn^t,    Oborlieutenant    im    General- 

5tabe. 
Pfcuneh,  Anton,  Rittmeister  bei  Klenaa-Chevaoxlegers 

(ward   1S^>  Commandeur). 
l'LATt>w,    Graf  von,  kais.  russischer  General  en  Chef, 

llctman  dvr  Kosarken. 
Kenner  von  KenneBERO,  «arou  Franz,  FML. 
FÜLLER       Mailniilian,     rnterlieuteuant     bei    Erzherzog 

Franz  KarMof. 
IIi'BER,  i*aul,  Hauptmann  bei  Erzherzog  KarMnf. 
IIORN,  Kaspar,  Hauptmann  bei  Erzherzog  Karl-Inf. 
(}ALL0l6,  Franz,  Oberst  von  Vincent-Chorauxlegers. 
HArownZ,  (Jraf  Eugen,  GM. 
I»ESKorR8,  Graf  Franz,  <;M. 
AI  ERtfPERO ,      Graf     Max  .      Ober»t      von     Sommariva- 

Kür. 
HESSEN  IIoMBiRU ,      Prini      Ferdinand,      Oberst      von 

I^iU)  ringen -KSr. 
.STi  riKKIIKlM,     Itaron      Franz.      Oberst     von     U«sa«n- 

Honiburg-Iuf. 
RErsR),  .\dam  von.  Oüertt  von  Hier.  Colloredo-Inf. 
Drrssery,  Wilhelm,     Ober-t  von  KadivoJ«vich-Inf. 
WiNnisrii-GRATZ,  Fürst  Alfred,  Oberst  von  Constantin- 

Kür.  (ward  IHltO  <<  ross  kreaz). 
<\%LL,    Karl    von,    Oberst- Lieutenant    von    ArgenteAU- 

Inf. 
WoLNY,  Johann,  Mi^or  von  Strauch- Inf. 
Sternhvch,   Ilaron  Eduard,    oberlieaten*nl  bei  Somm»- 

riNA-Kür. 
Weissenwolf,  (;raf  Nikolau»,  FML. 
ItiBNA,  Graf  Ferdinand,  FML. 
^^KIN,  Itaron  Emmerirh,  Oberat  de»  i.  Artillerie- Kegim. 
RoTIlKiRrii,  Itaron  I^onhard,  Oberst  im  GeuerabtAbe. 
StMBSCiiKN,     Harou    Joseph,     Ot>erst    des    Gradiskaner 

<trenz-Ueg. 
SnETE%.  .M^^imilian,  KittmeUter  bei  Rle»ch-I>rag. 
Weiss,    Johann,   Ohrrlieatenaat    bei    Ifes»«tt*Uoinbiirf> 
IIus. 


Wi'RTTEMBERO,  Prinz  Eugen  von,  \ 

DIEBITSCH,  Baron,  /        kaib.  russische 

Fahlen,  Graf  van  der,  l  General -Lieutenants. 

Rajewsky,  von,  j 

PREI'SSEN,  Prinz  Augu.^t  von,  ko'n.  General. 

ZIETHEN,  Graf  von,   ) 

,,   ..  >  kön.  prcussischc  Generale. 

KLL'X,  von,  3 

Goltz,  Graf  von,  kön.  preussischer  Oberst. 

ECKH\RI)T,  Baron  Ludwig,  GM. 

Bretschneiher ,    Friedrich   von,    Oberst   von  Frimont- 

Hus. 
ScHÜN,  Anton  vou,  Hauptmann  im  Generalstabe. 
VL-issrrs,  Franz  von,  GM. 

BlaooEVICH,  Emmerich,  Hauptmann  im  (»eneralstabe. 
Weiss,  Bernhard,  Hauptmann  bei  Reisky-Inf. 
WoLKONSKY,   Fürst  Peter,  kais.  russischer  General  der 

CavaUerie. 
OrvAROFF,  von,  kais.  russischer  GL. 
Osaroktsky,  Graf,  kais.  russischer  GL. 
Orlofk,  Denisow  Graf,  kais.  russischer  Hh. 
BECKERS,  Graf,  königl.  bayerischer  GL. 
DE  LA  Motte,  Baron,  königl.  bayerischer  GL. 
Pappenheim,  Graf,  königl.  bayerischer  GM. 
PaI'R  zu  TlLllT,   Joseph   von,    Bfi^or   bei  Kottulinsky- 

Inf. 
PR£rS8E.N,  Prinz  Wilhelm  von  (erhielt  später  das  Com- 

mandeurkreuz,  s.  oben). 
Maretich,  Gideon,  Oberst-Lieutenant  im  GeneralsUbe. 
Wli>MAY£R,     Aloys,     Oberst     des      Likkaner     Grenz- 

Regim. 
K^PFREITER,  Johann,  Lieutenant  bei  der  Artillerie. 
.Starhembero,  Graf  Gundaker,  GM. 
PROCHAiKA,  Adolph,  Oberst  von  RadeUky-Hus. 
•  CAI>00AN,  Georg,  königl.  englischer  See-Capitän. 
MESZENA,    Johann,     Obarlieatenant    im    5.    Basaren- 

Reglm. 
WITTMANN,  Joseph,   Major  von  Erzherzog  Franz  Karl- 

Inf. 
PFLCOER  von  LiNIiENi-XLS,  Philipp,  GM. 
MENGEN,  Baron  Karl,  Oberst  von  Schwarsenberg-Lnil. 
Paar,  Graf  Job.  Bapt.,  Oberst  und  Flügel- Adjutant. 
SAlNTENOY,     Desir^    von,     Hauptmann    im    S.    Jäger- 
Bataillon. 
Hoste,  . 

Ku%LEY,  (  kön.  englische  See-Capitäne. 

Moresby-Fairfax,) 
äCHÖNEM.\RK,    Karl   Ludwig    von,    MiOor    im    Oeneral- 

Stabe. 
TOLL,  Baron  Karl,  kais.  nusisebar  GU 
MCftunu,  von,  königl.  praoasiseher  GM. 
Prinz  Karl  von  BAYB15. 


1750 


STCTTERHEIM,  Joseph  von,  ÖM. 

EBERL,  Raimund,  Oberst  von  St.  Julien-Inf. 

Mayer,  Johann,  Major  im  Generalstabe. 

HORVATH,  Nikolaus,  Rittmeister  bei  Erzh.  Joseph-Uus. 

IRASKY,  Jakob,  Oberlieutenant  im  3.  Artillerie-Regim. 

Binder  von  Fallbusch  ,  Wilhelm ,  Hauptmann  von 
ToBcana-Inf. 

Beroer,  Johann  von,  Oberst  von  Wenzel  Colloredo- 
Inf. 

POTIER  des  Echelles ,  Chev.  Leopold,  Hauptmann  im 
Generalstabe. 

Gerstäcker,  Wenzel,  Hauptmann  im  6.  Jäger- 
Bataillon. 

FranqüeMONT,  von,      ) 

_..  /  k.  württembergische  Generale. 

DoRma,  von  ,  ) 

LEDERER,  Baron  Ignaz,  FML. 

Szent-IvAnt,  Karl  von,  Oberst  von  Hessen-Homburg- 
Inf. 

KELEMEN,  Stephan,  Rittmeister  von  Erzherzog  Joseph- 
Hus. 

Wernhardt,  Paul  von,  Oberst  im  Generalstabe  und 
General-Adjutant. 

Gall,  Baron,  grossherzoglich  hessischer  GM. 

Weigl  von  Löwenwarth,  Joseph,  GM. 

BOCRGülONON,  Anton  von,  Oberst  -  Lieutenant  von 
Lusignan-Inf. 

Zollern,  von,  königlich  bayerischer  Divisions  -  Ge- 
neral. 

Mecklenburg-Strelitz,  Prinz  Karl,  kön.  preuss.  Gene- 
ral-Lieutenant. 

WORONZOFF,  Graf, 

D'ArvRAY,  Graf, 

DEPREKADOWITSCH,  Graf,j 

GURIEFF,  Graf  von , 

Tschernitscueff,  von, 

Langerox,  Graf, 

SorKHOZANETT,   von. 

<}alyczin,  Fürst, 
Kaisaroff,  von, 
Seslavixe,  von, 
Roth,  von, 

W^\SSILTSCHIK0FF,   von, 

TRUBETZKOl,    Fürst, 

IlAKE,    von  , 

ALVKNS LEBEN,    von, 

KOEI>KR,    von,  / 

TJLOck,  von,  koiiigl.  prcuüsischer  Obcrat. 

llECllßERO,   von,   köniyl.    bayerischer  (iM. 

ÜESSEKER,  von,  königl.   baycrisolicr  Major. 

HLAK'E,   kiJnigl.  cngli.scher  Sec-C.'apitän. 

Hlücher,  von,  königl.  prousfei.schor  Oberst. 


kais.  rujis.  OL. 


kais.  ruääische  GM. 


kön.  preus.s.  Generale. 


>  königl.  schwed.  Ober 


•  Bdrohersh,  Lord  John  (später  Graf  Westmorli 

königl.  englischer  Oberst. 
Dietz,  von,  königl.  bayerischer  General -Major. 
CURLAND ,     Prinz    Biron     von  ,      konigL      preiusii 

General. 
Sachsjsn-CobüRO,    Prinz    Leopold     (nachheriger    5 

der  Belgier),    kaiserlich   rassischer    General-Li 

nant. 
Liechtenstein,    Fürst    Wenzel,     Oberst    und    Fl 

Adjutant. 
SiPlAGIN,  von,  kaiserl.  russischer  General -Major. 
POTEMKIN,  Fürst,  kaiserlich  russischer  General-Li 

nant. 
BerGENSTRÄLE,  Gustav, 
Otter,  Baron, 
Hessen-Homburg,  Prinz  Ludwig ,    königl.  preuasj 

General-Lieutenant. 
Thurn  von  Valsassina,    Graf    Georg  ,    Hauptmaa 

Kaiser- Jäger  (ward  1849  Commandeur). 
D'AsPRE,  Baron  Constantin,  Major  im  8.  Jager-Ba( 

(ward  1849  Commandeur). 
Welden,  Baron  Ludwig,   Oberst  im  Gener&Istabe 

1848  Commandeur). 
Hessen-Darmstadt,  Prinz  Emil. 
PiTTEL,  Christoph,  Hauptmann  im  Ingenieur-Corps 
SCHÄFF'ER,     von ,     grossherzoglich     badischer    Ge 

Lieutenant. 
^Klinton,   Sir   Henry,  königl.  englischer  General-L 

nant. 
-  Kempt,  Sir  James,  J 

-SOMMERSET,  LordEd\Yard,   >  k.  engl.   General-MAJ< 
-.Barnes,  Sir  Edward,  J 

--Elley,  Sir  John, 

-  Abercrombie,  Alexander, 

-  Campbell,  Sir  Colin, 
..  IIervey, 
-FiTZROY -Sommerset,  Lord  Heinrich 

(später  Lord  Raglan), 

•  PONSONBY,  Friedrich,  \  königl.  engl 

-  Colborne,    Sir  John    (später    Lord     /  Oberste 

Se  a  t  on), 
REYNEL, 

-  Barnard,  Sir  Andrew, 
S.MITH,  Carmichael, 

-Woon,  Sir  George, 
Woodford,  Alexander, 
Hill,  Sir  Hubert, 
.Saltoin,  Lord, 
Macdonkll.  Sir  Jarno <, 

nicK, 

DOl  GLASS,  Neil, 


künigl.    cnglifche    Obc 
Lieutcuanti. 


1751 


Grolmwx,  tou,  köulgl.  preass.  (icneral-MiOoi'- 
NosTlTZ,  Graf  Augiut ,  konigl.  preuss.  M^or  und  Flu^l- 

Ailjuuut. 
_I1YX0,    Johu    (später    Lord 

Strafford),  ^k.  engl.  <jenenü-MiOo''c« 

Adam,  Sir  Frederik, 


.  IIEPBORN.  königl.  englittrher  Oberst. 

CunoN,  Sir  Arthur,  köuigl.  englischer  Oberst- Lieute- 
nant. 

Wetzlar,  Baron  Ignaz,  Oborlieutenant  bei  Fenncr- 
Jäger. 

Lövv-ENHJELM,  Graf  Oa»tav,  k.  schwedischer  Genoral. 


CXLT.  PrOBOtiOB  (vom  5.  Decembcr  1823). 

OROSSKREUZ. 

ANOOl'LblE,  Ludwig  Anton  Herzog  von,  kunlgl.  franxöftischer  Generalissimus. 

CXLTI.  Promotion    (vom  5.  Jänncr  1828). 

KLEINKREUZ. 

SavotEN-CaUO.nan,  Prinz  von,  nachheriger  Konig  K  ar  1  A  1  bert  von  Sardinien. 

CZLTIL  PrOBOtiOB  (vom  25.  October  1840). 

KLEINKREUZ. 

Se.  kais.  Hoheit  Erzherzog  FRIEDRICH  ,  Oberst  und  Capitän  der  FregaUe  (iuerriera. 

CILTin.  Promotion  (vom  18.  Jänner  1841). 

COMMANDEUR. 

STorroRD,  Slr  Robert ,  konigl.  englischer  Admiral. 

KLEINKREUZ. 

Napier,  Sir  Charles,  k«"ulgl.  englbehcr  Kommodore. 

CILDL  Promotion  (vom  28.  juu  i848). 

OROSSKREUZ. 

RadetzeT«  Graf  Joseph,  Feldmarschail  and  OrdeiM-Commandeiir. 


CL  Promotion  (vom  19.  August  1848). 

KLEINKREUZE. 

HRSS.   itiiur  llriDrich,    FML.    (ward  1850  romman     1    SrnüifHALS,  Karl  von,  FML. 
«1  e  u  r).  I    STWlTülK,  Baron  Auguit,  GM. 


1752 

CLL  Promotion   (vom  27.  November  1848). 

COMMANDEUR. 

Wfxden,  Baron  Ludwig,  Feldmarschall-Lieutenant  und  Ordensritter. 


KLEINKREUZE. 


KOSSBACII,  Ritter  Heinrich  von,  GM. 
JSCHNEIDER,  Franz,  Hauptmann  im  4.  Artilleric-Kegim. 
WOHLOEMUTH,  Ludwig  von,  OM.  (ward  1850  Comman- 

d  e  u  r). 
GorIkowski,  Karl  von,  General  der  Cavallerle. 
Pirquet,  Baron  Anton,  Hauptmann  von  Kaiser-Jäger. 
Zobel,  Baron  Thomas,  Oberst  von  Kaiser-Jäger. 
Wratislaw,  Graf  Eugen,  FML. 
Clam-Oallas,  Graf  Eduard,  GM. 
Liechtenstein,  Fürst  Friedrich,  GM. 
Benedek,  Ludwig  von,  Oberst  von  Gyulay-lnf. 
Reischacu,  Baron  Siegmund ,  Oberst  von  Prochaska-lnf. 
DÖLL,  Karl  von,  Oberst  von  Paumgartten-Inf. 


CVLOZ,  Karl  von,  FML. 

KOPAL,  Karl  von,  Oberst,  Commandant  des  10.  Jäger- 
Bataillons. 

Jablonskt  ,  Jos.,  Hauptmann  im  10.  Jäger- Bataillon. 

Weiss,  Franz  von,  Oberst,  Commandant  des  9.  Jager- 
Bataillons. 

Feldeoo,  Baron  Karl,  Oberlieutenaut  bei  Wocher-Inf. 

Fröhlich,  Johann,  Unterlieutenant  bei  "Wocher-Inf. 

MAYER  von  LÖWEN8CHWERDT,  Franz,  Major  bei  Erzherzog 
Franz  Karl-Inf. 

WiMPFFEN,  Graf  Franz,  FML.  (ward  1850  Comman- 
d  e  ur). 

Häuser,  Heinrich,  Hauptmann  von  Kaiser-Jäger. 


CLD.  Promotion  (yom  31.  Mai  1849). 


COMMANDEUR. 

FiLANOiERI,  Karl,  Duca  di  Öatriano,  köuigl.  neapolitanischer  General -Lieutenant  und  General-Adjutant. 


Cini  Promotion  (vom  29.  juu  1849). 


COMMANDEURE. 


n'ASPRE,  Baron  Constantin,  Foldzeugmcister  und  ()rdonB- 

ritter. 
IIATNAU,    Baron    Julius,    FZM.     (ward    18r)()    Gross- 

k  r  e  u  z). 
JFXLaCk^.  Baron  Joseph,  FZM. 


THURN  ,     Graf    Georg  ,     Fehlmarschall  -  Lieutenant    und 

Ordensritter. 
Se.  knis.  Hoheit  Erzherzog  Albrecht,  FML. 
PrCHNER,    Baron   Anton,    General    der   Cavallerie   und 

Ordensritter. 


KLEINKKEUZE. 


Smola,  Baron  Karl,  Oherst  Im  Goneralstabe. 

Strassoldo,  (^.raf  Juliu.s,  (JM. 

KrilN,  Franz  von,  Hauptmann  im  fi'encralslabe. 

Schwarzen BERO,  Fürst  Felix,  FML. 

Martinich,   Franz  von,    oberst- Lieutenant  von  Kaisor- 

.Täf?er. 
Maroicic,  Joseph  von.  Major  im  Goneralstabe. 
Teroen,   Graf  Ludwig,  (JM. 
Castiguone,  Graf  Johann,  Major  bei  Kaiser-Jäger. 


SrNSTENAl",    Baron   Friedrich,    Oberst  -  Lieutenant   von 

Prinz  Kniil-Inf. 
IJECSEY,  Stephan  von,  Major  von  Gro.s^h.  Badcu-Inf. 
Streicher,  Heinrich,  Tlauplniaun  von  Kaiser-Jäger. 
SCHWARZENBERO,   VÜTüt  Edmund,   FML. 
Martini,  Joseph  von,  Oberst  von  Kaiser-Inf. 
RiKAViNA,  Baron  (ieorg,  FML. 
Zeisbero,   Karl  von,  GM. 
Hartlieb,  Karl  von,  FML. 


1753 


SlMl-NICH  ,  Balthasar  von.  FML. 
OTTINOKR,  Franz  von,  KML. 
Ma^ERIIOI-'ER,   Ferdinand  von,  GM. 
SCHLIK,  Oraf  Franz,  FML.  (ward  I8M>  Oommandeur). 
Gablenz,  Uarou  Ludwig,  Mi^or im  Generalstab«. 
COLLKKY  ,  Kduard  von,  GM. 

l'RBiN,    Karl  >ou,  (>ber^t  de»  2.  Uoman.  Grena-Regim. 
KoLowRAT-KR.\k'0\V8KY,  Graf  Leopold,  GM. 
Barco,  lUron  Joseph,  GM. 
Riwntl.   Itarou  Friedrich,  GM. 

K1F.I.MVNSR00C,   Graf    Alexander,   Ober»t    von    Paom- 
Karttcu*Inf. 


RÜHUNO,  Joseph  von,  Oborbt-Lientenant,  Commandant 

des  3.  Wiener  Freiwilligen-Itataillous. 
Ul-BEL,  Thribtlan,  Blajor  von  Kaiser-Jäger. 
Zhehovini  ,  Andrea« ,  IJeutenant  von  der  Artillerie. 
Mamvla  ,  Lazarus  von,  Oberst  im  Ingenieur-Corps. 
BERNAY   von    FAVANCOURT,    Graf   Julius,    Oberst    von 

Grossherzog  Baden-Inf. 
KALCHBERO,  Wilhelm  von,  Hauptmann    bei    I^rochaska- 

Inf. 
RA  STICH,  Daniel,  GM. 
JiRKoviCH,   Paul,  Lieutenant  beim    Ottochaner  (trenz- 

Regim. 


CUT.  Promotion  (vom  12.  August  1849). 

KLEINKREUZ. 

l'ONSTAHTIN,  Nikoli^o^ltAC^»  Grossfurst  von  Russland. 

CLT.  Promotion  (vom  22.  August  1849.) 

QROSSKREUZ. 

WiRscif  \r,  Fürst  von,  Graf  Paskewiuch  von  ErIvan,  kals.  russiacher  Feldmarschall. 

COMMANDEUR 

Ll'DERS,  Alezandcr  von,  kais.  russischer  General  der  Infanterie. 

KLEINKREUZ. 

P4!n'Ti7lE,  Nikolaus  von,  kals.  russischer  General- Lieutenant. 

CLTI.  Promotion  (vom  2.  September  1849). 

KLEINKREUZ. 

KXI9A5IX,  Stephan  von,  serbischer  General. 

CLTH  Promotion  (vom  26.  ^nn  i8:io). 

OROSSKREUZE. 

WlNMsrii  -  (;kXi7.,     Flirrt    Alfred,    Feldmarschall    und    j    lUlsir,    Baron  Julius.    Frldzeufcmeister    und   Ordens- 
Orilviii^rliler.  |         Commandeur. 


COMMANDEUKE. 


WoilLOF.MiTH,  Ludwig  veii.  FML.  und  Orden^riilcr. 
llESfi.   Bamu  llcinrirh,    Feldzeugroelstrr    und    Ordens- 
ritter. 


WlMPFFE^,  Graf  Franz,  FML.  und  i>rdon>riit«i. 
KriiUK,  Graf  Franz,  General  d«-r  Cavallerle  und  Ordasa- 
rilt«r. 


WiLDBüKO,  Baroa  Adolpb,  Kittmci^ter  Ton  Kaucr  >ko- 

laos-KSr. 
HESnzi,  Heinrieh  tob,  GM. 
8CHIKP09,  Oswald  Ton,  Oberrt-LianlenaBt  des  2.  Artfl- 

lerte-Rcfifli. 
STEKSBOtO,  Graf  Leopold,   Oberst    von  Kaiser    Frau 

Joseph-Drag. 


LIECHTE5ST05,  Fürst  Franz,  FJLL. 
SZTJjnOTics,  Ladvig  ron,  Oberst  ▼on  C' 
AüGTST,    Georg   tob,    Oberst    and    F« 


SCHATFCOTSCHE,  Graf  Franz,  FMI«. 
Gkoteshiclm,  tob,  kais.  rassischer  GI^ 


1755 


STATUS  DES  MARIA  THERESIEN- ORDENS 

AM  TAGE 

DER  EKSTEN  8ÄCÜLAKFEIER,  18.  JTJNI 1857. 


GROSSMEISTER. 
Seine  kaiierliche  königliche  ApoitoliMhe  Migeität  FBAVZ  JOSEPH  L 


QROSSKREUZE. 

Vom  Jahre  1809. 


i^cine  kaiäcrlicho  Hoheit  der  Durchlauchtigste  Prinz  und  Herr  Johann  Baptist, 
kaiserlicher  Prinz  und  Erzherzog  von  Osterreich  etc.  etc.,  Feldmarschall, 
Inhaber  des  Dragoner-Regiments  Nr.  1. 

184S. 

Kadetzky  von  Radetz,  Joseph  Graf,  Feldmarschall,  Inhaber  des  Husaren-Regi- 
ments Nr.  5. 

1850. 

Windisch-Grätz,  Alfred  Fürst  zu,  Durchlaucht,  Feldmarschall,  Inhaber  des 
Dragoner-Regiments  Nr.  7  und  zweiter  Inhaber  des  Dragoner-Regiments 
Er bgrossh erzog  Ferdinand  von  Toscana  Nr.  8. 

COlflf  ANDEUBE. 

18U. 

NuGENT,  Laval  Graf  von,  römischer  Fürst,  Feldmarschall,  Inhaber  des  Infanterie- 
Regiments  Nr.  30. 

184»— 1850. 

jELLA^id,  Joseph  Graf,  Feldzeugmeister  und  Inhaber  des  Infanterie-Regiments 

« 

Nr.  46  und  der  Grenz-Infanterie-Regimenter  Nr.  10  und  11. 


I  ' 


m 


1752 

CLL  Promotion  (vom  27.  NoTember  1848). 

COMMANDEUR. 

Welden,  Baron  Ludwig,  FeldmarschalMdeutenant  und  Ordensritter. 

KLEINKREUZE. 


ROSSBACH,  Ritter  Heinrich  von,  GM. 
ICHNEIDER,  Franz,  Hauptmann  im  4.  Artillerie-Regim. 
WOHLQEMLTH,  Ludwig  von ,  GM.  (ward  1850  C  o  m  m  a  n- 

d  e  u  r). 
Gor2koW8KI,  Karl  von,  General  der  Cavallerie. 
Pirquet,  Baron  Anton,  Hauptmann  von  Kaiser- Jäger. 
Zobel,  Baron  Thomas,  Oberst  von  Kaiser-Jager. 
Wratislaw,  Graf  Eugen,  FML. 
Clam-Gallas,  Graf  Eduard,  GM. 
Liechtenstein,  Fürst  Friedrich,  GM. 
Benedek,  Ludwig  von,  Oberst  von  Gyulay-Inf. 
REISCHACH,  Baron  Siegmund ,  Oberst  von  Prochaska-Inf. 
DÖLL,  Karl  von,  Oberst  von  Pauragartten-Inf. 


CULOZ,  Karl  von,  FML. 

KOPAL,  Karl  von,   Oberst,  Commandant  dea  10. 

Bataillons. 
JABLONSKT  ,  Jos.,  Hauptmann  im  10.  Jlger-BAtafl 
Weiss,   Franz  von ,   Oberst ,  Commandant  des  9. 

Bataillons. 
Feldeoo,  Baron  Karl,  Oberlieutenant  bei  Woeher- 
FröHLICU,  Johann,  Unterlieutenant  bei  Wocber-In 
MATER  von  LÖWENSCHWERDT,  Franz,  Major  bei  Erxl 

Franz  Karl-Inf. 
WöiPFFEN,    Graf  Franz,  FML.  (ward  1850  Com 

d  e  u  r). 
Hafser,  Heinrich,  Hauptmann  von  Kaiser-Jager. 


ein.  Promotion  (yom  31.  Mai  1849). 


COMMANDEUR. 

FILANOIERI,  Karl,  Duca  di  Satrlano,  königl.  neapolitanischer  General -Lieutenant  und  General- Adjutant. 


CUn.  Promotion  (vom  29.  Juu  1849). 


COMMANDEÜRE. 


D^ASPRE,  Baron  Constantin,  Feldzeugmeister  und  Ordens- 
ritter. 

Haynau,  Baron  Julius,  FZM.  (ward  1850  Gross- 
kreuz). 

JELLA^ld,  Baron  Joseph,  FZM. 


THVRN  ,     Graf   Georg ,     Feldmarschall  -  Lieutenaz 

Ordensritter. 
Se.  kais.  Hoheit  Erzherzog  ALBRECHT,  FML. 
PlTHNER,    Baron   Anton,    General    der   Caralleri 

Ordensritter. 


KLEINKREUZE. 


Smola,  Baron  Karl,  Oberst  im  Generalstabe. 
Strassoldo,  Graf  Julius,  GM. 
KlHN,  Franz  von,  Hauptmann  im  Generalstabe. 
SCHWARZENBERO,  Fürst  Felix,  FMIi. 

MiPTTVirM       Vranv   vnn       r^tiofftt  .  T.ionf^nftnt    vnn    IvftiRor. 


SüNSTENAr,    Baron  Friedrich,    Oberst  •  Lientenax 

Prinz  Emil-Inf. 
Becset,  Stephan  von,  Major  von  Groiksh.  Baden- In 
Streicher,  Heinrich,  Hauptmann  von  Kai»er-Jig«i 
SrHW AR7RXRF.ro.   Fürst  Edmund _   FMI. 


1753 


SIMTTN1CH ,  Balthasar  von,  FML. 
OTTINGER ,  Franz  von,  FML. 
Mayerhofer,  Ferdinand  von,  GM. 
SCHLIK,  Graf  Franz,  FML.  (ward  ISbO  Gommandeur). 
GABLENZ ,  Baron  Ludwig,  Major  im  Generalstabe. 
COLLERY ,  Eduard  von,  GM. 

Urban,    Karl  von,  Oberst  des  2.  Roman.  Grenz-Regim. 
KOLOWRAT-KRAKOWSKY ,  Graf  Leopold,  GM. 
Barco,  Baron  Josepli,  GM. 
BLiNCHl,  Baron  Friedrich,  GM. 

KiELMANSROOE,   Graf    Alexander,   Oberst    von    Paum- 
gartten-Inf. 


RÜHLINO  ,  Joseph  von ,  Oberst- Lieutenant,  Commandant 
des  3.  Wiener  Froiwilligen-Bataillons. 

HCBEL,  Christian,  Major  von  Kaiser- Jager. 

Zhehovini  ,  Andreas ,  Lieutenant  von  der  Artillerie. 

Mamcla  ,  Lazarus  von,  Oberst  im  Ingenieur-Corps. 

BERNAY  von  FAVANCOURT,  Graf  Julius,  Oberst  von 
Grossherzog  Baden-Inf. 

KALCHBERO,  Wilhelm  von,  Hauptmann  bei  Prochaska- 
Inf. 

RASTICH,  Daniel,  GM. 

JURKOVICH,  Paul,  Lieutenant  beim  Ottochaner  Grenz- 
Regim. 


CUT.  Promotion  (vom  12.  August  1849). 

KLEINKREUZ. 

CoNSTANTlN,  Nikolajewitsch,  Grossfürst  von  Russland. 

CLT.  Promotion  (vom  22.  August  1849.) 

GROSSKREUZ. 

WARSCHAU,  Fürst  von,  Graf  Paskewitsch  von  Erivan,  kais.  msBischer  Feldmarschall. 

GOMMANDEUR. 

LUDERS,  Alexander  von,  kais.  russischer  General  der  Infanterie. 

KLEINKREUZ. 

Panxjtine,  Nikolaus  von,  kais.  russischer  General-Lieutenant. 

CLTI.  Promotion  (yom  2.  September  1849). 

KLEINKREUZ. 

KN19ANIN,  Stephan  von,  serbischer  General. 

CLTII.  Promotion  (vom  26.  März  1850). 

GROSSKREUZE. 

WINDISCH  -  Gr^\tz ,    Fürst   Alfred,    Feldmarschall    und    I    IIaynau,    Baron  Julius,    Feldzeugmeister    uud  Ordens- 
Ordensritter.  Gommandeur. 


COMMANDEURE. 


WoHLOEMüTH,  Ludwig  von,  FML.  und  Ordensritter. 
HESS,  Baron  Heinrich,    Feldzeugmeister    und    Ordens- 
ritter. 


WIMPFFEN,  Graf  Franz,  FML.  und  Ordensritter. 
SCHLiK,  Graf  Franz,  General  der  Cavallerie  und  Ordens- 
ritter. 


1754 


KLEINKREUZE. 


JOHN,  Franx  von,  Hauptmann  im  Generalstabe. 
RAMBERG,  Georg  von,  FML. 
CSORICH,  Baron  Anton,  FML. 
UnüKICH,  Georg,  Hauptmann  bei  Strassoldo-Inf. 
_^ERLE,  Johann,  Hauptmann  beim  5.  Artillerie-Begim. 
'VEVER,  Karl,  Hauptmann  bei  Bianchi-Inf. 
DEGENFELD,  Graf  AugUst,  FML. 
Packeny,  Friedrich  von.  Major  im  Generalstabe. 
MONTENüOVO,  Graf  Wilhelm,  GM. 
W'ILDBURG,  Baron  Adolph,  Klttmeiäter  von  Kaiser  Niko- 

lauB-Kür. 
HENTZI,  Heinrich  von,  G3I. 
ScHERPON,  Oswald  von,  Oberst- Lieutenant  des  2.  Artil- 

lerie-Regim. 
Sternberg,  Graf  Leopold,   Oberst   von  Kaiser   Franz 

Joseph-Drag. 


Pott,  Gustav  von,  GM. 

BURICH,  Baron  Johann,  FML. 

SiMBSCHEN,  Baron  Karl,  GM. 

Mensdorfp,  Graf  Alexander ,  Oberst  von  Liechtenstein- 

Chevauxlegera. 
NOSTITZ,  Graf  Hermann,  Oberst  von  Olvalart-LTiI. 
Scherpon,  Jos.  von,  Oberlieutenant  im  1.  Artillerie-Regim. 
Hauslab,  Franr  von,  FML. 
RAMMINO,  Wilhelm  von,  Oberst  im  Generalstabe. 
Liechtenstein,  Fürst  Franz,  FML. 
SZTANKOVics,  Ludwig  von,  Oberst  von  Culoz-Lif. 
August,    Georg   von,    Oberst   und   Festungs-Comman- 

dant. 
SCH.'LFFOOTSCHE,  Graf  Franz,  FMT-.. 
GROTENHJELU,  von,  kais.  russischer  GL. 


1755 


STATUS  DES  MARIA  THERESIEN- ORDENS 

AM  TAGE 

DEK  ERSTEN  SÄCULARFEIER,  18.  JUNI  1857. 


GROSSMEISTER. 
Seine  kaiserliche  königliche  Apostolische  Migestät  FBAVZ  JOSEPH  I. 

GROSSKREUZE. 

Vom  Jahre  1809. 

iSeine  kaiserliche  Hoheit  der  Durchlauchtigste  Prinz  und  Herr  Johann  Baptist, 
kaiserlicher  Prinz  und  Erzherzog  von  Osterreich  etc.  etc.,  Feldmarschall, 
Inhaber  des  Dragoner-Regiments  Nr.  1. 


Radetzky  von  Radetz,  Joseph  Graf,  Peldmarschall,  Inhaber  des  Husaren-Regi- 
ments Nr.  5. 

1850. 

Windisch-Gratz,  Alfred  Fürst  zu,  Durchlaucht,  Peldmarschall,  Inhaber  des 
Dragoner-Regiments  Nr.  7  und  zweiter  Inhaber  des  Dragoner-Regiments 
Erbgrossherzog  Perdinand  von  Toscana  Nr.  8. 

COMMANDEURE. 

1814. 

Nügent,  Laval  Graf  von,  römischer  Purst,  Peldmarschall,  Inhaber  des  Infanterie- 
Regiments  Nr.  30. 

1849—1850. 

Jella&<5,  Joseph  Graf,  Peldzeugmeister  und  Inhaber  des  Infanterie-Regiments 
Nr.  46  und  der  Grenz-Infanterie-Regimenter  Nr.  10  und  11. 


1766 

Hsfis,  Heinrich  Freiherr  tob,  Feldsengmeisler,  Inhaber  des  Infaiiterie-Be^ 

ments  Nr.  49^  Chef  des  General-Quartiermeisterstabes. 
T&ubn-VaiiLb-Sassika^  Georg  Graf,  Feldseugmeister  and  «weiter  Inhaber  dec 

Infanterie-Regiments  Prinz  von  Preussen  Nr.  34. 
Seine  kaiserliche  Hoheit  der.  Durchlauchtigste  Prinz  und  Herr  Albbboht^  kaiser 

licher  Prinz  und  Erzherzog  von  Österreich  etc.  etc.^  General  der  CaTaUo» 

und  Inhaber  des  Infanterie-Begiments  Nr.  44. 
WiHFFFSKi  Franz  Gnf  Toni  Feldzeugmeister  und  Inhaber  des  InfiBnteri^-Regi 

ments  Nr.  32. 
SoHiiiK  zn  Bassano  und  Wbisskxrohbk^  Franz  Gkraf^  General  der  CavaUerie  nnt 

Inhaber  des  Husaren-Regiments  Nr.  4. 

BITTEB. 

1806—1808. 

CivALART,  &arl  Gkraf;  Genend   der  OaTallerie,  Inhaber  des  TJhlaiteii-Rf^ 

ments  Nr.  1. 
Eksoh^  Franz  Freiherr  von^  Grenerisl-Hajor. 
NovAK^  Siegmund  Joseph  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant. 

180S-^l81O. 

SiEGLBR  von  Ebebswald^  Heinrich  Freiherr,  General-Major. 

Pirquet  von  Cesenatioo,  Peter  Freiherr,  Feldzeugmeister,  zweiter  Inhaber  d« 

Tiroler  Jäger-Regiments  Kaiser  Franz  Joseph. 
Dietrich  von  Hermannsberg,  Emanuel  Freiherr,  Feldmarschall-Lieutenant. 
Wallmoden-Gimborn,  Ludwig  Graf  von,  General  der  Cavallerie,  Inhaber  de 

Kürassier-Regiments  Nr.  6. 
RuEBER  von  RuEBERSBURG,  Hcinrich  Freiherr,  General-Major. 

1813—1814—1815. 

Lazarioh  von  Lindaro,  Joseph  Freiherr,  General-Major. 

Jetzer,  August  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant. 

Füller  von  der  Brücke,  Maximilian  Freiherr,  Major. 

Haügwitz,  Eugen  Graf  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Inhaber  des  Infanterie 

Regiments  Nr.  38. 
Hessen-Homburg  ,  Ferdinand,  regierender  Landgraf  zu,  Durchlaucht,  General 

der  Cavallerie. 
Kropfreiter,  Johann  Freiherr  von,  General-Major. 
Prochaska,  Franz  Adolph,  Freiherr  von  Güelphenburg,  General  der  Cavallerie 

*Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Nr.  7. 


1757 

Bekgek  von  der  Pleissb,  Johann  Freiherr,  Feld2cu«^mcistcr,  zweiter  Inhaber 

des  Infanterie-Kcgiments  Nr.  51. 
PiTTEL,  Christoph  Freiherr  von,  Oberst-Lieutenant. 

1848— 184J»— 185(K 

llossBAcu,    Heinrich    Freiherr   von,   Feldmarschall -Lieutenant,   Inhaber  des 

Infanterie-Re«:iments  Nr.  40. 
Stwrtnik,  August  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant, Inhaber  des  Artillerie- 

Kep:iments  Nr.  5. 
GoRiKowsKi  von  Gobzkow,  Karl  Ritter,  General  der  Cavallerie,  zweiter  Inhaber 

des  Kürassier-Regiments  König  von  Sachsen  Nr.  3. 
Smola,  Karl  Freiherr  von,  Oberst. 
ZoiJEL  von  GiEiJELSTADT  uud  Darstadt,  Thouias  Freiherr,  Feldmarschall-Licute- 

nant,  Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Nr.  61. 
Kuhn  von  Ktiinenfeld,  Franz  Freiherr,  Oberst  im  Gcneralstabe. 
WuatislAw-Nettolitzky  von  Mittrowitz,  Eugen  Graf,  Feldmarschall,  zweiter 

Inhaber  dos  Kiira.ssier-Regiments  Kaiser  Franz  Joseph  Nr.  1. 
Clam-Gallas,  Eduard  Graf,  Feldmarschall-Licutcnant,  Inhaber  des  Uhlanen- 

Regiments  Nr.  10. 
Liechtenstein,   Friedrich   Fürst  zu,   Durchlaucht,   Feldmarschall -Lieutenant, 

Inhaber  dos  Uhlanen-Regiments  Erzherzog  Karl  Nr.  3. 
Uenedek,  Ludwig  Ritter  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Inhaber  des  Infanterie- 
Regiments  Nr.  28. 
Rkischaüii,  Siegmund  Freiherr  von,  Feldmarschall -Lieutenant,   Inhaber  des 

Infaiiterio-Rogimonts  Nr.  21. 
Maktixu'h  von  Mahtinecj«,  Franz  Freiherr,  General-Major. 
(^i'Loz,   Karl  Freiherr  von,  Feldmarschall -Lieutenant,  Inhaber  des  Infanterie- 

Rogimonts  Nr.  31. 
Maroioio  di  Madonna  del  Monte,  Joseph  Freiherr,  General- Major. 
Jaiilonsky  del  Monte-Berico,  Joseph  Freiherr,  Oberst. 
Sc'iiaffootsche,  Franz  Graf,  General  der  Cavallerie,  zweiter  Inhaber  des  Küras- 

sior-Rogiments  Kaiser  Nikolaus  von  Russland  Nr.  5. 
Weiss,  Franz  Freiherr  von,  General-Major. 
(  'astiglione  ,  Johann  Graf  von,  General-Major. 
FELi)E(;(i,  Karl  Freihorr  von,  Hauptmann. 

Fröhlich  von  Salionze,  Johann  Freiherr,  Major  im  Adjutanten-Corps. 
Mayer  von  Löwenschwerdt,  Franz  Freiherr,  Oberst. 
II AUSER,  Heinrich  Freiherr  von,  Oberst. 
Recsey  von  La  Volta,  Stephan  Freiherr,  Oberst-Lieutenant. 
John,  Franz  Ritter  von,  Oberst- Lieutenant. 


1758 


Stretcher ,  H  e in r i c h  Freibcir  von,  Oberst-Lieutenaut. 

ScHWARZENBERG ,  Edmund  Fürst  zu,  Fcldniarseliall-Lieutenant,  zweiter  Inba^ 

des  Dragoner-IiCgiments  ICöuig  Lu  dwi^f  von  Bayern  Nr.  2. 
Martini  \^on  Nosedo,  Joseph  Freiherr,  General-Major. 
Zbisberg,  Karl  Ritter  von,  Feldraai*schall-Licutenant. 
IIarti^ieb  von  Wali^titor,  Karl  Freilierr^   Feldzeugmcister,  zweiter  Inhabe^ 

Inianterie-Rcgmients  Erzherzog  Sigismund  Nr.  45, 
CsoßiCH  von  Mokte-Creto,  Anton  Freiherr,  Feldmarschall-Lieutenant ,    zwei| 

Inhaber  des  Infanterie-Regiments  Herzog  Adolph  zu  Nassau  Nr.  15, 
Unttkic,  Georg,  Freiherr  von  Aradorad;  Hauptmann. 
SoiUNTOH;  Balthasar  Freiherr  von^  Feldraarsdiall-IJeutenant. 
Ottinger,  Franz  Fj'eiherr  von,  Fcldmarsehall-Lieutcnant,  zweiter  Inhaber 

Husaren-Regiments  Kaiser  Franz  Joseph  Nr.  L 
Mayerhofer  von  Grünbühl ,  Ferdinand  Freiherr,  Feldmarschall-Lieutenant 
Gablenz,  Ludwig  Freiherr  von,  General-Major. 
Herle,  Johann  Ritter  von,  Oberst-Lieutenant. 
Vev^r,  Karl  Freiherr  von,  Oberst. 
Urban,  Karl  Freiherr  von,  General-Major. 
Kolowrat-Krakowsky,  Leopold  Graf, 
Baboo,  Joseph  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant,   zweiter  lahab^ 

Husaren -Regiments  Prinz  Karl  von  Bayern  Nr.  3. 
Degenfeld-Scuonbürg,   August  Graf,   FcldmarsehaH-Lieutenant,    Inhat 

Infanterie-Regiments  Nr.  36. 
BiANOHij  Friedrich  Freiherr  von,  Duca  di  Casalanza,  Feldmarschall-Lie 

nant,  Inhaber  des  Infanteric-RcgimOnta  Nr.  55. 
RüHLiKGj  Joseph  Freiherr  von,  Oberst, 
HuBEL  von  Olengo,  Christian  Freiherr  von,  Oberst. 
pACKEm^  von  KiLSTADTEN,  Friedrich  Freiherr^  Oberst. 
Makula,  Lazarus  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant. 
BERNAY-FAvANnouRT,  J 11 1  i  u  s  Graf,  General-Major. 
Kalciiberg  ,  Wi  1  h  elm  Freiherr  von,  Hauptmann. 
JuEKOviü,  Paul  Freiherr  von,  Hauptmann. 
MoNTENuovo,  Wilhelm  Graf,  Feldmarschall-Lieutenant. 
WiLDBüRG,  Adolph  Freiherr  von,  Major. 
ScHERPON  von  Kbonen'stern,  Oswald  Freiherr,  Oberst. 
Sternberg,  Leopold  Graf  von,  General -Major. 
BuEiOH,  Johann  Freiherr  von  Pournay,  Feldmarschall-Lieutenant. 
SiMBscHEN,  Karl  Freiherr  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Inhaber  des  7*  Husa 

Regiments. 
MENSDORFF-Pot'f LLY,  A 1  c X  a  u  d  c  T  Graf,  G eneral-Major. 


1759 

NosTiz-KiENEK,  Hermann  Graf,  General-Major. 

ScHEKPON  von  Kkonenstern,  Joseph  Freiherr,  Rittmeister. 

IlAvsLABy  Franz  Ritter  von,  Feldmarschall-Lieutenant,  Inhaber  des  Feldartillerie- 

Regiments  Nr.  4. 
Rammino  von  RiedkircheN;  Wilhelm  Freiherr,  GeneraT-Major. 
Liechtenstein,  Franz  Fürst  zu,  Durchlaucht,  Feldmarschall- IJeutenant,  Inhaber 

des  Husaren-Regiments  Nr.  9. 
SzTANKovics,  Ludwig  Freiherr  von,  General-Major. 

ORDENSRITTER  IN  AUSWÄRTIGEN  STAATEN. 

COMMANDEURE. 

1814. 

Seine  Majestät  Wilhelm  L,  König  von  Württemberg,  Inhaber  des  Husaren-Regi- 
ments Nr.  6. 

1849. 

FiLANiiiEKi,  Carlo,  Principe  di  Satriano,  neapolitanischer  General-Lieutenant 

und  General- Adjutant  des  Königs. 
LCdeus,  Alexander    Nikolajewitsch,   russischer   Generi^   der   Infanterie, 

General- Adjutant. 

BITTER. 

1809—1810. 

Ksgrri.LE,  Joseph  Martjuis  von. 

Andkkis,  Julius  Graf  von,  sardinischer  General-Lieutenant. 

tMlS-181 1—1815. 

Soine  Hoheit  ErcjEN,  Prinz  von  Württemberg,  russischer  General  der  Infanterie. 
Van  i>eu  Paulen,  Graf,  russischer  General  der  Cavallerie,  General- Adjutant  und 

(icneral-Inspector  der  ganzen  Cavallerie. 
Capogan,  Lord  Georg,  grossbritannischer  Vice-Admiral. 
Mokesby-Faiufai,  grossbritannischer  Contre-Admiral. 
Seine  königliche  Hoheit  Karl,  Prinz  von  Bayern,  Inhaber  des  IIusaren-Reginicnts 

Nr.  .1. 
GiKiEw,  (traf  von,  russischer  geheimer  Rath. 
Tsciieknitsciiefk,   Alexander    Fürst  von,   russischer  General    der  Cavallerie, 

General-Adjutant,  Präsident  des  Reichsrathes. 
SoiKiiozANKTT,  von,  russischcr  General  der  Artillerie,  General-Adjutant,  Mitglied 

des  Kriegsrathes. 


a 


1760 

Westmorland,  John  Graf  von,  grossbritannischer  General-Lieutenant. 

Seine  Majestät  Leopold  L,  König  der  Belgier,  Inhaber  des  Infanterie-Regimen 

Nr.  27. 
Sbaton,  Lord  John,  grossbritannischer  General. 
Woodfort,  Sir  Alexan*der,  grossbritannischer  General. 
NosTiTz,  August  Graf  von,  preussischer  General  der  Cavallerie. 
Strafpord  Byng,  Lord  John,  grossbritanniseher  Feldmarschall. 
Clifton,  Sir  Arthur  Benjamin,  grossbritannischer  General-Lieutenant. 

1841. 

Napier,  Sir  Karl,  grossbritannischer  Vice-Admiral. 

1849—1850. 

Seihe  kaiserliche  Hoheit  Const antin,  Grossfürst  von  Russland,  Inhaber  des  InfaE 

terie-Regiments  Nr.  18. 
Panutine,  Nikolaus  von,  russischer  General  der  Infanterie,  General-Adjutant. 
Grotenhjelm,  von,  russischer  General-Lieutenant. 

ORDENS-KANZLEI. 

Ordent-Kuiiler. 

Metternich-Winneburg,  Clemens  Wenzel  Lothar  Fürst  von,  Durchlauch 
Herzog  von  Portella,  Graf  von  Königswart  etc.  etc. 

Ordens-  Schatzmeister. 

Mensshengen ,   Franz  Xaver  Freiherr  von,   Hof-    und   Mlnisterial  -  Rath    bei 
Ministerium  des  Äussern. 

Ordens-Oreffier. 

Reymond,  Ludwig  Heinrich  von,  Sectionsrath  beim  Ministerium  des  Ausser 

Ordens- Kanzlist. 

PiLAT,  Friedrich  Edler  von,  Legations-Secrctär. 

Ordens-Zahlmeister. 

Jeckl,  Karl  von,  Zahlmeister  beim  Ministerium  des  Äussern. 


m 


NAMENS-REGISTER. 


111 


Andeutung  zur  Benützung  des  Hamens-Begizten. 


Die  I.  Abt^eilung  (1757  bis  1801)  umfasst  Seite  1  bis  748,  die  II.  Abtheilung  (1805  bis 
1860)  die  Seiten  749  bis  1726;  und  die  Seiten  1727  bis  1754  die  Promotion en-Übersiobt. 

Jene  Mitglieder,  welche  zwei  oder  alle  drei  Ordensgrade  erlangt  haben,  erscheinen 
sowohl  in  der  Lebensskizze  als  auch  in  der  Übersicht  der  Promotionen  zwei-,  beziehungsweise 
dreimal  aufgeführt;  so  ist  z.  B.  ALVINTZY  JOSEPH  in  der  Lebensskizze  als  Ritter  Seite 
217,  als  Gommandeur  Seite  385  und  als  Grosskreuz  Seite  405,  und  in  der  Promotions- 
Übersicht  in  diesen  drei.Qraden  Seite  1731,   1735  und  1736  verzeichnet. 


1763 


A. 

.1 /ir  VC r(iw///>,  Alexander.   1310.  1750. 

.If/rtwi,  8ir  Fretlerik.    13*20.  17.'>l. 

A'fffrkr,'uz,nraf.   1175.1748. 

Aioliolhurff.   Karl.   '295.  1734. 

AM»  eil.  Ludwiir.  :)-jO.  17.i5. 

.V  n»ri'flit .  KrzluT'/op.    1450.   1752. 

Alfs.»  II.  Adolpli.   76.  1728. 

.\ltiiiaii  II .  .Jii^eiMi.    lo'i7.  1717. 

D'Altoii.  Uichard.    10*2.214.  172».  1731. 

AI rfHulfftt' n  ,  \Kn\.   1312.  1750. 

Alvintz)  .  Jobepli.  217.  .3b.'».  40.5.   1731.  17.45. 

1730. 
.\ III ade i.  Karl.    15.  1727. 
Andrassy.  |)a\id.  yM3.  1740. 
.V  nd  r  a^^y  .  .I'»iiaiiii.  672.  1743. 
D'Aiidreih.  .liiliiis.  937.  1747. 
.Ih5//'ü"/i.  Mar«|.  flenn.    1176.  171.^. 
Atiifouf^nif,  ller/u^  viui.    1325.  1751. 
Aiikeiihraiid.  Thil.  Jak.   331.  173.V 
Arheri:.  Karl.  73.  172S. 
Areiiherf?.  Karl.   58.1727. 
Aff^eiiteau.  Kii):eii.    ll»0.  17.30. 
Ariial,  .lohaiiii.  266.  1733. 
l)*A^|l^t*   Villi  ll«iol»rouck^   Convtaiitiii.  334>. 

17.3.5. 
l>*AKprc.   Con-tantiii.    1316.  1415.  1750.  17.52. 
ITAuhlcux.  Anton.    108.  1730. 
Auerii|»erfr,  Franz.  Xa\     724.  1744. 
Auer*perjf,  Karl.   282.  1734. 
AuerHperp.  Max.   1221.171'.». 
Aiiff u»t.  <*eorf;.   1715.1754. 
/iMurr/i  V,  «Jraf.   I3|n.  l7.5o. 
D'Aya-a.-a.  .loieph.    11.204.  1727.  1731. 
Aif/^ff,  William.  568.  1712. 

K 

Bajr>i'i*»n^  Fünl.  56.3.  1742. 

naillet    de    Latour.    Max      S19.    407.   460. 

1734.  1737.  1738. 
Hai II et  de  Latour,  Tlieodor.   108.5.  1748. 


Haj alieb,  Adam.  446.  1737. 
.  nakonyi,  Emmerich.  931.  1740. 

Ranniza,  Franz.  741.  1744. 

liarclay  deTolly.   1130.  1748. 

Mar  CO,  Felix.  410.  1737. 

Darco,  Joseph.  1641.  1753. 

Harro,  Vincenz.    132.  1729. 

7/(1  r ;/ a  r«/.  Andreas.    13IÜ.  1750. 

liarn.'H,  Edwar.l.    1319.  17,*.0. 

Hiir  11  ko|»(i,  Johann.  91.  1728. 

Hartholcuiy,  Peter.  958.  1746. 

Hasteel.  Johann  Joseph.  68.  I72b. 

HAturke/.,  t«.  Ott. 

Hauer.  Elias.  70.  1728. 

Haum,  Johann.  428.  1737. 

De  Haut,  Franz.  008.  1743. 

Iii\y*\rny  Prinz  Karl  von.    1285.  17  49. 

Hayerweek,  Jo8e|»h.  480.  1739. 

Heaulieu.  Johann  INter.    111.  291.  402.  1729. 
1734.  1730. 

Heaunioiit   «h*   St.  <^uintin,    EmanueL    412. 
1737. 

Heirhard.  Jolianii.   717.  1714. 

Herhardt,  Johann.  90.  1729. 

Heohardt,  Joseph.    132.  1737. 

Hcchtold,  !*hilipp.*432.  1737. 

Heck,  FMiilipp  Lewin.  80.  1728. 

JUrk^rg,  Uraf.   1262.  1749. 

Hersey,  ^»tcphan.   1579.  1752. 

Itr/i/iüiif  König,  H.  Leopolil  von  i*ohury. 

Hrllenrarde.   Heinrieh.  .399.750.   1730.  174t. 

Helli  von  Hell  enau .  Johann.  222.  1732. 

Hender.  HlaftiiiH.  290.  173t. 

Henedek.  I^udwif^.    1.532.  17. '»2. 

y/'*WNi'y«''ii,  (!raf.    1101.  1748. 

Hcntheini.  Wilhelm.    1023.  1747. 

Herg.  K%rl  Gustav.  297.  1734. 

JierguHSt  rn/f,  \on.    1315.  1750. 

Berprer,  Johann.    1293.  1750. 

Bernay.  n.  Favaneourt. 

■Hersina    Ton   Siegent  ha  1,     Heinrich.     925. 
1746. 


111 


1764 


i 


B68Än,Karl.  799.  1745. 

Besserer.  1313.  1760. 

De  Best,  Albert  Johann.  655.  1743. 

Bethlon,  Adam.  128.  1729. 

Bi  an  Chi,  Friedrich  (Vater).   1006.  1147.1747. 

1748. 
Bianchi,  Friedrich  (Sohn).  1647.  1753. 
Bienefeld,  Wilhelm.  996.  1747. 
Biettagh,  Franz  Thomas.  68.  1728. 
Binder    von   Falbusch,     Wilhelm.     1290. 

1760. 
Binder  von  Kriegel  stein,   Christian.    113. 

1729. 
Biro,  Johann.  1208.  1749. 
Biron  «m  Curlandy  Prinz.  1314.  1760.      , 
Blake.   1313.  1750. 
Blagoevich,  Emmerich.   1258.1749. 
Blaisel,  siehe  Du  Blaisel. 
Block,  von.   1312.  1750. 
Blounij  Charles.  568.  1742. 
Blücher,    Qebhard    Loberecht.     1113.    1130. 

1748. 
Blücher,  Friedrich  Gebhard.  1313.  1750. 
Bogdan,  Joseph.  721.  1744. 
Bojanowsky,  Silvius.  44.  1727. 
Bolza,  Peter  Anton.  315.  1734. 
Borczyczky,  Franz  Ignaz.  221.  1732. 
Boros  de  Rakos,  Adam.  448.  1738. 
Borvitz,  Franz.  258.  1733. 
Bosfort,  Franz.  80.  1728. 
Botta  d'Adorno,  Jakob.  66.  1728. 
Bott  ad 'Adorno,  Joseph.   125.  1729. 
Bourguignon,  Anton.   1308.1750. 
Brady,  .Jakob  Bernhard.    161.  1730. 
Brady,  Thomas.  241.  1732. 
Brentano,  Anton.   310.  1734. 
Bren  tan  o,  Joseph.  81.  172.  1728.  1730. 
Bretschneider,  Friedrich.   1249.  1749. 
Brochoveki,  Thaddäus.  489.  1739. 
Brockhausen,  Jakob.  79.  1728. 
Browne,  Johann  Georg.  250.  1732. 
Browne,  Philipp  Georg.  99.  1729. 
Brunyan,  Konrad.    127.  1729. 
Brusch,  Franz.   709.  1744. 
Bub  na.  Ferdinand.   12.'58.  1740. 
Buccow,  Adolph  Nikolaus.  118.  1729. 
Buccow,  Georg.  221.  1732. 
Buday,  Ignaz.   481.  UM). 
BüloNv,  Ferdinand.   74.  1728. 
Ji  i'i low  ron  1) e  n  n  t  w  itz ,  Friedr.  Willi.    1 1 74. 

174«. 


B  u  r  c  e  1 1 ,  Johann  Bapt.    1 09.  1 729. 
B ur esc h,  Wenzel.  977.  1746. 
Burgher sh,  Lord,   später  Graf  Westm 

1313.  1750. 
Burich,  Adam  Franz.  222.  1732. 
Burich,  Johann.  1690.  1754. 
Bussy,  Anton.  703.  1744. 
2^M/Zcr,  Eduard.  568.  1742. 
Bydeskuty,  Siegmund.  315.  1734. 
Byng,    John,    später    Lord    Strafford. 

1751. 


c. 


Catio^an,  Georg.  1273.  1749. 
Calcraft,  Granby.  568.  1742. 
Caldwcll,  Thume.  82.  1728. 
Call,  Karl.  1226.  1749. 
Callot,  Johann.  334.  1735. 
Campbell,  CoWn.   1319.  1750. 
Canto  d'Yrles,  Joseph.    498.  1739. 
Caraccioli,  Ludwig.  95.  1729. 
Caramelli,Karl.  97.  1729. 
Carignan,   Herzog   von    (naohherigei 

Karl    Albert    von     Sardinien) 

1751. 
Castiglione,  Johann.    1565.  1752. 
Cazan,  Dominik.  694.  1744. 
Cerrini,  Joseph.  240.  1732. 
Chastelcr,   Johann  Gabriel.     305.  54i 

1741. 
Chimani;  Anton.  956.  174(5. 
Christ,  Joseph.   1001.  1747. 
Civalart,  Karl.  770.  1745. 
Clam-G  alias,  Eduard.    1525.  1752. 
Clcrfayt,  Karl.  250.284.  1732.  1734. 
(Jlifion,  Arthur..  1320.  1751. 
Coburg,    Ferdinand  Prinz.     929.    1127 

1748. 
Coburg,      Friedrich      Josias      Prinz. 

1732. 
(.'ohurg.  Leopold  Prinz  fnachherigcr  Kö 

Belgier;.    1314.  1750. 
Cül hörne,  John  (später  Lord  Seaton). 

1750. 
CoUenbach,  Gabriel.   490.   1739. 
Collcry,  Eduard.   1('>29.  1753. 
j    C  o  1  1  0  r  0  d  0  ,    llieronyinus.      789.    862. 
I  1740. 


1765 


Colloroilo,  Wenzel.  384.  I73ä. 
Corti,  Cäsar.  319.  1731. 
C  renne  vi  Ile,  Karl.   1178.  1748. 
CrosiüArd.  Ludwig.  G98.  1744. 
Csivioh,  Icnaz.  917.  1746. 
Cdollich,  Marous.   9t»3.  1746.» 
Csorirh,  Anton.    1609.  17:»l. 
Cporich.  Frau/.  731.  1744. 
Culo/,  Karl.    l.')4l.  17:)2. 
f.'u  rl and ,  8.  Itiron. 
Czecheriiiy.  Nikolaus.   163.  l73o. 

I). 

l»all' Ajrlit».  Vineenz.  701.  1744. 
I»anii  o.  .Iii^ei'h.  r)61.  1711. 
I)aun,  LtMipoM.  33.  17*27. 
havidovitli.  Taul.  'l'lh.  1732. 
I>e  I.ipne.  j*.  Li^ne. 
]»e  Vaul  \,  b.  Vauix. 
I»i«  V  au  \.   >.  Vaux. 
Do  Ville.  >.  Ville. 
I>e  Y  i  n.-  ,  h.  Vin>. 
I>o  V  «»fj* .   s.  Vos!«. 
DtMlovirh.  Martin.  'J6J.  1733. 
UrKcnlold,  Au^Ut^t.    1611.  17M. 
l»ogi*n  t'cl  •!.  Kriedrii'h.   6.M.  1743. 
lU'l  liiit.  .Iii^epli.  SnC».  17ir>. 

D^py*- r,t.toirifar/t  .  i'imt'.    131«).   17.'»». 

Ue^four-.  Kranz.   I'IV.K  1749. 

Deyni.  .Inarhlm.    131.  17*29. 

lH-k.  K-.lMrt.    1319.  17:»o. 

Jn\/.if.r/t,   Ilaron.    1-213.  I7li>. 

hiiMrirli,  r.inanu«'!.  997.  1747. 

l)i  otri  oll Mtci  11 ,  Kranz  .Jo8f'|>h.  3«7.  1736. 

Jtif'ti,  Karl.   1314.  I7.V». 

I>iniifh.  ».  rapilla. 

Dittmayor,  Maitliia-i.    10'27.  1717. 

Doli,  Karl.   I..39.  17.V2. 

I>onilia>Ic.  Karl  Kranz.   7o.  17*2H. 

I>iini  okii  »t  .lu«*'ldi.  .'»^7.  1713. 

D.Innhoff.  Kri.-ilr.  Ku-lw.   1*26.  17-29. 

ItÖriuff,  von.    1*299.  I7.'»0. 

I»öry.  .l«tM*|»li.    l*2o7.  1719. 

Jtou^/ttM.  Neil.    1319.  17."»«». 

l)  r  a  ■»  k  •»  V  i  r  Ii  ,      .Ium|.Ii.       76.     '209.      17*2«. 

1731. 
l)rrrh»rl.  Antun.  .VJti.  1713. 
l»rr«Hrry.  Wilhflm.    lä*2.V  1719. 
Du  niai-ioL  Caniill.  431.  1737. 
iMi  Ciirrun.  Nikulau;«.  633.  1743. 


i^Duka,  Peter.  4*20.  1737. 
I   Du  Monte t,  s.  Kisson. 

I 

R 

p:berl,  Uaimund.   1287.  1750. 

Ebner.  Wenzel.   455.  1738. 

Eckhardt.  Ludwijr.    1247.  1749. 

P^ghltt,  Jakob.    170.  1730. 

Eh  renstein,  Joseph.   10o4.  1747. 
'    E/ffy,  John.    1319.  1750. 
I    Ebnend  Off,  Friedrich.  44.  1727. 
j    Elmpt,  Philipp.    149.  1730. 
.   Elrichshausen,  Karl  Rcinh.  216.  1731. 
I    Ensch,  Kranz.  816.  1745. 

E  Ott  vos.  Karl.  423.  1737. 

Erbach,  Karl.   179.  1731. 
,    Erdinann  von  Kapplcr,  Karl.  930.  1746. 
,    D 'Pasquille  8,  Joseph.  935.  1747. 
■    Eh ztcrhazy,  Anton.  275.  1733. 

Eszterhazy,  Johann  Nopomuk.   1019.  1747. 

p:szterhazy,  Nikolaus.  41.  202.  1727.  1731. 

Es/terhazy.  Vineenz.   1*204.  1749. 

F. 

Kabri,  Michael.  317.  1734. 

Kabris.  Dominik.   107.  1729. 

Kasohing.  Johann.  601.  1743. 

Kasching.  Karl.  9H7.  1747. 

Kas:«ignie».  Euianuol.   199.  1731. 

Ka«tner.  Johann  (ioorg.  936.  1746. 

Ka\  anoou  rt.  .Julius.   1665.  1753. 

Kaverge.  lleinrioh.   9o2.  1746. 

KedAk.  Michael.  628.  1743. 

Keldogg,  Christoph.  11H4.  1748. 

Keldegg.  Karl.   1571.  17.V2. 

Kennor.  Kranz.    1212.1749. 

Konz  el .  Joseph  Leopold  Johann.  261.  1733. 

Ko  r  ilinand  trErtte,  Er /.herzog.  68 1.  1744. 

Ferraris.  Jo^oph  .lohann.  ho.  3K4.  390.  17*28. 

173."».  1736. 
Kosten^herg,  Joliann.  297.  1731. 
Kichtl,  Kranz.  633.  1743. 
Kicij  uo  Iniont ,  .loseph.  263.  1733. 
Fifa  nyifri,  Sntri'ano.  Karl.  1723.  1752. 
Fischer.  Wilhelm.  271.  1733. 
Kisson  du  Montot,  Ji>?i«*ph.  667.  1743. 
Fit zroy  •  S u  »t  uierarf.     später    I^onl    Kag Un . 

1319.  1750. 
Klachenfeld,  Karl.   1034.1747. 


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176: 


Hessen- D ärmst adi y  Prinz  Einil  von.    1316. 

1750. 
Hc8  8en- Homburg,  Ferdinand.  1222.  1749. 
Hessen  -  Homburg,    Friedrich.      330.     1145. 

1735.  1748. 
Hessen-Homburg,  Gustav.   1084.  1748. 
Hfssen- Homburg,  Ludwig.    1316.  1750. 
He?8en- Homburg,  Philipp.   1020.  1747. 
////.',  Lord.    1177.  1748. 
•/////,  Robert.   1319.  1750. 
Hiller,  Johann.  240.  854.  1732.  1746. 
Hilmer,  Joseph.  792.  1745. 
Hocke,  Karl.   137.  1729. 
Hohenlo  ho-Ingelfingen,     Friedrich.     558. 

1741. 
Hohen  lohe -Kirchberg,   l'>iedrich  Wilhelm. 

137.  250.  354.  1729.  1732.  1735. 
Hohen  zo  Hern -Hechingen  ,  Friedrich  Xav. 

521.  816.  1740.  1746. 
Hörn,  Kaspar.   1215.  1749. 
Horvath.  .\ntou.  696.  1744. 
Ho  rvath,  Nikolaus.   1288.1750. 
H  o  r  V  a  t  h  -  r  e  t  r  i  r  h  e  v  i  c  h .  Kasimir.  299. 

1734. 
Hossel ,  Joseph.  941.  1746. 
Host  f.   1282.  1749. 

llutze.  Friedrich.  396.  516.  1736.  1740. 
Hrabov^k^^  Johann.   105«(.  1747. 
Hranaky,  Johann.  587.  1743. 
Hr  oni  ada,  JoHCph.  725.  1744. 
Hu  bei.  Chri&tian.   1655.  MhX    , 
Huber,  Paul.   1211.  1749. 
Hüft*.  Karl.   186.  1731. 
Humbracht,  Alexander.  93.  1729. 
Hummel,  Ludwig.   1005.  1747. 
Hundt,  Franz.  706.  1744. 
Hütten.  Philipp  Fcnlinand.'  227.  1732. 


Jablonsky,  Joseph.   1553.  1752. 
Jahn  US,  Franz  Max.  42.  1727. 
Jollachich,  Franz.  530.  17lo. 
Jellaöic,  Jwseph.   1420.  1752. 
Jctzer.  August   1210.  1749. 
Johann,  Krzherzog.  761.  A39.  1745.  1746. 
John.  Franz.   15^4.  1751. 
Jouve.  Ant'in.  338.  1735. 
Irasky.  Jakob.   1289.  1750. 
Jugenitz,  .\nton.  676.  174 L 
Jünger.  Vinrenz.  569.  1742. 


Jurkovich.  Paul.   1671.  1753. 
Ivichi eh.  Simon.  488.  1739. 

K. 

Kt\isaro/t\  von.    1311.  1750. 

Kakonyi,  Franz.  801.  174.5. 

Kalchberg,  Wilhelm.   1666.  1753. 

Kappler,  s.  Erdmann. 

K  a  r  a  i  e  z  a  y ,     Andreas.     267.     293.      1 7.**.3. 

1734. 
Karl,  Erzherzog.  356.   1341.   1735. 
Karolyi,  Anton.  81.  1728. 
Karove,  Ladislaus.  817.  1745. 
Kautsch,  Ignaz.   122.  1729. 
Kees,  Bernhard.  560.  1741. 
Keim,  Konrad.  353.  1735. 
Kvir,  William.  568.  1742. 
Kelemen,  Stephan.   1303.  17.')0. 
Kempi,  James.   1319.  1750. 
Kerekes,  Sieginund.  91.  1728. 
Keuhl,  Karl.  219.  1732. 
Kielmanns  egge,  Alexander.   1651.  1753. 
Kienmayer,     Michael.      268.    882.     1735. 

1746. 
Kinsky,  Christian.   1016.  1747. 
Kinsky,  Ferdinand.  993.  1747. 
Kinsky,  Joseph.   141.  1730. 
Kinsky,  Karl.  481.  1739. 
Kinsky,  Ulricli.  44.  202.  1727.  1731. 
Kisi».  Franz.   155.  1730. 
Klebeck,  Wilhelm.  219.  256.  1731.  1733. 
Klebelsborg,  Johann.   1048.  1747. 
Kleefeld,  Wenzel.   183.  1731. 
Kl' ist,  Friedrich.   1163.  1748. 
Klenau,  Johann.  448.  894.  1737.  1746. 
KfintoHf  Henry.   1319.  1750. 
Klopstein,  Anton.  953.  1746. 
Klürk,  von.   1216.  1749. 
K  n  e  s  e  V  i  c  h ,  Martin.   1 52.  1730. 
Knericvich,  Vinrenz.  550.  1741. 
A'M/f  an  IM,  Stephan.   1726.  1753. 
K Horrittg,  \ou,   1193.  1719. 
Koch,  Johann  Itaptiüt.   100.  1729. 
K  o kor zowa.  Franz.   108.  1729. 
Koller,  Franz.  971.  1746. 
Kollonits,  Max.  316.  1734. 
Kolowrat- Krakows  ky,  Johann  Karl.    521. 

1740. 
Kolowrat  •  KraknwKky.     Leopold.     1639. 

I7.'».3. 


X* 


1768 


Kolowrat-Liebsteinsky,     Vincenz.     330. 
576.  1735.  1742. 
'  Kopal,  Karl.   1547.  1752. 

Kosztolanyi,  Ladislaus.  270.  1733. 

Krammer,  Adam.  71.  1728. 

Kray,  Paul.  265.  407.  1733.  1737. 
'    Kropfreiter,  Johann.  1266.1749. 
'  Kuhn,  Franz.  1512.  1752. 

Kulnek,  Andreas.  265.  1733. 

Kurz,  Laurenz.  1037.  1747. 

KuBchnihow.  564.  1742. 

Kntvfiow,  Michael.  761.  1744. 

L. 

Lacy,  Moritz.  60.  1727. 

Lacy-Billingari,  Wilh.   192.  1731. 

L'Aisnß,  Anton.  483.  1739. 
'  Lak OS,  Johann.  920.  1746. 

Lamarselle,  s.  Wolf. 

La  Motte j  Baron.  1262.  1749. 

Lanfrey,  Anton.  309.  1734. 
'  Langen  au,  Friedrich.  1180.  1748. 

Langeron,  Graf.  1311.  1750. 

Lanjus,  Karl.  194.  1731. 

Laschaneck,  Johann.  444.  1737. 

Las sgal Ine r,  Johann  Karl.  188.  1731. 

Latour,  Franz,  s.  Pellati. 

Latour,  Janus.  942.  1746. 
'  Latour,  Maximilian,  s.  Baillet. 

Latour,  Theodor,  s.  Baillet. 
■  Latt ermann,  Christoph.  533.  1740. 

Lauer,  Franz.  272.451.  1733.  1738. 

Lauer,  Joseph.  456.  1738. 

Lazarich,  Joseph.   1193.1749. 

LeBreux,  Michael.  675.  1744. 

Le  derer,  Ignaz.   1299.  1750. 

Leiningen,  Augusf.  782.  1745. 

Lelningon,  Christian.  927.  1746. 

Lenk,  Jakob.  939.  1746. 

Leopold,  Grossherzog  von  Toscana,  nachheri- 
ger  Kaiser.  202.  1731. 

Leubeifink,      Friedrich     Christian.       104. 
1729. 

Levachich,  Joseph.  608.  1743. 

Lcveneur,  Franz.  2/7.  1731. 
Lrieohtenberg,  Kajetan.  312.  1734. 
Liechtenstein,    Aloys.    696.    850.    1744. 
1746.  ^ 

Liechtenste  in,  Franz.    1700.  1754. 
Liechtenstein,  Friedrich.   1528.  1752. 


Liechtenstein,  Johann.  331.  506.  570.  1735. 
1739.  1742. 

Liechtenstein,  Moritz.  686.  1744. 

Liechtenstein,  Wenzel.  1314.  1750. 

De  Ligne,  Karl  (Vater).  ?53.  1733. 
•  De  Ltgne  Karl  (Sohn).  234.  1732. 
'Lilienberg,  s.  Vetter. 

Linde,  Joseph.  267.  1733. 
•Linden au,  Karl  707.  1744. 

Lippa,  Guido.  644.  1743. 

Lipthay,  Anton.  243.  1732. 

Liubibratich,  Hieronymus.   150.  1730. 

Lobkowitz,  Joseph.  103.  1729. 

Loctart,  Jakob.  121.  1729. 

Lodron,  Dominik.   168.  1730. 

Loo  z-Corswarem,    Wilhelm    .Joseph.     147. 
1730. 

De  Lopez,  Philipp.  718.  1744. 

Lop  per,  Franz.  471.  1738. 

Los  Rio s,  Franz.  43.  1727. 

Lothringen,  Herzog  Karl.  32.  1727. 

L  ot bringen,     Prinz     Karl     Eugen.     464. 
1738. 

Loudon,  Alexius.  524.  1740. 

Loudon,  Gideon.  42.  48.  1727. 

Lötoenhjelm,  Gustav.   1321.  1751. 

Löwen  stein,  Christian.  173.  1730. 

Loy,  Matthias.  602.  1743. 

Luder 8 j  Alex.  Nikolaus.   1724.  1753. 

Lusigrt an,  Franz.  322.  1735. 

Lus  z  ensky,  Franz.   74*).  1744. 

Lutz,  Poter.   605.  1743. 

Jiützow,  Friedrich.   657.  1743. 

M. 

MacdotmU ,  Jame.^.   1319.  1750. 
Mack,  Karl.  272.  1733. 
Macquire,  Johann  Sigismund.  85.  1728. 
•Magdeburg,  Friedrich.   976.  1746. 
Mahony.  Wilhelm.   307.  1734. 
Mamula,  Lazarus.    1663.  1753. 
Marcant,  Michael.  711.  1744. 
Maretich,  Gideon.   1203.  1749. 
MariÄssy,  .VTidreas.    1038.  1747. 
Maroevich,  Johann.  969.  1747. 
Marc  icie,  Josepli.    1551.  1752. 
Marschall,  Ernst.   59.  1727. 
Martini.  Joseph.   1593.1752. 
Martin  ich,  Franz.    1541.  1752. 
Martonitz,  Andreas.   332,  1735. 


mK 


17G9 


Martyn  .   IVter.  «JIC.   1746. 
Maurirh.   Frie«lrich.    10*2(i.    1747. 
Mfturoy  von  Morville.    Franz.    587.   1169. 
1743.    1748. 
•    Mayor  \on  HcMcnsfeld,  Anton.  606.1743. 
M a y 0 r  von   K ö w o n s c h  w e r Mt ,  Franz.   1 57 '>. 

I7.'>2. 
Mayor.  Johann.    1287.    1750. 
Mayor.  .Fosepli.    Iu31.    1747. 
Mayerhofe r,   Fonlinand.   1623.   1753. 
M'eckl'nihvrfi'Strf'h'tz,    Karl.   1310.    175(». 
Mce.-^rry.   Daniel.  475.  813.   1738.   1745. 
Moest-ry.  Karl  .Fuhan'n.  985.   1747. 
Mclas.   Michael.  541.   1741.* 
Mengen.   Karl.   1Ü77.    1749. 
.Mcnpen,   Wilhelm.  820.    174.5. 
Meumlorfl",   .Xlexander.    1605.    1754. 
Mensilor ff.    Einanuel.   906.    1746. 
MerveMt.   Maximflian    419.   1737. 
Mervillo.  s.   Matiroy. 
Mearo.  Josi'ph.  67o.  880.   1743.    1746. 
Mi's/aros.  .lolmiin.    .396.  465.    1736.    1738. 
Me8/. eiia.  .lohann.   1273.   1749. 
Mier,    .V.lani.  620.    1743. 
M  i  k  o  Nv  i  n  y  .    Ludwig.   '^i\.   1 734. 
Mifora,latctfMr/i,  <Jraf.   1173.   1748. 
Mihitinovirh,  Theodor.   1198.   1749. 
MittiTstillor.  Si^Mimnd.  77.   1728. 
Mohr,   .lohann   Friedrich.    761.    1745. 
Mohr,    Karl  <'hri8ti)idi.    I7l.    1730. 
Moll,   .\nton.    I  1S7.  1748. 
MontenMo\.i.   Wilhelm.    1672.   1754. 
Montflniry.   Ludwic:.   636.    174,3. 
.Montlii  i.«ant.  .J<i|iann.  mim).    1715. 
Mörlif'rth.  Johann.  613.    1713. 
Morfy/nj,   Fairfax.    1282.    1719. 
Mo  ritz.  Johann.  999.   1717. 
Mor/Jn.    Ferdinanil.    179.    1738. 
Müj'jlimj ,  von.    12x1.    1719. 
Miillrr.  Johann    I.rhard.  483.    1739. 
Munkaesy,  Jo»e|ih.  511.   174ü. 
.Murmann.  <fci»rg.  993.  1747. 
Murray,  Jonoph.  92.   1729. 
Mylius,  Anton  Tlrich.   13,3.   1729. 
Mylini».    Friedrieh.  kih.    I74.i. 

N. 

Nadasdy.   Franz.  37.   1727. 
Nagy.  Franz.  473.   1738. 


I    N angle,  Franz.   155.   1730. 

Xapier,  Sir  Charles.    1340.   1751. 

Nassau- Usingen,    Prinz    Friedrich  .August. 
187.   1731. 

Nauendorf,    Friedrich.  227.  458.  1732.  1738. 

Ncdeczky,  Anton.   1044.  1747. 

Neipperg,  Adam.  631.   1122.   1743.   1748. 

Nesslingcn,  Joseph  Anton.  435.   1737. 

Nesslingen,   Wenzel.  242.  1732. 

Neszmery,    Franz.  258.   1733. 

Neu,   Andreas.  450.   1738. 

N  e  u  d  e  ü  k ,  s.  Strasser. 

Neugebaucr,  Franz.   182.   1731. 

'S  ifiler  landen  y     König     Wilhelm    IL,    s. 
Oranien. 

Nimpsch,  Joseph.  645.   1743. 

X  o  b  i  l  i ,  .Johann.  430.   1 737. 

Nord  man,   Armand.  789.   1745. 

Norman  n ,   Krnst.  69.   1 728. 

XostiiSj  August.    1320.   1751. 

No.stitz,  Hermann.    1697.   1754. 
Nostitz,  Johann.   1154.  1748. 

Novak,  .Joseph.  788.  1745. 
Nugept,  Jakob  Uobert.  181.  1731. 
■  Nugoiit.  Laval.  672.  1131.  1743.   1748. 

(). 

Oberdorf,   Ernst.   619.   1743. 

O'üricn,  Johann.  960.   1746. 

Ocskay,  Joseph.  260.   1733. 

()*I)onell.   Heinrich.   142.   1730. 

<)M)onell,  Johann.   175.   1731. 

O'Donell,  Karl.    116.   1729. 

O'Kelly,  Wilhelm.  92.  210.   1728.  1731. 

<>lgy*yi  Halüiasar.   1018.   1747. 

Olivicr.  Ludwig.  555.   1741. 

O'Mulrian,  Jak.  Patrik.   161.   1730. 

Oranien,    Prinz  Fricdr.  Wilh.  508.   1740. 

Oranien,  Prinz  (nachherlgcr  K5nig  Wil- 
helm n.  der  Niedorl«nden).  117.*). 
1748. 

O'Rcilly,  Andreas.  631.  765.   1743.   17  Li. 

Oreskovich,  Peter.  417.  1737.     ' 

Orcskovich,  Thoma^  22.3.   1732. 

OrUndini,   Franz.  326.   1735. 

Orio/f,  Dcnisow.   1261.   1719. 

Osaro/fsky,  (Jraf.   1261.   1749. 

Ost,  Joseph.  919.   1746. 

0$termann'Tol$toy,    Graf.  1129.  I74.s. 

Ott  vonRatork^z,  Karl.  3.30.  .552.1735.  174L 


1770 


Otter,  von.  1316.  1750. 
Ottinger,  Franz.  1620.  1753. 
Otto,  Rudolph.  397.  1736. 
Ouvaroff,  von.  1261.  1749. 


Paar,  Johann  Bapt.  1278.  1749. 
Paar,  Karl.  635,  1743. 
Pabliczek,  Joseph.  166.  1730. 
Packeny,  Friedrich.  1657.  1754. 
Fahlen,  van  der.  1245.  1749. 
Pallavicini,  Karl.  217.  1731. 
Fanutine,  Nikolaus.  1725.  1753. 
Papilla,  Dimich,  Paul.  153.  1730. 
Papp,  Ludwig.  678.  1744. 
Fappenheim,  Karl.  1262.  1749. 
Fasiewitach,    s.    Warschau. 
Paszthory,  Melchior.  727.  1744. 
Pauliny,  Michael.  1081.  1748. 
Paumgartten,  Joh.  Bapt.  944.  1746. 
Paur  zu  Traut,  Joseph.  1262.  1749. 
Pawlowsky,  Wenzel.  90.  1728. 
Peharnik,  Daniel   330.  1735. 
Pejdcsevich,  Anton.  306.  1734. 
Pellati  de  laTour,  Franz.  276.  1733. 
Pellegrini,  Karl.  74.  209.  252.  1728.  1731. 

1733. 
Penzeneter  von  Penzenst ein,  Johann.  411. 

1737. 
Perczel,  Karl.  457.   1738. 
Pergen,  Ludwig.   1558.  1752. 
Perzina,  Anton.  227.  1732. 
Pesler,  Ignaz.  443.   1737. 
Pcstiaux,  Joachim.  638.  1743. 
Petrovsky,  Franz.   140.   1730. 
Pfister,  Joseph.    1089.   1748. 
Pflüger,  Philipp.  1275.  1749. 
Pforzheim,  Philipp  Karl.  319.  1734. 
Philippi,  Johann.    1185.  1748. 
Piacseck,  Karl  Christoph.  204.  1733. 
Piringer,  Matthias.   301.  1734. 
Pirquet,  Anton.   1505.  1752. 
Pirquet,  Peter.  949.   1748. 
Pittel,  Christoph.   1317.   17:>0. 
Piza,  Peter.  193.  1731. 
Pia  che  l,  Anton.  598.  1743. 
Platow,  Graf.    1211.  1749. 
Pletzger,  Adam.  498.   1739. 
Plunkett,  Thomas.  62.  1728. 
Porhlington,  Robert  568.  1742. 


Poniatowsky,  Andreas.  47.  205.  1727.  1731. 

Fonaonby,  Frederik.  1319.  1750. 

Porlner,  Leopold.  1036.  1747. 

Porubsky,  David.  994.  1747. 

Posztrehowsky,  Franz.  618.  1743. 

FoternktHy  Fürst.   1315.  1750. 

Potler,  Leopold.  1295.  1750. 

Pott,  Gustav.  1687.  1754. 

PreisB,  Johann.  120.1729. 

PrcMÄÄfl 71,  Prinz  August  von.  1246.  1749. 

Freuaisen,  König  Friedrich  Wilhelm  III.  1193. 

1749. 
Freussen,   Prinz  Wilhelm  von.     1174.    1748. 

1749. 
Prochaska,  Adolph.  1270.  1749. 
Prochaska,  Johann.  475.  1738. 
Prochaska,  Joseph.  603.  1743.     ■■  |  ■■ 
Prugglaoh,  Karl.  327.  1735. 
Puchner,  Anton.  1211.  1433.  1749.  1752. 
Pugpetti,  Rudolph.  90.  1728. 
Pulszky,  Ferdinand.  472.  1738. 
Puttet,  Karl.  220.  1732. 

a 

Quosdanovich,    Karl.    639.    1171.    1743. 

1748. 
Quosdanovich,    Vitus.    227.    445.    1732. 

1737. 

IL 

Kadetzky,  Joseph.    649.   857.    1363.    1743. 

1746.  1751. 
Raglan,  Lord,  s.  Fitzroy-Sommer set. 
Itaj etoaky ,  von.   1245.  1749. 
Rakovsky,  Martin.  649.  1743. 
Ramberg,  Georg.  1601.  1754. 
R a mm ing,  Wilhelm.   1705.1754. 
Rasp,  Lorenz.  IGO.  1730. 
Rastich,  Daniel.   1668.  1753. 
Rath,  Joseph.  1188.  1748. 
Ravizza,  Anton.   101.  1729. 
Ray mundi,  Lorenz.  616.1743. 
Rebrovich,  Matthias.  1202.  1749. 
llechberg,  Anton.   1313.  1750. 
Rehbach,  Max.  63.  1728. 
Reinisch,  Ignaz.  912.  1746. 
Reinwaldt,  Adrian  Joseph.  540.  1741. 
Reischach,  Sigismund.   1537.  1752. 
Reisner,  Anton.  562.  1158.  1741.  1748. 
Retsey,  Adam.   1224.  1749. 


m 


iv 


1771 


Re  us8-Köstritz,  Heinrieh.  991.  1747. 
R'    uss-Plauen,  Heinrich.   1045.  1747. 
R    vay,  Anton.  612.  1743. 
Revay,  Emmerich.  305.  1734. 
Heyne/ fThomM.   1319.1750. 
Rheday,  Johann.  94.  1729. 
Richter,  Leopold.  327.  1735. 
Ried,  Joseph.   129.  1729. 
•   Riesch;  Johann.  631.  1743. 
Riesle,  Franz.  98.  1729. 
Ripke,  Ludwig.   113.  1729. 
Itöder,  von.    1312.  1750. 
Rodiczky,  Karl.   1205.  1748. 
Rogatt»,  Johann.  923.  1747. 
Rogovsky,  Christoph.  429.  1737. 
Roh  an.  Karl.  642.  1743. 
Rohan,  Ludwig  Victor.  803.  1745. 
Rolkr,  Karl.   102.  1729. 
Uoinanzoj'f.  (iraf.  564.  1742. 
Roo8,  Andreas.  323.  1735. 
JiostfHf  Raron.  56  L  1742. 
Rosenberg.      Kranz.      296.      583.       1734. 

1742. 
De  Roh  in.  Ignaz.    101.  1729. 
Roüsh  ach,  Heinrich.   1474.1752. 
Ro^Hich,  (fcorg.    iS^.  1739. 
Ruszn er.  Joseph.    lo55.  1747. 
liot/ty  von.   1311.  1750. 
Rothkirch,  Lconhard.    1236.  1749. 
Roth  schütz,  Ueorg  Sigismund.  106.  1729. 
Rouo^cl,  Franz.  770.877.  1745.  1746. 
Rouvroy,    Johann   Theodor.    77.    207.    1728. 

1731. 
Rouvroy,  Karl.  415.  1737. 
UorUy.    1282.  1749. 
Rueber,  Heinrich.   1012.  1747. 
Rüdt.  Franz.   135.  1729. 
Rühling,  Joiteph.    1652.1753. 
Rukavina,  (icurg.   1596.1752. 
Rukavina.  Matthias.  500.  1739. 
Rummel,  Joseph.  72.  172H. 
JiuiMiami,  Kai»€*r  Alexander  L    1193.  1748. 
/iusBfauilf     (jrossfilmt    Constjuitiii    NikoUje- 

witAch.   1725.  175.;. 
Uu $§lnHtly  (fros8tur>t  <*on8Untin  l'aulowitach. 

562.  1741. 
Russo,  Joseph.   1035.1747. 
Ruttant,  Johann.  163.  1730. 
Hyan,  F^lward.  56H.  174«. 


8. 

Sachsen-Coburg,  s.  Coburg. 
Sacken,  Baron.  1169.  1748. 
Saintenoy,  Desir^.  1280.  1749. 
Saint  Ignon,  Johann.  63.1728. 
Saint  Ignon,  Joseph.  46.  1727. 
Saint-Quintin,  s.  Beaumont 
Salamon,  Michael.  594.  1743. 
Salis,  Paul.  389.  1736. 
Sali 8,  Rudolph.  1052.  1747. 
Salm-Grumback,  Karl  August  558.  1741. 
Sa  Im -Salm,  Maximilian.  65.  1728. 
Saliouu,  Lord.   1319.  1750. 
Sardagna,  Simon.  715.  1744. 
Sa  r  d inten f  König  von,  s.  Cart^an. 
Sair ia tto ,  s.  FUangieri, 
Sauer,  KarL   176.  1731. 
Schabltz,  Heinrich.  438.  1737. 
Schaff  er,  von.   1318.  1750. 
Sohaffgotscho    Franz.  1554.  1754. 
Sc härffenberg,  Friedrich.  595.  1743. 
Schciblcr,  KarL  659.  1743. 
Schoithcr,  Georg.  748.  1137.  1744.  1748. 
Schellcnbcrg,  Joseph.  493.  1739. 
S che  rpon,  Joseph.  1699.1754. 
Scherpon,  Oswald.   1681.  1754. 
Schimpf,  Friedrich.  648.  1743. 
Schlaun,  Morite.  235.  1732. 
Schlik,  Franz.   1466.  1753. 
Schmelzern,  Johann.   1012.1747. 
Schmidt,  Joseph.  585.  1 743. 
Schneider,  Franz.  1485.  1752. 
Schneider,  KarL  822.  1745. 
Schdn,  Anton.   1253.  1749. 
Schönemark,  Karl  Ludwig.  1282.  1749. 
SchcSnhals,  KarL  1181.  1751. 
Schorlemmor,  KarL   137.1729. 
Schröder,  Gottfried.   166.1730. 
Schuhay,  Franz.  436.  1737. 
Schustekh,  KmanucL  466.  1738. 
Schuster,  Joseph.  626.  1743. 
Schwarzenbcrg,  lOdmund.   1589.  1752. 
Schwarzenberg,  Felix.   1522.  1752. 
Sehwarzenberg,     Kari.     399.     764.    1093. 

1736.  1745.  1748. 
Schwarzinger,  Johann.  477.  1788. 
Si-hiet'deHf  Kronprinz  (nachheriger  König  Kail 

Johann  XIV.).   1092.  1748. 


1772 


.   Scovaud,  Franz  Friedrich.  988.  1746. 

Seaton,  Lord,  8.  Colbome. 

S echter,  Johann.  506.  1739. 

Seeger,  Johann  Tobias.  124»  1729. 
.  Senitzer,  Paul.  1040.  1747. 

Serimann,  Paul.   122.1729. 

Seslatine,  von.   1311.  1750. 

Siegenthal,  8.  Bersina. 
.  Siegler,  Heinrich.  916.  1746. 

Sirabschen,  Joseph.   1238.1749. 

Si  mb sehen,  Joseph  Anton.  784.  1745. 

Simb6chen,Karl.   1692.1754. 

Simonyi,  Joseph.  738.1744. 

Simunich,  Balthasar.   1617.1753. 

Sincdrc,  Claudius.  41.  47.  1727. 

Sinzendorf,  Rudolph.  478.  1738. 

Sipiagin,  von.   1315.  1750. 

Siskovitz,  Joseph.  47.206.  1727.  1731. 

Smith,  Carmichael.   1319.  1750. 

Smola,  Joseph.  415.  865.  1737.  1746. 

Smola,  Karl.   1495.  1752. 

Sokolovich,  Paul.  236.  1732. 

Sommerset y  Edward.   1319.  1750. 

Sommariva,  Hannibal.  537.  1741. 

Soro,  Johann.  67.  1728. 

Souel,  Johann.  314.  1734. 

So uhay,  Philipp.  74.  1728. 

Souhhozanett ,  von.   1311.  1750. 

Speth,  Sebastian.  434.  1737. 

Spicgelberg,  Joseph.  486.  1739. 

Spindler,  Johann  Joseph.  328.  1735. 

Spindler,  Leopold.  408.  1738. 

Splcnyi,  Gabriel.  265.291.  1733.  1731. 

Staader,  Joseph.  221.-119.  1732.  1738. 

Stain,  Karrl  Leopold.   135.  1729. 

Stamp  ^,  Cajetan.   121.1729. 

Starb  cmbcrg,  Gundaker.   1267.  1749. 

Starhembcrg,  Johann  i^udwig.  41.  1727. 

»Slawrakow ,  von.  564.  1742. 

S teff an i  ni,  Joseph.  898.  17  IG. 

Stein,  Emmerich.   1235.  174'.).-^ 

*Steindl,  Karl.  941.  1746. 

Steinmetz,  Nikolaus.   162.  1730. 

Stephai  CS,  Franz.  411.  1737. 

Sternbach,  Eduard.   1230.  1749. 

Sternberg,  Leopold.   1684.  1754. 

Sterndahl,  Karl  .Joseph.   169.  1730. 

Steyrer,  Karl.  779.  1745. 

Stiotka,  Maximilian.   1241.  1749. 

S  tipsiez,  Joseph.  417.  1737. 

Stokart  von  Bärnkopf,  Joseph.  692.  1744. 


Stopford,  Robert.  1340.  1751. 

Str affo r d ,  Lord,  s.  Byng. 

Strasser,  Wolfgang  Friedrich  Wilhelm.    102. 

1729. 
Strassoido,  Julius.  1508.1752. 
Streicher,  Heinrich.   1587.  1752. 
Stutterheim,  Franz.   1223.1749. 
Stutterheim,  Joseph.   1285.1750. 
Stutterheim,  Karl.   1030.  1747. 
Stwrtnik,  Augustin  (Vater).  719.  1744. 
Stwrtnik,  August  (Sohn).  1483.  1751. 
Sück,  Jakob.  773.  1745. 
Süden,  Georg.  713.  1744. 
Sunstenau,  Friedrich.   1567.  1752. 
SuworotD  (Generalissimus).  563.  1741. 
Suworoto{(m.).  564.  1742. 
Swinburne,  Robert.  797.  1745. 
Szarvassy,  Joseph.  279.  1733. 
Szeczujacz,  Arsenius.  143.  1730. 
Szent-Iväny,  Karl.  1301.  1750. 
Szent-Kereszti,  Siegmund.  590.  1743. 
Szereday,  Anton.  443.  582.  1737.  1742. 
Szily,  Anton.   1009.  1747. 
Sztankovics,  Ludwig.   1713.1754. 
SztÄray,  Anton.  272.  503.  1733.  1739. 

T. 

T  artler  ,  Bartholomäus.  335.  1735. 
Tauentzien     non     Wittenberg.      1177. 

1748. 
Tcgetth  off,  Joseph.  621.  1743. 
Teimer,  Martin.  904.  1746. 
Terzi,  Ludwig.   147.  224.  1730.  1732. 
Tetten  born  ,  Karl.   776.   1745. 
Thelliers,  Franz.    125.  1729. 
Thiel,  Wenzel.  439.  1737. 
Thicrry,  Ludwig.  388.  1736. 
Thurn,- Georg.   1316.  1448.  1750.  1752.' 
Tic  mar,  Joseph.   170.  1730. 
Tiesenhauseti,  Nikolaus.  764.  1745. 
Ti liier,  Johann  Anton.   77.  1728. 
Tillicr,  Joseph  Max.    178.  1731. 
Tkalcsevich,  Johann.   151.  1730. 
Tolly  Karl.   128L  1749. 
T  0  m  a  s  8  i  c  h  ,      Franz.      730.      1 164.      1744. 

1748. 
Tomiotti,  s.  Fabris. 
Török,  Johann  Andreas.    111.1729. 
Trais,  Kaspar.   100.  1729. 
Trauttenberg,  Leopold.  625.  1743. 


r-"^'.' 


•/:.' 


t^^.> 


1773 


Triangi,  Anton.  430.  1737. 
Truhetzkoi,  Fürst.    131*2.  Höu. 
Tschernitscheff,  Alexander.  1310.    1750. 
Tiirkheim,   Karl.  311.   1734. 

U. 

rini.  Joseph,  öl 4.   1740. 

Tngar  von  Uaab,  Johann.   198.   1731. 

l'nt  erb  erger,     Leopold.     387.     453.     1736. 

1738. 
Unukich,  Georg,  1614.   1754. 
Urhan,  Karl.   1634.   1753. 

V. 

Vajna,  CJabricl.  301.   1734. 

De  Vau  Ix.  Karl.   1190.  1748. 

Do  Vaux.  Thicry.  261.  578.  1733.  1742. 

Vay  de   Vaya,  Taiil.  413.  1737. 

Vee«oy,   Au^just.   793.  1745. 

Versey.   Peter.  589.  1713. 

Veeaey,  Sigbert.  26S.  1733. 

Vegij.  (ie<»rg.  469.  173H. 

Vorebelyi.  Sigiitniund.  276.  1733. 

Vorn  holz,  Christoph.  995.  1747. 

Vetter  von  Lilienberg,  Wenzel.  730.  1744. 

Vc\er,  Karl.   1631.  1754. 

Vey.ler,  Karl.  959.  1747. 

De  Ville,  Karl.  75.  1728. 

Vincent,  Karl.  323.  767.  1735.  1745. 

Vinehant  de  (lontroeul,    Karl.     412.    512. 

1737.  1740. 
De    Vill^,    Jo>eph    Nikolau.«.    73.    287.    1728. 

1731. 
Vlai*8its,  Franz.   125.'>.    1719. 
Vogelsan^.   Ludwig.  321.  1734. 
Voith,  Johann.  23«.  1732. 
Vüith,  Wenzel.   1017.  1747. 
Volk  mann.  Anton.  900.  1746. 
Do  Voss.   Franz.  132.  1729. 

w. 

Wacquant.  Theodor.  978.  1716. 
Waldeck,   Prinz  < Christian.  39.'>.  1736. 
WaldhUttcr,  Miehael.   167.  17.30. 
Wallis,   Patrik  Olivier.   138.  1730. 
Wallidch,  c:hri.«toph.    196.  1731. 
Wallniodcn,   Luflwig.   1h27.  1747. 
Wal  per,   Matthias.  922.  1716. 
Walt  her,  Ignaz.  71.  1728. 


27. 


981. 


Warnädorf,  Gottfried.  427.  1737. 
Warsc/tauj  Fürst.   1719.  1753. 
Wartensleben,  Ferdinand.  679.  1714. 
Wartensiebon,      Luihnig     Wilhelm.      280. 

173:1. 
Wassilischiko/fy   Fürst.  1312.  1750. 
Weidenfeld,  Karl.  502.  1739. 
Weigl,  Joseph.   1307.  1750. 
Weiss,  Hernhard.   1259.  1749. 
Weiss,  Franz.  1563.  1752. 
Weiss,  Johann.   1242.  1749. 
Weissenwolf,  Nikolaus.  1231.  1749. 
Weiden,  Ludwig.   1316.  1410.  1750.  1752. 
Wellington,  Herzog  Arthur.   1115.1748. 
Wen k heim,  Franz.  296.  1734. 
Werneck,  Franz.  313.  505.  1734.  1739. 
Werphardt,  Paul.   1304.  1750. 
Weit morl and j  Lord,  s.  Burghers/t, 
Wetzlar,  Ignaz.   1320.  1751. 
Weyrother,  Franz.  495.  1739. 
Widmayer,  Aloys.   1265.  1749. 
W  i  e  d  -  K  u  n  k  e  1 ,  Friedrich  Georg.  41.115 

1729. 
W  i  e.d  -  U  u  n  k  e  I ,      Friedrich      Ludwig. 

1746. 
Wieland,  Georg.  990.  1747. 
Wielowieysky,  Ladislaus.  1007.  1747. 
Wieay,  KarL  283.  1734. 
Wildburg,  Adolph.   1676.1754. 
Williams,  James  Ernst.  494.  1739. 
Wilson,  Johann.  426.  1737. 
U'iVaoM,     Sir     Robert.       .'»ÖS,      1165.      1742. 

1748. 
Wimpffen,  Franz.   1160.  1752.  1753. 
Wimpffen.  Max.  809.  871.  1745.  1746. 
Windisch-Grätz,   Alfred.   1226.  I38L  1749. 

1753. 
Winkihuffer,   Matthias.   198.1731. 
Wintxingerode.  Ferdinand.  910.  1747. 
Wittgenstein,  Ludwig.   1161.  1748. 
Witt  mann,  Joseph.   1274.  1749. 
Wodnyansky,  Johann.  298.  1734. 
Wohlgemuth,  Ludwig.   1436.  1752.  1753. 
Wolf  de  Lamarse.lle,  Ludwig.  592.  1743. 
Wolfskehl.  Christian.  609.  1743. 
Wolfokehl,  Philipp  8iegmund.  .iOM.  1734. 
Wolkontlg,  Peter.  1261.  1749. 
Wolny,  Johann.   1228.  1749. 
Wood,  George.   1319.  1750. 
Wood/ord,  Alexander.  1319.  1750. 
Worbcer,  Siegmund.   105.  1729.       *-"  • 


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1774 


Woromoffy  Michael.  1310.  1760. 
Wratislaw,  Eugen.  1517.  1752. 
Wrede,  Karl  Philipp.  1163.  1748. 
Wukassovich,  Joseph  Philipp.  237.  1732. 
Wurms  er,     Dagobert.       215.     31^2.     1731. 

1736. 
Wü rttemherg ,    Eugen ,    Prinz  von.    1243. 

1749. 
Württemberg,  Ferdinand,  Prinz  von.  386. 

399.  1735.  1736. 
Württemberg  j    Kronpriiiz   von  (nachheriger 

König  Wilhelm  I.).  1166.  1748. 


Yermoloff,  von.   1193.  1749. 

York,  Graf.  1173.  1748. 

York,  Herzog  Friedrich.  1122,  1748. 


Zach,  Anton.  563.  1741. 

Zaturetzky,  Ladislaus.  624.  1743. 

Zechmeister,  Theophil.  491.  1739. 

Zedtwitz,  Johann.   109.  1729. 

Zeisberg,  Karl,  1604.  1752. 

Zhehövini,  Andreas.  1660.  1763. 

Ziegesar,  Karl.  123.  1729. 

Ziethen,  Graf.   1246.  1749. 

Ziggan,  Joseph.  303.   1734. 

Zobel,  Thomas.   1500.  1752. 

Zocchi,  Johann.  811.  1745. 

Zollern,  von.   1309.  1760. 

Zorn,  Max  August.  72.  1728. 

Zoph;  Johann.  510.  1740. 

Zweybrück,  Friedrich  Michael.  84.  1728. 


1 


,  -  J, 


1775 


INHALT. 


Seite 

I.  Stiftung  des  Ordens 1 

II.  Statuten  des  Ordens 5 

III.  Erste  Periode.    Der  siebenjährige  Krieg  (1766— 1763) 25 

I.  bi»  9.  Promotion  Seite  32  bia  200. 

IV.  Einsetzung  der  Commandeurs-Classe 201 

10.  I^romotion  Seite  301  bU  Sil. 
V.  Zweite  Periode.  Der  bayerische  Erbfolgekrieg  (1778— 1779) 212 

II.  ^i^  i:(.  Promotion  Seite  214  bis  338. 

VI.  Dritte  Periode.    Der  Türkenkrieg  und  der  Feldzug  gegen  die  niederländischen  Insur- 
genten (1788—1790) 229 

14.  bis  33.  Promutlun  Seite  834  bis  338. 

VII.  Vierte  Periode.  Der  erste  französische  Revolutionskrieg  (1792—1797) 339 

34.  bi>  53.  Promotlnu  Seite  353  bis  535. 

VIII.  Fünfte  Periode.  Der  zweite  französische  Revolutionskrieg  (1799— 1801) 526 

51.  biii  GS.  Promotion  Seite  530  bis  748. 

IX.  Sechste  Periode.  Der  dritte  Ck)alitionskrieg  gegen  Frankreich  (1805) 749 

r.l».  blA  73.  Promotion  Seite  75C  bis  836. 

X.  Siebente  Periode.  Der  vierte  Krieg  gegen  Frankreich  (1809)      827 

73.  bis  87.  Promution  Seite  839  bb  lOCO. 
XI.  Achte  Periode.  Der  Krieg  zwischen  Frankreich  und  Russland  (1812).  Die  grosse  Allianz 

(1813—1815) 1061 

AH.  hi..  144.  I*ri.nioUon  Seite  1081  bis  1333. 

XII.  Das  Jahr  1823  in  Spanien 1323 

145.  und  I4G.  Promotion  Seite  1335  bis  1330. 

XIII.  Die  Expedition  nach  Syrien  im  Jahre  1840 1331 

147.  nnd  14M.  Promotion  Seite  1333  bis  1340. 

XIV.  Fünfzigjährige   Jubelfeier  des  Erzherzogs  Karl  als  Qrosskreuz  des  Maria  Theresien- 
Ordens  (April  1843) 1341 

XV.  Neunte  Periode.  Der  Krieg  in  Italien  und  Ungarn  (1848— 1849) 1347 

14U.  bU  157.  Promoüon  Seite  1363  bis  1736. 

Übersicht  der  Promotionen,  mit  Angabe  der  bekleideten  Charge  zur  Zeit  der  Verleihung  des 

Ordens 1727 

Status  des  Maria  Theresien-Ordens  am  Tage  der  ersten  Säcularfeier,  18  Juni  1857 1755 

Namens-Register :    .    .    .  1761 


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