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iijiiiinir
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Dev
MYTHOLOG FULGENTIUS.
£ln Beitrag
römisohen Littetatnrgesohiohte und zur firammatik des aMkaniashen Lateins.
Dr. Micliacl Zink.
WBnbnrtr.
A. Stnbdt's Uuclitinniilntig
1887.
^^
Der
MYTHOLOG PULGENTIUS.
XUn Seitrag:
zur
römischen LitteratorgeschiQhte und zur C^rammatik des afrikanischen
Von
Dr. Michael Zink,
k. 8tadi«nl«brer.
Wfirzbnrg.
A. Stnber's Bnchhandlang.
1867.
•*•<.
/.-■
I.
ensverhältnisse des Schriftstellers.
§ 1-
yainen.
ei aemer Kamen gibt der Antor selbst an. In der Uythologie Prol. p. 612 (ed. Staveren)
lässt er sich von der Muse Kalliope Fabi*) und p. 615 u. 620 Fwlgenti''') anreden. Einen dritten
Namen Ptanciades (in einem Cod. Vat. Placitis de und in einem Vergilcodex der Gothaer Bibliothek*)
Planttae de Fnlgcntio verschrieben) bieten die Handschriften in Titeln und Subscriptionen so ziemlich
übereinstimmend. Als vierten Namen endlich legt eine Gothaer Handschrift, Cod. Nr. B5 *), in dar
UeberHcbrlft der Virgiliana Coutinentia dem Autor das Fraenomeu Gajas bei, und es ist kein Grund,
an der Echtheit dieser wenn auch vereinzelten Angabe zu zweifeln. Der volle Name des Schriftstellers
lautete demnach: Gaius Fabius Flanciadeti Fulgentius. Hiemit fällt die Angabe Lnndorp's*), welcher
den Verfasser der Mythologie Furiiis Poblins Fnlgentius, den der Virg. Cont. Flatus Calpumina
Fluentiua , endlich den der Espositio de abstmsis sermoiiibns Fabioe Fnlgentius Ptanciades nennt,
nicht minder die Annahme lies Funccins'), der den Verfasser der Mj'thologie ebenfalls von dem der
beiden anderen Schriften unterschieden wissen will , von selbst weg.
Die Zusammenstellung dieser vier Namen ist in ihrer letzten Hälfte allerdings unregelmässig und
der altclassischen Zeit fremd. Namentlich ist das Cognomen Planciades anomal geformt: es ist eigent-
lich das Patronymikon von Plancius, von dem es ganz nach griechischer Analogie, wie Thestiades
von Theatins, abgeleitet ist, da die entsprechende lateinische Ableitung, wie sie z.B. hei der Adoption
Oblich war, — man denke an Aemilianns, Octavianus, Clandianns n. a, — Plancianns gewesen wäre.
TJebrigens kann diese Namensform in dem Lande und der Zeit, wo nnaer Antor lebte, nicht befremden.
Denn schon seit dem I. Jahrh. der Eaiserzeit griS die Anarchie in Bildung, Gebranch nnd Reihenfolge
I, Inqnil, Pabi, Anaononiiol» jundadnin iwiai
*) Xesdi, loqoit, Fnlgenti, radf« adcolm PlerUom. -
•) Vgl. F. JakoU u. Ukerl, BeJtr. ■. t. L. oder Herkw. da E
Orsed «t Latloi IBl.
*) Vgl. Jakob« •. a. 0. anler Fatgeotiiu.
*} Homolog, de PetroD. (Uunck Praef. ad Fulg. p. tttft 3)'
<] De inert ao decrep. 1. 1. «eneet VIII, § IB; of. IV, § 33.
IniUitai M MoriB.
Hii te, loqalt, Folgentl, tutiidbiu (popooderi
. ED Ooib», I> Bd., nnler den AuetoTM profanl
2
der Namen unter dem Einflüsse des griechischen Idioms nnd des Christenthnms in Rom selbst immer
mehr um sich und steigerte sich in den folgenden Jahrhunderten durch die Vermischung mit fremden
Völkern seit der Völkerwanderung, zumal in den Provinzen, zur unbeschränktesten Willkür *).
§ 2.
Andere FulgentU.
In einer Wiener Handschrift ist in der TJeberschrift der Mythologie dem Namen des Fulgentius
episcopi beigeschrieben, und die älteren Herausgeber unseres Schriftstellers, wie Micyllus (Basil. 1535),
haben dies auch unbedenklich abgedruckt. Sonach wäre der Verfasser der oben genannten drei Schriften
identisch mit dem heil. Fulgentius , der unter dem Vandalenkönige Thrasamund lebte ^). Geboren 468
zu Tolopte, ward er 508 zum Bischof von Ruspe in Byzacena geweiht und hatte den Bischofsstuhl mit
zweimaliger Unterbrechung — er wurde von Thrasamund einmal auf 12, das andermal auf 3 Jahre
nach Sardinien verbannt — bis 533 inne; am ersten Tage dieses Jahres starb er auf dem kleineu
Eiland Circina '). Derselbe verfasste zahlreiche Schriften*), sämmtlich religiösen und meist polemischen
Inhaltes zur Bekämpfung des Arianismus. Allein viele Gründe sprechen gegen die Identificimng des
Bischofs und des in Rede stehenden Fulgentius, wie denn auch bereits unter älteren Gelehrten Modius
und am eingehendsten Muncker in seiner Praefatio, in neuerer Zeit Lersch in seiner Ausgabe der
Schrift de abstrusis sermonibus ^) sich übereinstimmend gegen jene Vermengung ausgesprochen haben.
Im Interesse der Vollständigkeit mögen die einzelnen , von den genannten Gelehrten geltend gemachten
Argumente auch hier noch einmal Platz finden , zumal da Lersch *) dem Plane und der Tendenz seiner
Ausgabe gemäss die einzelnen Gründe mehr angedeutet, als ausgeführt hat.
Vor Allem fällt die gänzliche Verschiedenheit des Stils, in welchem die Schriften des heiL
Fulgentius abgefasst sind, von der Schreibweise unseres Fulgentius schwer ins Gewicht. Wol kann
auch der Bischof das specifisch afrikanische Gepräge nicht verläugnen; wol finden sich bei ihm Wort-
bildungen und Ausdrücke, die uns auch in den Schriften des Planciades Fulgentius begegnen; allein
dieses Zusammentreffen geht doch nicht über zufällige Einzelheiten, die am Ende jeder Schriftsteller
mit jedem beliebigen anderen aus derselben Zeit und demselben Lande gemein hat, hinaus: im Ganzen
tritt eine so charakteristische Differenz zu Tage, dass jede aus den Schriften des Bischofs heraus-
gegriffene Partie bei näherer Vergleichung mit irgend einer Stelle des Mythologen die persönliche
Verschiedenheit der Verfasser ausser Frage stellt'). Während der erstere sich einer schlichten,
anspruchslosen, ja fast nüchternen und dem Ernste seines Gegenstandes entsprechenden Darstellung
bedient , liebt unser Fulgentius gerade das Gezierte , Schnörkelhafte und Prunkende , ist voll von
') Vgl. Cannegieter: De mutatn Romanorum Dominum sab prindpibus ratione. Traj. ad Rh. 1758. Kürzer: Rein
in der PauIy*Bchen Realenc. n. d. W. nomen.
*) Cf. Isidor. lUoBt. 27: Sub Thrasamundo, rege Vandalomm, Anattasio Imperatore regnante. — Thrasamund
regierte 496 — 528; Anastasius L 491—518.
S) Vgl. Kirohenlexikon Ton Wetzer und Weite unter dem Worte Fulgentius.
^) Im Ganzen 7 umfassendere, woTon eine verloren; mehrere Homilien und 18 Briefe.
5) FaMus Planciades Fulgentius de abstrusis sermonibus. Nach 2 Brüsseler Handschriften herausgegeben nnd
litterar- historisch gewürdigt von Dr. Laur. Lersch. Bonn 1844.
6) S. 8 u. 4. 7) Vgl. die Beispiele, die Lench S. 5 u. 6 mittheilt
g«SDchten Bildern und Anspielnngen , spitzigen Antithesen und Wortspielen, bewegt sich in ecliwer-
fälligen, ungelenken, oft geradezu unverständlichen Satzgewirren — denn Perioden kann man sie nicht
nennen — , kurz sein Stil ist, wie später za beleuchten sein wird, ein Typns des tumor Africanns.
Anch der Charakter der Verfasser, in soweit er sich in den Scluiftcn eines jetlen ausprägt, ist
wesentlich verschieden. Die grElnzenlDSe Eitelkeit uail Selbstgefälligkeit des Mythographen, die ihn
sogar , wie Lersch nnnmatösslieh erwiesen , Citate nnd Autoren erdichten und fälschen lllast und so
zum litterarischen Cliarlatnne stempelt; sein Prunken mit Gelehrsamkeit durch Einschaltung entlegener
Notizen ; hinwiedenim die kriechende Vordem Utigtmg seinen Freunden Catna nnd Chalcidina gegenüber,
die llbrigeuB gleich einer schlechten Maske das Selbstgefühl und die Ueberhebnng des Autors eher
bemerkbar macht , als verdeckt ') : all dos ist dem Bischöfe Fulgentius vollständig fremd. Dieser
erscheint in seinen Schriften als ein nttchtemer, besonnener Verfechter der religiösen Wahrheit, frei
von Eigendünkel nnd auf sich selbst pochender Gelehrsamkeit; seine Suhjectivität tritt hinter dem
Darstellungsobjecte vollständig zurück; ihm ist es nur nm die Sache, um die Wahrheit, um Ueber-
zengung zu thun. Unser Fulgentius hingegen scheut kein Kittel, nnd wäre es das orbärmlichste
Lögebgewebe , nm nur das liebe Ich hervorzukehren nnd einen Nimbus von Gelehrsamkeit um sich zn
verbreiten, tmd schwelgt gewissennassen schon im Vorgeschmäcke seines litterarischen Knhmes. Eine
80 vollständige Cbsrakter%-erachiedenlieit nun, wie sie hier zu Tage tritt, schliesst ebenfalls die Iden-
tität der Verfasser absolut aus.
Ein weiteres Moment, das Lersch gleichfalls schon in Betracht gezogen hat, Ist die Ubergrosse
Ehifarcht, womit Planciades Fulgentina von Personen geistlichen Standes redet, obwol so manche
der einschlägigen Expectorationen , wie bereits angedentot, als Soheinheiligkeit und schlecht versteckte
Selbstsucht bezeichnet werden dürfte. Den Presbyter Catus, dem er seine Mythologie dedicirt hat,
sowie den Diakon Chalcidius, dem die beiden anderen Schriften gewidmet sind'), redet er durch-
gehends mit Domine an. Das beweist freilich an und für sich nichts, da schon zu Seneoa's Zeit das
Wort Herr in unserem Sinne geläufig war'). Fasst man aber die zahlreichen Artigkeiten und
Complimente, womit er die erwähnten Kleriker Überhäuft '), ins Auge, so muss man zn dem Scblnase
kommen, dass sich der Verfasser der in Bede stehenden Schriften den Angeredeten weitaus unter-
ordnete. Denn mit solcher Ehrerbietung spricht Niemand zu einem Gleichgestellten, geschweige denn
ein U ebergeordneter zu einem Untergeordneten — ein Bischof zu einem Presbyter oder Diakon, am
wenigsten ein Mann von der Selbstgefälligkeit unseres Autors.
■) Der Leaer hU nnwiHkdrlJob dma QefBhl, dau jene SelbttTwkldoenmg nicht« Andere* Ht woblbereehoete
HeDobdei lit
*) N*ch dem Torenvülinten Cod. Goth. übrigeiu (Jacobs ». a. O.) iil aaeh die Contineriüa dem Catm gewidmet,
und heiut denelbe Arebidisoonns. Sollte Tielleicbt uDser Autor such bei der Contioetitia ein* doppelle Redaction Tor-
genommea baben, wie dies Lerach (S. 90) tod der Eipositiu aonimmt?
■) Cf. Seoec. ep. mor. I, 3: quomodo obvios, ei Domen non succarrit, Jominai BOlutamUB.
*] Cf. Myth. II, init.: Stndcns, ml Domine, tuo reverendo Imperlo mcsm ilultitiam velut naufrago commlai judicio;
llt, init.: Idcirco meae limplioIiatiB acgotiuni tuo, Domine, purieiiiino commidi jiidicio.— Chalcidiu* beiul ihm zu Anfang
der VIrg. Cont LaTitanim saneÜNime. Uiemil vergleiehe man nocb die Stelle Myth. II , 1 , wo er ron dem Berufe der
Geittlicben mit einer gcwiuca ehrfurcbtavoUcD Scbeu apricbt.
Nicht minder spricht der Umstand, dass Isidor in dem Yerzeichniss der Schriften des Bischofs
Fnlgentius a. a. 0. weder der Mythologie noch der Continentia noch der Expositio gedenkt, die er
gewiss nicht verschwiegen haben würde, wenn sie anf jenen zurückgingen, gegen jene Identificimng.
£in Beweismoment von übrigens untergeordneter Bedeutung liegt endlich noch in der Auswahl
der Mythen, welche Fulgentius deutet. Mindestens drei Viertel derselben handeln von Liebeshftndeln
und zwar der schlüpfrigsten Art, so dass wir dem Autor ein gewisses Wohlgefallen daran prädiciren
müssen. lieber solche Dinge hat sich der heil. Fulgentius nirgends in seinen Schriften ausgelassen.
Es ist überhaupt moralisch durchaus unwahrscheinlich, dass ein so tiefreligiöser, gottbegeisterter Mann
mit der ascetischen Lebensweise, wie sie von dem Bischof Fulgentius bezeugt wird, über Mythen und
Märchen von der angegebenen Art mit so behaglicher Breite hätte schreiben mögen.
Eine gewollte Identificimng unseres Autors mit dem gleichnamigen Bischof hat also weder die
mindeste innere Wahrscheinlichkeit noch zureichende äussere Anhaltspunkte für sich, und es dürfte
daher die erwähnte handschriftliche Angabe lediglich als ein Autoschediasma eines Ab-
schreibers zu bezeichnen sein.
Noch ein zweiter Fulgentius ^), ein Zeitgenosse und Befreundeter des Bischofs, Diakon zu Carlbago
(f 650) wird genannt. Auch dieser war schriftstellerisch thätig: von ihm sind Briefe, eine Schrift,
breviatio canonum betitelt, u. a. dgl. erhalten. Auf denselben Verfasser geht wahrscheinlich auch die
Vita sancti Fulgentii zurück , die auch als Quelle der Zeitgeschichte einen respectabeln Werth hat ^
Allein dieser Fulgentius führt den Beinamen Ferrandus, so dass eine Verwechslung mit unserem Mytho-
logen schon von vorne herein ausgeschlossen ist. Im TJebrigen schrieb auch er nur über religiöse
Gegenstände.
Wir kommen also vorläufig zu dem Resultate, dass der Mythograph Fulgentius eine von den beiden
genannten verschiedene Persönlichkeit ist.
S 3.
Hei^nat des Schriftstellers*
In den handschriftlichen Titeln wird Fulgentius übereinstimmend Carthaginiensis genannt, was
von allen älteren Interpreten und Herausgebern auf die bekannte Stadt in Afrika bezogen wurde.
Diese allseitige Annahme wurde von Lorsch in der mehrerwähnten Schrift^ bestritten, indem die
Gallogetici inpetus, von denen der Autor im Prologe seiner Mythologie spricht*), sich von Afrika
historisch nicht nachweisen Hessen. Wenn auch der Titel in den Handschriften den Zusatz Carthagi-
niensis trüge, so könne dies doch eben so gut, wie das bereits besprochene episcopi, apokryph und
Zuthat eines Abschreibers sein. Die gelegentlichen Anspielungen auf Zeitverhältnisse, die sich in den
Schriften unseres Fulgentius zerstreut finden, führten eher nach Spanien. Carthago könne ja auch das
spanische Neucarthago (Carthagena) sein. Unter Gallogetici inpetus sei die Invasion der mit Galliern
untermischten Westgothen zu verstehen, welche in die Zeit falle, in die man den Fulgentius zu setzen
1) Kirobenlezikon Yon Wetzer und Weite unter dem Worte Fulgentius.
S) Vgl Papencordt, Getch. der Tand. Herrsch, in Afrik«, S. 874. >) S. 8 u. 4.
4) P. 600: Sopitls raudsonlB jorgiorum oUieioif, quibus me Gellogetid (so Salmaeiuf fBr das handiohrlfllieke
GaUgetid) quatMYesant inpetus.
pflege. Der Name Fulgentina endlich finde sich in Spanien so ^t, wie ia Afrika. So Lerach. Ich
gestehe, dasa dies eine sc harfa innige Vermntung ist; trotzdem kann Ich mich nicht zu dieser Ansicht
bekennen, sondern hatte Certhago in Afrika als das Vaterland des Schriftstellers aufrecht.
Sehen wir vorerst von der AtttoritSt der Handschriften, worin nicht blos Fulgentins, aondeni ancli
sein Freand, der Presbyter Catna, Carthaglniensis beisst, vollständig ab, da beide Angaben möglicher-
weise von Abschreibern eingeschmuggelt sein können.
Rümer war er nicht; diea sagt er indirect Virg. Cont. p. 742t Serva istaec, i]naeao, tuis Romanis
(die Worte sind zu Vergii gesprochen) '). Myth. Prot. p. 601 erkennt Fnlgentius einen Eilnig als den
rechtmässigen Lande^herru an, der das Land, anf welchem der Kriegadmch lange und schwer lastete,
von dem Feinde befreite und von dem Antor deashalb mit der UorgenrOthe verglichen wird '). Daraus
folgt, dasa das Vaterland des Verfassers bereits ausser Verband mit der rOmiscben Monarchie stand.
Diea passt eben ao gut auf Spanien, wo die West^tben, wie auf Afrika, wo die Vandalcn ein König-
reich gegründet hatten.
Auch an Streitigkeiten nach Innen und Aussen fehlte es bei den einen so wenig, wie bei den
anderen: in Afrika wie in Spanien bekämpften sich Arianismua und Katbolicismus ; Vandalen wie
Westgothen hatten blutige Kämpfe mit den Nachbarvölkern, wie mit den bisherigen Einwohnern der
respectiven Länder zu bestehen, ehe eich ihre Herrschaft consolidirte. Lersch bat also vollkommen
Recht, wenn er bemerkt, dass die Angaben des Fulgentius in ihrer allgemeinen Fassung anf beide
Länder bezogen werden können. Selbst die oben schon alJegirte Stelle, wo von Gallogetici inpetns
(die Richtigkeit der Correctur des Salmasina vorausgesetzt) die Rede ist, ist nach meinem Dafürhalten
nicht entscheidend. Eben darum kann ich aber auch Lerscb nicht beipflichten, wenn er desshalb, weil
sich von Afrika keine „gallogetiscbe Invasion" nachweisen lasse, den Autor sofort für Spanien vindiciren
zu müssen glaubt. Die Angaben in jener Stelle sind so verschwommen und unsicher, die Ansdmcks-
weise ao verschroben und dunkel, dass man jedes festen Anhaltspunktes entbehrt.
Es fragt sich zunächst, was der Autor wol unter raucisona jurgiomm classica versteht. Bei dem
ersten Eindruck der Stelle ist man geneigt, die Worte auf einen feindlichen Angriff auf die Stadt, in
der unser Fulgentius lebte, zu beziehen, und hiemit scheint der Zusatz: qaibus me Gallogetici quassa-
verant inpetua zusammenzustimmen. Und so hat man bisher allerseits die Stelle aufgefasst. Allein
was soll dann der Genetiv jurgiomm, und wje kaim der Schriflsteller einer feindlichen Occupation,
einem Kriege, dadurch ausweichen wollen, dass er sich auf ein Landgut, das wol nicht besonders weit
von der Stadt lag, zurückzieht? Dort wäre er ja noch schonungsloser den Feinden preisgegeben ge-
wesen, und ein Eroberungskrieg erstreckt sich doch wahrlich nicht auf wenige Stunden im umkreise.
Jnrgia kann wol nur Streitigkeiten zwischen Einzelnen oder Einigen, oder höchstens zwischen
Parteien, aber nicht Feindseligkeiten zwischen Völkern, alao Krieg, bedeuten'). Was dies nun fElr
<] Cf. Uylb. III, t>: Ideo et apad Roroknog lodigelei quu! nihil indfgenlei. Er itellt aloh alw an beiden Stellen
den RSmeni gegenüber.
*) Tandem Domini tegis feliait« »dTeaUntii velet «olia crepURonlDm muado tenebris dehlsceaUbuB psTores extersit.
I) Dui e* nicbl »ut krIegerUche Unruhen belogen werden kenn , geht eucb eoi dem weiteren Vertanfe der Schil-
derang bei Fulgentius herror, indem er p. 601 weiter klagt: Nee hoc luntum miaerianim ergastulum »at erat: addebatar
bis, quod etiam btllin freqneoter incuriui pedum domo »dicem infigere jiueorant. Da er hier klar und deutlich die
6
Streithändel waren, ob gerichtliche, ob religiöse, will ich vorläufig nicht entscheiden. Auf Religions-
zwiste liesse sich wol bei dem durchgreifenden Antagonismus zwischen Arianismus und Katholicismus
am ersten schliessen. Allein was soll dann der Zusatz: quibus me GtdL quass. inpetus, und wer sind
überhaupt die GraUogeten, oder wer können sie sein?
Dass die Yandalen nicht damit gemeint sein können, nimmt Lersch auf Mnncker's Autorität hin
einfach an *) und gründet darauf seine Behauptung, dass Fulgentius, da sich von Afrika in jener Zeit
keine andere Invasion erweisen lasse, die man so bezeichnen könne, nach Spanien gehöre. Allein muss
denn inpetus gerade feindliche Angriffe bedeuten? Ich wenigstens fasse es in einem viel fried-
licheren Sinne, ziunal da der Autor, wie erwähnt, etwas später die bellici incursus direct entgegenstellt,
etwa in der Bedeutung üe her griffe, Ungestüm u. dgL Dass aber Fulgentius die Yandalen absolut nicht
Gallogeten habe nennen können, sehe ich nicht ein^). Denn fürs erste gebraucht er Umschreibungen
jeder Art mit Vorliebe, so dass er nahezu das eigelltliche Wort für eine Sache so lange nicht setzt,
als ihm eine bildliche, umschreibende Ausdrucksweise zu Gebote steht. Und um wie viel hochtrabender ^)
klingt doch das neugebildete Gallogeticus als Yandalicus? Weiter konnte er die Umschreibung aus
Vorsicht gebrauchen, um bei seinen vandalischen Vorgesetzten, die nicht besonders glimpflich zu ver-
feihren gewohnt waren, nicht anzustossen und sich so den Bückhalt zu wahren, dass er die Yandalen
nicht gemeint habe, während er doch von seinen Landsleuten verstanden wurde. HiefÜr würde auch
die Verbindlichkeit, die er weiter unten dem Vandalenkönig sagt, sprechen. Drittens können die
Yandalen auch an und für sich als Gallogeten bezeichnet werden. Die häufige Verwechslung von Geten
nnd Gothen ist bekannt; unter Gothen verstanden die Bömer vielleicht die teutschen Stämme im All-
gemeinen, weil jene damals am meisten von sich reden machten und so eine gewisse Präponderanz
behaupteten. Ohnedies war es in jener Zeit schwer geworden, die einzelnen Stämme jedesmal streng
aas einander zu halten , da bei den vielfachen Wanderungen und Wohnsitzveränderungen sich kein
Stamm rein erhalten hatte, sondern vielfache Vermischungen stattgefunden hatten. Auch die Yandalen
mögen sich während ihres Aufenthaltes in Gallien (406 — 409)*), dann in Spanien ( — 429) vielfach
mit Galliern und Spaniern vermengt haben. Es ist also rationell und historisch nicht unmöglich —
Kriegsereig^isse den vorher geschilderten Nöthen entgegenstellt, wenigstens zugesellt, so kennen doch wol die fraglichen
Dissidion, auf welche sich die erste Stelle bezieht, nicht gleichartig, nicht selbst auch kriegerischer Nator gewesen sein.
') S. 2 sagt er: »Muncker (Praef. p>ttttt8: Gallogetae essent tarba miscellanea ex Gallis et Getls eonflata. Sed
an ita Tocari possent Yandali? Deinde an ita loqaeretnr sub rege Yandalo?) bezweifelt mit Recht, dass die Yandalen
to hätten genannt, und unter einem YandalenkÖnige so hätte gesprochen werden können.«
') Bezüglich der folgenden Erörterungen sehe ich mich zu der Bemerkung veranlasst , dass ich blos die behauptete
Unmöglichkeit, dass unter den Gallogeten die Yandalen verstanden werden könnten, bestreite, ohne mich desshalb
einer evidenten Beweisführung über die Gewissheit der entgegengesetzten Ansicht anheischig zu machen. Es wäre dies
gerade an unserer Stelle doppelt schwierig, da, wie schon bemerkt wurde, das Wort Gallogetici selbst die Richtigkeit
der Conjectur des Salmasius voraussetzt Sehr ansprechend wäre übrigens die mir nachtrSglich von Hrn. Hofr. Urlichs
an die Hand gegebene Aendemng in Gaetuliei inpetus, obwol wir auch damit nicht über die Schwierigkeit der näheren
Bestimmung der gedachten Streitigkeiten hinweg kommen.
3) Und schauerlicher obendrein, da wol der Gallicue und Cimbricus terror noch immer in der Erinnerung fortlebte.
Somit wäre nach der damaligen Situation ein Gothicus (= Geticus) terror nicht undenkbar: Gallogeticus wäre dann gleichsam
der Steigerungsgrad davon.
^) Oros. YH, 40. Ygl. Papeneordt, Gtosoh. der vand. Herrsch. S. 10 u. £t
und nur so viel wollte ich erweisen — , dass Fnigentios ein solches UiscliTolk mit dem nach Analogie
von GallogToeci neogebildeten Namen Gallogetae beliehnen konnte.
Noch aber bleiben die inpetnn problematisch. Ich denke dabei, wie ich bereits andeutete, nicht
an die Eroberung von Afrika und speciell von Carthago, die ohnedies ungleich frflher fÄllt, als ich
18 spftter zn erörternden Gründen die schriftatellerisehe Thatigkeit des Fulgentius ansetze, sondern
1 Streithttndel mehr privater Natnr, mögen sie sich nnn am das Mein und Dein oder om religiöse
Differenzen gedreht haben. Von beiden aber konnte der Antor sagen, dass die Gallogeten (= Vandalen)
sie veranlasst hätten, weil eben die Oocupation Afrikas dnrch die Vandalen die erste Veranlassnng
derselben war.
Eine ganz andere Bewandtnles hat es mit den von dem Autor in den folgenden Zeilen erw&hnten
bellici frequenter Incursus '), die ihm seinen Landaufenthalt verleiden, indem sie ihn auf das Hans
beschränken, bis endlich die rasche Annäherung des Königs der Noth ein Ende macht. Diese incnrsns
gehen also von einem answärtigon Feinde aus, den der König des Landes siegreich vertreibt. Die
I Geschichte Afrikas bietet uns nun in jener Zeit hauptsächlich zwei Ereignisse, auf welche man den
Inhalt der Stelle beziehen könnte, einmal die bekannte Unternehmung des griebischen Kaisers Leo I.
gegen das VandaJenreich (468) ") , dann die Einfälle der Mauren nach Geiserich's Tod (f 477), Die
erstere verlief für die Vandalen äusserst günstig. Obwol Leo sämmtliche Streitkräfte des Morgen- und
Abendlandes aufgeboten hatte, um die Vandalen durch TJebermacht zn erdrücken, so war doch schon
nach wenigen Monaten der mit so weitausseb enden Hoffnnngen nnternomraene Feldzug nach der Vci^
brennnng der griechischen Flotte durch Geiserich zn Gunsten der Vandalen entschieden. Gerade die
kurze Dauer des Feldzugos nun scheint mir nicht mit der weitschweifigen und phrasenreichen Scbil-
demng'), die unser Autor von dem verwilderten Zustande des Landes nach dem Kriege entwirft,
vereinbar zu sein; diese passt nur auf ein Land, das längere Zeit die Schrecknisse des Krieges er-
I litten hat.
Der Ausdruck bellici frtquenter incnrsus selbst lässt sioh ungleich passender auf die Einfalle der
Xanren beziehen, welche bald nach Geiserich's Tod das vaudalische Gebiet heimsuchten *). Es war
kein eigentlicher, fortdauernder Krieg, den sie führten, sondern sie beschränkten sich auf wiederholte
StreifzUge, „bis sie sich endlich auf dem Berge Aurasins in Nnmidien unabhängig machten nnd wegen
der Festigkeit und unzugänglichen Lage ihrer neuen Wohnsitze auch fernerhin von den Vandalen nicht
I) Frol, p. 601 : Addebatur bU, tjaad eüam bellici frtqiitnter ineunat pedam dumo ridicem infigere juMeranI, quo
I porUtum Doilramm powulo« arauearam oisibua obpletoa galipiam Dan vlderel. Agranim enlm dominium genta caperant,
no» domorum. Fructiu cnim noglros exspectare licuU, non frui; marce« quippe gentilii fuerat, li Tel ad manendum
clauaoi Tclinquerenl, Sod qaia cunqnam eil mslam iniuortale mortalibus, tandem Domini regit feÜcita», adTentantis
«elul »«IIa crapuBcuInm mando tecebris dchiaocntibua pavorGs cxtenil. Et poat torpentes mc«uu«, qni (qaoa?) tarn
btlUcum pro9igavera(D)t inlei dKliim , ücnit landein arva TJsere etc.
■) er. Procop. ao bell, Vaiid. 1,6; Papen<^ordt S. 101 a. £
S) Ct. Pioi. p. 603: Tandem inier aentoea nemorum fnitecta, quae agreatia ollcn deaemerat manu*, (nam intercape-
i dlnante pavori« prollxitate Um largo fumo lurida parietibua aratra pendebant, et laboritera bäum eolU JQgalei In vac-
elnam mollitiem deduxerant calloa) aqualebal liduas »olcfa ager et herbidls eenlibua olivifero vertJd minabatur.
*) Fraoop. d« bell. Tand. I, 8; Ai« fap Tai ii T\ltfi.-jiij ^au-zäC^vti; -npb tdü i\ Maj^iJiitii, tniTÜj Ta^urrl ixT.r,Zaii
8
unterworfen wnrden^ ^). Der Dominns rex des Fnlgentiiis wäre, dies angenommen, Honerioh, Geiserich's
Ältester Sohn, der nach seines Vaters Tod den Thron der Vandalen von 477 — 484 inne hatte. Das
Ereigniss, worauf Fnlgentius anspielt, wäre somit ein glücklicher Erfolg, den Honerioh tther die ins
Land eingefallenen Hanren erlangte.
Fttr diese Annahme spricht denn aach noch der Umstand, dass nnser Autor die Feinde einfach
als gentes hezeichnet, wie er auch in der nachfolgenden ZeUe von einem merces gentilis redet. Unter
gentes und gentilis aher verstanden die christlichen Schriftsteller fast durchgehends, wie unter pagani,
die Heiden^). Und die Mauren waren damals noch Heiden, wie wir aus einer von Prokopius mit-
getheilten Anekdote*) folgern mttssen. Somit hätten wir hewiesen, dass die Gründe, aus welchen
Lorsch den Autor für einen Spanier erklärt, keineswegs die frühere Annahme, dass Fnlgentius ein
Afrikaner war, ausschliessen, und dass sämmtliche Notizen des Autors, worauf Lorsch seine Behauptung
stützt, seihst mit noch mehr historischer Wahrscheinlichkeit von Afrika gelten können. Fügen
wir hiezu noch den Stil des Fnlgentius, den wir als einen der üppigsten Schttsslinge der afrikanischen
Latinität bezeichnen können, so dürfte die Behauptung nicht ungerechtfertigt erscheinen: Es ist solange
kein zureichender Grund vorhanden, den Schriftsteller gegen die übereinstimmende Annahme der früheren
Gelehrten Afrika abzusprechen, als nicht die historische oder rationelle Unzulässigkeit dieser Annahme
mit guten Gründen erwiesen ist. Und diesen Beweis hat Lorsch nicht geführt.
§4-
Stand und Iteligian des Schriftstellers.
Jn den Titeln der Handschriften wird Fnlgentius übereinstimmend als Vir Clarissimus bezeichnet.
Nach der Organisation der Titel- und Baugverhältnisse durch Constantin, worüber uns hauptsächlich
die Notitia dignitatum etc. , eine Art Staatshandbuch aus der Zeit Theodosius II., dann die einschlägigen
Verordnungen im Codex Theodosianus Aufschluss geben, unterschied man 5 Bangklassen, die in ab-
steigender Linie Illustres, Spectabiles, Clarissimi, Perfectissimi und Egregü hiessen. Zu den Clarissimi
gehörten vorzugsweise die Statthalter der 116 Provinzen, in welche das ganze Beich seit Constantin
zerfiel Sie hiessen Bectores, Correctores, wol auch Consulares und Praesides: ihnen war eine Menge
Unterbeamter in verschiedenen Bangabstufungen beigegeben.
Die Vandalen liessen bei ihrer Eroberung die vorgefundenen Würdenträger im Besitze ihrer Stellen *).
Wir finden sogar noch um 484 unter König Hunerich einen Bömer und Katholiken als Proconsul in
Carthago, welcher gerade so, wie unter den Bömem, die höchste administrative und richterliche Ge-
walt in seiner Person vereinigt*). Ein Edict des Königs Hunerich nennt ausdrücklich Illustres und
Spectabiles*). Ueberhaupt änderten die Vandalen möglichst wenig an der römischen Organisation.
1) Papencordt S. 111; dann S. 202 — 210.
*) Gentlli« in der Bedeutung heidnisoh findet sich bei unserem Autor aneh Y. C. p. 755: es gen tili facondia
faeatam eloqoium. Merces gentilis wird sonderbar genug Ton Locher erklärt: Qentilis est honorifiea et ampla, cum geniile
pro fio6i7i et honorato ponatur. Demnach würde merces gentilis ungefähr dem bekannten prenssischen „beidenmässig
Tiel Geld" entsprechen!
*) De belL Yand. I, 8. YgL Papencordt S. 208. «) Ygl. Papencordt S. 26.
*) Victor de pers. Yand. Y, 4. •) Yletor d. p. V. IV, 2.
1)
„Der König regierte darcb die littchst«ii r&mischen BeliOrden. Dadnrcli natorsclieidct sich die Regienmgs-
veise der Vand^en von der aller übrigen germanisobeQ VSlker, mit Änsnahme der Ostgothen, dass nie
wach die höheren Stellen den Römern liesaen. Der Grund Ug in der geringen Anzahl der Vandalen,
in der Nothwendigkeit des Zasanimeubleibens und in der grossen Ausdehnung der Besitzinigeo'^ ').
Unser Fulgentias sclieint somit irgend eine Stelle bekleidet xa haben, welche den Rang eines Vir
Clarissimns verlieb. Uirecte Andeutimgen hierüber tinden sich jedoch in seinen Schriften nicht , wenn
mau nicht etwa die oben ansfllhrlich besprochene Stelle, wo von rancisona jurgioram claasica, die ihm
den Änfenthalt in der Stadt vergällen, die Rede ist, auf ScbUchtong von Prozesshändeln, also auf
richterliche Thätigkeit bezieben wollte'). Freilich steht hlemit eine andere Stelle^), wo er von
dem Umcke der Mächtigen auf die Niederen spricht und eich nicht undeutlich den privatis beizählt,
in einigem Wideraprucbe ; weniger die bämiscbe Bemerkung, die er in der Virg, Cont, gegen die
Advocaten macht ').
Wollen wir daher überhaupt auf diesen handschriltlichen Znsatz V. C. ein Gewicht legen nnd
ihn nicht auch, was allerdings nahe läge, als Zuthat der Ahschreiber, die dem vermeintlichen Bischof
euch ein Ehrenprttdicat de euo beifügten, ganz ignoriren, so erübrigt eine bereits von Lorsch') ange-
regte Vermntuug, die wenigstens am meisten inuere 'Wahracheinlichkeit fUr sich hat, obwol auch ihr,
wie sich zeigen wird, eine Stelle entgegensteht. Fulgentius kann nicht blos, wie Lersch a. a. O. dedncirt,
ein Grammaticus im alten Sinne des Worten') — ein Privatphilolog — , er kann ein öffentlicher
Lehrer in Carthago gewesen Bein. Als Grammaticus charakterisirt ihn der ganze Tenor seiner Schriften,
die sich weder nach Inhalt noch in der Form über den Horizont gewöhnlicher Schulweisheit erheben;
femer die zahlreichen Etymohigieen , die Citate ans entlegenen, unbekannten Schriltstellem , kurz die
ganze gelehrt« Staffage, deren sich der Antor bedient. Soweit sind wir voltkommen mit Lersch ein-
verstanden. Wir gehen aber einen Schritt weiter und sagen: Fulgentius war möglicherweise öffentlich
angestauter Lehrer in Carthago.
Basa es in Afrika und namentlich in Carthago höhere Bildongsanstalten gab, wird positiv be-
sengt*). Auch wissen wir von dem hell. Angnatlnne, dass er vor seiner Bekehrung als Lehrer der
Kbetorik in Carthago wirkte. Die Lehrer an den öffentlichen Schulen in Rom und Constantlnopel
nnd wol auch in den wichtigeren Proviucialstädteu waren von OSentlicben Lasten frei, genossea auch
sonstige Privilegien und bezogen Gehalte von den Stadtgemeindeu , theUweise auch aus dem Fiscus ').
nltatom naafrsgJa, qulboi publirae ineta-
> ) PapencoTdt S. 1B9.
1) AebnlEch kSnnle aiAa die Stelle Prol- p. B99 ; eiit
Mbililer lexantor oclion», auf UlTentliciia d. i. amtliche Tüäligkeil deulen.
•) P. i9fi: VacAtquo hoo tempore potcniibo« obprimere, priorlbu» i«pete , p-i'ca(ü pcrdere, tniseri» flefe,
') Venali» liogua, »icat in adtopulis nuno uique ounipicilur. ' ) 3, 6 u. 7.
^) Lench »agt 3. 6: „lob glaube, wir trefTen das Kichlige, wenn wir uniern FtaDciades xwar nicht fiir tinta
Scbuimflatfr Ton tjlacde, doch wenigiieni für eioen Grammaliker erklHren." — UainH igt gar niehta geaagl; denn daM
»ein Oramiuaticua war, weiien alle leine Sohriflea am; hier aber bandelt es lich um die Stellung, di« er tm
Leben eJnnahni.
'') SaWian. VII, p. ITOi Illio [Carthagine] artium libenllum icholKe, tllle philoEoiihoram ofGcinae, cnnct* denl-
qae T«) Ifngaanim gymnada vel morDm. Vgl. Paprneordt S. Si u. 36; Bernhard; , liiJm. Litt 8.71. A.fi3; S. 8a, A. 61.
^) Vgl. die Verordnang Conllanliiis Cod. Jait. X, lic. LH, 6, wo e« auBdrüeklkh beiaat: Uercedee etiam e!« et
tiihrla reddi jubemui, quo (ncillus llberalibu: aludüi et memorDtie artibui mullo« inetiluinl ; fiberhiupt tit, LH: De
10
Sollte 68 nun nicht denkbar sein, dass Fulgentios als Professor den Titel und Sang eines Vir
Clarissimos inne hatte? Durch ein Bescript der Kaiser Theodosios und Yalentinian IL (God. Just. Xu,
tit. HY) werden die Professoren in Constantinopel in Titel und Hang denjenigen gleich gestellt, gut
8wU ex waria dignitate, d. h. den Würdenträgern der 2. Kategorie, die sonst . Spectabiles heissen,
wenn sie 20 Dienstjahre zurückgelegt nnd in ihrer Wirksamkeit sich als treue und eifrige Staatsdiener
bewährt haben. Demgemäsa wäre die Einreihung' eines öffentlichen Lehrera in einer Provinoialstadt
unter die Beamten der 3. Klasse, die Yiri Ciarissimi, wenigstens nicht undenkbar^).
Fulgentius spricht wiederholt davon , dass es in seiner Zeit gefährlich sei , etwas zu wissen ^).
Die häufige Wiederkehr dieser Erläge lässt es als unstatthaft erscheinen, die angeführten Expectorationen
als gegenstandslose Tiraden und müssige Ergüsse der Selbstgefälligkeit des Autors zu betrachten.
Was es aber mit den angeblichen Gefahren, die das Wissen mit sich bringen soll, für eine nähere
Bewandtniss hat, wird sich schwer bestimmen lassen. Wenn man die längere Stelle in der Virg. Cent. *)
in Betracht zieht, wo er sich entschuldigt, dass er Anstand genommen habe, eine ausführlichere
Deutung der Eclogae und Georgica Yergils vom mystischen Standpunkte aus zu veröffentlichen, weil
dies mit Lebensgefahr verbunden sei: so wird man jenen mehrerwähnten Verfolgungen lieber religiöse,
als doctrinäre Tendenzen unterbreiten, da nicht abzusehen ist, in wie ferne ihm gerade die mystische
Deutung hätte Gefahr bringen sollen, wofern sie nicht ins religiöse Gebiet hinüberspielte. Es ist
professoribus et mediois ; Bernbardy , R. L. S. 9 1 — 92 , A. 79 , wo sich noch andere einschlägige Verordnungen rer-
seicbnet finden.
<) Bei Fulgentius selbst finden sich folgende bezügliche Angaben: Yirg. Cont p. 742: Sed illa tantum quaerimns
leria, qnae mcnsuallbus stipendiis grammatici distrahunt puerilibus auscultatibus ; und p. 748: Si me scholarum praeteri-
tarum non fallit memoria etc.; eine dritte, Myth. Prol. p. 608, hat durch die richtige Interpretation von Lorsch S. 7 ihre
Bedeutung fflr die Frage verloren. Allein auch die beiden ersteren Stellen ergeben keine directen Anhaltspunkte pro
und contra. Die erste bezieht sich auf den Schulunterricht ganz allgemein; dass der Autor dabei interessirt ist,
ioToWirt sie nicht Die zweite dagegen seheint in ihrer Fassung vollständig gegen unsere Hypothese zu sprechen, worauf
wir oben schon hingedeutet haben. Aber gerade im Munde des Fulgentius darf man sie vielleicht nicht so wörtlich auf-
üaasen, da er ja auch hier mit der ihm eigenen Yomehmthuerei Versteck gespielt haben kann und dasjenige dem Vergii
gegenüber noch aus dem Schulunterrichte herleitet, was er vielleicht selbst täglich docirte. Denn die Aeneide, auf deren
I. Buch sich jene Stelle bezieht, war eine beliebte Schul -Leetüre.
2) Cf. Prol. p. 610: Non paves, inquit [Calliope], musicum tuis receptare dogma penatibus, cum barbarorum
morem auscultaverim ita litterarios mercatus abdicare, ut hos, qui primis elementorum figuris vel proprium descripserint
nomen, cassata inquisitione mutum raptarent in carnificinam. (Lersch hat S. 2 die Stelle gänzlich missverstanden, indem
er die Worte: qui primis el. fig. vel proprium descripserint nomen, übersetzt: „der nur selbst seinen eigenen Namen schreiben
kann", während der Autor offenbar die Umschreibung des eigentlichen Wortes durch tropische und figürliche Ausdrucks-
weise meint). Der Autor geht übrigens über jene Worte, die er der Muse in den Mund gelegt, mit dem kurzen
Bescheid hinweg: Non ita est, ut audleras, sed fama fuit. War es vielleicht Vorsicht, die ihn diese ersichtlich nicht
ernst gemeinte Entgegnung machen Hess? — Weniger glimpflich äussert er sich in der Vii^. Gont. zu Anfang: Ezpetebat
qo&dem nostri temporis qualitas grande silrntium; und p. 788: vitans illa, quae plus periculi possent praerogare, quam
Uudis. Vae, inquam, nobiii, apud quos et no4»e aliquid periculum est et habere.
3) Im Anschlüsse an die unmittelbar vorher citirte Stelle fährt er nämlich fort: Ob quam rem et bucolicam georgi-
oamque omisimus, in quibus tam mystioae sunt interstinetae rationes etc. und p. 789 : Ergo doctrinam mediocritatem
temporis excedentem omisimus, ne, dum quis laudem quaerit nominis, fragmen reperiat capitis. Esto igitur contentos,
ml Domine, leviori fasciculo etc. Wolle er, sagt Fulgentius weiter zu Chalcidius, Besseres, so m9ige er sich an einen
anderen wenden, ^i suam pro tMlo repuUt vitam.
11
nngleioh valirsoheitiUcher, dass Folgeatina WAgen seines religiDBen Wissens bIs Katholik von den
Aiianem, denn als Littenit von dem Vandolen angefeindet wurde.
Dftss er sich aber zu der christlichen, nnd da er in Afrika beheimatet war, zn der katholischen
Keligion bekannte, geht ans vielen Stellen theÜB indirect, theils direct hervor. Indireot spricht ansaer
Beinern freundschaftlichen Verhältnisse zn dem Presbyter Catns nnd dem Diakon Chalcidiiis eine Reihe
von Stelleu dafUr, wo er sich den Helden (iiaganij gegenüberstellt '). Direct zählt er sich den Christen
hei ausser an der schon erwähnten Stelle V. C. p. 702 nocli Myth. II, 1: quam [sc. vitam contempla-
tivain] apud nos epiacopi, aacerdotes ac monachi, apud illos philosophi gesserant; III, 1: sicut anti-
christum dtdmus quasi iiavtiov tov XQtatov; V. C. p. 743; Ideo etiam divina lex nostntm mundj
redemtorem Christum virtutem dei et sapientiam cccinit, quia perfectom hominis divinitas adsumsisse
videretur statum (I. Cor. 1, 24); p. 754: Nam et nostra salutaris divinaque praeceptio cor contritum et
humiliatum deum non despicere praedicat (Psalm. LI, It)). —
Auch Über den Materialismus seiner Zeit, die der litte^al'iß<^hen Thätigkeit dnvchans ungünstig
sei und kein höheres Ziel verfolge, als Gewinn nnd (iennsa, beklagt sich der Autor wiederholt. So
gleich zu Anfang der llyt.hologie ; Quamvis incificax petat stndinm res, ([uae earet effectu, et nb! emo-
lumentum deest negotii, canssa cesset iuquiri, hoc videlicet pacto, qnia nostri temporis aerumnosa miseria
non dicendi petat Studium, aed vivendi fleat ergastnlnm, nee famae adsistendum poeticae, sed fami sit
consulendnm doraesticae, — cito itai|ne nnnc aut quod amiseria fleas, aut quod edas inquiras, quam quod
dicas invenias; nnd besonders Uytb. 11, I p. 664: Secunda [vita] activa est, quae tantum vitae com-
modia anxia, omatus petax, habendi insatiafo, ser\'andi sollicita geritur. Hanc vitam penes antiquos
ali({ni tyranni, penea nos mundus omnis gerit.
Auch dieae und ähnliche Klagen lassen sich mit der Annahme vereinbaren, dass Fnlgentins als
Öffentlicher Lehrer in ,Carthago wirkte , aber durch die vaudalische Occnpation seine Lehrstelle ver-
loren hatte , da die Eroberer für wissenschaftliche Bildung keinen Sinn hatten imd die Gelder der
Communatkasseu , aus denen die Besoldung der genannten Lehrer verabfolgt wurde ') , zu anderen
Zwecken in Beschlag genommen haben mochten. Zudem hatten die einheimischen Homer, d. h. die
romanisirten Frovincialen , besonders die schwer misshandelten Katholiken , solche Einbusseu an Hab
und Gut erlitten, dass sie die Mittet nicht mehr besassen, ihren Söhnen eine höhere Bildung angedeihen
') Cf. UyUi. I, 33: quam e! ^josaai adicrEbunl; II, 8:
qnod ['■'t*'^''' posoat; t>e*oadcn T. C. p. TGI n. 76!, wo ei
BtoIoH TCrlUtta aliqald Epirurean non deaipuiuem, paganu
•oti'i, qaibwt Sol Terilalli fnliujt. lliemit verbiode man die
1. XXXII,
4e(»chotaon didt ptalterlam (cf. pMim. XXXII, I u. Pft.XCII); II, 1 a, %
qui non abüt in coniilio inpiornm et in via pecoatorura non ststit et ii
II, S: El Saloman: In obitu hominis nudatlo opetum ejui (Eccles. XI, 29
ipielung auf Oen. IX, 13: Irim quasi prcun paeu adjungout; II, S: I
taus (Ezfcb. XVI, 4); III, t: Unde et Adam, qanmris videat, audum i
eomedlt; V, C, p. 746; Bona« vitae pecf«cli»inin» iiulilnlor , Prophi
prnemiiiin bealitudinis, quam mdorem oeitaminia poiait (FBatm. L);
quas alt ex aoathcmal« ■ubrepiam esge liDgaain auream et deilr
«loqoiDm (Joi. VII, Sl).
I] Cawiodar. ep. vir. IX, 31; Cod. Tbeodoa. XIII, 3, II: Bernhardy, It, L, S.
qaAe [anima] apad paynnot dicitor de coeli« Irscta; III, T:
dem Tcrgil folg. Stelle in den Mond legt: Si inter tanUi
Ciiate auü der heil. Schrift, wie Mjth. I, U: Lex dMna
C. p. Till: Ut etiam Propheta
cathedra pestilentiae non sedit (Piati
Beat
I. 1)!
In uns hom. denud. op, iltiai); ibid. die An-
na dicit: Non est praeciaas umbilicas
idet, donee de coDeapiscentiae erbora
ivqcana ad bene livend! certaiuen, prius
Ivinae hiatariae memoria leügit,
s ex gentili facundio fucntum
, A. 7».
12 _
zu lassen. Und so finden wir die Klagen unseres Fulgentios einerseits über die Barbarei der Zeit,
anderseits ttber die Gefährdung seiner Existenz begreiflich und gerechtfertigt. .
§ 6.
ZeitaUer des Fulgenthts.
Wir haben der Untersuchung dieser Frage schon einigermasse'n vorgegriffen, indem wir oben,
wo wir von der Heimat des Schriftstellers handelten , ihn in die Zeit der Vandalenherrschaft in Afrika,
d. h. ins 5. Jahrhundert setzten. Den Beweis ftlr jene unsere Annahme sind wir bis jetzt schuldig
geblieben , um nunmehr die Frage nach ihren einzelnen Momenten im Zusammenhange zu erörtern, und
während wir uns dort auf innere Wahrscheinlichheitsgrllnde stützten, jetzt auch äussere Anhaltspunkte
für unsere Ansicht durch Combination zu gewinnen.
Aeltere Gelehrte, wie Gesner, Godofredus und Barth*), erklären den Autor tibereinstimmend für
einen Zeitgenossen Constantins, da Fulgentius zwei seiner Schriften, die Virg. Continentia und die
Expositio de abstrusis sermonibns, einem Grammatiker Chalcidius dedicirt hat, und die römische Lit-
teraturgeschichte einen Grammatiker dieses Namens kennt, der zu Anfang des 4. Jahrhunderts den
platonischen Timäus tibersetzte und commentirte. Indem nun die genannten Gelehrten den Freund des
Fulgentius mit diesem identificirten , kamen sie zu dem Schlüsse, dass Fulgentius ebenfalls unter Con-
stantin gelebt und geschrieben habe. Allein wer wäre, dies angenommen, der Dominus rex^ von dem
unser Autor Myth. p. 601 spricht? Darauf sind jene die Antwort schuldig geblieben.
Lersch glaubt ihn (S. 3) nach 470 ansetzen zu mtissen aus einem Grunde, dessen Beweiskraft
jetzt ebenfalls erschtittert ist. Fulgentius citirt nämlich in der Expositio eine Stelle des Martianus
Capella ^) ; auch hat er diesem Autor die ganze Scenerie des Prologs zur Mythologie ersichtlich nach-
gebildet. Nach der bisher allgemein geltenden Ansicht schrieb Martianus um 470^); mithin, argumentirt
Lersch , mnss die schriftstellerische Thätigkeit des Fulgentius später fallen. Allein der neueste Heraus-
geber des Martianus , Fr. Eyssenhardt ^) , hat in der Praefatio p. 7 — 9 die bisherige Annahme aus
überzeugenden Gründen als unstichhaltig erwiesen und kommt zu dem Resultate, dass Martianus min-
destens vor 439 geschrieben habe. Auf eine genauere Abgränzung der schriftstellerischen Thätigkeit des
Schrifstellers verzichtet der Herausgeber wegen der Unzidänglichkeit der bei demselben zerstreuten
Notizen. Luc. Müller*) tritt der Annahme Eyssenhardt's in ihrem ersten Theile bei und ergänzt
dieselbe mit Bezugnahme auf Mart. VI p. 213, 24 — 26 (aus Plin. h. n. HI, 38 entnommen), in ihrem
letzten Theile dahin, dass die scliriftstellerische Thätigkeit des Autors wegen des Zusatzes, qwxmdiu
[Roma] viguit, nicht vor 410 — als dem Jahre der Plünderung Roms durch Alarichs Horden — fallen
könne. Im Verlaufe seiner Erörterung präcisirt er die Zeit noch genauer auf 410 — 427. Dies wäre
also der terminus ante quem non für unseren Fulgentius.
<) Adyen. Hb. XLVIII, 8.
<) S. T. caelibatus: XJnde et Felix Capella in libro de nupUis Merourii et Philologiae ait: Placuit Minervae pellere
caelibatum.- Der Wortlaut der Stelle bei Martianot (I, 5) ist übrigenB etwas alterirt
») Vgl. Bernhardy, R. L. 8. 769.
*) MartianuB Capella, recentuit Fr. Eyssenhardt. Lips. Teub. 1866.
») N. Jahrb. f. Ph. Bd. 93 u. 94, H. 10, 8. 705 -715.
18
Es fragt sich nun weiter : Lassen sich keine äusseren Anhaltspunkte zur Fixirung der Zeit
•rmitteln, Über welche Flügentina nicht hinausfallen kann? Hiebei kommen zunächst die Sehrifl-
«t«Uer in Betracht, die ihn oitiren oder doch nachweislich gekannt haben, mithin jünger sind, als er.
Dahingehört zunächst der Uythographns Vaticanus III., in dem sein Entdecker, Ang. Hai, Alsoh-
Iich den Pontius Leontins Burdegalensis erkennen wollte. Dieser schreibt unserem Fulgentlns oft gani«
Abschnitte wörtlich nach. Er fttUt nach Bode's ') Urtheil in das 9. oder 10. Jahrhundert.
In eine frühere Zelt fallen, wie schon der Stil erweist, die beiden anderen vaticanischen Uytho-
graphen, und von diesen der erste wieder fVflher, als der »weite, weil dieser ans dem ersten manches
wörtlich entlehnt. Xebstdem benutzt« derselbe aber auch den Fnlgentiiis, den er stellenweise fast
ebenso wörtlich, wie der dritte, ausschreibt, ohne ihn übrigens zu nennen'). Nicht minder ist der Gang,
den der II. Mythograph in der Anordnung und Entwickelung seiner Mythologeme einhält, im Wesent-
lichen derselbe, nie bei Fulgentiua, nur daas derselbe hie und da durch Fabeln, die aus dem ersten Mytho-
graphen entlehnt oder excerpirt sind, unterbrochen erscheint. Endlich zeigt auch die Methode der .
Behandlung der einzelnen Mythen bei dem Mythogrnphen die mystisch-phyaikalisch-ctliische FärbTing,
der wir durchgehende bei Fulgentius begegnen*), Selbst die ungereimten Etymologieen des Fulgentius
hat der Mythograph mit gutem Glauben adoptirt. Anf diese Abhängigkeit des II. vat. Mythographen
Itst bereits ToUins ad Palaephatum p. 142 anfraerksam gemacht mit den Worten : Corrigo fscil. Fulg.
H, 17 p. G98) ex raythologo anonynio inedito (IL Myth. Vat. 107) viri celeherrimi et egregli
1b, Yossü. Scriptor ille recentior est Fulgentio, a i|uo multn desumsit, ut et Servio, mnlto vero anti-
quior Albrico philosopho') et magis Boccatio, qui ex eo multa sunt mutunti').
Es tVagt sich nun weiter: Hat auch der L vat. Mythograph, der dem zweiten auch der Zeit
I nach vorangeht, den Fnlgentins bereits gekannt ? A. Mai verneint dies kurzweg ; Fulgentium prormis
Ignorat. Binc nuUus duhito, quin Yaticanus Hyginus (i. e. Myth. Vat. I.) in qninto Christi saecnlo
[ 'oollocandns jure meritoque sit. Dagegen bemerkt Bode'): Nee Fulgentias sane utrique (i. e. Myth.
Vat. L et H.) ignotus fuit; und kurz vorher: qnem (M. V. I.) adeo post Boethinm Öoruisse probabile
«3t. Und wirklich treffen wir auch bei diesem I. Mythographen ganz unverkennbare Aebnliohkeiten mit
Fidgentina, die unmöglich zufKlUg sein können.
Zwar im ersten Buche des Mythographen habe ich bei sorgfilltiger Vergleichnng nur wenige
I Anklänge an die Manier des Fulgentius entdecken kennen. Selbst die Assimilation zwischen M. V. 27
und Fulg. ni, 11 geht nicht über die auf der Oberfl&cbe Hegende Bemerk ang hiuans, dass dieHarpyien
I ein Bild der Habsucht und des Geizes seien; ebenso setzt die theilweise Zusammmstimmaxtg in der
■} SoriplotM renun niTtliicAFiitn UUnl tr», Komu nupcc reii«rt[. Celli* 183i. Prooem. p. XX u. XXI.
>] Msin verglaicba II. VbI, Uylh. 1 mit Fu[g. Mytb. 1, 3; M. V. 9, 10, II, 13 mit Fulg. I, 3, «, 5, 6:
M. V. 13 mit Fulg. I, »: M. Y. U a. li mit Fu)g. I, 7 u. I, 9; U. V, 3i mit Futg. 1, 14 U. *. f,
*) MftD TsrgleicLe nur i. B. «m bei Fulg. I, 9 uod beim II. M. V. I über die Abkunft and Attribute dM
fiatnrn geogt Ut.
*) Dieser, ein «ngliuober Müncli im 13. Jahrb., ist der Verl. do miigeien BBdileliu: De deotuin im^aibiu, du
bei StaToieo &m Sclilusse Abgedruikt ist.
*) A. Ual wallte den Mythographen mit dem SaholiHtca dee Slftliu«, LacttnliuB Plaeidiu, IdentlficiieD , wog<!gca
Bode i>Tclestirt. Unsere Uiilartucbung berührt dies nicht. «) Prooem. p. XVII.
14
Bekandlung der TiresiAs£B;bial (U. V. 16 und Folg. 11, 8) dtTrchaus- noch keine Gegenseitigkeit zwischen
beiden Autofen VoraniL YoUends filsst sich zwischen M. Y. 28 und Fnlg. UI, 4, dann zwischen
M. Y. 76 nnd Folg. m, 10, trotzdem dass das DarsteUnngsobjeot das ntbnliohe ist, nicht die mindeste
Aehnlichkttt in der Anffassnmg oder Behandkmg nachweisen. Uebefrfaaupt ist diese dnrch das ganze
erste Bnch des Mythographen gänzlich verschieden von der des Fnlgentios., Der vat. Mythograph legt
die einzelnen Mythen schlicht und einfach dar, ohne eine rationalistische oder mystische Deutung zu
versuchen, wie sie bei Fulgentius durchgehends stattfindet Es ist ganz die objeotive Darstellungs-
weise der Hyginusfabeln , die das 1. Buch des vat. Mythographen charakterisirt, wie deau auch eine
Epigraphe im Cod. Yat. den Yerfasser Hyginus nennt ^}.
Dahingegen lässt sich constatiren, dass ftlr einen guten Theil des 2. Buches des L vat Mytho-
graphen Fulgentius als Quelle gedient habe. Das gelehrte Beiwerk, die ermüdenden Baisonnements,
die absonderlichen Etymologieen des Fulgentius finden sich darin so stark vertreten, dass wir bei dem
Mythographen Kenntniss und Benutzung des Fulgentius annehmen müssen. Die XJebereinstimmung
in Ungereimtheiten y wie Tisiphone sei = tovxiüv gxovr} = istarum vox, oder Megaera sei gebildet
von fieyah] eQiSj i- ®- magna contentio^), sowie in der frappanten Notiz, Saturn sei ein Sohn des Pol-
lux'), ist von der Art, dass sie sich unmöglich bei zwei von einander unabhängigen Schriftstellem
ergeben konnte. Und so lässt sich durch das ganze zweite Buch des Mythographen eine unverkenn-
bare Uebereinstimmung mit Fulgentius nachweisen*).
Auch im dritten Buche des Mythographen, das überwiegend historische Anekdoten mittheilt,
zeigt sich stellenweise mehr als zufällige Aehnlichkeit mit Fulgentius^).
Man könnte nun freilich an und ftir sich auch geltend macheu, dass Fulgentius möglicherweise
ans dem Buche des L vat Mythographen geschöpft habe. Allein dem widerspricht die Ungleichheit
der Darst^ung in den verschiedenen Büchern des Mythographen einer- und die Consequenz und
Gleichartigkeit der Behandlung der einzelnen Mythen bei Fulgentius anderseits. Die barocken Ety-
mologieen, die weit geholten Citate, die mystischen Reflexionen sind bei Fulgentius durchgreifend, beim
vat Mythographen finden sie sich nur im 2. und stellenweise im 3. Buche. Selbst im Ausdrucke
contrastiren diejenigen Mythen , in welchen zwischen dem Mythographen und Fulgentius Uebereinstim-
mung nach Inhalt und Deutung stattfindet, lebhaft mit denjenigen, die der Mythograph selbstständig
bearbeitet oder aus anderweitigen Quellen entlehnt hat. Und in zwei so heterogenen Stilarten, wie
sie die ^ Fabellese des L vat Mythographen ausweist, schreibt doch wol kein Schriftsteller, wenn er
selbstständig schreibt und nicht vielmehr abschreibt oder excerpirt.
^) HierSber die längeren Erörterungen von Mai nnd Dode in den Prooemien ihrer Ausgaben.
«) Cf. I. M. V. 109 mit Fulg. Myth. I, S. «) Cf. I. M. V. 102 mit Folg. I, 2.
4) Man rergleiche: M. Y. 107 mit Fulg. I, 8; M. Y. 108 mit Fulg. I, 4; M. Y. 109 mit Filg. I, 6 (oben aehon
erwähnt); M. Y. 110 mit Fulg. I, 7; M. Y. 111 mit Fulg. I, 8; M. Y. 112 mit Fulg. I, 9; M. Y. HS mit Fulg. I, 11;
M. Y. 114 mit Folg. I, 14 u. 8. f. Man sieht, dass selbst die Reihenfolge bei Fulg. von dem rat Myth. aiemlioh ein-
gehalten ist. Manchmal hat derselbe auch Mythendeutungen, die bei Fulg. getrennt sind, zu üntt Fabel vereinigt, wie
z. B. f. 119 aus Fulg. I, 18, 19, 20, 22 u. 28 zusammengeschweisst ist.
») Z. B. M. Y. 229 mit Fulg. U, 19; M. Y. 280 mit Fulg. UI, 5; M. Y. 231 mit Fulg. UI, 6; M. Y. 282 mit
Fulg. III, 2.
u
£i steht DÜthln fest, ilasa die Mj-thologie unserea Fnlgeutins auch dem I. vkt. Mythograplioa
bereits als Quelle vorgelegen hat.
Wann aber lebte der Mythograph gelbst? — A. Hat setzt ihn TOn der fiilseheii Voransaetznng
ansgebend, dasa er den Falgcutins niobt kenne, wol aber den Orosina, den er in f. 219 nennt, sowie
den Serrias, den er zwar nicht nennt, aber in f. 74 und «nderw&rtfl doch sichtlich benatzt hat, Ina
5. Jahrhundert; Bode ') hingegen, wie erwähnt, nach Boethias (f B24), Ihn noch spater nnanaetzen,
wie dies Lange in seiner Dissertation llber Hyginns thut '), dtlrfte schon desshalb unstatthal't sein, weil
er höchst wabrao heinlich noch Heide war, wie bereits Mai ^) bemerkt. Wenigatena habe ich keine
Stelle bei ihm entdecken können, welche nur cinigermassen für die Annahme, daas er Christ gewesen,
sprÄche, Das Heidentbnm aber wnrde im Laufe des 6. nnd za Anfang des 7. JahrhnndertB im Abend-
lande von der christlichen Religion vollständig verdrängt. Somit werden wir der Wahrheit am nächsten
kommen, wenn wir den vat. l[ythographen in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts setzen.
Jetzt irrelevant für unsere ünterenebung , doch nicht mit Stillschweigen zu übergeben wegen
des frllheren Textzustandes ist der sog. Scholiasta äermanici , der von Barth ') geradezu ftlr identisch
mit unserem Fulgentina erklärt wui-de. Der vielfach interpolirte Text dieses Scholiasten ontliielt
nämlich vor der kritischen Revision Eyasenhardt's ') mehre Stellen, die znm Theil wörtlich aus
Fnlgentius entlehnt waren. So war z. fi. in das Schollon über Erichthoniua ') der betreffende Paasus
aus Fulgentius II, 14 ziemlich wortgetreu aufgenommen '). Dessgleichen liest man die Notizen, die
Fulg. U, ly über den Mond und I, 11 über die Sonne gibt, in den früheren Testen des Scholiaatea
unter seinen Excuraen Über dieselben Themata') fast in wörtlicher Abschrift, wesßhalb schon Muncker
zu Fulg, II, 14 den Scholiasten comjtilator Fulgentii nennt '}. Allein alle diese Stellen sind in der
erwähnten, auf CoUatiou besserer Handschriften basirten Ausgabe als Interpolationen ausgemerzt, so dass
bei der Unbestimmbarkeit der Zeit, in der jene Zusätze dem Texte des Scholiasten einverleibt wurden,
der Scholiost selbst ftlr unsere Untersuchung nicht in Betracht gezogen werden kann '").
Das gleiche Verhältnias findet auch in Bezug auf die Hyginnsfabeln statt, deren Antorschaft
ebenfalls viel bestritten ist"). Der neueste Bearbeiter dieses schwierigen Themas, Lange in der oben
1) Prooem. p. XVn.
') D« oexu intet C. Julii Hjgini opera mytlialosici et fabulatum qni nomen ejus pne te fert librum. Nog.
ISSa. Diraclbe rückt ilm (p. II) sui !Ür eich nicht überzeugenden OiiiD<1en ins 7. oder gar S, Jshrh. hcmb.
'] Nultum unquiuD nisi ethnicae lupeniiiioDU indicium prae se ferl. [Bade, prooem. p. VII.)
*] Advers. lib. XLVII, 18. Barth moable wo] vergeisen haben, dus er X, !l bereit! den Qermaniciis selbat als
Yerfaiser bezeichnet halte. Uierüber Suriogar: De mythographo astroDomicci, qnf Tulgo dldtac icholiagtea Oermaniai.
Leidener GymnaBial pro gram m von 1843; S. 11 — 13,
*) Hinter dem Texte de« Martianus CapelU in der oben beietchneten Tanbner'Khen Auggabe.
•) Bei Bublo p. 53. ') Soringar a. a O, p. 13. ») Bei Micfüiu p. 186 u. 185.
•) Tgl. noch die Note desselben xn Futg. II, 19 p, 700 u bcsoDdera Prnef. p. ft+f 3.
'<) Auf daa Vorliatulcnapin Ton Interpolationen hat inerit Sohnubaoh In Meiningener Programmen von 1817 u. 1831
aarmerhtam geniaeht, beeondorB in: De Arali inlerpretibns p. S n, fF. Im Uebrigeo Tgl. man die'Deductionoo Suringan
a, a. O. p. 13 — 15, -welcher eine UoberarbeiiUBg des ureprilngüchen , ans dem 3. oder sogar 3. Jahrb. stammenden Textes
im Laufe des 7. oder 8 .labih. annimmt Vgl. auch Bernhirdir, R. L 3, 483.
") Vgl, Bunte hi Minor Anigabe, Prooem. p. 30 — !B, wo auch die Tielfaob lieh durch kreuzen den Ansichten der
früheren Gelehrten and Bearbeiter zueammengea teilt sind.
16
erwälmteh Schrift, kommt zu dem Resultate, dass der ursprüngliche Yer&sser des mythologischen
Werkes Oethealogiae der bekannte C. JnHns Hyginns war, und dass dieses Buch von einem nicht be*
sonders gelehrten Grammiitiker des 3. Jahriinnderts excerpirt und für den Schnlgebraoch hergerichtet
worden sei. Diese TJeberarbeitnng liege nns, obendrein dnrch zahlreiche Verschiebungen, Zusätze und
Verderbnisse ^eder Art entstellt, in der unter dem Namen des Hyginus ttberlleferten Fabellese vor ^).
In dieser Fabelsammlung nun finden sich, wie schon Muncker^) angibt, auch einige Notizen,
welche fast wörUich aus Fulgentius entlehnt sind, nämlich in £ 164 die beiden Zusätze tlber Orpheua
und Myrrha, ersterer aus Fulg. m, 10, letzterer aus III, 8 entnommen. Dass auch Hyg. £ 75 auf
Fulg. n, 8 zurückgehe, stellt Lange (p. 47) in Abrede. Da. aber die genannten Partieen sich ent-
schieden als Fälschungen kennzeichnen, so können wir daraus ebenfalls für unsere Untersuchung keinerlei
Schlüsse ziehen«
§ 6-
Mesultate.
Nach den bisherigen Erörterungen steht so viel fest, dass Fulgentius früher schrieb, als der
L vatic. M3rthograph, und dass dieser selbst aller Wahrscheinlichkeit nach in die erste Hälfte des
6. Jahrhunderts gehört. Ist es nun nicht wol anzunehmen, dass unter den damaligen Zeitver-
hältnissen ein Buch von so untergeordneter Bedeutung, wie die M3rthologie des Fulgentius ist, inner-
halb kurzer Frist so in Umlauf gesetzt werden konnte, dass seine Ausbeutung durch Scholiasten,
Glossatoren und andere Mythographen in solcher Ausdehnung ermöglicht war, wie wir dies von dem
genannten Werke bemerkt haben: so dürften wir kaum zu weit gehen, wenn wir zwischen der Ab-
fassung des Werkes und seiner Verwerthung zu Schulzwecken — denn ein Schulbuch ist ja doch wol
auch die M3rthensammlung des I. vatic. Mythographen ^ — einen Zeitraum von mindestens einigen
Decennien annehmen. Sonach kämen wir vorläufig ungefähr in die beiden ersten Decennien des 6. Jahr-
hunderts herab : Fulgentius' schriftstellerische Thätigkeit noch später anzusetzen, ist nach der bisherigen
Argumentation unstatthaft *).
An gelegentlichen Anspielungen auf Zeitereignisse finden sich bei Fulgentius ausser den beI^eits
oben in § 3 und 4 besprochenen *) noch folgende : My th. ProL p. 600 klagt der Autor über den Druck
ungewöhnlicher und augenblicklich zu erhebender Steuern, der gar nicht mehr auszuhalten sei; selbst
»
1) Lange p. 15 u. 17—25; cf. p. 63. Auch Bunte, Prooem. p. 20 u. 22 kommt su demselben Resultate, nur dass sich
die Interpolationen nach Lange's Ansicht in weitaus gri»sserem Umfange erstrecken , als Bunte annimmt (a librariis pauca
sunt adspersa, sagt er); auch hat Bunte die Zeit, in welcher die Redactlon durch den anonymen Grammatiker sta^fand»
nicht näher zu bestimmen gesucht, sondern sie einfach in die ersten Jahrhh. der obristl. Zeitrechnung Terlegt, w&hrend
Lange sich mehrmals (p. 12 u. 68) mit Entschiedenheit ffir das 3. Jahrh. ausspricht.
2) Dissert de Hygini aetate et stilo p. fttt ^* ^) Lange s. a. O. ist übrigens anderer Meinung.
^) So wurde auch bisher ziemlich übereinstimmend angenommen. Vgl. Lersch 8«. 2, wo sich die einsohlSgigen
Angaben früherer Gelehrten zusammengestellt finden. Bemhardy, R. L. S. 832, A. 247 sagt: „Aus diplomatischen Gründen
.gehört er mindestens ins 6. Jahrh." Offenbar will er damit sagen, dass er eher früher, als sp&ter ansusetsen sei. Man
wollte seine Schriften nämlich auch unter die Machwerke des 16. Jahrh. Terweisen.
^) Siebe daselbst die Erörterungen über die Qallogetioi inpetus, dann bellici frequenter inonrsus und Domini regis.
felicitas.
17
ein Midaa würde damnter verarmen '). Auch diese Stelle lässt sieb recht gnt auf die Begieningszoit
des Königs Htmerich (477 — 484) beziehen, in die wir früher auch die belltci incnrsus verlegt haben.
Itfan höre Papencordt*): „Wm die rß mischen TToterthanen angeht, so gewährte ihnen Hnnerich anfangs
eine grossere Religionsfreiheit, als sie nnter Geiserich genossen hatten; nur bedruckte er sie dnrch
Übermässige Änflagen, wozu er gehässige Anklagen (vielleicht die raueisona jürgiorum cla^ca
nnserea Autors) und die Emeuemng alter AnsprUclie benutzte '). Nachher brachen die Beligionsver-
folgnngen aus, welche zuerst gegen die Manichäer, dann auch gegen die Katholiheu gerichtet waren.
Der König begann damit, die Katholiken von allen äffentticben Aemtern und Handlungen auszu-
scblieaaen u. s. w.'^ '). Unter dem 24. Februar 484 erltes!^ Hunerich sogar ein Eilict, „welches allen
Katholiken- bis ediu 1. Juni Zeit liess, zn dem Ariauismos Überzutreten; wer aber diese Frist nicht
benutze, der solle allen Strafen unterworfen sein, wozu die Ketzer im römischen Reiche durch die
Gesetze der Kaiser vemrtheilt seien. Grosse Geldbnssen wurden dadurch den Katholiken auferlegt u. s. w." *).
Auf diese Verfolgimgen scheint unser Autor mit den wiederholten Bemerkuugen über die Gefahren, die
das Wissen mit sich bringe, anzuspielen ').
Eine grelle Seliildening entwirft Fulgentins über die Gennassucht und das Sittenverderbniss seiner
Zeit'); sie gipfelt in dem an Tac. Germ. 19") erinuemden Satze, daas Sittenlosigkeit nicht mehr flir
SUnde, sondern tür NaturbedUrfnisB gelte. Hiemit bringe man die frllher schon besprochenen Stellen
in Verbindung, wo er sich über die materialistischen und lucrativen Bestrebungen seiner Zeit
äussert. Das allgemeine Sittenverderbniss, von dem der Autor spricht, und wodurch be^iondera Carthago
berüchtigt war, hatte Geiserich dnrch eingreifende, strenge Verordnungen zu beachrUnken und abzustellen
gesucht'). TJebrigens waren diese Edicte durch die römischen Frovincialen veranlasst, da von den
Vandalen ausdrücklich die Tugend der Keuschheit gerühmt wird '"). Allein bald nahmen diese mit der
Sprache auch die Sitten der Unterworfenen an, und die Demoralisation war bald unter den Vandalen
so gross, wie unter den Römern ").
Ziehen wir endlich noch die Stelle gleich zn Anfang der Hytholo^e p. 596 in Erwägung, wo
unser Autor über den Mangel an Lebensmitteln klagt ''), und vergleichen hiemit die Angabe des gleich-
>] Nam triboUri» lo diei oonTentia eompoluntiom pedibo» lini«ii ptoprlum tiivemt, noT» iitdiaioHam ao momea-
(wi«> prorerens genara, qnä, ai Hlda tex ex boinine verterer, — or«do, etUun Paatoli ip)iu> Suonta oondiMU trequeaCibat
dMiaMucm. >] S. 113.
') Cf. Victor de pen. Vand. II, 1: ProiiiicUs regoi >ui varii« calanuiSia alque inditlioniliiii onerabat, nt da UIo
piaecipae dicerelar: Rei egenut ett magna« calumnlalür.
'} Vielleicht Tertor unser Autor bei dieser Qelegeaheit leine Stelle und zag sich, um weiteren Vetfo'gaiigen zu
ealgehen , in* FriTntlebea »uti Land zorüok- WeDigster» euheiat ao elwat p. 699 aogedentet xa lein.
>) Papencotdt S- 116. «) Cf. Myih. ProL p. 69S; V. C. p. 7&8.
'} Ufth. II, 1: Voluptaria varo vita Mt, quae libidini tantammodo obuoxia nutlum hoDGStum re^iutat bonum,
led Mlora Tllae adpeteos oorraplelam aut libidine nollllui
raodtdatar. Sed hoo penei IIId* Eplouret aa *olnptaril: {
liuuum Demo gerit, nee uaeci bonum itcet.
*) Corruinpeie et corrumpi taeculam Tocatar.
18 ocaenlatur aut rapina BUcceoditDr aut liToribue
hi^ua modi vita natura, non crimen eit; et quia
. VII 1
157.
11) fiimi ait eonsnlenduin ifumesii
i etwas spüter
»i er SalT. da gubem. Dei VlI p. ISO.
") PnpcDcordt S. S45 -16.
lo Itaque nanc aat quod amigeris lleai au
yvud edas
18
xeitigen Victor ^), der ansdrttckUch eine grosse Hnngersnoth unter Himerielui Begienmg erwähnt;
80 werden wir zu der Folgening gedrängt, dass die sohriftstellerische Thätigkeit des Fnlgentios um
beiläufig 8 Decemxien £rtther anzusetzen ist, als man seit Huncker auf dessen Autorität hin gethan hat;
dass Fulgentius seine Mythologie und wol auch die beiden anderen erhaltenen Schriften ^ unter Hnnerich,
also etwa um 480 — 84 verfasst hat. Und zwar scheint er damals schon in gereifteren Jahren gestanden
zu sein, indem er von seinen Jugendgedichten und Liebestäudeleien als von einem ttberwundenen Stande
punkte redet!
Im Uebrigen scheint unser Fulgentius nicht unbemittelt gewesen zu sein, da er, wie er im Pro«
«
löge zur Mythologie sagt, sich auf ein Landgut zurückzog '), und sich, wie mehrfach erwähnt wurde,
des Oefbereu tlber die Unsicherheit des Besitzes ^), sowie über die widerrechtlichen Beuachtheiligungen
an Hab und 6ut von Seite der Mächtigeren beklagt ^). Er oder seine Aeltem scheinen mithin bei der
Occupation Afrikas durch die Yandalen in dem Besitze ihres Grundeigenthums belassen worden zu sein,
wie dies bei der grossen Ausdehnung des eroberten Territoriums und der verhältnissmässig geringen
Anzahl der Eroberer vielfach geschah. Näheres lässt sich über die Lebensverhältnisse des Schrift-
stellers nicht ermitteln.
n.
Die litterarische Thätigkeit und Bedeutung des Fulgentius.
BUdungsstmid de» Verfassers im Allgemeinen.
Hierüber lässt sich wenig Günstiges sagen. Er selbst freilich kramt eine erstaunliche Gelehr-
samkeit aus, die lange genug den Philologen Kopfzerbrechen gemacht hat. Allein seitdem ihm Lorsch
ordentlich in die Karten geschaut und ihn, auf Beobachtungen Früherer *) fussend, gründlich als Betrüger
entlarvt hat, ist der Nimbus, mit dem Fulgentius sich zu umhüllen gewusst, zerstoben und an die
Stelle der Bewunderung, die man ihm Jahrhunderte lang ob seiner umfassenden Litteraturkenntniss
gezollt hatte, eine ziemlich allgemeine Verachtung getreten, obwol sich Gerlach, Schneidewin, Osann
u. a. ^) seiner annahmen und eine Ehrenrettung versuchten. Diesen gegenüber bemerkt Bemhardy ') :
„Nach der erschöpfenden Untersuchung von Lersch-, der seinerseits einen absichtlichen Betrug, verbunden
1) Victor de pert. Vand. ¥,17.
^) Die ContinentU gewiM, da in derselben allenthalbMi die nämliehen Klagen wiederkdireot wie in der Mythologie.
<) P. 599: villatica semotione. «) v. C. p. 7SS. &) Myth. p. 696.
«) So Merceriaa in aeiner Aoigabe (Paris 1614); Muncker in seiner Praefatio; aaoh Bentley, MadTig, Orelli»
Welcker, Ritsohl, Hildebrand (in der Ausgabe des Appalejus), O. Jahn (in der Aasgabe des Persios) setsten Misstrauen
in die CiUle des Fulgentius. Hierüber Lersch S. 19 — Sl.
7) VgL Lersch S. 21—24. 8) R. L. S. 882, A. 247.
1«
mit der Tollsten Gedankenlosigkeit annahm, wird man Bentley's Auffassnng (£p. ad Milt. p. 72: hotno
Ualelae germaDiüsimite) vorziehen. Fulgentius war Halbwisser, der auf Grand einiger ihm oberflSchlich
oder vom HBrenBagen bekannten Notizen ins Blane phantaelrte a. s. w." '). So hart auch dieses Urtheil
Bernhardy's klingt, so ist es doch nicht nngerecht Schon die Erdichtung von Citaten aus entlegenen
oder anch ganz fingirten Schrinstellem , die nnr in einer Zeit, wie der seinigen, möglich -war, da der
Verf. wegen des armseligen Zustandea der Bibliotheken^) eine Controle nicht zu beförehten hatte; dann
die Art nnd Weii^e, wie er diese Oitate, die meistens ausner altem inneren Bezug zn der Saohe stehen,
zum Belege nichtssagender oder selbstverstÄndliclier Sätze, wie einzelner Worte eiu^lgt ') ; weiter sein
tendenziUses Auskramen von fragmentarischen Kenntnissen ans dem Gebiete der JUusik, Hedicin nnd
Philosophie, nm nur den Schein vielseitiger Gelehrsamkeit um sieh zu verbreiten 'J; endlich die häufige
Bezugnahme auf seine eigenen Schriften (Satirae und Liber physiologns cf. V. C. p. 749)'): — all
dos ist so recht das Merkmal eines dünkelhaften Kleingeistes , der auf das Wenige, vaa er weiss,
erstannlicb eingebildet ist.
Des Griechischen ist er noch so leidlich kundig, indem er die griechischen Citat« für seine Leser,
bei denen er die Kenntnias jeuer Sprache nicht voranssetzt, wenigstens wörtlich übersetzt. Aber
die dummdreisten Etymologieen , die er ohne TTuterlass als ein wahres Panacee fllr und gegen
Alles einfügt, erweisen entweder, dass ihm selbst jedes tiefere Verständniss der Sprache abging, oder
dass CS Ihm auch hier nnr wieder darum zu thun war, zu glänzen, so doss ihn die Eitelkeit ungescheut
auf die Unwissenheit der Leser sündigen Hess, Für let^ere Annahme spricht besonders die systema-
tische Fälschung in Citaten und Autorennamen, wie er sie in grossartigstem Massstabe in der Kxpositio
(weniger in den beiden anderen Schriften) geübt hat; für die erstere der Umstand, dass er auch bei
tlen lateinischen Etymologieen nicht wählerischer verfahrt und so angenfilUige Ungereimtheiten vor-
bringt, dass selbst Laien sie durchschanen ninssten. um so mehr seine geistlichen Freunde Catus nnd
Chalcidins.
So sehr er nun auch auf seine Gelehrsamkeit pocht *}, so könneu wir ihm doch nur ein ziemlich
beschränktes Quantum Scholiasten Weisheit zugestehen. Denn fast nur aus Scholiasten scheint er sein
B eh rifts teile riaches Material entnommen zu haben. Die Gränzeu seiner Schriftstell erkenn tniss dürften
sehr eng zu ziehen sein. Seine eigene LectUre erstreckt« sich in der lateinischen Litteratnr wol nicht
weit über Vergil, Plautua, Appulejus, Petronius, Tertallian und Martianus Capella hinaus; von der
griechischen Litteratur kennt er nothdUrftig den Homer ') und vielleicht einige philosophische Scliriften
im Geachmacke der damaligen Zeit. Die Übrigen, als echt nachweisbaren Citate scheinen fast sämmt-
ichen, noch irgend
TGS: „JeUt wird er «eder ti
Praaf. ttttt 2: K»ra cam ejm »eMle ii
a retigiODis leto spoliMaa ei»ent bililiotbecae ,
, qai nunquam TidsatDr eutiüaee, eerle aliis
aen litterarisobcD Üienat Iciaten,"
\ loi parM Qon a Outhis lanlam , sed ab i
e tibi arbitratnm dicsa, ut aDclorilalvm adr
imperti taut. Vgl. aurh Lertch S. iO.
' ) Tgl. nooli S.
*) er. Muacker
clirisUanii praepostera
«.mpiuriun. .
>) Lench S. 14 gibt Bei»p{e]e. *) Cf. Myth. III, ~, 9 und die ganze Virg. CoDtinentia.
') Lerach S. 9 bemerkt g«nz ricblig: „E« iel olTeobnr, dui Fulg. diese gsoie Erurternog anlegt, nm Bulnea Lesern,
li dem OraiDBiatiker Chakidiu» miuutlieilen , dats er noch ein anderei Werk geschiiebeo habe."
■) UjÜt. ta, 1 kennt ec logar eine Pamphyla llogua!
1) Ditaea eltlrl et beaonde» häufig; weilatu die meisten Citate siai atu den t crslcn BQchorD derlltaa ei
20
lieh mittelbar aas Commentaren und Soholien geschöpft zu sein, zumal da sie meist kurze Sätze allge^
meinen Inhaltes wiedergeben«
Seine allgemeinen Kenntnisse gehen ebenfSalls nicht über eine spärliche Summe gewöhnlicher
Schulweisheit hinaus. Namentlich ist der ganze Zuschnitt der Virg. Cent, echt schulmeisterlich. Was
er ans dem Bereiche der Musik, Philosophie u. dgl. producirt, sind blos sporadische Notizen, wie sie
ihm die schulgerecht zugeschnittenen Disciplinen des Trivium und Quadrivium an die Hand gaben ').
Namentlich sind die Philosopheme, die er hie und da einflicht, so oberflächlicher Natur, dass sie kein
tieferes Eindringen in die Wissenschaft voraussetzen. Um so lieber ist ihm die mystische Bichton^»
zu der er sich wiederholt bekennt ^), indem sich mit dieser Verworrenheit der Begriffe, Unklarheit und
Verschwommenheit in Gedanken und Ausdruck gewissermassen mit Nothwendigkeit verbindet.
Aber auch in der Poesie glaubt er Meister zu sein und ist auf seine Jugendgedichte nicht wenig
eingebildet, wenigstens lässt er sich in dem Prologe zur Mythologie von der Muse Kalliope reichliche
Lobhudeleien darüber sagen. Für den Verlust derselben kann man sich an 3 Proben seiner poetischen
Begabung entschädigen, die er im Prologe der Mythologie p. 605 — 607, dann p. 616 — 618 einmal in
trochäischeu Quadrati, das andere Mal, wie auch V. C. p. 740, in Hexametern gibt. Sie sind übrigens
nach Inhalt und Form nicht geeignet, ein günstiges Vorurtheil für die dichterische Be&higung ihres
Verf. zu erwecken; sie erscheinen als ein den Sinn vollständig erdrückender Wortschwall, der gewalt-
sam ins Metrum , selbst mit prosodischen Verstössen '), gezwängt ist. In so ferne haben wir keinen
Grund, den Verlust seiner übrigen Gedichte zu beklagen. Die Poesie war eben auch Gegenstand des
Schulunterrichts *); die jungen Leute wurden nicht blos mit den Dichtem vertraut gemacht, sondern
auch selbst wenigstens zxmi Versmachen angehalten. Fulgentius erhebt sich auch darin nicht über das
gewöhnliche Niveau.
Die Schriften des Fulgentius tragen mithin so recht das Gepräge des encyclopädistLschen Wissens
an sich und bekunden einen Verfasser, der zwar alles zu wissen vermeint, im Grunde genommen aber
nur Einzelheiten kennt, aber kein systematisches Wissen besitzt. Oberflächlichkeit und unwissenschaft-
liche Eitelkeit sind bei ihm an die Stelle der Gründlichkeit und ernsten Wissenschafklichkeit getreten.
§ 8-
Seine Schriften.
1. Verloren sind:
a) Gedichte und zwar Liebesgedichte , Satiren und wol auch Epigramme *). Auf erstere spielt er
namentlich an Myth. p. 612: Eja, inquit, Fabi, AnacreorUicis jam dudum novus mystes initiatus es
;*
<) MartUniu Capeila hat die einflchlSgigen Disciplinen in seinem bekannten Liehrbuche: De nuptiis PhUoIogiae et
Merourii libri IX, eyetematifch bearbeitet.
*) Die einschlägigen Stellen hat Lenoh 8. 10 zosammengestellt.
3) So gleieb anfangs: Thespiades; r. ^1 cecinit; ▼. 25 ParrhasTa; r. 26 lyra u. a. m.
*) Aehnlich kannte man frfiher in der Organisation unserer CFymnasien nti^fp 4er rhetorischen auch eine
poetische Classe.
^) Wenigstens scheint dies in den unklaren Worten Myth. ProL p. (96 n. 97 an liegen : Dwb^ ludioro ThalU
Tentilans epigrammate comoedica solita [seil, est] Temulitate mulcere.
w
sacris, Kallkope, allerdinga sonst die Hase der enuten, epiaohen Dichtniig, aber von Fnlgentios uiclit
mehr in dieser engen Kepräsentation , sondern als Peraonification der Dichtkunst Oberhaupt anfgefasst,
heisst ihm p. 607 familiaris '), und p. (i08 nennt er sie: Viraginem olim mihi poetico mlgalam eviden-
tius tesUmonio.
Auch die Schwärmerei, mit der er sich Uyth. II, 5 über das weibliche Geschlecht nnd die Liebe
aoslässt, der selbst Hercules unterlegen sei, wo er sich pathetisch an die Richter wendet: Parcite,
qnaesD, judioes, humanis ardoribus. Quid enim puerilia aut maliebris sensus in amore efiiciat, ex quo
in Ubidinis pugna Herculea deaudat virtus? Unlieria enim inlecebra major est mundo: quia quem
mnndi magnitudo rincere non potuit, libido compresait ') ; femer das bereits früher berührte, eichtlicbe
Behagen, mit dem er bei der Besprechung und Deutung mythi^icher Liebe sgeschichten verweilt, beweist
wenigstonH secund&r, dass er sich schon früher fUr solche StoSe besonders interesairt hat.
Daas er Satiren — wol mehr in Varro's oder Petronius' als Horazens Manier — geschrieben
hatte, spricht er mehrmals direct ans, wie Mj-th. p. 596; Meas cachinuantes aaepius naenias lepore
galtricu litas; p. 612: nuatenns ta nostra sulira — percnsslt vaäatum^e te sni retinet amoris inle-
cebra '). Als eine Satire in dem Sinne der obengenannten Dichter kann dann auch der Prolog der
Mythologie bezeichnet werden. .
b) Ferner hatte Fidgentins ein Bach nntcr dem Titel Liber phytiologus geschrieben, wie er
selbst mit gewohnter Selbstgei^Uigkeit in der Virg. Gont, p. 749 angibt: Satnranter baec, inquam, in
libro pbyaiologo, quem nuper edidimus de medicinalibns caussis et de septenario ac de novenario
nnmero, omnem arithmeticae artis digesaimus rationem, eritque perissologiae nota, si, qnae in uno
libro descripsimus, etiam aliis inseramns. Ergo, qui ista discere cnpit, nostmm physiologiuum perlegat
librum. Das Buch scheint also Über Zalilenmystik gebandelt zu haben, wie sie n. a. von Jambllchus
in seinem wunderlichen, den Pytbagoreismus und die Lehre der Orphiker mit dem Neupiatonis mua
amalgamii-euden Systeme ausgebildet worden war ').
2. Erbalten sind:
a) Mj/tkologktrwn (oder Mylhologicon) Ubri III ad Cattim presbyterum. Das Bach ist während
eines Landaufenthaltes ^) des Autors anter Hunerichs Regierung *) abgefasst. Yorans geht der mehr-
I) Cf. p. 611: Ut tHHm me tTapM\ii /amiliartn rMoiMet.
*) er. I, 37: Slcnt nihil benigoa anperini conjuge, iU nihil InfnU cradelliu uuliere, Wenigot ^1 lit er koder-
warti auf du zarta Oeschleolil in ipreohen, wie Myth. p. 61G o. III, b.
^) Cf. p. Gib: Tum (e ta& Satira Jndentem ezcipUt. (JuiieMi, — ne tu Utam taam Safxram, cujua dudam me
T&datum amore praedixeru etc.
*) Wenn »rfaoD dis itt-Py thagoreet mit ihrer Zahlensymbolik Tielfach Hiubrauch g«trieben hatteo, «a slelgeite
ilch dieier Unfug in der Lehre der Neu-PyUiagoreer, wozu lich die Myitik der Orphiker geeellte, lum siugeblldeuteii,
aller Wiggensobaftlichkeit baren Aberglaubeo. Die Theurgie der Orphiker glaubte darcb geheimoiuvolle ADrnfungen und
Beachwörungsiamieln , wozu sie gewi«« Worte und Zahlen gebrauelilo, auf dem Wege der Divination, Magie und Sym-
pathie mancherlei Übernatürliche Wirkungen erzielea lu können. Ea gab eine reiclibaliige Litteratar über diesen ecaiaen
Aberglauben, woran wir t. B in den paeudo -orphiichen Ai&'ii d. i. über die geh eimnia»T ollen Krifte und Wirkungen
der Steine, oder in den pieudonymen 'IjTpijii&ijiMiTwi ^ nipi lataxi.Jiicu; vojii'jvTuiv npo-puiatui ix ^c iiaBijuatuiiJs tm-
aT^|ii){ de« Hennea Trlimogialua Proben beiltiea. ^ Cf. Myth. Prol. p. 099 — 800.
*) Die Begründung dieser Annahme siehe in % G.
22
tf ^^^
erwähnte Prolog, Aas dees«! bimtsclieokigein InhAlte wir Folgendes entnehmen: Der Yer£l hat sioliv
mttde des nnmhigen Stadtlebens, wt eine ländliche Villa snrackgezogen , mn sich dort ungestört der
Bnhe zu llberlassen. Allein die Steaereinnehmer wissen ihn auch dort ao&afinden; hald beschrtoken
ihn anch feindliche Einfalle (der Mauren) anf seine vier Wände, bis endlich mit dem Könige wieder
Bnhe ins Land kommt. Fioh der wiedererlangten Freiheit, ergeht er sich in der freien Flnr, die
noch allenthalben Spuren der feindlichen Invasion an sich trägt: das Ackerfeld liegt brach, und Dorn-
gestrttpp hat sich über die Frachtfelder und Olivenpfianzungen ausgebreitet Während er unter solchen
Eindrücken gedankenvoll dahin wandelt, erblickt er unter einem Baume ein anmutiges Schattenplätzchen,
das ihn zur Siesta einladet. Dort gelagert, drückt er seine Empfindungen in einer Reihe Trochäen aus,
womit er die Musen zu sich bescheidet. Ihm erscheint Kalliope, ihm längst befreundet, geleitet von
zwei anderen Wesen, deren Ausstattung weitläufig beschrieben und geschmacklos motivirt wird, üeber
den Zweck ihres Kommens von Fulgentius befragt, erzählt Kalliope wdt ausholend, sie sei der heli-
konischen Jungfrauen eine, erst in Athen, dann in Rom, zuletzt in Alexandria beheimatet; aus letzt*
genannter Stadt habe sie Galenus mit seinen Gesellen und Schlächtereien (:s den anatomischen Hör-
sälen) vertrieben. Darauf äussert sie ihre Verwunderung, wie Fulgentius in einer Zeit, wie der seinigen,
es noch wage, sich offen zur Mnsenkunst (mnaicum dogma) zu bekennen. Fulgentius versichert sie
seiner fortdauernden Anhänglichkeit, worauf die Muse ihn auffordert, ihr auch fernerhin hold zu bleiben,
d. h. wie der Verf. selbst erklärend beifügt, Gedichte, wie früher, zu schreiben. Dies benutzt der
Verf., um dem Leser über die Anlage und Tendenz seines Werkes Aufschluss zu geben. Er bedeutet
lAmlich der Muse, sein Buch sei keine Mythologie der gewöhnlichen Art, wo sich alle möglichen
Unmöglichkeiten zusammengetragen fänden, sondern es sei in seiner Absicht gelegen, mit Beseitigung
der poetischen Ausstattung, worein Hellas und seine Dichter die Wahrheit gehüllt, den versteckten
Sinn, die mystische Bedeutung der Mythen darzulegen. Darauf hin weist ihn Kalliope an die Philo-
Sophia und Urania, als an gewiegte Autoritäten, empfiehlt ihm jedoch zugleich, die Satire nicht ganz
zu vernachlässigen, sondern dieselbe auch fortan noch zur Erholung von seiner ernsten Forschung
nebenher zu pflegen. Mit einer scherzhaften Auslassung über die Redseligkeit und Zanksüchtigkeit der
Weiber bricht der Antor die Unterredung ab und gibt ohne jeden Ufibergang in mehren Hexametern
eine schwülstige Schilderung der anbrechenden Nacht.
Fulgentius liegt auf seinem Lager. Da erscheint ihm Kalliope abermals und bringt ihm die früher
verheissenen Helferinnen, Urania und Philosophia; vorausschreitet die Neckerei (Petulantia) , deren
Aeusseres nebst dem der beiden anderen in der gewohnten bombastischen Weise eingehend geschildert
wird. Kalliope weist den Fulgentius an ihre Begleiterinnen; diese würden ihn in die Geheimnisse
eines Plato, Kameades und Aristoteles einführen. Mit den Worten: Ergo nunc de deorum primum
natura — edicamns (p. 621), wird sofort zur eigentlichen Abhandlung übergegangen. Man kann
sweifeln, ob diese Worte noch als von Kalliope gesprochen zu fassen seien, in welchem Falle die ganze
folgende Abhandlung dem Autor von der Muse gleichsam in die Feder dictirt wäre, oder ob sie
der Schriftsteller ohne alle weiteren Förmlichkeiten ^ der Muse gegenüber von rieh selbst gebraucht.
Mir ist das Letztere wahrscheinlicher, einmal wegen des Zusatzes omisso drcuitu und dann,
weil ohnedies im ganzen Werke nur noch an einer einzigen Stelle (I, 2) die Philosophie redend ein-
geführt wird und zwar mit der speoiellen Formel: Itaque quid tibi de hoc philosophia sentiat, andi-
amus. Tum illa: Satumus etc. Sonst gibt der yer£ ttberali die Erklärung in seinem Namen. Es
<8
steht darum di« gaiute Einl^tang mit ihren hochtrabende a AuadrOokoA und ihrer gaasen knnst- aoA
geBchmaokloseti Staffage snaasr allem Zusammenhange mit dem Werke selbst und scheint vom Yerf.
lediglich darauf angelegt za sein, eich von der Mom Artigkeiten sagen zq Ussen, die er selbst fttglich
nicht sagen konnte.
Bezüglich der Reihenfolge der einzelnen Mythologeme bemerkt Lersch S. 9 , dass sich schwerlich
eine beatimrate, pUnraässige Anordnung derselben werde entwickeln lassen. Der Autor scheint dies
Beibat gefohlt zu haben, da er zu Anfang des 3. Buches an Catus die Bitte richtet, die etwaige ver-
kehrte Anordnung der einzelnen Fabeln gdtigst eutschnldigen zu wollen '). Der den Schriftsteller in
seiner Untersachung leitende Gedanke ist eben ein so allgemeiner, dass er dorchans keinen bestimmten
Gesichtspunkt fikr die Aaswahl und Gruppirung der einzelnen Kytiieu und Sagen bieten konnte. Er
apriclit sich mehrmals') dahin aus, seine Absicht gehe dahin, dnrcl) Beseitigung der dichterischen
Ausstattung den geheimen Sinn der Sagen darzulegen. Bei solcher Allgemeinheit des Planes war weder
die Quantität noch die Qualität der zu behandelnden Mythen ahgegr&nzt: der Schriftsteller konnte an
beliebig vielen ^rythen von beliebigem Inhalte nachweisen, dass unter der poetischen Einkleidung ein
ernster Gedanke verborgen sei. Noch weniger war er hiedurch in der Anordnung der einzelnen Fabeln
gebnnden, nnd daraus eben erklärt sich die lockere, oft jedes Zusammenhangs entbehrende Aneinander-
reihung der verschiedenartigsten Mythen nnd Sagen- Gleiehwol können wir bei einem guten Theile
der behandelten Mythen, besondent im Verlaufe des l. Buches, eine gewisse Ideenassociation
wahrnehmen, welche den Autor in der Auswahl leitete.
Nach einer auf historische Grundlage zurück geführten Erklärung des Ursprungs der Idololatrie
(I, 1) wendet sich Fidgentins in I, 2 zunächst zur Beutnng des Wesens und der Attribute des Satnmns
nnd bespricht tbeils schon in diesem Capitel, tbeils in den beiden folgenden die Kinder desselben.
Durch Pluto (I, 4) in die Unterwelt geleitet, behandelt er in den nächstfolgenden Capiteln die Hof-
haltung des Fürsten der Unterwelt, von dem Höllenhunde an bis zur Gemahlinn des Pluto (I, 9). Mutter
der Proserpina ist Ceres , die in dem folgenden Capitel abgehandelt wird. Durch die mystische Den-
ttmg der Fackeln der Ceres auf die Strahlen der Sonne wird der Verf. wieder in die Oberwelt, das
Lichtreich gegenüber dem Schattenreiche, zurückgeführt nnd behandelt darum zunächst den Quell des
Lichtes, die Sonne, personificirt in Apollo (I, 11), und dessen Attribute. Apollo ist aber auch Musaget;
darum ist c. 14 der Erklärung des Wesens der Mnsen gewidmet. Apollo ist Vater des Fhaethon,
welcher in c. 15 zur Sprache kommt, worauf in c, 16 n. 17 noch mehrere Attribute des Sonnengottes
erklärt werden. Gleichsam in der Mitte zwischen Licht- und Schattenreich steht Mercur, der Inter-
nuntius zwischen Ober- nnd Unterwelt; er nnd seine Wesenssymbole werden in den nächsten 7 Capiteln
(18—24) gedeutet. Die Eriirternngen über Mercur achliesst der Autor mit der allgemeinen Bemerkung,
*] P. TOI: FrehH, (qnod] qnldqald absarde digestam eit, dod at lavidni delrahea (sio. SoiIt. el Toll.), led Dt doc-
tUiimiu campet
>} P. 614; Quo repulio meoä^clt QrneoiBe /uWain comnenio, quid m^tticum in big «&pere debeat ceiebnim , agno-
gcamn«; I. S4 ; Quid tibi ergo Uim fibuloaum Oraeciaa commentnm veltt? — Solet igilur adludere bis gpeciebtu böseste meadiii
Oraecia el poetloA gktmliUa. temper da filaitate ornaln; I, tfi: Tarnen quid bsc aibi tarn aublili sub imagine ornntrii
Oraecia Mntire iela«rit, edleamtiB; II, B: Oraecia entm quantam stupenda mendaclo, timtum e*K admiranda commento:
rf. U, 10; 11. 17 etc.
24
dass man die Mythen überhaupt allegoriach ftMsen müsse, nnd gibt gleichsam als Anhang noch 8, weder
unter sich, noch mit den vorhergehenden zusammenhängende Mythenerklftnmgen (Gknymed, Perseiui
und die Gorgonen, Admet und Alkestis). IKt Ausnahme dieser drei StCLcke stehen also alle Mythen
des 1. Buches wenigstens in einem äusserlichen Zusammenhange. Der Verf. macht zwar Sprtinge, doch
kann man seinem Gedankengange im Ganzen folgen.
Ungleich schwerer ist es, im 2. u. 3. Buche eine gewisse Planmässigkeit nachzuweisen. Doch
findet man bei genauer Yergleichung der einzelnen Mythologeme, dass weitaus in der Mehrzahl der-
selben nach der Ansicht des Fnlgentius der Gegensatz nnd Kampf zwischen Sinnlichkeit und Sittlich-
keit, zwischen Leidenschaft und Seelenstärke, kurz der in dem menschlichen Wesen herrschende
Dualismus mit seinen Aeussemngen und Folgen vorgebildet und bedeutet ist. Es scheint also, dass
dieser Gegensatz zwischen dem Zuge des Irdischen und dem besseren Ich des Menschen dem Verf. als
einheitliches Thema vorschwebte.
Fulgentius hebt gleich mit der Deutung des Mythus von dem XJrtheile des Paris an. Die 3 Gröt-
tinnen, die um den Vorrang rechten, sind die 3 Hauptarten des menschlichen Lebens : das beschauliche,
das gewinn- und das genusssüchtige. Paris erwählt das letztere. Nachdem in cc. 2, 3, 4 die genannten
3 Lebensarten noch einmal besonders abgehandelt sind, kommt in c. 5 zur Sprache, dass selbst Her-
cules der Sinnlichkeit seinen Sold entrichtet habe (Omphale). Daran schliessen sich noch 2 Partieen
aus der Hercolessage , seine Kämpfe mit den Unholden Kakus (= der Böswilligkeit) und Antäus
(= libido); beide unterliegen dem Hercules, d. i. der Macht der Tugend. Hierauf erscheint der ein-
heitliche Faden zerrissen, indem Fulgentius c. 8 dem bekannten Streite zwischen Juppiter und Juno
über das Plus des Liebesgenusses und dem schiedsrichterlichen TJrtheile des Tiresias eine physikalische
Bedeutung unterbreitet. Dagegen wird in c. 9 in der Deutung der Prometheussage jener Gegensatz
im menschlichen Wesen auf die beiden Bestandtheile desselben, Materie und Geist, zurückgeführt.
C. 10 beschreibt und deutet den bekannten Liebeshandel zwischen Mars und Venus, den uns der Dichter
der Odyssee VIU, 266 u. ff. so unvergleichlich schön erzählt, und die Bache der Venus an den
5 Töchtern des verrätherischen Sonnengottes , welche die 5 Sinne bedeuten , die dem Beize des Irdischen
erliegen. Auch die Zauberstimme der Sirenen (c. 11) versinnbildlicht die Lockungen der Welt, die den
Menschen (Ulixes) von der rechten B^hn abzulenken sucht. C. 12 ist Scylla betitelt: Scylla enim
Graece quasi axvXftog dicta est, quod nos Latine confusio dicimus. Et quid confusio nisi Ubido est?
quam libidinem Glaucus amat. C. 13 handelt von König Midas r=: der Leidenschaft der Habsucht, dem
mächtigen Beize der nichtigen Erdenschätze, der auch den Weisen blendet. Das folgende Cap. führt
uns neben der Sinnlichkeit (Vulcan), welche von der Keuschheit (Minerva) bezwungen wird, besonders
die Leidenschaft des Zornes (Erichthonius), dem der Weise .nicht unterliegen soll, vor. In c. 15 ver-
breitet sich der Verfasser über das Laster der Trunksucht (Dionysus) in ihren verschiedenen Aeusemngen
nnd Abstufungen. C. 16 De Cycno et Leda, beginnt mit den Worten: Quamvis in onmibus Ubidims
amor sit turpior, nunquam tamen deterior erit, quam cum se honorato miscuerit. Das Attentat
Ldons auf Juno, das in c 17 dargelegt wird, wird als Herrschsucht und Ehrgeiz, der zum Verderben
führt, gedeutet, — abermals eine Leidenschaft, die der Mensch bekämpfen soll Unbefriedigte Genuss-
sucht symbolisirt uns die c. 18 erzählte Tantalussage. Den Schluss des Buches bildet die sentimentale
Liebesgeschichte zwischen Endymion und Proserpina, woftlr der Autor übrigens wieder eine physikalische
26
Erklänmg gibt. Im ganzen 2. Bache lassen sich also nur 2 Uythcn nicht auf den von nns ange-
nommenen einheitlichea Gedanken zurückfuhren.
Ungleich weniger erRcheint die Einheit des Planes im 3. Bache gewahrt C. 1 bandelt die Sage
von BeUerophon ab, worin allerdings der Kampf zwischen Böswilligkeit und Geradsinnigkeit veran-
schaulicht ist. Dagegen gibt der Autor in c. 2 (Perdica n; Perdix) eine trivial-pragmatische Erklärung:
Perdix, der von leidenschaftlicher Liehe zu der eigenen Mutter erfaast wird, soll die Vertauschnng der
Jagdtiebhaheroi mit dem Ackerbau bedeuten. Eine ähnliche Deutung unterbreitet Fulgentius in dem
folgenden Cap. der Aktäonsage ; doch ist es auch hier wieder die leidenschaftliche Vorliebe fUr etwas,
die zum Schlimmen aasschlägt. C. 4, 5, 6, worin nach einander die Sagen von Hero nnd Leander,
von Borecynthia uud Attis, von Pxyche und Capido behandelt sind, cbarakterislren sioh schon dnrcb
ihre Titel hinlänglich. Nicht minder genügt es, aus c. 7 den Satz p. 723 hcrvorznhehen : Ergo mon-
strat, quod hnmana virtus, qnamvis ad omoia munita, tarnen libidinis ictibns subjacet patnla. In c. 8
De Myrrha et Ädoni, stellt Fulgentius eiue physikalische Erklärung des Mythus auf; auch der Midas-
und Orphenaaage (c 9 und 10) legt Fulgentius eine heterogene (musikalische) Bedeutung beL
Hingegen reptäaentiren Phineus und dieHarpyien (c.ll) die Habsucht. Endlich die Sage : De Alplieo et
Arethusa (c. 12) soll die Erforschung der Wahrheit, die trotz aller Beschwerden und Hindernisse, unberllhrt
von fremdartigen EiufiUssen, stets das fiine Ziel, die Erkenntnisa des Wahreu und die Beseitigung des
Irrthnms , im Auge hat, versinnbildlichen. — Somit erscheint die Einheitlichkeit des Planes in den Mythen-
deutungen des 3. Buches am meisten verletzt, indem von den 12 Fabeln, die ee umfasst, nur 7 oder 6
jenen Grundgedanken, den Streit des gnten und hüsen Princips, darstellen.
g 10.
Erhalten ist
h) Virgiliana Contineniia. Der Titel lautet in den Handschriften sehr verschieden '). Mnncker ')
entscheidet sich in TJebereinstimmnng mit Scriverius für: De erposilione Virgitianae conUitenliae und
fuhrt Stellen an, wo das "Wort Continentia in dem Sinne von Inhalt (pro eo, quod conlinetur) bei
unserem Autor vorkommt '). Lersch hingegen hält den Titel der Brilsseler Handschrift (No. 10083,
Saec. Xn, fol.), welche abweichend von allen andern ') die Schrift Physica ratio super Virgtlium be-
titelt, filr richtiger, weil der Verfasser selbst p. 738 seoreta physica Virg. continentiae erwähne und
gleich darauf den Ausdruck: physice triom vitamm reddidit contineatiara, gebrauche; dann weil Sigebert.
Gemblac. de Script, eccles. c. 28 von Fulgentius sage: qiii totum opus Ylrgilii ad physicam ralionem
referena in lutea quodammodo massa auri metallum quaesivit. Beide Anhaltspunkte sind jedoch zu
schwach, aU dass ihnen ein« zureichende Beweiskraft zugestanden werden kßnnte *). Ausserdem
<) Vgt. Leneh S. 16. M P. 73' in der Note tu dem Titel.
■) So Hyth. m, b: daortim emtinentia libroram; V. C. p. T>8: Tiif{;ili«aae contintMiae eecreU pb^Bio; Ibid.; Iriuni
Titanim continimCiam; p. J4T n. 1*6: primi llbfi coiilinenrjam.
*) Ander« Titel sind aocfa ; Virgilitnae continentiae eeeundnm pblloaophoa moralb expositio; Moralls eipnsiUo Vii^
giliuM MDtinentite (Cod. Tat); De altegori» libiornm Vi^tU.
'] Der ente Ut acboo gani Dichlig, da aus den beiden Slellen des Fulgenliui , auf die alch Leracb bemfl, weit
eher die Berechtigung det tod Huneker aeceptirteo TItela folgt. Der iweimalige Gobraoch von /lAyitcui bewelal, lamal
an der I. Stelle, gar nicht» IQr unsere Frage.
26
erweckt der von der Brtliseler Handschrift gebotene Titel schon dnrch seinen Wortlaut nnd seine
vollständige Verschiedenheit von der TJeberlieferang der übrigen Handschriften Bedenken. Der Cod.
Goth. betitelt die Schrift: lAber de coniinenUa VtrgiUana nnd weist ausser der S. 3. A. 2 be-
rtthrten abweichenden Widmung stellenweise auch ganz andere Citate und Lesarten (besonders p. 762)
aus, wodurch ich eben auf die a. a. 0. ausgesprochene Vermutung geftlhrt worden bin. Demgemäss könnte
auch der Titel von dem Autor selbst bei der wiederholten Bedaction der Schrift für seinen zweiten
Freund variirt worden sein^). Doch hierüber kann nur auf Grund genauer Handschriften - Cotlatioii
entschieden werden, womit bereits, wie ich lese'), Hr. Prof. Bursian seit Jahren beschäftigt ist.
Wie auch Lorsch S. 16 bemerkt, ist der Gedanke, ein Dichtwerk allegorisch zu deuten, nicht nen.
Vorzugsweise an Homers Gedichten hatten eine ganze Zahl älterer Interpreten ihre Kunst versucht. Dass
bei solchem auf falsche Voraussetzung gegründeten Verfahren , wobei man den Inhalt des Schriftwerkes
in ein a priori construirtes System oder in willkürliche Schablonen zwängt., nur Ungereimtheiten nnd
gewaltsame Interpretationen zum Vorschein kommen können, leuchtet ein. Doch ist diese mystische
Deutung in der Art und Weise, wie sie in den dem Heraklides Pontikus untergeschobenen homerischen
Allegorieen ') geübt wird, noch allenfalls erträglich. Hingegen müssen wir die Deutung der Aeneis duroh
Fulgentius als eitle Willkür bezeichnen, die aus dem Wortlaute des Originals mit Zuhülfenahme der
Etymologie als TJniversalmittels jedes Beliebige herausinterpretirt und ein wahres Zerrbild von dem
Dichtwerke schafft. lieber die Bucolica und Georgica geht der Autor mit kurzen Worten hinweg
wegen der Gefahr, die eine etwaige Deutung mit sich bringen könnte. £r macht sich gleich an die
Aeneide. Wie im Prologe zur Mythologie, ruft er auch hier wieder die Husen sammt und sonders in
6 Hexametern zu Hülfe; ^ine genügt ihm nicht: „majus opus moveo; nee enim mihi subficit una^
sagt er in seiner grosssprecherischen Weise.
Ihm erscheint der Geist Vergils, den er um Aufschluss über den geheimen Sinn seines Epos
ersucht. Dieser gibt ihm den Bescheid, er habe in der Aeneis ein Bild des ganzen menschlichen
licbens *) entfaltet; die einzelnen Bücher stellten in ihrer Reihenfolge die verschiedenen Altersstufen
von der Wiege bis zum Grabe, sowie die in den einzelnen Lebensabschnitten vorherrschenden Leiden-
schaften und Liebhabereien allegorisch dar. Und nun beginnt er dies an den einzelnen Büchern nach-
zuweisen, wobei ihn Fulgentius nur hie und da durch eine Frage, einen Einwurf oder eine Berichtigung
der heidnischen AufPiassungsweise des Dichters in christlichem Sinne unterbricht. Die ganze Schrift
ist somit in Dialogform abgefasst, die der Verfasser übrigens ganz ungeschickt und kunstlos handhabt.
Abgesehen von anderen Ungereimtheiten, die er dem Dichter in den Mund legt, lässt er ihn p. 754
1) loh selbst werde die ScHrift nach wie ror mit der AbkQrzung Virg, Cont, oder V, C citiren.
<) Neue J&hrb. f. PhU. o. Plid. Bd. 93- 94, 11. Hft S. 761.
>) et Nie. Schow. comment in Stoio. et grammat. alleg. Homer., In der Ansgaba der heraklidisohen AUegorieen
p. 228 ff.; dann Im Allgemeinen über die alleg. Fassung der homerischen Diohtnngen: Heyne, Ezcors. I an II. UI and
Exonrt. HI su U. XXIII; Gräfenhan, Gesch. der olass. Philol. I S. 220. Eine fortlaufende alleg. Deatnng der Iliaa
haben spSter Psellus und Tzetxes versucht (Tzetzae allegoriae Iliadis; acoedunt Pselli allegoriae eto. cur. J. F. Bois-
•onade. Lutetiae 1S61).
*) Cf. p. 748: In omnibus nostris opusoolis physici ordinis argumenta induximos, quo per duodena librorom toIq-
mina pleniorem humanae vitae monstrassem statnm.
vt
den Tibemnns, der ins 2. oder 3. Jahrbtmdert n. Chr. gehören dürfte, und p. 756 den Petronina
citiren und fHllt eo ganz nnd gar aus der Bolle, daes er a. a. 0. ganz vergisit, dasa Vergil spriobt
und diesen sagen läxst: Tricerberi autem fabnlam jam superius espasaimns , während er doch offenbar
mit exposuitaus sich meint').
Aach dieEinheit der Erklärung ist nicht im mindesten gewahrt, Obsohon er wiederholt nur die
physiache Üeotnng des Dichtwerkes in Anssicht stellt und den Vergil dämm angeht, diese in der
Weise , wie sie nngeftlhr ein Lehrer seinen Schülern gegenüber geben würde ') , zu entwickeln : so springt
er doch beliebig oft auf die ethisch - mystische , oft anch tririal- praktische Analegang Über nnd ent-
faltet überhaupt ein unzusammenliftugendes , buntes Allerlei, ein wahres Quidproquo. £b lohnt sich
daher in der That der UUhe nicht, von all den Ungereimtheiten, die sich hier zusammengetragen
ßnden, eine specielle Inhaltsangabe zu entwerfen ^). Anch in der Ausdehnung der Deutung der einzelnen
Bücher tritt eine grosse Ungleichheit zu Tage. Wtthrend z. B. die drei Worte des 1, Verses der
Aeneis: arma, vir und primus, (wovon das erste [:^= virtus] ad substantiam curporalem, das zweite
[ r= sapientia ] ad substantiam sensitulem , das dritte [ primufl ] ad substantiam omantefn sich be-
ziehen soll, — entsprechend der dreifachen Lehensstufe desBabena, Ordnens, SchmUckens — ), mit einer
erniildenden Breite besprochen werden , nnd der Autor aus dem ersten Buche so viel heraus zu deuteln
weiss, dass der Leser fast die Geduld verliert: werden die folgenden Bücher, besonders die letzten G,
in wenigen Zeilen abgehandelt '). Zudem entbehrt tue ganze Schrift eines passenden Abschlusses. Denn
wa.^ wir jetzt am Schlüsse der Abhandlung lesen '^), charakterisirt sieh dnrch seine Fassung, sowie
durch den Umstand , dass es in den besseren Handschriften ') fehlt , als fremdartiger Zusatz eines
Abschreibers, der den Schluss vermisat«. Man kann nun freilich bei einem Scliriftsteller , wie der
nnsrige, keinen kunstgerechten Abschlnss des Ganzen erwarten, aber doch einen logischen: es
muBSte doch dea Vergil, dem die ganze Erörterung in den Mund gelegt ist, noch mit einem Worte
gedacht, er musste gteiohsam verabschiedet werden. So aber bricht die Schrift urpltltzUch mit den
Worten ab: Botae enim in modnm temporis ponuntur; nnde et Fortuna rotam ferre dicitnr, id est
temporis voluhilitatem. Man wendet noch diesen Worten unwillkürlich das Blatt um, um weiter zn
lesen, und findet zu seinem Erstaunen nichts mehr. Dies mag man frühzeitig schon gefühlt haben,
nnd daher scheint die angegebene Schlussf orrael , sowie die von Kuncker in der Note ') erwähnte
Ergänzung einer Leidener Handschrift von den Abschreibern angefttgt worden zu sein. Es ist somit
anzunehmen, dass der Schluss des Werkes verloren gegangen ist, oder dass der Autor selbst es nicht
vollendet hat. Für letztere Annahme spHLche namentlich die schon erwähnte Eile, die in dem lezten
Theile bemerkbar ist. Diese Flüchtigkeit mog ihren Grund in dem CeberdrosBe dea Verfassers an
■ ) Di« SiellB beliebt lich auf Myih. I, b. Wfr teheo datan« lugleich , dx* die Conliaentu ipilat all di« Mytho-
loRi« ge*ch Hoben itt.
■} er. p. 741: TaalQm Ula qnaerimiM Itvia, quae meDgnalibui ittpendtii grammatici diatrakuDt pucrilibo« aiuoul-
tatibns. ') Lencb gibt S. 16 ein kurzes Resumj.
t) Lib. MII p. 76fli libb. IX, X, XI p. 76*! lib. XU p. 765.
*) Vale, Dom in« , st ad Iribuloa peotoria cauüos Irge.
*) Aach in dem tod Jacobs lerglichenen Cod. Ooth.
'] ]o Leid. cod. haec elaaaoU (seil. Vate, Docnine etc ) non comparel. Habet Tero ejus loco atiam, sed mnlto cor-
rnptissimam et a recenliori msna , in qua lioc raonumentuni Fulgentii cpiscop! afEnnatur.
28 _
ninem Stoffe gehabt haben; Fnlgentina schemt selbst nachgerade zu der XTebersengimg gelangt zu seiiit
dass der Plan einer derartigen mystischen Deatimg der Aeneis ein schon von vorne herein verfehlte sei;
e» scheint ihm bei aller WillkttrUchkeit der Interpretation im Laufe der Behandlung g^eiehwol d«r
Stoff ausgegangen zu sein, so dass er an der Durchführbarkeit seines Unternehmens verzweifelte. Seine Eitel-
keit liess jedoch nicht zn, die Schrift trotz ihrer TJnvollständigkeit der Oeffentlichkeit vorzuenthalten,
und das Mittelalter, welches den hL Bischof Fulgentius fUschlich für den Verfasser hielt, entzog aus
Yerehmng für den grossen Mann die in Inhalt und Form gleich ärmliche Schrift der verdienten
Vergessenheit.
c) An letzter Stelle nennen wir die Expositio de abstrusis sermonibus, in älteren Ausgaben mit
unrecht ExposiUo sermofwm antiquorum betitelt ^), wol die letztgeschriebene unter den drei erhaltenen
Schriften des Fulgentius, der, wie Lersch S. 60 treffend bemerkt, in dieser Schrift gelegentlich der
Erklärung des Wortes choragium ') sich selbst die Ehre angethan hat , sich zu citiren. Das angeblich
appulejanische Citat ist nämiich aus Myth. m, 6 entnommen. Darum lässt sich nicht imwahrschein-
lieh schliessen, dass dieselbe nach den beiden anderen abgefasst ist. Sie enthält eine Reihe von
Erklärungen veralteter und seltener Wörter in willkürlicher Auswahl mit vielen geMschten und theil-
weise ganz erdichteten Citaten aus wirklichen oder ebenfalls fingirten Autoren. In allem üebrigen
verweisen wir auf die vielerwähnte Monographie von Lersch, nach dessen eingehenden Untersuchungen
es kaum möglich sein dürfte, etwas wesentlich Neues darüber beizubringen. Wir ziehen dieselbe daher
im Verlaufe unserer Untersuchung nicht weiter in Betracht.
§ 11.
Bedeutung und Deutung des Mythus.
^Der Mythus ist der Vorläufer der Philosophie, oder vielmehr er ist die Philosophie einer Zeit,
wo man noch bildlich dachte, ohne für systematischen und präcisen Gedankenausdruck den Sinn und
das Bedürfniss oder auch nur die Möglichkeit dazu zu haben. — In so fem dürfen Hesiod und Orpheus
für die ältesten Philosophen der Griechen gelten'' '). Eben darum lässt sich auch keine bestimmte
Ghränzscheide zwischen beiden fixiren. Und selbst als die präcise, dialektische Ausdrucksweise schon
zur höchsten Vollendung ausgebildet war, sehen wir Philosophen, wie Plato, oft zum Mythus ihre
Zuflucht nehmen, indem sie gerade ihren tiefsten Gedanken eine mythische Einkleidung geben. Voll-
ständiges Unwesen damit trieben die Neuplatoniker und Neupythagoreer der nachchristlichen Jahrhunderte
in ihrer alles mystiflcirendnn Zwitterphilosophie.
Die eigentlich dialektische Philosophie nahm eine doppelte Stellung zu dem Mythus ein. Sie
stellte sich entweder auf den rein negativen (skeptischen) Standpunkt imd zog nebst den Göttersagen
auch die Götter selbst in Zweifel , wie Protagoras und die ganze Reihe der Sophisten ; nicht minder die
*) Lorsch S. 18. — Bei Mioyllos lautet die Uebenohrift: Vocum antiquaram interpretatio.
>) XXXYI. Choragium dioitur virginale funus, sicut Apulcjus in metamorphoseon ait: Choragio itaque perfecto
omnes domuitionem parant.
3) Preller in Pauly^s Realeno. a.d. W. Mythologie.
Sohnle Pyrrhons ') und die Neuakademiker '). Andere Schalen dagegen huldigten einem gewissen
Dogmatismus, indem sie entweder, wie EahementB*} nnd die bei Cio. de nat. deor. m, 21 *) genannten
Theologen, den Pragmatismus der Logographen und einzelner Historiker adoptirten nnd so die Götter
selbst vermenschlichten'), oder, wie die Stoiker, die Göttermytben allegorisch deuteten. Hieven
wollen wir etwas ausführlicher handeln , weil die Anffassong des Fulgentius eine der stoischen analoge ist.
Die Stoiker unterachieden eine dreifache Theologie, eine politische, eine mythisch-poetische nnd
eine philosophiHche '). Dio erste bezog sich auf die iu jedem Staate glÜtigenBeligionssatzungen, soVie
auf den Uffentlichen Gtlttercnlt. Die letzte behandelte die innerhalb des Systems herrschende, von den
einzelnen Vertretern desselben, besonders von Chryaippns, ansgehildete Ansicht und Lehre von dem
Wesen der Gottheit, die sich kurzweg als Pantheismus — Emanation slehre — bezeichnen lässt '].
Beide bleiben für nnsem Zweck aasser Acht, indem wir es nur mit der zweiten Art, der mythisch-
poetischen, zu thun haben. Die Mythen nnd Sagen, wie sie von den Göttern und Heroen in Umlauf
waren, galten den Stoikern für nnvertrilgHch mit der würdevollen Erhabenheit ihrer Träger und in
ihrer oft nnan.i tändigen Fassung als geradezu verwerflich. Dennoch wollten sie dieselben nicht, wie
die Skeptiker oder die Probohilisten , in Bausch und Bogeu verwerfen, noch auch einfach auf sich b»-
ruhen lassen, sondern sie schlugen einen Uittelweg ein, den der allegorischen Deutung. Es schien
ihnen — und gewiss nicht mit Unrecht — in weitaus den meisten Mythen ein physikalischer oder
auch ethischer Sinn zu ruhen, welcher durch Interpretation gewonnen werden könne und mttsse.
Dadurch machten sie einerseits eine Conceasion an den Volkaglanben , mit dem sich andere Schnlen
von vorne herein in offenen "Widerspruch setzten, anderseits wahrten sie die Wllrde ihres Systems,
durch das allein nach ihrer Ansicht die richtige und eigentliche Bedeutung der Mythen erkannt werden
könne. Von Hause ans missbilligten sie diese bildliche Einkleidung, weil nur wenige sie verständen, nnd
die grosse Monge dadnrch nur zu falschen und verkehrten Vorstellungen von den Göttern geführt wUrde.
Durch physikalische nnd ethische Deutung wollten sie sich daher mit den vorliegenden Glauhensohjecten
abfinden und so die aberglänbischen Vorstellungen von dem Wesen der Gütter beseitigen, den Glauben
selbst läutern nnd reinigen und durch Uuterbreitung des Bedeutsamen den Göttermytben eine gewisse
wissenschaftliche Weihe mittheilen. Darum wurde denn auch in den chriBtlichen Jahihondertan von
■ ) Cf. Seit. Emp. HyTMt. 111. 9: Hn^iatiai; ifaurv c'vsi (kaj;, d. i. wir Mgen M; es iit una aber nicht Enut
damiti wir laMen e> dahin geilellt GeJa. Aehnticb war die AuffuBUDg der Epiknteer.
1) Uta vgl. die ArguinenUtiaii des ColM gegen du Djweiu der Gütler bei de. de naL deor. tÜ, 17; ebnol er
«elbst beifügt, er habe die« nicht in der AbBioht gesprocbeii, um den Oiaabea an die Oiitler aurznh«beD, Bondem dqi
um die Theologie der Stoiker lu widerlegen.
^) tJeber den Enhemeriamn» cf. Cic, de nat Üeor. I, 42.
*) Cf. ibid. m, 16.
') Hierilber Tgl. man die ErürterangeD bei Cic. de nat. deor. IIL — DieBe Anffauung der Sagen findet »Ich betooders
in dem Tielfaeh inlerpolirten und enlBtellteo Buche des PalaephatuB nipl aniitwv (in Weslermann'B JHj/thagraphi] ; nicht
minder In der gleich bettleiten Schrift dee HerKkleiios and in der eines snonTnieD Autora, die ebcndawlbet abgedtu<rkt
lind. Sie Biimmen alle darin Uberein, daM tie dir die einaelaen Sa^en einen realen Uinteigmnd in gewinnen suchen.
Vgl, noch O. Müller, Proleg. S. »7 u. ff.
<) VgL Schümann 'a EinleiL iQ Cio. de nat. deor. S. 8 and ff.
'') Ueber dieee ergeht sieh die lortrafflichB Abhandluog von Villoiion : Tbeologia phyeica Stoicorom (beim Comutm
Ton Osano S. 39S-697),
80
dflu Kirchensoliriftetdlem jeder Art die Ethik und ttberhaiipt die theologische Seite dee Stoiciennis
cker christUchen (Mfenbarüngswahrheit sonllohet gestellt , imd während sich die motten Kirehenvftter
mit G^ringschätsimg oder mit herben Worten über die Philosophie der pagani anaepiedien, wird der
•toiflohen Beligionsphiloeophie %. B. von Lectantine, Angnstinm xl a. entschiedene Anerkennmg ge-
sollt Selbst unser Folgentins ttsst in der Virg. Cent. p. 761 den Yergil sagen: Si inter tantas
Stoicas yeritates etiam aliqnid Epionreum non desipnissem, paganus non essem.
Die einschlägige Litterator der Stoiker war eine äusserst reichhaltige, so wenig auch davon er-
halten ist. Fast alle Vertreter der Stoa waren in dieser Richtmig schriftstellerisch thätig, wie man
ans den Katalogen ihrer Schriften bei Diogenes und Suidas ersieht, vor allen der über alle Vorstellnng
frachtbare Ghrysippns. Uns ist ausser der mehrerwähnten Schrift Cicero's de natura deorum nur das
Bttchlein des ComutosO (früher fälschlich Phumutns genannt) mgl t^ tuiv 9e(Sv q>va€wg, eine Art
Katechismus der stoischen Theologie, der aus den bedeutendsten Werken älterer Stoiker mit vieler
Sachkenntniss zusammengetragen ist, geblieben. Denn die Schriften Seneca's und des philosophischen
Kaisers Mark Aurel befassen sich fast' nur mit der stoischen Theologie dritten und höchsten Ranges
oder enthalten mehr allgemeine Reflexionen.
Ein sonderbares Gemisch religiös -philosophischer Anschauungen weist die bezügliche Litteratur
des erlöschenden Heidenthums in den letzten Jahrhunderten des römischen Kaiserreichs aus, wo der
Synkretismus in des Wortes weitester Bedeutung sich der Philosophie bemächtigt hatte, — Synkretis-
mus nicht etwa blos zwischen System und System, sondern zwischen orphischem Wunderglauben
und rationellem Forschen, zwischen orientalischer Phantasterei und dialektischer Methode, Synkretismus
zwischen christlicher Offenbarung, jüdischer Tradition und heidnischem Aberglauben, zwischen unbe-
dingter, überschwänglicher Hingabe ans Wunderbare und Bedeutungsvolle^) und versuchter wissen-
schaftlicher Rechtfertigung und Begründung derselben, kurz ein unlösbares Gewirr von sich durch-
kreuzenden Elementen des Glaubens und Aberglaubens einer- und des philosophischen Wissens und
Forschens anderseits. Man hat diese Richtung nicht mit Unrecht mit dem allgemeinen Namen
MysUcÜJnus bezeichnet; denn trotz aller Versuche,- den Neupythagoreismus , wie er zuerst durch
Nigidius Figulus ^) unter den Römern bekannt geworden war, dann den Neuplatonismus und den
theosophischen Wunderglfiuben der Orphiker mit ihrer ausgebildeten Liturgie systematisch zu scheiden,
wird man doch immer zu der Ueberzeugung gelangen, dass eine solche Trennung bei dem Hange zum
Mystischen und Schwärmerischen und bei dem unbestimmten , verschwimmenden Ahnen der Zeitrichtung,
dem alle Schriftsteller jener Zeit mehr oder minder huldigen, kaum durchführbar sein dürfte. Bei
allen war die Theosophie fast ausschliesslicher Gegenstand der Speculation.
1) Folgen tios macht Jd der Expositio s. v. textivilitium gar einen Satiriker aas ihm, wähjend er doch Freund and
Lehrer des Satirendiohters Persles war. Of. Pers. Bat Y, 15; dazu Jahn, Proleg. ad Pers. p. XXIII; Osann. Cornnt
Bpimetr. p. LXII, o. hesonders Lerseh 8. 91 a. 4S.
>) Vgl. Anmeikang 4 S. 91.
>) t 45 ▼. Chr. üaher ihn bemerkt Mommaen, R. G^eeoh. III 8. 559: »Seine Theologie berahte wesentlich anf
dem wanderliohen Qebräa, in dem den geistesverwandten Griechen orphische, and andere uralte oder sehr neoe einhei-
mische Weisheit mit persischen, chaldSischen und ig/ptisohen Geheimlehren snsamroengeflossen war, und in welches
Flguliis noch die Qoasiresoltate der loseischen Forschung in das Nichts and die einheimische Vogelflaglehre aar weiteren
harmonischen Confasion eingearbeitet. **
M
Unter solcheu Umstftndea war der ao lebhaft und vielseitig cnltivirte Ant^onismua zwischen
Chiistenthum nnd Heidenthum bereits in ein Stadium getreten, wo der Fortbestand des letzteren ernst-
lich in Frage gestellt war. Damm sehen wir in beiden Heerlagern eine Unzahl Apologet«a thätig,
um die eigene religiöse Ueberzengong zu rechtfertigen nnd die gegnerische mit den Waffen der Dialektik,
nach Umstanden auch der Sophistik , zu bekämpfen. . Der Sieg des Christonthuma war wol auch
äusserlich im Laufe des 4. und 5. Jahrhunderts entschiedeni um so krampfhafter klammerten sich
Jamblichus und seine Anhänger an die morschen Säulen der stürzenden Ruine, und die Philosophinn
H/patia wurde in Alesandria sogar eine Märtyrerinn des Polytheismus.
Dass bei diesem Kample um Sein oder Nichtsein des Heidenthuma Mythus und Sage in erster
Linie alsFoctotum der heidnischen Theologie nach beiden Seiton vielfach erörtert, erklärt und gedeutet
worden, leuchtet ein. Während die Gegner des Polytheismus, die christlichen Schriftsteller, die Mythen
als das integrtrende Element des Heidenthnms zor Zielscheibe ihrer Angriffe machten nnd die Un-
gereimtheit derselben als Waffe gegen die Anbänger der Vielgötterei kelirten: suchten diese durch
allegorische Interpretation, wie sie von den Stoikern angebahnt und geübt worden war, der Sache die
Spitze abzubrechen nnd, indem sie den Mythen eine geheimnisaTolle , den Gegnern nn verständliche Be-
deutung unterschoben und sie so in ein mystisches Dunlcel hüllten , dieselben für fernere Angriffe
unzugänglich zu machen. Die gemässigteren unter den Kirch enschriftstellem gestanden dem Mythus
in so ferne eine Berechtigung zu, als er einen ethischen Sinn enthalte, und suchten durch, wie zu
erwarten, oft rein willkürliche Analegung den vermeintlichen mystischen Inhalt von der poetischen
• Einkleidung loszuschälen. Dass man bei solchem Verfahren, wo man von der irrigen Voraussetzung
ausging, dass jeder Mj'thns und jede Sage eine besondere Bedeutung haben mUsse, nur zu oft
eine Ungereimtheit durch die andere beseitigte, lüaat sich denken, da ja der Standpunkt, auf
den man sich stellte, eine petitio princijui war. Damm leiden mehr oder weniger alle Versuche einer
ayatematiachen Deutung des althellenischen Sagenschatzes an einer gewissen WiUkUrlichkeit. In
dieser Hinsicht bemerkt 0. MUller'): ^Anch mir scheint es ausgemacht, dass die gesammte mythische
Redeweise ursprünglich bedeutet und darum gedeutet werden muss. Das Gegeutheil annehmen
hiesse die Griechen zu recht kindischen Thoren machen. Daraus folgt aber doch noch nicht, dass der sym-
bolische Ausdruck immer bedeutet, indem sich recht wol denken ISsst, daaa in Zeiten, da einmal
allerlei Wundermären uraprünglich symbolischen Inhaltes in die Heroenmythologie gekommen waren,
dergleichen als gewöhnliche Abenteuer von einem auf den andern übergetragen wurden und in der
Uebertragnng nun nichts bedeuteten, als des Helden Kraft und Kühnheit, oder ein schönes nnd an-
ziehendes Märchen."
§ 12.
Die Methode des FulgmUlms,
Nach dieser längeren Abschweifung allgemeinen Inhaltes über verwandte oder gleichartige Auf-
I ikssnng der Mythen kehren wir zu Fulgentins selbst zurück. Auch ihm sind die Sagen alle, und jede
[ Bpeciell, ihm ist die ganze Aeneide eine fortlaufende Allegorie, die nnr richtig verstanden nnd gedeutet
82
werden miiss, um tiefe Wahrheiten physikalischer oder ethischer Natur zn ergeben. Der Antor selbst
bezeichnet diese seine Aoffassüngsweise wiederholt als die mystische ^). Demgemäss ist seine M3^eii«
dentnng eben anch, nnd zwar in hohem Grade, mit den oben gerttgten Hängein behaftet: sie besteht
ans einem Aggregate vereinzelter, nnznsammenhängender, yerschwimmender Andentangen, die, gleich
blassen Streiflichtem im Dämmerscheine, keinen klaren Einblick gewähren, sondern, selbst yerworren,
anch nur verworrene Begriffe und Vorstellungen zu erwecken vermögen. Bald ist eine physikalische,
bald eine ethische Wahrheit, bald auch ein trivialer Erfahrungssatz des Alltagslebens das Resultat der
Mythen- Analyse unseres Autors. Ihm ist der Mythus gleichsam Mittel zum Zwecke, von vorne herein
dazu verurtheilt, diese oder jene Wahrheit zu veranschaulichen, und dieser Bestimmung muss er sich
fügen. Er wird eben dazu hergerichtet und wie auf einem Prokrustesbette bald gestreckt und bald
gekürzt; die Etymologie aber leistet dabei Schergendienste, indem Fulgentius mit ihrer Beihttlfe ans
dem Mythus herauspresst, was ihm gerade passt. Wir werden nachher ausführlich davon handeln.
Dass ein solches Verfahren jeder Wissenschaftlichkeit und Gründlichkeit entbehrt, ist klar.
Oleichwol hat seine Behandlungs weise im Laufe des Mittelalters zahlreiche Verehrer gefunden, und
wurde sein Buch von den Mythographen nach ihm, wie wir das schon früher constatirt haben, förmlich
wie ein Evangelium der Mythologie, ab- und ausgeschrieben. Uebrigens mag diese Verehrung mehr der
wenigstens scheinbaren Tendenz des Verf., schlüpfrige und anstössige Mythen durch Umdeutung gleich-
sam unschädlich zu machen, als der Behandlung selbst gezollt worden sein.
§ 13.
Seine Etymolagieen.
^Sind Sprache und Beligion die ältesten und wichtigsten Factoren der Mythologie, so werden
auch sprachliche (etymologische) und religionsgeschichtliche Studien für den Mythologen die wichtigsten
sein, wie es wirklich der Fall ist. Dass etymologische Untersuchungen jetzt nicht anders, als wissen-
schaftlich d. h. aus einer umfassenden Kunde der verwandten Sprachen heraus, geübt werden sollten ')
und so, dass die Forschung auf die Wurzeln und Stämme der Wörter, nicht auf die ZufWigkeit ihrer
Lautverbindungen gerichtet ist, brauchte kaum erinnert zu werden, wenn nicht gerade die Arbeiten
neuerer Mythologen bewiesen, dass die Wissenschaft der Etymologie dazu bestimmt zu sein scheint,
ein für allemal dem Spiele der Willkür und der subjectivehi Einfälle zu dienen^* *). Was Preller hier
gegen neuere Forscher geltend macht, das gilt im ausgedehntesten Masse von den Wortableitungen der
Alten, da sie bei vollständigem Mangel einer sprachvergleichenden Wissenschaft, (die sich eben auch
wieder nur auf Latein und Griechisch hätte beschränken müssen), kein Correctiv zur Seite hatten, das
» sie vor Ausschweifungen ihrer subjectiven Auffassung hätte schützen können. Darum ist es mit der
Wissenschaft der Etymologie bei den Alten so schlecht bestellt *) : selbst bei den besten ihrer Autoren
tritt bei versuchten Wortableitungen eine merkwürdige Bomirtheit hervor, die mit geschlossenen Augen
1) Z. B. Myth. p. 614: quid myMtieum in his sapere debeat cerebram, ag:no8cama8 ; ibid. tarn secretii mytfi'ctfqiie
rebiiB. Cf. p. 6J6 q. 620; II, 16 p. 692; III, 9 p. 727; V. C. p. 788. Vgl. Lereeh S. 10.
<) Siehe liierüber auch Welcker's gr. Gotterlehre I S. 116 q. ff.
') Preller a. d. A. Mythologie in Pauly^s Realenc.
«) Vgl. O. Müller, Proleg. S. 282.
33
an dem oft so nahe liegenden Richtigen vorbeigeht und mit wahrhaft nngesuhickter Hand in neVIiohtär
Ferne herumtaetet. Ich glaube nicht, daas eg einer bierin dem Fnlgentins zuvor gethan hat: seine
Etymologieen , welche die unwissenden vaticanischen Uythographen , hauptsächlich der 2. tntd 3., auf
Treue and Gtanben gedankenlos nachschreiben, sind mit wenigen Ausnahmen, reine Ealncinationea.
Man möchte fast meinen, Fnlgentins habe, schalkhaft genug, eine Probe machen wollen, wie viel sich
eigentlich seine Leser aufbinden Hessen. Einen wahrhaft widerlichen Eindruck macht dabei die gränzen-
loae SelbstgefUlligkeit, mit der er seine venueintUehen Kostbarkeiten auskramt, Bald wählt er ein
griechisches, seltener ein lateinisches Wort, welches einige Buchstaben oder Sylben mit dem zu er-
klärenden Götter- oder Ueroennaraen gemein hat, nml modelt nnd martert es so lange, bis es den ver-
langten Sinn von sich gibt; bald weiss er auch dorch Znsanunenstackelnng eines lateinischen nnd
griechischen Wortes eine Unterlage ftlr seine Interpretation, einen Rahmen seiner endlosen Deductionen
ex absurdo ad ab»urdnm zn gewinnen. Ist die Uorleitung so durchans ungereimt., daes ihn doch Scham
anwandelt , sie als sein Frodnct anzuerkennen , so legt er sie mit beispielloser Keckheit einem wirk-
liohcn oder erdichteten Schriftsteller, dem er im letzteren Falle einen möglichst gewichtigen Namen
gibt, in den Mnnd. So leitet er z. B. Myth. I, 2 p. 628 den Xamen Satamns von sacer vors; (?')
ab und erfindet, da er wol nicht erwarten durfte, dass ein vemllnftiger Leser ihm dies glauben werde,
anderseits den vermeintlichen Respect vor seiner Gelehrsamkeit nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen
wollte, einen Dichter ÄpoUophones, der diese Etymologie in einem Epos (I ?) vorgebracht haben soll ').
Ob übrigens die ganze farrago ineptlamm, mit der wir es hier zu tbun haben, in dem Mangel
besseren Wissens, wogegen n. a. das fast immer beigefügte entschnldigende ijuasi spricht, oder in der
Absicht, unkundige Leser zu täuschen, ihren Ursprung bat, möchte schwer zu entscheiden sein. Am
wahrscheinlichsten in beidem: Fulgentius gehörte eben zn den Menschen, die so lügen, dass sie zuletzt
ihre Unwahrheiten selbst glauben.
Zur Rechtfertigung des herben Vrtheils, das wir in dieser Beziehung wiederholt über den Autor
zu Mlen uns veranlasst sahen, geben wir in dem Folgenden eine AeUrenlese seiner läppischen Qnasi-
Etymologieen als selbstredenden Beleg. Myth. I, l Idolum est tJditg odiir^s'); I, 2 Pollu.\ a pollendo
sive a poUnoihilitate ; Satumum quasi sacmm rorv aut satorem i-ot;i'; I, 3 Posidona quasi notoüvta
t'Sr^y; 1, 6 Tisiphone quasi xuvuov yird'^; Megaera quasi fieyälij tQig; I, 7 xAoi^m Graece evo-
catio (=^ K 1(0 Olli); 1,8 uilf-oj quasi ilaiv äü-o {^r.^-itlhü): Ocypete z^ citios auferens (seil: toxve —
peto); I, 9 Ceres Gr. gaudinm (ptot'piu); Proserpina ExäiTj Gr. dicitur: ixaiüv enim centum snnt;
t, 14 fteXnafiiri quasi fifiitrjv noutvfiivrj; OüXfia i. e. capacitas; tQanu L e. ei'iQiiiv (sie!) ö/ioioy;
tfp(fii>tö(it} = delectans instructione; I, lö Phalithon = rpaivmv; L 16 Pj-thonem: 'Hf.tSui enim Gr.
credulitas; I, 2(i ßorgon quasi georgon; Stheno: al^i^cü enim Gr. debililtis; Medusam quasi /jr; läoüoay;
I, 27 Admetus quasi qnom tutiie poterit tnebu,* 11,2 ^Aitijvtj quasi äüävaiog na(f9iroS; U, 4 Venerem
aut bonam rem ant tanam rem; U, 5 Alj^mannin quasi ulfiv^v '); U, 8 Teresiam quasi Sif^avg aiwr*);
>) Von eioigsn ifanKcben FKJIen apülei
•) Oder «Jivoc der Teil iat corrupt
') So meodiit Munokci.
*) Cod. Ooüi. lie«l Sipi); atiüv, wo'.a Jacob« bemerkt
dem Abcchnill Qbet dio Citi
1 tb etyiDologo fottsa.
84
n, 10 Hedeam h. 6. fifjisv Idiop^); Ciroen quasi x^i^m «Qi^tj^) c= manmim judiciiuii^ Pkaedra vtlut
g^i^v rfiivzn adferens saavitatem ') ; Diroe quasi dQipiv ttglrt}^ qnod no8 Latine acre jndicami die. *);
n, 11 Ulixes quasi oiUiy ^evog; U, 12 ScyUa quasi axvlfiog*)^ quod nos Lat. confusio die.; II, 12
A]it[h]edon quasi amdüiv*); II, 13 Mida quasi f^tjdh HÖdiv (l. üdtag oder likiv, wie Jacobs will);
n, 14 Vnlcanus veluti vokaUaiis colir^^glauro quasi ax6lf]&ov'^)z=: tristitiae oblivio; II, 16 Bacebae
quasi vino vacautes. (vagantes?); Ino: olvog Ghr. viuum; Autouoe ss at;ri;v ov votj^) ie.se ipsam
non coguosoeus; Semele quasi aw^a Xvov^ = corpus solutum; II, IB Leda quasi loidti = injuria;
olor ab oktycjQiff tractum; Pollux ano tou anolleiv L e. a perdendo, et Castor quasi xaxov votbqow
L e. malum extremum; II, 17 Izionem quasi Axionem: a^liafta euim Gr. digoitas; Centauri = centum
armati; 111,1 Bellerophonta quasi ßovhjqiOQOvvra; Proetus: TK^oiro^ Pampbjla lingua(!) sordidus die.;
Gbimaera qfuasi xvfi tQCJtog; HI, 2 Polyoasteu= nolvxccQnfjv ; 111,4 Hero: eQtipg Gr. amor; Leaudron
qutf^i Ivaiv avÖQiSv; III, 5 daemon: df^fdog enim 6r. populus; Indigetes quasi nibil indigeutes; Bere*
cyntbiam quasi VBrnicynthos: cjntbus Attica lingua flos(I) nuncnpatur; unde byacinthus quasi idxvr&offf
quod nos solusflos dia; Gybele quasi xvdog ßißaiov; Attin quasi ^&og; TU, 7 Lycomeden quasi ylmti
fir^dh^^); III, 8 Adon = suavitas (jjrfiJff) 5 m, 9 Marsyas quasi fio^fog olag; III, 10 Orpheus dicitnr
(OQaia tptavi]; HE, 11 Phineus a foenerando; Zetus et Calais = ^tjtwv xalov; III, 12 Alpheus :=
akfj&Hctg rpwg. Yirg. Cent. p. 748 Aeolus quasi Aeonolus i. e. saeculi interitus; p. 749 Deiopeia:
ö^fiog Gr. publicum, lorta^^^ vero oculi vel visio; p. 751 Polyphemum quasi aTVollvvtä fprj^i^;
p. 752 Drepanos quasi ÖQifiv naidbg; Dares: daiQUv = caedere; p. 758 Palinnrus quasi nkavwv oQog
i.e. errabunda visio (!); Misenum: fnaeo) ") Gr. obruo (!), alvog vero laus die; Triton = TaiQiiifisrov;
p. 754 Corineum: x^^cv — aiwv; ramus dno tijg (taiptitdiag; p. 756 Acheron Gr. sine tempore die.;
Caron (z= Char.) quasi Cronon (= X(f^^o^)i P- '^^^ Deiphobus = Dimophobus aut Demoph.; p. 758
Tisiphone = furibunda vox; p. 759 Tantalus = &iav x^iliov; Bhadamanthus Gnossius: Ehad. quasi
td (n^ftata rfa/icJiTa, yvwaaM =• sentire; p. 760 Anchises quasi alav axi]v<üif^^); p. 762 Cajeta =
coactrix aetatis; p. 763 Ausonia dno tov av^dveiv^*); Laviniam i. e. laborum viam; Latinus a lati-
tando; unde et Latona dicta est Luna, quod lautet; Faunus quasi xdfdiofv voi^^ ^*) = laborans sensus;
1} Jacobs will nach dem Cod. Goth. ^TjStji-iav tScav, was mit der Tom Aator beigefQgten Uebersetzung mälam
visionem stimmt
') Cod. Goth. cironore, woraos Jacobs ^ttpdiv xptsic (?) gewinnt.
<) Cod. Goth. OcPOHt^OIUHN ^ ^ipov ^oov^v (Jac).
*) Cod. Goth. drimon crlne, qnod noa Laune acnun (ser. acrinm) judioaos s= &pt{uoc (wanun nicht ^(Uaiv?)
x{Kvo-^aav (?) (Jac). ^) Cpd. Goth. bietet exquina (EC8YHI) =z oiox^^^*
6) Besage Cod. Goth. tvavttov iSwv, da Fulg. contraria vid^ns übersetzt.
'') Eüefür Jacobs ans der Gothaer Hdschr. d^coc Xrfiji oder das poetische XT)^2tt>v, welch letzteres allerdings den
SohriftzÜgen des Codex (acolereron) näher kommt. (Cf. Myth. Vat. H. 40).
®) iauTJ]v (jiTj votf^aa will Jao. in den sinnlosen Buchstaben seiner Hdschr. antonoaree und ATtOMINOll erkannt haben.
9) Jac. schl> (sui^a Xu^cv vor. ^^) Cod. Goth. elicon medon = jX'jxtpöv |jlt]Scv (Jao.).
11) Hiefttr vermutet Muncker ona. n) 80 Muneker ffit das hdeehrl. misio.
13) 80 dürfte wol das corrupte ainoiscenon zu andern sein. ^*) Diese Etymologie fehlt im Cod. Goth.
<^) So Muncker. Jacobs liest «^auXovou; mit Berufung auf Gloss. ad Aristoph. Nub» t. 685 <matev, aitaiScuro^,
^auXovoov.
»
Haricam quasi mericam (fifjiSaf) i. e. cagitatiouem ; p. 764 Vitlcanni^ quasi ßuvlijv xaiaiay (?) i. 9.
anlens consiliDin; TnmiiB (inasi turDnnns (^SoiiQog — vovs) = furibiuidus senäua, cujus atimts iaedeutes
qtiasi Lausiim, filitun ejus, vir sapiens interimit: p. 765 Uezapua qnasi /tiaiZv i'nos; Jutarna in modtun
pemiciei pon., qnod dtutume permaueat.
Doch gCDDg <IcB BlOdsinnn. Über dem dem Leser vo\ llbigst di? Geduld ansgeganges sein wird.
Uan kann übrigens aus dieser Mnsterkarte von Ungereimtheiten ersehen , wie dos Geschick nnd die
Keckheit des Ycrfassers im Aufschneiden mit dem Schreiben selbst vUcbst. Rufen die etymologischen
Träumereien der Mj-thologie allerdings auch die bekannte Definition, die Voltaire von der Etymologie
gab, ins Gedächtniss, so gehen doch die gegen den Schiusa der Continentin angehitnften etymologischen
Salbadereien selbst noch über die anekdotenhafte Ableitung des tentschen Ftichs von o/wtti;^ hinaus.
Hier gelten recht eigentlich des Autors eigene Worte: Onirocriten soporis nugas ariolautem advertaa '}.
Kritisches Corollar.
Da sich znfätUg durch den Dmck ein ansserdem unbenutzt bleibender freier Baum ergeben hat,
80 mögen einige Beaserungs vorschlage zu corrupten Tcxtstellen des Schriftstellers hier Platz finden,
fllr deren Unterbringung in der Abliandlung selbst sich keine Gelegenheit bot.
Mj-th. Frol. p. 613 liest man: Non auillo canibtis morsu depastum amautis ju^-enis femur.
Dasa mit der Umschreibung Adonie gemeint ist, der auf der Jagd von einem Eber tödtlich ver-
wundet wurde'), ist nicht zu verkennen. Was aber soll cwübus =: Hunde mit Schweinagebisa?
Die p Schweinehunde" sind erst ein GeschOpf der Neuzeit. Kan könnte versncht sein, das Wort als
Glossem einfach zu atrelchen , wenn nicht der stetige Sprachgeh rauch des Autors entgegenstände,
der, wie im IL Theile bei den Inversionen erörtert werden wird, fast durchgehends das ein-
verleibte Adjectiv von seinem Substantiv durch ein anderes, daz wischengestelltes Wort trennt. Mit
BUcksicht auf die allegirte Stelle des Ovid schlage ich daher clunibas , abhängig von depaitum , vor. —
P. 617 ist in den Versen:
Tum ijox
Caerula i
iilellata miiiiilum circumlita peplo
irigeriB pigreeccrc Jusseiat alis
statt pigrescere wol »Mgr. zu lesen. Nitfrescere findet sich auch II, 8: quod hiemis tempua nigrescat. —
I, 7 hoc sentire volentes ^ wobei man das verstanden wissen wollte; statt nenttre wird sentiri zu
schreiben sein. — II. 2 Trlplici enim veate snbnixa est [Minerva], se» quod omnis sapientia sit
mnltiplex, sive etiam quod celata. Longam ctiam hastam fert, qnod sapientia longe verbo percutiat.
Triplici etiam vesle, quod omnis sapienlia tecla extrinsecus rarius agnoscatw. Die durch den Druck
ausgezeichneten Worte sind ein offenbares Uarginalgloasem , dui-ch Abschreiber an ungehöriger Stelle
in den Text anfgenommen , da der Antor, wenn er selbst noch einen dritten Erklärungsversuch des
)} Mylli. Prol. p, bis.
*) CC Ovld. Het. X, TIS: trui aper m8Ci]al'ur totoBque iTib ihguine ienWt — abdidit.
86
dreifachen Gewuides der Göttinn h&tte anflgen wollen ^ denselben jedenfalls in nnmittelbarem AnscUi
an die beiden anderen vorgebracht haben wttrde. Zodem enthalten die Worte durchaus keine neue
Erklftiting, sondern sind blos eine erweiterte TTmschreibnng der echten sive etiam quod celata^ —
IIi 9 ist die Bede von Prometheus' Henschenbildung. Minerva wundert sich ttber das kunstreiche
Gebilde und macht sich anheischig, j^uc^ ihrerseits einen Beitrag aus himmlischen Gutem beisteuern
ara wollen, wenn Prometheus es wünsche. Dieser erklärt, er wisse nicht, was ftir Güter es droben
gebe; sie möge ihm also Zutritt in den Himmel verschaffen: atque exinde, heisst es im Texte weiter,
si quid suae figulinae congruum cemeret, melius in re oculatus arbiter praesumpsisset. Statt des
sinnlosen in re bieten Leid. Hdschr. inire , welches Muncker acceptirt und auf die Erklärung
des Festus Bezug nehmend, als gleichbedeutend mit invenire fasst Der Sinn verlangt aber den
Gegensatz zu Minerva, und diesen gibt uns ipse. Ipse oc. arb, praesumpsisset aber ist eine grftoi-
sirende Construction statt des Infiu. cum accus. , wie auch im Griech. öfter in der indirecten Bede der
Optativ statt des Infinitiv eintritt. Vgl Krüger, gr. Spr. § 54, 6, 4. — 11, 15 Liber ergo pater
dictus est, quod vini passio liberas mentes faciat. Statt des sinnlosen passio schlage ich potio vor*«—
m, 3 quos [canes] inaniter pascendo pene omnem substantiam perdidit [Actaeon]. Für insaniter will
Muncker immaniter. Noch näher läge das archaistische insaniter. — lU, 9 Habet igitur musica partes
sqptem etc. (Folgt die Aufzählung). Unde et Virgilius in sexto ait:
Obloquitur uumeris Septem discrimina vocumO*
Darauf folgt: In arithmeticis enim, quilms plenitudo formulae est, ut etiam in geometricis tonus.
Hiemit vergleiche man die früher besprochene Stelle Y. C. p. 749 , wo er von seinem Liber physiologus
redet: De septenario ac de noeenario numero omnem arithmelicae artis digessimus rationem. Mit
Bttcksicht auf diese Stelle ändere ich quibus in septenus^) und tonus in nonus [seil, numerus]. Dass
wirklich Zahlen in dem Satze enthalten sein müssen, geht aus dem Folgenden klar hervor: Yox
vero habet gradus innumeros. Der Sinn selbst freilich wird auch durch die Aenderung nicht viel
verständlicher. —
1) Aen. VI, 646.
>) Cf. y. C. p. 749: secondam arithmeticam nameram septenum harmoDicam esse partaL
m.
Die Latinität des Fulgentius.
§ 14.
Allgemeine Clwrakterlatlk,
Der Stil dea Fnlgentius zeigt im Ganzen dieselben Eigenthllmliclikeit*u , wie sie iler Schreibweise
«ainer Landsleute überhaupt anhaften. Hierunter gehören Ln erster Linie die zablreirhen Gräzismen
nnd Neologismen. Die grosse Zahl neuer Begriffe, tlie besonders durch das Christ enthnra , sowie dnrch
den gesteigerten intematioDalen Verkehr nnd die in gleichem Schritte tiomit veränderte Weltanscliaunng
in die rttmische Welt eingedrungen waren, forderten ihren nothwendigen Ausdruck in neuen Wörtern,
nnd 80 begegnen wir, besonders seit dem 2. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung, einer regen
Sprachbihlnerei : so ziemlich alle Schriftsteller jener Zeit sehen wir neue Bezeichnungen für neue
Anschannngen und Begriffe erfinden. Am meisten wareu die oliristlichen Schriftsteller darauf augewiesen,
hich eine selhstständige Terminologie zn schaffen, da die lateinische Sprache nrsprllngllch au Wttrtem
Air rein geistige Begriffe nnd Abstractionen , wie sie tlie christliche Doctrin erheischte, luigemein arm
war, Allerdingii war ihnen dnrch die Verpflanzung der griechischen Philosophie auf römischen Boden .
(Cicero) schon bedeutend vorgearbeitet, und gewisse rmassen der Boden fUr Fortpdanznng nnd Verviel-
f<ignug des vorhandenen Sprachschatzes urbar gemacht. Darauf fiissend nnd fortbaneud, benutzte
mno hanptsflchlich zweierlei Hlllfsquellen : einmal die Muttersprache selbst, indem man durcbWelter-
hililnng des vorhandenen Sprachmaterials die erforderlichen neuen Wortformen zn gowianen suchte;
dann die wenigstens Gebildeteren ziemlich geUnßge Sprache der Griechen, iudem man, von dem Satze
ausgehend, daas das latiniscbe Idiom zu spröit und unbildsam sei, die griechischen Wörter entweder
einfach herUbemahm, oder dieselben latinisirte, um so ein entsprechendea Surrogat für die Unzidäng-
llchkeit der Muttersprache zu gewinnen. Allein währeud die besseren Schriftsteller hiebei ein knappes
Mass beobachteten, triebeu gerade die Afrikaner förmlichen Missbrauch und Unfug damit. Xicht
Bedtirihiss, sondern Laune des Augenblicks, oft Prunksucht nnd Effecthascherei , hie und da wol auch
ttngenUgende Kenntniss der lateinischen Sprache war wol bei der Mehrzahl, Mangel an gutem Ge-
srhmacke bei allen der bestimmende Grund zum Gebrauche fremder mler neuer Würter. Eine einheit-
liche Norm war dabei natürlich von vorne herein ausgeschlossen ; jeder Scliriftsteller , mochte ihm
Geschick oder Spraehkenntnisa zur Seite stehen oder nicht , fllhlte sieb berufen , je nach Laune vor-
handene Wörter in neue umzuprägen, griechische zu adoptiren oder grSco - lateinische Bastarde zn
erzengen. Viele nahmen auch Ausdrucke aus der Vulgärt<p räche (sermo plebejus s. vulgaris) mit oder
ohne Absicht in ihre Darstellung herüber'). Dazu war es weitaus den meisten, besonders den Kirchen-
>) Vgl. Benihardy, B. L, A. 3S1, »0 a. M9.
38
Schriftstellern, nur um den Inhalt zu thun: die Form kam wenig oder gar nicht in Betracht; und
diejenigen, die der Form eine besondere Sorgfalt zuwendeten, wie Appnlejns, huldigten einer so ver-
kehrten Geschmacksrichtung , dass sie gerade die gerügte Verunstaltung der Sprache tendenziös betrieben
und in gehäuften fremdartigen Wörtern eben so viele Ingredienzien erblickten, um ihre Darstellung
piquant zu machen. Daher die oft grotesken Derivata und Composita, daher die massenhaften 6rä-
cismen und voces hybridae, welche die Diction der Afrikaner entstellen. Die Lectttre solcher Schriften
legt dem Leser unwillkürlich die Erinnerung an den mittelalterlichen Curialstil oder an die widerliche
Sprachmengerei nahe, welche in Teutschland auf das Zeitalter Ludwigs XIY. folgte.
Weiter wissen die Afrikaner in ihrer Darstellungsweise keinen Unterschied zwischen Prosa und
Poesie zu machen. Sie statten ihre Prosa reichlich mit aus Dichtem erborgten Ausdrücken aus,
bedienen sich mit Vorliebe der metaphorischen Bedeweise u. dgl. Ihnen mangelt der Sinn für nüch-
terne, objective Darstellung, für Einfachheit und Angemessenheit des Ausdruckes, dessen Schönheit
und Eleganz sich nach der Seltenheit bemisst. Nach ihrer Auffassung ist die Darstellung um so
geschmackvoller, je gesuchter und entlegener die Worte, Je seltsamer die Constructionen, je verschro-
bener der Satzbau, je ungewölmlicher die Tropen sind, deren sie sich bedienen. So erscheint denn in
der That die afrikanische Latinität als ein bunter Cento aus Latein und Griechisch, aus vulgären,
prosaischen und hochpoetischen Wörtern und Flosceln, aus Archaismen, Neologismen, Solöcismen und
Barbarismen der verschiedensten Zeiten und Orte*).
Was wir bisher von der Africitas überhaupt geltend machten, gilt ungeschmälert auch von der
Latinität des Fulgentius, namentlich im Prologe zur Mythologie, wol einem der üppigsten und ab-
normsten Auswüchse, die je dem schriftstellerischen Boden Afrikas entsprossten. Hinter dem unnatür-
lichen Schwulste aufgeblähter Phrasen und nichtssagender Pleonasmen sucht sich mühsam die Aerm-
liohkeit des Inhaltes zu verstecken. Fulgentius scheint ihn mit besonderer Liebe ausgearbeitet zu
haben, um ein möglichst günstiges Yorurtheil für das Folgende zu erwecken. Unbehindert durch das
Object der Darstellung, konnte er sich hier in seiner überschwänglichen Phantasterei gehen lassen;
daher trägt derselbe denn auch die Manier des Schriftstellers ganz besonders zur Schau.
Wir können den Stil unseres Autors als Imitation des Appulejus ^) und mehr noch des Tertullian
bezeichnen. Auch den Sprachschatz des Plautus nutzte er unmittelbar aus *) ; dessgleiohen scheint ihm
Petronius theilweise auch als stilistisches Vorbild gedient zu haben *) ; endlich lassen sich auch
einzelne Anklänge an Martianus Capeila, besonders im Prologe, nachweisen. Seine Diction entbehrt
der Einheitlichkeit und Ebenmässigkeit , seine Grammatik ist Willkür. Von der Sucht, neu zu nein,
irregeleitet, huldigt er im Ueberma^se einer Latein und Griechisch vermengenden Wort- und Satss-
bildnerei, die in ihren oft bizarren Erscheinungsformen nicht blos der Grammatik, soifdem auch
allem guten (Tcschmäcke Hohn spricht. Die Irregularität ist ihm Regel, und zumal in der Bection
der Tempora und Modi herrscht vollständige Anarchie.
1 ) Vgl. Uulinken Praef. ad Appul. ; Iliidebrand in den Noten zu demaelben und su Arnobius ; Oehier zu Tertullian.
Einiges gibt ßernbardy, K. L. § 56 S. SOI, A. 230 u. 231.
<) Vgl. Lersch 8. 84 u. 85. Will ja doch Barth Advere. XVI, 8 in Venedig eine alte Handschrift gesehen haben,
worin Auszüge aus den Florida des Appulejus unter dem Namen eines Fulgentius Floridoa enthalten gewesen.
^) Lersch S. 79 stellt plantinische AusdrOcke aus dem Autor snsammen. *) Vgl. Leraeh 8. 85 u. 86.
Sein Satzban ut Ulterladen , io Folge de§BeD der iDh< oft verschwommen, so dass es dem Leser
Dar mit Uähe gelingt, vor Wortschwall ziim Verständniss des (Jredaitheny zu gelangen und den lang-
gestreckten Unholden von Perioden ') ihren spärlichen Inhalt abzulanem. Hit gesuchten fiildem nnd
Anspielungen sucht der Autor, gleichwie mit schillernJen Raketen, das Auge zu Menden: sie werden
in seiner Hand zu unsteten Irrlichtern , die Über die versumpft« Gedankeneiuüde dahin schwirren nnd
keinen Verstänil igen bethüren. Bei Schrlftstellei'n, wie Tevtullian und Amobiuf', an dessen Schnörkeleien
übrigens Lipnins Gefallen fand (stilas Lipsiannsj, lernt man Hber dem Inhalte gern die Mängel der
Form ertragen: bei einem Fulgentiu.s konnte das Prodnct von tiedankenanntit nnd Woi-tfllUe
eben nur ein gehaltloses Gefasel werden.
Die üpeci eilen Belege zu den hier aufgestellten allgemeinen Behauptungen werden die nach-
folgenden , syBteniötisch geordneten Einzelhetrachtungen ergeben.
N»
A. Zur Foimenlelire.
§ 15.
trTüclHmeti Mtiiti A'eolof/isHien.
1. Wir geben znnächst ein Varzeichniss der bei Fulgentius sich findenden aus dem Griecbischan
entlehnten Wörter, wobei selbstverständlich die Etjmologieen mit allen ihren Zugehörigkeiten, dess-
gleichen die tecbuisclien Aus<lrUcke, wolUr sich in der lateinischen Sprache kein entsprechendes Wort
vorfand, endlich die schon durch andere (nichtafiikaniache) Schriftsteller herfiber genommenen und
eingebürgerten Wörter in Wegfall kommen ').
a) Substantwa: Myth. p. 597 onirocrites; p. 609 phasma = Dichtung; p. 610, 612 und 621
dogma = Wissenschaft (p. 609 dogmata ^ Wissenszweige); p. 612 mystes; ib. sepioticon =: Tinte;
p,f>17und619 peplns; p. 621 und22 idolam; 1,26 historiographns = Verfasser; U, 5 epomphaIion =
Magenpflaster; 11, 16 n. V, C. p. 760 scandalam= Verfuhrung; II, 16 physiologns; II, 17 mimologns;
II, 19 aporria {ürtÖQQOia); lü., 1 theoria = Ueberaiolit ; III, 2 contheroletea ^ Jagdgenosee {vox
hybrida); III, 7 iatrosophistesz:^ Arznei verständiger; III, 9 idoma; V. C. p. 73H ßorarim}') dvvafiig; p. 741
entelechia :^ Thätigkeit (nach Aristoteles) ; p. 7i7 antelogium (plautinische vox hybr.) ; p. 749 perissologia ;
p. 755 anathema ^ Heidenthum ; p. 761 authenta ^ Grösster : Exp. Prol. entheca:^ Schatzkammer').
b) Adjeciiva: Myth. Prol. p. 597 u. 609 eomoedicus (auch Appul); p. 60« u. IH, 6 p. 718
Athenseus =: Atheniensis; p. 611 entbecatum ^ an fge speichert; p. 613 lychnides pneltae (von Hero
<) Uao Tgl. bebpidswelB« gleioh den jüifuigwkU dea Frologi lur Mylliologie.
*) Dagegen lei h[er ein für nUemnl bemertct, daes ich mich !□ dem FulgsDilPn nicbl auf dia Idiatismen der
BpeciAscb f ulgentlk nisch en LaliDitül beschränken werde — denn deren düiflcn ea bei dFui geringen l'mrange •einer
Schriften nicht aben liele »ein — ; vielmehr gedenke ich die EigenthümliDlikeiteD der afrlkaniscben LalinitSt,
die ui» In den Schriften de« FnlgenÜua begegnen, die Beeonderheiien , die lalne LatinltSt als A/riciian kennzeichnen,
lu elaaalflclren,
■) So Muncker rUr da« hdachrl. notakine.
*) II, ii iit eoDjeqaeat DJoajai'oa statt Dionyiae ^ Baccbu« geechrieben : ob dies not der Ignorani dei Autora
oder der Abtchielber lu imputlren igt? —
40
und Psyche); p. 618 plastns; p. 619 ironicos, exoticus (auch aiohaistisch ) o. hyalinus; p. 620 syllogia*
maticus; p. 621 archaicos; I, 12 horosoopicns; I, 14 decaohordua; I, 27 tozicos; 11, 1 theoratieiis,
practicnStphilargioos; m, 5 zelotypus; III, 7 i8chiadicii8,entatica8, enterocelioiui; III, 10 phantasticHS ;
y. C. p. 739 physiognomicns; p. 749 harmonions«
2. An nengebildeten lateinischen Wörtern finden sich bei Fulgentios:
a. folgende Stt&^ton/tva; Myth. p. 597, 604, 619 vemnlitas = Geschwätzigkeit (sonst vemilitaa) ') ;
p. 600 semotio ; p. 601 condictum = indictio ; p. 602 flamentnm ; so p. 609 imbntamentnm ; Myth. IL Prol.
largimentnm ; II, 18 titillamentnm ; HE, 6 despntamentnm ; ib. p. 719 compnlsamentum ; Y. C. p. 740
bractamentnm ^) ; — Myth. Prol. p. 604 organolnm (von den Schnäbeln der Singvögel); so p. 607 und
II, 9 pectnsclum (anch bei Hieron. ep. XXII, 13); p. 610 laniolnm (von den anatomischen Hörsälen);
p. 613 libellnlus (auch bei Martian. III, 71)'); p. 619 crepitatio; p. 620 breviloquium ; I, 1
pollncibilitas = humanitas ; I, 2 praerogatio = Vorvertheilung ; I, 5, 27 u.V. C. p. 756 Tricerbems •) ;
I, 15 n. III, 7 jugalitas; I, 15 concrexnatio ; ib. comestio (anch I, 5); I, 22 dissertio; IL Prol.
volncritas; II , 16 superadparitio : ib. sordities; II, 19 terebramen; ib. repertio; HI, 2 cursilitas;
in, 4 vetemositas = Schlafsucht; III, 6 p. 719 ultronietas; ib. ebullitio; DI, 8 opitulatus; III, 9
inflamen [bnccarum] ; III, 10 nexilitas; ib. interceptus; V. C. p. 740 acror; p. 742 crassedo [ingenii] =r
Stumpfsinn; p. 744 vocitatio; p. 747 figuralitas; p. 751 perditio; p. 756 coenositas; p. 762 coactrix*).
b. AdjdcHta: Myth. p. 597 somnialis; p. 602 muricatus [gressus]*); p. 603 sentosns; p. 604
paliuraeus; p. 607 merulentus; p. 612 laudatorius; p. 613 pulUger; ib. puerigenus; p. 617 roriger;
I, 2 consocius; I, 6 inpausabilis j I, 11 centratus [circnlns]; II, 1 n. 3 petax; U, 3 praegnax ^) ;
II, 8 commercialis ; ib. marculentus; ib. conceptionalis ; 11, 11 tractatorius (von den Sirenen); 11, 17
nrbicarius (auch im Cod. Theod.) ; ib. risorius; 11, 19 furfuraceus; III, 1 leonteus; III, 2 mnltifmctas;
>) Salmasitts schlug hiefBr TerntliUs vor, während Monoker bd der 2. Stelle an veniallUs denkt Allein da die
Handschriften an den 8 Stellen übereinstimmend Temulitaa geben, lo wird wol nicht za Sndera «ein.
s) Die Sabstantiva auf merUwn sind überhaupt in der afr. LatiniUt besondeis beliebt Beispiele aus Appolejos gibt
O. Erdmann im Progr. des Qym. zn Stendal von 1864 (Dt App. elocuiione) p. 6: »Statim animadTertee , sagt er daselbst,
App. duas terminationes praecipue amasse: itaque plurima extant, quae habent terminationem — mentum, mnlta, quae
in svUabas - - cuhim exeont^
•
• 3) Auch der Gebrauch der Diminutiia ist bei den afr. Schriftstellern ungemein hlufig. Appulejus ist in der An-
wendung derselben geradezu mass- und geschmacklos. Die Darstellung gewinnt dadurch ein gewisses tändelndes, senti-
menUl-zerfliessendes, oft Uppisches Colorit Vgl. Bemhardy, R. L. A. 280, wo sich anch Beispiele aus Appul. finden.
*) Dieses Wort findet sich nur noch bei Tzetzes, Chll. II, 761: xai y.ü(ov l\ Tpixtpßtpo;, und bei den aus Fulg.
referirenden vatic. Mythog^aphen.
'*) Dazu füge man die auch bei anderen afr. Schriftstellern gebrftuchlichen Substantiva: prolizitas (p. 603);
figmentum -- Dichtung (p. 597); coruscamen (p. 618); sinuatio (p. 619); patemitas (I, 1); concaTitas (I, 14);
dubietas (I, 16); abecedaria (III, 10); maliloquium (III, 9); Tisibilitas (V. C. p. 750); delusio (p. 755); faeculentia
-- Unrat (p. 756) u. a. m.
^) Eine sprichwörtliche Ausdrucksweise von dem behutsamen, SngstUchen Gange, als ginge man über Fussangeln.
''} Wenn nicht praegnan« zu indem ist
in, 5 semimasculiis ; IQ, 6 manBionarias ; V. C. p. 742 meosualis; p, 747 erudibiliä il provectibiUs ;
p. 7S9 a. 762 magiatrUans; p, 765 aeqnilanx ').
Hiezn fligo man die folgentianiachon Adverbia: Mj-th. p. 603 alternti-um := gegenseitig; p. 614
n. V. C, p. 747 vivaciter; p. 618 aplendifice; II, 3, 4 n. 5 raomentaliter: m, 1 boWter n, teralit«r;
lU, 2 repentaliter (repentinaliter?) ; III, 6 inviae; ib. u. V.C. p, 746 aatnrantius ii. p. 749 satnraDter;
p. 753 adwlanter ').
c) Verha: Mytii. p. 697 saporare; p. 602 sigillare', p. 603 iutercapedinare ; p. 613 gamilare; p.
615 palafiatrare (oder — an); ib. oblücere; p. 616 rauceseere; p, 619 caerulare (caerulanti peplo);
n, 1 rancidare; 11, 2 gessare '); II, 6 n. Myth. Prol. p. 618 eructuare'); II, 19 fistuleHcere; III, 5
Gonsimilare ; lU, Ö crementare; III, 9 tibizare; V. C. p. 737 ii. 747 cipromtare : p. 741 Inversare r=
trectare: p. 752 favilleacere; ib. snperexcellere ; p. 756 resopire: p. 760 pei-Herpere; p. 761 caliginare;
p. 762 lucidare ').
§ 16.
VerehlzcUe IiItofi»inen in den Formeti.
a) SiAslanÜva: I, 1 Lacedaemonum = Lacedaemonioruia ; dann die Heteroplita: I, 10 lampada=^
tampas; Myth. p. B98 Heroidanini =r Heroidum; II, 2 u. HI, 1 Gorgoua= Gorgo'); III, 2 Perdica =
Perdix'); II. II De Ulixi') et Sirenis, was den Nom. Sirena voranaaetzt; HytiL p. 615 cachinnnm
&agUe, sonst nur cachinnua*): III, 3 pa^nis =; pavo (Arcbaismite, wie p. 605 u. 606 ^-irecta =
vireta und III. Prol. auspectio ^^ suspicio).
Ob die vorkommenden Discrepanzea in der Schreibweise auf Recbnnng der Abschreiber zu setzen
sind, oder in uncorrecter Aiisapracbe (Provincialdialekt) des Antora iliren Ursprung haben, dttrfte schwer
zu entscheiden sein. Mancker wenigstens nimmt das Letztere an und will desahalb V. C. p. 756, wo
mehre Handschriften Charonte bieten, dieses in Uebereinstimmnng mit einem Leidener Codex in Carone
>} Dwn viele aneh In uidinn atril^i*oben Schrirtwerken vorkommeBde Adjectiva, wie Uyth. p. 600 u. 11, IT
momentuinui p. B08 a. I, se Mholatit; p. BIS rimabundui; ib. comicnlatiu ; 1, I porpetoali« = perpstaas (b«i
QnlnotU. = nM.ai;); ib. u. V. C. p. T44 eulpKbiiU = reui: I, 11 toDltimoduB; 1, 19 oTipuuij I, 14 u. III, II
»piritalii für Bplritwitls; I, IB /utatriüus; II, I limaz (eigtl. Subit liier = buhleriiehi ao ancb III, 6 lacifugB conjuni; ib.
p. 730 peccBtrii macula): III, G invinoibiliB ; V. C. p. 7iS nensualii; p. 758 inourvabilii; p. 717 docibiti« u. a.
*) Mit andcrrn Sthril'UlellerB aelncr Heimat gemein hat Folg.; Mjlh. p. S99 inceBsabiliter ; p. 614 incräcsciter ;
p. G18 inopinanler: I, 6 caeualiler: I, 27 yoluntaric; II. I'rol. nullatenu» ! II. 5, 17 u. V. C p. 760 porenniler; III. 2
partiliter; III, n qualilet und Miller: V. C. p. 74S univeruHter: p. 7ä7 lacrlmabiliteri p. Tlt4 fiduciiUitcr n. dgt.
^) Wann nicht gnaiate zu leten ist.
*) Senat emctare. Vgl. auch V. <.■- p, 743 ructnxre iftir ructare), das licli iibiigeni utch bui Augiwtin findet.
S) Verb«, wie 1, 9 cemupiicarp; II, 3 abortf«; II, 18 ciDeresccre; III, 1 ealorarc; ib. algesecre ; III, J
pblebolomare ; V. U. p. 754 Inimiliatc ; p, 756 duluorare u. dgl. m,, Enden aioh aocli bei anderen aTiikaniacLen Autoren.
■) 80 in den Hyginiurabeln 30 u. XI Amazan* — AmascD(n), was Bunte mit ünreobl beanstandet.
*) Uunckcc rergleicht damit Arcada r; Aroai (Bygin. f. Ibi).
*) l>ct Autor bedient sich gerne irr AbtatirFonn auf 1, «0 die Grammatik die auf t vorgehreibt, beiondera auch
bei den CompaiatiTeo.
<*) Doch ist nicht unnihracbeinlich, dnse mit Muncliec fragile'» ^u schreiben ieL
42
Undem, weil sich an anderen Stellen des Fnlgentius das Wort stets ohneAspirate findet, wie denn p. 610
quo ferant Caronem citins sopitumm, und Y. C. p. 756 niimitteibar nach dem fraglichen CharorUe wieder
Caron quasi Cronon ') eu lesen ist — Anf nncorrecte Aussprache geht entschieden die Schreibart
JSphigenia statt /ph. Y. C. p. 750 u. 765 zurttck. Endlich heisst der vergilianische Citharist Jopas
bei Fulg. Y. C. p. 750 Zopaa, was mit gewohnter Yirtuosität von onanäv abgeleitet wird. Doch
dürfte diese Schreibart als absichtliche Täuschung, um nur die gewünschte Deutung anbringen zu
können, aufzufassen sein.
b) Als vereinzelte anomalische AdjeciitioTmen. sind zu bemerken : Myth. p. 610 pluriora =r plnra,
entsprechend unserem teutschen mehrere; Y. C. p. 741 vatum Ausonidum (=r Ausonidarum) , was
sonst nur als Femininform bei Dichtem im Gebrauche ist^).
c) Bezttjglich der Ptonomna und NumeraUa erscheinen bemerkenswerth : Y. C. p. 739 das
archaistische alio =: alii; Y. C. p. 763 die Zusammensetzxmg unusquisquis , wofür Übrigens Mnnoker
imus^t€»8 vorschlägt. — Y. C. p. 749 findet sich sepiefmm numerum (Singular des Distributivnin}
statt des üblichen septenarium,
d) Als Idiotismen in der Conjugation der Verba erwähnen wir den Gebrauch von Activfonnen
von Yerbis, die sonst nur als Deponentia gebräuchlich sind, wie II, 6 fnrasse =- furatus esse; 11, 5
interpretatur,= wird gedeutet (auch bei Ammian.); Y. C. p. 742 u, 764 reluctat statt reluctatur •) ;
Ifyth. p. 604 dum colles spatianti metirem *) passu. — Umgekehrt werden Yerba als Deponentia
behandelt, von denen sonst Activa vorkommen, wie 11, 12 zelata; HE, 2 affectatus est'); Y. C. p. 766
memorari. Dazu kommen noch: die ungewöhnliche Supinform (Asconsum (I, 19; 11, 3; m, 6 p. 719);
femer das archaistische Imperfect cofuUbam (Myth. p. 609); endlich die Neuerung cede mihi nunc per-
sonam (Y. C. p. 741) für das Imperativische cedo. —
B. Syntaktische Anomalieen.
§ 17.
1. SecHon der Casus.
a) Die Regeln von der Congruenz erscheinen durch sog. ConstrucHones ad senswn mehrfach ver-
letzt, wie Myth. 11, 16 qualis divinitas, qm quaerit, quod esse velit'); III, 8 succum desudat, quod
myrrha dicitur ; 11, 9 nihil , qnae bona haberentur ') ; Y. C. p. 743 In omnibus nostris opusculis —
<) KSoDten die Etymologieen bei luiBerem Autor überhaupt etwae beweisen, so wflrde aot dieser Stelle dentlieh
herrorgehen, dass er die Aspirate nicht schrieb. Allein die Stelle p. 754: Corineum posnimos ejus corpua oremaase:
^aptv enim Graeoe gratiam dlcimoa, hebt das Beweismoment, das man etwa aus unserer Stelle ableiten wollte, wieder anf.
• >) Statt Tritonam paladem (III, 9) ist wol Tritontam sa schreiben.
5) Cod. Goth. hat übrigens an beiden Stellen die pasaiTe Form.
4) Diese Lesart der Leid. Hdsehr. ist ohne Zweifel die richtige, wie auch Muncker anerkennt Das in den
Staveren'scben Text aufgenommene meterem ist sinnlos. Jieiirtm ist eben = metirer.
6) In aetiTer Form findet sich das Yerbiim Myth. p. 596 naenias adfectare.
*) Sagt ja doch auch Appul. Florid. 20 tota oiTitas eruditissiml estit; Hart. Cap. I, 89 extr. Vulgut eetemm <kv€Mr;
7) Erklärt sich durch Ellipse Ton eonrw.
«I
induximuB, <)uo monatrassem ; Expos. Prol. retribui, dod tarn sonnonum atailerUes apntnis, quam — dantes
operam; Myth. I, 21 aive quod omnia negotiator semper inciffilel. seu quod ab ejus [sc. gaUi] cantn
awganl.
b) Der Genetiv steht aafFalleiit! rt, 1 habeudi insatiata, rapiendi canta, sen-nndi sollicita: III, 2
aolitndinnm cnrailitas ^ per so!.; III, 5 anus zeli '} Btibeenisa; III, ft in defoHso terrae', V. C. p. 742
telluris glabro solidior; III, 7 miiltoruin peregrinus *),
c) tlngc wo b »lieber Gebrauch des Daties findet Statt: Myth. p. 613 mihi non adripitur (:= ame;
GräoismuB); p. GIB oblucentem et pelUcem volnptatibus (Dat. iiicomm.); II, 1 commodis aaiia (= Ilngst-
lich besorgt fllr); 11, 16 injuriae mista (dicliterlach) ; III, 10 seoretis velut inferis tranamigratiir. —
Zwar auch der gute» Latinitttt nicht fremd ') , doch bemerkenawerth wegen des stereotypen Ge-
brauchs des Schriftateüers ist der pleouastlsche Dativ si^ in den Verbindungen: I, 18 quid sibi
bujus nominia significatio disserat^was sie zu bedeuten hat; 1,26 quid sibi Crraecla eentire volnerit;
II, 10 nuid sibi iii hoc adludat; III, ß quid aibi illorum falsitaB eentire voluerit; III, 8 unld aibi
baec fabula sentiat,
d) Der Accusatw steht irregulär: Myth. p. yü9 libebat me captivitas; I, 18 uon erat opus cri-
miaibna judiceni <0 I, 23 tantiim celerior statt tanto: ebenso 1, 27 quantum conjunctior, tantnm mellea
(hier dea Parallelismus wegen); II, 13 tantnm »tnltns ^ tarn st.; III, 5 tantnm ftagravit =: adeo (wenn
nicht in tantnm =: ig loaovto zu lesen iat). — I, 27 ut Herc. I'eoit Älceataro (Gräeiamus) ; II, 5 qnae
eum persnasit und III, 6 p. 719 quam perauadet: III, 1 qnalem equmn eedet'); III, 5 nee invideo
fortunas ejus; HI, 10 iufirmitatis venientem concnrsnm mederi; V. C. p. 753 obscnra secretaqne myst«ria
pmetrat; ib. nunquam secreta aapientiao penctrahia; analog p. 7ü8 penetrata caligine.
e) Licenzen im Gebrauche des Ablaties finden aioh bei der Vorliebe der Afrikaner fllr den dich-
terischen Sprachgebrauch, wonach die Präpositionen sehr oft. weggelassen wertlen, auch bei unserem
Schriftsteller ziemlich häutig. In soferne dieser Usus schon in der sog, silbernen Latinität gelänfig iat,
glanhen wir nur die auffallenderen Beispiele verzeichnen «n aollen. So Myth. p. fi03 parietibns pen-
dobant; p. BOT ayrmate nebuloso = in luftigem SchleppUeide ; p, 608 scholaribnn nidimentis =^ beim ■
ersteu Elementaninterrichte ; p. 611 verbalibua borreiis enihecatum; p. 615 domo ^^ zu Hanae: p. 621
scmpnlnsis iion resideat peuetralibus ', I, 1 bnrathro prolabitur; II, 1 jacnlo bonus =^ promptns: II, 7
qwttilo carni conaenserit [libido], tanto snrgit intqnior (der Coneinnität zu Liebe); noch auffallender
l, 27 (iiuinlo sapiouR [ mulier J siiaui ohponit aiiimam pigueri , Uinto maligna snam vitam repntat
nihiU: V. C. p. 758 ijuaiilo elalus couteranitnrr tanto — torcjuetor*); II, 15 tigribus sedere und III, t
equo reniden»; HI, H utero plenam = pi'oegnantera ; V. C p. 739 floinilentis decerpsimn^ hortnUs;
p. 762 portn sepelitnr: p. 759 superbiae poeno dnmnatos'); ib. ie.juna fniendi usu u. a. m.
1) Wenn nicbt «to xu Bndern isl, ») Dtgegtm II, H ab oranilas pareyrina.
*) Vgr. Mndvig, L. Spr. S 3<8. A. In doi clan. Lalinität Hebt dieaer Dativ Tonugsweiae bei colo.
') Wol durch ElIipM tob haben ta erklären. *) Cf. Ilyg. f. 61 qnadrigam ledens.
B) Dieser Oebraach i«t wol duruli Annahme einer Ellipte (etwa mai/i») 2u erklaren. Einen ent^gcngeietctcn Fall
haben wir oben beim Aceui. verzeichnet, ebenralle au« I, i'.
'') Dagegen I, I in (terilEtate damnata.
44
f ) Hieran sohliessen wir die mehrfachen Irregnlaritäten im Gebrauche nnd in der Consin i et i oii
der Präpositumen. Am häufigsten erscheint hei der Praep. in der Unterschied des LooalyerhftltniBses
verwischt, indem der Schriftsteller an mehren Stellen ohne Rücksicht auf das jeweilige Yerhältniss der
Ruhe oder Bewegung mit der gen. Prftp. den Accusativ auf die Frage wo? und den Ablativ auf die
Frage wohin? verbindet, ja sogar bei Ausdrücken, die in unmittelbarer Verbindung mit einander stehen,
beide Casus mit einander abwechseln lässt. Mögen nun auch manche derartige Unregelmässigkeiten
den Abschreibern zur Last fallen, die z. B. den Querstrich auf der Endung übersahen und so den Ab-
lativ statt des Accusativs in den Text setzten: immerhin bleibt eine erkleckliche Zahl Stellen übrig,
wo durch die Endungen und Schreibweise eine derartige Verwechselung nicht stattfinden konnte. Man
vergleiche : I, 1 universa familia in domini adulatione ') Coronas plectere ; I, 2 Satumi virilia in mari
projecta, nnd gleich darauf: in kumoribm viscerum velut in mare projectae; ebenso ü, 4; I, 25 sicnt
Europam in tauro (d. h. in Gestalt eines Stieres) rapuisse fertur i. e. in navem tauri picturam
habentem et Isidem in vacca similiter in navem hujusce picturae; I, 27 Admetns Alcestin in conjugio
petiit; gleich darauf: ipse illam in conjugio adcepisset ^) , u. itaqne Ale. in conjugio adcepit; U, 1 u.
V. C. p. 746 beatus vir, qui non abiit in consilio inpiorum; II, 15 pater puerum tollens in femare
mo misit; in, 1 in libidine valde proclivum; m, 4 Hero in amoris similitudiq^ fingitur; IQ, 5
ut Ber. in Attin fecit ; III, 9 secretum in defosso terrae dixit ; V. C. p. 756 m secretts conside-
rationibus admissus. Dazu kommt: III, 6 p. 720 si quis inApulejo fabulam legerit, wo die Grammatik
apud verlangt.
Die Präp. propter setzt der Autor mehrmals dem regierten Substantiv nach (Anastrophe), wie
Myth. p. 608 cujus verbosas fabulas propter; I, 2 fructum propter; I, 5 comestiones propter. Der
Lesart Myth. p. 607 üineris propter, mag eine Textverderbniss zu Grunde liegen'). — II, 1 p. 665
steht penes mehrmals statt apud. Haue vitam penes antiquos aliqui tyranni, penes nos mundns
omnis gerit; u. penes illos Epicurei ac voluptarii, penes nos hujuscemodi vita natura est *). — Dl,
10 steht posi final, wie das griech. //cra und das teutsche nach. Post quam [sciL Enrydicen] maritns
ad inferos descendit; ib. post haue artem exquirendam vox canora descendit*). — Der Gebrauch von
super statt de (wie UI, 6 multa super curiolitate puellae increpitans), sowie von circa für erga oder
in zur Bezeichnung des Kreises, in dem sich eine Thätigkeit äussert, der Person oder Sache, um
welche sich eine Empfindung dreht, des Gegenstandes, dem sie gilt, (wie III, 5 nescit circa suoa
diutumum servare adfectum), ist bereits den Schriftstellern der silbernen Latinität nicht fremd. —
Eigenthümlich erscheint die Präp. de gebraucht: I, 24 poetica garrulitas semper de falsitate omata
(pleonastisch) ; II, 5 invasit virtutem de crimine femina, quam mereri non potuit de natura (im ersten
<) Hier kann die Schreibweise adolutione leicht zu der uneorrecten jetzigen Lesart geführt haben.
') Dieselbe Wendung auch bei Hygin. f. 51 in demselben Mythos: AJc in oonjogio avexiaset
>) Mancker Termutet ifiiisr propter» eine archaistiache Form, die auch bei Martianot CapeUa nnd Maerobint Tor-
komme. Möglicherweise Usst sich die fiberlieferte Lesart aach dnroh Annahme einer allerdings harten Ellipse, (etwa
difficuitatet t was der Gloasator in der Leid. Hdschr. beigesehrieben) , reehtfertigen.
*) Findet sieh h&ofig aneh bei Tertallian.
&) Achnlich Luc. Ampel, üb. mem. c. 2 p. 3 Z. 8 (Tenbn.) : Canis — post aqnam anbelans in pnteum te projecit.
Gliedfi beseichnet sie die Art und Weise, wie sonst per; im zweit«n ist sie bloss der Concionität wegen
beigefügt); H, 7 libido de carne concipitnr (Aoagang — Veranlassung); KI, 9 de quibus [seil, tibiis]
com cecinisset (ebenfalls pleonsstlsoli) '). (Aebnlich steht auch ex V. C. p. 765 ex geiitiU facundia
fucatum elo(|uiain, pleonastiach statt des blossen Ablativs). Vereinzelt steht III, 1 poenitere rle per-
fecta vnlnere, wovon allerdings das „vajnt^J iVMauntu" gilt. — Uytk II. Prol. si ab bis lector melius
sapit und ei ab bis minus aliquid desipit, ist ab =^ vnü = in Folge desaen; dagegen III, 6 p. 719
4uod et a libertate superior et a came nobilior, die Kichtigkeit der Lesart vorauKgesetxt '), bedeutet
a hinaichtlich , bezüglich (elgeutl, vom Standpunkte aus), — III, 7 jiro lihidine per talniu occiditor
^ propler lib, , ist, wie Muiicker zu der Stelle bemerkt, ein Solöcismns bei den Ausläufern der rüm.
Litteratur. — III, 7 virtus ad omnia munita ^ contra ') ; anders V. C. p. 739 ad plenissimam rationem
(pleonostisch ■= maximam partem); I, 27 [moliei] maligna ad mariti mortem suam vitam repatat
nihili, ist ad zwecklich gebraucht (= um den Tod des Manneü herbeizuführen). — Bemerkenswetth ist
endlich noch die Verbindung zweier Präpositionen, nin ein doppeltes, meist local -temporales Ver-
hiltniss als simultan oder coincident darznatellen, wie I, 14 dentibus e contra positis, und lU, 6
luoeroam de sub modio ejecit
§ 10.
2. Geb^rauch der AdJecHv€i, JPrononittM und JfutHeralia.
s) Stibatantivirwng de» Adjectiv». Heber die Bedingungen, unter denen diese auch die classischen
Autoren zoliesseu, vgl man die eingehenden Eritrterungen N&gelsbach's in seiner Stilistik § 21 — 26.
Ueber die Verbindungen, die ein solches zum Substantiv erhobenes Adjectiv im Neutrum Siugnlarls
eingehen kann , handelt § 23 , über die , welche beim substantivisch gebrancLten Masculinum statt-
finden, gibt § 25, 5 und 6 den nöthigen Aufschluss. Dass es spätere und besonders afrikanische
Schriftsteller nicht so genan nahmen und diesen Gebrauch weit über die classische Norm ausdehnten,
ist begreiflich. Aus Folgentius verzeiehne ich folgende dahin einschlägigen Irregularitäten: Myth.
p. 621 lotum mortale, quod tibi est =: der ganze sterbliche Theil deines Ichs*, I, 24 totidem astuloi
sine negotiatione vagos; ib. poteutior -^r ein Mächtigerer; II, 6 omnis malignus; II, 10 omnis Ubidi-
nosa ; II, 15 ebriosns und omnis ebriosus; II , 16 houorato = einem Hochgestellten; III, 9 onmia
doctus; ib. omnis diacemendi ignsras; V. C. p. 758 elatua =: ein HochmQtiger; p. 759 a partti
receittibus = "Wöchnerinnen '),
b) Mit Vorliebe bedient sich der Autor des Coniparatics der Adjeotiva (und Adverhia), theila
nm zu bezeichnen, dass die Eigenschaft dem Nomen nur in geringem Grade zukomme, wo wir im
Tentschen die Umschreibnug mit etwas oder die Nachsylbe lieh gebrauchen; tbeils elliptisch, indem
der Gegensatz oder der verglichene Gegenstand verschwiegen wird; theils endlich bloss zur Hebung
und grösseren Zierlichkeit des Ausdrucks statt des Positivs. Han vergleiche: Kyth. p. 596 libentins
t) Vgl. Bunte zu den Hj^nuiCabeln pnef. p. 1!.
*) ModtoB will: quod eu et liberUte lup, cl carne Dob.
3} Tgl. ■ui:h bieiQ Bunt« «. a. O.
*) Auch mllv «UU nemo (1, li) nag hior ernKlint werden; dogl. der tabslmljviache Gebrauch i
p. 619.) — Vgl. Doeh I )T b di« OeoetlT*eibmduDgni.
46
adfectare; p. 600 altiori nidulo; ib. moeromm inprobior angina; p. 607 il 619 hedera largiori cironm-'
flnae; p. 603 yolgatam evidentiua testimonio ; p. 610 citios sopitumm [seiL dioto] = sofort; so anok
I, 8 citins auferena, und IL, 3 oitius fngitiva; p. 610 moUior risua; p. 614 und I, 2 senior deos*);
p. 619 dexterior; p. 621 altiori nubilo; I, 25 nt hoc oertins esse cognoscas; I, 26 qnod astttiior
faerit; U, 6 liberior fronte; II, 11 astutior Ulixes; U, 16 amor turpior; III, 1 praesnmptior {z=:&a-
IsQogy, III, 9 doctior factns; Y. C. p. 742 onerosiores sarcinnlas; ib. breviorem nmnlam; p. 743
pleniorem vitae statom; p« 746 sapientia snpereminentior sensibns; p. 755 senectutis propinqniot bA
mortem vicinia.
c) Statt jldoerUa/bestimmnngen setzt Folgentios theUweise nach griechischem Sprachgebranche
die AdjecUva: I, 1 perpetnale subfraginm = in perpetnnm; so anch I, 27 perpetnale refnginm; L 11
vehemens insistens; 11, 9 ynltnri jecor perenne praebentem; HE, 6 vespertinns advenerat [sc Copido];
Y. C. p. 753 certior hanc tnam comprobo sententiam. ' —
d) Im Gebrauche der Pronomina finden sich verhältmssmässig wenige Unregelmässigkeiten. Myth.
n, 13 steht das Relativami anakoluthisch statt des Demonstrativs : Response accepto, capnt sub nndms
subderet, quo facto Pactolus arenas anreas trahere dicitur^); II , 9 findet sich aliquanli statt aliquot;
ähnlich V. C. p. 761 inter tantas veritates ; ib. inter ianta dulcia poma = tot '). — Der pluralische
Gebrauch von uterque, wo die Grammatik den Singular verlangt, wie I, 22 utraque regna; HE, 7
utrorumque elementorum, und gleich darauf utraque, ist auch bei anderen Sehriftstellem der sinkenden
Latinität nicht selten. — Hie und da erscheint der Genetivtis sulj. u. obj. des Hefiexivpronomens
statt des Pr. possessivurn, wie I, 15 ad maturitatem sui = suam; II, 3 in adspectum sui; II, 4
sui*) adfectatores. — Endlich steht II, 16 quaerit, quod esse velit statt quid] und an 2 Stellen wird
nach griech. Manier aus der relativen Satzverbindung in die demonstrative übergegangen, nämlich
Myth. p. 621 ^[uamvis quidam sint, qui — glandium quidpiam sapiant atque eorum stultitiae etc.;
n, 9 sapientia, quae nee ipsa finiri novit, nee mundus cessare ab ejus alimentis possit. —
e) Im Gebrauche der Numeralia hat Fulg. folgende vereinzelten Eigenthümlichkeiten : Myth.
p. 607 temae viragines statt tres; ebenso Y. C. p. 743 per duodena volumina •= duodecim ; I, 23 ver-
tritt in dem Ausdrucke septima die (= septem diebus) das Ordinale die Grundzahl, und II, 13 tertio
Caput subd., steht das Ordinaladverbium statt des einfachen ter. I, 5 temarius u. Y. C. p. 746 und
47 trifarius bedeuten dreierlei; letzteres findet sich auch bei anderen afr. Autoren, während in
der mustergiltigen Prosa nur das Adverb trifariam vorkommt.
3. JBection der Tempora und Modi.
Wir fuhren die in dieses Capitel einschlagenden Abnormitäten aus unserem Autor unter 6iner
Rubrik auf, da eine Sonderung nach Tempora und Modi, zumal bei der Consecntio temporom, nicht
leicht durchführbar wäre.
1 ) im Gegensätze zu Juppiter von Saturn gebraucht.
2) Vgl. Hygin. o. 21 Qui com casus suos exposuissent , — quoa Jason recepU» auxIHo JuTit
3) Aehnlich Teii. de an. o. 46 tfluinii commentatores statt qmi,
< ) Nach der unzweifelhaften Besserung des Salmasius fQr daa hdiohrL tibi.
4Y
a) Ungemein hKofig «tat der Schriftsteller den Conjnnctiv PtwguamperfecU statt des Conj.
Imperf., besonders in Finalsätzen. An manohen Stellen vechselt er bloss der Variation wegen bei
unter sieb beigeordneten Sätüen mit Impf, und Plnsi). Conj. ab. So stebt Uyth. p. 600 arbitrabar sdipisoi
qntetem, nt — placidam serenitatem — agiiüsseni — agere erftUdistem; p. 611 nt rfseUsaet, illnd
Terenttanum adjeci; p. Ölb dum haec [Hero] Inmen qnaerit estinctnra, illa [Psycho] deflet incensuni,
nt Psyche videndo perderet, et Hero non videndo peräset'-, p.älüt ironioam lumcn cnrrebat, quo mentes
abstmaas depinxüsel; ib. coelitus erigebatur intuitna, quo pene foribus pollicem itUislsSfl; I, 1 orbitatis
deretiqnit elogium, et nt — denegasaet, et — obtcerct; I, 25 Jup. dum bellum adsumeret et sacr.
Coelo /ecisjet; 11, 7 [Antaeus] non potuit mutuari, quo (/cmoriä/fusset; II, 14 Jup. imperavit, nt Uinerva
virg. defendisset; III, 7 Jovem dicunt prohibitnm esse, ne majorem se genuisset; V. C. p. 737 expetebat
temp. quolitas grande sUentinm, nt — mens expromtere desisset; p. 742 putabam te Jesipere, in cujus
cnrdis vectursm meas exposutssem sare. ; p. 743 indusimus argumenta, quo pleniorem rtianslrasaem statum.
b) Auch der ladicaÜv I'lusq. steht manchmal statt des Ind. PerJ. oder Impf. Ileberhaupt werdsn
Praea. bist., Impf., Perf. und Plasquampf. ganz gleichheitlicb und gleichbedeutend gebraucht. Man vgL
Myth. p, 609 ubi rae belL viduavit incnreus, Alex, conciliabula nrbis poisederam (z^ possedi), nnd
weiter: enerves aensus aut satli-a tuserum (statt ludebam, wie denn auch in den folgenden Satüthellen
deiectabam , mulcebam und condiOam folgen) ; p. 602 üttuemur arva et hoates ptmebatmtt ; p. 804
avium vemulitas, (luae crisp. aibilos — edwtt, — adltxeral, et laboris reqnies melos exspectabal;
in,ö Übersetzt Fulgentius das Verr^fragment : (ji »tv Xivs xvdos onä^ft mit: cnt Jnp. glor. donaverai
n. a. DL Ans dieser Ignorirung der ursprünglichen Bedentang der einzelnen Tempora ergeben sich
mannigfache Uodificatiooen der regelrechten Consecutio tempnrwn. So liest man ]tlyth. p. 604
iHtertur, qno defensarel; p. ÖOS cur tjenisset, tti^uiro'); p. 610 com auscultaverim barb. morem ita
litterarioe mercatua abdicare, nt hos, qui — descrtpserint , raptureiU in carnificinam; p. 614 dum
qwtererct Inp-, quid magis esse celü, i^uam fuerat, — Auch das Verhältniss der I'otentialUäl, mithin
der Unterschied zwiacben Conj. Praes. (Perf.) und Impf. (Pluan.) bleibt öfters nnbeachtet, wie I, 2
aive qnod — dicerenlur, sive qnod — caleiit. Mehrmals tritt auch der Conj. /m^)/. statt des P/usy. ein');
so Myth, p, 600 credidissem, ni sequerelvr ; ib, quo, si Mida rex ex homine verlerer, — Pact änenta
deisiccassem; U, 1 si velut dens Inp. juc/icossef, unam tantnmmodo \-itam dimilltret"). — Aoristisoh
stebt der Inf Praes. lU, 6 Ap, dicens esse regem et reginam, habere tres Ölias: juniorem tam magn.
«MC ßgurae, quo« credcrebir Venus esse terrestria ; III, 2 Perd. ferunt venatorem esse. — Das Fubtr
steht statt des Praesens: I, 27 Admetus, quasi quem adire potcrit metua; II, 2 quia sapientia nee
mori polerit uec cormmpi; HI, 9 tibia artis musicae partem extremam poteril adimplere. Umgekehrt
stebt m, 6 p. 720 si qnis fabulam legerit, ipse reliqua cognosctC =^ cagattscet ''}.
c) Auch im (jebrauche der Modi schaltet Fulgentius mit voller Willkür; nngemein häufig setzt
er den CoiyuncfiD statt des ImUcatit!, seltener nmgekehrt; oft auch lässt er beide geradezu mit einander
abwechseln. Namentlich verbindet er die Conjunction quod (quia) fast conseqnent mit dem Conjunctiv.
t) Decb tind beide Beltplele noeh venlger anffallCDd, «eil nach eioem FraMnii bietDrirum der Conj. der Prae-
iMlta folgen kann. I) Vgl. MAdrlg, L. Sp. § »4T, A. 9.
*) Vft. blemlt lU, B OneeU Dnnqnftn) detoritu diia «uis npanertl = faltle Ihnen nicht Dbler mitfplelcn künaen,
*] ViellEicbt ijt BD la emenditen.
48
Wir notiren nur einige der wiohtigetexi Stellen: Ifyth. p. 5% qnod temporie mieeria noa dioendi petat
eltidiiim, sed Vivendi fleat ergaetolum ; I, 2 yelato oapite fingitor, qnod omnes frnotns t^^tvr; ib.
fidcem fert, qnod onme tempae in aeae vergat; I, 12 sive qnod [eorvns] oviparoe pulbdei fbetns mrm
qnod LXIV significationes habet vocum] I, 17 qnia eemper est jnvctnior [ae. Sol], sive qnod nnnqvaaa
d^/ickU; n, 1 sive qnod — igncrabant^ sive qnia — credereni; IIE, 6 qnia haec Ap. emanraoerU et
Arist. Ath. procUdU; DI, 7 qnod pntarent pagani; Y.C. p.743 qnod divinitas adsnmoLMe videreinr. —
Namentlich steht der Conj. nach quod nnd qma fast immer, wenn diese Conjnnctionen die Stelle de«
h^imtivus cum accusatito vertrete^ So Myth. p. 614 soire, qnod nescias; I, 1 nesciens, qnod sola nt
medicina oblivio; I, 2 dioere volentes, qnod misceatnr; I, 7 hoc sentire volentes, qnod prima ait
nativitatis evocatio; I, 8 hoc signare volentes, qnod primnm sit; 11, 4 femnt poetae, qnod exinde
Yenns nata sit; 11, 5 ostenditnr, qnod libido possit; m, 1 erit hie ordo dioendi, qnod primnm sit;
m, 7 significare volentes, qnod venae pertineant; DI, 10 dicere possnmns, qnod feras mnlceat, —
aves oblectet; Y. C. p. 740 credo, qnod satisfecerit ; p. 745 scivi, qnod significatio sexns sit. — Der
IndUcatit bei dieser gräcisirenden Stmctur findet sich an nngleich wenigeren Stellen: Myth. p. 614
soire, qnod nescis; II, 4 ostendere volens, qnod — dicitnr; 11, 17 credo, qnod legerat; HI, 7 mon-
strat, qnod hnuL virtns snbjacet; Y. C. p. 738 oblivionem, qnia vivit; p. 762 vide, qnia — exercet;
p. 754 memores, qnia mater mea somniavit; p. 760 vides, qnia et de secretis mysterüs docet et redncee
animas — demonstrat; p. 762 evidenter monstratnr, qnod in modnm disciplinae posita est. — Nach
Relativen, selbst den mit ctm^ue zusammengesetzten, findet sich, grammatisch nnberechtigt, der Co»*
juncHv: I, 2 qnod omne tempns, qnodcnnqne gignat, consnmit; I, 14 desiderare, qnod veKs (daneben
instare ad id, qnod desideras); 11, 19 qnod magis incredibile sit; DI, 5 qnod amaverit, cito ampntat;
ib. qnantnscnnque amor sit; Y. C. p. 757 qnalislibet timor sit.
d) Der IwUcativ statt des ConjuncUts steht D, 16 in der indirecten Frage: Quid ex hao
re concipitnr, videamus; ebenso Y. C. p. 760 vide, quid filinm docet ^). Ausserdem nur noch an
•
tiner Stelle nach ut^ Myth. p. 615 ut ita remittat necesse esL
e) Der Infinitiv hat an mehren Stellen die volle Bedeutung eines Substantivs^)^ wie Myth. p. 595
«
canssa cesset inquiri (Genetiv) = der Beweggrund zur Untersuchung d. i. zur wissenschaftlichen Thätig-
keit; p. 614 si his, quibus ignorare aliquid contigit, nee ipsum quidem nesdre suium scire contingit,
quanto satius erat, eis etiam ndn nasd contingere? = Wenn ihnen nicht einmal dieses ihr Nicht-
wissen selbst zu wissen beschieden ist, um wie viel besser wäre es für sie gewesen, wenn ihnen auch
das Nichtgeboreusein beschieden gewesen? Y. C. p. 745 si ad subrogandum posse virtns deficiat =
wenn es an Kraft zur Erzielung des Könnens (der Fähigkeit) gebricht. — Ausserdem kommen noch
folgende sonst ungebräuchliche persönliche Constructionen vo^: Myth. p. 597 qnia nuper inperasse
dinosceris; p. 612 cujus tu') ^isceribus interstingui poposceris; I, 3 tridentem ferro pingitur [sc.
1 ) In den Hygioiufabeln findet iich dieser Inoorrecte Gebranoh in einer ganzen Beihe von Uebenchriften consequent
darchgefahrt So f. 113, 114, 115, 170, 294-957.
>) Vgl. fiber diesen sptttlateinisohen Gebraaeh die von Mimoker Y.C. p. IIb in Note 9 mitgetheilteo Beispiele ant
Martian, TertuIUan u. a.
*) So wird wol atatt te zu leaen sein, man mUaate denn annahnMA« daai der SohrifttttUer die beiden Conatractionen
des Nom. und des Aco. cam Infin. vermengt habe.
m
Neptantu]; Ü, 4 conohs nuöiiB pingitnr portari [ac. Tenne]; T. C. p. 765 bell» discedere praeeipitar
= jnbetnr '). — Oräcitmcn, wie 11, 7 cnrrunt tpectare, oder I, 26 enm in montem jugere compolit,
sind bereits von den Prosaikem der silbernen Latinität ans dem poetischen Sprach gebrauche adoptirt. — r
Auch der vereinzelt Bt«bende irregnlftre Gebrauch des Snpinum§ in III, 5 pnerilem amalu mUge hier
erwähnt werden.
f) Als nnrcgel massige Parlicipial - Conulruction ist besonders der häufige Gebrancb des Nomiiia-
ticus absoiatva zu bemerkeu , der meistens ein Anakolnth oder doch eine sehr freie Constrnctio ad
sensnm involvirt. Vgl. Uytb. p. 60S qno eonim cacumina astris insererem , ita vitae famam Uiiquenteg
heredem-, I, 4 Plutonem dicnnt terrarnm praesnlem, nlomos enim Gr. divitiae dicuntur, solis terris
credenlet divitias depatari; I, 7 xkw&iu Gr. evocatio dicilur — hoc videlicet sentire volenks; I, 8
Unde et Homems: al^a xt).., hoc igitur siguare volentes; II, 4 femnt poelae, quod — exinde Venna
nata sit, illud ostendere volena poflica gaiTulitas; II, 15 od ijuam [Scmelen] cum fulmine cenicns
[sc. Juppiter], crepnit [ac. Semele]'); II, 17 Ixion conjngiura Jnnonis adfectana: xUa nubem omavit;
ib. coi temporia fugttiva vis iavidit piunatisquc celerrinia raptibns felioitatis figuras oatenäens, [seil.
%»} ventositatis inanem speciem praesnmit; III, 2 cni cum cruenta vastatio displiceret, plnsqnam etiam
videns etc.; III, & mater defim (Ucta est: illud aihilominus ostendere colenles; III, 7 solum ei talnm
non tingtät, illud significare tulenles ; III, 8 quam nrborem paler percutiens, Aäon exinde natus est;
ÜIp y unde sibi paslor tibiam faciais: tptae cnm percntiebatur, dicebat
k
C, StiliBtische Eigenthümlichkeit«ii.
Das poetische Element, in riei- IXctfmi rfe« Fiit^fetttltts. Die ftgikrliche
Ausflriiekmretse.
Es wurde schon oben als charakteristisches Merkmal der Africitas hervorgehoben, dass sie die
Gränze zwischen Prosa und Poesie verrückt und häufig poetische "Wörter und Phrasen verwendet
Indem man nämlich von der falschen Voraussetzung ausging, dass die Darstellung um so eleganter sei,
je ungewöhnlicher und figUrlicher sie im Ganzen und Einzelnen wäre, und die Tüchtigkeit eines Schrift-
stellers geradezu nach dem ßeichthimi an neuen und llberrascbenden Tropen bemass: plünderte man
nicht nur den Sprachschatz der Dichter aller Litteraturepochen und putzte mit den erborgten Flosceln,
als mit eben so vielen venneintUchen Zieraten, die prosaische Darstellung aus, sondern man ging in
der metaphorischen Auadrucksweise noch Uher die Dichter liinaus, indem man mehrerlei bildliche Ans-
■) Uiogegeii III, • caplut. enUtfcum poll. et talo impmmdimi pnadplt, nnd gleich danaf, oauteria ponenda
ptaeolplant.
') Man bemerke hier zugleich den Wediael de« aui^lMMnen Subjeott, ätr in äem &tl«iteti LftUin (i. B. iat
Fragmenten der 13 Tafel - OcwUe oder der Annalieten) ungemein bäa%, in der claaauehen Pro» all feblerliaft rtt-
pünl, bei den AuslKufern der räm. Litteratar, inibcsondero den Afiikui«rn, melir bub UDgeacbJcklichlteil, all aua Vorllebo
Tür dcu Arohuamui nieder ■llgemcin in Braoeh ist. Ich notire hier nur iia B^ipl«! aiu uhmtcoi Autor: 11, 13 mmiui In
ultloDeiD conTenam cat toepiii/ut [w. llfdu] effeato toiqueri. Vgl. aueh den ana ü, 17 angegebenen Satz Im Teile: cni
60
drttokd, oft guui htterogeneiT Art, verschmolz, die Bedeatiamkeit der Wörtar auf die Spitze trieb mid
aie oft in einem der nraprttnglichen Bedeutung ganz entfremdeten Sinne gebranchte , oder dnroh kflhne
Wort- nnd Satz* Inversionen, sowie dnroh absonderliche Verbindungen und Glegenaberstellungen nooh
einen besonderen Effect zu erzielen suchte. Es hängt diese Manier der aMkanisohen Schriftsteller
eben auch mit der mystischen Zeitrichtung zusammen , die unter allem und jedem noch etwas Besonderes
und Geheimes witterte, sich daher bei schriftstellerischen Produoten nicht mit der ruhigen, einfach-
natürlichen Yeranschaulichung eines Gedankens begnügte, sondern bei jedem Ausdrueke nooh eine
specielle piquante und die Einbildungskraft beschäftigende Vorstellung gleichsam als Gratis -Zugabe
mit in den Kauf verlangte. So musste jenes geschmacklose, manierirte Gemenge von Prosa und Poesie
entstehen, welches man von Bewunderern gewöhnlich als eleganiia oder elegantiui dicencU gemis
bezeichnet findet.
Dieses poetische Colorit ti^gt auch die Diction des Fulgentius in reichlichem Maasse an sich: es
findet sich bei ihm eine Unmasse von Wörtern, welche, abgesehen von anderen Afrikanern, ausserdem
nur von Dichtem gebraucht worden sind. Natürlich kann es nicht unsere Aufgabe sein, alle ein-
zelnen Wörter zusammenzusuchen, die Fulgentius mit diesem oder jenem Dichter gemein hat, da eine
solche Zusammenstellung interesse- und zwecklos sein würde. Wir beschränken unsere Auslese daher
auf AnalTsirung der ,^^WicAen Ausdrucksweise, wobei der mehrerwähnte Prolog als specifisches Hengeal
von Prosa und Poesie an Material am ausgiebigsten sein wird.
1. Metaphorische Ausdrucks weise findet Statt
a) bei folgenden SiU)8tanHt%s : Myth. p. 596 ergastulum vivendi und p. 601 miseriarum ergasiti^
lum; p. 599 procellis curanim; p. 600 jurgiorum classicis; ib. felicitatis novcrca^) fortuna; p. 601
naeniae = poetische Spielereien; p. 607 poeticae pf^triginis dolcedinem; p. 608 virginali Heliconiadum
curia =: Schaar; auch p. 610. Gtdeni curia; p. 608 Bomanus ordo =: pop. Rom.; p. 611 verbalibos
hör reis enthecatum; p. 614 tanitates = Sagen; ib. seientiae vestibulum; p. 613 puerilis lascivia =:=
Knabenliebe; p. 619 lumen = Erscheinung; p. 620 superciUum = die Physiognomie (Synekdoche);
ib. provincia loquacitatis; p. 621 mentis cubiculum^)] ib. penetralia = Geist; I, 1 substantia =:
Vermögen (auch I, 26; IE, 6; III, 3); ib. seminarium doloris'); ib. /wria = Zorn, Leidenschaft^);
I, 11 ad umbüicum diei; I, 24 populositas = Menge; U, 1 vapor libidinis; ib. mundus omnis =
homines; 11, 7 suffragium = Beihülfe; auch V. C. p. 763 laborum suffragia; IE, d ßgulina (von der
Henschenbildung des Prometheus); 11, 13 argutia =r versteckter Sinn; II, 17 ventosit(XS = Nichtig-
keit; m. Prol. und HI, 6 p. 718 negotia = schriftstellerische Leistungen; UI, 7 cinctum und c>n-
gulum = die Lenden; m, 8 physici = die Aerzte; Y. C. p. 741 fagitivos ömfractus = den verbor-
1) Aeluüiche Wendongen kehren wieder: II, 16 libido, honefttctia rnovrea; IIL ProL ignorantia, inoarsionom
maitr; III, 8 curioeitas, periculoram germana; III, 6 p. 717 cariotiutem , snae salutis novercam; ib. oredolitatem , qmmm
■emper deceptioniim wumUt; Y. G. p. 766 famee, pigritiae et torporU v^rmaeuia*
S) et ibid. anrhim jUhäit intromitte; dann die plautiniache Phraee p. 597 feriatas adfatim tuarum aoriom mcI««;
p. 612 feriatia aaiinm tedibu* perdpe; V. C. p. 74S Taenas iac »etks aoriom toarora.
*) Cf. n, 16 Mmnümrium aoaodali; Y. G. p. 766 bellom avaritiae atminarium; p. 764 bonitatit ««MÜMrMrm.
4) Bebt hlofig, wie I, ^ fuHam coneipere; 11, 14 Yulcaaom qoadybrtcM Ignem; ib. contra ykruun defendit; Y« C.
p. 764 contra ornntm furiam ; p. 766 furiam animi.
51
genen Sinn; p. 742 extremes /m^räs perstringera = das Leichteste, Nächstliegende; p. 750 crepun-
füorum mos ^ infantium ; p. 7öti sc&ndali rancor ^ Widerwärtigkeit; p. 7ül authenta = GrOsstei' n. v. a. —
Sehr weit erstreckt sich bei den Afrikanern und in specie bei Fulgentina das Gebiet der itfe-
(onyiiue '), indem insbesondere die Eigenschaft, Handlung, Thätigkeit einer Person statt dieser
selbst gesetzt wird (ceremoniOser Gebrauch, der jet^t noch in den Titulaturen fortbesteht). Auch
wird statt der Bezeichnnng concreter Dinge oft der Name ihrer Bestimmung, sowie ihrer wesentlichen
oder accidentiellen Merkmale gebraucht nnd das eigentliche BegrtfTswort im Genetiv oder als attribntive
Adjectirtorm beigesetzt. Andere Abarten werden sioh ans der folgenden TJehersioht einschlügiger Bei-
spiele von selbst ergeben.
Mj'tb, p. 597 Attioa saporaute salsura (vou dem att, Witze)*); p, B98 Leandricos natatiu ^
der schwimmende L. ; p. 601 regiB felicitas pavorefi extersit ^ der Toro Glücke begllnst, König; p. G13
generosa loriuadlas und p. Gl 5 miinifica largilas, beides Anreden der Muse Kalliope; p. 614 auctori-
ttitvm suff. =^ Antorit&ten *); p, 615 conjiiyium = conjngem; p. ßl8 ultra mortnlitalis adspectum ^
das Aussehen einea Sterblichen; p. 619 hyaünae cavitafem ^phaerae versabat =: eine hohle Glas-
knget; p. 619 eiata confempidft'one =t von erh. Aussehen; I, 1 patemiUiü damnata = pater; 1,24 faloi-
fero ctarvamme = falx curva ; ib. negotiantis astnta falcata(|ne atiUela = negotiator astutn« ; ib.
pooticft (larruiitm ■=^ poetae'); 1, 25 aquilae proapemm votalum adesse vidit ^ aqnilam volantem;
11. Prol. tnm sliUHtia ^ ego '); II, 3 stellatum cnudae curvomen^ cauda pavonis; ib. arcnatum air-
v'imen; II, 5 llerculea vtrttis =^ Hercules*); U, 8 foliorum marculentam cafcifif in = fotia moroulenta;
II, 9 cadaverum perennilatc depascitur = cadaveribue semper depasc; 11, 16 und T.C.p. 743 liivmifas
= deus; U, 19 omnis venalio ^ Jagdwikl; HI. Prol. meae simplicttatis negotium = meum; III, 6
c ntumax /orma = virgo [sc. Psyche] ; ib. servilium = aervos, dominium =z dominum, con/w/tum =
conjngem; ib. ,p. 717 Zephyrl anhelante cechira =r Zepbyro flaute; sororios a(//ec(tM ^ sorores ; ib. sein-
tiUantix olei despulamento ^= oleo; ib. p. 718 duorum continenlia librorum ^ Juobus lilrls; ib. ijuid
sibi iUorum /a/«(as aentire vol. = illa fabula: III, 8 cunota gemiinum adolescit maiurUas; p. 742
puerilibus auscu/'afi'ü/us =: discipulis; ib. conUs vecUitam ^ cor ^ animum: p. 744 couimuiua Itx/ua-
cilas = hominea colloquentes; p. 751 infaniia ^ infantes; ib. puerilis garrulitas^^ pueri gaiTiili;
p. 752 patemi rigoris ') pondera; ib. puerilia acerhilaa; p. 754 X eclogarum politam facuntliain: p. 756
temporales gurgitis coenoaitates morumque /aeeuien/icw ; p. 763 perfectio virilia ^ perfectns vir; Esp.
ProL p. 767 noatra mobedientia =:z ego.
>] Heber die ZulNuIgkeit und Aiudebnuag deraolbea in dar cisu. Lfttmitfit Tgl. KSgetibach'» Stilistik g IS — 19.
Schon die siltienie Letiniiät (SeaecK, Taciiua und bcaonders Valeriui Mmimus) bediente eich der abalraclen Ausdrucks-
weise weit tiänfiger. als dies bei den Scfarifsiellem der rorb ergeh enden Periode Btattbaft etsohlea. Nocb weiter ging man
Dniarlbh in den folg. Jahrhunderten, da mit dem Aller einer Sprache die Zahl der Ab«tcuta wSohM; sasterdein trug die
clirlsll. Lehre wesentlich lur Mehrung der abelr. Begriffe bei.
') er. V. C. p. 7*1 rancidam saimrom ingenü.
'} Auch der eines, Latinitül nicht fremd; cf. Cic. pro Sulla 13, BT eom auelarilalti priacipum conjurationis — colli-
gerel Cassius: pro Dejot. 11, 30 a tanta auclorilale probata.
*) Cf. II, 10, wo der fiBml. AnsdttiGk wiedeikehrt. ') So b«i Val. Uax. praef. mta parviian.
^) Eatsprechend dem hoineriacben ^lij 'llpmur^iti) (II. 11, 866). i
') So der Cod. Ooth. staR der Valgata oigoHt. ^
62
Hieran schliMst sieb der häufige Gebrauch ungewObnliober Plnralformen, besonders bei
Absiractis, gleiobsam nm die Abstraction der concreten Bedeutung wieder näher zu bringen« Wir
scUiessen bei der folgenden Aufzählung diejenigen Pluralia nicht aus , die sich auch bei anderen
Schriftstellern, besonders Dichtem, finden. Die Besonderheit liegt in der Häufigkeit der Anwendung
und der Zwecklosigkeit des Gebrauchs. Während nämlich die Prosaiker der guten Latinität mit
dem Plural der Abstracta immer den Begriff verschiedener Momente einer Handlung oder eines Za^
Standes, oder den der Individualisirung des Gesammtbegriffes (z. B. mors — mortes) verbinden,
dient derselbe den afrikanischen Autoren entweder zur Steigerung der Bedeutsamkeit eines Wortes bis
zum Extrem, oder er steht rein müssig statt des Singulars. Somit vgl. man: Hyth. p. 601 locupletes
tactus; p. 602 torpentes incesms; ib. parietum indumentis exsuti; ib. domesticas stationes; ib. muricatos
gressus; p. 609 variis dogmatum imbutamentis ; ib. Catonum rigor es; ib. Yarroniana ingenia = geist-
reiche Einfälle; ib. nostrae industriae] p. 610 litterarios mercatus; p. 614 mutatas vamtates; p. 616
vivacissimis tractatibus; p. 619 temulentis inscripUcnibus ; ib. poUmina ^ die glatte Stime; p. 621
fortuitis con^puUationibus ; ib. mentibus intromitte; I, 1 resurrecüones ; I, 2 ct«rvoimna fSalcium; I, 6
inddUae und comesiiones; I, 11 occasibus; I, 12 aestivis /eiTor»6ia; I, 16 fraterna incendia; I, 18
und UL Prol. ctdpae; U, 1 litoribus; ib. limaces visus; II, 3 omatus varios; II, 5 humanis ardo^
ribus; U, 6 occultas caoiUaÜones; 11, 7 camalibus adqyeciUms; U, 17 pinnatis rapiibus; ib. eredÜH
nes — elisiones; U, 18 gulosis titülamentis ; U, 19 arborum ctugmenta; ib. pastoralibus successUms;
IILProl. incursionwn mater; lU, 3 venationum periculis; 111,5 suis utüitaUbtis; 111,8 solis cahribus;
ib. fletus suaves; UI, 9 buccarum mfiamina; Y. C. p. 756 retribuiiones bonorum; ib. aestus ebullientes;
p. 757 in sommis ; p. 761 veriiaies ; p. 763 utäitatum emolumentis ; Expos. ProL rerum fnanifesUUionibus
dilucidandis ^).
b) Yon metaphorisch gebrauchten Jdjeciivis verzeichnen wir beispielsweise: Myth. p. 596 fami
domesticae (übrigens nur wegen der Antithese zu famae poelicae beigesetzt); p. 598 titakm circum ^
Thierkreis; p. 604 u. 608 maeandricti« = verschlungen , gewunden^); p. 619 temtdenlis inscriptionibus =
gleichsam von Spott triefend, satirisch; ib. phcUeratum diadema und Exp. ProL phaleraiis verborum
spumis = geziert; p. 620 rancidum quiddam consipere (so Mod. fttr concip.)'); p. 621 scrupuhsis
penetralibus = ein zu Missverständnissen geneigter Geist; I, 24 fcdcata cautela; IL ProL navifrago
judicio = periculoso; 11, 6 inpossibilis latro = unnahbar; lU, 6 potenli fortuna = magna; (in dem-
selben Sinne steht Y. C. p. 738not?a Caritas); p. 741 fugiUvos amfractus = occultos; ib. caperatos obtutus =
stierer Blick; p. 742 creperum aliquid desipere (ein auch bei Martian. I, 2 vorkommender Archais-
mus); ib. adipcUum quidpiam = etwas Alltägliches; gleich darauf adipcUa crassedo ingenii*); p. 747
1) Eine b«trichtlieh« Zahl toloher abttr. Pluralfonnen findet sieh andi bereits in dem unmittelbar TorhergehendeD
Yeneiohnisse von Abttractis aofgeftthrt.
*) Den Grand dieser Bedeatung gibt Paos. YIII, 41, 8 nomjxciv Ih onoaouc ta{av MatavSpoc |&iv oxoXitu (&dXi9ra
sdlxtcat Tijl (tcufiOTt K Tt To &v«» xa)Aicac xat aüdic sicutpo^ac icapt^öpitvoc icXttotac*
') CL V. C. p. 740 raneidulo acrore und 741 rancidam salsuram ingenii.
*) In der gansen Darstellnng anf p. 741—49 finden sich aahlreiche Aosdrficke, die fast ans Robe streifen« So
p. 741 Aseraei fontis braetamento Moturior; stupida fronte; latranti tracia; eaperaios obtntns; raneidam salsuram Ing. ;
p. 749 ertpenm allqnid desipere; telloris jflabro solidlor; adipatum ruetuat qoidpiam; adipoia cragsedo ingenii; amn Schliiae«
BS
Arcadicis ') aiiril>u8 espromtare ; p, T4y saeculare perlcnlum =^ zeitlicli , wnltUch ; so aucli p.
aaecWoru gratia u. dgL m. ')
Der clBBsiachen Prosa fremd ist auch der Iiei Fulgentius nahezu stereotype Gebrauch des ab-
KRleiteten Adjectivs statt des Geneh'cu* sui/ecWtJus oder objectipua oder einer Präpositional'
Verbindang dea Substantivs. Man vergleiche ausser den bereits oben bei den Sabstantivis
verzeichneten Beispielen noch : P, B99 urbana tempestas = in urbe ; p. 600 viltatica semotio
tribularia conventio; p. 601 inercea genttlU; p. 602 muricatos gressus ^ super nrnrices; p, 603 jw)ales
callos^ ib. vaccinam molUtiem; p. 604 arborei nmbracnli; p. 613 suillo mocsn; ib. Li/clmides pnellae
ib. virtfinali figmepto; p. 615 cerbaUims undis; p. 618 cubicularias fores; I, 14 meatuin spirilalem
I, 24 falci/ero 'J cnrvamine; II, 7 matema suffragia; II, 8 aesd'rn perennjtaa; II, 9 Phoebiacis rotis
II, 18 ijvltjsis titillamentis; il, 19 furßtraceis terebraminibua ; III, 2 ferinae caedia; III, 4 mora
iiuirilimti; III, 6 germanum vocabnlum; ib. caniunguintac caritatis; ib. maritale. iinperium; lU, 8
myrrhinum pocnlum; V. C. p. 748 matemura dispendinm; p, 74H viedicinalibus causaia: p. 7B9 and 762
miigislriamim timoreni; p. 762 puerilis caedes; p. 763 IlerctUmm gloi-iam; ib. arma Vulcania.
c) Aus der Zahl der in übertragenem Sinue gebrauchten Veria heben wir hervor: ilyth, p. 596
meas cuchinnantes nacnias; ib. Thalia ventüans =: tändelnd; p. 597 feriatas anrium sedes :^ vacuas ') ;
so noch p. 612 /eriatis aurium sedibus; V. C. p. 751 timore nutritonim Jeriata ; p. 752 feriattts
animus; p. 759 feriatam vitani. — P. 597 fabolani delvsam = descriptam: p. 602 tenebris de-
liiKretitilius ; p. 607 caporans = begeisternd; p. 604 crispantes tibüos := der schmelzende Vogelsang;
p. 612 cadatum retinet (scheint auf Plaut. Bacch. II, 2, 3 zurückzugeben)-, ib. cujns [historiae]
visceribus ifUentiiigiü^) poposceris =^ iiubui; p. 615 iractanito ^ forschen, litterarisch thätig seia*);
p. 619 eavitatem sphaerae /us(«/(i)M := zierlich iu die Hohe haltend; ib. peplo ctrcwnUla; auch p. 617;
p. 621 eiiervu =- vergeistige; dagegen II, 5 delicatos enervare controctus, vom Zausen der Wolle
gehraucht; p. 621 edicamus ^ dicamus '); I, 11 huic quadiigam scribttnt = adscribunt ') : II, 6 nud
LI, 9 involare = stehlen-, 11, 10 inlendil =: sieht, nimmt wahr; ib. corruptela ßiscat; auch V, C.
; Dncb lolohen Amtuiungen Doch ad dem feinen Qescbmacke mueres
crapvlnt pieniludiae aaaieoM uoTeTe. Wer i
AdIms in xweireln?
<) ArtadicHi = Blnltui; ef. Jar. SaL VII, 160 ArMiJieo juveni; Arodien war im AlWrtbom ilaiob Mine Etd berflhmL
■) Hleiu kommt eina betriebt! lebe Zabl apedfiicb poetiieber Adjoetiva, wie Myth. p. G0.1 laboriftr ood oliin/er;
p. 015 puUiger ; p. COT roTtger and aitrigtr; p. 600 raveiieuHs; p. 604 rostiJvs; p. BOT proepn ; p, 619 ftoroUi und
r.rniculalvt ; p. 630 niaipiidut a. a. m.
') Die T«rbalendDng /*r ist in dieaer Verbindung bedeutungsto* ^worden.
*] riaullniicbe Phra«, wie schon bemerkt (cf. Piaat Taeod. I. h, M ].
*] Im TeitB b«i Sureren ilebt iniertirinyi na«h C'oJ. Leid.; ander« bieten inilringii befdei Itt hier rinnlos. Man
leie iatcrttiagui und \ergleiche V. C. p. ISS in qnibas (am inyit. sunt iatirsiinciae rationci =^ qua« tam royiL aant
dialinclae ralioniboa (= antgeatattet). CF. Uart. Cap. 1, 66 amUlua sEellanlibua ocnlis inlentinctot ; II, 133 Icciica mitr-
slincla iLdpriboa.
^) Dagegen 111, T qaod Iraetaaiti phyaioi ^= nonsiderantea.
>) Ebmeo III, S; III, 8; V. C p TIS u. T44.
"] Aneb der Oebranch des Verbnm aimplex alatt dca Compositum, den die Afrikaner, namenlUch Appnl^nt, In
ihrer gehobenen Stimmung lieben, iat dichtetisch. Bei Fu)g. findet aicb noch p. 609 linyuenttt u. III, 1(1 vtniijondae.
54
p. 761 Ingenium fuscare; .11, 15 iniervertendo = verprassen (auch bei Tac.); III. ProL cnlpas
foestire] in, 6 maritale obumbravit imperiom = missacbtete ; p« 751 avocatur fabolia z: delec-
tatur*); p. 755 tepmnas = tenes = geistig inne haben; p. 758 eUdUur = wird gedemfltigt. —
Gerne gebrancben die Afrikaner auch die verba inchoaUva und itercUiva oder intensiva. Von der
ersteren Art finden sich in unserer obigen Zusammenstellung neugebildeter Wörter aus den Schrifbeä
des Fulgentius bereits mehre aufgeführt, und zeigt sich schon in dieser Neuprägung eine gewisse
Vorliebe für dieselben. Ungleich zahlreicher noch sind die frequeniaUta \'ertreten , die übrigens fast
durchgehends nicht Iterativ- sondern meist nur Intensiv-Bedeutung, oft selbst diese nicht, haben.
A]ich dieser Gebrauch hängt mit dem Bestreben zusammen, den Ausdruck zu steigern, daher den
gewöhnlichen, einfachen zu umgehen und den gewichtigeren und selteneren zu setzen. Daher zieht
Fulgentius das gewiss klangvollere adcentare (Myth. p. 601 oder III, 6) dem einfachen adoenire,
das pathetischere defenscwe (p. 604) dem schwächeren defendere, das versinnlichende raptare (p. 610)
dem gewöhnlichen rapere, das hörfUlligere und malerische ostentare (p. 603) dem weniger gewichtigen
ostendere vor. Wir beschränken uns auf die Andeutung dieser stilistischen Eigenthümlichkeit des
Autors und seiner litterarischen Genossen.
§ 21.
2. Während wir in dem vorhergehenden § einzelne metaphorisch gebrauchte Wörter zusammen«
stellten, geben wir in dem Folgenden einige Proben bildlicher Ausdrücke, bei denen die jeweiligen
Tropen und Figuren sich über ganze Satztheile erstrecken und theilweise erst durch die Verbindung der
einzelnen Bedetheile unter sich in ihrem Wesen bedingt werden. Man vergleiche: Myth. p. 597
mgosaim sulcis anilibus /oAuIofii; p. 601 locupletes tactus (von Midas gesagt, wie 11, 13 necessitas
aurea und lacuples penuria [Oxymoron]); p. 604 tellus Triptolemtoum contumax abnueret detitom
(Meton3rmie und Prosopopöie) ; ib. roscidos florulenti veUeris colles; ib. Phoebi a torridis defen*
saret obtutibus (Metonymie); ib. fragili dulcedine comeis edunt organuUs (Metapher und Periphrase);
p. 607 Gorgonei fonHs adspergine madidas et prctepetis ungtdae rivo (Synekdoche und Allusion) mera-
lentas Pierides; ib. bis Ünctam recolligens vestem (Periphrase); p. 609 Pelleae gentis (Periphr.) ^);
p. 608 Jovis albo conscripta (Metonymie); p. 613 Aricinam viraginem= Callisto'); p. 621 aricinis *}
atque archaicis sensibus glandium quidpiam sapiant (Metonymie, Periphrase); II. Prol. arenam nostri
studii, ubi tui exeroeas palaestram ingenii (ähnlich p. 615 palaesirantis ingenii); II, 5 coli delicatos
enervare contractus (Periphr. und Meton3rmie); III, 1 f)fdnu8 poenitentiae venerMmque peccati; Y. C.
1) So aach Ampelios II, p. S Z. 21 (Teubn.) quod plausa et lara 8*|^tUraiii eas avocaret, Hiefttr schlug ich
Eoe, IL Jahrg. 3. Heft S. 319 oblectaret vor, was ich hiemit auf Grund unseter Stelle zurücknehme.
*) Gemeint sind die Alexandriner, da Alexandria von Alexander gegründet, und dieaer in Pella geboren war.
' ) Von derartigen Umschreibungen findet sich in der nächsten Umgebung der oitirten Stelle eine ganse Reihe, wie
cwrHUtiu adulter = Juppiter (Europa); »uillo morsu depastum amantis juTenis femur = Adonis; Bub falsa alite puerilia
lascivla = Juppiter und Ganymedes; olorinis reptantem adulterum plumis = Juppiter und Leda u. s. w.
*) Ueber den Gebrauch und die Bedeutung dieses Wortes TgL Expos. LH. aridnas = testeas Tel argilleas. Data
Lersch S. 70: „Da Fulg. Äricinas selbst durch testeas erklärt, so ist offenbar, dass er ^rretüias gemeint hat. Arretium
in Etrurien war durch seinen Thon im Alterthome berühmt Aber die Schreibung Arieüns scheint auf Fulg. Rechnung
kommen au müssen." Somit wSre es hier in dem Sinne Ton geistlos, einfiltig tu fasten.
[j. 740 Chrysippi ellebori mncidulo acrore. postpoaito (Allusion, Periphr., Meton.); p. 743 asto
Etwystheus alio fortiori (Allusion); p. 756 temporalis gurgitia coenositates mornmque /aecutentia»;
ib. scandali dulcoralus resipiacat rancor ; Exp. p. 767 pfuileratis sennonum atudentea spumis.
3. Als Figuren, die sich weniger anf den Inhalt, als anl' die Form und Stellung der
Kede- und Satztheile unter sich beziehen, und die absichtlich angebracht aind, um die Anfmerk-
Kamkeit des Lesera anch äusaerlicli in höherem Grade auf eine Stelle 7.n lenken, oder die Darstellung
künstlich zn beleben und zu pointiren, machen wir folgende namhaft: Myth. p, 59ö non dicendi petat
Studium, Bcd \'ivendi fleat ergastnlum (Antithese durch Parollelstellung) nee /«mne adaistendnm poeticae
«cd /fl»M sit consnlendum domesö'cae (Antithese, Paronomftaie , Romiloptoton) ; p. 601 agromm doim-
iiium gentes ceperant, nos rfomonim (Contrajit , Parononiasie) ', ib. /ruchw euim nostros eiapeotare licuit,
non /r«i (Parononiasie); ib. luia nunquam est mafum mmortale morUiUbtt» (Annoniiitatiou and Alli-
teration) ; die Pitisopopöie (zugleich Allegorie) der Muse KalUitpe von p. 607 an durch den weiteren
Verlauf des Prologs; dsgl. die der Satira p, 612 u. ff., besonders p. (11!); die der PhilosojtlUu p. 615;
Jfigl, V. C. p. 740 u. ff. die VergegenwärÜgnng der Uanen des Vergll (Sermocinotio), die sich mit
Ausnahme weniger Stellen (wegen dar Dialogforro) durch die ganze Abhandlung erstreckt. P. 613
ova puUiifera virgimbus inculcantem , quam semiua puerigena cisceribus infnndentem (Antitheton und
Paronomaaie) ; ib. dum haec luraen ([naerit esstinctnm , illa deflet incenaura , ut Psyche cirfendu perderet
et Hero non videndo perisset (Antithese); p. 614 dum i[uaer. Jup. , ([uid magis vssc velit, quam fuerat
und besser noch 11, 16 qm quaerit, quoJ esse velit, ne qnod fuerat esset (Antimetabole) ') ; p. 614
mutatQB vanitates mam/cs(ni'e cupimus, non mnni/esta mu/(in</o fuscarau9(Antimetabole und Alliteration);
ib. rugia quam radiit exarare fParadox. n. AlHt.); ib. si lus, quibus ignorare aliqnid contigit, neo
ipsnm quidem nescirc sunm scire conlingit, quanto satiua erat, eis etiam non nasci contirigere, quam
ftcsciendo inefficaciter vivere (Epizeuxis, Ploke, Paradoxon); I, 1 timoris potina effectu, qnam amoria
adfeclu (Homöoptoton) ; I. 23 nihil intersit inter negotiantia (' rapinamC atque(' perJuriumC furantis-
<ine') dejerationem ^) ae*) raptnra') (Parallelisrnns) ; noch besser I, 27 qnanto(* sapiensC [seil. muUer]
pro(* viiiC sui salute(' snam(' obponit(" animam pigneri(*; tanto') maligna^) ad") mariti") mortem')
etiam snam') repntat*) nihili''); ib. coDJunx ant morum dulcedine viellea aut feUe malitiae toxica
(Assonanz); IL Prol. lector landet constnicla an deslrutit laborata (Annomination) ; ib. si ab bis lector
melius sapit — sin vero ab his minus aliquid desipit (Annomination); II, 1 ant libidine moUitur aut
liomicidlis conentaJw ant rapina snccenilitur ant livoribna rancidaiur (HomQoteleuton) ; II, 4 Epicurei
toiuptalem lawUinl, Stoici voluptatem danmmit (Parallelstellung, Homöot eleu ton) ; ib. isti libidinem
calwU, IUI libidinem no/u»( (Assonanz, Parallelatellung , Homöoteleuton) ; ib. rubet [sc. libido] ver»-
cuadiae obpro&rio, pungit etiam peccati acn/ec (ParalL u. Homüoptoton) ; II, 6 /umum /ures ernctnant
lAUit. u. Aasonanz); II, 17 cui temporis fugitica vis incidit (Alliteration); V. C. p. 739 dum quis
landem qnaerit nommü, fragraen reperiat capitis (Antithese durch Parallelismus und KomOoptoton).
I) Aebnlich II, 17 qni ploi quaerit tut, quam licet, mlnu» ei
56
§ 22.
Kat€tchresen und Salöei^mefi.
Ans der den Afrikanern eigenen Sucht, dnreh neue, ungewöhnliche Bilder und Phrasen zn über-
raschen , ergeben sich bei dem Mangel an richtigem Geschmacke nothwendigerweise mannigfache Ueber-
schreitungen der Gränze, welche auch die Metapher zn beobachten hat, mit anderen Worten, ee
werden Wörter in unrichtigem , mit ihrer Ableitung und ursprünglichen Bedeutung unverträglichem
Sinne gebraucht, indem die Tragweite ihrer Bedeutsamkeit unzulässig erweitert wird; oder sie werden
in unpassende Verbindungen und Beziehungen gebracht, besonders indem mehre bildliche Ausdrucke
aus verschiedenen Gebieten in ^ins verfliessen. Die erstere Art des falschen Gebrauchs eines Wortes
bezeichnet man gewöhnlich als Katachrese, während die erst aus der Disharmonie der verbundenen
Vorstellungen unter einander erwachsende Sinnwidrigkeit Solöcismus genannt wird').
a) Katachrese n.
1) Als Katachresen von SubstarUivis notiren wir: Myth. p. 597 praesule lucema und p. 59S
praesules lue. ^) ; p. 600 famlla silentii ') ; ib. moerorum angina = angor (sonst nur von der Krankheit der
Bräune gebr.); p. 602 solis crepusculum = Morgenröthe ; p. 610 conlegium =: Hülfe ; p. 612 vücera =r Inhalt,
Sinn; auch V. C. p. 738 interna Virg. viscera; dagegen p. 613 semina viscerUms infundentem, sowie
I, 2 und II, 4 in humoribus visceruin ist es = pudenda; p. 613 adulter = Liebhaber; so aduUeriwn
4
V. C. p. 752 == Liebesverhältniss ; p. 614 cerebrum = Seele, Verstand, Sinn; auch II, 2; II, 16;
m, 9 fabulae interius cerebrum; p. 619 polimina = die Glätte der Stime (bei Amob. =: testiculi);
p. 620 gravedo = Ernst*); sonst =: Schnupfen; I, 1 elogiumzzz Jammer; ib. subfragium posteritatis
= Hoffnu^g auf Nachkommenschaft; I, 14 verborum cpmmocfa = Messung der Worte'); II, S (UvinUas
= Gabe der Weissagung; III. ProL incursiones = Verstösse; .III, 6 choragium = Zurüstung*); ib.
coniinenHa = Inhalt; auch V. C. p. 738, 747, 748; vgl den Titel der Schrift selbst; ib. seminum
germina = Samenkörner; III, 7 competenUa = die Verbindung; in, 8 morbomm merilum =: die
Beschaffenheit ; V. C. p. 744 merihun viri ist es =: Titel ; vgl. noch p. 749 meriksm contribuitur
und p. 758 superbiae meriium ^) ; III, 8 veniens concursus infirmitatis z= Annäherung der Krankheit ;
1) XJebrigens ist diese Unteraoheidimg nicht allgemein angenommen, und werden beide Bezeichnungen oft synonym
gebraucht.
5) lin eigentl. Sinne steht das Wort I, 4 terrarum praestil (= Pinto); I, 28 ftirti praeml (= Mercarias).
*) Dieses Bild kehrt in mancherlei Variationen wieder; z. B. V. C. p. 759 in obÜTionis cinere /an7/e«etr ; p. 753
in/ari7^cuR obÜTionis sopita; ähnlich p. 754 gloriaa cinerts combunmt.
4) Cl. V. C. p. 762 timoris gnwtdo.
6) Cf. p. 615 metrica verborum commoda. Modius will nach Handschriften commenta ändern, und Muncker pflichtet
Ihm bei. Ich glaube, dass eben eine Katachrese vorliegt, und nichts zu ändern ist.
*) Der Autor erklärt es in der Ezpositio mit virgtnalt funusy wobei er, wie Lersch 8. 59 und 60 erweist, wahr-
scheinlich sich selbst oitirt hat.
1) So findet sich das Wort auch öfters bei Tertullian gebraucht.
V. C. p. 740 imlrumenlum deaiderü =z Befriedignng dor Selinsuoht; p. 750 temibilitas = die Fällig-
keit, die Dinge walirannehmon ; p. 751 tagina = vagitns'); p. 762 mtpeclio ^ Hochnchtniig (auch
bei Aroob.) ').
2) Späilicher sind die Katachresen von Atljeelins. Mytli. p. 604 steht licrbosis radicibus =7 hei-
bidis; p. 615 libem zelo = zur Eifersucht geneigt; I, 12 uviparos foetus ^ ans Eiei-a entstanden;
sonst ■= winöios = Eier legend: II, 5 delicatus = physisch weich, zart (von der Wolle); II, 9 OCU-
latua testis = Augenzenge; auch V. C. p. 7B6 oculatus arbiter '); H, 13 fluviora fertilem reddidit =: be-
frachtend; III, 5 relemosa aims ^= veterna oder veterana in dem Folgenden und p. 606: V. C. p, 763
uniformis = ganz und gar.
3) Nur bei zwei Adcerbiis findet Katachreae Statt, namlidi M^-th, p. (J07 ist nupcr = nunc,
und p. 619 bedeutet coelibts himmelwärts, gen Himmel.
4) Bezüglich der Verbu ist zunächst der Gebraucli dei inlninsitiva in liansitweiit Sinne und
umgekehrt zu bemerken. Ho steht Mjth. p. 609 exndata •=: expulsa , und III, t> no nostra opera pro-
prüs exsularemM» officüs: p. «21 caligenlw; so auch 11,8 caliganle; V. C. p. 7fil fuualia calijjinare^
verfinstern, verdunkeln; I, 12 oviparos puüiäet*) foetus ^ hervorbringen (sonst = hervoisp rossen);
II, 1 bmtuni i|uiddam ilteijMÜ; so XI. Prol. minus nliqnid desipit; V. C. p. 742 creperum aliquld
ilesipere; p. 762 ei ali<|Uid Epiciireum non desipuiHsem''); I, 26 _/T'ucIi/?c(iiMio ampliavei-at '); 111,9 con-
cordure paralleios '); III, 10 Iraasmigratw =^ tradncitur; V. C. p. 741 salsui'am ingenü dulccscas ^
versüsse; V. C. p. 761 Academioum quidpiam sterlens '). — Umgekehrt steht II, 'J vegetare ^ in reger
Thtttigheit sein; II, 13 cibus et potus mtutnorabat :=r vurie steinhart (sou^t = mit Marmor verkleiden).
Ausserdem erwähnen wir noch : II. Prol. RludeM imperio =: obseqiiens ; II, 5 mereri =: impetrare ;
so il, 13 profuervisset nnd II, 17 uiereluf nubem. Aott ist nicht bloss bei peraitnlichen, sondern seibat
bei sacliUchenSubjecten z^poHstitn; so U, 8 Sol maturare novit; II, 9 qnae [sapientia] nee ipsa finiri novit;
III, 1 nunquani novenmt satnrarii IH, 3 ciirioaitas detrimenta novit parturire; III, 4 amor nudare
uoverit adl'ectatores ; III, 5 amor stabilis esw non novit; II], 7 cupiditas habere novit, non fmi;
III, 12 [virtus] pollui non novit; V. C. p. 760 infantia videre nont, sentire noscit; p. 765 pemioies
novit producere '). — II, 9 steht coolo rfetulit =^ tntnlit; ü, 10 und III, 6 rlepalat (Itr propalat '").
V. C. p. 744 [di]. qni pericula mbstentare delierent = retiuere, avermneare; p, 758 in Graoco ab-
soltilur [sc. adamas] = wii-d tibersetzt, bedeutet. ~
I) Cod. Ooth. bat Übrigen« vogihim; darflber gefohrieben Id c
a Spielen und ErgBUt ich kellen <Ue lUAe sei
1) Dagegen Mytb. III. Pret. — niipiclo (Atchaiimat).
>) ArohHlamDR. Ct Plaut. Tnio. 11, 6, S. Auch Terlulüan gebrauclil a in dieeem
') er. Appul. Met. IV. p. Üb, 83.
■*) Aebollch Mvtb. p. G9I gluidiuni quldpiam ■•apiani: II. Iß mjraüci aiporem cerel
*) Dagegen 11, S ia fmclißfaHdü gertninibiu IntraniltiT.
'') KiDgegeo 111 , 4 «mor cam perlculo contardal.
^) V. C. p. Tjl qnlbm puerill« eonmeia tat aiacHi gsrrulilai, ist nicL Annlog!«
{= i-nc), «u Jacobi fSr liehtig hSII, da
I opjiugnaei cotpla ut
) Vgl. RMh III, t potentia
') AdcIi bei TertuUUn.
'( »ervare adfectum; V. C. p, 7!>9 Terbor
68
5) Eatachresen der Conjunctionen : Statt der Conj. ut, sowol der finalen, als der consecntiven,
setzt der Autor ungemein hänfig quo. So Myth. p. 597 quo non poetam adspiciaS) sed onirocriten —
advertas; p. 598 ita tulit, quo — paene effecerit; p. 600 quo desiccassem ; p. 601 quo quispiam non
videret; p. 604 quo abnueret; ib. quo defensaret '). — Dum gebraucht der Schriftsteller fortwährend
synonym mit quum^ wesshalb es denn auch die Construction des letzteren annimmt und zumeist mit
dem Conjunctiv verbunden erscheint. Vgl Myth. p. 599 dum torpor adstringeret ; p. 604 dum pre-
merem et — metir^m; p. 614 dum quaereret; p. 618 delirabam, dum subito — hospita inrupit; I, 1
dum raperetur; I, 11 dum conscenderit ; I, 24 dum messuisset; I, 25 dum adsumeret; I, 27 dum de-
scenderet^). — Nihilominu^ hat an folgenden Stellen die Bedeutung nämlich: I, 2 illud nihilominns
dicere volentes; II, 4 illud nihilominus ostendere volens; II, 14 quid invenisse dicitur? Nihilominns
currum; II, 16 Helena, nihilominus seminarium scandali ; III, 1 vide, cujus uxor Antia dicatur: nihilo-
minus Proeti ; III, 5 illud nihilominus ostendere volentes ; III, 7 nihilominus illud significare volentep ;
m, 9 nihilominus, quod ex terra conceperat; Y. C. p. 744 iUam nihilominus firmantes sententiam; p. 755
nihilominus fucatum eloquium; p. 758 illud nihilominus designavimus ; p. 764 quis amicus Tumi esse
dicitur ? Nihilominus Mezapus ^).
Quantum etiam steht für sed etiam 11, 14 ^^^^ vero non solum terra, qnantum etiam invidiä (?I)
diei potest; III, 5 non solum puerilem amatu, quantum etiam fingerent et zelotypam; V. C. p. 737 nt
non solum mens expromtare desisset , quantüm etiam oblivionem etc. — Sic nach primum für deinde :
Y. C. p. 743 primum personam, sicque personae congruentiam ; ib. ut primum virum, sie etiam arma
dicerem; p. 744 quo primum domini meritum, sie ponatur nominis vocitatio; p. 745 virtutem primum
dici volumus, et sie sapientiam.
Denique dient bei Fulgentius nicht blos zum Abschlüsse einer Erörterung, um die letzte Con-
sequenz zu ziehen oder noch weitere Gesichtspunkte der Besprechung abzuschneiden, sondern es steht
mit ziemlich abgeschwächter Bedeutung als copulative Conjunction zur Satzverknüpfung oft schon zu
Anfiang des 2. Satzes einer Hythendeutung. Z. B. Myth. p. 610 denique ita remittunt in mortem;
I, 1 denique idolum est; I, 27 denique sibi propitiet; II, 7 denique etiam validior lexsurgebat ; 11, 8
denique proferat; 11, 17 denique Beatinius augur dicere solitus erat; III, 3 Actaeon denique dicitur
(hier sogar zu Anfang der Erzählung = um gleich zur Sache überzugehen) *).
1} Dsgl. p. 608 quo — insererem; p. 609 quo protelarent; p. 610 quo numerentar; ib. qao ferant; Ib. quo dever-
teret; p. 614 quo sarciamus; p. 615 quo subfioiant; p. 619 quo depinxisset; ib. quo inlisisset; II, 7 quo demonstrasaet ;
II, 15 quo yh. bibat; III. Prol. quo absoWat; V. C p. 738 quo praeterierit (so statt des uubaUbaren praeterU mit
Muncker); p. 741 quo — deducamus; p. 742 quo commigrare possiut; p. 743 quo rootistrassem ; ib. quo poneretor;
p. 744 quo sie veniretur; ib. quo primum ponatur, und qao oognosoas; p. 747 quo sit hujusroodi ordo; ib. quo sit prima
virtus; p. 748 quo inportet; p. 749 quo ostendatur.
S) Ausserdem II, 7 dum substnierit et denega^erit; II, 8 dum Tiderit eaque percusserit; ib. dum habnisaent;
II, 9 dam perrenerint; III, 1 dum mandasset; ib. dum quis timuerit; III, 8 dum ferreret et reluctaretur; ib« dum
eveDerit; III, 8 dum fugeret; III, 5 dum tamen amputet; III, 9 dum a^judieaaset; ib. dum adduxisset; III, 10 dorn
eoaptaret; V. C. p. 750 dum profluant; p. 762 monstratur, dum diximus.
3) II, 11 tamen trantit nihilominus [sc. Ulizes SirenasJ steht es pleonastisch neben tameh,
^) So noch V. C. p. 743 denique tale exordium sumsimus; p. 746 denique Propheta posuit; p. 750 denique tIx
nobis permittitur; ib. denique nomen oithariaantls eonsidera; p. 75S denique Drepanos (?) portu tepelitar; p. 756 deni-
que nauta Carone deportante transit; p. 760 denique ipsum nomen — eonsidera.
59
Einzeln Hteht III, 9 quanlutn fUr ijuod: Vox haUet gradue inamueros, qnantam natura dota-
r^rit etc.; ebenao II, 9 ^unlentu; Sol depalat adulterium, qnatenuii Lnna seiet etc.; und ttl, 9 cur:
Quem [«0. Midam], cor non recte jndlcaeset, — dopravavU.
b) SolöcUmen.
Schon unter der Zahl der in § 21, S verzeichneteii Phrasen Üesae sich manche wegen der Ver-
mischung eigentlich und bildlich gebrauchter Wörter , sowie der Verschiedenartigkeit der letzteren nnter sich
als solöcistisch bezeichnen, Wir geben hier noch einige Proben: Bj-th. p. 609 celebriorem obitum
prolelarenl: ib. Eomiüeae arcis convmtu bellicus tiduMit iucui'sus; p. 611 littorac sno« — catos
e^tendunt = erweitern die Zahl ihrer Kenner '); p. 612 Satira te Uucivienti verborum rore percusait;
p. 618 pigrae quietia indicium roratis naribn.« entcluanteni ; \i. 621 das mehrerwähnte (}landium qnid-
piam tapiant: I, 1 ineffabili a<lfectu ergn fllinni dedüum^ l. H lerram ratUcibus proserpentem (Eypal-
lage =:^ radices terra proeerpentes) ; 11, 2 triplici vesle suhnixa est; II, 3 dkitiae pruegnaees slnt
et nonnuminam abortiant: II, 7 carnalibus eam \-= mentem) denegaverit adapecUbus (Hypallage statt
H (Un. aiUpectus); II, 12 sua alieuigenis devorntiontbu» satware Becreta (in obsc&nem Sinne gesagt);
III, 3 mornbiu detoratns est; III, 6 altum aoporem maritns extenderat; III, 7 (/urunt munit
(Prolepsis); V. C. p. 741 Äscraei fontis bract[e]antenlo saturiitr ; p. 756 Tricerberi fabulam in
modum jurgii posilam (Enallage =: positi); p. 761 ad vitam nuinias demonstrat (Prilgnanz); dsgl.
p. 765 eum de morte jirotelal.
§23.
PCeoHo^mem und EUlpsen.
1) Pleonasmen jeder Art sind ebenfalls ein cliarakteristischer Idiotismus der Africitas*): dnpch
Häufung steigern sie sicli zu jenem den Inhalt vollständig ersäufenden Wortsehwall, den man gewöhn-
lich als tutnor Afncamis bezeichnet ßndet. Je nach dem Umfange lassen sich Wortpleonasmen
und pleonastisclie Phrasen unterscheiden ; Ursaclie beider ist Hangel an Pi^cision der Ge-
danken , Folge Unklarheit und VerwiLssernng des Inhaltes'.
Zu den Wortpleonaamen rechnen wir zunächst die Verliindung zweier oder mehrer Synonyma,
mOgen sie unn im Verhultniss der Coordination oder Subordination oder Einverleibung zu einander
stehen. So lesen wir Mj^li. p. 695 aenimnoi<n tniseria ; p. 599 aerumnosa calamitatnm naufragia ;
p. 604 melos carminis; cf. p. 61l^ melos cantandi; li 15 fervons incendia; ib. succum sui Uquoris ;
IT- 4 satnritatis abundantia; II, fl fervoris aestu; III, 6 honoris majcstate; V. C. p. 753 ad (Inctrinam
-studii (umgekehrt p. 754 und 756); p. 765 senectittis propinqniov vicinia; p. 759 jejima fmendi usn;
p. 763 utilitatum craolnmentis. — Auch der Gebrauch überxclitlesiger Conjunctionen gehört bieher.
So steht el pleona.<itisch : I, 2 etiam et caatratu» die; IT, 9 Et quamvis Nicagoras etc. (wo es sogar
ein Anakoluth veraulasst) '). — Aec; I, 1 nisi etiam nee esset. — Etiam hSntig zu Anfang der einzelnen
Uytbologeme, doch auch innerhalb der8«db«ii, is. B. II, 3 Hnic etiam Irim qnaai ftronm paci« adjungnnt,
I) Doch darile hl« eins Corraptel dea Texte« a
») Vgl. fiernliarily, R. L. A. 330,
^) Munckcr bemerkt daiu: Te <( ut plkoe oüoti
60
quod sicut etiam ille — momentaliter refugit, ita etiam fortnna est fagitiva. — Aehnlich steht enim,
wie das griech. yaQ oder in der byzantinischen Gräcität oriy lediglich znr Einleitung einer nenen £r»
Zählung; z.B. III, 11 Phineus enim — ponitur. — Vero steht manchmal zu Anfang der Apodosis, mn
ihr einen besonderen Nachdruck zu verleihen , wie III , 10 Pythagoras dum coaptaret — effectus vero
reddere non potuit. Aehnlich ergo III, 5 illud ostendere volentes, quod — ergo potentia divitum mater
est; III, 9 Et quoniam etc. — contigit ergo, ut habeat. — Quam steht in der Verbindung mit maxime
pleonastisch II, 16 quod ferant physiologi , quam maxime ^) Helissus. So mit plus III, 2 plusquam
etiam videns contheroletas etc. Die Verbindung von ideo ergo (III, 5) erinnert an das appulejanische
iandetn denique und quamquam etsi ^).
Als Proben pleonastischer Hedeweise von grösserem Umfange fuhren wir an: Hyth. p. 599 arbi*
trabar agrestem secure adipisci quietem, ut procellis curarum cessantibus velut altiori nidulo placidam
s^enitatem villatica semotione tranquillior agitassem. (Der Begriff Buhe ist hier nicht weniger als
5 mal direct ausgedrückt); p. 618 me jacentem reperiens marcentia languore somni tepido lumina rapido
atque admodum splendifice intermicanti quodam sni vultus coruscamine pepulit; p. 620 refugo quodam
contemplatu secretior humanes intuitus velamine quodam arcano vitabat; ib. ninguida canis albentibns
nitebat caesaries; I, 15 dum maturis frugibus solis fervor torrentibus ipsis Junio Julioque mensibus
incendiosior cancri atque leonis tetigerit metas, tunc aestu valido etc. ; I, 24 Argum luminum populosi*
täte conseptum interemisse fertur, dum oculorum inmensam unius segetem corporis ubique viva circum-
spectione iiorentem singularis vulneris recnssu falcifero messiüsset curvamine (Bombast in Folio!);
II, 5 wird das Spinnen umschrieben mit: coli delicatos enervare contractus et lascivienti pollice fusi
teretem rotare vertiginem. Das Fallen der Blätter gibt der Autor II, 8 mit der Periphrase: quo con-
strictis arborum venis vitalis succi commerciales transennas uteri stringens foliorum marculentam de-
tondeat calvitiem. Die Vergänglichkeit des irdischen Glückes schildert Fulgentius 11,17 also: Temporis
fugitiva vis — pinnatis celerrima raptibus momentaneae felicitatis figuras potius , quam veritatem
ostendens, ventositatis inanem speciem praesumit. III, 2 heisst die Jagd : ferinae caedis cruenta vastatio,
und das TJmherbirschen des Waidmanns: solitudinum vagabunda errando cursilitas. Daselbst gibt es
auch ein tödtliches Sterben: miserandae necis functos interitu. III, 6 wird man von dem ^Znge
fächelnder Zephyrlüftchen angehaucht^ (Zephyri flabrantis aurae anhelante vectura). III, 8 liest man:
redolentibus lacrimosa guttulis fletus suaves scissuris hiantibus jaculatur ; V. C. p. 741 rancidam altioris
salsuram ingenii jocondioris quolibet mellis sapore dulcescas. P. 742 . ist von ^durch des Bausches
Fülle erregtem Katzenjammer^ die Bede (de nostro torrentis ingenii inpetu breviorem umulam praeli-
babo, quae tibi crapulae plenitudine ftauseam movere non possit). „Nichtigen Traumes windige Tfto*
schung^ (p. 755 sonmii inanis ventosa delusio) möge unser Verzeichniss schliessen.
2) Unter den Ellipsen nennen wir an erster Stelle die des Verbums ^ und zwar zunächst die
Weglassung verschiedener Formen des Verbums sum, wie I, 14 duo labia velut cymbala . [seil sunt];
1) Auch admodum oeleberrimi (I, 26) ist ein toblotterig^r Pleonasmus.
s) Wiederaufnahme des Vordersatzes nach Einschiebnng mebrer Nebens&tze durch Wiederholung eines oder mehrer
Worte der Protasis im Interesse der Deutiicbkeit, wie I, 16 itaque istae arbores — tuno istae arbortt; oder HI, 9 quamTis
enim de bis rebus — multa de hü /aoiat; oder in etwas yerinderter Form V. C. p. 75t Ergo postpoiito nauCraglo —
ergo omiasü his rebus eto , sind weniger auffallend und finden sich sehr hiufig auch in Cioeros philosoph. Schtlllen«
f
61
H, 11 ideo volatilea [seil. BuntJ; III, 6 p. 719 quod et a übertat« superior [suU. tut oder esi^et] ;
in, 7 qnod FelsDS ut t«rra [seil, sit]; V. C. p. 753 vide, qoani fixa proprietaa [seil, sit]; p. 766 ideo
I oo«no8QB [seil. est]. — Stereotyp ist die Weglassiing des Intinitivs esse in der Verbindung mit volo
^ icb nehme an, lasse. So I, 3 Neptnnum volnenint a'inKrum «lementum; I, 9 Plutoui uiiptam
Tolnnt Proaerp,; ib. Pros, segetem voluerunt; I, 23 himo pmesiüem fnrti volant; II, 2 in hnjua tutela
noctnam volnut; ib. conditricem Athen, volnnt; II, 3 deam paHns volunt; II, 10 noniina filiabns
voliierant; II, 19 Limam voluerunt Pros,; III, 6 juniorem volnenint'). Aehnlioh fehlt falsie bei
[ ferunl II, 12 Scyllam fernnt virginem pnlcheirimam. Dazu Mj-th, p. 611 nt euum me amplius fami-
liärem reacisaet [seil, esse]. Aber auch veite (i^dicere) selbst wird manchmal weggelassen, wie I, 18
bnnc etiain intemuncium [seil, esse volnnt oder dicunt] ; II, Nos vero Prometbenm qnasi jiQOfoiav
9tov; ib. ex hsc praevidentia hominem factum [seil, creiliinns].
An anderweitigen Verbal - Ellipsen finden sieh: Myth. p. 614 Unde tantam ignorantiae scientiam?
[■eil parasti]; I, 25 Et raptiun Ganynieden a<]uila non vere volucris [seil. abstuUt], seil bellica praeda
[acU. fuit]'); 11, 11 gsllinaceos pedes [soiL babeat]; II, 17 quod es parte veios lionores, sed risorios
(seil, pariat],
Anf Ellipse geht auch der Gebrauch von rjuam ohne vorausgehenden Coraparativ zurück. So
[ Myth, p.B9ä cito itaque nunc quod amiseris fleas — quam quod dieas invenias; p.ljlit non adultemm
ova virginibus inculcnntem, quam semina — infundeutem ; II, 1 ad libiilinem vleu^ iutorsit, quam
virtutem inqnisivit; III, 3 curiositas detrimenta norit parturire, quam gaudia; III, li non quisquam
amare auäus, quam venerari prouus; V. C. p. 742 quatinns (^ quatenaa) non crasi^edo iiigeuii, quam
I temporis fonnido rel. — I, 14 nuUns scieiitiani qnaerit, nisi in qua tamae snae protelet dignitatem,
l üt zu scientiam aliam za ergänzen.
Endlich bemerken wir noch die gräcisireoden Attractioneu, wie Myth. p. 608 nee immemor,
[ cnjofi fabulas propter [sciL ejus]; I, 14 capere ad i/uoti instos, invenire simite aä quod memineris;
II, 17 Centbippi dici dabnere, ex quo (:= ex eo, quod) equis misti pingnutur; III, 9 secundum quod
Pj'thagoras ait. —
§ 24
J>te Inve-ratonen.
Betrachten wir schliesslich noch die Wort- und Satzstellung, so herrscht in ihr eine fast mehr
dichterische Licena. Die Satze winden sich beinahe in nn unterbrochenen Invcreionen fort, die,
az Bwecklos angebracht, der Darstellung lediglich den Habitus des Ungewübulichen , Gekünstelten
wrleihen. Das Znsammengcliörige wird zerrissen und durch dazwischengescbobene Xebenbestimmungen
oder Verba, die bei Fulgentins nnr selten am Satzende stehen, oft so weit auseinandergehalten, daas
der Leser Uufae hat, die discerpUi taembra behufs des Verständnisses zusamtnenzu suchen. Nur selten
»teht das attributive Adjectiv nach oder vor seinem Substantiv, vielmehr ist es fast dnrchgehends durch
Zwischeustellnng auderer Redetheile von demselben getrennt. Selbst der dependirende Genetiv wird
von dem flbergeordneten Substantiv losgerissen und an einen ungehörigen Platz godrttngt. Knrz das
■) Digl. bei etile im clgnll- Sinne I, 1 quem vetlel iucoenoTem.
*) Wenn anden der Text nicht eonopt Ut
62 _
Hyperbaton ist bei uuserem Aiitor die regelmässige Wortfolge. Darum genügt es, nur einzelne weni^
Musterbeispiele als Belege anzuführen. Hyth. 600 humanis interserit semper negotiis; p. 602 quoB
confractos exoptata reduces excipit ripa ; p. 604 incedenti premerem planta — spatianti metirem passu ') ;
ib. Phoebi a turridis defensaret obtutibus ; p. 608 maeandricos tarn subtilis elementi aliquatenus limbos ;
p. 610 meis, quo deverteret, culminibus inpetravi; ib. musicum tuis receptare dogma penatibus; p. 611
ita litterae suos, [quo] quidquid Helicon verb. horr.^oss., in ipsis potestatum culminibus haereditario jure
transferret, catos extendunt; p. 618 cubicularias inpulsu fores inrupit; p. 619 floraU lasciNiens virgunoula
petulantia; p. 621 ne tam sacrati series dogmatis scrupulosis rite non resideat penetraUbus ; I', 2 omnes
fructus foliorum obnupti tegantnr umbraculo; I« 15 succinaque diruptis jaciunt inaurata corticibus;
in, 6 quamvis ille conjunx lucifuga sororios ei comminando vetaret adspectus u. dgl. m.
Dasselbe gilt auch von der Stellung der Sätze, die ebenfalls unnatürlich verschroben ist. Man
vergleiche beispielshalber nur den Anfangssatz des Prologs zur Mythologie, den wir seiner Länge
wegen nicht aufnehmen können. Die Einschachtelung, die der Schriftsteller oft bis ins Masslose übt,
lässt ihn sogar über lauter Nebenbestimmungen den Anfangssatz vergessen, wodurch Anakoluthe entstehen^
wie II, 13 Sed conlecta etc. oder V. C. p. 762 Cajeta sepulta etc. — Unlogisch ist HI, 9 j!>raeci/neiis
ei [sciL Midas tonsori], ut si crimen celaret, eum participem regni ejficeret (statt prominens se eutn
reddüurum). —
IV.
Quellen und Citate des Autors.
§25.
Vorbemerkungen.
Was es mit den Citaten unseres Mythographen und der Art und Weise, wie er sie in seinen
Schriften anbrachte, im Allgemeinen für eine Bewandtniss hat, hat Lersch (S. 14 u. ff.) bereits darge-
legt ^). Sie dienen selten zur Verdeutlichung des Inhaltes oder als Belege für eine Behauptung des
Schriftstellers, sondern sind rein äusserlich angefügt, um ein Wort, an dessen Bedeutung ohnedies
Niemand zweifeln würde, zu erklären, stehen also nur in losestem oder gar keinem Zusammenhange
mit dem Darstellungsobjecte. Besonders reichlich sind sie als Belegstellen für die horribeln Etymo-
logieen beigegeben, nicht etwa in der Art, als ob sich für die Bichtigkeit der Etymologie selbst auch
nur das Mindeste daraus folgern liesse, sondern nur, weil sich zufUllig ein Wort, das sich dem Schrift-
steller bei seinen Träumereien gerade ergab, auch in der betreflenden Schriftstelle findet Sie sind also
rein müssiges Beiwerk, lediglich darauf angelegt, um dem Laien Eespect vor der Belesenheit des Ver-
fassers einzuflössen.
1) Trotz der künstlichen Setzung wie monoton!
s) Vgl. aach untere bezüglichen Andeutungen in § 7.
Aach der mutmaasliclien Quellen des Fnlgentins haben vir ob«n g 7 be reibt Er wähnnug getlian,
so dasa nur erübrigt, das dort Gesagte zn amplificiren und näher zn begrUaden. Die Mythen, die der
Autor dentet, kannte er wol ana der Schule und LectUre: ohnedies gehören sie allesammt zu den all-
bekannten, die, znmal bei der fortdanemden Polemik zwischen christlichen und heidnischen Apologeten,
jeder einigermasnen Gebildete wissen konnte und rausste. Es wUre also vergebliche Muhe, nach den
Schrittetellem suchen zn wollen, ans denen Fiügentius etwa geschöpft haben kOnnt« '). Aueh die
Deutung der Mythen ist gewiss so originell, das» wir sie getrnst dem Autor als litterarischea Eigen-
thum zusprechen dUrfen, ohne dass wir dabei Gefahr laufen, eine zu hohe Meiuung von seiner For-
schergabe und philosophischen Bildung zu fassen oder zu erwecken. Und wenu er ja in der Anlegung
einer Sage mit irgend einem respectablereu Interpreten, wie Arnobius, Augnstinns u. a., zusammen-
stinunt, so ist dies wol nur znl^Uig nnd meistens bei solchen Mythen der Fall, wo die Dentuug nicht
zn \'erfehlen war, so dase wir desshalb noch keine Beziehungen Z'Wiscben Fnigentius und dem betreÖ'enden
Schriftsteller anzunehmen berechtigt sind. Uamit wollen vir übrigens nicht in Abrede stellen, dass sieh
Stellen finden, denen Sätze anderer Schriftsteller als Blotiv oder auch als Vorbild gedient haben, wie
denn V. C. p. 741 in gtubtis aui Pyth. modtdos etc. fast die Copie von Tertull. de auiin, c. 32 ist, oder
Myth. p. 620 Plutonis ehquium etc. entschieden Tert. de anim. c. (j nachgeschrieben ist '). lleberhaupt
scheint nnaer Schriftsteller einzelne Schriften des Tertnllian, wie auch die mehrfachen spraclilichen
Anklänge enveisen ') , genauer gekannt zn haben. Auch anf Martianua Capella dUrfle manche Notiz
(z. fi. lU, 9 n. 1(1 die Excurse über die Musik; cf. Uart IX) zuiilckgehen. Die hie und da einge-
atreuten anti<]D arischen Angaben, die nachweislich ans den AiUiquitates des Varro stammen, hat er
vielleicht aus Schollen oder ans gelegentlichen Erwähnungen anderer Schriftsteller aufgegriffen '), wie
er Oberhaupt die wenigsten seiner echten Citate unmittelbar aus den Originalwerken geschöpft
haben dürfte. —
Indem wir nun zur "Würdigung der Citate der Mythologie nnd Contineutla — die der Expositio
werden wir nur in sofeme berücksichtigen, als uns die der beiden anderen Schriften hiezn Veranlassung
geben, — im Einzelnen Ubeigehen, tbeUen wir dieselben der leichteren Uebersicht wegen in vier
Gruppen, nnd zwar:
a) in erweisbar echte;
b) in wahrscheinlich echte;
c) in erweisbar oder doch wahtscbeinlieh unechte;
d) in unbestimmbare Citate.
S 26.
ff. IHe echten Citate.
Dabin gehören:
1) Die bereits in § 4 zusammengetragenen Citate ans den hl. Schriften des alten nnd neuen
Vfestament«.
< ) Einieloe Angaben scheinen Kucb »a» dem Poeticon AatroeomfcoD äe» Uy ^nui eDtlebnl la «ein.
>) EebrI ja »elbM du tertatliiDiacbe tninuiilui/vium Arni. in dam iifll. bTtvitoquiua dee Fulg. wieder.
') Siehe hleräbec Ler*cb 8. *b, 16 und untere gelegectl leben Hinweitnngen ia Abaohnltt III.
*) VgU aaoli Lench S. 3ft. In der ExpodÜo oitirt er fOnfmal Schriften toq Varro, vobci TlalfadiB Irrungen n
unterianfen. Sonit nennt er our einmal Myth. p. &98 Varroniatia ingtaia.
64
2) Die Citate aus Vergilt nilmlich: Myth. p. 602 Tandem liber equns etc. (Aen. XI, 493) mit
der Variante potitur; p. 611 Carmina tantnm ete. (zusammengesetzt aus £cl. IX, 11 — 12 u. £cl. Y, 47),
nur dass das Lycida des Originals bei Fulgentius in Musae verwandelt ist; I, 8 Harpyias etiam tres
inferis Yirg. deputat (Aen. VI, 289), wo übrigens von der Dreizahl keine Bede ist; II, 14 Primus
Erichthonius etc. (Georg. III, 113); 111,1 Catnlorum oblita leaena etc. (Georg. III, 245 — 46); ib. Virg.
in Buc: Hoedique petulci (Georg. lY, 10); die Angabe des Fulgentius ist somit ein lapsus memariae;
ni, 2 Nam primi cuneis etc. (Georg. I, 144); m, 9 Nee non Threicius etc. (Aen. YI, 645 — 46);
Y. C. p. 738 Adspice conripuit etc. (EcL YIII, 105 — 107); p. 739 In nona vero ecloga, ubi dicit :
De coelo tactas memini praedicere quercus; iterumque: Lupi Moerin videre priores (der letzte Ver»
findet sich nicht, wie Fulgentius irrthümlich angibt, Ecl. IX, sondern Ecl. I, 17, der zweite richtig
IX, 54); ib. Et summas carpens etc. (Aen. YI, 245); p. 742 u. flP. (Aen. I, 1); p. 761 Temperet a
lacrimis (Aen. II, 8); p. 763 totumque pererrat etc. (Aen. lY, 363 — 64); ib. errabunda bovis vestigia
(Ecl. YI, 58); p. 757 Porta adversa etc. (Aen. YI, 552 — 54); p. 758 Quinquaginta atris etc. (Aen.
VI, 676 — 79); p. 760 Principio coelum etc. (Aen. YI, 724 — 25); p. 761 Jam redit et virgo etc.
(EcL lY, 6 — 7); ib. Sublimes animas etc. (Aen. YI, 720); p. 762 Aetemam moriens etc. (Aen. YII, 2).
3) Die homerischen Citate: I. 8 Homerus prima Uiados rhapsodia: alipd toi alfta xrL (II.
I, 303); I, 14 und II, 5 rjielg di xUog olov axovofiev (H. II, 486); ib. tov xleog evQV xtL (Od.
I, 344)'); ib. l>eäg ona (fiorr^aaar^g (II. II, 182); I, 26 nokiv evQiayviav (H. 11 , 66)'); I, 27 dAA*
ovx eaii ßit] q)Q€oiv xtl. (IL III, 45); III, 1 ov xpij navvvxiov evdeiv xi),. (ü. II, 24); ib. Hom. in
fabula Bellerophontis ait: dyaO^a q^QOviona dätq^Qora Bell* (II. YI, 162); ib. Hom. in tertio decimo:
%fj d' tTtl jidv roQyuß XTJl. (wieder ein Gedächtnissfehler des Autors; die Stelle findet sich IL XI, 36);
ib. x?//a xelaivov xoqD-. (IL IX, 6 — 7)'); III, 3 olvoßaQtgf xinog ofificn e^friiv xtA. (IL I, 225);
in, 5 ftsta dai/novag älh)vg (II. I, 222); ib. <^ xev Zjtvg xvdog ojia^ai (Od. XIX, 161 t</T « Z x. o.
und II. XVn, 666 zy yaQ Z. xii.); ib. w fidxcQ ^AxQBidr^ xrL (IL III, 182); III, 7 ofiftara xai
x€q)a?j;r Ixilog x%L (IL II, 478); Y. C. p. 746 ^i^viv äeide xxL (IL I, 1); ib. ^ai^f^g de xo/tit^g i^le
nr^L (IL I, 197)*); p. 748 ovlo/uhr^v , ij fWQi "A^. älye i'dcoxev (IL I, 2 steht e^t]XBy)', p. 763
arrjO^eaaiv laaloiai xrk. (IL I, 189)*).
>) Anden der Ck>d. Ooth. nach Jacobs: peate eo garey.pronde megan clyoe = IUu&sto jap Kiicpovcs ptsya xXsoc
(II. XI. 21).
«) Cod. Goth. triene triantium = Tooir^v t-Jp-jciY'Jiav (Jacobs).
3) Cod. Ooth. bietet abweichend: KyMENOMENOy IltuBOY ANAPCCAIIO/j.oyNt£ = fluctaantis amoris viri
pereunt. Jacobs entziffert dies za x'juatvo'jiivo'j r.ibti'j avope; äico aX'jvtxi , was freilich nicht einmal annähernd bei Homer
zu finden ist. Das Ton uns aufgenommene Citat erklärt Jacobe als Interpolation der Abschreiber.
4) Auch hier weicht der Cod. Goth. ganz ab, indem er ein anderes CiUt enthält: EpANtlON OtiXoCE AMI
pIlANApEANAytON — ivavTiov otj ywatT avyjp (aus II. I, 80).
&) Wegen Textrerderbnise nicht zu ermitteln war tms das Citat V. C p. 764 Unde et Hom. ait: Macesex, Hieffir
hat Scriverius ;itayT)Tf^c (U. V, 801) Torgeschlagen ^ was nioht nur palSographisoh nahe liegt, sondern auch dem Sinne,
als Begründung des Torhergefaenden rduetant, angemeaten ist Uebrigens echeint die Stelle auch Ifickenhaft, da Folg.
die lat Uebersetsung sonst nie wegläset, selbst wenn er nur^n einaelnes giiech. Wort citlrt. In dem Cod. Goth. fehlt
übrigens das ganze Citat, gleichwie auch das Torhergehende (IL I, 189).
es
4) Echt siad ausaerdem noch: Uytb. p. 611 Illud Terenlitmum : Olim isti fnit generi etc.
(Eunucli. 11. 2, 15); H, 4 Terentius ait; Sine Cerere et Libero friget Venus (Eimnch. R', 5, G);
II, 12 sicut Terentius ait: A labore proclive od libiilinem et«. (Andr. I, 1, 50, nur dass Fiilgentii»
in dem Folgenden üetiinc statt dein nach dem Fleckeisen'aclien Teste liietet). — 1,2 Unde et Plaulus
in comoedift Epi(/in ait: Bibite, pergraecamini poUncihüiter. (Wieder ein lapsus mtmoriae des Antoi-s,
da sich, wie schon Scriv. geltend macht, die erwälint« Stelle Moat. I, 1, 23 findet. Uobrigena ist
das Citat mir im Ansziige mitgetheilt) '). II, 2 Plavlus in Trinwnmn ait: Fnngino genere ent etc.
(IV, 2, 9). Mj-tli. p. 616 Plautivi Savreae doralnatuR obdorrait. (Anspiehmg anf die Annaria des
Dichters; Saurrae ist eine glHckliche Gorrectur ^-on Salmasins nnd Scriverius fUr Ann xinnlose liand-
schriftlirhe Sati/rae '). — 1 , 23 Undn etinm Lticantis ait : Motaqne celer Cyllenina haeret (Phars.
I, 6(i2); II, 15 LuCfimiS ait: Indoraitum Heroe cogens spumare Falemum (Fhais. X, li>3); I, 26
qnarum [seil. Gorgonum] i|nia t'abnlam Z.UCOnus et X^'niM scripserunt poetae etc. (Phai-s. IX, 647 sqq.)*).
— 11, » Jutetuiiis oit: Si laeva parte pnpiUae Nil salit Arcadico juveni (Sat. VII, 159 — 60 mit den
Varianten: ipiotl Inova in parte tnamiUac^. — 11, 10 Oridius in Metamorphoseon ait; Vidot hie tlens
omnia primns (IV, 172). — Myth. p. 616 Sulptcillae Austmianae loqnaoita« (procacitas? cf. p. 598
Sulpic. procacitas) deperit {Ans. praei', cent. nnpt. Pmrire opnscnlum Salpiciae, frontem caperare);
dazu Martial. X, 3a, wo auch die von Fnlgenlius p. 598 erwUhnt« Laterne genannt wird, nnd
X, 35; Sidon. Carmm. IX, 267). —
V. C. p. 760 De qna memoria Ct'cero dicere aolitns erat thesaui'um scientiae (Cic. de orat. I, 5, 18
qnid dicam de thesanro rerum omninm, memoria?)*). Anf Ciaero geht auch znrtlck II, 14 Sicnt do
Caesare dictnm est: Qui oblivisci nihil atitpUus soles, (yuam injuriaa (pro Ligar. 12, 35). U>'th.
p. 609 nennt Fulgentins TulUanas severas invectiones, womit er wol die Reden gegen Catilina, Verres,
Antonius n. a. meint. Die Stelle Hytii. p. 598 quae [Inceraa] noEtnim Academicom rhetorem ita usquc
ad vitalem circiim tulit, [|uo paene dormientem Scipionem coeti civem eflecerlt. ist eine Anspielung
anf Ciceros Werk de re imblica , wovon das Somniwa Scipionia (bekannt durch den Commentar des
Macrobina) eine anmutige Episode war, — V. C. p. 746 Sallustitu ait : Nara nostra omnia vis in
animo et corpore sita est (Cat. c. 1), Myth. p. 616 Salluslianaeyue Semproniae, qnamvi« praesens sit
Catilina, roelon cantandi ranceseit (Auspielmig auf Sali. Cat. c. 25). — III, 6 Apulejus in Uhris Meta-
ntorphoseon hanc t'abulam [de Psyche] planissime designavit (Met. IV — VI).
Daneben die vereinzelten griechiachen Citate : III . 5 Euripides in tragoedia Elcctrae ait : Ö yc:Q
fiaxBQios , jrm'x oviidiXio nX. (findet aich nelmebr Orest. v. 4 — 6 in der Rolle der Electra), Aelia-
<) Vgl. Lencli S. B9.
)) Von einer Kndereo Stelle des riauhis wird unter den gefiltcbten Citaten die Bcda lein.
*) SUvereii Bolioiiil /ahilui im engeren Sinne = Pramen, Tragüdien zd tauen, äa. er die Bemerkung beirdgl:
Lue. praeter Ptianaliae opus complutea soripaiaae Tabula« palet e Lucani Tita ex antiquiMimo commenlario exvcrpla elc
Nach meinem ICrmetseo beint /aliala hier eben Sago, und da die hi«r gemeinte Lei Luc. a. &, O. wirklich dargelegt
wird, eo lat wol kein zwingender Orund vorhanden, an stcniscbe Dichtungen tu denken. — Vgl. tibrlgeni noch den Passaa
über Liviua noler den unbeetimmbarcn Citaien § 39.
*) Folg, hat die«a Sldle wol mlllelbai au« TerluU. de anim. c. 11 entnommen, wo e« heltsti quam [memorlam] -
Ctoero thnaurum omnium itudlornn prsedlcaTii.
I
66
liehe Verwechselung findet Statt V. C. p. 750 Euripides in tragoedia Ephigeniae ait: Ovx iativ ovdev
deirov xtL (die 3 Anfangsverse des Orestes). Noch einmal wird Eur. citirt V. C. p. 765 Eur. in
tragoedia EpUgeniae ait: Hie est insuperatu. Dass diese Worte nicht bloss cormpt, sondern anoh
Ittckenhaft sind, leuchtet ein. Da iji dem Vorhergehenden der Name Mezapns auf fiiaaiv ünog etymo-
logisch zorückgefuhrt wird, was durch das fragliche Citat belegt werden soll, so wird wol in den
verstümmelten Worten nichts Anderes zu suchen sein, als der bereits oben mit derselben Irrung ange-
führte Anfangsvers des Orestes: Ovx i'ativ oväev deivov aid* dniiv i'nog» Der Vers selbst ist nun
freilich innerlich für jene Namenserklärung ganz irrelevant und hat auch äusserlich mit derselben nnr
das Wort enog gemein. Allein so liegt es eben in der Methode desCitirens bei unserem Mythographen,
wie wir schon frllher betonten. Auch darf es nicht aufTalleu, dass hier ein schon dagewesenes Citat
wiederkehren soll, da auch IL II, 486 und Psalm I, 1 an je 2 Stellen angeführt sind. — Nicht anzu*
zweifeln ist auch die Echtheit des Verses aus Menander III, 1 Menander in Disexapaton oomoedia
ait: BovXr]q>6QO)g xr.v fjftsteQOVj cJ Jr^ftia^ nQOxatilaßeg ogaaiv (cf. Meineke, fragm. com« Gr.
rV p. 105 fr. 1)*). — Myth. I, 14 citirt Fulgentius den Hermes Trismegislus : Unde et Hermes in
Pimandre (= Poem.) libro ait: ex xo^v tgotf^g ^ ex xovg>ov awficctog i. e. absque instructione eecae
et vaouo corpore. Abgesehen von der unrichtigen Uebersetzung des ex mit absque^) und xo^oi; mit
instructione (vielmehr = satietate) ist das Citat auch dem Wortlaute nach nicht richtig augegeben, inrie
schon Jiuucker bemerkt'). Die Stelle lautet in der Parthey'schen Ausgabe (gleich zu Anfang des
Poem.): xad^neq oi ev vnv(p ßeßaQfjjuivoi ix xoqov te xai XQvqiijg i] ix xonov awfunog* —
Derselbe Pseudonyme Autor wird auch III, 9 citirt: TJt Hermes Trismegistus ait, i. -e. ij tfdofiivtap ij
tpaXkofiiviov i] avkovftiviov *). — Eine allgemeine Anspielung findet sich auch V. C. p. 741 in qoibiia
— Hermes astra — inversat
S 27.
6. IHe wtihracheinlich echten CUate.
1) Zu diesen zählen wir zunächst die ziemlich zahlreichen Anführungen des PetroniuSy über
deren Echtheit wir bei dem fragmentarischen Zustande, in dem uns der Text dieses Schriftstellera
überliefert ist, nicht mit Sicherheit zu entscheiden vermögen, zumal da sie meist nur von kleinem
Umfange sind und durch ihren theils zu allgemeinen, theils zu speciellen Inhalt keine genügenden
Anhaltspunkte zur Einfügung zwischen die erhaltenen grösseren Partieen des Satiricon bieten. Dess-
halb hat denn auch Bücheier in seiner Ausgabe (Berl. 1862) die von Fulgentius überlieferten Fragmente
im Anhang zusammengestellt und sie grösstentheils als incerta mit Sternchen bezeichnet Die Citate
selbst, die auch Lersch S. 86 verzeichnet hat, theils Prosa, theils Verse, sind nach der Reihenfolge
1) Vgl. Lenoh 8. 15.
s) Mftn mUaste denn annehmen, Fnig. habe absque synonym mit a6 (= in Folge) gebraucht
'} Der Cod. Goth. bietet: eonrotrofet et cutneomatoe.
^) Bei der grosaen Zahl der unter dem Namen dei Hermee Triimeg. gehenden Sehriften und der Kttrte nnd All*
gemeinheSt unserer Stelle war es mir nicht mdglich, dieselbe im Originaltexte anlknfinden.
67
bei Ftdgeatius folgen<la: Uyth. p. 616 Uoet Petroniatut eubet Albntia (BUcb. fr. 6). Älbutia mag eine
Dame der Demimomle gewesen seiu, die in der Schiift des Fetromutt dne Rolle spielte. — 1,1
Petronius ait: Primus iu orbe deoa fecit timor. "Wie Lerscb n- a. 0. und BUcbeler fr. 27 bemerken.
findet sich dieser Versanfang wörtlich bei Stat. Tbeb. III, 6G1. Dazu bemerkt der unwissende
Scholiast Lactantius im Hinblicke anf die Stelle des Fidgentius. Petronius babe den Vers eben an«
Statins entlehnt, was nicht möglich ist, da Petronius, wie BUcheler neuerdings mit tiberzeugenden
Gründen ei-weist '), mit dem bei Tae. Ann, XVI, 18 genannten, uuter Nero hingericht«ten elegantiae
arbiler identisch ist, folglich den unter Domitian dichtenden Statins nicht gekannt haben kann. Es
liegt also hier wieder ein Irrthniu von Seite des Fulgentius vor. indem er den Statins mit dem
Petronius verwechselte. — Mytb. I, 12 Unde et Pelronius: Sic contra rerum etc. (Blich, fr. 26).
Gegen die Echtheit dieser Verse bemerkt Lerscb nichts einwendeu zu können; eben so wenig gegen
die II. ö raitgetheilten : Unde et Petr. Arb. ait: Qui vultur jecor etc. (Buch. fr. 25 mit einigen Van-
nnteuj. — II, 18 Pod hano fabnlam Pelr. breviter exponit dicens: Nee bibit iuter wiuas etc. Diese
Distichen, die Tantalnssage behaudelnd, sind von BUch. iu den fortlaufenden Test i'eoipirt (Sat. 82
p. 9«) ')■ Audi das Florileginm Pariüiuum (Codex Notredameusis 188 Saec. XIII), welches Sentenzen
aus verschiedenen Schriftstrellern , darunter auch aus Petronius, zusammengestellt enthält'), bietet jene
Verse unter den von Petronius lierrtlhrenden , nur mit eiuzelueu Varianten. — III, 8 Unde et Petro-
nius Arbiter ad libidinis concitamentum myrrhinum pocnlum ae bibisac refert. (Buch. fr. 7). Die Stelle
kann, nach ihrem Inhalte zu scbliessen, wol in den verlornen Theilen des Satiricon gestanden haben,
wie auch Lorsch annimmt. Se ist jedenfalls uieht Petronius, sondern eine der bei ihm auftretenden
Personen. Fnlgentiue hat nur ungeschickt citirt. — III, 9 Unde et Pelr. Arb. oit: Sic commissa
Verena etc. (Buch. fr. 28). Scaliger hatte diese Verse mit noch 5 anderen (vorausgestellten) unter
dem Titel De avlicorvm tanitate herausgegeben. Bourdelot. der die Fi-agmente in seiner Ausgabe
(Paris 1018) zu ordnen und zu ergänzen versuchte'), fügte diese Verse p, 143 zwischen 17 nnd 18
ein, während Bnrmann dieselben cap. 117 einverleiben wollte. — V. C. p. 756 Uude et Pe/comiM in
Eustion (Euscio corr. Daniel): Cerberus forensis erat caussidicus. (BUch. fr. 8). Für Eustton wollte
Barth Satirico; BUeheler meint, es liege darin der Name eines canssidicuii (etwa Euatochion) ver-
borgen, der in dem Satiricou redend oder handelnd anlgefuhrt war. Vielleicht war Euscius (fvaKiOi:
sc. tönog) der Titel einer besonderen Satire, nach Analogie der Salirae Menippeae Varros. —
2) Wahi-scheinlichkeit hoben ausserdem noch folgende C'ltate aus verschiedenen Schriftatellem
für sich, die wir nach ihrer Reihenfolge bei Fulgentius verzeichnen:
Mytb. p. 621 Chrysijtpus de fato scrihens ait: Cornjudsotionilins lubricis volvnntur incnrsus.
Chrysipp hatte nach Diog. Laert. VIT, 7, 198 eine SclirÜt nt^l tl fiapfiivt^g geaehrieben, die Cicero
in seiner ebenfalls verlorenen Schrift de fato, sowie in den Büchern de divinatione benutzte und in
letzteren mehrfach anführt. Unser Autor hatte die Stelle wol andomärts citirt gelesen, weil er, hiltt«
er sie unmittelbar ans dem Original entnommen, gewiss nicht versäumt hStte, auch den gi-iechischeu
Text beiznfltgen, da er sonst immer mit griechischen Brock«» — man venselhc den Anadnick! — um
') Praef. p. V.
*) Banlan kd Senec rbet. p. IG
*) Cf. Buch. Traef. p. XXXIX.
iinh. p»ef. p. XXVI.
*) er. Bfloh. praef. p. XXTm.
68
sich wirft. Ausserdem wird Chrysippus noch erwähnt V. C. p. 741 in der Tert. de an. c. 32 nach-
gebildeten Stelle: in quibus — Chrysippus nnmeros — inversat, was indessen nur eine allgemeine
Anspielung auf seine Lehre und kein eigentliches Citat ist '). —
I, 1 DiophantuSy Lacedaemonum auctor, libros scripsit antiquitatum XIV, in quibus ait, Syro-
phauem etc. Derselbe Autor wird auch in der Expositio s. v. nefrendi sues mit einem Buche de sacris
deonCin citirt. Obwol uns gegen sechs Schriftsteller dieses Namens aus dem Alterthum bezeugt sind,
ein Lacedämonier findet sich nicht darunter'). Desshalb scheint denn auch Lersch S. 34 nicht
abgeneigt, beide Citate als apokryph zu verwerfen. Conservativer verfahren A. Scliftfer *) und G. F.
Unger *) in ihren von der Stelle des Fulgentius (nefrendi sues) ausgehenden Besprechungen der mit-
erwUlmten Hekatomphonien. Unger sagt S. 9: ^Fulgentius excerpirt denVarro, dieser den Diophantos,
und dieser wieder einen älteren Gewährsmann. '^ Ich glaube nicht, dass wir berechtigt sind, bloss ans
dem Grunde, weil sonst kein Schriftsteller einen Biophantus aus Lacedämon nennt, ihn als Falsificat
des Fulgentius zu betrachten. —
Die Erwähnung des Heraklit I, 2 sive quod igne vitali animata omnia dicerentur, ut Hera-
clilus vult, und V. C. p. 741 in quibus — HeracUtus ignes — inversat — ist blosse Anspielung auf
sein System *). —
I, 12 Sive quod in horoscopicis libris, secundum Anaximandrum sive etiam secundum Pindarufn
solus inter omnes aves [corvus] sexaginta quattuor significationes habet vocum. Es ist schon an und
fllr sich höchst unwahrscheinlich, dass sich der ernste Naturphilosoph Anaximander mit solchen Albern-
heiten, wie die hier genannten, befasst haben solL Vermutlich ist der bei Flut. Alex. 25, Ael. Xu, 64
und sonst genannte Zeichendeuter Alexanders d. G., Aristander aus Telmissus, gemeint, der nach
Plin. h. n. XVII, 243 ein Buch de porteniis geschrieben hatte, worin die von Fulgentius erwähnte
Notiz wol enthalten sein konnte. Ob nun die Verwechselung des Namens dem Autor oder den Ab-
schreibern zur Last zu legen ist , lässt sich nicht mit Evidenz entscheiden. Ich fUr meinen Theil neige
mich mehr zu der ersteren Annahme, da Fulgentius, wie wir uns bereits öfters überzeugt haben, ans
dem Gedächtniss, und zwar aus einem nicht besonders glücklichen, citirt und daher manche irrige
Angaben vorbringt, ausserdem, weil der Name des Aristander auch dem* Tertullian (de an. c. 46)
zweifelhaft war*). Denn auch von diesem Citate scheint Tertullian die Quelle gewesen zu sein. —
Die Erwähnung des Fi ndar, der ebenfalls der Stimme des Raben Bedeutsamkeit zuspreche , scheint
auf die übrigens vollständig missverstandene Stelle 01.11,156 nayyXo)aal^f xoQaxeg wg, anqavta
yaQvtiov zurückzugehen, worin freilich das directe Gegentheil von dem ausgesprochen ist, was der
Autor belegen will. Lediglich die naYyloiaaiaf die den Raben beigelegt wird, übrigens in ganz
<) Ueb«r Cktyttppi eüebori (V. C. p. 740) liehe in § 28 die Erdrteningen fiber Karneades.
S) Vgl. die ZtuammenetelluDg bei Voet. da kist. gr. p. 43*8 (Weit). Ueber den toh Folg. genuinten lagt er: Neo
Diopbanli apud meliorii notae loriptorei nulla mentio eit; nam Agatbarohidei de mari nibro (Phot. bibl. p. 464 Cod. 250)
auctor eBt, deicripiine eam terrai leptentrioni lobjeotai. Et ßtepb. eundem nominal in^A^iot; atquc ab eodem in Atßu*
'OTtvot addacitar Diopbantui tv TcoXtTixotc.
S) Philologoi XXUI, 8 8. 662. «) Philologui XXY, 1 S. 1—12.
*) Scheint übrigem auch auf Tert de an. c. 6 aorOokzagehen.
<) Tert a. a. O. nennt ihn ebenfalli irrthfimlioh Ariitodemut oder Ariitophon.
69
anderer Bedentnng, als Fnlgentina nach einer verschwimmenden und unklaren Remlniscenz anf die
Stelle annimmt, mag die Bezngnahme ilaranf veranlaBst haben. —
I, 13 Quia Uli, qni de int«rpretatione somniomm scripsernnt, ut Antiphon, Philocrva (1. Phi-
hchorus) et Artemon et Serapion Ascatonites promittnnt in libri» snis etc. Die Stelle ist ein Plagiat
aus Tert. de an. c. 46 Qnanti antem comnientatores et adfirmateres in hanc rem! Artemon, Anttphon,
Strato, Fkilochorus, Epicharmus, Serapion etc. Antiphon winl auch bei Artemidor. On. I, 14 (p. 109
Hercher) genannt'). Von dem gleichnamigen Redner wird er auch von Suidas nnterschieden '). Seine
Zeit iHsst sich übrigens nicht näher bestimmen. — Artemon aus Milet hatte nach Artemidor. IT, 44
(p. 148 Herck) 22 Bücher über die Trönme gesehrieben "). — Pbilochorus — so berichtigte bereits
Scriverius — ist identisch mit dem bekannten Verfasser einer Alibis- Suidas s. v. bezeichnet ihn
ausdrücklich als (.lantg xat ifQoaironog und zählt in dem Kataloge seiner zahlreichen Werke u. a. aneh
nrni fimituf^s ßißl. S und Schriften rtfpi xaöa(i//(5c und ntni tsviißohav auf. Auch Athen. XIV
p. 648 erwähnt die Schrift ntQi ^avrix^g '). — Serapion aus Askalon ist nicht weiter bekannt.
Zwar wenlen verschiedene Autoren dieses Namens, Dichter we Prosaiker, gelegentlich citirt'); doch
ein Traumdeuter Serapion ans Askalon findet aicli sonst nirgends genannt '). Indessen haben wir keinen
Grund, desshalb die Existenz desselben anzuzweifeln, da ihn auch TertuUian a. a. 0. nennt, wenn auch
ohne Angabe der Vaterstadt, —
I, 26 ITnde Tiberiamu: Pegasne hinniens transvolat aethram. „Vielleicht Ende und Anfang eines
Hexameters , wenn Ainniem zweisylbig gelesen wird" '). Derselbe Autor wird auch UT, 7 (Nam et
TihtriavMX in Provtetkeo ait , deos singula sua homini tribuisse) , Virg. Cont. p. 754 (memorea
Piatonis scntentiae, cujus hereditatem Diogenes Oynicus invadens nihil ibi plus aurea lingua invanit,
ut TiberiuiMS in liliro de Sucrale memorat), dsgl. in der Expos, s. v. swlum mit einem trochäischen
Quadratus citirt. Serv, ad Acn. VI, 13tJ u. 352 erwähnt denselben ebenfalls; auch haben Hanpt (Ovid,
Halient p. 65) aus einer Wiener Handschrift, dann Quicherat (Bibl. de l'teole des chartres IV p. 267)
aus einem Pariser Codex Versus Plalonis a quodam Tibcriano de graeco tn latinwn iranslati, deren
Stoff aus Piatos Timäus entnommen ist, bekannt gemacht'). Die Autorscliaft des Tiberianus ist da-
durch also auch diplomatisch festge.stellt. TJeber den Inhalt seiner Schriften lässt sich kanm etwas
mit einiger Sicherheit vermuten, da die Citate von zu geringem Umfange und zu verschiedenartig sind.
Lorsch a. a. 0, meint, er könne „vielleicht ein Buch Satiren im varronianischen Geiste oder ein Satiricon,
>) Ni[ivi|Tni ii TDutou toa Bvtipoa aal 'Avtifniy 'ABijvaiOe.
') 8. ». 'AvTtjfuv, 'A&i)vb!o;, npataiiiaiMt nai inojtoioc na! irtyuTi;;' itaiiiTo äi .VoyoiiaYdco.'- Cf. Jonsiu» de »oripl.
hial. phil. IV p. 344 «.
') Cf. Anemidot, I, 3 (p. 6); Plin. bitt. Mt. XSVIIl, 7. F*br. bibl. gr. H p. IIS ff. Bei Voss, de lisL gr.
p. 404 (WeiC) Ist er QbergiDg«!).
<] et Terl. de an. o. 46 Eplchsmue rammum apSceni istsr dJfio&UoDCa aomatli utnlUeoni FkSixktra Alheaienn.
») Cf. F»bt. bibL Ot. IX p. 15ä.
') Bei Plin. hlil. nkL I wird ein Senpien acter dea Quellenscbrifttitellern das 9., dsgl. ein Serapion aus
Antlocbift UDler denen dea 4. und fi. Buches geoannl. Üb beide identisch sind, und hinwiedeTom , ob einer tdd iboen
Diil dem Too Pulg. cilirtea dieselbe PersSoJ Ich keil ist, indem elna Fulg. fXIecblicb Aecaionite» «Ult Aoliochenua sobrieb,
B dahin gestellt bleibea. — Cf. Vom. de h)sL gr. p. 498.
*) Lorsch S. 73. — Der itbjtfami» «cbeitit eher lyrisch (IrochaeiEcb) m sein. ^) Lench S- 74.
70
ähnlich dem des Martianos Gapella, geschrieben haben, worin vielfiach Mythologisches verwebt gewe8eIi'^
Derselbe bemerkt anch, dass man in dem Citate des Fnlg. m, 7 Tiberianui in Prometheo aü etc.
keineswegs an ein eigenes Bnch, sondern eben nnr an eine Stelle zu denken habe, worin von Prome-
theus die Rede war, ähnlich wie III, 1 Homerus m fabula Bellerophontis, womit ich vollständig ttber^
einstimme. Bezüglich seiner schriftstellerischen Thätigkeit aber ist mir hauptsächlich mit Rttcksicht
auf jenes längere, erst in neuerer Zeit bekannt gewordene Bruchstttck, sowie auf die Erwähnung bei
Serv. Aen. VI, 352 ^) wahrscheinlicher, dass er ein mystisches Lehrgedicht über Theogonie, Kosmo-
gonie u. a. dgL abgefasst hatte, wovon die erwähnten Verse der Pariser und Wiener Handschrift niv
sprttnglich ein Theil waren. — Dagegen habe ich gegen die angebliche Schrift des Tiberianus über
Sokrates, worin gestanden haben soll, dass der Cyniker Diogenes den Plato beerbt, in der ganzen Erb»
Schaft aber nichts weiter vorgefunden habe, als eine goldene Zunge, gerechte Bedenken und möchte
fast meinen, dass Fulgentius hier auf die Leichtgläubigkeit seiner Leser gesündigt hat. Zwar w&re
an und für sich nicht undenkbar, dass eine solche Mystification, wie viele andere der Art, von einem
Neuplatoniker — ein solcher war nämlich allem Anscheine nach Tiberianus — erfunden worden sein.
könnte : denn auf Unwahrheit beruht die Angabe jedenfalls : allein der umstand, dass Fulgentius bereits
früher p. 620 von einem auratum Piatonis eZo^titum gesprochen hat, legt den Verdacht nahe, dass das
in Bede stehende Citat eigentlich nur die allegorische Wiederholung jenes Ausdrucks sein möge. Dazu
die gewaltsame Einzwängung der angeblichen Stelle! Man höre nur: Yergil sagt: Ich habe den Zwei^
desshalb golden genannt, weil ich eben an einen (oder: den) Satz Piatos dachte, in dessen Erbschaft
Diogenes nichts vorfand, als eine goldene Zunge, wie Tiberianus in seinem Buche über Sokrates er-
wähnt. Dass hier kein logischer Gedankenfortgang, kein innerer Zusammenhang stattfindet, sondern
dass die ganze Stelle nur darauf angelegt ist, um die angebliche Notiz des Tiberianus anzubringen,
kann Niemand verkennen. Weiter ist auch nicht wahrscheinlich, dass Tiberianus in einem Buche über
Sokrates Anekdoten von Diogenes und Plato mitgetheilt habe, es müsste denn die angebliebe
Schrift eben auch „de omnibus et quibusdam aliis^ gehandelt haben. Was mich aber am meisten arg-
wöhnisch macht, ist der Umstand, dass der Schriftsteller gleich darauf (p. 755) von einer zweitea
goldenen Zunge redet ^). Diese allegorische Auffassung stellt der Autor von seinem christlichen Stand-
punkte der gleichartigen heidnischen Deutung Vergib gleichsam als Berichtigung oder doch als Parallele
gegenüber. Wenn es Fulgentius einmal darauf abgesehen hat, ein Citat oder eine Notiz anzubringen,
so scheut er keinen Verstoss gegen Logik und Wahrheit, um dieselbe einzuschieben. Wie wäre es
also, wenn die ganze Expectoration über die goldene Zunge des Plato von dem Verfasser in Vergils
Bede nur desshalb eingewebt wäre, um dann selbst auf die Stella im Buche Josna Bezug nehmen zu
können, .und wenn Tiberianus als Gewährsmann nur desshalb figuriren mnss, um die kleinliche Eitel-
keit des Autors zu bemänteln? Vereinzelt stände diese Praktik wenigstens nicht. —
n, 4 ünde et Porphyrius in eplgrammate ait: Nudus, egens, Veneris naufragus in pelago. Dazi|
V. C. p. 758 Unde et PorphyriuB in epigrammate ait: PauxiUum Fortuna tibi, res perfida, Quinte etc.
Der vollständige Name des Epigrammatikers ist Publäius Optatianus Porphyrius; er lebte unter Constantins
1) Tib. indoeit epUlolAm rento allaUm ab Antipodibns, qaae habet: Superi Inferli MÜutain ( v^ v^ — v^ — ^w^— — ).
') Me dlTinae hiBtoriae memoria tetigit, quae ait ez anathemate tabreptam etae Unguam aurtam — nihilomin—
ex gentUi fkoimdla Aicatnm eloquium. Die Stelle bedeht dch, wie Mher lehon erwUmt wurde, auf Joe. VII, 21.
71
R«gienmg, den er in einem Pan^jTicua verherrlichte'). Ohne zareiobeoden Gmnd wollte Barmftnn*)
einen älteren und jüngeren Porphyrlus annehmen nnd wurde hierin von Wemsilorf) widerlegt. Auch
Meyer *) hält die Einheit der PerBönlichkeit antVecht Was von seinen Dichtungen — meist gekünstelten
Spielereien — geblieben, findet sich bei Meyer, A. L. Ep. 236 — 240 und Weraadorf, P. L. M. IL Das
an der zweiten Stelle des FulgentiuB anfgetuhrte Epigramm steht bei Meyer unter No. 240 und ist von
den dort angegebenen das einzige, welches nicht in sog. Versu» anacyclici abgefaiist ist. Der an erster
Stelle bei Fulgentius erwähnte Yers, ein Pentameter, der wol aus einem Epigramm Über einen
hanquerotten Schlemmer stammt, ist bei Meyer übergangen. —
II, 4 Concha marina pingitur portari [Venus] , quod hujiis generis animal toto corpore eimul aperto
in coitn misceatiir, s icn t Ju6a in Pliysioiogis ( — logicis?) refert. Die vielseitige Tbätigkeit des könig-
lichen Schriftstellers kennen wir nur aus den zahlreichen ErwUhnungen anderer Schriftsteller, insbe-
sondere des älteren Plinins, der hänfig geographische und naturgeschicht liehe Notizen aus ihm entlehnt
Letztere scheint Juba In Form von Digressionen in seine geographischen Schriften allenthalben einge-
streut zu haben, wie ea etwa in unseren Reisebeschreibungen oder geograpbiscbeu Charakterbildern
geschieht. Ein Specialwerk unter dem Titel (ptaioXoyixä möchte ich nicht annehmen, da sonst nirgends
ein solches genannt wird. Der Verfasser der einen der beiden mir vorliegenden ilonographieen über
Jnba'), A. Görlitz, bekennt sich zn derselben Ansicht F. 14 sagt er: „Nee minus ii errant, qui
fuisse aliquod Jubae opns Physiotogica JuBcrlptum pnlant"; nnd p. 49 fr. XLI: „In pliysioiogis aatem
Fulgentium propteres tantum dixisse crediiuus, qnod pennoltis rebus deacriptioni terrarum ex hiatoria
natural! inmixtis, quaa scriptores singnlatim ex Jnba attulerint, commotus Jubam iis adnumeravit, qni
de rebus natnralibus seripsonint, qni sunt physiologi. — Quae qnnm ita sint, erraro eos arbitror, qni
peculiare Jubae opus (bisse existiment, Pky&iologiea inacriptnm". — Plagge dagegen a. a. 0. S. 76
kommt mit fieiziehnog einer Stelle in den Geopoalca III, 1. 15 c. 2, 21 pjeedham), wo von der Fort-
pflanzung der Bienen die Bede ist, und AeL de nat an. XVI, 16, wo Juba mit einer Note Über die
indischen Ameisen erwähnt wird, zu dem Resultate, dass Juba ein besonderes Buch unter dem Titel
n>vatohiytxä geschrieben habe "). Bei der Oberflächlichkeit des Fulgentius im Citiren und bei der
Idnflgen Wiederkehr des Wortes fpvcinXoyiita oder tptftioXßyovfiiva und ähnlicher Ausdrücke als an-
geblicher BUehertitel hat die referirte Ausfuhrung von Görlitz alle Wahrscheinlichkeit fllr sich. Ful-
gentius las die Stelle des Juba, an deren Echtheit ich nicht zweiäe, ebenfalls als Citat bei einem
Schriftsteller oder Scholiasten und machte den Titel selbst dazu, —
11,9 Quamvis Aica^uros ini)iVf/ie>ni7/ifu libro, quem acripsit, primnm illnm [Prometheum] formasse
idolum referat '^. Cod. Goth. hat nach der Mittheilung Jacobs': quamvis migagogus in dicto mystico libro,
qnem scripsit. Jacobs knüpft daran die Bemerkung: „In Alberici Poetorio, qui Fulgentium exscripsit,
■ ) Vgl. Benihudy, B. L, S. 46b a. <S8.
*) Poet. Lbl min. I p 8T6 S
^) Jubae II , icgii MauritAniae, liU et rragmcuton
IMo andere Scbrift irl glciofafmili eioe Promotiaiii-DiiiMrtati<
*) Seimus [gitur, sagt er daaelbit, Jubam noitrai
ntallam qnomdam DktDra, g«ticr« -rlTendl et [iroere*adi.
') Cf. Mytb. Vm. lU. 10, 9 {p. «T).
9) ADth. Lat III, 103.
*) Anth. Lit Praef, *. i. Por,AgHta.
ira I. DiuerUtio in academfa Vratislavifhsl anao 1848. —
n W Plagge (De Juba II., lege Mauretaniae. Münster 1849).
tm 't'jTio/o^'ixo scripsEue, in quibos egisae ridetnr de anl-
72
nomen Nicagorae in Nigagarus depravatum est, in altero Pylhagoras. Plures fuere Nicagorae ^). — :
In £xpos. Fulgentii (s. y. Semones): Yarro in mysticorum libro vel mystagogorum, Fortasse etiam in
loco de Prometheo olim fnit: qnamvis mystagogus. Quid in vestiglis Disthemithea lateat, nondnm
repertum.^ Allein die Antorschaft des Nikagoras dürfte nicht zu bezweifeln sein, da auch einige Hand-
schriften des lU. vat. Mythographen NicagoraSf 2 davon (Cod. Groth. No. 136 u. Cod. Paris, saec. Xlil)
Pyihagoras bieten, und aus Amobius lY, 29 hervorgeht, dass ein Nikagoras über Mytheninterpretation
geschrieben hatte, da ihn Amobius in Yerbindung mit Euhemerus, Theodoros von Cyrene, Diagoras
von Melos (^äd-sog) u. a. aufführt^). Clemens von Alexandria, aus welchem Amobius die Stelle
entlehnt hat, nennt Protrept. p. 20 den Autor freilich Nikanor, wie denn die beiden Namen überhaupt
häufig in den Handschriften verwechselt werden. Hein äusserlich betrachtet, ist es allerdings wahr-
scheinlicher, dass Amobius, dem schon der bei Clemens unmittelbar auf NixuvoQa folgende Name des
Diagoras vorschwebte, beide Namen vermengte und so fälschlich Nicagora statt Nicatwre schrieb,
als dass die Abschreiber des Clemens NutavoQa statt NixayoQav geschrieben hätten, da in der üncial-
Schrift r und N sich nicht gleichen und auch das N am Ende nicht leicht hätte übersehen werden
können. Es müsste demnach angenommen werden , dass Clemens einen lapsus memoriae begangen und
Amobius diesen berichtigt hätte, was wenigstens nicht undenkbar wäre. Wie dem auch sein mö^e,
unser Fulgentius hat den Autor sicher Nicagoras genannt,- da selbst die verderbteste Lesart, migagogtis
(Cod. Goth.) , durch Annahme fortschreitender Yerderbniss unschwer auf Nicagoras zurückgeführt werden
kann (nicagoras — nigagoms — migagorus — migagogus). Auch die Lesart Pythagoras in 2 Hand-
schriften des HL vat. Mythographen lässt auf die ürsprünglichkeit des Namens Nicagoras schliessen,
indem ersterer den Abschreibern geläufig war, und sie daher, wie so oft, auf eigene Yermutung hin
den Namen änderten.
Der Schriftsteller, den Fulgentius citirt, hiess also Nikagoras und ist aller Wahrscheinlichkeit
nach identisch mit dem Nikagoras des Amobius und dem Nikanor des Clemens. Es fragt sich nun
weiter, wie der ungeheuerliche Titel seiner Schrift, der in dem Staveren sehen Texte steht, zu
enträthseln sei. Boschart wollte aus Disthemithea de PromeÜheo und Vossius (p. 474) de Oft. Tlgofi r^&iiog
machen, beide wol nur desshalb so, weil in dem betr. Cap. des Fulgentius eben von Prometheus die
Hede ist. Die Gothaer Handschrift bietet in der Lesart in diclo mystico libro einen ganz probabeln
Titel, sobald wir statt mystico — mysUcon (wie oben ^eokoyovfihcjv und qfiaioloyoi'fihwv) schreiben.
Jacobs musste natürlich diese Lesart ignoriren, weil er seinen mystagogus an erster Stelle anbringen
wollte. Die Tradition der übrigen Handschriften würde allerdings eher auf ddcto rfxi^ion libro führen,
was doch als üeberschrift nicht leicht denkbar ist. Lesen wir übrigens in diclo Mylhica (Mvd^ixa) libro,
so dürfte für die beiden anscheinend so verschiedenen handschrifklichen Lesarten ein versöhnendes
Bindeglied gefunden sein, das sich zudem als Titel eines Buches besser, als alles Andere, empfiehlt.
Dass aber Nikagoras in einer solchen Schrift die angegebene Notiz über Prometheus mitgetheilt haben
konnte, ist recht gut zu glauben. —
1) Cf. Jons. Scr. Phil. III, 14, 8.
*) Die Stelle heisst: Et poeeamos quidem hoc in looo omnes istoa nobie quoe indooitis atqae appellatie daofl»
hominet faiste monstrare, Tel Agragantino Eobemero replieato, cvgiis libellot Ennios — »ermonem in Italam tranttoB^
▼el Nicagora Cyprio Tel Pellaeo Leonte Tel Cyrenensi Tbeodoro Tel Hippone ac Dlagora Meliis Tel aactoribos alüs mille,
qoi scrapalotae diligentiae cora in luoem ree abdltas libertate ingenaa protalenint
18
II, 9 Nam et Ariiloxenus In Litidosecemiarum libro, t]U6ni soripait, similia profert. Statt des
oorTnpt«n iinäosecemiarum wollte Kodlus Epimelheiorum. Die Leid. Handachrlft bat in livido aen-
tenliarum WfTO , wol nicht ohne Einllasa dea vorangehenden Ihor. Senlenliarum ist ohne Zweifel richtig;
dagegen Hchelnt in lindo oder lividu eine Zahl zn stecken, vielleicht in llndo. AVeuigatemt Rndet sich
solche Sobreihweise ölters in den Handschriften. Ärlstoxenus, der hekannte Pythagoreer und Musiker
auB Tarent, hatte änotpiPfyfiaia geschrieben, wovon Stobaeua ein 4. Buch citirt. Senfe n/iuruift ist
die lat. L'ebersetzung von unofpS. Jacobs wollte dieses sogar in den Text einsetzen '). —
II, lÖ quod ferant physiologi, quam maxime Mtlissua Euhoictts, qui omninm phyaiologorum sen-
tentias dispatavit, hujus generis avem [cycnutu] ita conviciis aase plenam, ut ipaa ave clamante reliqnae
aves taceant. Wie schon Voss, de bist. gr. annahm, ist der hier erwähnte Schriftsteller wol identisch
mit dem von Falüpliatos zu Anfang der Schrift thq'i o.iianDv genannten Melisaus, nnd scheint derselba
eben auch Ulier Mytbenerklärnng in der Au fl'assungs weise dea Euhemems geschrieben zu haben. Wenigstens
fUliren die Worte des Faläphat zu dieser Annahme: Vrfti de lynryt inatnü roi">g atiyypa^'fas Uliltaaov
xai .-täfiiaioy tiiif ^äfiinr, tV oQxfit ^yiiyia'i- iaitv u tylnio, xa'i viJy iataf ytiöfuvct (Je iiva ol
noi/iiai Ku( loyoyQtinfot noQttQKpav lis lö ämaiottQOv xai davfiaaiwifQoy iot~ äavtiä^in h-txe
joi'g äi'i>fK''iTtoti*;. „Unde coUigo, sagt Vossins*), Melisanin simile tractaase argaraentnm atqno osten-
disse, saepe aub poetarum figinentia occultari aliquod naturae mysterium ; saepe item historiam veram
a poetis in fabnlam esae couveraam, quo magis admirationi foret Hoc ita esse fidem etiam fecerit
Fulg. Mj-th. II, 16. — Qnare cum Palaepbatua et Fulgentias aimile argnraentura tractent, eundem
utrobiqne Melissum eignarl puto, nempe Enboicum etc." Von dem von I'üiiius als Qnelle benutzten
Naturforscher Melisaus (vgl. Autorenverzeichniss xa 1. VII, IX, X, XI, XXXV) ist der imsrige jeden-
falls zu unterscheiden, da jener in lateinischer Sprache gesclirieben hatte, und erst unter Augustus
— er war Freigelassener des Mäcenas — lebte, mithin von Paläphatos nicht erwähnt werden konnte.
Ntlberea lässt sich über ihn nicht ermitteln. —
II, 19 Sicut Mnaseas in primo libro de Europa scribena tndidit. Voraus ist nämlich von
Endyinion die Kede, imd wird die Angabe, daag er 30 Jahre geschlafen habe, rationalistisch so
gedeutet, dasa er in seinem Leben mit nichts Anderem sich beschäftigt habe, als mit der Berechnung
dea Mondlaufas. Für diese Annahme nun wird Mnaseas als Gewährsmann angeführt. Die Echtheit
dieses Citats ist nicht zu bezweifeln, wie schon Lersch S. 28 and 29 eingehend darlegt. Dae von
ihm verfasste grosse periegetiache Werk acheint aus drei Abtheilungen bestanden zu haben, betitelt:
7i*pi I:vqwtm;s, nfQt 'jiaiag, ntpi ^lifivJ^s, die selbst wieder in eine Reihe einzelner Bücher zerfielen.
Nach den erhaltenen Fragmenten (gesammelt von £. Mehler, Leid. 1847) zu schliessen, bildete das
geographische Moment nur den Bahmeu, in welchen historische;, mythologische, physikalische,
knrz allerlei Notizen, wie sie eben der jeweilige Ort an die Hand gab, eingefügt wurden, wie dies so
ziemlich von allen Periegeten des Altertbnms , in ausgedehntestem Masse von Pausanias , geachah.
Wie nun Mnaseas in den Bachern über Europa (cf. Ath. IV p. 1B8 D; VII p. 296 B; Xu
I) „ Lectio itnientiarum ai ¥ers eit,
asofftrfiidtuii libtr appellftto. V«lde «napleo
t^MpItlAegmatiim , BltoratD Kutem l*cttoaeni leui
*] De biiL gr. III p. 466 (WmL).
■Bgt er , cogiUodam de libro t£v
in depraTftU leotloae lecmartm ~-
tiiiarum illias etie interpreUlioDem.
d-itoifaiiuiv IIuSaYOpixt
Dlhil aliud laleni qua
De tkida vel libilo Doi
' , a coniiDllii
, fttgnmtUBt pt»
74
p. 630 C Tind sonst) auf die Bereehnimg des Hondlanfes zu sprechen gekommen sein mag, l&sst sich
natürlich nicht im Entferntesten errathen: er wird woi eine eben so znftLllige Veranlassung genommen
haben, wie etwa Pansanias für seinen Excors ttber die Jagd der Bisonstiere (X, 18). —
m, 7 Nam et emplastnun entaticnm, qnem (vielmehr qnod, wie eine Leid. Hdschr. hat) stysidem
Afriamus iatrosophütes vooavit, pollici et talo inponendnm praeeepit Hnncker wollte stiriden. Die
Angabe des Fulgentins ist in' so ferne irrig, als avvais nicht ein Pflaster bedeuten kann, sondern die
durch dasselbe beabsichtigte Wirkung selbst Das Pflaster konnte etwa atvtixoy genannt werden.
Fulgentins scheint demnach wieder einmal falsch zu referiren und seine Quelle missverstanden za
haben. Der von Fulgentins genannte Jatrosophist aber ist der auch als Chronolog bekannte*) Sextns
Julius Afrikanus, aus Emaus gebürtig, der unter Heliogabal und Alexander Severus lebte und schrieb,
üeber ihn sagt Suidas s. v.: ^AtpQixavog 6 li^tog fQijfiatlaag y q>ik6aoq>og Aißvg^)^ 6 tovg Ktazovg
y€yQaq>wg iv ßißXioig xcT. ') elai 6e oiovei g)txjixa, ixorra ix Xoytjv te xal inaoiddiv nol y^arnfSv
Tivwy xaQCPnr^^biv idöBig re xal älltav ivegyeidSv. Aehnlich Synkellus (p. 676): ^Aq>QiXiX9og %^
iweaßißlov %div Keavtow iniyByfictfÄ^hrjv nQayiaaTelav iavQiHwv hol (pvaixuiv xai yswgyixdüv »ai
XVfdevTixaiy n$Qiixovoav dwccfiSig ^AkB^avdgtp %(mt({t nQoaq>wviL Aus diesen Inhaltsangaben sehen
wir zugleich, warum ihn Fulgentins mit dem ungewöhnlichen Namen iatrosophUies bezeichnet hat*
Nicht wissenschaftliche Erörterungen ttber die Medizin, Physik, Chemie u. dgL bildeten den Gegeilt
stand der Behandlung, sondern sympathetische Mittel im Geiste der abergläubischen Zeitrichtung,
Wunderkuren, wie sie jetzt noch theilweise unter dem Land- und Frauenvolke im Schwünge sind,
Beschwörungen durch magische Formeln und Zahlen u. dgL mögen darin enthalten gewesen sein ^).
Daneben kamen auch Gegenstände der Landwirthschaft zur Sprache, wie denn vieles daraus in die
Geoponica übergegangen ist. Fulgentins mochte durch seinen liber phyriologu» mit dem Werke bekannt
geworden sein '). —
m, 7 Nam et Orpheus illum [sc. talum] esse principalem libidinis indicat locum. Selbstverständlich
ist es nicht Orpheus, der den angegebenen Satz ausgesprochen haben kann, sondern derselbe ist der
Geheimlehre der Orphiker entnommen. Da diese alles auf den angeblichen Stifter und ersten GhxMs-
meister ihres Ordens zurückführten, so scheint der Name desselben geradezu als Appellativum gebraucht
worden zu sein. Nach seinem Inhalte ist der Satz der orphischen Mystik ganz entsprechend.
Noch einmal wird Orpheus erwähnt m, 9: A musicis haec reperta est fabula [sc. de ApoUine
et Marsya], ut Orpheus in iheogoma scribit. Natürlich war auch dieses Hauptwerk der orphischen
Litteratur, wovon Lobeck im Aglaophamus (p. 468 — 710) ausführlich handelt, ein Product der nach*
christlichen Jahrhunderte. Suidas s. v. ^Oqfftvg gibt einen Brontinos als Verfasser an '). Die fragliche
1) Ohne soraichendfle Grund wollte Scaliger den Chronologen Ton dem Verf. der Kc<rcoi ontertcheiden.
>) Bemhardy bezeiehnet diei mit Reeht «U ccmmmUum ab iwminia specie profectum.
9) PhotiüB im Cod. XXXIV gibt die Zahl der Bficher auf 14, Eusebias o. Synkellos auf 9 an.
*) HiefQr kann ausser dem Ton Fulg. angegebenen aufregenden Mittel das Recept als Beleg dienen, welches in
den Qeopon. VII, 81 (p. 520 Niclas) unter der Aufschrift: oivov 'icoXuv ictvovta ^q {u&üoxto&ai von Afrikanus Tersohrieben
wird: sU icpOitov itotiQpiov Xejaiv tov 'O(iv)pwov ott)^ov toötov* tptc 2* ap' an' 'iSatov dptcDv xrjict {&v)TtcTa Ztuc. (U. VIII, 170).
>) CC Fabr. BibL Gr. IV p. 940 — 245; Niclas Prolegg. ad Ge^on. p. XLV; Lambeoo. Comment de bibL Caee.
Tind. YII p. 473.
8) ötoYoviav Jinj qio' — a Bpovttvou ^ooiv.
Anslegung der Ifarsyaseage mochte immerhin Platz darin gefmiden haben, da sich die Orphiker über-
haupt viel mit Masik in ihrem unlösbaren Zuaammeuhange mit Mantik und Jatrik nach Vorgang ihres
Heisters — der Peraonification der Uunik — bcfaaaten. —
Ganz dasselbe Yerhaltoisa findet such bei der Erwähnung des Pythagoras Stvtt in III, ^ Cithara
euim aymphoaienim gradua habet (luinque, aecundum quod Pylhngoras ait. Auch sein Name steht als
Appellativum für all daa, waa seine ausgearteten Epigonen an Sinnigem und Unsinnigem anadachten
und phantasirten. Hierait verbinde man noch die allgemeineren Anspielungen auf die pythagoreische
Zahlenlehre in HI , 10 Nam perfectissinms l'ytbagoras dum modulos numeris coaptaret , und V. C.
p. V41 in quibua I'ythagoraa modulos — iurersat. —
Auch die Erwähnung des Aristoteles an derselben Stelle (entelechias ') JUisloleles inversat),
sowie Myth. p. 620 (^AristoteUs ayllogismaticum brcviloqnium) faast keine bestimmte Stelle des Philo-
sophen ina Auge, sondern dient bloss zur Umschreibung des Kamens. —
§ 28.
c. Erweisbar oder withrncheinllch unechte CtUite.
VerhaitniasmÄasig nur bei wenigen Stellen Ifiaat sich die Fälaehung mit Evideni nachweisen.
Einige derselben sind bereits vonLerach eingehend besprochen worden; so Myth. in, 8 Nam etSutnus,
comoediarum scriplor, introducit Glyconem (Gtyceram liest Lersch) meretricem dicentem: Mj-rrhinum
mihi adfera (ad/er Lersch), qoo virilibna armia occnrscm forfiuacula. "Wie Lersch S. 68 u. 86 darlegt'),
ist der Komiker Sutrius ein Phantasiegeachöpf des Fnlgentins , das seinen Ursprung Plaut, Casin.
ni, 1, 10 quaai eant Sutrium, verdankt, während die unmittelbar vorher bei Fulgeutiua erwähnte
Stelle des Petronins den Inhalt des Verses , und ratlgl ich erweise Plant, mit. glor, II , 5 , 26 den Namen
der meretrix lieferten. Ueberhaupt war Glycera (auch Glyceriou) ein gewöhnlicher Hetärenname in
der Comödie. —
V. C. p. 762 Unde et Piautas in Ciitellaria comoedia alt: Quid tu amioam times, ne te manuleo
cajet, Pa sich der Vers nicht in der erhaltenen RomCdie dJesea Titels findet, so vermutete Scaliger,
dass Ciitellaria zu achreiben sei , welche identisch mit der Astraba wSre. Der mehrerwahnte Cod.
Goth. gibt: Quid? tu amica times, ne te cajatio verhöret?, worans Jacobs unter gleichzeitiger Hin-
woisung auf Bode, fragm. Plaut. II p. 434 herausliest: „Qnid? tun' amicam times, ne te cajet?" id
est verberet — letzteres natlltlich als erklärenden Zusatz des Schriftstellers. Kach der überzeugenden
Deduction von Lersch S. 17 ist das ganze Citat „ein Hirngespinnst des Fulgeutins." —
ni, 1 Proetos Pamphyla lingua aordidua dicitur, aicnt Ilestodus in Bucolico ludicro [sive: car-
mine] scribit, dicens; (Nun folgt der unverständliche Wortlant des Citates, das in den verschiedenen
Handschriften ganz verschieden lautet); dann die Ueberaetzung in gewohnter "Weise: sordidus uvarura
bene ealcatarnm sanguineo rore. Mit Znhulfenahme dieser Ueliersetznng hat sich eine Reihe Gelehrter,
namentlich Casanbonns, dann Welcker, Ritscld, Jacobs (dieser nach der ganz abweichenden Ueber-
liefening der Gothaer Handsclirift ')) mit der Wiederheratellnng des Verses befasst Wir nehmen von
) er. AftaL da Ml. S, 7.
) Derselbe Sutti US wird □Imüch such Id der Expo«, s. v. iSiii^Hi/wu
) Tgl. in den Frtgmiiiu Reiiodi bei Oüttling frag. XII p. !0B.
r angeblicheD cottotdia piicaloria
76
der AnfÜbnmg der einzelnen Versnche Umgang, da die wichtigsten derselben bereits von Lersch S. ift
znsammengestellt sind. Dieser selbst will einen Vers in daktylisch - kretischem Rhythmus erkeiineii,
erklärt aber sofort das ganze Citat als Betmg des Fnlgentins^ r^^^i ^^^ ^® Unwissenheit seineA
Gönners im Griechischen banend, Anklänge eines hesiodischen Verses braucht,^ nämlich, wie ScriverioB
nnd in der Neuzeit Hermann Opnsc. VI p. 268 annahmen, Hes. ^yian. *Hp. v. 800: BQi96fiBvog
ataqyvl^ai xrA.^ Da wir es somit aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Falsificat zn thnn haben,
80 Wäre es vergebliche Htthe, wiederholte Yersnche znr Reconstmction des angeblich hesiodischen
Verses zn machen. —
Ausser diesen von Lersch als gefälscht bezeichneten Citaten erregen noch folgende bezttglioh
ihrer Echtheit gerechtes Bedenken:
Hyth. I, 2 Nam et ApoUophanes in eptco earmme scribit Satumum, quasi sacrum fotly....
aut satorem vovv, Fttrs erste kennt man sonst keinen Epiker dieses Namens ^) ; femer klingt es
sonderbar, von einem Dichter bloss ein episches Gedicht statt des Titels desselben zu citiren;
ganz undenkbar endlich ist, dass in einem Gedichte eine Etymologie, zumal eine so läppische, vor-
gekommen sein soll. Etymologie, Epos und Apollophanes sind in den Bereich der an6x(fvq>a des
Fulgentius zu verweisen. Den Namen hatte der Autor bei TertuUian a. a. 0. gefunden, das Uebrige
gab er de suo bei. —
I; 2 Nam et Theopompus in Cypriaco carrmne et Hellanicus in Jiog nolvrvxiv 9 ^^lani
descripsit, ait Junonem ab Jove vinctam catenis aureis et degravatam incudibus ferreis. Statt nokv^
%vxlfjt wollte Vossius ') noXvtoxiff oder auch noXvz&cvL<f (?I); Sturz (cf. Müller, frag, bist gr. p. XXXI)
noh)Titvxi(f ; Müller mit Bezugnahme auf den 'Entctfivxog des Pherekydes nolvfdvxi^f' Allein mir scheint,
Fulgentius treibt auch hier Windbeutelei. Zwar werden uns ausser dem bekannten Historiker Theopompus
noch zwei Schriftsteller dieses Namens genannt, wovon der eine nach Phlegon de mir. c. 19 tibqI aeiafiaiv
geschrieben hatte, der andere, ein Kolophonier, von Athen. IV p, 183 B wirklich als Dichter eines
Epos "^^QficcTiOv von unbestimmbarem Inhalte genannt wird. An letzteren zu denken erlaubt der von
Fulgentius citirte Titel Cypriacum Carmen nicht. Oder meint unser Autor vielleicht das vielbesprochene
oyclische Epos KvnQia^ dessen Autor schon frühzeitig zweifelhaft; war? *) Schwerlich. Wol konnte die
hier angedeutete Execution an Hera in den Kvhgiaj die dei^ derllias vorausliegenden Stoff umfassten^)»
weitläufiger behandelt sein. Allein so weit reichte die Litteraturkenntniss unseres Autors nicht, dass
er mit jenem Gedichte näher vertraut gewesen wäre; anderseits wird sonst auch kein Theopompus aL^
mutibasslicher Verfasser desselben erwähnt; und dass Fulgentius eine ganz besondere XJeberlieferung
gehabt haben sollte, ist nicht wol anzunehmen. Aber dieselbe Notiz soll auch der alte Logograph
Hellaniktts in einem Buche räthselhaften Titels mitgetheilt haben. Nun kennen wir zwar viele
Titel echter und unechter Schriften jenes vielseitigen Schriftstellers ^) , u. a. auch genealogischen
und mythologischen Inhalts; aber eine Jiog noXvntvxicCf oder wie sonst zu lesen sein mag, wird
nirgends erwähnt und daher auch von Preller a, a. 0. p. 11 angezweifelt. Beide Citate sind wol commeifUa
r
1) Ein Dichter der älteren att Komödie mit diesem Namen wird von Suidas i. t. genannt Femer führt Tertnll.
de an. c li einen Philoiophen Apollophanes an. Vgl. Lersch S. 13.
>) De hist gr. p. Sl (West.). Vgl. die Note Westermann's zn der Stelle.
S) Cf. Ath. YIII p. 884 B; XV p. 689 £; Paasan. III, 16, 1; lY, 9, 7.
*) Welcker, ep. CycL S. 300 — 810. *) Vgl. Preller, da HeUanloo p. 6 a. £
d«s Fulgentius; den Inhalt lieferte, wie mau anf den ersten Blick erkennt, II. XV, 18' — 21, Den
Ilouier kennt der Äntor, »1« wir früher salien, ko ziemlich. Um aber eine Variation in dj« Citate zn
bringen) müHsen hier Theopompus nnd HeUanikua als GewahrsmUnner figtiriren '). —
I, 14 Undö et Epicharmus coraicus in Diphilo comoedia ait: Galof lög no ßÜnti, jitivliftn;
inkraHv, id est, germen dum non videt, fames consumit Mnncker will mit Seriverios tnatii^fv und
statt ^a/öv auf Ornnd handschriftlicher Lesart 9altia* achreiben. Welcher in seiner B«cenaion
der Gryaar'ßchen Schritt: De Doriensinm comoeilia') verweist bezüglich der angeblichen Komitdie
Diphilus auf die Lesart der Gothaer Hanilschrift, worüber Jacobs Folgendes referirtv „In liis verbia
primnm titnlua comoediae Diphilus procul dnbto depravatus est: quid reponendnni sit, dictn difficüe.
Fnit Epichanni oomoedia "y/ijpaiOioe ;; xwftaaxai, in ijna illa verba legi potneruntv illud vero nomen
an in jJiqiiXos transierit, alii judicent. Ipaa antem verba sicnt in edd. legnntur, vehementer snspicor
magis ex editorom ingenio qaam ex Ubria provenisse. iFolgt nun die Lesart der Leid. Handschrift,
wie sie Miincker angibt). In nostris membraniat j4HM0lA w IlllAtoIHio nfitiNNI, id est, germen
tum viderit, famom consumit'), quae monstri sunt instar. Keputana codicit< nostri stribam litteras
,Yv/_/ tnm H et A'COQö» nbique permntasse , enspicor, illtm in archetypo hoc fere legiase: [9A]
^tfl S KS.lJilfi JH n^YEl TAfi IJEtN^N. Graeca quae posui, latinae int«rpretationi ad
amnssim reaponilent; sed haec ipsa imterpretatio num genuina sit an ad arbitrium ficta, incertnra
est" Soweit Jacobs. Der Titel der Komödie ist auch ihm ein ungelöstes Problem, Ich selbst
dachte an Philoclele, woraus erst durch Verstttmmelung Philo, nnd durch irrige Ergftnznng eines
Abschreibers Diphilo entstanden sein könnte. Epicharm hatte eine Komödie dieses Titela gesclirie-
hent doch lilsst aich über den Inhalt nichts Näheres vermuten'). "Wie Lorenz") bemerkt, handeln
ilia wenigen Fragment« des epicharm, Philokt«t vom Essen und Trinken , wozn das nnsrige nach
seinera Inhalte passen würde. Allein abgesehen davon , dasa sich zwei bis drei ganz heterogene
Lesarten in den Handschriften vorfinden , so dass sich schwerlich wird beatimmen lassen , welche
die richtige und nrsprUngliche sein möge, ist auch in der von Jacob» versuchten Keconatmction des
Verses -nicht eine Spur von irgend einem Rhythmus wahrnehmbar. Dazu vermiast man darin die
AVortfoi-m 9ai.tiar, die geradezu unentbehrlich ist, da der Musenname Thalia erklart werden soll.
Ancb lAaat sich in der Stelle kein entsprechender Sinn entdecken. Ich bin daher ganz mit Lorenz
einverstanden, der unsere Stelle in seiner Fragmentesammlung unter die filtvdtnixtiQfi^t'"'') eingereiht
hat. Uebrigens mag Fulgentius den griechischen Wortlaut nicht selbst erfunden haben, so dasa die
Stelle eine Fälschung im eigentlichen Sinne wUre, sondern er wird, wie oben bei dem besiodischen
Verse, irgendwelche Eeminiscenzen zu Grunde gelegt, noch Bedarf umgemcNlelt nnd mit dem Namen
des Epichai-m und dem wunderlichen Titel ausgestattet haben.
') Malier (frag, tiigt grneo. p. XXXI) liSIt Sbrigrni die ADgabe des Fulg. fSr aaihentiscb, nimml ab« eSneo
jüngeren HelUnikus. d« ein kosmogoniKhea Werk Arj'jTiTiniin gesehrieben lialle, »J> Verf. der Ati; T^ar.-jicrjyKa an; mBg-
licberweiB« eei diese logar «in Theil ron ersteiem ^wwen. BeiSglkb des Tlieopompui vgl. man dm Nachtrag.
>) Dia genannte ReuenBiun ertuhien ursprüaglich in der Scliulzeituog von J830, dana mit Zuf ätzen and VerbetM-
rungen wiederhall in des Verf. Kl. Schriften I S. 371 — 3b6.
■) Die Lesart der Leid. Hdsclir. bei Mancker kommt der des Cod. Goth. ganz nahe. Ei aeheint, dan beide Codioet
n und denselben Arubetjpas aurüibgehen.
*) Vgl. Oryiar, de Dor. oom. p. 293. '') Leben nnd ScLrifien da> Koers EpichamDs. 3. 13«.
*] Unter No. t S. IM. Aof Jwiob* bt duelbst Ubrigent kein Bezug genominen. Vgl. noob S. Wtl.
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Dasselbe gilt von den beiden anderen von Fulgentios unter dem Namen des Epichannas Ange-
führten Stellen, nämlich Hyth. lU, 1 Unde et Epicharmus comicos alt: Jaficufzfjg ^) ijooif leowteiqt
övva^ei ^alcQOS, id est, domitor cupido, leontea virtate prabsamptior ^). Dm Handschriften stimmea
hier ausnahmsweise vollkommen ttberein. Der Vers — denn das soll es dooh wol sein — ist so un-
metrisch, wie sein Vorgänger, so dass ihn Lorenz ebenfalls mit Recht unter die WevdeTtixiQMia *)
verwiesen hat. — Eben dahin gehört auch das dritte Gitat aus Epicharm bei Fulgentius Myth. III, 6
Kam et Epicharmus ita ait: IlayxaQmog atiq^avog xal nagi axrwv rtgoßaTjel ij XQ^^^oSj id est,
florigera Corona, atque e litoribus procedit chrysalus. Huncker liest aus dem corrupten Texte der
Leidener Handschrift heraus: Kvvd'Oidt^ xal ateg>avoq>6^ ngoßißf}X€ XQvCcJiog. In der Gothaer
Handschrift lautet die Stelle ganz ähnlich: Cintoides iste si foros beris allos, id est, florigere coronatos
atque ebrius processit cristallus. Hieraus gewinnt Jacobs folgendes Yersfragment: tof" uv9€a$ OTeq>tj^
g^OQog xal xQainaXiZv nqovßv] iig alias. Zu schön, als dass es wahrscheinlich sein könnte. Das
Wort xQvaaljog am Schlüsse, wofür Jacobs das nichtssagende rig äilog einsetzt, lässt sich auoh in
der Corruptel des Cod. Goth. nicht verkennen; was man darunter verstehen mag, ob mit Munoker
den Namen irgend einer im Stücke auftvttenden Person, oder eine Blume oder Pflanze, was der Sta-
veren'sche Text nahe legt, ist hiebei ganz gleichgültig. Vollends darf zu Anfang der Stelle der Wort-
stamm xvv9f wie man sich auch das Uebrige zurecht legen mag, nicht fehlen oder berichtigt werdea
wollen, da eben der Autor eine Lüge mit der andern belegt. Nachdem er nämlich unmittelbar vorher
behauptet hat, xvvdog bedeute im Attischen Blume, woher der Name Hyacinthe stamme, führt er
zur Bekräftigung seiner Behauptung den Epicharm als Zeugen auf. Folglich muss in dem Citate das
imaginäre Wort xvv&og ^) oder ein davon abgeleitetes vorkommen : und das ist eben das von den Lei-»
dener und Gothaer Handschriften übereinstimmend gebotene Anfangswort xvv^otdqg oder xwd-üfdf^g z=i
floriger. Natürlich ist das Adjectiv gerade so, wie das Substantiv, eigenes Fabricat des SchriftstellerSt
und Lorenz hat daher mit Becht auch dieses Citat, wie die beiden anderen, S. 299 No. 9 als nneoht
aufgeführt. — Auf Epicharm selbst kann der Schriftsteller apch wieder durch TertulL de an. c. 46,
wo er unter den Traumdeutem neben den früher besprochenen Antiphon, Philochorus u. s. w. erwähnt
wird, geführt worden sein. —
Myth. I, 25 Jupiter enim, ut Anacreon, antiqmssimus auctor, scripsit, dum adversus Titanas —
bellum adsumeret et sacriflcium Coelo fecisset, in victoriae auspicium aquilae sibi adesse prospemm
vidit volatum etc. Ganz unverfänglich und treuherzig tischt unser Fulgentius hier seinen Lesern wieder
eine Ente auf. Zwar ist es ein Irrthum, anzunehmen, dass der alte teische Sänger Zeitlebens nur von
schönen Augen und Wein und Liebe gesungen habe; aber dass er in Prosa — denn nur prosaische
Barstellung kann mit dem Ausdrucke antiquissimus auctor scripsit bezeichnet sein — über den Ur*
Sprung der Feldzeichen (aquilae) geschrieben haben soll, das heisst doch der Leichtgläubigkeit des
Lesers allzuviel zumuten. Die Angabe bezüglich des Adlers und der von Juppiter bei seinem Zuge
gegen die Titanen angestellten Anspielen findet sich übrigens auch Hygin. Poet. Ast. II, 16 und in
*) Hiefür wollte Maneker Suvdumjc, wm jedoch nicht zu der Uebersetsung stimmt; Orot £xc. p. 477 ha^arcr^^.
^) Maneker fohlKgt praetumptuosior oder — tiosior vor.
S) No. IS 8. S99.
*) Dt xüv^oc noli credere Fulgentio, Attieam etit Tocem, pro Mh nforpatam. Jacobs l. 1.
7 9 *—
dem Jälecblich unter des Eratosthenes Namen gebendeo griechisdien Auszüge btis jener Schrift Karaajt-
oiOfiol XXX ans Aglaosthenes in Nasicis, worsns Fulgentins Anacrean machte. —
n, 14 Tlntle et Ttoies HUesins ait: <i x^f-*"* «JollS »oa/iixi^s OttQr^ats, id est, invidia, mnndauae
gloriae consiuuptio. Die Stelle soll nftmüch zum Beleg dienen, dass „X&iüv non solom terra, quantnm
etiam incidia dici potest". OfFeobar hat der Autor den Genetiv x^^"*'''? ^^t fpitonog vcrwöchsell, wie
denn die Leidener und Gothaer Handscbrifteu auch tonos und tonus bieten, was in der letzteren dnrch
das uborgcschri ebene ilx^oe nnrichtig corrigirt ist. Allein da der Name ErichthonioB etymologisch
interpretirt werden soll, so ist x^tüf oder x^^^oi; jedenfalls beizubehalten. Die differirenden Lesarten
in den genannten Handschriften nebat den Übergeschriebenen Besserungen scheinen beziehungsweise auf
Abschreiber und Leser zurückzugeben, denen Fnlgentius hier doch allzu dick log. Nahm ja doch selbst;
der in. vatieanisclie Mythograph, dem Fnlgentina sonst als .-^rrög t<fa in der M^-thenanslegung gilt,
Anstand, die Stelle ungeändert in seiner Schrift aufzuführen. Er sagt nämlich 10,3: Ait enim [Fnlg.]:
tQis Graece certamen, x^'"" terra sive qi&ovog invidia ilicitur. Das vorgebliehe Citat des Thaies
übrigens, womit wir es hier eigentlich nur zu tbun haben, lautet im Cod. Goth. nach der Berichtigung
von Jacobs: 'O q'SÖ^og do^^s »oa/itxrjg ip^Qais; darUbergeachriebeu ist: ff$6tog iarl xoofiixtjg dö^tjS
ävaiQtaig. Was nun anch die ursprüngliche Lesart sein mag, ein Falaum ist die eine, wie die andere;
denn Thaies schrieb am wahrscheinlichsten gar nicht '). Die Angabe bei Augiistin. de civ. dei
XVIII, 25 Thaies physicus fuit et auornm dogmatnm libros reliqnit, kann sich wol nur auf apokryphe
Schriften beziehen, welche unter dem Samen des Thalea in Umlauf waren. Auch Diog, Laert. I, 1, 2
«erwähnt solche, u. a. eine vavtixi/ '^aiQoXoyla, die von einem Samier Phokus bei-rUhre. So erweist
sich denn auch das fiUgentianische Citat schon an nnd fttr sich durch Wörter, wie xoCfiixög und
ailgt^atg, als ein Machwerk ans später Zeit, wenn wir nicht annehmen wollen, dass es von Fdgentiua
selbst ersonnen ist. —
Myth. III, 2 Sed ut Fenestella Marliaiis scrjbit, hie [seil. Perdica] primum venator fidt etc.
So lesen nEüulich Cod. Leid, et Goth., sowie II. Myth. Vat 130. In dem Staveren'achen Texte lautat
das Citat, ich weiss nicht, auf welche handschriftliche Gniudlage hin: Fenest«lla in Archuicis. "Wie
Uuncker zu der Stelle bemerkt, wollte Giraldus Part. 11. Dial. 18 et Fenestella et Martialis geändert
wissen. Allein Fenestella hat sowenig Arcltutca geschrieben, als es je einen Schriftsteller Fenestelia
Martialis gegeben hat. Und was den Aendenings Vorschlag des Giraldus betrifft'), so ist weder abzu-
sehen, wie der Annalist Fenestella') in seinen Schriften anf Perdix oder Perdica, wie ihn Fulgentins
nennt, zu sprechen gekommen sein sollte, noch ist es wahrscheinlich, dass der unter Alex. Severua
lebende Geachichtschreiber und Pomolog Gargilius Martialis') - — denn nur an diesen, nicht etwa an
den Epigrammatiker könnte man allenfalls denken — dergleichen Mythologeme behandelt haben könnte.
Meines Dafürhaltens hat Fulgentins den Namen des Fenestella aus Tertull. adv. A'alent. c. 34, wo
itnnalium Cviniuenlalor Fenestella angeführt wird, erborgt, durch Beifügung des Znnamens Hartialis
mystificirt und dnrch diese Manipulation das selb st erfundene Citat einer etwaigen Controle z(i entrtlcken
>) Cf. DIoK- LurL I, 1, St 1, 1, B w!r4 aiu Lobon lehrirt, data tiob hIiw Mhri/UMlleiiiolM Thltlgkeit ml SOO
Vene beicbr&okt habe.
)] Ton dem grvmmal. Bedenken gcgea: [et] Fene*!«!!» et Huttlalis itribil, ich« Ich ganz ab.
1) BernbKidf, R. L- S. B'Jft, A. *89. .t-->i»
•) er. A. Mr!, Clift». Kuct. e eodd. Valic T. 1 p. 391 1t a. ttl p. 410 ff.
80 ♦
beabsichtigt. Die Aendeiomg ') von Martialü in in Ärchaicis (waram nicht in anncdibus^ was den
Schriftzügen nach wenigstens eben so nahe, und der inneren Wahrscheinlichkeit nach näher läge?)
möchte ich darum nicht billigen, weil auch der IL Myth« Yat. Fenestella Martialis bei Fnlgentins las. —
Myth. in, 6 ^'Ad'ig (Athis vel Attis) Graece flos dicitur, nt Sosicles Atlieas in libro d-eoloyat^
fdiv(t)v^ quem adpellavit, scribit. Zwar wollte Muncker nach dicitur einen Punkt gesetzt haben, so daas
erst nach scribit dasjenige folgte, was der angebliche Sosikles über die Gi)ttermutter geäussert haben
soll, weil unmöglich ein attischer Schriftsteller berichtet haben könne, dass äd-is Blume bedeute;
desshalb ist denn auch im Staveren'schen Texte nach scribit ein Kolon gesetzt, wonach die Worte:
Hatrem deüm in modum potentiae voluerunt poni etc. als Textlaut des Sosikles zu betrachten wären.
Allein dem widerspricht der constante Sprachgebrauch des Schriftstellers, der nie ein Citat auf solche
Weise einführt, sondern entweder mit Nam et oder Unde (dieses besonders häufig) auch Denique,
überhaupt mit einer coordinirenden Conjunction bei der Yoranstellung des Sohriftstellemamens oder
Schrifttitels, der subordinirenden Wendung mit ut und sicui hingegen sich nur bei der Zwischen- oder
Nachstellung der Quellenangabe bedient. Zumal an unserer Stelle wird jeder Leser den in Bede
stehenden Zusatz ut Sosicles mit natürlichem Instincte auf die vorhergehende, wenn auch gefälschte,
Angabe beziehen. Ausserdem charakterisirt sich das Nachfolgende nach Inhalt und Form ganz als
des Fulgentius eigenes Product, da er sicherlich nicht versäumt haben würde, der Stelle einen ge-
wissen fremdartigen Anstrich zu geben, wenn er den Glauben hätte erwecken wollen, dass er sie ans
Sosikles übersetzt habe. Steht dies nun fest, so fällt hiemit zugleich das Citat und der Autor des-
selben, Sosikles^), den ohnedies sonst kein alter Schriftsteller erwähnt, da wir ganz mit MunckeiM^
einverstanden sind, dass die in Rede stehende Wortinterpretation unmöglich auf einen attischen Schrift-
steller zurückgehen kann, üeberhaupt kehren, wie schon oben bemerkt wurde, i^eoloyou^era ^ q^vaia^
loyov^€va und q>vaiol6yoi libri bei Fulgentius als Büchertitel so häufig wieder, dass dieselben schon
von vorne herein Bedenken gegen ihre Echtheit erwecken. —
Virg. Cont. p. 745 Nam et Cameades in libro Telesiaco ita ait: Iläaa tvxv] aia&rjaiv tpQovoijvtog
xatoixtij id est, Omnis fortuna in sensu habitat sapientis. Im Cod. Goth. lautet das Citat nach
Jacobs etwas abweichend : Iläaa tvxt ^^ ^^^ q>qovovv%og xarontelf i. e. [deus] *) fortuna in sensu habitat
sapientis. Diog. Laert. IV, 9, 8 sagt über Eameades: Oiqovtai de amov iniatoXal tiqos ^AQiaQa9^fji\
%6v Kannadoxlag ßaaiUa. ta di Xoina aviov oi fia&jjtal aweyQaipav aviog di xariXiTiev ovdir.
Hieraus folgt zweierlei, einmal, dass Eameades jedenfalls keinen liber telesiacus geschrieben hatte,
zweitens, dass es apokryphe Schriften unter dem Namen dieses Philosophen gab. Ob nun darunter
eine mit dem erwähnten Titel war, und Fulgentius seine Stelle daraus entnahm, somit sich selbst
täuschen Hess; oder ob er täuschen wollte und die Stelle selbst erfand: darüber vermögen wir natürlich
jetzt nicht mehr zu entscheiden. — Auch Myth. p. 620 wird derselbe Philosoph erwähnt mit den
1 ) Denn eioe eigenmSobtlge Aenderung der Abschreiber ist diese Lesart jedenfalls , da gerade die besten Hand-
•chriften Martialis bieten, und die Namensform Fenestella Martialis wol aneh den Unkandigsten Bedenken einflössen
mosste.
)) Solhe vielleicht der plantlnische Sosikles in den Menächmen yon Folg. in einen Schriftsteller amgewandelt
worden sein?
') Dieses Wort hat sich aas der Q&mittelbar vorhergehtsdea Stelle des Plalo hieher Terirrt
. 81
Forten: in «laibas Cameadis reandat ellebomm. Die Stelle ist eine Anspielnng auf die bekannt«
«ekdote. die sich z. B. hei VaL Hau. VIII, 7. Ext. 5 (p, 397 Halm) und anderwärts angegeben
isdet V. C. p. 740 kelirt dieselbe Anspielung wieder'), nur dasa daselbst Chrysippns es iat, d«
i der Nieawurzknr unterzieht. Ob dies Verwechselung von Seite des Autors ist, oder ob beide
f Kttnner der edlen Gewohnheit des Schnupfens huldigten, ist zu gleichgültig, ab daas es sich der Htthe
I Johnte, nns auf i^here Unterauohung der Sache einzulasaeu.
d. Unbestimmbare Citate.
Nach der vorhergehenden Ausacheidung bleibt noch eine beträclitliche Znlü von Gitaten übrig,
Yffx deren nähere Beatimmung wir keine Anhaltspunkte auffinden konnten, thcils weil die betretfenden
j '^ntornn aonat nirgends erwähnt werden, theila weil ihre Namen durch offenbare Textverderbniaa so
l^tstellt sind, dasid aie noch der Berichtigung harren. Wol hätte sich schon manche der in den beiden
L ^rorhergeh enden §§ aufgeführten Stellen zur Außiahme in diesen letzton Theil unserer ErSrtemng
I geeignet. Wenn wir dieselbe gleichwol unter die wahtsc.heiutieh echten oder unechten Citate einreihtan,
L]K geschah dies theilweise, um den wegen einer anderen, gleichfalU von Fulgentiua angeführten Stelle
I in Bede stehenden Schriftateller im Zu.iEumnenbange abzuhandeln , wie z. B. hei Tiberianna , theils,
1 jneil wir von dem timndsstze ausgingen, so lange aich ein nur einigermassen zureichender Wahr-
^ jKheinlichkeitegnuid pro oder contra auffinden Hesse, uns möglichst entschieden dafür oder dagegen
iznspreohen, wie bei Diophantus, theila endlich, weil wir keinen Anstand nahmen, wenn andere, mit
1 einschlägigen Autor genauer vertraute Gelahrten sich in einem bestimmten Sinne Über das gegebene
Ljpitat geäussert und ihre Behauptung mit annehmbaren Gründen gestutzt hatten, diese ihre Ansicht za
r ipdoptiren, wie z. B. hei Epicharm. Ucmnach bleiben noch folgende Stellen zu besprechen:
Myth. I, 1 Kam et ilintitnor musicus in xQov/JcnoTcoKiiv libro artis musicae, quem scripsit,
\ Alt ; Deum doloris, quem prima compunctio humani finsit geueris. Salmasiua wollte den sonst sich nicht
findenden Namen Minlanor in A'tcanor ändern ; allein da der den Fulgeutiiis excerpirende Scholiast
I IiActanüus zu Stat. Theb. III, 661, wo er unsere Stelle anfahrt, ebenfalls 3/t»la»(jf' liest, so ist an der
[ jUraprilnglichkeit des Xamens nicht zu zweifeln, wie bereits Muncker ausfUlirt. Statt »(tovfjazonoiwi'
I .ft^Btet Cod. Leid, cromali/pion =: %Qiiinatonotüiv , ein Wort, das Pape's Lexikon nicht kennt, und das
I Tol auch nicht in musikalischer Bedeutung, wie yntiüfia , gehraucht werden könnte, Dagegen findet
aich itQovfanoTiolög ^ ai'lr^Ji]s von Machon bei Ath, VIII p. 337 C gebraucht. Ein Buch über die
I Flötenspieler ist durchaus nichts Undenkbares. Auch nach dem luhalte konnte unsere Stelle in einem
jBncbe Uher Ftötenbläser Platz gefunden haben, da die Flüta vorzugsweise zur Trauermusik bei den
Alten verwendet wurde, und das fragliche Citat sich auf etwas Derartiges zu bezieben scheint. —
Myth. I, 14 Hahea ergo Musamm novem vel Apollinis ipaios redditam rationem, sicut in libris
suis Anaximander Latupsocentta et Zenoplutnes HeracleopoHtes exponunt ; quod et alii tirmant,
ut Pisajuter physima et Eaxemenes in libro ^loloyovfihmv. Vier Schriftateller auf einmal, und
keiner davon anderwärts erwähnt! — Der erste heisat Anaximander aus Lampeakus. Ohne Zweifel
' } Qirft^pl eUelMri imoidnlo ■
t poupotlM.
82 »
Allt hier dem Antor selbst oder den Abschreibern, wahrscheinlicher dem ersteren, eine ähnliche Veir-
weohselnng zur Last, wie in I, 12, wo auch fiLlschlicfa Anaocimcmder statt Äristander geschrieben iat.
Es wird wol Anaximenes zn lesen nnd an den aus Lampsakns stammenden Historiker nnd Rhetor so
denken sein, der dnrch die fiettnng seiner Vaterstadt vor der Zerstömng dnroh Alexander d. Gr.
bekannt ist^). An ihn dachte bereits Voss, de bist gr. I, 6 p. 54 (West.). In seiner griechiaohflii
Geschichte, 'EIXtjvixo in 12 Büchern, wird er in ähnlicher Weise, wie Theopompns nnd Ephoroa in
ihren Geschichtswerken, auch Mythen gelegentlich behandelt nnd ihnen eine pragmatische Bedeutung
unterbreitet haben, zumal wenn sein Werk, wie aus den Worten des Pausanias') zn folgen scheint,
mit der durchaus mythischen Urgeschichte von Hellas begann. Dass hierin oder in einer anderen
Schrift von ihm — Suidas sagt ausdrücklich , dass er viel geschrieben habe , ohne jedoch die einzelnen
Schriften aufzuzählen ; und bei Stobäus finden sich zahlreiche Citate moralphilosophischen Inhaltes unter
seinem Namen — dass also darin eine naturalistische Deutung des Wesens der Musen vorkommen
konnte, ist allerdings keine Unmöglichkeit, obwol ich einen bescheidenen Zweifel darein setze. — An
zweiter Stelle wird Zenophanes aus Herakleopolis von unserem Autor genannt. Cod. Leid, hat hieftlr
LeophanteSf wofür sich auch Lorsch S. 28 entscheidet, der übrigens sonst auch nicht angeführt wird,
Muncker dachte an Xenophanes oder XenophafUiM. Allein es wird Theophanes zu lesen sein, da
St^h. Byz. s. V. ^HQa7tXe6noi.ig einen Physiker dieses Namens als aus Herakleopolis gebürtig anführt.
Möglich, dass derselbe sich mit Mythendeutung befasste. — Als dritter Gewährsmann wird von Fnl-
genttus ein Physiker Pisander erwähnt. Suidas kennt zwei Autoren dieses Namens, den bekannten
Cykliker aus Kamiros und einen jüngeren aus Laranda. Selbstverständlich könnte man hier nur an
diesen denken. Ueber ihn sagt Suidas s. v.: NiatOQog tov noitjtov viog^ jiaQovdtifg ij Avxoc¥iog^\
yeyovujg inl AXe^ctvÖQov ßaaiXitog, tov Ma^aiag natdog^ inonoiog xal avtogt ty^a^fBV iatoqlat
nomlXr^v dt inuiv^ ijy iniyQdq)si ^HQaCxtSv^) Qeoya^uuv^ iv ßißXloig ^i^ xal äXla xatakoyaöfjv
(= in Prosa). Da Macrobius Sat. Y, 2 behauptet, dass Yergil das 2. Buch seiner Aeneide fieist
wortgetreu dem Pisander nachgebildet habe, und kein. Grund ist, in diese Angabe einen Zweifel zu
setzen, so ist jedenfalls Suidas im Irrthum, wenn er sagt, der Dichter habe erst unter Alexander
Severus gelebt. Wahrscheinlich hat Suidas zwei Schriftsteller dieses Namens, was ihm oft begegnet,
verwechselt, und ist, wie auch Bemhardy annimmt, zwischen einem Dichter und Prosaiker Pisander
en tmtersehmden. Ob nun der Prosaiker über physikalische Mythendeutung geschrieben hatte, und
somit Fulgentius wahrheitsgemäss berichtet, lässt sich bei dem Mangel sonstiger Nachrichten nicht
entscheiden. — Endlich wird von Fulgentius noch Euxemenes in libro &toXoyoxyfihiür angeftlhrt. Voss,
de bist. gr. lU, p. 486 (West.) will hieto mit Bezugnahme auf Athen. Xm p. 601 E Echemmes
lesen ^). Sein Werk wird sich mit den Sagen und Alterthümem von Kreta befasst haben. Wie er
demnach auf die rationalistische Deutung der Musen in einem Buche über Kreta zu sprechen gekommen
sein soUte , ist nicht abzusehen. Ausserdem soll das Buch des von Fulgentius genannten SchriftsteUers
<) Paim. vi, 18, 2— 6. Aiw ihm SuidM i. t.
*^ L. L Sc ra iv *£XXi}cty dp}(aTa xai 00a. <&tXtKicoc — xal uotcpov 'AXc£avSpoc fx^^aQfk'nfi ^ ouvijpa^pev o|ioiMC
aicavTa.
*) Die LesArt ichwankt; Tgl. Bemhardy in den Noten.
4) Wahrscbeinlioh 'Hpoutüv.
&) Die Stelle heisst: 'E)^tpivT)c pOv iv tote Kpi]ttxotc ou tov 6\m fi)9iy kflt4B9a\ tov ravu)!^^, diXX^ Mcvioa.
88
r ^oloyovfjeya betitelt gewesen sein , allerdings ein , via wir achon melirmals andeuteten , äussarefc
■weifelhafter TiteL Cod. Leid, nennt den Autor Eu3imines. Ich dachte an Euxenus , den Lehrer des
I Apollonius von Tyaua, voa ilem aber nicht bekannt ist, dasa er etwas geschrieben hat; wenigstens
fllbrt SuiJas s. v. uicbta an. Wir werden nns also vorläufig bei der voUstäudigea Ungewissheit
bescheiden müaaen. —
I, 26 [Gorgoues,] quanim qaia fabulam Lucanus et Liviui scripsenint poetae, grammatioomro
•eholaribus mdimentis admodum celeberrimi, hanc fabnlam ret'erre superfiuum dtiximna. Von Lacanns
war bereits oben die Rede. Wie aber ateht es mit Liriiis? Denkt unser Antor wol an den alten
LivtQS Andronicus, den bekannten TJebersetzer der Odyssee nnd Tragiker? Ich glanbe wol, wegen des
Znsatzca: graromaticornm scbolaribns mdimentis admodura celeberrimi , norm eine Anaplelnng auf den
Gebrauch der lateinischen Odyssee als Fibel und Leaebnch in den Schalen nicht zu verkennen ist.
Wem tUUt nicht sofort der „plagosnsOrbiliuii" ein, der seinem geistreichen ^thuler seine Uns teiblichkeit
yerdankt ? ') Die von Helnsius vorgeschlagene Aenderang von Livius in OctdiUA, der auch Moucker
■• beitritt, erscheint daher als nnstatthaft, samal da Ovida Foesi^en weniger Eingang In die Schule, als
in die Boudoirs und Ciikel der lebsUchtigen feineren Welt Roms fanden, wo man es mit der Uoral
Veniger genau nimmt , als vor den Schulbänken '). Bezüglich des Lucanus wird solches bestimmt
von Hieronymus bezeugt^). Ob nun Livius wirklich die Gorgunen.^age behandelt hatte, nnd wo, ob
in der Odyssee oder in einer Tragödie , darüber weiss ich freilich keinen Anfschlnss zu geben. Viel-
leicht hatte Livius jene Fabel gelegentlich, gleichsam in einem Excurs, auafulirlicher geschildert,
k^ls dies in der homerischen Odysaee geacbieht '). Diese Annahme gewinnt an Wahrsoheinliehkeit, da,
, vie wir aus den spärlichen Fragmenten sehen, seine Uebersetznng äusserst weiUchweiäg war. Jeden-
frlla aber bat Fulgentins ihn au unserer Stelle nur desabalb erwähnt, um mit seiner Litteraturkenutulss
. sn prunken, da er eben so gut auf 20 andere näher liegende Scliriftsteller hätte verweisen können,
. and er sonst auch allbekannte Mythologcme ausführlich mitthcilt, obgleich dieselben sich schon bei
I einer beliebigen Zahl anderer Autoren vorfanden. —
Myth. I, 26 Tlieocrilus, anlhvilatum hiatoriographns, refert, Phorcnm fnisae regem etc. Unter
diesem Kamen wird von Suidas a. v. n. Endocia p. 232 ein Schrifteteller genannt, der unter anderem
fcnch tntarulai davi^oictt = de mirabilibus *) verfasst hatte, Er war Zeitgenosse nnd Gegner des
Historikers Theopompns iind scheint, nach den vielen flberlieferten Anekdoten zu nrtheüen, etwas
hämischer Natur gewesen zu sein. Dass nnn in jenen ^wunderbaren Briefen" die pragmatische Deutung
doB Gorgonenmythiis gestanden haben kann, ist an und ftlr sieb nicht undenkbar, wenn auch nieht
besonders wahrscheinlich. Desshalb wollte Schweighänser zu Ath. VI, p. tll an unserer Stelle Tlieu-
lybta*), C, Muller bist. gr. ir. II p. 87 7'heochreslus geändert wissen. Ich selbst dachte au Tfteo-
pompus, wobei natürlich der Name Theocrilus nicht aut' eine Verschreibung , sondern aof einen Irr-
■ } Hör. Ep. n, I, 09. Vgl, Bembsrdj, R. L. A.. SS, wo «ach saf unsere SMIle Beiug gSDomaiea wird.
t) Vgl. Bernhaidf, B. L. S. 484 u. 4S7.
3) Id ßutiaum: Pato qaod pner legecU ... oommenlarioa . ., aliorum in aüM, PJiutum Tidelicet — Pectium slqua
•] Vgl. Hom Od, XI. est.
•) et Ath. XI p. 470 C.
S) Vgl. Eben, Dill. Sio. p 175.
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tkum des Fnlgentius zorttckginge. Antiquiiatum Usioriographus aber kann der bekannte Historiker
mit Fng nnd Becbt beissen, da er in seine Grescbicbtsdarstellüng allerlei Notizen ans der Ujtbologie,
Altertbnmskunde , Cnltnrgescbicbte n. dgl. als Digressionen eingestreut batte ^). Obendrein erwähnt
n. a. Diog. Laert I, 10, 11, sowie Sery. ad Verg. Ecl. VI, 13 eine Scbrift des Tbeopompns mit dem
Titel &av(ÄaOia , die übrigens nicbt , wie Wicbers ^) annabm , von dem Autor selbst gleichsam als
Epitome aus seinen beiden grösseren Geschichtswerken redigirt, sondern, wie Ebert') mit guten
Gründen belegt , nach Analogie der aristotelischen Mirabües aitscuUationes von einem späteren Sammler
aus den Originalwerken des Theopompus ausgezogen und in ein Compendium vereinigt worden sein
mochten *). Dass darin die Sage von den Gorgonen einer pragmatischen Deutung unterbreitet sein
konnte, ist um so glaublicher, als Theopompus ebenso, wie Ephorus, der anthropomorphisirenden Auf-
&8sung des Mythus huldigte. —
Myth. n, S TTnde et Theophrasius in MoraUbus ait: za äXXa nBQiyvMd^i^ id est, reliqua con-
sidera, oder wie Jacobs aus Cod. Goth. mittheilt: talipanoti = ra Xotna y^wd^i; denn nBQiyiYVtiaxca
ist kein griechisches Yerbum. In dem Yerzeichniss der Schriften des Philosophen bei Diog. Laert.
Y, 2, 13, welches, wenn auch tpevdij darunter sein mögen, von dem erstaunlichen Umfang der
litterarischen Thätigkeit Tiieophrasts zeugt ^ finden sich auch mehre auf die Moralphilosophie bezüg-
liche Schriften. Man würde bei unserem Gitate zunächst an die bekannten rj^txol x^^^^Q^S
denken; auch iq^ixal axolai werden von Diog. Laert. a. a. 0. erwähnt. Yielleicht waren auch die
Schriften Theophrasts schon frühzeitig nach Eategorieen (nQoyfiat^iat) geordnet, wie dies mit den
aristotelischen Werken durch Andronikus von Rhodus geschah, so dass man Xoyixoy fpvüixa^ rj&ixa
n. s. w. unterschied. Da die ins Gebiet der Ethik einschlagenden Schriften Theophrasts mit Ausnahme
des mageren Excerptes aus den r^^ixol XotQaxifjQig verloren sind, so lässt sich bezüglich der Echtheit
oder Unechtheit des fraglichen Citates nur so viel sagen, dass dasselbe durch die Allgemeinheit des
Titels, der zu dem in II, 7 Pktio in Moralibus, und Expos, de abstr. serm. s. v. fahre: Antidamas m
MoraUbus *) , wiederkehrt , sowie durch seine Inhaltslosigkeit Bedenken gegen sich erweckt. —
Weil wir doch soeben des Plato gedacht haben, so mögen die Erwähnungen dieses Schrift-
stellers bei Fulgentius hier im Zusammenhange erörtert werden. Abgesehen von der allgemeinen
Anspielung auf die platonische Ideenlehre Y. C. p. 741 in quibus — Plato ideas — inversat, wird
der Philosoph auch citirt an der eben erwähnten Stelle Myth. 11, 7 sicut Plato in MoraUbus : Sapientes
viri majorem cum vitiis quam cum inimicis pugnam gerunt Nach einer Notiz des Thrasylus bei
Diog. Laert m, 34 soll Plato seine Werke nach Tetralogieen ^) herausgegeben haben. Und in der
That lässt sich zwischen einzelnen ein Zusammenhang und systematischer Fortschritt nicht verkennen.
Auch findet sich bei Diog. a. a. 0., sowie in den Handschriften bei den Titeln der einzelnen Dialoge,
<) Cf. Dionys. Hai. ep. ad Pomp. 6, 4 ci ri Oauptaarov ^ icapdSo^ov cxaj-n] ^fj xai ddXaoaa ^(pci> a-j[xTccpuiXi2^cv
SV T^ icpay[iaTcia. — Vgl. Müller, fr. bist gr. I p. LXIX.
*) Theop. fragm. praef. p. 29 ff. >) Diss. Sic p. 173.
*) Näheres hierüber bei Westennann in den Paradoxographi Praef. p. L ff.
&) Vgl. hierüber Lersch 8. 70.
*) Nach Aristophanes bei Diog. Laert III, 87 nach Trilogieen.
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beigeschrieben , in welchen Theil der Philosophie dereelbe nach seinem Inhalte einschlagt'); aber eine
strenge Ordnung nach dieBem Princip wird sich schon desshalb nicht erweisen lassen, weil dies der
Methode des Plato selbst widerstritte, da er keinen Theil der Philosophie als abgeschlossenes Ganzes
anffasste und behandelte. Tleberdiea entsprechen die beigefttgten Classißcatione-Bezeiclmnngen nur in
der Minderzahl der Eintheilnng der Philosophie selbst; die Mehrzahl derselben bezieht sich aaf die
Form und die Anlage der einzelnen Dialoge. Anf den fnlgentianiachen Titel ist also durchaus nicht«
SU geben, vielmehr ist anzunehmen, dass derAntov, sei es ans Unwissenheit oder Bequemlichkeit, oder
nm eine etwaige Controle zn erschweren, denselben erfand, wie wir dies schon mehrfiich bezüglich
anderer solcher allgemeinen Titel geltend machten.
Was nun deu Wortlant des Citates selbst anlangt, so ist mir zur Zeit keine Stelle ans Plato
erinnerlich , welche der fraglichen Sentenz genau entspräche. Per Autor hatte dieselbe wahrscheinlicli
bei irgend einem Schriitsteller , vielleicht bei TertcUian, gelesen — denn dem Gedanken nach ist sie
nicht neu, so dass sie auf Fiilgentius selbst zurückginge — und legte sie nun, wie er Überhaupt nie
in Verlegenheit mit Autorennamen kommt, zur Abwechselung dem Plato in den Mund, den er ohne-
dies vorher noch nicht angeführt hat.
Was hier blosse Vermutung ist , kann ich bei einer anderen Stelle beweisen. V. C. p. 747
sagt nämlich Fulgentins oder vielmehr der Geist Vergila : Unde et Plato trifarinm vitae humanae
ordinem inatmens alt: Omne bonum aut naseitnr aut eruditor aut cogitur. Sascitur ex natura; eruditur
ex doctrina; cogitur ex ßubtilitate. Wie ich schon öfter bemerkte, ist es von vorneherein auffallend,
dasH der Antor den griechischen Textlaut nicht beigab, da er dies nie nnterläest, wenn er ans dem
Originale nnmittelbar referirt. Rein zufällig stiess ich auf die nächste Mutterstelle unseres Citats bei
Tertull. de pudic- c. 1 , wo die erste Hälfte desselben wortgetreu vorkommt, so dass nur die verwässerte
oder selbstverständliche tlmscbreibnng : Nascitur ex natura etc. noch von Fulgentins beigefügt ist.
TJebrigens scheint auch Tertulllan , nach der apodiktischen Einleitungsartlkel si ipiidem zu urtheilen,
die Stelle als einen allgemein angenommenen oder auf eine Autorität zurückgehenden Lehrsatz hin-
zustellen. Mit einiger Willkür könnte man darin eine entfernte Bezugnahme auf Plato Protagoraa
p. 323 C ort di avir^v [z^v öpo^J oi' fvaei i.yovviai hlrai oviC änö tov aviofiätoi; äÜM ätdax-'
tov « Kai t'l intfislciag nctQayiyvtaSat xtX. finden wollen, obwol die Äehnlichkeit eine ziemlich
geringe ist. Mit dem platonischen System steht diese Stelle wenigstens nicht in Widerspruch, wie wir
dies bei dem folgenden Citate constatiren mtlssen. V. C. p. 744 heisst es nämlich : lUam nlhilominns
l'tatonis antiquam tirmantee aententiam, nbi ait; Novg äv9()o'iJilios 9tös' oiung för aya^ög , #*ÖS
eueraienos (tt; tvfuvrg oder iffriv fv/iiti^g, wie schon ed. Oenev. verbessert). Etwas abweichend liest
Cod.Gotli. nach Jacobs' MittheUung: noys iHQponotj ECtiN &EOC ^yCOC EArAQOC ECti\ eEOO
Et/EPOC i. e. aensua hominis est Dens. Is si bonus est, deus propitiiis est. Den griechischen Wort-
laut entziffert Jacobs so; AoLg äfd-Qwnoo eaii 5*ös ' oOiog tt aya^ög, f<JU Oföe ftiitr^g. Diese
Stelle ist sicher nicht platonisch; nach ihrem etwas frivolen Anstrich, erinnert sie eher an Bnripides
oder einen Komiker. Vielleicht gehört sie dem Komödiendichter Plato an, obwol sich in der schwan-
<) So z. B. TijiaiOf ^ itipi füsiiu;, ifuaixi
daneben aber auch Ao^tj; ^ iiEpi dviptia;, ^aiiu'
; Kp«»v ^ ,
npox-nou, :^6iitB«;
86 _
kenden TTeberlieferong kein Yersmass erkennen lässt, oder sie ist einem Nenplatoniker entnommen;
wenigstens stimmt sie ihrem Inhalte nach mit der nenplatonischen Metaphysik überein '). —
n , 7 Nam et Diogenes (Cynicus) cnm dolore ramicum torqueretur et vidisset homines ad amphi-
theatrum ooncnrrentes , dicebat: Qnalis hominnm stnltitia, cnrmnt spectare feris homines repngnantes
et me praeterennt cnm natnrali dolore certantem. Ob Cynicus in dem Staveren'schen Texte ans
diplomatischen oder inneren Gründen in Klammem gesetzt ist, weiss ich nicht, da der Commentar
darüber schweigt. Der bekannte nnflätige Diogenes kann jedenfalls hier nicht gemeint sein; vielleicht
ist es, voransgesetzt , dass Cynicus als Glossem zu streichen ist, der Stoiker Diogenes mit dem
Zunamen Babylonius, der mit Karneades und Kritolaus als Gesandter des athenischen Volkes nach
Rom ging (165 v.Chr.), da Thierkämpfe (venationes) bereits um das Jahr 185 v.Chr. erwähnt werden.
Ungleich wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Anekdote erst in der römischen Kaiserzeit spielt. Im
35. Briefe Julians wird ein jüngerer Cyniker Diogenes genannt, obwol die von Fulgentius mit-
getheilte Aeusserung eher einem Stoiker, als einem Cyniker zukommt. Bestimmteres dürfte sich bei
der verhältnissmässig grossen Zahl Philosophen und Schriftsteller, die den Namen Diogenes tragen,
kaum ermitteln lassen. —
Myth. U, 13 Sed conlecta pecuniarum suarum summa, nt Sosicrates Cyziccnus^) in libris historiae
scribit, — Mida rex Pactolum fluvium — derivavit etc. Den hier erwähnten Autor müssen wir im
Zusammenhange mit dem in der Expositio s. v. nefrendi sues genannten Schriftsteller betrachten, wo-
selbst der Name zwischen SoUcrates, wie Cod. BruxelL Nr. 10083 liest, und PolycrcUes, wie sich in
Cod. Bmx. No. 9172 findet, schwankt. Lersch S. 34 — 35 ftihrt aus, dass der besonders von Diog.
Laert. als Verfasser einer q>iXoa6q>(üv diadox^ häufig citirte Sosikrates aus Rhodus gemeint sei, der
auch ein Buch, KQtjtixa betitelt'), geschrieben habe, worin allerdings die unter nefrendi sues von
Fulgentius aus ihm mitgetheilte Nachricht gestanden haben könne. Somit sei nur die Angabe der
Vaterstadt des Schriftstellers in der angeführten Stelle der Mythologie unrichtig, wenn man nicht
zwei Sosikrates, einen aus Bhodus und einen nicht weiter bekannten aus Cyzikus, annehmen wolle.
lieber die nämliche Frage verbreiten sich A. Schäfer im Philologns XXm, 3 S. 663 £f. und
F. Unger in dem schon einmal erwähnten Aufsatze: Die Hekatomphonien (Philologns XXV, 1
1) Cf. Max. Tyr. Diss. XVI, 8 ff: — Dölllnger, Heid. n. Jad. 8. 599. — Von befreandeter Hand (Hrn. Dr.
Weoklein in MlUicben) auf Philologns IX S. 684 aofmerksam gemacht, fand ich in einer daselbst abgedruckten Abhandlung
£. Wölf&in*s über die Sententiae CatonU ein Anecdotum aus Cod. Par. lat. 4841 saeo. X mitgetheilt, das eine Spruch-
sammlung von verschiedenen griech. Philosophen, dann Sentenzen des Cato und schliesslich auch sententiae Ruß enthält.
Zu Ende des Ganzen findet sich nach der Mittheilung WölfSin^s der Satz: Bonus animus hominis deus est maximus; bis
(= is) si bonus est, dii sunt propicii, ,, ein Schluss, der jedenfalls für einen mittelalterlichen Scribenten zu gut klingt.*^
Bezüglich der Autorschaft des fraglichen Satzes, der offenbar mit dem von Fulg. angeblich aus Plato entlehnten identisch
ist, ergibt sich aus den yorhergehenden Textesworten jener Hdsohr. nicht das Mindeste; vielmehr bringt ihn der unbe-
kannte Schriftsteller (Rufus?) wie sein Eigenthum vor. Da daselbst auch die Sententiae Catonit mitgetheilt sind, so
könnte man versucht sein, PlcUonis bei Fulgentius in Catonis zu ändern. Allein wie käme dann Fulg. zu dem Griechischen,
das zu gut ist, als dass er es selbst übersetzt haben könnte? Meine oben ausgesprochene Vermutung halte ich ohnediea
dadurch nicht für erschüttert.
S) So ist jedenfalls statt Cigisenus zu lesen.
3} Athen. VI p. 261 E; p. 263 F; Strabo p. 474, der sich wieder auf Apollodorus beruft.
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|8, 1 — 12). Letzterer spriclit sich mit Eutschiedenlieit gegen ilie von Lersch tmd Schäfer gewollte
I Identificimng des fragliclien Schriftstellers mit Sosikrat-ea, dem Rhodier, aoa und liest Pulj/crates , wis
r lach im Cod. Bmiell. No. 9172 steht. DeraeUie wird von Atli. IV p. 139 D als Verfasser eines
"Werkes Aatttiivina erwtthnt, welches Uidymns excerpirte. Nach Flav. Job. c. Ap. I, 24 sehiuilhte er
' darin eben so über den spartanischen Staat, wie dies Tbeopompns ') Athen gegenüber gethan hatte.
Die von Müller ') beliebte TJut-erscheidung zweier verschiedener Schriftatelier Polykrates ist nach Unger
oicht stichhaltig. Jedenfalls aber — * und darauf kommt es nns hier allein an — ist der von Fnl-
gentins Uj'th. II, 13 genannte Sosikrates aus Cyzikus ein anderer, als der in der Expositio ange-
filbrte Soli- oder vielmehr Polykrates. Unger acheint nicht abgeneigt, auch aus unserer Stelle den
Sosikrates zu eliniinireu und dafür den Historiker Neanthea ans Cyzikus zu substituirea, der nebat
vielen anderen Schritten auch MvHixä geschrieheu hatte, welche irrig bei Ätb. XIII p. 672 £ und
PorphjT. vita Pyth. init. unter dem Namen eines KleantJies aufgeführt werden, wie "Westermann in
dem Artikel über Neanthes in der Paidy 'sehen fiealencyelop&die ausfUlirt ^). Die Vennutung Unger's
Üt aebr ansprechend; nur wäre danach nicht etwa der Text zn ändern, sondern eben wieder eine
[ "Verwechselung von Seite des Fnlgentius anzunehmen. Daas die angegebene pragmatische Deutung der
Xidas^age in dem Werke des Neanthes wirklieb Platz gefunden haben konnte, Lst an und für sich
' wenigstens nicht zu bezweifeln. —
II, 16 Ex hoc ovo generantur Ires, Castor, Pollux et Helena, nihilominns seminarium acandali
I et diacordiae, aicut ante diximua. Et geimnum luctuin concmsit adaltera mundo, oder wie Modiua
Lwill: Qtiae geminum luclu concussit adi^tera mundum, was auch von Muncker gebilligt wird. Der
f |Tame des Dichtera, von dem der Vers stammt, iat nicht angegeben, woa auf eine Lücke im Texte
■jfebliessen läest, da Fulgcntins anaserdem nur noch an ^iner Stelle') den Autgr eines übrigens all-
I liekamiten Verstbeiles nicht namentlich anftlhrt. Diese Vermutung ist um so berechtigter, als der
[ yera, ao wie er jetzt gelesen wird, ausser allem etilistiacben Zusammenhange mit dem Vorbergelienden
■teht, während der Verfasser sonst itomer mit uade oder ticul x vel y ait eine wenigstens äusaerliche
Verbindung herstellt. —
II, 17 Denique Bcaiinius (vielmehr Valinius, wie acbon Scriverins änderte) augur dicere solitua
OTat, diveraarum urbiom honores simlliter peragi nrbioario mimologo etc. Die Stelle Ist kein elgent-
Ikbes Citat, sondeni nur ein Bonmot. Ob nun der hier genannte Vatinius identisch ist mit jenem
Volkstribunen P. Vatinius, gegen den die bekannte Interrogatio Ciceros in der Sache des Sestius
gerichtet ist, iUsat sich um so weniger mit Bestimmtheit sagen, als meines Wissens auch jetzt noch
nicht feststeht , ob derselbe wirklich doa von ihm erstrebte Augurat ') später erlangte , wie mau
■} Vielioelir ADaiimencB, der den TpinoXiTixct odsr Tputäpavsc un'er dem Namrii äe» Tlieop. beraiugegebco hatte,
Dm diesen Terba^st zu macben (Phiib. VI, 18, &]. Cf. UQIler, frag, liial |;r. I p LXXIV.
'j Fragm. hitt. gr. IV p 4S0.
■] er V<HL de hUt. gr. I, Ifi (p. 134 Woat).
*] III. 1 p. 707 At rero quod dkitur: Puirrcmiu (Tiolinehr potirtma, vle ichon Modins ünderle) draeo. E» ist
die« ein Brnclitlieil dee bckuinlen, auch in deo Uyginuifabeln e. 57 nnd »onat cllulen Veraea dea Lnctetiu (V, 903):
Piima \ea, potlrtina draco , (nedia jpga cLimaoia,
, 19.
!»•
88
wenigstens ans einem Briefe von ihm an Cicero ^) hat schliessen wollen. Die weitere Verfolgung dieser
Frage liegt ausser dem Bereiche unserer Untersuchung. —
n, 17 Credo, quod Theophüi phüosophi sententiam legerat, dicentis: fii^og 6 ßlog i. e. mimus vita.
Cod. Leid, und Goth. hahen statt Theophili CleoboU = Cleobuli, Wie Jacobs ') bei der Besprechung
dieser Stelle bemerkt, kehrt der Spruch auch bei Senec. epist. 80, 7 hie humanae vitae mimus, und in
etwas verschiedener Fassung de tranq. an. 15, 4 mit Berufung auf Bion wieder '), sowie ein ähnlicher
Ausspruch von Suet. Aug. 99 auch dem sterbenden Augustus beigelegt wird. An den Tyrannen
Eleobulus von Lindus, der zu den 7 Weisen gerechnet wird, und von dem Diog. Laert. I, 6 eine Reihe
längerer und kürzerer Sentenzen referirt, dürfte kaum zu denken sein, da Fulgentius sonst wol nicht
philosopJd beigesetzt hätte. Es gibt wol auch noch einen Sophisten (== Belletristen) dieses Namens
ans ungleich späterer Zeit *) , dem man mit einiger Vertrauensseligkeit den gedachten Satz beimessen
könnte. Allein ich gebe weder viel auf. den Namen des Kleobulus noch den des Theophilus, welchen
letzteren, nebenbei bemerkt, auch verschiedene griechische Schriftsteller, Dichter und Prosaiker, tragen.
Nach der häufigen Wiederkehr jenes Gedankens bald in dieser bald in jener Form zu schliessen,
scheinen die Worte die Geltung eines Sprichwortes gehabt zu haben, und nach der Autorschaft eines
solchen spüren zu wollen, wäre vergebliche Mühe. Unser Autor, denk* ich, hat eben wieder einmal
nach seiner Gewohnheit einen allbekannten Spruch einem unbekannten Gewährsmann tmtergeschoben. —
II, 17 Dromocrides in theogonia scribit, Ixionem in Graecia primum regni gloriam adfectasse.
Im Cod. Leid, heisst der Autor Drimocrides, und im Cod. Goth. Democrites mit der Glosse quidam
poeta. IL Myth. Vat. 107 referirt Democritus aus Fulgentius. Dromocrides ist allerdings kein Name;
ein Redner Dromoclides aus Sphettos wird von Plutarch. Demetr. c. 12 u. 34 genannt; auch findet sich
der Name in einer delphischen Inschrift *). Fabr. Bibl. Gr. I p. 585 (II, 8, 15) führt ihn unter diesem
Namen unbedenklich unter den Verfassern von Theogonieen auf. Allein da die Lesart der Gothaer
Handschrift eher auf Democritia als auf Dromoclides ftthrt — auf die Glosse ist natürlich gar kein
Werth zu legen, da sie eben aus dem Citate selbst (in theogonia) gemacht ist — und da auch der
n. vaticanische Uythograph Democritus bietet, also in seiner Handschrift so las: so wird wol auch
bei Fulgentius Democritus herzustellen sein. Freilich schrieb der bekannte Atomistiker aus Abdera
eben so wenig eine Theogonie, als q^vaioloyovfteva ^ welche Fulgentius etwas später erwähnt*). Denn
Snidas sagt ausdrücklich s. v. rvrjaia di avxov eiai ßißkia dvo^ o re Miyag didxoainog xai to IleQi
g>vae(og xooftov^ eyQaipe di xai iniazolas» Daraus folgt, dass es auch unechte Schriften unter
<} Cic. Ep. ad fam. V, 10 Si mehercules Appii os haberem, in cujus loevm suffectus sum. Der Brief datirt von
710 u. c. Der Augur Appius Claudius f 706, so dass sich die Neuwahl um 4 Jahre Terz5gert haben müsste, da Vatinius
a. a. O. Ton seiner Wahl als von einer eben geschehenen Tbatsache berichtet. Bei den Bürgerkriegen, die jene Jahre
ausfüllen, wäre dies allerdings nicht undenkbar.
*) In den Merkw. der Bibl. zu Gotha II 8. 417 ff.
>) Die Stelle ist zwar sinnverwandt, eine Aehnlichkeit des Wortlautes aber konnte ich nioht darin finden.
*) Vgl. Fabr. Bibl. Or. II p. 119, 654 (Harl.). Stobllus citirt ihn öfter. Vossius III p. 416 (West.) bemerkt mit
BemAing auf Stob. Serro. III, derselbe habe aiitof^ty(jLata gesammelt.
&) Bei Wescher und Foucart No. 289.
0) Mjrth. III, 7 sicut Democritus in Physiologumenon scripsit Der Name ist auch an dieser Stelle wieder in
Democrites Terschrieben.
3>emokrits Namen gegeben haben mnas. Und wirklich fuhrt Diog. Loert. IX. 7, 13 einen langen
Katalog angeblich demokriteiacher Schriften Ober die vorschiodenaten Gegenstände ans Thraaylus an,
, wenn gleich anch Snidaa' allzu radioale Behauptung ungerechtfertigt sein mag, denn doch auch
nicht en hloc als ecUt anzuerkennen sein durften, und fllgt, nachdem er gegen 70 namentlich vorzeichnet
* hat, noch hei: i« d' aila oaa intg aratffQovaiv tis arrof, lü /itv tx rtZv mnnv dimxfvutjTai, rä d'
ö/ioioyovfiirwg taüv äliörQia. Eine Theogouie findet sich übrigens selbst in diesem Veraeichniaso
nicht, poch ist es keineswegs unglaublich, dass eine solche, wie unzähliges Andere, unter Demokrits
Namen ging. So finden sich in einem Miscellancodex der Gothaer Bibliothek (Ko. 242) neben angeb-
lichen Sclirilten des persischen Magiers Osthanes und anderem dummen Zeug auch <piiaixd und fii'Hnna,
sowie eine Schrift nfpi xQvaonotias (Fol. G6b), sowie Fol. 212 b eine dem Ijeukippus dedicirte Schrift
als Werke Derookrits bezeichnet'). Soviel ich weiss, sind dieselben bis jetzt nicht veröffentlicht worden.
Unter diese Machwerke durfte denn anch die von Fulgentius erwähnte Theogonie Demokrlts, wenn aia
überhaupt existirte, zu verweisen sein, wllhrend givotoi-t)yoiifieva als die ^'on unserem Autor beliebte
Bezeichnung irgend einer echten oder ebenfalls apokryphen demokritclsclien Schrift naturwissenschaft-
lichen Inhaltes, aber anderen Titels zu betrachten sein mag, ähnlich wie wir dies früher bei den
angeblichen qi-ainXoyitta des Jnba constatirt haben. —
III, 3 Anaximen^, '|ui de picluris anti<]ms disseniit, lihro secnndo ait, venationem Actaeonem
dilexisse etc. AktSons trauriges Schicksat scheint ein beliebter, weit dankbarer Stoff der antikes
Malerei gewesen zu sein; namentlich hatte auch Polygnot denselben in seinem grossen WandgemUlde
In der Lesche zu Delphi dargestellt ^). Dass somit In einem Buche „Über alte Gemälde" die Akttlonsage
zur Sprache kommen und die beigefügte realistische Deutung daran geknüpft sein konnte, ist nicht im
mindesten unwahrscheinlicli. Wie aber steht es mit dem Verfasser dieser Geschichte der Malerei?
An den Historiker Anaximenes, der schon früher einmal erwHhnt wurde, dürfte hier wol nicht zu
denken sein. Man fing erst dann au, Kunstwerke za heschrclhen, als man aufhUrte, solche zn
schaffen: Anaximenes ist mir noch zu alt für ein solches Darstcllungsobject , zumal da der Titel
nach Fulgentinsi De pictiiris anlitjuis gelautet bat. Ist der Name Anaximenes überhaupt echt, so wäre
ausser dem Philosophen und Historiker (Rhetor) dieses Namens noch ein verhältnisamäsaig jüngerer
Kunsthistoriker als dritter anzunehmen. —
III, 6 ArislophoTUes Athenocus in libris, qni DysaresUa nuncnpantur, hanc fahulam [de Psyche]
enormi verborura circuitn discere cupientibna prodidit. Frühere Ausgaben lasen theils Arislopitante»,
theils Arislopbanes fär den handschriftlichen Namen Aristophontes , der mir allerdings verdächtig ist.
Wenn der Schriftsteller Uberliaupt keine Erfindung des Fulgeutius ist, was ich bei der bestimmten
Angabe des Titels seiner Schrift nicht annehmen möchte, so wird sein Name wol Ar'istophon gewesen
sein. Fulgeutius wird den Namen in einem Casus ohliquus gelesen und daraus auf einen Nominativ
AristophonlcB fälschlich geschlossen haben. Dass in einem Buche „über die Ungenllgsamkeit oder
Unzufriedenheit" die ans Appulejns bekannte Erzählnng von Amor und Psyche dargestellt sein konnte,
ist nach den Motiven, welche in der Sage die Peripetie für Psyche herbeiführen, gar nicht unwahr-
<) Vgl. Jacoba Merkw, dir Bibl, zn Oolha I S. 316 a. SitT. — Vgl. Vrlichs, ehrest. Plin. I
*) er. Panian. X, 30, 3, wo e» bi« Ina Etnielute betohrieben wird.
90
scbeinlich. Im üebrigen müssen wir uns bei dem Mangel anderweitiger Nachrichten mit Sokrates beim
Nichtwissen beruhigen. —
in, 9 Qnamvis enim de his rebus , quas musici diasaphesis ^) dicnnt, sicnt Mariaiules scribit etc.'
Nichts würde näher liegen, als die Annahme einer Textcorruptel und die Aenderung in MartianuSy aus
dessen 9. Buche, wie bereits früher bemerkt wurde, capp. 9 und 10 des Fulgentius zum guten Theile
geschöpft sind. Man vergleiche besonders Martianus p. 350 — 51 (Eyssenhardt) mit unserem Capitel.
Allein das Wort dictsaphesis findet sich weder an dieser, noch an einer anderen Stelle des Mlirtianus.
^Uaig, was bei Martianus a. a. 0. vorkommt, empfiehlt sich weder paläographisch , noch nach seiner
Bedeutung. Bezüglich des Musikers Mariandes selbst aber drängt sich mir die Vermutung auf, dass
derselbe seine fingirte Existenz einer Stelle des Martianus verdankt. Nämlich 1. IX p. 346 Z. 24
(Eyssenh.) sagt Martianus : Tibi^e Marsyam Lydium sonuerunt; calamos Jlfarianc/ym et Acnes in laudes
inflavere caelestium. Kurz vorher ist auch die Cither erwälmt. Bei den oft wunderlichen Ideen-
associationen unseres Schriftstellers, wie sie Lersch an vielen Stellen nachgewiesen hat, wäre die
Annahme, dass Fulgentius aus den musikliebenden Maria ndy neu einen Musiker Mariandes geschaffen
habe, zumal da Fulgentius die Notiz in seiner Deutung der Marsyassage vorbringt, und auch Martianus
an derselben Stelle des Marsyas gedenkt, wenigstens nicht beispiellos. —
V. C. p. 741 Nee illa, quae aut Dardamts in Dynameris aut Battiades in Paredris aut Campester
in Catabolidß infernalihusque cecinerunt. Der zweite der hier genannten Autoren, Battiades, wird auch
in der Mythologie m, 10 In aruspicinis aliud est fibrarum particularumque inspectio, aliud secundum
BatUadem eventuum immutatio, mit einer kurzen Notiz erwähnt. Der Name ist offenbar falsch, da er
aosser als patronymischer Beiname des Dichters Kallimachus, sonst nicht vorkommt. In der Expositio
8. V. Manales lapides begegnen wir einer ähnlichen Verderbniss desselben Namens. Dort heisst es
nämlich: Labeo, qui disciplinas Etruscas Tagetis et Baccilidis XV voluminibus explanavit. Dies die
Lesart des Cod. Leid. u. Bruxell. No. 9172 (Lersch), w^ährend die zweite Brüsseler Handschrift No. 10083
Bachidis gibt , wofür schon Godofredus Bacidis conjicirte ; und so steht auch in dem Muncker-
Staveren sehen Texte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der hier genannte Autor mit dem an
den beiden anderen Stellen angegebenen Battiades identisch sei, wie denn auch Muncker in der betreffenden
Note zu Myth. HI, 10 bemerkt: TJnde Bacidem quidam facere voluerunt. Nur möchte ich, da dieselbe
Namensform an 3 Stellen wiederkehrt, weniger eine so tiefgreifende Textänderung vornehmen, als viel-
mehr darin abermals eine absichtliche oder unabsichtliche Täuschung des Fulgentius erkennen, der
entw^er ähnlich, wie wir oben bei Aristophontes annahmen, aus der Genetivform Bacidis aus Unwissen-
heit einen Nominativ Bacides (woraus dann nach einander Bachides, Battides. Battiades durch Abschreiber
entstand) formirte, oder, was noch mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat, den Plural Bacides — denn
es werden deren ebenso, wie der Sibyllen, mehre genannt ') — für den Singular und Eigennamen selbst
ansah. Denn so etwas konnte einem Manne, wie Fulgentius, leicht passiren. Statt Battiades würde
ich also Bacides zu lesen vorschlagen. Die beiden anderen Namen Dardanus und Campester sind echt,
wenigstens auch sonst bezeugt, Dardanus namentlich wird als gefeierter Magus neben ApoUonius von
<) So lese ich mit Muncker für du corrapte handschrifUiche disafexis.
2} Cf. Ael. V. H. XII, 85 BdxtScc Tpei;, 6 piv *£Xtaivioc, o li 'A^valoc, 6 hk *Apxac.
91
Tyana mit Zoroaeter, Osthanes (oder Host.), Moses (!) ü. a. bei Appnl. de mag. o. 90 erwahot '). Ancü
Camp«0t«T ist nicht anznz^^'eifela, da er auch von Serv, zu Aen. X, 272 rnid besonders von Lnnr. Lydns
de ostent, c. 11 ff. mit einer Schrift Über die Kometen erwähnt wird. Latir. Lj-dus theilt daraus einen
l&ngewn Auszug (c. 11 — lö) mit, in Wahrheit eine Äu^^geburt des wahnwitzigsten Aberglaubens,
Ohne zureichenden Grond wollte ihn Muller, Etrnsker II, 38 zu einem Zeitgenossen de» Appalejns
machen'). Uewisa iat also, dass es wirklich einen Schriftsteller Carapester gab, während die Nam«ii
des DardaniiB nnd Bakia (Bacides) nur als Appellativa fllr auoa}-me Schrilten über mystischen
Wunder- und Aberglauben. Magie u. dgl. figuriren mögen.
Wip steht es nun mit den von Fulgentiiis ihnen zitgeschrleWnen Büchern und deren Titeln?
Bei Tertull. de an. c. 28 lesen wir: Seimus etiam magiae licere explorandis occultia per cataboHcos et
paredro$ et pythonicoa spiritns etc. Hiezu bemerkt der Commentator in der Higno'schcn Ausgab«
fpar. 1844). „CiitaboUci inanspicati genii sunt et infames, ([ni fanaticoa prosternant atijne od terram
adfligunt. — Paredri — daemones, qni perpetno comitantur aÜqnos." Aehnliche Qnälgeister werden
wol auch die dt/vameri, wenn anders die Lesart richtig ist, und nicht vielmehr dj/namicis geschrieben
werden mass , gewesen sein. Dasa sich übrigens drei Aotoren , zwei paeudonj-me nnd ein wirklicher,
förmlich in die Beschreibung oder gar Besingung jener drei Sorten von Dämonen getheilt haben
sollten , will mir doch etwas unglaublich vorkommen. \'iellBicht hatte Campester ein grösseres Werk
über Dämonologie Überhaupt verfasst, worin denn auch Dardanns und Bakis öfter erwShnt wurden,
nnd hat Fulgentius nach seiner Manier drei verschiedene Werke von drei verschiedenen Autoren darana
gemacht. Oder sollte er von der erwähnten Stelle Tertnllians Veranlassung genommen haben , die drei
Werke zu fingiren und dieselben mit Nameu, die ihm anderwärts bekannt geworden waren und in der
Mystik und Magie einen guten Klang halten, auszustatten? Dieses ist mir sogar das Wahrscheinlichere,
zumal da ich auch an cectnci'unt Austoss nehme, das allenfalls noch auf die Prophezeiungen des
Bakis passen würde. Jedenfalls ist eanere hier nicht =r dichten, besingen, sondern := weissagen, deuten,
mystische Gegenstande in mystischer Spreche verkünden,
Dasa es übrigens eine reiche liitterator solcher ungereimten Snperstition gab, beweist u. a. auch
eine Stelle des Amobins (11, ti2): Qnod Etmria Ubris in Acberonticis pollicentur, certomm animalinm
ingnine uuminibus certis dato divinas animas ßeri et ab legibus mortalitatls ednci '). Im Uebrigea
verweise ich noch auf die einschlägigen Erilrtemngen von Lersch S. 30 — 32. —
V. C. p. 754 Bamns dictua est üiiö trg !iaif'iiii]iag , id est a scriptura. siont Dionysius in GraecU
arliculaliünibus memorat. Ich war lange im Zweifel, ob ich diese Stelle nicht unter die Fälschungen
sinreihen sollte, da die Etymologie so verkehrt ist, dass sie keinem auch noch so nngebildeten
griechischen Schriftsteller entschlüpfen konnte. Gerade umgekehrt würde sie noch eher erträglich sein
nnd findet sich auch mitunter bei Scholiasten und alten Commentatoreu. Aliein gerade das gibt zu
bedenken, ob dieselbe nicht etwa erst von Fulgentius zu seinem Zwecke umgedreht woi-den sein mOge
1) Vgl. be^andeis nocli Plin. b. n. XXX, S, 9 ff.; auiMtdem ArDob. I, &S; TertnII. de an. b7. Die Mag^e Mlbtt
Ich ilita liardania benannl wor4eD «ein.
t) Vgl. Wscbsmutli . Pcol«gg. in Lfdi librum de ostenti« p. XXYII, wo aacb auf die Stelle de« Fulg. Bexug
5) er SerT. nd Aen. VUI, 399; Cen.
I de die Dit. XIV, (
92
und in ihrer ursprünglichen Gestalt einem Schriftsteller Dionysius zngehören konnte. Fassen wir
anmachst den Titel des Werkes ins Auge, so ist Graecis jedenfalls als Znthat des Fnlgentins zn
betrachten, da ein griechischer Schriftsteller eben einfach neQi Xi^ewv^ wol auch nsgl 'AitixtSv^ nicht
aber n^gl ^BiXrp^ixtSv Is^ewv — denn das dürfte nngefUhr die sinnentsprechende üebersetznng sein —
als Titel einer solchen Schrift gewählt haben würde. Auch das Wort arUculcUio macht Schwierigkeit,
da es sich sonst nur bei Plinius in der Naturgeschichte in dem Sinne von Gelenk bildung, Knoten
an Gewächsen, einmal auch in der Bedeutung Gelenkkrankheit, gebraucht findet, während es
hier entschieden in grammatischem Sinne zu fassen ist und jedenfalls Ausdrücke, Wortformen oder
Bedetheile bezeichnen solL Nicht minder ist die Persönlichkeit des Schriftstellers Dionysius zweifel-
haft, da die griechische Litteraturgeschichte gegen dreissig Autoren dieses Namens aus allen Litteratur-
gattungen kennt. Am nächsten läge wol, an Aelius Dionysius (unter Hadrian), den Verfasser mehrer
lexikalischen Werke, wie '^ttixcJv 6vof.iaTVJV ßtßX. k ') u. a., zu denken. Auch Dionysius, o %ov
Tqv(ptDvog^ wird von Athenaeus wiederholt als Verfasser eines grossen Werkes n%Ql ovo^driov in
wenigstens elf Büchern genannt. Sovial man aus den Citaten des Athenäus ^) folgern kann , befasste
sich das Werk mit der etymologischen Erklärung veralteter oder seltener Wörter. Immerhin ist es
also möglich, dass Fulgentius die fragliche Etymologie in einem auf ein solches lexikalisches Werk
Bezug nehmenden Gommentare oder Scholion vorfand und dieselbe absichtlich entstellt oder missver-
standen daraus in sein Werk herüber genommen hat —
§ 30.
Mesultat.
Hiemit sind wir am Ziele unserer Untersuchung angelangt. Sollen wir, nachdem wir Musterung
tLber sämmtliche Citate in den zwei von uns behandelten Schriften des Fulgentius gehalten haben, ein
allgemeines TJrtheil über die ^Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit unseres Autors im Citiren fällen, in
wie weit sich dieselbe in den Büchern der Mythologie und in der Virgiliana Continentia kundgibt, so
müssen wir zur Ehre des Schriftstellers bekennen, dass er in diesen beiden Schriften noch ungleich
ehrlicher zu Werke gegangen ist, als in der Expositio. Fulgentius scheint sich erst während seiner
schriftstellerischen Thätigkeit selbst in der Gewandtheit zu lügen und zu fUlschen allmälig ausgebildet
und es erst durch längere Praxis zu jener Virtuosität darin gebracht zu haben, wie sie Lorsch an den
Citaten der Expositio nachgewiesen hat. Wir konnten nahezu zwei Drittel von allen Citaten mindestens
als wahrscheinlich echt bezeichnen, wenn auch hie und da ein lapsus memoriae mitunterlief; und
selbst bezüglich des anderen Drittels konnten wir nur bei verhältnissmässig wenigen Stellen die Ab-
sicht zu täuschen oder auch nur die offenbare Unrichtigkeit derselben erweisen; der weitaus grössere
Theil musste in suspenso bleiben , da gewiss mancher der räthselhaften Schriitstellemamen , den
keine Litteraturgeschichte kennt, und kein Onomastiken enthält, sowie mancher seltsame Büchertitel
auf Rechnung der Abschreiber zu setzen und durch Conjecturalkritik zu berichtigen ist, wie wir dies
selbst an mehren Stellen versuchten. Auch eine genauere Handschriften-CoUation dürfte noch manches
i) Cf. Phot. Cod. 152. «) VI p. 255 C; XI p. 603 C; XIV p. 641 A.
3} Mir selbst standen bei der Torliegenden Arbelt keinerlei handschriftliche Httlfsmittel zu Oebote.
Dunkel ia dieser Beziebimg aofhellen *}. Eben darain haben wir auch oben nnter fa manche Stelle alä
wabrscbeinlich echt aiifgefuhrt, von der wir nur soviel constatiren konnten, li&ss es einen Schrift-
Bteller mit dem Namen, deu Fulgentins anführt, gegeben bat; in nnr wenigen Fällen vermochten wir
auch die Antheutie der jeweiligen Scbriftentitcl zu belegen; vollends war eine Controle Über die
Citate selbst durch den gänzlichen wler theilweisen Verlnat der einschlUgigen Schriften nnmttgUch
gemacht. Aber es hiesse eben den Fnlgentius unLiillig in meinem Rechte verktlnen, wollte man auf
blosse WabrscheinlichkeitflgrUnde hin solche Citate als Falsificate erklären. Zu diesem Schlüsse wären
wir selbst dann noch nicht berechtigt, wenn die Antbenticitilt eines Schriftstellemamens nicht fest-
gestellt werden kann, weil wir ja nicht ermessen kduuen, ob nicht mit den Werken eines Autors
auch sein Name im Laute der Zeit der Vergessenheit voUstHudig anbeim gefallen ist, während beide
zur Zeit des Fnlgentius noch gekannt wurden. In dieser Beziehung scheint mir auch der sonst so
umsichtige nad besonnene Lerach in seiner Behandlung der Expositio stellenweise etwas zu radicai
und nicht ohne Vorurtbeil zu Werke gegangen zu sein und über manchen Autor und manche Stelle
unberechtigt den Stab gebrochen zu haben, ein Fehler, dem man freilieb kaum entgeht, wenn es
sich um Begründung einer subjectiv feststehenden Ueberzengung handelt Im Ganzen aber hin ich anch
durch meine Uutei-suchung zu derselben Ansicht gelaugt, welche Lersch zu Ende seiner Schrift (S. 87)
bezüglich der Espositlo ausspricht, „dass sich ein absichtlicher Betrug in Verbindung
mit der vollsten Redankenlosi gkeit nicht läagnen lasae*^. Nur tritt ersterer in deu
beiden von ans behandelten Schriften noch schüchterner und seltener auf, während letztere sich allent-
halben geltend macht.
Nachtrag.
Erst während der Correctnr das 11. Druckbogens stiess ich auf eine von mir vorher unbeachtet
gelassene Anmerkung in Jluller'a frag. bist. gr. I p. LXV, die mich Über meiue S. 76 und 77 auf-
gestellte Behauptung, dass das dort behandelte Citat aus Theopomptu „wol ein cotnuientwn des Fnl-
gentius sei", eines Besseren belehrt«. Da der Sats schon so weit gediehen war, dasa die Berichtigung
^ner Erörterung nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten hätte geschehen können, so zog ich es vor,
dieselbe hier folgen zu lassen. Muller sagt nämlich a. a. 0. , wo er verschiedene Theopompi unter-
scheidet: „Eodem plane modo Theopomjium in Cypriaca carmine cum Pseudo - Hellanico a Fulgentio
(1, 2} compositum, grammaticum esse statuit Welckems de cyclo Hom. p. 29, l>. Orammaticus iUe
est Tlieopompus Cnidius. familiaris Caesarls, 6 avrayoYwv toiis /ivSoi'i (Plut, Caes. 48), Erotian.
Olossar. Hippocr. p. 244 üg Qta/io/iTiog tV i)3vaatl^ ubi Oßvaatlu titulus capitis fuiase videtur
in opere, qiiod carminum epicorum /abutas explkavil." Somit hat Fulgentins mit den Worten Theo-
pumput in Cypriaco camine nur ungenau citirt , indem er damit die von Theoponipus verfasste
Inhaltsangabe des Epos Kv:iQta meint, ganz so, wie Erotian in seinem Citate auf die vnöSiOi^
der Odyssee von dem genannten Grammatiker hinweist
94
Uebersicht des Inhalten
L TheiL
Saite
I. AlMcdinitt. LebenavcrhftltniflM des Schriftstellers 1^18
§ 1. Nameo 1
§ 2. Andere Fulgentii 9
§ 8. Uelmat des Schriftstellers 4
§ 4. Stand and Religion des Schriftstellers 8
f 5. Zeitalter des Fulgentius 19
§ 6. Resultate 16
n. Abschnitt. Die litterarisohe ThStigkeit and Bedeutang des Fulgentius 18—85
I 7. Bildangsstand des Verfassers im Allgemeinen 18
§ 8- 10. Seine Schriften 20
§ 11. Bedeutung ond Deutung des Mythus 28
§ 12. Die Methode des Fulgentius 81
§ IS. Seine Etymologieen 32
Kritisches Corollar Sft
n. TlisiL
m. Abschnitt. Die LatinitSt des Fulgentius 37— 6f
§ 14. Allgemeine Charakteristik 37
§ 15. GrXcismen and Neologismen 89
§ 16. Vereinzelte Idiotismen in den Formen 41
§ 17. Rection der Casus 49
§ 18. Gebrauch der Adjectiya, Pronomina und Nomeralia • • 45
§ 19. Rection der Tempora und Modi 46
f 20—21. Das poetische Element In der Dictlon des Fulgentius. Die figürliche Ausdrucksweise • . 49
§ 92. Katachresen und Soldcismen 56
§ 98. Pleonasmen und Ellipsen 59
§ 94. Die Inversionen 61
rV. Abschnitt Quellen ond CiUte des Autors 62— 9S
§ 25. Vorbemerkungen 69
§ 26. Die echten CiUte 68
§ 97. Die wahrscheinlich echten Citate 66
§ 98. Erweisbar oder wahrscheinlich unechte Citate 75
§ 29. Unbestimmbare CiUte 8t
§ 80. BesulUt 99
Nachtrag 98
. Verbesserungen.
Seite 86 Zeile 15 v. o. lies: ,,Fttr inaniter wiU« sUtt „Füt JiuaJiiYer. •<
Seite 45 lies: § 18 statt § 10.
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