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Deutsche
Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt
der
Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke in Charlottenburg.
4
Berlin.
Verlag von Julius Springer.
1911.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Die Justierung der geodätischen Instrumente. Von A. Leman. . 1. 13. 22. 33
Nein ] é?] V 3680
Carl Reichel . . . Be Bi sy. er 28% ee ee Jee ee et Di
Carl Reichel, Nachruf. Von W. Posrster Eee So ibe te ne Armee AAD
Stoppuhr mit elektrischer Auslösung und Areeni. Von H. Lii Sas, os 57
Über die Unzuverlässigkeit ungeprüfter Fieberthermometer. Von H. F. Wiebe u. P. Hebe 65
Monochromator für das Praktikum. Von C. Lei. . 67
Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Marinum: Thermometer: Von
H E Wieb: m te e cur. u · at ay eA a os ðÄvͤ/ / ee ee. AR
Nachtrag hierzu e
Elektromedizinische Und — Fortschritte in den letzten Jahren. Von
G. Heber e 109; 133-149
Ein neues Radium- Pernet mobile: “Non H. Greinacher. ........... JOL
Uber das Blaufärben des Stahls durch Anlassen. Von F. Göpel! 121
Ein einfaches Projektionsverfahren der Erscheinungen der chromatischen Polarisation des
Lichtes in konvergenten Strahlen. Von S. Pokrowsky. . . 24
Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie. Von Br. Glatzel e
Einladung zum 22. Deutschen Mechanikertag . . . be er. es OD
Längenänderungen an gehärtetem Stahl. Von A. Leman u. A. Warner „„ 1467
Zum 22. Deutschen Mechanikertag in Karlsruhe. . . 2. 2 2 2 dd 177
Die Internationale Hygieneausstellung in Dresden. Von J. Ehlers ........ . 178
Weiteres über die Konstruktion der ärztlichen Maximum Thermometer. Von H. F. Wiebe 189
Die Dimensionsänderungen gemauerter astronomischer Pfeiler bei der Erhärtung des
Bindematerials. Von K. Scheel 197
Über die Daten, die zur vollständigen Beurteilung slekiriacher Mediviatrutedite erforderlich
sind. Von H. Hausrath n bo sb. bgt ie oe ei "ge Gee ee 222
Magnetoskop für Unterrichtszwecke. Von A. Bernini E a Rw eR te ae ts e
Stephan Lindeck Tr, asse s o ꝗ ES Re . 2
Stephan Lindeck, Nachruf. Von H. K rubßb b 232233
Universalbogenlampe mit festem Lichtpunkt. Von P. Krüß . tt. 41
22. Deutscher Mechanikertag. Protokoll 251
Der Unterricht in physikalischer Handfertigkeit für n ‘ier Universitat Göttingen
an der Fachschule für Feinmechanik zu Göttingen. Von E. Winkler. 261
Fur Werkstatt und Laboratorium: 6. 27. 37. 46. 69. 80. 95. 104. 116. 125. 139. 149. 168. 170.
181. 191. 199. 216. 226. 235. 242.
Glastechnisches: 8. 28. 38. 49. 70. 80. 96. 105. 117. 126. 140. 150. 160. 172. 183. 193. 201. 217. 243.
Gewerbliches: 18. 29. 38. 50. 61. 72. 82. 106. 118. 126. 141. 150. 173. 184. 194. 202. 218. 235. 244. 263.
Kleinere Mitteilungen: 18. 30. 41. 53. 73. 83. 96. 127. 151. 187. 195. 204. 235.
Bücherschau: 42. 53. 73. 83. 97. 118. 127. 143. 161. 174. 205. 218. 227. 263.
Preislisten: 54. 74. 85. 98. 118. 129. 143. 162. 206. 218.
Patentschau: 10. 19. 30. 42. 54. 63. 75. 86. 99. 106. 119. 130. 144. 152. 163. 175. 187. 195. 206.
219. 245.
Gebrauchsmuster für glastechnische Gegenstände: 9. 29. 49. 71. 81. 117. 140. 161. 184.
202. 243.
Vereins- und Personennachrichten: 11. 20. 32. 43. 55. 64. 76. 88. 107. 120. 132. 144. 152. 164.
188. 196. 207. 220. 228. 236. 246. 264.
Briefkasten: 20.
Namen- und Sachregister: 266.
— — 0 — —— —
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891. we
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte : ee
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. ut
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39. er
Verlag von Julius Springer in Berlin N. n
Heft 1. 1. Januar. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Die Justierung der geodätischen Instrumente,
Von A. Leman, Charlottenburg.
Mit den Ausführungen des hochverehrten Altmeisters der mechanischen Kunst,
Herrn C. Reichel, auf S. 163 bis 165. Jahrg. 1909 dieser Zeitschr. kann ich mich in
einigen Punkten nicht ganz einverstanden erklären. Die Begründung meiner ab-
weichenden Meinung kann jedoch nur unter tieferem Eingehen in die Theorie der
geodätischen Instrumente erfolgen. Deshalb ziehe ich vor, einen vollständigen Abriß
der bei der Justierung der genannten Instrumente in Betracht kommenden Fragen zu-
sammenzustellen; der Leser wird dann selbst entscheiden können, wie weit die Über-
einstimmung der beiderseitigen Ansichten reicht.
Dem eigentlichen Gegenstande schicke ich, um das Verständnis zu erleichtern,
zunächst eine kurze Erörterung über die, wie mir scheint, nicht immer ganz zutreffend
aufgefaßte Bedeutung und das Wesen der Ziellinie voraus und behandle dann die
Justierung der drei wichtigsten typischen Instrumente der Geodäsie! Theodolit, Kipp-
regel und Nivellierinstrument.
Im Anschluß an die theoretischen Erörterungen habe ich gelegentlich auch
einige damit im Zusammenhange stehende Nebenfragen mit berührt.
Bedeutung und Wesen der Ziellinie.
Die Ziel- oder Kollimationslinie eines Fernrohres ist die dureh den hinteren
Hauptpunkt H des Objektives und durch den Kreuzungspunkt C der Fäden gehende
Gerade. H kann als mit dem Tubus fest verbunden angesehen werden, C aber muß be-
weglich sein, um seinen Abstand von H dem mit der Zielweite wechselnden Abstande
des Bildes eines beobachteten Punktes gleich machen zu können. Hierzu dient der
bei geodätischen Instrumenten durch Trieb und Zahnstange bewegte Fadenauszug, ein
Rohr, welches bei geringeren Instrumenten unmittelbar in den Tubus eingepaßt ist,
bei besseren in einem besonderen Führungskörper gleitet.
Fig. 1.
Relativ zum Tubus behält bei Zielungen auf Punkte gleicher Zielweite die
Kollimationslinie C H eine und dieselbe Lage, weil C ja nicht verstellt zu werden
braucht; bei Einstellung auf eine andere Zielweite kann aber eine Richtungsänderung
eintreten, welche bei Winkelmessungen die Kreisablesung, bei Nivellements die Latten-
ablesungen beeinflußt. Soll die hieraus unter Umständen entspringende Fehlerquelle
vermieden werden, so müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Erstens muß das
Auszugsrohr genau gerade sein, damit es C überhaupt eine bestimmte Verschiebungs-
richtung zu erteilen imstande ist, und zweitens muß diese Verschiebungsrichtung von
2 a L A Leman, Die Justlerung der geodätischen Instruments. A š:
7 ——— — — en = m —
C durch H hindürchgehen. Von diesen beiden Bedingungen kann die erste bei sorg-
fältig ausgeführten Instrumenten als mit hinreichender Genauigkeit erfüllt vorausgesetzt
werden: ‚im der zweiten Genüge leisten zu können, wird C durch Justierschrauben
quer zur Richtung des Fernrohres verstellbar gemacht. Zur Veransehaulichune diene
Fig. I. in welcher C und C, die Orte darstellen, die der Auszug dem Fadenkreu-
zung Ankte bei Einstellung auf Gegenstände verschiedener Zielweite anweist. Feste,
unvresöinderliche Richtung erhält die Kollimationslinie augenscheinlich erst dann, wenn
der“ Fadenkreuzungspunkt auf die durch A parallel zur Verschiebungsrichtung des
Auszuges gelegte Gerade HC“ verlegt wird.
~ Die Veränderlichkeit der Richtung der Ziellinie braucht ihre Ursache nicht
co ‚notwendig in der in Fig. 1 veranschaulichten mangelhaften Führung des Auszugrohres
oder einer exzentrischen Lage des Objektivhauptpunktes zu haben; sie kann auch
durch eine leichte Krümmung des Tubus, vielleicht infolge von Spannungen, entstehen.
Aus obiger Überlegung geht zunächst hervor, daß es zwar immer möglich
sein wird, die Forderung einer festen Ziellinie zu erfüllen, dann aber weitere Be-
dingungen an die Lage der letzteren relativ zum Rohre im allgemeinen nur gestellt
werden können, wenn dafür besondere Hilfseinriehtungen vorhanden sind. Steht beim
Theodoliten die Verschiebungsrichtung des Fadenauszuges nicht von vornherein senkrecht
zur Kippachse, so kann nur entweder Konstanz des Kollimationsfehlers!) für alle Ziel-
weiten oder Beseitigung desselben für eine einzige erreicht werden. Ahnlich verhält
es sich bei den Nivellierinstrumenten mit umlegbarem Fernrohr, welehem durch zwei
auf dem Tubus sitzende, genau rund gedrehte Ringe eine mechanische Achse gegeben
ist. Ist hier die Verschiebungsrichtung des Fadenauszuges nicht von vornherein dieser
mechanischen Achse parallel, so kann wiederum nur entweder konstante Abweichung
der Richtung der Ziellinie von der Achse für alle Zielweiten oder Parallelismus für
eine einzige hergestellt werden.
Ferner ist sofort ersichtlich, daß durch eine Verstellbarkeit des Objektives quer
zum Tubus und die damit verbundene Verlegung von H nur genau dasselbe erreicht
werden kann, wie durch die Verschiebung von C, daß also nach erfolgter Festlegung
der Richtung der Ziellinie letztere höchstens unter gleichzeitiger Verschiebung von C
und H in gleichem Sinne und gleichem Betrage parallel mit sich selbst verlegt
werden kann.
1. Der Theodolit.
Beim Theodoliten?) liegen die Verhältnisse bezüglich der Justierung sehr einfach.
An ein ideal justiertes Instrument dieser Art wären folgende Anforderungen zu stellen
1. Die Kippachse soll genau senkreeht zur Schwenkachse stehen, oder, was
dasselbe ist, genau horizontal liegen, nachdem, wie im folgenden stets vorausgesetzt
werden soll, die letztere mittels der Libelle vertikal gerichtet ist. Eine vorhandene
Abweichung wird als „Neigungsfehler der Kippachse* oder kurz als „Neigunysfehler“
schlechthin bezeichnet.
2. Die Kollimationslinie braucht die Kippachse nicht zu schneiden, soll aber
in einer zu dieser senkrecht stehenden Ebene liegen. Ein vorhandener Xeigungs—
winkel gegen diese Ebene wird als . Kollimationsfehler® bezeichnet.
3. Die Kollimationslinie soll dureh die Schwenkachse hindurehgehen. Eine
seitliche Abweichung wird „Exzentrizität des Fernrohres~ genannt, im Gegensatz
zur Exzentrizität des Kreises, deren Erörterung nicht in den Rahmen dieser Be-
sprechung gehört.
Die zweite Bedingung schließt natürlich als vierte die der Unveränderlichkeit
der Ziellinie, mindestens in horizontalen Sinne, ein, deren Nichterfüllung strengge-
nommen auch die Unerfüllbarkeit der dritten nach sich zieht.
Um allen diesen Forderungen nachkommen zu können, mübten vorhanden sein
einerseits als mechanische Hilfsmittel:
1) Vgl. die Erklärung dieses Ausdruckes am Anfange des Kapitels „Der Theodolit*.
2) Unter ,Theodolit* wird hier das ausschließlich zu geodätischen (bezw. mark-
scheiderischen) Zwecken dienende Instrument verstanden, bei welchem der Azimutalkreis die
wesentlichste Bedeutung hat. Ob zu diesem noch ein Höhenkreis untergeordneten Charakters
oder auch ein vollwertiger hinzutritt, durch welchen der Theodolit zum geodätischen Universal-
instrument erhoben wird, ist für die folgenden Erörterungen nebensächlich.
Heft 1.
1 Jannar 1911 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. 3
1. Verstellbarkeit eines der Lager der Kippachse in der Höhenrichtung.
2. Verstellbarkeit in drehendem Sinne, in einer durch den Fadenkreuzungs-
punkt und die Kippachse gehenden Ebene, entweder des Führungskörpers des Faden-
auszuges gegen den Tubus oder des Tubus gegen die Kippachse.
3. Nahezu zentrale Anordnung des Tubus und außer der gewöhnlichen Ver-
stellbarkeit des Fadenkreuzes noch Verstellbarkeit parallel zur Kippachse, entweder des
Objektives zum Tubus oder des Tubus gegen die Kippachse,
Anderseits werden erfordert Beobachtungshilfsmittel, um vorhandene Unrichtig-
keiten mindestens qualitativ zu erkennen.
Von den aufgeführten mechanisehen Hilfsmitteln ist bei modernen Instrumenten
außer der gewöhnlichen Verstellbarkeit des Fadenkreuzes, — welche jedoeh, wie die fol-
genden Überlegungen zeigen werden, bei sonst zweckmäßiger Konstruktion des In-
strumentes auch noch überflüssig ist, — keines vorhanden. Bei älteren Instrumenten
findet man allerdings noch die Verstellbarkeit eines der Lager der Kippachse, die
jedoch zur Anwendung der bei astronomischen Instrumenten nicht zu vermeidenden
offenen Sattellager mit den ihnen anhaftenden Ubelständen nötigte. Bei neuen da-
gegen liegt die Kippachse mit ihren Zapfen in allseitig geschlossenen, gegen Eindringen
von Staub und Schmutz schützenden Zylinderlagern, die aber natürlich wieder Verstell-
barkeit gegeneinander ausschließen. Man verzichtet hier also zu Gunsten eines
besseren, solideren Konstruktionselementes auf die Möglichkeit der Beseitigung eines
etwa vorhandenen Neigungsfehlers. Daß anderseits der Exzentrizität des Fernrohres
keine wesentliche Beachtung geschenkt zu werden braucht, geht schon daraus hervor,
daß gerade diejenigen Instrumente dieser Art, die den höchsten Anforderungen ent-
sprechen, als geodätische Universalinstrumente anomalen Bau aufweisen, nämlich mit
absichtlich weit exzentrisch liegendem Fernrohr konstruiert werden. In gleicher Weise
darf man sich aber auch über die zweite und die damit in Verbindung stehende vierte
der vorhin aufgeführten Anforderungen hinwegsetzen.
Der Grund hierfür ist ein ganz eigenartiger. Eine vollständige Prüfung, durch
welehe das Vorhandensein eines jeden der vorhin bezeichneten Justierungsmängel mit
Sicherheit erkannt werden kann, ist nur dann möglich, wenn die Konstruktion des
Instrumentes einer grundsätzlichen Bedingung entspricht, nämlieh das Durchschlagen
des Fernrohres gestattet. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so entziehen sich die Ab-
hängigkeit des Kollimationsfehlers von der Zielweite und die Exzentrizität des Fern-
rohres der Feststellung. Einrichtungen zu deren Beseitigung würden demnach zwecklos
sein und durch die hinzutretende Komplikation nur die Verläßlichkeit des Instrumentes
herabsetzen. Genügt aber die Konstruktion der angegebenen Bedingung, so können
die Justierungsfehler sämtlich nicht nur qualitativ erkannt, sondern ihrer Größe nach
bestimmt und ihr Einfluß auf die Ablesungen des Azimutalkreises rechnerisch berückK-
sichtigt werden. Ihrer Beseitigung bedarf es dann nicht mehr.
Der Neigungsfehler der Kippachse kann ermittelt werden, indem man nach
sorgfältiger Vertikalstellung der Schwenkachse mittels der Libelle nach drei Punkten
eines Lotfadens visiert, von denen der eine zweckmäßig in nahe horizontaler Richtung
liegt, die beiden anderen in möglichst großen Abständen nach oben und unten von
diesem gewählt werden. Aus den Differenzen der drei Ablesungen am Azimutalkreise
kann man dann, wenn auch noch die Höhenunterschiede der drei Punkte am Höhen-
kreise abgelesen worden sind, gleichzeitig Neigung der Kippaehse und Größe des
Kollimationsfehlers für die Zielweite des Lotfadens berechnen. Zur Messung der Höhen-
differenzen genügt ein Höhenkreis untergeordneter Bedeutung; wo auch ein solcher
nicht vorhanden ist, können die Höhendifferenzen auf trigonometrischem Wege dureh
lineare Messung der Abstände der (in diesem Falle zu markierenden) drei Punkte von-
einander und der Entfernung des Lotfadens von der Schwenkachse ermittelt werden.
Die zur Berechnung dienenden Formeln sind freilich recht verwickelt; da sie nur
dem Geodäten Interesse bieten können, brauchen sie hier nicht abgeleitet zu werden.
Von größerer Bedeutung als dieser allgemeine Fall der Beobachtung dreier
beliebiger Punkte des Lotfadens ist der besondere, wo der mittlere von ihnen in der
Horizontalen durch die Kippachse liegt und die beiden äußeren gleich weit vom
mittleren entfernt sind. Dieser Fall läßt das Wesen des Verfahrens besonders deutlich
erkennen.
Die Ablesung des Azimutalkreises bei Einstellung auf den mittleren der drei
Lotfadenpunkte sei a, bei den Einstellungen auf den oberen und unteren Punkt seien
Dentsche
4 A. Leman, Die Justierung der geod&tischen Instrumente. Mechaniker-Zig
die Ablesungen a + ð, bezw. a +0’. Sind dann die beiden Abweichungen d und d’
gleich groß, aber von entgegengesetztem Vorzeichen, so ist daraus zu schließen, daß
die Kollimationslinie bei der Drehung um die Kippachse eine zu dieser senkreeht
stehende Ebene beschreibt, die aber den Lotfaden nur im mittleren der drei Punkte
durchschneidet, also geneigt ist gegen die Vertikalebene. Es ist dann also Neigungs-
fehler vorhanden, aber kein Kollimationsfehler. Stimmen dagegen ð und de“ sowohl
dem Werte als auch dem Vorzeichen nach überein, so erkennt man daraus, daß die
Kollimationslinie bei der Drehung um die Kippachse keine Ebene mehr beschreibt,
sondern eine Kegelfläche, welche eine durch den Lotfaden gehende Vertikalebene
berührt, daher horizontale Achse haben muß. In diesem Falle liegt also nur Kolli-
mations- aber kein Neigungsfehler vor. Sind endlich ð und d“ dem Werte nach ver-
schieden, so sind stets, gleichgiltig ob die Vorzeichen übereinstimmen oder nicht, beide
Fehler gleichzeitig vorhanden. Natürlich vereinfachen sieh in diesem besonderen Falle
die zur Berechnung der Größen der beiden Fehler dienenden Formeln erheblich.
Die Größe des Neigungsfehlers kann unter geeigneten Umständen auch ohne
Rechnung durch unmittelbare Beobachtung gefunden werden. Vielfach wird die für
die Vertikalstellung der Schwenkachse erforderliche Libelle auf dem Fernrohre be-
festigt, wogegen an sich nichts einzuwenden ist. Wird sie jedoch auf der Alhidade
so angebracht, daß sie parallel zur Kippachse liegt, so kann sie zur unmittelbaren
Messung des Neigungsfehlers benutzt werden. Man stellt das Instrument so auf, daß
die Verbindungslinie zweier Fußschrauben parallel zur Richtung nach dem Lotfaden
und damit senkrecht zur Kippachse steht. Nach Vertikalstellung der Schwenkachse
wird die Libelle abgelesen und darauf der Lotfaden in der vorherigen Weise beob-
achtet. Alsdann kann man durch Drehen der unter der Kippachse gelegenen Fub-
schraube das Eintreten des vorhin besprochenen Falles bewirken, daß d und d“ dem
Werte und auch dem Vorzeichen nach übereinstimmen. Dann muß aber nach der
früheren Überlegung die Kippachse horizontal sein, die vorher genau vertikale Schwenk-
achse wird also gerade um den Betrag des Neigungsfehlers aus der Vertikalebene
herausgedreht worden sein und die Abweichung der jetzigen Libellenablesung gegen
die frühere gibt den Betrag des Neigungsfehlers an.
Der lineare Betrag der Exzentrizität des Fernrohres läßt sich am Instrument
selbst nicht direkt messen, er kann aber indirekt ermittelt werden, wenn das Fernrohr
durchschlagbar ist. Man bedient sich dazu zweckmäßig wieder des mittleren, in der
Horizontrichtung gelegenen Punktes des vorhin benutzten Lotfadens.
Da nach dem Durchschlagen eine Drehung um die Schwenkachse um 180°
ausgeführt werden muß, um denselben Punkt wieder einstellen zu können, so wird
durch das Verfahren einerseits eine Drehung des Fernrohres um seine eigene Achse
um 180° bewirkt, anderseits kommt das letztere in eine der ersten streng symmetrische
Lage zur Schwenkachse. Es wirken also jetzt der Kollimationsfehler sowohl als auch
die Exzentrizität des Fernrohres in gleich großem Betrage, wie bei der ersten Lage,
aber in entgegengesetztem Sinne. Gleichzeitig aber erhält auch die Neigung der Kipp-
achse, wenn eine solche vorhanden ist, und damit auch ihr Einfluß den dem vorigen
entgegengesetzten Sinn.
War demnach bei der ersten Lage des Fernrohres die Ablesung des Azimutal-
kreises wieder à und ergibt sich bei der zweiten Lage die wegen des Wechsels der
: eer ; 1 5
beiden Ablesungsindices um 180° reduzierte Ablesung a = «+ s, so stellt 2 & die halbe
Differenz der beiden Ablesungen a und d, die algebraische Summe aus dem Einfluß von
Kollimationsfehler, Exzentrizitit und Neigungsfehler, also dreier Fehlergröhen dar.
Die Einflüsse des Kollimationsfehlers und des Neigunesfehlers sind nach dem
früheren bereits bekannt, (bei genau horizontaler Visur verschwindet der letztere
gänzlich und der erstere ist die Größe des Kollimationsfehlers selbst); es ergibt sich
somit der Einfluß der Exzentrizität und aus ihr und dem gemessenen Abstand des
Lotfadens von der Schwenkachse die lineare Größe der Exzentrizität selbst.
Nunmehr bedarf es nur noch eines Schrittes, um eine etwa vorhandene Ab-
hingigkeit der Richtung der Ziellinie von der Zielweite zu erkennen und ihrer Größe
nach zu ermitteln. In der Natur der Sache liegt es, daß man bei den Beobachtungen
am Lotfaden den Abstand desselben von der Schwenkachse möglichst gering wählen
wird, um bei den Einstellungen des oberen und unteren Punktes möglichst großen
Elevations- bezw. Depressionswinkel erhalten zu können, von der Größe der letzteren
i. . A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. 5
hingt die Sicherheit des Ergebnisses ab. Daher gilt auch der so ermittelte Wert des
Kollimationsfehlers zuniichst nur fiir die angewandte kleine Zielweite. Wiederholt man
dann die Doppelbeobachtung unter Durchschlagen des Fernrohres an einem Punkte
möglichst großer bekannter Zielweite, so läßt sich aus der halben Differenz der beiden
Kreisablesungen der Einfluß des Neigungsfehlers sowohl, wie der der Exzentrizität
rechnerisch beseitigen, und es bleibt der Einfluß des Kollimationsfehlers für die große
Zielweite übrig. Selbstverstindlich wird man auch hier, zur Vermeidung unnötiger
Rechnung, in horizontaler Richtung beobachten und dadurch die Größe des Kollimations-
fehlers unmittelbar erhalten.
Hiermit ist die Möglichkeit erwiesen, bei einem Theodolit mit durchschlagbarem
Fernrohr alle vorhandenen Justierungsmängel ihrer Größe nach festzustellen und dem-
nach die mit einem solchen mangelhaft justierten Instrument erhaltenen Ablesungen
des Azimutalkreises durch rechnerische Berücksichtigung des Einflusses der verschiedenen
Fehlergrößen zu berichtigen. Praktischen Gebrauch machen wird man davon freilich
nicht, weil es einen viel einfacheren Weg gibt, die Beobachtungen von dem Einfluß
aller Justierungsfehler zu befreien, der auch noch den Vorzug größerer Sicherheit besitzt.
Die Überlegung auf S. 4 hat ja gezeigt, daß die Kreisablesung a’ nach dem
Durchschlagen des Fernrohres von allen drei vorhandenen Justierungsmängeln, Neigungs-
fehler, Kollimationsfehler und Exzentrizität des Fernrohres, um den gleichen Betrag,
jedoch in entgegengesetztem Sinne beeinflußt wird, wie die Ablesung « vor dem
Durchlagen. Daraus folgt, daß aus der Summe beider Ablesungen diese Einflüsse ver-
schwinden, oder, was dasselbe ist, die halbe Summe 5 (a + a’) oder das arithmetische
Mittel beider Ablesungen von den Einflüssen aller Justierungsfehler vollkommen frei
ist. Wo das auf dieser Überlegung beruhende Beobachtungsverfahren konsequent zur
Anwendung gebracht wird, wie dies bei Präzisionsmessungen allerersten Ranges fest-
stehende Regel ist, kommt es demnach auf eine auch nur angenähert genaue Justierung
gar nicht mehr an und ebensowenig natürlich auf die Kenntnis der Justierungsfehler.
Aus diesem Verfahren der Doppelbeobachtung kann noch ein weiterer, nicht
unbedeutender Vorteil gezogen werden, der wenig bekannt oder beachtet zu sein
scheint und deswegen hier erwähnt werden möge, obwohl er nicht eigentlich in den
Rahmen dieser Besprechung gehört. Um den Einfluß der Exzentrizität des Kreises
zu eliminieren, müssen bei einer einfachen Beobachtung ohne Durchschlagen die Ab-
lesungen an zwei diametral zueinander mit der Alhidade verbundenen Ablesemarken
genommen werden. Das Mittel beider ist frei von jenem Einfluß. Bei dem in Rede
stehenden Beobachtungsverfahren ist eine der beiden Ablesemarken eigentlich ent-
behrlich, da nach dem Durchschlagen jede derselben nahezu an die Stelle der anderen
kommt. Hier ist demnach schon das Mittel der beiden Ablesungen derselben Marke
frei vom Einfluß der Exzentrizität des Kreises. In der Regel werden aber doch beide
Marken abgelesen, um den Einfluß zufälliger Ableseungenauigkeiten herabzusetzen,
was gerechtfertigt erscheint, da man ja hier auch zwei Zielungen ausführt. Man
erhält so vier Kreisablesungen, die sich aber paarweise auf dieselben beiden diametral
zueinander gelegenen Striche des Kreises beziehen. Jeder der letzteren ist mit
einem Teilungsfehler behaftet, daher wird das Mittel der Kreisablesungen noch durch
das Mittel der beiden Teilungsfehler verfälscht. Der Betrag dieser Verfälschung bleibt
aber derselbe, gleichgiltig, ob man nur zwei Kreisablesungen oder deren vier nimmt.
Dies ist offenbar ein Mangel, dem sich dadurch begegnen läßt, daß man den beiden
um 180° voneinander abstehenden Ablesemarken auf der Alhidade noch eine dritte,
um 90° versetzte hinzufügt. Bei einfachen Beobachtungen ohne Durchschlagen werden
nur die beiden diametral liegenden, bei Doppelbeobachtungen unter Durehschlagen nur
zwei um 90° voneinander entfernte benutzt. In diesem Falle beziehen sich dann die
Ablesungen auf vier um den Umfang des Kreises gleichmäßig verteilte Striehe, und die
Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß das Mittel der ihnen anhaftenden vier Teilungs-
fenler einen geringeren Betrag darstellt, als vorher das Mittel aus nur zweien.
Diese Disposition erscheint mir richtiger, als die bei einem großen geodätischen
Universalinstrumente der U. S. Coast and Geodetic Survey, von dem ich eine photo-
graphische Abbildung besitze, getroffene. Hier trägt die Alhidade drei um je 120°
voneinander abstehende Ablesemikroskope, wodurch allerdings der Vorteil -erreicht
wird, daß bei der Doppelbeobachtung nur noch das Mittel aus den Teilungsfehlern (von
Deutsche
____ Mechaniker-Ztg.
6 Für Werkstatt und Laboratorium.
sechs gleichmäßig um den Umfang des Kreises verteilten Strichen eingeht. Demgegen-
über dürfte jedoch einerseits die durch das Nehmen von jedesmal sechs Kreisablesungen
erzielte Herabdriickung des Einflusses zufälliger Ableseungenauigkeiten im Vergleich
zu der Unsicherheit der Zielung als bereits zu weit gehend anzusehen sein, anderseits
wird bei Einzelbeobachtungen der Einfluß der Exzentrizität des Kreises nicht voll-
kommen eliminiert.
Bei älteren Instrumenten, namentlich Grubentheodoliten, ist mitunter zwar das
Fernrohr nicht durchschlagbar, dafür aber, wie bei astronomischen Instrumenten, die
Kippachse in ihren Lagern umlegbar. Diese Konstruktion bietet allerdings den Vorteil,
auch bei zentrischer Anordnung des Fernrohres noch mit einer verhältnismäßig ge-
ringen Höhe ausreichen zu können, nötigt dafür aber wieder zur Anwendung offener
Sattellager, die gerade bei Grubentheodoliten am wenigsten am Platze sind. Außerdem
aber kann sie die Durchschlagbarkeit nicht voll ersetzen. Durch das Umlegen wird
zwar wieder das Fernrohr um 180° um seine Achse gedreht und damit der Einfluß des
Kollimationsfehlers dem Sinne nach umgekehrt. In symmetrische Lage zur Schwenk-
achse kommt es aber nur dann, wenn die beiden Lager der Kippachse genau gleich
weit von der Schwenkachse stehen, was sich nicht kontrollieren läßt. Der Einfluß der
Exzentrizität wird also nicht mit Sieherheit lediglich dem Sinne nach umgekehrt,
sondern nur in unbekannter Weise verändert. Ferner wird bei Doppelbeobachtungen
unter Umlegen, weil dabei keine Drehung um die Schwenkachse erfolgt, auch der
Einfluß des Neigungsfehlers nicht mit eliminiert, und endlich treffen die letzten Er-
wägungen bezüglich der Exzentrizität des Kreises und der Teilungsfehler seiner Striche
nicht mehr zu.
(Fortsetzung folgt.)
— — — —
Für Werkstatt und Laboratorium.
Anwendungsgebiete
der verschiedenen Zählertypen
der A. E. G.
Nach einem Prospekte.
Die gewaltige Entwickelung der elektrischen
Zentralen in den letzten zehn Jahren, ihr Be-
streben, kleine und kleinste Konsumenten zu
gewinnen und durch zuweilen recht komplizierte
Tarife die Ausnutzung der Anlage soweit zu
treiben wie irgend möglich, haben die Elektri-
zitätsindustrie vor zwei Probleme gestellt, die
sehr anregend auf sie gewirkt haben und zu
einer großen Anzahl von Zählertypen führten.
Die Gewinnung der Kleinkonsumenten brachte
das Problem, Zähler so billig herzustellen, daß
dieZählerkosten auch beikleinsten Installationen
nicht zu fühlbar wurden, und die Veränderlichkeit
der Tarife erforderte Zähler, die sich den Vor-
schriften der Tarife anzupassen vermochten.
Die daraus folgende Entwickelung geht
deutlich aus einer von der A. E. G. herausge-
gebenen Übersicht der von ihr gebauten Zähler-
typen hervor. Die Forderung größter Billigkeit
führte auch die A. E. G. zu den Amperestunden-
zählern, die einerseits billig und einfach her-
zustellen sind, weil sie nur den Stromverbrauch
ohne Rücksicht auf die Spannung messen,
anderseits jedoch lange das Schmerzensk ind
der Zählerindustrie gewesen sind. Denn da
ihr rotierender Anker nur von einem Teile des
zu messenden Stromes durchflossen werden
kann, muß er im Nebenschluß zu einem Ab-
zweigwiderstande liegen. Infolgedessen wird
der den Anker durchflieBende Teilstrom nur
durch eine geringe Spannung getrieben, so daß
geringe Widerstandsänderungen große Ande—
rungen der Stromstärke und damit der Angaben
des Zählers zur Folge haben. Solche Wider-
standsänderungen treten aber stets über kurz
oder lang als Ubergangswiderstand zwischen
Kollektor und Bürsten auf.
Zunächst suchte man sie durch sorgfältig
durchkonstruierte Bürsten und Kollektoren aus
geeignetem Materiale, wie Gold, möglichst
gering zu halten. Von dieser Art sind die
RA- und RAR-Zähler der A. E G., während
der Übelstand des unsicheren Kollektorwider-
standes bei den EO-Zählern dadurch vollkommen
vermieden ist, daß der gesamte zu messende
Strom durch den Kollektor und Anker fließt.
Allerdings lassen sich solche Zähler nur für
Stromstärken bis zu 10 Ampere bauen.
Sehr verringert ist die Unsicherheit des
Kollektorübergangswiderstandes ferner bei den
EC-Zahlern durch eine sinnreiche Anordnung.
Die Bürsten sind an einem beweglichen Hebel
befestigt und werden durch einen Elektro-
magneten automatisch an eine andere Stelle
des Kollektors geschoben, sobald sich_an einer
Stelle ein (Ubergangswiderstand ) @usgebildet
Heft 1.
1. Januar 1911.
hat. Durch ihr bestandiges Hin- und Hergehen
scheuern sie den Kollektor selbsttätig immer
wieder rein. Ferner ist durch eine eigenartige
Verdrehung der Kollektorlamellen erreicht,
daß der Zähler auch bei ganz geringer Be-
lastung noch richtig zeigt.
Wo es auf Außerste Billigkeit der Installation
nicht so sehr ankommt und auch größere
Spannungsschwankungen auftreten, werden
Wattstundenzähler benutzt. Von diesen baut
die A. E. G. die LR-, P- und M-Zähler als ro-
tierende und die KG- und G-Zähler als oszil-
lierende. Letztere haben den großen Vorteil,
daß sie keinen Kollektor besitzen, dessen
Ubergangswiderstand bei Wattstundenzählern
zwar viel weniger in Frage kommt als bei
Amperestundenzählern, da er sich zu einem
hohen Vorschaltwiderstande addiert, der aber
doch auch hier der schwächste Teil des Zählers
ist. Bei den oszillierenden Zählern genügen
zwei Kontakte zur Umkehrung der Strom-
richtung im Anker und zum Hervorrufen der
Oszillationen. Die Güte dieser Kontakte hat
auf die Angaben des Zählers gar keinen Einfluß,
solange sie überhaupt noch in Tätigkeit sind.
Ferner findet bei diesen Zählern die Re-
gistrierung der Angaben nicht durch eine
Zahnradübertragung statt, sondern die Strom-
stöße beim Umschalten des Ankers betätigen
ein Relais, das auf das Zählwerk arbeitet. In-
folgedessen können Zähler und Zählwerke ohne
Schwierigkeit an verschiedenen Stellen montiert
werden.
Auf demselben Prinzipe beruhen auch die
G@-Zähler, die von 150 Ampere an bis zu den
höchsten Stromstärken hinauf gebaut werden.
Hinzu kommt bei ihnen noch die Unabhängig-
keit von (homogenen) Außeren Magnetfeldern
(Astasierung), die bei nicht astasierten Zählern
die Angaben sehr beeinflussen können.
Endlich ist unter den Gleichstromzählern
noch eine Zwischenform zwischen Ampere-
stundenzählern und Wattstundenzählern zu er-
wähnen, der EW-Zähler. Das ist ein Ampere-
stundenzähler, dessen Angaben durch die
Spannung beeinflußt werden, solange die
Spannung nicht mehr als 10°, nach beiden
Seiten schwankt. Der Zähler besitzt einen
spiralig gewundenen Kollektor und Bürsten,
die durch einen Elektromagneten je nach der
Betriebsspannung an eine solche Stelle des
Kollektors bewegt werden, daß die Angaben
des Zählers dem Produkt aus Strom und
Spannung proportional werden. Naturgemäß
ist eine solche Regulierung nur innerhalb enger
Grenzen der Spannung ausführbar.
Die Wechselstromzähler baut die A. E. G.
sämtlich nach dem Ferrarisprinzip. Für ein-
phasigen Strom sind die Typen SW, KW. SJ
und AJ zu verwenden, für zweiphasigen Strom
Für Werkstatt und Laboratorium. 7
D/ und D/. Den Einphasenzählern gleichen
die Drehstromzähler für gleichbelastete Phasen,
Type SM, SO, DM, DO. Sie messen einfach
den Verbrauch in einer Phase und unter-
scheiden sich von den Einphasenzählern nur
durch die Übersetzung des Zählwerkes. Bei
ungleich belasteten Phasen werden die Typen
D1, D3, Dai und Dada benutzt.
D1 ist eigentlich eine Zwischenform. Bei
ihm wirken die Ströme zweier Phasen, aber
nur eine Spannung. Die anderen Typen zählen
nach der Zweiwattmeter-Methode. Diese besteht
darin, daß zur Messung der Leistung der drei
Drehstromzweige 12 3 ein Wattmeter die Strom-
stärke des Zweiges I und die Spannung zwischen
1 und 3, ein zweites Wattmeter die Stromstärke
des Zweiges 2 und die Spannung zwischen 2
und 3 erhält. Durch eine einfache mathematische
Überlegung läßt sich beweisen, daß die Summe
der Angaben beider Wattmeter gleich der ge-
samten Leistung der drei Drehstromleitungen
ist, ganz gleichgültig wie sich die Belastungen
auf die einzelnen Leitungen verteilen. Statt
der beiden Wattmeter werden hier zwei Zähler-
systeme benutzt. D3 ist zu benutzen, wenn
kein Nulleiter vorhanden ist, während D4a bei
geerdetem und D4i bei nicht geerdetem Null-
leiter gebraucht wird.
Alle diese Zählertypen lassen sich durch
Anbringen von Hilfsapparaten auch verschie-
denen Tarifen anpassen. So kommt beim
Doppeltarif die Doppeltarifeinrichtung Form T
zur Anwendung. Sie besteht aus einem ge-
wöhnlichen Zähler mit zwei nebeneinander an-
geordneten Zählwerken, die zu den gewünschten
Zeiten durch eine getrennte, mit dem Zähler
elektrisch gekuppelte Uhr ein- und ausge-
schaltet werden.
Bei Maximaltarifen, bei denen der Kon-
sument außer ziemlich niedrigen Stromkosten
noch Gebühren zu zahlen hat, die dem Maximum
des von ihm verbrauchten Stromes proportional
sind, wird die Maximaltarifeinrichtung am Zähler
angebracht. Sie besitzt eine Kreisskala mit
beweglichem Zeiger, der das mittlere Maximum
der Anlage innerhalb einer gewissen Zeit,
meist einer Viertelstunde, angibt.
Wenn lediglich die Zeit registriert werden
soll, während welcher Stromkonsum stattge-
funden hat, so benutzt man Zeitzähler. Sie
sind noch wesentlich billiger als Ampere—
stundenzähler und bestehen einfach aus einer
Uhr, die nur so lange geht, wie Strom fließt.
Gebaut werden die Typen ZE, ZA, ZS, ZST,
die sich im wesentlichen nur durch die Art
unterscheiden, auf die sie durch den Strom in
Betrieb gesetzt werden.
Zu den Zählern für Spezialzwecke gehören
die Batterie zähler. Sie können sowohl vor ät ts
wie rückwärts laufen. In. der einen Richtung
—
registrieren sie die der Batterie zugeführte, in
der anderen Richtung die ihr entnommene
Energie.
Ferner sind hier zu nennen die Selbstver-
käufer oder Automaten; sie lassen erst nach
dem Einwurf von Geldstücken das Schließen
des Stromschalters zu und unterbrechen den
Strom automatisch wieder, sobald die der ein-
geworfenen Summe entsprechende Energie-
menge geliefert ist.
Endlich sind noch die Strombegrenzer,
Form SB, zu erwähnen. Sie sollen in reinen
Pauschalanlagen verhindern, daß das zulässige
Maximum der Stromstärke überschritten wird.
Ist dies der Fall, so gerät ein als Unruhe aus-
gebildeter Anker in Schwingungen, er schließt
und Öffnet "abwechselnd den Stromkreis, wo-
durch ein so unerträgliches Flackern der
Lampen hervorgerufen wird, daß der Konsument
mit der Belastung alsbald auf die zulässige
Grenze heruntergeht. @. 8.
— —
Alas technisches.
Apparat zur Gasanalyse durch
Kondensation.
Von H. Stolzenberg.
Chem. Ber. 43. 8. 1708. 1910.
Bei den bisherigen gasanalytischen Methoden
geschieht die Ermittelung der Zusammen-
setzung eines Gasgemisches stets dadurch, daß
man durch flüssige oder feste Absorptionsmittel
successive die absorbierbaren Gase und durch
Verbrennung die verbrepnbaren Gase entfernt
=
und nach jeder Operation durch Messung des
Volumens bei bekanntem Druck (meist Atmo-
sphärendruck) oder durch Messung des Druckes
bei bekanntem Volumen die Menge des zurück-
bleibenden Gases bestimmt. Außerdem ist noch
ein anderes Prinzip möglich und gelegentlich
auch schon angewendet worden, z. B. bei der
Bestimmung des Gehaltes der Luft an Edel-
gasen, nämlich die Kondensation des Gasge-
misches durch Abkühlung. Die fortgeschrittene
Entwicklung der Kältetechnik, welche sehr
niedrige Temperaturen ohne viel Umstände zu
erzeugen gestattet, veranlaßte Erdmann und
Stolzenberg (Chem. Ber. 43. 8. 1702. 1910)
zu Versuchen über eine allgemeine Anwendung
dieses Prinzips in der quantitativen Gasanalyse.
Der letztere hat zu diesem Zweck den abge-
bildeten Apparat konstruiert.
Der Apparat besteht aus den drei mit
Quecksilber gefüllten Büretten A, B, C nebst
den zugehörigen Niveaugefäßen E, F, G sowie
dem Verdichter D. Letzterer ist ein dünn-
wandiges in zahlreiche Schlangenwindungen
8 Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechniches.
Deutsche
_ Mechaniker- T-Ztg.
gebogenes Rohr von 2,5 mm lichter Weite,
welches allmählich in die S-förmig gebo-
genen Kapillaren M und L übergeht. M
und L werden, um die Stabilität zu erhöhen,
auf einem N-förmigen Brettchen befestigt.
H ist ein Hahn mit rechtwinkliger Bohrung
oder ein Dreiwegehahn, J ein Hahn mit zwei
schrägen parallelen Bohrungen (Greiner &
Die Schlauchver-
Friedrichsscher Hahn).
bindungen der Büretten mit den Überführungs-
stücken müssen sehr sorgfältig aus bestem
roten Gummi hergestellt und mit über Leinwand
geschnürtem Draht befestigt sein. DieSchläuche
der Niveaugefäße bestehen aus dickwandigem
Saugschlauch mit weiter Öffnung und haben
die in der Gasanalyse gebräuchliche Länge,
nur der Schlauch zu F ist etwa 1,20 m lang.
af:
Ein Ozonometer.
Von 8. Jahn.
Chem. Ber. 43. 8. 2319. 1910.
Da bei dem Zerfall des Ozons sich das Vo-
lumen vermehrt, kann man den Ozongehalt
eines Gases aus der Vermehrung des Druckes
nach dem Zerfall ermitteln. Das von dem
Verf. beschriebene Ozonometer (vgl. Fig.) ge-
stattet, den Ozongehalt
in etwa 2 Min und mit
einer verhältnismäßig gro-
ßen Genauigkeit zu be-
stimmen. Das ozonhaltige
Gas leitet man unter At-
mosphärendruck in das
etwa 2 em weite, 70 ccm
fassende U-Rohr D ein.
A ist ein schief gebohrter
Kapillarhahn, Æ ein kapil-
larer Dreiweghahn. Die
Zersetzung des Ozons
wird nach dem Schließen der Hähne bewirkt,
indem man den bei B und C eingeschmolzenen,
0,1 mm dicken Platindraht durch einen elek-
trischen Strom etwa 5 bis 10 Sek auf
schwache Rotglut erhitzt. Zur Druckmessung
eft 1.
1. Januar 1911.
dient das U-förmige Manometer FG M, das
mit Paraffinöl von bekanntem spez. Gewicht
gefüllt ist. Gemessen wird der Druck,
welcher nötig ist, um das Volumen des Gases
vor und nach dem Zerfall konstant zu erhalten.
Man stellt zu diesem Zweck das Niveau in dem
einen Schenkel des Manometers mittels eines
bei H durch einen Kautschukschlauch ange-
schlossenen beweglichen Glasgefäßes, welches
in ähnlicher Weise wie bei dem Luftthermo-
meter bewegt und festgestellt wird, stets auf
die Marke F (Spiegel mit Strichmarke) ein und
liest den Druckunterscbied an dem hinter dem
anderen Schenkel des Manometers angebrachten
Maßstab M ab.
PM Der Apparat kann von der Firma Dieskau
& Co. in Charlottenburg (Berliner Str. 12) be-
zogen werden. Gf.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
12. Nr. 437 717. Kippscher Apparat bezw. Gas-
entwickler ohne Hahn. C. Kob & Co.,
Stützerbach. 1.9.10.
Nr. 439 171. Rückflußkühler aus Glas o. dgl.
mit schraubenférmiger Kühloberfläche.
Greiner & Friedrichs, Stützerbach.
14. 9. 10.
Nr. 443 384. Reagenzglas. F. Hugershoff,
Leipzig. 24. 10. 10.
Nr. 443 855. Halterklemme, insb. für Büretten,
Reagiergläser, Retorten u. dgl. A.Victor,
Schmalkalden. 28.10. 10.
Nr. 444 104.
formigem Gang für die Gasblasen.
Greiner & Friedrichs, Stützerbach.
4.10.10.
30. Nr. 439 191. Zweiteilige Subkutanspritze
ganz aus Glas mit innerem flachen Zylinder-
boden und flachem Stößerboden. J. u. H.
Lieberg, Cassel. 1. 10. 10.
Nr. 439565. Röntgenröhre mit einer Anti-
kathode, welche in eine Metallröhre, die ein
durchlässiges Fenster und Wasserkühlung
hat, eingesetzt ist. W. Seitz, Aachen.
12. 8. 10.
Nr. 439 923. Röntgenröhre mit Luftkühlung.
Reiniger, Gebbert & Schall, Erlangen.
5. 7. 10.
Nr. 439 924. Röntgenröhre mit einem an der
äußeren Glaswand angebrachten Merkzeichen
mit Angaben über die Beschaffenheit der
Röntgenröhre. Dieselben. 5. 7. 10.
Nr. 440 883. Injektionsspritze, deren Verschluß-
kappe beweglich an einem Glaskolben ein—
geschmolzen ist. J. Ph. Kübler, Neckar-
steinach. 15. 10. 10.
Gaswaschflasche mit schrauben-
Glastechnisches. 9
Nr. 441606. Injektionsspritze. G. V. Heyl,
Nowawes. 26. 3. 10.
Nr. 441840. Therapie- Röntgenröhre. R.
GriBon, Berlin. 2. 11. 10.
Nr. 442944. Injektionsspritze mit auswechsel-
barem Glaszylinder. C. Schwenn, Ham-
burg. 29. 10. 10.
Nr. 444 020. Als Thermometer ausgebildeter
Kolben für Spritzen aller Art. E. Eich-
horn, Schmiedefeld. 14. 11. 10.
32. Nr. 437411. Vorrichtung zum Entfernen
der überflüssigen Schmelzmassen bei der
Herstellung von Gegenständen aus ge-
schmolzenem Quarz oder ähnlichen Mate-
rialien. Deutsche Quarzgesellschaft,
Beuel. 8.9. 10.
42. Nr. 437 495. Schmelzpunktsbestimmungs-
vorrichtung mit Rührwerk. O. Teschner,
Jena. 5. 9. 10.
Nr. 437 885. Gaswaschflasche mit im Inneren
angebrachten Sieben zur Zerteilung des
Gasstromes. G. Müller, Ilmenau. 29. 8. 10.
Nr. 438 713. Ozonbestimmungsapparat. Dies-
kau & Co., Charlottenburg. 12. 8. 10.
Nr. 438 843. Molkerei- oder Meierei - Thermo-
meter. Bahmann & Spindler, Stützer-
bach. 19. 9. 10.
Nr. 439 821. Fieberthermometer mit beweg-
lichem hohlen Glasstift zur Betätigung des
Steigens und Fallens des Quecksilbers in
der Kapillarröhre. E. Kellner, Arlesberg.
20. 9. 10.
Nr. 439 837. Gas- Thermoregulator zur Auf-
rechterhaltung konstanter Temperaturen.
C. Kob & Co., Stützerbach. 27. 9. 10.
Nr. 440266. Mit einer Sanduhr verbundenes
Rrztliches Thermometer. A. Zuckschwerdt,
Ilmenau. 21.9. 10.
Nr. 441 214. Quecksilberbarometer. Neufeldt
& Kuhnke, Kiel. 19. 10. 10.
Nr. 443057. Schwefelbestimmungsapparat.
W. Wennmann, Duisburg-Beeck. 22. 10. 10.
Nr. 443115. Quecksilberluftpumpe. O. E.
Kobe, Marburg. 21. 10. 10.
Nr. 443 357. Butyrometer mit rundem, im
lichten Querschnitt ovalem Skalenrohr. O.
Kahl I, Stützerbach. 3. 11. 10.
Nr. 443932. Einschlußthermometer in leicht
abnehmbarem Winkelholz mit abnehmbarem
Kugelschutz. Alt, Eberhardt & Jäger,
Ilmenau. 2.11. 10.
Nr. 444 561. Mit Flüssigkeit gefülltes Fern-
thermometer. Steinle & Hartung, Qued-
linburg. 23. 5. 08.
— 2 —
Deutsche
k;ßv̈̃ö a fa ORO
Patentscha u.
1. Kathodenstrahlröhre mit einem Glasfensterchen zum Herauslassen der Kathoden-
strahlen, dadurch gekennzeichnet, daß dieses Glasfensterchen entsprechender Feinheit mit der
Kathodenstrahlröhre selbst ein homogenes Stück bildet, zum Zwecke, das Vakuum der Röhre
auch ohne ständige Benutzung einer Luftpumpe aufrecht zu erhalten.
2. Kathodenstrahlröhre nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein dünnes Glas-
plattchen an einer an geeigneter Stelle der Röhre angeordneten Öffnung angeschmolzen wird.
3. Kathodenstrahlröhre nach Anspr. I, dadurch gekennzeichnet, daß das dünne Glas-
fensterchen durch teilweises Abätzen der Glaswand der Röhre mittels Flußsäure oder anderer
glasätzender Mittel gebildet wird.
4. Kathodenstrahlröhre nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß das dtinne Glas-
fensterchen durch Abschleifen der Wand der Röhre gebildet wird. St. Jermulowicz in Berlin
und M. Wolfke in Breslau. 2. 3. 1909. Nr. 220449. Kl. 21.
Basisentfernungsmesser mit einer das ganze Bildfeld durch-
schneidenden, wesentlich horizontalen Trennungslinie nach Pat. Nr. 216 192,
gekennzeichnet durch die Anordnung der das ganze Bildfeld durchschnei-
denden und in zwei ungleich große Abschnitte teilenden Trennungslinie
in einem Koinzidenzentfernungsmesser. C. P. Goerz in Friedenau-Berlin.
7. 11. 1908. Nr. 220 370; Zus. z. Pat. Nr. 216 192. Kl. 42.
Verstellvorrichtung für Entfernungsmesser,
bei welcher der zum Wiedereinstellen eines Fernrohres
erforderliche Weg als Meßbewegung benutzt wird, da-
durch gekennzeichnet, daß an dem die Verstellung be-
wirkenden Hebel ¿ ein ungleicharmiges Kreuzstück an-
geordnet ist, um den zwischen den Anschlägen o zur
Verfügung stehenden Raum zu begrenzen und damit
ein stets gleichmäßiges Einstellen zu erzielen. F. Pütz
in Cassel. 5. 9. 1997. Nr. 220894. Kl. 42.
1. Verfahren zum Schwarzfärben von aus Messing oder Kupfer bestehenden oder
galvanisch verkupferten Gegenständen, darin bestehend, daß man den Gegenstand mit einer
Kupferoxydulschicht überzieht und diese durch Behandlung des Gegenstandes als Anode in
einem alkalischen Bade in Kupferoxyd überführt.
2. Verfahren nach Anspr. 1, darin bestehend, daß man den mit oxydhaltigem Kupfer-
oxydul überzogenen Gegenstand in einem alkalisch wirkenden Bad zuerst als Kathode und
hierauf unter Vermeidung der Berührung mit Luft als Anode behandelt. Luppe & Heil-
bronner in München. 2. 6. 1909. Nr. 220915. Kl. 48.
Elektromagnetisches Meßgerät, gekennzeichnet durch
zwei schalenförmige, die Erregerspule einschließende und mit ihren
Rändern von gleichem Durchmesser einander zugekehrte Polschuhe,
von denen der eine derart beweglich in dem andern gelagert ist,
daß die Ränder beider Polschuhe exzentrisch zur Lagerung liegen
und bei Einwirkung der Spule zur Deckung zu kommen suchen. l
P. Scharrer in Berlin. 10. 3. 1969. Nr. 221035. KL 21.
1. Verfahren zur Erzeugung räumlicher Tiefenwahrneh-
mung für einäugige Beobachtung, dadurch gekennzeichnet, daß
bei einer bestimmten maximalen Successionsgeschwindigkeit
eine längere Reihe von Netzhautbildern zur Wahrnehmung gelangt, die nur den Wechsel
zweier bestimmter und in sich konstanter Disparationen aufweisen (a-b—a—bd), so daß auch
Einäugige und Beobachter mit fehlendem binokularem Sehen sinnfällig räumlich wirkende
Gesichtseindrücke bei unbewegtem Auge erhalten können.
2. Verfahren laut Anspr. 1 in Verbindung mit zwei Markenbildern mit zwei ver-
schiedenen Disparationen zum Entfernungsmessen, dadurch gekennzeichnet, daß bei bestimmter
maximaler Successionsgeschwindigkeit eine Reihe von nur zwei verschieden/disparaten Gegen-
eft 1.
t. Januar 1911. E
Patentschau. -- Vereins- und Personennachrichten.
standsbildern (a-b-a-b...) zugleich mit einer Reihe von nur zwei entsprechend verschieden
disparaten Markenbildern (at—b!-a!-bV...) zu einer räumlichen Tiefenwahrnehmung verarbeitet
werden, so daß auch mit einem Auge ein Entfernungsmessen durch eine wirkliche Tiefenver-
gleichung ermöglicht wird. F. F. Krusius in Marburg a. L. 5. 4. 1908. Nr. 221 067. Kl. 42.
Entfernungsmesser für einäugige Beobachtung, gekennzeichnet {durch einen in den
Gang eines der beiden Lichtstrahlen ¢ einschaltbaren optischen Teil (Prisma oder Spiegel),
welcher diesen Strahl in ein zweites Okular b ablenkt, zum Zwecke, das Instrument auch als
Doppelfernrohr zu benutzen. A.-G. Hahn in Cassel- 23. 2. 1909. Nr. 221115. Kl. 42.
Einrichtung zur Prüfung der Ianenflache von Gewehrlaufen und Geschützrohren
durch Beobachtung des von dieser Fläche entworfenen Spiegelbildes eines Objekts unter
Drehung des Laufes oder des Objekts um die Laufachse, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Blende angeordnet ist, die dem katoptrischen System eine zugleich enge und unbewegliche
Austrittspupille verleiht, wodurch sich die Genauigkeit des Prüfungsverfahrens vervielfacht.
C. Zeiß in Jena. 15. 6. 1999. Nr. 220792. Kl. 72.
— en
Vereins- und Personennachrichten.
D. G. f. M. u. O. Zwev. Halle.
In der letzten falligen Novembersitzung
sprach Hr. Kretschmar (Merseburg) über die
Herstellung nahtloser Röhren. Es kamen in
Frage: 1. Gußröhren, 2. ausgebohrte, ausge-
zogene und 3. aus der Tafel hergestellte Röhren.
Die Präzisionsmechanik interessieren haupt-
sächlich die letzteren, weil sie wegen des dazu
verwandten Materials (gewalztes Blech) bis zu
unglaublich dünnen Wandstärken ausgezogen
werden könnten. Die Herstellung erfolgt aus
der Scheibe, welche im Gesenke in Topfform
umgewandelt werde. Durch mehrfach so wieder-
holten Prozeß werde der Mantel länger und
dünner, während der Boden bis zur Beendigung
des ganzen Vorganges bestehen bleibe. Als-
dann erfolge die Weiterverarbeitung im Zieh-
eisen. Nicht nur runde, sondern ovale, vier-
eckige, faconierte, vollständig zum Kreuz zu-
sammengedrückte, sowie Federn für die Mano-
meter usw. ließen sich eben des guten Materials
wegen herstellen. Aber nicht nur gleichmäßig
verlaufende Oberflächen, sondern abgesetzte,
wie z. B. die Körper für die Glühlichtbrenner
usw, ließen sich auf diese Weise herstellen.
Da die Röhren teurer zu stehen kommen als
die gewöhnlichen mit Naht, würden dieselben
hauptsächlich für Prazisionszwecke verwandt.
Eine große Auswahl von Faconstücken er-
läuterte den interessanten Vortrag.
Sodann wurde ein die Allgemeinheit inter-
essierender Bescheid der Handwerkskammer
mitgeteilt.
Die „Metalltechnik* hatte einen Fall be-
richtet, wonach die Handwerkskammer Danzig
einen Lehrvertrag aufgehoben hatte, weil der
Lehrling wiederholt die Fortbildungsschule ge-
schwänzt hatte. Der Verein konnte das Vor-
gehen nicht billigen und verstehen und wandte
sich daher an die Handwerkskammer um Aus-
kunft, wie dieselbe zu dieser Angelegenheit
stände. Dieselbe erklärte, daß zur Auflösung
des Lehrverhältnisses lediglich nur der Meister
berechtigt sei. Sie, die Handwerkskammer,
würde nie ein derartiges Verhältnis lösen, weil
sie nicht vertragschließende Partei sei und
weil ihr zu diesem Vorgehen jede gesetzliche
Handhabe und Berechtigung fehle. R. K.
Abt. Berlin, E. V.
vom 13. Dezember 1910.
W. Haensch.
Die Mitglieder hatten sich zahlreich in den
Geschäftsräumen der Firma Gebr. Böhler
Versammlung
Vorsitzender: Hr.
A.-G. (NW 5, Quitzowstr. 24) eingefunden, wo
der Härtemeister der Firma, Hr. C. Burian, die
dort gebräuchlichen Härteverfahren vorführte.
Die einzelnen Härteöfen, ihre Wirkungsweise,
die zweckmäßigste Ausführung der Erhitzung
und des Abschreckens wurden ausführlich er-
läutert.
Hierauf trat man noch zu einer kurzen ge-
schäftlichen Sitzung im Restaurant Weihen-
stephan (Alt Moabit) zusammen. In die Kom-
mission zur Vorbereitung der Vorstandswahlen
wurden gewählt die Herren H. Bielin g, H.
Dehmel, F. Gebhardt, O. Himmler und
E. Marawske, zu Kassenrevisoren die Herren
B. Halle und E. Zimmermann. Aufge-
nommen wurde: Hr. Dr. Chr. vom Hofe,
Wiss. Mitarbeiter bei C. P. Goerz; Wilmers-
dorf-Berlin, Hildegardstr. 24. Zur Aufnahme
hat sich gemeldet und zum ersten Male wurde
verlesen: Hr. Willy Stübiger, Konstrukteur
bei C. P. Goerz; Friedenau, Lauterstr, 3.
Bl.
Zwelgvereln Göttingen. Sitzung
vom 16. Dezember 1910. Vorsitzender: Hr.
E. Ruhstrat. Anwesend 10 Mitglieder.
Es wird vom Vorsitzenden angeregt,
auch für den hiesigen Zweigverein das Vereins-
jahr mit dem bürgerlichen Jahr zusammen-
fallen zu lassen. Der Vorschlag wird von
Hrn. W. Sartorius näher begründet und zu-
gleich eine Anderung des § 10 der Statuten
für nötig erachtet, welcher die Verlegung der
Vorstandswahl, Rechnungsvorlage usw. auf die
Januarsitzung bezweckt. Diesem Vorschlage
stimmt die Versammlung bei.
Hinsichtlich des durch den Mechanikertag
entstandenen Defizits wird beschlossen, die Art
der Deckung in der Januarsitzung endgültig
festzusetzen. — Hinsichtlich der beabsichtigten
Dauerausstellung der hiesigen Firmen in der
Fachschule wird, nachdem Hr. W. Sartorius
nachgewiesen hat, daß ein Rückerwerb der
Schränke von der Brüsseler Ausstellung un—
tunlich sei, angeregt, selbst einfache Schränke
hier anfertigen zu lassen, die dann je nach
Bedürfnis an die einzelnen Aussteller pro rata
abgegeben werden können. Eine Zusammen—
kunft der Firmeninhaber wird zur weiteren
Beschlußfassung hierüber auf den 21. Dezember
angesetzt. — Hinsichtlich der bevorstehenden
Ausstellung in Turin ist man der Ansicht, eine
Beteiligung den einzelnen Firmen persönlich
zu überlassen. — Der ergangenen Aufforderung,
sich an der Einrichtung eines Musterlagers in
New York zu beteiligen, steht die Versammlung
Vereins- und Personennachrichten.
Dentsche
Mechaniker-Ztg.
Der Vorsitzende regt eine Änderung in
der Lehrlingsprüfung in dem Sinne an, daß
Lehrlinge, die an der Fachschule ihre Abschluß-
prüfung bestanden haben, den theoretischen
Teil der Prüfung nicht nochmals vor dem
Prüfungsausschuß abzulegen nötig hätten.
Nach ausgiebiger Diskussion wird der Vorstand
damit betraut, sich mit der Handwerkskammer
in dieser Angelegenheit in Verbindung zu
setzen. Behrendsen.
Der Verband Deutscher Elektrotechniker
E. V. hält seine diesjährige Hauptversammlung
in der Zeit vom 29. Mai bis 1. Juni ab. Der
Gewohnheit der letzten Jahre entsprechend
wird auf jeder Versammlung ein besonderes
Thema behandelt, diesmal die Elektrizitat im
Hause.
Hr. W. Haensch hatte am 14. Dezember
alle in seiner Werkstatt beschäftigten Herren
und die Vorstandsmitglioder der Abt. Berlin
zu einem Abendessen geladen, um die Fertig-
stellung des 8000. Polarisationsapparates und
zugleich seinen 50. Geburtstag zu feiern. Hr.
W. Handke sprach in launiger Rede die
Glückwünsche der D. G. f. M. u. O. aus.
An der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt sind die Herren Dr. O.
Schönrock und Prof. Dr. E. Gehrcke
zu Mitgliedern und Kais. Professoren, die
Assistenten Dr. Giebe und Dr. Schering
zu Ständigen Mitarbeitern ernannt worden.
Geh. Regierungsrat Dr. G. Schwirkus
ist am 27. Dezember nach langem Leiden
gestorben.
Der Dahingegangene war 25 Jahre lang,
von 1875 bis 1900, an der Kaiserl.
Normal-Eichungs-Kommission tätig,
seit 1883 als Mitglied. Während dieser
Zeit waren es in erster Linie die Wagen,
um deren Verbesserung er sieh große Ver-
dienste erworben hat. Zu ganz besonderem
Danke aber hat Schwirkus sich die
deutsche Präzisionsmechanik dadurch ver-
pfliehtet, daß er die Zeitschrift für In-
strumentenkunde in den beiden ersten
Jahren ihres Bestehens (1881 u. 1882)
redigiert und sie damals, zusammen mit
Loewenherz, dureh die Schwierigkeiten
hindurehgeführt hat, mit denen das junge
Blatt zu kämpfen hatte.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer In, Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung. ©
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten- Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 2. 15. Januar. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Die Justierung der geodätischen Instrumente.
Von A. Leman, Charlottenburg.
(Fortsetzung.)
2. Die Kippregel.
Die im vorangegangenen behandelten Methoden zur Erkennung vorhandener
Justierungsmängel lassen sich sinngemäß auch auf die Kippregel übertragen, doch
kommen hier noch andere Gesichtspunkte hinzu. Die ersten beiden der auf 8.2 an-
gegebenen Anforderungen sind auch hier zu stellen, die dritte aber ist durch eine
etwas erweiterte zu ersetzen. Da nämlich bei der Kippregel jede durch einen be-
liebigen Punkt derLinealkante gehende Vertikale alsSchwenkachse angesehen werden kann,
so entsteht hier die Forderung, daß die nach Erfüllung der ersten beiden Bedingungen
von der Kollimationslinie bei der Drehung um die Kippachse beschriebene Vertikal-
ebene mit einer durch die — selbstverständlich als genau gerade vorausgesetzte —
Linealkante gelegten zusammenfallen soll. Ist diese Forderung nicht erfüllt, so können
entweder die beiden Vertikalebenen parallel nebeneinander stehen oder aber eine
azimutale Abweichung voneinander haben. Im ersten Falle würde die oben als
Exzentrizität des Fernrohres bezeichnete LineargréBe für alle Punkte der Linealkante
den gleichen, im anderen Falle aber kontinuierlich gleichmäßig wachsenden bezw.
abnehmenden Wert besitzen. Das zur Erkennung dieses Fehlers dienende Ver-
fahren wäre demnach doppelt, nämlich für zwei möglichst weit voneinander entfernte
Punkte der Linealkante anzuwenden; doch kann man hier, wo es sich aus alsbald
hervortretendem Grunde praktisch nicht um zahlenmäßige Feststellung, sondern nur
um Berichtigung handelt, auf viel einfachere Weise zum Ziele kommen. (Vgl. S. 16).
Von vornherein leuchtet ein, daß auch dieses Instrument notwendig durch-
schlagbares Fernrohr besitzen muß, wenn eine vollständige Prüfung ausführbar sein
soll, daß aber eine Bestimmung der Fehlergrößen ihrem Werte nach wegen des
Fehlens des Azimutalkreises weder möglich ist, noch nutzbringend wäre. Ebenso ist
ohne weiteres einzusehen, daß auch hier alle vorhandenen Fehler durch das Durch-
schlageverfahren vollkommen eliminiert werden könnten.
Hier aber tritt der prinzipielle Unterschied der beiden Instrumentengattungen
deutlich hervor. Während nämlich jenes Verfahren bei den Messungen mit dem
Theodoliten fast mühelos und unter geringem Zeitaufwand durchzuführen ist, würde seine
Anwendung bei den Meßtischaufnahmen mittels der Kippregel äußerst unbequem und
zeitraubend sein. In der Regel wird man deshalb hier davon absehen wollen. Damit
tritt aber jetzt die Forderung auf, daß das Instrument entweder sich bei der Prüfung
von Hause aus als hinreichend frei von Justierungsfehlern erweist, oder mit Ein-
richtungen versehen ist, durch welche vorhandene Mängel beseitigt werden können.
Nun aber bietet, wiederum im Gegensatz zum Theodoliten, der ganze Aufbau der
Kippregel zur Erfüllung dieser Forderung wenigstens teilweise weit günstigere Ge-
legenheit. Die Verbindung des die Kippachse tragenden Bockes mit dem Lineal kann
ohne besondere konstruktive Schwierigkeiten und ohne Beeinträchtigung der Ver-
läBlichkeit des Instrumentes so ausgestaltet werden, daß sie eine Verstellung des
Bockes um eine der Linealkante parallele, sowie um eine vertikale Achse und/eine, Ver-
Deutsch
14 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. Mechaniker-Zig.
schiebung senkrecht zur Linealkante gestattet und dadurch die Beseitigung des
Neigungsfehlers der Kippachse und der Exzentrizität des Fernrohres ermöglicht.
Um auch den Kollimationsfehler für alle Zielweiten berichtigen zu können,
wäre wieder eine Einrichtung erforderlich, welche der auf S. 3 unter 2) angegebenen
Bedingung in der einen oder anderen Form entspräche. Für jede derselben würde
sich eine gute Konstruktion unschwer finden lassen; die Einrichtung ist jedoch, sorg-
fältige Ausführung des Instrumentes vorausgesetzt, entbehrlich, freilich aus ganz
anderem Grunde als beim Theodoliten.
Das Vorhandensein eines mäßigen Kollimationsfehlers ist an sich nur von sehr
geringer Bedeutung. Bei Visuren in gleicher Höhenrichtung werden durch ihn beim
Theodoliten alle Kreisablesungen um den gleichen Betrag verändert, die gemessenen
Winkel also überhaupt nicht verfälscht; analog verhält es sich bei der Kippregel.
Sein Einfluß entsteht erst bei Änderung der Höhenrichtung und wächst mit der Größe
des Elevations- oder Depressionswinkels. Sei dieser a, die Größe des Kollimations-
fehlers x, dann folgt der Betrag « der entstehenden Abweichung aus der Gleichung:
tg (e + x)= tg x sec a
oder, da x und immer nur kleine Winkel sind,-
€ = x (sec a — 1).
Hätte demnach x den großen Wert 10’, von dessen Größe man sich eine Vor-
stellung machen kann, wenn man bedenkt, daß zu seiner Beseitigung bei einer Ob-
jektivbrennweite von 350 mm der Vertikalfaden um ein volles Millimeter verschoben
werden müßte, so würde sich ergeben:
für a = 5° 10° 15° 20°
e= 0/04 0,15 0',35 064.
Bei den topographischen Aufnahmen des Kgl. Generalstabes kommt als
Grenze für die Unsicherheit einer Azimutalrichtung etwa 1“ in Betracht. Dabei werden
Elevations- oder Depressionswinkel von mehr als 20“ überhaupt nicht, solche über 12“
nur in besonders schwierigem gebirgigen Gelände, also verhältnismäßig sehr selten
benutzt. Hier würde somit ein Kollimationsfehler von so beträchtlicher Größe wie oben an-
genommen selbst in seltenen Ausnahmefällen noch keinen unzulässigen Einfluß gewinnen.
Fig. 2.
Eine Anderung der Richtung der Ziellinie mit der Zielweite macht sich schon
bei Visuren in gleicher Höhenrichtung bemerklich. Ein Urteil über ihre schädliche
Wirkung liefert folgende Überlegung. Für unendlich große Zielweite liegt der Faden-
kreuzungspunkt C (Fig. 2) um die Brennweite B des Objektives hinter dem hinteren
Hauptpunkte H des letzteren und es ist C H die Richtung der Ziellinie. Bei Einstellung
auf die Zielweite E, gerechnet vom Objektiv aus, rüekt C um den Betrag
RB?
a
weiter von H ab und verschiebe sich dabei seitlich um den Betrag b nach C/. Dann
ist C'H die neue Richtung der Ziellinie, welche mit der ersten den Winkel n bilde,
dessen Wert sich ergibt aus:
b
EEE EN ne
C ist die Verschiebungsrichtung des Fadenkreuzungspunktes; sie geht um
den Betrag d bei dem Hauptpunkte H vorbei, und es ist
d B
3 7 = 4
15. Janoar 1911, . Leman, Die Justierung der geodätischen r . 135
Aus den drei vorstehenden Gleichungen folgt dann:
d
4) Er o >» č è > č œ tg Y =p
also unabhängig von der Brennweite B.
Die Kippregel gestattet gewöhnlich ein Herabgehen von E bis auf 5 m.
Setzt man 7 = 1‘, so folgt daraus d = 1,45 mm. Soll demnach die Richtung der Ziel-
linie für alle Zielweiten von 5 m bis unendlich sich um nicht mehr als 1“ ändern, 80
dürfte die durch den Fadenkreuzungspunkt parallel zur Verschiebungsrichtung des
Auszuges gelegte Gerade um nicht mehr als 1,45 mm beim Hauptpunkte des Objektives
vorbeigehen. Bei den Generalstabsaufnahmen geht man freilich niemals mit Æ bis
auf 5 m herab, gewöhnlich nur bis auf etwa 20 m, in Ausnahmefällen doch aber auch
auf 10 m. Hierfür wächst nun zwar d bis auf das doppelte des obigen Wertes, also
auf 2,9 mm; doch ist zu beachten, daß n = 1’ auch bereits ein unzulässig großer
Wert sein würde. Bedenkt man ferner, welch kleiner Bruchteil von d die seitliche Ver-
schiebung b des Fadenkreuzungspunktes ist, (für z.B. B = 350 mm und E=10m
nur wa) so erkennt man leicht, daß diese Fehlerquelle keineswegs zu unterschätzen ist.
Bei: einem sorgfältig ausgeführten und in gutem Erhaltungszustande befind-
lichen Instrumente würde es freilich wohl immer möglich sein, eine Art der Justierung
zu finden, bei welcher zwar weder die eine, noch die andere der beiden, ja nicht
gleichzeitig, wegschaffbaren Fehlerquellen vollständig beseitigt, ihr vereinigter Einfluß
aber auf einen hinreichend kleinen Rest herabgedrückt wird. Infolge eines be-
sonderen günstigen Umstandes läßt sich aber noch mehr erreichen.
2 N
e FFF
C z ;
í —— — ri
Witt Se-----7- 7 eee eee
Fig. 8.
Wie bereits oben (S. 13) erwähnt, kann bei der Kippregel jeder beliebige
Punkt der Linealkante als Ort der Schwenkachse S angesehen werden. Man denke
sich (Fig. 3) einen solchen gewählt im Abstande z vom Objektive und es sei e der
zugehörige Wert der Exzentrizität des Fernrohres. Die Richtung der Ziellinie C’H
weicht dann von der wahren Richtung S P ab um den Fehlerwinkel ¢, und es ist, un-
abhängig von der Höhe der Visur:
e
de gea a eS a ee E ee
wobei E, den Horizontalabstand des anvisierten Punktes P vom Fernrohrobjektiv be-
deutet. Für die Horizontalebene fällt in Gleichung 4) E dem Werte nach mit E, zu-
sammen und man kann, der Kleinheit der Winkel 7 und ¢ wegen, schreiben:
d e 1 e 2
n o = — . . = ; š
6) tg (n + $) E T E Bt? E, E,+2
Sowohl 2 als auch . — sind kleine Brüche; ihr Produkt kann als Größe
E Eo + 2
zweiter Ordnung unbedenklich vernachlissigt werden, daher wird
1
7) . . . . . . . . . g (n+ 0) = . (d o.
0
Nun hat bei jedem Fernrohr die Größe d einen zwar unbekannten, aber ganz
bestimmten, unveränderlichen Wert; e läßt sich durch Verschieben des Bockes senk-
recht zur Linealkante nach Belieben regulieren. Erteilt man somit e den gleichen,
dem Sinne nach aber entgegengesetzten Wert von d, so verschwindet + £, d. h. die
beiden, aus der Abhängigkeit der Richtung der Ziellinie von der Zielweite einerseits
und aus der Exzentrizität des Fernrohres anderseits entspringenden Fehler lassen sich
gegeneinander kompensieren. Erforderlich dazu ist natürlich, daß e für alle Punkte
der Linealkante gleichen Wert hat, d. h. die Kippachse genau senkrecht zur Lineal-
kante steht, was sich ja vermöge der Einrichtung der Kippregel erreichen läßt.
Allerdings gilt die Kompensation strenggenommen nur für die Horizontalebene ; für
Höhen- oder Tiefenvisuren fällt E in Gleichung 4) nicht mehr dem Werte nach mit E
16 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. Mechaniker Zig.
— —̃ a MAAA ͥ g—ü—ͤ— . —
in Gleichung 5) zusammen; bei mäßigen Elevations- oder Depressionswinkeln bleiben
aber die entstehenden Abweichungen so klein, daß sie wieder als Größen zweiter
Ordnung anzusehen, also ohne Bedenken zu vernachlässigen sind.
Es leuchtet von selbst ein, daß in diesem Falle der Kollimationsfehler für eine
bestimmte, aber ganz beliebig wählbare Zielweite vollständig beseitigt werden darf.
Wählt man dafür eine sehr große, so gestaltet sich die praktische Ausführung der
Justierung in folgender Weise äußerst einfach.
Man stellt zunächst einen nahezu in der Horizontalrichtung gelegenen, weit
entfernten Punkt ein und markiert die Richtung der Linealkante auf dem MeBtisch
durch einen feinen Bleistiftstrich, schlägt das Fernrohr durch und setzt das Instrument
um. Erscheint derselbe Punkt nicht wieder genau unter dem Vertikalfaden, so kann
die Abweichung nur Folge eines Kollimationsfehlers für große Zielweite sein, denn
wegen der Visur in der Horizontalebene hat ein etwa vorhandener Neigungsfehler
keinen Einfluß und wegen der großen Entfernung verschwindet auch derjenige einer
Exzentrizitit des Fernrohres. Man beseitigt nun die Hälfte der Abweichung durch
Verschiebung des Vertikalfadens, die andre Hälfte durch geringe Drehung des MeB-
tisches um seine Schwenkachse. Nach abermaligem Durchschlagen und Umsetzen
darf keine Abweichung mehr vorhanden sein; andernfalls ist das Verfahren zu
wiederholen,
Hierauf erkennt man durch unmittelbares Visieren an der Linealkante entlang
bei der großen Entfernung des Zielobjektes mit hinreichender Genauigkeit, ob die Rich-
tung der Linealkante mit der der Ziellinie übereinstimmt, und berichtigt eine merkliche
Abweichung durch Verstellen des Bockes um eine vertikale Achse.
Danach beobachtet man in der auf 8.3 u. 4 beschriebenen Weise einen in
möglichst geringer Entfernung aufgehängten Lotfaden und beseitigt den Neigungsfehler.
Ein sich dabei in großen Elevationen und Depressionen wieder zeigender, dann aber
meist sehr geringer Kollimationsfehler hat seinen Grund in einer Veränderung der Ziel-
linie, verursacht durch Abweichung der Verschiebungsrichtung des Fadenauszuges von
der Richtung der Kollimationslinie für große Zielweite, kann also nicht mehr beseitigt,
sondern nur noch durch die Exzentrizität des Fernrohres kompensiert werden. Um dies
auszuführen, benutzt man am bequenisten sogleich den in der Horizontalrichtung ge-
legenen Punkt des Lotfadens als Zielobjekt, markiert wieder die Richtung der Lineal-
kante, schlägt durch und setzt um. Eine jetzt auftretende Abweichung wird zur Hälfte
nicht wieder durch Verschieben des Fadenkreuzes, sondern des Bockes senkrecht zur
Linealkante, zur andern Hälfte durch Drehen des MeBtisches beseitigt.
Die Wirkungsweise dieser Kompensation wird geometrisch-optisch durch Fig. 4
veranschaulicht. In dieser stellt die stärkere, strichpunktierte Linie die Linealkante
dar, welche durch den auf dem Meßtisch markierten, als Ort der Schwenkachse anzu-
Fig. 4.
schenden Stationspunkt S hindurchgeht und die Richtung nach einem in ihrer Ver-
längerung gelegenen Punkte P auf das Meßtischblatt überträgt. Zu ihr ist die Ziel-
linie CH des Fernrohres für sehr große Zielweite parallel gemacht worden, laufe aber
(in der Horizontalprojektion) im Abstande e, der Exentrizität des Fernrohres, daneben.
C'C sei die Verschiebungsrichtung des Fadenkreuzungspunktes und gehe bei D um
den Betrag d bei H vorbei. Zum Zwecke der Kompensation ist der das Fernrohr
tragende Bock so verschoben worden, daß e = d ist; SP geht also dureh den vertikal
unter D gelegenen Punkt der Meßtischplatte hindurch.
Der von einem in der Höhe des Objektives vertikal über P gelegenen Punkte
ausgehende, parallel zu HC. gerichtete Lichtstrahl trifft in D auf das Objektiv und
geht, da HC sehr nahe mit der optischen Achse des letzteren zusammenfällt, nach der
Brechung durch C. PA ist die Richtung des Hauptstrahles, weleher beim Durchgang
durch das Objektiv seine Richtung nicht ändert, demnach der Durchsehnittspunkt C“
Heft 2
15. Januar 1911. A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. 17
beider Strahlen der Ort des Bildes. Anderseits rückt aber bei der Einstellung auf P
auch der Fadenkreuzungspunkt von C nach C’ und es ist jetzt CH die Richtung
der Ziellinie. Daraus folgt, daß die Bilder aller der Linie DP angehörenden Punkte
auf CC’, der Bahn des Fadenkreuzungspunktes liegen, oder umgekehrt jeder Punkt,
dessen Bild vom Fadenkreuzungspunkte gedeckt wird, in der Verlängerung der
Linealkante SD liegt.
Die Kippregel dient, ebenso wie das Universalinstrument, wenn auch in be-
schränkterem Umfange, noch zur Messung von Héhenwinkeln und ist zu diesem Zwecke
mit einem Höhenkreise versehen, von welchem allerdings meist nur zwei diametrale
Segmente vorhanden sind. Bei beiden Instrumenten können die hierbei in Betracht
kommenden Justierungsmängel durch ein dem Durchschlagen analoges Beobachtungs-
verfahren, bei welchem wieder das Drehen um die Schwenkachse um 180° das wesent-
liche Moment bildet, eliminiert werden. Bei der Kippregel entstehen dabei aber wieder
Unbequemlichkeiten; soll es deshalb vermieden werden, so müßten, um fehlerfreie
Messungsergebnisse zu erhalten, zwei Bedingungen erfüllt sein. Erstens müßte die Richtung
der Ziellinie relativ zum Tubus wieder für alle Zielweiten dieselbe bleiben, und
zweitens müßte sie durch die Kippachse hindurchgehen. Ohne besondere Hilfseinrich-
tungen würde es wieder im allgemeinen nicht möglich sein, beiden Forderungen gleich-
zeitig Rechnung zu tragen; wohl aber läßt sich auf Grund derselhen Überlegungen wie
auf S. 15 stets ein Zustand schaffen, bei welehem die beiden Fehlerquellen, Exzentri-
zität des Fernrohres gegen die Kippachse und Abhängigkeit der Richtung der Ziellinie
von der Zielweite, sich in ihren Wirkungen gegenseitig aufheben. Die frühere Fiy. 4
ist geeignet, den Vorgang hierbei zu veranschaulichen, wenn man sich darin & als die
Kippachse und SP als die wahre Höhenrichtung nach einem von der Ziellinie C'H
getroffenen Punkte P vorstellt.
Zur Herstellung dieses Zustandes ist in folgender Weise zu verfahren. Man
stellt zunächst einen in großer Entfernung E, gelegenen Punkt ein, liest den Höhen-
kreis ab, setzt das Instrument um und wiederholt die Ablesung. Bei der Kippregel
läuft die Bezifferung des Kreises von zwei im nahezu horizontalen Durchmesser ge-
legenen Nullpunkten nach beiden Seiten hin. Daher liefert, natürlich unter der Vor-
aussetzung, daß die MeBtischplatte horizontal ist, die halbe Summe der beiden Ab-
lesungen unmittelbar die vom Einfluß der vorhandenen Justierungsmängel befreite Höhe,
die halbe Differenz dagegen die Stelle des Kreises, bei deren Einstellung auf den Index
die Ziellinie auf einen in der gleichen Entfernung Ei auf der Horizontalen durch die
Kippachse gelegenen Punkt trifft. Dies sollte ja eigentlich bei Einstellung des Null-
punktes der Fall sein, daher wird die Abweichung als „Inderfehler“ bezeichnet. Dieser
gilt aber nur für die Entfernung Ei; für eine andere hat er nur dann den gleichen Wert,
wenn die Kompensation der beiden obigen Fehlerquellen vollkommen ist. Wollte man
ihn deshalb, wie es tatsächlich meist zu geschehen pflegt, sogleich durch Verstellung des
Horizontalfadens beseitigen, so wäre dies nicht richtig; man muß vielmehr das Verfahren
für eine möglichst kleine Entfernung E, wiederholen und dann nur die halbe Differenz
der beiden gefundenen Werte des Indexfehlers mittels des Fadens, die halbe Summe
dagegen durch Verstellen des Kreises oder der Indices beseitigen.
Daß die Ausführung dieser streng richtigen Justierung gleichzeitig die Be-
dingung für die mitunter erforderliche Verwendung der Kippregel zu Nivellierzwecken
darstellt, wird aus dem späteren hervorgehen.
Das Universalinstrument bedarf nach dem fr üheren einer feinen Justierung ja
eigentlich nicht; nur der Vollständigkeit wegen sei bemerkt, daß, da hier die Beziffe-
rung des Höhenkreises in der Regel nur in einem Drehsinne von O bis 360° läuft,
die halbe Summe der beiden Kreisablesungen den Zenit- bezw. Nadirpunkt, die
halbe Differenz die von Instrumentalfehlern freie Zenitdistanz des beobachteten Ziel-
punktes angibt.
(Schluß folgt.)
18 Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen.
Für die Vorbereitung und Erledigung der
immer umfangreicher werdenden Prüfungs-
geschäfte im Mechanikergewerbe für die Btadt-
kreise Berlin, Charlottenburg, Rixdorf, Schöne-
berg, und die Kreise Teltow, Nieder - Barnim,
Ober-Barnim, Beeskow - Storkow, Angermünde,
Templin und Prenzlau hat Hr. Baurat Pensky
in Friedenau, Friedrich-Wilhelm-Platz 15 (Garten-
haus 1 Treppe) eine Geschäftsstelle für das
Prüfungswesen im Mechaniker- (Optiker)
Gewerbe errichtet. Die Anmeldungen sind
unter Beifügung des Namens des Vorsitzenden
rechtzeitig dahin zu richten. Auch sind von
da die Anmeldungsbedingungen zu beziehen.
Internationale Ausstellung für
Soziale Hygiene, Rom 1911.
Wie der Ständigen Ausstellungs-
kommission für die Deutsche Industrie
berichtet wird, ist im Anschluß an den in
diesemJahreinRomtagendenInternationalen
Kongreß zur Bekämpfung der Tuber-
kulose eine Internationale Ausstellung für
Soziale Hygiene in Aussicht genommen, die in
den an das Kastell 8. Angelo anstoßenden
Baulichkeiten am 1. Juni 1911 eröffnet werden
soll. Vorsitzender des Ausstellungskomitees
ist Prof. Guido Baccelli. Anmeldungen zur
Ausstellung sollen bis zum 31. Januar, die Zu-
sendungen der Ausstellungsgegenstände bis
zum 30. April 1911 erfolgen. Das Bureau der
Ausstellung befindet sich Rom, Via Borgog-
nona 38.
Die Drucksachen der Ausstellung können
in der Geschäftsstelle der Ständigen Aus-
stellungskommission (Berlin NW, Roon-
straße 1) eingesehen werden.
Einen Buchführungskursus läßt die Hand-
werkskammer zu Berlin in diesem Monat
beginnen. Der Lehrplan umfaßt die einfache
Buchführung unter besonderer Berücksichtigung
der Bedürfnisse des Handwerks. Anmeldungen
sind unter porto- und bestellgeldfreier Ein-
sendung von 3 M an die Handwerkskammer
(Berlin SW 61, Teltower Str. 1 bis 4) zu richten.
Kleinere Mitteilungen.
Giovanni Martignoni.
Wie die Schriftleitung der Quellenforschungen
zur Geschichte der Technik und Naturwissen-
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
schaften (F. M. Feldhaus) mitteilt, lebt in
Frankfurt a. M., über 80 Jahre alt und fast er-
blindet, in bedrängten Verhältnissen Giovanni
Martignoni. Wenige werden auch nur seinen
Namen gehört haben. Martignoni, ein ge-
borener Schweizer, war 1863 in Düsseldorf tätig
und erfand dort auf Grund praktischer Er-
fahrungen eines der allerwichtigsten Werkzeuge
unserer modernen Technik: den Spiralbohrer.
Man sagte der Erfindung damals sogleich eine
große Zukunft voraus. Der Erfinder war aber
nicht geschäftsgewandt genug, um seine Sache
mit der erforderlichen Energie weiter zu ver-
folgen; er verkaufte nur so viele Spiralbohrer,
als er selbst herzustellen imstande war. Be-
sonders die Firma Fried. Krupp in Essen
war es, die damals die Spiralbohrer Martig-
nonis viel kaufte. Der Spiralbohrer führte
sich deshalb damals nicht allgemein ein, weil
niemand ein wirklich gutes selbstspannendes
Klemmfutter besaß. Was man bei uns vor der
Erstarkung der deutschen Industrie unbenutzt
liegen ließ, griff das Ausland auf. So erschien
auf der 5. Weltausstellung in Paris (1867) als
„Neuheit* auch der „amerikanische“ Spiral-
bohrer.
Martignoni hat die Geschichte der Er-
findung des Spiralbohrers in einer kleinen Bro-
schüre veröffentlicht und schließt darin mit den
Worten: „Wer von Ihnen, sehr geehrte Leser,
würde es unternehmen, ein Wörtchen für mich
zu Sprechen, wer würde es unternehmen, meinen
Appell an die deutsche Industrie zu unter-
stützen, damit es mir möglich sein würde, die
letzten Tage meines von Mühen und Sorgen
erfüllten Erdendaseins etwas zu erleichtern?“
Bisher hat seine Bitte ihm von zwei Spiral-
bohrer-Fabriken Spenden von 400 M und 100 M
zugeführt. Es geht dem alten Erfinder, der
nichts mehr verdienen kann, recht schlecht.
Möchten sich deshalb viele finden, die ihm in
Anbetracht seiner Verdienste eine Ehrengabe
zukommen lassen. Der Bund der Indu-
striellen E. V. (Berlin W 9, Königin-Augusta-
Straße 15) übermittelt die Beträge dem Er-
finder. Referenzen über den Erfinder erteilt
Hr. Kommerzienrat H. Kleyer (Adlerwerke,
Frankfurt a.M.).
Am Chemischen Institut der Universität
Halle ist ein physikalisch - chemisches und
elektrochemisches Laboratorium eingerichtet
worden,
— 2 —
Heft 2.
15. Januar 1911. Patentachau. 19
Patentscha u.
1. Dem Zwecke der Entfernungsmessung und Justierung von Entfernungsmessern
dienende Kombination aus einem vorderen Planspiegelsystem, das zwei parallele Bündel paral-
leler Strahlen auf einen andern Abstand bringt, und zwei hinteren Fernrohrsystemen, in deren
jedes eins der Bündel eintritt, gekennzeichnet durch
eine, Einrichtung, den Gliedern des Planspiegelsystems
eine zweite Anordnung zu geben, bei der der Spiegelungs-
fehler denselben Wert, aber entgegengesetzten Sinn hat.
2. Kombination nach Anspr. 1, dadurch ge-
kennzeichnet, daß bei der zweiten Anordnung der
Glieder des Spiegelsystems das Gliederpaar oder das
Doppelglied um 180° in der Hauptspiegelungsebene
gedreht ist. C. Zeiß in Jena. 30. 9. 1908. Nr. 221 181.
Kl. 42.
1. Kondensator, dadurch gekennzeichnet, daß das Dielektrikum zwecks *
Erhöhung der Durchschlagsfestigkeit an den Enden in zwei oder mehrere Teile
geteilt und schirmartig auseinandergebogen ist.
2. Kondensator nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Dielek-
trikum der ganzen Länge nach geteilt ist und die Enden der einzelnen Teile
schirmartig auseinandergebogen sind. Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft
in Berlin. 80. 5. 1909. Nr. 921037. Kl. 21. «
Einrichtung zur Bestimmung harmonischer Farbenzusammenstellungen nach Pat.
Nr. 193814, dadurch gekennzeichnet, daß eine Grauskala so über das Farbenbild gelegt wird,
daß die eine Hälfte der harmonischen Farbenzusammenstellungen gebrochen, die andere unge-
brochen erscheint. F. V. Kallab in Offenbach
a. M. 10. 7. 1909. Nr. 221314; Zus. z. Pat.
Nr. 193814. Kl. 42.
Fernrohraufsatz für Geschütze nach
Anspr. 2 des Pat. Nr. 197105, dadurch gekenn-
zeichnet, daß die vordere Bpiegelfläche des dop-
pelt spiegelnden Prismas seiner Austrittsfläche
parallel ist, damit sich das Prisma in bezug auf
seine Spiegelwirkung ausschalten läßt, ohne
da es dann besonders hervorsteht. C. Zeiß
in Jena. 15. 6. 1909. Nr. 221234; Zus. z. Pat.
Nr. 197105. KL 72.
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Apparat zur Aufnahme von Landes-
vermessungen mit zwangläufig der Länge nach
verschiebbarer Papierbahn und einer drehbaren
und quer zur Papierbahn verschiebbaren und
einstellbaren Übertragungsscheibe, dadurch ge-
kennzeichnet, daß die aus sehr dünnem Material
bestehende und auf einem Rahmen gelagerte
Übertragungsscheibe 9 unter der Papierbahn (vor-
zugsweise Pausleinen, Pauspapier usw.) ange-
ordnet ist, so daß die Fläche für den Zeichner
vollständig frei wird und Linien entlang den
Graden der Übertragungsscheibe auf bestimmte
Entfernungen, welche durch konzentrische Kreise
auf der genannten Scheibe angegeben sind,
verzeichnet werden können. G. 8. Bmith in
Washington. 1. 9. 1908. Nr. 221 312. Kl. 42.
— — —
20 Vereins- und Personennachrichten. — Briefkasten der Redaktion.
Vereins- und Personen-
nachrichten.
Todesanzeige.
Wir erfiillen hiermit die traurige Pflicht,
unsere Mitglieder von dem nach längerem
Leiden heute morgen erfolgten Ableben
unseres langjährigen Ehrenvorsitzenden, des
Hrn. Großh. Sächs. Kommerzienrats
Dr. Reinhold Küchler
in Kenntnis zu setzen.
In ihm verliert der Verein einen lang-
jährigen treuen Mitarbeiter und Förderer
seiner Bestrebungen und wird ihm ein
bleibendes Andenken bewahren.
Die nächste Nummer dieser Zeitschrift
wird ein Lebensbild des Verstorbenen
bringen.
Ilmenau, den 6. Januar 1911.
Verein Deutscher Glasinstrumenten-
Fabrikanten E. V.
Vom Lehramt sind zurückgetreten: Prof.
Dr. J. Hann, o. Prof. für kosmische Physik an
der Universität Wien; Dr. J. Tafel, o. Prof.
der Chemie an der Universität Würzburg: Dr.
J. Zenneck, Prof. der Physik in Braunschweig.
Gestorben: Prof. B. Brunhes, Dir. der
Sternwarte des Puy de Döme in Clermont-
Ferrand; Dr. A. Etard, Prof. für Physik und
Chemie am Pasteur-Institut in Paris; Prof. F.
C. Robinson, Prof. der Chemie am Bowdoin-
College; Prof. G. Schiaparelli, Astronom in
Mailand; Prof. Dr. J. C. Galle, früherer Dir.
der Sternwarte in Breslau, in Potsdam; A. P.
Sokolow, Vizedirektor der Nikolai - Haupt-
sternwarte in Pulkowo; Dr. W. Winkler,
Astronom, Besitzer einer Privatsternwarte in
Jena; J. E. Gore, Astronom in London;
Astronom Ch. B. Hill, früher am Lick-Obser-
vatorium, in San Francisco; Hofrat Dr. H. Caro,
Mitbegründer der neueren Farbenindustrie,
in Dresden; Dr. C. Löffler, Privatdozent der
Chemie an der Universität Breslau.
— 2 —
Briefkasten der Redaktion.
— nn
Zu der auf S. 251 des vorigen Juhr-
ganges behandelten Angelegenheit teilt
uns die Redaktion der Zeitschrift für
Instrumentenkunde noch das Folgende
mit:
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Der Staatsanwalt hat das Verfahren
gegen die Verlagsbuchhändler Max & Fritz
Harrwitz wegen Nachdrucks auf Grund
eines Gutachtens der Literarischen Sach-
verständigen-Kammer eingestellt, das uns
im Wortlaut nicht bekannt ist, aber dalıin
lautet, daß der im Mechaniker“ Nr. 18.
1910 veröffentlichte Artikel keine unzu-
lässige Vervielfältigung des v. Ignatowsky-
schen Artikels im Juliheft 1910 der Zeitschr.
f. Instrkde. ist, weil die Formgebung eine
vollständig verschiedene sei.
Ob sich die Gerichte, wenn man den
Fall aus prinzipiellen Gründen weiter ver-
folgen würde — was wir nicht zu tun ge-
denken —, dem Urteil der Literarischen
Sachverständigen - Kammer anschließen
würden, ist eine Frage für sich. Die
Rechtslage ist ja keineswegs klar, denn
die Redaktion des „Mechaniker“ hat sich
wohlweislich gehütet, auch nur kleinere
Stellen aus dem v. Ignatowskyschen Ar-
tikel wörtlich zu übernehmen. Anderer-
seits wird jeder den materiellen Inhalt der
fraglichen Artikel beherrschende Sachver-
ständige zu dem Gutachten kommen, daß
der Artikel im „Mechaniker“ niehts anderes
als ein „Referat“ nach dem Artikel der
Zeitschr. f. Instrkde. ist.
Bei solehen Referaten ist die Angabe
des Autors und der Quelle, insbesondere
im Interesse der Leser des „Referats”
eine in allen Ländern als selbstver-
ständlich anerkannte literarische Pflicht.
Demgegenüber stellt der „Mechaniker“ in
einem Artikel „In eigener Sache“ in Nr. 1
des laufenden Jahrgangs (S. 12) die ge-
radezu groteske Behauptung auf:
„Solche Referate sind allgemeine Ge-
pflogenheit und zwar ohne Quellenangabe“.
Wir empfehlen Hrn. Harrwitz, einmal
einen Blick in die folgenden Fach - Zeit-
schriften zu werfen, um nur einige deutsche,
technisch - wissenschaftliche Organe, die
Referate bringen, herauszugreifen: Elektro-
techn. Zeitschr., Zeitschr. d. Ver. deutsch,
Ing., Stahl u. Eisen, Journ. f. Gasbeleuchtg.
u. Wasserversorgg., Elektrotechnik u. Ma-
schinenbau, Naturwissenschaftl. Rundschau,
Zeitschr. f. Elektrochemie u. a. mehr.
Wenn Hr. Harrwitz sich in Zukunft
der altbewährten Gepflogenheit dieser und
vieler anderer Zeitschriften grundsätzlich
anschließen sollte, wird er der Zeitschr. f.
Instrkde. die Arbeit ersparen, seinetwegen
zum Staatsanwalt zu „laufen“.
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift | Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 3. 1. Februar. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Carl Reichel +.
Am 19. Januar ist der Altmeister der deutschen Priizisionsmechanik,
Carl Reichel, nach kurzer Krankheit infolge einer Herzlähmung im Alter
von fast 79 Jahren verschieden. In ihm ist wieder ein Mechaniker jener alten
Schule dahingegangen, deren Ursprung bis an «den Anfang des verflossenen
Jahrhunderts zurückreicht, ein Mann, gleich hervorragend durch die Klarheit,
mit der sein Geist ein sich darbietendes Problem auffaBte und durchdachte,
wie dureh die meisterhafte Technik, mit der er es bezwang; ein bescheidener
Mann, der wenig auf äußere Erfolge und Ehren gab, sehr viel jedoch auf
seine eigene innere Befriedigung und auf die überzeugte Zustimmuug seiner
Fachgenossen und Freunde; aber auch ein selbstbewußter Meister, der auf
seiner wohliiberlegten Meinung fest beharrte. Sein Lebenswerk in dieser
Zeitschrift eingehend zu würdigen, ist einem der wenigen Berufenen vorbe-
halten; heute seien vorerst dem großen Meister unseres Faches und dem
treuen Freunde unseres Blattes herzliche Worte aufrichtiger Bewunderung und
innigen Dankes in das Grab nachgerufen.
99 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. = Mechaniker zig
Die Justierung der geodätischen Instrumente.
Von A. Leman, Charlottenburg.
(Fortsetzung.)
3. Das Nivellierinstrument.
Die an ein ideal justiertes Nivellierinstrument zu stellenden Anforderungen
können nicht von vornherein, sondern erst dann richtig formuliert werden, wenn die
folgende theoretische Überlegung den erforderlichen Einblick geliefert haben wird.
In ihrer primitivsten Form geht die Theorie dieser Instrumente von der Voraus-
setzung aus, daß die Ziellinie stets in einer Horizontalebene von unveränderlicher Höhe
über dem Aufstellungspunkt liegt. Eine Abweichung der Richtung der Ziellinie von der
horizontalen kann ja aber nicht unmittelbar, sondern erst durch die Vermittelung von
Zwischengliedern, insbesondere des Tubus, an der Libelle erkannt werden. Sollte also
der obigen Voraussetzung genügt werden, so müßte außerdem zuvörderst die Bedingung
erfüllt sein, daß die Riehtung der Ziellinie relativ zum Tubus für alle Zielweiten, wenigstens
in vertikaler Ebene, unverändert dieselbe bleibt. Es liegen also wieder zwei Anforde-
rungen vor, denen gleichzeitig zu entsprechen nach den einleitenden Überlegungen
nur dann möglich sein würde, wenn die Verbindung des Führungskörpers für den
Fadenauszug mit dem Tubus keine vollkommen feste wäre, sondern eine Verstellung
des Führungskörpers um eine horizontale Achse zulieBe. Eine Einrichtung für diesen
Zweck würde wiederum, analog wie bei der Kippregel, ohne besondere Schwierigkeiten
geschaffen werden können, ist aber, wie folgende Überlegung zeigen wird, nicht er-
forderlich.
Man denke sich (Fig. 5) das Fernrohr auf unendliche Entfernung eingestellt
und seine Ziellinie C H genau horizontal gerichtet. C liegt alsdann wieder um die
Fig. 5.
Brennweite B des Objektives hinter H. In endlichen Entfernungen E und E“ vor dem
Objektive seien zwei Latten aufgestellt, welehe von der Horizontalen CH in P und P’
getroffen werden. Dann gibt die Differenz der Abstände der beiden Punkte P und P’
von den Lattenfußpunkten den Höhenunterschied dieser beiden Fußpunkte an. Bei
Einstellung des Fernrohres auf die Latte in der Entfernung E rückt der Fadenkreuzungs-
punkt in horizontaler Riehtung um den Betrag
1) $ ; 8 8 ; ; ; : = —- -—
von C zurück und erhebt sich, wenn y den Unterschied der Verschiebungsriehtung des
Fadenauszuges gegen die Richtung HC im Sinne der Figur bedeutet, um
Dye: u Be ge Be b=atgy
über die Horizontale HC nach C“. Die neue Richtung der Ziellinie C'H trifft alsdann
die Latte in der Entfernung E in einem um das Stück d unterhalb P gelegenen
Punkte, wobei
d E
3) =
b Bead.
Aus diesen drei Gleichungen ergibt sich:
4) e e . e 2 e e e (dl = B te 7.
Die Größe d ist demnach unabhängig von E und deshalb aueh dieselbe bei
Einstellung auf die Latte in der Entfernung E'“, woraus folgte dab die Differenz der
1. ore tae: A. Leman, Die fustierung der geodätischen lastrumente. 93
Ablesungen den Höhenunterschied der Lattenfußpunkte ohne Fehler angibt. (Eine
Vergleichung der beiden Figuren 2 und 5 läßt unmittelbar erkennen, daß die Größe d
in beiden dieselbe Bedeutung hat.)
Hiernach sind nunmehr, richtig ausgedrückt, an ein fehlerfreies Nivellier-
instrument zwei Forderungen zu stellen, nämlich:
1. Die Ziellinie muß für Einstellung auf unendliche Entfernung horizontal sein.
2. Der Hauptpunkt des Objektives muß für alle Azimute in ein und derselben
Horizontalebene liegen.
Die zweite dieser Bedingungen zu erfüllen, ist nicht Sache der Justierung,
sondern der mechanischen Konstruktion des Instrumentes; für die folgenden Erörte-
rungen kommt somit nur die erste in Betracht.
Vorausgeschickt sei, daß es, ebenso wie beim Theodoliten, auch hier ein Be-
obachtungsverfahren gibt, durch welches ein vorhandener Justierungsfehler vollkommen
eliminiert werden kann. Es ist hierzu nur notwendig, das Instrument gleich weit von
den beiden Punkten aufzustellen, deren Höhenunterschied bestimmt werden soll. Bei
gleichen Ablesungen der Libelle erhält die Ziellinie gleiche Neigungen gegen die
Horizontale und wegen der gleichen Entfernungen ergeben sich auch gleich große
Einflüsse auf die Lattenablesungen, die bei der Differenzbildung herausfallen (vgl. Fig. 6
auf S. 24). Obwohl der Aufstellungspunkt nicht notwendig in der Verbindungslinie
der beiden zu beobachtenden Punkte zu liegen braucht, pflegt dieses Verfahren als
„Nivellement aus der Mitte“ bezeichnet zu werden. Seine Anwendung ist bei Arbeiten
allerersten Ranges wieder feststehende Regel und wird auch in anderen Fällen von
Vorteil sein; dennoch wird man von einer möglichst guten Justierung aus verschiedenen
Gründen nicht absehen dürfen. Einmal ist das Verfahren, im Gegensatz zum Durch-
schlagen beim Theodoliten, nicht immer anwendbar; sodann bedingt es, wiederum im
Gegensatz zu der Einfachheit und Mühelosigkeit dort, wenn es streng durchgeführt
werden soll, merklichen Aufwand an Zeit und Arbeit. Es hat aber die schätzbare
Eigenschaft, auch noch gute Dienste zu leisten, wenn von der Forderung genau
gleicher Entfernungen etwas nachgelassen wird; und zwar kann dies um so mehr ge-
schehen, je geringer ein vorhandener Justierungsmangel ist. Bei vollkommener Fehler-
losigkeit ist man gar nicht mehr daran gebunden.
Die Methoden zur Prüfung und Berichtigung sind mit der Art der Konstruktion
der Instrumente eng verknüpft, und von dieser ist auch die Vollkommenheit des Erfolges
in gewissem Maße abhängig.
In bezug hierauf kommen als wesentlich voneinander verschieden vier typische
Formen in Betracht, die in zwei Klassen zerfallen.
Die eine Klasse enthält nur eine Form, nämlich das englische Nivellier-
instrument, bei welchen das Fernrohr nicht umlegbar, sondern, ebenso wie die Libelle,
mit dem Träger fest verbunden ist. Die Libelle hat Höhen-, aber keine Lateral-
justierbarkeit.
Die andere Klasse umfaßt die Instrumente mit umlegbarem Fernrohr und
enthält drei, als russisches, französisches und deutsches oder Breithauptsches Nivellier-
instrument bezeichnete Formen, deren charakteristische Unterschiede zweckmäßig erst
an späterer Stelle ($. 25) angegeben werden.
Bevor auf die Verfahren zur Prüfung der Instrumente dieser verschiedenen
Bauarten eingegangen werden kann, bedarf es erst noch des Hinweises auf einen
allerdings mehr nebensächlichen Umstand. Offenbar kann die Ziellinie stets durch die
Fußschrauben horizontal gerichtet werden. Dabei braucht aber die Schwenkachse
nicht notwendig vertikal zu stehen; sie wird sogar sicher eine Neigung haben müssen,
wenn die Ziellinie mit ihr einen Winkel bildet, der von 90° abweicht. Eine geneigte
Stellung der Schwenkachse hat aber zur Folge, daß die Ziellinie, wenn sie in ein
anderes Azimut gedreht wird, aufhört horizontal zu sein und erst wieder aufs neue
gerichtet werden muß. Dies würde nun zwar immer durch Benutzung einer einzigen
FuBschraube erreicht werden können, also nicht besonders unbequem sein, aber die
Gefahr mit sich bringen, daß dabei die Höhenlage des Objektivhauptpunktes eine Änderung
erleidet. Zur Beseitigung dieses Mangels sind zwei verschiedene Aushilfsvorrichtungen
im Gebrauch. Entweder sind die beiden Lager bezw. Befestigungen des Fernrohres
unmittelbar mit der um die Schwenkachse drehbaren Hülse bezw. dem Zapfen ver-
bunden, das eine derselben aber in der Höhenrichtung etwas verstellbar, oder sie
bilden zusammen eine Schwinge, ein Zwischenglied, das um eine von der/Ħülse oder
dem Zapfen getragene Kippachse mittels einer sogenannten Elevationsschraube ver-
stellbar ist.
Die erste deyer Hilfseinrichtungen verfolgt den Zweck, genaue Rechtwinkligkeit
zwischen Ziellinie und Schwenkachse herstellen zu können. Letztere kann dann genau
vertikal gerichtet werden, und damit ist die Ziellinie in allen Azimuten von selbst
horizontal. Beim englischen Instrument kommt sie niemals vor; sie wäre überflüssig,
weil dort, im Gegensatz zu den Instrumenten der zweiten Klasse, die Ziellinie unab-
hängig von Form und Lage des Tubus ist und daher ohne Rücksicht auf diese un-
mittelbar rechtwinklig zur Schwenkachse gerichtet werden kann.
Die zweite, vervollkommnetere Einrichtung gestattet natürlich einerseits das-
selbe wie die erste, befreit aber anderseits auch wieder von der Notwendigkeit einer
sehr sorgfältigen Vertikalstellung der Schwenkachse, da sich die Horizontalrichtung
der Ziellinie hier sehr bequem durch die Elevationsschraube bewirken läßt und die
Gefahr einer Höhenänderung des Objektivhauptpunktes verschwindet, sobald die Kipp-
achse durch die Schwenkachse hindurchgeht. Die Elevationsschraube wird dann ge-
wöhnlich in der Breithauptschen oder der Stampferschen Form noch zu besonderen
MeBzwecken ausgenutzt; daher kann diese Einrichtung auch bei dem englischen In-
strument mit Vorteil zur Anwendung kommen.
Für die Prüfung der Instrumente englischer Konstruktion gibt es kein direktes
Verfahren, sondern nur zwei indirekte, von denen das eine zwar sehr bequem, aber
nicht frei von einer eigenartigen Schwäche, das andere etwas umständlich, dafür aber
absolut zuverlässig ist. Das erste beruht auf der Anwendung eines Kollimators, dessen
Ziellinie genau horizontal liegt, und eignet sich besonders für den Mechaniker, weil
die Prüfung in der Werkstatt selbst vorgenommen werden kann. Es leidet aber an
dem Mangel der Unselbständigkeit, und darin liegt eben die erwähnte Schwäche. Das
andere Verfahren wird vom Geodäten angewandt, um den Justierungszustand von Zeit
zu Zeit im Felde zu kontrollieren.
Hierzu wählt er (Fig. 6) zunächst einen Standpunkt in den Entfernungen EI
‘und E, von den Latten I und JZ. Eine durch den Schnittpunkt der Schwenkachse
I
-
ey
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I ER
~ iy oe
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Se -E, — = un EL ea Den — —— = Ey — E SE
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a — g — — =- 9
OF
|
ho
|
8 J ³ ER en ne ai ed, Set er. Au au
Fig. 6.
mit der Ziellinie gehende Horizontalebene schneide die Latten in den Punkten P,
und P,; dann ist
) 0 Ser r 3 a Wy Pe
der Höhenunterschied der Fasten tab une Weicht die Richtung der Ziellinie für un—
endliche Zielweite im Sinne der Zeichnung um den Winkel f von der horizontalen ab,
so wird an der Latte J abgelesen:
2). ©... JT Ei tg 6 — d,
wo d die frühere ‘Bedeutung hat, an Latte II:
Oye oe ee K
und die Differenz der beiden Lattenablesungen liefert:
4) h = h — (E, — EB) tg £.
l. F A. Leman, Die Justierung der geod&tischen Instrumente. 25
- EE
Für einen zweiten Standpunkt, dessen Entfernungen von den Latten J und i
bezw. Ei und E sind, folgt analog:
5) VEE ae . 5% = h, — (Ey — E') tg B.
Daher wird:
| . — 1 ((E. — Ei) — (Es — EY] tg g,
oder 11 h (4 — Ei) + (E, — E } tg 8.
Jetzt ist, falls die beiden Aufstellungspunkte in der Verbindungslinie der
Latten liegen, E'i — Ei und ebenso E. — E' die Entfernung g der beiden Auf-
stellungspunkte voneinander, und es ergibt sich:
Van ne due 2 te PSS
Hieraus ist tg f zu berechnen und damit das Mittel zur Berichtigung des In-
strumentes gewonnen.
Das Verfahren kann auch dahin abgeändert werden, dag die beiden Stand-
punkte außerhalb der Latten gewählt werden; dann hat, falls sie der Verbindungslinie
der letzteren hinreichend nahe liegen, g in Gleichung 7) die Bedeutung des Abstandes
der beiden Latten voneinander.
Das englische Instrument leidet nur an einem einzigen, dafür aber recht
schwer zu empfindenden Mangel; eine aus unbekannter Ursache entstandene Ver-
änderung seines Justierungszustandes infolge einer. Verstellung des Horizontalfadens
kann äußerlich nieht wahrgenommen und auch nicht durch eine einfache, leicht aus-
führbare Prüfung erkannt werden, sondern ist nur durch Vergleichung mit dem Kolli-
mator oder Wiederholung des beschriebenen indirekten Verfahrens festzustellen. Eine
Änderung der Libelle hat nichts auf sich, da sie sich bei der Vertikalstellung der
Schwenkachse von selbst bemerklich macht. Dem bezeichneten Mangel würde sich
freilich wohl durch eine über die Köpfe der Fadenjustierschrauben zu schiebende,
vielleicht mittels Plombenverschlusses zu sichernde Kappe oder Hülse begegnen lassen;
so empfehlenswert ein solches Schutzmittel aber auch erscheint, absolute Sicherheit
kann es natürlich nicht gewähren.
Diesem Umstande verdanken jedenfalls die Instrumente zweiter Klasse ihre
Entstehung; ihrer Konstruktion liegt das Bestreben zu Grunde, die beschwerliche und
zeitraubende indirekte Prüfung zu umgehen und durch eine einfachere, direkte zu er-
setzen. Freilich wird der dadurch erzielte Vorteil wegen des Hinzutretens neuer
Fehlerquellen dureh im allgemeinen geringere Verläßlichkeit des Instrumentes erkauft,
und außerdem haften allen diesen Konstruktionen verschiedene Unvollkommenheiten
an, deren schädlichem Einfluß nur dureh sehr sorgfältige Ausführung hinreichend be-
gegnet werden kann.
Über den Ursprung der ziemlich allgemein gebräuchlichen, nicht unzweck-
mäßigen Bezeichnungen für die beiden ersten der oben genannten Konstruktionen habe
ich etwas Zuverlässiges nicht in Erfahrung bringen können; bei der dritten ist er von
selbst gegeben. Die charakteristschen Merkmale derselben sind folgende:
Bei dem russischen Nivellierinstrument ist, wie beim englischen, die Libelle
mit dem Träger des Fernrohres verbunden; sie bedarf im Gegensatz zu den beiden
anderen Formen ebenfalls keiner Lateraljustierung.
Das französische Instrument weist eine feste Verbindung zwischen Libelle und
Fernrohr auf; beim Umlegen des letzteren wird also die Libelle gleichzeitig mit um-
gesetzt; meistens ist sie hängend unter dem Fernrohr angeordnet.
Das deutsche oder Breithauptsche Instrument ist mit einer für sich frei be-
weglichen, auf den Ringen sitzenden Reit- oder Aufsatzlibelle versehen.
Bei allen drei Formen zerfällt die Prüfung, bezw. Berichtigung in zwei von-
einander unabhängige und daher in beliebiger Reihenfolge ausführbare Operationen.
Einerseits ist die durch die beiden Ringe gegebene mechanische Achse — der Kürze
halber im folgenden als Ringachse bezeichnet — durch die Libelle horizontal, anderseits
die Ziellinie für unendlich große Zielweite der Ringachse parallel zu richten. (Eigent-
lich würde es schon genügen, die durch den Horizontalfaden und die Ziellinie gelegte
Ebene der Ringachse parallel zu machen; das Fadennetz brauchte also nur in der
Vertikalrichtung verstellbar zu sein.)
22 er Die Junlerung der geodktischen fastrumente, Mechaniker Zig.
Jede dieser beiden Aufgaben ist bei allen drei Arten in gleicher, sehr ein-
facher Weise zu lösen. Zur Erledigung der ersten liest man, nachdem die Schwenk-
achse mittels der Libelle und der Fußschrauben vertikal gerichtet ist, eine in be-
liebiger Entfernung aufgestellte Latte ab, hebt das Fernrohr (bei der deutschen Kon-
struktion samt der Libelle) aus den Lagern und dreht den Träger um 180° um die
Schwenkachse. Stimmt nach Wiedereinlegen des Fernrohres die Lattenablesung nicht
mit der ersten überein, so ist der Unterschied zur Hälfte an dem verstellbaren Lager
bezw. durch die Elevationsschraube zu beseitigen.
Durch dieses Verfahren wird zunächst nur die Ringachse senkrecht zur Schwenk-
achse gerichtet; es kommt daher eigentlich nicht darauf an, daß die Richtung der
letzteren vertikal, sondern nur darauf, daß sie unveränderlich ist. Nur um ihre Un-
veränderlichkeit durch die Libelle kontrollieren zu können, ist wenigstens annähernde
Vertikalstellung erforderlich. Deshalb können auch die Ablesungen der Latte ver-
mieden werden, indem irgend eine passend gelegene Marke als Zielobjekt benutzt wird.
Beim französischen und deutschen Instrument hat die Verstellung des Lagers
oder der Schwinge natürlich eine Veränderung der Richtung der Achse der Libelle
zur Folge, welche deshalb nachträglich an der Höhenjustierung der letzteren wieder
zu beseitigen ist. Hier kann auch die Visur gänzlich wegfallen und die Prüfung durch
die Libelle allein bewirkt werden. Dazu bringt man letztere zum Einspielen und legt
dann das Fernrohr samt Libelle in den Lagern um. Ein sich an der Libelle zeigender
Ausschlag ist zur Hälfte an deren Höhenjustierung, zur anderen Hälfte wie vorhin an
dem verstellbaren Lager oder durch die Elevationsschraube zu beseitigen. Darauf ist
aber durch Drehen um 180° um die Schwenkachse zu kontrollieren, ob deren Richtung
unverändert geblieben ist. Bei diesem Verfahren wird, im Gegensatz zum ersten, die
Ringachse unmittelbar horizontiert, wegen der Notwendigkeit der Drehung um die
Schwenkachse diese aber gleichzeitig auch genau vertikal gestellt.
Die Richtigkeit des Ergebnisses der beschriebenen Operation beruht jedoch
immer auf der bislang stillschweigend als zutreffend angesehenen Voraussetzung, dab
die Durchmesser der beiden Ringe des Fernrohres genau gleich groß sind. Denn
dächte man sich diese nicht in Lagern der gebräuchlichen Formen, sondern auf zwei
horizontalen Schneiden ruhend, so würde durch jedes der obigen Verfahren eigentlich
nur die Verbindungslinie der beiden Berührungspunkte horizontal, bezw. rechtwinklig
zur Schwenkachse gerichtet. Sind dann aber die Ringe von ungleichem Durchmesser,
so weicht die Richtung der mechanischen Achse von der Richtung jener Verbindungs-
linie um einen Winkel ab, dessen Größe dem Unterschiede der Radien der beiden
Ringe und dem Abstande der letzteren voneinander entspricht.
Eine solche Abweichung wäre an sich ohne wesentliche Bedeutung, wenn der
Unterschied der beiden Ringdurchmesser bekannt wäre, denn man könnte alsdann den
daraus entstehenden Fehler entweder in Rechnung ziehen oder bei der Einstellung der
Libelle berücksichtigen. Er würde auch entweder durch Senkung des Lagers, in
welchem der stärkere Ring ruht, oder durch Verstellung des Fadenkreuzes beseitigt
werden können.
Wegen des Umstandes jedoch, daß die Ringe nicht auf Schneiden ruhen,
kommt für die Beurteilung des Einflusses einer Ungleichheit der Ringdurchmesser auch
noch die Form der Lager in Betracht. Deren sind wieder, wie bei den Lagern der
Kippachse an Theodoliten und astronomischen Instrumenten, zwei, als Sattel- oder Hohl-
zylinderlager bekannte, zu unterscheiden. Bei der ersten dieser beiden Formen wird
jedes Lager aus zwei schwach zylindrisch gewölbten, unter einem Winkel von etwa
45° gegen die Vertikale, also rd. 90° gegeneinander geneigte Flächen, bei der zweiten,
von einer dem Durchmesser der Ringe entsprechend hohlzylindrisch ausgeschliffenen
Fläche, welche durch Herausnahme des unteren Teiles in zwei Stücke zerlegt ist, ge-
bildet. Diese zweite Form besitzt freilich den Vorzug größerer Dauerhaftigkeit, ist
hier jedoch offenbar von etwas zweifelhaftem Charakter, weil sie, falls sie ihren Zweck
nicht verfehlen soll, eigentlich schon absolute Gleichheit der beiden Ringdurchmesser
voraussetzt. Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, so müssen beide Lager notwendig
mindestens nach dem Durchmesser des stärkeren Ringes ausgeschliffen sein; der
schwächere liegt dann stets nur an den beiden unteren Kanten der zylindrischen
Flächenstücke auf. Im allgemeinen wird man aber annehmen müssen, daß dies auch
mit dem stärkeren der Fall ist. Enter diesem Gesichtspunkte ist das Verhalten der
beiden Lagerformen, wenn auch etwas verschieden, doch prinzipiell das gleiche.
—
Heft 3.
iB Februar 1911. Für Werkstatt und Laboratorium. 27
Sind beide Ringe genau gleich dick, so kommt es auf die Gestalt der Lager
überhaupt nicht an, weil jeder Ring in dasselbe Lager immer gleich tief einsinkt.
Beim Sattellager wäre es demnach gleichgiltig, ob beide Lager im Flankenwinkel über-
einstimmen oder nicht, beim Hohlzvlinderlager dürfte der die Tiefe des Einsinkens be-
stimmende Abstand der beiden Kanten an beiden Lagern verschieden sein.
Sind die Ringe nicht gleich dick, die Winkel der beiden Sattellager, bezw. beim
Hohlzylinderlager die Abstände der Kanten aber genau gleich, so sinkt zwar der
schwächere Ring tiefer ein als der stärkere, aber in beiden Lagen des Fernrohres um
gleich viel. Dies würde eine scheinbare Vergrößerung des Unterschiedes der beiden
Ringdurchmesser zur Folge haben — und zwar beim Sattellager mit unter 90° zueinander
geneigten Flanken um das 1,4-fache, beim Hohlzylinderlager, wo der Abstand der
beiden unteren Kanten nahe gleich dem Radius ist, nur um das 1,15-fache —, im übrigen
aber auch noch auf dasselbe herauskommen, als ob die Ringe auf Schneiden ruhten.
Kommt aber endlich zur ungleichen Dieke der Ringe noch eine kleine Ver-
schiedenheit der Winkel bezw. Kantenabstände hinzu. so hat die mechanische Achse
des Fernrohres in beiden Lagen nieht mehr gleiche Richtung in bezug zur Horizontalen
bezw. zur Schwenkachse; daher würde das Prüfungsverfahren zu einer Berichtigung
überhaupt nicht mehr führen können. Indessen hat der hieraus entstehende Fehler im
allgemeinen den Charakter einer kleinen Größe zweiter Ordnung, kommt daher
praktisch nicht in Betracht. Anders aber würde es sich, wenigstens beim Sattellager,
verhalten, wenn der Unterschied der Flankenwinkel nieht mehr klein wäre, und dieser
Umstand würde dann ein Mittel abgeben, auf indirektem Wege eine vorhandene Un-
gleichheit der Ringdurchmesser zu erkennen. Eines der beiden Lager ließe sich leicht
durch eine geeignete Einlage oder durch eine zwischen den Lagerflanken vertikal
durch den Träger gehende, von unten her verstellbare Schraube vorübergehend so
verändern, daß der Ring auf einer horizontalen stumpfen Schneide oder gewölbten
Fläche aufruht. Dadurch würde der sonst nur geringe Unterschied der Flankenwinkel
his auf 90° gesteigert. Die Ablesungen einer Latte in den beiden Lagen des Fern-
rohres bei genau gleichen Libellenständen würden sieh dann, wenn ein Unterschied
in den Ringdicken vorhanden wäre, nieht mehr in genaue Übereinstimmung bringen
lassen, und der nicht zu beseitigende Rest könnte zur Bestimmung des Diekenunter-
schiedes verwertet werden. Allerdings würde selbst dieser besonders günstige Fall
nur zu einem recht unsicheren Ergebnis führen, weil die Reehnung unmittelbar die
Differenz der beiden Ringradien, auf deren Bestimmung es ja eigentlich ankommt, nur
mit dem Faktor 0,4 multipliziert liefert.
Eine direkte Prüfung der Gleichheit der beiden Ringdurchmesser ist weder bei
dem russischen noch dem französischen Instrument möglich. Nur das deutsche ge-
stattet, durch Umsetzen der Reitlibelle eine solehe auszuführen, und ist deshalb den
beiden anderen gegenüber im Vorteil. Dieser ist im Vergleich zu dem angegebenen
indirekten Prüfungsverfahren unı so erheblicher, als sich dieselben Überlegungen, die
vorhin in bezug auf die Gleichheit der Winkel der Sattellager angestellt worden sind,
sinngemäß auch auf die beiden Reitfüße der Libelle übertragen. Da hier der Flanken-
winkel ebenfalls rd. 90° zu betragen pflegt, so wird ein vorhandener Unterschied der
Ringdurchmesser auch ebenfalls um das 1,4-fache, der Unterschied der Ringradien
also um das 2,8-fache vergrößert, also mit 7-mal so großer Sicherheit gefunden,
als vorhin. |
Soll jedoch das Ergebnis der Prüfung vollkommen zuverlässig sein, so darf
man nicht unterlassen, sich durch die Visur nach einem festen Zielpunkte vor und
nach dem Umsetzen der Libelle davon zu überzeugen, daß die Aufstellung des In-
strumentes dabei keine Veränderung erfahren hat. (Schluß folgt.)
— — —
Für Werkstatt und Laboratorium.
abdruck aus den „Mitteilungen“ erschienen
Tätigkeitsbericht des Kgl. Material-
prüfungsamtes für 1909. und bildet ein umfangreiches Heft von
Mittlgn. d Kgl. Mat.-Priüfg.- Amts 28. 111 Seiten. Die Zahl der Benutzer ist im Be-
S. 357. 1910. richtsjahr wieder erheblich gestiegen, ebenso
Der Tatigkeitsbericht des Kgl. Material- | die Ausgaben. Das Personal umfaBte 224 Per-
prüfungsamtes für 1909 ist auch als Sonder- | sonen, davon waren 71 akademisch gebildete
28 Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches.
Techniker. Aus dem Bericht sind u. a. von
Interesse die Vorarbeiten fir eine eingehende
Untersuchung der Isoliermaterialien bis 500 Volt
im Zusammenwirken mit dem Deutschen
Elektrotechniker-Verband und der Physi-
kalisch-Technischen Reichsanstalt. Die
Einrichtungen zur Prüfung von Ballonstoffen
sind durch einen Zerplatzapparat nach
Gradenwitz-Martens sowie durch Apparate
zur Bestimmung der Gasdurchlässigkeit und
des Wärmedurchgangs ergänzt worden. Weiter
wurden Untersuchungen über neue Leichtmetall-
Legierungen in Angriff genommen. Auch die
Frage der Eichung von Festigkeitsprobier-
maschinen wurde gefördert. G.
— — — -
Uber eine elektrische Thermostaten-
regulierung.
Von St. Jahn.
Zeitschr. f. Elektrochem. 16. S. 865. 1910.
In einem 250 7 fassenden Thermostaten be-
findet sich eine mit Chloroform oder Toluol
gefüllte Kupferschlange von etwa 600 cem
Inhalt, an die ein enges Rohr angelötet ist;
an letzteres schließt sich eine von Schaeffer
& Budenberg bezogene Spirale von 10 em
Durchmesser und 1 mm lichter Weite, die
ebenso wie das Rohr mit Wasser gefüllt ist
und in die Thermostatenflüssigkeit taucht.
Auf das Rohr ist ein mit Wasser gefüllter Be-
hälter aufgesetzt, welcher nach der Röhre zu
durch eine Schraube verschließbar ist und
dazu dient, die Spirale luftfrei mit Wasser zu
füllen und bei einer bestimmten Temperatur
zu schließen. Das andere Ende der Spirale
trägt eine Messingfeder, welche mit einem
Platinstift den Kontakt für den Strom einer
Batterie bildet. Dieser reguliert selbst die
Gaszufuhr zu einem Bunsenbrenner auf elek-
tromagnetischem Wege, wobei noch durch
eine besondere Vorrichtung Sorge ge-
tragen ist, daß der Brenner nicht völlig er—
lischt. Die Wirkungsweise ist wie bei allen
derartigen Thermoregulatoren folgende: nimmt
nach Einstellung für eine gewünschte Tempe—
ratur letztere zu, so dehnt sich die Spirale
nach Art einer Bourdonschen Röhre aus und
schließt den Strom, dadurch wird im Brenner
ein Eisenklötzchen angezogen und so die
Gaszufuhr zum Teil abgesperrt; sinkt hingegen
die Temperatur unter die festgesetzte, so wird
durch die sich zusammenziehende Spirale der
Kontakt gelöst, der Strom somit unterbrochen
und der Brenner vollständig geöffnet. Bei
guter Rührung des Bades hält sich die Tempe—
ratur desselben stundenlang auf 0, 005 konstant,
wobei die Differenz des Thermostaten gegen
die Zimmertemperatur bis zu 10° betragen kann.
‘den Handel.
Deutsche
_Mechaniker-Ztg.
Die ganze Einrichtung ist im Grunde ge-
nommen die in der Zeitschr. f. physik. Chem.
62. 8.325. 1898 von Dolezalek beschriebene;
jedoch hat Jahn noch die empfindliche Bour-
donsche Röhre angewendet und den durch
eine Quecksilbersäule bewirkten Kontakt durch
Platin ersetzt. Di.
Schleiflehre für Spiralbohrer.
Bayr. Ind- u. Gewerbeblatt. 96. S. 505. 1910.
Das Stahlwerk Becker A.-G. in Krefeld-
Willich bringt eine geschützte Lehre zum
Prüfen der Schlifflächen von Spiralbohrern in
Sie gestattet zu prüfen: 1. den
Winkel der Schneidlippen (118°) und die Mittel-
lage der Spitzen, 2. das Maß des Hinterschliffes
und 3. die richtige Lage der Verbindungslinie
zu den beiden Schneidkanten (55°). G.
— —
Glas technisches.
Mikrochemische Apparate.
Der Chemiker ist nicht selten genötigt, mit
geringen Substanzmengen zu arbeiten. Die
Gründe hierfür können sehr verschiedene,
z. B. Kostbarkeit der Substanz oder des Gegen-
standes, geringe überhaupt zur Verfügung
stehende Menge (so besonders bei gerichtlichen
Analysen), Zeitmangel, sein. Neben einer be-
sonderen Vertrautheit!) mit den mikrochemischen
Arbeitsmethoden sind auch vielfach besondere
Apparate erforderlich. In neuerer Zeit ist von
F. Emich und J. Donau (Monatshefte f. Chemie
30. S. 745. 1910) ein Verfahren zur quantitativen
Mikrofiltration àusgear-
beitet worden. Ein kreis-
rundes Papierscheibchen
von 6 bis 8 mm Durch- —
messer wird auf eine Ie
Filtrierkapillare 7 (vgl. Fig. 1.
Fig. 1) aus Glas, Quarz oder auch Platin gelegt
und (beim Filtrieren von wässerigen Lösungen)
durch Aufdrücken eines mit Vaselin be-
strichenen erwärmten Rohres von geeigneter
Weite am Rande etwas eingefettet, um zu ver-
hindern, daß die Lösung über den Rand des
Filters steigt. Das Filtrieren geschieht unter
Absaugen, zu welchem Zwecke die Filtrier-
kapillare mittels eines geeigneten Stopfens in
eine Glasglocke eingesetzt ist. Als Baugvor-
1) Interessenten seien auf einen vor einiger
Zeit von Emich gehaltenen zusammenfassenden
Vortrag „Über Mikrochemie“ (Chem. Ber. 43.
S. 10. 1910) hingewiesen.
Heft 3.
1. Februar 1911.
Glastechnisches. — Gewerbliches. 29
richtung verwendet man einen nach Art der
Mariotteschen Flasche für konstanten Druck
‘eingerichteten Aspirator mit einem Unterdruck
von 20 cm Wasser.
Zum Abdestillieren geringer Flüssigkeits-
mengen empfiehlt A. Gawalowski (Zeitschr. |
f. anal. Chem. 49. S. 744. 1910)
den in Fig. 2 abgebildeten Mi-
krodestillationsapparat. Das Kölb-
chen f, dessen kegelartige
Form die Gefahr des Über-
kocbens verringert, ist oben
kropfartig erweitert und mit
einer Rinne bb versehen, an
welche seitlich ein Rohr e an-
geschmolzen ist. Verschlossen
wird die obere Öffnung des
Kölbchens durch einen kleinen
Trichter, eine Glaskugel oder
auch, wie in der Abbildung,
durch einen kleinen Rückfluß-
kühler, dessen untere Mündung
nach der Seite gebogen ist, so
daß die Kondensate direkt in
die Rinne bb fallen.
Fig. 2.
Gf.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
30. Nr. 445 486. Urethralspritze ganz aus Glas,
bei welcher der konisch zulaufende Btößer
die Flüssigkeit vollstandig verdrängt. J. & H.
Lieberg, Cassel. 10. 11. 10.
Nr. 447 308. Tropfglas. F. Hugershoff,
Leipzig. 25. 11. 10.
42. Nr. 445 679. Uberlaufpipette, deren Ver-
schluß durch einen Hahn geschieht. O.
Köhler, Danzig. 25. 10. 10.
Nr. 445 711. Metallener Schraubkopf für
Thermometerhülsen mit Deckel und Kopf
aus einem Stück gezogen und gedrückt.
L. Müller, Elgersburg. 19. 11. 10.
Nr. 445 737. Reagenzglas. F. Hugershoff,
Leipzig. 1.12.10.
Nr. 445 739. Arztliches Maximumthermometer.
A. Zuckschwerdt, Ilmenau. 1. 12. 10.
Nr. 445 814. Zeigerloses Quecksilberthermo-
meter mit einem seinen Kapillarrohrkolben
allseitig umschließenden, nach rückwärts ab-
stehenden Hohlzapfen für Warmwasserbe-
halter. Zenithwerke, Dresden. 24. 11. 10.
Nr. 447 236. Thermometer mit Skalaplatte
aus Holz, Eisen o. dgl. Material. Bahmann
& Spindler, Stützerbach. 24. 11. 10.
Nr. 447652. Maxima-Thermo-Aräometer. A.
Dargatz, Hamburg. 25. 11. 10.
Nr. 447625. Pipette fiir schnelles Abmessen
von Flissigkeiten. R. Goetze, Leipzig.
24. 11. 10.
Nr. 447 918. Vorrichtung für Analysen auf
volumetrischem Wege. W. Kuntze, Leipzig-
Leutzsch. 21.12.10.
64. Nr. 446 659. Selbsttätig schließender Trichter.
F. A. Gall-Werren, Basel. 2.12.10.
Nr. 445971. Saugheber. K. Kling, Zürich.
1.4. 10.
—
Zolltarife,
A. Entscheidungen.
Österreich;
Zerlegte Projektionsapparate, eingehende,
deren Linsen und Gehäuse in verschiedenen,
jedoch gleichzeitig einlangenden Packstücken
verpackt waren. |
Linsen: (T.-Nr. 675b J), für 1 kg
` Gehäuse: (T.-Nr. 575 1), „ x
4,80 Kr.
3,00 „.
Italien:
Kinematographen, hauptsächlich aus Messing,
ohne die zugehörigen Objektive eingehend,
sind, da gemäß Anm. 3 auf S. 704 des Reper-
torio das Fehlen der Linsen oder der optischen
Instrumente die Tarifierung nicht beeinflussen
kann, nach Tarif-Nr. 243a1 zum vertrags-
mäßigen Satze von 30 Lire für 100 kg abzu-
fertigen.
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika:
(Entscheidungen der General Appraiser).
Glaswaren, geschnitten, graviert usw.; Fieber-
thermometer. — Waren jeder Art, ganz oder
dem Hauptwert naeh aus Glas, das irgend
einem der in § 98 des Zolltarifs aufgeführten
Verfahren unterworfen worden ist (geschnitten,
graviert, bemalt, verziert, vergoldet, geätzt, mit
gerauhter Oberfläche, geschliffen o. dergl.), sind
nach der genannten Tarifstelle zu verzollen
(60% v. W.) ohne Rücksicht darauf, ob die
Waren durch das Verfahren ornamentiert oder
verziert oder nur aus Nitzlichkeitszwecken 80
behandelt worden sind. Beispielsweise sollen
Fieberthermometer, dem Hauptwert nach aus
geblasenem oder einem der bezeichneten Ver-
fahren unterworfenem Glase bestehend, nach
$ 98 verzollt werden.
Belichtungszeitmesser, für den Gebrauch der
Photographen, dem Hauptwert nach aus Metall
bestehend, sind nicht als Ziergegenstände,
zum Tragen an oder von Personen bestimmt
(nach $ 448), sondern als Waren aus Metall,
nicht besonders vorgesehen, nach $ 199 des
Tarifs (mit 45% v. W.) zu verzollen.
Hiilsen aus geblasenem Glase, in unfertigem
Zustand, zur Verwendung bei der Herstellung
80 Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. — Patentschau. Mechaniker-Ztg.
von Thermosflaschen bestimmt, deren innere
und äußere Wände sie bilden, sind weder als
Glaswaren nach $ 109, noch als Metallwaren
nach $ 199, noch als Flaschen nach $ 97, sondern
als „Gegenstände, ganz oder dem Hauptwert
nach aus geblasenem Glase“ nach $ 98 des Tarifs
(mit 60°/, v. W.) zu verzollen.
B. Zolltarif-Entwurf.
Peru:
Phonographen (für 1 kg)
bisher 40% v. W., künftig 2,00 Soles
Photographische Cameras (für 1 kg)
bisher 0,60 Soles, künftig 0,02 „
(1 Sol etwa=4 M).
55
Kalser-Wilhelm- Gesellschaft
zur Förderung der Wissenschaften.
Von den Forschungsstitten, die aus dem
Fonds geschaffen werden sollen, den Kaiser
Wilhelm bei der Hundertjahrfeier der Uni-
versitat Berlin ins Leben gerufen hat (vgl. diese
Zeitschr. 1910 S. 197), sollen zunächst ein Institut
Deutsche
für Chemie und eines für physikalische Chemie
in Dahlem bei Berlin gegründet werden. Zum
Leiter des ersteren ist Hr. Prof. Dr. Beck -
mann in Leipzig, zum Leiter des anderen
Hr. Prof. Dr. F. Haber in Karlsruhe berufen
worden.
Namens der Berliner Organe für das
Prüfungswesen im Mechanikergewerbe hatte
Hr. Baurat B. Pensky eine Festlichkeit im
Ceciliensaale der Handwerkskammer veran-
staltet, zu der sich Freunde und Angehörige
unserer Kunst mit ihren Damen in großer Zahl
eingefunden hatten, u. a. auch Hr. Stadtschulrat
Michaelis. Auf einige Gesangsvorträge und
einen Prolog, der das Wiedererwachen des
deutschen Handwerks feierte, folgte die Fest-
rede von Hrn. Pensky, in der er besonders
die Wichtigkeit einer allseitigen Durchbildung
des jungen Nachwuchses hervorhob und die
Richtlinien zeichnete, welche hierbei einge-
halten werden müssen. Gesang und dine kleine
schauspielerische Darbietung „Vor und nach
der Prüfung“ schlossen den ernsten Teil des
Festes, dem noch ein ausgedehntes frohes und
gemütliches Zusammensein bei Tanz, Bier und
Kaffee folgte.
— —
Patentscha u
8 Elektrolytischer Elektrizitätszähler mit flüssiger Anode nach Pat.
Nr. 217 199, dadurch gekennzeichnet, daß der Hemmkörper derart gegliedert
oder durch eine Mehrzahl von Hemmkörpern in solcher Anordnung ersetzt
ist, daß die Anode in eine Anzahl mehr oder weniger getrennter Teile b!e zer-
legt ist. Schott & Gen. in Jena. 31. 3. 1909. Nr. 221664; Zus. z. Pat.
Nr. 217199. Kl. 21.
Telephonrelais mit einem auf einer Membran aufliegenden Relais-
kontakt, dadurch gekennzeichnet, daß dieser derart einstellbar angeordnet
ist, daß er mit allen Punkten der Membran in Berührung gebracht werden
kann, zum Zwecke, die am stärksten schwingende Stelle der Membran zur
Kontaktgebung benutzen zu können. G. Jahr in Berlin. 15. 1. 1909.
Nr. 221664. Kl. 21.
1. Verfahren zur Umwandlung der unsichtbaren uliravioletten
Strahlung in sichtbare Lichtstrahlen, bei welchem lumineszierende Stoffe in
evakuierten Gefäßen von Quarz oder Flußspat unter Einfluß ultravioletter
Strahlen, z. B. einer Quecksilberdampf - Hochdrucklampe, zur intensiven
Lumineszenz angeregt werden, dadurch gekennzeichnet, daß
die Oxyde von Scandium, Lanthan, Gadolinium, Beryllium,
Samarium, Thorium und Zirkonium mit Spuren von einfach-
oder doppelt- (arsen- oder phosphor-) sauren Salzen des
Wolframs oder Mölybdäns Verwendung finden.
2. Verfahren nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oxyde des Scandiums, Lanthans, Gadoliniums, Beryl-
liums, Samariums, Thoriums und Zirkoniums selbst in einfach oder doppeltsaure Salze der
im Anspr. 1 genannten Stoffe übergeführt werden.
Hoft 3.
1. Februar 1911, Patentschau. 81
a — — — ee äö ö—ä— — — —
See res res —— — — + —
8. Verfahren nach Anspr. 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig die an
sich bekannten Stoffe (z. B. wolframsaures Calcium, Baryum, Strontium, Blei, Natrium oder
Kalium) oder die Stoffe Chlorophyll, Asculin, Anthracen, Phenanthren usw. zur Verstärkung
der Lumineszenz oder zur Erzielung einer besonderen Strahlenwirkung Verwendung finden.
O. Vogel in Wilmersdorf-Berlin. 4. 3. 1909. Nr. 221 489. Kl. 21.
Elektrische Dampf lampe, dadurch gekennzeichnet, daß durch den von +
der Kathode nach der Anode gerichteten Dampfstrahl ein Rohr r aus feuerfestem
Stoffe, durch welches der Dampfstrahl geführt wird, ins Glühen versetzt wird und
als Leuchtkörper dient. E. Podszus in Rixdorf. 8. 10. 1908. Nr. 221 306. KI. 21.
2.
7 a N
1,
0 0
Z
t
>
Vorrichtung zur kontinuierlichen Registrierung des Höhenstandes
von in Hohlkörpern eingeschlossenen Flüssigkeitssäulen, bei welcher die Kapa-
zitat oder Induktanz des die Registriervorrichtung enthaltenden Stromkreises
durch einen von der Flüssigkeitssäule bewegten Körper geändert wird, dadurch
gekennzeichnet, daß dieser auf der Flüssigkeit schwimmend oder freitragend
angeordnete, aus einer festen, flüssigen oder gasförmigen Substanz bestehende
Körper selbst entweder die magnetische Leitfähigkeit des Kraftlinienweges
einer Induktionsvorrichtung oder die Dicke der dielektrischen Schicht eines Kon-
densators verändert, so daß die durch die Bewegung dieses Körpers verursachten Strom-, Span-
nungs- oder Wattschwankungen durch elektrische Registrierinstrumente aufgezeichnet werden.
J. Singer und R. Kopp in Frankfurt a. M. 11. 3. 1909. Nr. 221690. Kl. 74.
Al
717
WN,
om)
7
7 ey
yeah
m, Wy
Vorrichtung zur elektrischen Fern-
anzeige der Stellung einer Kompaßnadel, da-
durch gekennzeichnet, daß an einem auf die
Pinne leicht beweglich aufgesetzten Hütchen A,
das seinerseits mittels Stahlspitze das Hütchen Al
der Kompaßrose trägt, senkrecht zur Richtung
der Kompaßrose zwei Solenoidspulen befestigt
sind, deren eine Enden c! auf zwei konzentrisch
zur Pinne isoliert angeordneten Kontaktbüchsen
bb!, und deren andere Enden c über die Zähne
eines auf den Boden des Kompaßgehäuses an-
gebrachten Zahnkranzes R gleiten und bei Be-
rühren eines Zahnes den Stromkreis für ein
Schaltwerk schließen. G. Berlinger in Straß-
burg i. E. 2. 8. 1908. Nr. 221690. Kl. 74.
Gleichstrommotorelektrizitätszähler, dadurch gekennzeichnet, daß zwecks Verhütung
von Leerlauf eine vom Spannungsstrom durchflossene, mit dem Zähler umlaufende zusätzliche
Spule der Wirkung der Bremsmagnete ausgesetzt ist. Isaria Zählerwerke in München.
16. 9. 1909. Nr. 221 762. Kl. 21.
Elektrizitätszähler nach Ferrarisschem Prinzip mit einem U-förmigen Hauptstrom-
und einem L-förmigen Spannungseisen und senkrecht zueinander
stehenden wirksamen Kraftlinienfeldern, gekennzeichnet durch
einen mit dem Nebenschlußeisen mechanisch verbundenen eisen-
geschlossenen Rahmen, welcher einen motorisch unwirksamen
Teil der Kraftlinien des Spannungsfeldes führt, wobei an diesem
Rahmen gleichzeitig ein massiver oder lamellierter Gegenpol
für das Spannungseisen und den motorisch wirksamen Teil der
Kraftlinien des Spannungsfeldes angeordnet ist. Landis & Gyr
in Zug, Schweiz. 17. 5. 1908. Nr. 221 892. Kl. 21.
Kontrollgerät zur Messung der Röntgenlichtmenge während der Belichtung mittels
einer Skala von abgestufter Durchlässigkeit für Röntgenstrahlen und einer dahinter ange-
ordneten lichtempfindlichen Schicht, gekennzeichnet durch ein das lichtempfindliche Papier
o. dgl. enthaltendes verschließbares flaches Kästchen, dessen eine Breitseite die abgestufte
Durchlässigkeit für die Röntgenstrahlen besitzt, während die gegenüberliegende Wand durch
eine rote Glas- oder Zelluloidscheibe gebildet wird. Louis & H. Loewenstein in Berlin.
16. 2. 1908. Nr. 222027. Kl. 21.
32 Vereins- and Personennachrichten.
Deutsche
_ Mechaniker-Ztg.
Elektrischer Heiz- bezw. Leuchtkörper, bestehend aus Siliciumdicarbid (Si C,).
Parker-Clark Electric Cy. in New-York. 18. 8. 1909. Nr. 221893. Kl. 21.
— — — —
Todesanzeigen.
Am 18. Januar
schwerer Krankheit
Hr. Emil Sydow.
In ihm verliert unsere Abteilune ein
liebes Mitglied, das unsere Gesellschaft
i. J. 1877 mit begründen half und ihr stets
treu angehangen hat.
Ehre seinem Andenken!
Die Abt. Berlin der D. G. f. M. u. 0.
W. Haensch.
starb nach kurzer,
Am 18. Januar starb nach
Krankheit im Alter von 26 Jahren
Hr. Dr. E. Hering,
Kgl. wissenschaftlicher Hilfslehrer
in Diisseldorf.
Wir betrauern aufrichtig den Verlust
eines so jugendlichen Mitgliedes, das schon
am Beginn seiner Laufbahn unserer Kunst
tätiges Interesse bewiesen hat.
Die Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Der Vorstand.
langer
D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin. E. V.
Hauptversammlung vom 10. Januar 1911.
Vorsitzender: Hr. W. Haensch.
Der Vorsitzende erstattet zunächst den
Jahresbericht (wird in Heft 4 veröffentlicht
werden).
Namens der Kassenrevisoren berichtet Hr. E.
Zimmermann, daß die Kasse in Ordnung be-
funden worden ist; es erfolgt somit Entlastung
des Schatzmeisters.
Der Vorsitzende verliest ein Schreiben
von Hrn. W. Handke, worin dieser bittet, von
seiner Wiederwahl als III. Vorsitzender absehen
zu wollen, da er infolge angegriffener Ge-
sundheit den dringenden Wunsch habe, sich
vorerst etwas zu schonen.
Der Vorsitzende weist darauf hin, wie
große und wie vielseitige Verdienste Herr
Handke sich um die D. G. f. M. u. O. erworben
hat, sowohl durch seine Geschäfts- und
Kassenführung als auch besonders durch seine
Tätigkeit in der Frage der Lehrlingsausbildung.
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Hr. Handke habe hierfür mustergiltige Grund-
sätze aufgestellt, er habe das Prüfungswesen
für den Bezirk Berlin organisiert, und sein
Verdienst sei es vorzugsweise, daß diese zuerst
so mißtrauisch angesehene Einrichtung sich
jetzt allseitiger Anerkennung erfreue. Wenn
Hr. Handke den Wunsch ausspreche, sich vor-
laufig etwas von seiner 80 segensreichen
Tätigkeit zurückzuziehen, so werde man ihm
wohl, wenn auch mit schwerem Herzen, will-
fahren müssen; der Vorstand lege jedoch
großen Wert darauf, daß Hrn. Handkes Rat
ihm auch fernerhin zur Seite stehe, und bitte
deswegen, man möge Hrn. Handke wenigstens
in den Vorstandsrat wählen.
Der Vorsitzende fordert die Versammlung
auf, ihren Dank Hrn. Handke beim Scheiden
aus dem Vorstande durch Erheben von den
Sitzen auszudrücken. (Geschieht).
Die Wahlen zum Vorstande und zum Vorstands-
rate finden unter Leitung von Hrn. H. Dehmel
statt; sie haben folgendes Ergebnis:
A. Vorstand. Vorsitzende: W. Haensch,
Regierungsrat Dr. H. Stadthagen, Prof.Dr.F.
Göpel; Schriftführer: Techn. Rat A. Blaschke,
Th. Ludewig; Schatzmeister: Dir. A. Hirsch-
mann; Archivar: M. Tiedemann.
B. Beirat: O. Böttger, W. Handke, K.
Kehr, R. Kurtzke, Geh. Regierungsrat Prof.
Dr. St. Lindeck, M. Runge, E. Zimmer-
mann.
Als Vertreter der Abteilung im Hauptvorstande
werden gewählt die Herren: H. Haecke,
W. Haensch, Dir. A. Hirschmann, Baurat
B. Pensky.
Aufgenommen wird Hr. W. Stübiger, Kon-
strukteur bei C. P. Goerz, Friedenau, Lauter-
straße 3.
Zur Aufnahme hat sich gemeldet und zum
ersten Male verlesen wird Hr. Mechaniker F.
Tondorf, N 65, Malplaquetstr. 12. Bi.
Der Seniorchef der Firma E. Leitz in
Wetzlar, Hr. Kommerzienrat E. Leitz,
ist von der Universität Marburg zum
Ehrendoktor ernannt worden. Wir sprechen
unserem Miteliede anläßlich dieser hohen
Ehrung unseren herzliehsten Glückwunsch
aus.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift - | Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
: Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 4. E | 15. Februar. | | 1911. |
— . —— d ä d -. — —
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Die Justierung der geodätischen Instrumente.
Von A. Leman, Charlottenburg.
(Schluß.)
Die zweite der auf S. 25 angegebenen Operationen verfolgt, wie dort bereits
erwähnt, den Zweck, die Ziellinie für unendlich große Zielweite der Ringachse parallel
zu richten, und geschieht in folgender Weise. Der Fadenkreuzungspunkt wird auf das
Bild eines in sehr großer Entfernung Eo gelegenen Zielpunktes eingestellt und darauf
das Fernrohr um 180° um die Ringachse gedreht. . Zeigt sich dann eine Abweichung
des Bildes des Zielpunktes vom Fadenkreuzungspunkt, so ist die Hälfte desselben
durch Verschieben des letzteren, die andere Hälfte durch Neueinstellung mittels der
Fußschrauben oder der Elevationsschraube zu beseitigen. Dann wird nach Rückdrehung
des Fernrohres in seine erste Lage der Fadenkreuzungspunkt das Bild des Zielpunktes
wieder genau decken. Die Ziellinie hat dann in beiden Lagen gleiche Richtung und
ist somit der Ringachse parallel. is
Auf die Lage des Hauptpunktes des Objektivs relativ zur Ringachse kommt
es offenbar dabei nicht an. Hat derselbe eine Abweichung, so erhält auch der Faden-
kreuzungspunkt die gleiche und gleichgerichtete Abweichung. Wird demnach später
beim Nivellement das Fernrohr immer nur in ein- und derselben Lage benutzt, so be-
einflußt die exzentrische Lage der Ziellinie alle Lattenablesungen um den gleichen
Betrag, der aus den Differenzen der Ablesungen herausfällt. Die von Carl Reichel.
a. a. O. vorgeschlagene Beobachtung der beim Drehen des Fernrohres um die Ring-
achse entstehenden Verlegung des Fadenkreuzungspunktes durch ein feststehendes
Mikroskop wäre deshalb zwecklos. |
In der oben beschriebenen Form ist das Verfahren allerdings nur nüherungs-
weise richtig, weil die Zielweite Ea ja nicht streng unendlich groß ist. Diesem Mangel
ließe sich durch Benutzung des Fadenkreuzungspunktes eines Kollimators als Zielobjekt
begegnen; was auch schon deshalb empfehlenswert wäre, weil die Einstellung auf
einen solchen viel sicherer ist, als die auf einen terrestrischen Zielpunkt. Die Ein-
führung einer Unselbständigkeit wäre darin nicht zu erblicken, da ja Anforderungen
an die Richtung der Ziellinie des Kollimators nicht gestellt werden.
Will man aber zu diesem Hilfsmittel nicht greifen, so hat man es doch in
der Hand, das ursprüngliche Verfahren zu verbessern und vollkommen einwandfrei zu
machen. In einem besonderen Falle würde es bereits zu einem streng richtigen Er-
folge führen. Dieser Fall tritt ein, wenn nicht der hintere Hauptpunkt H des Objektivs, .
‘sondern der Punkt (vgl. Fig. 2), in welchem die Verschiebungsrichtung C’C des Faden-
kreuzungspunktes die hintere Hauptebene trifft, in den beiden Lagen des Fernrohres
die gleiche Höhenlage erhält, also entweder in der DER selbst liegt oder doch
höchstens einen Abstand im horizontalen Sinne besitzt. |
Ist aber ein Vertikalabstand im Betrage s vorhanden, so muß nach den Uber-
legungen von S. 22 bei völlig genauer Justierung die Ziellinie bei den beiden Lagen
des Fernrohres jede in beliebiger Entfernung aufgestellte Latte in zwei verschiedenen
Punkten treffen, deren Abstand voneinander den unveränderlichen Wert 28 besitzt.
Wäre dieser bereits bekannt, so würde die Verbesserung des Verfahrens einfach darin
bestehen, daß man in der Entfernung E, statt eines einzigen Zielpunktes deren zwei
84 A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente. | 3
im Vertikalabstande 28 voneinander gelegene, den beiden Lagen des Fernrohres ent-
sprechend, benutzte. Da aber der Betrag s nicht unmittelbar am Fernrohre meßbar
ist, muß er indirekt durch Beobachtung ermittelt werden. Hierzu liest man, nachdem
durch das ursprüngliche Verfahren eine näherungsweise Justierung erreicht ist, eine in
geringer Entfernung E aufgestellte Latte in beiden Lagen des Fernrohres ab. Die
Differenz der beiden Ablesungen sei v. Dann ist nach einfacher Proportion
v E — E,
232 E `
woraus sich, wenn E und Eo durch Messung bekannte Werte sind, s ergibt.
Die Messung von E und E, kann stets mit hinreichender Genauigkeit durch
den wohl mit jedem besseren Nivellierinstrument verbundenen Distanzmesser geschehen,
aber auch ganz vermieden werden. Wenn beide Werte stark voneinander verschieden
sind, nähert sich die rechte Seite obiger Gleichung der Einheit; ersetzt man daher bei
den beiden Einstellungen in der großen Entfernung E, die Größe 2s unmittelbar
durch v, so bleibt nur eine Unrichtigkeit von so geringem Grade übrig, daB sie meist
schon ohne weiteres vernachlässigt werden darf. Natürlich aber ist durch Wieder-
holungen schrittweise noch weitere Verbesserung zu erreichen. Wählt man endlich E,
so groß, daß die Bilder zweier Punkte im Abstande 2s im Gesichtsfelde des Fernrohres
nicht mehr voneinander getrennt werden können, so liefert auch bereits das ursprüng-
liche Verfahren ein ausreichend richtiges Ergebnis.
Die vorangegangene Überlegung läßt gleichzeitig erkennen, daß auch die von
Carl Reichel vorgeschlagene, an sich schon recht bedenkliche Drehung der Objektiv-
fassung in ihrem Gewinde um 180° keinen Zweck hat.
Der richtige Erfolg der zweiten Operation beruht aber außerdem noch auf
einer weiteren Voraussetzung, nämlich der, daß die Neigung der Ringachse in beiden
Lagen des Fernrohres genau die gleiche ist, und dies hängt wieder von zwei ver-
schiedenen Umständen ab. Zunächst einınal, wie schon bei der ersten Operation,
davon, daß die Aufstellung des ganzen Instrumentes hinreichend unveränderlich ist,
sodann aber auch davon, da8 die Querschnitte beider Ringe von genau kreisförmiger
Gestalt oder doch mindestens genau symmetrisch zu der durch ihre Mitten gehende
Horizontalebene sind.
In bezug auf die Untersuchung nach diesen beiden Richtungen hin verhalten
sich die drei Formen wieder sehr verschiedenartig. Beim französischen Instrument
kann, da die Libelle ja nur bei einer der beiden Lagen des Fernrohres ablesbar ist,
weder das eine noch das andere kontrolliert werden, Das russische gestattet nur, die
Sicherheit der Aufstellung zu prüfen bezw. kleine Änderungen der letzteren durch
Korrektur an den Fußschrauben zu beseitigen. Beim deutschen endlich vermischen
sich die Wirkungen beider Ursachen in unbestimmter Weise; als durchaus vollkommen
ist dasselbe also auch noch nicht zu bezeichnen.
Nun hat allerdings der aus einer Unrundheit der Ringe entstehende Fehler,
wenigstens beim Sattellager, wieder nur etwa den Charakter einer kleinen Größe
zweiter Ordnung. Dag der Ringquerschnitt ganz unregelmäßige Abweichungen von
der Kreisform in merklichem Betrage aufweisen sollte, kann im Hinblick auf seine
Herstellung wohl als ausgeschlossen angesehen werden. Nicht unwahrscheinlich ist
jedoch, daß er sich infolge von Spannungen oval zieht, dann aber von einer Ellipse
nicht mehr merklich abweicht.
In diesem Falle bleibt, wenn die Flanken des Sattellagers genau um 90°
gegeneinander geneigt sind, der Mittelpunkt der Ellipse beim Drehen des Fernrohres
an gleicher Stelle. Die Neigung der durch die Mittelpunkte der beiden elliptischen
Ringquerschnitte gehenden Geraden, welche jetzt die Stelle der mechanischen Achse
des Fernrohres vertritt, würde also eine Anderung nur dann erfahren, wenn entweder
der Ringquerschnitt merklich von der Ellipsenform oder der Flankenwinkel des Lagers
von 90° abweicht, und zwar dürfte die letztere Abweichung unbedenklich recht erheb-
liche Beträge annehmen. Dieselbe Überlegung überträgt sich natürlich sinngemäß
auch wieder auf die Reitfüße der Aufsatzlibelle.
Trotz dieses günstigen Umstandes bleibt die besprochene Unvollkommenheit
doch immerhin bestehen; sollte sie behoben werden, so würde dies die Hinzufügung
einer zweiten, vom Fernrohre unabhängigen, am besten, wie beim russischen Instrument,
mit dem Fernrohrträger in fester Verbindung stehenden Libelle erfordern. Umgekehrt
15. Febroar 1911. A. Leman, Die jJustierung der geodätischen Instrumente. 35
ergibt sich natürlich dieselbe Form durch Vervollständigung der russischen durch eine
Aufsatzlibelle. In dieser Weise verbesserte Konstruktionen sind bekannt, allerdings ist
dabei mitunter die auf dem Träger sitzende Libelle von gröberer Angabe als die
Aufsatzlibelle und erfüllt dadureh ihren eigentlichen Zweck nur unvollkommen.
Ebenso liegen aber auch Ausführungen vor, die als Vervollständigungen des
französischen Instrumentes durch eine Aufsatzlibelle anzusehen sind. Diese erscheinen
zwar nach dem obigen auf den ersten Blick als verfehlt, entspringen jedoch einer
neuen Erwägung, der eine wichtige praktische Bedeutung nicht abzusprechen ist. Das
französische Instrument hat, wie das englische, den beiden andern gegenüber den
Vorzug, daß wegen der festen Verbindung zwischen Fernrohr und Libelle letztere notwendig
jede Änderung der Neigung des ersteren anzeigen muß. Hierin liegt eine zuverlässige
und daher äußerst wertvolle Sicherung gegen zufällige Beobachtungsfehler, welche
durch Eindringen von Unreinigkeiten, beim russischen Instrument zwischen Fernrohr
und Lager, beim deutschen zwischen Libellenfu8 und Fernrohr, ebenso auch durch
kleine Verletzungen des Lagers bezw. des Libellenfußes leicht entstehen können.
Bei Hinzunahme dieses Momentes zu den früheren ergibt sich nunmehr, daß
ein allen Anforderungen vollkommen entsprechendes Nivellierinstrument der zweiten
Klasse eigentlich dreier Libellen bedürfte, von denen der mit dem Fernrohr verbundenen
als der eigentlichen Arbeitslibelle die Hauptbedeutung zukäme, während die beiden
anderen nur noch den Charakter von Hilfslibellen erhalten würden, die lediglich bei
der Prüfung mitzuwirken hätten.
Unter diesem neuen Gesichtspunkte gewinnt dann aber, da doch nach den
früheren Erörterungen alle drei Libellen teilweise gleichen Zwecken dienen und sich
nur gegenseitig ergänzen, die Frage Bedeutung, wie sich die Folgen zueinander ver-
halten, welche durch die Weglassung einer der beiden Hilfslibellen entstehen. DaB
beim Vorhandensein der Aufsatzlibelle das Fehlen der mit dem Träger des Fernrohres
verbundenen keinen sehr merklichen Mangel mit sich bringen würde, leuchtet bereits
aus den vorangegangenen Erörterungen hervor. Es würde damit nur die Möglichkeit
verloren gehen, eine etwa vorhandene Unrundheit der Ringe sicher festzustellen. Gerade
diese Libelle aber ist, da sie keiner Lateraljustierung bedarf, die bei weitem einfachere
von beiden, was namentlich bei Instrumenten zweiten Ranges des Kostenpunktes wegen
ins Gewicht fällt.
Bei Weglassung der Aufsatzlibelle tritt, falls die Trägerlibelle vorhanden ist,
zu dem gleichen, weniger bedeutenden Mangel wie vorhin, noch der empfindlichere
hinzu, daß auch ein Unterschied der Ringdurchmesser unbestimmbar wird. Nun ist
aber zu beachten, daß eine Änderung dieses Unterschiedes infolge von Abnutzung
der Ringe doch kaum zu befürchten ist. Nur die Lager dürften allmählich ein
geringfügiges Abschleifen bezw. Eindrücken an den Berührungsstellen erleiden, das
aber belanglos bleibt, da sein Einfluß auch ohne die Aufsatzlibelle erkannt bezw. be-
sejtigt werden kann. Die letztere würde somit ihre besondere Aufgabe nur ein ein-
ziges Mal oder doch höchstens in sehr großen Zeiträumen wiederholt zu erfüllen
haben, im übrigen aber dauernd unbenutzt bleiben. Für eine große Reihe gleich-
artiger Instrumente würde eine einzige Aufsatzlibelle gemeinschaftlich benutzt werden
können. Ein solcher Fall dürfte aber praktisch höchst selten vorliegen; daher erscheint
eine Erwägung nicht überflüssig, ob die Aufsatzlibelle nicht durch ein anderes, ein-
facheres und einer allgemeineren Verwendung fähiges Meßmittel, eine gute Schraub-
lehre z. B., ersetzbar wäre. Hierüber ergibt die folgende Überlegung Aufschluß.
Unter „Tragweite“ eines Nivellierinstrumentes möge die Entfernung verstanden
werden, in welcher von einer nach Zentimeter geteilten Latte durch Schätzung noch
Millimeter abgelesen werden können.
Bezeichnet allgemein i das Teilungsintervall einer Latte in der Entfernung E
und V die Vergrößerungszahl des Fernrohres, so erscheint das Bild des Intervalles i
im Gesichtsfelde unter einem Sehwinkel 4, dessen Größe sich aus der Gleichung
ergibt:
a
E
Die Zerlegung dieses Bildes durch Schätzung in Zehntel ist erfahrungsgemäß
mit Sicherheit nur dann möglich, wenn A den Wert von 15 Minuten nicht unter-
schreitet, tg A daher nicht kleiner ist als 0,0043. Ersetzt man in voriger Gleichung
a 2 ee
D A. Leman, Die Justiorung - Her een! . N Mechaniker Zip.
r a a ce a ee — — — —
durch das Verhältnis B/b dor: Brennweiten von Objektiv und Okular, so folgt als
‚kleinster zulässiger Wert von B I |
nn 00040 E
| Für eine Tragweite von 100 m muB nach aceite 2) die Vergrößerungszahl
mindestens den Wert 43 erhalten. Beachtet man dann, daß die Äquivalentbrennweite
des Okulares aus praktischen Gründen nicht wohl kleiner als 10 mm gewählt werden
kann,. so würde die Brennweite des Objektivs mindestens 430 mm betragen müssen.
Offenbar entstehen dabei Verhältnisse, die etwa die Grenze der Ausführbarkeit und
damit auch der Leistungsfähigkeit der größten Nivellierinstrumente bezeichnen. Bei
50 m Tragweite ist für V nur der Wert rd. 22 erforderlich; hier wird man deshalb
unbedenklich zu einem größeren Wert von b greifen dürfen und für b = 13 mm, B etwa
275 mm, also recht günstige Konstruktionsverhältnisse erhalten.
Ist alsdann u der Unterschied der beiden Ringdurchmesser, also 4 1 u der der
Radien, und bedeutet k den Faktor der (vgl. S. 27) durch die Form dei Lager be-
dingten scheinbaren Vergrößerung von u, so folgt der Einfluß w der durch diese Ur-
sache bedingten unrichtigen Lage der Ziellinie auf die Ablesung einer Latte in der
ee E aus der Proportion:
; : |
Bis eo oe ae CR
w E
wenn A den Abstand der beiden Ringe voneinander bezeichnet. A wird in der
Regel aus Zweckmäßigkeitsgründen nahezu gleich der halben Länge des Fernrohrtubus
oder auch der halben Brennweite B des Objektives gewählt; es wird demnach,
wenigstens in ausreichender Annäherung:
4) ee N be je. x8 . w= ku
Führt man hierin für B den Ausdruck aus Gleichung 2) ein, so folgt:
_ 0,0043 b w
E ki
daher, wenn für i der Wert 1 cm und für w die in der Tragweite noch durch
Schätzung sicher ablesbare Größe, 1 mm, gesetzt wird:
u = 0,00043 2
Für die Tragweiten 100 bezw. 50 m und die im obigen als dazu passend er-
kannten Okularbrennweiten 10 bezw. 13 mm ergibt sich dann:
_ 0,0043 0,0056
mm bezw. ——— mm
k k f
daher für das Sattellager mit k = 1,4:
u = 0,003 mm bezw. 0,004 mm,
und für das Hohlaylinderlager mit k = 1,15:
u = 0,004 mm bezw. 0,005 mm.
; Könnte daher in dem ersten dieser vier Fälle der Unterschied der beiden
Ringdurchmesser durch direkte Messung mittels einer Schraublehre mit einer Un-
sicherheitsgrenze von 0,003 mm gemessen werden, so würde diese die Ablesung in
der Tragweite um denselben Betrag unsicher machen, der bei genauer Kenntnis jenes
Unterschiedes noch durch Schätzung sicher zu erhalten ist. Analog verhält es sich in
den andern drei Fällen.
Natürlich wird man sich damit nicht begnügen Können, um so weniger, als sich
die Genauigkeit der Ablesung selbst noch merklich steigern läßt, indem an Stelle der
Schätzung die Einstellung des Horizontalfadens auf die beiden Grenzen der von ihm
bei der Normalstellung durchschnittenen Teilungsintervalles gesetzt wird, unter Ab-
lesung der Trommel der Elevationsschraube oder der Libelle.
.Die Unsicherheit der direkten Linearmessung des Unterschiedes der Ring-
durchmesser würde demnach nur kleine Bruchteile der oben für u ermittelten Werte
betragen dürfen; dies ist aber mit einer guten Schraublehre der gewöhnlichen Art
. Für Werkstatt und Laboratorium. 37
keinesfalls mehr zu erreichen. Die Libelle aber leistet das erforderliche unbedingt,
da ihre Angabe ja so bemessen sein muß, daß der durch die Unsicherheit der
Libellenablesung entstehende Fehler merklich unterhalb der Unsicherheit der Latten-
ablesung bleibt.
Kann aber hiernach die Aufsatzlibelle durch ein derartiges MeBmittel nicht
ersetzt werden, so ist sie doch mit Rücksicht auf die Überlegungen von S. 35 auf
andere Weise entbehrlich zu machen. Denkt man sich die Prüfung und Berichtigung
eines mit den beiden anderen Libellen ausgerüsteten Instrumentes in der oben be-
schriebenen Weise durchgeführt, so bleibt es noch mit der Verbindung der beiden
Fehler behaftet, die aus der Ungleichheit der Ringdurehmesser und der unrunden
Form der Ringquerschnitte entstehen. Wird alsdann das bis auf diese eine Fehler-
verbindung berichtigte Instrument einer erneuten Prüfung nach Art der beim englischen
Instrument anzuwendenden unterzogen, so muß ein sich hierbei ergebender Winkel 5
(vgl. S. 24) notwendig gerade den Einfluß jener Fehlerverbindung darstellen. Da dieser
seiner Unveränderlichkeit wegen ja nur ein einziges Mal zu bestimmen ist, so fällt die
Umständlichkeit seiner Ermittelung nieht mehr besonders ins Gewicht. Übrigens über-
nimmt auch die Physikalisch-Technische Reichsanstalt auf Antrag die Prüfung
der Ringe eingesandter Fernrohre nach den beiden bezeichneten Richtungen hin.
Unter Zuhilfenahme dieser indirekten bezw. autoritativen Prüfung wird dann
das mit nur zwei, mit dem Fernrohr einerseits und mit dem Träger anderseits fest
verbundenen Libellen ausgestattete Instrument vollkommen einwandfrei und besitzt
noch immer den den Instrumenten der zweiten Klasse zukommenden Vorzug vor dem
englischen. Endlich aber kann auch noch die Trägerlibelle in Fortfall kommen und
damit das ursprüngliche französische Instrument wieder hergestellt werden, wenn für
die einzige, dann noch übrig bleibende eine Reversionslibelle gewählt wird, welche
die Ablesung in beiden Lagen des Fernrohres gestattet. In diesem Falle aber ist
unter Vertikalstellung der Sehwenkachse für jede der beiden Seiten der Libelle der
Ort des Spielpunktes zu bestimmen und ein vorhandener Unterschied in Rücksicht zu
ziehen. Durch die Höhenjustierung kann entweder dieser Unterschied beseitigt werden,
dann werden aber beide Spielpunkte im allgemeinen nicht mit der Mitte der Teilungen
zusammenfallen, oder es kann einer der Spielpunkte auf die Mitte der Teilung ver-
legt werden, dann wird der andere im allgemeinen eine Abweichung zeigen.
— —
Für Werkstatt und Laboratorium.
—
Künstlicher Graphit.
Bayer. Ind. u. Gew.- Bl. 47. S. 469. 1910.
Die elektrische Energie der Kraftwerke von
Niagarafalls wird seit mehreren Jahren auch
zur Erzeugung von künstlichem Graphit (1908
bereits 3900 t) benutzt. Als Rohmaterial dient
Anthrazit von erhöhtem Aschengehalt. Es tritt
im elektrischen Ofen eine Vergasung sämt-
licher Stoffe außer Kohlenstoff ein. Das Er-
zeugnis zeichnet sich durch sehr große Reinheit
aus, die natürlicher Graphit nur durch um—
standliches Waschen und Schlemmen erhält.
Graphit wird bekanntlich mit Öl vermischt als
Schmiermittel verwendet. Unreinere Sorten
werden zur Fabrikation von Elektroden und
Dynamobürsten sowie zu Rostschutz- Farben
benutzt. G.
Duralumin.
Von L. M. Cohn.
Verh. d. Ver. z. Bef. d. Gewfl. 89. S. 643. 1910.
Planmäßige Arbeiten über Aluminium-
legierungen, welche A. Wilm seit 1903 in
der Zentralstelle für wissenschaftlich-
technische Untersuchungen in Neubabels-
berg vorgenommen hat, haben zu einer
neuen, jetzt patentierten Legierung „Dur-
alumin“ geführt, welche die Dürener Metall-
werke A.-G. in Düren herstellen. Je nach
dem besonderen Verwendungszwecke besteht
Duralumin aus Aluminium mit 0, 5% Magnesium,
3,5 bis 5,5% Kupfer und 0,5 bis 0,8 °/, Mangan.
Es enthält demnach weder Blei, noch Zink,
noch Zinn. Das spez. Gewicht ist 2,75 bis 2,84,
der Schmelzpunkt etwa 650°C. Der elektrische
Widerstand ist höher als beim Reinaluminium.
In seinen mechanischen Eigenschaften — Härte,
Festigkeit und Bearbeitbarkeit — sowie in der
38
Widerstandsfahigkeit gegen Atmosphäre, Sal-
peter, Schwefelsäure, Quecksilber und See-
wasser ist Duralumin anderen Aluminium—
legierungen überlegen. Die Berührung mit
anderen Metallen, welche bei Zutritt von
Feuchtigkeit elektrische Spannungen hervor-
ruft, ist zu vermeiden. Duralumin ist bei be-
sonderer Behandlung galvanisierbar, lötbar und
autogen schweißbar. Durch Kaltbearbeitung
nehmen Festigkeit und Härte zu. Der Klang
ist hervorragend.
Die merkwürdigste Eigenschaft des Dura-
lumin ist seine Hartbarkeit. Wird es in einem
geeigneten Metallsalzbad auf 390° bis 410° C
erwärmt, so tritt, gleichgültig, ob die Erkaltung
durch Abschrecken oder langsam erfolgt, nach
etwa 1 Stunde eine meßbare Steigerung der
Festigkeit und Härte ein, welche in weiteren
30 Minuten rasch zunimmt und sich weitere
48 Stunden verzögert fortsetzt. So zeigte eine
Probe im geglühten Zustande 26 kg Festigkeit
bei 17% Dehnung, nach dem Härten 41 kg bei
27% Durch Erwärmung auf 100° bis 150°
laßt sich Duralumin anlassen.
Die Legierung wird in Form aller mög-
lichen Halbfabrikate hergestellt, selten aber als
Gußmetall, weil dann seine hervorragenden
Eigenschaften nicht zur Geltung kommen.
@.
— —
Glas technisches.
Physikochemische Studien
an binären Gemischen.
(Gefrierapparat.)
Von Otto Scheuer.
Zeitschr. f. physik. Chem. 72. S. 513. 1910.
Der Beckmannsche Ge-
frierapparat mit Platinrührer und
Metronomunterbrecher (Zeitschr.
f. physik. Chem. 21. S. 239.
1896; 44. S. 171. 1903) besitzt
zwei wesentliche Nachteile.
Einerseits müssen infolge seines
großen Durchmessers verhält-
nismäßig bedeutende Substanz-
mengen verbraucht werden, an-
dererseits spritzt der sich ver-
tikal auf- und abwärts bewe-
gende Rührer unvermeidlich
etwas Flüssigkeit in die Höhe.
Verf. hat deshalb den abgebil-
deten, für kleinere Substanz-
mengen bestimmten Gefrier-
apparat konstruiert, der aus
einem 2,5cm weiten, unten (bei o)
auf 1 cm verengten und flach
geschlossenen Rohr n mit seit-
lichem, durch eingeriebenen
Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. — Gewerbliches.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Stopfen verschlossenen Tubus besteht. Als
Rührer dient ein Thermometer p mit zwei
Platinschaufeln v. Das Thermometer ist
mittels Gummischlauchs in dem mit Queck-
silberverschlu8 versehenen Rohr J befestigt,
welches seinerseits mittels Gummischlauchs an
der Achse eines Schnurrades angebracht wird.
Um das Schwingen des Rohres I zu vermindern,
wird bei m etwas Quecksilber eingegossen.
G.
Ein modifizierter Wasch- und Scheide»
trichter für schwere Flüssigkeiten.
Von H. M. Atkinson.
Chem. News. 102.
S. 308. 1910.
Verf. versieht einen
gewöhnlichen Scheide-
trichter mit einem seit-
lichen Rohransatz, der
durch einen Hahn oder
Gummistopfen verschlieB-
bar ist. Auf diese Weise
kann man schwerere
Flüssigkeiten, wie Anilin
u. a., mit leichteren wa-
schen oder zu einem
anderen Zwecke durch-
schütteln und diese wie-
derholt wechseln, ohne
jedesmal den ganzen
Trichter entleeren zu
müssen. Hffm.
— —
Gewerbliches.
Entwurf eines Gesetzes über den
Patentausführungszwang.
Den Regierungen der Bundesstaaten
ist vom Reichskanzler der Entwurf eines
Gesetzes über den Patentausführungs—
zwang mit dem Ersuchen um Prüfung mit-
geteilt worden. Der Entwurf und die zu-
gehörigen Erläuterungen lauten.
Art. I.
An die Stelle des § 11 des Patent-
gesetzes vom 7. April 1891 (Reichgesetz-
blatt S. 79) treten folgende Vorschriften:
Verweigert der Patentinhaber einem
Anderen die Erlaubnis zur Benutzung der
Erfindung auch bei Angebot einer ange-
messenen Vergütung oder Sicherheits-
leistung, so kann, wenn die Erteilung der
Erlaubnis im öffentlichen Interesse geboten
ist, das Patent zuriickgenonunen oder (dem
Heft 4.
15. Februar 19111.
See — —
Anderen die Berechtigung zur Benutzung
der Erfindung zugesprochen werden (Zwangs-
lizenz). Die Berechtigung kann einge-
schränkt erteilt und von Bedingungen ab-
hängig gemacht werden.
Das Patent kann ferner, soweit nicht
Staatsverträge entgegenstehen, zurückge-
nommen werden, wenn die Erfindung aus—
schließlich oder hauptsächlich außerhalb
des Deutschen Reichs oder der Schutz-
gebiete ausgeführt wird.
Vor Ablauf von drei Jahren seit der
Bekanntmachung der Erteilung des Patents
kann eine Entscheidung gegen den Patent-
inhaber nicht getroffen werden.
Art. II.
Auf das Verfahren und die Entscheidung
über die Erteilung der Zwangslizenz finden
die Vorschriften des Patentgesetzes über
die Zurücknahme des Patents Anwendung.
Art. III.
An die Stelle des § 30 Abs. 3 des
Patentgesetzes tritt folgende Vorschrift:
Wird die Zurücknahme des Patents
wegen Lizenzverweigerung beantragt, so
muß der diesem Antrag entsprechenden
Entscheidung eine Androhung der Zurück-
nahme unter Angabe von Gründen und
unter Festsetzung einer angemessenen Frist
vorausgehen.
Art. IV.
Dieses Gesetz tritt am
in Kraft.
Aus den Erläuterungen.
Zu Artikel I.
Unter dem Einfluß der Gestaltung des inter-
nationalen Rechts in der letzten Zeit hat sich
die Notwendigkeit ergeben, die Frage des Aus-
führungszwanges für patentierte Erfindungen
($ 11 des Patentgesetzes) alsbald und unab-
hangig von der allgemeinen Revision des
Patentgesetzes neu zu regeln. Während die
übrigen wichtigeren Fragen der Revision mehr
oder weniger in einem solchen Zusammenhange
stehen, daß eine gesonderte gesetzgeberische
Behandlung nicht möglich ist, laßt sich die Ab-
änderung des § 11 ohne Rücksicht auf andere
Bestimmungen des Gesetzes durchführen.
Die Vorschrift in § 11 lautet:
Ȥ 11. Das Patent kann nach Ablauf von
drei Jahren, von dem Tage der über die Er-
teilung des Patents erfolgten Bekanntmachung
gerechnet, zurückgenommen werden:
1. wenn der Patentinhaber es unterläßt, im
Inland die Erfindung in angemessenem Umfang
zur Ausführung zu bringen oder doch alles zu
tun, was erforderlich ist, um diese Ausführung
zu sichern;
Gewerbliches.
39
2. wenn im öffentlichen Interesse die Er-
teilung der Erlaubnis zur Benutzung der Er-
findung an Andere geboten erscheint, der
Patentinhaber aber gleichwohl sich weigert,
diese Erlaubnis gegen angemessene Vergütung
und genügende Sicherstellung zu erteilen“.
Schon seit Jahren wird in den beteiligten
Kreisen Deutschlands, hauptsächlich infolge
der Entwicklung unserer Industrie und des
wachsenden Einflusses, den der Erfindungs-
schutz auf die Erzeugung der wirtschaftlichen
Güter ausübt, die Auffassung vertreten, daß
unter den bestehenden wirtschaftlichen Ver-
hältnissen das System des Ausführungszwanges,
namentlich in seiner internationalen Geltung,
für unsere wirtschaftlichen Interessen schädlich
ist. Es wird darauf hingewiesen, daß der
Zwang, die geschützte Erfindung nicht nur im
Heimatsstaate, sondern auch in anderen Patent-
ländern auszuüben, zu einer unwirtschaftlichen
Zersplitterung der Produktion oder gar zur
Auswanderung der Industrie führen müsse.
Im Falle der Nichtausführung verfalle das
Patent zugunsten der fremden Industrie. Um
diese Folgen abzuwehren, werde für den Er-
finder in Frage kommen, unter Verzicht auf
den Patentschutz die Erfindung in den Formen
des Fabrikgeheimnisses zu verwerten, was für
Technik und Industrie offenbar nachteilig sei.
Aber auch für den inneren Verkehr lasse sich
der Ausführungszwang wegen der damit ver-
bundenen Entwertung des Patents nicht recht-
fertigen. Dies gelte besonders fir das Patent
des unbemittelten Erfinders. Wenn es diesem
nicht gelinge, die Hilfskräfte des Kapitals oder
die Bereitwilligkeit der Industrie zur Über-
nahme der Erfindung zu gewinnen, müsse er
den vorzeitigen Untergang des mit Opfern er-
worbenen Patentschutzes gewärtigen, ja man
habe es in der Hand, ihn geradezu zur Auf-
gube des Patents zu zwingen. Die Besorgnis,
daß durch die Beseitigung des Ausführungs-
zwanges die Gefahr monopolistischer Aus-
beutung der Erfindung zum Schaden der mit-
bewerbenden Industrie oder des inländischen
Verbrauchs herbeigeführt werde, sei nach den
bisherigen Erfahrungen nicht begründet. Die
Ertindung werde gemacht, um nutzbar ver-
wertet zu werden. Auch die Verwertung der
Erfindungen vollziehe sich im allgemeinen
nach den Gesichtspunkten von Angebot und
Nachfrage. Falls aber im einzelnen Falle eine
Erfindung, deren Einführung in den Verkehr
durch allgemeine wirtschaftliche Rücksichten
geboten sei, nicht ausgeübt oder vom Patent-
berechtigten den natürlichen Bedingungen zu-
wider zu Sonderzwecken mißbraucht werde,
könne durch Einführung der Zwangslizenz die
Möglichkeit geschaffen werden, sie dem Verkehr
zugänglich zu machen.
e
Namhafte Vertreter der Industrie und der
Wissenschaft sowie angesehene Körperschaften
und Vereine, darunter derVereinzum Schutze
des gewerblichen Eigentums, sind deshalb
für die Beseitigung des Ausführungszwanges und
seine Ersetzung durch den Lizenzzwang einge-
treten. Auch im Ausland haben diese Be-
strebungen Beifall gefunden. Die Association
Internationale pour la Protection de la
Propriété Industrielle hat auf ihren letzten
Kongressen zu Berlin, Nancy und Brüssel sich
in demselben Sinne ausgesprochen und ent-
sprechende Beschlüsse gefaßt.
Den gegen den Ausführungszwang geltend
gemachten Gründen muß beigepflichtet werden.
Zu einer Abänderung der inneren deutschen
Gesetzgebung lag allerdings bisher ein dring-
licher Anlaß nicht vor. Es galt vielmehr zu-
nächst, die Schäden des Ausführungszwanges,
soweit sie im internationalen Verkehre hervor-
treten, im Wege internationaler Verständigung
zu mildern. Zunächst wurde in den 1892 mit
Italien und mit der Schweiz abgeschlossenen
Verträgen bestimmt, daß die nach den Gesetzen
der vertragschließenden Teile im Falle der
Nichtausführung einer Erfindung eintretenden
Rechtsnachteile auch dadurch ausgeschlossen
werden, daß die Ausführung in dem Gebiete
des anderen Teils erfolgt. Ferner wurde in
die Internationale Übereinkunft zum Schutze
des gewerblichen Eigentums vom 20. März 1883
wesentlich auf Betreiben Deutschlands durch
die Brüsseler Zusatzakte vom 14. Dezember 1900
die Bestimmung aufgenommen, daß der Verfall
eines Patents wegen Nichtausübung in den
Unionsländern nicht vor Ablauf von drei Jahren
seit der Patentanmeldung und nur dann aus-
gesprochen werden kann, wenn der Patent-
sucher rechtfertigende Gründe für seine Un-
tätigkeit nicht dartut. Schließlich wurde mit
den Vereinigten Staaten von Amerika in dem
Abkommen vom 23. Februar 1909 vereinbart,
daß die in den Gesetzen des einen vertrag-
schließenden Teiles enthaltenen Vorschriften,
wonach im Falle der Nichtausführung eines
Patents die Zurücknahme oder eine sonstige
Beschränkung des Rechtes vorgeschrieben ist,
auf die den Angehörigen des anderen Teiles
gewährten Patente nur in dem Umfang des
von diesem Teile seinen eigenen Angehörigen
auferlegten Beschränkungen Anwendung finden;
dabei soll die Ausführung des Patents in den
Gebieten des einen vertragschließenden Teiles
der Ausführung in den Gebieten des anderen
Teites gleichstehen.
Durch das Abkommen mit den Vereinigten
Staaten, deren Gesetzgebung bisher eine Aus-
führungspflicht nicht kennt, sollen die unserer
Industrie im Falle der Einführung des Aus-
führungszwanges von dort drohenden Nach-
40 Gewerbliches.
Dentsche
Mechaniker-Ztg.
teile abgewehrt werden. Es ist damit nament-
lich dem Wunsche derjenigen Industriezweige
Rechnung getragen, welche im stärkeren Maße
an der Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten
beteiligt sind. Nun hat allerdings das Ab-
kommen infolge der Verschiedenheit der der-
zeitigen Gesetzgebung insofern eine verschieden-
artige Behandlung der beiderseitigen Staats-
angehörigen im Gefolge gehabt, als in Deutsch-
land zwar der amerikanische Staatsangehörige
von der Ausführungspflicht kraft Vertragsrecht
befreit, der Deutsche ihr aber nach den Vor-
schriften des Patentgesetzes unterworfen ist.
In dieser Beziehung die deutschen Staatsange-
hörigen den amerikanischen gleichzustellen, er-
scheint billig und geboten. Dies wird durch
den vorliegenden Entwurf erreicht, der die
Frage des Ausführungszwanges im Sinne der
geltend gemachten Wünsche neu regeln will.
Wie die Fassung ergibt, soll künftig die
Ausführung der patentierten Erfindung nicht
mehr allgemein gefordert werden. Dieser
Grundsatz läßt sich jedoch nicht unbeschränkt
durchführen, vielmehr wird an der Zulässigkeit
der Zurücknahme des Patents festzuhalten
sein, wenn die Erfindung ausschließlich oder
in der Hauptsache im Ausland ausgeführt wird,
wobei es keinen Unterschied begründet, ob
dies durch einen Deutschen oder einen Aus-
länder geschieht. Die Aufrechterhaltung dieser
Vorschrift ist, solange die Gesetze des Aus-
landes die Ausführung der dort genommenen
Patente verlangen, durch die Notwendigkeit
der Abwehr im Interesse unserer heimischen
Industrie geboten. Es muß der internationalen
Verständigung, sei es im Wege weiterer
Sonderabkommen, sei es durch den Ausbau des
Unionsrechts, vorbehalten bleiben, die Schranken
zu beseitigen, die unter dem jetzigen System
dem freien Verkehre mit patentierten Er-
findungen entgegenstehen.
Der Ausführungszwang soll nach dem Ent-
wurfe in der Regel durch den Lizenzzwang
ersetzt werden. Soweit aber die Ausführungs-
pflicht bestehen bleibt, muß daneben der
Lizenzzwang aufrecht erhalten werden, da beide
Rechtsbehelfe nicht durchweg gleichen Zwecken
dienen. Denn im Interesse der mitbewerben-
den Betriebe kann die Verpflichtung des
Patentinhabers, Anderen die Benutzung der Er-
findung zu gestatten, auch dann geboten sein,
wenn er selbst die Erfindung ausführt. Im
übrigen kann nicht zweifelhaft sein, daß der
Lizenzzwang, wie bisher, auch gegenüber dem-
jenigen Ausländer gilt, welcher nach Vertrags-
recht von der Ausfihrungspflicht befreit ist.
Im Falle der Lizenzverweigerung soll, wie
nach dem geltenden Rechte, die Zurücknahme
des Patents ausgesprochen werden können.
Dabei wird auch daran festzuhalten sein, daß
Heft 4.
15. Februar 1911.
die Zurücknahme nur zulässig ist, wenn ein
öffentliches Interesse besteht. Diese Be-
schränkung liegt im Interesse des Patent-
inhabers, der ernsthafte Bemühungen zur Ver-
wertung der Erfindung auf wendet und gegen-
über egoistischen Interessen des Gegners
Schutz verdient. Anderseits wird, wenn künftig
der Ausführungszwang fortgefallen sein wird,
ein öffentliches Interesse namentlich dann an-
zuerkennen sein, wenn die Vorteile der Er-
findung nicht oder nicht in ausreichendem Maße
dem Inlande zugeführt werden, oder wenn die
Benutzung des Patents an unverhältnismäßig
lästige Bedingungen geknüpft wird. Hierzu
treten die Fälle, daß durch die Ausführung der
Erfindung in der Hand eines Einzelnen der
Bestand anderer Unternehmungen bedroht
wird oder der Lizenzbedürftige sich gehindert
sieht, eine ihm selbst patentierte, von dem
Patent des Anderen abhängige, nützliche Er-
findung zu verwerten.
Aber nicht in allen Fällen wird der Sach-
verhalt so liegen, daß die Zurücknahme des
Patents geboten ist. Der Entwurf sieht deshalb
vor, daß in den dazu geeigneten Fällen von
der Zurücknahme abgesehen und dem Lizenz-
bedürftigen lediglich die Berechtigung zur Be-
nutzung der Erfindung zugesprochen werden
kann. Im allgemeinen wird davon auszugehen
sein, daß die Vorschriften des Entwurfs,
namentlich die im Falle der Lizenzverweigerung
angedrohte Zurücknahme des Patents, den
Patentinhaber zu einer freiwilligenVerständigung
mit dem Lizenzbedürftigen geneigt machen
werden. Immerhin wird es Fälle geben, in
denen eine solche Vereinbarung nicht zustande
kommt und die Erlaubnis zur Benutzung der
Erfindung auf Antrag von der Behörde festzu-
setzen ist. Der Entwurf schreibt vor, daß die
Berechtigung eingeschränkt erteilt oder von
Bedingungen abhängig gemacht werden kann.
Es wird in dieser Beziehung namentlich darüber
zu entscheiden sein, ob die Lizenz das ganze
Patent oder nur einen Teil umfassen soll, für
welchen Bezirk und für welche Zeit sie zu
gelten hat, sowie darüber, ob die ‚Vergütung
durch einmalige Zahlung, durch Abgaben vom
Verkaufspreis oder auf andere Weise zu leisten
und welche Bicherheit etwa zu bestellen ist.
Schließlich wird unter Umständen die
Prüfung sich auch darauf erstrecken, ob die
Benutzung der Erfindung auf den eigenen
Betrieb beschränkt oder auch in fremden Werk-
stätten gestattet sein soll. Das Patentamt wird
bei seiner Kenntnis der einschlägigen Verhält-
nisse und auf Grund der Angaben der Parteien
in der Lage sein, jeweils die Entscheidung zu
treffen, welche sowohl dem Grundsatz der
Billigkeit gegenüber dem Patentinhaber als
auch dem öffentlichen Interesse Rechnung trägt.
Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 41
Zu Artikel II und III. |
Auf das Verfahren und die Entscheidung
über die Erteilung der Zwangslizenz sollen im
allgemeinen die Vorschriften des Patentgesetzes
über die Zurticknabme des Patents (§§ 28 ff.)
Anwendung finden. Jedoch soll die Vorschrift
in § 30 Abs. 3, wonach der Entscheidung eine
Androhung der Zurücknahme voranzugehen hat,
nicht zur Anwendung kommen, da in diesem
Falle die für den Patentinhaber empfindliche
Strafe der gänzlichen Entziehung des Patents
nicht in Frage steht, andererseits im Interesse
der Beteiligten eine schleunige Regelung der
Lizenzfrage regelmäßig angezeigt sein wird.
— —
Kleinere Mitteilungen.
3. Ferienkursus
über Stereophotogrammetiie
vom 24. bis 29. April 1911 in Jena.
Die Vorträge und Demonstrationen finden
statt im sogenannten „Kleinen Saal“ des
Volkshauses der Carl- Zeig -Stiftung. Die
Übungen werden ebenda und bei gutem Wetter
im Freien, in der näheren Umgebung von
Jena, abgehalten. Die erforderlichen Apparate
werden von der Firma Carl Zeiß zur Ver-
fügung gestellt. Die Platzkarten für die Vor-
träge werden verteilt in der Reihenfolge der
definitiven Anmeldung. Das Honorar für die
Vorträge, Demonstrationen und Übungen be-
trägt 25 M und ist bei Entgegennahme der
Teilnehmerkarte zu erlegen.
Die Anmeldungen zur Teilnahme an diesem
Kursus sind an Hrn. Dr. C. Pulfrich nach Jena
(Kriegerstr. 8) zu richten, der den Kursus ab-
halt. Auf Wunsch wird die Teilnehmerkarte
vorher zugesandt. |
Ein ausführliches Programm wird später
bekannt gegeben.
Gewerbliche Einzelvorträge
in der Handelshochschule Berlin.
Wie bisher alle Jahre werden auch im Fe-
bruar und Mai dieses Jahres von den Ältesten
der Kaufmannschaft von Berlin öffentliche
Einzelvorträge in der Aula der Handelshoch-
schule veranstaltet. Für unsere Leser dürften
folgende von Interesse sein. Mittwoch, den
3. Mai (8 bis 9 Uhr): Hr. Stadtältester Dr.
Weigert, Vizepräsident der Ältesten der
Kaufmannschaft von Berlin, Über Weltaus-
stellungen; Mittwoch, den 10. Mai (8 bis 9 Uhr:
Hr. Ing. Neuhold, Dir. der Deutschen Telephon-
werke, Über die Entwickelung und Bedeutung
der Schwachstrom-Industrie. Für jeden Vortrag
werden besondere Eintrittskarten ausgegeben;
42 Kleinere Mittellungen. — Bücherschau. — Patentschau.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
diese Karten sind bei dem Pedell der Handels-
hochschule (Eingang Spandauer Str. 1) unent-
geltlich zu haben, oder sie werden bei brief-
licher Bestellung (an das Sekretariat) portofrei
übersandt.
— —
F. W. Binrichsen u. K. Memmler, Der Kaut-
schuk und seine Prüfung. 8°. X u. 263 8.
mit 64 Abb. Leipzig, S. Hirzel 1910. 8,00 M,
geb. 9,00 M.
Das streng wissenschaftlich gehaltene
Buch macht die umfangreichen Erfahrungen
des Kgl. Pr. Materialprüfungsamtes auf
dem Gebiete der chemischen und mechanischen
Kautschukuntersuchung der Allgemeinheit zu-
gänglich. Es behandelt in drei Hauptabschnitten
die allgemeine Technologie des Kautschuks,
die chemische Analyse und die mechanische
Prüfung. Für die Leser dieser Zeitschrift
wird die Beschreibung der Apparate zur me-
chanischen Untersuchung besonderes Interesse
bieten. G.
R. Vogdt, Elementarmechanik für Maschinen-
techniker, 80. VIII, 131 8. mit 154 Fig.
Berlin, Julius Springer 1910. Geb. 2,80 M.
Dem Verfasser ist es gelungen, auf sehr
engem Raum eine klare und leicht faßliche
Übersicht über die Elemente der technischen
Mechanik zu geben. Das Buch wird sich be-
sonders als Leitfaden für den Unterricht eignen
und bei seiner Kürze die Erlernung der Haupt-
gesetze und Formeln erleichtern. Die Anforde-
rungen an die mathematischen Kenntnisse des
Lesers sind gering, das graphische Rechnen
ist möglichst viel zur Anwendung gekommen.
Die fünf Hauptabschnitte behandeln: Statik,
Festigkeitslehre, Bewegungslehre, Dynamik und
Hydraulik. Die Aufgaben und maschinen-
technischen Anwendungen sind auch für den
Feinmechaniker von Wichtigkeit, so daß wir
das kleine Werk auch unserem Leserkreis
empfehlen können. @.
K. Scheel, Die Grundlagen der praktischen Me-
tronomie. (Die Wissenschaft Bd. 36). 8°. XII,
168 8. mit 39 Abb. Braunschweig, Friedr.
Vieweg & Sohn 1911. 5,20 M, geb. 6 M.
(Besprechung wird in der Zeitschr. f.
Instrkde. erfolgen.)
—
Patentscha nu.
Elektrischer Spannungsmesser, insbesondere für hohe Spannung, dadurch gekenn-
zeichnet, daß die Strahlwirkung beider Pole der Spannung auf ein aus Isoliermaterial bestehendes
bewegliches System zur Messung benutzt wird.
Nr. 222247. Kl. 21.
W. Voege in Hamburg. 5. 10. 1909.
Verfahren zur photographischen Aufnahme von Schallschwingungen durch Photo-
graphieren eines Lichtbündels, das von einem durch die Schallschwingungen bewegten Spiegel
reflektiert wird, dadurch gekennzeichnet, daß polarisiertes
Licht verwendet und zwischen dem Spiegel d und der licht-
empfindlichen Schicht g ein die Polarisationsebene des Lichtes
drehender optischer Körper e von wechselndem Querschnitt
sowie ein Analysator f eingeschaltet wird, so daß aus den
Schwingungen des Spiegels d verschieden starke Drehungen
der Polarisationsebene und hierdurch verschiedene Intensitäten
des auf die photographische Schicht g fallenden Lichtes folgen. j
W. Gérard in Berlin.
6. 6. 1909. Nr. 221771. Kl. 42.
1. Selbsttätige Zündvorrichtung für Quecksilberdampflampen, bei welcher die
das Quecksilber enthaltende Röhre unter dem Einfluß eines Solenoides um eine wagerechte
Achse schwingt, dadurch gekennzeichnet, daß das Solenoid, welches mit einer durch die
Schwingung der Lampe selbst bewegten Kontaktvorrichtung verbunden ist, zwei passend be-
rechnete Wicklungen aufweist, die derart verbunden sind, daß sie beim Stromschluß gleichzeitig
wirksam sind, so daß das beim Schwingen der Röhre von einer Elektrode zur andern wandernde
Quecksilber selbsttätig bei einer gewissen Neigung der Röhre den Lichtbogen unter der
Wirkung des bei der Unterbrechung in dem Gesamtstromkreise des von beiden Wicklungen
gebildeten Solenoides hervorgerufenen kräftigen Extrastromes herstellt, während die mechanisch
mit dem Kern des Solenoides verbundene Kontaktvorrichtung eine der beiden Wicklungen in
15. Be 1911. Patentschau. — Vereinsnachrichten. 43
— — — —Ä—— — — — — — —d — — —— —̃34 ů:.S2.. ³—
der der Zündung unmittelbar folgenden Periode kurzschließt, wobei die andere Wicklung im
Stromkreise verbleibt, um die Röhre in ihrer Zündstellung zu erhalten und als fester Widerstand
und für die Beständigkeit des Lichtbogens ausreichender Selbstanlasser zu dienen.
2. Eine Vorrichtung nach Anspr. 1, gekennzeichnet durch die Verbindung von festen
und beweglichen Scheiben, welche die Kontakte und den Kontaktkolben tragen.
3. Eine Vorrichtung nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine gegenwirkende
Rückzugsfeder durch die Schwingung zusammengedrückt wird und beinahe die Anziehungskraft
des Solenoides, das tote Gewicht des Systems und die Masse des Quecksilbers ausgleicht, wenn
die Lampe in Wirkung ist, so daß im Augenblick der Unterbrechung des Stromes die Feder
selbsttätig die Röhre in die anfängliche Ruhestellung zurückführt.
4. Eine Vorrichtung nach den Anspr. 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die festen
und beweglichen Scheiben mit verschiedenen Zentriwinkeln angehörenden Schlitzen versehen
sind, um die gegenseitige Schwingungsweite gegeneinander zu begrenzen, die verschiedenen
relativen Bewegungen bei Anderung der Kontakte zu sichern und im Falle einer Stromunter—
brechung oder eines Erlöschens des Lichtbogens selbsttätig den Lichtbogen wieder herzustellen.
a 5. Eine Vorrichtung nach den Anspr. 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Rückzugsfeder mit einer Dämpfvorrichtung verbunden ist, welche aus einem unbeweglichen
Kolben mit einem beweglichen Zylinder besteht, und welche die infolge der lebendigen Kraft
des Quecksilbers auftretende Beschleunigung herabmindert, etwa auftretende Stöße beseitigt
und die passende Aufeinanderfolge der Zündphasen sichert. P. A. Huguenin
in Paris. 13. 2. 1909. Nr. 221812. Kl. 21.
Quecksilberstiftunterbrecher, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kontaktstift die Unterbrechung innerhalb eines in das Quecksilber eintauchen-
den, oben geschlossenen Hohlraumes ausführt, so daß die im Augenblick der
Unterbrechung an der Unterbrechungsstelle aus der Löschflüssigkeit gebildete
Gasblase das Quecksilber von dem Kontaktstift nach unten fortschleudert
und somit ein rasches Erlöschen des Unterbrechungsfunkens herbeiführt.
Reiniger, Gebbert & Schall in Erlangen. 13. 11. 1909. Nr. 222 560.
Kl. 21.
— —__—_—_
Vereinsnachrichten.
Durch den Tod der Herren Techn. Rat
Hebeler, Schuch, Ellermann und Galle
verlor die Gesellschaft 4 Mitglieder; aufge-
nommen wurden 9 Mitglieder, so daß unsere
Abteilung Berlin am Ende des Jahres 185 Mit-
glieder zählt.
Im April fand das übliche Wintervergnügen:
durch einen Damenabend statt. Hr. Dr. Brühl
vom Museum für Meereskunde hielt einen
äußerst interessanten Vortrag über die Schätze
des Meeres, an den sich ein geselliges Ver-
Den Herren Vortragenden sei auch an dieser | gnügen, bestehend aus Tanz und Vorträgen,
Stelle der Dank unserer Gesellschaft ausge- | anschloß.
D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin. E.V. Sa
sprochen. Am 8., 9. und 10. August fand unter zahl-
Jahresbericht 1910.
Erstattet vom“ Vorsitzenden Hrn. W. Haensch
in der Hauptversammlung vom 10. Januar 1911.
Während des verflossenen Jahres fanden
neben der Hauptversammlung (am 25. Januar)
6 ordentliche Sitzungen statt, in denen wir eine
Reihe von sehr interessanten und lehrreichen
Vorträgen aus Gebieten der Wissenschaft und
Technik hörten. Sämtliche Sitzungen waren
von Mitgliedern und Gästen zahlreich besucht.
Von den Arbeiten des Vorstandes ist be- | reicher Beteiligung von Mitgliedern unserer
sonders zu erwähnen, daß ein Ausschuß für | Abteilung der in jeder Weise ausgezeichnet
die Feier des 25-jährigen Bestehens der Fach- verlaufene Mechanikertag in Göttingen statt,
schule für Mechaniker, bestehend aus den | mit daranschließender Studienfahrt zur Brüsseler
Herren Blaschke, Haensch und Kurtzke, Weltausstellung, bei der sich auch eine erheb-
gewählt wurde, daß der Handwerkskammer die | liche Zahl unserer Berliner Mitglieder be-
Herren Baurat Pensky und Sickert als | teiligte.
Vorsitzende und die Herren Nerrlich, Ma- Am 23. September hatten wir Gelegenheit,
rawske, G. Meißner und Oehmke als Bei- einer alten Berliner Firma und einem der
sitzer für den Gehilfenprüfungsausschuß vorge- | ältesten Mitglieder unserer Gesellschaft, Hrn.
schlagen wurden. Rudolf Krüger, anläßlich des 50-jährigen Be-
44 Vereinsnachrichten.
stehens seiner Werkstatt, durch zwei Vorstands-
mitglieder, die Herren Handke und Blaschke,
eine prächtig ausgeführte Adresse zu über-
reichen und die Glückwünsche der D. G. f. M. u. O.
auszusprechen.
Ferner fand am 24. September der Fest-
kommers zur Feier des 28-jährigen Bestehens
der Tagesklasse für Mechaniker und Elektro-
techniker statt, an dem sich eine größere
Anzahl von Mitgliedern beteiligte. Den Vorsitz
des offiziellen Teiles führte unser Vorstands-
mitglied Hr. Prof. Dr. Göpel, im Namen un-
serer Abteilung sprach Hr. Reg.-Rat Dr. Stadt-
hagen.
Der Vorstand setzte sich zusammen aus
folgenden Herren:
Vorsitzende: W. Haensch, Reg.-Rat Dr. H.
Stadthagen, W. Handke; Schriftführer:
Techn. Rat A. Blaschke, Th. Ludewig.
Schatzmeister: Dir. A. Hirschmann. Archivar:
M. Tiedemann.
Den Beirat bildeten die Herren: O.Boettger,
Prof. Dr. Göpel, H. Haecke, K. Kehr, R.
Kurtzke, Geh, Reg.-Rat Prof. Dr. Lindeck
und M. Runge.
Vertreter in dem Hauptvorstand waren
die Herren: W. Haensch, Dir. A. Hirsch-
mann, Th. Ludewig, Baurat B. Pens ky.
Im weiteren war der Gesellschaft Gelegen-
heit geboten durch von ihr gewählte Vertreter
regen Anteil zu nehmen an den Beratungen
der Kommission für das Fachschul- und Fort-
bildungsschulwesen, speziell für Pflichtfort-
bildungsschulen, wobei der Leiter des ge-
samten Fortbildungsschulwesens von Berlin,
Hr. Dir. Dr. Grundscheid, mit großem In-
teresse unsere Vorschläge speziell für den
Unterricht der Mechanikerlehrlinge an den
Pflichtfortbildungsschulen entgegennahm. Der
Vorsitzende unseres Prüfungsausschusses, Herr
Baurat B. Pensky, und sein Vertreter, Herr
Sickert, waren bemüht, das Prüfungswesen
weiter auszubauen im Interesse und zum Gedeihen
unseres Nachwuchees und unserer Kunst. Möge
es allen diesen Herren mit ihrem ernsten
Streben und in ihrer angestrengten Tätigkeit
gelingen, unserem Fache nicht nur theoretisch
gut ausgebildete, sondern auch in der Praxis
tüchtige Mechaniker zuzuführen!
Sitzung vom 31. Januar 1911. Vorsitzen-
der: Hr. Prof. Dr. F. Göpel.
Der Vorsitzende gedenkt zunächst der
Verluste, von denen die D. G. f. M. u. O. in
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4. |
Dentache
Mechaniker-Ztg.
den letzten Tagen durch das Ableben der
Herren E. Sydow und C. Reichel getroffen
worden ist, und widmet den Verstorbenen einen
warmen Nachruf. Die Anwesenden ehren
deren Andenken durch Erheben von den Bitzen.
Hr. M. Tiedemann spricht „Über neue
Zeichenmodelle für die Mechanikerklassen an
den Pflichtfortbildungsschulen*. — Der Vor-
tragende hat die Modelle auf grund der Kon-
ferenzen entworfen, zu denen die Berliner Schul-
verwaltung eine Reihe von Fachmännern berufen
hatte; besonders der Leiter der Fortbildungs-
schalen, Hr. Dir. Dr. Grundscheid, hat sich
fur das Zustandekommen dieser Sammlung in-
teressiert und betätigt. An der Hand der zahl-
reichen vorliegenden Stücke erläutert der
Vortragende den Zweck der Sammlung, die,
ausgehend von dem Konstruktionselement
„Schraube“, nicht einfache Zeichenvorlagen
bieten, sondern den Schüler in das Wesen. und
den Zweck mechanischer Konstruktionen ein-
führen soll; die in der Hauptsache aus ein-
faehen Verwendungsbeispielen der Schraube
bestehenden Stücke sind hierzu besser ge-
eignet, als ganze Apparate oder Apparaten-
teile, die zu kompliziert und überdies — weil
neue und gute zu teuer kommen — in der
Regel veraltet sind. Zu der Sammlung gehört
eine für den Lehrer, der unbedingt Techniker
und Fachmann sein muß, bestimmte Erläuterung.
Die Modelle werden vom 1. April 1911 an im
Unterricht benutzt werden.
Hr. J. Faerber begrüßt die schöne Arbeit
des Vortragenden und das Vorgehen der Schul-
verwaltung aufs freudigste; so werden die
Lehrlinge zum Nachdenken angeregt; sie müssen
nicht nur zeichnen lernen, sondern auch Zeich-
nungen lesen; er stimme unbedingt der vom
Vortragenden geäußerten Meinung bei, daß die
Maße in den Zeichnungen anzugeben sind. —
In gleichem Sinne anerkennend äußert sich
Hr. W. Handke, der in dem geplanten Vor-
gehen einen großen Fortschritt erblickt. —
Hr. H. Bieling hält es für durchaus richtig,
mit der Schraube zu beginnen; man sollte auch
das Kapitel „Führungen“ in demselben Sinne
bearbeiten. Ze A ;
Aufgenommen wird Hr. F. Tondorf, Me-
chaniker bei der Gewehr-Prüfungs-Kommission; `
Berlin N 65, Malplaquetstr. 12. Zur Aufnabme
hat sich gemeldet und zum ersten Male ver-
lesen wird die Fa. Hans Richter & Kitzerow
(Inh.: Ing. Franz Kitzerow); Werkzeug-
maschinen; Berlin S 42, Alexandrinenstr. 95 u. 96.
Der Vorsitzende bittet, etwaige zum `
1. April frei werdende Lehrstellen anzumelden,
da Anfragen nach solchen vorliegen. B.
— — -
. Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 5. | 1. März. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Carl Reichel +}.
Von Prof. Wilhelm Foerster.
Im neunundsiebzigsten Lebensjahre verschied am 19. Januar 1911 infolge von
Herzlähmung der hochverdiente Berliner Mechaniker Carl Reichel. Wenn ich hier
das Wort nehme, um dem vortrefflichen Manne einen warmen Nachruf zu widmen, so
kann ich die Befugnis dazu weniger aus völlig genauer Kenntnis aller seiner be-
deutenden Leistungen, als vielmehr aus einer sehr frühen persönlichen Kenntnis seiner
Lebensentwicklung entnehmen. Ich muß aber hierzu erwähnen, daß ich eine ganz
wesentliche Unterstützung bei diesem Gedächtnisworte Herrn Rat Blaschke verdanke.
Ich lernte Carl Reichel zuerst während seiner Tätigkeit als Gehilfe bei der
Firma Pistor & Martins, bei welcher er auch in der Lehre gewesen war, um die
Zeit (1855) kennen, wo ich selber als zweiter Assistent an der Berliner Sternwarte
angestellt worden war und sehr bald mit jener Firma bei einer von mir begonnenen
genauen Untersuchung der Mikrometer-Einrichtungen des Fraunhoferschen Refraktors
näher zu tun bekam. Ich erinnere mich deutlich, wie mir der junge Gehilfe der Firma
durch seine ernste Sorgfalt der Arbeit und Feinheit des Verständnisses sofort auffiel,
und ich hatte schon seit jener Zeit eine Freundschaft mit ihm geschlossen, welche
das ganze Leben hindurch mir und den von mir geleiteten wissenschaftlichen Anstalten
Hilfe und Rat in Fülle gebracht hat.
Carl Reichel war dann, nachdem er auch noch bei Repsold in Hamburg
und bei Steinheil in München gearbeitet hatte, um die Mitte des Jahres 1861 zur Be-
gründung einer eigenen Werkstatt gelangt, als deren Spezialitäten er selber nach der
Aufgebung des persönlichen Betriebes in einer Aufzeichnung von 1897 folgende be-
zeichnet hat: Libellen, Libellen-Apparate, Libellen-Fassungen, Komparatoren und End-
mabstäbe. Auf diesem Gebiet hat er in der Tat ganz Ungewöhnliches geleistet, und
er hat auch nach der Aufgebung der Werkstatt, während er an der Normal-
Eiehungs-Kommission eine Anstellung bekam, die Herstellung von Libellen bis in
das späte Alter fortgesetzt. Die Einrichtungen und Methoden, welche er hierzu er-
dachte, waren besonders sinnreich und wirksam.
Nachdem mein Versuch, seine besondere Kunst und Wissenschaft auf dem
Gebiete der Libellentechnik für die Gesamtheit und für die Zukunft dauernd dureh die
Errichtung einer Lehr- und Versuchsstelle für dieses wichtige Messungsgebiet unter
seiner Leitung nutzbar zu machen, hatte aufgegeben werden müssen, hat die Wissen-
schaft ihm noch vielfach für persönliche Unterweisung und Einführung in seine Er-
fahrungen auf jenem Gebiete zu danken gehabt, die er in besonderer Vollständigkeit
Herrn Mechaniker E. Eberle zu Friedenau überliefert hat, in dessen Hände auch die
zugehörigen Hilfsmittel und Instrumente übergegangen sind.
Außer der Libellentechnik war es sodann das Gebiet der Kugellagerungen
für Rotationsachsen und der Mikrometersehrauben, welches seinem Hellbliek und seiner
Meisterschaft in der Bearbeitung des Stahles wiehtige Fortschritte zu danken hatte.
Die Libellen hat er dabei auch als ein Arbeitsmittel von äußerster Schärfe in der
Werkstatt verwendet, z. B. für die Herstellung ebener Flächen, für die Ausrichtung
der Arbeitsstücke, für die Anfertigung von zueinander rechtwinkligen, Flächen u. dergl.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
46 Für Werkstatt und Laboratorium.
Seine Leistungen auf dem Gebiete der Schrauben hatte er seinerzeit auch
in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, als L. Loewenherz, zum guten Teil gestützt
auf Reichels Mitarbeit, das heutige Normalgewinde der deutschen Präzisions-
mechanik schuf.
Eine besondere Stärke bei allen diesen Leistungen bestand in der ungewöhn-
lichen Selbständigkeit seines Urteils und in seiner gründlichen Kritik des Bestehenden.
Reichel hat auch eine große Zahl von Schülern ausgebildet, von denen nicht.
wenige zu hervorragender Betätigung gelangt sind.
In dem „Bericht über die wissenschaftlichen Instrumente auf der Berliner Ge-
werbeausstellung 1879“ hat bereits Loewenherz über einige der damaligen
wichtigsten Leistungen Reichels eingehend berichtet. Reichel selber hat in der
Zeitschrift für Instrumentenkunde und in dem Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft
für Mechanik und Optik zahlreiche Mitteilungen über seine Arbeiten beigetragen, und
zwar in der letztgenannten Zeitschrift noch bis zum vorigen Jahre. Diese Berichte in
deın Vereinsblatt betreffen insbesondere die folgenden Gegenstände: Behandlung des
Stahles beim Härten (Jahrg. 1894). Die Kugeln in der Präzisionsmechanik (Jahrg. 1894).
Die Spannungserscheinungen bei der Bearbeitung von Metallen (Jahrg. 1896). An-
wendung von Libellen in der Werkstatt (Jahrg. 1908). Sphärometerringe (Jahrg. 1909),
Gerade Führungen (Jahrg. 1910).
Es wird keiner weiteren Hervorhebung mehr bedürfen, um uns allen zum Be-
wußtsein zu bringen, was wir diesem außerordentlich schlichten und dabei so be-
deutenden Manne zu verdanken haben.
Sein Andenken wird in der deutschen Wissen-
schaft und Präzisionsteehnik in hohen Ehren bleiben.
— ems
Für Werkstatt und Laboratorium.
Jahresausstellung der Englischen
Physikalischen Gesellschaftin London.
Engineering 90. S. 866 u. 888. 1910.
Die Englische Physikalische Gesell-
schaft veranstaltete im vergangenen Dezember
wieder eine Jahresausstellung wissenschaftlicher
Apparate, die sechste seit Einführung dieser
nachahmenswerten Einrichtung, welche bestimmt
ist, technische und wissenschaftliche Kreise in
engere Berührung zu bringen. Die Gesellschaft
bietet bei diesen Ausstellungen gleichzeitig
Vorträge von aktuellem Interesse mit Demon-
strationen. 80 sprachen diesmal Fleming
über Sender und Empfänger für Funken-
telegraphie, Paul über kinematographische
Darstellung von Licht- und Schallwellen sowie
Kraftlinien. Ein Ausstellungsbericht im Engi-
neering läßt erkennen, daß die Feinmechaniker
Englands sich in großer Zahl an der Jahres-
"ausstellung beteiligen und somit wohl von dem
Vorteil der Einrichtung überzeugt sind.
Anderseits geht aus dem Bericht hervor, daß
nicht nur ausgesprochene Neuheiten, sondern
auch typische Formen älterer Apparate vor-
geführt wurden. Auch deutsche Apparate
waren zur Schau gebracht. So zeigten Zeiß
seinen Kardioidkondensor sowie ein Fernrohr
mit Libellenablesung vom Okular, Leitz einen
großen Universal-Projektionsapparat, die Cam-
bridge Scientific Instrument Company
führte einen von O, Bayer erfundenen und in
Deutschland von Pintsch gebauten Kohlen-
säurebestimmungsapparat vor, für den sie die
Lizenz erworben hat. Die zu prüfenden Gase
werden von einem Aspirator durch ein Filter
gesaugt und passieren dann zwei Gasmesser.
Zwischen diesen ist ein Absorptionsgefäß an-
geordnet, welches die Kohlensäure zurückhält.
Somit mißt der erste Gasmesser die Gasmenge
mit Kohlensäure, der zweite ohne Kohlensäure.
Die Gasmesser wirken auf ein Differential-
Räderwerk, welches den Schreibstift des Re-
gistrierwerkes betätigt. Durch Kühlschlangen
wird der Gasstrom vur dem Eintritt in jeden
Gasmesser auf übereinstimmende Temperatur
gebracht. @.
Zerstäuber für flüssige Metalle.
Von R. Kahl.
Chem.-Ztg. 34. S. 1318. 1910.
Das Bedirfnis, Metalle fein zu zerstauben,
besteht für viele Industrien. So bedarf man
des Bleipulvers als Füllmaterial für Sammler-
elektroden, des Zinnpulvers zur Herstellung
von Zinnoxyd, anderer Metalle als Bubstrat für
Bronzefarben. Die Einrichtungen zum Zer-
stäuben bestehen im wesentlichen aus einem
Injektorgebläse und sind in verschiedenen Aus-
führungsformen patentiert worden. Wesentlich
für eine möglichst feine Zerstäubung sind die
möglichst innige Mischung des- Metalles mit
Heft 5.
I. März 1911.
Für Werkstatt und Laboratorium. 47
dem Druckmittel und eine sehr große Aus-
strömungs geschwindigkeit. Das erstere hat
man erreicht durch Anordnung einer besonderen
Mischkammer vor der Ausströmungsdüse, das
zweite durch Verengung der Düse. Als Druck-
mittel wurde bisher überhitzter Dampf ver-
wendet. Da dieser leicht eine Oxydation des
Metalles bewirkt, benutzt man neuerdings ge-
eignete Gase. Die Metallzerstäubung hat jetzt
eine weitere Anwendung gefunden zum Über-
ziehen von Gegenständen mit einer feinen
Metallschicht. Für ein solches Metallisierungs-
verfahren hat M. U. Schoop in Zürich ein
Patent nachgesucht und zahlreiche Ausführungs-
möglichkeiten vorgeschlagen. Das Verfahren
soll namentlich dort Anwendung finden, wo die
Galvanisierung versagt. @.
Versuche zur Ermittlung
der günstigsten Arbeitsweise der
Rundschleifmaschine.
Von W. Pockrandt.
Zeitschr. d. Ver. d. Ing. 54. S. 1775 u. 1818. 1910.
Durch Preuß. Ministerialerlaß von 1897 war
die größte Umfangsgeschwindigkeit für Schleif-
scheiben auf 25 m in der Sekunde festgesetzt.
Umfangreiche Versuche Schlesingers i.J.1907
erwiesen die Zulässigkeit höherer Geschwindig-
keiten, und der genannte Erlaß wurde 1909
dahin geändert, daß für Schleifscheiben mit
vegetabiler oder keramischer Bindung (vgl.
hierüber diese Zeitschr. 1910. S. 237) bei mecha-
nischer Vorschaltung der Scheibe 35 m Höchst-
geschwindigkeit, ausnahmsweise bei Nachweis
eines Probelaufes 50 m zulässig sein sollen.
Pockrandt hat nun umfassende messende
Versuche über die günstigsten Arbeitsbedin-
gungen der Rundschleifmaschine angestellt,
deren Hauptergebnisse nachstehend wieder-
gegeben werden.
Zunächet ergaben die Messungen, daß die
spezifische Leistung einer Schleifscheibe, d. i. die
von 1 cem der Scheibe gelieferte Spanmenge
in cem, nicht unbedingt mit dem Härtegrad
der Scheibe wächst. Es ist vielmehr zweck-
mäßig, weiche Scheiben zu verwenden, weil sich
solche weniger schnell abnutzen und stumpf
werden. Demgemäß empfiehlt sich bei Schmiede-
eisen die Benutzung weicherer Scheiben als
beim Gußeisen. Beim Schleifen von Schmiede-
eisen erwiesen sich hohe Umfangsgeschwindig-
keiten von 30 bis 35 m als zweckmäßig, während
sie bei Gußeisen ohne Vorteil waren. Die
Drehgeschwindigkeit des Werkstiickes soll dem
Durchmesser desselben und dem Tischvorschub
angepaßt sein. Gußeisen und Schmiedeeisen
verhielten sich aber hierin umgekehrt wie bei
der Wahl der Scheibengeschwindigkeit. ‘Bei
letzterem Material erwies sich für größere
Durchmesser des Werkstücks (von rd. 150 mm)
12 bis 15 m in der Bekunde als Drehgeschwindig-
keit zweckmäßig, bei kleineren von rd. 50 mm
Durchmesser 8 bis 12m, mit wachsendem Vor-
schub abnehmend. Gußeisen darf etwas
schneller laufen. Der günstigste Vorschub für
eine Umdrehung des Werkstückes liegt bei
Schmiedeeisen zwischen ?/ und ®/, Scheiben-
breite, bei Gußeisen zwischen / und /. Das
Zusammenwirken von größerem Vorschub und
geringerer Umfangsgeschwindigkeit des Werk-
stücks ergab günstige Resultate. Für das ganz
feine Schlichten ist die Einstellung eines kleinen
Vorschubs empfehlenswert. Die Spantiefe kann
um so größer sein, je gröber die Schleifscheibe
ist. Als Kühlmittel bewährte sich Bodalösung,
während Seifenlösungen nur beim Schlichten,
nicht aber beim Schruppen günstig wirkten,
weil sie die Schleifscheibe glätten. G.
Bogenlampe für Laboratorien.
Von E. F. Northrup.
The Electr. 61. S. 19. 1910 nach Phys. Rev.
Der Verfasser brauchte zu photographischen
Arbeiten einen Lichtbogen, der stark aktinische
Strahlen konstanter Intensität lieferte. Zu
diesem Zwecke konstruierte er die in neben-
stehender Figur abgebildete Bogenlampe, die
sich billig herstellen läßt und für Experimentier-
zwecke sehr vollkommen arbeitet. Die obere
Elektrode kann aus Kohle oder aus Stahl be-
stehen und läßt sich in senkrechter Richtung
von Hand verschieben
und einstellen. Die un-
tere, bewegliche Elek-
trode steckt in einer
eisernen Röhre E, die
auf dem Quecksilber
Hg schwimmt. Die das
Quecksilber enthal-
tende Röhre M ist
unten durch einen
stramm eingepaßten
Kupferbolzen K ver-
schlossen und von
einer dreilagigen Spule
2 umhüllt; jede Spulen-
lage besteht aus 36 Windungen. Der Strom
fließt von der positiven Anschlußklemme zur
oberen Elektrode, und von dieser durch die
untere, das Quecksilber und die Spule zur
negativen Klemme. Der Lichtbogen läßt sich
mit 100 Volt und geringem Vorschaltwider-
stande betreiben. Sobald der Strom zu fließen
beginnt, werden die Elektroden durch das
Feld der Spule auseinander gezogen, das die
die untere Elektrode tragende Eisenröhre in
sich hineinzieht. Der Bogen ist außerordentlich
r
48
os non = eye! — - =e R =
Für Werkstatt und Laboratorium. Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Quecksilberröhre ist Manganin, das vom Queck-
silber nicht amalgamiert wird. Wenn die obere
Elektrode aus Stahl ist, so hat der Bogen eine
bläuliche Färbuog und sendet eine starke
aktinische Strahlung aus. G. 8.
Regenerierter Kautschuk.
Bei der außerordentlichen Steigerung des
Kautschukpreises ist die Frage der Wieder-
verwertung von Kautschukabfallen eine sehr
wichtige geworden. Die Firma Max Fränkel
& Runge in Spandau hat sich seit 1901 mit
dieser Frage beschäftigt und bringt seit 1903
sogenannten regenerierten Kautschuk in den
Handel, der nach dem Verfahren von Dr. P.
Alexander, dem leitenden Chemikers der ge-
nannten Fabrik, gewonnen wird. Auf der
Brüsseler Weltausstellung waren Regenerate
der Firma zur Schau gebracbt und aus diesem
Anlaß umfangreiche Mitteilungen in Form einer
Broschüre herausgegeben, aus deren Inhalt fol-
gendes von allgemeinem Interesse ist.
Die Schwierigkeit der Wiederverwendung
des alten Kautschuks liegt in der durchgreifen-
den chemischen Anderung, welche das Roh-
material auf dem Wege der Fabrikation er-
leidet. Dem Rohkautschuk werden bekanntlich
Schwefel, Mineralstoffe und organische Füll-
stofle zugesetzt, und das Gemisch wird bei 130°
bis 180° C vulkanisiert, Die Gewinnung des
regenerierten Kautschuks setzt die Ausschei-
dung dieser Zusätze voraus; diese wird auf ver-
schiedenen Wegen vorgenommen. In Amerika,
wo zurzeit etwa 50 größere Fabriken für rege-
nerierten Kautschuk bestehen, wird teilweise
ein von Mitchel angegebenes Säureverfahren
benutzt. Durch mäßige Erwärmung der Ab-
fälle mit schwach konzentrierter Schwefelsäure
oder cinem Gemisch dieser mit Salzsäure
werden die Faserstoffe der Abfälle zerstört und
die Plastizität etwas erhöht. Durch Behandlung
der gewaschenen Abfälle mit hochgespanntem
Dampf und Zusatz von Mineralélen wird die
Plastizität noch weiter gesteigert. Neuerdings
verwendet man in Amerika zum Teil ein Alkali-
verfahren des Engländers Marks. Man läßt
Alkalilauge unter Druck und hoher Temperatur
auf die Abfälle wirken. Da die genannten Ver-
fahren die mineralischen Beimengungen nicht
oder nur unvollkommen entfernen, hat man
anderseits den Weg eingeschlagen, den
Kautschuk durch ein Löseverfahren wieder zu
isolieren. Welches Verfahren im einzelnen von
der Spandauer Fabrik eingeschlagen wird, ist
aus der Broschüre nicht deutlich erkennbar,
jedenfalls handelt es sich um ein besonderes
l,öseverfahren. l
Wirtschaftlich von Interesse ist, daß auch
in Rußland, vorübergehend auch in Dänemark,
regenerierter Kautschuk hergestellt wird. Die
amerikanische Regenerat - Industrie ist durch
einen Wertzoll von 25% wirkungsvoll gegen
Konkurrenz geschützt, während bei uns nur
ein Zoll von 5 M auf 100 kg erhoben wird.
@.
Die Temperatur von Drähten
in freier Luft.
Von B. F. E. Keeling.
Cairo Scient. Journ. 4. Nr. 46. 1910.
In neuerer Zeit benutzt man zu Basis-
messungen Drähte aus Invar. Verf. hält es
für wünschenswert, daß auch trotz der äußerst
kleinen Wärmeausdehnung dieses Materials die
jeweilige Temperatur der Drähte auf etwa
+ 1° C genau bekannt ist, und er untersucht,
ob die bei den ägyptischen Basismessungen ge-
machte Annahme zutrifft, daß die Ablesung an
einem in der Luft geschwungenen Thermometer
die Temperatur des Drahtes angibt. Zu diesem
Zwecke vergleicht er die Angaben eines
solchen Thermometers mit denen eines gleich
einem Meßdraht ausgespannten Thermoelementes
Kupfer-Koustantan. Es zeigt sich, daß jene
Annahme falsch ist, solange der Draht der
Sonnenstrahlung ausgesetzt wird; und zwar ist,
bei Temperaturen zwischen 30 und 40° C, das
Metall um 0,8 bis 3,6° C wärmer als die Luft;
diese Differenz wächst mit der Höhe der
Sonne und natürlich auch, wenn man den
Draht durch Beblakang für die Einstrahlung
empfindlicher macht. Nur wenn der Draht im
Schatten liegt oder die Sonne untergegangen
ist, wird die Differenz der Temperaturangaben
ausreichend klein. Um den recht erheblichen
systematischen Fehler, den die bisherige Art
der Temperaturbestimmung in die Basis-
messungen bineinbrachte, zu vermeiden, will
Verf. fortan die Temperatur der Drähte thermo—
elektrisch messen. Bl.
Schraubenzieher mit federndem
Greifer.
E. T. Z. 31. S. 1100. 1910.
Dem Ingenieur Fritsche in Erfurt wurde
ein Schraubenzieher als Gebrauchsmuster ge-
schützt, welcher nicht nur bei Montagearbeiten
gute Dienste leisten kann. Auf einem gewöhn-
lichen Schraubenzieher ist eine mit Reibungs-
federn versehene Hülse aufgesetzt, welche
nach unten zwei federnde Zungen trägt, die
am freien Ende einander zugekehrt konkav
gekrümmt sind. Man klemmt die einzu-
drehende Schraube mit ihrem’ Kopf zwischen
— — Á r
Heft 5.
1. März 1911.
die Zungen und schiebt den Schraubenzieher
in der Hülse nach unten, bis er den Schrauben-
schlitz faßt und die Klemmung der Zungen
wirksam macht. Für Uhrmacherarbeiten werden
auch Schraubenzieher mit nur einem Greifer
gefertigt, für elektrische Arbeiten auch solche
mit Isoliermaterial umkleidet. Auch Schrauben
mit anderer als zylindrischer Kopfform werden
gut gehalten. G.
Ohne Druck wirksame Kontakte.
Von G. Lippmann.
Compt. rend. 151. S. 1015. 1910.
Eine schwache Spannung vermag durch die
Berührungssstelle zweier Metalle nur dann einen
Strom zu senden, wenn die Metalle durch einen
merklichen Druck aufeinander gepreßt werden.
Der erforderliche Druck ist bei oxydierbaren
Metallen besonders groß, aber selbt bei frisch
gereinigten Flächen edler Metalle, wie Gold,
Silber oder Platin, ist er noch recht merklich.
Diese wohlbekannte Eigenschaft der Metall-
kontakte setzt der Anwendung der Elektrizität
zur Betätigung empfindlicher Relais uner-
wünschte Schranken. Die Kontakte Metall-
Kohle und Kohle- Kohle haben den gleichen
Mangel. Der Verf. suchte deshalb einen ohne
Druck wirksamen Kontakt zu konstruieren,
und es gelang ihm mit Hilfe der Kombination
Metall-Elektrolyt. Zum Beispiel stellte er eine
Elektrolytelektrode aus einem Papierstreifen
her, der in eine Chlorkalziumlösung (die nicht
trocknet) getaucht und auf eine senkrechte als
Stütze dienende Glasscheibe geklebt war.
Das untere Ende des Papierstreifens tauchte
in einen Behälter, der ebenfalls Chlorkalzium-
lösung enthielt und die Stromzuführung ver-
mittelte.
Die leichteste Berührung zwischen
solchen Elektrode und einem metallischen
Leiter ist wirksam. Man kann sich davon
überzeugen, wenn man als metallischen Leiter
einen Streifen loses Blattgold verwendet. Ein
in den Stromkreis geschaltetes Galvanoskop
spricht sofort an, und doch ist sicherlich das
Blattgold zu biegsam und leicht, um einen
merklichen Druck auszuüben.
Weder mit Gelatine noch mit feuchtem
porösem Tone erhält man eine so große
Empfindlichkeit wie mit getränktem Papier.
Auch der Kuntakt Platin - Quecksilber wird
erst bei einem merklichen Druck wirksam;
wohl aber läßt sich mit Hilfe zweier amalga-
mierter Silberdrähte ein guter Kontakt her-
stellen, wenn sie so viel Quecksilber enthalten,
daß ihre Oberflächen naß erscheinen
Zu erwähnen ist endlich noch, daf der
ersterwähnte Kontakt zwar keinen Druck er-
einer
Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 49
fordert, um wirksam zu werden, daß aber die
Elektroden, wenn sie einmal in Berührung ge-
kommen sind, dureh Kapillarkräfte aneinander
festgehalten werden, so daß eine gewisse Kraft
nötig ist, um die Berührung wieder aufzuheben.
In manchen Fällen schadet das nichts, in
anderen muß man jedoch darauf Rücksicht
nehmen. G. 8.
— . —
Glas technisches.
Zulassung einer besonderen Art von
Alkoholometern in Rumänien.
Nachr. f. Handel u. Gew. Febr. 1911.
Durch Verfügung des Rumänischen Ministers
f. Gewerbe u. Handel v. 23, 11. 1910 sind für Ap-
parate zum Destillieren von Branntweinen (Spi-
ritus, Pflaumen-, Treberbranntwein, Kognak usw.)
sowie zur Ermittlung des Alkoholgehaltes in
Weinen usw. besondere, von den bisherigen
Bestimmungen des Gesetzes über die An-
wendung des metrischen Maß- und Gewichts-
systems abweichende Alkoholometer zugelassen.
Diese besonderen Alkoholometer dürfen in
keinem Falle zum Feststellen des Alkohol-
gehalts von Spirituosen, sondern nur zu den
Apparaten, für die sie bestimmt sind, verwendet
werden und nicht mit Tbermometern versehen
sein; sie können die ganze Skala von 0° bis
100° oder nur einen Teil davon umfassen. Die
nach oben oder unten zugelassene Fehlergrenze
beträgt ½ Grad für die Alkoholometer mit
feinerer Teilung als in ganze Grade; für die
Alkoholometer mit einer Teilung in !/, Grad
und mehr 1 Grad An diesen Alkoholometern
wird von den Eichämtern ein besonderes
Zeichen angebracht. Hierfür ist eine Gebühr
von 20 Bani (etwa 15 Pf) für das Stück zu
entrichten. Wer höchstens 5 Alkoholometer
zur Prüfung vorlegt, kann die Zahlung der
Gebühr mit Postwertzeichen bewirken.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
12. Nr. 449442. Sich selbsttätig regulierender
Gasentwicklungsapparat. B. Kunisch, Stolp
i. Pomm. 29. 11. 10.
Nr. 449 579. Sublimationsapparat. F.Hugers-
hoff, Leipzig. 25. 11. 10.
Nr. 449580. Kühler. Derselbe. 25. 11. 10.
Nr. 449 582. Abdestilliervorrichtung für Rück-
flußkühler. L. Hagenau, Halensee. 28.11.10.
Nr. 449791. Drehbarer Schlauchansatz für
Liebigsche und sonstige Kühler. Dr. Hodes
& Göbel, limenau. 29. 11. 10.
50
42. Nr. 449 366. Barometer.
Moskau. 20. 10. 10.
Nr. 450570. Gasmeßröhre mit Dreiweghahn.
H. Göckel & Co, Berlin. 7.1.11.
Nr. 451045. Pyknometer. J. Feinmann,
Freising. 6.1.11.
Nr. 451 175. Quarzthermometer zur Antimon-
bestimmung im Hartblei. Dr. Siebert
& Kühn, Cassel. 23. 12. 16.
Nr. 451273. Schwefel - Bestimmungsapparat.
W. Wennmann, Duisburg-Beeck. 6.1.11.
Nr. 451446. Schraubenkühler. Greiner &
Friedrichs, Stützerbach. 14. 1. 11.
Nr. 452078. Psychrometer für Fernanzeige
mit elektrisch betriebenem Ventilator, in
ein Rohrstück eingebaut, mit Einschaltung
des Betriebsstromes für den Ventilator
durch den Schalter für die Thermometer.
C. Schmitz, Berlin. 12. 1. 11.
64. Nr. 450229. Abstellbarer Trichter. R.
Riexinger, Baden-Baden. 24. 12. 10.
P. Leiberg,
— 2 —
Gewerbliches.
Permanente maritime Ausstellung
in Trlest.
In Ausführung eines Beschlusses von Ver-
tretern der Behörden und Interessenten hat
sich kürzlich in Triest ein Exekutivkomitee
für die Errichtung einer Permanenten maritimen
Ausstellung konstituiert. Dem Komitee ge—
hören angesehene Persönlichkeiten an, u. a. der
Direktor der Handels- und Nautischen Akademie
und der Direktor des Klei gewerbe-Förderungs—
Instituts. Die Ausstellung soll keine bestimmte
Dauer haben, sondern sich nach und nach in
ein Handelsmuseum kleinen Stils umwandeln.
Sie wird 5 Abteilungen erhalten: eine nautische,
eine historische, eine ozeanographische, eine
Abteilung für Fischerei und eine für Schiffs-
konstruktion. Die auszustellenden Gegenstände,
wie Modelle alter und neuer Schiffe, karto-
graphische Aufnahmen und Beschreibungen,
aus denen die Entwickelung der verschiedenen
Häfen ersichtlich ist, alte und neue nautische
und meteorologische Instrumente usw. sullen
der Ausstellung teils kostenlos überlassen, teils
käuflich von derselben erworben werden.
Bisher sind dem Komitee von den Assicurazzioni
Generali, von der Triester Handels- und Ge-
werbekammer, vom Österreichischen Lloyd,
von der Austro-Americana, vom Kleingewerbe-
Förderungs-Institut für Triest und Istrien usw.
Beträge zur Verfügung gestellt worden. Der
Istrianer Landesausschuß und die Handels-
und Gewerbekammer in Rovigno haben der
Glastechnisches. — Gewerbliches.
Deutsche
_ Mechaniker-Ztg.
Ausstellung ebenfalls finanzielle Unterstützung
zugesichert.
Wie der Ständigen Ausstellungs-
kommission für die Deutsche Industrie
von zuständiger Seite mitgeteilt wird, dürfte
es sich auch für deutsche Firmen empfehlen,
der Ausstellung Offerten und Preislisten für
nautische und meteorologische Instrumente so-
wie für Fischereiartikel zugehen zu lassen.
Briefe und sonstige Zusendungen sind zu
adressieren an das Komitee der Maritimen
Ausstellung, Triest, Handelskammer, in deren
Räumen sich vorläufig das Bureau befindet.
Dem Generaldirektor der Staatsbahnen in
Santiago in Chile sind 7000 $ Gold für die
Anschaffung chirurgischer Instrumente und
sonstigen Bedarfs für die Chirurgie überwiesen
worden.
Die englische Feinmechanik auf der
Weltausstellung in Turin 1911.
Chem. News 103. S. 72. 1911.
Hr.B.Redwood, Vorsitzender des englischen
Komitees für die chemischen Industrien auf der
Weltausstellung in Turin, teilt den Chem. News
mit, dab dort zwei vollständig ausgerüstete
chemische Laboratorien eingerichtet werden
sollen, um auf diese Weise Instrumente und
Apparate im Betriebe zu zeigen; außerdem
werden im Anschluß hierin auch Apparate in
Schränken aufgestellt sein.
Auch die wissenschaftlichen Instrumente
sollen in gleicher Weise vorgeführt werden,
wofür u. a. elektrischer Strom verfügbar sein
wird. Es ist beabsichtigt, einen großen Dunkel-
raum zu schaffen, um Projektionsapparate,
Oszillographen, Spektroskope, Photometer usw.
im Betriebe zu demonstrieren.
Die englische Ausstellung in Turin steht,
wie die in Briissel, unter Leitung der Aus-
stellungsabteilung des englischen Handels-
ministeriums.
Wenn Hr. Redwood diese Art der Aus—
stellung als wirkungsvoll bezeichnet, wird man
ihm beipflichten müssen; wenn er sie aber „neu“
nennt, so darf man wohl daran erinnern, daß
genau dasselbe Verfahren bereits1904 in St. Louis
in der deutschen Abteilung bei den wissen-
schaftlichen Instrumenten geübt worden ist.
Deutschlands Handel in Waren der
optischen und feinmechanischen
Industrie im Jahre 1910.
Im Anschluß an die Mitteilungen in der
D. Mech-Ztg. 1910. S. 224 werden im
folgenden die Werte, der Eins und Ausfuhr
Heft 5.
1. März 1911. =e
von Waren der optischen und feinmecha-
nischen Industrie im Jahre 1910 nach dem
Dezrmberhrft der Monathchen Nachweise
über den auswärtigen Handel Deutsch-
lands (herausgegeben vom Kais. Sta-
tistisehen Amt) mitgeteilt.
Menge
in
dz
752. Rohes optisches Glas : 760
753. Rohglas in Segmenten für
Brillenglaser . . . 0
755. Brillenglkser, See er 2
756 a. Brillengläser mit geschliffenem
Rand, Lupen 405
756 b. Linsen für optische und photo:
graphische Zwecke 527
757a. Brillen, Lupen usw. in Fassung 84
757 b. Fernrohre, Feldstecher, Opern-
gläser 618
757 c. Photographische wid Heinrich:
objektive, Mikroskope 79
757d. Photographische Apparate,
Stereoskope Bee en 213
7676. Thermometer, Barometer aus
Glas!) 36
767 f. Apparate und e ente aus
Glas?) . =
814b. MeBwerkzeuge * i 228
89la. Läutewerke, Elektrisierma-
schinen usw. a ee GR Se 25
glb. Phonographen, Grammophone 904
891c. RerBzeuge, Teilmaschinen
Planimeter . i 30
891d. Optische e 17
891e. Astronomische, geodätische,
nautische, n
Instrumente 88
891g. Schrittzähler, zahlwerke usw. 6 548
891i. Präzisionswagen, Instrumente
für Metrologie i 26
891k. Barometer, eee e
chemische Instrumente 49
8911. Physikalische Lehrapparate?) . —
Der Entwurf eines Versicherungs.
gesetzes für Angestellte”).
Seit etwa einem Jahrzehnt sind die nicht-
beamteten Angestellten fast aller Berufsklassen
1) Nur für Einfuhr. — ?) Nur für Ausfuhr.
3) Entwurf eines Versicherungsgesetzes für
Angestellte nebst Begründung. Amtliche Aus-
gabe. 4%. 167 S. Carl Heymann, Berlin.
Geworbliches.
5
mei E — — — —— — — — . — —
Die Werte der Ausfuhr beruhen auf
den Wertangaben der Absender mit Aus—
nahme von Nr. 814b, welche von dem
Handelsstatistischen Beirat des Kais. Sta-
tistischen Amtes geschäzt wurden, eben-
so wie sämtliche Werte der Einfuhr.
Einfuhr Ausfuhr
Wert Wert für] Menge | Wert Wert für
in | 1d in in 1 dz
1000 M | M dz 1000 X M
|
380 500 | 3232 | 840 260
oO — 420 98 233
1 500 336 98 292
|
534 | 1328 | L124 | 560 48389
791 1500 121 | 227 1876
314 374 624 | 783 1253
2163 | 3 500 949 4 649 4 900
j
271 3430 984 3281 3 334
426 | 2000 | 1899 | 4176 | 2199
|
22 300 5 = =
— — 4341 6840 477
16 7061670 | 822 490
|
18 | 720 218 104 477
407 450 | 28080 7956 283
|
90 | 3 000 1011 , 1637 . 1619
54 | 3177 2977 847 | 2852
|
| | |
Ä i
521 | 5 875 737 | 1004 | 1362
6541 1000 | 14979 7230 | 483
39 | 1500 | 682 © sos | 1187
42 857 1 733 1455 839
= — 1795 | 1662 | 926
bestrebt, ihre und ihrer Angehörigen Zukunft
durch Erlangung von Pensionsanspriichen —
ähnlich wie sie für Beamte des Staats- und
Reichsdienstes schon bestehen — sicherzu-
stellen. Das jetzt dem Reichstag zur Beratung
im Entwurf mit eingehender Begründung!)
1) Im nachfolgenden abgekürzt mit B.
zitiert; die hinzugesetzte Zahl gibt die Seite
der amtlichen Ausgabe an:
52
— nn m —ññ᷑ ˙— mme — lak = =
vorgelegte „Versicherungsgesetz für Ange-
stellte“ sucht diesen Bestrebungen dadurch
Rechnung zu tragen, daß es grundsätzlich für
alle Angestellten, die nach vollendetem 16. und
vor vollendetem 60. Lebensjahr in eine „ver-
sicherungspflichtige“ Beschäftigung eintreten,
die Zwangsversicherung einführen will. Mit
Rücksicht auf den nicht unerheblichen Umfang
des Entwurfs, der in 376 Parapraphen zahl-
reiche Spezialbestimmungen enthält, mag es
nicht unerwünscht erscheinen, die für die Leser
dieses Blattes wichtigsten Bestimmungen kurz
darzustellen.
I. Was unter einem „Angestellten“ zu ver-
stehen ist, vermeidet der Gesetzentwurf zu er-
lAutern, weil durch Begriffsbestimmungen der
Kreis pensionsbedürftiger Personen leicht zu
eng gezogen wird. Statt dessen zählt der
Entwurf in $ 1 mehr oder minder speziell die-
jenigen Gruppen von Personen auf, deren Ver-
sicherung das Gesetz bezweckt. Wie ein Blick
auf die dort aufgezählten Gruppen ergibt,
handelt es sich durchweg um Personen, die im
Gegensatz zu den auf eigene Rechnung Tätigen
sich in abhängiger Stellung befinden, aber ihrer
Berufsstellung nach über der eigentlichen
Arbeiterklasse stehen. Es macht hierbei keinen
Unterschied, ob der „Angestellte“ nach der
Art seiner Stellung nur zu „ausführender“ oder
aber innerhalb seiner Stellung zu „selbständiger“
Tätigkeit berufen ist, sich also „in leitender
Stellung“ befindet, weil in beiden Fällen die
„wirtschaftliche Lage“ die gleiche zu sein
pflegt (B. 72). Die Versicherungspflicht er-
streckt sich ferner in gleichem Umfange auf
männliche wie weibliche Angestellte.
Nicht jeder aber, der „angestellt“ ist, ist
pensionsbedirftig. Der Entwurf führt den
Versicherungszwang nur für Angestellte ein,
die gegen ein Entgelt von höchstens 5000 M
beschäftigt sind, und nimmt für Angestellte mit
höheren Gehaltsbezügen an, daß sie durch Er-
sparnisse oder durch Abschluß von Verträgen
mit privaten Versicherungsgesellschaften ihren
Lebensabend und ihre Hinterbliebenen selbst
genügend sicher stellen können (B. 72). Als
„Entgelt“ will das Gesetz in $ 2 hierbei nicht
blos „Arbeitsverdienst, Gehalt, Lohn“ ansehen,
sondern auch „Gewinnanteile, Sach- und andere
Bezüge, die der Versicherte, wenn auch nur
gewohnheitsmäßig* — (d. h. ohne ausdrückliche
Vereinbarung) „statt baren Geldes oder
neben ihm von dem Arbeitgeber oder einem
Dritten erhält“. Denn auch durch diese Be-
zuge wird die Tätigkeit des Angestellten „mit-
abgegolten“. Ausgeschlussen von der Ver-
sicherung sind endlich diejenigen Angestellten,
die zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes
etwa schon berufsunfähig sind (8. Nr. IV), weil
für diese noch keine Beiträge bezahlt sind,
Gewerbliches.
Dentsche
_Mechaniker-Ztg.
ferner diejenigen Angesteltten, die beim Eintritt
in die versicherungspflichtige Beschäftigung
schon das 60. Lebensjahr vollendet haben,
weil nach den angestellten Berechnungen diese
Personen „wegen der Wartezeit (meist 10 Jahre;
8. Nr. IV) im Durchschnitt nicht mehr einen
Anspruch erwerben können, der für ihre voraus-
sichtliche Beitragsleistung eine genügende
Gegenleistung bietet“ (B. 73). ö
II. Von den hiernach versicherungs—
pflichtigen Angestellten interessiert den Leser-
kreis unseres Blattes nur die Gruppe der-
jenigen Personen, die der Entwurf bezeichnet
als „Betriebsbeamte, Werkmeister und andere An-
gestellte in einer ähnlich gehobenen oder höheren
Stellung ohne Rücksicht auf ihre Vorbildung
Hervorzuheben ist, daß für die Versicherungs-
pflicht nach dem Gesetzentwurf somit nicht
die Vorbildung des Angestellten maßgebend ist,
sondern lediglich die mehr oder weniger „ge-
hobene Stellung“, die der Angestellte in einem
Betriebe oder einem ähnlich gearteten Inbegriff
von Geschäften einnimmt. Ob eine solche
Stellung vorliegt, entscheidet der konkrete
Einzelfall. Es kann also nicht nur ein
akademisch gebildeter Ingenieur, sondern auch
ein ehemaliger Arbeiter in Frage kommen:
es genügt, daß er in einem „Betriebe“, der
etwa auf Erzeugung oder Be- und Verarbeitung
von Gegenständen gerichtet ist, eine lediglich
leitende oder beaufsichtigende Stellung inne-
hat (Betriebsbeamter) oder eine teils leitende
teils ausführende Tätigkeit ausübt (Werk-
meister) oder sich in sonst irgendwie gehobener
Stellung befindet. Der Entwurf stellt lediglich
noch die weitere Bedingung, daB diese Be-
schäftigung des Angestellten keine nebenamt-
liche ist, sondern seinen Hauptberuf bildet.
III. Die Kosten der Angestelltenversicherung
sollen nur durch Beitragsleistungen der Arbeit-
geber und der Angestellten aufgebracht werden,
weil nach den Motiven (B. 120) ,die allge-
meine Finanzlage Zuschitsse des Reichs aus-
schließt“, Eine Abstufung der Beiträge nach
Alter, Geschlecht, Beruf, Familienstand und Ge-
sundheitsverhältnissen, wie dies bei privaten Le-
bensversicherungsanstalten vielfach geschieht,
ist aus praktischen Gründen nicht in Aussicht
genommen. Die Beiträge stufen sich lediglich
nach 9 Gehaltsklassen ab; welcher dieser Klassen
der Versicherungspflichtige angehört, bestimmt
sich nach seinem Jahresarbeitsverdienst. Als
Jahresarbeitaverdienst gilt bei wöchentlicher
Gehaltszahlung das 52-fache, bei monatlicher
Zahlung das 12-fache, bei vierteljährlicher
Zahlung das 4-fache des gezahlten Betrages;
bei der Berechnung von Gewinnanteilen, Sach-
und anderen Bezügen, die ihrem Betrage nach
nicht feststehen, wird der Betrag des dem
Beitragsjahr vorangehenden, Jahres) zugrunde
Heft 5.
1. Marz 1511.
gelegt. Freiwillig in einer höheren Klasse, als ihr
der Angestellte hiernach gesetzlich angehört,
kann er sich nicht versichern. Um die in Aussicht
genommenen Pensionen zu decken, sind die Bei-
träge auf Grund eingehender Berechnung auf
5 bis 8% des versicherten Einkommens, und
zwar für alle Versicherten derselben Klasse
gleich hoch, bemessen worden. Die Beiträge
berechnen sich hiernach für jeden Monat, in
dem eine versicherungspflichtige Beschäftigung
stattgefunden hat, wie folgt:
A bis zu 550 1,60 M
B |von mehr als 550M , , 850 „| 3,20 ,
Ci, „ „ 80, „ „ 1160 „| 4.80 „
D|, „ „ 1180, „ „ 1500 „ 680 „
El, „ „ 1500, „ „ 2000 „ 9,60 „
„ „ „ 2000 „ „ „ 2500 „13,20 „
Gi, „ „2500 „ „ „ 3000 „ 16,60 „
Ai, „ „ 3000 „ „ „ 4000 „20,00 „
Il, „ „ 4000, „ „ 5000 „26,60 „
Angestellter und Arbeitgeber tragen jeder
die Ha'fte des Beitrags; die Einsendung erfolgt
gegen Quittungsmarken allmonatlich durch
den Arbeitgeber an die bei Bankhäusern oder
Postanstalten zu errichtenden Beitragsstellen,
die ihrerseits die Beiträge an eine zu er-
richtende Reichsversicherungsanstalt abführen.
Ein Angestellter, der aus einer versicherungs-
pflichtigen Beschäftigung nach Entrichtung
von mindestens 60 Monatsbeitragen ausscheidet,
kann ausnahmsweise die Versicherung frei-
willig fortsetzen oder, wenn er bereits
120 Monatsbeiträge gezahlt hat, sich die bis
dahin erworbene Anwartschaft durch bloße
Zahlung einer Anerkennungsgebühr von jährlich
3 M erhalten.
(Schluß folgt.)
— a
Kieinere Mitteilungen.
Der diesjährige Blitzableiter-Kursus des
Physikalischen Vereins zu Frankfurt
a. M. findet in der Woche vom 3. bis 8. April
statt. Das Honorar beträgt 30 M, Anmeldungen
sind an das Sekretariat des Physikalischen
Vereins (Kettenhofweg 132 bis 144) zu richten.
Das Technikum Mittweida, ein Institut
zur Ausbildung von Elektro- und Maschinen-
Ingenieuren, Technikern und Werkmeistern,
zählt jährlich etwa 2 bis 3000 Studierende.
Das Sommersemester beginnt am 20. April 1911,
und es finden die Aufnahmen für den am
30. März beginneuden, unentgeltlichen Vor-
kursus von Mitte Marz an wochentäglich statt.
Ausführliches Programm mit Bericht wird
kostenlos vom Sekretariat des Technikums
Mittweida (Kgr. Sachsen) abgegeben.
—
Bücherschau u. Preislisten.
E. Baur, Themen der physikalischen Chemie.
8°. 113 8. mit 52 Abb. Leipzig, Akade-
mische Verlagsgesellschaft 1910.
4,00 M.
Das vorliegende Büchlein enthält 9 Vor-
lesungen, die auf Veranlassung des Vereins
deutscher Ingenieure in Braunschweig ge-
halten sind und die den Zweck verfolgen, den in
der Praxis stehenden Ingenieur für die Aufgaben
der physikalischen Chemie zu interessieren und
ihm an einigen typischen und praktisch wich-
tigen Beispielen ihre Fragestellung und Ergeb-
nisse anschaulich vor Augen zu führen. Die
behandelten Gebiete sind: Die chemische Er-
zeugung von Elektrizität in Akkumulatoren,
Verbrennungs- und Photoketten, denen der
Verf. den gemeinsamen Namen „Voltaketten“
gibt, die thermochemischen Prozesse im Hoch-
ofen, einige Gasreaktionen bei anorganisch-
chemischen Prozessen (Chlorgewinnung nach
Deacon, Kontaktschwefelsäure, Salpetersäure
aus Luft und Ammoniaksynthese), Katalyse,
Gasexplosionen und Explosivstoffe, Metallo-
graphie, Kolloide und Absorption. In lebendiger
Darstellung, die durch die Schilderung geschickt
gewählter Versuche unterstützt ist, wird der
Leser mit einer großen Zahl interessanter Tat-
sachen bekannt gemacht, die nicht nur lose
aneinandergereiht, sondern unter einem einheit-
lichen Gesichtspunkt betrachtet und damit in
einen inneren Zusammenhang gebracht sind.
Daß bei der Mannigfaltigkeit des Stoffes eine
einigermaßen erschöpfende Behandlung ausge-
schlossen war, ist selbstverständlich; indessen
ist die Knappheit der Darstellung doch öftere
gerade bei der Einführung der Grundbegriffe
und Formeln in starkem Maße fühlbar, so daß
wohl nur ein Kundiger den Rechnungen ganz
zu folgen imstande sein wird; auch ist der
Ausdruck nicht immer so prägnant, daß Miß-
verständnisse ausgeschlossen sind. So sagt der
Verf. z. B. S. 13: „es handelt sich. . . um den
Platz, den die Maschine für eine bestimmte
Leistung einnimmt. Dies Verhältnis nennt man
die Kapazität“; in Wirklichkeit kann so höchstens
der reziproke Wert der Kapazität definiert werden.
Nichtsdestoweniger wird die Schrift unzweifel-
haft vielen sehr willkommen sein und kann
auch jedem, der sich über die für die Technik
Deutsche
_Mechaniker-Zig.
54 Bücherschau und Preislisten. — Patentschau.
wichtigen physikalisch - chemischen Fragen
orientieren will, nur empfohlen werden.
Hffm.
Ph. Haber, Handbuch der Mechanik. Neu be-
arbeitet von Prof. W. Lange. 8. Aufl.
K1-8°. XIV, 291 S. mit 239 Abb. (Aus
Webers Ill. Handbüchern). Leipzig, J. J.
Weber 1910. Geb. 3,50 M.
Das altbekannte und verbreitete Buch
Hubers ist bereits in seiner 7. Auflage von
W. Lange neu bearbeitet worden und auch in
der vorliegenden Neuauflage den Fortschritten
der Mechanik angepaßt worden. Es beschränkt
sich nicht auf die lehrhafte Wiedergabe von
Formeln und Gesetzen, sondern weckt das In-
teresse des Lesers namentlich durch Vorführung
der Anwendungen. Den Automobilen und
sogar den Luftfahrzeugen ist bescheidener
Raum gewidmet. G.
Preislisten usw.
Hartmann & Braun A.-G. (Frankfurt a. M.),
Elektrophysikalische Demonstrationen, mit
einer Beschreibung der verwendeten Appa-
rate. 8° 20 S. mit Illustr.
In der Druckschrift, die Interessenten
kostenlos zur Verfügung steht, sind einfache
Einrichtungen beschrieben, welche gestatten,
mehrere verwandte Erscheinungen im physi-
kalischen Unterricht mit den gleichen Mitteln
zur Darstellung zu bringen. Es soll dadurch
dem Lehrenden mehr Raum zur persönlichen
Betätigung gegeben und der Schüler nach-
haltiger zur Mitarbeit angeregt werden, als
dies bei Benutzung von Spezialapparaten, die
nur einem ganz bestimmten Versuche dienen.
möglich ist.
Das Drehspulengalvanometer ist derart
ausgebaut, daß Drehspule, Zeiger und Bisen-
kern einen selbständigen Apparat bilden, der
leicht aus dem Polraum des feststehenden per-
manenten Stahlmagneten herausgenommen
werden kann. Die Einführung eines Doppel-
T-Ankers mit Wicklung verwandelt das Galvano-
meter in einen Motor. Durch praktisch kon-
struierte Widerstände läßt sich das Anwendungs-
gebiet des Galvanometers beträchtlich er-
weitern. Ein weiterer Demonstrationsapparat
ist als kombiniertes Volt- und Amperemeter
elektromagnetischen Systems gebaut. Das be-
wegliche Zeigersystem kann auch hier mit
seiner Lagerung aus dem Hohlraum der mit
zwei Wicklungen versehenen Spule genommen
werden, die dadurch für alle Induktionsversuche
verwendbar gemacht wird. Eine Reihe von
Anwendungsbeispielen zeigt die Zweckmäßig-
keit der ausgeführten Konstruktionen.
Wr.
J. G. Huch & Co., G. m. b. H., Graphische
Kunstanstalt (Braunschweig u. Berlin SW 48,
Friedrichstr. 16). Die Reproduktionstechnik
und ihre Bedeutung für die Industrie. 4°,
192 S. mit vielen Illustr. u. Kunstblättern.
— — —
Patentscha u.
—— ee
1. Unterbrecher mit einem flüssigen und einem festen Kontaktmetall, dadurch ge-
kennzeichnet, daß die Rotationsfigur der geschleuderten, leitenden Flüssigkeit an einer oder
mehreren Stellen durch ein oder mehrere mechanische Hindernisse in ihrer Bewegungsbahn so
geändert wird, daß an dieser Stelle durch Berührung der Flüssigkeit
mit dem festen Kontakte die Strom-Schließung und -Unterbrechung
bewirkt wird.
2. Unterbrecher nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Hinderniskörper so ausgebildet ist, daß durch seine Vert ellung
in irgend einer Richtung die Deformation der Rotationsfigur ver-
damit die Kontaktdauer
geregelt wird. F. Dessauer und Veifa-Werke in Aschaffenburg.
ändert (verstärkt oder abgeschwächt) und
11. 7. 1909. Nr. 222594. Kl. 21.
Verfahren zur Herstellung von Bifokallinsen oder Rohstücken für diese, die aus
zwei Glasstücken von verschiedenen Brechungsexponenten bestehen, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Fläche des einen Stückes der Krümmung der Berüh-
rungsfläche der Teillinsen entsprechend geschliffen und poliert
und das andere Glasstück, vorzugsweise die größere Linse, 80
weit erhitzt wird, bis es durchaus oder auf einer Seite plastisch
wird, und daß dann die geschliffene und polierte Fläche der —
erforderlichenfalls, um das Zerspringen zu verhindern, aber nicht
bis zur Erweichung vorgewärmten — ersten Linse in das im
Heft 5.
1. März 1911. Patentschau. — Vereins- und Personeanachrichten. 55
plastischen Zustande befindliche Glasstück eingepreBt wird, so daß die eine Linse den ent-
prechenden Teil des erweichten Glasstückes verdrängt uud beide Linsen zusammengeschmolzen
werden. Bausch & Lomb Optical Cy. in Rochester, V. St. A. 4.8.1909. Nr. 222 476. Kl. 32.
Isolation von Spulen, bei der die einzelnen Wicklungslagen durch Isolationsstreifen
von ganzer Spulenbreite in einzelne Abschnitte unterteilt sind, dadurch gekennzeichnet, daß
sämtliche Lagen der Wicklung unterteilt und
die Abschnitte von Lage zu Lage abwechselnd
einmal nach links, einmal nach rechts ansteigend
angeordnet werden, zum Zwecke, bei geringster SEES
Zahl von Lage - Unterteilungen an den gefähr- 77. (IIIIIIIIIT
deten Stellen den höchsten Isolationswert zu er-
reichen. R. Bosch in Stuttgart. 13. 12. 1908. Nr. 222785. KI. 21.
1. Röhrenlibelle mit einem Spiegelsystem, das die Bilder der beiden Blasenenden
dicht beieinander entwirft, gekennzeichnet durch eine solche Anordnung des Spiegelsystems, daß
die Kurve des einen Bildes dieselbe Richtung hat wie die des andern.
ad
(Sa De}
2. Röhrenlibelle nach Anspr. 1, gekennzeichnet durch eine seitliche Lage der wirk-
samen Eintrittsöffnungen des Spiegelsystems zur Libelle, bei der nur ein Kurvenast in jedem
Bilde sichtbar ist und beide Äste einander die Scheitelpunkte zukehren. C. Zeiß in Jena.
6. 8. 1909. Nr. 222754. Kl. 42.
1. Elektrolytischer Gleichrichter für Wechselströme, dadurch gekenn-
zeichnet, daß Elektroden von erheblich verschiedener Größe in einen Elektrolyten
tauchen, der dieselben Ionen in verschiedenen Valenzzuständen enthält, derart, daß
an der einen Elektrode die Valenz des Ions in demselben Maße erhöht wird, wie
sie an der anderen herabgesetzt wird.
2. Zelle nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Elektrolyt eine
wässerige Lösung von Alkalipolysulfiden und Alkalisulfiden verwendet wird. H. Bt.
Hatfield in Hove, Sussex, Engl. 23. 7. 1908. Nr. 222593. KI. 21.
Peru
Zirkelgriff, dadurch gekennzeichnet, daß an ihm federnde Lamellen be-
festigt sind, die mit in den Zirkelschenkel ragenden Körnerspitzen versehen sind,
wobei der Anzug dieser Körner durch die bekannten Zirkelgriffschrauben geschieht.
Mertz & Co. in Löwenberg i. Schles. 19. 6. 1909. Nr. 222104. KI. 42.
———————————.
Auf Erschütterungen nicht ansprechende Anordnung von elektrischen Schaltvor-
richtungen (Relais), dadurch gekennzeichnet, daß das Relais aus mehreren Systemen besteht,
bei denen durch elektrische Impulse die Bewegung der Zungen im anderen Sinne erfolgt als
durch mechanische Erschütterung der Schaltorgane, zu dem Zwecke, ein Ansprechen nur durch
elektrische Impulse zu bewirken. C. Lorenz in Berlin. 18. 5. 1909. Nr. 223140. KI. 21.
— — — —
Vereins- und Personen nachrichten.
Lehrlingsnachweis der Abt. Berlin. Werkstattinhaber die frei werdenden Stellen
Die Anfragen von Eltern und Vor- | beim Vorstande angemeldet haben. Es ist
mündern wegen offener Lehrstellen sind | dies um so bedauerlicher, als es sich oft
in letzter Zeit stark angewachsen; es war | um anscheinend sehr geeignete junge
aber nicht möglich, die Gesuche aus- | Leute handelte. Ich bitte deshalb die
reichend zu beantworten, da nur wenige | Herren Werkstattinhaber der (Abteilung
50
Berlin dringend, mir regelmäßig und
möglichst frühzeitig Mitteilung zu machen,
wenn bei ihnen Lehrstellen frei werden,
ev. unter näheren Angaben über ihre
Wünsche inbezug auf Vorbildung, über
Lehrgeld usw.
W. Haensch
Vorsitzender
der
D. G. f. M. u. O. Abteilung Berlin.
D. G. f. M. u. O. Zweigverein Göt-
tingen. Sitzung vom 24. Januar 1911 im
Hotel National. Vorsitzender Hr. E. Ruhstrat.
Der Vorsitzende erteilt zunächst das Wort
Hrn. Dr. Trümpler zu einem Vortrage über
ein neues Passageinstrument, das nach An-
gaben von Hrn. Prof. Ambronn und von dem
Vortragenden in den hiesigen Werkstätten von
F. Sartorius gebaut worden ist und in der
hiesigen Sternwarte seine Aufstellung erhalten
hat. Das äußerst sinnreiche Instrument ge-
stattet, den Durchgang eines Sternes durch
den Meridian und den Zeitpunkt des Durch-
ganges auf photographischem Wege zu messen,
wodurch die Ungenauigkeiten der sog. per-
sönlichen Gleichung des Beobachters ausge-
schaltet werden.
Nach Erstattung des Kassenberichtes und
Jahresberichtes wird die Neuwahl des Vor-
standes vorgenommen, wobei die bisherigen
Vorstandsmitglieder wiedergewählt werden.
Dieselben nehmen die Wahl dankend an. Als
Mitglied des Hauptvorstandes wird Hr. Wilh.
Sartorius wiedergewählt.
Als neues Mitglied des Zweigvereins wird
Hr. Dr. Simon, wissenschaftlicher Mitarbeiter
in den optischen Werkstätten von R. Winkel
in Göttingen, aufgenommen.
Über den Stand der Angelegenheit bezüglich
der Anschaffung von Schränken für die perma-
nente Ausstellung der hiesigen mechanischen
Werkstätten berichtet Hr. W. Sartorius.
Es wird eine Kommission ernannt, welche die
Besorgung der Schränke ins Werk setzen soll.
Auch regt Hr. W. Sartorius an, einen
Bibliotheksschrank in dem Ausstellungssaale
aufzustellen. Behrendsen.
Zwgv. Hamburg-Altona. Sitzung
vom 7. Februar 1911. Vorsitzender: Hr. Dr.
P. Krüß.
Nach Vorlage der Abrechnung über das
Jahr 1910 durch den Schatzmeister, Hrn. R.
Für die Redaktion verantwortlich: A.
Deutsche
ae Mechaniker-Ztg.
Dennert, und Genehmigung derselben wird
der Festausschu8 neu gewählt. Die in der
Gründung begriffene Hanseatische Zeitschrift
für Industrie und Handwerk soll in einem
Exemplar für den Verein bezogen werden. In
den Festausschuß werden die Herren Richard
Dennert, Stein und Graaf gewählt.
Auf Anregung von Hrn. Dr. Hugo Krüß
findet sodann eine Besprechung über den
Mitgliedsbeitrag, über die Wahl des Vorstandes
der Gesellschaft und über den Entwurf eines
Gesetzes zur Versicherung der Angestellten
statt. H. K.
Habilitiert: Dr. A. Wilkens für Astronomie
an der Universität Kiel.
Ernannt: Prof. Dr. G. Baumert in Halle
zum Abteilungsvorsteher am Chemischen Uni-
versitätsinstitut; Prof. Dr. Kehrmann in Mül-
hausen i. E. zum Prof. der anorganischen
Chemie an der Universität Lausanne; Dr. V.
Conrad, Privatdozent der Meteorologie in Wien,
zum ao. Prof. für kosmische Physik an der
Universität Czernowitz; Mag. E. Rosenthal,
Observator am Physikalischen Observatorium
zu Tiflis, zum ao. Prof. der Geophysik an der
Universität Warschau; Prof. Dr. O. Hecker in
Potsdam zum Leiter der Kais. Hauptstation für
Erdbebenforschung in Straßburg; Prof. K. E.
Guthe von der Universität von Jowa, zum
Prof. dər Physik an der Universität von
Michigan in Ann - Arbor; Dr. E. Wedekind,
ao. Prof. an der Universitat Tübingen, zum
Professor für anorganische und physikalische
Chemie an der Universität Straßburg; Privat-
dozent für anorg. Chemie Dr. W. Prandti an
der Universität München zum ao. Professor;
Konservator an der Meteorologischen Zentral-
station in München Dr. A. Schaum zum Di-
rektor; Prof. R. A. Sampson zum Kgl. Astro-
nomen und Prof. der Astronomie in Edinburgh;
zu Professoren: die Privatdozenten an der Uni-
versität Berlin Dr. O. v. Baeyer (Physik)
und Dr. O. Hahn (Chemie), der Privatdozent
der Chemie an der Universität Kiel Dr. G.
Preuner.
Gestorben: Th. N. Thiele, Prof. emer.
der Astronomie an der Universität von Kopen-
hagen; Prof. Dr. F. B. Ahrens, Dir. des Land-
wirtschaftlich-technologischen Instituts der Uni-
versität Breslau; Dr. St. v. Kostanecki, o. Prof.
der organischen Chemie an der Universität
Würzburg; Dr. R. Fittig, Prof. der Chemie au
der Universität Straßburg i E.
Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion! A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 6. 15. März. | 1911.
— — —— — —ͤä ſſ—— nv a e:
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Stoppubr mit elektrischer Auslösung und Arretierung.
Mitteilung aus dem Beleuchtungstechnischen Laboratorium von Dr H. Lux in Berlin
Die Stoppuhr mit Zehntel- bezw. Fünftel-Sekunden-Registrierung ist in physi-
kalischen Laboratorien ein ganz unentbehrliches Meßgerät geworden. Die ‚bei ihrer
Benutzung gemachten Fehler können sich aber leieht auf mehrere zehntel! Sekunden
belaufen. Bei ihrer Betätigung spielt zunächst die physiologische Reaktionszeit eine
erhebliche Rolle, dann aber ist die Auslösung und die Arretierung jedesmal mit einem
nieht unerheblichen Kraftaufwande verbunden, so daß zeitliche Verzögerungen sowohl
beim Auslösen als auch beim Arretieren unvermeidlich sind.
Um die Fehler in der Zeitangabe zu eliminieren, habe ich mir deshalb die in
Fig. I abgebildete Einrichtung bauen lassen, mit deren Hilfe die Stoppuhr automatisch
dureh elektromagnetische Wirkung ausgelöst bezw. arretiert werden kann. Dazu hat
die gewöhnliche käufliche Stoppuhr eine kleine Abänderung erfahren. Bei der käuf-
lichen Stoppuhr geschieht die Auslösung des springenden Zeigers dadurch, daß dureh
einen Druck auf den Aufzugsknopf ein sonst an der Unruhe anliegender federnder
Drahtbügel von dieser abgezogen wird, wodureh die Unruhe gleichzeitig einen leichten
Antrieb erhält. Dureh einen zweiten Druck auf den Aufzugknopf wird der erwähnte
Drahtbügel wieder an die Unruhe angedrückt, so dab der Sekundenzeiver sofort zum
Stillstand kommt. Dureh einen dritten Druck auf den Aufzugsbügel schließlich wird
der Sekundenzeiger wieder auf null zurückgeführt. Diese Anordnung ist bei der von
mir abgeänderten Stoppuhr bestehen geblieben. Jeh habe jedoch dureh das Gehäuse
außerdem noch einen kleinen Stift seitlich hindurchgeführt, der unmittelbar auf den
federnden Drahtbiigel, der die Unruhe festhält bezw. losläßt, einwirkt. Durch einen
ganz leichten Druck auf diesen seitlich aus dem Gehäuse herausragenden Stift kann
deshalb der in Bewegung befindliche Sekundenzeiger sofort angehalten werden. Em
die Uhr dann wieder in Gang zu setzen, braucht man den aus dem Gehäuse heraus-
ragenden Druckstift nur wieder loszulassen.
Die Betätigung des aus dem Gehäuse herausragenden Druckstiftes geschieht
nun bei der von mir getroffenen Anordnung, wie bereits erwähnt, auf elektro-
magnetischem Wege. Hierzu dient der in Fig. J links sichtbare Elektromagnet a.
Der Anker dieses Elektromagneten ist an einem Ende eines in einer kleinen Säule gee-
lagerten dreiarmigen Winkelhebels b befestigt und wird durch eine Spiralfeder, die
an einem anderen Ende des Winkelhebels angreift, von dem Elektromagneten abee-
zogen. Hierbei drückt der dritte Arm des Winkelhebels mit einer einstellbaren
Ansehlaevorrichtune auf den aus dem Uhrgehäuse herausragenden Druckstift, so daß
sich der Sekundenzeiger nieht bewegen kann, solange dureh den Elektromagneten
kein Strom hindurehgeht. Wird der Elektromagnet jedoch erregt, so wird der Anker
ungezogen. In diesem Augenblicke wird der Druckstift der Uhr freigegeben und der
Sekundenzeiger augzelöst. Sowie der dureh den Elektromagneten verlaufende Strom
wieder unterbrochen wird, wird auch der Sekundenzeiger wieder stillgesetzt.
Der Stromsehlub und die Stromunterbreehung in dem erwähnten Elektro-
magneten geschieht durch ein in Fsg. J rechts sichtbares elektromagnetisches Relais dd,
und zwar sind hier, im Interesse universeller Anwendbarkeit des Apparates, zwei ver-
schiedene Einrichtungen an dem gleichen Relais vorgesehen.
58 H. Lux, Stoppuhr mit elektrischer Auslösung und Arretierung. 1 18
Fall I. Die Zeitdauer eines mechanischen oder physikalischen Vorgunges
soll von seinem Beyinn bis zu seinem Ende verfolgt werden.
Zu Beginn des mechanischen oder physikalischen Vorganges, z. B. bei der
Auslösung des Fallgewichtes einer Atwoodschen Fallmaschine, beim Loslassen eines
beliebigen Pendels usw., wird eine elektrische Kontaktvorrichtung betätigt, indem ent-
weder die Auslösung selbst dureh den elektrischen Strom geschieht, oder indem der
ausgelöste Körper im Augenblicke der Auslösung selbst einen Kontakt schließt. Bei
Beendigung des Vorganges, also etwa beim Aufschlagen des Fallgewichtes der Fall-
maschine, beim Durchgange des Pendels durch die Nullage, wird ein zweiter Strom-
schluß bewirkt.
Sowohl der erste als auch der zweite Stromschlu8 wirken nun auf den in
Fig. 1 rechts sichtbaren Elektromagneten d. Sein Anker wird momentan angezogen
und hierbei schaltet ein mit dem Anker verbundener, beweglicher Finger e das
ganz rechts in Fig. 1 sichtbare Schaltrad f um einen Zahn weiter. Dieses Schaltrad
besitzt in der hier abgebildeten Ausführung 12 Zähne und auf seiner Vorderseite
ebensoviele Stifte, in die ein federnder Sperrhaken g einsehnappt, um das Schaltrad
festzuhalten, wenn der bewegliche Finger in seine Ruhelage zurückgeht. Auf seiner
Rückseite besitzt das Schaltrad auf seinem ganzen Umfange aber nur 6 Stifte. Bei
einer bestimmten Stellung des Schaltrades legt sich an einen der hinteren Stifte des
Schaltrades eine weiche, von den übrigen Apparatteilen isolierte Feder an. Diese
Feder bildet den einen Pol einer dureh den linken Elektromagneten a ver-
Fig. 1.
laufenden Stromleitung, während «das Schaltrad selbst den anderen Pol bildet. In dem
Augenblicke, in dem sieh einer der hinteren Stifte an die Kontaktfeder anlegt, wird
der dureh den linken Elektromagneten verlaufende Stromkreis geschlossen und damit
die Stoppuhr ausgelöst. Empfängt nun der rechte Elektromagnet einen zweiten Strom-
stoB, etwa bei Beendigung des zu beobachtenden Vorganges, so schaltet dessen Anker
mit dem beweglichen Finger das Schaltrad um einen Zahn weiter, und damit wird auf
dessen Rückseite die Kontaktfeder von dem Stifte, auf dem sie auflag, wieder ab-
gedrückt, so daß auch der Stromkreis im linken Elektromagneten unterbrochen und
damit die Stoppuhr wieder angehalten wird.
Diese Anordnung läßt sich z. B. bei der Bestimmung des Gasverbrauches
irgend eines Brenners o. dgl. verwenden.
Alsdann ist der bewegliche Zeiger des Experimentier-Gasmessers mit dem
einen Pole einer Stromquelle verbunden, während an einer beliebigen Stelle des Ge-
häuses, von diesem natürlich isoliert, eine dünne Kontaktfeder angebracht ist, an die
sich der unlaufende Zeiger der Gasuhr bei jeder Umdrehung anlegen muß. Jede
ganze Zeigerumdrehung entsprieht einem Dureheanee von 3 l dureh den Gasmesser.
Indem der dureh den Gasuhr - Zeiger verlaufende Strom durch den ‚rechten Elektro-
15 es eo H. Lux, Stoppuhr mit elektrischer Auslösung und Arretierung. 59
—
magneten d hindurchgeleitet wird, wird die Stoppuhr bei der ersten Berührung
des Gasuhrzeigers mit der Kontaktfeder in Gang gesetzt, bei der zweiten Berührung
aber wieder arretiert. Die Stoppuhr gibt dann die Zeitdauer an, in der 3“ verbraucht
worden sind. Läßt man den Gasuhrzeiger öfter die Stromschlußvorriehtung betätigen,
so addieren sich die Verbrauchszeiten direkt auf der Stoppuhr, und um den mittleren
Verbrauch innerhalb einer bestimmten Zeit zu erhalten, braucht man nur die an der
Stoppuhr abgelesene Zeit durch die Hälfte der beobachteten Zeigerumdrehungen des
Gasmessers zu dividieren. Will man sich mit der Beobachtung der während eines
einmaligen Umlaufes des Gasuhrzeigers verlaufenen Zeit begnügen, so kann man mittels
eines an der Auslösevorrichtung angebrachten Ausschalters den rechten Elektromag-
neten aus dem Stromkreise ausschalten. Ebenso kann der Stromkreis des linken
Elektromagneten für sich ausgeschaltet werden.
Fall II. Die Zeitdauer zwischen dem Auftreten eines Stromschlusses und
der darauf folgenden Stromunterbrechung soll beobuchtet werden.
Soll die in Fig. J abgebildete Einrichtung hierzu benutzt werden, so wird der
Stromverlauf in dem Apparate durch Umsetzen des links sichtbaren Kontaktstöpsels m
etwas abgeändert. Der elektrische Strom verläuft dann durch die Windungen des
linken Elektromagneten, gelangt von hier dureh den Ankerhebel des rechten Elektro-
magneten d, der mit einem nach unten ragenden Ansatzwinkel n an einer Kontakt-
schraube o anliegt, von der er nach einer der auf der rechten Seite des Apparates
sichtbaren Klemmschrauben gelangt. Bewirkt nun das Eintreten irgend eines Vorganges
einen Stromschluß, so wird der linke Elektromagnet erregt und die Stoppuhr ausgelöst,
die Uhr geht dann so lange, bis durch die Beendigung des zu beobachtenden Vor-
ganges der Stromkreis wieder unterbrochen wird. Der rechte Elektromagnet tritt
hierbei gar nicht in Tätigkeit.
Fall III. Beobachtung der Zeitdauer bei Dauer-Stromschluß.
In den Fällen, in denen der erste Stromschluß einen Dauerkontakt veranlaßt,
kann der zeitliche Verlauf eines Vorganges dureh Anordnung einer zweiten Strom-
schlußstelle beobachtet werden. Die Anordnung soll an dem Beispiele eines Apparates
zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes nach Bunsen veranschaulicht werden.
(Fig. 2)
Gasdiehten verhalten sich nahe wie die Quadrate der Aus-
strömungszeiten, mit denen die Gase unter gleichem Druck aus einer
engen Wandöffnung austreten. Man hat also die Zeiten zu beobachten,
deren eine bestimmte Gasmenge zum Ausströmen bedarf. Um meine elek-
trische Uhrauslösung hierzu verwenden zu können, habe ich den
Bunsenschen Originalapparat in folgender Weise abgeändert. In den
unter QuecksilberverschluB stehenden inneren Glaszylinder p, der die
Gase aufzunehmen hat, deren Dichten miteinander zu vergleichen sind,
habe ich nahe am unteren und nahe am oberen Ende je einen Platin-
draht eingeschmolzen, der außen durch eine Kapillarröhre isoliert ist.
Die beiden Platindrähte führen zu zwei Klemmschrauben am Halse des
Glaszylinders. Von dort führen Verbindungsdrähte zu beiden Klemm—
schrauben auf der rechten Seite von Fig. 1. In das Quecksilbergefäß
selbst taucht ein Platindraht, der mit einem Pole einer Stromquelle ver-
bunden ist. Der andere Pol der Stromquelle führt zu der vorderen
linken Klemmschraube des Auslöseapparates. Ist der innere Glaszylinder
ganz mit dem zu untersuchenden Gase gefüllt, was mit Hilfe eines
Dreiweghahnes und eines Gummigebläses geschehen kann, so sind
die in dem Glaszylinder eingeschmolzenen Platindrähte von der isolie-
renden Gassäule umgeben und «dureh den Auslöseapparat geht kein
Strom. Öffnet man nun den Dreiweghahn A, so daß das Gas durch
die enge Öffnung unter dem Druck einer Quecksilbersäule von bestimmter
Höhe ausströmen muß, so tritt allmählich Quecksilber in den inneren Glas-
zylinder ein. Sowie dieses den unteren in den Zylinder eingesehmolzenen Platin-
draht berührt, wird der Stromkreis dureh den linken Elektromagneten der Auslöse-
vorrichtung geschlossen, wodurch die Stoppuhr ausgelöst wird. Steigt nun das Queck-
silber in den Innenzylinder bis zu dem oberen ein geschmolzenen Platindraht in, die
Fig. 2.
Dentsche
60 Ba A. Peman; Nachtrag zu „Die Justierung der geodsuschen Instrumente Mechaniker Zte.
Höhe, so wird ein Teil-Stromkreis geschlossen, der dureh den rechten Elektromagneten
verläuft und diesen erregt. Sowie dessen Anker angezogen wird, wird die Stromver—
bindung zwischen dem Ansatzwinkel n des Ankers und der Kontaktschraube o unter-
brochen, wodurch der linke Elektromagnet seinen Magnetismus verliert, seinen Anker
loßläßt und hierdurch die Stoppuhr stillsetzt. Die abgelesene Zeitdiffereng gibt die
Ausströmungszeit des zwischen den beiden eingeschmolzenen Platindrähten in dem
Innenzylinder eingeschlossenen Gasvolumens.
Da der Zeiger der Stoppuhr jederzeit auf null zurückgeführt werden kann, so
braucht für die einzelnen Beobachtungen immer nur eine einzige Zeigerstellung der
Stoppuhr abgelesen zu werden)).
— ͥ ͤm—2 . — —
Die Justierung der geodätischen Instrumente’).
Von A. Leman, Charlottenburg.
Nachtrag.
Bei den Ausführungen auf der unteren Hälfte von S. 5 ist ein Umstand außer
acht geblieben, auf welchen, um Mißverständnissen zu begegnen, noch zurückgekommen
werden muß. Der dort gemachte Verbesserungsvorschlag würde seinen Zweek em-
wandfrei nur unter der Voraussetzung erfüllen können, daß die Exzentrizität des
Kreises eine unveränderliche Größe ist. Wegen der Natur des konischen Zapfens
darf man sich darauf im allgemeinen nicht verlassen; daher könnte der Fall eintreten,
namentlich bei einem Kreise von sehr exakter Teilung, daß die Niehtberücksiehtigung
der Veränderlichkeit der Exzentrizität Ungenauigkeiten mit sich brächte, die größer
sind, als der Einfluß der Teilungsfehler, den man dabei herabzumindern erstrebt.
Diesem Mißstande läßt sich, ohne den beregten Vorteil aufzugeben, abhelfen,
indem die Alhidade mit vier, um je 90° voneinander abstehenden Ablesemarken ver-
schen wird, von denen, zur Vermeidung von Arbeitsvergeudung, zuerst nur das eine
aar diametral gelegener, nach dem Durehsehlagen aber das andere Paar benutzt wird.
Selbstverständlich bleibt die Bedeutung der Einriehtung auf solche Instrumente be-
schränkt, deren Konstruktion, wie dies bei Noniusablesune fast immer der Fall ist,
nieht gestattet, denselben Zweck dureh Verdrehung des Kreises nach dem Dureh-
schlagen zu erreichen.
Ferner weist Hr. Prof. Dr. O. Eggert in Danzig- Langfuhr in einer an mich
gerichteten Zuschrift zunächst darauf hin, daß die in dem Absehnitt über Wesen und
Bedeutung der Ziellinie behandelte Frage bereits von anderer Seite bearbeitet worden
ist, und zwar zuerst von Hrn. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Ch. Vogler in seiner Prak-
tischen Geometrie“, Bd. I. S. 77, sodann von ihm selbst sowohl in seiner „Einführung
in die Geodäsie* S. 67, als auch in der von ihm herausgegebenen 7. Aufl. von
„Jordans Handbuch der Vermessungskunde*, /. II. S. 195 und 247.
Die Zusehrift enthält dann noch einige Einwendungen, auf welche hier zu ant-
worten mir des allgemeineren Interesses wegen angezeigt erscheint.
l. „Bei der Besprechung des Neigunesfehlers am Theodoliten ist die De-
stimmung desselben mittels einer auf den Zapfen der Kippachse reitenden Libelle nicht
erwähnt.“ — Meine Ausführungen lassen aber erkennen, dab es zur vollständigen
Prüfung einer solchen Libelle nicht bedarf. Beim reinen Theodoliten kommt sie auch
nur selten vor, häufiger allerdings beim Universalinstrumente. Hier aber ist sie als
nur mißbverständlich vom astronomischen Instrumente übernommen anzusehen. Für
dieses bildet die Reitlibelle ein unentbehrliches Zubehör, weil hier die fortwährend
kleinen Sehwankungen unterworfene Neigung der Kippachse messend verfolgt werden
mub: beim geodätischen Instrumente aber spielen diese kleinen Schwankungen keine
Rolle; es genügt, wenn der Neigungsfehler sich innerhalb gewisser, nieht zu enger
Grenzen hält, weil sein Einfluß der verhältnismäbig geringen Zielhöhen wegen klein
bleibt und außerdem der ruhenden Zielobjekte wegen dureh das Durehsehlageverfahren
vollkommen streng eliminiert werden kann. Hier stellt somit die Reitlibelle eigentlich
1) Die elektrische Auslösevorrichtung ist nach meinen Angaben in sehr präziser Weise
von Herrn Mechaniker Carl Busch in Groß- Lichterfelde (Chausseestraße 109b) hergestellt
worden und kostet 50 M; das Adaptieron einer Stoppuhr kostet 5 M.
2) Vgl. diese Zeitschr. 1911. S. 1, 13, 22 u. 23.
Heft 6.
15. Marz 19011
A. Leman, Nachtrag zu „Die Justierung d. geodät. Instrumente“. — Gewerbliches. 61
eine Stilwidrigkeit dar, die um so weniger gerechtfertigt erscheint, als sie einerseits
keinen wesentliehen Vorteil bietet, anderseits die konstruktive Gestaltung des fn-
strumentes ungünstig beeinflußt. Sie setzt zunächst die Gleichheit der Zapfendureh-
messer voraus, die an sieh für den Gebrauch des Instrumentes unnötie ist, erfordert
somit Präzisionsarbeit an unrichtiger Stelle, bedingt, um diese prüfen zu können,
eirentlieh auch, wiederum für den Gebrauch des Instrumentes unnötige, Umlegbarkeit
der), Kippachse und damit im Zusammenhang rasch verschleißende und die Zapfen an-
ereifende Sattellager, beim Universalinstrumente aueh noch fliegende Alhidade. Auber-
dem reieht sie, wie meine Ausführungen beim Nivellierinstrumente zeigen, strengge-
nommen allein nieht einmal aus.
2. „Korrekturvorriehtungen zur Beseitigung des Neigunesfehlers finden sich
auch noeh an neueren Instrumenten.“ — Dieser Punkt steht in nahem sachlichen Zu-
sammenhange mit dem vorigen. Beim astronomischen Instrumente hat die Justier-
barkeit der Kippachse Berechtigung, weil der unbedingt zu fordernden Umlegbarkeit
wegen Sattellager kaum zu vermeiden sind, diese aber der Natur der Sache nach
rascher Abnutzung unterliegen. Damit wird der Winkel zwischen Schwenk- und Kipp-
achse zu einer mit der Zeit veränderlichen Größe und muß berichtigt werden können,
wenn sein Fehler zu grob geworden ist.
Anders aber verhält es sieh beim Theodoliten, bei
forderlich ist, demnach Zxlinderlager am Platze sind, deren minimale Abnutzung Un-
veränderlichkeit des Neigungsfehlers gewährleistet. Es kommt dann eben nur darauf
an, diesen dureh Präzisionsarbeit an richtiger Stelle von vornherein innerhalb der zu-
Hissigen Grenzen zu halten, was keine unüberwindlichen Schwierigkeiten mehr bietet.
Hier ist die Justierbarkeit der Kippachse lediglich als ein, vom Standpunkte der
modernen Teehnik betrachtet, wiederum als Stilwidriekeit erscheinendes Festhalten am
Althergebrachten anzusehen, ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, wo dem Mechaniker
noch nieht die verfeinerten Hilfsmittel und vervollkommneten Arbeitsmethoden der
jetzigen zur Verfügung standen. Damals gelang es natürlich nicht, die von den Ge-
lehrten gestellten Anforderungen auf Präzision unmittelbar zu erfüllen; da mubten
eben jene Justiervorrichtungen dazu dienen, die unvermeidlichen Mängel der Ausführung
zu beseitigen. Daß dafür andere mit in Kauf zu nehmen waren, konnte nicht ins
Gewicht fallen. Heutigen Tages aber sollten sie eigentlich längst über Bord geworfen
und «dureh Präzisionsarbeit verdrängt worden sein! denn Genauigkeiten, wie sie im
dem Umlegen nicht er-
Bau moderner Maschinen, solehe schwerster Art nieht ausgeschlossen, gefordert und
geleistet werden, sollten dem Feinmechaniker nieht mehr unerreichbar sein. Haltbarkeit
und Zuverlässigkeit der Instrumente könnten dadureh nur gewinnen.
3. „Bei Instrumenten mit nieht durchschlagbarem Fernrohr, aber aushebbarer
Kippaehse soll ein Umlegen der letzteren nieht vorgenommen, sondern das Fernrohr
nach dem Ausheben durehgesehlagen und die Kippaehse in gleichem Sinne wieder
eingelegt werden.“ — Wenn diese Vorschrift befolgt wird, ist gegen die Konstruktion
theoretisch kein Einwand zu erheben; es steht dann auch der Anwendung von Zylinder-
lagern wieder niehts mehr im Were. Teh hatte dies nieht erwähnt, weil es mir nur
darauf ankam, die Unzulängliehkeit des Umlegens hervorzuheben.
— —
Gewerbliches.
Der Entwurf eines Versicherungs. körperlichen und geistigen Kräfte zur Aus-
gesetzes für Angestellte.
(Nchlup.)
IV. Gegenstand der Versicherung sind Ruhe-
geld und Hinterbliebenenrente.
Ruhegeld steht dem Angestellten dann zu,
wenn er das 65 Lebensjahr vollendet hat;
ferner, wenn er berufsunfähig (nicht: erwerbs-
unfähig.) geworden, d. h „durch körperliche
Gebrechen oder wegen Schwäche seiner
übung des Berufs dauernd unfähig ist.“ Berufs-
unfahigkeit ist dann anzunehmen, wenn seine
Arbeitsfähigkeit auf weniger als die Hälfte
eines körperlich und geistig gesunden Ver-
sicherten von ähnlicher Ausbildung und gleich-
wertigen Kenntnissen und Fähigkeiten herab-
gesunken ist. Ruhegeld erhält auch derjenige
Versicherte, welcher zwar nieht dauernd berufs—
unfähig ist, aber während 26 Beitragswochen
6 2 j Gewerbliches.
ununterbrochen berufsunfähig gewesen ist, für
die weitere Dauer der Berufsunfähigkeit.
(§ 24). Es wird gezahlt nach Vollendung des
65. Lebensjahres von diesem Zeitpunkt an,
im Fall der Berufsunfäbigkeit vom Eintritt
der Berufsunfähigkeit ab; laßt sich dieser
Moment nicht feststellen, so von dem Tage ab,
an dem der Antrag auf Ruhegeld beim Renten-
ausschuß, dem Organ des Reichsversicherupgs—
amts, eingegangen ist.
Die Hinterbliebenenrente besteht zunächst in
Witwenrente; sodann in Waisenrente, die den
ehelichen Kindern des versicherten Vaters
und den vaterlosen (ehelichen oder unehelichen)
Kindern einer versicherten Mutter, sämtlich
sofern sie noch nicht 18 Jahre alt sind, zusteht.
Zu gunsten des erwerbsunfähigen Ehemanns,
der von seiner versicherten Ehefrau unter-
halten wird, und der ehelichen Kinder, deren
Vater sich seinen väterlichen Uuterhaltspflichten
entzogen hat, sind noch Spezialbestimmungen
vorgesehen.
Der Anspruch auf Ruhegeld oder Hinter-
bliebenenrente setzt eine sog. Wartezeit voraus;
es müssen für Hinterblicbenenrente und für
Ruhegeld männlicher Versicherter mindestens
120 Beitragsmonate, für Ruhegeld weiblicher
Versicherter 60 Beitragsmonate verstrichen
sein. Die hierin liegende Begünstigung weib-
licher Angestellter rechtfertigt sich nach den
Motiven (B. 82) daraus, daß bei ihnen infolge
Wegfalls der Witwenbeziige und meist auch
der Waisenbezüge einerseits die „Belastung
aus der Versicherung eich bedeutend niedriger
stellt“ als bei männlichen Versicherten, anderer-
seits aber „eine verschieden hohe Bemessung
der Beiträge für weibliche und männliche An-
gestellte vermieden werden mußte, weil sie zu
einer bedenklichen Verschiebung des Arbeits-
markts zum Nachteil der männlichen Ver-
sicherten führen könnte“.
Nach Ablauf vou 120 Beitragsmonaten
beträgt das Ruhegeld männlicher und weib-
licher Versicherter '/, des Wertes der in diesen
Beitragsmonaten entrichteten Beiträge und ½
des Wertes der später gezahlten Beiträge;
weibliche Versicherte, falls bei ihnen der Ver-
sicherungsfall schon nach 60 und vor 120 Bei-
tragsmonaten eintritt, erhalten nur !/, der in
den ersten 60 Beitragsmonaten entrichteten Bei-
träge. Da der Versicherte aus den in seiner
Versicherungskarte eingeklebten Marken die
Höhe der bisherigen Beitragsleistungen fest-
stellen kann, ist er jederzeit in der Lage, die
Höhe scines Ruhegeldes selbst zu ermitteln.
Die Witwenrente beträgt / des Ruhegelds des
Ernährers, die Rente für Waisen je ½ (Doppel-
waisen sogar je 1) des Betrags dieser
Witwenrente, vorausgesetzt, daß bei Zahlung
von Witwen- und Waisenrenten diese zusammen
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
den Betrag des Ruhegelds, das der Ernährer
bezog oder hätte beziehen können, nicht über-
steigen. Beim Ausscheiden eines Hinter-
bliebenen erhöhen sich die Renten der übrigen
bis zum zulässigen Höchstbetrage. Zahlung
erfolgt pränumerando in Monatsraten.
Ein Angestellter der Gehaltsklasse @ z. B.
(Beitragsleistung von Arbeitgeber und Arbeits-
nehmer zusammen 199,20 M jährlich) erhält
nach zehnjäbriger dauernder Beschäftigung in
derselben Klasse ein Ruhegeld von jährlich
498 M, für jedes weitere Jahr 24,90 M mehr
(also nach 20 Jahren 747 M, nach 40 Jahren
1245 M); seine Witwe nach 10 Jahren 199,20 M
(also genau die Summe, die von ihrem ver-
storbenen Ehemann und seinem Chef zusammen
eingezahlt ist), nach 20 Jahren 298,80 M;
nach 40 Jahren 498 M. Jedes Kind empfängt
nach 10 Jahren 39,84 M, nach 20 Jahren
59,76 M, nach 40 Jahren 99,60 M jährlich;
die Doppelwaise (d. h. vater- und mutterlose
Waise) nach 10 Jahren 66,40 M, nach 20 Jahren
99,60 M, nach 40 Jahren 166 M jährlich.
Bei Erkrankung kann zur Abwendung der
Berufsunfähigkeit oder Wiederherstellung der
Berufsfähigkeit auch ein Heilverfahren in
Krankenhäusern und Genesungsanstalten ge-
währt werden, während dessen Dauer die An-
gehörigen des Versicherten, sofern Lohn oder
Gehalt wegfällt, ein Hausgeld von täglich 3/,0
des zuletzt gezahlten Monatsbeitrags erhalten.
Auf ihren Antrag können auch Empfänger von
Ruhegeld oder Rente von Vierteljahr zu Viertel-
jahr gegen Überweisung. aller oder eines
Teiles ihrer Bezüge in einem Invaliden- oder
Waisenhaus o. dgl untergebracht werden. Für
Trunksüchtige bestehen Spezialbestimmungen.
Angestellten, die nach 60 Beitragsmonaten
aus der versicherungespflichtigen Beschäftigung
ausscheiden, um auf eigene Rechnung irgend
eine Tätigkeit auszuüben, die für Angestellte
versicherungspflichtig ist, wird die Hälfte der
für sie geleisteten Beiträge (also die Summe
der vom Angestellten selbst gezahlten Monats-
beiträge) zurückerstattet; weiblichen Ange-
stellten desgleichen auch dann, wenn sie in-
folge Heirat ausscheiden. Leibrente (anstelle
der Erstattung) und Sterbegelder sind bei
weiblichen Angestellten gleichfalls in Aussicht
genommen.
V. Es ist möglich, daß ein Versicherter
dauernd oder vorübergehend als Angestellter
mehr als 5000 M Gehalt bezieht oder infolge
Stellenwechsels oder Stellungslosigkeit aus der
Versicherungspflicht ausscheidet und deshalb
keine Beiträge zahlt. Im Anschluß hieran be-
stimmt der Entwurf (SS 50 F.): die Anwartschaft
auf Ruhegeld, Renten usw. erlischt, „wenn
während eines Kalenderjahres innerhalb der
Wartezeit von 120 Beitragsmonaten_ weniger
left ù.
15. Marz 1911.
als 8 und nach dieser Zeit weniger als
4 Monatsbeiträge entrichtet worden sind oder
die Zablung der Anerkennungsgebühr (jährlich
3 M) unterblieben ist“; doch soll die Anwart-
schaft wieder aufleben, wenn im nächstfolgen-
den Kalenderjahr die rückständigen Beträge
nachgezahlt werden. Kalendermonate, in denen
infolge von Militärdienst oder Krankheit
Beiträge nicht gezahlt worden sind, gelten je-
doch als Beitragsmonate, um einem unver-
schuldeten Verlust der Anwartschaft vorzu-
beugen.
VI. Neben der Versicherung aus dem
neuen Gesetz für Angestellte soll die Ver—
sicherung aus dem Invalidenversicherungs-
gesetz vom 13. Juli 1899 bestehen bleiben,
wonach insbesondere „Betriebsbeamte, Werk-
meister und Techniker“ u. A. Angestellte,
sämtlich, sofern sie nur einen 2000 M nicht
übersteigenden Jahresarbeitsverdienst haben,
und auch alle Arbeiter versicherungspflichtig
sind und bei allgemeiner Erwerbsunfähigkeit
(nicht schon bei „Berufsunfähigkeit“ s Nr. IV)
Renten mit einem festen Zuschuß des Reiches
beziehen. Ein Arbeiter z. B., der in die Stellung
eines „Angestellten“ aufrückt, ist daher u. U.
Gewerbliches. — Patentschau.
F 63
versicherungspflichtig und rentenberechtigt
nach Maßgabe beider Gesetze. Doch ist durch
Vorschriften dafür Sorge getragen, daß der
Versicherte durch Bezüge aus beiden Gesetzen
zusammen nicht etwa ein höheres Einkommen
erzielt, als er zur Zeit seiner Berufsfähigkeit
im Durchschnitt bezogen hat; auch das trotz
Invalidität aus gewinnbringender Nebenbe-
schäftigung etwa gewonnene Einkommen wird
in Betracht gezogen.
VII. Weitere Bestimmungen beschäftigen
sich u. a. mit Wegfall und Entziehung der
Leistungen, mit der Organisation der Ver-
sicherungsbehörden und dem Verfahren zur
Feststellung der Pensionsansprüche und zur
schiedsgerichtlichen Entscheidung von Streitig-
keiten, ferner mit den bei Inkrafttreten des
Gesetzes an Fabriken oder Werkstätten etwa
bestehenden besonderen Fürsorgekassen und mit
Versicherungsverträgen, die von Angestellten
etwa mit privaten Lebensversicherungsunter-
nehmungen abgeschlossen sein sollten. Auch
auf diese Spezialbestimmungen einzugehen,
würde hier zu weit führen.
Gerichtsassessor Groschu/f.
— i — ä H —
Patentscha u.
Vorrichtung zur Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes der
Luft durch Trocknung einer abgemessenen Luftmenge mittels Schwefel-
shure und Ermittelung des Feuchtigkeitsgehaltes aus der an einem Mano-
meter ablesbaren Druckverminderung der getrockneten Luft,
gekennzeichnet, daß ein vollständig mit Schwefelsäure gefülltes, verschließ-
bares Gefäß 1 mittels eines weiten verschließbaren Rohres 1/, gegebenen-
falle unter Zwischenschaltung einer siebartig durchlöcheiten Scheibe, mit
die Aufnahme der Luft bestimmten verschließbaren Gefäß 15
in lösbarer Verbindung steht, so daß durch Öffnen eines Hahnes 12 ein
Austausch und eine innige Vermischung von Schwefelsäure und Luft statt-
findet, worauf die nunmehr getrocknete Luft aus dem Gefäß 1 vermittels
eines Hahnes 6 mit einem mit der freien Luft in Verbindung stehenden
wird.
Nr. 222106. Kl. 42.
einem für
Manometerrohr &
J. Dantzer in Lille.
in Verbindung
6. 5. 1909.
gesetzt
2. Kondensator nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
bestehen.
leitenden Lagen einem Stück
Nr. 223336. Kl. 21.
aus
1. Elektrischer Kondensator mit zwischen die be-
nachbarten leitenden und nicht leitenden Lagen eingefügten
leitenden oder isolierenden Trennkörpern, dadurch gekenn-
zeichnet, daß diese Trennkörper den Rand der Lagen frei
lassen, so daß beim Einsetzen des Kondensators in ein flüssiges
oder gasförmiges Dielektrikum dieses den Raum zwischen den
freien Rändern der Lagen ausfüllt.
dadurch
Ch. Dantzer und
Trennkörper mit den
Paris. 6. 2. 1909.
G. E. Gaiffe in
64
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten.
Verfahren zum Messen des bestehenden Spieles in Gegenständen, die aus Einzel-
teilen zusammengesetzt sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzelteile des fertig zusammen-
gesetzten Gegenstandes so weit gegeneinander bewegt werden, bis das in dem Gegenstande be-
stehende Spiel aufgehoben ist, wobei diese Bewegung auf eine Meßvorrichtung übertragen und
durch diese die Größe des Spieles selbsttätig festgestellt wird.
gegenüber den andern anzeigt.
fabriken
~
OST TVS TCT TTT Cee ET an
liche Prisma am Orte des Okulars durchbohrt
in Berlin.
3. Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens nach Anspr. 1, dadurch gekenn-
zeichnet, daß der eine Teil des zusammen-
gesetzten Gegenstandes auf einem fest-
stehenden Träger festgespannt und der
andere Teil an eine nach beiden Seiten
wirkende, regulierbare Zugvorrichtung an-
geschlossen ist, die mit einer Meßvorrichtung
in Verbindung steht, welche die Größe der
durch Anstellen der Zugvorrichtung hervor-
gerufenen Bewegung des einen Teiles
Deutsche Waffen- und Munitions-
Kl. 42.
9. 6. 1909. Nr. 222 973.
Kolorimeter, namentlich für die Blutuntersuchung. mit einem keilförmigen
Raum für die Vergleichungsflüssigkeit, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildung
der keilförmigen Vergleichsflüssigkeitsschicht ein kulbenartiger Keil 2 einer chemisch
indifferenten Masse (z. B. Glas) ohne jedes Bindemittel in dem Vergleichsgefäß an-
geordnet wird. J. Plesch in Berlin. 25. 3. 1909. Nr. 223 183. Kl. 42.
Fernrohr, bei dem durch mehrfache Totalreflexion die Gesamtlänge auf
einen Bruchteil der Objektivbrennweite verkürzt ist, dadurch gekennzeichnet, daß
die Reflexion an zwei rechtwinklig-gleichschenkligen Prismen stattfindet, die mit
einander parallelen Hypotenusen-
flächen symmetrisch zur optischen
Achse des Fernrohres in den
Strahlengang zwischen Objektiv
und Okular eingeschaltet sind,
wobei das am Okularende befind-
oder dureh andere Mittel für den Strahlendurchgang geeignet gemacht ist. E. Busch in Rathe-
now.
Anmeldung zur
Hptv. der D. G. k. M. u. 0.
Hr. Andre Callier; Gent, B du Pare 14.
8. 12. 1909. Nr. 222 997.
Kl. 42.
— fp —_—_—_—
Vereins- und Personennachrichten.
Lange), Nautik, Festlegung historischer Ereig-
nisse, die mit Sonnenfinsternissen usw. zu-
sammeufallen.
Aufgenommen wird die Firma Hans
Richter & Kitzerow, Inh. Franz Kitzerow;
Werkzeugmaschinen; Berlin 8 42, Alexandrinen-
Aufnahme in den
D. G. f. M.u. O. Abt. Berlin, E. V.
Sitzung vom 7. März 1911. Vorsitzender:
Hr. W. Haensch.
Hr. Dr. J. Riem spricht „Über den Nutzen
und die Bedeutung der Astronomie für das
tägliche Leben“. Der Vortragende beleuchtet
an der Hand zahlreicher Projektionsbilder die
verschiedenen Gebiete, auf denen die Astronomie
praktische Verwendung findet, insbesondere
Zeitbestimmung und Uhrenregulierung, Orts-
bestimmung (Polhöhe und geographische
Für die Redaktion verantwortlich
meldet und zum ersten Male verlesen wird
Hr. Otto Muselius, Mechaniker des Physi-
kalischen Instituts der Universität. Bl.
Unser Mitglied Hr. Robert Bosch in
Stuttgart ist von der dortigen Teeh-
nischen Hochschule zum Ehren-Dr.-lng.
ernannt worden.
straße 95 u. 96. Zur Aufnahme hat sich ge-
: A Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer, in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 7. 1. April. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Über die Unzuverlässigkeit ungeprüfter Fieberthermometer,
Von H. F. Wiebe und P. Hebe in Charlottenburg.
(Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.)
Die zunehmend mangelhafte Beschaffenheit eines Teiles der im Handel befind-
lichen Fieberthermometer veranlaßte den Vorstand des Vereins Deutscher Glas-
instrumenten- Fabrikanten in Ausführung eines Beschlusses der 15. Hauptver-
sammlung zu Frauenwald im August 1906, bei dem Hrn. Reichskanzler anzuregen,
für die in Deutschland zum Verkauf gelangenden Fieberthermometer einen tunlichst
weitgehenden Prüfungszwang einzuführen. Zur Begründung seines Antrages führte
der Vorstand aus, daß der schon länger als ein Jahrzehnt währende Rückgang in den
Preisen der ärztlichen Thermometer noch weiter angehalten und zu ganz unhaltbaren
Zuständen geführt habe. So würden diese Thermometer teilweise zu Preisen abge-
geben, die nieht die Unkosten und den sehr geringen Lohn der Heimarbeiter deckten.
Deshalb seien die Fabrikate immer mangelhafter geworden, so daß die Kranken-
behandlung darunter leiden müsse. Eine von dem Vorstande veranlaßte Untersuchung
solcher wohlfeilen, aus der Hausindustrie stammenden Thermometer habe denn auch
ergeben, daß 50% unzulässig, zum Teil ganz unbrauchbar und mit Fehlern bis über 1°
behaftet waren.
Im Verfol& dieser Anregung hat der Hr. Reichskanzler eine Umfrage über
die Einführung des Prüfungszwanges für Fieberthermometer bei den größeren Bundes-
regierungen veranstaltet. Die meisten Regierungen sprachen sich dahin aus, daß es
sich empfehlen würde, dem Antrag in beschränktem Umfang stattzugeben und für die
öffentlichen Krankenanstalten, die beamteten Ärzte und die Hebammen den Gebrauch
amtlich geprüfter Thermometer vorzuschreiben, da anerkannt werden müsse, daß zu-
verlässige Temperaturmesser für die Krankenpflege und Seuchenbehandlung, namentlich
bei der Behandlung von Typhus und Kindbettfieber, nieht zu entbehren seien. Darauf-
hin ist in fast allen Bundesstaaten und in ElsaB-Lothringen der ausschließliche Gebrauch
amtlich geprüfter Fieberthermometer in öffentlichen Krankenanstalten sowie von be-
amteten Ärzten und Hebammen angeordnet worden. Die Entsehließungen von drei
Regierungen in dieser Angelegenheit stehen noch bevor.
Durch diese Maßnahmen ist der Bedarf an amtlich geprüften Fieberthermo-
metern neuerdings erheblich gestiegen, was besonders dureh die Zunahme der Prüfungs-
anträre bei den Prüfungsanstalten in Ilmenau und Gehlberg zum Ausdruck kommt.
Im Jahre 1909 wurden an beiden Anstalten zusammen 49 841 ärztliche Thermometer,
1910 dagegen 106 812 geprüft.
Da der gesamte jährliche Verbrauch an ärztlichen Thermometern für die
öffentliche Gesundheitspflege sich nach unserer Schätzung auf mindestens 200 000 Stück
beläuft und die genannten Verordnungen erst Mitte vorigen Jahres erlassen wurden.
so ist eine weitere Steigerung der Prüfungstätigkeit zu erwarten.
Bei der Physikaliseh-Technischen Reichsanstalt ist seit Juli 1910 eine
srößere Anzahl ärztlicher Thermometer, welehe bis dahin in öffentlichen Kranken-
anstalten, von beamten Ärzten und Hebammen ungeprüft benutzt wurden, zur amt-
lichen Prüfung eingereicht worden. Bis Ende März d. J. betrug die Gesamtzahb dieser
66 H. F. Wiebe und F. Hebe, Ober die e Unzuverläusigkeit: ungeprüfter T Thermometer. 2:
Instrumente 2 624, deren Untersuchung ein gutes Urteil über die Verläßlichkeit der im
Gebrauch befindlichen ungeprüften Fieberthermometer abgibt. Es waren fast sämtlich
Einschlußthermometer mit Stiftvorriehtung zur Anzeige der Maximaltemperatur:
205 davon waren beschädigt, die übrigen 2419 wurden auf Grund der Prüfungs-
bestimmungen für Thermometer vom 28. April 1909 zunächst einer Vorprüfung durch
äußere Besichtigung und dann der Hauptprüfung durch Vergleichung mit Normal-
thermometern im Wasserbad unterzogen. Dabei zeigten sieh im ganzen 1551 Thermo-
meter = 59% unzulässig. Die im einzelnen erhaltenen Resultate sind in nachstehender
Tabelle zusammengestellt.
Grund der Zurückweisung Anzahl
a) bei der Vorprüfung:
Luft, Unreinbeit, Feuchtigkeit in Gefäß oder Kapillarrte 42
Glassplitter in Gefäß oder Kapillare . . 2... 2... 1 wee ee ee 142
Skala ist verschiebbar u „ eee 312
Skala steht zu weit von der Kupillare ab . e a e ee Se. e He tur A 47
Fehler der Teilung . : 8. 8 ; i N 15
Unzulässige Aufschritt, Teilung nach Nea N ; . 50
zusammen 608
b) bei der Hauptprüfung:
Überschreitung der Fehlergren nana 635
Abweichung nach wiederholter Prüfung . . . . i odie Be ae vee, SS 36
Abweichung nach dem Erkalten, bezw. Faden geht jarek. ae ee a oe 100
Überschreitung der Fehlergrenze und Abweichung nach dem Erkalten, ba: Faden
geht zurück .... : TE pod ee Ye de Aa ee og 118
Überschreitung der ende re ‘iid Abweichung jach wiederholter Prüfung . 10
Faden trennt sich i ; ee ee ee e e a a ee 17
Faden läßt sich zu schwer hörunterschlägen sey
zusammen
Gesamtzahl der unzulissigen Thermometer
Er 1551
Wie ersichtlich, waren bei der Vorprüfung etwa zwei Fünftel der zurück-
gewiesenen Thermometer wegen äußerer Mängel unzulässig; die meisten davon hatten
lose Skalen, eine größere Anzahl enthielt Glassplitter im Gefäß, andere hatten Un-
reinheit, Feuchtigkeit oder Luft im Gefäß oder in der Kapillare.
Bei der Hauptprüfung waren weitere 943 Thermometer unzulässig. Davon
überschritten 635 die nach den Prüfungsbestimmungen zulässige Fehlergrenze von O, 1“
und zeigten Abweichungen, deren Extreme zwischen 0.80 zu niedrig und 1° zu hoch
gegen die Angaben des Normalthermometers lagen. Darunter waren 30 Thermometer
mit Abweichungen von mehr als 0,5°.
Ferner zeigten 213 Thermometer nach dem Erkalten zu große Abweichungen
in ihren Angaben, zum Teil bis zu 1°: bei 55 von diesen Thermometern zog sich der
Maximumfaden um mehr als 1° oder ganz zurück. Bei 36 T hermometern ergaben
sieh nach wiederholter Prüfung in den Angaben Abweichungen, die mehr als 0,1°
betrugen.
Kine größere Anzahl Thermometer (128) hat mehrere der genannten Fehler
eleichzeitig gehabt. Bei 27 Thermometern ließ sich der Quecksilberfaden nach dem
Erkalten zu schwer herunterschleudern, was auf eine zu starke Verengung der
Kapillarréhre dureh die Stiftvorrichtung deutet. Auf mangelhafter Konstruktion der
Maximumvorrichtung beruht es auch, wenn die Thermometer nach wiederholter Prüfung
bei ein und derselben Temperatur in ihren Angaben zu große Unterschiede zeigen.
Die Abweichungen nach dem Erkalten des Thermometers sind ebenfalls meist darauf
zurückzuführen, rühren aber zum Teil auch von der Zusammenziehung>des Quecksilber-
Heft 7.
1. April 1911.
— I TI oo — — — — =
C. Leif, Monochromator für das Praktikum. 67
fadens her, die dieser durch die Abkühlung auf Zimmertemperatur erleidet. Die dadureh
hervorgerufene Verkürzung des Fades ist bei den Thermometern mit Stiftvorriehtung größer
als bei den Thermometern mit der Hieksschen Maximalvorriehtung. Letztere besteht in
einer Verengung, die im unteren Teil des Kapillarrohrs angebracht ist, während der im
Gefäß eingeschmolzene Glasstift in den erweiterten Hals des Thermometers hinein-
reicht, der in die eigentliche Kapillare übergeht. In letzterem Falle entsprieht der
abgetrennte Quecksilberfaden einer Länge von 20° bis 25°, im ersteren nur von 5°
bis 6°; dementsprechend sind die Verkürzungen bei der Abkühlung des Fadens der
Hicksschen Thermometer geringer.
Besonders groß ist die Anzahl der Thermometer, die wegen loser Skala bei
der Vorprüfung zurückgewiesen werden mußten. Dieser Umstand gibt zu erheblichen
Bedenken Anlaß, da bei derartigen Thermometern leicht größere unkontrollierbare
Fehler in der Temperaturmessung durch Verschiebung der Skala entstehen können.
Die Skala ist in solchen Fällen mangelhaft eingekittet, und die oben aufgesetzte Kappe
läßt die Lockerung der Skala oft nieht erkennen. Auberdem kann auch dureh die
Erschütterung der Thermometer beim Herunterschleudern des Fadens mit der Zeit eine
Lockerung der Skala eintreten. Aus diesen Gründen sind die mit Kappen ver-
schlossenen Thermometer als minderwertig anzusehen und die oben zugeschmolzenen
Thermometer oder Stabthermometer vorzuziehen, die zudem den Vorteil bieten, daß
das Ende der Kapillare frei sichtbar ist.
Nach dem Ergebnis der Prüfung waren 59°/, der eingereiehten in der öffent-
lichen Krankenpflege benutzten Fieberthermometer nach den Vorschriften der Prüfungs-
bestimmungen unzulässig. Dies zeigt deutlich, wie notwendig es ist, die ärztlichen
Thermometer vor dem Gebrauch einer amtlichen Prüfung zu unterziehen. Ohne
Zweifel können ungeprüfte Fieberthermometer, die unrichtige Angaben zeigen oder
Konstruktionsfehler haben, bei ihrer Verwendung in der Krankenbehandlung zu falschen
Schlüssen führen und somit leieht Schaden anrichten.
Zugleich sollte das Resultat der hier mitgeteilten Untersuehung für die Ver-
fertiger ärztlicher Thermometer eine erneute Mahnung sein, auf die Herstellung dieser
Instrumente die nötige Sorgfalt zu verwenden.
B—
Monochromator für das Praktikum).
Von O. Leifs in Steglitz.
(Mitteilung aus der Mechanisch-optischen Werkstätte von R. Fue in Steglitz-Berlin.)
Die existierenden, zur Beleuchtung mit Licht verschiedener Wellenlänge be-
stimmten Spektralapparate sind ziemlich kostspielig und konnten deshalb ein größeres
Verbreitungsgebiet, insbesondere für das Praktikum, nicht finden. Da auch die ge-
wöhnlichen Spektralapparate und Spektroskope sieh als brauchbare Monochromatoren
nicht verwenden oder umgestalten lassen, so ist die Firma R. FueB, einer Anregung
des Herrn Prof. W. Voigt (Göttingen) folgend, der Konstruktion eines einfacheren
Monochromators nähergetreten, welcher selbst zur Ausführung exakter optischer Unter-
suchungen genügt?).
Fig. 1 gibt eine perspektivische Ansicht dieses Monochromators und Fiy. 2
einen Horizontalschnitt durch seinen optischen Teil. Wie die übrigen von der Firma
R. Fueß verfertigten Monochromatoren gehört auch dieser zur Gattung der festarmigen
Spektralapparate. Die Fernrohre stehen unter einem Winkel von 120° zueinander.
Als Dispersionssystem ist bei diesem Monochromator ein Prisma nach Abbe
mit 120° konstanter Ablenkung gewählt. Der Vorzug dieser Prismenform besteht
darin, daß die aus dem Prisma austretenden Liehtstrahlen das Prisma im Minimum der
Ablenkung durchlaufen haben, also jeder im Austrittsspalt (oder in der Sehfeldmitte des
Okulares) befindliche Teil des Spektrums stets im Minimum der Ablenkung steht. Das
Prisma ist aus schwerstem Flint (2) > 1,754) gefertigt; die Dispersion zwischen C und F
beträgt 3%. Die Größe des Prismas ist so bemessen, daß es die aus dem Objektiv
des Eintrittsrohres Æ austretenden Strahlen voll aufnimmt.
1) Über größere Monochromatoren der Fueßschen Werkstätte s. Zeitschr. f. Instrkde.
18. S. 209. 1898 und 29. S. 68. 1909.
2) Einen ganz ähnlichen Apparat fertigt auch die Firma Spindler & Hoyer in
Göttingen an.
Deutsche
68 l C. Leib, monochromator u das Praktikum; _ Mechaniker-Ztg.
<= — — ee = des — = — —
Sp, ist der Eintrittsspalt, Sp, der Austrittsspalt; beide sind symmetrisch.
Die mit Teiltrommel versehenen Mikrometerschrauben s, und s, gestatten eine Be-
stimmung der Spaltweite auf 0,01 mm. Der Austrittsspalt besitzt eine Vorschlaglupe L,
mit deren Hilfe die jeweilige Einstellung kontrolliert werden kann.
Der Kollimator oder das Eintrittsrohr E hat zur Erreichung einer den meisten
Zwecken genügenden Lichtstärke das Öffnungsverhältnis von F: 5; das Offnungsver-
hältnis des Austritts- oder des Beobachtungsrohres A ist hingegen größer gewählt,
um ein ausgedehntes Spektrum zu erreichen: es beträgt hier F:9. Beide Objektive
O, und O, haben einen Durchmesser (Öffnung) von 20 mm.
Die Bewegungsschraube mit ihrer großen Teiltrommel 7 für die Bewegung
des Dispersionssystems P ist so eingerichtet, daß eine volle Umdrehung der Schraube
genügt, um das gesamte sichtbare Spektrum (Dispersion C — F= 3°) durch die Mitte
des Austrittsspaltes Sp, (oder durch die Sehfeldmitte des Okulares) hindurch-
zuführen. Die Trommel 7 ist in 360 Teile geteilt, kann aber auch, wenn dies er-
wünscht ist, mit einer direkten Wellenlängeneinteilung versehen werden, und zwar der-
gestalt, daß die Wellenlängen
für die bekanntesten Fraun-
hoferschen Linien auf der
Trommel vermerkt sind.
Das Prisma und die Ob-
jektive sind dureh eine (in
der Abbildung abgenommene)
Schutzkappe vor störendem
Licht geschützt.
Soll die Beleuchtung mit
Sonnenlicht erfolgen, so wird
man der Einstellung der
Linien mit Hilfe der Vor—
schlaglupe L den Vorzug
geben. Zur Konzentration des
vom Heliostatenspiegel aus-
gesandten Lichtbündels auf
dem Kintrittsspalt Sp, emp-
fiehlt sich die Benutzung
einer geeigneten Beleuch-
tungslinse auf Stativ, welche
auf Wunsch beigegeben wird.
Zur Beleuchtung mit künst-
ee lichem Licht eignen sich am
7 besten die neuen elektrischen
„ Bogenlampen, deren positive
fi Kohle horizontal gelagert
„ ist. Auch hierbei empfiehlt
sich zur Konzentration der
von der Lichtquelle ausge-
sandten Strahlen auf dem
Eintrittsspalt die Zwischen—
schaltung einer Beleuchtungs-
linse oder besser eines zwei-
teiligen achromatischen Kon-
densors. |
Um bei bestimmten Stellungen der Trommelschraube 7 ohne weiteres die
mittlere Wellenlänge des aus dem Austrittsspalt A austretenden Lichtes zu kennen
(den Apparat zu eichen), verfährt man wie folgt. Man beleuchtet mit Sonnenlicht
(oder auch mit homogenen Leuchtflammen) und bringt durch Drehen des Prismas
dureh die Schraubentrommel 7 die betr. Fraunhofersche Linie oder das Bild des
beleuchteten Spaltes genau mit dem schmal gestellten Austrittsspalt A zur Deckung.
Mit Hilfe der einklappbaren Lupe Z werden diese Arbeiten sehr erleichtert. Hat man
sich die verschiedenen Einstellungen an der Trommelteilung 7 nebst den dazu-
gehörigen Wellenlängen notiert, so ist man in der Lage, für eine größere
NN as re aa 69
Anzahl genau charakterisierter homogener Farben optische Bestimmungen aus-
zuführen.
Durch die Beigabe eines Okulares mit Fadenkreuz, welehes gegen den
Austrittsspalt Sp, ausgewechselt wird, kann der Monochromator leieht in einen ein-
fachen und praktischen Spektralapparat umgewandelt werden.
en
Für Werkstatt und Laboratorium.
— —
Neue Hitzdrahtinstrumente Fehler sich erst nach einer halben Stunde
mit Platiniridiumdraht der A.-G. Hart- | ausglich.
mann & Braun. Dem zweiten Verfahren, Anwendung hoher
Temperaturen, standen die Eigenschaften des
bisher ausschließlich für den Hitzdraht be-
nutzten Materiales, des Platinsilbers, entgegen.
Dieses war seinerzeit von Cardew, dem
Erfinder der Hitzdrahtinstrumente, wegen seines
hohen Ausdehnungskoeffizienten gewählt wor-
me X F p 5 er u den, und es war die Meinung entstanden, daß die
fd Wachtel): HAB Dre A an den Instrumenten benutzten Platinsilber-
gaben und besonders ihr Nullpunkt durch die | gait, stwa B000 heil werden. Der Verfasser
Raumtemperatur und. Aeren Anderungen ue fand jedoch, daß ihre maximale Temperatur
trächtlich beeinflußt werden. Ihr Prinzip „ur 100° betrug und daß sie auch gar nicht
beruht bekanntlich darauf, daß die Ausdehnung höher belastet worden dürfen: wenn Sie. hai
ei un Be De F; pee ihrer geringen mechanischen Festigkeit und
5 = ee ia 15 muy 3 ihrem niedrigen Schmelzpunkte noch imstande
ee oar eee ee | Beil sollen, eine Überlastung auf die doppelte
wird. Die Vergrößeru ng wurde durch eine Stromstärke auszuhalten, ohne durchzubrennen.
Rollenübersetzung erreicht. Da die Erwärmung
eines Drahtes annähernd dem Quadrat der 440
Stromstärke proportional ist, so hätten die In-
strumente eine sehr ungleichmäßige Skale er-
halten, wenn man nicht den Kunstgriff ange-
wandt hätte, die Rollenübersetzung exzentrisch
anzuordnen, derart, daß in der Nähe des Null-
punktes einer geringen Ausdehnung des Drahtes
eine besonders starke Zeigerbewegung ent-
sprach. Dadurch wurde aber das Instrument
gerade am Nullpunkte besonders empfindlich
gegen äußere, nicht durch Ströme bewirkte
Temperaturänderungen. Um diese unschädlich
zu machen, hat man zwei Wege. Erstens
kaun man die Grundplatte, auf der der Hitz- .
draht montiert ist, aus einem Material her- ($
stellen, das den gleichen Ausdehnungs- 5 r,
koeffizienten hat wie der Hitzdraht; zweitans
kann man die Temperatur, auf die der Hitz- Hier setzte nun der Verfasser mit seinen
draht durch die Meßströme erwärmt wird, so | Änderungen ein. Er verwarf das Platinsilber
hoch wählen, daß Änderungen der Raum- | zugunsten des Platiniridiums und erzielte da-
temperatur dagegen nicht in Frage kommen. | durch eine außerordentliche Verbesserung.
Das erste Verfahren zeigt den Mangel, daß | Obwohl das Platiniridium einen nur halb so
die massive Grundplatte viel längere Zeit | großen Ausdehnungskoeffizienten hat wie das
braucht, um eine neue Temperatur auzunehmen | Platinsilber, kann man doch die doppelte Aus-
als der dünne Hitzdraht. Es kam früher in | dehnung mit ihm erzielen, weil man es bis
elektrischen Zentralen vor, daß der beim | auf 300° C statt bis auf 100° C erwärmen darf.
Öffnen der Türen eindringende kalte Luftstrom | Und was eben so wichtig ist, zur Erreichung
nach einigen Minuten die stromlosen Hitzdraht- | dieser viel höheren Temperatur ist keine
instrumente zum Ausschlagen um einige Grad | größere Stromstärke nötig als beim Platin-
unter die Nullstellung brachte und dieser | silber, weil die Platiniridiumdrähte wegen
Von R. Hartmann-Kempf.
E. T. Z. 31. S. 269. 1910.
Die bisherigen Hitzdrahtinstrumente hatten
neben ihren großen Vorzügen der Unabhängig-
keit von Stromart, Frequenz und Magnetfeldern,
85
*
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altes:
„„en. 1 7 %, $
. rr
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lic
|
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N
am D L
70
Fur Werkstatt
ihrer großen mechanischen Festigkeit viel
dünner sein dürfen als die Platinsilberdrähte.
Endlich ist ein Durchbrennen der Drähte
kaum mehr zu befürchten, da sie bis auf 2000
erhitzt werden dürfen, ohne an ihrer Härte
Einbuße zu erleiden, und da die Hitzdraht-
instrumente mit Sicherungen versehen werden,
die eine unzulässige Überlastung verhindern
und ohne Abnahme des Instrumentes von der
Schalttafel ausgewechselt werden können.
Durch die doppelte Ausdehnung und die
hohe Temperatur sind bei den Iridiumdrähten
die Fehler infolge von Änderungen der Raum-
temperatur so weit verringert, daß die In-
strumente auch unter ungünstigen Verhältnissen
inren Nullpunkt sehr gut innehalten.
Auch die Beeinflussung der Angaben der
Instrumente durch die Raumtemperatur, die
bei der alten Type bis zu 1°/, betrug, ist bei
der neuen Type zu vernachlässigen.
Zugleich mit der Einführung des Iridium-
drahtes fand eine vollständige Umkonstruktion
statt, wobei das Gewicht des beweglichen
Systems bis auf 0,6 g herabgedrückt wurde.
Die umstehende Figur läßt die Einzel-
heiten der neuen Konstruktion an einem Hitz-
drahtvoltmeter erkennen.
Au dem an den Punkten a und b einge-
klemmten Hitzdrahte A ist etwa in der Mitte
der stromlose „Brückendraht“ d befestigt,
dessen anderes Ende bei c eingespannt ist.
Von d führt ein Kokonfaden zur Rollenüber-
setzung r, rz und von dieser ein zweiter Kokon-
faden zur Spannfeder f. Bei der maximalen
Strombelastung beträgt die Verlängerung des
Iridiumdrahtes 0,2 mm, seine Durchbiegung
2 mm, die des Brückendrahtes 6 mm. Durch
letztere wird der Zeiger mit Hilfe der Rolle r,
um etwa 90° über die Skale gedreht. Die die
Spannfeder bewegende Rolle r, ist viel kleiner
als die Rolle r,, damit die Feder nur ganz
wenig entspannt wird und auch bei großen
Zeigerausschligen in fast unverminderter
Stärke zieht. m ist ein Dämpfermagnet, der
die Schwingungen des Zeigers mit Hilfe des
Aluminiumflügels s dämpft. Die Spannschraube
t dient dazu, durch Nachspannen des Hitz-
drahtes die Nullage neu einzustellen, wenn sie
sich etwa infolge von Stößen beim Transport
verschoben haben sollte. G. S.
Schwindmafse in Rumänien.
Der Rumänische Minister für Gewerbe und
Handel hat durch Erlaß vom 23. November
1910 folgendes bestimmt.
Zur Anfertigung der Modelle oder der
Formen in Metallgießereien wird die Anwendung
eines besonderen Längenmaßes, in Deutschland
t und Laboratorium. — Glastechnisches.
Dentsche
__ Mechaniker-Ztg.
unter der Bezeichnung „Schwindmaß“ bekannt,
gestattet, das auf der einen Seite das Meter
mit seinen Unterabteilungen, auf der andern
Seite jedoch Maßteile entbält, die um 1% oder
1,5 0/, oder 2% größer als die metrischen sind
je nach den Metallen, für welche die Form
hergestellt wird; das heißt es sind:
1000 Maßteile Schwindmaß = 1,010 m oder
= 1,015 m oder = 1,020 m. und 1000 mm = 990
Maßteilen Schwindmaß oder = 985 Maßteile
Schwindmaß oder = 980 Maßteile Bchwindmaß.
Diese besonderen Maße müssen zwecks
Unterscheidung die Inschrift führen: „Für
Metallgießereien“. Ihr Gebrauch ist nur in
Metallgießereien und nur zur Herstellung der
Formen zulässig.
Diese besonderen Längenmaße müssen hin-
sichtlich der Genauigkeit den gesetzlichen Be-
stimmungen über die Metermaße entsprechen;
sie werden von den Eichämtern mit einem be-
sonderen Zeichen versehen, wofür die in
Betracht kommende Prüfungsgebühr zu ent-
richten ist.
— —
Glas technisches.
Uber dle fraktionierte Kristallisation
und das Atomgewicht des Argons.
Von F. Fischer und V. Froboese.
Chem. Ber. 44. S. 92. 1911.
Das bisher angenommene Atomgewicht des
Argons 39,9 bringt eine Unstimmigkeit in das
periodische System hinein, da das Edelgas
seinen Eigenschaften nach vor das Kalium mit
dem Atomgewicht 39,15 gehört. Da das Atom-
gewicht des Kaliums sehr genan bestimmt ist,
so kann ein Fehler nur beim Argon vermutet
werden. Die bisherigen Untersuchungen des
Argons schließen einen solchen keineswegs
aus, da es nicht ganz einwandfrei erwiesen
ist, daß das Gas einheitlich und nicht durch ein
schwereres Gas verunreinigt ist.
Zur Entscheidung dieser Frage wenden die
Verf. die Methode der fraktionierten Kristalli-
sation an, und zwar in der Weise, daß sie das
Argon langsam teilweise erstarren lassen, den
flüssigen vom festen Anteil trennen und beide
so entstehenden Teile getrennt wieder ver-
gasen. Von besonderer Bedeutung für die
Methode ist die günstige Lage des Schmelz-
punktes des Argons bei — 189,6° und seines
Siedepunktes bei — 186,9. Da der Siedepunkt
des Stickstoffs bei — 195,6° und der des Sauer-
stoffs bei — 184° liegt, so kann man die zum
Erstarren und Schmelzen erforderlichen Tempe-
raturen in Gemischen dieser beiden Gase, also
in flüssiger Luft verschiedener Zusammenset-
zung, leicht erreichen Per Fraktiohierapparat
Heft 7.
1. April 1911.
(s. Fig) besteht im wesentlichen aus einem zy-
lindrischen Gefäß, das durch eine Einschnürung
in 2 Teile zerfällt. Durch einen kegelfürmigen
Glasstopfen, der in diese Einschnürung paßt,
können die beiden Teile verbunden und ge-
trennt werden. In dem oberen Teil, in dem
bei geschlossenem Stopfen die Kondensation
des Argons und seine Kristallisation erfolgt,
befindet sich noch ein vun außen zu betätigen-
der magnetischer Rührer. Ist die Abscheidung
des festen Argons, das sich glasartig an die
Wandung setzt, etwa zur Hälfte vorgeschritten,
so wird der flüssige Anteil durch Aufheben
des Stopfens in den unteren Gefäßraum abge-
lassen und nach erneutem Schließen des
Stopfens jedes der beiden Gasteile getrennt
vergast und aufgefangen. Zur Erzielung der
geeigneten Temperaturen dient flüssiga Luft,
die frisch hergestellt bei etwa — 191°, also
unterhalb des Eratarrungspunktes des Argons,
in
siedet. Zum Schmelzenlassen wird sie
Sauerstoff eingeleitet, wodurch
ihr Siedepunkt steigt, und zum
wiederholten Erstarrenlassen
eine besondere Vorrichtung ver-
wandt, mit der die flüssige Luft
unter ihren Siedepunkt abge-
kühlt werden kann. Es ist
dies eine Spirale aus Messing-
rohr, die in die flüssige Luft
getaucht wird und die an ihrem
oberen Ende an eine Vakuum-
pumpe gelegt wird. Am unteren
Ende befindet sich ein regulier-
bares Ventil, durch das flüssige |”P)
Luft in feinem Strahle, der
Saugwirkung folgend, eintritt;
sie verdampft schnell und ent-
zieht so der das Rohr umgeben-
den Flüssigkeit Wärme.
Ist das Gas fraktioniert und
wieder vergast, so wird von jedem der ge-
trennten Teile eine Dichtebestimmung vorge-
nommen. Enthielt das Gas verschiedene Be-
standteile, so ist zu erwarten, daß die ein-
zelnen Fraktionen sich in ihrer Dichte unter-
scheiden. :
Es stellte sich indessen heraus, daß bei den
einwandfreien Versuchen ein solcher Dichte-
unterschied nicht vorhanden ist, so daß also
die Möglichkeit einer Zerlegung des Argons
in Bestandteile verschiedener Dichte fallen ge-
lassen werden muß. Die Dichte ergab sich
im Mittel zu 19,94, woraus sich das Atom-
gewicht zu 39,9 berechnet, in vollkommener
Übereinstimmung mit dem bisher angenommenen
Werte. Man wird sich also mit der vorhandenen
Unstimmigkeit im periodischen System ab-
finden müssen. Hffm.
Glastechnisches.
Schraubenkühler.
Von Friedrichs.
Zeitschr. f. angew. Chem. 23. S. 2425. 1910.
Charakteristisch für die neuen Kühler, welche
zum Teil an die von Stolzenberg (s. diese Zeit-
schrift 1908. S. 240 und 1909. S. 168) erinnern,
ist besonders, daß eine der Kühlflächen (in
etwa 10 cm Länge und 4 cm Durchmesser)
schraubenförmig ausgestaltet ist. Es ist
damit in einer anderen Weise ein Prinzip
angewendet worden, welches auch von
Stolzenberg bei seinem Kolonnenkühler durch
Einbau eines Schlangenrohres herangezogen
N.
2 rs
LINNAAN NNS VY
8
L
p%
Fig. 1. Fig. 3.
Fig. 2. Fig. 4.
wurde; indem die an der inneren Wand des
Mantels herabflieBenden Kondensate zwischen
Schraubenschneide und Glaswand einen hydrau-
lischen Verschluß bilden, wird der Dampf ge-
zwungen, einen spiralförmigen, rd. 1,25 m
langen Weg zurückzulegen. Die Ausführungs-
formen Fig. 1 u. 2 besitzen nur innere Wasser-
kühlung, andere Formen, z. B. Fig. 3, lassen
innere und äußere Wasserkühlung zu, Form
Fig. 4 kann in einen Kolbenhals usw. einge-
hängt werden. Bei Fig. 2 ist auch das Kühl-
wasser gezwungen, einen spiralförmigen Weg
einzunehmen, wodurch ein sparsamerer Wasser-
verbrauch ermöglicht werden soll.
Der durch D. R. G. M. Nr. 451 446 gesehützte
Apparat wird von Greiner & Friedrichs
(Stützerbach in Thür.) hergestellt.
Das Prinzip der Schraubenfläche wird von
Friedrichs auch bei den Gaseinleitungsrohren
von Gaswaschflaschen verwendet. Gf.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
12. Nr. 452613. Flüssigkeitsheber mit einer
durch eine andere Flissigkeit oder durch
eine Saugpumpe betriebenen Ansaugevor-
richtung. C. Heinz, Aachen. 5.1.11.
21. Nr. 452397. Mit Rippenkübler, hinterer
Ausgleichkammer und. Steckdose versehene
12
Antikathode für Röntgenröhren. Reiniger,
Gebbert & Schall, Erlangen. 20. 10. 10.
Nr. 452348. Röntgenröhre mit gekihlter
Einschmelzstelle der Antikathode. Die-
selben. 20. 10. 10.
Nr. 452349. Antikathodenträger für Röntgen-
röhren. Dieselben. 20. 10. 10.
Nr. 452 391. Rotierende Geißlersche Röhre.
A. Wehrsen, Berlin. 11.1.11.
Nr. 453515. Einrichtung zur Kühlung von
Elektroden in VakuumgefiBen. Hartmann
& Braun, Frankfurt a. M. 6. 10. 10.
Nr. 453 605. Schutzvorrichtung für Abschmelz-
stellen von Röntgenröhren. Reiniger,
Gebbert & Schall, Erlangen. 15. 10. 10.
Nr. 455663. Röntgenröhre mit gekühltem
Platinring der Antikathoden-Einschmelzstelle.
Dieselben. 15.11.10.
30. Nr. 452769. Büchse
Thermometern. Taylor
Rochester. 12.1.11.
Nr. 453 954. Verschluß, zugleich Entleerungs-
vorrichtung für Flaschen, die an Flüssigkeit
gebundene Gase, z. B. Radium-Emanationen,
enthalten. A. Fischer, Wien. 24.1.11.
Nr. 452437. Saccharimeter mit Reaumur-
und Celsiusskala. F. Sieder, Schmiede-
feld i. Th. 4.1.11.
Nr. 462462. Vorrichtung für Analysen auf
volumetrischem Wege. W.Kuntze,Leipzig-
Leutzsch. 17. 1. 11.
Nr. 452 833. Gasanalysenapparat mit Zentral-
hahn. A. Wilhelmi, Beuthen O.-S. 27. 12. 10.
Nr. 452997. Registrierendes Mano - Vakuum-
meter für Abdampfmaschinen, bestehend
aus zwei registrierenden Quecksilberbaro-
metern. R. Fue’, Steglitz. 16.1. 11.
Nr. 453015. Rahmbutyrometer mit Hohlraum
unterhalb der Rahmskala. A. Bichler,
Leipzig. 21. 1. 11.
Nr. 453031. Eingekittetes, ovales Fieber-
thermometer. O. Macholdt, Ilversgehofen.
26. 1. 11.
Nr. 454009. Reaktionskölbchen.
Connewitz. 6. 2. 11.
Nr. 454049. Apparat zur Demonstration des
Mariotteschen Gesetzes. E. Uhlhorn,
Bremerhaven. 16. 1. 11.
Nr. 454 490. Vakuum-Exsikkator. Chemische
Ind.- u. Handels-Ges., Dresden. 13.2. 11.
Nr. 454519. Kontaktthermometer zur Signa-
lisierung einer höchsten und einer tiefsten
Temperatur. O. Friese, Zerbst. 26. 1. 11.
Nr. 455 147. Prüfer für den kubischen Inhalt
kleiner maBanalytischer Meßgeräte. A.
Langguth, Ilmenau. 9. 2. 11.
Nr. 455 161. Kohlenstoff-Bestimmungsapparat.
Dr. Rob. Muencke, Berlin. 11. 2. 11.
Nr. 455163. Demonstrationsvolumeter mit
Fernskala, Teilung, Schliffstopfen und ab—
zur Aufnahme von
Instr. Cies.,
42.
F. Köhler,
Glas technisches. — Gewerbliches.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
eingeschliffenen Boden. R.
Müller Uri, Braunschweig. 13. 2. 11.
Nr. 455 211. Quecksilber - Tropf- und Reini-
gungeglas. C. Prandtl, München. 24. 1. 11.
Nr. 455 344. Milchuntersuchungsapparat. Zönn-
chen & Bernau, Dresden- Cotta. 3. 1. 11.
Nr. 455513. Thermometer mit goldfarbig er-
scheinendem Quecksilberfaden. H. Scheider,
Altenfeld. 6. 1. 11.
Nr. 455 799 u. 455 800. Schwefel-Bestimmungs-
apparate. W. Wennmann, Duisburg-Beeck.
13. 2. 11.
Nr. 455 824. Differentialheber.
Ernsdorf- Bielitz. 16. 1. 11.
Nr. 455 889. Titrierbecken mit in demselben
drehbar eingehängter Titrierschale, gekenn-
zeichnet dadurch, daß letztere durch Kippen
sich entleert und in ihre horizontale Ruhe-
nehmbarem
P. Adamiec,
lage von selbst zurückfällt. G. Müller,
llmenau 17. 2.11.
64. Nr. 454 282. MaBtrichter. F. W. Klein,
Cöln. 23 1.11.
Nr. 454 631. Selbsttatig abschlieBender Trichter.
E. Klein, Wiesbaden. 13. 1. 11.
Nr. 454 930. Stabiltrichter. A. Guidon, Mül-
heim a. Rh. 10. 2. 11.
— 2 —
Gewerbliches.
— —
Anderung der Ausführungs-
bestimmungen zum Gesetze betreffend
die Statistik des Warenverkehrs
mit dem Ausland.
Der Bundesrat hat einige Anderungen
der Ausführungsbestimmungen zum Ge-
setze betreffend die Statistik des Waren—
verkehrs mit dem Ausland (vom 7. Februar
1906) mit der Maßgabe beschlossen, daß
sie mit dem 1. April d. J. in Kraft treten
sollen.
Dem $ 26 der Ausführungsbestimmungen
ist folgende Fassung gegeben worden:
Ausfuhr mit der Post.
Als Ausfuhranmeldescheine bei der Ausfuhr
mit der Post dienen die Doppel der Zollinhalts-
erklärungen von grüner Farbe. Die Be-
zeichnung der Gattung der Ware in diesen
Zollinhaltserklärungen braucht mit den Angaben
in den für das Ausland bestimmten Inhalts-
erklärungen nicht übereinzustimmen.
§ 45 hat folgenden Zusatz erhalten.
Dem Statistischen Amte wird die Er-
mächtigung erteilt, in besonderen Fällen auf
Antrag zu gestatten, daß von der Angabe
des Wertes in den Ausfuhranmeldescheinen
oder von der Beifügung von Wertangaben in
verschlossenen Briefumschlägen abgesehemwird,
Heft 7.
1. April 1911.
Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preislisten.
73
wenn der Versender sich verpflichtet, ihm den
Wert entweder für die einzelne Sendung oder
in bestimmten Zeitabschnitten für eine Mehr-
heit von Sendungen gleicher Art unmittelbar
anzugeben. In diesen Fällen hat der Versender
am Kopfe des Ausfuhranmeldescheins den
Vermerk „Wertanmeldung beim Kaiserlichen
Statistischen Amte“ einzutragen.
Die Fachkurse für Feinmechaniker im
Städtischen Gewerbesaale zu Berlin
(Hinter der Garnisonkirche 2), die Hr. Ing. F.
Lindenau abhält (vgl. diese Zeitschr. 1910.
S. 179), beginnen am 4. April.
Internationale Hygiene-Aussteliung
Dresden 1911.
Unter den Ausstellern befinden sich folgende
präzisionsmechanische Firmen, abgesehen von
denen, die in den zahlreichen Ausstellungen
von Ministerien, öffentlichen Instituten usw.
vertreten sind:
Rich. Bock - Ilmenau; Otto Bohne Nachf.-
Berlin; Bernh. Bunge-Berlin; Paul Bunge-
Hamburg; R. Burger & Co.-Berlin; Dreyer,
Rosenkranz & Droop-Hannover; R. Fueß-
Steglitz; R. Galle-Berlin; R. Goetze-Leipzig;
A. Haak-Jena; E. Hartnack-Potsdam; W. C.
Heraeus-Hanau; H. Heustreu-Kiel; G.
Heyde-Dresden; O. Himmler-Berlin; F.
Hugershoff-Leipzig; Isaria Zählerwerke-
München; Junkers & Co.-Dessau; Kensberg
& Ulbrich-Berlin; Koch & Sterzel-Dresden;
Max Kohl-Chemnitz; F. Köhler-Leipzig; W.
Lambrecht-Göttingen; E. Leitz-Wetzlar; E.
Leybolds Nachf.-Cöln; Meiser & Mertig-
Dresden; Ed. Meßter-Berlin; Müller &
Wetzig-Dresden; Deutsche Quarzgesell-
schaft-Beuel; Reiniger, Gebbert & Schall-
Erlangen; Oscar A. Richter-Dresden; Herm.
Rohrbeck Nachf.-Berlin; G. Rosenmüller-
Dresden; Gebr. Ruhstrat- Göttingen; F.
Sartorius - Göttingen; Franz Schmidt
& Haensch-Berlin; G. A. Schultze- Char-
lottenburg; W. & H. Seibert-Wetzlar; R.
Seifert & Co.-Hamburg; Siemens & Halske
Wernerwerk-Berlin; R. Winkel-Göttingen;
C. Zeiß-Jena.
—
Kleinere Mitteilungen.
Eine neue Osterformel.
Von J. Hartmann.
Astr. Nachr. 187. S. 129. 1911.
Hartmann teilt eine neue Formel zur Be-
rechnung des Osterfest-Datums mit, welche be-
quemer und einfacher ist als die 1800 von Gauß .
aufgestellte. Ist J die Jahreszahl, D der Unter-
schied zwischen dem julianischen und grego-
rianischen Kalender und M eine Konstante, so
bildet man aus den Divisionen:
J: 19 den Rest a
J: 4 den Quotienten q
(M— 11a): 30 den Rest c
(J+q+te—D): 7 den Rest d.
Dann ist Ostern am (28 + ¢— d) ten März.
Die Werte fir M und D gibt nachfolgendes
Tafelchen:
M D
Julian. Kalender konstant: 225 0
Gregor. Kalender 1 582—1 699 202* 10
1700 —1 799 203 11
1800 —1 899 203 12
1900 —2 099 204** 13
2 100—2 199 204** 14
2 200—2 299 205* 15
2 300—2 399 206 16
Bei den Werten M* ist für e = 29 stets
c= 28, bei den Werten M** außerdem statt
c = 28 noch e = 27 zu schreiben. G.
Die 83. Naturforscher-Versammlung
findet vom 24. bis 30. September 1911 in
Karlsruhe statt.
Eine k. k. Landwirtschaftlich-chemische
Versuchsstation ist in Linz eröffnet worden;
zum Leiter wurde Dir. F. Hanusch ernannt.
— —
Bücherschau u. Preislisten.
A. HeB, Trigonometrie für Maschinenbauer und
Elektrotechniker. 8°. VII, 128 S. mit 112 Fig.
Berlin, J. Springer 1911. Geb. 2,80 M.
Der Verfasser hat mit bestem Erfolge
unternommen, den für viele schwierig, ja „nur
theoretisch“ erscheinenden Lehrstoff der Tri-
gonometrie in praktische Anwendungsformen
zu kleiden. Die theoretischen Ableitungen sind
deshalb auf das allernotwendigste beschränkt,
dagegen wird eine Fülle von Beispielen ge—
boten. Dabei ist die Hervorhebung der gra-
phischen Darstellung der Funktionen von ganz
besonderem Wert für das Verständnis. Die
rechnerische Behandlung der Aufgaben ist
durch eine besondere Anleitung zum abge—
kürzten Rechnen erleichtert. Die zahlreich
eingestreuten geschichtlichen Daten aus der
Entwieklung der Trigonometrie als Wissenschaft
sind wohl geeignet, das Interesse zu vertiefen.
Das Buch sei unserem Leserkreis aufs beste
empfohlen. G.
14
Handelskammer Berlin (NW 7, Dorotheenstr. 7
u. 8), Begleitpapiere zu Ausfuhrsendungen.
80. 320 S. mit 47 Anl. (Formulare). Berlin,
Verkehrsbureau der Handelskammer
1910. 2,50 M nebst 30 Pf Porto.
Enthält eine Zusammenstellung der für
Auslandssendungen im Eisenbahn-, Post- und
Schiffahrtverkehr erforderlichen Begleitpapiere
(Frachtbriefe, Postpaketadressen, Zolldekla-
rationen, statistische Anmeldescheine, Ursprungs-
zeugnisse, Konsulatsfakturen u. dergl.) und eine
Übersicht der einschlägigen gesetzlichen Vor-
schriften, Verordnungen, Ausführungsbestim-
mungen, Gebührentarife usw.
B. Monasch, Elektrische Beleuchtung. 2. erg.
Aufl. 8° XVI, I. Teil 224 S, 83 Abb.;
Il. Teil 96 S, 29 Abb. Hannover, Dr. Max
Jänecke 1910. 9,20 M, geb. 10,00 M.
Das vorliegende Werk ist eine Neuauflage
der im Jahre 1906 zuerst erschienenen Arbeit
von Monasch über elektrische Beleuchtung.
Im ersten Abschnitt werden die photometrischen
Größen, die Einheitslampen (Monasch nennt
sie nicht ganz zutreffend die Einheiten der
Lichtstärke), die räumliche Lichtstärke, die
Photometer sowie die sog. Integratoren zur
Bestimmung der mittleren räumlichen, Licht-
stärke besprochen. Die vier folgenden Ab-
schnitte behandeln die Bogenlampen und Glüh-
lampen, ferner die Schaltung dieser Lampen
im Stromkreise, sowie ihre Installation und
Bedienung Die letzten drei Abschnitte sind
der Lichtausstrahlung, den Wirkungsgraden
und der Beleuchtung gewidmet. Hieran schließt
sich ein zweiter Teil, welcher sich in drei Ab-
schnitten mit den seit dem Jahre 1906 auf dem
Gebiete der Photometrie, der Bogenlampen
und der Metallfadenlampen gemachten Fort-
schritten beschäftigt.
Das vorliegende Buch, welches den Stoff in
geschickter und gemeinverstandlicher Weise
behandelt, dürfte dem Beleuchtungstechniker
wertvolle Fingerzeige geben.
Von kleineren Irrtümern, die dem Verf.
untergelaufen sind, möge beispielsweise er-
wähnt werden, daß bei
Flächenhelle auf S. 7 des ersten Teiles zwischen
den Worten „pro Flacheneinheit* und „ausge-
sendete“ die Worte „senkrecht zur Fläche“
einzuschalten sind. Liebenthal.
W. Ortlieb, Geschäftsvorfälle zur gewerblichen
Buchführung für die Hand der Schüler.
Nach ministerieller Vorschrift zum Gebrauch
in Fachklassen und in Klassen mit ge-
mischten Berufen gewerblicher Fortbildungs-
und Fachschulen, in Meister- und Gesellen-
kursen,sowie zum Selbsunterricht bearbeitete
Neubearbeitung. 9. Lehrgang für Mechaniker,
Optiker und Elektromechaniker. 2. Aufl.
8°. 16 S. Breslau, F. Hirt 1910. 0,15 M.
Bücherschau und Preislisten.
der Definition der
Deutsche
Mechaniker-Z .
O. Lehmann, Das Kristallisationsmikroskop
und die damit gemachten Entdeckungen,
insb. die flüssigen Kristalle. 8° 112 S. mit
48 Abb. u. 1 Tf. Braunschweig, F. Vie weg
& Sohn 1910. 3,00 M.
M. Lindner, Schaltungsbuch für Schwachstrom—
anlagen, Schaltungs- und Stromverlauts-
skizzen mit erläuterndem Text für Haus-
telegraphen- und Signalanlagen, Fernsprech-
anlagen, Wasserstandsmelde-, Sicherheits-,
Feuermelde- und Kontrollanlagen, elektrische
Uhren- und Elementbeleuchtung. Nebst
einem Anhang mit Tabellen. 15. Aufl.
Neubearbeitet von W. Knobloch. Kl. Se.
XVI, 275 S. Leipzig, Hachmeister & Thal
1911. Geb. in Leinw. 2,00 M.
Preislisten usw.
Max Cochius (Inhaber E. Kallenbach)
(Berlin S 42, Alexandrinenstr. 35), Vorrats-
liste und Gewichtstabellen für Röhren usw.
Ausgabe F. 1911. 8°. 39 S. mit vielen Abb.
Die vorliegende Ausgabe F des Preisver-
zeichnisses enthält die Vorratsliste und Gewichts-
tabellen für die gebräuchlichsten Halbfabrikate
aus Metall. Die Firma hält Vorrat nicht nur
in den gangbarsten Röhren, Drähten, Stangen
und Blechen, sondern auch in sehr zahlreichen
Profilen und dessinierten Waren aus Alpaka, -
Aluminium, Argentan, Blei, Eisen, Kupfer,
Messing, Neusilber, Nickel, Nickelin und
Tombak. Die wichtigsten Lote und Lötmittel
sind gleichfalls aufgeführt. G.
R. FueB, Mechanisch - optische Werkstätten
(Steglitz, Düntherstr. 8). Projektionsapparate '
und Optische Bänke (Katalog Nr. 150). 8°.
53 S. mit 64 Illustr. 1911.
Dieses soeben erschienene Verzeichnis
der bekannten Werkstätte zeichnet sich durch
seine große Reichhaltigkeit aus. Es ist in
sieben Abschnitte gegliedert. Der erste ent-
hält drei Typen von Projektionsapparaten, von
denen der erste mit Recht als Universalapparat
bezeichnet wird, schon deshalb, weil er durch
ein sehr zweckmäßiges Megaskop und Diaskop
ergänzt werden kann. Das Projektionsmikro-
skop kann ohne weiteres auf der optischen
Bank aufgesetzt werden. Der Projektions-
apparat Nr. 2 für Platten von 9 x 12 cm sitzt
an der Vorderwand des Gehäuses der selbst-
tätig sich regelnden Bogenlampe. Der dritte
Apparat, für Platten von 8'/, X 10 cm, ist etwas
einfacher gebaut. Von den Nebenapparaten
des zweiten Abschnittes sind die zur Projektion
durchsichtiger und undurchsichtiger sowie
wagerecht liegender durchsichtiger Gegen-
stände zu erwähnen, die zu den Projektions-
apparaten Nr. 2 und 3 passen. Das große Pro-
jektionsmikroskop für den mineralogisch-
petrographischen Unterricht ist aus der Leih-
Heft 7.
1. April 1911.
schen Beschreibung (Zeitschr. f. Krist. 37. S. 270.
1903) wohl allgemein bekannt. Sehr reichhaltig
ist das Verzeichnis der Projektionslampen
(Bogenlampen) im dritten Abschnitte. Die
Lampe Nr. 15 scheint mir für automatischen
Betrieb vorzüglich geeignet zu sein, ebenso
wie Nr. 17 für Handbetrieb. Die Projektions-
objektive im vierten Abschnitte sind gut aus-
gewählt. Dankenswert ist die Beifügung einer
Vergrößerungstabelle für die Formate 8½ x 10
und 9 x 12 cm, die in fast allen Fällen Ver-
wendung finden. Auf den Abschnitt „Optische
Bänke und Kondensor-Systeme“ folgt der sehr
umfangreiche sechste, der die Apparate zum
Bücherschau und Preislisten. — Patentschau. 75
Hier findet sich das Instrumentarium für die
Vorführung der Interferenz- und Beugungser-
scheinungen, die Achsenwinkelapparate, Re-
fraktoskope, Polarisationsapparate. Der letzte
Abschnitt enthält hauptsächlich die Projektions-
schirme, darunter die neuen besonders stark
reflektierenden.
Auch dieses Verzeichnis legt von der Reich-
haltigkeit und wissenschaftlich - technischen
Durcharbeitung der Fueßschen Apparate Zeug-
nis ab. Für die sorgfältige Ausführung leistet
der Name der Firma Gewähr. Und so ist Ref.
in der angenehmen Lage, den neuen Katalog
Interessenten auf das wärmste empfehlen zu
Gebrauche auf der optischen Bank behandelt. | können. H. Harting.
ei —
Patentscha u.
Elektrischer Kondensator, bei welchem die Metallbelege in Gestalt von
Metallspiegeln auf der Oberfläche von Glaskörpern oder glasartigen Stoffen ange-
bracht sind, dadurch gekennzeichnet, daß als Dielektrikum ein hochgradiges Va-
kuum Verwendung findet, welches in dem Zwischenraum zwischen zwei ineinan-
dergeschobenen und miteinander starr verbundenen Glaskörpern oder glasartigen
Körpern erzeugt wird, von denen der äußere auf der Innenwand, der innere da-
gegen auf der Außenwand den Metallspiegel trägt. J.de Kuria in Kreutz, Kroatien.
14. 1. 1909. Nr. 223508. Kl. 21.
Gefäßbarometer, dadurch gekennzeichnet, daß die durch das
Steigen und Fallen der Quecksilbersäule entstehenden Änderungen der im
Gefäß enthaltenen Quecksilbermenge mittels nachgiebiger Lagerung dieses
Gefäßes oder der Skala die Bchwankungen des unteren Quecksilber-
spiegels gegenüber dem oberen Quecksilberspiegel selbsttätig ausgleichen,
so daß dadurch ein annähernd fester Nullpunkt geschatfen und eine be-
sondere Einstellung der Skala oder eine doppelte Ablesung entbehrlich
wird. W. Schocke in Cassel. 23. 6. 1908. Nr. 223230. Kl. 42.
Dynamometrisches MeByverat, bei welchem eine drehbar ge-
lagerte Spule in dem Luftspalt eines von einer festen Spule erregten
Eisenkernes schwingt, dadurch gekennzeichnet, daß die Weite des Luft-
spaltes von der Anfangsstellung der beweglichen Spule an in Richtung
des zunehmenden Ausschlages vergrößert ist. Allgemeine Elektrizi-
täts-Gesellschaft in Berlin. 7. 11. 1909. Nr. 223 376. Kl. 21.
1. Vorrichtung zum Messen der Entfernung beliebiger, in einer Ebene liegender
Punkte von den Achsen eines festen Koordinatensystems, gekennzeichnet durch einen je mit
einem Linienkreuz versehenen Rahmen und Schieber,
der in ersterem unter einem Winkel von zweckmäßig
45° zu den Linienkreuzen beweglich ist und eine mit
einer Skala des Rahmens zusammenwirkende Ablese-
marke, zweckmäßig einen Nonius, enthält.
2. Vorrichtung nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwecks Erweiterung des
MeCbereichs der Rahmen oder der Schieber noch ein zweites Linienkreuz oder deren mehrere
besitzt. Tiefbau- und Kälteindustrie-A.-G. vorm. Gebhardt & König in Nordhausen.
17. 7. 1909. Nr. 223 380. Kl. 42.
Empfänger für Schallsignale unter Wasser derjenigen Art, bei welcher die an—
kommenden Schallschwingungen durch eine Membran auf einen mit Luft gefüllten Hohlraum
übertragen werden, au welchem ein Hörer angebracht ist, dadurch gekennzeichnet, (daß der mit
Deutsche
76 Patentschau. J Vereins- und Personennachrichten. _ Mechaniker-Ztg.
Luft gefüllte Hohlraum auf die verlangte Tonhöhe abgestimmt ist und der Hörer (z. B. Mikrophon
oder Hörrohr) in der Nähe eines Knotens der Luftschwingungen, d. h. in der Nähe eines Punktes,
wo die größten Druckänderungen auftreten, angebracht ist. H. Görges in Dresden-Plauen und
A. du Bois-Reymond in Berlin. 26. 7. 1908. Nr. 223 356. Kl. 74.
Vakuumröhre, dadurch gekennzeichnet, daß die sich an der Außeren und inneren
Glasoberfläche durch Ladung ansammeln-
den Elektrizitätsmengen von entgegen-
gesetzter Polarität unter Einschaltung
von Funkenstrecken oder anderen Wider-
ständen zur Erde geleitet oder unter sich
gegenseitig zum Ausgleich gebracht
werden. E. Blum und W. A. Winter
in Cöln-Ehrenfeld. 9. 12. 1909. Nr. 223 655. Kl. 21.
[_ _ — 0}
Schleuderburette für bakteriologische Zwecke, gekennzeichnet durch zwei oben
offene, unten geschlossene und miteinander kugelig eingeschliffene konzentrische Glasröhren,
deren freie Innenräume durch eine Öffnung des inneren Rohres kommunizieren, während der
Innenraum des Innenrohres mittels einer Offnung und Einschliffe am Ende des kugelförmig ab-
geschliffenen massiven Stopfens des Innenrohres sowie mittels einer innen eingelegten senk-
rechten kapillaren Riefe am unteren Teil des Außenrohres mit einer Ausflußöffnung des äußeren
Rohres in Verbindung gebracht werden kann. P. Suchy in Charlottenburg. 23. 1. 1910.
Nr. 223810. Kl. 42.
— — — —
Vereins- und Personen nachrichten.
D. G. f. M. u. O. Zwgv. Hamburg- Habilitiert: Dr. A. Eucken, für physika-
Altona. Sitzung vom 7. März 1911. Vor- kalische Chemie an der Universität Berlin.
sitzender: Hr. Dr. P. Krüß.
Hr. Dr. Paul Krüß führt eine von ihm nach
Angaben von Hrn. Prof. Dr. Claßen herge-
stellte Universal - Bogenlampe vor. Dieselbe
besteht im wesentlichen aus einem kleinen |
Lampengehäuse mit senkrecht zueinander
stehenden Kohlen. Durch eine Kondensorlinse
von kurzer Brennweite werden sehr intensive
Strahlenbündel von geringem Durchmesser
erzeugt, wie man sie bei optischen Demon-
strationen aller Art, mikroskopischen Unter-
suchungen, Mikroprojektion usw. gebraucht.
Die Lampe erfordert eine Stromstärke von
4 Ampere, sie kann also an jede gewöhnliche In den Ruhestand tritt: Dr. W. Staedel,
Glühlampenleitung angeschlossen werden. Der o. Prof. für Chemie an der Techn. Hochschule
Lichtpunkt steht fest, da die positive Kohle | zu Darmstadt.
|
in der optischen Achse liegt. Die Lampe läßt
sich an einem Stativ allseitig bewegen, sie
brennt in jeder Lage. Auch für Wechselstrom | Bischoff, o. Prof. der Physik an der Universität
eignet sich die Lampe vorzüglich. Der Vor- | Basel; Prof. Belohoubek, Chemiker, o. Prof.
tragende demonstrierte die vielseitige Ver- der Böhmischen Techn. Hochschule in Prag;
Ernannt: Dr. Gonnessiat, Dir. der Stern-
warte in Algier, zum Prof. der Astronomie an
der Faculté des Sciences daselbst; Prof. F. S.
Lee zum Dir. der physiolog. Abteilung der Co-
lumbia - Universität in New York; Prof. Dr. E.
Buchner, Dir. des Chem. Instituts an der
Universität Breslau, zum o. Prof. an der Uni-
versität Würzburg; Prof. Dr. A. Dambergis zum
Prof. der allgem. Experimental-Chemie an der
Universität Athen; Prof. G. Mercalli, Privat-
dozent in Mailand, zum Dir. des Vesuv-Obser-
vatoriums.
Gestorben: Prof. Dr. E. Hagenbach-
wendbarkeit der neuen Lampe durch Projektion | Dr. G. v. Knorre, Prof. der Elektrochemie an
von Spektralerscheinungen, Erzeugung von | der Techn. Hochschule in Charlottenburg; Dr.
Spektren durch Gitter, Interferenz und Polari- | M. W. Meyer, Astronom, Gründer und früherer
sation des Lichtes. Zum Schluß wurden mittels | Direktor der Berliner „Urania“; G. Leveau,
der Lampe in Verbindung mit einem geeigneten | Observator an der Sternwarte in Paris; Prof.
Vorsatz noch eine Reihe von Diapositiven | Dr. J. W. Brühl, Honorar-Prof. für Chemie in
vorgeführt. HK. Heidelberg.
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
. Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 8. 15. April. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum-Thermometer.
Von H. F. Wiebe in Charlottenburg.
Die ärztlichen Maximum - Thermometer werden nach drei verschiedenen
Systemen angefertigt, deren jedes Vorteile und Nachteile bietet.
Die älteste, jetzt nur noch wenig verwendete Form ist diejenige mit Index-
faden, der dureh eine kleine Luftblase von dem übrigen Quecksilberfaden getrennt ist.
Die Herstellung dieser Art Thermometer (Fiy. 1) erfordert besondere Mühe, da der
untere Teil des Kapillarrohrs zu einer Schleife gebogen werden muß, um zu ver-
hindern, daß der abgetrennte Indexfaden in den Hals des Thermometers gelangt. So-
dann muß die Länge der Luftblase und des Indexfadens richtig bemessen werden: die
geeignete Länge des Indexfadens beträgt etwa 1,5“. Wenn der Faden länger ist, so
kann es vorkommen, daß er sich beim Abkühlen des Thermometers durch die eigene
Schwere senkt. Ist das Thermometer oberhalb des Indexfadens nicht genügend luftfrei,
so kann er sieh ebenfalls nach dem Erkalten des Thermometers senken. Beim Gebrauch
des Thermometers kann sich die Luftblase teilen, so daß der Indexfaden sieh in
mehrere Teile trennt oder sieh mit dem übrigen Quecksilber vereinigt und das Thermo-
meter dadureh in Unordnung gerät.
Als Vorzüge gut gearbeiteter Indexthermometer sind zu nennen, daß sie beim
Ansteigen der Temperatur gleichmäßig und nieht ruckweise vorgehen, sowie daß die
beim Abkühlen des Thermometers eintretende Fadenverkürzung wegen der geringen
Länge des Indexfadens gänzlich außer Betracht bleiben kann.
Am meisten verbreitet sind die Maximum-Thermometer mit der von Julius
Brückner eingeführten Stiftvorriehtung, die in Deutschland, Österreieh, Italien, Rußland
und vielen anderen Ländern fast ausschließlich benutzt werden, während in den Ländern
englischer Zunge ebenso ausschließlich die Thermometer mit der Hie ksschen Maximum-
Vorriehtung (engl. constriction) in Gebrauch sind. Diese beiden Systeme sind in Fiy. 2
u. Fig. 3 dargestellt.
Meist werden die Thermometer mit Stiftvorrichtung als EinschluBthermometer,
diejenigen mit der Hicksschen Vorrichtung als Stabthermometer hergestellt. Die
KinschluBthermometer als solehe haben manche Vorzüge vor den Stabthermometern,
namentlich wenn sie oben zuvesehmolzen sind. Vielfach werden aber die Einschluß-
thermometer am oberen Ende nur dureh eine aufgekittete Kappe (Fig. 1) geschlossen,
was nieht zweekmäßie ist. In diesem Falle kann es leicht eintreten, daß sich die
Kappe mitsamt den Korkstücken, welche die Skala halten, loslöst und diese verschiebbar
wird, wodureh unkontrollierbare Fehler bei der Ablesung des Thermometers entstehen
können. Auch läßt sich ein Thermometer mit aufgesetzter Kappe nicht gut reinigen.
Die oben zugeschmolzenen Einsehlußthermometer bieten den Vorteil, daß die
Skala vor äußeren Eingriffen geschützt ist und daher stets gut ablesbar bleibt. Es
gibt verschiedene Methoden, die Skala bei zugeschmolzenen Thermometern zu be-
festigen, z. B. wird sie, wie bei dem Uebeschen System (27g. 2), durch eine Ein-
schnürung im oberen Teil des Emhüllungsrohrs festgehalten, oder sie wird an der
Wölbung der Kuppe angeschmolzen (Eig. 5 u. Fig. 6). Beide Befestigungsarten sind,
wenn sie sorgfältig ausgeführt werden, gleich gut; überdies muß sich nach den Vor-
78 H.F. Wiebe, Ober die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum-Thermometer. ne de:
schriften der Prüfungsbestimmungen bei EinsehluBthermometern auf dem Umhüllungsrohr
eine Strichmarke befinden, um die Lage der Skala gegen die Kapillare oder das Um-
hüllungsrohr jederzeit kon-
N trollieren zu können.
. Große Sorgfalt ist auf
das Einschthelzen des Glas-
stiftes in das Quecksilber-
ge fuh zu verwenden (Fi. &).
Der Glasstift hat je nach
der Dicke des Gefäßes eine
Stärke von 0,2 bis 0,6 mm
und wird so weit in den
unteren erweiterten Teil
der Kapillare (Hals des
Thermometers) eingeführt,
daß an seinem oberen Ende
nur ein ganz kleiner ring-
förmiger Raum in dem
Kapillarrohr frei bleibt,
dureh den das Quecksilber
beim Ansteigen der Tem-
peratur wohl hindurch-
treten, sich aber nach dem
Abkühlen des Thermo-
meters ohne weiteres nicht
wieder zurückziehen kann,
so daB es herunterge-
schlagen werden muß.
Die Quecksilbersäuletrennt
sich daher an dieser Stelle
und zeigt an ihrem oberen
Ende das erreichte Tem-
peraturmaximum an. Esist
fiir das gute Funktionieren
der Maximum -Thermome-
ter sehr wichtig, daB die
Stiftvorrichtung tadellos
gearbeitet ist. Wenn der
freie Raum um das obere Ende des Stifts herum zu weit ist, zieht sich der Faden
beim Abkühlen des Thermometers teilweise oder ganz in das Gefäß zurück; ist er zu
eng, so läßt sich der Faden nach dem Erkalten zu schwer herunterschlagen. Beide
Übelstände müssen vermieden werden.
ial ° In ähnlicher Weise funktioniert die Hicks-
N | sche Maximum-Vorrichtung, die im vergrößerten
aes 5 MaBstabe in Fig. 9 a und b abgebildet ist.
Diese Vorrichtung wird hergestellt, indem
zuerst im unteren Ende des Kapillarrohrs eine
Erweiterung geblasen wird, die man dann vor
der Stichflamme so einfallen läßt, daß sie in
der Mitte geschlossen ist und nur zu beiden
Seiten feine Kanäle übrig bleiben. Die Kanäle
müssen so fein sein, daß das Quecksilber bei
langsamem Ansteigen der Temperatur nicht
l a b mehr zusammenhängend durchflieBt, sondern
REE a perlartig in kleine Teile getrennt. Daher gehen
diese Art Thermometer ebenso wie die Thermometer mit Stiftvorriehtung beim An-
steigen der Temperatur sprungweise vor.
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Fig. 1. Fig. 2. Fig. 8. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7.
Welche von den beiden Maximum-Vorrichtungen — die Hickssehe oder die
Stiftvorriehtung — an sieh den Vorzug verdient, ist schwer zu sagen; sie können
beide so ausgeführt werden, daß die Thermometer gleich gut funktionieren. Nach der
Heft 8.
15. April 1911.
H. F. Wiebe, Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum-Thermometer. 79
Ansicht mancher Fabrikanten soll es jedoch vorkommen, daß der Glasstift sieh dureh
Veränderung seines Spannungszustandes mit der Zeit kriimmt und daß dadurch das
gute Funktionieren des Thermometers beeinträchtigt wird, während ein Grund für eine
nachträglich eintretende Änderung der Hieksschen Verengerung nicht besteht.
Bei Anwendung der Hicksschen Vorrichtung ist der abgetrennte Maximum-
faden sehr viel kürzer als bei Thermometern mit Stiftvorrichtung. Bei letzteren reißt
der Quecksilberfaden kurz über dem Gefäß am Ende des eingeschmolzenen Stiftes ab,
während bei den Thermometern mit Hieksscher Vorriehtung die Abreißstelle in
einem höheren Teil der Kapillare sitzt. Die Veränderung des Maximumstandes (Ver-
kürzung des abgetrennten Quecksilberfadens) dureh Abkühlung des Thermometers auf
Zimmertemperatur ist demnach bei den Hicksschen Thermometern geringer). Aus
einigen von mir angestellten Versuchen ergab sich, daß diese Veränderung bei den
Stiftthermometern durchschnittlich 0,07°, bei den Hieksschen Thermometern dagegen
nur 0,02° beträgt. Berechnet man hieraus für beide Fälle die Linge des abgetrennten
Quecksilberfadens, so ergibt sich bei den Stiftthermometern eine durehschnittliche
Länge von 22°, bei den Hicksschen nur eine solche von 6°. Dies bedeutet unstreitig
eine Überlegenheit der Thermometer mit der Hieksschen Vorrichtung.
Ein Vorzug der Stabthermometer ist die feste Lage ihrer Skala, ferner daß
die Thermometer empfindlicher hergestellt werden können als die KinschluBthermometer,
die immer etwas stärker ausfallen werden und daher die Temperatur des Körpers
nieht so schnell annehmen wie erstere. Einen Maßstab hierfür gewinnt man schon
bei der Prüfung der Minuten - Thermometer auf Empfindlichkeit, wie sie durch die
Prüfungsbestimmungen vorgeschrieben ist. Derartige Einschlußthermometer erfordern
mindestens 5, meist 8 bis 10 Sek, bevor sie die Temperatur eines Wasserbades von 40°
angenommen haben, während bei Stabthermometern dies schon nach 3 bis 5 Sek ge-
schehen ist.
Gegen die Stabthermometer wird eingewendet, daß die vertieft liegende
Atzung der Striche, Zahlen, Firmen- und sonstigen Aufschriften einen Herd für Bak-
terien abgeben könne. Inwieweit dies zutrifft, ist durch direkte Versuche noch nicht
festgestellt, aber immerhin ist dieser Einwand, besonders mit Rücksicht auf die im
Publikum verbreitete Bazillenfurcht, zu beachten und spricht zu Gunsten der Einschluß-
thermometer. Es werden daher Stabthermometer von einer besonderen Form her-
gestellt, die über dem Stabrohr noch ein an das Gefäb angeschmolzenes Umhüllungs-
rohr tragen, wie aus Fiy. 4 ersichtlich ist. Diese mit Stiftvorrichtung versehenen
Thermometer kommen unter dem Namen „aseptische Maximum-Thermometer* im Handel
vor und lassen sich leicht sterilisieren.
Um die einzelnen Vorzüge der verschiedenen Konstruktionsarten in einem In-
strument sowohl für Stab- wie für Einschlußthermometer zu vereinigen, dürften die beiden
in Fig. 6 u. 7 abgebildeten Formen zu empfehlen sein. Ob sie bis jetzt in größerem
Umfange in Fabrikbetrieben angefertigt werden, ist mir nieht bekannt. Fy. 7 stellt ein
aseptisches Thermometer mit Hieksscher Maximum-Vorrichtung dar und Fig. 6 eine
Kombination von Stab- und Einsehlußthermometer mit Hieksscher Maximum-Vorrichtung.
Es ist wohl nicht nötig, auf die Vorzüge dieser beiden Konstruktionsarten noch
besonders hinzuweisen, sie ergeben sich aus den obigen Darlegungen von selbst. Die
Herstellung soleher Thermometer dürfte allerdings etwas mehr Mühe als diejenige der
herkömmlichen Formen (Fig. 2 u. 3) verursachen, was aber gegenüber ihren großen
Vorzügen nicht ins Gewicht fallen sollte.
Ich habe von einem Thüringer Fabrikanten einige Thermometer nach der in
Fig. 6 abgebildeten Form anfertigen lassen, die vollkommen zur Zufriedenheit ausgefallen
sind. Teh würde mich freuen, wenn recht viele Fabrikanten sich mit der Herstellung
solcher kombinierter Stab-Einschluß-Therinometer mit Hieksseher Maximum-Vorrichtung
befassen wollten; dies dürfte dazu beitragen, den Absatz der deutschen ärztlichen
Thermometer weiter zu fördern.
1) Vergl. hierzu: H. F. Wiebe und P. Hebe, Über die Unzuverlässigkeit ungeprüfter
Fieberthermometer. D. Mech.-Ztg. 1911. S. 67.
80 Se
Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches.
Deutsche
Mechaniker-Zig.
Für Werkstatt und
Laboratorium.
Thermostat für refraktometrische
Bestimmungen.
Von Poda.
Chem.-Ztg. 34. S. 1582. 1910.
Der Mechaniker Hr. Karl Graß in Inns-
bruck hat für den Verf., Hrn. Dr. Poda von
der Staatlichen Untersuchungsanstalt
tür Lebensmittel, einen Thermostaten kon-
struiert, welcher dazu dient, bei refrakto-
metrischen Messungen das Prisma auf einer
bestimmten Temperatur genau zu halten.
Dies wird erreicht durch einen Wasserstrom,
welcher einem Kessel von 3 / Inhalt entnommen
wird und durch eine Luthersche Laboratoriums-
pumpe hervorgebracht wird. Ein Elektromotor
oder eine Wasserturbine setzt die Pumpe und
einen Rührer in Betrieb. Die Erwärmung ge-
schieht mittels eines Bunsenbrenners, dessen
Flamme mit Hilfe einer Schraube reguliert
werden kann, so daß jeder Stellung der
Schraube eine ganz bestimmte Temperatur
entspricht. Di.
Kobalt-Chrom-Legierung.
Von Haynes.
Techn. Rundschau 17. S. 112. 1911.
Haynes hat durch Zusammenschmelzen von
75 Tl. Kobalt und 25 TI. Chrom eine zähe,
schmiedbare Legierung gewonnen, welche in
ihren mechanischen Eigenschaften gutem Nickel-
stahl nahekommt. Die Legierung verhält sich
neutral gegen Salpetersure, Alkalien und
Lufteinflüsse, ebenso gegen Schwefel wasserstoff
und organische Säuren. Der Schmelzpunkt
liegt bei 1650° C. Chrom - Kobalt wird als
Material für kleine Gewichte und chemische
Geräte empfohlen. G.
Kitt für Papler auf Blech.
Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. 11. S. 108. 1911.
Einen vorzüglichen Kitt für Papier auf
Blech soll man nach folgender Vorschrift er-
halten. Man löse durch andauerndes Rühren
2 Teile grob gepulverten Gummitragant in
16 Teilen kochenden Wassers. In einem zweiten
Gefäß bereitet man einen Brei von 4 Teilen
kalten Wassers, 6 Teilen Mehl und einem Teil
Dextrin. Brei und Lösung werden zusammen-
gemischt und unter stetem Umrühren noch mit
24 Teilen kochenden Wassers versetzt. Alsdann
setzt man noch je 1 Teil Glyzerin und Salizyl-
säure zu und kocht unter stetem kräftigen
Umrühren nocb 4 Minuten. G.
—
—— . ———————————iñʒũiQ ³—ñ——. Le rn — — —
dem des
Glas technisches.
Eine Methode zur Bestlmmung der
Molekulargewichte gelöster Sub-
stanzen durch Dampfdruck messungen.
Uber einen bequemen Apparat
zur Messung der Dampfdichten
fliichtiger Stoffe.
Von A. W. C. Menzies.
Zeitschr. f. phys. Chem. 76. S. 231 u. 355. 1911.
Neben den bisher allgemein gebräuchlichen
kryoskopischen und ebullioskopischen Methoden
zur Bestimmung von Molekulargewichten ge-
léster Substanzen sucht der Verf. die Messung
der Dampfdruckerniedrigung selbst für diesen
Zweck brauchbar zu gestalten.
Er bedient sich dabei des folgenden Appa-
rates (s. Fig.). lu einem Siedekélbchen mit
Rückflußkübler, in dem das reine Lösungs-
mittel siedet, ist das eigentliche Versuchsrohr,
das durch die Dämpfe samt seinem Inbalt auf
konstanter Temperatur erhalten wird, ange-
ordnet. Es besteht aus einem zylindrischen
Glasrohr, das in den Hals des Kölbchens ein-
geschliffen ist und an einer verengten Stelle
durch einen Schliff verschlossen
werden kann. In seinem un-
teren Teile ist ein dünnes Ma-
nometerröhrchen, das an seinem
kugelförmig erweiterten Ende
mehrere Löcher trägt, von
innen so an die Wandung an-
geschmolzen, daß der Iunen-
raum des Versuchsrohres mit
Siedekolbens durch
dieses kommuniziert. Befindet
sich auch in dem Versuchsrohr
reines Lösungsmittel, etwa bis
zur Höhe F, so steht bis auf
eine geringe Korrektion wegen
der Kapillarerhebung der Menis-
ken die Flüssigkeit in dem engen
und weiten Teil gleich hoch.
Ist jedoch in dem Lösungsmittel eine nicht
flüchtige Substanz gelöst, so Steht infolge der
im Innern des Versuchsrohres eingetretenen
Dampfdruckerniedrigung die Flüssigkeit in dem
engen Manometerrohr tiefer als in dem weiten.
Bei Kenntnis der Konzentration der Lösung
kann aus dem Niveauunterschied, der an der
Graduierung abgelesen wird, das Molekular-
gewicht der gelösten Substanz berechnet
werden.
In der zweiten Arbeit zeigt der Verf., wie
derselbe Apparat mit geringen Änderungen
auch zur Messung der Dampfdichte zu ver-
wenden ist. Es ist nur erforderlich, im Versuchs-
rohre statt der Lösung Quecksilber, das etwa
bis zur Höhe Q steht, als Manömeterflüssigkeit
Heft 8.
15. April 1911.
zu verwenden und eine Vorrichtung anzu-
bringen, durch welche die zu untersuchende
Substanz im Innern des Rohres verdampft
werden kann, nachdem dieses geschlossen ist.
Hierzu wird die gewogene Substanz in eine
kleine Glaskugel mit Kapillarspitze einge-
schmolzen und diese am unteren Ende des ge-
eignet umgeformten Schliffes so befestigt, daß
beim Drehen derselben die Kapillare abbricht.
Der entstehende Dampf erfüllt den Raum des
Versuchsrohres und läßt das Quecksilber in
dem engen Manometerröhrchen ansteigen. Aus
der Höhe dieses Anstieges und dem Gewicht
der verdampften Substanz läßt sich, besonders
wenn der Apparat mit einer Substanz von be-
kanntem Molekulargewicht geeicht ist, das
Molekulargewicht der zu untersuchenden be-
rechnen. Hfm.
Zur Analyse der Gelatine.
Von J. Herold jr.
Chem.-Ztg. 35. S. 93. 1911.
Zur Bestimmung des Schmelzpunktes einer
Gelatinegallerte bedient sich der Verf. folgen-
den Verfahrens. Das kleine, 2 bis 3 g schwere
Glasgefäß a wird am unteren Ende mit Hilfe
eines kurzen Gummischlau-
ches b durch eine Glasperle c
verschlossen, einige Milli-
meter hoch mit Quecksilber
und darüber mit der zu unter-
suchenden Gelatinelösung ge-
füllt. Dann wird ein Thermo-
meter, dessen zylindrisches
Gefäß mit einigem Spielraum
in das Röhrchen paßt, so ein-
gesetzt, daß sein unterer Teil
in das Quecksilber taucht,
während der Zwischenraum
zwischen Gefäß und Röhrchen von der Gelatine-
lösung erfüllt bleibt. Entfernt man nun, nach-
dem die Gelatine erstarrt ist, das Quecksilber,
so wird bei langsamem Erwärmen bei einer
bestimmten ablesbaren Temperatur die Gelatine
zu fließen beginnen und das Röhrchen hinab-
gleiten. Die so gefundene Temperatur ergibt
den Schmelzpunkt. Der Apparat ist von der
Firma Dr. Bender & Dr. Hobein (München)
zu beziehen. Hffm.
Maximum-Thermo-Aräometer nach
Dr. Voiges.
D. R. G. M. Nr. 447 552.
Chem.-Ztg. 35. S. 88. 1911.
Zur bequemen und genauen Messung der
Temperatur bei der Bestimmung des spezi-
Glastechnisches. 81
fischen Gewichtes von Flüssigkeiten verwendet
man häufig Aräometer, bei denen in der
Spindel ein Thermometer angebracht ist. Die
Ablesung dieses Thermometers ist indessen im
allgemeinen nur dann möglich, wenn die Flüssig-
keit, in die das Aräometer taucht, und die Wan-
dung des Gefäßes -durchsichtig ist. Um auch
dann, wenn dies nicht der Fall ist, den Gebrauch
des Instrumentes zu ermöglichen, ist es am
einfachsten, die Thermometerskala im oberen,
herausragenden Teile des Aräometers anzu-
bringen (Instrumente von Schulte-Lad-
beck & Co., Bochum); der Verf löst die Auf-
gabe so, daß er statt eines gewöhnlichen ein
Maximum-Thermometer einfügt, das eine Ab-
lesung der Gebrauchstemperatur nach dem Her-
ausnehmen gestattet. Diesen Apparat liefert
die Firma Albert Dargatz, Hamburg I.
ffm.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
12. Nr. 457 750. In einen Flüssigkeitsbehälter
umgekehrt eingetauchter, mit seinem Ab-
laufrohr durch eine Wand des Behälters
führender Trichter. Brandenburg & Wey-
land, Kempen. 11.2. 11.
30. Nr. 456 792. Mit Blendklappe und Ozon-
abzug versehene Quarzlampefür medizinische
Zwecke. M. Kaack, Wilhelmshöhe. 8.2.11.
Nr. 467146. Tropfenzähler. F. Hugershoff,
Leipzig. 17. 2. 11.
Nr. 457377. Tropfflasche für warme Flüssig-
keiten. D. Landenberger, Berlin. 20. 2. 11.
Nr. 459085. Spritze zur Injektion von Arsen-
präparaten mit zweifach graduiertem Zy-
linder zur exakten Ablesung des Quantums
des eigentlich wirkenden Präparates. G.
Haertel, Breslau. 9. 12. 10.
42. Nr. 456515. Extraktionsapparat mit be-
sonderem Umhüllungsrohr. P. Altmann,
Berlin. 22. 2. 11.
Nr. 456 910. Kohlensäuregasprüfer.
Minden. 22. 2. 11.
Nr. 457 782. Maßtrichter für
mit außen angebrachter Skala.
Hamm. 26. 2. 11.
Nr. 458214. Quecksilber-Luftpumpe. H.Bauer,
Berlin. 25. 11. 10.
Nr. 459 218. Maximum-Minimum-Thermometer
mit röhrenförmigem Unterteil. P. Alt-
mann, Berlin. 8.3. 11.
64. Nr. 457 798. Vorrichtung zum Festhalten
von Glasstöpseln in Glasflaschen. F. Hoff-
mann-La Roche & Co., Grenzach. 2. 3. 11.
W. Noll,
Flüssigkeiten,
Fr. Wiese,
— —
82 ER LE ate ee Mochaniker-Zig.
Gewerbliches. Anmeldung zur Pflichtfortbildungs-
Bedarf an wissenschaftlichen
Apparaten und sonstigen Lehr-
materialien in Spanien.
Durch ein Königliches Dekret vom 17. März
ist, wie das Kaiserl. Konsulat in Madrid mit-
teilt, die Schaffung einer aus 15 Mitgliedern
bestehenden Kommission angeordnet worden,
welche den Namen Instituto del material
cientifico führt und mit dem Unterrichts-
ministerium (Ministerio de Instruccion
publica y Bellas Artes) verbunden ist.
Dieser Kommission sind seitens der Lehr-
anstalten des Landes im laufenden Jahre bis
zum 1. Mai, in den folgenden Jahren bis zum
Jahreschluese die Gesuche um Zuweisung der
für Unterrichtszwecke erforderlichen wissen-
schaftlichen Apparate und sonstigen Lehr-
materialien einzureichen; die Kommission hat
alsdann für Beschaffung, Verteilung und Zu-
weisung dieser Gegenstände, — die, soweit sie
aus dem Auslande eingehen, zollfrei zugelassen
werden —, zu sorgen.
Der Bedarf des Landes erreicht im laufen-
den Jahre den Betrag von 500 000 Peseten.
Ein Ausschnitt aus der Gaceta de Madrid,
in der das genannte Dekret sich befindet, liegt
während der nächsten drei Wochen im Bureau
der „Nachrichten für Handel und Industrie“
(Berlin W 8, Wilhelmstr. 74 III, im Zimmer 154)
zur Einsichtnahme aug und kann inländischen
Interessenten auf Antrag für kurze Zeit über-
sandt werden. Die Anträge sind an das ge-
nannte Bureau zu richten. Auch von der
Geschäftsstelle der D. G. f. M. u. O. können
Abschriften dieses Auszuges bezogen werden.
Optiker-Fachschule in London.
Nature 86. S. 93. 1911.
Der Londoner Grafschaftsrat wird sich
demnächst mit den Vorschlägen seiner Unter-
richtskommission zur Errichtung eines Instituts
für technische Optik befassen und soll für die
Kosten des Gebäudes und der inneren Aus-
rüstung 750 000 M bewilligen. Die Besucher
sollen in Tages- und Abendklassen in allen
theoretischen und praktischen Disziplinen —
wie allgemeine und physiologische Optik, Bau,
Prüfung und Justierung optischer Instrumente,
werkmäßige Herstellung von Linsen und
Zeichnen — unterrichtet werden. Der Tages-
unterricht soll die Lehre ersetzen, in den
Abendklassen soll den Angestellten optischer
Geschäfte Gelegenheit geboten werden, ihre
Kenntnisse in wissenschaftlicher und technischer
Hinsicht zu ergänzen. l G.
schule in Berlin.
In letzter Zeit sind wiederholt fir Meister
daraus Schwierigkeiten erwachsen, daß sie
Lehrlinge erst nach Ablauf der Probezeit zum
Besuch der Pflichtfortbildungsschule angemeldet
hatten. Aus diesem Anlaß macht der Vorstand
der Handwerkskammer darauf aufmerksam, daß
die Lehrlinge, soweit sie überhaupt fortbildungs-
schulpflichtig sind, es vom ersten Tage der
Lehre ab sind und daß bei Unterlassung der
Meldung die im Ortsstatute angedrohten Strafen
verhängt werden können.
Die Fachkurse für Feinmechaniker im
Städtischen Gewerbesaale zu Berlin (Hinter
der Garnisonkirche 2), die Hr. Ing. F. Lindenau
abhält, beginnen erst am 21. April (vgl. vor.
Heft S. 73). |
Zolitarif-Entscheidungen.
Neuseeland.
Schaltbretter, enthaltend Stromunterbrecher,
Rheostat, Amperemeter und Voltmeter, wenn
mit einem X-Strahlen-Apparat zusammen ein-
geführt und einen Teil davon bildend —
T.-Nr. 287 — . Beta RE + frei.
Frankreich.
Ärztliche Thermometer. Seit dem Inkraft-
treten der Zolltarifnovelle vom 29. März 1910
bestand eine Unsicherheit darüber, ob ärztliche
Thermometer nach Tarif-Nr. 634c, Absatz 3
(Alkoholometer, Aräometer, Densimeter, Ther-
mometer, Manometer — Zollsatz 200 Frank
„Mindesttarif“ für 100 kg) oder nach Tarif-Nr. 635c,
Absatz 2 (Apparate und Instrumente, die in
der Medizin, Chirurgie und Tierheilkunde ver-
wendet werden, — Zollsatz 600 Frank „Mindest-
tarif“ für 100 kg) zu verzollen sind. Zur Be-
seitigung dieser Zweifel haben die Minister
für Handel und für Finanzen entschieden, daß
fortan kein Unterschied gemacht werden soll
zwischen Thermometern zum ärztlichen und
solchen zu anderem Gebrauch und Thermo-
meter beider Art demgemäAß ausnahmslos nach
Nr. 634 c behandelt werden.
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
Elektrochemische Apparate, dem Hauptwert
nach aus Glas, das in einer Form oder sonstwie
geblasen ist, sind nach $ 98 des Tarifs mit
60 v. H. des Wertes zu verzollen, auch wenn
sie in einzelnen Teilen eine geringfügige Ver-
bindung mit Platin aufweisen. Die Zollfreiheit
nach § 653 der Freiliste ist auf Apparate für
Heft 8.
15. April 1911.
chemische Zwecke und Teile davon beschränkt,
die ganz oder im wesentlichen aus Platin be-
stehen.
Kleine Vergrüßerungsglüser, aus gegossenen
Glaslinsen von etwa 1½ Zoll Durchmesser in
Weißblechrahmen mit billigen Holzstielen be-
stehend, sollen laut Entscheidung der General
Appraiser nicht als optische Instrumente ange-
sehen, und weil sie nach ihrer Ausstattung
und ihrem Preise usw. nicht zu Gebrauchs-
zwecken geeignet und bestimmt erscheinen, als
Spielzeug nach § 431 des Tarifs (35 v. H. des
Wertes) verzollt werden.
— —
Kleinore Mitteilungen.
Radiumfunde in Süd -Australien.
Nachr. f. Handel u. Ind. Jan. 1911.
Dr. Douglas Mawson, Privatdozent für
Mineralogie an der Universität in Adelaide,
hat auf einer Forschungsreise in das Innere
Süd-Australiens eine Entdeckung gemacht, die
allgemeines Aufsehen erregt. Er berichtet:
„Ganz im Mittelpunkte der vorkambrischen
Zone erhebt sich zackig und fast pfadlos Mount
Paynter, einer der höchsten Berge in Süd-
Australien, an dem einen Ende eines sich in
westnordwestlicher Richtung erstreckenden,
erzdurchsetzten Gebirgskammes. Der größte
Teil dieses ausgedehnten Ganges ist von
manganhaltigem Eisenstein bedeckt, der ihn
so hervortreten läßt, daß man seine Windungen
für volle 5 km mit den Augen verfolgen
kann. Beine Seiten haben zahlreiche Klüfte,
die Amethyst und Rauchtopas zeigen. An dem
östlichen Ende sind Spuren von Kupfer zu
sehen, während man bei weiterem Vordringen
nach Westen auf Blei stößt. Geht man in
dieser Richtung noch weiter, so trifft man auf
der einen Seite auf eine 20 m breite Baryt-
ader, die mit dem Hauptgange parallel verläuft.
Flußspat, tief violett oder hellgrün oder zu-
weilen auch rosa gefärbt, findet sich hier in
großen Mengen, eingelagert in eine zutage
liegende eisenhaltige Schicht. Hämatit, Magnet-
eisenstein und Manganoxyd sind die Haupt-
bestandteile dieser letzteren Schicht, deren
zellenfürmige Löcher darauf hindeuten, daß ein
in dem unter Wasserhöhe liegenden Teile
des Ganges enthaltenes Mineral ausgelaugt
worden ist.
In der zutage liegenden Schicht des er-
wähnten großen Ganges fand sich auf 2,5 km
Uran und zwar in beträchtlichen Mengen.
Dieser Teil des Ganges ist big zu vielen Metern
Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preislisten. 83
Br er nn — at. Em Sr ths aoe
breit und erhebt sich bis zu 300 m über die Sohle
des anstoßenden Tales. Dafür, daß er auch in
die Tiefe geht, zeugen seine rissige Natur, die
sich an beiden Seiten zeigenden Gürtel zer-
mahlenen Gesteins und der Schlich, der sich
in auffallender Weise in einige Teile des
Ganges hineinzieht; weitere Beweismittel dafür
sind die Länge und Regelmäßigkeit des Ganges
und die senkrechten Wände der zeitweilig
recht tiefen Abgründe.
In Anbetracht der Preise, die heute für
Uran und Radium bezahlt werden, scheint die
Entdeckung von großer Bedeutung zu sein.
Es sind daher Vorkehrungen getroffen worden,
sie weiter zu verfolgen und die Herstellung
von Radium aufzunehmen“.
In einer späteren Äußerung weist Dr.
Mawson darauf hin, daß der kommerzielle
Wert der Entdeckung nicht erwiesen sei, 80-
lange nicht eine vollständige Analyse der Erze
vorgenommen worden sei. Die gesamte Radio-
aktivität einiger größerer mitgebrachter Muster
ließe, so führt er weiter aus, vorausgesetzt daß
sie allein auf Uranium zurückzuführen sei, auf
die Gegenwart von 1°/, dieses Minerals schließen.
Neuere Untersuchungen hätten indessen gezeigt,
daß auch Monazit, eine Thoriumverbindung,
darin enthalten sei. Sollte eich das bestätigen,
dann würde der Urangehalt natürlich geringer
sein, als man zuerst erwartet habe.
Das metrische System in englischen
Schriften.
Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. 11. S. 108. 1911.
Eine Anzahl technischer Körperschaften
Amerikas, darunter das American Institute
of Electrical Engineers, haben empfohlen
bezw. bestimmt, daß bei sämtlichen Veröffent-
lichungen hinter das englische Maß das ent-
sprechende metrische Maß in Klammern anzu-
fügen ist. G.
— —
Bücherschau u. Preislisten.
H.M. Hobart, Elektrizität. Autorisierte deutsche
Übersetzung von Dr. C. Kinzbrunner.
8°. 163 S. mit 106 Fig. u. 3 Tf. Stuttgart,
Deutsche Verlagsanstalt 1911. Geb. 4 M.
Das Werk verdankt seine Entstehung
einer Reihe von populären Vorträgen vor
Abendschülern einer technischen Schule in
England. Es behandelt in 12 Kapiteln: Die
„Erzeugung“ und Fortleitung der Elektrizität
nebst Leitungsmaterialien, die Energie, die
Elektrizität, die Gleichstromelektrizität, das
84 Bücherschau und Preislisten.
magnetische Feld, die Wechselstromelektrizität,
die Selbstinduktion, den magnetischen Kreis
und die Isolationsmaterialien. Der Übersetzer
nimmt für das Buch besonders den Vorzug in
Anspruch, daß es sich von der konventionellen
Art der Einführung frei gemacht hat. Das ist
allerdings der Fall, aber das ganze Buch
leidet nun an Verwirrung. Schon für dieReihen-
folge der Kapitel läßt sich kein Grund finden.
Sodann werden Elektrizität und elektrische
Energie fortwährend durcheinandergeworfen.
Gleich der erste Satz des Buches: „Elektrizität
ist eine bekannte Energieform“ ist falsch:
Elektrizität ist genau so wenig eine Energie-
form wie Wasser; dagegen repräsentieren
Wassermenge x Höhendifferenz und Elektrizitäts-
menge x Spannung eine Energie.
Das Kapitel V, in dem man etwas über das
Wesen der Elektrizität zu erfahren hofft, und
wieviel Wichtiges ist heute darüber zu sagen,
enttäuscht sehr. Die Überschriften der Kapitel VI
und IX „Gleichstromelektrizität“ und „Wechsel-
stromelektrizität“ sind Wortbildungen, die besser
vermieden werden, weil sie nicht logisch sind:
die Elektrizität wechselt nicht, sondern die
Spannung und der Strom. S. 105 steht: „Aus
diesem Grunde wird die Wechselstromarbeit
häufig in „Voltampere“ statt in „Watt“ aus-
gedrückt“. Voltampere stellt aber keine Arbeit
dar. Bei fast allen Erörterungen der Wechsel-
stromgesetze fehlen die Gründe; man soll ein-
fach glauben, was gesagt wird. Ferner ver-
mißt man vollständig die Kapazität, die doch
wohl ebenso wichtig ist, wie die Selbstinduk-
tion. Überhaupt führt der Titel des Werkes
über seinen Inhalt irre. Der Übersetzer sollte
wissen, daß man in Deutschland nicht von
Tungstenlampen sondern von Wolframlampen
redet.
Daß man wegen dieser Unklarheiten in den
Grundlagen den Anfänger vor dem Buche
warnen muß, ist um so mehr zu bedauern, als
. e8 in rein technischen Dingen gute Rechnungs-
beispiele, ausführliche Anleitungen und sehr
sorgfältige Kurventafeln und Tabellen enthält,
die vorzüglich zu der wichtigsten aller Tätig-
keiten, der eigenen produktiven Durcharbeitung,
anregen. Deshalb mag das Buch dem, der der
Grundlagen der Elektrizitatslehre sicher ist,
doch gute Dienste leisten. G. 8.
C. Kohlmann, Fabrikschulen. Eine Anleitung
zur Gründung, Einrichtung und Verwaltung
von Fortbildungaschulen für Lehrlinge und
jugendliche Arbeiter. 80. VIII, 148 S.
Berlin, J. Springer 1911. 3,60 M.
Der Verfasser, von Beruf Kaufmann und
durch langjährige Lehrerfahrung an Werk-
schulen mit ihrer Organisation vertraut, will
den Leitern industrieller Werke die Unterlagen
Nentsche
Mechaniker-Ztg.
für die zweckmäßige Ausgestaltung solcher
Schulen bieten. Das ist in dem Buch mit einer
Gründlichkeit geschehen, welche dem Werk-
inhaber ermöglichen dürfte, die Einrichtung
einer Werkschule mit sicherer Aussicht auf
Erfolg vorzunehmen. Unseren Leserkreis
werden vor allem diejenigen Ausführungen in-
teressieren, welche sich mit der Ausbildung
gewerblicher Lehrlinge befassen. Fordern
diese Ausführungen hie und da zur Kritik
heraus, so darf man das wohl nicht als Nachteil
betrachten. So wird als geeignetste Verteilung
der Arbeit an den Werkschulen angesehen,
daß man einen Berufslehrer als Leiter, Fabrik-
beamte als Hilfslehrer verwendet. Es dürfte
sich aber wohl nicht immer empfehlen, mit
dem Verfasser so weit zu gehen, daß man dem
Berufslehrer auch die Kontrolle über den Gang
der praktischen Ausbildung anvertraut. Wer
ferner die Lehrpläne des Buches einer
Durchsicht unterzieht, wird sich kaum der
Ansicht verschließen können, daß die Stoff-
auswahl in einzelnen Fächern zu umfangreich
ist, selbst für eine 4-klassige Werkschule mit
durchschnittlich 7 Wochenstunden pro Klasse.
Auch die finanzielle Seite der Werkschulen
wird eingehend behandelt. Die Schulen sollen
sich zum größten Teil aus den pekuniären
Leistungen der Volontäre erhalten. In dem
angeführten Musteretat sind die Unterrichts-
honorare (1 M für die Zeichenstunde, 2 M für
die Unterrichtsstunde in den übrigen Fächern)
so niedrig bemessen, daß es schwer halten
wird, dafür Lehrer von so ausgezeichneter
Qualität zu finden, wie sie der Verfasser mit
Recht fordert. Wenigstens ist es wohl nicht
zweckmäßig, in der Vorrede die Berufslehrer
auf die „gute neue Einnahmequelle“ aufmerk-
sam zu machen, die sich ihnen in den Werk-
schulen erschließt.
In allen Fragen, mögen sie pädagogischer
oder verwaltungstechnischer Art sein, wird das
Buch den Rat suchenden befriedigen. G.
E. Baumgartner, Übungen im Skizzieren elek-
trischer Schaltungen. Heft 1 u. 3. Einfache
Schwachstromanlagen (1. u. 2. Stufe). Heft 2
u. 4. Einfache Starkstromanlagen. (1. u.
2. Stufe). Folio. Je 9 Taf. mit Begleit-
worten. Karlsruhe, G. Braun 1911. Geh.
je 0,90 M.
Das kleine Skizzenbuch ist für den Schul-
und Selbstunterricht der Angehörigen solcher
Berufe bestimmt, welche gelegentlich derartige
Anlagen ausführen oder verbessern müssen,
also nicht für berufsmäßige Elektrotechniker.
Es ist deshalb auch geringe Fertigkeit im
Zeichnen vorausgesetzt. Die Anordnung des
zweckmäßig beschränkten Stoffes ist gut.
G.
Heft $
Bücherschau und Preislisten.
85
15. April 1911 E
M. Hofmann, Handbuch der praktischen
Werkstatt - Mechanik. (Bd. 5 von Hart-
lebens mechanisch-technischer Bibli-
othek.) 2. Aufl. 8° XVI, 176 S. mit 140 Abb.
Wien und Leipzig, A. Hartleben 1910
4.50 M.
Die erste Auflage des Buches ist in dieser
Zeitschrift 1896. S. 34 bereits besprochen worden.
Von den damals gemachten Verbesserungsvor-
schlägen hat bei der Neuauflage keiner Berück-
sichtigung gefunden; es wird daher auch kein
Interesse haben, die Ausstellungen eingehend
zu wiederholen. Es mag nur erwähnt werden,
daß das Buch noch ebensoviel unnötige Ab-
bildungen enthält wie früher. Durch Einfügung
der Beschreibung einer Leitspindelbank ist es
etwas umfangreicher geworden. Als Beispiel
ist natürlich eine solche mit englischer
Steigung gewählt. Die Metalle sind noch
immer unter dem Sammelbegriff „Isolier-
materialien“ besprochen. @.
P. Menert, Linear- und Projektionszeichnen
tür gewerbliche Fachschulen. 2. Heft. Pro-
jektionszeichnen II (Darstellende Geometrie.)
80. IV, 54 S. mit 86 Fig. Essen, G. D.
Baedeker 1910. 1,40 M.
Preislisten usw.
Emil Basch A.-G. Optische Industrie (Ra-
thenow), Projektions - Objektive, Objektive
für Vergrößerungsapparate, Kondensoren.
80. 27 S. mit vielen Illustr. 1911.
Dieses Verzeichnis über Lichtbild - Optik
ist sehr reichhaltig. Wenn man die Zusammen-
stellung für die Wahl des Objektives für einen
bestimmten Zweck durchsieht, so findet man
keinen Wunsch unerfüllt. An erster Stelle
möchte ich die Einführung des Glaukar - Ob-
jektives erwähnen. Es entspricht dem Typus
der von H. Dennis Taylor konstruierten
Cooke Linse in der lichtstarken Abänderung.
Hr. Martin hat aber seine Helligkeit von f: 4,5
bis auf f: 3,1 gesteigert, so daß es sich auch
für episkopische Projektion und, was sehr
wichtig, für das Arbeiten mit ausgedehnten
Lichtquellen eignet. Das Bildfeld ist sehr gut
anastigmatisch geebnet, vor allen aber fällt
auch hier wieder die Brillanz des Bildes auf.
Die drei einzelnen Linsen stehen verhältnis-
mäßig eng nebeneinander. Abgesehen von
dem Fehlen der Kittschichten und der geringen
Absorption im Glase hat das Objektiv also
noch den Vorteil einer bei der Projektion
sicherlich nicht mehr in Betracht kommenden
Vignettierung. Da es auch für Photographie
mit großem Nutzen verwertet werden kann, so
ist es sehr zu empfehlen.
Die übrigen Projektionsobjektive sind von
bekannter Art. Die
finden zweckmäßig bei photographischer Ver-
größerung und Projektion mit punktformiger
Lichtquelle Verwendung; für größere Licht-
stärke, also z. B. bei Projektion in auffallendem
Lichte, sind die Porträt- Doppelobjektive nach
Petzval vorzuziehen. Auch die Kombination
mehrerer Brennweiten in Sätzen ist sehr
beliebt, zumal die Anschaffungskosten gering
sind. Für ausgedehnte Lichtquellen wird noch
ein extra lichtstarkes Objektiv, Modell W, ohne
anastigmatische Korrektion angeführt, an das
selbstverständlich nicht so hohe Ansprüche
wie an das Glaukar zu richten sind. Zur
Projektion auf große Entfernungen nimmt man
zweckmäßig die Leukare, die zwar nur aus
einer zweiteiligen Linse bestehen, trotzdem
aber das Format 9x12 cm infolge ihrer langen
Brennweite gut decken.
Für kinematograpbische Projektion sind
2 Serien vorgesehen, von denen die licht-
stärkere den großen Linsendurchmesser von
47 mm besitzt und damit auch allen Ansprüchen
beim Arbeiten mit breiten Lichtquellen genügt.
Was die Kondensoroptik betrifft, so ist es
als ein wesentlicher Vorteil zu bezeichnen, daß
alle Kondensorlinsen bis 160 mm Durchmesser
aus farblosem Jenaer Kronglase hergestellt
werden, im Gegensatze zu dem sehr stark ab-
sorbierenden, gewöhnlichen grünen Glase, aus
dem die meisten anderen Kondensorlinsen her-
gestellt werden. Die Vorzüge der Bajonett-
fassung aus Messing für die Linsen sind
bekannt.
Besonders angenehm ist die übersichtliche
Anordnung und der häufige Hinweis auf den
praktischen Gebrauch in diesem Preisver-
zeichnis. Die Güte der Ausführung aller
Teile, optischer wie mechanischer, ist bekannt.
Harting.
Gustav Heyde (Dresden - A., Friedrichstr. 18).
Preialiste V. Teilmaschinen und Hilfsinstru-
mente. 8°. 35 8. mit Illustr. 1911.
Besprechung wird in der Zeitschr. f.
Instrkde. erfolgen.
Physikalisch - mechanisches Institut von Prof.
Dr. M. Th. Edelmann & Sohn, München,
Mitteilung Nr. 8. Einfache Prazisions-Schul-
apparate. 8° 31 S. mit 31 Abb.
Die Mitteilung bringt Beschreibung und
Abbildung von 38 Apparaten, die zumeist dem
Unterricht in der Elektrizitätslehre dienen.
Es werden angezeigt mehrere Drehspulen- und
Drehmagneten- Galvanometer, ein Elektroskop,
Ableseapparate, Stöpselrheostate, Meßbrücken
mit Zubehör, Stromschlüssel und Kommutator,
runde Glimmer- und Papierkondensatoren, ein
Porträt- Aplanate f:6 ı Kupfervoltameter, ein Meßapparat (für Tempe-
Deutsche
86 ot singen und Preislisten. — Patentschau. Mechanlker- Zig
raturkoeffizienten von Leitungsmaterialien, | Ubersichtlichkeit ihrer Konstruktion für den
außerdem ein kleiner Projektionsapparat, ein | Gebrauch an diesen Schulen recht geeignet;
Vorlesungsapparat zur Demonstration des freien | und da aus den in der Beschreibung gemachten
Falles und eines Sekundenpendels, ein Apparat | Angaben über die Empfindlichkeit hervorgeht,
für Staubfiguren und eine Galtonpfeife. daß trotz mäßigem Preise eine große Präzision
Die Apparate sind für Mittelschulen bestimmt | erreicht ist, so sind diese Apparate wohl zu
und erscheinen wegen der Einfachheit und |! empfehlen. Professor E. T.
&
Patentscha u.
— —
Feste Lehre, dadurch gekennzeichnet, daß das Lehren-
maß durch Präzisionskugeln, die mit Haltern verbunden sind,
gebildet wird. R. Conrad in Berlin- Wilmersdorf. 12. 8. 1908.
Nr. 224 150. Kl. 42.
1. Schleifvorrichtung zur Herstellung
von genauen Gewinden mittels umlaufender
Schleifscheibe, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schleifflächen ¢¢' der der Steigung des Ge-
windes entsprechend schräg gestellten Schleif-
scheibe in dieser schrägen Arbeitsstellung durch
einen mit der Schleifvorrichtung verbundenen Di-
amanten abgedreht werden.
2. Schleifvorrichtung nach Anspr. 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schleifflächen
tet! der Schleifscheibe in der schrägen Arbeits-
stellung durch einen mit der Schleifvorrichtung
verbundenen, in der durch die Schwingachse des
Schleifscheibenträgers und die Werkstückachse
festgelegten Ebene gradlinig geführten Diamanten
abgedreht werden, so daß sie in den Achsenebenen
der Schleifscheibe kurvenförmige Durchdringungs-
linien aufweisen. L. Löwe&Co. in Berlin. 12. 11.
1908. Nr. 223 722. KI. 67.
\
Z
—
7
4
2
í
|
j
Interferenzapparat zur Prüfung
der Hörschärfe, bestehend aus einer mit
seitlichen Abzweigungen kommunizierenden
Röhre, dadurch gekennzeichnet, daß die in
den abgezweigten Nebenröhren beweglichen
Stempel fest miteinander verbunden sind,
so daß sie gleichzeitig und meßbar ver-
schoben werden können. E. Waetzmann in Breslau. 5. 1. 1910. Nr. 224030. Kl. 30.
1. Elektrische Isolation für Spulen, dadurch gekennzeichnet,
daß ein besonderes Rohr aus isolierendem Material den Spulenkörper so
umgibt, daß die Enden des Rohres seitlich zur Achse des Spulenkörpers
liegen.
2. Ausbildung des Rohres nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet,
daß dasselbe zweiteilig ausgeführt ist mit sich gegenseitig überlappenden
Seitenwänden. F. Lilienthal in Cöln. 11. 9. 1909. Nr. 224 169. Kl. 21.
Röntgenröhre und ähnliche Apparate, gekennzeichnet durch die Verwendung eines
Lithiumboratglases, das mindestens 95 % eines Gemisches aus Lithiumborat und Borskure enthlt,
Heft 8.
15. April 1911. l Patentschau. 7 7 E a, 87
dem vorteilhaft 2 bis 5% eines Metalloxydes, vorzugsweise Berylliumoxyd, zugegeben sind.
A. F. Lindemann u. F. A. Lindemann in Sidholme, Engl. 15. 4. 1908. Nr. 223654. KI. 21.
Vorrichtung zur Bildung eines Bodens
an beiderseits offenen Glashohlkörpern durch
Zuschmelzen, besonders bei der Herstellung von
Glasgefäßen nach Dewar, mit drehbarem Halter
für den Glashohlkörper inmitten eines Kreises von
quer zur Drehachse gerichteten Stichflammen-
brennern, dadurch gekennzeichnet, daß der Halter
in einem drehbaren Lager 5 verschiebbar gehalten
ist und mittels eines vorzugsweise unter der
Wirkung einer Feder aufwärts strebenden He-
bels 31 auf und nieder bewegt werden kann,
Thermos-A.-G. in Berlin. 11.6. 1908. Nr. 224 035.
KI. 32.
Vorrichtung zur Bildung eines Bodens
an beiderseits offenen Glashohlkörpern durch
Zuschmelzen, besonders bei der Herstellung von
Glasgefäßen nach Dewar, mit drehbarem Halter
fir den Glashohlkérper inmitten eines Kreises von
quer zur Drehachse gerichteten Stichflammen-
brennern, dadurch gekennzeichnet, daß der Halter
samt dem Brennerkreis so an einer wagerechten
Schwenkachse angeordnet ist, daß der Glashohl-
körper ohne Unterbrechung seiner Drehung und
Erhitzung hin und her geschwenkt oder ganz
umgekehrt werden kann. Dieselbe. 11. 6. 1908.
Nr. 224 397. Kl. 32.
Verfahren zur Herstellung von Hohl-
glaskörpern aus Metall mit Auskleidung aus
Quarzgut, dadurch gekennzeichnet, daß die Quarz-
gutauskleidung auf der gewünschten Fläche der
fertigen metallenen Hohlkörper durch Blasen des
geschmolzenen Quarzes erzeugt wird. M. Henß
in Soden i. Taunus. 10. 10. 1909. Nr. 224398. Kl. 30.
d, —— as
m un = ay STILT |
PEPR elie
| ix g
Stetig veränderlicher Kondensator, ge-
kennzeichnet durch eine Vereinigung zweier
Drehplattenkondensatoren zu einer derartigen
Anordnung, daß die beweglichen Plattengruppen
in der Stellang der geringsten Kapazität einen
gemeinsamen Raum einnehmen. C. Lorenz in
Berlin. 18. 2. 1910. Nr. 224249. Kl. 21.
1. Vorrichtung zur Messung der Härte von Röntgenstrahlen durch die Einwirkung
der Röntgenstrahlen auf eine Zelle aus Selen oder ähnlichem, den elektrischen Widerstand unter
Einfluß von Belichtung ändernden Material, dadurch gekennzeichnet, daß das Zusammenwirken
der durch Bestrahlung verursachten Widerstandsänderung der Zelle mit einer Vorrichtung, deren
Strahlendurchlässigkeit von Stelle zu Stelle stetig oder unstetig sich ändert, das Maß für die
Strahlenhärte abgibt.
2. Härtemesser nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Widerstands-
änderung der strahlenempfindlichen Zelle eine gegenseitige Lageveränderung von Zelle und
Vorrichtung mit veränderlicher Strahlendurchlässigkeit hervorgerufen wird.
3. Härtemesser nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung von ver-
Anderlicher Strahlendurchlässigkeit mit einem Drehspulsystem zwangläufig verbunden ist, welches
durch einen die strahlenempfindliche Zelle durchfliefenden elektrischen Strom in Drehung
versetzt wird.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
R8
Patentschau. — Vereinsnachrichten.
4. Härtemesser nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Widerstandsänderung
der strahlenempfindlichen Zelle durch das Fluoreszenzlicht eines zwischen Röntgenröhre und
Zelle angeordneten Leuchtschirms vergrößert wird. R. Fürstenau in Charlottenburg:
25. 7. 1909. Nr. 224114. KI. 21.
Luftmanometer nach Mac-Leod, dadurch gekenn-
zeichnet, daß das Quecksilberstandrohr als ein um eine horizon-
tale Achse drehbares, schraubengangförmig gewundenes Rohr
ausgebildet ist, welches in ein radial gerichtetes U-Rohr aus-
läuft. U. v. Reden in Straßburg i. E. 26. 4. 1908. Nr. 223 780.
KI. 42.
Winkelspiegel aus zwei versilberten Glasplatten, die
auf einem Zwischenglied befestigt sind, dadurch gekennzeichnet,
daß das Zwischenglied ungefähr dasselbe Wärmeleitvermögen
wie die Platten besitzt. C. Zeiß in Jena. 23. 3. 1909. Nr. 224 239.
Kl. 42.
— — — —
Vereins nachrichten.
Die nächste Sitzung des Haupt- | um dort ihr Gehilfenstück anzufertigen.
vorstandes findet am Donnerstag, den Während der gesamten Lehrzeit müssen die
27. April, im Hause des Vereins deutscher Lehrlinge eine Schule besuchen, an der sie von
Ingenieure (Berlin NW7, Charlottenstr. 43) Ingenieuren der Firma unterrichtet werden;
statt. die Schulstunden fallen in die Arbeitszeit, so
— daß die jungen Leute die ganze übrige Zeit
für sich verwenden können, da sie vom Be—
D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin, E. V. suche der Pflichtfortbildungsschule befreit sind.
Sitzung vom 11. April 1911. Vorsitzender: Die Erfahrungen, die die Firma mit ihrem Vor-
Hr. W. Haensch. gehen gemacht hat, sind die allerbesten und
Die Sitzung war sehr stark besucht, insbe- | lassen es sogar für kleinere Betriebe ratsam
sondere war eine größere Zahl von Fachlehrern | erscheinen, sich zusammenzutun, um eine
anwesend. Lehrwerkstatt gemeinsam zu unterhalten.
Hr. Dipl.-Ing. R. v. Voß und Hr. Ing. Leifert Hierauf führte Hr. Leifert an der Hand
sprachen über die theoretische und praktische | zahlreicher Diapositive den praktischen Lehr-
Ausbildung von Mechanikerlehrlingen bei der | gang des ersten Jahres vor. Von den Lehr-
Firma Siemens & Halske. Hr. v. Voß legte | lingen angefertigte Zeichnungen und Arbeits-
zunächst die Gründe dar, aus denen die Firma [stücke lagen aus und erregten die uneinge:
8. & H. wie viele andere große Fabriken sich | schränkte Anerkennung der Anwesenden.
veranlaßt sah, eiue eigene Lehrlingswerkstatt An die Vorträge schloß sich eine sehr an-
ins Leben zu rufen. Es werden am 1. April | geregte Diskussion, in deren Verlauf u. a. Hr.
und 1. Oktober etwa 25 bis 30 Lehrlinge an- | Dr. B. Glatzel vorschlug, in Ahnlicher Weise
genommen, die kein Lehrgeld zu zahlen | die jungen Leute auszubilden, die sich für das
brauchen, wenn sie Söhne von Angestellten | Studium an der Technischen Hochschule vor-
der Firma sind; andere junge Leute werden | bereiten; wenn es möglich ist, Knaben, die
eingestellt, soweit noch Platz ist, für sie | von der Volksschule kommen, in einem Jahre
beträgt das Lehrgeld 300 M. Die Stellen sind | so erstaunliche Fertigkeit und so tüchtige
sehr gesucht und in der Regel schon 1 Jahr | Kenntnisse beizubringen, so würde ein Ahn-
vorher vergeben. Die Lehrzeit ist 4-jährig; ! licher — naturgemäß passend abgeänderter —
davon verbringen die jungen Leute das erste | Lehrgang dem angehenden Studenten viel
Jahr in einer Lehrwerkstatt, die unter Leitung | fürderlicher sein, als das übliche Volontärjahr
eines für diese Aufgabe besonders befähigten | in einer Fabrik.
Meisters steht, dem mehrere Hilfskräfte unter- Aufgenommen wird Hr. Otto Muselius,
stellt sind. Die jungen Leute kommen hierauf | Mechaniker am Physikalischen Institut der
in den Betrieb und kehren 4 Monate vor | Universität; NW 7, Reichstagsufer 7 u. 8.
Ablauf der Lehrzeit in die Lehrwerkstatt zurück, Bl.
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Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke tn Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin,sSW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 9. 1. Mai. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum-Thermometer.
Von H. F. Wiebe in Charlottenburg.
Nachtrag.
Bezüglich der von mir im vorigen Hefte S. 77 beschriebenen Konstruktionen
der ärztlichen Maximum-Thermometer habe ich aus Fabrikantenkreisen zwei Zuschriften
erhalten, die beide bestätigen, daß die Hickssche Maximumvorrichtung der Stiftvor-
richtung vorzuziehen ist. Beide Firmen beabsichtigen, den Thermo-
metern mit Hieksscher Vorrichtung in Zukunft wieder mehr Geltung zu
verschaffen.
Außerdem teilt mir Herr Carl Kellner, Thermometerfabrikant in
Arlesberg bei Elgersburg, mit, daß die von mir besprochene kombinierte
Konstruktion, Stab- liinschlußthermometer mit Hieksscher Verengung auf
S. 78 (Fig. 6), seine Erfindung ist und ihm im September 1892 als Ge-
brauchsmuster unter Nr. 8286 geschützt wurde. Die bezügliche Eintragung
in die Liste der Gebrauchsmuster lautet: „Klasse 42. Nr. 8286. Maxima-
Einsehluß - Thermometer mit starkem mit einer Verengung versehenen
Halskapillarrohr. Carl Kellner in Arlesberg b. Elgersburg i. Th. 29. Sep-
tember 1892“
Herr Kellner hat mir zwei Stück solcher Thermometer eingesandt,
wonach deren Konstruktion genau mit der von mir beschriebenen über-
einstimmt. Die Priorität für diese Erfindung kommt hiernach ohne Zweifel
Herrn Carl Kellner in Arlesberg zu. Herr Kellner schreibt weiter, daß
diese Thermometer sehr genau anzeigen, jedoch nur von guten, geübten
Bläsern hergestellt werden können und ihr Preis infolgedessen etwas höher
ist, als bei den gewöhnlichen; der Umsatz in diesen Thermometern sei
freilieh nicht sehr groß, sie würden meist im Ausland gekauft, in Deutschland
zur Zeit fast gar nicht.
Da aber das Interesse an dieser Art Thermometer von neuem er-
wacht ist, so möchte ich hier kurz noch einmal die besonderen Vorzüge
ihrer Konstruktion hervorheben. Wie aus der Abbildung ersichtlich, besteht
das Thermometer in seinem unteren Teil aus dem Gefäß und einem Stück
Stabrohr, in dessen Kapillare eine Hickssche Verengung angebracht ist;
der obere Teil des Thermometers besteht aus einem Einschlußrohr, welches
das Kapillarrohr und die Skala umschließt. Die Hickssche Vorrichtung
bietet den Vorteil, daß sie bei Abtrennung des Quecksilberfadens exakter
funktioniert als die Stiftvorrichtung, und daß der abgetrennte Queck-
silberfaden bedeutend kürzer ist als bei Stiftthermometern. Der kürzere
Faden zieht sich aber bei der Abkühlung um einen geringeren Betrag
zusammen, so daß demnach die Veränderung der Angaben bei den
Hieksschen Thermometern nach dem Erkalten geringer ausfällt.
Ferner ist die durch das Umhüllungsrohr geschützte Skala vor Zerstörung der
Teilung dureh Flüssigkeiten oder Verwitterung bewahrt. Da das Thermometer oben
zugeschmolzen ist und außen keine vertiefte Teilung oder Aufschriften hat, (so besitzt
echaniker-Ztg.
90 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. ,, Deutsche
es die Eigenschaften eines aseptischen und bietet Bakterien keine Gelegenheit, sich
festzusetzen. Auch ist noch zu erwähnen, daß vielen Personen die Ablesung der
Stabthermometer Schwierigkeiten macht und sie daher Einschlußthermometer vorziehen.
Alles in allem genommen, vereinigt die beschriebene Konstruktion die Vorzüge
der Stab- und Einschlußthermometer in einem Instrument, ohne deren Nachteile auf-
zuweisen.
Ich möchte daher wünschen, daB sich recht viele Fabrikanten mit der
Herstellung dieser Art Thermometer befassen, damit sie möglichste Verbreitung
gewinnen.
Des weiteren möchte ich den Thermometerfabrikanten empfehlen, auch die
Fabrikation des „aseptischen“ Stabthermometers mit Hicksscher Verengung, wie es
in Fig. 7 auf S. 78 des vorigen Heftes abgebildet ist, in größerem Umfang aufzu-
nehmen, da diese Thermometer sicherlich zum Export nach solchen Ländern geeignet
sind, in denen Stabthermometer bevorzugt werden.
— = a
Elektromedizinische und réntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren.
Von Ing. Georg Heber in Berlin.
Einleitung.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Anwendung des elektrischen Stromes
auf medizinischem Gebiet eine recht beschränkte. Zur Ausübung der damals schon
bekannten Behandlungsmethoden genügten einfache, oft recht primitiv zusammenge-
setzte Apparate. Eine aus mehreren kleinen Elementen bestehende Batterie diente mit
wenigen Zusatzvorrichtungen dazu, um die Galvanisation zu ermöglichen. Ein einfacher
Induktionsapparat, oft aber auch eine kleine magnetelektrische Rotationsmaschine, lie-
ferten den Behandlungsstrom für die Faradisation. Um den i. J. 1854 von Middel-
dorpf eingeführten Galvanokauter mit elektrischem Strom zu versorgen, diente eine
aus großen Chromsäure-Elementen zusammengesetzte Tauchbatterie. Mit diesen wenigen
Apparaten ist das Rüstzeug der damaligen Elektromedizin genügend gekennzeichnet.
Allenfalls kann durch Hinzunahme einer Influenzmaschine älterer Bauart eine weitere
Behandlungsmethode, die Franklinisation, angereiht werden. Aber damit ist auch der
Apparatenbestand des Elektromediziners der guten alten Zeit wahrheitsgetreu angeführt.
Inzwischen hat Äskulap eingesehen, daß er in dieser modernen, nach Fort-
schritt und Erkenntnis strebenden Kulturepoche nicht immer mit seinem Schlangenstab
durchkommt. Auch ihm imponierte unser elektrisches Zeitalter und die noch freie
Hanı bemächtigte sich des Ziekzackblitzes, um seinen Jüngern neue Wege zu weisen.
Es sind in den letzten Jahren recht verschiedenartige Wege beschritten worden, um
den elektrischen Strom medizinisch und chirurgisch verwenden zu können. Einerseits
ist es das außerordentliche Anpassungsvermögen des elektrischen Stromes, welches
dahin geführt hat, eine große Anzahl von Apparaten und Hilfsvorrichtungen für thera-
peutische und diagnostische Zwecke entstehen zu lassen; anderseits sind durch die
Möglichkeiten, die Elektrizität in mannigfache Energieformen umzuwandeln, zahlreiche
neue Anwendungsgebiete entstanden.
Fast alle bis zur Gegenwart bekannten Wirkungen der Elektrizität finden eine
medizinische Verwendung. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß verschiedene elek-
trische Stromarten dem menschlichen Organismus direkt zugeführt werden, um auf
diesem Wege als Heilfaktoren zu wirken. Die allgemeine Elektrotechnik erzeugt und
verwendet hauptsächlich die als Gleichstrom, Wechselstrom und Drehstrom bezeich-
neten Stromarten. Auf dem Gebiete der modernen Elektrotherapie kommt eine weit
größere Anzahl von Stromarten in Betracht, welche mit besonderen Apparaten nur für
diesen Zweck hergestellt werden und welche durch ihren verschiedenartigen Verlauf
auch therapeutisch verschiedenartig wirken. Die spezielle Elektrotherapie ist also da-
durch gekennzeichnet, daß elektrische Ströme direkt zu Heilwirkungen benutzt werden.
Das weniger ausgedehnte Gebiet der Elektrodiagnostik ist durch die Verwendung einiger
Stromarten für die Diagnostizierung verschiedener Nerven- und Muskelerkrankungen ge-
nügend gekennzeichnet.
Während auf dem speziellen Gebiet der Elektrotherapie die Elektrizität in
mannigfachen Formen als Heilfaktor dem erkrankten Organismus zugeführt (wird finden
t. 1 805 3 11. G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 91
wir, daß das ziemlich weit ausgedehnte elektromedizinische Gebiet eine sehr große An-
zahl von Apparaten benötigt, wo eine indirekte Verwendung der Elektrizität für dia-
enostische und therapeutische Zwecke in Betracht kommt. Hierzu gehören alle Appa-
rate der ziemlich umfangreichen elektromedizinischen Industrie, welche die Umwand-
lung der Elektrizität in Licht, Wärme und Röntgenstrahlen, sowie in mechanische, che-
mische und magnetische Energie ermöglichen.
Hand in Hand mit der immer mehr um sich greifenden Verwendung der
Elektrizität für medizinische Zwecke sind im Laufe der letzten Jahre Einrichtungen
entstanden, welche oft nur dem auf diesen Gebieten tätigen Spezialisten bekannt sind.
Der Konstrukteur von elektromedizinischen Apparaten und Röntgen-Instrumentarien hat
eben ganz andere Aufgaben zu lösen, als der Konstrukteur von Apparaten der allge-
meinen elektrotechnischen Praxis. Das wird aus der folgenden Darlegung ohne weiteres
hervorgehen. Der Konstrukteur elektrischer Apparate wird bei seinen Dispositionen
die Forderungen der Gegenwart und vor allen Dingen die Vorschriften des Ver-
bandes deutscher Elektrotechniker zu respektieren haben. Wird dann die elek-
trische Einrichtung der Allgemeinheit zugänglich gemacht und erfüllt sie die voraus-
gesetzten Bedingungen, so ist damit die Aufgabe des Konstrukteurs gelöst. Andere
Verhältnisse liegen bei der Konstruktion elektromedizinischer Apparate vor. Auch hier
müssen die Forderungen des Tages und die Verbandsvorschriften zunächst respektiert
werden. Dann müssen aber auch diejenigen Forderungen respektiert werden, welche
der praktische Arzt geltend macht, der die Einrichtungen späterhin im Interesse seiner
Patienten verwenden will. Es genügt dem Konstrukteur elektromedizinischer Apparate
nicht, wenn er es dahin gebracht hat, daß sich in dem fertiggestellten Apparat die
Elektrizität auch richtig und vorschriftsmäßig in Licht, Wärme oder in andere Energie-
formen umsetzt. Jetzt kommt es noch darauf an, daß der elektromedizinische Apparat
oder Teile desselben, die mit dem menschlichen Körper oft in innige Berührung
kommen, die ernste ärztliche Forderung erfüllen, daß der erkrankte Organismus nicht
etwa noch weiteren Schaden erleidet, sondern seiner Gesundung entgegengeführt wird.
In der elektromedizinischen Praxis müssen Arzt und Konstrukteur sehr häufig an die
Lösung bestimmter Aufgaben gemeinsam herantreten. In richtige Bahnen gelenkt und
in diesen erhalten, erscheint der elektrische Strom harmlos und jederzeit dienstbereit,
dem Arzt die Diagnose und Therapie zu erleichtern. Tückisch und gefahrbringend
kann diese Energie aber werden, wenn ihre Eigenart vom Konstrukteur elektro-
medizinischer Apparate nicht sorgfältig respektiert wird. Es sind darum ganz selbst-
verständliche Forderungen, die der praktische Arzt bei der Benutzung eines elektro-
medizinischen Apparates stellt. Die erste Forderung lautet: Betriebssicherheit, damit
im kritischen Augenblick, unter Umständen bei einem operativen Eingriff, der Apparat
nicht versagt. Die zweite Forderung: Zweckmäßigkeit, diese bezogen auf die Eigenart
des erkrankten menschlichen Organismus; er soll durch elektrische Ströme direkt oder
indirekt gesunden. Drittens aber wird die Einfachheit in der Handhabung des Appa-
rates ebenfalls zu berücksichtigen sein. Komplizierte Einrichtungen mit umständlichen
Schaltvorrichtungen werden dem praktischen Arzt die Handhabung des Apparates nur
erschweren und damit das Arbeiten verleiden.
Unter Innehaltung dieser wichtigen Punkte ist es möglich gewesen, die drei
Gebiete: Elektrotherapie, Elektromedizin und Röntgentechnik, auf eine so bedeutende
Höhe zu bringen. Aus der nunmehr folgenden Aufzählung der verschiedenen Apparate
und Behandlungsmethoden ergibt sich der gewaltige Umfang dieser drei Gebiete.
Elektrotherapie.
Für die ältere Elektrotherapie kamen als Stromerzeuger entweder galvanische
Elemente, magnetelektrische Rotationsapparate oder Influenzmaschinen in Betracht. Für
die meisten Behandlungsmethoden kommen heute Apparate in Anwendung, welche
direkt an das Leitungsnetz angeschlossen werden. Man bedenke zunächst, daß hier in
den meisten Fällen Betriebsspannungen von 110 oder 220 Volé zur Verfügung stehen.
Es muß nun für elektrotherapeutische Zwecke die Spannung des Netzes nicht nur
reduziert werden, um eine erträgliche Strompassage für den menschlichen Körper zu
ermöglichen, auch die Regulierung der Stromstärken selbst muß so erfolgen können,
daß Bruchteile eines Milliampere oder auch Vielfache dieser Untereinheit zur Anwendung
gelangen können. Dann muß ferner in Behandlungsräumen mit halbleitenden Boden-
92 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jabren. M 5 =
flächen mit der Möglichkeit des Erdschlusses gerechnet werden, der ja bei dem Drei-
leitersystem mit blank verlegtem Mittelleiter stets vorhanden ist. Die jetzige Forde-
rung, welche bei elektrotherapeutischen Anschlußapparaten gestellt wird, geht dahin,
den Netzstrom vom Behandlungsstrom zu trennen. Durch Anwendung kleiner Motor-
umformer und Benutzung induktiver Stromkreise kann diese berechtigte Forderung
leicht erfüllt werden. Für elektrotherapeutische Zwecke kommt es meistens darauf an,
den Netzstrom, es mag Gleich-, Wechsel- oder Drehstrom sein, in andere Stromarten
überzuführen. Die sog. stationären Apparate kommen heute nur noch vereinzelt und `
für die landärztliche Praxis in Betracht; sie gewähren dem Arzt die Möglichkeit, gal-
vanischen und faradischen Strom zu entnehmen. Für die Behandlung im Hause des
Patienten werden auf ärztliche Verordnung kleine transportable Apparate für die gal-
vanische oder auch für die faradische Behandlung bereitgehalten.
Vor etwa zwanzig Jahren wurde in der Gesellschaft der Neuropathologen
und Irrenärzte in Moskau von Repmann behauptet, daß eine für Beleuchtungs-
zwecke bestimmte Dynamomaschine für medizinische Zwecke nicht benutzt werden kann.
War es doch schon ein Ereignis, als Bröse i. J. 1890 darauf hinwies, daß der von
Dynamomaschinen erzeugte Strom für medizinische Zwecke gut verwendbar sei, und
als W. A. Hirschmann solche Apparate auf dem Intern. Medizinischen Kongresse in
Berlin 1890 zum ersten Male ausstellte. Erst nach und nach konnten die stationären Batterie-
schränke durch die weit bequemeren Anschlußapparate ersetzt werden. An Stelle der
früher gebräuchlichen, oft recht umfangreichen Anschlußtafeln, welche an der Wand
befestigt wurden und wo mittels Glühlampen als Vorschaltwiderständen die Stromstärke
und Spannung reduziert wurde, sind heute die kompendiösen und leicht zu bedienen-
den transportablen Anschlußapparate getreten. Bei diesen ist die Trennung des Netz-
stromes vom Behandlungsstrom konsequent durchgeführt.
Die bekanntesten Stromarten, welche sowohl therapeutisch als auch diagnostisch
verwendet werden, sind der galvanische und faradische Strom. Die Erzeugung des
galvanischen Stromes wird bei den modernen Anschlußapparaten in der Weise vorge-
nommen, daß der Anker eines kleinen Motorumformers zwei voneinander getrennte
Wiekelungen mit separaten Kollektoren erhält. Beide Ankerabteilungen rotieren in
einem gemeinsamen Magnetfelde. Der einen Ankerabteilung fällt die motorische
Funktion zu, die zweite Ankerabteilung läßt in den Windungen den Behandlungsstrom
mit reduzierter Spannung entstehen. Die kaum wahrnehmbaren Strompulsationen,
welche durch die Wirkungen des Kollektors veranlaßt werden, können durch einen
kleinen Zusatzkondensator beseitigt werden, so daß der Behandlungsstrom die gleichen
Eigenschaften erhält, wie der durch eine galvanische Batterie erzeugte Gleichstrom.
Der Motorumformer hat aber noch eine zweite Aufgabe zu erfüllen. Diese besteht
darin, neben dem galvanischen, richtiger bezeichnet Behandlungsgleichstrom, noch
Wechselstrom zu erzeugen. Derselbe wird durch zwei separate Schleifringe vom Um-
formeranker entnommen und einem kleinen Transformator zugeführt, welcher nunmehr
Wechselstrom für die sinusoidale Faradisation liefert. Durch Hinzunahme von Regulier-
widerständen mit sehr feinen Abstufungen ist es dann möglich, den galvanischen und
faradischen Strom genau zu dosieren. Schließlich vermag der Motorumformer noch
eine dritte Aufgabe zu übernehmen. Die Bewegung des Motorankers kann auf ver-
schiedene Hilfsvorrichtungen übertragen werden, z. B. auf biegsame Wellen, die ent-
weder zum Betrieb von Bohrer, Fräse und Kreissäge für chirurgische Eingriffe oder
zum Betrieb der verschiedenen Massageapparate dienen.
Das Gebiet der Elektrotherapie wäre sehr beschränkt, wenn es sich nur um
die Anwendung des galvanischen und faradischen Stromes handelte. Der durch einen
elektrischen Strom hervorgerufene physiologische Effekt hängt nicht allein von der
Spannung und der Stromstärke ab, sondern vor allen Dingen von dem Verlauf des
Stromes; oder mit anderen Worten: Der physiologische Effekt eines elektrischen
Stromes ist neben Spannung und Intensität vom Stromeharakter abhängig. Es ist nun
leieht möglich, die technisch gebräuchlichen Stromarten in die therapeutisch gebräuch-
lichen Stromarten überzuführen. Zur besseren Übersicht sollen zunächst die thera-
peutischen Stromarten der Gleichstromgruppe angeführt werden.
Der konstante Gleichstrom. Läßt man einen Gleichstrom von der Stärke null
mittels Einschleichwiderstandes bis auf die gewünschte Stärke, kontrolliert am Präzisions-
Milliamperemeter von Deprez-d’Arsonval, ansteigen und den menschlichen Körper
passieren, so wird, wenn keine Änderung der Spannungs- und; Wäderstandsverhältnisse
O. Heber, Elektromedizinische und röutgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 93
Ren 9.
1. Mai 1911.
eintritt und keine Unterbrechungen oder Richtungsänderungen vorgenommen werden,
ein konstanter Strom den Organismus durchflie8en. Das HindurchflieBen eines solchen
Stromes wird ermöglicht durch festes gleiehmäßiges Anlegen von Metallelektroden,
welche mit Baumwollstoff überzogen und mit Salzwasser gut durchfeuchtet sind.
Letztere Maßnahme hat den Zweck, den Hautwiderstand herabzusetzen und die Strom-
passage zu erleichtern. Durch die Einführung des Vierzellenbades ist die Elektroden-
behandlung ziemlich verdrängt worden, besonders in solchen Fällen, wo es darauf
ankommt, den Organismus mit stärkeren konstanten Strömen zu behandeln. Bei dem
Vierzellenbad sind je zwei Gefäße für die unteren und oberen Extremitäten vorge-
sehen. Jedes Gefäß enthält eine größere Kohlenelektrode, welche mit einem be-
sonderen Schaltapparat verbunden ist. Dieser Schaltapparat steht wiederum mit dem
Anschlußapparat, welcher den Behandlungsstrom liefert. in Verbindung. Mit Hilfe des
Vierzellenbadschalters ist es nun leicht, fünfzig verschiedene Strompassagen für den
Körper zu ermöglichen. Es ist bekannt, daß der konstante Strom hauptsächlich
nach zwei Richtungen hin im Organismus wirksam sein kann. Einmal wird die elektro-
chemische Wirksamkeit des konstanten Stromes in Aktion treten, und da der gesamte
Organismus als ein komplizierter Leiter zweiter Ordnung, mit anderen Worten als ein
Elektrolyt, aufgefaBt werden kann, so werden die mit dem konstanten Strom erzielten
Heilwirkungen auf Ionenwanderungen oder Ionenverschiebungen beruhen, Anderseits
sind es aber auch mechanische Wirkungen des konstanten Stromes, welche einen
Einfluß auf die Blutzirkulation ausüben können. Die mit Wasser gefüllten Einzelzellen
des Vierzellenbades nehmen die jeweilige Polarität der Elektroden an. Das ein-
tauchende Glied ist also von einer sehr anpassungsfähigen, schmiegsamen Elektrode
umgeben, welche außerdem den Hautwiderstand ganz bedeutend herabsetzt. ,
Wird nun der konstante Gleichstrom dem Organismus mit der Absicht zu-
geführt, in diesem Heilwirkungen zu veranlassen, so spricht man von einer konstanten
Behandlung oder Gleichstromtherapie. Die für denselben Zweck angewandte Be-
zeichnung Galvanotherapie oder Galvanisation rührt daher, weil in der älteren Elektro-
therapie nur galvanische Batterien für die Stromlieferung herangezogen wurden.
Auch für chirurgische und kosmetische Zwecke findet der konstante Gleichstrom
Verwendung. Durch Einstich von Platin-Iridium-Nadeln, welche als Kathoden in den
Gewebssäften einer pathologischen Wucherung wirken, kann die Zerstörung und
darauffolgende Abheilung derselben erfolgen, indem durch die elektrochemischen
Wirkungen des konstanten Stromes freies Alkali aus den Gewebssäften abgeschieden
wird, welches dann Schrumpfung und Abheilung bewirkt. Auch die elektrolytisehe
Haarentfernung beruht auf diesem Vorgang. Die dicht neben dem Haarschaft einge-
führten, sehr feinen vergoldeten Stahlnadeln lockern, als Kathode angewendet, die Haar-
wurzel im Gewebe dermaßen, daß dieselbe schmerzlos entfernt werden kann. Andere
Wirkungen werden dagegen erzielt, wenn derartige Platin-Iridium-Nadeln als Anoden
benutzt werden. In diesem Falle erfolgt eine Gerinnung des Blutes und kann ein
solcher Vorgang zur Ausheilung von Gefäßerweiterungen (Aneurysmen) benutzt werden.
Eine derartige Verwendung des konstanten Stromes wird je nach dem beabsichtigten
Zweck als chirurgische oder kosmetische Elektrolyse bezeichnet.
Auch die Einführung von Arzneistoffen durch die unverletzte Haut ist mit
Hilfe des konstanten Stromes möglich. Früher bezeichnete man dieses oft ganz falsch
ausgeführte Verfahren als Kataphorese; in der neueren Zeit ist die Bezeichnung Ionto-
phorese dafür vorgeschlagen. Für das Verfahren kommen entweder Hohlgefäß-
Elektroden oder poröse Gewebselektroden zur Aufnahme der Arzneistofflésungen in
Anwendung. Je nach der Art des durch die Haut einzuführenden und dann vom
Blutstrom mitgenommenen Arzneistoffes wird die den Eintritt veranlassende Elektrode
als Anode oder Kathode benutzt. Um zum Beispiel aus einer Kokain- oder Queck-
silbersalzlösung die wirksamen Rationen mittels der Iontophorese einzuführen, muß die
mit der Arzneilösung gefüllte Elektrode die Anode sein. In anderen Fällen, wenn aus
einer Kaliumjodid- oder Natriumsalizylatlösung die wirksamen Anionen durch die Haut
transportiert werden sollen, muß die Arzneistoff-Elektrode die Kathode sein.
Mit den neuzeitlichen Anschlußapparaten ist es möglich, daß der Arzt durch
ein Präzisions - Milliamperemeter, wofür gewöhnlich das Deprez-d' Arsonvalsche
System benutzt wird, die für eine Behandlung bestimmte Stromstärke genau dosieren
und kontrollieren kann. Die bei Verwendung des konstanten Gleichstromes in-Betracht
kommende Stromstärke ist sehr verschieden und richtet sich ganz, und gar nach den
94 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. ie
— —
zu erreichenden Zielen. Die MeBinstrumente sind darum mit leicht einstellbaren
Nebenschlußwiderständen versehen, so daß Stromintensitäten von 0 bis 5, 50 oder
500 Milliampere abgelesen werden können. Manche Therapeuten legen Wert darauf,
auch die jeweilige Behandlungsspannung zu kontrollieren; hier ist ein Meßbereich
von O bis 70 Volé ausreichend.
Der pulsierende Gleichstrom. Dieser Strom ist dadurch gekennzeichnet, daß
seine Intensität während des Verlaufes gleichmäßig zu- und abnimmt, ohne daß hierbei
Änderungen in der Stromrichtung eintreten. Dadurch behält der Strom seinen polaren
Charakter, ruft aber im Organismus infolge der fortdauernden Intensitätsänderungen
größere Reizwirkungen hervor, als der konstante Gleichstrom. Aber diese Reiz-
wirkungen sind es gerade, welche bei Behandlung von Lähmungserscheinungen den
polaren Charakter und die damit in Verbindung stehende Wirkung des Gleichstromes
unterstützen sollen. Dieser pulsierende Gleichstrom, auch Schwell- oder Hackstrom
genannt, findet nur eine beschränkte Verwendung und wird gewöhnlich mit Hilfe der
Vierzellenbäder dem Organismus zugeführt.
Der intermittierende Gleichstrom. Den Verlauf eines solchen Stromes kann
man sich folgendermaßen vorstellen: Der Strom tritt mit bestimmter Intensität auf und
behält dieselbe während einer bestimmten Zeit; alsdann erfolgt eine Unterbrechung,
es tritt eine Strompause ein. Durch eine Rotationsvorrichtung, welche mit der Achse
eines Umformerankers verbunden werden kann, läßt sich ein solcher Strom erzeugen.
Die Rotationsvorrichtung, nach ihrem Urheber der Leduesche Unterbrecher genannt,
besteht aus einer Hartgummiwalze von etwa 10 cm Durchmesser, auf der sich ein zwei-
mal rechtwinklig diametral durchtrennter Metallzylinder befindet. Auf diese Weise sind
vier voneinander getrennte viertelkreisförmige Metallsegmente vorhanden, auf welchen
sich zwei Metallbürsten, wovon die eine fixiert und die andere verstellbar ist, befinden.
Diese beiden Bürsten sind mit den Abnahmeklemmen für konstanten Gleichstrom ver-
bunden, und es läßt sich durch Verstellen der einen Bürste ein sehr verschiedenes
Verhältnis zwischen Stromimpuls und Strompause erzielen. Zum Beispiel kann die
Einstellung so erfolgen, daß die Strompause bedeutend länger ist als der Stromimpuls
oder umgekehrt. Da die Rotationsgeschwindigkeit einer derartigen Kontaktvorrichtung
ebenfalls geändert werden kann, so läßt sich dieser intermittierende Strom, auch
Leducscher Strom genannt, folgendermaßen regulieren: 1) hinsichtlich seiner Frequenz,
d. h. wieviel Stromimpulse und Strompausen in der Zeiteinheit zustande kommen;
2) hinsichtlich seines Verhältnisses von Stromimpulsdauer zur Strompausendauer;
3) hinsichtlich seiner Stärke, indem mit einem Regulierwiderstand die Stromimpulse
an Intensität größer oder kleiner einreguliert werden können.
Es ist bemerkenswert, daB ein solcher Strom bei mäßiger Frequenz und bei
nieht zu großer Intensität und wenn die Stromimpulse bedeutend kürzer ausfallen als
die Strompausen, fast dieselben Empfindungen hervorruft, wie ein faradischer Strom:
es ist aber ein Gleichstrom mit polarem Charakter. Durch Änderungen der Intensität,
Frequenz und Stromschlußdauer können die verschiedenartigsten physiologischen Effekte
hervorgerufen werden. Leduc selbst wies durch Versuche am eigenen Körper nach,
daß ein intermittierender Strom von bestimmter Frequenz, Intensität und Stromschlub-
dauer bei richtiger Elektrodenapplikation einen allgemeinen narkotischen Zustand, mit
anderen Worten den elektrischen Schlaf, herbeifiihrt. Auch lokale Anästhesien können
mit dem Leducschen Strom erzielt werden. Vorwiegend sind diese Versuche aller-
dings nur an Tieren wiederholt worden, doch konnten die von Leduc festgestellten
Wirkungen tatsächlich konstatiert werden. Weiterhin dürfte es allgemein interessieren,
daß dieser intermittierende Strom von Leduc auch zur Tötung größerer Schlachttiere
benutzt worden ist.
l Der hochgespannte Gleichstrom. Dieser wird mit Hilfe der bekannten In-
fluenzmaschinen erzeugt, die in den letzten Jahren bedeutende Änderungen erfahren
haben. Der diesen Maschinen entnommene elektrische Strom führt auch die Bezeich-
nung „Franklinischer Strom“. Die Methode selbst, bei welcher dieser Strom zur An-
wendung gelangt, wird Franklinisation oder Franklinotherapie genannt. Durch Fisch
in Wien wurde diese Behandlungsmethode in der letzten Zeit dadurch verbessert, daß ein
als Polyelektroid bezeichneter Drahtkäfig unipolar an eine sehr kriiftig wirkende In-
fluenzmaschine angeschlossen wird. Der negative Pol der in Betrieb befindlichen
Starkstrom-Influenzmaschine ist geerdet, der positive Pol dagegen mit dem, Polyelektroid
verbunden. Die in dem Polyelektroid sieh aufhaltende Person awird (so einer | sehr
Heft 9.
1. Mar 1911. |
Für Werkstatt und Laboratorium. 95
starken statischen Rlektrizitätsmenge ausgesetzt. Fisch bezeichnet dieses Verfahren
als .Intensiv-Franklinisation*: es soll bisher bei Stoffwechselerkrankungen und Schlaf—
losigkeit gute Erfolge gezeigt haben.
Der franklinische oder hochgespannte Gleichstrom ist dadurch charakterisiert,
dag seine Intensität verhältnismäßig sehr gering, seine Spannung dagegen recht be-
deutend ist. |
Die Kondensatorentladungen. Es kommen hierfür kleine Papierkondensatoren
in Anwendung, welehe durch eine Quecksilberwippe, Doppeltaster oder dureh rotierende
Kontaktvorriehtungen mittels konstanten Gleichstromes geladen werden, um dann ihre
Entladung dem menschlichen Körper mitzuteilen. Je nach Größe der Aufladespannung
und Kapazität der Kondensatoren können verschiedenartige Wirkungen, hauptsächlich
kräftige und sehr schnell erfolgende Kontraktionen der Muskeln, veranlabt werden.
Die Stromstöße der einzelnen Entladungen haben gleiche Richtungen.
Es kommen bei
der Einwirkung auf den Organismus mehr Spannungswirkungen als Stromwirkungen in
Betracht.
gnostisch verwertet.
Die Kondensatorentladungen werden therapeutisch sowohl als auch dia-
(Fortsetzung folgt.)
—
Für Werkstatt und Laboratorium.
Leuchtende Neon . Röhren.
Von G. Claude.
Compt. Rend. 151. S. 1122. 1910.
Die interessanten Untersuchungen an Neon-
Röhren verdienen als Analogon zum Moore-
schen Lichte im Hinblick auf ihre praktische
Bedeutung für die Beleuchtungstechnik weit-
gehende Beachtung. Die Versuche wurden an
Röhren von 6 m Elektrodenabstand und 45 mm
Durchmesser angestellt. Wesentlich für ein
gutes Gelingen ist die absolute Reinheit des
Neons; geringe Spuren gewisser anderer Gase,
die sich erfahrungsmäßig beim Stromdurch-
gang von den Elektroden und den Glaswan-
dungen loslösen, drücken die Leuchtkraft der
Röhre ganz beträchtlich herab. Diese schäd-
lichen Gasreste werden nun nach Dewar,
während die Röhre sich im Betrieb befindet,
durch Kohle bei der Temperatur der flüssigen
Luft absorbiert, so daß das gasförmige Neon
von geeignetem Druck, welches weniger leicht
verflüssigt wird, allein in der Röhre verbleibt.
Bei einer Potentialdifferenz an den Enden der
Röhre von etwa 1000 Volt und einer Strom-
stärke von 0,94 Ampere beträgt der wirkliche
Stromverbrauch 850 Watt. Die photometrisch
ermittelte Helligkeit beläuft sich pro Meter
Röhrenlänge auf 235 HK. Das warme, gold-
gelbe Licht ist reich an roten Strahlen und
bildet somit das Gegenstück zu dem Licht der
Quecksilberdampflampe. Außer für dekorative
Wirkungen hält Verf. dieses Licht auch für
praktische Beleuchtungszwecke geeignet, um-
somehr als der Nutzetfekt ein recht guter
ist. Unter günstigeren Bedingungen, was Gas-
druck, Röhrendurchmesser, Stromdichte und
Röhrenlänge betrifft, hofft Verf. den Nutzeffekt
noch wesentlich verbessern zu können. Wr.
Prazisionswattmeter der A. E. G.
für Gleich- und Wechselstrom.
Nach einem Prospekt.
Die A. E. G. hat kürzlich ihre Wattmeter
gründlich neu durchkonstruiert und auch wohl
wesentlich verbessert. Der innere Aufbau der
Instrumente unterscheidet sich jetzt kaum mehr
von dem heute allgemein üblichen. Die feste
Spule ist auf einer Grundplatte aus Isolier-
material montiert. Die Dämpfung wird durch
einen Aluminiumflügel bewirkt, der in einer
nahezu geschlossenen Luftkammer mit sehr ge-
ringem Spielraum schwingt. Zur Einstellung
der Nullage ist eine Koriektionsschraube vor-
gesehen. Das bewegliche System und die
Dämpferkammer sind in einem sehr schlecht
leitenden Metall gelagert, so daß die in ihm
entstehenden Wirbelströme einen Fehler von
höchstens einem Promille bedingen. Die In-
strumente sind also für Gleich- und Wechsel-
strom gleich gut verwendbar. Sie werden bis
zu 200 Ampere mit zwei Meßbereichen gebaut,
die sich durch Nebeneinander- oder Hinter-
einanderschalten der beiden festen Spulenhälften
herstellen lassen. Die Vorschaltwiderstände
für den Spannungskreis sind bis zu einer
Spannung von 600 Polt im Instrument unter-
gebracht. Wie allgemein üblich, entsprechen
1000 Ohm einer Spannung von 30 Volt.
t Für Stromstärken über 200 Ampere sind
Stromtransfurmatoren zu verwenden Bei di-
rektem Anschluß sind die Angaben der Prizi
96
Glastechnisches. - Kleinere Mitteilungen.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
5 = — SS
sionswattmeter von Periodenzahl und Kurven-
form völlig, bei Verwendung von Stromtrans-
formatoren jedoch nur annähernd unabbängig.
G. S.
— —
Glas technisches.
—
Uber die Gase, die von den Wänden
von Röhren aus Glas, Porzellan und
geschmolzenem Quarz abgegeben
werden.
Von M. Guichard.
Compt. Rend. 152. S. 876. 1911.
Bei Gelegenheit des Studiums der Abgabe
und Aufnahme von Gasen durch feste Körper
legte sich der Verf. die Frage vor, wie sich die
Wände der Gefäße selbst, in denen die Ver-
suche vorgenommen werden, verhalten. Die
Methode Guichards bestand darin, daß er
die Änderung des Gasdruckes bei konstanter
Temperatur mit einem Manometer nach Mac
Leod verfolgte. Dabei ergab sich folgendes:
Jenaer Glas gibt in der Kälte zu vernach-
lässigende, bei 600° reichlichere Mengen Gas
ab. Im ganzen wurden 0,03 ccm entsprechend
etwa 0,05 mg Gas auf einer Oberfläche von etwa
100 gem gefunden.
Porzellan, doppelt glasiert, verhält sich sehr
verschieden. Während eine Röhre bei einer
erhitzten Oberfläche von 117 gem im ganzen
2,1 ccm Gas (bei 746 mm Druck) abgab, wurde
bei einer anderen von gleicher Fabrikation und
gleich großer erhitzter Oberfläche nur 0,1 cem
Gas gefunden; die erstere zeigte an der
Oberfläche zahlreiche kleine Bläschen, die bei
der letzteren nicht gesehen werden konnten.
Undurchsichtiger Quarz hat eine Ober fläche,
die von zahlreichen kleinen Kanälchen durch-
zogen ist. Dementsprechend wurde bei einer
erhitzten Oberfläche von 130 qem etwa 2,45 ccm
Gas abgegeben.
Bei genauen Messungen über Absorption
sind diese Eigenschaften der Gefäßwände also
zu berücksichtigen. Hffm.
Eine Anode mit Glashalter für den
Gebrauch mit Silber- und Nickel-
kathoden.
Von H. J. S. Sand und W. M. Smalley.
Chem. News 103. S. 14. 1911.
Bereits in früheren Arbeiten haben die Verf.
Apparate zur schnellen elektrolytischen Be-
stimmung von Metallen angegeben; hier wird
ein neuer beschrieben, der vor jenen den Vor-
zug hat, fast ganz aus Glas zu bestehen und
deshalb nur sehr wenig (etwa 5 g) Platin zu
erfordern.
Die beiden Elektroden
sind konzentrisch ange-
ordnet, und zwar liegt
die rotierende Anode
innen und die feste Ka-
thode außen. Der Anoden-
halter ist ein Glasrohr,
das oben konisch ver-
jüngt, unten aufgeblasen
und allseitig verschlossen
ist. Die Anode selbst
besteht aus Platingace,
die über das untere wei-
tere Ende des Glasrohres
gezogen ist, und zwar 80,
daß sie unten fest an- :
liegt, während sie oben,
um die Gasblasen ent- :
weichen zu lassen, etwas
absteht. Die Stromzufüh-
rung wird durch den im
Innern der Glasröhre liegenden Kupferdraht D
gebildet, mit dem die Gaze durch in die Glas-
wand eingeschmolzene Platindrähte C verbun-
den ist, während am oberen Eude ähnliche
Platindrähte zu dem Schleifkontakt F führen.
Die Kathode besteht ebenfalls aus Drahtgewebe,
das an dem Halter P befestigt: ist; benutzt
wird Silberdraht bei Kupferbestimmungen und
Nickeldraht bei Zinkbestimmungen. Die innere
Elektrode wird nach den Angaben der Verf. durch
den Universitätsmechaniker Fritz Köhler-
Leipzig angefertigt. Hffm.
— —
Kleinere Mitteilungen.
Neue Platinfunde im Ural.
Im russischen Gouvernement Perm, das an
Gold-, Kohlen-, Eisenerz- und Kalklagern reich
ist, wurde am Westabhang des Ural ein be-
deutendes Lager von Platin entdeckt. Das neu
entdeckte Platinlager soll die durch ihr reines
Platina berühmten Issetwerke in der Nähe von
Jekatherinenburg in den Schatten stellen.
Einen Vorbereitungskursus für cinen
Studienaufenthalt in England hält vom
27. April bis 6. Juli Hr. Dr. Spies in der
Handelshochschule zu Berlin Donnerstags 4
bis 5!/2 Uhr ab. Dieser jedem zugängliche
Kursus bietet außer Vorlesungen auch Ge-
legenheit zur Orientierung über alle das mo-
derne England betreffenden, Fragen in persön-
Heft 9.
1. Mai 1911.
licher Aussprache und dürfte daher allen, die
England besuchen wollen, eine bequeme und
willkommene Einführung sein.
Von unserem am 19. Januar d. J. im 79. Le-
bensjahre verstorbenen Altmeister der Präzi-
sionsmechanik Hrn. Carl Reichel hat Hr. Bau-
rat B. Pensky bei der Fa. Meisenbach,
Riffarth & Co. eine Heliogravüre herstellen
lassen, nach einer Photographie, die am 78.
Geburtstage des Verstorbenen aufgenommen
worden war. Das Blatt gibt nicht nur die
freundlichen und geistvollen Züge Reichels
in trefflicher Weise wieder, sondern es darf
auch den Anspruch erheben, vom künstlerischen
Standpunkte gewürdigt zu werden. Abzüge
sind gegen Einsendung von 2,00 M (ev. in
Briefmarken) von der Geschäftsstelle für das
Prüfungswesen im Mechanikergewerbe in Frie-
denau (Friedrich. Wilhelm-Platz 16) zu beziehen.
——
Bücherschau u. Preislisten.
—
. N
W. Dunkhase (Geheimer Regierungsrat und Ab-
teilungavorsitzender im Kaiserlichen Patent-
amte zu Berlin), Die patentfähige Erfindung
und das Erfinderrecht, unter besonderer Be-
rücksichtigung des Unionsprioritätsrechts.
8°. 191 8. Leipzip, G. J. Göschen 1911.
2,80 M.
In der auf ein ansehnliches Maß ange-
wachsenen deutschen Literatur über Patentrecht
finden sich nur sehr wenige Werke, deren
Kenntnis und Benutzung nicht allein für den
mit diesem Stoffe sich dauernd beschäftigenden
Fachmann, sondern auch für den im prak-
tischen Leben stehenden Techniker und Indu-
striellen ersprießlich ist. Ich nenne hier das
bekannte Dammesche Buch über das deutsche
Patentrecht, dessen Umfang jedoch auch noch
weit über das hinausgeht, was für die letzter-
wähnten zu wissen nötig ist. Nach dieser
Richtung hin füllt nun gerade das eben er-
schienene Werk des Verf. eine Lücke aus.
Es eignet sich nach meiner Ansicht in vor-
züglicher Weise für alle die, welche aus ihrem
praktischen Berufe heraus Anregungen emp-
fangen und so schließlich zu eigenartigen Kon-
struktionen oder Herstellungsverfahren ge-
langen. Wer, auch ohne besondere patent-
rechtliche Vorbildung, das vorliegende Buch
mit Aufmerksamkeit durchgelesen bat, ist in
der Lage, selbst, ohne Zuhilfenahme eines
berufsmäßigen Vertreters, die Unterlagen fest-
zustellen, die für die Prüfung der Eıfindung
seitens des Patentamtes erforderlich sind.
Kleinere Mitteilungen. - Bücherschau und Preislisten. 27
——ů—
Denn die Ausführungen Über die patentfahige
Erfindung ermöglichen eine eigene kritische
Betrachtung und Abgrenzung der Eifindung
seitens des Erfinders selbst. Daß die Dar-
stellung des Verf. auch für den Techniker so
fruchtbringend ist, ergibt sich aus der Heraus-
hebung des einen Leitmotives, daß nämlich
der Patentschutz der Entgelt des Staates für
den der Allgemeinheit geleisteten Dienst durch
Veröffentlichung der Erfindung ist. Aus diesem
einen Satze entwickelt sich in zwangloser
Weise die Untersuchung der Beziehungen
zwischen Staat und Anmelder, wie sie in
unserem Patentgesetze formuliert sind.
Für viele der unserem Kreise Angehörigen
ist noch die Kenntnis der Abmachungen
wichtig, die von der überwiegenden Anzahl
der Kulturstaaten bezüglich des Unionsprioritäts-
rechts getroffen worden sind. Für die geschäft-
liche Ausnutzung einer Erfindung kommen ja
sehr häufig für uns neben Deutschland auch
England, Frankreich und die Vereinigten
Staaten in Betracht. Welche Rechte z. B. der
deutsche Anmelder durch eine Anmeldung am
deutschen Patentamt auch für spätere An-
meldung in jenen anderen Staaten erwirbt,
sollte jeder Industrielle genau wissen. Auch
nach dieser Richtung hin gibt der Verf. er-
schöpfenden Aufschluß.
Schließlich ist auf die Besprechung des Er-
finderrechtes der Angestellten hinzuweisen, einer
Frage, der gegenwärtig von allen Seiten
größtes Interesse entgegengebracht wird.
Der Wortlaut der in Frage kommenden
Gesetze ist am Schlusse mitgeteilt. Sehr zahl-
reich sind die Hinweise auf Literatur und Ver-
ordnungen.
Dieser kurze Bericht meinerseits macht es
erklärlich, daß ich das Dunkhasesche Werk
den deutschen Technikern und Industriellen
auf das wärmste empfehlen kann.
Harting.
V. Wietlisbach, Handbuch der Telephonie.
Nach dem Manuskript des Dr. V. Wietlis-
bach bearbeitet von Dr. R. Weber. 2. Auf-
lage, bearbeitet von Ingenieur Jobannes
Zacharias. 80. XI, 468 S. mit 447 Abb.
u. 1 Tf. Wien u. Leipzig, A. Hartleben
1910. Geb. 12,00 M.
Wäre es Dr. Wietlisbach vergönnt ge-
wesen, dieses Werk selbst fertigzustellen, zu
veröffentlichen und seine weiteren Auflagen zu
überwachen, so hätten wir ein unübertreffliches
Werk über Telephonie besessen. Die erste Be-
arbeitung hat sich noch eng an die Intentionen
des Autors angeschlossen und dem Handbuch
seinen großen Ruf verschafft. Die vorliegende
zweite Auflage scheint jedoch zwar an Umfang
98
Bücherschau und Preislisten.
Deutsche
Mechaniker-Atg.
nicht aber an Güte des Inhalte zugenommen
zu haben.
Das Werk behandelt zunächst im ersten
Kapitel die Geschichte, die physikalischen
Grundlagen und die Theorie des Fernsprechens.
In den weiteren Kapiteln werden dann der
Reihe nach die verschiedenen Fernsprech-
systeme, die Fernsprechapparate, die Leitungen,
die Ämter, der Mehrfachbetrieb, die Einrichtung
großer Vermittelungsämter und die drahtlose
Telephonie besprochen. |
Druck und Ausstattung des Werkes lassen
nichts zu wünschen übrig. G. 8.
W. Pfanhauser jr., Die elektrolytischen Metall-
niederschläge. 5. Aufl. 8° XVI, 801 S. mit
173 Abb. Berlin, J. Springer 1910. Geb.
15 M.
Das umfangreiche Werk ist die fünfte
Auflage des erstmals 1878 örschienenen, weit-
verbreiteten Handbuches unter etwas ver-
ändertem Titel und in neuem Verlage. Die
neue Ausgabe ist zunächst durch eine wesent-
liche Vergrößerung des Umfanges — um 200 8.
— gekennzeichnet. Diese Vergrößerung ist
namentlich dem praktischen Teil des Buches
zu gute gekommen und behandelt die Ver-
besserungen und neuen Erfahrungen während
der letzten 10 Jahre. Die Neuerungen waren
besonders zahlreich auf dem Gebiete der Nickel-
überzüge. Über die in den letzten Jahren ein-
geführten galvanischen Bäder für Mattschwarz-
Vernickelung fehlen leider positive Angaben,
da die Zusammensetzung geheim gehalten wird.
Das bewährte Buch, welches vom Verlag mit
gewohnter Sorgfalt ausgestattet worden ist,
sei dem Interesse der Fachgenossen warm
empfohlen. G.
H. Zipp, Alles elektrisch! Ein Wegweiser für
Haus und Gewerbe. KI.-8°. 47 8. Berlin,
Julius Springer 1911. 0,25 M (bei
größeren Mengen ermäßigte Preise).
Seit Jahrzehnten tobt der Kampf zwischen
Gas und Elektrizität, und die vorliegende Bro-
schüre, die aus einem von der Vereinigung
der Elektrizitatswerke veranstalteten Preis-
ausschreiben als beste hervorging, verfolgt den
Zweck, für die Elektrizität Propaganda zu
machen.
Leicht verständlich, anschaulich und um-
fassend geschrieben, ist sie wirklich des
Preises wert.
Nach einem kurzen Hinweise aut die heutige
außerordentliche Verbreitung der Elektrizität
wird im ersten Abschnitte in einfacher und
doch untadeliger Weise auseinandergesetzt,
was Elektrizität eigentlich ist, worauf die
Wirkungsweise des Elektromotors beruht, wie
man Elektrizität mibt und verrechnet und wo-
durch die Gefahren der Elektrizität jetzt eo
sehr verringert sind, daß sie weit weniger Un-
fälle hervorrufen als das Leuchtgas.
Der zweite Abschnitt behandelt die
wichtigsten Verwendungsarten der Elektrizität
und ihre Kosten in umfassender Weise. Er
beginnt mit der Beleuchtung und behandelt
weiter den Elektromotor, das Kochen und
Heizen mit Elektrizität, die Galvanoplastik und
die Elektrolyse.
Die weiteren Abschnitte greifen das Thema
von frischem aus einem neuen Gesichtspunkte
an, indem sie nicht nach Verwendungsarten,
sondern nach Verwendungsstätten gruppieren;
sie behandeln: die Elektrizität in der bürger-
lichen Wohnung, in Geschäftsräumen, Restaurants
und Hotels, im Handwerk und in der Land-
wirtschaft.
Einige Ratschläge für Hausbesitzer und
Bauunternehmer, in denen darauf hingewiesen
wird, wieviel vorteilhafter und billiger es ist,
die Häuser gleich beim Bau mit einer clek-
trischen Anlage zu versehen, bilden den Schluß.
@. 8.
Preislisten usw.
Ferd. Ernecke (Berlin - Tempelhof, Ringbahn-
straße 4), Projektionen mit dem Universal-
Schul- Projektionsapparat Type NOR. 5. ver-
mehrte Aufl. 8°. 117 8. mit 150 Abb.
Auf die Beschreibung des Projektions-
apparates folgt die ausführliche Darlegung
einer großen Reihe hauptsächlich physikalischer
Projektionen, die mit dem Apparate ausgeführt
werden können, sodann die Aufführung der
Zubehör- und Nebenteile; den Schluß bildet
ein Verzeichnis von Projektionsphotogrammen
aus verschiedenen Gebieten.
Der Projektionsapparat selber läßt eine recht
zweckmäßige Konstruktion erkennen und ge-
währleistet die namentlich für den Schul-
gebrauch notwendige einfache Handhabung.
Tabellen der Vergrößerungszahlen und der Bild-
größen auf dem Schirme bei verschiedenen
Objektiven erleichtern die Orientierung bei
gegebenen räumlichen Verhältnissen und ge-
wünschten Vergrößerungen. Von den zahl-
reichen physikalischen Projektionen bezw. den
dabei verwandten Nebenapparaten seien die
Versuchsanordnungen für die Bestimmung der
Wellenlänge des Natriumlichtes, der Lichtge-
schwindigkeit in Luft und Wasser (Grimsehl),
für die Demonstration der Bewegung eines
magnetischen Poles in den Kraftlinien eines
magnetischen Feldes (Kappert) und ein neu
konstruiertes Projektionsgalvanometer, System
Deprez-d Arson val, erwähnte Die Empfind-
Heft 9
l. Mai 1911.
lichkeit ist derartig, daß bei dreibig facher Ver-
größerung eine Stromstärke von 0,000046 Ampere
einen Ausschlag von 3,5 cm auf den Schirm
bewirkt. Mit dem Instrument sind beispiels-
weise die in einem Telephon durch die Be-
wegung der Membran entstehenden Induktions-
stöße direkt, ohne weitere Vorrichtungen, nach-
weisbar (Ausschlag 4 bis 10 cm). Den Bedürf-
nissen des biologischen und pflanzenphysio-
logischen Unterrichtes wird durch eine Anzahl
von Versuchsanordnungen Rechnung getragen.
Wr.
I
Bücherschau und Preislisten. — Patentschau. 99
u * ý ` 8 ï a. “Ee
S. Riefler, I. Betrieb astronomischer Zeit-
dienstanlagen durch Akkumulatoren mit
Glthlampen-Rheostat. 8°. 7 8. München,
Dr. C. Wolf & Sohn 1911.
2. Die Zeitdienstanlage der proviso-
rischen Sternwarte des Deutschen Museums
in München. 8°. 5 8. mit 2 Fig. u. 1 Tf.
Ebenda.
(1. u. 2. Nachtrag zu der Abhandlung: Prä-
zisions-Pendeluhren und Zeitdienstanlagen für
Sternwarten. München, Th. Ackermann 1907;
| vgl. Zeitschr. F. Instrkde. 27. S. 205. 1907.)
— — —D'
Patentscha u
Einrichtung an ineinanderschiebbaren Rohren, mittels
deren das Außen- und das Innenrohr durch gegenseitige Drehung
gegeneinander festgeklemmt werden, dadurch gekennzeichnet, daß das
Außenrohr mit einer exachsialen Führungsfläche für das Innenrohr
ausgestattet ist sowie mit einer koachsialen Lagerflache für einen dreh-
baren Ring oder Ringsektor, der ebenfalls eine exachsiale Lage des
Innenrohres zum Außenrohr hervorbringt. C. Zeiß in Jena. 22. 12.
1908. Nr. 224 127. Kl. 42.
1. Verfahren zur Herstellung von hohlen Fäden aus Glas,
Quarz oder anderen in geschmolzenem Zustande zähflüssigen Stoffen
mit einer zusammenhängenden Ausfüllung des Innern, dadurch gekenn-
zeichnet, daß in Glas, Quarz oder andere zähflüssige Stoffe ein niedriger
schmelzender Stoff eingebettet und das Ganze zu Fäden ausgezogen wird.
2. Verwendung solcher Fäden zu a) Sicherungen, b) Auf-
hivgefaden für elektrische Meßinstrumente, c) Bolometerfäden, d) Ther-
mosäulen, e) Glühfäden. M. Volmer in Hilden, Rheinl. 13. 8. 1909.
Nr. 224 450. Kl. 32.
1. Metall- oder Metalloiddampflampe mit hocherhitztem,
festem Glühkörper, dadurch gekennzeichnet, daß in die Nähe des
Glühkörpers geeignet geformte Körper aus Glas, Quarz u. dgl. gesetzt
sind, die den Lichtbogen zusammendrängen und in geeigneter Weise
am Glühkörper entlangführen, so daß dieser auf eine hohe Tempe-
ratur kommt.
2. Lampe nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein
den Lichtbogen konzentrierendes Quarzrohr einen Glühstift allseitig
umgibt. Polyphos, Elektr.-Ges. in München. 7. 11. 1909. Nr. 223 892.
Kl. 21.
Nivellierinstrument mit Reversionslibelle und einer Ein-
richtung, um diese Libelle auch in umgekehrter Richtung benutzen zu
können, dadurch gekennzeichnet, daß das Visierfernrohr von derjenigen
Gattung ist, die auch in umgekehrter Richtung benutzt werden kaun.
C. ZeiB in Jena. 24. 8. 1909. Nr. 224405. Kl. 42.
Kondensator nach Pat. Nr. 221037 mit metallischen Zwischen-
lagen zwischen den einzelnen Teilen des Dielektrikums, dadurch ge-
kennzeichnet, daß diese leitenden Zwischenlagen Verlängerungen be-
sitzen, welche in die Zwischenräume zwischen den schirmartig ausein-
andergebogenen Enden des Dielektrikums hineinragen. Allg. Elek-
trizitäts- Gesellschaft in Berlin. 22. 6. 1909. Nr. 224441; Zus. z.
Pat. Nr. 221 037. Kl. 21.
100 Patentschau. 83
Apparat zum Messen der Luft- oder Gasdurchlässigkeit von Stoffen
und Platten, dadurch gekennzeichnet, daß durch die an sich bekannte selbst- — 3.
tätige Zuführung einer Flüssigkeit aus einer unten offenen Flasche a der Druck
in dem Gefäß b, welcher durch den zu prüfenden Stoff S abgeschlossen ist, kon- u |]
stant erhalten wird. Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen a. B. 1.7. |
1909. Nr. 224011. KI 42.
Widerstandsmesser nach dem Deprez-System, dadurch gekennzeichnet,
daß das die Drehspule beeinflussende Magnetfeld derart von der Meßspannung
abbängig gemacht ist, daß die Feldstärke bei Überschreitung der Normal-
spsnpung abnimmt, bei Unterschreitung derselben zunimmt, zum Zwecke, die
rettete
Angaben des Instrumentes möglichst unabhängig von Schwankungen der Meßspannung zu machen.
Siemens & Halske in Berlin. 27. 5. 1909. Nr. 224 58 7. Kl. 21.
Registrier vorrichtung für Kompasse, bei welcher ein mit der Kompaßnadel beweg-
licher Arm mit einer Reihe von Kontakten in Berührung kommt und dadurch die Schreibvor-
richtung elektrisch in Tätigkeit setzt, dadurch gekennzeichnet, daß die Zähne eines auf dem
beweglichen Arm leicht drehbaren und leitend angeordneten Sternrades mit den Kontaktstiften
kämmen, zu dem Zwecke, den Kontakt für den Registrierstrom obne merkbare Störung der
Kompaßnadel herzustellen. E. Schuette u. N. Dedrick in Manitowoc, Wisc. V. St. A.
24. 9. 1908. Nr. 224 738. Kl. 42.
Basisentfernungsmesser mit an den Enden einer Basis angeordneten Pentaprismen
und zwischen den Pentaprismen vor einem Okular angeordnetem Bildvereinigungskörper mit
sich kreuzenden, d. h. im Winkel zueinander
stehenden, übereinander liegenden reflektierenden
Flächen, dadurch gekennzeichnet, daß die zwischen
den Pentaprismen und dem Okular angeordneten 5
Dachflächen symmetrisch zur Okularachse und zur
Standlinie gleichmäßig, d. h. gleichmäßig zu der-
selben verteilt, liegen, zum Zwecke der Erzielung
seitenrichtiger aufrechter und korrekter Bilder bei
geradsichtiger Anordnung des Gesamtinstruments
und gleicher Reflexionszahl für beide Bildhälften. C. P. Goerz in Friedenau-Berlin. 7. 4. 1908.
Nr. 224 402. KI. 42.
i
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t,
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f
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. 7? A
Einstellvorrichtung für Entfernungsmesser, durch welche den Eintrittsöffnungen
des Messers scheinbar aus dem Unendlichen bezw. aus einer bekannten Entfernung kommende
Strahlenbüschel zugeführt werden, mit zwei im
Abstande der Eintrittsöffnungen des Instruments
befindlichen, die Strahlen im wesentlichen recht-
winklig ablenkenden, mit einer geraden Anzahl
von Reflexionsflächen versehenen Prismen oder
Winkelspiegeln, insbesondere Pentaprismen, da-
durch gekennzeichnet, daß neben einem der
beiden Winkelspiegel oder Prismen ein weiteres
etwa um 180° ablenkendes, ebenfalls eine gerade
Zahl von Reflexionsflächen besitzendes Prisma he ö
bezw. Winkelspiegel, insbesondere ein gleich- O
schenklig rechtwinkliges Prisma, angeordnet ist in ve
Verbindung mit einer zwischen den genannten Prismen angeordneten Sammellinse. Derselbe.
13. 12. 1908. Nr. 224403. KI. 42.
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke In Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, en
Erscheint seit 1891. E e
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte “yen
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. f
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 10. 15. Mai. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Ein neues Radium - Perpetuum mobile.
Von H. Greinacher in Zürich.
Die fast unbegrenzt andauernde und beträchtliche Energieentwicklung des
Radiums gehört zu jenen Tatsachen der neueren Physik, welche wohl das intensivste
und allgemeinste Interesse hervorgerufen haben. Als eines der schönsten Experimente
aus dem Gebiete der Radioaktivität muß es daher erscheinen, die fortwährende Arbeits-
fähigkeit des Radiums direkt zu zeigen. Es ist danach das große Interesse zu ver-
stehen, als es Strutt!) gelang, einen kleinen Apparat zu konstruieren, der zum ersten
Mal die kontinuierliche Umwandlung radioaktiver Energie in mechanische Bewegung
demonstrierte. Der Struttsche Apparat besteht im wesentlichen aus einem feinen
Blättehenelektroskop, das durch die Radiumstrahlen allmählich aufgeladen wird. Hat
das Blittchen einen gewissen Ausschlag erreicht, so entlädt es sich automatisch an
einem Kontakt, worauf das Spiel von neuem beginnt. Zur Vermeidung von störender
Luftionisierung muß der Apparat in einem aufs äußerste evakuierten Glasgefäß ein-
geschlossen sein. Die Schwierigkeiten, die mit einem einwandfreien Funktionieren
dieses ersten „Radium-Perpetuum mobile“ verbunden sind, sowie der Umstand, daß das
Radiumpräparat im Apparat festgelegt werden muß, haben wohl eine weitere Ver-
breitung desselben verhindert. |
Es schien mir nun wünschenswert, einen Apparat zu konstruieren, 1) der in
freier Luft sich bewegt, 2) der ohne Schwierigkeit aufzustellen ist und sicher funktioniert,
3) dessen Bewegung selbst bei Verwendung schwächerer Radiumpräparate (1 mg) sich
einem größeren Auditorium demonstrieren läßt, 4) der mit beliebigen Radiumprä-
paraten, die jederzeit wieder anderweitig gebraucht werden können, arbeitet.
Auf welche Weise dies gelungen ist, sei an dem fertigen Apparat erläutert,
der hier im Schnitt wiedergegeben ist (Avg. J). Er besteht der Hauptsache nach aus
zwei Teilen: 1) aus einer vollständig in Paraffin eingebetteten Messingplatte E, welche zum
Auffangen der ß-Strahlen des Radiums bestimmt ist und 2) aus einer Art Binant-
elektrometer, dessen Nadel N in metallischer Verbindung mit Z ist. Die Paraffinschicht
über E ist nur etwa 0,5 mm dick. Auch das Aluminiumblättchen, das mittels des
Schraubenkopfes V aufgeklemmt ist, hat nur eine Dieke von 0,015 mm. Wenn man
daher ein Radiumpräparat darauf setzt, so treffen die $-Strahlen desselben fast unge-
schwächt auf die Messingplatte E. Diese absorbiert ihrerseits fast alle 8-Strahlen und
lädt sich infolgedessen allmählich mit negativer Elektrizität auf. Da die Platte nicht
von ionisierter Luft umgeben ist, so behält sie ihre Ladung, welche nun durch einen
Draht D, der ebenfalls in Paraffin gebettet ist, zu irgend einem Elektrometer ab-
geführt werden kann. In dieser Weise läßt sich die negative Ladung der f-Strahlen,
wie zuerst Herr und Frau Curie’) gezeigt haben, ohne weiteres nachweisen.
In vorliegendem Apparat nun wird die mit Paraffin gefüllte Röhre R direkt
auf ein Binantelektrometer aufgesteckt. An dem dünnen Platin - (Wollaston-) draht W
1) R. J. Strutt, An experiment to exhibit the loss of negative electricity by radium. Phil.
Mag. 6. S. 588. 1903.
2) P. u. S. Curie, Sur la charge des rayons déviables du radium. Compt. Rend. 130.
S. 647. 1900.
fae,
PTT Tarar
hängt · En. leichtes System aus einem vertikalen Silberdraht und einem horizontal daran
angeld:eten steifen Draht N. Lädt sich das System auf, so wird die Nadel N in die
Binähfen B hineingezogen. Die Drehung kann entweder direkt beobachtet, oder mittels
des ‚Spiegelchens S auf eine große Skala projiziert werden. Im einen Binanten befindet
sich ein vertikaler feiner Platindraht C (s. Fig. 2); ebenso ist an der Nadel N gegenüber
diesem ein feiner Platinbügel angelötet. Bei genügender Drehung der Nadel berühren
„ sich die beiden Drähte, das drehbare
.. „System entlädt sich und kehrt in die
Ruhelage zurück. Allmählich steigt
Thr
aber die durch E zugeführte Ladung
wieder an, die Nadel dreht sich wieder
langsam dem Kontakt zu, bis von neuem
Entladung erfolgt, usw.
Die elektrische Spannung, welche
die Nadel N annehmen muß, um ge-
nügend stark gedreht zu werden, ist
ziemlich beträchtlich; sie beträgt 10 Volt
und mehr. Damit das System sich über-
haupt so hoch auflädt, darf die Luft
im Messingkästchen G nicht zu stark
durch das Radium ionisiert werden. Es
hat sich ergeben, da8 man dies in hin-
reichendem Maße dadurch erreicht, daß
man das Rohr R genügend lang nimmt.
Der Abstand zwischen dem Radium und
dem Kästchen beträgt 1 m. Zudem ist
der K&stchendeckel, um dort noch
auftreffende Strahlen möglichst zu
schwächen, 5 mm dick gewählt. Auch
ist die geringe Oberfläche des sich
drehenden Systems offenbar günstig für
die Hintanhaltung einer starken Elek-
trizitätszerstreuung durch die Luft.
Im übrigen ist leicht einzu-
sehen, daß die Nadel sich um so
schneller dreht, 1) je geringer das Tor-
sionsmoment des Systems ist, 2) je
schneller die Aufladung bezw. die elek-
trische Spannung der Nadel wächst.
Genügend geringes Drehmoment der
Nadel und doch prompte Einstellung
derselben wurde mit einem 5 bis 6 cm
langen Wollastonfaden von 5 u erreicht.
Um anderseits die Aufladung zu be-
schleunigen, wurde außer auf möglichste
Beschränkung der lonisation im Käst-
chen @ auf möglichste Verkleinerung
der Kapazität des Systems gesehen.
Als Isoliermaterial wurde daher Paraffin
(Dielektrizitätskonstante = 2) gewählt.
Auch war der Kupferdraht D so dünn,
als es eine solide Verbindung noch er-
laubte. Trotzdem repräsentierte dieser,
wie die Rechnung lehrte, den Hauptteil Fig. 2.
der Kapazität. Die Kapazitätsvergröße-
rung durch einen kleinen Abstand zwischen Æ und der Aluminiumfolie kam daher nicht
so sehr in Betracht. Es schien sogar angebracht, diesen tunlichst klein zu nehmen, da
hierdurch ja offenbar die Menge der von E aufgefangenen ß-Strahlen vergrößert wurde.
Das Aufstellen des Apparats geschieht folgendermaßen. Man zieht das
Rohr R aus der Hülse heraus und hängt an das aus dem Paraffin herausragende
III GGG GSGGGI GG ECT BT LS
— .
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Mili
Heft 10.
15. Mai 1911. = : . FFF
H. Greinacher, Ein neues Radlum- Perpetuum mobile. 103
Platinhikchen den Wollastonfaden, der ebenfalls mit Platinhäkchen versehen ist. Nun
schiebt man R wieder in die Hülse. Das untere Häkchen des Wollastonfadens hängt
jetzt in das Kästchen @ hinein. Inzwischen hat man die Nadel N auf die Binanten
gelegt. Da man letztere durch die Mikrometerschraube M und die Führungen F
vertikal verschieben kann, so gelingt es leicht, auch die unteren zwei Häkchen einzu-
haken. Nun senkt man die Binanten etwas, bis die Nadel frei schwebt. Eine eventuell
nötige Zentrierung der Aufhängung geschieht mittels der Fußschrauben des Grund-
brettchens. Durch Drehen der Röhre R kann man ferner die Nadel in jede beliebige
Richtung einstellen.
Die Beobachtung geschieht durch zwei Glasscheiben in der linken und rechten
Kästehenwand. Zur objektiven Darstellung kann eine Linse vor das Glasfenster ge-
schoben werden. Am besten bildet man durch diese den leuchtenden Stift einer
Nernstlampe auf einer größeren Skala in etwa 2 m Abstand ab. Man sucht durch
Drehen der Röhre R die Stellung des Lichtzeigers, wo Kontakt der Nadel erfolgt. Sodann
dreht man so weit zurück, bis der Lichtzeiger etwa 60 bis 70 cm davon entfernt ist.
Je nach dem aufgelegten Radiumpräparat wird nun diese Strecke in kürzerer oder
längerer Zeit zurückgelegt. Am günstigsten ist es, wenn das Radium auf einer Fläche
ausgebreitet ist, die ungefähr an die Größe der Auffangfläche E heranreicht. Aber
auch mit Radium in Ebonitkapseln und Glasröhrchen bekommt man eine namhafte
Bewegung. So wurde bei 3 my RaBr, in Glasréhrchen eine Periodendauer von
5 bis 9 Minuten beobachtet.
Die Bewegung des Lichtzeigers erfolgt am Anfang langsam, da die Drehung
des Systems ungefähr quadratisch mit der elektrischen Spannung zunimmt. Die Ge-
schwindigkeit nimmt sodann zu, kann aber auch wieder abnehmen, da mit steigender
elektrischer Spannung die Elektrizitätszerstreuung durch die Luft fortwährend zunimmt.
Einige Centimeter vor dem Kontaktpunkt findet jedoch in allen Fällen eine merkliche
Beschleunigung durch die daselbst stark zunehmende Anziehung der Platinkontakte statt.
Der Lichtzeiger wird lebhaft reflektiert, worauf die Nadel in 1 bis 2 Minuten in die
Anfangslage zurückkehrt.
Es versteht sich von selbst, daß die Platinkontakte sorgfältig gereinigt sein
müssen, wenn eine rasche und vollständige Entladung der Nadel stattfinden soll.
Immerhin beobachtet man auch so, daß die Nadel nicht ganz in die Anfangslage
zurückkehrt, da inzwischen bereits wieder die Aufladung begonnen hat. Auch während
der nächstfolgenden Perioden verschiebt sich der Umkehrpunkt noch etwas gegen die
Kontaktstelle zu. Letzteres rührt offenfar daher, daß allmählich auch im Paraffin sich
negative Ladung (durch daselbst absorbierte Elektronen) ansammelt, die nun langsam
auf das System kriecht und so die Aufladung beschleunigt. Demgemäß nimmt auch
während der ersten Zeit die Dauer einer Periode etwas ab, um sich erst allmählich
einem konstanten Endwert zu nähern. So wurde z. B. gefunden: 8” 52°, 8” 42°,
8” 33°, Mittel aus weiteren 2 Perioden 8” 31°, sodann 8” 25°, 8” 23°, 8” 19°,
8” 26°, 8” 18°, usw. Die Bewegung erfolgte im übrigen sehr regelmäßig, was
schon die konstanten Werte für die Periodendauer zeigen. Als Beispiele mögen noch
folgende Werte angeführt werden: 5” 8°, 5” 9°, dann als Mittel aus weiteren
6 Perioden 5” 10°, als Mittel aus den nächsten 7 Perioden 5” 21°. Eine weitere Be-
obachtungsreihe ergab als Mittel aus 3 Perioden 8” 36°, als Mittel aus weiteren 3 Pe-
rioden 8” 34“.
Diese Konstanz ist um so bemerkenswerter, als der Apparat nicht vollkommen
vor Erschütterungen geschützt war. Auch war die Einwirkung anderer radioaktiver
Stoffe, welche den Elektrizitätsverlust des Systems und damit die Aufladegeschwindigkeit
beeinflussen, nicht völlig eliminiert. Natürlich ist es vorzuziehen, solche Stoffe
möglichst fernzuhalten, insbesondere das Eindringen von Radiumemanation in das Ge-
häuse tunlichst zu vermeiden.
Zum Schluß seien noch die wichtigeren Demonstrationsversuche zusammen-
gestellt, die sich mit dem neuen Radium - Perpetuum mobile ausführen lassen.
Der Apparat zeigt außer der unverwüstlichen Arbeitsfähigkeit des
Radiums direkt:
1) die elektrische Ladung der ß-Strahlen bezw. der Elektronen,
2) die zum mindesten unwesentliche Leitfähigkeitserhöhung des Paraffins
bezw. fester Dielectrica durch $ (+ 7)-Strahlen.
Deutsche
104 Für Werkstatt und Laboratorium. Mechaniker-Ztg.
3) Ferner kann man die lonisierung der Luft durch radioaktive Strahlen
zeigen. Durch Annähern einer radioaktiven Substanz an das Kästehen wird die
Periodendauer vergrößert. Bei starker Ionisierung bleibt der Lichtzeiger an einer be-
stimmten Stelle sogar ganz stehen. In diesem Fall hat man einen stationären Zustand,
bei dem die der Platte E zugeführte Ladung in jedem Moment gleich dem Elektrizitäts-
verlust des Systems durch die ionisierte Luft ist. Je stärker die ionisierende Strahlung,
um so kleiner der konstante Ausschlag des Lichtzeigers.
4) Man kann so ohne weiteres die Messung der Radium- und Röntgenstrahlen
nach der Methode der konstanten Ausschläge demonstrieren., Nur hat man hier statt
des Bronsonschen Luftwiderstands eine konstante Elektrizitätsquelle in dem aufgelegten
Radiumpräparat. Es ist möglich, daß diese Abänderung auch bei exakten Messungen
mit Vorteil an Stelle des Luftwiderstands treten kann, eine Frage, die noch expe-
rimentell zu prüfen wäre.
5) Die Absorption der Radiumstrahlen läßt sich ebenfalls demonstrieren, indem
man zwischen das ionisierende Agens und das Kästchen verschiedene Metallschichten
bringt. Die Stellung des Lichtzeigers geht dann mehr oder weniger zurück.
6) Um speziell die Absorption der f-Teilchen (Elektronen) zu zeigen,
Man legt die absorbierenden Folien zwischen das
feine Aluminiumblättehen und das Radium.
man kein zweites Radiumpräparat.
braucht
7) Schließlich läßt sich mit einem flachen Radiumpräparat auch die sekundäre
ß-Strahlung demonstrieren.
Durch Auflegen eines Bleibleches
auf das Präparat
vermehrt man die der Platte E zugeführte Elektrizitätsmenge, was sich durch eine
Verkürzung der Periodendauer anzeigt.
Das neue Radium-Perpetuum mobile wird, wie hier noch erwähnt sei, von der
Firma G. Zulauf & Co. in Zürich fabrikationsmäßig hergestellt.
Zürich, Physikal. Institut der Universität; April 1911.
a —
Für Werkstatt und Laboratorium.
Taschenwinkelmesser (verbesserter
Jakobstab) für meteorologische
Winkelmessung.
Von C. KaBner.
Meteorol. Zeitschr. 28. S. 67. 1911
Dieser Jakobstab für flüchtigere Winkel-
messung ist in einem Etui von 32,5 4 7 ˙— 3 cm
Größe unterzubringen, wiegt mit Etui 230 g
und kostet 15 M. Er besteht aus einem rechen-
schieberartig ausziehbaren Lineal, an dessen
Ende ein Visier sitzt. An einem Querlineal
befinden sich Visierkörner, und je nachdem nun
das Visier weit oder weniger weit ausgezogen
wird, erhält man beim Visieren über die Körner
kleinere oder größere Winkel, die an dem
Auszug an vier Skalen abgelesen werden. Fur
große Winkel ist auch das Querlineal noch ver-
schiebbar. Man kann auf diese Weise leicht
und rasch freihändige Winkelmessungen in
beliebiger Ebene vornehmen, z. B. Durchmesser
und Breite des Regenbogens und der Halos
von Sonne und Mond, Sonnenhöhen, Mond-
höhen u. dgl.
Nachdem Repsold vor 3 Jahren der wissen-
schaftlichen Welt seine Geschichte der astrono-
mischen MeBwerkzeuge übergeben hat, ist es uns
leicht gemacht, die Vorgeschichte des inte-
ressanten Kaßnerschen Instrumentchens, teil-
‚weise an der Hand von Abbildungen, bis in
die Zeiten vor Christi Geburt hinein zu ver-
folgen. Aristoteles, Archimedes, Hipp- :
arch, Regiomontanus, Martin v. Be-
haim, die Apiane, Gemma Frisius, Tycho
Brahe und Metius, dazu unzählige Seefahrer
vieler Jahrhunderte würden, wenn sie jetzt
auferstünden, Kaßners Jakobstab mit Interesse
von Hand zu Hand gehen lassen und Ver-
gnügen darüber empfinden, daß ihr altes Hand-
gerät in vervollkommneter Form sich zwischen
den Meisterwerken der heutigen Instrumenten-
technik noch lebensfähig zeigt. Mich dünkt,
auch bei flüchtigen topographischen oder geo-
graphischen Aufnahmen für 1 : 50000 und kleinere
Maßstäbe muß der Kaßnersche Stab in Fällen,
wo exaktere Meßmethoden zu schwerfällig er-
scheinen, ein angenehmes Hilfsgerät in der
Hand des wissenschaftlichen Reisenden bilden.
In Verbindung mit einer Latte von bekannter
Länge wird er auch als Entfernungsmesser bei
Reiseaufnahmen brauchbar sein. Da aber die
bei Reisen mit Kompaß aufgenommenen Azi-
mute in der Regel als um mehrere Grad un-
sicher angesehen werden müssen (Vogel
rechnet in Neumayer, Wiss. Beob. auf Reisen,
3. Aufl. 1906. S. 86 sogar mit 5 bis 10°), so
dürften Kaßnersche Winkelmessungen bei
Itineraraufnahmen oftmals mit Vorteil auch an
Heft 10
15. Mai 1911. |
die Stelle von Kompaßpeilungen treten. Denkt
man sich am Querlineal etwa mit einer Reiß-
zwecke ein kleines Lot befestigt, so kann man
auch Höhenwinkel für flüchtige Aufnahmen
genau genug messen.
Bei erstmaliger Aufnahme eines karto-
graphisch noch ungenügend oder noch garnicht
erschlossenen Gebietes wird es im Hinblick auf
die ersten Bedürfnisse der beginnenden Kultur
fast immer weit nützlicher sein, ein recht
großes Gebiet möglichst rasch und möglichst
bequem mit mäßiger Genauigkeit aufzunehmen,
als die vorhandenen Arbeitskräfte und Geld-
mittel etwa mit höheren Genauigkeitsansprüchen
auf ein kleineres Gebiet zu konzentrieren. Bei
solchen primitiven Aufnahmen dürfte Kaßners
Meßstab sich als handlich und bequem er-
weisen. P. Wilski.
Umdrehungs-Fernzeiger für Schiffe,
System Hartmann-Kempf.
Nach einem Prospekte der Firma Hartmann
& Braun A.-G., Frankfurt a. M.
Für Schiffsführer, und zwar ganz besonders
für Führer von Kriegsschiffen, ist es von großer
Wichtigkeit, jederzeit vor Augen zu haben, mit
wie viel Umdrehungen die Schiffsmaschine läuft,
da nur durch feinste Regulierung der Schiffs-
geschwindigkeit das saubere Fahren in größeren
Verbänden ermöglicht wird. Die Umdrehungs-
anzeiger müssen unbedingt zuverlässig sein
und die stärksten Erschütterungen vertragen
können. Die Firma Hartmann & Braun
baut sie nach dem Resonanzsystem. Ein Kamm
mit etwa 100 Zungen aus Stahlfederband, die
z. B. auf die Frequenzen 50 bis 150 abgestimmt
sind, wird elektromagnetisch durch den Strom
eines 24-poligen Magnetinduktors erregt. Der
Induktor wird mit Hilfe einer Rollenkette von
der Schiffswelle aus mit einem derartigen Über-
setzungsverhältnisse angetrieben, daß er bei
50 bis 150 Touren pro Minute einen Wechsel-
strom von ebensoviel Perioden erzeugt. Ein
von diesem Strome durchflossener Elektro-
magnet erteilt allen Zungen, die der Touren-
zahl entsprechenden magnetischen Impulse.
Nur diejenige Zunge, deren Schwingungszahl
mit der Frequenz dieser Impulse zusammen-
fallt, gerät in breite Resonanzschwingungen
und zeigt dadurch unmittelbar die Tourenzahl
der Schiffswelle an.
Die Zungen sprechen momentan an, besitzen
hohe Genauigkeit und sind unbegrenzt haltbar.
Zungen mit geringerer Frequenz als 40 werden
nicht benutzt, weil sie langsam ansprechen
und Störungen unterliegen.
Um auch geringe Tourenzahlen der Welle
erkennen zu können, ist unter dem Zungen-
Für Werkstatt und Laboratorium — Glastechnisches
105
== — — —
system noch ein Zeigersystem nach Art der
elektromagnetischen Voltmeter eingebaut und
an den gleichen Magnetinduktor angeschlossen.
Die geringere Genauigkeit dieses Zeigersystems
genügt für die geringen, dem Zungensystem
fehlenden Tourenzahlen; für die höheren
|
JE
4
i
F
Tourenzahlen dient es zur Erhöhung der Über-
sichtlichkeit. Die vorstehende Figur gibt einen
Anzeigeapparat für die Kommandobrücke eines
mit zwei Wellen ausgerüsteten Schiffes wieder.
Das Schauzeichen + links bedeutet „rück-
wärts“; das Schiff ist im Begriff, mit kleinem
Radius zu drehen. G. S.
— —
Glas technisches.
Neue Chlorkalziumröhrchen.
Von C. Müller.
Chem - Ztg. 35. S. 115. 1911.
In vielen Fallen ist es erwünscht, die in
der Analytik häufig gebrauchten Chlörkalzium! -~
röhrchen zur Wägung leicht auseinandernehmen
und nachher wieder verbinden zu können.
Um die unbequemen Gummischlauchver-
bindungen, die auch leicht durch zurück-
bleibende Gummireste Wägefehler hervorrufen,
zu vermeiden, kommen Röhrchen in den Handel,
die lediglich durch Glasschliffe aneinander-
gefügt werden können. Um die Schliffe gas-
dicht aufeinander zu passen und ein Lockern
während des Versuches zu verhüten, sind an
den Verbiudungsstücken Hörnchen ange-
bracht, über die ein Gummiband gelegt
wird. Geringes Einfetten des Schliffes soll
keine merklichen Wägefehler hervorrufen.
Hfm.
Neue Waschflasche zum Trocknen
von Gasen.
Stahl u. Eisen 31. S. 567. 1911.
Die in beistehender Figur wiedergegebene
Ti ockenréhre zeichnet sich durch ihre kompen-
diöse Form aus; sie enthält in dem unteren
3
Teile, der etwa zur Hälfte mit Glasperlen
gefüllt ist, konzentrierte Schwefelsäure und in
dem oberen, der durch eine Über der Ein-
schnürung liegende Siebplatte mit Glas wolle vom
Glastechnisches. - Gewerbliches. — Patentschau.
Deutsche
_. Mechaniker-Ztg.
unteren getrennt ist, Phosphorsäureanhydrid.
Beide Trockenmittel können leicht erneuert
werden. Die verbrauchte Schwefelsäure wird
unten abgelassen und durch den Ansatz neue
nachgefüllt, dasPhosphorsäureanhydrid wird von
oben durch frisches ersetzt. Die durch D.R.G.M.
geschützte Röhre wird von Ludwig Mohren
(Aachen) in den Handel gebracht. Hfm.
— 2 —
Gewerbliches.
Handel mit photographischen Artikeln
in Guatemala.
Nach einem amerikanischen Konsulatsbc-
richte soll die Stadt Guatemala einen guten
Markt für photographische Artikel, sowohl
Apparate als andere Waren einschlagiger Art,
darbieten. Es gibt dort lediglich einen Handler
für solche Waren, der nach dem Urteil des
Konsuls seine Monopolstellung durch Forderung
hoher Preise ausnutzt. Die Firma ist dem
Namen nach Vertreterin eines amerikanischen
Hauses, verkauft aber überwiegend deutsche
und englische Erzeugnisse. Amateure werden
durch die hohen Preise von der Beschäftigung
mit der Photographie abgeschreckt. In der
fast 100000 Eiuwohner zählenden Hauptstadt,
wo sich alle günstigen Vorbedingen für
Amateurphotographie vereinigt finden, würde
sich bei angemessenen Preisen ein günstiger
Absatz der genannten Waren sicher ermöglichen
lassen.
Ein chemisches Laboratorium soll in Sofia
(Bulgarien) von der dortigen Kreisfinanzver-
waltung erbaut werden.
Zum stellvertretenden Vorsitzenden der
Meisterprüfungskommission Berlin ist Hr.
Th. Ludewig ernannt worden, an Stelle von
Hrn. O. Wolff, der sein Amt niedergelegt hat.
— — —
Patentscha u.
Einrichtung zum Messen der Verdrehung von Wellen, gekennzeichnet durch zwei
entsprechend der Torsion der Welle sich nähernde, an der Welle angebrachte Spulen, von
denen die eine von einem Wechselstrom oder intermittierenden Gleichstrom durchflossen wird,
dessen Pulsationen sich in den Stromkreis der anderen um so stärker kenntlich machen, je mehr
die beiden Spulen sich nähern. A. Denny und Ch H. Johnson in Dumbarton, Schottland.
1. 12. 1900. Nr, 224960. Kl. 42.
Heft 10.
15. Mai 1911 Patentschau Vereinsnachrichten.
Vorrichtung zur Aufnahme von unter Wasser ausgesandten Tonwellen auf Schiffen
zwecks Zeichengebung oder Ingangsetzung verschiedener Einrichtungen, dadurch gekennzeichnet,
daß in einen geschlossenen Stromkreis mit einer Stromquelle und einer elektromagnetischen
Vorrichtung (polarisiertes Relais K, Fig. 1) oler Scheibenkuppelung, lose Kontakte G E ange-
ordnet sind, von denen der eine
Kontakt G auf einer federnden
Zunge F befestigt ist, die durch
die auftreffenden Tonwellen in
Schwingungen gerät und eine
Erschütterung der Kontakte
@ H und dadurch eine Schwa-
chung des Stromes herbeiführt,
die verursacht, daß ein Element
der elektromagnetischen Vor-
richtung, z. B die Zunge N, das
Relais K oder der mit der
Scheidenkupplung P verbundene
Schalter R, während der Dauer
der Tonwellen einen zum Betrieb
der verschiedenen Einrichtungen Fig 2
dienenden Lokalstromkreis schließt. J. Gardner in Knott End bei Fleetwood, Engl. 12. 5.
1907. Nr. 225019. KI. 65.
Fig. 1.
Röhrenkompaß, bei welchem das zur Beobachtung der Südspitze der Nadel dienende
Okular, das zur Beobachtung der Nordspitze dienende Objektiv und das zur Feststellung der
Nadelausschläge dienende Glasmikrometer an einem gemeinsamen Körper von U-férmigem
Querschnitt befestigt sind, da-
durch gekennzeichnet, daß
dieser U-förmige Körper m mit
der Bodenplatte n lösbar ver-
bunden ist, sich also zwecks
Reinigung der einzelnen Kom-
paßteile von der Bodenplatte
abnehmen läßt, ohne daß sich
an der Justierung der einzelnen
Teile zueinander etwas ändern kann.
Nr. 225 422. Kl. 42.
M. Hildebrand in 19. 10. 1909.
Freiberg i. Sa.
— — — —
Vereins nachrichten.
Der diesjährige Mechanikertag wird Aufgenommen in den Hptv. der
am Donnerstag den 21. und Freitag
den 22. September in Karlsruhe stattfinden
(kurz vor der Naturforscher-Versammlung).
Vorläufige Anzeige.
Die diesjährige Hauptversammlung des
Ver. D. Glasinstr.-Fabr. findet am
Montag, den 3. Juli, in Ilmenau
statt. Anträge hierzu wollen die Mitglieder
baldigst beim Vorstand einreichen.
Die voraussichtlich recht wichtige und
umfangreiche Tagesordnung wird noch be-
kannt gegeben werden.
Verein Deutscher Glasinstrumenten-
Fabrikanten zu Ilmenau.
Der Vorstand.
Gustav Müller.
D. G. f. M. u. O. ist:
Hr. André Callier; Privatlaboratorium
für photographische Untersuchungen; Gent,
Bd. du Pare 14.
D. G. f. M. u. O. Zwgv. Hamburg-
Altona. Sitzung vom 4. April 1911. Vor-
sitzender: Hr. Dr. Paul Krüß.
Hr. Dr. A. Kohlschütter, Assistent an der
Hamburger Sternwarte in Bergedorf, hielt einen
Vortrag über astronomische Zeitbestimmung.
Der Redner ging zunächst auf die Definition
der Sonnenzeit ein. Hat die Sonne, -von der
Erde gesehen, einen vollen Umlauf ausgeführt,
so ist ein Tag verflossen. Die Zeit, zu der die
Sonne genau im Süden steht, nennt man
108 _
Vereinsnachrichten.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Mittagszeit. Da sich jedoch die Sonne nicht
gleichförmig bewegt, so rechnet man nach
mittlerer Sonnenzeit, d. h. nach einer fingierten,
sich gleichmäßig bewegenden Sonne. Diese
mittlere Sonnenzeit ist nun wiederum vom Ort
abhängig, man hat deshalb ala Weltzeit die
Zeit von Greenwich angenommen und für
größere Bezirke einheitliche Zeiten festgesetzt.
Im Gegensatz zu der Sonnenzeit des bürger-
lichen Lebens beobachtet der Astronom nach
Sternzeit; ein Sterntag ist die Zeit zwischen
den Durchgängen eines und desselben Sternes
durch den Meridian des Ortes, der Sterntag
beginnt mit dem Durchgange des sogen.
Frühlungsanfangspunktes. Aus der Stern-
zeit wird dann unter Benutzung von astro-
nomischen Jahrbüchern die wahre Sonnenzeit
berechnet. Zur Beobachtung des Sterndurch-
gangs dient der Meridiankreis. Die Fehler,
die im Instrument oder in seiner Aufstellung
liegen, wie Kollimationsfehler, Abweichung der
Drehungsachse von der Horizontalen, Achsen-
durchbiegung usw. sind in geeigneten Zeitab-
ständen zu bestimmen. Die Beobachtung der
Sterndurchgänge kann nach verschiedenen Me-
thoden erfolgen, die genauesten Werte liefert
die Tasterregistriermethode mittels Chrono-
graphs sowie Repsolds unpersönliches Mikro-
meter. Zum Schluß erklärte der Redner die
Übertragung der Zeit auf die verschiedenen
Registrier, Normal- und Beobachtungsuhren,
auf die Zeitbälle sowie auf telephonische Zeit-
signale.
Sitzung vom 2. Mai 1911. Vorsitzender:
Hr. Dr. Paul Krüß.
Hr. William Meyer, Direktor der Chrono-
meterwerke, hielt einen Vortrag über die Her-
stellung von Chronometern. Die ersten An-
fange der Uhrmacherei liegen weit zurück.
Schon im Altertum kannte man Sonnenuhren,
welche eine Zeiteinteilung des Tages möglich
machten. Später kamen Sanduhren und Wasser-
uhren auf, bei welchen das langsame Ausfließen
von Sand bezw. Wasser zur Zeitbestimmung
diente. Eine genauere Zeitbestimmung war
allerdings erst nach Erfindung der Räderuhren
möglich. Die Genauigkeit dieser Uhren war
zunächst nur gering, da der Hauptwert auf die
kunstvolle äußere Ausstattung gelegt wurde.
Erst im 18. Jahrhundert wurde der Versuch
gemacht, Präzisionsuhren herzustellen, welche
vor allem ein außerordentlich wichtiges Hilfs-
mittel für die Schiffahrt darstellen. In England
entstand zuerst ein Normalmodell dieser Chrono-
meter, und dieses Land hat auf lange Zeit fast
den ganzen Bedarf an Marinechronometern
gedeckt, da durch die hier eingeführte weit-
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
gehende Arbeitsteilung die Chronometer so
gleichmäßig und preiswert wie in keinem
anderen Lande hergestellt werden konnten.
Erst in neuerer Zeit haben auch andere Länder,
besonders Deutschland, mit Erfolg sich der
Herstellung von Chronometern zugewandt.
An der Hand eines von den Hamburger Chrono-
meterwerken hergestellten Marinechronometers
ging der Vortragende eingehend auf die
Schwierigkeiten der Herstellung dieser Präzi-
sionsinstrumente ein. Die einzelnen Teile,
Feder, Schnecke, Räder, Hemmung, Unruhe usw.,
müssen mit außerordentlicher Genauigkeit her-
gestellt werden, wenn das fertige Inetrument
später den an dasselbe gestellten hohen An-
sprüchen genügen soll. Durch die notwendige
äußerste Präzision ist auch eine fabrikmäßige
Herstellung in großem Maßstabe ausgeschlossen,
da äußerste Feinheit nur durch Handarbeit zu
erzielen ist. P. K.
Abt. Berlin, E. V. Sitzung vom
9. Mai 1911. Vorsitzender: Hr. W. Haensch.
Die sehr stark besuchte Sitzung fand im
Hörsaale der Firma Reiniger, Gebbert
& Schall A. G. statt, deren Direktor Hr. A.
Hirschmann, unterstützt von einigen In-
genieuren, die neueren elektromedizinischen
und Röntgen - Apparate demonstrierte. Es ge-
langten folgende Instrumente zur Vorführung:
Die jetzt allgemein zur Verwendung kommen-
den unterbrecherlosen Idealröntgenapparate ;
Einschlag-Röntgenapparat Unipuls; rotierende
Stromunterbrecher ohne Quecksilber; auto-
matische Unterbrecher für Röntgentherapie;
HeiBluftduschen; elektrische Kompressen und
Hochfrequenzapparate „Thermoflux“, welche
die Wärme zwischen den Elektroden und dem
menschlichen Körper hindurchschicken; ein
mit Hochfrequenzströmen arbeitender Kalt-
Kauter; ein Druckluftmassageapparat; die ver-
schiedensten Beleuchtungsinstrumente, wie
Cystoskope, Gastroskope, bei denen sowohl
die verbesserte Optik wie auch die bequeme
Handhabung zum Photographieren und bei
operativen Eingriffen bemerkenswert sind;
Bohrer und Fräsen zum Anbohren der Schädel-
decke; Massageapparate; ein Universalan-
schluBapparat, um den Strom des Leitungs—
netzes in die verschiedenen medizinisch ver-
wertbaren Stromarten umzuwandeln. Schließlich
wurden photographische Röntgenaufnahmen
sowie Darstellungen von Heilungsprozessen,
die durch Röntgenstrahlen erzielt worden
sind, vorgeführt.
Hr. Mechaniker G. Lehmann (027, Kl. An-
dreasstr. 8) wurde aufgenommen. Bi.
ae ——̃ a a
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 11. 1. Juni. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Elektromedizinische und réntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren.
Von G. Heber in Berlin, Ingenieur der A.-G. Reiniger, Gebbert & Schall.
(Fortsetsung.) |
Aber nicht allein die verschiedenen Stromarten der Gleichstromgruppe, sondern
auch die der Wechselstromgruppe finden Verwendung in der Elektrotherapie. Hierzu
gehören auch die hochfrequenten Wechselströme, und besonders auf dem Gebiet der
Hochfrequenztherapie sind in den letzten Jahren recht bedeutende Fortschritte gemacht
worden. Zur besseren Übersicht sollen nachstehend die verschiedenen Wechselströme
und Hochfrequenzstréme, sowie die damit in Verbindung stehenden Behandlungs-
methoden angeführt werden. i
Der faradische Wechselstrom. Diese seit etwa 70 Jahren benutzte Stromart
wird mit den bekannten Induktionsapparaten, den sog. Schlittenapparaten, erzeugt. Zum
Betrieb derselben werden für die Behandlung im Hause des Patienten und für die
landärztliche Praxis galvanische Elemente verwendet, bei dem modernen Anschluß-
instrumentarium werden den Induktionsspulen Glühlampen vorgeschaltet. Wenn auch
Dimensionen und Eleganz dieser Apparate oft recht verschieden sind, so besteht doch
in konstruktiver Hinsicht ziemliche Übereinstimmung in bezug auf der Spulenan-
ordnung. Denn ohne Primär- und Sekundärspule, deren Windungen um eine gemein-
same Achse geführt sind, ist ein brauchbarer Induktionsapparat nicht zu denken. Da-
gegen sind die Regulier- und Unterbrechungsvorrichtungen oft sehr voneinander ab-
weichend und in konstruktiver Hinsicht bemerkenswert. | |
Für den praktischen Arzt ist es besonders wichtig, die Spannung des fara-
dischen Stromes in den feinsten Abstufungen regulieren zu können. Hierzu wird
gewöhnlich die Sekundärspule in achsialer Richtung zur Primärspule bewegt oder auch
der Eisenkern im Hohlraum der Primärspule verschoben. Bei manchen Apparaten ist auch
die Anwendung eines Dämpfers beliebt. Es ist das ein Messing- oder Kupferrohr,
welches über dem Eisenkern verschiebbar angebracht wird. Durch die in dem Metall-
rohr entstehenden Wirbelströme wird die Induktionswirkung in der Sekundärspule je
nach der Länge des dämpfenden Rohres verstärkt oder abgeschwächt. Für physiologische
und diagnostische Zwecke ist es nicht nur wichtig, eine feinstufige Regulierung vor-
nehmen zu können, die Graduierung der verschiedenen Abstufungen muß bei einem
Präzisions-Induktionsapparat auch ablesbar sein. Hierbei wird die Wirkung des fara-
dischen Stromes durch den sog. Rollenabstand bestimmt, da die direkte Messung des
faradischen Stromes nicht so einfach wie beim galvanischen Strom ist. Besonders in
der zahnärztlichen Diagnostik, wo der faradische Strom zur Untersuchung der er-
krankten Zahnpulpa häufig benutzt wird, ist feinstufige Regulierung durchaus er-
forderlich. Für diesen speziellen Zweck ist der Induktionsapparat nach Prof. Dr.
Schröder hergestellt (Fig J). Hier kann der Rollenabstand einerseits durch die be-
kannte Schlittenführung verändert und mittels der seitlich angebrachten Zentimeter-
skala abgelesen werden; anderseits ist eine noch feinere Einstellung der Sekundär-
spule durch eine Mikrometerschraube mit MeBvorrichtung möglich.
Auch die Unterbrechungsvorrichtungen fiir den faradischen Apparat haben oft
den Scharfsinn des Konstrukteurs beansprucht. Für die ältere Elektrotherapie war der
einfache und hinlänglich bekannte Hammerunterbrecher wohl ausreichend, die neuere
110 G. Heber, Elektromedlsinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. M .
e — —
stellte aber mit Erweiterung der Anwendungsgebiete auch höhere Forderungen hin-
sichtlich Präzision und Regulierung. Man muß berücksichtigen, daß von dem präzisen
Arbeiten des Unterbrechers auch der Verlauf des faradischen Stromes abhängig ist.
Der Elektrotherapeut steht dieser Tatsache aber durchaus nicht gleichgültig gegenüber.
Ein ungleichmäßig verlaufender faradischer Strom kann bei dem Patienten Unbehagen
und damit Mi8trauen gegen die Behandlung hervorrufen, ein gleichmäßig verlaufender
wird bei richtiger Anwendung angenehm empfunden. Neben dem präzisen Funktionieren
des Unterbrechers wird aber noch bei den besseren Apparaten verlangt, daß die Zahl
der Unterbrechungen von Fall zu Fall geändert werden kann. Es gibt sehr viele
sinnreich durchkonstruierte Unterbrecher, welche diesen Anforderungen vollauf ge-
Fig. 1.
nügen. Als Beispiel sei ein Induktionsapparat mit neuer Unterbrechungsvorrichtung
aufgeführt (Fig. 2). Es können hiermit sowohl einzelne Stromimpulse mit langsamer
Folge, als auch sehr schnell aufeinanderfolgende erreicht werden. Die Arbeits-
weise dieser Unterbrechungsvorrichtung ist folgende. Ein zwischen zwei Spitzen-
schrauben gelagerter Eisenanker ist an der unteren Seite mit einer Kontaktfeder aus
Edelmetall versehen, gegen welche sich eine verstellbare Platinspitze anlehnt. Indem
nun diese Kontaktspitze mittels Stellschraube bewegt wird, erhält der als gleicharmiger
Hebel ausbalanzierte Anker verschiedene Unterstützungspunkte, durch welche langsame
oder, schnelle Ankerschwingungen und damit entsprechende Änderungen in der Unter-
brechungszahl hervorgerufen werden. Mit der Frequenz der Unterbrechungen steht
auch die Art der Reizwirkung auf
das Nervensystem und auf die
Muskeln in engem Zusammenhang.
Der faradische Strom ist
zwar ein Wechselstrom, aber kein
harmonisch verlaufender, da die
einzelnen Stromimpulse eine ver-
schiedene Intensität besitzen. Das
bei Stromschluß in der Primär-
spule entstehende Kraftlinienfeld
erzeugt in der Sekundärspule den
SchlieBungsstromimpuls, das bei
Stromunterbrechung verschwin- Fig. 2.
dende Kraftlinienfeld den Offnungsstromimpuls, der stärker ist als jener, bei dem eine auf-
tretende elektromotorische Gegenkraft eine Schwächung verursacht. Bei der therapeutischen
Bewertung des faradischen Stromes sind also hauptsächlich die das Nervensystem
stärker anregenden Offnungsstromimpulse zu berücksichtigen. Die älteren faradischen
Apparate waren so eingerichtet, daß die bei der Stromöffnung in der Primärspule ent-
stehenden Extraströme ebenfalls für Behandlungszwecke benutzt werden konnten.
Doch dürfte in der neuzeitlichen Elektrotherapie die Verwendung dieser Extraströme
kaum noch in Betracht kommen. Sogar der gewöhnliche faradische Strom ist von
manchen Ärzten jetzt aufgegeben, an seiner Stelle wird der sinusoidale Wechselstrom
immer mehr bevorzugt. Der faradische Strom ist wohl diejenige therapeutische
L. aek 16 1. C. Reber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte In den letzten Jahren. 111
SS ese
Stromart, welche am volkstiimlichsten geworden ist. Doch hat das in Laienkreisen oft
vorgenommene „Elektrisieren* mit der methodisch ausgeführten Faradisation des
Arztes nichts gemein. Hier kommt es vor allen Dingen darauf an, den faradischen
Strom unter Benutzung von langjährigen Erfahrungstatsachen als wirkliches Heilmittel
bei verschiedenen Lähmungserscheinungen zu benutzen.
Der sinusoidale Wechselstrom. In der allgemeinen Elektrotechnik ist diese
Stromart als gewöhnlicher oder einphasiger Wechselstrom bekannt. Da die mit einem
Oszillographen aufgenommene Stromkurve einer Sinuslinie nahezu entspricht, so hat
man in der Elektrotherapie die obige Bezeichnung eingeführt. Mit Hilfe von kleinen
Transformatorspulen läßt sich der gewöhnliche technische Wechselstrom hinsichtlich
der Spannung so weit reduzieren, daß er für Behandlungszwecke geeignet ist. Unter-
brechungsvorrichtungen kommen für diese Induktionsspulen nicht in Anwendung, da
die induktiven Wirkungen des Wechselstromes für die Stromtransformation allein aus-
reichend sind. Wo dem Arzt vom Leitungsnetz aus nur Gleichstrom zur Verfügung
steht, wird mit Hilfe eines kleinen Motorumformers zunächst Wechselstrom erzeugt und
dieser dann durch eine kleine Transformatorspule auf die erforderliche Behandlungs-
spannung reduziert. Dadurch, daß die Unterbrechungsvorrichtungen fortfallen, sind
auch die durch Unregelmäßigkeiten in deren Funktionieren entstehenden Spannungs-.
schwankungen ausgeschlossen: der Strom wird vom Patienten angenehmer empfunden.
Der Stromcharakter des Sinusoidalstromes ist ein anderer, als der des faradischen
Stromes. Die Stromperiode eines faradischen Stromes setzt sich zusammen aus dem
flach verlaufenden Schließungsstromimpuls mit geringer Reizwirkung und dem plötzlich
ansteigenden Öffnungsstromimpuls mit stärkerer Reizwirkung. Dagegen besteht die
Stromperiode eines sinusoidalen Wechselstromes aus zwei nach beiden Richtungen hin
gleichmäßig verlaufenden, sanft abgerundeten Stromimpulsen von gleichen Intensitäten
und Reizwirkungen. Von verschiedenen Elektrotherapeuten der Neuzeit wird der
sinusoidale Wechselstrom gern an Stelle des faradischen Stromes verwendet (sinusoidale
Faradisation oder Voltaisation), hauptsächlich zur Behandlung von Herzerkrankungen
mit Hilfe der Vierzellenbäder (Wechselstrombäder). Auch ein dreiphasiger sinusoidaler
Wechselstrom wird für den gleichen Zweck in Anwendung gebracht.
Wechselstréme von hüherer Spannung. Es ist eine durchaus irrige Annahme,
daß ein Wechselstrom von hoher Spannung unbedingt für den Organismus gefährlich
sei. Die neuzeitliche Elektrotherapie verfügt über eine Anzahl von Stromarten, deren
Spannungswerte weit größer sind, als bei den vorgenannten, und welche sich für
therapeutische Zwecke sehr gut eignen. Von diesen verschiedenen Behandlungs-
methoden soll hier die Rumpfsche näher besprochen werden. Durch die Arbeiten
von Geheimrat Rumpf in Bonn kann ein durch bestimmte Anordnungen modifizierter
Wechselstrom von höherer Spannung und geringer Intensität zur Behandlung von Herz-
krankheiten benutzt werden. Das Instrumentarium besteht aus einem kleinen Funken-
induktor mit geringer Schlagweite. Der Betrieb desselben erfolgt mit einer Akku-
mulatorenbatterie oder unter Verwendung geeigneter Widerstände durch Netz-Gleichstrom.
Die Stromstärke muß durch Regulierwiderstände mit feinen Abstufungen verändert
werden können. Die eine Sekundärklemme des Induktors steht mit einer größeren
Bodenplatte aus Metall in Verbindung, die je nach der Behandlungsform mit gleich
großen Holzplatten von verschiedener. Stärke belegt wird. Auf dieser ruhen die
Fußsohlen des Patienten. Die eigentliche Behandlungselektrode bildet ein Glasgefäß,
dessen innere Bodenfläche mit Metall gleichmäßig belegt ist; diese Belegung steht mit
der anderen Sekundärklemme des Induktors in Verbindung. Die äußere Bodenfläche
der Gefäßelektrode wird vom behandelnden Arzt mit dem entblößten Körperteil des
Patienten in Berührung gebracht, wodurch beim Einschalten des Apparates eine Art
Kondensatorwirkung zustande kommt. Gegenüber der gewöhnlichen Elektroden-
behandlung ist das Verfahren dadurch gekennzeichnet, daß der menschliche Körper
gewissermaßen den Belag eines Kondensators bildet. Je nach Einregulierung des
Apparates und Wahl der Holzplattenstärke lösen die Rumpfschen Ströme schwache
oder stärkere Reizempfindungen im Organismus aus, die aber durchaus nicht unangenehm
empfunden werden.
Wechselströme von hoher Frequenz. Die hochfrequenten Wechselströme
finden in der Elektrotherapie eine zunehmende Verwendung. Bevor die verschiedenen
Einrichtungen und Behandlungsmethoden beschrieben werden, sollen einige allgemeine
Angaben über die Hochfrequenzströme vorausgeschickt werden... Die, Frequenz der
119 GQ. Heber, Blektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. M SET
technischen Wechselströme beträgt in der Regel 50 bis 60, die in der Elektro-
therapie gebräuchlichen dagegen 100000 bis hinauf zu 500000 und noch mehr. In
physiologischer Hinsicht ist die Reizwirkung eines gewöhnlichen Wechselstromes mit
mäßiger Frequenz schon bei geringen Spannungswerten eine recht beträchtliche. Wird
dagegen die Frequenz des Wechselstromes bei gleichbleibender Spannung bedeutend
gesteigert, so nimmt auch die Reizwirkung ab. Neben der Frequenz des Wechsel-
stromes sind aber noch Stromstärke und Spannung für den physiologischen Effekt aus-
schlaggebend. Mit den heutigen Hilfsmitteln der Elektrotechnik ist es möglich, einen
hochfrequenten Strom von geringer Spannung und größerer Intensität, als auch einen
hochfrequenten Strom von hoher Spannung und geringer Intensität entstehen zu lassen.
Bemerkenswert ist, daß diese medizinischen Hochfrequenzströme nicht mit Rotations-
vorrichtungen, sondern mit besonderen Funkenstrecken (Generatoren), Kondensatoren
(Kapazitäten) und Drahtspulen (Selbstinduktionen), welche sehr verschieden zu einem
wirksamen Aggregat zusammengeschaltet sind, erzeugt werden. Um, die Technik der
Hochfrequenzstréine, welche seit etwa 20 Jahren bekannt sind, hat sich besonders
Tesla verdient gemacht. Durch die Untersuchungen des französischen Physiologen
d'Arsonval wurden die hochfrequenten Wechselströme der Elektrotherapie zugänglich
gemacht. Unter Zuhilfenahme der neueren Versuchsergebnisse von Simon, Poulsen
und Lepel ist es gelungen, Hochfrequenzströme von enorm hoher Frequenz zu er-
zeugen. Dieselben zeichnen sich besonders dadureh aus, daß nur noch sehr geringe
oder fast gar keine Reizwirkungen auf das Nervensystem stattfinden und daß dieselben
auch bei ziemlich hohen Intensitäten ein angenehmes Wärmegefühl im Körper hervor-
rufen. Durch die von Forest
angestellten Versuche konnte
auch an eine neue Verwendung
der Hochfrequenzströme für
chirurgische Zwecke gedacht
werden; es sind durch diese
Fortschritte weitere Anwen-
dungsgebiete für das Hoch-
frequenz - Instrumentarium er-
öffnet. Die nachstehende Zu-
sammenstellung soll einer Über-
sicht von verschiedenen An-
wendungen der Hochfrequenz-
ströme für medizinische Zwecke
ermöglichen.
a. Die d’Arsonvalisation.
Für diese Behandlung kommt
der durch die Fig. 3 veran-
schaulichte Transformator in An-
a wendung. Er setzt sich zu-
sammen aus zwei Leydener Flaschen, deren Innenbelege mit den Entladungskugeln einer
Funkenstrecke und deren Außenbelege mit einem diekdrahtigen Solenoid verbunden sind.
Zum Betrieb dieses Apparates sind entweder hochgespannte Wechselströme oder die mittels
Hochspannungs - Gleichrichters erzielten pulsierenden Hochspannungs - Gleichströme er-
forderlich. Gewöhnlich erfolgt der Anschluß des Transformators an ein Röntgen-
instrumentarium mittlerer Größe. Für die Ausübung der bipolaren d’Arsonvalisation
wird der menschliche Körper mittels geeigneter Elektroden parallel zu dem diekdrahtigen
Solenoid geschaltet. Trotz der ziemlich hohen Spannung haben diese d'Arsonval-
schen Ströme beim festen Anlegen der Elektroden geringere Reizwirkungen als die
faradischen Ströme. Bemerkenswert ist auch die ziemliche Stromintensität, welche ohne
jede Gefahr den Organismus passieren kann; sie beträgt bei entsprechender Einstellung
des Apparates und richtiger Elektrodenauflage 300 bis 500 Milliampere. Nach Be-
messung der Funkenlänge, welche zwischen den angenäherten Behandlungselektroden
auftritt, kann die Spannung bis zu 50 000 Volt geschätzt werden. DurchflieBt ein
solcher Strom längere Zeit den menschlichen Körper, so wird neben einer kaum wahr-
nehmbaren Reizwirkung ein schwaches, aber deutliches Wärmegefühl an den Berührungs-
stellen empfunden. Demgegenüber ist die Tatsache erwähnenswert, daß ein gewöhn-
licher Wechselstrom oder auch ein faradischer Strom bei einer Spannung von etwa
1. 3 15 8. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnlsche Fortschritte in den letzten Jahren. 113
50 Volt und einer Stromstärke von wenigen Milliampere bei gleichen Berührungs-
flächen der Elektroden unerträgliche Kontraktionen der Muskeln veranlassen würde.
b. Die Autokonduktion. Die bipolare d’Arsonvalisation ermöglicht eine direkte
Zufuhr des Hochfrequenzstromes zum menschlichen Körper. Wird nun das beim
d’Arsonvalschen Transformator erwähnte dickdrahtige kleine Solenoid durch ein
größeres ersetzt, in dessen Hohlraum der menschliche Körper bequem Platz findet, so
kann eine indirekte Einwirkung der Hochfrequenzströme auf diesen stattfinden. Diese
indirekte Behandlung wird als Autokonduktion und das hierzu benutzte große Solenoid
als Hochfrequenzkäfig bezeichnet. Die in dem Käfig befindliche Person kann keine
besonderen Empfindungen wahrnehmen, doch lassen sich aus allen Teilen des Körpers
kleine Funken ziehen, welche den Eindruck einer schwachen statischen Aufladung
hervorrufen. Von einigen Autoren ist eine Beeinflussung des Blutdruckes experi-
mentell nachgewiesen worden.
ec. Der Oudinsche Resonator, Wird durch Zusammenstellung von Funken-
strecken, Kondensatoren und Selbstinduktions-
spulen ein elektrischer Schwingungskreis ge-
bildet, so können in entfernten Leiteranord-
nungen ebenfalls elektrische Schwingungen
hervorgerufen werden. Der vorher erwähnte
d’Arsonvalsche Transformator entspricht nun
einem Schwingungskreis, der in einer benach-
barten Leiteranordnung, dem Resonator, eben-
falls elektrische Schwingungen hervorrufen
kann. Aus Fig. 4 ist die Gesamtanordnung
eines derartigen Apparates ersichtlich. Unter-
halb des Tisches befinden sich Funkenstrecke
und Kondensatoren, oberhalb des Tisches ist
die Selbstinduktionsspule mit dem von Oudin
für therapeutische Zwecke eingeführten Re-
sonator angebracht. Beide Spulen bilden eine
fortlaufende gemeinsame Wiekelungund können
dureh einen beweglichen Kontakt verschieden
abgestimmt werden, je nachdem ein größerer
oder kleinerer Effekt erreicht werden soll.
Zum Betrieb des Apparates dient gewöhnlich
der Induktor eines mittelgroßen Röntgenin-
strumentariums, es können sowohl hoch-
gespannte Wechselströme, als auch hoch-
gespannte pulsierende Gleichströme von ge-
ringer Intensität benutzt werden. Bei richtiger
Abstimmung und Einstellung der Funken-
strecke treten am Resonatorpol sehr kräftige i
Ausstrahlungen auf. Dieselben werden mit be- |
sonderen Spitzenelektroden bei verschiedenen
gichtischen und Haut-Erkrankungen direkt dem
zu behandelnden Körperteil zugeführt, welches
Verfahren als Büschellicht- Behandlung be-
zeichnet wird. Außerdem kommen noch zahlreiche Kondensatorelektroden in An-
wendung, welche zur Behandlung verschiedener Haut- und Organerkrankungen benutz!
werden. Die Elektrode ist gewöhnlich ein evakuierter Hohlkörper aus Glas, wobei das
Vakuum oder auch eine Graphitfüllung die eine leitende Belegung bildet. Auch eine Hart-
gummiplatte, welche auf der einen Seite mit einem Metallbelag versehen ist, dient als
Kondensatorelektrode. Jedenfalls läßt die große Anzahl der für verschiedene Zwecke
hergestellten Hochfrequenzelektroden darauf schließen, daß die Verwendung eine recht
häufige ist. Bemerkenswert ist noch, daß die mit dem Resonatorpol verbundenen
Elektroden unipolar benutzt werden. Bei dieser Behandlungsmethode bildet der mensch-
liche Körper den zweiten leitenden Belag. Für diesen Hochfrequenzstrom ist es be-
sonders die enorm hohe Spannung, welche für den therapeutischen Effekt in Betracht
kommt. Die Reizwirkungen sind nicht gänzlich ausgeschaltet und die Stromintensität
st eine verhältnismäßig geringe. Neben der primären Stromzufuhr und. der, ‚Abstimmung c
Fig. 4.
114 Q Heber, Eiektromadiznlsche und röntgentechnlsche Fortschritte in den letsten Jahren. Helen Zie,
am Resonator hat auch die Einstellung der Funkenstrecke einen wesentlichen Einfluß
auf die Spannung und Stromstärke des Hochfrequenzstromes. Die Frequenz dieses
Stromes wird besonders durch die Kapazität der Leydener Flaschen sowie durch die
Beschaffenheit der Funkenstrecke beeinflußt.
d. Die Thermopenetration. Bei der d’Arsonvalisation wurde darauf hingewiesen,
daß bei längerem Stromdurchgang durch den menschlichen Körper neben schwachen
Reizwirkungen auch ein geringes Wärmegefühl wahrnehmbar ist. Gelingt es, diese Reiz-
wirkungen bei bedeutender Reduktion der Spannung gänzlich auszuschalten und dafür
die Stromstärke wesentlich zu erhöhen, so müßte eine solche Stromart eine ganz be-
deutende Erwärmung des durchströmten Körperteiles veranlassen. Diese Ansicht
bestand schon, als vor etwa 20 Jahren der d’Arsonvalsche Strom für therapeutische
Zwecke vereinzelt in Anwendung kam. Erst der Neuzeit war es vorbehalten, einen
Wechselstrom mit so hoher Frequenz zu erzeugen, daß keine Reizwirkungen mehr auf
das Nervensystem stattfinden können. Da ein solcher Hochfrequenzstrom auch keine
Ionenwanderungen veranlassen kann, so sind selbst bei sehr starken Strömen cheniische
Prozesse in den Gewebeflüssigkeiten ausgeschlossen und nur die Wärme bildet das Um-
setzungsprodukt eines derartigen Hochfrequenzstromes im Gewebe. Das Verfahren
einer solchen Durchwärmung menschlicher Körperteile mit Wechselströmen von enorm
hoher Frequenz wird als Thermopenetration, Transthermie oder Diathermie bezeichnet.
Zur Erzeugung derartiger Hochfrequenzströme sind keine hochgespannten Wechselströme
erforderlich. Es genügt die gewöhnliche Betriebsspannung und das Instrumentarium kann
für die Thermopenetration direkt an ein Leitungsnetz angeschlossen werden. Der
Funkeninduktor, welcher sonst zur Erzeugung der hochfrequenten d’Arsonvalschen
oder Tesla-Ströme benutzt wird, ist für die Ausübung der Thermopenetration ent-
behrlich. Es gelangt hierfür ein besonderes Apparatensystem zur Verwendung, welches
sich zwar auch aus einem Schwingungskreis, bestehend aus Funkenstrecke, Kondensatoren
und Selbstinduktionsspulen, zusammensetzt, doch ist die Dimensionierung und Anordnung
dieser Apparatenteile eine wesentlich andere, als bei den vorher erwähnten Hoch-
frequenz-Apparaten. Bei diesen erreichen die Entladungsfunken, welche die elektrischen
Schwingungen veranlassen, noch eine ziemliche Länge, außerden erfolgen die Ent-
ladungen in einem mit Luft gefüllten Gehäuse. Nun hat aber die chemische Be-
schaffenheit des Gases, in welchem sich derartige Entladungen vollziehen, einen wesent-
lichen Einfluß auf die Frequenz, wie von Simon und Poulsen festgestellt wurde. Er-
folgen z. B. die Funkenentladungen in einem mit Alkoholdampf gefüllten Raum, so
können bei Anwendung eines für diese Zwecke genau abgestimmten Schwingungs-
systemes Ströme von außerordentlich hoher Frequenz hervorgerufen werden. Werden
die Abnahmeklemmen eines solchen Apparates mit genügend großen metallischen Elek-
troden verbunden und mit den Händen fest umspannt, so sind je nach Einstellung des
Apparates schwächere oder stärkere Wärmewirkungen, besonders in den Handgelenken
wahrnehmbar. Werden die Elektroden mit einer Glühlampe für einen Spannungsbedarf
von 110 bis 120 Volt verbunden, so leuchtet der Kohlefaden mit heller Weißglut auf,
was auf eine entsprechende Spannung dieses Hochfrequenzstromes schließen läßt.
Sollen nun bestimmte Körperteile mit einem solchen Strom durehwärmt werden, so
kommen hierfür besondere Elektroden, welche zum Teil aus einem organischen, zum
Teil aus einem metallischen, sehr schmiegsamen Gewebe bestehen, in Anwendung.
Diese mit schwacher Kochsalzlösung gut durchfeuchteten Elektroden haben den Zweck,
den Hautwiderstand möglichst zu reduzieren, um so die Wärmewirkung mehr nach den
Gewebepartien zu verlegen. Bei einer derartigen Behandlung können sogar Ströme
von ganz beträchtlicher Stärke, oft bis 3 Ampere, durch den Körper hindurchfließen,
ohne daß irgend welche unangenehmen Nebenwirkungen hervortreten. Der ganze
Stromdurchgang macht sich nur durch ein angenehmes Wärmegefühl bemerkbar. Hierbei
möge noch einmal betont werden, daß ein gewöhnlicher Wechselstrom mit
der gleichen Spannung schon bei wenigen Milliampere ganz unerträgliche Muskel-
zuckungen veranlaßt. Es sei ferner noch darauf hingewiesen, daß bei der Thermo-
penetration genaue Instruktionen respektiert werden müssen und daß die Technik der
Methode eine ganz andere ist, als bei der gewöhnlichen Galvanisation und Faradisation.
e. Kondensatorbett-Behandlung. Diese erst kürzlich von Prof. Schittenhelm
angewendete Methode gestattet, eine besondere Durchwärmung des menschlichen Körpers
vorzunehmen. Die Behandlung ist dadurch charakterisiert, daß der Hochfrequenzstrom
nicht durch Auflegen von durchfeuchteten Elektroden dem zu durehwärmenden ds 6rper-
1. i 1. G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 115
teil zugeführt wird. Es kommen mehrere größere Metallplatten in Anwendung, welche
sich der besseren Stabilität wegen auf einem Holztisch befinden. Die Längenverhält-
nisse desselben sind so bemessen, daß eine erwachsene Person bequem aufliegen kann.
Die voneinander isolierten Metallelektroden sind durch Hartgummiplatten vollständig
bedeckt, so daß eine direkte Berührung mit dem Körper unmöglich ist. Durch
eine am Tische angebrachte Schaltvorrichtung lassen sich die Elektroden verschieden-
artig mit den Abnahmeklemmen des Thermopenetrationsapparates verbinden; so ist es
möglich, den Hochfrequenzstrom im menschlichen Körper derartig zu verteilen, daß
die Durchwärmung entweder mehr im Rumpf oder in den Extremitäten stattfindet. Die
durch Hartgummiplatten abgedeckten Elektrodenflächen stellen Kondensatorenbelege dar,
welche ein größeres elektrisches Feld mit sehr schnell verlaufenden Schwingungen
hervorrufen. In dem menschlichen Körper, welcher bei der Behandlung die andere
Kondensatorbelegung bilde, können sich dann die enorm hohen elektrischen
Schwingungen, ohne jede Gefahr für den Körper, in Wärme umsetzen.
f. Der Hochfrequenzkauter von Forest. Bei diesem Verfahren liegt eine Ver-
wendung des Hochfrequenzstromes für chirurgische Zwecke vor. Von Forest wurde
die Beobachtung gemacht, daß durch einen hochfrequenten Strom von sehr hoher
Frequenz und genügender Intensität eine überaus starke Erwärmung an organischen
Körpern auftritt, wenn diese mit einer nadelförmigen Elektrode in Berührung kommen.
Neben der Eigenart des Stromes von sehr hoher Frequenz ist es besonders die große
Stromdichte, welche diese merkwürdigen Wirkungen hervorruft. Es muß hier hervor-
gehoben werden, daß die mit dem Gewebe in Berührung kommende Nadel durchaus
nieht bis zur Rot- oder Weißglut erhitzt wird, wie es bei dem bekannten Galvanokauter
der Fall ist. Der Unterschied tritt noch deutlicher hervor, wenn man berücksichtigt,
daB die mit einer einzigen Abnahmeklemme verbundene nadelförmige Elektrode schon
unipolar die Zerstörung von Gewebsteilen bewirken kann. Auch hat dieses Verfahren
mit der noch vor einiger Zeit zur Anwendung gelangten Fulguration niclits gemein.
Hier waren es besonders die starken Funkenentladungen eines gewöhnlichen Hoch-
frequenzapparates, welche bei Krebsoperationen verwendet wurden. Bei dem Hoch-
frequenzkauter von Forest, der auch wegen Fortfalls der Glühwirkung als „Kaltkauter“
bezeichnet wird, ist es vorwiegend das intensive, fast mikroskopisch verlaufende
Funkenspiel zwischen Gewebe und Nadel, welches kauterisierende oder durchtrennende
Wirkungen der betroffenen Gewebepartien veranlaßt. Der Chirurg ist also in der Lage,
ein richtiges Hochfrequenzmesser bei verschiedenen operativen Eingriffen in Anwendung
zu bringen. Je nach Einstellung der Intensität am Apparat und je nachdem die Hoch-
frequenzkaustik unipolar oder bipolar ausgeübt wird, kann ein mit dem Verfahren ver-
trauter Chirurg brennend oder schneidend, oder brennend und schneidend zugleich auf
die Gewebepartien eihwirken.
g. Die Elektrokoagulation. Wird bei der vorbeschriebenen Hochfrequenzkaustik
der aus Metall bestehende Operationstisch an die eine Abnahmeklemme des Hochfrequenz-
apparates angeschlossen, so kann der auf einem solchen Tisch liegende Patient infolge
seiner ziemlich großen Kapazität von einer Hochfrequenzwirkung nichts wahrnehmen.
Steht nun die andere Abnahmeklemme des Hochfrequenzapparates mit einer durch
Hartgummi gut isolierten Elektrodensonde in Verbindung, so kann der Operateur nach
dem Auflegen der Elektrodenfläche auf eine pathologische Gewebepartie in der Weise
einwirken, daß dieselbe durch einen sehr hohen Wärmegrad einer vollständigen Zer-
störung anheimfallt. Das Verfahren, welches natürlich nur in der Narkose ausgelührt
werden kann, ist dadurch gekennzeichnet, daß ein Hochfrequenzstrom mit einer Stärke
bis zu mehreren Ampere durch den Körper ohne elektrische Reizwirkung und ohne
elektrochemische Prozesse hindurchgeschiekt werden kann. Durch Anwendung von
„wei Elektroden von sehr ungleicher Oberfläche wird an der Operationselektrode infolge
der großen Stromdichte eine so starke Erwärmung hervorgerufen, dab die Gewebesäfte
bis zur vollständigen Gerinnung, zum Koagulieren, gebracht werden können. Es
können also, um eine etwas drastische Ausdrucksweise zu gebrauchen, krankhafte Gewebe-
partien bei lebendigem Leibe ausgekocht werden, wodurch vollständige Sterilität und
Abheilung erfolgt. Das Verfahren wird als Elektrokoagulation bezeichnet und hat bisher
zur vollständigen Zerstörung von tiefliegenden Krebsherden gute Dienste geleistet.
Es sei noch bemerkt, daß für die zuletzt angeführten Behandlungsmethoden
nur die sehr schnell verlaufenden Hochfrequenzströme benutzt werden können, wozu
besondere Apparate erforderlich sind. Auf Grund der in Verbindung mit( namhaften
Deutsehe
116 Für Werkstatt und Laboratorium. Mechaniker-Ztg.
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Klinikern und Chirurgen gesammelten Erfahrungstatsachen hat die Aktiengesellschaft
Reiniger, Gebbert & Schall, Berlin- Erlangen, neuerdings einen Universal-Hochfrequenz-
apparat hergestellt, mit welchem sowohl die Thermopenetration und Kondensatorbett-
behandlung, als auch die Forestsche Hochfrequenzkaustik und die Elektrokoagulation
vorgenommen werden können.
(Schluß folgt.)
— 8 —
Fir Werkstatt und Laboratorium.
Uber die Verwendung des Quecksilber- Um die feinsten Details möglichst deutlich
lichtes für mikroskopische Arbeiten, erkennen zu können, wird man in der Regel
Von A. Köhler. das grüne Licht verwenden, da dessen Wellen-
länge fast genau mit derjenigen zusammenfällt,
Zeitschr. f. wiss. Mikr. 27. 8. 329. 1911. für welche das Auge am empfindlichsten ist.
Die beistehende Figur zeigt eine Be- | Die Helligkeit ist so groß, daß sie auch für die
leuchtungsvorrichtung zum Mikroskopieren. | stärksten Vergrößerungen ausreicht; überdiee
Eine „Hageh - Lampe“ (Quecksilberlampe) von | können alle Objektive — auch die Achromate
Schott & Gen. beleuchtet durch die Öffnung | — noch sehr starke Okulare vertragen, weil
eines Schirmes hindurch eine mit Flüssigkeit ! die chromatischen Bildfehler bei der Beleuchtung
gefüllte Kochflasche. Durch diese wird die | mit dem streng monochromatischen Lichte voll-
leuchtende Gassäule auf der Irisblende des | kommen wegfallen. Das gelbe und das blaue
Mikroskopkondensors abgebildet, welcher | Lichtfilter wird man mehr zu Studien über die
os Änderung des Auf lösungs-
vermögens mit der Wellen-
lange verwenden, weniger
zur eigentlichen Beob-
achtung.
Auch für mikrophoto-
graphische Arbeiten kann
die Lampe gebraucht wer-
den. Sie steht dabei hin-
sichtlich der Helligkeit
durchschnittlich etwa auf
derselben Stufe wie das
Gasglühlicht und wird bei
diesen Arbeiten am besten
in Verbindung mit der
Sammellinse mit Irisblen-
seinerseits ein Bild des von den Strahlen durch- de benutzt, die von der Firma Carl Zeiß für Gas-
|
|
|
laufenen Teiles der Kochflasche ungefähr in der | glühlicht geliefert wird. Der Lampenträger ist
Ebene des Objektes entwirft. Die Füllung der | zu diesem Zwecke so eingerichtet, daß er
Kochflasche dient zugleich auch als Lichtfilter. | leicht von der Mikroskopierlampe abgenommen
Verf. gibt Rezepte an, wie man aus dem | und zur Verwendung auf der optischen Bank
Spektrum der Hageh - Lampe folgende Linien | auf einen Reiter aufgesetzt werden kann.
isoliert: 1) die grüne Linie von der Wellenlänge | Während die Hageh-Lampe für die subjektive
L = 546 uu; 2) diese und die gelben Linien | Beobachtung gerade die passende Flächenhelle
2. = 576 und 579 uu; 3)diebeidenletzterenallein; | besitzt, die für bequemes Arbeiten bei den
4) die blauen und violetten Linien A = 436, 407 : stärksten Vergrößerungen vollkommen ausreicht,
und 465 uu. Beispielsweise ist ein Filter fol- | ohne bei schwächeren zu groß zu sein, ist die
gender Zusammensetzung: Flächenhelle für mikrophotographische Arbeiten
Destilliertes Wasser. . 300 ccm bei starken Vergrößerungen zu gering. In
Pikrinsäure . . . 2.2... 049 diesem Falle verwendet Verf. mit Erfolg die
Kupfersulfat. . ..... 35g von der Quarzlampen- Gesellschaft in
Didymnitrat . . .. . 15 9 Hanau fabrizierte Quarzlampe nach Dr. Küch,
nur für die Linie A = 546 uu durchlässig. Die
mit den entsprechenden Flüssigkeiten gefüllten
Kochflaschen werden durch paraffinierte Korken
verschlossen sowie mit Paraffin zugeschmolzen
und sind dann jederzeit gebrauchsfertig.
und zwar das für Bestrahlungszwecke kon-
struierte Modell nach Nagelschmidt. Der
Brenner wird in einem geeigneten Gehäuse
mittels Reiters auf die optische Bank gesetzt,
ein Sammelsystem, Ahnlich den für Bogenlicht
Heft it.
t. Juni 1911.
—
oder Kalklicht gebräuchlichen, sammelt die
Strahlen, und durch passende Lichi filter, welche
man am besten in etwa 3 em dicker Schicht
mittels Küvetten vorschaltet, werden die gerade
verlangten Strahlengattungen isoliert.
Verf. gibt Anweisungen, wie man Licht von
folgenden Wellen erhält: 1) 436 uu; 2) 546, 576
und 579 ; 3) 546 h: 4) 576 und 579 um,
und wie man das rote Licht entfernt, das im
Spektrum des Quecksilberlichtbogens nicht
völlig fehlt und welches von einem Teile der
Filter noch durchgelassen wird.
Die Filter, die man nur beim Einstellen
benutzt, das Kupferoxydammoniakfilter und das
Kupferaulfatfilter, kann man auch durch blaue
resp. grüne Gläser ersetzen, die man über der
Einstellupe einschaltet; man läuft dann nicht
Gefahr, sie aus Versehen auch bei der Auf-
nahme zu benutzen.
Bei der Auswahl der Filter waren für den
Verf. folgende Gesichtspunkte maßgebend:
1) sollte das Filter die zu isolierenden Strahlen
möglichst ohne merkbare Schwächung hindurch-
lassen, die anderen aber nur so weit absorbieren,
daß sie praktisch unwirksam waren; 2) sollten
die färbenden Substanzen möglichst unver-
änderlich sein; 3) sollten nur solche Stoffe
benutzt werden, die jederzeit leicht und in
einer ganz bestimmten, gleichbleibenden Be-
schaffenheit zu erhalten sind, wie es bei der
Pikrinsäure und den benutzten anorganischen
Salzen der Fall ist. E. Lb.
—
Glastechnisches.
Ein Sublimationsapparat.
Von R. Wright.
Chem. News 103. S. 138. 1911.
Der einfache Apparat besteht aus einer
Glasglocke, in deren Hals eine Retorte gesteckt
ist. Die zu sublimierende Substanz kommt in
die Retorte und sammelt sich bei Erhitzen des
Retortengefäßes in einem am Boden der Glas-
glocke stehenden Glasschälchen an. Durch
Einfügen eines Glasrohres in den Hals der
Glasglocke, das zur Pumpe führt, läßt sich der
Apparat ohne Schwierigkeiten auch für Subli-
mation im Vakuum verwenden. Hym.
Korrekturtellung für verschledene
Eintauchtiefen an Quecksilber-
thermometern.
Von A. Kühn.
Chem.-Ztg. 35. S. 373. 1911.
Die Größe des Fehlers, der bei Quecksilber-
thermometern durch die von der Badtemperatur
Fir Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches.
117
verschiedene Temperatur des herausragenden
Fadens verursacht ist, wird häufig unterschätzt,
und die Mittel, ihn mit Hilfe von Fadenthermo-
metern zu bestimmen oder durch Verwendung
von kurzen Satzthermometern zu verringern,
werden verhältnismäßig selten benutzt. Der
Verf. hat deshalb an den Skalen hochgradiger
Thermometer zwei Teilungen angebracht, die
zwei verschiedenen Eintauchtiefen des Thermo-
meters entsprechen. Der Benutzer wird so in
der Lage sein, jederzeit ohne größere Rechnung
oder Verwendung von Hilfsapparaten die richtige
Temperatur des Bades zu schätzen, indem er
die gerade vorhandene Eintauchtiefe mit der
vergleicht, für die die beiden Teilungen gelten.
Die von dem Verf. mitgeteilten Skalen zeigen,
daß die Teilung, die für ganz eintauchende
Faden gilt, sich von der für eine Eintauchtiefe
bis 0° bei 350° um etwa 15°, bei 600° um etwa
30° unterscheidet.
Die Thermometer mit Korrekturteilung sind
der Firma Dr. Siebert & Kühn in Cassel
ale D. R. G. M. Nr. 461 433 geschützt.
Hm.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
12. Nr. 461 212. Scheidetrichter.
hoff, Leipzig. 18. 3. 11. ,
Nr. 461 289. Erhitzungekolben fir Extraktions-,
Destillations- und ähnliche Apparate. A.
Eberhard, Berlin. 16. 3. 11.
21. Nr. 459965. Röntgenröhre mit Luftkühlung.
Reiniger, Gebbert & Schall, Erlangen.
11. 11. 09.
F. Hugers-
Nr. 462202. Röntgenröhre mit begrenztem,
variablem Strahlenkegel. H. Bauer, Berlin.
27. 1. 10.
30. Nr. 462 424. Apparat zur intravenösen In-
jektion von Salvarsan. H. Ks e model,
Ilmenau. 29. 3. 11.
Nr. 462 890. Glasphiole. W. Jahn, Cursdorf.
23. 3. 11.
Nr. 463 468. Bajonettverschluß für chirurgische
Spritzen u. dgl. Sanitaria, Ludwigsburg.
5. 4. 11.
82. Nr. 460898. Vorrichtung zum Halten von
Dewargefäßen beim Verschmelzen der Halse.
P. Bornkessel, Berlin. 17.3. 11.
42. Nr. 459 480. Hahnfeststellvorrichtung für
Gasprobeentnahmeröhren. R. Müller, Essen.
17. 3. 11.
Nr. 450 102. Kontrollglashalter mit flachem
Durchgang. W. Beilstein, Wiesbaden.
14.3. 11. i
Nr. 460547. Wasserstrahlpumpe. Trilling
& Seippel, Riemke b. Bochum. 6.3.11.
Nr. 461 352. Purinometer. A. Lusky, Frauen-
wald. 2.3.11.
118 Gewerbliches. — Bücherschau und Preislisten. 5
1 — —a— . —-—— —— — —— m
Nr. 461433. Korrekturteilung für Thermo- standen werden; Drucksachen in solchen
meter. Dr. Siebert & Kühn, Cassel. Sprachen können deshalb auch nicht in die
14. 3. 11. Sammlung aufgenommen werden. Warenproben
Nr. 461 748. Präzisions-Gärungssaccharometer.
E. Geißler & Co., Berlin. 16. 3. 11.
Nr. 462 144. Komdinierter Probeentnehmer
mit Thermometer und Zuführungsrohr für
Brenntrommeln. J. Geißel, Frankfurt a. M.
11. 3. 11.
Nr. 462192. Röhre zur Darstellung von
Metalldampf - Spektren durch elektrische
Glimm- oder Lichtbogenentladung R.
Goetze, Leipzig. 1.4.11.
Nr. 463 639. Tropfenreaktionspipette mit
Dreiweghahn mit Trichter und innerer Ab-
tropfspitze. Alt, Eberhardt & Jäger,
Ilmenau. 18. 4. 11.
Nr. 463 640. Gasprobegefäß mit Abschluß vor-
richtungen, durch welche ein hohes Vakuum
längere Zeit erhalten und deren unzeitige
Offnung gesichert werden kann. Die-
selben. 18. 4. 11.
— . —
Gewerbliches.
Auf die Bekanntmachung des Vorstandes
der D. G. f. M. u. O. betr. Ausstellung
auf der diesjährigen Naturforscher-
Versammlung, S. 120 in diesem Hefte,
wird hierdurch hingewiesen.
Katalogsammlung des Kaiserlichen
Konsulats in Johannesburg.
Aus Nachr. f. Handel u. Gew.
Der Handelesachverständige für Südafrika
(zugeteilt dem Kaiserlichen Konsulat in Johannes-
burg) macht bekannt, daß bei dem Kaiserlichen
Konsulat in Johannesburg die Einrichtung
einer Katalogsammlung besteht. Sie hat sich
gut bewährt und wird in ausgedehntem Maße
von Interessenten in Anspruch genommen.
Deutsche Exporteure werden eingeladen, der
Sammlung ihre Kataloge einzusenden und
dazu beizutragen, daß die Sammlung stets auf
dem laufenden erhalten wird. Zu diesem
Zwecke ist stetige Nachlieferung der neuesten
Auflagen der Drucksachen geboten. Es wird
gebeten, nur einen einzigen Katalog bezw. Satz
Drucksachen zu senden. Nur Drucksachen
in englischer Sprache bieten gute Aussicht,
zur Anknüpfung von Geschäften zu führen.
Deutsche Drucksachen haben wenig Wert und
solche in anderen Sprachen wie Französisch,
Spanisch usw. sind vollständig wertlos, da
diese Sprachen dort fast von niemand ver-
können wegen Platzmangels nicht ausgelegt
werden. Mit der Verteilung von Drucksachen,
Warenproben usw. können sich die Konsular-
behörden nicht befassen; überhaupt ist jede
irgendwie geartete Propaganda für einzelne
Firmen seitens der konsularischen Behörden
ausgeschlossen; die alleinige Ausnahme hiervon
besteht in der Vorlage von vorhandenen Druck-
sachen usw. an Interessenten, die sich auf dem
Konsulat eiufinden.
— —
Bücherschau u. Preislisten.
G. Buchner, Die Metallfärbung und deren
Ausführung, mitbesonderer Berücksichtigung
der chemischen Metallfärbung. 4. Aufl 8°.
XVI u. 408 S. Berlin, M. Krayn 1911.
Brosch. 7,60 M, geb. 8,70 M.
— Das Ätzen und Färben der Metalle. Kleines
Lehrbuch der Oberflächenbehandlung der
Metalle und Legierungen durch Ätzen und
Farben. 8“. VIII, 99 8. Berlin, M. Krayn
1911. 2,60 M, kart. 2,80 M.
Nach 4 Jahren hat sich eine Neuauflage
des großen Buchnerschen Werks über Metall-
färbung nötig gemacht. Der stark vermehrte
Umfang derselben gibt Kunde von der leb-
haften Entwicklung auf diesem Gebiet. Be-
sonders reich sind die Zusätze im Kapitel der
Kupferlegierungen. Neben diesem Werk, das
in keiner Werkstatt-Bibliothek fehlen sollte, ist
ein kleiner Auszug daraus erschienen, welcher
nur die allerwichtigsten Ätz- und Färbeverfahren
einer größeren Allgemeinheit zugänglich macht
und gleichzeitig als Lehrbuch für den Fach-
unterricht dienen kann. @.
Preislisten usw.
Optisches Werk Dr. Staeble & Co., G.m.b.H.
München (Daiserstr. 16), Hauptkatalog über
photographische Objektive und Kameras,
Projektionsapparate und Fernrohre. Aus-
gabe 1911. 8° 112 S. mit vielen Illustr.
Dieses Preisverzeichnis der jungen op-
tischen Anstalt macht einen vorzüglichen Ein-
druck. Die 19 Seiten der Einleitung enthalten
eine sehr lesenswerte Zusammenstellung der
Grundbegriffe, die jedem Photographen geläufig
sein sollten, also z. B. Helligkeit, Tiefe, Ab-
bildungsfehler u. dgl. Es folgen dann die Be-
schreibungen der Objektive und ihrer mecha-
nischen Besonderheiten, unter denen die eigen-
artige Schnellfassung mit Vorteil zu verwenden
Heft 11.
1. Juni 1911.
ist. An Zubehör liefert die Firma alles, was
heutzutage in der photographischen Optik
verlangt wird. Auch Kameras, Projektions-
apparate und Fernrohre fertigt sie an, die,
soweit der Katalog erkennen läßt, allen
modernen Ansprüchen genügen. Die Leistungs-
fähigkeit der Erzeugnisse wird durch Auto-
typien in sinnfalliger Weise erläutert.
Jedenfalls empfiehlt es sich, diesen Katalag bei
Neuanschaffungen zu Rate zu ziehen.
Harting.
W. Stiegel, Institut mathematisch-geodätischer
Präzisions - Instrumente, Cassel. Preisver-
zeichnis 1911. 80. 88 S.
Die Firma besteht seit 24 Jahren. 24 Jahre
Werkstatterfahrung, das ist nichts geringes.
Aber die Hildebrandsche Werkstatt in Frei-
berg besteht seit 120 Jahren, Breithaupt in
Cassel gar seit 149 Jahren. Das sind zusammen
269 Jahre Werkstatterfahrung. Und das ist
noch mehr als 24 Jahre. Es hat etwas für sich,
sich an 269. jahrige Erfahrungen anzulebnen.
Die Anlehnung geht weit. Der Text auf
S. 3 and 4 des Stiegelschen Verzeichnisses
ist ein fast durchweg wörtlicher Auszug aus
Hildebrands Verzeichnis von 1888 S. 7
und 8. Stiegel S. 12 stimmt fast Wort
fir Wort mit Breithaupts Preisverzeichnis
1908 S. 14 vbererein. Vergleicht man
Stiegels Theodolitabbildung S. 12 mit
Breithaupts Abbildung S. 15, so gewahrt
man auch hier eine sehr weitgehende Überein-
stimmung; nur unwesentliche, kaum bemerk-
bare Kleinigkeiten sind anders. Stiegels
Abbildung eines Grubenabloters S. 15 ist
offenbar mit Hilfe der Photographie nach der
von Hildebrand in seinem Preisverzeichnis
von 1908 veröffentlichten Abbildung herge-
stellt. Stiegels Instrumentbeschreibung S. 15
und 16 stimmt wieder fast Wort für Wort mit
Hildebrands Preisverzeichnis 1888 Nr. 290
und Nr. 124 überein. Dann wieder stimmt der
gesamte Wortlaut der S. 18 Stiegels mit
S. 36 Breithaupts völlig überein, wieder
allerdings von 3 oder 4 unwesentlichen Worten
abgesehen, die geändert worden sind. Dann
haben wir auf S. 34 bei Stiegel wieder
Bücherschau u, Preislisten. — Patentschau,
die Reproduktion einer Abbildung, die sich bei '
Breithaupt auf S. 42 findet u. s. f. Aus
der Fülle der Übereinstimmungen sei nur dies
wenige herausgehoben.
Wer also Breithaupts und Hildebrands
Instrumente schätzt, kann sicher sein, bei
Stiegel die ganz gleichen bewährten In-
etrumenttypen vorzufinden. i
Neues Meßgerät habe ich nicht bemerkt.
Nur auf 8. 86 wird als eigene Konstruktion
ein Instrument zum Schlagen von Zablen und
zum Schlagen der Firma, sowie eine kleine
Teilmaschine erw&hnt, die 1896 einen ersten
Preis erhielt. Doch ist nichts näheres über sie
angegeben.
K. Schwarzschild gibt im Jahrbuch des
Freien deutschen Hochstifts eu Frankfurt a. M.
1908 und dann 1909 in der bei Teubner er-
schfenenen populären Schrift „Über das System
der Fixsterne“ S. 5 bis 8 die äußerste
Grenze für die Vergrößerung eines Fernrohrs
gleich der Anzahl von mm an, die der Objektiv-
durchmesser enthält. Bei stärkerem Okular
mache sich schon die Verundeutlichung des
Bildes durch die Beugung des Lichtes am
Objektivrande bemerkbar. Diese Grenze hält
Stiegel im allgemeinen gut ein, wenn ich
kleine Überschreitungen der Regel bis zu
8 Einheiten als unerheblich ansehe. Nur seinem
großen astronomischen Theodolit — Nr. 1 des
Verzeichnisses — gibt er bei 54 mm Objektiv-
öffnung 60-fache Vergrößerung. Sodann gibt
Stiegel aber auch dem von Baurat Franck
konstruierten Nivellier für die Messung der
Durchbiegung eiserner Brückenträger
Stiegel 8. 62 Nr. 216 und Breithaupt
8. 124 Nr. 243 — bei 40 mm Objektivöffnung
50-fache Vergrößerung. Da Stiegels Be-
schreibung dieses Instrumente wörtlich mit dem
Breithauptschen Katalog übereinstimmt, so ist
übrigens nicht recht einzusehen, warum nicht
auch der Name des Erfinders miterwähnt ist,
den Breithaupt angibt.
Bei Durchsicht des Breithauptschen Ka-
talogs fand ich übrigens, daß Breithaupt
nur in diesem einzigen Fall Franck die
Schwarzschildsche Regel überschreitet, ab-
gesehen von 3 oder 4 Fällen, wo unwesentliche
Überschreitungen bis zu etwa 3 Einheiten vor-
gekommen sind. P. Wilsk:.
— — — —
patents ce ha u.
Einrichtung an Quecksilberdampf lampen zum Verhuten der üblen Folgen des Queck-
silberschlags auf die Wandungen der Polgefäße beim Transport, dadurch gekennzeichnet, daß
man die letzteren mit lose eingelagerten, beiderseits offenen Röhren ausfüllt.
in Hanau a. M. 24. 9. 1909. Nr. 225 945. Kl. 21.
W. C. Heraeus
Wage zur Messung von Druckunterschieden in Gasen oder Flüssigkeiten durch Er-
mittelung der Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme eines mit Flüssigkeit gefüllten ‚Behälters,
Deutsche
Patentschau. — Vereinsnachrichten. ___ Mechaniker-Ztg.
in den eire Glocke eintaucht, innerhalb deren der eine Druck zur Wirkung kommt, während
der andere Druck auf der freien Flüssigkeitsoberfläche ruht, dadurch gekennzeichnet, daß das
Gleichgewicht der Wage durch den Antrieb eines mit der Wage verbundenen Verdrängers her-
gestellt wird, der in eine Flüssigkeit eintaucht. Siemens-Schuckert-Werke in Berlin.
7. 8. 1908. Nr. 225 037. Kl. 42.
x
1. Pyrometer mit einem der zu messenden Temperatur ausgesetzten Luftraum
welchem Luft durch Druck zugeführt oder durch Absaugen entzogen, wird, dadurch gekenn-
— zeichnet, daß das Hineinpressen bezw. Absaugen der
ee Meßluft mittels einer in eine Sperrflüssigkeit ein-
22 tauchenden Glocke erfolgt, welche stets mit gleichem
in Maximaldruck in die Sperrflüssigkeit gedrückt oder
Fu \ immer mit gleichem Maximaldruck in letzterer ge-
— >”. hoben wird, so daß die Endmeßspannung der
— <a Pyrometerluft,, bei, welcher die Tauchglocke v, eine
i Soy a, A; n bestimmte, der Temperaturdifferenz t,—t,'entsprechende
— ne
Höhenlage einnimmt, für jede Temperaturdifferenz
gleich oder annähernd gleich bleibt.
2. Ausführungsform des Pyrometers nach
Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Be-
wegungen der Tauchglocke v, durch ein abwechselnd
mit Wasser gefülltes und wieder entleertes Gefäß f!
bewirkt werden, welches mit einem intermittieren-
den Heber f? versehen ist, so daß in dem Gefäß f!
eine bei jeder Temperaturmessung gleichbleibende
Wassermenge wirksam wird, die eine stets gleich-
bleibende Endmeßspannung der Pyrometerluft be-
22. 1. 1908. Nr. 226523. Kl. 42.
a im (|
A
M. Arndt in Aachen.
=
poe
wirkt.
a —
Vereinsnachricbten.
Bekanntmachung
betr.
Ausstellung auf der 83. Naturforscher-
Versammlung zu Karlsruhe,
September 1911;
Auch die diesjährige Naturforscher-
Versammlung, die in Karlsruhe vom 24.
bis 30. September stattfindet, unmittelbar
nach dem Mechenikertage, der am 21. und
22. September evendort abgehalten werden
soll, wird mit einer Ausstellung verbunden
sein. Diese steht unter der Leitung des
Hrn. Geh. Hofrats Prof. Dr. Schleier-
macher (Kriegstr. 31), von dem die ein-
schlägigen Bestimmungen und Anmelde-
formulare zu beziehen sind.
Da seitens unserer Mitglieder über
frühere Ausstellungen mehrfach Klage
geführt worden ist, bei der unterzeichnete
Vorstand sich an Hrn. Geheimrat Prof. Dr.
Schleiermacher mit der Bitte gewandt,
er. möge sich, soweit die Mechanik und
——— Een — — ͤ üöꝛ——
—— a a =
+
Optik in Frage kommt, des Beirats einiger
im Ausstellungswesen besonders erfahrener
Mitglieder unserer Gesellschaft bedienen,
der Herren W. Haensch, Dr. M. Edel-
mann, Dir. A. Hirschmann. Hr. Geh.
Hofrat Prof. Dr. Schleiermacher hat in
außerordentlich dankenswerter Weise diesem
Wunsche stattgegeben.
Die genannte Kommission wird sich
nunmehr alsbald mit Hrn. Geheimrat
Schleiermacher in Verbindung setzen;
wir bitten daher unsere Mitglieder, sich
mit Anregungen und Wünschen, die sie
durch die Kommission vertreten sehen
wollen, baldigst an den Vorsitzenden der-
selben, Hrn. W. Haensch (Berlin S 42,
Prinzessinnenstr. 16), zu wenden.
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft
für Mechanik und Optik,
Dr. H, Krüß.
—— — —
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Vorlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in, Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 12. 15. Juni. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Über das Blaufärben des Stahles durch Anlassen.
Von F. Göpel in Charlottenburg.
(Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Die Bestimmungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt über
die Prüfung und Beglaubigung von Stimmgabeln vom 26. November 18838!) schreiben
vor, daß die Beglaubigung durch Blauanlassen und Stempelung zu erfolgen hat. Der
blaue Überzug der Stimmgabeln ist nötig, damit zufällige Beschädigungen und ab-
sichtliches Nacharbeiten sichtbar werden. Das ist einwandfrei nur möglich, wenn der
blaue Überzug durchaus gleichmäßig und fehlerfrei ist. Die Reichsanstalt hat
deshalb bereits vor dem Erlaß der Bestimmungen umfangreiche Versuche über das
Blauanlassen von Stahl angestellt und ein sicheres Verfahren hierzu ausgearbeitet?).
Zum Blauanlassen der Stimmgabeln diente bisher ein Luftbad zylindrischer
Form von 12,5 cm Durchmesser und 24,5 cm Höhe, welches in einem weiteren Zylinder
von 22 em Durchmesser und 40 cm Höhe eingesetzt ist. Der Mantelraum ist mit
hochsiedendem Mineralöl gefüllt, welches durch Gasheizung auf etwa 315° erhitzt wird.
Die entwickelten Öldämpfe werden in einem Rückflußkühler niedergeschlagen.
Die Einrichtung hat sich im ganzen bewährt, leidet jedoch an einigen Mängeln.
Zunächst verlangt der Ofen ununterbrochene Aufsicht, da die Verwendung siedenden
Mineralöles im Verein mit Gasheizung an sich nicht gefahrlos ist und ein Versagen
der zur Rückflußkühlung verwendeten Wasserleitung jederzeit zu ernstlichen Unfällen
Anlaß geben kann. Ferner scheidet das Mineralöl nach längerem Gebrauch bituminöse
Stoffe ab, die am Heizboden eine dieke Schicht bildeten und die Wärmedurchlässigkeit
allmählich so verminderten, daß die Anlaßtemperatur nur durch stundenlanges Erhitzen
erreichbar war. Endlich war der Verschleiß des Ofens durch die Heizgase so stark,
daß beständig ein Reserveofen bereit stehen mußte.
Diese Nachteile waren zum Teil mit Anlaß, daß der für die Fertigstellung der
Stimmgabeln vor der endgültigen Prüfung notwendige Arbeitsaufwand bei weitem nicht
durch die Prüfungsgebühren gedeckt wurde, zumal der Bedarf an beglaubigten Gabeln
im Laufe der Jahre naturgemäß abgenommen hat und bei der geringen Anzahl der
gleichzeitig zur Prüfung einlaufenden Gabeln“) eine rationelle Ausnutzung des Anlaß-
ofens unmöglich ist.
Über die in der Werkstatt der Reichsanstalt neuerdings vorgenommenen
Versuche, die Mängel des bisherigen Anlaßverfahrens zu beseitigen, soll nachfolgend
kurz berichtet werden.
Da vereinzelt Stahlgegenstände in geschmolzenem Salpeter angelassen werden,
wurde zunächst dieses Verfahren auf seine Tauglichkeit für Stimmgabeln untersucht.
Als Salpeterbad diente ein oben offenes Gefäß aus Eisenblech von 20 cm Länge,
1) Zentralbl. f. d. D. R. 16. S. 934. 1888; Zeitschr. f. Instrkde. 9. S. 65. 1889.
2) L. Loewenherz, Die Anlauffarben des Stahles. Zeitschr. f. Instrkde. 9. S. 316. 1889.
Derselbe, Über die Anlauffarben der Metalle und ihre Verwendung in der Technik., Verh. d.
Ver. z. Bef. des Gewerbefl. 69. S. 155. 1890.
®) In den letzten sechs Jahren wurden im Mittel 62 Stimmgabeln pro Jahr zur Be-
glaubigung eingesandt.
122 F. Göpel, Ober das Blaufärben des Stahles durch Anlassen. Über vie
8,5 cm Breite und 15 cm Tiefe, welches von unten mit drei einfachen Bunsenbrennern
beheizt wurde. Als Bad konnten weder Kaliumnitrat noch Natriumnitrat allein, weil
ungenügend dünnflüssig, in Betracht kommen, da diese Salze bereits bei 337° bezw.
308° erstarren, wäbrend für das Blauanlassen nach den Erfahrungen der Reichs-
anstalt eine Mindesttemperatur von 315° zweckmäßig ist. Um ein bei dieser Tempe-
ratur dünnflüssiges Bad zu bekommen, wurde eine eutektische Lösung von 54,5 Gew.-Tl.
Kaliumnitrat und 45,5 Gew.-Tl. Natriumnitrat gewählt, welche bei etwa 218° schmilzt?).
Zur Beschleunigung des Schmelzens wurde ein fünffacher Bunsenbrenner zu Hilfe ge-
nommen; um das Bad dauernd auf etwa 320° zu halten, genügten dann die ange-
brachten drei einfachen Bunsenbrenner mit halber Flammenhöhe. Da Vorversuche
ergaben, daß eine gleichmäßige Erwärmung der eingetauchten Probekörper nur eintrat,
wenn sie lebhaft im Bad bewegt wurden, so wurde ein siebartig mit 5 mm-Löchern
versehenes Eisenblech von 19,0 x 7,5 em Größe mit Handgriffen hergestellt, auf welchem
sich die anzulassenden Probestücke befestigen ließen, ohne die Sieböffnungen zu ver-
decken. Dieser Siebboden wurde dann mit dem Probestiick in das Bad eingeführt
und lebhaft auf und nieder bewegt, bis die gewünschte Färbung eintrat. Das Blau—
anlassen erfolgte dann je nach der Größe des Probestückes in 1 bis 2 Minuten.
Als empfindlicher Nachteil stellte sich indes heraus, daß sich die Probekörper, kalt
eingeführt, sofort mit einer erstarrten Kruste der Badlösung überzogen, nach deren
Schmelzung keine allseitige Benetzung eintrat. Dadurch wurde der blaue Überzug
vielfach fleckig. Um diesen Mangel zu beseitigen, wurden verschiedene Wege einge-
schlagen. Zunächst lag die Annahme nahe, daß die Stahlstücke nicht genügend ent-
fettet waren; aber die sorgfältigste Reinigung mit frischem Schwefeläther oder mit ab-
solutem Alkohol war erfolglos. Auch das Abbürsten der Probestücke mit einer Kupfer-
drahtbürste im Bad selbst war nicht erfolgreich und zudem umständlich. So blieb
nur der Ausweg übrig, die Stahlstücke vor dem Einführen in das Bad etwas über die
Schmelztemperatur der Badlésung zu erwärmen. In der Tat war es dann möglich, flecken-
lose Färbungen selbst mit großen Stahlstücken zu erzielen. Die gleichmäßige Vor-
wärmung war jedoch ohne Benutzung eines besonderen Wärmofens umständlich und
zeitraubend, zudem das Hantieren mit dem offenen Salpeterbad nieht gefahrlos, so daß
eine Vereinfachung des alten Luftbad-Verfahrens auf diesem Wege nicht erreichbar
schien. Die Versuche mit Salpeter wurden: deshalb abgebrochen. Sie ergaben aber
immerhin die Erfahrung, daß diese Anlaßmethode für gewisse Zweeke brauchbar ist,
nämlich dort, wo von einer vollkommenen gleichmäßigen Färbung abgesehen werden
darf und nur eine absolut sichere Härtemilderung erzielt werden soll, also z. B. bei
glasharten Werkzeugen verwickelter Form.
Es lag nunmehr nahe, die Versuche mit dem Luftbad wieder aufzunehmen,
jedoch die Ölheizung durch elektrische Heizung zu ersetzen.
Zu einem Vorversuch wurde eine Leelanche-Tonzelle von 65 mm Öffnung und
175 mm Tiefe außen mit 72 Windungen Neusilberdraht von 0,6 mm Durchmesser be-
wickelt und die Wicklung mit einer doppelten Lage starker Asbestschnur abgedeckt.
Ein lose schlieBender Holzdeckel mit Asbestfütterung wurde zur Aufnahme eines
Thermometers sowie des anzulassenden Stahlstückes vorgerichtet. Die Zelle wurde
unter Vorschaltung eines Regulierwiderstandes und eines Amperemeters mit Gleichstrom
von 2,5 Ampere und 110 Volt beschickt. Nach etwa 45 Minuten war die erforderliche
Anlaßtemperatur von 315° im Luftbad erreicht und weiter rasch bis auf 360° ge-
steigert. Das fehlerfreie Anlassen eines kleineren Probestückes von 100 g Gewicht in
Lamellenform gelang in etwa 30 Minuten. Es machten sich jedoch im Luftbad
noch starke Temperaturschichtungen bemerkbar. Diese wurden auf ein für die Gleich-
mäßigkeit des Anlassens unschädliches Maß zurückgeführt durch Einsetzen eines
etwa 50 mm tiefen Kupfernapfes von 4 mm Boden- und 2 mm Wandstärke auf dem
Boden der zelle. Dieser Kupfernapf wirkt als Wärmespeicher und erhöht die
Zirkulation im Luftbad. Es gelang dann auch das Blaufärben einer größeren Orchester-
Stimmgabel von 270 g Gewicht in etwa 55 Minuten. Da die Größe dieses Versuchs-
ofens für den regelmäßigen Betrieb nicht ausreichend war, wurde mit sehr geringem
Aufwand an Zeit und Kosten ein zweiter Ofen gebaut, welcher in beistehender Ab-
bildung dargestellt ist.
) Landolt-Börnstein, Phys.-chem. Tabellen. 3. Aufl. 1905. S. 294. Tab. 210 a:
[Heft 12.
Das eigentliche Luftbad ist wie beim ersten Ofen eine Tonzelle Z von 140 mm
lichtem Durchmesser und 200 mm innerer Höhe. Die Wicklung besteht aus 25 m
nacktem Konstantandraht von 0,7 mm Durchmesser mit etwa 32 Ohm Gesamtwider-
stand. Zur Erhöhung der Zirkulation wurde wieder ein Kupfernapf KU eingesetzt,
außerdem aber wurden zwei Drittel aller Windungen auf das untere Drittel der Zellen-
oberfläche gelegt. Auf dem Heizdraht liegt eine doppelte Schicht starker Asbestschnur,
welche noch mit Asbestpappe umhüllt ist. Die Zelle ist in ein diekwandiges Glas-
gefäß G und dieses wieder in einen Steinguttopf S T eingesetzt; die Zwischenräume
sind mit Sand ausgefüllt. Das Luftbad wird durch einen mit Handgriffen versehenen
Kupferdeckel D verschlossen. Sechs im Kreise angeordnete Messingschrauben durch-
setzen den Deckel und tragen auf ihrem unteren Ende Muttern mit Ösen zur Aufnahme
der Gabeln, auf deren Stiele Schraubklemmen mit Haken aufgesetzt werden. Die
Messingschrauben lassen sich von außen mit einem Schraubenzieher drehen, damit die
eingehängten Gabeln von Zeit zu Zeit
etwas gewendet werden können. In die
an den Schraubenköpfen angebrachten
Rillen kann außerdem eine dünne end-
lose Stahldrahtschlinge eingelegt werden,
um sämtliche Gabeln mit einem Hand-
griff wenden zu können. In ein zen-
trales Loch des Deckels ist das Thermo-
meter T eingesetzt. Ein kräftiger Holz-
ring, dessen Unterseite mit Asbestpappe
beschlagen ist, deckt den Umschlußraum
ab und trägt den Anschluß für die Zu-
führung des Heizstromes.
Der Ofen kann ohne Vorschalt-
widerstand direkt an die 110 - Volt-
Leitung angeschlossen werden, die
Stromstärke ist dann 3,5 Ampere. Das
Anheizen des Luftbades auf 315° er-
fordert etwa 10 Minuten. Da während
des Anheizens im Gegensatz zur Ol-
heizung jede Aufsicht entbehrt werden 4
kann, liegt kein Bedürfnis vor, die ID ,
Anheizdauer durch Anderung der
Wiekelung zu verkürzen. Die Temperatur
steigt in weiteren 30 Minuten auf etwa 360° und kann durch vorübergehendes Ausschalten
des Stromes auf jeder beliebigen Höhe gehalten werden. Oberhalb 315° sind große
Temperaturschwankungen im Luftbad nur von Einfluß auf die Dauer des Anlassens,
aber nicht auf die Gleichmäßigkeit der Farbe, da die Gabeln nur sehr langsam den
Temperaturschwankungen folgen können. Außerdem ist die Anlaßdauer natürlich ab-
hängig von der Größe der Gabeln und vom Stahlmaterial. Bei den vorgenommenen
Versuchen schwankte die Anlaßdauer zwischen 45 und 60 Minuten. Während der
ersten 30 Minuten ist nur ein gelegentliches Wenden der Gabeln zweckmäßig, aber
eine dauernde Kontrolle unnötig. Wenn die Stimmgabeln dunkelgelb angelassen sind,
erfolgt der Übergang in Blau ziemlich rasch, so daß große Aufmerksamkeit nötig ist,
damit die Farbe nicht zu hell ausfällt. Bei dem Herausnehmen der Gabeln aus dem
Ofen ist zu berücksichtigen, daß bei der Abkühlung in Luft während der ersten Mi-
nuten noch eine leichte Nachfärbung eintritt.
Eine Serie eingesandter Gabeln ist in dem neuen Ofen bereits ohne Fehlschlag
angelassen worden, so daß der alte Ofen mit Ölheizung außer Betrieb gesetzt
werden konnte.
Deutsche
124 S. Pokrowsky, Ein Projektionsverfahren für chromatische Polarisation. Mechaniker-Ztg,
Ein einfaches Projektionsverfahren der Erscheinungen der chromatischen Polarisation
des Lichtes in konvergenten Strahlen.
Von 8. Pokrowsky in Petersburg.
Alle zu obigem Zwecke existierenden Vorrichtungen, von der noch von Dove
vorgeschlagenen bis zur optischen Bank Paalzows, sind sehr kompliziert und sehr
teuer. Wenn man auf die Färbung: des Interferenzbildes keinen zu hohen Wert legt,
so kann man alle diese Erscheinungen mittels einer gewöhnlichen Turmalinzange in
Projektion erhalten. Dazu eignen sich am besten hellgrüne Turmaline, da sie ge-
nügend Licht durchlassen.
Das von mir vorgeschlagene Schema ist folgendes. Ein paralleles Strahlen-
bündel einer elektrischen Lampe geht durch eine Kuvette C mit einer Alaunlösung
zur Absorption der Wärmestrahlen, dann durch eine Plankonvexlinse Z mit kurzer
Brennweite (F = 6 bis 7 cm, Durchmesser etwa 5 cm). Hinter der Linse werden sich
alle Strahlen im Brennpunkte
der Linse sammeln und einen
stark konvergenten Kegel bilden.
In den Linsenbrennpunkt wird
auch die Turmalinzange tt mit
dazwischengelegter zu unter-
suchender Kristallplatte p gestellt.
In diesem Falle ist es bequemer,
sich der auseinanderschiebbaren
Zange zu bedienen. Die Licht-
strahlen, die die Platte unter
verschiedenen Winkeln passieren,
werden bei verschiedenen Gang-
unterschieden interferieren, und
man erhält auf diese Weise im
Kegel der die Turmalinzange ver-
lassenden Strahlen alle bei gegebenen Bedingungen in einer Kristallplatte möglichen
Interferenzfille. Fängt man diese Strahlen auf einem Lichtschirm auf, so erhält man
auf letzterem ein entsprechendes Interferenzbild. Da der Divergenzwinkel der Strahlen
im allgemeinen sehr groß ist, so wird schon bei mäßiger Entfernung des Lichtschirms
von der Turmalinzange (z. B. 3 m) der Durchmesser des erhaltenen Bildes sehr be-
deutend sein (etwa 1 m). Es ist möglich, daB das Bild gemäß der Lichtstärke der
Lampe nicht genügend hell sein wird. Um alsdann eine für ein großes Auditorium
genügend intensive Abbildung zu erhalten, stelle man hinter der Turmalinzange eine
geeignete Sammellinse auf. Diese Linse wird in die sie passierenden Strahlen keinen
Gangunterschied hineinbringen, wird sie aber mehr konvergent machen; daher zieht
sich das ganze Interferenzbild ein wenig zur Mitte hin zusammen.
Durch Drehen einer der Turmaline oder der verschiedenen, nacheinander da-
zwischengestellten Kristallplatten kann man alle in den Kursen der physikalischen
Optik gewöhnlich erwähnten Erscheinungen der sog. chromatischen Polarisation in
konvergenten Strahlen demonstrieren.
Um die Beleuchtung des Lichtschirms durch zerstreutes Licht der Laterne
möglichst zu vermindern, setze man auf einen der Turmaline und auf die Linse Blenden d
aus schwarzem Karton von etwa 11 bis 13 cm Durchmesser.
Nach den Preislisten verschiedener Firmen, die Apparate für physikalische
Projektion bauen, zu urteilen (z. B. Ferd. Ernecke, Max Kohl, E. Leybolds
Nachf. u. a.), ist die von mir angegebene Anwendung der Turmalinzange noch von
niemand vorgeschlagen worden.
St. Petersburg, Februar 1909.
Physikalisches Laboratorium des Elektrotechnischen Instituts.
hlufi-
17 Aegulierwiderstend:
Erreger- Maschine
Heft 12.
15. Juni 1911. u
Für Werkstatt und Laboratorium.
Für Werkstatt und
Laboratorium.
Seibsttätiger Spannungsregler
der A. E G., System Tirrill.
Nach einem Prospekt.
Der geistvoll ersonnene Tirrillregler balt
die Spannung von Wechselstromgeneratoren
und damit auch die Zentralenspannung bei
Schwankungen der Belastung und der Um-
drehungszahl der Generatoren automatisch
konstant. Dabei läßt er sich an vorhandenen
Generatoren ohne Schwierigkeit nachträglich
anbringen und während des Betriebes ohne
Spannungsschwankungen beliebig ein- und
ausschalten, so daß man erforderlichen Fallcs
in jedem Augenblicke zur Handregulierung
übergehen kann.
Generator
Um seine Wirkungsweise zu verstehen, er-
innern wir uns zunächst, wie die Spannung
eines Wechselstromgenerators von Hand re-
guliert wird. Da man die Tourenzahl nicht
ändern darf, muß man die magnetische In-
duktion des Generators variieren. Diese wird
durch einen Gleichstrom erzeugt, der in einer
eigenen Erregermaschine (Nebenschlußdynamo)
hergestellt wird. Man variiert ihn, indem man
die Klemmenspannung dieser Maschine ver-
Andert, wozu man wieder wie beim Generator
die magnetische Induktion benutzt, die durch
den Strom des Nebenschlußkreises erzeugt
wird. Diesen Strom regelt man durch Ein-
und Ausschalten von Widerstand im Neben-
Strom-Transformator
H2
— — nm
i
2 Spannungs-
SITE Wicklung
= 24
é i Ke Strom-
5 cn
Kondensator s F
15
C =
2 8 f
ui |
„Ef
| mE CF n
eo mY Relais
Hauptstrome Spannungs-
Requlierwiderstand Transformator wur
DT
schluBregulator. Kurz gesagt: jeder Stellung des
Nebenschlußregulators der Erregermaschine ent-
spricht bei gegebener Belastung eine bestimmte
Klemmenspannung des Wechselstromgenerators.
Statt den Nebenschlußregulator auf einen
bestimmten Kontakt einzustellen, kann man
ihn ebensogut periodisch während eines ent-
sprechenden Bruchteiles einer jeden Periode
kurzschließen; z. B. anstatt bei einem Regulier-
widerstand von insgesamt 30 Ohm die Kurbel
auf 10 Ohm zu stellen, kann man den Regulier-
widerstand abwechselnd eine drittel Sekunde
voll eingeschaltet lassen und zwei drittel Se-
kunden kurzschließen.
Das tut nun der Tirrillregler, jedoch nicht
einmal in der Sekunde, sondern mehrere Male;
die Dauer jedes Kurzschlusses wird dabei durch
die Klemmenspannung des Generators bestimmt,
die dadurch sich selbst konstant hält. In
welcher Weise dieses geschieht, zeigt Fig. 1.
c€, ez ist der eine Kernpunkt des Ganzen, der
den Nebenschlußregulator der Erregermaschine
kurzschließende Kontakt. Um die schädlichen
Öffnungsfunken zu beseitigen, ist ihm ein
Kondensator parallel geschaltet. Überwiegt
die Kraft der Feder f, so wird der KurzschluB-
kontakt geschlossen, überwiegt die Anziehung
des Differentialrelais e, so wird er geöffnet.
Letzteres trägt zwei gleiche Wickelungen m
und n, die in entgegengesetztem Sinne beide
an die Spannung der Erregermaschine gelegt
sind, m unmittelbar, n unter Zwischenschaltung
des Kontaktes C, C,. Dieser Kontakt ist der
zweite Kernpunkt, nämlich das Organ, das die
Dauer jedes Kurzschlusses bestimmt. Wenn er
geschlossen ist, so heben sich m und n in
ihren Wirkungen auf, die Feder f hat das
Übergewicht und schließt ei cz. ci cz ist
dann und nur dann geschlossen, wenn es C, C,
ist. Die beiden Elektroden C, Cz sind auf be-
weglichen Hebeln H, Hz angeordnet; H, trägt
am anderen Ende die Feder Fi und den vom
Solenoid S, angezogenen Eisenkern K, die
gegeneinander arbeiten. S, liegt ebenfalls an
der Erregerspannung. Je höher diese ist, um
so tiefer sinkt K, um so höher steigt C,
H, trägt am anderen Ende auch einen Eisen-
kern K,, aber keine Feder, sondern unter der
Elektrode C, ein Gegengewicht G. Der Kern
K, taucht in zwei Solenoide S, und S',. Die
Bewegungen des Kernes werden durch eine
(in Fig. I nicht eingetragene) Olbremse gedämpft.
Die Spule S, liegt mit Hilfe eines Spannungs-
transformators an der konstant zu haltenden
Spannung des Generators und ihre Anziehungs-
kraft ist so eingestellt, daß sie bei richtiger
Generatorspannung ebenso groß ist wie die
Wirkung des Gewichtes @, so daß für diesen
Fall der Hebel H, in jeder Lage im Gleich-
gewicht ist. (Fortsetsung folgt).
Glastechnisches
126
Zielfernrohr
für kleinkalibrige Schiffsgeschütze.
‘Von H. Violette, E. Lacour und Ch. Florian.
Compt. rend. 151. S. 1119. 1910.
Die Verf. beschreiben ein Zielfernrohr für
Schiffsgeschütze, das als Besonderheit einen
großen Abstand (etwa 74 mm) der Austritts-
pupille von der letzten Okularfläche aufweist.
Es wird dies durch das bekannte Mittel,
nämlich Verwendung eines Okulars von großer
Brennweite, erreicht. Doch ist damit der
Nachteil eines entsprechend großen Okular-
linsendurchmessers (in diesem Falle 60 mm)
verbunden. Die Augenmuschel bat eine öffnung
von 7 mm Durchmesser, der freie Durchmesser
des Objektivs ist 40 mm; die optischen Daten
des Fernrohrs sind: Vergrößerung 4-fach, objekt-
seitiges Gesichtsfeld 11°, Austrittspupille 7 mm
(bezw. in denjenigen Fallen, in denen die
Augenpupille kleiner als 7 mm ist, gleich dem
Durchmesser der Augenpupille). Vor dem
Objektiv eines astronomischen Fernrohrs von
296 mm Objektivbrennweite und 74 mm Okular-
brennweite ist ein Porrosches Prismenumkehr-
system angeordnet; die in der gemeinsamen
Brennebene von Objektiv und Okular ange-
ordnete Strichplatte ist gleichzeitig als Kollektiv
ausgebildet. Das Okular besteht aus vier sich
berührenden Linsen (n = 1, 58 bis 1,65). Die
Verfasser machen keine genaueren Angaben
hierüber.
Die Arbeit der Verf. bringt nichts wesentlich
Neues. Dr. H. Erfe.
—
Gaswaschflasche mit verbesserter
Zuleitungsröhre nach Friedrichs.
Chem.-Ztg 35. S. 323. 1911.
Der Grundgedanke des beistehend abge-
bildeten Apparates ist der, daß die in der
Waschflasche enthaltene Flüssigkeit durch den
hindurchtretenden Gasstrom gründlicher durch-
gerührt wird, als das bei den gewöhnlichen
Formen durch die aufsteigenden Blasen ge-
schieht. Zu dem Zwecke ist das Zuleitungs-
rohr an seinem Ende in besonderer Form ge-
. Gewerbliches.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
— —— — (ꝙT— — aa SS eee
staltet. Bei der Form a ist ein gebogenes
Rohrstückchen an der Innenwand des weiteren
Zuleitungsrohres angeschmolzen; an seinem
unteren offenen Ende zerreißt der Gasstrom
in einzelne Blasen, so daß mit dem Gase
zugleich die Waschflüssigkeit nach oben be-
wegt wird. Ähnlich wirkt die einfachere
Vorrichtung b, die jedoch einen etwas weiteren
Flaschenhals erfordert. Waschflaschen mit
diesen Zuleitungsröhren werden von der Firma
Greiner & Friedrichs (Stützerbach) in den
Handel gebracht.
— . —
Gewerbliches.
Uber die Betelligung an russlschen
Ausstellungen und die Bearbeitung
des russischen Absatzmarktes sind dem
Geschäftsführer der D. G. f. M. u. O. von
der „Ständigen Ausstellungskommis-
sion für die Deutsche Industrie“ ver-
trauliche Mitteilungen zugegangen, über
die Interessenten durch die Geschäftsstelle
der Deutschen Gesellschaft für Me-
chanik und Optik auf Wunsch Nachricht
erhalten.
Internationale schulgewerbliche Aus-
stellung „Einrichtung und Ausrüstung
der Schulen“, St. Petersburg 1911.
Die bei der Kais. Russischen Tech-
nischen Gesellschaft bestehende „Ständige
Kommission für Technische Bildung“ will in
St. Petersburg im nächsten Jahre eine auf drei
Monate berechnete Internationale schulgewerb-
liche Ausstellung „Einrichtung und Ausrüstung
der Schulen“ veranstalten, die den Zweck hat,
den gegenwärtigen Stand der den Bedürfnissen
der Lehranstalten dienenden Industrie zu ver-
anschaulichen. Ein bestimmter Termin ist noch
nicht festgelegt. Die Ausstellung soll in sechs
Abteilungen zerfallen und zwar: 1. Schulbau,
2. Ausstattung der Schulräume, 8. Lehrmittel
für den Anschauungsunterricht, 4 Hilfsinstitute
der Schule, 5. Einrichtung von Handwerks- und
Professionalschulen, Werkstätten und Klassen,
6. Gymnastische Apparate und Gegenstände
des Schulsports. — Die zur Ausstellung ge-
brachten Erzeugnisse unterliegen hinsichtlich
ihres Wertes einer Prüfung, die von einer
Sachverständigenkommission nach ministeriell
bestätigten Regeln vorgenommen wird. Auf
Grund der von dieser Kommission abgegebenen
Gutachten können für hervorragende Aus-
stellungsgegenstände Auszeichnungen vérliehen
werden.
Heft 12
15. Juni 1911.
Hinsichtlich der, wie bei allen russischen
Ausstellungen, auch im vorliegenden Falle
generell schwer zu entscheidenden Frage, ob
eine Beschickung für die Deutsche Iadustrie
lohnen würde, ist zu berücksichtigen, daß, wie
der „Ständigen Ausstellungskommission
für die Deutsche Industrie“ von zuver-
lässiger Seite berichtet wird, im allgemeinen
in Rußland noch Absatzmöglichkeiten für die
betreffenden ausländischen Erzeugnisse be-
stehen. Russische Firmen befassen sich aller-
dings bereits in zunehmendem Maße mit der
Herstellung von Lehrmitteln und Schulein-
richtungsgegenständen, denen freilich zumeist
ausländische Muster zu Grunde liegen.
Das Russische Handelsministerium,
bei dem die Russische Techn. Gesell-
schaft eine Subvention beantragt hat, betont
in der Vorlage an die Duma folgendes:
„Aus der Statistik der Einfuhr der Aus-
rüstungagegenstände von Schulen geht hervor,
daß wir für diese Artikel recht erhebliche
Zahlungen an das Ausland leisten, während
die Herstellung von Lehrmitteln des An-
schauungsunterrichts in Rußland eine solche
Entwickelung genommen hat, daß eine er-
hebliche Verminderung dieser Zahlungen an
das Ausland erwartet werden darf.
Die Produktion von physiko-mechanischen
und chemischen Apparaten zur Ausrüstung
von Schullaboratorien und Kabinetten be-
steht in Rußland fast gar nicht selbständig.
Indessen könnte sich diese Fabrikation bei
uns zu einem ernsten Industriezweig aus-
wachsen. Die geplante Ausstellung würde
augenfällig dartun, welches enorme Arbeits-
feld die genannte Spezialität für den
russischen Unternehmungsgeist darbietet.“)
Der Russ. Finanzminister hat im Ein-
vernehmen mit dem Handelsminister den zeit-
weiligen zollfreien Einla8 von Gegenständen
für die Ausstellung gestattet, mit der Maßgabe,
daß für die Gegenstände eine Kaution im Be-
trage des Zolls zu hinterlegen ist, die bei der
Wiederausfuhr der Gegenstände innerhalb 6 Mo-
naten seit ihrer Ablassung aus dem Zollamt
zurückgegeben wird. Die Zollbesichtigung der
genannten Gegenstände hat im Ausstellungs-
lokal durch Beamte des Petersburger Land-
zollamts zu geschehen.
Die Ausstellungs - Drucksachen sowie eine
deutsche Übersetzung des Reglements können
an der Geschäftsstelle der Ständigen Aus-
stellungskommission (Berlin NW, Roon-
straße 1) eingesehen werden.
1) Es scheint also mit der Ausstellung noch
ein anderer Zweck verfolgt zu werden, als die
Hebung des russischen Schulwesens.
Die Red.
Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preistis:en. 197
Geplante Regelung des Mafs und
Gewichtswesens Im Südafrikanischen
Bund, l
Die Regierung hat einen Gesetzentwurf
ausgearbeitet, der bezweckt, das Maß- und
Gewichtswesen neu zu regeln.
Das metrische System .soll zunächst als
gleichberechtigt mit dem englischen eingeführt
werden. Für Apotheker und Drogenhandlungen
soll im Kleinhandel das metrische System vom
1. Juli nächsten Jahres ab allein maßgebend
sein.
Betreffs der englischen Gewichte erfolgt in-
sofern eine Einschränkung, als die sog. „lange
Tonne“ (2240 pounds avdp zu 454 g), der Hun-
dredweight (Cwt) (112 pounds avdp) und Quarter
(28 pound avdp) fortfallen sollen. Statt dessen
soll die „kurze Tonne“ von 2000 pounds avdp
und der Zentner, „Cental“, von 100 pounds avdp
eingeführt werden.
Bei Längen- und Flächenmaßen wird außer
dem metrischen und dem englischen System
noch das alte System bis auf weiteres zuge-
lassen werden, das auf dem Rheinl. Zoll
(26,2 mm) basiert.
Der Südafrikanische Bund wird also in
Zukunft ein recht gemischtes Maßwesen haben.
Vielleicht wird die unausbleibliche Konfusion
der vollständigen Annahme des metrischen
Systems die Wege ebnen.
—
Bücherschau u. Preislisten.
K. W. Wolf- Czapek, Die Kinematographie,
Wesen, Entstehung und Ziele des lebenden
Bildes. 2. erw. Aufl. 8° 135 8. mit 46 Abb.
Berlin. Union 1911. 3 M.
Wie der Verfasser schon in dem Vorwort
der 2. Auf lage des vorliegenden Buches betont,
haben alle Kapitel eine teilweise Neube-
arbeitung und manche. Kapitel eine wesent-
liche Erweiterung erfahren.
Im großen und ganzen ist die Anlage des
Buches dieselbe geblieben. Auch hier wird
wieder an einem konkreten Beispiel die Ein-
richtung und Handhabung des Kinematographen-
apparates (anstelle dieses Wortungeheuers
werden wir im folgenden immer nur „Kino“
sagen, dem Beispiel der Amerikaner folgend)
erörtert. Während jedoch in der ersten Auf-
lage ein kleiner Amateurkino, der Einloch-
Kino von Ernemann-Dresden, den Mittel-
punkt des ganzen Buches bildete, um den sich
alles drehte, stehen diesmal die Apparate für
123 Bücherschau und Preislisten.
Fachleute an erster Stelle, allerdings auch
wieder nur Apparate der Firma Ernemann.
Der Stoff ist wieder in 9 Abschnitte ein-
geteilt, deren Reihenfolge jedoch’ eine andere
ist wie früher.
Der 1. Abschnitt „Die e e Grund-
lagen des lebenden Bildes“ hat fast gar kemo
Anderung erfahren.
Dagegen sind einige an: und
Streichungen im 2. Abschnitt über die „photo-
graphischen Grundlagen“ bemerkenswert. Im
Kapitel über „Optik“ werden die Abbildungs-
gleichungen in geeigneter Form angegeben;
ferner erfährt man im Kapitel über Photo-
chemie einiges Wissenswertes über die neuen
unverbrennbaren Cellitfilms der Firma Bayer-
Elberfeld, sowie über die schwer brenn-
baren Films der Kodak-Co. und der Firma
'Lumiere-Lyon. Die genannten Produkte
seien zwar schon recht geeignet als Ersatz für
den äußerst feuergefährlichen Celluloidfilm,
‘doch reichten sie. in bezug auf Bruch- und
Reißfestigkeit, Reinheit und Härte (Widerstand
gegen Verkratzen) derzeit noch nicht an ihn
heran.
Es werden auch die Versuche de Mares
erwühnt, der die Celluloidfilms durch diffus
reflektierende Metallbänder ersetzt, die beider-
seitig lichtempfindlich gemacht sind. Es wird
hier also im reflektierten Lichte projiziert.
Doch seien die Resultate infolge der geringen
Lichtstärke des Verfahrens praktisch be—
deutungslos.
Im Kapitel über „Entwicklung“
überflüssigen Rezepte für- die Entwickler-
lösungen weggelassen worden. Man kann sie
ja in jedem photographischen Taschenbuch
und Kalender finden, auch sind sie den Trocken-
platten der meisten Firmen beigepackt.
Der nächste Abschnitt über die historische
„Entwicklung der Kinematographie“ enthält
einige bemerkenswerte Zufügungen. Bei dem
Bericht über die Untersuchungen des Pariser
Physiologen Marey wird eine Aufnahme
reproduziert, die der genannte Forscher zum
Zwecke des Studiums der Fortbewegung des
Menschen herstellte, und zwar in sehr
primitiver Weise:. er brachte einfach eine
rotierende Schlitzblende als Verschluß am Ob-
jektive an. Auf. diese Weise erhielt Marey
- die Phasen des Ganges auf einer Platte neben-
einander. — Schließlich werden in demselben
Abschnitt neben dem „Malteserkreuzrad“ auch
noch der „Greifer“ und der „Schläger“ als
Fortbewegungsmechanismus des Filmbandes
ander Hand von neuen Abbildungen beschrieben.
Die folgenden Abschnitte IV, V und VI be-
handeln die Aufnahmeapparate und die Auf-
nahme selbst, sowie das Kopieren. Hier werden
die neueren Typen der Firma Ernemann be-
sind die
Deutsche
_Mechaniker-Ztg.
schrieben. Eine wesentliche Erweiterung erfuhr
hier das Kapitel über die „besonderen Auf-
nahmemethoden“: es wird z. B. die Versuchs-
anordnung von Fuchs zur Feststellung der
Arbeitsleistung von Dampfhämmern beschrieben;
ferner wird die Mikrokinematographie ein-
gehender behandelt, wobei eine neue Repro-
duktion einer Aufnahme von einem lebenden
Infusorientierchen eingefügt wird. Auch der
neusten Richtung der Mikrokinematographie
wird gedacht, wobei die Aufnahmen mit
„Dunkelfeldbeleuchtung“ gemacht werden, unter
Zuhilfenahme des von Dr. Siedentopf er-
fundenen Ultramikroskops der Firma C. ZeiB-
Jena. Der Franzose Commandon hat mit
den Zeißschen Apparaten ganz wundervolle
lebende Aufnahmen von Bakterien hergestellt,
z. B. von dem Erreger der Syphilis, dessen
Entstehung kennen zu lernen überhaupt erst
durch die Anwendung der „Dunkelfeldbe-
leuchtung“ möglich wurde.
Schließlich wird in diesem Abschnitte noch
einiges über die Technik der Zauber- und
Trickfilms hinzugefügt, die in keinem Programm
der Kinotheater fehlen dürfen.
Der nächste Abschnitt VII behandelt den
kleinen Ernemann-Kino, einen übrigens recht
brauchbaren Amateurkino. Dieser Apparat,
hier „Einloch-Kino“ genannt, weil seine Perfo-
ration nur aus einer Lochreihe in der Mitte
des Films besteht, wird in der neuen Auflage
mit 4 Seiten abgefertigt, während in der ersten
Auflage mehr als die zehnfache Seitenzahl
dazu verwandt wurde. Infolgedessen kommen
die universellen Eigenschaften des Einloch-
Kino hier gar nicht zum Ausdruck.
Allerdings war es nötig, in der neuen Auf-
lage auch die Spezialapparate zur Aufnahme
und Vorführung mehr zu betonen; die Kino-
Kamera war schon im 4. Abschnitt beschrieben
worden, im 8. werden nun die Projektoren
erörtert, natürlich auch wieder Apparate der
Firma Ernemann.
In diesem Abschnitte erfahren die „Pro-
jektionsregeln“ eine praktischere Gestaltung.
Ferner werden im Kapitel über die Vor-
führung neben den gewöhnlichen neuen Pro-
jektionsschirmen auch die neuen Projektions-
wände mit diffus metallisch reflektierender und
geriefelter Fläche erwähnt, wie sie die Firma
C. Zeiß in Jena liefert (die Firma wird aber
hier nicht genannt).
Bei der Erörterung der „Akustischen Be-
gleitung“ kommt der Verfasser auch hier
wieder zu der Überzeugung, daß die Be-
mühungen auf diesem Gebiete noch nicht zu
befriedigenden Resultaten geführt haben,
namentlich was das sogenannte „Tonbild“ be-
trifft, das auf der Verbindung des Kinos mit
dem Grammophone beruht,
Heft 12.
15. Juni 1911.
Auch die folgenden Kapitel des 8. Ab-
schnittes erfahren eine Erweiterung, die stereo-
skopische und Farben - Kinematographie. Es
werden die Versuche von Friese- Green er-
wähnt, der nach dem Dreifarben verfahren recht
gute lebende Bilder in natürlichen Farben er-
halten haben soll. Ganz neu ist das letzte
Kapitel dieses Abschnittes: „Die Röntgen—
Kinematographie“. Hier wird die Unter-
suchung von Eijkmann erwähnt, der die
Schluckbewegungen der Speiseröhre aufnahm,
ferner die von Köhler, der die Atembe-
wegungen kinematographisch fixierte Bie-
salski und Köhler nahmen die Bewegungen
der Hand und des Ellenbogengelenkes auf,
und schließlich Groedel die Bewegungen des
Brustkorbes, des Herzens und des Magens.
Die dabei verwendeten Spezialapparate werden
kurz beschrieben bezw. skizziert.
Der letzte Abschnitt des Buches behandelt
die „Anwendungen der Kinematographie“.
Auch hier werden in der neuen Auflage einige
beachtenswerte Zusätze gemacht. So beklagt
z. B. der Verfasser sehr, daß alle die Films,
auf welchen öffentliche Vorgänge von allge-
meinem Interesse oder historischer Begeben-
heiten usw. dargestellt seien, der Vernichtung
anheimfielen. So verschwinden täglich wert-
wolle Kulturdokumente. (Der Verfasser
plädiert damit also für ein Museum oder ein
Archiv für lebende Bilder, wie es solche schon
für Phonogramme gibt.)
Sehr geistreich ist der in dem Kapitel
über die Anwendung der Kinematographie in
den „Naturwissenschaften“ zitierte Ausspruch
E. Machs: „Die Kinematographie gibt uns
die Möglichkeit, Maßstab und Vorzeichen der
Zeit willkürlich zu ändern“. Hiervon machen
die oben schon erwähnten „Trickaufnahmen“
und „Zauberfilms“ zur Darstellung scheinbarer
wundersamer Begebenheiten Gebrauch: so laufen
z. B. Personen mit Blitzzugsgeschwindigkeit
u. dergl. Ferner machte Flammarion zu
Paris in größeren Pausen Einzelaufnahmen des
Sternenhimmels, die, im üblichen Tempo vor-
geführt, in wenigen Minuten die scheinbaren
und wirklichen Bewegungen der Fixsterne
und Planeten zur Anschauung bringen.
Im Kapitel über die Anwendung der Kine-
matographie in der Medizin kommen als
neu hinzu die Aufzählungen einiger Methoden
zur Untersuchung auf dem Gebiete der Pbysi-
ologie der Bewegungen, z. B. der Methode von
Lendenfeld zur Analysierung des Insekten-
fluges, ferner der von Bull zu demselben
Zweck. Lendenfeld benutzte Bonnenlicht,
das durch eine rotierende Blende intermittierend
gemacht wurde, während sich Bull des regel-
"mäßig intermittierenden elektrischen Funkens
bedient. Die Resultate Bulls, der Mitarbeiter
Bücherschau und Preislisten.
129
ee m —
— — — i
an dem von Marey begründeten photo- physio-
logischen Institut zu Paris ist, sind ganz
außerordentlich schön und interessant, hätten
daher vom Verfasser wenigstens erwähnt
werden sollen; es wird aber leider nicht einmal
die Methode beschrieben.
Ein ganz neues Kapitel ist die Verwendung
der Kinematographie in der Rechtspflege. Bei
gewissen Fällen kann die kinematographische
Vorführung 'von Krankheitsfällen, z. B. bei
Erhebung von Entschädigungsanaprüchen usw.,
von forensischer Bedeutung sein. In Amerika
soll ein Fall derartiger Beweisführung schon
zugelassen worden sein.
Im Kapitel über die „Technik“ werden die
Untersuchungen von Fuchs erwähnt, der die
Arbeitsleistung von Maschinen z. B. von Dampf-
hämmern, auf kinematographischem Wege in
einfacher Weise mit gutem Erfolg bestimmte.
Ferner wird die Anwendung der kinemato-
graphie in der Pallistik besprochen, nämlich
der „ballistische Kinematograph“ von Cranz!),
der fünftausend (!) Aufnahmen pro Sekunde
gibt und genaue Messungen an fliegenden Ge-
schossen gestattet. Leider werden auch hier
die äußerst interessanten Resultate zu kurz be-
handelt.
Der Verfasser schließt mit einem Ausblick
auf die Zukunft: zu einer Popularisierung der
Kinematographie müßte vor allem das teure
Filmmaterial verschwinden. Es müßte ein
kleines Kästchen geschaffen werden, das eine
kreisrunde, rotierende, kornlose und doch
hochempfindliche photographische Platte ent-
halt, auf der einige tausend mikroskopisch kleine
Einzelaufnahmen gemacht werden. — Diese
Spekulation kann natürlich nur für die
Amateur-Kinematographie gelten, denn die
Berufskinematographie ist ja durch ihre Vor-
führungen schon recht populär geworden.
Im großen und ganzen bringt das Buch in
knapper und doch leicht faßlicher Darstellung
alles Wissenswerte, einschließlich der aller-
neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete der
Kinematographie. Dr. H. Lehmann, Jena.
Preislisten usw.
Carl Zeiß, Jena. Interferometer für Gase und
Wasser. (Meß. 245). 8. 15 S. mit 9 Fig.
Eine ausführliche Preisliste über das in
der Zeitschr. f. Instrkde. 30. S. 321. 1910 von
Dr. F. Löwe beschriebene tragbare Interfero-
meter für Gase und Flüssigkeiten, das der op-
tischen Gasanalyse für technische Zwecke nach
Prof. Dr. Haber (Karlsruhe) dient. (Vgl. auch
D. R.P. Nr. 230 748 und Anmeldung H. 51 522
vom 16.4.10 auf der 3. Seite des Umschlages
von diesem Hefte.)
1) Vgl. diese Zeitschr. 1909. F. 173:
Deutsche
130 Patentachau. Mechaniker-Ztg.
Patentscha u.
WechselstrommeBgerat mit Dämpfung durch permanente Magnete, dadurch gekenn-
zeichnet, daß die Kraftlinien der permanenten Magnete mit dem oder den Wechselströmen in
dem beweglichen System des Meßinstruments gleichzeitig eine Reihe positiver und negativer
Kraftmomente hervorrufen, deren Summe in jedem Augenblick null ist, so daß eine Bewegung
des beweglichen Systems durch diese Kraftmomente nicht erfolgen kann. Hartmann
& Braun in Frankfurt a. M. 31. 8. 1909. Nr. 225 599. Kl. 21.
1. Elektrischer Feuermelder, gekennzeichnet
durch zwei an verschiedenen Stellen des betreffenden
Raumes aufzuhängende Thermometer 4 B, welche beide
mit in das Innere des Gefäßes hineinragenden, in gleichen
Abständen voneinander angeordneten Stromanschlüssen
e f bezw. g h versehen sind und beide von der Queck-
silbersäule bewegte Kontaktschwimmer a b bezw. cd
tragen, die in ungleicher Höhe derart angeordnet sind,
daß bei gleichmäßig steigender oder fallender Temperatur
in demselben Raume der eine Schwimmer unterbricht,
sobald der andere Schwimmer Stromschluß bildet, wäh-
rend bei ungleichmäßiger Erwärmung der beiden
Thermometer der Stromschluß für den Alarmstromkreis
erfolgt.
2. Feuermelder nach Anspr. 1, dadurch ge-
kennzeichnet, daß in dem’ einem Thermometer B zwei
Schwimmer c d derart übereinander angeordnet sind,
daß sie gleichzeitig mit je zweien ihrer Stroman-
schlußstücke g A in oder außer Berührung gelangen.
F. Mikulla in Oppeln und P. Kniolka in Friedrichs-
thal bei Oppeln. 6. 3. 1910. Nr. 225 659. Kl. 74.
Elektrolytische Vorrichtung für Registrierung, Schal-
tung und Ahnliche Zwecke, bei der ein Elektrolyt in einem
Ende eines Rohres durch einen elektrischen Strom zersetzt wird
und die sich dabei entwickelnden Gase durch Verschiebung eines
zwischen dem Elektrolyten und dem anderen Rohrende angeord-
neten Kolbens die Registrierung oder eine Ahnliche Tätigkeit
der Vorrichtung herbeiführen, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kolben (Membran, Quecksilbersäule) einen vollkommen gas-
dichten Abschluß mit der Innenoberflache des Rohres bildet,
um einen Ubertritt des Gases oder des Elektrolyten von einem
Rohrende zum andern und ein dadurch bedingtes ungenaues
Arbeiten der Vorrichtung zu verhindern. W. B. Thorpe in
Balham, Engl. 14. 1. 1909. Nr. 225 944. Kl. 21.
2
7 eee bes. ae
Verfahren zur Erleichterung der Formgebung von durch einen eingebetteten elek-
trischen Heizwiderstand geschmolzener Quarzmasse, dadurch gekenn- 2
zeichnet, daß das Schmelzgut der Länge nach
durch eine oder mehrere zum Heizwiderstand a
radial verlaufende Scheidewände c, die nicht an
der Stromleitung teilnehmen, geteilt, und daß
das Innere der geschmolzenen Masse b durch
Auseinanderlegen nach den den Scheide wänden
entsprechenden Trennungsflächen zwecks weiterer Bearbeitung zugänglich gemacht wird.
Deutsche Quarzgesellschaft in Beuel bei Bonn a. Rh. 25. 11. 1909. Nr. 224 917. Kl. 32.
Heft 12
15. Juni 1911.
Patentschau.
131
4 -— en Beet las — ger a — i
Vorrichtung zur Fernübertragung von Kompaßstellungen, bei welcher ein mit dem
Kompaßgeste‘l lösbar gekuppeltes Zwischenglied die Drehbewegung des Gestells zunächst
mitmacht und dann in seine Anfangsstellung
zurückgebracht wird, dadurch gekenuzeichnet,
daß zum Rückstellen des Zwischengliedes Z
zwei in Reihe geschaltete, abwechselnd bei
Rechts- und Linksdrehung des Kompasses in
Tätigkeit tretende Elektromagnete m, m, derart
angeordnet sind, daß beim Drehen des
Kompaßgestells der eine oder andere Elektro-
magnet durch am Zwischenglied Z ange-
brachte Hilfskontakte ei c, kurzgeschlossen
wird, infolgedessen seine Anker freigibt und
mittels Schaltklinke das Zwischenglied in seine Anfangsstellung zurückbewegt, und daß durch
die Bewegungen der das Zwischenglied steuernden Maguet-
anker die Stromkreise für die Fernübertragung geschlossen
werden. R. Woldt in Berlin. 30.1.1909. Nr. 225562. KI. 74.
Einrichtung zum kontinuierlichen Übertragen der
Skalenstellungen von Quecksilberinstrumenten mittels Elek-
trizität, dadurch gekennzeichnet, daß das Quecksilberinstrument
je einen Widerstand für einen Geber- und einen Empfängerstrom-
kreis enthält und der Empfangerstromkreis nach dem Gesetz
der Spannungsteilung in der Weise von dem Widerstand m! des
Geberstromkreises abgezweigt wird, daß der eine Abzweigpunkt
durch die wandernde Spitze der Quecksilbersäule gebildet wird
und die Werte der Widerstände m m! durch die Bewegungen
der Quecksilbersäule kontinuierlich verändert werden.
H. Barutzki in Charlottenburg. 6.6. 1909. Nr. 225662. Kl. 74.
Elektrischer Kondensator, dadurch gekennzeichnet, daß
dessen einer Beleg die Gestalt einer in sich selbst vollständig ge-
schlossenen Fläche besitzt, so daß die Entstehung von Spitzen-
* wirkungen bei zweckmäßiger Bemessung der verschie- °
denen Teile der Fläche vermieden werden kann. G. Giles
in Freiburg, Schweiz. 5. 12. 1909. Nr. 225 496. Kl. 21.
Kühl vorrichtung für Röntgenröhren mit
einem in das Kühlgefäß lose einsetzbaren Kühlstab,
dadurch gekennzeichnet, daß der mit einem Handgıiff
versehene Stab weder mit der Antikathode noch mit
der Anode in fester Verbindung steht, zum Zwecke,
denselben während des Betriebes leicht gegen einen
andern gekühlten Stab auswechseln zu können.
C. H. F. Müller in Hamburg. 16. 4. 1909. Nr 225 604.
Kl. 21.
Vorrichtung zur Bewegung von Apparatteilen mittels eines Hitzdrahtes, dadurch ge-
kennzeichnet, daß der letztere, der an dem einen Ende mit einem in beiden Richtungen begrenzt
beweglichen Apparatteil a verbunden ist, an dem
anderen Ende mit einem zweiten beweglichen Teil k Sig 2 3 O4 = £
verbunden ist, der, dauernd unter dem Einfluß einer RO EU el 3 To
geeigneten Kraft k stehend, don kalten Hitzdraht A
Z
4
; i CE 2 T 2 a
derart straff halt, daß er den die vorgeschriebene u —
AVA
Bewegung ausfithrenden Teil a gegen seinen An-
: A 3 7% DIET. 22 .
schlag f heranziehen kann, den heißen Hitzdraht aber . we 1 =
infolge Anlegens gegen einen festen Anschlag i ent- 2
lastet, so daß in ihm schädliche Zugspannungen in— AR
folge unrichtiger Länge nicht auftreten können. Gesellschaft für elektroteclnische
Industrie in Berlin. 12. 2. 1910. Nr. 225400. KI. 21.
Vereins- und Personen-
nachrichten.
Todesanzeige.
Am 7. Juni starb nach kurzer, schwerer
Krankheit im 52. Lebensjahre unser
Mitglied
Hr. Ferdinand Schuchhardt,
Inhaber derFirma „Berliner Fernsprech-
und Telegraphenwerk“.
Wir werden dem Dahingegangenen
stets ein treues Andenken bewahren.
Der Vorstand der Abteilung Berlin.
W. Haensch.
Einladung
zur
20. Hauptversammlung
des
Vereins Deutscher Glasinstrumenten-
Fabrikanten zu Ilmenau
(Zweigverein Ilmenau).
Montag, den 3. Juli 1911,
pünktlich 9 Uhr vormittags,
im Hotel zur Tanne in Ilmenau.
Tagesordnung:
Begrüßung der Teilnehmer, Erstattung
und Besprechung des Jahresberichts.
Hr. Geh. Regierungsrat Prof. Dr.
Wiebe: Einiges aus der ausländischen
Thermometerindustrie.
Hr. Dr. Stapf, Syndikus des Ver-
bandes Thüringischer Industrieller:
Die weitere Entwicklung des Heim-
arbeitsgesetzes.
Hr. Prof. Béttcher: Über die Aus-
dehnung der verschiedenen Thermo-
meterflüssigkeiten.
Hr. R. Holland: Uber den Antrag
der Handwerkskammer Weimar, die
Glasinstrumentenmacher unter die
§§ 129 bis 133 der Gew.-O. zu stellen,
d. h. sie als Handwerker zu erklären.
Uber die Verschärfung der Prüfungs-
bestimmungen für ärztliche Thermo—
meter. Referent: Hr. Geh. Reg. -
Rat Prof. Dr. Wiebe.
Antrag des Vorstandes des Haupt-
vereins beim bevorstehenden Mecha-
nikertage, die Jahresbeiträge der
Zweigvereine zur Kasse des Haupt-
vereins von 5 H auf 6 M pro Mit-
glied zu erhöhen.
Entgegennahme von Anträgen, Mit-
teilungen.
Vereins- und Personennachrichten.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
9. Bestimmung des Orts der nächst-
jährigen Hauptversammlung.
Hierauf gemeinsames Mittagessen und
geselliges Beisammensein; abends Konzert
der Kurkapelle im Garten des Hotels zur
Tanne.
Der Vorstand des Zweigvereins Ilmenau.
Gustav Müller. Fr. Kühnlenz.
Max Bieler.
22. Deutscher Mechanikertag.
Karlsruhe, am Donnerstag, den 21,
und Freitag, den 22. September 1911.
Die Sitzungen werden voraussichtlich
im großen Rathaussaale abgehalten werden,
den der Stadtrat von Karlsruhe hierfür in
dankenswerter Weise zur Verfügung stellt,
oder auch in der Glashalle des Stadt-
gartens, zu dem die Teilnehmer des Me-
chanikertages, gleichfalls dank dem Ent-
gegenkommen des Stadtrats, freien Eintritt
haben werden; bier soll auch das Fest-
essen stattfinden. — Hr. Dr. Spuler in
Karlsruhe hat die Freundlichkeit gehabt,
einen Vortrag über ultraviolette Strahlen
zuzusagen.
Ernannt: Dr. O. Bergstrand zum Prof.
der Astronomie an der Universität Upsala und
zum Dir. der dortigen Sternwarte; Dr. H. v.
Ficker, Privatdozent an der Universität Inns-
bruck, zum ao. Prof. der Meteorologie an der
Universität Graz; Dr. J. Tambor, ao. Prof. der
Chemie an der Universität Bern, zum o. Prof.
für anorganische Chemie daselbst; Dr. A. Smith,
Prof. der Chemie an der Universität Chicago,
zum Prof. an der Columbia - Universität in
New York; Prof. Dr. J. Zenneck in Ludwigs-
hafen zum etatsmäßigen Prof. für Physik an
der Techn. Hochschule in Danzig; Dr. E.
Becker, Assistent am Mineralogischen Institut
der Universität Heidelberg, zum Prof. an der
Kais. Chinesischen Universität in Peking; Dr.C.
Auwers, o. Prof. der Chemie an der Universität
Greifswald, zum o. Prof. an der Universität
Breslau; O. Kiewel, Observator am Meteorolo-
gischen Institut zu Berlin, zum Prof.
Gestorben: J. M. van Bemmelen, Che-
miker in Leiden; Prof. A. Houzeau, Prof. der
Chemie an der Ecole des Sciences in Rouen;
H. Berge, Prof. emer. der Chemie an der Uni-
versität Brüssel; Dr. J. Bosscha, Physiker,
früher Prof. an der Polytechnischen Schule in
Delft, Sekretär der Holländischen Gesellschaft
der Wissenschaften; Dr. F. Terby, Dir. der
Privatsternwarte in Loewen, Mitglied der Bel-
gischen Akademie der Wissenschaften in
Brüssel.
— Po — ⁰ —— — — 0ůꝑ .
— — ͤ o———— a ͤ ZÄ—
Fur die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke In Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1881.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 13. 1. Juli. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren.
Von @. Heber in Berlin, Ingenieur der A.-G. Reiniger, Gebbert & Schall.
(Fortsetsung.)
Elektromedizin.
Die verschiedenen Wirkungen, welche der elektrische Strom in entsprechenden
Leiteranordnungen hervorruft, finden ebenfalls eine vielseitige medizinische Verwendung.
Es handelt sich hier mehr um eine indirekte Anwendung elektrischer Ströme; die-
selben werden dem menschlichen Körper nicht mittels geeigneter Elektroden zugeführt,
sondern es findet erst eine Umwandlung statt in Magnetismus, Licht, Wärme oder
mechanische Arbeit; diese Stromwirkungen werden dann weiterhin für die Therapie,
Diagnostik oder Chirurgie benutzt. Auch die Umwandlung der Elektrizität in Röntgen-
strahlen könnte hier angereiht werden, doch ist das röntgentechnische Gebiet durch
die in den letzten Jahren gemachten Fortschritte dermaßen umfangreich geworden,
daß es notwendig ist, die Réntgentechnik im nächsten Kapitel für sich zu behandeln.
Von den magnetischen Wirkungen kommen zwei typische Anwendungsfälle in
Betracht. Einmal ist es die Verwendung der Elektromagnete in der Augenheilkunde
für den Zweck, Eisensplitter aus dem Auge zu entfernen oder dieselben durch mag-
netische Anziehung so günstig zu lagern, daß die Entfernung durch einen leichten
operativen Eingriff möglich wird. Der Betrieb solcher Elektromagnete, welche oft
ziemlich groß dimensioniert sind, kann nur durch Gleichstrom erfolgen. Mit dem
Eisenkörper des Elektromagneten werden verschieden geformte Polhörner in Verbindung
gebracht, dieselben erleichtern dem Augenarzt die Entfernung von Eisensplittern ganz
wesentlich.
Eine andere Verwendung des magnetischen Feldes kommt für die Ausübung
der allerdings in der Neuzeit weniger gepflegten elektromagnetischen Therapie in
Betracht. Hier wird der menschliche Körper oder ein Teil desselben der Einwirkung
eines starken alternierenden Magnetfeldes ausgesetzt. Erzeugt wird dasselbe durch
Elektromagnete, welche mittels Wechselstroms von gewöhnlicher Frequenz und Span-
nung erregt werden. Es sollen durch die Einwirkung alternierender Magnetfelder
auf den Organismus günstige Resultate bei verschiedenen nervösen Leiden erzielt
worden sein. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß ein konstantes Magnetfeld
auch bei der größten Intensität keinen augenblicklichen oder später wahrnehmbaren
Einfluß auf den menschlichen Körper ausübt. Dagegen löst ein sehr starkes alter-
nierendes Magnetfeld deutlich wahrnehmbare Lichtempfindungen aus, wenn sich die
Versuchsperson mit der Schläfengegend in unmittelbarer Nähe des Magnetpoles befindet.
Daß die magnetischen Wirkungen des elektrischen Stromes noch benutzt
werden, um einerseits die faradischen Wechselströme, anderseits die hochgespannten
Ströme zum Betrieb von Röntgenröhren entstehen zu lassen, sei der Vollständigkeit
wegen mit angeführt. Ferner muß an dieser Stelle die Verwendung der Elektro-
motoren für medizinische Zwecke berücksichtigt werden, wo ja auch durch elektro-
magnetische Wirkungen die Rotation des Motorankers zustande kommt. Gewöhnlich
wird der Elektromotor für medizinische Zwecke in der Weise zu Arbeitsleistungen
herangezogen, daß die Rotation des Motorankers auf eine biegsame Welle über-
134 G. Heber, Elektromedizinische und rdntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. Me Ben
tragen wird. Ein mit der biegsamen Welle fest verbundenes Handstück dient
zur Aufnahme verschiedener Bohrer, Fräsen und Kreissägen, welche dem Chirurgen
die ernste Arbeit bei schwierigen Knochenoperationen erleichtern helfen. Die
für zahnärztliche Zwecke in Anwendung kommenden elektrischen Bohrmaschinen
wurden besonders in den letzten Jahren zu einem sehr vollkommenen Gebrauchsapparat
ausgebildet. Ein sinnreich durchkonstruierter Fußkontakt ermöglicht dem Zahnarzt die
denkbar einfachste Bedienung und läßt beide Hände für die auszuführende Operation
frei. Durch die mit einem Fuß leicht zu bedienende Schaltvorrichtung kann der
Bohrer für langsame oder schnelle Bewegung, für Links- oder Rechtsdrehung ein-
gestellt oder ganz außer Betrieb gesetzt werden.
Auch zur Ausübung der Massage wird der Elektromotor vom Arzt oder dem
ärztlichen Hilfspersonal sehr häufig verwendet, ferner zum Betrieb von besonders
konstruierten kleinen Luftpumpen, welche zur Luftdruckmassage des Trommelfells
dienen. Überhaupt hat die Verwendung des Elektromotors in der medizinischen,
chirurgischen und sanitären Praxis in den letzten Jahren bedeutend zugenommen, da
auch hier — genau wie in der gewerblichen Praxis — eine bedeutende Arbeits-
erleichterung erreicht ist.
Groß ist auch die Anzahl derjenigen Apparate, welche zur Wärmeerzeugung
mittels Elektrizität bestimmt sind. Der Galvanokauter und die elektrisch erhitzte
Glühschlinge sind die ältesten Vorrichtungen. Durch die Ausgestaltung der galvano-
kaustischen Technik sind zwar bestimmte Formen für Brenner, Schlingenführer und
Kontaktgriffe festgelegt, doch ist ein rationeller Betrieb dieser chirurgischen Hilfswerk-
zeuge erst durch die modernen Anschlußapparate möglich geworden. Galvanische
oder Akkumulatoren - Batterien wurden zuerst für die Galvanokauter benutzt. Dann
konnte durch Anwendung umfangreicher Nebenschlußwiderstände, welche direkt an
das Leitungsnetz angeschlossen waren, die Netzspannung für die normale Glüh-
wirkung der Brenner und Schlingen reduziert werden. Einen weiteren Vorteil
in ökonomischer Hinsicht gewährten dann die Unterbrecher - Transformer. Hier wurde
eine Unterbrechungsvorrichtung benutzt, um in einer der Netzspannung angepaßten
Primärspule eines kleinen Transformators intermittierenden Gleichstrom zu erzeugen.
In der Sekund&rspule konnten dann durch das intermittierende Kraftlinienfeld
Ströme induziert werden, deren Spannung und Stärke für den Betrieb der
Schlingen und Brenner genügten. In den letzten Jahren sind diese Unterbrecher-
Transformer durch kleine Wechselstrom-Transformatoren ersetzt worden; diese MaB-
nahme hat sich als sehr günstig und betriebssicher erwiesen. Natürlich muß zum
Betrieb der Galvanokaustik-Transformatoren ein kleiner rotierender Umformer zu Hilfe
genommen werden, wenn vom Netz aus nur Gleichstrom zur Verfügung steht. Der
Vollständigkeit halber sei bemerkt, daß die Galvanokaustik-Transformatoren auch zum
Betrieb der kleinen Heißluft - Gebläse für zahnärztliche Zwecke Verwendung finden.
Hier wird ein spiralförmiger Platiniridium-Körper durch den Strom bis zur intensiven
Weißglut erhitzt und durch ein Handgebläse Luft darüber geleitet, welche dann in
stark erhitztem Zustande aus einer kleinen Ausströmungsöffnung entweicht. Ähnlich ein-
gerichtet sind auch die von Geheimrat Jungengel vorgeschlagenen Jodbläser, bei
welchen die auf elektrischem Wege erhitzte Luft über Jod geleitet wird; diese stark
jodierte Luft dient als kräftiges Desinfektionsmittel bei chirurgischen Operationen.
Eine andere Form von elektrischen Wärmevorrichtungen stellen die Heißluft-
bäder und Heißluftduschen dar. Die Heißluftbäder sind feuerfest imprägnierte und mit
Asbest bekleidete Kästen, in welche elektrische Heizkörper eingebaut sind. Die
Widerstände dieser Heizkörper werden der Betriebsspannung angepaßt und können
durch entsprechende Schaltvorrichtungen einzeln oder gruppenweise in Funktion gesetzt
werden. Die Temperatur der Heißluftbäder wird durch Thermometer kontrolliert,
welche mit dem Innenraum in Verbindung stehen. In der modernen Therapie werden
die elektrischen Heißluftbäder häufig bei gichtischen und rheumatischen Leiden ange-
wendet. Zu dem gleichen Zweck dienen auch die Heißluftduschen. Diese kleinen
Apparate haben sich infolge ihrer Handlichkeit und guten Wirkung schnell eingeführt.
Ihre Funktion beruht darauf, daß durch einen kleinen Elektromotor ein Ventilator be-
trieben wird; die vom Ventilator angesaugte Luft streicht an einem elektrisch er-
wärmten Heizkörper vorbei und tritt nunmehr in stark erhitztem Zustande aus der
Ausströmungsdüse heraus. Diese Heißluftduschen können — mit Berücksichtigung der
Stromart und Spannung — direkt an das Leitungsnetz angeschlossen werden.
1. cue > i G.Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 135
Die elektrischen Wärmekompressen gehören ebenfalls zu der Gruppe der
elektromedizinischen Wärmeerzeuger. Hierfür kommen vorwiegend feuersichere iso-
lierende Gewebe in Anwendung, welche mit feinen Widerstandsdrähten durchflochten
sind. Durch richtige Abmessung der Widerstandsgrößen ist einerseits der direkte
Anschluß solcher Kompressen an das Leitungsnetz möglich, anderseits können auch
die Temperaturen durch Einschaltung bestimmter Widerstandsgruppen verschieden hoch
gewählt werden. Für diesen Zweck dient eine kleine Schaltvorrichtung, deren Kurbel
mit einem Zeiger verbunden ist und der auf die zu erzielende Maximal - Temperatur
hinweist.
Zahlreich sind die medizinischen Anwendungen der durch elektrischen Strom
hervorgerufenen Lichtwirkungen. Zur Beleuchtung von Operationsfeldern wird elek-
Fig. 5.
trisches Glühlicht bevorzugt, und die vielen endoskopischen Apparate, welche zur Unter-
suchung innerer Organe und Körperhöhlen benutzt werden, enthalten neben den
optischen Vorrichtungen kleine Glühlampen, deren Betrieb mit den modernen Anschluß-
apparaten erfolgt. Besonders die bei urologischen Untersuchungen verwendeten
Cystoskope haben mannigfache Verbesserungen erfahren, und zwar nicht nur hin-
sichtlich der elektromechanischen Teile, sondern auch der optischen, Diese Ver-
besserungen gewähren dem untersuchenden Arzt den Vorteil einer größeren Bild-
deutlichkeit im Beobachtungsfelde. Durch die Trennung des Netzstromes vom Be-
handlungsstrom bei den modernen Anschlußapparaten sind die früher dureh den Erdschluß
136 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. ,, 5
herbeigeführten unangenehmen Zwischenfälle gänzlich ausgeschaltet, so daß bei der
Anwendung endoskopischer Apparate der Arzt sowohl wie der Patient vor elektrischen
Schlägen gesichert sind. Durch die Fig. 5 wird ein modernes Instrumentarium ver-
anschaulicht, welches als eine kleine elektromedizinische Zentralstation bezeichnet
werden kann. Ist durch einen Steckkontakt die Verbindung des Instrumentariums mit
dem Leitungsnetz erfolgt, so kann durch Betätigung der entsprechenden Schaltvor-
richtungen galvanischer und faradischer Strom entnommen werden. Ferner ist der
Betrieb von Brenner und Schlingen, sowie der Anschluß sämtlicher endoskopischer
Apparate möglich. Schließlich übernimmt der Elektromotor, der nebenbei als rotierender
Umformer zu wirken hat, noch verschiedene mechanische Arbeitsleistungen.
Die zur Genüge bekannten elektrischen Lichtbäder haben durch die Einführung
von Röhrenlampen, bei welchen ein langgestreckter Kohlenfaden vorhanden ist, eben-
falls Verbesserungen erfahren. Dadurch, daß eine Anzahl solcher Röhrenlampen im
Lichtbadkasten verteilt wird, und zwar so, daß sich die Kohlenfäden in den Brenn-
linien von versilberten, länglichen Hohlspiegeln befinden, wird eine bessere Ausbeutung
an Wärme- und Lichtstrahlung bei geringeren Stromkosten erzielt.
Ziemlich weitgehend ist auch die Verwendung der elektrischen Lichtwirkungen
für therapeutische Zwecke. Zwei charakteristische Lichtwirkungen sind es, welche
hier in Betracht kommen. Einmal ist es der elektrische Lichtbogen, welcher bei ge-
nügender Spannung und Stromstärke zwischen Hartkohlenstäben an atmosphärischer
Luft entsteht, dann ist es das Quecksilberdampflicht, welches im Vakuum zwischen
Quecksilber-Elektroden zustande kommt. Das elektrische Kohlen-Bogenlicht wird auch
heute noch in der Finsentherapie bei Bekämpfung des gewöhnlichen Lupus mit Erfolg
verwendet. Hierfür kommen in Spezialinstituten große Bogenlampen in Anwendung,
deren Strombedarf 60 bis 80 Ampere beträgt. Mit Hilfe optischer Konzentratoren,
deren Linsen aus reinem Quarz bestehen und welche mit Wasserkühlung ausgerüstet
sind, wird das intensiv wirkende Finsenlicht nach den erkrankten Hautpartien geleitet.
Eine solche Original-Finsenlampe ist mit vier Konzentratoren ausgerüstet, so daß die
etwas langwierige Behandlung an vier Personen gleichzeitig vorgenommen werden
kann. Für die privatärztliche Praxis dient zu dem gleichen Zweck die Finsen-
Reyn-Lampe; es ist das eine Präzisionsbogenlampe mit geringerem Strombedarf und
nur einem Konzentrator mit Wasserkühlung.
Zur Behandlung zahlreicher Hautkrankheiten werden in den letzten Jahren
verschiedene Quecksilberdampflampen häufig benutzt. Das Licht dieser Lampen ist
reich an kurzwelligen, chemisch und daher auch therapeutisch wirksamen Strahlen.
Von den bekannten glastechnischen Werken Schott & Gen. wird für therapeutische
Zwecke die Uviol-Lampe hergestellt. Die Lampenkörper bestehen aus einem Spezial-
glas, welches die ultravioletten Strahlen in großen Mengen hindurchläßt. In noch
höherem Maße ist das bei denjenigen Quecksilberdampflampen der Fall, deren
Lampenkörper aus reinem Quarz besteht. Von der Quarzlampen-Gesellschaft in
Hanau werden für therapeutische Zwecke zwei Arten hergestellt. Bei der Quarzlampe
nach Prof. Kromayer befindet sich der Lampenkörper in einem Kühlgehäuse mit
Quarzfenster; während der Bestrahlung muß das Kühlgehäuse ständig vom Wasser
durchflossen werden. Diese Anordnung gestattet, daß der Lampenkörper der zu be-
strahlenden Hautpartie sehr nahe gebracht werden kann. Die Quarzlampe nach
Nagelschmidt ist an den beiden Seiten des Lampenkörpers mit übereinander ge-
schichteten Metallblechen versehen, welche wenigstens eine teilweise Abkühlung bei
kurzer Bestrahlungsdauer ermöglichen. Das Licht der Quarzlampen kann nach kurzen
Bestrahlungszeiten schon recht erhebliche Reaktionen im Hautgewebe veranlassen.
Personen, welche mit der Herrichtung und Bedienung von Quarzlampen betraut sind,
sollten im eigenen Interesse ihre Augen durch rauchgraue oder rote Gläser genügend
schützen.
Der Betrieb der therapeutischen Lichtquellen kann ausschließlich durch Gleich-
strom erfolgen. Wo nur Wechselstrom zur Verfügung steht, erfolgt die Stromumwand-
lung mittels rotierender Umformer.
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß überall da, wo die Beziehungen
zwischen Elektrizität und Organismus zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen
geworden sind, auch der Präzisionsmechanik neue Aufgaben zufielen. Zahlreich sind
die feindurchdachten Meß- und Registrier-Vorrichtungen, welche für elektrophysiologische
und elektrobiologische Untersuchungen hergestellt sind. Erwähnt sei der Apparat,
1. an a 1. G.Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 137
welcher zur Aufzeichnung der Aktionsströme des menschlichen Herzens in Anwendung
kommt. Dieser Apparat — der Elektro-Kardiograph — registriert die überaus zarten
elektrischen Ströme, welche das Herz bei seiner Tätigkeit ständig erzeugt. Der
Physiologe ist dann in der Lage, an Hand verschiedener Elektro - Kardiogramme auf
eine normale oder krankhafte Funktion des Herzmuskels zu schließen. Es ist er-
wähnenswert, daß hier nicht mittels der Präzisionsapparate dem Organismus elektrischer
Strom zugeführt wird, sondern diesmal ist es umgekehrt: der Organismus führt seine
charakteristischen Stromimpulse den Präzisionsapparaten zu.
Röntgentechnik.
Im November des Jahres 1895 entdeckte Röntgen in Würzburg die nach ihm
benannten Strahlen. Bald nachdem der hervorragende diagnostische Wert der neuen
Strahlenart bekannt wurde, ging man daran, das Röntgeninstrumentarium für die all-
gemeine ärztliche Praxis auszubauen. Die ersten Röntgenapparate waren oft in der
primitivsten Weise zusammengestellt und bestanden aus einer Akkumulatorenbatterie,
dem Induktor mit Hammer- oder Quecksilbertauchunterbrecher und einer einfachen
Röntgenröhre, welche häufig nach wenigen Benutzungen schon versagte. Von dem
Zeitpunkt an, wo der Röntgenapparat für den direkten Anschluß an das Gleichstromnetz
hergerichtet wurde, mußte auch an eine konstruktive Umgestaltung des Induktors, des
Unterbrechers und der Röntgenröhre gedacht werden. Weiterhin stellte sich heraus,
daß mit den Röntgenstrahlen nicht nur wichtige chirurgische und interne Unter-
suchungen vorgenommen werden konnten, auch die therapeutischen Wirkungen wurden
bald bekannt, und neben dem Instrumentarium zur Erzeugung von Röntgenstrahlen
mußte auch an die Herstellung der Hilfsapparate für die Röntgendiagnostik und
Röntgentherapie gedacht werden.
Die ersten Röntgenapparate waren für Gleichstrombetrieb eingerichtet. Wegen
der an verschiedenen Orten vorhandenen Wechselstromanlagen mußte daran gedacht
werden, den Röntgenapparat auch für den Betrieb mit Wechselstrom herzurichten,
eine Aufgabe, die erst in den letzten Jahren zur allgemeinen Befriedigung end-
gültig gelöst wurde. Heute kann selbst unter den schwierigsten örtlichen Verhält-
nissen ein Röntgenapparat in Betrieb gesetzt werden, wobei zu berücksichtigen ist,
daß die Bedienung sehr häufig von Personen erfolgt, die keine technische Vor-
kenntnisse besitzen. Der sachkundige Konstrukteur von solchen Apparaten hat schon
dafür gesorgt, daß die Inbetriebsetzung nach kurzen Instruktionen durch einfache
Schaltergriffe möglich ist.
So abweichend die Röntgenapparate der verschiedenen Firmen auch ausfallen,
so machen sich doch immer wiederkehrende Einzelheiten in der Gesamtanordnung
bemerkbar. Des besseren Verständnisses wegen sollen nachstehend die verschiedenen
Betriebsverhältnisse der Röntgenapparate in kurzen Umrissen charakterisiert werden.
Röntgenapparate mit Unterbrecherbetrieb. Als Betriebsstrom kommt gewöhn-
licher Gleichstrom mit der üblichen Netzspannung in Anwendung. Bei Wechsel- oder
Drehstrom erfolgt die Umwandlung mittels rotierender Wechselstrom-Gleichstrom-
Umformer. Die hier und da gepflegte Methode, den Wechselstrom durch elektro-
lytische oder Quecksilberdampf-Gleichrichter in pulsierenden Gleichstrom umzuwandeln,
erfordert eine peinliche Überwachung der Betriebsvorschriften, wenn ein dauernd gutes
Funktionieren des Apparates erzielt werden soll.
Das Grundprinzip dieser Apparatengruppe ist folgendes Mit Hilfe eines
elektrolytischen oder elektromechanischen Unterbrechers wird ein intermittierender
Gleichstrom erzeugt; dieser durchfließt die Primärspule des Induktors. Es entsteht
ein intermittierendes Kraftlinienfeld, welches in der Sekundärspule die hochgespannten
Ströme zum Betrieb der Röntgenröhre entstehen läßt. Dadurch, daß die Intensität
der bei Stromöffnungen entstehenden Stromimpulse weit größer ist als bei Strom-
schlieBungen, können die nebenher auftretenden SchlieBungs-Stromimpulse fast annulliert
werden. Andernfalls wird dort, wo diese Impulse auf den Röntgenröhrenbetrieb
störend einwirken, eine kleine Funkenstrecke oder eine Ventilröhre in Anwendung
gebracht. Diese Hilfsvorrichtungen werden mit der Röntgenröhre hintereinander ge-
schaltet, so daß nur gleichgerichtete Öffnungsimpulse an der Strompassage beteiligt
sind. Es ist also der Hauptsache nach ein intermittierender, hochgespannter Gleich-
strom, welcher durch die Unterbrechungsvorrichtungen erzeugt wird.
138 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. M 5
Die Unterbrecher für den Betrieb von Röntgenröhren haben im Laufe der
letzten Jahre mannigfache Anderungen erfahren. Da bald die Unzulänglichkeit der
Unterbrecher mit hin- und her gehenden Bewegungen genügend hervortrat, ging man
zur Konstruktion der rotierenden Unterbrecher über. Es entstanden die Turbinen-
oder Quecksilberstrahl-Unterbrecher, bei welchen die Kontaktgebung entweder durch
rotierende Segmente und feststehende Düsen für das in Strahlform heraustretende
Quecksilber erfolgte; oder die Segmente standen fest, während die Düsen mit dem
ausströmenden Quecksilber in Rotation versetzt wurden. Auf etwas einfacherem Wege
konnte das Problem der zuverlässigen Stromunterbrechung durch W. A. Hirschmann
gelöst werden. Hier gelangte ein rotierender Schleifkontakt-Unterbrecher in An-
wendung, wo durch eine selbsttätige Amalgamierung der Kontaktflächen exakte
Unterbrechungen des Primärstromes, auch bei hoher Selbstinduktion, erfolgten.
Der durch Prof. Wehnelt eingeführte und nach ihm benannte elektrolytische
Unterbrecher war zunächst von verblüffender
Einfachheit, weil bei ihm kein Rotations-
mechanismus erforderlich war. Doch lehrten
weitere Erfahrungen, daß je für bestimmte
Zwecke der elektrolytische Unterbrecher oder
der elektromechanische unentbehrlich blieben.
Heute wird der elektrolytische Unterbrecher
allgemein für röntgendiagnostische Zwecke, der
elektromechanische Unterbrecher dagegen vor-
wiegend für röntgentherapeufische Zwecke
benutzt.
In den letzten Jahren ist ein von Tesla
zuerst benutztes Unterbrecherprinzip für die
Konstruktion verwendet worden. Durch einen
Elektromotor wird ein eisernes und mit einer
bestimmten Quecksilbermenge gefülltes Gefäß
in Rotation versetzt, so daß infolge der Zentri-
fugalwirkung das Quecksilber einen geschlossenen
Ring bildet, welches sich der inneren Gefäß-
wandung anschmiegt. Eine gleichzeitig mit dem
Gefäß in Bewegung gesetzte Kontaktvorrichtung
kommt in kurz aufeinanderfolgenden Pausen mit
dem Quecksilberring in Berührung, wodurch
exakte Stromunterbrechungen erzielt werden.
Dieser Zentrifugal-Unterbrecher (Fig. 6) be-
darf nur verhältnismäßig wenig Quecksilber und
Löschflüssigkeit. Auch das ist als ein Fortschritt gegenüber den älteren Turbinen-
Unterbrechern zu bezeichnen, bei welchen oft enorme Quecksilbermengen und zur
Funkenlöschung Alkohol oder Petroleum erforderlich waren.
Es muß hier bemerkt werden, daß bei allen elektromechanischen Unter-
brechern die Reduktion der Öffnungsfunken, welche bei hohen Selbstinduktionen der
Primärwindungen beträchtlich sein können, durchaus notwendig ist. Das wird einerseits
erreicht durch Parallelschalten von Kondensatoren mit bestimmter Kapazität zur Unter-
brechungsvorrichtung; anderseits wird eine Löschung der Öffnungsfunken durch ge-
nügendes Überschichten des Quecksilbers mit Petroleum oder Alkohol erreicht. Für
den gleichen Zweck läßt sich auch Leuchtgas verwenden, doch muß das Unterbrecher-
gefäß dann mit sicheren Abdichtungen versehen sein. Der Wehneltunterbrecher
bedarf weder eines Kondensators, noch besonderer Vorrichtungen zur Reduktion der
Öffnungsfunken; dieselben werden durch die reichlich vorhandene Flüssigkeitsmenge
(verdünnte Schwefelsäure) unschädlich gemacht. |
(Schluß folgt.)
— ee
Heft 13.
Juli 1911.
Für Werkstatt und Laboratorium.
— OOO OO . eee eee
— ———————— — . —
Für Werkstatt und
Laboratorium.
Selbsttätiger Spannungsregler
der A. E. G., System Tirrill.
Nach einem Prospekt.
(Schluß.)
Der ganze Mechanismus arbeitet in folgen-
der Weise.
Da die Kontakte ei c, und Ci C, stets
gleichzeitig in Wirksamkeit treten, so kann
man der Einfachheit halber annehmen, C, C,
wäre allein vorhanden und hätte die Funktion
von c, c, mit übernommen. Ferner wollen wir
uns denken, H, wäre in irgend einer mittleren
Stellung festgehalten und die Spannung der
nun um 80 höher, je später der Kontakt C, C,
jedesmal geöffnet wird, d. h. je stärker Feder
F, gespannt ist, oder, da die Federspannung
mit der Dehnung der Feder wächst, je höher
die Elektrode C, im Momente der Öffnung des
Kontaktes liegt.
Jeder bestimmten Höhenlage der Elektrode
C, im Momente der Kontaktöffnung entspricht
also bei konstanter Belastung eine bestimmte
Generatorspannung.
Nehmen wir nunmehr an, der Hebel H,
werde nicht mehr festgehalten, die Generator-
spannung sei zunächst zu niedrig und der
Kontakt C, C, und damit der Nebenschluß-
regulator sei kurzgeschlossen. Sogleich schnellt
dann die Erregerspannung in die Höhe, die
ZI SL SSSA FIEND OT LL LISSA zz
LH TL.
Lk LAL AA AA LDLAL EP AAPRK KI LET
DR PER ae 3 5
J a PP BR
Fig. 2.
Erregermaschine wäre niedrig. Dann würde
die Feder Fi das Übergewicht über S, haben
und C, auf C, drücken. Damit wäre der
Nebenschlußwiderstand kurzgeschlossen und
die Spannung würde (momentan) ao weit in die
Höhe schnellen, bis S, das Übergewicht be-
käme und den Kontakt C, C, öffnete. Damit
Kraft von S, wächst und hebt die Elektrode C,
Da aber, wie angenommen, zunächst die Gene-
ratorspannung zu gering ist, vermag S, den
Kern K, nicht zu halten; er sinkt und hebt
damit die Elektrode C, hinter C, her. Der
ganze Kontakt C, C, bewegt sich geschlossen
in die Höhe und öffnet sich erst, wenn die ge-
würde der Nebenschlußregulator wieder einge- | wünschte Generaturspannung ein wenig über-
WERE 9
HH m HHA
N =
o o
e DIES
Sn
aaa
.
IE
Fig. 3.
schaltet und die Erregerspannung wieder ab-
fallen usw. Da die Massen gering sind, führt
der Hebel in der Minute mehrere hundert
solcher Kontaktschwingungen aus. In gleichem
Tempo pulsiert die Erregerspannung, und die
Generatorspannung stellt sich auf einen Wert
ein, der der mittleren Erregerspannung ent-
spricht. Diese mittlere Erregerspannung liegt
schritten ist und S, den Kern K, nach unten
zieht. Nach der Öffnung des Kontaktes
wiederholt sich alsbald das Spiel in der be-
sprochenen Weise und der Generator erhält
gerade die gewünschte Spannung.
Steigt die Belastung des Generators, so
braucht er einen stärkeren Erregerstrom und
damit eine höhere Erregerspannung, um auf
140
konstanter Klemmenspannung zu bleiben,
d.h, der Kurzschluß des Nebenschlußregulators
muß sich in jeder Periode erst später Öffnen
als ersterer. Dies wird in leicht übersehbarer
Weise von der Spule 8, dadurch herbeigeführt,
daß der Öffnungspunkt des Kontaktes C, C,
in die Höhe gerückt wird.
Die Wirkungsweise des Tirrillreglers kann
also folgendermaßen zusammengefaßt werden:
Einstellung der richtigen Erregerspannung
durch periodischen Kurzschluß veränderlicher
Dauer; Einstellung der richtigen Kurzschluß-
dauer durch einen als Ganzes beweglichen
Fig. 4.
Kontakt, dessen Höhenlage durch die Generator-
spannung eingestellt wird.
Daß statt des in der Erklärung der
Wirkungsweise angenommenen einzigen Kon-
taktes deren zwei vorhanden sind, hat seinen
Grund darin, daß an den Kontakt zwei einander
widersprechende Anforderungen gestellt werden.
Einerseits muß er leicht sein und geringen
Hub haben, um schnell vibrieren zu können
und keine wesentlichen Schwankungen der
Spannungen während des Hubes zuzulassen;
anderseits muß er kräftig sein und großen Hub
haben, um den nicht unbeträchtlichen Kurz-
schlußstrom des Nebenschlußregulators aufzu-
2 ERE eS &
Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
nehmen und exakt zu unterbrechen. Deshalb
weist man die erste Aufgabe dem Kontakte
C, C, und die zweite dem Kontakte c, c, zu.
Will man die Höhe der vom Generator
konstant gehaltenen Spannung ändern, 80
kann man 1. G ändern, (Vergrößerung von G
verringert die Generatorspannung), 2. die
Windungszahl von S, Andern, etwa indem man
87“ davorschaltet, 3. vor S, einen regulierbaren
Widerstand legen.
Soll nicht die Zentralenspannung, sondern
die Spannung eines Speisepunktes konstant
gehalten werden, so wird 8,“ an einen Strom-
wandler so angeschlossen, daß er S, entgegen-
wirkt. Dann steigt die Generatorspannung mit
der Strombelastung und der Spannungsverlust
in der Speiseleitung wird ausgeglichen.
Der Regler besitzt zwei Differentialrelais
ci ez. von denen das eine, wenigstens bei
kleineren Leistungen, als Reserve dient. Bis
150 Volt werden die Regler unmittelbar an die
Generatorsammelschienen angeschlossen, dar-
über hinaus an Transformatoren.
Werden die zu regulierenden Ströme des
Nebenschlußreglers so groß, daß ein einziger
Kontakt sie nicht mehr bewältigen kann, so
unterteilt man den Nebenschlußwiderstand in
mehrere von je einem Relaiskontakte über-
brückte Teile. Alle Relais werden von dem-
selben Hauptkontakte (C, C,) beeinflußt.
Die Spannungsregelung mehrerer parallel
arbeitender Generatoren muß durch einen ein-
zigen Regler ausgeführt werden. Die Be-
dingung guten Parallelbetriebes ist, daß die
Charakteristiken sowohl der Erregermaschinen
als auch der Generatoren sich decken.
Die Fig. 2 u. 3 geben Spannungsdiagramme
aus einer Grubenzentrale, Fig. 2 bei sorgfältiger
Handregulierung, Fig. 3 bei Einschaltung eines
Tirrillreglers; der außerordentlich günstige
Einfluß des Reglers tritt offensichtlich in Er-
scheinung.
Die ganze Apparatur wird auf grund der
vorher an Hand eines Fragebogens zu machen-
den Angaben über die zu regulierenden Gene-
ratoren usw. fertig einjustiert und übersichtlich
montiert geliefert (s. Fig. 4). @. 8.
— — —
Glas technisches.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
30. Nr. 465081. Medizinische Spritze für
Punktionen und Injektionen. R. Lands-
berger, Berlin. 13. 4. 11.
Nr. 466 233. Subkutanspritze, ganz aus Glas,
mit an beiden Enden angeordneten Ver-
Heft 18.
1. Juli 1911. Glastechnisches
schlu8kappen. G. Zimmermann, Stützer-
bach i. Th. 29. 4. 11.
Nr. 466 344. Ärztliche Spritze für Kranken-
und Gesundheitspflege. C. Schwenn,
Hamburg. 29. 4. 11.
42. Nr. 465008. Zentrifugengläschen mit ka-
pillarer und graduierter Verengung zur
Honiguntersuchang. C. Desaga, Heidel-
berg. 24. 4. 11.
Nr. 465 794. Apparat zur Bestimmung des
Siedepunktes von Flüssigkeiten. C. Ger-
hardt, Bonn. 15. 4. 11.
Nr. 466454. Meßzylinder, dessen oberer
Skalenteil verjüngt ist und eine ent-
sprechende feinere Einteilung ermöglicht.
H. Holtkamp, Oberhausen, u. C. Ger-
hardt, Bonn. 5. 5. 11.
Nr. 466 614. Elektrolytischer Wasserzersetz-
apparat mit Scheidewand. C. Woytatek,
Hamburg. 2. 5. 11.
Nr. 466 871. Bade- und Zimmerthermometer.
A. Weisbach, Ilmenau. 14. 3. 11.
Nr. 466 908. Automatische Bürette.
bart, Bernburg. 4. 5. 11.
Nr. 467 203. Apparat fir maBanalytische Be-
stimmungen. Ph. Ey er, Kötitz b. Dresden.
12. 5. 11.
Nr. 467 399. Badethermometer.
Zerbst. 11. 5. 11.
P. Schu-
W. Kramer,
— ems
Einsendung von Preisverzeichnissen
an deutsche Konsulate.
«Außer bei dem deutchen Konsulate in
Johannesburg (s. diese Zeitschr. 1911. S. 118) be-
stehen noch bei vielen anderen Handelsver-
tretungen des Reiches im Auslande Katalog-
sammlungen. Die Nachrichten für Handel und
Industrie teilen hierüber folgendes mit.
Kais. Generalkonsulat in Kalkutta.
Deutsche Firmen werden im eigenen In-
teresse ersucht, dem Generalkonsulate regel-
mäßig ihre neuesten Kataloge zugehen zu
lassen. Es wird empfohlen, Kataloge nach
Britisch-Indien nur in englischer Sprache zu
senden, ferner Preise und Gewichte stets nach
englischem System anzugeben.
Kais. Generalkonsulat für Australien in Sydney.
In der Handelsabteilung des Kaiserlichen
Generalkonsulats für Australien in Sydney ist
eine Sammlung von Katalogen deutscher
Fabriken angelegt. Sie hat den Zweck, bei
der stetig wachsenden Zahl von Anfragen
seitens australischer Käufer alsbaldige genaue
. Gewerbliches.
141
Auskunft zu ermöglichen. Im Interesse
deutscher Firmen liegt es daher, sich durch
Einsendung ihrer Kataloge die Sicherheit zu
verschaffen, daß sie bei Anfragen über die von
ihnen hergestellten Warengattungen als Bezugs-
quelle genannt werden. Kataloge ohne Preise,
Rabatte und Verkaufsbedingungen sind zweck-
los. Firmen, die mit bestimmten Ausfuhr- oder
Kommissionshäusern arbeiten oder in Australien
Vertreter haben, sollten solche der Handels-
abteilung namhaft machen, damit die An-
fragenden an sie verwiesen werden können.
Kais. Konsulat in Chicago.
Für den Dienstgebrauch des Handelssach-
verständigen beim Kais. Konsulat in Chicago
ist die Übersendung von Einzelkatalogen
deutscher Exportfirmen an das genannte Kon-
sulat erwünscht, je einer in deutscher und in
englischer Sprache.
Kais. Generalkonsulat in Kapstadt.
Die in den Räumen des Kaiserlichen
Generalkonsulats in Kapstadt errichtete Handels-
auskunftstelle legt sämtliche von deutschen
Firmen eingehende Kataloge, Zeitschriften usw.
sowie die zur Verfügung stehenden deutschen
Adreßbücher aus und stellt sie den Interessenten
an der Hand eines in einem deutschen und
englischen Exemplar vorhandenen Firmen-
registers, in dem die in den Katalogen usw.
deutscher Firmen erwähnten Waren in alpha-
betischer Reihenfolge und daneben Vermerke
über liefernde Firmen und ihre Kataloge usw.
enthalten sind, zur Verfügung. Da die eng-
lischen Firmen in Südafrika nur selten Ange-
stellte haben, die des Deutschen mächtig sind,
so kommen in erster Linie in englischer
Sprache abgefaßte Kataloge usw. in Betracht,
deren Einsendung an das Kaiserliche General-
konsulat in Kapstadt den deutschen Interessenten
anheimgestellt wird. Die Verteilung von Ka-
talogen und Warenproben lehnt die Handels-
auskunftstelle ab.
Kais. Generalkonsulat in Buenos Aires.
Die eingehenden Kataloge werden für In-
teressenten zur Einsicht ausgelegt. Kataloge
erfüllen meist nur dann ihren Zweck, wenn
sie in spanischer, sonst in französischer Sprache
abgefaßt sind.
Kais. Generalkonsulat in Bio de Janeiro.
Für Brasilien bestimmte Kataloge, Preis-
listen und sonstige Drucksachen sollten portu-
giesisch abgefaßt sein. Deutsche Kataloge sind
in Nord- und Mittelbrasilien fast zwecklos,
französische oder gar englische haben nur be-
schränkten Wert. Die Übersendung spanischer
Drucksachen faßt der Brasilianer angeblich
leicht als eine Zurücksetzung dem spanischen
Südamerika gegenüber auf. Kataloge sollen
142
Gewerbliches.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
stets Preise, Bedingungen usw. enthalten. Es
empfiehlt sich, dieselben, namentlich auch für
die Sammlung des Handelssachverständigen,
dorthin einzureichen, damit sie sich meldenden
brasilianischen Interessenten vorgelegt werden
können.
Entwurf zu einem neuen nieder-
ländischen Zolltarif.
Der Entwurf sowie eine vergleichende
Ubersicht zwischen dem Entwurf und dem be-
stehenden Tarif liegen im Zollbureau des
Reichsamts des Innern in Berlin (W, Wilhelm-
straße 74) zur Einsichtnahme aus. Die Druck-
sachen werden Interessenten auf Antrag für
kurze Zeit gegen Rückgabe zugesandt, auch
wird vom Reichsamt des Innern Auskunft
über den Inhalt erteilt.
Der Entwurf des neuen niederländischen
Zolltarifs — unter Gegenüberstellung der neuen
und der alten Zollsätze — wird demnächst im
Buchhandel (Verlag von E. S. Mittler & Sohn
in Berlin, Kochstraße 68) in deutscher Uber-
setzung erscheinen.
Nachrichten für Handel und Industrie’.
Die im Reichsamt des Innern zusammen-
gestellten „Nachrichten für Handel und In-
dustrie“ haben, wie sich gelegentlich der zur
Zeit schwebenden Rundfrage über die Ausge-
staltung der Publikation ergeben hat, bei
weitem noch nicht die Verbreitung gefunden,
die ihrer Bedeutung für unser Wirtschaftsleben
entspricht; in manchen Kreisen, denen sie zu
dienen bestimmt sind, scheinén sie völlig un-
bekannt zu sein. `
Die „Nachrichten“, deren Auflage zur Zeit
6600 beträgt, sind dazu bestimmt, aktuelle
Mitteilungen über die wirtschaftlichen Verhält-
nisse und über die Zoll- und Handelsgesetz-
gebung des Auslandes in weitesten Kreisen
bekannt zu machen. Der Stoff wird teils den
Berichten der Kaiserlichen Konsuln und
Missionen und der Handels- und der landwirt-
schaftlichen Bachverständigen, teils den ein-
schlägigen ausländischen Publikationen ent-
nommen.
1) Die „Nachrichten für Handel und In-
dustrie“ werden von der Redaktion der
D. Mech -Ztg. regelmäßig gelesen, und unser
Blatt bringt stets daraus diejenigen Mitteilungen,
die für unser Gewerbe von Wichtigkeit sind,
naturgemäß mit einer kleinen, durch sein halb-
monatliches Erscheinen bedingten Verzögerung.
Die Red.
Die Artikel über die wirtschaftlichen Ver-
hältnisse des Auslandes, die den größeren Teil
des Inhalts der Veröffentlichung ausmachen,
sind der Übersichtlichkeit balber nach be-
stimmten Erwerbsgruppen zusammengefaßt:
Handel im allgemeinen; Bodenerzeugnisse,
Viehzucht und Fischerei; Spinnstoffe; Mine-
ralien, Metalle, Maschinen; Chemische Industrie;
Verkehrsmittel usw.
Von den verschiedenen Gebieten, die in
den „Nachrichten“ behandelt werden, seien
folgende hervorgehoben: Handelsbewegung in
den wichtigsten Auslandsstaaten, allgemeine
wirtschaftliche Verhältnisse auf ausländischen
Märkten, Saatenstand und Ernte, Absatz
deutscher Waren im Ausland, Bezug von Roh-
stoffen, Lage der für unseren Wettbewerb auf
dem Weltmarkt wichtigen ausländischen Indu-
strien, neue Verkehrswege, Verkehr der be-
deutenden Seehäfen, Frachttarife.
Besondere Berücksichtigung finden Aus-
schreibungen von Lieferungen, die neuerdings
in einem besonderen Abschnitt „Absatzgelegen-
heiten im Ausland“, wo auch sonstige Winke
für den Absatz deutscher Waren auf aus-
ländischen Märkten Aufnahme finden, zum
Abdruck gelangen. Beachtung verdienen die
Hinweise auf Drucksachen und Warenproben,
die in den Diensträumen des Reichsamts des
Innern zur Einsichtnahme ausliegen und
Interessenten auf Wunsch übersandt werden
können. Als besonders wertvoll für unsere
Exportindustrie haben sich die als Beilagen zu
den „Nachrichten“ erscheinenden „Winke für
den deutschen Außenhandel und den Verkehr
mit den Kaiserlichen Konsulaten“ erwiesen.
Diese „Winke“, von denen bisher sechs Aus-
gaben erschienen sind, enthalten kurze Rat-
schläge für den Geschäftsverkehr mit den
verschiedenen Auslandsstaaten und Handels-
plätzen. In vielen Fällen werden sie dazu
beitragen, umständliche und kostspielige An-
fragen zu vermeiden.
Von Bedeutuug für unser Wirtschaftsleben
sind auch die monatlichen Zusammenstellungen
des Kaiserlichen Statistischen Amtes
über die deutsche Goldbewegung, sowie die
Veröffentlichungen über die vom Reichsamt
des Innern eingeleiteten Produktionser-
hebungen, die zuerst in den „Nachrichten“ er-
scheinen, von wo sie in die Presse übernommen
werden.
Es ist ferner darauf hinzuweisen, daß die
Sprechstunden der Kaiserlichen Konsularver-
treter und Handelssachverständigen, die diese
bei ihrem Aufenthalt in Deutschland im Aus-
wärtigen Amte abhalten, sowie die Besuche
der letzteren bei den Handelskammern
zwecks Auskunftserteilung regelmäßig in den
„Nachrichten“ angekündigt werden.
Heft 18
1. Juli 1911.
Der Inhalt der „Nachrichten“ ist, wie aus
Vorstehendem entnommen werden kann, äußerst
mannigfaltig und umfaßt sämtliche Gebiete
des wirtschaftlichen Lebens, die für die Ent-
wickelung und Förderung unserer Handels-
beziehungen mit dem Ausland in Betracht
kommen.
Bei der großen Bedeutung, die heute unsere
Handelsbeziehungen zum Ausland für unsere
gesamte Volkswirtschaft haben, werden aber
nicht bloß die am Geschäft mit dem Ausland
Beteiligten Nutzen aus dieser Veröffentlichung
ziehen, sondern auch weitere Kreise, die sich
für die Weltwirtschaft interessieren, werden das
reichhaltige Material mit Erfolg verwerten
können.
Für die „Nachrichten“, die zur Zeit in der
Woche etwa dreimal in dem Umfang von je 8
bis 10 Beiten (abgesehen von Beilagen für die
Kohlen- und die Zuckerindustrie sowie die
Landwirtschaft), erscheinen, wird keinerlei
Abonnementspreis erhoben. Besonders sei
darauf hingewiesen, daß die „Nachrichten“
nicht etwa bloß an Behörden, Handels- und
Landwirtschaftskammern sowie an sonstige
Interessenvertretungen von Handel und Industrie
und Landwirtschaft überwiesen werden, sondern
jeder Inländer, der ein fortdauerndes Interesse
an der Publikation dartut, kann sie unmittel-
bar beziehen. Um den Bezug der „Nachrichten“
nach Möglichkeit zu beschleunigen, werden sie
neuerdings im Postzeitungswege zugestellt.
Anträge auf Überweisung der „Nachrichten“
sind jedoch nicht bei den Postämtern zu
stellen, sondern an das Reichsamt des
Innern (Berlin W 8, Wilhelmstr. 74) zu richten.
Hierbei ist anzugeben, ob die einzelnen
Nummern bei der Post abgeholt werden sollen,
oder ob die Zustellung ins Haus erfolgen soll.
Im letzteren Falle ist mitzuteilen, daß das Be-
stellgeld (etwa 0,96 M jährlich) von dem
Empfänger bei der Postanstalt bezahlt werden
wird. Einzelne Nummern können auf Antrag
unmittelbar zugestellt werden.
— —
Bücherschau u. Preislisten.
P. Günther, Quarzglas. Seine Geschichte,
Fabrikation und Verwendung. 80. 51 S. mit
10 Fig. Berlin, J. Springer 1911. Geh.
1,40 M.
Das kleine Buch bietet auf engem Raum
eine Übersicht über die Entwicklung der
Quarzglas Technik. Nach einer kurzen ge-
schichtlichen Einleitung wird die Fabrikation
des Quarzglases geschildert, die sich, je nach-
dem das Ausgangsmaterial Bergkristall oder
Gewerbliches. — Bücherschau und Pre alisten.
143
Quarzsand ist, ganz verschiedenartig abspielt.
Nach besonders eingehender Beschreibung der
verwendeten elektrischen Öfen wird die Form-
gebung des Schmelzgutes besprochen. Hieran
schließen sich besondere Abschnitte, welche
die physikalischen und chemischen Eigen-
schaften des Quarzglases sowie seine Ver-
wendungen behandeln. Eine Literaturübersicht
macht den Beschluß. Das Buch sei der Be-
achtung unserer Leser empfohlen. @.
A. Föppl, Vorlesungen über technische Me-
chanik. I. Band: Einführung in die Mechanik.
4. Aufl. 8. XV u. 424 S. mit 104 Figuren.
Leipzig und Berlin, B. G. Teubner 1911.
Geb. 10 M.
Der Erfolg des Buches spricht am besten
für seinen Wert. Auf dem wichtigen Gebiet
der Mechanik können sich unsere Leser
schwerlich einem zuverlässigeren Führer an-
vertrauen. @.
S. Herzog, Schule des Elektromonteurs. Hand-
buch für Elektromonteure und Maschinisten
elektr. Kraft- u. Lichtanlagen. 2. verm. u.
verb. Aufl. KlI.-8°. IV, 153 S. mit 128 Abb.
Leipzig, O. Leiner 1910. Leinw. 2,00 M.
O. Lippmann, Die Werkstatt des Maschinen-
bauers und Mechanikers. Unter Mitwirkung
namhafter Fachleute aus der Praxis be-
arbeitet. III. Teil. Die Werkzeuge zum
Messen und Anreißen. 80. III, 43 8. mit
14 Tfn. Dresden, O. Lippmann 1910. In
Mappe 2,50 M.
z
Matschoss, Beiträge zur Geschichte der
Technik und Industrie. Jahrbuch des Vereins
deutscher Ingenieure. II. Band. Lex.-8°.
III, 329 S. mit 356 Fig. und 16 Bildnissen.
Berlin, J. Springer 1910. 8,00 M, in Leinw.
10,00 M.
Preislisten usw.
Feldhaus, Die geschichtliche Entwickelung
der Technik des Lötens. 8°. 48 S. mit
20 Fig. Herausgegeben von Claßen & Co.
G. m. b. H., Berlin.
Die bekannte Lötmittel- Fabrik hat ihr
neues Preisverzeichnis an eine kleine geschicht-
liche Studie aus bewährter Feder angegliedert.
Diese vornehme Form der Reklame wird bei
vielen Beifall finden, zumal es sich durchaus
lohnt, den interessant geschriebenen Aufsatz
zu lesen. Die Vorzüge der Fludor - Lötmittel
sind hinreichend bekannt. Die Firma vertreibt
aber auch Isoliermaterialien für die Elektro-
technik (Tensionit) und einen neuen Kollektor-
schutz „Primas“. @.
F
— —
14 eee. — Veretnanachrichtem, e
Patentscha u.
Einrichtung zur Projektion undurchsichtiger Gegenstände, dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen Kondensor und Objektiv ein rechtwinkliges Prisma eingeschaltet ist, dessen
Hypotenuse das vom Kondensor kommende Licht zwecks Beleuchtung des undurchsichtigen
Gegenstandes durchdringt, worauf das von diesem Gegenstande ausstrahlende diffuse Licht
an der Hypotenuse des Prismas totalrefiektiert und in das Objektiv geleitet wird. E. Leybolds
Nachf. in Cöln. 10. 7. 1909. Nr. 225 754. Kl. 42.
Lötwasser zur Verwendung beim Löten von Aluminium, bestehend aus einer filtrierten
Lösung von 2 bis 10 g Chlorkalk mit 11 Salmiakgeist. H. Germann in
Zürich. 18. 10. 1908. Nr. 227416. Kl. 49.
| 1. Verfahren zur Prüfung von Luft oder andern Gasen auf
gewisse Gasbeimischungen, wobei die Farbänderung eines mit einer
Reaktionsflüssigkeit benetzten, mit einem andern Reagens präparierten
Fadens, Bandes o. dgl. als Prüfungsmittel dient, dadurch gekennzeichnet,
daß der vor dem Entwickeln der Prüfungsfärbung mit einem oder
mehreren Reagentien präparierte und für gewöhnlich außerhalb der
Reagenzflüssigkeit für die Färbung aufbewahrte Prüfungskörper (Faden,
Band a o. dgl) zum Zwecke der Färbung mit dem zur Prüfung be-
nutzten Teil durch einen Behälter 5 mit der Färbungsflüssigkeit hindurch
bewegt bezw. in den Behälter eingetaucht wird.
2. Apparat zur Ausübung des Verfahrens nach Anspr. 1, da-
durch gekennzeichnet, daß der Reaktionsflüssigkeitsbehälter 5 mittels
einer Leitung c mit einem Behälter d für einen Reaktionsflüssigkeits-
vorrat kommuniziert und von diesem seinem Reagenzverbrauch ent-
sprechend gespeist wird. M. Arndt in Aachen. 8. 1. 1909. Nr. 227 407.
Kl. 42.
1. Verfahren zur Herstellung magnetisierbarer Materialien
von gleichzeitiger geringer Leitfähigkeit für elektrische und magnetische
Apparate nach Pat. Nr. 226 347, dadurch gekennzeichnet, daß als Oxyd-
gemische von der allgemeinen Formel æ Fe, Os + y Me O zwei oder mehr
zweiwertige Oxyde der allgemeinen Formel x Fe, Os T Me O+2x Me, 0
in Anwendung gebracht werden.
2. Verfahren zur Herstellung magnetisierbarer Materialien von gleichzeitiger geringer
Leitfähigkeit für magnetische und elektrische Apparate nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erhöhung der Permeabilitat die Abkühlung möglichst rasch erfolgt. Nr. 227 787. 25. 2. 1909.
Desgleichen, dadurch gekennzeichnet, daß gepulverte oder gefällte magnetische
Oxyde mit fein gepulvertem Eisen oder Ferrum reductum innigst gemischt und dann gepreßt
werden. S. Hilpert in Grunewald - Berlin. 12. 5. 1909. Nr. 227 788; Zusätze zu Pat. Nr.
226 347. Kl. 21. .
N — g —
Vereinsnachrichten.
Das Fest des 75-jahrigen Bestehens | über; letzterer, eines unserer ältesten Mit-
feierte am 1. Juli die Firma C. Lüttig, |, glieder, Hr. E. Böhme, leitet heut die
wohl die älteste feinmechanische Werkstatt | Firma. Möge es ihm vergönnt sein, noch
Berlins. lange Jahre an ihrer Spitze zu stehen
Nach dem Tode des Begründers, dem | und den alten Ruf der Werkstatt zu er-
es vergönnt war, in 53-jihriger Arbeit die | halten und zu mehren, damit diese noch
Firma aus kleinsten Anfängen bis zu hoher | bis in fernste Zeiten zur Ehre der deut-
Bedeutung emporzuführen, ging 1889 das | schen Feinmechanik bestehen bleibe und
Geschäft auf Sohn und Schwiegersohn | blühe!
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1901.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 14. 15. Juli. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren.
Von G. Heber in Berlin, Ingenieur der A.-G. Reiniger, Gebbert & Schall.
(Schluß.)
Röntgenappurate ohne Unterbrecher. Als Betriebststrom für diese Apparaten-
gruppe wird gewöhnlicher Wechselstrom benutzt; etwa vorhandener Gleichstrom wird
durch den rotierenden Umformer in einphasigen Wechselstrom umgewandelt. Um nun
den Wechselstrom in einen für den Röntgenröhrenbetrieb brauchbaren Hochspannungs-
strom umzuwandeln, wird folgender Weg eingeschlagen. Der durch die Primär-
windungen eines Hochspannungstransformators hindurchflieBende Wechselstrom bringt
ein alternierendes Kraftlinienfeld hervor; durch dasselbe entstehen in der Sekundär-
spule ebenfalls Wechselströme mit hoher Spannung, deren Periodenzahl mit der des
Primärstromes übereinstimmt. Dieser hochgespannte Wechselstrom wird dann durch
einen rotierenden Gleichrichter in einen pulsierenden Hochspannungs-Gleichstrom um-
gewandelt, welcher sich zum Betrieb der Röntgenröhre sehr gut eignet.
Bei diesem Apparatensystem werden also die induktiven Eigenschaften des
Wechselstromes ausgenutzt. Unterbrechungsvorrichtungen und Kondensatoren fallen
gänzlich fort, da keine Stromöffnungen stattfinden. Ist der Apparat an ein Gleich-
stromnetz angeschlossen, so übernimmt die Achse des rotierenden Umformers gleich-
zeitig die Aufgabe, die Achse des Gleichrichters in Umdrehung zu versetzen. Die
Gleichrichtung des hochgespannten Wechselstromes muß genau in demselben Tempo
der primären Stromwechsel vor sich gehen, mit anderen Worten: es muß Synchronismus
zwischen dem Umformeranker und Gleichrichter vorhanden sein. Ist dagegen der
Apparat für direkten Anschluß an ein Wechselstromnetz bestimmt, so wird zuerst ein
kleiner Wechselstrommotor auf Synchronismus mit der Periodenzahl des Netzstromes
gebracht. Hier fällt dem Elektromotor nur die Aufgabe zu, den Gleichrichter in
Betrieb zu setzen. Diese Vorbereitung erfordert nur wenige Sekunden, worauf der
Wechselstrom des Netzes direkt den Primärwindungen des Transformators zugeführt
wird. Nach erfolgter Gleichrichtung kann dann der hochgespannte Strom der Röntgen-
röhre zugeführt werden. |
Der durch Transformierung und Gleichrichtung erhaltene Hochspannungsstrom
ist ein reiner pulsierender Gleichstrom. Verkehrte Stromimpulse sind gänzlich aus-
geschlossen, Ventilröhren oder Vorschaltfunkenstrecken daher entbehrlich. Das Um-
setzungsverhältnis des Transformators kann von vornherein so gewählt werden, daß
bei entsprechender Einstellung diejenigen Spannungen zur Verfügung stehen, wie
solche zum Betrieb der drei typischen Härtegrade von Röntgenröhren erforderlich
sind. Mit Härtegrad bezeichnet man nämlich die Fähigkeit einer Röntgenröhre, bei
einem bestimmten Vakuum Röntgenstrahlen von verschiedener Durchdringungsfähigkeit
zu liefern. Bei niedrigem Vakuum genügen mäßige Spannungen für den Röhrenbetrieb,
diese Röhre wird als „weich“ bezeichnet und liefert Strahlen von geringer Durch-
dringungsfähigkeit. Durch ein etwas höheres Vakuum nimmt die Durchdringungs-
fähigkeit der Strahlen zu, die Röhre hat den Härtegrad „mittelweieh“ und erfordert
zum Betrieb etwas höhere Spannungen. Der mit „hart“ bezeichnete Zustand der
Röntgenröhre wird durch ein hohes Vakuum hervorgebracht, es sind beträchtliche
Spannungen für den Betrieb erforderlich und die Strahlen zeiehnen sieh durch eine
at?
G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. y, de
sehr große Durchdringungsfähigkeit aus. Weiterhin kann durch Hinzunahme eines
Regulierwiderstandes die Intensität des Hochspannungsstromes von Fall zu Fall geändert
werden. Eine besondere Zusatzvorrichtung, welche im sekundären Stromkreis vorhanden
ist, macht die vollkommene Ausschaltung der Hälfte der gesamten Stromimpulse möglich.
Diese Einrichtung hat sich besonders dann als recht brauchbar und schonend für die
Röntgenröhre erwiesen, wenn dieselbe längere Zeit hindurch eingeschaltet bleibt, was
bei Durchleuchtungen und Bestrahlungen häufig vorkommt. Durch die Einführung des
unterbrecherlosen Systems ist der Betrieb des Röntgeninstrumentariums wesentlich ver-
einfacht und dem Röntgenarzt nebst seinem Hilfspersonal das Arbeiten erleichtert.
Die immer mehr zunehmende Verwendung der Röntgenstrahlen brachte es
mit sich, daß Spezialapparate für bestimmte medizinische Zwecke entstanden sind.
Ihre Größe und Zusammenstellung richtet sich in erster Linie nach den Anforderungen.
Oft muß der Röntgenapparat, welcher in einem
Krankenhause zur Aufstellung gelangt, außer-
ordentlich anpassungsfähig sein. Der Arzt
für innere Krankheiten verlangt gute Durch-
leuchtungen und stellt weiterhin die Forderung,
Schnellaufnahmen der inneren Organe machen zu
können. Hier muß vor allen Dingen ein gutes
Durchleuchtungsstativ zur Verfügung stehen, welches
auch für Aufnahmen Verwendung finden kann.
Der Arzt für chirurgische Behandlungen legt da-
gegen großen Wert auf gute und scharfe Struktur-
zeichnungen bei Skelettaufnahmen. Hierfür muß
eine Blendenvorrichtung mit Kompression zur Ver-
fügung stehen. Aber auch Bestrahlungen von
Hautfiächen oder tiefer liegenden Krankheitsherden
sollen mit dem Röntgenapparat ausgeführt werden
können, und für derartige Zwecke muß ein leicht
einstellbares Bestrahlungsstativ mit den erforder-
lichen Blendenvorrichtungen vorhanden sein. Es
ist selbstverständlich, daB der Röntgenapparat und
die Zahl der Hilfsapparate um so größer ausfallen
müssen, je umfangreicher das Krankenmaterial ist,
welches zur Untersuchung und Behandlung gelangt.
Es ist bemerkenswert, daB die Röntgenstationen
der neuerbauten Krankenhäuser mit allen erdenk-
lichen röntgentechnischen Hilfsmitteln ausgestattet
sind und daß oft eigene Gebäude für das umfang- | ey =
reiche Rüstzeug der modernen Röntgentechnik er- =
richtet werden. Die Inanspruchnahme des Röntgen-
instrumentariums ist auf manchen Stationen so groß,
daß zwei oder mehr Apparate zur Aufstellung ge-
langen, welche dann für die speziellen Zwecke hergerichtet werden. Hier kann man die
enormen Fortschritte auf diesem Gebiet sofort übersehen, wenn man die vor 12 bis 14 Jahren
gebräuchlich gewesenen Einrichtungen mit den heutigen vergleicht.
Auch für den Arzt der Privatpraxis sind preiswerte und leistungsfähige
Röntgenapparate entstanden. Interessant ist eine Zeitungsnotiz aus dem Jahre 1896,
wo ausgeführt wird, „daß an die allgemeine Einführung des Röntgenapparates für
privatärztliche Zwecke infolge der hohen Anschaffungskosten kaum gedacht werden
könne“. Inzwischen aber ist der bedeutende medizinische Wert der Röntgenstrahlen
immer mehr erkannt worden, und die umfangreiche Verwendung hat zu der Entstehung
eines ganz neuen Gebietes, der Röntgentechnik, geführt. Dieser fiel die Aufgabe zu,
die Röntgenapparate so auszugestalten, daß auch dem Arzt der Privatpraxis damit
gedient werden konnte. Während früher die Aufstellung eines Röntgenapparates im
Behandlungszimmer des Arztes insofern mit einigen Umständlichkeiten verbunden war,
weil Induktor, Unterbrecher und Schalttafel mit den erforderlichen Zuleitungen an der
Wand befestigt wurden, erfolgt heute die Aufstellung des Instrumentariums in der
einfachsten Weise, die Verbindung mit dem Leitungsnetz wird durch einen Steckkontakt
hergestellt. So kann der Chirurg, der Orthopäde, der Internist, der. Hautspezialist
Fig. 7.
Papel 195 1. 8. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. 147
und der Zahnarzt den Röntgenapparat jederzeit für seine Zwecke in Anwendung
bringen. Fig. 7 stellt ein solches einfaches Röntgeninstrumentarium dar, welches
speziell für zahnärztliche Aufnahmen bestimmt ist.
Mit der fortschreitenden Verbesserung des Röntgeninstrumentariums und der
damit in Verbindung stehenden Steigerung der Leistungsfähigkeit mußte auch an die
Herstellung brauchbarer Röntgenröhren gedacht werden. Die in früheren Jahren
benutzten Röhren lieferten zwar befriedigende Resultate bei Durchleuchtungen und
Aufnahmen, doch zeigten sich gerade bei letzteren verschiedene Mängel. Zunächst
mußten die Elektroden wesentlich verstärkt werden und besonders die Antikathode
wurde für eine bessere Ableitung der durch auftreffende Kathodenstrahlen erzeugten
Wärmemengen eingerichtet. Es sind auch Versuche gemacht worden, den aus Platin
bestehenden Antikathodenspiegel durch ein anderes Metall, z. B. Iridium oder Tantal,
zu ersetzen. Doch lehrten die Erfahrungen, daß eine aus Platin bestehende Anti-
kathodenfläche dieselben Resultate liefert. Die Hauptsache bleibt eine schnelle und
gute Wärmeableitung. Auch bei der Herstellung des Vakuums wurde eine größere
Sorgfalt beobachtet, und man stellte fest, daß die Röntgenröhre wesentlich bessere
Resultate liefert, wenn schon während der Evakuierung diejenige Art des Hoch-
spannungsstromes hindurchgeleitet wird, welche späterhin für den ständigen Betrieb in
Betracht kommt. Ferner erfuhren die Reguliervorrichtungen zahlreiche Verbesserungen,
und wenn sich auch nicht jede Neuerung brauchbar zeigte, so besitzen doch wenigstens
die gut ausgeführten Röntgenröhren Reguliervorrichtungen, mit welchen zu hohe Härte-
grade leicht reduziert werden können. Je nach dem Verwendungszweck werden die
Röntgenröhren für Bestrahlungen, Durchleuchtungen und Aufnahmen hergestellt.
Ganz besonders die für Aufnahmen bestimmten Röhren sind so weit verbessert worden,
daß dieselben mit den stärksten zur Verfügung stehenden Energiemengen momentan
belastet werden können. Hier müssen auch die Versuche der Gebrüder Lindemann
erwähnt werden. Dieselben konnten eine Glassorte ausfindig machen, welche noch
Röntgenstrahlen von geringster Durchdringungsfähigkeit durchläßt; das gewöhn-
liche, für Röntgenröhren verwendete Glas hält selbst in dünnsten Schichten derartige
Strahlen zurück. Erhält eine gewöhnliche Röntgenröhre gegenüber der Antikathode
ein Lindemannsches Glasfenster (Lithiumborat-Glas), so können die erwähnten
Strahlen heraustreten und dort angewendet werden, wo keine erheblichen Tiefen-
wirkungen erforderlich sind.
Weitere wichtige Fortschritte sind zu verzeichnen, wo es darauf ankommt, die
Röntgenapparate mit Schutzvorrichtungen zweckmäßig auszurüsten. Seitdem die
schädigenden Wirkungen der Röntgenstrahlen bekannt geworden sind, hat man auch
Mittel und Wege gefunden, die unheilvollen Wirkungen soviel wie möglich auszu-
schalten. Einerseits ist das dadurch erreicht, daß die Röntgenröhre von einem
Blendenkasten umgeben ist, weleher nur an einer bestimmten Öffnung den Austritt
der Strahlen erlaubt. Diese Öffnung kann von Fall zu Fall dureh Einschalten be-
sonderer Blenden für den Zweek der Untersuchung oder Bestrahlung verändert werden.
Die Baryumplatineyanürschirme, welehe zur Durchleuchtung dienen, sind mit Bleiglas
bedeckt, welches keine Röntgenstrahlen zum Gesicht des Beobachters gelangen läßt;
an den Schirmseiten angebrachte Handschützer bewahren die Hände vor den Strahlen.
Durch geeignete Aufstellung von Schutzkabinen und Schutzwänden, welche mit Bleiblech
beschlagen sind und ein Bleiglasfenster zur Beobachtung enthalten, kann sich jeder,
welcher ständig mit Röntgenstrahlen zu tun hat, vor der schädigenden Einwirkung
derselben schützen.
Mit regem Eifer ist auch an der Vervollkommnung der MeBmethoden gearbeitet
worden. Die qualitativen Messungen erstreckten sich auf die Durchdringungsfähigkeit
der Röntgenstrahlen und werden mit den Härtemessern nach Benoist, Walter oder
Wehnelt vorgenommen. Die quantitativen Strahlenmessungen, welche besonders für die
Röntgentherapie von großer Bedeutung sind, erfolgen auf indirektem Wege, indem die
Eigenschaften der Röntgenstrahlen, auf bestimmte Verbindungen färbend oder zersetzend
einzuwirken, benutzt werden. Ls liegen bei den Intensitätsbestimmungen der Röntgen-
strahlen dieselben Schwierigkeiten vor, wie in der Photometrie, wo ja auch die Ver-
wendung einer absoluten Lichteinheit für praktische Zwecke nicht durchführbar ist.
Zum Schluß mögen noch die jüngsten Fortschritte in der Technik der Moment-
Röntgenaufnahmen kurze Erwähnung finden. Die Bemühungen, mit Hilfe der Röntgen-
strahlen Momentaufnahmen des Skeletts und der inneren Organe herzustellen, sind
148 G. Heber, Elektromedizinische und röntgentechnische Fortschritte in den letzten Jahren. ,,, Deutsche
chaniker-Ztg.
zunächst durch Verwendung der Verstärkungsschirme wesentlich erleichtert worden.
Diese Schirme enthalten als wirksame Substanz Calciumwolframat, welches durch
Röntgenstrahlen zur Blaufluoreszenz angeregt wird. Die photographische Trockenplatte
wird mit einem solchen Verstärkungsschirm zusammengebracht und durch eine Kassette
lichtdicht verschlossen. Das aufzunehmende Objekt befindet sich mit der Kassette vor
der Röntgenröhre, diese wird nur für sehr kurze Zeit mit einem intensiven Hoch-
Fig. 8.
spannungsstrom belastet. Es entsteht auf der Verstärkungsschirmfläche, mit derselben
Zeitdauer der Röhrenbelastung, ein Fluoreszenzbild des aufzunehmenden Objektes,
welches chemisch sehr aktiv ist und sofort ein latentes Bild auf der Trockenplatten-
schicht hervorbringt. Durch den bekannten photographischen Prozeß wird dann das
Trockenplattenbild vollendet. P
Es sind für die Moment-Röntgenaufnahmen besondere Schaltvorrichtungen
konstruiert worden, denen die Aufgabe zufällt, den Primärstrom von ziemlicher Stärke
Fig. 9.
im Bruchteil der Sekunde auszuschalten. Je kürzer die Zeitdauer bei der Exposition
gewählt wird, um so stärker kann die Röntgenröhre belastet werden. Diese muß
selbstverständlich für derartige Momentbelastungen besonders hergerichtet sein und
darf weder einen zu geringen noch zu hohen Härtegrad besitzen.
Durch eine genügend große und richtige Dimensionierung des Induktors,
sowie durch Anwendung eines geeigneten Unterbrechers ist es sogar möglich,
Röntgenaufnahmen mit einem einzigen Stromimpuls herzustellen, dessen Zeitdauer bei
TA tt 1 Für Werkstatt und Laboratorium. 149
der Entladung durch eine Röntgenröhre ungefähr 3/,,, Sekunde beträgt. Für diese
„Unipuls-Aufnahmen“ muß natürlich eine größere Energiemenge aufgewendet werden,
als es bei den normal gebräuchlichen Röntgenapparaten der Fall ist. Allerdings
handelt es sich dabei nur um eine ganz kurze StromschluBdauer. Der Apparat wird
in ein Gleichstromnetz von 110 oder 220 Volt eingeschaltet und durch einen besonders
konstruierten Einzelschlagunterbrecher wird der Primärstromkreis geschlossen; die
Stromstärke erreicht dabei 40 bis 50 Ampere. In diesem Augenblick wird durch Frei-
gabe des Kontakthebels der Stromkreis momentan und sicher unterbrochen, so daß
ein Magnetfeld von mächtiger Intensität einen sehr kräftigen Offnungsstrom-Impuls in
der Sekundärspule entstehen läßt. Die photographische Aufnahme einer solchen
Unipuls-Entladung ist durch die Fig. 8 veranschaulicht; hier befand sich die Funken—
entladung weit genug von der Primärspule, so daß sich der Einfluß des Magnetfeldes
nicht bemerkbar macht. Dagegen zeigt die Fig. 9 die Aufnahme des Entladungs-
funkens in ziemlicher Nähe der Primärspule, und man sieht, wie durch das Magnetfeld
die Aureole spiralförmig um den Funkenkern verläuft. Ein derartiger Stromimpuls
wird nun durch eine Röntgenröhre hindurchgeschickt, welche eigens für diese Unipuls-
Aufnahmen hergerichtet ist. Das Rohr läßt im kritischen Moment einen grellen,
gelblichweißen Lichtblitz erkennen, und es ist bewundernswert, daß ein so subtiler
Apparat, wie die Röntgenröhre, diese enorme Energiemenge aufnehmen kann. Es
lassen sich ohne jede Gefahr für Röntgenröhre und Apparat eine größere Anzahl von
Unipuls-Entladungen hintereinander hervorbringen, wobei auch nicht eine einzige Fehl-
entladung vorkommt. Mit Benutzung eines guten und empfindlichen Verstärkungs—
schirmes können in der verhältnismäßig sehr kurzen Zeit scharf begrenzte Auf-
nahmen der inneren Organe und der Skeletteile erhalten werden.
Durch die Fortschritte in der Technik der Moment-Röntgenaufnahmen ist die
Aussicht vorhanden, zwei weitere Spezialgebiete, die sich noch im Versuchsstadium
befinden, der praktischen Verwertung näher zu bringen, nämlich die Moment-Röntgen-
Stereoskopie und die Röntgen - Kinematographie. Das außerordentlich rege Interesse,
welches der Röntgentechnik entgegengebracht wird, und der Arbeitseifer, welcher auf
diesem Gebiet vorhanden ist, berechtigen zu der Hoffnung, daß noch eine große Anzahl
von wichtigen Aufgaben gelöst werden kann.
rr ree
Fir Werkstatt und Laboratorium.
Besonders störend machten sich bei dem
alten Verfahren die infulge kleiner Temperatur-
schwankungen in der äußerst beweglichen
Flüssigkeit hervorgerufenen Konvektions—
strömungen bemerkbar, welche eine genaue
Wahrnehmung des Schwebens beeinträchtigten.
Diese Schwierigkeit vermeidet der Verf. in
sehr einfacher uud glücklicher Weise dadurch,
daß er das die Flüssigkeiten enthaltende Dilato-
meter in ein weiteres Becherglas mit Wasser
stellt, dessen Temperatur erhöht oder er-
Die Methode des Schwebens zur
Dichtebestimmung homogener fester
Körper. |
Von J. L. Andreae.
Zeitschr. für physikal. Chem. 76. S. 491. 1911.
Die spez fische Gewichtsbestimmung kleiner
Körper, insbesondere von Kristallen, deren
Dichte geringer als 3 ist, erfolgt in der Regel
nach der Suspensionsmethodemit Thouletscher
Lösung. Bekanntlich hat man es bei dieser |
Methode mit zwei Operationen zu tun: der
Herstellung eines Gemenges aus einer schweren | niedrigt wird, bis die Kristalle schweben.
und einer leichten Flüssigkeit, z. B. Methylen- | Auf dieser Feineinstellung mit Hilfe von
jodid und Benzol, worin der vollkommen homo- Temperaturänderungen an Stelle der Ab-
|
|
gene Kristall schwebt, und der Bestimmung | gleichung des Mischungsverhältnisses beider
des spezifischen Gewichtes dieses Flüssigkeits- Flüssigkeiten beruht im wesentlichen die große
gemenges nach einer der bekannten, zuver- Genauigkeit der Methode, die zugleich die
lässig und bequem arbeitenden Methoden. Der | Dichte des Körpers bei verschiedenen Tempe-
mit Hilfe dieser Schwebemethode bislang er- | raturen und damit den mittleren Ausdehnungs-
reichte Genauigkeitsgrad beträgt etwa 1: 1000. koeffizienten innerhalb des benutzten Tempe-
Verf. gibt eine Modifikation in der Ausführung | Faturintervalls mit ziemlicher Sicherheit zu
dieser Methode des Schwebens an, die ihn in | ermitteln gestattet. Wr.
den Stand setzt, eine Genauigkeit von nahezu
1:10000 zu erzielen.
—ů—
150
Glastechnisches. — ! hha Sn _ ....
Deutsche
Mechani ker-Ztg.
Glastechnisches.
Kolben zur Bestimmung
von Kohlenstoff und Schwefel in
Eisen und Stahl.
Fir die Bestimmung des Kohlenstoffs im
Ruheisen durch Oxydation auf nassem Wege
mit Hilfe des Chrom-Schwefelsäure Gemisches
nach dem verbreiteten Sarnströmschen Ver-
fahren ist bereits eine große Anzahl vun Koch-
kolben konstruiert worden (vgl. diese Zeitschr.
1910. S. 58) In diesen Kolben soll die Eisen-
probe mit Shure übergossen und zum Sieden
erhitzt werden, wobei die sich entwickelnden
Gase durch Einleiten von Luft entfernt werden.
a
3. v. 1 O. P. O. N. 71
Fig. l.
Es muß deshalb auf verhältnismäßig kleinem
Raum ein Säurezuführungs- und Gaseinleitungs-
rohr und, damit die Gase möglichst wenig
Feuchtigkeit mit furtnehmen, eine Art Rück-
flußkühler untergebracht sein. Dabei dürfen
zur Verbindung nur Schliffe benutzt werden,
weil sonst die Gefahr einer Verunreinigung
durch organische, Kohlenstoff enthaltene Sub-
stanzen besteht. Die bisher angegebenen
Konstruktionen zeigten die Mängel, daß die
Kühlung zum Niederschlagen des Wasser-
dampfes nicht ausreicht, so daß noch besondere
Trockenvorrichtungen erforderlich waren, oder
daß sich die Schliffe leicht festsetzten und bei
eingetretenem Bruche der Ersatz eines Teiles
kostspielig und umständlich war. Eine neue
Form, die diese Fehler zu vermeiden sucht,
ist jüngst in dem Eisenhüttenmännischen La-
boratorium der Technischen Hochschule zu
Berlin ausgebildet und dort bereits seit längerer
Zeit benutzt worden. (Stahl und Eisen 31.
S 869. 1911). Charakteristisch für deu Apparat
ist die kompendiöse Form des Aufsatzes, die
dadurch erzielt wurde, daß das Säurezulaß-
und Gaseinleitungsrohr d durch den Kühler
k geführt ist (vgl. Fig). Die Kühlung ist
recht wirksam durch Anbringung einer Kühl-
schlange. Das Kühlwasser, das bei b ein- und
bei c austritt, ist so geleitet, daß auch die
Schlitfstelle zwischen Kühler und Kolben kühl
gehalten wird, wodurch ein Sichfestsetzen ver-
mieden wird. Bei Verwendung eines Normal-
schliffes lassen sich mehrere Kolben für den-
selben Kühler verwenden, so daß ein Aus-
wechseln der Kolben bei Aufeinanderfolge
mehrerer Bestimmungen oder bei eingetretenem
Bruche ohne weiteres möglich ist. Der Apparat
wird von der Firma Dr. Rob. Muencke
G. m. b. H. (Berlin NW) in den Handel gebracht.
Einen neuen Schwefelbestimmungsapparat
beschreibt D. Wennmann (Chem.-Ztg. 36.
S. 596. 1911) Die aus dem Kolben aufsteigen-
den Gase und Dämpfe gehen zunächst durch
einen Rückflußkühler und darauf durch das
seitliche Kugelrohr hindurch in die Absorptions-
flüssigkeit, die den Kühler umspült und 80
zugleich zum Kühlen dient. Das Säurezufluß-
rohr ist zentral durch den Kühler geführt.
Durch diese Anordnung und die Vermeidung
einer besonderen Kühluug ist eine verhältnis-
mäßig einfache Form entstanden. Der Apparat
ist durch Gebrauchsmuster geschützt.
Hm.
— —
Auf die Bekanntmachung des Vor-
standes der D. G. f. M. u. O. über ver.
traulichen Austausch von Erfahrungen
beim Export usw. (S. 15? in diesem
Hefte) wird hierdureh aufmerksam gemacht.
Export photographischer Artikel
nach Agypten.
Aus einem Berichte des Katserl. Konsulats
in Cairo.
Die Gesamteinfuhr photographischer Artikel
in Agypten ist um 800 £ gestiegen, die deutsche
aber, die nur 1910 £ betrug, um 118 £ gefallen.
Bei der anerkannten Leistungsfahigkeit der
deutschen Industrie, bei dem steigenden Bedarf
in diesen Artikeln, wie er sich namentlich auch
in der Reisezeit geltend macht, wäre dort ganz
beträchtlich an Boden zu gewinnen. Frankreich,
das den Wert der Reklame für diese Waren
Heft 14.
15. Juli 1911.
richtig einschätzt, ist mit Abstand der erste
Lieferant. Es sollte seitens der Fabrikanten
darauf gesehen werden, daß die Geschäfte,
welche die deutschen Marken führen, Reklame-
bilder in den Schaufenstern und an sichtbaren
Plätzen des Ladens anbringen.
— aeee
Kleinere Mitteilungon.
— —
Technisches Museum für Industrie
und Gewerbe in Wien,
Das Museum in Wien, ein Schwesterinstitut
des Deutschen Museums in München, ist an-
läßlich des sechzigjährigon Regierungsjubiläums
des Kaisers Franz Josef I. von der öster-
reichischen Industrie gegründet worden. Das
eiue Fläche von 20 000 Quadratmetern be-
deckende Museumsgebäude, dessen Grundstein-
legung am 20. Juni 1909 erfolgte, wird sich nun
bald gegenüber dem Schlosse Schönbrunn er—
heben. Das Technische Museum soll die Ent-
wicklung der industriellen und gewerblichen
Arbeit und die Großtaten der Technik in ge-
schichtlicher Reihenfolge aufzeigen, es will aber
auch den technischen Leistungen unserer Zeit
gerecht werden und durch periodische Fach-
ausstellungen die Fortschritte auf diesem Gebiete
fördern. Ein ansehnlicher Bestand ist bereits
gesichert, denn die Einverleibung umfangreicher
und wertvoller staatlicher Sammlungen, die
bisher zerstreut angeordnet waren, steht un—
mittelbar bevor. Noch fehlen aber viele Glieder
in der Kette der technischen Entwicklung;
deshalb sind weitere Spenden sehr erwünscht.“)
Nähere Aufschlüsse erteilt die Geschäftsstelle
des Technischen Museums, Wien I., Ebendorfer-
straße Nr. 6.
III. Internationaler Kongrefs
für Laryngologie und Rhinologle
in Berlin.
Vom 30. August bis 2. September 1911 tagt
in Berlin ein Internationaler Kongreß für
Laryngologie und Rhinologie, zu dem außer-
ordentlich zahlreiche Fachgenossen aus beiden
Hemisphären ihr Erscheinen zugesagt haben.
1) Die Redaktion übe mittelt gern diese ihr
von der Direktion des Technischen Museums
zugegangene Aufforderung den Lesern, unterläßt
aber nicht zu betonen, daß es Pflicht der dem
Deutschen Reiche angehörenden Fachgenossen
ist, in erster Linie etwaige geeignete Stücke
dem Deutschen Museumin München zu überweisen.
Kleinere Mitteilungen
151_
Mit diesem Kongreß soll eine Ausstellung
verbunden werden, die den Fachgenossen aller
Länder in möglichster Vollständigkeit zeigen
soll, wie Industrie und Technik in raschem
Voranschreiten bestrebt sind, dem wissen-
schaftlichen Fortschritt der Spezialitäten sich
dienstbar zu machen.
Die Laryngologen und Rhinologen sollen in
dieser Ausstellung alles das finden, was an
lustrumenten, Apparaten und chemischen Pro-
dukten ihnen in der Ausübung ihres Berufes
und bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit dienlich
sein kann und was ihnen vielleicht bie dahin
nur in Beschreibungen zugänglich war.
Eine größere Anzahl hervorragender Firmen .
hat bereits ihre Teilnahme an dieser Aus-
stellung in Aussicht gestellt.
Nach Eingang der Anmeldungen wird das
Ausstellungskomitee über den Ausstellungsraum
verfügen und über den ihnen zugeteilten Platz
weitere Mitteilung machen.
Das Arbeitskomitee der Ausstellung besteht
aus den Herren Geheimrat Prof. Dr. Heymann
(W 35, Lützowstr. 60), SanitätsratDr.Musehold
(SW 11, Königgrätzer Str. 103), Dr. G. Ritter
(W 58, Ansbacher Str. 42—43) und Direktor
Alfred Hirschmann (N 24, Ziegelstr. 30).
Bei letztgenanntem Herrn befindet sich die
Geschäftsstelle, von der die Ausstellungs-
bedingungen zu beziehen sind und nähere Aus-
kunft erteilt wird.
Der VI. Kongreß des laternationalen
Verbandes für die Materialprüfuogen der
Technik wird anfangs September 1912 in
New Yoık und in Washington abgehalten
werden. Der wissenschaftliche Erfolg des Kon-
gresses ist durch die Zahl der zugesagten Be-
richte, sein glänzender Verlauf durch die Be-
mühungen des Amerikanischen Verbandes
für Materialprüfung und durch die Unterstüt-
zung der amerikanischen Großindustrie gesichert.
Es werden Anordnungen getroffen sein, daß die
Mitglieder auch den Verhandlungen des gleich-
zeitig dort stattfindenden Kongresses für an—
gewandteChemie werden beiwohnen können.
In den nächsten Tagen wird bereits unter An-
gabe der ungefähren Kosten für die Seereise
und für einen 14-tägigen Aufenthalt eine Um-
frage unter den Mitgliedern des Verbandes
bezüglich der allenfalls möglichen Teilnahme
erfolgen, um dem Organisationskomitee einiger-
maßen einen Anhalt über die Beteiligung
Europas geben zu können.
— —
Deutsche
Patentschau. — Vereinsnachrichtef. Mechanıker-Zig.
152
Patentscha u.
—
Anordnung zur Erzeugung von elektrischem Metalldampflicht unter Verwendung
von bei gewöhnlicher Temperatur starren Legierungen, dadurch gekennzeichnet, daß in der
Nahe der Kathode bei hohen Temperaturen Negativelektronen schaffende Substanzen, wie
CaO, SrO und BaO vorhanden sind. K. Ritzmann und M Wolfke in Breslau. 30. 6. 1909.
Nr. 228 555. Kl. 21. |
Elektrischer Ofen mit körniger Widerstands-
masse zur Beheizung angesetzter Tiegel auf Tem-
peraturen bis 2000°, dadurch gekennzeichnet, daß die
Widerstandsmasse unter Hindurchtreten zwischen den
Ringen m und n aus schlecht leitender Masse oben in ®
eine horizontale Schicht übergeht, deren Querschnitt
sich nach außen in solchem Maße vergrößert, daß un-
mittelbar am Heizraum noch kein Abnehmen des Wider- Wiis:
standes und der Temperatur stattfindet, die außenherum 18
liegende Stromzuleitung o aber vor Wärme geschützt maak
ist. während die untere Stromzuleitung f zu gleichem
Zwecke mit der Heizschicht durch eine nach unten am
Querschnitt stark zunehmende Schicht g der klein-
* *
CR,
77
7 n. Re A
,, ,
4
Fá
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N
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N
>
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S
stückigen Widerstandsmasse leitend verbunden ist. tf Yn 4
E. Merck in Darmstadt. 10. 7. 1909. Nr. 227 397. Kl. 29. —dN
Vereinsnachrichten.
Wir bitten unsere Mitglieder, derartige
Vorkommnisse, sei es daB sie sich im
eigenen Geschiftsbetriebe ereignet haben
oder daß sie ihnen von vertrauenswürdiger
Seite her bekannt geworden sind, unserem
Geschäftsführer (Charlottenburg 4, Fritsche-
straBe 39) mitzuteilen. Von dort gehen
diese Nachrichten zunächst an unseren
Ausschuß für bandelspolitische An-
gelegenheiten, und alsdann wird ev. in
unserem Vereinsblatte bekannt gemacht,
daß für unsere Mitglieder eine vertrauliche
Mitteilung bei der Geschäftsstelle zu er-
fragen ist, und auch, soweit angängig,
worauf sich diese Mitteilung bezieht.
Wir erhoffen von dem Gemeinsinn
unserer Mitglieder, daß sie uns helfen
Todesanzeige.
Am 28. Juni starb nach langem schweren
Leiden unser Mitglied
Hr. Adolph Pefsler zu Freiberg,
Gründer der Firma A. PeBler & Sohn.
Wir werden dem treuen, lieben Mit-
gliede stets ein ehrendes freundliches An-
denken bewahren.
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft
für Mechanik und Optik.
Dr. H. KruB.
Vertrauliche Mitteilungen
über Exportverhältnlsse u. dergl.
Em die wirtschaftlichen Interessen
unserer Mitglieder zu fördern, hat der
Vorstand beschlossen, einen vertraulichen
Austausch wichtiger Mitteilungen über
lsxportverhältnisse, Zahlungsschwierigkeiten
im Auslande, Zollschikanen u. dergl. herbei-
zuführen, und zwar auf folgendem Wege.
werden, einen derartigen Austausch zu
schaffen und weiter auszubauen; jeder ein-
zelne fördert seine Interessen, wenn er seine
Erfahrungen mitteilt, weil ihm so auch die
der anderen zugänglich werden.
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft
für Mechanik und Optik,
Dr. H. KruB.
Vorsitzender.
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in C
harlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin Sw.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 15. 1. August. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie.
Von Br, Glatzel in Berlin.
In einer früheren ausführlichen Arbeit!) über die Anwendung des Selens in
der Fernphotographie hatte ich bereits am Schluß darauf aufmerksam gemacht, daß
es sich für einige Zwecke der Bildübertragung als vorteilhaft erweisen würde, das
Selen, welches, auch wenn man die Kornsche Kompensationsschaltung anwendet, noch
mit einer gewissen Rest-Trägheit behaftet ist, gänzlich fallen zu lassen und den
Geberapparat nach dem Prinzip eines sogenannten „Telautographen“ zu konstruieren.
Insbesondere für die praktische Verwertung derBildtelegraphie auf journalistischem
Gebiete war es recht hinderlich, daß nach der Selenmethode keine Bilder mit
feineren Einzelheiten, also z. B. Gruppenbilder, mit genügender Genauigkeit über-
tragen werden konnten. Um diesem Mangel, welcher einer allgemeineren Einführung
der Bildtelegraphie bis zu einem
gewissen Grade störend im Wege
stand, abzuhelfen, war bald, nach-
dem die ersten praktischen Erfolge
erzielt waren?), als Ergänzung zu
dem Kornschen Phototelegraphen
ein Telautograph konstruiert wor-
den, bei welchem die Empfangs-
9 und Synchronismus-Einrichtungen
Ades Selenapparates im Prinzip bei-
behalten, jedoch den besonderen
Forderungen des Telautographen
durch entsprechende Umkonstruk-
tionen angepaßt wurden. Die
neueste und erfolgreichste Kon-
struktion dieses Telautographen ist
im Jahre 1910 auf der Strecke
Berlin—Paris in Betrieb gesetzt
worden und hat zu recht guten
Resultaten geführt, welche auch die Verwendung der Bildtelegraphie im Zeitungswesen
wesentlich gefördert haben. Bevor ich jedoch auf die Konstruktionseinzelheiten dieses
Apparates eingehe, möchte ich noch einige allgemeine und historische Bemerkungen
über das Prinzip der Telautographen vorausschicken.
Die Telautographen, auch Kopiertelegraphen genannt, dienen lediglich zur
Übertragung von Schwarz-Weiß-Bildern und sind zuerst im Jahre 1848 von Bakewell
angegeben worden. Fig. 1 stellt den Geber des alten Bakewellschen Apparates dar.
Die zu übertragende Zeichnung wird, z. B. mit nichtleitender Tinte, auf eine
Metallfolie aufgetragen und diese dann auf den Gebezylinder C aufgelegt. Auf der
Oberfläche desselben schleift ein Stift 7, welcher vom Gehäuse des Apparates isoliert
Fig. 1.
1) Deutsche Mech.-Ztg. 1907. S. 189, 197, 209, 217. E (
2) A. Korn, E. T. Z. 26. S. 1131, 1905; ebenda 28. 8. 808. 19079
1 54 Br. Glatzel, Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie. Me ene
und mit dem einen Pol der Geberbatterie verbunden ist. Dieser Stift wird mit Hilfe
einer Mutter g und einer drehbaren Spindel allmählich seitlich fortbewegt. Da gleich-
zeitig die Geberwalze C durch die Antriebsvorrichtung in dauernde Umdrehung ver-
setzt wird, so beschreibt die Spitze des Stiftes » auf der Metallfolie eine Spirallinie
und tastet auf diese Weise Punkt für Punkt das Geberbild ab. Die Metallwalze
selbst ist mit der einen Fernleitung verbunden, während die andere Fernleitung an
den zweiten Batteriepol geführt ist. Befindet sich nun die Spitze r auf einer leitenden
Stelle des Bildes, so fließt in der Fernleitung ein Strom, welcher unterbrochen wird,
sobald die Spitze auf eine nichtleitende Stelle gelangt. Beim Durchlaufen des Bildes
folgen also in der Fernleitung dauernd Strom-Schließungen und -Öffnungen aufeinander.
Der Geber eines solchen Telautographen bietet, wenn lediglich die Übertragung einfacher
Schwarz-Weiß-Bilder ausgeführt werden soll, keinerlei Schwierigkeiten. Diese treten
erst auf, wenn es sich darum handelt, die ankommenden Stromstöße in richtiger Weise
zu registrieren, so daß auf der Empfangsstation eine getreue Wiedergabe des Geberbildes
entsteht. Um die Aufzeichnung der ankommenden StromstéBe zu bewirken, verwendeten
Bakewell und später Caselli elektrochemische Empfänger. Bei diesen wird auf den
Zylinder des Empfängers, welcher im übrigen vollkommen mit dem Geber überein-
stimmt, anstatt der Metallfolie ein chemisch präpariertes Papier aufgewickelt, über das
in derselben Weise wie auf der Gebestation ein feiner Stift hinwegschleift. Wenn nun
von der Gebestation ein Strom ankommt, so ruft er an derjenigen Stelle des präpa-
rierten Papiers, welche sich gerade unterhalb des Empfangsstiftes befindet, eine Zer-
setzung hervor, die z. B. bei Jodkalium - Stärkekleister - Papier in einer Schwärzung
besteht. Ein derartiger elektrochemischer Empfänger bedarf aber verhältnismäßig starker
Ströme (30 bis 40 Milliampere),wenn in der kurzen zur Verfügung stehenden Übertragungs-
zeit bereits hinreichend deutliche Eindrücke auf dem Papier hervorgerufen werden sollen.
Da die großen Stromstärken aber im praktischen Betriebe nur schwer zu erreichen sind,
so versuchte man bald nach dem Bekanntwerden der Casellischen Resultate, Empfänger
zu verwenden, welche auf elektromechanischen Prinzipien beruhen und in der Weise
arbeiten, daß mittels eines kleinen Elektromagneten bei jedem StromstoB mechanisch
ein Eindruck auf dem Empfangspapier, z. B. durch Anpressen einer Farbwalze, ähnlich
wie bei den Morseapparaten, bewirkt wird. Die ersten Empfänger dieser Art
stammten von Hipp, Mayer und Lenoir her. Sie hatten gegenüber den elektrochemischen
Empfängern den Vorzug, daß die erforderliche Stromstärke wesentlich geringer
war, besaßen dagegen den Nachteil, daß sie infolge der mechanisch bewegten Massen
nur eine begrenzte Registriergeschwindigkeit zuließen. Man kann dies auch so aus-
drücken, daB man sagt, die Eigenschwingung eines elektromechanischen Empfängers
ist verhältnismäßig niedrig, und zwar stellt eine. Registriergeschwindigkeit von 300 bis
400 Zeichen pro Sekunde ungefähr die obere Grenze dar, wenn man eine Stromstärke
von 10 bis 20 Milliampere zuläßt. Eine Überschreitung dieser Stromstärke dürfte auf
Fernleitungen kaum zweckmäßig sein, da sonst möglicherweise zu starke Induktions-
wirkungen auf Nebenlinien entstehen können. Macht man sich jedoch von dieser
Einschränkung unabhängig, so ist es, wie neuerdings die Versuche des Belgiers
Carbonelle gezeigt haben, auch bei elektromechanischen Empfängern möglich, größere
Registriergeschwindigkeiten zu erreichen, wenn man z. B. zur Aufzeichnung eine Telephon-
membran anwendet, welche an der der Empfangswalze zugekehrten Seite einen feinen
Stichel trägt, der mechanisch das Bild eingraviert. Da eine solche Telephonmembran eine
ziemlich hohe Eigenschwingungszahl besitzt, so ist bei dieser Methode eine Wiedergabe
von recht vielen Einzelheiten eines Bildes möglich, nur besteht der bereits erwähnte
Nachteil, daß der nicht unbeträchtlichen mechanischen Arbeitsleistung entsprechend auch
größere Stromstärken angewendet werden müssen). Da nun die oben erwähnten Werte
der Stromstärke nicht überschritten werden sollten, so handelte es sich also bei dem
Kornschen Telautographen, welcher ja gerade für Fernübertragungen bestimmt war,
zunächst darum, einen Empfänger zu konstruieren, welcher bei einer möglichst geringen
Kigenschwingungsdauer möglichst große Empfindlichkeit besaß. Hierzu erwies sich
1) Aus diesem Grunde verwendet Carbonelle seinen Apparat auch nicht für tele-
graphische Bildübermittlungen zwischen räumlich entfernten Stationen, sondern im wesentlichen
nur für Zwecke mehr reproduktionstechnischer Natur, z. B. in der Weberei zur Übertragung
bezw. Vergrößerung vorhandener Muster. Irgend welche näheren Mitteilungen Über seine an-
scheinend recht guten Resultate sind bisher jedoch noch nicht veröffentlicht‘ worden.
meron Br. Glatzel, Neuere Portechritte auf dem Gebiete der Blldtelegraphle. 155
das Prinzip des von Korn zunächst für seinen Phototelegraphen verwendeten
Lichtrelais als besonders geeignet, weil bei diesem die ankommenden Linienströme
keinerlei mechanische Registrierarbeit zu leisten haben, sondern lediglich aus—
lösend, relaisartig, wirken. Während aber für die bei den Phototelegraphen ver-
wendete Konstruktion des Lichtrelais, wie sie früher beschrieben ist, eine Eigen—
schwingungsdauer von etwa !/,,, Sekunde vollkommen genügte, war es bei dem neuen
Telautographen nötig, diese Eigenschwingungsdauer wesentlich zu erhöhen. Bei der
gewählten Bildgröße von 13x18 cm im Geber und Empfänger und einer Umdrehungs-
zeit von 2 Sekunden ergaben sich etwa 800 bis 900 Zeichen pro Sekunde. Um diese
in richtiger Weise registrieren zu können, mußte die Eigenschwingungsdauer des
Empfangsapparates entsprechend herabgesetzt werden. Dies war aber nur dadurch
möglich, daß die Masse des bewegten Systems wesentlich verringert wurde.
Während das System des Lichtrelais, welches bei dem Phototelegraphen Ver-
wendung findet, aus zwei im Magnetfeld ausgespannten Kupferbändern bestand, auf
deren Mitte das un-
durchsichtige Blätt-
chen aufgeklebt war,
wurde bei demLicht-
relaisfür denTelauto-
graphen lediglich ein
einziges Band ver-
wendet, welches
durch Auswalzen
eines Silberbronze-
drates von 0,03 mm
Durchm. hergestellt
war. Durch zahl-
reiche Versuche!)
wurde für ein derarti-
ges Band diejenige
Fadenlänge ermit-
\ telt, welche bei einer
Eigenschwingungs-
dauer von ewa ½ 00
Sekunde die größte
Stromempfindlich-
keitergab. Das dem-
entsprechend kon-
struierte Lichtrelais
bedurfte bei dieser
K Mumu rr
Eigenschwingung
— 1.
eines Stromes von
| etwa 6 Milliampere,
um bei elffacher Ver-
größerung eine Ob-
jektivöffnung von
— 0,25 mm Breite frei-
zugeben. Da man
nun auf Fernleitun-
gen stets mit Strom-
verlusten infolge von
Isolationsfehlern zu rechnen hat, so ergab sich im praktischen Betriebe, z. B.
zwischen Berlin und Paris, eine Bildübertragungs-Stromstärke von 10 bis 15 Milli-
ampere. Ein Überschreiten dieser Stromstärke zu gunsten einer noch höheren
Eigenschwingungszahl des Empfangssystems war zunächst nicht erforderlich, da die
Versuche zeigten, daß das neue Lichtrelais in bezug auf Schnelligkeit der Zeichen-
registrierung vollkommen den gestellten Ansprüchen genügte. In der trotz hoher Eigen-
schwingung verhältnismäßig niedrigen Stromstärke lag anderseits aber auch gerade der
große Vorsprung, welchen dieser photographische Empfänger vor allen elektromagnetischen
1) Br. Glatzel, E. T. Z. 31, S. 1092. 1910.
Si
j
Fig. 2.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
156 Br. Glatzel, Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie.
und elektrochemischen hatte, da abgesehen von seinen sonstigen Vorzügen die große
Erhöhung der Stromstärke, welche bei den letztgenannten Empfängern stets erforderlich
ist, für den Betrieb auf Fernleitungen insofern schädlich sein kann, als durch die Bildüber-
tragungsleitungen möglicherweise zu starke Induktionswirkungen auf Nebenleitungen
hervorgerufen werden. Auf einen Punkt, welcher für das richtige Arbeiten des neuen
telautographischen Lichtrelais von großer Bedeutung war, mag noch kurz hingewiesen
werden, nämlich die Erzielung einer guten Dämpfung des bewegten Systems. Diese
Dämpfung muß so arbeiten, daß der Faden sich gerade in dem aperiodischen Grenz-
zustand befindet, daß er also bei Rückkehr in die Ruhelage keinerlei Schwingungen
mehr ausführt. Erreicht wurde dies z. T. durch eine besondere Anordnung des Magnet-
feldes, welches bewirkte, daß in dem Faden Wirbelströme erzeugt wurden, die ihrer-
seits die Bewegung des Systems dämpfen, z. T. durch Anwendung einer elektro-
magnetischen Widerstandsdämpfung. Über die Resultate mit einer Öldämpfung, welche
zurzeit noch nicht vollkommen abgeschlossen sind, hoffe ich demnächst berichten zu
können. Im einzelnen soll die Arbeitsweise des Kornschen Telautographen an der
Hand der Fig. 2 (s. umstehend) erläutert werden.
Der obere Teil der Fig. 2 stellt den Geber, der untere den Empfänger dar.
Das zu übertragende Bild wird auf die Geberwalze 4 aufgelegt, welche von einem
Motor unter Zwischenschaltung eines Vorgeleges in Rotation versetzt wird, und zwar
so, daß eine Umdrehung in 2 Sekunden vollendet ist. Auf der Geberwalze schleift
ein Stift 9, welcher in den Stromkreis der Batterie 26 und der Fernleitung einge-
schaltet ist und bei seiner Bewegung
G B-Geberbatterie. - ismusbatterie. ; . tah];
ORT alle S B-Synchronismusbatferie. über das Bild Strom-Schließungen und
G-Empfangs-Galvanometer. S R-Synchronismusrelais. : :
55 a -Unterbrechungen hervorruft. Um die
Ae I
Wirkung der beim Unterbrechen des
Stromes auftretenden Funken zu be-
seitigen, ist parallel zu der Unter-
brechungsstelle eine Reihe von Po-
larisationszellen 20 geschaltet; an ihre
Stelle kann auch unter Umständen
ein großer induktionsfreier Wider-
stand gesetzt werden.
Die einzelnen Stromstöße gehen
über die Fernleitung zur Empfangs-
station. Auf dieser befindet sich in
dem Empfangskasten 29 eine der
Geberwalze gleiche Empfangswalze
28, auf welche der lichtempfindliche
Film aufgelegt ist. Diese Walze
verschiebt sich unter dauernder Um-
drehung längs einer Spindel 30, so
daß ein von der Nernstlampe 35 und
den zugehörigen Linsen sowie dem
Empfangsobjektiv 3] erzeugter Licht-
punkt auf dem Film eine Spirallinie
Anhalten des Empfängers (alte Schaltung). beschreibt, welehe mit der vom Geber-
Fig. 3. stift dureblaufenen übereinstimmt. In
den Gang der von der Nernstlampe
kommenden Strahlen ist nun das oben erwähnte Einfadenlichtrelais 33 eingeschaltet,
durch welches die von der Fernleitung kommenden Ströme hindurchgeführt werden.
Durch eine Linse 32 wird von dem Faden des Lichtrelais auf dem Objektiv ein reelles
Bild entworfen, welches bei stromloser Leitung gerade die Objektivöffnung, die hier
in Form eines Schlitzes von etwa 0,25 mm Breite ausgeführt ist, verdeckt, so daß in
das Objektiv kein Licht hineindringen kann. Kommt nun von der Gebestation ein
StromstoB, so wird der Faden und damit auch sein Schattenbild nach unten bewegt,
so daß die Objektivöffnung vollkommen freigegeben wird und das Licht einen Eindruck
auf dem Film hervorrufen kann. Auf diese Weise wird im Laufe der Übertragung
das Bild aus hellen und dunklen Stellen zusammengesetzt. Der belichtete Film wird
in der üblichen Weise entwickelt und kann dann für Reproduktionszwecke weitere
Verwendung finden. Die Bildgröße bei dem Telautographen 19100 beträgt 13 * 18 em,
15,
‘ 1. Angust CA Br. Glatzel, Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Bildtelegraphie. 157
während die Größe bei der älteren Konstruktion nur 9x12 cm war. Die Übertragungs-
zeit für ein derartiges Bild ist ungefähr 12 bis 15 Minuten.
Einige Abänderungen wurden ferner noch an der Synchronismus-Einrichtung
vorgenommen. Diese arbeitete bei dem Phototelegraphen in der Weise, daß auf der
Gebestation im Augenblick des Synchronisierens durch einen Umschalter die Stromrichtung
geändert und hierdurch das polarisierte Synchronismus-Relais der .Empfangsstation aus-
Fig. 4.
gelöst wurde. Bei einer derartigen Schaltung war es jedoch möglich, daß kurz vor
dem Augenblick des Synchronisierens das Synchronismus-Relais einen Stromstoß in der |
umgekehrten Richtung, entsprechend der Richtung der Bildströme, erhielt. Dieser
falsche Stromstoß bewirkte dann, daß beim Betätigen des Synchronismus-Relais durch
den eigentlichen Synchronisierstrom die Bewegung des Ankers und damit das exakte Aus-
lösen der Empfangswalze etwas verzögert wurde. Bei der verhältnismäßig geringen
Übertragungsgeschwindig- Zum Vergleich ist auch die
keit des Phototelegraphen frühere Schaltung darge-
kam diese Verzögerung stellt. Beide Anordnungen
nicht in Frage, dagegen werden z. Z. auf den
machte sie sich bereits Stationen Paris und Berlin
störend bemerkbar bei verwendet. Das Anhalten
den größeren Geschwindig- des Gebers hat dabei den
keitenundBilddimensionen Vorteil, daß die zu brem-
des Telautographen. In- sende träge Masse bei ihm
folgedessen wurden die in kleiner ist als bei dem
Fig. 3 dargestellten neuen schwereren Empfangs-
Schaltungen gewählt, bei zylinder. Bei der ange-
welchen zum Synchroni- gebenen Schaltung ist es
sieren eine besondere Bat- unmöglich, daß der eigent-
terie GB benutzt wird. Die liche Bildübertragungs—
Schaltung ist für zweiFälle strom und damit ein Strom
dargestellt, erstens, wenn falscher Richtung in das
das Synchronisieren durch Synchronismus- Relais ge-
Anhalten des schneller langt, so daß auf diese
(links) laufenden Gebe- Weise hervorgerufene
zylinders und zweitens Fehler beseitigt sind. Um
durch Anhalten des schnel- ferner den Kapazitäts-
ler laufenden Empfangs- wirkungen der Leitung
zylinders (rechts) erfolgt. -A entgegen zu arbeiten, muß
gleichzeitig noch darauf geachiet werden, daß die Richtungen der Bild- und Synchronisier-
ströme einander entgegengesetzt sind, was durch entsprechende Schaltung beider
Batterien erzielt wird.
Zwei der neueren Resultate von Bildübertragungen geben die Fig. 4 ud wieder,
und zwar stellt Fig. 4 eine Übertragung zwischen Paris und Berlin, digs & einé solche
in der umee!:chrten Richtung dar.
158 Br. . Fortschritte ger ee men — ror Werkstatt ane Laboratorium: M echaniker-2tg.
Gegenüber den früher mitgeteilten Resultaten weisen diese Bilder schon ganz
wesentliche Verbesserungen auf.
Auch die Übertragung von Photographien ist mit Hilfe der telautographischen
Methode möglich, wenn man die Bilder zunächst nach einem der bekannten typo-
graphischen Verfahren mit Hilfe von Linienrastern reproduziert, wobei dann die
dunkleren Töne durch eine engere Anordnung schwarzer Punkte wiedergegeben werden
und umgekehrt. Der Raster bewirkt hierbei eine Zurückführung von getönten Photo-
graphien auf Schwarz-WeiB-Bilder in derselben Weise, wie dies auch beim Kupferdruck
der Fall ist.
Endlich mögen noch einige Bemerkungen über die Möglichkeit drahtloser
Bildübertragungen nach der telautographischen Methode hinzugefügt werden. Bei
Benutzung der normalen Sendestationen für drahtlose Telegraphie verfährt man zweck-
mäßig so, daß durch das Öffnen und Schließen des Geberkontaktes eine Verstimmung
der von der Primärstation ausgesandten Wellen herbeigeführt wird, so daß auf der
Empfangsstation telegraphische Zeichen ankommen, welche mittels eines der normalen
Empfangskreise, wie sie in drahtlosen Stationen in Gebrauch sind, aufgenommen
werden. Die Registrierung der Zeichen erfolgt mit einem Lichtrelais von der gleichen
Konstruktion, wie das oben beschriebene, nur muß die Empfindlichkeit entsprechend
der geringen Intensität der ankommenden Zeichen wesentlich gesteigert werden. Dies
ist z. T. dadurch möglich, daß die Bewegung des Fadens dureh Anwendung einer
geeigneten Optik stark vergrößert wird, z. T. dadurch, daß man sich mit einer
geringeren Eigenschwingungsdauer des Systems begnügt, was allerdings eine Herab-
setzung der Übertragungsgeschwindigkeit für die Bilder zur Folge hat. Das Synchro-
nisieren der Gebe- und Empfangswalzen beider Stationen erfolgt durch besondere
Zeichen, welche z. B. bei Tonsendern!) in der Weise gegeben werden können, daß
man die Tonhöhe im Augenblick des Synchronisierens verändert und auf der Empfanys-
station zur Betätigung des Synchronismus-Relais einen abgestimmten Tonempfänger ver-
wendet, wie er z. B. von der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie) mehrfach
auf ihren Tonstationen benutzt worden ist. Laboratoriumsversuche nach dem oben an-
gedeuteten Verfahren sind bereits ausgeführt worden und haben keinerlei prinzipielle
Bedenken gegen eine praktische Anwendung der Methode ergeben. Die Ausarbeitung
geeigneter Apparate ist dementsprechend in Angriff genommen worden, so daß in ab-
sehbarer Zeit auch mit Bildübertragungen auf drahtlosem Wege gerechnet werden kann,
welche gerade für militärische Zwecke eine besondere Bedeutung haben dürften.
— — — —
Für Werkstatt und Laboratorium.
— + aue
Der Aphegraph,
ein neuer elektrischer Tangenten
zelchner.
Von Guillery.
Compt. rend. 152. S. 1284. 1911.
Dieses von J. Carpentier beechriebene
Instrument bezweckt die möglichst genaue
zeichnerische Ermitteluug der Lage von beliebig
vielen Tangenten an eine gegebene, meist auf
optischem oder mechanisch-graphischem Wege
erhaltene Kurve, wie solche in der Ballistik, bei
Zerreißmaschinen und ähnlichen Einrichtungen
zur Ermittelung von Anfangsgeschwindigkeiten
und großen Kräften von den zugehörigen
Registriervorrichtungen aufgezeichnet werden.
Da in den meisten dieser Fälle das mathe-
matische Bildungsgesetz der empirisch er-
mittelten Kurve nicht bekannt ist, so ist eine
rechnerische Ableitung der zur Bestimmung
der Geschwindigkeit und Beschleunigung er-
forderlichen ersten und zweiten Differential-
quotienten unmöglich und man lediglich auf
graphische Methoden angewiesen. Diese laufen
in letzter Linie darauf hinaus, an die gegebene
Kurve eine Tangente zu konstruieren, da die
trigonometrische Tangente des von einer solchen
mit der X-Achse eingeschlossenen Winkels be-
kanntlich gleich der ersten Ableitung der
Funktion ist.
Das einfache Ziehen dieser Tangenten mit
Lineal und Bleistift nach Augenmaß schließt
selbst bei großer Sorgfalt und Geschicklichkeit
des Zeichnenden eine ziemliche Unsicherheit
in sich, da die Lage des wirklichen Berührungs-
1) Lindemann, Deutsche Mech.-Ztg. 1909. S. 193, 201, 229,
2) Arco, E. T. Z. 30. S. 565. 1909.
Heft 15.
1 August 1911.
punktes, zumal bei flacher Krümmung der
Kurve, nur sehr ungenau festzustellen ist. Die
dadurch entstehenden Fehler können dann be-
sonders bei wiederholter Anwendung des Ver-
fahrens, zur Ermittlung des zweiten Differential-
quotienten, zu nicht unerheblichen Lagever-
änderungen und dadurch zu Trugschlüssen
führen.
Zur Vermeidung dieses Übelstandes wird
nun bei der Erfindung von Guillery ange-
nommen, daß die Umstände es zulassen, eine
Lehre aus Metall, die nach der gegebenen
Kurve gekrümmt iet, zu verwenden. Zu diesem
Zwecke kann man dieselbe entweder aus Blech
ausschneiden, oder aus einem düunen bieg-
samen Streifen nachbilden. Diese so erhaltene
Kurvenlehre legt man dann auf das Papier und
bringt ihre Kontur mit der gezeichneten Kurve
genau zur Deckung. Der Hauptbestandteil des
Aphegraphen («yn-Berührung) ist nun ein
gerades Lineal aus isolierendem Material, in
dessen Zeichenkante nahe dem einen Ende ein
Platinstift eingelassen ist, der aber nur Außerst
wenig überseine Umgebung hervorragt. Ineinem
angemessenen, konstanten Abstand von diesem
Platinkontakt befindet sich, ebenfalls in der Zieh-
kante desLineals, eineEinkerbung, welchederart
angebracht ist, daß eine darin eingeführte Blei-
stiftspitze von der durch sie hindurchgehend
gedachten Kante des Lineals halbiert wird. Bei
Benutzung der Vorrichtung wird der Platinstift
durch Vermittelung einer Klemmschraube und
eines Leitungsdrahtes mit dem einen Pol einer
kleinen Batterie verbunden, während der
andere Pol über eine elektrische Klingel mit
der Metallkurve in Verbindung gebracht wird.
Legt man dann das Lineal an die Metallkurve
und wälzt oder verschiebt es so lange auf
dieser, bis der Platinstift mit derselben in Be-
rührung kommt, so wird dies durch Anschlagen
der Klingel angezeigt. In diesem Augenblick
nimmt die Kante des Lineals genau die Lage
derjenigen Tangente an die Kurve ein, zu der
der Platinkontakt Berührungspunkt ist. Ohne
diese Stellung zu verändern, führt man nun in
die beschriebene Kerbe des Lineals die Spitze
eines Bleistiftes ein und bezeichnet die so ge-
wonnene Richtung durch einen Punkt.
Dieses Verfahren wiederholt man unter
stetiger Änderung der Richtung so oft, bis die
erhaltenen Punkte genügend dicht zusammen-
liegen, um sie durch eine stetige Kurve mit
Hilfe eines Kurvenlineals verbinden zu können.
Die auf diese Weise gewonnene Kurve ist
dann der geometrische Ort aller Punkte, welche
auf den Tangenten der gegebenen von ihrem
Berührungspunkte gleichen Abstand haben.
Wünscht man nun an einen bestimmten Punkt
der gegebenen Kurve die Tangente zu ziehen,
so braucht man nur den konstanten und be-
Für Werkstatt und Laboratorium,
159
kannten Abstand des Platinstiftes von der
Kerbe, der als der Parameter der zweiten Kurve
aufgefaßt werden kann, in den Zirkel zu
nehmen und um den gegebenen Berihrungs-
punkt einen Kreisbogen zu schlagen, welcher
die ermittelte zweite Kurve schneidet. Die
Verbindungslinie dieses Schnittpunktes mit dem
Berührungspunkte ist die gewünschte Tangente,
aus welcher man dann weiter auf konstruktivem
Wege die gesuchten Größen entwickeln kann.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die bei
sachgemäßer Ausführung des Instrumentes er-
reichte Genauigkeit eine außerordentlich große
sein wird, jedenfalls aber so groß ist, daß etwa
aus ihr resultierende Fehler im Verhältnis zu
den Ungenauigkeiten der Mutterkurve und des
ganzen graphischen Verfahrens an sich als
verschwindend zu bezeichnen sind, so daß die
auf diese Weise ermöglichte Tangentenzeichnung
als fehlerfrei zu betrachten ist. Durch eine
zweckmäßigere Ausführung des Erfindungs-
gedankens, welche ihn von der Geschicklichkeit
des Zeichners ganz unabhängig macht, wäre
dies jedenfalls ganz einwandfrei zu erreichen.
In erster Linie ließe sich die Bezeichnung der
jeweiligen Lage des Lineals dadurch rein
automatisch ausführen, daß man an Stelle der
Kerbe eine federnde Kopiernadel in einer
Metallführung anbringt, die durch einen auf
dem Lineal befestigten Elektromagneten nieder-
gestoßen wird. Die Klingel könnte dann in
Wegfall kommen, und der Strom für die Be-
tätigung dieses Elektromagneten benutzt
werden.
Trotz dieser und ähnlicher möglicher Ver-
vollkommnungen scheitert aber die allgemeine
Verwendungsmöglichkeit des an sich sinn-
reichen Gedankens leider an zwei Übelständen.
Einmal ist das Erfordernis, die jeweilige
Mutterkurve in Metall herzustellen, in manchen
Fällen und für viele Benutzer mit zu großen
Schwierigkeiten verbunden, und dann versagt
die Einrichtung naturgemäß bei allen Kurven,
bei denen ein Wechsel in der Krümmung
auftritt, die also Wendepunkte haben, weil
nach der Natur des Instrumentes dies nur bei
konvexer Krümmung der Kurven gebraucht
werden kann. Es wäre also mindestens not-
wendig, die Metallkurve je nach der Zahl der
Wendepunkte aus mehreren Stücken herzu-
stellen. Jedenfalls vermag der Ref. bezüglich
dieses Punktes die Auffassung des Herrn
Carpentier, „es seien dies Einzelheiten, mit
denen er sich nicht zu befassen brauche, da
er nur das Prinzip des Apparats auseinander-
setzen wolle“, nicht ohne weiteres zu teilen,
zumal gerade in der Ballistik, wo das In-
strument eine ausgiebige Verwendung finden
könnte, häufig Kurven mit wechselnder
Krümmung vorkommen. (Vergl. z. B. Leutnant
160
Becker, Uber einen Gewehrrücklaufmesser
mit optischer Registrierung des Rücklaufweges.
Zeitschr. f. d. ges. Schieß- u. Sprengstoffwesen 4.
1909). Hoecken.
— 2 —
Slas technisches.
Uber eine elnfache Methode
zur Erzeugung von Metallspektren
in der Glimmentladung.
Von Georg Gehlhoff.
Verh. d. D. Phys. Ges. 13. S. 266. 1911.
Die bekannte Tatsache, daß die Edelgase
spektral außerordentlich empfindlich, gegen
Verunreinigungen sind, d. h. schon bei geringen
Beimengungen z. B. von Luft, Wasserstoff oder
Wasserdampf in der positiven Glimmentladung
spektral nicht mehr erscheinen, führte den
Verf. dazu, eine Spektralröhre zu konstruieren,
mit der in ähnlicher Weise wie für Gase auch
die Spektren der Metalldämpfe mit Hilfe der
Glimmentladung dargestellt werden können.
Die Schwierigkeiten, die sich bisher in den
Weg stellten, lagen wesentlich in der Wahl des
Gases, mit dem die Röhren gefüllt werden
müssen. Das Vorhandensein eines inaktiven
Gases ist erforderlich, damit die Entladung
einsetzt und die Zerstäubung der Elektrode
verhindert wird. Wasserstoff und Stickstoff
lassen sich nicht immer verwenden, da sie
z. B. von Alkalimetalldämpfen vollständig ge-
bunden werden; auch hat Stickstoff ein sehr
linienreiches Spektrum, das stören würde, und
Wasserstoff ist spektral nur wenig empfindlich,
so daß hohe Partialdrucke der Metalle und
dem entsprechend hohe Temperaturen erforder-
lich sind. Wie zu erwarten war, eignen sich
jedoch die Edelgase, wie Helium und Argon,
ausgezeichnet dazu.
Wegen seiner Linienarmut im sichtbaren
Spektralgebiete wurde zu den Versuchen das
Helium bevorzugt.
Die Spektralröhren, die zweckmäßig zur Er-
nöhung der Helligkeit so eingerichtet sind,
daß sie eine Längsdurchsicht gestatten (vgl.
Fig.) werden zuerst mit dem aufs höchste ge-
Glastechnisches.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
reinigten, insbesondere von Wasserstoff be-
freiten Metall und dann mit reinstem Helium
beschickt. Es zeigt sich nun, daß von einer
bestimmten Temperatur ab die Heliumlinien
vollständig verschwunden und nur noch die
Metallinien zu sehen sind. Diese Temperaturen
liegen für Quecksilber wenig über Zimmer-
temperatur, für Casium bei 70°, für Rubidium
ein wenig höher, für Kalium und Natrium
bei 140°, Temperaturen, die in Anbetracht der
außerordentlich geringen Dampfdrucke der
Metalle als erstaunlich niedrig zu bezeichnen
sind. Da das Erscheinen der Linien von dem
Partialdrucke des Heliums abhängig ist und
ferner je nach der Erregungsart die Haupt-
serien oder auch die Nebenserien der Metall-
spektren erscheinen, so lassen sich an derselben
Spektralröhre die verschiedenen Spektren eines
Metalles neben dem des Füllgases beobachten.
Als ein besonderer Vorteil der Methode sei
noch hervorgehoben, daß man, wie Unter-
suchungen mit der Lummerplatte ergeben
haben, sehr schmale Spektrallinien erhält, so
daß sie sich besonders zu der von dem Verf.
beabsichtigten Untersuchung über die Struktur
der Alkalimetallinien eignen dürfte.
Die Spektralröhren werden von der Firma
R. Götze in Leipzig hergestellt. Hffm.
Über eine einfache Methode
zur Reindarstellung von Edelgasen,
Wasserstoff und Stickstoff.
Von Georg Gehlhoff.
Verh. d. D. Phys. Ges. 1-3. S. 271. 1911.
Bereits im Jahre 1910 hatte der Verf. zu-
sammen mit Rottgardt die Beobachtung ge-
macht, daß die Alkalimetalldämpfe bei be-
stimmten Temperaturen unter dem Einfluß der
Glimmentladung Wasserstoff, Kohlenoxyd,
Sauerstoff und Stickstoff sehr schnell und so
weitgehend binden, daß die Gase spektral nicht
mehr auftreten. Wie zu erwarten war, tritt
bei den chemisch inaktiven Edelgasen eine
Ahnliche Bindung nicht ein. Hierauf gründet
der Verf. eine Methode zur Reindarstellung der
Edelgase.
Das Entladungsrohr hat folgende Gestalt
(vgl. Fig.). Das Hauptgefäß von etwa 10 cm
Länge und 5 em Durchmesser enthält in seinem
unteren Teil das Alkalimetall M, das die Ka-
thode bildet. In das Metall taucht ein dünner
Platindraht als Stromzuführung, ein zweiter
Platindraht, die Anode, endet frei im Innern.
Die Drähte sind in folgender Weise befestigt:
der dünne Platindraht ist in dem Glase einge-
schmolzen, tritt aber dann nicht frei aus,
sondern steht durch einen dickeren Kupferdraht
in leitender Verbindung mit einer Metallkapsel,
Heft 15.
1. August 1911.
die über das offene Rohrende geschoben und
an diesem befestigt ist (s. Fig. zum vorher-
gehenden Referat). Durch das Rohr R, das
zu diesem Zwecke eine trichterförmige Ver-
engerung hat, wird das Gefäß nach einer von
Elster und Geitel angegebenen Methode mit
reinem Metall gefüllt. Durch den Hahn H,
steht das Gefäß mit der Pumpe durch Hahn
H, mit der Spektralröhre in Verbindung.
Als Metall wurde Kalium gewählt, das wirk-
samer ist als Natrium und billiger als die noch
wirksameren Metalle Rubidium und Cäsium.
Das Gefäß wird in einem elektrischen Ofen auf
200° erhitzt und nach dem Füllen mit dem zu
reinigenden Gase an die Hochspannung gelegt
Bei einem Versuche mit einem Gemisch von
10°/, Helium, 45% Luft und 45% Leuchtgas
konnte das Helium nach 6 Minuten als voll-
kommen rein gewonnen werden,
Bemerkenswert ist, daß mit derselben Ka-
liumzelle auch Wasserstoff und Stickstoff ge-
reinigt werden können, obwohl sie von dem
Metalldampf auch absorbiert werden. Der
Sauerstoff wird natürlich absolut gebunden, der
Stickstoff bei niederen Temperaturen jedoch
erheblich schneller als der Wasserstoff. Man
kann unter Benutzung dieser verschiedenen
Reaktionen sowohl Wasserstoff wie Stickstoff
äußerst rein gewinnen, wenn man das unreine
Gas mit einer gewissen Geschwindigkeit durch
die erhitzte Röhre streichen läßt, wobei die
ganzen Verunreinigungen nebst einem Teil des
zu reinigenden Gases absorbiert werden.
Natürlich wird man bei Reindarstellung
einer größeren Gasmenge erst die gewöhnlichen,
billigeren Reinigungsmittel (glühendes Kupfer,
Kalilauge u. a.) anwenden und den Gasen in
der Kaliumzelle nur die letzte, höchste Reinheit
geben. Hffm.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
21. Nr. 472022. Glasgefäß für Quecksilber-
schalter mit seitlichem Zweigrohr. Siemens-
Schuckertwerke, Berlin. 21.6. 11.
Glastechnisches. — Bücherschau und Preislisten. 16
30. Nr. 471 137.
Luft mit Heilmitteln.
27. 10. 10.
Nr. 471144. Glaskolben an Spritzen, der mit
der Führungsstange dadurch gelenkig ver-
bunden ist, daß sein der Stange zugekehrtes
Ende eine Kugel darstellt, welche von dem
Ende der Kolbenstange umfaßt wird. G.
Haertel, Breslau. 6. 12.10.
Nr. 471 294 u. 471 295. Verschluß für Tabletten-
fläschchen u. -gläschen. F. Bayer & Co.,
Elberfeld. 9.6. 11.
Nr. 471780. Inhalationsapparat für den Haus-
gebrauch mit in das Inhalationsrohr ein-
gelassenem Thermometer. Ges. z. Ver-
wertung v. Patenten nach Dr. Heim,
Inhalator zum Sättigen von
J. Leach, Blackburn.
Borken i, W. 12. 6. 11.
Nr. 472035. Inhalierréhre. A. Decker, Cöln.
10. 9. 10.
Nr. 472110. Aufbewahrungsflasche für sterile
Flüssigkeiten mit zylindrischem Aufnahme-
gefäß und einem als Aufhänger dienenden
Luftzuführungsrohr. C. Hof, Heidelberg.
20. 6. 11.
Nr. 472587. Stickstoffapparat zur Behandlung
von Erkrankungen der Lungen. P. Haack,
Wien. 27. 6. 11.
Nr. 472599. Zerstäuberflasche. O. von der
Mülbe, Niederwartha. 27. 2. 11.
Nr. 472955. Saugflasche mit in derselben ein-
geschmolzenem Saugrohrkanal. G. Strecker,
Malchow i. M. 15. 6. 11.
Nr. 473 078. Hämoglobinometer mit verschieb-
barer Skala, Maximaldosentabelle und Tasche
für Filtrierpapierstreifen. Meyer, Petri
& Holland, Ilmenau i. Th. 22. 6. 11.
— — —
Bücherschau u. Preislisten.
Hugo Werth, Das Licht. 8°. XVI, 398 S. mit
482 Abb. und 1 Spektraltafel in Farben.
Wien und Leipzig. A. Hartlebens Verlag
1910. 8 M.
Wie der Verf. im Vorwort betont, ist das
vorliegende Buch hauptsächlich für den Selbst-
unterricht in den weitesten Kreisen bestimmt.
Gleich im voraus mag bemerkt werden, daß in
dieser Hinsicht das Werk als ein gut gelungenes
bezeichnet werden kann, wenn man von einigen
noch zu erwähnenden Einzelheiten absieht.
Es wird durch seine breite, aber anschauliche
und daher leicht faßliche Darstellung jedwedem
Schüler, der seine Kenntnisse auf dem Gebiete
der Optik zu vervollkommnen wünscht, die Mög-
lichkeit geben, sich mit den verschiedensten
optischen Erscheinungen ike aan 5601
zu machen, Digitized by 008 e
162
Bücherschau und Preislisten.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Auch werden die überaus zahlreichen schönen
Figuren dem Lernenden das Verständnis sehr
erleichtern. Ausgedehnte mathematische Vor-
kenntnisse werden übrigens nicht vorausge-
setzt.
In dieser Hinsicht ist der Verf. in seinem
Bestreben, daß sogar dem Anfänger der Stoff
keinerlei Schwierigkeiten bereiten sollte, wohl
schon zu weit gegangen. Es sind nämlich nur
die Grundzüge der Algebra und Geometrie als
bekannt angenommen, während die ver-
schiedenen trigonometrischen Funktionen immer
erst bei ihrem ersten Auftreten an den be-
treffenden Stellen kurz erklärt werden. Aber
gerade diese Erklärungen lassen dann an
Klarheit zu wünschen übrig.
Sonst aber merkt man es dem Werke an,
daß der Verf. sehr ernstlich bestrebt gewesen
ist, die Erscheinungen und Gesetze der Optik
so darzustellen, daß sie auch von einem sehr
unvorbereiteten Leser klar und sicher begriffen
werden können. Der Ref. ist auf nur wenige
Stellen gestoßen, welche zu Mißverständnissen
Anlaß geben können oder wo Dinge mit Be-
stimmtheit behauptet werden, die durchaus
noch nicht als gesicherte Resultate der
Forschung hingestellt werden können.
Mit der Einteilung des Buches und der
Auswahl des Stoffes wird man im großen und
ganzen einverstanden sein können. Im Kapitel
über Lichtmessung werden unnötigerweise
fünf Photometer beschrieben, dabei aber wird
das genaueste Verfahren mit dem Lummer-
Brodhunschen Würfel nicht erwähnt. Im
Kapitel über die optischen Instrumente vermißt
man die so wichtigen Prismendoppelfernrohre
mit den Porroschen Umkehrprismen. Der die
Polarisationsapparate behandelnde Abschnitt
ist verfehlt; so sucht man z. B. gerade das
wichtigste, dabei einfachste und am leichtesten
verständliche Polarimeter, den Lippichschen
Halbschattenapparat, vergeblich. Zu loben ist
dagegen, daß den Wärme- und chemischen
Strahlen besondere Abschnitte gewidmet sind,
die Polarisation des Lichtes einen verhältnis-
mäßig breiten Raum einnimmt und im Schluß-
kapitel die elektromagnetische Lichttheorie
behandelt wird. Hierbei wird auch der Zeeman-
Effekt, die Aufspaltung von im magnetischen
Felde entstehenden Spektrallinien, ziemlich
ausführlich besprochen. Zum leichteren Ver-
ständnis der elektromagnetischen Lichttheorie
sind ihr sogar einige Abschnitte aus dem Ge-
biete der Elektrizität vorangeschickt.
Das eingehende systematische Inhaltsver-
zeichnis und das ausführliche alphabetische
Bachregister lassen jede Einzelheit schnell auf-
finden und machen daher das Buch leicht be-
nutzbar. Schck.
— Deea r
Dr. J. M. Eder, Ausführliches Handbuch der
Photographie. I. Bd. 4. T. Die photogra-
phischen Objektive. 3. gänzl. umgearb. u.
verm. Aufl. 8° VII, 329 8. mit 272 Abb.
Halle, W. Knapp 1911. 12,00 M, in Leinw.
13,50 M.
A. Fenchel, Metallkuude. Ein Lehr- und Hand-
buch für Fabrikanten, Werkmeister und
Gewerbetreibende der gesamten Metall-
industrie. 8°. VII, 256 8. mit 111 Abb.
Hamburg, Boysen & Maasch 1911. 6,00 M,
in Leinw. 6,60 M.
F. Testorf, Die Elektrizität ale Antriebskraft
für Zeitmeßinstrumente. (Fachbibliothek für
Uhrmacher Bd. 2.) 8°. X, 206 8. mit 164 Abb.
Halle, W. Knapp 1910. 4,50 M, geb. in
Leinw. 5,00 M.
J. Weisbach, Tafel der vielfachen Binus und
Cosinus, sowie der vielfachen Binus versus
von kleinen Winkeln, nebst Tafel der ein-
fachen Tangenten, zum Gebrauche für prak-
tische Geometer und Mechaniker überhaupt
und für Markscheider besonders. 8. Ster.-
Ausg. 8°. 28 S. Berlin, Weidmann 1911.
1,00 M. 7
E. Hammer, Lehrbuch der elementaren prak-
tischen Geometrie (Vermessungskunde).
Bd. I. Feldmessen und Nivellieren. 8°.
XIX, 766 S. mit 600 Abb. Leipzig, B. G.
Teubner 1910. 22,00 M, in Leinw. 24,00 M.
Besprechung erfolgt in der Zeitschr. f.
Instrkde.
0. Vogel, Die Metalldampflampen mit be-
sonderer Berücksichtigung der Quecksilber-
dampflampen. Für Elektrotechniker und
Installateure. 8° IV, 103 8. Leipzig, O.
Leiner 1910. 2,75 M, geb. 3,50 M.
M. Kammerhoff, Der Edisonakkumulator.
Seine technischen und wirtschaftlichen Vor-
teile gegenüber der Bleizelle. 8° V, 182 8.
mit 94 Abb. und 20 Tfln. Berlin, J. Springer
1910. 4,00 M, in Leinw. 5,00 M.
S. Ragno, Die autogene Schweißung der Me-
talle. Deutsch von Dr.-Ing. E. Schütz. 86.
VII, 84 S. mit 17 Abb. Halle, W. Knapp,
1910. 3,00 M.
Preislisten usw.
Fr. Schrenk, vorm. Gebr. Eimecke, (Braun-
schweigische Maschinen- und Motoren-Fabrik,
Braunschweig, Helmstedter Straße 79) Abt. III.
Spezialmaschinen für die Optik, 8°, 15 Blatt.
— —
Heft 15.
1. August 1911. l Patentschau. i 163
Patents chau.
N Elektrodeneinführung in geschlossene Metallgefäße, dadurch
e gekennzeichnet, daß zwecks Isolierung der Elektrodenzuführung gegen
% die Gefäßwand zwei konzentrische Barometerabschlüsse zur Anwendung
gelangen, derart, daß zwischen den beiden Quecksilbersäulen ein Rohr
aus Glas, Porzellan o. dgl. die erforderliche Isolierung bewirkt. Hart-
mann & Braun in Frankfurt a. M. 10. 5. 1910. Nr. 228010. Kl. 21.
Vergrößerndes Brillenglas für Kurzsichtige aus einer vor-
deren, chromatisch nicht korrigierten Sammellinse mit stärker ge-
krümmter Vorderfläche und einer
chromatisch nicht korrigierten
hinteren Zerstreuungslinse, die
durch eine zerstreuende Luft-
linse von unveränderlicher
Dicke getrennt sind, dadurch
gekennzeichnet, daß zum Zwecke
astigmatischer Korrektion von
den Flächen der Hinterlinse die
hintere mindestens um die Hälfte stärker gekrümmt ist. C. ZeiB
in Jena. 10. 9. 1909. Nr. 227921. Kl. 42.
DNN AS
N 4
Spektrometerprisma
mit zwei optisch wirksamen
Flächen, von denen die eine
der Brechung und die andere,
mit Spiegelbelag versehene,
der Reflexion dient, dadurch
gekennzeichnet, daß beide
Flächen sphärisch und zylin-
drisch sind. Ch. Féry in
Paris. 1. 3. 1910. Nr. 228 689.
Kl. 42.
— 7 Instrument zum Messen von Höhenwinkeln mit Hilfe eines
f pendelnd aufgehängten Spiegels, dadurch gekennzeichnet, daß der
Spiegel aus einem geradsichtigen Spiegelprisma besteht, das sich nur
ndurch einen Teil des Gesichtsfeldes erstreckt und einem von zwei
Gliedern angehört, aus denen das Pendel besteht, die gegeneinander
ea A um eine zur Pendelachse parallele oder mit ihr zusammenfallende Achse
drehbar sind und von denen das eine den Zeiger und das andere die
Skala der Höhenwinkel trägt. C. Zeiß in Jena. 15. 8. 1909.
Nr. 228 562. Kl. 42.
Lehre zur Justierung von Stereoskopbildern, gekenn-
zeichnet durch eine durchsichtige Platte, auf welcher nebeneinander
zwei vollkommen gleiche, der Größe eines Stereoskop-
bildes entsprechende Rechtecke mit dem Abstand der
Stereoskopokulare entsprechenden Mittellinien aufge-
zeichnet sind, während sich am Umfange der beiden
Rechtecke, und zwar beiderseits symmetrisch, sowie
an ihrer gemeinschaftlichen Seite Schlitze und Löcher
zum genauen Markieren einzelner Punkte durch An-
zeichnen, Einritzen und Einstechen o. dgl. befinden. „
F. Fritsche in Erfurt. 23. 2. 1910. Nr. 227 286.
Kl. 42.
Deutsche
eaa
Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten.
Empfängerapparat für die Fernübertragung
von Bildern, Photographien u. dgl., bei welchem ein unter
dem Einflusse der durch die Geberstelle in dem Emp-
fangerstromkreis verursachten Stromschwankungen be-
wegter Spiegel die Lichtstrahlen auf die lichtempfind-
liche Schicht lenkt, gekennzeichnet durch die gleichzeitige
Verwendung eines an sich bekannten äußerst empfind-
lichen, ganz aperiodischen Galvanometers (Blondelschen
Oszillographen o. dgl.), dessen sehr kleiner Spiegel 260
bis 300 Schwingungen und darüber in der Sekunde auszu-
führen imstande ist, ferner einer in bekannter Weise unter
Zuhilfenahme von dioptrischen Mitteln auf den kleinen
Galvanometerspiegel konzentrierten konstanten Lichtquelle
und außerdem einer an sich bekannten Platte mit abge-
stufter Färbung, welche die von ihr empfangenen Licht-
strahlen bündel stets gleichen Querschnittes in passender
Farbenabstufung auf die entsprechend bewegte lichtempfind-
liche Schicht überträgt, zum Zwecke, die Möglichkeit einer
sehr schnellen Übertragung bei Erzielung von Licht-
eindrücken stets gleicher Größe und von sehr feinen Schattierungen herbeizuführen. E. Belin
in Paris. 21. 1. 1908. Nr. 227660. KI. 21.
Fadenzähler, der mit einer Ausneh-
mung auf das flach ausgebreitete Gewebe gestellt
werden kann und dessen Mikroskop von einem
parallel zum Gewebe verschiebbaren, gegenüber
der Skala in der Längsachse des Mikroskops -2
einen Zeiger aufweisenden Rahmen getragen wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der die Skala tra-
gende Teil als Beleuchtungsspiegel ausgebildet
ist und aus drei strahlenförmig zusammenlaufen-
den Reflektorflachen besteht. A. u. L. Chronik
in New York. 28. 11. 1909. Nr. 227922. Kl. 42.
—
*
— =
Flimmerphotometer, dadurch gekennzeichnet, daß die Flimmererscheinung mit Hilfe
eines mit bestimmter Periode schwingenden, festen elastischen Körpers erzeugt wird.
H. Winkler in Dresden. 11. 9. 1909. Nr. 227214. Kl. 42.
Vereins- und Personennachrichten.
Todesanzeige. durch sein biederes, aufrichtiges Wesen
i i t.
Am 16. Juli starb nach längerem Leiden sich unsere Liebe zu erwerben gewuß
im 69. Lebensjahre unser liebes Mitglied Wir werden des Dahingegangenen stets
in treuer Freundschaft gedenken.
Die Deutsche Gesellschaft für Mechanik
und Optik,
Abteilung Berlin.
Der Vorstand.
Hr. Hermann Seidel.
Wir verlieren in dem Dahingegangenen
wieder einen der Gründer unserer Gesell-
schaft, ein treues Mitglied, das an unseren
Arbeiten tätigen Anteil genommen hat,
bis die zunehmende Krankheit ihn zwang, =
sich allmählich zurückzuziehen. Nicht Der Privatdozent an der Technischen
minder wie als Fachmann unsere Hoch- | Hochschule Berlin, Hr. Dr. Br. Glatzel
achtung hat Hermann Seidel als Mensch | ist zum Professor ernannt worden.
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin Sw.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 16. 15. August. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Hinladung
Zum
22. Deutschen Mechanikertage
in Karlsruhe
am 21. und 22. September 1911.
.
Zum ersten Male wieder seit Begründung der Mechanikertage ist die Wahl
des Vorstandes auf eine Stadt Badens gefallen. War es im Jahre 1889 das heitere
und gelehrte Heidelberg, wo im Anschluß an die Naturforscherversammlung die
Institution der Mechanikertage ins Leben gerufen wurde, so soll diesmal das ruhigere,
gewerbreiche Karlsruhe die deutschen Feinmechaniker zu ernster Beratung und frohem
Beisammensein vereinen. Seit langer Zeit wiederum versammelt sich der Mechanikertag
an demselben Orte wie die Naturforscher und ist die Zeit so gewählt, daß mit der
Teilnahme an unserer Veranstaltung der Besuch der Naturforscherversammlung un-
mittelbar verbunden werden kann.
Wir hoffen daher, wieder — wie in den Vorjahren — die Freunde und Jünger
unserer Kunst zahlreich auf dem Mechanikertage begrüßen zu können, und bitten, die
Anmeldung baldigst an den OrtsausschuB, z. H. von Hrn. A. Scheurer (Kaiserstr. 152)
zu richten, und zwar spätestens bis zum 10. September. um dem Ortsausschuß die
Vorarbeiten zu erleichtern.
Der Preis der Teilnehmerkarte beträgt 12 Af (einschließlich des trockenen
Gedecks beim Festessen, beim Mittagessen am 21. September und beim Frühstück am
22. September).
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Dr. H. Krüß, Vorsitzender. Prof. Dr. F. Göpel, Stellvertr. Vorsitzender.
W. Handke, Schatzmeister.
Prof. Dr. L. Ambronn. M. Bekel. M. Bieler. Prof. A. Böttcher. Dr. M. Edelmann.
A. Fennel. W. Haensch. Prof. E. Hartmann. G. Heyde. Dir. A. Hirschmann.
R. Kleemann. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. St. Lindeck. Th. Ludewig. G. Müller.
Baurat B. Pensky. W. Petzold. W. Sartorius. A. Schmidt.
Kommerzienrat G. Schoenner. L. Schopper. Reg.-Rat Dr. H. Stadthagen.
Der Geschäftsführer:
Techn. Rat A. Blaschke.
Der Ortsausschuß in Karlsruhe.
j. A.:
A. Scheurer.
Empfangsbureau: Kiosk am Hotel Germania (gegenüber dem Bahnhofe, Te'ephon 600).
Zimmer werden vom Karlsruher Fremdenverein durch Vermittlung des Ortsausschusses besorgt.
Deutsche
166 Einladung zum 22. Deutschen Mechanikertag in Karlsruhe. Mechaniker-Ztg.
Zeiteinteilung.
Mittwoch, den 20. September.
Abends 8½ Uhr:
Begrüßung der Teilnehmer und ihrer Damen im Restaurant Friedrichshof.
Donnerstag, den 21. September.
Vormittags 10 Uhr:
I. Sitzung
im Rathaussaal.
Jahresbericht, erstattet vom Vorsitzenden.
Hr. Dr. H. Hausrath: Über die Daten, welche zur vollständigen Beurteilung elek-
trischer MeBinstrumente erforderlich sind.
Hr. Prof. Dr. F. Göpel: Der Lehrbegriff der Instrumentenkunde für gewerbliche
Lehranstalten.
Hr. W. Haensch: SchluBbericht über die Weltausstellung Brüssel 1910.
Hr. A. Schmidt: Die Tätigkeit des Ausschusses für wirtschaftliche Fragen.
Hr. Techn. Rat A. Blaschke: Die wichtigsten Patente des letzten Jahres.
Dom m ve
Während der Sitzung werden die Damen die Sehenswürdigkeiten der Stadt unter sachkundiger
Führung besichtigen; Treffpunkt: 10 Uhr am Rathaus.
Mittags 1½ Uhr:
Gemeinsames Mittagessen im Restaurant Krokodil.
Nachmittags 3 Uhr:
Besichtigung der Parftimeriefabrik von Wolff & Sohn.
Abends 9 Uhr:
Beisammensein im oberen Restaurant Monninger.
Freitag, den 22. September.
Vormittags 9 Uhr:
Geschlossene Sitzung
im Physikalischen Institut der Technischen Hochschule, Kaiserstr. 12.
Zu dieser Sitzung haben nur Mitglieder der D. G. f. M. u. O. Zutritt.
Tagesordnung:
Vertrauliche Mitteilungen und Bespreehungen über wirtschaftliche Fragen.
Vormittags 10 Uhr:
II. Sitzung
im Physikalischen Institut der Technischen Hochschule.
Tagesordnung:
1. Hr. Dr. Spuler: Uber ultraviolette Strahlen.
2. Hr. M. Tiedemann: Methodisch geordnete Zeichenmodelle für Mechanikerklassen
an Fach- und Fortbildungsschulen.
Prof. Dr. P. Eitner: Ein neues Spektrophotometer.
Vorführung einer neuen MeBmaschine, von Endmaßen und anderen Feinmeßwerk-
zeugen seitens der Fa. H. Hommel in Mainz.
15. een A. Leman und A. Werner, Längenänderurgen an gehärtetem Stahl. 187
5. Geschäftliche Angelegenheiten.
a) Antrag des Vorstandes: § 5, Abs. 4 der Satzungen dahin zu dndern,
daß die Zweigvereine fortan sechs Mark für jedes ihrer Mitglieder
(statt bisher 5 M) an die Gesellschaftskasse abzuführen haben.
b) Vorlage der Abrechnung für 1910 und des Voranschlages für 1912.
c) Wahl zweier Kassenrevisoren.
d) Bestimmung über den 23. Mechanikertag.
Während der Sitzung werden die Damen die Sehenswürdigkeiten der Stadt unter sachkundiger
Führung besichtigen; Treffpunkt: 10 Uhr am Rathaus.
Mittags 1 Uhr:
Zwangloses Frühstück im Stadtgarten.
Nachmittags 6 Uhr:
Festessen in der Glashalle des Stadtgartens.
Sonnabend, den 23. September.
Ausflug nach Baden-Baden.
Abfahrt: 8h 50m vormittags; die Teilnehmer können abends in Oos oder Karlsruhe Anschluß
an sämtliche Schnellzüge erreichen.
— 3 —
Längenänderungen an gehärtetem Stahl.
(Mitteilung aus der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt.)
Von A. Leman und A. Werner.
Werkstattstechnik 5. S. 453. 1911.
Die Tatsache, daB Gegenstände aus gehärtetem Stahl infolge von Härte-
spannungen noch lange Zeit nach ihrer Herstellung fortschreitenden Gestaltsänderungen
unterliegen, macht sich besonders störend bemerkbar bei den Maßkörpern aus ge-
härtetem Stahl, Endmaßen, Kaliber-Bolzen und -Ringen, Meßscheiben, Rachenlehren
usw., die in der modernen Werkstattstechnik ausgebreitete Verwendung finden. Um
sich von deren Veränderlichkeit zu befreien oder die letztere wenigstens auf ein
möglichst geringes MaB herabzudrücken, sind in der Praxis zwei verschiedene Mittel
gebräuchlich. Das eine besteht darin, daB die Härtung nicht über den ganzen Körper,
sondern nur auf die der Abnutzung beim Gebrauch ausgesetzten Stellen erstreckt
wird. Das andere Mittel verfolgt den Zweck, den langsamen Verlauf der natürlichen
Ausgleichung jener Härtespannungen zu beschleunigen, eine künstliche Alterung der
Körper herbeizuführen. Es wird als Temperungsverfahren bezeichnet und beruht auf
der Erfahrung, daB eine vorübergehende Erwärmung der gehärteten Körper auf etwa
150 bis 200° C den Härtegrad noch nicht wesentlich herabsetzt, dagegen bei genügend
langer Dauer oder mehrfacher Wiederholung die Härtespannungen hinreichend ver-
schwinden macht. Da es jedoch in äußerlich sehr verschiedenartigen Formen an-
gewendet wird, unter denen sich sowohl sehr vollkommen ausgebildete als auch noch
äußerst primitive finden, so ist es nieht verwunderlich, daß der Erfolg derselben kein
unbedingt zuverlässiger, sondern in weiten Grenzen schwankender geblieben ist.
Zweck der vorliegenden Untersuchung war, zunächst einmal festzustellen, wie sich die
von verschiedenen Firmen in den Handel gebrachten Maßkörper in bezug auf ihre Ver-
änderlichkeit im Laufe der Zeit verhalten, sodann ein leicht ausführbares Temperungs-
verfahren auszuprobieren und womöglich dabei die Bedingungen zu ermitteln, deren
Einhaltung unter allen Umständen zu einem ausreichenden Erfolge führt.
Als Unterlage für die Bearbeitung der ersten Aufgabe wurden von einer
Anzahl deutscher Werkzeugmaschinenfabriken in entgegenkommender Weise je fünf
stählerne Endmaße von 10, 25, 50 und 100 mm Länge zur Verfügung gestellt, von
denen die drei kürzeren gänzlich, das längste aber nur an den Enden gehärtet waren.
Deutsche
168 A. Leman und A. Werner, Längenänderungen an gehärtetem Stahl. Mechaniker.Ztg:
Die Endmaße wurden unmittelbar nach Lieferung mittels der Reineckerschen Meß-
maschine) gemessen und darauf in jedem folgenden Jahr einer Nachmessung unter-
zogen; die Unsicherheit der Messungen betrug etwa + 0,0003 mm. Zusammenfassend
läßt sich sagen, daß bei den Maßkörpern sämtlicher Firmen eine Veränderlichkeit der
Längen beobachtet wurde, welche allerdings bei einigen Gruppen von Endmaßen nur
geringfügig war, bei anderen aber den Betrag von einem bis zwei hundertstel Milli-
meter erreichte. Im allgemeinen bestehen die Veränderungen aus Verkürzungen, nur
bei den Körpern einer Gruppe herrschte Verlängerung vor. Sieht man von den indi-
viduellen Verschiedenheiten ab, so entsprechen bei den ganz gehärteten Körpern die
Änderungen ziemlich gut den Längen; bei den nur an den Enden gehärteten ist die
Änderung, wie von vornherein zu erwarten war, im Verhältnis zu ihrer Länge er-
heblich geringer. Ferner war zu erkennen, daß die Änderungen im Laufe der Zeit
in gleichem Sinne fortschreiten, im Anfang aber rascher als später. Endlich konnte
der Schluß gezogen werden, daß die Körper von 10 und 25 mm Länge bei einigen
Gruppen nach 4 bis 5 Jahren unveränderliche Längen angenommen hatten, daß bei
allen übrigen aber Stillstand noch lange nicht zu erwarten war.
Diese Ergebnisse zeigten zur Genüge die Notwendigkeit einer systematischen
Untersuchung mit dem Ziele, ein geeignetes Temperungsverfahren auszuprobieren.
Insgesamt wurden von fünf ‘verschiedenen Firmen 35 Stück ungehärteter EndmaBe
zylindrischer Form von 100 mm Länge und 20 mm Durchmesser mit bis auf 10 mm
Durchmesser konisch verjüngten Enden und parallelen Endflächen bezogen. Als
Material für diese Maßkörper waren sieben verschiedene bezw. verschieden behandelte
Stahlsorten verwandt worden. Die MaBkérper wurden, nachdem ihre Längen in
weichem Zustande mit der eines für die ganze Untersuchung als Normal dienenden
Vergleichskörpers aus ungehärtetem Stahl verglichen waren, den liefernden Firmen
mit dem Ersuchen zurückgegeben, sie in der dort üblichen Weise zu härten. In
folgender Tab. 1 sind für die sieben Stahlsorten A bis G die Änderungen in
tausendstel Millimeter enthalten, welche die Längen der Körper durch die Härtung
erfahren haben. Die Vorzeichen + bezw. — bezeichnen Verlängerung bezw. Ver-
kürzung.
Tabelle 1.
Endmaß |
5
1 | — 127
2
3
35
: |
Durchschnitt | — 118 | — 94 | + 16 Ä + 426 | — 44 + 40 +6
| | | |
Die Vergleichung der Zahlen dieser Tabelle führt zu sehr interessanten
Schlüssen. Zunächst zeigt sie, wenn man nur die Durchschnittswerte der einzelnen
Gruppen betrachtet, daß die unmittelbare Einwirkung des Härtens sowohl in Verlänge-
rungen als auch Verkürzungen bestehen kann. Diese Verschiedenartigkeit dürfte im
wesentlichen nur auf die Eigenschaften der verwandten Stahlsorten bezw. deren Vor-
behandlung zurückzuführen sein. Die Abweichungen der Einzelwerte innerhalb der
verschiedenen Gruppen untereinander bezw. vom Durchschnittswerte legen eine Deu-
tung nach anderer Richtung hin sehr nahe. Die beste Übereinstimmung zeigt sich in
den Gruppen B, F und G, und nur etwas weniger gut ist sie in Gruppe A. Die
Firmen, welche die Körper dieser Gruppen geliefert haben, besitzen sehr vollkommene
Vorrichtungen für die Erwärmung und das Abschrecken der erwärmten Stücke. Die
verhältnismäßig viel größeren Abweichungen in Gruppe C scheinen darauf hinzu-
deuten, daß bei ihrer Härtung in weniger sorgfältiger und systematischer Weise ver-
fahren wird.
1) Vgl. diese Zeitschrift 1894. S. 164.
15. August 1911 A. Leman und A. Werner, Längenänderungen an gehärtetem Stahl - i 169
Der Umstand, daß bei der Härtung bald Verlängerungen, bald Verkürzungen
auftreten, ist nicht so auffällig, als es auf den ersten Blick erscheint, sondern nimmt
rein quantitativen Charakter an, wenn man den mechanischen Vorgang beim Härten
näher betrachtet. Im Augenblick des Abschreckens besitzt der Stahl eine Temperatur
von rund 800° C, bei der er bereits schmiedbar, also schon ziemlich plastisch ist.
Die thermische Ausdehnung bei dieser Temperatur ist sicher nicht geringer als die
bei Zimmertemperatur. Legt man diese zugrunde, so wäre die Länge des Körpers
vor der Abschreckung um mindestens 0,8 mm, der Durchmesser um 0,16 mm größer
als er ursprünglich war. Beim Eintauchen in die Härteflüssigkeit erstarrt sofort der
äußerste Mantel, wird jedoch an der der Temperaturerniedrigung entsprechenden
Zusammenziehung durch den inneren Kern, wohin die Abkühlung erst später eindringt,
gehindert. Das Volumen des gehärteten Körpers wird deshalb nach erfolgter Abküh-
lung sicher größer bleiben, als es ursprünglich war, und es werden im Innern des
Körpers recht beträchtliche Zugspannungen entstehen, die eine Verkleinerung des
Volumens herbeizuführen streben. Es wird nun ganz darauf ankommen, wie sich der
Widerstand gegen Querkontraktion zu dem gegen Längskontraktion verhält. Ist der
erstere, was bei tieferem Eindringen der Härtung wahrscheinlich ist, der größere, so
wird der Querschnitt größer bleiben, als er im ungehärteten Zustande war, dafür aber
wird die Längenzusammenziehung das Maß der durch die Erwärmung erzeugten Ver-
längerung übersteigen können und daher eine Verkürzung entstehen, im entgegen-
gesetzten Falle natürlich umgekehrt. Allerdings dürfte auch die festgestellte chemische
Umwandlung des Stahlmantels infolge der Härtung einen Anteil an der beobachteten
Volumenänderung haben, doch wird dieser bei der geringen Tiefe des Eindringens der
Härtung wohl nur sehr klein sein.
Die Erwärmung der in den Tabellen 2 und 3 näher bezeichneten 15 Stück
Endmaßkörper erfolgte in einem elektrisch geheizten Palminbad, in welches die Maß-
körper, durch eine Drahthülse gehalten, eintauchten. Durch eine Rührvorrichtung und
einen Regulierwiderstand wurde für eine gleichmäßige Temperatur von 150° C im
Thermostaten gesorgt.
Tabelle 2.
Unterschied der Länge in weichem und hartem Zustande Gesamt- | Gesamt-
in 0,001 mm dauer ände-
Endmag |unmittel der Sains
ndma : x i nfo
nach Erwärmungen von je 1!/,-stündiger Dauer Erwär- 0
mungen | Erwär-
Std.
| = 176! - 377] — 178 — 175
9 — 70
— 138| — 140 — 141 | — 139 | — 139 9 — 114
— 123 | — 126 | — 127 | — 129 | — 129 9 — 104
= 48 — 49 — 49 6 — 79
+ 490 + 490 + 490 6 11
— 146 — 146 — 146 6 — 85
— 84 — 86 — 89 — 90 — 91 — 93 — 93 12 — 80
— 93 — 96 — 97 — 99 — 100 — 101 — 101 12 — 65
— 93 — 95 — 97 — 99 — 100 — 101 101 12 — 69
Zunächst wurden die Körper der Tabelle 2 mehrfachen Erwärmungen auf
150° C von je 1½- stündiger Dauer unterworfen und in den Zwischenpausen nach der
Abkühlung gemessen. Es zeigt sich, daß die Längen der Endmaße der Gruppen A
und B nach 5- bis 6-maliger Erwärmung ihre durch die Härtespannungen verursachte
Veränderlichkeit verloren haben, bei den MaBkérpern der Gruppe C trat dies bereits nach
3-maligem, bei D und E sogar schon nach 2-maligem Erwärmen ein, bei den Körpern der
Gruppen F und @ endlich wurde auch Unveränderlichkeit erreicht, aber erst nach
6- bis 7-maliger Behandlung. Ubereinstimmend zeigt sich bei allen EndmaBen, daB
die erste Temperung die wesentlichste Verkürzung hervorruft; die späteren Erwär-
mungen haben nur noch geringe Einwirkung.
Deutsche
Mechantker-2tg.
170 Für Werkstatt und Laboratorium.
Es ergab sich nun die weitere Frage, ob die so gewonnene Unverinderlichkeit
eine Folge des mehrfachen langsamen An- und Absteigens der Temperatur ist oder
auch schon hervorgerufen werden kann durch einmalige Erwärmung auf eine Temperatur
von 150°C von entsprechend langer Dauer, bei welcher dann allmählich ein Ausgleich
der Spannungen infolge der größeren Beweglichkeit der Moleküle stattfindet. Ist letz-
teres richtig, so wären die zeitraubenden Unterbrechungen unnötig und die Unver-
änderlichkeit durch eine einzige Erwärmung von etwa 8-stiindiger Dauer, die
im Mittel den bisher in Unterbrechungen ausgeführten Temperungen entsprechen
würde, zu erreichen. In der Tat zeigte sich, wie aus Tabelle 3 ersichtlich, daß die
erzielte Wirkung ausschließlich eine Wirkung der Gesamtdauer und der Temperatur ist,
auf welche die Endmaße erwärmt wurden.
Tabelle 3.
Unterschied der Länge in weichem und hartem Zustand | Gesamt-
in 0,001 mm änderung
Endmaß unmittelbar | nach 7- bi nach j nach noch- | infolge der
Sach: der i 8-stünd j weiterer nach einem maliger Erwir-
` 1'/,-stind. Jahr 5-stiind.
Hartung | Erwärmung | Erwärmung Temperung
|
CG. — 15 — 95 | — 96 — 95 — 95 — 81
D, + 454 + 443 + 443 + 444 | + 444 — 11
E, — 52 — 143 | — 143 u yas — 91
F. — 2 77 = i — 79 | — 81 — 75
F, — 8 — 87 — 87 — 85 | 89 — 79
G, — 46 — 117 —118 —118 | — 119 — 72
Durch die einmalige andauernde Erwärmung ist also, wie die darauf folgende
kontrollierende Temperung von 1½ Stunden ergibt, Unveränderlichkeit der EndmaBe
erzielt worden. Die Beträge, um welche sich die Maßkörper gleicher Gruppen bei
den verschiedenen Temperungsverfahren verkürzt haben, stimmen in ihrer Größe gut
miteinander überein. Das Endmaß der Gruppe C hat sich bei der unterbrochenen
Temperung um 79 u, im zweiten Fall um 80 u verkürzt. Bei den Maßkörpern der
Gruppe D sind es in beiden Fällen 11 u, bei der Gruppe E sind es 85 resp. 91 u,
bei den Gruppen F und G endlich ähnliche übereinstimmende Beträge. Die auf
diesen beiden Wegen erlangte Unveränderlichkeit der Endmaße ist, soweit spätere
Nachmessungen, die sich über ein Jahr erstrecken, vorliegen, geblieben. Selbst
Temperaturschwankungen, denen die Endmaße künstlich unterworfen wurden und die
sich in den Grenzen zwischen — 15° und + 150° C bewegten, hatten nicht den
geringsten nachweisbaren Einfluß. Desgleichen bewirkten zahlreiche heftige mecha-
nische Erschütterungen, denen die Endmaße wiederholt ausgesetzt wurden, keinerlei
Anderungen in der Länge. Erst eine Erwärmung der Endmaße auf Temperaturen
oberhalb von 150% hatte, wie zu erwarten war, neue Längenänderungen im Gefolge.
Als wesentliches Resultat hat die Untersuchung ergeben, daB die durch
Härtespannungen verursachte Veränderlichkeit stählerner Maßkörper sich durch etwa
zehnstündige Temperung im Ölbade bei etwa 150° C sicher beseitigen läßt, um so
mehr, als die hier verwandten Versuchskörper zwecks Erzielung größerer Wirkungen
in ihrer ganzen Länge der Härtung unterzogen worden waren. Wr.
— . —
Für Werkstatt und Laboratorium.
Neue Vorlesungsapparate. | werden kann (s. Fig.). Der hier beschriebene
von M. Seddig. Vs ki pneu 55 sil
| struiert, nach allen Richtungen leic ver-
Verh. d. Deutsch. Phys. Ges. 13. 8. 53. 1911. stellbar, und gestattet, zwei Projektionen zu
Für viele Zwecke genügt ein Projektions- gleicher Zeit auszuführen, da das Licht der
apparat geringerer Lichtstärke, der an jede | Lampe nach zwei Richtungen hin ausgenutzt
Lichtleitung ohne weiteres angeschlossen | wird. Die automatische Bogenlampe ist bei
Heft 16.
15. August 1911.
senkrechter Anordnung der Kohlen möglichst
luftdicht in einem zylindrischen Gehäuse ein-
geschlossen, so daß nur ein Außerst langsamer
Abbrand erfolgt. Die Einstellung der Höhe
des Lichtpunktes geschieht in praktischer
Weise von außen durch eine den Boden des
Gehäuses durchsetzende Schraube, auf welcher
die Lampe ruht. An der Seite des zylindrischen
Gehäuses ist ein kräftiger Führungsstab an-
gebracht, auf dem die einzelnen optischen
Elemente aufgesetzt und verschoben werden
können. Die ganze Apparatur ist an einem
Stiele befestigt und mit diesem in einer be-
quemen Führungshülse an einem schweren
Stativ anklemmbar.
Von den übrigen Apparaten möge nur noch
eine optische Bank für Demonstrationszwecke
erwähnt werden, welche es den Hörern er-
möglichen soll, alle Ablesungen an der Skala
auch im verdunkelten Auditorium selbst vor-
zunehmen. Zu diesem Zwecke sind die mit
großen Ziffern bezeichneten Skalen auf einer
Milchglasscheibe aufgezeichnet und in einen
lichtdichten Kasten von 2 m Länge eingesetzt,
in dessen Innern sich Glühlampen zur Er-
leuchtung der Skalen befinden und auf dessen
Oberseite die Führungsschienen liegen für die
aus schweren Metallklötzen bestehenden
Schlitten.
Die Apparate werden von E. Leybolds
Nachf. (Cöln, Brüderstr. 7) geliefert. Wr.
Für Werkstatt und Laboratorium.
Geradsichtiges Prisma zur Projektion
von Spektren nach J. Königsberger.
Kolorimeter nach Autenrieth und
Königsberger.
Mitteilung aus den Werkstätten von F. Hellige c Co,
Freiburg i. B.
Für die Projektion von Spektren wurde
ein neues geradsichtiges Prisma (s. Fig. 1)
konstruiert (vgl. Chem.-Ztg. 1909. Heft 8),
das gegenüber den bisher hierfür zur Ver-
wendung gelangten Apparaten wesentliche
Vorteile, nicht nur hinsichtlich der be-
quemeren Handhabung bietet, sondern auch
zu weit niedrigeren Preisen geliefert werden
kann. Außerdem erlaubt die neue Kon-
struktion die Anfertigung von Prismen mit
besonders großer Öffnung, nämlich bis zu
70X70 mm und mehr.
Das Prisma wird durch einen säure-
festen, bei etwa 590° gekitteten, dreiteiligen
Flüssigkeitstrog gebildet, dessen äußere
Teile mit einer Flüssigkeit von geringerer
Dispersion gefüllt sind, während die mittlere
Abteilung eine Flüssigkeit von viel größerer
Dispersion, aber ähnlichem Brechungsindex
enthält. Die Flüssigkeiten sind haltbar,
brauchen nicht zurückgegossen zu werden
und bleiben in dem sicher zugekitteten
Prisma, das Violett bis etwa 400 uu gut
durchläßt und eine Dispersion von C— F
von 4° aufweist.
Das Kolorimeter (Münch. med. Wochen-
schr. 1911. Heft 17) (s. Fig. 2) besteht im
wesentlichen aus einem
mit haltbarer Ver-
gleichsflüssigkeit ge-
füllten Hohlkeil, der
mittels Zahntriebs so
lange gegenüber einem,
die Untersuchungs-
flüssigkeit enthaltenden
Trog verschoben wird,
bis die Lösung im Trog
und im Keil gleicheFarb-
werte zeigen. Eine den
iefähen vorgeschaltete
Doppelplatte DP nach
Helmholtz bringthier-
bei die Trennungslinie
zwischen den beiden
Fig. 2.
Hälften des Gesichtsfeldes vollkommen zum
Verschwinden, so daß selbst ein
schnell und- leicht eine Farb
geübte
nee
Cee CC
genau bestimmen kann. Ist letztere her-
gestellt, so wird an der Skala & der durch
einen Zeiger angedeutete Wert abgelesen
und auf einer beigegebenen Tabelle ohne
weiteres der Inhalt der Lösungen an
Farbstoff-Einheiten bestimmt.
Ursprünglich für die Untersuchung von
Hämoglobin im Blut konstruiert, hat das
Kolorimeter sehr schnell ein wesentlich
erweitertes Arbeitsgebiet erhalten, da es
sich herausstellte, daß der Apparat auch
für alle anderen in Betracht kommenden
kolorimetrischen Untersuchungen der Me-
dizin, der Chemie, der Technik usw. ganz
wesentliche Vorteile bietet, weil er Genauig-
keit mit bequemer Handhabung und ver-
hältnismäßig niedrigem Preise vereint. Vor
allem wurde das Instrument für die Be-
stimmung von Hämoglobin, Zucker im Harn,
Krestinin, Jod in der Schilddrüse, Eisen im
Blut und Wasser, Ammoniak, salpetriger
Säure, Titan, Vanadin, Chrom, Kupfer, Bier-
wirze, Milchzucker usw. eingerichtet. Für
alle diese Lösungsarten sind besondere
Vergleichskeile ausgearbeitet, die sich
schnell gegeneinander im Apparat aus-
wechseln lassen. Die Bestimmungen können
sehr bequem und mit größter Genauigkeit
ausgeführt werden; Zucker im Harn z. B.
kann man in 5 bis 10 Minuten bis auf
0,01 °/, Genauigkeit feststellen. Von den
mit dem Kolorimeter vorgenommenen
wissenschaftlichen Arbeiten ist eine große
Reihe in: verschiedenen Fachzeitschriften
veröffentlicht worden, una weitere Ab-
handlungen werden in Kürze erscheinen.
Über die Darstellung von Argon.
Von G. Claude.
Comptes rend. 151. S. 752. 1910.
Der Verfasser weist darauf hin, daß man
Argon verhältnismäßig leicht aus dem durch
Verflüssigung der Luft gewonnenen Sauerstoff
darstellen kann. Da der Siedepunkt des Argons
(— 186°) zwischem dem des Sauerstoffs und
Stickstoffs liegt, so enthält ein 96-prozentiger
Sauerstoff die ziemlich reichliche Menge von
3 Prozent Argon. Man hat also den Vorteil,
daß die Ausgangssubstanz bereits eine etwa
3-mal so hohe Argonkonzentration hat als die
Luft und daß die Abscheidung leichter ist, da
der Sauerstuff sich ungleich leichter absorbieren
Ast als der Stickstoff.
Zur Abscheidung wird der verdampfende
Bauerstoff nacheinander geleitet: durch ein
Kupferrohr mit glühendem Kupfer zur Absorption
des Sauerstoffs, durch ein Eisenrohr mit
Für Werkstatt und Laboratorium. — Glas technisches.
Deutsche
Mechaniker Ztg.
glühendem Magnesium zur Absorption des
Stickstoffs und schließlich durch ein Quarzrohr
mit Kupferoxyd zur Absorption des Wasserstoffs,
der sich aus Feuchtigkeitsspuren gebildet hat.
Der Apparat des Verf. gestattet, in der
Minute 3 Liter Sauerstoff zu behandeln und so
in etwa 2 Stunden 4 bis 6 Liter Argon zu ge-
winnen. ifm.
— —
Slas technisches.
Flaschen verschlüsse.
Als Flaschenverschlüsse empfiehlt v.
Heygendorff (Chem-Ztg 36. S. 300. 1911)
Paratfin- und Gummistopfen mit Glaskern.
Man kann sie sich leicht selbst herstellen, in-
dem man alte Glasstopfen mit geschliffenem
Konus mit einem Stück Gummischlauch oder
mit einer nicht zu dunnen Schicht Paraffin
überzieht.
An Stelle von Gummistopfen werden neuer-
dings Kautschukkappen in den Handel gebracht.
(Chem.-Ztg. 35. S. 596. 1911). Sie haben die
Form 4 mit und ohne Bohrung und können in
der in B dargestellten Weise über einen
Flaschenhals gezogen werden, wobei auch
Rohr verbindungen hergestellt werden können.
Der Vorteil dieser Verschlüsse liegt darin, daß
sie fester sitzen als gewöhnliche konische
Stopfen und innerhalb gewisser Grenzen auf
verschieden große Hälse passen. Him.
Die Scheideflasche als Ersatz des
Kugelscheidetrichters.
Von Dr. Schütte, Hamburg.
Chem.-Ztg. 35. S. 332. 1911.
Die Scheideflasche ( Fig.) soll den gewöhnlich
gebrauchten Kugelscheidetrichter hauptsächlich
dann ersetzen, wenn es sich um Extraktion von
Flüssigkeiten handelt, die zur Emulsions-
bildung neigen. Sie ist von rechteckigem
Querschnitt und läuft auf der einen Seite in
Heft 16.
15. August 1911.
einen Hals aus, dessen Öffnung nach oben ge-
richtet ist, während sie auf der anderen Beite
in ein Abflußrohr mit eingeschliffenem Hahn
endigt. Gefüllt wird sie liegend durch den
Hals mit der zu extrahierenden Flüssigkeit und
dem Extraktionsmittel. Infolge der großen
Berührungsschicht beider Flüssigkeiten geht die
Extraktion schnell von statten, nötigenfalls
kaon man sie durch Hin- und Herbewegen oder
auch durch Schütteln unterstützen. Zum Ab-
lassen dient das Abflußrohr oder auch der Hals
mit nach unten gekehrter Öffnung.
Den Apparat (D. R. G. M. 342 178) liefert die
Firma Albert Dargatz, Hamburg I.
Hym.
Ein Apparat zum Fällen,
Filtrieren und Trocknen in einem
indifferenten Gase.
Von J. B. Firth und J. C. Meyer.
Chem. News 103. S. 223. 1911.
Um Substanzen, die sich unter dem Einfluß
der Luft schnell verändern, darstellen zu können,
bedienen sich die Verfasser
des abgebildeten Apparates.
Die Lösung und dasFällungs-
mittel kommen in die beiden
Trichter A, von wo sie in das
Reaktionsgefäß C abgelassen
werden können. Zum Zwecke
besserer Mischung ist der
Rührer B vorgesehen, der
gut gefettet durch den Kaut-
schukstopfen geht. Das Re-
aktionsprodukt kann durch
den Hahn D abgelassen und
filtriert werden. Vor Ein-
bringen der Flüssigkeit wird
5 der ganze Apparat evakuiert
= und es wird durch ein seitlich
angebrachtes Rohr R ein
beliebiges indifferentes Gas
hineingelassen, so daß wäh-
rend der ganzen Operation
des Fallens, Filtrierens, Aus-
waschens und Trocknens
schädliche Gase ferngehalten
sind.
Hfm.
— —
Glastechnisches.
l
— Gewerbliches.
173
Gewerbliches.
Der neue Deutsch-Schwedische
Handelsvertrag.
Der neue Deutsch-Schwedische Handels-
vertrag ist inzwischen veröffentlicht worden.
Die unsere Industrie interessierenden Tarif-
nummern sind:
Nr. 653. Gegenstände für Laboratorien, nicht
besonders genannt, wie Probegläser, Kolben,
Pinzetten und ähnliche 1 kg 0,40 Kr.)
Wagen zum Wiegen:
Nr. 1207. Analysen- und Apothekerwagen, auch
Briefwagen l kg 1 Kr
Nr. 1189. Instrumente:
chirurgische, medizinische, physikalische,
außer Pyrometern und elektrischen MeBin-
strumenten, chemische und Navigations-
instrumente, aller Art, im allgemeinen Tarif
nicht besonders genannt; Mikrometer, Meß-
bänder, Meßstöcke, Rechenstäbe und andere
im allgemeinen Tarif nicht besonders genannte
mathematische Instrumente; ferner Teile zu
hierher gehörenden Instrumenten 10%, v. W.
Anmerkung. Hierunter fallen auch Wasser-
wagen aller Art.
optische:
Photographieapparate, mit oder ohne Ob-
jektiv, auch nicht besonders genannte Teile
zu Photographieapparaten:
Nr. 1190. im Stückreingewichte von höchstens
3 kg 3 l kg 4 Kr
Nr. 1192. im Stückreingenichte von mehr als
5 kg 1 kg 1 Kr’)
Anmerkung. Fürs sic h eingehende Objektive
werden wie gefaßtes optisches Glas verzollt.
Nr. 1193. Kassetten, Sucher, Verschlüsse und
Blenden . : l kg 2 Kr
Nr. 1194. Anderer Art als die in den Nrn. 1190
bis 1193 des allgemeinen Tarifs genannten,
darunter einbegritfen Ferngläser, Brillen und
gefaßtes optisches Glas; auch Teile dazu, im
allgemeinen Tarif nicht besonders genannt,
aus anderen Stoffen als Gold oder
Silber. l kg 2 Kr
aus 1196. Barometar cin Thermometer; Wasser-
messer mit höchstens 40 mm Durchlauf-
öffnung. 1 kg 1 Kr.
Zu diesen Nummern hatte die Deutsche
Gesellschaft für Mechanik und Optik
auf Grund der Vorschläge ihrer Zolltartf-
1) 1 Krone = 1,12 M.
2) In bezug auf photographische Apparate
zwischen 3 und 5 kg ist also Schweden ver-
traglich nicht gebunden; es verbleibt also bei
dem allgemeinen Zollsatz von, 3 Kr für (D kJ.
174
kommission Ermäßigungen vorgeschlagen,
von denen eine Position durchgegangen ist.
Es ist nämlich gelungen, den im Entwurf
für Barometer und Thermometer vorge-
sehenen Zoll von 2 Kronen per kg auf
1 Krone entsprechend dem Antrag unserer
Gesellschaft zu ermäßigen. Möge dieser
wenn auch geringe Anfangserfolg die
Zolltarifkommission ermutigen, ihre Be-
mühungen auch bei späteren Verhand-
lungen fortzusetzen. Hierzu ist es aber
nötig, daß die Kommission von den Mit-
gliedern unserer Gesellschaft nachdrücklich
unterstützt wird.
Zollbesch werdeverfahren
in der Schweiz.
Der Instanzenzug für Zollbeschwerden ist
durch Bundesratsbeschluß vom 16. Mai d. J. in
Abänderung des § 169 der Vollziehungsver-
ordnung zum Zollgesetz folgendermaßen ge-
ordnet worden: Gegen Entscheidungen der
Gebietsdirektion kann bei der Oberzolldirektion,
gegen Entscheidungen der letzteren beim Zoll-
departement und gegen Entscheidungen des
Zolldepartements in letzter Instanz beim Bundes-
rate Beschwerde erhoben werden. Die Ent-
scheiduugen des Bundesrats sind endgültig
(Art. 36 des Zollgesetzes).
Berufungen gegen Entscheidungen unterer
Stellen sind den Berufungsinstanzen innerhalb
einer Frist von zwanzig Tagen von der Mit-
teilung der anzufechtenden Verfügung an ein-
zureichen, widrigenfalls diese Rechtskraft er-
langen. Der Beschluß ist am 1. Juni d. J.
in Kraft getreten.
e —
Bücherschau.
Der Indikator und seine Hilfsein-
richtungen. 80. 188 S. mit 219 Textfiguren.
Berlin, Julius Springer 1911. Geb. 6 M.
Das Werk befaßt sich hauptsächlich mit
dem Crosby - Indikator und bildet daher eine
wertvolle Ergänzung der Indikator - Literatur,
da die beiden vorhandenen deutschen Schriften
von Schäffer & Budenberg und von H. R.
Rosenkranz besonders diejenigen Instrumente
behandeln, die ursprünglich den Thompson-
Indikator zum Vorbild hatten.
Sehr anerkennenswert ist die Beschreibung
der Prüfung der Indikatoren unter Zugrunde-
legung der Prüfungsbestimmungen, die im
Jahre 1906 im Einvernehmen mit der Physi-
kalisch-Technischen Reichsanstalt vom
A. Staus,
Gewerbliches. — Bücherschau.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Verein deutscher Ingenieure aufgestellt
worden sind.
Der auf S. 99 angegebene Apparat zur Aus-
messung der Eichdiagramme, aus denen der
Federmaßstab ermittelt wird, iat sehr praktisch
und verdient sicherlich den Vorzug vor den
üblichen Maßstäben aus Holz.
Am Schluß des Werkes werden die fehler-
haften Erscheinungen im Indikatordiagramm
und zahlreiche Beispiele von typischen und
fehlerhaften Maschinendiagrammen besprochen.
H. Wiebe.
M. H. Blancke, Rationelle mechanische Metall-
bearbeitung. KI.-8°. VI. u. 69 S. mit 34 Abb.
Berlin, Julius Springer 1911. Geb. 2,40 M.
Das kleine Werk soll dem Vorwort gemäß
bezwecken, „dergedeihlichen Weiterentwicklung
unserer Industrie die Wege zu ebnen und den
Gedanken der rationellen mechanischen Metall-
bearbeitung in breitere Schichten zu tragen“.
Wenn in einem Betrieb unzeitgemäß gearbeitet
wird, dürfte das, was der Verfasser auf dem
engen Raum von 69 Seiten darlegt, kaum ge-
nügen, eine Wandlung herbeizuführen. Der
Verfasser bezeichnet seine Mitteilungen auch
nur als Anregungen. Sie sind sachlich ein-
wandfrei, aber in stilistische Formen gekleidet,
die das Lesen manchmal erschweren. Eine
große Zahl von Fremdwörtern hätte entbehrt
werden können. G.
Annalen für soziale Politik und Gesetz-
gebung. Herausgegeben von Dr. Heinrich
Braun (Bin. - Zehlendorf). 80. Berlin, Ju-
lius Springer. I. Band 1. Heft 136 S.
Erscheint in Heften, von denen sechs
einen Band bilden. Preis eines Bandes 18 M,
eines einzelnen Heftes 3,50 M.
W. Biscan, Der Wechselstrom und die Wechsel-
strommaschinen. Zum Selbststudium für In-
stallateure, Monteure, Mechaniker, Maschinen-
schlosser usw. leicht faBlich dargestellt.
2. Aufl. 6° 121 S. mit Abb. Leipzig, O.
Leiner 1910. 1,80 M.
F. A. Schulze, Die großen Physiker und ihre
Leistungen. (Aus Natur und Geisteswelt.
Bd. 324.) 8% 108 S. mit 5 Bildnissen.
Leipzig, B. G. Teubner 1911. 1 M, in
Leinw. 1,25 M.
Das Büchlein enthält Biographien von
Galilei, Newton, Huygens, Faraday und
Helmholtz; der Titel hätte also wohl richtiger
heißen müssen: Große Physiker usw.
A. Slaby, Entdeckungsfahrten in den elek-
trischen Ocean. Gemeinverständl. Vorträge.
4. Aufl. Wohlfeile Ausg. Lex.- 8. XI, 434 8.
mit Abb. Berlin, L. Simion Nachf. 1911,
In Leinw. 6,50 M.
Heft 16.
15 August 1911. Bücherschau. — Patentschau. 1275
V. Kowarzik, Leitfaden für den Unterricht in | H. Keller, Werdegang der modernen Physik.
der Elektrotechnik an gewerblichen Lehr- (Aus Natur u. Geisteswelt. Bd. 343.) 80.
anstalten elektrotechnischer und mechanisch- 118 S. mit 13 Fig. Leipzig, B. G. Teubner
technischer Richtung, sowie zum Selbst- 1911. 1 M, in Lein w. 1.25 M.
studium fir Maschinentechniker, Meister und
Monteure. Gr.-8°. VI, 185 8. mit 156 Abb. | E. Hegg, Stereoskopenbilder für Schielende.
Wien, F. Deuticke 1910. Geb. in Leinw. 4. Aufl. Karton mit rd. 90 Bildern u. 1 Er-
3,00 M. läuterung. Bern, A. Francke 1911. 3 M.
Patentscha u.
— —
Fernmelder für Druckschwankungen, bestehend aus
einem U-förmigen Quecksilbermanometer mit einstellbaren Kon-
takten für einen Signalstromkreis, dadurch gekennzeichnet,
daß das Quecksilbermanometer e derart mit einer Wasserstands-
röhre b verbunden ist, daß nach deren Skala eine bequeme und
genaue Einstellung der Kontakte i i! erfolgen kann. H. Pipers-
berg jr. in Lüttringhausen, Rhld. 15. 9. 1909. Nr. 225666. Kl. 74.
Sphärisch und chromatisch korrigiertes Fernobjektiv,
von dessen sphärisch für sich nicht korrigierten Gliedern jedes
achromatisiert ist und das negative eine konkave vordere und
hb .—
eine konvexe oder plane hintere Fläche hat, dadurch gekenn-
zeichnet, daß in dem negativen Glied eine Sammellinse von
konvexer Hinterfläche mit zwei äußeren Zerstreuungslinsen verkittet ist. C. Zeiß in Jena.
1. 9. 1908. Nr. 227112. Kl. 42. |
Nebenschluß - Kippvorrichtung für Quecksilber-
lampen, bei der der Nebenstrom durch den Hauptstrom
elektromagnetisch ausgeschaltet wird, dadurch gekenn-
zeichnet, daß außer der elektromagnetischen Ausschaltung
durch den Hauptstrom auch noch eine mechanische Aus-
schaltung des Nebenstromes bei Vollendung der Kipp-
bewegung und eine Wiedereinschaltung nach dem Zurück-
kippen stattfindet, zum Zwecke, bei Fehlzündungen eine
Wiederholung der Kippbewegung zu erzielen. W. C.
Heraeus in Hanau a. M. 25. 1. 1910. Nr. 226 955. Kl. 21.
Farbenprüfer mit zwei am Okularende zusammen-
laufenden Sehrohren, dadurch gekennzeichnet, daß vor
einem Sehrohr oder vor beiden B! B? je ein Ansatzrohr F
bezw. F! und F? in Form eines gebogenen Knies ange-
ordnet ist, welche Ansatzrohre in der Mündung der Visier-
rohre um deren Achse drehbar gelagert sind und an der
Knickstelle mit einem Reflektor versehen sind. J. W.
Lovibond in Salisbury, Engl. 24. 4. 1910. Nr. 227 213.
Kl. 42.
Deutsche
Mechantiker-Ztg.
176
Patentschau.
Röntgenröhre mit einem für die Röntgenstrahlen
gut durchlässigen Fenster, dadurch gekennzeichnet, daß
sich dieses Fenster in einer Einbuchtung der Röhre gegen—
über der Antikathode befindet und so einem Röntgen—
strahlenbündel von großem Offnungswinkel
den Austritt aus der Röhre gestattet, zu
dem Zwecke, das Fenster klein und infolge-
dessen auch dünn und besonders gut durch—
lassig für die Röntgenstrahlen zu gestalten,
wobei das Fenster gleichzeitig als Anode
dienen kann. R. Campe in Berlin und
E. Regener in Wilmersdorf. 25. 12. 1909.
Nr. 227 272. . Kl. 21.
Tiefenmesser nach Pat. Nr. 190 285,
dessen Zuströmungskammer gegen die Meß-
kammer durch ein Ventil abgeschlossen ist,
dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil mit
einer nach außen geführten Spindel o. dgl.
versehen ist, welche ein öffnen des Ventils
zwecks Entleerung des Apparats nach er—
folgter Messung ermöglicht. P. Henze in
Weddewarden bei Bremerhaven. 14. 2. 1909.
Nr. 226 888; Zus. z. Pat. Nr. 190 285. Kl. 42.
Anordnung zum Ermitteln und Messen oszil-
lierender Ströme, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
zwei Polen in der Leitung des betreffenden oszillierenden
Stromes zwei Gruppen von Kapazitäten derart angeordnet
werden, daß die eine Gruppe mit einer gemeinsamen
Beleuchtung für alle ihre Kapazitäten an den einen Pol B
die andere Gruppe mit einer gemeinsamen Belegung für
alle ihre Kapazitäten an den andern Pol C angeschlossen ist,
während die freien gegenüberstehenden Belegungen durch
Bolometerstreifen miteinander in der Weise verbunden sind,
daß eine freie Belegung der einen Kapazitätengruppe mit
einer freien Belegung der anderen Kapazitätengruppe ver-
bunden ist, so daß also die aufeinanderfolgenden Streifen
parallel zum Durchgang des zu messenden oszillierenden
Stromes geschaltet sind, aber hintereinander geschaltet
+ auf eine elektrische Meßbrücke ein-
22. wirken können. R. C. Galletti in
M i V Rom. 6.3.1910. Nr. 225 994. Kl. 21.
1. Elektrischer Dampfapparat, dadurch gekennzeichnet, daß
das die Kathode bildende Metall in einem besonderen Raum unter Er-
zeugung eines Überdruckes verdampft wird, der den im Strahlraum herr-
schenden Druck übersteigt.
2. Elektrischer Dampfapparat nach Anspr. 1, dadurch gekenn-
zeichnet, daß der die Kathode e umgebende Hohlkörper a mit einer
Düse d versehen ist, durch die der an der Kathode gebildete Dampf in
einem unter Druck stehenden Strahle zur Anode geführt wird. E. Podszus
in Rixdorf. 8. 10. 1908. Nr. 227270. KL 21.
— —
Fur die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1801.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9.
Heft 17. 1. September. 1911.
—
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Zum 22. Deutschen Mechanikertage
in Karlsruhe
am 21., 22. und 23. September 1911.
Als bekannt wurde, daß in diesem Jahre der Mechanikertag an demselben
Orte wie die Naturforscher- Versammlung und unmittelbar vor dieser stattfinden solle,
wurde aus den Kreisen unserer Mitglieder mehrfach die Befürchtung geäußert, es
könnte dieses räumliche und zeitliche Zusammenfallen für den Mechanikertag eher
schädlich als nützlieh sein: nieht daß die Mitglieder der D. G. f. M. u. O. minder
zahlreich erscheinen würden; aber man besorgte — und man berief sich dabei auf
vereinzelte frühere Erfahrungen —, die gastgebende Stadt könnte gegenüber jener großen
und berühmten Versammlung für unsere verhältnismäßig Kleine Veranstaltung nur ge-
ringes Interesse übrig behalten.
Erfreulicher Weise haben sich diese Befürchtungen in Karlsruhe als grundlos
erwiesen, denn der Mechanikertax hat bei den staatlichen und städtischen Behörden
das größte Entgegenkommen gefunden. Das Badische Kultusministerium hat
seine Teilnahme in sichere Aussicht gestellt und ebenso der Herr Oberbürger-
meister von Karlsruhe: der Stadtrat hat für die Sitzung des ersten Tages den
Rathaussaal und für die Festlichkeiten des zweiten Tages die Räume des Stadtgartens
zur Verfügung gestellt. Auch andere staatliche Behörden des Grobherzogtums Baden,
haben bereits das Erscheinen von
Vertretern angemeldet, so u. a. die Verwaltung der Staatsbahnen und die der öffent-
lichen Wasserbauten; dab auch von militärischer Seite dem Mechanikertag Interesse
und Verständnis entgegengebracht wird, beweist, daß der Stadtkommandant von Karls-
ruhe auf Einladung des Ortsausschusses dem Ehrenausschusse beigetreten ist. Es
die mit der Feinmechanik in Beziehung stehen
7
sei auch erwähnt, daß der Fremdenverkehrsverein von Karlsruhe, der doch
gewiß durch die Vorarbeiten zur Naturforscher - Versammlung stark in Anspruch ge-
nommen ist, sich doeh gleichfalls auch an den Vorarbeiten zum Mechanikertag be-
teiligt, nieht nur indem er die Wohnungsvermittlung übernommen hat, sondern auch
indem er für die Führung der Damen durch die Stadt sorgt.
Nicht minder lebhaft ist die Beteiligung seitens der wissenschaftlichen Kreise
von Karlsruhe. Alle Institute der Technischen Hochschule, soweit sie dureh ihr Arbeits-
gebiet der Feinmechanik nahestehen, sind in dem Ehrenausschusse des Mechaniker-
tages dureh ihre Direktoren vertreten! das physikalische Institut, das chemische, in
dessen Räumen die Sitzungen des zweiten Tages stattfinden!), das geodätische, das meteoro-
logische, das chemisch-teehnische und die chemisch-technische Prüfungs- und Versuchs-
anstalt, deren Leiter, Hr. Prof. Dr. Eitner einen Vortrag halten wird. Auch seitens
anderer wissenschaftlicher Kreise von Karlsruhe erfreut sieh der Mechanikertag dankens-
werter Förderung durch Vorträge, so von Hrn. Dr. Hausrath und Hrn. Dr. Spuler.
1) Nicht, wie anfänglich beabsichtigt und noch im vorigen Hefte veröffentlicht, im
physikalischen Institut.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
178 J. Ehlers, Die Iaternationale Hygieneausstellung in Dresden.
Auch in bezug auf innere Angelegenheiten der D. G. f. M. u. O. und auf ge-
werbliche Fragen wird der diesjährige Mechanikertag wichtige Beratungen zu pflegen
haben, wie die im vorigen Hefte S. 166 u. 167 veröffentlichte und den Mitgliedern
inzwischen noch besonders zugestellte Tagesordnung des näheren zeigt.
Wie auf allen Mechanikertagen ist auch in Karlsruhe für die Unterhaltung
der Teilnehmer gut vorgesorgt, insbesondere sei auf den Ausflug nach Baden-Baden
aufmerksam gemacht, der „Perle des Schwarzwalds*, dem Weltbade, das ja gerade im
Herbst seine Reize aufs schönste entfaltet.
Ganz besonderer Beachtung sei die Postkarte empfohlen, die der letztgenannten
Einladung beilag behufs vorheriger Anmeldung der Teilnehmer. Wurde es nämlich
sehon in früheren Jahren oftmals vom OrtsausschuB sehr schwer empfunden, daß die
Teilnehmer das Lösen der Teilnehmerkarte bis zu ihrer Ankunft am Orte der Ver-
sammlung verschoben — wodurch u. a. die Vorbereitungen sich ganz erheblich er-
schwerten, weil sie, da man keinen Anhalt für die voraussichtliche Zahl der Teilnehmer
hatte, zum guten Teil noch während des Mechanikertages selbst getroffen oder ver-
vollständigt werden mußten —, so ist es in diesem Jahre doppelt erwünscht, daß die
Anmeldungen vorher erfolgen, weil die gesamte Arbeitslast der Vorbereitungen der
Hauptsache nach in der Hand eines einzigen Herrn liegt. Es sei daher nochmals um so—
fortige und hoffentlich recht zahlreiche Einsendung der Anmeldungen gebeten.
—
Die Internationale Hygieneausstellung in Dresden.
(Mai bis Mitte Oktober 1911)
Von J. Ehlers in Jena.
Die Hygiene ausstellung in Dresden hat in weiten Kreisen großen Beifall gefunden-
Wie mancher wird sie aufgesucht haben, um dagewesen zu sein, und mußte dann wahr.
nehmen, daß der angesetzte halbe oder ganze Tag keineswegs ausreichte, um auch nur
einen Uberblick zu bekommen! Angenehm war die Enttäuschung dann für den, welcher
seinen Aufenthalt länger ausdehnen konnte. |
Das Terrain, auf welchem sieh die Ausstellung befindet, ist ein sehr großes.
Es wird durch die Lennestraße in zwei getrennte Gebiete geteilt, welche durch zwei
über der Lennestraße erbaute Brücken miteinander verbunden sind. In einer großen
Anzahl zum Teil räumlich weit getrennter Hallen bezw. Gebäude sind die Ausstellungs-
objekte untergebracht. Es bringt dies mit sich, daß das Studium der Ausstellung nicht
leieht ist und viel Zeit in Anspruch nimmt.
Die Ausstellung umfaßt folgende große Abteilungen, welehe ihrerseits wieder
in verschiedene Gruppen zerfallen: die wissenschaftliche Abteilung, die historische Ab-
teilung, die populäre Abteilung, die Industrieabteilung, die ausländischen Abteilungen
und die Vergnügungseinriehtungen.
In den Mittelpunkt der Ausstellung ist die populäre Abteilung, genannt „Der
Mensch“, gerückt. Ihr Inhalt ist der Mensch im gesunden und kranken Zustande, in
seiner Kleidung, Ernährung, Wohnung und Körperpflege. In gemeinverständlicher
Weise sollen hier dem Beschauer die Funktionen der einzelnen Organe des Körpers
klargelegt und die Wirkung aller für den Menschen in Betracht kommenden Umstände
auf sein Leben dargestellt werden. Eine große Anzahl gut konstruierter und sinnreich
erdachter Demonstrationsapparate wird uns hier vor Augen geführt. Nicht alles ist neu,
ein Teil der Objekte ist gelegentlich bereits anderweitig ausgestellt worden, denn
das, was hier geboten wird, Konnte unmöglich in kurzer Zeit geschaffen werden; es
bedurfte jahrelanger Arbeit, daß alles fertig wurde. Die Fülle des Materials ist so
groB, daß auch eine mehrstündige Besichtigung nicht ausreicht, um alles genügend
kennen zu lernen. Die Firmen Carl Zeiß, Jena, E. Leitz, Wetzlar, und R. Winkel,
Göttingen, haben die Abteilung durch Herleihen einer sehr großen Zahl von Mikro-
skopen und Projektionsapparaten wesentlich unterstützt.
Von allgemeinem Interesse ist sodann die historische Abteilung, die Einleitung
in die Hygiene. Beim Aufbau dieser Abteilung war das Bestreben maßgebend, die ge-
samte Kulturentwieklung der Menschheit, soweit sie auf die hygienischen Zustände und
Anschauungen ein Lieht wirft, darzustellen. Die Nahrung, Wohnung, Kleidung, Körper-
pflege und Bestattung werden uns mehr oder minder ausführlichiinsverschiedenen Zeit-
1. 1 J. Ehlers, Die Internationale Hygieneausstellung in Dresden. 179
epochen vorgeführt. Das Studium des hier in 47 Räumen aufgespeicherten Materials
zeigt, daß die bewußt hygienischen Bestrebungen zum Teil doch viel weiter zurück-
reichen, als man denkt. Wer weiß beispielsweise, daß man bereits vor 3000 Jahren
wurzellose Zähne in einem Gebiß durch Brücken zu befestigen verstand!
Zu der historischen Abteilung gehört eine auf 10 Räume verteilte ethnogra-
phische Unterabteilung. Beide zusammen nehmen den linken Flügel des Steinpalastes,
eines ständigen Ausstellungsgebäudes, ein. Im anderen Flügel ist die wissenschaftliche
Abteilung untergebracht.
Ihr Zweck ist, einen systematischen Überblick über die Erfolge der modernen
Hygiene zu geben. Das einschlägige Material wird daher in einer großen Anzahl
Gruppen zusammenhängend zur Darstellung gebracht. Auf den Menschen übertragbare
Tierseuchen, Krebs, Mikrobiologie und Parasitologie, Infektionskrankheiten des Menschen,
Schutzimpfung, Seuchenbekämpfung, Desinfektion, Tropenkrankheiten, Zahnerkrankungen
und Geschlechtskrankheiten sind zusammenfassende Bezeichnungen verschiedener Gruppen
dieser Abteilung. Durch Abbildungen und Präparate werden die Ursachen, das Wesen
und der Verlauf der Krankheiten erläutert. Ebenso werden die Heilmittel, die Unter-
suchungsverfahren und die dabei verwendeten Instrumente vorgeführt. Die Gruppe
Statistik zeigt im Anschluß hieran den Nutzen der Hygiene im öffentlichen Leben
durch zahlenmäßige Nachweise und Tabellen.
Durch die sich anschließende Gruppe, die deutsche Arbeiterversicherung,
welche die Leistungen der Arbeiterversicherung in bezug auf die Hygiene und die
Volkswohlfahrt durch Tabellen, Bilder von Sicherheitsvorrichtungen, Modelle von
Heilanstalten u. dergl. veranschaulicht, gelangt man dann in die Räume der Jugend-
fürsorge, Schulhygiene und Säuglingsfürsorge. —
Die Ausstellung ist eine internationale. Waren die Veranstalter der bisher ge-
nannten Teilausstellungen deutsche Behörden, Institute, Gesellschaften oder Privat-
personen, so kommen auch die ausländischen Regierungen zu Worte. Brasilien, China,
Japan, England, Frankr®ich, Österreich, Rußland, die Schweiz, Spanien, Ungarn, Italien
und Amsterdam haben in eigenen Pavillons Sonderausstellungen veranstaltet. Diese
Pavillons reihen sich zu beiden Seiten der Herkulesallee aneinander an oder liegen in
unmittelbarer Nähe dieser Allee. Die Ausstellungen sind im Umfang sehr verschieden.
Sie sollen im allgemeinen ein Bild der hygienischen Zustände bezw. Bestrebungen auf
den verschiedensten Gebieten in den einzelnen Staaten, sowie einen Überblick über
den Stand der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Hygiene geben. Her-
vorragende Veranstaltungen werden in Bildern oder Modellen vorgeführt.
Wenden wir uns jetzt der Jndustrieabteilung zu! Sie ist sehr zerstückelt.
Ein Blick auf den Plan läßt etwa vier räumlich getrennte Gruppen unterscheiden:
1) die beim Steinpalast liegenden Hallen für Balneologie, Chemie, wissenschaftliche
Instrumente, Kosmetik und Literatur; 2) die Hallen für Verkehr, Krankenfürsorge und
Rettungswesen, Armee-, Marine- und Kolonialhygiene, welche durch den botanischen
Garten vom mittleren Teile der Ausstellung getrennt werden; 3) die Hallen für Kraft-
maschinen, Beruf und Arbeit, Technik und Maschinen, Ansiedlung und Wohnung; 4) die
Hallen für Kleidung und Körperpflege, Spiel und Sport, Nahrungs- und Genußmittel.
Die beiden letztgenannten Gruppen liegen auf dem Platze jenseits der Lennestraße.
Es ist charakteristisch, daß die einzelnen Hallen einen wissenschaftlichen oder
populären, erläuternden Teil gleichsam als Kern enthalten, um den sich dann die ein-
zelnen industriellen Aussteller mit ihren einschlägigen Artikeln gruppieren. Der wissen-
schaftliche oder erläuternde Teil gibt durch Literatur, Tabellen, Modelle, Instrumente,
Präparate usw. Aufschluß über die wissenschaftlichen Fragen des Gebietes, ihre Be-
arbeitung, Statistik und ähnliches bezw. Erläuterungen über die auf den betreffenden
Gebieten im allgemeinen vorhandenen Einrichtungen.
Es ist natürlich unmöglich, hier alles im einzelnen durchzugehen. Wir müssen
uns begnügen, einen Überblick zu geben und einzelnes hervorzuheben.
In der ersten Gruppe umfaßt der wissenschaftliche Teil die Meteorologie, Hy-
giene der Luft und des Lichtes, Rauchschäden und Balneologie. Neben Publikationen
und graphischen Darstellungen finden wir die einschlägigen Instrumente, wie Baro-
meter, Hygrometer usw. von Fueß, Lambrechtsche Wettertelegraphen, registrierende
Wasserstandsmesser und Pegel u. a., meist wohlverwahrt in Schränken, vor uns. Von
Hartmann & Braun in Frankfurt a. M. sind elektrische Fernthermometer in Betrieb,
welche die Temperatur der Luft vor der Halle in größerer Höhe bezw. des Erdbodens
Deutsche
180 J. Ehlers, Die Internationale Hygieneausstellung in Dresden. Mechaniker-Ztg.
——
—
angeben. Die, Balneologie zeigt Profile der Mineralquellen, Gesteinsproben, ein La-
boratorium für chemische und physikalische Analysen der Mineralwässer, sowie das
Radium in Gewinnung und Verwendung. Um diese Darstellungen gruppieren sich in
der Hauptsache Ausstellungen der einzelnen Badeverwaltungen, soweit sie vertreten
sind; auch ausländische Bäder machen für sich Propaganda.
Die anschlieBende Halle 11 ist es, welche vom beruflichen Standpunkte aus
das meiste Interesse wachruft. Neben chemischen Präparaten, Chemikalien und kos-
metischen Erzeugnissen aller Art enthält sie die Gruppe der wissenschaftlichen
Apparate. Wir finden hier die Erzeugnisse der Feinmechanik und Elektrotechnik, die
optisch-mechanischen Instrumente, die elektro-medizinischen Apparate, chirurgische
Apparate, zahnärztliche Präparate und Apparate, die medico-mechanischen Apparate,
Röntgeneinrichtungen, photographische Apparate, bakteriologische und chemische Appa-
rate und Gerätschaften. Der Ausstellungskatalog nennt 96 Firmen als Aussteller che-
mischer Präparate und 122 Firmen in der Gruppe der wissenschaftlichen Instrumente. Der
größte Teil der Aussteller begnügt sich damit, eine mehr oder minder vollständige
Sammlung ihrer Erzeugnisse in Glasschränken zur Schau zu stellen. Der ausgehängte
Briefkasten oder das Wunschbuch vermitteln allein den Verkehr zwischen Aussteller und
Besucher. Eine Anzahl Firmen läßt es sich aber nicht nehmen, durch Vertreter Auskunft
zu erteilen, die Apparate zu demonstrieren oder im Gebrauche vorzuführen. Einige von
ihnen seien im folgenden aufgeführt. Reiniger, Gebbert & Schall, Berlin-Erlangen,
zeigt die neuesten Einrichtungen für Röntgenuntersuchungen, mediko - mechanische
Apparate in großer Zahl, Heißluftduschen, Kystoskope und ähnliches. Die Firma
H. Ernemann in Dresden stellt neben photographischen Handkameras besonders
kinematographische Aufnahme- und Projektionsapparate aus. E. Leitz in Wetzlar
bringt Prismenfernrohre, mikrophotographische Apparate, Mikroskope und Zubehör;
der Zeichenapparat nach Edinger und ein Zeigerokular nach Edinger mit doppeltem
Einblick für Mikroskope werden im Gebrauche vorgeführt. Die Firmen Siemens
& Halske, Berlin-Nonnendamm, und Carl ZeiB, Jena, bieten ihren Besuchern eigene
gedruckte Führer durch ihre umfangreichen Sonderausstellungen, in welchen die Aus-
stellungsgegenstände, mit Nummern versehen, aufgeführt und kurz erläutert werden.
Wir sehen bei Siemens & Halske u. a. die neuesten Röntgeneinrichtungen mit allem
Zubehör, elektro-medizinische Apparate jeder Art, Temperaturfernanzeiger, einen
Oszillographen zur Festlegung des zeitlichen Verlaufs von elektrischen Strömen, ferner
eine Zusammenstellung von Instrumenten und Geräten, welche sich bis jetzt nutz-
bringend aus Tantal herstellen lassen. Die Firma ZeiB gibt in ihrer Ausstellung einen
ziemlich vollständigen Überblick ihrer Erzeugnisse, von Spezialinstrumenten abgesehen.
Die Mikroskope werden in verschiedener Anwendung gezeigt; wir sehen lebende Bak-
terien in Dunkelfeldbeleuchtung, die Ultramikroskopie der Kolloide, die Anwendung
der Refraktometrie in der Nahrungsmitteluntersuchung, Gasrefraktometer zur Gasanalyse.
Ein eigener Dunkelraum gestattet die Vorführung der verschiedenen Projektions-
apparate. Der Liebhaber älterer Erzeugnisse der Präzisionsmechanik findet eine
umfangreiche Sammlung alter Mikroskope der verschiedenen Zeitepochen.
Es ist natürlich, daß die wissenschaftlichen Teile anderer Gruppen noch eine
große Zahl von wissenschaftlichen Instrumenten in sich bergen. So finden wir
z. B. in der Halle für Nahrungs- und Genußmittel die Probleme der Ernährungslehre,
die Milehversorgung und die Nahrungsmittelkontrolle veranschaulicht. Hier hat u. a.
das Kais. Gesundheitsamt ein Laboratorium zusammenstellen lassen, welches die
Instrumente für die physikalische, chemische, biologische und bakteriologische Unter-
suchung der Milch enthält; auch ein Laboratorium für Nahrungsmittelkontrolle ist vor-
handen, und im Anschluß daran findet die Vorführung physikalisch-chemischer Apparate
der Nahrungsmittelchemie statt. Dagegen sind bei den industriellen Ausstellern dieser
Halle wohl nur Instrumente, Maschinen und Apparate zu sehen, welche der Herstellung
von Nahrungs- und Genußmitteln dienen, ferner Glas- und Porzellanwaren, sowie Nah-
rungs- und Genußmittel selbst. Nebenbei sei bemerkt, daß in dieser Halle die beste
(ielegenheit zur Stärkung vorhanden ist. Fast Stand bei Stand werden Kostproben
gratis oder für geringes Entgelt angeboten.
Mannigfaltiger ist der Inhalt der benachbarten Halle, welche Kleidung und
Körperflege, Sorge für Kinder und jugendliche Personen, Spiel und Sport umfaßt. Die
wissenschaftlichen Darstellungen betreffen Kleidung, Badewesen, Alkoholismus und
Rassenhygiene. Über 250 industrielle Aussteller zählt hier der Katalog auf. Erwähnens-
wert sind noch die in dieser Halle befindlichen Sonderausstellungen der Sportverbände
Heft 17.
1. September 1911. Fur Werkstatt und Laboratorium. 181
und der Deutschen Turnerschaft, desgleichen die vom Rat zu Dresden ausgestellte
Sammlung einfacher physikalischer Schulapparate zur Demonstration der Prinzipien,
welche den Schülern auf Schritt und Tritt im täglichen Leben entgegentreten.
GroB ist die Einwirkung der Hygiene auf die Fragen der Ansiedlung und
Wohnung. Der wissenschaftliche Teil dieser Gruppe zerfällt in die Unterabteilungen:
Städtebau, Beleuchtung, Städtereinigung, Haus und Wohnung, Lüftung und Heizung,
Wasserversorgung, Boden und Wasser, Bestattungswesen. Neben reichem statistischen
Material, Modellen und Materialproben finden wir die Darstellung von Untersuchungs-
verfahren und die dazu benötigten Apparate, besonders in den Untergruppen Beleuch-
tung bezw. Boden und Wasser. Mehr als 300 industrielle Aussteller umrahmen das
Ganze mit ihren zum Teil sehr geschmackvollen und sehenswerten Ausstellungen. Die
Gruppe Bestattungswesen wird durch die Sonderausstellung des Verbandes der
Feuerbestattungsvereine deutscher Sprache ergänzt; sie liegt freilich weit
getrennt davon am äußersten Ende des Ausstellungsgebietes, links vom botanischen Garten.
Darstellungen über die Hygiene der chemischen Industrie, die Berufshygiene,
Arbeiterschutz und Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen bilden den Mittelpunkt einer weiteren
Halle, um welchen sich die Aussteller der Maschinenbranche und verwandter Zweige
gruppieren.
Es bleiben uns für unseren Überblick noch die Hallen links vom botanischen
Garten. Hier wird zunächst die Hygiene im Land- und Schiffsverkehr durch Modelle
von Fahrzeugen, Sicherheitsanlagen, Desinfektionseinrichtungen usw. erläutert. Die in-
dustriellen Aussteller stellen ihrerseits komplette Fahrzeuge und Zubehör dazu aus;
aber auch Schutzvorrichtungen für das Telephon, das weniger umfangreiche Verkehrs-
mittel, und andere Gegenstände, welche dem Verkehr nicht unmittelbar dienen,
sind vertreten.
Wie Ansiedlung und Wohnung müssen auch Krankenfürsorge und Rettungs-
wesen, Fürsorge für Geisteskranke und Gefangenenfürsorge von den Lehren der Hygiene
stark beeinflußt werden. Erläuternde Darstellungen der auf diesen Gebieten herr-
schenden Vorschriften und Anschauungen, sowie ihrer Einrichtungen dürfen daher im
Rahmen dieser Ausstellung nicht fehlen. Das gleiche gilt für die Fragen der Armee-,
Marine- und Kolonialhygiene. Zumal die Verhältnisse auf den Schiffen erfordern inter-
essante Einrichtungen, damit die Forderungen der Hygiene erfüllt werden können. Die
ausgestellten Modelle, Zeichnungen und Abbildungen sind daher von großem Interesse.
Die im einzelnen auf diesen Gebieten benötigten Gegenstände werden von einer Reihe
industrieller Aussteller zur Sehau gestellt.
Es muß noch erwähnt werden, daß Fürsorge getroffen worden ist, daB in den
wissenschaftlichen Abteilungen der einzelnen Gruppen wöchentlich ein ev. auch mehrere
Male zu bestimmten Zeiten Führungen durch Sachverständige stattfinden. Ebenso ge-
schieht dies in der populären und der allgemeinen wissenschaftlichen Abteilung. In
den täglich erscheinenden Ausstellungsprogrammen sind diese Führungen zusammen-
gestellt. Besucher werden gut tun, sieh hierüber gleich zu informieren.
Vollständig ist der Überblick hiermit noch nicht. Das Mustergehöft mit Mileh-
wirtschaft, Arbeiterwohnhäuser, der besondere Sportplatz oder der zum Aussichtsturm
ausgebaute und mit Zeißschem Aussichtsfernrohr versehene Schornstein z. B. ver-
mehren noch das auf dem Ausstellungsgelände Sehenswerte, ganz zu schweigen von
den Restaurants und Vergnügungseinrichtungen. Wer hierfür schwärmt, auch wenn
sie die Forderungen der Hygiene gar wenig berücksichtigen, wird auch auf der Inter-
nationalen Hygieneausstellung auf seine Rechnung kommen.
— —
Für Werkstatt und Laboratorium.
Eine neue Nernstlampe für Mikro. | aplanatischen Kondensors ein die Blenden-
projektlon und Mikrophotographle. öffnung vollkommen bedeckendes Bild, und der
Von A. Köhler. Kondensor erzeugt von der Austrittspupille des
Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. 27. S. 477. 1911. Kollektors in der Objektebene ein Bild,
Das Prinzip des Apparates ist folgendes. | welches dem objektiven Sehfelde mindestens
Ein aplanatischer Kollektor entwirft von einem | gleich ist.
Nernststabchen auf der Blende eines ebenfalls Der mit einer Irisblende 1 (s. Fig.) ver
182
sehene Kollektor wird mittels einer Klemm-
schraube 2 in einem Schiebrohr festgehalten;
dieses befindet sich auf einem durch die
Mikrometerschraube 3 verstellbaren Schlitten
Der Leuchtstab liegt in einem dosenförmigen
Gehäuse, dessen Rückwand die Nebenfigur
zeigt und dessen nahezu quadratische Vorder-
wand 6 dem Kollektor gegenüber mit einer
kleinen Öffnung versehen und durch eine
sog. Parallelogrammbewegung 7 mit der den
Schlitten tragenden Säule verbunden ist. Zur
Zentrierung des Leuchtstabes gegen die Achse
des Kollektors dient die Schraube 4. Der
Schirm 8 schützt den Kollektor gegen die
Strahlung der Lichtquelle und des Gehäuses
Das Ganze wird mittels eines Reiters 9 auf
einer optischen Bank verschiebbar aufgestellt.
Als Kollektor wählt Verf. ein zweigliedriges
System, das in seiner Zusammensetzung den
beiden untersten Linsen des aplanatischen
Kondensors n. a. 1,4 entspricht, den die Zeiß-
sche Werkstätte seit einiger Zeit besonders für
Mikroprojektion liefert. Die numerische
Apertur dieses Kollektorsystems ist 0,6, seine
Brennweite etwa 27 mm; das Bild des 1,2 mm
dicken Leuchtstabes ist etwa 30 mal vergrößert.
Diese Werte sind auf Grund mathematischer
Ableitungen, welche ausführlich mitgeteilt
werden, berechnet.
Kuvetten mit Lichtfiltern stellt man zwischen
dem Mikroskop und der Lampe auf der optischen
Bank auf, Glasfilter kann man auch in den
Diaphragmenträger des Abbeschen Beleuch-
tungsapparates einlegen.
Ganz schwache, zur Projektion von Über-
sichtsbildern bestimmte Systeme, wie die Pro-
jektionssysteme und Planare, benutzt man in
Fir Werkstatt und Laboratorium.
Deutsche
— Mechaniker-Ztg.
Verbindung mit den sog. Brillenglaskonden-
soren.
Die Nernstlampe ist für eine Netzspannung
‚von mindestens 110 Volt bestimmt und brennt
mit etwa 1 Ampere. Sie hat vor Bogenlampen
von entsprechend geringem Stromverbrauch
den Vorteil, daß Ort und Lichtstärke nahezu
unveränderlich sind. Diese Eigenschaft macht
sie besonders fürmikrophotographische Arbeiten
wertvoll, wo Bogenlampen nur dann bequem
anwendbar sind, wenn sie ein gutes, ent-
sprechend kostspieliges, automatisches Regel-
werk besitzen. E. Lb.
Mefsinstrumente in Spezial-
Ausführung für drahtlose Telegraphie
von Hartmann & Braun.
Nach einem Prospekt.
Zur technischen Messung hochfrequenter
Ströme, wie sie in der drahtlosen Telegraphie
benutzt werden, sind die Hitzdrahtinstrumente
besonders geeignet. Ihre Angaben sind von
Frequenz und Kurvenform unabhängig, und
man kann sie mit Gleichstrom eichen, wenn
man zwei Fehlerque'len vermeidet, die zwar
bei niederen Frequenzen ohne Einfluß sind,
bei Hunderttausenden von Perioden aber zu
völlig falschen Angaben füh en. Erstens
nämlich dürfen die Instrumente keinen Neben-
schlußwi.erstand besitzen, weil ein Nebensch'uß-
widerstand stets einen anderen Selbstinduk-
tionsk effizienten hat als der Hitzdraht, so daß
der Hochfrequenzstrom sich in ganz anderer
Weise verzweigt als der Gleichstrom.
Deshalb baut die Firma Hartmann
& Braun sogenannte „ungeshuntete“ (!!) Hitz-
drahtamperemeter, bei denen der ganze Strom
durch den Hitzdraht fließt, und zwar in vier
verschiedenen Größen, für 10, 20, 40 und 100
Ampere Je nach der Verschiedenheit der
Wellenlänge oder der Frequenz der zu messen-
den Ströme können bei diesen Instrumenten
bei kleineren Strömen Fehler bis zu 10°/, und
bei den höheren Strömen noch wesentlich
größere Fehler auftreten.
Diese Fehler werden durch die zweite
Fehlerquelle der Hochfrequenzmessungen, durch
die sogenannte Hautwirkung („Skineffekt“) ver-
ursacht. Sie besteht darin, daß die einen
Draht durchfließenden Hochfrequenzstiöme
durch die Selbstinduktion des Drahtes um so
mehr an die Oberfläche (die Haut) des Drahtes
gedrängt werden, je höher ihre Frequenz ist.
Infolgedessen wächst der Widerstand und
damit die Erwärmung des Drahtes, und die
Angaben des Instruments sind zu hoch.
Man vermeidet den Fehler, indem man die
| Oberfläche möglichst vergrößert also, | nicht
Heft 17.
1. September 1911. esd be:
einen dicken, sondern viel dünne, parallel ge-
schaltete Drähte verwendet, die zur Vermeidung
anderer Störungen noch möglichst symmetrisch
angeordnet sein müssen. Ä
In ähnlicher Ausführung stellt die Firma
Hartmann & Braun auch noch Hitzdraht-
wattmeter für Hochfrequenzströme her. Bei
der kleinsten Type dieser Wattmeter wiegt das
gesamte bewegliche System nur 0,1 g.
Endlich werden zur Messung der Frequenzen
der in der drahtlosen Telegraphie benutzten
Erregermaschinen, die z. B. bei dem System
der tönenden Löschfunken, Wechselstrom von
etwa 1000 Perioden erzeugen, Frequenzmesser
für hohe Schwingungszahlen bis zu 1500 Pe-
rioden hergestellt. @. S.
Vanadium-Legierungen.
Von G. Norris.
Journ. Franklin Inst. 171. S. 561. 1911.
Der Verf. gibt einen Überblick über die
Vanadiumgewinnung und die wichtigsten
Legierungen dieses seltenen Metalles, welches
seit 1801 bekannt ist, aber erst i. J. 1890 in
die Metallurgie eingeführt worden ist, obwohl
bereits 27 Jahre früher festgestellt wurde, daß
es in Legierungen mit Eisen Ahnlich dem
Nickel wirkt. Als Rohmaterial für die Gewinnung
des Vanadiums dienten seit 1882 zum großen
Teil basische Stahlschlacken von Creusot; seit
1905 ist Ausgangsprodukt ein Vanadiumsulfit
(Patronit) von Cerro de Pasco in den Anden.
Den Techniker interessieren am meisten die
Ausführungen des Verf. über Vanadium ent-
haltende Schnelldrehstahle und Maschinenstähle
für Automobilbau usw., deren Eigenschaften
an Hand der Festigkeitsziffern besprochen
werden. Auch auf Kupferlegierungen wirkt
ein Vanadiumzusatz sehr günstig, ebenso auf
Aluminium. @.
Die Aufbewahrung von Silbersplegeln.
Von W. Coblentz.
Bull Bur. of Standards 7. S. 221. 1911.
Coblentz hat Silberspiegel in einem Ex-
sikkator aufbewahrt, in welchem Gefäße mit
Phosphurpentoxyd und Kaliumhydroxyd aufge-
stellt waren. Sie sollen bei dieser Art der
Aufbewahrung jahrelang ihr ursprüngliches
Reflexionsvermögen behalten. G.
— 2 —
Fir Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches.
.
Glas technisches.
Einfache Laboratorlumselnrichtung
zur Erzeugung eines kontinulerlichen
Stromes ozonisierter Luft.
Von L. v. Liebermann.
Chem.-Ztg. 35. S. 734. 1911.
Die zu ozonisierende Luft wird durch ein
U-förmiges (Péligot-) Rohr geleitet. Das Rohr
taucht in ein weiteres mit Schwefelsäure ge-
fülltes Glasgefäß (Batterieglas) und trägt in
seinem einen Schenkel ein starkwandiges
Probierröhrchen, das ebenfalle mit Schwefel-
säure gefüllt ist. In die äußere und innere
Saure führt je ein Platindraht, an dessen
unterem Ende ein Stückchen Platinblech ange-
schweißt ist. Die Enden der Platindrähte
werden mit dem Induktorium verbunden. Die
hindurchgeleitete Luft muß, um die Entstehung
von Oxyden des Stickstoffs zu vermeiden, ge-
trocknet sein; die zum Verschluß dienenden
Korkstopfen werden zum Schutz gegen das
Ozon paraffiniert. Hffm.
Zerschneiden von Röhren durch Atzen.
Von J. Milbauer.
Chem.-Ztg 35. S. 669. 1911.
Um Porzellan- oder Quarzrohre durchzu-
sprengen, empfiehlt der Verf., sie zuvor mit
Fluorwasserstoffsäure nach folgendem Verfahren
anzuätzen. Das Rohr wird, nachdem die
Trennungsstelle durch zwei Ringe von Eisenlack
gekennzeichnet ist, horizontal gelagert. Dann
wird eine mit Wasser befeuchtete Schnur in
einfacher Schlinge um das Rohr gelegt und
ihr eines Ende über den Rand einer hölıer
stehenden Schale gelegt, während das andere
in eine tiefer stehende Schale hängt. Die
erstere wird mit der Ätzflüssigkeit gefüllt, die
langsam durch die Schnur in die untere abge-
leitet wird. Die ‚Schalen bestehen aus Platin,
Blei oder paraffiniertem Glas. Als Atzflüssig-
keit eignet sich besonders ein Gemisch von
3 Teilen Fluorwasserstoff- zu 1 Teil Chlorwasser-
TOR.
_ stoffsäure. Ist die Atzung tief genug, so kann
das Rohr gefahrlos durchgebrochen werden.
Hfm.
Ablesevorrichtungen für Biiretten.
Zur bequemen Ablesung der Flüssigkeits-
höhe in einer Bürette und vor allem, um paral-
laktische Fehler zu vermeiden, sind zahlreiche
Vorrichtungen angegeben worden. Die Haupt-
typen sind: 1) besondere Ablesevorrichtungen, die
von außen an das Bitrettenrohr gebracht werden
(Spiegel, Visierblenden usw.) 2) Schwimmer
mit Einstellmarken. 3) Hinterlegungen des
Bürettenrohres mit weißen und farbigen Streifen
(Schnellbach). G. Goetze (Zeitschr. f. anal.
Chem. 50. S. 373. 1911) empfiehlt, ein etwas
weiteres Rohr, das eine Ringmarke trägt, über
das Bürettenrohr zu schieben und die Marke auf
den unteren Teil des Flüssigkeitsmeniskus ein-
zustellen. Milbauer (Chem.-Ztg. 35. S. 419.
1911) benutzt einen Karton, auf dem ein senk-
rechter schwarzer Strich gezeichnet ist, der in
seiner Wirkung der Hinterlegung Schnell-
bachs gleichkommt. Sacher (Chem -Ztg. 35.
S. 622. 1911) weist mit Recht darauf hin, daß
ein Spiegel, der von hinten an”die Bürette an-
gelegt wird und einen eingeritzten Strich als
Marke trägt, mindestens so brauchbar ist wie
manche kompliziertere Vorrichtung. Ref. möchte
hinzufügen, daß man den Spiegel, statt ihn
mit einer Strichmarke zu versehen, auch recht
zweckmäßig mit einem Streifen Papier von
nahezu der Breite des Bürettenrohres bek!ebt,
der auf seiner oberen Hälfte weiß und auf
seiner unteren schwarz ist, mit möglichst
scharfer Grenzlinie beider Felder Jgegen-
einander. Die Parallaxe wird durch das
Spiegelbild der Augenpupille vermieden, und
die Einstellung, deren Genauigkeit kaum hinter
der auf eine Strichmarke zurücksteht, ist"nicht
so anstrengend für das Auge. Hffm.
Gebühren für Untersuchungen sowie
fir Beglaubigungen von Wärme.,
Dichtigkeits, Alkoholmessern usw.
in Portugal.
Der portugiesische Finanzminister hat unterm
17. März 1911 bestimmt, daß für die in dem
Laboratorium des obersten Gerichtshofs für
zolltechnische Streitfragen für amtliche Zwecke
vorgenommenen Untersuchungen in denjenigen
Fallen, in welchen sie nicht von Amts wegen
gemacht sind, folgende Gebühren zu zahlen
sind:
Fur eine Untersuchung hin-
sichtlich der Beschaffenheit
(analyse qualitativa) . 1200 Reis'),
1) 1000 Reis etwa = 4,50 M.
Glastechnisches. — Gewerbliches.
Deutsche
____Meebaniker-Zig.
Für eine Untersuchung hin-
sichtlich der Menge (analyse
quantitativa) 2400 Reis.
Die Gebühren für Untersuchungen, die von
Privatpersonen nachgesucht sind, werden nach
den Bestimmungen des $ 2 des Artikele 183
der Verordnung Nr. 2 vom 27. September 1894
.auf dem Gesuch und entsprechend der Art der
Untersuchungen festgesetzt.
Der Preis für die Beglaubigung der Ge-
nauigkeit von Wärmemessern, Dichtigkeits-
messern und ähnlichen Instrumenten beträgt
200 Reis, und der Preis für die Beglaubigung
von Ebulliometern und ähnlichen Instrumenten
500 Reis, wenn derartige Beglaubigungen von
Privatpersonen nachgesucht werden.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
80. Nr. 474 762. Ärztliche Spritze/mit doppelten
Griffringen. G. Haertel, Breslau. 19 4.11.
42. Nr. 474 137. Saccharometer mit Temperatur-
korrektionstabelle in der Senkwage. Verein
der Spiritus- Fabrikanten in Deutsch-
land, Berlin. 17. 6. 11.
Nr. 474 138. Salzprober mit Gefrierpunkt-
tabelle in der Senkwage. Derselbe.
17. 6. 11.
Nr. 474518. Quecksilber- Destillierapparat.
Vor. Fabriken f. Laboratoriums be darf,
Berlin. 12. 6. 11.
Nr. 474 574. Badethermometer mit verschieden
breiter Skala. O. Zimper, König, Oden-
wald. 29. 6. 11.
Nr. 474 652 u. 474 653. Schwefel-Bestimmungs-
apparate. W. Wennmann, Duisburg-Beeck.
3. 7. 11.
64. Nr 473 309. Trichter.
linburg. 21. 6. 11.
O. Berger, Qued-
— 1 —
Gewerbliches.
Prelsausschrelben für eine elektrische
Grubenlampe.
Bayer. Ind. u. Gew.-Bl. 47. S. 290. 1911.
Der englischen Regierung hat ein_Zechen-
besitzer zu einem internationalen Wettbewerb
für elektrische Grubenlampen die Summe von
1000 Pfd. St. (= 20500 M) zur Verfügung gestellt.
Die zum Wettbewerb eingereichten Lampen
müssen folgenden Anforderungen entsprechen:
1. Die Lampe soll von kräftiger mechanischer
Konstruktion sein, so daß sie grobe Behandlung
vertragen kann.
Heft 17.
1. September 1911.
2. Die Lampe soll von einfacher Kon-
struktion und leicht in Ordnung zu halten und
auszubessern sein.
3. Die Lampe soll so konstruiert sein, daß
die Entzündung brennbarer Gase sowohl inner-
halb als auch außerhalb der Lampe un-
möglich ist.
4. Die Lampenbatterie soll so beschaffen
sein, daß etwa darin enthaltene Flüssigkeit
nicht verschüttet werden kann, wenn die
Lampe in Benützung ist. Etwa von der Batterie
erzeugte Gase sind durch geeignete Mittel un-
schädlich zu machen.
5. Die Teile der Lampe dürfen keine
Korrosion durch den in der Batterie gebrauchten
Elektrolyten usw. erfahren.
6. Die Lampe soll einen solchen Verschluß
haben, daB sie nicht offen sein kann, ohne daß
man es merkt.
7. Die Lampe soll fähig sein, eine Licht-
menge von nicht weniger als zwei Kerzen-
stärken während eines Zeitraumes von nicht
weniger als zehn Stunden andauernd zu liefern.
8. Das Licht soll außerhalb der Lampe gut
verteilt werden. Ein beweglicher Reflektor
zur Sammlung oder zur Deckung des Lichtes
soll vorgesehen werden.
Außer diesen Anforderungen ist Aufmerk-
samkeit zu schenken: dem Einkaufspreis der
Lampe, den Unterhaltungskosten, der Bequem-
lichkeit der Handhabung und dem Gewicht der
Lampe, wenn sie geladen und für den Gebrauch
fertig ist.
Die Preisrichter können entweder der
besten Lampe den ganzen Preis zuerkennen,
oder den Preis teilen, oder aber gar keinen
Preis vergeben, wenn keine. Lampe wertvoll
genug erscheint.
Die konkurrierenden Lampen müssen mit
einer Ersatzglocke bis zum 31. Dezember 1911
bei C. Rhodes, Esq. Home Office Testing
Station, Rotherham, eingehen.
Gesetz über den Patentausführungs-
zwang.
Der Entwurf, der nebst Begründung in
dieser Zeitschrift 1911. S. 38 mitgeteilt
wurde, ist inzwischen vom Reichstag und
Bundesrat durchberaten und dabei in
einigen, nicht unwesentlichen Punkten ge-
ändert worden.
Das Gesetz, das nunmehr seit dem
1. Juli d. J. in Kraft ist, hat folgenden
Wortlaut:
Art. 1: An die Stelle des $ 11 des
Patentgesetzes vom 7. April 1891 treten
folgende Vorschriften:
Gewerbliches.
185
Verweigert der Patentinhaber einem
andern die Erlaubnis zur Benützung der
Erfindung auch bei Angebot einer ange-
messenen Vergütung und Sicherheits-
leistung, so kann, wenn die Erteilung der
Erlaubnis im öffentlichen Interesse geboten
ist, dem andern die Berechtigung zur Be-
nützung der Erfindung zugesprochen
werden (Zwangslizenz). Die Berechtigung
kann eingeschränkt erteilt und von Be-
dingungen abhängig gemacht werden.
Das Patent kann, soweit nicht Staats-
verträge entgegenstehen, zurückgenommen
werden, wenn die Erfindung ausschließlich
oder hauptsächlich außerhalb des Deutschen
Reiches oder der Schutzgebiete ausgeführt
wird. Die Übertragung des Patentes auf
einen andern ist insofern wirkungslos, als
sie nur den Zweck hat, der Zurücknahme
zu entgehen.
Vor Ablauf von drei Jahren seit der
Bekanntmachung der Erteilung des Patentes
kann eine Entscheidung nach Art. 1, Abs. 2
gegen den Patentinhaber nicht getroffen
werden.
Art. II: Auf das Verfahren und die
Entscheidung über die Erteilung der
Zwangslizenz finden die Vorschriften des
Patentgesetzes über die Zurücknahme des
Patents Anwendung.
Art. HI: Die Vorschriften im $ 30
Absatz 3 des Patentgesetzes werden auf-
gehoben.
Artikel IV: Dieses
1. Juli 1911 in Kraft.
Gesetz tritt am
Der Entwurf (s. a. a. O.) hatte auch
die Zurücknahme des Patentes für den
Fall vorgesehen, daß die Erlaubnis zur
Benützung gegen angemessene Ent-
schädigung vom Inhaber verweigert wurde.
Das Gesetz aber läßt in diesem Falle nur
die Zwangslizenz zu und die Zurücknahme
nur dann, wenn das Patent im wesent-
lichen im Auslande ausgebeutet wird, der
Inhaber also die deutsche Industrie direkt
schädigt. Minder wichtig ist es, daß der
Entwurf das Angebot einer Vergütung oder
Sicherheitsleistung verlangte, das Gesetz
aber Vergütung und Sicherheitsleistung
vorschreibt.
Das Gesetz hat ferner die vorherige
Androhung bei Zurücknahme eines Patentes
($ 30 Abs. 3 des Patentgesetzes) beseitigt.
186
Zolitarif-Entscheidungen.
Ver. Staaten von Nord-Amerika.
Rohre zu Lotapparaten aus blauem Glas, die
an der Innenseite mit einem Silbersalz tiber-
zogen sind und von denen ein Ende mit einer
durch Siegellack befestigten Kupferkapsel ver-
schlossen ist, von denen jedes Rohr 2 Fuf
lang und / Zoll im Durchmesser hat, sind zu
je 10 in einem Zinnbehälter verpackt. Nach
einer Entscheidung der General- Appraiser sind
die Rohre einschließlich des Zinnbehälters als
Waren aus blauem Glas usw. nach $ 98 des
Tarifs mit 60% v. W. zu verzollen; der Bin-
spruch des Verzollers, daß die Zinnbehälter
den wertvolleren Teil der Ware darstellten und
demnach die Rohre zusammen mit den Zinn-
behaltern als Metallwaren nach $ 199 des Tarifs
zollpflichtig seien, ist zurückgewiesen worden,
da die Behälter die übliche Umschließung
bilden, die, wenn sie Wertzöllen unterliegende
Waren enthalten, nach dem Zollsatze des
Inhalts zollpflichtig sind.
Glasspritzen, unvollendet, nur aus Spritzen-
rohren und Kolben bestehend, die aus ge-
blasenen Glasröhren verfertigt sind, werden
nach § 98 des Tarifs als Gegenstände, die ganz
oder dem Hauptwert nach aus geblasenem
Glase bestehen, mit 60°/, v. W. verzollt (und
nicht als Gegenstände aus Glas, nicht besonders
vorgesehen, nach § 109).
Zapfenlager für Präzisionsinstrumente (außer
Uhren) aus Saphiren oder anderen Edelsteinen
hergestellt, sind laut Entscheidung der General-
Appraiser nach $ 480 des Tarifs als nicht be-
sonders aufgeführte bearbeitete Gegenstände
mit 20°, v. W. zu verzollen (nicht aber mit
10% v. W. nach $ 192 als bei der Herstellung
von Uhren verwendete Edelsteine oder nach
§ 449 als geschliffene, ungefaßte Edelsteine,
zur Verwendung bei der Herstellung von
Juwelierwaren geeignet, usw.)
Columbien.
Elektrische Apparate zu medizinischen
Zwecken, überwiegend aus vernickeltem Eisen,
nach der 14. Klasse 0,80 Peso
(nebst Zuschlägen von 70 und 2%).
1 Pso=4 M.
Neu-Seeland.
Ballistische Pendel . frei
Vakuumrohren frei
Jamaika.
Photographische Apparate und Gerätschaften,
welche für die Erzeugung von Photographien
notwendig sind, ausgenommen jedoch Karton
zum Aufziehen der Bilder und anderer Schmuck
sowie photographische Chemikalien, wenn sie
als solche eingeführt werden . frei.
Gewerbliches.
Deutsche
Mechaniker-Ztg
Gerätschaften und Apparate für chemische
Laboratorien 8 frei.
Finland.
Butyromter (Tarif - Nr. 221, Abs. 2) 282,40
fin. Mark fiir 100 kg.
Elektrische Maschinen und Apparate. Nach
einer Verordnung des Senats für Finland sind
elektrotechnische Maschinen und Apparate im
Gewichte von mehr als 2000 kg, die haupt-
sächlich aus Eisen bestehen, nach Tarif-Nr. 231
Ziffer 1 mit 14,70 fin. Mark für 100 kg. da-
gegen elektrotechnische Maschinen und Appa-
rate von geringerem Gewichte nach Tarif-Nr.
231 Ziffer 2 mit 47,10 fin. Mark für 100 kg zu
verzollen. (Bisher war die Stückgewichts-
grenze auf 100 kg festgesetzt.)
(1 fin. Mark etwa = 0,80 M.)
Anknüpfung von Geschäftsver-
bindungen mit Spanien.
Nachr. f. Hand. u. Ind.
Grundsätzlich sollte nach Spanien kein
Geschäft abgeschlossen werden, ohne eingehende
Erkundigungen über die finanzielle Lage des
Abnehmers. Besonders aus den kleineren
Plätzen des Landes wird von zuständigen
Stellen über übermäßige Kreditgewährung
seitens Deutscher geklagt, die zu aussichtalosen
Reklamationen und zu Verlusten führt, welche
bei Benutzung der spanischen Niederlassungen
vertrauenswürdiger deutscher Auskunfteien
wohl hätten vermieden werden können.
Almanach für Handel und Industrie
von Bulgarien.
Der von Dr. K. D. Spissareveky im Jahre
1909 zum ersten Male herausgegebene „Alma-
nach für Handel und Industrie des Königreichs
Bulgarien“ ist vor kurzem in zweiter, neu be-
arbeiteter Auflage zum Preise von 20 Fr. er-
schienen. Der Almanach enthält wie früher
einen Abdruck der wichtigsten, für Handel und
Verkehr in Betracht kommenden Gesetze und
Verordnungen, statistische Angaben sowie ein
Verzeichnis der hauptsächlichsten Industrie-
und Handelshäuser Bulgariens.
Der Almanach liegt während der nächsten
Zeit im Bureau der „Nachrichten für Handel
und Industrie“, Berlin W 8, Wilhelmstr. 74 III,
im Zimmer 154 zur Einsichtnahme aus und kann
inländischen Interessenten auf Antrag für kurze
Zeit übersandt werden. Die Anträge sind an
das genannte Bureau zu richten.
— —
Heft 17
1 September 1911
7 1
Kleinere Mitteilungen. — Patentschau.
. ` rat Prof. Dr. Miethe, der Direktor des
Kleinere Mitteilungen. photochemischen Laboratoriums der Tech-
zn nischen Hochschule in Charlottenburg, und
Deutsche Preisrichter für die Medizinalrat Dr. Ehrenberg in Ahr-
Weltausstellung Turin weiler. Die Arbeiten der Preisrichter
K he sollen am 3. September beginnen.
Zu Juroren für Feinmechanik und p =
Chirurgiemechanik sind von seiten Deutsch- i ER
lands ernannt die Herren: Prof. Dr. F.
Göpel, Werktattvorsteher der Phys.-Techn. Bei der Firma Carl Zeiß wurde die astro-
Reiehsanstalt, Prof. A. Böttcher, Direktor | nomische Abteilung von einem Brande heim-
der Gh. Präzisionstechnischen Anstalten in | gesucht; leider ist dabei eine Anzahl wertvoller
IImenau, R. Drosten in Brüssel, Geheim- | Instrumente vernichtet worden.
Patent schau.
Verfahren zur widerstandsfähigen Vereinigung von Teilen aus Glas, Metallzu. dgl.,
dadurch gekennzeichnet, daß eine durch Zusammenschmelzen von Metaphosphorsäure und
Metalloxyd gewonnene, bei gewöhnlicher Temperatur feste Masse durch Erhitzen plastisch
gemacht und hierauf als Kittbindemittel oder zur Bildung von Verschlußteilen benutzt wird.
Siemens & Halske in Berlin. 23. 7. 1909. Nr. 226004. Kl. 22. |
Quecksilberstrahlluftpumpe, dadurch gekennzeichnet, daß
der Injektor i mit einer Zentrifuge p verbunden ist, welche das aus
dem Injektor ¢ austretende Quecksilber von den mitgerissenen Ver-
unreinigungen trennt, bevor es dem Injektor wieder zugeführt
wird. W. Burstyn in Berlin. 25. 4. 1909. Nr. 226 163. Kl. 42.
Verfahren zur elektrischen Fernübertragung von Bildern,
dadurch gekennzeichnet, daß das zu übertragende Bild derart her-
gestellt wird, daß dessen helle Partien aus einer dickeren und die
dunklen Partien aus einer dünneren Schicht einer magnetisierbaren
Substanz bestehen oder umgekehrt, oder daß die hellen Partien aus
einer para- und die dunklen aus einer diamagnetischen Substanz
bestehen, und daß ein solches Bild zur Hervorrufung oder Beein-
flussung von Induktionsströmen verwendet wird, die in der Emp-
fangsstation in bekannter Weise zur Wiederherstellung eines dem Original ähnlichen Bildes
verwendet werden. A. Neugschwender in Lohr a. M. 19. 11. 1209. Nr. 226 798. Kl. 21.
1. Prismenkreuz, dadurch gekennzeichnet, daß ein Prisma zur Beobachtung eines
rechts liegenden, ein zweites Prisma zur gleichzeitigen Beobachtung eines links liegenden Visier-
stabes und ein Spiegel oder Prisma zur Beobachtung einer Marke |
des Bodenpfahles in einem Instrument angeordnet sind.
2. Instrument nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß
eine unter 45° geschnittene Glasplatte 15, 16 mit versilberter, in der
Mitte durchbrochener Schnittfläche 17 zur Beobachtung der Marke
des Bodespfahles benutzt wird. M. Gasser in Darmstadt. 11. 1.
1910. Nr. 226817. Kl. 42.
Verfahren zur Herstellung von Quarzglasgegenstanden durch Zusammenschmelzen
des körnigen Gutes und Behandeln der Außenfläche des so gebildeten Rohstückes mit dem
Knallgasgebläse bis zum Verschwinden der eingeschlossenen Gasblasen, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Formkern aus einem für elektrische Heizwiderstände geeigneten Stoffe
(z. B. Siliziumkarbid mit Graphit) io feinkörnigen Quarz einbettet und durch Einschalten in
einen Stromkreis so erhitzt, daß das am Kern anlagernde Schmelzgut zusammenschmilzt, darauf
von dem erschmolzenen Körper das überschüssige, nicht angeschmolzene Schmelzgut entfernt
und den um den Kern liegenden Körper unter Einwirkung des elektrischen Stromes vom Kern
aus und unter Anwendung einer Knallgasflamme von außen bis zum Verschwinden der
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Patentschau. — Vereins nachrichten.
erhitzt.
— 2 —
J. Bredel
eingeschlossenen Gasblasen weiter in Höchst a. M. 1. 12. 1908.
Nr. 226 809. Kl. 32.
Kapillare für Anzeigevorrichtungen, deren Wirkung auf der Ver-
schiebung eines Quecksilberfadens o. dgl. beruht, dadurch gekennzeichnet, daß
der Kapillarkanal durch zwei mit ihren eben abgeschliffenen Flächen aneinander-
gesetzte Glasplatten 65 mit an der anstoßenden Fläche eingeschliffener Rinne r
gebildet wird. F. Bartel in Bern. 27. 11. 1909. Nr. 226 818. Kl. 42.
Elektrischer Widerstand aus einem Metallpulver, insbesondere Silber,
und einem natürlichen oder künstlichen Silikat, gekennzeichnet durch den Zusatz
einer Sauerstoffverbindung des Mangans und von Aluminium, wobei je nach der
Menge der angewandten Mangansauerstoffverbindung ein Widerstandskörper mit
positivem oder negativem Temperaturkoeffizienten erzielt wird. H. Körper in
Linz, Österr. 21. 11. 1908. Nr. 226 700. Kl. 21.
Verfahren zur Herstellung magnetisierbarer Materialien von gleichzeitiger geringer
elektrischer Leitfähigkeit für elektrische und magnetische Apparate, dadurch gekennzeichnet,
daß aus Verbindungen, welche aus Oxydgemischen von der allgemeinen Formel x Fe, O, T Me 0
durch die üblichen Methoden (Erhitzen pulverförmiger Gemische, gemeinsames Ausfällen aus
wäßriger Lösung, gemeinsame Oxydation der Metalle oder ihrer Sulfidverbindungen) gewonnen
sind, massive Stücke durch Pressen unter Druck, wobei dies vor oder nach der Herbeiführung
der Verbindung geschehen kann, oder durch Gießen in Formen hergestellt werden. 8. Hilpert,
in Grunewald-Berlin. 7. 1. 1909. Nr. 226347. Kl. 21.
Verfahren zur Vermehrung des stereoskopischen Effektes, dadurch gekennzeichnet,
daß drei oder mehr stereoskopische Aufnahmen derart kombiniert werden, daß jedes Bild in
Verbindung mit mindestens zwei verschiedenen anderen Bildern paarweise stereoskopisch
betrachtet wird. P. H. Eijkman in Scheveningen, Holland. 27. 3. 1909. Nr. 226260. KI. 42.
Vereinsnachrichten.
Vertrauliche Mitteilung
über Exportverhältnisse u. dergl.
(Vgl. diese Zeitschr. 1911. S. 152.)
Vormünder in so großer Zahl ein, daß es
mir vorläufig ganz unmöglich ist, allen
Anfragen gerecht zu werden.
Eine Warnung vor einer englischen
Firma ist der Geschäftsstelle (Charlotten-
burg 4, Fritschestr. 39) zugegangen; unsere
Mitglieder erfahren streng vertraulich
näheres auf Anfrage.
der Abteilung Berlin.
Die Abteilung Berlin legt Wert darauf,
daß im Interesse der Ausbildung unseres
Nachwuchses der Lehrlingsnachweis dureh-
aus in den Händen ihres Vorstandes bleibt
und unter keinen Umständen anderen
Stellen überlassen wird. Deswegen bitte
ieh die Herren Werkstattinhaber, mir
frei werdende Lehrstellen freundlichst regel-
Bei
Eltern
mir
und
zu wollen.
seitens
anmelden
Gesuche
mäßie
An die Herren Werkstattinhaber
laufen
der
Ich kann Firmen, die Lehrlinge suchen,
stets junge Leute sofort zuweisen, umso-
mehr, als Eltern und Vormiinder heute
schon häufig ein Jahr voraus wegen Lehr-
stellen bei mir anfragen. Ich wiederhole
daher dringend meine Bitte, mir stets die
frei werdenden Lehrstellen anzugeben und
dabei zugleich mitzuteilen, ob etwa Lehr-
geld beansprucht wird und ev. in welcher
Höhe. Nur durch Unterstützung seitens
unserer Mitglieder wird es möglich sein,
die jungen Leute gut unterzubringen und
zu verhindern, daß sie in Werkstätten ge-
raten, die keine Gewähr für eine gute
Ausbildung zu einem tüchtigen, praktischen
\lechaniker bieten.
Wilhelm Haensch,
I. Vorsitzender der Abteilung Berlin.
(Berlin S42, Prinzessinnenstr. 16.)
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9
Heft 18. 15. September. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Weiteres über die Konstruktion der ärztlichen Maximum- Thermometer,
Von H. F. Wiebe in Charlottenburg.
In Ergänzung meiner Beschreibung der verschiedenen Konstruktionen der ärzt-
lichen Maximum-Thermometer!) möchte ich noch auf einige mir nachträg-
lich bekannt gewordene Neuerungen aufmerksam machen, die das Wesen
der Maximumvorrichtung aber nicht berühren.
Dem aseptischen Maximum - Thermometer hat der Thermo-
meterfabrikant H. R. Möller (Langewiesen) die in Fig. 1 abgebildete Form
gegeben. Das Thermometer ist ein Einschlußthermometer mit prisma-
tischer, auf der Rückseite gelb belegter Kapillare, über welcher ein mit
der Gradteilung versehenes Rohr sitzt, das am oberen Ende an die
Kuppe des Umhüllungsrohrs angeschmolzen ist. Das mit Teilung ver-
sehene Rohr hat rückwärts einen weißen Streifen.
Die Firma Ch. J. Tagliabue Mfg. Co. in New York bringt unter
der Bezeichnung „E-Z-C (easy) clinical thermometer“ Fieberthermo-
meter mit prismatischem Rohr in den Verkehr, bei denen der Queck-
silberfaden an der Stelle, wo das Fieber beginnt (bei 98,6° F = 37° C)?),
abgebrochen und seitlich verschoben erscheint. Dies wird, wie die Fig. 2
zeigt, dadurch erreicht, daß das Prisma auf der unteren Strecke bis 98,6°
auf der rechten Seite dicht unterhalb der Kante mit einem schmalen
matt geschliffenen Streifen und oberhalb 98,6° auf der linken Seite mit
ebensolchem Streifen versehen ist, während die Teilung sich beidemal
auf der andern Seite befindet. Die matten Streifen verdecken Teile des
(Juecksilberfadens, so daB er dadurch unterhalb 98,6° nach links und
oberhalb dieser Stelle nach rechts verschoben erscheint, was zur leichteren
Erkennung der etwa vorhandenen Fiebertemperatur beiträgt.
Die Firma Meyer, Petri & Holland in Ilmenau hat eine neue
Skalenbefestigung eingeführt, die in Avg. 3 dargestellt ist. Die Vorrichtung
besteht in einer kleinen Feder, die am unteren Ende der
Skala sitzt. Sie bezweckt die völlige Festlagerung der
Skala in ihrer vertikalen Stellung und Verhinderung
jedes Rutschens derselben, auch nach rückwärts, wie
z. B. bei Erschütterungen auf dem Transport oder beim
Zurücksehleudern des Quecksilberfadens nach Ablesen
der Maximaltemperatur. Diese Vorrichtung soll auch mit
Vorteil bei oben zugeschmolzenen Thermometern ver- pig. Fir?
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1) Über die verschiedenen Konstruktionen der ärztlichen Maximum - Thermometer.
D. Mech.-Ztg. 1911. S. 77.
2) Die mittlere normale Temperatur des menschlichen Körpers liegt übrigens nach
Marx, Die Grenze der normalen Temperatur (Zeitschr. f. diätet. u. physik. Therapie 3. 9. 555)
bei 36,6°C und nicht bei 37°C. Den gleichen Wert wie Marx habe ich bei meinen Unter-
suchungen über die Empfindlichkeit der ärztlichen Minuten-Maximum-Thermometer gefunden.
D. Mech.-Ztg. 1909. S. 21. l
190 H. r. Wiebe, Weiteres über die Konstruktion der ärztlichen Maximum-Thermometer. |, es
wendet werden können, da sie durch ihre leichte und sanfte Federung gegen die Innenwand
des Thermometers die Skala in ihrer ganzen Länge gleichzeitig gegen die Kapillar-
röhre andrückt. Dadurch wird verhindert, daß das oben angeschmolzene Skalenstück
trotz seiner dünneren Anschmelzstelle beim Zurückschleudern des Quecksilberfadens
irgend welche Bewegungen mitmacht; es kann somit nicht so leicht abbrechen.
Schließlich mag noch erwähnt werden, daß die Firma Albert Zuckschwerdt
in Ilmenau eine Neuerung eingeführt hat, die darin besteht, daß in dem unteren Teil
der verlängerten Hülse des Thermometers eine kleine Sanduhr eingeschaltet ist, die
eine Ablaufzeit von einer Minute hat.
Die hier genannten Neuerungen stehen unter Gebrauchsmuster- bezw. unter
Patentschutz.
Hinsichtlich der Übertragbarkeit von Krankheiten durch die Stabthermometer
hat das Königliche Institut für Infektionskrankheiten in Berlin auf eine An-
frage der Reichsanstalt erklärt, daß in der ärztlichen Praxis dem Einschlußthermo-
meter vor dem Stabthermometer entschieden der Vorzug zu geben sei, da sich die Ver-
tiefungen und Rauheiten in der Glasoberfläche der Stabthermometer von anhaftenden
Krankheitskeimen und Schmutzteilen viel schwerer befreien lassen als die glatte Ober-
fläche der Einschlußthermometer. Ferner seien die in der Praxis gebräuchlichen Rei-
nigungsmethoden nicht einheitlich, so daß kaum eine Möglichkeit vorhanden wäre, die
ständige Anwendung eines bestimmten, für die Stabthermometer geeigneten Desinfektions-
verfahrens vorzuschreiben.
Skala Quecksilbergefäß | Rohr Kapillar: Scheinbare
ee An Lfd. RE alae Breite |»
Nr Umfang Grad- | Duren- Wand.] Durch-] messer 1 a
länge messer stärke| messer (berechnet) (nat.
Grad mm | mm | mm | mm | mm mm mm — | GroBe)
A 1 Min. 1 |35 bis 430 54 | 20 | 2,7 | 034] 44 | 0,05 1,0 &
1, | 2 (355, 425| 86 | 20 | 2,7 4,0 4 |@
B ly 3 [35 „ 42,5 70] 17 | 26 | 4,5 1,4 &
l, 4 |35 „ 42 | 71| 14 | 24 4.3 145 &
C jt bis2 , 5 [94 ,110F; 32] 11 | 23 4,25 1,65 é
I 4 6 |94 „110 | 30] 14.5 2,0 4,55 1,45 &
D ½ „ 7 |94 „ 110 | 34 | 14,1) 22 | 3,95 1,75 &
1, 8 94 „ 110 | 34 | 16 22 4.4 1.55 8
E Ia „ 9 191,2 „ 110 | 3,1 | 15 | 2,25 4.45 1,95 &
1, 10 90.2 110 ; 32] 16 2,25 0,19] 45 | 0,04 1.5 &
F 1 3 11 94 „110 | 3,5 | 13,7 24 4.35 0,9 8
h n 12 192 „110 , 28 | 11,5| 2,25 4.0 0, 85 é
G 1 13 91 „110 | 3,0 | 12,6 23 3,95 1.4 &
l, 14 |92 „110 | 3,0 | 10,5| 2,3 | 4,0 1,5 r
|
Die Länge der einzelnen Thermometer beträgt zwischen 10 und 12,5 cm.
Das Einschlu8thermometer verdient also in dieser Bezichung den Vorzug vor
dem Stabthermometer; doch ist nicht zu erwarten, dab das letztere aus der ärztlichen
Praxis verschwinden wird, da es anderweitige Vorzüge hat, wozu besonders die Mög-
lichkeit zu reehnen ist, die Stabthermometer wegen ihrer kleineren Masse im allge-
meinen empfindlicher herstellen zu können als die Einschlußthermometer. Das in
Fig. 2 in natürlicher Größe abgebildete amerikanische Thermometer zeigt ein Queck-
silbergefiB von so kleinen Dimensionen, wie ich es bei den üblichen deutschen Äärzt-
lichen Thermometern vom Einschlußtypus nicht gesehen habe... leh kann hinzufügen,
Heft 18.
15. September 1911.
Für Werkstatt und Laboratorium. 191
daß die meisten der mir zu Gesicht gekommenen amerikanischen ärztlichen Thermo-
meter Gefäße von ebensoleher oder ähnlicher Feinheit besitzen.
Zur Herstellung der Quecksilbergefäße wird drüben ausschließlich Jenaer
Normalthermometerglas benutzt, während die Stabröhren aus bleihaltigem Glas der
Corning Glass Works bestehen. Die Stabröhren haben annähernd die Form eines
dreiseitigen Prismas, dessen vordere Kante die Form einer Zylinderlinse erhält, so daB
der Quecksilberfaden beim Durchsehen durch die Linse verbreitert erscheint. Die Ver-
größerung des Quecksilberfadens hängt von seinem wirklichen Durchmesser, seiner Ent-
fernung von der Zylinderlinse, ihrem Brechungsexponenten und ihrer Krümmung ab.
In vorstehender Tabelle sind die hauptsächlich in Betracht kommenden Ab-
messungen der Thermometer angegeben und dabei zugleich die durch Abformen mit
Gips hergestellten Profile von 14 prismatischen ärztlichen Thermometern verschiedener
Herkunft abgebildet. Die Numerierung der Thermometer ist fortlaufend gewählt; die
ersten vier Thermometer sind deutsches, die übrigen amerikanisches Fabrikat.
Aus den Zahlen der Tabelle geht deutlich hervor, daß die amerikanischen
Thermometer durchweg die kleinsten Gefäße haben; auch die Wandstärke der letzteren
ist, soweit sich aus den beiden einzelnen Fällen auf allgemeines schließen läßt, ge-
ringer als bei den deutschen, was mit ihrer durchgängig größeren Empfindlichkeit in
Übereinstimmung steht. Ebenso weisen sie die größte scheinbare Breite des Queck-
silberfadens auf; allerdings sind auch zwei Thermometer darunter, die nur geringe
Breite zeigen, aber die durchschnittliche Breite ist bei den amerikanischen Thermo-
metern trotzdem größer als bei den deutschen. |
Die Vergrößerung der Fadenbreite durch die linsenférmig abgeflachte Kante
des Prismas ist sehr stark; sie beträgt bei den beiden Thermometern, deren Kapillar-
ölfnung bereehnet worden ist, das rd. 20- bezw. 40-fache, bei anderen Thermometern,
z. B. bei Nr. 7 und 9, wohl noch mehr.
Der Augenschein läßt in der Form der Profile kleine Abweichungen erkennen,
aber charakteristische Unterschiede, die etwa zur Erklärung der Verschiedenheit der
scheinbaren Breite des Quecksilberfadens dienen könnten, lassen sich nicht mit Sicher-
heit angeben. Jedenfalls ist das Zusammentreffen mehrerer günstiger Umstände be-
züglieh der Krümmung und Breite der linsenförmig abgeflachten Kante, der Größe der
Kapillaröffnung und besonders ihrer Entfernung von der Kante des Prismas erforder-
lieh, um ein möglichst breites Bild des Quecksilberfadens zu erhalten, das die Ablesung
des Thermometers erleichtert.
Wenn man somit bei der Herstellung der prismatischen Röhren bislang ledig-
lich auf die Erfahrung angewiesen bleibt, so sollten doch die deutschen Glashiitten,
welche sieh mit der Fabrikation solcher Röhren befassen, bestrebt sein, nur Röhren
anzufertigen, die möglichst breite Bilder liefern.
— —
Fir Werkstatt und Laboratorium.
— aÁ
Die Herstellung von Metallüberzügen |
durch Anreiben.
Das Vertahren, durch Anreiben Überzüge
von Metallen auf anderen Metallen herzustellen,
beruht darauf, durch Bildung kleiner galva-
nischer Elemente aus den als Elektrolyten
dienenden Metallsalzlösungen die entsprechen-
den Metalle auf dem Grundmetalle (dem zu
überziehenden Gegenstande) niederzuschlagen.
Der ganze Vorgang ist also der gleiche, wie
bei der Herstellung im elektrolytischen Bade,
nur mit dem Unterschiede, daß bei dem An-
reibeverfahren wohl zusammenhängende und
festhaftende, aber nur Außerst dünne Nieder-
schläge eines anderen Metalls oder einer
Legierung auf der Oberfläche des betreffenden
Metallgegenstandes erzeugt werden können.
Vielfach herrscht die Ansicht, daß es möglich
sei, die durch Anreiben hergestellten Metall-
überzüge durch Wiederholung des Verfahrens
beliebig zu verstärken und so auf einfache
Weise ebenso starke Metallüberzüge zu er-
zielen, wie im elektrolylischen Bade. Diese
Ansicht ist aber gänzlich falsch; denn sobald
sich ein Überzug von dem niederzuschlagenden
Metalle auf dem elektropositiven Metalle,
d. h dem zu überziehenden Gegenstande, ge-
bildet hat und letzteres dadurch nicht mehr
wirksam sein kann, hört die Niederschlagung
von Metall aus der Salzlésung auf.
Reibt man beispielsweise Kupfer sehr naß
mit einer cyankalischen Lösung von Cyansilber-
192
22 Se ..,. ̃ ... eee ee EAE, T AS
Für Werkstatt und Laboratorium.
Dentsche
Mechanıker-Ztge
kalium an, also der Lösung eines Metalles mit
geringerem Lösungsdrucke, so wird das Kupfer
infolge seines Lösungadruckes positive Kupfer-
ionen in die aufgeriebene Lösung senden; in-
folgedessen, sowie durch die elektrostatischen
Kräfte der hierbei entstehenden elektrischen
Doppelschicht zwischen Metall und Lösung,
wird eine den in Lösung gegangenen Kupfer-
ionen Aquivalente Menge Silberionen sich auf
dem Kupfer niederschlagen, bis dieses ganz
mit Silber bedeckt ist. Alsdann vermag kein
Kupfer mehr in Lösung zu treten und kein
Silber sich niederzuschlagen, und der Prozeß
steht still.
Hieraus ergibt sich also, daß alle durch
Anreibeverfahren erhaltenen Metallüberzüge
nur hauchdünn sein können und durch wieder-
holtes Anreiben nicht verstärkt werden können.
In den meisten Fällen ist letzteres sogar von
Nachteil, da der Metallüberzug oft dadurch
mißfarbig wird.
Bei der Herstellung von Metallüberzügen
durch Anreiben hat man zwei verschiedene
Arbeitsmethoden zu unterscheiden. Während
nämlich einige elektropositive Metalle, z. B. Eisen,
Kupfer, Zink und Zinn, die elektronegativen
Metalle (Gold, Silber, Quecksilber) aus den ver-
dünnten Lösungen ihrer Salze direkt ohne
weiteres als dünne, zusammenhängende Schicht
auf sich niederschlagen, indem durch einen
einfachen chemischen Prozeß die beiden Me-
talle ihre Plätze wechseln, das eine sich aus
der Lösung ausscheidet, das andere sich an
Stelle des ersteren auflöst, geht bei anderen,
weniger elektropositiven Metallen dieser ProzeB
erst vor sich, wenn sie von einem stark posi-
tiven Metalle (z. B. Zink) berührt werden, in-
dem hier durch Auftreten eines galvanischen
Stromes die chemische Wirkung des einen
Metalles unterstützt wird.
Da der in letzterem Falle erzeugte Strom
von sehr geringer Stärke ist, so müssen die
entsprechenden Metallsalzlösungen einen ge-
ringen Widerstand besitzen, d. h gut leitend
sein und reichlich Bestandteile enthalten,
welche das Kontaktmetall lösen, da sonst kein
Strom entsteht. Beide Arten der Erzeugung
eines dünnen Metallniederschlages sind leicht
auszuführen, wenn man sich genau an die
nachstehend angegebenen Vorschriften und
Mengenverhaltnisse der einzelnen Substanzen
halt. Dies ist auch schon deshalb notwendig,
weil sonst wohl eine Metallabscheidung vor
sich geht, aber nicht in der gewünschten Form
eines dünnen, zusammenhängenden, festhaften-
den Überzuges, sondern das Metall wird z. B.
bei kunzentrierten Lösungen infolge der zu
raschen Zersetzung und Ausscheidung als nicht
zusammenhängendes Pulver oder sehr kristal-
linisch niedergeschlagen.
Bei allen nachstehend angegebenen An-
reibeverfahren ist es in erster Linie erforder-
lich, daß die zu tberziehenden Metalle voll-
kommen fett- und oxydfrei („dekapiert“) sind,
bevor man die Metallsalzlösung aufreibt. Zur
Erzielung eines tadellosen Metallüberzugs ist
es ferner nötig, die Anreibung möglichst naß
auszuführen und die fertigen Gegenstände,
nachdem man sie gut in reinem Wasser
gespült hat, mit harzfreien Sägespänen voll-
kommen trocken zu reiben. In manchen Fällen
ist auch ein Nachputzen mit Schlemmkreide
nötig.
1. Verkupferung
für Zink, Zinn, Eisen, Stabl und Gufseisen.
Auf Zink erhält man eine sehr schöne und
brauchbare Verkupferung durch fulgendes Ver-
fahren. In 1 Z Wasser, welches auf etwa 60° C
erwärmt wird, schüttet man 100 g gereinigten,
pulverisierten Weinstein und 30 g kohlensaures
Kupferoxyd; man hält die Flüssigkeit so lange
auf der angegebenen Temperatur, bis die von
der Zersetzung des kohlensauren Kupferoaydes
herrührende Kohlensäure - Entwicklung aufge-
hört hat. Danu fügt man unter beständigem
Umrühren so lange kohlensauren reinen Kalk
in kleinen Mengen hinzu, bis auf weiteren
Zusatz kein Aufbrausen mehr stattfindet. Die
Flüssigkeit, welche jetzt etwa 1,8% Kupfer
enthält und aus weinsaurem Kupferoxyd - Kali
und einem Niederschlag von weiusaurem Kalk
besteht, wird nun abfiltriert und zum Gebrauche
in gut schlieBenden Flaschen aufbewahrt. Um
mit dieser Flüssigkeit zu verkupfern, rührt
man das nötige Quantum Flüssigkeit mit
Schlemmkreide zu einem flüssigen Brei an und
reibt diesen mit einem leinenen Lappen auf
das gut gereinigte Zink auf.
Mit obiger Flüssigkeit kann man auch
Eisen, Stahl und Zinn sehr schön verkupfern,
doch ist in diesem Falle Zinkkontakt nötig.
Man verfährt dabei in der Weise, daß man das
Metall erst sehr naß mit der Flüssigkeit
anreibt und dann den zum Anreiben benutzten
Lappen in fein gepulvertes Zink taucht und
mit diesem nachreibt, wodurch sich das Kupfer
niederschlägt.
Auf Gufeisen, Schmiedeeisen und Stahl laßt
sich am einfachsten und raschesten ein fest-
haftender Kupferniederschlag herstellen, wenn
man die vollkommen reinen und fettfreien
Gegenstände mittels eines gut mit Wasser ge-
tränkten Lappens, den man mit einem Gemisch,
bestehend aus 66 Gewichtsteilen feinstge-
pulvertem Kupfervitriol und 34 Gewichtsteilen
Weinsteinpulver, bestreut, fest abreibt und
dann gut mit reinem Wasser nachspült und
abtrocknet.
Kleinere Stahl- und Eisenwaren sollen oft
mit einem hauchdünnen Kupferüberzug ver-
Heft 18.
15. September 1911.
sehen werden, um ihnen ein gefälligeres Aus-
sehen zu erteilen, ohne daß Ansprüche an die
Bolidität der Verkupferung gestellt werden.
Man verwendet hierzu eine Lösung aus 2 bis
8 I Wasser, 50 g Kupfervitriol und 50 g reiner
konzentrierter Schwefelsäure, in welche die
dekapierten Eisen- und Stahlartikel eingetaucht
werden, worauf sie sofort mit viel Wasser gespült
und getrocknet werden. Ein zu langes Ein-
tauchen ist jedoch zu vermeiden, da sich sonst
das Kupfer als Pulver abscheidet und nicht
haftet. Massenartikel aus Eisen und Stahl ver-
kupfert man am vorteilhaftesten in der Weise,
daß man sie zusammen mit der Lösung in ein
hölzernes Rollfaß gibt und dieses rotieren läßt,
wodurch ein festes Haften des Kupfers und
eine Politur erzielt wird.
2. Verzinnung
für Zink, Kupfer, Messing, Blei, Eisen,
Gufseisen und Stahl.
Um Zink mittels Anreibens zu verzinnen
verfährt man wie folgt: Man erhitzt ein
Gemisch von 20 Gewichtsteilen gepulverten
Weinstein, 10 Gewichtsteilen Zinnchlorid und
50 Gewichtsteilen Wasser so lange auf 60° O,
bis sich alle Bestandteile gelöst haben. Diese
Zinnlösung versetzt man mit so viel feinstem
Sande. bis sie einen flüssigen Brei bildet, mit
dem man dann die Gegenstände abreibt. Der
erste Anfall des Zinns erfolgt mit grauer Farbe,
welche jedoch durch das Reiben gleich wieder
verschwindet.
Will man mit obiger Zinnlösung Kupfer,
Messing, Eisen oder Blei durch Anreiben ver-
zinnen, 80 hat man nur nötig, der breiartigen
Mischung etwas Zinkpulver zuzusetzen.
Ein sehr empfehlenswertes und leicht aus-
zuführendes Verfahren zum Verzinnen von
Gufeisen, Schmiedeeisen. Stahl, Kupfer, Messing,
Blei und Zink ist folgendes: Man bereitet sich
eine Lösung von 10g Weinstein und 50 g Zinn-
salz in 11 Wasser. In diese Zinnlösung taucht
man dann ein Läppchen oder einen Schwamm
und überstreicht damit den zu verzinnenden
Gegenstand. Hierauf nimmt man nun etwas
Zinkstaub, den man vorher auf einer Glasplatte
ausgebreitet hat, mit demselben Lappen auf
und streicht damit dasselbe durch kräftiges
Reiben auf den zu verziunenden Gegenstand.
Die Verzinnung erscheint dann sofort und man
hat, um eine gleichmäßige und schöne Zinn-
oberfläche zu erhalten, nichts weiter zu tun,
als das Läppchen abwechselnd in die Zinn-
lösung zu tauchen und dann etwas frisches
Zinkpulver aufzunehmen und auf den Gegen-
stand zu streichen. Nach beendeter Verzinnung
spilt man mit Wasser und putzt mit Schlämm-
kreide nach. Auf poliertem Messing und
Kupfer ist diese Verzinnung fast 80 schön, wie
Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches.
193
eine Versilberung und behält lange Zeit diesen
Glanz, O. Hildebrand.
(Schluß folgt.)
— nn
Glastechnisches.
Zwei elnfache Formen von Gasdruck
reglern.
Von E. Stansfield.
Chem. News 104. S. 3. 1911.
Zur Erzielung eines konstanten und regulier-
baren Gasdruckes hat der Verf. die beiden ab-
gebildeten Gasdruckregler, die sich mit ein-
fachen Mitteln herstellen lassen, konstruiert.
Die in dem inneren Zylinder befindliche, mit
der im äußeren kommunizierende Sperrflüssig-
keit nimmt eine von dem Gasdruck abhängige
Höhe ein. Ein Schwimmer, der diesen Niveau-
änderungen fulgt, schließt bei steigendem
Gasdruck den Gaszutritt ab, so daß einer
weiteren Drucksteigerung vorgebeugt wird.
Da der Druck, bei dem der Abschluß erfolgt,
von der Höhe des äußeren Niveaus über dem
inneren abhängt, so läßt sich durch Zugießen
oder Abfließenlassen des Sperrwassers ein be-
stimmter Druck einstellen. Verschieden an den
beiden Apparaten ist das Abschlußventil: bei
dem ersten schließt die kugelförmige Er-
weiterung der Schwimmerachse beim Sinken
des Schwimmers die zylindrische Öffnung, durch
die das Gas von oben nach unten tritt, ab,
während bei dem zweiten die zylindrische Ver-
stärkung des Glasstäbchens in ähnlicher Weise
durch Eintritt in die Gasbahn den Zufluß ab-
sperrt und damit eine weitere Drucksteigerung
verhindert. Der Verf. hält die erstere An-
Glastechnisches
ordnung für empfindlicher, hat aber bemerkt,
daß bei plötzlicher Drucksteigerung das Ventil
vibrierte, was bei der zweiten nie der Fall
war. Hffm.
— —
Gewerbliches.
Begleitpapiere fir Ausfuhrsendungen.
Zu der vom Verkehrsbureau der Handels-
kammer zu Berlin herausgegebenen Broschüre
„Begleitpapiere für Ausfuhrsendungen“ (vgl.
diese Zeitschr. 1911. S. 74) ist soeben ein etwa
70 8. starker Nachtrag I erschienen, der alle
bis zum 1. Juli d. J. bekannt gewordenen Ände-
rungen jn den gesetzlichen Vorschriften umfaßt.
Insbesondere sind bei der Ausarbeitung des
Nachtrages der neue Paketposttarif, ferner die
neuen Vorschriften für Ursprungszeugnisse
nach Serbien und Portugal usw. berücksichtigt
worden. Auch wurde eine Reihe von Ländern
neu aufgenommen. Der Nachtrag wird gegen
Einsendung von 60 Pf in Briefmarken vom
Verkehrsbureau der Handelskammer zu Berlin
(NW 7, Dorotheenstr. 8) an alle Interessenten
portofrei geliefert.
Aus dem Jahresbericht 1910
der Handelskammer für das Grofs-
herzogtum Sachsen.
Meßwerkzeuge und Maßstäbe. Der Geschäfts-
gang war im Berichtsjahre, wie schon in der
zweiten Hälfte des Vorjahres lebhafter und
zeigte gesteigerte Nachfrage im Inlande. Auch
das Exportgeschäft war im allgemeinen nicht
unbefriedigend, jedoch brachte der neue fran-
zösische Zolltarif Zollsätze, die als Prohibitiv-
zölle wirken sollten und in der Tat den Export
nach Frankreich völlig unterbanden. — Trotz-
dem die Absatzverhältnisse hierzu keinen Anlaß
boten, trat auch in diesem Jahre bei einzelnen
Fabrikanten das Bestreben hervor, Aufträge
durch Preisunterbietungen hereinzuholen. Hier-
durch wurde sowohl im Inlande, wie im Export-
geschäft auf der ganzen Linie ein weiteres
Nachgeben der schon in den früheren Jahren
sehr gedrückten Preise herbeigeführt. Die
Löhne zeigten eine weiter steigende Tendenz,
was im Zusammenhange damit, daß die Preise
fast aller Materialien durch Syndikate fest-
gesetzt werden, die Lage der Fabrikanten
noch mehr erschwerte.
Feldstecher und andere optische Artikel. Im
Berichtsjahr lagen so belangreiche Aufträge
vor, daß zu ihrer Bewältigung eine Vermehrung
der Arbeitskräfte um annähernd 13% vorge-
nommen werden mußte. Dementsprechend ist
auch der Umsatz sehr erheblich gestiegen.
. Gewerbliches.
Deutsche
Mechahiker-Ztg.
— — — — —
Trotz der guten Beschäftigung aber waren die
Verdienste verhältnismäßig gering, weil die
zunehmende Teuerung höhere Lohnausgaben
erforderte, die ebensowenig wie die sonstigen
höheren Unkosten auf die Verkaufspreise auf-
geschlagen werden konnten. In den Preisen
der hauptsächlichsten Rohmaterialien sind
nennenswerte Anderungen nicht eingetreten.
Sehr verschlechtert haben sich die Absatzver-
hältnisse in Frankreich, durch dessen neuen,
stark erhöhten Zolltarif in Verbindung mit
allerlei schikanösen Zollbeanstandungen die
optische Industrie schwer geschädigt ist.
Weitere Verluste stehen ihr infolge der Ein—
führung des neuen japanischen Zolltarifs und
der geplanten Erhöhung der Zölle in Holland
bevor. Angesichts des hohen Wertes der
deutschen Ausfuhr wissenschaftlicher Instru—
mente, der auf jährlich annähernd 50 Millionen
zu veranschlagen sein dürfte, ist es als eine
Lebensfrage für die feinmechanische Industrie
zu bezeichnen, daß ihr der Auslandsmarkt durch
Abschluß angemessener Zollverträge erhalten
bleibt.
Glasinstrumente. Nennenswerte Verände-
rungen gegenüber dem Vorjahr sind nicht ein-
getreten. Die Umsätze deckten sich durchweg
mit den vorjährigen, und ebenso hielten sich
die Preise der Rohstoffe und der fertigen Er-
zeugnisse auf der früheren Höhe. Im allge-
meinen herrschte Mangel an guten Glasbläsern,
so daß an eine Vermehrung der Arbeiter nicht
gedacht werden konnte.
Die Meisterprüfungen in der Feinmechanik
beginnen allmählich sich zu mehren; auch in
Berlin wird bald die erste Meisterprüfung statt-
finden.
In Freiburg i. B. haben jüngst sogar
8 Herren die Prüfung bestanden: F. Amann
(Freiburg), O. Bose (Freiburg), M. Eble (Wald-
kirch), E. Fauser (Kollnau), J. Fehrenbacher
(Wolfach), J. A. Müller (Warmbach), E. Roller
(Freiburg). F. W. Stahl (Nonnenweier). Der
erstgenannte hat die Prüfung auch in der
Elektrotechnik bestanden, er darf sich also
nicht nur Mechanikermeister, sondern auch
„Blektrotechnikermeister“ nennen.
Eine Abteilung für Elektrizitätswesen, ist
von der Stadtverwaltung in Manila geplant.
Sie soll die elektrische Beleuchtung der Stadt,
die Alarmeinrichtungen für Polizei und Feuer-
wehr, elektrische Installationen und Reparatur-
arbeiten, sowie die Prüfung der Meßapparate
überwachen.
— —
Heft 18.
1%. September 1911.
Kieinero Mitteilungen.
Ein Denkmal von Ernst Abbe wurde
am 1. August in Jena enthüllt. Es be-
findet sich auf dem Platze vor dem Volks-
hause und besteht aus einem achteckigen
Tempelehen nach dem Entwurfe van de
Veldes; im Inneren hat eine Herme
Abbes, von Max Klinger, Aufstellung
gefunden; rings an den Wänden befinden
sich Reliefs aus dem großen Werke
Meuniers »Die Arbeit. Am Tage vor
der Einweihung veranstaltete die Freie
Studentenschaft im Volkshause eine Feier,
bei der Wilhelm Ostwald die Gedenk-
rede hielt. Auch der eigentliche Festakt
am 1. August fand der Hitze wegen im
Volkshause statt; die Weiherede hielt
Justizrat Prof. Dr. Rosenthal, als Ver-
treter der Stadt übernahm Oberbürger—
meister Dr. Singer das Denkmal.
Kreiselkompafs-Anlage
auf dem Dampfschiff „Imperator“.
Der neue Riesendampfer der Hamburg-
Amerika-Linie „Imperator“ soll auch in der
Ausrüstung mit den modernsten Maschinen und
Apparaten vorbildlich dastehen. Bo wird u. a.
das Schiff den modernsten Kompaß, den
Kleinere Mitteilungen. — Patentschau.
195
Die umfangreiche Anlage soll bestehen:
1. Aus dem sog. Mutterkompaß, der ziemlich
in der Mitte des ungeheuren Schiffsrumpfes
aufgestellt wird. Da ja der Kreiselkompaß
nicht von der magnetischen Richtkraft, sondern
lediglich von der Umdrehung der Erde beeinflußt
wird, braucht man bei ihm keine Rücksicht auf
Eisenmassen und benachbarte elektrische Ma-
schinen zu nehmen.
2. Aus 2 Motorgeneratoren nebst Anlassern,
Tourenzählern und Schalttafeln.
3. Aus 4 Tochterkompassen; diese besitzen
stets die gleiche Weisung wie der Mutter-
kompaß. Sie werden so verteilt, daß sie als
Azimuth- und Steuerkompaß dienen können;
gleichzeitig werden zwei derart aufgestellt, daß
sich von ihnen Peilungen um den ganzen
Horizont ausführen lassen.
Die H. A. L. hat sich als erste Handels-
reederei nach reiflicher Überlegung zur An-
wendung des AnschützschenKreiselkompasses
entschlossen, welcher bereits in 60 Exemplaren
in den Kriegsmarinen Deutschlands, Englands
und anderer Staaten vertreten ist, während
Aufträge auf 20 weitere Anlagen dieser Art
vorliegen.
Die Patentinhaber und Fabrikanten dieser
Kreiselkompasse, die Herren Anschütz & Co.,
haben ihre Vertretung für Hamburg der Firma
C. Plath (Stubbenhuk 25) übergeben, welche
auch den Verkauf des Kreiselkompasses an
die H. A. L. für den „Imperator“ vermittelte.
Anschützschen Kreiselkompaß, führen.
— . —
Patents co hau.
Relais, insbesondere für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie und Telephonie, da-
durch gekennzeichnet, daß durch Schwingungen einer Membran oder auf andere Weise eine
Gas- oder Luftsäule in Schwingung versetzt wird, so daß durch das Vorbeistreichen der Gase
oder der Luft der Hitzdraht eines zweckmäßg angebrachten Bolometers oder einer entsprechen-
den Vorrichtung eine dem Schwingungsrhythmus entsprechende Widerstandsveränderung erfährt.
E. Renz in Erlangen. 5. 3. 1910. Nr. 227032. Kl. 21.
Metallbandwiderstand, dadurch
gekennzeichnet, daB zwei Bänder kreuz- m
weise übereinander gewunden werden. A.
Rumpf in Wiesbaden. 5. 10.1909. Nr. 226 801.
Kl. 21.
Verfahren zum Übertragen von Zeichen mittels kontinuierlich ausgesandter elektro-
magnetischer Wellen, welche eine Frequenz besitzen, die oberhalb der Grenze der Hörbarkeit
liegt, trotzdem aber in der Empfangsstation mittelbar musikalische Töne hervorrufen, dadurch
gekennzeichnet, daß in der Empfangsstation kontinuierlich ein musikalischer Ton erzeugt wird,
der stetig ausgelöscht wird, und daß die Anzeige durch Unterbrechen oder Auslöschen der
Tonaufhebung erfolgt. R. A. Fessenden in Brant Rock, Mass. V. St. A. 10. 10. 1808.
Nr. 228779. Kl. 21.
Deutsche
_ _ Mechaniker-Ztg.
196
BL T
Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten.
Projektionsbogenlampe, dadurch gekennzeichnet, daß der Lichtbogen durch die an
sich in bekannter Weise parallel zueinander angeordneten Kohlenstäbe erzeugt wird, so daß der
Lichtbogen beim Abbrand der Kohlen sich längs dem Teilstück der optischen Achse bewegt,
das den Fokus des Kondensors bildet, wobei durch Schattenerzeugung oder andere Mittel der
Verlauf des Abbrandes auf der Fokuslinie verfolgt werden kann und somit keine Regelung des
Lichtbogens selbst erforderlich ist, sondern nur für die Stellung des Lichtbogens innerhalb der
Fokuslinie Sorge zu tragen ist. N. A. Hal-
bertsma in Darmstadt. 11. 2. 1909. Nr. 228 632.
Kl. 21.
Vorrichtung zum Messen von durch
geschlossene Leitungen strömenden Mengen von
Dämpfen oder Gasen vermittels einer mit Flüssig-
keit gefüllten Rohrwage nach Pat. Nr. 210 118,
dadurch gekennzeichnet, daß das mit einer
Auslaufdüse ¢ versehene bewegliche Gefäß r,
welches mittels der Rohrwage in senkrechter
Richtung verschoben wird, mit einem Behälter k
mit unveränderlicher Flüssigkeitshöhe kommuni-
ziert.
Ludwigshafen a. Rh.
Zus. z. Pat. Nr. 210118. Kl. 42.
Badische Anilin- & Soda-Fabrik in
10. 8. 1909. Nr. 228 707;
Vereins- und Personennachrichten.
— e
22. Deutscher Mechanikertag.
Es wird nochmals daran er-
innert, dass die vorherige An-
meldung seitens der Teilnehmer
zur Erleichterung der Arbeiten
des Ortsausschusses «dringend er-
wünscht ist.
Statt Hrn. Prof. Dr. Göpel, der ver-
hindert ist am Mechanikertag teilzunehmen,
wird der Vertreter der Phys. - Techn.
Reichsanstalt, Hr. Prof. Dr. Scheel, am
22. September sprechen über: „Die Dimen-
sionsiinderungen gemauerter astronomischer
Pfeiler bei der Erhärtung des Bindematerials.
Franz Anton Hubbuch 1.
Durch ein von Professor A. Pfeiffer in
Kaiserslautern verfaßtes Lebensbild Hubbuchs
ist erst jetzt weiteren Kreisen bekannt ge-
worden, daß dieser hervorragende Fachmann
bereits vor Jahresfrist — am 10. August 1910 —
heimgegangen ist.
Hubbuch war 1853 zu Niederschopfheim i.B.
geboren, besuchte die Bürgerschule zu Frei-
burg, praktizierte in der dortigen Eisenbahn-
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Werkstätte und bezog 1870 für vier Jahre die
Polytechnische Schule Karlsruhe. 1875 trat er
in den Dienst der Badischen Staatsbahn und
wirkte hier bis 1881. In diesem Jahre betraute
ihn die Regierung mit der Leitung der Groß-
herzoglichen Uhrmacherschule zu Furtwangen.
Dort wirkte Hubbuch mit anerkanntem Erfolg
bis 1900, unermüdlich seinen Wirkungskreis
ausdehnend auf die verschiedenen Gebiete der
Uhrmacherei und Feinmechanik. Ein Hals-
leiden zwang ihn damals, seine Pensionierung
zu beantragen. Hubbuch siedelte nach Straß-
burg über und entwickelte dort eine um-
fassende Tätigkeit als Patentanwalt, bis ein
Hirnschlag seinem rastlosen Leben ein jähes
Ende bereitete.
Hubbuch beteiligte sich seinerzeit lebhaft
an den Arbeiten zur Einführung des metrischen
Gewindes (Loewenherz-Gewindes). Vielen von
unseren Mitgliedern wird der stets heitere und
schlagfertige Mann von den Mechanikertagen
her in Erinnerung sein, die er als Vertreter
der von ihm geleiteten Schule früher fast
regelmäßig besuchte. Eine große Zahl von
Schülern wird die Erinnerung an diesen vor-
züglichen Mann pflegen. G.
Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. g.
Heft 19. | | 1. Oktober. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Die Dimensionsänderungen gemauerter astronomischer Pfeiler bei der Erbärtung
des Bindematerials,
Von Karl Scheel in Charlottenburg.
(Uber Lüngenänderungen von Mauerwerk in Abhängigkeit von der Zeit. Astron. Nachr. 189. 8.229. 1911.)
Auf Anregung von Herrn Dr. Repsold sind i. J. 1904 in der Physikalisch-
Technischen Reichsanstalt Versuche darüber begonnen worden, zu entscheiden,
welche Mörtelsorten als Bindematerial bei Pfeilermauerungen im Hinblick auf eine
möglichst schnell eintretende Unveriinderlichkeit der Pfeiler mit bestem Erfolg anzu-
wenden seien. Die Untersuchung sollte darin bestehen, die Höhenänderung kleiner
Probepfeiler, bei denen verschiedenes Bindematerial verwendet war, so lange messend
zu verfolgen, bis die Höhe aller Pfeiler konstant geworden war. Obwohl dieses End-
ziel zur Zeit noch nicht erreicht ist, so sollen die bisherigen Ergebnisse doch schon
mitgeteilt werden; die Beobachtungen werden indessen noch weiter fortgesetzt werden.
Die Untersuchungen wurden im Kellergeschoß des Observatoriums der I. Ab-
teilung der Reichsanstalt ausgeführt, wo in der Regel eine Temperatur zwischen 16
und 18° herrschte; die Feuchtigkeit, welche mit der Jahreszeit schwankte, war weniger
konstant; Extremwerte sind 90% relative Feuchtigkeit im Sommer, 60% im Winter.
Als gemeinsamer Unterbau für alle Pfeiler war-von Herrn Repsold ein guB-
eiserner, radförmiger Körper von 1,8 m Durchmesser zur Verfügung gestellt. Das
Rad wurde horizontal mit seiner etwas verdickten Mitte -auf einen niedrigen, runden,
gemauerten Pfeiler aufgelegt, so daß der Radkranz, der durch 12 symmetrisch ange-
ordnete Speichen mit der Mitte des Rades verbunden ist, frei von unten her zu-
gänglich ist. Auf den 12 Stellen, wo die Speichen den Radkranz treffen, wurden die
Versuchspfeiler errichtet.
Alle 12 Pfeiler sind nahezu gleich hoch; sie tragen sämtlich einen guBeisernen
Kopf, in welchem ein an seinem oberen Ende eben geschliffener Bolzen so justiert
werden kann, daB seine Ebene horizontal liegt. Drei der Pfeiler, die symmetrisch
unter den übrigen, den gemauerten Pfeilern, verteilt sind, bestehen aus GuBeisen und
dienen als Normalpfeiler, indem alle Höhenmessungen auf ihre mittlere Höhe be-
zogen werden.
Zum Zwecke der Höhenvergleichungen ist in der Mitte des Rades noch ein
dreizehnter, ebenfalls gußeiserner Mittelpfeiler errichtet, in welehem drehbar ein mit
Libelle versehener horizontaler Arm gelagert ist. Das freie Ende des Armes trägt
eine Mikrometerschraube, deren Spitze nacheinander auf die Bolzenebenen der 12 Pfeiler
aufgesetzt wird. Aus den Einstellungen der Mikrometerschraube und den Ablesungen
an der Libelle ergab sich die jedesmalige Höhe der Pfeiler.
Die gemauerten Pfeiler wurden auf quadratischen Eisenplatten errichtet, die
mit dem Radkranz fest verschraubt sind. Sie enthalten 13 Schichten flach liegender
Steine und sind in der Weise gemauert, daß in jeder Schicht zwei Steine mit ihren
Längsseiten aneinander gefügt wurden, wobei die Richtung der Steine von einer zur
anderen Schicht kreuzweise gewechselt wurde. Die I m hohen Pfeiler haben also
einen quadratischen Querschnitt von der Seitenlänge gleich der Länge eines Steines,
etwa 25 cm.
Als Bindematerialien wurden benutzt: Weißkalk aus Rüdersdorfer Stückenkalk
bereitet, ferner Kalkmörtel, bestehend aus Weißkalk’ mit der dreifachen- Menge Mauer
Deutsche
198 Karl Scheel, Dimensionsänderungen gemauerter astronomischer Pfeiler. Mechaniker-Ztg.
sand vermischt, weiter Mischungen des Kalkmörtels mit Zement in den Verhältnissen
von 1 Teil Zement auf 80 bezw. 40, bezw. 20, bezw. 10 Teile Kalkmörtel, ferner
reiner Zement und eine Mischung von Zement und Sand zu gleichen Teilen, endlich
reiner Gips.
Die Beobachtungen an dem Pfeileraufbau wurden erstmals am 7. Nov. 1904
angestellt und in der ersten Zeit in ziemlich kurzen Zeitintervallen, später in längeren
Pausen wiederholt. Die beiden Pfeiler mit 1 Teil Zement auf 80 bezw. 40 Teile
Kalkmörtel wurden anstelle zweier anderer erst im Oktober 1905 errichtet und am
24. Oktober in die Messungen einbezogen. Die gewonnenen Resultate sind in der
folgenden Tabelle zusammengestellt. Die Zahlen bedeuten die Höhenzu- (+) oder
Höhenabnahme (—) der einzelnen Pfeiler in u = 0,001 mm pro Meter für jedes auf
die Errichtung der Pfeiler folgende Jahr, wobei die Änderung in den ersten etwa
2 Monaten nach der Fertigstellung bis zum Beginn des neuen Kalenderjahres als
Vorperiode besonders gerechnet ist. Die Pfeiler mit 1 Teil Zement auf 80 bezw.
40 Teile Kalkmörtel sind gegen die übrigen, die ja 1 Jahr älter sind, in der Tabelle
um 1 Jahr zurück. Bemerkt sei, dab in Rücksicht auf die geringen Temperatur-
schwankungen und Mangels der Kenntnis des Ausdehnungskoeffizienten von Mauer-
steinen von der Anbringung einer Temperaturkorrektion abgesehen worden ist; die
Ergebnisse der Untersuchung würden bei Berücksichtigung des Temperatureinflusses
sich auch nicht wesentlich ändern.
Änderung der Pfeiler in u
3. Jahr 4. Jahr
Bindematerial
2. Jahr 5. Jahr | 6. Jahr
1 Zement, 80 Kalkmörtel . +7 424 +D! —
1 „ „40 „ +2) +16] 417 =
1 „ „20 , +15! 424 +21 | +4293
1 „ „10 „ 116 +9] 427 415
1 „ „ 1 Sand
Reiner Zement .
+10! 7186 +32| +13
+71 | +45 / 7655 +97
Gips . : + 20 + 9 + 31 + 15
Weißkalk . + 22 + 8 + 18 + 4
Kalkmörtel + 24 +16 +21 +15
Als überraschendes Resultat ergibt die Tabelle, daß in den verflossenen
6 ¼ Jahren noch kein Pfeiler seine endgültige Länge erreicht hat, daß vielmehr alle
Pfeiler noch jetzt dauernd wachsen. Der Betrag der Längenzunahme hat im allge-
meinen während der letzten Jahre kaum abgenommen; auch sind Unterschiede im
Verhalten der einzelnen Bindematerialien jetzt nach 6 Jahren kaum noch mit Sicher-
heit erkennbar.
Was das Verhalten der Bindematerialien in den ersten Jahren anbetrifft, so
erkennt man, daß Zement ein sehr unruhiges Material ist, dessen Verhalten auch noch
in den hochprozentigen Zementmischungen in immer mehr abgeschwächtem Maße er-
kennbar ist. Bei Vermischung mit 40 bezw. 80 Teilen Kalkmörtel ist der Einfluß des
Zements kaum noch zu bemerken.
Reiner Kalkmörtel und Gips sind Materialien, die von Anfang an keine großen
Änderungen zeigen. Weißkalk verursachte zwar in der Vorperiode eine sehr erheb-
liche Verkürzung des Pfeilers, aber schon im ersten vollen Kalenderjahr zeigt er ein
ruhiges Verhalten, das demjenigen der Mischung von 1 Zement zu 80 Kalkmörtel
ähnlich ist.
So charakteristisch auch das Verhalten der einzelnen Bindematerialien erscheint,
so darf man die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung doch nicht ohne weiteres
verallgemeinern. Der nur geringe Durchmesser der Pfeiler, ihr Aufbau in einem ge-
schlossenen Raum von stets recht konstanter Temperatur und die herrschenden
Feuchtigkeitsverhältnisse haben möglicherweise ein Verhalten der Probepfeiler bedingt,
welches von demjenigen neu aufzubauender großer Pfeiler in Sternwarten usw. zahlen-
mäßig recht verschieden sein kann.
Hoft 19.
1. Oktober 1911.
Für Werkstatt und Laboratorium.
199
l Es ist der Einwand erhoben worden, daß die beobachteten Größen nicht auf
einer Längenzunahme der gemauerten Pfeiler, sondern auf einem Schwinden der als
Vergleichskörper benutzten GuBeisenpfeiler beruhen könne.
Um diesem Einwand zu
begegnen, wurden neben den GuBeisenpfeilern Stäbe aus Atlasstahl vertikal aufgestellt
und ihre Längen im letzten Jahre mitbeobachtet.
Die gemessenen Längenänderungen
der drei Stäbe aus Atlasstahl betrugen im Jahre 1911 im Mittel — 3 u, während die
Zunahme der neun gemauerten Pfeiler im Jahre
achtet wurde.
1911 im Mittel zu + 16 u beob-
——
Für Werkstatt und Laboratorium.
Die Herstellung von Metallüberzügen
durch Anreiben,
(Schluß.)
3. Vermessingung
für Zink.
Ein Verfahren, welches gute Resultate gibt,
um Zink mit einem Messingtiberzuge durch
Aureiben zu versehen, besteht darin, daß man
eine Mischung von 10 Gewichtsteilen gesättigter
Salmiaklösung, 1 Gewichtsteil kohlensaurem
Kupferoxyd, Kreide und feinstem Sand zum
Anreiben verwendet. Je nach Zusatz einer
Lösung von neutralem kohlensauren Kali kann
man den Ton der Legierung nuancieren.
Man kann, um einen Messingüberzug herzu-
stellen, auch eine Lösung zum Anreiben be—
nützen, welche aus 1 Gewichtsteil Kupfer-
vitriol, 1 Gewichtsteil Weinstein, 12 Gewichts-
teilen Wasser, 24 Gewichtsteilen Natronlauge
von 28° Bé (hergestellt durch Lösen von 1 Ge-
wichtsteil Atznatron in 3 Gewichtsteilen Wasser)
und 24 Gewichtsteilen weinsaurer Kalilauge
besteht. Setzt man der Lösung nur 12 Ge-
wichtsteile Natronlauge zu, so erhält man auf
Zink eine Tombakfarbe. Das Anreiben ge-
schieht mit Kreide und wenig feinstem Sande.
Anfangs entsteht eine Anlauffarbe, welche aber
beim fortgesetzten Reiben, wenn man nicht
schon abgespült hat, wieder verschwindet.
Diese beiden Verfahren sind bei richtiger
Ausführung vollkommen brauchbar, insbesondere
ist aber noch ein starkes Reiben mit einem
reinen wollenen Tuche Hauptsache.
4. Vernickelung
für Kupler und verkupferte Metalle.
. Kupfer kann man durch Anreiben ver-
nickeln, wenn man dasselbe zuerst mittels eines
Lappens mit einer Lösung von 6 Gewichtsteilen
Nickel, 3 Gewichtsteilen Zinn und 1 Gewichts-
teile Eisen in 100 Gewichtsteilen Salzsäure und
3 Gewichtsteilen Schwefelsäure bestreicht.
Reibt man nun den Gegenstand mit einem in
fein gepulvertes Zink (Zinkstaub) getauchten
Lappen ab, so schlägt sich auf dem Kupfer
das Nickel nieder.
Um andere Metalle, wie beispielsweise Zink,
Eisen, Stahl, Gußeisen und Zinn durch dieses
Verfahren zu vernickeln, müssen dieselben erst
verkupfert werden, worauf die Weiterbehandlung
wie vorstehend angegeben erfolgt.
5. Versilberung
für Kupfer, Messing und andere Kupfer-
legierungen.
Die zur Anreibe- Versilberung benutzten
Substanzen stellen entweder Pulver oder einen
silberhaltigen Teig dar und werden mittels
eines weichen Leders oder Läppchens auf die
vorher aufs vollkommenste gereinigte Metall-
fläche aufgerieben.
Eine vorzügliche Versilberung (Kornver-
eilberung) für Skalen, Zifferblätter usw. kann
man mittels eines Anreibe-Versilberungspulvers,
bestehend aus 1 Gewichtsteil Silberpulver,
3 Gewichtsteilen Cremor tartari und 6 Gewichts-
teilen Kochsalz herstellen. Man trocknet zuerst
das Kochsalz vollkommen und verreibt es
hierauf mit dem Cremor tartari innig in einer
Porzellanreibschale Die Mischung wird dann
zweckmäßig auf ein reines, weißes Glanzpapier
geschüttet und nun das Silberpulver hinzu ge-
mischt. Auf sorgfältigste und innigste Mischung
sämtlicher Bestandteile ist besonders zu achten.
Das nunmehr fertige Versilberungspulver ist
in einer gut verschlossenen Glasflasche aufzu-
bewahren.
Beim Gebrauche dieses Versilberungspulvers
wird der tadellos reine Gegenstand zunächst
mit Cremor tartari und Wasser abgewaschen
und dann das Versilberungspulver mit Wasser
durch Reiben mit dem Finger oder einem
weichen Lederstückchen aufgetragen, bis die
Versilberung die gewünschte Stärke und Weiße
erreicht hat. Nach beendeter Arbeit wird die
versilberte Fläche wieder mit Cremor tartari
und Wasser abgewaschen und mittels eines
weichen Leinenlappens gut getrocknet. Die
nach diesem Verfahren hergestellte Versilberung
kaun lackiert werden oder ohne Lackierung
bleiben. Sie halt sich sehr gut und besitzt im
200
Gegensatze zur Versilberung mit Chlorsilber
den Vorzug, daß sie weiß bleibt!).
Eine Mischung zur Anreibe - Versilberung
mittels silberhaltigen Teigs wird hergestellt
durch Vermischen von 10 Gewichtsteilen Chlor-
silber, 20 Gewichtsteilen Weinsteinpulver und
20 Gewichtsteilen Kochsalz, welche man bis zur
Teigkonsistenz mit Wasser vermengt.
Anstatt trockenes Chlorsilber zu verwenden,
nimmt man vorteilhaft frisch gefälltes Chlor-
silber, welches man herstellt, indem man 15 g
salpetersaures Silber in '/, 7 Wasser löst. Diese
Flüssigkeit versetzt man mit einer Lösung von
7 g Kochsalz in wenig Wasser und rührt be-
ständig bis zum Zusammenballen des ausge-
schiedenen Chlorsilbers. Dasselbe wird dann
abfiltriert und im nassen Zustande mit 20 g
Weinsteinpulver und 40 g Kochsalz verrieben.
Ist die Masse zu trocken, so muß mit Wasser
bis zur richtigen Konsistenz verdünnt werden.
Einen schönen Silberüberzug erhält man
auch mit Zinkkontakt durch Anreiben folgender
Lösung: 10 g salpetersaures Bilber werden in
Wasser gelöst; mit Salzsäure wird Chlorsilber
ausgefallt. Man wäscht dasselbe aus, gießt
dann das über dem Chlorsilber befindliche
Wasser ab, löst es in 70 g Salmiakgeist, setzt
dann 40 g reines Cyankalium, 40 g kristallisierte
Soda sowie 15 g Kochsalz zu und ergänzt die
Flüssigkeit durch Hinzufügen von destilliertem
Wasser auf 1 J. Das Metall wird zuerst mit
einem in diese Flüssigkeit getauchten Lappen
angerieben, dann der letztere in Zinkstaub
getaucht und der Gegenstand nachgerieben,
wodurch sich das Silber niederschlägt.
6. Vergoldung
fur Silber, Kupfer, Messing und Zink,
Diese Art des Vergoldens wird meistens
auf Silber, manchmal auch auf Messing und
Kupfer angewendet. Man stellt die Anreibe-
Vergoldung in folgender Weise her: 2 bis 3 g
Goldchlorid werden in möglichst wenig Wasser
gelöst, dem man 1 g Balpeter zugesetzt hat.
In diese Lösung taucht man Leinwandläppchen,
läßt sie abtropfen und trocknen. Man verkohlt
dann dieselben bei nicht zu großer Hitze zu
Zunder, wobei das Goldchlorid teils zu Gold-
chlorür, teile zu metallischem, fein zerteilten
Golde reduziert wird. Der Zunder wird nun in
einem Porzellanmörser zu einem feinen, gleich-
mäßigen Pulver zerrieben. Um mit diesem
Pulver zu vergolden, taucht man einen mit
Essig oder Salzwasser benetzten, angekoblten
Kork in dasselbe und reibt damit den gut ent-
fetteten Gegenstand unter Anwendung eines
nicht zu schwachen Druckes ab. Bei dieser
Manipulation ist vor allem eine zu starke Be-
) Zeitschr. f. Instkde. 13. S. 40. 1893.
Für Werkstatt und Laboratorium.
Dentsche
Mechaniker-Ztg.
feuchtung des Korkes mit Essig oder Balz-
wasser zu vermeiden, da sonst das Pulver
schlecht angreift. Die auf diese Weise herge-
stellte Vergoldung kann mit dem Stahle vor-
sichtig poliert werden. Will man eine rötliche
Anreibe-Vergoldung herstellen, so ist es nur
nötig, der Goldauflösung etwas salpetersaures
Kupfer zuzusetzen.
Auf Kupfer, Messing und Zink erhält man
eine schöne Vergoldung durch Aufreiben einer
Lösung von 20 g Goldchlorid, 40 bis 60 g Cyan-
kalium, 5 g Weinstein, 100 g Wasser und 100 g
Schlemmkreide mittels eines wollenen Lappens.
Wenn auch alle diese Anreibeverfahren die
altbekannten und bewährten Verfahren der
Plattierung im elektrolytischen Bade nicht ver-
drängen können, so bieten sie doch in vielen
Fallen, besonders für das Kleingewerbe, einen
willkommenen Ersatz für die elektrolytische
und feuerflüssige Plattierung, da zu ihrer Aus-
führung keine kostspieligen Apparate und
Maschinen nötig sind. Auch ist das Anreibe-
verfahren zur Herstellung von Metallüberzügen
wertvoll und praktisch für die Massenfabrikation
kleiner Artikel, da dann bei geeigneter Kom-
bination das Anreiben im hölzernen Rollfasse
geschehen kann. O. Hildebrand.
Die Tätigkeit des National Physical
Laboratory im Jahre 1910.
Nach dem Tätigkeitsbericht.
Auch dieser Bericht zeigt das National
Physical Laboratory in allgemeinem lebhaftem
Fortschritte, verbunden mit Erweiterungen und
Neuangliederungen. Nur die meteorologischen
Arbeiten im Kew-Observatorium und die mag-
netischen Untersuchungen des Observatoriums
in Eskdalemuir wurden einer anderen Behörde
unterstellt. Andererseits wurden das große
Wasserbassin für Schleppversuche sowie die
Abteilung für Aeronautik nahezu fertiggestellt.
Von Interesse ist eine Zusammenstellung
sämtlicher bisher im N. P. L. ausgeführten
Prüfungen. Vom Jahre 1853, in dem die
Prüfungen begannen, bis zum Jahre 1910
wurden im ganzen 725 000 Prüfungen ausgeführt.
Im Durchschnitt wurden jährlich geprüft
1881 bis 1890 12516 Gegenstände,
1891 „ 1900 23 081 Be Da
1901 „ 1910. 31 723 et as
eine achtunggebietende Zunahme. Im beson-
deren wurden 1909 61 700 und 1910 65 000 Appa-
rate geprüft. Die Zunahme ist hauptsächlich
dadurch bedingt, daß 1910 8000 Droschken-
taxameter mehr geprüft wurden als im
Jahre vorher, während die Prüfung ärztlicher
Thermometer eine Abnahme von 25800 auf
21800 zeigte.
Heft 19.
1. Oktober 1911.
Die Prüfungsgebühren stiegen von 285000 M
auf 370 000 M. Sir Julius C. Wernher
schenkte für das metallurgische Gebäude
200 000 M.
Eine Zusammenstellung der Konten vou
1901 bis 1910 ergibt eine Totaleinnahme auf
Kapitalkonto von 2,07 Millionen M, wovon
0,99 Millionen vom Staate und 1,08 Millionen
aus privaten Schenkungen und Prüfungsein-
nahmen stammen, wobei geschenkte Apparate
und Materialien nicht mitgerechnet sind.
Unter diesen Umständen weist das Committee
des N. P. L. mit Nachdruck darauf hin, „daß
die von ihm zur Ausführung der höchst
nötigen Erweiterungen in Teddington bean-
tragten Summen einer günstigen Berück-
sichtigung durch das Schatzamt dringend be-
dürfen“.
Die wissenschaftlichen Arbeiten der ver-
schiedenen Abteilungen bestehen zum großen
Teilein der Fortführung der in früheren Jahren
begonnenen und sich über längere Zeiträume
erstreckenden Arbeiten.
So beschäftigte sich das elektrische Labo-
ratorium mit der möglichsten Verbesserung
der Messung von Quecksilber-Normalwider-
ständen, der Herstellung und Prüfung von
Normalelementen und Bilbervoltametern, Ge-
biete, auf denen infolge der internationalen
Vereinbarungen viel Arbeit zu erledigen war.
Die Verfahren zur Prüfung von Induktivitäten
wurden verfeinert.
Bei der Messung von Kapazitäten nach der
absoluten Methode von Maxwell-Thomson
mit Hilfe eines Deprez - Galvanometers wird
davor gewarnt, zur Erhöhung der Empfindlich-
keit die Spannung zu sehr zu erhöhen, da
dann die Galvanometerspule bei nicht völlig
symmetrischer Lage ohne Gleichstromkompo-
nente des das Galvanometer durchfließenden
Stromes einen Ausschlag gibt.
Gemeinsam mit der Deutschen Reichsanstalt
und dem Amerikanischen Bureau of Standards
wurden Prüfungen magnetischer Materialien
zwecks Vergleichung der verschiedenen Me-
thoden ausgeführt.
Das Starkstrom - Laboratorium beschäftigte
sich mit der Wirkung des Bahntransportes auf
Elektrizitätszähler, der Erhitzung von Glüh-
lampenfassungen sowie mit Untersuchungen
an verschiedenen Isoliermaterialien, insbesondere
Glimmer und Hartgummi.
Zu dem elektrischen Laboratorium gehört
die Photometrie. Hier wurde die Einführung
von Metallfadenlampen als Hilfsnormale erprobt,
doch konnte noch nicht endgültig festgestellt
werden, ob sie sich dazu eignen.
Neu begonnen wurden Versuche über die
Sichtigkeit von Lichtern, wozu die vom
Handelsministerium erlassenen Bestimmungen
Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches.
201
über Schiffslichter die Veranlassung boten.
Die Versuche werden im Freien über die
Länge einer englischen Meile ausgeführt und
müssen im Winterhalbjahre wegen des trüben
Wetters meist ruhen. Es zeigte sich, daß die
vorgeschriebene Bichtigkeit der grünen Steuer-
bordlaterne (2 Meilen bei klarem Wetter)
schwer zu erreichen ist.
Im Laboratorium für Wärme wurden die Ver-
suche, Materialien zu finden, die bei den höch-
sten Temperaturen hinreichend gasdicht sind,
um eine Erweiterung der absoluten Temperatur-
skala zu ermöglichen, eifrig fortgesetzt, ohne
bisher zu einem greifbaren Resultate zu führen.
Ferner wurde ein Vakuumofen für pyrometrische
Untersuchungen bis 25000 C hergestellt und
in Betrieb genommen; er arbeitet zufrieden-
stellend.
Daneben wurden Arbeiten zur Aufklärung
der zwischen den Entflammungsmessern ver-
schiedener Länder bestehenden Abweichungen
ausgeführt. Es zeigte sich, daß der Ent-
flammungspunkt von der Art und Weise der
Benutzung des Entflammungsmessers abhängt
und daß z. B. infolge von Konstruktionsver-
schiedenheiten der in Deutschland benutzte
Entflammungsmesser einen um 2° C höheren
Entflammungspunkt ergibt als der englische.
Umfangreiche Arbeiten bezogen sich auf
die spezifische Wärme und die Bchmelzwärme
der Metalle. Zur Bestimmung dieser Größen
benutzte man die von Harker angewandte
Methode zur Messung der spezifischen Wärme
des Eisens bei verschiedenen Temperaturen.
Die Metalle werden in einem Porzellangefäß
geschmolzen und fallen tropfenweise durch
einen mit Magnesia gefüllten Trichter in das
Kalorimeter. Der Trichter taucht unmittelbar
in das Kalorimeter ein und verhindert durch
seine Füllung, welche den Tropfenweg auto-
matisch verschließt, jeden Strahlungsverlust.
Das optische Laboratorium erhielt einen
Kipptisch zur Untersuchung von Klinometern
sowie eine Anzahl Metallprismen mit Normal-
winkeln.
(Schluß folgt.)
— — —
Glas technisches.
Rühr vorrichtung für schwer
mischbare und spezifisch schwere
Flüssigkelten.
Von H. Leiser.
Chem.-Ztg. 35. S. 756. 1911.
Das der Vorrichtung zu Grunde liegende
Prinzip ist dem Verf. bereits früher patentiert
worden. Es besteht darin, daß in der zu
202
Glastechnisches. — Gewerbliches.
Deutsche
— : Mechaniker-Ztg.
durchmischenden Flüssigkeit eigenartig ge-
formte Röhren derart in Bewegung gesetzt
werden, daß die schweren Bestandteile in
ihnen aufzusteigen gezwungen werden und
oben in einem Strahle durch die leichteren
Bestandteile geschleudert werden. Bei dem
hier beschriebenen Laboratoriumsapparat sind
vier solche röhrenförmigen Rührflügel vor-
handen, deren Ein- und Austrittsöffnungen in
verschiedenen Höhen liegen. Die Rührflügel
eitzen, um Stöße zu mildern, auf einem mit
Gummi überzogenen Ansatz der Rührwelle.
Der durch D. R. G. M. Nr. 467 629 geschützte
Apparat ist von den Vereinigten Fabriken
für Laboratoriumsbedarf Berlin zu be-
ziehen. Hfm.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
21. Nr. 476238. Gefäß für Metalldampf- Appa-
rate. Hartmann & Braun, Frankfurt.
18. 4. 11.
42. Nr. 475757. Einrichtung zur Bestimmung
der Dichte von Gasen. Siemeus&Halske,
Berlin. 3.8.11.
Nr. 475824. Maximumthermometer mit Hilfs-
vorrichtung zum Zurückbringen der Queck-
silbersäule. O. Pfister, Langewiesen i. Th.
4. 8. 11.
Nr. 477069. Thermometer mit elektrischer
Beleuchtung. L. Maas, Bayreuth. 17.7.11.
Nr. 476 646. Fieberthermometer. W.Kramer,
Zerbst. 14.7.11.
64. Nr. 477631. Flüssigkeitsbehälter mit doppel-
ten, einen Isolierstoff begrenzenden Wan-
dungen und einem Deckel mit Kühlröhre.
Thermos-Akt.-Ges., Berlin. 11.3. 11.
— —
Gewerbliches.
Neuer Japanischer Zolltarif.
Der Handels- und Schiffahrtsvertrag
zwischen dem Deutschen Reich und
Japan nebst zugehörigem Zollabkommen
ist am 24. Juni d. J. ratifiziert worden. In
Zukunft sollen nunmehr folgende Zoll-
sätze erhoben werden. Leider ist es der
Zolltarif- Kommission nicht gelungen,
eine Ermäßigung dieser Sätze zu erzielen.
Zu bemerken ist hierbei, daß wissenschaft-
liche Instrumente, welche für den Gebrauch
der Universitäten und öffentlichen Schulen
bestimmt sind, gol frei bleiben.
1 Yen = 100 Sen = 2 M, 1 Kin = 0,6 g.
Nr. 448. Brillengläser (geschnittene)
* WO Yo
„ 449. Optische Linsen und Prismen (ohne
Fassungen und Griffe):
1. nicht geschliffene v. W. 20 %,
2. alle anderen BOT
Deckgläser zu mikroskopischen
Zwecken 1000 Stück 1,60 Yen.
Objekttriger zum Mikroskopieren
1000 Stück 1,40 Yen.
Augengläser:
1. mit Fassungen oder Griffen aus
Edelmetall, aus mit Edelmetallen
belegten Metallen, aus Elfenbein
oder Schildplatt v. W. 50 %,
2. alle anderen „ 40 %.
Doppelferngliser:
1. mit Prismen 1 Kin 15,00 Yen.
2. alle anderen „ 3,00 ,
Ferngläser:
1. bis 1 kg pro Stück
100 Kin 102,00 „
2. alle anderen v. W. 20 %,
Mikroskope und Teile davon
v. W. 20 %.
Maßstäbe, Kreismesser, Meßbänder,
Drahtmesser, Ganghöhenmesser,
Dickenmesser, Mikrometer, Taster-
zirkel, Einteiler, Wasserwagen usw.
und andere ähnliche Instrumente:
1. aus Holz 100 Kin 40,80 Yen.
2, aus Metall 4 09,10. „
„ 450.
„ 451.
„ 453.
„ 533.
„534.
E
„ 536.
oft 19.
1. Oktober 1911.
Nr. 537.
„ 941.
„ 543.
„ 944.
„ 545.
Gewerbliches. 203
3. aus Gewebe Nr. 553. Photographische Apparate
a) in Gehäusen v. W. 50 %.
100 Kin 69,30 Yen. | „ 554. Teile von photographischen Appa-
b) alle anderen raten:
100 Kin 47,80 Pen. 1. Linsen v. W. 30 % ,
4. alle anderen v. W. 20% 2. alle anderen „„ SOS as
Wagen, gleichgültig ob mit Gewicht | „ 555. Phonographen . * 9
oder nicht: „ 556. Teile und Zubehör von Phono-
1. Gestellwagen: graphen:
a) das Stück nicht über 40 kg 1. Platten und Zylinder zu Vor-
100 Kin 12,00 Yen.
b) das Stück nicht über 450 kg
100 Kin 7,50 Yen.
c) alle anderen
100 Kin 5,15 Yen.
2. alle anderen v. W. 20%.
. Teile von Wagen und Gewichte
v. W. 20 °/,.
Thermometer:
1. Fieberthermometer (gleichgültig
ob in Hülse oder nicht)
100 Kin einschließlich Hülsse
116,00 Yen.
2. alle anderen v. W. 200:
. Barometer:
1. Barographen a 206
2. Aneroidbarometer
100 Kin 63,40 Yen.
3. alle anderen v. W. 20 %,
Amperemeter und Voltmeter
100 Kin 62,50 Fen.
Wattmeter . 2 39,90 „
Druckmesser (einschl. der Vakuum-
messer) 100 Kin 46,40 Yen.
„ 546.Geschwindigkeitsmesser,Schiffslogs,
„ 550.
Indikatoren, Windmesser, Kraft-
messer,
u. ähnl.
Zyklometer, Pedometer
v. W. 20%,
Elektrische Batterien:
1. Akkumulatoren .
2. Trockenelemente
100 Kin 13,80 Yen.
3. alle anderen v. W. 25°/,-
v. W. 20 %.
. Teile von elektrischen Batterien
(mit Ausnahme von Kohlen für
elektrische Zwecke):
1. Elektroden v. W. 20 %.
2. alle anderen „ 29 gs
Chirurgische Instrumente
v. W. 20 %.
Zeichen- und MeBinstrumente so-
wie Teile davon (anderweitig
nicht aufgeführte) v. W. 20 %.
. Physikalische und chemische Appa-
rate und Teile davon (anderweitig
nicht aufgeführte) v. W. 20 %.
Laterna magicas, kinematographi—
sche Apparate und Teile davon
v. W. 50%.
tragsstücken:
a) mit Vortragsstücken bespielt
100 Kin 74,30 Yen.
b) alle anderen
100 Kin 57,40 Yen.
2. alle anderen v. W. 50 %.
Telegraphen- Fernsprech-
Apparate, Teile davon
(anderweitig aufgeführt)
v. W. 20°%%,.
„ 559. und
sowie
nicht
Der Vorstand der Berufsgenossen-
schaft der Feinmechanik und Elektro-
technik hat in seiner letzten Sitzung im
Juni dieses Jahres gelegentlich der Ge-
nossenschaftsversammlung in Hamburg sich
eingehend mit der Frage beschäftigt,
welche Mittel und Wege geeignet sein
könnten, die Unfallgefahren in den der
Berufsgenossenschaft angehörigen Betrie-
ben zu vermindern. Unter anderem wurde
als ein solches Mittel auch der Besuch der
an den verschiedenen Industriezentren des
Deutschen Reiches eingerichteten Aus-
stellungen für Arbeiterwohlfahrt angesehen.
Die älteste und bedeutendste Ausstellung
dieser Art ist die vom Deutschen Reich
in Charlottenburg, Fraunhofer - Straße 11
u. 12, eingerichtete „Ständige Ausstellung
für Arbeiterwohlfahrt*. Es sind für diese
Ausstellung vom Deutschen Reich sehr er-
hebliche Mittel, insgesamt über 2 000 000 M,
aufgewendet worden, um der deutschen
Industrie mustergültige Schutzvorrichtungen
an Maschinen und Betriebseinrichtungen
vorzuführen und die bewährtesten Ein-
richtungen der Gewerbehygiene zur Dar-
stellung zu bringen. Bedauerlicherweise
läßt die Kenntnis von dem Bestehen dieser
Ausstellung, der Besuch derselben und die
Würdigung der Ausstellungsgegenstände
viel zu wünschen übrig. Nach dem Vor-
gehen der Reichsregierung haben auch
einzelne Bundesstaaten oder Museumsver-
waltungen ähnliche Ausstellungen in
München, Stuttgart, Dresden und Nürnberg
geschaffen. Der beabsichtigte Nutzen dieser
Ausstellungen kann nur dann erreicht
204
werden, wenn die interessierten Kreise der
deutschen Industrie nach den vorgeführten
mustergültigen Einrichtungen auch in ihren
eigenen Betrieben ähnliche Schutzvor-
richtungen und Betriebseinrichtungen
schaffen. Wie bei vielen auf das Allge-
meinwohl gerichteten Bestrebungen kann
ein wesentlicher Vorteil nur dann er-
zielt werden, wenn die geeignete Anregung
durch zweckmäßige Agitation in die be-
teiligten Kreise hineingetragen wird. Aus
diesen Rücksichten hat die Hütten- und
Walzwerks-Berufsgenossenschaft seit
etwa 5 Jahren Führungen von Betriebs-
ingenieuren, Werkmeistern usw. durch die
Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt in Char-
lottenburg organisiert, so daß auf diesem
Wege bereits etwa 500 in derBetriebsleitung
tätigen Personen die eingehende Kenntnis
von wirksamen Schutzvorrichtungen und
hygienischen Betriebseinrichtungen ver-
mittelt worden ist.
Der Vorstand der Berufsgenossen-
schaft derFeinmechanik und Elektro-
technik hat auf Vorschlag seines techni-
schen Beraters beschlossen, den Besuch der
Ausstellungen für Arbeiterwohlfahrt ihren
Betriebsunternehmern, deren Betriebs-
leitern usw. zu ermöglichen. Um zunächst
dem Vorstande ein Bild davon zu geben,
welcher Nutzen aus einem derartigen Be-
suche erwartet werden darf, soll im Laufe
der nächsten Wochen zunächst eine Führung
der Berliner Delegierten der Genossen-
schaft durch die Ständige Ausstellung für
Arbeiterwohlfahrt in Charlottenburg ausge-
führt werden. Die technische Leitung der
Ausstellung ruht in den Händen des Senats-
vorsitzenden im Reichs-Versicherungsamt,
Hrn. Geheimen Regierungsrats Prof, Dr.-Ing.
Hartmann, welcher sich entgegenkom-
menderweise an der Führung durch die
Ausstellung beteiligen wird. Außerdem
wird der technische Aufsichtsbeamte der
Berufsgenossenschaft in der Lage sein,
gerade auf diejenigen Einrichtungen be-
sonders hinzuweisen, die für die in der
Berufsgenossenschaft der Feinmechanik
und Elektrotechnik vertretenen Betriebe
besonders wichtig sind.
Wenn, wie zu erwarten steht, der bei
diesem ersten Besuche zu erhoffende
Nutzen sich herausstellt, so wird noch vor
Ablauf dieses Jahres eine Gruppenführung
von Betriebsleitern, Werkmeistern u. dergl.
veranstaltet werden.
Soll eine solche Führung durch die
Ausstellung den beabsichtigten Nutzen ge-
währen, so darf die Anzahl der Besuchen-
den nicht zu groß werden. Es wird damit
Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
gerechnet, daß etwa bei jeder Führung
50Personen an derBesichtigung teilnehmen.
Die sämtlichen mit Schutzvorrichtungen
ausgestellten Maschinen, Transmissionen usw.
werden im Betriebe vorgeführt, so daß die
Besucher sich von der Wirksamkeit der
Schutzvorrichtungen durch den Augen-
schein zu überzeugen. in der Lage sind.
Bei jedem Besuche soll auch in unmittel-
barem Anschluß eine Besprechung statt-
finden und aus dem Gedankenaustausch
der mitten in der Praxis stehenden Per-
sonen ist vielleicht noch mehr Erfolg zu
erwarten, als die Besichtigung allein
zeitigen könnte. Der Vorstand der Berufs-
genossenschaft hofft, daB auf diese Weise
anderwärts , bewährte Schutzvorrichtungen
auch in viele Betriebe der Feinmechanik
Eingang finden und daß-durch den Besuch
Anregungen geboten werden, um ähnliche
oder noch bessere Schutzeinrichtungen zu
erfinden. Wenn dadurch die Unfallsicher-
heit in den gewerblichen Betrieben weitere
Fortschritte macht, so würde die Absicht
des Vorstandes erreicht sein.
Fachkurse für Feinmechaniker.
Die Fachkurse werden vom Berliner Ge-
werbesaale veranstaltet und in dem Schulhause
Hinter der Garnisonkirche 2 abgehalten. Der
Unterricht wird von Hrn. Ing. F. Lindenau
erteilt und umfaßt 1. Mechanik mit algebraischen
Übungen (Dienstag 7 bis 9 Uhr), 2. Werkstatt-
chemie und Materialkunde (Mittwoch 7 bis
9 Uhr), 3. Werkzeuglehre (Freitag 7 bis 9 Uhr).
Die Kurse sind als Vorbereitung zur Ge-
hilfenprüfung gedacht; das Unterrichtshonorar
beträgt für jedes Fach halbjährlich 3 M.
Anmeldungen werden von jetzt ab von
Hrn. Dirigent Scholz (Hinter der Garnison-
kirche 2) entgegengenommen.
— —
Kleinere Mitteilungen.
Eine recht bemerkenswerte Auslegung
des Gesetzes gegen den unlauteren Wett-
bewerb enthält folgende Entscheidung des
Oberlandesgerichts Celle. — Von einer Fabrik
mechanischer Apparate in Hannover war ein
Prospekt herausgegeben worden, in dem ein
Techniker M. ale langjähriger Fabrikant eines
von ihr vertriebenen Pyrometers angegeben
war. Eine andere feinmechanische Anstalt in
Hannover war der Ansicht, daß die Bezeichnung
des M. als „Fabrikant“ gegen das Gesetz gegen
den unlauteren Wettbewerb verstoße, weil es
Heft 19.
1. Oktober 1911. en
den Anschein eines besonders günstigen An-
gebots erwecke, denn M. fabriziere gar keine
Instrumente, habe daher auch das fragliche
Pyrometer nicht selbst hergestellt. Sie klagte
daraufhin sowohl gegen die erstgenannte Firma
wie gegen M. auf Unterlassung, wurde jedoch
vom Landgericht Hannover mit folgender Be-
gründung abgewiesen: Unlauterer Wettbewerb
könne nur dann in Frage kommen, wenn M.,
was von der Klägerin nicht behauptet sei, zur
Verbreitung des Prospektes aktiv beigetragen
habe. Denn das Gesetz gegen den unlauteren
Wettbewerb könne nur gegen denjenigen An-
wendung finden, der selbst unrichtige Angaben
mache, aber nicht gegen den, der der Be-
nutzung seines Namens zu unlauteren Zwecken
nicht widerspreche. Der Frage, ob M. durch
wisssentliche Duldung des Mißbrauchs seines
Namens nicht gegen die guten Bitten im Sinne
des $ 1 des zitierten Gesetzes gehandelt habe,
sei entgegenzuhalten, daß dieser Paragraph
nur denjenigen treffe, der Handlungen vornehme,
die den guten Sitten widersprächen. Das Still-
schweigen und die Duldung allein genüge aber
nicht, um eine Handlung vorzunehmen; es
müsse eine Mittäterschaft hinsichtlich des
Vertriebs der Prospekte gefordert werden.
Diese sei aber nicht nachgewiesen. — Das
Oberlandesgericht Celle ging noch weiter und
erklärte, selbst wenn M. für den Inhalt des
Prospektes voll verantwortlich zu machen
wäre, würde die Klage unbegründet sein.
Wenn ein Kaufmann sich fälschlicherweise
als Fabrikant bezeichne, so verstoße er durch
diese Bezeichnung allerdings gegen $ 3 des
erwähnten Gesetzes, denn er rufe durch diese
Bezeichnung beim Publikum den Glauben
hervor, daß er als Fabrikant seine Ware mit
Umgehung des Zwischenhändlers und daher
besonders billig verkaufe; er erwecke also
durch diese falsche Bezeichnung den Anschein
eines besonders günstigen Angebots. Ein
solcher Anschein werde durch die fraglichen
Prospekte aber gar nicht erweckt. Denn M.
werde in keiner Weise in Beziehung gebracht
zu dem Verkauf der in dem Prospekt ange-
kündigten Pyrometer; er werde lediglich als
derjenige bezeichnet, der das von der Firma
vertriebene Pyrometer herstellt. In d ieser
Fassung sei aber ein besonders günstiges An-
gebot nicht zu erblicken. E. V.
— —
Bücherschau u. Preislisten.
H. Poincaré, Die neue Mechanik. 8°. 24 8.
Leipzig u. Berlin, B. G. Teubner 1911.
0,60 M.
Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preislisten.
205
R. Neuendorff, Praktische Mathematik. I. Gra-
phisches und numerisches Rechnen. (Aus
Natur- und Geisteswelt. Bd. 341.) Leipzig,
B. G. Teubner 1911. 1 M, in Leinw. 1,25 M.
In dem vorliegenden Bändchen gibt der
Verf. eine Reihe von Vorträgen: wieder, welche
er als Volkshochschulkurse in Kiel gehalten
hat, um dem Laien das Verständnis und die
Benutzung moderner mathematischer Rechen-
hilfsmittel zur Lösung praktischer Aufgaben
zu erleichtern und ihn auch in den Stand zu
setzen, zu beurteilen, was die besprochenen
Methoden und Apparate zu leisten vermögen.
Der bedauerliche Umstand, daß man noch in
den meisten unserer Schulen in der Art des
mathematischen Unterrichts streng am alther-
gebrachten festzuhalten bestrebt ist und nur
ganz vereinzelt und zaghaft der Versuch
gemacht wird, die täglich steigenden Anforde-
rungen der verschiedensten Berufe gebührend
zu berücksichtigen, drängt unwillkürlich zu
einer Art Selbsthilfe des einzelnen, der im
praktischen Leben plötzlich vor eine Aufgabe
gestellt wird, der er hilflos gegenübersteht
und deren Lösung ihm nur deshalb scheinbar
unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet, weil
ihm in der Schule nicht gezeigt worden ist,
eine Sache praktisch anzufassen. Der Zweck
der Vorträge war in erster Linie, Bestrebungen
zur Ausfüllung dieser Lücken möglichst durch
eine geschickte Zusammenstellung alles für
das praktische Rechnen Wissenswerten zu
unterstützen. Zum Beispiel erinnere ich nur
einmal an die Ermittelung der für eine beab-
sichtigte Reise zu wählenden Züge. Nicht der
zehnte ist in der Lage, in unserem Zeitalter
des Verkehrs einen Fahrplan oder gar das
Reichskursbuch richtig und mit dem BewuBt-
sein absoluter Sicherheit zu benutzen. Wie
selbstverständlich würde aber jedem der Ge-
brauch dieser Tabellen werden, wenn ihm
schon in der Schule die Entstehung der Fahr-
plane aus Diagrammen und ihre Benutzung er-
lautert worden wäre, aus denen sich die Be:
dingungen der Anschlußmöglichkeit, der Um-
steigepunkte und vieles andere in anschaulicher
Weise und ohne Zwang ergeben.
Abgesehen davon bieten die graphischen
Fahrpläne neben ihrem eigentlichen Zweck
beim Unterricht eine Fülle von Gelegenheit,
auch die wesentlichsten Einrichtungen und
Bestandteile des Eisenbahnoberbaues, wie
Weichen, Krümmungsradius, Gefälle, Ge-
schwindigkeit usw. dem Schüler zu erklären.
Es ist daher freudig zu begrüßen, daß im vor-
liegenden Buche in anschaulicher Weise und
durch Beifügung eines graphischen Fahrplanes
Gelegenheit geboten ist, sich über diese schöne
und wichtige Anwendung der graphischen
Darstellung zu unterrichten.
206
Auch hat Verf. zum ersten Male in einem
populären Werke auf einen sich immer neue
Gebiete erobernden Zweig der graphischen
Rechenkunst unter Anführung einiger Beispiele
hingewiesen; es ist dies die sogenannte
„Nomographie“. Diese im wesentlichen von
dem französichen Mathematiker d’Ocagne
ausgearbeitete Methode beschäftigt sich mit
der Aufgabe, den Zusammenhang zwischen den
Veränderlichen und Konstanten einer gegebenen
Gleichung in einer Rechentafel derart wieder-
zugeben, daß daraus direkt oder vermittels
eines beweglichen Index jeweilig zusammen-
gehörige Werte ohne weitere Rechnung ent-
nommen werden können. Die Vielseitigkeit
und Anwendungsmöglichkeit der Nomographie
ist eine außerordentlich große; die Methode ist
gerade da mit Vorteil anzuwenden, wo andere
versagen.
Trotz des bescheidenen Umfanges ver-
einigt das Werkchen eine Fülle von wissens-
wertem auf dem Gebiete des praktischen
Rechnens in sich, was teilweise nur sehr
zeretreut in der Literatur zu finden ist. Aus
dem Inhalt seien außer den angeführten nur
einige Abschnitte noch hervorgehoben, wie
Temperaturkurven, Seismogramme, Flächen-
messung, Bimpsonsche Regel, Planimeter,
Körperberechnung, verkürztes Rechnen, Multi-
plikationstabellen, Interpolieren, Logarithmen-
tafeln, Rechenschieber und Rechenmaschinen.
Bücherschau und Preislisten. — Patentschau.
Deutsche
___Mechaniker-Ztg.
Wenn auch der Zweck und Umfang des
Werkchens eine systematische und vollständige
Behandlung der Materie ausschloß, so hätte
Verf. bei dem letzten Kapitel über die Rechen-
maschinen die Unterscheidung verschiedener
Rechenmaschinensysteme, wie reine Additions
maschinen, Multiplikationsmaschinen nach dem
Additionsprinzip und reine Multiplikatione-
maschinen, erklären können und für jede
Klasse möglichst ein solches Beispiel anführen
sollen, welches zurzeit als bester Typ der be-
treffenden Art anzusehen ist. Mit Rücksicht
auf die ständig und rapid zunehmende Ver-
breitung der Rechenmaschinen, welche bereits
auf einigen Gebieten eine völlige Umgestaltung
der Rechnungsmethoden veranlaßt haben, wäre
eine etwas eingehendere Bearbeitung dieses
Kapitels gerechtfertigt gewesen. — Die Dar-
stellungen eind alle durchaus elementar und
anschaulich gehalten und erfordern keinerlei
mathematische Vorkenntnis, so daß zu erwarten
ist, daß das Büchlein manchem ein willkom-
mener Ratgeber sein wird. K. H.
Preislisten usw.
C. & E. Fein, Stuttgart. Prospekt Nr. 282.
Abt. W: Elektrisch betriebene Werkzeuge.
Abt. V: Elektrische Antriebe aller Art.
Abt. T: Elektrische Gesteinsbohrmaschinen.
8%. 62 S. mit vielen Illustr. 1911.
Patents o hau.
Einzelobjektiv aus vier verkitteten Linsen, die die vordere
Kittflache nach vorn konvex und sammelnd, die mittlere nach vorn
konkav und sammelnd und die hintere nach vorn konkav und zerstreuend
machen, deren vorderste eine konkave Vorderflache und einen kleinen
Exponenten n, als 1,52 hat, und deren hinterste bei konvexer Hinter-
fläche zerstreuend ist und keinen kleineren Exponenten n, als 1,58
hat, dadurch gekennzeichnet, daß der Exponent np der dritten Linse
mindestens 1,57 ist. C. ZeiB in Jena. 16. 10. 1909. Nr. 228 677. Kl. 42.
Lagerungs- und Einstellvorrichtung für Entfer-
nungsmesser mit nach der Mitte zu angeordneten und recht-
winklig zur Basislänge gerichteten Okularen, gekennzeichnet
durch zwei von der Unterseite des Entfernungsmessers aus
nach abwärts gerichtete, aufeinander entgegengesetzten Seiten
der Okulare angeordnete Handgriffe, von denen jeder einen
dicht an der Unterseite des Apparats befindlichen Halt für die
Hand darbietet, in Verbindung mit einer oder mehreren auf
der Unterseite des Entfernungsmessers zwischen einem oder
beiden Handgriffen und den Okularen in der Nahe des einen
oder beider Handgriffe angeordneten Einstellvorrichtungen.
A. Barr in Glasgow, Schottl., und W. Stroud in Leeds,
Engl. 18. 6. 1909. Nr. 228 640. Kl. 42.
Heft 19.
1. Oktober 1911.
Vorrichtung zum mikroskopischen Messen kreisrunder Quer-
schnitte, dadurch gekennzeichnet, daß auf einer bekannten durch-
sichtigen Mikrometerplatte mit konzentrischen Kreislinien ein durch
den Mittelpunkt gehendes, mit Teilungen versehenes Fadenkreuz ange-
ordnet ist. Lichtwerke in Berlin. 1. 1. 1910. Nr. 228817. Kl. 42.
Verfahren zur Bestimmung der Rückprall-
steighöhe des Fallgewichtes in Härteprüfapparaten,
dadurch gekennzeichnet, daß auf das Fallgewicht ein
Reiter g aufgelegt wird, welcher beim Herabfallen
und Zurückprallen ‘des Fallgewichtes mitgenommen wird und beim Wieder-
zurückfallen des letzteren mit Zungen i k an mit einer Skala versehenen
A. Hirth in Cannstatt-Stuttgart.
Stäben e f hängen bleibt.
Nr. 228 710. Kl. 42.
Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten.
12. 5. 1909.
Einrichtung zur Fernübertragung von Kompaßstellungen, bei
welcher eine Anzahl von Einstellungspunkten (elektrischen Kontakten o. dgl.)
auf den Umfang der KompaBrose einer Anzahl von feststehenden Einstellungs-
punkten am Umfang des Gehäuses derart gegenübersteht, daß für jede An-
derung der KompaBetellung um eine ganze Einheit (Strich, Grad) bestimmte
bewegliche Einstellungspunkte mit bestimmten feststehenden Einstellungs-
punkten in wirksame Verbindung kommen, dadurch gekennzeichnet, daß die
Einstellungspunkte auf der Kompaßrose derart verteilt sind, daß der Bogen
zwischen zwei benachbarten beweglichen Punkten um eine Einheit größer
oder kleiner ist als der Bogen zwischen zwei feststehenden Einstellungs-
punkten, und daß das Produkt aus der Anzahl der beweglichen Einstellungs-
punkte und der Anzahl der festen Einstellungspunkte gleich der Anzahl der im Umfang der
Kompaßrose enthaltenen Einheiten ist.
Kl. 74.
W. Schmaltz in Lehe.
6. 7. 1909. Nr. 228 653.
Vereins- und Personennachrichten.
22. Deutscher Mechanlkertag
in Karlsruhe
am 21., 22. u. 23. September 1911.
Der diesjährige Mechanikertag vereinigte
wieder eine stattliche Anzahl von Mit-
gliedern und Freunden der D. G. f. M. u. O.
zu ernsten Beratungen und fröhlicher Ge-
selligkeit. Der Verlauf darf in jeder
Richtung wieder als außerordentlich ge-
lungen bezeichnet werden, sowohl inbezug
auf die wissenschaftlichen Vorträge, als auch
auf die Beratungen über wirtschaftliche
Fragen, wie auf die geselligen Veran-
staltungen (nur der Ausflug nach Baden-
Baden war leider durch einen Dauerregen
beeinträchtigt). Für das Gelingen der
Veranstaltungen gebührt der Dank den
Herren K. Scheurer sen. und A. Scheurer
jun., die bereitwilligst die Arbeit der Vor-
bereitungen auf sich genommen hatten
und sie in ausgezeichneter Weise dureh-
geführt haben.
Unsere Leser werden die meisten
wissenschaftlichen Vorträge in den nächsten
Heften ausführlich wiedergegeben finden;
deshalb sei hier vorläufig nur über die
Beratung wirtschaftlicher Fragen aın ersten
Tage wegen ihrer zum Teil aktuellen
Wichtigkeit im Auszuge berichtet; ge-
naueres wird in dem offiziellen Protokoll
veröffentlicht werden. Hr. A. Schmidt-
Cöln berichtete über die Bemühungen des
Wirtschaftlichen Ausschusses, bei den
Handelsverträgen günstigereZollverhältnisse
für unsere Industrie zu erlangen. Nur bei
dem Französischen Zolltarif sei etwas er-
reicht worden, leider nichts bei dem
Schwedischen und dem Japanischen. Der
Grund hierfür liege in dem Umstande, daß
an den leitenden Stellen die Bedeutung
unseres Gewerbes nicht genügend erkannt
werde. Hierin aber Wandel zu schaffen,
ist die Kommission nur dann imstande,
wenn ihre Anfragen an die Mitglieder aus-
reichende Beantwortung finden. Darüber
aber ist immer noch zu klagen. Auch die
Firmen, die selbst nieht zu exportieren
beabsichtigen, haben ein Interesse ‚daran:
208
daß den. anderen der Auslandsmarkt offen
bleibt; denn sonst werden sich diese letz-
teren, in der Regel kapitalkräftigeren Werk-
stätten gezwungen sehen, sich mit doppelter
Energie auf den Inlandsmarkt zu werfen.
Darum ist es für ein gedeihliches Arbeiten
des Wirtschaftlichen Ausschusses unbedingt
erforderlich, daß er seitens der Mitglieder
jede gewünschte Unterstützung erhalte, in
erster Linie durch schnelle und ausführ-
liche Beantwortung seiner Umfragen. —
Hr. R. Fischer betonte in seinem Berichte
gleichfalls diesen Wunsch; ferner wies er
darauf hin, daß wir eine gesonderte Auf-
führung der präzisionsmechanischen Er-
zeugnisse in den Tarifen erstreben müssen,
damit sie die ihnen zukommende Bedeutung
erlangen und nicht durch das Zusammen-
werfen mit anderen, ihnen nicht vergleich-
baren Artikeln, die in der Regel Massenware
sind, von diesen erdrückt werden. Ferner
müssen größere Erleichterungen bei der
zollamtlichen Behandlung von Reparatur-
stücken erstrebt werden; seitens Amerikas
und Frankreichs ist die Handhabung hierbei
zurzeit eine derartige, daß dieser Verkehr
vollständig unterbunden wird. Was Redner
als Blumenlese aus den Erfahrungen der
Firma Carl Zeiß über die Zollschikanen
an der französischen Grenze mitteilte, er-
regte allgemeines Erstaunen und Unwillen.
In der Debatte betonte Hr. Pfeiffer u.a.,
daß unser Gewerbe mindestens dieselbe
Berücksichtigung wie die „schwere Indu-
strie“ in handelspolitischen Fragen bean-
spruchen dürfe, weil es eine ganz anders
geartete und entlohnte Gehilfenschaft be-
schäftige als die Massenfabrikation, und
dadurch die wichtige soziale Aufgabe er-
fülle, den unteren Klassen ein Aufsteigen
zu ermöglichen. —
Es sei noch die Ehrung erwähnt,
Hrn. W. Haensch auf dem Mechaniker-
tage seitens der Firmen zuteil wurde, die
die Kollektivaustellung der Feinmechanik
in Brüssel beschickt hatten: als Ausdruck
des Dankes und der Anerkennung für die
große Arbeit, die Hr. W. Haensch durch
die Vorbereitung dieser Ausstellung geleistet
und dureh die er ihren schönen Erfolg in
die Wege geleitet hat, ließen ihm diese
Werkstätten in der ersten Sitzung des
Mechanikertages durch den Vorsitzenden
eine Dankadresse und einen silbernen
Tafelaufsatz überreichen.
Von geschäftlichen
sei noch mitgeteilt,
die
Angelegenheiten
daß bereits für
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Vereins- und Personennachrichten.
Deutsche
Mochaniker-Ztg.
die nächsten 3 Jahre die Orte ‘der Me-
chanikertage bestimmt werden konnten:
1912 Leipzig, 1913 Cöln, 1914 Berlin.
‘Eine vertrauliche Mitteilung betr.
Unterstützung des deutschen Exports durch
die Handelssachverständigen beim General-
konsulat zu New York ist dem Geschäfts-
führer (Charlottenburg 4, Fritschestraße 39)
zugegangen; sie wird den Mitgliedern auf
Wunsch zugesandt.
Anmeldung zur Aufnahme in den
Hauptverein der D. G. f. M. u. O.:
Hr. B. Berger, konsultierender In-
genieur, Darmstadt.
D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin, E. V.
Sitzung vom 12. September 1911, im
Restaurant „Zum Heidelberger“. Vorsitzender:
Hr. W. Haensch.
Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich
erschienenen Mitglieder und gibt der Hoffnung
Ausdruck, daß das Vereinsleben im bevor-
stehenden Winter wieder recht rege sein werde;
er gedenkt sodann der beiden während des
Sommers verstorbenen Mitglieder F. Bchuch-
hardt und H. Seidel, deren Andenken die
Versammlung in der üblichen Weise ehrt.
Hr. Dozent Jens Lützen spricht über: Die
neuesten Fortschritte der Photographie in
natürlichen Farben. Nach einer Einleitung
über das Wesen der Farbe wurden die neuesten
Fortschritte auf dem Gebiete der direkten
Farbenphotographie (Lippmann, Jolly u. A.)
erläutert und durch zahlreiche Aufnahmen
demonstriert.
Zur Aufnahme -haben sich gemeldet und
zum ersten Male werden verlesen die Herren
A. Fischer, Mechaniker in Steglitz, und F.
Goldschmidt v. d. Fa.Gans & Goldschmidt
(Berlin N 4, Chausseestr. 25). |
Zum Schluß fordert der Vorsitzende zu
recht zahlreicher Beteiligung am bevorstehenden
Mechanikertage auf und bittet Hr. Blaschke
dringend, sich vorher beim Ortsausschuß anzu-
melden. Bl.
Hr. W. Breithaupt, der Seniorchef
der Firma F. W. Breithaupt & Sohn,
feiert am 2. Oktober den 70. Geburtstag.
Dem verdienstvollen Manne, der seiner
altberühmten Werkstatt, heut noch in voller
Frische vorsteht, sei auch an dieser Stelle
der herzlichste Glückwunsch an
— — —
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW,
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9.
Heft 20. 15. Oktober. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Über die Daten, die zur vollständigen Beurteilung elektrischer Meßinstrumente
erforderlich sind.
Vortrag,
gehalten am 21. September 1911 auf dem 22. Deutschen Mechanikertage zu Karlsruhe,
von Dr. H. Hausrath in Karlsruhe.
Der ehrenvollen Aufforderung des Herrn Vorsitzenden, an dieser Stelle zu
sprechen, bin ich nur mit großen Bedenken nachgekommen. Der Theoretiker steht
dem Praktiker als Laie gegenüber. Ganz besonders auf dem Gebiet des Instrumenten-
baues, wo praktische Erfahrung und Schulung den Ausschlag geben, muß er sich der
größten Zurückhaltung befleißigen, wenn er sich ein Urteil über Erzeugnisse des In-
strumentenbaues bilden oder gar Leitsätze für die Bewertung solcher Erzeugnisse auf-
stellen will. Anderseits kommt aber der Verfertiger von Instrumenten wohl weniger
in die Lage, die Vorteile und Nachteile verschiedener Typen nicht nur in bezug auf
die theoretischen, sondern auch auf die praktischen Forderungen, denen sie bei den
verschiedenen praktischen oder wissenschaftlichen Anwendungen genügen sollen,
systematisch zu prüfen. Von diesem Gesichtspunkt aus möchte ich daher eine der
wichtigsten Klassen von MeBinstrumenten, nämlich die elektrischen, betrachten.
Ich bin mir dabei der großen Schwierigkeit wohl bewußt, welche sich dieser
Aufgabe entgegenstellen. Sie sind tatsächlich so groß, daß wir eine bestimmte Antwort
auf die Frage nach den Vorteilen oder Nachteilen der verschiedenen Instrumente in
vielen Fällen überhaupt nicht geben können. Trotzdem dürfte es nicht wertlos sein,
sich über die Daten Rechenschaft abzulegen, die zur möglichst vollkommenen Be-
urteilung elektrischer Meßinstrumente erforderlich sind.
Die Mannigfaltigkeit der hierbei ins Spiel tretenden Faktoren läßt sich zerteilen
in zwei Gruppen, die allerdings vielfach in enger Beziehung zueinander und Abhängig-
keit voneinander stehen.
Die eine Gruppe wird gebildet von den mechanisch-konstruktiven Daten,
die andere von den Daten, die sich auf die elektrischen oder magnetischen Größen
beziehen.
Wollen wir ein Urteil darüber gewinnen, bis zu welchem Maß ein elektrisches
MeBinstrument mechanischen oder elektrischen Anforderungen genügt, so werden wir
bestimmte zahlenmäßig ausdrückbare Größen aufstellen müssen, durch deren Betrag
die maßgebenden Eigenschaften des Instruments gekennzeichnet werden.
Betrachten wir zunächst die mechanischen Eigenschaften. In bezug
auf diese unterliegen die elektrischen MeBinstrumente naturgemäß prinzipiell keinen
anderen Beurteilungsgrundsätzen als jedes rein mechanische Meßinstrument. Wir
können deshalb diese prinzipiellen Grundsätze aufstellen, ohne auf die elektrischen
Eigenschaften der Instrumente und auf das ihnen zugrunde liegende Prinzip einzugehen.
Jedes elektrische Meßinstrument betrachten wir also zunächst nur als einen mechanischen
Apparat, der mittels Zeigers und Skala die Größe anzeigt, zu deren Messung er
bestimmt ist. |
Zeiger und Skala sind also die Merkmale der größeren Gattung von, Instru-
menten, in die wir die hier vornehmlich zu besprechenden, direkt, zeigenden elek-
trischen Instrumente einordnen müssen. Als rein mechanisches Gegenstück zu ihnen
ist also z. B. die Zeigerwage anzusprechen, nicht aber die Balkenwage oder die
Wage mit Laufgewicht. Den Balkenwagen entsprechen in der elektrichen MeBkunde
die sogenannten Brückenanordnungen, die außerhalb unserer Betrachtungen fallen, die
Wage mit Laufgewicht hat ihr elektrisches Gegenstück in der Kelvinschen Strom-
wage. Die Anschaffung einiger solcher Instrumente hat wohl das Budget aller besseren
elektrischen Laboratorien um viele tausend Mark belastet; sie werden jedoch, seitdem
gute Zeigerinstrumente aller Art bestehen, nicht mehr benützt, da die Ausbalanzierung
der elektrodynamischen Wirkung durch ein Schiebergewicht für die Praxis der elek-
trischen Messungen viel zu umständlich ist. Hoffentlich wird auch bald die Erkenntnis
allgemein werden, daß sich das mechanisch plumpe Verfahren des Gewichtverschiebens
zwar zur Wägung größerer Lasten, aber nicht zur Verwendung bei so geringen Kräften
und komplizierten Systemen eignet, wie sie bei den elektrischen MeBinstrumenten
vorliegen.
Beschränken wir uns also auf die direkt zeigenden MeBinstrumente, so gilt es
zunächst, die Bedingungen zu formulieren, denen sie in rein mechanischer Beziehung
genügen müssen. Die erste besteht jedenfalls darin, daß die Einstellung des beweg-
lichen Systems in seine Gleichgewichtslage zuverlässig erfolgen muß, daß sie also
durch Reibung, durch zu lose Lagerung der Achse und andere Ursachen nicht ein zu
hohes Maß von Unsicherheit besitzt.
Das Maß für diese Unsicherheit der Einstellung kann wohl mit dem für die
Ungenauigkeit der Ablesung der Zeigereinstellung auf der Skala zusammengefaßt
werden. Denn es hat keinen Zweck, eine wesentlich kleinere Fehlergrenze der Ab-
lesung zu erstreben, als die Fehlergrenze der Einstellung beträgt. Um ein von der
Skala unabhängiges Maß zu erhalten, müssen wir diese Fehlergrenze durch einen
Ausschlagswinkel messen, sie sei /a. Stellen wir dann noch die auf den Maximal-
ausschlag a, bezogene Fehlergrenze auf: f= 4a/am, so läßt sich daraus bei homogener
Skala sofort der relative Messungsfehler berechnen. Beim MeBbereich Á m ist z. B. der
relative Ablesungsfehler für irgend eine Ablesung A gleich fA,,/A. Denn bei homo-
gener Skala ist ja der relative Fehler des Ausschlagswinkels gleich dem des Skalen-
ausschlags.
Bei Instrumenten mit nicht homogener Skala, das sind die meisten Wechsel-
strominstrumente, besteht die gute Sitte, die Skalenteilung im Katalog abzubilden.
Dadurch ist dann mit 4a auch bei diesen Instrumenten der relative Fehler für alle
Ausschläge leicht bestimmbar.
Dem Bestreben, die Zuverlässigkeit der Bestimmung eines Skalenausschlags
zahlenmäßig zu definieren, steht allerdings der Umstand entgegen, daß die subjektiven
Ablesungsfehler sehr schwanken. Allgemein ist aber wohl zu sagen, daß die Fehler
wegen Parallaxe die eigentlichen Schätzungsfehler überwiegen. Man sollte deshalb
eine bestimmte Voraussetzung über die größtmögliche Abweichung von der senkrechten
Sehlinie annehmen, etwa die, daß der Abweichungswinkel 10° beträgt, und den da-
durch entstehenden Ablesungsfehler sollte man der Angabe des größtmöglichen Ab-
lesungsfehlers zugrunde legen. Bei Instrumenten mit Spiegelhinterlegung der Skala
ist natürlich der parallaktische Fehler als nicht vorhanden zu betrachten. In diesem Sinne
also wären die folgenden Angaben zu verstehen:
1. Größter Fehler (da und f= dalam) bei der Einstellung bezw. der Ablesung.
Bei der Auswahl von Schalttafelinstrumenten, die auch aus einiger Entfernung
abgelesen werden müssen, genügt diese Angabe nicht, sondern es muß auch die Sicht-
barkeit aus größerer Entfernung in Betracht gezogen werden. Diese ist proportional
der Zeigerlinge. Sie kann aber auch aus einer maßstäblichen Abbildung der Skala
beurteilt werden. Wir haben also:
2. Zeigerlänge und maßstäbliche Abbildung der Skala.
Letztere Angabe dient ferner zur Beurteilung der Ablesungsgenauigkeit in
verschiedenen Bereichen der Skala. Ferner ermöglicht sie die Berechnung von f aus
Aa unter 1.
Als weiterer, für die verschiedenen Anwendungen sehr wesentlicher Faktor
ist die Schnelligkeit zu nennen, mit der sich das Instrument in die Gleichgewichtslage
einstellt, sowie der Diimpfungszustand. Wir formulieren ihn:
15.0 19675 = 1911. H. Hausratb, Beurteilung elektrischer MeSinstrumente. 911
3. Zeit zur Einstellung des vollen Ausschlags bis auf 1% 0. — Dämpfung.
Bei dieser Angabe der Einstellungszeit werden sowohl die Fälle umfaßt, wo
die Einstellung unter gedämpften Schwingungen erfolgt, als auch die, wo das In-
strument mehr oder weniger kriechend sich der Gleichgewichtslage nähert. Der
günstigste Fall ist bekanntlich der Grenzfall der aperiodischen Dämpfung. Man hält
aber bei Laboratoriumsinstrumenten gern die Dämpfung ein wenig kleiner, um aus
einer noch sichtbaren Umkehr des Zeigers erkennen zu können, daß der Ausschlag
vollständig und ohne Hemmungen erfolgt ist. Manchmal ist allerdings aus besonderen
Gründen eine kriechende Einstellung erwünscht, wenn nämlich Messungen stark
schwankender Größen gemacht werden sollen. Bei nicht aperiodischer Dämpfung
können hierbei durch Resonanz sogar Zeigerschwankungen entstehen, welche die tat-
sächlichen weit übertreffen. Deshalb sind in solchen Fällen bestimmte Angaben über
die Dämpfung unerläßlich. —
Gegen die Gültigkeit bestimmter Angaben über die Einstellungsfehler, wie sie
durch 1. festgestellt werden sollen, ist selbstverständlich einzuwenden, daß diese
höchstens vorübergehenden Wert haben. Wie lange sie als maßgebend gelten können,
hängt nicht nur von der Güte der Materialien, ihrer Bearbeitung und der Konstruktion
ab, sondern auch von der Behandlung, der sie bei der Benutzung ausgesetzt werden.
Um ein Urteil darüber zu gewinnen, wieweit ein Instrumententyp rigoroser Be-
handlung standhält, werden wohl gelegentlich Prüfungen in der Weise unternommen,
daB ein Instrument durch einen Mechanismus lange Zeit hindurch gehoben und fallen
gelassen wird. Diesem radikalen Verfahren wird man sicher die größte Beweiskraft
zusprechen müssen, da hierbei eben alle Faktoren, von denen das Funktionieren des
Instruments abhängt, ins Spiel treten. Versucht man dagegen die konstruktiven Eigen-
schaften zahlenmäßig zu bewerten, so kann höchstens ein als vorteilhaft anerkanntes
Konstruktionsprinzip, aber nie die Güte der Materialien und der Ausführung gekenn-
zeichnet werden. Es gibt jedoch eine Konstruktionsgröße, die als ein gewisses Maß
für die Zuverlässigkeit der Konstruktion gelten kann, dies ist das Verhältnis des Dreh-
moments bei vollem Ausschlag zum Gewicht des beweglichen Systems. Das Dreh-
moment wird gemessen durch das Produkt von Gewicht (in 9) X Hebellänge (in cm),
welches diesen Ausschlag erzeugt. Wir haben also:
Drehmoment für vollen Skalenausschlag.
` Gewicht des beweglichen Systems.
Es liegt auf der Hand, daß bei gegebener Ausführung der Spitzenlagerung die
Einstellung um so sicherer ist, je größer dieser Faktor. Denn die Reibung wird um so
besser überwunden, je größer die Direktionskraft, und zwar umso mehr, je kleiner das
Gewicht, das auf dem Lager lastet. Man ist aber sicher gegen eine große Zahl von
Bauarten ungerecht, wenn man nach ihr schlechtweg die Güte der Konstruktion beurteilt.
Denn abgesehen von Material und Bearbeitung spielt die El:stizität der Lagerung eine
groBe Rolle. So sind z. B. Drehspulsysteme, die auf starre Rähmchen gewickelt sind,
ohne weiteres ungünstiger als frei gewickelte. Denn bei der elastischeren Ausführungsform
wird unter sonst gleichen Umständen die Lagerung weniger leicht Not leiden. Anderseits
darf man wieder die Federung des Systems nicht zu groB wählen, besonders nicht
bei relativ grobem Gewicht desselben. Denn dann kann es vorkommen, daß es bei
heftigem Aufschlagen aus dem Lager springt.
Günstig ist jedenfalls stets ein sehr kleines Gewicht des Systems auch ohne
Beziehung zur Direktionskraft. Wir könnten deshalb auch das Gewicht allein zur Be-
urteilung heranziehen.
Fassen wir das über die mechanische Ausführung Gesagte zusammen, so
können wir zwar gewisse Eigenschaften, welche für die Verwendungsart eines In-
struments maßgebend sind, zahlenmäßig ausdrücken, aber die Güte der mechanischen
Ausführung gehört zu den Imponderabilien, die sich nicht in Zahlen fassen lassen.
Sie wird eher durch den Preis, mehr noch durch das Renommee der ausführenden
Firma garantiert werden.
Versuchen wir nun in ähnlicher Weise die elektrischen Eigenschaften
der MeBinstrumente zu charakterisieren, so sind folgende Kategorien in Betracht
zu ziehen.
212 sa Hausrath, Denen. Se elektrischer Meßinstrumente. Mechaniker-Zig
A. Die Empfindlichkeit.
B. Abhängigkeit der Angaben von Temperatur und äußeren Feldern.
C. Abhängigkeit der Angaben vom Betriebszustand und von der Schaltung.
Bei Besprechung dieser Eigenschaften müssen wir schon auf Eigentümlich-
keiten der verschiedenen Gattungen elektrischer Meßinstrumente eingehen. Diese
können wohl dem Prinzip nach als bekannt angenommen werden.
Wir beschränken uns deshalb darauf, an der Hand von Darstellungen typischer
Ausführungsformen die Hauptmerkmale der einzelnen Gattungen von direkt zeigenden
elektrischen Meßinstrumenten anzuführen).
Als Vertreter der nur für Gleichstrom verwendbaren Drehspul-(Weston)
Instrumente ist in Fig. J ein Weston - Voltmeter dargestellt; die Unterschriften er-
A 6. Anschlußklemmen
: Polschuhe 7. Kontaktknopf
Kern 8. Vorschalt- Widerstand
. Bewegl. done mit Zeiger 9. Schutzkappe
Skala mit Spiegelablesung|
Fig. 1. Fig. 3.
läutern die einzelnen Teile der Konstruktion und Anordnung. Bei den Amperemetern
und den Milli- Volt- und -Amperemetern wird die gleiche Konstruktion in ent-
sprechender Anordnung verwendet. Fig. 2 zeigt das Drehspulsystem in photo-
graphischer Ansicht.
Fig. 3 stellt das wirksame System eines elektromagnetischen (Weicheisen-)
Instruments dar. An dem aus der stromdurchflossenen Spule herausgehobenen Teil
ist unten ein zylindrisches, viereckiges dünnes Eisenblech befestigt. Innerhalb desselben
ist an der Drehachse des Instruments ein konzentrisches zungenförmiges Eisenblech
angebracht. Seine Form und Lage ist durchscheinend angedeutet. Die Wirkung
besteht darin, daß sich bei Stromdurchgang das bewegliche System so einzustellen
sucht, daß ein möglichst großer Induktionsfluß entsteht. Die geringe Dicke und Kürze
der Eisenbleche soll den Einfluß von Wirbelströmen und Hysterese auf ein Minimum
reduzieren.
1) Der Weston Instrument Cy. (Fig. 1 bis 6) und Hartmann & Braun A.-G. we 7
und 8) bin ich für Überlassung dieser Darstellungen zu Dank VDE
15. zen 191 = H. Hausrath, Beurteilung elektrisoher MeBinstrumente. 2 1 3
Das in Fig. 4 dargestellte Voltmeter ist typisch für die elektrodynamischen
Instrumente. Die Drehspule ist gleichartig der Drehspule bei den Gleichstrom-
instrumenten mit Stahlmagnet ausgeführt. Statt des Stahlmagnets dient jedoch eine
vom gleichen Strom durchflossene feste Spule zur Erzeugung des ablenkenden Felds.
Die Wirkung ist also dem Quadrat der Stromstärke proportional. Die Zeichnung läßt
ferner einen Druckknopf zum Ausschalten? sowie den Vorschaltwiderstand und einen
durch eine Kurbel von außen einstellbaren Regulierwiderstand erkennen, der nach den
Angaben eines gleichfalls im Kasten eingebauten Thermometers eingestellt wird.
Diese Einrichtung wird von der Weston Co. bei Voltmetern für niederes Meßbereich
verwendet, um den ER zu eliminieren. Bei höherem MeBbereich
(von einigen Volt ab) ist dies wegen des groBen
konstanten Vorschaltwiderstands nicht erforder—
lich.
I ih i m
00% Ni HMI
1 ALLIT LA
ima
LUF TDAMPF UNG
Der Schalter verbindet in seinen 3 Stellungen
1. Feld: 1, 2, 3 u. 4 in Serie (5 Ampere)
2. Feld: lu. 25 3 u. 4 parallel
A Anfang der Felder 12 u. 304 in Series (40 Ampere)
E Ende der Felder 3. Feld: 1, 2, 3 u. 4 parallel (20 Ampere)
Fig. 6.
Das in Fig. 5 in photographischer Außenansichtf/und in Fig. 6 in, Schnitt-
zeichnung dargestellte Wattmeter beruht auf dem gleichen elektrodynamischen Prinzip.
Der Strom, der zusammen mit der Spannung einen Faktor der zu messenden Leistung
darstellt, wird stets durch die fest stehende (Feld-)Spule geschickt, die Spannung wie
beim Voltmeter durch einen Vorschaltwiderstand an die Drehspule angelegt. Das
vorliegende Instrument besitzt einen kräftig gebauten Walzenumschalter zur Herstellung
von 3 StrommeBbereichen, wie in Fig. 6 erläutert. Andere Firmen verwenden zum
gleichen Zweck Stöpsel-, für größere Ströme Laschenumschalter, da bei dem kleinen
Widerstand der Feldspule auch kleine Übergangswiderstände im Umschalter Fehler
verursachen können.
en Google
214 H. Hausrath, Bourtellung elektrischer MeBinetrmente. Mechaniker- Zig.
m ̃ ⅛˙ oe ee — —— — —
Dem Wattmeter entsprechend in be-
zug auf Konstruktion und Anordnung der
Spulen, aber abweichend in der Schaltung
werden die elektrodynamischen Amperemeter
gebaut. Auch bei diesen wird der volle
Strom durch die Feldspule geleitet,, die
Drehspule dagegen, deren Zuführungsspiralen
nur schwache Belastung zulassen, müssen
von einem Vorschaltwiderstand der Feldspule
abgezweigt werden. Diese Amperemeter
werden nie mit mehr als zwei_MeBbereichen
hergestellt.
Das JInduktions- (auch Drehfeld-
oder Ferraris-) Meßgerät der Fig. 7 entspricht
in seiner Anordnung durchaus einem Zwei-
phasenmotor. Als Anker dient eine Aluminium-
trommel 7. Ein zylindrischer eiserner Kern C
ist innerhalb derselben fest gelagert. Die
Magnete H dienen zur Dämpfung, indem sie
in dem ihnen gegenüberstehenden Teil der
Trommel bei deren Drehung Wirbelströme
erzeugen. Das die Trommel gegen die Feder-
kraft der Spirale F bewegende Drehmoment
entsteht bekanntlich dadurch, daß die beiden
Polpaare von Strömen durchflossen werden,
die gegeneinander phasenverschoben sind.
Die dazu nötigen Schaltungen für Strom-,
Spannungs- und Leistungsmessung müssen
außerhalb unserer Betrachtungen bleiben.
Bei einem anderen Typus von In-
duktionsinstrumenten wird statt des reinen
mee Drehfelds ein Wanderfeld erzeugt, indem
die Pole eines Elektromagneten, zwischen
denen eine Wirbelstromscheibe drehbar ge-
eee sam lagert ist, einseitig
: metallisch abge -
44 n a“
terscheidung getrof-
fen zu werden.
Fig.8 schließ-
lich veranschaulicht
die Konstruktion und
Wirkungsweise der
Hitædrahtinstru-
mente. Der zu mes-
sende Strom wird
bei a und b in den
Hitzdraht eingeleitet.
Dieser ist in der
Mitte durch einen
m dünnen Draht d
nachunten gespannt,
der seinerseits über
eine den Zeiger tra-
gende Rolle mit
Fig. 8. zwei Nuten von der
Pa schirmt sind. In be-
Z VOLT ' gug aufdie aufzustel-
/ | lenden Daten braucht
f l Ab l | jedoch zwischen bei-
/ ww ne den Typen keine Un-
15, 5 A. Bernini, Magnetoskope für Unterrichtszwecke. 215
Feder f nach links gezogen wird. Durch diese von der Firma Hartmann & Braun
herrührende Anordnung wird eine kleine Dehnung des Hitzdrahts in einen großen
Zeigerausschlag übersetzt. Der Magnet m dient zur Wirbelstrombremsung mit der an
der Drehachse befestigten Aluminiumscheibe s. Die durch das Gehäuse zugängliche
Schraube J dient zur Nullpunktseinstellung. Bei höheren Stromstärken wird der Strom
über mehrere dünne Silberbänder in gleichen Abständen am Hitzdraht zugeleitet und
durch ebensolche in der Mitte dieser Abschnitte abgeleitet.
Für die thermoelektrischen Instrumente hat sich noch kein Einheitstyp in der
Praxis einbürgern können, obgleich das ihnen zugrunde liegende Prinzip vielleicht
die beste Grundlage für den Bau zuverlässiger und empfindlicher Meßinstrumente zu
werden verspricht, falls es gelingt, gewisse praktische Schwierigkeiten zu überwinden.
Das Prinzip besteht darin, daß durch den zu messenden Strom ein oder mehrere
Thermoelemente erwärmt werden, wobei der Strom entweder einen Heizkörper oder
die Thermoelemente selbst durchfließt.
Auch die elektrostatischen Voltmeter dürfen wegen ihrer nur speziellen Ver-
wendung aus unseren Betrachtungen ausgeschieden werden. —
(Schluß folgt.)
—
Magnetoskope für Unterrichtszwecke.
Von Aroiero Bernini in Carpi (Modena)!).
Die hier beschriebenen Apparate sind für Schulen bestimmt, um die Er-
scheinungen der magnetischen Induktion zu zeigen; sie können nach Analogie der
Elektroskope als Magnetoskope mit einem oder mit zwei Blättern bezeichnet werden.
Das Magnetoskop mit einem Blatt ist in Fig. 1 schematisch dargestellt. Mit einem
kleinenZylinder aus weichem Eisen, der vertikal steht, ist ein kleines Blättchen aus weichem
ausgewalzten Eisen so verbunden, daß es ungefähr in der Mitte der Pole eines per-
manenten Hufeisenmagneten (oder eines Elektromagneten) hängt. Wenn man dem
oberen Ende des Zylinders einen magnetischen Pol nähert, so wird das aus dem
Zylinder und dem Blättchen bestehende System magnetisch gemacht, und das Blättchen
wird sich demjenigen Pole des permanenten Magneten (oder Elektromagneten) nähern,
der eine dem induzierenden Magnetpol entgegengesetzte Polarität hat.
N | | S
Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3.
Wie Fig. 2 zeigt, ist der permanente Magnet in einem zylindrischen Gehäuse
aus Messing mit parallelen Glaswänden untergebracht, welches am oberen Ende einen
Ring aus reinem Messing trägt, in dem der Eisenzylinder befestigt ist. Auf dem Ring
sitzt ein Glasrohr, welches als Führung für den induzierenden Körper dient.
Die Empfindlichkeit des Systems wird durch höhere oder tiefere Einstellung
des Eisenzylinders, welcher in dem Messingrohr läuft, reguliert.
In Fig. 3 ist das Magnetoskop mit zwei Blittchen schematisch dargestellt;
es besteht nur aus einem einzigen Eisenzylinder, an dem zwei etwa gleiche Eisen-
blättchen aufgehängt sind; diese hängen einander parallel und berühren sich fast.
1) Aus dem italienischen Original übersetzt von Dr. Schmiedel in Charlottenburg.
Deutsche
Für Werkstatt und Laboratorium. ____ Mechaniker-Ztg.
BeeinfluBt man das System, indem man den Strom einer Spule B, die solche
Abmessungen hat, daB sie den oberen Teil des Eisenzylinders umgibt, schließt, so
werden die Blättchen mehr oder weniger divergieren, je nach der Stromstärke und
unabhängig von der Stromrichtung.
In beiden Magnetoskopen werden beim Verschwinden des induzierenden Feldes
die Blättchen nicht gänzlich in ihre vertikale Ruhelage zurückkehren; die Ursache
davon ist offensichtlich der remanente Magnetismus des Systems.
Mit der in Fig. 4 angegebenen An-
ordnung kann man genügend genau die
Phänomene der magnetischen Hysteresis dar-
stellen und zugleich ziemlich schnell punkt-
weise die der Hysteresisschleife analoge Kurve
konstruieren.
Man braucht nur mittels des Widerstandes Æ und des Umschalters 1 passend
die Stromstärke zu ändern, und trägt dann in einem Diagramme als Abszissen die
Stromstärken und als Ordinaten die entsprechenden Ablenkungen der Blättchen auf.
Die Ablesung kann man entweder mit einem Okularmikrometer oder mittels
Projektion der Blättehen auf eine Skala vornehmen.
Fig. 4.
Kgl. Technisches Institut zu Pavia.
— — —— —
Fir Werkstatt und Lahoratorium.
Die Tätigkeit des National Physical
Laboratory im Jahre 1910.
Nach dem Tätigkeitsbericht.
(Schluß.)
Die Abteilung für Maschinenwesen, der das
aeronautische Laboratorium angegliedert wurde,
setzte die Versuche über den Winddruck auf
Bauwerke, über den Widerstand von Materialien
gegen schnell wechselnde Beanspruchung und
über die Stärke von Schweißfugen fort. Des-
gleichen befinden sich die Arbeiten über die
Wärmeabgabe und Luftreibung in Röhren,
über den Widerstand von Materialien gegen
Scherung und über die Zugfestigkeit und
Elastizität langer Drähte bei verschiedenen
Temperaturen bereits seit mehreren Jahren auf
dem Arbeitsprogramm.
Das aeronautische Laboratorium verfügt jetzt
über einen Windkanal, einen Wasserkanal und
einen rotierenden Tisch, womit ausschließlich
Versuche an Modellen und Zubehörteilen von
Lenkballons ausgeführt wurden. Dazu kamen
noch Versuche über die Eigenschaften von
Ballonstoffen, insbesondere ihr Verhalten gegen
Verletzungen.
Für die Luftschiffahrt wurde die Durch-
lässigkeit von Ballonstoffen für Wasserstoff,
die Brennbarkeit der Ballonstoffe und ähnliches
untersucht.
In der Abteilung für Metallurgie und
metallurgische Chemie wurden die Unter-
suchungen über Kupfer- Aluminium - Mangan-
Legierungen fortgesetzt. Es gelang, Legie-
rungen von ungewohnter Härte aus diesen
Stoffen herzustellen, mit denen sich Bandstein
meißeln und Holz schnitzen ließ. Des weiteren
wurde das System Aluminium -Zink -Kupfer
untersucht; dies führte zu einigen interessanten
Ergebnissen, während die Versuche über eu-
tektische Legierungen aus Mangel an Zeit
zurückgestellt werden mußten.
Für Versuche über den Einfluß von Zugbe-
anspruchung bei hohen Temperaturen war im
letzten Bericht ein Apparat beschrieben worden,
bei dessen Inbetriebsetzung sich nunmehr er-
hebliche Schwierigkeiten herausstellten, so daß
sich noch keine wesentlichen Resultate erzielen
ließen.
Endlich wurde das große staatliche Bassin
für Schleppversuche im September vollendet
und mit Wasser gefüllt. Seine Abmessungen
sind: 10 mw breit, 4,3 m tief und 160 m lang,
ungerechnet die hafenartigen Verbreiterungen
an beiden Enden. Die Hilfsapparate sind
meistens montiert, so daß in diesem Jahre mit
den Versuchen begonnen werden kann.
Aus den metrologischen Arbeiten ist hervor-
zuheben die Bestimmung der thermischen Aus-
dehnung an 3 Invar - Meßdrähten, welche zu
den englischen Basismessungen in Uganda
benutzt worden sind, sowie an einem Rein-
nickel-Meßband. Die Temperatur des letzteren
wurde durch Messung der Änderung des elek-
trischen Leitvermögens bestimmt.
Eingehende Untersuchungen hatten zum
Gegenstand die Eignung des Quarzglases zu
Längennormalen. Dabei ergab sich die ther-
mische Nachwirkung als außerordentlich gering.
Bezüglich der Form des im N. P. L. benutzten
Quarzglas-Meters muß auf das-.Original , ver-
Heft 20.
15. Oktober 1911. ee
wiesen werden. Fünf Endmaße mit sphärischen
Endflächen wurden in Teddington und in
Sevres bestimmt. Die Übereinstimmung war
mit einer Ausnahme befriedigend. Die Tat-
sache, daß die Werte von Sèvres durchweg
kleiner sind als die im N. P. L. gefundenen,
laßt entweder kleine systematische Fehler der
englischen Meßmethode oder elastische Nach-
wirkungen vermuten.
Von Interesse sind ferner die Aufstellung
eines Wasserbades von 60 m Länge zum Tem-
perieren von Meßbändern sowie Untersuchungen
über den Meßdruck von Anschiebezylindern an
einer von Armstrong, Whitworth & Co.
gebauten Durchmesser - Meßmaschine; der Ab-
schluß dieser Arbeiten ist noch nicht erfolgt.
Festigkeitsversuche mit Whitworth- und
Sellers-Gewinden ergaben die Überlegenheit
des englischen Gewindes.
Als Ausnahmearbeit sei noch erwähnt die
Bestimmung der Strichzahl auf einem Diffrak-
tionsgitter aus Spiegelmetall. Dies geschah
durch Mikroprojektion des Gitters auf einen
Schirm. Das Gitter hatte kurze seitliche Hilfs-
linien erhalten, welche zu je zweien 100 Striche
einschlossen. Zwei solche Striche wurden auf-
einanderfolgend mit zwei Hilfsstrichen auf dem
Schirm zur Deckung gebracht. Es ergaben
sich bei 16° C im Ganzen 45 668 Striche oder
auf 1” 14433,7 Striche; (das sind auf 1 mm
etwa 568 Striche). Der Verfertiger des Gitters
hatte 14438 Linien angegeben.
Wenden wir uns nun von den Leistungen
des Jahres 1910 zu den Plänen für das Jahr
1911, so finden wir in der Hauptsache die Fort-
führung der laufenden größeren Untersuchungen.
An Besonderheiten ist zu erwähnen:
Die absolute Ohmbestimmung mit Hilfe eines
neuen Lorenz-Apparates; die Vergleichung
verschiedener Systeme optischer Pyrometer bis
zu den höchsten Temperaturen mittels eines
möglichst vollkommenen schwarzen Körpers;
eine systematische Untersuchung über den
Einfluß der Form von Luftschrauben auf ihren
Wirkungsgrad. G. S.
— —
Glas technisches.
Neue Extraktionsapparate,
R. v.d. Heide beschreibt einen Extraktions-
apparat, der in recht kompendiöser Form Siede-
kolben mit Heizung, Extraktionsgefäß und
Rückflußkühler in sich vereinigt (Chem.-Zig
35. S. 531. 1911). Die Heizung erfolgt durch
eine Glühbirne, die in eine Einstülpung am
Boden des Siedekolbens a (Fig. 1), paßt.
Glastechnisches. 17
- ee ee ee — - — 0.
In dem zylindrischen Aufsatz, der durch einen
Schliff mit dem Hals des Siedekolbens ver-
bunden ist, befindet sich ein Extraktionsgefäß
nach Soxhlet, dessen Überlaufrohr in den
Siedekolben ragt. Wiederum mit Schliff
schließt sich an den Aufsatz ein kurzer, wirk-
samer Rückflußkühler an, der nach dem vom
Verf. bereits früher beschriebenen Prinzip des
Rapidkühlers mit innerer und Außerer Kühlung
gebaut ist. Die in ihm kondensierende Flüssig-
keit sammelt sich in dem fest mit dem Kühler
verbundenen, mit einer ringförmigen Rinne
versehenen Glasteller d an, steigt schließlich
über den Rand der in seiner Mitte erhöht an-
gebrachten kreisförmigen Uberlauföffnung, von
wo sie durch das Trichterrohr g auf die im
Soxhletschen Gefäße befindliche zu extra-
hierende Substanz fließt. Stellt man jedoch
durch Drehen des Kühlers um seine
Achse das in dem Schliff (nicht im
Teller!) angebrachte Loch e vor die
Öffnung des Ansatzes f, so läuft die
kondensierte Flüssigkeit, ehe sie
den Überlauf erreicht, durch f nach
außen ab. Man kann also, ohne
den Apparat auseinandernehmen
zu müssen, die Siedeflüssigkeit
nach vollendeter Extraktion ab-
sieden lassen. Nach Entfernen
des Soxhletschen Extraktionsge-
fäßes läßt sich der Apparat auch
zum einfachen Rückflußkochen ver-
wenden. Der Apparat, für den
der Gebrauchsmusterschutz ange-
meldet ist, ist von A. Eber-
hardt vorm. R. Nippe (Berlin
NW40) zu beziehen. Die Heizung mit
elektrischer Glühbirne ist übrigens nicht neu.
In einer Erwiderung zeigt W. Thörner (Chem.-
Ztg. 35. S. 597. 1911), daß er bereits im Jahre
1908 einen „Apparat zur gefahrlosen Erhitzung
leicht entzündlicher und flüchtiger Atherischer
Flüssigkeiten bei der Extraktion und Destil-
lation“ beschrieben hat, bei dem Glühbirnen
ohne Zuschmelzspitze verwandt wurden.
Fig. 1.
Zwei Apparate zum Extrahieren von Fitissig-
keiten mit Ather beschreibt F. C. ten Doorn-
kaat Koolmann. (Wochenschr. f. Brauerei 28.
S. 230. 1911. Ref.: Chem. Centralbl. 16. II.
S. 121. 1911). Die in dem Kolben B des ersten
Apparates (Fig. 2) entwickelten Atherdämpfe
kondensieren sich im Kühler. Der kondensierte
Ather tritt durch das Rohr C mit den Düsen G
und dann durch die in 4 befindliche zu extra-
hierende Flüssigkeit, um durch D in den
Kolben B zurückzufließen. Zum Zwecke einer
gleichmäßigeren Durchrührung ist die Leitung
F mit Hahn E angebracht, durch die Druckluft
durch die Flüssigkeit getrieben werden kann,
218
Bei dem zweiten Apparat (Fig. 3) befindet sich
die zu extrahierende Flüssigkeit in dem
Schlangenrohr S, dae unten mit dem wesentlich
engeren Rohr E in Verbindung steht. Der kon-
densierte Äther tritt durch E in S von unten
ein und steigt in Perlen durch die Flüssigkeit;
SID
Fig. 2.
Fig. 3.
in D trennen sich wie in einem Scheidetrichter
beide Flüssigkeiten und der Äther geht durch
Z in den Biedekolben 4 zurück. H dient zum
Entleeren. Der Apparat wird durch die Glas-
bläserei des Instituts für Gärungs-
gewerbe in Berlin hergestellt. Hffm.
— —ê—
Gewerhliches.
Neuer Japanischer Zolltarif.
Zu den im vorigen Heft S. 202 aufge-
führten Zollsätzen ist berichtigend nach-
zutragen, daß der deutschen Industrie noch
eine Ermäßigung zuteil geworden ist.
Die Sätze für Nr. 533 stellen sich jetzt
nämlich wie folgt:
Doppelferngläser:
1. mit Prismen. 1 Kin 10 Yen
(statt 15 Yen),
1 Kin 2,50 Yen
(statt 3 Yen).
Die Japaner haben nämlich diese
niedrigeren Sätze den Franzosen zuge-
standen, und diese Ermäßigung kommt in-
folge der Meistbegünstigungsklausel auch
der deutschen Industrie zugute.
2, alle anderen .
Gewerbliches. — Bücherschau und Preislisten.
Deutsche
Internationale Ausstellung für sozlale
Hygiene, Rom 1911.
Unter Förderung der Italienischen Regierung
findet im Winter d. J. in Rom eine von den
Medizinalbeamten des Landes veranstaltete
Internationale Ausstellung für soziale Hygiene
statt. Die Italienische Abteilung soll bereits
am 15. November d. J., die Internationale Ab-
teilung aber erst etwa am 1. Januar 1912 er-
öffnet werden, um hierdurch eine rechtzeitige
Überführung von Gegenständen, die in Dresden
oder Turin ausgestellt waren, zu ermöglichen.
Die Ausstellung wird bis zum Schlusse des in
der ersten Woche des Monats April 19:2 in
Rom beginnenden Internationalen Kongresses
zur Bekämpfung der Tuberkulose dauern und
sich speziell auch auf dessen Arbeitsgebiet er-
strecken. Wie die Ständige Ausstellungs-
kommission für die Deutsche Industrie
mitteilt, erscheint dadurch gewährleistet, daß
die vertrauenswürdige Veranstaltung die Be-
achtung der in Rom zusammenkommenden
internationalen Vertreter der Fachwelt findet.
Vorsitzender des Ausstellungskomitees ist Pro-
fessor Guido Baccelli. Anmeldungen sind
bis zum 31. Oktober d. J. an dae Bureau der
Ausstellung in Rom, Via Borgognona 38, zu
richten. Die Ausstellungsdrucksachen können
an der Geschäftsstelle der Ständigen Aus-
stellungskommission (Berlin NW, Roon-
straße 1) eingesehen werden.
— —
Bücherschau u. Preisliston.
W. Weiler, Physikbuch. Ein Lehrbuch der
Physik zur Selbstbelehrung und für den
Schulunterricht, unter Mitwirkung namhafter
Fachmänner. 2. verb. u. vielf. verm. Aufl.
8°, EBlingen, J. F. Schreiber 1910.
Elektrizität u. Magnetismus. VI, X, 291
u. XIII S. mit 445 Abb. In Leinw. 5 M.
Mechanik. XIII, 177 S. mit Abb. In
Halbleinw. 2,75 M.
Schwingungen und Wellen; Akustik.
Unter Mitwirkung von Dipl.-Ing. J. Wild.
V, VI, 96 S. mit Abb. In Halbleinw. 1,30 M.
Kalorik. Unter Mitwirkung von Dipl.-
Ing. J. Wild. VI, IV, 96 S. mit Abb. In
Halbleinw. 1,60 M.
Optik. Unter Mitwirkung von Dipl.-Ing.
J. Wild. VI, VIII, 155 u. XVI S. mit Abb.
In Halbleinw. 2,75 M.
Zusammen: in Leinw. 12,00 M.
Preislisten usw.
Otto Toepfer & Sohn, Potsdam. Metallstative,
Universal-Fußplatten, Transportable Säulen
aus Eisen, Bronze und Leichtmetall. 4°. 4 8.
—_
Heft 20.
15, Oktober 1911. Patentschau. 219
Patentscha u.
1. Einrichtung zur Anzeige der Deviation eines Kompasses mit Hilfe mehrerer sich
gegenseitig beeinflussender Magnete, dadurch gekennzeichnet, daß in ein und derselben horizon-
talen Ebene zwei oder mehrere Magnetnadeln
gelagert sind, welche infolge ihrer gegen-
seitigen Beeinflussung in störungsfreier Lage
eine gerade Linie bilden, während sie bei dem
Auftreten von Ablenkungen im Winkel zuein-
ander stehen und dadurch die Deviation er-
kennen lassen.
2. Einrichtung zur Anzeige der Devi-
ation eines Kompasses mit Hilfe mehrerer sich
gegenseitig beeinflussender Magnete, nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Nadel-
träger auf einer mit Skala versehenen Traverse angeordnet sind, welche letztere von Hand oder
motorisch selbsttätig gedreht werden kann.
M. Gennermann in Geestemünde. 5. 9. 1908.
Nr. 226 034. Kl. 42.
Einrichtung zur Anzeige der, Devia-
tion eines Kompasses mit Hilfe mehrerer sich
gegenseitig beeinflussender Magnete nach Pat.
Nr. 226034, dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen den Magnetnadeln III ein Richt-
magnet o drehbar gelagert ist, der die Magnetnadeln zwingt, nach
gegebener Skala stets rechtweisend den geographischen Nord- und
Südpol anzuzeigen. Derselbe. 11. 3. 1909. Nr. 226 035: Zus. z. Pat. ¥
Nr. 226 034. Kl. 42.
1. Verfahren zur Analyse von Gasen oder
Gasgemischen, bei dem das zu untersuchende Gas
oder Gasgemisch mit einer Reaktionssubstanz zu-
sammengebracht wird, dadurch gekennzeichnet, daß
die Größe der Temperaturänderung (Wärmetönung)
gemessen wird, welche entsteht, wenn das zu be-
stimmende Gas mit dem festen oder flüssigen Re-
aktionsmittel zusammengebracht wird.
2. Vorrichtung nach Anspr. 1, gekennzeichnet
durch eine Pumpe, die mit einem Thermometer
vereinigt ist, das ein hohl ausgebildetes Queck-
silbergefäß c zur Aufnahme der Patrone f und eine
verstellbare Skala & besitzt, auf welcher direkt der Prozentgehalt des Gases
an dem zu bestimmenden Bestandteil abgelesen werden kann. B. Ch. Hinman
in London. 10. 11. 1909. Nr. 228 784. Kl. 42.
1. Isoliermantel für elektrische Vorrichtungen, bestehend aus Metall-
folie, die so behandelt worden ist, daß auf ihrer Oberfläche eine harte, gegen
Wärme widerstandsfähige Isolierhaut entsteht.
220
Vereins- und Personennachrichten.
Deutsche
Mechaniker. Lug
2. Spule für elektrische Vorrichtungen mit einer Mehrzahl Windungen von leitendem
Material, dadurch gekennzeichnet, daß die Windungen durch Metallfolie nach Anspr. 1 vonein-
ander getrennt sind, zum Zwecke der Raumersparnis und Erzielung hoher Widerstandsfähigkeit
der Spule gegen Hitze.
3. Ausführungsform der Spule nach Anspr. 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Spule
mit Metallfolie nach Anspr. 1 umwickelt ist, mit oder ohne Hinzufügung von Glimmerplättchen
oder anderem, gegen Hitze widerstandsfahigen Isoliermaterial.
4. Ausführungsform der Spule und des Materials nach Anspr. 1 bis 3, dadurch ge-
kennzeichnet, daß die Metallfolie aus Aluminium besteht.
in London. 30. 5. 1909. Nr. 229 301. Kl. 21.
Westinghouse Electric Cy. Ltd.
— bt
Vereins- und Personennachrichten.
D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin, E. V.
Sitzung vom 3. Oktober 1911, im Sitzungs-
saule der Phys. - Techn. Reichsanstalt Abt. II.
Vorsitzender: Hr. Regierungsrat Dr. H. Stadt-
hagen.
Der Vorsitzende begrüßt die Versammlung
in dem neuen Sitzungsraum, für dessen Her-
gabe die D. G. der Reichsanstalt zu großem
Danke verpflichtet sei; der Umstand, daß wir
fortan in diesem schönen Saale tagen werden,
bekunde auch äußerlich die engen Beziehungen
der D. G. zu dieser Behörde; mögen auch
in Zukunft die Wechselwirkungen zwischen
Wissenschaft und Feinmechanik, aus denen die
stärkste Förderung beiden erwachsen kann,
noch innigere werden.
Hr. Dr. Schweydar, Observator am Kgl.
Pr. Geodätischen Institut, spricht über einen
Apparat zur Messung von Erschütterungen
kleiner Periode. Einleitend werden die Grund-
lagen der neueren Seismographie allgemein
erörtert; alsdann wird der Apparat selbst
beschrieben. Dieser ist eine Verbindung zweier
Seismometer mit statischen Pendeln, von denen
das eine die horizontale, das andere die ver-
tikale Komponente der Erschütterung des Erd-
bodens auf mikrophotographischem Wege
registriert.
Hr. Dir. Dr. F. Weidert beschreibt im An-
schluß hieran einen Apparat, den er vor einigen
Jahren zusammen mit Hrn. Prof. Dr. L.
Grunmach zur Messung der Erschütterung
von Gebäuden konstruiert hat. Dieses In-
strument beruht auf der Verschiedenheit der
Beschleunigungen, welche die Grundplatte des
Apparats und ein auf ihr liegendes Hammer-
chen erfahren. . In jüngster Zeit wurde der
Apparat auch dazu benutzt, um Fundamente
verschiedener Art für erschütterungsfreie
Aufstellung von wissenschaftlichen Instrumenten
zu prüfen.
Der Vorsitzende regt an, man möge
solche Instrumente ev. Interessenten leihweise
Für die Redaktion verantwortlich
: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
überlassen; er fragt ferner, welche Art von
Fundamenten sich am erschütterungsfreiesten
erwiesen habe.
Hr. Dr. Weydert teilt mit, daß man auf
einen gußeisernen Grundpfeiler eine Schicht
Torfmull von 1 m Dicke aufgebracht und
darauf erst den Pfeiler des Instruments ge-
stellt habe; dies habe sich sehr bewährt, um
die Stöße des Straßenverkehrs vom Instrumente
fernzuhalten.
Aufgenommen werden dieHerren A.Fischer,
Optiker, Steglitz, Stubenrauchplatz 5, und
F. Goldschmidt, v. d. Fa. Gans & Gold-
schmidt, Berlin N 4, Chausseestr. 25. B.
Herr Paul Nitsche in Ratlıenow (i. F.
Nitsche & Günther, Altstädtische Optische
Industrie - Anstalt) ist zum Kgl. Kom-
merzienrat ernannt worden.
— — — —
Habilitiert: Dr. R. Pohl an der Universitat
Berlin für Physik.
Ernannt: Dr. O. Hecker vom Geodat. In-
stitut in Potsdam zum Dir. der Kais. Haupt-
station für Erdbebenforschung und des Zentral-
bureaus der Internationalen Seismologischen
Assoziation in Straßburg i. E.; Dr. L. Simonia,
Subdirektor der Sternwarte in Nizza, zum
„Astronom titulaire“ am Observatorium Paris;
Prof. U. Mondello, Leiter des geophys. Obser-
vatoriums in Livorno, zum Dir. des Observatorio
regional von Rio Grande (Brasilien); Dr J. J.
Laub aus Würzburg zum Prof. der Physik und
Geophysik in La Plata (Argentinien); Dr. J. F.
Rodriguez zum Prof. der anorg. Chemie an
der Universität Madrid; R. E. Swain zum
Prof. der physik. Chemie an der Stanford-
Universitat; zu Professoren die Privatdozenten
Dr. J. Koppel (Chemie) in Berlin u. Dr. G.
Angenheister (Geophysik) in Göttingen.
Verlag von Julius Springer in Berlin W.9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1801.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9.
Heft 21. 1. November. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Stephan Lindeck +.
Am 21. Oktober verschied nach kurzer Krankheit an den
Folgen eines Leberleidens, wenige Tage nach Vollendung des 47. Lebens-
jahres, das Mitglied unseres Hauptvorstandes, der Redakteur der Zeit-
schrift für Instrumentenkunde
Hr. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Stephan Lindeck
Mitglied bei der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Nicht nur die Behörde, an der St. Lindeck 23 Jahre lang tätig
war, und die Wissenschaft haben durch seinen Tod einen schweren
Verlust erlitten, sondern auch die deutsche Präzisionsmechanik, die
Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik sowie ihre
Zeitschriften beklagen in ihm einen aufrichtigen Freund, einen treuen,
klugen Berater und Förderer, der jederzeit die reichen Gaben seines
Geistes und Verstandes in ihren Dienst gestellt hat. Jetzt, wo sich
kaum das Grab über Lindeck geschlossen hat, vermögen wir nicht im
einzelnen darzulegen, in wie mannigfacher Weise er als Mitglied des
Vorstandes unserer Gesellschaft, als Redakteur der Zeitschrift für In-
strumentenkunde, als Organisator von Weltausstellungen und als Preis-
richter auf ihnen unsere Kunst gefördert hat; dies wird erst in einem
der späteren Hefte geschehen können. Vorerst sei diesem vortreff-
lichen Manne ein herzliches Habedank in sein allzu frühes Grab nach-
gerufen!
Die Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Dr. H. Krüß.
Die Deutsche Mechaniker-Zeitung.
A. Blaschke.
222 H. Hausrath, Beurteilung elektrischer Meßinstrumente. Me ne
Über die Daten, die zur vollständigen Beurteilung elektrischer Meßinstrumente
erforderlich sind.
Vortrag,
gehalten am 21. September 1911 auf dem 22. Deutschen Mechanikertage zu Karlsruhe,
von Dr. H. Hausrath in Karlsruhe
(Schluß.)
Nach diesem Uberblick sei als erste der interessierenden elektrischen Kon—
stanten die Empfindlichkeit betrachtet. Die Angabe der Stromstärke oder Spannung
für vollen Ausschlag, die lediglich das Meßbereich bezeichnet, hat natürlich auf die
vorliegende Frage keinen Bezug. Vielmehr handelt es sich hier darum, ein Maß für
den Energieverbrauch eines Instruments aufzustellen. Dieser wird bestimmt durch die:
5. Leistung an den Klemmen des Instruments bei vollem Ausschlag.
Diese Angabe kann allerdings ohne weiteres nur dann die Empfindlichkeit
eines bestimmten Typus von Instrumenten unabhängig vom Meßbereich charakterisieren,
wenn alle MeBbereiche ohne Anwendung von Nebenschliissen oder Vorschaltwider-
ständen, sondern allein durch Umwicklung hergestellt werden können. Praktisch ist
dies nur bei elektromagnetischen Amperemetern, und zwar auch nur für einen be-
grenzten Umfang von Meßbereichen der Fall. Nur bei diesen ist also die Angabe 5
für den Typ als solchen unabhängig vom Meßbereich charakteristisch.
Bei den übrigen Instrumenten, insbesondere bei denen, die eine Drehspule
besitzen, ist die Art der Bewicklung dieser Drehspule mehr oder weniger durch kon-
struktive Rücksichten vorgeschrieben. Hier müssen also die verschiedenen MeBbereiche
bei den Amperemetern durch verschiedene Nebenschlüsse, bei den Voltmetern durch
verschiedene Vorschaltwiderstinde hergestellt werden. Um hierbei sowohl eine
charakteristische Angabe für den Typus als auch eine für einen bestimmten Meßbereich
zu erhalten, muß man zwei Daten kennen. Als für den Typus charakteristisch ist zu
betrachten die
6. Leistung im Drehspulsystem bei vollem Ausschlag.
Die Gesamtleistung im Instrument ergibt sich dann für irgend einen MeB-
bereich, in dem der betreffende Typ ausgeführt wird, wenn man kennt die
7. Spannung am Drehspulsystem bei vollem Ausschlag für Amperemeter und den
8. Stromverbrauch im Drehspulsystem bei vollem Ausschlag für Voltmeter.
Auf Grund dieser Angaben kann nach dem Ohmschen Gesetz die gesamte
verbrauchte Leistung für jeden Meßbereich berechnet werden.
Diese Angaben 6. und 7. bezw. 6. und 8. sind zur Bezeichnung der Empfind-
lichkeit ausreichend für die Drehspulinstrumente mit Stahlmagnet nach dem
Weston-Typus.
Bei den Weicheisenvoltmetern liegen ähnliche Verhältnisse vor, indem von
einer gewissen Grenze ab die verschiedenen Meßbereiche durch Vorschaltwiderstände
zu einer gegebenen magnetisierenden Spule hergestellt werden. Hier sind also einfach
die Daten 6. und 8. sinngemäß zu übertragen, indem an Stelle der Drehspule die
magnetisierende Wicklung tritt.
Bei den elektrodynamischen und den Induktionsinstrumenten liegen die Ver-
hältnisse viel komplizierter, weil hier aus konstruktiven Gründen und mit Rücksicht
auf Fehlerkompensationen keine einheitlichen Wieklungen und Abgleichungen für die
verschiedenen MeBbereiche verwendet werden können. Hier muß deshalb die An-
gabe 5. für jedes Meßbereich besonders gemacht werden.
Wir kommen jetzt zur Beurteilung der Fehler, die durch verschiedene Ein-
fliisse entstehen können.
Bei jedem Instrument haben wir mit einem Temperatureinfluß zu rechnen.
Er wird bestimmt durch den
9. Temperaturkoeffizient (relative Zunahme des Ausschlags pro Grad C).
Wir können hier nicht auf die Mittel und Methoden eingehen, durch die der
Temperaturkoeffizient bei den verschiedenen Typen auf ein zulässig kleines Maß herab-
gedrückt werden kann. Es wäre höchstens zu erwähnen, daß hier sowohl mechanische
als auch elektrische Einflüsse ins Spiel treten. Man kann, sie, gegeneinander aus-
1. Kor ieee iii H. Hausrath, Beurteilung elektrischer MeBinstrumente. 223
spielen, indem man z. B. die entgegengesetzten Wirkungen, die der Temperatureinfluß
auf die Direktionskraft der Spiralfeder und die er auf den elektrischen Widerstand
einer Spulenwicklung ausübt, sich kompensieren läßt. Dies ist z. B. in einfacher und
vollkommener Weise bei den Gleichstrominstrumenten des Weston-Typus geglückt. Im
allgemeinen führt die Notwendigkeit der Temperaturkorrektion zu recht komplizierten
Schaltungen, wobei Materialien von geeigneten Widerständen und Temperatur-
koeffizienten in bestimmter Weise kombiniert werden. Dies geht natürlich auf Kosten
der Empfindlichkeit.
Ganz besonders hohe Anforderungen werden an die Temperaturkorrektion bei
den sogenannten Milli- Volt- und -Amperemetern gestellt. Dies sind die nur für
Gleichstrommessungen bestimmten Präzisionsinstrumente des Weston-Typus, die auf einen
bestimmten Widerstand abgeglichen sind. Diese Abgleichung ermöglicht es, sie in
Kombination mit einem Satz von Nebenschlüssen als Amperemeter und mit einem Satz
von Vorschaltwiderständen als Voltmeter mit geeignet abgestuften Meßbereichen zu
verwenden. Voraussetzung ist aber, daß nicht nur der Reduktionsfaktor des Instruments
selbst von der Temperatur unabhängig ist, sondern auch der Widerstand.
Diesen beiden Forderungen kann prinzipiell nur durch eine Schaltung ent-
sprochen werden, wobei der Drehspule sowohl ein Widerstand parallel als auch vor-
geschaltet ist. Man hat einfache Kontrolleinriehtungen konstruiert, um die Strom-
empfindlichkeit solcher Präzisionsinstrumente stets bequem nachkontrollieren und auf
den richtigen Wert einstellen zu können. Ich habe aber schon Gelegenheit gehabt
festzustellen, daß ein solches Instrument dann immer noch einen Widerstandsfehler
besitzt, der die Justierung der Empfindlichkeit illusorisch macht, wenn man es mit
Nebenschluß verwendet. ES sollte deshalb immer noch eine Einstellvorrichtung für
den Widerstand mit diesen Kontrolleinriehtungen verbunden sein,
Außer dureh die Temperatur können die Angaben eines elektrischen Meß-
instruments durch fremde Felder beeinflußt werden. Elektrische Felder können dabei
nieht in Betracht kommen, denn Ladungen, die eventuell auf dem Deckglas auftreten
und durch Influenz auf den Zeiger wirken, lassen sich leicht beseitigen. Ebensowenig
brauchen wir uns um den Einfluß äußerer elektrischer Felder auf elektrostatische Volt-
meter zu kümmern, da solehe bei normalen Anlagen kaum in Betracht kommen. Sehr
bedeutend kann aber der Einfluß magnetischer Felder sein. Ist dieser auch z. B. bei
den Gleichstrominstrumenten des Weston-Typus gegenüber dem alten Typ des Nadel-
galvanometers bedeutend reduziert, so ist er doch noch so groß, daß zwei neben-
einander gestellte Gleichstrompräzisionsinstrumente um einige Skalenteile falsch zeigen
können. Wechselstrominstrumente sind zwar von stationären magnetischen Feldern unab-
hängig, nicht aber von Wechselfeldern mit der Periodenzahl des durchfließenden Stroms, wie
sie durch dieZuleitungen oder dureh benachbarte Maschinen und Apparate erzeugt werden.
Da die magnetischen Feldstärken in Gauf gemessen werden, so ergibt sich
als die diesbezügliche notwendige Angabe die
10. Größte relative Änderung des Ausschlags für 1 un magnetische
Feldstärke am Platz des Instruments.
Würde man verschiedene Instrumente hieraufhin untersuchen, so würden sich
große Verschiedenheiten ergeben. Mißlich ist dabei, daß gerade die empfindlichsten
Instrumente ohne weiteres auch am stärksten durch äußere Felder beeinflußt werden.
Übrigens gibt es immer eine relative Lage des Felds zum Instrument, bei der der
Einfluß verschwindet, eine andere, bei der er am größten ist. Die Angabe muß sich
deshalb immer auf die Lage beziehen, bei der der Einfluß ein Maximum ist.
Wir kommen nun zu dem Einfluß des Betriebszustands. Unter Betriebszustand
sei die Einschaltdauer, bei Wechselstrom ferner die Periodenzahl oder die Kurvenform
verstanden. Den ersteren Einfluß können wir etwa dureh die folgende Angabe kennzeichnen:
11. Relative Anderung un ſen des vollen Ausschlugwinkels während des
Nachkriechens bei Dauereinschaltung nach lunger Pause.
Die Erscheinung, welehe durch diese Angabe zahlenmäßig festgelegt werden
soll, läßt sich am besten bei Hitzdrahtinstrumenten älterer Konstruktion beobachten.
Wird ein solches Instrument nach langer Pause eingeschaltet, so wird nämlich scheinbar
nach einigen Sekunden eine Einstellung erreicht. Bei längerer Beobachtung zeigt
sich jedoch, daß der Zeiger noch um ein beträchtliches Stück weiterkriecht, um (erst
Dentsche
224 H. Hausrath, Beurteilung elektrischer Meßinstrumente. Mechantker-Ztg.
nach mehreren Minuten dauernd zur Ruhe zu kommen. Das gleiche ergibt sich beim
Ausschalten nach längerer Einschaltungszeit und in weniger gut kontrollierbarer Weise
bei jeder Änderung der Einstellungslage. Diese von thermischer Nachwirkung her-
rührende Erscheinung macht ein solehes Instrument selbstverständlich zu Präzisions-
messungen unbrauchbar, auch wenn es im übrigen in jeder Weise dazu prädestiniert
wäre. Glücklicherweise ist es gelungen, durch eine Neukonstruktion!), welche er-
heblich stärker belastbare Hitzdrähte, nämlich Platiniridiumdrähte verwendet, diese un-
angenehme Eigenschaft der Hitzdrahtinstrumente erheblich zu reduzieren.
Die gleiche Erscheinung zeigt sich auch bei thermoelektrischen Instrumenten.
Aber auch die elektrodynamischen Instrumente, meist als Präzisionsinstrumente für
Gleich- und Wechselstrom bezeichnet, sind von diesem Fehler nicht frei. Denn bei
dem beträchtlichen Energieverbrauch, den diese eisenfreien Instrumente erfordern,
damit ein genügendes Drehmoment erzielt wird, ist eine starke Erwärmung bei Dauer-
einschaltung nicht zu vermeiden. Diese teilt sich gerade den Teilen mit, die den
größten Temperaturkoeffizienten besitzen, den Spulen und den Zuführungsspiralen zur
Drehspule. Eine Änderung des Ausschlags ist deshalb bei längerer Einschaltung
unvermeidlich.
Den letztgenannten Instrumenten wird allerdings die Anweisung beigegeben,
die Klemmen sofort nach erfolgter Ablesung wieder kurzzuschließen. Dadurch entsteht
aber gerade für die Messungen, bei denen dieses Verfahren allein ausführbar ist, eine
neue Fehlerquelle. Es wird nämlich die Bestimmung der Korrektionen, welche wegen
des Eigenverbrauchs der Instrumente eingeführt werden müssen, bei dieser MeBmethode
unmöglich oder zum mindesten sehr erschwert.
Bei Schalftafel- oder Registrierinstrumenten kann aber dieser Einfluß natürlich
überhaupt nicht unschädlich gemacht werden. Daß eisenfreie sogenannte Präzisions-
instrumente auf Schalttafeln wenig verwendet werden, hat also seinen Grund nicht nur
in den Mehrkosten und dem großen Energieverbrauch dieser Instrumente, sondern
auch in dem Einfluß der eigenen Erwärmung.
Die Abhängigkeit von der Einschaltungsdauer muß also als ein ganz wesent-
liches Kriterium der Güte oder Verwendbarkeit einer Konstruktion oder eines Systems
bezeichnet werden.
Bekannter als diese Fehlerquelle. ist die Abhängigkeit der Angabe von Wechsel-
strominstrumenten von der Periodenzahl. Diese dürfte durch die Angabe
12. Relative Anderung des Ausschlags bei + 10% Abweichung von der
normalen Periodenzahl
genügend gekennzeichnet sein.
Denn in allen Fällen, wo erheblich größere Frequenzschwankungen vor-
kommen, wird man selbstverständlich ein Hitzdrahtamperemeter verwenden. Dieses
besitzt ja für technische Wechselströme überhaupt keine bemerkbare Abhängigkeit
von der Frequenz. Eine spezielle Neukonstruktion scheint sogar bei Hochfrequenz
unabhängig von der Periodenzahl zu sein’).
Die Abhängigkeit von der Periodenzahl bringt besonders für die Konstruktion
der Induktionsinstrumente große Erschwerungen mit sich. Die Maßregeln, welche zur
Kompensation des Frequenzfehlers getroffen werden müssen, stehen bei dieser Instru-
mentengattung auch zum Teil im Widerspruch mit denen, dureh die der Temperatur-
fehler beseitigt werden soll. Dieser Umstand bewirkt, daß die Induktionsinstrumente
nicht als Präzisionsinstrumente, und als Schalttafelinstrumente auch nur bei einiger-
maßen konstanter Periodenzahl verwendet werden dürfen.
Bei Abhängigkeit von der Periodenzahl ist selbstverständlich auch eine solche
von der Kurvenform vorhanden. Denn die Kurvenform ist durch den Anteil der
höheren Harmonischen bestimmt. Prinzipiell können nur Instrumente, bei denen das
dureh den Strom hervorgerufene Drehmoment dem Quadrat der Stromstärke proportional
ist, den Effektivwert des durchfließenden Wechselstroms seiner Definition gemäß richtig
angeben, vorausgesetzt natürlich, daß der Reduktionsfaktor selbst von der Periodenzahl
unabhängig ist. Diese quadratische Stromwirkung ist bei allen Wechselstrominstrumenten
außer den Weicheiseninstrumenten erfüllt; aber bei den Induktionsinstrumenten ist die
Abhängigkeit von der Frequenz so viel größer als bei guten Weicheiseninstrumenten,
1)Hartmann-Kempf. E. T. Z. 31. S. 269. 1910; referiert in dieser Zeitschrift 1911. S. 69.
2) W. Steinhaus, Phys. Zeitschr. 12. S. 657. 1911.
1. N 7 ia 1961. H. Haus rath, Beurteilung elektrischer MeBinstrumente. 225
daß die Abhängigkeit von der Kurvenform hierdurch ebenfalls groß werden kann.
Tatsächlich sind neuerdings Weicheiseninstrumente konstruiert worden, die auch in
bezug auf die Abhängigkeit von der Periodenzahl die bekannten Induktionsinstrumente
zu übertreffen scheinen. ;
Wir können also in bezug auf die Periodenzahl wohl gewisse Gesichtspunkte
zur Beurteilung aufstellen, ein einfaches und quantitatives Kriterium ist aber hier
schwerlich zu finden. In diesem Fall muß also jeweils die experimentelle Unter-
suchung Platz greifen.
Eine einwandfreie Berechnung der Abhängigkeit von der Periodenzahl ist für
elektrodynamische Voltmeter und Wattmeter ohne Eisen durchführbar. Dazu ist bei
ersteren nur die Kenntnis des scheinbaren Voltmeterwiderstands erforderlich, bei
letzteren die des scheinbaren Widerstands der Spannungsspule sowie der Phasenver-
schiebung zwischen der Spannung und dem Strom im Spannungszweig. Diese Größen
aber ergeben sich ohne weiteres aus folgenden Daten:
13. Widerstand und Selbstinduktion von elektrodynamischen Voltmetern
und vom Spannungszweig von Wattmetern.
Sind mehrere MeBbereiche vorhanden, so genügen doch diese Angaben für
das kleinste Meßbereich, um auch die gesuchten Größen für höhere Meßbereiche zu
berechnen. Voraussetzung ist dabei allerdings, daß die dabei verwendeten Vorschalt-
widerstände selbstinduktions- und kapazitätsfrei sind. Ersteres ist praktisch wohl
immer, letzteres aber bei hohen Meßbereichen nicht mehr zu erwarten. In diesen
Fällen sind also diesbezügliche Angaben notwendig.
Neuerdings!) ist man übrigens bestrebt, die Wirkung der Kapazität durch in
bestimmter Weise bemessene und verteilte Selbstinduktion in dem Vorschaltwiderstand
zu kompensieren.
Schließlich sei noch eine Fehlerquelle erwähnt, die bei Wattmetern in bemerk-
barem Maß auftreten kann. Es sind die Wirbelströme, die in unzulässig dimensionierten
oder angeordneten Metallteilen durch die Stromspule induziert werden. Ihre Wirkung
auf die stromdurchflossene bewegliche Spule bedingt einen Ausschlagsfehler, der in
dem Fall am größten ist, wenn der Strom in der Stromspule und die Spannung an
der beweglichen Spannungsspule um 90° phasenverschoben sind. Dieser Fehler wird
durch folgende Angabe vollständig gekennzeichnet:
14. Ausschlag von Wattmetern bei 90° Phasendifferenz von Strom und
Spannung und bei voller Belustung der Strom- und Spannungsspule.
Die bisher aufgestellten Daten reichen aus, wenn die Instrumente unmittelbar
in den zu messenden Stromkreis oder an die zu messende Spannung gelegt werden.
In sehr vielen Fällen werden sie jedoch durch einen sogenannten Meßtransformator
angeschlossen. Bestimmend für die Zwischenschaltung eines Transformators können
mehrere Gründe sein: die Fernhaltung von Hochspannung von der Schalttafel, die
Verwendbarkeit zweckmiBigerer Ausführungsformen der Instrumente bei hohen Strom-
stärken oder Spannungen oder auch nur die bequemere Disposition der Instrumente.
Die Fehlerquellen, die durch die MeBtransformatoren selbst hereingebracht
werden, müssen außerhalb unserer Betrachtungen bleiben; sie können es auch, da
dieser Gegenstand durch die Elektrotechnik völlig klargestellt ist. Es handelt sich für
uns nur um die Aufzählung der Instrumentenkonstanten, die bei gegebenen Konstanten
der Meßtransformatoren zur vollständigen Bestimmung der Verhältnisse ausreichen).
Allgemein ist hier zu sagen, daß der vom Instrument durch seine Kombination
mit dem Meßtransformator herrührende Fehler verschwindend klein wird, wenn bei
Amperemetern der Spannungsabfall, bei Voltmetern die Stromaufnahme verschwindend
klein ist. Das gleiche gilt vom Hauptstromkreis bezw. vom Spannungskreis bei
Wattmetern.
Bei Amperemetern und Voltmetern braucht diese Bedingung jedoch glücklicher-
weise nicht sehr streng erfüllt zu sein. Für eine bestimmte Periodenzahl braucht
man nur das Instrument mit dem zugehörigen Meßtransformator zusammen zu eichen.
Em aber die Angabe eines Instruments bei Kombination mit irgend einem Transformator
1) E. Orlich, Verh d. D. Phys. Ges. 12. S. 949. 1910.
2) Über die Theorie vgl.: G. Keinath, Untersuchungen an Meßtransformatoren, Disser—
tation, München 1909, und J. Görner, Bulletin des Schweiz. elektrotechn. Vereins 1911. Nr. 6.
226 H. Hausrath, Beurteilung elektrischer Meßinstrumente. — Gewerbliches. M 5
. ̃ —ö»—— ee ee o —— —— —
von bekannten Daten berechnen zu können oder um den Einfluß der Periodenzahl be-
stimmen zu können, müssen außer den bisherigen Daten bekannt sein:
15. Widerstand und Selbstinduktion bei Amperemetern und von der Strom-
spule von Wattmetern für Instrumente mit Meßtransformaltor, und
16. Widerstand und Selbstinduktion von Voltmetern und von der Spannungs-
spule von Wattmetern für Instrumente mit Meßtransformator.
Bei Wattmetern sind diese Angaben unerläßlich, da diese auch bei Beschränkung
auf nur eine Periodenzahl nicht ein für allemal geeicht werden können. Es ändert
sich nämlich der Reduktionsfaktor nieht nur mit den einzelnen Komponenten der zu
messenden Leistung, d. i. dem Strom und der Spannung, sondern auch mit der Phasen-
differenz derselben. Nur auf Grund der Angaben 15 und 16 läßt sich bestimmen, wie
groß die hierbei entstehenden Abweichungen der Ausschläge des Instruments von-
einander für die gleiche, aber aus verschiedenen Werten der einzelnen Komponenten
sich ergebende Leistung ist.
Mit diesen 16 Daten dürften alle Eigenschaften der verschiedenen Arten von
elektrischen Meßinstrumenten vollständig beschrieben sein, soweit sie überhaupt zahlen-
mäßig definiert werden können. Aus dem darüber gesagten ergibt sich, daß für ein
bestimmtes Instrument und eine bestimmte Verwendung desselben nur ein Teil dieser
Daten in Betracht kommt. Immerhin gelingt es nur selten, und auch dann nur mit
größter Mühe, die Zahlenwerte für diese Daten in dem Umfang, wie sie zur Beurteilung
eines Instrumentes erforderlich sind, von den ausführenden Firmen mitgeteilt zu er-
halten!). Die Beschreibungen und Preislisten pflegen sich auf eine Außenansicht, allenfalls
auf ein Faksimile der Skala sowie auf allgemeine Bemerkungen über Dämpfung und
Genauigkeit zu beschränken.
Dieser Umstand ist meiner Meinung nach für den reellen Produzenten ebenso
ungünstig wie für den Konsumenten. Vielleicht läßt sich die Scheu vor näheren An-
gaben dadurch erklären, daß die Preisgabe eines einzigen ungünstigen Faktors ver-
hängnisvoll sein kann, wenn sie von der Konkurrenz in stiller Agitationsarbeit unge-
bührlich ausgenützt wird. Einem Abnehmer gegenüber, dem die Möglichkeit der
eigenen abwägenden Beurteilung aller für seinen Zweck maßgebenden Faktoren fehlt,
ist dieser Fall sehr wohl denkbar. Solche Vorkommnisse werden aber doch wohl beim
Mangel jeder Grundlage zur sachverständigen Beurteilung noch viel weniger zu ver-
meiden sein. Es sollte im Gegenteil anzunehmen sein, daß bestimmte Garantien für
die zahlenmäßig feststellbaren Faktoren die beste Empfehlung für eine Firma und ihre
Erzeugnisse darstellen.
Ich glaube gezeigt zu haben — wenn ich auch im einzelnen auf die strenge
Begründung verzichten mußte —, daß es auch bei den elektrischen MeBinstrumenten
möglich ist, jederzeit kontrollierbare Daten aufzustellen, die zur Beurteilung aller maß-
gebenden Eigenschaften ausreichen. Allerdings kann ich nicht hoffen, daß dies irgend
einen Verfertiger elektrischer Meßinstrumente bestimmen würde, seine Erzeugnisse
durch diese oder äquivalente Daten zu charakterisieren, so wie es bei allen mecha-
nischen und optischen Instrumenten üblich und selbstverständlich ist. Für heute
genügt es wohl, wenn es mir durch diese Ausführungen gelungen wäre, eine Vor-
stellung von den vielen theoretischen Anforderungen und den großen praktischen
Schwierigkeiten zu geben, die mit der Herstellung guter und — was manchmal noch
schwerer wiegt — auch genügend billiger Meßinstrumente verbunden sind.
— —-— — —
Gewerbliches.
Portugal. gelegt worden, wonach unter gewissen Be-
Geplante Zollfreiheit für dle Einfuhr dingungen für alles Unterrichtsmaterial, das
: für Privatschulen mit unentgeltlichem Unter-
von Unterrichtsgegenständen richt aus dem Ausland eingeführt wird, in
für Privatschulen.
gleicher Weise Zollfreiheit zugestanden werden
Der Konstituierenden Versammlung Portugals | soll, wie sie für staatliche Anschaffungen nach
ist am 10. August 1911 ein Gesetzentwurf vor- | dem Gesetze vom 12. Juni 1901 besteht.
1) Die gleiche Erfahrung haben auch die Verfasser der 5. Abteilung von Heinke's
Handbuch der Elektrotechnik Bd. II ausgesprochen.
Heft 21.
t November 1911.
Lieferung und Einrichtung einer
vollständigen Station für drahtlose
Telegraphie für die Insel Fernando
Po (Spanien).
Vergebung am 17. November 1911, 11 Uhr,
in der Kolonialabteilung des Staatsministeriums
(Sección Cclonial del Ministerio de Estado) in
Madrid. Voranschlag für die Station selbst
89960 Peseten, für die Unterhaltung und den
Dienst für 6 Monate 12540 Peseten. Vorläufige
Sicherheitsleistung 6000 Peseten, endgültige
Sicherheitsleistung 10000 Peseten. Angebote
bis zum 16. November, 12 Uhr mittags, an die
genannte Amtsstelle.
Der spanische Wortlaut der Ausschreibung
und der Bedingungen liegt beim Reichsanzeiger
und im Bureau der „Nachrichten für Handel
und Industrie“ (Berlin WS, Wilhelmstr. 74 III)
zur Einsichtnahme aus. Ein Exemplar kann
inländischen Interessenten auf Antrag übersandt
werden. Die Anträge sind an das genannte
Bureau zu richten.
Die Berliner Delegierten der Berufs-
genossenschaft für Feinmechanik und
Elektrotechnik besuchten am 18. Oktober
5 Uhr nachmittags die Ständige Ausstellung
für Arbeiterwohlfahrt (vgl. vor. Heft S. 203)
Nach einigen einleitenden Worten des Ober-
ingenieurs der BerufsgenossenschaftHrn.Seidel
begrüßte Hr. Reg.-Baumeister Ernst als Ver-
treter des Direktors der Ausstellung, Geh. Re-
gierungsrats Hartmann, der als Juror der
Hygieneausstellung in Dresden festgehalten
war, die sehr zahlreich Erschienenen. Alsdann
fand unter Leitung der Herren Ernst und
Seidel die Besichtigung der Ausstellung statt.
Die Besucher versammelten sich darauf in dem
Saale des Charlottenburger Ratskellers und
berieten unter Leitung von Hrn. Reucke, wie
die beabsichtigten Führungen der Werk-
meister usw. am zweckmäßigsten einzurichten
wären. Bl.
——
Bücherschau.
R. Krause, Formspulen-Wickelung für Gleich-
und Wechselstrommaschinen. d'. 318. mit
46 Fig. Berlin, J. Springer 1910. 1,20 M.
Der Zweck des kleinen Werkes ist nach
Angabe des Verfassers: Studierenden und an-
gehenden Konstrukteuren zu einer deutlichen
Vorstellung darüber zu verhelfen, wie die
Wickelung einer elektrischen Maschine aus-
sieht. Der Verf. erreicht diesen Zwock durch
Gewerbliches. — Bücherschau.
227
zahlreiche, gut ausgeführte, übersichtliche per-
spektivische Federzeichnungen nebst dem
nötigen erklärenden Texte, so daß man schon
beim bloßen Durchblättern des Buches eine
gute Anschauung des Gegenstandes erhält.
Im einzelnen beginnt das Buch mit einer kurzen
Besprechung des Isolierungsverfahrens für
Formspulen und bringt sodann der Reihe nach
die Herstellung von Gleichstromformspulen auf
Holzschablonen und auf Scheeren, die bei
Wechselstromankern gebräuchliche Wickelungs-
art, das Einführen der Formspulen durch die
Nutenschlitze und die Formspulenwickelung
nach Creedy. Den Schluß bildet ein kurzes
Kapitel über die zeichnerische Darstellung von
Formspulen. G. S.
E. Hammer, Lehrbuch der elementaren prak-
tischen Geometrie(Vermessungskunde). Bd. J.
Feld messen und Nivellieren. 8%. XIX, 766 B.
mit 500 Fig. Leipzig u. Berlin, B. G.
Teubner 1911. 22 M, in Leinw. 24 M.
Besprechung wird in der Zeitschr. f.
Instrkde. erfolgen.
F. Auerbach u. R. Rothe, Taschenbuch für
Mathematiker und Physiker. II. Jahrg. 8°
IX, 567 8. mit 154 Fig. u. Bildnis von H.
Minkowski f. Leipzig u. Berlin, B. G.
Teubner 1911. In Leinw. 7 M.
Außer den Herausgebern hat noch eine
ganze Reihe von Gelehrten an dem Werke,
das jetzt im 2. Jahrgange erscheint, mitge-
arbeitet, u. a. O. Knopf, G. Hessenberg,
O. Toeplitz, W. Wien, von denen Aufsätze
über spezielle Gebiete der Astronomie, Physik
und Mathematik beigesteuert worden sind.
S. v. Gaisberg. Herstellung und Instandhaltung
elektrischer Licht- und Kraftanlagen. Unter
Mitwirkung von G. Lux und C. Michalke.
5., umgearb, u. erw. Aufl. 80. XI, 140 8.
mit 56 Fig. Berlin, J. Springer 1911. In
Leinw. 2,40 M.
Das sehr klar geschriebene Buch gibt
dem Nicht-Elektrotechniker und wohl auch dem
Laien verständliche Anweisungen zur Iustand—
haltung elektrischer Anlagen und zur Be-
seitigung leichter Störungen.
A. Parzer-Mühlbacher, Das Automobil, seine
Konstruktion und Behandlung. 2. neu be-
arbeitete u verm. Aufl. 8° VIII, 301 S. mit
334 Fig. Wien, A. Hartleben 1911. In
Leinw. 9 M.
Das Buch ist zwar in erster Linie für
Sportsleute und Chauffeure bestimmt, kann
aber auch dem Mechaniker eines kleineren
Ortes, wenn er bei einer Panne um Hilfe an-
gegangen wird, gute Dienste leisten.
—
Vereinsnachrichten.
Aufgenommen in den der
D. G. f. M. u. O. ist:
Hr. B. Berger,
Hptv.
Zivilingenieur, Tech-
nisch - literarisches Bureau; Darmstadt,
Landskronstr. 35.
D. G. f. M. u. O.
Zweigverein Ilmenau.
Verein Deutscher Glasinstrumenten-
Fabrlkanten.
20. Hauptversammlung
zam 3. Juli 1911, 9 Uhr vorm.
zu Ilmenau
im Hotel zur Tanne.
I. Teilmehmerliste.
A. Behörden:
1. Hr. Geh. Staatsrat Dr. Paulssen und
2. Hr. Reg.-Rat Krause als Vertreter des
Gh. Sachs, Staatsministeriums, Dep. des
Innern.
3. Hr. Staatsrat Wilharm und
4. Hr. Reg.-Rat Weidner als Vertreter des
Herzogl. Staatsministeriums, Gotha.
5. Hr. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wiebe und
6. Hr. Prof. Dr. Grützmacher als Vertreter
der Phys. - Techn. Reichsanstalt.
7. Hr. Reg. -Rat Dr. Domke als Vertreter
der Kais. Normal-Eichungs- Kommission.
8. Hr. Prof. Böttcher als Vertreter der Gh.
Präzisionstechnischen Anstalten in Il-
menau.
9. Hr. Walter Burau als Vertreter des
Eichamts in Gehlberg.
10. Hr. Dr. Senholdt als Vertreter der Han-
delekammer in Weimar.
B. Verbände:
11. Hr. Dr. Stapffals Vertreter des Verbands
Thüringischer Industrieller in Weimar.
C. die Herren:
12. Abicht, Fr. W., i. Fa Grösche & Koch,
Ilmenau.
13. Bartels, Ludw., Hamburg.
14. Bieler, Max, i. Fa. Ephraim Greiner,
Stützerbach.
15. Blau, Ed mund, Schmiedefeld.
16. Deckert, A., Stuttgart.
17. Fischer, G. R., Ilmenau.
18. Fleischhauer, E., Gehlberg.
19. Fritz, Max, i. Fa. Gebr. Fritz, Schmiedefeld.
20. Geutebrück, Fr., i. Fa. Karl Herrmann,
Manebach.
Vereins nachrichten.
Deutsche
____ Mechaniker-Ztg.
21. Herrmann, Ed., und
22. Herrmann, Otto, i. Fa. Gebr. Herrmann,
Mannebach.
23. Dr. Hodes, i. Fa. Dr. Hodes & Göbel,
Ilmenau.
24. Holland, Rud,, i. Fa. Meyer, Petri & Holland,
Ilmenau.
25. Hösrich, Karl und
26. Hösrich, Oskar, i. Fa. Schwarz & Co.,
Roda S.-W.
27. Käsemodel, H., Ilmenau.
28. Keiner, Franz, i. Fa. Keiner, Schramm
& Co., G. m. b. H., Arlesberg.
29. Kellner, Karl und
30. Kellner, Kurt, i. Fa. Karl Kellner, Arles-
berg.
31. Kircher, Otto, Elgersburg.
32. Kleemann, H., vom Institut für Gärungs-
gewerbe, Berlin.
33. Kob, Eduard, i. Fa. Chr. Chr. Kob & Co.,
Stützerbach.
34. Krauß, Gottl, i. Fa. Jul. Brückner & Co.,
Ilmenau.
35. Küchler, Rich., und
36. Küchler, Rudolf, i. Fa. Alex. Küchler
& Söhne, Ilmenau.
37. Langguth, A., Ilmenau.
38. Lindenlaub, H., Schmiedefeld.
39. Möller, Robert, Gera (Herzogt. Gotha).
40. Müller, A. O., Neuhaus am Rennw.
41. Müller, Gustav, Ilmenau.
42. Rehm, Gustav, i. Fa, Alt,
& Jäger A -G., Ilmenau.
43. Schreyer, Hermann, Kammerberg.
44. Schumm, Fritz, Ilmenau.
45 Spindler, i. Fa. Bahmann & Spindler,
Eberhardt
Stützerbach. >
46. Syr6, Alex, i. Fa. Heinrich Syré, Schleu-
singen.
47. Thiene, Dr. H., v. d. Fa. Schott & Gen.,
Jena.
43. Wedekind, Ad., i. Fa. Reinhold Kirchner
& Co., Ilmenau.
49. Zuckschwerdt, Fr., i.
schwerdt, Ilmenau.
50. als Schriftführer: Otto Wagner, Ilmenau.
Fa. Albert Zuck-
Hr. Gustav Müller eröffnet als stell-
vertretender Vorsitzender die 20. Haupt-
versammlung um 9¼ Uhr und begrüßt
die Gäste und Mitglieder sowie die Ver-
treter der verschiedenen Behörden.
Ganz besonderer Dank gebühre den Regie-
rungen in Weimar und Gotha, welche ihre
Departementschefs entsandt haben. Es zeige
dies, welche Bedeutung der Thüringer Glas-
instrumenten - Industrie beigemessen wird, die
deren Unterstützung aber auch bedarf.
Schon in früheren Jahren haben wir
Mitglieder der Weimarischen Regierungs unter
Heft 21.
1. November 1911. 3
Voreins nachrichten.
uns gesehen, und wir sind erfreut, daß auch
das Gothaische Staatsministerium durch zwei
Herren vertreten ist. Auch dieses hat durch
Begründung der Gehlberger Prüfungsstelle für
unsere Industrie sein besonderes Interesse an
den Tag gelegt.
Vielleicht dürfen wir anläßlich der Anwesen-
heit von Vertretern beider Regierungen hoffen,
daß unsere früher geäußerten Wünsche bezüglich
Unterstützung der Industrie sich der Verwirk-
lichung nähern, und ein Ausgleich der teilweise
divergierenden Bestrebungen der Ilmenauer
und Gehlberger Prüfungsanstalten erzielt werde.
Wenn wir vor 6 Jahren die Umwandlung
der Ilmenauer Prüfungsanstalten in ein Reichs-
institut beantragt haben, so haben wir damit
nichts anderes gewollt, als eine einheitliche
Gestaltung des Prüfungswesens und die
Förderung der Industrie auf technischem und
wirtschaftlichem Gebiet. Wir dürfen daran wohl
die Hoffuung knüpfen, daß allen unseren
Wünschen in wirksamer Weise Rechnung ge-
tragen werde.
Hr. Geh. Staatsrat Dr. Paulssen
dankt namens der Großh. Weimarischen Re-
gierung für die Einladung zur heutigen Haupt-
versammlung. Die Weimarische Regierung
bringe den Bestrebungen der Glasindustrie stets
reges Interesse entgegen, die Ilmenauer An-
stalten seien von jeher ihr besonderer Schütz-
ling gewesen. Diese sowie die Gehlberger
Prüfungsstelle befänden sich im Stadium reger
Entwickelung, wie die vermehrten Prüfungs-
anträge bewiesen. Etwaige Mehreinnahmen
derselben würden im Interesse der Glas-
instrumentenindustrie Verwendung finden.
Redner wünscht der Tagung einen glücklichen
und erfolgreichen Verlauf.
Hr. Staatsrat Wilharm
betont, daß er sich an der Versammlung gern
beteilige und dem Wunsch des Vorsitzenden
um Ausgleich der divergierenden Bestrebungen
der Ilmenauer und Gehlberger Prüfungsanstalten
anschlieBe. Auch die Gothaische Regierung
werde es an jeder möglichen Förderung der
Industrie nicht fehlen lassen und etwaige Über-
schüsse des Gehlberger Eichamts so ver-
wenden, wie e3 im Interesse der Industrie
liege. Auch er wünsche besten Verlauf der
Verhandlungen.
I. Der Vorsitzende erstattet den
Jahresbericht.
Vorerst sei derjenigen Herren gedacht,
welche der Tod im vergangenen Jahre aus
unseren Reihen hinweggerafft hat. Am 6. Ja-
nuar 1911 starb unser Ehrenvorsitzender,
Hr. Kommerzienrat Dr. Küchler in Ilmenau,
und am 4. März 1911 Hr. Karl Schübel,
Seniorchef der Firma Gebr. Schübe! in
Frauenwald. Ich bitte Sie zum Zeichen ehren-
den Angedenkens sich von den Sitzen zu er—
heben. (Geschieht.)
Wie wohl noch erinnerlich sein wird, hat Hr.
Bieler in der vorjährigen Hauptversammlung
sein langjähriges und treu verwaltetes Amt als
Vorsitzender unseres Vereins niedergelegt, sich
aber auf Wunsch bereit erklärt, bis zum Ablauf
der gegenwärtigen Amtsperiode im Vorstand
zu bleiben. Die Vorstandssitzung vom 31. Ok-
tober 1910 hatte, da sie von der vorjährigen
Hauptversammlung dazu beauftragt war, nun-
mehr den Vorsitzenden zu wählen. Die Wahl
fiel auf Hrn. F. Kühnlenz, welcher sie jedoch
nicht annahm. Es wurde daher beschlossen,
daß bis zur Neuwahl des Vorstands das Amt
des Vorsitzenden von mir als dessen Stellver-
treter auageübt werde.
Der Verein war ersucht worden, gegen die
als unlauterer Wettbewerb sich gestaltende
Reklame einer Thermometerfabrik Stellung zu
nehmen, was in Form gütlicher Auseinander-
setzung mit Erfolg geschehen ist. Entgiltig
abgelehnt wurde derAntrag desGlasarbeiter-
verbands auf erneuten Abschluß eines höhere
Löbne vorsehenden Tarifvertrags, weil bei der
Eigenart unserer Industrie eine generelle Lohn-
festsetzung nicht durchführbar ist, vielmehr die
Regelung dieser Frage den einzelnen Betrieben
selbst überlassen werden muß.
Am 15. Februar 1911 fand eine weitere
Vorstandssitzung statt. Sie befaßte sich u. a.
mit der Aufforderung des Verbands Deut-
scher Glasfabriken, unsere dem Verein
Deutscher Arbeitgeberverbände angehörende
Schutzgemeinschaft mit ihm zu verschmelzen.
Der Vorstand nahm hierzu eine ablehnende
Haltung ein, weil genannter Verband trotz
mehrfachen Ersuchens ea unterließ, die ver-
langten zahlenmäßigen Angaben über die von
ihm bisher gezahlten Streikunterstützungen zu
machen. Schon in dieser Sitzung stand bereits
fest, daß die gelegentlich seiner kürzlich hier
stattgefundenen Delegierten - Generalversamm-
lung vom Glasarbeiterverband geplante Heim-
arbeitsausstellung der Glasinstrumentenbranche
unterbleiben werde, was auch geschehen ist.
Es wurde sodann Stellung genommen zu
einem Bericht einer Berliner Tageszeitung über
den zweiten Deutschen Heimarbeitertag vom
12 Januar 1911. Darin war die Rede von großer
Ausbeutung der Heimarbeiter in der Thermo-
meterindustrie; es sei charakteristisch, daß
hier das zum Reinigen des Quecksilbers ver-
wendete Salz von dem Arbeiter nachher heraus-
gezogen und zum Essen benutzt werde, wo-
durch die Quecksilbervergiftungen entständen
und selbst schon junge Leute das „Klapperle“
Vereinsnachrichten.
230
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
bekommen hätten. Da diese Behauptungen
jeder Grundlage entbehren, wurde eine Gegen-
erklärung in einem größeren Tageblatt ver-
öffentlicht.
Zur Kenntnis des Vorstands gelangte ferner
ein Schreiben der Handwerkskammer zu
Weimar, wonach Frankreich den Zoll auf alle
Fieberthermometer dem deutschen Antrag ent-
eprechend auf 200 fr. per 100 kg herabgesetzt hat.
Der Schweizerische Optikerverband
hat an mehrere Mitglieder das Ansinnen
gestellt, einen fast einseitigen, so gut wie keine
Gegenleistung gewährenden Vertrag mit ihm
abzuschließen, der jede direkte und indirekte
Lieferung an schweizerische Firmen und Per-
sonen, die genanntem Verband nicht angehören,
unterbinden würde. Der Vorstand erblickte
hierin eine Knebelung der Handelsfreiheit und
beschloß, wie durch Rundschreiben geschehen,
den Mitgliedern von einem solchen Vertrags-
abschluß abzuraten.
Es wurden im verflossenen Jahre 64 Mahn-
sachen beim Verein anhängig gemacht, wovon
44 durch Zahlung ihre Erledigung fanden.
Die säumig gebliebenen Schuldner wurden den
Mitgliedern bekannt gegeben. Außerdem wurde
der Verein wegen Erteilung von Auskünften
technischer und wirtschaftlicher Natur öfters
in Anspruch genommen.
Der bei einem Vereinsmitglied ausge-
brochene Lohnkampf, dessen Niederwerfung,
wie Ihnen bekannt, der Verein in die Hände
genommen hat, ist noch in der Schwebe.
II. Hr. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wiebe:
Einiges aus der ausländischen Thermo-
meterindustrie.
Bis vor nicht zu langer Zeit waren wir
gewohnt, die Thermometerindustrie als eine
DomAne Deutschlands zu betrachten. Wohl
wußten wir, daß in andern Ländern, wie
England, Frankreich, Nordamerika, Thermo-
meter angefertigt werden, aber von einer eigent-
lichen Thermometerindustrie, wie sie z. B. hier
in Thüringen vorhanden ist, war bei diesen
Ländern wenig oder gar nichts bekannt.
Deutschland versorgte früher fast die ganze
Welt mit Thermometern. Dies hat sich seit
einiger Zeit leider zu unseren Ungunsten ge-
ändert. In den letzten Jahren haben sich die
Klagen der deutschen Thermometerfabrikanten
über den Rückgang des Thermometerexports
erheblich vermehrt. Hr. Prof. Böttcher hatte
die Freundlichkeit, hierüber einige Rundfragen
zu veranstalten, die ergaben, daß namentlich
nach den Vereinigten Staaten und den englisch
sprechenden Ländern die Ausfuhr zurückge-
gangen ist. Hauptsächlich werden hiervon die
als Massenartikel fabrizierten ärztlichen, tech-
nischen und häuslichen Thermometer betroffen,
während für feinere Thermometer, die in ge-
ringerer Anzahl hergestellt werden, der Absatz
fortdauernd im Steigen begriffen ist. Die Ur-
sachen für den Rückgang des Exports sind
zwiefacher Art; eine der Hauptursachen liegt
m. E. in der in Deutschland üblichen Methode
der Fabrikation, Nach einer im Jahre 1907 auf
Veranlassung des Vereins Deutscher Glas-
instrumentenfabrikanten aufgenommenen
Statistik werden in Thüringen, dem Hauptsitz
der deutschen Thermometerindustrie, alljährlich
etwa 3,3 Millionen ärztliche Thermometer her-
gestellt, von denen etwa !/, für den Export
bestimmt ist. Ungefähr die Hälfte der Arzt-
lichen Thermometer wird im Wege der Heim-
arbeit angefertigt von kleineren Leuten, die
unter Mitwirkung ihrer Familienmitglieder oder
von Lehrlingen mit den einfachsten Hilfsmitteln
arbeiten. Die Heimarbeiter haben vielfach
nur einen Teil der Thermometerfabrikation
gelernt, entweder Blasen oder Teilen oder
Fertigmachen, so daß es ihnen meist an ge-
nügender allseitiger Geschicklichkeit gebricht,
eine gute tadellose Ware herzustellen; auch
entbehren sie der kaufmännischen Gewandtheit,
um eine richtige Preisberechnung für die fertige
Ware aufzustellen. Daher kommt es, daß die
ärztlichen Thermometer in der Qualität vielfach
mangelhaft und ihre Preise sehr gedrückt sind.
Der zweite Umstand, der zum Rückgang
des Exports der deutschen Thermometer bei-
trägt, liegt in dem zum Teil durch hohe Einfuhr-
zölle geschützten Aufkommen der Thermometer-
industrie in andern Ländern. In dieser Hinsicht
ist man besonders in den Vereinigten Staaten
von Amerika vorgegangen. Es dürfte daher
interessieren, einen kurzen Rückblick auf die
amerikanische Thermometerindustrie zu werfen,
die ich im Herbst v. J. auf einer 7-wöchigen
Reise durch die Vereinigten Staaten kennen
gelernt habe. Auf dieser Reise habe ich die
Haupteitze der amerikanischen Thermometer-
industrie, einige Glashütten sowie verschiedene
staatliche und andere Laboratorien besucht.
Ich war in New York, Philadelphia, Washington,
Pittsburg, Chicago, Milwaukee, Cleveland, Buf-
falo, Niagara Falls, Rochester, Corning, Water-
town N. Y. und schließlich wieder in New
York. Außer eigentlichen Fabriken habe ich
auch Handlerfirmen besucht, worüber am Schluß
noch einiges zu sagen sein wird. Ich habe
überall die freundlichste Aufnahme gefunden
und kann nicht genug das Entgegenkommen
der Behörden wie Privaten rühmen.
Wie Sie aus meiner Tour ersehen, ist drüben
die Thermometerindustrie fast ausschließlich in
dem östlichen Teil der Vereinigten Staaten, be-
sonders in New York und den angrenzenden
Staaten, New Jersey, Pennsylvania, Connecticut,
konzentriert. Sie befaßt sich mit, der Her-
eft 21.
1. November 1911.
stellung wissenschaftlicher, ärztlicher, tech-
nischer, häuslicher Thermometer, hat ausge-
zeichnete, sehr rationell durchgebildete Arbeits-
methoden und benutzt dabei in weitestem Maße
und mit großem Erfolg mechanische Hilfsmittel.
So verwenden z. B. die größeren Fabriken
bei der Herstellung der Stichflamme zum Vor-
arbeiten des Glases vor der Lampe überall
Preßluft, die durch Kompressoren meist in deu
unteren Räumen der Fabrik hergestellt und zu
den Plätzen des Glasbläsers geleitet wird. Es
fallen dadurch die Blasebälge fort, der Arbeiter
braucht diese nicht in Bewegung zu setzen und
kann seine ganze Aufmerksamkeit dem Blasen
selbst zuwenden, so daß er schneller und besser
arbeitet.
Ein weiterer Vorteil der amerikanischen
Arbeitsweise ist die ausgedehnteste Benutzung
von Teilmaschinen, von denen zweierlei Arten
im Gebrauch sind; für die wissenschaftlichen
und Arztlichen Thermometer eine kleinere
Maschine, die Schneider Brothers in Jersey
City herstellen, für die technischen Thermo-
meter eine größere Maschine, die z B. von der
Firma Burr & Co. in Champlain III. verfertigt
wird. Beide Maschinen sind für automatischen
und fir Handbetrieb eingerichtet und eignen
sich unter Benutzung verschiedener kleiner
Hilfseinrichtungen zur Anfertigung aller Arten
Teilungen auf flachen und gewölbten Skalen.
Bei der Burrschen Maschine wird, wie bei
der Fueßschen Teilmaschine, der Verlauf der
Kaliberkurve an einem bewegten Stahlband
eingestellt, das durch eine Führung mit der
Teilungsvorrichtung verbunden ist; gleichzeitig
mit dieser wirkt ein Mechanismus zur Be-
zifferung der Skala. Es können mit einer
solchen Maschine vier verschiedene Strichlangen
gemacht und Teilungen von 1 bis 36 engl. Zoll
(2,5 bis 90 cm) ausgeführt werden. Die
Teilung und Bezifferung einer Metallekala von
etwa 12 cm Länge dauert mit Einstellung von
4 Kaliberpunkten 37 Sek., die Herstellung einer
Skala von 10 cm für geringere Weingeistthermo-
meter mit Einstellung von 2 Kaliberpunkten
erfordert 25 Sek.
Beim Teilen der ärztlichen Thermometer
mit den Schneiderschen Maschinen arbeitet
ein Mädchen gleichzeitig an zwei Maschinen:
während die eine Maschine automatisch teilt,
stellt das Mädchen auf der zweiten Maschine
ein anderes Thermometer ein und wechselt so
ab. Jede Operation dauert 15 Sek., so daß zum
Teilen eines Thermometers nur 30 Sek. ge-
braucht werden; ein Mädchen kann täglich
1000 ärztliche Thermometer teilen.
Für die Bezitferung der ärztlichen Thermo-
meter und die Herstellung der Firmenauf-
schriften werden allgemein Graviermaschinen
Vereinsnachrichten.
231
benutzt, die nach dem Prinzip des Storch-
schnabels mit Schablonen arbeiten und zum
Teil so eingerichtet sind, daß zwei Thermometer
gleichzeitig graviert werden. Sie werden u. a.
von The Eaton and Glove Co. in Sayre Pa.
geliefert. Das Arbeiten mit solchen Maschinen
geht bei den einzelnen Thermometern zwar
kaum schneller als bei Handarbeit, aber die
Zahlen und Buchstaben werden stets gleich-
mäßig ausfallen, was dem Thermometer ein
vorteilhaftes Aussehen gibt.
Die rationelle Benutzung der Teil- und
Gravier-Maschinen ist allerdingsdarangebunden,
daß die Fabrikate bezüglich des Umfangs und
der Länge der Teilung gleichmäßig sind, was
durch eine systematische Arbeitsmethode ziem-
lich vollkommen erreicht wird.
Die in Amerika hergestellten Thermometer
sind vorwiegend Stabthermometer, nur für
einige Gattungen werden Einschlußthermometer
benutzt. Die Stabthermometer haben in
manchen Beziehungen unleugbare Vorzüge
vor den Einschlußthermometern, aber ihre Ver-
wendung für ärztliche Zwecke unterliegt einem
Bedenken, da sich die Vertiefungen und
Rauheiten in der Glasoberfläche der Stab-
thermometer von anhaftenden Krankheitskeimen
und Schmutzteilen viel schwerer befreien lassen,
als die glatte Oberfläche der Einschlußthermo-
meter.
Bei der Herstellung der ärztlichen Thermo-
meter kann man zwei verschiedene Arbeits-
methoden unterscheiden. Nach der ersten
werden die Thermometer von Anfang bis zu
Ende in der Fabrik selbst hergestellt. Die
Fabrik hat demnach die ganze Herstellung in
eigener Hand und daher die vollständigste
Kontrolle über die Güte der Instrumente,
Nach der zweiten Methode werden die Thermo-
meter, wie bei uns, in Klein- und Hausbetrieben
geblasen und gefüllt, während in größeren
Fabriken nur die Justierung und Teilung der
Thermometer ausgeführt wird. Es ist klar, daß
die erstere Methode den Vorzug verdient.
Die ärztlichen Thermometer werden aus
prismatischen Stab-Kapillarröhren von Corning-
glas hergestellt, an die ein Gefäß aus Jenaer
Glas angeschmolzen wird. Das Gefäß wird ent-
weder aus einem vollen Stab geblasen oder
aus weiteren Einschlußröhren gezogen. Es
werden in Amerika und in England nur
Maximumthermometer mit Hicksscher Ver-
engung (constriction genannt) verfertigt, während
bei uns die sog. Stiftthermometer bislang be-
vorzugt werden. Die Hickssche Maximum-
vorrichtung erfordert zu ihrer Herstellung zwar
eine besondere Geschicklichkeit, aber sie hat
vor der Stiftvorrichtung den Vorteil, das der
abgetrennte Faden sehr viel- kürzer ist, dem-
nach die Veränderung des Standes nach der
Abkühlung des Thermometers geringer wird.
Man sollte auch bei uns mehr zu der Hicks-
schen Verengung übergehen; einige solche
Thermometerkonstruktionen habe ich kürzlich
in unserem Vereinsblatt!) beschrieben.
Die fertig geblasenen Thermometer werden
entweder künstlich oder durch Ablagern ge-
altert. Sehr groß sind die Vorräte der Fabriken
an geblasenen Röhren. Die justierten und ge-
teilten Thermometer werden dann noch einer
sorgfältigen Prüfung unterzogen und dabei alle
diejenigen ausgeschaltet, die Mängel aufweisen.
Die Prüfung wird nach einem längeren Zeit-
raum wiederholt und für jedes brauchbare
Thermometer ein Prüfungsschein der Firma
beigegeben. Auch die Thermometer tragen,
wie ich gesehen habe, stets den vollen Namen
der Firma, die das Thermometer hergestellt
hat. Dies gibt m. E. eine bessere Gewähr für
gutes Fabrikat, als wenn der Name des Ver-
käufers auf dem Thermometer angebracht wird,
wie dies vielfach bei uns der Fall ist. Firmen,
die auf guten Ruf halten, werden sich hüten,
mangelhafte Fabrikate, welche ihren Namen
tragen, in die Welt zu setzen.
Im ganzen sind in den Vereinigten Staaten
6 oder 7 größere Fabriken für Arztliche Thermo-
meter vorhanden, die wohl jährlich 2 Millionen
solcher Instrumente herstellen.
Des weiteren kommt für die ärztlichen
Thermometer noch die Hausindustrie in Be-
tracht, die ihren Hauptsitz in Brooklyn hat.
Es sind meist Glasbläser aus Thüringen, die
in ähnlicher Weise arbeiten, wie bei uns. Es
wird deshalb drüben auch ebenso wie bei uns
über Preisdrückerei geklagt, und ich glaube
annehmen zu dürfen, daß nach dieser Richtung
dort ebenso viel gefehlt wird wie hier.
(Fortsetzung folgt.)
D. G f. M. u. O. Zweigverein
Hamburg-Altona. Sitzung vom Diens-
tag, den 3. Oktober 1911. Vorsitzender:
Hr. Dr. P. Krüß.
Hr. Dr. H. Krüß berichtet über den Verlauf
des 22. Deutschen Mechanikertages in Karls-
—
1) Uber die verschiedenen Konstruktionen
der Arztlichen Maxiumthermometer, D. Mech.“
Ztg. 1911. S. 77, ferner: Weiteres über die Kon-
struktion der ärztlichen Maximumthermometer.
Ebendu. 8 189.
Vereinsnachrichten.
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
ruhe und hebt besonders hervor, daß die Vor-
träge wissenschaftlicher Art vorzüglich vorbe-
reitet und sehr anregend gewesen seien. Die
durch den wirtschaftlichen Ausschuß zur Be-
handlung gestellten Fragen seien von großer
Bedeutung für das Gedeihen der deutschen
Feinmechanik. Mit großer Hingebung seien
auch die geselligen Veranstaltungen vorbereitet
gewesen.
Hr. Dr. Paul Krüß führt darauf zwei neue
von Prof. Grimsehl konstruierte Demon-
strationsapparate vor. Mit einer einfachen
Wellenmaschine, bei der die Torsionsschwin-
gungen eines Stahldrahtes zur Erzeugung und
Fortpflanzung von Wellen benutzt werden,
können fortschreitende und stehende Wellen
sowie die Reflexion der Wellensysteme demon-
striert werden. Ein zweiter Apparat dient zur
Zusammensetzung von Schwingungen Er
besteht im wesentlichen aus einem Pendel,
welches nach zwei Schwingungsrichtungen ver-
schiedene Schwingungszeiten besitzt. Diese
können durch Laufgewichte gegeneinander
abgestimmt werden. Die Schwingungen setzen
sich zu sogenannten Lissajousschen Figuren
zusammen, die mit einer am unteren Ende des
Pendels befindlichen Schreibvorrichtung auf
bestäubte Platten aufgezeichnet werden können.
P. K.
Abt. Berlin, E. V. Sitzung vom
17. Oktober 1911. Vorsitzender: Hr. W.
Haensch.
Hr. Dr. A. Werner spricht über das Ver-
halten des Stahles beim Härten und Tempern
(nach gemeinsam mit Hrn. Geh. Reg.-Rat Prof.
Dr. Leman in der Phys.-Techn. Reichs-
anstalt ausgeführten Versuchen). Vgl. hier-
über diese Zeitschr. 1911. S. 167.
Hr. Baurat B. Pensky macht im Anschluß
hieran auf seine Arbeiten über dieselbe Frage
aufmerksam, vgl. Zeitschr. f. Instrkde. 8. S. 185.
1888 und D. Mech -Ztg. 1898. S. 81 u. 89.
Der Vorsitzende teilt mit, daß im No-
vember Hr. Münzinspektor Tiecke übe: die
Herstellung von Münzen und Medaillen und
Hr. Dr. Bangert v. d. Fa. Siemens &
Halske über Verwendung von Hochfrequenz-
strömen für medizinische Zwecke sprechen
werden, und am Anfang des Monats Dezember
Hr. Prof. Dr. O. Tetens (vom Aeronautischen
Observatorium in Lindenberg) über aerologische
Instrumente. | Bi.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft fiir Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft.
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte
fiir Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. g.
Heft 22. 15. November. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Stephan Lindeck.
Dureh das unerwartete Hinscheiden ihres noch in voller Manneskraft stehenden
Vorstandsmitgliedes, Geheimen Regierungsrats Prof. Dr. Lindeck, hat die Deutsche
Gesellschaft für Mechanik und Optik einen außerordentlich schweren Verlust er-
litten. Unsere Gesellschaft ist nicht eben reich an solchen Mitgliedern wie Lindeck,
die mit tiefer wissenschaftlicher Bildung ein volles Verständnis für die Aufgaben der
Praxis vereinigen und neben der Betätigung in ihrem wissenschaftlichen Berufe im-
stande und bereit sind, mithelfend, beratend und führend an den Arbeiten unserer
Gesellschaft teilzunehmen.
Lindeck verkörperte gleichsam in sich die beiden Ziele unserer Gesellschaft,
die Förderung wissen- rücktrat, konnte die Nach-
schaftlicher Arbeit durch
Vervollkommnung des
Instrumentenbaues und
der Instrumentenkunde
und die Befruchtung der
technischen Ausführung
durch die Aufgaben,
welche die Wissenschaft
an sie zu stellen hat.
Als mit dem
Ende des Jahres 1894
Hr. Prof. Dr. A. West-
phal infolge der Er-
weiterung seines amt-
lichen Wirkungskreises
zu allseitigem Bedauern
von seiner langjährigen
Tätigkeit als Redakteur
folge keinem geeignete-
ren Manne übertragen
werden als Hrn. Dr. Lin-
deck. Seiner Verdienste
in dieser Redaktionstätig-
keit wird in der Zeit-
schrift für Instrumenten-
kunde gedacht werden.
An dieser Stelle muß
aber hervorgehoben wer-
den, daß schon im näch-
sten Jahre unter seiner
Beihilfe unser Vereins-
blatt eine tiefgreifende
und für die Folge sehr
segensreiche und för-
dernde Umgestaltung er-
fuhr durchdie Verbindung
der Zeitschrift für In- mit der Zeitschrift für
strumentenkunde zu- Instrumentenkunde, als
deren Beiblatt es fortan erschien; dadurch wurde auch das Vereinsblatt zu einem
Verbindungsgliede zwischen allen Jüngern und Gönnern der Präzisionstechnik. Lindeck
hat dann auch im weiteren Verlaufe der Zeit durch seinen Rat und seine Mithilfe dem
Vereinsblatt häufig wesentliche Dienste geleistet und im Zusammenarbeiten mit dem
Herausgeber des Vereinsblattes in kollegialer Weise das Beste der beiden Zeitschriften
zu fördern verstanden.
Als Redakteur der Zeitschrift für Instrumentenkunde war Lindeck , den Be-
stimmungen unserer Satzungen entsprechend, Mitglied unseres Vorstandes, dem er
also fast 17 Jahre lang angehört hat. Gerade in diesen Jahren hat sich unsere Ge-
sellschaft neben der Verfolgung ihrer bisherigen wissenschaftlichen Ziele vielfach mit
tief einschneidenden gewerblichen und wirtschaftlichen Fragen beschäftigen müssen,
wie sie durch die Ausgestaltung der Gewerbeordnung und des deutschen Zolltarifes
Deutsch
234 l H. Krüß, Stephan Lindeck. Mechaniker- Zig.
auch für die Präzisionstechnik in den Vordergrund des Interesses gerückt wurden.
Bei den umfangreichen hierfür zu leistenden Arbeiten hat der Verstorbene fördernd
mitgewirkt. Obgleich diese Gebiete seiner Berufsarbeit fern lagen, war er dazu im-
stande infolge seiner außerordentlich entwickelten Fähigkeit, Verwaltungsfragen in
praktischer Weise anzufassen, sowie durch seine Vertrautheit mit dem Geschäftsgang
der Behörden; so war er häufig in der Lage, uns den richtigen Weg zu weisen und
den häufig nach den verschiedensten Richtungen auftauchenden Wünschen gegenüber
festzustellen, was nach Lage der Gesetzgebung und der Verwaltung als in Wirklichkeit
erreichbar angestrebt werden konnte. Er drängte sich bei den Beratungen nie hervor;
wenn er aber in die Erörterung mit eintrat, so war seine Meinungsäußerung stets ge-
tragen von reicher Erfahrung und nüchterner klarer Überlegung, von überaus ge-
rechter Würdigung auch der entgegenstehenden Meinungen, aber auch von fast un-
beugsamem Festhalten an dem, was er selbst für wahr und recht empfand. Infolge-
dessen nahm er eine sehr geachtete und einfluBreiche Stellung im Vorstande unserer
Gesellschaft ein, und sein kluger Rat wird schwer vermißt werden.
Einen ganz besonderen Dank schuldet die Deutsche Gesellschaft für
Mechanik und Optik und die Deutsche Präzisionstechnik dem Dahingegangenen für
die außerordentlich wirksame und fördernde Art, wie er ihre Interessen auf ver-
schiedenen Weltausstellungen vertrat, für die überaus große Arbeit und Mühe, welche
er dabei übernahm.
Lindeck war Mitglied der vom Reichsamt des Innern gebildeten Ausstellungs-
kommission für die Beteiligung der Deutschen Mechanik und Optik an der Weltaus-
stellung Paris 1900 und wurde mit Prof. Westphal als Ausstellungskommissar für
diese Gruppe eingesetzt. In Gemeinschaft mit Westphal hat er in halbjähriger Arbeit
den vorzüglichen Katalog unserer Pariser Ausstellung zusammengestellt; schon dieser
Katalog hat seine große Wirkung auf die sachverständigen Besucher unserer Aus-
stellung gehabt. An der Seite Westphals zum Preisrichter berufen, ist er zunächst
energisch dafür eingetreten, daß unsere ganze Ausstellung als solche beurteilt werden
möge, wie es seinerzeit in Chicago der Fall war. Als aber trotzdem eine Einzel-
beurteilung stattfinden mußte, hat er sich der großen Mühe unterzogen, die einzelnen
Apparate den Preisrichtern vorzuführen und sie von der Vorzüglichkeit des Darge-
botenen zu überzeugen; der große Erfolg unserer Gruppe ist ihm mit zu verdanken.
Mit den reichen in Paris gesammelten Erfahrungen unterzog Lindeck sich
noch einmal derselben Aufgabe bei Gelegenheit der Weltausstellung in St. Louis 1904,
nachdem ihn der Reichskommissar für diese Ausstellung ersucht hatte, die Vorbe-
reitungen in bezug auf die wissenschaftlichen Instrumente zu leiten. Er hat dann die
außerordentlich umfangreichen Arbeiten allein bewältigt, da Hr. Prof. Westphal
wegen anderweitiger Inanspruchnahme seine bewährte Arbeitskraft nicht zur Verfügung
stellen konnte.
Schon die Probeausstellung im Landesausstellungsgebäude in Berlin, die vom
Kaiser und von hervorragenden Interessenten besucht wurde, hatte eine große Wirkung.
Nach dem maßgebenden Urteil des Herrn Reichskonmissars hat unsere Ausstellung in
St. Louis das Ansehen Deutschlands auf wissenschaftlichem Gebiete nachhaltig gestärkt
und die Erkenntnis hervorgerufen, daß die damit bekundete Überlegenheit auf dem
Zusammenarbeiten von Wissenschaft und Technik beruht. Wenn das internationale
Preisgericht durch seinen Urteilsspruch diese Meinung vollauf bestätigte, so wollen
wir nicht vergessen, daß unser im Preisgericht mittätiger Lindeck mit zäher Energie
für uns eintrat und sich von dem, was er für recht erkannte, nichts abhandeln ließ.
Stellen wir uns zum Schluß noch einmal das Bild unseres entschlafenen
Freundes vor: Wir besaßen in ihm einen Mann voll Verständnis für die Bedürfnisse
und für die Leistungen der Präzisionstechnik, der, wo es galt, seine ganze Kraft ein-
setzte in der Mitarbeit an den Zielen unserer Gesellschaft, einen Mann von strengem,
unbestechlichem Gerechtigkeitssinn, begabt mit dem Mute seiner Überzeugung, aber
auch bemüht, der ehrlichen Überzeugung Andersdenkender gerecht zu werden. Wer
so glücklich war, diesen Mann zum Freunde zu haben, der wußte, daß er sich in
allen guten Werken auf ihn fest verlassen konnte. Ehre seinem Andenken!
Dr. Hugo Krüß.
Heft 22.
15. November 1911.
Fir Werkstatt und
Laboratorium.
Zeigervorrichtung für Schnell-
und Fernablesung.
Von Goetz.
Bayer. Ind.- u. Gewerbebl. 97. S. 165. 1911.
Lie Überlegung, daß man die Ablesung der
Zeigerstellung auf runden Zifferscheiben mit
gleicher Sicherheit bewirkt, ob Ziffernaufschrift
vorhanden ist oder nur schwarze Punktmarken,
weil vom Auge vor allem zunächst die Winkel-
stellung des Zeigers zu einer — meist verti-
kalen — Normalrichtung aufgefaßt wird, hat
Dr. Goetz zur Konstruktion einer neuen
Zeigervorrichtung für Schnell- und Fern-
ablesung geführt, deren praktische Ausführung
durch D. R. P. 185479 geschützt ist. Denkt
man sich zwei kreisrunde Blechscheiben mit je
einem Radialschlitz genau aufeinander gelegt
und die eine Scheibe fest, die andere drehbar
angeordnet, so kann man die drehbare Scheibe,
wenn sie genügend biegsam ist, in den Schlitz
der festen Scheibe hineindrehen und diese bei
fortschreitender Drehung allmählich mit der
beweglichen Scheibe vollständig bedecken.
Ist die feste Scheibe weiß, die drehbare schwarz,
so wird bei diesem Versuch auf der weißen
Scheibe ein schwarzer Sektor sichtbar, dessen
Winkel von 0 bis 360° wächst, wenn die
schwarze Scheibe um eine volle Umdrehung
gedreht wird. Von der anderen Seite gesehen,
bietet sich die gleiche Erscheinung gleichsam
im Spiegelbild dar. Ist auf der Peripherie der
festen Scheibe noch eine Kreisteilung ange-
bracht, so erlaubt die Anordnung eine rasche
und zuverlässige Ablesung der relativen
Winkelstellung beider Scheiben auf Ent-
fernungen, bei denen die Stellung eines Zeigers
gewöhnlicher Art schwer erkennbar sein
würde. In der Ausführung sind beide Scheiben
nach einer schwach ansteigenden Schrauben-
fläche gebogen und die drehbare Scheibe auf
einer Mutter angeordnet, welche sich auf einem
Gewinde dreht, dessen Ganghöhe mit der-
jenigen der Scheibe übereinstimmt. Auf die
Mutter sind die zu messenden Bewegungen zu
übertragen. Die Einrichtung wird für Auto-
mobil-Geschwindigkeitsmesser, Füllungszeiger
für Gasometer, Reservoir- und Dampfkessel,
Spannungszeiger usw. mit Recht empfohlen.
@.
— —
Internationale Ausstellung Sofia 1912.
Durch Werbeprospekte wird zurzeit für
eine „Internationale Ausstellung in Sofia 1912“
Propaganda gemacht. Die „Ständige Aus-
Für Werkstatt und Laboratorium. — Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen.
235
stellungskommission für die Deutsche
Industrie“ teilt hierzu mit, daß es sich um
ein privates Unternehmen handelt, für welches
zwar der bulgarische Handels- und Ackerbau-
Minister als Ehrenvorsitzender fungiert, die
bulgarische Regierung selbst aber keine Birg-
schaft übernommen hat. Auch die Handels-
und Gewerbekammer in Sofia steht dem Unter-
nehmen fern.
Handel mit optischen Waren in den
Hauptländern der Welt.
Das Bureau of Manufactures im Handels-
und Arbeitsministerium zu Washington hat
eine Reihe von Berichten amerikanischer
Konsuln in den Hauptländern der Welt über
den Handel mit optischen Waren in einer
Drucksache mit dem Titel Optical-Goods Trade
in Foreign Countries zusammengestellt. Die Be-
richte beziehen sich auf die Verwendung und
den Verkauf solcher Waren, die Art und Weise
des Verkaufs von Augengläsern, die Bezugs-
quellen für optische Waren, den Grad der Be-
liebtheit der verschiedenen Sorten, die Preise
amerikanischer Erzeugnisse im Vergleiche mit
anderen.
Die Drucksache liegt im Bureau der „Nach-
richten für Handel und Industrie“ (Berlin W 8,
Wilhelmstr. 74 III, im Zimmer 154) zur Einsicht-
nahme aus und kann inländischen Interessenten
auf Antrag für kurze Zeit übersandt werden.
Die Anträge sind an das genannte Bureau zu
richten.
—
Kleinere Mitteilungen.
Neue Fortschritte des metrischen
Systems.
Von Ch.-Ed. Guillaume.
Com. Int. d. P. et M. Proc. verb. (2) 6. Anhang.
Dem Comité International des Poids et Mesures
ist bei seiner diesjährigen Tagung wiederum
ein Bericht Guillaumes über die Fortschritte
des metrischen Systems!) vorgelegt worden,
aus dem folgendes bemerkenswert ist.
Vom 1. Januar 1912 ab wird das metrische
System obligatorisch für die fünf zentral-
amerikanischen Republiken. In Portugal wird
es auch von der neuen Regierung beibehalten.
In der Repräsentanten-Kammer der Austra-
lischen Kolonien ist ein Antrag auf Ein-
führung des Dezimalsystems in Währung,
Maßen und Gewichten für das ganze euglische
Weltreich eingebracht worden, gegebenenfalls
unter Beschränkung auf Australien und Neu-
seeland.
1) Vgl. D. Mech.-Ztg. 1909. S. 232.
236
In Griechenland wird das metrische
System vom 1. Januar 1912 ab obligatorisch,
nachdem es bereits 1836 gesetzlich eingeführt
worden ist. Beine Anwendung hat sich bisher
im wesentlichen auf staatliche Lieferungen
beschränkt!).
Der Widerstand der angelsächsischen Länder
gegen die Einführung des metrischen Systems
wird noch immer durch gelegentliche Kund-
gebungen zu verstärken gesucht. Bo hat auch
neuerdings African Engineering darauf hinge-
wiesen, daß die Beibehaltung des englischen
Maßsystems für die Fernhaltung der kontinen-
talen Maschinenkonkurrenz wichtig sei.
Das metrische Karat ist bereits von 17 Län-
dern angenommen worden.
Bem. des Ref. Die Einführung des metrischen
Karats in Deutschland sollte — nach .einer
Mitteilung der Deutschen Goldschmiede - Zeitung
vom 14. Oktober d. J. — am 1. April 1912 er-
folgen. Die K. Normal-Eichungs- Kom-
mission hat indes die bereits in den Handel
gebrachten neuen Karatgewichte aus formellen
Grunden für nicht eichbar erklärt. Es ist je-
doch Aussicht vorhanden, die eichamtlichen Vor-
schriften und die Wünsche der Fachkreise zu
vereinigen. @.
Vereinsnacbrichten.
D. G. f. M. u. O.
Zweigverein Ilmenau.
Verein Deutscher Glasinstrumenten-
Fabrikanten.
20. Hauptversammlung
am 3. Juli 1911, 9 Uhr vorm.
zu Ilmenau
im Hotel zur Tanne.
(Fortselzung.)
Die Verwendung der technischen Thermo-
meter, die in Amerika als „mechanical thermo-
meters“ bezeichnet werden, ist drüben viel
ausgedehnter als bei uns. Bine große Anzahl
wird für Heizung und Lüftung verwendet, da
die Zentralheizung in den amerikanischen
Städten sehr verbreitet ist. Ebenso ausge-
breitet ist die Anwendung der Kälte, da bei
dem wechselvollen Klima die Nahrungsmittel
leicht verderben und der Amerikaner die Ge-
wohnheit hat, viel kalte Getränke zu genießen,
so daß der Eisverbrauch enorm ist. Es werden
1) Vom 1. Sept. 1912 an wird das metrische
Maß auch in Bosnien und der Herzegowina
obligatorisch Bein.
Kleinere Mitteilungen. — Vereinsnachrichten.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
daher viele Thermometer bei Erzeugung von
künstlichem Eis in Kälte- und Kühlräumen
gebraucht. Andere Arten technischer Thermo-
meter werden in Brauereien, Malzdarren, De-
stillierräumen, Brennereien, bei Dampf- und
Kraftanlagen, in Zuckersiedereien, Konserven-
fabriken, in chemischen Betrieben, bei Brut-
apparaten, in den Gaswerken usw. gebraucht.
Für alle diese verschiedenartigen Zwecke sind
verschieden gestaltete Thermometer von ver-
schiedenen Größen und Ausstattungen erforder-
lich, sie stimmen aber meistens darin überein,
daß es mit Metallskalen versehene Stabthermo-
meter sind, die in metallenen Montierungen
verwendet werden. Die größeren Fabriken be-
fassen eich mit der Herstellung aller Teile der
Thermometer, sie brauchen daher vielerlei
Maschinen, so daß sie eher den Eindruck einer
Maschinen- als einer Thermometerfabrik machen.
So werden bei der Herstellung der Dillen und
Fassungen automatische Maschinen benutzt,
die die einzelnen Fassonstücke aus einem vollen
Stab arbeiten, während bei uns die einzelnen
Stücke gegossen oder gestanzt und dann be-
arbeitet werden. Erstere Methode ist jedenfalls
rationeller, erfordert aber größere Anschaffungs-
kosten für die Maschinen.
Auch bei der Herstellung der Industrie-
thermometer werden fast ausschließlich weiß
belegte Röhren aus Corningglas verwendet.
Da die längeren Röhren meist krumm sind,
werden sie zunächst in elektrisch geheizten,
horizontalen Öfen gerade gerichtet. Die Röhren
liegen dabei auf einer gehobelten eisernen
Unterlage in Längsrillen und werden 24 Stunden
lang so hoch erhitzt, daß sie sich von selbst
durch ihr Gewicht gerade richten, ohne aber
so weich zu werden, daß sie an der Unterlage
kleben, was große Aufmerksamkeit erfordert.
Die Beobachtung der Temperatur geschieht
dabei nach der Glühfarbe des Ofens; besser
wäre wohl ein registrierendes Pyrometer. Ich
sah in einer Fabrik z. B. 10 solcher Öfen von
1,5 bis 2 m Länge.
Das Quecksilbergefäß wird auch bei den
besseren technischen Thermometern aus Jenaer
Glas angesetzt, das mit dem Corningglas vor-
züglich bindet. Für jede Sorte Thermometer
wird ein Probethermometer angefertigt. Um
dann die richtige Größe für das anzusetzende
Gefäß zu erhalten, wird dieses gleich nach dem
Blasen noch warm in eine Lochlehre eingepaßt.
Sehr viel Wert wird auf das Altern der
Thermometer gelegt, und die Einrichtungen
dazu sind zahlreich und vollkommen. In einer
Fabrik sah ich 10 elektrisch geheizte Alterungs-
apparate, in denen die Thermometer in Bündeln
von 70 bis 80 Stück während 72 bis 100
Stunden erhitzt und dann ebensolange all-
mählich abgekühlt wurden,
Heft 22.
15. November 1911.
Die Apparate fir die Justierung der Thermo-
meter sind in der Konstruktion den ver-
schiedenen Thermometergattungen angepaßt.
Die Apparate werden zum Teil elektrisch, zum
Teil mit Dampf, für die höheren Temperaturen
auch mit überhitztem Dampf geheizt.
Unter den technischen Thermometern nehmen
u. a. noch die Thermometer für Eier-Brut-
apparate (incubating thermometers) eine hervor-
ragende Stelle ein. Diese Thermometer werden
nur in Temperaturen zwischen 100 und 105° F
(38 und 410 C) gebraucht, da die für das Brut-
geschäft einzuhaltende Temperatur 103° F
(39,5° C) beträgt. Sie haben deshalb nur einen
kleinen Skalenumfang von etwa 90 bis 1100 F
Früher wurden sie viel aus Deutschland be-
zogen, sie sind aber im Preise so gesunken,
daß sich ein Export von hier aus nicht mehr
lohnt.
So hervorragend die amerikanische Thermo-
meterindustrie in der Produktion guter Arzt-
licher und vieler Arten technischer Thermo-
meter ist, so rückständig ist sie bezüglich der
Herstellung feiner wissenschaftlicher Thermo-
meter. Der Grund dafür liegt darin, daß die
Fabrikation derartiger Thermometer viel indi-
viduelle Arbeit erfordert, die sich wegen der
hohen Arbeitslöhne in den Vereinigten Staaten
nicht bezahlt macht. Amerika ist daher in
dieser Beziehung auf den Import angewiesen,
der meistens von Deutschland, 2. T. auch von
England und Frankreich gedeckt wird. Aller-
dings kommt dabei außer den Transportkosten
für deutsche Thermometer ein Zollaufschlag
von 60% in Betracht, der aber bei wissen-
schaftlichen Instrumenten in vielen Fallen nicht
erhoben wird, da die staatlichen Iustitute, die
Universitäten, die Technischen Hochschulen,
dle höheren und niederen Lehranstalten, auch
die kommunalen, Zollfreiheit genießen. Die
einzige Gattung wissenschaftlicher Thermo-
meter, die in den Vereinigten Staaten in
größeren Mengen angefertigt wird, sind die
nach den Mustern des U.S. Weather Bureau in
Washington hergestellten meteorologischen
Thermometer, deren Konstruktion vielfach von
Prof. Marvin angegeben ist.
Wie groß die zollfreie Einfuhr an wissen-
schaftlichen Instrumenten ist, geht aus folgen-
den mir von Hrn. Gewerberat Waezolt in
New York zur Verfügung gestellten Zahlen
hervor. Die deutsche Einfuhr an chemischen
Glaswaren (keine Metallapparate) betrug 1909:
1,053000 Doll, die zollfreie Einfuhr von
„philosophical and scientific apparatus“, darunter
Glasinstrumente und Thermometer, belief sich
im gleichen Jahre auf 468 000 Doll, wovon der
weitaus größte Teil auf Deutschland entfällt.
Von anderen Thermometergattungenkommen
noch die häuslichen Thermometer in Betracht,
Vereinsnachrichten.
237
die in Amerika in großen Mengen angefertigt
werden, ale Zimmer-, Fenster-, Bade-, Hotel-,
Schaufenster-Thermometer und unter verschie-
denen anderen Bezeichnungen für besondere
Zwecke, z. B. für Eisenbahnwagen. Ein Teil
der häuslichen Thermometer wird aus Deutsch-
land importiert, auf denen dann das bekannte
„Made in Germany“ oder einfach „Germany“
zu lesen ist.
Ferner werden drüben sehr viel Phantasie-
und Reklamethermometer hergestellt, zu denen
natürlich ein gewöhnliches Glas verwendet
wird. Diese Thermometer werden für die ver-
schiedenartigsten Geschäfte unter Anpassung
der Attrappen an den Zweck des Geschäftes
geliefert, z. B. erhält für Hutmacher die Attrappe
die Form eines Hutes, für Brauereien die Form
einer Flasche oder einer Tonne.
Außer Thermometern werden noch viele
andere Instrumente und Geräte aus Glas an-
gefertigt, so Aräometer, chemische Meßgeräte,
Phiolen, Augengläser, Reagenzgläser u. dgl.,
wobei gleichfalls maschinelle Einrichtungen in
weitestem Umfange zur Verwendung kommen.
Wie sehr durch solche maschinelle Fabrikation
an Herstelluugskosten gespart wird, geht bei-
spielsweise daraus hervor, daß Phiolen mit
eingepreßtem Schraubengewinde am Kopf früher
bei Handbetrieb für das Groß 27 cts. Herstellungs-
kosten erforderten, bei maschinellem Betrieb
dagegen nur 1'/, ct; Augentropfer erforderten
früher 7 cts. Herstellungskosten für das Groß,
jetzt nur t/, ct.
Die größte Glashütte für Glas für wissen-
schaftliche Zwecke in den Vereinigten Staaten
soll diejenige sein, welche die Gebrüder
Houghton in Corning N Y. unter dem Namen
Corning Glass Works führen. Die Hütte hat
11 Schornsteine, darunter drei eiserne für die
Öfen mit Siemens - Regenerativfeuerung. Die
andern 8 Schornsteine sind gemauert und
z. T. für Öfen bestimmt, die mit Mineralrohöl
geheizt werden, das unter Druck eingespritzt
und mit PreBluft verbrannt wird. Die Hütte
fabriziert viele Gläser für Beleuchtungszwocke,
nämlich Glühbirnen für elektrische Lampen,
Zylinder für Petroleumlampen, Laternengläser
für Schiffe und Eisenbahnen, Signalscheiben
und ähnliches. In der Röhrenzieherei werden
Zylinder- und Stabröhren fabriziert. Die
ersteren werden horizontal, aber in etwas
anderer Weise als bei uns gezogen, indem
nämlich die Pfeifen und Zieheisen in Fahrrollen
ruhen, die auf Schienen laufen, welche an der
Decke befestigt sind. Hierdurch wird dem
Glasmacher die Arbeit erleichtert und zugleich
verhindert, daß die Röhren beim Ziehen sich
verdrehen und den Boden berühren. Die
prismatischen Stabröhren mit Emailbelag, die
238
überall in den Vereinigten Staaten zu den
Thermometerröhren dienen, werden nach einem
patentierten Verfahren in einem 90 Fuß (etwa
27 m) hohen Turm vertikal in die Höhe ge-
zogen. Die Pfeife wird mit dem oberen Ende
in einem Rohr befestigt, das an einem Gestell
sitzt, welches zwischen Schienen durch einen
Motor in die Höhe gezogen wird. Die am
unteren Ende der Pfeife sitzende weiche Glas-
masse (Posten) wird auf einen Teller gebracht,
der in den Fußboden eingelassen ist. Beim
Hochziehen wird das Glasrohr anfangs durch
Anblasen mit Preßluft stark gekühlt, um ihm
die nötige Festigkeit zu erteilen. Das Ver-
fahren hat den Vorteil, daß das Prisma sich
beim Ziehen nicht verdrehen kann, was beim
horizontalen Ziehen schwierig zu vermeiden
ist. Wichtig ist ein gleichmäßiges Hochziehen,
um Röhren von gleichmäßig gutem Kaliber zu
erhalten. Für die prismatischen Stabröhren
wird bleihaltiges Glas verwendet, das gut mit
den Jenaer Gläsern 16 III und 59 HI bindet. Die
Corning Glass Works stellen auch ein Borosilikat-
glas her, das von verschiedenen Thermometer-
fabrikanten für hochgradige Thermometer bis
450° verwendet wird.
Von den übrigen Glashütten, die ich be-
suchte, möchte ich noch diejenige der United
States Glass Co. in Pittsburg erwähnen. Hier
wurde nur Preßglas angefertigt, besonders für
häuslichen Gebrauch, in großen Mengen und
zu sehr billigen Preisen. Die Öfen wurden mit
Naturgas betrieben, das keinen Schwefel enthält
und pro chm 900 Wärmeeinheiten liefert,
während Kohlengas nur 750 Wirmeeinheiten
gibt. Zum Blasen der Gefäße und zum Kühlen
wurde komprimierte Luft benutzt. Die United
States Glass Co hat 5 oder 6 Hütten in den
Vereinigten Staaten.
Die Glasfabrik von Wm. Franzen & Son
in Milwaukee, die ich gleichfalls besuchte, ver-
fertigt nur Flaschen, mit denen sie die großen
Brauereien dieser Stadt versorgt. Sie hat zwei
Öfen für Maschinenbetrieb mit je 6 Arbeits-
stellen und einen Ofen für Handarbeit mit
12 Arbeitsstellen. Die Maschinen liefern täglich
1400 Groß Flaschen, der Wert der monatlichen
Proluktion beträgt 100000 Doll.
Bezüglich der Arbeitslöhne
einigten Staaten ist zu sagen, daß sie das
zwei- bis vierfache der unsrigen betragen,
wobei allerdings zu veranschlagen ist, daß der
Wert des Geldes in Amerika nur etwa halb so
groß ist, wie in Deutschland. Ein guter Glas-
bläser erhält in den Vereinigten Staaten 24 bis
30 Doll. wöchentlich, ja er kann es bei Stück-
arbeit auf das doppelte und mehr bringen.
Die Mädchenarbeit, die im weitesten Umfang
Verwendung findet, wird dagegen sehr gering
bezahlt. Mädchen erhalten 4 bis 8 Doll. die
in den Ver-
Vereinsnachrichten.
Deutsche
____Mechantker-Ztg
Woche. Ein großer Ubelstand besteht darin,
daß die jungen Leute nicht genügend auslernen
und zu früh die Schule verlassen. Die Alters-
grenze ist in mehreren Staaten neuerdings auf
16 Jahre festgesetzt, aber die jungen Leute
gehen schon vielfach mit 14 Jahren in die
Fabrik, da sie wegen der Armut der Eltern
gezwungen sind, Geld zu verdienen, und in
solchen Fällen auch die Erlaubnis zum Ver-
lassen der Schule von den Behörden erhalten.
Richtig ausgebildete Mechaniker oder Glas-
bläser mit abgeschlossener Fachschulbildung
wie in Deutschland gibt es unter den
Amerikanern wenige, meistens sind dies ein-
gewanderte Deutsche, die überhaupt unter den
Mechanikern und Glasbläsern einen hohen
Prozentsatz bilden.
Die Händlerfirmen, die ich besuchte,
äußerten mehrfach Wünsche, deren Berück-
sichtigung seitens der exportierenden deutschen
Firmen dringend geboten ist.
Vor allem soll die Verpackung sorgfaltig
sein, da die zerbrochenen Gegenstände eben-
falls verzollt werden müssen, also in doppelter
Beziehung Verluste entstehen. Um Lagerspesen
bei der Einfuhr zu vermeiden, soll die Faktura
stets mit der Ware zusammen abgesandt
werden. Die ungenügende Verpackung der
Thermometer verursachte mitunter Schwierig-
keiten, zuweilen war die Hülse zu kurz, so daß
beim Zuschrauben das Gefäß zerbrach, auch
saß manchmal der Hülsenkopf lose.
Die für die Lieferung ausbedungenen
Fristen sollen pünktlich eingehalten werden,
auch soll die Lieferfrist auf das kürzeste be-
messen werden, da der Amerikaner stets
schnell bedient sein will. Manches Geschäft
kommt deswegen nicht zustande, weil die
Lieferung zu langsam erfolgt oder sonst
kleinliche Bedenken wegen der zu liefernden
Muster obwalten.
Wenn ich nun zum Schluß das Gesamturteil
über die amerikanische Thermometerindustrie
zusammenfasse, so läßt sich dieses wie fulgt
aussprechen.
Die amerikanische Thermometerindustrie
hat ihren Hauptsitz in den östlichen Staaten,
besonders im Staate New York. Sie ist der
deutschen überlegen in der Ausnutzung der
mechanischen Hilfsmittel, in den Bläsereien
durch Benutzung von Preßluft zur Erzeugung
der Spitzflamme, in der Herstellung der Skalen
durch ausgedehnteste Anwendung von auto-
matisch arbeitenden Teil- und Graviermaschinen;
letzterer Vorteil macht sich besonders bei der
Fabrikation der ärztlichen und der industriellen
Thermometer geltend.
4
Heft 22.
15. November 191 1.
In der Herstellung wissenschaftlicher Thermo-
meter sind wir dagegen den Amerikanern weit
voraus, besonders bezüglich der feinen Normal-
thermometer und der Thermometer für be—
sondere Zwecke. Auf diesem Gebiet ist für
den deutschen Export ein großes Feld vor-
handen, das zweifellos sich noch erheblich aus-
dehnen läßt, da anzunehmen ist, daß der
Bedarf an solchen Instrumenten in Amerika
stetig steigen wird.
Auch für manche Gattungen häuslicher
Thermometer bieten die Vereinigten Staaten
ein gutes Absatzgebiet, besonders für Fenster-
thermometer mit fazettierten geschliffenen
Glasskalen, die in Amerika anscheinend nicht
so gut und billig wie bei uns hergestellt
werden können.
Hinsichtlich des Exports kann den deutschen
Firmen nicht dringend genug empfohlen werden,
die größte Sorgfalt bei der Verpackung anzu-
wenden, die Aufträge mit größter Schnelligkeit
auszuführen und nur in jeder Beziehung tadel-
lose Ware zu liefern. (Lebhafter Beifall.)
Der Vorsitzende dankte namens der
Versammlung und bat, etwaige Fragen an
den Redner zu stellen.
Hr. Holland:
Hat Hr. Geheimrat Wiebe auch Gelegen-
heit gehabt, etwas über die Anfertigung von
sonstigen Glasinstrumenten, etwa Laborierglas,
in Erfahrung zu bringen?
Hr. Wiebe:
Dazu war meine Zeit leider zu knapp. Ich
habe zwar in einigen Fabriken einen flüchtigen
Einblick in die Herstellung von kKochflaschen,
Kochbechern, Trichtern u. dergl. genommen,
aber genaueres vermag ich darüber nicht mit-
zuteilen.
Hr. G. Müller
ist in bezug auf die Verwendung von Druck-
luft bei seinen Arbeitern auf Widerstand ge-
stoßen, da ihnen das Treten des Blasebalgs
eine willkommene Körperbewegung sei.
III. Hr. Dr. Stapff: Die weitere Ent-
wickelung des Heimarbeitsgesetzes.
Der Vortrag war eine Fortsetzung des auf
der letzten Generalversammlung gegebenen
Berichts (8. diese Zeitschr. 1910. S. 247) über
den Regierungsentwurf eines Heimarbeits-
gesetzes, das inzwischen von der Reichstags-
kommission beraten und mit einigen Ande-
rungen auch angenommen worden ist.
Der Ref. zeigte an den einzelnen Bestim-
mungen des Gesetzentwurfs, daß die Glas-
instrumenten-Industrie Veranlassung habe, sich
Vereinsnachrichten.
239
mit den wichtigsten Gedanken des Gesetz-
gebungswerkes durchaus einverstanden zu er-
klären, da vor allem die hygienischen Vor-
schriften, die Beschränkung der Kinderaus-
nutzung, die Ausdehnung der Gewerbeaufsicht
usw. geeignet seien, die Mißstände in der Heim-
industrie der Glasinstrumenten-Fabrikation zu
heben, die sich als Folge eines unsinnigen
Konkurrenzgebahrens leistungsunfähiger selb-
ständiger Elemente ergeben hätten, aber nicht
organisch mit der Produktion in der Glas-
instrumenten-Industrie verbunden seien.
Gegen andere Bestimmungen, die bureau-
kratischer Neigung entsprungen scheinen, 80
die Verfügung des Aushängens der Lohn- und
Preistabellen, eine technisch unmöglich durch-
führbare Mußregel, sei vom Standpunkt der
Glasinstrumenten-Industrie Widerspruch zu er-
heben, zumal da die Reichstagskommission be-
dauerlicherweise dieser Maßnahme obligato-
rischen Charakter gegeben habe.
Abgesehen von solchen Bestimmungen
könne man aber eine gesetzliche Regelung der
Heimarbeit nur begrüßen, jedoch in der Voraus-
setzung, daß diese Versuche in einem Rahmen
sich halten, der übersehbar ist, und sich nicht
theoretischen sozialpolitischen Neigungen zu-
liebe ins phantastische verlieren oder gar das
Weiterbestehen der Heimarbeit in Frage stellen,
die doch an sich trotz vielfach ungesunder
Verhältnisse als eine lebensfähige und er-
haltungswürdige Produktionsorganisation ange-
sehen werden müsse. Eine derartige Be-
stimmung sei die Einführung von staatlichen
Lohnämtern mit der Befugnis, Minimallöhne
in den einzelnen Heimarbeitsbezirken festzu-
setzen. Einem solchen Gedanken, dessen gesetz-
geberische Verwirklichung nicht ausgeschlossen
sei, da im Reichstag eine Mehrheit dafür be-
stehe und die Regierung sich seiner Ein-
führung neuerdings nicht abgeneigt zeige,
müsse vom Standpunkte der Glasinstrumenten-
Fabrikation entschieden widersprochen werden.
Die Lohnämter würden die Ursache der Miß-
stände gar nicht treffen, dagegen eine Quelle
größter Belästigung mit zwecklosen Maßnahmen
und gefährlichen Eingriffen werden.
Hr. G. Müller dankt dem Herrn Vor-
tragenden für die wichtigen und hoch-
interessanten Mitteilungen.
IV. Hr. Holland: Über den Antrag
der Hundwerkskammer Weimar, die Glas-
instrumentenmacher unter die SS 129
bis 153 der Gew.-O. zu stellen, d. h. sie
als Hundwerker zu erklären.
Die Produktionsverhältnisse der Heim-
arbeiter der Glasinstrumenten- und Thermo-
meterbranche beschäftigen schon seit Jahren
240
unsere Versammlungen; die Beratungen hatten
auch mancherlei Maßnahmen im Gefolge, deren
Ergebnisse bisher bedauerlicherweise eine an-
haltende Besserung der Sachlage nicht ge-
zeitigt haben. Ich erinnere an die vor un-
gefähr 7 Jahren zustande gekommene Preis-
konvention sowie an den vor 3 Jahren abge-
schlossenen Tarifvertrag. Beide haben den
Bestrebungen des Vereins bekanntlich nicht
förderlich sein können, es ließe sich sogar eher
das Gegenteil behaupten; die ziel- und regel-
lose Produktionsweise innerhalb der Heim-
industrie konnte nicht gebessert werden, sie
hat sich wohl eher im Laufe der Zeit ver-
schlechtert, und zwar so stark, daß zurzeit
ein Wandel dringend nötig ist. Wir haben
auch auf unserer vorjährigen Tagung in
Stützerbach die bestehenden Mißbräuche be-
leuchtet und darüber beraten, ob, da die
privaten Bestrebungen des Vereins seither er-
folglos geblieben waren, nicht auf anderem
Wege und mit anderen Mitteln eine günstige
Wendung in jenen Verhältnissen zu erreichen
sei. Man kam schließlich zu der Erwägung,
ob es nicht angebracht sei, die Heimarbeiter
unserer Brauche unter die Bestimmungen der
Handwerkskammern zu bringen. Unter den der
Handwerkskammer nach $ 103e der G.-O. ob-
liegenden Aufgaben nämlich erscheint als eine
der wichtigsten die nähere Regelung des
Lehrlingswesens und die Überwachung der
Durchführung der für das Lehrlingswesen
geltenden Vorschriften; diese Vorschriften sind
in den $$ 129 bis 132 der G. O. enthalten.
(Redner verliest sie.)
Aus dem vorgetragenen ergibt sich, daß
die Annahme und Ausbildung von Lehrlingen
im Handwerk an Bestimmungen und Be-
dingungen geknüpft sind,, die gegen früher
sehr verschärft sind, um dem Nachwuchs im
Handwerkerstande eine bessere Ausbildung zu
schaffen und durch die Einführung von
Prüfungen ein Unterscheidungsmerkmal herzu-
stellen, mittels dessen es möglich ist, die
leistungsfähigen von den nicht leistungsfähigen
Elementen im Handwerk zu sondern.
Heute, nachdem die Bestimmungen an-
nähernd 12 Jahre in Kraft gewesen sind, kann
man wohl beurteilen, ob die Erwartungen, die
an sie in den Kreisen der Handwerker und
auch außerhalb seinerzeit geknüpft wurden, in
Erfüllung gegangen sind oder nicht. Das
Urteil geht im allgemeinen dahin, daß sich die
Bestimmungen bewährt haben und die früheren
Mißstände auf dem Gebiet des Lehrlingswesens,
insbesondere die Lehrlingszüchterei, erheblich
eingeschränkt sind. Unzulänglichkeiten haben
Vereinsnachrichten.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
sich insofern ergeben, als einmal das Handwerk
vom Fabrikbetrieb, der von der Organisation
des Handwerks ausgeschlossen ist und den
Sonderbestimmungen der Lehrlingsausbildung
nicht unterliegt, im Gesetz nicht abgegrenzt
ist, wodurch sich häufig Streitigkeiten über
die Zugehörigkeit von Betrieben zur Handwerks-
kammer ergeben, und als ferner der Begriff
des Handwerks in sich nicht feststeht. Es sind
deshalb einzelne Gewerbe in die Organisation
der Handwerkskammer noch nicht überall ein-
bezogen, obwohl eine Regelung des Lehrlings-
wesens auch in ihnen dringend notwendig
wäre. Hierzu gehört auch die Heimindustrie
in der Glasinstrumentenmacherei. Die Mig-
stände, wie sie in dieser herrschen, auch heute
eingehender Beleuchtung zu unterziehen, er-
achte ich nicht als notwendig. Ich meine,
man soll das Übel an der Wurzel bekämpfen,
und zwar dadurch, daß wir bestrebt sind, durch
Vermittlung der Handwerksammern dem Nach-
wuchs eine Ausbildung zu geben, die eben
eine Gewähr für künftig bessere Leistungen
bietet. Die Bestimmung des Gesetzes, daß nur
Leute, die eine angemessene erfolgreiche
Lehrzeit bestanden und ferner eine Anzahl von
Jahren als Gehilfen hinter sich haben, nach
erreichtem 24. Lebensjahr die Befugnis zur
Annahme und Ausbildung von Lehrlingeo,
deren Zahl überdies von besonderen Bestim-
mungen der Handwerkskammern abhängig ist,
erhalten, dürfte zweifellos eine erhebliche
Besserung der Produktion in der Hausindustrie
unseres Faches mit sich bringen.
Die Handwerkskammer Weimar, die auch
bei unserer vorjährigen Tagung vertreten war,
hat bereits zu dieser Angelegenheit Stellung
genommen, sie scheint indessen noch nicht
endgültig darüber klar zu sein, ob die Haus-
industrie in der Glasinstrumentenmacherei dem
Handwerk zuzuzählen sei, und wünscht darüber
die Ansicht des Vereins zu hören. Unser
Vorstand hat sich im bejahenden Sinne hierzu
geäußert, und er will von Ihnen hören, 1. ob
Sie sich der Entscheidung des Vorstandes an-
schließen, 2. ob Sie dem Vorstand die Er-
mächtigung erteilen wollen, daß er an die be-
teiligten Regierungen die Bitte richtet, die
Bildung einer Kommission zur tunlichst schleu-
nigen weiteren Behandlung der Angelegenheit
in die Wege zu leiten, einer Kommission, die
sich zusammensetzen sollte aus Vertretern der
beteiligten Staaten und einer Anzahl von Ver-
tretern der Industrie, die seitens des Vereins
Deutscher Glasinstrumenten - Fabri-
kanten bestimmt werden.
(Schluß folgt.)
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin W.9. — Druck von Kmil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9.
Heft 23. 1. Dezember. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Universalbogenlampe mit festem Lichtpunkt.
Von Paul Krüfs in Hamburg.
Mitteilung aus dem Optischen Institut von A. Krüß in Hamburg.
Auf Anregung von Prof. ClaBen habe ich nach einem im Physikalischen
Staatslaboratorium in Hamburg angefertigten Modell eine Universalbogenlampe her-
gestellt, die sich als ein vorziigliches Hilfsmittel für den Unterricht und für Arbeiten
im Laboratorium erwiesen hatl). Die neue Lampe soll ähnlichen Zwecken dienen,
wie die von Prof. Grimsehl in Hamburg konstruierte Liliput-Bogenlampe?), sie soll also
vor allem bei vielen optischen Demonstrationen die üblichen
größeren Projektionsapparate ersetzen,
Die in Fiy. 1 dargestellte Universalbogenlampe
besteht im wesentlichen aus einem Lampengehiiuse mit
senkrecht zueinander stehenden Kohlen. Diese Anordnung
der Kohlen bewirkt einen feststehenden Lichtpunkt. Durch
Drehen des seitlichen Handrades werden beide Kohlen
gleichzeitig im richtigen Verhältnis nachreguliert. Dabei
bleibt der lichtaussendende Krater der horizontalen positiven
Kohle stets in der optischen Achse der kleinen Kondensor-
linse. Die Kohlen liegen auf je zwei isolierten Rollen und
werden durch eine dritte federnde Rolle, welche den Strom
zuführt, angedrückt. Die Kohlen können während des
Brennens der Lampe ohne vorherige Ausschaltung des
Stromes herausgezogen und durch neue ersetzt werden.
Wie bei der Liliput-Bogenlampe wird durch eine
Kondensorlinse von kurzer Brennweite ein Strahlenbündel
von sehr hoher Intensität erzeugt. Durch Verschieben
dieser an der vorderen runden Blende befestigten Linse
können parallele, konvergente oder divergente Strahlenbiindel
erzeugt werden. Diese Verschiebung erfolet in einer
seitlich angebrachten Führung; dadurch bleibt vorn ein
breiter Raum zur Ventilation und es ist ein Festsetzen Fig. 1.
des heißgewordenen Kondensorrohres unmöglich gemacht.
Das Stativ ist so eingerichtet, daß die Lampe nach jeder Richtung leicht verstellt und
gedreht werden kann. In dieser allseitigen Beweglichkeit liegt ein besonderer Vorteil,
so daß überall dort, wo bei optischen Versuchen und bei Projektion wenig ausgedehnter
Vorgänge der große Lampenkasten der gebräuchlichen Projektionslampen störend
empfunden wird, die neue Lampe vorteilhaft Anwendung finden kann.
Die Universalbogenlampe brennt am besten bei einer Stromstärke von 4 Am-
pere, ein Nachregulieren ist dann nur in größeren Zwischenräumen erforderlich. Der
Anschluß kann an jede Glühlampenleitung mit einer Netzspannung von 65, 110 oder
220 Volt erfolgen, unter Vorschaltung eines geeigneten Widerstandes. Versuche mit
') Zeitschr. F. d. phys. u. chem. Unterr. 24. S. 283. 1911.
2) D. Mech.-Ztg. 1907. S. 231. Digitized by Google
Deutsche
242 Für Werkstatt und Laboratorium. Mechaniker-Ztg.
Wechselstrom ergaben auch für diese Stromart eine vorzügliche Lichtwirkung. Die
Wechselstromlampe besitzt dieselbe äußere Form wie die Gleichstromlampe, es ist nur
das Übersetzungsverhältnis der Reguliervorrichtung etwas geändert, da bei Wechselstrom
beide Kohlen gleich schnell abbrennen.
Das Anwendungsgebiet der neuen Lampe ist sehr groß, sie ist für optische
Demonstrationen, mikroskopische Arbeiten, Mikroprojektion, Diapositivprojektion usw.
gut zu gebrauchen. In Fig. 2 u. 3 sind zwei Anwendungsarten dargestellt, zunächst
in Fig. 2 die Projektion mikroskopischer Objekte mit einem gewöhnlichen Mikroskop-
stativ. Die Universallampe wird an ihrem Stativ möglichst tief gestellt und der unter
dem Mikroskoptisch befindliche Spiegel durch ein schwach konvergentes Strahlenbündel
intensiv beleuchtet. Der Spiegel wird so gedreht, daß die Lichtstrahlen das Mikroskop
Fig. 3.
in der optischen Achse durchsetzen. Nach dem Austritt aus dem Okular werden die
Strahlen durch einen auf das Okular aufgesetzten, neigbaren, auf der Oberfläche ver-
silberten Spiegel auf einen Schirm geworfen. Bei schwachen und mittleren Ver-
größerungen erhält man Bilder, deren Helligkeit für Schulzwecke vollständig ausreicht.
In Fig. 3 ist die Projektion von Diapositiven dargestellt. Zu diesem Zweck
wird die Blende mit der kleinen Kondensorlinse aus der seitlichen Führung heraus-
gezogen und nun die Lampe hinter einem mit größerem Kondensor, Bildhalter und
Projektionsobjektiv ausgerüstetem Vorsatz aufgestellt.
Zum Schluß sei noch bemerkt, daß die Universalbogenlampe im Physi-
kalischen Staatslaboratorium in Hamburg bei Vorlesungen und bei Arbeiten im
Laboratorium dauernd im Gebrauch ist. Die Lampe ist durch Gebrauchsmuster gesetz-
lich geschützt.
— —
Fir Werkstatt und Laboraterium.
Zur Technologie Die Herstellung künstlicher Schleifmittel
der Schleifmaterialien. hat sich weiter entwickelt. Alundum wird
jetzt auch in Deutschland hergestellt von der
Stahl u. Eisen. 31. S. 830. 1911. Deutschen Norton-Gesellschaft m. b. H.
Die Mitteilungen über Schleifmaterialien, | in Wesseling, Bezirk Cöln. Mayer & Schmidt
welche auf Grund neuerer Veröffentlichungen | in Offenbach a. M. stellen in ihrer Filialfabrik
in dieser Zeitschrift 1910. S. 237 gemacht | Bad.- Rheinfelden Elektrorubin her. Dieses
worden sind, sollen im nachfolgenden durch | Material wie der Elektrit der Carborundum-
einige Notizen ergänzt werden. Sie sind | u. Elektritwerke A.-G. in Wien sind in Zu-
einem Vortrag entnommen, der im April 1911 | sammensetzung und Härte dem Alundum ver-
von W. Herminghausen auf der 14. Ver- | wandt. Die zuletzt genannte Fabrik stellt auch
sammlung der Gießereifachleute in Düsseldorf | Siliziumkarbid für Schleifzwecke her. Die
über „Schleifscheiben, ihre Herstellung und | Härteangaben für diese künstlichen Schleif-
Verwendung“ gehalten worden ist. mittel stoßen insofern auf Schwierigkeiten, als
Heft 23.
1. Dezember 1911. f _
eich die Härtezahlen nach Mohs zwischen
9 und 10 bewegen, also nicht in ganzen Zahlen
ausdrückbar sind. Herminghausen schlägt
deshalb vor, die Mohssche Härteskala von 10
auf 20 Stufen zu erweitern.
Die Benennung der Korngröße erfulgt nach
der Siebmaschen-Zahl pro Quadratzoll von Nr. 6
bie Nr. 220. Die Leistung der Schleifscheiben
ist jedoch nicht nur von der Korngröße, sondern
— neben der Arbeitsgeschwindigkeit — von
der Härte des Schleifmaterials und der
Bindungsart abhängig. Bei der Auswahl der
Scheiben soll man als Grundregel beachten:
Man schleife harte Materialien mit weichen
Scheiben und umgekehrt. Doch berücksichtige
man, daß zum Abschleifen von Grat und Kanten
die Schleifscheibe härter sein muß als zum
Schleifen von Flächen, sowie daß die Weichheit
der Scheibe um so grüßer zu wählen ist, je
größer die zu bearbeitende Fläche ist. Für
große Flächen eignen sich nach Herming-
hausen besonders die Segment- Planscheiben.
Sie bestehen aus großen eisernen Scheiben,
in deren Stirnfläche einzelne Kreisring-Segmente
aus Schleifmaterial mit breiten Zwischenräumen
durch Verschraubung fest eingesetzt sind.
Solche Scheiben lassen auch bei Verwendung
weicher Bindung eine höhere Umdrehungszahl
zu als massive Scheiben. Außerdem aber bieten
die Zwischenräume der Segmente Raum für
den Abzug von Abschliff und Staub, so daß
die Schleiffläche sich weniger leicht ver-
schmiert. Die von Herminghausen mitge-
teilten Schleifergebnisse haben wesentlich In-
teresse für den Großmaschinenbau. Es sei nur
hervorgehoben, daß sich beim Schleifen von
Grauguß eine keramisch gebundene Elektro-
rubin-Scheibe von Mayer & Schmidt be-
sonders bewährt hat. G.
————
Glastechnisches.
Draka-Hygrometer Modell B.
Hr. Dr. Katz hat zu dem in dieser Zeitsehr.
1910. S. 124 beschriebenen „Draka-Hygro-
meter“ ein Modell B konstruiert und in
den Handel gebracht, welches als eine
Ergänzung zu dem schon bestehenden
Modell A zu betrachten ist. 1 5 Modell B
gilt für Temperaturen von 35° bis 94°
und zeigt im allgemeinen 5 An-
ordnung wie A: nur sind bei B zwei
Winkelthermometer verwendet und ist das
Wassergefäß so angebracht, daß das In-
strument außerhalb des heißen Raumes
bedient und abgelesen werden kann.
Glastechnisches.
Das Diagramm ist hergestellt auf Grund
der von Dr. Disch berechneten Tabelle
(D. Mech.-Ztg. 1908. S. 181), welche als
approximative Fortsetzung der Jelinek-
schen Tafeln zu betrachten ist. Mit dieser
Tabelle zeigt das Diagramm des Modells B
eine Übereinstimmung von 0,5 °/,, so daB
es dem Modell A betreffs Genauigkeit nicht
nachsteht. Dasselbe gilt hinsichtlich der
ganzen Ausstattung des Instruments.
Di.
Gebrauchsmuster.
Klasse:
21. Nr. 480 453.
leiter zur Kühlung der Antikathode.
niger, Gebbert & Schall,
1. 2. 11.
Nr. 482117. Röntgenröhre mit gekühter Ka-
thode. E. Pohl, Kiel. 20.9.11.
Nr. 479051. Ärztliche Spritze.
Ludwigsburg. 8. 8. 11.
Nr. 479 273. Verschluß zum Auslassen von
Flüssigkeit aus mit der Mündung nach
unten gekehrten Dewarschen Gefäßen. E.
Jensen, Berlin. 4.8.11.
Nr. 479586. Doppelwandgefäß mit Isolier-
Röntgenröhre mit Wärmeab-
Rei-
Erlangen.
30. H. Balle,
schicht. Thermos, Berlin. 16. 6. 11.
Nr. 482807. Aseptische Spritze. W. Elges,
Berlin. 21. 9. 11.
32. Nr. 479716. Ritzvorrichtung für Glasbe-
arbeitungszwecke. P. Bornkessel, Berlin.
23. 8. 11.
42. Nr. 478961. Thermostat. 8. Bang, Silke-
borg, Danem. 11. 8. 11.
Nr. 479194. Metallene Thermometerhülse mit
Deckel ohne Einsatzstück. L. Müller,
Elgereburg. 8.7. 11.
Nr. 481103. Thermometer. Kodak-Ges,,
Berlin. 3. 6. 11.
Nr. 481809. Thermometer-Kapillar-Gefaß mit
besonders großer Oberfläche. P. Schultze,
Charlottenburg. 21. 9. 11.
Nr. 481 881. Absorptionsgefäß für gasana-
lytische Apparate. Ados, Aachen. 21.9. 11.
Nr. 482039. Thermometerhülse mit Vorrichtung
zum Herunterschleudern der Quecksilber-
siule von Fieber- u. dgl. Thermometern.
A. Mund, Liebenstein, Kr. Ohrdruf. 21.9. 11.
Nr. 482040. Schleudervorrichtung für Fieber-
thermometer u. dgl. Derselbe. 21.9. 11.
Nr. 482041. Schleudergriff zum Herunter-
schleudern der Quecksilbersäule von voll-
ständig aus Glas bestehenden Fieber- bezw.
Maximum-Thermometern. Derselbe. 21.9. 11.
Nr. 482816. Scheidetrichter. F. Hugers-
hoff, Leipzig. 25. 9. 11.
244
64. Nr. 482 106. Sicherheitsausguß für Flaschen
mit explosiblem Inhalt. E. Scheurer,
Dresden. 18. 9. 11.
ug
Gewerbiiches.
Der niederländische Zolltarif-Entwurf
und die deutsche Feinmechanik.
Der Niederländische Zolltarif sieht be-
kanntlich eine Reihe von Zollerhöhungen
vor, von denen zahlreiche heute nach
Holland zur Ausfuhr gelangende Artikel
betroffen werden. Für die Waren der
Feinmechanik und Optik ist die in Aussieht
genommene Zollsteigerung zwar nicht be-
langreich: 6°/, vom Werte anstatt bisher
5% . Immerhin würde auch dies eine Er-
höhung der Spesen bedeuten und bei dem
scharfen Wettbewerb, dem die deutsche
Industrie bereits auf dritten Märkten den
fremden Erzeugnissen gegenüber ausge-
setzt ist, eine weitere Ersehwerung des
Absatzes bedeuten.
Die Gesamtausfuhr der hier in Betracht
kommenden Apparate und Instrumente nach
Holland beträgt etwa 5 bis 600000 M
jährlich. Gegen die in Aussicht genommene
Zollerhöhung können aber von seiten der
deutschen Reichsregierung keine Schritte
unternommen werden, da wir zu Holland
lediglich im Verhältnis der meistbegün—
stigten Nation stehen, d. h. der deutschen
Einfuhr müssen dieselben Vergünstigungen
zugestanden werden, wie sie andere Länder
genießen; ein Tarifvertrag besteht zwischen
dem Deutschen Reiche und Holland nicht.
Der aussichtsreichste Weg, mit Erfolg
gegen die künftige Erschwerung der Einfuhr
nach Holland anzukämpfen, bleibt daher
eine Einwirkung auf die holländischen
Geschäftsfreunde nach der Richtung hin, daß
sie ihrerseits ihren Einfluß bei den dortigen
gesetzgebenden Körperschaften auf Beibe-
haltung der bisherigen Zollsätze geltend
machen. Von vielen Seiten sind bereits
derartige Sehritte unternommen worden,
und es empfiehlt sich, dies Verfahren in
umfassender Weise in Anwendung zu
bringen.
An sich steht noch nicht fest, daß der
neue Entwurf wirklich Gesetz wird, da in
Holland selbst eine große Agitation gegen
die Vorlage zu beobachten ist: insbe-
sondere bekämpfen alle gewerblichen Ver-
bände die erhöhten Positionen für Fertig-
fabrikate. Fast sämtliche Handelskammern
Gewerbliches.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
haben sieh einmütig gegen den Tarif aus-
gesprochen und auf die Nachteile hinge-
wiesen, die dem Handel und der Industrie
Hollands dureh Annahme des Entwurfs
erwachsen würden.
Es empfiehlt sich daher, daß etwaige
Wünsche zu dem neuen Tarif den Ab-
nehmern in Holland mitgeteilt werden,
damit diese sie im Lande selbst vor
den zuständigen Stellen vertreten kön-
nen. Je größer der Widerspruch gegen
den Zolltarifentwurf ist, desto eher steht
zu hoffen, daß die Kammer ihm ihre Zu-
stimmung versagen wird. Es dürfte dem-
nach wertvoll sein, daß auch aus den
Kreisen der Präzisionsmechanik ent-
sprechende Anregungen andie holländischen
Geschäftsfreunde gelangen. D.
Fachausstellung für Schulhygiene,
Barcelona 1912.
In der Zeit vom 9. April bis etwa
10. Juni 1912 findet in Barcelona — in
Verbindung mit dem Ersten Spanischen
Kongreß für Schulhygiene, von den
gleichen Korporationen wie dieser veran-
staltet — eine Exposition d'Hygiène
Scolaire et de Travaux Scolaires
statt. In ihrem internationalen Teil soll
die Ausstellung weniger wissenschaftlichen
als kommerziellen Zwecken dienen und
vornehmlich einen großen Markt darstellen
für alles das, was mit der Schulhygiene
in Zusammenhang steht; dabei sind unter
„Schule“ ebenso Universität wie Kinder-
garten und unter „Hygiene“ ebenso Bauten
wie Lehrmittel einbegriffen.
In Anbetracht der verhältnismäßigen
Rückständigkeit des spanischen Schulwesens
wie des großen Interesses, das die dortige
öffentliche Meinung in letzter Zeit einer
Verbesserung dieser Zustände entgegen-
bringt, dürften sich, wie der Ständigen
Ausstellungs kommission fiir die
Deutsche Industrie von zuverlässiger
Seite berichtet wird, der deutschen In-
dustrie günstige Absatzmöglichkeiten er-
öffnen.
Weitere Mitteilungen behält sieh die
Ständige Ausstellungskommission
vor.
Das Reglement (in französischer und
spanischer Sprache) liegt an der Geschäfts-
stelle der Ständigen Ausstellungs—
kommission (Berlin NW, Roonstr. 1) aus.
I ——
Heft 23.
1 Dezember 1911. Patentschau. 245
Patentscha u.
Verfahren zur Herstellung von Glaslinsen, deren Brechungsindex sich stetig, und
zwar so ändert, daß Zonen gleichen Brechungsverhältnisses der Umfläche von mit der optischen
Achse konachsionalen Rotationskörpern entsprechen, dadurch gekennzeichnet, daß a) zur Er-
zeugung von Linsen, bei denen die Veränderung des Index in konzentrischen Ringen erfolgen
soll, die parallel zur optischen Achse homogen sind, genau geschliffene, dem Linsendurchmesser
entsprechende zylindrische Glasstäbe in einem Raum von gleichmäßiger Wärmeverteilung in
solcher Zeit abgekühlt werden, daß im Glas eine Spannung, eine Veränderung im Brechungs-
index von gewünschter Größe entsteht, und daß diese zylindrischen Stäbe dann zu Linsen ver-
arbeitet werden, deren optische Achsen sich genau decken mit der geometrischen des Zylinders;
b) zur Erzeugung von Linsen, bei denen eine Veränderung im Brechungsindex vom Zentrum
nach dem Rande und außerdem parallel und symmetrisch zur optischen Achse erzielt werden
soll, eine Linse in einer der beabsichtigten Spannungsverteilung entsprechend berechneten end-
gültigen oder vorläufigen Gestalt (bei welcher die Linsenachse mit ihrer optischen Achse zu-
3ammenfällt) hergestellt und sie in einem Raume von gleichmäßiger Wärmeverteilung in solcher
Zeit abgekühlt wird, daß im Glas eine Spannung von gewünschter Größe entsteht. A. Knobloch
in Schöneberg-Berlin. 17. 9. 1908. Nr. 229069. Kl. 32.
i Elektrolytische Vorrichtung für Registrie-
rung, Schaltung oder ähnliche Zwecke, bei welcher
die infolge Elektrolyse in der einen Hälfte eines
Rohres entwickelten Gase durch Verschiebung eines
beweglichen Kolbens in der anderen Rohrhälfte die
Registriorung, Schaltung oder einen ähnlichen Ar-
beitsvorgang veranlassen und dann durch Entzün-
dung mittels elektrischen Funkens wieder in den
Elektrolyten zurückverwandelt werden, dadurch ge-
kennzeichnet, daß der elektrische Funke zwischen
der Oberfläche des Elektrolyten d und einem in der
Elektrolytzelle a? befindlichen Polende b! erzeugt
wird, wenn ein über diese Teile fließender elek-
trischer Strom beim Niederdrücken des Blektrolyten
durch die entwickelten Gase unter das Polende
unterbrochen wird. W. B. Thorpe in Balham, Engl.
24. 8. 1909. Nr. 229040. Kl. 21.
Röntgenröhre mit Luftkühlung, dadurch ge-
kennzeichnet, daß der als Wärmeleiter ausgebildete
Antikathodenträger und ein ins Freie ragender,
durch Luft gekühlter Wärmeleiter einander unter
Zwischenscheltung der Röhrenwandung auf so großen
Flächen gegenüberstehen, daß eine ausreichende
Warmeableitung durch die Röhrenwand hindurch
ohne unmittelbare Berührung der beiden Wärmeleiter
herbeigeführt wird, zum Zwecke, eine Durchbrechung der Röhrenwand durch den Wärme-
leiter zu vermeiden. Reiniger, Gebbert & Schall in Erlangen. 11. 11. 1909. Nr. 228 930. Kl. 21.
Entfernungsmesser mit zwecks Messung oder Berichtigung verschiebbaren Linsen,
dadurch gekennzeichnet, daß die Linsen exzentrisch gelagert sind, derart, daß durch Drehung
der Fassung die Verschiebung des Bildes bewirkt wird. P. Beck in München. 31. 7. 1909.
Nr. 229 307. Kl. 42.
Sammelndes Spiegelsystem fir einen Offnungswinkel null aus
zwei konachsial hintereinander geschalteten Rotationsflächenzonen, näm-
lich einer konvexen Kugelzone auf der Seite des Nullwinkels und einer
konkaven Zone, dadurch gekennzeichnet, daß zur Aplanatisierung des
Systems die konkave Zone einem Kardioid angehört, dessen Scheitel
nach der Seite der Kugelzone um drei Viertel und dessen Spitze nach
der entgegengesetzten Seite um ein Viertel des Kugeldurchmessers
vom Kugelmittelpunkt entfernt liegt. C. Zeiß in Jena. 10. 1. 1909
Nr. 229224. Kl. 42.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Vereins- und Personennachrichten.
246
Ein Verfahren zur Messung räumlicher Tiefenwerie für einäugige Beobachtung
durch Darbietung bei bestimmter Successionsgeschwindigkeit einer längeren Reihe von alter-
nierenden Netzhautbildern, die nur den Wechsel je zweier bestimmter und in sich konstanter
Disparationen aufweisen, nach Pat Nr. 221 067, dadurch gekennzeichnet, daß der Disparations-
grad der anvisierten Objekte durch gegenseitige Ann&herung oder Entfernung zweier Objektive
so lange gemindert wird, bis die flimmernde Scheinbewegung der anvisierten Objekte ver-
schwindet. F. F. Krusius in Marburg a. L. 5. 8 1909. Nr. 229311; Zus. z. Pat. Nr.
221 067. Kl. 42.
Vereins- und Personennachrichten.
Anmeldung zur Aufnahme in den | Hr. Dr. Senholdt:
Hauptverein der D. G. f. M. u. O.:
Königl. Württembergische Fach-
schule für Feinmechanik, Uhr-
macherei einschl. Elektromechanik;
Schwenningen am Neckar, Wiirtt.
D. G. f. M. u. O.
Zweigverein Ilmenau.
Verein Deutscher Glasinstrumenten-
Fabrikanten.
20. Hauptversammlung
am 3. Juli 1911, 9 Ubr vorm.
zu Ilmenau
im Hotel zur Tanne.
(Schluß.)
Hr. G. Müller dankt Hrn. Holland
und stellt die beiden letzten Vorträge zur
Diskvs sion.
Hi. Prof. Böttcher:
Den Antrag des Hrn. Holland kann ich
nur befürworten. Auch die Feinmechanik hat
sich mit Ausnahme ganz großer Betriebe dem
Handwerk unterstellt, obwohl man anfänglich
eine ablehnende Haltung eingenommen hatte.
Vor dem Berliner Prüfungsausschuß z. B. legen
jahrlich etwa 300 Lehrlinge die Gehilfenprüfung
ab, darunter sogar Lehrlinge größerer Fabrik-
betriebe. Die Glasinstrumenten-Industrie sollte
sich hieran ein Beispiel nehmen.
Hr. Dr. Stapff:
Da das Heimarbeitegesetz jetzt weitgehen-
dere Bestimmungen über die Regelung der
Lehrlingsverhältnisse vorsieht. als die Hand-
werkskammer erlassen kann, so empfehle ich,
die Abstimmung über die Hollandschen An-
träge bis nach Inkrafttreten des Heimarbeits-
gesetzes zu verschieben, da dann zwischen
Fabrik und Handwerk leichter zu unterscheiden
sein wird.
Ich habe Hrn. Holland so verstanden, daß
er zwecks qualitativer Hebung der Fabrikate
eine bessere Lehrlingsausbildung fordert, und
das mit Recht. Denn nach den Ausführungen
des Hrn. Geh.-Rat Wiebe urteilt man in
Amerika über die Qualität der deutschen
Fabrikate unserer Industrie recht abfBl!,g, und
sie werden dadurch mehr und mehr vom Markt
verdrängt. Bei der Lehrlingsprüfung fällt der
Unterschied zwischen Fabrik und Handwerk
fort. In Preußen werden (allerdings gegen
Zahlung höherer Gebühren) die Fabriklehrlinge
bereits durch die Handwerkskammern geprüft.
Man sollte den Anträgen des Hrn. Holland
unweigerlich Folge geben.
Hr. Holland:
Hr. Dr. Senholdt hat mich richtig ver-
standen. Durch bessere Lehrlingsausbildung
wird auch die Qualität unserer Fabrikate ge-
hoben werden. Da häufig ungenügend ausge-
bildete und unreife Personen sich etablieren,
sollte die Gesetzgebung ein Mindestalter für
die Selbstandigmachung vorschreiben.
Die Hollandschen Anträge werden
angenommen.
Ein inzwischen vom Hauptverein ein-
gegangenes BegriiBungsschreiben gelangt
zur Verlesung.
V. Hr. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wiebe:
Ueber die Verschärfung der Prüfungs-
bestimmungen für ärztliche Thermometer.
Wie Sie aus Hrn. Hollands und meinen
Ausführungen werden entnommen haben, ist
die Thüringer Glasinstrumenten-Industrie in
einigen Richtungen reformbedürftig, und auch
dieReichsanstalt glaubt, die auf Verbesserung
Ihrer Fabrikate zielenden Bestrebungen unter-
stützen zu müssen, zu welchem Zwecke eine
Verschärfung der Prüfungsbestimmungen für
ärztliche Thermometer angebracht erscheint.
Jetzt dürfen gemäß $ 2 Abs. 5 die Unter-
schiede der Angaben, welche die ärztlichen
Heft 23.
1 Dezember 1911.
Maximumthermometer in der betreffenden
Temperatur und nach dem Erkalten zeigen,
bis 0,15% betragen. Dieser Spielraum ist zu
groß, weshalb beabsichtigt wird, ihn auf
0, 100 herabzusetzen. Besondere Schwierig-
keiten werden den Fabrikanten durch diese
Verschärfung nicht entstehen, da die Durch—
schnittsunterschiede bei den Thüringer Fabri—
katen bisher nur 0, O80 C bei Stiftthermometern
und nur 0,02° C bei Hicksscher Verengung
betragen.
Ferner soll die in § 15 zugestandene Aus-
nahme, welche ärztliche Thermometer mit einer
Strichmarke und der bisher üblichen Skalen-
befestigung zur Prüfung noch zuläßt, beseitigt
werden. In der ausschließlichen Zulässigkeit
der oben zugeschmolzenen Einschlußthermo-
meter, sowie der Stabthermometer, an denen
das obere Ende der Kapillare frei sichtbar ist
und die Skala nicht verschoben werden kann,
erblickt die Reichsanstalt eine weitere Ver-
besserung des Fabrikats.
Bis zum Inkrafttreten der schärferen
Prüfungsanfurderungen soll eine Karenzzeit von
einem Jahre eingeräumt werden.
Schließlich möchte ich auch noch einen
Mangel, welcher den ärztlichen Stabthermo-
metern anhaftet, erwähnen. Obgleich diese in
Amerika und einigen anderen Auslandstaaten
den Vorzug haben, ist doch wohl das glatte
Einschlußthermometer als das Thermometer
der Zukunft anzusehen. Die Graduierung
der ärztlichen Stabthermometer läßt befürchten,
daß sie ansteckende Krankheitskeime leicht
aufnimmt und überträgt. In diesem Sinne hat
sich auch das Königl. bakteriologische Institut
in Berlin gutachtlich geäußert.
Hr. G. Müller:
Die geplante Verschärfung der Prüfungs-
bestimmungen kann der Industrie, wie vom
Hrn. Vorredner bereits betont, nur nutzbar sein.
Sie bildet meines Brachtens ein willkommenes
Mittel zur Bekämpfung der schädlichen Heim-
industrie.
Hr. Ed. Herrmann:
Wenngleich ich gegen den gemachten Vor-
schlag nichts einzuwenden habe, erscheint mir
die in Aussicht genommene einjährige Karenz-
zeit viel zu kurz, sie sollte nicht weniger als
2 Jahre betragen, damit man vorher mit den
Vorräten der dann nicht mehr verkäuflichen
Thermometer aufräumen kann und auch die
Arbeiter an die verschärften Vorschriften ge-
wöhnt werden können.
Hr. Prof. Böttcher:
Die Angelegenheit hat bereits vor 3 Jahren
den Verein beschäftigt, weshalb ich meine,
daß die Karenzzeit schon lange genug gedauert
hat. Beider Wichtigkeit der ärztlichen Thermo-
Vereins- und Personennachrichten.
247
meter müssen auch die den oben zugekitteten
Thermometern anhaftenden Mängel nun endlich
beseitigt werden. Ich halte eine Karenzzeit
von 6 Monaten für ausreichend.
Hr. R. Holland:
Auch ich habe sonst nichts gegen die ge-
plante Neuerung einzuwenden, bitte jedoch ein
Jahr als Karenzzeit festzusetzen, da schon die
erforderliche Neuregelung der Verkaufspreise
und die große Arbeit des Abänderns der Preis-
listen geraume Zeit erfordert.
Hr. Prof. Dr. Grützmacher:
Die geplante Verschärfung der Prifunge-
bestimmungen für Thermometer trifft nur die
minderwertigen Fabrikate, von denen bei der
Prüfung 1 bis 2% mehr als bisher ausfallen
werden. Die Ausmerzung der oben zugekitteten
Fieberthermometer ist vom Verein längst an-
geregt worden Die oben ztfpeschmolzener
Thermometer betragen überdies schon jetzt
30 bis 40% der überhaupt zur amtlichen
Prüfung eingehenden ärztlichen Thermometer.
Die Vorschläge des Referenten werden
angenommen, so daß die Verschärfung der
Prüfungsbestimmungen nach einem Jahre
in Kraft treten kann.
Hr. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wiebe:
Ich glaube, den Herren noch raten zu sollen,
sich, soweit es nicht bereits geschehen, Fabrik-
marken (Warenzeichen) schützen zu lassen und
ihre Fabrikate damit zu versehen. Gute Fabri-
kute werden auf diese Weise im Handel bald
bekannt und gesucht, minderwertige dagegen
zurückgewiesen werden. In Amerika genießen
Fabrikmarken großes Ansehen.
VI. Antrag des Vorstandes der D. @.
f. M. u. O., die Jahresbeiträge der Zweig-
vereine von 5 M auf 6 M pro Mitglied
zu erhöhen.
Hr. Müller:
Der Vorstand unseres Hauptvereins will bei
dem diesjährigen Mechanikertag die Erhöhung
der von den Zweigvereinen an den Hauptverein
zu entrichtenden Jahresbeiträge von 5 M auf 6 M
pro Mitglied beantragen. Den uns dadurch
entstehenden Mehraufwand würde die Vereins-
kasse nicht tragen können. Er würde daher
für unsere Mitglieder eine Erhöhung der
Jahresbeiträge bedingen. Ich bitte um Ihre
Äußerung.
Die sieh hieran knüpfende Debatte
ergab Ablehnung der Mehrforderung.
VII. Entgegennahme von Anträgen,
Mitteilungen.
Hr. G. Müller:
a) Bei einem unserer Mitglieder reichten
vor etwa 2 Wochen 30 Arbeiter ‚wegen nicht
bewilligter Lohnerhöhuüungend und- nicht be-
248
seitigter, seit 3 Jahren bestehender matter
Fensterscheiben die Kündigung ein. Es hatte
sich daher unsere Schutzgemeinschaft mit Bei-
legung der Angelegenheit nach vorheriger
Untersuchung zu befassen. Der Vorstand ver-
handelte unter Hinzuziehung einiger Vertrauens-
männer mit den betreffenden Arbeitern an Ort
und Stelle und fand deren Vorgehen ungerecht-
fertigt. Die Verhandlungen hatten zur Folge,
daß die Arbeiter die eingereichte Kündigung
zurücknahmen. Es ergibt sich hieraus, wie
zweckmäßig unsere Schutzgemeinschaft ist.
b) Dem Verein ist ferner von einem Mit-
gliede mitgeteilt worden, daß der Hüttenverband
graduierte Mensuren außergewöhnlich billig
verkauft; Zylinder von 100 cem Inhalt kosteten
roh 13 M und würden von einigen Glas-
hütten graduiert zu 20,50 M geliefert; wenn
es sich dabei ja auch nur um ganz minder-
wertige Qualität handeln könne, so seien in
diesem Falle doch noch nicht einmal die ganzen
Selbstkosten für die Graduierung berechnet.
Im Hinblick darauf, daß die Glasinstrumenten-
Fabrikanten zu den besten Kunden der Glas-
hütten zählen, ist es angebracht, gegen diese
Schleuderkonkurrenz Stellung zu nehmen.
Die Versammlung ermächtigt den
Vorstand, die erforderlichen Verhandlungen
mit dem Glashüttenverband einzuleiten.
Hr. Prof. Böttcher:
Seitens der Phys. Techn, Reichsanstalt
wurde kürzlich die Prüfungsanstalt für Glas-
instrumente in Ilmenau um eine Äußerung
darüber ersucht, ob die Einführung bestimmter,
abgerundeter Gebührensätze für eine Anzahl
nichtärztlicher Thermometer den Fabrikanten
erwünscht sein werde. Jetzt richtet sich die
Höhe der Prüfungsgebühren mit wenigen Aus-
nahmen lediglich nach der Anzahl der zu
prüfenden Skalenstellen, worüber sich viele
Fabrikanten nicht klar zu sein scheinen.
Daher mag es auch kommen, daß die Preis-
listen für geprüfte Thermometer ganz regellose
Zuschläge aufweisen. Wenn die Herren sich
heute wenigstens im Prinzip zustimmend zu
einer derartigen Festsetzung der Gebührensätze
aussprechen, 80 will ich das weitere veranlassen.
Hr. Geh.-Rat Wiebe:
Die Einführung fester, abgerundeter Ge-
bührensätze für Prüfung gewisser Thermometer-
gattungen wird den Absatz günstig beein-
flussen. Welche Unklarheit zurzeit über die
Höhe der Prüfungsgebühren in Fabrikanten-
kreisen herrscht, ergibt eine mir vorliegende
Preisliste, welche außer den l'rüfungsgebühren
Preiszuschlige bis zu 10 M pro Thermometer
aufweist. Selbstverstandlich muß außer den
Prüfungsgebühren für die bei der Prüfung ent-
stehenden Transportkosten, Beschädigungen,
Vereins- und Personennachrichten.
Deutsche
___Mechaniker-Ztg.
Zurückweisungen, Zeit- und Zinsverluste, vor
allem aber für die bedingte sorgfältigere Her-
stellung der Instrumente außer den liquidierten
Gebühren ein angemessener Zuschlag erhoben
werden.
Hr. Lindenlaub
schließt sich diesen Ausführungen durchaus an.
Für nicht angebracht hält er ferner einen
Erlaß von Vorschriften über Skalenumfang und
Einteilung der betreffenden Thermometer; die
Anzahl der zu prüfenden Skalenstellen sollte
möglichst gering bemessen werden.
Hr. Holland:
Wir können die Anregung der Reichsanstalt
nur begrüßen, müssen aber gegen jede etwaige
Veröffentlichung der Prüfungsgebühren im
voraus protestieren. Dieselbe hat bezüglich
der ärztlichen Thermometer die Fabrikanten in
eine unangenehme Lage gebracht, zumal es in
der durch viele Fach- und Tagesblätter ge-
gangenen Bekanntmachung fälschlich hieß, die
Prüfungsgebühren für ein Arztliches Thermo-
meter betrügen durchweg 0,50 M.
Hr. Müller:
Ich bin ebenfalls gegen die Veröffentlichung,
da der Konsument für geprüfte Thermometer,
für welche die Fabrikation sich naturgemäß
wesentlich teurer stellt als für ungeprüfte,
außer den Prüfungegebühren keinen Preis-
aufschlag einräumen will.
Hr. Geh.-Rat Wiebe:
Die amtliche Veröffentlichung ist aber un-
erläßlich.
Hr. Bieler:
Dieselbe sollte aber, wie früher, nur in amt-
lichen Gesetzesblättern erfolgen und sich nicht
auf alle möglichen Fach- und Tagesblätter er-
strecken.
Die Versammlung erklärt sich mit Ein-
führung fester abgerundeter Gebührensätze
für Thermometer einverstanden; der nächst-
jährigen Hauptversammlung sollen aus-
führliche Vorschläge unterbreitet werden.
VNI. Hr. Prof. Bötteher: Ueber die
Ausdehnung der verschiedenen Thermo-
meterflüssigkeiten.
Redner weist besonders auf die große Ver-
schiedenheit der Ausdehnung der einzelnen
Flüssigkeiten hin. Die kleinste Ausdehnung
besitzt das Quecksilber und die größte das be-
sonders in Thermometern für tiefere Tempe-
raturen verwendete Pentan. Die Ausdehnung
dieses ist etwa die zehnfache von der des
Quecksilbers. Von einer guten Thermometer-
flüssigkeit muß gefordert werden, daß sie nicht
zu stark an den Glaswänden adhäriert, einen
nicht zu niedrigen Siedepunkt hat und eine
möglichst gleichmäßige Ausdehnung besitzt.
Heft 23.
1. Dezember 1911.
Besonders günstige Eigenschaften hat in dieser
Hinsicht die konzentrierte Schwefelsäure, welche
aber wegen ihrer Gefährlichkeit nicht empfohlen
werden kann. Ziemlich gut verhält sich auch
für etwas höhere Temperaturen der Amylalkohol
und besonders das hochsiedende benzoesaure
Amyl, dessen Ausdehnung von Prof. Wiebe
in Temperaturen von 0 bis 200° bestimmt
worden ist. In der Prüfungsanstalt für Glas-
instrumente werden andauernd Versuche über
Ausdehnung und Verhalten solcher Flüssig-
keiten ausgeführt. Zur Erläuterung zeigt
Redner einige Skizzen von Thermometern vor,
deren Gefäße gleich groß und deren Kapillaren
gleich weit sind. Man kann an diesen die ver-
schiedene Ausdehnung an der Länge der Skalen
erkennen. Auch einige Thermometermodelle
gleicher Art wurden vorgezeigt.
Hr. Lindenlaub
fragt, ob Petroleum
flüssigkeit eignet.
Hr. Prof. Böttcher
verneint dies, da ein bestimmtes gleichmäßiges
Destillat nicht oder nur schwer erhältlich sei.
Der Vorsitzende
dankt dem Redner für seine belehrenden Aus-
führungen.
IX. Bestimmung des Orts der nüchst-
jährigen Hauptversummlung.
sehlberg, Rudolstadt und
Die
sich als Thermometer-
Es werden
Schmiedefeld in Vorschlag gebracht.
Wahl fiel auf Schmiedefeld.
Schluß 1!/, Uhr.
gez. G. Müller. gez. O. Wagner.
Abt. Berlin, E. V. Sitzung vom
7. November 1911. Vorsitzender: Hr. W.
Haensch.
Der Vorsitzende gedenkt des schweren
Verlustes, den die D. G. f. M. u. O. durch den
frühzeitigen Tod ihres Vorstandsmitgliedes
Hrn. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Lindeck erlitten
hat, und rühmt die unvergänglichen Verdienste,
die sich der Verstorbene um unsere Gesell-
schaft und die gesamte deutsche Prazisions-
mechanik erworben hat. Die Versammlung er-
hebt sich von den Sitzen.
Der Vorsitzende teilt sodann mit, daß fol-
gende Mitglieder der D. G. anläßlich des Tudes
von Hrn. Lindeck ihr Beileid schriftlich aus-
gesprochen haben: die Zweigvereine Göt-
tingen und Ilmenau, die Herren Prof. Dr.
L. Ambronn, Max Bieler i. Fa. Ephraim
Greiner, Gebr. Mittelstraß, Th. Plath,
Geh. Baurat Dr. E. Rathenau, Dr. S. Riefler
und die wissenschaftlichen Mitarbeiter der
Firma Carl Zeiß.
Vereins- und Personennachrichten.
Der Inspektor der Kgl. Münze Hr. Thiecke
spricht über „Methoden und Apparate zur Her-
stellung der Münzen“ Der Vortragende be-
schränkt sich auf das bei der Kgl. Preußischen
Münze in Berlin angewandte Verfahren und
bespricht, nachdem er einleitend statistische
Angaben über Zahl und Wert der dort ausge-
prägten Münzen gemacht hat, an der Hand sehr
zahlreicher Photographien das Schmelzen und
Gießen der Münzplatten, das Ausstanzen, Prägen
und Aussortieren der Geldsticke. — An den
Vortrag schließt sich eine kurze Diskussion.
Hr. W. Haensch erläutert darauf kurz den
bei dem Vortrag benutzten, aus seiner Werk-
statt herrührenden, sehr kompendiösen Apparat
zur Projektion von undurchsichtigen Zeich-
nungen. Bl.
Hamburg - Altona.
Vorsitzen-
Zweigverein
Sitzung vom 7. November 1911.
der: Hr. Max Bekel.
Die zahlreich besuchte Versammlung be-
schäftigte sich zunächst mit dem Plan einer
Gewerbe- und Industrie-Ausstellung inHamburg,
wie er vom Gewerbe- und Kunstgewerbeverein
angeregt worden ist. Nach eingehender Be-
sprechung herrschte Einstimmigkeit darüber,
daß für die feinmechanische Industrie kein Be-
dürfnis nach einer solchen Ausstellung vorliegt.
Nach Erledigung einiger Vereinsangelegen-
heiten hielt Hr. E. Gollmer einen Vortrag über
die Fahrgeschwindigkeitskontrolle der Eisen-
bahnverwaltung, wie sie beim Einlaufen in die
Bahnhöfe und beim Durchfahren von Kurven
und geneigten Strecken ausgeübt wird. In der
Regel sind in Entfernungen von 1000 m Schienen-
kontakte angebracht. Bei ihnen wird infolge
der geringen Durchbiegung der Schiene beim
Überfahren derselben aus einem darunter
liegendem Behälter Quecksilber in einer engen
Röhre in die Höhe gedrückt und so ein elek-
trischer Kontakt geschlossen, welcher eine
Registrierung mittels eines Chronographen
bewirkt.
Zum Schluß widmete Dr. Hugo Krüß dem
am 21. Oktober verstorbenen Redakteur der
Zeitschrift für Instumentenkunde, Geheimrat
Dr. Lindeck, Worte ehrenden Angedenkens.
25-jähriges Jubiläum
von C. P. Goerz:
Die Optisehe Anstalt C. P. Goerz konnte
dieser Tage auf ihr 20-jihriges Bestehen
zurückblieken, während dessen sie sich
aus kleinsten Anfängen zu einer Weltfirma
emporgearbeitet hat. Hierüber gibt eine
von W. Zschokke verfaßte Jubiläums-
Festschrift eine genaue Darstellung;
ihr seien folgende Zahlen entnommen.
250
Vereins- und Personennachrichten.
Deutsche
Mecnaniker-Ztg.
Hr. C. P. Goerz begann seine Lauf-
bahn 1886 (Zimmerstr. 23) mit einem „Ver—
sandthaus für mathematische Instrumente“.
Erst am 15. April 1887 brauchte er sich
dazu eine Hilfskraft zu engagieren, aber
schon 1888 konnte er die Werkstatt von
F. A. Hintze (Belforter Str. 3) erwerben
und den Plan fassen, Objektive selbst
herzustellen, und zu diesem Behufe Hrn.
C. Moser engagieren. 1889 zog man
nach Schöneberg, Hauptstr. 7a, um, und
dort erlebte dann die Werkstatt einen
staunenerregenden Aufstieg: 1890 25 Ar-
beiter, 1891 das 4000. Objektiv, 1892 über
100 Arbeiter und Eintritt von E. v. Ho egh,
1893 Errichtung einer Filiale in Paris,
1894 Umzug nach Hauptstr. 140, 1895
Filiale in Winterstein, 1896 das 30 000. Ob-
jektiv sowie das erste und 1897 über 1700
Trieder-Binokel, 1898 Umzug nach Frie-
denau, 1901 das 100 000. Objektiv, 1902
Eintritt von W. Zschokke und 1903 von
F. Hahn sowie Umwandlung der Firma
in eine Aktiengesellschaft, an deren Spitze
jetzt F. Hahn und F. Weidert stehen,
während der zum Kgl. Kommerzienrat er-
nannte Gründer der Firma den Vorsitz im
Aufsichtsrat übernimmt, 1906 das 100 000.
Trieder-Binokel, 1911 das 300 000. Ob-
jektiv. —
Unter den vielen Freunden, die der
Firma und ihrem Gründer zu ihrem Jubiläum
Glückwünsche darbrachten, befand sich
natürlich auch die D. G. f. M. u. O.
Bereits am Ende des Monats Oktober
erhielten die Beamten ein halbes Monats-
gehalt als Jubiläumsgabe, ebenso wurde
den Arbeitern eine Gratifikation über-
wiesen, die je nach der Beschiftigungs-
dauer von einem Tagelohn beginnend bis
zu 100 M aufstieg.
Die Feier des Jubiläums begann am
10. November mit einer Ausstellung der
Goerzschen Erzeugnisse im Hotel Espla-
nade, zu der Behörden, Vereine sowie Ver-
treter der Wissenschaft und der Presse
zahlreich geladen und erschienen waren.
Beamte der Firma erklärten unermüdlich
die Ausstellungsgegenstände, deren große
Zahl und hohe Qualität ein imposantes
Bild von der Bedeutung der Firma gaben.
Es seien erwähnt: Entfernungsmesser für
Küstenverteidigung, die photographischen
Objektive und Kameras, die Trieder-Bi-
nokel und Zielfernrohre, Panoramafern-
rohre zum indirekten Richten von Ge-
schützen, Signalapparate, Periskope für
Unterseeboote, der Miethesche Dreifarben-
Projektionsapparat, Goniometer und andere
Präzisionsmeßinstrumente,Konipasse,Höhen-
messer, künstliche Horizonte und ein Orts-
bestimmungsapparat für Luftschiffe.
In einem Nebensaal wurde den Be-
suchern ein opulentes Frühstück gereicht.
Am 11. November fand zunächst auf dem
Fabrikhofe eine Feier statt, an der sämt-
liche Angestellte und Arbeiter, rd. 2500
Personen, teilnahmen. Hr. Kommerzienrat
Goerz hielt eine Ansprache, in der er
einen Rückblick auf die Entwiekelung der
Firma gab und ferner mitteilte, daß er
anläßlich des Jubiläums seinen früheren
Stiftungen (je 100 Aktien zu 1000 M in
den Jahren 1904, 1905, 1906) eine neue
in Höhe von 1 000 000 M hinzugefügt habe,
die dazu dienen soll, im Falle dringender
Not Unterstützungen zu gewähren. Hr.Ober-
meister Schauer sprach namens der An-
gestellten Hrn. Kommerzienrat Goerz die
herzlichsten Glückwünsche und den Dank
anläßlich der erneut bewiesenen Fürsorge
für das Wohl der Angestellten aus.
Am Abend folgte dann in den Kaiser-
sälen des Zoologisehen Gartens ein Fest-
essen, zu dem sämtliche Beamte und —
wegen des Platzmangels — von den Ar-
beitern der Arbeiterausschuß und diejenigen
Arbeiter, die schon längere Zeit bei derFirma
ätig sind, geladen waren. Hr. Dir. Hahn
überreichte namens der Beamten Hrn. Kom-
merzienrat Goerz eine Adresse, die von
ihrem Verfasser, Hrn. Prof. Berson, ver-
lesen wurde, sowie eine von Frau Wisli-
cenus geschaffene Bronzefigur, „die Arbeit”
darstellend. Hr. Dir. Wieck übergab dem
Jubilar als Geschenk des Aufsichtsrates
ein Bild von Meyerheim „das Echo“. Ein
Vertreter der Arbeiter überreichte einen
Doppelanastigmat Dagor, der ganz aus
Blumen bestand. Auch die Fabrik-Feuer-
wehr widmete Hrn. Goerz eine Adresse.
Nachdem dieser in tiefbewegten Worten
seinem Danke Ausdruck gegeben hatte,
vereinigte ein fröhliches Festmahl Leiter
und Angestellte bis zum frühen Morgen.
Möge der Firma und ihrem Schöpfer
noch eine lange gesegnete Wirksamkeit
beschieden sein!
Der Zweigv. Halle hatte für den Besuch
der Hygiene - Ausstellung Dresden 300 M zur
Verfügung für Mitglieder gestellt mit der Maß-
gabe, daß jeder Teilnehmer höchstens eine
Reisebeihilfe von 20 M erhalten solle. An der
gemeinsamen Besichtigung, welche am Bonn-
abend den 23. September erfolgte, beteiligten
sich 12 Mitglieder. |
— S
1. Dezember 1911].
Heft 23.
22. Deutscher Mechanikertag zu Karlsruhe
am 2i., 22. und 23. September 1911.
Verzeichnis der Teilnehmer.
A. Vertreter von Behörden und Instituten:
St ie ee ee re
o 19
14.
15.
16.
Der GroBh. Minister des Kultus und Unterrichts Hr. Geh.-Rat Dr. Böhm.
Das Großh Landesgewerbeamt, vertreten durch Hrn. Geh. Reg.-Rat Dr Cron.
Die Physikalisch- Technische Reichsanstalt, vertreten durch Hrn. Prof. Dr.
K. Scheel.
Die Kaiserliche Normal-Eichungs- Kommission, vertreten durch Hrn. Baurat
B. Pens ky.
Der Oberbürgermeister zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Bürgermeister
Dr. Paul.
Der Stadtrat von Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Stadtrat L. Kölsch.
Die Technische Hochschule zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Geh. Hofrat
Prof. Dr. O. Lehmann.
Die Kgl. Württembergische Centralstelle für Gewerbe und Handel, ver-
treten durch Hrn. Schulvorstand Sander, Schwenningen.
Die Generaldirektion der Großh. Staatsbahnen, vertreten durch Hrn. Ober-
geometer K. Dreß.
Die Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues, vertreten durch Hrn. Ver-
messungsinspektor L. Stutz.
.Die Handelskammer zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Vizekonsul K. Lay h.
Die Handwerkskammer zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Hofblechnermeister
Anselment.
Die Städtische Gewerbeschule zu Karlsruhe, vertreten durch Hrn. Architekt
K. Kuhn.
Die Fachschule zu Göttingen, vertreten durch Hrn. Dir. E. Winkler.
Die Uhrmacherschule zu Furtwangen, vertreten durch Hrn. Dir. Baumann.
Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs in Karlsruhe, vertreten
durch Hrn. L. Paar.
Die Herren:
Prof. Dr. L. Ambronn, Göttingen.
M. Bekel, Hamburg.
B. Berger, Darmstadt.
Techn. Rat A. Blaschke, Charlottenburg.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Bunte, Karlsruhe. |
Rich. Dennert, Altona. |
Prof. Dr. P. Eitner, Karlsruhe.
A. Elshorst, v. d. Fa. Sautter & Meßner,
Aschaffenburg.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Engler, Karlsruhe.
M. Fischer, Geschäftsführer der Firma
Carl Zeiß, Jena. |
. A. Frank, i. Fa. B. Halle Nachf., Steglitz.
Geh. Hofrat Prof. Dr. M. Haid, Karlsruhe. | 34. W. Ruhstrat, Göttingen.
W. Handke, Berlin.
. W. Haensch, Berlin.
. Dr. H. Hausrath, Karlsruhe.
. Const Heintz, Stützerbach.
W. Hensoldt, Wetzlar.
. G. Heyde, Dresden.
. H. Hommel, Mainz.
H. Jacob, Vertreter der Fa. C. P. Goerz,
Friedenau.
. F. Köhler, Leipzig.
22. H. Krebs, Dresden.
23. P. Krüger, Berlin.
24 Dr. H. Kris, Hamburg.
25. W. Löw, Heidelberg.
26. E. Marawske, Berlin.
27. H. Möller. Wedel.
28. R. Nerrlich, Berlin.
29. A. PeBler, Freiberg.
30. W. Petzold, Leipzig.
31. A. Pfeiffer, Wetzlar.
32. Dr. A. Reuter, Homburg v. d. H.
33. Stadtkommandant Generalleutnant Rinek
v. Baldenstein, Karlsruhe.
35. J. Sartorius, Göttingen.
36. A. Scheurer, Karlsruhe.
37. K. Scheurer, i. Fa. C. Sickler, Karlsruhe.
38. Geh. Hofrat Prof. Dr. Schleiermacher, Karls-
ruhe.
39. A. Schmidt, i. Fa. E Leybolds Nachf., Cöln.
40. Kommerzienrat G. Schoenner, Nürnberg.
41. L. Schopper, Leipzig.
42. Prof. Dr. Schultheis, Karlsruhe.
43. P. Schultze, Cöthen.
Deutsche
259 Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. Mechaniker-Ztg.
44. W. Seibert, Wetzlar. 47. M. Tiedemann, Berlin.
45. B. Sickert, Reinickendorf. 48. Geh. Hofrat Prof. Dr. Treutlein, Karlsruhe.
46. Dr. R. Spuler, Karlsruhe. 49. E. Zimmermann, Berlin.
C. 8 Damen.
Bericht über die Verhandlungen.
I. Sitzung
Donnerstag, den 21. September,
im Rathaussaale.
Der Vorsitzende, Hr. Dr. H. Krüß, eröffnet die Sitzung um 10!/, Uhr.
Er erinnert an den ersten Mechanikertag, der gleichfalls in Baden, zu Heidelberg,
stattfand. Damals war der inzwischen verstorbene C. Sickler ein begeisterter Anhänger des
Gedankens von Loewenherz, die deutschen Mechaniker alljährlich zu versammeln; heute ver-
danken wir dem Nachfolger Bicklers die Vorbereitungen zur bevorstehenden Tagung, denen
er sich in bereitwilligster und dankenswertester Weise unterzogen hat.
Der Mechanikertag wird begrüßt von Hrn. Geh. Reg.-Rat Crohn namens des
Hrn. Kultusministers, Hrn. Bürgermeister Paul namens der Stadt, Hrn. Geh. Hofrat.
Prof. Dr. Lehmann namens der Technischen Hochschule, Hrn. Prof. Dr. Scheel
namens der Phys.-Techn. Reichsanstalt, Hrn. Baurat Pensky namens der Kais. Normal-
Eichungs - Kommission, Hrn. Layh namens der Handelskammer und Hrn. Hofblechner-
meister Anselment namens der Handwerkskammer.
Nachdem der Vorsitzende allen diesen Herren und ihren Behörden den
Dank der D. G. f. M. u. O. ausgesprochen hat, erstattet er den
I. Jahresbericht.
Wenn unsere Satzungen die Erstattung eines Jahresberichtes seitens des Vorsitzenden
vorschreiben, so kann das nicht so verstanden sein, ala wenn es sich nur um einen Bericht über
die Geschäfte unserer Gesellschaft handelt; denn dann könnte er meistens sehr kurz sein,
manchmal sogar auch ausfallen, wie z. B. heute, wo sehr wenig zu berichten ist. Ich fasse diese
Bestimmung aber dahin auf, daß eine Gelegenheit durch sie geschaffen ist, allgemeine Fragen
zur Sprache und auch zur Erörterung zu bringen, die für unsere Gesellschaft und unser Fach
von Interesse sind.
Im Anschluß an den Versammlungsbericht des letzten Mechanikertages habe ich zunächst
hervorzuheben, daß die Wirtschaftliche Kommission an die Arbeit gegangen ist; sie wird heute
und außerdem in einer geschlossenen Mitgliederversammlung morgen über ihre Tätigkeit berichten.
Von dieser Stelle aus möchte ich aber das dringende Ersuchen an unsere Mitglieder richten,
die außerordentlich bedeutungsvolle Arbeit dieser Kommission mit allen Kräften zu unterstützen.
Im Zusammenhang damit weise ich hier nochmals darauf hin, daß der Vorstand es für
im Interesse der Mitglieder gelegen hält, wenn Erfahrungen über Exportverhältnisse, über
Zollschikanen usw., die einzelne Mitglieder gemacht haben, auch anderen zu nutze kommen,
Die Mitglieder sind deshalb durch das Vereinsblatt gebeten worden, enteprechende Mitteilungen
an unseren Geschäftsführer zu geben, der sie nach Prüfung durch unseren Ausschuß für handels-
politische Angelegenheiten den Mitgliedern zur Verfügung stellen wird. Dabei wird der vertrau-
liche Charakter solcher Mitteilungen durchaus gewahrt bleiben.
Auf dem letzten Mechanikertage hat uns die Frage der Beschaffung optisch brauch-
baren Kalkspates beschäftigt. Ich bin namens des Vorstandes nach Kräften bestrebt gewesen,
die Angelegenheit zu fördern, habe aber die weitere Behandlung derselben auf ihren ausdrück-
lichen Wunsch an die besonders dafür interessierten Firmen abgegeben.
Der Vorstand hat sich bemüht, die Ausstellungen bei den Naturforscherversammlungen für
die Mitglieder unserer Gesellschaft günstiger zu gestalten, und zu diesem Zwecke eine besondere
Kommission eingesetzt. In diesem Jahre hat diese Kummission noch nicht in Wirksamkeit
treten können, jedoch hoffen wir, daß für später im Einvernehmen mit dem Vorstaude der Ge-
sellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte etwas erreicht wird.
Über den Abschluß unserer vorzüglich verlaufenen, weil vorzüglich geleiteten, Aus-
stellung in Brüssel wird Hr. Haensch noch berichten.
Der Vorstand muß dem Mechanikertag die Bitte um Verstärkung unserer Geldmittel
durch geringe Erhöhung der Jahresbeiträge vorlegen. Um aber die Gesamtheit, der Mitglieder
Heft 28.
1 Dezmber 1911. FrotokoN des 22. Deutschen Mechanikertages. 253
— PER Sei men ee — —e— LS — = — — — a — eee —— —
nicht zu stark zu belasten, hat er den mit gutem Erfolge gekrönten Versuch gemacht, von ein-
zelnen Mitgliedern, die gut dazu in der Lage sind, eine freiwillige Erhöhung ihrer Beiträge zu
erreichen.
Die Reichsversicherungsordnung ist endgültig vom Reichstage verabschiedet und tritt
am 1. Januar 1912 ins Leben, sie ist gegenüber dem Entwurf der Reichsregierung durch die
Behandlung in der Reichstagskommission wesentlich verbessert worden.
Was die Kranken versicherung anbelangt, die bisher auf die gewerblichen Arbeiter
beschränkt war, so ist der Kreis der Versicherungspflichtigen außerordentlich erweitert worden.
Die Einkommengrenze für die Versicherungspflicht ist von 2000 auf 2500 M erhöht, für die frei-
willige Versicherung ist die Grenze auf 4000 M festgesetzt.
Eine wesentliche Erhöhung der Leistungen der Krankenkassen ist nicht festgesetzt.
Die Verteilung der Beiträge ist dieselbe geblieben, es zahlen also die Arbeitgeber ein Drittel,
die Arbeitnehmer zwei Drittel. Jedoch ist den Arbeitgebern mehr Einfluß für die Amterwahlen
in den Krankenkassen eingeräumt, als solches bisher der Fall war.
Auch der Kreis der gegen Invalidität zu versichernden Personen ist erweitert worden.
Neu hinzugekommen ist sodann die Hinterbliebenen versicherung, die eine Witwenrente für in-
valide Witwen und eine Waisenrente vorsieht. Um die Kosten dafür aufzubringen, werden die
Beiträge in allen Lohnklassen erhöht, in der höchsten um ein Drittel.
Die Unfallversicherung hat gegen bisher die geringste Veränderung erfahren, wichtig
ist hier, daß die Bestimmungen über die Unfallverhütung erheblich ausgebaut worden sind.
Mit den Funktionen des Versicherungsamtes, des Oberversicherungsamtes und des
Reichsversicherungsamtes will ich Sie nicht aufhalten und nur erwähnen, daß bei der Ent-
scheidung sämtlicher Streitigkeiten aus der Arbeiterversicherung in allen Instanzen Laienrichter
mitwirken, die sogar zum Teil die Majorität haben.
Das Gesetz über die Versicherung der Angestellten ist an eine Kommission verwiesen
worden. Trotz aller Neigung für die Verbesserung der Lage der Angestellten ist in weiten
Kreisen großer Widerspruch gegen den vorgelegten Gesetzentwurf erhoben worden. Haupt-
sächlich erachtet man die neue finanzielle Belastung als viel zu hoch, zumal da Zweifel daran
aufgetaucht sind, ob die in der Begründung gegebene Kostenberechnung ausreichend ist. Viel-
fach ist als bei weitem billiger ein Anschluß an die Invalidenversicherung empfohlen worden
und mehrfach mit Recht darauf hingewiesen, daß ein Ausgleich der sozialpolitischen Belastung
Deutschlands und seiner Konkurrenzländer durchaus erforderlich sei, weil durch die stets
wachsenden Abgaben allmählich, aber ganz sicher die deutsche Industrie im Wettbewerb mit
derjenigen anderer Länder in Nachteil kommt.
Am 30. Juli d. J. ist das Denkmal Ernst Abbes in Jena eingeweiht worden und wir alle
haben, wenn auch nicht persönlich, 80 doch im Geiste an dieser Ehrung unseres großen, dahin-
gegangenen Mitgliedes teilgenommen. Was er uns gewesen, ist unvergessen; auf unserer Ver-
sammlung in Kiel haben wir versucht, es in einem Nachruf zusammenzufassen. Bo steht nun
dieses Denkmal da als ein sichtbares Zeichen, welches uns zum Nachstreben auffordert, ein
Denkmal Ernst Abbes und zugleich ein Denkmal der Arbeit, deren Apostel Abbe war. Denn
er suchte die Arbeit ihrem ganzen Wesen nach zu erfassen, in allen ihren einzelnen Er-
scheinungen und ihren den Menschen adelnden Wirkungen. Und so hat man sein Bildnis um-
geben mit den trefflichen Darstellungen der Arbeit von Constantin Meunier. Mit Begeisterung
hat mir vor Jahren der Jenenser Philosoph Rudolf Eucken von diesem Werke des Künstlers
gesprochen und es als ein Zeichen der Wandlung menschlicher Anschauungen bezeichnet, daß
nunmehr die Arbeit den Menschen nicht mehr erniedrige und herunterziehe, sondern ihn auch
innerlich hebe, und zwar jegliche Arbeit. Und er selbst hat, entschieden beeinflußt durch das
Werk Ernst Abbes, das er ja vor Augen hatte, in mehrfachen Veröffentlichungen Beiträge
zur Philosophie der Arbeit geliefert, die er unter die moralischen Treibkräfte der Gegenwart
einordnet. Je mehr die Arbeit Sache des ganzen Menschen wird, desto mehr kann sie zur Be-
freiung von kleiner Selbstsucht, zur inneren Erweiterung des Wesens dienen. Anderseits er-
fordert die Arbeit durch ihre Verfeinerung und Differenzierung das Zusammenstehen vieler ein-
zelner Individuen; das Gefühl des Aufeinanderangewiesenseins, des gegenseitigen Helfens und
Tragens und Duldens wird gescharft, aber auch scharf bervorgehoben die Bedeutung und Not-
wendigkeit jeder einzelnen kleinen Leistung für den Fortschritt des Ganzen.
Es ist gut für uns, diesen Gedanken, den wir damals im Nachruf auf Ernst Abbe
auch als den seinigen hervorgehoben haben, niemals zu verlieren, denn auf ihm beruht das Ge-
deihen unserer Vereinigung, ja ich wage noch mehr zu behaupten, auch das Gedeihen Deutscher
Mechanik und Optik.
254 Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. re
Überall in der Industrie wachsen” die großen Betriebe, auch in der unsrigen, und
mancher kleinere Kollege mag mit Besorgnis diesem Wachsen zusehen. Wohl mag diese Be-
sorgnis nicht vollkommen grundlos sein, aber nach meiner festen Überzeugung müssen die
kleineren Betriebe bleiben und werden bleiben aus innerer Notwendigkeit, aus Gründen, die in
dem Wesen unserer Kunst liegen.
Unsere Arbeit soll der wissenschaftlichen Forschung dienen, und deshalb ist ein
möglichst enger Zusammenhang zwischen den Männern der Wissenschaft und den Vertretern der
Technik durchaus erforderlich. Das wird auf beiden Seiten anerkannt. Die wissenschaftliche
Arbeit aber ist in viele einzelne Zweige geteilt, jede Untersuchung bedarf ibrer besonderen
Versuchsanordnung, ihrer besonderen technischen Hilfsmittel, und je mehr die Forschung in die
Tiefe geht, desto feiner müssen die Vorrichtungen werden, deren sie sich bedient.
Von einer fabrikatorischen Herstellung solcher Apparate kann deshalb in vielen Fällen
gar nicht die Rede sein, sondern es bedarı der Einsicht und der Tüchtigkeit des einzelnen
Mechanikers, um den hier zu stellenden Anforderungen zu genügen; wir brauchen in unserem
Fache ideal gerichtete Männer, die ihre Befriedigung nicht im äußeren Gewinn finden, sondern
in der Freude an ihrem gelungenen Kunstwerk. In der Geschichte unserer Kunst stoßen wir
immer wieder auf solche Männer und erkennen die wichtigen Fortschritte, welche durch sie
hervorgerufen worden sind; solche Förderer möge uns auch die Zukunft fort und fort beschoren.
Aus den angeführten Gründen bedeuten für die Deutsche Mechanik und Optik die über ganz
Deutschland verstreuten kleineren Werkstätten genau so viel, wie die auch nicht kleine Zahl
großer, mächtiger Betriebe. Die letzteren aber tragen durch die große Masse ihrer Erzeugnisse
zur Bedeutung unserer Industrie im wirtschaftlichen Leben unseres Volkes erhebliches bei und
sind, da sie mit den reichlichen ihnen zufließenden Mitteln die Vollkommenheit ihrer Erzeugnisse
auf eine hervorragende Höhe heben können, in mancher Beziehung vorbildlich. So gehören
beide zusammen, die kleinen Werkstätten und die großen Betriebe, und es ist von jeher das
Bestreben unserer Gesellschaft gewesen, sie zusammenzuhalten, sie nicht etwa durch Scheidung
in Fabrik und Handwerk zu trennen, sondern zusammenzustehen und vereint einzutreten für die
großen gemeinsamen Interesseu unseres Faches, über die ich im einzelnen hier nichts ausführen,
aber doch hinweisen will auf die gemeinsamen Arbeiten zur Ausbildung des Nachwuchses, auf
die gemeinsamen Beteiligungen an den großen Ausstellungen, an die Förderung unserer wirt-
schaftlichen und handelspolitischen Interessen u. a. m.
Über den Stand unserer Mitglieder ist folgendes zu berichten:
August 1910 Zugang Abgang August 1911
Hauptrereii??́e” 2 ee 162 18 8 172
Berli e SLE 183 12 9 186
Göttingen » . 2 2 22 nn. 32 — 1 31
Hales sia, ag eet Yo. et 34 — 1 33
Hamburg-Altona 45 2 1 46
Ilmenaùuu 2 2 2 2 20. 106 12 8 110
Being eR ‘o’ 28 3 3 28
Miinchen 34 — 2 32
Summe 624 47 33 638
Durch den Tod haben wir verloren die Mitglieder: A. Ellermann, R. Galle,
H. Heraeus, Dr. R. Küchler, E Sydow, C. Reichel, Dr E. Hering, F. Schuchhardt,
A. Peßler, H Seidel. Wir ehren ihr Andenken durch] Erheben von den Sitzen. (Geschteht.)
Hr. Baurat B. Pensky
widmet im Anschluß an die letzten Worte des Jahresberichts dem verstorbenen Altmeister der
Prazisionsmechanik Carl Reichel einen Nachruf, in dem er das Wesen und die Bedeutung
dieses Außerlich unscheinbaren, geistig aber hochbedeutenden und in der Auffassung sowie
in der Ausübung unserer Kunst vorbildlichen Mannes darstellt; Redner legt ein Bild Reichels,
das an dessen 78. Geburtstag aufgenommen worden ist, vor.
II. Hr. Dr. H. Hausrath spricht: Ueber die Daten, die zur vollständigen
Beurteilung elektrischer Mepinstrumente erforderlich sind.
Der Vortrag (vgl. D. Mech -Ztg. 1911. S. 209 u. 222) weist nach, daß folgende Größen
zur Beurteilung nötig und ausreichend sind:
a) Mechanisch konstruktive Eigenschaften.
1. Größter Fehler (Ju und f= 4a/am) bei der Einstellung bezw. Ablesung.
2. Zeigerlänge und maßstäbliche Abbildung der Skala.
3. Zeit zur Einstellung des vollen Ausschlags auf 1 pro Mille und Dämpfung.
$ Deiember 1911. BE Be qas: 23, Deutschen- Mochanikortngenn -l ie nn 255
b) Empfindlichkeit.
Drehmoment für vollen Ausschlag
Gewicht des beweglichen Systems `
Leistung an den Klemmen des Instruments bei vollem Ausschlag.
Leistung im Drehspulsystem bei vollem Ausschlag.
Spannung am Drehspulsystem bei vollem Ausschlag für Amperemeter.
Stromverbrauch im Drehspulsystem bei vollem Ausschlag für Voltmeter.
Sa SS De
c) Abhängigkeit von Temperatur und äußeren Feldern.
9. Temperaturkoeffizient (relative Zunahme des Ausschlags pro Grad O).
10. Größte relative Änderung des Ausschlags für 1 Gaug magnetische Feldstärke am
Platze des Instruments. 5
d) Abhängigkeit vom Betriebszustand und von der Schaltung.
11. Relative Anderung Sam/am des vollen Ausschlags wärend des Nachkriechens bei
Dauereinschaltung nach langer Pause.
12. Relative Anderung des Ausschlags bei + 10%. Abweichung von der normalen
Periodenzahl.
13. Widerstand und Selbstinduktion von elektrodynamischen Voltmetern und vom
Spannungszweig von Wattmetern.
14. Ausschlag von Wattmetern bei 90° Phasendifferenz von Strom und Spannung und
bei voller Belastung der Strom- und Spannungsspule.
15. Widerstand und Selbstinduktion von Amperemetern und von der Stromspule von
Wattmetern für Instrumente mit MeBtransformator.
16. Widerstand und Selbstinduktion von Voltmetern und von der Spannungsspule von
Wattmetern für Instrumente mit Meßtransformator.
III. Hr. Prof. Dr. K. Scheel: Ueber die Dimensionsänderunyen yemauerter
ustronomischer Pfeiler bei der Erhärtung des Bindematerials.
Der Vortragende hat durch Versuche, die er in der Phys.- Techn. Reichsanstalt an-
gestellt hat, nachgewiesen, daß die Pfeiler sich nicht setzen, sondern im Gegenteil wachsen;
Zement ist ein sehr unruhiges Bindematerial, Weißkalk beruhigt sich ziemlich schnell, reiner
Kalkmörtel und Gips zeigen von Anfang an keine großen Änderungen (vgl. D. Mech.-Ztg. 1911. S. 197).
Hr. Prof. Dr. L. Ambronn
macht Carauf aufmerksam, daß die astronomischen Pfeiler unter dem starken Druck der auf
ihnen uhenden Instrumente stehen; er würde es für richtiger gehalten baben, bei den Ver-
sucher gleiche Verhältnisse herbeiführen.
Hr. Prof. Dr. K. Scheel
erwidert, das seine Versuche nur über das Verhalten des Materials selbst orientieren sollten;
der Einfluß der Belastung sowie der Feuchtigkeit wurde nicht in Betracht gezogen.
IV. Hr. W. Haenseh: Schlußbericht über die Weltausstelluny Brüssel 1910.
Es wird Ihnen aus unserem Vereinsblatte bekannt sein, daß unsere Kollektivausstellung
auf der Weltausstellung, besonders bei der Preisverteilung, in glänzender Weise gegenüber den
anderen Nationen abgeschnitten hat. Es sei daher der Männer gedacht, die uns in hervor-
ragender Weise ihre Unterstützung haben zuteil werden lassen: des Reichskommissars Hrn. Geh.
Reg.-Rat Albert, Hrn. R. Drosten sowie der Kommissionsmitglieder Hrn. Prof. Dir. A. Böttcher
(Ilmenau) und Hrn. E. Berger, (damals bei der Firma Carl Zeiß). Allen diesen sowie
den übrigen Kommissionsmitgliedern sei an dieser Stelle wiederholt gedaukt. Es dürfte Ihnen
ja aus den vorjährigen Berichten in Erinnerung sein, daß sich an der Kollektivausstellung 44 Aus-
steller beteiligten. Nach der jetzt stattgefundenen Abrechnung betragen die den 44 Ausstellern
tatsächlich zur Last fallenden Kosten 80 695.22 M, und es hat sich ein Überschuß von
5692,15 M ergeben. Der Preis von 550 M pro qm erniedrigte sich um 38,98 M, und es
kann daher den Ausstellern eine entsprechende Rückzahlung gemacht werden, so daß sich die
Unkosten für den einzelnen Aussteller immerhin in normalen Verhältnissen bewegen.
Daß unsere Kollektivausstellung ganz außerordentliche und vorzügliche Leistungen
aufzuweisen hatte, ist wohl aus den sehr zahlreichen Auszeichnungen, die in unsere Abteilung,
Klasse 15 „Wissenschaftliche Instrumente“, gefallen sind, zu ersehen. Unsere Abteilung, die aus
44 Ausstellern bestand, wurde mit folgenden Auszeichnungen bedacht: Große Preise 43, Ehren-
Diplome 20, Goldene Medaillen 32, Silberne Medaillen 15, Bronzene Medaillen 1, Ehrende Er-
wähnungen 2.
Dentsche
256 Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. Mechaniker. Ztg.
Es sind selbstverständlich bei der großen Anzahl von Auszeichnungen und verhältnis-
mäßig wenigen Ausstellern einzelne Firmen mit mehreren Preisen bedacht worden, da sie in den
verschiedenen Untergruppen der Klasse 15 ausgestellt hatten. Mit Recht darf die Deutsche
Mechanik und Optik stolz sein auf dieses Resultat; dasselbe wird uns zu weiteren Anstrengungen
anspornen, um 80 mehr, als die anderen Nationen anfangen, auf unserem Gebiet der mechanischen
Kunst uns energisch Konkurrenz zu bereiten.
In der Hoffnung, daß auch der Erfolg für den einzelnen Aussteller nicht ausbleibt,
schließe ich mit dem Wunsche, daß es unserer Präzisionsmechanik und Optik gelingen möge,
wie in früheren Jahren auch in Zukunft in engster Fühlung mit den Vertretern der Wissenschaft
zusammenzuarbeiten, im Interesse Deutscher Wissenschaft und Technik.
Der Vorsitzende
dankt Hrn. Haensch für die schöne und große Arbeit, die er zum Nutzen der Allgemeinheit
auf sich genommen und durchgeführt habe. Die D. G. f. M. u. O. sei stolz darauf, daß der
Sohn von Hermann Haensch in gleicher Weise wie der Vater im Interesse der Gesamtheit
Opfer zu bringen bereit sei und in derselben Weise der Pflege der Kollegialität seine Arbeit
und Zeit widme. Die an der Ausstellung in Brüssel beteiligten Firmen haben beschlossen, als
bleibendes Zeichen ihrer Anerkennung und ihres Dankes Hrn. Haensch eine Adresse und ein
Ehrengeschenk zu widmen.
Unter Uberreichung des Geschenkes (eines Tafelaufsatzes) verliest der Vor-
sitzende die folgende Adresse:
„Die unterzeichneten Teilnehmer an der Kollektivausstellung der Deutschen Gesellschaft
für Mechanik und Optik auf der Weltausstellung Brüssel 1910 sprechen Hrn. Wilhelm Haensch
ihren aufrichtigen Dank aus für die arbeitsreiche und wirkungsvolle Vertretung ihrer Interessen
und bitten ihn, beifolgendes Ehrengeschenk als 4uBeres Zeichen des Dankes anzunehmen.“
Hr. W. Haensch
dankt mit herzlichen Worten für die ihm bereitete Ehrung; er werde stets bereit sein, für die
D. G. f. M. u. O. zu arbeiten, so oft er gerufen werde. (Lebhafter Beifall).
V. Hr. A. Schmidt: Die Tätigkeit des Ausschusses für wirtschaftliche
Fragen.
Der Ausschuß hat im vergangenen Jahre eine recht umfangreiche Tätigkeit entfaltet
und ist zur endgiltigen Erledigung der durch Briefwechsel vorbereiteten Materialien 3-mal zu-
sammengetreten.
Der neue französische Zolltarif enthält für die Präzisionsmechanik geradezu Prohibitiv-
zölle. Das Zugeständnis, daß Instrumente zu wissenschaftlichen Zwecken frei eingeführt werden
dürfen, hat wenig Wert, weil hierzu in jedem einzelnen Fall die Erlaubnis des Ministers eingeholt
werden muß. Die Ausfihrungsbestimmungen, über die Sie nachher genaueres von Hrn. Fischer
hören werden, sind sehr schikanös. Ferner beschäftigten wir uns mit dem schwedischen und dem
japanischen Zolltarif; der Entwurf des ersteren ging den in Frage kommenden Mitgliedern zur
Äußerung zu, und auf Grund des erhaltenen Materials richteten wir eine Eingabe an das Reichs-
amt des Innern.
Dem wirtschaftlichen Beirate des genannten Reichsamts gehört Hr. Dir. M. Fischer
an, und wir haben es der geschickten, eifrigen, höchst objektiven Tätigkeit dieses unseres Mit-
gliedes zu danken, daß wir wenigstens gegenüber Schweden etwas erreichten. Wenn wir in
Zukunft besser abschneiden wollen, so müssen wir zunächst folgendes erstreben.
Wir müssen den Reichsbehörden eine zutreffende Statistik über den Wert unserer
Produktion geben können, die dort viel zu gering eingeschätzt wird. Wir glauben einen Weg
gefunden zu haben, hierüber etwas Brauchbares zu ermitteln, ohne den Mitglisdern eine große
Indiskretion über ihre geschäftlichen Verhältnisse zuzumuten. Morgen in der geheimen Bitzung
werden Sie genaueres darüber hören.
Ferner möchte ich um recht intensive Unterstützung unserer Arbeiten durch Uber-
sendung von Mitteilungen, ausführliche Beantwortung unserer Umfragen usw. bitten. Selbst
solche Firmen, die nicht oder noch nicht nach den betr. Ländern exportieren, sind an den Zoll-
fragen aufs stärkste interessiert. Denn je mehr unser Export eingeschränkt wird, desto mehr
werden die dadurch direkt geschädigten Firmen versucht sein, den Ausfall durch stärkere Be-
arbeitung des inländischen Marktes wettzumachen; so leiden nach und nach auch die nicht
exportierenden Firmen unter ungünstigen Zollverhältnissen.
Heft 23.
t. Dezember 1911. Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. 257
Wir werden sodann uns dagegen wehren müssen, daß im Auslande der Bezug deutscher
Erzeugnisse durch behördliche Verfügungen unseren bisherigen Abnehmern erschwert oder
untersagt wird, wie es in Rußland und Ungarn geschehen ist.
Von einigen Seiten ist vorgeschlagen worden, Deutschland möge selbst hohe Zölle auf
präzisionsmechanische Gegenstände legen und so Kompensationsobjekte für unsere Verhand-
lungen mit dem Auslande schaffen. Das wäre ganz verkehrt, deun die Einfuhr nach
Deutschland ist ganz unbedeutend und die einzige Folge wäre, daß wir unseren lebhaften
Reparaturverkehr, der schon ohnehin durch fremdländische Zollschikanen schwer leidet, aufs
empfindlichste schädigen würden. (Lebhafter Beifall.)
Hr. Dir. M. Fischer
betont zunächst, daß er bei seiner Tätigkeit im Beirate des Reichsamts des Innern nicht auf
extrem freihändlerischem Standpunkte stehe, sondern sich nur durch Rücksichten auf die Zweck-
mäßigkeit bestimmen lasse.
Leider sind zu wenig Vertreter der sog. Veredlungsindustrien an den Beratungen
dieses Ausschusses beteiligt, so daß dort die Agrarier und die schwere Industrie dominieren.
Wir werden für den demnächst aufzustellenden deutschen Zolltarif erstreben müssen,
daß unsere Erzeugnisse in besonderen Positionen allein aufgeführt werden, statt wie jetzt mit
Massenprodukten zusammen, mit denen sie lediglich das Material gemein haben und von denen
sie dann bei der Festsetzung der Zölle erdrückt werden.
In bezug auf die schwedischen und die französischen neuen Zolltarife haben wir einiges
erreicht. Dagegen sind wir durch den neuen japanischen Zollvertrag mit außerordentlich hohen
Zöllen bedacht worden und unsere dringenden Vorstellungen haben nicht gewirkt.
Der neue französische autonome Zolltarif hat die deutsche feinmechanische Industrie
mit weiteren starken Zollsätzen belastet.
Neben den Zöllen apielt die Zollbehandlung oft eine ebenso wichtige Rolle. Deshalb
müssen wir bestrebt sein, eine vernünftige Handhabung der Bestimmungen seitens der aus-
landischen Zollbehörden zu erreichen, besonders beim Reparaturverkehr. Schweden verfährt in
dieser Beziehung vorbildlich, es handhabt die Bestimmungen ohne Schikane und erhebt bei der
Wiedereinfuhr 15°/, des Fakturenwertes der Reparaturen. Die Vereinigten Staaten von Nord-
amerika hingegen verzollen den reparierten Gegenstand, als ob er neu wäre. Holland verfährt
Jetzt bei der Wiedereinfuhr in erträglicher Weise, dank unseren Reklamationen.
Die gesamte Handhabung des französischen Tarifs seitens der dortigen Zollbehörden
ist unerhört. Demgegenüber verschwindet alles, was wir an Ermäßigung der Zölle erreicht
haben. Dieses Übel hat seinen letzten Grund darin, daß die französischen Zollbeamten Prämien
für Aufdeckung von falschen Deklarationen erhalten, also geradezu zu gewagten Auslegungen
verführt werden. Der Reparaturverkehr wird durch die Forderung von allerlei Attesten, die
z. T. von der dortigen Konkurrenz auszustellen sind, erschwert; dazu kommt das ganz unbillige
Verlangen, daß der reparierte Gegenstand genau so viel wiegen müsse, wie der ausgeführte. Die
Franzosen haben wenigstens auch einen Schaden von diesen Plackereien: Ihr Durchgangshandel
in unseren Instrumenten hat sich wesentlich vermindert und sich zum direkten Verkehr von
Deutschland aus umgewandelt.
Eine Angelegenheit von großer prinzipieller Tragweite ist in jüngster Zeit aufgetaucht,
die mit der Auslegung der Meistbegünstigung im Zusammenhange steht. Die Vereinigten
Staaten und Canada beabsichtigen nämlich einen Handelsvertrag einzugehen, der die Meistbe-
günstigung anderer Nationen ausschließt. Erkennen diese eine solche Bestimmung an, so
verliert für die Zukunft die Meistbegünstigungsklausel fast jeden Wert.
Unsere nächste Sorge ist der russische Handelsvertrag. Hier wollen wir unsere Sache
vor allem selbst führen, was ja nicht ausschließt, daß wir andere geeignete Stellen gleichfalls
mit Material versehen. (Lebhafter Beifall.)
Hr. A. Pfeiffer:
Wenn es gelingt, uns die Reparatur unserer eigenen Instrumente aus der Hand zu
nehmen, so werden wir auch indirekt sehr schwer geschädigt, indem die fremde Konkurrenz an
unseren Apparaten lernt. Den Regierungen, die so eifrig für die schwere Industrie sorgen,
mögen bedenken, daß unsere wenigen Millionen doch vom sozialen Standpunkte eine ganz
andere Bedeutung haben, als die hohen Zahlen der schweren Industrie: diese beschäftigt die
am schlechtesten eutlohnten Arbeiter, zum guten Teil Ausländer, in der Feinmechanik und Optik
aber findet die Elite der deutschen Arbeiterschaft ihr das Durchschnittsmaß weit üÜbersteigendes
Einkommen, und so arbeiten wir mit an dem Emporkommen der unteren Volksklassen.
Hr. M. Fischer
erklärt hierzu, daß er bei den Beratungen im Reichsamt des Innern darauf hingewiesen
habe, daß bei unseren Produkten nur 10 bis 20% auf Rohmaterial zu rechnen seien.
Der Vorsitzende
dankt der Kommission für ihre Tätigkeit. Der einhellige Eindruck dieser Verhandlungen sei,
daß unsere Angelegenheiten nirgends besser aufgehoben sein können.
VI. Hr. Techn. Rat A. Blaschke: Die wichtigsten Patente des letzten Jahres.
Abgesehen von den nach wie vor in Klasse 42 sehr zahlreich auftretenden Patenten
auf Kinematographen, Phonographen und Rechenmaschinen haben sich die Erfinder in der
Berichtszeit auffallend viel mit nautischen Problemen befaßt: die Aufgabe der Kompaß-Über-
tragung und -Aufzeichnung ist offenbar noch nicht befriedigend gelöst, und es scheint, als ob
auch die maßgebenden Behörden jetzt dieser Frage erneut ihr Interesse zuwenden. Ein Apparat
zur Auflösung sphärischer Dreiecke soll wohl auch nautischen Zwecken dienen. Für die
Sicherung von Schiffen bei unsichtigem Wetter wird statt der Sirene jetzt die drahtlose Tele-
graphie dienstbar gemacht sowie das Unterwasser-Telephon. Auch die Ortsbestimmung im Luft-
ballon beschäftigt die Erfinder viel. Auffallend und wohl in der modernen Fabrikationsmethode
begründet ist die große Zahl der Apparate zur automatischen Prüfung und Analyse von Gasen.
In Klasse 21 dauern die Bestrebungen auf Verbesserung der Meßgeräte aller Art, der
Telegraphie (besonders der drahtlosen), der Telephonie (automatische Vermittlungsämter) und
der Fernphotographie unvermindert fort, ebenso mit bezug auf die Röntgenaufnahmen, besonders
auf die Momentphotographie. Mit letzteren nahe verwandt sind die Erfindungen auf dem Gebiete
der medizinischen Apparate, z. B. der Endoskopie; auffällig ist das Fehlen der Instrumente zur
Innenuntersuchung des Ohres.
Glasapparate fehlen wie seit längerer Zeit fast ganz, mit Ausnahme des Quarzglases.
Redner geht dann über zur Besprechung der Gesetzgebung auf dem Gebiete des
Patentrechts. Die erwartete Vorlage zu einem neuen Patentgesetze, das u. a. eine Neuordnung
des Vorprüfungswesens bringen sollte, ist nicht erschienen. Hingegen ist der sog. Ausführungs-
zwang (§ 11 des Pa. G.) durch eine Novelle seit dem 1. Juli neu geregelt. (Vgl. D. Mech.-Ztg.
1911. S. 185). Ferner hat im Mai zu Wasbington eine Konferenz über den Unionsvertrag statt-
gefunden, hauptsächlich mit dem Ergebnisse, daß die Gebrauchsmuster in bezug auf internationale
Behandlung den Patenten gleichgesetzt worden sind.
Schluß der Sitzung 11 Uhr.
If. Sitzung.
Freitag, den 22. September, 10!/, Uhr,
im Chemischen Institut der Technischen Hochschule.
I. Hr. Dr. R. Spuler: Ueber ultraviolette Strahlen und dus Auge.
Redner hat in seiner Eigenschaft als Augenarzt Veranlassung genommen, sich durch
eigene Untersuchungen über die vielfach behauptete Schäulichkeit der ultravioletten Strahlen
ein Urteil zu bilden.
Mit einem Steinheilschen Quarzspektrographen wurde das Licht der Sonne, der
weißen Wolken und des blauen Himmels in verschiedenen Höhen am Tag und abends unter-
sucht. Damit wurden die verschiedensten gebräuchlichen Lichtquellen verglichen. Das Er-
gebnis war, daß von künstlichen Lichtquellen nur die offene Bogenlampe und die Quarzqueck-
silberdampflampe nennenswerte Mengen von ultravioletten Strahlen aussenden. Dünne Glas-
scheiben absorbieren einen großen Teil dieser Strahlen, auch vom Licht der Sonne und des
Abendhimmels.
Dem Tageslicht hat sich der Mensch im Laufe der Entwicklung angepaßt, so daß auch
die ultravioletten Strahlen für den im Freien lebenden Menschen nicht schädlich sind, und 80
finden wir auch bei diesen im allgemeinen bessere Augen als bei den hinter Glas vor einem
Teil der „gefährlichen“ Strahlen geschützten Stadtbewohner. Die Schneeblindheit, die Blendung
i. 6 l. Protokoll des 22. Deutschen Mechanlkertag es. 2059
im Gebirge, hat wohl ihre Hauptursache darin, daß diese Reisenden das helle sichtbare Licht
von unten nicht gewohnt sind.
Bei einem Fall meiner Praxis, wo mit einer Quarzlampe gearbeitet wurde, waren
Augenentzündungen (wie bei Blendung) aufgetreten. Aber auch nach Schutz mit sicher
wirkenden Gläsern stellten sich noch Beschwerden ein, wohl als Folge der Ozonwirkung. Bei
einer Lupuskranken, deren Nase mit Bogenlicht-Quarzlampe (Finsenlampe) bestrahlt worden war
und oft Strahlen ins Auge kamen, ergaben sich die Beschwerden als Folge eines Hornhaut-
Astigmatismus und wurden mit einer Zylinderbrille behoben. — Da die Temperaturstrahlen das
Energiemaximum mehr am langwelligen Teil des Spektrums haben als das Sonnenlicht, so kann
man hier eher von einem Mangel an blauen Strahlen sprechen. Das Auge des Menschen hat
sich bei Helladaption der Energieverteilung des Sonnenspektrums angepaßt. Aufgabe der Be-
leuchtungstechnik ist es, ein dem Sonnenlicht ähnliches Licht zu liefern. Blendend und störend
wirken oft starke Lichtquellen von geringer Ausdehnung. Indirekte Beleuchtung und viele
kleine statt einer starken Lichtquelle wirken für die Augen günstig. — Man muß die Augen
gegen zu grelles Licht vor allem im sichtbaren Teil des Spektrums schützen, hierfür genügen
graue Gläser vollkommen. Die hellsten gelben Strahlen werden sogar durch blaue Gläser be-
sonders neutralisiert, während gelbe Gläser sie gerade gut durchlassen.
Hr. Dr. H. Krüß
stimmt den Schlußfolgerungen des Vortragenden im allgemeinen zu; jedoch habe die indirekte
Beleuchtung den Nachteil der Schattenlosigkeit, empfehlenswerter sei die halbindirekte.
Hr. Prof. Dr. P. Eitner
teilt mit, daß die Gh, Generaldirektion der Staatsbahnen bei Versuchen mit Quecksilberlampen
in Zeichensälen gute Erfahrungen gemacht habe.
Hr. H. Möller
hat im Gegenteil recht schlechte Erfahrungen gemacht; das Arbeiten bei ungeschütztem Queck-
silberlicht hat stets Augenschmerzen hervorgerufen.
Hr. Dr. G. Spuler
betont, daß es sich hier ja um eine Quarzquecksilberlampe handle, wo der sichtbare Teil und
das Ozon schädigend wirken.
II. Hr. M. Tiedemann: Methodisch geordnete Zeichenmodelle für Mechuniker-
klassen an Fach- und Fortbildungsschulen.
Vortragender hat es auf Veranlassung der Deputation der Berliner Städtischen Fach-
und Fortbildungsschulen übernommen, die bisher als Zeichenmodelle benutzten, meist unvoll-
ständigen und oft fehlerhaften Teile von Instrumenten durch einfache, systematisch geordnete,
technisch einwandfreie Modelle von grundlegenden Konstruktionselementen zu ersetzen. Dabei
lernen die Schüler auch das Wesen der einzelnen Konstruktionen, ebenso das Entwerfen einwand-
freier geometrischer Formen kennen. Als solches Konstruktionselement hat der Vortragende
zunächst die Schraube gewählt. Die einzelnen Modelle, welche ausgelegt waren und im Licht-
bilde vorgeführt wurden, zeigen die verschiedenen Formen der Schraube und die Arten ihrer
Anwendung. Die Modelle, deren Anfertignug der Präzisionsmechaniker Hr. E. Marawske in Berlin
übernommen hat, werden seit April 191i an der dortigen Fortbildungsschule benutzt.
III. Hr. Prof. Dr. P. Eitner: Ein neues Spektrophotometer.
Der Vortragende brauchte bei seinen Arbeiten einen Spektralapparat, der sich durch
einen einfachen Handgriff in ein Photometer verwandeln ließ. Einen solchen Apparat hat aller-
dings Krüß schon 1898 gebaut; das Instrument stand aber dem Vortragenden nicht zur Ver-
fügung, und da er ferner beidemal denselben Spalt und dasselbe Prisma benutzen wollte, 80
entschloß er sich, einen neuen Apparat zu konstruieren, der von der Fa. Carl Zeiß gebaut
worden ist. Alsdann beschreibt der Vortragende den Apparat an der Hand von Zeichnungen.
(Die Beschreibung wird demnächst in einem Fachblatte veröffentlicht werden). Redner schließt
hieran den Vorschlag, die jeweilige Helligkeit der Hefnerlampe an einer bestimmten Stelle des
Spektrums für eben diese Stelle als Normal festzusetzen und sie als „Spektral-Hefnereinheit“ zu
bezeichnen. Dann würde die subjektive Unsicherheit bei spektrophotometrischen Vergleichungen
verschwinden.
Hr. Dr. H. Krüß
hält diesen Vorschlag für sehr beachtenswert, nur wäre zu beachten, daß die Hefnerlampe viel
rotes Licht enthält.
Deutsche
280 Protokoll des 22. Deutschen Mechanikertages. Mechaniker-Ztg.
Hr. W. Haensch
erinnert an das Spektrophotometer Martens-Koenig, das auch nur einen Spalt hat.
Hr. Prof. Dr. P. Eitner
erwidert, er habe wohl gewußt, daß diese Eigenschaft seines Instrumentes nicht neu sei.
IV. Hr. H. Hommel jun.
führt die neue Meß maschine und die außerordentlich genauen Endmaße seiner Firma vor. Über
die Meßmaschine vgl. D. Mech.-Ztg. 1910. S. 1; die vorgeführte Maschine besaß außerdem noch
Maßstab und Mikroskop. Die Endmaße der Firma werden jetzt auf die Normaltemperatur des
metrischen Systems, 0°, justiert.
Hr. Baurat B. Pensky
warnt vor übertriebener Genauigkeit; man müsse stets unterscheiden zwischen Meß- und Ablese-
genauigkeit. Für die Technik reiche die Witworthsche Maschine wohl aus, und sie sei auch
bequemer.
Hr. Techn. Rat A. Blaschke
bestreitet das letzte durchaus.
V. Geschäftliche Angelegenheiten.
a) Antrag des Vorstandes: § 5, Abs. 4 der Satzungen dahin zu ändern, daß
die Zweigvereine fortan sechs Mark für jedes ihrer Mitglieder (statt bisher 5 M) an
die Gesellschaftskasse abzuführen haben.
Der Vorsitzende
begründet den Antrag damit, daß die D. G. f. M. u. O. ihre Einnahmen angesichts der steigen-
den Ausgaben vergrößern müsse. Nachdem vor einigen Jahren die Beiträge derjenigen Mit-
glieder erhöht worden sind, die einem Zweigvereine nicht angehören, sei es gerechtfertigt,
nunmehr auch die Beiträge der Zweigvereine zu erhöhen. Dadurch würden etwa 500 M für
reguläre Aufwendungen gewonnen. Diesem Antrage habe nur der Zweigverein Ilmenau wider-
sprochen. Man dürfe aber hoffen, daß sich dessen Ansicht noch ändern werde, zumal da die
Arbeiten, die hauptsächlich den Mehrbedarf verursachen, nämlich die handelspolitischen, diesem
Zweigverein besonders zu gute kommen. — Um diese Satzungsänderung durchzuführen, beab-
sichtige der Vorstand, den Antrag, nachdem er von diesem Mechanikertage angenommen sei,
gemäß $ 17 der Satzungen auch dem nächstjährigen vorzulegen.
Der Mechanikertag stimmt dem Antrage einhellig zu.
b) Vorlage der Abrechnung für 1910 und des Voranschlayes fiir 1912. Nach
kurzer Begründung durch Hrn. W. Handke wird beides genehmigt. Dem Schatz-
meister wird auf Antrag der Kassenrevisoren Entlastung erteilt.
c) Zu Kassenrevisoren werden die Herren H. Haecke und W. Haensch
wiedergewählt.
d) Bestimmung über den 25. Mechanikertuy.
Der Vorsitzende teilt mit, daß der Vorstand vorgestern beschlossen hat, fortan die
Bezeichnung „Hauptversammlung der D. G. f. M. u. O.“ anzuwenden. — Es liege für 1912 eine
Einladung des Zweigvereins Leipzig vor, für 1913 eine Einladung von Hrn. A. Schmidt nach Cöln.
Der Mechanikertag nimmt beide Einladungen mit dem Ausdrucke herzlichen
Dankes an.
V. W. 0.
Dr. Hugo Krüß Blaschke
Vorsitzender, Geschiiftsftihrer.
Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
Verlag von Julius Springer in Berlin W.¥. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9.
Heft 24. 15. Dezember. 1911.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Der Unterricht in physikalischer Handfertigkeit für Studierende
der Universität Göttingen an der Fachschule für Feinmechanik zu Göttingen.
Von EB. Winkler, Direktor der Fachschule.
Der Unterricht in physikalischer Handfertigkeit für Studierende der Universität
Göttingen, (vergl. Hinweis in der Mitteilung über die Fachschule für Feinmechanik zu
Göttingen in dieser Zeitschrift 1910. S. 35), welcher als eine Einrichtung der Universität
schon seit geraumer Zeit an derselben bestanden hat, wurde zu Beginn des Sommer-
semesters 1910 in die Fachschule für Feinmechanik zu Göttingen verlegt.
Ausschlaggebend für diese Maßnahme war zunächst der Umstand, daß mit Er-
öffnung des Neubaus dieser Schule die für den Handfertigkeitsunterricht notwendigen
technischen Einrichtungen in erwünschter Vollkommenheit geschaffen werden konnten.
Sodann aber lag es auch nahe, mit der Erteilung des Unterrichtes eine geeignete
fachmännische Lehrkraft der Fachschule zu beauftragen und die Organisation, den
Ausbau und die Leitung dieses Handfertigkeitsunterrichts in die Hand der Fachschul—
direktion zu legen. Obwohl also die Einrichtung durchaus ein Glied des Wirkungs-
bereiches der Fachschule darstellt, ist sie doch rein akademischer Natur und als solche
in den Vorlesungsplan der Universität eingereiht. Dementsprechend erfährt auch die
Fachschule, welehe an sich dem Ministerium für Handel und Gewerbe unterstellt ist,
für Übernahme des Handfertigkeitsunterrichts jährlich einen angemessenen festen
Beitrag seitens des Ministeriums der Unterrichtsangelegenheiten,
Der Handfertigkeitsunterricht hat im allgemeinen zum Ziele, Studierende der
Naturwissenschaften, insonderheit Studierende der Mathematik und Physik, in der
Handgeschicklichkeit zur Ausübung praktischer Betätigung auf der Grundlage des
Mechanikerberufes auszubilden und zu üben: er wird in halbjährigen Kursen zu
wöchentlich 4 Stunden erteilt, so daß die halbjährige Ausbildungszeit im Durchschnitt
etwa 70 Stunden umfaßt.
Die Kurse geben dureh einen systematischen Lehrgang Gelegenheit, die wich-
tigsten Werkzeuge und Arbeitsverfahren kennen und verwenden zu lernen, welche
bei der Herstellung von wissenschaftlichen Instrumenten Anwendung finden. Die
Teilnehmer werden dadurch erstens in stand gesetzt, sich bei künftigen experimentellen
Studien oder beim Unterrichte einfachere apparatliche Hilfsmittel selbst herzustellen:
dann aber lernen sie dabei auch, den Wert und die präzisionsmechanische Qualität
käuflicher Instrumente beurteilen, mit denen sie hantieren müssen oder deren Be-
schaffung für sie in Frage kommt.
Dem Ziele der Kurse entsprechend wird von vornherein darauf gedrungen,
daß bei den auszuführenden Arbeiten alles Äußerliche der Ausführung hinter dem
sachlichen Zweeke zurücktritt, daB also jeder Teilnehmer sich gewöhnt, mit möglichst
geringem Zeitaufwande und mit den einfachsten Hilfsmitteln auszukommen, sowie
Feinheit und Genauigkeit nicht weiter zu treiben, als es der gewollte Zweek verlangt.
Dieser praktische Unterricht wird ergänzt durch Unterweisungen aus den Ge-
bieten der mechanischen Technologie und der Materialienkunde nach dem Bedürfnis
der jeweilig zur Bearbeitung stehenden Aufgaben; auch sollen die Teilnehmer des
Unterrichtes, soweit die Zeit es erlaubt und die Umstände es mit sich bringen, Ge-
legenheit haben, sich im Entwerfen einfacher Maßskizzen zu üben.
Bezüglich des Unterrichtsganges ist hervorzuheben, daß nach den bisher ge-
machten Erfahrungen — der, Kursus wurde im Oktober 1911 zum vierten Male er-
öffnet — es sich als vorteilhaft erwiesen hat, dem Unterrichte einen festliegenden
Plan zu Grunde zu legen. Die Schwierigkeit, eine größere Zahl von Laien in die
Grundzüge der praktischen Mechanik gleichzeitig einzuführen, ist nicht zu verkennen,
um so mehr als die verfügbare Zeit von 70 Stunden im Halbjahre nur knapp ist, um
den erwünschten Erfolg zu erzielen. Der Lehrplan wurde daher — durchaus ein Er-
gebnis der Erfahrung — in möglichst einfache Form gebracht und in dem Sinne
schematisiert, daß bei den vorgesehenen Aufgaben möglichst vielfältige Übungen, und
zwar solche berücksichtigt sind, welche geeignet scheinen, späterhin in der Berufs-
tätigkeit des Physikers zweckdienliche Nutzanwendungen zu gewährleisten.
Der Unterricht befaßt sich mit nachstehenden Aufgaben:
a) Holzbearbeitung. Schneiden, Hobeln, Bohren, Stemmen, Drehen, Leimen
von Holz.
Beispiele: Anfertigung eines Membrangestelles für ein Demonstrations - Mikrophon; Drehen
einer Kugel; Herstellung eines Werkzeugheftes; Drehen eines Spulenkörpers, eines Facon-
stückes und dergl.
b) Bearbeitung von Eisen und Stahl. Schmieden, Feilen, Bohren, Drehen,
Härten, Anlassen und Schleifen.
Beispiele: Anfertigung von Drehstählen für Hand- und Supportgebrauch; Herstellung einer
Magnetnadel, eines Hufeisenmagneten, eines Hammers.
c) Schneiden von Gewinden. Anfertigung von Schrauben und Muttergewinden
aus Eisen, Stahl und Messing mit dem Schneideisen und dem Gewindebohrer; Schlitzen
und Bohren von Schraubenköpfen; Drehen von Schrauben mit Profilkopf und Schlagen
von Rändchen.
Beispiele: Anfertigung der Anschlußklemmen für ein Demonstrations - Mikrophon, Herstellung
einer Stellschraube, eines Gewindebohrers.
d) Löten und Biegen. Übungen im Weich- und Hartlöten; Biegen über Dorn;
Wickeln von Spiralfedern.
Beispiele: Anfertigen geometrischer Körper aus Weißblech mit Verwendung des Lötkolbens;
erbindung zweier Metallteile durch Hartlot mittels Lötrohrs; Anfertigung einer Pinzette;
Herstellung eiues Dreifuß-Gestells, einer Lötklammer aus Eisendraht.
e) Glasbearbeitung. Schneiden, Biegen, Aneinandersetzen, Blasen und
Schleifen von Glas.
f) Sonstige Uebungen. Vollendung des Demonstrations - Mikrophons; Drehen
eines Fußes aus Messingguß mit Stahlpinne und des Hütchens für eine Magnetnadel,
Aufziehen von Spinnfäden.
Die nach Erledigung dieser Übungen etwa verfügbar bleibende Zeit soll der
Praktikant dazu benutzen, um in Anwendung des Gelernten irgend eine besondere
Aufgabe durchzuführen, wobei der Veranlagung und Neigung des einzelnen Teil-
nehmers Rechnung getragen wird.
Der Unterrichtsleitung bleibt es vorbehalten, in der Lehrstoffverteilung Ände-
rungen eintreten zu lassen, sofern sich hierfür aus der Weiterentwickelung dieses
Unterrichtes von Semester zu Semester und aus der Verschiedenartigkeit der Veran-
lagung und des Fortschreitens einzelner Teilnehmer eine Notwendigkeit ergibt.
Die Durchführung dieses Lehrplanes hat unzweideutig ergeben, daB auf dem
eingeschlagenen Wege der Endzweck in erwünschter Vollkommenheit erreicht werden
kann, während gleichzeitig die Unterrichtserteilung in Anlehnung an jenes Arbeits-
schema eine Erleichterung erfährt.
Die Werkstattausrüstung für diesen Unterricht konnte infolge einer Stiftung
des Hrn. Geh. Regierungsrats Dr. v. Böttinger (Elberfeld) als Vorsitzenden der
Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und
Mathematik und aus Aufwendungen des Magistrats der Stadt Göttingen in zweck-
dienlichster Weise geschaffen werden. Von 3 Werkstattsälen der Fachschule für
Feinmechanik dient einer lediglich dem Handfertigkeitsunterrichte. Es wurden an-
fiinglich 12 vollständig mit Schraubstock und dem üblichen Handwerkszeug ausge-
stattete Arbeitsplätze eingerichtet und an Maschinen und sonstigen technischen Be-
dürfnissen bereitgestellt: 5 Drehbänke mit Fußbetrieb, 2 Glasbläsertische, 1 Tischler-
hobelbank mit vollständigen Handwerkszeug, 1 Schleifstein; außerdem ein Bestand an
Werkzeugen für besondere Zwecke.
263
15. 5 1911. Gewerbliches. — Bücherschau.
— —— n a —— — — — nn — — — — —— — — 555i.
Angesichts der fortgesetzten Steigerung der Besucherzahl, die namentlich im
Jahre 1911 besonders in die Erscheinung trat, machte sich eine erhebliche Erweiterung
der Werkstattausrüstung dringend notwendig. Infolge einer erneuten Stiftung des
Hrn. Geh. Regierungsrats Dr. v. Böttinger und mit Hilfe von Mitteln, die gleich-
zeitig seitens des Magistrats Göttingen bewilligt wurden, konnte weiteren Bedürfnissen
in dieser Richtung Rechnung getragen und die Ausrüstung an Werkzeugen, Maschinen
und sonstigen Einrichtungen auf den in folgendem zusammengefaßten Bestand
gebracht werden: |
18 Schraubstécke mit Handwerkszeug für 24 Personen, 9 Drehbänke mit Fuß-
betrieb nebst vollständigem Zubehör, 1 Gaslötgebläse, 1 elektrisch angetriebene Tisch-
Bohrmaschine, 1 Schleifstein, 2 Hobelbinke mit Tischlerwerkzeug, 3 Glasbläsertische;
dazu die nötigen Sonderwerkzeuge.
Wie sehr mit der Einrichtung des physikalischen Handfertigkeitsunterrichtes für
Studierende emem Bedürfnisse begegnet wird, erhellt aus der Teilnahme an a
Unterrichte, die zahlenmäßig sich folgendermaßen stellt:
Sommersemester 1910 16 Personen, darunter 2 Damen,
Wintersemester 1910/11 . a . f . . 14 F 5 1 Dame,
Sommersemester 191111 „ 28 5
Wintersemester 1911/1122. . 46 : ; 7 Damen.
Um den durch die gesteigerte Frequenz hervorgerufenen Anforderungen
gerecht werden zu können, wird der Unterricht in 2 Abteilungen je an einem Nach-
mittage von 2 bis 6 Uhr erteilt.
Das Honorar für die Teilnahme am Unterrichte beträgt im Semester 20 M,
und ist dieser Betrag an die Universitätsquästur zu entrichten. Anmeldungen zur Teil-
nahme am Handfertigkeitsunterriehte nimmt jederzeit der Direktor der Fachschule für
Feinmechanik (Ritterplan 6, Zimmer Nr. 60) entgegen.
Ohne Zweifel ist das lebhafte Interesse, welches dieser eigenartigen Einrichtung
entgegengebracht wird, auf die Erkenntnis zurückzuführen, — aus welcher heraus ja
auch diese Art praktischen Unterrichtes entstanden ist —, daß eine Betätigung auf
naturwissenschaftlichem, besonders physikalischem Gebiete erst dann recht fruchtbar
sein kann und wird, wenn mit ihr ein praktischer Sinn, Urteilsvermögen für technische
Dinge und Handgeschicklichkeit sich paaren. Doch ist der bedeutende Zuspruch, den
der hier auf so breite Basis gestellte Handfertigkeitsunterricht erfährt, ohne Frage
auch besonders auf das uneingeschränkte Interesse zurückzuführen, welches aus dem
Kreise der Universitätslehrer dieser Einrichtung gegenüber fortgesetzt bekundet wird.
— — — —
deutung nicht beteiligt. Aus dem gleichen
Gewerbliches.
Grunde hatte seinerzeit die Ständige Aus-
deutschen Firmen
Permanente Maritime Ausstellung
Triest.
Kürzlich ist in Triest die den Charakter
eines Museums tragende „Permanente Maritime
Ausstellung“ eröffnet worden, auf die die
Ständige Ausstellungs kommission fir
die Deutsche Industrie seinerzeit hinge-
wiesen hatte (s. D. Mech. - Ztg. 1911. S. 50).
Ausgestellt sind Fischereiprodukte, alte und
neue Fischereigeräte, Modelle alter und neuer
Schiffe, alte und neue Instrumente, Schiffsaus-
rüstungsgegenstände, Globen, Karten, alte
Schiffsdokumente, Pläne von Hafenanlagen,
Photographien und Zeichnungen von Kränen,
Baggermaschinen usw. Die ausgestellten Gegen-
stände stammen zum größten Teil aus Samm-
lungen von Triester Privatpersonen und Museen.
Industrielle haben sich an der Ausstellung ent-
sprechend deren geringer wirtschaftlicher Be-
stellungs kommission
lediglich empfohlen, ev. Offerten und Preislisten
einzusenden, was auch in einigen Fallen ge-
schehen ist. Ein Katalog ist bisher nicht ver—
öffentlicht worden.
— —
Bũcher schau.
R. Ochs, Einführung in die Chemie, ein Lehr-
und Experimentierbuch. 8°. VIII, 502 S. mit
218 Fig. u. 1 T. Berlin, Julius Springer
1911. Geb. 6 M.
Dem Titel entsprechend zerfällt das Buch
in zwei Teile, einen theoretischen und einen
praktischen, von denen der erste in der leben
264
digen Form von 18 Vorträgen ein kurz gefaßtes
einführendes Lehrbuch der Chemie darstellt,
während der zweite unter stetem Hinweis auf
den im ersten gegebenen Gedankengang in
nahezu 600 Versuchen eine Anleitung zum Ex-
perimentieren gibt. Die Trennung in diese
beiden Teile kann als recht zweckmäßig be-
zeichnet werden, da einerseits in der zusammen-
hängenden Darstellung nur das prinzipiell
Wichtige gebracht und anderseits die Anleitung
zur Ausführung von Versuchen nicht durch
theoretische Erörterungen unterbrochen zu
werden braucht. Die Darstellung ist anschaulich
und anregend und führt, ohne daß dabei
wesentliche Schwierigkeiten empfunden werden,
auch in die physikalisch-chemische Betrachtungs-
weise ein. Dabei ist denn freilich namentlich
bei theoretischen Erörterungen zu recht
drastischen Mitteln gegriffen worden, die nicht
immer die Klarheit erhöhen werden, wie z. B.
in dem Falle, wo es von der flüssigen Kohlen-
säure heißt, sie habe sich gleichsam au außer-
ordentlich tiefe Temperaturen „gewöhnt“, 80
daß für sie die Zimmertemperatur „eine ganz
enorme Hitze bedeute“, bei der sie sich sofort
in ein Gas verwandle.
Der Stoff ist recht reichhaltig; alle wesent-
lichen präparativ und analytisch wichtigen
Reaktionen, einige technische Probleme und
viele im Vordergrund des Interesses stehende
Fragen, wie die Gewinnung des Stickstoffs aus
der Luft, das Thermit-Verfahren u. a. m., werden
berührt,
Die Beschreibung der Versuche ist durch-
weg klar und wenn auch für den Anfänger
vielleicht mitunter etwas knapp, so doch aufs
beste durch die trefflichen Zeichnungen unter-
stützt. Insbesondere ist die Zusammenstellung
der für das Laboratorium wichtigen Apparate
von bemerkenswerter Übersichtlichkeit.
Einige kleinere Fehler, die dem Ref. auf-
fielen, seien erwähnt. S. 151 ist für den
Schmelzpunkt von Na Cl 755° statt 805° ange-
geben (755 ist der Schmelzpunkt des K Ch).
Für den Schmelzpunkt des Palladiums findet
sich S. 238: 1500° und S. 239: 1550°; für Queck-
silber (S. 180) — 46° statt — 39°, In der Fig. 44
(S. 144) müssen der rote und der blaue Stralıl
bereits im Prisma getrennt gezeichnet werden.
Trotz dieser kleinen Mängel kann das Buch
jedem, der sich mit den Grundlagen der Chemie
nicht nur durch Lektüre, sondern auch durch
Versuche vertraut machen will, bestens emp-
fohlen werden. Auch dem Lehrer, der einen
praktischen Kursus leiten will, wird es von
Nutzen sein. Hffm.
E. Cohn, Physikalisches über Raum und Zeit.
8°. 24 8. Leipzig u. Berlin, B. G. Teubner
1911. 0,60 M.
Bücherschau. — Vereins nachrichten.
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
S. Ragno, Die autogene Schweißung der Me-
talle. 8°. V, 84 S. mit 17 Abb. Halle a. S.,
Wilhelm Knapp 1910. Geh. 3 M.
Das kurz und Übersichtlich angeordnete
Buch behandelt getrennt die elektrische
Schweißung, das Schweißen mit Sauerstoff-
Wasserstoff, 8.-Azetylen, 8.-Leuchtgas und das
aluminothermische Schweißen. Neben einer
kurzen Beschreibung der einfachsten Schweiß-
einrichtungen beleuchtet der Verf. die Wiik-
samkeit und die ökonomische Seite der ein-
zelnen Methoden. Der Einfluß des autogenen
Schweißens auf die Festigkeitseigenschaften
der Metalle wird eingehend behandelt. Zwei
Schlußabschnitte über das Schneiden mit dem
Sauerstoffstrahl und über die verschiedenen
Methoden zur Darstellung des Sauerstoffs sind
angefügt. Das Buch, von Dr.-Ing. Schütz in
Aachen aus dem Italienischen ins Deutsche
übersetzt, sei unseren Lesern empfohlen.
G.
J. Zacharias, Elektrotechnische Umformer
(Galvanische Elemente). Elektrotechnische
Bibliothek. Bd. 76. 8° 262 S. m. 122 Abb.
Wien a. Leipzig, A. Hartleben 1911. 4 M,
geb. 5 M.
Das Buch zerfällt in einen allgemeinen
theoretischen Teil und einen speziellen, die
einzelnen Typen der galvanischen Elemente
behandelnden. Besonders der erste Teil ist
schlimm. Er predigt eine Reform der gesamten
Physik an Haupt und Gliedern. Der zweite
spezielle Teil ist nicht so verworren. Amtliche
Prüfungsergebnisse, zuverlässige Katalogan-
gaben, brauchbare Abbildungen eind in ihn
aufgenommen. Da jedoch auch hier gelegent-
lich die eigenen Ansichten des Verfassers
hineinspielen und ebenso wie der ganze erste
Teil bei solchen Lesern, die in den Grundlagen
der Physik nicht ganz sicher sind, eine böse
Verwirrung anrichten können, während sie im
anderen Falle nur langweilen, so muß vor
der Lektüre des Buches gewarnt werden.
G. S.
— — —
Vereins nachrichten.
— —
D. G. f. M. u. O. Zweigverein Göt-
tingen. Sitzung vom 2. November 1911 in
dem Physikalischen Hörsaal der Fachschule.
Vorsitzender: Hr. E. Ruhstrat.
Der Vorsitzende macht dem Verein Mit-
teilung von dem Hinscheiden des um die Fein-
mechanik so überaus verdienstvollen Professors
Dr. Lindeck. Die Versammlung ehrt das An-
denken des Verstorbenen durch Erheben von
den Sitzen.
Heft 24.
15 Dezember 1911.
Darauf berichtet Prof. Dr. Ambronn über
den Verlauf des Mechanikertages in Karlsruhe,
Ferner fand eine eingehende Besprechung über
eine Broschüre, die der Zweigverein im In-
teresse der hiesigen Mechaniker - Fachschule
veröffentlichen will, statt. Sie ist von Hrn. Dir.
Winkler verfaßt und enthält Ratschläge für
die Wahl des Berufes des Mechanikers.
Endlich erteilte der Vorsitzende das Wort
Hrn. Dir. Winkler zu einem Vortrage über
das Verhalten stark verdünnter Gase bei hohen
elektrischen Spannungen. Nachdem der Vor-
tragende die für solche Untersuchungen nötigen
experimentellen Hilfsmittel erläutert und vor-
geführt hatte, ging derselbe auf den Begriff
des Elektrons, der elektrischen Ladung, auf
das Wesen des elektrischen Stromes ein und
führte dann eine große Reihe sehr schön ge-
lungener Versuche aus. Zum Schluß sprach
der Vortragende noch über den Tesla-Transfor-
mator und Tesla - Schwingungen, die er auch
im Experimente zeigte.
Der Vortrag fand reichen Beifall. Hr. E.
Ruhstrat sprach Hrn. Dir. Winkler den
Dank der Mitglieder und Gäste des Zweig-
vereins aus. Behrendsen.
Abt. Berlin, E. V. Sitzung vom
21. November 1911. Vorsitzender: Hr. Reg.-
Rat Dr. H. Stadthagen.
Hr. Dr. Bangert, v. d. Fa. Siemens
& Halske, spricht über „Neuere Anwendungen
von Hochfrequenzströmen in der Medizin“.
Nachdem der Vortragende die von den Hoch-
frequenzströmen hervorgerufenen Schwingungen
an der singenden Bogenlampe und den Lösch-
funken erläutert hat, führt er eine große Zahl
von Apparaten der Fa. Siemens & Halske
im Betriebe vor und zeigt an ihnen die An-
wendungen der Hochfrequenz in der Medizin,
wobei die Technik besonders von dem Um-
stande Gebrauch macht, daß diese Stromart
starke Wärmewirkungen im Körper hervorzu-
bringen vermag, ohne die menschlichen Nerven
irgendwie zu beeinflussen.
An den Vortrag schloß sich eine kurze Dis-
kussion.
Sitzung vom 5. Dezember 1911. Vor-
sitzender: Hr. W. Haensch.
Der Vorsitzende gedenkt zunächst des
25-jahrigen Jubiläums der A.-G. C. P. Goerz.
Alsdann spricht Hr. Prof. Dr. Tetens, Ob-
servator am Aeronautischen Observatorium in
Lindenberg, über die „Erforschung der Atmo-
sphäre durch Drachen und Ballons“.
— 0
Für die Redaktion verantwortlich
Vereinsnachrichten.
: A. Blaschke in Charlottenburg 4.
265
An der Hand äußerst zahlreicher Diapo-
sitive beschreibt der Vortragende zunächst das
Observatorium von Lindenberg und zeigt dann
die verschiedenen Konstruktionen der Drachen,
der unbemannten Fessel- und Freiballons und
die auf ihnen befindlichen Apparate. Zum
Schluß wird noch eine Reihe von Wolkenauf-
nahmen vorgeführt, und im Anschluß daran
das Wesen der höchsten Regionen der Atmo-
sphäre besprochen.
In die Kommission zur Vorbereitung der
Vorstandswahlen werden entsandt die Herren:
H. Bieling, H. Dehmel, F. Gebhardt,
O. Himmler und E. Marawske. Zu Kassen-
revisoren werden ernannt die Herren B. Halle
und A. Simon.
Zum Eintritt haben sich gemeldet und zum
ersten Male werden verlesen die Herren:
Bleckmann & Burger, Glasbläserei, Berlin
N 24, Auguststr. 3a, sowie Dr. F. Handke,
Berlin N 37, Lottumstr. 12. Bl.
Zweigverein Hamburg - Altona.
Sitzung vom 6. Dezember 1911. Vorsitzen-
der: Hr. Dr. Paul Krüß.
Die Firma C. L. Becker wird als Mitglied
in den Verein aufgenommen. Sodann führt
Hr. P. Martini eine Reihe neuer optischer
Instrumente der Firma Carl Zeiß vor. Ein
kleiner Prismenfeldstecher wird durch Versetzen
von Linsensegmenten zu einer Fernrohrlupe
umgewandelt, deren besonderer Vorzug in dem
großen Objektabstand liegt. Behr wichtig ist
dies bei ärztlichen Untersuchungen, da die
Objekte aus größerer Entfernung betrachtet
werden können. Eine andere binokulare Lupe
ist hergestellt durch Vereinigung zweier ge-
wöhnlicher Lupen mittels zweier rhombischer
Glaskörper, die die Sehachsen auf dem Objekt
vereinigen und so ein plastisches Bild und
eine große Tiefenschärfe bewirken. Für Star-
operierte werden Brillengläser mit deformierten
Fiächen hergestellt, ferner für stark Kurz-
sichtige eine Fernrohrbrille. Dieselbe besteht
aus einem kleinen galileischen Fernrohr, durch
das bei starker Kurzsichtigkeit, allerdings unter
Verkleinerung des Gesichtsfeldes, volle Seh-
schärfe erzielt wird. Zum Schluß wird ein
Nivellierinstrument vorgeführt, das eine neu-
artige Konstruktion der mechanischen und op—
tischen Teile zeigt. Durch diese Neukonstruk-
tion soll bei kleineren handlicheren Abmessungen
des ganzen Instruments dieselbe Genauigkeit
wie bei größeren Instrumenten erreicht werden.
H. A.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.
Namen- und Sachregister.
Für die sachliche Ordnung ist hauptsächlich eine Anzahl von (fett gedruckten) Stich-
wörtern benutzt, z. B. Anstalten, Elektrizität, Laboratoriumsapparate, Vereinsnachrichten, Werk-
statt u. dgl.
Bei der Einordnung sind 4, 6, ü als a, o, u angesehen worden.
P. hinter der Seitenzahl bedeutet: Patentschau.
Abbe, E., Denkmal 195.
Akustik: Photogr. Aufnahme v.
Schallschwinggn., Gérard 42 P.
— Empfänger f. Schallsignale
unter Wasser, Görges u. du
Bois-Reymond 75 P. — Inter-
ferenzapp. z. Prüfg. der Hör-
schärfe, Waetzmann 86 P. —
Aufnahme v.unter Wasser aus-
ges. Tonwellen, Gardner 107P.
Andreae, J. L., Methode d.
Schwebens z. Dichtebestimmg.
homog. fester Körper 149.
Anschütz & Co., Kreiselkom-
paß-Anl. auf d. Imperator 195.
Anstalten: Physik.- chem. u. elek-
trochem. Labor. in Halle 18.
— Kgl.Materialprüfungs-
amt: Tatigkeitsbericht 1909
27. — Kaiser Wilhelms-
Ges. z. Férderg. d. Wissen-
s ch.: Gründg. ei. chem. u. phys.“
chem. Instit. 30. — Landwirt-
sch.- chem. Versuchsstat. iu
Linz 73. — Lab. in Sofia 106.
— Techn. Mus. f. Ind. u. Gew.
Wien 151. — Nat. Physik.
Labor.: Tätigk 1910 200, 216.
— Fachschule Göttg., Unterr.in
phys. Handfertgk., Winkler 261.
Aräometrie: Zulasag. ei. besond.
Art v. Alkoholometern in Ru-
mänien 49. — Maxim.-Thermo-
Aräometer, Voiges 81.
Arbeitsmesser: Messen d. Ver-
drehg. v. Wellen, Denny u.
Johnson 106 P. — Lit.: Der
Indikator u. seine Hilfsein-
richtgn., Staus 174.
Astrouomie: Passageinstrument,
Trümpler 56. — Nutzen u. Be-
deutung d. Astron. f. d. tägl.
Leben, Riem 64. — Neue
Osterformel, Hartmann 73. —
Astron. Zeitbestimmung, Kohl-
schütter 107. — Dimensions-
ändergn. gemauerter astron.
Pfeiler b. d. Erhärtg. d. Binde-
materials, Scheel 197, 255.
Atkinson, H. M., Modifiz. Wasch-
u. Scheidetrichter f. schwere
Flüssigk. 88.
Auerbach, F., u. R. Rothe,
Taschenb. f. Math. u. Phys. 227.
Ausdehnung: Längenänderg. an
gehärt.Stahl, Lemanu. Werner
167. — Ausd. versch.. Therm.-
Flüssigk., Böttcher 248.
| Ausfuhr: Zulassg. ei. besond. Art |
v. Alkoholometern in Rumä-
nien 49. — Anschaffg. chirurg.
Instrum. in Santiago 60. —
Deutschl. Handel in Waren d.
opt. u. feinmechan. Industrie
1910 50. — Schwindmaße in
Rumänien 70. — Aenderg. d.
Ausführungsbest. z. Ges. betr.
Statist. d. Warenverkehrs m.
d. Auslande 72. — Landwirt-
schaftl.-chem. Versuchsstation
in Linz 73. — Bedarf an
wissensch. App. usw. in Spa-
nien 82. — Handel m. photogr.
Artikeln in Guatemala 106. —
Chem. Laborat. in Sofia 106.
— Katalogsammlg. d. Kais.
Konsulats in Johannesburg 118.
— Vertraul. Mitteilgn. ü. d.
Beteiligg. an rues. Ausstellgn.
u. d. Bearbeitg. d. russ. Absatz-
marktes 126. — Einsendg. v.
Preisverz. an D. Konsulate:
Kalkutta, Sydney, Chicago,
Kapstadt, Buenos Aires, Rio
de Janeiro 141. — Entwurf z.
ei. neuen niederl. Zolltarif 142.
— Vertraul. Mitteilgn. ü. Ex-
portverhältn. 150, 152, 188, 208.
— Export photogr. Artikel n.
Aegypten 150. — Deutsch-
schwed. Handelsvertrag 173.
— Zollbeschwerdeverf. in der
Schweiz 174. — Gebühren f.
Untersuchgn. sowie Beglau-
biggn. v. Wärme-, Dichtigk.,
Alkoholmessern usw. in Por-
tugal 184. — Anknüpfg. v.
Geschäftsverbindgn. m. Spa-
nien 186. — Begleitpapiere f.
Ausfuhrsendgn. 194. — Ab-
teilg. für Elektrizitätswesen
in Manila 194. — Japan. Zoll-
tarif 202, 218. — Geplante
Zollfreiheit von Unterrichts-
gegenst. f. Privatschulen in
Portugal 226. — Lieferg. u.
Einrichtg. ei. Station f. drahtl.
Telegraphie f. d. Insel Fer-
nando Po 227. — Handel m.
opt. Waren in d. Hauptländern
d. Welt 235. — Niederl. Zoll-
tarif-Entwurf u. d. D. Fein-
mechanik 244. — Tatigk. d.
Ausschusses f, wirtschaftliche
Fragen, Schmidt 256. —
desgl., Fischer 257.
Zolltarif-Entscheidgn.:
Oesterreich 29; Italien 29;
Verein. Staaten v. Amerika
29, 82, 186; Peru 30; Neusee-
land 82, 18€; Frankreich 82;
Columbien 186; Jamaika 186;
Finland 186.
Literatur: Begleitpapiere
zu Ausfuhrsendgn., Handels-
kammer Berlin 74. — Nachr.
f. Handel u. Industrie, Reichs-
amt d. I. 142.— Almanach f. Han-
del u. Ind. v. Bulgarien 186.
Ausstellungen: Internat. Ausst.
f. soz. Hyg., Rom 18, 218. —
Jahresausst. d. Engl. Phys. Ges.
46. — Perm. marit. Ausst., Triest
50, 263. — Weltausst. Turin:
Engl. Feinmech. 50; Deutsche
Preisrichter 187. — Internat.
Hygiene -Ausst. Dresden 78;
dgl. Ehlers 178; Besuch durch
d. Zweigverein Halle 250. —
Ausstellg. auf d. 83. Naturf.-
Vers., Karlsruhe 118, 120. —
Vertraul. Mitteilgn. ü. d. Be-
teiligg. an russ. Ausst. u. d.
Bearb. d. russ. Absatzmarktes
126. — Intern. schulgewerbl.
Austellg. Petersburg: Bin-
richtg. u. Ausristg. d. Schulen
126.— Berufsgen. f. Feinmech.
u. Elektrot.: Besuch d. stand.
Ausst. f. Arbeiterwohlf. 227.—
Intern. Ausst. Sofia 1912: 235.
Fachausst. f. Schulhyg., Barce-
lona 1912 244. — SchluBber. ü.
die Weltausst. Brüssel 255.
Autenrieth s. J. Königsber-
ger 171.
Bangert, Anwdgn. v. Hochfr.-
Strömen i. d. Med. 265.
Baumgartner, E., Ubgn. im
Skizzieren el. Schaltgn. 84.
Baur, Themen d. phys. Chem. 53.
Becker, A.-Ges., Schleiflehre
f. Spiralbohrer 28.
Bergmännische Apparate: Preis-
ausschr. f. eine el. Gruben-
lampe 184.
Bernini, A., Magnetoskop f.
Unterrichtszwecke 215.
Blancke, M. H., Rat. mechan.
Metallbearbeitg. 174.
Blaschke, A., Wichtigste Pa-
tente d. letzt. Jahres, 258.
Bosch, R., Ernenng. 64:
Jahrgang 1911.
Böttcher, A., Einführg. bə-
stimmter,abgerund.Gebühren-
sätze f. Thermom. 248. — Aus-
dehng. verschied. Thermo-
meterflüssigk. 248.
Breithaupt, W., 70. Geburts-
tag 208.
Buchner, G., Metallfarbg. und
deren Ausführg.; Atzen und
Färben d. Metalle 118.
Burian, C., Härteverf. d. Fa.
Gebr. Böhler, A.-G. 11.
Busch, E., Preisl. ü. Proj.-Ob-
jektive, Objekt. f. Vergröß.-
App., Kondensoren 85.
Chemie: Ozonometer, Jahn 8. —
Mikrochem. App.: Quantitat.
Mikrofiltration, Emich und
Donau: Mikrodestillationsapp.,
Gawalowski 28. Frakt.
Kristallis. u. d. Atomgewicht
v. Argon, Fischer u. Froboese
70. Analyse d. Gelatine,
Herold jr. 81. — Kolben z.
Bestimmg. v. Koblenstoff u.
Schwefel in Eisen und Stahl,
Sarnström, Wennmann 150. —
Reindarstellg. v. Edelgasen,
Gehlboff 160. — Darstellg. v.
Argon, Claude 172.
Literatur: Themend. phys.
Chemie, Baur 53. — Eintührg.
in die Chem., Ochs 263.
Claßen, Universal - Bogen |
|
|
lampe, Krüß 76, 241.
Claude, G., Leucht. Neonréhren
95. — Darst. v. Argun 172.
Coblentz, W., Aufbewahrg. v.
Silberspiegeln 183.
Cochius,M., Vorratsliste, Preis-
liste F, 74.
Cohn, L. M., Duralumin 37.
Demonstrationsapparate: Vor-
lesungsapp., Seddig 170. —
Magnetoskop f. Unterrichts-
zwecke, Bernini 215. — De-
monstr.-Apparat n. Grimsehl,
Krüß 232.
Donau, J., s. F. Emich 28.
ten Doornkaat Koolmann,
Extraktionsapp. 217.
Druck: Luftmanometer n. Mac-
Leod, v. Reden 88 P. — Wage
zum Messen v. Druckuntersch.
in Gasen o. Flüssigk., Siemens-
Schuckert-W. 119 P. — Fern-
melder für Druckschwankgn.,
Pipersberg 175 P.
Dunkhase, W., Die patentfah.
Erfindg. u. d. Erfinderrecht 97.
Edelmann & Sohn, M. Th.,
Einf. Präz.-Schulapp. 85.
Ehlers, J., Intero. Hygiene-
ausstellg. Dresden 1911 178.
Eitner, P., Spektrophot. 259.
Elektrizität: I. Theor. Unters.,
u.MeBmeth. — II. Vorrich-|
tungenz. Erzeugung v. El.
— lii. Meßinstrumente:An-
Namen- und Sachregister.
wendg.-Geb. d. versch. Zähler-
typen, A. E. G. 6. — Elektro-
magn. Meßger., Scharrer 10 P.
— Elektrolytischer El.-Zähler,
Schott & Gen. 30 P. — Gleich-
strommotorel.-Zähler, Jsaria
31 P. — El.-Zähler n. Ferraris-
schem Prinzip, Landis & Gyr
31 P.— El. Spannungsmesser,
Voege 42 P. — Hitzdrahtinstr.
m. Platiniridiumdraht v. Hart-
maun & Braun, Hartmann-
Kempff 69. — Dynamometr.
Meßger., Allg. El.-Ges. 75 P.
— Präz. Wattmeter f. Gleich-
u. Wechselstrom, Allg. El.-Ges.
95 P. Widerstandsmesser
n. d. Deprez-Syst., Siemens &
Halske 100 P. Wechsel-
strommeßger. m. Dämpfg. d.
perman. Magn., Hartmann &
Braun 13 P. — Bewegg. v.
Apparatteilen mitt. Hitzdraht,
Ges, f. elektrot. Ind. 131 P. —
Messen oszill. Ströme, Galletti
176 P. — MeBinstr. in Spezial-
ausführg. f. drahtl. Telegr.,
Hartmann & Braun 182.
Daten z. vollst. Beurteilg. el.
Meßinstr., Hausrath 209, 222,
254. IV. Mikrophone,
Telephonie, Telegraphie
usw.: Fortschritte auf d. Ge-
biete d. Bildtelegr., Glatzel
153. — Empfangerapp. f. die
Fernübertragg. v. Bildern usw.,
Belin 164 P.— MeBinstr.f.drahtl. ı
Telegr., Hartmann & Braun
182. — Fernübertragg. v. Bil-
dern, Neugschwender 187 P.
— Uebertragg. von Zeichen
mittels elektromagn. Wellen,
Fessenden 195 P. — V. Be-
leuchtungsapparate: Um-
wandlg. d. unsichtb. ultraviol.
Strahlg., Vogel 30 P.— Dampf-
lampe, Podszus 31 P. — El-
Heiz- bezw. Leuchtkörper,
Parker-Clark El. Cy. 31 P. —
Zündvorrichtg. f. Hg-Dampf-
lampen, Huguenin 42 P. —
Bogenlampe f. Labor., Nor-
thrup 47. — Universalbogen-
lampe n. Claßen, Krüß 76, 241.
— Leucht. Neonröhr., Claude
95. — Metalldampfl. Polyphos
99 P. — Verwendg. d. Hg.-
Lichts f. mikr. Arb., Köhler Elektrizitäts-Ges.,
116. — Verhütg. d. Folgen d.
Hg-Schlags, Heraeus 119 P.
— Erzeugg. v. el. Metalldampf
licht, Ritzmann u. Woltke 152 P.
— Nebenschlu8-Kippvorrich-
tung, Heraeus 175 P. — El.
Dampfapp., Podszus 176 P. —
Nernstlampe f. Mikro-Proj. u.
Photogr., Köhler 181. — Preis-
ausschr. f. ei. el. Grubenlampe
184. Projektionsbugen-
lampe, Halbertsma 196 P. —
VI. Schaltvorrichtungen;
Demonstrationsappara-
te; Verschiedenes (El.-Ofen
s. Warme 2 c.): Kondensator,
Allg. El.-Ges. 19 P., 99 P.,
— 267
dgl. Gaiffe 63 P.; dgl. de Kuria
75 P., dgl. Giles 131 P. —
Telephonrelais, Jahr 30 P. —
Hg.-Stiftunterbr., Reiniger,
Gebbert & Schall 43 P.
Ohne Druck wirks. Kontakte,
Lippmann 49. — Unterbrecher
m. ei. flüss. u. ei. festen Kon-
taktmetall, Dessauer u. Veifa-
Werke 54 P. Isolation v.
Spulen, Bosch 55 P. — Elek-
trolyt. Gleichrichter, Hatfield
55 P. — Auf Erschüttergn.
nicht ansprech. Anordng. v. el.
Schaltvorrichtgn., Lorenz55P.
Isolation f. Spulen, Lilien-
thal 86 P. — Stetig veränder].
Kondensator, Lorenz 87 P. —
Anode m. Glashalter f. d. Ge-
brauch m. Silber- u. Nickel-
kathoden, Sand u. Smalley 96.
— Selbsttät. Spannungsregler,
Syst, Tirril, Allg. El.-Ges. 125,
139. — EI. Feuermelder, Mi-
kulla und Kniolka 130 P.
Elektrolyt. Vorrichtg. für Re-
gistrierg., Schaltg. usw., Thor-
pe 130 P., 245 P. — Konti-
nuierl. Uebertragg. d. Skalen-
stellgn. v. Hg-Instr., Barutzki
131 P. — Elektrodeneinführg.
in geschloss. AMetallgefäße,
Hartmann & Braun 163.
Fernmelder f. Druckschwan-
kgn., Pipersberg 175 P. — El.
Widerstand, Körper 188 P. —
Relais, Renz 195 P. — Metall-
bandwiderst., Rumpf 195 P. —-
Isoliermant. f. el, Vorrichtgn.,
Westinghouse El. Cy. 219 P. —
VII. Literatur: Elektrophys.
Demonstr.- App., Hartmann &
Braun, A.-G. 54. — El. Be-
leuchtg., Monasch 74. — Elek-
trizitat, Hobart 83. — Ubgn.
im Skizzieren el. Schaltgn.,
Baumgartner 84. — Handbuch
der Telephonie, Wietlisbach
97. — Elektrolyt. Metallnieder-
schläge, Pfanhauser jr. 98. —
Alles elektrisch, Zipp 98. —
Formspulen-Wicklg. f. Gleich-
und Wechselstrommaschinen,
Krause 227. — Herstellg. u.
Instandhaltg. el. Licht-u. Kraft-
anlag., v. Gaisberg 227.— Elek-
trot. Umformer, Zacharias 264.
Allge-
meine, Anwendungsgebiet d.
verschied. Zihlertypen 6. —
Praz.-Wattmeter, Spannungs-
regler, Tirril 125, 139.
Emich, F., u. J. Donau, Quan-
titat. Mikrofiltration 28.
Entfernungsmesser: Basisentf.,
Goerz 10 P., 100 P. — Verstell-
vorr. f. Entf., Pütz 10 P. — Entf.
f. einäug. Beobachtg., Hahn
A.-Ges. 11 P. — Entfernungs-
messg., feib 19 P. — Mess. d.
Entferng., Tiefbau A.-G. 75 P.
— Einstell vorrichtung. Goerz
100 P. — Lagergs.- u. Einstell-
vorrichtg., Barr u- Stroud 206 P.
— Entfernungsm., Beck 245 P.
nn
Namen- und Sachregister.
Deutsche
268 Mechaniker-Ztg.
|
Ernecke, F., Proj. m. d. Uni-,
versal-Schul-Proj.-App. 98.
Feldhaus, F., Gesch. Entw. d.
Technik d. Lötens 143. |
Fernrohre: Fernrobraufs. f. Ge-
schütze, Zei8 19 P. — Fern-
rohr, Busch 64 P. — Zielfernr.
f. kleinkal. Schiffsgesch., Vio-
lette, Lacour u. Florian 126.
Firth, J. B., u. J. C. Meyer,
App. z Fallen, Filtrieren un
Trocknen in e. indiff. Gase 173.
Fischer, F., u. V. Froboese,
Fraktion. Kristallis. u.d. Atom-
gewicht d. Argons 70.
Fischer, M, Tätigk. im wirt-
schaftl. Beirat 257. |
Florian, Ch., s. Violette 126. |
Flüssigkeiten: Registrierg. des
Höhenstandes v. Flüssigkeits-
säulen, Singer u. Kopp 81 P.
— Ausdehnung versch. Therm.-.
Flüssigk., Böttcher 248. |
Föppl, A., Vorlesgn. ü. techn. |
Mechan., I. Bd. 143 |
Foerster, W, Nachruf fiir C.|
Reichel 45. |
Friedrichs, Schraubenkihler |
71. — Gaswaschflasche 126. |
Fritsche, Schraubenzieher m.
federndem Greifer 48. |
Froboese, V., s. F. Fischer 70. |
Fueß, R, Monochromator, Leib
67. — Preisliste ü. Proj.-App. |
u. opt. Banke 74.
Gaisberg, 8. v., El. Licht- u.
Kraftanl. 227.
Gase: App. z. Gasanal. d. Kon-
dens., Stolzenberg 8. — Ozono-
meter, Jahn 8. — Kristallis. u.
d. Atomgew. d. Argons, Fischer
u. Froboese 70. — Leucht.
Neon-Röhren, Claude 95. —
Gase, d. v. d. Wänden v. Röhr.
aus Glas, Porzellan u. geschm.
Quarz abgeg. w., Guichard 96.
— Mess. d. Luft- od. Gasdurch- ,
lässigk., Luftb. Zeppelin 100P.
— Prüfg. v. Luft od. ander.
Gasen, Arndt 144 P. — Rein-
darstellg. v. Edelgasen, H.u.N,
Gehlhoff 160. — Darstellg. v.
Argon, Claude 172. — Einf.
Labor. Einrichtg. z. Erzeugg..
+
|
vermessung, Smith 19 P. — |
Temp. v. Drähten in Luft,
Keeling 48. — Niv.-Instr. mit
Reversionslibelle, Zeiß 99 P.
— Taschenwinkelmesser für
met. Winkelmessgn., Kaßner
104. — Messen von Höhen-
winkeln, Zeiß 163 P. — Pris- |
menkreuz, Gasser 187 P.
Literatur: Preisl. u. math.-
geod. Präz.-Instr., Stiegel 119.
Geschäftliches u. Gewerbliches:
Brand d. astr. Abteilg. v. Zeiß
187. — Jahresbericht 1910 d.
Handelsk. f. d. GroBh. Sachsen |
194.
Geschichte: Martignoni, Erfinder
d. Spiralbohrers 18.
Geschwindigkeitsmesser: Um-
drehgs -Fernz. f. Schiffe, Hart-
mann & Braun 105. — Zeizer-
vorrichtg. f. Schnell- u. Fern-
ablesg., Goetz 235. — Fahr-
geschw.-Kontr. der Eisenbahn-
verwaltung, Gollmer 249.
Gesetzgebung (s. auch Soziales;
Zolltarife s. Ausfuhr): Entwurf |
ei. Versicherungsges. f. An-
gestellte, Groschuff 61, 61. =
Änderg. d. Ausführungsbest.
z. Ges. betr. d. Statistik d.
Warenverk. mit dem Auslande
72. — Ges. ü. d. Patentaus-
führungszwang 185. — Be- |
merkenswerte Auslegg. d. Ges.
gegen d. unlaut. Wettbewerb
204. — Weitere Entwickelg.
d. Heimarbeitsges, Stapf 239.
Glas: Bildg. ei. Bodens an bei-
derseits offenen Glashohl-
körpern, Thermos-A.-G. 87 P.;
dgl. 87 P. — Herstellung v.
hohlen Fäden aus Glas, Quarz
und dergl, Volmer 99 P. —
Vereinigg. v. Glas, Metall u.
dgl., Siemens & Halske 187 P.:
Glatzel, B., Bildtelegr. 153. — |
Ernennung 164.
Gollmer, E., Fahrgeschwindig- |
keitskontr. d. Eisenbahnver-
waltg. 249.
Göpel, F., Blaufärben d. Stahls
durch Anlassen 121.
Goerz, C. P., 25-jahr. Jub. 249.
Goetz, Zeigervorrichtung für
Schnell- und Fernablesg. 235
Goetze, G., Ablesevorrichtg. f.
Büretten 184.
Haensch, W., 60. Geburtstag
12. — Ber. ü. die Weltaus-
stellg. Brüssel 1910 255.
Hirtemesser: Rückprallsteig-
höhe d. Fallgew. in Härteprüf-
app., Hirt 207 P.
Hartmann, J., Neue Oster-
formel 73.
Hartmann-Kempf, R, Hitz-
drahtinstr. m. Platiniridium-
draht v. Hartmann & Braun 69.
Hartmann & Braun, A-G,
Elektrophys Demonstr., 54. —
Neue Hitzdrahtinstr mit Pla-
tiniridiumdraht, Hartmann-
Kempf 69. — Umdrehgs.-Fern-
zeiger, Syst Hartmann-Kempf
105. — Meßinstr. f. drahtl.
Telegraphie 182.
Hausrath, H, Daten z. vollst.
Beurteilg. el. Meßinstrumente
209, 222, 254.
Haynes, Kobalt- Chrom - Le-
gierung 80.
Hebe, P., s. H. F. Wiebe 65.
Heber, G, Elektromed. und
röntgentechn. Fortschritte ind.
letzten Jahren 90, 109, 133, 145.
Heide, R. v. d., Extraktions -
apparat 217.
Hellige & Co., F, Geradsicht.
Prisma nach Königsberger.
Kolorimeter nach Autenrieth
u. Königsberger 171.
Hering, E., + 32.
Herold jr., J., Analyse d. Ge-
latine 81.
Heß, A, Trigonometrie f. Elek-
trotechniker 73.
Hildebrand, O., Metallüberzüöge
durch Anreiben 191, 199.
Hinrichsen, F. W., u. K.
Memmler, Kautschuk und
seine Prüfung 42.
Hirschmann, A., Elektromed,-
u. Röntgen-App. d. Fa. Rei-
niger, Gebbert & Schall 108.
Hobart, H. E, Elektrizität 83.
Hofmann, M., Handb. d. prakt.
Werkstatt-Mechan. 85.
Holland, Antrag d. Handwerks-
kammer Weimar, d. Glasinatr.-
Macher als Handwerker zu
erklären 239; Diskussion 246.
Hubbuch, A., Nachruf 196.
Huber, Th., Handb. d. Mech. 54.
ein. kont. Strom. ozonis. Luft, Grein acher, H., Radium-Per- | Indikator s. Arbeitsmesser.
v. Liebermann 183. — Zwei
einf. Form. v. Gasdruckregl., |
Stansfield 193. — Messen v.
ström. Mengen v. Dampfen m.
Rohrwage, Bad. An.- u. Soda-
fabr. 196 P. — Analyse v. G,
Hinman 219 P. — Verd. Gas. b.
hoh. el. Spanngn., Winkler 265. |
Gawalowski, A., Mikrodestilla-
tionsapp. 29.
Gehlhotf, G., Metallspektren
in d. Glimmentl. 160. — Rein-
darst. v. Edelgas., H. u. N. 160.
petuum mobile 101.
Grimsehl, Demonstrationsapp., |
Krüß 232. |
Groschuff, Entwurf ei. Ver-
sicherungsges. f. Ang. 51, 61.
Guichard, M., Gase, die v. d.
Wänden v. Röhren aus Glas,
Porzellan u. geschmolz. Quarz
abgegeben werden 96. |
Guillery, Aphegraph, ein
el. Tangentenzeichner 158.
Günther, P., Quarzglas 143.
Geodäsie: Justierg. der geod.
Instr., Leman 1, 13, 22, 33;
Nachtr. 60. — Aufn. v. Landes-
Handelskammer Berlin:
| Begleitpapiere f. d. Ausfuhr 74.
Jahn, S., Ozonometer 8. — El.
Thermostatenregulierg. 28.
Kahl, R., Zerstäuber f. flüss.
Metalle 46.
Kaßner, C, Taschenwinkel-
messer 104.
Katz, A., Draka - Hygrometer
Modell B 243.
Keeling, B. F. E, Temp. von
Drithten in freier Luft 48.
Köhler, A., Verwendg. d. Hg-
Lichts f. mikroskop. Arbeiten
Jahrgang 1911.
116. — Nernstlampe f. Mikro-
Proj. u. -Photogr. 181.
Kohlmann, Fabrikschulen 84.
Kohlschütter, A., Astronom.
Zeitbestimmg 107.
Kolorimeter s. Photometrie.
Leman,
Namen- und Saclregister:
269
A., u. A. Werner,
Längenänderungen an gehärt.
Stahl 167.
Libellen: Röhrenlib., Zeiß 55 P.
Nivellierinstr. m. Rever-
sionslib., Zeiß 99 P.
Kompasse: Fernanzeige, Berlin- Liebermann. L. v., Einf. Lab.-
ger 31 P. — Registrier vor-
richtg., Schuette u. Detrick,
Einr. z. Erzeugg. ein. kontin.
Stromes ozonis. Luft 183.
100 P. — Rohrenkomp., Hilde- Lindeck, St., + 221. — Nach-
brand 107 P.— Fernithertragg.
Woldt 131 P., dgl.
207 P.— Kreiselkomp.- Anlage, |
Anschütz & Co. 195. — Anzeige |
d. Dev. ein. Kompasses, Gen-
nermann 219 P.; dgl. 219 P.
Königsberger, J. Geradaicht.
Prisma 2. Proj. v. Spektren 171.
— u. Autenrietb, Kolorimeter
171. |
Krause, R., Formspulen-Wicke- |
lung f. Gleich- u. Wechsel-
strommasch. 227.
Kretschmar,Über d. Herstellg. ,
nahtloser Röhren 11. |
Kr B. H., Nachruf aufSt.Lindeck |
233.
Schmaltz Lippmann,
ruf, Krüß 233.
G, Kontakte 49.
Literatur; Bücher - Besprechgn.
aus Physik, Mathematik u. dgl.
(Rezensionen d. spez. Fach-
literatur s. d. einzelnen Stich-
worte): Trigonometrie für
Maschinenbauer u. Elektrot.,
Heß 73. — Nachr. f. Handel
u. Industrie, Reichsamt des
Innern 14?. — Prakt. Mathem.,
Neuendorf 205. — Taschenb.
f. Mathem. u. Phys., Auerbach
u. Rothe 297. — Automobil,
Parzer-Mühlbacher 227. — Fer-
ner: 42, 74, 85, 143, 162, 174,
205, 218, 227, 264.
Krüß.P.,Universal-Bogenlampe Ludewig, Th., Stellv. Vors. d.
n. ClaBen 76, 241 — Demon-
etrationsapp. v. Grimsehl 232.
Küchler, R, 7 20.
Kühn, A.. Korrekturteilgn. für
verschied. Eintauchtiefen an
Hg Thermometern 117.
Kurven: Aphegraph, el. Tan-
gentenzeichner, Guillery 158.
Laboratoriumsapparate, chemi-
sche (8 auch Chemie, Gase):
Mikrochem. App.: Quantitat
Mikrofiltration, Emich u. Do-
nau; Mikrodestill.-App., Gawa- Martignoni,
lowski 28. — Moditiz. Wasch-
. Scheidetrichter f. schwere Martini, P,
Fitasigkeiten, Atkinson 38. — |
Schraubenkühler, Friedrichs
71. — Schleuderbürette, Suchy
76P. — Bildung ein. Bodens
an beiderseits offenen Glas-
hohlkörpern. Thermos-A.-Ges. |
87 P., dgl. 87 P. — Wasch-
flasche z. Trocknen v, Gasen,
Mohren 106. — Sublimations- |
app. Wright 117. Gas-
waschflasche, Friedrichs 126. |
— Flaschenverschlüssa 172.
— Scheideflasche, Schütte
172. — App. z. Fällen, Fil-
trieren u. Trocknen in ei. in-
diff. Gase 173. — Ablesevor- |
richtgu. f. Büretten, Goetze,
Milbauer, Sacher 184. — Rühr-
vorrichtg. f. schwer mischb.
u. spez. schwere Flüssigkeit.,
Leiser 201. — Extraktionsapp.,
v. d. Heyden,
Koolmann 217.
Lacour, E., s. H. Violette u.
Ch. Florian 126. |
Leifert, s. R. v. Voß 88. |
Leiser, H., Rührvorrichtg. 201.
Leib. C., Monochromator f. d.
Praktikum d. Fa. Pueß 67.
Leitz, E., Ernennung. 32.
——
| Magnetismus ond Erdmarnetis-
MaBstähe n. MaBvergleichungen
Mawson,
ten Doornkaat ` Medizinische Apparato (Aerztl. |
Meisterprüf.-Komm.Berlin 106.
Luftpumpen:Hg-Strahlluftpump.
Burstyn 187 P.
Lütt ig, C., 75-jähr. Bestehen 144.
Lützen, J.,
Fortschritte d. Pho—
togr. in natürl. Farben 208.
Lux, H., Stoppuhr 57.
Memmler, K.,
Menzies,
Metalle u.
techn. Fortschritte in d. letzt.
Jahren, Heber 90, 109, 133,
145. — Ultraviol. Strahlen u.
d. Auge, Spuler 258 — Hoch-
frequ.-Ströme, Bangert 165.
s. F. W. Hin-
richsen 42.
A. W. C., Methode z.
Bestimmg. d. Molekulargew.
gelöster Subst durch Dampf-
druckmessg. Ueber ei. be-
quemen App. z. Messg. d.
Dampfdichten flücht. Stoffe 80.
Metaliegiorungen:
Duralumin, Cohn 37. Ko-
balt-Chrom-Legierg., Haynes
80. — Herstellg. v. Hohlkörp.
aus Metall m. Auskleidg. aus
Quarzgut, Henß 87 P. — Anode
m. Glashalter f. d. Gebrauch
m. Silber- u. Nickelkathoden,
Sand und Smalley 96. — Neue
Platinfunde im Ural 9. —
Kolbenz Bestimmg. v.Kuhlen-
stoff u. Schwefel in Eisen u.
Stahl, Sarnström, Wennmann
150. — Längenänderg. an ge-
härt. Stahl, Leman u. Werner
167. — Van.-Legierung, Norris
183. — Vereinigg. v. Metall u.
dgl., Siemens & Halske 187 P.
Literatur: Elektrolyt. Me-
tallniederschl., Pfanhauser 98.
Rat. mechan. Metallbear-
beitg., Blancke 174. — Autog.
Schweißung, Ragno 264.
|
Moteorologie: Bestimmung des
|
mus: Herstellg. maguetisierb.
Materialien, Hilpert 144 F.;
del. 188 P. Magnetoskop
f. Unterrichtszw., Bernini 215.
G., Erfinder d.
Spiralbohrers 18. |
Opt. Instrum. von
Zeib 265. |
(MeBinstrumeote): Schwind
maße in Rumänien 70. — Metr.
MaBsyst. in engl. Schriften 83.
— Geplante Itegelg. d. Maß-
u Gewichtswesens im Süd-
afrik. Bund 127. — Faden-
zähler, Chronik 164 P.
Längenänderungen an gehart. |
Stahl, Leman u. Werner 167.
— Kapillare f.
richtgu., Bartel 188 P. — Fort-
schr. im metr. Syst. 235.
D., Radiumfunde in
Sud-Australien 83.
Mechanik. Literatur: Elemen-
tarmechan. f. Maschinentechn.,
Vogdt 42. — Handb. d. Mech.,
Huber 54. — Vorlesgn. ii. techn.
Mech., I. Bd., Föppl 143.
Thermom. s. Thermometrie,
Brillen s. Optik Ih: Inter.
ferenzapp. z. Prüfg. d. Hör-
schärfe, Waetzmann 86 P. —
Elektromediz. u. Röntgenapp. ;
d. Fa. Reiniger, Gebbert K
Schall A. -G.,
= Biektronrediz: u. röntgen- ı
Meyer,
Mikroskopie:
Mohren, L.,
Anzeigevor- | Molekulargew ichtsbest. 8.
Nantik:
Feuchtigkeitsgeh. d. Luft,
Dantzer 63 P. — Gefäßbaro-
meter, Schocke 75P.—Taschen-
winkelmess., Kaßner 104.
Draka-Hygrometer, Katz 213.
W., Herstellg. v. Chro-
nometern 108.
Universalbogen-
lampe n. ClaBen, Krüß 76, 241.
Verwendg. d. Hg-Lichts
f. mikrosk. Arbeiten, Köhler
116. — Fadenzähler, Chronik
164 P. Mikrosk. Messen
kreisrund Querschnitte, Licht-
werke 207 P.
Milbauer, J., Zerschneiden v.
Röhren 183. — Ablesevor—
richtg. f. Büretten 181.
Waschflasche 106.
Wärme 114.
Monasch, B., El. Beleuchtg. 74.
Müller,G.,Schutzgemeinschatt;
Stellung geg. d. Hüttenver-
band betr. Mensuren 247.
Empfänger f. Schall-
signale unter Wasser, Görges
u. du Bois-Reymond 75 P. —
Umdrehg.-Fernzeigerf.Schiffe,
Syst. Hartmann- Kempf, Hart-
mann & Braun 105. — Auf-
nahme v. unter Wasser ausges.
Tonwellen, Gardner 107 P. —
Tiefenmesser, Henze 176 P.
Hirschmann 108. Neuendorff, Rg Prakt. Mathe:
mat! 205.
270
Namen- und Sachregister.
Nitsche, P., Ernenng. 220.
Norris, G., Van.-Legierg. 183.
Northrup, E. F., Bogenlampe
f. Laborat. 47.
Ochs,R., Einführg. i. d. Chem.
263.
Optik: (s. a. d. Artikel: Fern-
rohre, Photographie, Photo-
metrie, Polarimetrie, Prismen,
Projekt.-App., Spektroskopie,
Spiegel): I. Theoretische
Untersuchungen u. Meß-
methoden: — II. Optische
Apparate: Erzeugg. räum!.
Tiefenwahrnehmg., Krusius 10
P. — Prüfg. der Innenfläche
v. Gewehrläufen, Zeik 11 P. —
Umwandig. d. unsichtb. ultra-
viol. Strahlg., Vogel 30 P. —
Herstellung v. Bifokallinsen,
Bausch & Lomb #4 P. — Brillen-
glas, ZeiB 163 P. — Lehre z.
Justierg. v. Stereoskopbildern,
Fritsche 163 P. — Vorlesungs-
app., Seddig 170. — Sphär.
u. chrom. korrig. Fernobjektiv,
Zeiß 175 P. — Vermehrg. d.
stereosk. Effekts, Eijkmann
188 P. — Einzelobjektiv, Zeiß
206 P. — Herstellg. v. Glas-
linsen, Knobloch 245 P.
Messg. räuml. Tiefenwerte,
Krusius 246 P. Ultraviol.
Strahlen u. d. Auge, Spuler
258. Opt. Instr. v. Zeiß,
Martini 265. — III. Literatur:
Preisl. ü. Proj-App. u. opt.
Banke, Fueß 74; dgl. u. Proj.
Objekt., Obj. für Vergrößer.-
App., Kondensoren, Busch 85.
— Das Licht, Werth 161.
Parzer-Mühlbacher, A., Au-
tomobil 227.
Patentwesen: Gesetz U. d. Patent-
ausführungszwang 38, 185 —
Wichtigsten Pat d. letzt. Jahr.,
Blaschke 258. — Literatur:
Die patentfäh. Erfindg. u. d.
Erfinderrecht, Dunkhase 97.
Pensky,B., Bild v. C. Reichel 97.
Personennachrichten: I. Jubi-
laen und
Haensch, 50. Geb. 12. — Lüttig,
7)-jahr. Jub. 144.— Breithaupt,
70. Geb. 208. — Goerz, 25-jähr.
Jubil. 249. — VI. Todesan-.
zeigen: Schwirkus 12
Küchler 20. — Reichel 21. —
Sydow 32. — Hering 32. —
Schuchhardt 132. — Pebler
152. — Seidel 164. — Hubbuch
196. — Lindeck 221. — VII.
Nachrufe usw.: Reichel,
Foerster 45. — Hubbuch,
Pfeifer 195. — Lindeck, Krüß
253.— VIII. Verschiedenes:
Martignoni, Erfinder d. Spiral-
bohrers 18. Abbe - Denk-
mal 195.
Geburtstage:
PeBler, A., 7 152.
Pfanhauser jr., W., Elektrolyt.
| Metallniederschlage 98.
Pfeiffer, A., Hubbuch 196.
Photographie: Photogr.
nahme von Schallschwinggn.,
Gérard 42. — Nernstlampe f.
Mikro-Projektion u -Photogr.,
Kohler 181.
Photogr. in natürl.
Lützen 208.
Photometrie: Bestimmg.harmon.
Farbenzusammenstellgn., Kal-
lab 19 P. Kolorimeter,
Plesch 64 P. — Flimmerphoto-
meter, Winkler 164 P. — Ko-
lorimeter n. Autenrieth und
Königsberger, Hellige & Co.
171.— Farbenprüfer, Lovibond
175 P. — Spektrophotometer,
Eitner 259.
Pockrandt, W., Versuche zur
Ermittelung der günstigsten
Arbeitsweise d. Rundschleif-
masch. 47.
Poda, Thermostat 80.
|Pokrowsky, S., Einf. Projek-
tionsverf. d. Erscheingn. der
chromat. Polaris. d. Lichtes in
konvergenten Strahlen 124.
Polarimetrie: s. Pokrowsky.
Preislisten: Elektrophys. De-
monstr., m ein. Beschreibg.
d. verwend. App., Hartmann
& Braun 54. Vorratsliste
u. Gewichtstabelle f. Röhren
usw., Cochius 74. — Projek-
tionsapp. u. opt Bänke, Fueß
74. — Proj.-Objektive, Obj. f.
Vergrößerungsapp., Konden-
soren, Busch 85. — Prosp. ü.
einf. Präzis. - Schulapp., Edel-
Farben,
—
mann & Sohn 85. — Proj. m.
d. Univ.-Schul-Proj.-App., Er-
necke 98. — Hauptkatalog u.
photogr. Objekt. u. Kameras,
Proj.-App.u.Fernrohre, Staeble
118. — Math. geod. Präz.-Instr.,
Stiegel 119. — Interferometer
f. Gase u. Wasser, ZeiB 129.
— Geschichtl. Entwicklig. der
Technik d. Lötens, Feldhaus
143. Ferner: 54, 85, 99, 162,
2U6, 218.
Prismen: Spektrometerprisma,
Fery 163 P. — Geradsichtiges |
Prisma z Pro}. v. Spektren,
Hellige & Co. 171. — Prismen-
kreuz, Gasser 187 P.
Projektionsapparate: Universal-
Bogenlampe n. Claßen, Krüß
76, 241. — Einf. Proj.-Vertf. d.
Erscheingn. d. chromat. Pola-
risation d. Lichts in konver-
genten Strahlen, Pokrowsky
124. — Proj. undurcheichtig.
Gegenstände, Leybolds Nacht.
144 P. — Vorlesungsapparate,
Seddig 170. — Geradsichtiges
Prisma z. Proj. von Spektren
n. Königsberger, Hellige & Co.
171. — Nernstlampe f. Mikro-
Proj. u. -Photogr., Köhler 181.
— Projekt.-Bogenlampe, Hal-
bertsma 196 P. — Universal-,
Auf-
— Fortschr. der
Deutsche
Mechaniker-Ztg.
Bogenlampe m. festem Licht-
punkt, Krüß 241.
Lit.: Preisl. ü. Proj. - App.
u. opt. Bänke, Fueß 74. —
Proj. m. d. Univ.-Schul-Proj.-
App., Ernecke 98. — Kine-
matographie, Wolf-Czapek 127.
Pyrometer s. Thermometrie.
Quarz: Herstellung von Hohl-
körpern aus Metall m. Aus-
kleidung aus Quarzgut, Henß
87 P. — Herstellg. v. hohlen
Fäden aus Glas, Quarz u. dgl.,
Volmer 99P. — Erleichterg.
d. Formgebg. v. Quarzmasse,
D. Quarzges. 130 P. — Zer-
schneiden von Röhren durch
Atzen, Milbauer 183. — Her-
stelle. v. Quarzglasgegenst.,
Bredel 187 P.
Lit.: Quarzglas, Günther 143.
Radium s. Strahlen.
Rag uo, S., Autog. Schweibg. 264.
Refraktometer: Thermostat für
retraktometr. Bestimmungen,
Poda 80.
Registrierapparate: Registrierg.
d. Höhenstandes v. Flüssig-
keitssäulen, Singer u. Kopp
31 P. — Registriervorrichtg. f.
Kompasse, Schuette u. Detrick
100 P. — Elektrolyt. Vorrichtg.
f. Registrierg., Schaltg. usw..
Thorpe 130 P.; 245 P.
Regulatoren: Selbsttätig. Span-
nungsregler, Tirril, Allg. El.
Ges. 125, 139. — Zwei einf.
Gasdruckregler, Stansfield 193.
Reichel, C., + 21. — Nachruf,
Foerster 45. — Bild 97.
Reichsamt d.Innern, Nachr.
f. Handel u. Ind. 142.
Reichsanstalt, Physika-
lisch - Technische: Unzu-
verlässigk.ungeprüfter Fieber-
thermom., Wiebe u. Hebe 68.
— Blautarben d. Stahls durch
Anlassen, Göpel 121. — Län-
genändergn an gehärt. Stahl,
Leman u. Werner 167. — Di-
mensionsänderg. gemauerter
; astron. Pfeiler b. d. Erhärtg.
d. Bindemat., Scheel 255. —
Verschärfg. d.. Prüfungsbest.
f. Arztl. Thermom., Wiebe 246;
Diskussion 247. — Abger. Ge-
bührensätze f. Thermom., Bött-
cher 248; Diskussion 248.
‚Reiniger, Gebbert&Schall
A.-G., Elektromediz. u. Rönt-
gen-App., Hirschmann 108.
Riem, J., Nutzen u. Bedeutg d.
Astronomie f. d. tägl. Leben (4.
Rohre: Über d. Herstellg. nahtl.
Röhren, Kretschmar 11. — In-
einander schiebb. Rohren, Zeiß
99 P. — Zerschneiden v. Röh-
ren, Milbauer 183.
Röntgenapp. 8. Strahlen,
Rothe, R., s. F. Auerbach 227.
Jahrgang 1911. Namen- und Sachregister. 271
m — ee c / c cc ( eee e — T mie
Sacher, Ablesevorrichtg. f. Bü- Spektroskopie: Monochromator Kühn 117. — Pyrometer, Arndt
retten 184. f. d. Praktikum d. Fa. Fueß, 120 P. — Kontinuierl. Uber-
Sand, H. J. S., u. W.M. Smal-| Leiß 67. — Leucht. Neon-| tragg. d. Skalenstellgn. v. Hg-
ley, Anode m. Giashalter f. Röhren, Claude 95. — Metall- Instrum., Barutzki 131 P. —
d.Gebrauchm Silber- u. Nickel-“ spektren in d. Glimmentladg., Weiteres üb. d. Konstruktion
Kathoden 96. Gehlhoff 160. — Spektrometer- Arztl. Max.-Therm., Wiebe 189.
Sarnetröm, Kolben z. Kohlen- prisma, Féry 163 P. — Gerad-| — Einiges aus d. ausländ.
stoffbestimmung in Eisen und | sicht. Prisma, Hellige & Co. 171. Thermometerindustrie, Wiebe
Stahl 150. — Spektrometer, Eitner 259. 230, 236. — Verschärfg. d.
Sch %%% Spezifisches Gewicht: Meth. d.) Prüfungsbest. f. Arztl. Thermo-
gemauerter astron. Pfeiler b. Schwebens z.Dichtebestimmg.|, meter, Wiebe 246; Diskussion
d. Erhärtg. d. Bindematerials homog. fester Körper, Andreae, 247. — Einführg. bestimmter,
197, 255. 149. | abgerund. Gebührensätze für
Scheuer, O., Physikochem. Spiegel: Winkelspiegel, oe Thermom., Böttcher 248; Dis-
Studien an binären Gemischen 88 P. — Aufbewahrg. v. Silber-“ kussion 248. — Ausdehng.
(Gefrierapp.) 38. spiegeln, Coblentz 183. — Sam- verschiedener Thermometer—
Schmidt, A., Tätigk. d. Aussch.| melndes Spiegelsyst., ZeiB flüssigk., Böttcher 248.
f. wirtschaftl. Fragen 256. 245 P. Thie cke, Methoden u. App. z.
Schrauben: Schleifvorr. z. Her- Spies, Vorbereitung f. Studien-“ Herstellg. v. Münzen 249.
stellg. v. genauen e aufenthalt in England 96. Tiedemann, M., Zeichenmo-
Löwe & Co. 86 P. Spuler, R., Ultraviol. Strahlen delle f. d. Mechanikerklassen
Schuchhardt, F., 7 132. u. d. Auge 258. an Pflichtfortbildungsschulen
Schütte, Scheideflasche als Er-| Staeble & Co., Hauptkatalog | 44, 259.
satz d. Kugelscheidetrichters; ü. photogr. Objekt. u. Kameras, Trümpler, Passageinstr. 56.
172. Proj.-App. u. Fernrohre 118.
Schweydar, App. z. Messg. v.| Stansfield, E., Zwei einf. For-
Erschüttergn. kleiner Periode, men v. Gasdruckreglern 193.
220. Stapf, Heimarbeitsgesetz 239. Uhren s. Zeitmessg.
Schwirkus, G., f 12. Staus, A., Der Indikator u. Unterricht: Buchführungskurs.
Seddig,M., Vorlesungsapp. 170. seine Hilfseinrichtgn. 174. d. Handwerkskammer Berlin
Seidel, H, + 164. | Stiegel, W., Preisliste 119. 18. — 3. Ferienkursus ü. Ste-
Selsmometrie: App. z. Measg.; Stolzenberg, H., App. z. Gas- reophotogrammetrie 41. —
v. Erschüttergn. kleiner Pe-| analyse durch Kondensation 8. Gewerbl. Einzelvorträge in d.
riode, Schweydar 220. — App. Strahlen (Röntgen-, a-, B-, y- usw. Handelshochsch. Berlin 41. —
z. Messg. d. Erschütterg. v.| Strahlen): Kathodenstrahl- Zeichenmodelle f. d. Mecha-
Gebäuden, Weidert u, Grun-| röhre, Jermulowicz 10 P. — nikerklassen an Pflichtfort-
mach 220. Kontrollgerät z. Messg. der bildungsschulen, Tiedemann
Siemens & Halske, Ausbildg. Röntgenlichtmenge, Loewen- 44, 259. — Physikal. Verein,
v. Mechan.-Lehrlingen, Voß u.] stein 31 P. — Vakuunröhre, Frankturt a. M.: Blitzableiter-
Leifert 88. — Hochfrequenz- Blum u. Winter 76 P. — Ra- Kursus 53. — Technikum Mitt-
ströme i. d. Med., Bangert 265. diumfunde in Sud-Australien,, Weida 53. — Fachkurse für
Smalley, W. X., s. H. J. S. Mawson 83. — Röntgenröhre, Feinmechanik am Gewerbesaal
Sand 96. Lindemann 86 P. — Messg. d.] Berlin 73. 81, 204. — Optiker-
Soziales (s a. Gesetzgebg.): Be- Härte von Röntgenstrahlen, Fachschule in London 82. —
scheid d. Handwerkskammer Fürstenau 87.— Eſektromediz. Anmeld. z. Pflichtfortbildungs-
betr. Lehrvertrag 11. — Ge- u. röntgentechn. Fortschritte schule in Berlin 82. — Aus-
schäftsstelle f. d. Prüfungs— in d. letzten Jahren, Heber 90, bildung V. Mech. ‘i Lehrlingen
wesen im Mech.-Gewerbe 18. 109, 133, 145. — Radium. Per- b. d. Fa. Biemens & Halske,
— Festlichk. f. d. Berliner peduum mobile, Greinacher Y- Voß u. Leifert $8. — Vor-
Organe d. Prüfungswesens im 101. — Elektromedizinische u. bereitungskursus f. e. Studien-
. Mech.-Gewerbe 30. — Lehr- Röntgen-App. d. Fa. Reiniger, aufenthaltin England, Spies 96.
lingsnachweis d. Abt. Berlin Gebbert& Schall A.-G., Hirsch- — Unterr. in phys. Handfertig-
55. — Ausbildg. v. Mech.-Lehr-! mann 108. — Kühlvorrichtg.| Keit, Winkler 261.
lingen b. d. Fa. Siemens & f. Röntgenröhren, Müller 131 P. „Literatur: Fabrikschulen
Halske, v. Voß u. Leifert 88. — Röntgenröhre m. ein. d.“ Kohlmann 84. — Prosp. üb.
— Th. Ludewig, stellv. Vors. Röntgenstrahlen gut durch- eint. Praz.Behul-App., Edel-
d. Meisterprüfgs. - Kommiss. Assig. Fenster, Campe u. Re- mann & Sohn 85. — Proj. m.
Berlin 106. — Mitteilg. betr. gener 176 P. — Röntgenröhre d. Univ.-Schul-Proj.-App., Er-
Lehrlingsnachweis 188. — m. Luftkühlg., Reiniger, Geb-| necke 98.
Meisterprüfgn. ind. Feinmech. bert & Schall 245 P.
194. — Berutsgenossensch. f. Sydow, E., f 32.
Feinmechan. u. Elektrotechn.: Vakuumröhre s. Strablen.
Verminderg. d. Unfallgefahren Verelus nachrichten u. Versamm-
203: Besuch d. stand. Aus- Temperatur- Regulatoren: EI. lungen.
stellg. f. Arbeiter wohlf. 227. — Thermostatenregulierg., Jahn 4. D. G. f. M. u. O.:
Antrag d. Handwerkskammer 28. — Thermostat f. refrakto- BD ew eS
Weimar, d. Glasinstr.- Macher metr. Bestimmgn., Poda 80.
als Handwerker zu erklären, Thermometrie: Unzuverlässigk.
1. Vorstand: &8,118,120.150, 152.
2. Mitgliederverzeichnis:
Holland 239; Diskussion 246. ungeprüfter Fieberthermom., a) Änderungen: Beilagen zu
— Angelegenheit d. Schutz- Wiebe u. Hebe 65. — Uber d. Heft 1 u. 13.
gemeinsch.; Stellungnahme verschied. Konstr. d. ärztl. b) Anmeldung: 64, 208, 246.
gegen d. Hütten verband betr. Max.-Thermomet., Wiebe 77; c) Aufnahme: 107, 228.
Mensuren, Müller 247. Nachtrag, Wiebe 89. — Kor- 3. 22. Mechanikertag: 107, 132,
Literatur: Fabrikschulen, rekturteilgn. f. verschied. Ein- 165, 177, 196, 207, 209,
Kohlmann 84. tauchtiefen an Hg-Thermom,, 22 025 T1
272
machungen der Zweig.
vereine: |
a) Berlin: 11, 32, 43, 44, 55,
64, 88, 108, 188, 208, 232,
249, 265.
b) Göttingen: 12, 56, 264. |
c) Halle: 11, 260. |
d) Hamburg-Altona: 56, 76,
107, 232, 249, 265. |
e) Ilmenau: 107, 132, 228,
236, 246.
B. Andere Vereine:
Verband D. Elektrotechn. 12. —
Engl. Phys. Ges. 46. — Phys.
Verein Frankfurt a. M.: Blitz-
ableiterkursus 53. — 83. Natur-
forscher-Versammlg in Karls-
ruhe 73, 118, 120. — Russ.
Techn. Ges. 126. — 3. Intern.
Kongreß f. Laryngol. u. Rhi- |
nologie in Berlin 151. —
6. Kongreß der intern. Verb.
f. d. Materialprüfgn. d. Tech-
nik 161. |
Violette, H., E. Lacour und
Ch. Florian, Zielfernr. für
kleinkalibr. Bchiffegesch. 126.
Vogdt, R., Elementarmechan.
f. Maschinentechn. 42 |
Voiges, Maxim.-Thermo-Ario- |
meter 81. |
Voß, R. v., u. Leifert, Ausbildg. '
v. Mechan.-Lehrl. b. d. Fa.
Siemens & Halske 88.
Wagen und Wägungen: Wage
z. Measg. v. Druckunterschied.
in Gasen o. Flüssigk, Siemens-
Schuckert- Werke 119 P. —
Geplante Regelg. d. Maß- u.
Gewichtswesens im Südafrik.
Bund 127. — Messen v. ström.
Mengen von Dämpfen mittels
Rohrwage, Bad. Anilin- und
Sodafabr. 196 P. |
Wärme (s. a. Temper.-Regul.;
Thermometrie). I. Theoret.
Untersuchungen u. Mes-
methoden. — Il. Apparate.
a) App. f. d. Bestimmg. d Aus
dehng., d. Schmelz- und Siede-
punktes: Physikochem. Stud.
an binären Gemischen (Gefrier-
app.), Scheuer 38. — Math.
z. Bestimmg. d. Molekulargew.
gelöster Substanzen d. Dampf-
druckmessg. Uber einen be-
quemen App. zur Messg. der
Dampfdichten flucht. Stoffe,
Menzies 80. — b) Halorimeter.
— c) Strahlungsmesser, Heiz-
vorrichtungen, Verschiedenes:
Werkstatt: 1.
Namen- und Sachregister.
4. Sitzungsberichte u. Bekannt- El. Feuermelder, Mikulla und
Kniolka 130 P. — El. Ofen.
Merck 152 P. — Isoliermantel
f. el. Vorrichtgn., Westing- |
house El. Cy. 219 P.
Weidert, F., u. L. Grunmach,
App. z. Messg. d. Erschitterg. |
v. Gebäuden 220.
Wennmann, D., Schwefelbest.-
App. in Eisen u. Stahl 150.
Materialien:
Künstl. Graphit 37. — Regen.
Kautschuk 48. — Herstellg.
magnetisierbarer Materialien,
Hilpert 144 P., 188 P. —
Deutsche
Mochantker-Ztg.
Elementarmech. f. Maschinen-
techn., Vogdt 42. — Handb
der prakt. Werkstatt-Mech,
Hofmann 85. — Elektrolyt.
Metallniederschläge, Pfan-
hauser jr. 98 — Metallfärbg.
u. deren Ausführg.; Ätzen u.
Färben der Metalle, Buchner
118. — Geschichtl. Entwicklg.
der Technik d. Lötens, Feld-
haus 143. — Rat.mech. Metall-
bearbeitg., Blancke 174. —
Automobil, Parzer- Mühl -
bacher 227. — Autog. Schwei-
Bung, Ragno 264.
II. Formgebung: a) @ießen: Werner, A., s. A. Leman 167.
—b) Werkzeugmaschinen: Vers. Werth, H., Das Licht 161.
zurErmittelg.d günst. Arbeits- |
weise d. Rundschleifmasch .
Pockrandt 47. — Schleifvor-
richtung z. Herstellg. v. ge-
nauen Gewinden, Löwe & Co.
86 P. —
Arbettsmethoden: Schleiflehre
für Spiralbohrer, Becker 28.
— Schraubenzieher mit fe-
derndem Greifer, Fritsche 48. — |
Wiebe, H. F.,
c) Werkzeuge und
Über die ver-
schied. Konstrukt. d ärztl.
Max-Thermom. 77; Nachtrag
89. — Weiteres ü. d. Kon-
strukt. Arztl. Max.-Thermom.
189. — Einiges aus d. ausl.
Thermometerind. 230, 236. —
Verschärfg. d. Prüfungsbest.
f. Arztl. Thermom. 246; Dis-
kussion 247.
Zerschneiden v. Röhren durch — u. P. Hebe, Unzuverlässigk.
Atzen, Milbauer 183. — Metb.
u. App. z. Herstellg. v. Münzen,
ungeprifter Fieberthermom.
60.
Thiecke 249. — III Verbin- Wietlisbach. V., Handb. d.
dungen der Materialien
untereinander:
Papier auf Blech 80. — Löt-
Wasser f. Aluminium, Germann
Telephonie 97.
Kitt für Winkler, E., Unterr. in phys.
Handfertigk. 261. — Verd.
Gase bei hoh. el. Spanngn. 265.
144 P. — Vereinigg. v. Teilen Wolf- Czapek, K. W., Kine-
aus Glas, Metall u. dgl., Sie-
matographie 127.
mens & Halske 187 P. — IV. Wright, R., Sublimationsapp.
Härten- u. Ober flächen-
behandlung: Schwarzfärben |
117.
v. aus Messing o. Kupfer be ; Zacharias, J., Elektrot. Um-
steh. galv. verkupf. Gegenst.,
Luppe & Heilbronner 10 P. —
Harteverf. d. Fa. Gebr. Böhler
A.-G., Burian 11. — Zerstäuber
f. fluss. Metalle, Kahl 46 —
Versuche z. Ermittelung der
günst. Arbeitsweise d. Rund-
schleifmasch., Pockrandt 47 —
Blaufärben d. Stahls durch
Anlassen, Göpel 121. — Her-
stellg. von Metallüberzügen
durch Anreiben, Hildebrand
191, 199. — Technologie der
Schleifmaterialien 242. —
V. Verschiedenes: Messen
d. best. Spieles. D. Waffen- und
Munitionsfabr. 64 P. — Feste Zeitmessung:
Lehre, Conrad 85 P. — Mikro-
skopisches Messen kreisrunder
Querschnitte, Lichtwerke 207
P. — 4Geigervorrichty. fir
Schnell- u. Fernablesg., Goetz
235. — VI. Literatur: Kaut-
Zeichenapparate:
former 264.
Aufnahme v.
Landesvermessg., Smith 19 P.
— Zeichenmodelle f. d. Mecha-
nikerklassen an Pflichtfort-
bildungsschulen, Tiedemann
44, 259. — Zirkelgriff, Mertz &
Co. 55 P. — Aphegraph, ei.
neuer el. Tangentenzeichner,
Guillery 158. Literatur:
Übgn. im Skizzieren el. Schal-
tgn., Baum gartner 84.
Zeiß, C., Preisliste ü. Interfero-
meter f. Gase u. Wasser 129.
— Brand d. astron. Abteilg. 187.
— Neue Opt. Instr., Martini 265.
Stoppuhr m. el.
Auslösg. u. Arretierg., Lux 57.
— Astron.Zeitbestimmg., Kohl-
schütter 107. — Herstellg. v.
Chronometern, Meyer 108. —
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Fernablesg., Goetz 235.
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Deutsche Mechaniker-Zeitung.
Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik.
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft,
Erscheint seit 1891.
Beiblatt zur Zeitschrift
für Instrumentenkunde.
Organ für die gesamte
Glasinstrumenten-Industrie.
Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
Heft 1, S. 1—12.
1. Januar.
1911.
Die
Deutsche Mechaniker-Zeitung
erscheint monatlich zweimal in Heften von 12u.8 Seiten. Sie
ist den technischen und gewerblichen Interessen
der gesamten Präzisionsmechanik, Optik und
Glasinstrumenten-Industrie gewidmet und berichtet
in Originalartikeln und Referaten über alle ein-
schlägigen Gegenstände. Ihr Inhalt erstreckt sich auf die
Werkstattpraxis, die soziale Gesetzgebung, die Geschichte
der Feintechnik, technische Veröffentlichungen, Preislisten,
das Patentwesen und Anderes mehr.
Ais Organ der Deutschen Gesellschaft für
Mechanik und Optik enthält die Deutsche Mechaniker-
Zeitung die Bekanntmachungen und Sitzungsberichte des
Hauptvereins und seiner Zweigvereine.
Alle die Redaktion betreffenden Mitteilungen und An-
fragen werden erbeten unter der Adresse des Redakteurs
A. Blaschke in Charlottenburg 4,
kann durch den Buchhandel, die Post oder auch von der
Verlagsbuchhandlung zum Preise von M. 6,— für den Jahr-
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Wissenschaft und Technik als Insertionsorgan sowohl für
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A. Leman, Die Justierung der geodätischen Instrumente 8. 1. — FUER WERKSTATT UND LABORATORIUM:
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1. Januar 1911.
Patentliste.
Bis zum 22. Dezember 1910.
Klasse: Anmeldungen.
4. R. 30444. Verf. z. Verhüten des Anlaufens
der spiegelnden Fläche bei Reflektoren.
E. R. Rysman, London. 19. 3. 10.
12. G. 29405. Gegen chem. Einflüsse widerstands-
fähige Gefäße aus reinen Eisenoxyden. W.
Günther, Cassel. 17. 6. 09.
21. H. 50808. Wechselstrominstr. Hartmann
& Braun, Frankfurt a. M. 30. 5. 10.
H. 51 199. Unterlager f. Meßinstr. S. Hefter,
St. Petersburg. 27. 5. 10.
M. 41640. El.-Zuhler f. Gleichstrom. P. Mai,
Charlottenburg. 23. 6. 10.
P. 24586. El. Dampf lampe.
Rixdorf. 1. 3. 10.
Sch. 35 700 Verf. u. App. zur elektrolyt. El.
Messg. Schott & Gen., Jena. 23. 5. 10.
42. A. 18585. App. z. Prüfg. e. Gasgemisches
od. e. Flüssigk. mittels e. sich entfarbenden
od. seine Farbe veränd. Reagens; Zus. 2.
Anm. A. 18 403. M. Arndt, Aachen. 26. 3. 10.
C. 17 371. Träger f. d. opt. Teile v. Koinzidenz-
entfernungsmessern. V. Colzi u. F. Bar-
delli, Turin. 26. 11. 08.
C. 18815. Vermessungsinstr., bei dem die
Strecke zw. 2 vom Instr. entfernt liegenden
Punkten mit Hilfe von 3 an dem Instr. an-
gebrachten u. mit Einteilgn. vers. Schienen
bestimmt wird. F. Curtis, Seattle. 31. 1. 10.
H. 44 762. Optisch. Geschwindigkeitsmesser.
B. Hopkinson, Cambridge, u. L. Thring,
E. Podszus,
Overbrook. 25. 9. 08.
H. 60 954. Manometerskala mit einstellbaren
Einzelwerten. S. Hartig, Saarbrücken.
15. 6. 10.
K. 44 337. Vorrichtg. z. Analysieren v. Farben-
mischungen. A. Kubicek, Prerau. 20. 4. 10.
P. 23 930.
messen mit 3 Objektiven.
27. 10. 09.
S. 28625. Vorrichtg. z. Messen hoh. Temp.,
bei welcher der Widerstand e. in e. Hohl-
körper eingeschl. el. Leiters bei verschied.
Temp. ein Maß f. die Temp. darstellt. Gebr.
Siemens & Co., Lichtenberg. 20. 3. 09.
S. 31669. Elektr. Widerstandspyrometer. C.
GroBpeter, Groß Königsdorf b. Cöln.
14. 6. 10.
T. 14 847.
drehspulen u. festen Feldspulen.
Berlin. 17. 1. 10.
T. 14888. Selenphotometer; Zus. z. Anm. T.
14847. Derselbe. 29. 1. 10.
Instr. z. Fernsehen u. Entfernungs-
F. Pütz, Cassel.
Selenphotometer m. Wechselstrom-
D. Timar,
III
U. 3882. Einrichtg. z. Gasförderg. in gasana.
lytischen Appar. Underfeed Stoker Cy
of Am., Chicago. 6. 12. 09.
Z. 6527. Photogr. Einzelobj. aus 3 verkitteten
Linsen, deren mittlere bikonk. ist. C. Zeiß,
Jena. 26. 11. 09.
72. R. 28855. Fernrohraufsatz für Geschütze
zum Beschießen von hochgelegenen Zielen.
Rhein. Metallw. u. Maschin.-Fabrik,
Derendorf. 18. 7. 09.
Z. 6822. Einsatz f. Geschütz- u. Gewehrläufe,
der die Richtung der Seelenachse liefert,
C. Zeiß, Jena. 1.6.10.
Erteilungen.
20. Nr. 229 785. Verf., mehrere App. synchron
durch je einen Steuermotor anzutreiben, und
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Siemens - Schuckert- Werke, Berlin.
16. 1. 10.
Nr. 229915. Vorrichtg. z. selbstt. Aufzeichnen
v. Zugabstand u. Zuggeschw.; Zus. z. Pat.
Nr. 220803. Siemens & Halske, Berlin.
1. 5. 10.
21. Nr. 229607. El. Typenfernschreiber; Zus. z.
Pat. Nr. 228045. L. Cerebotani, München,
u. A. Silbermann, Berlin. 5. 1. 10.
Nr. 229 734. Anker f. Motor-El.-Zähler. Sie-
mens-Schuckert-Werke, Berlin. 28.3.09.
Nr. 229 789. Zählwerk f. el. Meßinstr. Isaria,
München. 29. 4. 10.
Nr. 229922. Lager f. Meßgeräte; Zus. z. Pat.
Nr. 217276. Dieselbe. 11. 8. 10.
80. Nr. 229610. Verf. z. gleichz. photogr. u.
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21. 1. 09.
Nr. 229744. Interferenzapp. zur Prüfung der
Hörschärfe; Zus. z. Pat. Nr. 224030. B.
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Redaktion: A. Blaschke, Charlottenburg 4, Fritsche-Str. 39.
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9.
Heft 24, S. 261—272.
15. Dezember.
1911.
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Deutsche Mechaniker-Zeitung
erscheint monatlich zweimal in Heften von 12 u. S Seiten. Sie
ist den technischen und gewerblichen Intereasen
der gesamten Präzisionsmechanik, Optik und
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in Originalartikeln und Referaten über alle ein-
schlagigen Gegenstände. Ihr Inhalt erstreckt sich nuf die
Werkstattpraxis, die soziale Gesetzgebung, die Geschichte
der Feintechnik, technische Veroffentlichungen, Preislisten,
das Patentwesen und Anderes mehr.
Ais Organ der Deutschen Gesellschaft für
Mechanik und Optik enthält die Deutsche Mechaniker-
Zeitung die Bekanntmachungen und Sitzungsberichte des
Hauptvereins und seiner Zweigvereine.
Alle die Redaktion betreffenden Mitteilungen und An-
fragen werden erbeten unter der Adresse des Redakteurs
A. Blaschke in Charlottenburg 4,
Fritsche Str. 39.
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Berlin E. V., Sitzungen vom 21. 11. und 5. 12. 11 S. 265. — Zwgv. Hamburg- Altona, Sitzung vom 5. 12. 11 8. 265. —
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dustrie getroffen haben, wird des lebhaften Beifalls unserer
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gewiß sein. Die Exemplare für diese Bezieher der „Woche“
lassen wir mit Beginn des neuen Jahrgangs unter dem Titel
EXPORT-WOCHE
der Porto-Ersparnis halber auf etwas dünnerem, eigens
dafür angefertigtem Papier drucken. Außerdem haben
wir in unserer neu eingerichteten „Export-Woche“ neben
dem schon bestehenden Inseratenteil eine besondere
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darstellt. — Wegen der lnsertions- Bedingungen wende man
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