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Full text of "Deutsche Mechaniker-Zeitung 1911"

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Deutsche 


Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt 


der 


Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke in Charlottenburg. 


4 


Berlin. 


Verlag von Julius Springer. 


1911. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 
Die Justierung der geodätischen Instrumente. Von A. Leman. . 1. 13. 22. 33 
Nein ] é?] V 3680 
Carl Reichel . . . Be Bi sy. er 28% ee ee Jee ee et Di 
Carl Reichel, Nachruf. Von W. Posrster Eee So ibe te ne Armee AAD 
Stoppuhr mit elektrischer Auslösung und Areeni. Von H. Lii Sas, os 57 
Über die Unzuverlässigkeit ungeprüfter Fieberthermometer. Von H. F. Wiebe u. P. Hebe 65 
Monochromator für das Praktikum. Von C. Lei. . 67 
Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Marinum: Thermometer: Von 
H E Wieb: m te e cur. u · at ay eA a os ðÄvͤ/ / ee ee. AR 
Nachtrag hierzu e 
Elektromedizinische Und — Fortschritte in den letzten Jahren. Von 
G. Heber e 109; 133-149 
Ein neues Radium- Pernet mobile: “Non H. Greinacher. ........... JOL 
Uber das Blaufärben des Stahls durch Anlassen. Von F. Göpel! 121 
Ein einfaches Projektionsverfahren der Erscheinungen der chromatischen Polarisation des 
Lichtes in konvergenten Strahlen. Von S. Pokrowsky. . . 24 
Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie. Von Br. Glatzel e 
Einladung zum 22. Deutschen Mechanikertag . . . be er. es OD 
Längenänderungen an gehärtetem Stahl. Von A. Leman u. A. Warner „„ 1467 
Zum 22. Deutschen Mechanikertag in Karlsruhe. . . 2. 2 2 2 dd 177 
Die Internationale Hygieneausstellung in Dresden. Von J. Ehlers ........ . 178 


Weiteres über die Konstruktion der ärztlichen Maximum Thermometer. Von H. F. Wiebe 189 
Die Dimensionsänderungen gemauerter astronomischer Pfeiler bei der Erhärtung des 


Bindematerials. Von K. Scheel 197 
Über die Daten, die zur vollständigen Beurteilung slekiriacher Mediviatrutedite erforderlich 

sind. Von H. Hausrath n bo sb. bgt ie oe ei "ge Gee ee 222 
Magnetoskop für Unterrichtszwecke. Von A. Bernini E a Rw eR te ae ts e 
Stephan Lindeck Tr, asse s o ꝗ ES Re . 2 
Stephan Lindeck, Nachruf. Von H. K rubßb b 232233 
Universalbogenlampe mit festem Lichtpunkt. Von P. Krüß . tt. 41 
22. Deutscher Mechanikertag. Protokoll 251 
Der Unterricht in physikalischer Handfertigkeit für n ‘ier Universitat Göttingen 

an der Fachschule für Feinmechanik zu Göttingen. Von E. Winkler. 261 


Fur Werkstatt und Laboratorium: 6. 27. 37. 46. 69. 80. 95. 104. 116. 125. 139. 149. 168. 170. 
181. 191. 199. 216. 226. 235. 242. 

Glastechnisches: 8. 28. 38. 49. 70. 80. 96. 105. 117. 126. 140. 150. 160. 172. 183. 193. 201. 217. 243. 

Gewerbliches: 18. 29. 38. 50. 61. 72. 82. 106. 118. 126. 141. 150. 173. 184. 194. 202. 218. 235. 244. 263. 

Kleinere Mitteilungen: 18. 30. 41. 53. 73. 83. 96. 127. 151. 187. 195. 204. 235. 

Bücherschau: 42. 53. 73. 83. 97. 118. 127. 143. 161. 174. 205. 218. 227. 263. 

Preislisten: 54. 74. 85. 98. 118. 129. 143. 162. 206. 218. 

Patentschau: 10. 19. 30. 42. 54. 63. 75. 86. 99. 106. 119. 130. 144. 152. 163. 175. 187. 195. 206. 
219. 245. 

Gebrauchsmuster für glastechnische Gegenstände: 9. 29. 49. 71. 81. 117. 140. 161. 184. 
202. 243. 

Vereins- und Personennachrichten: 11. 20. 32. 43. 55. 64. 76. 88. 107. 120. 132. 144. 152. 164. 
188. 196. 207. 220. 228. 236. 246. 264. 

Briefkasten: 20. 

Namen- und Sachregister: 266. 


— — 0 — —— — 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. we 
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte : ee 

fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. ut 
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. er 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. n 

Heft 1. 1. Januar. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die Justierung der geodätischen Instrumente, 
Von A. Leman, Charlottenburg. 


Mit den Ausführungen des hochverehrten Altmeisters der mechanischen Kunst, 
Herrn C. Reichel, auf S. 163 bis 165. Jahrg. 1909 dieser Zeitschr. kann ich mich in 
einigen Punkten nicht ganz einverstanden erklären. Die Begründung meiner ab- 
weichenden Meinung kann jedoch nur unter tieferem Eingehen in die Theorie der 
geodätischen Instrumente erfolgen. Deshalb ziehe ich vor, einen vollständigen Abriß 
der bei der Justierung der genannten Instrumente in Betracht kommenden Fragen zu- 
sammenzustellen; der Leser wird dann selbst entscheiden können, wie weit die Über- 
einstimmung der beiderseitigen Ansichten reicht. 

Dem eigentlichen Gegenstande schicke ich, um das Verständnis zu erleichtern, 
zunächst eine kurze Erörterung über die, wie mir scheint, nicht immer ganz zutreffend 
aufgefaßte Bedeutung und das Wesen der Ziellinie voraus und behandle dann die 
Justierung der drei wichtigsten typischen Instrumente der Geodäsie! Theodolit, Kipp- 
regel und Nivellierinstrument. 

Im Anschluß an die theoretischen Erörterungen habe ich gelegentlich auch 
einige damit im Zusammenhange stehende Nebenfragen mit berührt. 


Bedeutung und Wesen der Ziellinie. 


Die Ziel- oder Kollimationslinie eines Fernrohres ist die dureh den hinteren 
Hauptpunkt H des Objektives und durch den Kreuzungspunkt C der Fäden gehende 
Gerade. H kann als mit dem Tubus fest verbunden angesehen werden, C aber muß be- 
weglich sein, um seinen Abstand von H dem mit der Zielweite wechselnden Abstande 
des Bildes eines beobachteten Punktes gleich machen zu können. Hierzu dient der 
bei geodätischen Instrumenten durch Trieb und Zahnstange bewegte Fadenauszug, ein 
Rohr, welches bei geringeren Instrumenten unmittelbar in den Tubus eingepaßt ist, 
bei besseren in einem besonderen Führungskörper gleitet. 


Fig. 1. 


Relativ zum Tubus behält bei Zielungen auf Punkte gleicher Zielweite die 
Kollimationslinie C H eine und dieselbe Lage, weil C ja nicht verstellt zu werden 
braucht; bei Einstellung auf eine andere Zielweite kann aber eine Richtungsänderung 
eintreten, welche bei Winkelmessungen die Kreisablesung, bei Nivellements die Latten- 
ablesungen beeinflußt. Soll die hieraus unter Umständen entspringende Fehlerquelle 
vermieden werden, so müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Erstens muß das 
Auszugsrohr genau gerade sein, damit es C überhaupt eine bestimmte Verschiebungs- 
richtung zu erteilen imstande ist, und zweitens muß diese Verschiebungsrichtung von 


2 a L A Leman, Die Justlerung der geodätischen Instruments. A š: 


7 ——— — — en = m — 


C durch H hindürchgehen. Von diesen beiden Bedingungen kann die erste bei sorg- 
fältig ausgeführten Instrumenten als mit hinreichender Genauigkeit erfüllt vorausgesetzt 
werden: ‚im der zweiten Genüge leisten zu können, wird C durch Justierschrauben 
quer zur Richtung des Fernrohres verstellbar gemacht. Zur Veransehaulichune diene 
Fig. I. in welcher C und C, die Orte darstellen, die der Auszug dem Fadenkreu- 
zung Ankte bei Einstellung auf Gegenstände verschiedener Zielweite anweist. Feste, 
unvresöinderliche Richtung erhält die Kollimationslinie augenscheinlich erst dann, wenn 
der“ Fadenkreuzungspunkt auf die durch A parallel zur Verschiebungsrichtung des 
Auszuges gelegte Gerade HC“ verlegt wird. 
~ Die Veränderlichkeit der Richtung der Ziellinie braucht ihre Ursache nicht 


co ‚notwendig in der in Fig. 1 veranschaulichten mangelhaften Führung des Auszugrohres 


oder einer exzentrischen Lage des Objektivhauptpunktes zu haben; sie kann auch 
durch eine leichte Krümmung des Tubus, vielleicht infolge von Spannungen, entstehen. 

Aus obiger Überlegung geht zunächst hervor, daß es zwar immer möglich 
sein wird, die Forderung einer festen Ziellinie zu erfüllen, dann aber weitere Be- 
dingungen an die Lage der letzteren relativ zum Rohre im allgemeinen nur gestellt 
werden können, wenn dafür besondere Hilfseinriehtungen vorhanden sind. Steht beim 
Theodoliten die Verschiebungsrichtung des Fadenauszuges nicht von vornherein senkrecht 
zur Kippachse, so kann nur entweder Konstanz des Kollimationsfehlers!) für alle Ziel- 
weiten oder Beseitigung desselben für eine einzige erreicht werden. Ahnlich verhält 
es sich bei den Nivellierinstrumenten mit umlegbarem Fernrohr, welehem durch zwei 
auf dem Tubus sitzende, genau rund gedrehte Ringe eine mechanische Achse gegeben 
ist. Ist hier die Verschiebungsrichtung des Fadenauszuges nicht von vornherein dieser 
mechanischen Achse parallel, so kann wiederum nur entweder konstante Abweichung 
der Richtung der Ziellinie von der Achse für alle Zielweiten oder Parallelismus für 
eine einzige hergestellt werden. 

Ferner ist sofort ersichtlich, daß durch eine Verstellbarkeit des Objektives quer 
zum Tubus und die damit verbundene Verlegung von H nur genau dasselbe erreicht 
werden kann, wie durch die Verschiebung von C, daß also nach erfolgter Festlegung 
der Richtung der Ziellinie letztere höchstens unter gleichzeitiger Verschiebung von C 
und H in gleichem Sinne und gleichem Betrage parallel mit sich selbst verlegt 
werden kann. 


1. Der Theodolit. 


Beim Theodoliten?) liegen die Verhältnisse bezüglich der Justierung sehr einfach. 
An ein ideal justiertes Instrument dieser Art wären folgende Anforderungen zu stellen 

1. Die Kippachse soll genau senkreeht zur Schwenkachse stehen, oder, was 
dasselbe ist, genau horizontal liegen, nachdem, wie im folgenden stets vorausgesetzt 
werden soll, die letztere mittels der Libelle vertikal gerichtet ist. Eine vorhandene 
Abweichung wird als „Neigungsfehler der Kippachse* oder kurz als „Neigunysfehler“ 
schlechthin bezeichnet. 

2. Die Kollimationslinie braucht die Kippachse nicht zu schneiden, soll aber 
in einer zu dieser senkrecht stehenden Ebene liegen. Ein vorhandener Xeigungs— 
winkel gegen diese Ebene wird als . Kollimationsfehler® bezeichnet. 

3. Die Kollimationslinie soll dureh die Schwenkachse hindurehgehen. Eine 
seitliche Abweichung wird „Exzentrizität des Fernrohres~ genannt, im Gegensatz 
zur Exzentrizität des Kreises, deren Erörterung nicht in den Rahmen dieser Be- 
sprechung gehört. 

Die zweite Bedingung schließt natürlich als vierte die der Unveränderlichkeit 
der Ziellinie, mindestens in horizontalen Sinne, ein, deren Nichterfüllung strengge- 
nommen auch die Unerfüllbarkeit der dritten nach sich zieht. 

Um allen diesen Forderungen nachkommen zu können, mübten vorhanden sein 
einerseits als mechanische Hilfsmittel: 

1) Vgl. die Erklärung dieses Ausdruckes am Anfange des Kapitels „Der Theodolit*. 

2) Unter ,Theodolit* wird hier das ausschließlich zu geodätischen (bezw. mark- 
scheiderischen) Zwecken dienende Instrument verstanden, bei welchem der Azimutalkreis die 
wesentlichste Bedeutung hat. Ob zu diesem noch ein Höhenkreis untergeordneten Charakters 
oder auch ein vollwertiger hinzutritt, durch welchen der Theodolit zum geodätischen Universal- 
instrument erhoben wird, ist für die folgenden Erörterungen nebensächlich. 


Heft 1. 


1 Jannar 1911 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. 3 


1. Verstellbarkeit eines der Lager der Kippachse in der Höhenrichtung. 

2. Verstellbarkeit in drehendem Sinne, in einer durch den Fadenkreuzungs- 
punkt und die Kippachse gehenden Ebene, entweder des Führungskörpers des Faden- 
auszuges gegen den Tubus oder des Tubus gegen die Kippachse. 

3. Nahezu zentrale Anordnung des Tubus und außer der gewöhnlichen Ver- 
stellbarkeit des Fadenkreuzes noch Verstellbarkeit parallel zur Kippachse, entweder des 
Objektives zum Tubus oder des Tubus gegen die Kippachse, 

Anderseits werden erfordert Beobachtungshilfsmittel, um vorhandene Unrichtig- 
keiten mindestens qualitativ zu erkennen. 

Von den aufgeführten mechanisehen Hilfsmitteln ist bei modernen Instrumenten 
außer der gewöhnlichen Verstellbarkeit des Fadenkreuzes, — welche jedoeh, wie die fol- 
genden Überlegungen zeigen werden, bei sonst zweckmäßiger Konstruktion des In- 
strumentes auch noch überflüssig ist, — keines vorhanden. Bei älteren Instrumenten 
findet man allerdings noch die Verstellbarkeit eines der Lager der Kippachse, die 
jedoch zur Anwendung der bei astronomischen Instrumenten nicht zu vermeidenden 
offenen Sattellager mit den ihnen anhaftenden Ubelständen nötigte. Bei neuen da- 
gegen liegt die Kippachse mit ihren Zapfen in allseitig geschlossenen, gegen Eindringen 
von Staub und Schmutz schützenden Zylinderlagern, die aber natürlich wieder Verstell- 
barkeit gegeneinander ausschließen. Man verzichtet hier also zu Gunsten eines 
besseren, solideren Konstruktionselementes auf die Möglichkeit der Beseitigung eines 
etwa vorhandenen Neigungsfehlers. Daß anderseits der Exzentrizität des Fernrohres 
keine wesentliche Beachtung geschenkt zu werden braucht, geht schon daraus hervor, 
daß gerade diejenigen Instrumente dieser Art, die den höchsten Anforderungen ent- 
sprechen, als geodätische Universalinstrumente anomalen Bau aufweisen, nämlich mit 
absichtlich weit exzentrisch liegendem Fernrohr konstruiert werden. In gleicher Weise 
darf man sich aber auch über die zweite und die damit in Verbindung stehende vierte 
der vorhin aufgeführten Anforderungen hinwegsetzen. 

Der Grund hierfür ist ein ganz eigenartiger. Eine vollständige Prüfung, durch 
welehe das Vorhandensein eines jeden der vorhin bezeichneten Justierungsmängel mit 
Sicherheit erkannt werden kann, ist nur dann möglich, wenn die Konstruktion des 
Instrumentes einer grundsätzlichen Bedingung entspricht, nämlieh das Durchschlagen 
des Fernrohres gestattet. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so entziehen sich die Ab- 
hängigkeit des Kollimationsfehlers von der Zielweite und die Exzentrizität des Fern- 
rohres der Feststellung. Einrichtungen zu deren Beseitigung würden demnach zwecklos 
sein und durch die hinzutretende Komplikation nur die Verläßlichkeit des Instrumentes 
herabsetzen. Genügt aber die Konstruktion der angegebenen Bedingung, so können 
die Justierungsfehler sämtlich nicht nur qualitativ erkannt, sondern ihrer Größe nach 
bestimmt und ihr Einfluß auf die Ablesungen des Azimutalkreises rechnerisch berückK- 
sichtigt werden. Ihrer Beseitigung bedarf es dann nicht mehr. 

Der Neigungsfehler der Kippachse kann ermittelt werden, indem man nach 
sorgfältiger Vertikalstellung der Schwenkachse mittels der Libelle nach drei Punkten 
eines Lotfadens visiert, von denen der eine zweckmäßig in nahe horizontaler Richtung 
liegt, die beiden anderen in möglichst großen Abständen nach oben und unten von 
diesem gewählt werden. Aus den Differenzen der drei Ablesungen am Azimutalkreise 
kann man dann, wenn auch noch die Höhenunterschiede der drei Punkte am Höhen- 
kreise abgelesen worden sind, gleichzeitig Neigung der Kippaehse und Größe des 
Kollimationsfehlers für die Zielweite des Lotfadens berechnen. Zur Messung der Höhen- 
differenzen genügt ein Höhenkreis untergeordneter Bedeutung; wo auch ein solcher 
nicht vorhanden ist, können die Höhendifferenzen auf trigonometrischem Wege dureh 
lineare Messung der Abstände der (in diesem Falle zu markierenden) drei Punkte von- 
einander und der Entfernung des Lotfadens von der Schwenkachse ermittelt werden. 
Die zur Berechnung dienenden Formeln sind freilich recht verwickelt; da sie nur 
dem Geodäten Interesse bieten können, brauchen sie hier nicht abgeleitet zu werden. 

Von größerer Bedeutung als dieser allgemeine Fall der Beobachtung dreier 
beliebiger Punkte des Lotfadens ist der besondere, wo der mittlere von ihnen in der 
Horizontalen durch die Kippachse liegt und die beiden äußeren gleich weit vom 
mittleren entfernt sind. Dieser Fall läßt das Wesen des Verfahrens besonders deutlich 
erkennen. 

Die Ablesung des Azimutalkreises bei Einstellung auf den mittleren der drei 
Lotfadenpunkte sei a, bei den Einstellungen auf den oberen und unteren Punkt seien 


Dentsche 


4 A. Leman, Die Justierung der geod&tischen Instrumente. Mechaniker-Zig 


die Ablesungen a + ð, bezw. a +0’. Sind dann die beiden Abweichungen d und d’ 
gleich groß, aber von entgegengesetztem Vorzeichen, so ist daraus zu schließen, daß 
die Kollimationslinie bei der Drehung um die Kippachse eine zu dieser senkreeht 
stehende Ebene beschreibt, die aber den Lotfaden nur im mittleren der drei Punkte 
durchschneidet, also geneigt ist gegen die Vertikalebene. Es ist dann also Neigungs- 
fehler vorhanden, aber kein Kollimationsfehler. Stimmen dagegen ð und de“ sowohl 
dem Werte als auch dem Vorzeichen nach überein, so erkennt man daraus, daß die 
Kollimationslinie bei der Drehung um die Kippachse keine Ebene mehr beschreibt, 
sondern eine Kegelfläche, welche eine durch den Lotfaden gehende Vertikalebene 
berührt, daher horizontale Achse haben muß. In diesem Falle liegt also nur Kolli- 
mations- aber kein Neigungsfehler vor. Sind endlich ð und d“ dem Werte nach ver- 
schieden, so sind stets, gleichgiltig ob die Vorzeichen übereinstimmen oder nicht, beide 
Fehler gleichzeitig vorhanden. Natürlich vereinfachen sieh in diesem besonderen Falle 
die zur Berechnung der Größen der beiden Fehler dienenden Formeln erheblich. 

Die Größe des Neigungsfehlers kann unter geeigneten Umständen auch ohne 
Rechnung durch unmittelbare Beobachtung gefunden werden. Vielfach wird die für 
die Vertikalstellung der Schwenkachse erforderliche Libelle auf dem Fernrohre be- 
festigt, wogegen an sich nichts einzuwenden ist. Wird sie jedoch auf der Alhidade 
so angebracht, daß sie parallel zur Kippachse liegt, so kann sie zur unmittelbaren 
Messung des Neigungsfehlers benutzt werden. Man stellt das Instrument so auf, daß 
die Verbindungslinie zweier Fußschrauben parallel zur Richtung nach dem Lotfaden 
und damit senkrecht zur Kippachse steht. Nach Vertikalstellung der Schwenkachse 
wird die Libelle abgelesen und darauf der Lotfaden in der vorherigen Weise beob- 
achtet. Alsdann kann man durch Drehen der unter der Kippachse gelegenen Fub- 
schraube das Eintreten des vorhin besprochenen Falles bewirken, daß d und d“ dem 
Werte und auch dem Vorzeichen nach übereinstimmen. Dann muß aber nach der 
früheren Überlegung die Kippachse horizontal sein, die vorher genau vertikale Schwenk- 
achse wird also gerade um den Betrag des Neigungsfehlers aus der Vertikalebene 
herausgedreht worden sein und die Abweichung der jetzigen Libellenablesung gegen 
die frühere gibt den Betrag des Neigungsfehlers an. 

Der lineare Betrag der Exzentrizität des Fernrohres läßt sich am Instrument 
selbst nicht direkt messen, er kann aber indirekt ermittelt werden, wenn das Fernrohr 
durchschlagbar ist. Man bedient sich dazu zweckmäßig wieder des mittleren, in der 
Horizontrichtung gelegenen Punktes des vorhin benutzten Lotfadens. 

Da nach dem Durchschlagen eine Drehung um die Schwenkachse um 180° 
ausgeführt werden muß, um denselben Punkt wieder einstellen zu können, so wird 
durch das Verfahren einerseits eine Drehung des Fernrohres um seine eigene Achse 
um 180° bewirkt, anderseits kommt das letztere in eine der ersten streng symmetrische 
Lage zur Schwenkachse. Es wirken also jetzt der Kollimationsfehler sowohl als auch 
die Exzentrizität des Fernrohres in gleich großem Betrage, wie bei der ersten Lage, 
aber in entgegengesetztem Sinne. Gleichzeitig aber erhält auch die Neigung der Kipp- 
achse, wenn eine solche vorhanden ist, und damit auch ihr Einfluß den dem vorigen 
entgegengesetzten Sinn. 

War demnach bei der ersten Lage des Fernrohres die Ablesung des Azimutal- 
kreises wieder à und ergibt sich bei der zweiten Lage die wegen des Wechsels der 


: eer ; 1 5 
beiden Ablesungsindices um 180° reduzierte Ablesung a = «+ s, so stellt 2 & die halbe 


Differenz der beiden Ablesungen a und d, die algebraische Summe aus dem Einfluß von 
Kollimationsfehler, Exzentrizitit und Neigungsfehler, also dreier Fehlergröhen dar. 

Die Einflüsse des Kollimationsfehlers und des Neigunesfehlers sind nach dem 
früheren bereits bekannt, (bei genau horizontaler Visur verschwindet der letztere 
gänzlich und der erstere ist die Größe des Kollimationsfehlers selbst); es ergibt sich 
somit der Einfluß der Exzentrizität und aus ihr und dem gemessenen Abstand des 
Lotfadens von der Schwenkachse die lineare Größe der Exzentrizität selbst. 

Nunmehr bedarf es nur noch eines Schrittes, um eine etwa vorhandene Ab- 
hingigkeit der Richtung der Ziellinie von der Zielweite zu erkennen und ihrer Größe 
nach zu ermitteln. In der Natur der Sache liegt es, daß man bei den Beobachtungen 
am Lotfaden den Abstand desselben von der Schwenkachse möglichst gering wählen 
wird, um bei den Einstellungen des oberen und unteren Punktes möglichst großen 
Elevations- bezw. Depressionswinkel erhalten zu können, von der Größe der letzteren 


i. . A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. 5 


hingt die Sicherheit des Ergebnisses ab. Daher gilt auch der so ermittelte Wert des 
Kollimationsfehlers zuniichst nur fiir die angewandte kleine Zielweite. Wiederholt man 
dann die Doppelbeobachtung unter Durchschlagen des Fernrohres an einem Punkte 
möglichst großer bekannter Zielweite, so läßt sich aus der halben Differenz der beiden 
Kreisablesungen der Einfluß des Neigungsfehlers sowohl, wie der der Exzentrizität 
rechnerisch beseitigen, und es bleibt der Einfluß des Kollimationsfehlers für die große 
Zielweite übrig. Selbstverstindlich wird man auch hier, zur Vermeidung unnötiger 
Rechnung, in horizontaler Richtung beobachten und dadurch die Größe des Kollimations- 
fehlers unmittelbar erhalten. 

Hiermit ist die Möglichkeit erwiesen, bei einem Theodolit mit durchschlagbarem 
Fernrohr alle vorhandenen Justierungsmängel ihrer Größe nach festzustellen und dem- 
nach die mit einem solchen mangelhaft justierten Instrument erhaltenen Ablesungen 
des Azimutalkreises durch rechnerische Berücksichtigung des Einflusses der verschiedenen 
Fehlergrößen zu berichtigen. Praktischen Gebrauch machen wird man davon freilich 
nicht, weil es einen viel einfacheren Weg gibt, die Beobachtungen von dem Einfluß 
aller Justierungsfehler zu befreien, der auch noch den Vorzug größerer Sicherheit besitzt. 

Die Überlegung auf S. 4 hat ja gezeigt, daß die Kreisablesung a’ nach dem 
Durchschlagen des Fernrohres von allen drei vorhandenen Justierungsmängeln, Neigungs- 
fehler, Kollimationsfehler und Exzentrizität des Fernrohres, um den gleichen Betrag, 
jedoch in entgegengesetztem Sinne beeinflußt wird, wie die Ablesung « vor dem 
Durchlagen. Daraus folgt, daß aus der Summe beider Ablesungen diese Einflüsse ver- 


schwinden, oder, was dasselbe ist, die halbe Summe 5 (a + a’) oder das arithmetische 


Mittel beider Ablesungen von den Einflüssen aller Justierungsfehler vollkommen frei 
ist. Wo das auf dieser Überlegung beruhende Beobachtungsverfahren konsequent zur 
Anwendung gebracht wird, wie dies bei Präzisionsmessungen allerersten Ranges fest- 
stehende Regel ist, kommt es demnach auf eine auch nur angenähert genaue Justierung 
gar nicht mehr an und ebensowenig natürlich auf die Kenntnis der Justierungsfehler. 


Aus diesem Verfahren der Doppelbeobachtung kann noch ein weiterer, nicht 
unbedeutender Vorteil gezogen werden, der wenig bekannt oder beachtet zu sein 
scheint und deswegen hier erwähnt werden möge, obwohl er nicht eigentlich in den 
Rahmen dieser Besprechung gehört. Um den Einfluß der Exzentrizität des Kreises 
zu eliminieren, müssen bei einer einfachen Beobachtung ohne Durchschlagen die Ab- 
lesungen an zwei diametral zueinander mit der Alhidade verbundenen Ablesemarken 
genommen werden. Das Mittel beider ist frei von jenem Einfluß. Bei dem in Rede 
stehenden Beobachtungsverfahren ist eine der beiden Ablesemarken eigentlich ent- 
behrlich, da nach dem Durchschlagen jede derselben nahezu an die Stelle der anderen 
kommt. Hier ist demnach schon das Mittel der beiden Ablesungen derselben Marke 
frei vom Einfluß der Exzentrizität des Kreises. In der Regel werden aber doch beide 
Marken abgelesen, um den Einfluß zufälliger Ableseungenauigkeiten herabzusetzen, 
was gerechtfertigt erscheint, da man ja hier auch zwei Zielungen ausführt. Man 
erhält so vier Kreisablesungen, die sich aber paarweise auf dieselben beiden diametral 
zueinander gelegenen Striche des Kreises beziehen. Jeder der letzteren ist mit 
einem Teilungsfehler behaftet, daher wird das Mittel der Kreisablesungen noch durch 
das Mittel der beiden Teilungsfehler verfälscht. Der Betrag dieser Verfälschung bleibt 
aber derselbe, gleichgiltig, ob man nur zwei Kreisablesungen oder deren vier nimmt. 
Dies ist offenbar ein Mangel, dem sich dadurch begegnen läßt, daß man den beiden 
um 180° voneinander abstehenden Ablesemarken auf der Alhidade noch eine dritte, 
um 90° versetzte hinzufügt. Bei einfachen Beobachtungen ohne Durchschlagen werden 
nur die beiden diametral liegenden, bei Doppelbeobachtungen unter Durehschlagen nur 
zwei um 90° voneinander entfernte benutzt. In diesem Falle beziehen sich dann die 
Ablesungen auf vier um den Umfang des Kreises gleichmäßig verteilte Striehe, und die 
Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß das Mittel der ihnen anhaftenden vier Teilungs- 
fenler einen geringeren Betrag darstellt, als vorher das Mittel aus nur zweien. 

Diese Disposition erscheint mir richtiger, als die bei einem großen geodätischen 
Universalinstrumente der U. S. Coast and Geodetic Survey, von dem ich eine photo- 
graphische Abbildung besitze, getroffene. Hier trägt die Alhidade drei um je 120° 
voneinander abstehende Ablesemikroskope, wodurch allerdings der Vorteil -erreicht 
wird, daß bei der Doppelbeobachtung nur noch das Mittel aus den Teilungsfehlern (von 


Deutsche 
____ Mechaniker-Ztg. 


6 Für Werkstatt und Laboratorium. 


sechs gleichmäßig um den Umfang des Kreises verteilten Strichen eingeht. Demgegen- 
über dürfte jedoch einerseits die durch das Nehmen von jedesmal sechs Kreisablesungen 
erzielte Herabdriickung des Einflusses zufälliger Ableseungenauigkeiten im Vergleich 
zu der Unsicherheit der Zielung als bereits zu weit gehend anzusehen sein, anderseits 
wird bei Einzelbeobachtungen der Einfluß der Exzentrizität des Kreises nicht voll- 
kommen eliminiert. 


Bei älteren Instrumenten, namentlich Grubentheodoliten, ist mitunter zwar das 
Fernrohr nicht durchschlagbar, dafür aber, wie bei astronomischen Instrumenten, die 
Kippachse in ihren Lagern umlegbar. Diese Konstruktion bietet allerdings den Vorteil, 
auch bei zentrischer Anordnung des Fernrohres noch mit einer verhältnismäßig ge- 
ringen Höhe ausreichen zu können, nötigt dafür aber wieder zur Anwendung offener 
Sattellager, die gerade bei Grubentheodoliten am wenigsten am Platze sind. Außerdem 
aber kann sie die Durchschlagbarkeit nicht voll ersetzen. Durch das Umlegen wird 
zwar wieder das Fernrohr um 180° um seine Achse gedreht und damit der Einfluß des 
Kollimationsfehlers dem Sinne nach umgekehrt. In symmetrische Lage zur Schwenk- 
achse kommt es aber nur dann, wenn die beiden Lager der Kippachse genau gleich 
weit von der Schwenkachse stehen, was sich nicht kontrollieren läßt. Der Einfluß der 
Exzentrizität wird also nicht mit Sieherheit lediglich dem Sinne nach umgekehrt, 
sondern nur in unbekannter Weise verändert. Ferner wird bei Doppelbeobachtungen 
unter Umlegen, weil dabei keine Drehung um die Schwenkachse erfolgt, auch der 
Einfluß des Neigungsfehlers nicht mit eliminiert, und endlich treffen die letzten Er- 
wägungen bezüglich der Exzentrizität des Kreises und der Teilungsfehler seiner Striche 
nicht mehr zu. 

(Fortsetzung folgt.) 


— — — — 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Anwendungsgebiete 
der verschiedenen Zählertypen 
der A. E. G. 
Nach einem Prospekte. 

Die gewaltige Entwickelung der elektrischen 
Zentralen in den letzten zehn Jahren, ihr Be- 
streben, kleine und kleinste Konsumenten zu 
gewinnen und durch zuweilen recht komplizierte 
Tarife die Ausnutzung der Anlage soweit zu 
treiben wie irgend möglich, haben die Elektri- 
zitätsindustrie vor zwei Probleme gestellt, die 
sehr anregend auf sie gewirkt haben und zu 
einer großen Anzahl von Zählertypen führten. 
Die Gewinnung der Kleinkonsumenten brachte 
das Problem, Zähler so billig herzustellen, daß 
dieZählerkosten auch beikleinsten Installationen 
nicht zu fühlbar wurden, und die Veränderlichkeit 
der Tarife erforderte Zähler, die sich den Vor- 
schriften der Tarife anzupassen vermochten. 

Die daraus folgende Entwickelung geht 
deutlich aus einer von der A. E. G. herausge- 
gebenen Übersicht der von ihr gebauten Zähler- 
typen hervor. Die Forderung größter Billigkeit 
führte auch die A. E. G. zu den Amperestunden- 
zählern, die einerseits billig und einfach her- 
zustellen sind, weil sie nur den Stromverbrauch 
ohne Rücksicht auf die Spannung messen, 
anderseits jedoch lange das Schmerzensk ind 
der Zählerindustrie gewesen sind. Denn da 
ihr rotierender Anker nur von einem Teile des 


zu messenden Stromes durchflossen werden 
kann, muß er im Nebenschluß zu einem Ab- 
zweigwiderstande liegen. Infolgedessen wird 
der den Anker durchflieBende Teilstrom nur 
durch eine geringe Spannung getrieben, so daß 
geringe Widerstandsänderungen große Ande— 
rungen der Stromstärke und damit der Angaben 
des Zählers zur Folge haben. Solche Wider- 
standsänderungen treten aber stets über kurz 
oder lang als Ubergangswiderstand zwischen 
Kollektor und Bürsten auf. 

Zunächst suchte man sie durch sorgfältig 
durchkonstruierte Bürsten und Kollektoren aus 
geeignetem Materiale, wie Gold, möglichst 
gering zu halten. Von dieser Art sind die 
RA- und RAR-Zähler der A. E G., während 
der Übelstand des unsicheren Kollektorwider- 
standes bei den EO-Zählern dadurch vollkommen 
vermieden ist, daß der gesamte zu messende 
Strom durch den Kollektor und Anker fließt. 
Allerdings lassen sich solche Zähler nur für 
Stromstärken bis zu 10 Ampere bauen. 

Sehr verringert ist die Unsicherheit des 
Kollektorübergangswiderstandes ferner bei den 
EC-Zahlern durch eine sinnreiche Anordnung. 
Die Bürsten sind an einem beweglichen Hebel 
befestigt und werden durch einen Elektro- 
magneten automatisch an eine andere Stelle 
des Kollektors geschoben, sobald sich_an einer 
Stelle ein (Ubergangswiderstand ) @usgebildet 


Heft 1. 
1. Januar 1911. 


hat. Durch ihr bestandiges Hin- und Hergehen 
scheuern sie den Kollektor selbsttätig immer 
wieder rein. Ferner ist durch eine eigenartige 
Verdrehung der Kollektorlamellen erreicht, 
daß der Zähler auch bei ganz geringer Be- 
lastung noch richtig zeigt. 

Wo es auf Außerste Billigkeit der Installation 
nicht so sehr ankommt und auch größere 
Spannungsschwankungen auftreten, werden 
Wattstundenzähler benutzt. Von diesen baut 
die A. E. G. die LR-, P- und M-Zähler als ro- 
tierende und die KG- und G-Zähler als oszil- 
lierende. Letztere haben den großen Vorteil, 
daß sie keinen Kollektor besitzen, dessen 
Ubergangswiderstand bei Wattstundenzählern 
zwar viel weniger in Frage kommt als bei 
Amperestundenzählern, da er sich zu einem 
hohen Vorschaltwiderstande addiert, der aber 
doch auch hier der schwächste Teil des Zählers 
ist. Bei den oszillierenden Zählern genügen 
zwei Kontakte zur Umkehrung der Strom- 
richtung im Anker und zum Hervorrufen der 
Oszillationen. Die Güte dieser Kontakte hat 
auf die Angaben des Zählers gar keinen Einfluß, 
solange sie überhaupt noch in Tätigkeit sind. 
Ferner findet bei diesen Zählern die Re- 
gistrierung der Angaben nicht durch eine 
Zahnradübertragung statt, sondern die Strom- 
stöße beim Umschalten des Ankers betätigen 
ein Relais, das auf das Zählwerk arbeitet. In- 
folgedessen können Zähler und Zählwerke ohne 
Schwierigkeit an verschiedenen Stellen montiert 
werden. 

Auf demselben Prinzipe beruhen auch die 
G@-Zähler, die von 150 Ampere an bis zu den 
höchsten Stromstärken hinauf gebaut werden. 
Hinzu kommt bei ihnen noch die Unabhängig- 
keit von (homogenen) Außeren Magnetfeldern 
(Astasierung), die bei nicht astasierten Zählern 
die Angaben sehr beeinflussen können. 

Endlich ist unter den Gleichstromzählern 
noch eine Zwischenform zwischen Ampere- 
stundenzählern und Wattstundenzählern zu er- 
wähnen, der EW-Zähler. Das ist ein Ampere- 
stundenzähler, dessen Angaben durch die 
Spannung beeinflußt werden, solange die 
Spannung nicht mehr als 10°, nach beiden 
Seiten schwankt. Der Zähler besitzt einen 
spiralig gewundenen Kollektor und Bürsten, 
die durch einen Elektromagneten je nach der 
Betriebsspannung an eine solche Stelle des 
Kollektors bewegt werden, daß die Angaben 
des Zählers dem Produkt aus Strom und 
Spannung proportional werden. Naturgemäß 
ist eine solche Regulierung nur innerhalb enger 
Grenzen der Spannung ausführbar. 

Die Wechselstromzähler baut die A. E. G. 
sämtlich nach dem Ferrarisprinzip. Für ein- 
phasigen Strom sind die Typen SW, KW. SJ 
und AJ zu verwenden, für zweiphasigen Strom 


Für Werkstatt und Laboratorium. 7 


D/ und D/. Den Einphasenzählern gleichen 
die Drehstromzähler für gleichbelastete Phasen, 
Type SM, SO, DM, DO. Sie messen einfach 
den Verbrauch in einer Phase und unter- 
scheiden sich von den Einphasenzählern nur 
durch die Übersetzung des Zählwerkes. Bei 
ungleich belasteten Phasen werden die Typen 
D1, D3, Dai und Dada benutzt. 

D1 ist eigentlich eine Zwischenform. Bei 
ihm wirken die Ströme zweier Phasen, aber 
nur eine Spannung. Die anderen Typen zählen 
nach der Zweiwattmeter-Methode. Diese besteht 
darin, daß zur Messung der Leistung der drei 
Drehstromzweige 12 3 ein Wattmeter die Strom- 
stärke des Zweiges I und die Spannung zwischen 
1 und 3, ein zweites Wattmeter die Stromstärke 
des Zweiges 2 und die Spannung zwischen 2 
und 3 erhält. Durch eine einfache mathematische 
Überlegung läßt sich beweisen, daß die Summe 
der Angaben beider Wattmeter gleich der ge- 
samten Leistung der drei Drehstromleitungen 
ist, ganz gleichgültig wie sich die Belastungen 
auf die einzelnen Leitungen verteilen. Statt 
der beiden Wattmeter werden hier zwei Zähler- 
systeme benutzt. D3 ist zu benutzen, wenn 
kein Nulleiter vorhanden ist, während D4a bei 
geerdetem und D4i bei nicht geerdetem Null- 
leiter gebraucht wird. 

Alle diese Zählertypen lassen sich durch 
Anbringen von Hilfsapparaten auch verschie- 
denen Tarifen anpassen. So kommt beim 
Doppeltarif die Doppeltarifeinrichtung Form T 
zur Anwendung. Sie besteht aus einem ge- 
wöhnlichen Zähler mit zwei nebeneinander an- 
geordneten Zählwerken, die zu den gewünschten 
Zeiten durch eine getrennte, mit dem Zähler 


elektrisch gekuppelte Uhr ein- und ausge- 


schaltet werden. 

Bei Maximaltarifen, bei denen der Kon- 
sument außer ziemlich niedrigen Stromkosten 
noch Gebühren zu zahlen hat, die dem Maximum 
des von ihm verbrauchten Stromes proportional 
sind, wird die Maximaltarifeinrichtung am Zähler 
angebracht. Sie besitzt eine Kreisskala mit 
beweglichem Zeiger, der das mittlere Maximum 
der Anlage innerhalb einer gewissen Zeit, 
meist einer Viertelstunde, angibt. 

Wenn lediglich die Zeit registriert werden 
soll, während welcher Stromkonsum stattge- 
funden hat, so benutzt man Zeitzähler. Sie 
sind noch wesentlich billiger als Ampere— 
stundenzähler und bestehen einfach aus einer 
Uhr, die nur so lange geht, wie Strom fließt. 
Gebaut werden die Typen ZE, ZA, ZS, ZST, 
die sich im wesentlichen nur durch die Art 
unterscheiden, auf die sie durch den Strom in 
Betrieb gesetzt werden. 

Zu den Zählern für Spezialzwecke gehören 
die Batterie zähler. Sie können sowohl vor ät ts 
wie rückwärts laufen. In. der einen Richtung 


— 


registrieren sie die der Batterie zugeführte, in 
der anderen Richtung die ihr entnommene 
Energie. 

Ferner sind hier zu nennen die Selbstver- 
käufer oder Automaten; sie lassen erst nach 
dem Einwurf von Geldstücken das Schließen 
des Stromschalters zu und unterbrechen den 
Strom automatisch wieder, sobald die der ein- 
geworfenen Summe entsprechende Energie- 
menge geliefert ist. 

Endlich sind noch die Strombegrenzer, 
Form SB, zu erwähnen. Sie sollen in reinen 
Pauschalanlagen verhindern, daß das zulässige 
Maximum der Stromstärke überschritten wird. 
Ist dies der Fall, so gerät ein als Unruhe aus- 
gebildeter Anker in Schwingungen, er schließt 
und Öffnet "abwechselnd den Stromkreis, wo- 
durch ein so unerträgliches Flackern der 
Lampen hervorgerufen wird, daß der Konsument 
mit der Belastung alsbald auf die zulässige 
Grenze heruntergeht. @. 8. 


— — 


Alas technisches. 


Apparat zur Gasanalyse durch 
Kondensation. 
Von H. Stolzenberg. 
Chem. Ber. 43. 8. 1708. 1910. 


Bei den bisherigen gasanalytischen Methoden 
geschieht die Ermittelung der Zusammen- 
setzung eines Gasgemisches stets dadurch, daß 
man durch flüssige oder feste Absorptionsmittel 
successive die absorbierbaren Gase und durch 


Verbrennung die verbrepnbaren Gase entfernt 


= 


und nach jeder Operation durch Messung des 
Volumens bei bekanntem Druck (meist Atmo- 
sphärendruck) oder durch Messung des Druckes 
bei bekanntem Volumen die Menge des zurück- 
bleibenden Gases bestimmt. Außerdem ist noch 
ein anderes Prinzip möglich und gelegentlich 
auch schon angewendet worden, z. B. bei der 
Bestimmung des Gehaltes der Luft an Edel- 
gasen, nämlich die Kondensation des Gasge- 
misches durch Abkühlung. Die fortgeschrittene 
Entwicklung der Kältetechnik, welche sehr 
niedrige Temperaturen ohne viel Umstände zu 
erzeugen gestattet, veranlaßte Erdmann und 
Stolzenberg (Chem. Ber. 43. 8. 1702. 1910) 
zu Versuchen über eine allgemeine Anwendung 
dieses Prinzips in der quantitativen Gasanalyse. 
Der letztere hat zu diesem Zweck den abge- 
bildeten Apparat konstruiert. 

Der Apparat besteht aus den drei mit 
Quecksilber gefüllten Büretten A, B, C nebst 
den zugehörigen Niveaugefäßen E, F, G sowie 
dem Verdichter D. Letzterer ist ein dünn- 
wandiges in zahlreiche Schlangenwindungen 


8 Für Werkstatt und Laboratorium. —  Glastechniches. 


Deutsche 
_ Mechaniker- T-Ztg. 


gebogenes Rohr von 2,5 mm lichter Weite, 
welches allmählich in die S-förmig gebo- 
genen Kapillaren M und L übergeht. M 


und L werden, um die Stabilität zu erhöhen, 
auf einem N-förmigen Brettchen befestigt. 
H ist ein Hahn mit rechtwinkliger Bohrung 
oder ein Dreiwegehahn, J ein Hahn mit zwei 
schrägen parallelen Bohrungen (Greiner & 
Die Schlauchver- 


Friedrichsscher Hahn). 


bindungen der Büretten mit den Überführungs- 
stücken müssen sehr sorgfältig aus bestem 
roten Gummi hergestellt und mit über Leinwand 
geschnürtem Draht befestigt sein. DieSchläuche 
der Niveaugefäße bestehen aus dickwandigem 
Saugschlauch mit weiter Öffnung und haben 
die in der Gasanalyse gebräuchliche Länge, 
nur der Schlauch zu F ist etwa 1,20 m lang. 


af: 


Ein Ozonometer. 
Von 8. Jahn. 
Chem. Ber. 43. 8. 2319. 1910. 

Da bei dem Zerfall des Ozons sich das Vo- 
lumen vermehrt, kann man den Ozongehalt 
eines Gases aus der Vermehrung des Druckes 
nach dem Zerfall ermitteln. Das von dem 
Verf. beschriebene Ozonometer (vgl. Fig.) ge- 
stattet, den Ozongehalt 
in etwa 2 Min und mit 
einer verhältnismäßig gro- 
ßen Genauigkeit zu be- 
stimmen. Das ozonhaltige 
Gas leitet man unter At- 
mosphärendruck in das 
etwa 2 em weite, 70 ccm 
fassende U-Rohr D ein. 
A ist ein schief gebohrter 
Kapillarhahn, Æ ein kapil- 
larer Dreiweghahn. Die 
Zersetzung des Ozons 
wird nach dem Schließen der Hähne bewirkt, 
indem man den bei B und C eingeschmolzenen, 
0,1 mm dicken Platindraht durch einen elek- 
trischen Strom etwa 5 bis 10 Sek auf 
schwache Rotglut erhitzt. Zur Druckmessung 


eft 1. 
1. Januar 1911. 


dient das U-förmige Manometer FG M, das 
mit Paraffinöl von bekanntem spez. Gewicht 
gefüllt ist. Gemessen wird der Druck, 
welcher nötig ist, um das Volumen des Gases 
vor und nach dem Zerfall konstant zu erhalten. 
Man stellt zu diesem Zweck das Niveau in dem 
einen Schenkel des Manometers mittels eines 
bei H durch einen Kautschukschlauch ange- 
schlossenen beweglichen Glasgefäßes, welches 
in ähnlicher Weise wie bei dem Luftthermo- 
meter bewegt und festgestellt wird, stets auf 
die Marke F (Spiegel mit Strichmarke) ein und 
liest den Druckunterscbied an dem hinter dem 
anderen Schenkel des Manometers angebrachten 
Maßstab M ab. 


PM Der Apparat kann von der Firma Dieskau 
& Co. in Charlottenburg (Berliner Str. 12) be- 
zogen werden. Gf. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


12. Nr. 437 717. Kippscher Apparat bezw. Gas- 
entwickler ohne Hahn. C. Kob & Co., 


Stützerbach. 1.9.10. 

Nr. 439 171. Rückflußkühler aus Glas o. dgl. 
mit schraubenférmiger Kühloberfläche. 
Greiner & Friedrichs, Stützerbach. 
14. 9. 10. 

Nr. 443 384. Reagenzglas. F. Hugershoff, 


Leipzig. 24. 10. 10. 

Nr. 443 855. Halterklemme, insb. für Büretten, 
Reagiergläser, Retorten u. dgl. A.Victor, 
Schmalkalden. 28.10. 10. 

Nr. 444 104. 


formigem Gang für die Gasblasen. 
Greiner & Friedrichs, Stützerbach. 
4.10.10. 


30. Nr. 439 191. Zweiteilige Subkutanspritze 
ganz aus Glas mit innerem flachen Zylinder- 
boden und flachem Stößerboden. J. u. H. 
Lieberg, Cassel. 1. 10. 10. 

Nr. 439565. Röntgenröhre mit einer Anti- 
kathode, welche in eine Metallröhre, die ein 
durchlässiges Fenster und Wasserkühlung 
hat, eingesetzt ist. W. Seitz, Aachen. 
12. 8. 10. 

Nr. 439 923. Röntgenröhre mit Luftkühlung. 
Reiniger, Gebbert & Schall, Erlangen. 
5. 7. 10. 

Nr. 439 924. Röntgenröhre mit einem an der 
äußeren Glaswand angebrachten Merkzeichen 
mit Angaben über die Beschaffenheit der 
Röntgenröhre. Dieselben. 5. 7. 10. 

Nr. 440 883. Injektionsspritze, deren Verschluß- 
kappe beweglich an einem Glaskolben ein— 
geschmolzen ist. J. Ph. Kübler, Neckar- 
steinach. 15. 10. 10. 


Gaswaschflasche mit schrauben- 


Glastechnisches. 9 
Nr. 441606. Injektionsspritze. G. V. Heyl, 
Nowawes. 26. 3. 10. 
Nr. 441840. Therapie- Röntgenröhre. R. 
GriBon, Berlin. 2. 11. 10. 
Nr. 442944. Injektionsspritze mit auswechsel- 


barem Glaszylinder. C. Schwenn, Ham- 
burg. 29. 10. 10. 

Nr. 444 020. Als Thermometer ausgebildeter 
Kolben für Spritzen aller Art. E. Eich- 


horn, Schmiedefeld. 14. 11. 10. 


32. Nr. 437411. Vorrichtung zum Entfernen 
der überflüssigen Schmelzmassen bei der 
Herstellung von Gegenständen aus ge- 
schmolzenem Quarz oder ähnlichen Mate- 
rialien. Deutsche Quarzgesellschaft, 
Beuel. 8.9. 10. 


42. Nr. 437 495. Schmelzpunktsbestimmungs- 
vorrichtung mit Rührwerk. O. Teschner, 
Jena. 5. 9. 10. 

Nr. 437 885. Gaswaschflasche mit im Inneren 
angebrachten Sieben zur Zerteilung des 
Gasstromes. G. Müller, Ilmenau. 29. 8. 10. 

Nr. 438 713. Ozonbestimmungsapparat. Dies- 
kau & Co., Charlottenburg. 12. 8. 10. 

Nr. 438 843. Molkerei- oder Meierei - Thermo- 
meter. Bahmann & Spindler, Stützer- 
bach. 19. 9. 10. 

Nr. 439 821. Fieberthermometer mit beweg- 
lichem hohlen Glasstift zur Betätigung des 
Steigens und Fallens des Quecksilbers in 
der Kapillarröhre. E. Kellner, Arlesberg. 
20. 9. 10. 

Nr. 439 837. Gas- Thermoregulator zur Auf- 
rechterhaltung konstanter Temperaturen. 
C. Kob & Co., Stützerbach. 27. 9. 10. 

Nr. 440266. Mit einer Sanduhr verbundenes 
Rrztliches Thermometer. A. Zuckschwerdt, 
Ilmenau. 21.9. 10. 

Nr. 441 214. Quecksilberbarometer. Neufeldt 
& Kuhnke, Kiel. 19. 10. 10. 

Nr. 443057. Schwefelbestimmungsapparat. 
W. Wennmann, Duisburg-Beeck. 22. 10. 10. 

Nr. 443115. Quecksilberluftpumpe. O. E. 
Kobe, Marburg. 21. 10. 10. 

Nr. 443 357. Butyrometer mit rundem, im 
lichten Querschnitt ovalem Skalenrohr. O. 
Kahl I, Stützerbach. 3. 11. 10. 

Nr. 443932. Einschlußthermometer in leicht 
abnehmbarem Winkelholz mit abnehmbarem 
Kugelschutz. Alt, Eberhardt & Jäger, 


Ilmenau. 2.11. 10. 
Nr. 444 561. Mit Flüssigkeit gefülltes Fern- 
thermometer. Steinle & Hartung, Qued- 


linburg. 23. 5. 08. 


— 2 — 


Deutsche 
k;ßv̈̃ö a fa ORO 


Patentscha u. 


1. Kathodenstrahlröhre mit einem Glasfensterchen zum Herauslassen der Kathoden- 
strahlen, dadurch gekennzeichnet, daß dieses Glasfensterchen entsprechender Feinheit mit der 
Kathodenstrahlröhre selbst ein homogenes Stück bildet, zum Zwecke, das Vakuum der Röhre 
auch ohne ständige Benutzung einer Luftpumpe aufrecht zu erhalten. 

2. Kathodenstrahlröhre nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein dünnes Glas- 
plattchen an einer an geeigneter Stelle der Röhre angeordneten Öffnung angeschmolzen wird. 

3. Kathodenstrahlröhre nach Anspr. I, dadurch gekennzeichnet, daß das dünne Glas- 
fensterchen durch teilweises Abätzen der Glaswand der Röhre mittels Flußsäure oder anderer 
glasätzender Mittel gebildet wird. 

4. Kathodenstrahlröhre nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß das dtinne Glas- 
fensterchen durch Abschleifen der Wand der Röhre gebildet wird. St. Jermulowicz in Berlin 
und M. Wolfke in Breslau. 2. 3. 1909. Nr. 220449. Kl. 21. 


Basisentfernungsmesser mit einer das ganze Bildfeld durch- 
schneidenden, wesentlich horizontalen Trennungslinie nach Pat. Nr. 216 192, 
gekennzeichnet durch die Anordnung der das ganze Bildfeld durchschnei- 
denden und in zwei ungleich große Abschnitte teilenden Trennungslinie 
in einem Koinzidenzentfernungsmesser. C. P. Goerz in Friedenau-Berlin. 
7. 11. 1908. Nr. 220 370; Zus. z. Pat. Nr. 216 192. Kl. 42. 


Verstellvorrichtung für Entfernungsmesser, 
bei welcher der zum Wiedereinstellen eines Fernrohres 
erforderliche Weg als Meßbewegung benutzt wird, da- 
durch gekennzeichnet, daß an dem die Verstellung be- 
wirkenden Hebel ¿ ein ungleicharmiges Kreuzstück an- 
geordnet ist, um den zwischen den Anschlägen o zur 
Verfügung stehenden Raum zu begrenzen und damit 
ein stets gleichmäßiges Einstellen zu erzielen. F. Pütz 
in Cassel. 5. 9. 1997. Nr. 220894. Kl. 42. 


1. Verfahren zum Schwarzfärben von aus Messing oder Kupfer bestehenden oder 
galvanisch verkupferten Gegenständen, darin bestehend, daß man den Gegenstand mit einer 
Kupferoxydulschicht überzieht und diese durch Behandlung des Gegenstandes als Anode in 
einem alkalischen Bade in Kupferoxyd überführt. 

2. Verfahren nach Anspr. 1, darin bestehend, daß man den mit oxydhaltigem Kupfer- 
oxydul überzogenen Gegenstand in einem alkalisch wirkenden Bad zuerst als Kathode und 
hierauf unter Vermeidung der Berührung mit Luft als Anode behandelt. Luppe & Heil- 
bronner in München. 2. 6. 1909. Nr. 220915. Kl. 48. 


Elektromagnetisches Meßgerät, gekennzeichnet durch 
zwei schalenförmige, die Erregerspule einschließende und mit ihren 
Rändern von gleichem Durchmesser einander zugekehrte Polschuhe, 
von denen der eine derart beweglich in dem andern gelagert ist, 
daß die Ränder beider Polschuhe exzentrisch zur Lagerung liegen 
und bei Einwirkung der Spule zur Deckung zu kommen suchen. l 
P. Scharrer in Berlin. 10. 3. 1969. Nr. 221035. KL 21. 


1. Verfahren zur Erzeugung räumlicher Tiefenwahrneh- 
mung für einäugige Beobachtung, dadurch gekennzeichnet, daß 
bei einer bestimmten maximalen Successionsgeschwindigkeit 
eine längere Reihe von Netzhautbildern zur Wahrnehmung gelangt, die nur den Wechsel 
zweier bestimmter und in sich konstanter Disparationen aufweisen (a-b—a—bd), so daß auch 
Einäugige und Beobachter mit fehlendem binokularem Sehen sinnfällig räumlich wirkende 
Gesichtseindrücke bei unbewegtem Auge erhalten können. 

2. Verfahren laut Anspr. 1 in Verbindung mit zwei Markenbildern mit zwei ver- 
schiedenen Disparationen zum Entfernungsmessen, dadurch gekennzeichnet, daß bei bestimmter 
maximaler Successionsgeschwindigkeit eine Reihe von nur zwei verschieden/disparaten Gegen- 


eft 1. 
t. Januar 1911. E 


Patentschau. -- Vereins- und Personennachrichten. 


standsbildern (a-b-a-b...) zugleich mit einer Reihe von nur zwei entsprechend verschieden 
disparaten Markenbildern (at—b!-a!-bV...) zu einer räumlichen Tiefenwahrnehmung verarbeitet 
werden, so daß auch mit einem Auge ein Entfernungsmessen durch eine wirkliche Tiefenver- 
gleichung ermöglicht wird. F. F. Krusius in Marburg a. L. 5. 4. 1908. Nr. 221 067. Kl. 42. 


Entfernungsmesser für einäugige Beobachtung, gekennzeichnet {durch einen in den 
Gang eines der beiden Lichtstrahlen ¢ einschaltbaren optischen Teil (Prisma oder Spiegel), 


welcher diesen Strahl in ein zweites Okular b ablenkt, zum Zwecke, das Instrument auch als 
Doppelfernrohr zu benutzen. A.-G. Hahn in Cassel- 23. 2. 1909. Nr. 221115. Kl. 42. 


Einrichtung zur Prüfung der Ianenflache von Gewehrlaufen und Geschützrohren 
durch Beobachtung des von dieser Fläche entworfenen Spiegelbildes eines Objekts unter 
Drehung des Laufes oder des Objekts um die Laufachse, dadurch gekennzeichnet, daß eine 
Blende angeordnet ist, die dem katoptrischen System eine zugleich enge und unbewegliche 
Austrittspupille verleiht, wodurch sich die Genauigkeit des Prüfungsverfahrens vervielfacht. 
C. Zeiß in Jena. 15. 6. 1999. Nr. 220792. Kl. 72. 


— en 


Vereins- und Personennachrichten. 


D. G. f. M. u. O. Zwev. Halle. 

In der letzten falligen Novembersitzung 
sprach Hr. Kretschmar (Merseburg) über die 
Herstellung nahtloser Röhren. Es kamen in 
Frage: 1. Gußröhren, 2. ausgebohrte, ausge- 
zogene und 3. aus der Tafel hergestellte Röhren. 
Die Präzisionsmechanik interessieren haupt- 
sächlich die letzteren, weil sie wegen des dazu 
verwandten Materials (gewalztes Blech) bis zu 
unglaublich dünnen Wandstärken ausgezogen 
werden könnten. Die Herstellung erfolgt aus 
der Scheibe, welche im Gesenke in Topfform 
umgewandelt werde. Durch mehrfach so wieder- 
holten Prozeß werde der Mantel länger und 
dünner, während der Boden bis zur Beendigung 
des ganzen Vorganges bestehen bleibe. Als- 
dann erfolge die Weiterverarbeitung im Zieh- 
eisen. Nicht nur runde, sondern ovale, vier- 
eckige, faconierte, vollständig zum Kreuz zu- 
sammengedrückte, sowie Federn für die Mano- 
meter usw. ließen sich eben des guten Materials 
wegen herstellen. Aber nicht nur gleichmäßig 
verlaufende Oberflächen, sondern abgesetzte, 
wie z. B. die Körper für die Glühlichtbrenner 
usw, ließen sich auf diese Weise herstellen. 
Da die Röhren teurer zu stehen kommen als 
die gewöhnlichen mit Naht, würden dieselben 
hauptsächlich für Prazisionszwecke verwandt. 


Eine große Auswahl von Faconstücken er- 
läuterte den interessanten Vortrag. 

Sodann wurde ein die Allgemeinheit inter- 
essierender Bescheid der Handwerkskammer 
mitgeteilt. 

Die „Metalltechnik* hatte einen Fall be- 
richtet, wonach die Handwerkskammer Danzig 
einen Lehrvertrag aufgehoben hatte, weil der 
Lehrling wiederholt die Fortbildungsschule ge- 
schwänzt hatte. Der Verein konnte das Vor- 
gehen nicht billigen und verstehen und wandte 
sich daher an die Handwerkskammer um Aus- 
kunft, wie dieselbe zu dieser Angelegenheit 
stände. Dieselbe erklärte, daß zur Auflösung 
des Lehrverhältnisses lediglich nur der Meister 
berechtigt sei. Sie, die Handwerkskammer, 
würde nie ein derartiges Verhältnis lösen, weil 
sie nicht vertragschließende Partei sei und 
weil ihr zu diesem Vorgehen jede gesetzliche 
Handhabe und Berechtigung fehle. R. K. 


Abt. Berlin, E. V. 
vom 13. Dezember 1910. 
W. Haensch. 

Die Mitglieder hatten sich zahlreich in den 
Geschäftsräumen der Firma Gebr. Böhler 


Versammlung 
Vorsitzender: Hr. 


A.-G. (NW 5, Quitzowstr. 24) eingefunden, wo 
der Härtemeister der Firma, Hr. C. Burian, die 
dort gebräuchlichen Härteverfahren vorführte. 
Die einzelnen Härteöfen, ihre Wirkungsweise, 
die zweckmäßigste Ausführung der Erhitzung 
und des Abschreckens wurden ausführlich er- 
läutert. 

Hierauf trat man noch zu einer kurzen ge- 
schäftlichen Sitzung im Restaurant Weihen- 
stephan (Alt Moabit) zusammen. In die Kom- 
mission zur Vorbereitung der Vorstandswahlen 
wurden gewählt die Herren H. Bielin g, H. 
Dehmel, F. Gebhardt, O. Himmler und 
E. Marawske, zu Kassenrevisoren die Herren 
B. Halle und E. Zimmermann. Aufge- 
nommen wurde: Hr. Dr. Chr. vom Hofe, 
Wiss. Mitarbeiter bei C. P. Goerz; Wilmers- 
dorf-Berlin, Hildegardstr. 24. Zur Aufnahme 
hat sich gemeldet und zum ersten Male wurde 
verlesen: Hr. Willy Stübiger, Konstrukteur 
bei C. P. Goerz; Friedenau, Lauterstr, 3. 


Bl. 


Zwelgvereln Göttingen. Sitzung 
vom 16. Dezember 1910. Vorsitzender: Hr. 
E. Ruhstrat. Anwesend 10 Mitglieder. 

Es wird vom Vorsitzenden angeregt, 
auch für den hiesigen Zweigverein das Vereins- 
jahr mit dem bürgerlichen Jahr zusammen- 
fallen zu lassen. Der Vorschlag wird von 
Hrn. W. Sartorius näher begründet und zu- 
gleich eine Anderung des § 10 der Statuten 
für nötig erachtet, welcher die Verlegung der 
Vorstandswahl, Rechnungsvorlage usw. auf die 
Januarsitzung bezweckt. Diesem Vorschlage 
stimmt die Versammlung bei. 

Hinsichtlich des durch den Mechanikertag 
entstandenen Defizits wird beschlossen, die Art 
der Deckung in der Januarsitzung endgültig 
festzusetzen. — Hinsichtlich der beabsichtigten 
Dauerausstellung der hiesigen Firmen in der 
Fachschule wird, nachdem Hr. W. Sartorius 
nachgewiesen hat, daß ein Rückerwerb der 
Schränke von der Brüsseler Ausstellung un— 
tunlich sei, angeregt, selbst einfache Schränke 
hier anfertigen zu lassen, die dann je nach 
Bedürfnis an die einzelnen Aussteller pro rata 
abgegeben werden können. Eine Zusammen— 
kunft der Firmeninhaber wird zur weiteren 
Beschlußfassung hierüber auf den 21. Dezember 
angesetzt. — Hinsichtlich der bevorstehenden 
Ausstellung in Turin ist man der Ansicht, eine 
Beteiligung den einzelnen Firmen persönlich 
zu überlassen. — Der ergangenen Aufforderung, 
sich an der Einrichtung eines Musterlagers in 
New York zu beteiligen, steht die Versammlung 


Vereins- und Personennachrichten. 


Dentsche 
Mechaniker-Ztg. 


Der Vorsitzende regt eine Änderung in 
der Lehrlingsprüfung in dem Sinne an, daß 
Lehrlinge, die an der Fachschule ihre Abschluß- 
prüfung bestanden haben, den theoretischen 
Teil der Prüfung nicht nochmals vor dem 
Prüfungsausschuß abzulegen nötig hätten. 
Nach ausgiebiger Diskussion wird der Vorstand 
damit betraut, sich mit der Handwerkskammer 
in dieser Angelegenheit in Verbindung zu 
setzen. Behrendsen. 


Der Verband Deutscher Elektrotechniker 
E. V. hält seine diesjährige Hauptversammlung 
in der Zeit vom 29. Mai bis 1. Juni ab. Der 
Gewohnheit der letzten Jahre entsprechend 
wird auf jeder Versammlung ein besonderes 
Thema behandelt, diesmal die Elektrizitat im 
Hause. 


Hr. W. Haensch hatte am 14. Dezember 
alle in seiner Werkstatt beschäftigten Herren 
und die Vorstandsmitglioder der Abt. Berlin 
zu einem Abendessen geladen, um die Fertig- 
stellung des 8000. Polarisationsapparates und 
zugleich seinen 50. Geburtstag zu feiern. Hr. 
W. Handke sprach in launiger Rede die 
Glückwünsche der D. G. f. M. u. O. aus. 


An der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt sind die Herren Dr. O. 
Schönrock und Prof. Dr. E. Gehrcke 
zu Mitgliedern und Kais. Professoren, die 
Assistenten Dr. Giebe und Dr. Schering 
zu Ständigen Mitarbeitern ernannt worden. 


Geh. Regierungsrat Dr. G. Schwirkus 
ist am 27. Dezember nach langem Leiden 
gestorben. 

Der Dahingegangene war 25 Jahre lang, 
von 1875 bis 1900, an der Kaiserl. 
Normal-Eichungs-Kommission tätig, 
seit 1883 als Mitglied. Während dieser 
Zeit waren es in erster Linie die Wagen, 
um deren Verbesserung er sieh große Ver- 
dienste erworben hat. Zu ganz besonderem 
Danke aber hat Schwirkus sich die 
deutsche Präzisionsmechanik dadurch ver- 
pfliehtet, daß er die Zeitschrift für In- 
strumentenkunde in den beiden ersten 
Jahren ihres Bestehens (1881 u. 1882) 
redigiert und sie damals, zusammen mit 
Loewenherz, dureh die Schwierigkeiten 
hindurehgeführt hat, mit denen das junge 
Blatt zu kämpfen hatte. 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer In, Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. © 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten- Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 2. 15. Januar. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die Justierung der geodätischen Instrumente. 
Von A. Leman, Charlottenburg. 
(Fortsetzung.) 


2. Die Kippregel. 


Die im vorangegangenen behandelten Methoden zur Erkennung vorhandener 
Justierungsmängel lassen sich sinngemäß auch auf die Kippregel übertragen, doch 
kommen hier noch andere Gesichtspunkte hinzu. Die ersten beiden der auf 8.2 an- 
gegebenen Anforderungen sind auch hier zu stellen, die dritte aber ist durch eine 
etwas erweiterte zu ersetzen. Da nämlich bei der Kippregel jede durch einen be- 
liebigen Punkt derLinealkante gehende Vertikale alsSchwenkachse angesehen werden kann, 
so entsteht hier die Forderung, daß die nach Erfüllung der ersten beiden Bedingungen 
von der Kollimationslinie bei der Drehung um die Kippachse beschriebene Vertikal- 
ebene mit einer durch die — selbstverständlich als genau gerade vorausgesetzte — 
Linealkante gelegten zusammenfallen soll. Ist diese Forderung nicht erfüllt, so können 
entweder die beiden Vertikalebenen parallel nebeneinander stehen oder aber eine 
azimutale Abweichung voneinander haben. Im ersten Falle würde die oben als 
Exzentrizität des Fernrohres bezeichnete LineargréBe für alle Punkte der Linealkante 
den gleichen, im anderen Falle aber kontinuierlich gleichmäßig wachsenden bezw. 
abnehmenden Wert besitzen. Das zur Erkennung dieses Fehlers dienende Ver- 
fahren wäre demnach doppelt, nämlich für zwei möglichst weit voneinander entfernte 
Punkte der Linealkante anzuwenden; doch kann man hier, wo es sich aus alsbald 
hervortretendem Grunde praktisch nicht um zahlenmäßige Feststellung, sondern nur 
um Berichtigung handelt, auf viel einfachere Weise zum Ziele kommen. (Vgl. S. 16). 

Von vornherein leuchtet ein, daß auch dieses Instrument notwendig durch- 
schlagbares Fernrohr besitzen muß, wenn eine vollständige Prüfung ausführbar sein 
soll, daß aber eine Bestimmung der Fehlergrößen ihrem Werte nach wegen des 
Fehlens des Azimutalkreises weder möglich ist, noch nutzbringend wäre. Ebenso ist 
ohne weiteres einzusehen, daß auch hier alle vorhandenen Fehler durch das Durch- 
schlageverfahren vollkommen eliminiert werden könnten. 

Hier aber tritt der prinzipielle Unterschied der beiden Instrumentengattungen 
deutlich hervor. Während nämlich jenes Verfahren bei den Messungen mit dem 
Theodoliten fast mühelos und unter geringem Zeitaufwand durchzuführen ist, würde seine 
Anwendung bei den Meßtischaufnahmen mittels der Kippregel äußerst unbequem und 
zeitraubend sein. In der Regel wird man deshalb hier davon absehen wollen. Damit 
tritt aber jetzt die Forderung auf, daß das Instrument entweder sich bei der Prüfung 
von Hause aus als hinreichend frei von Justierungsfehlern erweist, oder mit Ein- 
richtungen versehen ist, durch welche vorhandene Mängel beseitigt werden können. 
Nun aber bietet, wiederum im Gegensatz zum Theodoliten, der ganze Aufbau der 
Kippregel zur Erfüllung dieser Forderung wenigstens teilweise weit günstigere Ge- 
legenheit. Die Verbindung des die Kippachse tragenden Bockes mit dem Lineal kann 
ohne besondere konstruktive Schwierigkeiten und ohne Beeinträchtigung der Ver- 
läBlichkeit des Instrumentes so ausgestaltet werden, daß sie eine Verstellung des 
Bockes um eine der Linealkante parallele, sowie um eine vertikale Achse und/eine, Ver- 


Deutsch 
14 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. Mechaniker-Zig. 


schiebung senkrecht zur Linealkante gestattet und dadurch die Beseitigung des 
Neigungsfehlers der Kippachse und der Exzentrizität des Fernrohres ermöglicht. 

Um auch den Kollimationsfehler für alle Zielweiten berichtigen zu können, 
wäre wieder eine Einrichtung erforderlich, welche der auf S. 3 unter 2) angegebenen 
Bedingung in der einen oder anderen Form entspräche. Für jede derselben würde 
sich eine gute Konstruktion unschwer finden lassen; die Einrichtung ist jedoch, sorg- 
fältige Ausführung des Instrumentes vorausgesetzt, entbehrlich, freilich aus ganz 
anderem Grunde als beim Theodoliten. 

Das Vorhandensein eines mäßigen Kollimationsfehlers ist an sich nur von sehr 
geringer Bedeutung. Bei Visuren in gleicher Höhenrichtung werden durch ihn beim 
Theodoliten alle Kreisablesungen um den gleichen Betrag verändert, die gemessenen 
Winkel also überhaupt nicht verfälscht; analog verhält es sich bei der Kippregel. 
Sein Einfluß entsteht erst bei Änderung der Höhenrichtung und wächst mit der Größe 
des Elevations- oder Depressionswinkels. Sei dieser a, die Größe des Kollimations- 
fehlers x, dann folgt der Betrag « der entstehenden Abweichung aus der Gleichung: 


tg (e + x)= tg x sec a 
oder, da x und immer nur kleine Winkel sind,- 
€ = x (sec a — 1). 

Hätte demnach x den großen Wert 10’, von dessen Größe man sich eine Vor- 
stellung machen kann, wenn man bedenkt, daß zu seiner Beseitigung bei einer Ob- 
jektivbrennweite von 350 mm der Vertikalfaden um ein volles Millimeter verschoben 
werden müßte, so würde sich ergeben: 

für a = 5° 10° 15° 20° 
e= 0/04 0,15 0',35 064. 

Bei den topographischen Aufnahmen des Kgl. Generalstabes kommt als 
Grenze für die Unsicherheit einer Azimutalrichtung etwa 1“ in Betracht. Dabei werden 
Elevations- oder Depressionswinkel von mehr als 20“ überhaupt nicht, solche über 12“ 
nur in besonders schwierigem gebirgigen Gelände, also verhältnismäßig sehr selten 
benutzt. Hier würde somit ein Kollimationsfehler von so beträchtlicher Größe wie oben an- 
genommen selbst in seltenen Ausnahmefällen noch keinen unzulässigen Einfluß gewinnen. 


Fig. 2. 


Eine Anderung der Richtung der Ziellinie mit der Zielweite macht sich schon 
bei Visuren in gleicher Höhenrichtung bemerklich. Ein Urteil über ihre schädliche 
Wirkung liefert folgende Überlegung. Für unendlich große Zielweite liegt der Faden- 
kreuzungspunkt C (Fig. 2) um die Brennweite B des Objektives hinter dem hinteren 
Hauptpunkte H des letzteren und es ist C H die Richtung der Ziellinie. Bei Einstellung 
auf die Zielweite E, gerechnet vom Objektiv aus, rüekt C um den Betrag 

RB? 

a 
weiter von H ab und verschiebe sich dabei seitlich um den Betrag b nach C/. Dann 
ist C'H die neue Richtung der Ziellinie, welche mit der ersten den Winkel n bilde, 
dessen Wert sich ergibt aus: 


b 
EEE EN ne 


C ist die Verschiebungsrichtung des Fadenkreuzungspunktes; sie geht um 
den Betrag d bei dem Hauptpunkte H vorbei, und es ist 
d B 


3 7 = 4 


15. Janoar 1911, . Leman, Die Justierung der geodätischen r . 135 


Aus den drei vorstehenden Gleichungen folgt dann: 


d 
4) Er o >» č è > č œ tg Y =p 


also unabhängig von der Brennweite B. 

Die Kippregel gestattet gewöhnlich ein Herabgehen von E bis auf 5 m. 
Setzt man 7 = 1‘, so folgt daraus d = 1,45 mm. Soll demnach die Richtung der Ziel- 
linie für alle Zielweiten von 5 m bis unendlich sich um nicht mehr als 1“ ändern, 80 
dürfte die durch den Fadenkreuzungspunkt parallel zur Verschiebungsrichtung des 
Auszuges gelegte Gerade um nicht mehr als 1,45 mm beim Hauptpunkte des Objektives 
vorbeigehen. Bei den Generalstabsaufnahmen geht man freilich niemals mit Æ bis 
auf 5 m herab, gewöhnlich nur bis auf etwa 20 m, in Ausnahmefällen doch aber auch 
auf 10 m. Hierfür wächst nun zwar d bis auf das doppelte des obigen Wertes, also 
auf 2,9 mm; doch ist zu beachten, daß n = 1’ auch bereits ein unzulässig großer 
Wert sein würde. Bedenkt man ferner, welch kleiner Bruchteil von d die seitliche Ver- 
schiebung b des Fadenkreuzungspunktes ist, (für z.B. B = 350 mm und E=10m 


nur wa) so erkennt man leicht, daß diese Fehlerquelle keineswegs zu unterschätzen ist. 


Bei: einem sorgfältig ausgeführten und in gutem Erhaltungszustande befind- 
lichen Instrumente würde es freilich wohl immer möglich sein, eine Art der Justierung 
zu finden, bei welcher zwar weder die eine, noch die andere der beiden, ja nicht 
gleichzeitig, wegschaffbaren Fehlerquellen vollständig beseitigt, ihr vereinigter Einfluß 
aber auf einen hinreichend kleinen Rest herabgedrückt wird. Infolge eines be- 
sonderen günstigen Umstandes läßt sich aber noch mehr erreichen. 


2 N 
e FFF 


C z ; 
í —— — ri 
Witt Se-----7- 7 eee eee 

Fig. 8. 


Wie bereits oben (S. 13) erwähnt, kann bei der Kippregel jeder beliebige 
Punkt der Linealkante als Ort der Schwenkachse S angesehen werden. Man denke 
sich (Fig. 3) einen solchen gewählt im Abstande z vom Objektive und es sei e der 
zugehörige Wert der Exzentrizität des Fernrohres. Die Richtung der Ziellinie C’H 
weicht dann von der wahren Richtung S P ab um den Fehlerwinkel ¢, und es ist, un- 
abhängig von der Höhe der Visur: 

e 
de gea a eS a ee E ee 


wobei E, den Horizontalabstand des anvisierten Punktes P vom Fernrohrobjektiv be- 
deutet. Für die Horizontalebene fällt in Gleichung 4) E dem Werte nach mit E, zu- 
sammen und man kann, der Kleinheit der Winkel 7 und ¢ wegen, schreiben: 


d e 1 e 2 


n o = — . . = ; š 
6) tg (n + $) E T E Bt? E, E,+2 
Sowohl 2 als auch . — sind kleine Brüche; ihr Produkt kann als Größe 
E Eo + 2 
zweiter Ordnung unbedenklich vernachlissigt werden, daher wird 

1 

7) . . . . . . . . . g (n+ 0) = . (d o. 
0 


Nun hat bei jedem Fernrohr die Größe d einen zwar unbekannten, aber ganz 
bestimmten, unveränderlichen Wert; e läßt sich durch Verschieben des Bockes senk- 
recht zur Linealkante nach Belieben regulieren. Erteilt man somit e den gleichen, 
dem Sinne nach aber entgegengesetzten Wert von d, so verschwindet + £, d. h. die 
beiden, aus der Abhängigkeit der Richtung der Ziellinie von der Zielweite einerseits 
und aus der Exzentrizität des Fernrohres anderseits entspringenden Fehler lassen sich 
gegeneinander kompensieren. Erforderlich dazu ist natürlich, daß e für alle Punkte 
der Linealkante gleichen Wert hat, d. h. die Kippachse genau senkrecht zur Lineal- 
kante steht, was sich ja vermöge der Einrichtung der Kippregel erreichen läßt. 
Allerdings gilt die Kompensation strenggenommen nur für die Horizontalebene ; für 
Höhen- oder Tiefenvisuren fällt E in Gleichung 4) nicht mehr dem Werte nach mit E 


16 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. Mechaniker Zig. 


— —̃ a MAAA ͥ g—ü—ͤ— . — 


in Gleichung 5) zusammen; bei mäßigen Elevations- oder Depressionswinkeln bleiben 
aber die entstehenden Abweichungen so klein, daß sie wieder als Größen zweiter 
Ordnung anzusehen, also ohne Bedenken zu vernachlässigen sind. 

Es leuchtet von selbst ein, daß in diesem Falle der Kollimationsfehler für eine 
bestimmte, aber ganz beliebig wählbare Zielweite vollständig beseitigt werden darf. 
Wählt man dafür eine sehr große, so gestaltet sich die praktische Ausführung der 
Justierung in folgender Weise äußerst einfach. 

Man stellt zunächst einen nahezu in der Horizontalrichtung gelegenen, weit 
entfernten Punkt ein und markiert die Richtung der Linealkante auf dem MeBtisch 
durch einen feinen Bleistiftstrich, schlägt das Fernrohr durch und setzt das Instrument 
um. Erscheint derselbe Punkt nicht wieder genau unter dem Vertikalfaden, so kann 
die Abweichung nur Folge eines Kollimationsfehlers für große Zielweite sein, denn 
wegen der Visur in der Horizontalebene hat ein etwa vorhandener Neigungsfehler 
keinen Einfluß und wegen der großen Entfernung verschwindet auch derjenige einer 
Exzentrizitit des Fernrohres. Man beseitigt nun die Hälfte der Abweichung durch 
Verschiebung des Vertikalfadens, die andre Hälfte durch geringe Drehung des MeB- 
tisches um seine Schwenkachse. Nach abermaligem Durchschlagen und Umsetzen 
darf keine Abweichung mehr vorhanden sein; andernfalls ist das Verfahren zu 
wiederholen, 

Hierauf erkennt man durch unmittelbares Visieren an der Linealkante entlang 
bei der großen Entfernung des Zielobjektes mit hinreichender Genauigkeit, ob die Rich- 
tung der Linealkante mit der der Ziellinie übereinstimmt, und berichtigt eine merkliche 
Abweichung durch Verstellen des Bockes um eine vertikale Achse. 

Danach beobachtet man in der auf 8.3 u. 4 beschriebenen Weise einen in 
möglichst geringer Entfernung aufgehängten Lotfaden und beseitigt den Neigungsfehler. 
Ein sich dabei in großen Elevationen und Depressionen wieder zeigender, dann aber 
meist sehr geringer Kollimationsfehler hat seinen Grund in einer Veränderung der Ziel- 
linie, verursacht durch Abweichung der Verschiebungsrichtung des Fadenauszuges von 
der Richtung der Kollimationslinie für große Zielweite, kann also nicht mehr beseitigt, 
sondern nur noch durch die Exzentrizität des Fernrohres kompensiert werden. Um dies 
auszuführen, benutzt man am bequenisten sogleich den in der Horizontalrichtung ge- 
legenen Punkt des Lotfadens als Zielobjekt, markiert wieder die Richtung der Lineal- 
kante, schlägt durch und setzt um. Eine jetzt auftretende Abweichung wird zur Hälfte 
nicht wieder durch Verschieben des Fadenkreuzes, sondern des Bockes senkrecht zur 
Linealkante, zur andern Hälfte durch Drehen des MeBtisches beseitigt. 

Die Wirkungsweise dieser Kompensation wird geometrisch-optisch durch Fig. 4 
veranschaulicht. In dieser stellt die stärkere, strichpunktierte Linie die Linealkante 
dar, welche durch den auf dem Meßtisch markierten, als Ort der Schwenkachse anzu- 


Fig. 4. 


schenden Stationspunkt S hindurchgeht und die Richtung nach einem in ihrer Ver- 
längerung gelegenen Punkte P auf das Meßtischblatt überträgt. Zu ihr ist die Ziel- 
linie CH des Fernrohres für sehr große Zielweite parallel gemacht worden, laufe aber 
(in der Horizontalprojektion) im Abstande e, der Exentrizität des Fernrohres, daneben. 
C'C sei die Verschiebungsrichtung des Fadenkreuzungspunktes und gehe bei D um 
den Betrag d bei H vorbei. Zum Zwecke der Kompensation ist der das Fernrohr 
tragende Bock so verschoben worden, daß e = d ist; SP geht also dureh den vertikal 
unter D gelegenen Punkt der Meßtischplatte hindurch. 

Der von einem in der Höhe des Objektives vertikal über P gelegenen Punkte 
ausgehende, parallel zu HC. gerichtete Lichtstrahl trifft in D auf das Objektiv und 
geht, da HC sehr nahe mit der optischen Achse des letzteren zusammenfällt, nach der 
Brechung durch C. PA ist die Richtung des Hauptstrahles, weleher beim Durchgang 
durch das Objektiv seine Richtung nicht ändert, demnach der Durchsehnittspunkt C“ 


Heft 2 


15. Januar 1911. A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. 17 


beider Strahlen der Ort des Bildes. Anderseits rückt aber bei der Einstellung auf P 
auch der Fadenkreuzungspunkt von C nach C’ und es ist jetzt CH die Richtung 
der Ziellinie. Daraus folgt, daß die Bilder aller der Linie DP angehörenden Punkte 
auf CC’, der Bahn des Fadenkreuzungspunktes liegen, oder umgekehrt jeder Punkt, 
dessen Bild vom Fadenkreuzungspunkte gedeckt wird, in der Verlängerung der 
Linealkante SD liegt. 


Die Kippregel dient, ebenso wie das Universalinstrument, wenn auch in be- 
schränkterem Umfange, noch zur Messung von Héhenwinkeln und ist zu diesem Zwecke 
mit einem Höhenkreise versehen, von welchem allerdings meist nur zwei diametrale 
Segmente vorhanden sind. Bei beiden Instrumenten können die hierbei in Betracht 
kommenden Justierungsmängel durch ein dem Durchschlagen analoges Beobachtungs- 
verfahren, bei welchem wieder das Drehen um die Schwenkachse um 180° das wesent- 
liche Moment bildet, eliminiert werden. Bei der Kippregel entstehen dabei aber wieder 
Unbequemlichkeiten; soll es deshalb vermieden werden, so müßten, um fehlerfreie 
Messungsergebnisse zu erhalten, zwei Bedingungen erfüllt sein. Erstens müßte die Richtung 
der Ziellinie relativ zum Tubus wieder für alle Zielweiten dieselbe bleiben, und 
zweitens müßte sie durch die Kippachse hindurchgehen. Ohne besondere Hilfseinrich- 
tungen würde es wieder im allgemeinen nicht möglich sein, beiden Forderungen gleich- 
zeitig Rechnung zu tragen; wohl aber läßt sich auf Grund derselhen Überlegungen wie 
auf S. 15 stets ein Zustand schaffen, bei welehem die beiden Fehlerquellen, Exzentri- 
zität des Fernrohres gegen die Kippachse und Abhängigkeit der Richtung der Ziellinie 
von der Zielweite, sich in ihren Wirkungen gegenseitig aufheben. Die frühere Fiy. 4 
ist geeignet, den Vorgang hierbei zu veranschaulichen, wenn man sich darin & als die 
Kippachse und SP als die wahre Höhenrichtung nach einem von der Ziellinie C'H 
getroffenen Punkte P vorstellt. 

Zur Herstellung dieses Zustandes ist in folgender Weise zu verfahren. Man 
stellt zunächst einen in großer Entfernung E, gelegenen Punkt ein, liest den Höhen- 
kreis ab, setzt das Instrument um und wiederholt die Ablesung. Bei der Kippregel 
läuft die Bezifferung des Kreises von zwei im nahezu horizontalen Durchmesser ge- 
legenen Nullpunkten nach beiden Seiten hin. Daher liefert, natürlich unter der Vor- 
aussetzung, daß die MeBtischplatte horizontal ist, die halbe Summe der beiden Ab- 
lesungen unmittelbar die vom Einfluß der vorhandenen Justierungsmängel befreite Höhe, 
die halbe Differenz dagegen die Stelle des Kreises, bei deren Einstellung auf den Index 
die Ziellinie auf einen in der gleichen Entfernung Ei auf der Horizontalen durch die 
Kippachse gelegenen Punkt trifft. Dies sollte ja eigentlich bei Einstellung des Null- 
punktes der Fall sein, daher wird die Abweichung als „Inderfehler“ bezeichnet. Dieser 
gilt aber nur für die Entfernung Ei; für eine andere hat er nur dann den gleichen Wert, 
wenn die Kompensation der beiden obigen Fehlerquellen vollkommen ist. Wollte man 
ihn deshalb, wie es tatsächlich meist zu geschehen pflegt, sogleich durch Verstellung des 
Horizontalfadens beseitigen, so wäre dies nicht richtig; man muß vielmehr das Verfahren 
für eine möglichst kleine Entfernung E, wiederholen und dann nur die halbe Differenz 
der beiden gefundenen Werte des Indexfehlers mittels des Fadens, die halbe Summe 
dagegen durch Verstellen des Kreises oder der Indices beseitigen. 

Daß die Ausführung dieser streng richtigen Justierung gleichzeitig die Be- 
dingung für die mitunter erforderliche Verwendung der Kippregel zu Nivellierzwecken 
darstellt, wird aus dem späteren hervorgehen. 

Das Universalinstrument bedarf nach dem fr üheren einer feinen Justierung ja 
eigentlich nicht; nur der Vollständigkeit wegen sei bemerkt, daß, da hier die Beziffe- 
rung des Höhenkreises in der Regel nur in einem Drehsinne von O bis 360° läuft, 
die halbe Summe der beiden Kreisablesungen den Zenit- bezw. Nadirpunkt, die 
halbe Differenz die von Instrumentalfehlern freie Zenitdistanz des beobachteten Ziel- 
punktes angibt. 

(Schluß folgt.) 


18 Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 


Für die Vorbereitung und Erledigung der 
immer umfangreicher werdenden Prüfungs- 
geschäfte im Mechanikergewerbe für die Btadt- 
kreise Berlin, Charlottenburg, Rixdorf, Schöne- 
berg, und die Kreise Teltow, Nieder - Barnim, 
Ober-Barnim, Beeskow - Storkow, Angermünde, 
Templin und Prenzlau hat Hr. Baurat Pensky 
in Friedenau, Friedrich-Wilhelm-Platz 15 (Garten- 
haus 1 Treppe) eine Geschäftsstelle für das 
Prüfungswesen im Mechaniker- (Optiker) 
Gewerbe errichtet. Die Anmeldungen sind 
unter Beifügung des Namens des Vorsitzenden 
rechtzeitig dahin zu richten. Auch sind von 
da die Anmeldungsbedingungen zu beziehen. 


Internationale Ausstellung für 
Soziale Hygiene, Rom 1911. 

Wie der Ständigen Ausstellungs- 
kommission für die Deutsche Industrie 
berichtet wird, ist im Anschluß an den in 
diesemJahreinRomtagendenInternationalen 
Kongreß zur Bekämpfung der Tuber- 
kulose eine Internationale Ausstellung für 
Soziale Hygiene in Aussicht genommen, die in 
den an das Kastell 8. Angelo anstoßenden 
Baulichkeiten am 1. Juni 1911 eröffnet werden 
soll. Vorsitzender des Ausstellungskomitees 
ist Prof. Guido Baccelli. Anmeldungen zur 
Ausstellung sollen bis zum 31. Januar, die Zu- 
sendungen der Ausstellungsgegenstände bis 
zum 30. April 1911 erfolgen. Das Bureau der 
Ausstellung befindet sich Rom, Via Borgog- 
nona 38. 

Die Drucksachen der Ausstellung können 
in der Geschäftsstelle der Ständigen Aus- 
stellungskommission (Berlin NW, Roon- 
straße 1) eingesehen werden. 


Einen Buchführungskursus läßt die Hand- 
werkskammer zu Berlin in diesem Monat 
beginnen. Der Lehrplan umfaßt die einfache 
Buchführung unter besonderer Berücksichtigung 
der Bedürfnisse des Handwerks. Anmeldungen 
sind unter porto- und bestellgeldfreier Ein- 
sendung von 3 M an die Handwerkskammer 
(Berlin SW 61, Teltower Str. 1 bis 4) zu richten. 


Kleinere Mitteilungen. 


Giovanni Martignoni. 
Wie die Schriftleitung der Quellenforschungen 
zur Geschichte der Technik und Naturwissen- 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


schaften (F. M. Feldhaus) mitteilt, lebt in 
Frankfurt a. M., über 80 Jahre alt und fast er- 
blindet, in bedrängten Verhältnissen Giovanni 
Martignoni. Wenige werden auch nur seinen 
Namen gehört haben. Martignoni, ein ge- 
borener Schweizer, war 1863 in Düsseldorf tätig 
und erfand dort auf Grund praktischer Er- 
fahrungen eines der allerwichtigsten Werkzeuge 
unserer modernen Technik: den Spiralbohrer. 
Man sagte der Erfindung damals sogleich eine 
große Zukunft voraus. Der Erfinder war aber 
nicht geschäftsgewandt genug, um seine Sache 
mit der erforderlichen Energie weiter zu ver- 
folgen; er verkaufte nur so viele Spiralbohrer, 
als er selbst herzustellen imstande war. Be- 
sonders die Firma Fried. Krupp in Essen 
war es, die damals die Spiralbohrer Martig- 
nonis viel kaufte. Der Spiralbohrer führte 
sich deshalb damals nicht allgemein ein, weil 
niemand ein wirklich gutes selbstspannendes 
Klemmfutter besaß. Was man bei uns vor der 
Erstarkung der deutschen Industrie unbenutzt 
liegen ließ, griff das Ausland auf. So erschien 
auf der 5. Weltausstellung in Paris (1867) als 
„Neuheit* auch der „amerikanische“ Spiral- 
bohrer. 


Martignoni hat die Geschichte der Er- 
findung des Spiralbohrers in einer kleinen Bro- 
schüre veröffentlicht und schließt darin mit den 
Worten: „Wer von Ihnen, sehr geehrte Leser, 
würde es unternehmen, ein Wörtchen für mich 
zu Sprechen, wer würde es unternehmen, meinen 
Appell an die deutsche Industrie zu unter- 
stützen, damit es mir möglich sein würde, die 
letzten Tage meines von Mühen und Sorgen 
erfüllten Erdendaseins etwas zu erleichtern?“ 
Bisher hat seine Bitte ihm von zwei Spiral- 
bohrer-Fabriken Spenden von 400 M und 100 M 
zugeführt. Es geht dem alten Erfinder, der 
nichts mehr verdienen kann, recht schlecht. 
Möchten sich deshalb viele finden, die ihm in 
Anbetracht seiner Verdienste eine Ehrengabe 
zukommen lassen. Der Bund der Indu- 
striellen E. V. (Berlin W 9, Königin-Augusta- 
Straße 15) übermittelt die Beträge dem Er- 
finder. Referenzen über den Erfinder erteilt 
Hr. Kommerzienrat H. Kleyer (Adlerwerke, 
Frankfurt a.M.). 


Am Chemischen Institut der Universität 
Halle ist ein physikalisch - chemisches und 
elektrochemisches Laboratorium eingerichtet 
worden, 


— 2 — 


Heft 2. 
15. Januar 1911. Patentachau. 19 


Patentscha u. 


1. Dem Zwecke der Entfernungsmessung und Justierung von Entfernungsmessern 
dienende Kombination aus einem vorderen Planspiegelsystem, das zwei parallele Bündel paral- 
leler Strahlen auf einen andern Abstand bringt, und zwei hinteren Fernrohrsystemen, in deren 
jedes eins der Bündel eintritt, gekennzeichnet durch 
eine, Einrichtung, den Gliedern des Planspiegelsystems 
eine zweite Anordnung zu geben, bei der der Spiegelungs- 
fehler denselben Wert, aber entgegengesetzten Sinn hat. 

2. Kombination nach Anspr. 1, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß bei der zweiten Anordnung der 
Glieder des Spiegelsystems das Gliederpaar oder das 
Doppelglied um 180° in der Hauptspiegelungsebene 
gedreht ist. C. Zeiß in Jena. 30. 9. 1908. Nr. 221 181. 
Kl. 42. 


1. Kondensator, dadurch gekennzeichnet, daß das Dielektrikum zwecks * 
Erhöhung der Durchschlagsfestigkeit an den Enden in zwei oder mehrere Teile 
geteilt und schirmartig auseinandergebogen ist. 

2. Kondensator nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Dielek- 
trikum der ganzen Länge nach geteilt ist und die Enden der einzelnen Teile 
schirmartig auseinandergebogen sind. Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft 


in Berlin. 80. 5. 1909. Nr. 921037. Kl. 21. « 


Einrichtung zur Bestimmung harmonischer Farbenzusammenstellungen nach Pat. 
Nr. 193814, dadurch gekennzeichnet, daß eine Grauskala so über das Farbenbild gelegt wird, 
daß die eine Hälfte der harmonischen Farbenzusammenstellungen gebrochen, die andere unge- 
brochen erscheint. F. V. Kallab in Offenbach 
a. M. 10. 7. 1909. Nr. 221314; Zus. z. Pat. 
Nr. 193814. Kl. 42. 


Fernrohraufsatz für Geschütze nach 
Anspr. 2 des Pat. Nr. 197105, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß die vordere Bpiegelfläche des dop- 
pelt spiegelnden Prismas seiner Austrittsfläche 
parallel ist, damit sich das Prisma in bezug auf 
seine Spiegelwirkung ausschalten läßt, ohne 
da es dann besonders hervorsteht. C. Zeiß 
in Jena. 15. 6. 1909. Nr. 221234; Zus. z. Pat. 
Nr. 197105. KL 72. 


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Apparat zur Aufnahme von Landes- 
vermessungen mit zwangläufig der Länge nach 
verschiebbarer Papierbahn und einer drehbaren 
und quer zur Papierbahn verschiebbaren und 
einstellbaren Übertragungsscheibe, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß die aus sehr dünnem Material 
bestehende und auf einem Rahmen gelagerte 
Übertragungsscheibe 9 unter der Papierbahn (vor- 
zugsweise Pausleinen, Pauspapier usw.) ange- 
ordnet ist, so daß die Fläche für den Zeichner 
vollständig frei wird und Linien entlang den 
Graden der Übertragungsscheibe auf bestimmte 
Entfernungen, welche durch konzentrische Kreise 
auf der genannten Scheibe angegeben sind, 
verzeichnet werden können. G. 8. Bmith in 
Washington. 1. 9. 1908. Nr. 221 312. Kl. 42. 


— — — 


20 Vereins- und Personennachrichten. — Briefkasten der Redaktion. 


Vereins- und Personen- 
nachrichten. 


Todesanzeige. 


Wir erfiillen hiermit die traurige Pflicht, 
unsere Mitglieder von dem nach längerem 
Leiden heute morgen erfolgten Ableben 
unseres langjährigen Ehrenvorsitzenden, des 


Hrn. Großh. Sächs. Kommerzienrats 
Dr. Reinhold Küchler 


in Kenntnis zu setzen. 

In ihm verliert der Verein einen lang- 
jährigen treuen Mitarbeiter und Förderer 
seiner Bestrebungen und wird ihm ein 
bleibendes Andenken bewahren. 

Die nächste Nummer dieser Zeitschrift 
wird ein Lebensbild des Verstorbenen 
bringen. 

Ilmenau, den 6. Januar 1911. 


Verein Deutscher Glasinstrumenten- 
Fabrikanten E. V. 


Vom Lehramt sind zurückgetreten: Prof. 
Dr. J. Hann, o. Prof. für kosmische Physik an 
der Universität Wien; Dr. J. Tafel, o. Prof. 
der Chemie an der Universität Würzburg: Dr. 
J. Zenneck, Prof. der Physik in Braunschweig. 

Gestorben: Prof. B. Brunhes, Dir. der 
Sternwarte des Puy de Döme in Clermont- 
Ferrand; Dr. A. Etard, Prof. für Physik und 
Chemie am Pasteur-Institut in Paris; Prof. F. 
C. Robinson, Prof. der Chemie am Bowdoin- 
College; Prof. G. Schiaparelli, Astronom in 
Mailand; Prof. Dr. J. C. Galle, früherer Dir. 
der Sternwarte in Breslau, in Potsdam; A. P. 
Sokolow, Vizedirektor der Nikolai - Haupt- 
sternwarte in Pulkowo; Dr. W. Winkler, 
Astronom, Besitzer einer Privatsternwarte in 
Jena; J. E. Gore, Astronom in London; 
Astronom Ch. B. Hill, früher am Lick-Obser- 
vatorium, in San Francisco; Hofrat Dr. H. Caro, 
Mitbegründer der neueren Farbenindustrie, 
in Dresden; Dr. C. Löffler, Privatdozent der 
Chemie an der Universität Breslau. 


— 2 — 


Briefkasten der Redaktion. 


— nn 


Zu der auf S. 251 des vorigen Juhr- 
ganges behandelten Angelegenheit teilt 
uns die Redaktion der Zeitschrift für 
Instrumentenkunde noch das Folgende 
mit: 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Der Staatsanwalt hat das Verfahren 
gegen die Verlagsbuchhändler Max & Fritz 
Harrwitz wegen Nachdrucks auf Grund 
eines Gutachtens der Literarischen Sach- 
verständigen-Kammer eingestellt, das uns 
im Wortlaut nicht bekannt ist, aber dalıin 
lautet, daß der im Mechaniker“ Nr. 18. 
1910 veröffentlichte Artikel keine unzu- 
lässige Vervielfältigung des v. Ignatowsky- 
schen Artikels im Juliheft 1910 der Zeitschr. 
f. Instrkde. ist, weil die Formgebung eine 
vollständig verschiedene sei. 

Ob sich die Gerichte, wenn man den 
Fall aus prinzipiellen Gründen weiter ver- 
folgen würde — was wir nicht zu tun ge- 
denken —, dem Urteil der Literarischen 
Sachverständigen - Kammer anschließen 
würden, ist eine Frage für sich. Die 
Rechtslage ist ja keineswegs klar, denn 
die Redaktion des „Mechaniker“ hat sich 
wohlweislich gehütet, auch nur kleinere 
Stellen aus dem v. Ignatowskyschen Ar- 
tikel wörtlich zu übernehmen. Anderer- 
seits wird jeder den materiellen Inhalt der 
fraglichen Artikel beherrschende Sachver- 
ständige zu dem Gutachten kommen, daß 
der Artikel im „Mechaniker“ niehts anderes 
als ein „Referat“ nach dem Artikel der 
Zeitschr. f. Instrkde. ist. 

Bei solehen Referaten ist die Angabe 
des Autors und der Quelle, insbesondere 
im Interesse der Leser des „Referats” 
eine in allen Ländern als selbstver- 
ständlich anerkannte literarische Pflicht. 
Demgegenüber stellt der „Mechaniker“ in 
einem Artikel „In eigener Sache“ in Nr. 1 
des laufenden Jahrgangs (S. 12) die ge- 
radezu groteske Behauptung auf: 

„Solche Referate sind allgemeine Ge- 
pflogenheit und zwar ohne Quellenangabe“. 


Wir empfehlen Hrn. Harrwitz, einmal 
einen Blick in die folgenden Fach - Zeit- 
schriften zu werfen, um nur einige deutsche, 
technisch - wissenschaftliche Organe, die 
Referate bringen, herauszugreifen: Elektro- 
techn. Zeitschr., Zeitschr. d. Ver. deutsch, 
Ing., Stahl u. Eisen, Journ. f. Gasbeleuchtg. 
u. Wasserversorgg., Elektrotechnik u. Ma- 
schinenbau, Naturwissenschaftl. Rundschau, 
Zeitschr. f. Elektrochemie u. a. mehr. 


Wenn Hr. Harrwitz sich in Zukunft 
der altbewährten Gepflogenheit dieser und 
vieler anderer Zeitschriften grundsätzlich 
anschließen sollte, wird er der Zeitschr. f. 
Instrkde. die Arbeit ersparen, seinetwegen 
zum Staatsanwalt zu „laufen“. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift | Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 3. 1. Februar. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Carl Reichel +. 


Am 19. Januar ist der Altmeister der deutschen Priizisionsmechanik, 
Carl Reichel, nach kurzer Krankheit infolge einer Herzlähmung im Alter 
von fast 79 Jahren verschieden. In ihm ist wieder ein Mechaniker jener alten 
Schule dahingegangen, deren Ursprung bis an «den Anfang des verflossenen 
Jahrhunderts zurückreicht, ein Mann, gleich hervorragend durch die Klarheit, 
mit der sein Geist ein sich darbietendes Problem auffaBte und durchdachte, 
wie dureh die meisterhafte Technik, mit der er es bezwang; ein bescheidener 
Mann, der wenig auf äußere Erfolge und Ehren gab, sehr viel jedoch auf 
seine eigene innere Befriedigung und auf die überzeugte Zustimmuug seiner 
Fachgenossen und Freunde; aber auch ein selbstbewußter Meister, der auf 
seiner wohliiberlegten Meinung fest beharrte. Sein Lebenswerk in dieser 
Zeitschrift eingehend zu würdigen, ist einem der wenigen Berufenen vorbe- 
halten; heute seien vorerst dem großen Meister unseres Faches und dem 
treuen Freunde unseres Blattes herzliche Worte aufrichtiger Bewunderung und 
innigen Dankes in das Grab nachgerufen. 


99 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. = Mechaniker zig 


Die Justierung der geodätischen Instrumente. 
Von A. Leman, Charlottenburg. 
(Fortsetzung.) 


3. Das Nivellierinstrument. 


Die an ein ideal justiertes Nivellierinstrument zu stellenden Anforderungen 
können nicht von vornherein, sondern erst dann richtig formuliert werden, wenn die 
folgende theoretische Überlegung den erforderlichen Einblick geliefert haben wird. 

In ihrer primitivsten Form geht die Theorie dieser Instrumente von der Voraus- 
setzung aus, daß die Ziellinie stets in einer Horizontalebene von unveränderlicher Höhe 
über dem Aufstellungspunkt liegt. Eine Abweichung der Richtung der Ziellinie von der 
horizontalen kann ja aber nicht unmittelbar, sondern erst durch die Vermittelung von 
Zwischengliedern, insbesondere des Tubus, an der Libelle erkannt werden. Sollte also 
der obigen Voraussetzung genügt werden, so müßte außerdem zuvörderst die Bedingung 
erfüllt sein, daß die Riehtung der Ziellinie relativ zum Tubus für alle Zielweiten, wenigstens 
in vertikaler Ebene, unverändert dieselbe bleibt. Es liegen also wieder zwei Anforde- 
rungen vor, denen gleichzeitig zu entsprechen nach den einleitenden Überlegungen 
nur dann möglich sein würde, wenn die Verbindung des Führungskörpers für den 
Fadenauszug mit dem Tubus keine vollkommen feste wäre, sondern eine Verstellung 
des Führungskörpers um eine horizontale Achse zulieBe. Eine Einrichtung für diesen 
Zweck würde wiederum, analog wie bei der Kippregel, ohne besondere Schwierigkeiten 
geschaffen werden können, ist aber, wie folgende Überlegung zeigen wird, nicht er- 
forderlich. 

Man denke sich (Fig. 5) das Fernrohr auf unendliche Entfernung eingestellt 
und seine Ziellinie C H genau horizontal gerichtet. C liegt alsdann wieder um die 


Fig. 5. 


Brennweite B des Objektives hinter H. In endlichen Entfernungen E und E“ vor dem 
Objektive seien zwei Latten aufgestellt, welehe von der Horizontalen CH in P und P’ 
getroffen werden. Dann gibt die Differenz der Abstände der beiden Punkte P und P’ 
von den Lattenfußpunkten den Höhenunterschied dieser beiden Fußpunkte an. Bei 
Einstellung des Fernrohres auf die Latte in der Entfernung E rückt der Fadenkreuzungs- 
punkt in horizontaler Riehtung um den Betrag 


1) $ ; 8 8 ; ; ; : = —- -— 


von C zurück und erhebt sich, wenn y den Unterschied der Verschiebungsriehtung des 
Fadenauszuges gegen die Richtung HC im Sinne der Figur bedeutet, um 

Dye: u Be ge Be b=atgy 
über die Horizontale HC nach C“. Die neue Richtung der Ziellinie C'H trifft alsdann 


die Latte in der Entfernung E in einem um das Stück d unterhalb P gelegenen 
Punkte, wobei 
d E 
3) = 
b Bead. 
Aus diesen drei Gleichungen ergibt sich: 
4) e e . e 2 e e e (dl = B te 7. 


Die Größe d ist demnach unabhängig von E und deshalb aueh dieselbe bei 
Einstellung auf die Latte in der Entfernung E'“, woraus folgte dab die Differenz der 


1. ore tae: A. Leman, Die fustierung der geodätischen lastrumente. 93 


Ablesungen den Höhenunterschied der Lattenfußpunkte ohne Fehler angibt. (Eine 
Vergleichung der beiden Figuren 2 und 5 läßt unmittelbar erkennen, daß die Größe d 
in beiden dieselbe Bedeutung hat.) 

Hiernach sind nunmehr, richtig ausgedrückt, an ein fehlerfreies Nivellier- 
instrument zwei Forderungen zu stellen, nämlich: 

1. Die Ziellinie muß für Einstellung auf unendliche Entfernung horizontal sein. 

2. Der Hauptpunkt des Objektives muß für alle Azimute in ein und derselben 
Horizontalebene liegen. 

Die zweite dieser Bedingungen zu erfüllen, ist nicht Sache der Justierung, 
sondern der mechanischen Konstruktion des Instrumentes; für die folgenden Erörte- 
rungen kommt somit nur die erste in Betracht. 

Vorausgeschickt sei, daß es, ebenso wie beim Theodoliten, auch hier ein Be- 
obachtungsverfahren gibt, durch welches ein vorhandener Justierungsfehler vollkommen 
eliminiert werden kann. Es ist hierzu nur notwendig, das Instrument gleich weit von 
den beiden Punkten aufzustellen, deren Höhenunterschied bestimmt werden soll. Bei 
gleichen Ablesungen der Libelle erhält die Ziellinie gleiche Neigungen gegen die 
Horizontale und wegen der gleichen Entfernungen ergeben sich auch gleich große 
Einflüsse auf die Lattenablesungen, die bei der Differenzbildung herausfallen (vgl. Fig. 6 
auf S. 24). Obwohl der Aufstellungspunkt nicht notwendig in der Verbindungslinie 
der beiden zu beobachtenden Punkte zu liegen braucht, pflegt dieses Verfahren als 
„Nivellement aus der Mitte“ bezeichnet zu werden. Seine Anwendung ist bei Arbeiten 
allerersten Ranges wieder feststehende Regel und wird auch in anderen Fällen von 
Vorteil sein; dennoch wird man von einer möglichst guten Justierung aus verschiedenen 
Gründen nicht absehen dürfen. Einmal ist das Verfahren, im Gegensatz zum Durch- 
schlagen beim Theodoliten, nicht immer anwendbar; sodann bedingt es, wiederum im 
Gegensatz zu der Einfachheit und Mühelosigkeit dort, wenn es streng durchgeführt 
werden soll, merklichen Aufwand an Zeit und Arbeit. Es hat aber die schätzbare 
Eigenschaft, auch noch gute Dienste zu leisten, wenn von der Forderung genau 
gleicher Entfernungen etwas nachgelassen wird; und zwar kann dies um so mehr ge- 
schehen, je geringer ein vorhandener Justierungsmangel ist. Bei vollkommener Fehler- 
losigkeit ist man gar nicht mehr daran gebunden. 

Die Methoden zur Prüfung und Berichtigung sind mit der Art der Konstruktion 
der Instrumente eng verknüpft, und von dieser ist auch die Vollkommenheit des Erfolges 
in gewissem Maße abhängig. 

In bezug hierauf kommen als wesentlich voneinander verschieden vier typische 
Formen in Betracht, die in zwei Klassen zerfallen. 

Die eine Klasse enthält nur eine Form, nämlich das englische Nivellier- 
instrument, bei welchen das Fernrohr nicht umlegbar, sondern, ebenso wie die Libelle, 
mit dem Träger fest verbunden ist. Die Libelle hat Höhen-, aber keine Lateral- 
justierbarkeit. 

Die andere Klasse umfaßt die Instrumente mit umlegbarem Fernrohr und 
enthält drei, als russisches, französisches und deutsches oder Breithauptsches Nivellier- 
instrument bezeichnete Formen, deren charakteristische Unterschiede zweckmäßig erst 
an späterer Stelle ($. 25) angegeben werden. 

Bevor auf die Verfahren zur Prüfung der Instrumente dieser verschiedenen 
Bauarten eingegangen werden kann, bedarf es erst noch des Hinweises auf einen 
allerdings mehr nebensächlichen Umstand. Offenbar kann die Ziellinie stets durch die 
Fußschrauben horizontal gerichtet werden. Dabei braucht aber die Schwenkachse 
nicht notwendig vertikal zu stehen; sie wird sogar sicher eine Neigung haben müssen, 
wenn die Ziellinie mit ihr einen Winkel bildet, der von 90° abweicht. Eine geneigte 
Stellung der Schwenkachse hat aber zur Folge, daß die Ziellinie, wenn sie in ein 
anderes Azimut gedreht wird, aufhört horizontal zu sein und erst wieder aufs neue 
gerichtet werden muß. Dies würde nun zwar immer durch Benutzung einer einzigen 
FuBschraube erreicht werden können, also nicht besonders unbequem sein, aber die 
Gefahr mit sich bringen, daß dabei die Höhenlage des Objektivhauptpunktes eine Änderung 
erleidet. Zur Beseitigung dieses Mangels sind zwei verschiedene Aushilfsvorrichtungen 
im Gebrauch. Entweder sind die beiden Lager bezw. Befestigungen des Fernrohres 
unmittelbar mit der um die Schwenkachse drehbaren Hülse bezw. dem Zapfen ver- 
bunden, das eine derselben aber in der Höhenrichtung etwas verstellbar, oder sie 
bilden zusammen eine Schwinge, ein Zwischenglied, das um eine von der/Ħülse oder 


dem Zapfen getragene Kippachse mittels einer sogenannten Elevationsschraube ver- 
stellbar ist. 

Die erste deyer Hilfseinrichtungen verfolgt den Zweck, genaue Rechtwinkligkeit 
zwischen Ziellinie und Schwenkachse herstellen zu können. Letztere kann dann genau 
vertikal gerichtet werden, und damit ist die Ziellinie in allen Azimuten von selbst 
horizontal. Beim englischen Instrument kommt sie niemals vor; sie wäre überflüssig, 
weil dort, im Gegensatz zu den Instrumenten der zweiten Klasse, die Ziellinie unab- 
hängig von Form und Lage des Tubus ist und daher ohne Rücksicht auf diese un- 
mittelbar rechtwinklig zur Schwenkachse gerichtet werden kann. 

Die zweite, vervollkommnetere Einrichtung gestattet natürlich einerseits das- 
selbe wie die erste, befreit aber anderseits auch wieder von der Notwendigkeit einer 
sehr sorgfältigen Vertikalstellung der Schwenkachse, da sich die Horizontalrichtung 
der Ziellinie hier sehr bequem durch die Elevationsschraube bewirken läßt und die 
Gefahr einer Höhenänderung des Objektivhauptpunktes verschwindet, sobald die Kipp- 
achse durch die Schwenkachse hindurchgeht. Die Elevationsschraube wird dann ge- 
wöhnlich in der Breithauptschen oder der Stampferschen Form noch zu besonderen 
MeBzwecken ausgenutzt; daher kann diese Einrichtung auch bei dem englischen In- 
strument mit Vorteil zur Anwendung kommen. 


Für die Prüfung der Instrumente englischer Konstruktion gibt es kein direktes 
Verfahren, sondern nur zwei indirekte, von denen das eine zwar sehr bequem, aber 
nicht frei von einer eigenartigen Schwäche, das andere etwas umständlich, dafür aber 
absolut zuverlässig ist. Das erste beruht auf der Anwendung eines Kollimators, dessen 
Ziellinie genau horizontal liegt, und eignet sich besonders für den Mechaniker, weil 
die Prüfung in der Werkstatt selbst vorgenommen werden kann. Es leidet aber an 
dem Mangel der Unselbständigkeit, und darin liegt eben die erwähnte Schwäche. Das 
andere Verfahren wird vom Geodäten angewandt, um den Justierungszustand von Zeit 
zu Zeit im Felde zu kontrollieren. 

Hierzu wählt er (Fig. 6) zunächst einen Standpunkt in den Entfernungen EI 
‘und E, von den Latten I und JZ. Eine durch den Schnittpunkt der Schwenkachse 


I 
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ey 
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I ER 
~ iy oe 
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en BE r 
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Se -E, — = un EL ea Den — —— = Ey — E SE 
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a — g — — =- 9 

OF 
| 
ho 
| 

8 J ³ ER en ne ai ed, Set er. Au au 

Fig. 6. 


mit der Ziellinie gehende Horizontalebene schneide die Latten in den Punkten P, 
und P,; dann ist 

) 0 Ser r 3 a Wy Pe 
der Höhenunterschied der Fasten tab une Weicht die Richtung der Ziellinie für un— 
endliche Zielweite im Sinne der Zeichnung um den Winkel f von der horizontalen ab, 
so wird an der Latte J abgelesen: 


2). ©... JT Ei tg 6 — d, 
wo d die frühere ‘Bedeutung hat, an Latte II: 
Oye oe ee K 


und die Differenz der beiden Lattenablesungen liefert: 


4) h = h — (E, — EB) tg £. 


l. F A. Leman, Die Justierung der geod&tischen Instrumente. 25 
- EE 


Für einen zweiten Standpunkt, dessen Entfernungen von den Latten J und i 
bezw. Ei und E sind, folgt analog: 


5) VEE ae . 5% = h, — (Ey — E') tg B. 
Daher wird: 

| . — 1 ((E. — Ei) — (Es — EY] tg g, 
oder 11 h (4 — Ei) + (E, — E } tg 8. 


Jetzt ist, falls die beiden Aufstellungspunkte in der Verbindungslinie der 
Latten liegen, E'i — Ei und ebenso E. — E' die Entfernung g der beiden Auf- 
stellungspunkte voneinander, und es ergibt sich: 


Van ne due 2 te PSS 


Hieraus ist tg f zu berechnen und damit das Mittel zur Berichtigung des In- 
strumentes gewonnen. 

Das Verfahren kann auch dahin abgeändert werden, dag die beiden Stand- 
punkte außerhalb der Latten gewählt werden; dann hat, falls sie der Verbindungslinie 
der letzteren hinreichend nahe liegen, g in Gleichung 7) die Bedeutung des Abstandes 
der beiden Latten voneinander. 

Das englische Instrument leidet nur an einem einzigen, dafür aber recht 
schwer zu empfindenden Mangel; eine aus unbekannter Ursache entstandene Ver- 
änderung seines Justierungszustandes infolge einer. Verstellung des Horizontalfadens 
kann äußerlich nieht wahrgenommen und auch nicht durch eine einfache, leicht aus- 
führbare Prüfung erkannt werden, sondern ist nur durch Vergleichung mit dem Kolli- 
mator oder Wiederholung des beschriebenen indirekten Verfahrens festzustellen. Eine 
Änderung der Libelle hat nichts auf sich, da sie sich bei der Vertikalstellung der 
Schwenkachse von selbst bemerklich macht. Dem bezeichneten Mangel würde sich 
freilich wohl durch eine über die Köpfe der Fadenjustierschrauben zu schiebende, 
vielleicht mittels Plombenverschlusses zu sichernde Kappe oder Hülse begegnen lassen; 
so empfehlenswert ein solches Schutzmittel aber auch erscheint, absolute Sicherheit 
kann es natürlich nicht gewähren. 

Diesem Umstande verdanken jedenfalls die Instrumente zweiter Klasse ihre 
Entstehung; ihrer Konstruktion liegt das Bestreben zu Grunde, die beschwerliche und 
zeitraubende indirekte Prüfung zu umgehen und durch eine einfachere, direkte zu er- 
setzen. Freilich wird der dadurch erzielte Vorteil wegen des Hinzutretens neuer 
Fehlerquellen dureh im allgemeinen geringere Verläßlichkeit des Instrumentes erkauft, 
und außerdem haften allen diesen Konstruktionen verschiedene Unvollkommenheiten 
an, deren schädlichem Einfluß nur dureh sehr sorgfältige Ausführung hinreichend be- 
gegnet werden kann. 

Über den Ursprung der ziemlich allgemein gebräuchlichen, nicht unzweck- 
mäßigen Bezeichnungen für die beiden ersten der oben genannten Konstruktionen habe 
ich etwas Zuverlässiges nicht in Erfahrung bringen können; bei der dritten ist er von 
selbst gegeben. Die charakteristschen Merkmale derselben sind folgende: 

Bei dem russischen Nivellierinstrument ist, wie beim englischen, die Libelle 
mit dem Träger des Fernrohres verbunden; sie bedarf im Gegensatz zu den beiden 
anderen Formen ebenfalls keiner Lateraljustierung. 

Das französische Instrument weist eine feste Verbindung zwischen Libelle und 
Fernrohr auf; beim Umlegen des letzteren wird also die Libelle gleichzeitig mit um- 
gesetzt; meistens ist sie hängend unter dem Fernrohr angeordnet. 

Das deutsche oder Breithauptsche Instrument ist mit einer für sich frei be- 
weglichen, auf den Ringen sitzenden Reit- oder Aufsatzlibelle versehen. 

Bei allen drei Formen zerfällt die Prüfung, bezw. Berichtigung in zwei von- 
einander unabhängige und daher in beliebiger Reihenfolge ausführbare Operationen. 
Einerseits ist die durch die beiden Ringe gegebene mechanische Achse — der Kürze 
halber im folgenden als Ringachse bezeichnet — durch die Libelle horizontal, anderseits 
die Ziellinie für unendlich große Zielweite der Ringachse parallel zu richten. (Eigent- 
lich würde es schon genügen, die durch den Horizontalfaden und die Ziellinie gelegte 
Ebene der Ringachse parallel zu machen; das Fadennetz brauchte also nur in der 
Vertikalrichtung verstellbar zu sein.) 


22 er Die Junlerung der geodktischen fastrumente, Mechaniker Zig. 


Jede dieser beiden Aufgaben ist bei allen drei Arten in gleicher, sehr ein- 
facher Weise zu lösen. Zur Erledigung der ersten liest man, nachdem die Schwenk- 
achse mittels der Libelle und der Fußschrauben vertikal gerichtet ist, eine in be- 
liebiger Entfernung aufgestellte Latte ab, hebt das Fernrohr (bei der deutschen Kon- 
struktion samt der Libelle) aus den Lagern und dreht den Träger um 180° um die 
Schwenkachse. Stimmt nach Wiedereinlegen des Fernrohres die Lattenablesung nicht 
mit der ersten überein, so ist der Unterschied zur Hälfte an dem verstellbaren Lager 
bezw. durch die Elevationsschraube zu beseitigen. 

Durch dieses Verfahren wird zunächst nur die Ringachse senkrecht zur Schwenk- 
achse gerichtet; es kommt daher eigentlich nicht darauf an, daß die Richtung der 
letzteren vertikal, sondern nur darauf, daß sie unveränderlich ist. Nur um ihre Un- 
veränderlichkeit durch die Libelle kontrollieren zu können, ist wenigstens annähernde 
Vertikalstellung erforderlich. Deshalb können auch die Ablesungen der Latte ver- 
mieden werden, indem irgend eine passend gelegene Marke als Zielobjekt benutzt wird. 

Beim französischen und deutschen Instrument hat die Verstellung des Lagers 
oder der Schwinge natürlich eine Veränderung der Richtung der Achse der Libelle 
zur Folge, welche deshalb nachträglich an der Höhenjustierung der letzteren wieder 
zu beseitigen ist. Hier kann auch die Visur gänzlich wegfallen und die Prüfung durch 
die Libelle allein bewirkt werden. Dazu bringt man letztere zum Einspielen und legt 
dann das Fernrohr samt Libelle in den Lagern um. Ein sich an der Libelle zeigender 
Ausschlag ist zur Hälfte an deren Höhenjustierung, zur anderen Hälfte wie vorhin an 
dem verstellbaren Lager oder durch die Elevationsschraube zu beseitigen. Darauf ist 
aber durch Drehen um 180° um die Schwenkachse zu kontrollieren, ob deren Richtung 
unverändert geblieben ist. Bei diesem Verfahren wird, im Gegensatz zum ersten, die 
Ringachse unmittelbar horizontiert, wegen der Notwendigkeit der Drehung um die 
Schwenkachse diese aber gleichzeitig auch genau vertikal gestellt. 

Die Richtigkeit des Ergebnisses der beschriebenen Operation beruht jedoch 
immer auf der bislang stillschweigend als zutreffend angesehenen Voraussetzung, dab 
die Durchmesser der beiden Ringe des Fernrohres genau gleich groß sind. Denn 
dächte man sich diese nicht in Lagern der gebräuchlichen Formen, sondern auf zwei 
horizontalen Schneiden ruhend, so würde durch jedes der obigen Verfahren eigentlich 
nur die Verbindungslinie der beiden Berührungspunkte horizontal, bezw. rechtwinklig 
zur Schwenkachse gerichtet. Sind dann aber die Ringe von ungleichem Durchmesser, 
so weicht die Richtung der mechanischen Achse von der Richtung jener Verbindungs- 
linie um einen Winkel ab, dessen Größe dem Unterschiede der Radien der beiden 
Ringe und dem Abstande der letzteren voneinander entspricht. 

Eine solche Abweichung wäre an sich ohne wesentliche Bedeutung, wenn der 
Unterschied der beiden Ringdurchmesser bekannt wäre, denn man könnte alsdann den 
daraus entstehenden Fehler entweder in Rechnung ziehen oder bei der Einstellung der 
Libelle berücksichtigen. Er würde auch entweder durch Senkung des Lagers, in 
welchem der stärkere Ring ruht, oder durch Verstellung des Fadenkreuzes beseitigt 
werden können. 

Wegen des Umstandes jedoch, daß die Ringe nicht auf Schneiden ruhen, 
kommt für die Beurteilung des Einflusses einer Ungleichheit der Ringdurchmesser auch 
noch die Form der Lager in Betracht. Deren sind wieder, wie bei den Lagern der 
Kippachse an Theodoliten und astronomischen Instrumenten, zwei, als Sattel- oder Hohl- 
zylinderlager bekannte, zu unterscheiden. Bei der ersten dieser beiden Formen wird 
jedes Lager aus zwei schwach zylindrisch gewölbten, unter einem Winkel von etwa 
45° gegen die Vertikale, also rd. 90° gegeneinander geneigte Flächen, bei der zweiten, 
von einer dem Durchmesser der Ringe entsprechend hohlzylindrisch ausgeschliffenen 
Fläche, welche durch Herausnahme des unteren Teiles in zwei Stücke zerlegt ist, ge- 
bildet. Diese zweite Form besitzt freilich den Vorzug größerer Dauerhaftigkeit, ist 
hier jedoch offenbar von etwas zweifelhaftem Charakter, weil sie, falls sie ihren Zweck 
nicht verfehlen soll, eigentlich schon absolute Gleichheit der beiden Ringdurchmesser 
voraussetzt. Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, so müssen beide Lager notwendig 
mindestens nach dem Durchmesser des stärkeren Ringes ausgeschliffen sein; der 
schwächere liegt dann stets nur an den beiden unteren Kanten der zylindrischen 
Flächenstücke auf. Im allgemeinen wird man aber annehmen müssen, daß dies auch 
mit dem stärkeren der Fall ist. Enter diesem Gesichtspunkte ist das Verhalten der 
beiden Lagerformen, wenn auch etwas verschieden, doch prinzipiell das gleiche. 


— 


Heft 3. 


iB Februar 1911. Für Werkstatt und Laboratorium. 27 


Sind beide Ringe genau gleich dick, so kommt es auf die Gestalt der Lager 
überhaupt nicht an, weil jeder Ring in dasselbe Lager immer gleich tief einsinkt. 
Beim Sattellager wäre es demnach gleichgiltig, ob beide Lager im Flankenwinkel über- 
einstimmen oder nicht, beim Hohlzvlinderlager dürfte der die Tiefe des Einsinkens be- 
stimmende Abstand der beiden Kanten an beiden Lagern verschieden sein. 

Sind die Ringe nicht gleich dick, die Winkel der beiden Sattellager, bezw. beim 
Hohlzylinderlager die Abstände der Kanten aber genau gleich, so sinkt zwar der 
schwächere Ring tiefer ein als der stärkere, aber in beiden Lagen des Fernrohres um 
gleich viel. Dies würde eine scheinbare Vergrößerung des Unterschiedes der beiden 
Ringdurchmesser zur Folge haben — und zwar beim Sattellager mit unter 90° zueinander 
geneigten Flanken um das 1,4-fache, beim Hohlzylinderlager, wo der Abstand der 
beiden unteren Kanten nahe gleich dem Radius ist, nur um das 1,15-fache —, im übrigen 
aber auch noch auf dasselbe herauskommen, als ob die Ringe auf Schneiden ruhten. 

Kommt aber endlich zur ungleichen Dieke der Ringe noch eine kleine Ver- 
schiedenheit der Winkel bezw. Kantenabstände hinzu. so hat die mechanische Achse 
des Fernrohres in beiden Lagen nieht mehr gleiche Richtung in bezug zur Horizontalen 
bezw. zur Schwenkachse; daher würde das Prüfungsverfahren zu einer Berichtigung 
überhaupt nicht mehr führen können. Indessen hat der hieraus entstehende Fehler im 
allgemeinen den Charakter einer kleinen Größe zweiter Ordnung, kommt daher 
praktisch nicht in Betracht. Anders aber würde es sich, wenigstens beim Sattellager, 
verhalten, wenn der Unterschied der Flankenwinkel nieht mehr klein wäre, und dieser 
Umstand würde dann ein Mittel abgeben, auf indirektem Wege eine vorhandene Un- 
gleichheit der Ringdurchmesser zu erkennen. Eines der beiden Lager ließe sich leicht 
durch eine geeignete Einlage oder durch eine zwischen den Lagerflanken vertikal 
durch den Träger gehende, von unten her verstellbare Schraube vorübergehend so 
verändern, daß der Ring auf einer horizontalen stumpfen Schneide oder gewölbten 
Fläche aufruht. Dadurch würde der sonst nur geringe Unterschied der Flankenwinkel 
his auf 90° gesteigert. Die Ablesungen einer Latte in den beiden Lagen des Fern- 
rohres bei genau gleichen Libellenständen würden sieh dann, wenn ein Unterschied 
in den Ringdicken vorhanden wäre, nieht mehr in genaue Übereinstimmung bringen 
lassen, und der nicht zu beseitigende Rest könnte zur Bestimmung des Diekenunter- 
schiedes verwertet werden. Allerdings würde selbst dieser besonders günstige Fall 
nur zu einem recht unsicheren Ergebnis führen, weil die Reehnung unmittelbar die 
Differenz der beiden Ringradien, auf deren Bestimmung es ja eigentlich ankommt, nur 
mit dem Faktor 0,4 multipliziert liefert. 

Eine direkte Prüfung der Gleichheit der beiden Ringdurchmesser ist weder bei 
dem russischen noch dem französischen Instrument möglich. Nur das deutsche ge- 
stattet, durch Umsetzen der Reitlibelle eine solehe auszuführen, und ist deshalb den 
beiden anderen gegenüber im Vorteil. Dieser ist im Vergleich zu dem angegebenen 
indirekten Prüfungsverfahren unı so erheblicher, als sich dieselben Überlegungen, die 
vorhin in bezug auf die Gleichheit der Winkel der Sattellager angestellt worden sind, 
sinngemäß auch auf die beiden Reitfüße der Libelle übertragen. Da hier der Flanken- 
winkel ebenfalls rd. 90° zu betragen pflegt, so wird ein vorhandener Unterschied der 
Ringdurchmesser auch ebenfalls um das 1,4-fache, der Unterschied der Ringradien 
also um das 2,8-fache vergrößert, also mit 7-mal so großer Sicherheit gefunden, 
als vorhin. | 

Soll jedoch das Ergebnis der Prüfung vollkommen zuverlässig sein, so darf 
man nicht unterlassen, sich durch die Visur nach einem festen Zielpunkte vor und 
nach dem Umsetzen der Libelle davon zu überzeugen, daß die Aufstellung des In- 
strumentes dabei keine Veränderung erfahren hat. (Schluß folgt.) 


— — — 
Für Werkstatt und Laboratorium. 


abdruck aus den „Mitteilungen“ erschienen 


Tätigkeitsbericht des Kgl. Material- 


prüfungsamtes für 1909. und bildet ein umfangreiches Heft von 
Mittlgn. d Kgl. Mat.-Priüfg.- Amts 28. 111 Seiten. Die Zahl der Benutzer ist im Be- 
S. 357. 1910. richtsjahr wieder erheblich gestiegen, ebenso 


Der Tatigkeitsbericht des Kgl. Material- | die Ausgaben. Das Personal umfaBte 224 Per- 
prüfungsamtes für 1909 ist auch als Sonder- | sonen, davon waren 71 akademisch gebildete 


28 Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


Techniker. Aus dem Bericht sind u. a. von 
Interesse die Vorarbeiten fir eine eingehende 
Untersuchung der Isoliermaterialien bis 500 Volt 
im Zusammenwirken mit dem Deutschen 
Elektrotechniker-Verband und der Physi- 
kalisch-Technischen Reichsanstalt. Die 
Einrichtungen zur Prüfung von Ballonstoffen 
sind durch einen Zerplatzapparat nach 
Gradenwitz-Martens sowie durch Apparate 
zur Bestimmung der Gasdurchlässigkeit und 
des Wärmedurchgangs ergänzt worden. Weiter 
wurden Untersuchungen über neue Leichtmetall- 
Legierungen in Angriff genommen. Auch die 
Frage der Eichung von Festigkeitsprobier- 
maschinen wurde gefördert. G. 


— — — - 


Uber eine elektrische Thermostaten- 
regulierung. 
Von St. Jahn. 
Zeitschr. f. Elektrochem. 16. S. 865. 1910. 


In einem 250 7 fassenden Thermostaten be- 
findet sich eine mit Chloroform oder Toluol 
gefüllte Kupferschlange von etwa 600 cem 
Inhalt, an die ein enges Rohr angelötet ist; 
an letzteres schließt sich eine von Schaeffer 
& Budenberg bezogene Spirale von 10 em 
Durchmesser und 1 mm lichter Weite, die 
ebenso wie das Rohr mit Wasser gefüllt ist 
und in die Thermostatenflüssigkeit taucht. 
Auf das Rohr ist ein mit Wasser gefüllter Be- 
hälter aufgesetzt, welcher nach der Röhre zu 
durch eine Schraube verschließbar ist und 
dazu dient, die Spirale luftfrei mit Wasser zu 
füllen und bei einer bestimmten Temperatur 
zu schließen. Das andere Ende der Spirale 
trägt eine Messingfeder, welche mit einem 
Platinstift den Kontakt für den Strom einer 
Batterie bildet. Dieser reguliert selbst die 
Gaszufuhr zu einem Bunsenbrenner auf elek- 
tromagnetischem Wege, wobei noch durch 
eine besondere Vorrichtung Sorge ge- 
tragen ist, daß der Brenner nicht völlig er— 
lischt. Die Wirkungsweise ist wie bei allen 
derartigen Thermoregulatoren folgende: nimmt 
nach Einstellung für eine gewünschte Tempe— 
ratur letztere zu, so dehnt sich die Spirale 
nach Art einer Bourdonschen Röhre aus und 
schließt den Strom, dadurch wird im Brenner 
ein Eisenklötzchen angezogen und so die 
Gaszufuhr zum Teil abgesperrt; sinkt hingegen 
die Temperatur unter die festgesetzte, so wird 
durch die sich zusammenziehende Spirale der 
Kontakt gelöst, der Strom somit unterbrochen 
und der Brenner vollständig geöffnet. Bei 
guter Rührung des Bades hält sich die Tempe— 
ratur desselben stundenlang auf 0, 005 konstant, 
wobei die Differenz des Thermostaten gegen 
die Zimmertemperatur bis zu 10° betragen kann. 


‘den Handel. 


Deutsche 
_Mechaniker-Ztg. 


Die ganze Einrichtung ist im Grunde ge- 


nommen die in der Zeitschr. f. physik. Chem. 


62. 8.325. 1898 von Dolezalek beschriebene; 
jedoch hat Jahn noch die empfindliche Bour- 
donsche Röhre angewendet und den durch 
eine Quecksilbersäule bewirkten Kontakt durch 
Platin ersetzt. Di. 


Schleiflehre für Spiralbohrer. 
Bayr. Ind- u. Gewerbeblatt. 96. S. 505. 1910. 


Das Stahlwerk Becker A.-G. in Krefeld- 
Willich bringt eine geschützte Lehre zum 
Prüfen der Schlifflächen von Spiralbohrern in 
Sie gestattet zu prüfen: 1. den 
Winkel der Schneidlippen (118°) und die Mittel- 
lage der Spitzen, 2. das Maß des Hinterschliffes 
und 3. die richtige Lage der Verbindungslinie 
zu den beiden Schneidkanten (55°). G. 


— — 


Glas technisches. 


Mikrochemische Apparate. 

Der Chemiker ist nicht selten genötigt, mit 
geringen Substanzmengen zu arbeiten. Die 
Gründe hierfür können sehr verschiedene, 
z. B. Kostbarkeit der Substanz oder des Gegen- 
standes, geringe überhaupt zur Verfügung 
stehende Menge (so besonders bei gerichtlichen 
Analysen), Zeitmangel, sein. Neben einer be- 
sonderen Vertrautheit!) mit den mikrochemischen 
Arbeitsmethoden sind auch vielfach besondere 
Apparate erforderlich. In neuerer Zeit ist von 
F. Emich und J. Donau (Monatshefte f. Chemie 
30. S. 745. 1910) ein Verfahren zur quantitativen 
Mikrofiltration àusgear- 
beitet worden. Ein kreis- 


rundes Papierscheibchen 
von 6 bis 8 mm Durch- — 
messer wird auf eine Ie 


Filtrierkapillare 7 (vgl. Fig. 1. 

Fig. 1) aus Glas, Quarz oder auch Platin gelegt 
und (beim Filtrieren von wässerigen Lösungen) 
durch Aufdrücken eines mit Vaselin be- 
strichenen erwärmten Rohres von geeigneter 
Weite am Rande etwas eingefettet, um zu ver- 
hindern, daß die Lösung über den Rand des 
Filters steigt. Das Filtrieren geschieht unter 
Absaugen, zu welchem Zwecke die Filtrier- 
kapillare mittels eines geeigneten Stopfens in 
eine Glasglocke eingesetzt ist. Als Baugvor- 


1) Interessenten seien auf einen vor einiger 
Zeit von Emich gehaltenen zusammenfassenden 
Vortrag „Über Mikrochemie“ (Chem. Ber. 43. 
S. 10. 1910) hingewiesen. 


Heft 3. 
1. Februar 1911. 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 29 


richtung verwendet man einen nach Art der 
Mariotteschen Flasche für konstanten Druck 
‘eingerichteten Aspirator mit einem Unterdruck 
von 20 cm Wasser. 

Zum Abdestillieren geringer Flüssigkeits- 


mengen empfiehlt A. Gawalowski (Zeitschr. | 


f. anal. Chem. 49. S. 744. 1910) 
den in Fig. 2 abgebildeten Mi- 
krodestillationsapparat. Das Kölb- 
chen f, dessen kegelartige 
Form die Gefahr des Über- 
kocbens verringert, ist oben 
kropfartig erweitert und mit 
einer Rinne bb versehen, an 
welche seitlich ein Rohr e an- 
geschmolzen ist. Verschlossen 
wird die obere Öffnung des 
Kölbchens durch einen kleinen 
Trichter, eine Glaskugel oder 
auch, wie in der Abbildung, 
durch einen kleinen Rückfluß- 
kühler, dessen untere Mündung 
nach der Seite gebogen ist, so 
daß die Kondensate direkt in 
die Rinne bb fallen. 


Fig. 2. 


Gf. 


Gebrauchsmuster. 

Klasse: 

30. Nr. 445 486. Urethralspritze ganz aus Glas, 
bei welcher der konisch zulaufende Btößer 
die Flüssigkeit vollstandig verdrängt. J. & H. 
Lieberg, Cassel. 10. 11. 10. 

Nr. 447 308. Tropfglas. F. Hugershoff, 
Leipzig. 25. 11. 10. 

42. Nr. 445 679. Uberlaufpipette, deren Ver- 
schluß durch einen Hahn geschieht. O. 
Köhler, Danzig. 25. 10. 10. 

Nr. 445 711. Metallener Schraubkopf für 
Thermometerhülsen mit Deckel und Kopf 
aus einem Stück gezogen und gedrückt. 
L. Müller, Elgersburg. 19. 11. 10. 

Nr. 445 737. Reagenzglas. F. Hugershoff, 
Leipzig. 1.12.10. 

Nr. 445 739. Arztliches Maximumthermometer. 
A. Zuckschwerdt, Ilmenau. 1. 12. 10. 

Nr. 445 814. Zeigerloses Quecksilberthermo- 
meter mit einem seinen Kapillarrohrkolben 
allseitig umschließenden, nach rückwärts ab- 
stehenden Hohlzapfen für Warmwasserbe- 
halter. Zenithwerke, Dresden. 24. 11. 10. 

Nr. 447 236. Thermometer mit Skalaplatte 
aus Holz, Eisen o. dgl. Material. Bahmann 
& Spindler, Stützerbach. 24. 11. 10. 

Nr. 447652. Maxima-Thermo-Aräometer. A. 
Dargatz, Hamburg. 25. 11. 10. 

Nr. 447625. Pipette fiir schnelles Abmessen 
von Flissigkeiten. R. Goetze, Leipzig. 
24. 11. 10. 


Nr. 447 918. Vorrichtung für Analysen auf 
volumetrischem Wege. W. Kuntze, Leipzig- 
Leutzsch. 21.12.10. 

64. Nr. 446 659. Selbsttätig schließender Trichter. 
F. A. Gall-Werren, Basel. 2.12.10. 

Nr. 445971. Saugheber. K. Kling, Zürich. 

1.4. 10. 


— 


Zolltarife, 
A. Entscheidungen. 
Österreich; 
Zerlegte Projektionsapparate, eingehende, 
deren Linsen und Gehäuse in verschiedenen, 
jedoch gleichzeitig einlangenden Packstücken 
verpackt waren. | 
Linsen: (T.-Nr. 675b J), für 1 kg 
` Gehäuse: (T.-Nr. 575 1), „ x 


4,80 Kr. 
3,00 „. 


Italien: 


Kinematographen, hauptsächlich aus Messing, 
ohne die zugehörigen Objektive eingehend, 
sind, da gemäß Anm. 3 auf S. 704 des Reper- 
torio das Fehlen der Linsen oder der optischen 
Instrumente die Tarifierung nicht beeinflussen 
kann, nach Tarif-Nr. 243a1 zum vertrags- 
mäßigen Satze von 30 Lire für 100 kg abzu- 
fertigen. 


Vereinigte Staaten von Nord-Amerika: 
(Entscheidungen der General Appraiser). 


Glaswaren, geschnitten, graviert usw.; Fieber- 
thermometer. — Waren jeder Art, ganz oder 
dem Hauptwert naeh aus Glas, das irgend 
einem der in § 98 des Zolltarifs aufgeführten 
Verfahren unterworfen worden ist (geschnitten, 
graviert, bemalt, verziert, vergoldet, geätzt, mit 
gerauhter Oberfläche, geschliffen o. dergl.), sind 
nach der genannten Tarifstelle zu verzollen 
(60% v. W.) ohne Rücksicht darauf, ob die 
Waren durch das Verfahren ornamentiert oder 
verziert oder nur aus Nitzlichkeitszwecken 80 
behandelt worden sind. Beispielsweise sollen 
Fieberthermometer, dem Hauptwert nach aus 
geblasenem oder einem der bezeichneten Ver- 
fahren unterworfenem Glase bestehend, nach 
$ 98 verzollt werden. 

Belichtungszeitmesser, für den Gebrauch der 
Photographen, dem Hauptwert nach aus Metall 
bestehend, sind nicht als Ziergegenstände, 
zum Tragen an oder von Personen bestimmt 
(nach $ 448), sondern als Waren aus Metall, 
nicht besonders vorgesehen, nach $ 199 des 
Tarifs (mit 45% v. W.) zu verzollen. 

Hiilsen aus geblasenem Glase, in unfertigem 
Zustand, zur Verwendung bei der Herstellung 


80 Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. — Patentschau. Mechaniker-Ztg. 


von Thermosflaschen bestimmt, deren innere 
und äußere Wände sie bilden, sind weder als 
Glaswaren nach $ 109, noch als Metallwaren 
nach $ 199, noch als Flaschen nach $ 97, sondern 
als „Gegenstände, ganz oder dem Hauptwert 
nach aus geblasenem Glase“ nach $ 98 des Tarifs 
(mit 60°/, v. W.) zu verzollen. 


B. Zolltarif-Entwurf. 


Peru: 
Phonographen (für 1 kg) 
bisher 40% v. W., künftig 2,00 Soles 
Photographische Cameras (für 1 kg) 
bisher 0,60 Soles, künftig 0,02 „ 
(1 Sol etwa=4 M). 


55 


Kalser-Wilhelm- Gesellschaft 
zur Förderung der Wissenschaften. 
Von den Forschungsstitten, die aus dem 
Fonds geschaffen werden sollen, den Kaiser 
Wilhelm bei der Hundertjahrfeier der Uni- 
versitat Berlin ins Leben gerufen hat (vgl. diese 
Zeitschr. 1910 S. 197), sollen zunächst ein Institut 


Deutsche 


für Chemie und eines für physikalische Chemie 
in Dahlem bei Berlin gegründet werden. Zum 
Leiter des ersteren ist Hr. Prof. Dr. Beck - 
mann in Leipzig, zum Leiter des anderen 
Hr. Prof. Dr. F. Haber in Karlsruhe berufen 
worden. 


Namens der Berliner Organe für das 
Prüfungswesen im Mechanikergewerbe hatte 
Hr. Baurat B. Pensky eine Festlichkeit im 
Ceciliensaale der Handwerkskammer veran- 
staltet, zu der sich Freunde und Angehörige 
unserer Kunst mit ihren Damen in großer Zahl 
eingefunden hatten, u. a. auch Hr. Stadtschulrat 
Michaelis. Auf einige Gesangsvorträge und 
einen Prolog, der das Wiedererwachen des 
deutschen Handwerks feierte, folgte die Fest- 
rede von Hrn. Pensky, in der er besonders 
die Wichtigkeit einer allseitigen Durchbildung 
des jungen Nachwuchses hervorhob und die 
Richtlinien zeichnete, welche hierbei einge- 
halten werden müssen. Gesang und dine kleine 
schauspielerische Darbietung „Vor und nach 
der Prüfung“ schlossen den ernsten Teil des 
Festes, dem noch ein ausgedehntes frohes und 
gemütliches Zusammensein bei Tanz, Bier und 
Kaffee folgte. 


— — 


Patentscha u 


8 Elektrolytischer Elektrizitätszähler mit flüssiger Anode nach Pat. 


Nr. 217 199, dadurch gekennzeichnet, daß der Hemmkörper derart gegliedert 
oder durch eine Mehrzahl von Hemmkörpern in solcher Anordnung ersetzt 
ist, daß die Anode in eine Anzahl mehr oder weniger getrennter Teile b!e zer- 
legt ist. Schott & Gen. in Jena. 31. 3. 1909. Nr. 221664; Zus. z. Pat. 
Nr. 217199. Kl. 21. 


Telephonrelais mit einem auf einer Membran aufliegenden Relais- 
kontakt, dadurch gekennzeichnet, daß dieser derart einstellbar angeordnet 
ist, daß er mit allen Punkten der Membran in Berührung gebracht werden 
kann, zum Zwecke, die am stärksten schwingende Stelle der Membran zur 
Kontaktgebung benutzen zu können. G. Jahr in Berlin. 15. 1. 1909. 
Nr. 221664. Kl. 21. 


1. Verfahren zur Umwandlung der unsichtbaren uliravioletten 
Strahlung in sichtbare Lichtstrahlen, bei welchem lumineszierende Stoffe in 
evakuierten Gefäßen von Quarz oder Flußspat unter Einfluß ultravioletter 
Strahlen, z. B. einer Quecksilberdampf - Hochdrucklampe, zur intensiven 
Lumineszenz angeregt werden, dadurch gekennzeichnet, daß 
die Oxyde von Scandium, Lanthan, Gadolinium, Beryllium, 
Samarium, Thorium und Zirkonium mit Spuren von einfach- 
oder doppelt- (arsen- oder phosphor-) sauren Salzen des 
Wolframs oder Mölybdäns Verwendung finden. 

2. Verfahren nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, 
daß die Oxyde des Scandiums, Lanthans, Gadoliniums, Beryl- 


liums, Samariums, Thoriums und Zirkoniums selbst in einfach oder doppeltsaure Salze der 


im Anspr. 1 genannten Stoffe übergeführt werden. 


Hoft 3. 


1. Februar 1911, Patentschau. 81 


a — — — ee äö ö—ä— — — — 


See res res —— — — + — 


8. Verfahren nach Anspr. 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig die an 
sich bekannten Stoffe (z. B. wolframsaures Calcium, Baryum, Strontium, Blei, Natrium oder 
Kalium) oder die Stoffe Chlorophyll, Asculin, Anthracen, Phenanthren usw. zur Verstärkung 
der Lumineszenz oder zur Erzielung einer besonderen Strahlenwirkung Verwendung finden. 
O. Vogel in Wilmersdorf-Berlin. 4. 3. 1909. Nr. 221 489. Kl. 21. 


Elektrische Dampf lampe, dadurch gekennzeichnet, daß durch den von + 
der Kathode nach der Anode gerichteten Dampfstrahl ein Rohr r aus feuerfestem 
Stoffe, durch welches der Dampfstrahl geführt wird, ins Glühen versetzt wird und 
als Leuchtkörper dient. E. Podszus in Rixdorf. 8. 10. 1908. Nr. 221 306. KI. 21. 


2. 
7 a N 
1, 


0 0 
Z 
t 


> 


Vorrichtung zur kontinuierlichen Registrierung des Höhenstandes 
von in Hohlkörpern eingeschlossenen Flüssigkeitssäulen, bei welcher die Kapa- 
zitat oder Induktanz des die Registriervorrichtung enthaltenden Stromkreises 
durch einen von der Flüssigkeitssäule bewegten Körper geändert wird, dadurch 
gekennzeichnet, daß dieser auf der Flüssigkeit schwimmend oder freitragend 
angeordnete, aus einer festen, flüssigen oder gasförmigen Substanz bestehende 
Körper selbst entweder die magnetische Leitfähigkeit des Kraftlinienweges 
einer Induktionsvorrichtung oder die Dicke der dielektrischen Schicht eines Kon- 
densators verändert, so daß die durch die Bewegung dieses Körpers verursachten Strom-, Span- 
nungs- oder Wattschwankungen durch elektrische Registrierinstrumente aufgezeichnet werden. 
J. Singer und R. Kopp in Frankfurt a. M. 11. 3. 1909. Nr. 221690. Kl. 74. 


Al 
717 

WN, 
om) 


7 
7 ey 

yeah 
m, Wy 


Vorrichtung zur elektrischen Fern- 
anzeige der Stellung einer Kompaßnadel, da- 
durch gekennzeichnet, daß an einem auf die 
Pinne leicht beweglich aufgesetzten Hütchen A, 
das seinerseits mittels Stahlspitze das Hütchen Al 
der Kompaßrose trägt, senkrecht zur Richtung 
der Kompaßrose zwei Solenoidspulen befestigt 
sind, deren eine Enden c! auf zwei konzentrisch 
zur Pinne isoliert angeordneten Kontaktbüchsen 
bb!, und deren andere Enden c über die Zähne 
eines auf den Boden des Kompaßgehäuses an- 
gebrachten Zahnkranzes R gleiten und bei Be- 
rühren eines Zahnes den Stromkreis für ein 
Schaltwerk schließen. G. Berlinger in Straß- 
burg i. E. 2. 8. 1908. Nr. 221690. Kl. 74. 


Gleichstrommotorelektrizitätszähler, dadurch gekennzeichnet, daß zwecks Verhütung 
von Leerlauf eine vom Spannungsstrom durchflossene, mit dem Zähler umlaufende zusätzliche 
Spule der Wirkung der Bremsmagnete ausgesetzt ist. Isaria Zählerwerke in München. 
16. 9. 1909. Nr. 221 762. Kl. 21. 


Elektrizitätszähler nach Ferrarisschem Prinzip mit einem U-förmigen Hauptstrom- 
und einem L-förmigen Spannungseisen und senkrecht zueinander 
stehenden wirksamen Kraftlinienfeldern, gekennzeichnet durch 
einen mit dem Nebenschlußeisen mechanisch verbundenen eisen- 
geschlossenen Rahmen, welcher einen motorisch unwirksamen 
Teil der Kraftlinien des Spannungsfeldes führt, wobei an diesem 
Rahmen gleichzeitig ein massiver oder lamellierter Gegenpol 
für das Spannungseisen und den motorisch wirksamen Teil der 
Kraftlinien des Spannungsfeldes angeordnet ist. Landis & Gyr 
in Zug, Schweiz. 17. 5. 1908. Nr. 221 892. Kl. 21. 


Kontrollgerät zur Messung der Röntgenlichtmenge während der Belichtung mittels 
einer Skala von abgestufter Durchlässigkeit für Röntgenstrahlen und einer dahinter ange- 
ordneten lichtempfindlichen Schicht, gekennzeichnet durch ein das lichtempfindliche Papier 
o. dgl. enthaltendes verschließbares flaches Kästchen, dessen eine Breitseite die abgestufte 
Durchlässigkeit für die Röntgenstrahlen besitzt, während die gegenüberliegende Wand durch 
eine rote Glas- oder Zelluloidscheibe gebildet wird. Louis & H. Loewenstein in Berlin. 
16. 2. 1908. Nr. 222027. Kl. 21. 


32 Vereins- and Personennachrichten. 


Deutsche 
_ Mechaniker-Ztg. 


Elektrischer Heiz- bezw. Leuchtkörper, bestehend aus Siliciumdicarbid (Si C,). 
Parker-Clark Electric Cy. in New-York. 18. 8. 1909. Nr. 221893. Kl. 21. 


— — — — 


Todesanzeigen. 


Am 18. Januar 
schwerer Krankheit 


Hr. Emil Sydow. 


In ihm verliert unsere Abteilune ein 
liebes Mitglied, das unsere Gesellschaft 
i. J. 1877 mit begründen half und ihr stets 
treu angehangen hat. 

Ehre seinem Andenken! 


Die Abt. Berlin der D. G. f. M. u. 0. 
W. Haensch. 


starb nach kurzer, 


Am 18. Januar starb nach 
Krankheit im Alter von 26 Jahren 


Hr. Dr. E. Hering, 

Kgl. wissenschaftlicher Hilfslehrer 

in Diisseldorf. 

Wir betrauern aufrichtig den Verlust 
eines so jugendlichen Mitgliedes, das schon 
am Beginn seiner Laufbahn unserer Kunst 
tätiges Interesse bewiesen hat. 


Die Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Der Vorstand. 


langer 


D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin. E. V. 
Hauptversammlung vom 10. Januar 1911. 
Vorsitzender: Hr. W. Haensch. 

Der Vorsitzende erstattet zunächst den 
Jahresbericht (wird in Heft 4 veröffentlicht 
werden). 

Namens der Kassenrevisoren berichtet Hr. E. 
Zimmermann, daß die Kasse in Ordnung be- 
funden worden ist; es erfolgt somit Entlastung 
des Schatzmeisters. 

Der Vorsitzende verliest ein Schreiben 
von Hrn. W. Handke, worin dieser bittet, von 
seiner Wiederwahl als III. Vorsitzender absehen 
zu wollen, da er infolge angegriffener Ge- 
sundheit den dringenden Wunsch habe, sich 
vorerst etwas zu schonen. 

Der Vorsitzende weist darauf hin, wie 
große und wie vielseitige Verdienste Herr 
Handke sich um die D. G. f. M. u. O. erworben 
hat, sowohl durch seine Geschäfts- und 
Kassenführung als auch besonders durch seine 
Tätigkeit in der Frage der Lehrlingsausbildung. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


Hr. Handke habe hierfür mustergiltige Grund- 
sätze aufgestellt, er habe das Prüfungswesen 
für den Bezirk Berlin organisiert, und sein 
Verdienst sei es vorzugsweise, daß diese zuerst 
so mißtrauisch angesehene Einrichtung sich 
jetzt allseitiger Anerkennung erfreue. Wenn 
Hr. Handke den Wunsch ausspreche, sich vor- 
laufig etwas von seiner 80 segensreichen 
Tätigkeit zurückzuziehen, so werde man ihm 
wohl, wenn auch mit schwerem Herzen, will- 
fahren müssen; der Vorstand lege jedoch 
großen Wert darauf, daß Hrn. Handkes Rat 
ihm auch fernerhin zur Seite stehe, und bitte 
deswegen, man möge Hrn. Handke wenigstens 
in den Vorstandsrat wählen. 

Der Vorsitzende fordert die Versammlung 
auf, ihren Dank Hrn. Handke beim Scheiden 
aus dem Vorstande durch Erheben von den 
Sitzen auszudrücken. (Geschieht). 

Die Wahlen zum Vorstande und zum Vorstands- 
rate finden unter Leitung von Hrn. H. Dehmel 
statt; sie haben folgendes Ergebnis: 

A. Vorstand. Vorsitzende: W. Haensch, 
Regierungsrat Dr. H. Stadthagen, Prof.Dr.F. 
Göpel; Schriftführer: Techn. Rat A. Blaschke, 
Th. Ludewig; Schatzmeister: Dir. A. Hirsch- 
mann; Archivar: M. Tiedemann. 

B. Beirat: O. Böttger, W. Handke, K. 
Kehr, R. Kurtzke, Geh. Regierungsrat Prof. 
Dr. St. Lindeck, M. Runge, E. Zimmer- 
mann. 

Als Vertreter der Abteilung im Hauptvorstande 
werden gewählt die Herren: H. Haecke, 
W. Haensch, Dir. A. Hirschmann, Baurat 
B. Pensky. 


Aufgenommen wird Hr. W. Stübiger, Kon- 
strukteur bei C. P. Goerz, Friedenau, Lauter- 
straße 3. 


Zur Aufnahme hat sich gemeldet und zum 
ersten Male verlesen wird Hr. Mechaniker F. 
Tondorf, N 65, Malplaquetstr. 12. Bi. 

Der Seniorchef der Firma E. Leitz in 
Wetzlar, Hr. Kommerzienrat E. Leitz, 
ist von der Universität Marburg zum 
Ehrendoktor ernannt worden. Wir sprechen 
unserem Miteliede anläßlich dieser hohen 
Ehrung unseren herzliehsten Glückwunsch 
aus. 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fir Mechanik und Optik. 
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 

Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift - | Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
: Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 4. E | 15. Februar. | | 1911. | 
— . —— d ä d -. — — 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die Justierung der geodätischen Instrumente. 
Von A. Leman, Charlottenburg. 
(Schluß.) 


Die zweite der auf S. 25 angegebenen Operationen verfolgt, wie dort bereits 
erwähnt, den Zweck, die Ziellinie für unendlich große Zielweite der Ringachse parallel 
zu richten, und geschieht in folgender Weise. Der Fadenkreuzungspunkt wird auf das 
Bild eines in sehr großer Entfernung Eo gelegenen Zielpunktes eingestellt und darauf 
das Fernrohr um 180° um die Ringachse gedreht. . Zeigt sich dann eine Abweichung 
des Bildes des Zielpunktes vom Fadenkreuzungspunkt, so ist die Hälfte desselben 
durch Verschieben des letzteren, die andere Hälfte durch Neueinstellung mittels der 
Fußschrauben oder der Elevationsschraube zu beseitigen. Dann wird nach Rückdrehung 
des Fernrohres in seine erste Lage der Fadenkreuzungspunkt das Bild des Zielpunktes 
wieder genau decken. Die Ziellinie hat dann in beiden Lagen gleiche Richtung und 
ist somit der Ringachse parallel. is 

Auf die Lage des Hauptpunktes des Objektivs relativ zur Ringachse kommt 
es offenbar dabei nicht an. Hat derselbe eine Abweichung, so erhält auch der Faden- 
kreuzungspunkt die gleiche und gleichgerichtete Abweichung. Wird demnach später 
beim Nivellement das Fernrohr immer nur in ein- und derselben Lage benutzt, so be- 
einflußt die exzentrische Lage der Ziellinie alle Lattenablesungen um den gleichen 
Betrag, der aus den Differenzen der Ablesungen herausfällt. Die von Carl Reichel. 
a. a. O. vorgeschlagene Beobachtung der beim Drehen des Fernrohres um die Ring- 
achse entstehenden Verlegung des Fadenkreuzungspunktes durch ein feststehendes 
Mikroskop wäre deshalb zwecklos. | 

In der oben beschriebenen Form ist das Verfahren allerdings nur nüherungs- 
weise richtig, weil die Zielweite Ea ja nicht streng unendlich groß ist. Diesem Mangel 
ließe sich durch Benutzung des Fadenkreuzungspunktes eines Kollimators als Zielobjekt 
begegnen; was auch schon deshalb empfehlenswert wäre, weil die Einstellung auf 
einen solchen viel sicherer ist, als die auf einen terrestrischen Zielpunkt. Die Ein- 
führung einer Unselbständigkeit wäre darin nicht zu erblicken, da ja Anforderungen 
an die Richtung der Ziellinie des Kollimators nicht gestellt werden. 

Will man aber zu diesem Hilfsmittel nicht greifen, so hat man es doch in 
der Hand, das ursprüngliche Verfahren zu verbessern und vollkommen einwandfrei zu 
machen. In einem besonderen Falle würde es bereits zu einem streng richtigen Er- 
folge führen. Dieser Fall tritt ein, wenn nicht der hintere Hauptpunkt H des Objektivs, . 
‘sondern der Punkt (vgl. Fig. 2), in welchem die Verschiebungsrichtung C’C des Faden- 
kreuzungspunktes die hintere Hauptebene trifft, in den beiden Lagen des Fernrohres 
die gleiche Höhenlage erhält, also entweder in der DER selbst liegt oder doch 
höchstens einen Abstand im horizontalen Sinne besitzt. | 

Ist aber ein Vertikalabstand im Betrage s vorhanden, so muß nach den Uber- 
legungen von S. 22 bei völlig genauer Justierung die Ziellinie bei den beiden Lagen 
des Fernrohres jede in beliebiger Entfernung aufgestellte Latte in zwei verschiedenen 
Punkten treffen, deren Abstand voneinander den unveränderlichen Wert 28 besitzt. 
Wäre dieser bereits bekannt, so würde die Verbesserung des Verfahrens einfach darin 
bestehen, daß man in der Entfernung E, statt eines einzigen Zielpunktes deren zwei 


84 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. | 3 


im Vertikalabstande 28 voneinander gelegene, den beiden Lagen des Fernrohres ent- 
sprechend, benutzte. Da aber der Betrag s nicht unmittelbar am Fernrohre meßbar 
ist, muß er indirekt durch Beobachtung ermittelt werden. Hierzu liest man, nachdem 
durch das ursprüngliche Verfahren eine näherungsweise Justierung erreicht ist, eine in 
geringer Entfernung E aufgestellte Latte in beiden Lagen des Fernrohres ab. Die 
Differenz der beiden Ablesungen sei v. Dann ist nach einfacher Proportion 

v E — E, 

232 E ` 

woraus sich, wenn E und Eo durch Messung bekannte Werte sind, s ergibt. 

Die Messung von E und E, kann stets mit hinreichender Genauigkeit durch 
den wohl mit jedem besseren Nivellierinstrument verbundenen Distanzmesser geschehen, 
aber auch ganz vermieden werden. Wenn beide Werte stark voneinander verschieden 
sind, nähert sich die rechte Seite obiger Gleichung der Einheit; ersetzt man daher bei 
den beiden Einstellungen in der großen Entfernung E, die Größe 2s unmittelbar 
durch v, so bleibt nur eine Unrichtigkeit von so geringem Grade übrig, daB sie meist 
schon ohne weiteres vernachlässigt werden darf. Natürlich aber ist durch Wieder- 
holungen schrittweise noch weitere Verbesserung zu erreichen. Wählt man endlich E, 
so groß, daß die Bilder zweier Punkte im Abstande 2s im Gesichtsfelde des Fernrohres 
nicht mehr voneinander getrennt werden können, so liefert auch bereits das ursprüng- 
liche Verfahren ein ausreichend richtiges Ergebnis. 

Die vorangegangene Überlegung läßt gleichzeitig erkennen, daß auch die von 
Carl Reichel vorgeschlagene, an sich schon recht bedenkliche Drehung der Objektiv- 
fassung in ihrem Gewinde um 180° keinen Zweck hat. 

Der richtige Erfolg der zweiten Operation beruht aber außerdem noch auf 
einer weiteren Voraussetzung, nämlich der, daß die Neigung der Ringachse in beiden 
Lagen des Fernrohres genau die gleiche ist, und dies hängt wieder von zwei ver- 
schiedenen Umständen ab. Zunächst einınal, wie schon bei der ersten Operation, 
davon, daß die Aufstellung des ganzen Instrumentes hinreichend unveränderlich ist, 
sodann aber auch davon, da8 die Querschnitte beider Ringe von genau kreisförmiger 
Gestalt oder doch mindestens genau symmetrisch zu der durch ihre Mitten gehende 
Horizontalebene sind. 

In bezug auf die Untersuchung nach diesen beiden Richtungen hin verhalten 
sich die drei Formen wieder sehr verschiedenartig. Beim französischen Instrument 
kann, da die Libelle ja nur bei einer der beiden Lagen des Fernrohres ablesbar ist, 
weder das eine noch das andere kontrolliert werden, Das russische gestattet nur, die 
Sicherheit der Aufstellung zu prüfen bezw. kleine Änderungen der letzteren durch 
Korrektur an den Fußschrauben zu beseitigen. Beim deutschen endlich vermischen 
sich die Wirkungen beider Ursachen in unbestimmter Weise; als durchaus vollkommen 
ist dasselbe also auch noch nicht zu bezeichnen. 

Nun hat allerdings der aus einer Unrundheit der Ringe entstehende Fehler, 
wenigstens beim Sattellager, wieder nur etwa den Charakter einer kleinen Größe 
zweiter Ordnung. Dag der Ringquerschnitt ganz unregelmäßige Abweichungen von 
der Kreisform in merklichem Betrage aufweisen sollte, kann im Hinblick auf seine 
Herstellung wohl als ausgeschlossen angesehen werden. Nicht unwahrscheinlich ist 
jedoch, daß er sich infolge von Spannungen oval zieht, dann aber von einer Ellipse 
nicht mehr merklich abweicht. 

In diesem Falle bleibt, wenn die Flanken des Sattellagers genau um 90° 
gegeneinander geneigt sind, der Mittelpunkt der Ellipse beim Drehen des Fernrohres 
an gleicher Stelle. Die Neigung der durch die Mittelpunkte der beiden elliptischen 
Ringquerschnitte gehenden Geraden, welche jetzt die Stelle der mechanischen Achse 
des Fernrohres vertritt, würde also eine Anderung nur dann erfahren, wenn entweder 
der Ringquerschnitt merklich von der Ellipsenform oder der Flankenwinkel des Lagers 
von 90° abweicht, und zwar dürfte die letztere Abweichung unbedenklich recht erheb- 
liche Beträge annehmen. Dieselbe Überlegung überträgt sich natürlich sinngemäß 
auch wieder auf die Reitfüße der Aufsatzlibelle. 


Trotz dieses günstigen Umstandes bleibt die besprochene Unvollkommenheit 
doch immerhin bestehen; sollte sie behoben werden, so würde dies die Hinzufügung 
einer zweiten, vom Fernrohre unabhängigen, am besten, wie beim russischen Instrument, 
mit dem Fernrohrträger in fester Verbindung stehenden Libelle erfordern. Umgekehrt 


15. Febroar 1911. A. Leman, Die jJustierung der geodätischen Instrumente. 35 


ergibt sich natürlich dieselbe Form durch Vervollständigung der russischen durch eine 
Aufsatzlibelle. In dieser Weise verbesserte Konstruktionen sind bekannt, allerdings ist 
dabei mitunter die auf dem Träger sitzende Libelle von gröberer Angabe als die 
Aufsatzlibelle und erfüllt dadureh ihren eigentlichen Zweck nur unvollkommen. 

Ebenso liegen aber auch Ausführungen vor, die als Vervollständigungen des 
französischen Instrumentes durch eine Aufsatzlibelle anzusehen sind. Diese erscheinen 
zwar nach dem obigen auf den ersten Blick als verfehlt, entspringen jedoch einer 
neuen Erwägung, der eine wichtige praktische Bedeutung nicht abzusprechen ist. Das 
französische Instrument hat, wie das englische, den beiden andern gegenüber den 
Vorzug, daß wegen der festen Verbindung zwischen Fernrohr und Libelle letztere notwendig 
jede Änderung der Neigung des ersteren anzeigen muß. Hierin liegt eine zuverlässige 
und daher äußerst wertvolle Sicherung gegen zufällige Beobachtungsfehler, welche 
durch Eindringen von Unreinigkeiten, beim russischen Instrument zwischen Fernrohr 
und Lager, beim deutschen zwischen Libellenfu8 und Fernrohr, ebenso auch durch 
kleine Verletzungen des Lagers bezw. des Libellenfußes leicht entstehen können. 

Bei Hinzunahme dieses Momentes zu den früheren ergibt sich nunmehr, daß 
ein allen Anforderungen vollkommen entsprechendes Nivellierinstrument der zweiten 
Klasse eigentlich dreier Libellen bedürfte, von denen der mit dem Fernrohr verbundenen 
als der eigentlichen Arbeitslibelle die Hauptbedeutung zukäme, während die beiden 
anderen nur noch den Charakter von Hilfslibellen erhalten würden, die lediglich bei 
der Prüfung mitzuwirken hätten. 

Unter diesem neuen Gesichtspunkte gewinnt dann aber, da doch nach den 
früheren Erörterungen alle drei Libellen teilweise gleichen Zwecken dienen und sich 
nur gegenseitig ergänzen, die Frage Bedeutung, wie sich die Folgen zueinander ver- 
halten, welche durch die Weglassung einer der beiden Hilfslibellen entstehen. DaB 
beim Vorhandensein der Aufsatzlibelle das Fehlen der mit dem Träger des Fernrohres 
verbundenen keinen sehr merklichen Mangel mit sich bringen würde, leuchtet bereits 
aus den vorangegangenen Erörterungen hervor. Es würde damit nur die Möglichkeit 
verloren gehen, eine etwa vorhandene Unrundheit der Ringe sicher festzustellen. Gerade 
diese Libelle aber ist, da sie keiner Lateraljustierung bedarf, die bei weitem einfachere 
von beiden, was namentlich bei Instrumenten zweiten Ranges des Kostenpunktes wegen 
ins Gewicht fällt. 

Bei Weglassung der Aufsatzlibelle tritt, falls die Trägerlibelle vorhanden ist, 
zu dem gleichen, weniger bedeutenden Mangel wie vorhin, noch der empfindlichere 
hinzu, daß auch ein Unterschied der Ringdurchmesser unbestimmbar wird. Nun ist 
aber zu beachten, daß eine Änderung dieses Unterschiedes infolge von Abnutzung 
der Ringe doch kaum zu befürchten ist. Nur die Lager dürften allmählich ein 
geringfügiges Abschleifen bezw. Eindrücken an den Berührungsstellen erleiden, das 
aber belanglos bleibt, da sein Einfluß auch ohne die Aufsatzlibelle erkannt bezw. be- 
sejtigt werden kann. Die letztere würde somit ihre besondere Aufgabe nur ein ein- 
ziges Mal oder doch höchstens in sehr großen Zeiträumen wiederholt zu erfüllen 
haben, im übrigen aber dauernd unbenutzt bleiben. Für eine große Reihe gleich- 
artiger Instrumente würde eine einzige Aufsatzlibelle gemeinschaftlich benutzt werden 
können. Ein solcher Fall dürfte aber praktisch höchst selten vorliegen; daher erscheint 
eine Erwägung nicht überflüssig, ob die Aufsatzlibelle nicht durch ein anderes, ein- 
facheres und einer allgemeineren Verwendung fähiges Meßmittel, eine gute Schraub- 
lehre z. B., ersetzbar wäre. Hierüber ergibt die folgende Überlegung Aufschluß. 


Unter „Tragweite“ eines Nivellierinstrumentes möge die Entfernung verstanden 
werden, in welcher von einer nach Zentimeter geteilten Latte durch Schätzung noch 
Millimeter abgelesen werden können. 

Bezeichnet allgemein i das Teilungsintervall einer Latte in der Entfernung E 
und V die Vergrößerungszahl des Fernrohres, so erscheint das Bild des Intervalles i 
im Gesichtsfelde unter einem Sehwinkel 4, dessen Größe sich aus der Gleichung 
ergibt: 

a 


E 


Die Zerlegung dieses Bildes durch Schätzung in Zehntel ist erfahrungsgemäß 
mit Sicherheit nur dann möglich, wenn A den Wert von 15 Minuten nicht unter- 
schreitet, tg A daher nicht kleiner ist als 0,0043. Ersetzt man in voriger Gleichung 


a 2 ee 


D A. Leman, Die Justiorung - Her een! . N Mechaniker Zip. 


r a a ce a ee — — — — 


durch das Verhältnis B/b dor: Brennweiten von Objektiv und Okular, so folgt als 
‚kleinster zulässiger Wert von B I | 


nn 00040 E 


| Für eine Tragweite von 100 m muB nach aceite 2) die Vergrößerungszahl 
mindestens den Wert 43 erhalten. Beachtet man dann, daß die Äquivalentbrennweite 
des Okulares aus praktischen Gründen nicht wohl kleiner als 10 mm gewählt werden 
kann,. so würde die Brennweite des Objektivs mindestens 430 mm betragen müssen. 
Offenbar entstehen dabei Verhältnisse, die etwa die Grenze der Ausführbarkeit und 
damit auch der Leistungsfähigkeit der größten Nivellierinstrumente bezeichnen. Bei 
50 m Tragweite ist für V nur der Wert rd. 22 erforderlich; hier wird man deshalb 
unbedenklich zu einem größeren Wert von b greifen dürfen und für b = 13 mm, B etwa 
275 mm, also recht günstige Konstruktionsverhältnisse erhalten. 


Ist alsdann u der Unterschied der beiden Ringdurchmesser, also 4 1 u der der 


Radien, und bedeutet k den Faktor der (vgl. S. 27) durch die Form dei Lager be- 
dingten scheinbaren Vergrößerung von u, so folgt der Einfluß w der durch diese Ur- 
sache bedingten unrichtigen Lage der Ziellinie auf die Ablesung einer Latte in der 
ee E aus der Proportion: 


; : | 
Bis eo oe ae CR 
w E 
wenn A den Abstand der beiden Ringe voneinander bezeichnet. A wird in der 
Regel aus Zweckmäßigkeitsgründen nahezu gleich der halben Länge des Fernrohrtubus 
oder auch der halben Brennweite B des Objektives gewählt; es wird demnach, 
wenigstens in ausreichender Annäherung: 


4) ee N be je. x8 . w= ku 

Führt man hierin für B den Ausdruck aus Gleichung 2) ein, so folgt: 
_ 0,0043 b w 
E ki 


daher, wenn für i der Wert 1 cm und für w die in der Tragweite noch durch 
Schätzung sicher ablesbare Größe, 1 mm, gesetzt wird: 


u = 0,00043 2 
Für die Tragweiten 100 bezw. 50 m und die im obigen als dazu passend er- 
kannten Okularbrennweiten 10 bezw. 13 mm ergibt sich dann: 
_ 0,0043 0,0056 


mm bezw. ——— mm 
k k f 


daher für das Sattellager mit k = 1,4: 
u = 0,003 mm bezw. 0,004 mm, 
und für das Hohlaylinderlager mit k = 1,15: 
u = 0,004 mm bezw. 0,005 mm. 


; Könnte daher in dem ersten dieser vier Fälle der Unterschied der beiden 
Ringdurchmesser durch direkte Messung mittels einer Schraublehre mit einer Un- 
sicherheitsgrenze von 0,003 mm gemessen werden, so würde diese die Ablesung in 
der Tragweite um denselben Betrag unsicher machen, der bei genauer Kenntnis jenes 
Unterschiedes noch durch Schätzung sicher zu erhalten ist. Analog verhält es sich in 
den andern drei Fällen. 

Natürlich wird man sich damit nicht begnügen Können, um so weniger, als sich 
die Genauigkeit der Ablesung selbst noch merklich steigern läßt, indem an Stelle der 
Schätzung die Einstellung des Horizontalfadens auf die beiden Grenzen der von ihm 
bei der Normalstellung durchschnittenen Teilungsintervalles gesetzt wird, unter Ab- 
lesung der Trommel der Elevationsschraube oder der Libelle. 

.Die Unsicherheit der direkten Linearmessung des Unterschiedes der Ring- 
durchmesser würde demnach nur kleine Bruchteile der oben für u ermittelten Werte 
betragen dürfen; dies ist aber mit einer guten Schraublehre der gewöhnlichen Art 


. Für Werkstatt und Laboratorium. 37 
keinesfalls mehr zu erreichen. Die Libelle aber leistet das erforderliche unbedingt, 
da ihre Angabe ja so bemessen sein muß, daß der durch die Unsicherheit der 
Libellenablesung entstehende Fehler merklich unterhalb der Unsicherheit der Latten- 
ablesung bleibt. 

Kann aber hiernach die Aufsatzlibelle durch ein derartiges MeBmittel nicht 
ersetzt werden, so ist sie doch mit Rücksicht auf die Überlegungen von S. 35 auf 
andere Weise entbehrlich zu machen. Denkt man sich die Prüfung und Berichtigung 
eines mit den beiden anderen Libellen ausgerüsteten Instrumentes in der oben be- 
schriebenen Weise durchgeführt, so bleibt es noch mit der Verbindung der beiden 
Fehler behaftet, die aus der Ungleichheit der Ringdurehmesser und der unrunden 
Form der Ringquerschnitte entstehen. Wird alsdann das bis auf diese eine Fehler- 
verbindung berichtigte Instrument einer erneuten Prüfung nach Art der beim englischen 
Instrument anzuwendenden unterzogen, so muß ein sich hierbei ergebender Winkel 5 
(vgl. S. 24) notwendig gerade den Einfluß jener Fehlerverbindung darstellen. Da dieser 
seiner Unveränderlichkeit wegen ja nur ein einziges Mal zu bestimmen ist, so fällt die 
Umständlichkeit seiner Ermittelung nieht mehr besonders ins Gewicht. Übrigens über- 
nimmt auch die Physikalisch-Technische Reichsanstalt auf Antrag die Prüfung 
der Ringe eingesandter Fernrohre nach den beiden bezeichneten Richtungen hin. 

Unter Zuhilfenahme dieser indirekten bezw. autoritativen Prüfung wird dann 
das mit nur zwei, mit dem Fernrohr einerseits und mit dem Träger anderseits fest 
verbundenen Libellen ausgestattete Instrument vollkommen einwandfrei und besitzt 
noch immer den den Instrumenten der zweiten Klasse zukommenden Vorzug vor dem 
englischen. Endlich aber kann auch noch die Trägerlibelle in Fortfall kommen und 
damit das ursprüngliche französische Instrument wieder hergestellt werden, wenn für 
die einzige, dann noch übrig bleibende eine Reversionslibelle gewählt wird, welche 
die Ablesung in beiden Lagen des Fernrohres gestattet. In diesem Falle aber ist 
unter Vertikalstellung der Sehwenkachse für jede der beiden Seiten der Libelle der 
Ort des Spielpunktes zu bestimmen und ein vorhandener Unterschied in Rücksicht zu 
ziehen. Durch die Höhenjustierung kann entweder dieser Unterschied beseitigt werden, 
dann werden aber beide Spielpunkte im allgemeinen nicht mit der Mitte der Teilungen 
zusammenfallen, oder es kann einer der Spielpunkte auf die Mitte der Teilung ver- 
legt werden, dann wird der andere im allgemeinen eine Abweichung zeigen. 


— — 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


— 


Künstlicher Graphit. 
Bayer. Ind. u. Gew.- Bl. 47. S. 469. 1910. 


Die elektrische Energie der Kraftwerke von 
Niagarafalls wird seit mehreren Jahren auch 
zur Erzeugung von künstlichem Graphit (1908 
bereits 3900 t) benutzt. Als Rohmaterial dient 
Anthrazit von erhöhtem Aschengehalt. Es tritt 
im elektrischen Ofen eine Vergasung sämt- 
licher Stoffe außer Kohlenstoff ein. Das Er- 
zeugnis zeichnet sich durch sehr große Reinheit 
aus, die natürlicher Graphit nur durch um— 
standliches Waschen und Schlemmen erhält. 
Graphit wird bekanntlich mit Öl vermischt als 
Schmiermittel verwendet. Unreinere Sorten 
werden zur Fabrikation von Elektroden und 
Dynamobürsten sowie zu Rostschutz- Farben 
benutzt. G. 


Duralumin. 
Von L. M. Cohn. 
Verh. d. Ver. z. Bef. d. Gewfl. 89. S. 643. 1910. 


Planmäßige Arbeiten über Aluminium- 
legierungen, welche A. Wilm seit 1903 in 
der Zentralstelle für wissenschaftlich- 
technische Untersuchungen in Neubabels- 
berg vorgenommen hat, haben zu einer 
neuen, jetzt patentierten Legierung „Dur- 
alumin“ geführt, welche die Dürener Metall- 
werke A.-G. in Düren herstellen. Je nach 
dem besonderen Verwendungszwecke besteht 
Duralumin aus Aluminium mit 0, 5% Magnesium, 
3,5 bis 5,5% Kupfer und 0,5 bis 0,8 °/, Mangan. 
Es enthält demnach weder Blei, noch Zink, 
noch Zinn. Das spez. Gewicht ist 2,75 bis 2,84, 
der Schmelzpunkt etwa 650°C. Der elektrische 
Widerstand ist höher als beim Reinaluminium. 
In seinen mechanischen Eigenschaften — Härte, 
Festigkeit und Bearbeitbarkeit — sowie in der 


38 


Widerstandsfahigkeit gegen Atmosphäre, Sal- 
peter, Schwefelsäure, Quecksilber und See- 
wasser ist Duralumin anderen Aluminium— 
legierungen überlegen. Die Berührung mit 
anderen Metallen, welche bei Zutritt von 
Feuchtigkeit elektrische Spannungen hervor- 
ruft, ist zu vermeiden. Duralumin ist bei be- 
sonderer Behandlung galvanisierbar, lötbar und 
autogen schweißbar. Durch Kaltbearbeitung 
nehmen Festigkeit und Härte zu. Der Klang 
ist hervorragend. 

Die merkwürdigste Eigenschaft des Dura- 
lumin ist seine Hartbarkeit. Wird es in einem 
geeigneten Metallsalzbad auf 390° bis 410° C 
erwärmt, so tritt, gleichgültig, ob die Erkaltung 
durch Abschrecken oder langsam erfolgt, nach 
etwa 1 Stunde eine meßbare Steigerung der 
Festigkeit und Härte ein, welche in weiteren 
30 Minuten rasch zunimmt und sich weitere 
48 Stunden verzögert fortsetzt. So zeigte eine 
Probe im geglühten Zustande 26 kg Festigkeit 
bei 17% Dehnung, nach dem Härten 41 kg bei 
27% Durch Erwärmung auf 100° bis 150° 
laßt sich Duralumin anlassen. 

Die Legierung wird in Form aller mög- 
lichen Halbfabrikate hergestellt, selten aber als 
Gußmetall, weil dann seine hervorragenden 
Eigenschaften nicht zur Geltung kommen. 

@. 
— — 


Glas technisches. 


Physikochemische Studien 
an binären Gemischen. 
(Gefrierapparat.) 
Von Otto Scheuer. 

Zeitschr. f. physik. Chem. 72. S. 513. 1910. 

Der Beckmannsche Ge- 
frierapparat mit Platinrührer und 
Metronomunterbrecher (Zeitschr. 
f. physik. Chem. 21. S. 239. 
1896; 44. S. 171. 1903) besitzt 
zwei wesentliche Nachteile. 
Einerseits müssen infolge seines 
großen Durchmessers verhält- 
nismäßig bedeutende Substanz- 
mengen verbraucht werden, an- 
dererseits spritzt der sich ver- 
tikal auf- und abwärts bewe- 
gende Rührer unvermeidlich 
etwas Flüssigkeit in die Höhe. 
Verf. hat deshalb den abgebil- 
deten, für kleinere Substanz- 
mengen bestimmten Gefrier- 
apparat konstruiert, der aus 
einem 2,5cm weiten, unten (bei o) 
auf 1 cm verengten und flach 
geschlossenen Rohr n mit seit- 
lichem, durch eingeriebenen 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. — Gewerbliches. 


Deutsche 


Mechaniker-Ztg. 


Stopfen verschlossenen Tubus besteht. Als 
Rührer dient ein Thermometer p mit zwei 
Platinschaufeln v. Das Thermometer ist 
mittels Gummischlauchs in dem mit Queck- 
silberverschlu8 versehenen Rohr J befestigt, 
welches seinerseits mittels Gummischlauchs an 
der Achse eines Schnurrades angebracht wird. 
Um das Schwingen des Rohres I zu vermindern, 
wird bei m etwas Quecksilber eingegossen. 


G. 


Ein modifizierter Wasch- und Scheide» 
trichter für schwere Flüssigkeiten. 
Von H. M. Atkinson. 


Chem. News. 102. 
S. 308. 1910. 


Verf. versieht einen 
gewöhnlichen Scheide- 
trichter mit einem seit- 
lichen Rohransatz, der 
durch einen Hahn oder 
Gummistopfen verschlieB- 
bar ist. Auf diese Weise 
kann man schwerere 
Flüssigkeiten, wie Anilin 
u. a., mit leichteren wa- 
schen oder zu einem 
anderen Zwecke durch- 
schütteln und diese wie- 


derholt wechseln, ohne 
jedesmal den ganzen 
Trichter entleeren zu 
müssen. Hffm. 
— — 
Gewerbliches. 


Entwurf eines Gesetzes über den 
Patentausführungszwang. 
Den Regierungen der Bundesstaaten 
ist vom Reichskanzler der Entwurf eines 
Gesetzes über den Patentausführungs— 


zwang mit dem Ersuchen um Prüfung mit- 


geteilt worden. Der Entwurf und die zu- 
gehörigen Erläuterungen lauten. 


Art. I. 


An die Stelle des § 11 des Patent- 
gesetzes vom 7. April 1891 (Reichgesetz- 
blatt S. 79) treten folgende Vorschriften: 

Verweigert der Patentinhaber einem 
Anderen die Erlaubnis zur Benutzung der 
Erfindung auch bei Angebot einer ange- 
messenen Vergütung oder Sicherheits- 
leistung, so kann, wenn die Erteilung der 
Erlaubnis im öffentlichen Interesse geboten 
ist, das Patent zuriickgenonunen oder (dem 


Heft 4. 
15. Februar 19111. 


See — — 


Anderen die Berechtigung zur Benutzung 
der Erfindung zugesprochen werden (Zwangs- 
lizenz). Die Berechtigung kann einge- 
schränkt erteilt und von Bedingungen ab- 
hängig gemacht werden. 

Das Patent kann ferner, soweit nicht 
Staatsverträge entgegenstehen, zurückge- 
nommen werden, wenn die Erfindung aus— 
schließlich oder hauptsächlich außerhalb 
des Deutschen Reichs oder der Schutz- 
gebiete ausgeführt wird. 

Vor Ablauf von drei Jahren seit der 
Bekanntmachung der Erteilung des Patents 
kann eine Entscheidung gegen den Patent- 
inhaber nicht getroffen werden. 

Art. II. 

Auf das Verfahren und die Entscheidung 
über die Erteilung der Zwangslizenz finden 
die Vorschriften des Patentgesetzes über 
die Zurücknahme des Patents Anwendung. 

Art. III. 

An die Stelle des § 30 Abs. 3 des 
Patentgesetzes tritt folgende Vorschrift: 

Wird die Zurücknahme des Patents 


wegen Lizenzverweigerung beantragt, so 


muß der diesem Antrag entsprechenden 
Entscheidung eine Androhung der Zurück- 
nahme unter Angabe von Gründen und 
unter Festsetzung einer angemessenen Frist 
vorausgehen. 
Art. IV. 
Dieses Gesetz tritt am 
in Kraft. 


Aus den Erläuterungen. 


Zu Artikel I. 

Unter dem Einfluß der Gestaltung des inter- 
nationalen Rechts in der letzten Zeit hat sich 
die Notwendigkeit ergeben, die Frage des Aus- 
führungszwanges für patentierte Erfindungen 
($ 11 des Patentgesetzes) alsbald und unab- 
hangig von der allgemeinen Revision des 
Patentgesetzes neu zu regeln. Während die 


übrigen wichtigeren Fragen der Revision mehr 


oder weniger in einem solchen Zusammenhange 
stehen, daß eine gesonderte gesetzgeberische 
Behandlung nicht möglich ist, laßt sich die Ab- 
änderung des § 11 ohne Rücksicht auf andere 
Bestimmungen des Gesetzes durchführen. 

Die Vorschrift in § 11 lautet: 

Ȥ 11. Das Patent kann nach Ablauf von 
drei Jahren, von dem Tage der über die Er- 
teilung des Patents erfolgten Bekanntmachung 
gerechnet, zurückgenommen werden: 

1. wenn der Patentinhaber es unterläßt, im 
Inland die Erfindung in angemessenem Umfang 
zur Ausführung zu bringen oder doch alles zu 
tun, was erforderlich ist, um diese Ausführung 
zu sichern; 


Gewerbliches. 


39 


2. wenn im öffentlichen Interesse die Er- 
teilung der Erlaubnis zur Benutzung der Er- 
findung an Andere geboten erscheint, der 
Patentinhaber aber gleichwohl sich weigert, 
diese Erlaubnis gegen angemessene Vergütung 
und genügende Sicherstellung zu erteilen“. 

Schon seit Jahren wird in den beteiligten 
Kreisen Deutschlands, hauptsächlich infolge 
der Entwicklung unserer Industrie und des 
wachsenden Einflusses, den der Erfindungs- 
schutz auf die Erzeugung der wirtschaftlichen 
Güter ausübt, die Auffassung vertreten, daß 
unter den bestehenden wirtschaftlichen Ver- 
hältnissen das System des Ausführungszwanges, 
namentlich in seiner internationalen Geltung, 
für unsere wirtschaftlichen Interessen schädlich 
ist. Es wird darauf hingewiesen, daß der 
Zwang, die geschützte Erfindung nicht nur im 
Heimatsstaate, sondern auch in anderen Patent- 
ländern auszuüben, zu einer unwirtschaftlichen 
Zersplitterung der Produktion oder gar zur 
Auswanderung der Industrie führen müsse. 
Im Falle der Nichtausführung verfalle das 
Patent zugunsten der fremden Industrie. Um 
diese Folgen abzuwehren, werde für den Er- 
finder in Frage kommen, unter Verzicht auf 
den Patentschutz die Erfindung in den Formen 
des Fabrikgeheimnisses zu verwerten, was für 
Technik und Industrie offenbar nachteilig sei. 
Aber auch für den inneren Verkehr lasse sich 
der Ausführungszwang wegen der damit ver- 
bundenen Entwertung des Patents nicht recht- 
fertigen. Dies gelte besonders fir das Patent 
des unbemittelten Erfinders. Wenn es diesem 
nicht gelinge, die Hilfskräfte des Kapitals oder 
die Bereitwilligkeit der Industrie zur Über- 
nahme der Erfindung zu gewinnen, müsse er 
den vorzeitigen Untergang des mit Opfern er- 
worbenen Patentschutzes gewärtigen, ja man 
habe es in der Hand, ihn geradezu zur Auf- 
gube des Patents zu zwingen. Die Besorgnis, 
daß durch die Beseitigung des Ausführungs- 
zwanges die Gefahr monopolistischer Aus- 
beutung der Erfindung zum Schaden der mit- 
bewerbenden Industrie oder des inländischen 
Verbrauchs herbeigeführt werde, sei nach den 
bisherigen Erfahrungen nicht begründet. Die 
Ertindung werde gemacht, um nutzbar ver- 
wertet zu werden. Auch die Verwertung der 
Erfindungen vollziehe sich im allgemeinen 
nach den Gesichtspunkten von Angebot und 
Nachfrage. Falls aber im einzelnen Falle eine 
Erfindung, deren Einführung in den Verkehr 
durch allgemeine wirtschaftliche Rücksichten 
geboten sei, nicht ausgeübt oder vom Patent- 
berechtigten den natürlichen Bedingungen zu- 
wider zu Sonderzwecken mißbraucht werde, 
könne durch Einführung der Zwangslizenz die 
Möglichkeit geschaffen werden, sie dem Verkehr 
zugänglich zu machen. 


e 


Namhafte Vertreter der Industrie und der 
Wissenschaft sowie angesehene Körperschaften 
und Vereine, darunter derVereinzum Schutze 
des gewerblichen Eigentums, sind deshalb 
für die Beseitigung des Ausführungszwanges und 
seine Ersetzung durch den Lizenzzwang einge- 
treten. Auch im Ausland haben diese Be- 
strebungen Beifall gefunden. Die Association 
Internationale pour la Protection de la 
Propriété Industrielle hat auf ihren letzten 
Kongressen zu Berlin, Nancy und Brüssel sich 
in demselben Sinne ausgesprochen und ent- 
sprechende Beschlüsse gefaßt. 

Den gegen den Ausführungszwang geltend 
gemachten Gründen muß beigepflichtet werden. 
Zu einer Abänderung der inneren deutschen 
Gesetzgebung lag allerdings bisher ein dring- 
licher Anlaß nicht vor. Es galt vielmehr zu- 
nächst, die Schäden des Ausführungszwanges, 
soweit sie im internationalen Verkehre hervor- 
treten, im Wege internationaler Verständigung 
zu mildern. Zunächst wurde in den 1892 mit 
Italien und mit der Schweiz abgeschlossenen 
Verträgen bestimmt, daß die nach den Gesetzen 
der vertragschließenden Teile im Falle der 
Nichtausführung einer Erfindung eintretenden 
Rechtsnachteile auch dadurch ausgeschlossen 
werden, daß die Ausführung in dem Gebiete 
des anderen Teils erfolgt. Ferner wurde in 
die Internationale Übereinkunft zum Schutze 
des gewerblichen Eigentums vom 20. März 1883 
wesentlich auf Betreiben Deutschlands durch 
die Brüsseler Zusatzakte vom 14. Dezember 1900 
die Bestimmung aufgenommen, daß der Verfall 
eines Patents wegen Nichtausübung in den 
Unionsländern nicht vor Ablauf von drei Jahren 
seit der Patentanmeldung und nur dann aus- 
gesprochen werden kann, wenn der Patent- 
sucher rechtfertigende Gründe für seine Un- 
tätigkeit nicht dartut. Schließlich wurde mit 
den Vereinigten Staaten von Amerika in dem 
Abkommen vom 23. Februar 1909 vereinbart, 
daß die in den Gesetzen des einen vertrag- 
schließenden Teiles enthaltenen Vorschriften, 
wonach im Falle der Nichtausführung eines 
Patents die Zurücknahme oder eine sonstige 
Beschränkung des Rechtes vorgeschrieben ist, 
auf die den Angehörigen des anderen Teiles 
gewährten Patente nur in dem Umfang des 
von diesem Teile seinen eigenen Angehörigen 
auferlegten Beschränkungen Anwendung finden; 
dabei soll die Ausführung des Patents in den 
Gebieten des einen vertragschließenden Teiles 
der Ausführung in den Gebieten des anderen 
Teites gleichstehen. 

Durch das Abkommen mit den Vereinigten 
Staaten, deren Gesetzgebung bisher eine Aus- 
führungspflicht nicht kennt, sollen die unserer 
Industrie im Falle der Einführung des Aus- 
führungszwanges von dort drohenden Nach- 


40 Gewerbliches. 


Dentsche 
Mechaniker-Ztg. 


teile abgewehrt werden. Es ist damit nament- 
lich dem Wunsche derjenigen Industriezweige 
Rechnung getragen, welche im stärkeren Maße 
an der Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten 
beteiligt sind. Nun hat allerdings das Ab- 
kommen infolge der Verschiedenheit der der- 
zeitigen Gesetzgebung insofern eine verschieden- 
artige Behandlung der beiderseitigen Staats- 
angehörigen im Gefolge gehabt, als in Deutsch- 
land zwar der amerikanische Staatsangehörige 
von der Ausführungspflicht kraft Vertragsrecht 
befreit, der Deutsche ihr aber nach den Vor- 
schriften des Patentgesetzes unterworfen ist. 
In dieser Beziehung die deutschen Staatsange- 
hörigen den amerikanischen gleichzustellen, er- 
scheint billig und geboten. Dies wird durch 
den vorliegenden Entwurf erreicht, der die 
Frage des Ausführungszwanges im Sinne der 
geltend gemachten Wünsche neu regeln will. 

Wie die Fassung ergibt, soll künftig die 
Ausführung der patentierten Erfindung nicht 
mehr allgemein gefordert werden. Dieser 
Grundsatz läßt sich jedoch nicht unbeschränkt 
durchführen, vielmehr wird an der Zulässigkeit 
der Zurücknahme des Patents festzuhalten 
sein, wenn die Erfindung ausschließlich oder 
in der Hauptsache im Ausland ausgeführt wird, 
wobei es keinen Unterschied begründet, ob 
dies durch einen Deutschen oder einen Aus- 
länder geschieht. Die Aufrechterhaltung dieser 
Vorschrift ist, solange die Gesetze des Aus- 
landes die Ausführung der dort genommenen 
Patente verlangen, durch die Notwendigkeit 
der Abwehr im Interesse unserer heimischen 
Industrie geboten. Es muß der internationalen 
Verständigung, sei es im Wege weiterer 
Sonderabkommen, sei es durch den Ausbau des 
Unionsrechts, vorbehalten bleiben, die Schranken 
zu beseitigen, die unter dem jetzigen System 
dem freien Verkehre mit patentierten Er- 
findungen entgegenstehen. 

Der Ausführungszwang soll nach dem Ent- 
wurfe in der Regel durch den Lizenzzwang 
ersetzt werden. Soweit aber die Ausführungs- 
pflicht bestehen bleibt, muß daneben der 
Lizenzzwang aufrecht erhalten werden, da beide 
Rechtsbehelfe nicht durchweg gleichen Zwecken 
dienen. Denn im Interesse der mitbewerben- 
den Betriebe kann die Verpflichtung des 
Patentinhabers, Anderen die Benutzung der Er- 
findung zu gestatten, auch dann geboten sein, 
wenn er selbst die Erfindung ausführt. Im 
übrigen kann nicht zweifelhaft sein, daß der 
Lizenzzwang, wie bisher, auch gegenüber dem- 
jenigen Ausländer gilt, welcher nach Vertrags- 
recht von der Ausfihrungspflicht befreit ist. 

Im Falle der Lizenzverweigerung soll, wie 
nach dem geltenden Rechte, die Zurücknahme 
des Patents ausgesprochen werden können. 
Dabei wird auch daran festzuhalten sein, daß 


Heft 4. 
15. Februar 1911. 


die Zurücknahme nur zulässig ist, wenn ein 
öffentliches Interesse besteht. Diese Be- 
schränkung liegt im Interesse des Patent- 
inhabers, der ernsthafte Bemühungen zur Ver- 
wertung der Erfindung auf wendet und gegen- 
über egoistischen Interessen des Gegners 
Schutz verdient. Anderseits wird, wenn künftig 
der Ausführungszwang fortgefallen sein wird, 
ein öffentliches Interesse namentlich dann an- 
zuerkennen sein, wenn die Vorteile der Er- 
findung nicht oder nicht in ausreichendem Maße 
dem Inlande zugeführt werden, oder wenn die 
Benutzung des Patents an unverhältnismäßig 
lästige Bedingungen geknüpft wird. Hierzu 
treten die Fälle, daß durch die Ausführung der 
Erfindung in der Hand eines Einzelnen der 
Bestand anderer Unternehmungen bedroht 
wird oder der Lizenzbedürftige sich gehindert 
sieht, eine ihm selbst patentierte, von dem 
Patent des Anderen abhängige, nützliche Er- 
findung zu verwerten. 

Aber nicht in allen Fällen wird der Sach- 
verhalt so liegen, daß die Zurücknahme des 
Patents geboten ist. Der Entwurf sieht deshalb 
vor, daß in den dazu geeigneten Fällen von 
der Zurücknahme abgesehen und dem Lizenz- 
bedürftigen lediglich die Berechtigung zur Be- 
nutzung der Erfindung zugesprochen werden 
kann. Im allgemeinen wird davon auszugehen 
sein, daß die Vorschriften des Entwurfs, 
namentlich die im Falle der Lizenzverweigerung 
angedrohte Zurücknahme des Patents, den 
Patentinhaber zu einer freiwilligenVerständigung 
mit dem Lizenzbedürftigen geneigt machen 
werden. Immerhin wird es Fälle geben, in 
denen eine solche Vereinbarung nicht zustande 
kommt und die Erlaubnis zur Benutzung der 
Erfindung auf Antrag von der Behörde festzu- 
setzen ist. Der Entwurf schreibt vor, daß die 
Berechtigung eingeschränkt erteilt oder von 
Bedingungen abhängig gemacht werden kann. 
Es wird in dieser Beziehung namentlich darüber 
zu entscheiden sein, ob die Lizenz das ganze 
Patent oder nur einen Teil umfassen soll, für 
welchen Bezirk und für welche Zeit sie zu 
gelten hat, sowie darüber, ob die ‚Vergütung 
durch einmalige Zahlung, durch Abgaben vom 
Verkaufspreis oder auf andere Weise zu leisten 
und welche Bicherheit etwa zu bestellen ist. 

Schließlich wird unter Umständen die 
Prüfung sich auch darauf erstrecken, ob die 
Benutzung der Erfindung auf den eigenen 
Betrieb beschränkt oder auch in fremden Werk- 
stätten gestattet sein soll. Das Patentamt wird 
bei seiner Kenntnis der einschlägigen Verhält- 
nisse und auf Grund der Angaben der Parteien 
in der Lage sein, jeweils die Entscheidung zu 
treffen, welche sowohl dem Grundsatz der 
Billigkeit gegenüber dem Patentinhaber als 
auch dem öffentlichen Interesse Rechnung trägt. 


Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 41 


Zu Artikel II und III. | 

Auf das Verfahren und die Entscheidung 
über die Erteilung der Zwangslizenz sollen im 
allgemeinen die Vorschriften des Patentgesetzes 
über die Zurticknabme des Patents (§§ 28 ff.) 
Anwendung finden. Jedoch soll die Vorschrift 
in § 30 Abs. 3, wonach der Entscheidung eine 
Androhung der Zurücknahme voranzugehen hat, 
nicht zur Anwendung kommen, da in diesem 
Falle die für den Patentinhaber empfindliche 
Strafe der gänzlichen Entziehung des Patents 
nicht in Frage steht, andererseits im Interesse 
der Beteiligten eine schleunige Regelung der 
Lizenzfrage regelmäßig angezeigt sein wird. 


— — 


Kleinere Mitteilungen. 


3. Ferienkursus 
über Stereophotogrammetiie 
vom 24. bis 29. April 1911 in Jena. 

Die Vorträge und Demonstrationen finden 
statt im sogenannten „Kleinen Saal“ des 
Volkshauses der Carl- Zeig -Stiftung. Die 
Übungen werden ebenda und bei gutem Wetter 
im Freien, in der näheren Umgebung von 
Jena, abgehalten. Die erforderlichen Apparate 
werden von der Firma Carl Zeiß zur Ver- 
fügung gestellt. Die Platzkarten für die Vor- 
träge werden verteilt in der Reihenfolge der 
definitiven Anmeldung. Das Honorar für die 
Vorträge, Demonstrationen und Übungen be- 
trägt 25 M und ist bei Entgegennahme der 
Teilnehmerkarte zu erlegen. 

Die Anmeldungen zur Teilnahme an diesem 
Kursus sind an Hrn. Dr. C. Pulfrich nach Jena 
(Kriegerstr. 8) zu richten, der den Kursus ab- 
halt. Auf Wunsch wird die Teilnehmerkarte 
vorher zugesandt. | 

Ein ausführliches Programm wird später 
bekannt gegeben. 


Gewerbliche Einzelvorträge 

in der Handelshochschule Berlin. 

Wie bisher alle Jahre werden auch im Fe- 
bruar und Mai dieses Jahres von den Ältesten 
der Kaufmannschaft von Berlin öffentliche 
Einzelvorträge in der Aula der Handelshoch- 
schule veranstaltet. Für unsere Leser dürften 
folgende von Interesse sein. Mittwoch, den 
3. Mai (8 bis 9 Uhr): Hr. Stadtältester Dr. 
Weigert, Vizepräsident der Ältesten der 
Kaufmannschaft von Berlin, Über Weltaus- 
stellungen; Mittwoch, den 10. Mai (8 bis 9 Uhr: 
Hr. Ing. Neuhold, Dir. der Deutschen Telephon- 
werke, Über die Entwickelung und Bedeutung 
der Schwachstrom-Industrie. Für jeden Vortrag 
werden besondere Eintrittskarten ausgegeben; 


42 Kleinere Mittellungen. — Bücherschau. — Patentschau. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


diese Karten sind bei dem Pedell der Handels- 
hochschule (Eingang Spandauer Str. 1) unent- 
geltlich zu haben, oder sie werden bei brief- 
licher Bestellung (an das Sekretariat) portofrei 
übersandt. 


— — 


F. W. Binrichsen u. K. Memmler, Der Kaut- 
schuk und seine Prüfung. 8°. X u. 263 8. 
mit 64 Abb. Leipzig, S. Hirzel 1910. 8,00 M, 
geb. 9,00 M. 

Das streng wissenschaftlich gehaltene 
Buch macht die umfangreichen Erfahrungen 
des Kgl. Pr. Materialprüfungsamtes auf 
dem Gebiete der chemischen und mechanischen 
Kautschukuntersuchung der Allgemeinheit zu- 
gänglich. Es behandelt in drei Hauptabschnitten 
die allgemeine Technologie des Kautschuks, 
die chemische Analyse und die mechanische 
Prüfung. Für die Leser dieser Zeitschrift 
wird die Beschreibung der Apparate zur me- 
chanischen Untersuchung besonderes Interesse 
bieten. G. 


R. Vogdt, Elementarmechanik für Maschinen- 
techniker, 80. VIII, 131 8. mit 154 Fig. 
Berlin, Julius Springer 1910. Geb. 2,80 M. 

Dem Verfasser ist es gelungen, auf sehr 
engem Raum eine klare und leicht faßliche 

Übersicht über die Elemente der technischen 

Mechanik zu geben. Das Buch wird sich be- 

sonders als Leitfaden für den Unterricht eignen 

und bei seiner Kürze die Erlernung der Haupt- 
gesetze und Formeln erleichtern. Die Anforde- 
rungen an die mathematischen Kenntnisse des 


Lesers sind gering, das graphische Rechnen 


ist möglichst viel zur Anwendung gekommen. 
Die fünf Hauptabschnitte behandeln: Statik, 
Festigkeitslehre, Bewegungslehre, Dynamik und 
Hydraulik. Die Aufgaben und maschinen- 
technischen Anwendungen sind auch für den 
Feinmechaniker von Wichtigkeit, so daß wir 
das kleine Werk auch unserem Leserkreis 
empfehlen können. @. 


K. Scheel, Die Grundlagen der praktischen Me- 
tronomie. (Die Wissenschaft Bd. 36). 8°. XII, 
168 8. mit 39 Abb. Braunschweig, Friedr. 
Vieweg & Sohn 1911. 5,20 M, geb. 6 M. 

(Besprechung wird in der Zeitschr. f. 

Instrkde. erfolgen.) 


— 


Patentscha nu. 


Elektrischer Spannungsmesser, insbesondere für hohe Spannung, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß die Strahlwirkung beider Pole der Spannung auf ein aus Isoliermaterial bestehendes 


bewegliches System zur Messung benutzt wird. 


Nr. 222247. Kl. 21. 


W. Voege in Hamburg. 5. 10. 1909. 


Verfahren zur photographischen Aufnahme von Schallschwingungen durch Photo- 
graphieren eines Lichtbündels, das von einem durch die Schallschwingungen bewegten Spiegel 


reflektiert wird, dadurch gekennzeichnet, daß polarisiertes 
Licht verwendet und zwischen dem Spiegel d und der licht- 
empfindlichen Schicht g ein die Polarisationsebene des Lichtes 
drehender optischer Körper e von wechselndem Querschnitt 
sowie ein Analysator f eingeschaltet wird, so daß aus den 
Schwingungen des Spiegels d verschieden starke Drehungen 
der Polarisationsebene und hierdurch verschiedene Intensitäten 
des auf die photographische Schicht g fallenden Lichtes folgen. j 


W. Gérard in Berlin. 


6. 6. 1909. Nr. 221771. Kl. 42. 


1. Selbsttätige Zündvorrichtung für Quecksilberdampflampen, bei welcher die 


das Quecksilber enthaltende Röhre unter dem Einfluß eines Solenoides um eine wagerechte 
Achse schwingt, dadurch gekennzeichnet, daß das Solenoid, welches mit einer durch die 
Schwingung der Lampe selbst bewegten Kontaktvorrichtung verbunden ist, zwei passend be- 
rechnete Wicklungen aufweist, die derart verbunden sind, daß sie beim Stromschluß gleichzeitig 
wirksam sind, so daß das beim Schwingen der Röhre von einer Elektrode zur andern wandernde 
Quecksilber selbsttätig bei einer gewissen Neigung der Röhre den Lichtbogen unter der 
Wirkung des bei der Unterbrechung in dem Gesamtstromkreise des von beiden Wicklungen 
gebildeten Solenoides hervorgerufenen kräftigen Extrastromes herstellt, während die mechanisch 
mit dem Kern des Solenoides verbundene Kontaktvorrichtung eine der beiden Wicklungen in 


15. Be 1911. Patentschau. — Vereinsnachrichten. 43 


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der der Zündung unmittelbar folgenden Periode kurzschließt, wobei die andere Wicklung im 
Stromkreise verbleibt, um die Röhre in ihrer Zündstellung zu erhalten und als fester Widerstand 
und für die Beständigkeit des Lichtbogens ausreichender Selbstanlasser zu dienen. 

2. Eine Vorrichtung nach Anspr. 1, gekennzeichnet durch die Verbindung von festen 
und beweglichen Scheiben, welche die Kontakte und den Kontaktkolben tragen. 

3. Eine Vorrichtung nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine gegenwirkende 
Rückzugsfeder durch die Schwingung zusammengedrückt wird und beinahe die Anziehungskraft 
des Solenoides, das tote Gewicht des Systems und die Masse des Quecksilbers ausgleicht, wenn 
die Lampe in Wirkung ist, so daß im Augenblick der Unterbrechung des Stromes die Feder 
selbsttätig die Röhre in die anfängliche Ruhestellung zurückführt. 

4. Eine Vorrichtung nach den Anspr. 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die festen 
und beweglichen Scheiben mit verschiedenen Zentriwinkeln angehörenden Schlitzen versehen 
sind, um die gegenseitige Schwingungsweite gegeneinander zu begrenzen, die verschiedenen 
relativen Bewegungen bei Anderung der Kontakte zu sichern und im Falle einer Stromunter— 
brechung oder eines Erlöschens des Lichtbogens selbsttätig den Lichtbogen wieder herzustellen. 

a 5. Eine Vorrichtung nach den Anspr. 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die 
Rückzugsfeder mit einer Dämpfvorrichtung verbunden ist, welche aus einem unbeweglichen 
Kolben mit einem beweglichen Zylinder besteht, und welche die infolge der lebendigen Kraft 
des Quecksilbers auftretende Beschleunigung herabmindert, etwa auftretende Stöße beseitigt 
und die passende Aufeinanderfolge der Zündphasen sichert. P. A. Huguenin 
in Paris. 13. 2. 1909. Nr. 221812. Kl. 21. 


Quecksilberstiftunterbrecher, dadurch gekennzeichnet, daß der 
Kontaktstift die Unterbrechung innerhalb eines in das Quecksilber eintauchen- 
den, oben geschlossenen Hohlraumes ausführt, so daß die im Augenblick der 
Unterbrechung an der Unterbrechungsstelle aus der Löschflüssigkeit gebildete 
Gasblase das Quecksilber von dem Kontaktstift nach unten fortschleudert 
und somit ein rasches Erlöschen des Unterbrechungsfunkens herbeiführt. 
Reiniger, Gebbert & Schall in Erlangen. 13. 11. 1909. Nr. 222 560. 
Kl. 21. 


— —__—_—_ 
Vereinsnachrichten. 


Durch den Tod der Herren Techn. Rat 
Hebeler, Schuch, Ellermann und Galle 
verlor die Gesellschaft 4 Mitglieder; aufge- 
nommen wurden 9 Mitglieder, so daß unsere 
Abteilung Berlin am Ende des Jahres 185 Mit- 
glieder zählt. 


Im April fand das übliche Wintervergnügen: 
durch einen Damenabend statt. Hr. Dr. Brühl 
vom Museum für Meereskunde hielt einen 
äußerst interessanten Vortrag über die Schätze 
des Meeres, an den sich ein geselliges Ver- 

Den Herren Vortragenden sei auch an dieser | gnügen, bestehend aus Tanz und Vorträgen, 
Stelle der Dank unserer Gesellschaft ausge- | anschloß. 


D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin. E.V. Sa 
sprochen. Am 8., 9. und 10. August fand unter zahl- 


Jahresbericht 1910. 

Erstattet vom“ Vorsitzenden Hrn. W. Haensch 
in der Hauptversammlung vom 10. Januar 1911. 

Während des verflossenen Jahres fanden 
neben der Hauptversammlung (am 25. Januar) 
6 ordentliche Sitzungen statt, in denen wir eine 
Reihe von sehr interessanten und lehrreichen 
Vorträgen aus Gebieten der Wissenschaft und 
Technik hörten. Sämtliche Sitzungen waren 
von Mitgliedern und Gästen zahlreich besucht. 


Von den Arbeiten des Vorstandes ist be- | reicher Beteiligung von Mitgliedern unserer 
sonders zu erwähnen, daß ein Ausschuß für | Abteilung der in jeder Weise ausgezeichnet 
die Feier des 25-jährigen Bestehens der Fach- verlaufene Mechanikertag in Göttingen statt, 
schule für Mechaniker, bestehend aus den | mit daranschließender Studienfahrt zur Brüsseler 
Herren Blaschke, Haensch und Kurtzke, Weltausstellung, bei der sich auch eine erheb- 
gewählt wurde, daß der Handwerkskammer die | liche Zahl unserer Berliner Mitglieder be- 
Herren Baurat Pensky und Sickert als | teiligte. 

Vorsitzende und die Herren Nerrlich, Ma- Am 23. September hatten wir Gelegenheit, 
rawske, G. Meißner und Oehmke als Bei- einer alten Berliner Firma und einem der 
sitzer für den Gehilfenprüfungsausschuß vorge- | ältesten Mitglieder unserer Gesellschaft, Hrn. 
schlagen wurden. Rudolf Krüger, anläßlich des 50-jährigen Be- 


44 Vereinsnachrichten. 


stehens seiner Werkstatt, durch zwei Vorstands- 
mitglieder, die Herren Handke und Blaschke, 
eine prächtig ausgeführte Adresse zu über- 
reichen und die Glückwünsche der D. G. f. M. u. O. 
auszusprechen. 

Ferner fand am 24. September der Fest- 
kommers zur Feier des 28-jährigen Bestehens 
der Tagesklasse für Mechaniker und Elektro- 
techniker statt, an dem sich eine größere 
Anzahl von Mitgliedern beteiligte. Den Vorsitz 
des offiziellen Teiles führte unser Vorstands- 
mitglied Hr. Prof. Dr. Göpel, im Namen un- 
serer Abteilung sprach Hr. Reg.-Rat Dr. Stadt- 
hagen. 

Der Vorstand setzte sich zusammen aus 
folgenden Herren: 

Vorsitzende: W. Haensch, Reg.-Rat Dr. H. 
Stadthagen, W. Handke; Schriftführer: 
Techn. Rat A. Blaschke, Th. Ludewig. 
Schatzmeister: Dir. A. Hirschmann. Archivar: 
M. Tiedemann. 

Den Beirat bildeten die Herren: O.Boettger, 
Prof. Dr. Göpel, H. Haecke, K. Kehr, R. 
Kurtzke, Geh, Reg.-Rat Prof. Dr. Lindeck 
und M. Runge. 

Vertreter in dem Hauptvorstand waren 
die Herren: W. Haensch, Dir. A. Hirsch- 
mann, Th. Ludewig, Baurat B. Pens ky. 

Im weiteren war der Gesellschaft Gelegen- 
heit geboten durch von ihr gewählte Vertreter 
regen Anteil zu nehmen an den Beratungen 
der Kommission für das Fachschul- und Fort- 
bildungsschulwesen, speziell für Pflichtfort- 
bildungsschulen, wobei der Leiter des ge- 
samten Fortbildungsschulwesens von Berlin, 
Hr. Dir. Dr. Grundscheid, mit großem In- 
teresse unsere Vorschläge speziell für den 
Unterricht der Mechanikerlehrlinge an den 
Pflichtfortbildungsschulen entgegennahm. Der 
Vorsitzende unseres Prüfungsausschusses, Herr 
Baurat B. Pensky, und sein Vertreter, Herr 
Sickert, waren bemüht, das Prüfungswesen 
weiter auszubauen im Interesse und zum Gedeihen 
unseres Nachwuchees und unserer Kunst. Möge 
es allen diesen Herren mit ihrem ernsten 
Streben und in ihrer angestrengten Tätigkeit 
gelingen, unserem Fache nicht nur theoretisch 
gut ausgebildete, sondern auch in der Praxis 
tüchtige Mechaniker zuzuführen! 


Sitzung vom 31. Januar 1911. Vorsitzen- 
der: Hr. Prof. Dr. F. Göpel. 
Der Vorsitzende gedenkt zunächst der 


Verluste, von denen die D. G. f. M. u. O. in 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. | 


Dentache 
Mechaniker-Ztg. 


den letzten Tagen durch das Ableben der 
Herren E. Sydow und C. Reichel getroffen 
worden ist, und widmet den Verstorbenen einen 
warmen Nachruf. Die Anwesenden ehren 
deren Andenken durch Erheben von den Bitzen. 

Hr. M. Tiedemann spricht „Über neue 
Zeichenmodelle für die Mechanikerklassen an 
den Pflichtfortbildungsschulen*. — Der Vor- 
tragende hat die Modelle auf grund der Kon- 
ferenzen entworfen, zu denen die Berliner Schul- 
verwaltung eine Reihe von Fachmännern berufen 
hatte; besonders der Leiter der Fortbildungs- 
schalen, Hr. Dir. Dr. Grundscheid, hat sich 
fur das Zustandekommen dieser Sammlung in- 
teressiert und betätigt. An der Hand der zahl- 
reichen vorliegenden Stücke erläutert der 
Vortragende den Zweck der Sammlung, die, 
ausgehend von dem Konstruktionselement 
„Schraube“, nicht einfache Zeichenvorlagen 
bieten, sondern den Schüler in das Wesen. und 
den Zweck mechanischer Konstruktionen ein- 
führen soll; die in der Hauptsache aus ein- 
faehen Verwendungsbeispielen der Schraube 
bestehenden Stücke sind hierzu besser ge- 
eignet, als ganze Apparate oder Apparaten- 
teile, die zu kompliziert und überdies — weil 
neue und gute zu teuer kommen — in der 
Regel veraltet sind. Zu der Sammlung gehört 
eine für den Lehrer, der unbedingt Techniker 
und Fachmann sein muß, bestimmte Erläuterung. 
Die Modelle werden vom 1. April 1911 an im 
Unterricht benutzt werden. 

Hr. J. Faerber begrüßt die schöne Arbeit 
des Vortragenden und das Vorgehen der Schul- 
verwaltung aufs freudigste; so werden die 
Lehrlinge zum Nachdenken angeregt; sie müssen 
nicht nur zeichnen lernen, sondern auch Zeich- 
nungen lesen; er stimme unbedingt der vom 
Vortragenden geäußerten Meinung bei, daß die 
Maße in den Zeichnungen anzugeben sind. — 
In gleichem Sinne anerkennend äußert sich 
Hr. W. Handke, der in dem geplanten Vor- 
gehen einen großen Fortschritt erblickt. — 
Hr. H. Bieling hält es für durchaus richtig, 
mit der Schraube zu beginnen; man sollte auch 
das Kapitel „Führungen“ in demselben Sinne 
bearbeiten. Ze A ; 

Aufgenommen wird Hr. F. Tondorf, Me- 
chaniker bei der Gewehr-Prüfungs-Kommission; ` 
Berlin N 65, Malplaquetstr. 12. Zur Aufnabme 
hat sich gemeldet und zum ersten Male ver- 
lesen wird die Fa. Hans Richter & Kitzerow 
(Inh.: Ing. Franz Kitzerow); Werkzeug- 
maschinen; Berlin S 42, Alexandrinenstr. 95 u. 96. 

Der Vorsitzende bittet, etwaige zum ` 
1. April frei werdende Lehrstellen anzumelden, 
da Anfragen nach solchen vorliegen. B. 


— — - 


. Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 5. | 1. März. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Carl Reichel +}. 


Von Prof. Wilhelm Foerster. 


Im neunundsiebzigsten Lebensjahre verschied am 19. Januar 1911 infolge von 
Herzlähmung der hochverdiente Berliner Mechaniker Carl Reichel. Wenn ich hier 
das Wort nehme, um dem vortrefflichen Manne einen warmen Nachruf zu widmen, so 
kann ich die Befugnis dazu weniger aus völlig genauer Kenntnis aller seiner be- 
deutenden Leistungen, als vielmehr aus einer sehr frühen persönlichen Kenntnis seiner 
Lebensentwicklung entnehmen. Ich muß aber hierzu erwähnen, daß ich eine ganz 
wesentliche Unterstützung bei diesem Gedächtnisworte Herrn Rat Blaschke verdanke. 

Ich lernte Carl Reichel zuerst während seiner Tätigkeit als Gehilfe bei der 
Firma Pistor & Martins, bei welcher er auch in der Lehre gewesen war, um die 
Zeit (1855) kennen, wo ich selber als zweiter Assistent an der Berliner Sternwarte 
angestellt worden war und sehr bald mit jener Firma bei einer von mir begonnenen 
genauen Untersuchung der Mikrometer-Einrichtungen des Fraunhoferschen Refraktors 
näher zu tun bekam. Ich erinnere mich deutlich, wie mir der junge Gehilfe der Firma 
durch seine ernste Sorgfalt der Arbeit und Feinheit des Verständnisses sofort auffiel, 
und ich hatte schon seit jener Zeit eine Freundschaft mit ihm geschlossen, welche 
das ganze Leben hindurch mir und den von mir geleiteten wissenschaftlichen Anstalten 
Hilfe und Rat in Fülle gebracht hat. 

Carl Reichel war dann, nachdem er auch noch bei Repsold in Hamburg 
und bei Steinheil in München gearbeitet hatte, um die Mitte des Jahres 1861 zur Be- 
gründung einer eigenen Werkstatt gelangt, als deren Spezialitäten er selber nach der 
Aufgebung des persönlichen Betriebes in einer Aufzeichnung von 1897 folgende be- 
zeichnet hat: Libellen, Libellen-Apparate, Libellen-Fassungen, Komparatoren und End- 
mabstäbe. Auf diesem Gebiet hat er in der Tat ganz Ungewöhnliches geleistet, und 
er hat auch nach der Aufgebung der Werkstatt, während er an der Normal- 
Eiehungs-Kommission eine Anstellung bekam, die Herstellung von Libellen bis in 
das späte Alter fortgesetzt. Die Einrichtungen und Methoden, welche er hierzu er- 
dachte, waren besonders sinnreich und wirksam. 

Nachdem mein Versuch, seine besondere Kunst und Wissenschaft auf dem 
Gebiete der Libellentechnik für die Gesamtheit und für die Zukunft dauernd dureh die 
Errichtung einer Lehr- und Versuchsstelle für dieses wichtige Messungsgebiet unter 
seiner Leitung nutzbar zu machen, hatte aufgegeben werden müssen, hat die Wissen- 
schaft ihm noch vielfach für persönliche Unterweisung und Einführung in seine Er- 
fahrungen auf jenem Gebiete zu danken gehabt, die er in besonderer Vollständigkeit 
Herrn Mechaniker E. Eberle zu Friedenau überliefert hat, in dessen Hände auch die 
zugehörigen Hilfsmittel und Instrumente übergegangen sind. 

Außer der Libellentechnik war es sodann das Gebiet der Kugellagerungen 
für Rotationsachsen und der Mikrometersehrauben, welches seinem Hellbliek und seiner 
Meisterschaft in der Bearbeitung des Stahles wiehtige Fortschritte zu danken hatte. 
Die Libellen hat er dabei auch als ein Arbeitsmittel von äußerster Schärfe in der 
Werkstatt verwendet, z. B. für die Herstellung ebener Flächen, für die Ausrichtung 
der Arbeitsstücke, für die Anfertigung von zueinander rechtwinkligen, Flächen u. dergl. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


46 Für Werkstatt und Laboratorium. 


Seine Leistungen auf dem Gebiete der Schrauben hatte er seinerzeit auch 
in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, als L. Loewenherz, zum guten Teil gestützt 
auf Reichels Mitarbeit, das heutige Normalgewinde der deutschen Präzisions- 
mechanik schuf. 

Eine besondere Stärke bei allen diesen Leistungen bestand in der ungewöhn- 
lichen Selbständigkeit seines Urteils und in seiner gründlichen Kritik des Bestehenden. 

Reichel hat auch eine große Zahl von Schülern ausgebildet, von denen nicht. 
wenige zu hervorragender Betätigung gelangt sind. 

In dem „Bericht über die wissenschaftlichen Instrumente auf der Berliner Ge- 
werbeausstellung 1879“ hat bereits Loewenherz über einige der damaligen 
wichtigsten Leistungen Reichels eingehend berichtet. Reichel selber hat in der 
Zeitschrift für Instrumentenkunde und in dem Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft 
für Mechanik und Optik zahlreiche Mitteilungen über seine Arbeiten beigetragen, und 
zwar in der letztgenannten Zeitschrift noch bis zum vorigen Jahre. Diese Berichte in 
deın Vereinsblatt betreffen insbesondere die folgenden Gegenstände: Behandlung des 
Stahles beim Härten (Jahrg. 1894). Die Kugeln in der Präzisionsmechanik (Jahrg. 1894). 
Die Spannungserscheinungen bei der Bearbeitung von Metallen (Jahrg. 1896). An- 
wendung von Libellen in der Werkstatt (Jahrg. 1908). Sphärometerringe (Jahrg. 1909), 


Gerade Führungen (Jahrg. 1910). 


Es wird keiner weiteren Hervorhebung mehr bedürfen, um uns allen zum Be- 
wußtsein zu bringen, was wir diesem außerordentlich schlichten und dabei so be- 


deutenden Manne zu verdanken haben. 


Sein Andenken wird in der deutschen Wissen- 


schaft und Präzisionsteehnik in hohen Ehren bleiben. 


— ems 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Jahresausstellung der Englischen 
Physikalischen Gesellschaftin London. 
Engineering 90. S. 866 u. 888. 1910. 

Die Englische Physikalische Gesell- 
schaft veranstaltete im vergangenen Dezember 
wieder eine Jahresausstellung wissenschaftlicher 
Apparate, die sechste seit Einführung dieser 
nachahmenswerten Einrichtung, welche bestimmt 
ist, technische und wissenschaftliche Kreise in 
engere Berührung zu bringen. Die Gesellschaft 
bietet bei diesen Ausstellungen gleichzeitig 
Vorträge von aktuellem Interesse mit Demon- 


strationen. 80 sprachen diesmal Fleming 
über Sender und Empfänger für Funken- 
telegraphie, Paul über kinematographische 


Darstellung von Licht- und Schallwellen sowie 
Kraftlinien. Ein Ausstellungsbericht im Engi- 
neering läßt erkennen, daß die Feinmechaniker 
Englands sich in großer Zahl an der Jahres- 
"ausstellung beteiligen und somit wohl von dem 
Vorteil der Einrichtung überzeugt sind. 
Anderseits geht aus dem Bericht hervor, daß 
nicht nur ausgesprochene Neuheiten, sondern 
auch typische Formen älterer Apparate vor- 
geführt wurden. Auch deutsche Apparate 
waren zur Schau gebracht. So zeigten Zeiß 
seinen Kardioidkondensor sowie ein Fernrohr 
mit Libellenablesung vom Okular, Leitz einen 
großen Universal-Projektionsapparat, die Cam- 
bridge Scientific Instrument Company 
führte einen von O, Bayer erfundenen und in 


Deutschland von Pintsch gebauten Kohlen- 
säurebestimmungsapparat vor, für den sie die 
Lizenz erworben hat. Die zu prüfenden Gase 
werden von einem Aspirator durch ein Filter 
gesaugt und passieren dann zwei Gasmesser. 
Zwischen diesen ist ein Absorptionsgefäß an- 
geordnet, welches die Kohlensäure zurückhält. 
Somit mißt der erste Gasmesser die Gasmenge 
mit Kohlensäure, der zweite ohne Kohlensäure. 
Die Gasmesser wirken auf ein Differential- 
Räderwerk, welches den Schreibstift des Re- 
gistrierwerkes betätigt. Durch Kühlschlangen 
wird der Gasstrom vur dem Eintritt in jeden 
Gasmesser auf übereinstimmende Temperatur 
gebracht. @. 


Zerstäuber für flüssige Metalle. 
Von R. Kahl. 
Chem.-Ztg. 34. S. 1318. 1910. 

Das Bedirfnis, Metalle fein zu zerstauben, 
besteht für viele Industrien. So bedarf man 
des Bleipulvers als Füllmaterial für Sammler- 
elektroden, des Zinnpulvers zur Herstellung 
von Zinnoxyd, anderer Metalle als Bubstrat für 
Bronzefarben. Die Einrichtungen zum Zer- 
stäuben bestehen im wesentlichen aus einem 
Injektorgebläse und sind in verschiedenen Aus- 
führungsformen patentiert worden. Wesentlich 
für eine möglichst feine Zerstäubung sind die 
möglichst innige Mischung des- Metalles mit 


Heft 5. 
I. März 1911. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 47 


dem Druckmittel und eine sehr große Aus- 
strömungs geschwindigkeit. Das erstere hat 
man erreicht durch Anordnung einer besonderen 
Mischkammer vor der Ausströmungsdüse, das 
zweite durch Verengung der Düse. Als Druck- 
mittel wurde bisher überhitzter Dampf ver- 
wendet. Da dieser leicht eine Oxydation des 
Metalles bewirkt, benutzt man neuerdings ge- 
eignete Gase. Die Metallzerstäubung hat jetzt 
eine weitere Anwendung gefunden zum Über- 
ziehen von Gegenständen mit einer feinen 
Metallschicht. Für ein solches Metallisierungs- 
verfahren hat M. U. Schoop in Zürich ein 
Patent nachgesucht und zahlreiche Ausführungs- 
möglichkeiten vorgeschlagen. Das Verfahren 
soll namentlich dort Anwendung finden, wo die 
Galvanisierung versagt. @. 


Versuche zur Ermittlung 
der günstigsten Arbeitsweise der 
Rundschleifmaschine. 
Von W. Pockrandt. 


Zeitschr. d. Ver. d. Ing. 54. S. 1775 u. 1818. 1910. 


Durch Preuß. Ministerialerlaß von 1897 war 
die größte Umfangsgeschwindigkeit für Schleif- 
scheiben auf 25 m in der Sekunde festgesetzt. 
Umfangreiche Versuche Schlesingers i.J.1907 
erwiesen die Zulässigkeit höherer Geschwindig- 
keiten, und der genannte Erlaß wurde 1909 
dahin geändert, daß für Schleifscheiben mit 
vegetabiler oder keramischer Bindung (vgl. 
hierüber diese Zeitschr. 1910. S. 237) bei mecha- 
nischer Vorschaltung der Scheibe 35 m Höchst- 
geschwindigkeit, ausnahmsweise bei Nachweis 
eines Probelaufes 50 m zulässig sein sollen. 
Pockrandt hat nun umfassende messende 
Versuche über die günstigsten Arbeitsbedin- 
gungen der Rundschleifmaschine angestellt, 
deren Hauptergebnisse nachstehend wieder- 
gegeben werden. 

Zunächet ergaben die Messungen, daß die 
spezifische Leistung einer Schleifscheibe, d. i. die 
von 1 cem der Scheibe gelieferte Spanmenge 
in cem, nicht unbedingt mit dem Härtegrad 
der Scheibe wächst. Es ist vielmehr zweck- 
mäßig, weiche Scheiben zu verwenden, weil sich 
solche weniger schnell abnutzen und stumpf 
werden. Demgemäß empfiehlt sich bei Schmiede- 
eisen die Benutzung weicherer Scheiben als 
beim Gußeisen. Beim Schleifen von Schmiede- 
eisen erwiesen sich hohe Umfangsgeschwindig- 
keiten von 30 bis 35 m als zweckmäßig, während 
sie bei Gußeisen ohne Vorteil waren. Die 
Drehgeschwindigkeit des Werkstiickes soll dem 
Durchmesser desselben und dem Tischvorschub 
angepaßt sein. Gußeisen und Schmiedeeisen 
verhielten sich aber hierin umgekehrt wie bei 
der Wahl der Scheibengeschwindigkeit. ‘Bei 


letzterem Material erwies sich für größere 
Durchmesser des Werkstücks (von rd. 150 mm) 
12 bis 15 m in der Bekunde als Drehgeschwindig- 
keit zweckmäßig, bei kleineren von rd. 50 mm 
Durchmesser 8 bis 12m, mit wachsendem Vor- 
schub abnehmend. Gußeisen darf etwas 
schneller laufen. Der günstigste Vorschub für 
eine Umdrehung des Werkstückes liegt bei 
Schmiedeeisen zwischen ?/ und ®/, Scheiben- 
breite, bei Gußeisen zwischen / und /. Das 
Zusammenwirken von größerem Vorschub und 
geringerer Umfangsgeschwindigkeit des Werk- 
stücks ergab günstige Resultate. Für das ganz 
feine Schlichten ist die Einstellung eines kleinen 
Vorschubs empfehlenswert. Die Spantiefe kann 
um so größer sein, je gröber die Schleifscheibe 
ist. Als Kühlmittel bewährte sich Bodalösung, 
während Seifenlösungen nur beim Schlichten, 
nicht aber beim Schruppen günstig wirkten, 
weil sie die Schleifscheibe glätten. G. 


Bogenlampe für Laboratorien. 
Von E. F. Northrup. 
The Electr. 61. S. 19. 1910 nach Phys. Rev. 
Der Verfasser brauchte zu photographischen 
Arbeiten einen Lichtbogen, der stark aktinische 
Strahlen konstanter Intensität lieferte. Zu 
diesem Zwecke konstruierte er die in neben- 
stehender Figur abgebildete Bogenlampe, die 
sich billig herstellen läßt und für Experimentier- 
zwecke sehr vollkommen arbeitet. Die obere 
Elektrode kann aus Kohle oder aus Stahl be- 
stehen und läßt sich in senkrechter Richtung 
von Hand verschieben 
und einstellen. Die un- 
tere, bewegliche Elek- 
trode steckt in einer 
eisernen Röhre E, die 
auf dem Quecksilber 
Hg schwimmt. Die das 
Quecksilber enthal- 
tende Röhre M ist 
unten durch einen 
stramm eingepaßten 
Kupferbolzen K ver- 
schlossen und von 
einer dreilagigen Spule 
2 umhüllt; jede Spulen- 
lage besteht aus 36 Windungen. Der Strom 
fließt von der positiven Anschlußklemme zur 
oberen Elektrode, und von dieser durch die 
untere, das Quecksilber und die Spule zur 
negativen Klemme. Der Lichtbogen läßt sich 
mit 100 Volt und geringem Vorschaltwider- 
stande betreiben. Sobald der Strom zu fließen 
beginnt, werden die Elektroden durch das 
Feld der Spule auseinander gezogen, das die 
die untere Elektrode tragende Eisenröhre in 
sich hineinzieht. Der Bogen ist außerordentlich 


r 


48 


os non = eye! — - =e R = 


Für Werkstatt und Laboratorium. Deutsche 


Mechaniker-Ztg. 


Quecksilberröhre ist Manganin, das vom Queck- 
silber nicht amalgamiert wird. Wenn die obere 
Elektrode aus Stahl ist, so hat der Bogen eine 
bläuliche Färbuog und sendet eine starke 
aktinische Strahlung aus. G. 8. 


Regenerierter Kautschuk. 


Bei der außerordentlichen Steigerung des 
Kautschukpreises ist die Frage der Wieder- 
verwertung von Kautschukabfallen eine sehr 
wichtige geworden. Die Firma Max Fränkel 
& Runge in Spandau hat sich seit 1901 mit 
dieser Frage beschäftigt und bringt seit 1903 
sogenannten regenerierten Kautschuk in den 
Handel, der nach dem Verfahren von Dr. P. 
Alexander, dem leitenden Chemikers der ge- 
nannten Fabrik, gewonnen wird. Auf der 
Brüsseler Weltausstellung waren Regenerate 
der Firma zur Schau gebracbt und aus diesem 
Anlaß umfangreiche Mitteilungen in Form einer 
Broschüre herausgegeben, aus deren Inhalt fol- 
gendes von allgemeinem Interesse ist. 

Die Schwierigkeit der Wiederverwendung 
des alten Kautschuks liegt in der durchgreifen- 
den chemischen Anderung, welche das Roh- 
material auf dem Wege der Fabrikation er- 
leidet. Dem Rohkautschuk werden bekanntlich 
Schwefel, Mineralstoffe und organische Füll- 
stofle zugesetzt, und das Gemisch wird bei 130° 
bis 180° C vulkanisiert, Die Gewinnung des 
regenerierten Kautschuks setzt die Ausschei- 
dung dieser Zusätze voraus; diese wird auf ver- 
schiedenen Wegen vorgenommen. In Amerika, 
wo zurzeit etwa 50 größere Fabriken für rege- 
nerierten Kautschuk bestehen, wird teilweise 
ein von Mitchel angegebenes Säureverfahren 
benutzt. Durch mäßige Erwärmung der Ab- 
fälle mit schwach konzentrierter Schwefelsäure 
oder cinem Gemisch dieser mit Salzsäure 
werden die Faserstoffe der Abfälle zerstört und 
die Plastizität etwas erhöht. Durch Behandlung 
der gewaschenen Abfälle mit hochgespanntem 
Dampf und Zusatz von Mineralélen wird die 
Plastizität noch weiter gesteigert. Neuerdings 
verwendet man in Amerika zum Teil ein Alkali- 
verfahren des Engländers Marks. Man läßt 
Alkalilauge unter Druck und hoher Temperatur 
auf die Abfälle wirken. Da die genannten Ver- 
fahren die mineralischen Beimengungen nicht 
oder nur unvollkommen entfernen, hat man 
anderseits den Weg eingeschlagen, den 
Kautschuk durch ein Löseverfahren wieder zu 
isolieren. Welches Verfahren im einzelnen von 
der Spandauer Fabrik eingeschlagen wird, ist 
aus der Broschüre nicht deutlich erkennbar, 
jedenfalls handelt es sich um ein besonderes 
l,öseverfahren. l 


Wirtschaftlich von Interesse ist, daß auch 
in Rußland, vorübergehend auch in Dänemark, 
regenerierter Kautschuk hergestellt wird. Die 
amerikanische Regenerat - Industrie ist durch 
einen Wertzoll von 25% wirkungsvoll gegen 
Konkurrenz geschützt, während bei uns nur 
ein Zoll von 5 M auf 100 kg erhoben wird. 

@. 


Die Temperatur von Drähten 
in freier Luft. 


Von B. F. E. Keeling. 
Cairo Scient. Journ. 4. Nr. 46. 1910. 


In neuerer Zeit benutzt man zu Basis- 
messungen Drähte aus Invar. Verf. hält es 
für wünschenswert, daß auch trotz der äußerst 
kleinen Wärmeausdehnung dieses Materials die 
jeweilige Temperatur der Drähte auf etwa 
+ 1° C genau bekannt ist, und er untersucht, 
ob die bei den ägyptischen Basismessungen ge- 
machte Annahme zutrifft, daß die Ablesung an 
einem in der Luft geschwungenen Thermometer 
die Temperatur des Drahtes angibt. Zu diesem 
Zwecke vergleicht er die Angaben eines 
solchen Thermometers mit denen eines gleich 
einem Meßdraht ausgespannten Thermoelementes 
Kupfer-Koustantan. Es zeigt sich, daß jene 
Annahme falsch ist, solange der Draht der 
Sonnenstrahlung ausgesetzt wird; und zwar ist, 
bei Temperaturen zwischen 30 und 40° C, das 
Metall um 0,8 bis 3,6° C wärmer als die Luft; 
diese Differenz wächst mit der Höhe der 
Sonne und natürlich auch, wenn man den 
Draht durch Beblakang für die Einstrahlung 
empfindlicher macht. Nur wenn der Draht im 
Schatten liegt oder die Sonne untergegangen 
ist, wird die Differenz der Temperaturangaben 
ausreichend klein. Um den recht erheblichen 
systematischen Fehler, den die bisherige Art 
der Temperaturbestimmung in die Basis- 
messungen bineinbrachte, zu vermeiden, will 
Verf. fortan die Temperatur der Drähte thermo— 
elektrisch messen. Bl. 


Schraubenzieher mit federndem 
Greifer. 


E. T. Z. 31. S. 1100. 1910. 


Dem Ingenieur Fritsche in Erfurt wurde 
ein Schraubenzieher als Gebrauchsmuster ge- 
schützt, welcher nicht nur bei Montagearbeiten 
gute Dienste leisten kann. Auf einem gewöhn- 
lichen Schraubenzieher ist eine mit Reibungs- 
federn versehene Hülse aufgesetzt, welche 
nach unten zwei federnde Zungen trägt, die 
am freien Ende einander zugekehrt konkav 
gekrümmt sind. Man klemmt die einzu- 
drehende Schraube mit ihrem’ Kopf zwischen 


— — Á r 


Heft 5. 
1. März 1911. 


die Zungen und schiebt den Schraubenzieher 
in der Hülse nach unten, bis er den Schrauben- 
schlitz faßt und die Klemmung der Zungen 
wirksam macht. Für Uhrmacherarbeiten werden 
auch Schraubenzieher mit nur einem Greifer 
gefertigt, für elektrische Arbeiten auch solche 
mit Isoliermaterial umkleidet. Auch Schrauben 
mit anderer als zylindrischer Kopfform werden 
gut gehalten. G. 


Ohne Druck wirksame Kontakte. 


Von G. Lippmann. 
Compt. rend. 151. S. 1015. 1910. 


Eine schwache Spannung vermag durch die 
Berührungssstelle zweier Metalle nur dann einen 
Strom zu senden, wenn die Metalle durch einen 
merklichen Druck aufeinander gepreßt werden. 
Der erforderliche Druck ist bei oxydierbaren 
Metallen besonders groß, aber selbt bei frisch 
gereinigten Flächen edler Metalle, wie Gold, 
Silber oder Platin, ist er noch recht merklich. 
Diese wohlbekannte Eigenschaft der Metall- 
kontakte setzt der Anwendung der Elektrizität 
zur Betätigung empfindlicher Relais uner- 
wünschte Schranken. Die Kontakte Metall- 
Kohle und Kohle- Kohle haben den gleichen 
Mangel. Der Verf. suchte deshalb einen ohne 
Druck wirksamen Kontakt zu konstruieren, 
und es gelang ihm mit Hilfe der Kombination 
Metall-Elektrolyt. Zum Beispiel stellte er eine 
Elektrolytelektrode aus einem Papierstreifen 
her, der in eine Chlorkalziumlösung (die nicht 
trocknet) getaucht und auf eine senkrechte als 
Stütze dienende Glasscheibe geklebt war. 
Das untere Ende des Papierstreifens tauchte 
in einen Behälter, der ebenfalls Chlorkalzium- 
lösung enthielt und die Stromzuführung ver- 
mittelte. 

Die leichteste Berührung zwischen 
solchen Elektrode und einem metallischen 
Leiter ist wirksam. Man kann sich davon 
überzeugen, wenn man als metallischen Leiter 
einen Streifen loses Blattgold verwendet. Ein 
in den Stromkreis geschaltetes Galvanoskop 
spricht sofort an, und doch ist sicherlich das 
Blattgold zu biegsam und leicht, um einen 
merklichen Druck auszuüben. 

Weder mit Gelatine noch mit feuchtem 
porösem Tone erhält man eine so große 
Empfindlichkeit wie mit getränktem Papier. 

Auch der Kuntakt Platin - Quecksilber wird 
erst bei einem merklichen Druck wirksam; 
wohl aber läßt sich mit Hilfe zweier amalga- 
mierter Silberdrähte ein guter Kontakt her- 
stellen, wenn sie so viel Quecksilber enthalten, 
daß ihre Oberflächen naß erscheinen 

Zu erwähnen ist endlich noch, daf der 
ersterwähnte Kontakt zwar keinen Druck er- 


einer 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 49 


fordert, um wirksam zu werden, daß aber die 
Elektroden, wenn sie einmal in Berührung ge- 
kommen sind, dureh Kapillarkräfte aneinander 
festgehalten werden, so daß eine gewisse Kraft 
nötig ist, um die Berührung wieder aufzuheben. 
In manchen Fällen schadet das nichts, in 
anderen muß man jedoch darauf Rücksicht 
nehmen. G. 8. 


— . — 


Glas technisches. 


Zulassung einer besonderen Art von 
Alkoholometern in Rumänien. 
Nachr. f. Handel u. Gew. Febr. 1911. 

Durch Verfügung des Rumänischen Ministers 
f. Gewerbe u. Handel v. 23, 11. 1910 sind für Ap- 
parate zum Destillieren von Branntweinen (Spi- 
ritus, Pflaumen-, Treberbranntwein, Kognak usw.) 
sowie zur Ermittlung des Alkoholgehaltes in 
Weinen usw. besondere, von den bisherigen 
Bestimmungen des Gesetzes über die An- 
wendung des metrischen Maß- und Gewichts- 
systems abweichende Alkoholometer zugelassen. 

Diese besonderen Alkoholometer dürfen in 
keinem Falle zum Feststellen des Alkohol- 
gehalts von Spirituosen, sondern nur zu den 
Apparaten, für die sie bestimmt sind, verwendet 
werden und nicht mit Tbermometern versehen 
sein; sie können die ganze Skala von 0° bis 
100° oder nur einen Teil davon umfassen. Die 
nach oben oder unten zugelassene Fehlergrenze 
beträgt ½ Grad für die Alkoholometer mit 
feinerer Teilung als in ganze Grade; für die 
Alkoholometer mit einer Teilung in !/, Grad 
und mehr 1 Grad An diesen Alkoholometern 
wird von den Eichämtern ein besonderes 
Zeichen angebracht. Hierfür ist eine Gebühr 
von 20 Bani (etwa 15 Pf) für das Stück zu 
entrichten. Wer höchstens 5 Alkoholometer 
zur Prüfung vorlegt, kann die Zahlung der 
Gebühr mit Postwertzeichen bewirken. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


12. Nr. 449442. Sich selbsttätig regulierender 
Gasentwicklungsapparat. B. Kunisch, Stolp 
i. Pomm. 29. 11. 10. 

Nr. 449 579. Sublimationsapparat. F.Hugers- 
hoff, Leipzig. 25. 11. 10. 

Nr. 449580. Kühler. Derselbe. 25. 11. 10. 

Nr. 449 582. Abdestilliervorrichtung für Rück- 
flußkühler. L. Hagenau, Halensee. 28.11.10. 

Nr. 449791. Drehbarer Schlauchansatz für 
Liebigsche und sonstige Kühler. Dr. Hodes 
& Göbel, limenau. 29. 11. 10. 


50 


42. Nr. 449 366. Barometer. 
Moskau. 20. 10. 10. 

Nr. 450570. Gasmeßröhre mit Dreiweghahn. 
H. Göckel & Co, Berlin. 7.1.11. 

Nr. 451045. Pyknometer. J. Feinmann, 
Freising. 6.1.11. 

Nr. 451 175. Quarzthermometer zur Antimon- 
bestimmung im Hartblei. Dr. Siebert 
& Kühn, Cassel. 23. 12. 16. 

Nr. 451273. Schwefel - Bestimmungsapparat. 
W. Wennmann, Duisburg-Beeck. 6.1.11. 

Nr. 451446. Schraubenkühler. Greiner & 
Friedrichs, Stützerbach. 14. 1. 11. 

Nr. 452078. Psychrometer für Fernanzeige 
mit elektrisch betriebenem Ventilator, in 
ein Rohrstück eingebaut, mit Einschaltung 
des Betriebsstromes für den Ventilator 
durch den Schalter für die Thermometer. 
C. Schmitz, Berlin. 12. 1. 11. 

64. Nr. 450229. Abstellbarer Trichter. R. 
Riexinger, Baden-Baden. 24. 12. 10. 


P. Leiberg, 


— 2 — 


Gewerbliches. 


Permanente maritime Ausstellung 
in Trlest. 


In Ausführung eines Beschlusses von Ver- 
tretern der Behörden und Interessenten hat 
sich kürzlich in Triest ein Exekutivkomitee 
für die Errichtung einer Permanenten maritimen 
Ausstellung konstituiert. Dem Komitee ge— 
hören angesehene Persönlichkeiten an, u. a. der 
Direktor der Handels- und Nautischen Akademie 
und der Direktor des Klei gewerbe-Förderungs— 
Instituts. Die Ausstellung soll keine bestimmte 
Dauer haben, sondern sich nach und nach in 
ein Handelsmuseum kleinen Stils umwandeln. 
Sie wird 5 Abteilungen erhalten: eine nautische, 
eine historische, eine ozeanographische, eine 
Abteilung für Fischerei und eine für Schiffs- 
konstruktion. Die auszustellenden Gegenstände, 
wie Modelle alter und neuer Schiffe, karto- 
graphische Aufnahmen und Beschreibungen, 
aus denen die Entwickelung der verschiedenen 
Häfen ersichtlich ist, alte und neue nautische 
und meteorologische Instrumente usw. sullen 
der Ausstellung teils kostenlos überlassen, teils 
käuflich von derselben erworben werden. 
Bisher sind dem Komitee von den Assicurazzioni 
Generali, von der Triester Handels- und Ge- 
werbekammer, vom Österreichischen Lloyd, 
von der Austro-Americana, vom Kleingewerbe- 
Förderungs-Institut für Triest und Istrien usw. 
Beträge zur Verfügung gestellt worden. Der 
Istrianer Landesausschuß und die Handels- 
und Gewerbekammer in Rovigno haben der 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


Deutsche 
_ Mechaniker-Ztg. 


Ausstellung ebenfalls finanzielle Unterstützung 
zugesichert. 

Wie der Ständigen Ausstellungs- 
kommission für die Deutsche Industrie 
von zuständiger Seite mitgeteilt wird, dürfte 
es sich auch für deutsche Firmen empfehlen, 
der Ausstellung Offerten und Preislisten für 
nautische und meteorologische Instrumente so- 
wie für Fischereiartikel zugehen zu lassen. 

Briefe und sonstige Zusendungen sind zu 
adressieren an das Komitee der Maritimen 
Ausstellung, Triest, Handelskammer, in deren 
Räumen sich vorläufig das Bureau befindet. 


Dem Generaldirektor der Staatsbahnen in 
Santiago in Chile sind 7000 $ Gold für die 
Anschaffung chirurgischer Instrumente und 
sonstigen Bedarfs für die Chirurgie überwiesen 
worden. 


Die englische Feinmechanik auf der 
Weltausstellung in Turin 1911. 
Chem. News 103. S. 72. 1911. 

Hr.B.Redwood, Vorsitzender des englischen 
Komitees für die chemischen Industrien auf der 
Weltausstellung in Turin, teilt den Chem. News 
mit, dab dort zwei vollständig ausgerüstete 
chemische Laboratorien eingerichtet werden 
sollen, um auf diese Weise Instrumente und 
Apparate im Betriebe zu zeigen; außerdem 
werden im Anschluß hierin auch Apparate in 
Schränken aufgestellt sein. 

Auch die wissenschaftlichen Instrumente 
sollen in gleicher Weise vorgeführt werden, 
wofür u. a. elektrischer Strom verfügbar sein 
wird. Es ist beabsichtigt, einen großen Dunkel- 
raum zu schaffen, um Projektionsapparate, 
Oszillographen, Spektroskope, Photometer usw. 
im Betriebe zu demonstrieren. 

Die englische Ausstellung in Turin steht, 
wie die in Briissel, unter Leitung der Aus- 
stellungsabteilung des englischen Handels- 
ministeriums. 

Wenn Hr. Redwood diese Art der Aus— 
stellung als wirkungsvoll bezeichnet, wird man 
ihm beipflichten müssen; wenn er sie aber „neu“ 
nennt, so darf man wohl daran erinnern, daß 
genau dasselbe Verfahren bereits1904 in St. Louis 
in der deutschen Abteilung bei den wissen- 
schaftlichen Instrumenten geübt worden ist. 


Deutschlands Handel in Waren der 
optischen und feinmechanischen 
Industrie im Jahre 1910. 


Im Anschluß an die Mitteilungen in der 
D. Mech-Ztg. 1910. S. 224 werden im 
folgenden die Werte, der Eins und Ausfuhr 


Heft 5. 
1. März 1911. =e 


von Waren der optischen und feinmecha- 
nischen Industrie im Jahre 1910 nach dem 
Dezrmberhrft der Monathchen Nachweise 


über den auswärtigen Handel Deutsch- 
lands (herausgegeben vom Kais. Sta- 
tistisehen Amt) mitgeteilt. 

Menge 
in 
dz 

752. Rohes optisches Glas : 760 
753. Rohglas in Segmenten für 

Brillenglaser . . . 0 
755. Brillenglkser, See er 2 
756 a. Brillengläser mit geschliffenem 

Rand, Lupen 405 
756 b. Linsen für optische und photo: 

graphische Zwecke 527 
757a. Brillen, Lupen usw. in Fassung 84 
757 b. Fernrohre, Feldstecher, Opern- 

gläser 618 
757 c. Photographische wid Heinrich: 

objektive, Mikroskope 79 
757d. Photographische Apparate, 

Stereoskope Bee en 213 
7676. Thermometer, Barometer aus 

Glas!) 36 
767 f. Apparate und e ente aus 

Glas?) . = 
814b. MeBwerkzeuge * i 228 
89la. Läutewerke, Elektrisierma- 

schinen usw. a ee GR Se 25 
glb. Phonographen, Grammophone 904 
891c. RerBzeuge, Teilmaschinen 

Planimeter . i 30 
891d. Optische e 17 
891e. Astronomische, geodätische, 

nautische, n 

Instrumente 88 
891g. Schrittzähler, zahlwerke usw. 6 548 
891i. Präzisionswagen, Instrumente 

für Metrologie i 26 
891k. Barometer, eee e 

chemische Instrumente 49 
8911. Physikalische Lehrapparate?) . — 


Der Entwurf eines Versicherungs. 
gesetzes für Angestellte”). 
Seit etwa einem Jahrzehnt sind die nicht- 
beamteten Angestellten fast aller Berufsklassen 


1) Nur für Einfuhr. — ?) Nur für Ausfuhr. 

3) Entwurf eines Versicherungsgesetzes für 
Angestellte nebst Begründung. Amtliche Aus- 
gabe. 4%. 167 S. Carl Heymann, Berlin. 


Geworbliches. 


5 


mei E — — — —— — — — . — — 


Die Werte der Ausfuhr beruhen auf 
den Wertangaben der Absender mit Aus— 
nahme von Nr. 814b, welche von dem 
Handelsstatistischen Beirat des Kais. Sta- 
tistischen Amtes geschäzt wurden, eben- 
so wie sämtliche Werte der Einfuhr. 


Einfuhr Ausfuhr 
Wert Wert für] Menge | Wert Wert für 
in | 1d in in 1 dz 
1000 M | M dz 1000 X M 
| 
380 500 | 3232 | 840 260 
oO — 420 98 233 
1 500 336 98 292 
| 
534 | 1328 | L124 | 560 48389 
791 1500 121 | 227 1876 
314 374 624 | 783 1253 
2163 | 3 500 949 4 649 4 900 
j 
271 3430 984 3281 3 334 
426 | 2000 | 1899 | 4176 | 2199 
| 
22 300 5 = = 
— — 4341 6840 477 
16 7061670 | 822 490 
| 
18 | 720 218 104 477 
407 450 | 28080 7956 283 
| 
90 | 3 000 1011 , 1637 . 1619 
54 | 3177 2977 847 | 2852 
| 
| | | 
Ä i 
521 | 5 875 737 | 1004 | 1362 
6541 1000 | 14979 7230 | 483 
39 | 1500 | 682 © sos | 1187 
42 857 1 733 1455 839 
= — 1795 | 1662 | 926 


bestrebt, ihre und ihrer Angehörigen Zukunft 
durch Erlangung von Pensionsanspriichen — 
ähnlich wie sie für Beamte des Staats- und 
Reichsdienstes schon bestehen — sicherzu- 
stellen. Das jetzt dem Reichstag zur Beratung 
im Entwurf mit eingehender Begründung!) 


1) Im nachfolgenden abgekürzt mit B. 
zitiert; die hinzugesetzte Zahl gibt die Seite 


der amtlichen Ausgabe an: 


52 


— nn m —ññ᷑ ˙— mme — lak = = 


vorgelegte „Versicherungsgesetz für Ange- 
stellte“ sucht diesen Bestrebungen dadurch 
Rechnung zu tragen, daß es grundsätzlich für 
alle Angestellten, die nach vollendetem 16. und 
vor vollendetem 60. Lebensjahr in eine „ver- 
sicherungspflichtige“ Beschäftigung eintreten, 
die Zwangsversicherung einführen will. Mit 
Rücksicht auf den nicht unerheblichen Umfang 
des Entwurfs, der in 376 Parapraphen zahl- 
reiche Spezialbestimmungen enthält, mag es 
nicht unerwünscht erscheinen, die für die Leser 
dieses Blattes wichtigsten Bestimmungen kurz 
darzustellen. 

I. Was unter einem „Angestellten“ zu ver- 
stehen ist, vermeidet der Gesetzentwurf zu er- 
lAutern, weil durch Begriffsbestimmungen der 
Kreis pensionsbedürftiger Personen leicht zu 
eng gezogen wird. Statt dessen zählt der 
Entwurf in $ 1 mehr oder minder speziell die- 
jenigen Gruppen von Personen auf, deren Ver- 
sicherung das Gesetz bezweckt. Wie ein Blick 
auf die dort aufgezählten Gruppen ergibt, 
handelt es sich durchweg um Personen, die im 
Gegensatz zu den auf eigene Rechnung Tätigen 
sich in abhängiger Stellung befinden, aber ihrer 
Berufsstellung nach über der eigentlichen 
Arbeiterklasse stehen. Es macht hierbei keinen 
Unterschied, ob der „Angestellte“ nach der 
Art seiner Stellung nur zu „ausführender“ oder 
aber innerhalb seiner Stellung zu „selbständiger“ 
Tätigkeit berufen ist, sich also „in leitender 
Stellung“ befindet, weil in beiden Fällen die 
„wirtschaftliche Lage“ die gleiche zu sein 
pflegt (B. 72). Die Versicherungspflicht er- 
streckt sich ferner in gleichem Umfange auf 
männliche wie weibliche Angestellte. 

Nicht jeder aber, der „angestellt“ ist, ist 
pensionsbedirftig. Der Entwurf führt den 
Versicherungszwang nur für Angestellte ein, 
die gegen ein Entgelt von höchstens 5000 M 
beschäftigt sind, und nimmt für Angestellte mit 
höheren Gehaltsbezügen an, daß sie durch Er- 
sparnisse oder durch Abschluß von Verträgen 
mit privaten Versicherungsgesellschaften ihren 
Lebensabend und ihre Hinterbliebenen selbst 
genügend sicher stellen können (B. 72). Als 
„Entgelt“ will das Gesetz in $ 2 hierbei nicht 
blos „Arbeitsverdienst, Gehalt, Lohn“ ansehen, 
sondern auch „Gewinnanteile, Sach- und andere 
Bezüge, die der Versicherte, wenn auch nur 
gewohnheitsmäßig* — (d. h. ohne ausdrückliche 
Vereinbarung) „statt baren Geldes oder 
neben ihm von dem Arbeitgeber oder einem 
Dritten erhält“. Denn auch durch diese Be- 
zuge wird die Tätigkeit des Angestellten „mit- 
abgegolten“. Ausgeschlussen von der Ver- 
sicherung sind endlich diejenigen Angestellten, 
die zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes 
etwa schon berufsunfähig sind (8. Nr. IV), weil 
für diese noch keine Beiträge bezahlt sind, 


Gewerbliches. 


Dentsche 
_Mechaniker-Ztg. 


ferner diejenigen Angesteltten, die beim Eintritt 
in die versicherungspflichtige Beschäftigung 
schon das 60. Lebensjahr vollendet haben, 
weil nach den angestellten Berechnungen diese 
Personen „wegen der Wartezeit (meist 10 Jahre; 
8. Nr. IV) im Durchschnitt nicht mehr einen 
Anspruch erwerben können, der für ihre voraus- 
sichtliche Beitragsleistung eine genügende 
Gegenleistung bietet“ (B. 73). ö 

II. Von den hiernach versicherungs— 
pflichtigen Angestellten interessiert den Leser- 
kreis unseres Blattes nur die Gruppe der- 
jenigen Personen, die der Entwurf bezeichnet 
als „Betriebsbeamte, Werkmeister und andere An- 
gestellte in einer ähnlich gehobenen oder höheren 
Stellung ohne Rücksicht auf ihre Vorbildung 

Hervorzuheben ist, daß für die Versicherungs- 
pflicht nach dem Gesetzentwurf somit nicht 
die Vorbildung des Angestellten maßgebend ist, 
sondern lediglich die mehr oder weniger „ge- 
hobene Stellung“, die der Angestellte in einem 
Betriebe oder einem ähnlich gearteten Inbegriff 
von Geschäften einnimmt. Ob eine solche 
Stellung vorliegt, entscheidet der konkrete 
Einzelfall. Es kann also nicht nur ein 
akademisch gebildeter Ingenieur, sondern auch 
ein ehemaliger Arbeiter in Frage kommen: 
es genügt, daß er in einem „Betriebe“, der 
etwa auf Erzeugung oder Be- und Verarbeitung 
von Gegenständen gerichtet ist, eine lediglich 
leitende oder beaufsichtigende Stellung inne- 
hat (Betriebsbeamter) oder eine teils leitende 
teils ausführende Tätigkeit ausübt (Werk- 
meister) oder sich in sonst irgendwie gehobener 
Stellung befindet. Der Entwurf stellt lediglich 
noch die weitere Bedingung, daB diese Be- 
schäftigung des Angestellten keine nebenamt- 
liche ist, sondern seinen Hauptberuf bildet. 

III. Die Kosten der Angestelltenversicherung 
sollen nur durch Beitragsleistungen der Arbeit- 
geber und der Angestellten aufgebracht werden, 
weil nach den Motiven (B. 120) ,die allge- 
meine Finanzlage Zuschitsse des Reichs aus- 
schließt“, Eine Abstufung der Beiträge nach 
Alter, Geschlecht, Beruf, Familienstand und Ge- 
sundheitsverhältnissen, wie dies bei privaten Le- 
bensversicherungsanstalten vielfach geschieht, 
ist aus praktischen Gründen nicht in Aussicht 
genommen. Die Beiträge stufen sich lediglich 
nach 9 Gehaltsklassen ab; welcher dieser Klassen 
der Versicherungspflichtige angehört, bestimmt 
sich nach seinem Jahresarbeitsverdienst. Als 
Jahresarbeitaverdienst gilt bei wöchentlicher 
Gehaltszahlung das 52-fache, bei monatlicher 
Zahlung das 12-fache, bei vierteljährlicher 
Zahlung das 4-fache des gezahlten Betrages; 
bei der Berechnung von Gewinnanteilen, Sach- 
und anderen Bezügen, die ihrem Betrage nach 
nicht feststehen, wird der Betrag des dem 
Beitragsjahr vorangehenden, Jahres) zugrunde 


Heft 5. 
1. Marz 1511. 


gelegt. Freiwillig in einer höheren Klasse, als ihr 
der Angestellte hiernach gesetzlich angehört, 
kann er sich nicht versichern. Um die in Aussicht 
genommenen Pensionen zu decken, sind die Bei- 
träge auf Grund eingehender Berechnung auf 
5 bis 8% des versicherten Einkommens, und 
zwar für alle Versicherten derselben Klasse 
gleich hoch, bemessen worden. Die Beiträge 


berechnen sich hiernach für jeden Monat, in 
dem eine versicherungspflichtige Beschäftigung 
stattgefunden hat, wie folgt: 


A bis zu 550 1,60 M 
B |von mehr als 550M , , 850 „| 3,20 , 
Ci, „ „ 80, „ „ 1160 „| 4.80 „ 
D|, „ „ 1180, „ „ 1500 „ 680 „ 
El, „ „ 1500, „ „ 2000 „ 9,60 „ 
„ „ „ 2000 „ „ „ 2500 „13,20 „ 
Gi, „ „2500 „ „ „ 3000 „ 16,60 „ 
Ai, „ „ 3000 „ „ „ 4000 „20,00 „ 
Il, „ „ 4000, „ „ 5000 „26,60 „ 

Angestellter und Arbeitgeber tragen jeder 


die Ha'fte des Beitrags; die Einsendung erfolgt 
gegen Quittungsmarken allmonatlich durch 
den Arbeitgeber an die bei Bankhäusern oder 
Postanstalten zu errichtenden Beitragsstellen, 
die ihrerseits die Beiträge an eine zu er- 
richtende Reichsversicherungsanstalt abführen. 
Ein Angestellter, der aus einer versicherungs- 
pflichtigen Beschäftigung nach Entrichtung 
von mindestens 60 Monatsbeitragen ausscheidet, 
kann ausnahmsweise die Versicherung frei- 
willig fortsetzen oder, wenn er bereits 
120 Monatsbeiträge gezahlt hat, sich die bis 
dahin erworbene Anwartschaft durch bloße 
Zahlung einer Anerkennungsgebühr von jährlich 


3 M erhalten. 
(Schluß folgt.) 


— a 


Kieinere Mitteilungen. 


Der diesjährige Blitzableiter-Kursus des 
Physikalischen Vereins zu Frankfurt 
a. M. findet in der Woche vom 3. bis 8. April 


statt. Das Honorar beträgt 30 M, Anmeldungen 
sind an das Sekretariat des Physikalischen 


Vereins (Kettenhofweg 132 bis 144) zu richten. 


Das Technikum Mittweida, ein Institut 
zur Ausbildung von Elektro- und Maschinen- 
Ingenieuren, Technikern und Werkmeistern, 
zählt jährlich etwa 2 bis 3000 Studierende. 
Das Sommersemester beginnt am 20. April 1911, 


und es finden die Aufnahmen für den am 
30. März beginneuden, unentgeltlichen Vor- 
kursus von Mitte Marz an wochentäglich statt. 
Ausführliches Programm mit Bericht wird 
kostenlos vom Sekretariat des Technikums 
Mittweida (Kgr. Sachsen) abgegeben. 


— 


Bücherschau u. Preislisten. 


E. Baur, Themen der physikalischen Chemie. 
8°. 113 8. mit 52 Abb. Leipzig, Akade- 
mische Verlagsgesellschaft 1910. 
4,00 M. 

Das vorliegende Büchlein enthält 9 Vor- 
lesungen, die auf Veranlassung des Vereins 
deutscher Ingenieure in Braunschweig ge- 
halten sind und die den Zweck verfolgen, den in 
der Praxis stehenden Ingenieur für die Aufgaben 
der physikalischen Chemie zu interessieren und 
ihm an einigen typischen und praktisch wich- 
tigen Beispielen ihre Fragestellung und Ergeb- 
nisse anschaulich vor Augen zu führen. Die 
behandelten Gebiete sind: Die chemische Er- 
zeugung von Elektrizität in Akkumulatoren, 
Verbrennungs- und Photoketten, denen der 
Verf. den gemeinsamen Namen „Voltaketten“ 
gibt, die thermochemischen Prozesse im Hoch- 
ofen, einige Gasreaktionen bei anorganisch- 
chemischen Prozessen (Chlorgewinnung nach 
Deacon, Kontaktschwefelsäure, Salpetersäure 
aus Luft und Ammoniaksynthese), Katalyse, 
Gasexplosionen und Explosivstoffe, Metallo- 
graphie, Kolloide und Absorption. In lebendiger 
Darstellung, die durch die Schilderung geschickt 
gewählter Versuche unterstützt ist, wird der 
Leser mit einer großen Zahl interessanter Tat- 
sachen bekannt gemacht, die nicht nur lose 
aneinandergereiht, sondern unter einem einheit- 
lichen Gesichtspunkt betrachtet und damit in 
einen inneren Zusammenhang gebracht sind. 
Daß bei der Mannigfaltigkeit des Stoffes eine 
einigermaßen erschöpfende Behandlung ausge- 
schlossen war, ist selbstverständlich; indessen 
ist die Knappheit der Darstellung doch öftere 
gerade bei der Einführung der Grundbegriffe 
und Formeln in starkem Maße fühlbar, so daß 
wohl nur ein Kundiger den Rechnungen ganz 
zu folgen imstande sein wird; auch ist der 
Ausdruck nicht immer so prägnant, daß Miß- 
verständnisse ausgeschlossen sind. So sagt der 
Verf. z. B. S. 13: „es handelt sich. . . um den 
Platz, den die Maschine für eine bestimmte 
Leistung einnimmt. Dies Verhältnis nennt man 
die Kapazität“; in Wirklichkeit kann so höchstens 
der reziproke Wert der Kapazität definiert werden. 
Nichtsdestoweniger wird die Schrift unzweifel- 
haft vielen sehr willkommen sein und kann 
auch jedem, der sich über die für die Technik 


Deutsche 
_Mechaniker-Zig. 


54 Bücherschau und Preislisten. — Patentschau. 
wichtigen physikalisch - chemischen Fragen 
orientieren will, nur empfohlen werden. 
Hffm. 


Ph. Haber, Handbuch der Mechanik. Neu be- 


arbeitet von Prof. W. Lange. 8. Aufl. 
K1-8°. XIV, 291 S. mit 239 Abb. (Aus 
Webers Ill. Handbüchern). Leipzig, J. J. 


Weber 1910. Geb. 3,50 M. 

Das altbekannte und verbreitete Buch 
Hubers ist bereits in seiner 7. Auflage von 
W. Lange neu bearbeitet worden und auch in 
der vorliegenden Neuauflage den Fortschritten 
der Mechanik angepaßt worden. Es beschränkt 
sich nicht auf die lehrhafte Wiedergabe von 
Formeln und Gesetzen, sondern weckt das In- 
teresse des Lesers namentlich durch Vorführung 
der Anwendungen. Den Automobilen und 
sogar den Luftfahrzeugen ist bescheidener 
Raum gewidmet. G. 


Preislisten usw. 


Hartmann & Braun A.-G. (Frankfurt a. M.), 
Elektrophysikalische Demonstrationen, mit 
einer Beschreibung der verwendeten Appa- 
rate. 8° 20 S. mit Illustr. 

In der Druckschrift, die Interessenten 
kostenlos zur Verfügung steht, sind einfache 
Einrichtungen beschrieben, welche gestatten, 
mehrere verwandte Erscheinungen im physi- 
kalischen Unterricht mit den gleichen Mitteln 
zur Darstellung zu bringen. Es soll dadurch 


dem Lehrenden mehr Raum zur persönlichen 
Betätigung gegeben und der Schüler nach- 
haltiger zur Mitarbeit angeregt werden, als 
dies bei Benutzung von Spezialapparaten, die 
nur einem ganz bestimmten Versuche dienen. 
möglich ist. 

Das Drehspulengalvanometer ist derart 
ausgebaut, daß Drehspule, Zeiger und Bisen- 
kern einen selbständigen Apparat bilden, der 
leicht aus dem Polraum des feststehenden per- 
manenten Stahlmagneten herausgenommen 
werden kann. Die Einführung eines Doppel- 
T-Ankers mit Wicklung verwandelt das Galvano- 
meter in einen Motor. Durch praktisch kon- 
struierte Widerstände läßt sich das Anwendungs- 
gebiet des Galvanometers beträchtlich er- 
weitern. Ein weiterer Demonstrationsapparat 
ist als kombiniertes Volt- und Amperemeter 
elektromagnetischen Systems gebaut. Das be- 
wegliche Zeigersystem kann auch hier mit 
seiner Lagerung aus dem Hohlraum der mit 
zwei Wicklungen versehenen Spule genommen 
werden, die dadurch für alle Induktionsversuche 
verwendbar gemacht wird. Eine Reihe von 
Anwendungsbeispielen zeigt die Zweckmäßig- 
keit der ausgeführten Konstruktionen. 

Wr. 


J. G. Huch & Co., G. m. b. H., Graphische 
Kunstanstalt (Braunschweig u. Berlin SW 48, 
Friedrichstr. 16). Die Reproduktionstechnik 
und ihre Bedeutung für die Industrie. 4°, 
192 S. mit vielen Illustr. u. Kunstblättern. 


— — — 


Patentscha u. 


—— ee 


1. Unterbrecher mit einem flüssigen und einem festen Kontaktmetall, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß die Rotationsfigur der geschleuderten, leitenden Flüssigkeit an einer oder 
mehreren Stellen durch ein oder mehrere mechanische Hindernisse in ihrer Bewegungsbahn so 


geändert wird, daß an dieser Stelle durch Berührung der Flüssigkeit 
mit dem festen Kontakte die Strom-Schließung und -Unterbrechung 


bewirkt wird. 


2. Unterbrecher nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß 
der Hinderniskörper so ausgebildet ist, daß durch seine Vert ellung 
in irgend einer Richtung die Deformation der Rotationsfigur ver- 
damit die Kontaktdauer 
geregelt wird. F. Dessauer und Veifa-Werke in Aschaffenburg. 


ändert (verstärkt oder abgeschwächt) und 


11. 7. 1909. Nr. 222594. Kl. 21. 


Verfahren zur Herstellung von Bifokallinsen oder Rohstücken für diese, die aus 
zwei Glasstücken von verschiedenen Brechungsexponenten bestehen, dadurch gekennzeichnet, 


daß eine Fläche des einen Stückes der Krümmung der Berüh- 
rungsfläche der Teillinsen entsprechend geschliffen und poliert 
und das andere Glasstück, vorzugsweise die größere Linse, 80 
weit erhitzt wird, bis es durchaus oder auf einer Seite plastisch 
wird, und daß dann die geschliffene und polierte Fläche der — 
erforderlichenfalls, um das Zerspringen zu verhindern, aber nicht 
bis zur Erweichung vorgewärmten — ersten Linse in das im 


Heft 5. 


1. März 1911. Patentschau. — Vereins- und Personeanachrichten. 55 


plastischen Zustande befindliche Glasstück eingepreBt wird, so daß die eine Linse den ent- 
prechenden Teil des erweichten Glasstückes verdrängt uud beide Linsen zusammengeschmolzen 
werden. Bausch & Lomb Optical Cy. in Rochester, V. St. A. 4.8.1909. Nr. 222 476. Kl. 32. 


Isolation von Spulen, bei der die einzelnen Wicklungslagen durch Isolationsstreifen 
von ganzer Spulenbreite in einzelne Abschnitte unterteilt sind, dadurch gekennzeichnet, daß 
sämtliche Lagen der Wicklung unterteilt und 
die Abschnitte von Lage zu Lage abwechselnd 
einmal nach links, einmal nach rechts ansteigend 
angeordnet werden, zum Zwecke, bei geringster SEES 
Zahl von Lage - Unterteilungen an den gefähr- 77. (IIIIIIIIIT 
deten Stellen den höchsten Isolationswert zu er- 
reichen. R. Bosch in Stuttgart. 13. 12. 1908. Nr. 222785. KI. 21. 


1. Röhrenlibelle mit einem Spiegelsystem, das die Bilder der beiden Blasenenden 
dicht beieinander entwirft, gekennzeichnet durch eine solche Anordnung des Spiegelsystems, daß 
die Kurve des einen Bildes dieselbe Richtung hat wie die des andern. 


ad 
(Sa De} 


2. Röhrenlibelle nach Anspr. 1, gekennzeichnet durch eine seitliche Lage der wirk- 
samen Eintrittsöffnungen des Spiegelsystems zur Libelle, bei der nur ein Kurvenast in jedem 
Bilde sichtbar ist und beide Äste einander die Scheitelpunkte zukehren. C. Zeiß in Jena. 
6. 8. 1909. Nr. 222754. Kl. 42. 


1. Elektrolytischer Gleichrichter für Wechselströme, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß Elektroden von erheblich verschiedener Größe in einen Elektrolyten 
tauchen, der dieselben Ionen in verschiedenen Valenzzuständen enthält, derart, daß 
an der einen Elektrode die Valenz des Ions in demselben Maße erhöht wird, wie 
sie an der anderen herabgesetzt wird. 

2. Zelle nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Elektrolyt eine 
wässerige Lösung von Alkalipolysulfiden und Alkalisulfiden verwendet wird. H. Bt. 
Hatfield in Hove, Sussex, Engl. 23. 7. 1908. Nr. 222593. KI. 21. 


Peru 


Zirkelgriff, dadurch gekennzeichnet, daß an ihm federnde Lamellen be- 
festigt sind, die mit in den Zirkelschenkel ragenden Körnerspitzen versehen sind, 
wobei der Anzug dieser Körner durch die bekannten Zirkelgriffschrauben geschieht. 
Mertz & Co. in Löwenberg i. Schles. 19. 6. 1909. Nr. 222104. KI. 42. 


———————————. 


Auf Erschütterungen nicht ansprechende Anordnung von elektrischen Schaltvor- 
richtungen (Relais), dadurch gekennzeichnet, daß das Relais aus mehreren Systemen besteht, 
bei denen durch elektrische Impulse die Bewegung der Zungen im anderen Sinne erfolgt als 
durch mechanische Erschütterung der Schaltorgane, zu dem Zwecke, ein Ansprechen nur durch 
elektrische Impulse zu bewirken. C. Lorenz in Berlin. 18. 5. 1909. Nr. 223140. KI. 21. 


— — — — 


Vereins- und Personen nachrichten. 


Lehrlingsnachweis der Abt. Berlin. Werkstattinhaber die frei werdenden Stellen 

Die Anfragen von Eltern und Vor- | beim Vorstande angemeldet haben. Es ist 
mündern wegen offener Lehrstellen sind | dies um so bedauerlicher, als es sich oft 
in letzter Zeit stark angewachsen; es war | um anscheinend sehr geeignete junge 
aber nicht möglich, die Gesuche aus- | Leute handelte. Ich bitte deshalb die 
reichend zu beantworten, da nur wenige | Herren Werkstattinhaber der (Abteilung 


50 


Berlin dringend, mir regelmäßig und 
möglichst frühzeitig Mitteilung zu machen, 
wenn bei ihnen Lehrstellen frei werden, 
ev. unter näheren Angaben über ihre 
Wünsche inbezug auf Vorbildung, über 
Lehrgeld usw. 


W. Haensch 
Vorsitzender 
der 
D. G. f. M. u. O. Abteilung Berlin. 


D. G. f. M. u. O. Zweigverein Göt- 
tingen. Sitzung vom 24. Januar 1911 im 
Hotel National. Vorsitzender Hr. E. Ruhstrat. 

Der Vorsitzende erteilt zunächst das Wort 
Hrn. Dr. Trümpler zu einem Vortrage über 
ein neues Passageinstrument, das nach An- 
gaben von Hrn. Prof. Ambronn und von dem 
Vortragenden in den hiesigen Werkstätten von 
F. Sartorius gebaut worden ist und in der 
hiesigen Sternwarte seine Aufstellung erhalten 
hat. Das äußerst sinnreiche Instrument ge- 
stattet, den Durchgang eines Sternes durch 
den Meridian und den Zeitpunkt des Durch- 
ganges auf photographischem Wege zu messen, 
wodurch die Ungenauigkeiten der sog. per- 
sönlichen Gleichung des Beobachters ausge- 
schaltet werden. 

Nach Erstattung des Kassenberichtes und 
Jahresberichtes wird die Neuwahl des Vor- 
standes vorgenommen, wobei die bisherigen 
Vorstandsmitglieder wiedergewählt werden. 
Dieselben nehmen die Wahl dankend an. Als 
Mitglied des Hauptvorstandes wird Hr. Wilh. 
Sartorius wiedergewählt. 

Als neues Mitglied des Zweigvereins wird 
Hr. Dr. Simon, wissenschaftlicher Mitarbeiter 
in den optischen Werkstätten von R. Winkel 
in Göttingen, aufgenommen. 

Über den Stand der Angelegenheit bezüglich 
der Anschaffung von Schränken für die perma- 
nente Ausstellung der hiesigen mechanischen 
Werkstätten berichtet Hr. W. Sartorius. 
Es wird eine Kommission ernannt, welche die 
Besorgung der Schränke ins Werk setzen soll. 
Auch regt Hr. W. Sartorius an, einen 
Bibliotheksschrank in dem Ausstellungssaale 
aufzustellen. Behrendsen. 


Zwgv. Hamburg-Altona. Sitzung 
vom 7. Februar 1911. Vorsitzender: Hr. Dr. 
P. Krüß. 

Nach Vorlage der Abrechnung über das 
Jahr 1910 durch den Schatzmeister, Hrn. R. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. 


Deutsche 
ae Mechaniker-Ztg. 


Dennert, und Genehmigung derselben wird 
der Festausschu8 neu gewählt. Die in der 
Gründung begriffene Hanseatische Zeitschrift 
für Industrie und Handwerk soll in einem 
Exemplar für den Verein bezogen werden. In 
den Festausschuß werden die Herren Richard 
Dennert, Stein und Graaf gewählt. 


Auf Anregung von Hrn. Dr. Hugo Krüß 
findet sodann eine Besprechung über den 
Mitgliedsbeitrag, über die Wahl des Vorstandes 
der Gesellschaft und über den Entwurf eines 
Gesetzes zur Versicherung der Angestellten 
statt. H. K. 


Habilitiert: Dr. A. Wilkens für Astronomie 
an der Universität Kiel. 


Ernannt: Prof. Dr. G. Baumert in Halle 
zum Abteilungsvorsteher am Chemischen Uni- 
versitätsinstitut; Prof. Dr. Kehrmann in Mül- 
hausen i. E. zum Prof. der anorganischen 
Chemie an der Universität Lausanne; Dr. V. 
Conrad, Privatdozent der Meteorologie in Wien, 
zum ao. Prof. für kosmische Physik an der 
Universität Czernowitz; Mag. E. Rosenthal, 
Observator am Physikalischen Observatorium 
zu Tiflis, zum ao. Prof. der Geophysik an der 
Universität Warschau; Prof. Dr. O. Hecker in 
Potsdam zum Leiter der Kais. Hauptstation für 
Erdbebenforschung in Straßburg; Prof. K. E. 
Guthe von der Universität von Jowa, zum 
Prof. dər Physik an der Universität von 
Michigan in Ann - Arbor; Dr. E. Wedekind, 
ao. Prof. an der Universitat Tübingen, zum 
Professor für anorganische und physikalische 
Chemie an der Universität Straßburg; Privat- 
dozent für anorg. Chemie Dr. W. Prandti an 
der Universität München zum ao. Professor; 
Konservator an der Meteorologischen Zentral- 
station in München Dr. A. Schaum zum Di- 
rektor; Prof. R. A. Sampson zum Kgl. Astro- 
nomen und Prof. der Astronomie in Edinburgh; 
zu Professoren: die Privatdozenten an der Uni- 
versität Berlin Dr. O. v. Baeyer (Physik) 
und Dr. O. Hahn (Chemie), der Privatdozent 
der Chemie an der Universität Kiel Dr. G. 
Preuner. 


Gestorben: Th. N. Thiele, Prof. emer. 
der Astronomie an der Universität von Kopen- 
hagen; Prof. Dr. F. B. Ahrens, Dir. des Land- 
wirtschaftlich-technologischen Instituts der Uni- 
versität Breslau; Dr. St. v. Kostanecki, o. Prof. 
der organischen Chemie an der Universität 
Würzburg; Dr. R. Fittig, Prof. der Chemie au 
der Universität Straßburg i E. 


Blaschke in Charlottenburg 4. 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion! A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 6. 15. März. | 1911. 


— — —— — —ͤä ſſ—— nv a e: 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Stoppubr mit elektrischer Auslösung und Arretierung. 


Mitteilung aus dem Beleuchtungstechnischen Laboratorium von Dr H. Lux in Berlin 

Die Stoppuhr mit Zehntel- bezw. Fünftel-Sekunden-Registrierung ist in physi- 
kalischen Laboratorien ein ganz unentbehrliches Meßgerät geworden. Die ‚bei ihrer 
Benutzung gemachten Fehler können sich aber leieht auf mehrere zehntel! Sekunden 
belaufen. Bei ihrer Betätigung spielt zunächst die physiologische Reaktionszeit eine 
erhebliche Rolle, dann aber ist die Auslösung und die Arretierung jedesmal mit einem 
nieht unerheblichen Kraftaufwande verbunden, so daß zeitliche Verzögerungen sowohl 
beim Auslösen als auch beim Arretieren unvermeidlich sind. 

Um die Fehler in der Zeitangabe zu eliminieren, habe ich mir deshalb die in 
Fig. I abgebildete Einrichtung bauen lassen, mit deren Hilfe die Stoppuhr automatisch 
dureh elektromagnetische Wirkung ausgelöst bezw. arretiert werden kann. Dazu hat 
die gewöhnliche käufliche Stoppuhr eine kleine Abänderung erfahren. Bei der käuf- 
lichen Stoppuhr geschieht die Auslösung des springenden Zeigers dadurch, daß dureh 
einen Druck auf den Aufzugsknopf ein sonst an der Unruhe anliegender federnder 
Drahtbügel von dieser abgezogen wird, wodureh die Unruhe gleichzeitig einen leichten 
Antrieb erhält. Dureh einen zweiten Druck auf den Aufzugknopf wird der erwähnte 
Drahtbügel wieder an die Unruhe angedrückt, so dab der Sekundenzeiver sofort zum 
Stillstand kommt. Dureh einen dritten Druck auf den Aufzugsbügel schließlich wird 
der Sekundenzeiger wieder auf null zurückgeführt. Diese Anordnung ist bei der von 
mir abgeänderten Stoppuhr bestehen geblieben. Jeh habe jedoch dureh das Gehäuse 
außerdem noch einen kleinen Stift seitlich hindurchgeführt, der unmittelbar auf den 
federnden Drahtbiigel, der die Unruhe festhält bezw. losläßt, einwirkt. Durch einen 
ganz leichten Druck auf diesen seitlich aus dem Gehäuse herausragenden Stift kann 
deshalb der in Bewegung befindliche Sekundenzeiger sofort angehalten werden. Em 
die Uhr dann wieder in Gang zu setzen, braucht man den aus dem Gehäuse heraus- 
ragenden Druckstift nur wieder loszulassen. 

Die Betätigung des aus dem Gehäuse herausragenden Druckstiftes geschieht 
nun bei der von mir getroffenen Anordnung, wie bereits erwähnt, auf elektro- 
magnetischem Wege. Hierzu dient der in Fig. J links sichtbare Elektromagnet a. 
Der Anker dieses Elektromagneten ist an einem Ende eines in einer kleinen Säule gee- 
lagerten dreiarmigen Winkelhebels b befestigt und wird durch eine Spiralfeder, die 
an einem anderen Ende des Winkelhebels angreift, von dem Elektromagneten abee- 
zogen. Hierbei drückt der dritte Arm des Winkelhebels mit einer einstellbaren 
Ansehlaevorrichtune auf den aus dem Uhrgehäuse herausragenden Druckstift, so daß 
sich der Sekundenzeiger nieht bewegen kann, solange dureh den Elektromagneten 
kein Strom hindurehgeht. Wird der Elektromagnet jedoch erregt, so wird der Anker 
ungezogen. In diesem Augenblicke wird der Druckstift der Uhr freigegeben und der 
Sekundenzeiger augzelöst. Sowie der dureh den Elektromagneten verlaufende Strom 
wieder unterbrochen wird, wird auch der Sekundenzeiger wieder stillgesetzt. 

Der Stromsehlub und die Stromunterbreehung in dem erwähnten Elektro- 
magneten geschieht durch ein in Fsg. J rechts sichtbares elektromagnetisches Relais dd, 
und zwar sind hier, im Interesse universeller Anwendbarkeit des Apparates, zwei ver- 
schiedene Einrichtungen an dem gleichen Relais vorgesehen. 


58 H. Lux, Stoppuhr mit elektrischer Auslösung und Arretierung. 1 18 


Fall I. Die Zeitdauer eines mechanischen oder physikalischen Vorgunges 

soll von seinem Beyinn bis zu seinem Ende verfolgt werden. 

Zu Beginn des mechanischen oder physikalischen Vorganges, z. B. bei der 
Auslösung des Fallgewichtes einer Atwoodschen Fallmaschine, beim Loslassen eines 
beliebigen Pendels usw., wird eine elektrische Kontaktvorrichtung betätigt, indem ent- 
weder die Auslösung selbst dureh den elektrischen Strom geschieht, oder indem der 
ausgelöste Körper im Augenblicke der Auslösung selbst einen Kontakt schließt. Bei 
Beendigung des Vorganges, also etwa beim Aufschlagen des Fallgewichtes der Fall- 
maschine, beim Durchgange des Pendels durch die Nullage, wird ein zweiter Strom- 
schluß bewirkt. 

Sowohl der erste als auch der zweite Stromschlu8 wirken nun auf den in 
Fig. 1 rechts sichtbaren Elektromagneten d. Sein Anker wird momentan angezogen 
und hierbei schaltet ein mit dem Anker verbundener, beweglicher Finger e das 
ganz rechts in Fig. 1 sichtbare Schaltrad f um einen Zahn weiter. Dieses Schaltrad 
besitzt in der hier abgebildeten Ausführung 12 Zähne und auf seiner Vorderseite 
ebensoviele Stifte, in die ein federnder Sperrhaken g einsehnappt, um das Schaltrad 
festzuhalten, wenn der bewegliche Finger in seine Ruhelage zurückgeht. Auf seiner 
Rückseite besitzt das Schaltrad auf seinem ganzen Umfange aber nur 6 Stifte. Bei 
einer bestimmten Stellung des Schaltrades legt sich an einen der hinteren Stifte des 
Schaltrades eine weiche, von den übrigen Apparatteilen isolierte Feder an. Diese 
Feder bildet den einen Pol einer dureh den linken Elektromagneten a ver- 


Fig. 1. 


laufenden Stromleitung, während «das Schaltrad selbst den anderen Pol bildet. In dem 
Augenblicke, in dem sieh einer der hinteren Stifte an die Kontaktfeder anlegt, wird 
der dureh den linken Elektromagneten verlaufende Stromkreis geschlossen und damit 
die Stoppuhr ausgelöst. Empfängt nun der rechte Elektromagnet einen zweiten Strom- 
stoB, etwa bei Beendigung des zu beobachtenden Vorganges, so schaltet dessen Anker 
mit dem beweglichen Finger das Schaltrad um einen Zahn weiter, und damit wird auf 
dessen Rückseite die Kontaktfeder von dem Stifte, auf dem sie auflag, wieder ab- 
gedrückt, so daß auch der Stromkreis im linken Elektromagneten unterbrochen und 
damit die Stoppuhr wieder angehalten wird. 

Diese Anordnung läßt sich z. B. bei der Bestimmung des Gasverbrauches 
irgend eines Brenners o. dgl. verwenden. 

Alsdann ist der bewegliche Zeiger des Experimentier-Gasmessers mit dem 
einen Pole einer Stromquelle verbunden, während an einer beliebigen Stelle des Ge- 
häuses, von diesem natürlich isoliert, eine dünne Kontaktfeder angebracht ist, an die 
sich der unlaufende Zeiger der Gasuhr bei jeder Umdrehung anlegen muß. Jede 
ganze Zeigerumdrehung entsprieht einem Dureheanee von 3 l dureh den Gasmesser. 
Indem der dureh den Gasuhr - Zeiger verlaufende Strom durch den ‚rechten Elektro- 


15 es eo H. Lux, Stoppuhr mit elektrischer Auslösung und Arretierung. 59 


— 


magneten d hindurchgeleitet wird, wird die Stoppuhr bei der ersten Berührung 
des Gasuhrzeigers mit der Kontaktfeder in Gang gesetzt, bei der zweiten Berührung 
aber wieder arretiert. Die Stoppuhr gibt dann die Zeitdauer an, in der 3“ verbraucht 
worden sind. Läßt man den Gasuhrzeiger öfter die Stromschlußvorriehtung betätigen, 
so addieren sich die Verbrauchszeiten direkt auf der Stoppuhr, und um den mittleren 
Verbrauch innerhalb einer bestimmten Zeit zu erhalten, braucht man nur die an der 
Stoppuhr abgelesene Zeit durch die Hälfte der beobachteten Zeigerumdrehungen des 
Gasmessers zu dividieren. Will man sich mit der Beobachtung der während eines 
einmaligen Umlaufes des Gasuhrzeigers verlaufenen Zeit begnügen, so kann man mittels 
eines an der Auslösevorrichtung angebrachten Ausschalters den rechten Elektromag- 
neten aus dem Stromkreise ausschalten. Ebenso kann der Stromkreis des linken 
Elektromagneten für sich ausgeschaltet werden. 


Fall II. Die Zeitdauer zwischen dem Auftreten eines Stromschlusses und 
der darauf folgenden Stromunterbrechung soll beobuchtet werden. 


Soll die in Fig. J abgebildete Einrichtung hierzu benutzt werden, so wird der 
Stromverlauf in dem Apparate durch Umsetzen des links sichtbaren Kontaktstöpsels m 
etwas abgeändert. Der elektrische Strom verläuft dann durch die Windungen des 
linken Elektromagneten, gelangt von hier dureh den Ankerhebel des rechten Elektro- 
magneten d, der mit einem nach unten ragenden Ansatzwinkel n an einer Kontakt- 
schraube o anliegt, von der er nach einer der auf der rechten Seite des Apparates 
sichtbaren Klemmschrauben gelangt. Bewirkt nun das Eintreten irgend eines Vorganges 
einen Stromschluß, so wird der linke Elektromagnet erregt und die Stoppuhr ausgelöst, 
die Uhr geht dann so lange, bis durch die Beendigung des zu beobachtenden Vor- 
ganges der Stromkreis wieder unterbrochen wird. Der rechte Elektromagnet tritt 
hierbei gar nicht in Tätigkeit. 


Fall III. Beobachtung der Zeitdauer bei Dauer-Stromschluß. 


In den Fällen, in denen der erste Stromschluß einen Dauerkontakt veranlaßt, 
kann der zeitliche Verlauf eines Vorganges dureh Anordnung einer zweiten Strom- 
schlußstelle beobachtet werden. Die Anordnung soll an dem Beispiele eines Apparates 
zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes nach Bunsen veranschaulicht werden. 
(Fig. 2) 

Gasdiehten verhalten sich nahe wie die Quadrate der Aus- 
strömungszeiten, mit denen die Gase unter gleichem Druck aus einer 
engen Wandöffnung austreten. Man hat also die Zeiten zu beobachten, 
deren eine bestimmte Gasmenge zum Ausströmen bedarf. Um meine elek- 
trische Uhrauslösung hierzu verwenden zu können, habe ich den 
Bunsenschen Originalapparat in folgender Weise abgeändert. In den 
unter QuecksilberverschluB stehenden inneren Glaszylinder p, der die 
Gase aufzunehmen hat, deren Dichten miteinander zu vergleichen sind, 
habe ich nahe am unteren und nahe am oberen Ende je einen Platin- 
draht eingeschmolzen, der außen durch eine Kapillarröhre isoliert ist. 
Die beiden Platindrähte führen zu zwei Klemmschrauben am Halse des 
Glaszylinders. Von dort führen Verbindungsdrähte zu beiden Klemm— 
schrauben auf der rechten Seite von Fig. 1. In das Quecksilbergefäß 
selbst taucht ein Platindraht, der mit einem Pole einer Stromquelle ver- 
bunden ist. Der andere Pol der Stromquelle führt zu der vorderen 
linken Klemmschraube des Auslöseapparates. Ist der innere Glaszylinder 
ganz mit dem zu untersuchenden Gase gefüllt, was mit Hilfe eines 
Dreiweghahnes und eines Gummigebläses geschehen kann, so sind 
die in dem Glaszylinder eingeschmolzenen Platindrähte von der isolie- 
renden Gassäule umgeben und «dureh den Auslöseapparat geht kein 
Strom. Öffnet man nun den Dreiweghahn A, so daß das Gas durch 
die enge Öffnung unter dem Druck einer Quecksilbersäule von bestimmter 
Höhe ausströmen muß, so tritt allmählich Quecksilber in den inneren Glas- 
zylinder ein. Sowie dieses den unteren in den Zylinder eingesehmolzenen Platin- 
draht berührt, wird der Stromkreis dureh den linken Elektromagneten der Auslöse- 
vorrichtung geschlossen, wodurch die Stoppuhr ausgelöst wird. Steigt nun das Queck- 
silber in den Innenzylinder bis zu dem oberen ein geschmolzenen Platindraht in, die 


Fig. 2. 


Dentsche 


60 Ba A. Peman; Nachtrag zu „Die Justierung der geodsuschen Instrumente Mechaniker Zte. 


Höhe, so wird ein Teil-Stromkreis geschlossen, der dureh den rechten Elektromagneten 
verläuft und diesen erregt. Sowie dessen Anker angezogen wird, wird die Stromver— 
bindung zwischen dem Ansatzwinkel n des Ankers und der Kontaktschraube o unter- 
brochen, wodurch der linke Elektromagnet seinen Magnetismus verliert, seinen Anker 
loßläßt und hierdurch die Stoppuhr stillsetzt. Die abgelesene Zeitdiffereng gibt die 
Ausströmungszeit des zwischen den beiden eingeschmolzenen Platindrähten in dem 
Innenzylinder eingeschlossenen Gasvolumens. 

Da der Zeiger der Stoppuhr jederzeit auf null zurückgeführt werden kann, so 
braucht für die einzelnen Beobachtungen immer nur eine einzige Zeigerstellung der 
Stoppuhr abgelesen zu werden)). 


— ͥ ͤm—2 . — — 


Die Justierung der geodätischen Instrumente’). 


Von A. Leman, Charlottenburg. 
Nachtrag. 

Bei den Ausführungen auf der unteren Hälfte von S. 5 ist ein Umstand außer 
acht geblieben, auf welchen, um Mißverständnissen zu begegnen, noch zurückgekommen 
werden muß. Der dort gemachte Verbesserungsvorschlag würde seinen Zweek em- 
wandfrei nur unter der Voraussetzung erfüllen können, daß die Exzentrizität des 
Kreises eine unveränderliche Größe ist. Wegen der Natur des konischen Zapfens 
darf man sich darauf im allgemeinen nicht verlassen; daher könnte der Fall eintreten, 
namentlich bei einem Kreise von sehr exakter Teilung, daß die Niehtberücksiehtigung 
der Veränderlichkeit der Exzentrizität Ungenauigkeiten mit sich brächte, die größer 
sind, als der Einfluß der Teilungsfehler, den man dabei herabzumindern erstrebt. 

Diesem Mißstande läßt sich, ohne den beregten Vorteil aufzugeben, abhelfen, 
indem die Alhidade mit vier, um je 90° voneinander abstehenden Ablesemarken ver- 
schen wird, von denen, zur Vermeidung von Arbeitsvergeudung, zuerst nur das eine 
aar diametral gelegener, nach dem Durehsehlagen aber das andere Paar benutzt wird. 
Selbstverständlich bleibt die Bedeutung der Einriehtung auf solche Instrumente be- 
schränkt, deren Konstruktion, wie dies bei Noniusablesune fast immer der Fall ist, 
nieht gestattet, denselben Zweck dureh Verdrehung des Kreises nach dem Dureh- 
schlagen zu erreichen. 

Ferner weist Hr. Prof. Dr. O. Eggert in Danzig- Langfuhr in einer an mich 
gerichteten Zuschrift zunächst darauf hin, daß die in dem Absehnitt über Wesen und 
Bedeutung der Ziellinie behandelte Frage bereits von anderer Seite bearbeitet worden 
ist, und zwar zuerst von Hrn. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Ch. Vogler in seiner Prak- 
tischen Geometrie“, Bd. I. S. 77, sodann von ihm selbst sowohl in seiner „Einführung 
in die Geodäsie* S. 67, als auch in der von ihm herausgegebenen 7. Aufl. von 
„Jordans Handbuch der Vermessungskunde*, /. II. S. 195 und 247. 

Die Zusehrift enthält dann noch einige Einwendungen, auf welche hier zu ant- 
worten mir des allgemeineren Interesses wegen angezeigt erscheint. 

l. „Bei der Besprechung des Neigunesfehlers am Theodoliten ist die De- 
stimmung desselben mittels einer auf den Zapfen der Kippachse reitenden Libelle nicht 
erwähnt.“ — Meine Ausführungen lassen aber erkennen, dab es zur vollständigen 
Prüfung einer solchen Libelle nicht bedarf. Beim reinen Theodoliten kommt sie auch 
nur selten vor, häufiger allerdings beim Universalinstrumente. Hier aber ist sie als 
nur mißbverständlich vom astronomischen Instrumente übernommen anzusehen. Für 
dieses bildet die Reitlibelle ein unentbehrliches Zubehör, weil hier die fortwährend 
kleinen Sehwankungen unterworfene Neigung der Kippachse messend verfolgt werden 
mub: beim geodätischen Instrumente aber spielen diese kleinen Schwankungen keine 
Rolle; es genügt, wenn der Neigungsfehler sich innerhalb gewisser, nieht zu enger 
Grenzen hält, weil sein Einfluß der verhältnismäbig geringen Zielhöhen wegen klein 
bleibt und außerdem der ruhenden Zielobjekte wegen dureh das Durehsehlageverfahren 
vollkommen streng eliminiert werden kann. Hier stellt somit die Reitlibelle eigentlich 


1) Die elektrische Auslösevorrichtung ist nach meinen Angaben in sehr präziser Weise 
von Herrn Mechaniker Carl Busch in Groß- Lichterfelde (Chausseestraße 109b) hergestellt 
worden und kostet 50 M; das Adaptieron einer Stoppuhr kostet 5 M. 

2) Vgl. diese Zeitschr. 1911. S. 1, 13, 22 u. 23. 


Heft 6. 
15. Marz 19011 


A. Leman, Nachtrag zu „Die Justierung d. geodät. Instrumente“. — Gewerbliches. 61 


eine Stilwidrigkeit dar, die um so weniger gerechtfertigt erscheint, als sie einerseits 
keinen wesentliehen Vorteil bietet, anderseits die konstruktive Gestaltung des fn- 
strumentes ungünstig beeinflußt. Sie setzt zunächst die Gleichheit der Zapfendureh- 
messer voraus, die an sieh für den Gebrauch des Instrumentes unnötie ist, erfordert 
somit Präzisionsarbeit an unrichtiger Stelle, bedingt, um diese prüfen zu können, 
eirentlieh auch, wiederum für den Gebrauch des Instrumentes unnötige, Umlegbarkeit 
der), Kippachse und damit im Zusammenhang rasch verschleißende und die Zapfen an- 
ereifende Sattellager, beim Universalinstrumente aueh noch fliegende Alhidade. Auber- 
dem reieht sie, wie meine Ausführungen beim Nivellierinstrumente zeigen, strengge- 
nommen allein nieht einmal aus. 

2. „Korrekturvorriehtungen zur Beseitigung des Neigunesfehlers finden sich 
auch noeh an neueren Instrumenten.“ — Dieser Punkt steht in nahem sachlichen Zu- 
sammenhange mit dem vorigen. Beim astronomischen Instrumente hat die Justier- 
barkeit der Kippachse Berechtigung, weil der unbedingt zu fordernden Umlegbarkeit 
wegen Sattellager kaum zu vermeiden sind, diese aber der Natur der Sache nach 
rascher Abnutzung unterliegen. Damit wird der Winkel zwischen Schwenk- und Kipp- 
achse zu einer mit der Zeit veränderlichen Größe und muß berichtigt werden können, 
wenn sein Fehler zu grob geworden ist. 

Anders aber verhält es sieh beim Theodoliten, bei 
forderlich ist, demnach Zxlinderlager am Platze sind, deren minimale Abnutzung Un- 
veränderlichkeit des Neigungsfehlers gewährleistet. Es kommt dann eben nur darauf 
an, diesen dureh Präzisionsarbeit an richtiger Stelle von vornherein innerhalb der zu- 
Hissigen Grenzen zu halten, was keine unüberwindlichen Schwierigkeiten mehr bietet. 
Hier ist die Justierbarkeit der Kippachse lediglich als ein, vom Standpunkte der 
modernen Teehnik betrachtet, wiederum als Stilwidriekeit erscheinendes Festhalten am 
Althergebrachten anzusehen, ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, wo dem Mechaniker 
noch nieht die verfeinerten Hilfsmittel und vervollkommneten Arbeitsmethoden der 
jetzigen zur Verfügung standen. Damals gelang es natürlich nicht, die von den Ge- 
lehrten gestellten Anforderungen auf Präzision unmittelbar zu erfüllen; da mubten 
eben jene Justiervorrichtungen dazu dienen, die unvermeidlichen Mängel der Ausführung 
zu beseitigen. Daß dafür andere mit in Kauf zu nehmen waren, konnte nicht ins 
Gewicht fallen. Heutigen Tages aber sollten sie eigentlich längst über Bord geworfen 
und «dureh Präzisionsarbeit verdrängt worden sein! denn Genauigkeiten, wie sie im 


dem Umlegen nicht er- 


Bau moderner Maschinen, solehe schwerster Art nieht ausgeschlossen, gefordert und 
geleistet werden, sollten dem Feinmechaniker nieht mehr unerreichbar sein. Haltbarkeit 


und Zuverlässigkeit der Instrumente könnten dadureh nur gewinnen. 

3. „Bei Instrumenten mit nieht durchschlagbarem Fernrohr, aber aushebbarer 
Kippaehse soll ein Umlegen der letzteren nieht vorgenommen, sondern das Fernrohr 
nach dem Ausheben durehgesehlagen und die Kippaehse in gleichem Sinne wieder 
eingelegt werden.“ — Wenn diese Vorschrift befolgt wird, ist gegen die Konstruktion 
theoretisch kein Einwand zu erheben; es steht dann auch der Anwendung von Zylinder- 
lagern wieder niehts mehr im Were. Teh hatte dies nieht erwähnt, weil es mir nur 
darauf ankam, die Unzulängliehkeit des Umlegens hervorzuheben. 


— — 


Gewerbliches. 


Der Entwurf eines Versicherungs. körperlichen und geistigen Kräfte zur Aus- 


gesetzes für Angestellte. 
(Nchlup.) 

IV. Gegenstand der Versicherung sind Ruhe- 
geld und Hinterbliebenenrente. 

Ruhegeld steht dem Angestellten dann zu, 
wenn er das 65 Lebensjahr vollendet hat; 
ferner, wenn er berufsunfähig (nicht: erwerbs- 
unfähig.) geworden, d. h „durch körperliche 


Gebrechen oder wegen Schwäche seiner 


übung des Berufs dauernd unfähig ist.“ Berufs- 
unfahigkeit ist dann anzunehmen, wenn seine 
Arbeitsfähigkeit auf weniger als die Hälfte 
eines körperlich und geistig gesunden Ver- 
sicherten von ähnlicher Ausbildung und gleich- 
wertigen Kenntnissen und Fähigkeiten herab- 
gesunken ist. Ruhegeld erhält auch derjenige 
Versicherte, welcher zwar nieht dauernd berufs— 
unfähig ist, aber während 26 Beitragswochen 


6 2 j Gewerbliches. 


ununterbrochen berufsunfähig gewesen ist, für 
die weitere Dauer der Berufsunfähigkeit. 
(§ 24). Es wird gezahlt nach Vollendung des 
65. Lebensjahres von diesem Zeitpunkt an, 
im Fall der Berufsunfäbigkeit vom Eintritt 
der Berufsunfähigkeit ab; laßt sich dieser 
Moment nicht feststellen, so von dem Tage ab, 
an dem der Antrag auf Ruhegeld beim Renten- 
ausschuß, dem Organ des Reichsversicherupgs— 
amts, eingegangen ist. 

Die Hinterbliebenenrente besteht zunächst in 
Witwenrente; sodann in Waisenrente, die den 
ehelichen Kindern des versicherten Vaters 
und den vaterlosen (ehelichen oder unehelichen) 
Kindern einer versicherten Mutter, sämtlich 
sofern sie noch nicht 18 Jahre alt sind, zusteht. 
Zu gunsten des erwerbsunfähigen Ehemanns, 
der von seiner versicherten Ehefrau unter- 
halten wird, und der ehelichen Kinder, deren 
Vater sich seinen väterlichen Uuterhaltspflichten 
entzogen hat, sind noch Spezialbestimmungen 
vorgesehen. 

Der Anspruch auf Ruhegeld oder Hinter- 
bliebenenrente setzt eine sog. Wartezeit voraus; 
es müssen für Hinterblicbenenrente und für 
Ruhegeld männlicher Versicherter mindestens 
120 Beitragsmonate, für Ruhegeld weiblicher 
Versicherter 60 Beitragsmonate verstrichen 
sein. Die hierin liegende Begünstigung weib- 
licher Angestellter rechtfertigt sich nach den 
Motiven (B. 82) daraus, daß bei ihnen infolge 
Wegfalls der Witwenbeziige und meist auch 
der Waisenbezüge einerseits die „Belastung 
aus der Versicherung eich bedeutend niedriger 
stellt“ als bei männlichen Versicherten, anderer- 
seits aber „eine verschieden hohe Bemessung 
der Beiträge für weibliche und männliche An- 
gestellte vermieden werden mußte, weil sie zu 
einer bedenklichen Verschiebung des Arbeits- 
markts zum Nachteil der männlichen Ver- 
sicherten führen könnte“. 

Nach Ablauf vou 120 Beitragsmonaten 
beträgt das Ruhegeld männlicher und weib- 
licher Versicherter '/, des Wertes der in diesen 
Beitragsmonaten entrichteten Beiträge und ½ 
des Wertes der später gezahlten Beiträge; 
weibliche Versicherte, falls bei ihnen der Ver- 
sicherungsfall schon nach 60 und vor 120 Bei- 
tragsmonaten eintritt, erhalten nur !/, der in 
den ersten 60 Beitragsmonaten entrichteten Bei- 
träge. Da der Versicherte aus den in seiner 
Versicherungskarte eingeklebten Marken die 
Höhe der bisherigen Beitragsleistungen fest- 
stellen kann, ist er jederzeit in der Lage, die 
Höhe scines Ruhegeldes selbst zu ermitteln. 
Die Witwenrente beträgt / des Ruhegelds des 
Ernährers, die Rente für Waisen je ½ (Doppel- 
waisen sogar je 1) des Betrags dieser 
Witwenrente, vorausgesetzt, daß bei Zahlung 
von Witwen- und Waisenrenten diese zusammen 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


den Betrag des Ruhegelds, das der Ernährer 
bezog oder hätte beziehen können, nicht über- 
steigen. Beim Ausscheiden eines Hinter- 
bliebenen erhöhen sich die Renten der übrigen 
bis zum zulässigen Höchstbetrage. Zahlung 
erfolgt pränumerando in Monatsraten. 

Ein Angestellter der Gehaltsklasse @ z. B. 
(Beitragsleistung von Arbeitgeber und Arbeits- 
nehmer zusammen 199,20 M jährlich) erhält 
nach zehnjäbriger dauernder Beschäftigung in 
derselben Klasse ein Ruhegeld von jährlich 
498 M, für jedes weitere Jahr 24,90 M mehr 
(also nach 20 Jahren 747 M, nach 40 Jahren 
1245 M); seine Witwe nach 10 Jahren 199,20 M 
(also genau die Summe, die von ihrem ver- 
storbenen Ehemann und seinem Chef zusammen 
eingezahlt ist), nach 20 Jahren 298,80 M; 
nach 40 Jahren 498 M. Jedes Kind empfängt 
nach 10 Jahren 39,84 M, nach 20 Jahren 
59,76 M, nach 40 Jahren 99,60 M jährlich; 
die Doppelwaise (d. h. vater- und mutterlose 
Waise) nach 10 Jahren 66,40 M, nach 20 Jahren 
99,60 M, nach 40 Jahren 166 M jährlich. 

Bei Erkrankung kann zur Abwendung der 
Berufsunfähigkeit oder Wiederherstellung der 
Berufsfähigkeit auch ein Heilverfahren in 
Krankenhäusern und Genesungsanstalten ge- 
währt werden, während dessen Dauer die An- 
gehörigen des Versicherten, sofern Lohn oder 
Gehalt wegfällt, ein Hausgeld von täglich 3/,0 
des zuletzt gezahlten Monatsbeitrags erhalten. 
Auf ihren Antrag können auch Empfänger von 
Ruhegeld oder Rente von Vierteljahr zu Viertel- 
jahr gegen Überweisung. aller oder eines 
Teiles ihrer Bezüge in einem Invaliden- oder 
Waisenhaus o. dgl untergebracht werden. Für 
Trunksüchtige bestehen Spezialbestimmungen. 

Angestellten, die nach 60 Beitragsmonaten 
aus der versicherungespflichtigen Beschäftigung 
ausscheiden, um auf eigene Rechnung irgend 
eine Tätigkeit auszuüben, die für Angestellte 
versicherungspflichtig ist, wird die Hälfte der 
für sie geleisteten Beiträge (also die Summe 
der vom Angestellten selbst gezahlten Monats- 
beiträge) zurückerstattet; weiblichen Ange- 
stellten desgleichen auch dann, wenn sie in- 
folge Heirat ausscheiden. Leibrente (anstelle 
der Erstattung) und Sterbegelder sind bei 
weiblichen Angestellten gleichfalls in Aussicht 
genommen. 

V. Es ist möglich, daß ein Versicherter 
dauernd oder vorübergehend als Angestellter 


mehr als 5000 M Gehalt bezieht oder infolge 


Stellenwechsels oder Stellungslosigkeit aus der 
Versicherungspflicht ausscheidet und deshalb 
keine Beiträge zahlt. Im Anschluß hieran be- 
stimmt der Entwurf (SS 50 F.): die Anwartschaft 
auf Ruhegeld, Renten usw. erlischt, „wenn 
während eines Kalenderjahres innerhalb der 
Wartezeit von 120 Beitragsmonaten_ weniger 


left ù. 
15. Marz 1911. 


als 8 und nach dieser Zeit weniger als 
4 Monatsbeiträge entrichtet worden sind oder 
die Zablung der Anerkennungsgebühr (jährlich 
3 M) unterblieben ist“; doch soll die Anwart- 
schaft wieder aufleben, wenn im nächstfolgen- 
den Kalenderjahr die rückständigen Beträge 
nachgezahlt werden. Kalendermonate, in denen 
infolge von Militärdienst oder Krankheit 
Beiträge nicht gezahlt worden sind, gelten je- 
doch als Beitragsmonate, um einem unver- 
schuldeten Verlust der Anwartschaft vorzu- 
beugen. 


VI. Neben der Versicherung aus dem 
neuen Gesetz für Angestellte soll die Ver— 
sicherung aus dem Invalidenversicherungs- 
gesetz vom 13. Juli 1899 bestehen bleiben, 
wonach insbesondere „Betriebsbeamte, Werk- 
meister und Techniker“ u. A. Angestellte, 
sämtlich, sofern sie nur einen 2000 M nicht 
übersteigenden Jahresarbeitsverdienst haben, 
und auch alle Arbeiter versicherungspflichtig 
sind und bei allgemeiner Erwerbsunfähigkeit 
(nicht schon bei „Berufsunfähigkeit“ s Nr. IV) 
Renten mit einem festen Zuschuß des Reiches 
beziehen. Ein Arbeiter z. B., der in die Stellung 
eines „Angestellten“ aufrückt, ist daher u. U. 


Gewerbliches. — Patentschau. 


F 63 


versicherungspflichtig und rentenberechtigt 
nach Maßgabe beider Gesetze. Doch ist durch 
Vorschriften dafür Sorge getragen, daß der 
Versicherte durch Bezüge aus beiden Gesetzen 
zusammen nicht etwa ein höheres Einkommen 
erzielt, als er zur Zeit seiner Berufsfähigkeit 
im Durchschnitt bezogen hat; auch das trotz 
Invalidität aus gewinnbringender Nebenbe- 
schäftigung etwa gewonnene Einkommen wird 
in Betracht gezogen. 


VII. Weitere Bestimmungen beschäftigen 
sich u. a. mit Wegfall und Entziehung der 
Leistungen, mit der Organisation der Ver- 
sicherungsbehörden und dem Verfahren zur 
Feststellung der Pensionsansprüche und zur 
schiedsgerichtlichen Entscheidung von Streitig- 
keiten, ferner mit den bei Inkrafttreten des 
Gesetzes an Fabriken oder Werkstätten etwa 
bestehenden besonderen Fürsorgekassen und mit 
Versicherungsverträgen, die von Angestellten 
etwa mit privaten Lebensversicherungsunter- 
nehmungen abgeschlossen sein sollten. Auch 
auf diese Spezialbestimmungen einzugehen, 
würde hier zu weit führen. 


Gerichtsassessor Groschu/f. 


— i — ä H — 


Patentscha u. 


Vorrichtung zur Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes der 
Luft durch Trocknung einer abgemessenen Luftmenge mittels Schwefel- 
shure und Ermittelung des Feuchtigkeitsgehaltes aus der an einem Mano- 
meter ablesbaren Druckverminderung der getrockneten Luft, 
gekennzeichnet, daß ein vollständig mit Schwefelsäure gefülltes, verschließ- 
bares Gefäß 1 mittels eines weiten verschließbaren Rohres 1/, gegebenen- 
falle unter Zwischenschaltung einer siebartig durchlöcheiten Scheibe, mit 
die Aufnahme der Luft bestimmten verschließbaren Gefäß 15 
in lösbarer Verbindung steht, so daß durch Öffnen eines Hahnes 12 ein 
Austausch und eine innige Vermischung von Schwefelsäure und Luft statt- 
findet, worauf die nunmehr getrocknete Luft aus dem Gefäß 1 vermittels 
eines Hahnes 6 mit einem mit der freien Luft in Verbindung stehenden 
wird. 
Nr. 222106. Kl. 42. 


einem für 


Manometerrohr & 
J. Dantzer in Lille. 


in Verbindung 
6. 5. 1909. 


gesetzt 


2. Kondensator nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die 
bestehen. 


leitenden Lagen einem Stück 


Nr. 223336. Kl. 21. 


aus 


1. Elektrischer Kondensator mit zwischen die be- 
nachbarten leitenden und nicht leitenden Lagen eingefügten 
leitenden oder isolierenden Trennkörpern, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß diese Trennkörper den Rand der Lagen frei 
lassen, so daß beim Einsetzen des Kondensators in ein flüssiges 
oder gasförmiges Dielektrikum dieses den Raum zwischen den 
freien Rändern der Lagen ausfüllt. 


dadurch 


Ch. Dantzer und 


Trennkörper mit den 
Paris. 6. 2. 1909. 


G. E. Gaiffe in 


64 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. 


Verfahren zum Messen des bestehenden Spieles in Gegenständen, die aus Einzel- 


teilen zusammengesetzt sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzelteile des fertig zusammen- 
gesetzten Gegenstandes so weit gegeneinander bewegt werden, bis das in dem Gegenstande be- 
stehende Spiel aufgehoben ist, wobei diese Bewegung auf eine Meßvorrichtung übertragen und 
durch diese die Größe des Spieles selbsttätig festgestellt wird. 


gegenüber den andern anzeigt. 


fabriken 


~ 
OST TVS TCT TTT Cee ET an 


liche Prisma am Orte des Okulars durchbohrt 


in Berlin. 


3. Vorrichtung zur Durchführung des 
Verfahrens nach Anspr. 1, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß der eine Teil des zusammen- 
gesetzten Gegenstandes auf einem fest- 
stehenden Träger festgespannt und der 
andere Teil an eine nach beiden Seiten 
wirkende, regulierbare Zugvorrichtung an- 
geschlossen ist, die mit einer Meßvorrichtung 
in Verbindung steht, welche die Größe der 
durch Anstellen der Zugvorrichtung hervor- 
gerufenen Bewegung des einen Teiles 

Deutsche Waffen- und Munitions- 
Kl. 42. 


9. 6. 1909. Nr. 222 973. 


Kolorimeter, namentlich für die Blutuntersuchung. mit einem keilförmigen 
Raum für die Vergleichungsflüssigkeit, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildung 
der keilförmigen Vergleichsflüssigkeitsschicht ein kulbenartiger Keil 2 einer chemisch 
indifferenten Masse (z. B. Glas) ohne jedes Bindemittel in dem Vergleichsgefäß an- 
geordnet wird. J. Plesch in Berlin. 25. 3. 1909. Nr. 223 183. Kl. 42. 


Fernrohr, bei dem durch mehrfache Totalreflexion die Gesamtlänge auf 
einen Bruchteil der Objektivbrennweite verkürzt ist, dadurch gekennzeichnet, daß 
die Reflexion an zwei rechtwinklig-gleichschenkligen Prismen stattfindet, die mit 
einander parallelen Hypotenusen- 
flächen symmetrisch zur optischen 


Achse des Fernrohres in den 
Strahlengang zwischen Objektiv 
und Okular eingeschaltet sind, 


wobei das am Okularende befind- 


oder dureh andere Mittel für den Strahlendurchgang geeignet gemacht ist. E. Busch in Rathe- 


now. 


Anmeldung zur 
Hptv. der D. G. k. M. u. 0. 
Hr. Andre Callier; Gent, B du Pare 14. 


8. 12. 1909. Nr. 222 997. 


Kl. 42. 
— fp —_—_—_— 


Vereins- und Personennachrichten. 


Lange), Nautik, Festlegung historischer Ereig- 
nisse, die mit Sonnenfinsternissen usw. zu- 
sammeufallen. 

Aufgenommen wird die Firma Hans 
Richter & Kitzerow, Inh. Franz Kitzerow; 
Werkzeugmaschinen; Berlin 8 42, Alexandrinen- 


Aufnahme in den 


D. G. f. M.u. O. Abt. Berlin, E. V. 
Sitzung vom 7. März 1911. Vorsitzender: 
Hr. W. Haensch. 

Hr. Dr. J. Riem spricht „Über den Nutzen 
und die Bedeutung der Astronomie für das 
tägliche Leben“. Der Vortragende beleuchtet 
an der Hand zahlreicher Projektionsbilder die 
verschiedenen Gebiete, auf denen die Astronomie 
praktische Verwendung findet, insbesondere 
Zeitbestimmung und Uhrenregulierung, Orts- 
bestimmung (Polhöhe und geographische 


Für die Redaktion verantwortlich 


meldet und zum ersten Male verlesen wird 
Hr. Otto Muselius, Mechaniker des Physi- 
kalischen Instituts der Universität. Bl. 


Unser Mitglied Hr. Robert Bosch in 
Stuttgart ist von der dortigen Teeh- 
nischen Hochschule zum Ehren-Dr.-lng. 
ernannt worden. 


straße 95 u. 96. Zur Aufnahme hat sich ge- 


: A Blaschke in Charlottenburg 4. 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer, in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 7. 1. April. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Über die Unzuverlässigkeit ungeprüfter Fieberthermometer, 
Von H. F. Wiebe und P. Hebe in Charlottenburg. 
(Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) 


Die zunehmend mangelhafte Beschaffenheit eines Teiles der im Handel befind- 
lichen Fieberthermometer veranlaßte den Vorstand des Vereins Deutscher Glas- 
instrumenten- Fabrikanten in Ausführung eines Beschlusses der 15. Hauptver- 
sammlung zu Frauenwald im August 1906, bei dem Hrn. Reichskanzler anzuregen, 
für die in Deutschland zum Verkauf gelangenden Fieberthermometer einen tunlichst 
weitgehenden Prüfungszwang einzuführen. Zur Begründung seines Antrages führte 
der Vorstand aus, daß der schon länger als ein Jahrzehnt währende Rückgang in den 
Preisen der ärztlichen Thermometer noch weiter angehalten und zu ganz unhaltbaren 
Zuständen geführt habe. So würden diese Thermometer teilweise zu Preisen abge- 
geben, die nieht die Unkosten und den sehr geringen Lohn der Heimarbeiter deckten. 
Deshalb seien die Fabrikate immer mangelhafter geworden, so daß die Kranken- 
behandlung darunter leiden müsse. Eine von dem Vorstande veranlaßte Untersuchung 
solcher wohlfeilen, aus der Hausindustrie stammenden Thermometer habe denn auch 
ergeben, daß 50% unzulässig, zum Teil ganz unbrauchbar und mit Fehlern bis über 1° 
behaftet waren. 

Im Verfol& dieser Anregung hat der Hr. Reichskanzler eine Umfrage über 
die Einführung des Prüfungszwanges für Fieberthermometer bei den größeren Bundes- 
regierungen veranstaltet. Die meisten Regierungen sprachen sich dahin aus, daß es 
sich empfehlen würde, dem Antrag in beschränktem Umfang stattzugeben und für die 
öffentlichen Krankenanstalten, die beamteten Ärzte und die Hebammen den Gebrauch 
amtlich geprüfter Thermometer vorzuschreiben, da anerkannt werden müsse, daß zu- 
verlässige Temperaturmesser für die Krankenpflege und Seuchenbehandlung, namentlich 
bei der Behandlung von Typhus und Kindbettfieber, nieht zu entbehren seien. Darauf- 
hin ist in fast allen Bundesstaaten und in ElsaB-Lothringen der ausschließliche Gebrauch 
amtlich geprüfter Fieberthermometer in öffentlichen Krankenanstalten sowie von be- 
amteten Ärzten und Hebammen angeordnet worden. Die Entsehließungen von drei 
Regierungen in dieser Angelegenheit stehen noch bevor. 

Durch diese Maßnahmen ist der Bedarf an amtlich geprüften Fieberthermo- 
metern neuerdings erheblich gestiegen, was besonders dureh die Zunahme der Prüfungs- 
anträre bei den Prüfungsanstalten in Ilmenau und Gehlberg zum Ausdruck kommt. 
Im Jahre 1909 wurden an beiden Anstalten zusammen 49 841 ärztliche Thermometer, 
1910 dagegen 106 812 geprüft. 

Da der gesamte jährliche Verbrauch an ärztlichen Thermometern für die 
öffentliche Gesundheitspflege sich nach unserer Schätzung auf mindestens 200 000 Stück 
beläuft und die genannten Verordnungen erst Mitte vorigen Jahres erlassen wurden. 
so ist eine weitere Steigerung der Prüfungstätigkeit zu erwarten. 

Bei der Physikaliseh-Technischen Reichsanstalt ist seit Juli 1910 eine 
srößere Anzahl ärztlicher Thermometer, welehe bis dahin in öffentlichen Kranken- 
anstalten, von beamten Ärzten und Hebammen ungeprüft benutzt wurden, zur amt- 
lichen Prüfung eingereicht worden. Bis Ende März d. J. betrug die Gesamtzahb dieser 


66 H. F. Wiebe und F. Hebe, Ober die e Unzuverläusigkeit: ungeprüfter T Thermometer. 2: 


Instrumente 2 624, deren Untersuchung ein gutes Urteil über die Verläßlichkeit der im 
Gebrauch befindlichen ungeprüften Fieberthermometer abgibt. Es waren fast sämtlich 
Einschlußthermometer mit Stiftvorriehtung zur Anzeige der Maximaltemperatur: 
205 davon waren beschädigt, die übrigen 2419 wurden auf Grund der Prüfungs- 
bestimmungen für Thermometer vom 28. April 1909 zunächst einer Vorprüfung durch 
äußere Besichtigung und dann der Hauptprüfung durch Vergleichung mit Normal- 
thermometern im Wasserbad unterzogen. Dabei zeigten sieh im ganzen 1551 Thermo- 
meter = 59% unzulässig. Die im einzelnen erhaltenen Resultate sind in nachstehender 
Tabelle zusammengestellt. 


Grund der Zurückweisung Anzahl 


a) bei der Vorprüfung: 


Luft, Unreinbeit, Feuchtigkeit in Gefäß oder Kapillarrte 42 
Glassplitter in Gefäß oder Kapillare . . 2... 2... 1 wee ee ee 142 
Skala ist verschiebbar u „ eee 312 
Skala steht zu weit von der Kupillare ab . e a e ee Se. e He tur A 47 
Fehler der Teilung . : 8. 8 ; i N 15 
Unzulässige Aufschritt, Teilung nach Nea N ; . 50 
zusammen 608 
b) bei der Hauptprüfung: 

Überschreitung der Fehlergren nana 635 
Abweichung nach wiederholter Prüfung . . . . i odie Be ae vee, SS 36 
Abweichung nach dem Erkalten, bezw. Faden geht jarek. ae ee a oe 100 

Überschreitung der Fehlergrenze und Abweichung nach dem Erkalten, ba: Faden 
geht zurück .... : TE pod ee Ye de Aa ee og 118 
Überschreitung der ende re ‘iid Abweichung jach wiederholter Prüfung . 10 
Faden trennt sich i ; ee ee ee e e a a ee 17 


Faden läßt sich zu schwer hörunterschlägen sey 


zusammen 


Gesamtzahl der unzulissigen Thermometer 


Er 1551 


Wie ersichtlich, waren bei der Vorprüfung etwa zwei Fünftel der zurück- 
gewiesenen Thermometer wegen äußerer Mängel unzulässig; die meisten davon hatten 
lose Skalen, eine größere Anzahl enthielt Glassplitter im Gefäß, andere hatten Un- 
reinheit, Feuchtigkeit oder Luft im Gefäß oder in der Kapillare. 

Bei der Hauptprüfung waren weitere 943 Thermometer unzulässig. Davon 
überschritten 635 die nach den Prüfungsbestimmungen zulässige Fehlergrenze von O, 1“ 
und zeigten Abweichungen, deren Extreme zwischen 0.80 zu niedrig und 1° zu hoch 
gegen die Angaben des Normalthermometers lagen. Darunter waren 30 Thermometer 
mit Abweichungen von mehr als 0,5°. 

Ferner zeigten 213 Thermometer nach dem Erkalten zu große Abweichungen 
in ihren Angaben, zum Teil bis zu 1°: bei 55 von diesen Thermometern zog sich der 
Maximumfaden um mehr als 1° oder ganz zurück. Bei 36 T hermometern ergaben 
sieh nach wiederholter Prüfung in den Angaben Abweichungen, die mehr als 0,1° 
betrugen. 

Kine größere Anzahl Thermometer (128) hat mehrere der genannten Fehler 
eleichzeitig gehabt. Bei 27 Thermometern ließ sich der Quecksilberfaden nach dem 
Erkalten zu schwer herunterschleudern, was auf eine zu starke Verengung der 
Kapillarréhre dureh die Stiftvorrichtung deutet. Auf mangelhafter Konstruktion der 
Maximumvorrichtung beruht es auch, wenn die Thermometer nach wiederholter Prüfung 
bei ein und derselben Temperatur in ihren Angaben zu große Unterschiede zeigen. 
Die Abweichungen nach dem Erkalten des Thermometers sind ebenfalls meist darauf 
zurückzuführen, rühren aber zum Teil auch von der Zusammenziehung>des Quecksilber- 


Heft 7. 
1. April 1911. 


— I TI oo — — — — = 


C. Leif, Monochromator für das Praktikum. 67 


fadens her, die dieser durch die Abkühlung auf Zimmertemperatur erleidet. Die dadureh 
hervorgerufene Verkürzung des Fades ist bei den Thermometern mit Stiftvorriehtung größer 
als bei den Thermometern mit der Hieksschen Maximalvorriehtung. Letztere besteht in 
einer Verengung, die im unteren Teil des Kapillarrohrs angebracht ist, während der im 
Gefäß eingeschmolzene Glasstift in den erweiterten Hals des Thermometers hinein- 
reicht, der in die eigentliche Kapillare übergeht. In letzterem Falle entsprieht der 
abgetrennte Quecksilberfaden einer Länge von 20° bis 25°, im ersteren nur von 5° 
bis 6°; dementsprechend sind die Verkürzungen bei der Abkühlung des Fadens der 
Hicksschen Thermometer geringer. 

Besonders groß ist die Anzahl der Thermometer, die wegen loser Skala bei 
der Vorprüfung zurückgewiesen werden mußten. Dieser Umstand gibt zu erheblichen 
Bedenken Anlaß, da bei derartigen Thermometern leicht größere unkontrollierbare 
Fehler in der Temperaturmessung durch Verschiebung der Skala entstehen können. 
Die Skala ist in solchen Fällen mangelhaft eingekittet, und die oben aufgesetzte Kappe 
läßt die Lockerung der Skala oft nieht erkennen. Auberdem kann auch dureh die 
Erschütterung der Thermometer beim Herunterschleudern des Fadens mit der Zeit eine 
Lockerung der Skala eintreten. Aus diesen Gründen sind die mit Kappen ver- 
schlossenen Thermometer als minderwertig anzusehen und die oben zugeschmolzenen 
Thermometer oder Stabthermometer vorzuziehen, die zudem den Vorteil bieten, daß 
das Ende der Kapillare frei sichtbar ist. 

Nach dem Ergebnis der Prüfung waren 59°/, der eingereiehten in der öffent- 
lichen Krankenpflege benutzten Fieberthermometer nach den Vorschriften der Prüfungs- 
bestimmungen unzulässig. Dies zeigt deutlich, wie notwendig es ist, die ärztlichen 
Thermometer vor dem Gebrauch einer amtlichen Prüfung zu unterziehen. Ohne 
Zweifel können ungeprüfte Fieberthermometer, die unrichtige Angaben zeigen oder 
Konstruktionsfehler haben, bei ihrer Verwendung in der Krankenbehandlung zu falschen 
Schlüssen führen und somit leieht Schaden anrichten. 

Zugleich sollte das Resultat der hier mitgeteilten Untersuehung für die Ver- 
fertiger ärztlicher Thermometer eine erneute Mahnung sein, auf die Herstellung dieser 
Instrumente die nötige Sorgfalt zu verwenden. 


B— 


Monochromator für das Praktikum). 
Von O. Leifs in Steglitz. 
(Mitteilung aus der Mechanisch-optischen Werkstätte von R. Fue in Steglitz-Berlin.) 


Die existierenden, zur Beleuchtung mit Licht verschiedener Wellenlänge be- 
stimmten Spektralapparate sind ziemlich kostspielig und konnten deshalb ein größeres 
Verbreitungsgebiet, insbesondere für das Praktikum, nicht finden. Da auch die ge- 
wöhnlichen Spektralapparate und Spektroskope sieh als brauchbare Monochromatoren 
nicht verwenden oder umgestalten lassen, so ist die Firma R. FueB, einer Anregung 
des Herrn Prof. W. Voigt (Göttingen) folgend, der Konstruktion eines einfacheren 
Monochromators nähergetreten, welcher selbst zur Ausführung exakter optischer Unter- 
suchungen genügt?). 

Fig. 1 gibt eine perspektivische Ansicht dieses Monochromators und Fiy. 2 
einen Horizontalschnitt durch seinen optischen Teil. Wie die übrigen von der Firma 
R. Fueß verfertigten Monochromatoren gehört auch dieser zur Gattung der festarmigen 
Spektralapparate. Die Fernrohre stehen unter einem Winkel von 120° zueinander. 

Als Dispersionssystem ist bei diesem Monochromator ein Prisma nach Abbe 
mit 120° konstanter Ablenkung gewählt. Der Vorzug dieser Prismenform besteht 
darin, daß die aus dem Prisma austretenden Liehtstrahlen das Prisma im Minimum der 
Ablenkung durchlaufen haben, also jeder im Austrittsspalt (oder in der Sehfeldmitte des 
Okulares) befindliche Teil des Spektrums stets im Minimum der Ablenkung steht. Das 
Prisma ist aus schwerstem Flint (2) > 1,754) gefertigt; die Dispersion zwischen C und F 
beträgt 3%. Die Größe des Prismas ist so bemessen, daß es die aus dem Objektiv 
des Eintrittsrohres Æ austretenden Strahlen voll aufnimmt. 


1) Über größere Monochromatoren der Fueßschen Werkstätte s. Zeitschr. f. Instrkde. 
18. S. 209. 1898 und 29. S. 68. 1909. 

2) Einen ganz ähnlichen Apparat fertigt auch die Firma Spindler & Hoyer in 
Göttingen an. 


Deutsche 


68 l C. Leib, monochromator u das Praktikum; _ Mechaniker-Ztg. 


<= — — ee = des — = — — 


Sp, ist der Eintrittsspalt, Sp, der Austrittsspalt; beide sind symmetrisch. 
Die mit Teiltrommel versehenen Mikrometerschrauben s, und s, gestatten eine Be- 
stimmung der Spaltweite auf 0,01 mm. Der Austrittsspalt besitzt eine Vorschlaglupe L, 
mit deren Hilfe die jeweilige Einstellung kontrolliert werden kann. 

Der Kollimator oder das Eintrittsrohr E hat zur Erreichung einer den meisten 
Zwecken genügenden Lichtstärke das Öffnungsverhältnis von F: 5; das Offnungsver- 
hältnis des Austritts- oder des Beobachtungsrohres A ist hingegen größer gewählt, 
um ein ausgedehntes Spektrum zu erreichen: es beträgt hier F:9. Beide Objektive 
O, und O, haben einen Durchmesser (Öffnung) von 20 mm. 

Die Bewegungsschraube mit ihrer großen Teiltrommel 7 für die Bewegung 
des Dispersionssystems P ist so eingerichtet, daß eine volle Umdrehung der Schraube 
genügt, um das gesamte sichtbare Spektrum (Dispersion C — F= 3°) durch die Mitte 
des Austrittsspaltes Sp, (oder durch die Sehfeldmitte des Okulares) hindurch- 
zuführen. Die Trommel 7 ist in 360 Teile geteilt, kann aber auch, wenn dies er- 
wünscht ist, mit einer direkten Wellenlängeneinteilung versehen werden, und zwar der- 
gestalt, daß die Wellenlängen 
für die bekanntesten Fraun- 
hoferschen Linien auf der 
Trommel vermerkt sind. 

Das Prisma und die Ob- 
jektive sind dureh eine (in 
der Abbildung abgenommene) 
Schutzkappe vor störendem 
Licht geschützt. 

Soll die Beleuchtung mit 
Sonnenlicht erfolgen, so wird 
man der Einstellung der 
Linien mit Hilfe der Vor— 
schlaglupe L den Vorzug 
geben. Zur Konzentration des 
vom Heliostatenspiegel aus- 
gesandten Lichtbündels auf 
dem Kintrittsspalt Sp, emp- 
fiehlt sich die Benutzung 
einer geeigneten Beleuch- 
tungslinse auf Stativ, welche 
auf Wunsch beigegeben wird. 
Zur Beleuchtung mit künst- 


ee lichem Licht eignen sich am 
7 besten die neuen elektrischen 

„ Bogenlampen, deren positive 

fi Kohle horizontal gelagert 

„ ist. Auch hierbei empfiehlt 


sich zur Konzentration der 
von der Lichtquelle ausge- 
sandten Strahlen auf dem 
Eintrittsspalt die Zwischen— 
schaltung einer Beleuchtungs- 
linse oder besser eines zwei- 
teiligen achromatischen Kon- 
densors. | 
Um bei bestimmten Stellungen der Trommelschraube 7 ohne weiteres die 
mittlere Wellenlänge des aus dem Austrittsspalt A austretenden Lichtes zu kennen 
(den Apparat zu eichen), verfährt man wie folgt. Man beleuchtet mit Sonnenlicht 
(oder auch mit homogenen Leuchtflammen) und bringt durch Drehen des Prismas 
dureh die Schraubentrommel 7 die betr. Fraunhofersche Linie oder das Bild des 
beleuchteten Spaltes genau mit dem schmal gestellten Austrittsspalt A zur Deckung. 
Mit Hilfe der einklappbaren Lupe Z werden diese Arbeiten sehr erleichtert. Hat man 
sich die verschiedenen Einstellungen an der Trommelteilung 7 nebst den dazu- 
gehörigen Wellenlängen notiert, so ist man in der Lage, für eine größere 


NN as re aa 69 


Anzahl genau charakterisierter homogener Farben optische Bestimmungen aus- 
zuführen. 

Durch die Beigabe eines Okulares mit Fadenkreuz, welehes gegen den 
Austrittsspalt Sp, ausgewechselt wird, kann der Monochromator leieht in einen ein- 
fachen und praktischen Spektralapparat umgewandelt werden. 


en 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


— — 


Neue Hitzdrahtinstrumente Fehler sich erst nach einer halben Stunde 
mit Platiniridiumdraht der A.-G. Hart- | ausglich. 
mann & Braun. Dem zweiten Verfahren, Anwendung hoher 


Temperaturen, standen die Eigenschaften des 
bisher ausschließlich für den Hitzdraht be- 
nutzten Materiales, des Platinsilbers, entgegen. 

Dieses war seinerzeit von Cardew, dem 
Erfinder der Hitzdrahtinstrumente, wegen seines 
hohen Ausdehnungskoeffizienten gewählt wor- 


me X F p 5 er u den, und es war die Meinung entstanden, daß die 
fd Wachtel): HAB Dre A an den Instrumenten benutzten Platinsilber- 


gaben und besonders ihr Nullpunkt durch die | gait, stwa B000 heil werden. Der Verfasser 
Raumtemperatur und. Aeren Anderungen ue fand jedoch, daß ihre maximale Temperatur 
trächtlich beeinflußt werden. Ihr Prinzip „ur 100° betrug und daß sie auch gar nicht 
beruht bekanntlich darauf, daß die Ausdehnung höher belastet worden dürfen: wenn Sie. hai 


ei un Be De F; pee ihrer geringen mechanischen Festigkeit und 
5 = ee ia 15 muy 3 ihrem niedrigen Schmelzpunkte noch imstande 
ee oar eee ee | Beil sollen, eine Überlastung auf die doppelte 


wird. Die Vergrößeru ng wurde durch eine Stromstärke auszuhalten, ohne durchzubrennen. 
Rollenübersetzung erreicht. Da die Erwärmung 


eines Drahtes annähernd dem Quadrat der 440 
Stromstärke proportional ist, so hätten die In- 
strumente eine sehr ungleichmäßige Skale er- 
halten, wenn man nicht den Kunstgriff ange- 
wandt hätte, die Rollenübersetzung exzentrisch 
anzuordnen, derart, daß in der Nähe des Null- 
punktes einer geringen Ausdehnung des Drahtes 
eine besonders starke Zeigerbewegung ent- 
sprach. Dadurch wurde aber das Instrument 
gerade am Nullpunkte besonders empfindlich 
gegen äußere, nicht durch Ströme bewirkte 
Temperaturänderungen. Um diese unschädlich 
zu machen, hat man zwei Wege. Erstens 
kaun man die Grundplatte, auf der der Hitz- . 
draht montiert ist, aus einem Material her- ($ 
stellen, das den gleichen Ausdehnungs- 5 r, 
koeffizienten hat wie der Hitzdraht; zweitans 
kann man die Temperatur, auf die der Hitz- Hier setzte nun der Verfasser mit seinen 
draht durch die Meßströme erwärmt wird, so | Änderungen ein. Er verwarf das Platinsilber 
hoch wählen, daß Änderungen der Raum- | zugunsten des Platiniridiums und erzielte da- 
temperatur dagegen nicht in Frage kommen. | durch eine außerordentliche Verbesserung. 
Das erste Verfahren zeigt den Mangel, daß | Obwohl das Platiniridium einen nur halb so 
die massive Grundplatte viel längere Zeit | großen Ausdehnungskoeffizienten hat wie das 
braucht, um eine neue Temperatur auzunehmen | Platinsilber, kann man doch die doppelte Aus- 
als der dünne Hitzdraht. Es kam früher in | dehnung mit ihm erzielen, weil man es bis 
elektrischen Zentralen vor, daß der beim | auf 300° C statt bis auf 100° C erwärmen darf. 
Öffnen der Türen eindringende kalte Luftstrom | Und was eben so wichtig ist, zur Erreichung 
nach einigen Minuten die stromlosen Hitzdraht- | dieser viel höheren Temperatur ist keine 
instrumente zum Ausschlagen um einige Grad | größere Stromstärke nötig als beim Platin- 
unter die Nullstellung brachte und dieser | silber, weil die Platiniridiumdrähte wegen 


Von R. Hartmann-Kempf. 
E. T. Z. 31. S. 269. 1910. 
Die bisherigen Hitzdrahtinstrumente hatten 
neben ihren großen Vorzügen der Unabhängig- 
keit von Stromart, Frequenz und Magnetfeldern, 


85 


* 
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altes: 
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70 


Fur Werkstatt 
ihrer großen mechanischen Festigkeit viel 
dünner sein dürfen als die Platinsilberdrähte. 
Endlich ist ein Durchbrennen der Drähte 
kaum mehr zu befürchten, da sie bis auf 2000 
erhitzt werden dürfen, ohne an ihrer Härte 
Einbuße zu erleiden, und da die Hitzdraht- 
instrumente mit Sicherungen versehen werden, 
die eine unzulässige Überlastung verhindern 
und ohne Abnahme des Instrumentes von der 
Schalttafel ausgewechselt werden können. 

Durch die doppelte Ausdehnung und die 
hohe Temperatur sind bei den Iridiumdrähten 
die Fehler infolge von Änderungen der Raum- 
temperatur so weit verringert, daß die In- 
strumente auch unter ungünstigen Verhältnissen 
inren Nullpunkt sehr gut innehalten. 

Auch die Beeinflussung der Angaben der 
Instrumente durch die Raumtemperatur, die 
bei der alten Type bis zu 1°/, betrug, ist bei 
der neuen Type zu vernachlässigen. 

Zugleich mit der Einführung des Iridium- 
drahtes fand eine vollständige Umkonstruktion 
statt, wobei das Gewicht des beweglichen 
Systems bis auf 0,6 g herabgedrückt wurde. 

Die umstehende Figur läßt die Einzel- 
heiten der neuen Konstruktion an einem Hitz- 
drahtvoltmeter erkennen. 

Au dem an den Punkten a und b einge- 
klemmten Hitzdrahte A ist etwa in der Mitte 
der stromlose „Brückendraht“ d befestigt, 
dessen anderes Ende bei c eingespannt ist. 

Von d führt ein Kokonfaden zur Rollenüber- 
setzung r, rz und von dieser ein zweiter Kokon- 
faden zur Spannfeder f. Bei der maximalen 
Strombelastung beträgt die Verlängerung des 
Iridiumdrahtes 0,2 mm, seine Durchbiegung 
2 mm, die des Brückendrahtes 6 mm. Durch 
letztere wird der Zeiger mit Hilfe der Rolle r, 
um etwa 90° über die Skale gedreht. Die die 
Spannfeder bewegende Rolle r, ist viel kleiner 
als die Rolle r,, damit die Feder nur ganz 
wenig entspannt wird und auch bei großen 
Zeigerausschligen in fast unverminderter 
Stärke zieht. m ist ein Dämpfermagnet, der 
die Schwingungen des Zeigers mit Hilfe des 
Aluminiumflügels s dämpft. Die Spannschraube 
t dient dazu, durch Nachspannen des Hitz- 
drahtes die Nullage neu einzustellen, wenn sie 
sich etwa infolge von Stößen beim Transport 
verschoben haben sollte. G. S. 


Schwindmafse in Rumänien. 

Der Rumänische Minister für Gewerbe und 
Handel hat durch Erlaß vom 23. November 
1910 folgendes bestimmt. 

Zur Anfertigung der Modelle oder der 
Formen in Metallgießereien wird die Anwendung 
eines besonderen Längenmaßes, in Deutschland 


t und Laboratorium. — Glastechnisches. 


Dentsche 
__ Mechaniker-Ztg. 


unter der Bezeichnung „Schwindmaß“ bekannt, 
gestattet, das auf der einen Seite das Meter 
mit seinen Unterabteilungen, auf der andern 
Seite jedoch Maßteile entbält, die um 1% oder 
1,5 0/, oder 2% größer als die metrischen sind 
je nach den Metallen, für welche die Form 
hergestellt wird; das heißt es sind: 

1000 Maßteile Schwindmaß = 1,010 m oder 
= 1,015 m oder = 1,020 m. und 1000 mm = 990 
Maßteilen Schwindmaß oder = 985 Maßteile 
Schwindmaß oder = 980 Maßteile Bchwindmaß. 

Diese besonderen Maße müssen zwecks 
Unterscheidung die Inschrift führen: „Für 
Metallgießereien“. Ihr Gebrauch ist nur in 
Metallgießereien und nur zur Herstellung der 
Formen zulässig. 

Diese besonderen Längenmaße müssen hin- 
sichtlich der Genauigkeit den gesetzlichen Be- 
stimmungen über die Metermaße entsprechen; 
sie werden von den Eichämtern mit einem be- 
sonderen Zeichen versehen, wofür die in 
Betracht kommende Prüfungsgebühr zu ent- 
richten ist. 


— — 


Glas technisches. 


Uber dle fraktionierte Kristallisation 
und das Atomgewicht des Argons. 
Von F. Fischer und V. Froboese. 
Chem. Ber. 44. S. 92. 1911. 

Das bisher angenommene Atomgewicht des 
Argons 39,9 bringt eine Unstimmigkeit in das 
periodische System hinein, da das Edelgas 
seinen Eigenschaften nach vor das Kalium mit 
dem Atomgewicht 39,15 gehört. Da das Atom- 
gewicht des Kaliums sehr genan bestimmt ist, 
so kann ein Fehler nur beim Argon vermutet 
werden. Die bisherigen Untersuchungen des 
Argons schließen einen solchen keineswegs 
aus, da es nicht ganz einwandfrei erwiesen 
ist, daß das Gas einheitlich und nicht durch ein 
schwereres Gas verunreinigt ist. 

Zur Entscheidung dieser Frage wenden die 
Verf. die Methode der fraktionierten Kristalli- 
sation an, und zwar in der Weise, daß sie das 
Argon langsam teilweise erstarren lassen, den 
flüssigen vom festen Anteil trennen und beide 
so entstehenden Teile getrennt wieder ver- 
gasen. Von besonderer Bedeutung für die 
Methode ist die günstige Lage des Schmelz- 
punktes des Argons bei — 189,6° und seines 
Siedepunktes bei — 186,9. Da der Siedepunkt 
des Stickstoffs bei — 195,6° und der des Sauer- 
stoffs bei — 184° liegt, so kann man die zum 
Erstarren und Schmelzen erforderlichen Tempe- 
raturen in Gemischen dieser beiden Gase, also 
in flüssiger Luft verschiedener Zusammenset- 
zung, leicht erreichen Per Fraktiohierapparat 


Heft 7. 
1. April 1911. 


(s. Fig) besteht im wesentlichen aus einem zy- 
lindrischen Gefäß, das durch eine Einschnürung 
in 2 Teile zerfällt. Durch einen kegelfürmigen 
Glasstopfen, der in diese Einschnürung paßt, 
können die beiden Teile verbunden und ge- 
trennt werden. In dem oberen Teil, in dem 
bei geschlossenem Stopfen die Kondensation 
des Argons und seine Kristallisation erfolgt, 
befindet sich noch ein vun außen zu betätigen- 
der magnetischer Rührer. Ist die Abscheidung 
des festen Argons, das sich glasartig an die 
Wandung setzt, etwa zur Hälfte vorgeschritten, 
so wird der flüssige Anteil durch Aufheben 
des Stopfens in den unteren Gefäßraum abge- 
lassen und nach erneutem Schließen des 
Stopfens jedes der beiden Gasteile getrennt 
vergast und aufgefangen. Zur Erzielung der 


geeigneten Temperaturen dient flüssiga Luft, 
die frisch hergestellt bei etwa — 191°, also 
unterhalb des Eratarrungspunktes des Argons, 
in 


siedet. Zum Schmelzenlassen wird sie 
Sauerstoff eingeleitet, wodurch 
ihr Siedepunkt steigt, und zum 
wiederholten Erstarrenlassen 
eine besondere Vorrichtung ver- 
wandt, mit der die flüssige Luft 
unter ihren Siedepunkt abge- 
kühlt werden kann. Es ist 
dies eine Spirale aus Messing- 
rohr, die in die flüssige Luft 
getaucht wird und die an ihrem 
oberen Ende an eine Vakuum- 
pumpe gelegt wird. Am unteren 
Ende befindet sich ein regulier- 
bares Ventil, durch das flüssige |”P) 
Luft in feinem Strahle, der 
Saugwirkung folgend, eintritt; 
sie verdampft schnell und ent- 

zieht so der das Rohr umgeben- 

den Flüssigkeit Wärme. 

Ist das Gas fraktioniert und 
wieder vergast, so wird von jedem der ge- 
trennten Teile eine Dichtebestimmung vorge- 
nommen. Enthielt das Gas verschiedene Be- 
standteile, so ist zu erwarten, daß die ein- 
zelnen Fraktionen sich in ihrer Dichte unter- 
scheiden. : 

Es stellte sich indessen heraus, daß bei den 
einwandfreien Versuchen ein solcher Dichte- 
unterschied nicht vorhanden ist, so daß also 
die Möglichkeit einer Zerlegung des Argons 
in Bestandteile verschiedener Dichte fallen ge- 
lassen werden muß. Die Dichte ergab sich 
im Mittel zu 19,94, woraus sich das Atom- 
gewicht zu 39,9 berechnet, in vollkommener 
Übereinstimmung mit dem bisher angenommenen 
Werte. Man wird sich also mit der vorhandenen 
Unstimmigkeit im periodischen System ab- 
finden müssen. Hffm. 


Glastechnisches. 


Schraubenkühler. 
Von Friedrichs. 
Zeitschr. f. angew. Chem. 23. S. 2425. 1910. 
Charakteristisch für die neuen Kühler, welche 
zum Teil an die von Stolzenberg (s. diese Zeit- 
schrift 1908. S. 240 und 1909. S. 168) erinnern, 
ist besonders, daß eine der Kühlflächen (in 
etwa 10 cm Länge und 4 cm Durchmesser) 


schraubenförmig ausgestaltet ist. Es ist 
damit in einer anderen Weise ein Prinzip 
angewendet worden, welches auch von 


Stolzenberg bei seinem Kolonnenkühler durch 
Einbau eines Schlangenrohres herangezogen 


N. 
2 rs 


LINNAAN NNS VY 
8 


L 
p% 


Fig. 1. Fig. 3. 


Fig. 2. Fig. 4. 


wurde; indem die an der inneren Wand des 
Mantels herabflieBenden Kondensate zwischen 
Schraubenschneide und Glaswand einen hydrau- 
lischen Verschluß bilden, wird der Dampf ge- 
zwungen, einen spiralförmigen, rd. 1,25 m 
langen Weg zurückzulegen. Die Ausführungs- 
formen Fig. 1 u. 2 besitzen nur innere Wasser- 
kühlung, andere Formen, z. B. Fig. 3, lassen 
innere und äußere Wasserkühlung zu, Form 
Fig. 4 kann in einen Kolbenhals usw. einge- 
hängt werden. Bei Fig. 2 ist auch das Kühl- 
wasser gezwungen, einen spiralförmigen Weg 
einzunehmen, wodurch ein sparsamerer Wasser- 
verbrauch ermöglicht werden soll. 

Der durch D. R. G. M. Nr. 451 446 gesehützte 
Apparat wird von Greiner & Friedrichs 
(Stützerbach in Thür.) hergestellt. 

Das Prinzip der Schraubenfläche wird von 
Friedrichs auch bei den Gaseinleitungsrohren 


von Gaswaschflaschen verwendet. Gf. 
Gebrauchsmuster. 

Klasse: 

12. Nr. 452613. Flüssigkeitsheber mit einer 


durch eine andere Flissigkeit oder durch 
eine Saugpumpe betriebenen Ansaugevor- 
richtung. C. Heinz, Aachen. 5.1.11. 

21. Nr. 452397. Mit Rippenkübler, hinterer 
Ausgleichkammer und. Steckdose versehene 


12 


Antikathode für Röntgenröhren. Reiniger, 
Gebbert & Schall, Erlangen. 20. 10. 10. 
Nr. 452348. Röntgenröhre mit gekihlter 
Einschmelzstelle der Antikathode. Die- 


selben. 20. 10. 10. 

Nr. 452349. Antikathodenträger für Röntgen- 
röhren. Dieselben. 20. 10. 10. 

Nr. 452 391. Rotierende Geißlersche Röhre. 
A. Wehrsen, Berlin. 11.1.11. 


Nr. 453515. Einrichtung zur Kühlung von 
Elektroden in VakuumgefiBen. Hartmann 
& Braun, Frankfurt a. M. 6. 10. 10. 

Nr. 453 605. Schutzvorrichtung für Abschmelz- 
stellen von Röntgenröhren. Reiniger, 
Gebbert & Schall, Erlangen. 15. 10. 10. 

Nr. 455663. Röntgenröhre mit gekühltem 
Platinring der Antikathoden-Einschmelzstelle. 
Dieselben. 15.11.10. 

30. Nr. 452769. Büchse 

Thermometern. Taylor 
Rochester. 12.1.11. 

Nr. 453 954. Verschluß, zugleich Entleerungs- 
vorrichtung für Flaschen, die an Flüssigkeit 
gebundene Gase, z. B. Radium-Emanationen, 
enthalten. A. Fischer, Wien. 24.1.11. 

Nr. 452437. Saccharimeter mit Reaumur- 
und Celsiusskala. F. Sieder, Schmiede- 
feld i. Th. 4.1.11. 

Nr. 462462. Vorrichtung für Analysen auf 
volumetrischem Wege. W.Kuntze,Leipzig- 
Leutzsch. 17. 1. 11. 

Nr. 452 833. Gasanalysenapparat mit Zentral- 
hahn. A. Wilhelmi, Beuthen O.-S. 27. 12. 10. 

Nr. 452997. Registrierendes Mano - Vakuum- 
meter für Abdampfmaschinen, bestehend 
aus zwei registrierenden Quecksilberbaro- 
metern. R. Fue’, Steglitz. 16.1. 11. 

Nr. 453015. Rahmbutyrometer mit Hohlraum 
unterhalb der Rahmskala. A. Bichler, 
Leipzig. 21. 1. 11. 

Nr. 453031. Eingekittetes, ovales Fieber- 
thermometer. O. Macholdt, Ilversgehofen. 
26. 1. 11. 

Nr. 454009. Reaktionskölbchen. 
Connewitz. 6. 2. 11. 

Nr. 454049. Apparat zur Demonstration des 
Mariotteschen Gesetzes. E. Uhlhorn, 
Bremerhaven. 16. 1. 11. 

Nr. 454 490. Vakuum-Exsikkator. Chemische 
Ind.- u. Handels-Ges., Dresden. 13.2. 11. 

Nr. 454519. Kontaktthermometer zur Signa- 
lisierung einer höchsten und einer tiefsten 
Temperatur. O. Friese, Zerbst. 26. 1. 11. 

Nr. 455 147. Prüfer für den kubischen Inhalt 
kleiner maBanalytischer Meßgeräte. A. 
Langguth, Ilmenau. 9. 2. 11. 

Nr. 455 161. Kohlenstoff-Bestimmungsapparat. 
Dr. Rob. Muencke, Berlin. 11. 2. 11. 

Nr. 455163. Demonstrationsvolumeter mit 
Fernskala, Teilung, Schliffstopfen und ab— 


zur Aufnahme von 
Instr. Cies., 


42. 


F. Köhler, 


Glas technisches. — Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


eingeschliffenen Boden. R. 
Müller Uri, Braunschweig. 13. 2. 11. 

Nr. 455 211. Quecksilber - Tropf- und Reini- 
gungeglas. C. Prandtl, München. 24. 1. 11. 

Nr. 455 344. Milchuntersuchungsapparat. Zönn- 
chen & Bernau, Dresden- Cotta. 3. 1. 11. 

Nr. 455513. Thermometer mit goldfarbig er- 
scheinendem Quecksilberfaden. H. Scheider, 
Altenfeld. 6. 1. 11. 

Nr. 455 799 u. 455 800. Schwefel-Bestimmungs- 
apparate. W. Wennmann, Duisburg-Beeck. 
13. 2. 11. 

Nr. 455 824. Differentialheber. 
Ernsdorf- Bielitz. 16. 1. 11. 
Nr. 455 889. Titrierbecken mit in demselben 
drehbar eingehängter Titrierschale, gekenn- 
zeichnet dadurch, daß letztere durch Kippen 
sich entleert und in ihre horizontale Ruhe- 


nehmbarem 


P. Adamiec, 


lage von selbst zurückfällt. G. Müller, 
llmenau 17. 2.11. 

64. Nr. 454 282. MaBtrichter. F. W. Klein, 
Cöln. 23 1.11. 


Nr. 454 631. Selbsttatig abschlieBender Trichter. 
E. Klein, Wiesbaden. 13. 1. 11. 
Nr. 454 930. Stabiltrichter. A. Guidon, Mül- 


heim a. Rh. 10. 2. 11. 
— 2 — 
Gewerbliches. 


— — 


Anderung der Ausführungs- 
bestimmungen zum Gesetze betreffend 
die Statistik des Warenverkehrs 
mit dem Ausland. 


Der Bundesrat hat einige Anderungen 
der Ausführungsbestimmungen zum Ge- 
setze betreffend die Statistik des Waren— 
verkehrs mit dem Ausland (vom 7. Februar 
1906) mit der Maßgabe beschlossen, daß 
sie mit dem 1. April d. J. in Kraft treten 
sollen. 

Dem $ 26 der Ausführungsbestimmungen 
ist folgende Fassung gegeben worden: 


Ausfuhr mit der Post. 

Als Ausfuhranmeldescheine bei der Ausfuhr 
mit der Post dienen die Doppel der Zollinhalts- 
erklärungen von grüner Farbe. Die Be- 
zeichnung der Gattung der Ware in diesen 
Zollinhaltserklärungen braucht mit den Angaben 
in den für das Ausland bestimmten Inhalts- 
erklärungen nicht übereinzustimmen. 

§ 45 hat folgenden Zusatz erhalten. 

Dem Statistischen Amte wird die Er- 
mächtigung erteilt, in besonderen Fällen auf 
Antrag zu gestatten, daß von der Angabe 
des Wertes in den Ausfuhranmeldescheinen 
oder von der Beifügung von Wertangaben in 
verschlossenen Briefumschlägen abgesehemwird, 


Heft 7. 
1. April 1911. 


Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preislisten. 


73 


wenn der Versender sich verpflichtet, ihm den 
Wert entweder für die einzelne Sendung oder 
in bestimmten Zeitabschnitten für eine Mehr- 
heit von Sendungen gleicher Art unmittelbar 
anzugeben. In diesen Fällen hat der Versender 
am Kopfe des Ausfuhranmeldescheins den 
Vermerk „Wertanmeldung beim Kaiserlichen 
Statistischen Amte“ einzutragen. 


Die Fachkurse für Feinmechaniker im 
Städtischen Gewerbesaale zu Berlin 
(Hinter der Garnisonkirche 2), die Hr. Ing. F. 
Lindenau abhält (vgl. diese Zeitschr. 1910. 
S. 179), beginnen am 4. April. 


Internationale Hygiene-Aussteliung 
Dresden 1911. 

Unter den Ausstellern befinden sich folgende 
präzisionsmechanische Firmen, abgesehen von 
denen, die in den zahlreichen Ausstellungen 
von Ministerien, öffentlichen Instituten usw. 
vertreten sind: 

Rich. Bock - Ilmenau; Otto Bohne Nachf.- 
Berlin; Bernh. Bunge-Berlin; Paul Bunge- 
Hamburg; R. Burger & Co.-Berlin; Dreyer, 
Rosenkranz & Droop-Hannover; R. Fueß- 
Steglitz; R. Galle-Berlin; R. Goetze-Leipzig; 
A. Haak-Jena; E. Hartnack-Potsdam; W. C. 
Heraeus-Hanau; H. Heustreu-Kiel; G. 
Heyde-Dresden; O. Himmler-Berlin; F. 
Hugershoff-Leipzig; Isaria Zählerwerke- 
München; Junkers & Co.-Dessau; Kensberg 
& Ulbrich-Berlin; Koch & Sterzel-Dresden; 
Max Kohl-Chemnitz; F. Köhler-Leipzig; W. 
Lambrecht-Göttingen; E. Leitz-Wetzlar; E. 
Leybolds Nachf.-Cöln; Meiser & Mertig- 
Dresden; Ed. Meßter-Berlin; Müller & 
Wetzig-Dresden; Deutsche Quarzgesell- 
schaft-Beuel; Reiniger, Gebbert & Schall- 
Erlangen; Oscar A. Richter-Dresden; Herm. 
Rohrbeck Nachf.-Berlin; G. Rosenmüller- 
Dresden; Gebr. Ruhstrat- Göttingen; F. 
Sartorius - Göttingen; Franz Schmidt 
& Haensch-Berlin; G. A. Schultze- Char- 
lottenburg; W. & H. Seibert-Wetzlar; R. 
Seifert & Co.-Hamburg; Siemens & Halske 
Wernerwerk-Berlin; R. Winkel-Göttingen; 
C. Zeiß-Jena. 


— 


Kleinere Mitteilungen. 


Eine neue Osterformel. 
Von J. Hartmann. 
Astr. Nachr. 187. S. 129. 1911. 


Hartmann teilt eine neue Formel zur Be- 
rechnung des Osterfest-Datums mit, welche be- 


quemer und einfacher ist als die 1800 von Gauß . 
aufgestellte. Ist J die Jahreszahl, D der Unter- 
schied zwischen dem julianischen und grego- 
rianischen Kalender und M eine Konstante, so 
bildet man aus den Divisionen: 


J: 19 den Rest a 

J: 4 den Quotienten q 
(M— 11a): 30 den Rest c 
(J+q+te—D): 7 den Rest d. 


Dann ist Ostern am (28 + ¢— d) ten März. 
Die Werte fir M und D gibt nachfolgendes 
Tafelchen: 


M D 

Julian. Kalender konstant: 225 0 
Gregor. Kalender 1 582—1 699 202* 10 
1700 —1 799 203 11 

1800 —1 899 203 12 

1900 —2 099 204** 13 

2 100—2 199 204** 14 

2 200—2 299 205* 15 

2 300—2 399 206 16 


Bei den Werten M* ist für e = 29 stets 
c= 28, bei den Werten M** außerdem statt 
c = 28 noch e = 27 zu schreiben. G. 


Die 83. Naturforscher-Versammlung 
findet vom 24. bis 30. September 1911 in 
Karlsruhe statt. 


Eine k. k. Landwirtschaftlich-chemische 
Versuchsstation ist in Linz eröffnet worden; 
zum Leiter wurde Dir. F. Hanusch ernannt. 


— — 


Bücherschau u. Preislisten. 


A. HeB, Trigonometrie für Maschinenbauer und 
Elektrotechniker. 8°. VII, 128 S. mit 112 Fig. 
Berlin, J. Springer 1911. Geb. 2,80 M. 

Der Verfasser hat mit bestem Erfolge 
unternommen, den für viele schwierig, ja „nur 
theoretisch“ erscheinenden Lehrstoff der Tri- 
gonometrie in praktische Anwendungsformen 
zu kleiden. Die theoretischen Ableitungen sind 
deshalb auf das allernotwendigste beschränkt, 
dagegen wird eine Fülle von Beispielen ge— 
boten. Dabei ist die Hervorhebung der gra- 
phischen Darstellung der Funktionen von ganz 
besonderem Wert für das Verständnis. Die 
rechnerische Behandlung der Aufgaben ist 
durch eine besondere Anleitung zum abge— 
kürzten Rechnen erleichtert. Die zahlreich 
eingestreuten geschichtlichen Daten aus der 

Entwieklung der Trigonometrie als Wissenschaft 

sind wohl geeignet, das Interesse zu vertiefen. 

Das Buch sei unserem Leserkreis aufs beste 

empfohlen. G. 


14 


Handelskammer Berlin (NW 7, Dorotheenstr. 7 
u. 8), Begleitpapiere zu Ausfuhrsendungen. 
80. 320 S. mit 47 Anl. (Formulare). Berlin, 
Verkehrsbureau der Handelskammer 
1910. 2,50 M nebst 30 Pf Porto. 

Enthält eine Zusammenstellung der für 
Auslandssendungen im Eisenbahn-, Post- und 
Schiffahrtverkehr erforderlichen Begleitpapiere 
(Frachtbriefe, Postpaketadressen, Zolldekla- 
rationen, statistische Anmeldescheine, Ursprungs- 
zeugnisse, Konsulatsfakturen u. dergl.) und eine 
Übersicht der einschlägigen gesetzlichen Vor- 
schriften, Verordnungen, Ausführungsbestim- 
mungen, Gebührentarife usw. 

B. Monasch, Elektrische Beleuchtung. 2. erg. 
Aufl. 8° XVI, I. Teil 224 S, 83 Abb.; 
Il. Teil 96 S, 29 Abb. Hannover, Dr. Max 
Jänecke 1910. 9,20 M, geb. 10,00 M. 

Das vorliegende Werk ist eine Neuauflage 
der im Jahre 1906 zuerst erschienenen Arbeit 
von Monasch über elektrische Beleuchtung. 
Im ersten Abschnitt werden die photometrischen 
Größen, die Einheitslampen (Monasch nennt 
sie nicht ganz zutreffend die Einheiten der 
Lichtstärke), die räumliche Lichtstärke, die 
Photometer sowie die sog. Integratoren zur 
Bestimmung der mittleren räumlichen, Licht- 
stärke besprochen. Die vier folgenden Ab- 
schnitte behandeln die Bogenlampen und Glüh- 
lampen, ferner die Schaltung dieser Lampen 
im Stromkreise, sowie ihre Installation und 
Bedienung Die letzten drei Abschnitte sind 
der Lichtausstrahlung, den Wirkungsgraden 
und der Beleuchtung gewidmet. Hieran schließt 
sich ein zweiter Teil, welcher sich in drei Ab- 
schnitten mit den seit dem Jahre 1906 auf dem 
Gebiete der Photometrie, der Bogenlampen 
und der Metallfadenlampen gemachten Fort- 
schritten beschäftigt. 

Das vorliegende Buch, welches den Stoff in 
geschickter und gemeinverstandlicher Weise 
behandelt, dürfte dem Beleuchtungstechniker 
wertvolle Fingerzeige geben. 

Von kleineren Irrtümern, die dem Verf. 
untergelaufen sind, möge beispielsweise er- 
wähnt werden, daß bei 
Flächenhelle auf S. 7 des ersten Teiles zwischen 
den Worten „pro Flacheneinheit* und „ausge- 
sendete“ die Worte „senkrecht zur Fläche“ 
einzuschalten sind. Liebenthal. 
W. Ortlieb, Geschäftsvorfälle zur gewerblichen 

Buchführung für die Hand der Schüler. 

Nach ministerieller Vorschrift zum Gebrauch 

in Fachklassen und in Klassen mit ge- 

mischten Berufen gewerblicher Fortbildungs- 
und Fachschulen, in Meister- und Gesellen- 
kursen,sowie zum Selbsunterricht bearbeitete 

Neubearbeitung. 9. Lehrgang für Mechaniker, 

Optiker und Elektromechaniker. 2. Aufl. 

8°. 16 S. Breslau, F. Hirt 1910. 0,15 M. 


Bücherschau und Preislisten. 


der Definition der 


Deutsche 
Mechaniker-Z . 


O. Lehmann, Das Kristallisationsmikroskop 
und die damit gemachten Entdeckungen, 
insb. die flüssigen Kristalle. 8° 112 S. mit 
48 Abb. u. 1 Tf. Braunschweig, F. Vie weg 
& Sohn 1910. 3,00 M. 


M. Lindner, Schaltungsbuch für Schwachstrom— 
anlagen, Schaltungs- und Stromverlauts- 
skizzen mit erläuterndem Text für Haus- 
telegraphen- und Signalanlagen, Fernsprech- 
anlagen, Wasserstandsmelde-, Sicherheits-, 
Feuermelde- und Kontrollanlagen, elektrische 


Uhren- und Elementbeleuchtung. Nebst 
einem Anhang mit Tabellen. 15. Aufl. 
Neubearbeitet von W. Knobloch. Kl. Se. 


XVI, 275 S. Leipzig, Hachmeister & Thal 


1911. Geb. in Leinw. 2,00 M. 
Preislisten usw. 
Max Cochius (Inhaber E. Kallenbach) 


(Berlin S 42, Alexandrinenstr. 35), Vorrats- 
liste und Gewichtstabellen für Röhren usw. 
Ausgabe F. 1911. 8°. 39 S. mit vielen Abb. 
Die vorliegende Ausgabe F des Preisver- 
zeichnisses enthält die Vorratsliste und Gewichts- 
tabellen für die gebräuchlichsten Halbfabrikate 
aus Metall. Die Firma hält Vorrat nicht nur 
in den gangbarsten Röhren, Drähten, Stangen 
und Blechen, sondern auch in sehr zahlreichen 
Profilen und dessinierten Waren aus Alpaka, - 
Aluminium, Argentan, Blei, Eisen, Kupfer, 
Messing, Neusilber, Nickel, Nickelin und 
Tombak. Die wichtigsten Lote und Lötmittel 
sind gleichfalls aufgeführt. G. 


R. FueB, Mechanisch - optische Werkstätten 
(Steglitz, Düntherstr. 8). Projektionsapparate ' 
und Optische Bänke (Katalog Nr. 150). 8°. 
53 S. mit 64 Illustr. 1911. 

Dieses soeben erschienene Verzeichnis 
der bekannten Werkstätte zeichnet sich durch 
seine große Reichhaltigkeit aus. Es ist in 
sieben Abschnitte gegliedert. Der erste ent- 
hält drei Typen von Projektionsapparaten, von 
denen der erste mit Recht als Universalapparat 
bezeichnet wird, schon deshalb, weil er durch 
ein sehr zweckmäßiges Megaskop und Diaskop 
ergänzt werden kann. Das Projektionsmikro- 
skop kann ohne weiteres auf der optischen 
Bank aufgesetzt werden. Der Projektions- 
apparat Nr. 2 für Platten von 9 x 12 cm sitzt 
an der Vorderwand des Gehäuses der selbst- 
tätig sich regelnden Bogenlampe. Der dritte 
Apparat, für Platten von 8'/, X 10 cm, ist etwas 
einfacher gebaut. Von den Nebenapparaten 
des zweiten Abschnittes sind die zur Projektion 
durchsichtiger und undurchsichtiger sowie 
wagerecht liegender durchsichtiger Gegen- 
stände zu erwähnen, die zu den Projektions- 
apparaten Nr. 2 und 3 passen. Das große Pro- 
jektionsmikroskop für den mineralogisch- 
petrographischen Unterricht ist aus der Leih- 


Heft 7. 
1. April 1911. 


schen Beschreibung (Zeitschr. f. Krist. 37. S. 270. 
1903) wohl allgemein bekannt. Sehr reichhaltig 
ist das Verzeichnis der Projektionslampen 
(Bogenlampen) im dritten Abschnitte. Die 
Lampe Nr. 15 scheint mir für automatischen 
Betrieb vorzüglich geeignet zu sein, ebenso 
wie Nr. 17 für Handbetrieb. Die Projektions- 
objektive im vierten Abschnitte sind gut aus- 
gewählt. Dankenswert ist die Beifügung einer 
Vergrößerungstabelle für die Formate 8½ x 10 
und 9 x 12 cm, die in fast allen Fällen Ver- 
wendung finden. Auf den Abschnitt „Optische 
Bänke und Kondensor-Systeme“ folgt der sehr 
umfangreiche sechste, der die Apparate zum 


Bücherschau und Preislisten. — Patentschau. 75 


Hier findet sich das Instrumentarium für die 
Vorführung der Interferenz- und Beugungser- 
scheinungen, die Achsenwinkelapparate, Re- 
fraktoskope, Polarisationsapparate. Der letzte 
Abschnitt enthält hauptsächlich die Projektions- 
schirme, darunter die neuen besonders stark 
reflektierenden. 

Auch dieses Verzeichnis legt von der Reich- 
haltigkeit und wissenschaftlich - technischen 
Durcharbeitung der Fueßschen Apparate Zeug- 
nis ab. Für die sorgfältige Ausführung leistet 
der Name der Firma Gewähr. Und so ist Ref. 
in der angenehmen Lage, den neuen Katalog 
Interessenten auf das wärmste empfehlen zu 


Gebrauche auf der optischen Bank behandelt. | können. H. Harting. 
ei — 


Patentscha u. 


Elektrischer Kondensator, bei welchem die Metallbelege in Gestalt von 
Metallspiegeln auf der Oberfläche von Glaskörpern oder glasartigen Stoffen ange- 
bracht sind, dadurch gekennzeichnet, daß als Dielektrikum ein hochgradiges Va- 
kuum Verwendung findet, welches in dem Zwischenraum zwischen zwei ineinan- 
dergeschobenen und miteinander starr verbundenen Glaskörpern oder glasartigen 
Körpern erzeugt wird, von denen der äußere auf der Innenwand, der innere da- 
gegen auf der Außenwand den Metallspiegel trägt. J.de Kuria in Kreutz, Kroatien. 
14. 1. 1909. Nr. 223508. Kl. 21. 


Gefäßbarometer, dadurch gekennzeichnet, daß die durch das 
Steigen und Fallen der Quecksilbersäule entstehenden Änderungen der im 
Gefäß enthaltenen Quecksilbermenge mittels nachgiebiger Lagerung dieses 
Gefäßes oder der Skala die Bchwankungen des unteren Quecksilber- 
spiegels gegenüber dem oberen Quecksilberspiegel selbsttätig ausgleichen, 
so daß dadurch ein annähernd fester Nullpunkt geschatfen und eine be- 
sondere Einstellung der Skala oder eine doppelte Ablesung entbehrlich 
wird. W. Schocke in Cassel. 23. 6. 1908. Nr. 223230. Kl. 42. 


Dynamometrisches MeByverat, bei welchem eine drehbar ge- 
lagerte Spule in dem Luftspalt eines von einer festen Spule erregten 
Eisenkernes schwingt, dadurch gekennzeichnet, daß die Weite des Luft- 
spaltes von der Anfangsstellung der beweglichen Spule an in Richtung 
des zunehmenden Ausschlages vergrößert ist. Allgemeine Elektrizi- 
täts-Gesellschaft in Berlin. 7. 11. 1909. Nr. 223 376. Kl. 21. 


1. Vorrichtung zum Messen der Entfernung beliebiger, in einer Ebene liegender 
Punkte von den Achsen eines festen Koordinatensystems, gekennzeichnet durch einen je mit 
einem Linienkreuz versehenen Rahmen und Schieber, 
der in ersterem unter einem Winkel von zweckmäßig 
45° zu den Linienkreuzen beweglich ist und eine mit 
einer Skala des Rahmens zusammenwirkende Ablese- 
marke, zweckmäßig einen Nonius, enthält. 

2. Vorrichtung nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwecks Erweiterung des 
MeCbereichs der Rahmen oder der Schieber noch ein zweites Linienkreuz oder deren mehrere 
besitzt. Tiefbau- und Kälteindustrie-A.-G. vorm. Gebhardt & König in Nordhausen. 
17. 7. 1909. Nr. 223 380. Kl. 42. 


Empfänger für Schallsignale unter Wasser derjenigen Art, bei welcher die an— 
kommenden Schallschwingungen durch eine Membran auf einen mit Luft gefüllten Hohlraum 
übertragen werden, au welchem ein Hörer angebracht ist, dadurch gekennzeichnet, (daß der mit 


Deutsche 


76 Patentschau. J Vereins- und Personennachrichten. _ Mechaniker-Ztg. 


Luft gefüllte Hohlraum auf die verlangte Tonhöhe abgestimmt ist und der Hörer (z. B. Mikrophon 
oder Hörrohr) in der Nähe eines Knotens der Luftschwingungen, d. h. in der Nähe eines Punktes, 
wo die größten Druckänderungen auftreten, angebracht ist. H. Görges in Dresden-Plauen und 
A. du Bois-Reymond in Berlin. 26. 7. 1908. Nr. 223 356. Kl. 74. 


Vakuumröhre, dadurch gekennzeichnet, daß die sich an der Außeren und inneren 
Glasoberfläche durch Ladung ansammeln- 
den Elektrizitätsmengen von entgegen- 
gesetzter Polarität unter Einschaltung 
von Funkenstrecken oder anderen Wider- 
ständen zur Erde geleitet oder unter sich 
gegenseitig zum Ausgleich gebracht 
werden. E. Blum und W. A. Winter 
in Cöln-Ehrenfeld. 9. 12. 1909. Nr. 223 655. Kl. 21. 


[_ _ — 0} 


Schleuderburette für bakteriologische Zwecke, gekennzeichnet durch zwei oben 
offene, unten geschlossene und miteinander kugelig eingeschliffene konzentrische Glasröhren, 
deren freie Innenräume durch eine Öffnung des inneren Rohres kommunizieren, während der 
Innenraum des Innenrohres mittels einer Offnung und Einschliffe am Ende des kugelförmig ab- 
geschliffenen massiven Stopfens des Innenrohres sowie mittels einer innen eingelegten senk- 
rechten kapillaren Riefe am unteren Teil des Außenrohres mit einer Ausflußöffnung des äußeren 
Rohres in Verbindung gebracht werden kann. P. Suchy in Charlottenburg. 23. 1. 1910. 
Nr. 223810. Kl. 42. 


— — — — 


Vereins- und Personen nachrichten. 


D. G. f. M. u. O. Zwgv. Hamburg- Habilitiert: Dr. A. Eucken, für physika- 
Altona. Sitzung vom 7. März 1911. Vor- kalische Chemie an der Universität Berlin. 
sitzender: Hr. Dr. P. Krüß. 

Hr. Dr. Paul Krüß führt eine von ihm nach 
Angaben von Hrn. Prof. Dr. Claßen herge- 
stellte Universal - Bogenlampe vor. Dieselbe 
besteht im wesentlichen aus einem kleinen | 
Lampengehäuse mit senkrecht zueinander 
stehenden Kohlen. Durch eine Kondensorlinse 
von kurzer Brennweite werden sehr intensive 
Strahlenbündel von geringem Durchmesser 
erzeugt, wie man sie bei optischen Demon- 
strationen aller Art, mikroskopischen Unter- 
suchungen, Mikroprojektion usw. gebraucht. 
Die Lampe erfordert eine Stromstärke von 


4 Ampere, sie kann also an jede gewöhnliche In den Ruhestand tritt: Dr. W. Staedel, 
Glühlampenleitung angeschlossen werden. Der o. Prof. für Chemie an der Techn. Hochschule 
Lichtpunkt steht fest, da die positive Kohle | zu Darmstadt. 


| 

in der optischen Achse liegt. Die Lampe läßt 
sich an einem Stativ allseitig bewegen, sie 
brennt in jeder Lage. Auch für Wechselstrom | Bischoff, o. Prof. der Physik an der Universität 
eignet sich die Lampe vorzüglich. Der Vor- | Basel; Prof. Belohoubek, Chemiker, o. Prof. 
tragende demonstrierte die vielseitige Ver- der Böhmischen Techn. Hochschule in Prag; 


Ernannt: Dr. Gonnessiat, Dir. der Stern- 
warte in Algier, zum Prof. der Astronomie an 
der Faculté des Sciences daselbst; Prof. F. S. 
Lee zum Dir. der physiolog. Abteilung der Co- 
lumbia - Universität in New York; Prof. Dr. E. 
Buchner, Dir. des Chem. Instituts an der 
Universität Breslau, zum o. Prof. an der Uni- 
versität Würzburg; Prof. Dr. A. Dambergis zum 
Prof. der allgem. Experimental-Chemie an der 
Universität Athen; Prof. G. Mercalli, Privat- 
dozent in Mailand, zum Dir. des Vesuv-Obser- 
vatoriums. 


Gestorben: Prof. Dr. E. Hagenbach- 


wendbarkeit der neuen Lampe durch Projektion | Dr. G. v. Knorre, Prof. der Elektrochemie an 
von Spektralerscheinungen, Erzeugung von | der Techn. Hochschule in Charlottenburg; Dr. 
Spektren durch Gitter, Interferenz und Polari- | M. W. Meyer, Astronom, Gründer und früherer 
sation des Lichtes. Zum Schluß wurden mittels | Direktor der Berliner „Urania“; G. Leveau, 
der Lampe in Verbindung mit einem geeigneten | Observator an der Sternwarte in Paris; Prof. 
Vorsatz noch eine Reihe von Diapositiven | Dr. J. W. Brühl, Honorar-Prof. für Chemie in 
vorgeführt. HK. Heidelberg. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


. Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 8. 15. April. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum-Thermometer. 
Von H. F. Wiebe in Charlottenburg. 


Die ärztlichen Maximum - Thermometer werden nach drei verschiedenen 
Systemen angefertigt, deren jedes Vorteile und Nachteile bietet. 

Die älteste, jetzt nur noch wenig verwendete Form ist diejenige mit Index- 
faden, der dureh eine kleine Luftblase von dem übrigen Quecksilberfaden getrennt ist. 
Die Herstellung dieser Art Thermometer (Fiy. 1) erfordert besondere Mühe, da der 
untere Teil des Kapillarrohrs zu einer Schleife gebogen werden muß, um zu ver- 
hindern, daß der abgetrennte Indexfaden in den Hals des Thermometers gelangt. So- 
dann muß die Länge der Luftblase und des Indexfadens richtig bemessen werden: die 
geeignete Länge des Indexfadens beträgt etwa 1,5“. Wenn der Faden länger ist, so 
kann es vorkommen, daß er sich beim Abkühlen des Thermometers durch die eigene 
Schwere senkt. Ist das Thermometer oberhalb des Indexfadens nicht genügend luftfrei, 
so kann er sieh ebenfalls nach dem Erkalten des Thermometers senken. Beim Gebrauch 
des Thermometers kann sich die Luftblase teilen, so daß der Indexfaden sieh in 
mehrere Teile trennt oder sieh mit dem übrigen Quecksilber vereinigt und das Thermo- 
meter dadureh in Unordnung gerät. 

Als Vorzüge gut gearbeiteter Indexthermometer sind zu nennen, daß sie beim 
Ansteigen der Temperatur gleichmäßig und nieht ruckweise vorgehen, sowie daß die 
beim Abkühlen des Thermometers eintretende Fadenverkürzung wegen der geringen 
Länge des Indexfadens gänzlich außer Betracht bleiben kann. 

Am meisten verbreitet sind die Maximum-Thermometer mit der von Julius 
Brückner eingeführten Stiftvorriehtung, die in Deutschland, Österreieh, Italien, Rußland 
und vielen anderen Ländern fast ausschließlich benutzt werden, während in den Ländern 
englischer Zunge ebenso ausschließlich die Thermometer mit der Hie ksschen Maximum- 
Vorriehtung (engl. constriction) in Gebrauch sind. Diese beiden Systeme sind in Fiy. 2 
u. Fig. 3 dargestellt. 

Meist werden die Thermometer mit Stiftvorrichtung als EinschluBthermometer, 
diejenigen mit der Hicksschen Vorrichtung als Stabthermometer hergestellt. Die 
KinschluBthermometer als solehe haben manche Vorzüge vor den Stabthermometern, 
namentlich wenn sie oben zuvesehmolzen sind. Vielfach werden aber die Einschluß- 
thermometer am oberen Ende nur dureh eine aufgekittete Kappe (Fig. 1) geschlossen, 
was nieht zweekmäßie ist. In diesem Falle kann es leicht eintreten, daß sich die 
Kappe mitsamt den Korkstücken, welche die Skala halten, loslöst und diese verschiebbar 
wird, wodureh unkontrollierbare Fehler bei der Ablesung des Thermometers entstehen 
können. Auch läßt sich ein Thermometer mit aufgesetzter Kappe nicht gut reinigen. 

Die oben zugeschmolzenen Einsehlußthermometer bieten den Vorteil, daß die 
Skala vor äußeren Eingriffen geschützt ist und daher stets gut ablesbar bleibt. Es 
gibt verschiedene Methoden, die Skala bei zugeschmolzenen Thermometern zu be- 
festigen, z. B. wird sie, wie bei dem Uebeschen System (27g. 2), durch eine Ein- 
schnürung im oberen Teil des Emhüllungsrohrs festgehalten, oder sie wird an der 
Wölbung der Kuppe angeschmolzen (Eig. 5 u. Fig. 6). Beide Befestigungsarten sind, 
wenn sie sorgfältig ausgeführt werden, gleich gut; überdies muß sich nach den Vor- 


78 H.F. Wiebe, Ober die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum-Thermometer. ne de: 


schriften der Prüfungsbestimmungen bei EinsehluBthermometern auf dem Umhüllungsrohr 
eine Strichmarke befinden, um die Lage der Skala gegen die Kapillare oder das Um- 
hüllungsrohr jederzeit kon- 

N trollieren zu können. 
. Große Sorgfalt ist auf 
das Einschthelzen des Glas- 
stiftes in das Quecksilber- 
ge fuh zu verwenden (Fi. &). 
Der Glasstift hat je nach 
der Dicke des Gefäßes eine 
Stärke von 0,2 bis 0,6 mm 
und wird so weit in den 
unteren erweiterten Teil 
der Kapillare (Hals des 
Thermometers) eingeführt, 
daß an seinem oberen Ende 
nur ein ganz kleiner ring- 
förmiger Raum in dem 
Kapillarrohr frei bleibt, 
dureh den das Quecksilber 
beim Ansteigen der Tem- 
peratur wohl hindurch- 
treten, sich aber nach dem 
Abkühlen des Thermo- 
meters ohne weiteres nicht 
wieder zurückziehen kann, 
so daB es herunterge- 
schlagen werden muß. 
Die Quecksilbersäuletrennt 
sich daher an dieser Stelle 
und zeigt an ihrem oberen 
Ende das erreichte Tem- 
peraturmaximum an. Esist 
fiir das gute Funktionieren 
der Maximum -Thermome- 
ter sehr wichtig, daB die 
Stiftvorrichtung tadellos 
gearbeitet ist. Wenn der 
freie Raum um das obere Ende des Stifts herum zu weit ist, zieht sich der Faden 
beim Abkühlen des Thermometers teilweise oder ganz in das Gefäß zurück; ist er zu 
eng, so läßt sich der Faden nach dem Erkalten zu schwer herunterschlagen. Beide 

Übelstände müssen vermieden werden. 
ial ° In ähnlicher Weise funktioniert die Hicks- 
N | sche Maximum-Vorrichtung, die im vergrößerten 
aes 5 MaBstabe in Fig. 9 a und b abgebildet ist. 
Diese Vorrichtung wird hergestellt, indem 
zuerst im unteren Ende des Kapillarrohrs eine 
Erweiterung geblasen wird, die man dann vor 
der Stichflamme so einfallen läßt, daß sie in 
der Mitte geschlossen ist und nur zu beiden 
Seiten feine Kanäle übrig bleiben. Die Kanäle 
müssen so fein sein, daß das Quecksilber bei 
langsamem Ansteigen der Temperatur nicht 
l a b mehr zusammenhängend durchflieBt, sondern 
REE a perlartig in kleine Teile getrennt. Daher gehen 
diese Art Thermometer ebenso wie die Thermometer mit Stiftvorriehtung beim An- 
steigen der Temperatur sprungweise vor. 


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Fig. 1. Fig. 2. Fig. 8. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. 


Welche von den beiden Maximum-Vorrichtungen — die Hickssehe oder die 
Stiftvorriehtung — an sieh den Vorzug verdient, ist schwer zu sagen; sie können 


beide so ausgeführt werden, daß die Thermometer gleich gut funktionieren. Nach der 


Heft 8. 
15. April 1911. 


H. F. Wiebe, Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum-Thermometer. 79 


Ansicht mancher Fabrikanten soll es jedoch vorkommen, daß der Glasstift sieh dureh 
Veränderung seines Spannungszustandes mit der Zeit kriimmt und daß dadurch das 
gute Funktionieren des Thermometers beeinträchtigt wird, während ein Grund für eine 
nachträglich eintretende Änderung der Hieksschen Verengerung nicht besteht. 

Bei Anwendung der Hicksschen Vorrichtung ist der abgetrennte Maximum- 
faden sehr viel kürzer als bei Thermometern mit Stiftvorrichtung. Bei letzteren reißt 
der Quecksilberfaden kurz über dem Gefäß am Ende des eingeschmolzenen Stiftes ab, 
während bei den Thermometern mit Hieksscher Vorriehtung die Abreißstelle in 
einem höheren Teil der Kapillare sitzt. Die Veränderung des Maximumstandes (Ver- 
kürzung des abgetrennten Quecksilberfadens) dureh Abkühlung des Thermometers auf 
Zimmertemperatur ist demnach bei den Hicksschen Thermometern geringer). Aus 
einigen von mir angestellten Versuchen ergab sich, daß diese Veränderung bei den 
Stiftthermometern durchschnittlich 0,07°, bei den Hieksschen Thermometern dagegen 
nur 0,02° beträgt. Berechnet man hieraus für beide Fälle die Linge des abgetrennten 
Quecksilberfadens, so ergibt sich bei den Stiftthermometern eine durehschnittliche 
Länge von 22°, bei den Hicksschen nur eine solche von 6°. Dies bedeutet unstreitig 
eine Überlegenheit der Thermometer mit der Hieksschen Vorrichtung. 

Ein Vorzug der Stabthermometer ist die feste Lage ihrer Skala, ferner daß 
die Thermometer empfindlicher hergestellt werden können als die KinschluBthermometer, 
die immer etwas stärker ausfallen werden und daher die Temperatur des Körpers 
nieht so schnell annehmen wie erstere. Einen Maßstab hierfür gewinnt man schon 
bei der Prüfung der Minuten - Thermometer auf Empfindlichkeit, wie sie durch die 
Prüfungsbestimmungen vorgeschrieben ist. Derartige Einschlußthermometer erfordern 
mindestens 5, meist 8 bis 10 Sek, bevor sie die Temperatur eines Wasserbades von 40° 
angenommen haben, während bei Stabthermometern dies schon nach 3 bis 5 Sek ge- 
schehen ist. 

Gegen die Stabthermometer wird eingewendet, daß die vertieft liegende 
Atzung der Striche, Zahlen, Firmen- und sonstigen Aufschriften einen Herd für Bak- 
terien abgeben könne. Inwieweit dies zutrifft, ist durch direkte Versuche noch nicht 
festgestellt, aber immerhin ist dieser Einwand, besonders mit Rücksicht auf die im 
Publikum verbreitete Bazillenfurcht, zu beachten und spricht zu Gunsten der Einschluß- 
thermometer. Es werden daher Stabthermometer von einer besonderen Form her- 
gestellt, die über dem Stabrohr noch ein an das Gefäb angeschmolzenes Umhüllungs- 
rohr tragen, wie aus Fiy. 4 ersichtlich ist. Diese mit Stiftvorrichtung versehenen 
Thermometer kommen unter dem Namen „aseptische Maximum-Thermometer* im Handel 
vor und lassen sich leicht sterilisieren. 

Um die einzelnen Vorzüge der verschiedenen Konstruktionsarten in einem In- 
strument sowohl für Stab- wie für Einschlußthermometer zu vereinigen, dürften die beiden 
in Fig. 6 u. 7 abgebildeten Formen zu empfehlen sein. Ob sie bis jetzt in größerem 
Umfange in Fabrikbetrieben angefertigt werden, ist mir nieht bekannt. Fy. 7 stellt ein 
aseptisches Thermometer mit Hieksscher Maximum-Vorrichtung dar und Fig. 6 eine 
Kombination von Stab- und Einsehlußthermometer mit Hieksscher Maximum-Vorrichtung. 
Es ist wohl nicht nötig, auf die Vorzüge dieser beiden Konstruktionsarten noch 
besonders hinzuweisen, sie ergeben sich aus den obigen Darlegungen von selbst. Die 
Herstellung soleher Thermometer dürfte allerdings etwas mehr Mühe als diejenige der 
herkömmlichen Formen (Fig. 2 u. 3) verursachen, was aber gegenüber ihren großen 
Vorzügen nicht ins Gewicht fallen sollte. 

Ich habe von einem Thüringer Fabrikanten einige Thermometer nach der in 
Fig. 6 abgebildeten Form anfertigen lassen, die vollkommen zur Zufriedenheit ausgefallen 
sind. Teh würde mich freuen, wenn recht viele Fabrikanten sich mit der Herstellung 
solcher kombinierter Stab-Einschluß-Therinometer mit Hieksseher Maximum-Vorrichtung 
befassen wollten; dies dürfte dazu beitragen, den Absatz der deutschen ärztlichen 
Thermometer weiter zu fördern. 


1) Vergl. hierzu: H. F. Wiebe und P. Hebe, Über die Unzuverlässigkeit ungeprüfter 
Fieberthermometer. D. Mech.-Ztg. 1911. S. 67. 


80 Se 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Zig. 


Für Werkstatt und 
Laboratorium. 


Thermostat für refraktometrische 
Bestimmungen. 
Von Poda. 
Chem.-Ztg. 34. S. 1582. 1910. 

Der Mechaniker Hr. Karl Graß in Inns- 
bruck hat für den Verf., Hrn. Dr. Poda von 
der Staatlichen Untersuchungsanstalt 
tür Lebensmittel, einen Thermostaten kon- 
struiert, welcher dazu dient, bei refrakto- 
metrischen Messungen das Prisma auf einer 
bestimmten Temperatur genau zu halten. 
Dies wird erreicht durch einen Wasserstrom, 
welcher einem Kessel von 3 / Inhalt entnommen 
wird und durch eine Luthersche Laboratoriums- 
pumpe hervorgebracht wird. Ein Elektromotor 
oder eine Wasserturbine setzt die Pumpe und 
einen Rührer in Betrieb. Die Erwärmung ge- 
schieht mittels eines Bunsenbrenners, dessen 
Flamme mit Hilfe einer Schraube reguliert 
werden kann, so daß jeder Stellung der 
Schraube eine ganz bestimmte Temperatur 
entspricht. Di. 


Kobalt-Chrom-Legierung. 
Von Haynes. 
Techn. Rundschau 17. S. 112. 1911. 

Haynes hat durch Zusammenschmelzen von 
75 Tl. Kobalt und 25 TI. Chrom eine zähe, 
schmiedbare Legierung gewonnen, welche in 
ihren mechanischen Eigenschaften gutem Nickel- 
stahl nahekommt. Die Legierung verhält sich 
neutral gegen Salpetersure, Alkalien und 
Lufteinflüsse, ebenso gegen Schwefel wasserstoff 
und organische Säuren. Der Schmelzpunkt 
liegt bei 1650° C. Chrom - Kobalt wird als 
Material für kleine Gewichte und chemische 
Geräte empfohlen. G. 


Kitt für Papler auf Blech. 
Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. 11. S. 108. 1911. 
Einen vorzüglichen Kitt für Papier auf 

Blech soll man nach folgender Vorschrift er- 
halten. Man löse durch andauerndes Rühren 
2 Teile grob gepulverten Gummitragant in 
16 Teilen kochenden Wassers. In einem zweiten 
Gefäß bereitet man einen Brei von 4 Teilen 
kalten Wassers, 6 Teilen Mehl und einem Teil 
Dextrin. Brei und Lösung werden zusammen- 
gemischt und unter stetem Umrühren noch mit 
24 Teilen kochenden Wassers versetzt. Alsdann 
setzt man noch je 1 Teil Glyzerin und Salizyl- 
säure zu und kocht unter stetem kräftigen 
Umrühren nocb 4 Minuten. G. 


— 


—— . ———————————iñʒũiQ ³—ñ——. Le rn — — — 


dem des 


Glas technisches. 


Eine Methode zur Bestlmmung der 
Molekulargewichte gelöster Sub- 
stanzen durch Dampfdruck messungen. 


Uber einen bequemen Apparat 
zur Messung der Dampfdichten 
fliichtiger Stoffe. 

Von A. W. C. Menzies. 

Zeitschr. f. phys. Chem. 76. S. 231 u. 355. 1911. 


Neben den bisher allgemein gebräuchlichen 
kryoskopischen und ebullioskopischen Methoden 
zur Bestimmung von Molekulargewichten ge- 
léster Substanzen sucht der Verf. die Messung 
der Dampfdruckerniedrigung selbst für diesen 
Zweck brauchbar zu gestalten. 

Er bedient sich dabei des folgenden Appa- 
rates (s. Fig.). lu einem Siedekélbchen mit 
Rückflußkübler, in dem das reine Lösungs- 
mittel siedet, ist das eigentliche Versuchsrohr, 
das durch die Dämpfe samt seinem Inbalt auf 
konstanter Temperatur erhalten wird, ange- 
ordnet. Es besteht aus einem zylindrischen 
Glasrohr, das in den Hals des Kölbchens ein- 
geschliffen ist und an einer verengten Stelle 
durch einen Schliff verschlossen 
werden kann. In seinem un- 
teren Teile ist ein dünnes Ma- 
nometerröhrchen, das an seinem 
kugelförmig erweiterten Ende 
mehrere Löcher trägt, von 
innen so an die Wandung an- 
geschmolzen, daß der Iunen- 
raum des Versuchsrohres mit 
Siedekolbens durch 
dieses kommuniziert. Befindet 
sich auch in dem Versuchsrohr 
reines Lösungsmittel, etwa bis 
zur Höhe F, so steht bis auf 
eine geringe Korrektion wegen 
der Kapillarerhebung der Menis- 
ken die Flüssigkeit in dem engen 
und weiten Teil gleich hoch. 
Ist jedoch in dem Lösungsmittel eine nicht 
flüchtige Substanz gelöst, so Steht infolge der 
im Innern des Versuchsrohres eingetretenen 
Dampfdruckerniedrigung die Flüssigkeit in dem 
engen Manometerrohr tiefer als in dem weiten. 
Bei Kenntnis der Konzentration der Lösung 
kann aus dem Niveauunterschied, der an der 
Graduierung abgelesen wird, das Molekular- 
gewicht der gelösten Substanz berechnet 
werden. 

In der zweiten Arbeit zeigt der Verf., wie 
derselbe Apparat mit geringen Änderungen 
auch zur Messung der Dampfdichte zu ver- 
wenden ist. Es ist nur erforderlich, im Versuchs- 
rohre statt der Lösung Quecksilber, das etwa 
bis zur Höhe Q steht, als Manömeterflüssigkeit 


Heft 8. 
15. April 1911. 


zu verwenden und eine Vorrichtung anzu- 
bringen, durch welche die zu untersuchende 
Substanz im Innern des Rohres verdampft 
werden kann, nachdem dieses geschlossen ist. 
Hierzu wird die gewogene Substanz in eine 
kleine Glaskugel mit Kapillarspitze einge- 
schmolzen und diese am unteren Ende des ge- 
eignet umgeformten Schliffes so befestigt, daß 
beim Drehen derselben die Kapillare abbricht. 
Der entstehende Dampf erfüllt den Raum des 
Versuchsrohres und läßt das Quecksilber in 
dem engen Manometerröhrchen ansteigen. Aus 
der Höhe dieses Anstieges und dem Gewicht 
der verdampften Substanz läßt sich, besonders 
wenn der Apparat mit einer Substanz von be- 
kanntem Molekulargewicht geeicht ist, das 
Molekulargewicht der zu untersuchenden be- 
rechnen. Hfm. 


Zur Analyse der Gelatine. 
Von J. Herold jr. 
Chem.-Ztg. 35. S. 93. 1911. 

Zur Bestimmung des Schmelzpunktes einer 
Gelatinegallerte bedient sich der Verf. folgen- 
den Verfahrens. Das kleine, 2 bis 3 g schwere 
Glasgefäß a wird am unteren Ende mit Hilfe 
eines kurzen Gummischlau- 
ches b durch eine Glasperle c 
verschlossen, einige Milli- 
meter hoch mit Quecksilber 
und darüber mit der zu unter- 
suchenden Gelatinelösung ge- 
füllt. Dann wird ein Thermo- 
meter, dessen zylindrisches 
Gefäß mit einigem Spielraum 
in das Röhrchen paßt, so ein- 
gesetzt, daß sein unterer Teil 
in das Quecksilber taucht, 
während der Zwischenraum 
zwischen Gefäß und Röhrchen von der Gelatine- 
lösung erfüllt bleibt. Entfernt man nun, nach- 
dem die Gelatine erstarrt ist, das Quecksilber, 
so wird bei langsamem Erwärmen bei einer 
bestimmten ablesbaren Temperatur die Gelatine 
zu fließen beginnen und das Röhrchen hinab- 
gleiten. Die so gefundene Temperatur ergibt 
den Schmelzpunkt. Der Apparat ist von der 
Firma Dr. Bender & Dr. Hobein (München) 
zu beziehen. Hffm. 


Maximum-Thermo-Aräometer nach 
Dr. Voiges. 
D. R. G. M. Nr. 447 552. 
Chem.-Ztg. 35. S. 88. 1911. 


Zur bequemen und genauen Messung der 
Temperatur bei der Bestimmung des spezi- 


Glastechnisches. 81 


fischen Gewichtes von Flüssigkeiten verwendet 
man häufig Aräometer, bei denen in der 
Spindel ein Thermometer angebracht ist. Die 
Ablesung dieses Thermometers ist indessen im 
allgemeinen nur dann möglich, wenn die Flüssig- 
keit, in die das Aräometer taucht, und die Wan- 
dung des Gefäßes -durchsichtig ist. Um auch 
dann, wenn dies nicht der Fall ist, den Gebrauch 
des Instrumentes zu ermöglichen, ist es am 
einfachsten, die Thermometerskala im oberen, 
herausragenden Teile des Aräometers anzu- 
bringen (Instrumente von Schulte-Lad- 
beck & Co., Bochum); der Verf löst die Auf- 
gabe so, daß er statt eines gewöhnlichen ein 
Maximum-Thermometer einfügt, das eine Ab- 
lesung der Gebrauchstemperatur nach dem Her- 
ausnehmen gestattet. Diesen Apparat liefert 
die Firma Albert Dargatz, Hamburg I. 
ffm. 


Gebrauchsmuster. 

Klasse: 

12. Nr. 457 750. In einen Flüssigkeitsbehälter 
umgekehrt eingetauchter, mit seinem Ab- 
laufrohr durch eine Wand des Behälters 
führender Trichter. Brandenburg & Wey- 
land, Kempen. 11.2. 11. 

30. Nr. 456 792. Mit Blendklappe und Ozon- 
abzug versehene Quarzlampefür medizinische 
Zwecke. M. Kaack, Wilhelmshöhe. 8.2.11. 

Nr. 467146. Tropfenzähler. F. Hugershoff, 
Leipzig. 17. 2. 11. 

Nr. 457377. Tropfflasche für warme Flüssig- 
keiten. D. Landenberger, Berlin. 20. 2. 11. 

Nr. 459085. Spritze zur Injektion von Arsen- 
präparaten mit zweifach graduiertem Zy- 
linder zur exakten Ablesung des Quantums 
des eigentlich wirkenden Präparates. G. 
Haertel, Breslau. 9. 12. 10. 

42. Nr. 456515. Extraktionsapparat mit be- 
sonderem Umhüllungsrohr. P. Altmann, 
Berlin. 22. 2. 11. 

Nr. 456 910. Kohlensäuregasprüfer. 
Minden. 22. 2. 11. 

Nr. 457 782. Maßtrichter für 
mit außen angebrachter Skala. 
Hamm. 26. 2. 11. 

Nr. 458214. Quecksilber-Luftpumpe. H.Bauer, 
Berlin. 25. 11. 10. 

Nr. 459 218. Maximum-Minimum-Thermometer 
mit röhrenförmigem Unterteil. P. Alt- 
mann, Berlin. 8.3. 11. 

64. Nr. 457 798. Vorrichtung zum Festhalten 
von Glasstöpseln in Glasflaschen. F. Hoff- 
mann-La Roche & Co., Grenzach. 2. 3. 11. 


W. Noll, 


Flüssigkeiten, 
Fr. Wiese, 


— — 


82 ER LE ate ee Mochaniker-Zig. 
Gewerbliches. Anmeldung zur Pflichtfortbildungs- 


Bedarf an wissenschaftlichen 
Apparaten und sonstigen Lehr- 
materialien in Spanien. 

Durch ein Königliches Dekret vom 17. März 
ist, wie das Kaiserl. Konsulat in Madrid mit- 
teilt, die Schaffung einer aus 15 Mitgliedern 
bestehenden Kommission angeordnet worden, 
welche den Namen Instituto del material 
cientifico führt und mit dem Unterrichts- 
ministerium (Ministerio de Instruccion 
publica y Bellas Artes) verbunden ist. 

Dieser Kommission sind seitens der Lehr- 
anstalten des Landes im laufenden Jahre bis 
zum 1. Mai, in den folgenden Jahren bis zum 
Jahreschluese die Gesuche um Zuweisung der 
für Unterrichtszwecke erforderlichen wissen- 
schaftlichen Apparate und sonstigen Lehr- 
materialien einzureichen; die Kommission hat 
alsdann für Beschaffung, Verteilung und Zu- 
weisung dieser Gegenstände, — die, soweit sie 
aus dem Auslande eingehen, zollfrei zugelassen 
werden —, zu sorgen. 

Der Bedarf des Landes erreicht im laufen- 
den Jahre den Betrag von 500 000 Peseten. 

Ein Ausschnitt aus der Gaceta de Madrid, 
in der das genannte Dekret sich befindet, liegt 
während der nächsten drei Wochen im Bureau 
der „Nachrichten für Handel und Industrie“ 
(Berlin W 8, Wilhelmstr. 74 III, im Zimmer 154) 
zur Einsichtnahme aug und kann inländischen 
Interessenten auf Antrag für kurze Zeit über- 
sandt werden. Die Anträge sind an das ge- 
nannte Bureau zu richten. Auch von der 
Geschäftsstelle der D. G. f. M. u. O. können 
Abschriften dieses Auszuges bezogen werden. 


Optiker-Fachschule in London. 
Nature 86. S. 93. 1911. 

Der Londoner Grafschaftsrat wird sich 
demnächst mit den Vorschlägen seiner Unter- 
richtskommission zur Errichtung eines Instituts 
für technische Optik befassen und soll für die 
Kosten des Gebäudes und der inneren Aus- 
rüstung 750 000 M bewilligen. Die Besucher 
sollen in Tages- und Abendklassen in allen 
theoretischen und praktischen Disziplinen — 
wie allgemeine und physiologische Optik, Bau, 
Prüfung und Justierung optischer Instrumente, 
werkmäßige Herstellung von Linsen und 
Zeichnen — unterrichtet werden. Der Tages- 
unterricht soll die Lehre ersetzen, in den 
Abendklassen soll den Angestellten optischer 
Geschäfte Gelegenheit geboten werden, ihre 
Kenntnisse in wissenschaftlicher und technischer 
Hinsicht zu ergänzen. l G. 


schule in Berlin. 

In letzter Zeit sind wiederholt fir Meister 
daraus Schwierigkeiten erwachsen, daß sie 
Lehrlinge erst nach Ablauf der Probezeit zum 
Besuch der Pflichtfortbildungsschule angemeldet 
hatten. Aus diesem Anlaß macht der Vorstand 
der Handwerkskammer darauf aufmerksam, daß 
die Lehrlinge, soweit sie überhaupt fortbildungs- 
schulpflichtig sind, es vom ersten Tage der 
Lehre ab sind und daß bei Unterlassung der 
Meldung die im Ortsstatute angedrohten Strafen 
verhängt werden können. 


Die Fachkurse für Feinmechaniker im 
Städtischen Gewerbesaale zu Berlin (Hinter 
der Garnisonkirche 2), die Hr. Ing. F. Lindenau 
abhält, beginnen erst am 21. April (vgl. vor. 
Heft S. 73). | 


Zolitarif-Entscheidungen. 
Neuseeland. 


Schaltbretter, enthaltend Stromunterbrecher, 
Rheostat, Amperemeter und Voltmeter, wenn 
mit einem X-Strahlen-Apparat zusammen ein- 
geführt und einen Teil davon bildend — 
T.-Nr. 287 — . Beta RE + frei. 
Frankreich. 

Ärztliche Thermometer. Seit dem Inkraft- 
treten der Zolltarifnovelle vom 29. März 1910 
bestand eine Unsicherheit darüber, ob ärztliche 
Thermometer nach Tarif-Nr. 634c, Absatz 3 
(Alkoholometer, Aräometer, Densimeter, Ther- 
mometer, Manometer — Zollsatz 200 Frank 
„Mindesttarif“ für 100 kg) oder nach Tarif-Nr. 635c, 
Absatz 2 (Apparate und Instrumente, die in 
der Medizin, Chirurgie und Tierheilkunde ver- 
wendet werden, — Zollsatz 600 Frank „Mindest- 
tarif“ für 100 kg) zu verzollen sind. Zur Be- 
seitigung dieser Zweifel haben die Minister 
für Handel und für Finanzen entschieden, daß 
fortan kein Unterschied gemacht werden soll 
zwischen Thermometern zum ärztlichen und 
solchen zu anderem Gebrauch und Thermo- 
meter beider Art demgemäAß ausnahmslos nach 
Nr. 634 c behandelt werden. 


Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. 


Elektrochemische Apparate, dem Hauptwert 
nach aus Glas, das in einer Form oder sonstwie 
geblasen ist, sind nach $ 98 des Tarifs mit 
60 v. H. des Wertes zu verzollen, auch wenn 
sie in einzelnen Teilen eine geringfügige Ver- 
bindung mit Platin aufweisen. Die Zollfreiheit 
nach § 653 der Freiliste ist auf Apparate für 


Heft 8. 
15. April 1911. 


chemische Zwecke und Teile davon beschränkt, 
die ganz oder im wesentlichen aus Platin be- 
stehen. 

Kleine Vergrüßerungsglüser, aus gegossenen 
Glaslinsen von etwa 1½ Zoll Durchmesser in 
Weißblechrahmen mit billigen Holzstielen be- 
stehend, sollen laut Entscheidung der General 
Appraiser nicht als optische Instrumente ange- 
sehen, und weil sie nach ihrer Ausstattung 
und ihrem Preise usw. nicht zu Gebrauchs- 
zwecken geeignet und bestimmt erscheinen, als 
Spielzeug nach § 431 des Tarifs (35 v. H. des 
Wertes) verzollt werden. 


— — 


Kleinore Mitteilungen. 


Radiumfunde in Süd -Australien. 
Nachr. f. Handel u. Ind. Jan. 1911. 


Dr. Douglas Mawson, Privatdozent für 
Mineralogie an der Universität in Adelaide, 
hat auf einer Forschungsreise in das Innere 
Süd-Australiens eine Entdeckung gemacht, die 
allgemeines Aufsehen erregt. Er berichtet: 

„Ganz im Mittelpunkte der vorkambrischen 
Zone erhebt sich zackig und fast pfadlos Mount 
Paynter, einer der höchsten Berge in Süd- 
Australien, an dem einen Ende eines sich in 
westnordwestlicher Richtung erstreckenden, 
erzdurchsetzten Gebirgskammes. Der größte 
Teil dieses ausgedehnten Ganges ist von 
manganhaltigem Eisenstein bedeckt, der ihn 
so hervortreten läßt, daß man seine Windungen 
für volle 5 km mit den Augen verfolgen 
kann. Beine Seiten haben zahlreiche Klüfte, 
die Amethyst und Rauchtopas zeigen. An dem 
östlichen Ende sind Spuren von Kupfer zu 
sehen, während man bei weiterem Vordringen 
nach Westen auf Blei stößt. Geht man in 
dieser Richtung noch weiter, so trifft man auf 
der einen Seite auf eine 20 m breite Baryt- 
ader, die mit dem Hauptgange parallel verläuft. 
Flußspat, tief violett oder hellgrün oder zu- 
weilen auch rosa gefärbt, findet sich hier in 
großen Mengen, eingelagert in eine zutage 
liegende eisenhaltige Schicht. Hämatit, Magnet- 
eisenstein und Manganoxyd sind die Haupt- 
bestandteile dieser letzteren Schicht, deren 
zellenfürmige Löcher darauf hindeuten, daß ein 
in dem unter Wasserhöhe liegenden Teile 
des Ganges enthaltenes Mineral ausgelaugt 
worden ist. 

In der zutage liegenden Schicht des er- 
wähnten großen Ganges fand sich auf 2,5 km 
Uran und zwar in beträchtlichen Mengen. 
Dieser Teil des Ganges ist big zu vielen Metern 


Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preislisten. 83 


Br er nn — at. Em Sr ths aoe 


breit und erhebt sich bis zu 300 m über die Sohle 
des anstoßenden Tales. Dafür, daß er auch in 
die Tiefe geht, zeugen seine rissige Natur, die 
sich an beiden Seiten zeigenden Gürtel zer- 
mahlenen Gesteins und der Schlich, der sich 
in auffallender Weise in einige Teile des 
Ganges hineinzieht; weitere Beweismittel dafür 
sind die Länge und Regelmäßigkeit des Ganges 
und die senkrechten Wände der zeitweilig 
recht tiefen Abgründe. 

In Anbetracht der Preise, die heute für 
Uran und Radium bezahlt werden, scheint die 
Entdeckung von großer Bedeutung zu sein. 
Es sind daher Vorkehrungen getroffen worden, 
sie weiter zu verfolgen und die Herstellung 
von Radium aufzunehmen“. 

In einer späteren Äußerung weist Dr. 
Mawson darauf hin, daß der kommerzielle 
Wert der Entdeckung nicht erwiesen sei, 80- 
lange nicht eine vollständige Analyse der Erze 
vorgenommen worden sei. Die gesamte Radio- 
aktivität einiger größerer mitgebrachter Muster 
ließe, so führt er weiter aus, vorausgesetzt daß 
sie allein auf Uranium zurückzuführen sei, auf 
die Gegenwart von 1°/, dieses Minerals schließen. 
Neuere Untersuchungen hätten indessen gezeigt, 
daß auch Monazit, eine Thoriumverbindung, 
darin enthalten sei. Sollte eich das bestätigen, 
dann würde der Urangehalt natürlich geringer 
sein, als man zuerst erwartet habe. 


Das metrische System in englischen 
Schriften. 

Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. 11. S. 108. 1911. 

Eine Anzahl technischer Körperschaften 
Amerikas, darunter das American Institute 
of Electrical Engineers, haben empfohlen 
bezw. bestimmt, daß bei sämtlichen Veröffent- 
lichungen hinter das englische Maß das ent- 
sprechende metrische Maß in Klammern anzu- 
fügen ist. G. 


— — 


Bücherschau u. Preislisten. 


H.M. Hobart, Elektrizität. Autorisierte deutsche 
Übersetzung von Dr. C. Kinzbrunner. 
8°. 163 S. mit 106 Fig. u. 3 Tf. Stuttgart, 
Deutsche Verlagsanstalt 1911. Geb. 4 M. 

Das Werk verdankt seine Entstehung 
einer Reihe von populären Vorträgen vor 

Abendschülern einer technischen Schule in 

England. Es behandelt in 12 Kapiteln: Die 

„Erzeugung“ und Fortleitung der Elektrizität 

nebst Leitungsmaterialien, die Energie, die 

Elektrizität, die Gleichstromelektrizität, das 


84 Bücherschau und Preislisten. 


magnetische Feld, die Wechselstromelektrizität, 
die Selbstinduktion, den magnetischen Kreis 
und die Isolationsmaterialien. Der Übersetzer 
nimmt für das Buch besonders den Vorzug in 
Anspruch, daß es sich von der konventionellen 
Art der Einführung frei gemacht hat. Das ist 
allerdings der Fall, aber das ganze Buch 
leidet nun an Verwirrung. Schon für dieReihen- 
folge der Kapitel läßt sich kein Grund finden. 
Sodann werden Elektrizität und elektrische 
Energie fortwährend durcheinandergeworfen. 
Gleich der erste Satz des Buches: „Elektrizität 
ist eine bekannte Energieform“ ist falsch: 
Elektrizität ist genau so wenig eine Energie- 
form wie Wasser; dagegen repräsentieren 
Wassermenge x Höhendifferenz und Elektrizitäts- 
menge x Spannung eine Energie. 

Das Kapitel V, in dem man etwas über das 
Wesen der Elektrizität zu erfahren hofft, und 
wieviel Wichtiges ist heute darüber zu sagen, 
enttäuscht sehr. Die Überschriften der Kapitel VI 
und IX „Gleichstromelektrizität“ und „Wechsel- 
stromelektrizität“ sind Wortbildungen, die besser 
vermieden werden, weil sie nicht logisch sind: 
die Elektrizität wechselt nicht, sondern die 
Spannung und der Strom. S. 105 steht: „Aus 
diesem Grunde wird die Wechselstromarbeit 
häufig in „Voltampere“ statt in „Watt“ aus- 
gedrückt“. Voltampere stellt aber keine Arbeit 
dar. Bei fast allen Erörterungen der Wechsel- 
stromgesetze fehlen die Gründe; man soll ein- 
fach glauben, was gesagt wird. Ferner ver- 
mißt man vollständig die Kapazität, die doch 
wohl ebenso wichtig ist, wie die Selbstinduk- 
tion. Überhaupt führt der Titel des Werkes 
über seinen Inhalt irre. Der Übersetzer sollte 
wissen, daß man in Deutschland nicht von 
Tungstenlampen sondern von Wolframlampen 
redet. 

Daß man wegen dieser Unklarheiten in den 
Grundlagen den Anfänger vor dem Buche 
warnen muß, ist um so mehr zu bedauern, als 
. e8 in rein technischen Dingen gute Rechnungs- 
beispiele, ausführliche Anleitungen und sehr 
sorgfältige Kurventafeln und Tabellen enthält, 
die vorzüglich zu der wichtigsten aller Tätig- 
keiten, der eigenen produktiven Durcharbeitung, 
anregen. Deshalb mag das Buch dem, der der 
Grundlagen der Elektrizitatslehre sicher ist, 
doch gute Dienste leisten. G. 8. 


C. Kohlmann, Fabrikschulen. Eine Anleitung 
zur Gründung, Einrichtung und Verwaltung 
von Fortbildungaschulen für Lehrlinge und 
jugendliche Arbeiter. 80. VIII, 148 S. 
Berlin, J. Springer 1911. 3,60 M. 

Der Verfasser, von Beruf Kaufmann und 
durch langjährige Lehrerfahrung an Werk- 
schulen mit ihrer Organisation vertraut, will 
den Leitern industrieller Werke die Unterlagen 


Nentsche 
Mechaniker-Ztg. 


für die zweckmäßige Ausgestaltung solcher 
Schulen bieten. Das ist in dem Buch mit einer 
Gründlichkeit geschehen, welche dem Werk- 
inhaber ermöglichen dürfte, die Einrichtung 
einer Werkschule mit sicherer Aussicht auf 
Erfolg vorzunehmen. Unseren Leserkreis 
werden vor allem diejenigen Ausführungen in- 
teressieren, welche sich mit der Ausbildung 
gewerblicher Lehrlinge befassen. Fordern 
diese Ausführungen hie und da zur Kritik 
heraus, so darf man das wohl nicht als Nachteil 
betrachten. So wird als geeignetste Verteilung 
der Arbeit an den Werkschulen angesehen, 
daß man einen Berufslehrer als Leiter, Fabrik- 
beamte als Hilfslehrer verwendet. Es dürfte 
sich aber wohl nicht immer empfehlen, mit 
dem Verfasser so weit zu gehen, daß man dem 
Berufslehrer auch die Kontrolle über den Gang 
der praktischen Ausbildung anvertraut. Wer 
ferner die Lehrpläne des Buches einer 
Durchsicht unterzieht, wird sich kaum der 
Ansicht verschließen können, daß die Stoff- 
auswahl in einzelnen Fächern zu umfangreich 
ist, selbst für eine 4-klassige Werkschule mit 
durchschnittlich 7 Wochenstunden pro Klasse. 
Auch die finanzielle Seite der Werkschulen 
wird eingehend behandelt. Die Schulen sollen 
sich zum größten Teil aus den pekuniären 
Leistungen der Volontäre erhalten. In dem 
angeführten Musteretat sind die Unterrichts- 
honorare (1 M für die Zeichenstunde, 2 M für 
die Unterrichtsstunde in den übrigen Fächern) 
so niedrig bemessen, daß es schwer halten 
wird, dafür Lehrer von so ausgezeichneter 
Qualität zu finden, wie sie der Verfasser mit 
Recht fordert. Wenigstens ist es wohl nicht 
zweckmäßig, in der Vorrede die Berufslehrer 
auf die „gute neue Einnahmequelle“ aufmerk- 
sam zu machen, die sich ihnen in den Werk- 
schulen erschließt. 

In allen Fragen, mögen sie pädagogischer 
oder verwaltungstechnischer Art sein, wird das 
Buch den Rat suchenden befriedigen. G. 


E. Baumgartner, Übungen im Skizzieren elek- 
trischer Schaltungen. Heft 1 u. 3. Einfache 
Schwachstromanlagen (1. u. 2. Stufe). Heft 2 
u. 4. Einfache Starkstromanlagen. (1. u. 


2. Stufe). Folio. Je 9 Taf. mit Begleit- 
worten. Karlsruhe, G. Braun 1911. Geh. 
je 0,90 M. 


Das kleine Skizzenbuch ist für den Schul- 
und Selbstunterricht der Angehörigen solcher 
Berufe bestimmt, welche gelegentlich derartige 
Anlagen ausführen oder verbessern müssen, 
also nicht für berufsmäßige Elektrotechniker. 
Es ist deshalb auch geringe Fertigkeit im 
Zeichnen vorausgesetzt. Die Anordnung des 
zweckmäßig beschränkten Stoffes ist gut. 


G. 


Heft $ 


Bücherschau und Preislisten. 


85 


15. April 1911 E 
M. Hofmann, Handbuch der praktischen 
Werkstatt - Mechanik. (Bd. 5 von Hart- 


lebens mechanisch-technischer Bibli- 
othek.) 2. Aufl. 8° XVI, 176 S. mit 140 Abb. 
Wien und Leipzig, A. Hartleben 1910 
4.50 M. 

Die erste Auflage des Buches ist in dieser 
Zeitschrift 1896. S. 34 bereits besprochen worden. 
Von den damals gemachten Verbesserungsvor- 
schlägen hat bei der Neuauflage keiner Berück- 
sichtigung gefunden; es wird daher auch kein 
Interesse haben, die Ausstellungen eingehend 
zu wiederholen. Es mag nur erwähnt werden, 
daß das Buch noch ebensoviel unnötige Ab- 
bildungen enthält wie früher. Durch Einfügung 
der Beschreibung einer Leitspindelbank ist es 
etwas umfangreicher geworden. Als Beispiel 
ist natürlich eine solche mit englischer 
Steigung gewählt. Die Metalle sind noch 
immer unter dem Sammelbegriff „Isolier- 
materialien“ besprochen. @. 


P. Menert, Linear- und Projektionszeichnen 
tür gewerbliche Fachschulen. 2. Heft. Pro- 
jektionszeichnen II (Darstellende Geometrie.) 
80. IV, 54 S. mit 86 Fig. Essen, G. D. 
Baedeker 1910. 1,40 M. 


Preislisten usw. 


Emil Basch A.-G. Optische Industrie (Ra- 
thenow), Projektions - Objektive, Objektive 
für Vergrößerungsapparate, Kondensoren. 
80. 27 S. mit vielen Illustr. 1911. 

Dieses Verzeichnis über Lichtbild - Optik 
ist sehr reichhaltig. Wenn man die Zusammen- 
stellung für die Wahl des Objektives für einen 
bestimmten Zweck durchsieht, so findet man 
keinen Wunsch unerfüllt. An erster Stelle 
möchte ich die Einführung des Glaukar - Ob- 
jektives erwähnen. Es entspricht dem Typus 
der von H. Dennis Taylor konstruierten 
Cooke Linse in der lichtstarken Abänderung. 
Hr. Martin hat aber seine Helligkeit von f: 4,5 
bis auf f: 3,1 gesteigert, so daß es sich auch 
für episkopische Projektion und, was sehr 
wichtig, für das Arbeiten mit ausgedehnten 
Lichtquellen eignet. Das Bildfeld ist sehr gut 
anastigmatisch geebnet, vor allen aber fällt 
auch hier wieder die Brillanz des Bildes auf. 
Die drei einzelnen Linsen stehen verhältnis- 
mäßig eng nebeneinander. Abgesehen von 
dem Fehlen der Kittschichten und der geringen 
Absorption im Glase hat das Objektiv also 
noch den Vorteil einer bei der Projektion 
sicherlich nicht mehr in Betracht kommenden 
Vignettierung. Da es auch für Photographie 
mit großem Nutzen verwertet werden kann, so 
ist es sehr zu empfehlen. 

Die übrigen Projektionsobjektive sind von 
bekannter Art. Die 


finden zweckmäßig bei photographischer Ver- 
größerung und Projektion mit punktformiger 
Lichtquelle Verwendung; für größere Licht- 
stärke, also z. B. bei Projektion in auffallendem 
Lichte, sind die Porträt- Doppelobjektive nach 
Petzval vorzuziehen. Auch die Kombination 
mehrerer Brennweiten in Sätzen ist sehr 
beliebt, zumal die Anschaffungskosten gering 
sind. Für ausgedehnte Lichtquellen wird noch 
ein extra lichtstarkes Objektiv, Modell W, ohne 
anastigmatische Korrektion angeführt, an das 
selbstverständlich nicht so hohe Ansprüche 
wie an das Glaukar zu richten sind. Zur 
Projektion auf große Entfernungen nimmt man 
zweckmäßig die Leukare, die zwar nur aus 
einer zweiteiligen Linse bestehen, trotzdem 
aber das Format 9x12 cm infolge ihrer langen 
Brennweite gut decken. 

Für kinematograpbische Projektion sind 
2 Serien vorgesehen, von denen die licht- 
stärkere den großen Linsendurchmesser von 
47 mm besitzt und damit auch allen Ansprüchen 
beim Arbeiten mit breiten Lichtquellen genügt. 

Was die Kondensoroptik betrifft, so ist es 
als ein wesentlicher Vorteil zu bezeichnen, daß 
alle Kondensorlinsen bis 160 mm Durchmesser 
aus farblosem Jenaer Kronglase hergestellt 
werden, im Gegensatze zu dem sehr stark ab- 
sorbierenden, gewöhnlichen grünen Glase, aus 
dem die meisten anderen Kondensorlinsen her- 
gestellt werden. Die Vorzüge der Bajonett- 
fassung aus Messing für die Linsen sind 
bekannt. 

Besonders angenehm ist die übersichtliche 
Anordnung und der häufige Hinweis auf den 


praktischen Gebrauch in diesem Preisver- 

zeichnis. Die Güte der Ausführung aller 

Teile, optischer wie mechanischer, ist bekannt. 
Harting. 


Gustav Heyde (Dresden - A., Friedrichstr. 18). 
Preialiste V. Teilmaschinen und Hilfsinstru- 
mente. 8°. 35 8. mit Illustr. 1911. 

Besprechung wird in der Zeitschr. f. 

Instrkde. erfolgen. 


Physikalisch - mechanisches Institut von Prof. 
Dr. M. Th. Edelmann & Sohn, München, 
Mitteilung Nr. 8. Einfache Prazisions-Schul- 
apparate. 8° 31 S. mit 31 Abb. 

Die Mitteilung bringt Beschreibung und 
Abbildung von 38 Apparaten, die zumeist dem 
Unterricht in der Elektrizitätslehre dienen. 
Es werden angezeigt mehrere Drehspulen- und 
Drehmagneten- Galvanometer, ein Elektroskop, 
Ableseapparate, Stöpselrheostate, Meßbrücken 
mit Zubehör, Stromschlüssel und Kommutator, 
runde Glimmer- und Papierkondensatoren, ein 


Porträt- Aplanate f:6 ı Kupfervoltameter, ein Meßapparat (für Tempe- 


Deutsche 


86 ot singen und Preislisten. — Patentschau. Mechanlker- Zig 


raturkoeffizienten von Leitungsmaterialien, | Ubersichtlichkeit ihrer Konstruktion für den 
außerdem ein kleiner Projektionsapparat, ein | Gebrauch an diesen Schulen recht geeignet; 
Vorlesungsapparat zur Demonstration des freien | und da aus den in der Beschreibung gemachten 
Falles und eines Sekundenpendels, ein Apparat | Angaben über die Empfindlichkeit hervorgeht, 


für Staubfiguren und eine Galtonpfeife. daß trotz mäßigem Preise eine große Präzision 
Die Apparate sind für Mittelschulen bestimmt | erreicht ist, so sind diese Apparate wohl zu 
und erscheinen wegen der Einfachheit und |! empfehlen. Professor E. T. 
& 


Patentscha u. 


— — 


Feste Lehre, dadurch gekennzeichnet, daß das Lehren- 
maß durch Präzisionskugeln, die mit Haltern verbunden sind, 
gebildet wird. R. Conrad in Berlin- Wilmersdorf. 12. 8. 1908. 
Nr. 224 150. Kl. 42. 


1. Schleifvorrichtung zur Herstellung 
von genauen Gewinden mittels umlaufender 
Schleifscheibe, dadurch gekennzeichnet, daß die 
Schleifflächen ¢¢' der der Steigung des Ge- 
windes entsprechend schräg gestellten Schleif- 
scheibe in dieser schrägen Arbeitsstellung durch 
einen mit der Schleifvorrichtung verbundenen Di- 
amanten abgedreht werden. 

2. Schleifvorrichtung nach Anspr. 1, 
dadurch gekennzeichnet, daß die Schleifflächen 
tet! der Schleifscheibe in der schrägen Arbeits- 
stellung durch einen mit der Schleifvorrichtung 
verbundenen, in der durch die Schwingachse des 
Schleifscheibenträgers und die Werkstückachse 
festgelegten Ebene gradlinig geführten Diamanten 
abgedreht werden, so daß sie in den Achsenebenen 
der Schleifscheibe kurvenförmige Durchdringungs- 
linien aufweisen. L. Löwe&Co. in Berlin. 12. 11. 
1908. Nr. 223 722. KI. 67. 


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Z 


— 
7 
4 
2 


í 
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Interferenzapparat zur Prüfung 
der Hörschärfe, bestehend aus einer mit 
seitlichen Abzweigungen kommunizierenden 
Röhre, dadurch gekennzeichnet, daß die in 
den abgezweigten Nebenröhren beweglichen 
Stempel fest miteinander verbunden sind, 
so daß sie gleichzeitig und meßbar ver- 
schoben werden können. E. Waetzmann in Breslau. 5. 1. 1910. Nr. 224030. Kl. 30. 


1. Elektrische Isolation für Spulen, dadurch gekennzeichnet, 
daß ein besonderes Rohr aus isolierendem Material den Spulenkörper so 
umgibt, daß die Enden des Rohres seitlich zur Achse des Spulenkörpers 
liegen. 

2. Ausbildung des Rohres nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, 
daß dasselbe zweiteilig ausgeführt ist mit sich gegenseitig überlappenden 
Seitenwänden. F. Lilienthal in Cöln. 11. 9. 1909. Nr. 224 169. Kl. 21. 


Röntgenröhre und ähnliche Apparate, gekennzeichnet durch die Verwendung eines 
Lithiumboratglases, das mindestens 95 % eines Gemisches aus Lithiumborat und Borskure enthlt, 


Heft 8. 
15. April 1911. l Patentschau. 7 7 E a, 87 


dem vorteilhaft 2 bis 5% eines Metalloxydes, vorzugsweise Berylliumoxyd, zugegeben sind. 
A. F. Lindemann u. F. A. Lindemann in Sidholme, Engl. 15. 4. 1908. Nr. 223654. KI. 21. 


Vorrichtung zur Bildung eines Bodens 
an beiderseits offenen Glashohlkörpern durch 
Zuschmelzen, besonders bei der Herstellung von 
Glasgefäßen nach Dewar, mit drehbarem Halter 
für den Glashohlkörper inmitten eines Kreises von 
quer zur Drehachse gerichteten Stichflammen- 
brennern, dadurch gekennzeichnet, daß der Halter 
in einem drehbaren Lager 5 verschiebbar gehalten 
ist und mittels eines vorzugsweise unter der 
Wirkung einer Feder aufwärts strebenden He- 
bels 31 auf und nieder bewegt werden kann, 
Thermos-A.-G. in Berlin. 11.6. 1908. Nr. 224 035. 
KI. 32. 

Vorrichtung zur Bildung eines Bodens 
an beiderseits offenen Glashohlkörpern durch 
Zuschmelzen, besonders bei der Herstellung von 
Glasgefäßen nach Dewar, mit drehbarem Halter 
fir den Glashohlkérper inmitten eines Kreises von 
quer zur Drehachse gerichteten Stichflammen- 
brennern, dadurch gekennzeichnet, daß der Halter 
samt dem Brennerkreis so an einer wagerechten 
Schwenkachse angeordnet ist, daß der Glashohl- 
körper ohne Unterbrechung seiner Drehung und 
Erhitzung hin und her geschwenkt oder ganz 
umgekehrt werden kann. Dieselbe. 11. 6. 1908. 
Nr. 224 397. Kl. 32. 


Verfahren zur Herstellung von Hohl- 
glaskörpern aus Metall mit Auskleidung aus 
Quarzgut, dadurch gekennzeichnet, daß die Quarz- 
gutauskleidung auf der gewünschten Fläche der 
fertigen metallenen Hohlkörper durch Blasen des 
geschmolzenen Quarzes erzeugt wird. M. Henß 
in Soden i. Taunus. 10. 10. 1909. Nr. 224398. Kl. 30. 


d, —— as 


m un = ay STILT | 
PEPR elie 
| ix g 


Stetig veränderlicher Kondensator, ge- 
kennzeichnet durch eine Vereinigung zweier 
Drehplattenkondensatoren zu einer derartigen 
Anordnung, daß die beweglichen Plattengruppen 
in der Stellang der geringsten Kapazität einen 
gemeinsamen Raum einnehmen. C. Lorenz in 
Berlin. 18. 2. 1910. Nr. 224249. Kl. 21. 


1. Vorrichtung zur Messung der Härte von Röntgenstrahlen durch die Einwirkung 
der Röntgenstrahlen auf eine Zelle aus Selen oder ähnlichem, den elektrischen Widerstand unter 
Einfluß von Belichtung ändernden Material, dadurch gekennzeichnet, daß das Zusammenwirken 
der durch Bestrahlung verursachten Widerstandsänderung der Zelle mit einer Vorrichtung, deren 
Strahlendurchlässigkeit von Stelle zu Stelle stetig oder unstetig sich ändert, das Maß für die 
Strahlenhärte abgibt. 

2. Härtemesser nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Widerstands- 
änderung der strahlenempfindlichen Zelle eine gegenseitige Lageveränderung von Zelle und 
Vorrichtung mit veränderlicher Strahlendurchlässigkeit hervorgerufen wird. 

3. Härtemesser nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung von ver- 
Anderlicher Strahlendurchlässigkeit mit einem Drehspulsystem zwangläufig verbunden ist, welches 
durch einen die strahlenempfindliche Zelle durchfliefenden elektrischen Strom in Drehung 


versetzt wird. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


R8 


Patentschau. — Vereinsnachrichten. 


4. Härtemesser nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Widerstandsänderung 
der strahlenempfindlichen Zelle durch das Fluoreszenzlicht eines zwischen Röntgenröhre und 
Zelle angeordneten Leuchtschirms vergrößert wird. R. Fürstenau in Charlottenburg: 
25. 7. 1909. Nr. 224114. KI. 21. 


Luftmanometer nach Mac-Leod, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß das Quecksilberstandrohr als ein um eine horizon- 
tale Achse drehbares, schraubengangförmig gewundenes Rohr 
ausgebildet ist, welches in ein radial gerichtetes U-Rohr aus- 
läuft. U. v. Reden in Straßburg i. E. 26. 4. 1908. Nr. 223 780. 
KI. 42. 


Winkelspiegel aus zwei versilberten Glasplatten, die 
auf einem Zwischenglied befestigt sind, dadurch gekennzeichnet, 
daß das Zwischenglied ungefähr dasselbe Wärmeleitvermögen 
wie die Platten besitzt. C. Zeiß in Jena. 23. 3. 1909. Nr. 224 239. 
Kl. 42. 


— — — — 


Vereins nachrichten. 


Die nächste Sitzung des Haupt- | um dort ihr Gehilfenstück anzufertigen. 
vorstandes findet am Donnerstag, den Während der gesamten Lehrzeit müssen die 
27. April, im Hause des Vereins deutscher Lehrlinge eine Schule besuchen, an der sie von 


Ingenieure (Berlin NW7, Charlottenstr. 43) Ingenieuren der Firma unterrichtet werden; 
statt. die Schulstunden fallen in die Arbeitszeit, so 


— daß die jungen Leute die ganze übrige Zeit 
für sich verwenden können, da sie vom Be— 


D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin, E. V. suche der Pflichtfortbildungsschule befreit sind. 
Sitzung vom 11. April 1911. Vorsitzender: Die Erfahrungen, die die Firma mit ihrem Vor- 
Hr. W. Haensch. gehen gemacht hat, sind die allerbesten und 

Die Sitzung war sehr stark besucht, insbe- | lassen es sogar für kleinere Betriebe ratsam 
sondere war eine größere Zahl von Fachlehrern | erscheinen, sich zusammenzutun, um eine 
anwesend. Lehrwerkstatt gemeinsam zu unterhalten. 

Hr. Dipl.-Ing. R. v. Voß und Hr. Ing. Leifert Hierauf führte Hr. Leifert an der Hand 
sprachen über die theoretische und praktische | zahlreicher Diapositive den praktischen Lehr- 
Ausbildung von Mechanikerlehrlingen bei der | gang des ersten Jahres vor. Von den Lehr- 
Firma Siemens & Halske. Hr. v. Voß legte | lingen angefertigte Zeichnungen und Arbeits- 
zunächst die Gründe dar, aus denen die Firma [stücke lagen aus und erregten die uneinge: 
8. & H. wie viele andere große Fabriken sich | schränkte Anerkennung der Anwesenden. 
veranlaßt sah, eiue eigene Lehrlingswerkstatt An die Vorträge schloß sich eine sehr an- 
ins Leben zu rufen. Es werden am 1. April | geregte Diskussion, in deren Verlauf u. a. Hr. 
und 1. Oktober etwa 25 bis 30 Lehrlinge an- | Dr. B. Glatzel vorschlug, in Ahnlicher Weise 
genommen, die kein Lehrgeld zu zahlen | die jungen Leute auszubilden, die sich für das 
brauchen, wenn sie Söhne von Angestellten | Studium an der Technischen Hochschule vor- 
der Firma sind; andere junge Leute werden | bereiten; wenn es möglich ist, Knaben, die 
eingestellt, soweit noch Platz ist, für sie | von der Volksschule kommen, in einem Jahre 
beträgt das Lehrgeld 300 M. Die Stellen sind | so erstaunliche Fertigkeit und so tüchtige 
sehr gesucht und in der Regel schon 1 Jahr | Kenntnisse beizubringen, so würde ein Ahn- 
vorher vergeben. Die Lehrzeit ist 4-jährig; ! licher — naturgemäß passend abgeänderter — 
davon verbringen die jungen Leute das erste | Lehrgang dem angehenden Studenten viel 
Jahr in einer Lehrwerkstatt, die unter Leitung | fürderlicher sein, als das übliche Volontärjahr 
eines für diese Aufgabe besonders befähigten | in einer Fabrik. 

Meisters steht, dem mehrere Hilfskräfte unter- Aufgenommen wird Hr. Otto Muselius, 
stellt sind. Die jungen Leute kommen hierauf | Mechaniker am Physikalischen Institut der 
in den Betrieb und kehren 4 Monate vor | Universität; NW 7, Reichstagsufer 7 u. 8. 
Ablauf der Lehrzeit in die Lehrwerkstatt zurück, Bl. 


= 7,7 u a -- — — — pe en a _ Be 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke tn Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin,sSW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 9. 1. Mai. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum-Thermometer. 
Von H. F. Wiebe in Charlottenburg. 


Nachtrag. 


Bezüglich der von mir im vorigen Hefte S. 77 beschriebenen Konstruktionen 
der ärztlichen Maximum-Thermometer habe ich aus Fabrikantenkreisen zwei Zuschriften 
erhalten, die beide bestätigen, daß die Hickssche Maximumvorrichtung der Stiftvor- 
richtung vorzuziehen ist. Beide Firmen beabsichtigen, den Thermo- 
metern mit Hieksscher Vorrichtung in Zukunft wieder mehr Geltung zu 
verschaffen. 

Außerdem teilt mir Herr Carl Kellner, Thermometerfabrikant in 
Arlesberg bei Elgersburg, mit, daß die von mir besprochene kombinierte 
Konstruktion, Stab- liinschlußthermometer mit Hieksscher Verengung auf 
S. 78 (Fig. 6), seine Erfindung ist und ihm im September 1892 als Ge- 
brauchsmuster unter Nr. 8286 geschützt wurde. Die bezügliche Eintragung 
in die Liste der Gebrauchsmuster lautet: „Klasse 42. Nr. 8286. Maxima- 
Einsehluß - Thermometer mit starkem mit einer Verengung versehenen 
Halskapillarrohr. Carl Kellner in Arlesberg b. Elgersburg i. Th. 29. Sep- 
tember 1892“ 

Herr Kellner hat mir zwei Stück solcher Thermometer eingesandt, 
wonach deren Konstruktion genau mit der von mir beschriebenen über- 
einstimmt. Die Priorität für diese Erfindung kommt hiernach ohne Zweifel 
Herrn Carl Kellner in Arlesberg zu. Herr Kellner schreibt weiter, daß 
diese Thermometer sehr genau anzeigen, jedoch nur von guten, geübten 
Bläsern hergestellt werden können und ihr Preis infolgedessen etwas höher 
ist, als bei den gewöhnlichen; der Umsatz in diesen Thermometern sei 
freilieh nicht sehr groß, sie würden meist im Ausland gekauft, in Deutschland 
zur Zeit fast gar nicht. 

Da aber das Interesse an dieser Art Thermometer von neuem er- 
wacht ist, so möchte ich hier kurz noch einmal die besonderen Vorzüge 
ihrer Konstruktion hervorheben. Wie aus der Abbildung ersichtlich, besteht 
das Thermometer in seinem unteren Teil aus dem Gefäß und einem Stück 
Stabrohr, in dessen Kapillare eine Hickssche Verengung angebracht ist; 
der obere Teil des Thermometers besteht aus einem Einschlußrohr, welches 
das Kapillarrohr und die Skala umschließt. Die Hickssche Vorrichtung 
bietet den Vorteil, daß sie bei Abtrennung des Quecksilberfadens exakter 
funktioniert als die Stiftvorrichtung, und daß der abgetrennte Queck- 
silberfaden bedeutend kürzer ist als bei Stiftthermometern. Der kürzere 
Faden zieht sich aber bei der Abkühlung um einen geringeren Betrag 
zusammen, so daß demnach die Veränderung der Angaben bei den 
Hieksschen Thermometern nach dem Erkalten geringer ausfällt. 

Ferner ist die durch das Umhüllungsrohr geschützte Skala vor Zerstörung der 
Teilung dureh Flüssigkeiten oder Verwitterung bewahrt. Da das Thermometer oben 
zugeschmolzen ist und außen keine vertiefte Teilung oder Aufschriften hat, (so besitzt 


echaniker-Ztg. 


90 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. ,, Deutsche 


es die Eigenschaften eines aseptischen und bietet Bakterien keine Gelegenheit, sich 
festzusetzen. Auch ist noch zu erwähnen, daß vielen Personen die Ablesung der 
Stabthermometer Schwierigkeiten macht und sie daher Einschlußthermometer vorziehen. 

Alles in allem genommen, vereinigt die beschriebene Konstruktion die Vorzüge 
der Stab- und Einschlußthermometer in einem Instrument, ohne deren Nachteile auf- 
zuweisen. 

Ich möchte daher wünschen, daB sich recht viele Fabrikanten mit der 
Herstellung dieser Art Thermometer befassen, damit sie möglichste Verbreitung 
gewinnen. 

Des weiteren möchte ich den Thermometerfabrikanten empfehlen, auch die 
Fabrikation des „aseptischen“ Stabthermometers mit Hicksscher Verengung, wie es 
in Fig. 7 auf S. 78 des vorigen Heftes abgebildet ist, in größerem Umfang aufzu- 
nehmen, da diese Thermometer sicherlich zum Export nach solchen Ländern geeignet 
sind, in denen Stabthermometer bevorzugt werden. 


— = a 


Elektromedizinische und réntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 
Von Ing. Georg Heber in Berlin. 


Einleitung. 


Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Anwendung des elektrischen Stromes 
auf medizinischem Gebiet eine recht beschränkte. Zur Ausübung der damals schon 
bekannten Behandlungsmethoden genügten einfache, oft recht primitiv zusammenge- 
setzte Apparate. Eine aus mehreren kleinen Elementen bestehende Batterie diente mit 
wenigen Zusatzvorrichtungen dazu, um die Galvanisation zu ermöglichen. Ein einfacher 
Induktionsapparat, oft aber auch eine kleine magnetelektrische Rotationsmaschine, lie- 
ferten den Behandlungsstrom für die Faradisation. Um den i. J. 1854 von Middel- 
dorpf eingeführten Galvanokauter mit elektrischem Strom zu versorgen, diente eine 
aus großen Chromsäure-Elementen zusammengesetzte Tauchbatterie. Mit diesen wenigen 
Apparaten ist das Rüstzeug der damaligen Elektromedizin genügend gekennzeichnet. 
Allenfalls kann durch Hinzunahme einer Influenzmaschine älterer Bauart eine weitere 
Behandlungsmethode, die Franklinisation, angereiht werden. Aber damit ist auch der 
Apparatenbestand des Elektromediziners der guten alten Zeit wahrheitsgetreu angeführt. 

Inzwischen hat Äskulap eingesehen, daß er in dieser modernen, nach Fort- 
schritt und Erkenntnis strebenden Kulturepoche nicht immer mit seinem Schlangenstab 
durchkommt. Auch ihm imponierte unser elektrisches Zeitalter und die noch freie 
Hanı bemächtigte sich des Ziekzackblitzes, um seinen Jüngern neue Wege zu weisen. 
Es sind in den letzten Jahren recht verschiedenartige Wege beschritten worden, um 
den elektrischen Strom medizinisch und chirurgisch verwenden zu können. Einerseits 
ist es das außerordentliche Anpassungsvermögen des elektrischen Stromes, welches 
dahin geführt hat, eine große Anzahl von Apparaten und Hilfsvorrichtungen für thera- 
peutische und diagnostische Zwecke entstehen zu lassen; anderseits sind durch die 
Möglichkeiten, die Elektrizität in mannigfache Energieformen umzuwandeln, zahlreiche 
neue Anwendungsgebiete entstanden. 

Fast alle bis zur Gegenwart bekannten Wirkungen der Elektrizität finden eine 
medizinische Verwendung. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß verschiedene elek- 
trische Stromarten dem menschlichen Organismus direkt zugeführt werden, um auf 
diesem Wege als Heilfaktoren zu wirken. Die allgemeine Elektrotechnik erzeugt und 
verwendet hauptsächlich die als Gleichstrom, Wechselstrom und Drehstrom bezeich- 
neten Stromarten. Auf dem Gebiete der modernen Elektrotherapie kommt eine weit 
größere Anzahl von Stromarten in Betracht, welche mit besonderen Apparaten nur für 
diesen Zweck hergestellt werden und welche durch ihren verschiedenartigen Verlauf 
auch therapeutisch verschiedenartig wirken. Die spezielle Elektrotherapie ist also da- 
durch gekennzeichnet, daß elektrische Ströme direkt zu Heilwirkungen benutzt werden. 
Das weniger ausgedehnte Gebiet der Elektrodiagnostik ist durch die Verwendung einiger 
Stromarten für die Diagnostizierung verschiedener Nerven- und Muskelerkrankungen ge- 
nügend gekennzeichnet. 

Während auf dem speziellen Gebiet der Elektrotherapie die Elektrizität in 
mannigfachen Formen als Heilfaktor dem erkrankten Organismus zugeführt (wird finden 


t. 1 805 3 11. G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 91 


wir, daß das ziemlich weit ausgedehnte elektromedizinische Gebiet eine sehr große An- 
zahl von Apparaten benötigt, wo eine indirekte Verwendung der Elektrizität für dia- 
enostische und therapeutische Zwecke in Betracht kommt. Hierzu gehören alle Appa- 
rate der ziemlich umfangreichen elektromedizinischen Industrie, welche die Umwand- 
lung der Elektrizität in Licht, Wärme und Röntgenstrahlen, sowie in mechanische, che- 
mische und magnetische Energie ermöglichen. 

Hand in Hand mit der immer mehr um sich greifenden Verwendung der 
Elektrizität für medizinische Zwecke sind im Laufe der letzten Jahre Einrichtungen 
entstanden, welche oft nur dem auf diesen Gebieten tätigen Spezialisten bekannt sind. 
Der Konstrukteur von elektromedizinischen Apparaten und Röntgen-Instrumentarien hat 
eben ganz andere Aufgaben zu lösen, als der Konstrukteur von Apparaten der allge- 
meinen elektrotechnischen Praxis. Das wird aus der folgenden Darlegung ohne weiteres 
hervorgehen. Der Konstrukteur elektrischer Apparate wird bei seinen Dispositionen 
die Forderungen der Gegenwart und vor allen Dingen die Vorschriften des Ver- 
bandes deutscher Elektrotechniker zu respektieren haben. Wird dann die elek- 
trische Einrichtung der Allgemeinheit zugänglich gemacht und erfüllt sie die voraus- 
gesetzten Bedingungen, so ist damit die Aufgabe des Konstrukteurs gelöst. Andere 
Verhältnisse liegen bei der Konstruktion elektromedizinischer Apparate vor. Auch hier 
müssen die Forderungen des Tages und die Verbandsvorschriften zunächst respektiert 
werden. Dann müssen aber auch diejenigen Forderungen respektiert werden, welche 
der praktische Arzt geltend macht, der die Einrichtungen späterhin im Interesse seiner 
Patienten verwenden will. Es genügt dem Konstrukteur elektromedizinischer Apparate 
nicht, wenn er es dahin gebracht hat, daß sich in dem fertiggestellten Apparat die 
Elektrizität auch richtig und vorschriftsmäßig in Licht, Wärme oder in andere Energie- 
formen umsetzt. Jetzt kommt es noch darauf an, daß der elektromedizinische Apparat 
oder Teile desselben, die mit dem menschlichen Körper oft in innige Berührung 
kommen, die ernste ärztliche Forderung erfüllen, daß der erkrankte Organismus nicht 
etwa noch weiteren Schaden erleidet, sondern seiner Gesundung entgegengeführt wird. 
In der elektromedizinischen Praxis müssen Arzt und Konstrukteur sehr häufig an die 
Lösung bestimmter Aufgaben gemeinsam herantreten. In richtige Bahnen gelenkt und 
in diesen erhalten, erscheint der elektrische Strom harmlos und jederzeit dienstbereit, 
dem Arzt die Diagnose und Therapie zu erleichtern. Tückisch und gefahrbringend 
kann diese Energie aber werden, wenn ihre Eigenart vom Konstrukteur elektro- 
medizinischer Apparate nicht sorgfältig respektiert wird. Es sind darum ganz selbst- 
verständliche Forderungen, die der praktische Arzt bei der Benutzung eines elektro- 
medizinischen Apparates stellt. Die erste Forderung lautet: Betriebssicherheit, damit 
im kritischen Augenblick, unter Umständen bei einem operativen Eingriff, der Apparat 
nicht versagt. Die zweite Forderung: Zweckmäßigkeit, diese bezogen auf die Eigenart 
des erkrankten menschlichen Organismus; er soll durch elektrische Ströme direkt oder 
indirekt gesunden. Drittens aber wird die Einfachheit in der Handhabung des Appa- 
rates ebenfalls zu berücksichtigen sein. Komplizierte Einrichtungen mit umständlichen 
Schaltvorrichtungen werden dem praktischen Arzt die Handhabung des Apparates nur 
erschweren und damit das Arbeiten verleiden. 

Unter Innehaltung dieser wichtigen Punkte ist es möglich gewesen, die drei 
Gebiete: Elektrotherapie, Elektromedizin und Röntgentechnik, auf eine so bedeutende 
Höhe zu bringen. Aus der nunmehr folgenden Aufzählung der verschiedenen Apparate 
und Behandlungsmethoden ergibt sich der gewaltige Umfang dieser drei Gebiete. 


Elektrotherapie. 


Für die ältere Elektrotherapie kamen als Stromerzeuger entweder galvanische 
Elemente, magnetelektrische Rotationsapparate oder Influenzmaschinen in Betracht. Für 
die meisten Behandlungsmethoden kommen heute Apparate in Anwendung, welche 
direkt an das Leitungsnetz angeschlossen werden. Man bedenke zunächst, daß hier in 
den meisten Fällen Betriebsspannungen von 110 oder 220 Volé zur Verfügung stehen. 
Es muß nun für elektrotherapeutische Zwecke die Spannung des Netzes nicht nur 
reduziert werden, um eine erträgliche Strompassage für den menschlichen Körper zu 
ermöglichen, auch die Regulierung der Stromstärken selbst muß so erfolgen können, 
daß Bruchteile eines Milliampere oder auch Vielfache dieser Untereinheit zur Anwendung 
gelangen können. Dann muß ferner in Behandlungsräumen mit halbleitenden Boden- 


92 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jabren. M 5 = 


flächen mit der Möglichkeit des Erdschlusses gerechnet werden, der ja bei dem Drei- 
leitersystem mit blank verlegtem Mittelleiter stets vorhanden ist. Die jetzige Forde- 
rung, welche bei elektrotherapeutischen Anschlußapparaten gestellt wird, geht dahin, 
den Netzstrom vom Behandlungsstrom zu trennen. Durch Anwendung kleiner Motor- 
umformer und Benutzung induktiver Stromkreise kann diese berechtigte Forderung 
leicht erfüllt werden. Für elektrotherapeutische Zwecke kommt es meistens darauf an, 
den Netzstrom, es mag Gleich-, Wechsel- oder Drehstrom sein, in andere Stromarten 
überzuführen. Die sog. stationären Apparate kommen heute nur noch vereinzelt und ` 
für die landärztliche Praxis in Betracht; sie gewähren dem Arzt die Möglichkeit, gal- 
vanischen und faradischen Strom zu entnehmen. Für die Behandlung im Hause des 
Patienten werden auf ärztliche Verordnung kleine transportable Apparate für die gal- 
vanische oder auch für die faradische Behandlung bereitgehalten. 

Vor etwa zwanzig Jahren wurde in der Gesellschaft der Neuropathologen 
und Irrenärzte in Moskau von Repmann behauptet, daß eine für Beleuchtungs- 
zwecke bestimmte Dynamomaschine für medizinische Zwecke nicht benutzt werden kann. 
War es doch schon ein Ereignis, als Bröse i. J. 1890 darauf hinwies, daß der von 
Dynamomaschinen erzeugte Strom für medizinische Zwecke gut verwendbar sei, und 
als W. A. Hirschmann solche Apparate auf dem Intern. Medizinischen Kongresse in 
Berlin 1890 zum ersten Male ausstellte. Erst nach und nach konnten die stationären Batterie- 
schränke durch die weit bequemeren Anschlußapparate ersetzt werden. An Stelle der 
früher gebräuchlichen, oft recht umfangreichen Anschlußtafeln, welche an der Wand 
befestigt wurden und wo mittels Glühlampen als Vorschaltwiderständen die Stromstärke 
und Spannung reduziert wurde, sind heute die kompendiösen und leicht zu bedienen- 
den transportablen Anschlußapparate getreten. Bei diesen ist die Trennung des Netz- 
stromes vom Behandlungsstrom konsequent durchgeführt. 

Die bekanntesten Stromarten, welche sowohl therapeutisch als auch diagnostisch 
verwendet werden, sind der galvanische und faradische Strom. Die Erzeugung des 
galvanischen Stromes wird bei den modernen Anschlußapparaten in der Weise vorge- 
nommen, daß der Anker eines kleinen Motorumformers zwei voneinander getrennte 
Wiekelungen mit separaten Kollektoren erhält. Beide Ankerabteilungen rotieren in 
einem gemeinsamen Magnetfelde. Der einen Ankerabteilung fällt die motorische 
Funktion zu, die zweite Ankerabteilung läßt in den Windungen den Behandlungsstrom 
mit reduzierter Spannung entstehen. Die kaum wahrnehmbaren Strompulsationen, 
welche durch die Wirkungen des Kollektors veranlaßt werden, können durch einen 
kleinen Zusatzkondensator beseitigt werden, so daß der Behandlungsstrom die gleichen 
Eigenschaften erhält, wie der durch eine galvanische Batterie erzeugte Gleichstrom. 
Der Motorumformer hat aber noch eine zweite Aufgabe zu erfüllen. Diese besteht 
darin, neben dem galvanischen, richtiger bezeichnet Behandlungsgleichstrom, noch 
Wechselstrom zu erzeugen. Derselbe wird durch zwei separate Schleifringe vom Um- 
formeranker entnommen und einem kleinen Transformator zugeführt, welcher nunmehr 
Wechselstrom für die sinusoidale Faradisation liefert. Durch Hinzunahme von Regulier- 
widerständen mit sehr feinen Abstufungen ist es dann möglich, den galvanischen und 
faradischen Strom genau zu dosieren. Schließlich vermag der Motorumformer noch 
eine dritte Aufgabe zu übernehmen. Die Bewegung des Motorankers kann auf ver- 
schiedene Hilfsvorrichtungen übertragen werden, z. B. auf biegsame Wellen, die ent- 
weder zum Betrieb von Bohrer, Fräse und Kreissäge für chirurgische Eingriffe oder 
zum Betrieb der verschiedenen Massageapparate dienen. 

Das Gebiet der Elektrotherapie wäre sehr beschränkt, wenn es sich nur um 
die Anwendung des galvanischen und faradischen Stromes handelte. Der durch einen 
elektrischen Strom hervorgerufene physiologische Effekt hängt nicht allein von der 
Spannung und der Stromstärke ab, sondern vor allen Dingen von dem Verlauf des 
Stromes; oder mit anderen Worten: Der physiologische Effekt eines elektrischen 
Stromes ist neben Spannung und Intensität vom Stromeharakter abhängig. Es ist nun 
leieht möglich, die technisch gebräuchlichen Stromarten in die therapeutisch gebräuch- 
lichen Stromarten überzuführen. Zur besseren Übersicht sollen zunächst die thera- 
peutischen Stromarten der Gleichstromgruppe angeführt werden. 

Der konstante Gleichstrom. Läßt man einen Gleichstrom von der Stärke null 
mittels Einschleichwiderstandes bis auf die gewünschte Stärke, kontrolliert am Präzisions- 
Milliamperemeter von Deprez-d’Arsonval, ansteigen und den menschlichen Körper 
passieren, so wird, wenn keine Änderung der Spannungs- und; Wäderstandsverhältnisse 


O. Heber, Elektromedizinische und röutgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 93 


Ren 9. 

1. Mai 1911. 
eintritt und keine Unterbrechungen oder Richtungsänderungen vorgenommen werden, 
ein konstanter Strom den Organismus durchflie8en. Das HindurchflieBen eines solchen 
Stromes wird ermöglicht durch festes gleiehmäßiges Anlegen von Metallelektroden, 
welche mit Baumwollstoff überzogen und mit Salzwasser gut durchfeuchtet sind. 
Letztere Maßnahme hat den Zweck, den Hautwiderstand herabzusetzen und die Strom- 
passage zu erleichtern. Durch die Einführung des Vierzellenbades ist die Elektroden- 
behandlung ziemlich verdrängt worden, besonders in solchen Fällen, wo es darauf 
ankommt, den Organismus mit stärkeren konstanten Strömen zu behandeln. Bei dem 
Vierzellenbad sind je zwei Gefäße für die unteren und oberen Extremitäten vorge- 
sehen. Jedes Gefäß enthält eine größere Kohlenelektrode, welche mit einem be- 
sonderen Schaltapparat verbunden ist. Dieser Schaltapparat steht wiederum mit dem 
Anschlußapparat, welcher den Behandlungsstrom liefert. in Verbindung. Mit Hilfe des 
Vierzellenbadschalters ist es nun leicht, fünfzig verschiedene Strompassagen für den 
Körper zu ermöglichen. Es ist bekannt, daß der konstante Strom hauptsächlich 
nach zwei Richtungen hin im Organismus wirksam sein kann. Einmal wird die elektro- 
chemische Wirksamkeit des konstanten Stromes in Aktion treten, und da der gesamte 
Organismus als ein komplizierter Leiter zweiter Ordnung, mit anderen Worten als ein 
Elektrolyt, aufgefaBt werden kann, so werden die mit dem konstanten Strom erzielten 
Heilwirkungen auf Ionenwanderungen oder Ionenverschiebungen beruhen, Anderseits 
sind es aber auch mechanische Wirkungen des konstanten Stromes, welche einen 
Einfluß auf die Blutzirkulation ausüben können. Die mit Wasser gefüllten Einzelzellen 
des Vierzellenbades nehmen die jeweilige Polarität der Elektroden an. Das ein- 
tauchende Glied ist also von einer sehr anpassungsfähigen, schmiegsamen Elektrode 
umgeben, welche außerdem den Hautwiderstand ganz bedeutend herabsetzt. , 

Wird nun der konstante Gleichstrom dem Organismus mit der Absicht zu- 
geführt, in diesem Heilwirkungen zu veranlassen, so spricht man von einer konstanten 
Behandlung oder Gleichstromtherapie. Die für denselben Zweck angewandte Be- 
zeichnung Galvanotherapie oder Galvanisation rührt daher, weil in der älteren Elektro- 
therapie nur galvanische Batterien für die Stromlieferung herangezogen wurden. 

Auch für chirurgische und kosmetische Zwecke findet der konstante Gleichstrom 
Verwendung. Durch Einstich von Platin-Iridium-Nadeln, welche als Kathoden in den 
Gewebssäften einer pathologischen Wucherung wirken, kann die Zerstörung und 
darauffolgende Abheilung derselben erfolgen, indem durch die elektrochemischen 
Wirkungen des konstanten Stromes freies Alkali aus den Gewebssäften abgeschieden 
wird, welches dann Schrumpfung und Abheilung bewirkt. Auch die elektrolytisehe 
Haarentfernung beruht auf diesem Vorgang. Die dicht neben dem Haarschaft einge- 
führten, sehr feinen vergoldeten Stahlnadeln lockern, als Kathode angewendet, die Haar- 
wurzel im Gewebe dermaßen, daß dieselbe schmerzlos entfernt werden kann. Andere 
Wirkungen werden dagegen erzielt, wenn derartige Platin-Iridium-Nadeln als Anoden 
benutzt werden. In diesem Falle erfolgt eine Gerinnung des Blutes und kann ein 
solcher Vorgang zur Ausheilung von Gefäßerweiterungen (Aneurysmen) benutzt werden. 
Eine derartige Verwendung des konstanten Stromes wird je nach dem beabsichtigten 
Zweck als chirurgische oder kosmetische Elektrolyse bezeichnet. 

Auch die Einführung von Arzneistoffen durch die unverletzte Haut ist mit 
Hilfe des konstanten Stromes möglich. Früher bezeichnete man dieses oft ganz falsch 
ausgeführte Verfahren als Kataphorese; in der neueren Zeit ist die Bezeichnung Ionto- 
phorese dafür vorgeschlagen. Für das Verfahren kommen entweder Hohlgefäß- 
Elektroden oder poröse Gewebselektroden zur Aufnahme der Arzneistofflésungen in 
Anwendung. Je nach der Art des durch die Haut einzuführenden und dann vom 
Blutstrom mitgenommenen Arzneistoffes wird die den Eintritt veranlassende Elektrode 
als Anode oder Kathode benutzt. Um zum Beispiel aus einer Kokain- oder Queck- 
silbersalzlösung die wirksamen Rationen mittels der Iontophorese einzuführen, muß die 
mit der Arzneilösung gefüllte Elektrode die Anode sein. In anderen Fällen, wenn aus 
einer Kaliumjodid- oder Natriumsalizylatlösung die wirksamen Anionen durch die Haut 
transportiert werden sollen, muß die Arzneistoff-Elektrode die Kathode sein. 

Mit den neuzeitlichen Anschlußapparaten ist es möglich, daß der Arzt durch 
ein Präzisions - Milliamperemeter, wofür gewöhnlich das Deprez-d' Arsonvalsche 
System benutzt wird, die für eine Behandlung bestimmte Stromstärke genau dosieren 
und kontrollieren kann. Die bei Verwendung des konstanten Gleichstromes in-Betracht 
kommende Stromstärke ist sehr verschieden und richtet sich ganz, und gar nach den 


94 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. ie 


— — 


zu erreichenden Zielen. Die MeBinstrumente sind darum mit leicht einstellbaren 
Nebenschlußwiderständen versehen, so daß Stromintensitäten von 0 bis 5, 50 oder 
500 Milliampere abgelesen werden können. Manche Therapeuten legen Wert darauf, 
auch die jeweilige Behandlungsspannung zu kontrollieren; hier ist ein Meßbereich 
von O bis 70 Volé ausreichend. 

Der pulsierende Gleichstrom. Dieser Strom ist dadurch gekennzeichnet, daß 
seine Intensität während des Verlaufes gleichmäßig zu- und abnimmt, ohne daß hierbei 
Änderungen in der Stromrichtung eintreten. Dadurch behält der Strom seinen polaren 
Charakter, ruft aber im Organismus infolge der fortdauernden Intensitätsänderungen 
größere Reizwirkungen hervor, als der konstante Gleichstrom. Aber diese Reiz- 
wirkungen sind es gerade, welche bei Behandlung von Lähmungserscheinungen den 
polaren Charakter und die damit in Verbindung stehende Wirkung des Gleichstromes 
unterstützen sollen. Dieser pulsierende Gleichstrom, auch Schwell- oder Hackstrom 
genannt, findet nur eine beschränkte Verwendung und wird gewöhnlich mit Hilfe der 
Vierzellenbäder dem Organismus zugeführt. 

Der intermittierende Gleichstrom. Den Verlauf eines solchen Stromes kann 
man sich folgendermaßen vorstellen: Der Strom tritt mit bestimmter Intensität auf und 
behält dieselbe während einer bestimmten Zeit; alsdann erfolgt eine Unterbrechung, 
es tritt eine Strompause ein. Durch eine Rotationsvorrichtung, welche mit der Achse 
eines Umformerankers verbunden werden kann, läßt sich ein solcher Strom erzeugen. 
Die Rotationsvorrichtung, nach ihrem Urheber der Leduesche Unterbrecher genannt, 
besteht aus einer Hartgummiwalze von etwa 10 cm Durchmesser, auf der sich ein zwei- 
mal rechtwinklig diametral durchtrennter Metallzylinder befindet. Auf diese Weise sind 
vier voneinander getrennte viertelkreisförmige Metallsegmente vorhanden, auf welchen 
sich zwei Metallbürsten, wovon die eine fixiert und die andere verstellbar ist, befinden. 
Diese beiden Bürsten sind mit den Abnahmeklemmen für konstanten Gleichstrom ver- 
bunden, und es läßt sich durch Verstellen der einen Bürste ein sehr verschiedenes 
Verhältnis zwischen Stromimpuls und Strompause erzielen. Zum Beispiel kann die 
Einstellung so erfolgen, daß die Strompause bedeutend länger ist als der Stromimpuls 
oder umgekehrt. Da die Rotationsgeschwindigkeit einer derartigen Kontaktvorrichtung 
ebenfalls geändert werden kann, so läßt sich dieser intermittierende Strom, auch 
Leducscher Strom genannt, folgendermaßen regulieren: 1) hinsichtlich seiner Frequenz, 
d. h. wieviel Stromimpulse und Strompausen in der Zeiteinheit zustande kommen; 
2) hinsichtlich seines Verhältnisses von Stromimpulsdauer zur Strompausendauer; 
3) hinsichtlich seiner Stärke, indem mit einem Regulierwiderstand die Stromimpulse 
an Intensität größer oder kleiner einreguliert werden können. 

Es ist bemerkenswert, daB ein solcher Strom bei mäßiger Frequenz und bei 
nieht zu großer Intensität und wenn die Stromimpulse bedeutend kürzer ausfallen als 
die Strompausen, fast dieselben Empfindungen hervorruft, wie ein faradischer Strom: 
es ist aber ein Gleichstrom mit polarem Charakter. Durch Änderungen der Intensität, 
Frequenz und Stromschlußdauer können die verschiedenartigsten physiologischen Effekte 
hervorgerufen werden. Leduc selbst wies durch Versuche am eigenen Körper nach, 
daß ein intermittierender Strom von bestimmter Frequenz, Intensität und Stromschlub- 
dauer bei richtiger Elektrodenapplikation einen allgemeinen narkotischen Zustand, mit 
anderen Worten den elektrischen Schlaf, herbeifiihrt. Auch lokale Anästhesien können 
mit dem Leducschen Strom erzielt werden. Vorwiegend sind diese Versuche aller- 
dings nur an Tieren wiederholt worden, doch konnten die von Leduc festgestellten 
Wirkungen tatsächlich konstatiert werden. Weiterhin dürfte es allgemein interessieren, 
daß dieser intermittierende Strom von Leduc auch zur Tötung größerer Schlachttiere 
benutzt worden ist. 

l Der hochgespannte Gleichstrom. Dieser wird mit Hilfe der bekannten In- 
fluenzmaschinen erzeugt, die in den letzten Jahren bedeutende Änderungen erfahren 
haben. Der diesen Maschinen entnommene elektrische Strom führt auch die Bezeich- 
nung „Franklinischer Strom“. Die Methode selbst, bei welcher dieser Strom zur An- 
wendung gelangt, wird Franklinisation oder Franklinotherapie genannt. Durch Fisch 
in Wien wurde diese Behandlungsmethode in der letzten Zeit dadurch verbessert, daß ein 
als Polyelektroid bezeichneter Drahtkäfig unipolar an eine sehr kriiftig wirkende In- 
fluenzmaschine angeschlossen wird. Der negative Pol der in Betrieb befindlichen 
Starkstrom-Influenzmaschine ist geerdet, der positive Pol dagegen mit dem, Polyelektroid 
verbunden. Die in dem Polyelektroid sieh aufhaltende Person awird (so einer | sehr 


Heft 9. 
1. Mar 1911. | 


Für Werkstatt und Laboratorium. 95 


starken statischen Rlektrizitätsmenge ausgesetzt. Fisch bezeichnet dieses Verfahren 
als .Intensiv-Franklinisation*: es soll bisher bei Stoffwechselerkrankungen und Schlaf— 
losigkeit gute Erfolge gezeigt haben. 

Der franklinische oder hochgespannte Gleichstrom ist dadurch charakterisiert, 
dag seine Intensität verhältnismäßig sehr gering, seine Spannung dagegen recht be- 
deutend ist. | 

Die Kondensatorentladungen. Es kommen hierfür kleine Papierkondensatoren 
in Anwendung, welehe durch eine Quecksilberwippe, Doppeltaster oder dureh rotierende 
Kontaktvorriehtungen mittels konstanten Gleichstromes geladen werden, um dann ihre 
Entladung dem menschlichen Körper mitzuteilen. Je nach Größe der Aufladespannung 
und Kapazität der Kondensatoren können verschiedenartige Wirkungen, hauptsächlich 
kräftige und sehr schnell erfolgende Kontraktionen der Muskeln, veranlabt werden. 


Die Stromstöße der einzelnen Entladungen haben gleiche Richtungen. 


Es kommen bei 


der Einwirkung auf den Organismus mehr Spannungswirkungen als Stromwirkungen in 


Betracht. 
gnostisch verwertet. 


Die Kondensatorentladungen werden therapeutisch sowohl als auch dia- 


(Fortsetzung folgt.) 


— 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Leuchtende Neon . Röhren. 
Von G. Claude. 
Compt. Rend. 151. S. 1122. 1910. 

Die interessanten Untersuchungen an Neon- 
Röhren verdienen als Analogon zum Moore- 
schen Lichte im Hinblick auf ihre praktische 
Bedeutung für die Beleuchtungstechnik weit- 
gehende Beachtung. Die Versuche wurden an 
Röhren von 6 m Elektrodenabstand und 45 mm 
Durchmesser angestellt. Wesentlich für ein 
gutes Gelingen ist die absolute Reinheit des 
Neons; geringe Spuren gewisser anderer Gase, 
die sich erfahrungsmäßig beim Stromdurch- 
gang von den Elektroden und den Glaswan- 
dungen loslösen, drücken die Leuchtkraft der 
Röhre ganz beträchtlich herab. Diese schäd- 
lichen Gasreste werden nun nach Dewar, 
während die Röhre sich im Betrieb befindet, 
durch Kohle bei der Temperatur der flüssigen 
Luft absorbiert, so daß das gasförmige Neon 
von geeignetem Druck, welches weniger leicht 
verflüssigt wird, allein in der Röhre verbleibt. 
Bei einer Potentialdifferenz an den Enden der 
Röhre von etwa 1000 Volt und einer Strom- 
stärke von 0,94 Ampere beträgt der wirkliche 
Stromverbrauch 850 Watt. Die photometrisch 
ermittelte Helligkeit beläuft sich pro Meter 
Röhrenlänge auf 235 HK. Das warme, gold- 
gelbe Licht ist reich an roten Strahlen und 
bildet somit das Gegenstück zu dem Licht der 
Quecksilberdampflampe. Außer für dekorative 
Wirkungen hält Verf. dieses Licht auch für 
praktische Beleuchtungszwecke geeignet, um- 
somehr als der Nutzetfekt ein recht guter 
ist. Unter günstigeren Bedingungen, was Gas- 
druck, Röhrendurchmesser, Stromdichte und 


Röhrenlänge betrifft, hofft Verf. den Nutzeffekt 
noch wesentlich verbessern zu können. Wr. 


Prazisionswattmeter der A. E. G. 
für Gleich- und Wechselstrom. 


Nach einem Prospekt. 


Die A. E. G. hat kürzlich ihre Wattmeter 
gründlich neu durchkonstruiert und auch wohl 
wesentlich verbessert. Der innere Aufbau der 
Instrumente unterscheidet sich jetzt kaum mehr 
von dem heute allgemein üblichen. Die feste 
Spule ist auf einer Grundplatte aus Isolier- 
material montiert. Die Dämpfung wird durch 
einen Aluminiumflügel bewirkt, der in einer 
nahezu geschlossenen Luftkammer mit sehr ge- 
ringem Spielraum schwingt. Zur Einstellung 
der Nullage ist eine Koriektionsschraube vor- 
gesehen. Das bewegliche System und die 
Dämpferkammer sind in einem sehr schlecht 
leitenden Metall gelagert, so daß die in ihm 
entstehenden Wirbelströme einen Fehler von 
höchstens einem Promille bedingen. Die In- 
strumente sind also für Gleich- und Wechsel- 
strom gleich gut verwendbar. Sie werden bis 
zu 200 Ampere mit zwei Meßbereichen gebaut, 
die sich durch Nebeneinander- oder Hinter- 
einanderschalten der beiden festen Spulenhälften 
herstellen lassen. Die Vorschaltwiderstände 
für den Spannungskreis sind bis zu einer 
Spannung von 600 Polt im Instrument unter- 
gebracht. Wie allgemein üblich, entsprechen 
1000 Ohm einer Spannung von 30 Volt. 

t Für Stromstärken über 200 Ampere sind 
Stromtransfurmatoren zu verwenden Bei di- 
rektem Anschluß sind die Angaben der Prizi 


96 


Glastechnisches. - Kleinere Mitteilungen. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


5 = — SS 


sionswattmeter von Periodenzahl und Kurven- 
form völlig, bei Verwendung von Stromtrans- 
formatoren jedoch nur annähernd unabbängig. 
G. S. 
— — 


Glas technisches. 


— 


Uber die Gase, die von den Wänden 
von Röhren aus Glas, Porzellan und 
geschmolzenem Quarz abgegeben 
werden. 

Von M. Guichard. 

Compt. Rend. 152. S. 876. 1911. 

Bei Gelegenheit des Studiums der Abgabe 
und Aufnahme von Gasen durch feste Körper 
legte sich der Verf. die Frage vor, wie sich die 
Wände der Gefäße selbst, in denen die Ver- 
suche vorgenommen werden, verhalten. Die 
Methode Guichards bestand darin, daß er 


die Änderung des Gasdruckes bei konstanter 


Temperatur mit einem Manometer nach Mac 
Leod verfolgte. Dabei ergab sich folgendes: 

Jenaer Glas gibt in der Kälte zu vernach- 
lässigende, bei 600° reichlichere Mengen Gas 
ab. Im ganzen wurden 0,03 ccm entsprechend 
etwa 0,05 mg Gas auf einer Oberfläche von etwa 
100 gem gefunden. 

Porzellan, doppelt glasiert, verhält sich sehr 
verschieden. Während eine Röhre bei einer 
erhitzten Oberfläche von 117 gem im ganzen 
2,1 ccm Gas (bei 746 mm Druck) abgab, wurde 
bei einer anderen von gleicher Fabrikation und 
gleich großer erhitzter Oberfläche nur 0,1 cem 
Gas gefunden; die erstere zeigte an der 
Oberfläche zahlreiche kleine Bläschen, die bei 
der letzteren nicht gesehen werden konnten. 

Undurchsichtiger Quarz hat eine Ober fläche, 
die von zahlreichen kleinen Kanälchen durch- 
zogen ist. Dementsprechend wurde bei einer 
erhitzten Oberfläche von 130 qem etwa 2,45 ccm 
Gas abgegeben. 

Bei genauen Messungen über Absorption 
sind diese Eigenschaften der Gefäßwände also 
zu berücksichtigen. Hffm. 


Eine Anode mit Glashalter für den 
Gebrauch mit Silber- und Nickel- 
kathoden. 


Von H. J. S. Sand und W. M. Smalley. 
Chem. News 103. S. 14. 1911. 


Bereits in früheren Arbeiten haben die Verf. 
Apparate zur schnellen elektrolytischen Be- 
stimmung von Metallen angegeben; hier wird 
ein neuer beschrieben, der vor jenen den Vor- 


zug hat, fast ganz aus Glas zu bestehen und 
deshalb nur sehr wenig (etwa 5 g) Platin zu 
erfordern. 

Die beiden Elektroden 
sind konzentrisch ange- 
ordnet, und zwar liegt 
die rotierende Anode 
innen und die feste Ka- 
thode außen. Der Anoden- 
halter ist ein Glasrohr, 
das oben konisch ver- 
jüngt, unten aufgeblasen 
und allseitig verschlossen 
ist. Die Anode selbst 
besteht aus Platingace, 
die über das untere wei- 
tere Ende des Glasrohres 
gezogen ist, und zwar 80, 
daß sie unten fest an- : 
liegt, während sie oben, 
um die Gasblasen ent- : 
weichen zu lassen, etwas 
absteht. Die Stromzufüh- 
rung wird durch den im 
Innern der Glasröhre liegenden Kupferdraht D 
gebildet, mit dem die Gaze durch in die Glas- 
wand eingeschmolzene Platindrähte C verbun- 
den ist, während am oberen Eude ähnliche 
Platindrähte zu dem Schleifkontakt F führen. 
Die Kathode besteht ebenfalls aus Drahtgewebe, 
das an dem Halter P befestigt: ist; benutzt 
wird Silberdraht bei Kupferbestimmungen und 
Nickeldraht bei Zinkbestimmungen. Die innere 
Elektrode wird nach den Angaben der Verf. durch 
den Universitätsmechaniker Fritz Köhler- 
Leipzig angefertigt. Hffm. 


— — 


Kleinere Mitteilungen. 


Neue Platinfunde im Ural. 


Im russischen Gouvernement Perm, das an 
Gold-, Kohlen-, Eisenerz- und Kalklagern reich 
ist, wurde am Westabhang des Ural ein be- 
deutendes Lager von Platin entdeckt. Das neu 
entdeckte Platinlager soll die durch ihr reines 
Platina berühmten Issetwerke in der Nähe von 
Jekatherinenburg in den Schatten stellen. 


Einen Vorbereitungskursus für cinen 
Studienaufenthalt in England hält vom 
27. April bis 6. Juli Hr. Dr. Spies in der 
Handelshochschule zu Berlin Donnerstags 4 
bis 5!/2 Uhr ab. Dieser jedem zugängliche 
Kursus bietet außer Vorlesungen auch Ge- 
legenheit zur Orientierung über alle das mo- 
derne England betreffenden, Fragen in persön- 


Heft 9. 
1. Mai 1911. 


licher Aussprache und dürfte daher allen, die 
England besuchen wollen, eine bequeme und 
willkommene Einführung sein. 


Von unserem am 19. Januar d. J. im 79. Le- 
bensjahre verstorbenen Altmeister der Präzi- 
sionsmechanik Hrn. Carl Reichel hat Hr. Bau- 
rat B. Pensky bei der Fa. Meisenbach, 
Riffarth & Co. eine Heliogravüre herstellen 
lassen, nach einer Photographie, die am 78. 
Geburtstage des Verstorbenen aufgenommen 
worden war. Das Blatt gibt nicht nur die 
freundlichen und geistvollen Züge Reichels 
in trefflicher Weise wieder, sondern es darf 
auch den Anspruch erheben, vom künstlerischen 
Standpunkte gewürdigt zu werden. Abzüge 
sind gegen Einsendung von 2,00 M (ev. in 
Briefmarken) von der Geschäftsstelle für das 
Prüfungswesen im Mechanikergewerbe in Frie- 


denau (Friedrich. Wilhelm-Platz 16) zu beziehen. 


—— 


Bücherschau u. Preislisten. 


— 


. N 

W. Dunkhase (Geheimer Regierungsrat und Ab- 
teilungavorsitzender im Kaiserlichen Patent- 
amte zu Berlin), Die patentfähige Erfindung 
und das Erfinderrecht, unter besonderer Be- 
rücksichtigung des Unionsprioritätsrechts. 
8°. 191 8. Leipzip, G. J. Göschen 1911. 
2,80 M. 

In der auf ein ansehnliches Maß ange- 
wachsenen deutschen Literatur über Patentrecht 
finden sich nur sehr wenige Werke, deren 
Kenntnis und Benutzung nicht allein für den 
mit diesem Stoffe sich dauernd beschäftigenden 
Fachmann, sondern auch für den im prak- 
tischen Leben stehenden Techniker und Indu- 
striellen ersprießlich ist. Ich nenne hier das 
bekannte Dammesche Buch über das deutsche 
Patentrecht, dessen Umfang jedoch auch noch 
weit über das hinausgeht, was für die letzter- 
wähnten zu wissen nötig ist. Nach dieser 
Richtung hin füllt nun gerade das eben er- 
schienene Werk des Verf. eine Lücke aus. 
Es eignet sich nach meiner Ansicht in vor- 
züglicher Weise für alle die, welche aus ihrem 
praktischen Berufe heraus Anregungen emp- 
fangen und so schließlich zu eigenartigen Kon- 
struktionen oder Herstellungsverfahren ge- 
langen. Wer, auch ohne besondere patent- 
rechtliche Vorbildung, das vorliegende Buch 
mit Aufmerksamkeit durchgelesen bat, ist in 
der Lage, selbst, ohne Zuhilfenahme eines 
berufsmäßigen Vertreters, die Unterlagen fest- 
zustellen, die für die Prüfung der Eıfindung 
seitens des Patentamtes erforderlich sind. 


Kleinere Mitteilungen. - Bücherschau und Preislisten. 27 


——ů— 


Denn die Ausführungen Über die patentfahige 
Erfindung ermöglichen eine eigene kritische 
Betrachtung und Abgrenzung der Eifindung 
seitens des Erfinders selbst. Daß die Dar- 
stellung des Verf. auch für den Techniker so 
fruchtbringend ist, ergibt sich aus der Heraus- 
hebung des einen Leitmotives, daß nämlich 
der Patentschutz der Entgelt des Staates für 
den der Allgemeinheit geleisteten Dienst durch 
Veröffentlichung der Erfindung ist. Aus diesem 
einen Satze entwickelt sich in zwangloser 
Weise die Untersuchung der Beziehungen 
zwischen Staat und Anmelder, wie sie in 
unserem Patentgesetze formuliert sind. 

Für viele der unserem Kreise Angehörigen 
ist noch die Kenntnis der Abmachungen 
wichtig, die von der überwiegenden Anzahl 
der Kulturstaaten bezüglich des Unionsprioritäts- 
rechts getroffen worden sind. Für die geschäft- 
liche Ausnutzung einer Erfindung kommen ja 
sehr häufig für uns neben Deutschland auch 
England, Frankreich und die Vereinigten 
Staaten in Betracht. Welche Rechte z. B. der 
deutsche Anmelder durch eine Anmeldung am 
deutschen Patentamt auch für spätere An- 
meldung in jenen anderen Staaten erwirbt, 
sollte jeder Industrielle genau wissen. Auch 
nach dieser Richtung hin gibt der Verf. er- 
schöpfenden Aufschluß. 

Schließlich ist auf die Besprechung des Er- 
finderrechtes der Angestellten hinzuweisen, einer 
Frage, der gegenwärtig von allen Seiten 
größtes Interesse entgegengebracht wird. 

Der Wortlaut der in Frage kommenden 
Gesetze ist am Schlusse mitgeteilt. Sehr zahl- 
reich sind die Hinweise auf Literatur und Ver- 
ordnungen. 

Dieser kurze Bericht meinerseits macht es 
erklärlich, daß ich das Dunkhasesche Werk 
den deutschen Technikern und Industriellen 
auf das wärmste empfehlen kann. 


Harting. 


V. Wietlisbach, Handbuch der Telephonie. 
Nach dem Manuskript des Dr. V. Wietlis- 
bach bearbeitet von Dr. R. Weber. 2. Auf- 
lage, bearbeitet von Ingenieur Jobannes 
Zacharias. 80. XI, 468 S. mit 447 Abb. 
u. 1 Tf. Wien u. Leipzig, A. Hartleben 
1910. Geb. 12,00 M. 


Wäre es Dr. Wietlisbach vergönnt ge- 
wesen, dieses Werk selbst fertigzustellen, zu 
veröffentlichen und seine weiteren Auflagen zu 
überwachen, so hätten wir ein unübertreffliches 
Werk über Telephonie besessen. Die erste Be- 
arbeitung hat sich noch eng an die Intentionen 
des Autors angeschlossen und dem Handbuch 
seinen großen Ruf verschafft. Die vorliegende 
zweite Auflage scheint jedoch zwar an Umfang 


98 


Bücherschau und Preislisten. 


Deutsche 
Mechaniker-Atg. 


nicht aber an Güte des Inhalte zugenommen 
zu haben. 

Das Werk behandelt zunächst im ersten 
Kapitel die Geschichte, die physikalischen 
Grundlagen und die Theorie des Fernsprechens. 
In den weiteren Kapiteln werden dann der 
Reihe nach die verschiedenen Fernsprech- 
systeme, die Fernsprechapparate, die Leitungen, 
die Ämter, der Mehrfachbetrieb, die Einrichtung 
großer Vermittelungsämter und die drahtlose 
Telephonie besprochen. | 

Druck und Ausstattung des Werkes lassen 
nichts zu wünschen übrig. G. 8. 


W. Pfanhauser jr., Die elektrolytischen Metall- 
niederschläge. 5. Aufl. 8° XVI, 801 S. mit 
173 Abb. Berlin, J. Springer 1910. Geb. 
15 M. 

Das umfangreiche Werk ist die fünfte 
Auflage des erstmals 1878 örschienenen, weit- 
verbreiteten Handbuches unter etwas ver- 
ändertem Titel und in neuem Verlage. Die 
neue Ausgabe ist zunächst durch eine wesent- 
liche Vergrößerung des Umfanges — um 200 8. 
— gekennzeichnet. Diese Vergrößerung ist 
namentlich dem praktischen Teil des Buches 
zu gute gekommen und behandelt die Ver- 
besserungen und neuen Erfahrungen während 
der letzten 10 Jahre. Die Neuerungen waren 
besonders zahlreich auf dem Gebiete der Nickel- 
überzüge. Über die in den letzten Jahren ein- 
geführten galvanischen Bäder für Mattschwarz- 
Vernickelung fehlen leider positive Angaben, 
da die Zusammensetzung geheim gehalten wird. 
Das bewährte Buch, welches vom Verlag mit 
gewohnter Sorgfalt ausgestattet worden ist, 
sei dem Interesse der Fachgenossen warm 
empfohlen. G. 


H. Zipp, Alles elektrisch! Ein Wegweiser für 
Haus und Gewerbe. KI.-8°. 47 8. Berlin, 
Julius Springer 1911. 0,25 M (bei 
größeren Mengen ermäßigte Preise). 

Seit Jahrzehnten tobt der Kampf zwischen 

Gas und Elektrizität, und die vorliegende Bro- 

schüre, die aus einem von der Vereinigung 

der Elektrizitatswerke veranstalteten Preis- 
ausschreiben als beste hervorging, verfolgt den 

Zweck, für die Elektrizität Propaganda zu 

machen. 

Leicht verständlich, anschaulich und um- 
fassend geschrieben, ist sie wirklich des 
Preises wert. 

Nach einem kurzen Hinweise aut die heutige 
außerordentliche Verbreitung der Elektrizität 
wird im ersten Abschnitte in einfacher und 
doch untadeliger Weise auseinandergesetzt, 
was Elektrizität eigentlich ist, worauf die 
Wirkungsweise des Elektromotors beruht, wie 
man Elektrizität mibt und verrechnet und wo- 


durch die Gefahren der Elektrizität jetzt eo 
sehr verringert sind, daß sie weit weniger Un- 
fälle hervorrufen als das Leuchtgas. 


Der zweite Abschnitt behandelt die 
wichtigsten Verwendungsarten der Elektrizität 
und ihre Kosten in umfassender Weise. Er 
beginnt mit der Beleuchtung und behandelt 
weiter den Elektromotor, das Kochen und 
Heizen mit Elektrizität, die Galvanoplastik und 
die Elektrolyse. 


Die weiteren Abschnitte greifen das Thema 
von frischem aus einem neuen Gesichtspunkte 
an, indem sie nicht nach Verwendungsarten, 
sondern nach Verwendungsstätten gruppieren; 
sie behandeln: die Elektrizität in der bürger- 
lichen Wohnung, in Geschäftsräumen, Restaurants 
und Hotels, im Handwerk und in der Land- 
wirtschaft. 


Einige Ratschläge für Hausbesitzer und 
Bauunternehmer, in denen darauf hingewiesen 
wird, wieviel vorteilhafter und billiger es ist, 
die Häuser gleich beim Bau mit einer clek- 
trischen Anlage zu versehen, bilden den Schluß. 

@. 8. 


Preislisten usw. 


Ferd. Ernecke (Berlin - Tempelhof, Ringbahn- 
straße 4), Projektionen mit dem Universal- 
Schul- Projektionsapparat Type NOR. 5. ver- 
mehrte Aufl. 8°. 117 8. mit 150 Abb. 


Auf die Beschreibung des Projektions- 
apparates folgt die ausführliche Darlegung 
einer großen Reihe hauptsächlich physikalischer 
Projektionen, die mit dem Apparate ausgeführt 
werden können, sodann die Aufführung der 
Zubehör- und Nebenteile; den Schluß bildet 
ein Verzeichnis von Projektionsphotogrammen 
aus verschiedenen Gebieten. 


Der Projektionsapparat selber läßt eine recht 
zweckmäßige Konstruktion erkennen und ge- 
währleistet die namentlich für den Schul- 
gebrauch notwendige einfache Handhabung. 
Tabellen der Vergrößerungszahlen und der Bild- 
größen auf dem Schirme bei verschiedenen 
Objektiven erleichtern die Orientierung bei 
gegebenen räumlichen Verhältnissen und ge- 
wünschten Vergrößerungen. Von den zahl- 
reichen physikalischen Projektionen bezw. den 
dabei verwandten Nebenapparaten seien die 
Versuchsanordnungen für die Bestimmung der 
Wellenlänge des Natriumlichtes, der Lichtge- 
schwindigkeit in Luft und Wasser (Grimsehl), 
für die Demonstration der Bewegung eines 
magnetischen Poles in den Kraftlinien eines 
magnetischen Feldes (Kappert) und ein neu 
konstruiertes Projektionsgalvanometer, System 
Deprez-d Arson val, erwähnte Die Empfind- 


Heft 9 
l. Mai 1911. 
lichkeit ist derartig, daß bei dreibig facher Ver- 
größerung eine Stromstärke von 0,000046 Ampere 
einen Ausschlag von 3,5 cm auf den Schirm 
bewirkt. Mit dem Instrument sind beispiels- 
weise die in einem Telephon durch die Be- 
wegung der Membran entstehenden Induktions- 
stöße direkt, ohne weitere Vorrichtungen, nach- 
weisbar (Ausschlag 4 bis 10 cm). Den Bedürf- 
nissen des biologischen und pflanzenphysio- 
logischen Unterrichtes wird durch eine Anzahl 
von Versuchsanordnungen Rechnung getragen. 
Wr. 


I 


Bücherschau und Preislisten. — Patentschau. 99 


u * ý ` 8 ï a. “Ee 


S. Riefler, I. Betrieb astronomischer Zeit- 


dienstanlagen durch Akkumulatoren mit 
Glthlampen-Rheostat. 8°. 7 8. München, 
Dr. C. Wolf & Sohn 1911. 

2. Die Zeitdienstanlage der proviso- 
rischen Sternwarte des Deutschen Museums 
in München. 8°. 5 8. mit 2 Fig. u. 1 Tf. 
Ebenda. 

(1. u. 2. Nachtrag zu der Abhandlung: Prä- 


zisions-Pendeluhren und Zeitdienstanlagen für 
Sternwarten. München, Th. Ackermann 1907; 


| vgl. Zeitschr. F. Instrkde. 27. S. 205. 1907.) 


— — —D' 


Patentscha u 


Einrichtung an ineinanderschiebbaren Rohren, mittels 
deren das Außen- und das Innenrohr durch gegenseitige Drehung 
gegeneinander festgeklemmt werden, dadurch gekennzeichnet, daß das 
Außenrohr mit einer exachsialen Führungsfläche für das Innenrohr 
ausgestattet ist sowie mit einer koachsialen Lagerflache für einen dreh- 
baren Ring oder Ringsektor, der ebenfalls eine exachsiale Lage des 
Innenrohres zum Außenrohr hervorbringt. C. Zeiß in Jena. 22. 12. 
1908. Nr. 224 127. Kl. 42. 


1. Verfahren zur Herstellung von hohlen Fäden aus Glas, 
Quarz oder anderen in geschmolzenem Zustande zähflüssigen Stoffen 
mit einer zusammenhängenden Ausfüllung des Innern, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß in Glas, Quarz oder andere zähflüssige Stoffe ein niedriger 
schmelzender Stoff eingebettet und das Ganze zu Fäden ausgezogen wird. 

2. Verwendung solcher Fäden zu a) Sicherungen, b) Auf- 
hivgefaden für elektrische Meßinstrumente, c) Bolometerfäden, d) Ther- 
mosäulen, e) Glühfäden. M. Volmer in Hilden, Rheinl. 13. 8. 1909. 
Nr. 224 450. Kl. 32. 


1. Metall- oder Metalloiddampflampe mit hocherhitztem, 
festem Glühkörper, dadurch gekennzeichnet, daß in die Nähe des 
Glühkörpers geeignet geformte Körper aus Glas, Quarz u. dgl. gesetzt 
sind, die den Lichtbogen zusammendrängen und in geeigneter Weise 
am Glühkörper entlangführen, so daß dieser auf eine hohe Tempe- 
ratur kommt. 

2. Lampe nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein 
den Lichtbogen konzentrierendes Quarzrohr einen Glühstift allseitig 
umgibt. Polyphos, Elektr.-Ges. in München. 7. 11. 1909. Nr. 223 892. 
Kl. 21. 


Nivellierinstrument mit Reversionslibelle und einer Ein- 
richtung, um diese Libelle auch in umgekehrter Richtung benutzen zu 
können, dadurch gekennzeichnet, daß das Visierfernrohr von derjenigen 
Gattung ist, die auch in umgekehrter Richtung benutzt werden kaun. 
C. ZeiB in Jena. 24. 8. 1909. Nr. 224405. Kl. 42. 


Kondensator nach Pat. Nr. 221037 mit metallischen Zwischen- 
lagen zwischen den einzelnen Teilen des Dielektrikums, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß diese leitenden Zwischenlagen Verlängerungen be- 
sitzen, welche in die Zwischenräume zwischen den schirmartig ausein- 
andergebogenen Enden des Dielektrikums hineinragen. Allg. Elek- 
trizitäts- Gesellschaft in Berlin. 22. 6. 1909. Nr. 224441; Zus. z. 
Pat. Nr. 221 037. Kl. 21. 


100 Patentschau. 83 
Apparat zum Messen der Luft- oder Gasdurchlässigkeit von Stoffen 
und Platten, dadurch gekennzeichnet, daß durch die an sich bekannte selbst- — 3. 
tätige Zuführung einer Flüssigkeit aus einer unten offenen Flasche a der Druck 
in dem Gefäß b, welcher durch den zu prüfenden Stoff S abgeschlossen ist, kon- u |] 
stant erhalten wird. Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen a. B. 1.7. | 


1909. Nr. 224011. KI 42. 


Widerstandsmesser nach dem Deprez-System, dadurch gekennzeichnet, 
daß das die Drehspule beeinflussende Magnetfeld derart von der Meßspannung 
abbängig gemacht ist, daß die Feldstärke bei Überschreitung der Normal- 
spsnpung abnimmt, bei Unterschreitung derselben zunimmt, zum Zwecke, die 


rettete 


Angaben des Instrumentes möglichst unabhängig von Schwankungen der Meßspannung zu machen. 
Siemens & Halske in Berlin. 27. 5. 1909. Nr. 224 58 7. Kl. 21. 


Registrier vorrichtung für Kompasse, bei welcher ein mit der Kompaßnadel beweg- 
licher Arm mit einer Reihe von Kontakten in Berührung kommt und dadurch die Schreibvor- 
richtung elektrisch in Tätigkeit setzt, dadurch gekennzeichnet, daß die Zähne eines auf dem 
beweglichen Arm leicht drehbaren und leitend angeordneten Sternrades mit den Kontaktstiften 
kämmen, zu dem Zwecke, den Kontakt für den Registrierstrom obne merkbare Störung der 
Kompaßnadel herzustellen. E. Schuette u. N. Dedrick in Manitowoc, Wisc. V. St. A. 
24. 9. 1908. Nr. 224 738. Kl. 42. 


Basisentfernungsmesser mit an den Enden einer Basis angeordneten Pentaprismen 
und zwischen den Pentaprismen vor einem Okular angeordnetem Bildvereinigungskörper mit 
sich kreuzenden, d. h. im Winkel zueinander 
stehenden, übereinander liegenden reflektierenden 
Flächen, dadurch gekennzeichnet, daß die zwischen 
den Pentaprismen und dem Okular angeordneten 5 
Dachflächen symmetrisch zur Okularachse und zur 
Standlinie gleichmäßig, d. h. gleichmäßig zu der- 
selben verteilt, liegen, zum Zwecke der Erzielung 
seitenrichtiger aufrechter und korrekter Bilder bei 
geradsichtiger Anordnung des Gesamtinstruments 
und gleicher Reflexionszahl für beide Bildhälften. C. P. Goerz in Friedenau-Berlin. 7. 4. 1908. 
Nr. 224 402. KI. 42. 


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Einstellvorrichtung für Entfernungsmesser, durch welche den Eintrittsöffnungen 
des Messers scheinbar aus dem Unendlichen bezw. aus einer bekannten Entfernung kommende 
Strahlenbüschel zugeführt werden, mit zwei im 
Abstande der Eintrittsöffnungen des Instruments 
befindlichen, die Strahlen im wesentlichen recht- 
winklig ablenkenden, mit einer geraden Anzahl 
von Reflexionsflächen versehenen Prismen oder 
Winkelspiegeln, insbesondere Pentaprismen, da- 
durch gekennzeichnet, daß neben einem der 
beiden Winkelspiegel oder Prismen ein weiteres 
etwa um 180° ablenkendes, ebenfalls eine gerade 


Zahl von Reflexionsflächen besitzendes Prisma he ö 
bezw. Winkelspiegel, insbesondere ein gleich- O 
schenklig rechtwinkliges Prisma, angeordnet ist in ve 


Verbindung mit einer zwischen den genannten Prismen angeordneten Sammellinse. Derselbe. 
13. 12. 1908. Nr. 224403. KI. 42. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke In Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, en 


Erscheint seit 1891. E e 
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte “yen 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. f 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 10. 15. Mai. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Ein neues Radium - Perpetuum mobile. 
Von H. Greinacher in Zürich. 


Die fast unbegrenzt andauernde und beträchtliche Energieentwicklung des 
Radiums gehört zu jenen Tatsachen der neueren Physik, welche wohl das intensivste 
und allgemeinste Interesse hervorgerufen haben. Als eines der schönsten Experimente 
aus dem Gebiete der Radioaktivität muß es daher erscheinen, die fortwährende Arbeits- 
fähigkeit des Radiums direkt zu zeigen. Es ist danach das große Interesse zu ver- 
stehen, als es Strutt!) gelang, einen kleinen Apparat zu konstruieren, der zum ersten 
Mal die kontinuierliche Umwandlung radioaktiver Energie in mechanische Bewegung 
demonstrierte. Der Struttsche Apparat besteht im wesentlichen aus einem feinen 
Blättehenelektroskop, das durch die Radiumstrahlen allmählich aufgeladen wird. Hat 
das Blittchen einen gewissen Ausschlag erreicht, so entlädt es sich automatisch an 
einem Kontakt, worauf das Spiel von neuem beginnt. Zur Vermeidung von störender 
Luftionisierung muß der Apparat in einem aufs äußerste evakuierten Glasgefäß ein- 
geschlossen sein. Die Schwierigkeiten, die mit einem einwandfreien Funktionieren 
dieses ersten „Radium-Perpetuum mobile“ verbunden sind, sowie der Umstand, daß das 
Radiumpräparat im Apparat festgelegt werden muß, haben wohl eine weitere Ver- 
breitung desselben verhindert. | 

Es schien mir nun wünschenswert, einen Apparat zu konstruieren, 1) der in 
freier Luft sich bewegt, 2) der ohne Schwierigkeit aufzustellen ist und sicher funktioniert, 
3) dessen Bewegung selbst bei Verwendung schwächerer Radiumpräparate (1 mg) sich 
einem größeren Auditorium demonstrieren läßt, 4) der mit beliebigen Radiumprä- 
paraten, die jederzeit wieder anderweitig gebraucht werden können, arbeitet. 

Auf welche Weise dies gelungen ist, sei an dem fertigen Apparat erläutert, 
der hier im Schnitt wiedergegeben ist (Avg. J). Er besteht der Hauptsache nach aus 
zwei Teilen: 1) aus einer vollständig in Paraffin eingebetteten Messingplatte E, welche zum 
Auffangen der ß-Strahlen des Radiums bestimmt ist und 2) aus einer Art Binant- 
elektrometer, dessen Nadel N in metallischer Verbindung mit Z ist. Die Paraffinschicht 
über E ist nur etwa 0,5 mm dick. Auch das Aluminiumblättchen, das mittels des 
Schraubenkopfes V aufgeklemmt ist, hat nur eine Dieke von 0,015 mm. Wenn man 
daher ein Radiumpräparat darauf setzt, so treffen die $-Strahlen desselben fast unge- 
schwächt auf die Messingplatte E. Diese absorbiert ihrerseits fast alle 8-Strahlen und 
lädt sich infolgedessen allmählich mit negativer Elektrizität auf. Da die Platte nicht 
von ionisierter Luft umgeben ist, so behält sie ihre Ladung, welche nun durch einen 
Draht D, der ebenfalls in Paraffin gebettet ist, zu irgend einem Elektrometer ab- 
geführt werden kann. In dieser Weise läßt sich die negative Ladung der f-Strahlen, 
wie zuerst Herr und Frau Curie’) gezeigt haben, ohne weiteres nachweisen. 

In vorliegendem Apparat nun wird die mit Paraffin gefüllte Röhre R direkt 
auf ein Binantelektrometer aufgesteckt. An dem dünnen Platin - (Wollaston-) draht W 


1) R. J. Strutt, An experiment to exhibit the loss of negative electricity by radium. Phil. 
Mag. 6. S. 588. 1903. 


2) P. u. S. Curie, Sur la charge des rayons déviables du radium. Compt. Rend. 130. 
S. 647. 1900. 


fae, 


PTT Tarar 


hängt · En. leichtes System aus einem vertikalen Silberdraht und einem horizontal daran 
angeld:eten steifen Draht N. Lädt sich das System auf, so wird die Nadel N in die 
Binähfen B hineingezogen. Die Drehung kann entweder direkt beobachtet, oder mittels 
des ‚Spiegelchens S auf eine große Skala projiziert werden. Im einen Binanten befindet 


sich ein vertikaler feiner Platindraht C (s. Fig. 2); ebenso ist an der Nadel N gegenüber 
diesem ein feiner Platinbügel angelötet. Bei genügender Drehung der Nadel berühren 
„ sich die beiden Drähte, das drehbare 
.. „System entlädt sich und kehrt in die 
Ruhelage zurück. Allmählich steigt 


Thr 


aber die durch E zugeführte Ladung 
wieder an, die Nadel dreht sich wieder 
langsam dem Kontakt zu, bis von neuem 
Entladung erfolgt, usw. 

Die elektrische Spannung, welche 
die Nadel N annehmen muß, um ge- 
nügend stark gedreht zu werden, ist 
ziemlich beträchtlich; sie beträgt 10 Volt 
und mehr. Damit das System sich über- 
haupt so hoch auflädt, darf die Luft 
im Messingkästchen G nicht zu stark 
durch das Radium ionisiert werden. Es 
hat sich ergeben, da8 man dies in hin- 
reichendem Maße dadurch erreicht, daß 
man das Rohr R genügend lang nimmt. 
Der Abstand zwischen dem Radium und 
dem Kästchen beträgt 1 m. Zudem ist 
der K&stchendeckel, um dort noch 
auftreffende Strahlen möglichst zu 
schwächen, 5 mm dick gewählt. Auch 
ist die geringe Oberfläche des sich 
drehenden Systems offenbar günstig für 
die Hintanhaltung einer starken Elek- 
trizitätszerstreuung durch die Luft. 

Im übrigen ist leicht einzu- 
sehen, daß die Nadel sich um so 
schneller dreht, 1) je geringer das Tor- 
sionsmoment des Systems ist, 2) je 
schneller die Aufladung bezw. die elek- 
trische Spannung der Nadel wächst. 
Genügend geringes Drehmoment der 
Nadel und doch prompte Einstellung 
derselben wurde mit einem 5 bis 6 cm 
langen Wollastonfaden von 5 u erreicht. 
Um anderseits die Aufladung zu be- 
schleunigen, wurde außer auf möglichste 
Beschränkung der lonisation im Käst- 
chen @ auf möglichste Verkleinerung 
der Kapazität des Systems gesehen. 
Als Isoliermaterial wurde daher Paraffin 
(Dielektrizitätskonstante = 2) gewählt. 
Auch war der Kupferdraht D so dünn, 
als es eine solide Verbindung noch er- 
laubte. Trotzdem repräsentierte dieser, 
wie die Rechnung lehrte, den Hauptteil Fig. 2. 
der Kapazität. Die Kapazitätsvergröße- 
rung durch einen kleinen Abstand zwischen Æ und der Aluminiumfolie kam daher nicht 
so sehr in Betracht. Es schien sogar angebracht, diesen tunlichst klein zu nehmen, da 
hierdurch ja offenbar die Menge der von E aufgefangenen ß-Strahlen vergrößert wurde. 

Das Aufstellen des Apparats geschieht folgendermaßen. Man zieht das 
Rohr R aus der Hülse heraus und hängt an das aus dem Paraffin herausragende 


III GGG GSGGGI GG ECT BT LS 


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Heft 10. 
15. Mai 1911. = : . FFF 


H. Greinacher, Ein neues Radlum- Perpetuum mobile. 103 


Platinhikchen den Wollastonfaden, der ebenfalls mit Platinhäkchen versehen ist. Nun 
schiebt man R wieder in die Hülse. Das untere Häkchen des Wollastonfadens hängt 
jetzt in das Kästchen @ hinein. Inzwischen hat man die Nadel N auf die Binanten 
gelegt. Da man letztere durch die Mikrometerschraube M und die Führungen F 
vertikal verschieben kann, so gelingt es leicht, auch die unteren zwei Häkchen einzu- 
haken. Nun senkt man die Binanten etwas, bis die Nadel frei schwebt. Eine eventuell 
nötige Zentrierung der Aufhängung geschieht mittels der Fußschrauben des Grund- 
brettchens. Durch Drehen der Röhre R kann man ferner die Nadel in jede beliebige 
Richtung einstellen. 


Die Beobachtung geschieht durch zwei Glasscheiben in der linken und rechten 
Kästehenwand. Zur objektiven Darstellung kann eine Linse vor das Glasfenster ge- 
schoben werden. Am besten bildet man durch diese den leuchtenden Stift einer 
Nernstlampe auf einer größeren Skala in etwa 2 m Abstand ab. Man sucht durch 
Drehen der Röhre R die Stellung des Lichtzeigers, wo Kontakt der Nadel erfolgt. Sodann 
dreht man so weit zurück, bis der Lichtzeiger etwa 60 bis 70 cm davon entfernt ist. 
Je nach dem aufgelegten Radiumpräparat wird nun diese Strecke in kürzerer oder 
längerer Zeit zurückgelegt. Am günstigsten ist es, wenn das Radium auf einer Fläche 
ausgebreitet ist, die ungefähr an die Größe der Auffangfläche E heranreicht. Aber 
auch mit Radium in Ebonitkapseln und Glasröhrchen bekommt man eine namhafte 
Bewegung. So wurde bei 3 my RaBr, in Glasréhrchen eine Periodendauer von 
5 bis 9 Minuten beobachtet. 


Die Bewegung des Lichtzeigers erfolgt am Anfang langsam, da die Drehung 
des Systems ungefähr quadratisch mit der elektrischen Spannung zunimmt. Die Ge- 
schwindigkeit nimmt sodann zu, kann aber auch wieder abnehmen, da mit steigender 
elektrischer Spannung die Elektrizitätszerstreuung durch die Luft fortwährend zunimmt. 
Einige Centimeter vor dem Kontaktpunkt findet jedoch in allen Fällen eine merkliche 
Beschleunigung durch die daselbst stark zunehmende Anziehung der Platinkontakte statt. 
Der Lichtzeiger wird lebhaft reflektiert, worauf die Nadel in 1 bis 2 Minuten in die 
Anfangslage zurückkehrt. 


Es versteht sich von selbst, daß die Platinkontakte sorgfältig gereinigt sein 
müssen, wenn eine rasche und vollständige Entladung der Nadel stattfinden soll. 
Immerhin beobachtet man auch so, daß die Nadel nicht ganz in die Anfangslage 
zurückkehrt, da inzwischen bereits wieder die Aufladung begonnen hat. Auch während 
der nächstfolgenden Perioden verschiebt sich der Umkehrpunkt noch etwas gegen die 
Kontaktstelle zu. Letzteres rührt offenfar daher, daß allmählich auch im Paraffin sich 
negative Ladung (durch daselbst absorbierte Elektronen) ansammelt, die nun langsam 
auf das System kriecht und so die Aufladung beschleunigt. Demgemäß nimmt auch 
während der ersten Zeit die Dauer einer Periode etwas ab, um sich erst allmählich 
einem konstanten Endwert zu nähern. So wurde z. B. gefunden: 8” 52°, 8” 42°, 
8” 33°, Mittel aus weiteren 2 Perioden 8” 31°, sodann 8” 25°, 8” 23°, 8” 19°, 
8” 26°, 8” 18°, usw. Die Bewegung erfolgte im übrigen sehr regelmäßig, was 
schon die konstanten Werte für die Periodendauer zeigen. Als Beispiele mögen noch 
folgende Werte angeführt werden: 5” 8°, 5” 9°, dann als Mittel aus weiteren 
6 Perioden 5” 10°, als Mittel aus den nächsten 7 Perioden 5” 21°. Eine weitere Be- 
obachtungsreihe ergab als Mittel aus 3 Perioden 8” 36°, als Mittel aus weiteren 3 Pe- 
rioden 8” 34“. 

Diese Konstanz ist um so bemerkenswerter, als der Apparat nicht vollkommen 
vor Erschütterungen geschützt war. Auch war die Einwirkung anderer radioaktiver 
Stoffe, welche den Elektrizitätsverlust des Systems und damit die Aufladegeschwindigkeit 
beeinflussen, nicht völlig eliminiert. Natürlich ist es vorzuziehen, solche Stoffe 
möglichst fernzuhalten, insbesondere das Eindringen von Radiumemanation in das Ge- 
häuse tunlichst zu vermeiden. 


Zum Schluß seien noch die wichtigeren Demonstrationsversuche zusammen- 
gestellt, die sich mit dem neuen Radium - Perpetuum mobile ausführen lassen. 

Der Apparat zeigt außer der unverwüstlichen Arbeitsfähigkeit des 
Radiums direkt: 

1) die elektrische Ladung der ß-Strahlen bezw. der Elektronen, 

2) die zum mindesten unwesentliche Leitfähigkeitserhöhung des Paraffins 
bezw. fester Dielectrica durch $ (+ 7)-Strahlen. 


Deutsche 


104 Für Werkstatt und Laboratorium. Mechaniker-Ztg. 
3) Ferner kann man die lonisierung der Luft durch radioaktive Strahlen 
zeigen. Durch Annähern einer radioaktiven Substanz an das Kästehen wird die 


Periodendauer vergrößert. Bei starker Ionisierung bleibt der Lichtzeiger an einer be- 
stimmten Stelle sogar ganz stehen. In diesem Fall hat man einen stationären Zustand, 
bei dem die der Platte E zugeführte Ladung in jedem Moment gleich dem Elektrizitäts- 
verlust des Systems durch die ionisierte Luft ist. Je stärker die ionisierende Strahlung, 
um so kleiner der konstante Ausschlag des Lichtzeigers. 

4) Man kann so ohne weiteres die Messung der Radium- und Röntgenstrahlen 
nach der Methode der konstanten Ausschläge demonstrieren., Nur hat man hier statt 
des Bronsonschen Luftwiderstands eine konstante Elektrizitätsquelle in dem aufgelegten 
Radiumpräparat. Es ist möglich, daß diese Abänderung auch bei exakten Messungen 
mit Vorteil an Stelle des Luftwiderstands treten kann, eine Frage, die noch expe- 


rimentell zu prüfen wäre. 


5) Die Absorption der Radiumstrahlen läßt sich ebenfalls demonstrieren, indem 
man zwischen das ionisierende Agens und das Kästchen verschiedene Metallschichten 
bringt. Die Stellung des Lichtzeigers geht dann mehr oder weniger zurück. 


6) Um speziell die Absorption der f-Teilchen (Elektronen) zu zeigen, 
Man legt die absorbierenden Folien zwischen das 
feine Aluminiumblättehen und das Radium. 


man kein zweites Radiumpräparat. 


braucht 


7) Schließlich läßt sich mit einem flachen Radiumpräparat auch die sekundäre 


ß-Strahlung demonstrieren. 


Durch Auflegen eines Bleibleches 


auf das Präparat 


vermehrt man die der Platte E zugeführte Elektrizitätsmenge, was sich durch eine 


Verkürzung der Periodendauer anzeigt. 


Das neue Radium-Perpetuum mobile wird, wie hier noch erwähnt sei, von der 
Firma G. Zulauf & Co. in Zürich fabrikationsmäßig hergestellt. 


Zürich, Physikal. Institut der Universität; April 1911. 


a — 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Taschenwinkelmesser (verbesserter 
Jakobstab) für meteorologische 
Winkelmessung. 


Von C. KaBner. 
Meteorol. Zeitschr. 28. S. 67. 1911 


Dieser Jakobstab für flüchtigere Winkel- 
messung ist in einem Etui von 32,5 4 7 ˙— 3 cm 
Größe unterzubringen, wiegt mit Etui 230 g 
und kostet 15 M. Er besteht aus einem rechen- 
schieberartig ausziehbaren Lineal, an dessen 
Ende ein Visier sitzt. An einem Querlineal 
befinden sich Visierkörner, und je nachdem nun 
das Visier weit oder weniger weit ausgezogen 
wird, erhält man beim Visieren über die Körner 
kleinere oder größere Winkel, die an dem 
Auszug an vier Skalen abgelesen werden. Fur 
große Winkel ist auch das Querlineal noch ver- 
schiebbar. Man kann auf diese Weise leicht 
und rasch freihändige Winkelmessungen in 
beliebiger Ebene vornehmen, z. B. Durchmesser 
und Breite des Regenbogens und der Halos 
von Sonne und Mond, Sonnenhöhen, Mond- 
höhen u. dgl. 


Nachdem Repsold vor 3 Jahren der wissen- 
schaftlichen Welt seine Geschichte der astrono- 
mischen MeBwerkzeuge übergeben hat, ist es uns 
leicht gemacht, die Vorgeschichte des inte- 
ressanten Kaßnerschen Instrumentchens, teil- 


‚weise an der Hand von Abbildungen, bis in 


die Zeiten vor Christi Geburt hinein zu ver- 
folgen. Aristoteles, Archimedes, Hipp- : 
arch, Regiomontanus, Martin v. Be- 
haim, die Apiane, Gemma Frisius, Tycho 
Brahe und Metius, dazu unzählige Seefahrer 
vieler Jahrhunderte würden, wenn sie jetzt 
auferstünden, Kaßners Jakobstab mit Interesse 
von Hand zu Hand gehen lassen und Ver- 
gnügen darüber empfinden, daß ihr altes Hand- 
gerät in vervollkommneter Form sich zwischen 
den Meisterwerken der heutigen Instrumenten- 
technik noch lebensfähig zeigt. Mich dünkt, 
auch bei flüchtigen topographischen oder geo- 
graphischen Aufnahmen für 1 : 50000 und kleinere 
Maßstäbe muß der Kaßnersche Stab in Fällen, 
wo exaktere Meßmethoden zu schwerfällig er- 
scheinen, ein angenehmes Hilfsgerät in der 
Hand des wissenschaftlichen Reisenden bilden. 
In Verbindung mit einer Latte von bekannter 
Länge wird er auch als Entfernungsmesser bei 
Reiseaufnahmen brauchbar sein. Da aber die 
bei Reisen mit Kompaß aufgenommenen Azi- 
mute in der Regel als um mehrere Grad un- 
sicher angesehen werden müssen (Vogel 
rechnet in Neumayer, Wiss. Beob. auf Reisen, 
3. Aufl. 1906. S. 86 sogar mit 5 bis 10°), so 
dürften Kaßnersche Winkelmessungen bei 
Itineraraufnahmen oftmals mit Vorteil auch an 


Heft 10 
15. Mai 1911. | 


die Stelle von Kompaßpeilungen treten. Denkt 
man sich am Querlineal etwa mit einer Reiß- 
zwecke ein kleines Lot befestigt, so kann man 
auch Höhenwinkel für flüchtige Aufnahmen 
genau genug messen. 

Bei erstmaliger Aufnahme eines karto- 
graphisch noch ungenügend oder noch garnicht 
erschlossenen Gebietes wird es im Hinblick auf 
die ersten Bedürfnisse der beginnenden Kultur 
fast immer weit nützlicher sein, ein recht 
großes Gebiet möglichst rasch und möglichst 
bequem mit mäßiger Genauigkeit aufzunehmen, 
als die vorhandenen Arbeitskräfte und Geld- 
mittel etwa mit höheren Genauigkeitsansprüchen 
auf ein kleineres Gebiet zu konzentrieren. Bei 
solchen primitiven Aufnahmen dürfte Kaßners 
Meßstab sich als handlich und bequem er- 
weisen. P. Wilski. 


Umdrehungs-Fernzeiger für Schiffe, 
System Hartmann-Kempf. 


Nach einem Prospekte der Firma Hartmann 
& Braun A.-G., Frankfurt a. M. 


Für Schiffsführer, und zwar ganz besonders 
für Führer von Kriegsschiffen, ist es von großer 
Wichtigkeit, jederzeit vor Augen zu haben, mit 
wie viel Umdrehungen die Schiffsmaschine läuft, 
da nur durch feinste Regulierung der Schiffs- 
geschwindigkeit das saubere Fahren in größeren 
Verbänden ermöglicht wird. Die Umdrehungs- 
anzeiger müssen unbedingt zuverlässig sein 
und die stärksten Erschütterungen vertragen 
können. Die Firma Hartmann & Braun 
baut sie nach dem Resonanzsystem. Ein Kamm 
mit etwa 100 Zungen aus Stahlfederband, die 
z. B. auf die Frequenzen 50 bis 150 abgestimmt 
sind, wird elektromagnetisch durch den Strom 
eines 24-poligen Magnetinduktors erregt. Der 
Induktor wird mit Hilfe einer Rollenkette von 
der Schiffswelle aus mit einem derartigen Über- 
setzungsverhältnisse angetrieben, daß er bei 
50 bis 150 Touren pro Minute einen Wechsel- 
strom von ebensoviel Perioden erzeugt. Ein 
von diesem Strome durchflossener Elektro- 
magnet erteilt allen Zungen, die der Touren- 
zahl entsprechenden magnetischen Impulse. 
Nur diejenige Zunge, deren Schwingungszahl 
mit der Frequenz dieser Impulse zusammen- 
fallt, gerät in breite Resonanzschwingungen 
und zeigt dadurch unmittelbar die Tourenzahl 
der Schiffswelle an. 

Die Zungen sprechen momentan an, besitzen 
hohe Genauigkeit und sind unbegrenzt haltbar. 
Zungen mit geringerer Frequenz als 40 werden 
nicht benutzt, weil sie langsam ansprechen 
und Störungen unterliegen. 

Um auch geringe Tourenzahlen der Welle 
erkennen zu können, ist unter dem Zungen- 


Für Werkstatt und Laboratorium — Glastechnisches 


105 


== — — — 


system noch ein Zeigersystem nach Art der 
elektromagnetischen Voltmeter eingebaut und 
an den gleichen Magnetinduktor angeschlossen. 
Die geringere Genauigkeit dieses Zeigersystems 
genügt für die geringen, dem Zungensystem 
fehlenden Tourenzahlen; für die höheren 


| 
JE 
4 

i 

F 


Tourenzahlen dient es zur Erhöhung der Über- 
sichtlichkeit. Die vorstehende Figur gibt einen 
Anzeigeapparat für die Kommandobrücke eines 
mit zwei Wellen ausgerüsteten Schiffes wieder. 
Das Schauzeichen + links bedeutet „rück- 
wärts“; das Schiff ist im Begriff, mit kleinem 
Radius zu drehen. G. S. 


— — 


Glas technisches. 


Neue Chlorkalziumröhrchen. 
Von C. Müller. 
Chem - Ztg. 35. S. 115. 1911. 
In vielen Fallen ist es erwünscht, die in 
der Analytik häufig gebrauchten Chlörkalzium! -~ 


röhrchen zur Wägung leicht auseinandernehmen 
und nachher wieder verbinden zu können. 
Um die unbequemen Gummischlauchver- 
bindungen, die auch leicht durch zurück- 
bleibende Gummireste Wägefehler hervorrufen, 
zu vermeiden, kommen Röhrchen in den Handel, 
die lediglich durch Glasschliffe aneinander- 
gefügt werden können. Um die Schliffe gas- 
dicht aufeinander zu passen und ein Lockern 
während des Versuches zu verhüten, sind an 
den Verbiudungsstücken Hörnchen ange- 
bracht, über die ein Gummiband gelegt 
wird. Geringes Einfetten des Schliffes soll 
keine merklichen Wägefehler hervorrufen. 
Hfm. 


Neue Waschflasche zum Trocknen 
von Gasen. 
Stahl u. Eisen 31. S. 567. 1911. 
Die in beistehender Figur wiedergegebene 
Ti ockenréhre zeichnet sich durch ihre kompen- 
diöse Form aus; sie enthält in dem unteren 


3 


Teile, der etwa zur Hälfte mit Glasperlen 
gefüllt ist, konzentrierte Schwefelsäure und in 
dem oberen, der durch eine Über der Ein- 
schnürung liegende Siebplatte mit Glas wolle vom 


Glastechnisches. - Gewerbliches. — Patentschau. 


Deutsche 
_. Mechaniker-Ztg. 


unteren getrennt ist, Phosphorsäureanhydrid. 
Beide Trockenmittel können leicht erneuert 
werden. Die verbrauchte Schwefelsäure wird 
unten abgelassen und durch den Ansatz neue 


nachgefüllt, dasPhosphorsäureanhydrid wird von 


oben durch frisches ersetzt. Die durch D.R.G.M. 
geschützte Röhre wird von Ludwig Mohren 
(Aachen) in den Handel gebracht. Hfm. 


— 2 — 


Gewerbliches. 


Handel mit photographischen Artikeln 
in Guatemala. 

Nach einem amerikanischen Konsulatsbc- 
richte soll die Stadt Guatemala einen guten 
Markt für photographische Artikel, sowohl 
Apparate als andere Waren einschlagiger Art, 
darbieten. Es gibt dort lediglich einen Handler 
für solche Waren, der nach dem Urteil des 
Konsuls seine Monopolstellung durch Forderung 
hoher Preise ausnutzt. Die Firma ist dem 
Namen nach Vertreterin eines amerikanischen 
Hauses, verkauft aber überwiegend deutsche 
und englische Erzeugnisse. Amateure werden 
durch die hohen Preise von der Beschäftigung 
mit der Photographie abgeschreckt. In der 
fast 100000 Eiuwohner zählenden Hauptstadt, 
wo sich alle günstigen Vorbedingen für 
Amateurphotographie vereinigt finden, würde 
sich bei angemessenen Preisen ein günstiger 
Absatz der genannten Waren sicher ermöglichen 
lassen. 


Ein chemisches Laboratorium soll in Sofia 
(Bulgarien) von der dortigen Kreisfinanzver- 
waltung erbaut werden. 


Zum stellvertretenden Vorsitzenden der 
Meisterprüfungskommission Berlin ist Hr. 
Th. Ludewig ernannt worden, an Stelle von 
Hrn. O. Wolff, der sein Amt niedergelegt hat. 


— — — 


Patentscha u. 


Einrichtung zum Messen der Verdrehung von Wellen, gekennzeichnet durch zwei 
entsprechend der Torsion der Welle sich nähernde, an der Welle angebrachte Spulen, von 
denen die eine von einem Wechselstrom oder intermittierenden Gleichstrom durchflossen wird, 
dessen Pulsationen sich in den Stromkreis der anderen um so stärker kenntlich machen, je mehr 
die beiden Spulen sich nähern. A. Denny und Ch H. Johnson in Dumbarton, Schottland. 
1. 12. 1900. Nr, 224960. Kl. 42. 


Heft 10. 


15. Mai 1911 Patentschau Vereinsnachrichten. 


Vorrichtung zur Aufnahme von unter Wasser ausgesandten Tonwellen auf Schiffen 
zwecks Zeichengebung oder Ingangsetzung verschiedener Einrichtungen, dadurch gekennzeichnet, 
daß in einen geschlossenen Stromkreis mit einer Stromquelle und einer elektromagnetischen 
Vorrichtung (polarisiertes Relais K, Fig. 1) oler Scheibenkuppelung, lose Kontakte G E ange- 
ordnet sind, von denen der eine 
Kontakt G auf einer federnden 
Zunge F befestigt ist, die durch 
die auftreffenden Tonwellen in 
Schwingungen gerät und eine 
Erschütterung der Kontakte 
@ H und dadurch eine Schwa- 
chung des Stromes herbeiführt, 
die verursacht, daß ein Element 
der elektromagnetischen Vor- 
richtung, z. B die Zunge N, das 
Relais K oder der mit der 
Scheidenkupplung P verbundene 
Schalter R, während der Dauer 
der Tonwellen einen zum Betrieb 
der verschiedenen Einrichtungen Fig 2 
dienenden Lokalstromkreis schließt. J. Gardner in Knott End bei Fleetwood, Engl. 12. 5. 
1907. Nr. 225019. KI. 65. 


Fig. 1. 


Röhrenkompaß, bei welchem das zur Beobachtung der Südspitze der Nadel dienende 
Okular, das zur Beobachtung der Nordspitze dienende Objektiv und das zur Feststellung der 
Nadelausschläge dienende Glasmikrometer an einem gemeinsamen Körper von U-férmigem 
Querschnitt befestigt sind, da- 
durch gekennzeichnet, daß 
dieser U-förmige Körper m mit 
der Bodenplatte n lösbar ver- 
bunden ist, sich also zwecks 
Reinigung der einzelnen Kom- 
paßteile von der Bodenplatte 
abnehmen läßt, ohne daß sich 
an der Justierung der einzelnen 
Teile zueinander etwas ändern kann. 
Nr. 225 422. Kl. 42. 


M. Hildebrand in 19. 10. 1909. 


Freiberg i. Sa. 


— — — — 


Vereins nachrichten. 


Der diesjährige Mechanikertag wird Aufgenommen in den Hptv. der 


am Donnerstag den 21. und Freitag 
den 22. September in Karlsruhe stattfinden 
(kurz vor der Naturforscher-Versammlung). 


Vorläufige Anzeige. 
Die diesjährige Hauptversammlung des 
Ver. D. Glasinstr.-Fabr. findet am 


Montag, den 3. Juli, in Ilmenau 


statt. Anträge hierzu wollen die Mitglieder 
baldigst beim Vorstand einreichen. 

Die voraussichtlich recht wichtige und 
umfangreiche Tagesordnung wird noch be- 
kannt gegeben werden. 


Verein Deutscher Glasinstrumenten- 
Fabrikanten zu Ilmenau. 
Der Vorstand. 
Gustav Müller. 


D. G. f. M. u. O. ist: 


Hr. André Callier; Privatlaboratorium 
für photographische Untersuchungen; Gent, 
Bd. du Pare 14. 


D. G. f. M. u. O. Zwgv. Hamburg- 
Altona. Sitzung vom 4. April 1911. Vor- 
sitzender: Hr. Dr. Paul Krüß. 


Hr. Dr. A. Kohlschütter, Assistent an der 
Hamburger Sternwarte in Bergedorf, hielt einen 
Vortrag über astronomische Zeitbestimmung. 
Der Redner ging zunächst auf die Definition 
der Sonnenzeit ein. Hat die Sonne, -von der 
Erde gesehen, einen vollen Umlauf ausgeführt, 
so ist ein Tag verflossen. Die Zeit, zu der die 
Sonne genau im Süden steht, nennt man 


108 _ 


Vereinsnachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Mittagszeit. Da sich jedoch die Sonne nicht 
gleichförmig bewegt, so rechnet man nach 
mittlerer Sonnenzeit, d. h. nach einer fingierten, 
sich gleichmäßig bewegenden Sonne. Diese 
mittlere Sonnenzeit ist nun wiederum vom Ort 
abhängig, man hat deshalb ala Weltzeit die 
Zeit von Greenwich angenommen und für 
größere Bezirke einheitliche Zeiten festgesetzt. 
Im Gegensatz zu der Sonnenzeit des bürger- 
lichen Lebens beobachtet der Astronom nach 
Sternzeit; ein Sterntag ist die Zeit zwischen 
den Durchgängen eines und desselben Sternes 
durch den Meridian des Ortes, der Sterntag 
beginnt mit dem Durchgange des sogen. 
Frühlungsanfangspunktes. Aus der Stern- 
zeit wird dann unter Benutzung von astro- 
nomischen Jahrbüchern die wahre Sonnenzeit 
berechnet. Zur Beobachtung des Sterndurch- 
gangs dient der Meridiankreis. Die Fehler, 
die im Instrument oder in seiner Aufstellung 
liegen, wie Kollimationsfehler, Abweichung der 
Drehungsachse von der Horizontalen, Achsen- 
durchbiegung usw. sind in geeigneten Zeitab- 
ständen zu bestimmen. Die Beobachtung der 
Sterndurchgänge kann nach verschiedenen Me- 
thoden erfolgen, die genauesten Werte liefert 
die Tasterregistriermethode mittels Chrono- 
graphs sowie Repsolds unpersönliches Mikro- 
meter. Zum Schluß erklärte der Redner die 
Übertragung der Zeit auf die verschiedenen 
Registrier, Normal- und Beobachtungsuhren, 
auf die Zeitbälle sowie auf telephonische Zeit- 
signale. 


Sitzung vom 2. Mai 1911. Vorsitzender: 
Hr. Dr. Paul Krüß. 

Hr. William Meyer, Direktor der Chrono- 
meterwerke, hielt einen Vortrag über die Her- 
stellung von Chronometern. Die ersten An- 
fange der Uhrmacherei liegen weit zurück. 
Schon im Altertum kannte man Sonnenuhren, 
welche eine Zeiteinteilung des Tages möglich 
machten. Später kamen Sanduhren und Wasser- 
uhren auf, bei welchen das langsame Ausfließen 
von Sand bezw. Wasser zur Zeitbestimmung 
diente. Eine genauere Zeitbestimmung war 
allerdings erst nach Erfindung der Räderuhren 
möglich. Die Genauigkeit dieser Uhren war 
zunächst nur gering, da der Hauptwert auf die 
kunstvolle äußere Ausstattung gelegt wurde. 
Erst im 18. Jahrhundert wurde der Versuch 
gemacht, Präzisionsuhren herzustellen, welche 
vor allem ein außerordentlich wichtiges Hilfs- 
mittel für die Schiffahrt darstellen. In England 
entstand zuerst ein Normalmodell dieser Chrono- 
meter, und dieses Land hat auf lange Zeit fast 
den ganzen Bedarf an Marinechronometern 
gedeckt, da durch die hier eingeführte weit- 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


gehende Arbeitsteilung die Chronometer so 
gleichmäßig und preiswert wie in keinem 
anderen Lande hergestellt werden konnten. 
Erst in neuerer Zeit haben auch andere Länder, 
besonders Deutschland, mit Erfolg sich der 
Herstellung von Chronometern zugewandt. 
An der Hand eines von den Hamburger Chrono- 
meterwerken hergestellten Marinechronometers 
ging der Vortragende eingehend auf die 
Schwierigkeiten der Herstellung dieser Präzi- 
sionsinstrumente ein. Die einzelnen Teile, 
Feder, Schnecke, Räder, Hemmung, Unruhe usw., 
müssen mit außerordentlicher Genauigkeit her- 
gestellt werden, wenn das fertige Inetrument 
später den an dasselbe gestellten hohen An- 
sprüchen genügen soll. Durch die notwendige 
äußerste Präzision ist auch eine fabrikmäßige 
Herstellung in großem Maßstabe ausgeschlossen, 
da äußerste Feinheit nur durch Handarbeit zu 
erzielen ist. P. K. 


Abt. Berlin, E. V. Sitzung vom 
9. Mai 1911. Vorsitzender: Hr. W. Haensch. 

Die sehr stark besuchte Sitzung fand im 
Hörsaale der Firma Reiniger, Gebbert 
& Schall A. G. statt, deren Direktor Hr. A. 
Hirschmann, unterstützt von einigen In- 
genieuren, die neueren elektromedizinischen 
und Röntgen - Apparate demonstrierte. Es ge- 
langten folgende Instrumente zur Vorführung: 
Die jetzt allgemein zur Verwendung kommen- 
den unterbrecherlosen Idealröntgenapparate ; 
Einschlag-Röntgenapparat Unipuls; rotierende 
Stromunterbrecher ohne Quecksilber; auto- 
matische Unterbrecher für Röntgentherapie; 
HeiBluftduschen; elektrische Kompressen und 
Hochfrequenzapparate „Thermoflux“, welche 
die Wärme zwischen den Elektroden und dem 
menschlichen Körper hindurchschicken; ein 
mit Hochfrequenzströmen arbeitender Kalt- 
Kauter; ein Druckluftmassageapparat; die ver- 
schiedensten Beleuchtungsinstrumente, wie 
Cystoskope, Gastroskope, bei denen sowohl 
die verbesserte Optik wie auch die bequeme 
Handhabung zum Photographieren und bei 
operativen Eingriffen bemerkenswert sind; 
Bohrer und Fräsen zum Anbohren der Schädel- 
decke; Massageapparate; ein Universalan- 
schluBapparat, um den Strom des Leitungs— 
netzes in die verschiedenen medizinisch ver- 
wertbaren Stromarten umzuwandeln. Schließlich 
wurden photographische Röntgenaufnahmen 
sowie Darstellungen von Heilungsprozessen, 
die durch Röntgenstrahlen erzielt worden 
sind, vorgeführt. 

Hr. Mechaniker G. Lehmann (027, Kl. An- 
dreasstr. 8) wurde aufgenommen. Bi. 


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Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 11. 1. Juni. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Elektromedizinische und réntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 
Von G. Heber in Berlin, Ingenieur der A.-G. Reiniger, Gebbert & Schall. 
(Fortsetsung.) | 


Aber nicht allein die verschiedenen Stromarten der Gleichstromgruppe, sondern 
auch die der Wechselstromgruppe finden Verwendung in der Elektrotherapie. Hierzu 
gehören auch die hochfrequenten Wechselströme, und besonders auf dem Gebiet der 
Hochfrequenztherapie sind in den letzten Jahren recht bedeutende Fortschritte gemacht 
worden. Zur besseren Übersicht sollen nachstehend die verschiedenen Wechselströme 
und Hochfrequenzstréme, sowie die damit in Verbindung stehenden Behandlungs- 
methoden angeführt werden. i 

Der faradische Wechselstrom. Diese seit etwa 70 Jahren benutzte Stromart 
wird mit den bekannten Induktionsapparaten, den sog. Schlittenapparaten, erzeugt. Zum 
Betrieb derselben werden für die Behandlung im Hause des Patienten und für die 
landärztliche Praxis galvanische Elemente verwendet, bei dem modernen Anschluß- 
instrumentarium werden den Induktionsspulen Glühlampen vorgeschaltet. Wenn auch 
Dimensionen und Eleganz dieser Apparate oft recht verschieden sind, so besteht doch 
in konstruktiver Hinsicht ziemliche Übereinstimmung in bezug auf der Spulenan- 
ordnung. Denn ohne Primär- und Sekundärspule, deren Windungen um eine gemein- 
same Achse geführt sind, ist ein brauchbarer Induktionsapparat nicht zu denken. Da- 
gegen sind die Regulier- und Unterbrechungsvorrichtungen oft sehr voneinander ab- 
weichend und in konstruktiver Hinsicht bemerkenswert. | | 

Für den praktischen Arzt ist es besonders wichtig, die Spannung des fara- 
dischen Stromes in den feinsten Abstufungen regulieren zu können. Hierzu wird 
gewöhnlich die Sekundärspule in achsialer Richtung zur Primärspule bewegt oder auch 
der Eisenkern im Hohlraum der Primärspule verschoben. Bei manchen Apparaten ist auch 
die Anwendung eines Dämpfers beliebt. Es ist das ein Messing- oder Kupferrohr, 
welches über dem Eisenkern verschiebbar angebracht wird. Durch die in dem Metall- 
rohr entstehenden Wirbelströme wird die Induktionswirkung in der Sekundärspule je 
nach der Länge des dämpfenden Rohres verstärkt oder abgeschwächt. Für physiologische 
und diagnostische Zwecke ist es nicht nur wichtig, eine feinstufige Regulierung vor- 
nehmen zu können, die Graduierung der verschiedenen Abstufungen muß bei einem 
Präzisions-Induktionsapparat auch ablesbar sein. Hierbei wird die Wirkung des fara- 
dischen Stromes durch den sog. Rollenabstand bestimmt, da die direkte Messung des 
faradischen Stromes nicht so einfach wie beim galvanischen Strom ist. Besonders in 
der zahnärztlichen Diagnostik, wo der faradische Strom zur Untersuchung der er- 
krankten Zahnpulpa häufig benutzt wird, ist feinstufige Regulierung durchaus er- 
forderlich. Für diesen speziellen Zweck ist der Induktionsapparat nach Prof. Dr. 
Schröder hergestellt (Fig J). Hier kann der Rollenabstand einerseits durch die be- 
kannte Schlittenführung verändert und mittels der seitlich angebrachten Zentimeter- 
skala abgelesen werden; anderseits ist eine noch feinere Einstellung der Sekundär- 
spule durch eine Mikrometerschraube mit MeBvorrichtung möglich. 

Auch die Unterbrechungsvorrichtungen fiir den faradischen Apparat haben oft 
den Scharfsinn des Konstrukteurs beansprucht. Für die ältere Elektrotherapie war der 
einfache und hinlänglich bekannte Hammerunterbrecher wohl ausreichend, die neuere 


110 G. Heber, Elektromedlsinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. M . 


e — — 


stellte aber mit Erweiterung der Anwendungsgebiete auch höhere Forderungen hin- 
sichtlich Präzision und Regulierung. Man muß berücksichtigen, daß von dem präzisen 
Arbeiten des Unterbrechers auch der Verlauf des faradischen Stromes abhängig ist. 
Der Elektrotherapeut steht dieser Tatsache aber durchaus nicht gleichgültig gegenüber. 
Ein ungleichmäßig verlaufender faradischer Strom kann bei dem Patienten Unbehagen 
und damit Mi8trauen gegen die Behandlung hervorrufen, ein gleichmäßig verlaufender 
wird bei richtiger Anwendung angenehm empfunden. Neben dem präzisen Funktionieren 
des Unterbrechers wird aber noch bei den besseren Apparaten verlangt, daß die Zahl 
der Unterbrechungen von Fall zu Fall geändert werden kann. Es gibt sehr viele 
sinnreich durchkonstruierte Unterbrecher, welche diesen Anforderungen vollauf ge- 


Fig. 1. 


nügen. Als Beispiel sei ein Induktionsapparat mit neuer Unterbrechungsvorrichtung 
aufgeführt (Fig. 2). Es können hiermit sowohl einzelne Stromimpulse mit langsamer 
Folge, als auch sehr schnell aufeinanderfolgende erreicht werden. Die Arbeits- 
weise dieser Unterbrechungsvorrichtung ist folgende. Ein zwischen zwei Spitzen- 
schrauben gelagerter Eisenanker ist an der unteren Seite mit einer Kontaktfeder aus 
Edelmetall versehen, gegen welche sich eine verstellbare Platinspitze anlehnt. Indem 
nun diese Kontaktspitze mittels Stellschraube bewegt wird, erhält der als gleicharmiger 
Hebel ausbalanzierte Anker verschiedene Unterstützungspunkte, durch welche langsame 
oder, schnelle Ankerschwingungen und damit entsprechende Änderungen in der Unter- 
brechungszahl hervorgerufen werden. Mit der Frequenz der Unterbrechungen steht 
auch die Art der Reizwirkung auf 
das Nervensystem und auf die 
Muskeln in engem Zusammenhang. 
Der faradische Strom ist 
zwar ein Wechselstrom, aber kein 
harmonisch verlaufender, da die 
einzelnen Stromimpulse eine ver- 
schiedene Intensität besitzen. Das 
bei Stromschluß in der Primär- 
spule entstehende Kraftlinienfeld 
erzeugt in der Sekundärspule den 
SchlieBungsstromimpuls, das bei 
Stromunterbrechung verschwin- Fig. 2. 
dende Kraftlinienfeld den Offnungsstromimpuls, der stärker ist als jener, bei dem eine auf- 
tretende elektromotorische Gegenkraft eine Schwächung verursacht. Bei der therapeutischen 
Bewertung des faradischen Stromes sind also hauptsächlich die das Nervensystem 
stärker anregenden Offnungsstromimpulse zu berücksichtigen. Die älteren faradischen 
Apparate waren so eingerichtet, daß die bei der Stromöffnung in der Primärspule ent- 
stehenden Extraströme ebenfalls für Behandlungszwecke benutzt werden konnten. 
Doch dürfte in der neuzeitlichen Elektrotherapie die Verwendung dieser Extraströme 
kaum noch in Betracht kommen. Sogar der gewöhnliche faradische Strom ist von 
manchen Ärzten jetzt aufgegeben, an seiner Stelle wird der sinusoidale Wechselstrom 
immer mehr bevorzugt. Der faradische Strom ist wohl diejenige therapeutische 


L. aek 16 1. C. Reber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte In den letzten Jahren. 111 
SS ese 


Stromart, welche am volkstiimlichsten geworden ist. Doch hat das in Laienkreisen oft 
vorgenommene „Elektrisieren* mit der methodisch ausgeführten Faradisation des 
Arztes nichts gemein. Hier kommt es vor allen Dingen darauf an, den faradischen 
Strom unter Benutzung von langjährigen Erfahrungstatsachen als wirkliches Heilmittel 
bei verschiedenen Lähmungserscheinungen zu benutzen. 

Der sinusoidale Wechselstrom. In der allgemeinen Elektrotechnik ist diese 
Stromart als gewöhnlicher oder einphasiger Wechselstrom bekannt. Da die mit einem 
Oszillographen aufgenommene Stromkurve einer Sinuslinie nahezu entspricht, so hat 
man in der Elektrotherapie die obige Bezeichnung eingeführt. Mit Hilfe von kleinen 
Transformatorspulen läßt sich der gewöhnliche technische Wechselstrom hinsichtlich 
der Spannung so weit reduzieren, daß er für Behandlungszwecke geeignet ist. Unter- 
brechungsvorrichtungen kommen für diese Induktionsspulen nicht in Anwendung, da 
die induktiven Wirkungen des Wechselstromes für die Stromtransformation allein aus- 
reichend sind. Wo dem Arzt vom Leitungsnetz aus nur Gleichstrom zur Verfügung 
steht, wird mit Hilfe eines kleinen Motorumformers zunächst Wechselstrom erzeugt und 
dieser dann durch eine kleine Transformatorspule auf die erforderliche Behandlungs- 
spannung reduziert. Dadurch, daß die Unterbrechungsvorrichtungen fortfallen, sind 
auch die durch Unregelmäßigkeiten in deren Funktionieren entstehenden Spannungs-. 
schwankungen ausgeschlossen: der Strom wird vom Patienten angenehmer empfunden. 
Der Stromcharakter des Sinusoidalstromes ist ein anderer, als der des faradischen 
Stromes. Die Stromperiode eines faradischen Stromes setzt sich zusammen aus dem 
flach verlaufenden Schließungsstromimpuls mit geringer Reizwirkung und dem plötzlich 
ansteigenden Öffnungsstromimpuls mit stärkerer Reizwirkung. Dagegen besteht die 
Stromperiode eines sinusoidalen Wechselstromes aus zwei nach beiden Richtungen hin 
gleichmäßig verlaufenden, sanft abgerundeten Stromimpulsen von gleichen Intensitäten 
und Reizwirkungen. Von verschiedenen Elektrotherapeuten der Neuzeit wird der 
sinusoidale Wechselstrom gern an Stelle des faradischen Stromes verwendet (sinusoidale 
Faradisation oder Voltaisation), hauptsächlich zur Behandlung von Herzerkrankungen 
mit Hilfe der Vierzellenbäder (Wechselstrombäder). Auch ein dreiphasiger sinusoidaler 
Wechselstrom wird für den gleichen Zweck in Anwendung gebracht. 

Wechselstréme von hüherer Spannung. Es ist eine durchaus irrige Annahme, 
daß ein Wechselstrom von hoher Spannung unbedingt für den Organismus gefährlich 
sei. Die neuzeitliche Elektrotherapie verfügt über eine Anzahl von Stromarten, deren 
Spannungswerte weit größer sind, als bei den vorgenannten, und welche sich für 
therapeutische Zwecke sehr gut eignen. Von diesen verschiedenen Behandlungs- 
methoden soll hier die Rumpfsche näher besprochen werden. Durch die Arbeiten 
von Geheimrat Rumpf in Bonn kann ein durch bestimmte Anordnungen modifizierter 
Wechselstrom von höherer Spannung und geringer Intensität zur Behandlung von Herz- 
krankheiten benutzt werden. Das Instrumentarium besteht aus einem kleinen Funken- 
induktor mit geringer Schlagweite. Der Betrieb desselben erfolgt mit einer Akku- 
mulatorenbatterie oder unter Verwendung geeigneter Widerstände durch Netz-Gleichstrom. 
Die Stromstärke muß durch Regulierwiderstände mit feinen Abstufungen verändert 
werden können. Die eine Sekundärklemme des Induktors steht mit einer größeren 
Bodenplatte aus Metall in Verbindung, die je nach der Behandlungsform mit gleich 
großen Holzplatten von verschiedener. Stärke belegt wird. Auf dieser ruhen die 
Fußsohlen des Patienten. Die eigentliche Behandlungselektrode bildet ein Glasgefäß, 
dessen innere Bodenfläche mit Metall gleichmäßig belegt ist; diese Belegung steht mit 
der anderen Sekundärklemme des Induktors in Verbindung. Die äußere Bodenfläche 
der Gefäßelektrode wird vom behandelnden Arzt mit dem entblößten Körperteil des 
Patienten in Berührung gebracht, wodurch beim Einschalten des Apparates eine Art 
Kondensatorwirkung zustande kommt. Gegenüber der gewöhnlichen Elektroden- 
behandlung ist das Verfahren dadurch gekennzeichnet, daß der menschliche Körper 
gewissermaßen den Belag eines Kondensators bildet. Je nach Einregulierung des 
Apparates und Wahl der Holzplattenstärke lösen die Rumpfschen Ströme schwache 
oder stärkere Reizempfindungen im Organismus aus, die aber durchaus nicht unangenehm 
empfunden werden. 

Wechselströme von hoher Frequenz. Die hochfrequenten Wechselströme 
finden in der Elektrotherapie eine zunehmende Verwendung. Bevor die verschiedenen 
Einrichtungen und Behandlungsmethoden beschrieben werden, sollen einige allgemeine 
Angaben über die Hochfrequenzströme vorausgeschickt werden... Die, Frequenz der 


119 GQ. Heber, Blektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. M SET 


technischen Wechselströme beträgt in der Regel 50 bis 60, die in der Elektro- 
therapie gebräuchlichen dagegen 100000 bis hinauf zu 500000 und noch mehr. In 
physiologischer Hinsicht ist die Reizwirkung eines gewöhnlichen Wechselstromes mit 
mäßiger Frequenz schon bei geringen Spannungswerten eine recht beträchtliche. Wird 
dagegen die Frequenz des Wechselstromes bei gleichbleibender Spannung bedeutend 
gesteigert, so nimmt auch die Reizwirkung ab. Neben der Frequenz des Wechsel- 
stromes sind aber noch Stromstärke und Spannung für den physiologischen Effekt aus- 
schlaggebend. Mit den heutigen Hilfsmitteln der Elektrotechnik ist es möglich, einen 
hochfrequenten Strom von geringer Spannung und größerer Intensität, als auch einen 
hochfrequenten Strom von hoher Spannung und geringer Intensität entstehen zu lassen. 
Bemerkenswert ist, daß diese medizinischen Hochfrequenzströme nicht mit Rotations- 
vorrichtungen, sondern mit besonderen Funkenstrecken (Generatoren), Kondensatoren 
(Kapazitäten) und Drahtspulen (Selbstinduktionen), welche sehr verschieden zu einem 
wirksamen Aggregat zusammengeschaltet sind, erzeugt werden. Um, die Technik der 
Hochfrequenzstréine, welche seit etwa 20 Jahren bekannt sind, hat sich besonders 
Tesla verdient gemacht. Durch die Untersuchungen des französischen Physiologen 
d'Arsonval wurden die hochfrequenten Wechselströme der Elektrotherapie zugänglich 
gemacht. Unter Zuhilfenahme der neueren Versuchsergebnisse von Simon, Poulsen 
und Lepel ist es gelungen, Hochfrequenzströme von enorm hoher Frequenz zu er- 
zeugen. Dieselben zeichnen sich besonders dadureh aus, daß nur noch sehr geringe 
oder fast gar keine Reizwirkungen auf das Nervensystem stattfinden und daß dieselben 
auch bei ziemlich hohen Intensitäten ein angenehmes Wärmegefühl im Körper hervor- 
rufen. Durch die von Forest 
angestellten Versuche konnte 
auch an eine neue Verwendung 
der Hochfrequenzströme für 
chirurgische Zwecke gedacht 
werden; es sind durch diese 
Fortschritte weitere Anwen- 
dungsgebiete für das Hoch- 
frequenz - Instrumentarium er- 
öffnet. Die nachstehende Zu- 
sammenstellung soll einer Über- 
sicht von verschiedenen An- 
wendungen der Hochfrequenz- 
ströme für medizinische Zwecke 
ermöglichen. 

a. Die d’Arsonvalisation. 
Für diese Behandlung kommt 
der durch die Fig. 3 veran- 
schaulichte Transformator in An- 

a wendung. Er setzt sich zu- 
sammen aus zwei Leydener Flaschen, deren Innenbelege mit den Entladungskugeln einer 
Funkenstrecke und deren Außenbelege mit einem diekdrahtigen Solenoid verbunden sind. 
Zum Betrieb dieses Apparates sind entweder hochgespannte Wechselströme oder die mittels 
Hochspannungs - Gleichrichters erzielten pulsierenden Hochspannungs - Gleichströme er- 
forderlich. Gewöhnlich erfolgt der Anschluß des Transformators an ein Röntgen- 
instrumentarium mittlerer Größe. Für die Ausübung der bipolaren d’Arsonvalisation 
wird der menschliche Körper mittels geeigneter Elektroden parallel zu dem diekdrahtigen 
Solenoid geschaltet. Trotz der ziemlich hohen Spannung haben diese d'Arsonval- 
schen Ströme beim festen Anlegen der Elektroden geringere Reizwirkungen als die 
faradischen Ströme. Bemerkenswert ist auch die ziemliche Stromintensität, welche ohne 
jede Gefahr den Organismus passieren kann; sie beträgt bei entsprechender Einstellung 
des Apparates und richtiger Elektrodenauflage 300 bis 500 Milliampere. Nach Be- 
messung der Funkenlänge, welche zwischen den angenäherten Behandlungselektroden 
auftritt, kann die Spannung bis zu 50 000 Volt geschätzt werden. DurchflieBt ein 
solcher Strom längere Zeit den menschlichen Körper, so wird neben einer kaum wahr- 
nehmbaren Reizwirkung ein schwaches, aber deutliches Wärmegefühl an den Berührungs- 
stellen empfunden. Demgegenüber ist die Tatsache erwähnenswert, daß ein gewöhn- 
licher Wechselstrom oder auch ein faradischer Strom bei einer Spannung von etwa 


1. 3 15 8. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnlsche Fortschritte in den letzten Jahren. 113 


50 Volt und einer Stromstärke von wenigen Milliampere bei gleichen Berührungs- 
flächen der Elektroden unerträgliche Kontraktionen der Muskeln veranlassen würde. 

b. Die Autokonduktion. Die bipolare d’Arsonvalisation ermöglicht eine direkte 
Zufuhr des Hochfrequenzstromes zum menschlichen Körper. Wird nun das beim 
d’Arsonvalschen Transformator erwähnte dickdrahtige kleine Solenoid durch ein 
größeres ersetzt, in dessen Hohlraum der menschliche Körper bequem Platz findet, so 
kann eine indirekte Einwirkung der Hochfrequenzströme auf diesen stattfinden. Diese 
indirekte Behandlung wird als Autokonduktion und das hierzu benutzte große Solenoid 
als Hochfrequenzkäfig bezeichnet. Die in dem Käfig befindliche Person kann keine 
besonderen Empfindungen wahrnehmen, doch lassen sich aus allen Teilen des Körpers 
kleine Funken ziehen, welche den Eindruck einer schwachen statischen Aufladung 
hervorrufen. Von einigen Autoren ist eine Beeinflussung des Blutdruckes experi- 
mentell nachgewiesen worden. 

ec. Der Oudinsche Resonator, Wird durch Zusammenstellung von Funken- 
strecken, Kondensatoren und Selbstinduktions- 
spulen ein elektrischer Schwingungskreis ge- 
bildet, so können in entfernten Leiteranord- 
nungen ebenfalls elektrische Schwingungen 
hervorgerufen werden. Der vorher erwähnte 
d’Arsonvalsche Transformator entspricht nun 
einem Schwingungskreis, der in einer benach- 
barten Leiteranordnung, dem Resonator, eben- 
falls elektrische Schwingungen hervorrufen 
kann. Aus Fig. 4 ist die Gesamtanordnung 
eines derartigen Apparates ersichtlich. Unter- 
halb des Tisches befinden sich Funkenstrecke 
und Kondensatoren, oberhalb des Tisches ist 
die Selbstinduktionsspule mit dem von Oudin 
für therapeutische Zwecke eingeführten Re- 
sonator angebracht. Beide Spulen bilden eine 
fortlaufende gemeinsame Wiekelungund können 
dureh einen beweglichen Kontakt verschieden 
abgestimmt werden, je nachdem ein größerer 
oder kleinerer Effekt erreicht werden soll. 
Zum Betrieb des Apparates dient gewöhnlich 
der Induktor eines mittelgroßen Röntgenin- 
strumentariums, es können sowohl hoch- 
gespannte Wechselströme, als auch hoch- 
gespannte pulsierende Gleichströme von ge- 
ringer Intensität benutzt werden. Bei richtiger 
Abstimmung und Einstellung der Funken- 
strecke treten am Resonatorpol sehr kräftige i 
Ausstrahlungen auf. Dieselben werden mit be- | 
sonderen Spitzenelektroden bei verschiedenen 
gichtischen und Haut-Erkrankungen direkt dem 
zu behandelnden Körperteil zugeführt, welches 
Verfahren als Büschellicht- Behandlung be- 
zeichnet wird. Außerdem kommen noch zahlreiche Kondensatorelektroden in An- 
wendung, welche zur Behandlung verschiedener Haut- und Organerkrankungen benutz! 
werden. Die Elektrode ist gewöhnlich ein evakuierter Hohlkörper aus Glas, wobei das 
Vakuum oder auch eine Graphitfüllung die eine leitende Belegung bildet. Auch eine Hart- 
gummiplatte, welche auf der einen Seite mit einem Metallbelag versehen ist, dient als 
Kondensatorelektrode. Jedenfalls läßt die große Anzahl der für verschiedene Zwecke 
hergestellten Hochfrequenzelektroden darauf schließen, daß die Verwendung eine recht 
häufige ist. Bemerkenswert ist noch, daß die mit dem Resonatorpol verbundenen 
Elektroden unipolar benutzt werden. Bei dieser Behandlungsmethode bildet der mensch- 
liche Körper den zweiten leitenden Belag. Für diesen Hochfrequenzstrom ist es be- 
sonders die enorm hohe Spannung, welche für den therapeutischen Effekt in Betracht 
kommt. Die Reizwirkungen sind nicht gänzlich ausgeschaltet und die Stromintensität 
st eine verhältnismäßig geringe. Neben der primären Stromzufuhr und. der, ‚Abstimmung c 


Fig. 4. 


114 Q Heber, Eiektromadiznlsche und röntgentechnlsche Fortschritte in den letsten Jahren. Helen Zie, 


am Resonator hat auch die Einstellung der Funkenstrecke einen wesentlichen Einfluß 
auf die Spannung und Stromstärke des Hochfrequenzstromes. Die Frequenz dieses 
Stromes wird besonders durch die Kapazität der Leydener Flaschen sowie durch die 
Beschaffenheit der Funkenstrecke beeinflußt. 

d. Die Thermopenetration. Bei der d’Arsonvalisation wurde darauf hingewiesen, 
daß bei längerem Stromdurchgang durch den menschlichen Körper neben schwachen 
Reizwirkungen auch ein geringes Wärmegefühl wahrnehmbar ist. Gelingt es, diese Reiz- 
wirkungen bei bedeutender Reduktion der Spannung gänzlich auszuschalten und dafür 
die Stromstärke wesentlich zu erhöhen, so müßte eine solche Stromart eine ganz be- 
deutende Erwärmung des durchströmten Körperteiles veranlassen. Diese Ansicht 
bestand schon, als vor etwa 20 Jahren der d’Arsonvalsche Strom für therapeutische 
Zwecke vereinzelt in Anwendung kam. Erst der Neuzeit war es vorbehalten, einen 
Wechselstrom mit so hoher Frequenz zu erzeugen, daß keine Reizwirkungen mehr auf 
das Nervensystem stattfinden können. Da ein solcher Hochfrequenzstrom auch keine 
Ionenwanderungen veranlassen kann, so sind selbst bei sehr starken Strömen cheniische 
Prozesse in den Gewebeflüssigkeiten ausgeschlossen und nur die Wärme bildet das Um- 
setzungsprodukt eines derartigen Hochfrequenzstromes im Gewebe. Das Verfahren 
einer solchen Durchwärmung menschlicher Körperteile mit Wechselströmen von enorm 
hoher Frequenz wird als Thermopenetration, Transthermie oder Diathermie bezeichnet. 
Zur Erzeugung derartiger Hochfrequenzströme sind keine hochgespannten Wechselströme 
erforderlich. Es genügt die gewöhnliche Betriebsspannung und das Instrumentarium kann 
für die Thermopenetration direkt an ein Leitungsnetz angeschlossen werden. Der 
Funkeninduktor, welcher sonst zur Erzeugung der hochfrequenten d’Arsonvalschen 
oder Tesla-Ströme benutzt wird, ist für die Ausübung der Thermopenetration ent- 
behrlich. Es gelangt hierfür ein besonderes Apparatensystem zur Verwendung, welches 
sich zwar auch aus einem Schwingungskreis, bestehend aus Funkenstrecke, Kondensatoren 
und Selbstinduktionsspulen, zusammensetzt, doch ist die Dimensionierung und Anordnung 
dieser Apparatenteile eine wesentlich andere, als bei den vorher erwähnten Hoch- 
frequenz-Apparaten. Bei diesen erreichen die Entladungsfunken, welche die elektrischen 
Schwingungen veranlassen, noch eine ziemliche Länge, außerden erfolgen die Ent- 
ladungen in einem mit Luft gefüllten Gehäuse. Nun hat aber die chemische Be- 
schaffenheit des Gases, in welchem sich derartige Entladungen vollziehen, einen wesent- 
lichen Einfluß auf die Frequenz, wie von Simon und Poulsen festgestellt wurde. Er- 
folgen z. B. die Funkenentladungen in einem mit Alkoholdampf gefüllten Raum, so 
können bei Anwendung eines für diese Zwecke genau abgestimmten Schwingungs- 
systemes Ströme von außerordentlich hoher Frequenz hervorgerufen werden. Werden 
die Abnahmeklemmen eines solchen Apparates mit genügend großen metallischen Elek- 
troden verbunden und mit den Händen fest umspannt, so sind je nach Einstellung des 
Apparates schwächere oder stärkere Wärmewirkungen, besonders in den Handgelenken 
wahrnehmbar. Werden die Elektroden mit einer Glühlampe für einen Spannungsbedarf 
von 110 bis 120 Volt verbunden, so leuchtet der Kohlefaden mit heller Weißglut auf, 
was auf eine entsprechende Spannung dieses Hochfrequenzstromes schließen läßt. 
Sollen nun bestimmte Körperteile mit einem solchen Strom durehwärmt werden, so 
kommen hierfür besondere Elektroden, welche zum Teil aus einem organischen, zum 
Teil aus einem metallischen, sehr schmiegsamen Gewebe bestehen, in Anwendung. 
Diese mit schwacher Kochsalzlösung gut durchfeuchteten Elektroden haben den Zweck, 
den Hautwiderstand möglichst zu reduzieren, um so die Wärmewirkung mehr nach den 
Gewebepartien zu verlegen. Bei einer derartigen Behandlung können sogar Ströme 
von ganz beträchtlicher Stärke, oft bis 3 Ampere, durch den Körper hindurchfließen, 
ohne daß irgend welche unangenehmen Nebenwirkungen hervortreten. Der ganze 
Stromdurchgang macht sich nur durch ein angenehmes Wärmegefühl bemerkbar. Hierbei 
möge noch einmal betont werden, daß ein gewöhnlicher Wechselstrom mit 
der gleichen Spannung schon bei wenigen Milliampere ganz unerträgliche Muskel- 
zuckungen veranlaßt. Es sei ferner noch darauf hingewiesen, daß bei der Thermo- 
penetration genaue Instruktionen respektiert werden müssen und daß die Technik der 
Methode eine ganz andere ist, als bei der gewöhnlichen Galvanisation und Faradisation. 

e. Kondensatorbett-Behandlung. Diese erst kürzlich von Prof. Schittenhelm 
angewendete Methode gestattet, eine besondere Durchwärmung des menschlichen Körpers 
vorzunehmen. Die Behandlung ist dadurch charakterisiert, daß der Hochfrequenzstrom 
nicht durch Auflegen von durchfeuchteten Elektroden dem zu durehwärmenden ds 6rper- 


1. i 1. G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 115 


teil zugeführt wird. Es kommen mehrere größere Metallplatten in Anwendung, welche 
sich der besseren Stabilität wegen auf einem Holztisch befinden. Die Längenverhält- 
nisse desselben sind so bemessen, daß eine erwachsene Person bequem aufliegen kann. 
Die voneinander isolierten Metallelektroden sind durch Hartgummiplatten vollständig 
bedeckt, so daß eine direkte Berührung mit dem Körper unmöglich ist. Durch 
eine am Tische angebrachte Schaltvorrichtung lassen sich die Elektroden verschieden- 
artig mit den Abnahmeklemmen des Thermopenetrationsapparates verbinden; so ist es 
möglich, den Hochfrequenzstrom im menschlichen Körper derartig zu verteilen, daß 
die Durchwärmung entweder mehr im Rumpf oder in den Extremitäten stattfindet. Die 
durch Hartgummiplatten abgedeckten Elektrodenflächen stellen Kondensatorenbelege dar, 
welche ein größeres elektrisches Feld mit sehr schnell verlaufenden Schwingungen 
hervorrufen. In dem menschlichen Körper, welcher bei der Behandlung die andere 
Kondensatorbelegung bilde, können sich dann die enorm hohen elektrischen 
Schwingungen, ohne jede Gefahr für den Körper, in Wärme umsetzen. 

f. Der Hochfrequenzkauter von Forest. Bei diesem Verfahren liegt eine Ver- 
wendung des Hochfrequenzstromes für chirurgische Zwecke vor. Von Forest wurde 
die Beobachtung gemacht, daß durch einen hochfrequenten Strom von sehr hoher 
Frequenz und genügender Intensität eine überaus starke Erwärmung an organischen 
Körpern auftritt, wenn diese mit einer nadelförmigen Elektrode in Berührung kommen. 
Neben der Eigenart des Stromes von sehr hoher Frequenz ist es besonders die große 
Stromdichte, welche diese merkwürdigen Wirkungen hervorruft. Es muß hier hervor- 
gehoben werden, daß die mit dem Gewebe in Berührung kommende Nadel durchaus 
nieht bis zur Rot- oder Weißglut erhitzt wird, wie es bei dem bekannten Galvanokauter 
der Fall ist. Der Unterschied tritt noch deutlicher hervor, wenn man berücksichtigt, 
daB die mit einer einzigen Abnahmeklemme verbundene nadelförmige Elektrode schon 
unipolar die Zerstörung von Gewebsteilen bewirken kann. Auch hat dieses Verfahren 
mit der noch vor einiger Zeit zur Anwendung gelangten Fulguration niclits gemein. 
Hier waren es besonders die starken Funkenentladungen eines gewöhnlichen Hoch- 
frequenzapparates, welche bei Krebsoperationen verwendet wurden. Bei dem Hoch- 
frequenzkauter von Forest, der auch wegen Fortfalls der Glühwirkung als „Kaltkauter“ 
bezeichnet wird, ist es vorwiegend das intensive, fast mikroskopisch verlaufende 
Funkenspiel zwischen Gewebe und Nadel, welches kauterisierende oder durchtrennende 
Wirkungen der betroffenen Gewebepartien veranlaßt. Der Chirurg ist also in der Lage, 
ein richtiges Hochfrequenzmesser bei verschiedenen operativen Eingriffen in Anwendung 
zu bringen. Je nach Einstellung der Intensität am Apparat und je nachdem die Hoch- 
frequenzkaustik unipolar oder bipolar ausgeübt wird, kann ein mit dem Verfahren ver- 
trauter Chirurg brennend oder schneidend, oder brennend und schneidend zugleich auf 
die Gewebepartien eihwirken. 

g. Die Elektrokoagulation. Wird bei der vorbeschriebenen Hochfrequenzkaustik 
der aus Metall bestehende Operationstisch an die eine Abnahmeklemme des Hochfrequenz- 
apparates angeschlossen, so kann der auf einem solchen Tisch liegende Patient infolge 
seiner ziemlich großen Kapazität von einer Hochfrequenzwirkung nichts wahrnehmen. 
Steht nun die andere Abnahmeklemme des Hochfrequenzapparates mit einer durch 
Hartgummi gut isolierten Elektrodensonde in Verbindung, so kann der Operateur nach 
dem Auflegen der Elektrodenfläche auf eine pathologische Gewebepartie in der Weise 
einwirken, daß dieselbe durch einen sehr hohen Wärmegrad einer vollständigen Zer- 
störung anheimfallt. Das Verfahren, welches natürlich nur in der Narkose ausgelührt 
werden kann, ist dadurch gekennzeichnet, daß ein Hochfrequenzstrom mit einer Stärke 
bis zu mehreren Ampere durch den Körper ohne elektrische Reizwirkung und ohne 
elektrochemische Prozesse hindurchgeschiekt werden kann. Durch Anwendung von 
„wei Elektroden von sehr ungleicher Oberfläche wird an der Operationselektrode infolge 
der großen Stromdichte eine so starke Erwärmung hervorgerufen, dab die Gewebesäfte 
bis zur vollständigen Gerinnung, zum Koagulieren, gebracht werden können. Es 
können also, um eine etwas drastische Ausdrucksweise zu gebrauchen, krankhafte Gewebe- 
partien bei lebendigem Leibe ausgekocht werden, wodurch vollständige Sterilität und 
Abheilung erfolgt. Das Verfahren wird als Elektrokoagulation bezeichnet und hat bisher 
zur vollständigen Zerstörung von tiefliegenden Krebsherden gute Dienste geleistet. 

Es sei noch bemerkt, daß für die zuletzt angeführten Behandlungsmethoden 
nur die sehr schnell verlaufenden Hochfrequenzströme benutzt werden können, wozu 
besondere Apparate erforderlich sind. Auf Grund der in Verbindung mit( namhaften 


Deutsehe 
116 Für Werkstatt und Laboratorium. Mechaniker-Ztg. 


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Klinikern und Chirurgen gesammelten Erfahrungstatsachen hat die Aktiengesellschaft 
Reiniger, Gebbert & Schall, Berlin- Erlangen, neuerdings einen Universal-Hochfrequenz- 
apparat hergestellt, mit welchem sowohl die Thermopenetration und Kondensatorbett- 
behandlung, als auch die Forestsche Hochfrequenzkaustik und die Elektrokoagulation 


vorgenommen werden können. 
(Schluß folgt.) 


— 8 — 
Fir Werkstatt und Laboratorium. 


Uber die Verwendung des Quecksilber- Um die feinsten Details möglichst deutlich 
lichtes für mikroskopische Arbeiten, erkennen zu können, wird man in der Regel 
Von A. Köhler. das grüne Licht verwenden, da dessen Wellen- 

länge fast genau mit derjenigen zusammenfällt, 

Zeitschr. f. wiss. Mikr. 27. 8. 329. 1911. für welche das Auge am empfindlichsten ist. 


Die beistehende Figur zeigt eine Be- | Die Helligkeit ist so groß, daß sie auch für die 
leuchtungsvorrichtung zum Mikroskopieren. | stärksten Vergrößerungen ausreicht; überdiee 
Eine „Hageh - Lampe“ (Quecksilberlampe) von | können alle Objektive — auch die Achromate 
Schott & Gen. beleuchtet durch die Öffnung | — noch sehr starke Okulare vertragen, weil 
eines Schirmes hindurch eine mit Flüssigkeit ! die chromatischen Bildfehler bei der Beleuchtung 
gefüllte Kochflasche. Durch diese wird die | mit dem streng monochromatischen Lichte voll- 
leuchtende Gassäule auf der Irisblende des | kommen wegfallen. Das gelbe und das blaue 
Mikroskopkondensors abgebildet, welcher | Lichtfilter wird man mehr zu Studien über die 

os Änderung des Auf lösungs- 
vermögens mit der Wellen- 
lange verwenden, weniger 
zur eigentlichen Beob- 
achtung. 

Auch für mikrophoto- 
graphische Arbeiten kann 
die Lampe gebraucht wer- 
den. Sie steht dabei hin- 
sichtlich der Helligkeit 
durchschnittlich etwa auf 
derselben Stufe wie das 
Gasglühlicht und wird bei 
diesen Arbeiten am besten 

in Verbindung mit der 

Sammellinse mit Irisblen- 

seinerseits ein Bild des von den Strahlen durch- de benutzt, die von der Firma Carl Zeiß für Gas- 
| 
| 
| 


laufenen Teiles der Kochflasche ungefähr in der | glühlicht geliefert wird. Der Lampenträger ist 
Ebene des Objektes entwirft. Die Füllung der | zu diesem Zwecke so eingerichtet, daß er 
Kochflasche dient zugleich auch als Lichtfilter. | leicht von der Mikroskopierlampe abgenommen 
Verf. gibt Rezepte an, wie man aus dem | und zur Verwendung auf der optischen Bank 
Spektrum der Hageh - Lampe folgende Linien | auf einen Reiter aufgesetzt werden kann. 
isoliert: 1) die grüne Linie von der Wellenlänge | Während die Hageh-Lampe für die subjektive 
L = 546 uu; 2) diese und die gelben Linien | Beobachtung gerade die passende Flächenhelle 
2. = 576 und 579 uu; 3)diebeidenletzterenallein; | besitzt, die für bequemes Arbeiten bei den 
4) die blauen und violetten Linien A = 436, 407 : stärksten Vergrößerungen vollkommen ausreicht, 
und 465 uu. Beispielsweise ist ein Filter fol- | ohne bei schwächeren zu groß zu sein, ist die 
gender Zusammensetzung: Flächenhelle für mikrophotographische Arbeiten 


Destilliertes Wasser. . 300 ccm bei starken Vergrößerungen zu gering. In 
Pikrinsäure . . . 2.2... 049 diesem Falle verwendet Verf. mit Erfolg die 
Kupfersulfat. . ..... 35g von der Quarzlampen- Gesellschaft in 
Didymnitrat . . .. . 15 9 Hanau fabrizierte Quarzlampe nach Dr. Küch, 


nur für die Linie A = 546 uu durchlässig. Die 
mit den entsprechenden Flüssigkeiten gefüllten 
Kochflaschen werden durch paraffinierte Korken 
verschlossen sowie mit Paraffin zugeschmolzen 
und sind dann jederzeit gebrauchsfertig. 


und zwar das für Bestrahlungszwecke kon- 
struierte Modell nach Nagelschmidt. Der 
Brenner wird in einem geeigneten Gehäuse 
mittels Reiters auf die optische Bank gesetzt, 
ein Sammelsystem, Ahnlich den für Bogenlicht 


Heft it. 
t. Juni 1911. 


— 


oder Kalklicht gebräuchlichen, sammelt die 
Strahlen, und durch passende Lichi filter, welche 
man am besten in etwa 3 em dicker Schicht 
mittels Küvetten vorschaltet, werden die gerade 
verlangten Strahlengattungen isoliert. 

Verf. gibt Anweisungen, wie man Licht von 
folgenden Wellen erhält: 1) 436 uu; 2) 546, 576 
und 579 ; 3) 546 h: 4) 576 und 579 um, 
und wie man das rote Licht entfernt, das im 
Spektrum des Quecksilberlichtbogens nicht 
völlig fehlt und welches von einem Teile der 
Filter noch durchgelassen wird. 

Die Filter, die man nur beim Einstellen 
benutzt, das Kupferoxydammoniakfilter und das 
Kupferaulfatfilter, kann man auch durch blaue 
resp. grüne Gläser ersetzen, die man über der 
Einstellupe einschaltet; man läuft dann nicht 
Gefahr, sie aus Versehen auch bei der Auf- 
nahme zu benutzen. 

Bei der Auswahl der Filter waren für den 
Verf. folgende Gesichtspunkte maßgebend: 
1) sollte das Filter die zu isolierenden Strahlen 
möglichst ohne merkbare Schwächung hindurch- 
lassen, die anderen aber nur so weit absorbieren, 
daß sie praktisch unwirksam waren; 2) sollten 
die färbenden Substanzen möglichst unver- 
änderlich sein; 3) sollten nur solche Stoffe 
benutzt werden, die jederzeit leicht und in 
einer ganz bestimmten, gleichbleibenden Be- 
schaffenheit zu erhalten sind, wie es bei der 
Pikrinsäure und den benutzten anorganischen 


Salzen der Fall ist. E. Lb. 
— 
Glastechnisches. 


Ein Sublimationsapparat. 
Von R. Wright. 


Chem. News 103. S. 138. 1911. 

Der einfache Apparat besteht aus einer 
Glasglocke, in deren Hals eine Retorte gesteckt 
ist. Die zu sublimierende Substanz kommt in 
die Retorte und sammelt sich bei Erhitzen des 
Retortengefäßes in einem am Boden der Glas- 
glocke stehenden Glasschälchen an. Durch 
Einfügen eines Glasrohres in den Hals der 
Glasglocke, das zur Pumpe führt, läßt sich der 
Apparat ohne Schwierigkeiten auch für Subli- 
mation im Vakuum verwenden. Hym. 


Korrekturtellung für verschledene 
Eintauchtiefen an Quecksilber- 
thermometern. 

Von A. Kühn. 


Chem.-Ztg. 35. S. 373. 1911. 
Die Größe des Fehlers, der bei Quecksilber- 
thermometern durch die von der Badtemperatur 


Fir Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


117 


verschiedene Temperatur des herausragenden 
Fadens verursacht ist, wird häufig unterschätzt, 
und die Mittel, ihn mit Hilfe von Fadenthermo- 
metern zu bestimmen oder durch Verwendung 
von kurzen Satzthermometern zu verringern, 
werden verhältnismäßig selten benutzt. Der 
Verf. hat deshalb an den Skalen hochgradiger 
Thermometer zwei Teilungen angebracht, die 
zwei verschiedenen Eintauchtiefen des Thermo- 
meters entsprechen. Der Benutzer wird so in 
der Lage sein, jederzeit ohne größere Rechnung 
oder Verwendung von Hilfsapparaten die richtige 
Temperatur des Bades zu schätzen, indem er 
die gerade vorhandene Eintauchtiefe mit der 
vergleicht, für die die beiden Teilungen gelten. 
Die von dem Verf. mitgeteilten Skalen zeigen, 
daß die Teilung, die für ganz eintauchende 
Faden gilt, sich von der für eine Eintauchtiefe 
bis 0° bei 350° um etwa 15°, bei 600° um etwa 
30° unterscheidet. 

Die Thermometer mit Korrekturteilung sind 
der Firma Dr. Siebert & Kühn in Cassel 
ale D. R. G. M. Nr. 461 433 geschützt. 

Hm. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 
12. Nr. 461 212. Scheidetrichter. 
hoff, Leipzig. 18. 3. 11. , 
Nr. 461 289. Erhitzungekolben fir Extraktions-, 
Destillations- und ähnliche Apparate. A. 
Eberhard, Berlin. 16. 3. 11. 
21. Nr. 459965. Röntgenröhre mit Luftkühlung. 
Reiniger, Gebbert & Schall, Erlangen. 
11. 11. 09. 


F. Hugers- 


Nr. 462202. Röntgenröhre mit begrenztem, 
variablem Strahlenkegel. H. Bauer, Berlin. 
27. 1. 10. 


30. Nr. 462 424. Apparat zur intravenösen In- 
jektion von Salvarsan. H. Ks e model, 


Ilmenau. 29. 3. 11. 
Nr. 462 890. Glasphiole. W. Jahn, Cursdorf. 
23. 3. 11. 


Nr. 463 468. Bajonettverschluß für chirurgische 

Spritzen u. dgl. Sanitaria, Ludwigsburg. 
5. 4. 11. 

82. Nr. 460898. Vorrichtung zum Halten von 
Dewargefäßen beim Verschmelzen der Halse. 
P. Bornkessel, Berlin. 17.3. 11. 

42. Nr. 459 480. Hahnfeststellvorrichtung für 
Gasprobeentnahmeröhren. R. Müller, Essen. 
17. 3. 11. 


Nr. 450 102. Kontrollglashalter mit flachem 


Durchgang. W. Beilstein, Wiesbaden. 
14.3. 11. i 
Nr. 460547. Wasserstrahlpumpe. Trilling 


& Seippel, Riemke b. Bochum. 6.3.11. 
Nr. 461 352. Purinometer. A. Lusky, Frauen- 
wald. 2.3.11. 


118 Gewerbliches. — Bücherschau und Preislisten. 5 
1 — —a— . —-—— —— — —— m 

Nr. 461433. Korrekturteilung für Thermo- standen werden; Drucksachen in solchen 
meter. Dr. Siebert & Kühn, Cassel. Sprachen können deshalb auch nicht in die 
14. 3. 11. Sammlung aufgenommen werden. Warenproben 


Nr. 461 748. Präzisions-Gärungssaccharometer. 


E. Geißler & Co., Berlin. 16. 3. 11. 

Nr. 462 144. Komdinierter Probeentnehmer 
mit Thermometer und Zuführungsrohr für 
Brenntrommeln. J. Geißel, Frankfurt a. M. 
11. 3. 11. 

Nr. 462192. Röhre zur Darstellung von 
Metalldampf - Spektren durch elektrische 
Glimm- oder Lichtbogenentladung R. 
Goetze, Leipzig. 1.4.11. 

Nr. 463 639. Tropfenreaktionspipette mit 
Dreiweghahn mit Trichter und innerer Ab- 
tropfspitze. Alt, Eberhardt & Jäger, 
Ilmenau. 18. 4. 11. 

Nr. 463 640. Gasprobegefäß mit Abschluß vor- 
richtungen, durch welche ein hohes Vakuum 
längere Zeit erhalten und deren unzeitige 


Offnung gesichert werden kann. Die- 
selben. 18. 4. 11. 
— . — 
Gewerbliches. 


Auf die Bekanntmachung des Vorstandes 
der D. G. f. M. u. O. betr. Ausstellung 
auf der diesjährigen Naturforscher- 
Versammlung, S. 120 in diesem Hefte, 
wird hierdurch hingewiesen. 


Katalogsammlung des Kaiserlichen 
Konsulats in Johannesburg. 
Aus Nachr. f. Handel u. Gew. 

Der Handelesachverständige für Südafrika 
(zugeteilt dem Kaiserlichen Konsulat in Johannes- 
burg) macht bekannt, daß bei dem Kaiserlichen 
Konsulat in Johannesburg die Einrichtung 
einer Katalogsammlung besteht. Sie hat sich 
gut bewährt und wird in ausgedehntem Maße 
von Interessenten in Anspruch genommen. 
Deutsche Exporteure werden eingeladen, der 
Sammlung ihre Kataloge einzusenden und 
dazu beizutragen, daß die Sammlung stets auf 
dem laufenden erhalten wird. Zu diesem 
Zwecke ist stetige Nachlieferung der neuesten 
Auflagen der Drucksachen geboten. Es wird 
gebeten, nur einen einzigen Katalog bezw. Satz 
Drucksachen zu senden. Nur Drucksachen 
in englischer Sprache bieten gute Aussicht, 
zur Anknüpfung von Geschäften zu führen. 
Deutsche Drucksachen haben wenig Wert und 
solche in anderen Sprachen wie Französisch, 
Spanisch usw. sind vollständig wertlos, da 
diese Sprachen dort fast von niemand ver- 


können wegen Platzmangels nicht ausgelegt 
werden. Mit der Verteilung von Drucksachen, 
Warenproben usw. können sich die Konsular- 
behörden nicht befassen; überhaupt ist jede 
irgendwie geartete Propaganda für einzelne 
Firmen seitens der konsularischen Behörden 
ausgeschlossen; die alleinige Ausnahme hiervon 
besteht in der Vorlage von vorhandenen Druck- 
sachen usw. an Interessenten, die sich auf dem 
Konsulat eiufinden. 


— — 


Bücherschau u. Preislisten. 


G. Buchner, Die Metallfärbung und deren 
Ausführung, mitbesonderer Berücksichtigung 
der chemischen Metallfärbung. 4. Aufl 8°. 
XVI u. 408 S. Berlin, M. Krayn 1911. 
Brosch. 7,60 M, geb. 8,70 M. 


— Das Ätzen und Färben der Metalle. Kleines 
Lehrbuch der Oberflächenbehandlung der 
Metalle und Legierungen durch Ätzen und 
Farben. 8“. VIII, 99 8. Berlin, M. Krayn 
1911. 2,60 M, kart. 2,80 M. 

Nach 4 Jahren hat sich eine Neuauflage 
des großen Buchnerschen Werks über Metall- 
färbung nötig gemacht. Der stark vermehrte 
Umfang derselben gibt Kunde von der leb- 
haften Entwicklung auf diesem Gebiet. Be- 
sonders reich sind die Zusätze im Kapitel der 
Kupferlegierungen. Neben diesem Werk, das 
in keiner Werkstatt-Bibliothek fehlen sollte, ist 
ein kleiner Auszug daraus erschienen, welcher 
nur die allerwichtigsten Ätz- und Färbeverfahren 
einer größeren Allgemeinheit zugänglich macht 
und gleichzeitig als Lehrbuch für den Fach- 
unterricht dienen kann. @. 


Preislisten usw. 


Optisches Werk Dr. Staeble & Co., G.m.b.H. 
München (Daiserstr. 16), Hauptkatalog über 
photographische Objektive und Kameras, 
Projektionsapparate und Fernrohre. Aus- 
gabe 1911. 8° 112 S. mit vielen Illustr. 

Dieses Preisverzeichnis der jungen op- 
tischen Anstalt macht einen vorzüglichen Ein- 
druck. Die 19 Seiten der Einleitung enthalten 
eine sehr lesenswerte Zusammenstellung der 

Grundbegriffe, die jedem Photographen geläufig 

sein sollten, also z. B. Helligkeit, Tiefe, Ab- 

bildungsfehler u. dgl. Es folgen dann die Be- 
schreibungen der Objektive und ihrer mecha- 
nischen Besonderheiten, unter denen die eigen- 
artige Schnellfassung mit Vorteil zu verwenden 


Heft 11. 
1. Juni 1911. 


ist. An Zubehör liefert die Firma alles, was 
heutzutage in der photographischen Optik 
verlangt wird. Auch Kameras, Projektions- 
apparate und Fernrohre fertigt sie an, die, 
soweit der Katalog erkennen läßt, allen 
modernen Ansprüchen genügen. Die Leistungs- 
fähigkeit der Erzeugnisse wird durch Auto- 
typien in sinnfalliger Weise erläutert. 
Jedenfalls empfiehlt es sich, diesen Katalag bei 
Neuanschaffungen zu Rate zu ziehen. 
Harting. 


W. Stiegel, Institut mathematisch-geodätischer 


Präzisions - Instrumente, Cassel. Preisver- 
zeichnis 1911. 80. 88 S. 
Die Firma besteht seit 24 Jahren. 24 Jahre 


Werkstatterfahrung, das ist nichts geringes. 
Aber die Hildebrandsche Werkstatt in Frei- 
berg besteht seit 120 Jahren, Breithaupt in 
Cassel gar seit 149 Jahren. Das sind zusammen 
269 Jahre Werkstatterfahrung. Und das ist 
noch mehr als 24 Jahre. Es hat etwas für sich, 
sich an 269. jahrige Erfahrungen anzulebnen. 
Die Anlehnung geht weit. Der Text auf 
S. 3 and 4 des Stiegelschen Verzeichnisses 
ist ein fast durchweg wörtlicher Auszug aus 
Hildebrands Verzeichnis von 1888 S. 7 
und 8. Stiegel S. 12 stimmt fast Wort 
fir Wort mit Breithaupts Preisverzeichnis 
1908 S. 14  vbererein. Vergleicht man 
Stiegels Theodolitabbildung S. 12 mit 
Breithaupts Abbildung S. 15, so gewahrt 
man auch hier eine sehr weitgehende Überein- 
stimmung; nur unwesentliche, kaum bemerk- 
bare Kleinigkeiten sind anders. Stiegels 
Abbildung eines Grubenabloters S. 15 ist 
offenbar mit Hilfe der Photographie nach der 
von Hildebrand in seinem Preisverzeichnis 
von 1908 veröffentlichten Abbildung herge- 
stellt. Stiegels Instrumentbeschreibung S. 15 
und 16 stimmt wieder fast Wort für Wort mit 
Hildebrands Preisverzeichnis 1888 Nr. 290 
und Nr. 124 überein. Dann wieder stimmt der 
gesamte Wortlaut der S. 18 Stiegels mit 
S. 36 Breithaupts völlig überein, wieder 
allerdings von 3 oder 4 unwesentlichen Worten 
abgesehen, die geändert worden sind. Dann 
haben wir auf S. 34 bei Stiegel wieder 


Bücherschau u, Preislisten. — Patentschau, 


die Reproduktion einer Abbildung, die sich bei ' 


Breithaupt auf S. 42 findet u. s. f. Aus 
der Fülle der Übereinstimmungen sei nur dies 
wenige herausgehoben. 

Wer also Breithaupts und Hildebrands 
Instrumente schätzt, kann sicher sein, bei 
Stiegel die ganz gleichen bewährten In- 
etrumenttypen vorzufinden. i 

Neues Meßgerät habe ich nicht bemerkt. 
Nur auf 8. 86 wird als eigene Konstruktion 
ein Instrument zum Schlagen von Zablen und 
zum Schlagen der Firma, sowie eine kleine 
Teilmaschine erw&hnt, die 1896 einen ersten 
Preis erhielt. Doch ist nichts näheres über sie 
angegeben. 

K. Schwarzschild gibt im Jahrbuch des 
Freien deutschen Hochstifts eu Frankfurt a. M. 
1908 und dann 1909 in der bei Teubner er- 
schfenenen populären Schrift „Über das System 
der Fixsterne“ S. 5 bis 8 die äußerste 
Grenze für die Vergrößerung eines Fernrohrs 
gleich der Anzahl von mm an, die der Objektiv- 
durchmesser enthält. Bei stärkerem Okular 
mache sich schon die Verundeutlichung des 
Bildes durch die Beugung des Lichtes am 
Objektivrande bemerkbar. Diese Grenze hält 
Stiegel im allgemeinen gut ein, wenn ich 
kleine Überschreitungen der Regel bis zu 
8 Einheiten als unerheblich ansehe. Nur seinem 
großen astronomischen Theodolit — Nr. 1 des 
Verzeichnisses — gibt er bei 54 mm Objektiv- 
öffnung 60-fache Vergrößerung. Sodann gibt 
Stiegel aber auch dem von Baurat Franck 
konstruierten Nivellier für die Messung der 
Durchbiegung eiserner Brückenträger 
Stiegel 8. 62 Nr. 216 und Breithaupt 
8. 124 Nr. 243 — bei 40 mm Objektivöffnung 
50-fache Vergrößerung. Da Stiegels Be- 
schreibung dieses Instrumente wörtlich mit dem 
Breithauptschen Katalog übereinstimmt, so ist 
übrigens nicht recht einzusehen, warum nicht 
auch der Name des Erfinders miterwähnt ist, 
den Breithaupt angibt. 

Bei Durchsicht des Breithauptschen Ka- 
talogs fand ich übrigens, daß Breithaupt 
nur in diesem einzigen Fall Franck die 
Schwarzschildsche Regel überschreitet, ab- 
gesehen von 3 oder 4 Fällen, wo unwesentliche 
Überschreitungen bis zu etwa 3 Einheiten vor- 
gekommen sind. P. Wilsk:. 


— — — — 


patents ce ha u. 


Einrichtung an Quecksilberdampf lampen zum Verhuten der üblen Folgen des Queck- 
silberschlags auf die Wandungen der Polgefäße beim Transport, dadurch gekennzeichnet, daß 


man die letzteren mit lose eingelagerten, beiderseits offenen Röhren ausfüllt. 
in Hanau a. M. 24. 9. 1909. Nr. 225 945. Kl. 21. 


W. C. Heraeus 


Wage zur Messung von Druckunterschieden in Gasen oder Flüssigkeiten durch Er- 
mittelung der Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme eines mit Flüssigkeit gefüllten ‚Behälters, 


Deutsche 


Patentschau. — Vereinsnachrichten. ___ Mechaniker-Ztg. 


in den eire Glocke eintaucht, innerhalb deren der eine Druck zur Wirkung kommt, während 
der andere Druck auf der freien Flüssigkeitsoberfläche ruht, dadurch gekennzeichnet, daß das 
Gleichgewicht der Wage durch den Antrieb eines mit der Wage verbundenen Verdrängers her- 
gestellt wird, der in eine Flüssigkeit eintaucht. Siemens-Schuckert-Werke in Berlin. 
7. 8. 1908. Nr. 225 037. Kl. 42. 


x 


1. Pyrometer mit einem der zu messenden Temperatur ausgesetzten Luftraum 
welchem Luft durch Druck zugeführt oder durch Absaugen entzogen, wird, dadurch gekenn- 


— zeichnet, daß das Hineinpressen bezw. Absaugen der 


ee Meßluft mittels einer in eine Sperrflüssigkeit ein- 
22 tauchenden Glocke erfolgt, welche stets mit gleichem 
in Maximaldruck in die Sperrflüssigkeit gedrückt oder 


Fu \ immer mit gleichem Maximaldruck in letzterer ge- 


— >”. hoben wird, so daß die Endmeßspannung der 
— <a Pyrometerluft,, bei, welcher die Tauchglocke v, eine 

i Soy a, A; n bestimmte, der Temperaturdifferenz t,—t,'entsprechende 
— ne 


Höhenlage einnimmt, für jede Temperaturdifferenz 
gleich oder annähernd gleich bleibt. 

2. Ausführungsform des Pyrometers nach 
Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Be- 
wegungen der Tauchglocke v, durch ein abwechselnd 
mit Wasser gefülltes und wieder entleertes Gefäß f! 
bewirkt werden, welches mit einem intermittieren- 
den Heber f? versehen ist, so daß in dem Gefäß f! 
eine bei jeder Temperaturmessung gleichbleibende 
Wassermenge wirksam wird, die eine stets gleich- 
bleibende Endmeßspannung der Pyrometerluft be- 
22. 1. 1908. Nr. 226523. Kl. 42. 


a im (| 
A 


M. Arndt in Aachen. 


= 
poe 


wirkt. 


a — 


Vereinsnachricbten. 


Bekanntmachung 


betr. 
Ausstellung auf der 83. Naturforscher- 
Versammlung zu Karlsruhe, 
September 1911; 


Auch die diesjährige Naturforscher- 
Versammlung, die in Karlsruhe vom 24. 
bis 30. September stattfindet, unmittelbar 
nach dem Mechenikertage, der am 21. und 
22. September evendort abgehalten werden 
soll, wird mit einer Ausstellung verbunden 
sein. Diese steht unter der Leitung des 
Hrn. Geh. Hofrats Prof. Dr. Schleier- 
macher (Kriegstr. 31), von dem die ein- 
schlägigen Bestimmungen und Anmelde- 
formulare zu beziehen sind. 

Da seitens unserer Mitglieder über 
frühere Ausstellungen mehrfach Klage 
geführt worden ist, bei der unterzeichnete 
Vorstand sich an Hrn. Geheimrat Prof. Dr. 
Schleiermacher mit der Bitte gewandt, 
er. möge sich, soweit die Mechanik und 


——— Een — — ͤ üöꝛ—— 
—— a a = 


+ 


Optik in Frage kommt, des Beirats einiger 
im Ausstellungswesen besonders erfahrener 
Mitglieder unserer Gesellschaft bedienen, 
der Herren W. Haensch, Dr. M. Edel- 
mann, Dir. A. Hirschmann. Hr. Geh. 
Hofrat Prof. Dr. Schleiermacher hat in 
außerordentlich dankenswerter Weise diesem 
Wunsche stattgegeben. 


Die genannte Kommission wird sich 
nunmehr alsbald mit Hrn. Geheimrat 
Schleiermacher in Verbindung setzen; 
wir bitten daher unsere Mitglieder, sich 
mit Anregungen und Wünschen, die sie 
durch die Kommission vertreten sehen 
wollen, baldigst an den Vorsitzenden der- 
selben, Hrn. W. Haensch (Berlin S 42, 
Prinzessinnenstr. 16), zu wenden. 


Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft 
für Mechanik und Optik, 


Dr. H, Krüß. 


—— — — 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


Vorlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in, Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 12. 15. Juni. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Über das Blaufärben des Stahles durch Anlassen. 


Von F. Göpel in Charlottenburg. 
(Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Die Bestimmungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt über 
die Prüfung und Beglaubigung von Stimmgabeln vom 26. November 18838!) schreiben 
vor, daß die Beglaubigung durch Blauanlassen und Stempelung zu erfolgen hat. Der 
blaue Überzug der Stimmgabeln ist nötig, damit zufällige Beschädigungen und ab- 
sichtliches Nacharbeiten sichtbar werden. Das ist einwandfrei nur möglich, wenn der 
blaue Überzug durchaus gleichmäßig und fehlerfrei ist. Die Reichsanstalt hat 
deshalb bereits vor dem Erlaß der Bestimmungen umfangreiche Versuche über das 
Blauanlassen von Stahl angestellt und ein sicheres Verfahren hierzu ausgearbeitet?). 

Zum Blauanlassen der Stimmgabeln diente bisher ein Luftbad zylindrischer 
Form von 12,5 cm Durchmesser und 24,5 cm Höhe, welches in einem weiteren Zylinder 
von 22 em Durchmesser und 40 cm Höhe eingesetzt ist. Der Mantelraum ist mit 
hochsiedendem Mineralöl gefüllt, welches durch Gasheizung auf etwa 315° erhitzt wird. 
Die entwickelten Öldämpfe werden in einem Rückflußkühler niedergeschlagen. 

Die Einrichtung hat sich im ganzen bewährt, leidet jedoch an einigen Mängeln. 
Zunächst verlangt der Ofen ununterbrochene Aufsicht, da die Verwendung siedenden 
Mineralöles im Verein mit Gasheizung an sich nicht gefahrlos ist und ein Versagen 
der zur Rückflußkühlung verwendeten Wasserleitung jederzeit zu ernstlichen Unfällen 
Anlaß geben kann. Ferner scheidet das Mineralöl nach längerem Gebrauch bituminöse 
Stoffe ab, die am Heizboden eine dieke Schicht bildeten und die Wärmedurchlässigkeit 
allmählich so verminderten, daß die Anlaßtemperatur nur durch stundenlanges Erhitzen 
erreichbar war. Endlich war der Verschleiß des Ofens durch die Heizgase so stark, 
daß beständig ein Reserveofen bereit stehen mußte. 

Diese Nachteile waren zum Teil mit Anlaß, daß der für die Fertigstellung der 
Stimmgabeln vor der endgültigen Prüfung notwendige Arbeitsaufwand bei weitem nicht 
durch die Prüfungsgebühren gedeckt wurde, zumal der Bedarf an beglaubigten Gabeln 
im Laufe der Jahre naturgemäß abgenommen hat und bei der geringen Anzahl der 
gleichzeitig zur Prüfung einlaufenden Gabeln“) eine rationelle Ausnutzung des Anlaß- 
ofens unmöglich ist. 

Über die in der Werkstatt der Reichsanstalt neuerdings vorgenommenen 
Versuche, die Mängel des bisherigen Anlaßverfahrens zu beseitigen, soll nachfolgend 
kurz berichtet werden. 

Da vereinzelt Stahlgegenstände in geschmolzenem Salpeter angelassen werden, 
wurde zunächst dieses Verfahren auf seine Tauglichkeit für Stimmgabeln untersucht. 
Als Salpeterbad diente ein oben offenes Gefäß aus Eisenblech von 20 cm Länge, 


1) Zentralbl. f. d. D. R. 16. S. 934. 1888; Zeitschr. f. Instrkde. 9. S. 65. 1889. 

2) L. Loewenherz, Die Anlauffarben des Stahles. Zeitschr. f. Instrkde. 9. S. 316. 1889. 
Derselbe, Über die Anlauffarben der Metalle und ihre Verwendung in der Technik., Verh. d. 
Ver. z. Bef. des Gewerbefl. 69. S. 155. 1890. 

®) In den letzten sechs Jahren wurden im Mittel 62 Stimmgabeln pro Jahr zur Be- 
glaubigung eingesandt. 


122 F. Göpel, Ober das Blaufärben des Stahles durch Anlassen. Über vie 


8,5 cm Breite und 15 cm Tiefe, welches von unten mit drei einfachen Bunsenbrennern 
beheizt wurde. Als Bad konnten weder Kaliumnitrat noch Natriumnitrat allein, weil 
ungenügend dünnflüssig, in Betracht kommen, da diese Salze bereits bei 337° bezw. 
308° erstarren, wäbrend für das Blauanlassen nach den Erfahrungen der Reichs- 
anstalt eine Mindesttemperatur von 315° zweckmäßig ist. Um ein bei dieser Tempe- 
ratur dünnflüssiges Bad zu bekommen, wurde eine eutektische Lösung von 54,5 Gew.-Tl. 
Kaliumnitrat und 45,5 Gew.-Tl. Natriumnitrat gewählt, welche bei etwa 218° schmilzt?). 
Zur Beschleunigung des Schmelzens wurde ein fünffacher Bunsenbrenner zu Hilfe ge- 
nommen; um das Bad dauernd auf etwa 320° zu halten, genügten dann die ange- 
brachten drei einfachen Bunsenbrenner mit halber Flammenhöhe. Da Vorversuche 
ergaben, daß eine gleichmäßige Erwärmung der eingetauchten Probekörper nur eintrat, 
wenn sie lebhaft im Bad bewegt wurden, so wurde ein siebartig mit 5 mm-Löchern 
versehenes Eisenblech von 19,0 x 7,5 em Größe mit Handgriffen hergestellt, auf welchem 
sich die anzulassenden Probestücke befestigen ließen, ohne die Sieböffnungen zu ver- 
decken. Dieser Siebboden wurde dann mit dem Probestiick in das Bad eingeführt 
und lebhaft auf und nieder bewegt, bis die gewünschte Färbung eintrat. Das Blau— 
anlassen erfolgte dann je nach der Größe des Probestückes in 1 bis 2 Minuten. 
Als empfindlicher Nachteil stellte sich indes heraus, daß sich die Probekörper, kalt 
eingeführt, sofort mit einer erstarrten Kruste der Badlösung überzogen, nach deren 
Schmelzung keine allseitige Benetzung eintrat. Dadurch wurde der blaue Überzug 
vielfach fleckig. Um diesen Mangel zu beseitigen, wurden verschiedene Wege einge- 
schlagen. Zunächst lag die Annahme nahe, daß die Stahlstücke nicht genügend ent- 
fettet waren; aber die sorgfältigste Reinigung mit frischem Schwefeläther oder mit ab- 
solutem Alkohol war erfolglos. Auch das Abbürsten der Probestücke mit einer Kupfer- 
drahtbürste im Bad selbst war nicht erfolgreich und zudem umständlich. So blieb 
nur der Ausweg übrig, die Stahlstücke vor dem Einführen in das Bad etwas über die 
Schmelztemperatur der Badlésung zu erwärmen. In der Tat war es dann möglich, flecken- 
lose Färbungen selbst mit großen Stahlstücken zu erzielen. Die gleichmäßige Vor- 
wärmung war jedoch ohne Benutzung eines besonderen Wärmofens umständlich und 
zeitraubend, zudem das Hantieren mit dem offenen Salpeterbad nieht gefahrlos, so daß 
eine Vereinfachung des alten Luftbad-Verfahrens auf diesem Wege nicht erreichbar 
schien. Die Versuche mit Salpeter wurden: deshalb abgebrochen. Sie ergaben aber 
immerhin die Erfahrung, daß diese Anlaßmethode für gewisse Zweeke brauchbar ist, 
nämlich dort, wo von einer vollkommenen gleichmäßigen Färbung abgesehen werden 
darf und nur eine absolut sichere Härtemilderung erzielt werden soll, also z. B. bei 
glasharten Werkzeugen verwickelter Form. 


Es lag nunmehr nahe, die Versuche mit dem Luftbad wieder aufzunehmen, 
jedoch die Ölheizung durch elektrische Heizung zu ersetzen. 


Zu einem Vorversuch wurde eine Leelanche-Tonzelle von 65 mm Öffnung und 
175 mm Tiefe außen mit 72 Windungen Neusilberdraht von 0,6 mm Durchmesser be- 
wickelt und die Wicklung mit einer doppelten Lage starker Asbestschnur abgedeckt. 
Ein lose schlieBender Holzdeckel mit Asbestfütterung wurde zur Aufnahme eines 
Thermometers sowie des anzulassenden Stahlstückes vorgerichtet. Die Zelle wurde 
unter Vorschaltung eines Regulierwiderstandes und eines Amperemeters mit Gleichstrom 
von 2,5 Ampere und 110 Volt beschickt. Nach etwa 45 Minuten war die erforderliche 
Anlaßtemperatur von 315° im Luftbad erreicht und weiter rasch bis auf 360° ge- 
steigert. Das fehlerfreie Anlassen eines kleineren Probestückes von 100 g Gewicht in 
Lamellenform gelang in etwa 30 Minuten. Es machten sich jedoch im Luftbad 
noch starke Temperaturschichtungen bemerkbar. Diese wurden auf ein für die Gleich- 
mäßigkeit des Anlassens unschädliches Maß zurückgeführt durch Einsetzen eines 
etwa 50 mm tiefen Kupfernapfes von 4 mm Boden- und 2 mm Wandstärke auf dem 
Boden der zelle. Dieser Kupfernapf wirkt als Wärmespeicher und erhöht die 
Zirkulation im Luftbad. Es gelang dann auch das Blaufärben einer größeren Orchester- 
Stimmgabel von 270 g Gewicht in etwa 55 Minuten. Da die Größe dieses Versuchs- 
ofens für den regelmäßigen Betrieb nicht ausreichend war, wurde mit sehr geringem 
Aufwand an Zeit und Kosten ein zweiter Ofen gebaut, welcher in beistehender Ab- 
bildung dargestellt ist. 


) Landolt-Börnstein, Phys.-chem. Tabellen. 3. Aufl. 1905. S. 294. Tab. 210 a: 


[Heft 12. 


Das eigentliche Luftbad ist wie beim ersten Ofen eine Tonzelle Z von 140 mm 
lichtem Durchmesser und 200 mm innerer Höhe. Die Wicklung besteht aus 25 m 
nacktem Konstantandraht von 0,7 mm Durchmesser mit etwa 32 Ohm Gesamtwider- 
stand. Zur Erhöhung der Zirkulation wurde wieder ein Kupfernapf KU eingesetzt, 
außerdem aber wurden zwei Drittel aller Windungen auf das untere Drittel der Zellen- 
oberfläche gelegt. Auf dem Heizdraht liegt eine doppelte Schicht starker Asbestschnur, 
welche noch mit Asbestpappe umhüllt ist. Die Zelle ist in ein diekwandiges Glas- 
gefäß G und dieses wieder in einen Steinguttopf S T eingesetzt; die Zwischenräume 
sind mit Sand ausgefüllt. Das Luftbad wird durch einen mit Handgriffen versehenen 
Kupferdeckel D verschlossen. Sechs im Kreise angeordnete Messingschrauben durch- 
setzen den Deckel und tragen auf ihrem unteren Ende Muttern mit Ösen zur Aufnahme 
der Gabeln, auf deren Stiele Schraubklemmen mit Haken aufgesetzt werden. Die 
Messingschrauben lassen sich von außen mit einem Schraubenzieher drehen, damit die 
eingehängten Gabeln von Zeit zu Zeit 
etwas gewendet werden können. In die 
an den Schraubenköpfen angebrachten 
Rillen kann außerdem eine dünne end- 
lose Stahldrahtschlinge eingelegt werden, 
um sämtliche Gabeln mit einem Hand- 
griff wenden zu können. In ein zen- 
trales Loch des Deckels ist das Thermo- 
meter T eingesetzt. Ein kräftiger Holz- 
ring, dessen Unterseite mit Asbestpappe 
beschlagen ist, deckt den Umschlußraum 
ab und trägt den Anschluß für die Zu- 
führung des Heizstromes. 

Der Ofen kann ohne Vorschalt- 
widerstand direkt an die 110 - Volt- 
Leitung angeschlossen werden, die 
Stromstärke ist dann 3,5 Ampere. Das 
Anheizen des Luftbades auf 315° er- 
fordert etwa 10 Minuten. Da während 
des Anheizens im Gegensatz zur Ol- 
heizung jede Aufsicht entbehrt werden 4 
kann, liegt kein Bedürfnis vor, die ID , 
Anheizdauer durch Anderung der 
Wiekelung zu verkürzen. Die Temperatur 
steigt in weiteren 30 Minuten auf etwa 360° und kann durch vorübergehendes Ausschalten 
des Stromes auf jeder beliebigen Höhe gehalten werden. Oberhalb 315° sind große 
Temperaturschwankungen im Luftbad nur von Einfluß auf die Dauer des Anlassens, 
aber nicht auf die Gleichmäßigkeit der Farbe, da die Gabeln nur sehr langsam den 
Temperaturschwankungen folgen können. Außerdem ist die Anlaßdauer natürlich ab- 
hängig von der Größe der Gabeln und vom Stahlmaterial. Bei den vorgenommenen 
Versuchen schwankte die Anlaßdauer zwischen 45 und 60 Minuten. Während der 
ersten 30 Minuten ist nur ein gelegentliches Wenden der Gabeln zweckmäßig, aber 
eine dauernde Kontrolle unnötig. Wenn die Stimmgabeln dunkelgelb angelassen sind, 
erfolgt der Übergang in Blau ziemlich rasch, so daß große Aufmerksamkeit nötig ist, 
damit die Farbe nicht zu hell ausfällt. Bei dem Herausnehmen der Gabeln aus dem 
Ofen ist zu berücksichtigen, daß bei der Abkühlung in Luft während der ersten Mi- 
nuten noch eine leichte Nachfärbung eintritt. 

Eine Serie eingesandter Gabeln ist in dem neuen Ofen bereits ohne Fehlschlag 
angelassen worden, so daß der alte Ofen mit Ölheizung außer Betrieb gesetzt 
werden konnte. 


Deutsche 


124 S. Pokrowsky, Ein Projektionsverfahren für chromatische Polarisation. Mechaniker-Ztg, 


Ein einfaches Projektionsverfahren der Erscheinungen der chromatischen Polarisation 
des Lichtes in konvergenten Strahlen. 
Von 8. Pokrowsky in Petersburg. 


Alle zu obigem Zwecke existierenden Vorrichtungen, von der noch von Dove 
vorgeschlagenen bis zur optischen Bank Paalzows, sind sehr kompliziert und sehr 
teuer. Wenn man auf die Färbung: des Interferenzbildes keinen zu hohen Wert legt, 
so kann man alle diese Erscheinungen mittels einer gewöhnlichen Turmalinzange in 
Projektion erhalten. Dazu eignen sich am besten hellgrüne Turmaline, da sie ge- 
nügend Licht durchlassen. 

Das von mir vorgeschlagene Schema ist folgendes. Ein paralleles Strahlen- 
bündel einer elektrischen Lampe geht durch eine Kuvette C mit einer Alaunlösung 
zur Absorption der Wärmestrahlen, dann durch eine Plankonvexlinse Z mit kurzer 
Brennweite (F = 6 bis 7 cm, Durchmesser etwa 5 cm). Hinter der Linse werden sich 
alle Strahlen im Brennpunkte 
der Linse sammeln und einen 
stark konvergenten Kegel bilden. 
In den Linsenbrennpunkt wird 
auch die Turmalinzange tt mit 
dazwischengelegter zu unter- 
suchender Kristallplatte p gestellt. 
In diesem Falle ist es bequemer, 
sich der auseinanderschiebbaren 
Zange zu bedienen. Die Licht- 
strahlen, die die Platte unter 
verschiedenen Winkeln passieren, 
werden bei verschiedenen Gang- 
unterschieden interferieren, und 
man erhält auf diese Weise im 
Kegel der die Turmalinzange ver- 
lassenden Strahlen alle bei gegebenen Bedingungen in einer Kristallplatte möglichen 
Interferenzfille. Fängt man diese Strahlen auf einem Lichtschirm auf, so erhält man 
auf letzterem ein entsprechendes Interferenzbild. Da der Divergenzwinkel der Strahlen 
im allgemeinen sehr groß ist, so wird schon bei mäßiger Entfernung des Lichtschirms 
von der Turmalinzange (z. B. 3 m) der Durchmesser des erhaltenen Bildes sehr be- 
deutend sein (etwa 1 m). Es ist möglich, daB das Bild gemäß der Lichtstärke der 
Lampe nicht genügend hell sein wird. Um alsdann eine für ein großes Auditorium 
genügend intensive Abbildung zu erhalten, stelle man hinter der Turmalinzange eine 
geeignete Sammellinse auf. Diese Linse wird in die sie passierenden Strahlen keinen 
Gangunterschied hineinbringen, wird sie aber mehr konvergent machen; daher zieht 
sich das ganze Interferenzbild ein wenig zur Mitte hin zusammen. 

Durch Drehen einer der Turmaline oder der verschiedenen, nacheinander da- 
zwischengestellten Kristallplatten kann man alle in den Kursen der physikalischen 
Optik gewöhnlich erwähnten Erscheinungen der sog. chromatischen Polarisation in 
konvergenten Strahlen demonstrieren. 

Um die Beleuchtung des Lichtschirms durch zerstreutes Licht der Laterne 
möglichst zu vermindern, setze man auf einen der Turmaline und auf die Linse Blenden d 
aus schwarzem Karton von etwa 11 bis 13 cm Durchmesser. 

Nach den Preislisten verschiedener Firmen, die Apparate für physikalische 
Projektion bauen, zu urteilen (z. B. Ferd. Ernecke, Max Kohl, E. Leybolds 
Nachf. u. a.), ist die von mir angegebene Anwendung der Turmalinzange noch von 
niemand vorgeschlagen worden. 

St. Petersburg, Februar 1909. 

Physikalisches Laboratorium des Elektrotechnischen Instituts. 


hlufi- 


17 Aegulierwiderstend: 


Erreger- Maschine 


Heft 12. 
15. Juni 1911. u 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Für Werkstatt und 
Laboratorium. 


Seibsttätiger Spannungsregler 
der A. E G., System Tirrill. 


Nach einem Prospekt. 


Der geistvoll ersonnene Tirrillregler balt 
die Spannung von Wechselstromgeneratoren 
und damit auch die Zentralenspannung bei 
Schwankungen der Belastung und der Um- 
drehungszahl der Generatoren automatisch 
konstant. Dabei läßt er sich an vorhandenen 
Generatoren ohne Schwierigkeit nachträglich 
anbringen und während des Betriebes ohne 
Spannungsschwankungen beliebig ein- und 


ausschalten, so daß man erforderlichen Fallcs 
in jedem Augenblicke zur Handregulierung 
übergehen kann. 


Generator 


Um seine Wirkungsweise zu verstehen, er- 
innern wir uns zunächst, wie die Spannung 
eines Wechselstromgenerators von Hand re- 
guliert wird. Da man die Tourenzahl nicht 
ändern darf, muß man die magnetische In- 
duktion des Generators variieren. Diese wird 
durch einen Gleichstrom erzeugt, der in einer 
eigenen Erregermaschine (Nebenschlußdynamo) 
hergestellt wird. Man variiert ihn, indem man 
die Klemmenspannung dieser Maschine ver- 
Andert, wozu man wieder wie beim Generator 
die magnetische Induktion benutzt, die durch 
den Strom des Nebenschlußkreises erzeugt 
wird. Diesen Strom regelt man durch Ein- 
und Ausschalten von Widerstand im Neben- 


Strom-Transformator 


H2 
— — nm 
i 
2 Spannungs- 
SITE Wicklung 
= 24 
é i Ke Strom- 
5 cn 
Kondensator s F 
15 
C = 
2 8 f 
ui | 
„Ef 
| mE CF n 
eo mY Relais 
Hauptstrome Spannungs- 
Requlierwiderstand Transformator wur 


DT 


schluBregulator. Kurz gesagt: jeder Stellung des 
Nebenschlußregulators der Erregermaschine ent- 
spricht bei gegebener Belastung eine bestimmte 
Klemmenspannung des Wechselstromgenerators. 

Statt den Nebenschlußregulator auf einen 
bestimmten Kontakt einzustellen, kann man 
ihn ebensogut periodisch während eines ent- 
sprechenden Bruchteiles einer jeden Periode 
kurzschließen; z. B. anstatt bei einem Regulier- 
widerstand von insgesamt 30 Ohm die Kurbel 
auf 10 Ohm zu stellen, kann man den Regulier- 
widerstand abwechselnd eine drittel Sekunde 
voll eingeschaltet lassen und zwei drittel Se- 
kunden kurzschließen. 

Das tut nun der Tirrillregler, jedoch nicht 
einmal in der Sekunde, sondern mehrere Male; 
die Dauer jedes Kurzschlusses wird dabei durch 
die Klemmenspannung des Generators bestimmt, 
die dadurch sich selbst konstant hält. In 
welcher Weise dieses geschieht, zeigt Fig. 1. 
c€, ez ist der eine Kernpunkt des Ganzen, der 
den Nebenschlußregulator der Erregermaschine 
kurzschließende Kontakt. Um die schädlichen 
Öffnungsfunken zu beseitigen, ist ihm ein 
Kondensator parallel geschaltet. Überwiegt 
die Kraft der Feder f, so wird der KurzschluB- 
kontakt geschlossen, überwiegt die Anziehung 
des Differentialrelais e, so wird er geöffnet. 
Letzteres trägt zwei gleiche Wickelungen m 
und n, die in entgegengesetztem Sinne beide 
an die Spannung der Erregermaschine gelegt 
sind, m unmittelbar, n unter Zwischenschaltung 
des Kontaktes C, C,. Dieser Kontakt ist der 
zweite Kernpunkt, nämlich das Organ, das die 
Dauer jedes Kurzschlusses bestimmt. Wenn er 
geschlossen ist, so heben sich m und n in 
ihren Wirkungen auf, die Feder f hat das 
Übergewicht und schließt ei cz. ci cz ist 
dann und nur dann geschlossen, wenn es C, C, 
ist. Die beiden Elektroden C, Cz sind auf be- 
weglichen Hebeln H, Hz angeordnet; H, trägt 
am anderen Ende die Feder Fi und den vom 
Solenoid S, angezogenen Eisenkern K, die 
gegeneinander arbeiten. S, liegt ebenfalls an 
der Erregerspannung. Je höher diese ist, um 
so tiefer sinkt K, um so höher steigt C, 
H, trägt am anderen Ende auch einen Eisen- 
kern K,, aber keine Feder, sondern unter der 
Elektrode C, ein Gegengewicht G. Der Kern 
K, taucht in zwei Solenoide S, und S',. Die 
Bewegungen des Kernes werden durch eine 
(in Fig. I nicht eingetragene) Olbremse gedämpft. 

Die Spule S, liegt mit Hilfe eines Spannungs- 
transformators an der konstant zu haltenden 
Spannung des Generators und ihre Anziehungs- 
kraft ist so eingestellt, daß sie bei richtiger 
Generatorspannung ebenso groß ist wie die 
Wirkung des Gewichtes @, so daß für diesen 
Fall der Hebel H, in jeder Lage im Gleich- 
gewicht ist. (Fortsetsung folgt). 


Glastechnisches 


126 


Zielfernrohr 
für kleinkalibrige Schiffsgeschütze. 
‘Von H. Violette, E. Lacour und Ch. Florian. 
Compt. rend. 151. S. 1119. 1910. 

Die Verf. beschreiben ein Zielfernrohr für 
Schiffsgeschütze, das als Besonderheit einen 
großen Abstand (etwa 74 mm) der Austritts- 
pupille von der letzten Okularfläche aufweist. 
Es wird dies durch das bekannte Mittel, 
nämlich Verwendung eines Okulars von großer 
Brennweite, erreicht. Doch ist damit der 
Nachteil eines entsprechend großen Okular- 
linsendurchmessers (in diesem Falle 60 mm) 
verbunden. Die Augenmuschel bat eine öffnung 
von 7 mm Durchmesser, der freie Durchmesser 
des Objektivs ist 40 mm; die optischen Daten 
des Fernrohrs sind: Vergrößerung 4-fach, objekt- 
seitiges Gesichtsfeld 11°, Austrittspupille 7 mm 
(bezw. in denjenigen Fallen, in denen die 
Augenpupille kleiner als 7 mm ist, gleich dem 
Durchmesser der Augenpupille). Vor dem 
Objektiv eines astronomischen Fernrohrs von 
296 mm Objektivbrennweite und 74 mm Okular- 
brennweite ist ein Porrosches Prismenumkehr- 
system angeordnet; die in der gemeinsamen 
Brennebene von Objektiv und Okular ange- 
ordnete Strichplatte ist gleichzeitig als Kollektiv 
ausgebildet. Das Okular besteht aus vier sich 
berührenden Linsen (n = 1, 58 bis 1,65). Die 
Verfasser machen keine genaueren Angaben 
hierüber. 

Die Arbeit der Verf. bringt nichts wesentlich 
Neues. Dr. H. Erfe. 


— 


Gaswaschflasche mit verbesserter 
Zuleitungsröhre nach Friedrichs. 
Chem.-Ztg 35. S. 323. 1911. 

Der Grundgedanke des beistehend abge- 
bildeten Apparates ist der, daß die in der 
Waschflasche enthaltene Flüssigkeit durch den 


hindurchtretenden Gasstrom gründlicher durch- 
gerührt wird, als das bei den gewöhnlichen 
Formen durch die aufsteigenden Blasen ge- 
schieht. Zu dem Zwecke ist das Zuleitungs- 
rohr an seinem Ende in besonderer Form ge- 


. Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


— —— — (ꝙT— — aa SS eee 


staltet. Bei der Form a ist ein gebogenes 
Rohrstückchen an der Innenwand des weiteren 
Zuleitungsrohres angeschmolzen; an seinem 
unteren offenen Ende zerreißt der Gasstrom 
in einzelne Blasen, so daß mit dem Gase 
zugleich die Waschflüssigkeit nach oben be- 
wegt wird. Ähnlich wirkt die einfachere 
Vorrichtung b, die jedoch einen etwas weiteren 
Flaschenhals erfordert. Waschflaschen mit 
diesen Zuleitungsröhren werden von der Firma 
Greiner & Friedrichs (Stützerbach) in den 
Handel gebracht. 


— . — 


Gewerbliches. 


Uber die Betelligung an russlschen 
Ausstellungen und die Bearbeitung 
des russischen Absatzmarktes sind dem 
Geschäftsführer der D. G. f. M. u. O. von 
der „Ständigen Ausstellungskommis- 
sion für die Deutsche Industrie“ ver- 
trauliche Mitteilungen zugegangen, über 
die Interessenten durch die Geschäftsstelle 
der Deutschen Gesellschaft für Me- 
chanik und Optik auf Wunsch Nachricht 
erhalten. 


Internationale schulgewerbliche Aus- 
stellung „Einrichtung und Ausrüstung 
der Schulen“, St. Petersburg 1911. 

Die bei der Kais. Russischen Tech- 
nischen Gesellschaft bestehende „Ständige 
Kommission für Technische Bildung“ will in 
St. Petersburg im nächsten Jahre eine auf drei 
Monate berechnete Internationale schulgewerb- 
liche Ausstellung „Einrichtung und Ausrüstung 
der Schulen“ veranstalten, die den Zweck hat, 
den gegenwärtigen Stand der den Bedürfnissen 
der Lehranstalten dienenden Industrie zu ver- 
anschaulichen. Ein bestimmter Termin ist noch 
nicht festgelegt. Die Ausstellung soll in sechs 
Abteilungen zerfallen und zwar: 1. Schulbau, 
2. Ausstattung der Schulräume, 8. Lehrmittel 
für den Anschauungsunterricht, 4 Hilfsinstitute 


der Schule, 5. Einrichtung von Handwerks- und 


Professionalschulen, Werkstätten und Klassen, 
6. Gymnastische Apparate und Gegenstände 
des Schulsports. — Die zur Ausstellung ge- 
brachten Erzeugnisse unterliegen hinsichtlich 
ihres Wertes einer Prüfung, die von einer 
Sachverständigenkommission nach ministeriell 
bestätigten Regeln vorgenommen wird. Auf 
Grund der von dieser Kommission abgegebenen 
Gutachten können für hervorragende Aus- 
stellungsgegenstände Auszeichnungen vérliehen 
werden. 


Heft 12 
15. Juni 1911. 


Hinsichtlich der, wie bei allen russischen 
Ausstellungen, auch im vorliegenden Falle 
generell schwer zu entscheidenden Frage, ob 
eine Beschickung für die Deutsche Iadustrie 
lohnen würde, ist zu berücksichtigen, daß, wie 
der „Ständigen Ausstellungskommission 
für die Deutsche Industrie“ von zuver- 
lässiger Seite berichtet wird, im allgemeinen 
in Rußland noch Absatzmöglichkeiten für die 
betreffenden ausländischen Erzeugnisse be- 
stehen. Russische Firmen befassen sich aller- 
dings bereits in zunehmendem Maße mit der 
Herstellung von Lehrmitteln und Schulein- 
richtungsgegenständen, denen freilich zumeist 
ausländische Muster zu Grunde liegen. 

Das Russische Handelsministerium, 
bei dem die Russische Techn. Gesell- 
schaft eine Subvention beantragt hat, betont 
in der Vorlage an die Duma folgendes: 

„Aus der Statistik der Einfuhr der Aus- 
rüstungagegenstände von Schulen geht hervor, 
daß wir für diese Artikel recht erhebliche 
Zahlungen an das Ausland leisten, während 
die Herstellung von Lehrmitteln des An- 
schauungsunterrichts in Rußland eine solche 
Entwickelung genommen hat, daß eine er- 
hebliche Verminderung dieser Zahlungen an 
das Ausland erwartet werden darf. 

Die Produktion von physiko-mechanischen 
und chemischen Apparaten zur Ausrüstung 
von Schullaboratorien und Kabinetten be- 
steht in Rußland fast gar nicht selbständig. 
Indessen könnte sich diese Fabrikation bei 
uns zu einem ernsten Industriezweig aus- 
wachsen. Die geplante Ausstellung würde 
augenfällig dartun, welches enorme Arbeits- 
feld die genannte Spezialität für den 
russischen Unternehmungsgeist darbietet.“) 
Der Russ. Finanzminister hat im Ein- 

vernehmen mit dem Handelsminister den zeit- 
weiligen zollfreien Einla8 von Gegenständen 
für die Ausstellung gestattet, mit der Maßgabe, 
daß für die Gegenstände eine Kaution im Be- 
trage des Zolls zu hinterlegen ist, die bei der 
Wiederausfuhr der Gegenstände innerhalb 6 Mo- 
naten seit ihrer Ablassung aus dem Zollamt 
zurückgegeben wird. Die Zollbesichtigung der 
genannten Gegenstände hat im Ausstellungs- 
lokal durch Beamte des Petersburger Land- 
zollamts zu geschehen. 

Die Ausstellungs - Drucksachen sowie eine 
deutsche Übersetzung des Reglements können 
an der Geschäftsstelle der Ständigen Aus- 
stellungskommission (Berlin NW, Roon- 
straße 1) eingesehen werden. 


1) Es scheint also mit der Ausstellung noch 
ein anderer Zweck verfolgt zu werden, als die 
Hebung des russischen Schulwesens. 

Die Red. 


Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preistis:en. 197 


Geplante Regelung des Mafs und 
Gewichtswesens Im Südafrikanischen 
Bund, l 

Die Regierung hat einen Gesetzentwurf 
ausgearbeitet, der bezweckt, das Maß- und 
Gewichtswesen neu zu regeln. 

Das metrische System .soll zunächst als 
gleichberechtigt mit dem englischen eingeführt 
werden. Für Apotheker und Drogenhandlungen 
soll im Kleinhandel das metrische System vom 
1. Juli nächsten Jahres ab allein maßgebend 
sein. 

Betreffs der englischen Gewichte erfolgt in- 
sofern eine Einschränkung, als die sog. „lange 
Tonne“ (2240 pounds avdp zu 454 g), der Hun- 
dredweight (Cwt) (112 pounds avdp) und Quarter 
(28 pound avdp) fortfallen sollen. Statt dessen 
soll die „kurze Tonne“ von 2000 pounds avdp 
und der Zentner, „Cental“, von 100 pounds avdp 
eingeführt werden. 

Bei Längen- und Flächenmaßen wird außer 
dem metrischen und dem englischen System 
noch das alte System bis auf weiteres zuge- 
lassen werden, das auf dem Rheinl. Zoll 
(26,2 mm) basiert. 

Der Südafrikanische Bund wird also in 
Zukunft ein recht gemischtes Maßwesen haben. 
Vielleicht wird die unausbleibliche Konfusion 
der vollständigen Annahme des metrischen 
Systems die Wege ebnen. 


— 


Bücherschau u. Preislisten. 


K. W. Wolf- Czapek, Die Kinematographie, 
Wesen, Entstehung und Ziele des lebenden 
Bildes. 2. erw. Aufl. 8° 135 8. mit 46 Abb. 
Berlin. Union 1911. 3 M. 

Wie der Verfasser schon in dem Vorwort 
der 2. Auf lage des vorliegenden Buches betont, 
haben alle Kapitel eine teilweise Neube- 
arbeitung und manche. Kapitel eine wesent- 
liche Erweiterung erfahren. 

Im großen und ganzen ist die Anlage des 
Buches dieselbe geblieben. Auch hier wird 
wieder an einem konkreten Beispiel die Ein- 
richtung und Handhabung des Kinematographen- 
apparates (anstelle dieses Wortungeheuers 
werden wir im folgenden immer nur „Kino“ 
sagen, dem Beispiel der Amerikaner folgend) 
erörtert. Während jedoch in der ersten Auf- 
lage ein kleiner Amateurkino, der Einloch- 
Kino von Ernemann-Dresden, den Mittel- 
punkt des ganzen Buches bildete, um den sich 
alles drehte, stehen diesmal die Apparate für 


123  Bücherschau und Preislisten. 


Fachleute an erster Stelle, allerdings auch 
wieder nur Apparate der Firma Ernemann. 


Der Stoff ist wieder in 9 Abschnitte ein- 


geteilt, deren Reihenfolge jedoch’ eine andere 
ist wie früher. 


Der 1. Abschnitt „Die e e Grund- 


lagen des lebenden Bildes“ hat fast gar kemo 
Anderung erfahren. 

Dagegen sind einige an: und 
Streichungen im 2. Abschnitt über die „photo- 
graphischen Grundlagen“ bemerkenswert. Im 
Kapitel über „Optik“ werden die Abbildungs- 
gleichungen in geeigneter Form angegeben; 
ferner erfährt man im Kapitel über Photo- 
chemie einiges Wissenswertes über die neuen 
unverbrennbaren Cellitfilms der Firma Bayer- 
Elberfeld, sowie über die schwer brenn- 
baren Films der Kodak-Co. und der Firma 
'Lumiere-Lyon. Die genannten Produkte 
seien zwar schon recht geeignet als Ersatz für 
den äußerst feuergefährlichen Celluloidfilm, 
‘doch reichten sie. in bezug auf Bruch- und 
Reißfestigkeit, Reinheit und Härte (Widerstand 
gegen Verkratzen) derzeit noch nicht an ihn 
heran. 

Es werden auch die Versuche de Mares 
erwühnt, der die Celluloidfilms durch diffus 
reflektierende Metallbänder ersetzt, die beider- 
seitig lichtempfindlich gemacht sind. Es wird 
hier also im reflektierten Lichte projiziert. 
Doch seien die Resultate infolge der geringen 
Lichtstärke des Verfahrens praktisch be— 
deutungslos. 

Im Kapitel über „Entwicklung“ 
überflüssigen Rezepte für- die Entwickler- 
lösungen weggelassen worden. Man kann sie 
ja in jedem photographischen Taschenbuch 
und Kalender finden, auch sind sie den Trocken- 
platten der meisten Firmen beigepackt. 

Der nächste Abschnitt über die historische 
„Entwicklung der Kinematographie“ enthält 
einige bemerkenswerte Zufügungen. Bei dem 
Bericht über die Untersuchungen des Pariser 
Physiologen Marey wird eine Aufnahme 
reproduziert, die der genannte Forscher zum 
Zwecke des Studiums der Fortbewegung des 
Menschen herstellte, und zwar in sehr 
primitiver Weise:. er brachte einfach eine 
rotierende Schlitzblende als Verschluß am Ob- 
jektive an. Auf. diese Weise erhielt Marey 
- die Phasen des Ganges auf einer Platte neben- 
einander. — Schließlich werden in demselben 
Abschnitt neben dem „Malteserkreuzrad“ auch 
noch der „Greifer“ und der „Schläger“ als 
Fortbewegungsmechanismus des Filmbandes 
ander Hand von neuen Abbildungen beschrieben. 

Die folgenden Abschnitte IV, V und VI be- 
handeln die Aufnahmeapparate und die Auf- 
nahme selbst, sowie das Kopieren. Hier werden 
die neueren Typen der Firma Ernemann be- 


sind die 


Deutsche 
_Mechaniker-Ztg. 


schrieben. Eine wesentliche Erweiterung erfuhr 
hier das Kapitel über die „besonderen Auf- 
nahmemethoden“: es wird z. B. die Versuchs- 
anordnung von Fuchs zur Feststellung der 
Arbeitsleistung von Dampfhämmern beschrieben; 
ferner wird die Mikrokinematographie ein- 
gehender behandelt, wobei eine neue Repro- 
duktion einer Aufnahme von einem lebenden 
Infusorientierchen eingefügt wird. Auch der 
neusten Richtung der Mikrokinematographie 
wird gedacht, wobei die Aufnahmen mit 
„Dunkelfeldbeleuchtung“ gemacht werden, unter 
Zuhilfenahme des von Dr. Siedentopf er- 
fundenen Ultramikroskops der Firma C. ZeiB- 
Jena. Der Franzose Commandon hat mit 
den Zeißschen Apparaten ganz wundervolle 
lebende Aufnahmen von Bakterien hergestellt, 
z. B. von dem Erreger der Syphilis, dessen 
Entstehung kennen zu lernen überhaupt erst 
durch die Anwendung der „Dunkelfeldbe- 
leuchtung“ möglich wurde. 

Schließlich wird in diesem Abschnitte noch 
einiges über die Technik der Zauber- und 
Trickfilms hinzugefügt, die in keinem Programm 
der Kinotheater fehlen dürfen. 

Der nächste Abschnitt VII behandelt den 
kleinen Ernemann-Kino, einen übrigens recht 
brauchbaren Amateurkino. Dieser Apparat, 
hier „Einloch-Kino“ genannt, weil seine Perfo- 
ration nur aus einer Lochreihe in der Mitte 
des Films besteht, wird in der neuen Auflage 
mit 4 Seiten abgefertigt, während in der ersten 
Auflage mehr als die zehnfache Seitenzahl 
dazu verwandt wurde. Infolgedessen kommen 
die universellen Eigenschaften des Einloch- 
Kino hier gar nicht zum Ausdruck. 

Allerdings war es nötig, in der neuen Auf- 
lage auch die Spezialapparate zur Aufnahme 
und Vorführung mehr zu betonen; die Kino- 
Kamera war schon im 4. Abschnitt beschrieben 
worden, im 8. werden nun die Projektoren 
erörtert, natürlich auch wieder Apparate der 
Firma Ernemann. 

In diesem Abschnitte erfahren die „Pro- 
jektionsregeln“ eine praktischere Gestaltung. 

Ferner werden im Kapitel über die Vor- 
führung neben den gewöhnlichen neuen Pro- 
jektionsschirmen auch die neuen Projektions- 
wände mit diffus metallisch reflektierender und 
geriefelter Fläche erwähnt, wie sie die Firma 
C. Zeiß in Jena liefert (die Firma wird aber 
hier nicht genannt). 

Bei der Erörterung der „Akustischen Be- 
gleitung“ kommt der Verfasser auch hier 
wieder zu der Überzeugung, daß die Be- 
mühungen auf diesem Gebiete noch nicht zu 
befriedigenden Resultaten geführt haben, 
namentlich was das sogenannte „Tonbild“ be- 
trifft, das auf der Verbindung des Kinos mit 
dem Grammophone beruht, 


Heft 12. 
15. Juni 1911. 


Auch die folgenden Kapitel des 8. Ab- 
schnittes erfahren eine Erweiterung, die stereo- 
skopische und Farben - Kinematographie. Es 
werden die Versuche von Friese- Green er- 
wähnt, der nach dem Dreifarben verfahren recht 
gute lebende Bilder in natürlichen Farben er- 
halten haben soll. Ganz neu ist das letzte 
Kapitel dieses Abschnittes: „Die Röntgen— 
Kinematographie“. Hier wird die Unter- 
suchung von Eijkmann erwähnt, der die 
Schluckbewegungen der Speiseröhre aufnahm, 
ferner die von Köhler, der die Atembe- 
wegungen kinematographisch fixierte Bie- 
salski und Köhler nahmen die Bewegungen 
der Hand und des Ellenbogengelenkes auf, 
und schließlich Groedel die Bewegungen des 
Brustkorbes, des Herzens und des Magens. 
Die dabei verwendeten Spezialapparate werden 
kurz beschrieben bezw. skizziert. 

Der letzte Abschnitt des Buches behandelt 
die „Anwendungen der Kinematographie“. 
Auch hier werden in der neuen Auflage einige 
beachtenswerte Zusätze gemacht. So beklagt 
z. B. der Verfasser sehr, daß alle die Films, 
auf welchen öffentliche Vorgänge von allge- 
meinem Interesse oder historischer Begeben- 
heiten usw. dargestellt seien, der Vernichtung 
anheimfielen. So verschwinden täglich wert- 
wolle Kulturdokumente. (Der Verfasser 
plädiert damit also für ein Museum oder ein 
Archiv für lebende Bilder, wie es solche schon 
für Phonogramme gibt.) 

Sehr geistreich ist der in dem Kapitel 
über die Anwendung der Kinematographie in 
den „Naturwissenschaften“ zitierte Ausspruch 
E. Machs: „Die Kinematographie gibt uns 
die Möglichkeit, Maßstab und Vorzeichen der 
Zeit willkürlich zu ändern“. Hiervon machen 
die oben schon erwähnten „Trickaufnahmen“ 
und „Zauberfilms“ zur Darstellung scheinbarer 
wundersamer Begebenheiten Gebrauch: so laufen 
z. B. Personen mit Blitzzugsgeschwindigkeit 
u. dergl. Ferner machte Flammarion zu 
Paris in größeren Pausen Einzelaufnahmen des 
Sternenhimmels, die, im üblichen Tempo vor- 
geführt, in wenigen Minuten die scheinbaren 
und wirklichen Bewegungen der Fixsterne 
und Planeten zur Anschauung bringen. 

Im Kapitel über die Anwendung der Kine- 
matographie in der Medizin kommen als 
neu hinzu die Aufzählungen einiger Methoden 
zur Untersuchung auf dem Gebiete der Pbysi- 
ologie der Bewegungen, z. B. der Methode von 
Lendenfeld zur Analysierung des Insekten- 
fluges, ferner der von Bull zu demselben 
Zweck. Lendenfeld benutzte Bonnenlicht, 
das durch eine rotierende Blende intermittierend 
gemacht wurde, während sich Bull des regel- 
"mäßig intermittierenden elektrischen Funkens 
bedient. Die Resultate Bulls, der Mitarbeiter 


Bücherschau und Preislisten. 


129 


ee m — 


— — — i 


an dem von Marey begründeten photo- physio- 
logischen Institut zu Paris ist, sind ganz 
außerordentlich schön und interessant, hätten 
daher vom Verfasser wenigstens erwähnt 
werden sollen; es wird aber leider nicht einmal 
die Methode beschrieben. 

Ein ganz neues Kapitel ist die Verwendung 
der Kinematographie in der Rechtspflege. Bei 
gewissen Fällen kann die kinematographische 
Vorführung 'von Krankheitsfällen, z. B. bei 
Erhebung von Entschädigungsanaprüchen usw., 
von forensischer Bedeutung sein. In Amerika 
soll ein Fall derartiger Beweisführung schon 
zugelassen worden sein. 

Im Kapitel über die „Technik“ werden die 
Untersuchungen von Fuchs erwähnt, der die 
Arbeitsleistung von Maschinen z. B. von Dampf- 
hämmern, auf kinematographischem Wege in 
einfacher Weise mit gutem Erfolg bestimmte. 


Ferner wird die Anwendung der kinemato- 
graphie in der Pallistik besprochen, nämlich 
der „ballistische Kinematograph“ von Cranz!), 
der fünftausend (!) Aufnahmen pro Sekunde 
gibt und genaue Messungen an fliegenden Ge- 
schossen gestattet. Leider werden auch hier 
die äußerst interessanten Resultate zu kurz be- 
handelt. 

Der Verfasser schließt mit einem Ausblick 
auf die Zukunft: zu einer Popularisierung der 
Kinematographie müßte vor allem das teure 
Filmmaterial verschwinden. Es müßte ein 
kleines Kästchen geschaffen werden, das eine 
kreisrunde, rotierende, kornlose und doch 
hochempfindliche photographische Platte ent- 
halt, auf der einige tausend mikroskopisch kleine 
Einzelaufnahmen gemacht werden. — Diese 
Spekulation kann natürlich nur für die 
Amateur-Kinematographie gelten, denn die 
Berufskinematographie ist ja durch ihre Vor- 
führungen schon recht populär geworden. 


Im großen und ganzen bringt das Buch in 
knapper und doch leicht faßlicher Darstellung 
alles Wissenswerte, einschließlich der aller- 
neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete der 
Kinematographie. Dr. H. Lehmann, Jena. 


Preislisten usw. 


Carl Zeiß, Jena. Interferometer für Gase und 
Wasser. (Meß. 245). 8. 15 S. mit 9 Fig. 
Eine ausführliche Preisliste über das in 
der Zeitschr. f. Instrkde. 30. S. 321. 1910 von 
Dr. F. Löwe beschriebene tragbare Interfero- 
meter für Gase und Flüssigkeiten, das der op- 
tischen Gasanalyse für technische Zwecke nach 
Prof. Dr. Haber (Karlsruhe) dient. (Vgl. auch 
D. R.P. Nr. 230 748 und Anmeldung H. 51 522 
vom 16.4.10 auf der 3. Seite des Umschlages 
von diesem Hefte.) 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1909. F. 173: 


Deutsche 
130 Patentachau. Mechaniker-Ztg. 


Patentscha u. 


WechselstrommeBgerat mit Dämpfung durch permanente Magnete, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß die Kraftlinien der permanenten Magnete mit dem oder den Wechselströmen in 
dem beweglichen System des Meßinstruments gleichzeitig eine Reihe positiver und negativer 
Kraftmomente hervorrufen, deren Summe in jedem Augenblick null ist, so daß eine Bewegung 
des beweglichen Systems durch diese Kraftmomente nicht erfolgen kann. Hartmann 
& Braun in Frankfurt a. M. 31. 8. 1909. Nr. 225 599. Kl. 21. 


1. Elektrischer Feuermelder, gekennzeichnet 
durch zwei an verschiedenen Stellen des betreffenden 
Raumes aufzuhängende Thermometer 4 B, welche beide 
mit in das Innere des Gefäßes hineinragenden, in gleichen 
Abständen voneinander angeordneten Stromanschlüssen 
e f bezw. g h versehen sind und beide von der Queck- 
silbersäule bewegte Kontaktschwimmer a b bezw. cd 
tragen, die in ungleicher Höhe derart angeordnet sind, 
daß bei gleichmäßig steigender oder fallender Temperatur 
in demselben Raume der eine Schwimmer unterbricht, 
sobald der andere Schwimmer Stromschluß bildet, wäh- 
rend bei ungleichmäßiger Erwärmung der beiden 
Thermometer der Stromschluß für den Alarmstromkreis 
erfolgt. 


2. Feuermelder nach Anspr. 1, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß in dem’ einem Thermometer B zwei 
Schwimmer c d derart übereinander angeordnet sind, 
daß sie gleichzeitig mit je zweien ihrer Stroman- 
schlußstücke g A in oder außer Berührung gelangen. 
F. Mikulla in Oppeln und P. Kniolka in Friedrichs- 
thal bei Oppeln. 6. 3. 1910. Nr. 225 659. Kl. 74. 


Elektrolytische Vorrichtung für Registrierung, Schal- 
tung und Ahnliche Zwecke, bei der ein Elektrolyt in einem 
Ende eines Rohres durch einen elektrischen Strom zersetzt wird 
und die sich dabei entwickelnden Gase durch Verschiebung eines 
zwischen dem Elektrolyten und dem anderen Rohrende angeord- 
neten Kolbens die Registrierung oder eine Ahnliche Tätigkeit 
der Vorrichtung herbeiführen, dadurch gekennzeichnet, daß der 
Kolben (Membran, Quecksilbersäule) einen vollkommen gas- 
dichten Abschluß mit der Innenoberflache des Rohres bildet, 
um einen Ubertritt des Gases oder des Elektrolyten von einem 
Rohrende zum andern und ein dadurch bedingtes ungenaues 
Arbeiten der Vorrichtung zu verhindern. W. B. Thorpe in 
Balham, Engl. 14. 1. 1909. Nr. 225 944. Kl. 21. 


2 


7 eee bes. ae 


Verfahren zur Erleichterung der Formgebung von durch einen eingebetteten elek- 
trischen Heizwiderstand geschmolzener Quarzmasse, dadurch gekenn- 2 

zeichnet, daß das Schmelzgut der Länge nach 
durch eine oder mehrere zum Heizwiderstand a 
radial verlaufende Scheidewände c, die nicht an 
der Stromleitung teilnehmen, geteilt, und daß 
das Innere der geschmolzenen Masse b durch 
Auseinanderlegen nach den den Scheide wänden 
entsprechenden Trennungsflächen zwecks weiterer Bearbeitung zugänglich gemacht wird. 
Deutsche Quarzgesellschaft in Beuel bei Bonn a. Rh. 25. 11. 1909. Nr. 224 917. Kl. 32. 


Heft 12 
15. Juni 1911. 


Patentschau. 


131 


4 -— en Beet las — ger a — i 


Vorrichtung zur Fernübertragung von Kompaßstellungen, bei welcher ein mit dem 
Kompaßgeste‘l lösbar gekuppeltes Zwischenglied die Drehbewegung des Gestells zunächst 
mitmacht und dann in seine Anfangsstellung 
zurückgebracht wird, dadurch gekenuzeichnet, 
daß zum Rückstellen des Zwischengliedes Z 
zwei in Reihe geschaltete, abwechselnd bei 
Rechts- und Linksdrehung des Kompasses in 
Tätigkeit tretende Elektromagnete m, m, derart 
angeordnet sind, daß beim Drehen des 
Kompaßgestells der eine oder andere Elektro- 
magnet durch am Zwischenglied Z ange- 
brachte Hilfskontakte ei c, kurzgeschlossen 
wird, infolgedessen seine Anker freigibt und 
mittels Schaltklinke das Zwischenglied in seine Anfangsstellung zurückbewegt, und daß durch 
die Bewegungen der das Zwischenglied steuernden Maguet- 
anker die Stromkreise für die Fernübertragung geschlossen 
werden. R. Woldt in Berlin. 30.1.1909. Nr. 225562. KI. 74. 


Einrichtung zum kontinuierlichen Übertragen der 
Skalenstellungen von Quecksilberinstrumenten mittels Elek- 
trizität, dadurch gekennzeichnet, daß das Quecksilberinstrument 
je einen Widerstand für einen Geber- und einen Empfängerstrom- 
kreis enthält und der Empfangerstromkreis nach dem Gesetz 
der Spannungsteilung in der Weise von dem Widerstand m! des 
Geberstromkreises abgezweigt wird, daß der eine Abzweigpunkt 
durch die wandernde Spitze der Quecksilbersäule gebildet wird 
und die Werte der Widerstände m m! durch die Bewegungen 
der Quecksilbersäule kontinuierlich verändert werden. 
H. Barutzki in Charlottenburg. 6.6. 1909. Nr. 225662. Kl. 74. 


Elektrischer Kondensator, dadurch gekennzeichnet, daß 
dessen einer Beleg die Gestalt einer in sich selbst vollständig ge- 
schlossenen Fläche besitzt, so daß die Entstehung von Spitzen- 

* wirkungen bei zweckmäßiger Bemessung der verschie- ° 
denen Teile der Fläche vermieden werden kann. G. Giles 
in Freiburg, Schweiz. 5. 12. 1909. Nr. 225 496. Kl. 21. 


Kühl vorrichtung für Röntgenröhren mit 
einem in das Kühlgefäß lose einsetzbaren Kühlstab, 
dadurch gekennzeichnet, daß der mit einem Handgıiff 
versehene Stab weder mit der Antikathode noch mit 
der Anode in fester Verbindung steht, zum Zwecke, 
denselben während des Betriebes leicht gegen einen 
andern gekühlten Stab auswechseln zu können. 
C. H. F. Müller in Hamburg. 16. 4. 1909. Nr 225 604. 
Kl. 21. 


Vorrichtung zur Bewegung von Apparatteilen mittels eines Hitzdrahtes, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß der letztere, der an dem einen Ende mit einem in beiden Richtungen begrenzt 
beweglichen Apparatteil a verbunden ist, an dem 
anderen Ende mit einem zweiten beweglichen Teil k Sig 2 3 O4 = £ 
verbunden ist, der, dauernd unter dem Einfluß einer RO EU el 3 To 
geeigneten Kraft k stehend, don kalten Hitzdraht A 

Z 
4 


; i CE 2 T 2 a 
derart straff halt, daß er den die vorgeschriebene u — 
AVA 


Bewegung ausfithrenden Teil a gegen seinen An- 


: A 3 7% DIET. 22 . 
schlag f heranziehen kann, den heißen Hitzdraht aber . we 1 = 
infolge Anlegens gegen einen festen Anschlag i ent- 2 
lastet, so daß in ihm schädliche Zugspannungen in— AR 


folge unrichtiger Länge nicht auftreten können. Gesellschaft für elektroteclnische 
Industrie in Berlin. 12. 2. 1910. Nr. 225400. KI. 21. 


Vereins- und Personen- 
nachrichten. 


Todesanzeige. 


Am 7. Juni starb nach kurzer, schwerer 
Krankheit im 52. Lebensjahre unser 
Mitglied 

Hr. Ferdinand Schuchhardt, 
Inhaber derFirma „Berliner Fernsprech- 
und Telegraphenwerk“. 


Wir werden dem Dahingegangenen 
stets ein treues Andenken bewahren. 


Der Vorstand der Abteilung Berlin. 
W. Haensch. 


Einladung 
zur 


20. Hauptversammlung 
des 


Vereins Deutscher Glasinstrumenten- 
Fabrikanten zu Ilmenau 
(Zweigverein Ilmenau). 

Montag, den 3. Juli 1911, 
pünktlich 9 Uhr vormittags, 

im Hotel zur Tanne in Ilmenau. 


Tagesordnung: 
Begrüßung der Teilnehmer, Erstattung 
und Besprechung des Jahresberichts. 
Hr. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. 
Wiebe: Einiges aus der ausländischen 
Thermometerindustrie. 

Hr. Dr. Stapf, Syndikus des Ver- 
bandes Thüringischer Industrieller: 
Die weitere Entwicklung des Heim- 
arbeitsgesetzes. 

Hr. Prof. Béttcher: Über die Aus- 
dehnung der verschiedenen Thermo- 
meterflüssigkeiten. 

Hr. R. Holland: Uber den Antrag 
der Handwerkskammer Weimar, die 
Glasinstrumentenmacher unter die 
§§ 129 bis 133 der Gew.-O. zu stellen, 
d. h. sie als Handwerker zu erklären. 
Uber die Verschärfung der Prüfungs- 
bestimmungen für ärztliche Thermo— 
meter. Referent: Hr. Geh. Reg. - 
Rat Prof. Dr. Wiebe. 

Antrag des Vorstandes des Haupt- 
vereins beim bevorstehenden Mecha- 
nikertage, die Jahresbeiträge der 
Zweigvereine zur Kasse des Haupt- 
vereins von 5 H auf 6 M pro Mit- 
glied zu erhöhen. 

Entgegennahme von Anträgen, Mit- 
teilungen. 


Vereins- und Personennachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


9. Bestimmung des Orts der nächst- 
jährigen Hauptversammlung. 

Hierauf gemeinsames Mittagessen und 
geselliges Beisammensein; abends Konzert 
der Kurkapelle im Garten des Hotels zur 
Tanne. 

Der Vorstand des Zweigvereins Ilmenau. 
Gustav Müller. Fr. Kühnlenz. 
Max Bieler. 


22. Deutscher Mechanikertag. 
Karlsruhe, am Donnerstag, den 21, 
und Freitag, den 22. September 1911. 


Die Sitzungen werden voraussichtlich 
im großen Rathaussaale abgehalten werden, 
den der Stadtrat von Karlsruhe hierfür in 
dankenswerter Weise zur Verfügung stellt, 
oder auch in der Glashalle des Stadt- 
gartens, zu dem die Teilnehmer des Me- 
chanikertages, gleichfalls dank dem Ent- 
gegenkommen des Stadtrats, freien Eintritt 
haben werden; bier soll auch das Fest- 
essen stattfinden. — Hr. Dr. Spuler in 
Karlsruhe hat die Freundlichkeit gehabt, 
einen Vortrag über ultraviolette Strahlen 
zuzusagen. 


Ernannt: Dr. O. Bergstrand zum Prof. 
der Astronomie an der Universität Upsala und 
zum Dir. der dortigen Sternwarte; Dr. H. v. 
Ficker, Privatdozent an der Universität Inns- 
bruck, zum ao. Prof. der Meteorologie an der 
Universität Graz; Dr. J. Tambor, ao. Prof. der 
Chemie an der Universität Bern, zum o. Prof. 
für anorganische Chemie daselbst; Dr. A. Smith, 
Prof. der Chemie an der Universität Chicago, 
zum Prof. an der Columbia - Universität in 
New York; Prof. Dr. J. Zenneck in Ludwigs- 
hafen zum etatsmäßigen Prof. für Physik an 
der Techn. Hochschule in Danzig; Dr. E. 
Becker, Assistent am Mineralogischen Institut 
der Universität Heidelberg, zum Prof. an der 
Kais. Chinesischen Universität in Peking; Dr.C. 
Auwers, o. Prof. der Chemie an der Universität 
Greifswald, zum o. Prof. an der Universität 
Breslau; O. Kiewel, Observator am Meteorolo- 
gischen Institut zu Berlin, zum Prof. 

Gestorben: J. M. van Bemmelen, Che- 
miker in Leiden; Prof. A. Houzeau, Prof. der 
Chemie an der Ecole des Sciences in Rouen; 
H. Berge, Prof. emer. der Chemie an der Uni- 
versität Brüssel; Dr. J. Bosscha, Physiker, 
früher Prof. an der Polytechnischen Schule in 
Delft, Sekretär der Holländischen Gesellschaft 
der Wissenschaften; Dr. F. Terby, Dir. der 
Privatsternwarte in Loewen, Mitglied der Bel- 
gischen Akademie der Wissenschaften in 
Brüssel. 


— Po — ⁰ —— — — 0ůꝑ . 


— — ͤ o———— a ͤ ZÄ— 


Fur die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke In Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1881. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 13. 1. Juli. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 
Von @. Heber in Berlin, Ingenieur der A.-G. Reiniger, Gebbert & Schall. 


(Fortsetsung.) 


Elektromedizin. 


Die verschiedenen Wirkungen, welche der elektrische Strom in entsprechenden 
Leiteranordnungen hervorruft, finden ebenfalls eine vielseitige medizinische Verwendung. 
Es handelt sich hier mehr um eine indirekte Anwendung elektrischer Ströme; die- 
selben werden dem menschlichen Körper nicht mittels geeigneter Elektroden zugeführt, 
sondern es findet erst eine Umwandlung statt in Magnetismus, Licht, Wärme oder 
mechanische Arbeit; diese Stromwirkungen werden dann weiterhin für die Therapie, 
Diagnostik oder Chirurgie benutzt. Auch die Umwandlung der Elektrizität in Röntgen- 
strahlen könnte hier angereiht werden, doch ist das röntgentechnische Gebiet durch 
die in den letzten Jahren gemachten Fortschritte dermaßen umfangreich geworden, 
daß es notwendig ist, die Réntgentechnik im nächsten Kapitel für sich zu behandeln. 

Von den magnetischen Wirkungen kommen zwei typische Anwendungsfälle in 
Betracht. Einmal ist es die Verwendung der Elektromagnete in der Augenheilkunde 
für den Zweck, Eisensplitter aus dem Auge zu entfernen oder dieselben durch mag- 
netische Anziehung so günstig zu lagern, daß die Entfernung durch einen leichten 
operativen Eingriff möglich wird. Der Betrieb solcher Elektromagnete, welche oft 
ziemlich groß dimensioniert sind, kann nur durch Gleichstrom erfolgen. Mit dem 
Eisenkörper des Elektromagneten werden verschieden geformte Polhörner in Verbindung 
gebracht, dieselben erleichtern dem Augenarzt die Entfernung von Eisensplittern ganz 
wesentlich. 

Eine andere Verwendung des magnetischen Feldes kommt für die Ausübung 
der allerdings in der Neuzeit weniger gepflegten elektromagnetischen Therapie in 
Betracht. Hier wird der menschliche Körper oder ein Teil desselben der Einwirkung 
eines starken alternierenden Magnetfeldes ausgesetzt. Erzeugt wird dasselbe durch 
Elektromagnete, welche mittels Wechselstroms von gewöhnlicher Frequenz und Span- 
nung erregt werden. Es sollen durch die Einwirkung alternierender Magnetfelder 
auf den Organismus günstige Resultate bei verschiedenen nervösen Leiden erzielt 
worden sein. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß ein konstantes Magnetfeld 
auch bei der größten Intensität keinen augenblicklichen oder später wahrnehmbaren 
Einfluß auf den menschlichen Körper ausübt. Dagegen löst ein sehr starkes alter- 
nierendes Magnetfeld deutlich wahrnehmbare Lichtempfindungen aus, wenn sich die 
Versuchsperson mit der Schläfengegend in unmittelbarer Nähe des Magnetpoles befindet. 

Daß die magnetischen Wirkungen des elektrischen Stromes noch benutzt 
werden, um einerseits die faradischen Wechselströme, anderseits die hochgespannten 
Ströme zum Betrieb von Röntgenröhren entstehen zu lassen, sei der Vollständigkeit 
wegen mit angeführt. Ferner muß an dieser Stelle die Verwendung der Elektro- 
motoren für medizinische Zwecke berücksichtigt werden, wo ja auch durch elektro- 
magnetische Wirkungen die Rotation des Motorankers zustande kommt. Gewöhnlich 
wird der Elektromotor für medizinische Zwecke in der Weise zu Arbeitsleistungen 
herangezogen, daß die Rotation des Motorankers auf eine biegsame Welle über- 


134 G. Heber, Elektromedizinische und rdntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. Me Ben 


tragen wird. Ein mit der biegsamen Welle fest verbundenes Handstück dient 
zur Aufnahme verschiedener Bohrer, Fräsen und Kreissägen, welche dem Chirurgen 
die ernste Arbeit bei schwierigen Knochenoperationen erleichtern helfen. Die 
für zahnärztliche Zwecke in Anwendung kommenden elektrischen Bohrmaschinen 
wurden besonders in den letzten Jahren zu einem sehr vollkommenen Gebrauchsapparat 
ausgebildet. Ein sinnreich durchkonstruierter Fußkontakt ermöglicht dem Zahnarzt die 
denkbar einfachste Bedienung und läßt beide Hände für die auszuführende Operation 
frei. Durch die mit einem Fuß leicht zu bedienende Schaltvorrichtung kann der 
Bohrer für langsame oder schnelle Bewegung, für Links- oder Rechtsdrehung ein- 
gestellt oder ganz außer Betrieb gesetzt werden. 

Auch zur Ausübung der Massage wird der Elektromotor vom Arzt oder dem 
ärztlichen Hilfspersonal sehr häufig verwendet, ferner zum Betrieb von besonders 
konstruierten kleinen Luftpumpen, welche zur Luftdruckmassage des Trommelfells 
dienen. Überhaupt hat die Verwendung des Elektromotors in der medizinischen, 
chirurgischen und sanitären Praxis in den letzten Jahren bedeutend zugenommen, da 
auch hier — genau wie in der gewerblichen Praxis — eine bedeutende Arbeits- 
erleichterung erreicht ist. 

Groß ist auch die Anzahl derjenigen Apparate, welche zur Wärmeerzeugung 
mittels Elektrizität bestimmt sind. Der Galvanokauter und die elektrisch erhitzte 
Glühschlinge sind die ältesten Vorrichtungen. Durch die Ausgestaltung der galvano- 
kaustischen Technik sind zwar bestimmte Formen für Brenner, Schlingenführer und 
Kontaktgriffe festgelegt, doch ist ein rationeller Betrieb dieser chirurgischen Hilfswerk- 
zeuge erst durch die modernen Anschlußapparate möglich geworden. Galvanische 
oder Akkumulatoren - Batterien wurden zuerst für die Galvanokauter benutzt. Dann 
konnte durch Anwendung umfangreicher Nebenschlußwiderstände, welche direkt an 
das Leitungsnetz angeschlossen waren, die Netzspannung für die normale Glüh- 
wirkung der Brenner und Schlingen reduziert werden. Einen weiteren Vorteil 
in ökonomischer Hinsicht gewährten dann die Unterbrecher - Transformer. Hier wurde 
eine Unterbrechungsvorrichtung benutzt, um in einer der Netzspannung angepaßten 
Primärspule eines kleinen Transformators intermittierenden Gleichstrom zu erzeugen. 
In der Sekund&rspule konnten dann durch das intermittierende Kraftlinienfeld 
Ströme induziert werden, deren Spannung und Stärke für den Betrieb der 
Schlingen und Brenner genügten. In den letzten Jahren sind diese Unterbrecher- 
Transformer durch kleine Wechselstrom-Transformatoren ersetzt worden; diese MaB- 
nahme hat sich als sehr günstig und betriebssicher erwiesen. Natürlich muß zum 
Betrieb der Galvanokaustik-Transformatoren ein kleiner rotierender Umformer zu Hilfe 
genommen werden, wenn vom Netz aus nur Gleichstrom zur Verfügung steht. Der 
Vollständigkeit halber sei bemerkt, daß die Galvanokaustik-Transformatoren auch zum 
Betrieb der kleinen Heißluft - Gebläse für zahnärztliche Zwecke Verwendung finden. 
Hier wird ein spiralförmiger Platiniridium-Körper durch den Strom bis zur intensiven 
Weißglut erhitzt und durch ein Handgebläse Luft darüber geleitet, welche dann in 
stark erhitztem Zustande aus einer kleinen Ausströmungsöffnung entweicht. Ähnlich ein- 
gerichtet sind auch die von Geheimrat Jungengel vorgeschlagenen Jodbläser, bei 
welchen die auf elektrischem Wege erhitzte Luft über Jod geleitet wird; diese stark 
jodierte Luft dient als kräftiges Desinfektionsmittel bei chirurgischen Operationen. 

Eine andere Form von elektrischen Wärmevorrichtungen stellen die Heißluft- 
bäder und Heißluftduschen dar. Die Heißluftbäder sind feuerfest imprägnierte und mit 
Asbest bekleidete Kästen, in welche elektrische Heizkörper eingebaut sind. Die 
Widerstände dieser Heizkörper werden der Betriebsspannung angepaßt und können 
durch entsprechende Schaltvorrichtungen einzeln oder gruppenweise in Funktion gesetzt 
werden. Die Temperatur der Heißluftbäder wird durch Thermometer kontrolliert, 
welche mit dem Innenraum in Verbindung stehen. In der modernen Therapie werden 
die elektrischen Heißluftbäder häufig bei gichtischen und rheumatischen Leiden ange- 
wendet. Zu dem gleichen Zweck dienen auch die Heißluftduschen. Diese kleinen 
Apparate haben sich infolge ihrer Handlichkeit und guten Wirkung schnell eingeführt. 
Ihre Funktion beruht darauf, daß durch einen kleinen Elektromotor ein Ventilator be- 
trieben wird; die vom Ventilator angesaugte Luft streicht an einem elektrisch er- 
wärmten Heizkörper vorbei und tritt nunmehr in stark erhitztem Zustande aus der 
Ausströmungsdüse heraus. Diese Heißluftduschen können — mit Berücksichtigung der 
Stromart und Spannung — direkt an das Leitungsnetz angeschlossen werden. 


1. cue > i G.Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 135 


Die elektrischen Wärmekompressen gehören ebenfalls zu der Gruppe der 
elektromedizinischen Wärmeerzeuger. Hierfür kommen vorwiegend feuersichere iso- 
lierende Gewebe in Anwendung, welche mit feinen Widerstandsdrähten durchflochten 
sind. Durch richtige Abmessung der Widerstandsgrößen ist einerseits der direkte 
Anschluß solcher Kompressen an das Leitungsnetz möglich, anderseits können auch 
die Temperaturen durch Einschaltung bestimmter Widerstandsgruppen verschieden hoch 
gewählt werden. Für diesen Zweck dient eine kleine Schaltvorrichtung, deren Kurbel 
mit einem Zeiger verbunden ist und der auf die zu erzielende Maximal - Temperatur 
hinweist. 

Zahlreich sind die medizinischen Anwendungen der durch elektrischen Strom 
hervorgerufenen Lichtwirkungen. Zur Beleuchtung von Operationsfeldern wird elek- 


Fig. 5. 


trisches Glühlicht bevorzugt, und die vielen endoskopischen Apparate, welche zur Unter- 
suchung innerer Organe und Körperhöhlen benutzt werden, enthalten neben den 
optischen Vorrichtungen kleine Glühlampen, deren Betrieb mit den modernen Anschluß- 
apparaten erfolgt. Besonders die bei urologischen Untersuchungen verwendeten 
Cystoskope haben mannigfache Verbesserungen erfahren, und zwar nicht nur hin- 
sichtlich der elektromechanischen Teile, sondern auch der optischen, Diese Ver- 
besserungen gewähren dem untersuchenden Arzt den Vorteil einer größeren Bild- 
deutlichkeit im Beobachtungsfelde. Durch die Trennung des Netzstromes vom Be- 
handlungsstrom bei den modernen Anschlußapparaten sind die früher dureh den Erdschluß 


136 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. ,, 5 


herbeigeführten unangenehmen Zwischenfälle gänzlich ausgeschaltet, so daß bei der 
Anwendung endoskopischer Apparate der Arzt sowohl wie der Patient vor elektrischen 
Schlägen gesichert sind. Durch die Fig. 5 wird ein modernes Instrumentarium ver- 
anschaulicht, welches als eine kleine elektromedizinische Zentralstation bezeichnet 
werden kann. Ist durch einen Steckkontakt die Verbindung des Instrumentariums mit 
dem Leitungsnetz erfolgt, so kann durch Betätigung der entsprechenden Schaltvor- 
richtungen galvanischer und faradischer Strom entnommen werden. Ferner ist der 
Betrieb von Brenner und Schlingen, sowie der Anschluß sämtlicher endoskopischer 
Apparate möglich. Schließlich übernimmt der Elektromotor, der nebenbei als rotierender 
Umformer zu wirken hat, noch verschiedene mechanische Arbeitsleistungen. 

Die zur Genüge bekannten elektrischen Lichtbäder haben durch die Einführung 
von Röhrenlampen, bei welchen ein langgestreckter Kohlenfaden vorhanden ist, eben- 
falls Verbesserungen erfahren. Dadurch, daß eine Anzahl solcher Röhrenlampen im 
Lichtbadkasten verteilt wird, und zwar so, daß sich die Kohlenfäden in den Brenn- 
linien von versilberten, länglichen Hohlspiegeln befinden, wird eine bessere Ausbeutung 
an Wärme- und Lichtstrahlung bei geringeren Stromkosten erzielt. 

Ziemlich weitgehend ist auch die Verwendung der elektrischen Lichtwirkungen 
für therapeutische Zwecke. Zwei charakteristische Lichtwirkungen sind es, welche 
hier in Betracht kommen. Einmal ist es der elektrische Lichtbogen, welcher bei ge- 
nügender Spannung und Stromstärke zwischen Hartkohlenstäben an atmosphärischer 
Luft entsteht, dann ist es das Quecksilberdampflicht, welches im Vakuum zwischen 
Quecksilber-Elektroden zustande kommt. Das elektrische Kohlen-Bogenlicht wird auch 
heute noch in der Finsentherapie bei Bekämpfung des gewöhnlichen Lupus mit Erfolg 
verwendet. Hierfür kommen in Spezialinstituten große Bogenlampen in Anwendung, 
deren Strombedarf 60 bis 80 Ampere beträgt. Mit Hilfe optischer Konzentratoren, 
deren Linsen aus reinem Quarz bestehen und welche mit Wasserkühlung ausgerüstet 
sind, wird das intensiv wirkende Finsenlicht nach den erkrankten Hautpartien geleitet. 
Eine solche Original-Finsenlampe ist mit vier Konzentratoren ausgerüstet, so daß die 
etwas langwierige Behandlung an vier Personen gleichzeitig vorgenommen werden 
kann. Für die privatärztliche Praxis dient zu dem gleichen Zweck die Finsen- 
Reyn-Lampe; es ist das eine Präzisionsbogenlampe mit geringerem Strombedarf und 
nur einem Konzentrator mit Wasserkühlung. 

Zur Behandlung zahlreicher Hautkrankheiten werden in den letzten Jahren 
verschiedene Quecksilberdampflampen häufig benutzt. Das Licht dieser Lampen ist 
reich an kurzwelligen, chemisch und daher auch therapeutisch wirksamen Strahlen. 
Von den bekannten glastechnischen Werken Schott & Gen. wird für therapeutische 
Zwecke die Uviol-Lampe hergestellt. Die Lampenkörper bestehen aus einem Spezial- 
glas, welches die ultravioletten Strahlen in großen Mengen hindurchläßt. In noch 
höherem Maße ist das bei denjenigen Quecksilberdampflampen der Fall, deren 
Lampenkörper aus reinem Quarz besteht. Von der Quarzlampen-Gesellschaft in 
Hanau werden für therapeutische Zwecke zwei Arten hergestellt. Bei der Quarzlampe 
nach Prof. Kromayer befindet sich der Lampenkörper in einem Kühlgehäuse mit 
Quarzfenster; während der Bestrahlung muß das Kühlgehäuse ständig vom Wasser 
durchflossen werden. Diese Anordnung gestattet, daß der Lampenkörper der zu be- 
strahlenden Hautpartie sehr nahe gebracht werden kann. Die Quarzlampe nach 
Nagelschmidt ist an den beiden Seiten des Lampenkörpers mit übereinander ge- 
schichteten Metallblechen versehen, welche wenigstens eine teilweise Abkühlung bei 
kurzer Bestrahlungsdauer ermöglichen. Das Licht der Quarzlampen kann nach kurzen 
Bestrahlungszeiten schon recht erhebliche Reaktionen im Hautgewebe veranlassen. 
Personen, welche mit der Herrichtung und Bedienung von Quarzlampen betraut sind, 
sollten im eigenen Interesse ihre Augen durch rauchgraue oder rote Gläser genügend 
schützen. 

Der Betrieb der therapeutischen Lichtquellen kann ausschließlich durch Gleich- 
strom erfolgen. Wo nur Wechselstrom zur Verfügung steht, erfolgt die Stromumwand- 
lung mittels rotierender Umformer. 

Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß überall da, wo die Beziehungen 
zwischen Elektrizität und Organismus zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen 
geworden sind, auch der Präzisionsmechanik neue Aufgaben zufielen. Zahlreich sind 
die feindurchdachten Meß- und Registrier-Vorrichtungen, welche für elektrophysiologische 
und elektrobiologische Untersuchungen hergestellt sind. Erwähnt sei der Apparat, 


1. an a 1. G.Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 137 


welcher zur Aufzeichnung der Aktionsströme des menschlichen Herzens in Anwendung 
kommt. Dieser Apparat — der Elektro-Kardiograph — registriert die überaus zarten 
elektrischen Ströme, welche das Herz bei seiner Tätigkeit ständig erzeugt. Der 
Physiologe ist dann in der Lage, an Hand verschiedener Elektro - Kardiogramme auf 
eine normale oder krankhafte Funktion des Herzmuskels zu schließen. Es ist er- 
wähnenswert, daß hier nicht mittels der Präzisionsapparate dem Organismus elektrischer 
Strom zugeführt wird, sondern diesmal ist es umgekehrt: der Organismus führt seine 
charakteristischen Stromimpulse den Präzisionsapparaten zu. 


Röntgentechnik. 


Im November des Jahres 1895 entdeckte Röntgen in Würzburg die nach ihm 
benannten Strahlen. Bald nachdem der hervorragende diagnostische Wert der neuen 
Strahlenart bekannt wurde, ging man daran, das Röntgeninstrumentarium für die all- 
gemeine ärztliche Praxis auszubauen. Die ersten Röntgenapparate waren oft in der 
primitivsten Weise zusammengestellt und bestanden aus einer Akkumulatorenbatterie, 
dem Induktor mit Hammer- oder Quecksilbertauchunterbrecher und einer einfachen 
Röntgenröhre, welche häufig nach wenigen Benutzungen schon versagte. Von dem 
Zeitpunkt an, wo der Röntgenapparat für den direkten Anschluß an das Gleichstromnetz 
hergerichtet wurde, mußte auch an eine konstruktive Umgestaltung des Induktors, des 
Unterbrechers und der Röntgenröhre gedacht werden. Weiterhin stellte sich heraus, 
daß mit den Röntgenstrahlen nicht nur wichtige chirurgische und interne Unter- 
suchungen vorgenommen werden konnten, auch die therapeutischen Wirkungen wurden 
bald bekannt, und neben dem Instrumentarium zur Erzeugung von Röntgenstrahlen 
mußte auch an die Herstellung der Hilfsapparate für die Röntgendiagnostik und 
Röntgentherapie gedacht werden. 

Die ersten Röntgenapparate waren für Gleichstrombetrieb eingerichtet. Wegen 
der an verschiedenen Orten vorhandenen Wechselstromanlagen mußte daran gedacht 
werden, den Röntgenapparat auch für den Betrieb mit Wechselstrom herzurichten, 
eine Aufgabe, die erst in den letzten Jahren zur allgemeinen Befriedigung end- 
gültig gelöst wurde. Heute kann selbst unter den schwierigsten örtlichen Verhält- 
nissen ein Röntgenapparat in Betrieb gesetzt werden, wobei zu berücksichtigen ist, 
daß die Bedienung sehr häufig von Personen erfolgt, die keine technische Vor- 
kenntnisse besitzen. Der sachkundige Konstrukteur von solchen Apparaten hat schon 
dafür gesorgt, daß die Inbetriebsetzung nach kurzen Instruktionen durch einfache 
Schaltergriffe möglich ist. 

So abweichend die Röntgenapparate der verschiedenen Firmen auch ausfallen, 
so machen sich doch immer wiederkehrende Einzelheiten in der Gesamtanordnung 
bemerkbar. Des besseren Verständnisses wegen sollen nachstehend die verschiedenen 
Betriebsverhältnisse der Röntgenapparate in kurzen Umrissen charakterisiert werden. 

Röntgenapparate mit Unterbrecherbetrieb. Als Betriebsstrom kommt gewöhn- 
licher Gleichstrom mit der üblichen Netzspannung in Anwendung. Bei Wechsel- oder 
Drehstrom erfolgt die Umwandlung mittels rotierender Wechselstrom-Gleichstrom- 
Umformer. Die hier und da gepflegte Methode, den Wechselstrom durch elektro- 
lytische oder Quecksilberdampf-Gleichrichter in pulsierenden Gleichstrom umzuwandeln, 
erfordert eine peinliche Überwachung der Betriebsvorschriften, wenn ein dauernd gutes 
Funktionieren des Apparates erzielt werden soll. 

Das Grundprinzip dieser Apparatengruppe ist folgendes Mit Hilfe eines 
elektrolytischen oder elektromechanischen Unterbrechers wird ein intermittierender 
Gleichstrom erzeugt; dieser durchfließt die Primärspule des Induktors. Es entsteht 
ein intermittierendes Kraftlinienfeld, welches in der Sekundärspule die hochgespannten 
Ströme zum Betrieb der Röntgenröhre entstehen läßt. Dadurch, daß die Intensität 
der bei Stromöffnungen entstehenden Stromimpulse weit größer ist als bei Strom- 
schlieBungen, können die nebenher auftretenden SchlieBungs-Stromimpulse fast annulliert 
werden. Andernfalls wird dort, wo diese Impulse auf den Röntgenröhrenbetrieb 
störend einwirken, eine kleine Funkenstrecke oder eine Ventilröhre in Anwendung 
gebracht. Diese Hilfsvorrichtungen werden mit der Röntgenröhre hintereinander ge- 
schaltet, so daß nur gleichgerichtete Öffnungsimpulse an der Strompassage beteiligt 
sind. Es ist also der Hauptsache nach ein intermittierender, hochgespannter Gleich- 
strom, welcher durch die Unterbrechungsvorrichtungen erzeugt wird. 


138 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. M 5 
Die Unterbrecher für den Betrieb von Röntgenröhren haben im Laufe der 
letzten Jahre mannigfache Anderungen erfahren. Da bald die Unzulänglichkeit der 
Unterbrecher mit hin- und her gehenden Bewegungen genügend hervortrat, ging man 
zur Konstruktion der rotierenden Unterbrecher über. Es entstanden die Turbinen- 
oder Quecksilberstrahl-Unterbrecher, bei welchen die Kontaktgebung entweder durch 
rotierende Segmente und feststehende Düsen für das in Strahlform heraustretende 
Quecksilber erfolgte; oder die Segmente standen fest, während die Düsen mit dem 
ausströmenden Quecksilber in Rotation versetzt wurden. Auf etwas einfacherem Wege 
konnte das Problem der zuverlässigen Stromunterbrechung durch W. A. Hirschmann 
gelöst werden. Hier gelangte ein rotierender Schleifkontakt-Unterbrecher in An- 
wendung, wo durch eine selbsttätige Amalgamierung der Kontaktflächen exakte 
Unterbrechungen des Primärstromes, auch bei hoher Selbstinduktion, erfolgten. 
Der durch Prof. Wehnelt eingeführte und nach ihm benannte elektrolytische 
Unterbrecher war zunächst von verblüffender 
Einfachheit, weil bei ihm kein Rotations- 
mechanismus erforderlich war. Doch lehrten 
weitere Erfahrungen, daß je für bestimmte 
Zwecke der elektrolytische Unterbrecher oder 
der elektromechanische unentbehrlich blieben. 
Heute wird der elektrolytische Unterbrecher 
allgemein für röntgendiagnostische Zwecke, der 
elektromechanische Unterbrecher dagegen vor- 
wiegend für röntgentherapeufische Zwecke 
benutzt. 

In den letzten Jahren ist ein von Tesla 
zuerst benutztes Unterbrecherprinzip für die 
Konstruktion verwendet worden. Durch einen 
Elektromotor wird ein eisernes und mit einer 
bestimmten Quecksilbermenge gefülltes Gefäß 
in Rotation versetzt, so daß infolge der Zentri- 
fugalwirkung das Quecksilber einen geschlossenen 
Ring bildet, welches sich der inneren Gefäß- 
wandung anschmiegt. Eine gleichzeitig mit dem 
Gefäß in Bewegung gesetzte Kontaktvorrichtung 
kommt in kurz aufeinanderfolgenden Pausen mit 
dem Quecksilberring in Berührung, wodurch 
exakte Stromunterbrechungen erzielt werden. 

Dieser Zentrifugal-Unterbrecher (Fig. 6) be- 
darf nur verhältnismäßig wenig Quecksilber und 
Löschflüssigkeit. Auch das ist als ein Fortschritt gegenüber den älteren Turbinen- 
Unterbrechern zu bezeichnen, bei welchen oft enorme Quecksilbermengen und zur 
Funkenlöschung Alkohol oder Petroleum erforderlich waren. 

Es muß hier bemerkt werden, daß bei allen elektromechanischen Unter- 
brechern die Reduktion der Öffnungsfunken, welche bei hohen Selbstinduktionen der 
Primärwindungen beträchtlich sein können, durchaus notwendig ist. Das wird einerseits 
erreicht durch Parallelschalten von Kondensatoren mit bestimmter Kapazität zur Unter- 
brechungsvorrichtung; anderseits wird eine Löschung der Öffnungsfunken durch ge- 
nügendes Überschichten des Quecksilbers mit Petroleum oder Alkohol erreicht. Für 
den gleichen Zweck läßt sich auch Leuchtgas verwenden, doch muß das Unterbrecher- 
gefäß dann mit sicheren Abdichtungen versehen sein. Der Wehneltunterbrecher 
bedarf weder eines Kondensators, noch besonderer Vorrichtungen zur Reduktion der 
Öffnungsfunken; dieselben werden durch die reichlich vorhandene Flüssigkeitsmenge 
(verdünnte Schwefelsäure) unschädlich gemacht. | 


(Schluß folgt.) 


— ee 


Heft 13. 
Juli 1911. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


— OOO OO . eee eee 
— ———————— — . — 


Für Werkstatt und 
Laboratorium. 


Selbsttätiger Spannungsregler 
der A. E. G., System Tirrill. 
Nach einem Prospekt. 

(Schluß.) 

Der ganze Mechanismus arbeitet in folgen- 
der Weise. 

Da die Kontakte ei c, und Ci C, stets 
gleichzeitig in Wirksamkeit treten, so kann 
man der Einfachheit halber annehmen, C, C, 
wäre allein vorhanden und hätte die Funktion 
von c, c, mit übernommen. Ferner wollen wir 
uns denken, H, wäre in irgend einer mittleren 
Stellung festgehalten und die Spannung der 


nun um 80 höher, je später der Kontakt C, C, 
jedesmal geöffnet wird, d. h. je stärker Feder 
F, gespannt ist, oder, da die Federspannung 
mit der Dehnung der Feder wächst, je höher 
die Elektrode C, im Momente der Öffnung des 
Kontaktes liegt. 


Jeder bestimmten Höhenlage der Elektrode 
C, im Momente der Kontaktöffnung entspricht 
also bei konstanter Belastung eine bestimmte 
Generatorspannung. 


Nehmen wir nunmehr an, der Hebel H, 
werde nicht mehr festgehalten, die Generator- 
spannung sei zunächst zu niedrig und der 
Kontakt C, C, und damit der Nebenschluß- 
regulator sei kurzgeschlossen. Sogleich schnellt 
dann die Erregerspannung in die Höhe, die 


ZI SL SSSA FIEND OT LL LISSA zz 


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Lk LAL AA AA LDLAL EP AAPRK KI LET 
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J a PP BR 


Fig. 2. 


Erregermaschine wäre niedrig. Dann würde 
die Feder Fi das Übergewicht über S, haben 
und C, auf C, drücken. Damit wäre der 
Nebenschlußwiderstand kurzgeschlossen und 
die Spannung würde (momentan) ao weit in die 
Höhe schnellen, bis S, das Übergewicht be- 
käme und den Kontakt C, C, öffnete. Damit 


Kraft von S, wächst und hebt die Elektrode C, 
Da aber, wie angenommen, zunächst die Gene- 
ratorspannung zu gering ist, vermag S, den 
Kern K, nicht zu halten; er sinkt und hebt 
damit die Elektrode C, hinter C, her. Der 
ganze Kontakt C, C, bewegt sich geschlossen 
in die Höhe und öffnet sich erst, wenn die ge- 


würde der Nebenschlußregulator wieder einge- | wünschte Generaturspannung ein wenig über- 


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HH m HHA 


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Sn 
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Fig. 3. 


schaltet und die Erregerspannung wieder ab- 
fallen usw. Da die Massen gering sind, führt 
der Hebel in der Minute mehrere hundert 
solcher Kontaktschwingungen aus. In gleichem 
Tempo pulsiert die Erregerspannung, und die 
Generatorspannung stellt sich auf einen Wert 
ein, der der mittleren Erregerspannung ent- 
spricht. Diese mittlere Erregerspannung liegt 


schritten ist und S, den Kern K, nach unten 
zieht. Nach der Öffnung des Kontaktes 
wiederholt sich alsbald das Spiel in der be- 
sprochenen Weise und der Generator erhält 
gerade die gewünschte Spannung. 

Steigt die Belastung des Generators, so 
braucht er einen stärkeren Erregerstrom und 
damit eine höhere Erregerspannung, um auf 


140 


konstanter Klemmenspannung zu bleiben, 


d.h, der Kurzschluß des Nebenschlußregulators 
muß sich in jeder Periode erst später Öffnen 


als ersterer. Dies wird in leicht übersehbarer 
Weise von der Spule 8, dadurch herbeigeführt, 
daß der Öffnungspunkt des Kontaktes C, C, 
in die Höhe gerückt wird. 

Die Wirkungsweise des Tirrillreglers kann 
also folgendermaßen zusammengefaßt werden: 
Einstellung der richtigen Erregerspannung 
durch periodischen Kurzschluß veränderlicher 
Dauer; Einstellung der richtigen Kurzschluß- 
dauer durch einen als Ganzes beweglichen 


Fig. 4. 


Kontakt, dessen Höhenlage durch die Generator- 
spannung eingestellt wird. 


Daß statt des in der Erklärung der 
Wirkungsweise angenommenen einzigen Kon- 
taktes deren zwei vorhanden sind, hat seinen 
Grund darin, daß an den Kontakt zwei einander 
widersprechende Anforderungen gestellt werden. 
Einerseits muß er leicht sein und geringen 
Hub haben, um schnell vibrieren zu können 
und keine wesentlichen Schwankungen der 
Spannungen während des Hubes zuzulassen; 
anderseits muß er kräftig sein und großen Hub 
haben, um den nicht unbeträchtlichen Kurz- 
schlußstrom des Nebenschlußregulators aufzu- 


2 ERE eS & 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


nehmen und exakt zu unterbrechen. Deshalb 
weist man die erste Aufgabe dem Kontakte 
C, C, und die zweite dem Kontakte c, c, zu. 

Will man die Höhe der vom Generator 
konstant gehaltenen Spannung ändern, 80 
kann man 1. G ändern, (Vergrößerung von G 
verringert die Generatorspannung), 2. die 
Windungszahl von S, Andern, etwa indem man 
87“ davorschaltet, 3. vor S, einen regulierbaren 
Widerstand legen. 

Soll nicht die Zentralenspannung, sondern 
die Spannung eines Speisepunktes konstant 
gehalten werden, so wird 8,“ an einen Strom- 
wandler so angeschlossen, daß er S, entgegen- 
wirkt. Dann steigt die Generatorspannung mit 
der Strombelastung und der Spannungsverlust 
in der Speiseleitung wird ausgeglichen. 

Der Regler besitzt zwei Differentialrelais 
ci ez. von denen das eine, wenigstens bei 
kleineren Leistungen, als Reserve dient. Bis 
150 Volt werden die Regler unmittelbar an die 
Generatorsammelschienen angeschlossen, dar- 
über hinaus an Transformatoren. 

Werden die zu regulierenden Ströme des 
Nebenschlußreglers so groß, daß ein einziger 
Kontakt sie nicht mehr bewältigen kann, so 
unterteilt man den Nebenschlußwiderstand in 
mehrere von je einem Relaiskontakte über- 
brückte Teile. Alle Relais werden von dem- 
selben Hauptkontakte (C, C,) beeinflußt. 

Die Spannungsregelung mehrerer parallel 
arbeitender Generatoren muß durch einen ein- 
zigen Regler ausgeführt werden. Die Be- 
dingung guten Parallelbetriebes ist, daß die 
Charakteristiken sowohl der Erregermaschinen 
als auch der Generatoren sich decken. 

Die Fig. 2 u. 3 geben Spannungsdiagramme 
aus einer Grubenzentrale, Fig. 2 bei sorgfältiger 
Handregulierung, Fig. 3 bei Einschaltung eines 
Tirrillreglers; der außerordentlich günstige 
Einfluß des Reglers tritt offensichtlich in Er- 
scheinung. 

Die ganze Apparatur wird auf grund der 
vorher an Hand eines Fragebogens zu machen- 
den Angaben über die zu regulierenden Gene- 
ratoren usw. fertig einjustiert und übersichtlich 


montiert geliefert (s. Fig. 4). @. 8. 
— — — 
Glas technisches. 
Gebrauchsmuster. 
Klasse: 
30. Nr. 465081. Medizinische Spritze für 
Punktionen und Injektionen. R. Lands- 


berger, Berlin. 13. 4. 11. 
Nr. 466 233. Subkutanspritze, ganz aus Glas, 
mit an beiden Enden angeordneten Ver- 


Heft 18. 


1. Juli 1911. Glastechnisches 


schlu8kappen. G. Zimmermann, Stützer- 
bach i. Th. 29. 4. 11. 

Nr. 466 344. Ärztliche Spritze für Kranken- 
und Gesundheitspflege. C. Schwenn, 
Hamburg. 29. 4. 11. 

42. Nr. 465008. Zentrifugengläschen mit ka- 
pillarer und graduierter Verengung zur 
Honiguntersuchang. C. Desaga, Heidel- 
berg. 24. 4. 11. 

Nr. 465 794. Apparat zur Bestimmung des 


Siedepunktes von Flüssigkeiten. C. Ger- 
hardt, Bonn. 15. 4. 11. 

Nr. 466454. Meßzylinder, dessen oberer 
Skalenteil verjüngt ist und eine ent- 


sprechende feinere Einteilung ermöglicht. 
H. Holtkamp, Oberhausen, u. C. Ger- 
hardt, Bonn. 5. 5. 11. 

Nr. 466 614. Elektrolytischer Wasserzersetz- 
apparat mit Scheidewand. C. Woytatek, 
Hamburg. 2. 5. 11. 

Nr. 466 871. Bade- und Zimmerthermometer. 
A. Weisbach, Ilmenau. 14. 3. 11. 

Nr. 466 908. Automatische Bürette. 
bart, Bernburg. 4. 5. 11. 

Nr. 467 203. Apparat fir maBanalytische Be- 
stimmungen. Ph. Ey er, Kötitz b. Dresden. 
12. 5. 11. 

Nr. 467 399. Badethermometer. 
Zerbst. 11. 5. 11. 


P. Schu- 


W. Kramer, 


— ems 


Einsendung von Preisverzeichnissen 
an deutsche Konsulate. 

«Außer bei dem deutchen Konsulate in 
Johannesburg (s. diese Zeitschr. 1911. S. 118) be- 
stehen noch bei vielen anderen Handelsver- 
tretungen des Reiches im Auslande Katalog- 
sammlungen. Die Nachrichten für Handel und 
Industrie teilen hierüber folgendes mit. 


Kais. Generalkonsulat in Kalkutta. 

Deutsche Firmen werden im eigenen In- 
teresse ersucht, dem Generalkonsulate regel- 
mäßig ihre neuesten Kataloge zugehen zu 
lassen. Es wird empfohlen, Kataloge nach 
Britisch-Indien nur in englischer Sprache zu 
senden, ferner Preise und Gewichte stets nach 
englischem System anzugeben. 


Kais. Generalkonsulat für Australien in Sydney. 

In der Handelsabteilung des Kaiserlichen 
Generalkonsulats für Australien in Sydney ist 
eine Sammlung von Katalogen deutscher 
Fabriken angelegt. Sie hat den Zweck, bei 
der stetig wachsenden Zahl von Anfragen 
seitens australischer Käufer alsbaldige genaue 


. Gewerbliches. 


141 


Auskunft zu ermöglichen. Im Interesse 
deutscher Firmen liegt es daher, sich durch 
Einsendung ihrer Kataloge die Sicherheit zu 
verschaffen, daß sie bei Anfragen über die von 
ihnen hergestellten Warengattungen als Bezugs- 
quelle genannt werden. Kataloge ohne Preise, 
Rabatte und Verkaufsbedingungen sind zweck- 
los. Firmen, die mit bestimmten Ausfuhr- oder 
Kommissionshäusern arbeiten oder in Australien 
Vertreter haben, sollten solche der Handels- 
abteilung namhaft machen, damit die An- 
fragenden an sie verwiesen werden können. 


Kais. Konsulat in Chicago. 

Für den Dienstgebrauch des Handelssach- 
verständigen beim Kais. Konsulat in Chicago 
ist die Übersendung von Einzelkatalogen 
deutscher Exportfirmen an das genannte Kon- 
sulat erwünscht, je einer in deutscher und in 
englischer Sprache. 


Kais. Generalkonsulat in Kapstadt. 

Die in den Räumen des Kaiserlichen 
Generalkonsulats in Kapstadt errichtete Handels- 
auskunftstelle legt sämtliche von deutschen 
Firmen eingehende Kataloge, Zeitschriften usw. 
sowie die zur Verfügung stehenden deutschen 
Adreßbücher aus und stellt sie den Interessenten 
an der Hand eines in einem deutschen und 
englischen Exemplar vorhandenen Firmen- 
registers, in dem die in den Katalogen usw. 
deutscher Firmen erwähnten Waren in alpha- 
betischer Reihenfolge und daneben Vermerke 
über liefernde Firmen und ihre Kataloge usw. 
enthalten sind, zur Verfügung. Da die eng- 
lischen Firmen in Südafrika nur selten Ange- 
stellte haben, die des Deutschen mächtig sind, 
so kommen in erster Linie in englischer 
Sprache abgefaßte Kataloge usw. in Betracht, 
deren Einsendung an das Kaiserliche General- 
konsulat in Kapstadt den deutschen Interessenten 
anheimgestellt wird. Die Verteilung von Ka- 
talogen und Warenproben lehnt die Handels- 
auskunftstelle ab. 


Kais. Generalkonsulat in Buenos Aires. 

Die eingehenden Kataloge werden für In- 
teressenten zur Einsicht ausgelegt. Kataloge 
erfüllen meist nur dann ihren Zweck, wenn 
sie in spanischer, sonst in französischer Sprache 
abgefaßt sind. 


Kais. Generalkonsulat in Bio de Janeiro. 

Für Brasilien bestimmte Kataloge, Preis- 
listen und sonstige Drucksachen sollten portu- 
giesisch abgefaßt sein. Deutsche Kataloge sind 
in Nord- und Mittelbrasilien fast zwecklos, 
französische oder gar englische haben nur be- 
schränkten Wert. Die Übersendung spanischer 
Drucksachen faßt der Brasilianer angeblich 
leicht als eine Zurücksetzung dem spanischen 
Südamerika gegenüber auf. Kataloge sollen 


142 


Gewerbliches. 


Deutsche 


Mechaniker-Ztg. 


stets Preise, Bedingungen usw. enthalten. Es 
empfiehlt sich, dieselben, namentlich auch für 
die Sammlung des Handelssachverständigen, 
dorthin einzureichen, damit sie sich meldenden 
brasilianischen Interessenten vorgelegt werden 
können. 


Entwurf zu einem neuen nieder- 

ländischen Zolltarif. 

Der Entwurf sowie eine vergleichende 
Ubersicht zwischen dem Entwurf und dem be- 
stehenden Tarif liegen im Zollbureau des 
Reichsamts des Innern in Berlin (W, Wilhelm- 
straße 74) zur Einsichtnahme aus. Die Druck- 
sachen werden Interessenten auf Antrag für 
kurze Zeit gegen Rückgabe zugesandt, auch 
wird vom Reichsamt des Innern Auskunft 
über den Inhalt erteilt. 

Der Entwurf des neuen niederländischen 


Zolltarifs — unter Gegenüberstellung der neuen 


und der alten Zollsätze — wird demnächst im 
Buchhandel (Verlag von E. S. Mittler & Sohn 
in Berlin, Kochstraße 68) in deutscher Uber- 
setzung erscheinen. 


Nachrichten für Handel und Industrie’. 

Die im Reichsamt des Innern zusammen- 
gestellten „Nachrichten für Handel und In- 
dustrie“ haben, wie sich gelegentlich der zur 
Zeit schwebenden Rundfrage über die Ausge- 
staltung der Publikation ergeben hat, bei 
weitem noch nicht die Verbreitung gefunden, 
die ihrer Bedeutung für unser Wirtschaftsleben 
entspricht; in manchen Kreisen, denen sie zu 
dienen bestimmt sind, scheinén sie völlig un- 
bekannt zu sein. ` 

Die „Nachrichten“, deren Auflage zur Zeit 
6600 beträgt, sind dazu bestimmt, aktuelle 
Mitteilungen über die wirtschaftlichen Verhält- 
nisse und über die Zoll- und Handelsgesetz- 
gebung des Auslandes in weitesten Kreisen 
bekannt zu machen. Der Stoff wird teils den 
Berichten der Kaiserlichen Konsuln und 
Missionen und der Handels- und der landwirt- 
schaftlichen Bachverständigen, teils den ein- 
schlägigen ausländischen Publikationen ent- 
nommen. 


1) Die „Nachrichten für Handel und In- 
dustrie“ werden von der Redaktion der 
D. Mech -Ztg. regelmäßig gelesen, und unser 
Blatt bringt stets daraus diejenigen Mitteilungen, 
die für unser Gewerbe von Wichtigkeit sind, 
naturgemäß mit einer kleinen, durch sein halb- 
monatliches Erscheinen bedingten Verzögerung. 


Die Red. 


Die Artikel über die wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse des Auslandes, die den größeren Teil 
des Inhalts der Veröffentlichung ausmachen, 
sind der Übersichtlichkeit balber nach be- 
stimmten Erwerbsgruppen zusammengefaßt: 

Handel im allgemeinen; Bodenerzeugnisse, 
Viehzucht und Fischerei; Spinnstoffe; Mine- 
ralien, Metalle, Maschinen; Chemische Industrie; 
Verkehrsmittel usw. 

Von den verschiedenen Gebieten, die in 
den „Nachrichten“ behandelt werden, seien 
folgende hervorgehoben: Handelsbewegung in 
den wichtigsten Auslandsstaaten, allgemeine 
wirtschaftliche Verhältnisse auf ausländischen 
Märkten, Saatenstand und Ernte, Absatz 
deutscher Waren im Ausland, Bezug von Roh- 
stoffen, Lage der für unseren Wettbewerb auf 
dem Weltmarkt wichtigen ausländischen Indu- 
strien, neue Verkehrswege, Verkehr der be- 
deutenden Seehäfen, Frachttarife. 

Besondere Berücksichtigung finden Aus- 
schreibungen von Lieferungen, die neuerdings 
in einem besonderen Abschnitt „Absatzgelegen- 
heiten im Ausland“, wo auch sonstige Winke 
für den Absatz deutscher Waren auf aus- 
ländischen Märkten Aufnahme finden, zum 
Abdruck gelangen. Beachtung verdienen die 
Hinweise auf Drucksachen und Warenproben, 
die in den Diensträumen des Reichsamts des 
Innern zur Einsichtnahme ausliegen und 
Interessenten auf Wunsch übersandt werden 
können. Als besonders wertvoll für unsere 
Exportindustrie haben sich die als Beilagen zu 
den „Nachrichten“ erscheinenden „Winke für 
den deutschen Außenhandel und den Verkehr 
mit den Kaiserlichen Konsulaten“ erwiesen. 
Diese „Winke“, von denen bisher sechs Aus- 
gaben erschienen sind, enthalten kurze Rat- 
schläge für den Geschäftsverkehr mit den 
verschiedenen Auslandsstaaten und Handels- 
plätzen. In vielen Fällen werden sie dazu 
beitragen, umständliche und kostspielige An- 
fragen zu vermeiden. 

Von Bedeutuug für unser Wirtschaftsleben 
sind auch die monatlichen Zusammenstellungen 
des Kaiserlichen Statistischen Amtes 
über die deutsche Goldbewegung, sowie die 
Veröffentlichungen über die vom Reichsamt 
des Innern eingeleiteten Produktionser- 
hebungen, die zuerst in den „Nachrichten“ er- 
scheinen, von wo sie in die Presse übernommen 
werden. 

Es ist ferner darauf hinzuweisen, daß die 
Sprechstunden der Kaiserlichen Konsularver- 
treter und Handelssachverständigen, die diese 
bei ihrem Aufenthalt in Deutschland im Aus- 
wärtigen Amte abhalten, sowie die Besuche 
der letzteren bei den Handelskammern 
zwecks Auskunftserteilung regelmäßig in den 
„Nachrichten“ angekündigt werden. 


Heft 18 
1. Juli 1911. 


Der Inhalt der „Nachrichten“ ist, wie aus 
Vorstehendem entnommen werden kann, äußerst 
mannigfaltig und umfaßt sämtliche Gebiete 
des wirtschaftlichen Lebens, die für die Ent- 
wickelung und Förderung unserer Handels- 
beziehungen mit dem Ausland in Betracht 
kommen. 

Bei der großen Bedeutung, die heute unsere 
Handelsbeziehungen zum Ausland für unsere 
gesamte Volkswirtschaft haben, werden aber 
nicht bloß die am Geschäft mit dem Ausland 
Beteiligten Nutzen aus dieser Veröffentlichung 
ziehen, sondern auch weitere Kreise, die sich 
für die Weltwirtschaft interessieren, werden das 
reichhaltige Material mit Erfolg verwerten 
können. 

Für die „Nachrichten“, die zur Zeit in der 
Woche etwa dreimal in dem Umfang von je 8 
bis 10 Beiten (abgesehen von Beilagen für die 
Kohlen- und die Zuckerindustrie sowie die 
Landwirtschaft), erscheinen, wird keinerlei 
Abonnementspreis erhoben. Besonders sei 
darauf hingewiesen, daß die „Nachrichten“ 
nicht etwa bloß an Behörden, Handels- und 
Landwirtschaftskammern sowie an sonstige 
Interessenvertretungen von Handel und Industrie 
und Landwirtschaft überwiesen werden, sondern 
jeder Inländer, der ein fortdauerndes Interesse 
an der Publikation dartut, kann sie unmittel- 
bar beziehen. Um den Bezug der „Nachrichten“ 
nach Möglichkeit zu beschleunigen, werden sie 
neuerdings im Postzeitungswege zugestellt. 
Anträge auf Überweisung der „Nachrichten“ 
sind jedoch nicht bei den Postämtern zu 
stellen, sondern an das Reichsamt des 
Innern (Berlin W 8, Wilhelmstr. 74) zu richten. 
Hierbei ist anzugeben, ob die einzelnen 
Nummern bei der Post abgeholt werden sollen, 
oder ob die Zustellung ins Haus erfolgen soll. 
Im letzteren Falle ist mitzuteilen, daß das Be- 
stellgeld (etwa 0,96 M jährlich) von dem 
Empfänger bei der Postanstalt bezahlt werden 
wird. Einzelne Nummern können auf Antrag 
unmittelbar zugestellt werden. 


— — 


Bücherschau u. Preislisten. 


P. Günther, Quarzglas. Seine Geschichte, 
Fabrikation und Verwendung. 80. 51 S. mit 
10 Fig. Berlin, J. Springer 1911. Geh. 
1,40 M. 

Das kleine Buch bietet auf engem Raum 
eine Übersicht über die Entwicklung der 
Quarzglas Technik. Nach einer kurzen ge- 
schichtlichen Einleitung wird die Fabrikation 
des Quarzglases geschildert, die sich, je nach- 
dem das Ausgangsmaterial Bergkristall oder 


Gewerbliches. — Bücherschau und Pre alisten. 


143 


Quarzsand ist, ganz verschiedenartig abspielt. 
Nach besonders eingehender Beschreibung der 
verwendeten elektrischen Öfen wird die Form- 
gebung des Schmelzgutes besprochen. Hieran 
schließen sich besondere Abschnitte, welche 
die physikalischen und chemischen Eigen- 
schaften des Quarzglases sowie seine Ver- 
wendungen behandeln. Eine Literaturübersicht 
macht den Beschluß. Das Buch sei der Be- 
achtung unserer Leser empfohlen. @. 


A. Föppl, Vorlesungen über technische Me- 
chanik. I. Band: Einführung in die Mechanik. 
4. Aufl. 8. XV u. 424 S. mit 104 Figuren. 
Leipzig und Berlin, B. G. Teubner 1911. 
Geb. 10 M. 

Der Erfolg des Buches spricht am besten 
für seinen Wert. Auf dem wichtigen Gebiet 
der Mechanik können sich unsere Leser 
schwerlich einem zuverlässigeren Führer an- 
vertrauen. @. 


S. Herzog, Schule des Elektromonteurs. Hand- 
buch für Elektromonteure und Maschinisten 
elektr. Kraft- u. Lichtanlagen. 2. verm. u. 
verb. Aufl. KlI.-8°. IV, 153 S. mit 128 Abb. 
Leipzig, O. Leiner 1910. Leinw. 2,00 M. 


O. Lippmann, Die Werkstatt des Maschinen- 
bauers und Mechanikers. Unter Mitwirkung 
namhafter Fachleute aus der Praxis be- 
arbeitet. III. Teil. Die Werkzeuge zum 
Messen und Anreißen. 80. III, 43 8. mit 
14 Tfn. Dresden, O. Lippmann 1910. In 


Mappe 2,50 M. 


z 


Matschoss, Beiträge zur Geschichte der 
Technik und Industrie. Jahrbuch des Vereins 
deutscher Ingenieure. II. Band. Lex.-8°. 
III, 329 S. mit 356 Fig. und 16 Bildnissen. 
Berlin, J. Springer 1910. 8,00 M, in Leinw. 
10,00 M. 


Preislisten usw. 


Feldhaus, Die geschichtliche Entwickelung 
der Technik des Lötens. 8°. 48 S. mit 
20 Fig. Herausgegeben von Claßen & Co. 
G. m. b. H., Berlin. 


Die bekannte Lötmittel- Fabrik hat ihr 
neues Preisverzeichnis an eine kleine geschicht- 
liche Studie aus bewährter Feder angegliedert. 
Diese vornehme Form der Reklame wird bei 
vielen Beifall finden, zumal es sich durchaus 
lohnt, den interessant geschriebenen Aufsatz 
zu lesen. Die Vorzüge der Fludor - Lötmittel 
sind hinreichend bekannt. Die Firma vertreibt 
aber auch Isoliermaterialien für die Elektro- 
technik (Tensionit) und einen neuen Kollektor- 
schutz „Primas“. @. 


F 


— — 


14 eee. — Veretnanachrichtem, e 


Patentscha u. 


Einrichtung zur Projektion undurchsichtiger Gegenstände, dadurch gekennzeichnet, 
daß zwischen Kondensor und Objektiv ein rechtwinkliges Prisma eingeschaltet ist, dessen 
Hypotenuse das vom Kondensor kommende Licht zwecks Beleuchtung des undurchsichtigen 
Gegenstandes durchdringt, worauf das von diesem Gegenstande ausstrahlende diffuse Licht 
an der Hypotenuse des Prismas totalrefiektiert und in das Objektiv geleitet wird. E. Leybolds 
Nachf. in Cöln. 10. 7. 1909. Nr. 225 754. Kl. 42. 


Lötwasser zur Verwendung beim Löten von Aluminium, bestehend aus einer filtrierten 
Lösung von 2 bis 10 g Chlorkalk mit 11 Salmiakgeist. H. Germann in 
Zürich. 18. 10. 1908. Nr. 227416. Kl. 49. 


| 1. Verfahren zur Prüfung von Luft oder andern Gasen auf 
gewisse Gasbeimischungen, wobei die Farbänderung eines mit einer 
Reaktionsflüssigkeit benetzten, mit einem andern Reagens präparierten 
Fadens, Bandes o. dgl. als Prüfungsmittel dient, dadurch gekennzeichnet, 
daß der vor dem Entwickeln der Prüfungsfärbung mit einem oder 
mehreren Reagentien präparierte und für gewöhnlich außerhalb der 
Reagenzflüssigkeit für die Färbung aufbewahrte Prüfungskörper (Faden, 
Band a o. dgl) zum Zwecke der Färbung mit dem zur Prüfung be- 
nutzten Teil durch einen Behälter 5 mit der Färbungsflüssigkeit hindurch 
bewegt bezw. in den Behälter eingetaucht wird. 

2. Apparat zur Ausübung des Verfahrens nach Anspr. 1, da- 
durch gekennzeichnet, daß der Reaktionsflüssigkeitsbehälter 5 mittels 
einer Leitung c mit einem Behälter d für einen Reaktionsflüssigkeits- 
vorrat kommuniziert und von diesem seinem Reagenzverbrauch ent- 
sprechend gespeist wird. M. Arndt in Aachen. 8. 1. 1909. Nr. 227 407. 


Kl. 42. 


1. Verfahren zur Herstellung magnetisierbarer Materialien 
von gleichzeitiger geringer Leitfähigkeit für elektrische und magnetische 
Apparate nach Pat. Nr. 226 347, dadurch gekennzeichnet, daß als Oxyd- 
gemische von der allgemeinen Formel æ Fe, Os + y Me O zwei oder mehr 
zweiwertige Oxyde der allgemeinen Formel x Fe, Os T Me O+2x Me, 0 
in Anwendung gebracht werden. 

2. Verfahren zur Herstellung magnetisierbarer Materialien von gleichzeitiger geringer 
Leitfähigkeit für magnetische und elektrische Apparate nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, 
daß zur Erhöhung der Permeabilitat die Abkühlung möglichst rasch erfolgt. Nr. 227 787. 25. 2. 1909. 


Desgleichen, dadurch gekennzeichnet, daß gepulverte oder gefällte magnetische 
Oxyde mit fein gepulvertem Eisen oder Ferrum reductum innigst gemischt und dann gepreßt 
werden. S. Hilpert in Grunewald - Berlin. 12. 5. 1909. Nr. 227 788; Zusätze zu Pat. Nr. 
226 347. Kl. 21. . 


N — g — 


Vereinsnachrichten. 


Das Fest des 75-jahrigen Bestehens | über; letzterer, eines unserer ältesten Mit- 
feierte am 1. Juli die Firma C. Lüttig, |, glieder, Hr. E. Böhme, leitet heut die 
wohl die älteste feinmechanische Werkstatt | Firma. Möge es ihm vergönnt sein, noch 
Berlins. lange Jahre an ihrer Spitze zu stehen 

Nach dem Tode des Begründers, dem | und den alten Ruf der Werkstatt zu er- 
es vergönnt war, in 53-jihriger Arbeit die | halten und zu mehren, damit diese noch 
Firma aus kleinsten Anfängen bis zu hoher | bis in fernste Zeiten zur Ehre der deut- 
Bedeutung emporzuführen, ging 1889 das | schen Feinmechanik bestehen bleibe und 
Geschäft auf Sohn und Schwiegersohn | blühe! 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1901. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 14. 15. Juli. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 
Von G. Heber in Berlin, Ingenieur der A.-G. Reiniger, Gebbert & Schall. 


(Schluß.) 


Röntgenappurate ohne Unterbrecher. Als Betriebststrom für diese Apparaten- 
gruppe wird gewöhnlicher Wechselstrom benutzt; etwa vorhandener Gleichstrom wird 
durch den rotierenden Umformer in einphasigen Wechselstrom umgewandelt. Um nun 
den Wechselstrom in einen für den Röntgenröhrenbetrieb brauchbaren Hochspannungs- 
strom umzuwandeln, wird folgender Weg eingeschlagen. Der durch die Primär- 
windungen eines Hochspannungstransformators hindurchflieBende Wechselstrom bringt 
ein alternierendes Kraftlinienfeld hervor; durch dasselbe entstehen in der Sekundär- 
spule ebenfalls Wechselströme mit hoher Spannung, deren Periodenzahl mit der des 
Primärstromes übereinstimmt. Dieser hochgespannte Wechselstrom wird dann durch 
einen rotierenden Gleichrichter in einen pulsierenden Hochspannungs-Gleichstrom um- 
gewandelt, welcher sich zum Betrieb der Röntgenröhre sehr gut eignet. 

Bei diesem Apparatensystem werden also die induktiven Eigenschaften des 
Wechselstromes ausgenutzt. Unterbrechungsvorrichtungen und Kondensatoren fallen 
gänzlich fort, da keine Stromöffnungen stattfinden. Ist der Apparat an ein Gleich- 
stromnetz angeschlossen, so übernimmt die Achse des rotierenden Umformers gleich- 
zeitig die Aufgabe, die Achse des Gleichrichters in Umdrehung zu versetzen. Die 
Gleichrichtung des hochgespannten Wechselstromes muß genau in demselben Tempo 
der primären Stromwechsel vor sich gehen, mit anderen Worten: es muß Synchronismus 
zwischen dem Umformeranker und Gleichrichter vorhanden sein. Ist dagegen der 
Apparat für direkten Anschluß an ein Wechselstromnetz bestimmt, so wird zuerst ein 
kleiner Wechselstrommotor auf Synchronismus mit der Periodenzahl des Netzstromes 
gebracht. Hier fällt dem Elektromotor nur die Aufgabe zu, den Gleichrichter in 
Betrieb zu setzen. Diese Vorbereitung erfordert nur wenige Sekunden, worauf der 
Wechselstrom des Netzes direkt den Primärwindungen des Transformators zugeführt 
wird. Nach erfolgter Gleichrichtung kann dann der hochgespannte Strom der Röntgen- 
röhre zugeführt werden. | 

Der durch Transformierung und Gleichrichtung erhaltene Hochspannungsstrom 
ist ein reiner pulsierender Gleichstrom. Verkehrte Stromimpulse sind gänzlich aus- 
geschlossen, Ventilröhren oder Vorschaltfunkenstrecken daher entbehrlich. Das Um- 
setzungsverhältnis des Transformators kann von vornherein so gewählt werden, daß 
bei entsprechender Einstellung diejenigen Spannungen zur Verfügung stehen, wie 
solche zum Betrieb der drei typischen Härtegrade von Röntgenröhren erforderlich 
sind. Mit Härtegrad bezeichnet man nämlich die Fähigkeit einer Röntgenröhre, bei 
einem bestimmten Vakuum Röntgenstrahlen von verschiedener Durchdringungsfähigkeit 
zu liefern. Bei niedrigem Vakuum genügen mäßige Spannungen für den Röhrenbetrieb, 
diese Röhre wird als „weich“ bezeichnet und liefert Strahlen von geringer Durch- 
dringungsfähigkeit. Durch ein etwas höheres Vakuum nimmt die Durchdringungs- 
fähigkeit der Strahlen zu, die Röhre hat den Härtegrad „mittelweieh“ und erfordert 
zum Betrieb etwas höhere Spannungen. Der mit „hart“ bezeichnete Zustand der 
Röntgenröhre wird durch ein hohes Vakuum hervorgebracht, es sind beträchtliche 
Spannungen für den Betrieb erforderlich und die Strahlen zeiehnen sieh durch eine 


at? 


G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. y, de 


sehr große Durchdringungsfähigkeit aus. Weiterhin kann durch Hinzunahme eines 
Regulierwiderstandes die Intensität des Hochspannungsstromes von Fall zu Fall geändert 
werden. Eine besondere Zusatzvorrichtung, welche im sekundären Stromkreis vorhanden 
ist, macht die vollkommene Ausschaltung der Hälfte der gesamten Stromimpulse möglich. 
Diese Einrichtung hat sich besonders dann als recht brauchbar und schonend für die 
Röntgenröhre erwiesen, wenn dieselbe längere Zeit hindurch eingeschaltet bleibt, was 
bei Durchleuchtungen und Bestrahlungen häufig vorkommt. Durch die Einführung des 
unterbrecherlosen Systems ist der Betrieb des Röntgeninstrumentariums wesentlich ver- 
einfacht und dem Röntgenarzt nebst seinem Hilfspersonal das Arbeiten erleichtert. 

Die immer mehr zunehmende Verwendung der Röntgenstrahlen brachte es 
mit sich, daß Spezialapparate für bestimmte medizinische Zwecke entstanden sind. 
Ihre Größe und Zusammenstellung richtet sich in erster Linie nach den Anforderungen. 
Oft muß der Röntgenapparat, welcher in einem 
Krankenhause zur Aufstellung gelangt, außer- 
ordentlich anpassungsfähig sein. Der Arzt 
für innere Krankheiten verlangt gute Durch- 
leuchtungen und stellt weiterhin die Forderung, 
Schnellaufnahmen der inneren Organe machen zu 
können. Hier muß vor allen Dingen ein gutes 
Durchleuchtungsstativ zur Verfügung stehen, welches 
auch für Aufnahmen Verwendung finden kann. 
Der Arzt für chirurgische Behandlungen legt da- 
gegen großen Wert auf gute und scharfe Struktur- 
zeichnungen bei Skelettaufnahmen. Hierfür muß 
eine Blendenvorrichtung mit Kompression zur Ver- 
fügung stehen. Aber auch Bestrahlungen von 
Hautfiächen oder tiefer liegenden Krankheitsherden 
sollen mit dem Röntgenapparat ausgeführt werden 
können, und für derartige Zwecke muß ein leicht 
einstellbares Bestrahlungsstativ mit den erforder- 
lichen Blendenvorrichtungen vorhanden sein. Es 
ist selbstverständlich, daB der Röntgenapparat und 
die Zahl der Hilfsapparate um so größer ausfallen 
müssen, je umfangreicher das Krankenmaterial ist, 
welches zur Untersuchung und Behandlung gelangt. 
Es ist bemerkenswert, daB die Röntgenstationen 
der neuerbauten Krankenhäuser mit allen erdenk- 
lichen röntgentechnischen Hilfsmitteln ausgestattet 
sind und daß oft eigene Gebäude für das umfang- | ey = 
reiche Rüstzeug der modernen Röntgentechnik er- = 
richtet werden. Die Inanspruchnahme des Röntgen- 
instrumentariums ist auf manchen Stationen so groß, 
daß zwei oder mehr Apparate zur Aufstellung ge- 
langen, welche dann für die speziellen Zwecke hergerichtet werden. Hier kann man die 
enormen Fortschritte auf diesem Gebiet sofort übersehen, wenn man die vor 12 bis 14 Jahren 
gebräuchlich gewesenen Einrichtungen mit den heutigen vergleicht. 

Auch für den Arzt der Privatpraxis sind preiswerte und leistungsfähige 
Röntgenapparate entstanden. Interessant ist eine Zeitungsnotiz aus dem Jahre 1896, 
wo ausgeführt wird, „daß an die allgemeine Einführung des Röntgenapparates für 
privatärztliche Zwecke infolge der hohen Anschaffungskosten kaum gedacht werden 
könne“. Inzwischen aber ist der bedeutende medizinische Wert der Röntgenstrahlen 
immer mehr erkannt worden, und die umfangreiche Verwendung hat zu der Entstehung 
eines ganz neuen Gebietes, der Röntgentechnik, geführt. Dieser fiel die Aufgabe zu, 
die Röntgenapparate so auszugestalten, daß auch dem Arzt der Privatpraxis damit 
gedient werden konnte. Während früher die Aufstellung eines Röntgenapparates im 
Behandlungszimmer des Arztes insofern mit einigen Umständlichkeiten verbunden war, 
weil Induktor, Unterbrecher und Schalttafel mit den erforderlichen Zuleitungen an der 
Wand befestigt wurden, erfolgt heute die Aufstellung des Instrumentariums in der 
einfachsten Weise, die Verbindung mit dem Leitungsnetz wird durch einen Steckkontakt 
hergestellt. So kann der Chirurg, der Orthopäde, der Internist, der. Hautspezialist 


Fig. 7. 


Papel 195 1. 8. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 147 


und der Zahnarzt den Röntgenapparat jederzeit für seine Zwecke in Anwendung 
bringen. Fig. 7 stellt ein solches einfaches Röntgeninstrumentarium dar, welches 
speziell für zahnärztliche Aufnahmen bestimmt ist. 

Mit der fortschreitenden Verbesserung des Röntgeninstrumentariums und der 
damit in Verbindung stehenden Steigerung der Leistungsfähigkeit mußte auch an die 
Herstellung brauchbarer Röntgenröhren gedacht werden. Die in früheren Jahren 
benutzten Röhren lieferten zwar befriedigende Resultate bei Durchleuchtungen und 
Aufnahmen, doch zeigten sich gerade bei letzteren verschiedene Mängel. Zunächst 
mußten die Elektroden wesentlich verstärkt werden und besonders die Antikathode 
wurde für eine bessere Ableitung der durch auftreffende Kathodenstrahlen erzeugten 
Wärmemengen eingerichtet. Es sind auch Versuche gemacht worden, den aus Platin 
bestehenden Antikathodenspiegel durch ein anderes Metall, z. B. Iridium oder Tantal, 
zu ersetzen. Doch lehrten die Erfahrungen, daß eine aus Platin bestehende Anti- 
kathodenfläche dieselben Resultate liefert. Die Hauptsache bleibt eine schnelle und 
gute Wärmeableitung. Auch bei der Herstellung des Vakuums wurde eine größere 
Sorgfalt beobachtet, und man stellte fest, daß die Röntgenröhre wesentlich bessere 
Resultate liefert, wenn schon während der Evakuierung diejenige Art des Hoch- 
spannungsstromes hindurchgeleitet wird, welche späterhin für den ständigen Betrieb in 
Betracht kommt. Ferner erfuhren die Reguliervorrichtungen zahlreiche Verbesserungen, 
und wenn sich auch nicht jede Neuerung brauchbar zeigte, so besitzen doch wenigstens 
die gut ausgeführten Röntgenröhren Reguliervorrichtungen, mit welchen zu hohe Härte- 
grade leicht reduziert werden können. Je nach dem Verwendungszweck werden die 
Röntgenröhren für Bestrahlungen, Durchleuchtungen und Aufnahmen hergestellt. 
Ganz besonders die für Aufnahmen bestimmten Röhren sind so weit verbessert worden, 
daß dieselben mit den stärksten zur Verfügung stehenden Energiemengen momentan 
belastet werden können. Hier müssen auch die Versuche der Gebrüder Lindemann 
erwähnt werden. Dieselben konnten eine Glassorte ausfindig machen, welche noch 
Röntgenstrahlen von geringster Durchdringungsfähigkeit durchläßt; das gewöhn- 
liche, für Röntgenröhren verwendete Glas hält selbst in dünnsten Schichten derartige 
Strahlen zurück. Erhält eine gewöhnliche Röntgenröhre gegenüber der Antikathode 
ein Lindemannsches Glasfenster (Lithiumborat-Glas), so können die erwähnten 
Strahlen heraustreten und dort angewendet werden, wo keine erheblichen Tiefen- 
wirkungen erforderlich sind. 

Weitere wichtige Fortschritte sind zu verzeichnen, wo es darauf ankommt, die 
Röntgenapparate mit Schutzvorrichtungen zweckmäßig auszurüsten. Seitdem die 
schädigenden Wirkungen der Röntgenstrahlen bekannt geworden sind, hat man auch 
Mittel und Wege gefunden, die unheilvollen Wirkungen soviel wie möglich auszu- 
schalten. Einerseits ist das dadurch erreicht, daß die Röntgenröhre von einem 
Blendenkasten umgeben ist, weleher nur an einer bestimmten Öffnung den Austritt 
der Strahlen erlaubt. Diese Öffnung kann von Fall zu Fall dureh Einschalten be- 
sonderer Blenden für den Zweek der Untersuchung oder Bestrahlung verändert werden. 
Die Baryumplatineyanürschirme, welehe zur Durchleuchtung dienen, sind mit Bleiglas 
bedeckt, welches keine Röntgenstrahlen zum Gesicht des Beobachters gelangen läßt; 
an den Schirmseiten angebrachte Handschützer bewahren die Hände vor den Strahlen. 
Durch geeignete Aufstellung von Schutzkabinen und Schutzwänden, welche mit Bleiblech 
beschlagen sind und ein Bleiglasfenster zur Beobachtung enthalten, kann sich jeder, 
welcher ständig mit Röntgenstrahlen zu tun hat, vor der schädigenden Einwirkung 
derselben schützen. 

Mit regem Eifer ist auch an der Vervollkommnung der MeBmethoden gearbeitet 
worden. Die qualitativen Messungen erstreckten sich auf die Durchdringungsfähigkeit 
der Röntgenstrahlen und werden mit den Härtemessern nach Benoist, Walter oder 
Wehnelt vorgenommen. Die quantitativen Strahlenmessungen, welche besonders für die 
Röntgentherapie von großer Bedeutung sind, erfolgen auf indirektem Wege, indem die 
Eigenschaften der Röntgenstrahlen, auf bestimmte Verbindungen färbend oder zersetzend 
einzuwirken, benutzt werden. Ls liegen bei den Intensitätsbestimmungen der Röntgen- 
strahlen dieselben Schwierigkeiten vor, wie in der Photometrie, wo ja auch die Ver- 
wendung einer absoluten Lichteinheit für praktische Zwecke nicht durchführbar ist. 

Zum Schluß mögen noch die jüngsten Fortschritte in der Technik der Moment- 
Röntgenaufnahmen kurze Erwähnung finden. Die Bemühungen, mit Hilfe der Röntgen- 
strahlen Momentaufnahmen des Skeletts und der inneren Organe herzustellen, sind 


148 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. ,,, Deutsche 


chaniker-Ztg. 


zunächst durch Verwendung der Verstärkungsschirme wesentlich erleichtert worden. 
Diese Schirme enthalten als wirksame Substanz Calciumwolframat, welches durch 
Röntgenstrahlen zur Blaufluoreszenz angeregt wird. Die photographische Trockenplatte 
wird mit einem solchen Verstärkungsschirm zusammengebracht und durch eine Kassette 
lichtdicht verschlossen. Das aufzunehmende Objekt befindet sich mit der Kassette vor 
der Röntgenröhre, diese wird nur für sehr kurze Zeit mit einem intensiven Hoch- 


Fig. 8. 


spannungsstrom belastet. Es entsteht auf der Verstärkungsschirmfläche, mit derselben 
Zeitdauer der Röhrenbelastung, ein Fluoreszenzbild des aufzunehmenden Objektes, 
welches chemisch sehr aktiv ist und sofort ein latentes Bild auf der Trockenplatten- 
schicht hervorbringt. Durch den bekannten photographischen Prozeß wird dann das 
Trockenplattenbild vollendet. P 


Es sind für die Moment-Röntgenaufnahmen besondere Schaltvorrichtungen 
konstruiert worden, denen die Aufgabe zufällt, den Primärstrom von ziemlicher Stärke 


Fig. 9. 


im Bruchteil der Sekunde auszuschalten. Je kürzer die Zeitdauer bei der Exposition 
gewählt wird, um so stärker kann die Röntgenröhre belastet werden. Diese muß 
selbstverständlich für derartige Momentbelastungen besonders hergerichtet sein und 
darf weder einen zu geringen noch zu hohen Härtegrad besitzen. 

Durch eine genügend große und richtige Dimensionierung des Induktors, 
sowie durch Anwendung eines geeigneten Unterbrechers ist es sogar möglich, 
Röntgenaufnahmen mit einem einzigen Stromimpuls herzustellen, dessen Zeitdauer bei 


TA tt 1 Für Werkstatt und Laboratorium. 149 


der Entladung durch eine Röntgenröhre ungefähr 3/,,, Sekunde beträgt. Für diese 
„Unipuls-Aufnahmen“ muß natürlich eine größere Energiemenge aufgewendet werden, 
als es bei den normal gebräuchlichen Röntgenapparaten der Fall ist. Allerdings 
handelt es sich dabei nur um eine ganz kurze StromschluBdauer. Der Apparat wird 
in ein Gleichstromnetz von 110 oder 220 Volt eingeschaltet und durch einen besonders 
konstruierten Einzelschlagunterbrecher wird der Primärstromkreis geschlossen; die 
Stromstärke erreicht dabei 40 bis 50 Ampere. In diesem Augenblick wird durch Frei- 
gabe des Kontakthebels der Stromkreis momentan und sicher unterbrochen, so daß 
ein Magnetfeld von mächtiger Intensität einen sehr kräftigen Offnungsstrom-Impuls in 
der Sekundärspule entstehen läßt. Die photographische Aufnahme einer solchen 
Unipuls-Entladung ist durch die Fig. 8 veranschaulicht; hier befand sich die Funken— 
entladung weit genug von der Primärspule, so daß sich der Einfluß des Magnetfeldes 
nicht bemerkbar macht. Dagegen zeigt die Fig. 9 die Aufnahme des Entladungs- 
funkens in ziemlicher Nähe der Primärspule, und man sieht, wie durch das Magnetfeld 
die Aureole spiralförmig um den Funkenkern verläuft. Ein derartiger Stromimpuls 
wird nun durch eine Röntgenröhre hindurchgeschickt, welche eigens für diese Unipuls- 
Aufnahmen hergerichtet ist. Das Rohr läßt im kritischen Moment einen grellen, 
gelblichweißen Lichtblitz erkennen, und es ist bewundernswert, daß ein so subtiler 
Apparat, wie die Röntgenröhre, diese enorme Energiemenge aufnehmen kann. Es 
lassen sich ohne jede Gefahr für Röntgenröhre und Apparat eine größere Anzahl von 
Unipuls-Entladungen hintereinander hervorbringen, wobei auch nicht eine einzige Fehl- 
entladung vorkommt. Mit Benutzung eines guten und empfindlichen Verstärkungs— 
schirmes können in der verhältnismäßig sehr kurzen Zeit scharf begrenzte Auf- 
nahmen der inneren Organe und der Skeletteile erhalten werden. 

Durch die Fortschritte in der Technik der Moment-Röntgenaufnahmen ist die 
Aussicht vorhanden, zwei weitere Spezialgebiete, die sich noch im Versuchsstadium 
befinden, der praktischen Verwertung näher zu bringen, nämlich die Moment-Röntgen- 
Stereoskopie und die Röntgen - Kinematographie. Das außerordentlich rege Interesse, 
welches der Röntgentechnik entgegengebracht wird, und der Arbeitseifer, welcher auf 
diesem Gebiet vorhanden ist, berechtigen zu der Hoffnung, daß noch eine große Anzahl 
von wichtigen Aufgaben gelöst werden kann. 


rr ree 


Fir Werkstatt und Laboratorium. 


Besonders störend machten sich bei dem 
alten Verfahren die infulge kleiner Temperatur- 
schwankungen in der äußerst beweglichen 
Flüssigkeit hervorgerufenen Konvektions— 
strömungen bemerkbar, welche eine genaue 
Wahrnehmung des Schwebens beeinträchtigten. 
Diese Schwierigkeit vermeidet der Verf. in 
sehr einfacher uud glücklicher Weise dadurch, 
daß er das die Flüssigkeiten enthaltende Dilato- 
meter in ein weiteres Becherglas mit Wasser 
stellt, dessen Temperatur erhöht oder er- 


Die Methode des Schwebens zur 
Dichtebestimmung homogener fester 
Körper. | 
Von J. L. Andreae. 
Zeitschr. für physikal. Chem. 76. S. 491. 1911. 
Die spez fische Gewichtsbestimmung kleiner 
Körper, insbesondere von Kristallen, deren 
Dichte geringer als 3 ist, erfolgt in der Regel 
nach der Suspensionsmethodemit Thouletscher 
Lösung. Bekanntlich hat man es bei dieser | 
Methode mit zwei Operationen zu tun: der 
Herstellung eines Gemenges aus einer schweren | niedrigt wird, bis die Kristalle schweben. 
und einer leichten Flüssigkeit, z. B. Methylen- | Auf dieser Feineinstellung mit Hilfe von 
jodid und Benzol, worin der vollkommen homo- Temperaturänderungen an Stelle der Ab- 
| 
| 


gene Kristall schwebt, und der Bestimmung | gleichung des Mischungsverhältnisses beider 
des spezifischen Gewichtes dieses Flüssigkeits- Flüssigkeiten beruht im wesentlichen die große 
gemenges nach einer der bekannten, zuver- Genauigkeit der Methode, die zugleich die 
lässig und bequem arbeitenden Methoden. Der | Dichte des Körpers bei verschiedenen Tempe- 
mit Hilfe dieser Schwebemethode bislang er- | raturen und damit den mittleren Ausdehnungs- 
reichte Genauigkeitsgrad beträgt etwa 1: 1000. koeffizienten innerhalb des benutzten Tempe- 
Verf. gibt eine Modifikation in der Ausführung | Faturintervalls mit ziemlicher Sicherheit zu 
dieser Methode des Schwebens an, die ihn in | ermitteln gestattet. Wr. 
den Stand setzt, eine Genauigkeit von nahezu 
1:10000 zu erzielen. 


—ů— 


150 


Glastechnisches. — ! hha Sn _  .... 


Deutsche 
Mechani ker-Ztg. 


Glastechnisches. 


Kolben zur Bestimmung 
von Kohlenstoff und Schwefel in 
Eisen und Stahl. 


Fir die Bestimmung des Kohlenstoffs im 
Ruheisen durch Oxydation auf nassem Wege 
mit Hilfe des Chrom-Schwefelsäure Gemisches 
nach dem verbreiteten Sarnströmschen Ver- 
fahren ist bereits eine große Anzahl vun Koch- 
kolben konstruiert worden (vgl. diese Zeitschr. 
1910. S. 58) In diesen Kolben soll die Eisen- 
probe mit Shure übergossen und zum Sieden 
erhitzt werden, wobei die sich entwickelnden 
Gase durch Einleiten von Luft entfernt werden. 


a 


3. v. 1 O. P. O. N. 71 


Fig. l. 


Es muß deshalb auf verhältnismäßig kleinem 
Raum ein Säurezuführungs- und Gaseinleitungs- 
rohr und, damit die Gase möglichst wenig 
Feuchtigkeit mit furtnehmen, eine Art Rück- 
flußkühler untergebracht sein. Dabei dürfen 
zur Verbindung nur Schliffe benutzt werden, 
weil sonst die Gefahr einer Verunreinigung 
durch organische, Kohlenstoff enthaltene Sub- 
stanzen besteht. Die bisher angegebenen 
Konstruktionen zeigten die Mängel, daß die 
Kühlung zum Niederschlagen des Wasser- 
dampfes nicht ausreicht, so daß noch besondere 
Trockenvorrichtungen erforderlich waren, oder 
daß sich die Schliffe leicht festsetzten und bei 
eingetretenem Bruche der Ersatz eines Teiles 
kostspielig und umständlich war. Eine neue 
Form, die diese Fehler zu vermeiden sucht, 
ist jüngst in dem Eisenhüttenmännischen La- 
boratorium der Technischen Hochschule zu 
Berlin ausgebildet und dort bereits seit längerer 


Zeit benutzt worden. (Stahl und Eisen 31. 
S 869. 1911). Charakteristisch für deu Apparat 
ist die kompendiöse Form des Aufsatzes, die 
dadurch erzielt wurde, daß das Säurezulaß- 
und Gaseinleitungsrohr d durch den Kühler 
k geführt ist (vgl. Fig). Die Kühlung ist 
recht wirksam durch Anbringung einer Kühl- 
schlange. Das Kühlwasser, das bei b ein- und 
bei c austritt, ist so geleitet, daß auch die 
Schlitfstelle zwischen Kühler und Kolben kühl 
gehalten wird, wodurch ein Sichfestsetzen ver- 
mieden wird. Bei Verwendung eines Normal- 
schliffes lassen sich mehrere Kolben für den- 
selben Kühler verwenden, so daß ein Aus- 
wechseln der Kolben bei Aufeinanderfolge 
mehrerer Bestimmungen oder bei eingetretenem 
Bruche ohne weiteres möglich ist. Der Apparat 
wird von der Firma Dr. Rob. Muencke 
G. m. b. H. (Berlin NW) in den Handel gebracht. 

Einen neuen Schwefelbestimmungsapparat 
beschreibt D. Wennmann (Chem.-Ztg. 36. 
S. 596. 1911) Die aus dem Kolben aufsteigen- 
den Gase und Dämpfe gehen zunächst durch 
einen Rückflußkühler und darauf durch das 
seitliche Kugelrohr hindurch in die Absorptions- 
flüssigkeit, die den Kühler umspült und 80 
zugleich zum Kühlen dient. Das Säurezufluß- 
rohr ist zentral durch den Kühler geführt. 
Durch diese Anordnung und die Vermeidung 
einer besonderen Kühluug ist eine verhältnis- 
mäßig einfache Form entstanden. Der Apparat 
ist durch Gebrauchsmuster geschützt. 

Hm. 


— — 


Auf die Bekanntmachung des Vor- 
standes der D. G. f. M. u. O. über ver. 
traulichen Austausch von Erfahrungen 
beim Export usw. (S. 15? in diesem 
Hefte) wird hierdureh aufmerksam gemacht. 


Export photographischer Artikel 

nach Agypten. 

Aus einem Berichte des Katserl. Konsulats 

in Cairo. 

Die Gesamteinfuhr photographischer Artikel 
in Agypten ist um 800 £ gestiegen, die deutsche 
aber, die nur 1910 £ betrug, um 118 £ gefallen. 
Bei der anerkannten Leistungsfahigkeit der 
deutschen Industrie, bei dem steigenden Bedarf 
in diesen Artikeln, wie er sich namentlich auch 
in der Reisezeit geltend macht, wäre dort ganz 
beträchtlich an Boden zu gewinnen. Frankreich, 
das den Wert der Reklame für diese Waren 


Heft 14. 
15. Juli 1911. 


richtig einschätzt, ist mit Abstand der erste 


Lieferant. Es sollte seitens der Fabrikanten 
darauf gesehen werden, daß die Geschäfte, 


welche die deutschen Marken führen, Reklame- 
bilder in den Schaufenstern und an sichtbaren 
Plätzen des Ladens anbringen. 


— aeee 


Kleinere Mitteilungon. 


— — 


Technisches Museum für Industrie 
und Gewerbe in Wien, 

Das Museum in Wien, ein Schwesterinstitut 
des Deutschen Museums in München, ist an- 
läßlich des sechzigjährigon Regierungsjubiläums 
des Kaisers Franz Josef I. von der öster- 
reichischen Industrie gegründet worden. Das 
eiue Fläche von 20 000 Quadratmetern be- 
deckende Museumsgebäude, dessen Grundstein- 
legung am 20. Juni 1909 erfolgte, wird sich nun 
bald gegenüber dem Schlosse Schönbrunn er— 
heben. Das Technische Museum soll die Ent- 
wicklung der industriellen und gewerblichen 
Arbeit und die Großtaten der Technik in ge- 
schichtlicher Reihenfolge aufzeigen, es will aber 
auch den technischen Leistungen unserer Zeit 
gerecht werden und durch periodische Fach- 
ausstellungen die Fortschritte auf diesem Gebiete 
fördern. Ein ansehnlicher Bestand ist bereits 
gesichert, denn die Einverleibung umfangreicher 
und wertvoller staatlicher Sammlungen, die 
bisher zerstreut angeordnet waren, steht un— 
mittelbar bevor. Noch fehlen aber viele Glieder 
in der Kette der technischen Entwicklung; 
deshalb sind weitere Spenden sehr erwünscht.“) 
Nähere Aufschlüsse erteilt die Geschäftsstelle 
des Technischen Museums, Wien I., Ebendorfer- 
straße Nr. 6. 


III. Internationaler Kongrefs 

für Laryngologie und Rhinologle 

in Berlin. 

Vom 30. August bis 2. September 1911 tagt 
in Berlin ein Internationaler Kongreß für 
Laryngologie und Rhinologie, zu dem außer- 
ordentlich zahlreiche Fachgenossen aus beiden 
Hemisphären ihr Erscheinen zugesagt haben. 


1) Die Redaktion übe mittelt gern diese ihr 
von der Direktion des Technischen Museums 
zugegangene Aufforderung den Lesern, unterläßt 
aber nicht zu betonen, daß es Pflicht der dem 
Deutschen Reiche angehörenden Fachgenossen 
ist, in erster Linie etwaige geeignete Stücke 
dem Deutschen Museumin München zu überweisen. 


Kleinere Mitteilungen 


151_ 


Mit diesem Kongreß soll eine Ausstellung 
verbunden werden, die den Fachgenossen aller 
Länder in möglichster Vollständigkeit zeigen 
soll, wie Industrie und Technik in raschem 
Voranschreiten bestrebt sind, dem wissen- 
schaftlichen Fortschritt der Spezialitäten sich 
dienstbar zu machen. 

Die Laryngologen und Rhinologen sollen in 
dieser Ausstellung alles das finden, was an 
lustrumenten, Apparaten und chemischen Pro- 
dukten ihnen in der Ausübung ihres Berufes 
und bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit dienlich 
sein kann und was ihnen vielleicht bie dahin 
nur in Beschreibungen zugänglich war. 

Eine größere Anzahl hervorragender Firmen . 
hat bereits ihre Teilnahme an dieser Aus- 
stellung in Aussicht gestellt. 

Nach Eingang der Anmeldungen wird das 
Ausstellungskomitee über den Ausstellungsraum 
verfügen und über den ihnen zugeteilten Platz 
weitere Mitteilung machen. 

Das Arbeitskomitee der Ausstellung besteht 
aus den Herren Geheimrat Prof. Dr. Heymann 
(W 35, Lützowstr. 60), SanitätsratDr.Musehold 
(SW 11, Königgrätzer Str. 103), Dr. G. Ritter 
(W 58, Ansbacher Str. 42—43) und Direktor 
Alfred Hirschmann (N 24, Ziegelstr. 30). 

Bei letztgenanntem Herrn befindet sich die 
Geschäftsstelle, von der die Ausstellungs- 
bedingungen zu beziehen sind und nähere Aus- 
kunft erteilt wird. 


Der VI. Kongreß des laternationalen 
Verbandes für die Materialprüfuogen der 
Technik wird anfangs September 1912 in 
New Yoık und in Washington abgehalten 
werden. Der wissenschaftliche Erfolg des Kon- 
gresses ist durch die Zahl der zugesagten Be- 
richte, sein glänzender Verlauf durch die Be- 
mühungen des Amerikanischen Verbandes 
für Materialprüfung und durch die Unterstüt- 
zung der amerikanischen Großindustrie gesichert. 
Es werden Anordnungen getroffen sein, daß die 
Mitglieder auch den Verhandlungen des gleich- 
zeitig dort stattfindenden Kongresses für an— 
gewandteChemie werden beiwohnen können. 
In den nächsten Tagen wird bereits unter An- 
gabe der ungefähren Kosten für die Seereise 
und für einen 14-tägigen Aufenthalt eine Um- 
frage unter den Mitgliedern des Verbandes 
bezüglich der allenfalls möglichen Teilnahme 
erfolgen, um dem Organisationskomitee einiger- 
maßen einen Anhalt über die Beteiligung 
Europas geben zu können. 


— — 


Deutsche 


Patentschau. — Vereinsnachrichtef. Mechanıker-Zig. 


152 


Patentscha u. 


— 


Anordnung zur Erzeugung von elektrischem Metalldampflicht unter Verwendung 
von bei gewöhnlicher Temperatur starren Legierungen, dadurch gekennzeichnet, daß in der 
Nahe der Kathode bei hohen Temperaturen Negativelektronen schaffende Substanzen, wie 
CaO, SrO und BaO vorhanden sind. K. Ritzmann und M Wolfke in Breslau. 30. 6. 1909. 
Nr. 228 555. Kl. 21. | 


Elektrischer Ofen mit körniger Widerstands- 
masse zur Beheizung angesetzter Tiegel auf Tem- 
peraturen bis 2000°, dadurch gekennzeichnet, daß die 
Widerstandsmasse unter Hindurchtreten zwischen den 
Ringen m und n aus schlecht leitender Masse oben in ® 
eine horizontale Schicht übergeht, deren Querschnitt 
sich nach außen in solchem Maße vergrößert, daß un- 
mittelbar am Heizraum noch kein Abnehmen des Wider- Wiis: 
standes und der Temperatur stattfindet, die außenherum 18 
liegende Stromzuleitung o aber vor Wärme geschützt maak 
ist. während die untere Stromzuleitung f zu gleichem 
Zwecke mit der Heizschicht durch eine nach unten am 
Querschnitt stark zunehmende Schicht g der klein- 


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stückigen Widerstandsmasse leitend verbunden ist. tf Yn 4 
E. Merck in Darmstadt. 10. 7. 1909. Nr. 227 397. Kl. 29. —dN 


Vereinsnachrichten. 


Wir bitten unsere Mitglieder, derartige 
Vorkommnisse, sei es daB sie sich im 
eigenen Geschiftsbetriebe ereignet haben 
oder daß sie ihnen von vertrauenswürdiger 
Seite her bekannt geworden sind, unserem 
Geschäftsführer (Charlottenburg 4, Fritsche- 
straBe 39) mitzuteilen. Von dort gehen 
diese Nachrichten zunächst an unseren 
Ausschuß für bandelspolitische An- 
gelegenheiten, und alsdann wird ev. in 
unserem Vereinsblatte bekannt gemacht, 
daß für unsere Mitglieder eine vertrauliche 
Mitteilung bei der Geschäftsstelle zu er- 
fragen ist, und auch, soweit angängig, 
worauf sich diese Mitteilung bezieht. 

Wir erhoffen von dem Gemeinsinn 
unserer Mitglieder, daß sie uns helfen 


Todesanzeige. 
Am 28. Juni starb nach langem schweren 
Leiden unser Mitglied 
Hr. Adolph Pefsler zu Freiberg, 
Gründer der Firma A. PeBler & Sohn. 


Wir werden dem treuen, lieben Mit- 
gliede stets ein ehrendes freundliches An- 
denken bewahren. 


Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft 
für Mechanik und Optik. 


Dr. H. KruB. 


Vertrauliche Mitteilungen 
über Exportverhältnlsse u. dergl. 


Em die wirtschaftlichen Interessen 
unserer Mitglieder zu fördern, hat der 
Vorstand beschlossen, einen vertraulichen 
Austausch wichtiger Mitteilungen über 
lsxportverhältnisse, Zahlungsschwierigkeiten 
im Auslande, Zollschikanen u. dergl. herbei- 
zuführen, und zwar auf folgendem Wege. 


werden, einen derartigen Austausch zu 
schaffen und weiter auszubauen; jeder ein- 
zelne fördert seine Interessen, wenn er seine 
Erfahrungen mitteilt, weil ihm so auch die 
der anderen zugänglich werden. 


Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft 
für Mechanik und Optik, 
Dr. H. KruB. 
Vorsitzender. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in C 


harlottenburg 4. 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin Sw. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 15. 1. August. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie. 


Von Br, Glatzel in Berlin. 


In einer früheren ausführlichen Arbeit!) über die Anwendung des Selens in 
der Fernphotographie hatte ich bereits am Schluß darauf aufmerksam gemacht, daß 
es sich für einige Zwecke der Bildübertragung als vorteilhaft erweisen würde, das 
Selen, welches, auch wenn man die Kornsche Kompensationsschaltung anwendet, noch 
mit einer gewissen Rest-Trägheit behaftet ist, gänzlich fallen zu lassen und den 
Geberapparat nach dem Prinzip eines sogenannten „Telautographen“ zu konstruieren. 

Insbesondere für die praktische Verwertung derBildtelegraphie auf journalistischem 
Gebiete war es recht hinderlich, daß nach der Selenmethode keine Bilder mit 
feineren Einzelheiten, also z. B. Gruppenbilder, mit genügender Genauigkeit über- 
tragen werden konnten. Um diesem Mangel, welcher einer allgemeineren Einführung 
der Bildtelegraphie bis zu einem 
gewissen Grade störend im Wege 
stand, abzuhelfen, war bald, nach- 
dem die ersten praktischen Erfolge 
erzielt waren?), als Ergänzung zu 
dem Kornschen Phototelegraphen 
ein Telautograph konstruiert wor- 
den, bei welchem die Empfangs- 

9 und Synchronismus-Einrichtungen 
Ades Selenapparates im Prinzip bei- 
behalten, jedoch den besonderen 
Forderungen des Telautographen 
durch entsprechende Umkonstruk- 
tionen angepaßt wurden. Die 
neueste und erfolgreichste Kon- 
struktion dieses Telautographen ist 
im Jahre 1910 auf der Strecke 
Berlin—Paris in Betrieb gesetzt 
worden und hat zu recht guten 
Resultaten geführt, welche auch die Verwendung der Bildtelegraphie im Zeitungswesen 
wesentlich gefördert haben. Bevor ich jedoch auf die Konstruktionseinzelheiten dieses 
Apparates eingehe, möchte ich noch einige allgemeine und historische Bemerkungen 
über das Prinzip der Telautographen vorausschicken. 

Die Telautographen, auch Kopiertelegraphen genannt, dienen lediglich zur 
Übertragung von Schwarz-Weiß-Bildern und sind zuerst im Jahre 1848 von Bakewell 
angegeben worden. Fig. 1 stellt den Geber des alten Bakewellschen Apparates dar. 

Die zu übertragende Zeichnung wird, z. B. mit nichtleitender Tinte, auf eine 
Metallfolie aufgetragen und diese dann auf den Gebezylinder C aufgelegt. Auf der 
Oberfläche desselben schleift ein Stift 7, welcher vom Gehäuse des Apparates isoliert 


Fig. 1. 


1) Deutsche Mech.-Ztg. 1907. S. 189, 197, 209, 217. E ( 
2) A. Korn, E. T. Z. 26. S. 1131, 1905; ebenda 28. 8. 808. 19079 


1 54 Br. Glatzel, Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie. Me ene 


und mit dem einen Pol der Geberbatterie verbunden ist. Dieser Stift wird mit Hilfe 
einer Mutter g und einer drehbaren Spindel allmählich seitlich fortbewegt. Da gleich- 
zeitig die Geberwalze C durch die Antriebsvorrichtung in dauernde Umdrehung ver- 
setzt wird, so beschreibt die Spitze des Stiftes » auf der Metallfolie eine Spirallinie 
und tastet auf diese Weise Punkt für Punkt das Geberbild ab. Die Metallwalze 
selbst ist mit der einen Fernleitung verbunden, während die andere Fernleitung an 
den zweiten Batteriepol geführt ist. Befindet sich nun die Spitze r auf einer leitenden 
Stelle des Bildes, so fließt in der Fernleitung ein Strom, welcher unterbrochen wird, 
sobald die Spitze auf eine nichtleitende Stelle gelangt. Beim Durchlaufen des Bildes 
folgen also in der Fernleitung dauernd Strom-Schließungen und -Öffnungen aufeinander. 
Der Geber eines solchen Telautographen bietet, wenn lediglich die Übertragung einfacher 
Schwarz-Weiß-Bilder ausgeführt werden soll, keinerlei Schwierigkeiten. Diese treten 
erst auf, wenn es sich darum handelt, die ankommenden Stromstöße in richtiger Weise 
zu registrieren, so daß auf der Empfangsstation eine getreue Wiedergabe des Geberbildes 
entsteht. Um die Aufzeichnung der ankommenden StromstéBe zu bewirken, verwendeten 
Bakewell und später Caselli elektrochemische Empfänger. Bei diesen wird auf den 
Zylinder des Empfängers, welcher im übrigen vollkommen mit dem Geber überein- 
stimmt, anstatt der Metallfolie ein chemisch präpariertes Papier aufgewickelt, über das 
in derselben Weise wie auf der Gebestation ein feiner Stift hinwegschleift. Wenn nun 
von der Gebestation ein Strom ankommt, so ruft er an derjenigen Stelle des präpa- 
rierten Papiers, welche sich gerade unterhalb des Empfangsstiftes befindet, eine Zer- 
setzung hervor, die z. B. bei Jodkalium - Stärkekleister - Papier in einer Schwärzung 
besteht. Ein derartiger elektrochemischer Empfänger bedarf aber verhältnismäßig starker 
Ströme (30 bis 40 Milliampere),wenn in der kurzen zur Verfügung stehenden Übertragungs- 
zeit bereits hinreichend deutliche Eindrücke auf dem Papier hervorgerufen werden sollen. 
Da die großen Stromstärken aber im praktischen Betriebe nur schwer zu erreichen sind, 
so versuchte man bald nach dem Bekanntwerden der Casellischen Resultate, Empfänger 
zu verwenden, welche auf elektromechanischen Prinzipien beruhen und in der Weise 
arbeiten, daß mittels eines kleinen Elektromagneten bei jedem StromstoB mechanisch 
ein Eindruck auf dem Empfangspapier, z. B. durch Anpressen einer Farbwalze, ähnlich 
wie bei den Morseapparaten, bewirkt wird. Die ersten Empfänger dieser Art 
stammten von Hipp, Mayer und Lenoir her. Sie hatten gegenüber den elektrochemischen 
Empfängern den Vorzug, daß die erforderliche Stromstärke wesentlich geringer 
war, besaßen dagegen den Nachteil, daß sie infolge der mechanisch bewegten Massen 
nur eine begrenzte Registriergeschwindigkeit zuließen. Man kann dies auch so aus- 
drücken, daB man sagt, die Eigenschwingung eines elektromechanischen Empfängers 
ist verhältnismäßig niedrig, und zwar stellt eine. Registriergeschwindigkeit von 300 bis 
400 Zeichen pro Sekunde ungefähr die obere Grenze dar, wenn man eine Stromstärke 
von 10 bis 20 Milliampere zuläßt. Eine Überschreitung dieser Stromstärke dürfte auf 
Fernleitungen kaum zweckmäßig sein, da sonst möglicherweise zu starke Induktions- 
wirkungen auf Nebenlinien entstehen können. Macht man sich jedoch von dieser 
Einschränkung unabhängig, so ist es, wie neuerdings die Versuche des Belgiers 
Carbonelle gezeigt haben, auch bei elektromechanischen Empfängern möglich, größere 
Registriergeschwindigkeiten zu erreichen, wenn man z. B. zur Aufzeichnung eine Telephon- 
membran anwendet, welche an der der Empfangswalze zugekehrten Seite einen feinen 
Stichel trägt, der mechanisch das Bild eingraviert. Da eine solche Telephonmembran eine 
ziemlich hohe Eigenschwingungszahl besitzt, so ist bei dieser Methode eine Wiedergabe 
von recht vielen Einzelheiten eines Bildes möglich, nur besteht der bereits erwähnte 
Nachteil, daß der nicht unbeträchtlichen mechanischen Arbeitsleistung entsprechend auch 
größere Stromstärken angewendet werden müssen). Da nun die oben erwähnten Werte 
der Stromstärke nicht überschritten werden sollten, so handelte es sich also bei dem 
Kornschen Telautographen, welcher ja gerade für Fernübertragungen bestimmt war, 
zunächst darum, einen Empfänger zu konstruieren, welcher bei einer möglichst geringen 
Kigenschwingungsdauer möglichst große Empfindlichkeit besaß. Hierzu erwies sich 


1) Aus diesem Grunde verwendet Carbonelle seinen Apparat auch nicht für tele- 
graphische Bildübermittlungen zwischen räumlich entfernten Stationen, sondern im wesentlichen 
nur für Zwecke mehr reproduktionstechnischer Natur, z. B. in der Weberei zur Übertragung 
bezw. Vergrößerung vorhandener Muster. Irgend welche näheren Mitteilungen Über seine an- 
scheinend recht guten Resultate sind bisher jedoch noch nicht veröffentlicht‘ worden. 


meron Br. Glatzel, Neuere Portechritte auf dem Gebiete der Blldtelegraphle. 155 


das Prinzip des von Korn zunächst für seinen Phototelegraphen verwendeten 

Lichtrelais als besonders geeignet, weil bei diesem die ankommenden Linienströme 

keinerlei mechanische Registrierarbeit zu leisten haben, sondern lediglich aus— 

lösend, relaisartig, wirken. Während aber für die bei den Phototelegraphen ver- 

wendete Konstruktion des Lichtrelais, wie sie früher beschrieben ist, eine Eigen— 

schwingungsdauer von etwa !/,,, Sekunde vollkommen genügte, war es bei dem neuen 

Telautographen nötig, diese Eigenschwingungsdauer wesentlich zu erhöhen. Bei der 

gewählten Bildgröße von 13x18 cm im Geber und Empfänger und einer Umdrehungs- 

zeit von 2 Sekunden ergaben sich etwa 800 bis 900 Zeichen pro Sekunde. Um diese 

in richtiger Weise registrieren zu können, mußte die Eigenschwingungsdauer des 

Empfangsapparates entsprechend herabgesetzt werden. Dies war aber nur dadurch 
möglich, daß die Masse des bewegten Systems wesentlich verringert wurde. 

Während das System des Lichtrelais, welches bei dem Phototelegraphen Ver- 

wendung findet, aus zwei im Magnetfeld ausgespannten Kupferbändern bestand, auf 

deren Mitte das un- 

durchsichtige Blätt- 

chen aufgeklebt war, 

wurde bei demLicht- 

relaisfür denTelauto- 

graphen lediglich ein 

einziges Band ver- 

wendet, welches 

durch Auswalzen 

eines Silberbronze- 

drates von 0,03 mm 

Durchm. hergestellt 

war. Durch zahl- 

reiche Versuche!) 

wurde für ein derarti- 

ges Band diejenige 

Fadenlänge ermit- 

\ telt, welche bei einer 

Eigenschwingungs- 

dauer von ewa ½ 00 

Sekunde die größte 

Stromempfindlich- 

keitergab. Das dem- 

entsprechend kon- 

struierte Lichtrelais 

bedurfte bei dieser 


K Mumu rr 


Eigenschwingung 


— 1. 


eines Stromes von 
| etwa 6 Milliampere, 


um bei elffacher Ver- 
größerung eine Ob- 
jektivöffnung von 
— 0,25 mm Breite frei- 
zugeben. Da man 
nun auf Fernleitun- 
gen stets mit Strom- 
verlusten infolge von 
Isolationsfehlern zu rechnen hat, so ergab sich im praktischen Betriebe, z. B. 
zwischen Berlin und Paris, eine Bildübertragungs-Stromstärke von 10 bis 15 Milli- 
ampere. Ein Überschreiten dieser Stromstärke zu gunsten einer noch höheren 
Eigenschwingungszahl des Empfangssystems war zunächst nicht erforderlich, da die 
Versuche zeigten, daß das neue Lichtrelais in bezug auf Schnelligkeit der Zeichen- 
registrierung vollkommen den gestellten Ansprüchen genügte. In der trotz hoher Eigen- 
schwingung verhältnismäßig niedrigen Stromstärke lag anderseits aber auch gerade der 
große Vorsprung, welchen dieser photographische Empfänger vor allen elektromagnetischen 


1) Br. Glatzel, E. T. Z. 31, S. 1092. 1910. 


Si 
j 


Fig. 2. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


156 Br. Glatzel, Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie. 


und elektrochemischen hatte, da abgesehen von seinen sonstigen Vorzügen die große 
Erhöhung der Stromstärke, welche bei den letztgenannten Empfängern stets erforderlich 
ist, für den Betrieb auf Fernleitungen insofern schädlich sein kann, als durch die Bildüber- 
tragungsleitungen möglicherweise zu starke Induktionswirkungen auf Nebenleitungen 
hervorgerufen werden. Auf einen Punkt, welcher für das richtige Arbeiten des neuen 
telautographischen Lichtrelais von großer Bedeutung war, mag noch kurz hingewiesen 
werden, nämlich die Erzielung einer guten Dämpfung des bewegten Systems. Diese 
Dämpfung muß so arbeiten, daß der Faden sich gerade in dem aperiodischen Grenz- 
zustand befindet, daß er also bei Rückkehr in die Ruhelage keinerlei Schwingungen 
mehr ausführt. Erreicht wurde dies z. T. durch eine besondere Anordnung des Magnet- 
feldes, welches bewirkte, daß in dem Faden Wirbelströme erzeugt wurden, die ihrer- 
seits die Bewegung des Systems dämpfen, z. T. durch Anwendung einer elektro- 
magnetischen Widerstandsdämpfung. Über die Resultate mit einer Öldämpfung, welche 
zurzeit noch nicht vollkommen abgeschlossen sind, hoffe ich demnächst berichten zu 
können. Im einzelnen soll die Arbeitsweise des Kornschen Telautographen an der 
Hand der Fig. 2 (s. umstehend) erläutert werden. 
Der obere Teil der Fig. 2 stellt den Geber, der untere den Empfänger dar. 
Das zu übertragende Bild wird auf die Geberwalze 4 aufgelegt, welche von einem 
Motor unter Zwischenschaltung eines Vorgeleges in Rotation versetzt wird, und zwar 
so, daß eine Umdrehung in 2 Sekunden vollendet ist. Auf der Geberwalze schleift 
ein Stift 9, welcher in den Stromkreis der Batterie 26 und der Fernleitung einge- 
schaltet ist und bei seiner Bewegung 


G B-Geberbatterie. - ismusbatterie. ; . tah]; 
ORT alle S B-Synchronismusbatferie. über das Bild Strom-Schließungen und 
G-Empfangs-Galvanometer. S R-Synchronismusrelais. : : 
55 a -Unterbrechungen hervorruft. Um die 
Ae I 


Wirkung der beim Unterbrechen des 
Stromes auftretenden Funken zu be- 
seitigen, ist parallel zu der Unter- 
brechungsstelle eine Reihe von Po- 
larisationszellen 20 geschaltet; an ihre 
Stelle kann auch unter Umständen 
ein großer induktionsfreier Wider- 
stand gesetzt werden. 

Die einzelnen Stromstöße gehen 
über die Fernleitung zur Empfangs- 
station. Auf dieser befindet sich in 
dem Empfangskasten 29 eine der 
Geberwalze gleiche Empfangswalze 
28, auf welche der lichtempfindliche 
Film aufgelegt ist. Diese Walze 
verschiebt sich unter dauernder Um- 
drehung längs einer Spindel 30, so 
daß ein von der Nernstlampe 35 und 
den zugehörigen Linsen sowie dem 
Empfangsobjektiv 3] erzeugter Licht- 
punkt auf dem Film eine Spirallinie 

Anhalten des Empfängers (alte Schaltung). beschreibt, welehe mit der vom Geber- 

Fig. 3. stift dureblaufenen übereinstimmt. In 

den Gang der von der Nernstlampe 

kommenden Strahlen ist nun das oben erwähnte Einfadenlichtrelais 33 eingeschaltet, 
durch welches die von der Fernleitung kommenden Ströme hindurchgeführt werden. 
Durch eine Linse 32 wird von dem Faden des Lichtrelais auf dem Objektiv ein reelles 
Bild entworfen, welches bei stromloser Leitung gerade die Objektivöffnung, die hier 
in Form eines Schlitzes von etwa 0,25 mm Breite ausgeführt ist, verdeckt, so daß in 
das Objektiv kein Licht hineindringen kann. Kommt nun von der Gebestation ein 
StromstoB, so wird der Faden und damit auch sein Schattenbild nach unten bewegt, 
so daß die Objektivöffnung vollkommen freigegeben wird und das Licht einen Eindruck 
auf dem Film hervorrufen kann. Auf diese Weise wird im Laufe der Übertragung 
das Bild aus hellen und dunklen Stellen zusammengesetzt. Der belichtete Film wird 
in der üblichen Weise entwickelt und kann dann für Reproduktionszwecke weitere 
Verwendung finden. Die Bildgröße bei dem Telautographen 19100 beträgt 13 * 18 em, 


15, 


‘ 1. Angust CA Br. Glatzel, Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie. 157 


während die Größe bei der älteren Konstruktion nur 9x12 cm war. Die Übertragungs- 
zeit für ein derartiges Bild ist ungefähr 12 bis 15 Minuten. 

Einige Abänderungen wurden ferner noch an der Synchronismus-Einrichtung 
vorgenommen. Diese arbeitete bei dem Phototelegraphen in der Weise, daß auf der 
Gebestation im Augenblick des Synchronisierens durch einen Umschalter die Stromrichtung 
geändert und hierdurch das polarisierte Synchronismus-Relais der .Empfangsstation aus- 


Fig. 4. 

gelöst wurde. Bei einer derartigen Schaltung war es jedoch möglich, daß kurz vor 
dem Augenblick des Synchronisierens das Synchronismus-Relais einen Stromstoß in der | 
umgekehrten Richtung, entsprechend der Richtung der Bildströme, erhielt. Dieser 
falsche Stromstoß bewirkte dann, daß beim Betätigen des Synchronismus-Relais durch 
den eigentlichen Synchronisierstrom die Bewegung des Ankers und damit das exakte Aus- 
lösen der Empfangswalze etwas verzögert wurde. Bei der verhältnismäßig geringen 
Übertragungsgeschwindig- Zum Vergleich ist auch die 
keit des Phototelegraphen frühere Schaltung darge- 
kam diese Verzögerung stellt. Beide Anordnungen 
nicht in Frage, dagegen werden z. Z. auf den 
machte sie sich bereits Stationen Paris und Berlin 
störend bemerkbar bei verwendet. Das Anhalten 
den größeren Geschwindig- des Gebers hat dabei den 
keitenundBilddimensionen Vorteil, daß die zu brem- 
des Telautographen. In- sende träge Masse bei ihm 
folgedessen wurden die in kleiner ist als bei dem 
Fig. 3 dargestellten neuen schwereren Empfangs- 
Schaltungen gewählt, bei zylinder. Bei der ange- 
welchen zum Synchroni- gebenen Schaltung ist es 
sieren eine besondere Bat- unmöglich, daß der eigent- 
terie GB benutzt wird. Die liche Bildübertragungs— 
Schaltung ist für zweiFälle strom und damit ein Strom 
dargestellt, erstens, wenn falscher Richtung in das 
das Synchronisieren durch Synchronismus- Relais ge- 
Anhalten des schneller langt, so daß auf diese 
(links) laufenden Gebe- Weise hervorgerufene 
zylinders und zweitens Fehler beseitigt sind. Um 
durch Anhalten des schnel- ferner den Kapazitäts- 
ler laufenden Empfangs- wirkungen der Leitung 
zylinders (rechts) erfolgt. -A entgegen zu arbeiten, muß 
gleichzeitig noch darauf geachiet werden, daß die Richtungen der Bild- und Synchronisier- 
ströme einander entgegengesetzt sind, was durch entsprechende Schaltung beider 
Batterien erzielt wird. 

Zwei der neueren Resultate von Bildübertragungen geben die Fig. 4 ud wieder, 
und zwar stellt Fig. 4 eine Übertragung zwischen Paris und Berlin, digs & einé solche 
in der umee!:chrten Richtung dar. 


158 Br. . Fortschritte ger ee men — ror Werkstatt ane Laboratorium: M echaniker-2tg. 


Gegenüber den früher mitgeteilten Resultaten weisen diese Bilder schon ganz 
wesentliche Verbesserungen auf. 

Auch die Übertragung von Photographien ist mit Hilfe der telautographischen 
Methode möglich, wenn man die Bilder zunächst nach einem der bekannten typo- 
graphischen Verfahren mit Hilfe von Linienrastern reproduziert, wobei dann die 
dunkleren Töne durch eine engere Anordnung schwarzer Punkte wiedergegeben werden 
und umgekehrt. Der Raster bewirkt hierbei eine Zurückführung von getönten Photo- 
graphien auf Schwarz-WeiB-Bilder in derselben Weise, wie dies auch beim Kupferdruck 
der Fall ist. 

Endlich mögen noch einige Bemerkungen über die Möglichkeit drahtloser 
Bildübertragungen nach der telautographischen Methode hinzugefügt werden. Bei 
Benutzung der normalen Sendestationen für drahtlose Telegraphie verfährt man zweck- 
mäßig so, daß durch das Öffnen und Schließen des Geberkontaktes eine Verstimmung 
der von der Primärstation ausgesandten Wellen herbeigeführt wird, so daß auf der 
Empfangsstation telegraphische Zeichen ankommen, welche mittels eines der normalen 
Empfangskreise, wie sie in drahtlosen Stationen in Gebrauch sind, aufgenommen 
werden. Die Registrierung der Zeichen erfolgt mit einem Lichtrelais von der gleichen 
Konstruktion, wie das oben beschriebene, nur muß die Empfindlichkeit entsprechend 
der geringen Intensität der ankommenden Zeichen wesentlich gesteigert werden. Dies 
ist z. T. dadurch möglich, daß die Bewegung des Fadens dureh Anwendung einer 
geeigneten Optik stark vergrößert wird, z. T. dadurch, daß man sich mit einer 
geringeren Eigenschwingungsdauer des Systems begnügt, was allerdings eine Herab- 
setzung der Übertragungsgeschwindigkeit für die Bilder zur Folge hat. Das Synchro- 
nisieren der Gebe- und Empfangswalzen beider Stationen erfolgt durch besondere 
Zeichen, welche z. B. bei Tonsendern!) in der Weise gegeben werden können, daß 
man die Tonhöhe im Augenblick des Synchronisierens verändert und auf der Empfanys- 
station zur Betätigung des Synchronismus-Relais einen abgestimmten Tonempfänger ver- 
wendet, wie er z. B. von der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie) mehrfach 
auf ihren Tonstationen benutzt worden ist. Laboratoriumsversuche nach dem oben an- 
gedeuteten Verfahren sind bereits ausgeführt worden und haben keinerlei prinzipielle 
Bedenken gegen eine praktische Anwendung der Methode ergeben. Die Ausarbeitung 
geeigneter Apparate ist dementsprechend in Angriff genommen worden, so daß in ab- 
sehbarer Zeit auch mit Bildübertragungen auf drahtlosem Wege gerechnet werden kann, 
welche gerade für militärische Zwecke eine besondere Bedeutung haben dürften. 


— — — — 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


— + aue 


Der Aphegraph, 
ein neuer elektrischer Tangenten 
zelchner. 
Von Guillery. 
Compt. rend. 152. S. 1284. 1911. 

Dieses von J. Carpentier beechriebene 
Instrument bezweckt die möglichst genaue 
zeichnerische Ermitteluug der Lage von beliebig 
vielen Tangenten an eine gegebene, meist auf 
optischem oder mechanisch-graphischem Wege 
erhaltene Kurve, wie solche in der Ballistik, bei 
Zerreißmaschinen und ähnlichen Einrichtungen 
zur Ermittelung von Anfangsgeschwindigkeiten 
und großen Kräften von den zugehörigen 
Registriervorrichtungen aufgezeichnet werden. 

Da in den meisten dieser Fälle das mathe- 
matische Bildungsgesetz der empirisch er- 


mittelten Kurve nicht bekannt ist, so ist eine 
rechnerische Ableitung der zur Bestimmung 
der Geschwindigkeit und Beschleunigung er- 
forderlichen ersten und zweiten Differential- 
quotienten unmöglich und man lediglich auf 
graphische Methoden angewiesen. Diese laufen 
in letzter Linie darauf hinaus, an die gegebene 
Kurve eine Tangente zu konstruieren, da die 
trigonometrische Tangente des von einer solchen 
mit der X-Achse eingeschlossenen Winkels be- 
kanntlich gleich der ersten Ableitung der 
Funktion ist. 

Das einfache Ziehen dieser Tangenten mit 
Lineal und Bleistift nach Augenmaß schließt 
selbst bei großer Sorgfalt und Geschicklichkeit 
des Zeichnenden eine ziemliche Unsicherheit 
in sich, da die Lage des wirklichen Berührungs- 


1) Lindemann, Deutsche Mech.-Ztg. 1909. S. 193, 201, 229, 


2) Arco, E. T. Z. 30. S. 565. 1909. 


Heft 15. 
1 August 1911. 


punktes, zumal bei flacher Krümmung der 
Kurve, nur sehr ungenau festzustellen ist. Die 
dadurch entstehenden Fehler können dann be- 
sonders bei wiederholter Anwendung des Ver- 
fahrens, zur Ermittlung des zweiten Differential- 
quotienten, zu nicht unerheblichen Lagever- 
änderungen und dadurch zu Trugschlüssen 
führen. 

Zur Vermeidung dieses Übelstandes wird 
nun bei der Erfindung von Guillery ange- 
nommen, daß die Umstände es zulassen, eine 
Lehre aus Metall, die nach der gegebenen 
Kurve gekrümmt iet, zu verwenden. Zu diesem 
Zwecke kann man dieselbe entweder aus Blech 
ausschneiden, oder aus einem düunen bieg- 
samen Streifen nachbilden. Diese so erhaltene 
Kurvenlehre legt man dann auf das Papier und 
bringt ihre Kontur mit der gezeichneten Kurve 
genau zur Deckung. Der Hauptbestandteil des 
Aphegraphen («yn-Berührung) ist nun ein 
gerades Lineal aus isolierendem Material, in 
dessen Zeichenkante nahe dem einen Ende ein 
Platinstift eingelassen ist, der aber nur Außerst 
wenig überseine Umgebung hervorragt. Ineinem 
angemessenen, konstanten Abstand von diesem 
Platinkontakt befindet sich, ebenfalls in der Zieh- 
kante desLineals, eineEinkerbung, welchederart 
angebracht ist, daß eine darin eingeführte Blei- 
stiftspitze von der durch sie hindurchgehend 
gedachten Kante des Lineals halbiert wird. Bei 
Benutzung der Vorrichtung wird der Platinstift 
durch Vermittelung einer Klemmschraube und 
eines Leitungsdrahtes mit dem einen Pol einer 
kleinen Batterie verbunden, während der 
andere Pol über eine elektrische Klingel mit 
der Metallkurve in Verbindung gebracht wird. 
Legt man dann das Lineal an die Metallkurve 
und wälzt oder verschiebt es so lange auf 
dieser, bis der Platinstift mit derselben in Be- 
rührung kommt, so wird dies durch Anschlagen 
der Klingel angezeigt. In diesem Augenblick 
nimmt die Kante des Lineals genau die Lage 
derjenigen Tangente an die Kurve ein, zu der 
der Platinkontakt Berührungspunkt ist. Ohne 
diese Stellung zu verändern, führt man nun in 
die beschriebene Kerbe des Lineals die Spitze 
eines Bleistiftes ein und bezeichnet die so ge- 
wonnene Richtung durch einen Punkt. 

Dieses Verfahren wiederholt man unter 
stetiger Änderung der Richtung so oft, bis die 
erhaltenen Punkte genügend dicht zusammen- 
liegen, um sie durch eine stetige Kurve mit 
Hilfe eines Kurvenlineals verbinden zu können. 

Die auf diese Weise gewonnene Kurve ist 
dann der geometrische Ort aller Punkte, welche 
auf den Tangenten der gegebenen von ihrem 
Berührungspunkte gleichen Abstand haben. 
Wünscht man nun an einen bestimmten Punkt 
der gegebenen Kurve die Tangente zu ziehen, 
so braucht man nur den konstanten und be- 


Für Werkstatt und Laboratorium, 


159 
kannten Abstand des Platinstiftes von der 
Kerbe, der als der Parameter der zweiten Kurve 
aufgefaßt werden kann, in den Zirkel zu 
nehmen und um den gegebenen Berihrungs- 
punkt einen Kreisbogen zu schlagen, welcher 
die ermittelte zweite Kurve schneidet. Die 
Verbindungslinie dieses Schnittpunktes mit dem 
Berührungspunkte ist die gewünschte Tangente, 
aus welcher man dann weiter auf konstruktivem 
Wege die gesuchten Größen entwickeln kann. 

Es unterliegt keinem Zweifel, daß die bei 
sachgemäßer Ausführung des Instrumentes er- 
reichte Genauigkeit eine außerordentlich große 
sein wird, jedenfalls aber so groß ist, daß etwa 
aus ihr resultierende Fehler im Verhältnis zu 
den Ungenauigkeiten der Mutterkurve und des 
ganzen graphischen Verfahrens an sich als 
verschwindend zu bezeichnen sind, so daß die 
auf diese Weise ermöglichte Tangentenzeichnung 
als fehlerfrei zu betrachten ist. Durch eine 
zweckmäßigere Ausführung des Erfindungs- 
gedankens, welche ihn von der Geschicklichkeit 
des Zeichners ganz unabhängig macht, wäre 
dies jedenfalls ganz einwandfrei zu erreichen. 
In erster Linie ließe sich die Bezeichnung der 
jeweiligen Lage des Lineals dadurch rein 
automatisch ausführen, daß man an Stelle der 
Kerbe eine federnde Kopiernadel in einer 
Metallführung anbringt, die durch einen auf 
dem Lineal befestigten Elektromagneten nieder- 
gestoßen wird. Die Klingel könnte dann in 
Wegfall kommen, und der Strom für die Be- 
tätigung dieses Elektromagneten benutzt 
werden. 

Trotz dieser und ähnlicher möglicher Ver- 
vollkommnungen scheitert aber die allgemeine 
Verwendungsmöglichkeit des an sich sinn- 
reichen Gedankens leider an zwei Übelständen. 
Einmal ist das Erfordernis, die jeweilige 
Mutterkurve in Metall herzustellen, in manchen 
Fällen und für viele Benutzer mit zu großen 
Schwierigkeiten verbunden, und dann versagt 
die Einrichtung naturgemäß bei allen Kurven, 
bei denen ein Wechsel in der Krümmung 
auftritt, die also Wendepunkte haben, weil 
nach der Natur des Instrumentes dies nur bei 
konvexer Krümmung der Kurven gebraucht 
werden kann. Es wäre also mindestens not- 
wendig, die Metallkurve je nach der Zahl der 
Wendepunkte aus mehreren Stücken herzu- 
stellen. Jedenfalls vermag der Ref. bezüglich 
dieses Punktes die Auffassung des Herrn 
Carpentier, „es seien dies Einzelheiten, mit 
denen er sich nicht zu befassen brauche, da 
er nur das Prinzip des Apparats auseinander- 
setzen wolle“, nicht ohne weiteres zu teilen, 
zumal gerade in der Ballistik, wo das In- 
strument eine ausgiebige Verwendung finden 
könnte, häufig Kurven mit wechselnder 
Krümmung vorkommen. (Vergl. z. B. Leutnant 


160 


Becker, Uber einen Gewehrrücklaufmesser 
mit optischer Registrierung des Rücklaufweges. 
Zeitschr. f. d. ges. Schieß- u. Sprengstoffwesen 4. 
1909). Hoecken. 


— 2 — 


Slas technisches. 


Uber eine elnfache Methode 
zur Erzeugung von Metallspektren 
in der Glimmentladung. 
Von Georg Gehlhoff. 
Verh. d. D. Phys. Ges. 13. S. 266. 1911. 
Die bekannte Tatsache, daß die Edelgase 
spektral außerordentlich empfindlich, gegen 
Verunreinigungen sind, d. h. schon bei geringen 
Beimengungen z. B. von Luft, Wasserstoff oder 
Wasserdampf in der positiven Glimmentladung 
spektral nicht mehr erscheinen, führte den 
Verf. dazu, eine Spektralröhre zu konstruieren, 
mit der in ähnlicher Weise wie für Gase auch 
die Spektren der Metalldämpfe mit Hilfe der 
Glimmentladung dargestellt werden können. 
Die Schwierigkeiten, die sich bisher in den 
Weg stellten, lagen wesentlich in der Wahl des 
Gases, mit dem die Röhren gefüllt werden 
müssen. Das Vorhandensein eines inaktiven 
Gases ist erforderlich, damit die Entladung 
einsetzt und die Zerstäubung der Elektrode 
verhindert wird. Wasserstoff und Stickstoff 
lassen sich nicht immer verwenden, da sie 
z. B. von Alkalimetalldämpfen vollständig ge- 
bunden werden; auch hat Stickstoff ein sehr 
linienreiches Spektrum, das stören würde, und 
Wasserstoff ist spektral nur wenig empfindlich, 
so daß hohe Partialdrucke der Metalle und 
dem entsprechend hohe Temperaturen erforder- 
lich sind. Wie zu erwarten war, eignen sich 
jedoch die Edelgase, wie Helium und Argon, 
ausgezeichnet dazu. 
Wegen seiner Linienarmut im sichtbaren 
Spektralgebiete wurde zu den Versuchen das 
Helium bevorzugt. 


Die Spektralröhren, die zweckmäßig zur Er- 
nöhung der Helligkeit so eingerichtet sind, 
daß sie eine Längsdurchsicht gestatten (vgl. 
Fig.) werden zuerst mit dem aufs höchste ge- 


Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


reinigten, insbesondere von Wasserstoff be- 
freiten Metall und dann mit reinstem Helium 
beschickt. Es zeigt sich nun, daß von einer 
bestimmten Temperatur ab die Heliumlinien 
vollständig verschwunden und nur noch die 
Metallinien zu sehen sind. Diese Temperaturen 
liegen für Quecksilber wenig über Zimmer- 
temperatur, für Casium bei 70°, für Rubidium 
ein wenig höher, für Kalium und Natrium 
bei 140°, Temperaturen, die in Anbetracht der 
außerordentlich geringen Dampfdrucke der 
Metalle als erstaunlich niedrig zu bezeichnen 
sind. Da das Erscheinen der Linien von dem 
Partialdrucke des Heliums abhängig ist und 
ferner je nach der Erregungsart die Haupt- 
serien oder auch die Nebenserien der Metall- 
spektren erscheinen, so lassen sich an derselben 
Spektralröhre die verschiedenen Spektren eines 
Metalles neben dem des Füllgases beobachten. 

Als ein besonderer Vorteil der Methode sei 
noch hervorgehoben, daß man, wie Unter- 
suchungen mit der Lummerplatte ergeben 
haben, sehr schmale Spektrallinien erhält, so 
daß sie sich besonders zu der von dem Verf. 
beabsichtigten Untersuchung über die Struktur 
der Alkalimetallinien eignen dürfte. 

Die Spektralröhren werden von der Firma 
R. Götze in Leipzig hergestellt. Hffm. 


Über eine einfache Methode 
zur Reindarstellung von Edelgasen, 
Wasserstoff und Stickstoff. 


Von Georg Gehlhoff. 
Verh. d. D. Phys. Ges. 1-3. S. 271. 1911. 


Bereits im Jahre 1910 hatte der Verf. zu- 
sammen mit Rottgardt die Beobachtung ge- 
macht, daß die Alkalimetalldämpfe bei be- 
stimmten Temperaturen unter dem Einfluß der 
Glimmentladung Wasserstoff, Kohlenoxyd, 
Sauerstoff und Stickstoff sehr schnell und so 
weitgehend binden, daß die Gase spektral nicht 
mehr auftreten. Wie zu erwarten war, tritt 
bei den chemisch inaktiven Edelgasen eine 
Ahnliche Bindung nicht ein. Hierauf gründet 
der Verf. eine Methode zur Reindarstellung der 
Edelgase. 

Das Entladungsrohr hat folgende Gestalt 
(vgl. Fig.). Das Hauptgefäß von etwa 10 cm 
Länge und 5 em Durchmesser enthält in seinem 
unteren Teil das Alkalimetall M, das die Ka- 
thode bildet. In das Metall taucht ein dünner 
Platindraht als Stromzuführung, ein zweiter 
Platindraht, die Anode, endet frei im Innern. 
Die Drähte sind in folgender Weise befestigt: 
der dünne Platindraht ist in dem Glase einge- 
schmolzen, tritt aber dann nicht frei aus, 
sondern steht durch einen dickeren Kupferdraht 
in leitender Verbindung mit einer Metallkapsel, 


Heft 15. 
1. August 1911. 


die über das offene Rohrende geschoben und 
an diesem befestigt ist (s. Fig. zum vorher- 
gehenden Referat). Durch das Rohr R, das 
zu diesem Zwecke eine trichterförmige Ver- 
engerung hat, wird das Gefäß nach einer von 
Elster und Geitel angegebenen Methode mit 
reinem Metall gefüllt. Durch den Hahn H, 
steht das Gefäß mit der Pumpe durch Hahn 
H, mit der Spektralröhre in Verbindung. 


Als Metall wurde Kalium gewählt, das wirk- 
samer ist als Natrium und billiger als die noch 
wirksameren Metalle Rubidium und Cäsium. 
Das Gefäß wird in einem elektrischen Ofen auf 
200° erhitzt und nach dem Füllen mit dem zu 
reinigenden Gase an die Hochspannung gelegt 
Bei einem Versuche mit einem Gemisch von 
10°/, Helium, 45% Luft und 45% Leuchtgas 
konnte das Helium nach 6 Minuten als voll- 
kommen rein gewonnen werden, 

Bemerkenswert ist, daß mit derselben Ka- 
liumzelle auch Wasserstoff und Stickstoff ge- 
reinigt werden können, obwohl sie von dem 
Metalldampf auch absorbiert werden. Der 
Sauerstoff wird natürlich absolut gebunden, der 
Stickstoff bei niederen Temperaturen jedoch 
erheblich schneller als der Wasserstoff. Man 
kann unter Benutzung dieser verschiedenen 
Reaktionen sowohl Wasserstoff wie Stickstoff 
äußerst rein gewinnen, wenn man das unreine 
Gas mit einer gewissen Geschwindigkeit durch 
die erhitzte Röhre streichen läßt, wobei die 
ganzen Verunreinigungen nebst einem Teil des 
zu reinigenden Gases absorbiert werden. 

Natürlich wird man bei Reindarstellung 
einer größeren Gasmenge erst die gewöhnlichen, 
billigeren Reinigungsmittel (glühendes Kupfer, 
Kalilauge u. a.) anwenden und den Gasen in 
der Kaliumzelle nur die letzte, höchste Reinheit 
geben. Hffm. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


21. Nr. 472022. Glasgefäß für Quecksilber- 
schalter mit seitlichem Zweigrohr. Siemens- 
Schuckertwerke, Berlin. 21.6. 11. 


Glastechnisches. — Bücherschau und Preislisten. 16 


30. Nr. 471 137. 
Luft mit Heilmitteln. 
27. 10. 10. 

Nr. 471144. Glaskolben an Spritzen, der mit 
der Führungsstange dadurch gelenkig ver- 
bunden ist, daß sein der Stange zugekehrtes 
Ende eine Kugel darstellt, welche von dem 
Ende der Kolbenstange umfaßt wird. G. 
Haertel, Breslau. 6. 12.10. 

Nr. 471 294 u. 471 295. Verschluß für Tabletten- 
fläschchen u. -gläschen. F. Bayer & Co., 
Elberfeld. 9.6. 11. 

Nr. 471780. Inhalationsapparat für den Haus- 
gebrauch mit in das Inhalationsrohr ein- 
gelassenem Thermometer. Ges. z. Ver- 
wertung v. Patenten nach Dr. Heim, 


Inhalator zum Sättigen von 
J. Leach, Blackburn. 


Borken i, W. 12. 6. 11. 
Nr. 472035. Inhalierréhre. A. Decker, Cöln. 
10. 9. 10. 


Nr. 472110. Aufbewahrungsflasche für sterile 
Flüssigkeiten mit zylindrischem Aufnahme- 
gefäß und einem als Aufhänger dienenden 
Luftzuführungsrohr. C. Hof, Heidelberg. 
20. 6. 11. 

Nr. 472587. Stickstoffapparat zur Behandlung 
von Erkrankungen der Lungen. P. Haack, 
Wien. 27. 6. 11. 

Nr. 472599. Zerstäuberflasche. O. von der 
Mülbe, Niederwartha. 27. 2. 11. 

Nr. 472955. Saugflasche mit in derselben ein- 
geschmolzenem Saugrohrkanal. G. Strecker, 
Malchow i. M. 15. 6. 11. 

Nr. 473 078. Hämoglobinometer mit verschieb- 
barer Skala, Maximaldosentabelle und Tasche 
für Filtrierpapierstreifen. Meyer, Petri 
& Holland, Ilmenau i. Th. 22. 6. 11. 


— — — 


Bücherschau u. Preislisten. 


Hugo Werth, Das Licht. 8°. XVI, 398 S. mit 
482 Abb. und 1 Spektraltafel in Farben. 
Wien und Leipzig. A. Hartlebens Verlag 
1910. 8 M. 

Wie der Verf. im Vorwort betont, ist das 
vorliegende Buch hauptsächlich für den Selbst- 
unterricht in den weitesten Kreisen bestimmt. 
Gleich im voraus mag bemerkt werden, daß in 
dieser Hinsicht das Werk als ein gut gelungenes 
bezeichnet werden kann, wenn man von einigen 
noch zu erwähnenden Einzelheiten absieht. 
Es wird durch seine breite, aber anschauliche 
und daher leicht faßliche Darstellung jedwedem 
Schüler, der seine Kenntnisse auf dem Gebiete 
der Optik zu vervollkommnen wünscht, die Mög- 
lichkeit geben, sich mit den verschiedensten 


optischen Erscheinungen ike aan 5601 
zu machen, Digitized by 008 e 


162 


Bücherschau und Preislisten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Auch werden die überaus zahlreichen schönen 
Figuren dem Lernenden das Verständnis sehr 
erleichtern. Ausgedehnte mathematische Vor- 
kenntnisse werden übrigens nicht vorausge- 
setzt. 


In dieser Hinsicht ist der Verf. in seinem 
Bestreben, daß sogar dem Anfänger der Stoff 
keinerlei Schwierigkeiten bereiten sollte, wohl 
schon zu weit gegangen. Es sind nämlich nur 
die Grundzüge der Algebra und Geometrie als 
bekannt angenommen, während die ver- 
schiedenen trigonometrischen Funktionen immer 
erst bei ihrem ersten Auftreten an den be- 
treffenden Stellen kurz erklärt werden. Aber 
gerade diese Erklärungen lassen dann an 
Klarheit zu wünschen übrig. 


Sonst aber merkt man es dem Werke an, 
daß der Verf. sehr ernstlich bestrebt gewesen 
ist, die Erscheinungen und Gesetze der Optik 
so darzustellen, daß sie auch von einem sehr 
unvorbereiteten Leser klar und sicher begriffen 
werden können. Der Ref. ist auf nur wenige 
Stellen gestoßen, welche zu Mißverständnissen 
Anlaß geben können oder wo Dinge mit Be- 
stimmtheit behauptet werden, die durchaus 
noch nicht als gesicherte Resultate der 
Forschung hingestellt werden können. 


Mit der Einteilung des Buches und der 
Auswahl des Stoffes wird man im großen und 
ganzen einverstanden sein können. Im Kapitel 
über Lichtmessung werden unnötigerweise 
fünf Photometer beschrieben, dabei aber wird 
das genaueste Verfahren mit dem Lummer- 
Brodhunschen Würfel nicht erwähnt. Im 
Kapitel über die optischen Instrumente vermißt 
man die so wichtigen Prismendoppelfernrohre 
mit den Porroschen Umkehrprismen. Der die 
Polarisationsapparate behandelnde Abschnitt 
ist verfehlt; so sucht man z. B. gerade das 
wichtigste, dabei einfachste und am leichtesten 
verständliche Polarimeter, den Lippichschen 
Halbschattenapparat, vergeblich. Zu loben ist 
dagegen, daß den Wärme- und chemischen 
Strahlen besondere Abschnitte gewidmet sind, 
die Polarisation des Lichtes einen verhältnis- 
mäßig breiten Raum einnimmt und im Schluß- 
kapitel die elektromagnetische Lichttheorie 
behandelt wird. Hierbei wird auch der Zeeman- 
Effekt, die Aufspaltung von im magnetischen 
Felde entstehenden Spektrallinien, ziemlich 
ausführlich besprochen. Zum leichteren Ver- 
ständnis der elektromagnetischen Lichttheorie 
sind ihr sogar einige Abschnitte aus dem Ge- 
biete der Elektrizität vorangeschickt. 


Das eingehende systematische Inhaltsver- 
zeichnis und das ausführliche alphabetische 
Bachregister lassen jede Einzelheit schnell auf- 
finden und machen daher das Buch leicht be- 
nutzbar. Schck. 


— Deea r 


Dr. J. M. Eder, Ausführliches Handbuch der 
Photographie. I. Bd. 4. T. Die photogra- 
phischen Objektive. 3. gänzl. umgearb. u. 
verm. Aufl. 8° VII, 329 8. mit 272 Abb. 
Halle, W. Knapp 1911. 12,00 M, in Leinw. 
13,50 M. 


A. Fenchel, Metallkuude. Ein Lehr- und Hand- 
buch für Fabrikanten, Werkmeister und 
Gewerbetreibende der gesamten Metall- 
industrie. 8°. VII, 256 8. mit 111 Abb. 
Hamburg, Boysen & Maasch 1911. 6,00 M, 
in Leinw. 6,60 M. 


F. Testorf, Die Elektrizität ale Antriebskraft 
für Zeitmeßinstrumente. (Fachbibliothek für 
Uhrmacher Bd. 2.) 8°. X, 206 8. mit 164 Abb. 
Halle, W. Knapp 1910. 4,50 M, geb. in 
Leinw. 5,00 M. 


J. Weisbach, Tafel der vielfachen Binus und 
Cosinus, sowie der vielfachen Binus versus 
von kleinen Winkeln, nebst Tafel der ein- 
fachen Tangenten, zum Gebrauche für prak- 
tische Geometer und Mechaniker überhaupt 
und für Markscheider besonders. 8. Ster.- 
Ausg. 8°. 28 S. Berlin, Weidmann 1911. 
1,00 M. 7 


E. Hammer, Lehrbuch der elementaren prak- 
tischen Geometrie (Vermessungskunde). 
Bd. I. Feldmessen und Nivellieren. 8°. 
XIX, 766 S. mit 600 Abb. Leipzig, B. G. 
Teubner 1910. 22,00 M, in Leinw. 24,00 M. 
Besprechung erfolgt in der Zeitschr. f. 
Instrkde. 


0. Vogel, Die Metalldampflampen mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Quecksilber- 
dampflampen. Für Elektrotechniker und 
Installateure. 8° IV, 103 8. Leipzig, O. 
Leiner 1910. 2,75 M, geb. 3,50 M. 


M. Kammerhoff, Der Edisonakkumulator. 
Seine technischen und wirtschaftlichen Vor- 
teile gegenüber der Bleizelle. 8° V, 182 8. 
mit 94 Abb. und 20 Tfln. Berlin, J. Springer 
1910. 4,00 M, in Leinw. 5,00 M. 


S. Ragno, Die autogene Schweißung der Me- 
talle. Deutsch von Dr.-Ing. E. Schütz. 86. 
VII, 84 S. mit 17 Abb. Halle, W. Knapp, 
1910. 3,00 M. 


Preislisten usw. 


Fr. Schrenk, vorm. Gebr. Eimecke, (Braun- 
schweigische Maschinen- und Motoren-Fabrik, 
Braunschweig, Helmstedter Straße 79) Abt. III. 
Spezialmaschinen für die Optik, 8°, 15 Blatt. 


— — 


Heft 15. 
1. August 1911. l Patentschau. i 163 


Patents chau. 


N Elektrodeneinführung in geschlossene Metallgefäße, dadurch 
e gekennzeichnet, daß zwecks Isolierung der Elektrodenzuführung gegen 
% die Gefäßwand zwei konzentrische Barometerabschlüsse zur Anwendung 
gelangen, derart, daß zwischen den beiden Quecksilbersäulen ein Rohr 
aus Glas, Porzellan o. dgl. die erforderliche Isolierung bewirkt. Hart- 
mann & Braun in Frankfurt a. M. 10. 5. 1910. Nr. 228010. Kl. 21. 


Vergrößerndes Brillenglas für Kurzsichtige aus einer vor- 
deren, chromatisch nicht korrigierten Sammellinse mit stärker ge- 
krümmter Vorderfläche und einer 
chromatisch nicht korrigierten 
hinteren Zerstreuungslinse, die 
durch eine zerstreuende Luft- 
linse von unveränderlicher 
Dicke getrennt sind, dadurch 
gekennzeichnet, daß zum Zwecke 
astigmatischer Korrektion von 
den Flächen der Hinterlinse die 
hintere mindestens um die Hälfte stärker gekrümmt ist. C. ZeiB 
in Jena. 10. 9. 1909. Nr. 227921. Kl. 42. 


DNN AS 
N 4 


Spektrometerprisma 
mit zwei optisch wirksamen 
Flächen, von denen die eine 
der Brechung und die andere, 
mit Spiegelbelag versehene, 
der Reflexion dient, dadurch 
gekennzeichnet, daß beide 
Flächen sphärisch und zylin- 
drisch sind. Ch. Féry in 
Paris. 1. 3. 1910. Nr. 228 689. 
Kl. 42. 


— 7 Instrument zum Messen von Höhenwinkeln mit Hilfe eines 
f pendelnd aufgehängten Spiegels, dadurch gekennzeichnet, daß der 
Spiegel aus einem geradsichtigen Spiegelprisma besteht, das sich nur 

ndurch einen Teil des Gesichtsfeldes erstreckt und einem von zwei 
Gliedern angehört, aus denen das Pendel besteht, die gegeneinander 
ea A um eine zur Pendelachse parallele oder mit ihr zusammenfallende Achse 
drehbar sind und von denen das eine den Zeiger und das andere die 

Skala der Höhenwinkel trägt. C. Zeiß in Jena. 15. 8. 1909. 

Nr. 228 562. Kl. 42. 


Lehre zur Justierung von Stereoskopbildern, gekenn- 
zeichnet durch eine durchsichtige Platte, auf welcher nebeneinander 
zwei vollkommen gleiche, der Größe eines Stereoskop- 
bildes entsprechende Rechtecke mit dem Abstand der 
Stereoskopokulare entsprechenden Mittellinien aufge- 
zeichnet sind, während sich am Umfange der beiden 
Rechtecke, und zwar beiderseits symmetrisch, sowie 
an ihrer gemeinschaftlichen Seite Schlitze und Löcher 
zum genauen Markieren einzelner Punkte durch An- 
zeichnen, Einritzen und Einstechen o. dgl. befinden. „ 
F. Fritsche in Erfurt. 23. 2. 1910. Nr. 227 286. 
Kl. 42. 


Deutsche 


eaa 


Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. 


Empfängerapparat für die Fernübertragung 
von Bildern, Photographien u. dgl., bei welchem ein unter 
dem Einflusse der durch die Geberstelle in dem Emp- 
fangerstromkreis verursachten Stromschwankungen be- 
wegter Spiegel die Lichtstrahlen auf die lichtempfind- 
liche Schicht lenkt, gekennzeichnet durch die gleichzeitige 
Verwendung eines an sich bekannten äußerst empfind- 
lichen, ganz aperiodischen Galvanometers (Blondelschen 
Oszillographen o. dgl.), dessen sehr kleiner Spiegel 260 
bis 300 Schwingungen und darüber in der Sekunde auszu- 
führen imstande ist, ferner einer in bekannter Weise unter 
Zuhilfenahme von dioptrischen Mitteln auf den kleinen 
Galvanometerspiegel konzentrierten konstanten Lichtquelle 
und außerdem einer an sich bekannten Platte mit abge- 
stufter Färbung, welche die von ihr empfangenen Licht- 
strahlen bündel stets gleichen Querschnittes in passender 
Farbenabstufung auf die entsprechend bewegte lichtempfind- 
liche Schicht überträgt, zum Zwecke, die Möglichkeit einer 
sehr schnellen Übertragung bei Erzielung von Licht- 
eindrücken stets gleicher Größe und von sehr feinen Schattierungen herbeizuführen. E. Belin 
in Paris. 21. 1. 1908. Nr. 227660. KI. 21. 


Fadenzähler, der mit einer Ausneh- 
mung auf das flach ausgebreitete Gewebe gestellt 
werden kann und dessen Mikroskop von einem 
parallel zum Gewebe verschiebbaren, gegenüber 
der Skala in der Längsachse des Mikroskops -2 


einen Zeiger aufweisenden Rahmen getragen wird, 
dadurch gekennzeichnet, daß der die Skala tra- 
gende Teil als Beleuchtungsspiegel ausgebildet 
ist und aus drei strahlenförmig zusammenlaufen- 
den Reflektorflachen besteht. A. u. L. Chronik 
in New York. 28. 11. 1909. Nr. 227922. Kl. 42. 


— 
* 


— = 


Flimmerphotometer, dadurch gekennzeichnet, daß die Flimmererscheinung mit Hilfe 
eines mit bestimmter Periode schwingenden, festen elastischen Körpers erzeugt wird. 
H. Winkler in Dresden. 11. 9. 1909. Nr. 227214. Kl. 42. 


Vereins- und Personennachrichten. 


Todesanzeige. durch sein biederes, aufrichtiges Wesen 

i i t. 

Am 16. Juli starb nach längerem Leiden sich unsere Liebe zu erwerben gewuß 
im 69. Lebensjahre unser liebes Mitglied Wir werden des Dahingegangenen stets 


in treuer Freundschaft gedenken. 


Die Deutsche Gesellschaft für Mechanik 
und Optik, 
Abteilung Berlin. 
Der Vorstand. 


Hr. Hermann Seidel. 


Wir verlieren in dem Dahingegangenen 
wieder einen der Gründer unserer Gesell- 
schaft, ein treues Mitglied, das an unseren 
Arbeiten tätigen Anteil genommen hat, 
bis die zunehmende Krankheit ihn zwang, = 
sich allmählich zurückzuziehen. Nicht Der Privatdozent an der Technischen 
minder wie als Fachmann unsere Hoch- | Hochschule Berlin, Hr. Dr. Br. Glatzel 
achtung hat Hermann Seidel als Mensch | ist zum Professor ernannt worden. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin Sw. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 16. 15. August. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Hinladung 


Zum 


22. Deutschen Mechanikertage 


in Karlsruhe 
am 21. und 22. September 1911. 


. 

Zum ersten Male wieder seit Begründung der Mechanikertage ist die Wahl 
des Vorstandes auf eine Stadt Badens gefallen. War es im Jahre 1889 das heitere 
und gelehrte Heidelberg, wo im Anschluß an die Naturforscherversammlung die 
Institution der Mechanikertage ins Leben gerufen wurde, so soll diesmal das ruhigere, 
gewerbreiche Karlsruhe die deutschen Feinmechaniker zu ernster Beratung und frohem 
Beisammensein vereinen. Seit langer Zeit wiederum versammelt sich der Mechanikertag 
an demselben Orte wie die Naturforscher und ist die Zeit so gewählt, daß mit der 
Teilnahme an unserer Veranstaltung der Besuch der Naturforscherversammlung un- 
mittelbar verbunden werden kann. 

Wir hoffen daher, wieder — wie in den Vorjahren — die Freunde und Jünger 
unserer Kunst zahlreich auf dem Mechanikertage begrüßen zu können, und bitten, die 
Anmeldung baldigst an den OrtsausschuB, z. H. von Hrn. A. Scheurer (Kaiserstr. 152) 
zu richten, und zwar spätestens bis zum 10. September. um dem Ortsausschuß die 
Vorarbeiten zu erleichtern. 

Der Preis der Teilnehmerkarte beträgt 12 Af (einschließlich des trockenen 
Gedecks beim Festessen, beim Mittagessen am 21. September und beim Frühstück am 
22. September). 


Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Dr. H. Krüß, Vorsitzender. Prof. Dr. F. Göpel, Stellvertr. Vorsitzender. 
W. Handke, Schatzmeister. 

Prof. Dr. L. Ambronn. M. Bekel. M. Bieler. Prof. A. Böttcher. Dr. M. Edelmann. 
A. Fennel. W. Haensch. Prof. E. Hartmann. G. Heyde. Dir. A. Hirschmann. 
R. Kleemann. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. St. Lindeck. Th. Ludewig. G. Müller. 

Baurat B. Pensky. W. Petzold. W. Sartorius. A. Schmidt. 
Kommerzienrat G. Schoenner. L. Schopper. Reg.-Rat Dr. H. Stadthagen. 


Der Geschäftsführer: 
Techn. Rat A. Blaschke. 


Der Ortsausschuß in Karlsruhe. 
j. A.: 
A. Scheurer. 


Empfangsbureau: Kiosk am Hotel Germania (gegenüber dem Bahnhofe, Te'ephon 600). 
Zimmer werden vom Karlsruher Fremdenverein durch Vermittlung des Ortsausschusses besorgt. 


Deutsche 


166 Einladung zum 22. Deutschen Mechanikertag in Karlsruhe. Mechaniker-Ztg. 


Zeiteinteilung. 


Mittwoch, den 20. September. 
Abends 8½ Uhr: 


Begrüßung der Teilnehmer und ihrer Damen im Restaurant Friedrichshof. 


Donnerstag, den 21. September. 
Vormittags 10 Uhr: 


I. Sitzung 
im Rathaussaal. 


Jahresbericht, erstattet vom Vorsitzenden. 

Hr. Dr. H. Hausrath: Über die Daten, welche zur vollständigen Beurteilung elek- 
trischer MeBinstrumente erforderlich sind. 

Hr. Prof. Dr. F. Göpel: Der Lehrbegriff der Instrumentenkunde für gewerbliche 
Lehranstalten. 

Hr. W. Haensch: SchluBbericht über die Weltausstellung Brüssel 1910. 

Hr. A. Schmidt: Die Tätigkeit des Ausschusses für wirtschaftliche Fragen. 

Hr. Techn. Rat A. Blaschke: Die wichtigsten Patente des letzten Jahres. 


Dom m ve 


Während der Sitzung werden die Damen die Sehenswürdigkeiten der Stadt unter sachkundiger 
Führung besichtigen; Treffpunkt: 10 Uhr am Rathaus. 


Mittags 1½ Uhr: 
Gemeinsames Mittagessen im Restaurant Krokodil. 


Nachmittags 3 Uhr: 
Besichtigung der Parftimeriefabrik von Wolff & Sohn. 


Abends 9 Uhr: 
Beisammensein im oberen Restaurant Monninger. 


Freitag, den 22. September. 
Vormittags 9 Uhr: 
Geschlossene Sitzung 
im Physikalischen Institut der Technischen Hochschule, Kaiserstr. 12. 
Zu dieser Sitzung haben nur Mitglieder der D. G. f. M. u. O. Zutritt. 
Tagesordnung: 
Vertrauliche Mitteilungen und Bespreehungen über wirtschaftliche Fragen. 


Vormittags 10 Uhr: 


II. Sitzung 
im Physikalischen Institut der Technischen Hochschule. 
Tagesordnung: 
1. Hr. Dr. Spuler: Uber ultraviolette Strahlen. 
2. Hr. M. Tiedemann: Methodisch geordnete Zeichenmodelle für Mechanikerklassen 
an Fach- und Fortbildungsschulen. 
Prof. Dr. P. Eitner: Ein neues Spektrophotometer. 
Vorführung einer neuen MeBmaschine, von Endmaßen und anderen Feinmeßwerk- 
zeugen seitens der Fa. H. Hommel in Mainz. 


15. een A. Leman und A. Werner, Längenänderurgen an gehärtetem Stahl. 187 


5. Geschäftliche Angelegenheiten. 
a) Antrag des Vorstandes: § 5, Abs. 4 der Satzungen dahin zu dndern, 
daß die Zweigvereine fortan sechs Mark für jedes ihrer Mitglieder 
(statt bisher 5 M) an die Gesellschaftskasse abzuführen haben. 
b) Vorlage der Abrechnung für 1910 und des Voranschlages für 1912. 
c) Wahl zweier Kassenrevisoren. 
d) Bestimmung über den 23. Mechanikertag. 


Während der Sitzung werden die Damen die Sehenswürdigkeiten der Stadt unter sachkundiger 
Führung besichtigen; Treffpunkt: 10 Uhr am Rathaus. 


Mittags 1 Uhr: 
Zwangloses Frühstück im Stadtgarten. 


Nachmittags 6 Uhr: 
Festessen in der Glashalle des Stadtgartens. 


Sonnabend, den 23. September. 
Ausflug nach Baden-Baden. 


Abfahrt: 8h 50m vormittags; die Teilnehmer können abends in Oos oder Karlsruhe Anschluß 
an sämtliche Schnellzüge erreichen. 


— 3 — 


Längenänderungen an gehärtetem Stahl. 
(Mitteilung aus der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt.) 


Von A. Leman und A. Werner. 
Werkstattstechnik 5. S. 453. 1911. 


Die Tatsache, daB Gegenstände aus gehärtetem Stahl infolge von Härte- 
spannungen noch lange Zeit nach ihrer Herstellung fortschreitenden Gestaltsänderungen 
unterliegen, macht sich besonders störend bemerkbar bei den Maßkörpern aus ge- 
härtetem Stahl, Endmaßen, Kaliber-Bolzen und -Ringen, Meßscheiben, Rachenlehren 
usw., die in der modernen Werkstattstechnik ausgebreitete Verwendung finden. Um 
sich von deren Veränderlichkeit zu befreien oder die letztere wenigstens auf ein 
möglichst geringes MaB herabzudrücken, sind in der Praxis zwei verschiedene Mittel 
gebräuchlich. Das eine besteht darin, daB die Härtung nicht über den ganzen Körper, 
sondern nur auf die der Abnutzung beim Gebrauch ausgesetzten Stellen erstreckt 
wird. Das andere Mittel verfolgt den Zweck, den langsamen Verlauf der natürlichen 
Ausgleichung jener Härtespannungen zu beschleunigen, eine künstliche Alterung der 
Körper herbeizuführen. Es wird als Temperungsverfahren bezeichnet und beruht auf 
der Erfahrung, daB eine vorübergehende Erwärmung der gehärteten Körper auf etwa 
150 bis 200° C den Härtegrad noch nicht wesentlich herabsetzt, dagegen bei genügend 
langer Dauer oder mehrfacher Wiederholung die Härtespannungen hinreichend ver- 
schwinden macht. Da es jedoch in äußerlich sehr verschiedenartigen Formen an- 
gewendet wird, unter denen sich sowohl sehr vollkommen ausgebildete als auch noch 
äußerst primitive finden, so ist es nieht verwunderlich, daß der Erfolg derselben kein 
unbedingt zuverlässiger, sondern in weiten Grenzen schwankender geblieben ist. 
Zweck der vorliegenden Untersuchung war, zunächst einmal festzustellen, wie sich die 
von verschiedenen Firmen in den Handel gebrachten Maßkörper in bezug auf ihre Ver- 
änderlichkeit im Laufe der Zeit verhalten, sodann ein leicht ausführbares Temperungs- 
verfahren auszuprobieren und womöglich dabei die Bedingungen zu ermitteln, deren 
Einhaltung unter allen Umständen zu einem ausreichenden Erfolge führt. 

Als Unterlage für die Bearbeitung der ersten Aufgabe wurden von einer 
Anzahl deutscher Werkzeugmaschinenfabriken in entgegenkommender Weise je fünf 
stählerne Endmaße von 10, 25, 50 und 100 mm Länge zur Verfügung gestellt, von 
denen die drei kürzeren gänzlich, das längste aber nur an den Enden gehärtet waren. 


Deutsche 


168 A. Leman und A. Werner, Längenänderungen an gehärtetem Stahl. Mechaniker.Ztg: 


Die Endmaße wurden unmittelbar nach Lieferung mittels der Reineckerschen Meß- 
maschine) gemessen und darauf in jedem folgenden Jahr einer Nachmessung unter- 
zogen; die Unsicherheit der Messungen betrug etwa + 0,0003 mm. Zusammenfassend 
läßt sich sagen, daß bei den Maßkörpern sämtlicher Firmen eine Veränderlichkeit der 
Längen beobachtet wurde, welche allerdings bei einigen Gruppen von Endmaßen nur 
geringfügig war, bei anderen aber den Betrag von einem bis zwei hundertstel Milli- 
meter erreichte. Im allgemeinen bestehen die Veränderungen aus Verkürzungen, nur 
bei den Körpern einer Gruppe herrschte Verlängerung vor. Sieht man von den indi- 
viduellen Verschiedenheiten ab, so entsprechen bei den ganz gehärteten Körpern die 
Änderungen ziemlich gut den Längen; bei den nur an den Enden gehärteten ist die 
Änderung, wie von vornherein zu erwarten war, im Verhältnis zu ihrer Länge er- 
heblich geringer. Ferner war zu erkennen, daß die Änderungen im Laufe der Zeit 
in gleichem Sinne fortschreiten, im Anfang aber rascher als später. Endlich konnte 
der Schluß gezogen werden, daß die Körper von 10 und 25 mm Länge bei einigen 
Gruppen nach 4 bis 5 Jahren unveränderliche Längen angenommen hatten, daß bei 
allen übrigen aber Stillstand noch lange nicht zu erwarten war. 

Diese Ergebnisse zeigten zur Genüge die Notwendigkeit einer systematischen 
Untersuchung mit dem Ziele, ein geeignetes Temperungsverfahren auszuprobieren. 
Insgesamt wurden von fünf ‘verschiedenen Firmen 35 Stück ungehärteter EndmaBe 
zylindrischer Form von 100 mm Länge und 20 mm Durchmesser mit bis auf 10 mm 
Durchmesser konisch verjüngten Enden und parallelen Endflächen bezogen. Als 
Material für diese Maßkörper waren sieben verschiedene bezw. verschieden behandelte 
Stahlsorten verwandt worden. Die MaBkérper wurden, nachdem ihre Längen in 
weichem Zustande mit der eines für die ganze Untersuchung als Normal dienenden 
Vergleichskörpers aus ungehärtetem Stahl verglichen waren, den liefernden Firmen 
mit dem Ersuchen zurückgegeben, sie in der dort üblichen Weise zu härten. In 
folgender Tab. 1 sind für die sieben Stahlsorten A bis G die Änderungen in 
tausendstel Millimeter enthalten, welche die Längen der Körper durch die Härtung 


erfahren haben. Die Vorzeichen + bezw. — bezeichnen Verlängerung bezw. Ver- 
kürzung. 
Tabelle 1. 
Endmaß | 

5 

1 | — 127 

2 

3 

35 

: | 

Durchschnitt | — 118 | — 94 | + 16 Ä + 426 | — 44 + 40 +6 


| | | | 


Die Vergleichung der Zahlen dieser Tabelle führt zu sehr interessanten 
Schlüssen. Zunächst zeigt sie, wenn man nur die Durchschnittswerte der einzelnen 
Gruppen betrachtet, daß die unmittelbare Einwirkung des Härtens sowohl in Verlänge- 
rungen als auch Verkürzungen bestehen kann. Diese Verschiedenartigkeit dürfte im 
wesentlichen nur auf die Eigenschaften der verwandten Stahlsorten bezw. deren Vor- 
behandlung zurückzuführen sein. Die Abweichungen der Einzelwerte innerhalb der 
verschiedenen Gruppen untereinander bezw. vom Durchschnittswerte legen eine Deu- 
tung nach anderer Richtung hin sehr nahe. Die beste Übereinstimmung zeigt sich in 
den Gruppen B, F und G, und nur etwas weniger gut ist sie in Gruppe A. Die 
Firmen, welche die Körper dieser Gruppen geliefert haben, besitzen sehr vollkommene 
Vorrichtungen für die Erwärmung und das Abschrecken der erwärmten Stücke. Die 
verhältnismäßig viel größeren Abweichungen in Gruppe C scheinen darauf hinzu- 
deuten, daß bei ihrer Härtung in weniger sorgfältiger und systematischer Weise ver- 
fahren wird. 


1) Vgl. diese Zeitschrift 1894. S. 164. 


15. August 1911 A. Leman und A. Werner, Längenänderungen an gehärtetem Stahl - i 169 


Der Umstand, daß bei der Härtung bald Verlängerungen, bald Verkürzungen 
auftreten, ist nicht so auffällig, als es auf den ersten Blick erscheint, sondern nimmt 
rein quantitativen Charakter an, wenn man den mechanischen Vorgang beim Härten 
näher betrachtet. Im Augenblick des Abschreckens besitzt der Stahl eine Temperatur 
von rund 800° C, bei der er bereits schmiedbar, also schon ziemlich plastisch ist. 
Die thermische Ausdehnung bei dieser Temperatur ist sicher nicht geringer als die 
bei Zimmertemperatur. Legt man diese zugrunde, so wäre die Länge des Körpers 
vor der Abschreckung um mindestens 0,8 mm, der Durchmesser um 0,16 mm größer 
als er ursprünglich war. Beim Eintauchen in die Härteflüssigkeit erstarrt sofort der 
äußerste Mantel, wird jedoch an der der Temperaturerniedrigung entsprechenden 
Zusammenziehung durch den inneren Kern, wohin die Abkühlung erst später eindringt, 
gehindert. Das Volumen des gehärteten Körpers wird deshalb nach erfolgter Abküh- 
lung sicher größer bleiben, als es ursprünglich war, und es werden im Innern des 
Körpers recht beträchtliche Zugspannungen entstehen, die eine Verkleinerung des 
Volumens herbeizuführen streben. Es wird nun ganz darauf ankommen, wie sich der 
Widerstand gegen Querkontraktion zu dem gegen Längskontraktion verhält. Ist der 
erstere, was bei tieferem Eindringen der Härtung wahrscheinlich ist, der größere, so 
wird der Querschnitt größer bleiben, als er im ungehärteten Zustande war, dafür aber 
wird die Längenzusammenziehung das Maß der durch die Erwärmung erzeugten Ver- 
längerung übersteigen können und daher eine Verkürzung entstehen, im entgegen- 
gesetzten Falle natürlich umgekehrt. Allerdings dürfte auch die festgestellte chemische 
Umwandlung des Stahlmantels infolge der Härtung einen Anteil an der beobachteten 
Volumenänderung haben, doch wird dieser bei der geringen Tiefe des Eindringens der 
Härtung wohl nur sehr klein sein. 

Die Erwärmung der in den Tabellen 2 und 3 näher bezeichneten 15 Stück 
Endmaßkörper erfolgte in einem elektrisch geheizten Palminbad, in welches die Maß- 
körper, durch eine Drahthülse gehalten, eintauchten. Durch eine Rührvorrichtung und 
einen Regulierwiderstand wurde für eine gleichmäßige Temperatur von 150° C im 
Thermostaten gesorgt. 


Tabelle 2. 


Unterschied der Länge in weichem und hartem Zustande Gesamt- | Gesamt- 
in 0,001 mm dauer ände- 
Endmag |unmittel der Sains 
ndma : x i nfo 
nach Erwärmungen von je 1!/,-stündiger Dauer Erwär- 0 
mungen | Erwär- 


Std. 


| = 176! - 377] — 178 — 175 


9 — 70 
— 138| — 140 — 141 | — 139 | — 139 9 — 114 
— 123 | — 126 | — 127 | — 129 | — 129 9 — 104 
= 48 — 49 — 49 6 — 79 
+ 490 + 490 + 490 6 11 
— 146 — 146 — 146 6 — 85 
— 84 — 86 — 89 — 90 — 91 — 93 — 93 12 — 80 
— 93 — 96 — 97 — 99 — 100 — 101 — 101 12 — 65 
— 93 — 95 — 97 — 99 — 100 — 101 101 12 — 69 


Zunächst wurden die Körper der Tabelle 2 mehrfachen Erwärmungen auf 
150° C von je 1½- stündiger Dauer unterworfen und in den Zwischenpausen nach der 
Abkühlung gemessen. Es zeigt sich, daß die Längen der Endmaße der Gruppen A 
und B nach 5- bis 6-maliger Erwärmung ihre durch die Härtespannungen verursachte 
Veränderlichkeit verloren haben, bei den MaBkérpern der Gruppe C trat dies bereits nach 
3-maligem, bei D und E sogar schon nach 2-maligem Erwärmen ein, bei den Körpern der 
Gruppen F und @ endlich wurde auch Unveränderlichkeit erreicht, aber erst nach 
6- bis 7-maliger Behandlung. Ubereinstimmend zeigt sich bei allen EndmaBen, daB 
die erste Temperung die wesentlichste Verkürzung hervorruft; die späteren Erwär- 
mungen haben nur noch geringe Einwirkung. 


Deutsche 
Mechantker-2tg. 


170 Für Werkstatt und Laboratorium. 


Es ergab sich nun die weitere Frage, ob die so gewonnene Unverinderlichkeit 
eine Folge des mehrfachen langsamen An- und Absteigens der Temperatur ist oder 
auch schon hervorgerufen werden kann durch einmalige Erwärmung auf eine Temperatur 
von 150°C von entsprechend langer Dauer, bei welcher dann allmählich ein Ausgleich 
der Spannungen infolge der größeren Beweglichkeit der Moleküle stattfindet. Ist letz- 
teres richtig, so wären die zeitraubenden Unterbrechungen unnötig und die Unver- 
änderlichkeit durch eine einzige Erwärmung von etwa 8-stiindiger Dauer, die 
im Mittel den bisher in Unterbrechungen ausgeführten Temperungen entsprechen 
würde, zu erreichen. In der Tat zeigte sich, wie aus Tabelle 3 ersichtlich, daß die 
erzielte Wirkung ausschließlich eine Wirkung der Gesamtdauer und der Temperatur ist, 
auf welche die Endmaße erwärmt wurden. 


Tabelle 3. 
Unterschied der Länge in weichem und hartem Zustand | Gesamt- 
in 0,001 mm änderung 
Endmaß unmittelbar | nach 7- bi nach j nach noch- | infolge der 
Sach: der i 8-stünd j weiterer nach einem maliger Erwir- 
` 1'/,-stind. Jahr 5-stiind. 
Hartung | Erwärmung | Erwärmung Temperung 


| 
CG. — 15 — 95 | — 96 — 95 — 95 — 81 
D, + 454 + 443 + 443 + 444 | + 444 — 11 
E, — 52 — 143 | — 143 u yas — 91 
F. — 2 77 = i — 79 | — 81 — 75 
F, — 8 — 87 — 87 — 85 | 89 — 79 
G, — 46 — 117 —118 —118 | — 119 — 72 


Durch die einmalige andauernde Erwärmung ist also, wie die darauf folgende 
kontrollierende Temperung von 1½ Stunden ergibt, Unveränderlichkeit der EndmaBe 
erzielt worden. Die Beträge, um welche sich die Maßkörper gleicher Gruppen bei 
den verschiedenen Temperungsverfahren verkürzt haben, stimmen in ihrer Größe gut 
miteinander überein. Das Endmaß der Gruppe C hat sich bei der unterbrochenen 
Temperung um 79 u, im zweiten Fall um 80 u verkürzt. Bei den Maßkörpern der 
Gruppe D sind es in beiden Fällen 11 u, bei der Gruppe E sind es 85 resp. 91 u, 
bei den Gruppen F und G endlich ähnliche übereinstimmende Beträge. Die auf 
diesen beiden Wegen erlangte Unveränderlichkeit der Endmaße ist, soweit spätere 
Nachmessungen, die sich über ein Jahr erstrecken, vorliegen, geblieben. Selbst 
Temperaturschwankungen, denen die Endmaße künstlich unterworfen wurden und die 
sich in den Grenzen zwischen — 15° und + 150° C bewegten, hatten nicht den 
geringsten nachweisbaren Einfluß. Desgleichen bewirkten zahlreiche heftige mecha- 
nische Erschütterungen, denen die Endmaße wiederholt ausgesetzt wurden, keinerlei 
Anderungen in der Länge. Erst eine Erwärmung der Endmaße auf Temperaturen 
oberhalb von 150% hatte, wie zu erwarten war, neue Längenänderungen im Gefolge. 

Als wesentliches Resultat hat die Untersuchung ergeben, daB die durch 
Härtespannungen verursachte Veränderlichkeit stählerner Maßkörper sich durch etwa 
zehnstündige Temperung im Ölbade bei etwa 150° C sicher beseitigen läßt, um so 
mehr, als die hier verwandten Versuchskörper zwecks Erzielung größerer Wirkungen 
in ihrer ganzen Länge der Härtung unterzogen worden waren. Wr. 


— . — 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Neue Vorlesungsapparate. | werden kann (s. Fig.). Der hier beschriebene 

von M. Seddig. Vs ki pneu 55 sil 

| struiert, nach allen Richtungen leic ver- 

Verh. d. Deutsch. Phys. Ges. 13. 8. 53. 1911. stellbar, und gestattet, zwei Projektionen zu 
Für viele Zwecke genügt ein Projektions- gleicher Zeit auszuführen, da das Licht der 
apparat geringerer Lichtstärke, der an jede | Lampe nach zwei Richtungen hin ausgenutzt 
Lichtleitung ohne weiteres angeschlossen | wird. Die automatische Bogenlampe ist bei 


Heft 16. 
15. August 1911. 


senkrechter Anordnung der Kohlen möglichst 
luftdicht in einem zylindrischen Gehäuse ein- 
geschlossen, so daß nur ein Außerst langsamer 
Abbrand erfolgt. Die Einstellung der Höhe 
des Lichtpunktes geschieht in praktischer 
Weise von außen durch eine den Boden des 
Gehäuses durchsetzende Schraube, auf welcher 
die Lampe ruht. An der Seite des zylindrischen 
Gehäuses ist ein kräftiger Führungsstab an- 
gebracht, auf dem die einzelnen optischen 
Elemente aufgesetzt und verschoben werden 
können. Die ganze Apparatur ist an einem 
Stiele befestigt und mit diesem in einer be- 
quemen Führungshülse an einem schweren 
Stativ anklemmbar. 


Von den übrigen Apparaten möge nur noch 
eine optische Bank für Demonstrationszwecke 
erwähnt werden, welche es den Hörern er- 
möglichen soll, alle Ablesungen an der Skala 
auch im verdunkelten Auditorium selbst vor- 
zunehmen. Zu diesem Zwecke sind die mit 
großen Ziffern bezeichneten Skalen auf einer 
Milchglasscheibe aufgezeichnet und in einen 
lichtdichten Kasten von 2 m Länge eingesetzt, 
in dessen Innern sich Glühlampen zur Er- 
leuchtung der Skalen befinden und auf dessen 
Oberseite die Führungsschienen liegen für die 
aus schweren Metallklötzen bestehenden 
Schlitten. 


Die Apparate werden von E. Leybolds 
Nachf. (Cöln, Brüderstr. 7) geliefert. Wr. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Geradsichtiges Prisma zur Projektion 
von Spektren nach J. Königsberger. 
Kolorimeter nach Autenrieth und 
Königsberger. 

Mitteilung aus den Werkstätten von F. Hellige c Co, 
Freiburg i. B. 

Für die Projektion von Spektren wurde 
ein neues geradsichtiges Prisma (s. Fig. 1) 
konstruiert (vgl. Chem.-Ztg. 1909. Heft 8), 
das gegenüber den bisher hierfür zur Ver- 
wendung gelangten Apparaten wesentliche 
Vorteile, nicht nur hinsichtlich der be- 
quemeren Handhabung bietet, sondern auch 
zu weit niedrigeren Preisen geliefert werden 
kann. Außerdem erlaubt die neue Kon- 
struktion die Anfertigung von Prismen mit 
besonders großer Öffnung, nämlich bis zu 
70X70 mm und mehr. 


Das Prisma wird durch einen säure- 
festen, bei etwa 590° gekitteten, dreiteiligen 
Flüssigkeitstrog gebildet, dessen äußere 
Teile mit einer Flüssigkeit von geringerer 
Dispersion gefüllt sind, während die mittlere 
Abteilung eine Flüssigkeit von viel größerer 
Dispersion, aber ähnlichem Brechungsindex 
enthält. Die Flüssigkeiten sind haltbar, 
brauchen nicht zurückgegossen zu werden 
und bleiben in dem sicher zugekitteten 
Prisma, das Violett bis etwa 400 uu gut 
durchläßt und eine Dispersion von C— F 
von 4° aufweist. 


Das Kolorimeter (Münch. med. Wochen- 
schr. 1911. Heft 17) (s. Fig. 2) besteht im 
wesentlichen aus einem 
mit haltbarer Ver- 
gleichsflüssigkeit ge- 
füllten Hohlkeil, der 
mittels Zahntriebs so 
lange gegenüber einem, 
die Untersuchungs- 
flüssigkeit enthaltenden 
Trog verschoben wird, 
bis die Lösung im Trog 
und im Keil gleicheFarb- 
werte zeigen. Eine den 
iefähen vorgeschaltete 
Doppelplatte DP nach 
Helmholtz bringthier- 
bei die Trennungslinie 
zwischen den beiden 


Fig. 2. 
Hälften des Gesichtsfeldes vollkommen zum 


Verschwinden, so daß selbst ein 
schnell und- leicht eine Farb 


geübte 
nee 


Cee CC 


genau bestimmen kann. Ist letztere her- 
gestellt, so wird an der Skala & der durch 
einen Zeiger angedeutete Wert abgelesen 
und auf einer beigegebenen Tabelle ohne 
weiteres der Inhalt der Lösungen an 
Farbstoff-Einheiten bestimmt. 

Ursprünglich für die Untersuchung von 
Hämoglobin im Blut konstruiert, hat das 
Kolorimeter sehr schnell ein wesentlich 
erweitertes Arbeitsgebiet erhalten, da es 
sich herausstellte, daß der Apparat auch 
für alle anderen in Betracht kommenden 
kolorimetrischen Untersuchungen der Me- 
dizin, der Chemie, der Technik usw. ganz 
wesentliche Vorteile bietet, weil er Genauig- 
keit mit bequemer Handhabung und ver- 
hältnismäßig niedrigem Preise vereint. Vor 
allem wurde das Instrument für die Be- 
stimmung von Hämoglobin, Zucker im Harn, 
Krestinin, Jod in der Schilddrüse, Eisen im 
Blut und Wasser, Ammoniak, salpetriger 
Säure, Titan, Vanadin, Chrom, Kupfer, Bier- 
wirze, Milchzucker usw. eingerichtet. Für 
alle diese Lösungsarten sind besondere 
Vergleichskeile ausgearbeitet, die sich 
schnell gegeneinander im Apparat aus- 
wechseln lassen. Die Bestimmungen können 
sehr bequem und mit größter Genauigkeit 
ausgeführt werden; Zucker im Harn z. B. 
kann man in 5 bis 10 Minuten bis auf 
0,01 °/, Genauigkeit feststellen. Von den 
mit dem Kolorimeter vorgenommenen 
wissenschaftlichen Arbeiten ist eine große 
Reihe in: verschiedenen Fachzeitschriften 
veröffentlicht worden, una weitere Ab- 
handlungen werden in Kürze erscheinen. 


Über die Darstellung von Argon. 
Von G. Claude. 
Comptes rend. 151. S. 752. 1910. 


Der Verfasser weist darauf hin, daß man 
Argon verhältnismäßig leicht aus dem durch 
Verflüssigung der Luft gewonnenen Sauerstoff 
darstellen kann. Da der Siedepunkt des Argons 
(— 186°) zwischem dem des Sauerstoffs und 
Stickstoffs liegt, so enthält ein 96-prozentiger 
Sauerstoff die ziemlich reichliche Menge von 
3 Prozent Argon. Man hat also den Vorteil, 
daß die Ausgangssubstanz bereits eine etwa 
3-mal so hohe Argonkonzentration hat als die 
Luft und daß die Abscheidung leichter ist, da 
der Sauerstuff sich ungleich leichter absorbieren 
Ast als der Stickstoff. 

Zur Abscheidung wird der verdampfende 
Bauerstoff nacheinander geleitet: durch ein 
Kupferrohr mit glühendem Kupfer zur Absorption 
des Sauerstoffs, durch ein Eisenrohr mit 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glas technisches. 


Deutsche 
Mechaniker Ztg. 


glühendem Magnesium zur Absorption des 
Stickstoffs und schließlich durch ein Quarzrohr 
mit Kupferoxyd zur Absorption des Wasserstoffs, 
der sich aus Feuchtigkeitsspuren gebildet hat. 

Der Apparat des Verf. gestattet, in der 
Minute 3 Liter Sauerstoff zu behandeln und so 
in etwa 2 Stunden 4 bis 6 Liter Argon zu ge- 


winnen. ifm. 
— — 
Slas technisches. 
Flaschen verschlüsse. 
Als Flaschenverschlüsse empfiehlt v. 


Heygendorff (Chem-Ztg 36. S. 300. 1911) 
Paratfin- und Gummistopfen mit Glaskern. 
Man kann sie sich leicht selbst herstellen, in- 
dem man alte Glasstopfen mit geschliffenem 
Konus mit einem Stück Gummischlauch oder 
mit einer nicht zu dunnen Schicht Paraffin 
überzieht. 


An Stelle von Gummistopfen werden neuer- 
dings Kautschukkappen in den Handel gebracht. 
(Chem.-Ztg. 35. S. 596. 1911). Sie haben die 
Form 4 mit und ohne Bohrung und können in 
der in B dargestellten Weise über einen 
Flaschenhals gezogen werden, wobei auch 
Rohr verbindungen hergestellt werden können. 
Der Vorteil dieser Verschlüsse liegt darin, daß 
sie fester sitzen als gewöhnliche konische 
Stopfen und innerhalb gewisser Grenzen auf 
verschieden große Hälse passen. Him. 


Die Scheideflasche als Ersatz des 
Kugelscheidetrichters. 
Von Dr. Schütte, Hamburg. 
Chem.-Ztg. 35. S. 332. 1911. 

Die Scheideflasche ( Fig.) soll den gewöhnlich 
gebrauchten Kugelscheidetrichter hauptsächlich 
dann ersetzen, wenn es sich um Extraktion von 
Flüssigkeiten handelt, die zur Emulsions- 
bildung neigen. Sie ist von rechteckigem 
Querschnitt und läuft auf der einen Seite in 


Heft 16. 
15. August 1911. 


einen Hals aus, dessen Öffnung nach oben ge- 
richtet ist, während sie auf der anderen Beite 
in ein Abflußrohr mit eingeschliffenem Hahn 
endigt. Gefüllt wird sie liegend durch den 
Hals mit der zu extrahierenden Flüssigkeit und 
dem Extraktionsmittel. Infolge der großen 
Berührungsschicht beider Flüssigkeiten geht die 


Extraktion schnell von statten, nötigenfalls 
kaon man sie durch Hin- und Herbewegen oder 
auch durch Schütteln unterstützen. Zum Ab- 
lassen dient das Abflußrohr oder auch der Hals 
mit nach unten gekehrter Öffnung. 

Den Apparat (D. R. G. M. 342 178) liefert die 
Firma Albert Dargatz, Hamburg I. 

Hym. 


Ein Apparat zum Fällen, 
Filtrieren und Trocknen in einem 
indifferenten Gase. 


Von J. B. Firth und J. C. Meyer. 
Chem. News 103. S. 223. 1911. 


Um Substanzen, die sich unter dem Einfluß 
der Luft schnell verändern, darstellen zu können, 
bedienen sich die Verfasser 
des abgebildeten Apparates. 
Die Lösung und dasFällungs- 
mittel kommen in die beiden 
Trichter A, von wo sie in das 
Reaktionsgefäß C abgelassen 
werden können. Zum Zwecke 
besserer Mischung ist der 
Rührer B vorgesehen, der 
gut gefettet durch den Kaut- 
schukstopfen geht. Das Re- 
aktionsprodukt kann durch 
den Hahn D abgelassen und 
filtriert werden. Vor Ein- 
bringen der Flüssigkeit wird 

5 der ganze Apparat evakuiert 
= und es wird durch ein seitlich 
angebrachtes Rohr R ein 
beliebiges indifferentes Gas 
hineingelassen, so daß wäh- 
rend der ganzen Operation 
des Fallens, Filtrierens, Aus- 
waschens und Trocknens 
schädliche Gase ferngehalten 
sind. 


Hfm. 
— — 


Glastechnisches. 


l 


— Gewerbliches. 


173 


Gewerbliches. 


Der neue Deutsch-Schwedische 
Handelsvertrag. 


Der neue Deutsch-Schwedische Handels- 
vertrag ist inzwischen veröffentlicht worden. 
Die unsere Industrie interessierenden Tarif- 
nummern sind: 

Nr. 653. Gegenstände für Laboratorien, nicht 
besonders genannt, wie Probegläser, Kolben, 
Pinzetten und ähnliche 1 kg 0,40 Kr.) 

Wagen zum Wiegen: 

Nr. 1207. Analysen- und Apothekerwagen, auch 


Briefwagen l kg 1 Kr 
Nr. 1189. Instrumente: 
chirurgische, medizinische, physikalische, 


außer Pyrometern und elektrischen MeBin- 
strumenten, chemische und Navigations- 
instrumente, aller Art, im allgemeinen Tarif 
nicht besonders genannt; Mikrometer, Meß- 
bänder, Meßstöcke, Rechenstäbe und andere 
im allgemeinen Tarif nicht besonders genannte 
mathematische Instrumente; ferner Teile zu 
hierher gehörenden Instrumenten 10%, v. W. 
Anmerkung. Hierunter fallen auch Wasser- 
wagen aller Art. 
optische: 

Photographieapparate, mit oder ohne Ob- 
jektiv, auch nicht besonders genannte Teile 
zu Photographieapparaten: 


Nr. 1190. im Stückreingewichte von höchstens 
3 kg 3 l kg 4 Kr 
Nr. 1192. im Stückreingenichte von mehr als 
5 kg 1 kg 1 Kr’) 


Anmerkung. Fürs sic h eingehende Objektive 
werden wie gefaßtes optisches Glas verzollt. 
Nr. 1193. Kassetten, Sucher, Verschlüsse und 
Blenden . : l kg 2 Kr 
Nr. 1194. Anderer Art als die in den Nrn. 1190 
bis 1193 des allgemeinen Tarifs genannten, 
darunter einbegritfen Ferngläser, Brillen und 
gefaßtes optisches Glas; auch Teile dazu, im 
allgemeinen Tarif nicht besonders genannt, 
aus anderen Stoffen als Gold oder 
Silber. l kg 2 Kr 
aus 1196. Barometar cin Thermometer; Wasser- 
messer mit höchstens 40 mm Durchlauf- 
öffnung. 1 kg 1 Kr. 


Zu diesen Nummern hatte die Deutsche 
Gesellschaft für Mechanik und Optik 
auf Grund der Vorschläge ihrer Zolltartf- 


1) 1 Krone = 1,12 M. 

2) In bezug auf photographische Apparate 
zwischen 3 und 5 kg ist also Schweden ver- 
traglich nicht gebunden; es verbleibt also bei 
dem allgemeinen Zollsatz von, 3 Kr für (D kJ. 


174 


kommission Ermäßigungen vorgeschlagen, 
von denen eine Position durchgegangen ist. 
Es ist nämlich gelungen, den im Entwurf 
für Barometer und Thermometer vorge- 
sehenen Zoll von 2 Kronen per kg auf 
1 Krone entsprechend dem Antrag unserer 
Gesellschaft zu ermäßigen. Möge dieser 
wenn auch geringe Anfangserfolg die 
Zolltarifkommission ermutigen, ihre Be- 
mühungen auch bei späteren Verhand- 
lungen fortzusetzen. Hierzu ist es aber 
nötig, daß die Kommission von den Mit- 
gliedern unserer Gesellschaft nachdrücklich 
unterstützt wird. 


Zollbesch werdeverfahren 
in der Schweiz. 


Der Instanzenzug für Zollbeschwerden ist 
durch Bundesratsbeschluß vom 16. Mai d. J. in 
Abänderung des § 169 der Vollziehungsver- 
ordnung zum Zollgesetz folgendermaßen ge- 
ordnet worden: Gegen Entscheidungen der 
Gebietsdirektion kann bei der Oberzolldirektion, 
gegen Entscheidungen der letzteren beim Zoll- 
departement und gegen Entscheidungen des 
Zolldepartements in letzter Instanz beim Bundes- 
rate Beschwerde erhoben werden. Die Ent- 
scheiduugen des Bundesrats sind endgültig 
(Art. 36 des Zollgesetzes). 

Berufungen gegen Entscheidungen unterer 
Stellen sind den Berufungsinstanzen innerhalb 
einer Frist von zwanzig Tagen von der Mit- 
teilung der anzufechtenden Verfügung an ein- 
zureichen, widrigenfalls diese Rechtskraft er- 
langen. Der Beschluß ist am 1. Juni d. J. 
in Kraft getreten. 


e — 


Bücherschau. 


Der Indikator und seine Hilfsein- 
richtungen. 80. 188 S. mit 219 Textfiguren. 
Berlin, Julius Springer 1911. Geb. 6 M. 

Das Werk befaßt sich hauptsächlich mit 
dem Crosby - Indikator und bildet daher eine 
wertvolle Ergänzung der Indikator - Literatur, 
da die beiden vorhandenen deutschen Schriften 

von Schäffer & Budenberg und von H. R. 

Rosenkranz besonders diejenigen Instrumente 

behandeln, die ursprünglich den Thompson- 

Indikator zum Vorbild hatten. 

Sehr anerkennenswert ist die Beschreibung 
der Prüfung der Indikatoren unter Zugrunde- 
legung der Prüfungsbestimmungen, die im 
Jahre 1906 im Einvernehmen mit der Physi- 
kalisch-Technischen Reichsanstalt vom 


A. Staus, 


Gewerbliches. — Bücherschau. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Verein deutscher Ingenieure aufgestellt 
worden sind. 

Der auf S. 99 angegebene Apparat zur Aus- 
messung der Eichdiagramme, aus denen der 
Federmaßstab ermittelt wird, iat sehr praktisch 
und verdient sicherlich den Vorzug vor den 
üblichen Maßstäben aus Holz. 

Am Schluß des Werkes werden die fehler- 
haften Erscheinungen im Indikatordiagramm 
und zahlreiche Beispiele von typischen und 
fehlerhaften Maschinendiagrammen besprochen. 

H. Wiebe. 


M. H. Blancke, Rationelle mechanische Metall- 
bearbeitung. KI.-8°. VI. u. 69 S. mit 34 Abb. 
Berlin, Julius Springer 1911. Geb. 2,40 M. 

Das kleine Werk soll dem Vorwort gemäß 
bezwecken, „dergedeihlichen Weiterentwicklung 
unserer Industrie die Wege zu ebnen und den 

Gedanken der rationellen mechanischen Metall- 

bearbeitung in breitere Schichten zu tragen“. 

Wenn in einem Betrieb unzeitgemäß gearbeitet 

wird, dürfte das, was der Verfasser auf dem 

engen Raum von 69 Seiten darlegt, kaum ge- 
nügen, eine Wandlung herbeizuführen. Der 

Verfasser bezeichnet seine Mitteilungen auch 

nur als Anregungen. Sie sind sachlich ein- 

wandfrei, aber in stilistische Formen gekleidet, 
die das Lesen manchmal erschweren. Eine 
große Zahl von Fremdwörtern hätte entbehrt 

werden können. G. 


Annalen für soziale Politik und Gesetz- 
gebung. Herausgegeben von Dr. Heinrich 
Braun (Bin. - Zehlendorf). 80. Berlin, Ju- 
lius Springer. I. Band 1. Heft 136 S. 

Erscheint in Heften, von denen sechs 

einen Band bilden. Preis eines Bandes 18 M, 

eines einzelnen Heftes 3,50 M. 


W. Biscan, Der Wechselstrom und die Wechsel- 
strommaschinen. Zum Selbststudium für In- 
stallateure, Monteure, Mechaniker, Maschinen- 
schlosser usw. leicht faBlich dargestellt. 
2. Aufl. 6° 121 S. mit Abb. Leipzig, O. 
Leiner 1910. 1,80 M. 


F. A. Schulze, Die großen Physiker und ihre 
Leistungen. (Aus Natur und Geisteswelt. 
Bd. 324.) 8% 108 S. mit 5 Bildnissen. 
Leipzig, B. G. Teubner 1911. 1 M, in 
Leinw. 1,25 M. 

Das Büchlein enthält Biographien von 
Galilei, Newton, Huygens, Faraday und 
Helmholtz; der Titel hätte also wohl richtiger 
heißen müssen: Große Physiker usw. 


A. Slaby, Entdeckungsfahrten in den elek- 
trischen Ocean. Gemeinverständl. Vorträge. 
4. Aufl. Wohlfeile Ausg. Lex.- 8. XI, 434 8. 
mit Abb. Berlin, L. Simion Nachf. 1911, 
In Leinw. 6,50 M. 


Heft 16. 
15 August 1911. Bücherschau. — Patentschau. 1275 


V. Kowarzik, Leitfaden für den Unterricht in | H. Keller, Werdegang der modernen Physik. 


der Elektrotechnik an gewerblichen Lehr- (Aus Natur u. Geisteswelt. Bd. 343.) 80. 
anstalten elektrotechnischer und mechanisch- 118 S. mit 13 Fig. Leipzig, B. G. Teubner 
technischer Richtung, sowie zum Selbst- 1911. 1 M, in Lein w. 1.25 M. 


studium fir Maschinentechniker, Meister und 

Monteure. Gr.-8°. VI, 185 8. mit 156 Abb. | E. Hegg, Stereoskopenbilder für Schielende. 
Wien, F. Deuticke 1910. Geb. in Leinw. 4. Aufl. Karton mit rd. 90 Bildern u. 1 Er- 
3,00 M. läuterung. Bern, A. Francke 1911. 3 M. 


Patentscha u. 


— — 


Fernmelder für Druckschwankungen, bestehend aus 
einem U-förmigen Quecksilbermanometer mit einstellbaren Kon- 
takten für einen Signalstromkreis, dadurch gekennzeichnet, 
daß das Quecksilbermanometer e derart mit einer Wasserstands- 
röhre b verbunden ist, daß nach deren Skala eine bequeme und 
genaue Einstellung der Kontakte i i! erfolgen kann. H. Pipers- 
berg jr. in Lüttringhausen, Rhld. 15. 9. 1909. Nr. 225666. Kl. 74. 


Sphärisch und chromatisch korrigiertes Fernobjektiv, 
von dessen sphärisch für sich nicht korrigierten Gliedern jedes 
achromatisiert ist und das negative eine konkave vordere und 


hb .— 


eine konvexe oder plane hintere Fläche hat, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß in dem negativen Glied eine Sammellinse von 
konvexer Hinterfläche mit zwei äußeren Zerstreuungslinsen verkittet ist. C. Zeiß in Jena. 
1. 9. 1908. Nr. 227112. Kl. 42. | 


Nebenschluß - Kippvorrichtung für Quecksilber- 
lampen, bei der der Nebenstrom durch den Hauptstrom 
elektromagnetisch ausgeschaltet wird, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß außer der elektromagnetischen Ausschaltung 
durch den Hauptstrom auch noch eine mechanische Aus- 
schaltung des Nebenstromes bei Vollendung der Kipp- 
bewegung und eine Wiedereinschaltung nach dem Zurück- 
kippen stattfindet, zum Zwecke, bei Fehlzündungen eine 
Wiederholung der Kippbewegung zu erzielen. W. C. 
Heraeus in Hanau a. M. 25. 1. 1910. Nr. 226 955. Kl. 21. 


Farbenprüfer mit zwei am Okularende zusammen- 
laufenden Sehrohren, dadurch gekennzeichnet, daß vor 
einem Sehrohr oder vor beiden B! B? je ein Ansatzrohr F 
bezw. F! und F? in Form eines gebogenen Knies ange- 
ordnet ist, welche Ansatzrohre in der Mündung der Visier- 
rohre um deren Achse drehbar gelagert sind und an der 
Knickstelle mit einem Reflektor versehen sind. J. W. 
Lovibond in Salisbury, Engl. 24. 4. 1910. Nr. 227 213. 
Kl. 42. 


Deutsche 
Mechantiker-Ztg. 


176 


Patentschau. 


Röntgenröhre mit einem für die Röntgenstrahlen 
gut durchlässigen Fenster, dadurch gekennzeichnet, daß 
sich dieses Fenster in einer Einbuchtung der Röhre gegen— 
über der Antikathode befindet und so einem Röntgen— 
strahlenbündel von großem Offnungswinkel 
den Austritt aus der Röhre gestattet, zu 
dem Zwecke, das Fenster klein und infolge- 
dessen auch dünn und besonders gut durch— 
lassig für die Röntgenstrahlen zu gestalten, 
wobei das Fenster gleichzeitig als Anode 
dienen kann. R. Campe in Berlin und 
E. Regener in Wilmersdorf. 25. 12. 1909. 
Nr. 227 272. . Kl. 21. 


Tiefenmesser nach Pat. Nr. 190 285, 
dessen Zuströmungskammer gegen die Meß- 
kammer durch ein Ventil abgeschlossen ist, 
dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil mit 
einer nach außen geführten Spindel o. dgl. 
versehen ist, welche ein öffnen des Ventils 
zwecks Entleerung des Apparats nach er— 
folgter Messung ermöglicht. P. Henze in 
Weddewarden bei Bremerhaven. 14. 2. 1909. 
Nr. 226 888; Zus. z. Pat. Nr. 190 285. Kl. 42. 


Anordnung zum Ermitteln und Messen oszil- 
lierender Ströme, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen 
zwei Polen in der Leitung des betreffenden oszillierenden 
Stromes zwei Gruppen von Kapazitäten derart angeordnet 
werden, daß die eine Gruppe mit einer gemeinsamen 
Beleuchtung für alle ihre Kapazitäten an den einen Pol B 
die andere Gruppe mit einer gemeinsamen Belegung für 
alle ihre Kapazitäten an den andern Pol C angeschlossen ist, 
während die freien gegenüberstehenden Belegungen durch 
Bolometerstreifen miteinander in der Weise verbunden sind, 
daß eine freie Belegung der einen Kapazitätengruppe mit 
einer freien Belegung der anderen Kapazitätengruppe ver- 
bunden ist, so daß also die aufeinanderfolgenden Streifen 
parallel zum Durchgang des zu messenden oszillierenden 
Stromes geschaltet sind, aber hintereinander geschaltet 

+ auf eine elektrische Meßbrücke ein- 
22. wirken können. R. C. Galletti in 
M i V Rom. 6.3.1910. Nr. 225 994. Kl. 21. 


1. Elektrischer Dampfapparat, dadurch gekennzeichnet, daß 
das die Kathode bildende Metall in einem besonderen Raum unter Er- 
zeugung eines Überdruckes verdampft wird, der den im Strahlraum herr- 
schenden Druck übersteigt. 


2. Elektrischer Dampfapparat nach Anspr. 1, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß der die Kathode e umgebende Hohlkörper a mit einer 
Düse d versehen ist, durch die der an der Kathode gebildete Dampf in 
einem unter Druck stehenden Strahle zur Anode geführt wird. E. Podszus 
in Rixdorf. 8. 10. 1908. Nr. 227270. KL 21. 


— — 


Fur die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1801. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 17. 1. September. 1911. 


— 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Zum 22. Deutschen Mechanikertage 
in Karlsruhe 
am 21., 22. und 23. September 1911. 


Als bekannt wurde, daß in diesem Jahre der Mechanikertag an demselben 
Orte wie die Naturforscher- Versammlung und unmittelbar vor dieser stattfinden solle, 
wurde aus den Kreisen unserer Mitglieder mehrfach die Befürchtung geäußert, es 
könnte dieses räumliche und zeitliche Zusammenfallen für den Mechanikertag eher 
schädlich als nützlieh sein: nieht daß die Mitglieder der D. G. f. M. u. O. minder 
zahlreich erscheinen würden; aber man besorgte — und man berief sich dabei auf 
vereinzelte frühere Erfahrungen —, die gastgebende Stadt könnte gegenüber jener großen 
und berühmten Versammlung für unsere verhältnismäßig Kleine Veranstaltung nur ge- 


ringes Interesse übrig behalten. 


Erfreulicher Weise haben sich diese Befürchtungen in Karlsruhe als grundlos 
erwiesen, denn der Mechanikertax hat bei den staatlichen und städtischen Behörden 
das größte Entgegenkommen gefunden. Das Badische Kultusministerium hat 
seine Teilnahme in sichere Aussicht gestellt und ebenso der Herr Oberbürger- 
meister von Karlsruhe: der Stadtrat hat für die Sitzung des ersten Tages den 
Rathaussaal und für die Festlichkeiten des zweiten Tages die Räume des Stadtgartens 
zur Verfügung gestellt. Auch andere staatliche Behörden des Grobherzogtums Baden, 
haben bereits das Erscheinen von 
Vertretern angemeldet, so u. a. die Verwaltung der Staatsbahnen und die der öffent- 
lichen Wasserbauten; dab auch von militärischer Seite dem Mechanikertag Interesse 
und Verständnis entgegengebracht wird, beweist, daß der Stadtkommandant von Karls- 
ruhe auf Einladung des Ortsausschusses dem Ehrenausschusse beigetreten ist. Es 


die mit der Feinmechanik in Beziehung stehen 


7 


sei auch erwähnt, daß der Fremdenverkehrsverein von Karlsruhe, der doch 
gewiß durch die Vorarbeiten zur Naturforscher - Versammlung stark in Anspruch ge- 
nommen ist, sich doeh gleichfalls auch an den Vorarbeiten zum Mechanikertag be- 
teiligt, nieht nur indem er die Wohnungsvermittlung übernommen hat, sondern auch 


indem er für die Führung der Damen durch die Stadt sorgt. 


Nicht minder lebhaft ist die Beteiligung seitens der wissenschaftlichen Kreise 
von Karlsruhe. Alle Institute der Technischen Hochschule, soweit sie dureh ihr Arbeits- 
gebiet der Feinmechanik nahestehen, sind in dem Ehrenausschusse des Mechaniker- 
tages dureh ihre Direktoren vertreten! das physikalische Institut, das chemische, in 
dessen Räumen die Sitzungen des zweiten Tages stattfinden!), das geodätische, das meteoro- 
logische, das chemisch-teehnische und die chemisch-technische Prüfungs- und Versuchs- 
anstalt, deren Leiter, Hr. Prof. Dr. Eitner einen Vortrag halten wird. Auch seitens 
anderer wissenschaftlicher Kreise von Karlsruhe erfreut sieh der Mechanikertag dankens- 
werter Förderung durch Vorträge, so von Hrn. Dr. Hausrath und Hrn. Dr. Spuler. 


1) Nicht, wie anfänglich beabsichtigt und noch im vorigen Hefte veröffentlicht, im 


physikalischen Institut. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


178 J. Ehlers, Die Iaternationale Hygieneausstellung in Dresden. 


Auch in bezug auf innere Angelegenheiten der D. G. f. M. u. O. und auf ge- 
werbliche Fragen wird der diesjährige Mechanikertag wichtige Beratungen zu pflegen 
haben, wie die im vorigen Hefte S. 166 u. 167 veröffentlichte und den Mitgliedern 
inzwischen noch besonders zugestellte Tagesordnung des näheren zeigt. 

Wie auf allen Mechanikertagen ist auch in Karlsruhe für die Unterhaltung 
der Teilnehmer gut vorgesorgt, insbesondere sei auf den Ausflug nach Baden-Baden 
aufmerksam gemacht, der „Perle des Schwarzwalds*, dem Weltbade, das ja gerade im 
Herbst seine Reize aufs schönste entfaltet. 

Ganz besonderer Beachtung sei die Postkarte empfohlen, die der letztgenannten 
Einladung beilag behufs vorheriger Anmeldung der Teilnehmer. Wurde es nämlich 
sehon in früheren Jahren oftmals vom OrtsausschuB sehr schwer empfunden, daß die 
Teilnehmer das Lösen der Teilnehmerkarte bis zu ihrer Ankunft am Orte der Ver- 
sammlung verschoben — wodurch u. a. die Vorbereitungen sich ganz erheblich er- 
schwerten, weil sie, da man keinen Anhalt für die voraussichtliche Zahl der Teilnehmer 
hatte, zum guten Teil noch während des Mechanikertages selbst getroffen oder ver- 
vollständigt werden mußten —, so ist es in diesem Jahre doppelt erwünscht, daß die 
Anmeldungen vorher erfolgen, weil die gesamte Arbeitslast der Vorbereitungen der 
Hauptsache nach in der Hand eines einzigen Herrn liegt. Es sei daher nochmals um so— 
fortige und hoffentlich recht zahlreiche Einsendung der Anmeldungen gebeten. 


— 


Die Internationale Hygieneausstellung in Dresden. 
(Mai bis Mitte Oktober 1911) 
Von J. Ehlers in Jena. 


Die Hygiene ausstellung in Dresden hat in weiten Kreisen großen Beifall gefunden- 
Wie mancher wird sie aufgesucht haben, um dagewesen zu sein, und mußte dann wahr. 
nehmen, daß der angesetzte halbe oder ganze Tag keineswegs ausreichte, um auch nur 
einen Uberblick zu bekommen! Angenehm war die Enttäuschung dann für den, welcher 
seinen Aufenthalt länger ausdehnen konnte. | 

Das Terrain, auf welchem sieh die Ausstellung befindet, ist ein sehr großes. 
Es wird durch die Lennestraße in zwei getrennte Gebiete geteilt, welche durch zwei 
über der Lennestraße erbaute Brücken miteinander verbunden sind. In einer großen 
Anzahl zum Teil räumlich weit getrennter Hallen bezw. Gebäude sind die Ausstellungs- 
objekte untergebracht. Es bringt dies mit sich, daß das Studium der Ausstellung nicht 
leieht ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. 

Die Ausstellung umfaßt folgende große Abteilungen, welehe ihrerseits wieder 
in verschiedene Gruppen zerfallen: die wissenschaftliche Abteilung, die historische Ab- 
teilung, die populäre Abteilung, die Industrieabteilung, die ausländischen Abteilungen 
und die Vergnügungseinriehtungen. 

In den Mittelpunkt der Ausstellung ist die populäre Abteilung, genannt „Der 
Mensch“, gerückt. Ihr Inhalt ist der Mensch im gesunden und kranken Zustande, in 
seiner Kleidung, Ernährung, Wohnung und Körperpflege. In gemeinverständlicher 
Weise sollen hier dem Beschauer die Funktionen der einzelnen Organe des Körpers 
klargelegt und die Wirkung aller für den Menschen in Betracht kommenden Umstände 
auf sein Leben dargestellt werden. Eine große Anzahl gut konstruierter und sinnreich 
erdachter Demonstrationsapparate wird uns hier vor Augen geführt. Nicht alles ist neu, 
ein Teil der Objekte ist gelegentlich bereits anderweitig ausgestellt worden, denn 
das, was hier geboten wird, Konnte unmöglich in kurzer Zeit geschaffen werden; es 
bedurfte jahrelanger Arbeit, daß alles fertig wurde. Die Fülle des Materials ist so 
groB, daß auch eine mehrstündige Besichtigung nicht ausreicht, um alles genügend 
kennen zu lernen. Die Firmen Carl Zeiß, Jena, E. Leitz, Wetzlar, und R. Winkel, 
Göttingen, haben die Abteilung durch Herleihen einer sehr großen Zahl von Mikro- 
skopen und Projektionsapparaten wesentlich unterstützt. 

Von allgemeinem Interesse ist sodann die historische Abteilung, die Einleitung 
in die Hygiene. Beim Aufbau dieser Abteilung war das Bestreben maßgebend, die ge- 
samte Kulturentwieklung der Menschheit, soweit sie auf die hygienischen Zustände und 
Anschauungen ein Lieht wirft, darzustellen. Die Nahrung, Wohnung, Kleidung, Körper- 
pflege und Bestattung werden uns mehr oder minder ausführlichiinsverschiedenen Zeit- 


1. 1 J. Ehlers, Die Internationale Hygieneausstellung in Dresden. 179 


epochen vorgeführt. Das Studium des hier in 47 Räumen aufgespeicherten Materials 
zeigt, daß die bewußt hygienischen Bestrebungen zum Teil doch viel weiter zurück- 
reichen, als man denkt. Wer weiß beispielsweise, daß man bereits vor 3000 Jahren 
wurzellose Zähne in einem Gebiß durch Brücken zu befestigen verstand! 

Zu der historischen Abteilung gehört eine auf 10 Räume verteilte ethnogra- 
phische Unterabteilung. Beide zusammen nehmen den linken Flügel des Steinpalastes, 
eines ständigen Ausstellungsgebäudes, ein. Im anderen Flügel ist die wissenschaftliche 
Abteilung untergebracht. 

Ihr Zweck ist, einen systematischen Überblick über die Erfolge der modernen 
Hygiene zu geben. Das einschlägige Material wird daher in einer großen Anzahl 
Gruppen zusammenhängend zur Darstellung gebracht. Auf den Menschen übertragbare 
Tierseuchen, Krebs, Mikrobiologie und Parasitologie, Infektionskrankheiten des Menschen, 
Schutzimpfung, Seuchenbekämpfung, Desinfektion, Tropenkrankheiten, Zahnerkrankungen 
und Geschlechtskrankheiten sind zusammenfassende Bezeichnungen verschiedener Gruppen 
dieser Abteilung. Durch Abbildungen und Präparate werden die Ursachen, das Wesen 
und der Verlauf der Krankheiten erläutert. Ebenso werden die Heilmittel, die Unter- 
suchungsverfahren und die dabei verwendeten Instrumente vorgeführt. Die Gruppe 
Statistik zeigt im Anschluß hieran den Nutzen der Hygiene im öffentlichen Leben 
durch zahlenmäßige Nachweise und Tabellen. 

Durch die sich anschließende Gruppe, die deutsche Arbeiterversicherung, 
welche die Leistungen der Arbeiterversicherung in bezug auf die Hygiene und die 
Volkswohlfahrt durch Tabellen, Bilder von Sicherheitsvorrichtungen, Modelle von 
Heilanstalten u. dergl. veranschaulicht, gelangt man dann in die Räume der Jugend- 
fürsorge, Schulhygiene und Säuglingsfürsorge. — 

Die Ausstellung ist eine internationale. Waren die Veranstalter der bisher ge- 
nannten Teilausstellungen deutsche Behörden, Institute, Gesellschaften oder Privat- 
personen, so kommen auch die ausländischen Regierungen zu Worte. Brasilien, China, 
Japan, England, Frankr®ich, Österreich, Rußland, die Schweiz, Spanien, Ungarn, Italien 
und Amsterdam haben in eigenen Pavillons Sonderausstellungen veranstaltet. Diese 
Pavillons reihen sich zu beiden Seiten der Herkulesallee aneinander an oder liegen in 
unmittelbarer Nähe dieser Allee. Die Ausstellungen sind im Umfang sehr verschieden. 
Sie sollen im allgemeinen ein Bild der hygienischen Zustände bezw. Bestrebungen auf 
den verschiedensten Gebieten in den einzelnen Staaten, sowie einen Überblick über 
den Stand der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Hygiene geben. Her- 
vorragende Veranstaltungen werden in Bildern oder Modellen vorgeführt. 

Wenden wir uns jetzt der Jndustrieabteilung zu! Sie ist sehr zerstückelt. 
Ein Blick auf den Plan läßt etwa vier räumlich getrennte Gruppen unterscheiden: 
1) die beim Steinpalast liegenden Hallen für Balneologie, Chemie, wissenschaftliche 
Instrumente, Kosmetik und Literatur; 2) die Hallen für Verkehr, Krankenfürsorge und 
Rettungswesen, Armee-, Marine- und Kolonialhygiene, welche durch den botanischen 
Garten vom mittleren Teile der Ausstellung getrennt werden; 3) die Hallen für Kraft- 
maschinen, Beruf und Arbeit, Technik und Maschinen, Ansiedlung und Wohnung; 4) die 
Hallen für Kleidung und Körperpflege, Spiel und Sport, Nahrungs- und Genußmittel. 
Die beiden letztgenannten Gruppen liegen auf dem Platze jenseits der Lennestraße. 

Es ist charakteristisch, daß die einzelnen Hallen einen wissenschaftlichen oder 
populären, erläuternden Teil gleichsam als Kern enthalten, um den sich dann die ein- 
zelnen industriellen Aussteller mit ihren einschlägigen Artikeln gruppieren. Der wissen- 
schaftliche oder erläuternde Teil gibt durch Literatur, Tabellen, Modelle, Instrumente, 
Präparate usw. Aufschluß über die wissenschaftlichen Fragen des Gebietes, ihre Be- 
arbeitung, Statistik und ähnliches bezw. Erläuterungen über die auf den betreffenden 
Gebieten im allgemeinen vorhandenen Einrichtungen. 

Es ist natürlich unmöglich, hier alles im einzelnen durchzugehen. Wir müssen 
uns begnügen, einen Überblick zu geben und einzelnes hervorzuheben. 

In der ersten Gruppe umfaßt der wissenschaftliche Teil die Meteorologie, Hy- 
giene der Luft und des Lichtes, Rauchschäden und Balneologie. Neben Publikationen 
und graphischen Darstellungen finden wir die einschlägigen Instrumente, wie Baro- 
meter, Hygrometer usw. von Fueß, Lambrechtsche Wettertelegraphen, registrierende 
Wasserstandsmesser und Pegel u. a., meist wohlverwahrt in Schränken, vor uns. Von 
Hartmann & Braun in Frankfurt a. M. sind elektrische Fernthermometer in Betrieb, 
welche die Temperatur der Luft vor der Halle in größerer Höhe bezw. des Erdbodens 


Deutsche 


180 J. Ehlers, Die Internationale Hygieneausstellung in Dresden. Mechaniker-Ztg. 


—— 
— 


angeben. Die, Balneologie zeigt Profile der Mineralquellen, Gesteinsproben, ein La- 
boratorium für chemische und physikalische Analysen der Mineralwässer, sowie das 
Radium in Gewinnung und Verwendung. Um diese Darstellungen gruppieren sich in 
der Hauptsache Ausstellungen der einzelnen Badeverwaltungen, soweit sie vertreten 
sind; auch ausländische Bäder machen für sich Propaganda. 

Die anschlieBende Halle 11 ist es, welche vom beruflichen Standpunkte aus 
das meiste Interesse wachruft. Neben chemischen Präparaten, Chemikalien und kos- 
metischen Erzeugnissen aller Art enthält sie die Gruppe der wissenschaftlichen 
Apparate. Wir finden hier die Erzeugnisse der Feinmechanik und Elektrotechnik, die 
optisch-mechanischen Instrumente, die elektro-medizinischen Apparate, chirurgische 
Apparate, zahnärztliche Präparate und Apparate, die medico-mechanischen Apparate, 
Röntgeneinrichtungen, photographische Apparate, bakteriologische und chemische Appa- 
rate und Gerätschaften. Der Ausstellungskatalog nennt 96 Firmen als Aussteller che- 
mischer Präparate und 122 Firmen in der Gruppe der wissenschaftlichen Instrumente. Der 
größte Teil der Aussteller begnügt sich damit, eine mehr oder minder vollständige 
Sammlung ihrer Erzeugnisse in Glasschränken zur Schau zu stellen. Der ausgehängte 
Briefkasten oder das Wunschbuch vermitteln allein den Verkehr zwischen Aussteller und 
Besucher. Eine Anzahl Firmen läßt es sich aber nicht nehmen, durch Vertreter Auskunft 
zu erteilen, die Apparate zu demonstrieren oder im Gebrauche vorzuführen. Einige von 
ihnen seien im folgenden aufgeführt. Reiniger, Gebbert & Schall, Berlin-Erlangen, 
zeigt die neuesten Einrichtungen für Röntgenuntersuchungen, mediko - mechanische 
Apparate in großer Zahl, Heißluftduschen, Kystoskope und ähnliches. Die Firma 
H. Ernemann in Dresden stellt neben photographischen Handkameras besonders 
kinematographische Aufnahme- und Projektionsapparate aus. E. Leitz in Wetzlar 
bringt Prismenfernrohre, mikrophotographische Apparate, Mikroskope und Zubehör; 
der Zeichenapparat nach Edinger und ein Zeigerokular nach Edinger mit doppeltem 
Einblick für Mikroskope werden im Gebrauche vorgeführt. Die Firmen Siemens 
& Halske, Berlin-Nonnendamm, und Carl ZeiB, Jena, bieten ihren Besuchern eigene 
gedruckte Führer durch ihre umfangreichen Sonderausstellungen, in welchen die Aus- 
stellungsgegenstände, mit Nummern versehen, aufgeführt und kurz erläutert werden. 
Wir sehen bei Siemens & Halske u. a. die neuesten Röntgeneinrichtungen mit allem 
Zubehör, elektro-medizinische Apparate jeder Art, Temperaturfernanzeiger, einen 
Oszillographen zur Festlegung des zeitlichen Verlaufs von elektrischen Strömen, ferner 
eine Zusammenstellung von Instrumenten und Geräten, welche sich bis jetzt nutz- 
bringend aus Tantal herstellen lassen. Die Firma ZeiB gibt in ihrer Ausstellung einen 
ziemlich vollständigen Überblick ihrer Erzeugnisse, von Spezialinstrumenten abgesehen. 
Die Mikroskope werden in verschiedener Anwendung gezeigt; wir sehen lebende Bak- 
terien in Dunkelfeldbeleuchtung, die Ultramikroskopie der Kolloide, die Anwendung 
der Refraktometrie in der Nahrungsmitteluntersuchung, Gasrefraktometer zur Gasanalyse. 
Ein eigener Dunkelraum gestattet die Vorführung der verschiedenen Projektions- 
apparate. Der Liebhaber älterer Erzeugnisse der Präzisionsmechanik findet eine 
umfangreiche Sammlung alter Mikroskope der verschiedenen Zeitepochen. 

Es ist natürlich, daß die wissenschaftlichen Teile anderer Gruppen noch eine 
große Zahl von wissenschaftlichen Instrumenten in sich bergen. So finden wir 
z. B. in der Halle für Nahrungs- und Genußmittel die Probleme der Ernährungslehre, 
die Milehversorgung und die Nahrungsmittelkontrolle veranschaulicht. Hier hat u. a. 
das Kais. Gesundheitsamt ein Laboratorium zusammenstellen lassen, welches die 
Instrumente für die physikalische, chemische, biologische und bakteriologische Unter- 
suchung der Milch enthält; auch ein Laboratorium für Nahrungsmittelkontrolle ist vor- 
handen, und im Anschluß daran findet die Vorführung physikalisch-chemischer Apparate 
der Nahrungsmittelchemie statt. Dagegen sind bei den industriellen Ausstellern dieser 
Halle wohl nur Instrumente, Maschinen und Apparate zu sehen, welche der Herstellung 
von Nahrungs- und Genußmitteln dienen, ferner Glas- und Porzellanwaren, sowie Nah- 
rungs- und Genußmittel selbst. Nebenbei sei bemerkt, daß in dieser Halle die beste 
(ielegenheit zur Stärkung vorhanden ist. Fast Stand bei Stand werden Kostproben 
gratis oder für geringes Entgelt angeboten. 

Mannigfaltiger ist der Inhalt der benachbarten Halle, welche Kleidung und 
Körperflege, Sorge für Kinder und jugendliche Personen, Spiel und Sport umfaßt. Die 
wissenschaftlichen Darstellungen betreffen Kleidung, Badewesen, Alkoholismus und 
Rassenhygiene. Über 250 industrielle Aussteller zählt hier der Katalog auf. Erwähnens- 
wert sind noch die in dieser Halle befindlichen Sonderausstellungen der Sportverbände 


Heft 17. 
1. September 1911. Fur Werkstatt und Laboratorium. 181 


und der Deutschen Turnerschaft, desgleichen die vom Rat zu Dresden ausgestellte 
Sammlung einfacher physikalischer Schulapparate zur Demonstration der Prinzipien, 
welche den Schülern auf Schritt und Tritt im täglichen Leben entgegentreten. 

GroB ist die Einwirkung der Hygiene auf die Fragen der Ansiedlung und 
Wohnung. Der wissenschaftliche Teil dieser Gruppe zerfällt in die Unterabteilungen: 
Städtebau, Beleuchtung, Städtereinigung, Haus und Wohnung, Lüftung und Heizung, 
Wasserversorgung, Boden und Wasser, Bestattungswesen. Neben reichem statistischen 
Material, Modellen und Materialproben finden wir die Darstellung von Untersuchungs- 
verfahren und die dazu benötigten Apparate, besonders in den Untergruppen Beleuch- 
tung bezw. Boden und Wasser. Mehr als 300 industrielle Aussteller umrahmen das 
Ganze mit ihren zum Teil sehr geschmackvollen und sehenswerten Ausstellungen. Die 
Gruppe Bestattungswesen wird durch die Sonderausstellung des Verbandes der 
Feuerbestattungsvereine deutscher Sprache ergänzt; sie liegt freilich weit 
getrennt davon am äußersten Ende des Ausstellungsgebietes, links vom botanischen Garten. 

Darstellungen über die Hygiene der chemischen Industrie, die Berufshygiene, 
Arbeiterschutz und Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen bilden den Mittelpunkt einer weiteren 
Halle, um welchen sich die Aussteller der Maschinenbranche und verwandter Zweige 
gruppieren. 

Es bleiben uns für unseren Überblick noch die Hallen links vom botanischen 
Garten. Hier wird zunächst die Hygiene im Land- und Schiffsverkehr durch Modelle 
von Fahrzeugen, Sicherheitsanlagen, Desinfektionseinrichtungen usw. erläutert. Die in- 
dustriellen Aussteller stellen ihrerseits komplette Fahrzeuge und Zubehör dazu aus; 
aber auch Schutzvorrichtungen für das Telephon, das weniger umfangreiche Verkehrs- 
mittel, und andere Gegenstände, welche dem Verkehr nicht unmittelbar dienen, 
sind vertreten. 

Wie Ansiedlung und Wohnung müssen auch Krankenfürsorge und Rettungs- 
wesen, Fürsorge für Geisteskranke und Gefangenenfürsorge von den Lehren der Hygiene 
stark beeinflußt werden. Erläuternde Darstellungen der auf diesen Gebieten herr- 
schenden Vorschriften und Anschauungen, sowie ihrer Einrichtungen dürfen daher im 
Rahmen dieser Ausstellung nicht fehlen. Das gleiche gilt für die Fragen der Armee-, 
Marine- und Kolonialhygiene. Zumal die Verhältnisse auf den Schiffen erfordern inter- 
essante Einrichtungen, damit die Forderungen der Hygiene erfüllt werden können. Die 
ausgestellten Modelle, Zeichnungen und Abbildungen sind daher von großem Interesse. 
Die im einzelnen auf diesen Gebieten benötigten Gegenstände werden von einer Reihe 
industrieller Aussteller zur Sehau gestellt. 

Es muß noch erwähnt werden, daß Fürsorge getroffen worden ist, daB in den 
wissenschaftlichen Abteilungen der einzelnen Gruppen wöchentlich ein ev. auch mehrere 
Male zu bestimmten Zeiten Führungen durch Sachverständige stattfinden. Ebenso ge- 
schieht dies in der populären und der allgemeinen wissenschaftlichen Abteilung. In 
den täglich erscheinenden Ausstellungsprogrammen sind diese Führungen zusammen- 
gestellt. Besucher werden gut tun, sieh hierüber gleich zu informieren. 

Vollständig ist der Überblick hiermit noch nicht. Das Mustergehöft mit Mileh- 
wirtschaft, Arbeiterwohnhäuser, der besondere Sportplatz oder der zum Aussichtsturm 
ausgebaute und mit Zeißschem Aussichtsfernrohr versehene Schornstein z. B. ver- 
mehren noch das auf dem Ausstellungsgelände Sehenswerte, ganz zu schweigen von 
den Restaurants und Vergnügungseinrichtungen. Wer hierfür schwärmt, auch wenn 
sie die Forderungen der Hygiene gar wenig berücksichtigen, wird auch auf der Inter- 
nationalen Hygieneausstellung auf seine Rechnung kommen. 


— — 
Für Werkstatt und Laboratorium. 


Eine neue Nernstlampe für Mikro. | aplanatischen Kondensors ein die Blenden- 
projektlon und Mikrophotographle. öffnung vollkommen bedeckendes Bild, und der 
Von A. Köhler. Kondensor erzeugt von der Austrittspupille des 


Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. 27. S. 477. 1911. Kollektors in der Objektebene ein Bild, 
Das Prinzip des Apparates ist folgendes. | welches dem objektiven Sehfelde mindestens 


Ein aplanatischer Kollektor entwirft von einem | gleich ist. 
Nernststabchen auf der Blende eines ebenfalls Der mit einer Irisblende 1 (s. Fig.) ver 


182 

sehene Kollektor wird mittels einer Klemm- 
schraube 2 in einem Schiebrohr festgehalten; 
dieses befindet sich auf einem durch die 
Mikrometerschraube 3 verstellbaren Schlitten 
Der Leuchtstab liegt in einem dosenförmigen 
Gehäuse, dessen Rückwand die Nebenfigur 
zeigt und dessen nahezu quadratische Vorder- 
wand 6 dem Kollektor gegenüber mit einer 
kleinen Öffnung versehen und durch eine 
sog. Parallelogrammbewegung 7 mit der den 
Schlitten tragenden Säule verbunden ist. Zur 
Zentrierung des Leuchtstabes gegen die Achse 
des Kollektors dient die Schraube 4. Der 
Schirm 8 schützt den Kollektor gegen die 
Strahlung der Lichtquelle und des Gehäuses 
Das Ganze wird mittels eines Reiters 9 auf 
einer optischen Bank verschiebbar aufgestellt. 


Als Kollektor wählt Verf. ein zweigliedriges 
System, das in seiner Zusammensetzung den 
beiden untersten Linsen des aplanatischen 
Kondensors n. a. 1,4 entspricht, den die Zeiß- 
sche Werkstätte seit einiger Zeit besonders für 
Mikroprojektion liefert. Die numerische 
Apertur dieses Kollektorsystems ist 0,6, seine 
Brennweite etwa 27 mm; das Bild des 1,2 mm 
dicken Leuchtstabes ist etwa 30 mal vergrößert. 
Diese Werte sind auf Grund mathematischer 
Ableitungen, welche ausführlich mitgeteilt 
werden, berechnet. 

Kuvetten mit Lichtfiltern stellt man zwischen 
dem Mikroskop und der Lampe auf der optischen 
Bank auf, Glasfilter kann man auch in den 
Diaphragmenträger des Abbeschen Beleuch- 
tungsapparates einlegen. 

Ganz schwache, zur Projektion von Über- 
sichtsbildern bestimmte Systeme, wie die Pro- 
jektionssysteme und Planare, benutzt man in 


Fir Werkstatt und Laboratorium. 


Deutsche 
— Mechaniker-Ztg. 


Verbindung mit den sog. Brillenglaskonden- 
soren. 
Die Nernstlampe ist für eine Netzspannung 


‚von mindestens 110 Volt bestimmt und brennt 


mit etwa 1 Ampere. Sie hat vor Bogenlampen 
von entsprechend geringem Stromverbrauch 
den Vorteil, daß Ort und Lichtstärke nahezu 
unveränderlich sind. Diese Eigenschaft macht 
sie besonders fürmikrophotographische Arbeiten 
wertvoll, wo Bogenlampen nur dann bequem 
anwendbar sind, wenn sie ein gutes, ent- 
sprechend kostspieliges, automatisches Regel- 
werk besitzen. E. Lb. 


Mefsinstrumente in Spezial- 
Ausführung für drahtlose Telegraphie 
von Hartmann & Braun. 


Nach einem Prospekt. 


Zur technischen Messung hochfrequenter 
Ströme, wie sie in der drahtlosen Telegraphie 
benutzt werden, sind die Hitzdrahtinstrumente 
besonders geeignet. Ihre Angaben sind von 
Frequenz und Kurvenform unabhängig, und 
man kann sie mit Gleichstrom eichen, wenn 
man zwei Fehlerque'len vermeidet, die zwar 
bei niederen Frequenzen ohne Einfluß sind, 
bei Hunderttausenden von Perioden aber zu 
völlig falschen Angaben füh en. Erstens 
nämlich dürfen die Instrumente keinen Neben- 
schlußwi.erstand besitzen, weil ein Nebensch'uß- 
widerstand stets einen anderen Selbstinduk- 
tionsk effizienten hat als der Hitzdraht, so daß 
der Hochfrequenzstrom sich in ganz anderer 
Weise verzweigt als der Gleichstrom. 

Deshalb baut die Firma Hartmann 
& Braun sogenannte „ungeshuntete“ (!!) Hitz- 
drahtamperemeter, bei denen der ganze Strom 
durch den Hitzdraht fließt, und zwar in vier 
verschiedenen Größen, für 10, 20, 40 und 100 
Ampere Je nach der Verschiedenheit der 
Wellenlänge oder der Frequenz der zu messen- 
den Ströme können bei diesen Instrumenten 
bei kleineren Strömen Fehler bis zu 10°/, und 
bei den höheren Strömen noch wesentlich 
größere Fehler auftreten. 

Diese Fehler werden durch die zweite 
Fehlerquelle der Hochfrequenzmessungen, durch 
die sogenannte Hautwirkung („Skineffekt“) ver- 
ursacht. Sie besteht darin, daß die einen 
Draht durchfließenden Hochfrequenzstiöme 
durch die Selbstinduktion des Drahtes um so 
mehr an die Oberfläche (die Haut) des Drahtes 
gedrängt werden, je höher ihre Frequenz ist. 
Infolgedessen wächst der Widerstand und 
damit die Erwärmung des Drahtes, und die 
Angaben des Instruments sind zu hoch. 

Man vermeidet den Fehler, indem man die 


| Oberfläche möglichst vergrößert also, | nicht 


Heft 17. 
1. September 1911. esd be: 


einen dicken, sondern viel dünne, parallel ge- 
schaltete Drähte verwendet, die zur Vermeidung 
anderer Störungen noch möglichst symmetrisch 
angeordnet sein müssen. Ä 

In ähnlicher Ausführung stellt die Firma 
Hartmann & Braun auch noch Hitzdraht- 
wattmeter für Hochfrequenzströme her. Bei 
der kleinsten Type dieser Wattmeter wiegt das 
gesamte bewegliche System nur 0,1 g. 

Endlich werden zur Messung der Frequenzen 
der in der drahtlosen Telegraphie benutzten 
Erregermaschinen, die z. B. bei dem System 
der tönenden Löschfunken, Wechselstrom von 
etwa 1000 Perioden erzeugen, Frequenzmesser 
für hohe Schwingungszahlen bis zu 1500 Pe- 
rioden hergestellt. @. S. 


Vanadium-Legierungen. 
Von G. Norris. 
Journ. Franklin Inst. 171. S. 561. 1911. 


Der Verf. gibt einen Überblick über die 
Vanadiumgewinnung und die wichtigsten 
Legierungen dieses seltenen Metalles, welches 
seit 1801 bekannt ist, aber erst i. J. 1890 in 
die Metallurgie eingeführt worden ist, obwohl 
bereits 27 Jahre früher festgestellt wurde, daß 
es in Legierungen mit Eisen Ahnlich dem 
Nickel wirkt. Als Rohmaterial für die Gewinnung 
des Vanadiums dienten seit 1882 zum großen 
Teil basische Stahlschlacken von Creusot; seit 
1905 ist Ausgangsprodukt ein Vanadiumsulfit 
(Patronit) von Cerro de Pasco in den Anden. 
Den Techniker interessieren am meisten die 
Ausführungen des Verf. über Vanadium ent- 
haltende Schnelldrehstahle und Maschinenstähle 
für Automobilbau usw., deren Eigenschaften 
an Hand der Festigkeitsziffern besprochen 
werden. Auch auf Kupferlegierungen wirkt 
ein Vanadiumzusatz sehr günstig, ebenso auf 
Aluminium. @. 


Die Aufbewahrung von Silbersplegeln. 
Von W. Coblentz. 

Bull Bur. of Standards 7. S. 221. 1911. 

Coblentz hat Silberspiegel in einem Ex- 
sikkator aufbewahrt, in welchem Gefäße mit 
Phosphurpentoxyd und Kaliumhydroxyd aufge- 
stellt waren. Sie sollen bei dieser Art der 
Aufbewahrung jahrelang ihr ursprüngliches 
Reflexionsvermögen behalten. G. 


— 2 — 


Fir Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


. 


Glas technisches. 


Einfache Laboratorlumselnrichtung 
zur Erzeugung eines kontinulerlichen 
Stromes ozonisierter Luft. 


Von L. v. Liebermann. 
Chem.-Ztg. 35. S. 734. 1911. 


Die zu ozonisierende Luft wird durch ein 
U-förmiges (Péligot-) Rohr geleitet. Das Rohr 
taucht in ein weiteres mit Schwefelsäure ge- 
fülltes Glasgefäß (Batterieglas) und trägt in 
seinem einen Schenkel ein starkwandiges 
Probierröhrchen, das ebenfalle mit Schwefel- 
säure gefüllt ist. In die äußere und innere 
Saure führt je ein Platindraht, an dessen 
unterem Ende ein Stückchen Platinblech ange- 
schweißt ist. Die Enden der Platindrähte 
werden mit dem Induktorium verbunden. Die 
hindurchgeleitete Luft muß, um die Entstehung 
von Oxyden des Stickstoffs zu vermeiden, ge- 
trocknet sein; die zum Verschluß dienenden 
Korkstopfen werden zum Schutz gegen das 
Ozon paraffiniert. Hffm. 


Zerschneiden von Röhren durch Atzen. 
Von J. Milbauer. 
Chem.-Ztg 35. S. 669. 1911. 


Um Porzellan- oder Quarzrohre durchzu- 
sprengen, empfiehlt der Verf., sie zuvor mit 
Fluorwasserstoffsäure nach folgendem Verfahren 
anzuätzen. Das Rohr wird, nachdem die 
Trennungsstelle durch zwei Ringe von Eisenlack 
gekennzeichnet ist, horizontal gelagert. Dann 
wird eine mit Wasser befeuchtete Schnur in 
einfacher Schlinge um das Rohr gelegt und 
ihr eines Ende über den Rand einer hölıer 
stehenden Schale gelegt, während das andere 
in eine tiefer stehende Schale hängt. Die 


erstere wird mit der Ätzflüssigkeit gefüllt, die 
langsam durch die Schnur in die untere abge- 
leitet wird. Die ‚Schalen bestehen aus Platin, 
Blei oder paraffiniertem Glas. Als Atzflüssig- 
keit eignet sich besonders ein Gemisch von 
3 Teilen Fluorwasserstoff- zu 1 Teil Chlorwasser- 


TOR. 


_ stoffsäure. Ist die Atzung tief genug, so kann 
das Rohr gefahrlos durchgebrochen werden. 
Hfm. 


Ablesevorrichtungen für Biiretten. 

Zur bequemen Ablesung der Flüssigkeits- 
höhe in einer Bürette und vor allem, um paral- 
laktische Fehler zu vermeiden, sind zahlreiche 
Vorrichtungen angegeben worden. Die Haupt- 
typen sind: 1) besondere Ablesevorrichtungen, die 
von außen an das Bitrettenrohr gebracht werden 
(Spiegel, Visierblenden usw.) 2) Schwimmer 
mit Einstellmarken. 3) Hinterlegungen des 
Bürettenrohres mit weißen und farbigen Streifen 
(Schnellbach). G. Goetze (Zeitschr. f. anal. 
Chem. 50. S. 373. 1911) empfiehlt, ein etwas 
weiteres Rohr, das eine Ringmarke trägt, über 
das Bürettenrohr zu schieben und die Marke auf 
den unteren Teil des Flüssigkeitsmeniskus ein- 
zustellen. Milbauer (Chem.-Ztg. 35. S. 419. 
1911) benutzt einen Karton, auf dem ein senk- 
rechter schwarzer Strich gezeichnet ist, der in 
seiner Wirkung der Hinterlegung Schnell- 
bachs gleichkommt. Sacher (Chem -Ztg. 35. 
S. 622. 1911) weist mit Recht darauf hin, daß 
ein Spiegel, der von hinten an”die Bürette an- 
gelegt wird und einen eingeritzten Strich als 
Marke trägt, mindestens so brauchbar ist wie 
manche kompliziertere Vorrichtung. Ref. möchte 
hinzufügen, daß man den Spiegel, statt ihn 
mit einer Strichmarke zu versehen, auch recht 
zweckmäßig mit einem Streifen Papier von 
nahezu der Breite des Bürettenrohres bek!ebt, 
der auf seiner oberen Hälfte weiß und auf 
seiner unteren schwarz ist, mit möglichst 
scharfer Grenzlinie beider Felder Jgegen- 
einander. Die Parallaxe wird durch das 
Spiegelbild der Augenpupille vermieden, und 
die Einstellung, deren Genauigkeit kaum hinter 
der auf eine Strichmarke zurücksteht, ist"nicht 
so anstrengend für das Auge. Hffm. 


Gebühren für Untersuchungen sowie 
fir Beglaubigungen von Wärme., 
Dichtigkeits, Alkoholmessern usw. 
in Portugal. 

Der portugiesische Finanzminister hat unterm 
17. März 1911 bestimmt, daß für die in dem 
Laboratorium des obersten Gerichtshofs für 
zolltechnische Streitfragen für amtliche Zwecke 
vorgenommenen Untersuchungen in denjenigen 
Fallen, in welchen sie nicht von Amts wegen 
gemacht sind, folgende Gebühren zu zahlen 
sind: 

Fur eine Untersuchung hin- 
sichtlich der Beschaffenheit 


(analyse qualitativa) . 1200 Reis'), 


1) 1000 Reis etwa = 4,50 M. 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


Deutsche 
____Meebaniker-Zig. 


Für eine Untersuchung hin- 
sichtlich der Menge (analyse 
quantitativa) 2400 Reis. 
Die Gebühren für Untersuchungen, die von 
Privatpersonen nachgesucht sind, werden nach 
den Bestimmungen des $ 2 des Artikele 183 
der Verordnung Nr. 2 vom 27. September 1894 


.auf dem Gesuch und entsprechend der Art der 


Untersuchungen festgesetzt. 

Der Preis für die Beglaubigung der Ge- 
nauigkeit von Wärmemessern, Dichtigkeits- 
messern und ähnlichen Instrumenten beträgt 
200 Reis, und der Preis für die Beglaubigung 
von Ebulliometern und ähnlichen Instrumenten 
500 Reis, wenn derartige Beglaubigungen von 
Privatpersonen nachgesucht werden. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 
80. Nr. 474 762. Ärztliche Spritze/mit doppelten 
Griffringen. G. Haertel, Breslau. 19 4.11. 
42. Nr. 474 137. Saccharometer mit Temperatur- 
korrektionstabelle in der Senkwage. Verein 
der Spiritus- Fabrikanten in Deutsch- 


land, Berlin. 17. 6. 11. 

Nr. 474 138. Salzprober mit Gefrierpunkt- 
tabelle in der Senkwage. Derselbe. 
17. 6. 11. 


Nr. 474518. Quecksilber- Destillierapparat. 
Vor. Fabriken f. Laboratoriums be darf, 
Berlin. 12. 6. 11. 

Nr. 474 574. Badethermometer mit verschieden 
breiter Skala. O. Zimper, König, Oden- 
wald. 29. 6. 11. 

Nr. 474 652 u. 474 653. Schwefel-Bestimmungs- 
apparate. W. Wennmann, Duisburg-Beeck. 
3. 7. 11. 

64. Nr 473 309. Trichter. 
linburg. 21. 6. 11. 


O. Berger, Qued- 


— 1 — 


Gewerbliches. 


Prelsausschrelben für eine elektrische 
Grubenlampe. 
Bayer. Ind. u. Gew.-Bl. 47. S. 290. 1911. 


Der englischen Regierung hat ein_Zechen- 
besitzer zu einem internationalen Wettbewerb 
für elektrische Grubenlampen die Summe von 
1000 Pfd. St. (= 20500 M) zur Verfügung gestellt. 

Die zum Wettbewerb eingereichten Lampen 
müssen folgenden Anforderungen entsprechen: 

1. Die Lampe soll von kräftiger mechanischer 
Konstruktion sein, so daß sie grobe Behandlung 
vertragen kann. 


Heft 17. 
1. September 1911. 


2. Die Lampe soll von einfacher Kon- 
struktion und leicht in Ordnung zu halten und 
auszubessern sein. 

3. Die Lampe soll so konstruiert sein, daß 
die Entzündung brennbarer Gase sowohl inner- 
halb als auch außerhalb der Lampe un- 
möglich ist. 

4. Die Lampenbatterie soll so beschaffen 
sein, daß etwa darin enthaltene Flüssigkeit 
nicht verschüttet werden kann, wenn die 
Lampe in Benützung ist. Etwa von der Batterie 
erzeugte Gase sind durch geeignete Mittel un- 
schädlich zu machen. 

5. Die Teile der Lampe dürfen keine 
Korrosion durch den in der Batterie gebrauchten 
Elektrolyten usw. erfahren. 

6. Die Lampe soll einen solchen Verschluß 
haben, daB sie nicht offen sein kann, ohne daß 
man es merkt. 

7. Die Lampe soll fähig sein, eine Licht- 
menge von nicht weniger als zwei Kerzen- 
stärken während eines Zeitraumes von nicht 
weniger als zehn Stunden andauernd zu liefern. 

8. Das Licht soll außerhalb der Lampe gut 
verteilt werden. Ein beweglicher Reflektor 
zur Sammlung oder zur Deckung des Lichtes 
soll vorgesehen werden. 

Außer diesen Anforderungen ist Aufmerk- 
samkeit zu schenken: dem Einkaufspreis der 
Lampe, den Unterhaltungskosten, der Bequem- 
lichkeit der Handhabung und dem Gewicht der 
Lampe, wenn sie geladen und für den Gebrauch 
fertig ist. 

Die Preisrichter können entweder der 
besten Lampe den ganzen Preis zuerkennen, 
oder den Preis teilen, oder aber gar keinen 
Preis vergeben, wenn keine. Lampe wertvoll 
genug erscheint. 

Die konkurrierenden Lampen müssen mit 
einer Ersatzglocke bis zum 31. Dezember 1911 
bei C. Rhodes, Esq. Home Office Testing 
Station, Rotherham, eingehen. 


Gesetz über den Patentausführungs- 
zwang. 


Der Entwurf, der nebst Begründung in 
dieser Zeitschrift 1911. S. 38 mitgeteilt 
wurde, ist inzwischen vom Reichstag und 
Bundesrat durchberaten und dabei in 
einigen, nicht unwesentlichen Punkten ge- 
ändert worden. 

Das Gesetz, das nunmehr seit dem 
1. Juli d. J. in Kraft ist, hat folgenden 
Wortlaut: 


Art. 1: An die Stelle des $ 11 des 
Patentgesetzes vom 7. April 1891 treten 
folgende Vorschriften: 


Gewerbliches. 


185 
Verweigert der Patentinhaber einem 
andern die Erlaubnis zur Benützung der 
Erfindung auch bei Angebot einer ange- 
messenen Vergütung und Sicherheits- 
leistung, so kann, wenn die Erteilung der 
Erlaubnis im öffentlichen Interesse geboten 
ist, dem andern die Berechtigung zur Be- 
nützung der Erfindung zugesprochen 
werden (Zwangslizenz). Die Berechtigung 
kann eingeschränkt erteilt und von Be- 
dingungen abhängig gemacht werden. 


Das Patent kann, soweit nicht Staats- 
verträge entgegenstehen, zurückgenommen 
werden, wenn die Erfindung ausschließlich 
oder hauptsächlich außerhalb des Deutschen 
Reiches oder der Schutzgebiete ausgeführt 
wird. Die Übertragung des Patentes auf 
einen andern ist insofern wirkungslos, als 
sie nur den Zweck hat, der Zurücknahme 
zu entgehen. 


Vor Ablauf von drei Jahren seit der 
Bekanntmachung der Erteilung des Patentes 
kann eine Entscheidung nach Art. 1, Abs. 2 
gegen den Patentinhaber nicht getroffen 
werden. 


Art. II: Auf das Verfahren und die 
Entscheidung über die Erteilung der 
Zwangslizenz finden die Vorschriften des 
Patentgesetzes über die Zurücknahme des 
Patents Anwendung. 


Art. HI: Die Vorschriften im $ 30 
Absatz 3 des Patentgesetzes werden auf- 
gehoben. 

Artikel IV: Dieses 
1. Juli 1911 in Kraft. 


Gesetz tritt am 


Der Entwurf (s. a. a. O.) hatte auch 
die Zurücknahme des Patentes für den 
Fall vorgesehen, daß die Erlaubnis zur 
Benützung gegen angemessene Ent- 
schädigung vom Inhaber verweigert wurde. 
Das Gesetz aber läßt in diesem Falle nur 
die Zwangslizenz zu und die Zurücknahme 
nur dann, wenn das Patent im wesent- 
lichen im Auslande ausgebeutet wird, der 
Inhaber also die deutsche Industrie direkt 
schädigt. Minder wichtig ist es, daß der 
Entwurf das Angebot einer Vergütung oder 
Sicherheitsleistung verlangte, das Gesetz 
aber Vergütung und Sicherheitsleistung 
vorschreibt. 

Das Gesetz hat ferner die vorherige 
Androhung bei Zurücknahme eines Patentes 
($ 30 Abs. 3 des Patentgesetzes) beseitigt. 


186 


Zolitarif-Entscheidungen. 


Ver. Staaten von Nord-Amerika. 

Rohre zu Lotapparaten aus blauem Glas, die 
an der Innenseite mit einem Silbersalz tiber- 
zogen sind und von denen ein Ende mit einer 
durch Siegellack befestigten Kupferkapsel ver- 
schlossen ist, von denen jedes Rohr 2 Fuf 
lang und / Zoll im Durchmesser hat, sind zu 
je 10 in einem Zinnbehälter verpackt. Nach 
einer Entscheidung der General- Appraiser sind 
die Rohre einschließlich des Zinnbehälters als 
Waren aus blauem Glas usw. nach $ 98 des 
Tarifs mit 60% v. W. zu verzollen; der Bin- 
spruch des Verzollers, daß die Zinnbehälter 
den wertvolleren Teil der Ware darstellten und 
demnach die Rohre zusammen mit den Zinn- 
behaltern als Metallwaren nach $ 199 des Tarifs 
zollpflichtig seien, ist zurückgewiesen worden, 
da die Behälter die übliche Umschließung 
bilden, die, wenn sie Wertzöllen unterliegende 
Waren enthalten, nach dem Zollsatze des 
Inhalts zollpflichtig sind. 

Glasspritzen, unvollendet, nur aus Spritzen- 
rohren und Kolben bestehend, die aus ge- 
blasenen Glasröhren verfertigt sind, werden 
nach § 98 des Tarifs als Gegenstände, die ganz 
oder dem Hauptwert nach aus geblasenem 
Glase bestehen, mit 60°/, v. W. verzollt (und 
nicht als Gegenstände aus Glas, nicht besonders 
vorgesehen, nach § 109). 

Zapfenlager für Präzisionsinstrumente (außer 
Uhren) aus Saphiren oder anderen Edelsteinen 
hergestellt, sind laut Entscheidung der General- 
Appraiser nach $ 480 des Tarifs als nicht be- 
sonders aufgeführte bearbeitete Gegenstände 
mit 20°, v. W. zu verzollen (nicht aber mit 
10% v. W. nach $ 192 als bei der Herstellung 
von Uhren verwendete Edelsteine oder nach 
§ 449 als geschliffene, ungefaßte Edelsteine, 
zur Verwendung bei der Herstellung von 
Juwelierwaren geeignet, usw.) 


Columbien. 

Elektrische Apparate zu medizinischen 
Zwecken, überwiegend aus vernickeltem Eisen, 
nach der 14. Klasse 0,80 Peso 

(nebst Zuschlägen von 70 und 2%). 

1 Pso=4 M. 


Neu-Seeland. 
Ballistische Pendel . frei 
Vakuumrohren frei 
Jamaika. 


Photographische Apparate und Gerätschaften, 
welche für die Erzeugung von Photographien 
notwendig sind, ausgenommen jedoch Karton 
zum Aufziehen der Bilder und anderer Schmuck 
sowie photographische Chemikalien, wenn sie 
als solche eingeführt werden . frei. 


Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg 


Gerätschaften und Apparate für chemische 
Laboratorien 8 frei. 
Finland. 

Butyromter (Tarif - Nr. 221, Abs. 2) 282,40 
fin. Mark fiir 100 kg. 

Elektrische Maschinen und Apparate. Nach 
einer Verordnung des Senats für Finland sind 
elektrotechnische Maschinen und Apparate im 
Gewichte von mehr als 2000 kg, die haupt- 
sächlich aus Eisen bestehen, nach Tarif-Nr. 231 
Ziffer 1 mit 14,70 fin. Mark für 100 kg. da- 
gegen elektrotechnische Maschinen und Appa- 
rate von geringerem Gewichte nach Tarif-Nr. 
231 Ziffer 2 mit 47,10 fin. Mark für 100 kg zu 
verzollen. (Bisher war die Stückgewichts- 
grenze auf 100 kg festgesetzt.) 

(1 fin. Mark etwa = 0,80 M.) 


Anknüpfung von Geschäftsver- 
bindungen mit Spanien. 
Nachr. f. Hand. u. Ind. 
Grundsätzlich sollte nach Spanien kein 
Geschäft abgeschlossen werden, ohne eingehende 
Erkundigungen über die finanzielle Lage des 


Abnehmers. Besonders aus den kleineren 
Plätzen des Landes wird von zuständigen 
Stellen über übermäßige Kreditgewährung 


seitens Deutscher geklagt, die zu aussichtalosen 
Reklamationen und zu Verlusten führt, welche 
bei Benutzung der spanischen Niederlassungen 
vertrauenswürdiger deutscher Auskunfteien 
wohl hätten vermieden werden können. 


Almanach für Handel und Industrie 
von Bulgarien. 

Der von Dr. K. D. Spissareveky im Jahre 
1909 zum ersten Male herausgegebene „Alma- 
nach für Handel und Industrie des Königreichs 
Bulgarien“ ist vor kurzem in zweiter, neu be- 
arbeiteter Auflage zum Preise von 20 Fr. er- 
schienen. Der Almanach enthält wie früher 
einen Abdruck der wichtigsten, für Handel und 
Verkehr in Betracht kommenden Gesetze und 
Verordnungen, statistische Angaben sowie ein 
Verzeichnis der hauptsächlichsten Industrie- 
und Handelshäuser Bulgariens. 

Der Almanach liegt während der nächsten 
Zeit im Bureau der „Nachrichten für Handel 
und Industrie“, Berlin W 8, Wilhelmstr. 74 III, 
im Zimmer 154 zur Einsichtnahme aus und kann 
inländischen Interessenten auf Antrag für kurze 
Zeit übersandt werden. Die Anträge sind an 
das genannte Bureau zu richten. 


— — 


Heft 17 
1 September 1911 


7 1 


Kleinere Mitteilungen. — Patentschau. 

. ` rat Prof. Dr. Miethe, der Direktor des 

Kleinere Mitteilungen. photochemischen Laboratoriums der Tech- 
zn nischen Hochschule in Charlottenburg, und 


Deutsche Preisrichter für die Medizinalrat Dr. Ehrenberg in Ahr- 
Weltausstellung Turin weiler. Die Arbeiten der Preisrichter 


K he sollen am 3. September beginnen. 
Zu Juroren für Feinmechanik und p = 


Chirurgiemechanik sind von seiten Deutsch- i ER 

lands ernannt die Herren: Prof. Dr. F. 

Göpel, Werktattvorsteher der Phys.-Techn. Bei der Firma Carl Zeiß wurde die astro- 
Reiehsanstalt, Prof. A. Böttcher, Direktor | nomische Abteilung von einem Brande heim- 
der Gh. Präzisionstechnischen Anstalten in | gesucht; leider ist dabei eine Anzahl wertvoller 
IImenau, R. Drosten in Brüssel, Geheim- | Instrumente vernichtet worden. 


Patent schau. 


Verfahren zur widerstandsfähigen Vereinigung von Teilen aus Glas, Metallzu. dgl., 
dadurch gekennzeichnet, daß eine durch Zusammenschmelzen von Metaphosphorsäure und 
Metalloxyd gewonnene, bei gewöhnlicher Temperatur feste Masse durch Erhitzen plastisch 
gemacht und hierauf als Kittbindemittel oder zur Bildung von Verschlußteilen benutzt wird. 
Siemens & Halske in Berlin. 23. 7. 1909. Nr. 226004. Kl. 22. | 


Quecksilberstrahlluftpumpe, dadurch gekennzeichnet, daß 
der Injektor i mit einer Zentrifuge p verbunden ist, welche das aus 
dem Injektor ¢ austretende Quecksilber von den mitgerissenen Ver- 
unreinigungen trennt, bevor es dem Injektor wieder zugeführt 
wird. W. Burstyn in Berlin. 25. 4. 1909. Nr. 226 163. Kl. 42. 


Verfahren zur elektrischen Fernübertragung von Bildern, 
dadurch gekennzeichnet, daß das zu übertragende Bild derart her- 
gestellt wird, daß dessen helle Partien aus einer dickeren und die 
dunklen Partien aus einer dünneren Schicht einer magnetisierbaren 
Substanz bestehen oder umgekehrt, oder daß die hellen Partien aus 
einer para- und die dunklen aus einer diamagnetischen Substanz 
bestehen, und daß ein solches Bild zur Hervorrufung oder Beein- 
flussung von Induktionsströmen verwendet wird, die in der Emp- 
fangsstation in bekannter Weise zur Wiederherstellung eines dem Original ähnlichen Bildes 
verwendet werden. A. Neugschwender in Lohr a. M. 19. 11. 1209. Nr. 226 798. Kl. 21. 


1. Prismenkreuz, dadurch gekennzeichnet, daß ein Prisma zur Beobachtung eines 
rechts liegenden, ein zweites Prisma zur gleichzeitigen Beobachtung eines links liegenden Visier- 
stabes und ein Spiegel oder Prisma zur Beobachtung einer Marke | 
des Bodenpfahles in einem Instrument angeordnet sind. 


2. Instrument nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß 
eine unter 45° geschnittene Glasplatte 15, 16 mit versilberter, in der 
Mitte durchbrochener Schnittfläche 17 zur Beobachtung der Marke 
des Bodespfahles benutzt wird. M. Gasser in Darmstadt. 11. 1. 
1910. Nr. 226817. Kl. 42. 


Verfahren zur Herstellung von Quarzglasgegenstanden durch Zusammenschmelzen 
des körnigen Gutes und Behandeln der Außenfläche des so gebildeten Rohstückes mit dem 
Knallgasgebläse bis zum Verschwinden der eingeschlossenen Gasblasen, dadurch gekennzeichnet, 
daß man einen Formkern aus einem für elektrische Heizwiderstände geeigneten Stoffe 
(z. B. Siliziumkarbid mit Graphit) io feinkörnigen Quarz einbettet und durch Einschalten in 
einen Stromkreis so erhitzt, daß das am Kern anlagernde Schmelzgut zusammenschmilzt, darauf 
von dem erschmolzenen Körper das überschüssige, nicht angeschmolzene Schmelzgut entfernt 
und den um den Kern liegenden Körper unter Einwirkung des elektrischen Stromes vom Kern 
aus und unter Anwendung einer Knallgasflamme von außen bis zum Verschwinden der 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Patentschau. — Vereins nachrichten. 


erhitzt. 


— 2 — 


J. Bredel 


eingeschlossenen Gasblasen weiter in Höchst a. M. 1. 12. 1908. 


Nr. 226 809. Kl. 32. 


Kapillare für Anzeigevorrichtungen, deren Wirkung auf der Ver- 
schiebung eines Quecksilberfadens o. dgl. beruht, dadurch gekennzeichnet, daß 
der Kapillarkanal durch zwei mit ihren eben abgeschliffenen Flächen aneinander- 
gesetzte Glasplatten 65 mit an der anstoßenden Fläche eingeschliffener Rinne r 
gebildet wird. F. Bartel in Bern. 27. 11. 1909. Nr. 226 818. Kl. 42. 


Elektrischer Widerstand aus einem Metallpulver, insbesondere Silber, 
und einem natürlichen oder künstlichen Silikat, gekennzeichnet durch den Zusatz 
einer Sauerstoffverbindung des Mangans und von Aluminium, wobei je nach der 
Menge der angewandten Mangansauerstoffverbindung ein Widerstandskörper mit 
positivem oder negativem Temperaturkoeffizienten erzielt wird. H. Körper in 
Linz, Österr. 21. 11. 1908. Nr. 226 700. Kl. 21. 


Verfahren zur Herstellung magnetisierbarer Materialien von gleichzeitiger geringer 
elektrischer Leitfähigkeit für elektrische und magnetische Apparate, dadurch gekennzeichnet, 
daß aus Verbindungen, welche aus Oxydgemischen von der allgemeinen Formel x Fe, O, T Me 0 
durch die üblichen Methoden (Erhitzen pulverförmiger Gemische, gemeinsames Ausfällen aus 
wäßriger Lösung, gemeinsame Oxydation der Metalle oder ihrer Sulfidverbindungen) gewonnen 
sind, massive Stücke durch Pressen unter Druck, wobei dies vor oder nach der Herbeiführung 
der Verbindung geschehen kann, oder durch Gießen in Formen hergestellt werden. 8. Hilpert, 
in Grunewald-Berlin. 7. 1. 1909. Nr. 226347. Kl. 21. 


Verfahren zur Vermehrung des stereoskopischen Effektes, dadurch gekennzeichnet, 
daß drei oder mehr stereoskopische Aufnahmen derart kombiniert werden, daß jedes Bild in 
Verbindung mit mindestens zwei verschiedenen anderen Bildern paarweise stereoskopisch 
betrachtet wird. P. H. Eijkman in Scheveningen, Holland. 27. 3. 1909. Nr. 226260. KI. 42. 


Vereinsnachrichten. 


Vertrauliche Mitteilung 
über Exportverhältnisse u. dergl. 
(Vgl. diese Zeitschr. 1911. S. 152.) 


Vormünder in so großer Zahl ein, daß es 
mir vorläufig ganz unmöglich ist, allen 
Anfragen gerecht zu werden. 


Eine Warnung vor einer englischen 
Firma ist der Geschäftsstelle (Charlotten- 
burg 4, Fritschestr. 39) zugegangen; unsere 
Mitglieder erfahren streng vertraulich 
näheres auf Anfrage. 


der Abteilung Berlin. 

Die Abteilung Berlin legt Wert darauf, 
daß im Interesse der Ausbildung unseres 
Nachwuchses der Lehrlingsnachweis dureh- 
aus in den Händen ihres Vorstandes bleibt 
und unter keinen Umständen anderen 
Stellen überlassen wird. Deswegen bitte 
ieh die Herren Werkstattinhaber, mir 
frei werdende Lehrstellen freundlichst regel- 
Bei 
Eltern 


mir 
und 


zu wollen. 
seitens 


anmelden 
Gesuche 


mäßie 


An die Herren Werkstattinhaber 
laufen 


der 


Ich kann Firmen, die Lehrlinge suchen, 
stets junge Leute sofort zuweisen, umso- 
mehr, als Eltern und Vormiinder heute 
schon häufig ein Jahr voraus wegen Lehr- 
stellen bei mir anfragen. Ich wiederhole 
daher dringend meine Bitte, mir stets die 
frei werdenden Lehrstellen anzugeben und 
dabei zugleich mitzuteilen, ob etwa Lehr- 
geld beansprucht wird und ev. in welcher 
Höhe. Nur durch Unterstützung seitens 
unserer Mitglieder wird es möglich sein, 
die jungen Leute gut unterzubringen und 
zu verhindern, daß sie in Werkstätten ge- 
raten, die keine Gewähr für eine gute 
Ausbildung zu einem tüchtigen, praktischen 
\lechaniker bieten. 


Wilhelm Haensch, 


I. Vorsitzender der Abteilung Berlin. 
(Berlin S42, Prinzessinnenstr. 16.) 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9 


Heft 18. 15. September. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Weiteres über die Konstruktion der ärztlichen Maximum- Thermometer, 
Von H. F. Wiebe in Charlottenburg. 

In Ergänzung meiner Beschreibung der verschiedenen Konstruktionen der ärzt- 
lichen Maximum-Thermometer!) möchte ich noch auf einige mir nachträg- 
lich bekannt gewordene Neuerungen aufmerksam machen, die das Wesen 
der Maximumvorrichtung aber nicht berühren. 

Dem aseptischen Maximum - Thermometer hat der Thermo- 
meterfabrikant H. R. Möller (Langewiesen) die in Fig. 1 abgebildete Form 
gegeben. Das Thermometer ist ein Einschlußthermometer mit prisma- 
tischer, auf der Rückseite gelb belegter Kapillare, über welcher ein mit 
der Gradteilung versehenes Rohr sitzt, das am oberen Ende an die 
Kuppe des Umhüllungsrohrs angeschmolzen ist. Das mit Teilung ver- 
sehene Rohr hat rückwärts einen weißen Streifen. 

Die Firma Ch. J. Tagliabue Mfg. Co. in New York bringt unter 
der Bezeichnung „E-Z-C (easy) clinical thermometer“ Fieberthermo- 
meter mit prismatischem Rohr in den Verkehr, bei denen der Queck- 
silberfaden an der Stelle, wo das Fieber beginnt (bei 98,6° F = 37° C)?), 
abgebrochen und seitlich verschoben erscheint. Dies wird, wie die Fig. 2 
zeigt, dadurch erreicht, daß das Prisma auf der unteren Strecke bis 98,6° 
auf der rechten Seite dicht unterhalb der Kante mit einem schmalen 
matt geschliffenen Streifen und oberhalb 98,6° auf der linken Seite mit 
ebensolchem Streifen versehen ist, während die Teilung sich beidemal 
auf der andern Seite befindet. Die matten Streifen verdecken Teile des 
(Juecksilberfadens, so daB er dadurch unterhalb 98,6° nach links und 
oberhalb dieser Stelle nach rechts verschoben erscheint, was zur leichteren 
Erkennung der etwa vorhandenen Fiebertemperatur beiträgt. 

Die Firma Meyer, Petri & Holland in Ilmenau hat eine neue 
Skalenbefestigung eingeführt, die in Avg. 3 dargestellt ist. Die Vorrichtung 
besteht in einer kleinen Feder, die am unteren Ende der 
Skala sitzt. Sie bezweckt die völlige Festlagerung der 
Skala in ihrer vertikalen Stellung und Verhinderung 
jedes Rutschens derselben, auch nach rückwärts, wie 
z. B. bei Erschütterungen auf dem Transport oder beim 
Zurücksehleudern des Quecksilberfadens nach Ablesen 
der Maximaltemperatur. Diese Vorrichtung soll auch mit 
Vorteil bei oben zugeschmolzenen Thermometern ver- pig. Fir? 


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1) Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum - Thermometer. 
D. Mech.-Ztg. 1911. S. 77. 

2) Die mittlere normale Temperatur des menschlichen Körpers liegt übrigens nach 
Marx, Die Grenze der normalen Temperatur (Zeitschr. f. diätet. u. physik. Therapie 3. 9. 555) 
bei 36,6°C und nicht bei 37°C. Den gleichen Wert wie Marx habe ich bei meinen Unter- 
suchungen über die Empfindlichkeit der ärztlichen Minuten-Maximum-Thermometer gefunden. 
D. Mech.-Ztg. 1909. S. 21. l 


190 H. r. Wiebe, Weiteres über die Konstruktion der ärztlichen Maximum-Thermometer. |, es 


wendet werden können, da sie durch ihre leichte und sanfte Federung gegen die Innenwand 
des Thermometers die Skala in ihrer ganzen Länge gleichzeitig gegen die Kapillar- 
röhre andrückt. Dadurch wird verhindert, daß das oben angeschmolzene Skalenstück 
trotz seiner dünneren Anschmelzstelle beim Zurückschleudern des Quecksilberfadens 
irgend welche Bewegungen mitmacht; es kann somit nicht so leicht abbrechen. 

Schließlich mag noch erwähnt werden, daß die Firma Albert Zuckschwerdt 
in Ilmenau eine Neuerung eingeführt hat, die darin besteht, daß in dem unteren Teil 
der verlängerten Hülse des Thermometers eine kleine Sanduhr eingeschaltet ist, die 
eine Ablaufzeit von einer Minute hat. 

Die hier genannten Neuerungen stehen unter Gebrauchsmuster- bezw. unter 
Patentschutz. 

Hinsichtlich der Übertragbarkeit von Krankheiten durch die Stabthermometer 
hat das Königliche Institut für Infektionskrankheiten in Berlin auf eine An- 
frage der Reichsanstalt erklärt, daß in der ärztlichen Praxis dem Einschlußthermo- 
meter vor dem Stabthermometer entschieden der Vorzug zu geben sei, da sich die Ver- 
tiefungen und Rauheiten in der Glasoberfläche der Stabthermometer von anhaftenden 
Krankheitskeimen und Schmutzteilen viel schwerer befreien lassen als die glatte Ober- 
fläche der Einschlußthermometer. Ferner seien die in der Praxis gebräuchlichen Rei- 
nigungsmethoden nicht einheitlich, so daß kaum eine Möglichkeit vorhanden wäre, die 
ständige Anwendung eines bestimmten, für die Stabthermometer geeigneten Desinfektions- 
verfahrens vorzuschreiben. 


Skala Quecksilbergefäß | Rohr Kapillar: Scheinbare 

ee An Lfd. RE alae Breite |» 
Nr Umfang Grad- | Duren- Wand.] Durch-] messer 1 a 
länge messer stärke| messer (berechnet) (nat. 
Grad mm | mm | mm | mm | mm mm mm — | GroBe) 
A 1 Min. 1 |35 bis 430 54 | 20 | 2,7 | 034] 44 | 0,05 1,0 & 
1, | 2 (355, 425| 86 | 20 | 2,7 4,0 4 |@ 
B ly 3 [35 „ 42,5 70] 17 | 26 | 4,5 1,4 & 
l, 4 |35 „ 42 | 71| 14 | 24 4.3 145 & 
C jt bis2 , 5 [94 ,110F; 32] 11 | 23 4,25 1,65 é 
I 4 6 |94 „110 | 30] 14.5 2,0 4,55 1,45 & 
D ½ „ 7 |94 „ 110 | 34 | 14,1) 22 | 3,95 1,75 & 
1, 8 94 „ 110 | 34 | 16 22 4.4 1.55 8 
E Ia „ 9 191,2 „ 110 | 3,1 | 15 | 2,25 4.45 1,95 & 
1, 10 90.2 110 ; 32] 16 2,25 0,19] 45 | 0,04 1.5 & 
F 1 3 11 94 „110 | 3,5 | 13,7 24 4.35 0,9 8 
h n 12 192 „110 , 28 | 11,5| 2,25 4.0 0, 85 é 
G 1 13 91 „110 | 3,0 | 12,6 23 3,95 1.4 & 
l, 14 |92 „110 | 3,0 | 10,5| 2,3 | 4,0 1,5 r 


| 
Die Länge der einzelnen Thermometer beträgt zwischen 10 und 12,5 cm. 


Das Einschlu8thermometer verdient also in dieser Bezichung den Vorzug vor 
dem Stabthermometer; doch ist nicht zu erwarten, dab das letztere aus der ärztlichen 
Praxis verschwinden wird, da es anderweitige Vorzüge hat, wozu besonders die Mög- 
lichkeit zu reehnen ist, die Stabthermometer wegen ihrer kleineren Masse im allge- 
meinen empfindlicher herstellen zu können als die Einschlußthermometer. Das in 
Fig. 2 in natürlicher Größe abgebildete amerikanische Thermometer zeigt ein Queck- 
silbergefiB von so kleinen Dimensionen, wie ich es bei den üblichen deutschen Äärzt- 
lichen Thermometern vom Einschlußtypus nicht gesehen habe... leh kann hinzufügen, 


Heft 18. 
15. September 1911. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 191 
daß die meisten der mir zu Gesicht gekommenen amerikanischen ärztlichen Thermo- 
meter Gefäße von ebensoleher oder ähnlicher Feinheit besitzen. 

Zur Herstellung der Quecksilbergefäße wird drüben ausschließlich Jenaer 
Normalthermometerglas benutzt, während die Stabröhren aus bleihaltigem Glas der 
Corning Glass Works bestehen. Die Stabröhren haben annähernd die Form eines 
dreiseitigen Prismas, dessen vordere Kante die Form einer Zylinderlinse erhält, so daB 
der Quecksilberfaden beim Durchsehen durch die Linse verbreitert erscheint. Die Ver- 
größerung des Quecksilberfadens hängt von seinem wirklichen Durchmesser, seiner Ent- 
fernung von der Zylinderlinse, ihrem Brechungsexponenten und ihrer Krümmung ab. 

In vorstehender Tabelle sind die hauptsächlich in Betracht kommenden Ab- 
messungen der Thermometer angegeben und dabei zugleich die durch Abformen mit 
Gips hergestellten Profile von 14 prismatischen ärztlichen Thermometern verschiedener 
Herkunft abgebildet. Die Numerierung der Thermometer ist fortlaufend gewählt; die 
ersten vier Thermometer sind deutsches, die übrigen amerikanisches Fabrikat. 

Aus den Zahlen der Tabelle geht deutlich hervor, daß die amerikanischen 
Thermometer durchweg die kleinsten Gefäße haben; auch die Wandstärke der letzteren 
ist, soweit sich aus den beiden einzelnen Fällen auf allgemeines schließen läßt, ge- 
ringer als bei den deutschen, was mit ihrer durchgängig größeren Empfindlichkeit in 
Übereinstimmung steht. Ebenso weisen sie die größte scheinbare Breite des Queck- 
silberfadens auf; allerdings sind auch zwei Thermometer darunter, die nur geringe 
Breite zeigen, aber die durchschnittliche Breite ist bei den amerikanischen Thermo- 
metern trotzdem größer als bei den deutschen. | 

Die Vergrößerung der Fadenbreite durch die linsenférmig abgeflachte Kante 
des Prismas ist sehr stark; sie beträgt bei den beiden Thermometern, deren Kapillar- 
ölfnung bereehnet worden ist, das rd. 20- bezw. 40-fache, bei anderen Thermometern, 
z. B. bei Nr. 7 und 9, wohl noch mehr. 

Der Augenschein läßt in der Form der Profile kleine Abweichungen erkennen, 
aber charakteristische Unterschiede, die etwa zur Erklärung der Verschiedenheit der 
scheinbaren Breite des Quecksilberfadens dienen könnten, lassen sich nicht mit Sicher- 
heit angeben. Jedenfalls ist das Zusammentreffen mehrerer günstiger Umstände be- 
züglieh der Krümmung und Breite der linsenförmig abgeflachten Kante, der Größe der 
Kapillaröffnung und besonders ihrer Entfernung von der Kante des Prismas erforder- 
lieh, um ein möglichst breites Bild des Quecksilberfadens zu erhalten, das die Ablesung 
des Thermometers erleichtert. 

Wenn man somit bei der Herstellung der prismatischen Röhren bislang ledig- 
lich auf die Erfahrung angewiesen bleibt, so sollten doch die deutschen Glashiitten, 
welche sieh mit der Fabrikation solcher Röhren befassen, bestrebt sein, nur Röhren 
anzufertigen, die möglichst breite Bilder liefern. 


— — 


Fir Werkstatt und Laboratorium. 


— aÁ 


Die Herstellung von Metallüberzügen | 


durch Anreiben. 

Das Vertahren, durch Anreiben Überzüge 
von Metallen auf anderen Metallen herzustellen, 
beruht darauf, durch Bildung kleiner galva- 
nischer Elemente aus den als Elektrolyten 
dienenden Metallsalzlösungen die entsprechen- 
den Metalle auf dem Grundmetalle (dem zu 
überziehenden Gegenstande) niederzuschlagen. 
Der ganze Vorgang ist also der gleiche, wie 
bei der Herstellung im elektrolytischen Bade, 
nur mit dem Unterschiede, daß bei dem An- 
reibeverfahren wohl zusammenhängende und 
festhaftende, aber nur Außerst dünne Nieder- 
schläge eines anderen Metalls oder einer 
Legierung auf der Oberfläche des betreffenden 


Metallgegenstandes erzeugt werden können. 
Vielfach herrscht die Ansicht, daß es möglich 
sei, die durch Anreiben hergestellten Metall- 
überzüge durch Wiederholung des Verfahrens 
beliebig zu verstärken und so auf einfache 
Weise ebenso starke Metallüberzüge zu er- 
zielen, wie im elektrolylischen Bade. Diese 
Ansicht ist aber gänzlich falsch; denn sobald 
sich ein Überzug von dem niederzuschlagenden 
Metalle auf dem elektropositiven Metalle, 
d. h dem zu überziehenden Gegenstande, ge- 
bildet hat und letzteres dadurch nicht mehr 
wirksam sein kann, hört die Niederschlagung 
von Metall aus der Salzlésung auf. 


Reibt man beispielsweise Kupfer sehr naß 
mit einer cyankalischen Lösung von Cyansilber- 


192 


22 Se ..,. ̃ ... eee ee EAE, T AS 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Dentsche 
Mechanıker-Ztge 


kalium an, also der Lösung eines Metalles mit 
geringerem Lösungsdrucke, so wird das Kupfer 
infolge seines Lösungadruckes positive Kupfer- 
ionen in die aufgeriebene Lösung senden; in- 
folgedessen, sowie durch die elektrostatischen 
Kräfte der hierbei entstehenden elektrischen 
Doppelschicht zwischen Metall und Lösung, 
wird eine den in Lösung gegangenen Kupfer- 
ionen Aquivalente Menge Silberionen sich auf 
dem Kupfer niederschlagen, bis dieses ganz 
mit Silber bedeckt ist. Alsdann vermag kein 
Kupfer mehr in Lösung zu treten und kein 
Silber sich niederzuschlagen, und der Prozeß 
steht still. 

Hieraus ergibt sich also, daß alle durch 
Anreibeverfahren erhaltenen Metallüberzüge 
nur hauchdünn sein können und durch wieder- 
holtes Anreiben nicht verstärkt werden können. 
In den meisten Fällen ist letzteres sogar von 
Nachteil, da der Metallüberzug oft dadurch 
mißfarbig wird. 

Bei der Herstellung von Metallüberzügen 
durch Anreiben hat man zwei verschiedene 
Arbeitsmethoden zu unterscheiden. Während 
nämlich einige elektropositive Metalle, z. B. Eisen, 
Kupfer, Zink und Zinn, die elektronegativen 
Metalle (Gold, Silber, Quecksilber) aus den ver- 
dünnten Lösungen ihrer Salze direkt ohne 
weiteres als dünne, zusammenhängende Schicht 
auf sich niederschlagen, indem durch einen 
einfachen chemischen Prozeß die beiden Me- 
talle ihre Plätze wechseln, das eine sich aus 
der Lösung ausscheidet, das andere sich an 
Stelle des ersteren auflöst, geht bei anderen, 
weniger elektropositiven Metallen dieser ProzeB 
erst vor sich, wenn sie von einem stark posi- 
tiven Metalle (z. B. Zink) berührt werden, in- 
dem hier durch Auftreten eines galvanischen 
Stromes die chemische Wirkung des einen 
Metalles unterstützt wird. 

Da der in letzterem Falle erzeugte Strom 
von sehr geringer Stärke ist, so müssen die 
entsprechenden Metallsalzlösungen einen ge- 
ringen Widerstand besitzen, d. h gut leitend 
sein und reichlich Bestandteile enthalten, 
welche das Kontaktmetall lösen, da sonst kein 
Strom entsteht. Beide Arten der Erzeugung 
eines dünnen Metallniederschlages sind leicht 
auszuführen, wenn man sich genau an die 
nachstehend angegebenen Vorschriften und 
Mengenverhaltnisse der einzelnen Substanzen 
halt. Dies ist auch schon deshalb notwendig, 
weil sonst wohl eine Metallabscheidung vor 
sich geht, aber nicht in der gewünschten Form 
eines dünnen, zusammenhängenden, festhaften- 
den Überzuges, sondern das Metall wird z. B. 
bei kunzentrierten Lösungen infolge der zu 
raschen Zersetzung und Ausscheidung als nicht 
zusammenhängendes Pulver oder sehr kristal- 
linisch niedergeschlagen. 


Bei allen nachstehend angegebenen An- 
reibeverfahren ist es in erster Linie erforder- 
lich, daß die zu tberziehenden Metalle voll- 
kommen fett- und oxydfrei („dekapiert“) sind, 
bevor man die Metallsalzlösung aufreibt. Zur 
Erzielung eines tadellosen Metallüberzugs ist 
es ferner nötig, die Anreibung möglichst naß 
auszuführen und die fertigen Gegenstände, 
nachdem man sie gut in reinem Wasser 
gespült hat, mit harzfreien Sägespänen voll- 
kommen trocken zu reiben. In manchen Fällen 
ist auch ein Nachputzen mit Schlemmkreide 
nötig. 

1. Verkupferung 
für Zink, Zinn, Eisen, Stabl und Gufseisen. 

Auf Zink erhält man eine sehr schöne und 
brauchbare Verkupferung durch fulgendes Ver- 
fahren. In 1 Z Wasser, welches auf etwa 60° C 
erwärmt wird, schüttet man 100 g gereinigten, 
pulverisierten Weinstein und 30 g kohlensaures 
Kupferoxyd; man hält die Flüssigkeit so lange 
auf der angegebenen Temperatur, bis die von 
der Zersetzung des kohlensauren Kupferoaydes 
herrührende Kohlensäure - Entwicklung aufge- 
hört hat. Danu fügt man unter beständigem 
Umrühren so lange kohlensauren reinen Kalk 
in kleinen Mengen hinzu, bis auf weiteren 
Zusatz kein Aufbrausen mehr stattfindet. Die 
Flüssigkeit, welche jetzt etwa 1,8% Kupfer 
enthält und aus weinsaurem Kupferoxyd - Kali 
und einem Niederschlag von weiusaurem Kalk 
besteht, wird nun abfiltriert und zum Gebrauche 
in gut schlieBenden Flaschen aufbewahrt. Um 
mit dieser Flüssigkeit zu verkupfern, rührt 
man das nötige Quantum Flüssigkeit mit 
Schlemmkreide zu einem flüssigen Brei an und 
reibt diesen mit einem leinenen Lappen auf 
das gut gereinigte Zink auf. 

Mit obiger Flüssigkeit kann man auch 
Eisen, Stahl und Zinn sehr schön verkupfern, 
doch ist in diesem Falle Zinkkontakt nötig. 
Man verfährt dabei in der Weise, daß man das 
Metall erst sehr naß mit der Flüssigkeit 
anreibt und dann den zum Anreiben benutzten 
Lappen in fein gepulvertes Zink taucht und 
mit diesem nachreibt, wodurch sich das Kupfer 
niederschlägt. 

Auf Gufeisen, Schmiedeeisen und Stahl laßt 
sich am einfachsten und raschesten ein fest- 
haftender Kupferniederschlag herstellen, wenn 
man die vollkommen reinen und fettfreien 
Gegenstände mittels eines gut mit Wasser ge- 
tränkten Lappens, den man mit einem Gemisch, 
bestehend aus 66 Gewichtsteilen feinstge- 
pulvertem Kupfervitriol und 34 Gewichtsteilen 
Weinsteinpulver, bestreut, fest abreibt und 
dann gut mit reinem Wasser nachspült und 
abtrocknet. 

Kleinere Stahl- und Eisenwaren sollen oft 
mit einem hauchdünnen Kupferüberzug ver- 


Heft 18. 
15. September 1911. 


sehen werden, um ihnen ein gefälligeres Aus- 
sehen zu erteilen, ohne daß Ansprüche an die 
Bolidität der Verkupferung gestellt werden. 
Man verwendet hierzu eine Lösung aus 2 bis 
8 I Wasser, 50 g Kupfervitriol und 50 g reiner 
konzentrierter Schwefelsäure, in welche die 
dekapierten Eisen- und Stahlartikel eingetaucht 
werden, worauf sie sofort mit viel Wasser gespült 
und getrocknet werden. Ein zu langes Ein- 
tauchen ist jedoch zu vermeiden, da sich sonst 
das Kupfer als Pulver abscheidet und nicht 
haftet. Massenartikel aus Eisen und Stahl ver- 
kupfert man am vorteilhaftesten in der Weise, 
daß man sie zusammen mit der Lösung in ein 
hölzernes Rollfaß gibt und dieses rotieren läßt, 
wodurch ein festes Haften des Kupfers und 
eine Politur erzielt wird. 


2. Verzinnung 
für Zink, Kupfer, Messing, Blei, Eisen, 
Gufseisen und Stahl. 

Um Zink mittels Anreibens zu verzinnen 
verfährt man wie folgt: Man erhitzt ein 
Gemisch von 20 Gewichtsteilen gepulverten 
Weinstein, 10 Gewichtsteilen Zinnchlorid und 
50 Gewichtsteilen Wasser so lange auf 60° O, 
bis sich alle Bestandteile gelöst haben. Diese 
Zinnlösung versetzt man mit so viel feinstem 
Sande. bis sie einen flüssigen Brei bildet, mit 
dem man dann die Gegenstände abreibt. Der 
erste Anfall des Zinns erfolgt mit grauer Farbe, 
welche jedoch durch das Reiben gleich wieder 
verschwindet. 

Will man mit obiger Zinnlösung Kupfer, 
Messing, Eisen oder Blei durch Anreiben ver- 
zinnen, 80 hat man nur nötig, der breiartigen 
Mischung etwas Zinkpulver zuzusetzen. 

Ein sehr empfehlenswertes und leicht aus- 
zuführendes Verfahren zum Verzinnen von 
Gufeisen, Schmiedeeisen. Stahl, Kupfer, Messing, 
Blei und Zink ist folgendes: Man bereitet sich 
eine Lösung von 10g Weinstein und 50 g Zinn- 
salz in 11 Wasser. In diese Zinnlösung taucht 
man dann ein Läppchen oder einen Schwamm 
und überstreicht damit den zu verzinnenden 
Gegenstand. Hierauf nimmt man nun etwas 
Zinkstaub, den man vorher auf einer Glasplatte 
ausgebreitet hat, mit demselben Lappen auf 
und streicht damit dasselbe durch kräftiges 
Reiben auf den zu verziunenden Gegenstand. 
Die Verzinnung erscheint dann sofort und man 
hat, um eine gleichmäßige und schöne Zinn- 
oberfläche zu erhalten, nichts weiter zu tun, 
als das Läppchen abwechselnd in die Zinn- 
lösung zu tauchen und dann etwas frisches 
Zinkpulver aufzunehmen und auf den Gegen- 
stand zu streichen. Nach beendeter Verzinnung 
spilt man mit Wasser und putzt mit Schlämm- 
kreide nach. Auf poliertem Messing und 
Kupfer ist diese Verzinnung fast 80 schön, wie 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


193 


eine Versilberung und behält lange Zeit diesen 
Glanz, O. Hildebrand. 
(Schluß folgt.) 


— nn 


Glastechnisches. 


Zwei elnfache Formen von Gasdruck 
reglern. 


Von E. Stansfield. 
Chem. News 104. S. 3. 1911. 


Zur Erzielung eines konstanten und regulier- 
baren Gasdruckes hat der Verf. die beiden ab- 
gebildeten Gasdruckregler, die sich mit ein- 
fachen Mitteln herstellen lassen, konstruiert. 
Die in dem inneren Zylinder befindliche, mit 
der im äußeren kommunizierende Sperrflüssig- 
keit nimmt eine von dem Gasdruck abhängige 
Höhe ein. Ein Schwimmer, der diesen Niveau- 
änderungen fulgt, schließt bei steigendem 
Gasdruck den Gaszutritt ab, so daß einer 
weiteren Drucksteigerung vorgebeugt wird. 


Da der Druck, bei dem der Abschluß erfolgt, 
von der Höhe des äußeren Niveaus über dem 
inneren abhängt, so läßt sich durch Zugießen 
oder Abfließenlassen des Sperrwassers ein be- 
stimmter Druck einstellen. Verschieden an den 
beiden Apparaten ist das Abschlußventil: bei 
dem ersten schließt die kugelförmige Er- 
weiterung der Schwimmerachse beim Sinken 
des Schwimmers die zylindrische Öffnung, durch 
die das Gas von oben nach unten tritt, ab, 
während bei dem zweiten die zylindrische Ver- 
stärkung des Glasstäbchens in ähnlicher Weise 
durch Eintritt in die Gasbahn den Zufluß ab- 
sperrt und damit eine weitere Drucksteigerung 
verhindert. Der Verf. hält die erstere An- 


Glastechnisches 


ordnung für empfindlicher, hat aber bemerkt, 

daß bei plötzlicher Drucksteigerung das Ventil 

vibrierte, was bei der zweiten nie der Fall 

war. Hffm. 
— — 


Gewerbliches. 


Begleitpapiere fir Ausfuhrsendungen. 

Zu der vom Verkehrsbureau der Handels- 
kammer zu Berlin herausgegebenen Broschüre 
„Begleitpapiere für Ausfuhrsendungen“ (vgl. 
diese Zeitschr. 1911. S. 74) ist soeben ein etwa 
70 8. starker Nachtrag I erschienen, der alle 
bis zum 1. Juli d. J. bekannt gewordenen Ände- 
rungen jn den gesetzlichen Vorschriften umfaßt. 
Insbesondere sind bei der Ausarbeitung des 
Nachtrages der neue Paketposttarif, ferner die 
neuen Vorschriften für Ursprungszeugnisse 
nach Serbien und Portugal usw. berücksichtigt 
worden. Auch wurde eine Reihe von Ländern 
neu aufgenommen. Der Nachtrag wird gegen 
Einsendung von 60 Pf in Briefmarken vom 
Verkehrsbureau der Handelskammer zu Berlin 
(NW 7, Dorotheenstr. 8) an alle Interessenten 
portofrei geliefert. 


Aus dem Jahresbericht 1910 
der Handelskammer für das Grofs- 
herzogtum Sachsen. 

Meßwerkzeuge und Maßstäbe. Der Geschäfts- 
gang war im Berichtsjahre, wie schon in der 
zweiten Hälfte des Vorjahres lebhafter und 
zeigte gesteigerte Nachfrage im Inlande. Auch 
das Exportgeschäft war im allgemeinen nicht 
unbefriedigend, jedoch brachte der neue fran- 
zösische Zolltarif Zollsätze, die als Prohibitiv- 
zölle wirken sollten und in der Tat den Export 
nach Frankreich völlig unterbanden. — Trotz- 
dem die Absatzverhältnisse hierzu keinen Anlaß 
boten, trat auch in diesem Jahre bei einzelnen 
Fabrikanten das Bestreben hervor, Aufträge 
durch Preisunterbietungen hereinzuholen. Hier- 
durch wurde sowohl im Inlande, wie im Export- 
geschäft auf der ganzen Linie ein weiteres 
Nachgeben der schon in den früheren Jahren 
sehr gedrückten Preise herbeigeführt. Die 
Löhne zeigten eine weiter steigende Tendenz, 
was im Zusammenhange damit, daß die Preise 
fast aller Materialien durch Syndikate fest- 
gesetzt werden, die Lage der Fabrikanten 
noch mehr erschwerte. 

Feldstecher und andere optische Artikel. Im 
Berichtsjahr lagen so belangreiche Aufträge 
vor, daß zu ihrer Bewältigung eine Vermehrung 
der Arbeitskräfte um annähernd 13% vorge- 
nommen werden mußte. Dementsprechend ist 
auch der Umsatz sehr erheblich gestiegen. 


. Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechahiker-Ztg. 


— — — — — 


Trotz der guten Beschäftigung aber waren die 
Verdienste verhältnismäßig gering, weil die 
zunehmende Teuerung höhere Lohnausgaben 
erforderte, die ebensowenig wie die sonstigen 
höheren Unkosten auf die Verkaufspreise auf- 
geschlagen werden konnten. In den Preisen 
der hauptsächlichsten Rohmaterialien sind 
nennenswerte Anderungen nicht eingetreten. 
Sehr verschlechtert haben sich die Absatzver- 
hältnisse in Frankreich, durch dessen neuen, 
stark erhöhten Zolltarif in Verbindung mit 
allerlei schikanösen Zollbeanstandungen die 
optische Industrie schwer geschädigt ist. 
Weitere Verluste stehen ihr infolge der Ein— 
führung des neuen japanischen Zolltarifs und 
der geplanten Erhöhung der Zölle in Holland 
bevor. Angesichts des hohen Wertes der 
deutschen Ausfuhr wissenschaftlicher Instru— 
mente, der auf jährlich annähernd 50 Millionen 
zu veranschlagen sein dürfte, ist es als eine 
Lebensfrage für die feinmechanische Industrie 
zu bezeichnen, daß ihr der Auslandsmarkt durch 
Abschluß angemessener Zollverträge erhalten 
bleibt. 

Glasinstrumente. Nennenswerte Verände- 
rungen gegenüber dem Vorjahr sind nicht ein- 
getreten. Die Umsätze deckten sich durchweg 
mit den vorjährigen, und ebenso hielten sich 
die Preise der Rohstoffe und der fertigen Er- 
zeugnisse auf der früheren Höhe. Im allge- 
meinen herrschte Mangel an guten Glasbläsern, 
so daß an eine Vermehrung der Arbeiter nicht 
gedacht werden konnte. 


Die Meisterprüfungen in der Feinmechanik 
beginnen allmählich sich zu mehren; auch in 
Berlin wird bald die erste Meisterprüfung statt- 
finden. 

In Freiburg i. B. haben jüngst sogar 
8 Herren die Prüfung bestanden: F. Amann 
(Freiburg), O. Bose (Freiburg), M. Eble (Wald- 
kirch), E. Fauser (Kollnau), J. Fehrenbacher 
(Wolfach), J. A. Müller (Warmbach), E. Roller 
(Freiburg). F. W. Stahl (Nonnenweier). Der 
erstgenannte hat die Prüfung auch in der 
Elektrotechnik bestanden, er darf sich also 
nicht nur Mechanikermeister, sondern auch 
„Blektrotechnikermeister“ nennen. 


Eine Abteilung für Elektrizitätswesen, ist 
von der Stadtverwaltung in Manila geplant. 
Sie soll die elektrische Beleuchtung der Stadt, 
die Alarmeinrichtungen für Polizei und Feuer- 
wehr, elektrische Installationen und Reparatur- 
arbeiten, sowie die Prüfung der Meßapparate 
überwachen. 


— — 


Heft 18. 
1%. September 1911. 


Kieinero Mitteilungen. 


Ein Denkmal von Ernst Abbe wurde 
am 1. August in Jena enthüllt. Es be- 
findet sich auf dem Platze vor dem Volks- 
hause und besteht aus einem achteckigen 
Tempelehen nach dem Entwurfe van de 
Veldes; im Inneren hat eine Herme 
Abbes, von Max Klinger, Aufstellung 
gefunden; rings an den Wänden befinden 


sich Reliefs aus dem großen Werke 
Meuniers »Die Arbeit. Am Tage vor 
der Einweihung veranstaltete die Freie 


Studentenschaft im Volkshause eine Feier, 
bei der Wilhelm Ostwald die Gedenk- 
rede hielt. Auch der eigentliche Festakt 
am 1. August fand der Hitze wegen im 


Volkshause statt; die Weiherede hielt 
Justizrat Prof. Dr. Rosenthal, als Ver- 
treter der Stadt übernahm Oberbürger— 


meister Dr. Singer das Denkmal. 


Kreiselkompafs-Anlage 
auf dem Dampfschiff „Imperator“. 
Der neue Riesendampfer der Hamburg- 
Amerika-Linie „Imperator“ soll auch in der 
Ausrüstung mit den modernsten Maschinen und 
Apparaten vorbildlich dastehen. Bo wird u. a. 
das Schiff den modernsten Kompaß, den 


Kleinere Mitteilungen. — Patentschau. 


195 


Die umfangreiche Anlage soll bestehen: 
1. Aus dem sog. Mutterkompaß, der ziemlich 
in der Mitte des ungeheuren Schiffsrumpfes 
aufgestellt wird. Da ja der Kreiselkompaß 
nicht von der magnetischen Richtkraft, sondern 
lediglich von der Umdrehung der Erde beeinflußt 
wird, braucht man bei ihm keine Rücksicht auf 
Eisenmassen und benachbarte elektrische Ma- 
schinen zu nehmen. 

2. Aus 2 Motorgeneratoren nebst Anlassern, 
Tourenzählern und Schalttafeln. 

3. Aus 4 Tochterkompassen; diese besitzen 
stets die gleiche Weisung wie der Mutter- 
kompaß. Sie werden so verteilt, daß sie als 
Azimuth- und Steuerkompaß dienen können; 
gleichzeitig werden zwei derart aufgestellt, daß 
sich von ihnen Peilungen um den ganzen 
Horizont ausführen lassen. 


Die H. A. L. hat sich als erste Handels- 
reederei nach reiflicher Überlegung zur An- 
wendung des AnschützschenKreiselkompasses 
entschlossen, welcher bereits in 60 Exemplaren 
in den Kriegsmarinen Deutschlands, Englands 
und anderer Staaten vertreten ist, während 
Aufträge auf 20 weitere Anlagen dieser Art 
vorliegen. 

Die Patentinhaber und Fabrikanten dieser 
Kreiselkompasse, die Herren Anschütz & Co., 
haben ihre Vertretung für Hamburg der Firma 
C. Plath (Stubbenhuk 25) übergeben, welche 
auch den Verkauf des Kreiselkompasses an 
die H. A. L. für den „Imperator“ vermittelte. 


Anschützschen Kreiselkompaß, führen. 


— . — 


Patents co hau. 


Relais, insbesondere für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie und Telephonie, da- 
durch gekennzeichnet, daß durch Schwingungen einer Membran oder auf andere Weise eine 
Gas- oder Luftsäule in Schwingung versetzt wird, so daß durch das Vorbeistreichen der Gase 
oder der Luft der Hitzdraht eines zweckmäßg angebrachten Bolometers oder einer entsprechen- 
den Vorrichtung eine dem Schwingungsrhythmus entsprechende Widerstandsveränderung erfährt. 
E. Renz in Erlangen. 5. 3. 1910. Nr. 227032. Kl. 21. 


Metallbandwiderstand, dadurch 
gekennzeichnet, daB zwei Bänder kreuz- m 
weise übereinander gewunden werden. A. 
Rumpf in Wiesbaden. 5. 10.1909. Nr. 226 801. 
Kl. 21. 


Verfahren zum Übertragen von Zeichen mittels kontinuierlich ausgesandter elektro- 
magnetischer Wellen, welche eine Frequenz besitzen, die oberhalb der Grenze der Hörbarkeit 
liegt, trotzdem aber in der Empfangsstation mittelbar musikalische Töne hervorrufen, dadurch 
gekennzeichnet, daß in der Empfangsstation kontinuierlich ein musikalischer Ton erzeugt wird, 
der stetig ausgelöscht wird, und daß die Anzeige durch Unterbrechen oder Auslöschen der 
Tonaufhebung erfolgt. R. A. Fessenden in Brant Rock, Mass. V. St. A. 10. 10. 1808. 
Nr. 228779. Kl. 21. 


Deutsche 
_ _ Mechaniker-Ztg. 


196 


BL T 


Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. 


Projektionsbogenlampe, dadurch gekennzeichnet, daß der Lichtbogen durch die an 
sich in bekannter Weise parallel zueinander angeordneten Kohlenstäbe erzeugt wird, so daß der 
Lichtbogen beim Abbrand der Kohlen sich längs dem Teilstück der optischen Achse bewegt, 

das den Fokus des Kondensors bildet, wobei durch Schattenerzeugung oder andere Mittel der 
Verlauf des Abbrandes auf der Fokuslinie verfolgt werden kann und somit keine Regelung des 
Lichtbogens selbst erforderlich ist, sondern nur für die Stellung des Lichtbogens innerhalb der 
Fokuslinie Sorge zu tragen ist. N. A. Hal- 
bertsma in Darmstadt. 11. 2. 1909. Nr. 228 632. 
Kl. 21. 


Vorrichtung zum Messen von durch 
geschlossene Leitungen strömenden Mengen von 
Dämpfen oder Gasen vermittels einer mit Flüssig- 
keit gefüllten Rohrwage nach Pat. Nr. 210 118, 
dadurch gekennzeichnet, daß das mit einer 
Auslaufdüse ¢ versehene bewegliche Gefäß r, 
welches mittels der Rohrwage in senkrechter 
Richtung verschoben wird, mit einem Behälter k 
mit unveränderlicher Flüssigkeitshöhe kommuni- 


ziert. 
Ludwigshafen a. Rh. 
Zus. z. Pat. Nr. 210118. Kl. 42. 


Badische Anilin- & Soda-Fabrik in 
10. 8. 1909. Nr. 228 707; 


Vereins- und Personennachrichten. 


— e 


22. Deutscher Mechanikertag. 


Es wird nochmals daran er- 
innert, dass die vorherige An- 
meldung seitens der Teilnehmer 
zur Erleichterung der Arbeiten 
des Ortsausschusses «dringend er- 
wünscht ist. 

Statt Hrn. Prof. Dr. Göpel, der ver- 
hindert ist am Mechanikertag teilzunehmen, 
wird der Vertreter der Phys. - Techn. 
Reichsanstalt, Hr. Prof. Dr. Scheel, am 
22. September sprechen über: „Die Dimen- 
sionsiinderungen gemauerter astronomischer 
Pfeiler bei der Erhärtung des Bindematerials. 


Franz Anton Hubbuch 1. 

Durch ein von Professor A. Pfeiffer in 
Kaiserslautern verfaßtes Lebensbild Hubbuchs 
ist erst jetzt weiteren Kreisen bekannt ge- 
worden, daß dieser hervorragende Fachmann 
bereits vor Jahresfrist — am 10. August 1910 — 
heimgegangen ist. 

Hubbuch war 1853 zu Niederschopfheim i.B. 
geboren, besuchte die Bürgerschule zu Frei- 
burg, praktizierte in der dortigen Eisenbahn- 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


Werkstätte und bezog 1870 für vier Jahre die 
Polytechnische Schule Karlsruhe. 1875 trat er 
in den Dienst der Badischen Staatsbahn und 
wirkte hier bis 1881. In diesem Jahre betraute 
ihn die Regierung mit der Leitung der Groß- 
herzoglichen Uhrmacherschule zu Furtwangen. 
Dort wirkte Hubbuch mit anerkanntem Erfolg 
bis 1900, unermüdlich seinen Wirkungskreis 
ausdehnend auf die verschiedenen Gebiete der 
Uhrmacherei und Feinmechanik. Ein Hals- 
leiden zwang ihn damals, seine Pensionierung 
zu beantragen. Hubbuch siedelte nach Straß- 
burg über und entwickelte dort eine um- 
fassende Tätigkeit als Patentanwalt, bis ein 
Hirnschlag seinem rastlosen Leben ein jähes 
Ende bereitete. 

Hubbuch beteiligte sich seinerzeit lebhaft 
an den Arbeiten zur Einführung des metrischen 
Gewindes (Loewenherz-Gewindes). Vielen von 
unseren Mitgliedern wird der stets heitere und 
schlagfertige Mann von den Mechanikertagen 
her in Erinnerung sein, die er als Vertreter 
der von ihm geleiteten Schule früher fast 
regelmäßig besuchte. Eine große Zahl von 
Schülern wird die Erinnerung an diesen vor- 
züglichen Mann pflegen. G. 


Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. g. 


Heft 19. | | 1. Oktober. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die Dimensionsänderungen gemauerter astronomischer Pfeiler bei der Erbärtung 
des Bindematerials, 
Von Karl Scheel in Charlottenburg. 
(Uber Lüngenänderungen von Mauerwerk in Abhängigkeit von der Zeit. Astron. Nachr. 189. 8.229. 1911.) 


Auf Anregung von Herrn Dr. Repsold sind i. J. 1904 in der Physikalisch- 
Technischen Reichsanstalt Versuche darüber begonnen worden, zu entscheiden, 
welche Mörtelsorten als Bindematerial bei Pfeilermauerungen im Hinblick auf eine 
möglichst schnell eintretende Unveriinderlichkeit der Pfeiler mit bestem Erfolg anzu- 
wenden seien. Die Untersuchung sollte darin bestehen, die Höhenänderung kleiner 
Probepfeiler, bei denen verschiedenes Bindematerial verwendet war, so lange messend 
zu verfolgen, bis die Höhe aller Pfeiler konstant geworden war. Obwohl dieses End- 
ziel zur Zeit noch nicht erreicht ist, so sollen die bisherigen Ergebnisse doch schon 
mitgeteilt werden; die Beobachtungen werden indessen noch weiter fortgesetzt werden. 

Die Untersuchungen wurden im Kellergeschoß des Observatoriums der I. Ab- 
teilung der Reichsanstalt ausgeführt, wo in der Regel eine Temperatur zwischen 16 
und 18° herrschte; die Feuchtigkeit, welche mit der Jahreszeit schwankte, war weniger 
konstant; Extremwerte sind 90% relative Feuchtigkeit im Sommer, 60% im Winter. 

Als gemeinsamer Unterbau für alle Pfeiler war-von Herrn Repsold ein guB- 
eiserner, radförmiger Körper von 1,8 m Durchmesser zur Verfügung gestellt. Das 
Rad wurde horizontal mit seiner etwas verdickten Mitte -auf einen niedrigen, runden, 
gemauerten Pfeiler aufgelegt, so daß der Radkranz, der durch 12 symmetrisch ange- 
ordnete Speichen mit der Mitte des Rades verbunden ist, frei von unten her zu- 
gänglich ist. Auf den 12 Stellen, wo die Speichen den Radkranz treffen, wurden die 
Versuchspfeiler errichtet. 

Alle 12 Pfeiler sind nahezu gleich hoch; sie tragen sämtlich einen guBeisernen 
Kopf, in welchem ein an seinem oberen Ende eben geschliffener Bolzen so justiert 
werden kann, daB seine Ebene horizontal liegt. Drei der Pfeiler, die symmetrisch 
unter den übrigen, den gemauerten Pfeilern, verteilt sind, bestehen aus GuBeisen und 
dienen als Normalpfeiler, indem alle Höhenmessungen auf ihre mittlere Höhe be- 
zogen werden. 

Zum Zwecke der Höhenvergleichungen ist in der Mitte des Rades noch ein 
dreizehnter, ebenfalls gußeiserner Mittelpfeiler errichtet, in welehem drehbar ein mit 
Libelle versehener horizontaler Arm gelagert ist. Das freie Ende des Armes trägt 
eine Mikrometerschraube, deren Spitze nacheinander auf die Bolzenebenen der 12 Pfeiler 
aufgesetzt wird. Aus den Einstellungen der Mikrometerschraube und den Ablesungen 
an der Libelle ergab sich die jedesmalige Höhe der Pfeiler. 

Die gemauerten Pfeiler wurden auf quadratischen Eisenplatten errichtet, die 
mit dem Radkranz fest verschraubt sind. Sie enthalten 13 Schichten flach liegender 
Steine und sind in der Weise gemauert, daß in jeder Schicht zwei Steine mit ihren 
Längsseiten aneinander gefügt wurden, wobei die Richtung der Steine von einer zur 
anderen Schicht kreuzweise gewechselt wurde. Die I m hohen Pfeiler haben also 
einen quadratischen Querschnitt von der Seitenlänge gleich der Länge eines Steines, 
etwa 25 cm. 

Als Bindematerialien wurden benutzt: Weißkalk aus Rüdersdorfer Stückenkalk 
bereitet, ferner Kalkmörtel, bestehend aus Weißkalk’ mit der dreifachen- Menge Mauer 


Deutsche 


198 Karl Scheel, Dimensionsänderungen gemauerter astronomischer Pfeiler. Mechaniker-Ztg. 


sand vermischt, weiter Mischungen des Kalkmörtels mit Zement in den Verhältnissen 
von 1 Teil Zement auf 80 bezw. 40, bezw. 20, bezw. 10 Teile Kalkmörtel, ferner 
reiner Zement und eine Mischung von Zement und Sand zu gleichen Teilen, endlich 
reiner Gips. 

Die Beobachtungen an dem Pfeileraufbau wurden erstmals am 7. Nov. 1904 
angestellt und in der ersten Zeit in ziemlich kurzen Zeitintervallen, später in längeren 
Pausen wiederholt. Die beiden Pfeiler mit 1 Teil Zement auf 80 bezw. 40 Teile 
Kalkmörtel wurden anstelle zweier anderer erst im Oktober 1905 errichtet und am 
24. Oktober in die Messungen einbezogen. Die gewonnenen Resultate sind in der 
folgenden Tabelle zusammengestellt. Die Zahlen bedeuten die Höhenzu- (+) oder 
Höhenabnahme (—) der einzelnen Pfeiler in u = 0,001 mm pro Meter für jedes auf 
die Errichtung der Pfeiler folgende Jahr, wobei die Änderung in den ersten etwa 
2 Monaten nach der Fertigstellung bis zum Beginn des neuen Kalenderjahres als 
Vorperiode besonders gerechnet ist. Die Pfeiler mit 1 Teil Zement auf 80 bezw. 
40 Teile Kalkmörtel sind gegen die übrigen, die ja 1 Jahr älter sind, in der Tabelle 
um 1 Jahr zurück. Bemerkt sei, dab in Rücksicht auf die geringen Temperatur- 
schwankungen und Mangels der Kenntnis des Ausdehnungskoeffizienten von Mauer- 
steinen von der Anbringung einer Temperaturkorrektion abgesehen worden ist; die 
Ergebnisse der Untersuchung würden bei Berücksichtigung des Temperatureinflusses 
sich auch nicht wesentlich ändern. 


Änderung der Pfeiler in u 


3. Jahr 4. Jahr 


Bindematerial 


2. Jahr 5. Jahr | 6. Jahr 


1 Zement, 80 Kalkmörtel . +7 424 +D! — 
1 „ „40 „ +2) +16] 417 = 
1 „ „20 , +15! 424 +21 | +4293 
1 „ „10 „ 116 +9] 427 415 


1 „ „ 1 Sand 
Reiner Zement . 


+10! 7186 +32| +13 
+71 | +45 / 7655 +97 


Gips . : + 20 + 9 + 31 + 15 
Weißkalk . + 22 + 8 + 18 + 4 
Kalkmörtel + 24 +16 +21 +15 


Als überraschendes Resultat ergibt die Tabelle, daß in den verflossenen 
6 ¼ Jahren noch kein Pfeiler seine endgültige Länge erreicht hat, daß vielmehr alle 
Pfeiler noch jetzt dauernd wachsen. Der Betrag der Längenzunahme hat im allge- 
meinen während der letzten Jahre kaum abgenommen; auch sind Unterschiede im 
Verhalten der einzelnen Bindematerialien jetzt nach 6 Jahren kaum noch mit Sicher- 
heit erkennbar. 

Was das Verhalten der Bindematerialien in den ersten Jahren anbetrifft, so 
erkennt man, daß Zement ein sehr unruhiges Material ist, dessen Verhalten auch noch 
in den hochprozentigen Zementmischungen in immer mehr abgeschwächtem Maße er- 
kennbar ist. Bei Vermischung mit 40 bezw. 80 Teilen Kalkmörtel ist der Einfluß des 
Zements kaum noch zu bemerken. 

Reiner Kalkmörtel und Gips sind Materialien, die von Anfang an keine großen 
Änderungen zeigen. Weißkalk verursachte zwar in der Vorperiode eine sehr erheb- 
liche Verkürzung des Pfeilers, aber schon im ersten vollen Kalenderjahr zeigt er ein 
ruhiges Verhalten, das demjenigen der Mischung von 1 Zement zu 80 Kalkmörtel 
ähnlich ist. 

So charakteristisch auch das Verhalten der einzelnen Bindematerialien erscheint, 
so darf man die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung doch nicht ohne weiteres 
verallgemeinern. Der nur geringe Durchmesser der Pfeiler, ihr Aufbau in einem ge- 
schlossenen Raum von stets recht konstanter Temperatur und die herrschenden 
Feuchtigkeitsverhältnisse haben möglicherweise ein Verhalten der Probepfeiler bedingt, 
welches von demjenigen neu aufzubauender großer Pfeiler in Sternwarten usw. zahlen- 
mäßig recht verschieden sein kann. 


Hoft 19. 
1. Oktober 1911. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


199 


l Es ist der Einwand erhoben worden, daß die beobachteten Größen nicht auf 
einer Längenzunahme der gemauerten Pfeiler, sondern auf einem Schwinden der als 


Vergleichskörper benutzten GuBeisenpfeiler beruhen könne. 


Um diesem Einwand zu 


begegnen, wurden neben den GuBeisenpfeilern Stäbe aus Atlasstahl vertikal aufgestellt 


und ihre Längen im letzten Jahre mitbeobachtet. 


Die gemessenen Längenänderungen 


der drei Stäbe aus Atlasstahl betrugen im Jahre 1911 im Mittel — 3 u, während die 


Zunahme der neun gemauerten Pfeiler im Jahre 


achtet wurde. 


1911 im Mittel zu + 16 u beob- 


—— 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Die Herstellung von Metallüberzügen 
durch Anreiben, 
(Schluß.) 
3. Vermessingung 
für Zink. 

Ein Verfahren, welches gute Resultate gibt, 
um Zink mit einem Messingtiberzuge durch 
Aureiben zu versehen, besteht darin, daß man 
eine Mischung von 10 Gewichtsteilen gesättigter 
Salmiaklösung, 1 Gewichtsteil kohlensaurem 
Kupferoxyd, Kreide und feinstem Sand zum 
Anreiben verwendet. Je nach Zusatz einer 
Lösung von neutralem kohlensauren Kali kann 
man den Ton der Legierung nuancieren. 

Man kann, um einen Messingüberzug herzu- 
stellen, auch eine Lösung zum Anreiben be— 
nützen, welche aus 1 Gewichtsteil Kupfer- 
vitriol, 1 Gewichtsteil Weinstein, 12 Gewichts- 
teilen Wasser, 24 Gewichtsteilen Natronlauge 
von 28° Bé (hergestellt durch Lösen von 1 Ge- 
wichtsteil Atznatron in 3 Gewichtsteilen Wasser) 
und 24 Gewichtsteilen weinsaurer Kalilauge 
besteht. Setzt man der Lösung nur 12 Ge- 
wichtsteile Natronlauge zu, so erhält man auf 
Zink eine Tombakfarbe. Das Anreiben ge- 
schieht mit Kreide und wenig feinstem Sande. 
Anfangs entsteht eine Anlauffarbe, welche aber 
beim fortgesetzten Reiben, wenn man nicht 
schon abgespült hat, wieder verschwindet. 

Diese beiden Verfahren sind bei richtiger 
Ausführung vollkommen brauchbar, insbesondere 
ist aber noch ein starkes Reiben mit einem 
reinen wollenen Tuche Hauptsache. 


4. Vernickelung 
für Kupler und verkupferte Metalle. 


. Kupfer kann man durch Anreiben ver- 
nickeln, wenn man dasselbe zuerst mittels eines 
Lappens mit einer Lösung von 6 Gewichtsteilen 
Nickel, 3 Gewichtsteilen Zinn und 1 Gewichts- 
teile Eisen in 100 Gewichtsteilen Salzsäure und 
3 Gewichtsteilen Schwefelsäure bestreicht. 
Reibt man nun den Gegenstand mit einem in 
fein gepulvertes Zink (Zinkstaub) getauchten 
Lappen ab, so schlägt sich auf dem Kupfer 
das Nickel nieder. 


Um andere Metalle, wie beispielsweise Zink, 
Eisen, Stahl, Gußeisen und Zinn durch dieses 
Verfahren zu vernickeln, müssen dieselben erst 
verkupfert werden, worauf die Weiterbehandlung 
wie vorstehend angegeben erfolgt. 


5. Versilberung 
für Kupfer, Messing und andere Kupfer- 
legierungen. 


Die zur Anreibe- Versilberung benutzten 
Substanzen stellen entweder Pulver oder einen 
silberhaltigen Teig dar und werden mittels 
eines weichen Leders oder Läppchens auf die 
vorher aufs vollkommenste gereinigte Metall- 
fläche aufgerieben. 


Eine vorzügliche Versilberung (Kornver- 
eilberung) für Skalen, Zifferblätter usw. kann 
man mittels eines Anreibe-Versilberungspulvers, 
bestehend aus 1 Gewichtsteil Silberpulver, 
3 Gewichtsteilen Cremor tartari und 6 Gewichts- 
teilen Kochsalz herstellen. Man trocknet zuerst 
das Kochsalz vollkommen und verreibt es 
hierauf mit dem Cremor tartari innig in einer 
Porzellanreibschale Die Mischung wird dann 
zweckmäßig auf ein reines, weißes Glanzpapier 
geschüttet und nun das Silberpulver hinzu ge- 
mischt. Auf sorgfältigste und innigste Mischung 
sämtlicher Bestandteile ist besonders zu achten. 
Das nunmehr fertige Versilberungspulver ist 
in einer gut verschlossenen Glasflasche aufzu- 
bewahren. 


Beim Gebrauche dieses Versilberungspulvers 
wird der tadellos reine Gegenstand zunächst 
mit Cremor tartari und Wasser abgewaschen 
und dann das Versilberungspulver mit Wasser 
durch Reiben mit dem Finger oder einem 
weichen Lederstückchen aufgetragen, bis die 
Versilberung die gewünschte Stärke und Weiße 
erreicht hat. Nach beendeter Arbeit wird die 


versilberte Fläche wieder mit Cremor tartari 


und Wasser abgewaschen und mittels eines 
weichen Leinenlappens gut getrocknet. Die 
nach diesem Verfahren hergestellte Versilberung 
kaun lackiert werden oder ohne Lackierung 
bleiben. Sie halt sich sehr gut und besitzt im 


200 


Gegensatze zur Versilberung mit Chlorsilber 
den Vorzug, daß sie weiß bleibt!). 

Eine Mischung zur Anreibe - Versilberung 
mittels silberhaltigen Teigs wird hergestellt 
durch Vermischen von 10 Gewichtsteilen Chlor- 
silber, 20 Gewichtsteilen Weinsteinpulver und 
20 Gewichtsteilen Kochsalz, welche man bis zur 
Teigkonsistenz mit Wasser vermengt. 

Anstatt trockenes Chlorsilber zu verwenden, 
nimmt man vorteilhaft frisch gefälltes Chlor- 
silber, welches man herstellt, indem man 15 g 
salpetersaures Silber in '/, 7 Wasser löst. Diese 
Flüssigkeit versetzt man mit einer Lösung von 
7 g Kochsalz in wenig Wasser und rührt be- 
ständig bis zum Zusammenballen des ausge- 
schiedenen Chlorsilbers. Dasselbe wird dann 
abfiltriert und im nassen Zustande mit 20 g 
Weinsteinpulver und 40 g Kochsalz verrieben. 
Ist die Masse zu trocken, so muß mit Wasser 
bis zur richtigen Konsistenz verdünnt werden. 

Einen schönen Silberüberzug erhält man 
auch mit Zinkkontakt durch Anreiben folgender 
Lösung: 10 g salpetersaures Bilber werden in 
Wasser gelöst; mit Salzsäure wird Chlorsilber 
ausgefallt. Man wäscht dasselbe aus, gießt 
dann das über dem Chlorsilber befindliche 
Wasser ab, löst es in 70 g Salmiakgeist, setzt 
dann 40 g reines Cyankalium, 40 g kristallisierte 
Soda sowie 15 g Kochsalz zu und ergänzt die 
Flüssigkeit durch Hinzufügen von destilliertem 
Wasser auf 1 J. Das Metall wird zuerst mit 
einem in diese Flüssigkeit getauchten Lappen 
angerieben, dann der letztere in Zinkstaub 
getaucht und der Gegenstand nachgerieben, 
wodurch sich das Silber niederschlägt. 


6. Vergoldung 
fur Silber, Kupfer, Messing und Zink, 


Diese Art des Vergoldens wird meistens 
auf Silber, manchmal auch auf Messing und 
Kupfer angewendet. Man stellt die Anreibe- 
Vergoldung in folgender Weise her: 2 bis 3 g 
Goldchlorid werden in möglichst wenig Wasser 
gelöst, dem man 1 g Balpeter zugesetzt hat. 
In diese Lösung taucht man Leinwandläppchen, 
läßt sie abtropfen und trocknen. Man verkohlt 
dann dieselben bei nicht zu großer Hitze zu 
Zunder, wobei das Goldchlorid teils zu Gold- 
chlorür, teile zu metallischem, fein zerteilten 
Golde reduziert wird. Der Zunder wird nun in 
einem Porzellanmörser zu einem feinen, gleich- 
mäßigen Pulver zerrieben. Um mit diesem 
Pulver zu vergolden, taucht man einen mit 
Essig oder Salzwasser benetzten, angekoblten 
Kork in dasselbe und reibt damit den gut ent- 
fetteten Gegenstand unter Anwendung eines 
nicht zu schwachen Druckes ab. Bei dieser 
Manipulation ist vor allem eine zu starke Be- 


) Zeitschr. f. Instkde. 13. S. 40. 1893. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Dentsche 
Mechaniker-Ztg. 


feuchtung des Korkes mit Essig oder Balz- 
wasser zu vermeiden, da sonst das Pulver 
schlecht angreift. Die auf diese Weise herge- 
stellte Vergoldung kann mit dem Stahle vor- 
sichtig poliert werden. Will man eine rötliche 
Anreibe-Vergoldung herstellen, so ist es nur 
nötig, der Goldauflösung etwas salpetersaures 
Kupfer zuzusetzen. 

Auf Kupfer, Messing und Zink erhält man 
eine schöne Vergoldung durch Aufreiben einer 
Lösung von 20 g Goldchlorid, 40 bis 60 g Cyan- 
kalium, 5 g Weinstein, 100 g Wasser und 100 g 
Schlemmkreide mittels eines wollenen Lappens. 


Wenn auch alle diese Anreibeverfahren die 
altbekannten und bewährten Verfahren der 
Plattierung im elektrolytischen Bade nicht ver- 
drängen können, so bieten sie doch in vielen 
Fallen, besonders für das Kleingewerbe, einen 
willkommenen Ersatz für die elektrolytische 
und feuerflüssige Plattierung, da zu ihrer Aus- 
führung keine kostspieligen Apparate und 
Maschinen nötig sind. Auch ist das Anreibe- 
verfahren zur Herstellung von Metallüberzügen 
wertvoll und praktisch für die Massenfabrikation 
kleiner Artikel, da dann bei geeigneter Kom- 
bination das Anreiben im hölzernen Rollfasse 
geschehen kann. O. Hildebrand. 


Die Tätigkeit des National Physical 
Laboratory im Jahre 1910. 
Nach dem Tätigkeitsbericht. 

Auch dieser Bericht zeigt das National 
Physical Laboratory in allgemeinem lebhaftem 
Fortschritte, verbunden mit Erweiterungen und 
Neuangliederungen. Nur die meteorologischen 
Arbeiten im Kew-Observatorium und die mag- 
netischen Untersuchungen des Observatoriums 
in Eskdalemuir wurden einer anderen Behörde 
unterstellt. Andererseits wurden das große 
Wasserbassin für Schleppversuche sowie die 
Abteilung für Aeronautik nahezu fertiggestellt. 

Von Interesse ist eine Zusammenstellung 
sämtlicher bisher im N. P. L. ausgeführten 
Prüfungen. Vom Jahre 1853, in dem die 
Prüfungen begannen, bis zum Jahre 1910 
wurden im ganzen 725 000 Prüfungen ausgeführt. 
Im Durchschnitt wurden jährlich geprüft 

1881 bis 1890 12516 Gegenstände, 
1891 „ 1900 23 081 Be Da 

1901 „ 1910. 31 723 et as 
eine achtunggebietende Zunahme. Im beson- 
deren wurden 1909 61 700 und 1910 65 000 Appa- 
rate geprüft. Die Zunahme ist hauptsächlich 
dadurch bedingt, daß 1910 8000 Droschken- 
taxameter mehr geprüft wurden als im 
Jahre vorher, während die Prüfung ärztlicher 
Thermometer eine Abnahme von 25800 auf 
21800 zeigte. 


Heft 19. 
1. Oktober 1911. 


Die Prüfungsgebühren stiegen von 285000 M 
auf 370 000 M. Sir Julius C. Wernher 
schenkte für das metallurgische Gebäude 
200 000 M. 

Eine Zusammenstellung der Konten vou 
1901 bis 1910 ergibt eine Totaleinnahme auf 
Kapitalkonto von 2,07 Millionen M, wovon 
0,99 Millionen vom Staate und 1,08 Millionen 
aus privaten Schenkungen und Prüfungsein- 
nahmen stammen, wobei geschenkte Apparate 
und Materialien nicht mitgerechnet sind. 

Unter diesen Umständen weist das Committee 
des N. P. L. mit Nachdruck darauf hin, „daß 
die von ihm zur Ausführung der höchst 
nötigen Erweiterungen in Teddington bean- 
tragten Summen einer günstigen Berück- 
sichtigung durch das Schatzamt dringend be- 
dürfen“. 

Die wissenschaftlichen Arbeiten der ver- 
schiedenen Abteilungen bestehen zum großen 
Teilein der Fortführung der in früheren Jahren 
begonnenen und sich über längere Zeiträume 
erstreckenden Arbeiten. 

So beschäftigte sich das elektrische Labo- 
ratorium mit der möglichsten Verbesserung 
der Messung von Quecksilber-Normalwider- 
ständen, der Herstellung und Prüfung von 
Normalelementen und Bilbervoltametern, Ge- 
biete, auf denen infolge der internationalen 
Vereinbarungen viel Arbeit zu erledigen war. 

Die Verfahren zur Prüfung von Induktivitäten 
wurden verfeinert. 

Bei der Messung von Kapazitäten nach der 
absoluten Methode von Maxwell-Thomson 
mit Hilfe eines Deprez - Galvanometers wird 
davor gewarnt, zur Erhöhung der Empfindlich- 
keit die Spannung zu sehr zu erhöhen, da 
dann die Galvanometerspule bei nicht völlig 
symmetrischer Lage ohne Gleichstromkompo- 
nente des das Galvanometer durchfließenden 
Stromes einen Ausschlag gibt. 

Gemeinsam mit der Deutschen Reichsanstalt 
und dem Amerikanischen Bureau of Standards 
wurden Prüfungen magnetischer Materialien 
zwecks Vergleichung der verschiedenen Me- 
thoden ausgeführt. 

Das Starkstrom - Laboratorium beschäftigte 
sich mit der Wirkung des Bahntransportes auf 
Elektrizitätszähler, der Erhitzung von Glüh- 
lampenfassungen sowie mit Untersuchungen 
an verschiedenen Isoliermaterialien, insbesondere 
Glimmer und Hartgummi. 

Zu dem elektrischen Laboratorium gehört 
die Photometrie. Hier wurde die Einführung 
von Metallfadenlampen als Hilfsnormale erprobt, 
doch konnte noch nicht endgültig festgestellt 
werden, ob sie sich dazu eignen. 

Neu begonnen wurden Versuche über die 
Sichtigkeit von Lichtern, wozu die vom 
Handelsministerium erlassenen Bestimmungen 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


201 


über Schiffslichter die Veranlassung boten. 
Die Versuche werden im Freien über die 
Länge einer englischen Meile ausgeführt und 
müssen im Winterhalbjahre wegen des trüben 
Wetters meist ruhen. Es zeigte sich, daß die 
vorgeschriebene Bichtigkeit der grünen Steuer- 
bordlaterne (2 Meilen bei klarem Wetter) 
schwer zu erreichen ist. 

Im Laboratorium für Wärme wurden die Ver- 
suche, Materialien zu finden, die bei den höch- 
sten Temperaturen hinreichend gasdicht sind, 
um eine Erweiterung der absoluten Temperatur- 
skala zu ermöglichen, eifrig fortgesetzt, ohne 
bisher zu einem greifbaren Resultate zu führen. 
Ferner wurde ein Vakuumofen für pyrometrische 
Untersuchungen bis 25000 C hergestellt und 
in Betrieb genommen; er arbeitet zufrieden- 
stellend. 

Daneben wurden Arbeiten zur Aufklärung 
der zwischen den Entflammungsmessern ver- 
schiedener Länder bestehenden Abweichungen 
ausgeführt. Es zeigte sich, daß der Ent- 
flammungspunkt von der Art und Weise der 
Benutzung des Entflammungsmessers abhängt 
und daß z. B. infolge von Konstruktionsver- 
schiedenheiten der in Deutschland benutzte 
Entflammungsmesser einen um 2° C höheren 
Entflammungspunkt ergibt als der englische. 

Umfangreiche Arbeiten bezogen sich auf 
die spezifische Wärme und die Bchmelzwärme 
der Metalle. Zur Bestimmung dieser Größen 
benutzte man die von Harker angewandte 
Methode zur Messung der spezifischen Wärme 
des Eisens bei verschiedenen Temperaturen. 
Die Metalle werden in einem Porzellangefäß 
geschmolzen und fallen tropfenweise durch 
einen mit Magnesia gefüllten Trichter in das 
Kalorimeter. Der Trichter taucht unmittelbar 
in das Kalorimeter ein und verhindert durch 
seine Füllung, welche den Tropfenweg auto- 
matisch verschließt, jeden Strahlungsverlust. 

Das optische Laboratorium erhielt einen 
Kipptisch zur Untersuchung von Klinometern 
sowie eine Anzahl Metallprismen mit Normal- 


winkeln. 
(Schluß folgt.) 


— — — 


Glas technisches. 


Rühr vorrichtung für schwer 
mischbare und spezifisch schwere 
Flüssigkelten. 

Von H. Leiser. 

Chem.-Ztg. 35. S. 756. 1911. 

Das der Vorrichtung zu Grunde liegende 
Prinzip ist dem Verf. bereits früher patentiert 
worden. Es besteht darin, daß in der zu 


202 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


Deutsche 
— : Mechaniker-Ztg. 


durchmischenden Flüssigkeit eigenartig ge- 
formte Röhren derart in Bewegung gesetzt 
werden, daß die schweren Bestandteile in 
ihnen aufzusteigen gezwungen werden und 
oben in einem Strahle durch die leichteren 
Bestandteile geschleudert werden. Bei dem 
hier beschriebenen Laboratoriumsapparat sind 
vier solche röhrenförmigen Rührflügel vor- 
handen, deren Ein- und Austrittsöffnungen in 


verschiedenen Höhen liegen. Die Rührflügel 
eitzen, um Stöße zu mildern, auf einem mit 
Gummi überzogenen Ansatz der Rührwelle. 
Der durch D. R. G. M. Nr. 467 629 geschützte 
Apparat ist von den Vereinigten Fabriken 
für Laboratoriumsbedarf Berlin zu be- 
ziehen. Hfm. 


Gebrauchsmuster. 

Klasse: 

21. Nr. 476238. Gefäß für Metalldampf- Appa- 
rate. Hartmann & Braun, Frankfurt. 
18. 4. 11. 

42. Nr. 475757. Einrichtung zur Bestimmung 
der Dichte von Gasen. Siemeus&Halske, 
Berlin. 3.8.11. 

Nr. 475824. Maximumthermometer mit Hilfs- 
vorrichtung zum Zurückbringen der Queck- 
silbersäule. O. Pfister, Langewiesen i. Th. 
4. 8. 11. 


Nr. 477069. Thermometer mit elektrischer 
Beleuchtung. L. Maas, Bayreuth. 17.7.11. 

Nr. 476 646. Fieberthermometer. W.Kramer, 
Zerbst. 14.7.11. 

64. Nr. 477631. Flüssigkeitsbehälter mit doppel- 
ten, einen Isolierstoff begrenzenden Wan- 
dungen und einem Deckel mit Kühlröhre. 
Thermos-Akt.-Ges., Berlin. 11.3. 11. 


— — 


Gewerbliches. 


Neuer Japanischer Zolltarif. 


Der Handels- und Schiffahrtsvertrag 
zwischen dem Deutschen Reich und 
Japan nebst zugehörigem Zollabkommen 
ist am 24. Juni d. J. ratifiziert worden. In 
Zukunft sollen nunmehr folgende Zoll- 
sätze erhoben werden. Leider ist es der 
Zolltarif- Kommission nicht gelungen, 
eine Ermäßigung dieser Sätze zu erzielen. 
Zu bemerken ist hierbei, daß wissenschaft- 
liche Instrumente, welche für den Gebrauch 
der Universitäten und öffentlichen Schulen 
bestimmt sind, gol frei bleiben. 

1 Yen = 100 Sen = 2 M, 1 Kin = 0,6 g. 
Nr. 448. Brillengläser (geschnittene) 
* WO Yo 
„ 449. Optische Linsen und Prismen (ohne 
Fassungen und Griffe): 
1. nicht geschliffene v. W. 20 %, 
2. alle anderen BOT 
Deckgläser zu mikroskopischen 
Zwecken 1000 Stück 1,60 Yen. 
Objekttriger zum Mikroskopieren 
1000 Stück 1,40 Yen. 
Augengläser: 
1. mit Fassungen oder Griffen aus 
Edelmetall, aus mit Edelmetallen 
belegten Metallen, aus Elfenbein 
oder Schildplatt v. W. 50 %, 
2. alle anderen „ 40 %. 
Doppelferngliser: 
1. mit Prismen 1 Kin 15,00 Yen. 
2. alle anderen „ 3,00 , 
Ferngläser: 
1. bis 1 kg pro Stück 
100 Kin 102,00 „ 
2. alle anderen v. W. 20 %, 
Mikroskope und Teile davon 
v. W. 20 %. 
Maßstäbe, Kreismesser, Meßbänder, 
Drahtmesser, Ganghöhenmesser, 
Dickenmesser, Mikrometer, Taster- 
zirkel, Einteiler, Wasserwagen usw. 
und andere ähnliche Instrumente: 
1. aus Holz 100 Kin 40,80 Yen. 
2, aus Metall 4 09,10. „ 


„ 450. 
„ 451. 
„ 453. 


„ 533. 


„534. 


E 
„ 536. 


oft 19. 
1. Oktober 1911. 


Nr. 537. 


„ 941. 


„ 543. 


„ 944. 
„ 545. 


Gewerbliches. 203 
3. aus Gewebe Nr. 553. Photographische Apparate 
a) in Gehäusen v. W. 50 %. 
100 Kin 69,30 Yen. | „ 554. Teile von photographischen Appa- 
b) alle anderen raten: 
100 Kin 47,80 Pen. 1. Linsen v. W. 30 % , 
4. alle anderen v. W. 20% 2. alle anderen „„ SOS as 
Wagen, gleichgültig ob mit Gewicht | „ 555. Phonographen . * 9 
oder nicht: „ 556. Teile und Zubehör von Phono- 
1. Gestellwagen: graphen: 
a) das Stück nicht über 40 kg 1. Platten und Zylinder zu Vor- 


100 Kin 12,00 Yen. 
b) das Stück nicht über 450 kg 
100 Kin 7,50 Yen. 

c) alle anderen 
100 Kin 5,15 Yen. 
2. alle anderen v. W. 20%. 


. Teile von Wagen und Gewichte 


v. W. 20 °/,. 
Thermometer: 
1. Fieberthermometer (gleichgültig 
ob in Hülse oder nicht) 
100 Kin einschließlich Hülsse 


116,00 Yen. 

2. alle anderen v. W. 200: 
. Barometer: 

1. Barographen a 206 


2. Aneroidbarometer 

100 Kin 63,40 Yen. 
3. alle anderen v. W. 20 %, 
Amperemeter und Voltmeter 

100 Kin 62,50 Fen. 
Wattmeter . 2 39,90 „ 
Druckmesser (einschl. der Vakuum- 
messer) 100 Kin 46,40 Yen. 


„ 546.Geschwindigkeitsmesser,Schiffslogs, 


„ 550. 


Indikatoren, Windmesser, Kraft- 
messer, 
u. ähnl. 


Zyklometer, Pedometer 
v. W. 20%, 


Elektrische Batterien: 


1. Akkumulatoren . 
2. Trockenelemente 

100 Kin 13,80 Yen. 
3. alle anderen v. W. 25°/,- 


v. W. 20 %. 


. Teile von elektrischen Batterien 


(mit Ausnahme von Kohlen für 
elektrische Zwecke): 

1. Elektroden v. W. 20 %. 
2. alle anderen „ 29 gs 


Chirurgische Instrumente 


v. W. 20 %. 
Zeichen- und MeBinstrumente so- 
wie Teile davon (anderweitig 


nicht aufgeführte) v. W. 20 %. 


. Physikalische und chemische Appa- 


rate und Teile davon (anderweitig 
nicht aufgeführte) v. W. 20 %. 


Laterna magicas, kinematographi— 


sche Apparate und Teile davon 
v. W. 50%. 


tragsstücken: 

a) mit Vortragsstücken bespielt 
100 Kin 74,30 Yen. 

b) alle anderen 
100 Kin 57,40 Yen. 
2. alle anderen v. W. 50 %. 
Telegraphen- Fernsprech- 
Apparate, Teile davon 
(anderweitig aufgeführt) 
v. W. 20°%%,. 


„ 559. und 
sowie 


nicht 


Der Vorstand der Berufsgenossen- 
schaft der Feinmechanik und Elektro- 
technik hat in seiner letzten Sitzung im 
Juni dieses Jahres gelegentlich der Ge- 
nossenschaftsversammlung in Hamburg sich 
eingehend mit der Frage beschäftigt, 
welche Mittel und Wege geeignet sein 
könnten, die Unfallgefahren in den der 
Berufsgenossenschaft angehörigen Betrie- 
ben zu vermindern. Unter anderem wurde 
als ein solches Mittel auch der Besuch der 
an den verschiedenen Industriezentren des 
Deutschen Reiches eingerichteten Aus- 
stellungen für Arbeiterwohlfahrt angesehen. 
Die älteste und bedeutendste Ausstellung 
dieser Art ist die vom Deutschen Reich 
in Charlottenburg, Fraunhofer - Straße 11 
u. 12, eingerichtete „Ständige Ausstellung 
für Arbeiterwohlfahrt*. Es sind für diese 
Ausstellung vom Deutschen Reich sehr er- 
hebliche Mittel, insgesamt über 2 000 000 M, 
aufgewendet worden, um der deutschen 
Industrie mustergültige Schutzvorrichtungen 
an Maschinen und Betriebseinrichtungen 
vorzuführen und die bewährtesten Ein- 
richtungen der Gewerbehygiene zur Dar- 
stellung zu bringen. Bedauerlicherweise 
läßt die Kenntnis von dem Bestehen dieser 
Ausstellung, der Besuch derselben und die 
Würdigung der Ausstellungsgegenstände 
viel zu wünschen übrig. Nach dem Vor- 
gehen der Reichsregierung haben auch 
einzelne Bundesstaaten oder Museumsver- 
waltungen ähnliche Ausstellungen in 
München, Stuttgart, Dresden und Nürnberg 
geschaffen. Der beabsichtigte Nutzen dieser 
Ausstellungen kann nur dann erreicht 


204 

werden, wenn die interessierten Kreise der 
deutschen Industrie nach den vorgeführten 
mustergültigen Einrichtungen auch in ihren 
eigenen Betrieben ähnliche Schutzvor- 
richtungen und Betriebseinrichtungen 
schaffen. Wie bei vielen auf das Allge- 
meinwohl gerichteten Bestrebungen kann 
ein wesentlicher Vorteil nur dann er- 
zielt werden, wenn die geeignete Anregung 
durch zweckmäßige Agitation in die be- 
teiligten Kreise hineingetragen wird. Aus 
diesen Rücksichten hat die Hütten- und 
Walzwerks-Berufsgenossenschaft seit 
etwa 5 Jahren Führungen von Betriebs- 
ingenieuren, Werkmeistern usw. durch die 
Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt in Char- 
lottenburg organisiert, so daß auf diesem 
Wege bereits etwa 500 in derBetriebsleitung 
tätigen Personen die eingehende Kenntnis 
von wirksamen Schutzvorrichtungen und 
hygienischen Betriebseinrichtungen ver- 
mittelt worden ist. 

Der Vorstand der Berufsgenossen- 
schaft derFeinmechanik und Elektro- 
technik hat auf Vorschlag seines techni- 
schen Beraters beschlossen, den Besuch der 
Ausstellungen für Arbeiterwohlfahrt ihren 
Betriebsunternehmern, deren Betriebs- 
leitern usw. zu ermöglichen. Um zunächst 
dem Vorstande ein Bild davon zu geben, 
welcher Nutzen aus einem derartigen Be- 
suche erwartet werden darf, soll im Laufe 
der nächsten Wochen zunächst eine Führung 
der Berliner Delegierten der Genossen- 
schaft durch die Ständige Ausstellung für 
Arbeiterwohlfahrt in Charlottenburg ausge- 
führt werden. Die technische Leitung der 
Ausstellung ruht in den Händen des Senats- 
vorsitzenden im Reichs-Versicherungsamt, 
Hrn. Geheimen Regierungsrats Prof, Dr.-Ing. 
Hartmann, welcher sich entgegenkom- 
menderweise an der Führung durch die 
Ausstellung beteiligen wird. Außerdem 
wird der technische Aufsichtsbeamte der 
Berufsgenossenschaft in der Lage sein, 
gerade auf diejenigen Einrichtungen be- 
sonders hinzuweisen, die für die in der 
Berufsgenossenschaft der Feinmechanik 
und Elektrotechnik vertretenen Betriebe 
besonders wichtig sind. 

Wenn, wie zu erwarten steht, der bei 
diesem ersten Besuche zu erhoffende 
Nutzen sich herausstellt, so wird noch vor 
Ablauf dieses Jahres eine Gruppenführung 
von Betriebsleitern, Werkmeistern u. dergl. 
veranstaltet werden. 

Soll eine solche Führung durch die 
Ausstellung den beabsichtigten Nutzen ge- 
währen, so darf die Anzahl der Besuchen- 
den nicht zu groß werden. Es wird damit 


Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


gerechnet, daß etwa bei jeder Führung 
50Personen an derBesichtigung teilnehmen. 
Die sämtlichen mit Schutzvorrichtungen 
ausgestellten Maschinen, Transmissionen usw. 
werden im Betriebe vorgeführt, so daß die 
Besucher sich von der Wirksamkeit der 
Schutzvorrichtungen durch den Augen- 
schein zu überzeugen. in der Lage sind. 
Bei jedem Besuche soll auch in unmittel- 
barem Anschluß eine Besprechung statt- 
finden und aus dem Gedankenaustausch 
der mitten in der Praxis stehenden Per- 
sonen ist vielleicht noch mehr Erfolg zu 
erwarten, als die Besichtigung allein 
zeitigen könnte. Der Vorstand der Berufs- 
genossenschaft hofft, daB auf diese Weise 
anderwärts , bewährte Schutzvorrichtungen 
auch in viele Betriebe der Feinmechanik 
Eingang finden und daß-durch den Besuch 
Anregungen geboten werden, um ähnliche 
oder noch bessere Schutzeinrichtungen zu 
erfinden. Wenn dadurch die Unfallsicher- 
heit in den gewerblichen Betrieben weitere 
Fortschritte macht, so würde die Absicht 
des Vorstandes erreicht sein. 


Fachkurse für Feinmechaniker. 

Die Fachkurse werden vom Berliner Ge- 
werbesaale veranstaltet und in dem Schulhause 
Hinter der Garnisonkirche 2 abgehalten. Der 
Unterricht wird von Hrn. Ing. F. Lindenau 
erteilt und umfaßt 1. Mechanik mit algebraischen 
Übungen (Dienstag 7 bis 9 Uhr), 2. Werkstatt- 
chemie und Materialkunde (Mittwoch 7 bis 
9 Uhr), 3. Werkzeuglehre (Freitag 7 bis 9 Uhr). 

Die Kurse sind als Vorbereitung zur Ge- 
hilfenprüfung gedacht; das Unterrichtshonorar 
beträgt für jedes Fach halbjährlich 3 M. 

Anmeldungen werden von jetzt ab von 
Hrn. Dirigent Scholz (Hinter der Garnison- 
kirche 2) entgegengenommen. 


— — 


Kleinere Mitteilungen. 


Eine recht bemerkenswerte Auslegung 
des Gesetzes gegen den unlauteren Wett- 
bewerb enthält folgende Entscheidung des 
Oberlandesgerichts Celle. — Von einer Fabrik 
mechanischer Apparate in Hannover war ein 
Prospekt herausgegeben worden, in dem ein 
Techniker M. ale langjähriger Fabrikant eines 
von ihr vertriebenen Pyrometers angegeben 
war. Eine andere feinmechanische Anstalt in 
Hannover war der Ansicht, daß die Bezeichnung 
des M. als „Fabrikant“ gegen das Gesetz gegen 
den unlauteren Wettbewerb verstoße, weil es 


Heft 19. 

1. Oktober 1911. en 
den Anschein eines besonders günstigen An- 
gebots erwecke, denn M. fabriziere gar keine 
Instrumente, habe daher auch das fragliche 
Pyrometer nicht selbst hergestellt. Sie klagte 
daraufhin sowohl gegen die erstgenannte Firma 
wie gegen M. auf Unterlassung, wurde jedoch 
vom Landgericht Hannover mit folgender Be- 
gründung abgewiesen: Unlauterer Wettbewerb 
könne nur dann in Frage kommen, wenn M., 
was von der Klägerin nicht behauptet sei, zur 
Verbreitung des Prospektes aktiv beigetragen 
habe. Denn das Gesetz gegen den unlauteren 
Wettbewerb könne nur gegen denjenigen An- 
wendung finden, der selbst unrichtige Angaben 
mache, aber nicht gegen den, der der Be- 
nutzung seines Namens zu unlauteren Zwecken 
nicht widerspreche. Der Frage, ob M. durch 
wisssentliche Duldung des Mißbrauchs seines 
Namens nicht gegen die guten Bitten im Sinne 
des $ 1 des zitierten Gesetzes gehandelt habe, 
sei entgegenzuhalten, daß dieser Paragraph 
nur denjenigen treffe, der Handlungen vornehme, 
die den guten Sitten widersprächen. Das Still- 
schweigen und die Duldung allein genüge aber 
nicht, um eine Handlung vorzunehmen; es 
müsse eine Mittäterschaft hinsichtlich des 
Vertriebs der Prospekte gefordert werden. 
Diese sei aber nicht nachgewiesen. — Das 
Oberlandesgericht Celle ging noch weiter und 
erklärte, selbst wenn M. für den Inhalt des 
Prospektes voll verantwortlich zu machen 
wäre, würde die Klage unbegründet sein. 
Wenn ein Kaufmann sich fälschlicherweise 
als Fabrikant bezeichne, so verstoße er durch 
diese Bezeichnung allerdings gegen $ 3 des 
erwähnten Gesetzes, denn er rufe durch diese 
Bezeichnung beim Publikum den Glauben 
hervor, daß er als Fabrikant seine Ware mit 
Umgehung des Zwischenhändlers und daher 
besonders billig verkaufe; er erwecke also 
durch diese falsche Bezeichnung den Anschein 
eines besonders günstigen Angebots. Ein 
solcher Anschein werde durch die fraglichen 
Prospekte aber gar nicht erweckt. Denn M. 
werde in keiner Weise in Beziehung gebracht 
zu dem Verkauf der in dem Prospekt ange- 
kündigten Pyrometer; er werde lediglich als 
derjenige bezeichnet, der das von der Firma 
vertriebene Pyrometer herstellt. In d ieser 
Fassung sei aber ein besonders günstiges An- 
gebot nicht zu erblicken. E. V. 


— — 


Bücherschau u. Preislisten. 


H. Poincaré, Die neue Mechanik. 8°. 24 8. 
Leipzig u. Berlin, B. G. Teubner 1911. 
0,60 M. 


Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preislisten. 


205 


R. Neuendorff, Praktische Mathematik. I. Gra- 
phisches und numerisches Rechnen. (Aus 
Natur- und Geisteswelt. Bd. 341.) Leipzig, 
B. G. Teubner 1911. 1 M, in Leinw. 1,25 M. 
In dem vorliegenden Bändchen gibt der 

Verf. eine Reihe von Vorträgen: wieder, welche 

er als Volkshochschulkurse in Kiel gehalten 

hat, um dem Laien das Verständnis und die 

Benutzung moderner mathematischer Rechen- 

hilfsmittel zur Lösung praktischer Aufgaben 

zu erleichtern und ihn auch in den Stand zu 
setzen, zu beurteilen, was die besprochenen 

Methoden und Apparate zu leisten vermögen. 

Der bedauerliche Umstand, daß man noch in 

den meisten unserer Schulen in der Art des 

mathematischen Unterrichts streng am alther- 
gebrachten festzuhalten bestrebt ist und nur 
ganz vereinzelt und zaghaft der Versuch 
gemacht wird, die täglich steigenden Anforde- 
rungen der verschiedensten Berufe gebührend 
zu berücksichtigen, drängt unwillkürlich zu 
einer Art Selbsthilfe des einzelnen, der im 
praktischen Leben plötzlich vor eine Aufgabe 
gestellt wird, der er hilflos gegenübersteht 
und deren Lösung ihm nur deshalb scheinbar 
unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet, weil 
ihm in der Schule nicht gezeigt worden ist, 
eine Sache praktisch anzufassen. Der Zweck 
der Vorträge war in erster Linie, Bestrebungen 
zur Ausfüllung dieser Lücken möglichst durch 
eine geschickte Zusammenstellung alles für 
das praktische Rechnen Wissenswerten zu 
unterstützen. Zum Beispiel erinnere ich nur 
einmal an die Ermittelung der für eine beab- 
sichtigte Reise zu wählenden Züge. Nicht der 
zehnte ist in der Lage, in unserem Zeitalter 
des Verkehrs einen Fahrplan oder gar das 
Reichskursbuch richtig und mit dem BewuBt- 
sein absoluter Sicherheit zu benutzen. Wie 
selbstverständlich würde aber jedem der Ge- 
brauch dieser Tabellen werden, wenn ihm 
schon in der Schule die Entstehung der Fahr- 
plane aus Diagrammen und ihre Benutzung er- 
lautert worden wäre, aus denen sich die Be: 
dingungen der Anschlußmöglichkeit, der Um- 
steigepunkte und vieles andere in anschaulicher 

Weise und ohne Zwang ergeben. 

Abgesehen davon bieten die graphischen 
Fahrpläne neben ihrem eigentlichen Zweck 
beim Unterricht eine Fülle von Gelegenheit, 
auch die wesentlichsten Einrichtungen und 
Bestandteile des Eisenbahnoberbaues, wie 
Weichen, Krümmungsradius, Gefälle, Ge- 
schwindigkeit usw. dem Schüler zu erklären. 
Es ist daher freudig zu begrüßen, daß im vor- 
liegenden Buche in anschaulicher Weise und 
durch Beifügung eines graphischen Fahrplanes 
Gelegenheit geboten ist, sich über diese schöne 
und wichtige Anwendung der graphischen 
Darstellung zu unterrichten. 


206 


Auch hat Verf. zum ersten Male in einem 
populären Werke auf einen sich immer neue 
Gebiete erobernden Zweig der graphischen 
Rechenkunst unter Anführung einiger Beispiele 
hingewiesen; es ist dies die sogenannte 
„Nomographie“. Diese im wesentlichen von 
dem französichen Mathematiker d’Ocagne 
ausgearbeitete Methode beschäftigt sich mit 
der Aufgabe, den Zusammenhang zwischen den 
Veränderlichen und Konstanten einer gegebenen 
Gleichung in einer Rechentafel derart wieder- 
zugeben, daß daraus direkt oder vermittels 
eines beweglichen Index jeweilig zusammen- 
gehörige Werte ohne weitere Rechnung ent- 
nommen werden können. Die Vielseitigkeit 
und Anwendungsmöglichkeit der Nomographie 
ist eine außerordentlich große; die Methode ist 
gerade da mit Vorteil anzuwenden, wo andere 
versagen. 

Trotz des bescheidenen Umfanges ver- 
einigt das Werkchen eine Fülle von wissens- 
wertem auf dem Gebiete des praktischen 
Rechnens in sich, was teilweise nur sehr 
zeretreut in der Literatur zu finden ist. Aus 
dem Inhalt seien außer den angeführten nur 
einige Abschnitte noch hervorgehoben, wie 
Temperaturkurven, Seismogramme, Flächen- 
messung, Bimpsonsche Regel, Planimeter, 
Körperberechnung, verkürztes Rechnen, Multi- 
plikationstabellen, Interpolieren, Logarithmen- 
tafeln, Rechenschieber und Rechenmaschinen. 


Bücherschau und Preislisten. — Patentschau. 


Deutsche 
___Mechaniker-Ztg. 


Wenn auch der Zweck und Umfang des 
Werkchens eine systematische und vollständige 
Behandlung der Materie ausschloß, so hätte 
Verf. bei dem letzten Kapitel über die Rechen- 
maschinen die Unterscheidung verschiedener 
Rechenmaschinensysteme, wie reine Additions 
maschinen, Multiplikationsmaschinen nach dem 
Additionsprinzip und reine Multiplikatione- 
maschinen, erklären können und für jede 
Klasse möglichst ein solches Beispiel anführen 
sollen, welches zurzeit als bester Typ der be- 
treffenden Art anzusehen ist. Mit Rücksicht 
auf die ständig und rapid zunehmende Ver- 
breitung der Rechenmaschinen, welche bereits 
auf einigen Gebieten eine völlige Umgestaltung 
der Rechnungsmethoden veranlaßt haben, wäre 
eine etwas eingehendere Bearbeitung dieses 
Kapitels gerechtfertigt gewesen. — Die Dar- 
stellungen eind alle durchaus elementar und 
anschaulich gehalten und erfordern keinerlei 
mathematische Vorkenntnis, so daß zu erwarten 
ist, daß das Büchlein manchem ein willkom- 
mener Ratgeber sein wird. K. H. 


Preislisten usw. 


C. & E. Fein, Stuttgart. Prospekt Nr. 282. 
Abt. W: Elektrisch betriebene Werkzeuge. 
Abt. V: Elektrische Antriebe aller Art. 
Abt. T: Elektrische Gesteinsbohrmaschinen. 
8%. 62 S. mit vielen Illustr. 1911. 


Patents o hau. 


Einzelobjektiv aus vier verkitteten Linsen, die die vordere 
Kittflache nach vorn konvex und sammelnd, die mittlere nach vorn 
konkav und sammelnd und die hintere nach vorn konkav und zerstreuend 
machen, deren vorderste eine konkave Vorderflache und einen kleinen 
Exponenten n, als 1,52 hat, und deren hinterste bei konvexer Hinter- 
fläche zerstreuend ist und keinen kleineren Exponenten n, als 1,58 
hat, dadurch gekennzeichnet, daß der Exponent np der dritten Linse 
mindestens 1,57 ist. C. ZeiB in Jena. 16. 10. 1909. Nr. 228 677. Kl. 42. 


Lagerungs- und Einstellvorrichtung für Entfer- 


nungsmesser mit nach der Mitte zu angeordneten und recht- 
winklig zur Basislänge gerichteten Okularen, gekennzeichnet 
durch zwei von der Unterseite des Entfernungsmessers aus 
nach abwärts gerichtete, aufeinander entgegengesetzten Seiten 
der Okulare angeordnete Handgriffe, von denen jeder einen 
dicht an der Unterseite des Apparats befindlichen Halt für die 
Hand darbietet, in Verbindung mit einer oder mehreren auf 
der Unterseite des Entfernungsmessers zwischen einem oder 
beiden Handgriffen und den Okularen in der Nahe des einen 
oder beider Handgriffe angeordneten Einstellvorrichtungen. 
A. Barr in Glasgow, Schottl., und W. Stroud in Leeds, 


Engl. 18. 6. 1909. Nr. 228 640. Kl. 42. 


Heft 19. 
1. Oktober 1911. 


Vorrichtung zum mikroskopischen Messen kreisrunder Quer- 
schnitte, dadurch gekennzeichnet, daß auf einer bekannten durch- 
sichtigen Mikrometerplatte mit konzentrischen Kreislinien ein durch 
den Mittelpunkt gehendes, mit Teilungen versehenes Fadenkreuz ange- 
ordnet ist. Lichtwerke in Berlin. 1. 1. 1910. Nr. 228817. Kl. 42. 


Verfahren zur Bestimmung der Rückprall- 
steighöhe des Fallgewichtes in Härteprüfapparaten, 
dadurch gekennzeichnet, daß auf das Fallgewicht ein 
Reiter g aufgelegt wird, welcher beim Herabfallen 
und Zurückprallen ‘des Fallgewichtes mitgenommen wird und beim Wieder- 
zurückfallen des letzteren mit Zungen i k an mit einer Skala versehenen 
A. Hirth in Cannstatt-Stuttgart. 


Stäben e f hängen bleibt. 
Nr. 228 710. Kl. 42. 


Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. 


12. 5. 1909. 


Einrichtung zur Fernübertragung von Kompaßstellungen, bei 
welcher eine Anzahl von Einstellungspunkten (elektrischen Kontakten o. dgl.) 
auf den Umfang der KompaBrose einer Anzahl von feststehenden Einstellungs- 
punkten am Umfang des Gehäuses derart gegenübersteht, daß für jede An- 
derung der KompaBetellung um eine ganze Einheit (Strich, Grad) bestimmte 
bewegliche Einstellungspunkte mit bestimmten feststehenden Einstellungs- 
punkten in wirksame Verbindung kommen, dadurch gekennzeichnet, daß die 
Einstellungspunkte auf der Kompaßrose derart verteilt sind, daß der Bogen 
zwischen zwei benachbarten beweglichen Punkten um eine Einheit größer 
oder kleiner ist als der Bogen zwischen zwei feststehenden Einstellungs- 


punkten, und daß das Produkt aus der Anzahl der beweglichen Einstellungs- 
punkte und der Anzahl der festen Einstellungspunkte gleich der Anzahl der im Umfang der 


Kompaßrose enthaltenen Einheiten ist. 
Kl. 74. 


W. Schmaltz in Lehe. 


6. 7. 1909. Nr. 228 653. 


Vereins- und Personennachrichten. 


22. Deutscher Mechanlkertag 
in Karlsruhe 

am 21., 22. u. 23. September 1911. 

Der diesjährige Mechanikertag vereinigte 
wieder eine stattliche Anzahl von Mit- 
gliedern und Freunden der D. G. f. M. u. O. 
zu ernsten Beratungen und fröhlicher Ge- 
selligkeit. Der Verlauf darf in jeder 
Richtung wieder als außerordentlich ge- 
lungen bezeichnet werden, sowohl inbezug 
auf die wissenschaftlichen Vorträge, als auch 
auf die Beratungen über wirtschaftliche 
Fragen, wie auf die geselligen Veran- 
staltungen (nur der Ausflug nach Baden- 
Baden war leider durch einen Dauerregen 
beeinträchtigt). Für das Gelingen der 
Veranstaltungen gebührt der Dank den 
Herren K. Scheurer sen. und A. Scheurer 
jun., die bereitwilligst die Arbeit der Vor- 
bereitungen auf sich genommen hatten 


und sie in ausgezeichneter Weise dureh- 
geführt haben. 
Unsere Leser werden die meisten 


wissenschaftlichen Vorträge in den nächsten 


Heften ausführlich wiedergegeben finden; 
deshalb sei hier vorläufig nur über die 
Beratung wirtschaftlicher Fragen aın ersten 
Tage wegen ihrer zum Teil aktuellen 
Wichtigkeit im Auszuge berichtet; ge- 
naueres wird in dem offiziellen Protokoll 
veröffentlicht werden. Hr. A. Schmidt- 
Cöln berichtete über die Bemühungen des 
Wirtschaftlichen Ausschusses, bei den 
Handelsverträgen günstigereZollverhältnisse 
für unsere Industrie zu erlangen. Nur bei 
dem Französischen Zolltarif sei etwas er- 
reicht worden, leider nichts bei dem 
Schwedischen und dem Japanischen. Der 
Grund hierfür liege in dem Umstande, daß 
an den leitenden Stellen die Bedeutung 
unseres Gewerbes nicht genügend erkannt 
werde. Hierin aber Wandel zu schaffen, 
ist die Kommission nur dann imstande, 
wenn ihre Anfragen an die Mitglieder aus- 
reichende Beantwortung finden. Darüber 
aber ist immer noch zu klagen. Auch die 
Firmen, die selbst nieht zu exportieren 
beabsichtigen, haben ein Interesse ‚daran: 


208 


daß den. anderen der Auslandsmarkt offen 
bleibt; denn sonst werden sich diese letz- 
teren, in der Regel kapitalkräftigeren Werk- 
stätten gezwungen sehen, sich mit doppelter 
Energie auf den Inlandsmarkt zu werfen. 
Darum ist es für ein gedeihliches Arbeiten 
des Wirtschaftlichen Ausschusses unbedingt 
erforderlich, daß er seitens der Mitglieder 
jede gewünschte Unterstützung erhalte, in 
erster Linie durch schnelle und ausführ- 
liche Beantwortung seiner Umfragen. — 
Hr. R. Fischer betonte in seinem Berichte 
gleichfalls diesen Wunsch; ferner wies er 
darauf hin, daß wir eine gesonderte Auf- 
führung der präzisionsmechanischen Er- 
zeugnisse in den Tarifen erstreben müssen, 
damit sie die ihnen zukommende Bedeutung 
erlangen und nicht durch das Zusammen- 
werfen mit anderen, ihnen nicht vergleich- 
baren Artikeln, die in der Regel Massenware 
sind, von diesen erdrückt werden. Ferner 
müssen größere Erleichterungen bei der 
zollamtlichen Behandlung von Reparatur- 
stücken erstrebt werden; seitens Amerikas 
und Frankreichs ist die Handhabung hierbei 
zurzeit eine derartige, daß dieser Verkehr 
vollständig unterbunden wird. Was Redner 
als Blumenlese aus den Erfahrungen der 
Firma Carl Zeiß über die Zollschikanen 
an der französischen Grenze mitteilte, er- 
regte allgemeines Erstaunen und Unwillen. 
In der Debatte betonte Hr. Pfeiffer u.a., 
daß unser Gewerbe mindestens dieselbe 
Berücksichtigung wie die „schwere Indu- 
strie“ in handelspolitischen Fragen bean- 
spruchen dürfe, weil es eine ganz anders 
geartete und entlohnte Gehilfenschaft be- 
schäftige als die Massenfabrikation, und 
dadurch die wichtige soziale Aufgabe er- 
fülle, den unteren Klassen ein Aufsteigen 
zu ermöglichen. — 


Es sei noch die Ehrung erwähnt, 
Hrn. W. Haensch auf dem Mechaniker- 
tage seitens der Firmen zuteil wurde, die 
die Kollektivaustellung der Feinmechanik 
in Brüssel beschickt hatten: als Ausdruck 
des Dankes und der Anerkennung für die 
große Arbeit, die Hr. W. Haensch durch 
die Vorbereitung dieser Ausstellung geleistet 
und dureh die er ihren schönen Erfolg in 
die Wege geleitet hat, ließen ihm diese 
Werkstätten in der ersten Sitzung des 
Mechanikertages durch den Vorsitzenden 
eine Dankadresse und einen silbernen 
Tafelaufsatz überreichen. 

Von geschäftlichen 
sei noch mitgeteilt, 


die 


Angelegenheiten 
daß bereits für 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


Vereins- und Personennachrichten. 


Deutsche 
Mochaniker-Ztg. 


die nächsten 3 Jahre die Orte ‘der Me- 
chanikertage bestimmt werden konnten: 
1912 Leipzig, 1913 Cöln, 1914 Berlin. 


‘Eine vertrauliche Mitteilung betr. 
Unterstützung des deutschen Exports durch 
die Handelssachverständigen beim General- 
konsulat zu New York ist dem Geschäfts- 
führer (Charlottenburg 4, Fritschestraße 39) 
zugegangen; sie wird den Mitgliedern auf 
Wunsch zugesandt. 


Anmeldung zur Aufnahme in den 
Hauptverein der D. G. f. M. u. O.: 
Hr. B. Berger, konsultierender In- 
genieur, Darmstadt. 


D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin, E. V. 
Sitzung vom 12. September 1911, im 
Restaurant „Zum Heidelberger“. Vorsitzender: 
Hr. W. Haensch. 

Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich 
erschienenen Mitglieder und gibt der Hoffnung 
Ausdruck, daß das Vereinsleben im bevor- 
stehenden Winter wieder recht rege sein werde; 
er gedenkt sodann der beiden während des 
Sommers verstorbenen Mitglieder F. Bchuch- 
hardt und H. Seidel, deren Andenken die 
Versammlung in der üblichen Weise ehrt. 

Hr. Dozent Jens Lützen spricht über: Die 
neuesten Fortschritte der Photographie in 
natürlichen Farben. Nach einer Einleitung 
über das Wesen der Farbe wurden die neuesten 
Fortschritte auf dem Gebiete der direkten 
Farbenphotographie (Lippmann, Jolly u. A.) 
erläutert und durch zahlreiche Aufnahmen 
demonstriert. 

Zur Aufnahme -haben sich gemeldet und 
zum ersten Male werden verlesen die Herren 
A. Fischer, Mechaniker in Steglitz, und F. 
Goldschmidt v. d. Fa.Gans & Goldschmidt 
(Berlin N 4, Chausseestr. 25). | 

Zum Schluß fordert der Vorsitzende zu 
recht zahlreicher Beteiligung am bevorstehenden 
Mechanikertage auf und bittet Hr. Blaschke 
dringend, sich vorher beim Ortsausschuß anzu- 
melden. Bl. 


Hr. W. Breithaupt, der Seniorchef 
der Firma F. W. Breithaupt & Sohn, 
feiert am 2. Oktober den 70. Geburtstag. 
Dem verdienstvollen Manne, der seiner 
altberühmten Werkstatt, heut noch in voller 
Frische vorsteht, sei auch an dieser Stelle 
der herzlichste Glückwunsch an 


— — — 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW, 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 20. 15. Oktober. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Über die Daten, die zur vollständigen Beurteilung elektrischer Meßinstrumente 
erforderlich sind. 


Vortrag, 
gehalten am 21. September 1911 auf dem 22. Deutschen Mechanikertage zu Karlsruhe, 
von Dr. H. Hausrath in Karlsruhe. 

Der ehrenvollen Aufforderung des Herrn Vorsitzenden, an dieser Stelle zu 
sprechen, bin ich nur mit großen Bedenken nachgekommen. Der Theoretiker steht 
dem Praktiker als Laie gegenüber. Ganz besonders auf dem Gebiet des Instrumenten- 
baues, wo praktische Erfahrung und Schulung den Ausschlag geben, muß er sich der 
größten Zurückhaltung befleißigen, wenn er sich ein Urteil über Erzeugnisse des In- 
strumentenbaues bilden oder gar Leitsätze für die Bewertung solcher Erzeugnisse auf- 
stellen will. Anderseits kommt aber der Verfertiger von Instrumenten wohl weniger 
in die Lage, die Vorteile und Nachteile verschiedener Typen nicht nur in bezug auf 
die theoretischen, sondern auch auf die praktischen Forderungen, denen sie bei den 
verschiedenen praktischen oder wissenschaftlichen Anwendungen genügen sollen, 
systematisch zu prüfen. Von diesem Gesichtspunkt aus möchte ich daher eine der 
wichtigsten Klassen von MeBinstrumenten, nämlich die elektrischen, betrachten. 

Ich bin mir dabei der großen Schwierigkeit wohl bewußt, welche sich dieser 
Aufgabe entgegenstellen. Sie sind tatsächlich so groß, daß wir eine bestimmte Antwort 
auf die Frage nach den Vorteilen oder Nachteilen der verschiedenen Instrumente in 
vielen Fällen überhaupt nicht geben können. Trotzdem dürfte es nicht wertlos sein, 
sich über die Daten Rechenschaft abzulegen, die zur möglichst vollkommenen Be- 
urteilung elektrischer Meßinstrumente erforderlich sind. 

Die Mannigfaltigkeit der hierbei ins Spiel tretenden Faktoren läßt sich zerteilen 
in zwei Gruppen, die allerdings vielfach in enger Beziehung zueinander und Abhängig- 
keit voneinander stehen. 

Die eine Gruppe wird gebildet von den mechanisch-konstruktiven Daten, 
die andere von den Daten, die sich auf die elektrischen oder magnetischen Größen 
beziehen. 

Wollen wir ein Urteil darüber gewinnen, bis zu welchem Maß ein elektrisches 
MeBinstrument mechanischen oder elektrischen Anforderungen genügt, so werden wir 
bestimmte zahlenmäßig ausdrückbare Größen aufstellen müssen, durch deren Betrag 
die maßgebenden Eigenschaften des Instruments gekennzeichnet werden. 


Betrachten wir zunächst die mechanischen Eigenschaften. In bezug 
auf diese unterliegen die elektrischen MeBinstrumente naturgemäß prinzipiell keinen 
anderen Beurteilungsgrundsätzen als jedes rein mechanische Meßinstrument. Wir 
können deshalb diese prinzipiellen Grundsätze aufstellen, ohne auf die elektrischen 
Eigenschaften der Instrumente und auf das ihnen zugrunde liegende Prinzip einzugehen. 
Jedes elektrische Meßinstrument betrachten wir also zunächst nur als einen mechanischen 
Apparat, der mittels Zeigers und Skala die Größe anzeigt, zu deren Messung er 
bestimmt ist. | 

Zeiger und Skala sind also die Merkmale der größeren Gattung von, Instru- 
menten, in die wir die hier vornehmlich zu besprechenden, direkt, zeigenden elek- 


trischen Instrumente einordnen müssen. Als rein mechanisches Gegenstück zu ihnen 
ist also z. B. die Zeigerwage anzusprechen, nicht aber die Balkenwage oder die 
Wage mit Laufgewicht. Den Balkenwagen entsprechen in der elektrichen MeBkunde 
die sogenannten Brückenanordnungen, die außerhalb unserer Betrachtungen fallen, die 
Wage mit Laufgewicht hat ihr elektrisches Gegenstück in der Kelvinschen Strom- 
wage. Die Anschaffung einiger solcher Instrumente hat wohl das Budget aller besseren 
elektrischen Laboratorien um viele tausend Mark belastet; sie werden jedoch, seitdem 
gute Zeigerinstrumente aller Art bestehen, nicht mehr benützt, da die Ausbalanzierung 
der elektrodynamischen Wirkung durch ein Schiebergewicht für die Praxis der elek- 
trischen Messungen viel zu umständlich ist. Hoffentlich wird auch bald die Erkenntnis 
allgemein werden, daß sich das mechanisch plumpe Verfahren des Gewichtverschiebens 
zwar zur Wägung größerer Lasten, aber nicht zur Verwendung bei so geringen Kräften 
und komplizierten Systemen eignet, wie sie bei den elektrischen MeBinstrumenten 
vorliegen. 

Beschränken wir uns also auf die direkt zeigenden MeBinstrumente, so gilt es 
zunächst, die Bedingungen zu formulieren, denen sie in rein mechanischer Beziehung 
genügen müssen. Die erste besteht jedenfalls darin, daß die Einstellung des beweg- 
lichen Systems in seine Gleichgewichtslage zuverlässig erfolgen muß, daß sie also 
durch Reibung, durch zu lose Lagerung der Achse und andere Ursachen nicht ein zu 
hohes Maß von Unsicherheit besitzt. 

Das Maß für diese Unsicherheit der Einstellung kann wohl mit dem für die 
Ungenauigkeit der Ablesung der Zeigereinstellung auf der Skala zusammengefaßt 
werden. Denn es hat keinen Zweck, eine wesentlich kleinere Fehlergrenze der Ab- 
lesung zu erstreben, als die Fehlergrenze der Einstellung beträgt. Um ein von der 
Skala unabhängiges Maß zu erhalten, müssen wir diese Fehlergrenze durch einen 
Ausschlagswinkel messen, sie sei /a. Stellen wir dann noch die auf den Maximal- 
ausschlag a, bezogene Fehlergrenze auf: f= 4a/am, so läßt sich daraus bei homogener 
Skala sofort der relative Messungsfehler berechnen. Beim MeBbereich Á m ist z. B. der 
relative Ablesungsfehler für irgend eine Ablesung A gleich fA,,/A. Denn bei homo- 
gener Skala ist ja der relative Fehler des Ausschlagswinkels gleich dem des Skalen- 
ausschlags. 

Bei Instrumenten mit nicht homogener Skala, das sind die meisten Wechsel- 
strominstrumente, besteht die gute Sitte, die Skalenteilung im Katalog abzubilden. 
Dadurch ist dann mit 4a auch bei diesen Instrumenten der relative Fehler für alle 
Ausschläge leicht bestimmbar. 

Dem Bestreben, die Zuverlässigkeit der Bestimmung eines Skalenausschlags 
zahlenmäßig zu definieren, steht allerdings der Umstand entgegen, daß die subjektiven 
Ablesungsfehler sehr schwanken. Allgemein ist aber wohl zu sagen, daß die Fehler 
wegen Parallaxe die eigentlichen Schätzungsfehler überwiegen. Man sollte deshalb 
eine bestimmte Voraussetzung über die größtmögliche Abweichung von der senkrechten 
Sehlinie annehmen, etwa die, daß der Abweichungswinkel 10° beträgt, und den da- 
durch entstehenden Ablesungsfehler sollte man der Angabe des größtmöglichen Ab- 
lesungsfehlers zugrunde legen. Bei Instrumenten mit Spiegelhinterlegung der Skala 
ist natürlich der parallaktische Fehler als nicht vorhanden zu betrachten. In diesem Sinne 
also wären die folgenden Angaben zu verstehen: 


1. Größter Fehler (da und f= dalam) bei der Einstellung bezw. der Ablesung. 


Bei der Auswahl von Schalttafelinstrumenten, die auch aus einiger Entfernung 
abgelesen werden müssen, genügt diese Angabe nicht, sondern es muß auch die Sicht- 
barkeit aus größerer Entfernung in Betracht gezogen werden. Diese ist proportional 
der Zeigerlinge. Sie kann aber auch aus einer maßstäblichen Abbildung der Skala 
beurteilt werden. Wir haben also: 


2. Zeigerlänge und maßstäbliche Abbildung der Skala. 


Letztere Angabe dient ferner zur Beurteilung der Ablesungsgenauigkeit in 
verschiedenen Bereichen der Skala. Ferner ermöglicht sie die Berechnung von f aus 
Aa unter 1. 

Als weiterer, für die verschiedenen Anwendungen sehr wesentlicher Faktor 
ist die Schnelligkeit zu nennen, mit der sich das Instrument in die Gleichgewichtslage 
einstellt, sowie der Diimpfungszustand. Wir formulieren ihn: 


15.0 19675 = 1911. H. Hausratb, Beurteilung elektrischer MeSinstrumente. 911 


3. Zeit zur Einstellung des vollen Ausschlags bis auf 1% 0. — Dämpfung. 


Bei dieser Angabe der Einstellungszeit werden sowohl die Fälle umfaßt, wo 
die Einstellung unter gedämpften Schwingungen erfolgt, als auch die, wo das In- 
strument mehr oder weniger kriechend sich der Gleichgewichtslage nähert. Der 
günstigste Fall ist bekanntlich der Grenzfall der aperiodischen Dämpfung. Man hält 
aber bei Laboratoriumsinstrumenten gern die Dämpfung ein wenig kleiner, um aus 
einer noch sichtbaren Umkehr des Zeigers erkennen zu können, daß der Ausschlag 
vollständig und ohne Hemmungen erfolgt ist. Manchmal ist allerdings aus besonderen 
Gründen eine kriechende Einstellung erwünscht, wenn nämlich Messungen stark 
schwankender Größen gemacht werden sollen. Bei nicht aperiodischer Dämpfung 
können hierbei durch Resonanz sogar Zeigerschwankungen entstehen, welche die tat- 
sächlichen weit übertreffen. Deshalb sind in solchen Fällen bestimmte Angaben über 
die Dämpfung unerläßlich. — 

Gegen die Gültigkeit bestimmter Angaben über die Einstellungsfehler, wie sie 
durch 1. festgestellt werden sollen, ist selbstverständlich einzuwenden, daß diese 
höchstens vorübergehenden Wert haben. Wie lange sie als maßgebend gelten können, 
hängt nicht nur von der Güte der Materialien, ihrer Bearbeitung und der Konstruktion 
ab, sondern auch von der Behandlung, der sie bei der Benutzung ausgesetzt werden. 
Um ein Urteil darüber zu gewinnen, wieweit ein Instrumententyp rigoroser Be- 
handlung standhält, werden wohl gelegentlich Prüfungen in der Weise unternommen, 
daB ein Instrument durch einen Mechanismus lange Zeit hindurch gehoben und fallen 
gelassen wird. Diesem radikalen Verfahren wird man sicher die größte Beweiskraft 
zusprechen müssen, da hierbei eben alle Faktoren, von denen das Funktionieren des 
Instruments abhängt, ins Spiel treten. Versucht man dagegen die konstruktiven Eigen- 
schaften zahlenmäßig zu bewerten, so kann höchstens ein als vorteilhaft anerkanntes 
Konstruktionsprinzip, aber nie die Güte der Materialien und der Ausführung gekenn- 
zeichnet werden. Es gibt jedoch eine Konstruktionsgröße, die als ein gewisses Maß 
für die Zuverlässigkeit der Konstruktion gelten kann, dies ist das Verhältnis des Dreh- 
moments bei vollem Ausschlag zum Gewicht des beweglichen Systems. Das Dreh- 
moment wird gemessen durch das Produkt von Gewicht (in 9) X Hebellänge (in cm), 
welches diesen Ausschlag erzeugt. Wir haben also: 


Drehmoment für vollen Skalenausschlag. 
` Gewicht des beweglichen Systems. 


Es liegt auf der Hand, daß bei gegebener Ausführung der Spitzenlagerung die 
Einstellung um so sicherer ist, je größer dieser Faktor. Denn die Reibung wird um so 
besser überwunden, je größer die Direktionskraft, und zwar umso mehr, je kleiner das 
Gewicht, das auf dem Lager lastet. Man ist aber sicher gegen eine große Zahl von 
Bauarten ungerecht, wenn man nach ihr schlechtweg die Güte der Konstruktion beurteilt. 
Denn abgesehen von Material und Bearbeitung spielt die El:stizität der Lagerung eine 
groBe Rolle. So sind z. B. Drehspulsysteme, die auf starre Rähmchen gewickelt sind, 
ohne weiteres ungünstiger als frei gewickelte. Denn bei der elastischeren Ausführungsform 
wird unter sonst gleichen Umständen die Lagerung weniger leicht Not leiden. Anderseits 
darf man wieder die Federung des Systems nicht zu groB wählen, besonders nicht 
bei relativ grobem Gewicht desselben. Denn dann kann es vorkommen, daß es bei 
heftigem Aufschlagen aus dem Lager springt. 

Günstig ist jedenfalls stets ein sehr kleines Gewicht des Systems auch ohne 
Beziehung zur Direktionskraft. Wir könnten deshalb auch das Gewicht allein zur Be- 
urteilung heranziehen. 


Fassen wir das über die mechanische Ausführung Gesagte zusammen, so 
können wir zwar gewisse Eigenschaften, welche für die Verwendungsart eines In- 
struments maßgebend sind, zahlenmäßig ausdrücken, aber die Güte der mechanischen 
Ausführung gehört zu den Imponderabilien, die sich nicht in Zahlen fassen lassen. 
Sie wird eher durch den Preis, mehr noch durch das Renommee der ausführenden 


Firma garantiert werden. 


Versuchen wir nun in ähnlicher Weise die elektrischen Eigenschaften 
der MeBinstrumente zu charakterisieren, so sind folgende Kategorien in Betracht 
zu ziehen. 


212 sa Hausrath, Denen. Se elektrischer Meßinstrumente. Mechaniker-Zig 


A. Die Empfindlichkeit. 

B. Abhängigkeit der Angaben von Temperatur und äußeren Feldern. 

C. Abhängigkeit der Angaben vom Betriebszustand und von der Schaltung. 

Bei Besprechung dieser Eigenschaften müssen wir schon auf Eigentümlich- 
keiten der verschiedenen Gattungen elektrischer Meßinstrumente eingehen. Diese 
können wohl dem Prinzip nach als bekannt angenommen werden. 

Wir beschränken uns deshalb darauf, an der Hand von Darstellungen typischer 
Ausführungsformen die Hauptmerkmale der einzelnen Gattungen von direkt zeigenden 
elektrischen Meßinstrumenten anzuführen). 

Als Vertreter der nur für Gleichstrom verwendbaren Drehspul-(Weston) 
Instrumente ist in Fig. J ein Weston - Voltmeter dargestellt; die Unterschriften er- 


A 6. Anschlußklemmen 
: Polschuhe 7. Kontaktknopf 
Kern 8. Vorschalt- Widerstand 


. Bewegl. done mit Zeiger 9. Schutzkappe 
Skala mit Spiegelablesung| 


Fig. 1. Fig. 3. 


läutern die einzelnen Teile der Konstruktion und Anordnung. Bei den Amperemetern 
und den Milli- Volt- und -Amperemetern wird die gleiche Konstruktion in ent- 
sprechender Anordnung verwendet. Fig. 2 zeigt das Drehspulsystem in photo- 
graphischer Ansicht. 

Fig. 3 stellt das wirksame System eines elektromagnetischen (Weicheisen-) 
Instruments dar. An dem aus der stromdurchflossenen Spule herausgehobenen Teil 
ist unten ein zylindrisches, viereckiges dünnes Eisenblech befestigt. Innerhalb desselben 
ist an der Drehachse des Instruments ein konzentrisches zungenförmiges Eisenblech 
angebracht. Seine Form und Lage ist durchscheinend angedeutet. Die Wirkung 
besteht darin, daß sich bei Stromdurchgang das bewegliche System so einzustellen 
sucht, daß ein möglichst großer Induktionsfluß entsteht. Die geringe Dicke und Kürze 
der Eisenbleche soll den Einfluß von Wirbelströmen und Hysterese auf ein Minimum 
reduzieren. 


1) Der Weston Instrument Cy. (Fig. 1 bis 6) und Hartmann & Braun A.-G. we 7 
und 8) bin ich für Überlassung dieser Darstellungen zu Dank VDE 


15. zen 191 = H. Hausrath, Beurteilung elektrisoher MeBinstrumente. 2 1 3 


Das in Fig. 4 dargestellte Voltmeter ist typisch für die elektrodynamischen 
Instrumente. Die Drehspule ist gleichartig der Drehspule bei den Gleichstrom- 
instrumenten mit Stahlmagnet ausgeführt. Statt des Stahlmagnets dient jedoch eine 
vom gleichen Strom durchflossene feste Spule zur Erzeugung des ablenkenden Felds. 
Die Wirkung ist also dem Quadrat der Stromstärke proportional. Die Zeichnung läßt 
ferner einen Druckknopf zum Ausschalten? sowie den Vorschaltwiderstand und einen 
durch eine Kurbel von außen einstellbaren Regulierwiderstand erkennen, der nach den 
Angaben eines gleichfalls im Kasten eingebauten Thermometers eingestellt wird. 
Diese Einrichtung wird von der Weston Co. bei Voltmetern für niederes Meßbereich 
verwendet, um den ER zu eliminieren. Bei höherem MeBbereich 
(von einigen Volt ab) ist dies wegen des groBen 
konstanten Vorschaltwiderstands nicht erforder— 
lich. 


I ih i m 
00% Ni HMI 


1 ALLIT LA 


ima 


LUF TDAMPF UNG 


Der Schalter verbindet in seinen 3 Stellungen 
1. Feld: 1, 2, 3 u. 4 in Serie (5 Ampere) 
2. Feld: lu. 25 3 u. 4 parallel 

A Anfang der Felder 12 u. 304 in Series (40 Ampere) 

E Ende der Felder 3. Feld: 1, 2, 3 u. 4 parallel (20 Ampere) 


Fig. 6. 


Das in Fig. 5 in photographischer Außenansichtf/und in Fig. 6 in, Schnitt- 
zeichnung dargestellte Wattmeter beruht auf dem gleichen elektrodynamischen Prinzip. 
Der Strom, der zusammen mit der Spannung einen Faktor der zu messenden Leistung 
darstellt, wird stets durch die fest stehende (Feld-)Spule geschickt, die Spannung wie 
beim Voltmeter durch einen Vorschaltwiderstand an die Drehspule angelegt. Das 
vorliegende Instrument besitzt einen kräftig gebauten Walzenumschalter zur Herstellung 
von 3 StrommeBbereichen, wie in Fig. 6 erläutert. Andere Firmen verwenden zum 
gleichen Zweck Stöpsel-, für größere Ströme Laschenumschalter, da bei dem kleinen 
Widerstand der Feldspule auch kleine Übergangswiderstände im Umschalter Fehler 


verursachen können. 
en Google 


214 H. Hausrath, Bourtellung elektrischer MeBinetrmente. Mechaniker- Zig. 


m ̃ ⅛˙ oe ee — —— — — 


Dem Wattmeter entsprechend in be- 
zug auf Konstruktion und Anordnung der 
Spulen, aber abweichend in der Schaltung 
werden die elektrodynamischen Amperemeter 
gebaut. Auch bei diesen wird der volle 
Strom durch die Feldspule geleitet,, die 
Drehspule dagegen, deren Zuführungsspiralen 
nur schwache Belastung zulassen, müssen 
von einem Vorschaltwiderstand der Feldspule 
abgezweigt werden. Diese Amperemeter 
werden nie mit mehr als zwei_MeBbereichen 
hergestellt. 

Das JInduktions- (auch Drehfeld- 
oder Ferraris-) Meßgerät der Fig. 7 entspricht 
in seiner Anordnung durchaus einem Zwei- 
phasenmotor. Als Anker dient eine Aluminium- 
trommel 7. Ein zylindrischer eiserner Kern C 
ist innerhalb derselben fest gelagert. Die 
Magnete H dienen zur Dämpfung, indem sie 
in dem ihnen gegenüberstehenden Teil der 
Trommel bei deren Drehung Wirbelströme 
erzeugen. Das die Trommel gegen die Feder- 
kraft der Spirale F bewegende Drehmoment 
entsteht bekanntlich dadurch, daß die beiden 
Polpaare von Strömen durchflossen werden, 
die gegeneinander phasenverschoben sind. 
Die dazu nötigen Schaltungen für Strom-, 
Spannungs- und Leistungsmessung müssen 
außerhalb unserer Betrachtungen bleiben. 

Bei einem anderen Typus von In- 
duktionsinstrumenten wird statt des reinen 

mee Drehfelds ein Wanderfeld erzeugt, indem 
die Pole eines Elektromagneten, zwischen 

denen eine Wirbelstromscheibe drehbar ge- 

eee sam lagert ist, einseitig 
: metallisch abge - 


44 n a“ 


terscheidung getrof- 
fen zu werden. 

Fig.8 schließ- 

lich veranschaulicht 

die Konstruktion und 

Wirkungsweise der 

Hitædrahtinstru- 

mente. Der zu mes- 

sende Strom wird 

bei a und b in den 

Hitzdraht eingeleitet. 

Dieser ist in der 

Mitte durch einen 

m dünnen Draht d 

nachunten gespannt, 

der seinerseits über 

eine den Zeiger tra- 

gende Rolle mit 

Fig. 8. zwei Nuten von der 


Pa schirmt sind. In be- 

Z VOLT ' gug aufdie aufzustel- 

/ | lenden Daten braucht 

f l Ab l | jedoch zwischen bei- 
/ ww ne den Typen keine Un- 


15, 5 A. Bernini, Magnetoskope für Unterrichtszwecke. 215 
Feder f nach links gezogen wird. Durch diese von der Firma Hartmann & Braun 
herrührende Anordnung wird eine kleine Dehnung des Hitzdrahts in einen großen 
Zeigerausschlag übersetzt. Der Magnet m dient zur Wirbelstrombremsung mit der an 
der Drehachse befestigten Aluminiumscheibe s. Die durch das Gehäuse zugängliche 
Schraube J dient zur Nullpunktseinstellung. Bei höheren Stromstärken wird der Strom 
über mehrere dünne Silberbänder in gleichen Abständen am Hitzdraht zugeleitet und 
durch ebensolche in der Mitte dieser Abschnitte abgeleitet. 

Für die thermoelektrischen Instrumente hat sich noch kein Einheitstyp in der 
Praxis einbürgern können, obgleich das ihnen zugrunde liegende Prinzip vielleicht 
die beste Grundlage für den Bau zuverlässiger und empfindlicher Meßinstrumente zu 
werden verspricht, falls es gelingt, gewisse praktische Schwierigkeiten zu überwinden. 
Das Prinzip besteht darin, daß durch den zu messenden Strom ein oder mehrere 
Thermoelemente erwärmt werden, wobei der Strom entweder einen Heizkörper oder 
die Thermoelemente selbst durchfließt. 

Auch die elektrostatischen Voltmeter dürfen wegen ihrer nur speziellen Ver- 
wendung aus unseren Betrachtungen ausgeschieden werden. — 


(Schluß folgt.) 
— 


Magnetoskope für Unterrichtszwecke. 
Von Aroiero Bernini in Carpi (Modena)!). 


Die hier beschriebenen Apparate sind für Schulen bestimmt, um die Er- 
scheinungen der magnetischen Induktion zu zeigen; sie können nach Analogie der 
Elektroskope als Magnetoskope mit einem oder mit zwei Blättern bezeichnet werden. 

Das Magnetoskop mit einem Blatt ist in Fig. 1 schematisch dargestellt. Mit einem 
kleinenZylinder aus weichem Eisen, der vertikal steht, ist ein kleines Blättchen aus weichem 
ausgewalzten Eisen so verbunden, daß es ungefähr in der Mitte der Pole eines per- 
manenten Hufeisenmagneten (oder eines Elektromagneten) hängt. Wenn man dem 
oberen Ende des Zylinders einen magnetischen Pol nähert, so wird das aus dem 
Zylinder und dem Blättchen bestehende System magnetisch gemacht, und das Blättchen 
wird sich demjenigen Pole des permanenten Magneten (oder Elektromagneten) nähern, 
der eine dem induzierenden Magnetpol entgegengesetzte Polarität hat. 


N | | S 
Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 


Wie Fig. 2 zeigt, ist der permanente Magnet in einem zylindrischen Gehäuse 
aus Messing mit parallelen Glaswänden untergebracht, welches am oberen Ende einen 
Ring aus reinem Messing trägt, in dem der Eisenzylinder befestigt ist. Auf dem Ring 
sitzt ein Glasrohr, welches als Führung für den induzierenden Körper dient. 

Die Empfindlichkeit des Systems wird durch höhere oder tiefere Einstellung 
des Eisenzylinders, welcher in dem Messingrohr läuft, reguliert. 

In Fig. 3 ist das Magnetoskop mit zwei Blittchen schematisch dargestellt; 
es besteht nur aus einem einzigen Eisenzylinder, an dem zwei etwa gleiche Eisen- 
blättchen aufgehängt sind; diese hängen einander parallel und berühren sich fast. 


1) Aus dem italienischen Original übersetzt von Dr. Schmiedel in Charlottenburg. 


Deutsche 
Für Werkstatt und Laboratorium. ____ Mechaniker-Ztg. 


BeeinfluBt man das System, indem man den Strom einer Spule B, die solche 
Abmessungen hat, daB sie den oberen Teil des Eisenzylinders umgibt, schließt, so 
werden die Blättchen mehr oder weniger divergieren, je nach der Stromstärke und 
unabhängig von der Stromrichtung. 

In beiden Magnetoskopen werden beim Verschwinden des induzierenden Feldes 
die Blättchen nicht gänzlich in ihre vertikale Ruhelage zurückkehren; die Ursache 
davon ist offensichtlich der remanente Magnetismus des Systems. 

Mit der in Fig. 4 angegebenen An- 
ordnung kann man genügend genau die 
Phänomene der magnetischen Hysteresis dar- 
stellen und zugleich ziemlich schnell punkt- 
weise die der Hysteresisschleife analoge Kurve 
konstruieren. 

Man braucht nur mittels des Widerstandes Æ und des Umschalters 1 passend 
die Stromstärke zu ändern, und trägt dann in einem Diagramme als Abszissen die 
Stromstärken und als Ordinaten die entsprechenden Ablenkungen der Blättchen auf. 

Die Ablesung kann man entweder mit einem Okularmikrometer oder mittels 
Projektion der Blättehen auf eine Skala vornehmen. 


Fig. 4. 


Kgl. Technisches Institut zu Pavia. 
— — —— — 


Fir Werkstatt und Lahoratorium. 


Die Tätigkeit des National Physical 
Laboratory im Jahre 1910. 
Nach dem Tätigkeitsbericht. 
(Schluß.) 

Die Abteilung für Maschinenwesen, der das 
aeronautische Laboratorium angegliedert wurde, 
setzte die Versuche über den Winddruck auf 
Bauwerke, über den Widerstand von Materialien 
gegen schnell wechselnde Beanspruchung und 
über die Stärke von Schweißfugen fort. Des- 
gleichen befinden sich die Arbeiten über die 
Wärmeabgabe und Luftreibung in Röhren, 
über den Widerstand von Materialien gegen 
Scherung und über die Zugfestigkeit und 
Elastizität langer Drähte bei verschiedenen 
Temperaturen bereits seit mehreren Jahren auf 
dem Arbeitsprogramm. 

Das aeronautische Laboratorium verfügt jetzt 
über einen Windkanal, einen Wasserkanal und 
einen rotierenden Tisch, womit ausschließlich 
Versuche an Modellen und Zubehörteilen von 
Lenkballons ausgeführt wurden. Dazu kamen 
noch Versuche über die Eigenschaften von 
Ballonstoffen, insbesondere ihr Verhalten gegen 
Verletzungen. 

Für die Luftschiffahrt wurde die Durch- 
lässigkeit von Ballonstoffen für Wasserstoff, 
die Brennbarkeit der Ballonstoffe und ähnliches 
untersucht. 

In der Abteilung für Metallurgie und 
metallurgische Chemie wurden die Unter- 
suchungen über Kupfer- Aluminium - Mangan- 
Legierungen fortgesetzt. Es gelang, Legie- 
rungen von ungewohnter Härte aus diesen 
Stoffen herzustellen, mit denen sich Bandstein 


meißeln und Holz schnitzen ließ. Des weiteren 
wurde das System Aluminium -Zink -Kupfer 
untersucht; dies führte zu einigen interessanten 
Ergebnissen, während die Versuche über eu- 
tektische Legierungen aus Mangel an Zeit 
zurückgestellt werden mußten. 

Für Versuche über den Einfluß von Zugbe- 
anspruchung bei hohen Temperaturen war im 
letzten Bericht ein Apparat beschrieben worden, 
bei dessen Inbetriebsetzung sich nunmehr er- 
hebliche Schwierigkeiten herausstellten, so daß 
sich noch keine wesentlichen Resultate erzielen 
ließen. 

Endlich wurde das große staatliche Bassin 
für Schleppversuche im September vollendet 
und mit Wasser gefüllt. Seine Abmessungen 
sind: 10 mw breit, 4,3 m tief und 160 m lang, 
ungerechnet die hafenartigen Verbreiterungen 
an beiden Enden. Die Hilfsapparate sind 
meistens montiert, so daß in diesem Jahre mit 
den Versuchen begonnen werden kann. 


Aus den metrologischen Arbeiten ist hervor- 
zuheben die Bestimmung der thermischen Aus- 
dehnung an 3 Invar - Meßdrähten, welche zu 
den englischen Basismessungen in Uganda 
benutzt worden sind, sowie an einem Rein- 
nickel-Meßband. Die Temperatur des letzteren 
wurde durch Messung der Änderung des elek- 
trischen Leitvermögens bestimmt. 


Eingehende Untersuchungen hatten zum 
Gegenstand die Eignung des Quarzglases zu 
Längennormalen. Dabei ergab sich die ther- 
mische Nachwirkung als außerordentlich gering. 
Bezüglich der Form des im N. P. L. benutzten 
Quarzglas-Meters muß auf das-.Original , ver- 


Heft 20. 
15. Oktober 1911. ee 


wiesen werden. Fünf Endmaße mit sphärischen 
Endflächen wurden in Teddington und in 
Sevres bestimmt. Die Übereinstimmung war 
mit einer Ausnahme befriedigend. Die Tat- 
sache, daß die Werte von Sèvres durchweg 
kleiner sind als die im N. P. L. gefundenen, 
laßt entweder kleine systematische Fehler der 
englischen Meßmethode oder elastische Nach- 
wirkungen vermuten. 

Von Interesse sind ferner die Aufstellung 
eines Wasserbades von 60 m Länge zum Tem- 
perieren von Meßbändern sowie Untersuchungen 
über den Meßdruck von Anschiebezylindern an 
einer von Armstrong, Whitworth & Co. 
gebauten Durchmesser - Meßmaschine; der Ab- 
schluß dieser Arbeiten ist noch nicht erfolgt. 

Festigkeitsversuche mit Whitworth- und 
Sellers-Gewinden ergaben die Überlegenheit 
des englischen Gewindes. 

Als Ausnahmearbeit sei noch erwähnt die 
Bestimmung der Strichzahl auf einem Diffrak- 
tionsgitter aus Spiegelmetall. Dies geschah 
durch Mikroprojektion des Gitters auf einen 
Schirm. Das Gitter hatte kurze seitliche Hilfs- 
linien erhalten, welche zu je zweien 100 Striche 
einschlossen. Zwei solche Striche wurden auf- 
einanderfolgend mit zwei Hilfsstrichen auf dem 
Schirm zur Deckung gebracht. Es ergaben 
sich bei 16° C im Ganzen 45 668 Striche oder 
auf 1” 14433,7 Striche; (das sind auf 1 mm 
etwa 568 Striche). Der Verfertiger des Gitters 
hatte 14438 Linien angegeben. 

Wenden wir uns nun von den Leistungen 
des Jahres 1910 zu den Plänen für das Jahr 
1911, so finden wir in der Hauptsache die Fort- 
führung der laufenden größeren Untersuchungen. 
An Besonderheiten ist zu erwähnen: 

Die absolute Ohmbestimmung mit Hilfe eines 
neuen Lorenz-Apparates; die Vergleichung 
verschiedener Systeme optischer Pyrometer bis 
zu den höchsten Temperaturen mittels eines 
möglichst vollkommenen schwarzen Körpers; 
eine systematische Untersuchung über den 
Einfluß der Form von Luftschrauben auf ihren 
Wirkungsgrad. G. S. 


— — 


Glas technisches. 


Neue Extraktionsapparate, 


R. v.d. Heide beschreibt einen Extraktions- 
apparat, der in recht kompendiöser Form Siede- 
kolben mit Heizung, Extraktionsgefäß und 
Rückflußkühler in sich vereinigt (Chem.-Zig 
35. S. 531. 1911). Die Heizung erfolgt durch 
eine Glühbirne, die in eine Einstülpung am 
Boden des Siedekolbens a (Fig. 1), paßt. 


Glastechnisches. 17 


- ee ee ee — - — 0. 


In dem zylindrischen Aufsatz, der durch einen 
Schliff mit dem Hals des Siedekolbens ver- 
bunden ist, befindet sich ein Extraktionsgefäß 
nach Soxhlet, dessen Überlaufrohr in den 
Siedekolben ragt. Wiederum mit Schliff 
schließt sich an den Aufsatz ein kurzer, wirk- 
samer Rückflußkühler an, der nach dem vom 
Verf. bereits früher beschriebenen Prinzip des 
Rapidkühlers mit innerer und Außerer Kühlung 
gebaut ist. Die in ihm kondensierende Flüssig- 
keit sammelt sich in dem fest mit dem Kühler 
verbundenen, mit einer ringförmigen Rinne 
versehenen Glasteller d an, steigt schließlich 
über den Rand der in seiner Mitte erhöht an- 
gebrachten kreisförmigen Uberlauföffnung, von 
wo sie durch das Trichterrohr g auf die im 
Soxhletschen Gefäße befindliche zu extra- 
hierende Substanz fließt. Stellt man jedoch 
durch Drehen des Kühlers um seine 
Achse das in dem Schliff (nicht im 
Teller!) angebrachte Loch e vor die 
Öffnung des Ansatzes f, so läuft die 
kondensierte Flüssigkeit, ehe sie 
den Überlauf erreicht, durch f nach 
außen ab. Man kann also, ohne 
den Apparat auseinandernehmen 
zu müssen, die Siedeflüssigkeit 
nach vollendeter Extraktion ab- 
sieden lassen. Nach Entfernen 
des Soxhletschen Extraktionsge- 
fäßes läßt sich der Apparat auch 
zum einfachen Rückflußkochen ver- 
wenden. Der Apparat, für den 
der Gebrauchsmusterschutz ange- 
meldet ist, ist von A. Eber- 
hardt vorm. R. Nippe (Berlin 
NW40) zu beziehen. Die Heizung mit 
elektrischer Glühbirne ist übrigens nicht neu. 
In einer Erwiderung zeigt W. Thörner (Chem.- 
Ztg. 35. S. 597. 1911), daß er bereits im Jahre 
1908 einen „Apparat zur gefahrlosen Erhitzung 
leicht entzündlicher und flüchtiger Atherischer 
Flüssigkeiten bei der Extraktion und Destil- 
lation“ beschrieben hat, bei dem Glühbirnen 
ohne Zuschmelzspitze verwandt wurden. 


Fig. 1. 


Zwei Apparate zum Extrahieren von Fitissig- 
keiten mit Ather beschreibt F. C. ten Doorn- 
kaat Koolmann. (Wochenschr. f. Brauerei 28. 
S. 230. 1911. Ref.: Chem. Centralbl. 16. II. 
S. 121. 1911). Die in dem Kolben B des ersten 
Apparates (Fig. 2) entwickelten Atherdämpfe 
kondensieren sich im Kühler. Der kondensierte 
Ather tritt durch das Rohr C mit den Düsen G 
und dann durch die in 4 befindliche zu extra- 
hierende Flüssigkeit, um durch D in den 
Kolben B zurückzufließen. Zum Zwecke einer 
gleichmäßigeren Durchrührung ist die Leitung 
F mit Hahn E angebracht, durch die Druckluft 
durch die Flüssigkeit getrieben werden kann, 


218 


Bei dem zweiten Apparat (Fig. 3) befindet sich 
die zu extrahierende Flüssigkeit in dem 
Schlangenrohr S, dae unten mit dem wesentlich 
engeren Rohr E in Verbindung steht. Der kon- 
densierte Äther tritt durch E in S von unten 
ein und steigt in Perlen durch die Flüssigkeit; 


SID 


Fig. 2. 


Fig. 3. 


in D trennen sich wie in einem Scheidetrichter 
beide Flüssigkeiten und der Äther geht durch 
Z in den Biedekolben 4 zurück. H dient zum 
Entleeren. Der Apparat wird durch die Glas- 


bläserei des Instituts für Gärungs- 
gewerbe in Berlin hergestellt. Hffm. 
— —ê— 
Gewerhliches. 


Neuer Japanischer Zolltarif. 


Zu den im vorigen Heft S. 202 aufge- 
führten Zollsätzen ist berichtigend nach- 
zutragen, daß der deutschen Industrie noch 
eine Ermäßigung zuteil geworden ist. 
Die Sätze für Nr. 533 stellen sich jetzt 
nämlich wie folgt: 

Doppelferngläser: 

1. mit Prismen. 1 Kin 10 Yen 

(statt 15 Yen), 
1 Kin 2,50 Yen 

(statt 3 Yen). 

Die Japaner haben nämlich diese 
niedrigeren Sätze den Franzosen zuge- 
standen, und diese Ermäßigung kommt in- 
folge der Meistbegünstigungsklausel auch 
der deutschen Industrie zugute. 


2, alle anderen . 


Gewerbliches. — Bücherschau und Preislisten. 


Deutsche 


Internationale Ausstellung für sozlale 
Hygiene, Rom 1911. 

Unter Förderung der Italienischen Regierung 
findet im Winter d. J. in Rom eine von den 
Medizinalbeamten des Landes veranstaltete 
Internationale Ausstellung für soziale Hygiene 
statt. Die Italienische Abteilung soll bereits 
am 15. November d. J., die Internationale Ab- 
teilung aber erst etwa am 1. Januar 1912 er- 
öffnet werden, um hierdurch eine rechtzeitige 
Überführung von Gegenständen, die in Dresden 
oder Turin ausgestellt waren, zu ermöglichen. 
Die Ausstellung wird bis zum Schlusse des in 
der ersten Woche des Monats April 19:2 in 
Rom beginnenden Internationalen Kongresses 
zur Bekämpfung der Tuberkulose dauern und 
sich speziell auch auf dessen Arbeitsgebiet er- 
strecken. Wie die Ständige Ausstellungs- 
kommission für die Deutsche Industrie 
mitteilt, erscheint dadurch gewährleistet, daß 
die vertrauenswürdige Veranstaltung die Be- 
achtung der in Rom zusammenkommenden 
internationalen Vertreter der Fachwelt findet. 
Vorsitzender des Ausstellungskomitees ist Pro- 
fessor Guido Baccelli. Anmeldungen sind 
bis zum 31. Oktober d. J. an dae Bureau der 
Ausstellung in Rom, Via Borgognona 38, zu 
richten. Die Ausstellungsdrucksachen können 
an der Geschäftsstelle der Ständigen Aus- 
stellungskommission (Berlin NW, Roon- 
straße 1) eingesehen werden. 


— — 


Bücherschau u. Preisliston. 


W. Weiler, Physikbuch. Ein Lehrbuch der 
Physik zur Selbstbelehrung und für den 
Schulunterricht, unter Mitwirkung namhafter 
Fachmänner. 2. verb. u. vielf. verm. Aufl. 
8°, EBlingen, J. F. Schreiber 1910. 

Elektrizität u. Magnetismus. VI, X, 291 
u. XIII S. mit 445 Abb. In Leinw. 5 M. 


Mechanik. XIII, 177 S. mit Abb. In 
Halbleinw. 2,75 M. 
Schwingungen und Wellen; Akustik. 


Unter Mitwirkung von Dipl.-Ing. J. Wild. 
V, VI, 96 S. mit Abb. In Halbleinw. 1,30 M. 
Kalorik. Unter Mitwirkung von Dipl.- 
Ing. J. Wild. VI, IV, 96 S. mit Abb. In 
Halbleinw. 1,60 M. 
Optik. Unter Mitwirkung von Dipl.-Ing. 
J. Wild. VI, VIII, 155 u. XVI S. mit Abb. 
In Halbleinw. 2,75 M. 
Zusammen: in Leinw. 12,00 M. 


Preislisten usw. 

Otto Toepfer & Sohn, Potsdam. Metallstative, 
Universal-Fußplatten, Transportable Säulen 
aus Eisen, Bronze und Leichtmetall. 4°. 4 8. 

—_ 


Heft 20. 
15, Oktober 1911. Patentschau. 219 


Patentscha u. 


1. Einrichtung zur Anzeige der Deviation eines Kompasses mit Hilfe mehrerer sich 
gegenseitig beeinflussender Magnete, dadurch gekennzeichnet, daß in ein und derselben horizon- 
talen Ebene zwei oder mehrere Magnetnadeln 
gelagert sind, welche infolge ihrer gegen- 
seitigen Beeinflussung in störungsfreier Lage 
eine gerade Linie bilden, während sie bei dem 
Auftreten von Ablenkungen im Winkel zuein- 
ander stehen und dadurch die Deviation er- 
kennen lassen. 


2. Einrichtung zur Anzeige der Devi- 
ation eines Kompasses mit Hilfe mehrerer sich 


gegenseitig beeinflussender Magnete, nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Nadel- 
träger auf einer mit Skala versehenen Traverse angeordnet sind, welche letztere von Hand oder 
motorisch selbsttätig gedreht werden kann. 
M. Gennermann in Geestemünde. 5. 9. 1908. 
Nr. 226 034. Kl. 42. 


Einrichtung zur Anzeige der, Devia- 
tion eines Kompasses mit Hilfe mehrerer sich 
gegenseitig beeinflussender Magnete nach Pat. 
Nr. 226034, dadurch gekennzeichnet, daß 
zwischen den Magnetnadeln III ein Richt- 
magnet o drehbar gelagert ist, der die Magnetnadeln zwingt, nach 
gegebener Skala stets rechtweisend den geographischen Nord- und 
Südpol anzuzeigen. Derselbe. 11. 3. 1909. Nr. 226 035: Zus. z. Pat. ¥ 
Nr. 226 034. Kl. 42. 


1. Verfahren zur Analyse von Gasen oder 
Gasgemischen, bei dem das zu untersuchende Gas 
oder Gasgemisch mit einer Reaktionssubstanz zu- 
sammengebracht wird, dadurch gekennzeichnet, daß 
die Größe der Temperaturänderung (Wärmetönung) 
gemessen wird, welche entsteht, wenn das zu be- 
stimmende Gas mit dem festen oder flüssigen Re- 
aktionsmittel zusammengebracht wird. 


2. Vorrichtung nach Anspr. 1, gekennzeichnet 
durch eine Pumpe, die mit einem Thermometer 
vereinigt ist, das ein hohl ausgebildetes Queck- 
silbergefäß c zur Aufnahme der Patrone f und eine 
verstellbare Skala & besitzt, auf welcher direkt der Prozentgehalt des Gases 
an dem zu bestimmenden Bestandteil abgelesen werden kann. B. Ch. Hinman 
in London. 10. 11. 1909. Nr. 228 784. Kl. 42. 


1. Isoliermantel für elektrische Vorrichtungen, bestehend aus Metall- 
folie, die so behandelt worden ist, daß auf ihrer Oberfläche eine harte, gegen 
Wärme widerstandsfähige Isolierhaut entsteht. 


220 


Vereins- und Personennachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker. Lug 


2. Spule für elektrische Vorrichtungen mit einer Mehrzahl Windungen von leitendem 
Material, dadurch gekennzeichnet, daß die Windungen durch Metallfolie nach Anspr. 1 vonein- 
ander getrennt sind, zum Zwecke der Raumersparnis und Erzielung hoher Widerstandsfähigkeit 


der Spule gegen Hitze. 


3. Ausführungsform der Spule nach Anspr. 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Spule 
mit Metallfolie nach Anspr. 1 umwickelt ist, mit oder ohne Hinzufügung von Glimmerplättchen 
oder anderem, gegen Hitze widerstandsfahigen Isoliermaterial. 

4. Ausführungsform der Spule und des Materials nach Anspr. 1 bis 3, dadurch ge- 


kennzeichnet, daß die Metallfolie aus Aluminium besteht. 


in London. 30. 5. 1909. Nr. 229 301. Kl. 21. 


Westinghouse Electric Cy. Ltd. 


— bt 
Vereins- und Personennachrichten. 


D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin, E. V. 
Sitzung vom 3. Oktober 1911, im Sitzungs- 
saule der Phys. - Techn. Reichsanstalt Abt. II. 
Vorsitzender: Hr. Regierungsrat Dr. H. Stadt- 
hagen. 


Der Vorsitzende begrüßt die Versammlung 
in dem neuen Sitzungsraum, für dessen Her- 
gabe die D. G. der Reichsanstalt zu großem 
Danke verpflichtet sei; der Umstand, daß wir 
fortan in diesem schönen Saale tagen werden, 
bekunde auch äußerlich die engen Beziehungen 
der D. G. zu dieser Behörde; mögen auch 
in Zukunft die Wechselwirkungen zwischen 
Wissenschaft und Feinmechanik, aus denen die 
stärkste Förderung beiden erwachsen kann, 
noch innigere werden. 

Hr. Dr. Schweydar, Observator am Kgl. 
Pr. Geodätischen Institut, spricht über einen 
Apparat zur Messung von Erschütterungen 
kleiner Periode. Einleitend werden die Grund- 
lagen der neueren Seismographie allgemein 
erörtert; alsdann wird der Apparat selbst 
beschrieben. Dieser ist eine Verbindung zweier 
Seismometer mit statischen Pendeln, von denen 
das eine die horizontale, das andere die ver- 
tikale Komponente der Erschütterung des Erd- 
bodens auf mikrophotographischem Wege 
registriert. 

Hr. Dir. Dr. F. Weidert beschreibt im An- 
schluß hieran einen Apparat, den er vor einigen 
Jahren zusammen mit Hrn. Prof. Dr. L. 
Grunmach zur Messung der Erschütterung 
von Gebäuden konstruiert hat. Dieses In- 
strument beruht auf der Verschiedenheit der 
Beschleunigungen, welche die Grundplatte des 
Apparats und ein auf ihr liegendes Hammer- 
chen erfahren. . In jüngster Zeit wurde der 
Apparat auch dazu benutzt, um Fundamente 
verschiedener Art für erschütterungsfreie 
Aufstellung von wissenschaftlichen Instrumenten 
zu prüfen. 

Der Vorsitzende regt an, man möge 
solche Instrumente ev. Interessenten leihweise 


Für die Redaktion verantwortlich 


: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


überlassen; er fragt ferner, welche Art von 
Fundamenten sich am erschütterungsfreiesten 
erwiesen habe. 

Hr. Dr. Weydert teilt mit, daß man auf 
einen gußeisernen Grundpfeiler eine Schicht 
Torfmull von 1 m Dicke aufgebracht und 
darauf erst den Pfeiler des Instruments ge- 
stellt habe; dies habe sich sehr bewährt, um 
die Stöße des Straßenverkehrs vom Instrumente 
fernzuhalten. 

Aufgenommen werden dieHerren A.Fischer, 
Optiker, Steglitz, Stubenrauchplatz 5, und 
F. Goldschmidt, v. d. Fa. Gans & Gold- 
schmidt, Berlin N 4, Chausseestr. 25. B. 


Herr Paul Nitsche in Ratlıenow (i. F. 
Nitsche & Günther, Altstädtische Optische 
Industrie - Anstalt) ist zum Kgl. Kom- 
merzienrat ernannt worden. 


— — — — 


Habilitiert: Dr. R. Pohl an der Universitat 
Berlin für Physik. 

Ernannt: Dr. O. Hecker vom Geodat. In- 
stitut in Potsdam zum Dir. der Kais. Haupt- 
station für Erdbebenforschung und des Zentral- 
bureaus der Internationalen Seismologischen 
Assoziation in Straßburg i. E.; Dr. L. Simonia, 
Subdirektor der Sternwarte in Nizza, zum 
„Astronom titulaire“ am Observatorium Paris; 
Prof. U. Mondello, Leiter des geophys. Obser- 
vatoriums in Livorno, zum Dir. des Observatorio 
regional von Rio Grande (Brasilien); Dr J. J. 
Laub aus Würzburg zum Prof. der Physik und 
Geophysik in La Plata (Argentinien); Dr. J. F. 
Rodriguez zum Prof. der anorg. Chemie an 
der Universität Madrid; R. E. Swain zum 
Prof. der physik. Chemie an der Stanford- 
Universitat; zu Professoren die Privatdozenten 
Dr. J. Koppel (Chemie) in Berlin u. Dr. G. 
Angenheister (Geophysik) in Göttingen. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W.9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1801. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 21. 1. November. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Stephan Lindeck +. 


Am 21. Oktober verschied nach kurzer Krankheit an den 
Folgen eines Leberleidens, wenige Tage nach Vollendung des 47. Lebens- 
jahres, das Mitglied unseres Hauptvorstandes, der Redakteur der Zeit- 
schrift für Instrumentenkunde 


Hr. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Stephan Lindeck 


Mitglied bei der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Nicht nur die Behörde, an der St. Lindeck 23 Jahre lang tätig 
war, und die Wissenschaft haben durch seinen Tod einen schweren 
Verlust erlitten, sondern auch die deutsche Präzisionsmechanik, die 
Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik sowie ihre 
Zeitschriften beklagen in ihm einen aufrichtigen Freund, einen treuen, 
klugen Berater und Förderer, der jederzeit die reichen Gaben seines 
Geistes und Verstandes in ihren Dienst gestellt hat. Jetzt, wo sich 
kaum das Grab über Lindeck geschlossen hat, vermögen wir nicht im 
einzelnen darzulegen, in wie mannigfacher Weise er als Mitglied des 
Vorstandes unserer Gesellschaft, als Redakteur der Zeitschrift für In- 
strumentenkunde, als Organisator von Weltausstellungen und als Preis- 
richter auf ihnen unsere Kunst gefördert hat; dies wird erst in einem 
der späteren Hefte geschehen können. Vorerst sei diesem vortreff- 
lichen Manne ein herzliches Habedank in sein allzu frühes Grab nach- 
gerufen! 


Die Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik. 
Dr. H. Krüß. 


Die Deutsche Mechaniker-Zeitung. 
A. Blaschke. 


222 H. Hausrath, Beurteilung elektrischer Meßinstrumente. Me ne 


Über die Daten, die zur vollständigen Beurteilung elektrischer Meßinstrumente 
erforderlich sind. 


Vortrag, 
gehalten am 21. September 1911 auf dem 22. Deutschen Mechanikertage zu Karlsruhe, 
von Dr. H. Hausrath in Karlsruhe 
(Schluß.) 


Nach diesem Uberblick sei als erste der interessierenden elektrischen Kon— 
stanten die Empfindlichkeit betrachtet. Die Angabe der Stromstärke oder Spannung 
für vollen Ausschlag, die lediglich das Meßbereich bezeichnet, hat natürlich auf die 
vorliegende Frage keinen Bezug. Vielmehr handelt es sich hier darum, ein Maß für 
den Energieverbrauch eines Instruments aufzustellen. Dieser wird bestimmt durch die: 


5. Leistung an den Klemmen des Instruments bei vollem Ausschlag. 


Diese Angabe kann allerdings ohne weiteres nur dann die Empfindlichkeit 
eines bestimmten Typus von Instrumenten unabhängig vom Meßbereich charakterisieren, 
wenn alle MeBbereiche ohne Anwendung von Nebenschliissen oder Vorschaltwider- 
ständen, sondern allein durch Umwicklung hergestellt werden können. Praktisch ist 
dies nur bei elektromagnetischen Amperemetern, und zwar auch nur für einen be- 
grenzten Umfang von Meßbereichen der Fall. Nur bei diesen ist also die Angabe 5 
für den Typ als solchen unabhängig vom Meßbereich charakteristisch. 

Bei den übrigen Instrumenten, insbesondere bei denen, die eine Drehspule 
besitzen, ist die Art der Bewicklung dieser Drehspule mehr oder weniger durch kon- 
struktive Rücksichten vorgeschrieben. Hier müssen also die verschiedenen MeBbereiche 
bei den Amperemetern durch verschiedene Nebenschlüsse, bei den Voltmetern durch 
verschiedene Vorschaltwiderstinde hergestellt werden. Um hierbei sowohl eine 
charakteristische Angabe für den Typus als auch eine für einen bestimmten Meßbereich 
zu erhalten, muß man zwei Daten kennen. Als für den Typus charakteristisch ist zu 
betrachten die 


6. Leistung im Drehspulsystem bei vollem Ausschlag. 


Die Gesamtleistung im Instrument ergibt sich dann für irgend einen MeB- 
bereich, in dem der betreffende Typ ausgeführt wird, wenn man kennt die 


7. Spannung am Drehspulsystem bei vollem Ausschlag für Amperemeter und den 
8. Stromverbrauch im Drehspulsystem bei vollem Ausschlag für Voltmeter. 


Auf Grund dieser Angaben kann nach dem Ohmschen Gesetz die gesamte 
verbrauchte Leistung für jeden Meßbereich berechnet werden. 

Diese Angaben 6. und 7. bezw. 6. und 8. sind zur Bezeichnung der Empfind- 
lichkeit ausreichend für die Drehspulinstrumente mit Stahlmagnet nach dem 
Weston-Typus. 

Bei den Weicheisenvoltmetern liegen ähnliche Verhältnisse vor, indem von 
einer gewissen Grenze ab die verschiedenen Meßbereiche durch Vorschaltwiderstände 
zu einer gegebenen magnetisierenden Spule hergestellt werden. Hier sind also einfach 
die Daten 6. und 8. sinngemäß zu übertragen, indem an Stelle der Drehspule die 
magnetisierende Wicklung tritt. 

Bei den elektrodynamischen und den Induktionsinstrumenten liegen die Ver- 
hältnisse viel komplizierter, weil hier aus konstruktiven Gründen und mit Rücksicht 
auf Fehlerkompensationen keine einheitlichen Wieklungen und Abgleichungen für die 
verschiedenen MeBbereiche verwendet werden können. Hier muß deshalb die An- 
gabe 5. für jedes Meßbereich besonders gemacht werden. 

Wir kommen jetzt zur Beurteilung der Fehler, die durch verschiedene Ein- 
fliisse entstehen können. 

Bei jedem Instrument haben wir mit einem Temperatureinfluß zu rechnen. 
Er wird bestimmt durch den 


9. Temperaturkoeffizient (relative Zunahme des Ausschlags pro Grad C). 


Wir können hier nicht auf die Mittel und Methoden eingehen, durch die der 
Temperaturkoeffizient bei den verschiedenen Typen auf ein zulässig kleines Maß herab- 
gedrückt werden kann. Es wäre höchstens zu erwähnen, daß hier sowohl mechanische 
als auch elektrische Einflüsse ins Spiel treten. Man kann, sie, gegeneinander aus- 


1. Kor ieee iii H. Hausrath, Beurteilung elektrischer MeBinstrumente. 223 


spielen, indem man z. B. die entgegengesetzten Wirkungen, die der Temperatureinfluß 
auf die Direktionskraft der Spiralfeder und die er auf den elektrischen Widerstand 
einer Spulenwicklung ausübt, sich kompensieren läßt. Dies ist z. B. in einfacher und 
vollkommener Weise bei den Gleichstrominstrumenten des Weston-Typus geglückt. Im 
allgemeinen führt die Notwendigkeit der Temperaturkorrektion zu recht komplizierten 
Schaltungen, wobei Materialien von geeigneten Widerständen und Temperatur- 
koeffizienten in bestimmter Weise kombiniert werden. Dies geht natürlich auf Kosten 
der Empfindlichkeit. 

Ganz besonders hohe Anforderungen werden an die Temperaturkorrektion bei 
den sogenannten Milli- Volt- und -Amperemetern gestellt. Dies sind die nur für 
Gleichstrommessungen bestimmten Präzisionsinstrumente des Weston-Typus, die auf einen 
bestimmten Widerstand abgeglichen sind. Diese Abgleichung ermöglicht es, sie in 
Kombination mit einem Satz von Nebenschlüssen als Amperemeter und mit einem Satz 
von Vorschaltwiderständen als Voltmeter mit geeignet abgestuften Meßbereichen zu 
verwenden. Voraussetzung ist aber, daß nicht nur der Reduktionsfaktor des Instruments 
selbst von der Temperatur unabhängig ist, sondern auch der Widerstand. 

Diesen beiden Forderungen kann prinzipiell nur durch eine Schaltung ent- 
sprochen werden, wobei der Drehspule sowohl ein Widerstand parallel als auch vor- 
geschaltet ist. Man hat einfache Kontrolleinriehtungen konstruiert, um die Strom- 
empfindlichkeit solcher Präzisionsinstrumente stets bequem nachkontrollieren und auf 
den richtigen Wert einstellen zu können. Ich habe aber schon Gelegenheit gehabt 
festzustellen, daß ein solches Instrument dann immer noch einen Widerstandsfehler 
besitzt, der die Justierung der Empfindlichkeit illusorisch macht, wenn man es mit 
Nebenschluß verwendet. ES sollte deshalb immer noch eine Einstellvorrichtung für 
den Widerstand mit diesen Kontrolleinriehtungen verbunden sein, 

Außer dureh die Temperatur können die Angaben eines elektrischen Meß- 
instruments durch fremde Felder beeinflußt werden. Elektrische Felder können dabei 
nieht in Betracht kommen, denn Ladungen, die eventuell auf dem Deckglas auftreten 
und durch Influenz auf den Zeiger wirken, lassen sich leicht beseitigen. Ebensowenig 
brauchen wir uns um den Einfluß äußerer elektrischer Felder auf elektrostatische Volt- 
meter zu kümmern, da solehe bei normalen Anlagen kaum in Betracht kommen. Sehr 
bedeutend kann aber der Einfluß magnetischer Felder sein. Ist dieser auch z. B. bei 
den Gleichstrominstrumenten des Weston-Typus gegenüber dem alten Typ des Nadel- 
galvanometers bedeutend reduziert, so ist er doch noch so groß, daß zwei neben- 
einander gestellte Gleichstrompräzisionsinstrumente um einige Skalenteile falsch zeigen 
können. Wechselstrominstrumente sind zwar von stationären magnetischen Feldern unab- 
hängig, nicht aber von Wechselfeldern mit der Periodenzahl des durchfließenden Stroms, wie 
sie durch dieZuleitungen oder dureh benachbarte Maschinen und Apparate erzeugt werden. 

Da die magnetischen Feldstärken in Gauf gemessen werden, so ergibt sich 
als die diesbezügliche notwendige Angabe die 


10. Größte relative Änderung des Ausschlags für 1 un magnetische 
Feldstärke am Platz des Instruments. 


Würde man verschiedene Instrumente hieraufhin untersuchen, so würden sich 
große Verschiedenheiten ergeben. Mißlich ist dabei, daß gerade die empfindlichsten 
Instrumente ohne weiteres auch am stärksten durch äußere Felder beeinflußt werden. 
Übrigens gibt es immer eine relative Lage des Felds zum Instrument, bei der der 
Einfluß verschwindet, eine andere, bei der er am größten ist. Die Angabe muß sich 
deshalb immer auf die Lage beziehen, bei der der Einfluß ein Maximum ist. 

Wir kommen nun zu dem Einfluß des Betriebszustands. Unter Betriebszustand 
sei die Einschaltdauer, bei Wechselstrom ferner die Periodenzahl oder die Kurvenform 
verstanden. Den ersteren Einfluß können wir etwa dureh die folgende Angabe kennzeichnen: 


11. Relative Anderung un ſen des vollen Ausschlugwinkels während des 
Nachkriechens bei Dauereinschaltung nach lunger Pause. 


Die Erscheinung, welehe durch diese Angabe zahlenmäßig festgelegt werden 
soll, läßt sich am besten bei Hitzdrahtinstrumenten älterer Konstruktion beobachten. 
Wird ein solches Instrument nach langer Pause eingeschaltet, so wird nämlich scheinbar 
nach einigen Sekunden eine Einstellung erreicht. Bei längerer Beobachtung zeigt 
sich jedoch, daß der Zeiger noch um ein beträchtliches Stück weiterkriecht, um (erst 


Dentsche 


224 H. Hausrath, Beurteilung elektrischer Meßinstrumente. Mechantker-Ztg. 


nach mehreren Minuten dauernd zur Ruhe zu kommen. Das gleiche ergibt sich beim 
Ausschalten nach längerer Einschaltungszeit und in weniger gut kontrollierbarer Weise 
bei jeder Änderung der Einstellungslage. Diese von thermischer Nachwirkung her- 
rührende Erscheinung macht ein solehes Instrument selbstverständlich zu Präzisions- 
messungen unbrauchbar, auch wenn es im übrigen in jeder Weise dazu prädestiniert 
wäre. Glücklicherweise ist es gelungen, durch eine Neukonstruktion!), welche er- 
heblich stärker belastbare Hitzdrähte, nämlich Platiniridiumdrähte verwendet, diese un- 
angenehme Eigenschaft der Hitzdrahtinstrumente erheblich zu reduzieren. 

Die gleiche Erscheinung zeigt sich auch bei thermoelektrischen Instrumenten. 
Aber auch die elektrodynamischen Instrumente, meist als Präzisionsinstrumente für 
Gleich- und Wechselstrom bezeichnet, sind von diesem Fehler nicht frei. Denn bei 
dem beträchtlichen Energieverbrauch, den diese eisenfreien Instrumente erfordern, 
damit ein genügendes Drehmoment erzielt wird, ist eine starke Erwärmung bei Dauer- 
einschaltung nicht zu vermeiden. Diese teilt sich gerade den Teilen mit, die den 
größten Temperaturkoeffizienten besitzen, den Spulen und den Zuführungsspiralen zur 
Drehspule. Eine Änderung des Ausschlags ist deshalb bei längerer Einschaltung 
unvermeidlich. 

Den letztgenannten Instrumenten wird allerdings die Anweisung beigegeben, 
die Klemmen sofort nach erfolgter Ablesung wieder kurzzuschließen. Dadurch entsteht 
aber gerade für die Messungen, bei denen dieses Verfahren allein ausführbar ist, eine 
neue Fehlerquelle. Es wird nämlich die Bestimmung der Korrektionen, welche wegen 
des Eigenverbrauchs der Instrumente eingeführt werden müssen, bei dieser MeBmethode 
unmöglich oder zum mindesten sehr erschwert. 

Bei Schalftafel- oder Registrierinstrumenten kann aber dieser Einfluß natürlich 
überhaupt nicht unschädlich gemacht werden. Daß eisenfreie sogenannte Präzisions- 
instrumente auf Schalttafeln wenig verwendet werden, hat also seinen Grund nicht nur 
in den Mehrkosten und dem großen Energieverbrauch dieser Instrumente, sondern 
auch in dem Einfluß der eigenen Erwärmung. 

Die Abhängigkeit von der Einschaltungsdauer muß also als ein ganz wesent- 
liches Kriterium der Güte oder Verwendbarkeit einer Konstruktion oder eines Systems 
bezeichnet werden. 

Bekannter als diese Fehlerquelle. ist die Abhängigkeit der Angabe von Wechsel- 
strominstrumenten von der Periodenzahl. Diese dürfte durch die Angabe 


12. Relative Anderung des Ausschlags bei + 10% Abweichung von der 
normalen Periodenzahl 
genügend gekennzeichnet sein. 

Denn in allen Fällen, wo erheblich größere Frequenzschwankungen vor- 
kommen, wird man selbstverständlich ein Hitzdrahtamperemeter verwenden. Dieses 
besitzt ja für technische Wechselströme überhaupt keine bemerkbare Abhängigkeit 
von der Frequenz. Eine spezielle Neukonstruktion scheint sogar bei Hochfrequenz 
unabhängig von der Periodenzahl zu sein’). 

Die Abhängigkeit von der Periodenzahl bringt besonders für die Konstruktion 
der Induktionsinstrumente große Erschwerungen mit sich. Die Maßregeln, welche zur 
Kompensation des Frequenzfehlers getroffen werden müssen, stehen bei dieser Instru- 
mentengattung auch zum Teil im Widerspruch mit denen, dureh die der Temperatur- 
fehler beseitigt werden soll. Dieser Umstand bewirkt, daß die Induktionsinstrumente 
nicht als Präzisionsinstrumente, und als Schalttafelinstrumente auch nur bei einiger- 
maßen konstanter Periodenzahl verwendet werden dürfen. 

Bei Abhängigkeit von der Periodenzahl ist selbstverständlich auch eine solche 
von der Kurvenform vorhanden. Denn die Kurvenform ist durch den Anteil der 
höheren Harmonischen bestimmt. Prinzipiell können nur Instrumente, bei denen das 
dureh den Strom hervorgerufene Drehmoment dem Quadrat der Stromstärke proportional 
ist, den Effektivwert des durchfließenden Wechselstroms seiner Definition gemäß richtig 
angeben, vorausgesetzt natürlich, daß der Reduktionsfaktor selbst von der Periodenzahl 
unabhängig ist. Diese quadratische Stromwirkung ist bei allen Wechselstrominstrumenten 
außer den Weicheiseninstrumenten erfüllt; aber bei den Induktionsinstrumenten ist die 
Abhängigkeit von der Frequenz so viel größer als bei guten Weicheiseninstrumenten, 

1)Hartmann-Kempf. E. T. Z. 31. S. 269. 1910; referiert in dieser Zeitschrift 1911. S. 69. 

2) W. Steinhaus, Phys. Zeitschr. 12. S. 657. 1911. 


1. N 7 ia 1961. H. Haus rath, Beurteilung elektrischer MeBinstrumente. 225 


daß die Abhängigkeit von der Kurvenform hierdurch ebenfalls groß werden kann. 
Tatsächlich sind neuerdings Weicheiseninstrumente konstruiert worden, die auch in 
bezug auf die Abhängigkeit von der Periodenzahl die bekannten Induktionsinstrumente 
zu übertreffen scheinen. ; 

Wir können also in bezug auf die Periodenzahl wohl gewisse Gesichtspunkte 
zur Beurteilung aufstellen, ein einfaches und quantitatives Kriterium ist aber hier 
schwerlich zu finden. In diesem Fall muß also jeweils die experimentelle Unter- 
suchung Platz greifen. 

Eine einwandfreie Berechnung der Abhängigkeit von der Periodenzahl ist für 
elektrodynamische Voltmeter und Wattmeter ohne Eisen durchführbar. Dazu ist bei 
ersteren nur die Kenntnis des scheinbaren Voltmeterwiderstands erforderlich, bei 
letzteren die des scheinbaren Widerstands der Spannungsspule sowie der Phasenver- 
schiebung zwischen der Spannung und dem Strom im Spannungszweig. Diese Größen 
aber ergeben sich ohne weiteres aus folgenden Daten: 


13. Widerstand und Selbstinduktion von elektrodynamischen Voltmetern 
und vom Spannungszweig von Wattmetern. 


Sind mehrere MeBbereiche vorhanden, so genügen doch diese Angaben für 
das kleinste Meßbereich, um auch die gesuchten Größen für höhere Meßbereiche zu 
berechnen. Voraussetzung ist dabei allerdings, daß die dabei verwendeten Vorschalt- 
widerstände selbstinduktions- und kapazitätsfrei sind. Ersteres ist praktisch wohl 
immer, letzteres aber bei hohen Meßbereichen nicht mehr zu erwarten. In diesen 
Fällen sind also diesbezügliche Angaben notwendig. 

Neuerdings!) ist man übrigens bestrebt, die Wirkung der Kapazität durch in 
bestimmter Weise bemessene und verteilte Selbstinduktion in dem Vorschaltwiderstand 
zu kompensieren. 

Schließlich sei noch eine Fehlerquelle erwähnt, die bei Wattmetern in bemerk- 
barem Maß auftreten kann. Es sind die Wirbelströme, die in unzulässig dimensionierten 
oder angeordneten Metallteilen durch die Stromspule induziert werden. Ihre Wirkung 
auf die stromdurchflossene bewegliche Spule bedingt einen Ausschlagsfehler, der in 
dem Fall am größten ist, wenn der Strom in der Stromspule und die Spannung an 
der beweglichen Spannungsspule um 90° phasenverschoben sind. Dieser Fehler wird 
durch folgende Angabe vollständig gekennzeichnet: 


14. Ausschlag von Wattmetern bei 90° Phasendifferenz von Strom und 
Spannung und bei voller Belustung der Strom- und Spannungsspule. 


Die bisher aufgestellten Daten reichen aus, wenn die Instrumente unmittelbar 
in den zu messenden Stromkreis oder an die zu messende Spannung gelegt werden. 
In sehr vielen Fällen werden sie jedoch durch einen sogenannten Meßtransformator 
angeschlossen. Bestimmend für die Zwischenschaltung eines Transformators können 
mehrere Gründe sein: die Fernhaltung von Hochspannung von der Schalttafel, die 
Verwendbarkeit zweckmiBigerer Ausführungsformen der Instrumente bei hohen Strom- 
stärken oder Spannungen oder auch nur die bequemere Disposition der Instrumente. 

Die Fehlerquellen, die durch die MeBtransformatoren selbst hereingebracht 
werden, müssen außerhalb unserer Betrachtungen bleiben; sie können es auch, da 
dieser Gegenstand durch die Elektrotechnik völlig klargestellt ist. Es handelt sich für 
uns nur um die Aufzählung der Instrumentenkonstanten, die bei gegebenen Konstanten 
der Meßtransformatoren zur vollständigen Bestimmung der Verhältnisse ausreichen). 

Allgemein ist hier zu sagen, daß der vom Instrument durch seine Kombination 
mit dem Meßtransformator herrührende Fehler verschwindend klein wird, wenn bei 
Amperemetern der Spannungsabfall, bei Voltmetern die Stromaufnahme verschwindend 
klein ist. Das gleiche gilt vom Hauptstromkreis bezw. vom Spannungskreis bei 
Wattmetern. 

Bei Amperemetern und Voltmetern braucht diese Bedingung jedoch glücklicher- 
weise nicht sehr streng erfüllt zu sein. Für eine bestimmte Periodenzahl braucht 
man nur das Instrument mit dem zugehörigen Meßtransformator zusammen zu eichen. 
Em aber die Angabe eines Instruments bei Kombination mit irgend einem Transformator 


1) E. Orlich, Verh d. D. Phys. Ges. 12. S. 949. 1910. 
2) Über die Theorie vgl.: G. Keinath, Untersuchungen an Meßtransformatoren, Disser— 


tation, München 1909, und J. Görner, Bulletin des Schweiz. elektrotechn. Vereins 1911. Nr. 6. 


226 H. Hausrath, Beurteilung elektrischer Meßinstrumente. — Gewerbliches. M 5 


. ̃ —ö»—— ee ee o —— —— — 


von bekannten Daten berechnen zu können oder um den Einfluß der Periodenzahl be- 
stimmen zu können, müssen außer den bisherigen Daten bekannt sein: 


15. Widerstand und Selbstinduktion bei Amperemetern und von der Strom- 
spule von Wattmetern für Instrumente mit Meßtransformaltor, und 


16. Widerstand und Selbstinduktion von Voltmetern und von der Spannungs- 
spule von Wattmetern für Instrumente mit Meßtransformator. 


Bei Wattmetern sind diese Angaben unerläßlich, da diese auch bei Beschränkung 
auf nur eine Periodenzahl nicht ein für allemal geeicht werden können. Es ändert 
sich nämlich der Reduktionsfaktor nieht nur mit den einzelnen Komponenten der zu 
messenden Leistung, d. i. dem Strom und der Spannung, sondern auch mit der Phasen- 
differenz derselben. Nur auf Grund der Angaben 15 und 16 läßt sich bestimmen, wie 
groß die hierbei entstehenden Abweichungen der Ausschläge des Instruments von- 
einander für die gleiche, aber aus verschiedenen Werten der einzelnen Komponenten 
sich ergebende Leistung ist. 


Mit diesen 16 Daten dürften alle Eigenschaften der verschiedenen Arten von 
elektrischen Meßinstrumenten vollständig beschrieben sein, soweit sie überhaupt zahlen- 
mäßig definiert werden können. Aus dem darüber gesagten ergibt sich, daß für ein 
bestimmtes Instrument und eine bestimmte Verwendung desselben nur ein Teil dieser 
Daten in Betracht kommt. Immerhin gelingt es nur selten, und auch dann nur mit 
größter Mühe, die Zahlenwerte für diese Daten in dem Umfang, wie sie zur Beurteilung 
eines Instrumentes erforderlich sind, von den ausführenden Firmen mitgeteilt zu er- 
halten!). Die Beschreibungen und Preislisten pflegen sich auf eine Außenansicht, allenfalls 
auf ein Faksimile der Skala sowie auf allgemeine Bemerkungen über Dämpfung und 
Genauigkeit zu beschränken. 

Dieser Umstand ist meiner Meinung nach für den reellen Produzenten ebenso 
ungünstig wie für den Konsumenten. Vielleicht läßt sich die Scheu vor näheren An- 
gaben dadurch erklären, daß die Preisgabe eines einzigen ungünstigen Faktors ver- 
hängnisvoll sein kann, wenn sie von der Konkurrenz in stiller Agitationsarbeit unge- 
bührlich ausgenützt wird. Einem Abnehmer gegenüber, dem die Möglichkeit der 
eigenen abwägenden Beurteilung aller für seinen Zweck maßgebenden Faktoren fehlt, 
ist dieser Fall sehr wohl denkbar. Solche Vorkommnisse werden aber doch wohl beim 
Mangel jeder Grundlage zur sachverständigen Beurteilung noch viel weniger zu ver- 
meiden sein. Es sollte im Gegenteil anzunehmen sein, daß bestimmte Garantien für 
die zahlenmäßig feststellbaren Faktoren die beste Empfehlung für eine Firma und ihre 
Erzeugnisse darstellen. 

Ich glaube gezeigt zu haben — wenn ich auch im einzelnen auf die strenge 
Begründung verzichten mußte —, daß es auch bei den elektrischen MeBinstrumenten 
möglich ist, jederzeit kontrollierbare Daten aufzustellen, die zur Beurteilung aller maß- 
gebenden Eigenschaften ausreichen. Allerdings kann ich nicht hoffen, daß dies irgend 
einen Verfertiger elektrischer Meßinstrumente bestimmen würde, seine Erzeugnisse 
durch diese oder äquivalente Daten zu charakterisieren, so wie es bei allen mecha- 
nischen und optischen Instrumenten üblich und selbstverständlich ist. Für heute 
genügt es wohl, wenn es mir durch diese Ausführungen gelungen wäre, eine Vor- 
stellung von den vielen theoretischen Anforderungen und den großen praktischen 


Schwierigkeiten zu geben, die mit der Herstellung guter und — was manchmal noch 
schwerer wiegt — auch genügend billiger Meßinstrumente verbunden sind. 
— —-— — — 
Gewerbliches. 
Portugal. gelegt worden, wonach unter gewissen Be- 


Geplante Zollfreiheit für dle Einfuhr dingungen für alles Unterrichtsmaterial, das 


: für Privatschulen mit unentgeltlichem Unter- 
von Unterrichtsgegenständen richt aus dem Ausland eingeführt wird, in 
für Privatschulen. 


gleicher Weise Zollfreiheit zugestanden werden 
Der Konstituierenden Versammlung Portugals | soll, wie sie für staatliche Anschaffungen nach 
ist am 10. August 1911 ein Gesetzentwurf vor- | dem Gesetze vom 12. Juni 1901 besteht. 


1) Die gleiche Erfahrung haben auch die Verfasser der 5. Abteilung von Heinke's 
Handbuch der Elektrotechnik Bd. II ausgesprochen. 


Heft 21. 
t November 1911. 


Lieferung und Einrichtung einer 
vollständigen Station für drahtlose 
Telegraphie für die Insel Fernando 

Po (Spanien). 

Vergebung am 17. November 1911, 11 Uhr, 
in der Kolonialabteilung des Staatsministeriums 
(Sección Cclonial del Ministerio de Estado) in 
Madrid. Voranschlag für die Station selbst 
89960 Peseten, für die Unterhaltung und den 


Dienst für 6 Monate 12540 Peseten. Vorläufige 
Sicherheitsleistung 6000 Peseten, endgültige 
Sicherheitsleistung 10000 Peseten. Angebote 


bis zum 16. November, 12 Uhr mittags, an die 
genannte Amtsstelle. 

Der spanische Wortlaut der Ausschreibung 
und der Bedingungen liegt beim Reichsanzeiger 
und im Bureau der „Nachrichten für Handel 
und Industrie“ (Berlin WS, Wilhelmstr. 74 III) 
zur Einsichtnahme aus. Ein Exemplar kann 
inländischen Interessenten auf Antrag übersandt 
werden. Die Anträge sind an das genannte 
Bureau zu richten. 


Die Berliner Delegierten der Berufs- 
genossenschaft für Feinmechanik und 
Elektrotechnik besuchten am 18. Oktober 
5 Uhr nachmittags die Ständige Ausstellung 
für Arbeiterwohlfahrt (vgl. vor. Heft S. 203) 
Nach einigen einleitenden Worten des Ober- 
ingenieurs der BerufsgenossenschaftHrn.Seidel 
begrüßte Hr. Reg.-Baumeister Ernst als Ver- 
treter des Direktors der Ausstellung, Geh. Re- 
gierungsrats Hartmann, der als Juror der 
Hygieneausstellung in Dresden festgehalten 
war, die sehr zahlreich Erschienenen. Alsdann 
fand unter Leitung der Herren Ernst und 
Seidel die Besichtigung der Ausstellung statt. 
Die Besucher versammelten sich darauf in dem 
Saale des Charlottenburger Ratskellers und 
berieten unter Leitung von Hrn. Reucke, wie 
die beabsichtigten Führungen der Werk- 
meister usw. am zweckmäßigsten einzurichten 
wären. Bl. 


—— 


Bücherschau. 


R. Krause, Formspulen-Wickelung für Gleich- 
und Wechselstrommaschinen. d'. 318. mit 
46 Fig. Berlin, J. Springer 1910. 1,20 M. 

Der Zweck des kleinen Werkes ist nach 

Angabe des Verfassers: Studierenden und an- 

gehenden Konstrukteuren zu einer deutlichen 

Vorstellung darüber zu verhelfen, wie die 

Wickelung einer elektrischen Maschine aus- 

sieht. Der Verf. erreicht diesen Zwock durch 


Gewerbliches. — Bücherschau. 


227 


zahlreiche, gut ausgeführte, übersichtliche per- 
spektivische Federzeichnungen nebst dem 
nötigen erklärenden Texte, so daß man schon 
beim bloßen Durchblättern des Buches eine 
gute Anschauung des Gegenstandes erhält. 
Im einzelnen beginnt das Buch mit einer kurzen 
Besprechung des Isolierungsverfahrens für 
Formspulen und bringt sodann der Reihe nach 
die Herstellung von Gleichstromformspulen auf 
Holzschablonen und auf Scheeren, die bei 
Wechselstromankern gebräuchliche Wickelungs- 
art, das Einführen der Formspulen durch die 
Nutenschlitze und die Formspulenwickelung 
nach Creedy. Den Schluß bildet ein kurzes 
Kapitel über die zeichnerische Darstellung von 
Formspulen. G. S. 


E. Hammer, Lehrbuch der elementaren prak- 
tischen Geometrie(Vermessungskunde). Bd. J. 
Feld messen und Nivellieren. 8%. XIX, 766 B. 
mit 500 Fig. Leipzig u. Berlin, B. G. 
Teubner 1911. 22 M, in Leinw. 24 M. 

Besprechung wird in der Zeitschr. f. 

Instrkde. erfolgen. 


F. Auerbach u. R. Rothe, Taschenbuch für 
Mathematiker und Physiker. II. Jahrg. 8° 
IX, 567 8. mit 154 Fig. u. Bildnis von H. 
Minkowski f. Leipzig u. Berlin, B. G. 
Teubner 1911. In Leinw. 7 M. 

Außer den Herausgebern hat noch eine 
ganze Reihe von Gelehrten an dem Werke, 
das jetzt im 2. Jahrgange erscheint, mitge- 
arbeitet, u. a. O. Knopf, G. Hessenberg, 
O. Toeplitz, W. Wien, von denen Aufsätze 
über spezielle Gebiete der Astronomie, Physik 
und Mathematik beigesteuert worden sind. 


S. v. Gaisberg. Herstellung und Instandhaltung 
elektrischer Licht- und Kraftanlagen. Unter 
Mitwirkung von G. Lux und C. Michalke. 
5., umgearb, u. erw. Aufl. 80. XI, 140 8. 
mit 56 Fig. Berlin, J. Springer 1911. In 
Leinw. 2,40 M. 

Das sehr klar geschriebene Buch gibt 
dem Nicht-Elektrotechniker und wohl auch dem 
Laien verständliche Anweisungen zur Iustand— 
haltung elektrischer Anlagen und zur Be- 
seitigung leichter Störungen. 


A. Parzer-Mühlbacher, Das Automobil, seine 
Konstruktion und Behandlung. 2. neu be- 
arbeitete u verm. Aufl. 8° VIII, 301 S. mit 
334 Fig. Wien, A. Hartleben 1911. In 
Leinw. 9 M. 

Das Buch ist zwar in erster Linie für 
Sportsleute und Chauffeure bestimmt, kann 
aber auch dem Mechaniker eines kleineren 
Ortes, wenn er bei einer Panne um Hilfe an- 
gegangen wird, gute Dienste leisten. 


— 


Vereinsnachrichten. 


Aufgenommen in den der 
D. G. f. M. u. O. ist: 


Hr. B. Berger, 


Hptv. 


Zivilingenieur, Tech- 


nisch - literarisches Bureau; Darmstadt, 
Landskronstr. 35. 
D. G. f. M. u. O. 


Zweigverein Ilmenau. 


Verein Deutscher Glasinstrumenten- 
Fabrlkanten. 


20. Hauptversammlung 
zam 3. Juli 1911, 9 Uhr vorm. 
zu Ilmenau 
im Hotel zur Tanne. 


I. Teilmehmerliste. 


A. Behörden: 


1. Hr. Geh. Staatsrat Dr. Paulssen und 

2. Hr. Reg.-Rat Krause als Vertreter des 
Gh. Sachs, Staatsministeriums, Dep. des 
Innern. 

3. Hr. Staatsrat Wilharm und 

4. Hr. Reg.-Rat Weidner als Vertreter des 
Herzogl. Staatsministeriums, Gotha. 

5. Hr. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wiebe und 

6. Hr. Prof. Dr. Grützmacher als Vertreter 
der Phys. - Techn. Reichsanstalt. 

7. Hr. Reg. -Rat Dr. Domke als Vertreter 
der Kais. Normal-Eichungs- Kommission. 

8. Hr. Prof. Böttcher als Vertreter der Gh. 


Präzisionstechnischen Anstalten in Il- 
menau. 
9. Hr. Walter Burau als Vertreter des 


Eichamts in Gehlberg. 
10. Hr. Dr. Senholdt als Vertreter der Han- 
delekammer in Weimar. 


B. Verbände: 


11. Hr. Dr. Stapffals Vertreter des Verbands 
Thüringischer Industrieller in Weimar. 


C. die Herren: 
12. Abicht, Fr. W., i. Fa Grösche & Koch, 
Ilmenau. 
13. Bartels, Ludw., Hamburg. 
14. Bieler, Max, i. Fa. Ephraim Greiner, 
Stützerbach. 


15. Blau, Ed mund, Schmiedefeld. 

16. Deckert, A., Stuttgart. 

17. Fischer, G. R., Ilmenau. 

18. Fleischhauer, E., Gehlberg. 

19. Fritz, Max, i. Fa. Gebr. Fritz, Schmiedefeld. 

20. Geutebrück, Fr., i. Fa. Karl Herrmann, 
Manebach. 


Vereins nachrichten. 


Deutsche 
____ Mechaniker-Ztg. 


21. Herrmann, Ed., und 
22. Herrmann, Otto, i. Fa. Gebr. Herrmann, 


Mannebach. 

23. Dr. Hodes, i. Fa. Dr. Hodes & Göbel, 
Ilmenau. 

24. Holland, Rud,, i. Fa. Meyer, Petri & Holland, 
Ilmenau. 


25. Hösrich, Karl und 

26. Hösrich, Oskar, i. Fa. Schwarz & Co., 
Roda S.-W. 

27. Käsemodel, H., Ilmenau. 

28. Keiner, Franz, i. Fa. Keiner, Schramm 
& Co., G. m. b. H., Arlesberg. 

29. Kellner, Karl und 

30. Kellner, Kurt, i. Fa. Karl Kellner, Arles- 
berg. 

31. Kircher, Otto, Elgersburg. 

32. Kleemann, H., vom Institut für Gärungs- 
gewerbe, Berlin. 

33. Kob, Eduard, i. Fa. Chr. Chr. Kob & Co., 


Stützerbach. 

34. Krauß, Gottl, i. Fa. Jul. Brückner & Co., 
Ilmenau. 

35. Küchler, Rich., und 

36. Küchler, Rudolf, i. Fa. Alex. Küchler 


& Söhne, Ilmenau. 
37. Langguth, A., Ilmenau. 
38. Lindenlaub, H., Schmiedefeld. 
39. Möller, Robert, Gera (Herzogt. Gotha). 
40. Müller, A. O., Neuhaus am Rennw. 
41. Müller, Gustav, Ilmenau. 
42. Rehm, Gustav, i. Fa, Alt, 
& Jäger A -G., Ilmenau. 
43. Schreyer, Hermann, Kammerberg. 
44. Schumm, Fritz, Ilmenau. 
45 Spindler, i. Fa. Bahmann & Spindler, 


Eberhardt 


Stützerbach. > 

46. Syr6, Alex, i. Fa. Heinrich Syré, Schleu- 
singen. 

47. Thiene, Dr. H., v. d. Fa. Schott & Gen., 
Jena. 


43. Wedekind, Ad., i. Fa. Reinhold Kirchner 
& Co., Ilmenau. 

49. Zuckschwerdt, Fr., i. 
schwerdt, Ilmenau. 

50. als Schriftführer: Otto Wagner, Ilmenau. 


Fa. Albert Zuck- 


Hr. Gustav Müller eröffnet als stell- 
vertretender Vorsitzender die 20. Haupt- 
versammlung um 9¼ Uhr und begrüßt 
die Gäste und Mitglieder sowie die Ver- 
treter der verschiedenen Behörden. 

Ganz besonderer Dank gebühre den Regie- 
rungen in Weimar und Gotha, welche ihre 
Departementschefs entsandt haben. Es zeige 
dies, welche Bedeutung der Thüringer Glas- 
instrumenten - Industrie beigemessen wird, die 
deren Unterstützung aber auch bedarf. 

Schon in früheren Jahren haben wir 
Mitglieder der Weimarischen Regierungs unter 


Heft 21. 
1. November 1911. 3 


Voreins nachrichten. 


uns gesehen, und wir sind erfreut, daß auch 
das Gothaische Staatsministerium durch zwei 
Herren vertreten ist. Auch dieses hat durch 
Begründung der Gehlberger Prüfungsstelle für 
unsere Industrie sein besonderes Interesse an 
den Tag gelegt. 

Vielleicht dürfen wir anläßlich der Anwesen- 
heit von Vertretern beider Regierungen hoffen, 
daß unsere früher geäußerten Wünsche bezüglich 
Unterstützung der Industrie sich der Verwirk- 
lichung nähern, und ein Ausgleich der teilweise 
divergierenden Bestrebungen der Ilmenauer 
und Gehlberger Prüfungsanstalten erzielt werde. 

Wenn wir vor 6 Jahren die Umwandlung 
der Ilmenauer Prüfungsanstalten in ein Reichs- 
institut beantragt haben, so haben wir damit 
nichts anderes gewollt, als eine einheitliche 
Gestaltung des Prüfungswesens und die 
Förderung der Industrie auf technischem und 
wirtschaftlichem Gebiet. Wir dürfen daran wohl 
die Hoffuung knüpfen, daß allen unseren 
Wünschen in wirksamer Weise Rechnung ge- 
tragen werde. 


Hr. Geh. Staatsrat Dr. Paulssen 
dankt namens der Großh. Weimarischen Re- 
gierung für die Einladung zur heutigen Haupt- 
versammlung. Die Weimarische Regierung 
bringe den Bestrebungen der Glasindustrie stets 
reges Interesse entgegen, die Ilmenauer An- 
stalten seien von jeher ihr besonderer Schütz- 
ling gewesen. Diese sowie die Gehlberger 
Prüfungsstelle befänden sich im Stadium reger 
Entwickelung, wie die vermehrten Prüfungs- 
anträge bewiesen. Etwaige Mehreinnahmen 
derselben würden im Interesse der Glas- 
instrumentenindustrie Verwendung finden. 
Redner wünscht der Tagung einen glücklichen 
und erfolgreichen Verlauf. 


Hr. Staatsrat Wilharm 

betont, daß er sich an der Versammlung gern 
beteilige und dem Wunsch des Vorsitzenden 
um Ausgleich der divergierenden Bestrebungen 
der Ilmenauer und Gehlberger Prüfungsanstalten 
anschlieBe. Auch die Gothaische Regierung 
werde es an jeder möglichen Förderung der 
Industrie nicht fehlen lassen und etwaige Über- 
schüsse des Gehlberger Eichamts so ver- 
wenden, wie e3 im Interesse der Industrie 
liege. Auch er wünsche besten Verlauf der 
Verhandlungen. 


I. Der Vorsitzende erstattet den 
Jahresbericht. 


Vorerst sei derjenigen Herren gedacht, 
welche der Tod im vergangenen Jahre aus 
unseren Reihen hinweggerafft hat. Am 6. Ja- 
nuar 1911 starb unser Ehrenvorsitzender, 
Hr. Kommerzienrat Dr. Küchler in Ilmenau, 


und am 4. März 1911 Hr. Karl Schübel, 
Seniorchef der Firma Gebr. Schübe! in 
Frauenwald. Ich bitte Sie zum Zeichen ehren- 
den Angedenkens sich von den Sitzen zu er— 
heben. (Geschieht.) 

Wie wohl noch erinnerlich sein wird, hat Hr. 
Bieler in der vorjährigen Hauptversammlung 
sein langjähriges und treu verwaltetes Amt als 
Vorsitzender unseres Vereins niedergelegt, sich 
aber auf Wunsch bereit erklärt, bis zum Ablauf 
der gegenwärtigen Amtsperiode im Vorstand 
zu bleiben. Die Vorstandssitzung vom 31. Ok- 
tober 1910 hatte, da sie von der vorjährigen 
Hauptversammlung dazu beauftragt war, nun- 
mehr den Vorsitzenden zu wählen. Die Wahl 
fiel auf Hrn. F. Kühnlenz, welcher sie jedoch 
nicht annahm. Es wurde daher beschlossen, 
daß bis zur Neuwahl des Vorstands das Amt 
des Vorsitzenden von mir als dessen Stellver- 
treter auageübt werde. 

Der Verein war ersucht worden, gegen die 
als unlauterer Wettbewerb sich gestaltende 
Reklame einer Thermometerfabrik Stellung zu 
nehmen, was in Form gütlicher Auseinander- 
setzung mit Erfolg geschehen ist. Entgiltig 
abgelehnt wurde derAntrag desGlasarbeiter- 
verbands auf erneuten Abschluß eines höhere 
Löbne vorsehenden Tarifvertrags, weil bei der 
Eigenart unserer Industrie eine generelle Lohn- 
festsetzung nicht durchführbar ist, vielmehr die 
Regelung dieser Frage den einzelnen Betrieben 
selbst überlassen werden muß. 

Am 15. Februar 1911 fand eine weitere 
Vorstandssitzung statt. Sie befaßte sich u. a. 
mit der Aufforderung des Verbands Deut- 
scher Glasfabriken, unsere dem Verein 
Deutscher Arbeitgeberverbände angehörende 
Schutzgemeinschaft mit ihm zu verschmelzen. 
Der Vorstand nahm hierzu eine ablehnende 
Haltung ein, weil genannter Verband trotz 
mehrfachen Ersuchens ea unterließ, die ver- 
langten zahlenmäßigen Angaben über die von 
ihm bisher gezahlten Streikunterstützungen zu 
machen. Schon in dieser Sitzung stand bereits 
fest, daß die gelegentlich seiner kürzlich hier 
stattgefundenen Delegierten - Generalversamm- 
lung vom Glasarbeiterverband geplante Heim- 
arbeitsausstellung der Glasinstrumentenbranche 
unterbleiben werde, was auch geschehen ist. 

Es wurde sodann Stellung genommen zu 
einem Bericht einer Berliner Tageszeitung über 
den zweiten Deutschen Heimarbeitertag vom 
12 Januar 1911. Darin war die Rede von großer 
Ausbeutung der Heimarbeiter in der Thermo- 
meterindustrie; es sei charakteristisch, daß 
hier das zum Reinigen des Quecksilbers ver- 
wendete Salz von dem Arbeiter nachher heraus- 
gezogen und zum Essen benutzt werde, wo- 
durch die Quecksilbervergiftungen entständen 
und selbst schon junge Leute das „Klapperle“ 


Vereinsnachrichten. 


230 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


bekommen hätten. Da diese Behauptungen 
jeder Grundlage entbehren, wurde eine Gegen- 
erklärung in einem größeren Tageblatt ver- 
öffentlicht. 

Zur Kenntnis des Vorstands gelangte ferner 
ein Schreiben der Handwerkskammer zu 
Weimar, wonach Frankreich den Zoll auf alle 
Fieberthermometer dem deutschen Antrag ent- 
eprechend auf 200 fr. per 100 kg herabgesetzt hat. 

Der Schweizerische Optikerverband 
hat an mehrere Mitglieder das Ansinnen 
gestellt, einen fast einseitigen, so gut wie keine 
Gegenleistung gewährenden Vertrag mit ihm 
abzuschließen, der jede direkte und indirekte 
Lieferung an schweizerische Firmen und Per- 
sonen, die genanntem Verband nicht angehören, 
unterbinden würde. Der Vorstand erblickte 
hierin eine Knebelung der Handelsfreiheit und 
beschloß, wie durch Rundschreiben geschehen, 
den Mitgliedern von einem solchen Vertrags- 
abschluß abzuraten. 

Es wurden im verflossenen Jahre 64 Mahn- 
sachen beim Verein anhängig gemacht, wovon 
44 durch Zahlung ihre Erledigung fanden. 
Die säumig gebliebenen Schuldner wurden den 
Mitgliedern bekannt gegeben. Außerdem wurde 
der Verein wegen Erteilung von Auskünften 
technischer und wirtschaftlicher Natur öfters 
in Anspruch genommen. 

Der bei einem Vereinsmitglied ausge- 
brochene Lohnkampf, dessen Niederwerfung, 
wie Ihnen bekannt, der Verein in die Hände 
genommen hat, ist noch in der Schwebe. 


II. Hr. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wiebe: 
Einiges aus der ausländischen Thermo- 
meterindustrie. 


Bis vor nicht zu langer Zeit waren wir 
gewohnt, die Thermometerindustrie als eine 
DomAne Deutschlands zu betrachten. Wohl 
wußten wir, daß in andern Ländern, wie 
England, Frankreich, Nordamerika, Thermo- 
meter angefertigt werden, aber von einer eigent- 
lichen Thermometerindustrie, wie sie z. B. hier 
in Thüringen vorhanden ist, war bei diesen 
Ländern wenig oder gar nichts bekannt. 
Deutschland versorgte früher fast die ganze 
Welt mit Thermometern. Dies hat sich seit 
einiger Zeit leider zu unseren Ungunsten ge- 
ändert. In den letzten Jahren haben sich die 
Klagen der deutschen Thermometerfabrikanten 
über den Rückgang des Thermometerexports 
erheblich vermehrt. Hr. Prof. Böttcher hatte 
die Freundlichkeit, hierüber einige Rundfragen 
zu veranstalten, die ergaben, daß namentlich 
nach den Vereinigten Staaten und den englisch 
sprechenden Ländern die Ausfuhr zurückge- 
gangen ist. Hauptsächlich werden hiervon die 
als Massenartikel fabrizierten ärztlichen, tech- 
nischen und häuslichen Thermometer betroffen, 


während für feinere Thermometer, die in ge- 
ringerer Anzahl hergestellt werden, der Absatz 
fortdauernd im Steigen begriffen ist. Die Ur- 
sachen für den Rückgang des Exports sind 
zwiefacher Art; eine der Hauptursachen liegt 
m. E. in der in Deutschland üblichen Methode 
der Fabrikation, Nach einer im Jahre 1907 auf 
Veranlassung des Vereins Deutscher Glas- 
instrumentenfabrikanten aufgenommenen 
Statistik werden in Thüringen, dem Hauptsitz 
der deutschen Thermometerindustrie, alljährlich 
etwa 3,3 Millionen ärztliche Thermometer her- 
gestellt, von denen etwa !/, für den Export 
bestimmt ist. Ungefähr die Hälfte der Arzt- 
lichen Thermometer wird im Wege der Heim- 
arbeit angefertigt von kleineren Leuten, die 
unter Mitwirkung ihrer Familienmitglieder oder 
von Lehrlingen mit den einfachsten Hilfsmitteln 
arbeiten. Die Heimarbeiter haben vielfach 
nur einen Teil der Thermometerfabrikation 
gelernt, entweder Blasen oder Teilen oder 
Fertigmachen, so daß es ihnen meist an ge- 
nügender allseitiger Geschicklichkeit gebricht, 
eine gute tadellose Ware herzustellen; auch 
entbehren sie der kaufmännischen Gewandtheit, 
um eine richtige Preisberechnung für die fertige 
Ware aufzustellen. Daher kommt es, daß die 
ärztlichen Thermometer in der Qualität vielfach 
mangelhaft und ihre Preise sehr gedrückt sind. 

Der zweite Umstand, der zum Rückgang 
des Exports der deutschen Thermometer bei- 
trägt, liegt in dem zum Teil durch hohe Einfuhr- 
zölle geschützten Aufkommen der Thermometer- 
industrie in andern Ländern. In dieser Hinsicht 
ist man besonders in den Vereinigten Staaten 
von Amerika vorgegangen. Es dürfte daher 
interessieren, einen kurzen Rückblick auf die 
amerikanische Thermometerindustrie zu werfen, 
die ich im Herbst v. J. auf einer 7-wöchigen 
Reise durch die Vereinigten Staaten kennen 
gelernt habe. Auf dieser Reise habe ich die 
Haupteitze der amerikanischen Thermometer- 
industrie, einige Glashütten sowie verschiedene 
staatliche und andere Laboratorien besucht. 
Ich war in New York, Philadelphia, Washington, 
Pittsburg, Chicago, Milwaukee, Cleveland, Buf- 
falo, Niagara Falls, Rochester, Corning, Water- 
town N. Y. und schließlich wieder in New 
York. Außer eigentlichen Fabriken habe ich 
auch Handlerfirmen besucht, worüber am Schluß 
noch einiges zu sagen sein wird. Ich habe 
überall die freundlichste Aufnahme gefunden 
und kann nicht genug das Entgegenkommen 
der Behörden wie Privaten rühmen. 

Wie Sie aus meiner Tour ersehen, ist drüben 
die Thermometerindustrie fast ausschließlich in 
dem östlichen Teil der Vereinigten Staaten, be- 
sonders in New York und den angrenzenden 
Staaten, New Jersey, Pennsylvania, Connecticut, 
konzentriert. Sie befaßt sich mit, der Her- 


eft 21. 
1. November 1911. 


stellung wissenschaftlicher, ärztlicher, tech- 
nischer, häuslicher Thermometer, hat ausge- 
zeichnete, sehr rationell durchgebildete Arbeits- 
methoden und benutzt dabei in weitestem Maße 
und mit großem Erfolg mechanische Hilfsmittel. 


So verwenden z. B. die größeren Fabriken 
bei der Herstellung der Stichflamme zum Vor- 
arbeiten des Glases vor der Lampe überall 
Preßluft, die durch Kompressoren meist in deu 
unteren Räumen der Fabrik hergestellt und zu 
den Plätzen des Glasbläsers geleitet wird. Es 
fallen dadurch die Blasebälge fort, der Arbeiter 
braucht diese nicht in Bewegung zu setzen und 
kann seine ganze Aufmerksamkeit dem Blasen 
selbst zuwenden, so daß er schneller und besser 
arbeitet. 


Ein weiterer Vorteil der amerikanischen 
Arbeitsweise ist die ausgedehnteste Benutzung 
von Teilmaschinen, von denen zweierlei Arten 
im Gebrauch sind; für die wissenschaftlichen 
und Arztlichen Thermometer eine kleinere 
Maschine, die Schneider Brothers in Jersey 
City herstellen, für die technischen Thermo- 
meter eine größere Maschine, die z B. von der 
Firma Burr & Co. in Champlain III. verfertigt 
wird. Beide Maschinen sind für automatischen 
und fir Handbetrieb eingerichtet und eignen 
sich unter Benutzung verschiedener kleiner 
Hilfseinrichtungen zur Anfertigung aller Arten 
Teilungen auf flachen und gewölbten Skalen. 


Bei der Burrschen Maschine wird, wie bei 
der Fueßschen Teilmaschine, der Verlauf der 
Kaliberkurve an einem bewegten Stahlband 
eingestellt, das durch eine Führung mit der 
Teilungsvorrichtung verbunden ist; gleichzeitig 
mit dieser wirkt ein Mechanismus zur Be- 
zifferung der Skala. Es können mit einer 
solchen Maschine vier verschiedene Strichlangen 
gemacht und Teilungen von 1 bis 36 engl. Zoll 
(2,5 bis 90 cm) ausgeführt werden. Die 
Teilung und Bezifferung einer Metallekala von 
etwa 12 cm Länge dauert mit Einstellung von 
4 Kaliberpunkten 37 Sek., die Herstellung einer 
Skala von 10 cm für geringere Weingeistthermo- 
meter mit Einstellung von 2 Kaliberpunkten 
erfordert 25 Sek. 


Beim Teilen der ärztlichen Thermometer 
mit den Schneiderschen Maschinen arbeitet 
ein Mädchen gleichzeitig an zwei Maschinen: 
während die eine Maschine automatisch teilt, 
stellt das Mädchen auf der zweiten Maschine 
ein anderes Thermometer ein und wechselt so 
ab. Jede Operation dauert 15 Sek., so daß zum 
Teilen eines Thermometers nur 30 Sek. ge- 
braucht werden; ein Mädchen kann täglich 
1000 ärztliche Thermometer teilen. 

Für die Bezitferung der ärztlichen Thermo- 
meter und die Herstellung der Firmenauf- 
schriften werden allgemein Graviermaschinen 


Vereinsnachrichten. 


231 


benutzt, die nach dem Prinzip des Storch- 
schnabels mit Schablonen arbeiten und zum 
Teil so eingerichtet sind, daß zwei Thermometer 
gleichzeitig graviert werden. Sie werden u. a. 
von The Eaton and Glove Co. in Sayre Pa. 
geliefert. Das Arbeiten mit solchen Maschinen 
geht bei den einzelnen Thermometern zwar 
kaum schneller als bei Handarbeit, aber die 
Zahlen und Buchstaben werden stets gleich- 
mäßig ausfallen, was dem Thermometer ein 
vorteilhaftes Aussehen gibt. 


Die rationelle Benutzung der Teil- und 
Gravier-Maschinen ist allerdingsdarangebunden, 
daß die Fabrikate bezüglich des Umfangs und 
der Länge der Teilung gleichmäßig sind, was 
durch eine systematische Arbeitsmethode ziem- 
lich vollkommen erreicht wird. 


Die in Amerika hergestellten Thermometer 
sind vorwiegend Stabthermometer, nur für 
einige Gattungen werden Einschlußthermometer 
benutzt. Die Stabthermometer haben in 
manchen Beziehungen unleugbare Vorzüge 
vor den Einschlußthermometern, aber ihre Ver- 
wendung für ärztliche Zwecke unterliegt einem 
Bedenken, da sich die Vertiefungen und 
Rauheiten in der Glasoberfläche der Stab- 
thermometer von anhaftenden Krankheitskeimen 
und Schmutzteilen viel schwerer befreien lassen, 
als die glatte Oberfläche der Einschlußthermo- 
meter. 

Bei der Herstellung der ärztlichen Thermo- 
meter kann man zwei verschiedene Arbeits- 
methoden unterscheiden. Nach der ersten 
werden die Thermometer von Anfang bis zu 
Ende in der Fabrik selbst hergestellt. Die 
Fabrik hat demnach die ganze Herstellung in 
eigener Hand und daher die vollständigste 
Kontrolle über die Güte der Instrumente, 
Nach der zweiten Methode werden die Thermo- 
meter, wie bei uns, in Klein- und Hausbetrieben 
geblasen und gefüllt, während in größeren 
Fabriken nur die Justierung und Teilung der 
Thermometer ausgeführt wird. Es ist klar, daß 
die erstere Methode den Vorzug verdient. 


Die ärztlichen Thermometer werden aus 
prismatischen Stab-Kapillarröhren von Corning- 
glas hergestellt, an die ein Gefäß aus Jenaer 
Glas angeschmolzen wird. Das Gefäß wird ent- 
weder aus einem vollen Stab geblasen oder 
aus weiteren Einschlußröhren gezogen. Es 
werden in Amerika und in England nur 
Maximumthermometer mit Hicksscher Ver- 
engung (constriction genannt) verfertigt, während 
bei uns die sog. Stiftthermometer bislang be- 
vorzugt werden. Die Hickssche Maximum- 
vorrichtung erfordert zu ihrer Herstellung zwar 
eine besondere Geschicklichkeit, aber sie hat 
vor der Stiftvorrichtung den Vorteil, das der 
abgetrennte Faden sehr viel- kürzer ist, dem- 


nach die Veränderung des Standes nach der 
Abkühlung des Thermometers geringer wird. 
Man sollte auch bei uns mehr zu der Hicks- 
schen Verengung übergehen; einige solche 
Thermometerkonstruktionen habe ich kürzlich 
in unserem Vereinsblatt!) beschrieben. 


Die fertig geblasenen Thermometer werden 
entweder künstlich oder durch Ablagern ge- 
altert. Sehr groß sind die Vorräte der Fabriken 
an geblasenen Röhren. Die justierten und ge- 
teilten Thermometer werden dann noch einer 
sorgfältigen Prüfung unterzogen und dabei alle 
diejenigen ausgeschaltet, die Mängel aufweisen. 
Die Prüfung wird nach einem längeren Zeit- 
raum wiederholt und für jedes brauchbare 
Thermometer ein Prüfungsschein der Firma 
beigegeben. Auch die Thermometer tragen, 
wie ich gesehen habe, stets den vollen Namen 
der Firma, die das Thermometer hergestellt 
hat. Dies gibt m. E. eine bessere Gewähr für 
gutes Fabrikat, als wenn der Name des Ver- 
käufers auf dem Thermometer angebracht wird, 
wie dies vielfach bei uns der Fall ist. Firmen, 
die auf guten Ruf halten, werden sich hüten, 
mangelhafte Fabrikate, welche ihren Namen 
tragen, in die Welt zu setzen. 


Im ganzen sind in den Vereinigten Staaten 
6 oder 7 größere Fabriken für Arztliche Thermo- 
meter vorhanden, die wohl jährlich 2 Millionen 
solcher Instrumente herstellen. 


Des weiteren kommt für die ärztlichen 
Thermometer noch die Hausindustrie in Be- 
tracht, die ihren Hauptsitz in Brooklyn hat. 
Es sind meist Glasbläser aus Thüringen, die 
in ähnlicher Weise arbeiten, wie bei uns. Es 
wird deshalb drüben auch ebenso wie bei uns 
über Preisdrückerei geklagt, und ich glaube 
annehmen zu dürfen, daß nach dieser Richtung 
dort ebenso viel gefehlt wird wie hier. 


(Fortsetzung folgt.) 


D. G f. M. u. O. Zweigverein 
Hamburg-Altona. Sitzung vom Diens- 
tag, den 3. Oktober 1911. Vorsitzender: 
Hr. Dr. P. Krüß. 


Hr. Dr. H. Krüß berichtet über den Verlauf 
des 22. Deutschen Mechanikertages in Karls- 


— 


1) Uber die verschiedenen Konstruktionen 
der Arztlichen Maxiumthermometer, D. Mech.“ 
Ztg. 1911. S. 77, ferner: Weiteres über die Kon- 
struktion der ärztlichen Maximumthermometer. 
Ebendu. 8 189. 


Vereinsnachrichten. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


ruhe und hebt besonders hervor, daß die Vor- 
träge wissenschaftlicher Art vorzüglich vorbe- 
reitet und sehr anregend gewesen seien. Die 
durch den wirtschaftlichen Ausschuß zur Be- 
handlung gestellten Fragen seien von großer 
Bedeutung für das Gedeihen der deutschen 
Feinmechanik. Mit großer Hingebung seien 
auch die geselligen Veranstaltungen vorbereitet 
gewesen. 


Hr. Dr. Paul Krüß führt darauf zwei neue 
von Prof. Grimsehl konstruierte Demon- 
strationsapparate vor. Mit einer einfachen 
Wellenmaschine, bei der die Torsionsschwin- 
gungen eines Stahldrahtes zur Erzeugung und 
Fortpflanzung von Wellen benutzt werden, 
können fortschreitende und stehende Wellen 
sowie die Reflexion der Wellensysteme demon- 
striert werden. Ein zweiter Apparat dient zur 
Zusammensetzung von Schwingungen Er 
besteht im wesentlichen aus einem Pendel, 
welches nach zwei Schwingungsrichtungen ver- 
schiedene Schwingungszeiten besitzt. Diese 
können durch Laufgewichte gegeneinander 
abgestimmt werden. Die Schwingungen setzen 
sich zu sogenannten Lissajousschen Figuren 
zusammen, die mit einer am unteren Ende des 
Pendels befindlichen Schreibvorrichtung auf 
bestäubte Platten aufgezeichnet werden können. 


P. K. 


Abt. Berlin, E. V. Sitzung vom 
17. Oktober 1911. Vorsitzender: Hr. W. 
Haensch. 


Hr. Dr. A. Werner spricht über das Ver- 
halten des Stahles beim Härten und Tempern 
(nach gemeinsam mit Hrn. Geh. Reg.-Rat Prof. 
Dr. Leman in der Phys.-Techn. Reichs- 
anstalt ausgeführten Versuchen). Vgl. hier- 
über diese Zeitschr. 1911. S. 167. 


Hr. Baurat B. Pensky macht im Anschluß 
hieran auf seine Arbeiten über dieselbe Frage 
aufmerksam, vgl. Zeitschr. f. Instrkde. 8. S. 185. 
1888 und D. Mech -Ztg. 1898. S. 81 u. 89. 


Der Vorsitzende teilt mit, daß im No- 
vember Hr. Münzinspektor Tiecke übe: die 
Herstellung von Münzen und Medaillen und 
Hr. Dr. Bangert v. d. Fa. Siemens & 
Halske über Verwendung von Hochfrequenz- 
strömen für medizinische Zwecke sprechen 
werden, und am Anfang des Monats Dezember 
Hr. Prof. Dr. O. Tetens (vom Aeronautischen 
Observatorium in Lindenberg) über aerologische 
Instrumente. | Bi. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. g. 


Heft 22. 15. November. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Stephan Lindeck. 


Dureh das unerwartete Hinscheiden ihres noch in voller Manneskraft stehenden 
Vorstandsmitgliedes, Geheimen Regierungsrats Prof. Dr. Lindeck, hat die Deutsche 
Gesellschaft für Mechanik und Optik einen außerordentlich schweren Verlust er- 
litten. Unsere Gesellschaft ist nicht eben reich an solchen Mitgliedern wie Lindeck, 
die mit tiefer wissenschaftlicher Bildung ein volles Verständnis für die Aufgaben der 
Praxis vereinigen und neben der Betätigung in ihrem wissenschaftlichen Berufe im- 
stande und bereit sind, mithelfend, beratend und führend an den Arbeiten unserer 
Gesellschaft teilzunehmen. 

Lindeck verkörperte gleichsam in sich die beiden Ziele unserer Gesellschaft, 
die Förderung wissen- rücktrat, konnte die Nach- 


schaftlicher Arbeit durch 
Vervollkommnung des 
Instrumentenbaues und 
der Instrumentenkunde 
und die Befruchtung der 
technischen Ausführung 
durch die Aufgaben, 
welche die Wissenschaft 
an sie zu stellen hat. 

Als mit dem 
Ende des Jahres 1894 
Hr. Prof. Dr. A. West- 
phal infolge der Er- 
weiterung seines amt- 
lichen Wirkungskreises 
zu allseitigem Bedauern 
von seiner langjährigen 


Tätigkeit als Redakteur 


folge keinem geeignete- 
ren Manne übertragen 
werden als Hrn. Dr. Lin- 
deck. Seiner Verdienste 
in dieser Redaktionstätig- 
keit wird in der Zeit- 
schrift für Instrumenten- 
kunde gedacht werden. 
An dieser Stelle muß 
aber hervorgehoben wer- 
den, daß schon im näch- 
sten Jahre unter seiner 
Beihilfe unser Vereins- 
blatt eine tiefgreifende 
und für die Folge sehr 
segensreiche und för- 
dernde Umgestaltung er- 
fuhr durchdie Verbindung 


der Zeitschrift für In- mit der Zeitschrift für 
strumentenkunde zu- Instrumentenkunde, als 


deren Beiblatt es fortan erschien; dadurch wurde auch das Vereinsblatt zu einem 
Verbindungsgliede zwischen allen Jüngern und Gönnern der Präzisionstechnik. Lindeck 
hat dann auch im weiteren Verlaufe der Zeit durch seinen Rat und seine Mithilfe dem 
Vereinsblatt häufig wesentliche Dienste geleistet und im Zusammenarbeiten mit dem 
Herausgeber des Vereinsblattes in kollegialer Weise das Beste der beiden Zeitschriften 
zu fördern verstanden. 

Als Redakteur der Zeitschrift für Instrumentenkunde war Lindeck , den Be- 
stimmungen unserer Satzungen entsprechend, Mitglied unseres Vorstandes, dem er 
also fast 17 Jahre lang angehört hat. Gerade in diesen Jahren hat sich unsere Ge- 
sellschaft neben der Verfolgung ihrer bisherigen wissenschaftlichen Ziele vielfach mit 
tief einschneidenden gewerblichen und wirtschaftlichen Fragen beschäftigen müssen, 
wie sie durch die Ausgestaltung der Gewerbeordnung und des deutschen Zolltarifes 


Deutsch 
234 l H. Krüß, Stephan Lindeck. Mechaniker- Zig. 


auch für die Präzisionstechnik in den Vordergrund des Interesses gerückt wurden. 
Bei den umfangreichen hierfür zu leistenden Arbeiten hat der Verstorbene fördernd 
mitgewirkt. Obgleich diese Gebiete seiner Berufsarbeit fern lagen, war er dazu im- 
stande infolge seiner außerordentlich entwickelten Fähigkeit, Verwaltungsfragen in 
praktischer Weise anzufassen, sowie durch seine Vertrautheit mit dem Geschäftsgang 
der Behörden; so war er häufig in der Lage, uns den richtigen Weg zu weisen und 
den häufig nach den verschiedensten Richtungen auftauchenden Wünschen gegenüber 
festzustellen, was nach Lage der Gesetzgebung und der Verwaltung als in Wirklichkeit 
erreichbar angestrebt werden konnte. Er drängte sich bei den Beratungen nie hervor; 
wenn er aber in die Erörterung mit eintrat, so war seine Meinungsäußerung stets ge- 
tragen von reicher Erfahrung und nüchterner klarer Überlegung, von überaus ge- 
rechter Würdigung auch der entgegenstehenden Meinungen, aber auch von fast un- 
beugsamem Festhalten an dem, was er selbst für wahr und recht empfand. Infolge- 
dessen nahm er eine sehr geachtete und einfluBreiche Stellung im Vorstande unserer 
Gesellschaft ein, und sein kluger Rat wird schwer vermißt werden. 

Einen ganz besonderen Dank schuldet die Deutsche Gesellschaft für 
Mechanik und Optik und die Deutsche Präzisionstechnik dem Dahingegangenen für 
die außerordentlich wirksame und fördernde Art, wie er ihre Interessen auf ver- 
schiedenen Weltausstellungen vertrat, für die überaus große Arbeit und Mühe, welche 
er dabei übernahm. 

Lindeck war Mitglied der vom Reichsamt des Innern gebildeten Ausstellungs- 
kommission für die Beteiligung der Deutschen Mechanik und Optik an der Weltaus- 
stellung Paris 1900 und wurde mit Prof. Westphal als Ausstellungskommissar für 
diese Gruppe eingesetzt. In Gemeinschaft mit Westphal hat er in halbjähriger Arbeit 
den vorzüglichen Katalog unserer Pariser Ausstellung zusammengestellt; schon dieser 
Katalog hat seine große Wirkung auf die sachverständigen Besucher unserer Aus- 
stellung gehabt. An der Seite Westphals zum Preisrichter berufen, ist er zunächst 
energisch dafür eingetreten, daß unsere ganze Ausstellung als solche beurteilt werden 
möge, wie es seinerzeit in Chicago der Fall war. Als aber trotzdem eine Einzel- 
beurteilung stattfinden mußte, hat er sich der großen Mühe unterzogen, die einzelnen 
Apparate den Preisrichtern vorzuführen und sie von der Vorzüglichkeit des Darge- 
botenen zu überzeugen; der große Erfolg unserer Gruppe ist ihm mit zu verdanken. 

Mit den reichen in Paris gesammelten Erfahrungen unterzog Lindeck sich 
noch einmal derselben Aufgabe bei Gelegenheit der Weltausstellung in St. Louis 1904, 
nachdem ihn der Reichskommissar für diese Ausstellung ersucht hatte, die Vorbe- 
reitungen in bezug auf die wissenschaftlichen Instrumente zu leiten. Er hat dann die 
außerordentlich umfangreichen Arbeiten allein bewältigt, da Hr. Prof. Westphal 
wegen anderweitiger Inanspruchnahme seine bewährte Arbeitskraft nicht zur Verfügung 
stellen konnte. 

Schon die Probeausstellung im Landesausstellungsgebäude in Berlin, die vom 
Kaiser und von hervorragenden Interessenten besucht wurde, hatte eine große Wirkung. 
Nach dem maßgebenden Urteil des Herrn Reichskonmissars hat unsere Ausstellung in 
St. Louis das Ansehen Deutschlands auf wissenschaftlichem Gebiete nachhaltig gestärkt 
und die Erkenntnis hervorgerufen, daß die damit bekundete Überlegenheit auf dem 
Zusammenarbeiten von Wissenschaft und Technik beruht. Wenn das internationale 
Preisgericht durch seinen Urteilsspruch diese Meinung vollauf bestätigte, so wollen 
wir nicht vergessen, daß unser im Preisgericht mittätiger Lindeck mit zäher Energie 
für uns eintrat und sich von dem, was er für recht erkannte, nichts abhandeln ließ. 

Stellen wir uns zum Schluß noch einmal das Bild unseres entschlafenen 
Freundes vor: Wir besaßen in ihm einen Mann voll Verständnis für die Bedürfnisse 
und für die Leistungen der Präzisionstechnik, der, wo es galt, seine ganze Kraft ein- 
setzte in der Mitarbeit an den Zielen unserer Gesellschaft, einen Mann von strengem, 
unbestechlichem Gerechtigkeitssinn, begabt mit dem Mute seiner Überzeugung, aber 
auch bemüht, der ehrlichen Überzeugung Andersdenkender gerecht zu werden. Wer 
so glücklich war, diesen Mann zum Freunde zu haben, der wußte, daß er sich in 
allen guten Werken auf ihn fest verlassen konnte. Ehre seinem Andenken! 


Dr. Hugo Krüß. 


Heft 22. 
15. November 1911. 


Fir Werkstatt und 
Laboratorium. 


Zeigervorrichtung für Schnell- 
und Fernablesung. 
Von Goetz. 

Bayer. Ind.- u. Gewerbebl. 97. S. 165. 1911. 
Lie Überlegung, daß man die Ablesung der 
Zeigerstellung auf runden Zifferscheiben mit 
gleicher Sicherheit bewirkt, ob Ziffernaufschrift 
vorhanden ist oder nur schwarze Punktmarken, 
weil vom Auge vor allem zunächst die Winkel- 
stellung des Zeigers zu einer — meist verti- 
kalen — Normalrichtung aufgefaßt wird, hat 
Dr. Goetz zur Konstruktion einer neuen 
Zeigervorrichtung für Schnell- und Fern- 
ablesung geführt, deren praktische Ausführung 
durch D. R. P. 185479 geschützt ist. Denkt 
man sich zwei kreisrunde Blechscheiben mit je 
einem Radialschlitz genau aufeinander gelegt 
und die eine Scheibe fest, die andere drehbar 
angeordnet, so kann man die drehbare Scheibe, 
wenn sie genügend biegsam ist, in den Schlitz 
der festen Scheibe hineindrehen und diese bei 
fortschreitender Drehung allmählich mit der 
beweglichen Scheibe vollständig bedecken. 
Ist die feste Scheibe weiß, die drehbare schwarz, 
so wird bei diesem Versuch auf der weißen 
Scheibe ein schwarzer Sektor sichtbar, dessen 
Winkel von 0 bis 360° wächst, wenn die 
schwarze Scheibe um eine volle Umdrehung 
gedreht wird. Von der anderen Seite gesehen, 
bietet sich die gleiche Erscheinung gleichsam 
im Spiegelbild dar. Ist auf der Peripherie der 
festen Scheibe noch eine Kreisteilung ange- 
bracht, so erlaubt die Anordnung eine rasche 
und zuverlässige Ablesung der relativen 
Winkelstellung beider Scheiben auf Ent- 
fernungen, bei denen die Stellung eines Zeigers 
gewöhnlicher Art schwer erkennbar sein 
würde. In der Ausführung sind beide Scheiben 
nach einer schwach ansteigenden Schrauben- 
fläche gebogen und die drehbare Scheibe auf 
einer Mutter angeordnet, welche sich auf einem 
Gewinde dreht, dessen Ganghöhe mit der- 
jenigen der Scheibe übereinstimmt. Auf die 
Mutter sind die zu messenden Bewegungen zu 
übertragen. Die Einrichtung wird für Auto- 
mobil-Geschwindigkeitsmesser, Füllungszeiger 
für Gasometer, Reservoir- und Dampfkessel, 

Spannungszeiger usw. mit Recht empfohlen. 

@. 

— — 


Internationale Ausstellung Sofia 1912. 

Durch Werbeprospekte wird zurzeit für 
eine „Internationale Ausstellung in Sofia 1912“ 
Propaganda gemacht. Die „Ständige Aus- 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 


235 


stellungskommission für die Deutsche 
Industrie“ teilt hierzu mit, daß es sich um 
ein privates Unternehmen handelt, für welches 
zwar der bulgarische Handels- und Ackerbau- 
Minister als Ehrenvorsitzender fungiert, die 
bulgarische Regierung selbst aber keine Birg- 
schaft übernommen hat. Auch die Handels- 
und Gewerbekammer in Sofia steht dem Unter- 
nehmen fern. 


Handel mit optischen Waren in den 
Hauptländern der Welt. 

Das Bureau of Manufactures im Handels- 
und Arbeitsministerium zu Washington hat 
eine Reihe von Berichten amerikanischer 
Konsuln in den Hauptländern der Welt über 
den Handel mit optischen Waren in einer 
Drucksache mit dem Titel Optical-Goods Trade 
in Foreign Countries zusammengestellt. Die Be- 
richte beziehen sich auf die Verwendung und 
den Verkauf solcher Waren, die Art und Weise 
des Verkaufs von Augengläsern, die Bezugs- 
quellen für optische Waren, den Grad der Be- 
liebtheit der verschiedenen Sorten, die Preise 
amerikanischer Erzeugnisse im Vergleiche mit 
anderen. 

Die Drucksache liegt im Bureau der „Nach- 
richten für Handel und Industrie“ (Berlin W 8, 
Wilhelmstr. 74 III, im Zimmer 154) zur Einsicht- 
nahme aus und kann inländischen Interessenten 
auf Antrag für kurze Zeit übersandt werden. 
Die Anträge sind an das genannte Bureau zu 
richten. 

— 


Kleinere Mitteilungen. 


Neue Fortschritte des metrischen 
Systems. 
Von Ch.-Ed. Guillaume. 
Com. Int. d. P. et M. Proc. verb. (2) 6. Anhang. 

Dem Comité International des Poids et Mesures 
ist bei seiner diesjährigen Tagung wiederum 
ein Bericht Guillaumes über die Fortschritte 
des metrischen Systems!) vorgelegt worden, 
aus dem folgendes bemerkenswert ist. 

Vom 1. Januar 1912 ab wird das metrische 
System obligatorisch für die fünf zentral- 
amerikanischen Republiken. In Portugal wird 
es auch von der neuen Regierung beibehalten. 

In der Repräsentanten-Kammer der Austra- 
lischen Kolonien ist ein Antrag auf Ein- 
führung des Dezimalsystems in Währung, 
Maßen und Gewichten für das ganze euglische 
Weltreich eingebracht worden, gegebenenfalls 
unter Beschränkung auf Australien und Neu- 
seeland. 


1) Vgl. D. Mech.-Ztg. 1909. S. 232. 


236 


In Griechenland wird das metrische 
System vom 1. Januar 1912 ab obligatorisch, 
nachdem es bereits 1836 gesetzlich eingeführt 
worden ist. Beine Anwendung hat sich bisher 
im wesentlichen auf staatliche Lieferungen 
beschränkt!). 

Der Widerstand der angelsächsischen Länder 
gegen die Einführung des metrischen Systems 
wird noch immer durch gelegentliche Kund- 
gebungen zu verstärken gesucht. Bo hat auch 
neuerdings African Engineering darauf hinge- 
wiesen, daß die Beibehaltung des englischen 
Maßsystems für die Fernhaltung der kontinen- 
talen Maschinenkonkurrenz wichtig sei. 

Das metrische Karat ist bereits von 17 Län- 
dern angenommen worden. 


Bem. des Ref. Die Einführung des metrischen 
Karats in Deutschland sollte — nach .einer 
Mitteilung der Deutschen Goldschmiede - Zeitung 
vom 14. Oktober d. J. — am 1. April 1912 er- 
folgen. Die K. Normal-Eichungs- Kom- 
mission hat indes die bereits in den Handel 
gebrachten neuen Karatgewichte aus formellen 
Grunden für nicht eichbar erklärt. Es ist je- 
doch Aussicht vorhanden, die eichamtlichen Vor- 
schriften und die Wünsche der Fachkreise zu 
vereinigen. @. 


Vereinsnacbrichten. 


D. G. f. M. u. O. 
Zweigverein Ilmenau. 


Verein Deutscher Glasinstrumenten- 
Fabrikanten. 


20. Hauptversammlung 
am 3. Juli 1911, 9 Uhr vorm. 
zu Ilmenau 
im Hotel zur Tanne. 
(Fortselzung.) 


Die Verwendung der technischen Thermo- 
meter, die in Amerika als „mechanical thermo- 
meters“ bezeichnet werden, ist drüben viel 
ausgedehnter als bei uns. Bine große Anzahl 
wird für Heizung und Lüftung verwendet, da 
die Zentralheizung in den amerikanischen 
Städten sehr verbreitet ist. Ebenso ausge- 
breitet ist die Anwendung der Kälte, da bei 
dem wechselvollen Klima die Nahrungsmittel 
leicht verderben und der Amerikaner die Ge- 
wohnheit hat, viel kalte Getränke zu genießen, 
so daß der Eisverbrauch enorm ist. Es werden 


1) Vom 1. Sept. 1912 an wird das metrische 
Maß auch in Bosnien und der Herzegowina 
obligatorisch Bein. 


Kleinere Mitteilungen. — Vereinsnachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


daher viele Thermometer bei Erzeugung von 
künstlichem Eis in Kälte- und Kühlräumen 
gebraucht. Andere Arten technischer Thermo- 
meter werden in Brauereien, Malzdarren, De- 
stillierräumen, Brennereien, bei Dampf- und 
Kraftanlagen, in Zuckersiedereien, Konserven- 
fabriken, in chemischen Betrieben, bei Brut- 
apparaten, in den Gaswerken usw. gebraucht. 
Für alle diese verschiedenartigen Zwecke sind 
verschieden gestaltete Thermometer von ver- 
schiedenen Größen und Ausstattungen erforder- 
lich, sie stimmen aber meistens darin überein, 
daß es mit Metallskalen versehene Stabthermo- 
meter sind, die in metallenen Montierungen 
verwendet werden. Die größeren Fabriken be- 
fassen eich mit der Herstellung aller Teile der 
Thermometer, sie brauchen daher vielerlei 
Maschinen, so daß sie eher den Eindruck einer 
Maschinen- als einer Thermometerfabrik machen. 
So werden bei der Herstellung der Dillen und 
Fassungen automatische Maschinen benutzt, 
die die einzelnen Fassonstücke aus einem vollen 
Stab arbeiten, während bei uns die einzelnen 
Stücke gegossen oder gestanzt und dann be- 
arbeitet werden. Erstere Methode ist jedenfalls 
rationeller, erfordert aber größere Anschaffungs- 
kosten für die Maschinen. 

Auch bei der Herstellung der Industrie- 
thermometer werden fast ausschließlich weiß 
belegte Röhren aus Corningglas verwendet. 
Da die längeren Röhren meist krumm sind, 
werden sie zunächst in elektrisch geheizten, 
horizontalen Öfen gerade gerichtet. Die Röhren 
liegen dabei auf einer gehobelten eisernen 
Unterlage in Längsrillen und werden 24 Stunden 
lang so hoch erhitzt, daß sie sich von selbst 
durch ihr Gewicht gerade richten, ohne aber 
so weich zu werden, daß sie an der Unterlage 
kleben, was große Aufmerksamkeit erfordert. 
Die Beobachtung der Temperatur geschieht 
dabei nach der Glühfarbe des Ofens; besser 
wäre wohl ein registrierendes Pyrometer. Ich 
sah in einer Fabrik z. B. 10 solcher Öfen von 
1,5 bis 2 m Länge. 

Das Quecksilbergefäß wird auch bei den 
besseren technischen Thermometern aus Jenaer 
Glas angesetzt, das mit dem Corningglas vor- 
züglich bindet. Für jede Sorte Thermometer 
wird ein Probethermometer angefertigt. Um 
dann die richtige Größe für das anzusetzende 
Gefäß zu erhalten, wird dieses gleich nach dem 
Blasen noch warm in eine Lochlehre eingepaßt. 

Sehr viel Wert wird auf das Altern der 
Thermometer gelegt, und die Einrichtungen 
dazu sind zahlreich und vollkommen. In einer 
Fabrik sah ich 10 elektrisch geheizte Alterungs- 
apparate, in denen die Thermometer in Bündeln 
von 70 bis 80 Stück während 72 bis 100 
Stunden erhitzt und dann ebensolange all- 
mählich abgekühlt wurden, 


Heft 22. 
15. November 1911. 


Die Apparate fir die Justierung der Thermo- 
meter sind in der Konstruktion den ver- 
schiedenen Thermometergattungen angepaßt. 
Die Apparate werden zum Teil elektrisch, zum 
Teil mit Dampf, für die höheren Temperaturen 
auch mit überhitztem Dampf geheizt. 

Unter den technischen Thermometern nehmen 
u. a. noch die Thermometer für Eier-Brut- 
apparate (incubating thermometers) eine hervor- 
ragende Stelle ein. Diese Thermometer werden 
nur in Temperaturen zwischen 100 und 105° F 
(38 und 410 C) gebraucht, da die für das Brut- 
geschäft einzuhaltende Temperatur 103° F 
(39,5° C) beträgt. Sie haben deshalb nur einen 
kleinen Skalenumfang von etwa 90 bis 1100 F 
Früher wurden sie viel aus Deutschland be- 
zogen, sie sind aber im Preise so gesunken, 
daß sich ein Export von hier aus nicht mehr 
lohnt. 

So hervorragend die amerikanische Thermo- 
meterindustrie in der Produktion guter Arzt- 
licher und vieler Arten technischer Thermo- 
meter ist, so rückständig ist sie bezüglich der 
Herstellung feiner wissenschaftlicher Thermo- 
meter. Der Grund dafür liegt darin, daß die 
Fabrikation derartiger Thermometer viel indi- 
viduelle Arbeit erfordert, die sich wegen der 
hohen Arbeitslöhne in den Vereinigten Staaten 
nicht bezahlt macht. Amerika ist daher in 
dieser Beziehung auf den Import angewiesen, 
der meistens von Deutschland, 2. T. auch von 
England und Frankreich gedeckt wird. Aller- 
dings kommt dabei außer den Transportkosten 
für deutsche Thermometer ein Zollaufschlag 
von 60% in Betracht, der aber bei wissen- 
schaftlichen Instrumenten in vielen Fallen nicht 
erhoben wird, da die staatlichen Iustitute, die 
Universitäten, die Technischen Hochschulen, 
dle höheren und niederen Lehranstalten, auch 
die kommunalen, Zollfreiheit genießen. Die 
einzige Gattung wissenschaftlicher Thermo- 
meter, die in den Vereinigten Staaten in 
größeren Mengen angefertigt wird, sind die 
nach den Mustern des U.S. Weather Bureau in 
Washington hergestellten meteorologischen 
Thermometer, deren Konstruktion vielfach von 
Prof. Marvin angegeben ist. 

Wie groß die zollfreie Einfuhr an wissen- 
schaftlichen Instrumenten ist, geht aus folgen- 
den mir von Hrn. Gewerberat Waezolt in 
New York zur Verfügung gestellten Zahlen 
hervor. Die deutsche Einfuhr an chemischen 
Glaswaren (keine Metallapparate) betrug 1909: 
1,053000 Doll, die zollfreie Einfuhr von 
„philosophical and scientific apparatus“, darunter 
Glasinstrumente und Thermometer, belief sich 
im gleichen Jahre auf 468 000 Doll, wovon der 
weitaus größte Teil auf Deutschland entfällt. 

Von anderen Thermometergattungenkommen 
noch die häuslichen Thermometer in Betracht, 


Vereinsnachrichten. 


237 


die in Amerika in großen Mengen angefertigt 
werden, ale Zimmer-, Fenster-, Bade-, Hotel-, 
Schaufenster-Thermometer und unter verschie- 
denen anderen Bezeichnungen für besondere 
Zwecke, z. B. für Eisenbahnwagen. Ein Teil 
der häuslichen Thermometer wird aus Deutsch- 
land importiert, auf denen dann das bekannte 
„Made in Germany“ oder einfach „Germany“ 
zu lesen ist. 


Ferner werden drüben sehr viel Phantasie- 
und Reklamethermometer hergestellt, zu denen 
natürlich ein gewöhnliches Glas verwendet 
wird. Diese Thermometer werden für die ver- 
schiedenartigsten Geschäfte unter Anpassung 
der Attrappen an den Zweck des Geschäftes 
geliefert, z. B. erhält für Hutmacher die Attrappe 
die Form eines Hutes, für Brauereien die Form 
einer Flasche oder einer Tonne. 


Außer Thermometern werden noch viele 
andere Instrumente und Geräte aus Glas an- 
gefertigt, so Aräometer, chemische Meßgeräte, 
Phiolen, Augengläser, Reagenzgläser u. dgl., 
wobei gleichfalls maschinelle Einrichtungen in 
weitestem Umfange zur Verwendung kommen. 
Wie sehr durch solche maschinelle Fabrikation 
an Herstelluugskosten gespart wird, geht bei- 
spielsweise daraus hervor, daß Phiolen mit 
eingepreßtem Schraubengewinde am Kopf früher 
bei Handbetrieb für das Groß 27 cts. Herstellungs- 
kosten erforderten, bei maschinellem Betrieb 
dagegen nur 1'/, ct; Augentropfer erforderten 
früher 7 cts. Herstellungskosten für das Groß, 
jetzt nur t/, ct. 


Die größte Glashütte für Glas für wissen- 
schaftliche Zwecke in den Vereinigten Staaten 
soll diejenige sein, welche die Gebrüder 
Houghton in Corning N Y. unter dem Namen 
Corning Glass Works führen. Die Hütte hat 
11 Schornsteine, darunter drei eiserne für die 
Öfen mit Siemens - Regenerativfeuerung. Die 
andern 8 Schornsteine sind gemauert und 
z. T. für Öfen bestimmt, die mit Mineralrohöl 
geheizt werden, das unter Druck eingespritzt 
und mit PreBluft verbrannt wird. Die Hütte 
fabriziert viele Gläser für Beleuchtungszwocke, 
nämlich Glühbirnen für elektrische Lampen, 
Zylinder für Petroleumlampen, Laternengläser 
für Schiffe und Eisenbahnen, Signalscheiben 
und ähnliches. In der Röhrenzieherei werden 
Zylinder- und Stabröhren fabriziert. Die 
ersteren werden horizontal, aber in etwas 
anderer Weise als bei uns gezogen, indem 
nämlich die Pfeifen und Zieheisen in Fahrrollen 
ruhen, die auf Schienen laufen, welche an der 
Decke befestigt sind. Hierdurch wird dem 
Glasmacher die Arbeit erleichtert und zugleich 
verhindert, daß die Röhren beim Ziehen sich 
verdrehen und den Boden berühren. Die 
prismatischen Stabröhren mit Emailbelag, die 


238 

überall in den Vereinigten Staaten zu den 
Thermometerröhren dienen, werden nach einem 
patentierten Verfahren in einem 90 Fuß (etwa 
27 m) hohen Turm vertikal in die Höhe ge- 
zogen. Die Pfeife wird mit dem oberen Ende 
in einem Rohr befestigt, das an einem Gestell 
sitzt, welches zwischen Schienen durch einen 
Motor in die Höhe gezogen wird. Die am 
unteren Ende der Pfeife sitzende weiche Glas- 
masse (Posten) wird auf einen Teller gebracht, 
der in den Fußboden eingelassen ist. Beim 
Hochziehen wird das Glasrohr anfangs durch 
Anblasen mit Preßluft stark gekühlt, um ihm 
die nötige Festigkeit zu erteilen. Das Ver- 
fahren hat den Vorteil, daß das Prisma sich 
beim Ziehen nicht verdrehen kann, was beim 
horizontalen Ziehen schwierig zu vermeiden 
ist. Wichtig ist ein gleichmäßiges Hochziehen, 
um Röhren von gleichmäßig gutem Kaliber zu 
erhalten. Für die prismatischen Stabröhren 
wird bleihaltiges Glas verwendet, das gut mit 
den Jenaer Gläsern 16 III und 59 HI bindet. Die 
Corning Glass Works stellen auch ein Borosilikat- 
glas her, das von verschiedenen Thermometer- 
fabrikanten für hochgradige Thermometer bis 
450° verwendet wird. 

Von den übrigen Glashütten, die ich be- 
suchte, möchte ich noch diejenige der United 
States Glass Co. in Pittsburg erwähnen. Hier 
wurde nur Preßglas angefertigt, besonders für 
häuslichen Gebrauch, in großen Mengen und 
zu sehr billigen Preisen. Die Öfen wurden mit 
Naturgas betrieben, das keinen Schwefel enthält 
und pro chm 900 Wärmeeinheiten liefert, 
während Kohlengas nur 750 Wirmeeinheiten 
gibt. Zum Blasen der Gefäße und zum Kühlen 
wurde komprimierte Luft benutzt. Die United 
States Glass Co hat 5 oder 6 Hütten in den 
Vereinigten Staaten. 

Die Glasfabrik von Wm. Franzen & Son 
in Milwaukee, die ich gleichfalls besuchte, ver- 
fertigt nur Flaschen, mit denen sie die großen 
Brauereien dieser Stadt versorgt. Sie hat zwei 
Öfen für Maschinenbetrieb mit je 6 Arbeits- 
stellen und einen Ofen für Handarbeit mit 
12 Arbeitsstellen. Die Maschinen liefern täglich 
1400 Groß Flaschen, der Wert der monatlichen 
Proluktion beträgt 100000 Doll. 

Bezüglich der Arbeitslöhne 
einigten Staaten ist zu sagen, daß sie das 
zwei- bis vierfache der unsrigen betragen, 
wobei allerdings zu veranschlagen ist, daß der 
Wert des Geldes in Amerika nur etwa halb so 
groß ist, wie in Deutschland. Ein guter Glas- 
bläser erhält in den Vereinigten Staaten 24 bis 
30 Doll. wöchentlich, ja er kann es bei Stück- 
arbeit auf das doppelte und mehr bringen. 
Die Mädchenarbeit, die im weitesten Umfang 
Verwendung findet, wird dagegen sehr gering 
bezahlt. Mädchen erhalten 4 bis 8 Doll. die 


in den Ver- 


Vereinsnachrichten. 


Deutsche 
____Mechantker-Ztg 


Woche. Ein großer Ubelstand besteht darin, 
daß die jungen Leute nicht genügend auslernen 
und zu früh die Schule verlassen. Die Alters- 
grenze ist in mehreren Staaten neuerdings auf 
16 Jahre festgesetzt, aber die jungen Leute 
gehen schon vielfach mit 14 Jahren in die 
Fabrik, da sie wegen der Armut der Eltern 
gezwungen sind, Geld zu verdienen, und in 
solchen Fällen auch die Erlaubnis zum Ver- 
lassen der Schule von den Behörden erhalten. 


Richtig ausgebildete Mechaniker oder Glas- 
bläser mit abgeschlossener Fachschulbildung 
wie in Deutschland gibt es unter den 
Amerikanern wenige, meistens sind dies ein- 
gewanderte Deutsche, die überhaupt unter den 
Mechanikern und Glasbläsern einen hohen 
Prozentsatz bilden. 


Die Händlerfirmen, die ich besuchte, 
äußerten mehrfach Wünsche, deren Berück- 
sichtigung seitens der exportierenden deutschen 
Firmen dringend geboten ist. 


Vor allem soll die Verpackung sorgfaltig 
sein, da die zerbrochenen Gegenstände eben- 
falls verzollt werden müssen, also in doppelter 
Beziehung Verluste entstehen. Um Lagerspesen 
bei der Einfuhr zu vermeiden, soll die Faktura 
stets mit der Ware zusammen abgesandt 
werden. Die ungenügende Verpackung der 
Thermometer verursachte mitunter Schwierig- 
keiten, zuweilen war die Hülse zu kurz, so daß 
beim Zuschrauben das Gefäß zerbrach, auch 
saß manchmal der Hülsenkopf lose. 


Die für die Lieferung ausbedungenen 
Fristen sollen pünktlich eingehalten werden, 
auch soll die Lieferfrist auf das kürzeste be- 
messen werden, da der Amerikaner stets 
schnell bedient sein will. Manches Geschäft 
kommt deswegen nicht zustande, weil die 
Lieferung zu langsam erfolgt oder sonst 
kleinliche Bedenken wegen der zu liefernden 
Muster obwalten. 


Wenn ich nun zum Schluß das Gesamturteil 
über die amerikanische Thermometerindustrie 
zusammenfasse, so läßt sich dieses wie fulgt 
aussprechen. 


Die amerikanische Thermometerindustrie 
hat ihren Hauptsitz in den östlichen Staaten, 
besonders im Staate New York. Sie ist der 
deutschen überlegen in der Ausnutzung der 
mechanischen Hilfsmittel, in den Bläsereien 
durch Benutzung von Preßluft zur Erzeugung 
der Spitzflamme, in der Herstellung der Skalen 
durch ausgedehnteste Anwendung von auto- 
matisch arbeitenden Teil- und Graviermaschinen; 
letzterer Vorteil macht sich besonders bei der 
Fabrikation der ärztlichen und der industriellen 
Thermometer geltend. 


4 


Heft 22. 
15. November 191 1. 


In der Herstellung wissenschaftlicher Thermo- 
meter sind wir dagegen den Amerikanern weit 
voraus, besonders bezüglich der feinen Normal- 
thermometer und der Thermometer für be— 
sondere Zwecke. Auf diesem Gebiet ist für 
den deutschen Export ein großes Feld vor- 
handen, das zweifellos sich noch erheblich aus- 
dehnen läßt, da anzunehmen ist, daß der 
Bedarf an solchen Instrumenten in Amerika 
stetig steigen wird. 

Auch für manche Gattungen häuslicher 
Thermometer bieten die Vereinigten Staaten 
ein gutes Absatzgebiet, besonders für Fenster- 
thermometer mit fazettierten geschliffenen 
Glasskalen, die in Amerika anscheinend nicht 
so gut und billig wie bei uns hergestellt 
werden können. 

Hinsichtlich des Exports kann den deutschen 
Firmen nicht dringend genug empfohlen werden, 
die größte Sorgfalt bei der Verpackung anzu- 
wenden, die Aufträge mit größter Schnelligkeit 
auszuführen und nur in jeder Beziehung tadel- 
lose Ware zu liefern. (Lebhafter Beifall.) 


Der Vorsitzende dankte namens der 
Versammlung und bat, etwaige Fragen an 
den Redner zu stellen. 


Hr. Holland: 


Hat Hr. Geheimrat Wiebe auch Gelegen- 
heit gehabt, etwas über die Anfertigung von 
sonstigen Glasinstrumenten, etwa Laborierglas, 
in Erfahrung zu bringen? 


Hr. Wiebe: 


Dazu war meine Zeit leider zu knapp. Ich 
habe zwar in einigen Fabriken einen flüchtigen 
Einblick in die Herstellung von kKochflaschen, 
Kochbechern, Trichtern u. dergl. genommen, 
aber genaueres vermag ich darüber nicht mit- 
zuteilen. 


Hr. G. Müller 


ist in bezug auf die Verwendung von Druck- 
luft bei seinen Arbeitern auf Widerstand ge- 
stoßen, da ihnen das Treten des Blasebalgs 
eine willkommene Körperbewegung sei. 


III. Hr. Dr. Stapff: Die weitere Ent- 
wickelung des Heimarbeitsgesetzes. 


Der Vortrag war eine Fortsetzung des auf 
der letzten Generalversammlung gegebenen 
Berichts (8. diese Zeitschr. 1910. S. 247) über 
den Regierungsentwurf eines Heimarbeits- 
gesetzes, das inzwischen von der Reichstags- 
kommission beraten und mit einigen Ande- 
rungen auch angenommen worden ist. 

Der Ref. zeigte an den einzelnen Bestim- 
mungen des Gesetzentwurfs, daß die Glas- 
instrumenten-Industrie Veranlassung habe, sich 


Vereinsnachrichten. 


239 
mit den wichtigsten Gedanken des Gesetz- 
gebungswerkes durchaus einverstanden zu er- 
klären, da vor allem die hygienischen Vor- 
schriften, die Beschränkung der Kinderaus- 
nutzung, die Ausdehnung der Gewerbeaufsicht 
usw. geeignet seien, die Mißstände in der Heim- 
industrie der Glasinstrumenten-Fabrikation zu 
heben, die sich als Folge eines unsinnigen 
Konkurrenzgebahrens leistungsunfähiger selb- 
ständiger Elemente ergeben hätten, aber nicht 
organisch mit der Produktion in der Glas- 
instrumenten-Industrie verbunden seien. 


Gegen andere Bestimmungen, die bureau- 
kratischer Neigung entsprungen scheinen, 80 
die Verfügung des Aushängens der Lohn- und 
Preistabellen, eine technisch unmöglich durch- 
führbare Mußregel, sei vom Standpunkt der 
Glasinstrumenten-Industrie Widerspruch zu er- 
heben, zumal da die Reichstagskommission be- 
dauerlicherweise dieser Maßnahme obligato- 
rischen Charakter gegeben habe. 


Abgesehen von solchen Bestimmungen 
könne man aber eine gesetzliche Regelung der 
Heimarbeit nur begrüßen, jedoch in der Voraus- 
setzung, daß diese Versuche in einem Rahmen 
sich halten, der übersehbar ist, und sich nicht 
theoretischen sozialpolitischen Neigungen zu- 
liebe ins phantastische verlieren oder gar das 
Weiterbestehen der Heimarbeit in Frage stellen, 
die doch an sich trotz vielfach ungesunder 
Verhältnisse als eine lebensfähige und er- 
haltungswürdige Produktionsorganisation ange- 
sehen werden müsse. Eine derartige Be- 
stimmung sei die Einführung von staatlichen 
Lohnämtern mit der Befugnis, Minimallöhne 
in den einzelnen Heimarbeitsbezirken festzu- 
setzen. Einem solchen Gedanken, dessen gesetz- 
geberische Verwirklichung nicht ausgeschlossen 
sei, da im Reichstag eine Mehrheit dafür be- 
stehe und die Regierung sich seiner Ein- 
führung neuerdings nicht abgeneigt zeige, 
müsse vom Standpunkte der Glasinstrumenten- 
Fabrikation entschieden widersprochen werden. 
Die Lohnämter würden die Ursache der Miß- 
stände gar nicht treffen, dagegen eine Quelle 
größter Belästigung mit zwecklosen Maßnahmen 
und gefährlichen Eingriffen werden. 


Hr. G. Müller dankt dem Herrn Vor- 
tragenden für die wichtigen und hoch- 
interessanten Mitteilungen. 


IV. Hr. Holland: Über den Antrag 
der Hundwerkskammer Weimar, die Glas- 
instrumentenmacher unter die SS 129 
bis 153 der Gew.-O. zu stellen, d. h. sie 
als Hundwerker zu erklären. 


Die Produktionsverhältnisse der Heim- 
arbeiter der Glasinstrumenten- und Thermo- 
meterbranche beschäftigen schon seit Jahren 


240 
unsere Versammlungen; die Beratungen hatten 
auch mancherlei Maßnahmen im Gefolge, deren 
Ergebnisse bisher bedauerlicherweise eine an- 
haltende Besserung der Sachlage nicht ge- 
zeitigt haben. Ich erinnere an die vor un- 
gefähr 7 Jahren zustande gekommene Preis- 
konvention sowie an den vor 3 Jahren abge- 
schlossenen Tarifvertrag. Beide haben den 
Bestrebungen des Vereins bekanntlich nicht 
förderlich sein können, es ließe sich sogar eher 
das Gegenteil behaupten; die ziel- und regel- 
lose Produktionsweise innerhalb der Heim- 
industrie konnte nicht gebessert werden, sie 
hat sich wohl eher im Laufe der Zeit ver- 
schlechtert, und zwar so stark, daß zurzeit 
ein Wandel dringend nötig ist. Wir haben 
auch auf unserer vorjährigen Tagung in 
Stützerbach die bestehenden Mißbräuche be- 
leuchtet und darüber beraten, ob, da die 
privaten Bestrebungen des Vereins seither er- 
folglos geblieben waren, nicht auf anderem 
Wege und mit anderen Mitteln eine günstige 
Wendung in jenen Verhältnissen zu erreichen 
sei. Man kam schließlich zu der Erwägung, 
ob es nicht angebracht sei, die Heimarbeiter 
unserer Brauche unter die Bestimmungen der 
Handwerkskammern zu bringen. Unter den der 
Handwerkskammer nach $ 103e der G.-O. ob- 
liegenden Aufgaben nämlich erscheint als eine 
der wichtigsten die nähere Regelung des 
Lehrlingswesens und die Überwachung der 
Durchführung der für das Lehrlingswesen 
geltenden Vorschriften; diese Vorschriften sind 
in den $$ 129 bis 132 der G. O. enthalten. 
(Redner verliest sie.) 

Aus dem vorgetragenen ergibt sich, daß 
die Annahme und Ausbildung von Lehrlingen 
im Handwerk an Bestimmungen und Be- 
dingungen geknüpft sind,, die gegen früher 
sehr verschärft sind, um dem Nachwuchs im 
Handwerkerstande eine bessere Ausbildung zu 
schaffen und durch die Einführung von 
Prüfungen ein Unterscheidungsmerkmal herzu- 
stellen, mittels dessen es möglich ist, die 
leistungsfähigen von den nicht leistungsfähigen 
Elementen im Handwerk zu sondern. 

Heute, nachdem die Bestimmungen an- 
nähernd 12 Jahre in Kraft gewesen sind, kann 
man wohl beurteilen, ob die Erwartungen, die 
an sie in den Kreisen der Handwerker und 
auch außerhalb seinerzeit geknüpft wurden, in 
Erfüllung gegangen sind oder nicht. Das 
Urteil geht im allgemeinen dahin, daß sich die 
Bestimmungen bewährt haben und die früheren 
Mißstände auf dem Gebiet des Lehrlingswesens, 
insbesondere die Lehrlingszüchterei, erheblich 
eingeschränkt sind. Unzulänglichkeiten haben 


Vereinsnachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


sich insofern ergeben, als einmal das Handwerk 
vom Fabrikbetrieb, der von der Organisation 
des Handwerks ausgeschlossen ist und den 
Sonderbestimmungen der Lehrlingsausbildung 
nicht unterliegt, im Gesetz nicht abgegrenzt 
ist, wodurch sich häufig Streitigkeiten über 
die Zugehörigkeit von Betrieben zur Handwerks- 
kammer ergeben, und als ferner der Begriff 
des Handwerks in sich nicht feststeht. Es sind 
deshalb einzelne Gewerbe in die Organisation 
der Handwerkskammer noch nicht überall ein- 
bezogen, obwohl eine Regelung des Lehrlings- 
wesens auch in ihnen dringend notwendig 
wäre. Hierzu gehört auch die Heimindustrie 
in der Glasinstrumentenmacherei. Die Mig- 
stände, wie sie in dieser herrschen, auch heute 
eingehender Beleuchtung zu unterziehen, er- 
achte ich nicht als notwendig. Ich meine, 
man soll das Übel an der Wurzel bekämpfen, 
und zwar dadurch, daß wir bestrebt sind, durch 
Vermittlung der Handwerksammern dem Nach- 
wuchs eine Ausbildung zu geben, die eben 
eine Gewähr für künftig bessere Leistungen 
bietet. Die Bestimmung des Gesetzes, daß nur 
Leute, die eine angemessene erfolgreiche 
Lehrzeit bestanden und ferner eine Anzahl von 
Jahren als Gehilfen hinter sich haben, nach 
erreichtem 24. Lebensjahr die Befugnis zur 
Annahme und Ausbildung von Lehrlingeo, 
deren Zahl überdies von besonderen Bestim- 
mungen der Handwerkskammern abhängig ist, 
erhalten, dürfte zweifellos eine erhebliche 
Besserung der Produktion in der Hausindustrie 
unseres Faches mit sich bringen. 

Die Handwerkskammer Weimar, die auch 
bei unserer vorjährigen Tagung vertreten war, 
hat bereits zu dieser Angelegenheit Stellung 
genommen, sie scheint indessen noch nicht 
endgültig darüber klar zu sein, ob die Haus- 
industrie in der Glasinstrumentenmacherei dem 
Handwerk zuzuzählen sei, und wünscht darüber 
die Ansicht des Vereins zu hören. Unser 
Vorstand hat sich im bejahenden Sinne hierzu 
geäußert, und er will von Ihnen hören, 1. ob 
Sie sich der Entscheidung des Vorstandes an- 
schließen, 2. ob Sie dem Vorstand die Er- 
mächtigung erteilen wollen, daß er an die be- 
teiligten Regierungen die Bitte richtet, die 
Bildung einer Kommission zur tunlichst schleu- 
nigen weiteren Behandlung der Angelegenheit 
in die Wege zu leiten, einer Kommission, die 
sich zusammensetzen sollte aus Vertretern der 
beteiligten Staaten und einer Anzahl von Ver- 
tretern der Industrie, die seitens des Vereins 
Deutscher Glasinstrumenten - Fabri- 
kanten bestimmt werden. 


(Schluß folgt.) 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W.9. — Druck von Kmil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 23. 1. Dezember. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Universalbogenlampe mit festem Lichtpunkt. 
Von Paul Krüfs in Hamburg. 
Mitteilung aus dem Optischen Institut von A. Krüß in Hamburg. 


Auf Anregung von Prof. ClaBen habe ich nach einem im Physikalischen 
Staatslaboratorium in Hamburg angefertigten Modell eine Universalbogenlampe her- 
gestellt, die sich als ein vorziigliches Hilfsmittel für den Unterricht und für Arbeiten 
im Laboratorium erwiesen hatl). Die neue Lampe soll ähnlichen Zwecken dienen, 
wie die von Prof. Grimsehl in Hamburg konstruierte Liliput-Bogenlampe?), sie soll also 
vor allem bei vielen optischen Demonstrationen die üblichen 
größeren Projektionsapparate ersetzen, 

Die in Fiy. 1 dargestellte Universalbogenlampe 
besteht im wesentlichen aus einem Lampengehiiuse mit 
senkrecht zueinander stehenden Kohlen. Diese Anordnung 
der Kohlen bewirkt einen feststehenden Lichtpunkt. Durch 
Drehen des seitlichen Handrades werden beide Kohlen 
gleichzeitig im richtigen Verhältnis nachreguliert. Dabei 
bleibt der lichtaussendende Krater der horizontalen positiven 
Kohle stets in der optischen Achse der kleinen Kondensor- 
linse. Die Kohlen liegen auf je zwei isolierten Rollen und 
werden durch eine dritte federnde Rolle, welche den Strom 
zuführt, angedrückt. Die Kohlen können während des 
Brennens der Lampe ohne vorherige Ausschaltung des 
Stromes herausgezogen und durch neue ersetzt werden. 

Wie bei der Liliput-Bogenlampe wird durch eine 

Kondensorlinse von kurzer Brennweite ein Strahlenbündel 
von sehr hoher Intensität erzeugt. Durch Verschieben 
dieser an der vorderen runden Blende befestigten Linse 
können parallele, konvergente oder divergente Strahlenbiindel 
erzeugt werden. Diese Verschiebung erfolet in einer 
seitlich angebrachten Führung; dadurch bleibt vorn ein 
breiter Raum zur Ventilation und es ist ein Festsetzen Fig. 1. 
des heißgewordenen Kondensorrohres unmöglich gemacht. 
Das Stativ ist so eingerichtet, daß die Lampe nach jeder Richtung leicht verstellt und 
gedreht werden kann. In dieser allseitigen Beweglichkeit liegt ein besonderer Vorteil, 
so daß überall dort, wo bei optischen Versuchen und bei Projektion wenig ausgedehnter 
Vorgänge der große Lampenkasten der gebräuchlichen Projektionslampen störend 
empfunden wird, die neue Lampe vorteilhaft Anwendung finden kann. 

Die Universalbogenlampe brennt am besten bei einer Stromstärke von 4 Am- 
pere, ein Nachregulieren ist dann nur in größeren Zwischenräumen erforderlich. Der 
Anschluß kann an jede Glühlampenleitung mit einer Netzspannung von 65, 110 oder 
220 Volt erfolgen, unter Vorschaltung eines geeigneten Widerstandes. Versuche mit 


') Zeitschr. F. d. phys. u. chem. Unterr. 24. S. 283. 1911. 
2) D. Mech.-Ztg. 1907. S. 231. Digitized by Google 


Deutsche 


242 Für Werkstatt und Laboratorium. Mechaniker-Ztg. 


Wechselstrom ergaben auch für diese Stromart eine vorzügliche Lichtwirkung. Die 
Wechselstromlampe besitzt dieselbe äußere Form wie die Gleichstromlampe, es ist nur 
das Übersetzungsverhältnis der Reguliervorrichtung etwas geändert, da bei Wechselstrom 
beide Kohlen gleich schnell abbrennen. 

Das Anwendungsgebiet der neuen Lampe ist sehr groß, sie ist für optische 
Demonstrationen, mikroskopische Arbeiten, Mikroprojektion, Diapositivprojektion usw. 
gut zu gebrauchen. In Fig. 2 u. 3 sind zwei Anwendungsarten dargestellt, zunächst 
in Fig. 2 die Projektion mikroskopischer Objekte mit einem gewöhnlichen Mikroskop- 
stativ. Die Universallampe wird an ihrem Stativ möglichst tief gestellt und der unter 
dem Mikroskoptisch befindliche Spiegel durch ein schwach konvergentes Strahlenbündel 
intensiv beleuchtet. Der Spiegel wird so gedreht, daß die Lichtstrahlen das Mikroskop 


Fig. 3. 


in der optischen Achse durchsetzen. Nach dem Austritt aus dem Okular werden die 
Strahlen durch einen auf das Okular aufgesetzten, neigbaren, auf der Oberfläche ver- 
silberten Spiegel auf einen Schirm geworfen. Bei schwachen und mittleren Ver- 
größerungen erhält man Bilder, deren Helligkeit für Schulzwecke vollständig ausreicht. 

In Fig. 3 ist die Projektion von Diapositiven dargestellt. Zu diesem Zweck 
wird die Blende mit der kleinen Kondensorlinse aus der seitlichen Führung heraus- 
gezogen und nun die Lampe hinter einem mit größerem Kondensor, Bildhalter und 
Projektionsobjektiv ausgerüstetem Vorsatz aufgestellt. 

Zum Schluß sei noch bemerkt, daß die Universalbogenlampe im Physi- 
kalischen Staatslaboratorium in Hamburg bei Vorlesungen und bei Arbeiten im 
Laboratorium dauernd im Gebrauch ist. Die Lampe ist durch Gebrauchsmuster gesetz- 
lich geschützt. 


— — 


Fir Werkstatt und Laboraterium. 


Zur Technologie Die Herstellung künstlicher Schleifmittel 
der Schleifmaterialien. hat sich weiter entwickelt. Alundum wird 
jetzt auch in Deutschland hergestellt von der 

Stahl u. Eisen. 31. S. 830. 1911. Deutschen Norton-Gesellschaft m. b. H. 
Die Mitteilungen über Schleifmaterialien, | in Wesseling, Bezirk Cöln. Mayer & Schmidt 
welche auf Grund neuerer Veröffentlichungen | in Offenbach a. M. stellen in ihrer Filialfabrik 
in dieser Zeitschrift 1910. S. 237 gemacht | Bad.- Rheinfelden Elektrorubin her. Dieses 
worden sind, sollen im nachfolgenden durch | Material wie der Elektrit der Carborundum- 
einige Notizen ergänzt werden. Sie sind | u. Elektritwerke A.-G. in Wien sind in Zu- 
einem Vortrag entnommen, der im April 1911 | sammensetzung und Härte dem Alundum ver- 
von W. Herminghausen auf der 14. Ver- | wandt. Die zuletzt genannte Fabrik stellt auch 
sammlung der Gießereifachleute in Düsseldorf | Siliziumkarbid für Schleifzwecke her. Die 
über „Schleifscheiben, ihre Herstellung und | Härteangaben für diese künstlichen Schleif- 
Verwendung“ gehalten worden ist. mittel stoßen insofern auf Schwierigkeiten, als 


Heft 23. 
1. Dezember 1911. f _ 


eich die Härtezahlen nach Mohs zwischen 
9 und 10 bewegen, also nicht in ganzen Zahlen 
ausdrückbar sind. Herminghausen schlägt 
deshalb vor, die Mohssche Härteskala von 10 
auf 20 Stufen zu erweitern. 

Die Benennung der Korngröße erfulgt nach 
der Siebmaschen-Zahl pro Quadratzoll von Nr. 6 
bie Nr. 220. Die Leistung der Schleifscheiben 
ist jedoch nicht nur von der Korngröße, sondern 
— neben der Arbeitsgeschwindigkeit — von 
der Härte des Schleifmaterials und der 
Bindungsart abhängig. Bei der Auswahl der 
Scheiben soll man als Grundregel beachten: 
Man schleife harte Materialien mit weichen 
Scheiben und umgekehrt. Doch berücksichtige 
man, daß zum Abschleifen von Grat und Kanten 
die Schleifscheibe härter sein muß als zum 
Schleifen von Flächen, sowie daß die Weichheit 
der Scheibe um so grüßer zu wählen ist, je 
größer die zu bearbeitende Fläche ist. Für 
große Flächen eignen sich nach Herming- 
hausen besonders die Segment- Planscheiben. 
Sie bestehen aus großen eisernen Scheiben, 
in deren Stirnfläche einzelne Kreisring-Segmente 
aus Schleifmaterial mit breiten Zwischenräumen 
durch Verschraubung fest eingesetzt sind. 
Solche Scheiben lassen auch bei Verwendung 
weicher Bindung eine höhere Umdrehungszahl 
zu als massive Scheiben. Außerdem aber bieten 
die Zwischenräume der Segmente Raum für 
den Abzug von Abschliff und Staub, so daß 
die Schleiffläche sich weniger leicht ver- 
schmiert. Die von Herminghausen mitge- 
teilten Schleifergebnisse haben wesentlich In- 
teresse für den Großmaschinenbau. Es sei nur 
hervorgehoben, daß sich beim Schleifen von 
Grauguß eine keramisch gebundene Elektro- 
rubin-Scheibe von Mayer & Schmidt be- 
sonders bewährt hat. G. 


———— 


Glastechnisches. 


Draka-Hygrometer Modell B. 


Hr. Dr. Katz hat zu dem in dieser Zeitsehr. 
1910. S. 124 beschriebenen „Draka-Hygro- 


meter“ ein Modell B konstruiert und in 
den Handel gebracht, welches als eine 
Ergänzung zu dem schon bestehenden 


Modell A zu betrachten ist. 1 5 Modell B 


gilt für Temperaturen von 35° bis 94° 
und zeigt im allgemeinen 5 An- 
ordnung wie A: nur sind bei B zwei 


Winkelthermometer verwendet und ist das 
Wassergefäß so angebracht, daß das In- 
strument außerhalb des heißen Raumes 
bedient und abgelesen werden kann. 


Glastechnisches. 


Das Diagramm ist hergestellt auf Grund 
der von Dr. Disch berechneten Tabelle 
(D. Mech.-Ztg. 1908. S. 181), welche als 
approximative Fortsetzung der Jelinek- 
schen Tafeln zu betrachten ist. Mit dieser 
Tabelle zeigt das Diagramm des Modells B 
eine Übereinstimmung von 0,5 °/,, so daB 
es dem Modell A betreffs Genauigkeit nicht 
nachsteht. Dasselbe gilt hinsichtlich der 
ganzen Ausstattung des Instruments. 


Di. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


21. Nr. 480 453. 
leiter zur Kühlung der Antikathode. 
niger, Gebbert & Schall, 
1. 2. 11. 

Nr. 482117. Röntgenröhre mit gekühter Ka- 
thode. E. Pohl, Kiel. 20.9.11. 


Nr. 479051. Ärztliche Spritze. 

Ludwigsburg. 8. 8. 11. 

Nr. 479 273. Verschluß zum Auslassen von 
Flüssigkeit aus mit der Mündung nach 
unten gekehrten Dewarschen Gefäßen. E. 
Jensen, Berlin. 4.8.11. 

Nr. 479586. Doppelwandgefäß mit Isolier- 


Röntgenröhre mit Wärmeab- 
Rei- 
Erlangen. 


30. H. Balle, 


schicht. Thermos, Berlin. 16. 6. 11. 

Nr. 482807. Aseptische Spritze. W. Elges, 
Berlin. 21. 9. 11. 

32. Nr. 479716. Ritzvorrichtung für Glasbe- 
arbeitungszwecke. P. Bornkessel, Berlin. 
23. 8. 11. 


42. Nr. 478961. Thermostat. 8. Bang, Silke- 


borg, Danem. 11. 8. 11. 

Nr. 479194. Metallene Thermometerhülse mit 
Deckel ohne Einsatzstück. L. Müller, 
Elgereburg. 8.7. 11. 

Nr. 481103. Thermometer. Kodak-Ges,, 
Berlin. 3. 6. 11. 


Nr. 481809. Thermometer-Kapillar-Gefaß mit 
besonders großer Oberfläche. P. Schultze, 
Charlottenburg. 21. 9. 11. 

Nr. 481 881. Absorptionsgefäß für gasana- 
lytische Apparate. Ados, Aachen. 21.9. 11. 

Nr. 482039. Thermometerhülse mit Vorrichtung 
zum Herunterschleudern der Quecksilber- 
siule von Fieber- u. dgl. Thermometern. 
A. Mund, Liebenstein, Kr. Ohrdruf. 21.9. 11. 

Nr. 482040. Schleudervorrichtung für Fieber- 
thermometer u. dgl. Derselbe. 21.9. 11. 

Nr. 482041. Schleudergriff zum Herunter- 
schleudern der Quecksilbersäule von voll- 
ständig aus Glas bestehenden Fieber- bezw. 
Maximum-Thermometern. Derselbe. 21.9. 11. 

Nr. 482816. Scheidetrichter. F. Hugers- 
hoff, Leipzig. 25. 9. 11. 


244 


64. Nr. 482 106. Sicherheitsausguß für Flaschen 


mit explosiblem Inhalt. E. Scheurer, 
Dresden. 18. 9. 11. 
ug 
Gewerbiiches. 


Der niederländische Zolltarif-Entwurf 
und die deutsche Feinmechanik. 


Der Niederländische Zolltarif sieht be- 
kanntlich eine Reihe von Zollerhöhungen 
vor, von denen zahlreiche heute nach 
Holland zur Ausfuhr gelangende Artikel 
betroffen werden. Für die Waren der 
Feinmechanik und Optik ist die in Aussieht 
genommene Zollsteigerung zwar nicht be- 
langreich: 6°/, vom Werte anstatt bisher 
5% . Immerhin würde auch dies eine Er- 
höhung der Spesen bedeuten und bei dem 
scharfen Wettbewerb, dem die deutsche 
Industrie bereits auf dritten Märkten den 
fremden Erzeugnissen gegenüber ausge- 
setzt ist, eine weitere Ersehwerung des 
Absatzes bedeuten. 

Die Gesamtausfuhr der hier in Betracht 
kommenden Apparate und Instrumente nach 
Holland beträgt etwa 5 bis 600000 M 
jährlich. Gegen die in Aussicht genommene 
Zollerhöhung können aber von seiten der 
deutschen Reichsregierung keine Schritte 
unternommen werden, da wir zu Holland 
lediglich im Verhältnis der meistbegün— 
stigten Nation stehen, d. h. der deutschen 
Einfuhr müssen dieselben Vergünstigungen 
zugestanden werden, wie sie andere Länder 
genießen; ein Tarifvertrag besteht zwischen 
dem Deutschen Reiche und Holland nicht. 

Der aussichtsreichste Weg, mit Erfolg 
gegen die künftige Erschwerung der Einfuhr 
nach Holland anzukämpfen, bleibt daher 
eine Einwirkung auf die holländischen 
Geschäftsfreunde nach der Richtung hin, daß 
sie ihrerseits ihren Einfluß bei den dortigen 
gesetzgebenden Körperschaften auf Beibe- 
haltung der bisherigen Zollsätze geltend 


machen. Von vielen Seiten sind bereits 
derartige Sehritte unternommen worden, 


und es empfiehlt sich, dies Verfahren in 


umfassender Weise in Anwendung zu 
bringen. 


An sich steht noch nicht fest, daß der 
neue Entwurf wirklich Gesetz wird, da in 
Holland selbst eine große Agitation gegen 
die Vorlage zu beobachten ist: insbe- 
sondere bekämpfen alle gewerblichen Ver- 
bände die erhöhten Positionen für Fertig- 
fabrikate. Fast sämtliche Handelskammern 


Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


haben sieh einmütig gegen den Tarif aus- 
gesprochen und auf die Nachteile hinge- 
wiesen, die dem Handel und der Industrie 
Hollands dureh Annahme des Entwurfs 
erwachsen würden. 

Es empfiehlt sich daher, daß etwaige 
Wünsche zu dem neuen Tarif den Ab- 


nehmern in Holland mitgeteilt werden, 
damit diese sie im Lande selbst vor 
den zuständigen Stellen vertreten kön- 


nen. Je größer der Widerspruch gegen 
den Zolltarifentwurf ist, desto eher steht 
zu hoffen, daß die Kammer ihm ihre Zu- 
stimmung versagen wird. Es dürfte dem- 
nach wertvoll sein, daß auch aus den 
Kreisen der Präzisionsmechanik ent- 
sprechende Anregungen andie holländischen 
Geschäftsfreunde gelangen. D. 


Fachausstellung für Schulhygiene, 
Barcelona 1912. 


In der Zeit vom 9. April bis etwa 
10. Juni 1912 findet in Barcelona — in 
Verbindung mit dem Ersten Spanischen 
Kongreß für Schulhygiene, von den 
gleichen Korporationen wie dieser veran- 


staltet — eine Exposition d'Hygiène 
Scolaire et de Travaux Scolaires 
statt. In ihrem internationalen Teil soll 


die Ausstellung weniger wissenschaftlichen 
als kommerziellen Zwecken dienen und 
vornehmlich einen großen Markt darstellen 
für alles das, was mit der Schulhygiene 
in Zusammenhang steht; dabei sind unter 
„Schule“ ebenso Universität wie Kinder- 
garten und unter „Hygiene“ ebenso Bauten 
wie Lehrmittel einbegriffen. 

In Anbetracht der verhältnismäßigen 
Rückständigkeit des spanischen Schulwesens 
wie des großen Interesses, das die dortige 
öffentliche Meinung in letzter Zeit einer 
Verbesserung dieser Zustände entgegen- 
bringt, dürften sich, wie der Ständigen 
Ausstellungs kommission fiir die 
Deutsche Industrie von zuverlässiger 
Seite berichtet wird, der deutschen In- 
dustrie günstige Absatzmöglichkeiten er- 
öffnen. 

Weitere Mitteilungen behält sieh die 
Ständige Ausstellungskommission 
vor. 

Das Reglement (in französischer und 
spanischer Sprache) liegt an der Geschäfts- 
stelle der Ständigen Ausstellungs— 
kommission (Berlin NW, Roonstr. 1) aus. 


I —— 


Heft 23. 
1 Dezember 1911. Patentschau. 245 


Patentscha u. 


Verfahren zur Herstellung von Glaslinsen, deren Brechungsindex sich stetig, und 
zwar so ändert, daß Zonen gleichen Brechungsverhältnisses der Umfläche von mit der optischen 
Achse konachsionalen Rotationskörpern entsprechen, dadurch gekennzeichnet, daß a) zur Er- 
zeugung von Linsen, bei denen die Veränderung des Index in konzentrischen Ringen erfolgen 
soll, die parallel zur optischen Achse homogen sind, genau geschliffene, dem Linsendurchmesser 
entsprechende zylindrische Glasstäbe in einem Raum von gleichmäßiger Wärmeverteilung in 
solcher Zeit abgekühlt werden, daß im Glas eine Spannung, eine Veränderung im Brechungs- 
index von gewünschter Größe entsteht, und daß diese zylindrischen Stäbe dann zu Linsen ver- 
arbeitet werden, deren optische Achsen sich genau decken mit der geometrischen des Zylinders; 
b) zur Erzeugung von Linsen, bei denen eine Veränderung im Brechungsindex vom Zentrum 
nach dem Rande und außerdem parallel und symmetrisch zur optischen Achse erzielt werden 
soll, eine Linse in einer der beabsichtigten Spannungsverteilung entsprechend berechneten end- 
gültigen oder vorläufigen Gestalt (bei welcher die Linsenachse mit ihrer optischen Achse zu- 
3ammenfällt) hergestellt und sie in einem Raume von gleichmäßiger Wärmeverteilung in solcher 
Zeit abgekühlt wird, daß im Glas eine Spannung von gewünschter Größe entsteht. A. Knobloch 
in Schöneberg-Berlin. 17. 9. 1908. Nr. 229069. Kl. 32. 


i Elektrolytische Vorrichtung für Registrie- 
rung, Schaltung oder ähnliche Zwecke, bei welcher 
die infolge Elektrolyse in der einen Hälfte eines 
Rohres entwickelten Gase durch Verschiebung eines 
beweglichen Kolbens in der anderen Rohrhälfte die 
Registriorung, Schaltung oder einen ähnlichen Ar- 
beitsvorgang veranlassen und dann durch Entzün- 
dung mittels elektrischen Funkens wieder in den 
Elektrolyten zurückverwandelt werden, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß der elektrische Funke zwischen 
der Oberfläche des Elektrolyten d und einem in der 
Elektrolytzelle a? befindlichen Polende b! erzeugt 
wird, wenn ein über diese Teile fließender elek- 
trischer Strom beim Niederdrücken des Blektrolyten 
durch die entwickelten Gase unter das Polende 
unterbrochen wird. W. B. Thorpe in Balham, Engl. 
24. 8. 1909. Nr. 229040. Kl. 21. 


Röntgenröhre mit Luftkühlung, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß der als Wärmeleiter ausgebildete 
Antikathodenträger und ein ins Freie ragender, 
durch Luft gekühlter Wärmeleiter einander unter 
Zwischenscheltung der Röhrenwandung auf so großen 
Flächen gegenüberstehen, daß eine ausreichende 
Warmeableitung durch die Röhrenwand hindurch 
ohne unmittelbare Berührung der beiden Wärmeleiter 
herbeigeführt wird, zum Zwecke, eine Durchbrechung der Röhrenwand durch den Wärme- 
leiter zu vermeiden. Reiniger, Gebbert & Schall in Erlangen. 11. 11. 1909. Nr. 228 930. Kl. 21. 


Entfernungsmesser mit zwecks Messung oder Berichtigung verschiebbaren Linsen, 
dadurch gekennzeichnet, daß die Linsen exzentrisch gelagert sind, derart, daß durch Drehung 
der Fassung die Verschiebung des Bildes bewirkt wird. P. Beck in München. 31. 7. 1909. 
Nr. 229 307. Kl. 42. 


Sammelndes Spiegelsystem fir einen Offnungswinkel null aus 
zwei konachsial hintereinander geschalteten Rotationsflächenzonen, näm- 
lich einer konvexen Kugelzone auf der Seite des Nullwinkels und einer 
konkaven Zone, dadurch gekennzeichnet, daß zur Aplanatisierung des 
Systems die konkave Zone einem Kardioid angehört, dessen Scheitel 
nach der Seite der Kugelzone um drei Viertel und dessen Spitze nach 
der entgegengesetzten Seite um ein Viertel des Kugeldurchmessers 
vom Kugelmittelpunkt entfernt liegt. C. Zeiß in Jena. 10. 1. 1909 
Nr. 229224. Kl. 42. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Vereins- und Personennachrichten. 


246 


Ein Verfahren zur Messung räumlicher Tiefenwerie für einäugige Beobachtung 
durch Darbietung bei bestimmter Successionsgeschwindigkeit einer längeren Reihe von alter- 
nierenden Netzhautbildern, die nur den Wechsel je zweier bestimmter und in sich konstanter 
Disparationen aufweisen, nach Pat Nr. 221 067, dadurch gekennzeichnet, daß der Disparations- 
grad der anvisierten Objekte durch gegenseitige Ann&herung oder Entfernung zweier Objektive 
so lange gemindert wird, bis die flimmernde Scheinbewegung der anvisierten Objekte ver- 
schwindet. F. F. Krusius in Marburg a. L. 5. 8 1909. Nr. 229311; Zus. z. Pat. Nr. 
221 067. Kl. 42. 


Vereins- und Personennachrichten. 


Anmeldung zur Aufnahme in den | Hr. Dr. Senholdt: 


Hauptverein der D. G. f. M. u. O.: 
Königl. Württembergische Fach- 
schule für Feinmechanik, Uhr- 
macherei einschl. Elektromechanik; 
Schwenningen am Neckar, Wiirtt. 


D. G. f. M. u. O. 
Zweigverein Ilmenau. 


Verein Deutscher Glasinstrumenten- 
Fabrikanten. 


20. Hauptversammlung 
am 3. Juli 1911, 9 Ubr vorm. 
zu Ilmenau 
im Hotel zur Tanne. 
(Schluß.) 


Hr. G. Müller dankt Hrn. Holland 
und stellt die beiden letzten Vorträge zur 
Diskvs sion. 


Hi. Prof. Böttcher: 

Den Antrag des Hrn. Holland kann ich 
nur befürworten. Auch die Feinmechanik hat 
sich mit Ausnahme ganz großer Betriebe dem 
Handwerk unterstellt, obwohl man anfänglich 
eine ablehnende Haltung eingenommen hatte. 
Vor dem Berliner Prüfungsausschuß z. B. legen 
jahrlich etwa 300 Lehrlinge die Gehilfenprüfung 
ab, darunter sogar Lehrlinge größerer Fabrik- 
betriebe. Die Glasinstrumenten-Industrie sollte 
sich hieran ein Beispiel nehmen. 


Hr. Dr. Stapff: 

Da das Heimarbeitegesetz jetzt weitgehen- 
dere Bestimmungen über die Regelung der 
Lehrlingsverhältnisse vorsieht. als die Hand- 
werkskammer erlassen kann, so empfehle ich, 
die Abstimmung über die Hollandschen An- 
träge bis nach Inkrafttreten des Heimarbeits- 
gesetzes zu verschieben, da dann zwischen 
Fabrik und Handwerk leichter zu unterscheiden 
sein wird. 


Ich habe Hrn. Holland so verstanden, daß 
er zwecks qualitativer Hebung der Fabrikate 
eine bessere Lehrlingsausbildung fordert, und 
das mit Recht. Denn nach den Ausführungen 
des Hrn. Geh.-Rat Wiebe urteilt man in 
Amerika über die Qualität der deutschen 
Fabrikate unserer Industrie recht abfBl!,g, und 
sie werden dadurch mehr und mehr vom Markt 
verdrängt. Bei der Lehrlingsprüfung fällt der 
Unterschied zwischen Fabrik und Handwerk 
fort. In Preußen werden (allerdings gegen 
Zahlung höherer Gebühren) die Fabriklehrlinge 
bereits durch die Handwerkskammern geprüft. 
Man sollte den Anträgen des Hrn. Holland 
unweigerlich Folge geben. 

Hr. Holland: 

Hr. Dr. Senholdt hat mich richtig ver- 
standen. Durch bessere Lehrlingsausbildung 
wird auch die Qualität unserer Fabrikate ge- 
hoben werden. Da häufig ungenügend ausge- 
bildete und unreife Personen sich etablieren, 
sollte die Gesetzgebung ein Mindestalter für 
die Selbstandigmachung vorschreiben. 


Die Hollandschen Anträge werden 


angenommen. 


Ein inzwischen vom Hauptverein ein- 
gegangenes BegriiBungsschreiben gelangt 
zur Verlesung. 

V. Hr. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wiebe: 
Ueber die Verschärfung der Prüfungs- 
bestimmungen für ärztliche Thermometer. 

Wie Sie aus Hrn. Hollands und meinen 
Ausführungen werden entnommen haben, ist 
die Thüringer Glasinstrumenten-Industrie in 
einigen Richtungen reformbedürftig, und auch 
dieReichsanstalt glaubt, die auf Verbesserung 
Ihrer Fabrikate zielenden Bestrebungen unter- 
stützen zu müssen, zu welchem Zwecke eine 
Verschärfung der Prüfungsbestimmungen für 
ärztliche Thermometer angebracht erscheint. 

Jetzt dürfen gemäß $ 2 Abs. 5 die Unter- 
schiede der Angaben, welche die ärztlichen 


Heft 23. 
1 Dezember 1911. 


Maximumthermometer in der betreffenden 
Temperatur und nach dem Erkalten zeigen, 
bis 0,15% betragen. Dieser Spielraum ist zu 
groß, weshalb beabsichtigt wird, ihn auf 
0, 100 herabzusetzen. Besondere Schwierig- 
keiten werden den Fabrikanten durch diese 
Verschärfung nicht entstehen, da die Durch— 
schnittsunterschiede bei den Thüringer Fabri— 
katen bisher nur 0, O80 C bei Stiftthermometern 
und nur 0,02° C bei Hicksscher Verengung 
betragen. 

Ferner soll die in § 15 zugestandene Aus- 
nahme, welche ärztliche Thermometer mit einer 
Strichmarke und der bisher üblichen Skalen- 
befestigung zur Prüfung noch zuläßt, beseitigt 
werden. In der ausschließlichen Zulässigkeit 
der oben zugeschmolzenen Einschlußthermo- 
meter, sowie der Stabthermometer, an denen 
das obere Ende der Kapillare frei sichtbar ist 
und die Skala nicht verschoben werden kann, 
erblickt die Reichsanstalt eine weitere Ver- 
besserung des Fabrikats. 

Bis zum Inkrafttreten der schärferen 
Prüfungsanfurderungen soll eine Karenzzeit von 
einem Jahre eingeräumt werden. 

Schließlich möchte ich auch noch einen 
Mangel, welcher den ärztlichen Stabthermo- 
metern anhaftet, erwähnen. Obgleich diese in 
Amerika und einigen anderen Auslandstaaten 
den Vorzug haben, ist doch wohl das glatte 
Einschlußthermometer als das Thermometer 
der Zukunft anzusehen. Die Graduierung 
der ärztlichen Stabthermometer läßt befürchten, 
daß sie ansteckende Krankheitskeime leicht 
aufnimmt und überträgt. In diesem Sinne hat 
sich auch das Königl. bakteriologische Institut 
in Berlin gutachtlich geäußert. 


Hr. G. Müller: 


Die geplante Verschärfung der Prüfungs- 
bestimmungen kann der Industrie, wie vom 
Hrn. Vorredner bereits betont, nur nutzbar sein. 
Sie bildet meines Brachtens ein willkommenes 
Mittel zur Bekämpfung der schädlichen Heim- 
industrie. 


Hr. Ed. Herrmann: 

Wenngleich ich gegen den gemachten Vor- 
schlag nichts einzuwenden habe, erscheint mir 
die in Aussicht genommene einjährige Karenz- 
zeit viel zu kurz, sie sollte nicht weniger als 
2 Jahre betragen, damit man vorher mit den 
Vorräten der dann nicht mehr verkäuflichen 
Thermometer aufräumen kann und auch die 
Arbeiter an die verschärften Vorschriften ge- 
wöhnt werden können. 


Hr. Prof. Böttcher: 

Die Angelegenheit hat bereits vor 3 Jahren 
den Verein beschäftigt, weshalb ich meine, 
daß die Karenzzeit schon lange genug gedauert 
hat. Beider Wichtigkeit der ärztlichen Thermo- 


Vereins- und Personennachrichten. 


247 


meter müssen auch die den oben zugekitteten 
Thermometern anhaftenden Mängel nun endlich 
beseitigt werden. Ich halte eine Karenzzeit 
von 6 Monaten für ausreichend. 

Hr. R. Holland: 

Auch ich habe sonst nichts gegen die ge- 
plante Neuerung einzuwenden, bitte jedoch ein 
Jahr als Karenzzeit festzusetzen, da schon die 
erforderliche Neuregelung der Verkaufspreise 
und die große Arbeit des Abänderns der Preis- 
listen geraume Zeit erfordert. 

Hr. Prof. Dr. Grützmacher: 

Die geplante Verschärfung der Prifunge- 
bestimmungen für Thermometer trifft nur die 
minderwertigen Fabrikate, von denen bei der 
Prüfung 1 bis 2% mehr als bisher ausfallen 
werden. Die Ausmerzung der oben zugekitteten 
Fieberthermometer ist vom Verein längst an- 
geregt worden Die oben ztfpeschmolzener 
Thermometer betragen überdies schon jetzt 
30 bis 40% der überhaupt zur amtlichen 
Prüfung eingehenden ärztlichen Thermometer. 

Die Vorschläge des Referenten werden 
angenommen, so daß die Verschärfung der 
Prüfungsbestimmungen nach einem Jahre 
in Kraft treten kann. 

Hr. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wiebe: 

Ich glaube, den Herren noch raten zu sollen, 
sich, soweit es nicht bereits geschehen, Fabrik- 
marken (Warenzeichen) schützen zu lassen und 
ihre Fabrikate damit zu versehen. Gute Fabri- 
kute werden auf diese Weise im Handel bald 
bekannt und gesucht, minderwertige dagegen 
zurückgewiesen werden. In Amerika genießen 
Fabrikmarken großes Ansehen. 


VI. Antrag des Vorstandes der D. @. 
f. M. u. O., die Jahresbeiträge der Zweig- 
vereine von 5 M auf 6 M pro Mitglied 
zu erhöhen. 

Hr. Müller: 

Der Vorstand unseres Hauptvereins will bei 
dem diesjährigen Mechanikertag die Erhöhung 
der von den Zweigvereinen an den Hauptverein 
zu entrichtenden Jahresbeiträge von 5 M auf 6 M 
pro Mitglied beantragen. Den uns dadurch 
entstehenden Mehraufwand würde die Vereins- 
kasse nicht tragen können. Er würde daher 
für unsere Mitglieder eine Erhöhung der 
Jahresbeiträge bedingen. Ich bitte um Ihre 
Äußerung. 

Die sieh hieran knüpfende Debatte 
ergab Ablehnung der Mehrforderung. 


VII. Entgegennahme von Anträgen, 
Mitteilungen. 

Hr. G. Müller: 

a) Bei einem unserer Mitglieder reichten 
vor etwa 2 Wochen 30 Arbeiter ‚wegen nicht 
bewilligter Lohnerhöhuüungend und- nicht be- 


248 


seitigter, seit 3 Jahren bestehender matter 
Fensterscheiben die Kündigung ein. Es hatte 
sich daher unsere Schutzgemeinschaft mit Bei- 
legung der Angelegenheit nach vorheriger 
Untersuchung zu befassen. Der Vorstand ver- 
handelte unter Hinzuziehung einiger Vertrauens- 
männer mit den betreffenden Arbeitern an Ort 
und Stelle und fand deren Vorgehen ungerecht- 
fertigt. Die Verhandlungen hatten zur Folge, 
daß die Arbeiter die eingereichte Kündigung 
zurücknahmen. Es ergibt sich hieraus, wie 
zweckmäßig unsere Schutzgemeinschaft ist. 

b) Dem Verein ist ferner von einem Mit- 
gliede mitgeteilt worden, daß der Hüttenverband 
graduierte Mensuren außergewöhnlich billig 
verkauft; Zylinder von 100 cem Inhalt kosteten 
roh 13 M und würden von einigen Glas- 
hütten graduiert zu 20,50 M geliefert; wenn 
es sich dabei ja auch nur um ganz minder- 
wertige Qualität handeln könne, so seien in 
diesem Falle doch noch nicht einmal die ganzen 
Selbstkosten für die Graduierung berechnet. 
Im Hinblick darauf, daß die Glasinstrumenten- 
Fabrikanten zu den besten Kunden der Glas- 
hütten zählen, ist es angebracht, gegen diese 
Schleuderkonkurrenz Stellung zu nehmen. 

Die Versammlung ermächtigt den 
Vorstand, die erforderlichen Verhandlungen 
mit dem Glashüttenverband einzuleiten. 


Hr. Prof. Böttcher: 

Seitens der Phys. Techn, Reichsanstalt 
wurde kürzlich die Prüfungsanstalt für Glas- 
instrumente in Ilmenau um eine Äußerung 
darüber ersucht, ob die Einführung bestimmter, 
abgerundeter Gebührensätze für eine Anzahl 
nichtärztlicher Thermometer den Fabrikanten 
erwünscht sein werde. Jetzt richtet sich die 
Höhe der Prüfungsgebühren mit wenigen Aus- 
nahmen lediglich nach der Anzahl der zu 
prüfenden Skalenstellen, worüber sich viele 
Fabrikanten nicht klar zu sein scheinen. 
Daher mag es auch kommen, daß die Preis- 
listen für geprüfte Thermometer ganz regellose 
Zuschläge aufweisen. Wenn die Herren sich 
heute wenigstens im Prinzip zustimmend zu 
einer derartigen Festsetzung der Gebührensätze 
aussprechen, 80 will ich das weitere veranlassen. 


Hr. Geh.-Rat Wiebe: 

Die Einführung fester, abgerundeter Ge- 
bührensätze für Prüfung gewisser Thermometer- 
gattungen wird den Absatz günstig beein- 
flussen. Welche Unklarheit zurzeit über die 
Höhe der Prüfungsgebühren in Fabrikanten- 
kreisen herrscht, ergibt eine mir vorliegende 
Preisliste, welche außer den l'rüfungsgebühren 
Preiszuschlige bis zu 10 M pro Thermometer 
aufweist. Selbstverstandlich muß außer den 
Prüfungsgebühren für die bei der Prüfung ent- 
stehenden Transportkosten, Beschädigungen, 


Vereins- und Personennachrichten. 


Deutsche 
___Mechaniker-Ztg. 


Zurückweisungen, Zeit- und Zinsverluste, vor 
allem aber für die bedingte sorgfältigere Her- 
stellung der Instrumente außer den liquidierten 
Gebühren ein angemessener Zuschlag erhoben 
werden. 
Hr. Lindenlaub 

schließt sich diesen Ausführungen durchaus an. 
Für nicht angebracht hält er ferner einen 
Erlaß von Vorschriften über Skalenumfang und 
Einteilung der betreffenden Thermometer; die 
Anzahl der zu prüfenden Skalenstellen sollte 
möglichst gering bemessen werden. 


Hr. Holland: 

Wir können die Anregung der Reichsanstalt 
nur begrüßen, müssen aber gegen jede etwaige 
Veröffentlichung der Prüfungsgebühren im 
voraus protestieren. Dieselbe hat bezüglich 
der ärztlichen Thermometer die Fabrikanten in 
eine unangenehme Lage gebracht, zumal es in 
der durch viele Fach- und Tagesblätter ge- 
gangenen Bekanntmachung fälschlich hieß, die 
Prüfungsgebühren für ein Arztliches Thermo- 
meter betrügen durchweg 0,50 M. 

Hr. Müller: 

Ich bin ebenfalls gegen die Veröffentlichung, 
da der Konsument für geprüfte Thermometer, 
für welche die Fabrikation sich naturgemäß 
wesentlich teurer stellt als für ungeprüfte, 
außer den Prüfungegebühren keinen Preis- 
aufschlag einräumen will. 

Hr. Geh.-Rat Wiebe: 

Die amtliche Veröffentlichung ist aber un- 
erläßlich. 

Hr. Bieler: 

Dieselbe sollte aber, wie früher, nur in amt- 
lichen Gesetzesblättern erfolgen und sich nicht 
auf alle möglichen Fach- und Tagesblätter er- 
strecken. 

Die Versammlung erklärt sich mit Ein- 
führung fester abgerundeter Gebührensätze 
für Thermometer einverstanden; der nächst- 
jährigen Hauptversammlung sollen aus- 
führliche Vorschläge unterbreitet werden. 


VNI. Hr. Prof. Bötteher: Ueber die 
Ausdehnung der verschiedenen Thermo- 
meterflüssigkeiten. 

Redner weist besonders auf die große Ver- 
schiedenheit der Ausdehnung der einzelnen 
Flüssigkeiten hin. Die kleinste Ausdehnung 
besitzt das Quecksilber und die größte das be- 
sonders in Thermometern für tiefere Tempe- 
raturen verwendete Pentan. Die Ausdehnung 
dieses ist etwa die zehnfache von der des 
Quecksilbers. Von einer guten Thermometer- 
flüssigkeit muß gefordert werden, daß sie nicht 
zu stark an den Glaswänden adhäriert, einen 
nicht zu niedrigen Siedepunkt hat und eine 
möglichst gleichmäßige Ausdehnung besitzt. 


Heft 23. 
1. Dezember 1911. 


Besonders günstige Eigenschaften hat in dieser 
Hinsicht die konzentrierte Schwefelsäure, welche 
aber wegen ihrer Gefährlichkeit nicht empfohlen 
werden kann. Ziemlich gut verhält sich auch 
für etwas höhere Temperaturen der Amylalkohol 
und besonders das hochsiedende benzoesaure 
Amyl, dessen Ausdehnung von Prof. Wiebe 
in Temperaturen von 0 bis 200° bestimmt 
worden ist. In der Prüfungsanstalt für Glas- 
instrumente werden andauernd Versuche über 
Ausdehnung und Verhalten solcher Flüssig- 
keiten ausgeführt. Zur Erläuterung zeigt 
Redner einige Skizzen von Thermometern vor, 
deren Gefäße gleich groß und deren Kapillaren 
gleich weit sind. Man kann an diesen die ver- 
schiedene Ausdehnung an der Länge der Skalen 
erkennen. Auch einige Thermometermodelle 
gleicher Art wurden vorgezeigt. 

Hr. Lindenlaub 
fragt, ob Petroleum 
flüssigkeit eignet. 

Hr. Prof. Böttcher 
verneint dies, da ein bestimmtes gleichmäßiges 
Destillat nicht oder nur schwer erhältlich sei. 


Der Vorsitzende 
dankt dem Redner für seine belehrenden Aus- 
führungen. 

IX. Bestimmung des Orts der nüchst- 
jährigen Hauptversummlung. 
sehlberg, Rudolstadt und 
Die 


sich als Thermometer- 


Es werden 
Schmiedefeld in Vorschlag gebracht. 
Wahl fiel auf Schmiedefeld. 


Schluß 1!/, Uhr. 


gez. G. Müller. gez. O. Wagner. 


Abt. Berlin, E. V. Sitzung vom 
7. November 1911. Vorsitzender: Hr. W. 
Haensch. 

Der Vorsitzende gedenkt des schweren 
Verlustes, den die D. G. f. M. u. O. durch den 
frühzeitigen Tod ihres Vorstandsmitgliedes 
Hrn. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Lindeck erlitten 
hat, und rühmt die unvergänglichen Verdienste, 
die sich der Verstorbene um unsere Gesell- 
schaft und die gesamte deutsche Prazisions- 
mechanik erworben hat. Die Versammlung er- 
hebt sich von den Sitzen. 

Der Vorsitzende teilt sodann mit, daß fol- 
gende Mitglieder der D. G. anläßlich des Tudes 
von Hrn. Lindeck ihr Beileid schriftlich aus- 
gesprochen haben: die Zweigvereine Göt- 
tingen und Ilmenau, die Herren Prof. Dr. 
L. Ambronn, Max Bieler i. Fa. Ephraim 
Greiner, Gebr. Mittelstraß, Th. Plath, 
Geh. Baurat Dr. E. Rathenau, Dr. S. Riefler 
und die wissenschaftlichen Mitarbeiter der 
Firma Carl Zeiß. 


Vereins- und Personennachrichten. 


Der Inspektor der Kgl. Münze Hr. Thiecke 
spricht über „Methoden und Apparate zur Her- 
stellung der Münzen“ Der Vortragende be- 
schränkt sich auf das bei der Kgl. Preußischen 
Münze in Berlin angewandte Verfahren und 
bespricht, nachdem er einleitend statistische 
Angaben über Zahl und Wert der dort ausge- 
prägten Münzen gemacht hat, an der Hand sehr 
zahlreicher Photographien das Schmelzen und 
Gießen der Münzplatten, das Ausstanzen, Prägen 
und Aussortieren der Geldsticke. — An den 
Vortrag schließt sich eine kurze Diskussion. 

Hr. W. Haensch erläutert darauf kurz den 
bei dem Vortrag benutzten, aus seiner Werk- 
statt herrührenden, sehr kompendiösen Apparat 
zur Projektion von undurchsichtigen Zeich- 
nungen. Bl. 


Hamburg - Altona. 


Vorsitzen- 


Zweigverein 
Sitzung vom 7. November 1911. 


der: Hr. Max Bekel. 

Die zahlreich besuchte Versammlung be- 
schäftigte sich zunächst mit dem Plan einer 
Gewerbe- und Industrie-Ausstellung inHamburg, 
wie er vom Gewerbe- und Kunstgewerbeverein 
angeregt worden ist. Nach eingehender Be- 
sprechung herrschte Einstimmigkeit darüber, 
daß für die feinmechanische Industrie kein Be- 
dürfnis nach einer solchen Ausstellung vorliegt. 

Nach Erledigung einiger Vereinsangelegen- 
heiten hielt Hr. E. Gollmer einen Vortrag über 
die Fahrgeschwindigkeitskontrolle der Eisen- 
bahnverwaltung, wie sie beim Einlaufen in die 
Bahnhöfe und beim Durchfahren von Kurven 
und geneigten Strecken ausgeübt wird. In der 
Regel sind in Entfernungen von 1000 m Schienen- 
kontakte angebracht. Bei ihnen wird infolge 
der geringen Durchbiegung der Schiene beim 
Überfahren derselben aus einem darunter 
liegendem Behälter Quecksilber in einer engen 
Röhre in die Höhe gedrückt und so ein elek- 


trischer Kontakt geschlossen, welcher eine 
Registrierung mittels eines Chronographen 
bewirkt. 


Zum Schluß widmete Dr. Hugo Krüß dem 
am 21. Oktober verstorbenen Redakteur der 
Zeitschrift für Instumentenkunde, Geheimrat 
Dr. Lindeck, Worte ehrenden Angedenkens. 


25-jähriges Jubiläum 
von C. P. Goerz: 

Die Optisehe Anstalt C. P. Goerz konnte 
dieser Tage auf ihr 20-jihriges Bestehen 
zurückblieken, während dessen sie sich 
aus kleinsten Anfängen zu einer Weltfirma 
emporgearbeitet hat. Hierüber gibt eine 


von W. Zschokke verfaßte Jubiläums- 
Festschrift eine genaue Darstellung; 


ihr seien folgende Zahlen entnommen. 


250 


Vereins- und Personennachrichten. 


Deutsche 
Mecnaniker-Ztg. 


Hr. C. P. Goerz begann seine Lauf- 
bahn 1886 (Zimmerstr. 23) mit einem „Ver— 
sandthaus für mathematische Instrumente“. 
Erst am 15. April 1887 brauchte er sich 
dazu eine Hilfskraft zu engagieren, aber 
schon 1888 konnte er die Werkstatt von 
F. A. Hintze (Belforter Str. 3) erwerben 
und den Plan fassen, Objektive selbst 
herzustellen, und zu diesem Behufe Hrn. 
C. Moser engagieren. 1889 zog man 
nach Schöneberg, Hauptstr. 7a, um, und 
dort erlebte dann die Werkstatt einen 
staunenerregenden Aufstieg: 1890 25 Ar- 
beiter, 1891 das 4000. Objektiv, 1892 über 
100 Arbeiter und Eintritt von E. v. Ho egh, 
1893 Errichtung einer Filiale in Paris, 
1894 Umzug nach Hauptstr. 140, 1895 
Filiale in Winterstein, 1896 das 30 000. Ob- 
jektiv sowie das erste und 1897 über 1700 
Trieder-Binokel, 1898 Umzug nach Frie- 
denau, 1901 das 100 000. Objektiv, 1902 
Eintritt von W. Zschokke und 1903 von 
F. Hahn sowie Umwandlung der Firma 
in eine Aktiengesellschaft, an deren Spitze 
jetzt F. Hahn und F. Weidert stehen, 
während der zum Kgl. Kommerzienrat er- 
nannte Gründer der Firma den Vorsitz im 
Aufsichtsrat übernimmt, 1906 das 100 000. 
Trieder-Binokel, 1911 das 300 000. Ob- 
jektiv. — 

Unter den vielen Freunden, die der 
Firma und ihrem Gründer zu ihrem Jubiläum 
Glückwünsche darbrachten, befand sich 
natürlich auch die D. G. f. M. u. O. 

Bereits am Ende des Monats Oktober 
erhielten die Beamten ein halbes Monats- 
gehalt als Jubiläumsgabe, ebenso wurde 
den Arbeitern eine Gratifikation über- 
wiesen, die je nach der Beschiftigungs- 
dauer von einem Tagelohn beginnend bis 
zu 100 M aufstieg. 

Die Feier des Jubiläums begann am 
10. November mit einer Ausstellung der 
Goerzschen Erzeugnisse im Hotel Espla- 
nade, zu der Behörden, Vereine sowie Ver- 
treter der Wissenschaft und der Presse 
zahlreich geladen und erschienen waren. 
Beamte der Firma erklärten unermüdlich 
die Ausstellungsgegenstände, deren große 
Zahl und hohe Qualität ein imposantes 
Bild von der Bedeutung der Firma gaben. 
Es seien erwähnt: Entfernungsmesser für 
Küstenverteidigung, die photographischen 
Objektive und Kameras, die Trieder-Bi- 


nokel und Zielfernrohre, Panoramafern- 
rohre zum indirekten Richten von Ge- 
schützen, Signalapparate, Periskope für 


Unterseeboote, der Miethesche Dreifarben- 
Projektionsapparat, Goniometer und andere 
Präzisionsmeßinstrumente,Konipasse,Höhen- 


messer, künstliche Horizonte und ein Orts- 
bestimmungsapparat für Luftschiffe. 

In einem Nebensaal wurde den Be- 
suchern ein opulentes Frühstück gereicht. 

Am 11. November fand zunächst auf dem 
Fabrikhofe eine Feier statt, an der sämt- 
liche Angestellte und Arbeiter, rd. 2500 
Personen, teilnahmen. Hr. Kommerzienrat 
Goerz hielt eine Ansprache, in der er 
einen Rückblick auf die Entwiekelung der 
Firma gab und ferner mitteilte, daß er 
anläßlich des Jubiläums seinen früheren 
Stiftungen (je 100 Aktien zu 1000 M in 
den Jahren 1904, 1905, 1906) eine neue 
in Höhe von 1 000 000 M hinzugefügt habe, 
die dazu dienen soll, im Falle dringender 
Not Unterstützungen zu gewähren. Hr.Ober- 
meister Schauer sprach namens der An- 
gestellten Hrn. Kommerzienrat Goerz die 
herzlichsten Glückwünsche und den Dank 
anläßlich der erneut bewiesenen Fürsorge 
für das Wohl der Angestellten aus. 

Am Abend folgte dann in den Kaiser- 
sälen des Zoologisehen Gartens ein Fest- 
essen, zu dem sämtliche Beamte und — 
wegen des Platzmangels — von den Ar- 
beitern der Arbeiterausschuß und diejenigen 
Arbeiter, die schon längere Zeit bei derFirma 
ätig sind, geladen waren. Hr. Dir. Hahn 
überreichte namens der Beamten Hrn. Kom- 
merzienrat Goerz eine Adresse, die von 
ihrem Verfasser, Hrn. Prof. Berson, ver- 
lesen wurde, sowie eine von Frau Wisli- 
cenus geschaffene Bronzefigur, „die Arbeit” 
darstellend. Hr. Dir. Wieck übergab dem 
Jubilar als Geschenk des Aufsichtsrates 
ein Bild von Meyerheim „das Echo“. Ein 
Vertreter der Arbeiter überreichte einen 
Doppelanastigmat Dagor, der ganz aus 
Blumen bestand. Auch die Fabrik-Feuer- 
wehr widmete Hrn. Goerz eine Adresse. 
Nachdem dieser in tiefbewegten Worten 
seinem Danke Ausdruck gegeben hatte, 
vereinigte ein fröhliches Festmahl Leiter 
und Angestellte bis zum frühen Morgen. 

Möge der Firma und ihrem Schöpfer 
noch eine lange gesegnete Wirksamkeit 
beschieden sein! 


Der Zweigv. Halle hatte für den Besuch 
der Hygiene - Ausstellung Dresden 300 M zur 
Verfügung für Mitglieder gestellt mit der Maß- 
gabe, daß jeder Teilnehmer höchstens eine 
Reisebeihilfe von 20 M erhalten solle. An der 
gemeinsamen Besichtigung, welche am Bonn- 
abend den 23. September erfolgte, beteiligten 
sich 12 Mitglieder. | 


— S 


1. Dezember 1911]. 


Heft 23. 


22. Deutscher Mechanikertag zu Karlsruhe 


am 2i., 22. und 23. September 1911. 


Verzeichnis der Teilnehmer. 


A. Vertreter von Behörden und Instituten: 


St ie ee ee re 


o 19 


14. 
15. 
16. 


Der GroBh. Minister des Kultus und Unterrichts Hr. Geh.-Rat Dr. Böhm. 
Das Großh Landesgewerbeamt, vertreten durch Hrn. Geh. Reg.-Rat Dr Cron. 
Die Physikalisch- Technische Reichsanstalt, vertreten durch Hrn. Prof. Dr. 
K. Scheel. 

Die Kaiserliche Normal-Eichungs- Kommission, vertreten durch Hrn. Baurat 
B. Pens ky. 

Der Oberbürgermeister zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Bürgermeister 
Dr. Paul. 

Der Stadtrat von Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Stadtrat L. Kölsch. 

Die Technische Hochschule zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Geh. Hofrat 
Prof. Dr. O. Lehmann. 

Die Kgl. Württembergische Centralstelle für Gewerbe und Handel, ver- 
treten durch Hrn. Schulvorstand Sander, Schwenningen. 

Die Generaldirektion der Großh. Staatsbahnen, vertreten durch Hrn. Ober- 
geometer K. Dreß. 

Die Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues, vertreten durch Hrn. Ver- 
messungsinspektor L. Stutz. 


.Die Handelskammer zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Vizekonsul K. Lay h. 


Die Handwerkskammer zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Hofblechnermeister 
Anselment. 

Die Städtische Gewerbeschule zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Architekt 
K. Kuhn. 

Die Fachschule zu Göttingen, vertreten durch Hrn. Dir. E. Winkler. 

Die Uhrmacherschule zu Furtwangen, vertreten durch Hrn. Dir. Baumann. 
Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs in Karlsruhe, vertreten 
durch Hrn. L. Paar. 


Die Herren: 


Prof. Dr. L. Ambronn, Göttingen. 

M. Bekel, Hamburg. 

B. Berger, Darmstadt. 

Techn. Rat A. Blaschke, Charlottenburg. 

Geh. Hofrat Prof. Dr. Bunte, Karlsruhe. | 

Rich. Dennert, Altona. | 

Prof. Dr. P. Eitner, Karlsruhe. 

A. Elshorst, v. d. Fa. Sautter & Meßner, 

Aschaffenburg. 

Geh. Hofrat Prof. Dr. Engler, Karlsruhe. 

M. Fischer, Geschäftsführer der Firma 

Carl Zeiß, Jena. | 

. A. Frank, i. Fa. B. Halle Nachf., Steglitz. 
Geh. Hofrat Prof. Dr. M. Haid, Karlsruhe. | 34. W. Ruhstrat, Göttingen. 

W. Handke, Berlin. 

. W. Haensch, Berlin. 

. Dr. H. Hausrath, Karlsruhe. 

. Const Heintz, Stützerbach. 

W. Hensoldt, Wetzlar. 

. G. Heyde, Dresden. 

. H. Hommel, Mainz. 

H. Jacob, Vertreter der Fa. C. P. Goerz, 

Friedenau. 

. F. Köhler, Leipzig. 


22. H. Krebs, Dresden. 

23. P. Krüger, Berlin. 

24 Dr. H. Kris, Hamburg. 

25. W. Löw, Heidelberg. 

26. E. Marawske, Berlin. 

27. H. Möller. Wedel. 

28. R. Nerrlich, Berlin. 

29. A. PeBler, Freiberg. 

30. W. Petzold, Leipzig. 

31. A. Pfeiffer, Wetzlar. 

32. Dr. A. Reuter, Homburg v. d. H. 

33. Stadtkommandant Generalleutnant Rinek 
v. Baldenstein, Karlsruhe. 


35. J. Sartorius, Göttingen. 

36. A. Scheurer, Karlsruhe. 

37. K. Scheurer, i. Fa. C. Sickler, Karlsruhe. 

38. Geh. Hofrat Prof. Dr. Schleiermacher, Karls- 
ruhe. 

39. A. Schmidt, i. Fa. E Leybolds Nachf., Cöln. 

40. Kommerzienrat G. Schoenner, Nürnberg. 

41. L. Schopper, Leipzig. 

42. Prof. Dr. Schultheis, Karlsruhe. 

43. P. Schultze, Cöthen. 


Deutsche 


259 Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. Mechaniker-Ztg. 
44. W. Seibert, Wetzlar. 47. M. Tiedemann, Berlin. 
45. B. Sickert, Reinickendorf. 48. Geh. Hofrat Prof. Dr. Treutlein, Karlsruhe. 
46. Dr. R. Spuler, Karlsruhe. 49. E. Zimmermann, Berlin. 

C. 8 Damen. 


Bericht über die Verhandlungen. 


I. Sitzung 
Donnerstag, den 21. September, 
im Rathaussaale. 


Der Vorsitzende, Hr. Dr. H. Krüß, eröffnet die Sitzung um 10!/, Uhr. 

Er erinnert an den ersten Mechanikertag, der gleichfalls in Baden, zu Heidelberg, 
stattfand. Damals war der inzwischen verstorbene C. Sickler ein begeisterter Anhänger des 
Gedankens von Loewenherz, die deutschen Mechaniker alljährlich zu versammeln; heute ver- 
danken wir dem Nachfolger Bicklers die Vorbereitungen zur bevorstehenden Tagung, denen 
er sich in bereitwilligster und dankenswertester Weise unterzogen hat. 

Der Mechanikertag wird begrüßt von Hrn. Geh. Reg.-Rat Crohn namens des 
Hrn. Kultusministers, Hrn. Bürgermeister Paul namens der Stadt, Hrn. Geh. Hofrat. 
Prof. Dr. Lehmann namens der Technischen Hochschule, Hrn. Prof. Dr. Scheel 
namens der Phys.-Techn. Reichsanstalt, Hrn. Baurat Pensky namens der Kais. Normal- 
Eichungs - Kommission, Hrn. Layh namens der Handelskammer und Hrn. Hofblechner- 
meister Anselment namens der Handwerkskammer. 


Nachdem der Vorsitzende allen diesen Herren und ihren Behörden den 
Dank der D. G. f. M. u. O. ausgesprochen hat, erstattet er den 


I. Jahresbericht. 

Wenn unsere Satzungen die Erstattung eines Jahresberichtes seitens des Vorsitzenden 
vorschreiben, so kann das nicht so verstanden sein, ala wenn es sich nur um einen Bericht über 
die Geschäfte unserer Gesellschaft handelt; denn dann könnte er meistens sehr kurz sein, 
manchmal sogar auch ausfallen, wie z. B. heute, wo sehr wenig zu berichten ist. Ich fasse diese 
Bestimmung aber dahin auf, daß eine Gelegenheit durch sie geschaffen ist, allgemeine Fragen 
zur Sprache und auch zur Erörterung zu bringen, die für unsere Gesellschaft und unser Fach 
von Interesse sind. 

Im Anschluß an den Versammlungsbericht des letzten Mechanikertages habe ich zunächst 
hervorzuheben, daß die Wirtschaftliche Kommission an die Arbeit gegangen ist; sie wird heute 
und außerdem in einer geschlossenen Mitgliederversammlung morgen über ihre Tätigkeit berichten. 
Von dieser Stelle aus möchte ich aber das dringende Ersuchen an unsere Mitglieder richten, 
die außerordentlich bedeutungsvolle Arbeit dieser Kommission mit allen Kräften zu unterstützen. 

Im Zusammenhang damit weise ich hier nochmals darauf hin, daß der Vorstand es für 
im Interesse der Mitglieder gelegen hält, wenn Erfahrungen über Exportverhältnisse, über 
Zollschikanen usw., die einzelne Mitglieder gemacht haben, auch anderen zu nutze kommen, 
Die Mitglieder sind deshalb durch das Vereinsblatt gebeten worden, enteprechende Mitteilungen 
an unseren Geschäftsführer zu geben, der sie nach Prüfung durch unseren Ausschuß für handels- 
politische Angelegenheiten den Mitgliedern zur Verfügung stellen wird. Dabei wird der vertrau- 
liche Charakter solcher Mitteilungen durchaus gewahrt bleiben. 

Auf dem letzten Mechanikertage hat uns die Frage der Beschaffung optisch brauch- 
baren Kalkspates beschäftigt. Ich bin namens des Vorstandes nach Kräften bestrebt gewesen, 
die Angelegenheit zu fördern, habe aber die weitere Behandlung derselben auf ihren ausdrück- 
lichen Wunsch an die besonders dafür interessierten Firmen abgegeben. 

Der Vorstand hat sich bemüht, die Ausstellungen bei den Naturforscherversammlungen für 
die Mitglieder unserer Gesellschaft günstiger zu gestalten, und zu diesem Zwecke eine besondere 
Kommission eingesetzt. In diesem Jahre hat diese Kummission noch nicht in Wirksamkeit 
treten können, jedoch hoffen wir, daß für später im Einvernehmen mit dem Vorstaude der Ge- 
sellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte etwas erreicht wird. 

Über den Abschluß unserer vorzüglich verlaufenen, weil vorzüglich geleiteten, Aus- 
stellung in Brüssel wird Hr. Haensch noch berichten. 

Der Vorstand muß dem Mechanikertag die Bitte um Verstärkung unserer Geldmittel 
durch geringe Erhöhung der Jahresbeiträge vorlegen. Um aber die Gesamtheit, der Mitglieder 


Heft 28. 


1 Dezmber 1911. FrotokoN des 22. Deutschen Mechanikertages. 253 


— PER Sei men ee — —e— LS — = — — — a — eee —— — 


nicht zu stark zu belasten, hat er den mit gutem Erfolge gekrönten Versuch gemacht, von ein- 
zelnen Mitgliedern, die gut dazu in der Lage sind, eine freiwillige Erhöhung ihrer Beiträge zu 
erreichen. 

Die Reichsversicherungsordnung ist endgültig vom Reichstage verabschiedet und tritt 
am 1. Januar 1912 ins Leben, sie ist gegenüber dem Entwurf der Reichsregierung durch die 
Behandlung in der Reichstagskommission wesentlich verbessert worden. 

Was die Kranken versicherung anbelangt, die bisher auf die gewerblichen Arbeiter 
beschränkt war, so ist der Kreis der Versicherungspflichtigen außerordentlich erweitert worden. 
Die Einkommengrenze für die Versicherungspflicht ist von 2000 auf 2500 M erhöht, für die frei- 
willige Versicherung ist die Grenze auf 4000 M festgesetzt. 


Eine wesentliche Erhöhung der Leistungen der Krankenkassen ist nicht festgesetzt. 
Die Verteilung der Beiträge ist dieselbe geblieben, es zahlen also die Arbeitgeber ein Drittel, 
die Arbeitnehmer zwei Drittel. Jedoch ist den Arbeitgebern mehr Einfluß für die Amterwahlen 
in den Krankenkassen eingeräumt, als solches bisher der Fall war. 

Auch der Kreis der gegen Invalidität zu versichernden Personen ist erweitert worden. 
Neu hinzugekommen ist sodann die Hinterbliebenen versicherung, die eine Witwenrente für in- 
valide Witwen und eine Waisenrente vorsieht. Um die Kosten dafür aufzubringen, werden die 
Beiträge in allen Lohnklassen erhöht, in der höchsten um ein Drittel. 


Die Unfallversicherung hat gegen bisher die geringste Veränderung erfahren, wichtig 
ist hier, daß die Bestimmungen über die Unfallverhütung erheblich ausgebaut worden sind. 

Mit den Funktionen des Versicherungsamtes, des Oberversicherungsamtes und des 
Reichsversicherungsamtes will ich Sie nicht aufhalten und nur erwähnen, daß bei der Ent- 
scheidung sämtlicher Streitigkeiten aus der Arbeiterversicherung in allen Instanzen Laienrichter 
mitwirken, die sogar zum Teil die Majorität haben. 


Das Gesetz über die Versicherung der Angestellten ist an eine Kommission verwiesen 
worden. Trotz aller Neigung für die Verbesserung der Lage der Angestellten ist in weiten 
Kreisen großer Widerspruch gegen den vorgelegten Gesetzentwurf erhoben worden. Haupt- 
sächlich erachtet man die neue finanzielle Belastung als viel zu hoch, zumal da Zweifel daran 
aufgetaucht sind, ob die in der Begründung gegebene Kostenberechnung ausreichend ist. Viel- 
fach ist als bei weitem billiger ein Anschluß an die Invalidenversicherung empfohlen worden 
und mehrfach mit Recht darauf hingewiesen, daß ein Ausgleich der sozialpolitischen Belastung 
Deutschlands und seiner Konkurrenzländer durchaus erforderlich sei, weil durch die stets 
wachsenden Abgaben allmählich, aber ganz sicher die deutsche Industrie im Wettbewerb mit 
derjenigen anderer Länder in Nachteil kommt. 


Am 30. Juli d. J. ist das Denkmal Ernst Abbes in Jena eingeweiht worden und wir alle 
haben, wenn auch nicht persönlich, 80 doch im Geiste an dieser Ehrung unseres großen, dahin- 
gegangenen Mitgliedes teilgenommen. Was er uns gewesen, ist unvergessen; auf unserer Ver- 
sammlung in Kiel haben wir versucht, es in einem Nachruf zusammenzufassen. Bo steht nun 
dieses Denkmal da als ein sichtbares Zeichen, welches uns zum Nachstreben auffordert, ein 
Denkmal Ernst Abbes und zugleich ein Denkmal der Arbeit, deren Apostel Abbe war. Denn 
er suchte die Arbeit ihrem ganzen Wesen nach zu erfassen, in allen ihren einzelnen Er- 
scheinungen und ihren den Menschen adelnden Wirkungen. Und so hat man sein Bildnis um- 
geben mit den trefflichen Darstellungen der Arbeit von Constantin Meunier. Mit Begeisterung 
hat mir vor Jahren der Jenenser Philosoph Rudolf Eucken von diesem Werke des Künstlers 
gesprochen und es als ein Zeichen der Wandlung menschlicher Anschauungen bezeichnet, daß 
nunmehr die Arbeit den Menschen nicht mehr erniedrige und herunterziehe, sondern ihn auch 
innerlich hebe, und zwar jegliche Arbeit. Und er selbst hat, entschieden beeinflußt durch das 
Werk Ernst Abbes, das er ja vor Augen hatte, in mehrfachen Veröffentlichungen Beiträge 
zur Philosophie der Arbeit geliefert, die er unter die moralischen Treibkräfte der Gegenwart 
einordnet. Je mehr die Arbeit Sache des ganzen Menschen wird, desto mehr kann sie zur Be- 
freiung von kleiner Selbstsucht, zur inneren Erweiterung des Wesens dienen. Anderseits er- 
fordert die Arbeit durch ihre Verfeinerung und Differenzierung das Zusammenstehen vieler ein- 
zelner Individuen; das Gefühl des Aufeinanderangewiesenseins, des gegenseitigen Helfens und 
Tragens und Duldens wird gescharft, aber auch scharf bervorgehoben die Bedeutung und Not- 
wendigkeit jeder einzelnen kleinen Leistung für den Fortschritt des Ganzen. 


Es ist gut für uns, diesen Gedanken, den wir damals im Nachruf auf Ernst Abbe 
auch als den seinigen hervorgehoben haben, niemals zu verlieren, denn auf ihm beruht das Ge- 
deihen unserer Vereinigung, ja ich wage noch mehr zu behaupten, auch das Gedeihen Deutscher 
Mechanik und Optik. 


254 Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. re 


Überall in der Industrie wachsen” die großen Betriebe, auch in der unsrigen, und 
mancher kleinere Kollege mag mit Besorgnis diesem Wachsen zusehen. Wohl mag diese Be- 
sorgnis nicht vollkommen grundlos sein, aber nach meiner festen Überzeugung müssen die 
kleineren Betriebe bleiben und werden bleiben aus innerer Notwendigkeit, aus Gründen, die in 
dem Wesen unserer Kunst liegen. 

Unsere Arbeit soll der wissenschaftlichen Forschung dienen, und deshalb ist ein 
möglichst enger Zusammenhang zwischen den Männern der Wissenschaft und den Vertretern der 
Technik durchaus erforderlich. Das wird auf beiden Seiten anerkannt. Die wissenschaftliche 
Arbeit aber ist in viele einzelne Zweige geteilt, jede Untersuchung bedarf ibrer besonderen 
Versuchsanordnung, ihrer besonderen technischen Hilfsmittel, und je mehr die Forschung in die 
Tiefe geht, desto feiner müssen die Vorrichtungen werden, deren sie sich bedient. 

Von einer fabrikatorischen Herstellung solcher Apparate kann deshalb in vielen Fällen 
gar nicht die Rede sein, sondern es bedarı der Einsicht und der Tüchtigkeit des einzelnen 
Mechanikers, um den hier zu stellenden Anforderungen zu genügen; wir brauchen in unserem 
Fache ideal gerichtete Männer, die ihre Befriedigung nicht im äußeren Gewinn finden, sondern 
in der Freude an ihrem gelungenen Kunstwerk. In der Geschichte unserer Kunst stoßen wir 
immer wieder auf solche Männer und erkennen die wichtigen Fortschritte, welche durch sie 
hervorgerufen worden sind; solche Förderer möge uns auch die Zukunft fort und fort beschoren. 
Aus den angeführten Gründen bedeuten für die Deutsche Mechanik und Optik die über ganz 
Deutschland verstreuten kleineren Werkstätten genau so viel, wie die auch nicht kleine Zahl 
großer, mächtiger Betriebe. Die letzteren aber tragen durch die große Masse ihrer Erzeugnisse 
zur Bedeutung unserer Industrie im wirtschaftlichen Leben unseres Volkes erhebliches bei und 
sind, da sie mit den reichlichen ihnen zufließenden Mitteln die Vollkommenheit ihrer Erzeugnisse 
auf eine hervorragende Höhe heben können, in mancher Beziehung vorbildlich. So gehören 
beide zusammen, die kleinen Werkstätten und die großen Betriebe, und es ist von jeher das 
Bestreben unserer Gesellschaft gewesen, sie zusammenzuhalten, sie nicht etwa durch Scheidung 
in Fabrik und Handwerk zu trennen, sondern zusammenzustehen und vereint einzutreten für die 
großen gemeinsamen Interesseu unseres Faches, über die ich im einzelnen hier nichts ausführen, 
aber doch hinweisen will auf die gemeinsamen Arbeiten zur Ausbildung des Nachwuchses, auf 
die gemeinsamen Beteiligungen an den großen Ausstellungen, an die Förderung unserer wirt- 
schaftlichen und handelspolitischen Interessen u. a. m. 

Über den Stand unserer Mitglieder ist folgendes zu berichten: 


August 1910 Zugang Abgang August 1911 

Hauptrereii??́e” 2 ee 162 18 8 172 
Berli e SLE 183 12 9 186 
Göttingen » . 2 2 22 nn. 32 — 1 31 
Hales sia, ag eet Yo. et 34 — 1 33 
Hamburg-Altona 45 2 1 46 
Ilmenaùuu 2 2 2 2 20. 106 12 8 110 
Being eR ‘o’ 28 3 3 28 
Miinchen 34 — 2 32 

Summe 624 47 33 638 


Durch den Tod haben wir verloren die Mitglieder: A. Ellermann, R. Galle, 
H. Heraeus, Dr. R. Küchler, E Sydow, C. Reichel, Dr E. Hering, F. Schuchhardt, 
A. Peßler, H Seidel. Wir ehren ihr Andenken durch] Erheben von den Sitzen. (Geschteht.) 


Hr. Baurat B. Pensky 
widmet im Anschluß an die letzten Worte des Jahresberichts dem verstorbenen Altmeister der 
Prazisionsmechanik Carl Reichel einen Nachruf, in dem er das Wesen und die Bedeutung 
dieses Außerlich unscheinbaren, geistig aber hochbedeutenden und in der Auffassung sowie 
in der Ausübung unserer Kunst vorbildlichen Mannes darstellt; Redner legt ein Bild Reichels, 
das an dessen 78. Geburtstag aufgenommen worden ist, vor. 


II. Hr. Dr. H. Hausrath spricht: Ueber die Daten, die zur vollständigen 
Beurteilung elektrischer Mepinstrumente erforderlich sind. 

Der Vortrag (vgl. D. Mech -Ztg. 1911. S. 209 u. 222) weist nach, daß folgende Größen 
zur Beurteilung nötig und ausreichend sind: 

a) Mechanisch konstruktive Eigenschaften. 

1. Größter Fehler (Ju und f= 4a/am) bei der Einstellung bezw. Ablesung. 

2. Zeigerlänge und maßstäbliche Abbildung der Skala. 

3. Zeit zur Einstellung des vollen Ausschlags auf 1 pro Mille und Dämpfung. 


$ Deiember 1911. BE Be qas: 23, Deutschen- Mochanikortngenn -l ie nn 255 


b) Empfindlichkeit. 
Drehmoment für vollen Ausschlag 
Gewicht des beweglichen Systems ` 
Leistung an den Klemmen des Instruments bei vollem Ausschlag. 
Leistung im Drehspulsystem bei vollem Ausschlag. 
Spannung am Drehspulsystem bei vollem Ausschlag für Amperemeter. 


Stromverbrauch im Drehspulsystem bei vollem Ausschlag für Voltmeter. 


Sa SS De 


c) Abhängigkeit von Temperatur und äußeren Feldern. 
9. Temperaturkoeffizient (relative Zunahme des Ausschlags pro Grad O). 
10. Größte relative Änderung des Ausschlags für 1 Gaug magnetische Feldstärke am 
Platze des Instruments. 5 


d) Abhängigkeit vom Betriebszustand und von der Schaltung. 

11. Relative Anderung Sam/am des vollen Ausschlags wärend des Nachkriechens bei 
Dauereinschaltung nach langer Pause. 

12. Relative Anderung des Ausschlags bei + 10%. Abweichung von der normalen 
Periodenzahl. 

13. Widerstand und Selbstinduktion von elektrodynamischen Voltmetern und vom 
Spannungszweig von Wattmetern. 

14. Ausschlag von Wattmetern bei 90° Phasendifferenz von Strom und Spannung und 
bei voller Belastung der Strom- und Spannungsspule. 

15. Widerstand und Selbstinduktion von Amperemetern und von der Stromspule von 
Wattmetern für Instrumente mit MeBtransformator. 

16. Widerstand und Selbstinduktion von Voltmetern und von der Spannungsspule von 
Wattmetern für Instrumente mit Meßtransformator. 


III. Hr. Prof. Dr. K. Scheel: Ueber die Dimensionsänderunyen yemauerter 
ustronomischer Pfeiler bei der Erhärtung des Bindematerials. 

Der Vortragende hat durch Versuche, die er in der Phys.- Techn. Reichsanstalt an- 
gestellt hat, nachgewiesen, daß die Pfeiler sich nicht setzen, sondern im Gegenteil wachsen; 
Zement ist ein sehr unruhiges Bindematerial, Weißkalk beruhigt sich ziemlich schnell, reiner 
Kalkmörtel und Gips zeigen von Anfang an keine großen Änderungen (vgl. D. Mech.-Ztg. 1911. S. 197). 


Hr. Prof. Dr. L. Ambronn 


macht Carauf aufmerksam, daß die astronomischen Pfeiler unter dem starken Druck der auf 
ihnen uhenden Instrumente stehen; er würde es für richtiger gehalten baben, bei den Ver- 
sucher gleiche Verhältnisse herbeiführen. 


Hr. Prof. Dr. K. Scheel 


erwidert, das seine Versuche nur über das Verhalten des Materials selbst orientieren sollten; 
der Einfluß der Belastung sowie der Feuchtigkeit wurde nicht in Betracht gezogen. 


IV. Hr. W. Haenseh: Schlußbericht über die Weltausstelluny Brüssel 1910. 

Es wird Ihnen aus unserem Vereinsblatte bekannt sein, daß unsere Kollektivausstellung 
auf der Weltausstellung, besonders bei der Preisverteilung, in glänzender Weise gegenüber den 
anderen Nationen abgeschnitten hat. Es sei daher der Männer gedacht, die uns in hervor- 
ragender Weise ihre Unterstützung haben zuteil werden lassen: des Reichskommissars Hrn. Geh. 
Reg.-Rat Albert, Hrn. R. Drosten sowie der Kommissionsmitglieder Hrn. Prof. Dir. A. Böttcher 
(Ilmenau) und Hrn. E. Berger, (damals bei der Firma Carl Zeiß). Allen diesen sowie 
den übrigen Kommissionsmitgliedern sei an dieser Stelle wiederholt gedaukt. Es dürfte Ihnen 
ja aus den vorjährigen Berichten in Erinnerung sein, daß sich an der Kollektivausstellung 44 Aus- 
steller beteiligten. Nach der jetzt stattgefundenen Abrechnung betragen die den 44 Ausstellern 
tatsächlich zur Last fallenden Kosten 80 695.22 M, und es hat sich ein Überschuß von 
5692,15 M ergeben. Der Preis von 550 M pro qm erniedrigte sich um 38,98 M, und es 
kann daher den Ausstellern eine entsprechende Rückzahlung gemacht werden, so daß sich die 
Unkosten für den einzelnen Aussteller immerhin in normalen Verhältnissen bewegen. 

Daß unsere Kollektivausstellung ganz außerordentliche und vorzügliche Leistungen 
aufzuweisen hatte, ist wohl aus den sehr zahlreichen Auszeichnungen, die in unsere Abteilung, 
Klasse 15 „Wissenschaftliche Instrumente“, gefallen sind, zu ersehen. Unsere Abteilung, die aus 
44 Ausstellern bestand, wurde mit folgenden Auszeichnungen bedacht: Große Preise 43, Ehren- 
Diplome 20, Goldene Medaillen 32, Silberne Medaillen 15, Bronzene Medaillen 1, Ehrende Er- 
wähnungen 2. 


Dentsche 
256 Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. Mechaniker. Ztg. 


Es sind selbstverständlich bei der großen Anzahl von Auszeichnungen und verhältnis- 
mäßig wenigen Ausstellern einzelne Firmen mit mehreren Preisen bedacht worden, da sie in den 
verschiedenen Untergruppen der Klasse 15 ausgestellt hatten. Mit Recht darf die Deutsche 
Mechanik und Optik stolz sein auf dieses Resultat; dasselbe wird uns zu weiteren Anstrengungen 
anspornen, um 80 mehr, als die anderen Nationen anfangen, auf unserem Gebiet der mechanischen 
Kunst uns energisch Konkurrenz zu bereiten. 

In der Hoffnung, daß auch der Erfolg für den einzelnen Aussteller nicht ausbleibt, 
schließe ich mit dem Wunsche, daß es unserer Präzisionsmechanik und Optik gelingen möge, 
wie in früheren Jahren auch in Zukunft in engster Fühlung mit den Vertretern der Wissenschaft 
zusammenzuarbeiten, im Interesse Deutscher Wissenschaft und Technik. 


Der Vorsitzende 


dankt Hrn. Haensch für die schöne und große Arbeit, die er zum Nutzen der Allgemeinheit 
auf sich genommen und durchgeführt habe. Die D. G. f. M. u. O. sei stolz darauf, daß der 
Sohn von Hermann Haensch in gleicher Weise wie der Vater im Interesse der Gesamtheit 
Opfer zu bringen bereit sei und in derselben Weise der Pflege der Kollegialität seine Arbeit 
und Zeit widme. Die an der Ausstellung in Brüssel beteiligten Firmen haben beschlossen, als 
bleibendes Zeichen ihrer Anerkennung und ihres Dankes Hrn. Haensch eine Adresse und ein 
Ehrengeschenk zu widmen. 


Unter Uberreichung des Geschenkes (eines Tafelaufsatzes) verliest der Vor- 
sitzende die folgende Adresse: 


„Die unterzeichneten Teilnehmer an der Kollektivausstellung der Deutschen Gesellschaft 
für Mechanik und Optik auf der Weltausstellung Brüssel 1910 sprechen Hrn. Wilhelm Haensch 
ihren aufrichtigen Dank aus für die arbeitsreiche und wirkungsvolle Vertretung ihrer Interessen 
und bitten ihn, beifolgendes Ehrengeschenk als 4uBeres Zeichen des Dankes anzunehmen.“ 


Hr. W. Haensch 


dankt mit herzlichen Worten für die ihm bereitete Ehrung; er werde stets bereit sein, für die 
D. G. f. M. u. O. zu arbeiten, so oft er gerufen werde. (Lebhafter Beifall). 


V. Hr. A. Schmidt: Die Tätigkeit des Ausschusses für wirtschaftliche 
Fragen. 


Der Ausschuß hat im vergangenen Jahre eine recht umfangreiche Tätigkeit entfaltet 
und ist zur endgiltigen Erledigung der durch Briefwechsel vorbereiteten Materialien 3-mal zu- 
sammengetreten. 

Der neue französische Zolltarif enthält für die Präzisionsmechanik geradezu Prohibitiv- 
zölle. Das Zugeständnis, daß Instrumente zu wissenschaftlichen Zwecken frei eingeführt werden 
dürfen, hat wenig Wert, weil hierzu in jedem einzelnen Fall die Erlaubnis des Ministers eingeholt 
werden muß. Die Ausfihrungsbestimmungen, über die Sie nachher genaueres von Hrn. Fischer 
hören werden, sind sehr schikanös. Ferner beschäftigten wir uns mit dem schwedischen und dem 
japanischen Zolltarif; der Entwurf des ersteren ging den in Frage kommenden Mitgliedern zur 
Äußerung zu, und auf Grund des erhaltenen Materials richteten wir eine Eingabe an das Reichs- 
amt des Innern. 

Dem wirtschaftlichen Beirate des genannten Reichsamts gehört Hr. Dir. M. Fischer 
an, und wir haben es der geschickten, eifrigen, höchst objektiven Tätigkeit dieses unseres Mit- 
gliedes zu danken, daß wir wenigstens gegenüber Schweden etwas erreichten. Wenn wir in 
Zukunft besser abschneiden wollen, so müssen wir zunächst folgendes erstreben. 


Wir müssen den Reichsbehörden eine zutreffende Statistik über den Wert unserer 
Produktion geben können, die dort viel zu gering eingeschätzt wird. Wir glauben einen Weg 
gefunden zu haben, hierüber etwas Brauchbares zu ermitteln, ohne den Mitglisdern eine große 
Indiskretion über ihre geschäftlichen Verhältnisse zuzumuten. Morgen in der geheimen Bitzung 
werden Sie genaueres darüber hören. 


Ferner möchte ich um recht intensive Unterstützung unserer Arbeiten durch Uber- 
sendung von Mitteilungen, ausführliche Beantwortung unserer Umfragen usw. bitten. Selbst 
solche Firmen, die nicht oder noch nicht nach den betr. Ländern exportieren, sind an den Zoll- 
fragen aufs stärkste interessiert. Denn je mehr unser Export eingeschränkt wird, desto mehr 
werden die dadurch direkt geschädigten Firmen versucht sein, den Ausfall durch stärkere Be- 
arbeitung des inländischen Marktes wettzumachen; so leiden nach und nach auch die nicht 
exportierenden Firmen unter ungünstigen Zollverhältnissen. 


Heft 23. 


t. Dezember 1911. Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. 257 


Wir werden sodann uns dagegen wehren müssen, daß im Auslande der Bezug deutscher 
Erzeugnisse durch behördliche Verfügungen unseren bisherigen Abnehmern erschwert oder 
untersagt wird, wie es in Rußland und Ungarn geschehen ist. 


Von einigen Seiten ist vorgeschlagen worden, Deutschland möge selbst hohe Zölle auf 
präzisionsmechanische Gegenstände legen und so Kompensationsobjekte für unsere Verhand- 
lungen mit dem Auslande schaffen. Das wäre ganz verkehrt, deun die Einfuhr nach 
Deutschland ist ganz unbedeutend und die einzige Folge wäre, daß wir unseren lebhaften 
Reparaturverkehr, der schon ohnehin durch fremdländische Zollschikanen schwer leidet, aufs 
empfindlichste schädigen würden. (Lebhafter Beifall.) 


Hr. Dir. M. Fischer 


betont zunächst, daß er bei seiner Tätigkeit im Beirate des Reichsamts des Innern nicht auf 
extrem freihändlerischem Standpunkte stehe, sondern sich nur durch Rücksichten auf die Zweck- 
mäßigkeit bestimmen lasse. 

Leider sind zu wenig Vertreter der sog. Veredlungsindustrien an den Beratungen 
dieses Ausschusses beteiligt, so daß dort die Agrarier und die schwere Industrie dominieren. 


Wir werden für den demnächst aufzustellenden deutschen Zolltarif erstreben müssen, 
daß unsere Erzeugnisse in besonderen Positionen allein aufgeführt werden, statt wie jetzt mit 
Massenprodukten zusammen, mit denen sie lediglich das Material gemein haben und von denen 
sie dann bei der Festsetzung der Zölle erdrückt werden. 


In bezug auf die schwedischen und die französischen neuen Zolltarife haben wir einiges 
erreicht. Dagegen sind wir durch den neuen japanischen Zollvertrag mit außerordentlich hohen 
Zöllen bedacht worden und unsere dringenden Vorstellungen haben nicht gewirkt. 


Der neue französische autonome Zolltarif hat die deutsche feinmechanische Industrie 
mit weiteren starken Zollsätzen belastet. 

Neben den Zöllen apielt die Zollbehandlung oft eine ebenso wichtige Rolle. Deshalb 
müssen wir bestrebt sein, eine vernünftige Handhabung der Bestimmungen seitens der aus- 
landischen Zollbehörden zu erreichen, besonders beim Reparaturverkehr. Schweden verfährt in 
dieser Beziehung vorbildlich, es handhabt die Bestimmungen ohne Schikane und erhebt bei der 
Wiedereinfuhr 15°/, des Fakturenwertes der Reparaturen. Die Vereinigten Staaten von Nord- 
amerika hingegen verzollen den reparierten Gegenstand, als ob er neu wäre. Holland verfährt 
Jetzt bei der Wiedereinfuhr in erträglicher Weise, dank unseren Reklamationen. 


Die gesamte Handhabung des französischen Tarifs seitens der dortigen Zollbehörden 
ist unerhört. Demgegenüber verschwindet alles, was wir an Ermäßigung der Zölle erreicht 
haben. Dieses Übel hat seinen letzten Grund darin, daß die französischen Zollbeamten Prämien 
für Aufdeckung von falschen Deklarationen erhalten, also geradezu zu gewagten Auslegungen 
verführt werden. Der Reparaturverkehr wird durch die Forderung von allerlei Attesten, die 
z. T. von der dortigen Konkurrenz auszustellen sind, erschwert; dazu kommt das ganz unbillige 
Verlangen, daß der reparierte Gegenstand genau so viel wiegen müsse, wie der ausgeführte. Die 
Franzosen haben wenigstens auch einen Schaden von diesen Plackereien: Ihr Durchgangshandel 
in unseren Instrumenten hat sich wesentlich vermindert und sich zum direkten Verkehr von 
Deutschland aus umgewandelt. 

Eine Angelegenheit von großer prinzipieller Tragweite ist in jüngster Zeit aufgetaucht, 
die mit der Auslegung der Meistbegünstigung im Zusammenhange steht. Die Vereinigten 
Staaten und Canada beabsichtigen nämlich einen Handelsvertrag einzugehen, der die Meistbe- 
günstigung anderer Nationen ausschließt. Erkennen diese eine solche Bestimmung an, so 
verliert für die Zukunft die Meistbegünstigungsklausel fast jeden Wert. 


Unsere nächste Sorge ist der russische Handelsvertrag. Hier wollen wir unsere Sache 
vor allem selbst führen, was ja nicht ausschließt, daß wir andere geeignete Stellen gleichfalls 
mit Material versehen. (Lebhafter Beifall.) 


Hr. A. Pfeiffer: 


Wenn es gelingt, uns die Reparatur unserer eigenen Instrumente aus der Hand zu 
nehmen, so werden wir auch indirekt sehr schwer geschädigt, indem die fremde Konkurrenz an 
unseren Apparaten lernt. Den Regierungen, die so eifrig für die schwere Industrie sorgen, 
mögen bedenken, daß unsere wenigen Millionen doch vom sozialen Standpunkte eine ganz 
andere Bedeutung haben, als die hohen Zahlen der schweren Industrie: diese beschäftigt die 
am schlechtesten eutlohnten Arbeiter, zum guten Teil Ausländer, in der Feinmechanik und Optik 
aber findet die Elite der deutschen Arbeiterschaft ihr das Durchschnittsmaß weit üÜbersteigendes 
Einkommen, und so arbeiten wir mit an dem Emporkommen der unteren Volksklassen. 


Hr. M. Fischer 
erklärt hierzu, daß er bei den Beratungen im Reichsamt des Innern darauf hingewiesen 
habe, daß bei unseren Produkten nur 10 bis 20% auf Rohmaterial zu rechnen seien. 


Der Vorsitzende 


dankt der Kommission für ihre Tätigkeit. Der einhellige Eindruck dieser Verhandlungen sei, 
daß unsere Angelegenheiten nirgends besser aufgehoben sein können. 


VI. Hr. Techn. Rat A. Blaschke: Die wichtigsten Patente des letzten Jahres. 

Abgesehen von den nach wie vor in Klasse 42 sehr zahlreich auftretenden Patenten 
auf Kinematographen, Phonographen und Rechenmaschinen haben sich die Erfinder in der 
Berichtszeit auffallend viel mit nautischen Problemen befaßt: die Aufgabe der Kompaß-Über- 
tragung und -Aufzeichnung ist offenbar noch nicht befriedigend gelöst, und es scheint, als ob 
auch die maßgebenden Behörden jetzt dieser Frage erneut ihr Interesse zuwenden. Ein Apparat 
zur Auflösung sphärischer Dreiecke soll wohl auch nautischen Zwecken dienen. Für die 
Sicherung von Schiffen bei unsichtigem Wetter wird statt der Sirene jetzt die drahtlose Tele- 
graphie dienstbar gemacht sowie das Unterwasser-Telephon. Auch die Ortsbestimmung im Luft- 
ballon beschäftigt die Erfinder viel. Auffallend und wohl in der modernen Fabrikationsmethode 
begründet ist die große Zahl der Apparate zur automatischen Prüfung und Analyse von Gasen. 

In Klasse 21 dauern die Bestrebungen auf Verbesserung der Meßgeräte aller Art, der 
Telegraphie (besonders der drahtlosen), der Telephonie (automatische Vermittlungsämter) und 
der Fernphotographie unvermindert fort, ebenso mit bezug auf die Röntgenaufnahmen, besonders 
auf die Momentphotographie. Mit letzteren nahe verwandt sind die Erfindungen auf dem Gebiete 
der medizinischen Apparate, z. B. der Endoskopie; auffällig ist das Fehlen der Instrumente zur 
Innenuntersuchung des Ohres. 

Glasapparate fehlen wie seit längerer Zeit fast ganz, mit Ausnahme des Quarzglases. 

Redner geht dann über zur Besprechung der Gesetzgebung auf dem Gebiete des 
Patentrechts. Die erwartete Vorlage zu einem neuen Patentgesetze, das u. a. eine Neuordnung 
des Vorprüfungswesens bringen sollte, ist nicht erschienen. Hingegen ist der sog. Ausführungs- 
zwang (§ 11 des Pa. G.) durch eine Novelle seit dem 1. Juli neu geregelt. (Vgl. D. Mech.-Ztg. 
1911. S. 185). Ferner hat im Mai zu Wasbington eine Konferenz über den Unionsvertrag statt- 
gefunden, hauptsächlich mit dem Ergebnisse, daß die Gebrauchsmuster in bezug auf internationale 
Behandlung den Patenten gleichgesetzt worden sind. 


Schluß der Sitzung 11 Uhr. 


If. Sitzung. 
Freitag, den 22. September, 10!/, Uhr, 
im Chemischen Institut der Technischen Hochschule. 


I. Hr. Dr. R. Spuler: Ueber ultraviolette Strahlen und dus Auge. 

Redner hat in seiner Eigenschaft als Augenarzt Veranlassung genommen, sich durch 
eigene Untersuchungen über die vielfach behauptete Schäulichkeit der ultravioletten Strahlen 
ein Urteil zu bilden. 

Mit einem Steinheilschen Quarzspektrographen wurde das Licht der Sonne, der 
weißen Wolken und des blauen Himmels in verschiedenen Höhen am Tag und abends unter- 
sucht. Damit wurden die verschiedensten gebräuchlichen Lichtquellen verglichen. Das Er- 
gebnis war, daß von künstlichen Lichtquellen nur die offene Bogenlampe und die Quarzqueck- 
silberdampflampe nennenswerte Mengen von ultravioletten Strahlen aussenden. Dünne Glas- 
scheiben absorbieren einen großen Teil dieser Strahlen, auch vom Licht der Sonne und des 
Abendhimmels. 

Dem Tageslicht hat sich der Mensch im Laufe der Entwicklung angepaßt, so daß auch 
die ultravioletten Strahlen für den im Freien lebenden Menschen nicht schädlich sind, und 80 
finden wir auch bei diesen im allgemeinen bessere Augen als bei den hinter Glas vor einem 
Teil der „gefährlichen“ Strahlen geschützten Stadtbewohner. Die Schneeblindheit, die Blendung 


i. 6 l. Protokoll des 22. Deutschen Mechanlkertag es. 2059 


im Gebirge, hat wohl ihre Hauptursache darin, daß diese Reisenden das helle sichtbare Licht 
von unten nicht gewohnt sind. 

Bei einem Fall meiner Praxis, wo mit einer Quarzlampe gearbeitet wurde, waren 
Augenentzündungen (wie bei Blendung) aufgetreten. Aber auch nach Schutz mit sicher 
wirkenden Gläsern stellten sich noch Beschwerden ein, wohl als Folge der Ozonwirkung. Bei 
einer Lupuskranken, deren Nase mit Bogenlicht-Quarzlampe (Finsenlampe) bestrahlt worden war 
und oft Strahlen ins Auge kamen, ergaben sich die Beschwerden als Folge eines Hornhaut- 
Astigmatismus und wurden mit einer Zylinderbrille behoben. — Da die Temperaturstrahlen das 
Energiemaximum mehr am langwelligen Teil des Spektrums haben als das Sonnenlicht, so kann 
man hier eher von einem Mangel an blauen Strahlen sprechen. Das Auge des Menschen hat 
sich bei Helladaption der Energieverteilung des Sonnenspektrums angepaßt. Aufgabe der Be- 
leuchtungstechnik ist es, ein dem Sonnenlicht ähnliches Licht zu liefern. Blendend und störend 
wirken oft starke Lichtquellen von geringer Ausdehnung. Indirekte Beleuchtung und viele 
kleine statt einer starken Lichtquelle wirken für die Augen günstig. — Man muß die Augen 
gegen zu grelles Licht vor allem im sichtbaren Teil des Spektrums schützen, hierfür genügen 
graue Gläser vollkommen. Die hellsten gelben Strahlen werden sogar durch blaue Gläser be- 
sonders neutralisiert, während gelbe Gläser sie gerade gut durchlassen. 


Hr. Dr. H. Krüß 


stimmt den Schlußfolgerungen des Vortragenden im allgemeinen zu; jedoch habe die indirekte 
Beleuchtung den Nachteil der Schattenlosigkeit, empfehlenswerter sei die halbindirekte. 


Hr. Prof. Dr. P. Eitner 


teilt mit, daß die Gh, Generaldirektion der Staatsbahnen bei Versuchen mit Quecksilberlampen 
in Zeichensälen gute Erfahrungen gemacht habe. 


Hr. H. Möller 


hat im Gegenteil recht schlechte Erfahrungen gemacht; das Arbeiten bei ungeschütztem Queck- 
silberlicht hat stets Augenschmerzen hervorgerufen. 


Hr. Dr. G. Spuler 


betont, daß es sich hier ja um eine Quarzquecksilberlampe handle, wo der sichtbare Teil und 
das Ozon schädigend wirken. 


II. Hr. M. Tiedemann: Methodisch geordnete Zeichenmodelle für Mechuniker- 
klassen an Fach- und Fortbildungsschulen. 

Vortragender hat es auf Veranlassung der Deputation der Berliner Städtischen Fach- 
und Fortbildungsschulen übernommen, die bisher als Zeichenmodelle benutzten, meist unvoll- 
ständigen und oft fehlerhaften Teile von Instrumenten durch einfache, systematisch geordnete, 
technisch einwandfreie Modelle von grundlegenden Konstruktionselementen zu ersetzen. Dabei 
lernen die Schüler auch das Wesen der einzelnen Konstruktionen, ebenso das Entwerfen einwand- 
freier geometrischer Formen kennen. Als solches Konstruktionselement hat der Vortragende 
zunächst die Schraube gewählt. Die einzelnen Modelle, welche ausgelegt waren und im Licht- 
bilde vorgeführt wurden, zeigen die verschiedenen Formen der Schraube und die Arten ihrer 
Anwendung. Die Modelle, deren Anfertignug der Präzisionsmechaniker Hr. E. Marawske in Berlin 
übernommen hat, werden seit April 191i an der dortigen Fortbildungsschule benutzt. 


III. Hr. Prof. Dr. P. Eitner: Ein neues Spektrophotometer. 

Der Vortragende brauchte bei seinen Arbeiten einen Spektralapparat, der sich durch 
einen einfachen Handgriff in ein Photometer verwandeln ließ. Einen solchen Apparat hat aller- 
dings Krüß schon 1898 gebaut; das Instrument stand aber dem Vortragenden nicht zur Ver- 
fügung, und da er ferner beidemal denselben Spalt und dasselbe Prisma benutzen wollte, 80 
entschloß er sich, einen neuen Apparat zu konstruieren, der von der Fa. Carl Zeiß gebaut 
worden ist. Alsdann beschreibt der Vortragende den Apparat an der Hand von Zeichnungen. 
(Die Beschreibung wird demnächst in einem Fachblatte veröffentlicht werden). Redner schließt 
hieran den Vorschlag, die jeweilige Helligkeit der Hefnerlampe an einer bestimmten Stelle des 
Spektrums für eben diese Stelle als Normal festzusetzen und sie als „Spektral-Hefnereinheit“ zu 
bezeichnen. Dann würde die subjektive Unsicherheit bei spektrophotometrischen Vergleichungen 
verschwinden. 


Hr. Dr. H. Krüß 


hält diesen Vorschlag für sehr beachtenswert, nur wäre zu beachten, daß die Hefnerlampe viel 
rotes Licht enthält. 


Deutsche 


280 Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. Mechaniker-Ztg. 


Hr. W. Haensch 
erinnert an das Spektrophotometer Martens-Koenig, das auch nur einen Spalt hat. 


Hr. Prof. Dr. P. Eitner 
erwidert, er habe wohl gewußt, daß diese Eigenschaft seines Instrumentes nicht neu sei. 


IV. Hr. H. Hommel jun. 
führt die neue Meß maschine und die außerordentlich genauen Endmaße seiner Firma vor. Über 
die Meßmaschine vgl. D. Mech.-Ztg. 1910. S. 1; die vorgeführte Maschine besaß außerdem noch 
Maßstab und Mikroskop. Die Endmaße der Firma werden jetzt auf die Normaltemperatur des 
metrischen Systems, 0°, justiert. 


Hr. Baurat B. Pensky 
warnt vor übertriebener Genauigkeit; man müsse stets unterscheiden zwischen Meß- und Ablese- 
genauigkeit. Für die Technik reiche die Witworthsche Maschine wohl aus, und sie sei auch 
bequemer. 


Hr. Techn. Rat A. Blaschke 
bestreitet das letzte durchaus. 


V. Geschäftliche Angelegenheiten. 


a) Antrag des Vorstandes: § 5, Abs. 4 der Satzungen dahin zu ändern, daß 
die Zweigvereine fortan sechs Mark für jedes ihrer Mitglieder (statt bisher 5 M) an 
die Gesellschaftskasse abzuführen haben. 


Der Vorsitzende 

begründet den Antrag damit, daß die D. G. f. M. u. O. ihre Einnahmen angesichts der steigen- 
den Ausgaben vergrößern müsse. Nachdem vor einigen Jahren die Beiträge derjenigen Mit- 
glieder erhöht worden sind, die einem Zweigvereine nicht angehören, sei es gerechtfertigt, 
nunmehr auch die Beiträge der Zweigvereine zu erhöhen. Dadurch würden etwa 500 M für 
reguläre Aufwendungen gewonnen. Diesem Antrage habe nur der Zweigverein Ilmenau wider- 
sprochen. Man dürfe aber hoffen, daß sich dessen Ansicht noch ändern werde, zumal da die 
Arbeiten, die hauptsächlich den Mehrbedarf verursachen, nämlich die handelspolitischen, diesem 
Zweigverein besonders zu gute kommen. — Um diese Satzungsänderung durchzuführen, beab- 
sichtige der Vorstand, den Antrag, nachdem er von diesem Mechanikertage angenommen sei, 
gemäß $ 17 der Satzungen auch dem nächstjährigen vorzulegen. 


Der Mechanikertag stimmt dem Antrage einhellig zu. 


b) Vorlage der Abrechnung für 1910 und des Voranschlayes fiir 1912. Nach 
kurzer Begründung durch Hrn. W. Handke wird beides genehmigt. Dem Schatz- 
meister wird auf Antrag der Kassenrevisoren Entlastung erteilt. 

c) Zu Kassenrevisoren werden die Herren H. Haecke und W. Haensch 
wiedergewählt. 

d) Bestimmung über den 25. Mechanikertuy. 

Der Vorsitzende teilt mit, daß der Vorstand vorgestern beschlossen hat, fortan die 


Bezeichnung „Hauptversammlung der D. G. f. M. u. O.“ anzuwenden. — Es liege für 1912 eine 
Einladung des Zweigvereins Leipzig vor, für 1913 eine Einladung von Hrn. A. Schmidt nach Cöln. 


Der Mechanikertag nimmt beide Einladungen mit dem Ausdrucke herzlichen 
Dankes an. 


V. W. 0. 


Dr. Hugo Krüß Blaschke 
Vorsitzender, Geschiiftsftihrer. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W.¥. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 24. 15. Dezember. 1911. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Der Unterricht in physikalischer Handfertigkeit für Studierende 


der Universität Göttingen an der Fachschule für Feinmechanik zu Göttingen. 
Von EB. Winkler, Direktor der Fachschule. 


Der Unterricht in physikalischer Handfertigkeit für Studierende der Universität 
Göttingen, (vergl. Hinweis in der Mitteilung über die Fachschule für Feinmechanik zu 
Göttingen in dieser Zeitschrift 1910. S. 35), welcher als eine Einrichtung der Universität 
schon seit geraumer Zeit an derselben bestanden hat, wurde zu Beginn des Sommer- 
semesters 1910 in die Fachschule für Feinmechanik zu Göttingen verlegt. 

Ausschlaggebend für diese Maßnahme war zunächst der Umstand, daß mit Er- 
öffnung des Neubaus dieser Schule die für den Handfertigkeitsunterricht notwendigen 
technischen Einrichtungen in erwünschter Vollkommenheit geschaffen werden konnten. 
Sodann aber lag es auch nahe, mit der Erteilung des Unterrichtes eine geeignete 
fachmännische Lehrkraft der Fachschule zu beauftragen und die Organisation, den 
Ausbau und die Leitung dieses Handfertigkeitsunterrichts in die Hand der Fachschul— 
direktion zu legen. Obwohl also die Einrichtung durchaus ein Glied des Wirkungs- 
bereiches der Fachschule darstellt, ist sie doch rein akademischer Natur und als solche 
in den Vorlesungsplan der Universität eingereiht. Dementsprechend erfährt auch die 
Fachschule, welehe an sich dem Ministerium für Handel und Gewerbe unterstellt ist, 
für Übernahme des Handfertigkeitsunterrichts jährlich einen angemessenen festen 
Beitrag seitens des Ministeriums der Unterrichtsangelegenheiten, 

Der Handfertigkeitsunterricht hat im allgemeinen zum Ziele, Studierende der 
Naturwissenschaften, insonderheit Studierende der Mathematik und Physik, in der 
Handgeschicklichkeit zur Ausübung praktischer Betätigung auf der Grundlage des 
Mechanikerberufes auszubilden und zu üben: er wird in halbjährigen Kursen zu 
wöchentlich 4 Stunden erteilt, so daß die halbjährige Ausbildungszeit im Durchschnitt 
etwa 70 Stunden umfaßt. 

Die Kurse geben dureh einen systematischen Lehrgang Gelegenheit, die wich- 
tigsten Werkzeuge und Arbeitsverfahren kennen und verwenden zu lernen, welche 
bei der Herstellung von wissenschaftlichen Instrumenten Anwendung finden. Die 
Teilnehmer werden dadurch erstens in stand gesetzt, sich bei künftigen experimentellen 
Studien oder beim Unterrichte einfachere apparatliche Hilfsmittel selbst herzustellen: 
dann aber lernen sie dabei auch, den Wert und die präzisionsmechanische Qualität 
käuflicher Instrumente beurteilen, mit denen sie hantieren müssen oder deren Be- 
schaffung für sie in Frage kommt. 

Dem Ziele der Kurse entsprechend wird von vornherein darauf gedrungen, 
daß bei den auszuführenden Arbeiten alles Äußerliche der Ausführung hinter dem 
sachlichen Zweeke zurücktritt, daB also jeder Teilnehmer sich gewöhnt, mit möglichst 
geringem Zeitaufwande und mit den einfachsten Hilfsmitteln auszukommen, sowie 
Feinheit und Genauigkeit nicht weiter zu treiben, als es der gewollte Zweek verlangt. 

Dieser praktische Unterricht wird ergänzt durch Unterweisungen aus den Ge- 
bieten der mechanischen Technologie und der Materialienkunde nach dem Bedürfnis 
der jeweilig zur Bearbeitung stehenden Aufgaben; auch sollen die Teilnehmer des 
Unterrichtes, soweit die Zeit es erlaubt und die Umstände es mit sich bringen, Ge- 
legenheit haben, sich im Entwerfen einfacher Maßskizzen zu üben. 


Bezüglich des Unterrichtsganges ist hervorzuheben, daß nach den bisher ge- 
machten Erfahrungen — der, Kursus wurde im Oktober 1911 zum vierten Male er- 
öffnet — es sich als vorteilhaft erwiesen hat, dem Unterrichte einen festliegenden 
Plan zu Grunde zu legen. Die Schwierigkeit, eine größere Zahl von Laien in die 
Grundzüge der praktischen Mechanik gleichzeitig einzuführen, ist nicht zu verkennen, 
um so mehr als die verfügbare Zeit von 70 Stunden im Halbjahre nur knapp ist, um 
den erwünschten Erfolg zu erzielen. Der Lehrplan wurde daher — durchaus ein Er- 
gebnis der Erfahrung — in möglichst einfache Form gebracht und in dem Sinne 
schematisiert, daß bei den vorgesehenen Aufgaben möglichst vielfältige Übungen, und 
zwar solche berücksichtigt sind, welche geeignet scheinen, späterhin in der Berufs- 
tätigkeit des Physikers zweckdienliche Nutzanwendungen zu gewährleisten. 


Der Unterricht befaßt sich mit nachstehenden Aufgaben: 

a) Holzbearbeitung. Schneiden, Hobeln, Bohren, Stemmen, Drehen, Leimen 
von Holz. 

Beispiele: Anfertigung eines Membrangestelles für ein Demonstrations - Mikrophon; Drehen 
einer Kugel; Herstellung eines Werkzeugheftes; Drehen eines Spulenkörpers, eines Facon- 
stückes und dergl. 

b) Bearbeitung von Eisen und Stahl. Schmieden, Feilen, Bohren, Drehen, 
Härten, Anlassen und Schleifen. 

Beispiele: Anfertigung von Drehstählen für Hand- und Supportgebrauch; Herstellung einer 
Magnetnadel, eines Hufeisenmagneten, eines Hammers. 

c) Schneiden von Gewinden. Anfertigung von Schrauben und Muttergewinden 
aus Eisen, Stahl und Messing mit dem Schneideisen und dem Gewindebohrer; Schlitzen 
und Bohren von Schraubenköpfen; Drehen von Schrauben mit Profilkopf und Schlagen 
von Rändchen. 

Beispiele: Anfertigung der Anschlußklemmen für ein Demonstrations - Mikrophon, Herstellung 
einer Stellschraube, eines Gewindebohrers. 

d) Löten und Biegen. Übungen im Weich- und Hartlöten; Biegen über Dorn; 
Wickeln von Spiralfedern. 

Beispiele: Anfertigen geometrischer Körper aus Weißblech mit Verwendung des Lötkolbens; 

erbindung zweier Metallteile durch Hartlot mittels Lötrohrs; Anfertigung einer Pinzette; 
Herstellung eiues Dreifuß-Gestells, einer Lötklammer aus Eisendraht. 

e) Glasbearbeitung. Schneiden, Biegen, Aneinandersetzen, Blasen und 
Schleifen von Glas. 

f) Sonstige Uebungen. Vollendung des Demonstrations - Mikrophons; Drehen 
eines Fußes aus Messingguß mit Stahlpinne und des Hütchens für eine Magnetnadel, 
Aufziehen von Spinnfäden. 

Die nach Erledigung dieser Übungen etwa verfügbar bleibende Zeit soll der 
Praktikant dazu benutzen, um in Anwendung des Gelernten irgend eine besondere 
Aufgabe durchzuführen, wobei der Veranlagung und Neigung des einzelnen Teil- 
nehmers Rechnung getragen wird. 

Der Unterrichtsleitung bleibt es vorbehalten, in der Lehrstoffverteilung Ände- 
rungen eintreten zu lassen, sofern sich hierfür aus der Weiterentwickelung dieses 
Unterrichtes von Semester zu Semester und aus der Verschiedenartigkeit der Veran- 
lagung und des Fortschreitens einzelner Teilnehmer eine Notwendigkeit ergibt. 

Die Durchführung dieses Lehrplanes hat unzweideutig ergeben, daB auf dem 
eingeschlagenen Wege der Endzweck in erwünschter Vollkommenheit erreicht werden 
kann, während gleichzeitig die Unterrichtserteilung in Anlehnung an jenes Arbeits- 
schema eine Erleichterung erfährt. 

Die Werkstattausrüstung für diesen Unterricht konnte infolge einer Stiftung 
des Hrn. Geh. Regierungsrats Dr. v. Böttinger (Elberfeld) als Vorsitzenden der 
Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und 
Mathematik und aus Aufwendungen des Magistrats der Stadt Göttingen in zweck- 
dienlichster Weise geschaffen werden. Von 3 Werkstattsälen der Fachschule für 
Feinmechanik dient einer lediglich dem Handfertigkeitsunterrichte. Es wurden an- 
fiinglich 12 vollständig mit Schraubstock und dem üblichen Handwerkszeug ausge- 
stattete Arbeitsplätze eingerichtet und an Maschinen und sonstigen technischen Be- 
dürfnissen bereitgestellt: 5 Drehbänke mit Fußbetrieb, 2 Glasbläsertische, 1 Tischler- 
hobelbank mit vollständigen Handwerkszeug, 1 Schleifstein; außerdem ein Bestand an 
Werkzeugen für besondere Zwecke. 


263 


15. 5 1911. Gewerbliches. — Bücherschau. 


— —— n a —— — — — nn — — — — —— — — 555i. 


Angesichts der fortgesetzten Steigerung der Besucherzahl, die namentlich im 
Jahre 1911 besonders in die Erscheinung trat, machte sich eine erhebliche Erweiterung 
der Werkstattausrüstung dringend notwendig. Infolge einer erneuten Stiftung des 
Hrn. Geh. Regierungsrats Dr. v. Böttinger und mit Hilfe von Mitteln, die gleich- 
zeitig seitens des Magistrats Göttingen bewilligt wurden, konnte weiteren Bedürfnissen 
in dieser Richtung Rechnung getragen und die Ausrüstung an Werkzeugen, Maschinen 
und sonstigen Einrichtungen auf den in folgendem zusammengefaßten Bestand 
gebracht werden: | 

18 Schraubstécke mit Handwerkszeug für 24 Personen, 9 Drehbänke mit Fuß- 
betrieb nebst vollständigem Zubehör, 1 Gaslötgebläse, 1 elektrisch angetriebene Tisch- 
Bohrmaschine, 1 Schleifstein, 2 Hobelbinke mit Tischlerwerkzeug, 3 Glasbläsertische; 
dazu die nötigen Sonderwerkzeuge. 

Wie sehr mit der Einrichtung des physikalischen Handfertigkeitsunterrichtes für 
Studierende emem Bedürfnisse begegnet wird, erhellt aus der Teilnahme an a 
Unterrichte, die zahlenmäßig sich folgendermaßen stellt: 

Sommersemester 1910 16 Personen, darunter 2 Damen, 


Wintersemester 1910/11 . a . f . . 14 F 5 1 Dame, 
Sommersemester 191111 „ 28 5 
Wintersemester 1911/1122. . 46 : ; 7 Damen. 


Um den durch die gesteigerte Frequenz hervorgerufenen Anforderungen 
gerecht werden zu können, wird der Unterricht in 2 Abteilungen je an einem Nach- 
mittage von 2 bis 6 Uhr erteilt. 

Das Honorar für die Teilnahme am Unterrichte beträgt im Semester 20 M, 
und ist dieser Betrag an die Universitätsquästur zu entrichten. Anmeldungen zur Teil- 
nahme am Handfertigkeitsunterriehte nimmt jederzeit der Direktor der Fachschule für 
Feinmechanik (Ritterplan 6, Zimmer Nr. 60) entgegen. 

Ohne Zweifel ist das lebhafte Interesse, welches dieser eigenartigen Einrichtung 
entgegengebracht wird, auf die Erkenntnis zurückzuführen, — aus welcher heraus ja 
auch diese Art praktischen Unterrichtes entstanden ist —, daß eine Betätigung auf 
naturwissenschaftlichem, besonders physikalischem Gebiete erst dann recht fruchtbar 
sein kann und wird, wenn mit ihr ein praktischer Sinn, Urteilsvermögen für technische 
Dinge und Handgeschicklichkeit sich paaren. Doch ist der bedeutende Zuspruch, den 
der hier auf so breite Basis gestellte Handfertigkeitsunterricht erfährt, ohne Frage 
auch besonders auf das uneingeschränkte Interesse zurückzuführen, welches aus dem 
Kreise der Universitätslehrer dieser Einrichtung gegenüber fortgesetzt bekundet wird. 


— — — — 


deutung nicht beteiligt. Aus dem gleichen 


Gewerbliches. 
Grunde hatte seinerzeit die Ständige Aus- 


deutschen Firmen 


Permanente Maritime Ausstellung 
Triest. 

Kürzlich ist in Triest die den Charakter 
eines Museums tragende „Permanente Maritime 
Ausstellung“ eröffnet worden, auf die die 
Ständige Ausstellungs kommission fir 
die Deutsche Industrie seinerzeit hinge- 
wiesen hatte (s. D. Mech. - Ztg. 1911. S. 50). 
Ausgestellt sind Fischereiprodukte, alte und 
neue Fischereigeräte, Modelle alter und neuer 
Schiffe, alte und neue Instrumente, Schiffsaus- 
rüstungsgegenstände, Globen, Karten, alte 
Schiffsdokumente, Pläne von Hafenanlagen, 
Photographien und Zeichnungen von Kränen, 
Baggermaschinen usw. Die ausgestellten Gegen- 
stände stammen zum größten Teil aus Samm- 
lungen von Triester Privatpersonen und Museen. 
Industrielle haben sich an der Ausstellung ent- 
sprechend deren geringer wirtschaftlicher Be- 


stellungs kommission 
lediglich empfohlen, ev. Offerten und Preislisten 
einzusenden, was auch in einigen Fallen ge- 
schehen ist. Ein Katalog ist bisher nicht ver— 
öffentlicht worden. 


— — 


Bũcher schau. 


R. Ochs, Einführung in die Chemie, ein Lehr- 
und Experimentierbuch. 8°. VIII, 502 S. mit 
218 Fig. u. 1 T. Berlin, Julius Springer 
1911. Geb. 6 M. 

Dem Titel entsprechend zerfällt das Buch 
in zwei Teile, einen theoretischen und einen 
praktischen, von denen der erste in der leben 


264 


digen Form von 18 Vorträgen ein kurz gefaßtes 
einführendes Lehrbuch der Chemie darstellt, 
während der zweite unter stetem Hinweis auf 
den im ersten gegebenen Gedankengang in 
nahezu 600 Versuchen eine Anleitung zum Ex- 
perimentieren gibt. Die Trennung in diese 
beiden Teile kann als recht zweckmäßig be- 
zeichnet werden, da einerseits in der zusammen- 
hängenden Darstellung nur das prinzipiell 
Wichtige gebracht und anderseits die Anleitung 
zur Ausführung von Versuchen nicht durch 
theoretische Erörterungen unterbrochen zu 
werden braucht. Die Darstellung ist anschaulich 
und anregend und führt, ohne daß dabei 
wesentliche Schwierigkeiten empfunden werden, 
auch in die physikalisch-chemische Betrachtungs- 
weise ein. Dabei ist denn freilich namentlich 
bei theoretischen Erörterungen zu recht 
drastischen Mitteln gegriffen worden, die nicht 
immer die Klarheit erhöhen werden, wie z. B. 
in dem Falle, wo es von der flüssigen Kohlen- 
säure heißt, sie habe sich gleichsam au außer- 
ordentlich tiefe Temperaturen „gewöhnt“, 80 
daß für sie die Zimmertemperatur „eine ganz 
enorme Hitze bedeute“, bei der sie sich sofort 
in ein Gas verwandle. 

Der Stoff ist recht reichhaltig; alle wesent- 
lichen präparativ und analytisch wichtigen 
Reaktionen, einige technische Probleme und 
viele im Vordergrund des Interesses stehende 
Fragen, wie die Gewinnung des Stickstoffs aus 
der Luft, das Thermit-Verfahren u. a. m., werden 
berührt, 

Die Beschreibung der Versuche ist durch- 
weg klar und wenn auch für den Anfänger 
vielleicht mitunter etwas knapp, so doch aufs 
beste durch die trefflichen Zeichnungen unter- 
stützt. Insbesondere ist die Zusammenstellung 
der für das Laboratorium wichtigen Apparate 
von bemerkenswerter Übersichtlichkeit. 

Einige kleinere Fehler, die dem Ref. auf- 
fielen, seien erwähnt. S. 151 ist für den 
Schmelzpunkt von Na Cl 755° statt 805° ange- 
geben (755 ist der Schmelzpunkt des K Ch). 
Für den Schmelzpunkt des Palladiums findet 
sich S. 238: 1500° und S. 239: 1550°; für Queck- 
silber (S. 180) — 46° statt — 39°, In der Fig. 44 
(S. 144) müssen der rote und der blaue Stralıl 
bereits im Prisma getrennt gezeichnet werden. 

Trotz dieser kleinen Mängel kann das Buch 
jedem, der sich mit den Grundlagen der Chemie 
nicht nur durch Lektüre, sondern auch durch 
Versuche vertraut machen will, bestens emp- 
fohlen werden. Auch dem Lehrer, der einen 
praktischen Kursus leiten will, wird es von 
Nutzen sein. Hffm. 


E. Cohn, Physikalisches über Raum und Zeit. 
8°. 24 8. Leipzig u. Berlin, B. G. Teubner 
1911. 0,60 M. 


Bücherschau. — Vereins nachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


S. Ragno, Die autogene Schweißung der Me- 
talle. 8°. V, 84 S. mit 17 Abb. Halle a. S., 
Wilhelm Knapp 1910. Geh. 3 M. 

Das kurz und Übersichtlich angeordnete 
Buch behandelt getrennt die elektrische 
Schweißung, das Schweißen mit Sauerstoff- 
Wasserstoff, 8.-Azetylen, 8.-Leuchtgas und das 
aluminothermische Schweißen. Neben einer 
kurzen Beschreibung der einfachsten Schweiß- 
einrichtungen beleuchtet der Verf. die Wiik- 
samkeit und die ökonomische Seite der ein- 
zelnen Methoden. Der Einfluß des autogenen 
Schweißens auf die Festigkeitseigenschaften 
der Metalle wird eingehend behandelt. Zwei 
Schlußabschnitte über das Schneiden mit dem 
Sauerstoffstrahl und über die verschiedenen 
Methoden zur Darstellung des Sauerstoffs sind 
angefügt. Das Buch, von Dr.-Ing. Schütz in 
Aachen aus dem Italienischen ins Deutsche 
übersetzt, sei unseren Lesern empfohlen. 

G. 


J. Zacharias, Elektrotechnische Umformer 
(Galvanische Elemente). Elektrotechnische 
Bibliothek. Bd. 76. 8° 262 S. m. 122 Abb. 
Wien a. Leipzig, A. Hartleben 1911. 4 M, 
geb. 5 M. 

Das Buch zerfällt in einen allgemeinen 
theoretischen Teil und einen speziellen, die 
einzelnen Typen der galvanischen Elemente 
behandelnden. Besonders der erste Teil ist 
schlimm. Er predigt eine Reform der gesamten 
Physik an Haupt und Gliedern. Der zweite 
spezielle Teil ist nicht so verworren. Amtliche 
Prüfungsergebnisse, zuverlässige Katalogan- 
gaben, brauchbare Abbildungen eind in ihn 
aufgenommen. Da jedoch auch hier gelegent- 
lich die eigenen Ansichten des Verfassers 
hineinspielen und ebenso wie der ganze erste 
Teil bei solchen Lesern, die in den Grundlagen 
der Physik nicht ganz sicher sind, eine böse 
Verwirrung anrichten können, während sie im 
anderen Falle nur langweilen, so muß vor 
der Lektüre des Buches gewarnt werden. 

G. S. 


— — — 


Vereins nachrichten. 


— — 


D. G. f. M. u. O. Zweigverein Göt- 
tingen. Sitzung vom 2. November 1911 in 
dem Physikalischen Hörsaal der Fachschule. 
Vorsitzender: Hr. E. Ruhstrat. 

Der Vorsitzende macht dem Verein Mit- 
teilung von dem Hinscheiden des um die Fein- 
mechanik so überaus verdienstvollen Professors 
Dr. Lindeck. Die Versammlung ehrt das An- 
denken des Verstorbenen durch Erheben von 
den Sitzen. 


Heft 24. 
15 Dezember 1911. 


Darauf berichtet Prof. Dr. Ambronn über 
den Verlauf des Mechanikertages in Karlsruhe, 
Ferner fand eine eingehende Besprechung über 
eine Broschüre, die der Zweigverein im In- 
teresse der hiesigen Mechaniker - Fachschule 
veröffentlichen will, statt. Sie ist von Hrn. Dir. 
Winkler verfaßt und enthält Ratschläge für 
die Wahl des Berufes des Mechanikers. 

Endlich erteilte der Vorsitzende das Wort 
Hrn. Dir. Winkler zu einem Vortrage über 
das Verhalten stark verdünnter Gase bei hohen 
elektrischen Spannungen. Nachdem der Vor- 
tragende die für solche Untersuchungen nötigen 
experimentellen Hilfsmittel erläutert und vor- 
geführt hatte, ging derselbe auf den Begriff 
des Elektrons, der elektrischen Ladung, auf 
das Wesen des elektrischen Stromes ein und 
führte dann eine große Reihe sehr schön ge- 
lungener Versuche aus. Zum Schluß sprach 
der Vortragende noch über den Tesla-Transfor- 
mator und Tesla - Schwingungen, die er auch 
im Experimente zeigte. 

Der Vortrag fand reichen Beifall. Hr. E. 
Ruhstrat sprach Hrn. Dir. Winkler den 
Dank der Mitglieder und Gäste des Zweig- 
vereins aus. Behrendsen. 


Abt. Berlin, E. V. Sitzung vom 
21. November 1911. Vorsitzender: Hr. Reg.- 
Rat Dr. H. Stadthagen. 

Hr. Dr. Bangert, v. d. Fa. Siemens 
& Halske, spricht über „Neuere Anwendungen 
von Hochfrequenzströmen in der Medizin“. 
Nachdem der Vortragende die von den Hoch- 
frequenzströmen hervorgerufenen Schwingungen 
an der singenden Bogenlampe und den Lösch- 
funken erläutert hat, führt er eine große Zahl 
von Apparaten der Fa. Siemens & Halske 
im Betriebe vor und zeigt an ihnen die An- 
wendungen der Hochfrequenz in der Medizin, 
wobei die Technik besonders von dem Um- 
stande Gebrauch macht, daß diese Stromart 
starke Wärmewirkungen im Körper hervorzu- 
bringen vermag, ohne die menschlichen Nerven 
irgendwie zu beeinflussen. 

An den Vortrag schloß sich eine kurze Dis- 
kussion. 


Sitzung vom 5. Dezember 1911. Vor- 
sitzender: Hr. W. Haensch. 
Der Vorsitzende gedenkt zunächst des 
25-jahrigen Jubiläums der A.-G. C. P. Goerz. 
Alsdann spricht Hr. Prof. Dr. Tetens, Ob- 
servator am Aeronautischen Observatorium in 
Lindenberg, über die „Erforschung der Atmo- 


sphäre durch Drachen und Ballons“. 


— 0 


Für die Redaktion verantwortlich 


Vereinsnachrichten. 


: A. Blaschke in Charlottenburg 4. 


265 


An der Hand äußerst zahlreicher Diapo- 
sitive beschreibt der Vortragende zunächst das 
Observatorium von Lindenberg und zeigt dann 
die verschiedenen Konstruktionen der Drachen, 
der unbemannten Fessel- und Freiballons und 
die auf ihnen befindlichen Apparate. Zum 
Schluß wird noch eine Reihe von Wolkenauf- 
nahmen vorgeführt, und im Anschluß daran 
das Wesen der höchsten Regionen der Atmo- 
sphäre besprochen. 

In die Kommission zur Vorbereitung der 
Vorstandswahlen werden entsandt die Herren: 
H. Bieling, H. Dehmel, F. Gebhardt, 
O. Himmler und E. Marawske. Zu Kassen- 
revisoren werden ernannt die Herren B. Halle 
und A. Simon. 

Zum Eintritt haben sich gemeldet und zum 
ersten Male werden verlesen die Herren: 
Bleckmann & Burger, Glasbläserei, Berlin 
N 24, Auguststr. 3a, sowie Dr. F. Handke, 
Berlin N 37, Lottumstr. 12. Bl. 


Zweigverein Hamburg - Altona. 
Sitzung vom 6. Dezember 1911. Vorsitzen- 


der: Hr. Dr. Paul Krüß. 

Die Firma C. L. Becker wird als Mitglied 
in den Verein aufgenommen. Sodann führt 
Hr. P. Martini eine Reihe neuer optischer 
Instrumente der Firma Carl Zeiß vor. Ein 
kleiner Prismenfeldstecher wird durch Versetzen 
von Linsensegmenten zu einer Fernrohrlupe 
umgewandelt, deren besonderer Vorzug in dem 
großen Objektabstand liegt. Behr wichtig ist 
dies bei ärztlichen Untersuchungen, da die 
Objekte aus größerer Entfernung betrachtet 
werden können. Eine andere binokulare Lupe 
ist hergestellt durch Vereinigung zweier ge- 
wöhnlicher Lupen mittels zweier rhombischer 
Glaskörper, die die Sehachsen auf dem Objekt 
vereinigen und so ein plastisches Bild und 
eine große Tiefenschärfe bewirken. Für Star- 
operierte werden Brillengläser mit deformierten 
Fiächen hergestellt, ferner für stark Kurz- 
sichtige eine Fernrohrbrille. Dieselbe besteht 
aus einem kleinen galileischen Fernrohr, durch 
das bei starker Kurzsichtigkeit, allerdings unter 
Verkleinerung des Gesichtsfeldes, volle Seh- 
schärfe erzielt wird. Zum Schluß wird ein 
Nivellierinstrument vorgeführt, das eine neu- 
artige Konstruktion der mechanischen und op— 
tischen Teile zeigt. Durch diese Neukonstruk- 
tion soll bei kleineren handlicheren Abmessungen 
des ganzen Instruments dieselbe Genauigkeit 
wie bei größeren Instrumenten erreicht werden. 

H. A. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Namen- und Sachregister. 


Für die sachliche Ordnung ist hauptsächlich eine Anzahl von (fett gedruckten) Stich- 
wörtern benutzt, z. B. Anstalten, Elektrizität, Laboratoriumsapparate, Vereinsnachrichten, Werk- 


statt u. dgl. 


Bei der Einordnung sind 4, 6, ü als a, o, u angesehen worden. 
P. hinter der Seitenzahl bedeutet: Patentschau. 


Abbe, E., Denkmal 195. 
Akustik: Photogr. Aufnahme v. 
Schallschwinggn., Gérard 42 P. 
— Empfänger f. Schallsignale 
unter Wasser, Görges u. du 
Bois-Reymond 75 P. — Inter- 
ferenzapp. z. Prüfg. der Hör- 
schärfe, Waetzmann 86 P. — 
Aufnahme v.unter Wasser aus- 
ges. Tonwellen, Gardner 107P. 
Andreae, J. L., Methode d. 
Schwebens z. Dichtebestimmg. 
homog. fester Körper 149. 
Anschütz & Co., Kreiselkom- 
paß-Anl. auf d. Imperator 195. 
Anstalten: Physik.- chem. u. elek- 
trochem. Labor. in Halle 18. 
— Kgl.Materialprüfungs- 
amt: Tatigkeitsbericht 1909 
27. — Kaiser Wilhelms- 
Ges. z. Férderg. d. Wissen- 
s ch.: Gründg. ei. chem. u. phys.“ 
chem. Instit. 30. — Landwirt- 
sch.- chem. Versuchsstat. iu 
Linz 73. — Lab. in Sofia 106. 
— Techn. Mus. f. Ind. u. Gew. 
Wien 151. — Nat. Physik. 
Labor.: Tätigk 1910 200, 216. 
— Fachschule Göttg., Unterr.in 
phys. Handfertgk., Winkler 261. 
Aräometrie: Zulasag. ei. besond. 
Art v. Alkoholometern in Ru- 
mänien 49. — Maxim.-Thermo- 
Aräometer, Voiges 81. 
Arbeitsmesser: Messen d. Ver- 
drehg. v. Wellen, Denny u. 
Johnson 106 P. — Lit.: Der 
Indikator u. seine Hilfsein- 
richtgn., Staus 174. 
Astrouomie: Passageinstrument, 
Trümpler 56. — Nutzen u. Be- 
deutung d. Astron. f. d. tägl. 
Leben, Riem 64. — Neue 
Osterformel, Hartmann 73. — 
Astron. Zeitbestimmung, Kohl- 
schütter 107. — Dimensions- 
ändergn. gemauerter astron. 
Pfeiler b. d. Erhärtg. d. Binde- 
materials, Scheel 197, 255. 
Atkinson, H. M., Modifiz. Wasch- 
u. Scheidetrichter f. schwere 
Flüssigk. 88. 
Auerbach, F., u. R. Rothe, 
Taschenb. f. Math. u. Phys. 227. 
Ausdehnung: Längenänderg. an 
gehärt.Stahl, Lemanu. Werner 
167. — Ausd. versch.. Therm.- 
Flüssigk., Böttcher 248. 


| Ausfuhr: Zulassg. ei. besond. Art | 


v. Alkoholometern in Rumä- 
nien 49. — Anschaffg. chirurg. 
Instrum. in Santiago 60. — 
Deutschl. Handel in Waren d. 
opt. u. feinmechan. Industrie 
1910 50. — Schwindmaße in 
Rumänien 70. — Aenderg. d. 
Ausführungsbest. z. Ges. betr. 
Statist. d. Warenverkehrs m. 
d. Auslande 72. — Landwirt- 
schaftl.-chem. Versuchsstation 
in Linz 73. — Bedarf an 
wissensch. App. usw. in Spa- 
nien 82. — Handel m. photogr. 
Artikeln in Guatemala 106. — 
Chem. Laborat. in Sofia 106. 
— Katalogsammlg. d. Kais. 
Konsulats in Johannesburg 118. 
— Vertraul. Mitteilgn. ü. d. 
Beteiligg. an rues. Ausstellgn. 
u. d. Bearbeitg. d. russ. Absatz- 
marktes 126. — Einsendg. v. 
Preisverz. an D. Konsulate: 
Kalkutta, Sydney, Chicago, 
Kapstadt, Buenos Aires, Rio 
de Janeiro 141. — Entwurf z. 
ei. neuen niederl. Zolltarif 142. 
— Vertraul. Mitteilgn. ü. Ex- 
portverhältn. 150, 152, 188, 208. 
— Export photogr. Artikel n. 
Aegypten 150. — Deutsch- 
schwed. Handelsvertrag 173. 
— Zollbeschwerdeverf. in der 
Schweiz 174. — Gebühren f. 
Untersuchgn. sowie Beglau- 
biggn. v. Wärme-, Dichtigk., 
Alkoholmessern usw. in Por- 
tugal 184. — Anknüpfg. v. 
Geschäftsverbindgn. m. Spa- 
nien 186. — Begleitpapiere f. 
Ausfuhrsendgn. 194. — Ab- 
teilg. für Elektrizitätswesen 
in Manila 194. — Japan. Zoll- 
tarif 202, 218. — Geplante 
Zollfreiheit von Unterrichts- 
gegenst. f. Privatschulen in 
Portugal 226. — Lieferg. u. 
Einrichtg. ei. Station f. drahtl. 
Telegraphie f. d. Insel Fer- 
nando Po 227. — Handel m. 
opt. Waren in d. Hauptländern 
d. Welt 235. — Niederl. Zoll- 
tarif-Entwurf u. d. D. Fein- 
mechanik 244. — Tatigk. d. 
Ausschusses f, wirtschaftliche 
Fragen, Schmidt 256. — 
desgl., Fischer 257. 


Zolltarif-Entscheidgn.: 
Oesterreich 29; Italien 29; 
Verein. Staaten v. Amerika 
29, 82, 186; Peru 30; Neusee- 
land 82, 18€; Frankreich 82; 
Columbien 186; Jamaika 186; 
Finland 186. 

Literatur: Begleitpapiere 
zu Ausfuhrsendgn., Handels- 
kammer Berlin 74. — Nachr. 
f. Handel u. Industrie, Reichs- 
amt d. I. 142.— Almanach f. Han- 
del u. Ind. v. Bulgarien 186. 

Ausstellungen: Internat. Ausst. 
f. soz. Hyg., Rom 18, 218. — 
Jahresausst. d. Engl. Phys. Ges. 
46. — Perm. marit. Ausst., Triest 
50, 263. — Weltausst. Turin: 
Engl. Feinmech. 50; Deutsche 
Preisrichter 187. — Internat. 
Hygiene -Ausst. Dresden 78; 
dgl. Ehlers 178; Besuch durch 
d. Zweigverein Halle 250. — 
Ausstellg. auf d. 83. Naturf.- 
Vers., Karlsruhe 118, 120. — 
Vertraul. Mitteilgn. ü. d. Be- 
teiligg. an russ. Ausst. u. d. 
Bearb. d. russ. Absatzmarktes 
126. — Intern. schulgewerbl. 
Austellg. Petersburg: Bin- 
richtg. u. Ausristg. d. Schulen 
126.— Berufsgen. f. Feinmech. 
u. Elektrot.: Besuch d. stand. 
Ausst. f. Arbeiterwohlf. 227.— 
Intern. Ausst. Sofia 1912: 235. 
Fachausst. f. Schulhyg., Barce- 
lona 1912 244. — SchluBber. ü. 
die Weltausst. Brüssel 255. 

Autenrieth s. J. Königsber- 
ger 171. 


Bangert, Anwdgn. v. Hochfr.- 
Strömen i. d. Med. 265. 
Baumgartner, E., Ubgn. im 
Skizzieren el. Schaltgn. 84. 
Baur, Themen d. phys. Chem. 53. 
Becker, A.-Ges., Schleiflehre 
f. Spiralbohrer 28. 
Bergmännische Apparate: Preis- 
ausschr. f. eine el. Gruben- 
lampe 184. 
Bernini, A., Magnetoskop f. 
Unterrichtszwecke 215. 
Blancke, M. H., Rat. mechan. 
Metallbearbeitg. 174. 
Blaschke, A., Wichtigste Pa- 
tente d. letzt. Jahres, 258. 
Bosch, R., Ernenng. 64: 


Jahrgang 1911. 


Böttcher, A., Einführg. bə- 
stimmter,abgerund.Gebühren- 
sätze f. Thermom. 248. — Aus- 
dehng. verschied. Thermo- 
meterflüssigk. 248. 

Breithaupt, W., 70. Geburts- 
tag 208. 

Buchner, G., Metallfarbg. und 
deren Ausführg.; Atzen und 
Färben d. Metalle 118. 

Burian, C., Härteverf. d. Fa. 
Gebr. Böhler, A.-G. 11. 

Busch, E., Preisl. ü. Proj.-Ob- 
jektive, Objekt. f. Vergröß.- 
App., Kondensoren 85. 


Chemie: Ozonometer, Jahn 8. — 
Mikrochem. App.: Quantitat. 
Mikrofiltration, Emich und 
Donau: Mikrodestillationsapp., 
Gawalowski 28. Frakt. 
Kristallis. u. d. Atomgewicht 
v. Argon, Fischer u. Froboese 
70. Analyse d. Gelatine, 
Herold jr. 81. — Kolben z. 
Bestimmg. v. Koblenstoff u. 
Schwefel in Eisen und Stahl, 
Sarnström, Wennmann 150. — 
Reindarstellg. v. Edelgasen, 
Gehlboff 160. — Darstellg. v. 
Argon, Claude 172. 

Literatur: Themend. phys. 

Chemie, Baur 53. — Eintührg. 
in die Chem., Ochs 263. 

Claßen, Universal - Bogen | 

| 

| 


lampe, Krüß 76, 241. 
Claude, G., Leucht. Neonréhren 
95. — Darst. v. Argun 172. 
Coblentz, W., Aufbewahrg. v. 

Silberspiegeln 183. 
Cochius,M., Vorratsliste, Preis- 
liste F, 74. 
Cohn, L. M., Duralumin 37. 


Demonstrationsapparate: Vor- 
lesungsapp., Seddig 170. — 
Magnetoskop f. Unterrichts- 
zwecke, Bernini 215. — De- 
monstr.-Apparat n. Grimsehl, 
Krüß 232. 

Donau, J., s. F. Emich 28. 

ten Doornkaat Koolmann, 
Extraktionsapp. 217. 

Druck: Luftmanometer n. Mac- 
Leod, v. Reden 88 P. — Wage 
zum Messen v. Druckuntersch. 
in Gasen o. Flüssigk., Siemens- 
Schuckert-W. 119 P. — Fern- 
melder für Druckschwankgn., 
Pipersberg 175 P. 

Dunkhase, W., Die patentfah. 
Erfindg. u. d. Erfinderrecht 97. 


Edelmann & Sohn, M. Th., 
Einf. Präz.-Schulapp. 85. 
Ehlers, J., Intero. Hygiene- 
ausstellg. Dresden 1911 178. 
Eitner, P., Spektrophot. 259. 
Elektrizität: I. Theor. Unters., 
u.MeBmeth. — II. Vorrich-| 
tungenz. Erzeugung v. El. 
— lii. Meßinstrumente:An- 


Namen- und Sachregister. 


wendg.-Geb. d. versch. Zähler- 
typen, A. E. G. 6. — Elektro- 
magn. Meßger., Scharrer 10 P. 
— Elektrolytischer El.-Zähler, 
Schott & Gen. 30 P. — Gleich- 
strommotorel.-Zähler, Jsaria 
31 P. — El.-Zähler n. Ferraris- 
schem Prinzip, Landis & Gyr 
31 P.— El. Spannungsmesser, 
Voege 42 P. — Hitzdrahtinstr. 
m. Platiniridiumdraht v. Hart- 
maun & Braun, Hartmann- 
Kempff 69. — Dynamometr. 
Meßger., Allg. El.-Ges. 75 P. 
— Präz. Wattmeter f. Gleich- 
u. Wechselstrom, Allg. El.-Ges. 
95 P. Widerstandsmesser 
n. d. Deprez-Syst., Siemens & 
Halske 100 P. Wechsel- 
strommeßger. m. Dämpfg. d. 
perman. Magn., Hartmann & 
Braun 13 P. — Bewegg. v. 
Apparatteilen mitt. Hitzdraht, 
Ges, f. elektrot. Ind. 131 P. — 
Messen oszill. Ströme, Galletti 
176 P. — MeBinstr. in Spezial- 
ausführg. f. drahtl. Telegr., 
Hartmann & Braun 182. 
Daten z. vollst. Beurteilg. el. 
Meßinstr., Hausrath 209, 222, 
254. IV. Mikrophone, 
Telephonie, Telegraphie 
usw.: Fortschritte auf d. Ge- 
biete d. Bildtelegr., Glatzel 
153. — Empfangerapp. f. die 


Fernübertragg. v. Bildern usw., 
Belin 164 P.— MeBinstr.f.drahtl. ı 


Telegr., Hartmann & Braun 
182. — Fernübertragg. v. Bil- 
dern, Neugschwender 187 P. 
— Uebertragg. von Zeichen 
mittels elektromagn. Wellen, 
Fessenden 195 P. — V. Be- 
leuchtungsapparate: Um- 
wandlg. d. unsichtb. ultraviol. 
Strahlg., Vogel 30 P.— Dampf- 
lampe, Podszus 31 P. — El- 
Heiz- bezw. Leuchtkörper, 
Parker-Clark El. Cy. 31 P. — 
Zündvorrichtg. f. Hg-Dampf- 
lampen, Huguenin 42 P. — 
Bogenlampe f. Labor., Nor- 
thrup 47. — Universalbogen- 
lampe n. Claßen, Krüß 76, 241. 
— Leucht. Neonröhr., Claude 
95. — Metalldampfl. Polyphos 
99 P. — Verwendg. d. Hg.- 


Lichts f. mikr. Arb., Köhler Elektrizitäts-Ges., 


116. — Verhütg. d. Folgen d. 
Hg-Schlags, Heraeus 119 P. 
— Erzeugg. v. el. Metalldampf 
licht, Ritzmann u. Woltke 152 P. 
— Nebenschlu8-Kippvorrich- 
tung, Heraeus 175 P. — El. 
Dampfapp., Podszus 176 P. — 
Nernstlampe f. Mikro-Proj. u. 
Photogr., Köhler 181. — Preis- 
ausschr. f. ei. el. Grubenlampe 
184. Projektionsbugen- 
lampe, Halbertsma 196 P. — 
VI. Schaltvorrichtungen; 
Demonstrationsappara- 

te; Verschiedenes (El.-Ofen 
s. Warme 2 c.): Kondensator, 
Allg. El.-Ges. 19 P., 99 P., 


— 267 


dgl. Gaiffe 63 P.; dgl. de Kuria 
75 P., dgl. Giles 131 P. — 
Telephonrelais, Jahr 30 P. — 
Hg.-Stiftunterbr., Reiniger, 
Gebbert & Schall 43 P. 
Ohne Druck wirks. Kontakte, 
Lippmann 49. — Unterbrecher 
m. ei. flüss. u. ei. festen Kon- 
taktmetall, Dessauer u. Veifa- 
Werke 54 P. Isolation v. 
Spulen, Bosch 55 P. — Elek- 
trolyt. Gleichrichter, Hatfield 
55 P. — Auf Erschüttergn. 
nicht ansprech. Anordng. v. el. 
Schaltvorrichtgn., Lorenz55P. 
Isolation f. Spulen, Lilien- 
thal 86 P. — Stetig veränder]. 
Kondensator, Lorenz 87 P. — 
Anode m. Glashalter f. d. Ge- 
brauch m. Silber- u. Nickel- 
kathoden, Sand u. Smalley 96. 
— Selbsttät. Spannungsregler, 
Syst, Tirril, Allg. El.-Ges. 125, 
139. — EI. Feuermelder, Mi- 
kulla und Kniolka 130 P. 
Elektrolyt. Vorrichtg. für Re- 
gistrierg., Schaltg. usw., Thor- 
pe 130 P., 245 P. — Konti- 
nuierl. Uebertragg. d. Skalen- 
stellgn. v. Hg-Instr., Barutzki 
131 P. — Elektrodeneinführg. 
in geschloss. AMetallgefäße, 
Hartmann & Braun 163. 
Fernmelder f. Druckschwan- 
kgn., Pipersberg 175 P. — El. 
Widerstand, Körper 188 P. — 
Relais, Renz 195 P. — Metall- 
bandwiderst., Rumpf 195 P. —- 
Isoliermant. f. el, Vorrichtgn., 
Westinghouse El. Cy. 219 P. — 
VII. Literatur: Elektrophys. 
Demonstr.- App., Hartmann & 
Braun, A.-G. 54. — El. Be- 
leuchtg., Monasch 74. — Elek- 
trizitat, Hobart 83. — Ubgn. 
im Skizzieren el. Schaltgn., 
Baumgartner 84. — Handbuch 
der Telephonie, Wietlisbach 
97. — Elektrolyt. Metallnieder- 
schläge, Pfanhauser jr. 98. — 
Alles elektrisch, Zipp 98. — 
Formspulen-Wicklg. f. Gleich- 
und Wechselstrommaschinen, 
Krause 227. — Herstellg. u. 
Instandhaltg. el. Licht-u. Kraft- 
anlag., v. Gaisberg 227.— Elek- 
trot. Umformer, Zacharias 264. 
Allge- 
meine, Anwendungsgebiet d. 
verschied. Zihlertypen 6. — 
Praz.-Wattmeter, Spannungs- 
regler, Tirril 125, 139. 
Emich, F., u. J. Donau, Quan- 
titat. Mikrofiltration 28. 
Entfernungsmesser: Basisentf., 
Goerz 10 P., 100 P. — Verstell- 
vorr. f. Entf., Pütz 10 P. — Entf. 
f. einäug. Beobachtg., Hahn 
A.-Ges. 11 P. — Entfernungs- 
messg., feib 19 P. — Mess. d. 
Entferng., Tiefbau A.-G. 75 P. 
— Einstell vorrichtung. Goerz 
100 P. — Lagergs.- u. Einstell- 
vorrichtg., Barr u- Stroud 206 P. 
— Entfernungsm., Beck 245 P. 


nn 


Namen- und Sachregister. 


Deutsche 


268 Mechaniker-Ztg. 


| 
Ernecke, F., Proj. m. d. Uni-, 


versal-Schul-Proj.-App. 98. 


Feldhaus, F., Gesch. Entw. d. 
Technik d. Lötens 143. | 
Fernrohre: Fernrobraufs. f. Ge- 
schütze, Zei8 19 P. — Fern- 
rohr, Busch 64 P. — Zielfernr. 
f. kleinkal. Schiffsgesch., Vio- 
lette, Lacour u. Florian 126. 
Firth, J. B., u. J. C. Meyer, 
App. z Fallen, Filtrieren un 
Trocknen in e. indiff. Gase 173. 
Fischer, F., u. V. Froboese, 
Fraktion. Kristallis. u.d. Atom- 
gewicht d. Argons 70. 
Fischer, M, Tätigk. im wirt- 
schaftl. Beirat 257. | 
Florian, Ch., s. Violette 126. | 
Flüssigkeiten: Registrierg. des 
Höhenstandes v. Flüssigkeits- 
säulen, Singer u. Kopp 81 P. 
— Ausdehnung versch. Therm.-. 
Flüssigk., Böttcher 248. | 
Föppl, A., Vorlesgn. ü. techn. | 
Mechan., I. Bd. 143 | 
Foerster, W, Nachruf fiir C.| 
Reichel 45. | 
Friedrichs, Schraubenkihler | 
71. — Gaswaschflasche 126. | 
Fritsche, Schraubenzieher m. 
federndem Greifer 48. | 
Froboese, V., s. F. Fischer 70. | 
Fueß, R, Monochromator, Leib 
67. — Preisliste ü. Proj.-App. | 


u. opt. Banke 74. 


Gaisberg, 8. v., El. Licht- u. 
Kraftanl. 227. 

Gase: App. z. Gasanal. d. Kon- 
dens., Stolzenberg 8. — Ozono- 
meter, Jahn 8. — Kristallis. u. 
d. Atomgew. d. Argons, Fischer 
u. Froboese 70. — Leucht. 
Neon-Röhren, Claude 95. — 
Gase, d. v. d. Wänden v. Röhr. 
aus Glas, Porzellan u. geschm. 
Quarz abgeg. w., Guichard 96. 
— Mess. d. Luft- od. Gasdurch- , 
lässigk., Luftb. Zeppelin 100P. 
— Prüfg. v. Luft od. ander. 
Gasen, Arndt 144 P. — Rein- 
darstellg. v. Edelgasen, H.u.N, 
Gehlhoff 160. — Darstellg. v. 
Argon, Claude 172. — Einf. 
Labor. Einrichtg. z. Erzeugg.. 


+ 


| 
vermessung, Smith 19 P. — | 
Temp. v. Drähten in Luft, 
Keeling 48. — Niv.-Instr. mit 
Reversionslibelle, Zeiß 99 P. 
— Taschenwinkelmesser für 
met. Winkelmessgn., Kaßner 
104. — Messen von Höhen- 
winkeln, Zeiß 163 P. — Pris- | 
menkreuz, Gasser 187 P. 
Literatur: Preisl. u. math.- 
geod. Präz.-Instr., Stiegel 119. 
Geschäftliches u. Gewerbliches: 
Brand d. astr. Abteilg. v. Zeiß 
187. — Jahresbericht 1910 d. 
Handelsk. f. d. GroBh. Sachsen | 
194. 
Geschichte: Martignoni, Erfinder 
d. Spiralbohrers 18. 
Geschwindigkeitsmesser: Um- 
drehgs -Fernz. f. Schiffe, Hart- 


mann & Braun 105. — Zeizer- 
vorrichtg. f. Schnell- u. Fern- 
ablesg., Goetz 235. — Fahr- 


geschw.-Kontr. der Eisenbahn- 
verwaltung, Gollmer 249. 
Gesetzgebung (s. auch Soziales; 
Zolltarife s. Ausfuhr): Entwurf | 
ei. Versicherungsges. f. An- 
gestellte, Groschuff 61, 61. = 
Änderg. d. Ausführungsbest. 
z. Ges. betr. d. Statistik d. 
Warenverk. mit dem Auslande 
72. — Ges. ü. d. Patentaus- 
führungszwang 185. — Be- | 
merkenswerte Auslegg. d. Ges. 
gegen d. unlaut. Wettbewerb 
204. — Weitere Entwickelg. 
d. Heimarbeitsges, Stapf 239. 
Glas: Bildg. ei. Bodens an bei- 
derseits offenen Glashohl- 
körpern, Thermos-A.-G. 87 P.; 
dgl. 87 P. — Herstellung v. 
hohlen Fäden aus Glas, Quarz 
und dergl, Volmer 99 P. — 
Vereinigg. v. Glas, Metall u. 
dgl., Siemens & Halske 187 P.: 
Glatzel, B., Bildtelegr. 153. — | 
Ernennung 164. 
Gollmer, E., Fahrgeschwindig- | 
keitskontr. d. Eisenbahnver- 
waltg. 249. 
Göpel, F., Blaufärben d. Stahls 
durch Anlassen 121. 
Goerz, C. P., 25-jahr. Jub. 249. 
Goetz, Zeigervorrichtung für 
Schnell- und Fernablesg. 235 
Goetze, G., Ablesevorrichtg. f. 
Büretten 184. 


Haensch, W., 60. Geburtstag 
12. — Ber. ü. die Weltaus- 
stellg. Brüssel 1910 255. 

Hirtemesser: Rückprallsteig- 
höhe d. Fallgew. in Härteprüf- 
app., Hirt 207 P. 

Hartmann, J., Neue Oster- 
formel 73. 

Hartmann-Kempf, R, Hitz- 
drahtinstr. m. Platiniridium- 
draht v. Hartmann & Braun 69. 

Hartmann & Braun, A-G, 
Elektrophys Demonstr., 54. — 
Neue Hitzdrahtinstr mit Pla- 
tiniridiumdraht, Hartmann- 
Kempf 69. — Umdrehgs.-Fern- 
zeiger, Syst Hartmann-Kempf 
105. — Meßinstr. f. drahtl. 
Telegraphie 182. 

Hausrath, H, Daten z. vollst. 
Beurteilg. el. Meßinstrumente 
209, 222, 254. 

Haynes, Kobalt- Chrom - Le- 
gierung 80. 

Hebe, P., s. H. F. Wiebe 65. 

Heber, G, Elektromed. und 
röntgentechn. Fortschritte ind. 
letzten Jahren 90, 109, 133, 145. 

Heide, R. v. d., Extraktions - 
apparat 217. 

Hellige & Co., F, Geradsicht. 
Prisma nach Königsberger. 
Kolorimeter nach Autenrieth 
u. Königsberger 171. 

Hering, E., + 32. 

Herold jr., J., Analyse d. Ge- 
latine 81. 

Heß, A, Trigonometrie f. Elek- 
trotechniker 73. 

Hildebrand, O., Metallüberzüöge 
durch Anreiben 191, 199. 

Hinrichsen, F. W., u. K. 
Memmler, Kautschuk und 
seine Prüfung 42. 

Hirschmann, A., Elektromed,- 
u. Röntgen-App. d. Fa. Rei- 
niger, Gebbert & Schall 108. 

Hobart, H. E, Elektrizität 83. 

Hofmann, M., Handb. d. prakt. 
Werkstatt-Mechan. 85. 

Holland, Antrag d. Handwerks- 
kammer Weimar, d. Glasinatr.- 
Macher als Handwerker zu 
erklären 239; Diskussion 246. 

Hubbuch, A., Nachruf 196. 

Huber, Th., Handb. d. Mech. 54. 


ein. kont. Strom. ozonis. Luft, Grein acher, H., Radium-Per- | Indikator s. Arbeitsmesser. 


v. Liebermann 183. — Zwei 
einf. Form. v. Gasdruckregl., | 
Stansfield 193. — Messen v. 
ström. Mengen v. Dampfen m. 
Rohrwage, Bad. An.- u. Soda- 
fabr. 196 P. — Analyse v. G, 
Hinman 219 P. — Verd. Gas. b. 
hoh. el. Spanngn., Winkler 265. | 

Gawalowski, A., Mikrodestilla- 
tionsapp. 29. 

Gehlhotf, G., Metallspektren 
in d. Glimmentl. 160. — Rein- 
darst. v. Edelgas., H. u. N. 160. 


petuum mobile 101. 
Grimsehl, Demonstrationsapp., | 
Krüß 232. | 
Groschuff, Entwurf ei. Ver- 
sicherungsges. f. Ang. 51, 61. 
Guichard, M., Gase, die v. d. 
Wänden v. Röhren aus Glas, 
Porzellan u. geschmolz. Quarz 
abgegeben werden 96. | 
Guillery, Aphegraph, ein 
el. Tangentenzeichner 158. 
Günther, P., Quarzglas 143. 


Geodäsie: Justierg. der geod. 
Instr., Leman 1, 13, 22, 33; 
Nachtr. 60. — Aufn. v. Landes- 


Handelskammer Berlin: 
| Begleitpapiere f. d. Ausfuhr 74. 


Jahn, S., Ozonometer 8. — El. 
Thermostatenregulierg. 28. 


Kahl, R., Zerstäuber f. flüss. 
Metalle 46. 

Kaßner, C, Taschenwinkel- 
messer 104. 

Katz, A., Draka - Hygrometer 
Modell B 243. 

Keeling, B. F. E, Temp. von 
Drithten in freier Luft 48. 
Köhler, A., Verwendg. d. Hg- 

Lichts f. mikroskop. Arbeiten 


Jahrgang 1911. 


116. — Nernstlampe f. Mikro- 

Proj. u. -Photogr. 181. 
Kohlmann, Fabrikschulen 84. 
Kohlschütter, A., Astronom. 

Zeitbestimmg 107. 
Kolorimeter s. Photometrie. 


Leman, 


Namen- und Saclregister: 


269 


A., u. A. Werner, 
Längenänderungen an gehärt. 
Stahl 167. 


Libellen: Röhrenlib., Zeiß 55 P. 


Nivellierinstr. m. Rever- 


sionslib., Zeiß 99 P. 


Kompasse: Fernanzeige, Berlin- Liebermann. L. v., Einf. Lab.- 


ger 31 P. — Registrier vor- 
richtg., Schuette u. Detrick, 


Einr. z. Erzeugg. ein. kontin. 
Stromes ozonis. Luft 183. 


100 P. — Rohrenkomp., Hilde- Lindeck, St., + 221. — Nach- 


brand 107 P.— Fernithertragg. 
Woldt 131 P., dgl. 
207 P.— Kreiselkomp.- Anlage, | 
Anschütz & Co. 195. — Anzeige | 
d. Dev. ein. Kompasses, Gen- 
nermann 219 P.; dgl. 219 P. 
Königsberger, J. Geradaicht. 
Prisma 2. Proj. v. Spektren 171. 
— u. Autenrietb, Kolorimeter 
171. | 
Krause, R., Formspulen-Wicke- | 
lung f. Gleich- u. Wechsel- 
strommasch. 227. 
Kretschmar,Über d. Herstellg. , 
nahtloser Röhren 11. | 
Kr B. H., Nachruf aufSt.Lindeck | 
233. 


Schmaltz Lippmann, 


ruf, Krüß 233. 
G, Kontakte 49. 


Literatur; Bücher - Besprechgn. 


aus Physik, Mathematik u. dgl. 
(Rezensionen d. spez. Fach- 
literatur s. d. einzelnen Stich- 


worte): Trigonometrie für 
Maschinenbauer u. Elektrot., 
Heß 73. — Nachr. f. Handel 


u. Industrie, Reichsamt des 
Innern 14?. — Prakt. Mathem., 
Neuendorf 205. — Taschenb. 
f. Mathem. u. Phys., Auerbach 
u. Rothe 297. — Automobil, 
Parzer-Mühlbacher 227. — Fer- 
ner: 42, 74, 85, 143, 162, 174, 
205, 218, 227, 264. 


Krüß.P.,Universal-Bogenlampe Ludewig, Th., Stellv. Vors. d. 


n. ClaBen 76, 241 — Demon- 
etrationsapp. v. Grimsehl 232. 

Küchler, R, 7 20. 

Kühn, A.. Korrekturteilgn. für 
verschied. Eintauchtiefen an 
Hg Thermometern 117. 

Kurven: Aphegraph, el. Tan- 
gentenzeichner, Guillery 158. 


Laboratoriumsapparate, chemi- 
sche (8 auch Chemie, Gase): 
Mikrochem. App.: Quantitat 
Mikrofiltration, Emich u. Do- 


nau; Mikrodestill.-App., Gawa- Martignoni, 


lowski 28. — Moditiz. Wasch- 


. Scheidetrichter f. schwere Martini, P, 


Fitasigkeiten, Atkinson 38. — | 
Schraubenkühler, Friedrichs 
71. — Schleuderbürette, Suchy 
76P. — Bildung ein. Bodens 
an beiderseits offenen Glas- 
hohlkörpern. Thermos-A.-Ges. | 
87 P., dgl. 87 P. — Wasch- 
flasche z. Trocknen v, Gasen, 
Mohren 106. — Sublimations- | 
app. Wright 117. Gas- 
waschflasche, Friedrichs 126. | 
— Flaschenverschlüssa 172. 
— Scheideflasche, Schütte 
172. — App. z. Fällen, Fil- 
trieren u. Trocknen in ei. in- 
diff. Gase 173. — Ablesevor- | 
richtgu. f. Büretten, Goetze, 
Milbauer, Sacher 184. — Rühr- 
vorrichtg. f. schwer mischb. 
u. spez. schwere Flüssigkeit., 
Leiser 201. — Extraktionsapp., 
v. d. Heyden, 
Koolmann 217. 
Lacour, E., s. H. Violette u. 
Ch. Florian 126. | 
Leifert, s. R. v. Voß 88. | 
Leiser, H., Rührvorrichtg. 201. 
Leib. C., Monochromator f. d. 
Praktikum d. Fa. Pueß 67. 
Leitz, E., Ernennung. 32. 


—— 


| Magnetismus ond Erdmarnetis- 


MaBstähe n. MaBvergleichungen 


Mawson, 


ten Doornkaat ` Medizinische Apparato (Aerztl. | 


Meisterprüf.-Komm.Berlin 106. 


Luftpumpen:Hg-Strahlluftpump. 


Burstyn 187 P. 


Lütt ig, C., 75-jähr. Bestehen 144. 
Lützen, J., 


Fortschritte d. Pho— 
togr. in natürl. Farben 208. 


Lux, H., Stoppuhr 57. 


Memmler, K., 


Menzies, 


Metalle u. 


techn. Fortschritte in d. letzt. 
Jahren, Heber 90, 109, 133, 
145. — Ultraviol. Strahlen u. 
d. Auge, Spuler 258 — Hoch- 
frequ.-Ströme, Bangert 165. 
s. F. W. Hin- 
richsen 42. 
A. W. C., Methode z. 
Bestimmg. d. Molekulargew. 
gelöster Subst durch Dampf- 
druckmessg. Ueber ei. be- 
quemen App. z. Messg. d. 
Dampfdichten flücht. Stoffe 80. 
Metaliegiorungen: 
Duralumin, Cohn 37. Ko- 
balt-Chrom-Legierg., Haynes 
80. — Herstellg. v. Hohlkörp. 
aus Metall m. Auskleidg. aus 
Quarzgut, Henß 87 P. — Anode 
m. Glashalter f. d. Gebrauch 
m. Silber- u. Nickelkathoden, 
Sand und Smalley 96. — Neue 
Platinfunde im Ural 9. — 
Kolbenz Bestimmg. v.Kuhlen- 
stoff u. Schwefel in Eisen u. 
Stahl, Sarnström, Wennmann 
150. — Längenänderg. an ge- 
härt. Stahl, Leman u. Werner 
167. — Van.-Legierung, Norris 
183. — Vereinigg. v. Metall u. 
dgl., Siemens & Halske 187 P. 
Literatur: Elektrolyt. Me- 
tallniederschl., Pfanhauser 98. 
Rat. mechan. Metallbear- 
beitg., Blancke 174. — Autog. 
Schweißung, Ragno 264. 


| 
Moteorologie: Bestimmung des 


| 


mus: Herstellg. maguetisierb. 
Materialien, Hilpert 144 F.; 
del. 188 P. Magnetoskop 
f. Unterrichtszw., Bernini 215. 
G., Erfinder d. 
Spiralbohrers 18. | 
Opt. Instrum. von 
Zeib 265. | 


(MeBinstrumeote): Schwind 
maße in Rumänien 70. — Metr. 
MaBsyst. in engl. Schriften 83. 
— Geplante Itegelg. d. Maß- 
u Gewichtswesens im Süd- 
afrik. Bund 127. — Faden- 
zähler, Chronik 164 P. 
Längenänderungen an gehart. | 
Stahl, Leman u. Werner 167. 
— Kapillare f. 
richtgu., Bartel 188 P. — Fort- 
schr. im metr. Syst. 235. 

D., Radiumfunde in 
Sud-Australien 83. 


Mechanik. Literatur: Elemen- 


tarmechan. f. Maschinentechn., 
Vogdt 42. — Handb. d. Mech., 
Huber 54. — Vorlesgn. ii. techn. 
Mech., I. Bd., Föppl 143. 


Thermom. s. Thermometrie, 
Brillen s. Optik Ih: Inter. 
ferenzapp. z. Prüfg. d. Hör- 
schärfe, Waetzmann 86 P. — 
Elektromediz. u. Röntgenapp. ; 
d. Fa. Reiniger, Gebbert K 
Schall A. -G., 


= Biektronrediz: u. röntgen- ı 


Meyer, 
Mikroskopie: 


Mohren, L., 
Anzeigevor- | Molekulargew ichtsbest. 8. 


Nantik: 


Feuchtigkeitsgeh. d. Luft, 
Dantzer 63 P. — Gefäßbaro- 
meter, Schocke 75P.—Taschen- 
winkelmess., Kaßner 104. 
Draka-Hygrometer, Katz 213. 
W., Herstellg. v. Chro- 
nometern 108. 

Universalbogen- 
lampe n. ClaBen, Krüß 76, 241. 
Verwendg. d. Hg-Lichts 
f. mikrosk. Arbeiten, Köhler 
116. — Fadenzähler, Chronik 
164 P. Mikrosk. Messen 
kreisrund Querschnitte, Licht- 
werke 207 P. 


Milbauer, J., Zerschneiden v. 


Röhren 183. — Ablesevor— 
richtg. f. Büretten 181. 


Waschflasche 106. 


Wärme 114. 


Monasch, B., El. Beleuchtg. 74. 
Müller,G.,Schutzgemeinschatt; 


Stellung geg. d. Hüttenver- 
band betr. Mensuren 247. 


Empfänger f. Schall- 
signale unter Wasser, Görges 
u. du Bois-Reymond 75 P. — 
Umdrehg.-Fernzeigerf.Schiffe, 
Syst. Hartmann- Kempf, Hart- 
mann & Braun 105. — Auf- 
nahme v. unter Wasser ausges. 
Tonwellen, Gardner 107 P. — 
Tiefenmesser, Henze 176 P. 


Hirschmann 108. Neuendorff, Rg Prakt. Mathe: 


mat! 205. 


270 


Namen- und Sachregister. 


Nitsche, P., Ernenng. 220. 

Norris, G., Van.-Legierg. 183. 

Northrup, E. F., Bogenlampe 
f. Laborat. 47. 


Ochs,R., Einführg. i. d. Chem. 
263. 

Optik: (s. a. d. Artikel: Fern- 
rohre, Photographie, Photo- 
metrie, Polarimetrie, Prismen, 
Projekt.-App., Spektroskopie, 
Spiegel): I. Theoretische 
Untersuchungen u. Meß- 
methoden: — II. Optische 
Apparate: Erzeugg. räum!. 
Tiefenwahrnehmg., Krusius 10 
P. — Prüfg. der Innenfläche 
v. Gewehrläufen, Zeik 11 P. — 
Umwandig. d. unsichtb. ultra- 
viol. Strahlg., Vogel 30 P. — 
Herstellung v. Bifokallinsen, 
Bausch & Lomb #4 P. — Brillen- 
glas, ZeiB 163 P. — Lehre z. 
Justierg. v. Stereoskopbildern, 
Fritsche 163 P. — Vorlesungs- 
app., Seddig 170. — Sphär. 
u. chrom. korrig. Fernobjektiv, 
Zeiß 175 P. — Vermehrg. d. 
stereosk. Effekts, Eijkmann 
188 P. — Einzelobjektiv, Zeiß 
206 P. — Herstellg. v. Glas- 
linsen, Knobloch 245 P. 
Messg. räuml. Tiefenwerte, 
Krusius 246 P. Ultraviol. 
Strahlen u. d. Auge, Spuler 
258. Opt. Instr. v. Zeiß, 
Martini 265. — III. Literatur: 
Preisl. ü. Proj-App. u. opt. 
Banke, Fueß 74; dgl. u. Proj. 
Objekt., Obj. für Vergrößer.- 
App., Kondensoren, Busch 85. 
— Das Licht, Werth 161. 


Parzer-Mühlbacher, A., Au- 
tomobil 227. 

Patentwesen: Gesetz U. d. Patent- 
ausführungszwang 38, 185 — 
Wichtigsten Pat d. letzt. Jahr., 


Blaschke 258. — Literatur: 


Die patentfäh. Erfindg. u. d. 
Erfinderrecht, Dunkhase 97. 
Pensky,B., Bild v. C. Reichel 97. 
Personennachrichten: I. Jubi- 
laen und 
Haensch, 50. Geb. 12. — Lüttig, 
7)-jahr. Jub. 144.— Breithaupt, 
70. Geb. 208. — Goerz, 25-jähr. 


Jubil. 249. — VI. Todesan-. 


zeigen: Schwirkus 12 
Küchler 20. — Reichel 21. — 


Sydow 32. — Hering 32. — 
Schuchhardt 132. — Pebler 


152. — Seidel 164. — Hubbuch 


196. — Lindeck 221. — VII. 
Nachrufe usw.: Reichel, 
Foerster 45. — Hubbuch, 


Pfeifer 195. — Lindeck, Krüß 
253.— VIII. Verschiedenes: 
Martignoni, Erfinder d. Spiral- 
bohrers 18. Abbe - Denk- 
mal 195. 


Geburtstage: 


PeBler, A., 7 152. 

Pfanhauser jr., W., Elektrolyt. 

| Metallniederschlage 98. 

Pfeiffer, A., Hubbuch 196. 

Photographie: Photogr. 
nahme von Schallschwinggn., 
Gérard 42. — Nernstlampe f. 
Mikro-Projektion u -Photogr., 
Kohler 181. 
Photogr. in natürl. 
Lützen 208. 

Photometrie: Bestimmg.harmon. 
Farbenzusammenstellgn., Kal- 
lab 19 P. Kolorimeter, 
Plesch 64 P. — Flimmerphoto- 
meter, Winkler 164 P. — Ko- 
lorimeter n. Autenrieth und 
Königsberger, Hellige & Co. 
171.— Farbenprüfer, Lovibond 
175 P. — Spektrophotometer, 
Eitner 259. 

Pockrandt, W., Versuche zur 
Ermittelung der günstigsten 
Arbeitsweise d. Rundschleif- 
masch. 47. 

Poda, Thermostat 80. 

|Pokrowsky, S., Einf. Projek- 
tionsverf. d. Erscheingn. der 
chromat. Polaris. d. Lichtes in 
konvergenten Strahlen 124. 

Polarimetrie: s. Pokrowsky. 

Preislisten: Elektrophys. De- 

monstr., m ein. Beschreibg. 

d. verwend. App., Hartmann 

& Braun 54. Vorratsliste 

u. Gewichtstabelle f. Röhren 

usw., Cochius 74. — Projek- 

tionsapp. u. opt Bänke, Fueß 

74. — Proj.-Objektive, Obj. f. 

Vergrößerungsapp., Konden- 

soren, Busch 85. — Prosp. ü. 

einf. Präzis. - Schulapp., Edel- 


Farben, 


— 


mann & Sohn 85. — Proj. m. 


d. Univ.-Schul-Proj.-App., Er- 


necke 98. — Hauptkatalog u. 


photogr. Objekt. u. Kameras, 
Proj.-App.u.Fernrohre, Staeble 
118. — Math. geod. Präz.-Instr., 
Stiegel 119. — Interferometer 
f. Gase u. Wasser, ZeiB 129. 
— Geschichtl. Entwicklig. der 
Technik d. Lötens, Feldhaus 
143. Ferner: 54, 85, 99, 162, 
2U6, 218. 


Prismen: Spektrometerprisma, 


Fery 163 P. — Geradsichtiges | 


Prisma z Pro}. v. Spektren, 
Hellige & Co. 171. — Prismen- 
kreuz, Gasser 187 P. 

Projektionsapparate: Universal- 
Bogenlampe n. Claßen, Krüß 
76, 241. — Einf. Proj.-Vertf. d. 
Erscheingn. d. chromat. Pola- 
risation d. Lichts in konver- 
genten Strahlen, Pokrowsky 
124. — Proj. undurcheichtig. 
Gegenstände, Leybolds Nacht. 
144 P. — Vorlesungsapparate, 
Seddig 170. — Geradsichtiges 
Prisma z. Proj. von Spektren 
n. Königsberger, Hellige & Co. 
171. — Nernstlampe f. Mikro- 
Proj. u. -Photogr., Köhler 181. 
— Projekt.-Bogenlampe, Hal- 


bertsma 196 P. — Universal-, 


Auf- 


— Fortschr. der 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 
Bogenlampe m. festem Licht- 
punkt, Krüß 241. 
Lit.: Preisl. ü. Proj. - App. 
u. opt. Bänke, Fueß 74. — 
Proj. m. d. Univ.-Schul-Proj.- 
App., Ernecke 98. — Kine- 
matographie, Wolf-Czapek 127. 
Pyrometer s. Thermometrie. 


Quarz: Herstellung von Hohl- 
körpern aus Metall m. Aus- 
kleidung aus Quarzgut, Henß 
87 P. — Herstellg. v. hohlen 
Fäden aus Glas, Quarz u. dgl., 
Volmer 99P. — Erleichterg. 
d. Formgebg. v. Quarzmasse, 
D. Quarzges. 130 P. — Zer- 
schneiden von Röhren durch 
Atzen, Milbauer 183. — Her- 
stelle. v. Quarzglasgegenst., 
Bredel 187 P. 

Lit.: Quarzglas, Günther 143. 


Radium s. Strahlen. 

Rag uo, S., Autog. Schweibg. 264. 

Refraktometer: Thermostat für 
retraktometr. Bestimmungen, 
Poda 80. 

Registrierapparate: Registrierg. 
d. Höhenstandes v. Flüssig- 
keitssäulen, Singer u. Kopp 
31 P. — Registriervorrichtg. f. 
Kompasse, Schuette u. Detrick 
100 P. — Elektrolyt. Vorrichtg. 
f. Registrierg., Schaltg. usw.. 
Thorpe 130 P.; 245 P. 

Regulatoren: Selbsttätig. Span- 
nungsregler, Tirril, Allg. El. 
Ges. 125, 139. — Zwei einf. 
Gasdruckregler, Stansfield 193. 

Reichel, C., + 21. — Nachruf, 
Foerster 45. — Bild 97. 

Reichsamt d.Innern, Nachr. 
f. Handel u. Ind. 142. 

Reichsanstalt, Physika- 
lisch - Technische: Unzu- 
verlässigk.ungeprüfter Fieber- 
thermom., Wiebe u. Hebe 68. 
— Blautarben d. Stahls durch 
Anlassen, Göpel 121. — Län- 
genändergn an gehärt. Stahl, 
Leman u. Werner 167. — Di- 
mensionsänderg. gemauerter 

; astron. Pfeiler b. d. Erhärtg. 

d. Bindemat., Scheel 255. — 

Verschärfg. d.. Prüfungsbest. 

f. Arztl. Thermom., Wiebe 246; 

Diskussion 247. — Abger. Ge- 

bührensätze f. Thermom., Bött- 

cher 248; Diskussion 248. 

‚Reiniger, Gebbert&Schall 

A.-G., Elektromediz. u. Rönt- 

gen-App., Hirschmann 108. 

Riem, J., Nutzen u. Bedeutg d. 
Astronomie f. d. tägl. Leben (4. 

Rohre: Über d. Herstellg. nahtl. 
Röhren, Kretschmar 11. — In- 
einander schiebb. Rohren, Zeiß 
99 P. — Zerschneiden v. Röh- 
ren, Milbauer 183. 

Röntgenapp. 8. Strahlen, 


Rothe, R., s. F. Auerbach 227. 


Jahrgang 1911. Namen- und Sachregister. 271 


m — ee c / c cc ( eee e — T mie 


Sacher, Ablesevorrichtg. f. Bü- Spektroskopie: Monochromator Kühn 117. — Pyrometer, Arndt 


retten 184. f. d. Praktikum d. Fa. Fueß, 120 P. — Kontinuierl. Uber- 
Sand, H. J. S., u. W.M. Smal-| Leiß 67. — Leucht. Neon-| tragg. d. Skalenstellgn. v. Hg- 
ley, Anode m. Giashalter f. Röhren, Claude 95. — Metall- Instrum., Barutzki 131 P. — 
d.Gebrauchm Silber- u. Nickel-“ spektren in d. Glimmentladg., Weiteres üb. d. Konstruktion 
Kathoden 96. Gehlhoff 160. — Spektrometer- Arztl. Max.-Therm., Wiebe 189. 
Sarnetröm, Kolben z. Kohlen- prisma, Féry 163 P. — Gerad-| — Einiges aus d. ausländ. 
stoffbestimmung in Eisen und | sicht. Prisma, Hellige & Co. 171. Thermometerindustrie, Wiebe 
Stahl 150. — Spektrometer, Eitner 259. 230, 236. — Verschärfg. d. 


Sch %%% Spezifisches Gewicht: Meth. d.) Prüfungsbest. f. Arztl. Thermo- 
gemauerter astron. Pfeiler b. Schwebens z.Dichtebestimmg.|, meter, Wiebe 246; Diskussion 
d. Erhärtg. d. Bindematerials homog. fester Körper, Andreae, 247. — Einführg. bestimmter, 
197, 255. 149. | abgerund. Gebührensätze für 

Scheuer, O., Physikochem. Spiegel: Winkelspiegel, oe Thermom., Böttcher 248; Dis- 


Studien an binären Gemischen 88 P. — Aufbewahrg. v. Silber-“ kussion 248. — Ausdehng. 

(Gefrierapp.) 38. spiegeln, Coblentz 183. — Sam- verschiedener Thermometer— 
Schmidt, A., Tätigk. d. Aussch.| melndes Spiegelsyst., ZeiB flüssigk., Böttcher 248. 

f. wirtschaftl. Fragen 256. 245 P. Thie cke, Methoden u. App. z. 
Schrauben: Schleifvorr. z. Her- Spies, Vorbereitung f. Studien-“ Herstellg. v. Münzen 249. 

stellg. v. genauen e aufenthalt in England 96. Tiedemann, M., Zeichenmo- 

Löwe & Co. 86 P. Spuler, R., Ultraviol. Strahlen delle f. d. Mechanikerklassen 
Schuchhardt, F., 7 132. u. d. Auge 258. an Pflichtfortbildungsschulen 


Schütte, Scheideflasche als Er-| Staeble & Co., Hauptkatalog | 44, 259. 
satz d. Kugelscheidetrichters; ü. photogr. Objekt. u. Kameras, Trümpler, Passageinstr. 56. 
172. Proj.-App. u. Fernrohre 118. 

Schweydar, App. z. Messg. v.| Stansfield, E., Zwei einf. For- 
Erschüttergn. kleiner Periode, men v. Gasdruckreglern 193. 


220. Stapf, Heimarbeitsgesetz 239. Uhren s. Zeitmessg. 
Schwirkus, G., f 12. Staus, A., Der Indikator u. Unterricht: Buchführungskurs. 
Seddig,M., Vorlesungsapp. 170. seine Hilfseinrichtgn. 174. d. Handwerkskammer Berlin 
Seidel, H, + 164. | Stiegel, W., Preisliste 119. 18. — 3. Ferienkursus ü. Ste- 
Selsmometrie: App. z. Measg.; Stolzenberg, H., App. z. Gas- reophotogrammetrie 41. — 

v. Erschüttergn. kleiner Pe-| analyse durch Kondensation 8. Gewerbl. Einzelvorträge in d. 

riode, Schweydar 220. — App. Strahlen (Röntgen-, a-, B-, y- usw. Handelshochsch. Berlin 41. — 

z. Messg. d. Erschütterg. v.| Strahlen): Kathodenstrahl- Zeichenmodelle f. d. Mecha- 

Gebäuden, Weidert u, Grun-| röhre, Jermulowicz 10 P. — nikerklassen an Pflichtfort- 

mach 220. Kontrollgerät z. Messg. der bildungsschulen, Tiedemann 
Siemens & Halske, Ausbildg. Röntgenlichtmenge, Loewen- 44, 259. — Physikal. Verein, 

v. Mechan.-Lehrlingen, Voß u.] stein 31 P. — Vakuunröhre, Frankturt a. M.: Blitzableiter- 

Leifert 88. — Hochfrequenz- Blum u. Winter 76 P. — Ra- Kursus 53. — Technikum Mitt- 

ströme i. d. Med., Bangert 265. diumfunde in Sud-Australien,, Weida 53. — Fachkurse für 
Smalley, W. X., s. H. J. S. Mawson 83. — Röntgenröhre, Feinmechanik am Gewerbesaal 

Sand 96. Lindemann 86 P. — Messg. d.] Berlin 73. 81, 204. — Optiker- 
Soziales (s a. Gesetzgebg.): Be- Härte von Röntgenstrahlen, Fachschule in London 82. — 

scheid d. Handwerkskammer Fürstenau 87.— Eſektromediz. Anmeld. z. Pflichtfortbildungs- 

betr. Lehrvertrag 11. — Ge- u. röntgentechn. Fortschritte schule in Berlin 82. — Aus- 
schäftsstelle f. d. Prüfungs— in d. letzten Jahren, Heber 90, bildung V. Mech. ‘i Lehrlingen 
wesen im Mech.-Gewerbe 18. 109, 133, 145. — Radium. Per- b. d. Fa. Biemens & Halske, 

— Festlichk. f. d. Berliner peduum mobile, Greinacher Y- Voß u. Leifert $8. — Vor- 

Organe d. Prüfungswesens im 101. — Elektromedizinische u. bereitungskursus f. e. Studien- 
. Mech.-Gewerbe 30. — Lehr- Röntgen-App. d. Fa. Reiniger, aufenthaltin England, Spies 96. 

lingsnachweis d. Abt. Berlin Gebbert& Schall A.-G., Hirsch- — Unterr. in phys. Handfertig- 

55. — Ausbildg. v. Mech.-Lehr-! mann 108. — Kühlvorrichtg.| Keit, Winkler 261. 

lingen b. d. Fa. Siemens & f. Röntgenröhren, Müller 131 P. „Literatur: Fabrikschulen 

Halske, v. Voß u. Leifert 88. — Röntgenröhre m. ein. d.“ Kohlmann 84. — Prosp. üb. 

— Th. Ludewig, stellv. Vors. Röntgenstrahlen gut durch- eint. Praz.Behul-App., Edel- 

d. Meisterprüfgs. - Kommiss. Assig. Fenster, Campe u. Re- mann & Sohn 85. — Proj. m. 

Berlin 106. — Mitteilg. betr. gener 176 P. — Röntgenröhre d. Univ.-Schul-Proj.-App., Er- 

Lehrlingsnachweis 188. — m. Luftkühlg., Reiniger, Geb-| necke 98. 

Meisterprüfgn. ind. Feinmech. bert & Schall 245 P. 

194. — Berutsgenossensch. f. Sydow, E., f 32. 

Feinmechan. u. Elektrotechn.: Vakuumröhre s. Strablen. 

Verminderg. d. Unfallgefahren Verelus nachrichten u. Versamm- 

203: Besuch d. stand. Aus- Temperatur- Regulatoren: EI. lungen. 

stellg. f. Arbeiter wohlf. 227. — Thermostatenregulierg., Jahn 4. D. G. f. M. u. O.: 

Antrag d. Handwerkskammer 28. — Thermostat f. refrakto- BD ew eS 


Weimar, d. Glasinstr.- Macher metr. Bestimmgn., Poda 80. 
als Handwerker zu erklären, Thermometrie: Unzuverlässigk. 


1. Vorstand: &8,118,120.150, 152. 
2. Mitgliederverzeichnis: 


Holland 239; Diskussion 246. ungeprüfter Fieberthermom., a) Änderungen: Beilagen zu 
— Angelegenheit d. Schutz- Wiebe u. Hebe 65. — Uber d. Heft 1 u. 13. 
gemeinsch.; Stellungnahme verschied. Konstr. d. ärztl. b) Anmeldung: 64, 208, 246. 
gegen d. Hütten verband betr. Max.-Thermomet., Wiebe 77; c) Aufnahme: 107, 228. 
Mensuren, Müller 247. Nachtrag, Wiebe 89. — Kor- 3. 22. Mechanikertag: 107, 132, 
Literatur: Fabrikschulen, rekturteilgn. f. verschied. Ein- 165, 177, 196, 207, 209, 


Kohlmann 84. tauchtiefen an Hg-Thermom,, 22 025 T1 


272 


machungen der Zweig. 
vereine: | 

a) Berlin: 11, 32, 43, 44, 55, 
64, 88, 108, 188, 208, 232, 
249, 265. 

b) Göttingen: 12, 56, 264. | 

c) Halle: 11, 260. | 

d) Hamburg-Altona: 56, 76, 
107, 232, 249, 265. | 

e) Ilmenau: 107, 132, 228, 
236, 246. 

B. Andere Vereine: 


Verband D. Elektrotechn. 12. — 


Engl. Phys. Ges. 46. — Phys. 
Verein Frankfurt a. M.: Blitz- 
ableiterkursus 53. — 83. Natur- 
forscher-Versammlg in Karls- 
ruhe 73, 118, 120. — Russ. 
Techn. Ges. 126. — 3. Intern. 
Kongreß f. Laryngol. u. Rhi- | 
nologie in Berlin 151. — 
6. Kongreß der intern. Verb. 
f. d. Materialprüfgn. d. Tech- 
nik 161. | 


Violette, H., E. Lacour und 


Ch. Florian, Zielfernr. für 
kleinkalibr. Bchiffegesch. 126. 


Vogdt, R., Elementarmechan. 


f. Maschinentechn. 42 | 


Voiges, Maxim.-Thermo-Ario- | 


meter 81. | 


Voß, R. v., u. Leifert, Ausbildg. ' 


v. Mechan.-Lehrl. b. d. Fa. 
Siemens & Halske 88. 


Wagen und Wägungen: Wage 


z. Measg. v. Druckunterschied. 
in Gasen o. Flüssigk, Siemens- 
Schuckert- Werke 119 P. — 
Geplante Regelg. d. Maß- u. 
Gewichtswesens im Südafrik. 
Bund 127. — Messen v. ström. 
Mengen von Dämpfen mittels 
Rohrwage, Bad. Anilin- und 
Sodafabr. 196 P. | 


Wärme (s. a. Temper.-Regul.; 


Thermometrie). I. Theoret. 
Untersuchungen u. Mes- 
methoden. — Il. Apparate. 
a) App. f. d. Bestimmg. d Aus 
dehng., d. Schmelz- und Siede- 
punktes: Physikochem. Stud. 
an binären Gemischen (Gefrier- 
app.), Scheuer 38. — Math. 
z. Bestimmg. d. Molekulargew. 
gelöster Substanzen d. Dampf- 
druckmessg. Uber einen be- 
quemen App. zur Messg. der 
Dampfdichten flucht. Stoffe, 
Menzies 80. — b) Halorimeter. 
— c) Strahlungsmesser, Heiz- 
vorrichtungen, Verschiedenes: 


Werkstatt: 1. 


Namen- und Sachregister. 


4. Sitzungsberichte u. Bekannt- El. Feuermelder, Mikulla und 


Kniolka 130 P. — El. Ofen. 
Merck 152 P. — Isoliermantel 
f. el. Vorrichtgn., Westing- | 
house El. Cy. 219 P. 


Weidert, F., u. L. Grunmach, 


App. z. Messg. d. Erschitterg. | 
v. Gebäuden 220. 


Wennmann, D., Schwefelbest.- 


App. in Eisen u. Stahl 150. 
Materialien: 
Künstl. Graphit 37. — Regen. 
Kautschuk 48. — Herstellg. 
magnetisierbarer Materialien, 
Hilpert 144 P., 188 P. — 


Deutsche 
Mochantker-Ztg. 


Elementarmech. f. Maschinen- 
techn., Vogdt 42. — Handb 
der prakt. Werkstatt-Mech, 
Hofmann 85. — Elektrolyt. 
Metallniederschläge, Pfan- 
hauser jr. 98 — Metallfärbg. 
u. deren Ausführg.; Ätzen u. 
Färben der Metalle, Buchner 
118. — Geschichtl. Entwicklg. 
der Technik d. Lötens, Feld- 
haus 143. — Rat.mech. Metall- 
bearbeitg., Blancke 174. — 
Automobil, Parzer- Mühl - 
bacher 227. — Autog. Schwei- 
Bung, Ragno 264. 


II. Formgebung: a) @ießen: Werner, A., s. A. Leman 167. 
—b) Werkzeugmaschinen: Vers. Werth, H., Das Licht 161. 


zurErmittelg.d günst. Arbeits- | 


weise d. Rundschleifmasch . 
Pockrandt 47. — Schleifvor- 
richtung z. Herstellg. v. ge- 
nauen Gewinden, Löwe & Co. 
86 P. — 
Arbettsmethoden: Schleiflehre 
für Spiralbohrer, Becker 28. 
— Schraubenzieher mit fe- 
derndem Greifer, Fritsche 48. — | 


Wiebe, H. F., 


c) Werkzeuge und 


Über die ver- 
schied. Konstrukt. d ärztl. 
Max-Thermom. 77; Nachtrag 
89. — Weiteres ü. d. Kon- 
strukt. Arztl. Max.-Thermom. 
189. — Einiges aus d. ausl. 
Thermometerind. 230, 236. — 
Verschärfg. d. Prüfungsbest. 
f. Arztl. Thermom. 246; Dis- 
kussion 247. 


Zerschneiden v. Röhren durch — u. P. Hebe, Unzuverlässigk. 


Atzen, Milbauer 183. — Metb. 
u. App. z. Herstellg. v. Münzen, 


ungeprifter Fieberthermom. 


60. 


Thiecke 249. — III Verbin- Wietlisbach. V., Handb. d. 


dungen der Materialien 
untereinander: 
Papier auf Blech 80. — Löt- 
Wasser f. Aluminium, Germann 


Telephonie 97. 


Kitt für Winkler, E., Unterr. in phys. 


Handfertigk. 261. — Verd. 
Gase bei hoh. el. Spanngn. 265. 


144 P. — Vereinigg. v. Teilen Wolf- Czapek, K. W., Kine- 


aus Glas, Metall u. dgl., Sie- 


matographie 127. 


mens & Halske 187 P. — IV. Wright, R., Sublimationsapp. 


Härten- u. Ober flächen- 
behandlung: Schwarzfärben | 


117. 


v. aus Messing o. Kupfer be ; Zacharias, J., Elektrot. Um- 


steh. galv. verkupf. Gegenst., 
Luppe & Heilbronner 10 P. — 
Harteverf. d. Fa. Gebr. Böhler 
A.-G., Burian 11. — Zerstäuber 
f. fluss. Metalle, Kahl 46 — 
Versuche z. Ermittelung der 
günst. Arbeitsweise d. Rund- 
schleifmasch., Pockrandt 47 — 
Blaufärben d. Stahls durch 
Anlassen, Göpel 121. — Her- 
stellg. von Metallüberzügen 
durch Anreiben, Hildebrand 
191, 199. — Technologie der 
Schleifmaterialien 242. — 
V. Verschiedenes: Messen 
d. best. Spieles. D. Waffen- und 


Munitionsfabr. 64 P. — Feste Zeitmessung: 


Lehre, Conrad 85 P. — Mikro- 
skopisches Messen kreisrunder 
Querschnitte, Lichtwerke 207 
P. — 4Geigervorrichty. fir 
Schnell- u. Fernablesg., Goetz 
235. — VI. Literatur: Kaut- 


Zeichenapparate: 


former 264. 

Aufnahme v. 
Landesvermessg., Smith 19 P. 
— Zeichenmodelle f. d. Mecha- 
nikerklassen an Pflichtfort- 
bildungsschulen, Tiedemann 
44, 259. — Zirkelgriff, Mertz & 
Co. 55 P. — Aphegraph, ei. 
neuer el. Tangentenzeichner, 
Guillery 158. Literatur: 
Übgn. im Skizzieren el. Schal- 
tgn., Baum gartner 84. 


Zeiß, C., Preisliste ü. Interfero- 


meter f. Gase u. Wasser 129. 
— Brand d. astron. Abteilg. 187. 
— Neue Opt. Instr., Martini 265. 
Stoppuhr m. el. 
Auslösg. u. Arretierg., Lux 57. 
— Astron.Zeitbestimmg., Kohl- 
schütter 107. — Herstellg. v. 
Chronometern, Meyer 108. — 
Zeigervorrichtg. f. Schnell- u. 
Fernablesg., Goetz 235. 


schuk und seine Prüfg., Hin- Zielfernrohr s. Fernrohre. 


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richsen u. Memmler 42. — Zipp, H., Alles elektrisch 98. 


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Druck von binil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift 
für Instrumentenkunde. 


Organ für die gesamte 
Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin N. 


Heft 1, S. 1—12. 


1. Januar. 


1911. 


Die 


Deutsche Mechaniker-Zeitung 


erscheint monatlich zweimal in Heften von 12u.8 Seiten. Sie 
ist den technischen und gewerblichen Interessen 
der gesamten Präzisionsmechanik, Optik und 
Glasinstrumenten-Industrie gewidmet und berichtet 
in Originalartikeln und Referaten über alle ein- 
schlägigen Gegenstände. Ihr Inhalt erstreckt sich auf die 
Werkstattpraxis, die soziale Gesetzgebung, die Geschichte 
der Feintechnik, technische Veröffentlichungen, Preislisten, 
das Patentwesen und Anderes mehr. 

Ais Organ der Deutschen Gesellschaft für 
Mechanik und Optik enthält die Deutsche Mechaniker- 
Zeitung die Bekanntmachungen und Sitzungsberichte des 
Hauptvereins und seiner Zweigvereine. 

Alle die Redaktion betreffenden Mitteilungen und An- 
fragen werden erbeten unter der Adresse des Redakteurs 


A. Blaschke in Charlottenburg 4, 


kann durch den Buchhandel, die Post oder auch von der 
Verlagsbuchhandlung zum Preise von M. 6,— für den Jahr- 
gang bezogen werden. 

Sie eignet sich wegen ihrer Verbreitung in Kreisen der 
Wissenschaft und Technik als Insertionsorgan sowohl für 
Fabrikanten von Werkzeugen u. 8. w. als auch für Mechaniker, 
Optiker und Glasinstrumenten-Fabrikanten. 

Anzeigen werden von der Verlagsbuchhandlung sowie 
von allen soliden Annoncenbureaux zum Preise von 50 Pf. 
für die einspaltige Petitzeile angenommen. 

Bei jährlich 3 6 12 24maliger Wiederholung 


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Beilagen werden nach Vereinbarung beigefügt. 
Verlagsbuchhandlung von Julius Springer 


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Inhalt: 


A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente 8. 1. — FUER WERKSTATT UND LABORATORIUM: 
Die Zählertypen der A. B. G. 8. 6. — GLASTECHNISCHES: Gasanalyse durch Kondensation 8. 8. — Kin Ozonometer 
8. 8. — Gebrauchsmuster 8. 9. — PATENTSCHAU S. 10. — VEREINS- UND PERSONENNACHRICHTEN: Zweigv. Halle, No- 
vembersitsung S. 11. — Abt. Berlin, Sitzung vom 13. 12. 10. S. 11. — Zwgv. Göttingen, Sitzung vom 16. 12. 10. 8. 12. 
Verband deutscher Elektrotechniker 8. 12 — Personennachrichten 8.1%. — PATENTLISTE auf 3. Seite des Umschlags. 
Beilage für die Mitglieder der D. G. f. M. u O.: 5. NACHTRAG ZUM MITGLIEDERVERZEICHNIS. 


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He ‘ 
1. Januar 1911. 


Patentliste. 
Bis zum 22. Dezember 1910. 


Klasse: Anmeldungen. 


4. R. 30444. Verf. z. Verhüten des Anlaufens 
der spiegelnden Fläche bei Reflektoren. 
E. R. Rysman, London. 19. 3. 10. 

12. G. 29405. Gegen chem. Einflüsse widerstands- 
fähige Gefäße aus reinen Eisenoxyden. W. 
Günther, Cassel. 17. 6. 09. 

21. H. 50808. Wechselstrominstr. Hartmann 
& Braun, Frankfurt a. M. 30. 5. 10. 


H. 51 199. Unterlager f. Meßinstr. S. Hefter, 
St. Petersburg. 27. 5. 10. 


M. 41640. El.-Zuhler f. Gleichstrom. P. Mai, 
Charlottenburg. 23. 6. 10. 
P. 24586. El. Dampf lampe. 

Rixdorf. 1. 3. 10. 
Sch. 35 700 Verf. u. App. zur elektrolyt. El. 
Messg. Schott & Gen., Jena. 23. 5. 10. 
42. A. 18585. App. z. Prüfg. e. Gasgemisches 
od. e. Flüssigk. mittels e. sich entfarbenden 
od. seine Farbe veränd. Reagens; Zus. 2. 
Anm. A. 18 403. M. Arndt, Aachen. 26. 3. 10. 

C. 17 371. Träger f. d. opt. Teile v. Koinzidenz- 
entfernungsmessern. V. Colzi u. F. Bar- 
delli, Turin. 26. 11. 08. 


C. 18815. Vermessungsinstr., bei dem die 
Strecke zw. 2 vom Instr. entfernt liegenden 
Punkten mit Hilfe von 3 an dem Instr. an- 
gebrachten u. mit Einteilgn. vers. Schienen 
bestimmt wird. F. Curtis, Seattle. 31. 1. 10. 


H. 44 762. Optisch. Geschwindigkeitsmesser. 
B. Hopkinson, Cambridge, u. L. Thring, 


E. Podszus, 


Overbrook. 25. 9. 08. 

H. 60 954. Manometerskala mit einstellbaren 
Einzelwerten. S. Hartig, Saarbrücken. 
15. 6. 10. 


K. 44 337. Vorrichtg. z. Analysieren v. Farben- 
mischungen. A. Kubicek, Prerau. 20. 4. 10. 


P. 23 930. 
messen mit 3 Objektiven. 
27. 10. 09. 

S. 28625. Vorrichtg. z. Messen hoh. Temp., 
bei welcher der Widerstand e. in e. Hohl- 
körper eingeschl. el. Leiters bei verschied. 
Temp. ein Maß f. die Temp. darstellt. Gebr. 
Siemens & Co., Lichtenberg. 20. 3. 09. 

S. 31669. Elektr. Widerstandspyrometer. C. 
GroBpeter, Groß Königsdorf b. Cöln. 
14. 6. 10. 

T. 14 847. 
drehspulen u. festen Feldspulen. 
Berlin. 17. 1. 10. 

T. 14888. Selenphotometer; Zus. z. Anm. T. 
14847. Derselbe. 29. 1. 10. 


Instr. z. Fernsehen u. Entfernungs- 
F. Pütz, Cassel. 


Selenphotometer m. Wechselstrom- 
D. Timar, 


III 


U. 3882. Einrichtg. z. Gasförderg. in gasana. 
lytischen Appar. Underfeed Stoker Cy 
of Am., Chicago. 6. 12. 09. 


Z. 6527. Photogr. Einzelobj. aus 3 verkitteten 
Linsen, deren mittlere bikonk. ist. C. Zeiß, 
Jena. 26. 11. 09. 


72. R. 28855. Fernrohraufsatz für Geschütze 
zum Beschießen von hochgelegenen Zielen. 
Rhein. Metallw. u. Maschin.-Fabrik, 
Derendorf. 18. 7. 09. 

Z. 6822. Einsatz f. Geschütz- u. Gewehrläufe, 
der die Richtung der Seelenachse liefert, 
C. Zeiß, Jena. 1.6.10. 


Erteilungen. 


20. Nr. 229 785. Verf., mehrere App. synchron 
durch je einen Steuermotor anzutreiben, und 
Einrichtung z. Ausübung dieses Verfahrens. 
Siemens - Schuckert- Werke, Berlin. 
16. 1. 10. 

Nr. 229915. Vorrichtg. z. selbstt. Aufzeichnen 
v. Zugabstand u. Zuggeschw.; Zus. z. Pat. 
Nr. 220803. Siemens & Halske, Berlin. 
1. 5. 10. 

21. Nr. 229607. El. Typenfernschreiber; Zus. z. 
Pat. Nr. 228045. L. Cerebotani, München, 
u. A. Silbermann, Berlin. 5. 1. 10. 


Nr. 229 734. Anker f. Motor-El.-Zähler. Sie- 
mens-Schuckert-Werke, Berlin. 28.3.09. 


Nr. 229 789. Zählwerk f. el. Meßinstr. Isaria, 
München. 29. 4. 10. 

Nr. 229922. Lager f. Meßgeräte; Zus. z. Pat. 
Nr. 217276. Dieselbe. 11. 8. 10. 


80. Nr. 229610. Verf. z. gleichz. photogr. u. 
röntgenogr. Sichtbarmachung desselben Ob- 
jektes. P. H. Eijkman, Scheveningen. 
21. 1. 09. 

Nr. 229744. Interferenzapp. zur Prüfung der 
Hörschärfe; Zus. z. Pat. Nr. 224030. B. 
Waetzmann, Breslau. 17. 6.10. 


42. Nr. 229549. Winkelmeßinstrum. z. Höhen- 
messen u. Steuern v. Luftschiffen, bestehend 
aus einer mit Quecks. gefillten kommuniz. 
Röhre mit Feststellung der Höhenwinkel 
durch Kontakte. M. Gasser, Darmstadt. 
23. 2. 09. 

Nr. 229929. Vorrichtg. z. Messen der Menge 
der in der Zeiteinheit ein Rohr durch- 
strömenden Flüssigk. R. Sommer, Essen. 
23. 10. 09. 


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Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstands der Gesellschaft. x; 
Erscheint seit 1891. 


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Beiblatt zur Zeitschrift 
für Instrumentenkunde. 


Organ für die gesamte 
Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 24, S. 261—272. 


15. Dezember. 


1911. 


Die 


Deutsche Mechaniker-Zeitung 


erscheint monatlich zweimal in Heften von 12 u. S Seiten. Sie 
ist den technischen und gewerblichen Intereasen 
der gesamten Präzisionsmechanik, Optik und 
Glasinstrumenten-Industrie gewidmet und berichtet 
in Originalartikeln und Referaten über alle ein- 
schlagigen Gegenstände. Ihr Inhalt erstreckt sich nuf die 
Werkstattpraxis, die soziale Gesetzgebung, die Geschichte 
der Feintechnik, technische Veroffentlichungen, Preislisten, 
das Patentwesen und Anderes mehr. 

Ais Organ der Deutschen Gesellschaft für 
Mechanik und Optik enthält die Deutsche Mechaniker- 
Zeitung die Bekanntmachungen und Sitzungsberichte des 
Hauptvereins und seiner Zweigvereine. 


Alle die Redaktion betreffenden Mitteilungen und An- 
fragen werden erbeten unter der Adresse des Redakteurs 


A. Blaschke in Charlottenburg 4, 
Fritsche Str. 39. 


kann durch den Buchhandel, die Post oder auch von der 
Verlagsbuchhandlung zum Preise von M. 6,— für den Jahr- 
gang bezogen werden. 

Sie eignet sich wegen ihrer Verbreitung in Kreisen der 
Wissenschaft und Technik als Insertionsorgan sowohl für 
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Inhalt: 


E. Winkler, Der Unterricht in physikalischer Handfertigkelt fir Studierende der Universität Göttingen an 
der Fachschule für Feinmechanik in Gottingen 8. 261. — GEWERBLICHES: Permanente Maritime Ausstellung in Triest 
8. 268. — BUECHERSCHAU 8. 268. — VEREINSNACHRICHTEN: Zwgv. Göttingen, Sitzung vom 2. 11. 11 8. 264. — Abt. 
Berlin E. V., Sitzungen vom 21. 11. und 5. 12. 11 S. 265. — Zwgv. Hamburg- Altona, Sitzung vom 5. 12. 11 8. 265. — 


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überseeischen Leser und der exportierenden deutschen In- 
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lassen wir mit Beginn des neuen Jahrgangs unter dem Titel 


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der Porto-Ersparnis halber auf etwas dünnerem, eigens 
dafür angefertigtem Papier drucken. Außerdem haben 
wir in unserer neu eingerichteten „Export-Woche“ neben 
dem schon bestehenden Inseratenteil eine besondere 
Abteilung für Export-Inserate geschaffen, die das beste 


Insertionsmittel ‘i: sie deutsche Export-Industrie 


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bergen ae, München u. 


darstellt. — Wegen der lnsertions- Bedingungen wende man 
sich an die Anzeigen - Abteilung der „Export- Woche“. 


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