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Full text of "Deutsche Mechaniker-Zeitung 1913"

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THE UNIVERSITY 
OF ILLINOIS 


LIBRARY 


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Deutsche 


Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt 


der 


Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Jahrgang 1913. 


Berlin. 


Verlag von Julius Springer. ’ 
1913. 


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WR: Inhaltsverzeichnis. 

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Seite 

Neue Hilfsapparate für optische Demonstrationen. Von PaulKrüß ....... 113 
Wilhelm Handke F. . . ee ne ee er 
Massenfabrikation im Bau eleltriächer Mobitstrumente: yon F. Goldschmidt . . .. 2 
Die Reineckersche Meßmaschine der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. Von 

A. Leman .. a ee a SG). a AD 
Neuer Ballonkompaß. Von c. ‘Leib A oe ; - . 48 
Der Arbeiterschutz und seine Beziehungen zu den optischen u. aoan ee Ge- 

werben. Von A. Bender. . . ee SS Re? ce. aoe Da EB 
Die Herstellung tiefer Temperaturen. Von W. H euse ... 17 
Über die Anwendung des Stereoskopes zur Prüfung der zentralen Sehscharte ad die 

Notwendigkeit der Schaffung eines fiir wissenschaftliche Zwecke dienenden einheit- 

lichen Modells desselben. Von E. Berger ...........2.. +... 85 
Neue Blutkörperchen-Zäblkammer. Von W. Roerdansz ........... .. «88 
Nachdruck von Katalogen. Von H. eroseaun Bi: Se et AS tte ve ok ee ieee Hi ine eo - CO 
Einladung zur 24. Hauptversammlung der D. G. f. M. u. O. ae . . 109 
Ist der Mechaniker ein Handwerker im a Sinne, oder ist er 68 "nicht? Von 

G. Heyde ... ee ee ee IN 
Zur 24. Hauptversammlung dër D. G. f M. u. 0. in pa Gi. oe Tr GEE 
Zwei neue Modelle meiner binokularen Lupe. Von E. Borger ons oe SE ote. oe 2 
Ältere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. Von H. Paapender 133. 149. 188 
Die 24. Hauptversammlung der D. G. f. M.u. O... . . 2 2 2 2 a wee eee 148 
Nachruf auf Wilhelm Handke. Von H.Krüß .......2.2.2.242.2.2.... =. «167 
Die Herstellung fehlerfreier Objektive. Von B. Halle... . 158 
Der Zeichenunterricht an der 3. Pflichtfortbildungsschule (Mechaniker Sekule) zu Berlin 

1::V00.P. Geppert: © e a os a a are An a ee ee we ee 2169: ATT 

IL Von 0. Badiñg o e aa wae ee EE ee ee & OBI 

Il. Von K. Fechner . .. . . . 182 
Die neuen Entwirfe des Patent-, Göbräuchemiister. und Warengeichengesetzen: Von 

H. Reising. . it ones tie. wa WE? ee ae co, |.) 
Neuere Materialien und Formen für Dade snmabe: Von w. Block > 197 
Nachruf auf den Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. H. F. Wiebe und Res lerinerat J. Domke. 

Von A. Bötteher ... ne re ie 209 
Konstruktion und Anwendung des Döchprieman: Von K. Pritschow ok 221 
Uber Metallbeizen. Vierte Mitteilung: Grauschwarzfärben von Kupfer mit Permanganat 

lösung. Von B. Groschuff ... . ge AHP a SP asst 2a 233 
Spritzguß und seine Vorwendungsmbplichkeiten. Von A. aiemwiid A de Re A 241. 253 


Für Werkstatt und Laboratorium: 6. 15. 24. 39. 61. 79. 89. 102. 115. 124. 138. 161. 172. 183. 
193. 201. 213. 239. 245. 
Glastechnisches: 8. 16. 26. 40. 49. 61. 70. 81. 104. 116. 126. 163. 174. 185. 193. 203. 214. 
227. 247. 256. 

Gebrauchsmuster für glastechnische Gegenstände: 9. 50. 82. 164. 193. 215. 249. 

Gewerbliches: 9. 16. 27. 41. 51. 62. 73. 82. 92. 104. 117. 127. 139. 164. 186. 194. 204. 215. 229. 249. 257. 

Kleinere Mitteilungen: 10. 18. 29. 54. 62. 107. 130. 142. 155. 166. 175. 187. 194. 205. 216. 
240. 250. 

Patentschau: 10. 19. 39. 42. 55. 63. 74. 95. 107. 118. 131. 143. 156. 166. 176. 196. 207. 218. 
230. 261. 

Bücherschau und Preislisten: 29. 54. 63. 94. 130. 143. 175. 187. 216. 258. 

Vereins- und Personennachrichten: 12. 20. 31. 44. 56. 64. 75. 84. 96. 108. 119. 132. 144. 167. 
188. 196. 208. 231. 240. 252. 258. 

Berichtigung: 252. 

Namen- und Sachregister: 269. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 1. 1. Januar. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Neue Hilfsapparate für optische Demonstrationen‘). 
Von Dr. Paul Krüfs in Hamburg. 
(Mitteilung aus dem optischen Institut von A. Krüß in Hamburg.) 


Die vor mehreren Jahren von Prof. Grimsehl konstruierte Liliput-Bogen- 
lampe?) hat in letzter Zeit einige wesentliche Verbesserungen erfahren, die sie als 
Lichtquelle für alle optischen Versuche geeignet machen. Außerdem sind einige neue 
Zusatzapparate konstruiert, mit deren Hilfe eine große Zahl neuer und wichtiger op- 
tischer Versuche in überaus klarer und übersichtlicher Weise ausgeführt werden kann. 

In Fig. 1 ist die Bogenlampe A mit ihren wichtigsten neuen Hilfsapparaten 
abgebildet. Folgende Konstruktionsänderungen der Lampe sind besonders zu erwähnen. 
Die Verstellung der unteren Kohle geschieht durch eine einfache Verschiebung eines 
mit isolierendem Griff versehenen 
Stabes Z, an dessen oberem Ende 
der Kohlenhalter sitzt. Dieser ist 
so eingerichtet, daß die untere, 
negative Kohle etwas nach vorn 
gerückt ist. Dadurch wird er- 
reicht, daß der leuchtende Krater 
an der oberen, positiven kohle 
immer an der Vorderseite entsteht 
und infolgedessen ein einheitliches 
Strahlenbündel ausder Lampe aus- 
tritt. Die Hülse 2 verschließt die 
Bogenlampe auch an ihrem un- 
teren Ende vollkommen lichtdicht. 
Durch dunkle Fenster kann von 
beiden Seiten das richtige Brennen 
der Lampe kontrolliert werden. 
Der Kondensor, etwas größer als —— = 
bisher, erzeugt ein Strahlenbündel Fig. 1. 
von ungefähr 35 mm Durchmesser. 

Er ist aus 2 Linsen zusammengesetzt, wodurch die Aberration fast vollständig beseitigt 
wird. Man erhält bei richtiger Einstellung des Kondensors ein nahezu vollständig par- 
alleles Strahlenbiindel. Die Neigung der Bogenlampe wird jetzt durch eine am Stativ 
angebrachte Stellschraube eingestellt. Hierdurch kann man einerseits die Richtung des 
austretenden Strahlenbündels sehr bequem und sicher regulieren. Außerdem verhindert 
die Stellschraube das unfreiwillige Heruntersinken der im Scharnier drehbaren Bogen- 
lampe, so daß man auf den Kondensor gewisse Hilfsapparate direkt aufsetzen oder auch 
einen schweren Kondensor von größerem Durchmesser benutzen kann. Die Aus- 


ral 


1) Das Material für nachstehende Mitteilung ist mir von Herrn Prof. Grimsehl, Direktor 
der Oberrealschule a. d. Uhlenhorst in Hamburg, freundlichst überlassen. 

2) Zeitschr. f. d. phys. u. chem. Unt. 19. S. 137. 1906 u. 20. 9.209. 1907; Monatshefte 
f. d. naturw. Unt. 2. S.1. 1909. 


Paul Krüß, Neue Hilfsapparate für optische Demonstrationen. Me en g. 


wechselung des kleinen Kondensors gegen den großen Kondensor B geschieht durch 
einen einfachen Handgriff. Der Kondensor B besteht aus zwei Plankonvexlinsen. Die 
vordere Linse ist mit der hinteren durch einen einfachen Bajonettverschluß verbunden; 
sie kann leicht herausgenommen, in das Stativ C eingesetzt und so besonders verwendet 
werden. Die hintere Kondensorlinse allein erzeugt ein paralleles Strahlenbündel von 
etwa 10 cm Durchmesser; kleine Verschiebungen dieser Linse sind durch eine passende 
Schlitzführung möglich, so daß auch ein schwach konvergentes oder divergentes Strahlen- 
bündel hergestellt werden kann. In die vordere Öffnung des Kondensors B kann, 
wenn die vordere Linse herausgenommen ist, der Nutenschirm D eingesetzt werden. 


Er dient zur Aufnahme von großen Blenden F und G. F ist eine Blende mit kreis- 
förmigem Ausschnitt zur Demonstration der sphärischen Aberration der Linsen, @ ist 
eine ähnliche Blende mit verschiedenen Öffnungen, die ebenfalls für Aberrationsversuche 
besonders geeignet ist. 

Wird der Kondensor B mit beiden Linsen verwandt, so dient er besonders zur 
Projektion von Diapositiven. Es wird dann einfach das Objektiv Æ, an dessen hinterer 
Seite eine Nutenführung für Diapositive gewöhn- 
licher Größe (81/, X 10cm) angebracht ist, davor- | 
gesetzt, dann ist der ganze Apparat zur Projektion | 
geeignet (Fig. 2). Zur Projektion von Diapositiven | 
kann auch der schon früher beschriebene Vorsatz 
(Fig. 3) benutzt werden. Bei diesem ist der große 
Kondensor auf einem Stativ fest mit dem Bilder- 
halter und dem Objektiv verbunden. Es ist nur das 
Rohr mit dem kleinen. Kondensor von der Liliput- 
lampe abzuhaken und dann die Lampe möglichst 
dicht hinter dem Vorsatz aufzustellen. 

In die Öffnung des kleinen Kondensors der 
Lampe paßt eine Reihe von Einsätzen, von denen 
einige in Fig. 2 -— H, J, K und M — abgebildet 
sind. H trägt eine einfache Scheibe mit Nuten- 
führung für kleinere Blenden, von denen JZ ein 
Beispiel zeigt. Diese Blende besitzt einen Ausschnitt 
in der Form eines großen lateinischen F, das sich als 
optisches Objekt vorzüglich eignet. J ist ein Spalt 
mit Mikrometerverstellung, K eine Hülse, in die ein 
Filter für ultraviolettes Licht eingesetzt werden kann; 
M endlich ist ein Apparat, der dazu dient, 3 parallele 
Lichtstrahlen, die einen größeren Abstand vonein- 
ander haben, aus der Lampe austreten zu lassen; i —— 
von seiner Anwendung wird unten die Rede sein. Fig. 5. Fig. 4. 


1. a 1913. Paul Krüß, Neue Hilfsapparate für optische Demonstrationen. 8g 

Apparat zur Herstellung von 5 Strahlenbündeln (Fig. 4). Der Apparat wird 
so vor die Liliputbogenlampe mit kleinem Kondensor gebracht, daß das Strahlenbündel 
auf den unteren geneigten Spiegel fällt. Dadurch wird das Strahlenbündel nach oben 
geleitet und streift die 5 kleinen drehbaren Spiegel, so daß eine Teilung in 5 Strahlen- 
bündel stattfindet, die je nach der Stellung der kleinen Spiegel parallel, konvergent 
oder divergent sind. Fig. 6 zeigt eine Anwendung dieses Apparates zur Fünfteilung 
des Strahlenbündels. 

Modell eines Hohlspiegels (Fig. 5). Der Hohlspiegel ist aus 5 Spiegelstreifen 
zusammengesetzt, die in einer Art Kette von 5 scharnierartig ineinander greifenden 
Fassungen befestigt sind. 
Die äußeren Enden der 
Kette sind durch je 2 Spi- 
ralfedern gespannt. Hin- 
ter die Spiegelkette wird 
ein kreisförmig geboge- 
ner doppelter Drahtbügel 
gelegt. In Fig. 5 istab- 
gebildet, wie dieserDraht- 
bügel einen Konvexspie- 
gel herstellt. Dreht man 
den Drahtbügel um, so 
entsteht ein Konkavspie- 
gel. Die Versuchsanord- 
nung für Versuche mit 
einem Konkavspiegel ist 
in Fig.6 abgebildet. Man 
erkennt, wie die 5 paral- 
lelen Strahlen auf die 
5 Spiegel fallen und dann 
in einemBrennpunkt ver- Fig. 6. 
einigt werden. Läßt man 
den Drahtbügel fort, so befinden sich die 5 Spiegel in einer Ebene, sie stellen dem- 
nach einen Planspiegel dar. 

Apparat zur Demonstration der Wirkungsweise von Linsen (Fig. 7). In den 
Kondensoransatz der Lampe ist der aus 4 Spiegeln bestehende Apparat eingesetzt, der 
3 parallele Lichtstrahlen erzeugt (M in Fig. 1). Die Linse ist aus 3 prismatischen 
Gefäßen, die mit gefärbtem 
Wasser gefüllt sind, zusam- 
mengesetzt. Man erkennt, 
wie die Strahlen im Brenn- 
punktvereinigtwerden. Fig. 8 
zeigt dieselbe Anordnung für 
eine Konkavlinse, auch unter 
Anwendung des für 3 par- 
allele Strahlen konstruierten 
Apparates. 

Demonstration der 
sphärischen Aberration. An 
die Liliputlampe wird der 
große Kondensor mit einer 
Kondensorlinse gebracht und 
die Nutenblende eingesetzt. 
In diese wird die Blende, 
deren Form aus Fig. 9 her- Fig. 1. 
vorgeht, eingeschoben; man 
erhält auf diese Weise 5 Strahlenbündel von besonderer Form. In Fig. 9 ist die große 
Kondensorlinse so aufgestellt, daß die parallelen Lichtstrahlen in ihre konvexe Seite 
eintreten. Die Figur zeigt den Strahlengang; man sieht, wie die am Rande der Linse 
eintretenden parallelen Strahlen sich in einem Punkt vereinigen, der der Linse näher 
liegt, als der Vereinigungspunkt der parallelen Strahlen, die nahe der Achse eintreten. 


à 4 Paul Krüß, Neue Hilfsapparate für optische Demonstrationen. Me nee l 


Dreht man die Linse um, so daß die ebene Seite der Lampe zugekehrt ist, so wird 
die Aberration bedeutend größer, wie Fig. 10 zeigt. Hieraus geht hervor, daß man 
einen Kondensor stets so anwenden muß, daß die beiden konvexen Seiten der Linsen 
einander zugekehrt sind. 


Fig. 8. l Fig. 9. 


Versuche über Astigmatismus (Fig. 11 u. 12). In den kleinen Kondensor der 
Lampe wird ein Ansatz mit Nutenführung gesetzt und in diese eine Blende mit einem 
Kranz kreisförmiger Öffnungen geschoben. Auf diese Weise tritt aus der Lampe ein 
Kranz von Lichtstrahlen aus. Diese treffen auf eine in eine große Blende eingesetzte 


Fig. 10. Fig. 11. 


Konvexlinse. Steht die Linse senkrecht zum Strahlenkranz, so vereinigen sich die 
Lichtstrahlen in einem Brennpunkt; wird dagegen die Linse, wie Fig. 11 zeigt, schräg 
gestellt, so entsteht ein astigmatisches Strahlenbüschel. In einem über dem austretenden 
Strahlenbüschel befindlichen geneigten Spiegel kann man dasselbe gleichzeitig auch 
von oben betrachten. Man erkennt 
dann (Fig. 11), daß in wagerechter 
Ebene die Vereinigung der Strahlen an 
einer anderen Stelle liegt als in verti- 
kaler Ebene, so daß demnach nicht ein 
Vereinigungspunkt, sondern zwei Ver- 
einigungslinien vorhanden sind. In 
Fig. 12 ist in den Strahlengang eine 
astigmatische Linse, eine Zusammen- 
stellung einer Bikonvexlinse und einer 
'Zylinderlinse, eingesetzt. Man erkennt 
auch dort, wie die beiden Vereinigungs- Fig. 12. 


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linien nicht an derselben Stelle liegen, wenn man einen Spiegel unter 45° Neigung 
oberhalb des Strahlenbündels anbringt, so daß man dieses von vorn und von oben 
gleichzeitig betrachten kann. Die Zylinderlinse, die an der hinteren, der Lampe zu- 
gekehrten Öffnung des Linsenträgers eingesetzt ist, kann herausgenommen werden. 
Ferner kann auf der rechten Seite der Blende eine zweite Zylinderlinse von derselben 
Art wie die links eingesetzte, aber mit gekreuzten Achsen, eingesetzt werden, und man 
kann so den Astigmatismus wieder”aufheben. 

Optische Bank für die 
Liliput- Bogenlampe. Zu 
beiden Seiten der die Lampe 
tragenden Stativstange sind 
Hiilsen angebracht, in die 
Messingstangen von 20 mm 
Durchmesser eingescho- 
ben werden können. Diese 
beiden Stangen bilden dann 
eine mit der Liliputlampe 
fest verbundene optische 
Bank, auf die jedoch die 
optischen Hilfsapparate 
nicht aufgesetzt, sondern 
in passenden Blenden auf- 
gehängt werden Werden ie 10; 
nur kurze Stangen verwandt, so bedürfen sie keiner weiteren Unterstützung. Da die 
Bank fest mit der Lampe verbunden ist, so kann man z. B. bei Spektralprojektion das 
durch das Prisma abgelenkte Spektrum durch einfache Drehung der Lampe auf den 
Schirm bringen. Benutzt man lange Stangen an Stelle der kurzen, so wird die optische 
Bank am freienEnde durch 
ein einfaches Stativ unter- 
stützt (Fig. 13). Die Ab- 
bildung zeigt die optische 
Bank mit den Nebenappa- 
raten für Beugung des 
Lichtes durch ein Gitter. 
Das Kondensorrohr der Lili- 
putlampe trägt einen ver- 
stellbaren Spalt; der Lampe 
zunächsthängt an der Bank 
eine Linse in einer neu- 
artigen Fassung, die ein 
leichtes Auswechseln der 
Linsen ermöglicht, darauf folgt eine Blende mit einer Gitterkopie und am äußersten 
Ende der Bank eine Mattscheibe zur Beobachtung der Beugungserscheinung. Vor der 
Mattscheibe hängt noch eine halb aus rotem und blauem Glas zusammengesetzte Platte, 
so daß man die verschiedene Entfernung der Beugungsstreifen für rotes und blaues 
Licht beobachten kann. Da die verschiedenen Hilfsapparate nur auf die Stangen der 
optischen Bank gehängt werden, so braucht man keine Sative, und daher sind die 
sonst so lästigen Stativ- 
füße nicht im Wege, wenn 
man mehrere Apparate 
dicht nebeneinander haben 
will. Dies ist ein sehr 
groBerVorteil derneuen op- 
tischen Bank. Dazukommt 
noch, daB alle Aparate 
ohne weiteres zentriert 
sind, also keiner weiteren 
Einstellung bedürfen. 

In Fig. 14, 15 und 16 
ist eine mit einem Rauch- Fig, 15. 


6 Für Werkstatt und Laboratorium. 


Deutsche 
M echaniker-Ztg. 


kasten versehene optische Bank an die Lampe gesetzt zur Demonstration des Strahlen- 
ganges in Fernrohren. Fig. 14 zeigt den Strahlengang in einem Galileischen, Fig. 15 
in einem Keplerschen, Fig. 16 in einem terrestrischen Fernrohr. 


Der Rauchkasten ist 
mit der optischen Bank, 
an die die Linsenhalter an- 
gehängt werden, fest ver- 
bunden. An den Längs- 
und Querseiten sind Glas- 
scheiben eingesetzt, oben 
wird der Kasten mit Streifen 
aus schwarzer Pappe oder 
mit einer lose aufliegenden 
Glasplatte zugedeckt. Das 
Kondensorrohr der Liliput- 
lampe trägt eine Blende 


mit 3 spaltförmigen Öffnungen zur Erzeugung von 3 Strahlenbündeln. 


Fig. 16. 


Bei ‘Demon- 


stration des Astigmatismus wird zur Beobachtung ein geneigter Spiegel auf die Deck- 


platte des Rauchkastens aufgesetzt. 


(Schluß folgt.) 


— Dt 


Für Werkstatt und Laberatorium. 


Giefsen von reinem Kupfer in Sand- 
formen. 


Zeitschr. d. Ver. D. Ing. 56. S. 1472. 1912 
nach The Foundry 1912. 


Wenn man Kupfer ohne besondere Zutaten 
in Bandformen gießt, so dehnt es sich infolge 
einerstarken Gasabsorption (Wasserstoff, Kohlen- 
oxyd, Schwefeldioxyd) aus und wird deshalb 
blasig und porös. 


Diese Eigenschaft macht es für Gußstücke, 
die in der Elektrotechnik als stromführende 
Konstruktionselemente verwendet werden sollen, 
wegen der bedeutend verringerten Leitfähigkeit 
in vielen Fällen unbrauchbar. Ref. hat selbst 
wochenlang Versuche gemacht, um teure, aus 
Profilmaterial zusammengesetzte Stromkörper 
für Meßinstrumente durch besonders sorgfältig 
hergestellten Kupferguß zu ersetzen. Die an- 
gestellten Prüfungen ergaben aber stets bei 
normaler Strombelastung ein Zuheißwerden der 
Stromkörper. Um normale Temperaturen zu 
erzielen, müssen die Querschnitte entsprechend 
vergrößert werden, wodurch sich unzulässige 
Verhältnisse für die meisten Zwecke ergeben. 


Trotz der vielen Patente, die auf Herstellungs- 
verfahren zur Erzielung guten Kupfergusses er- 
teilt worden sind, wird doch größtenteils das 
bewährte Mittel gewählt, dem Kupfer geringe 
Mengen Zink zuzusetzen. Das Erzeugnis ist 
eine sich gut gieBende Legierung von ge- 
nügender Dichtigkeit, aber geringem Leitver- 
mögen, die nur da anwendbar ist, wo es auf 
letztere Eigenschaft wenig ankommt. 


Die angeführten Schwierigkeiten lassen sich 
nur dadurch überwinden, daß man dem flüssigen 
Kupfer eine Substanz zusetzt, die sich mit den 
genannten Gasen verbindet und sie als Oxyd 
oder Schlacke ausscheidet. 


Dieses Mittel hat man in dem Element Bor 
gefunden und seine Anwendung bei Herstellung 
von reinem Kupferguß für Zwecke der Blektro- 
technik gibt eine vorzügliche Lösung dieser 
schwierigen Frage. 


Bor wird dem geschmolzenen Kupfer in 
Pulverform zugesetzt und zwar in der Form 
von Borsuboxyd, Borsäure-Anhydrid, dazu tritt 
noch Magnesium. Borsuboxyd dient zur Des- 
oxydation des Kupfers; das Magnesium soll das 
Bor-aus dem Borsäure-Anhydrid reduzieren, und 
eine gewisse Menge dieser beiden Stoffe bleibt 
als Rückstand, der gleichfalls desoxydierende 
Wirkung hat. Mit Hilfe dieses Zusatzes soll 
man bei Anwendung gewöhnlicher Sandformen 
tadellose Gußstücke erhalten. Die Unkosten des 
Metallbades erhöhen sich bei diesem Verfahren 
um etwa 21 Pf für das kg. 


Nachdem man sich einmal auf dem richtigen 
Wege befindet, sucht man nach einem billigeren 
Mittel von gleichen Eigenschaften und scheint 
in dem Titan ein solches gefunden zu haben. 
Ein Zusatz von '/,°/, dieses Stoffes soll guten 
festen Kupferguß ergeben, der ein Leitvermögen 
von 90 bis 96 %/, des Reinkupfers besitzt. Hig. 


Heft 1. 
1. Januar 1918. 


Alterungs- und Umwandlungs-Studien 

an Heuslerschen ferromagnetischen 

Aluminium-Manganbronzen, insbeson- 
dere an Schmiedeproben. 


Von E. Take. 


Abh. d. Kgl. Ges. d. Wiss. Göttingen, 
Math.-phys. Kl. 18. Nr. 2. 1911. 


Die Arbeit, die im Marburger Institut ange- 
fertigt wurde, behandelt eingehend die Alterung 
und Umwandlung der Heuslerschen Legie- 
rungen. Die Versuche wurden in der Haupt- 
sache an einer Schmiedeprobe von 14,25 °/, Mn, 
10,15 °/, Al und im übrigen Cy ausgeführt. Nur 
wenige Versuche wurden an einer gewöhn- 
lichen Gußbrouze angestellt, um die Frage zu 
entscheiden, ob auch für diese die gleichen 
Verhältnisse bestehen. Die chemische Zu- 
sammensetzung dieser Gußproben war 18,1 °/, 
Mn, 9,7°/, Al und 71,2°/, Cu. Die Bestimmung 
der Umwandlungspunkte wurde an abgeschreck- 
ten und an langsam erkalteten Proben vorge- 
nommen. Die ersteren wurden von einer Tem- 
peratur von 600° in einem Wasserbad von 
Zimmertemperatur plötzlich abgekühlt. Bei den 
so vorbehandelten Proben lag der „primäre“ 
Umwandlungspunkt bei 110°. Bei den von einer 
Temperatur von 800° während einer Zeitdauer 
von 16 Stunden langsam erkalteten Proben war 
die „primäre“ Umwandlungstemperatur 265°. 
Der Verf. hat sich davon überzeugt, daß ein Ab- 
schrecken von höheren Ausgangstemperaturen 
bis zu 800° quantitativ zu den gleichen Alte- 
rungsverhältnissen führt. 


Nachdem die Umwandlungstemperaturen so 
festgelegt waren, wurden zur Alterung 11 ver- 
schiedene, zwischen 80° und 351° gelegene Tem- 
peraturen gewählt. Betrachtet man zunächst 
den Fall einer von Rotglut Außerst stark ab- 
geschreckten und bei einer unterhalb ihres „pri- 
mären* Umwandlungspunktes gelegenen Tem- 
peratur gealterten Probe, so zeigt sich, daß 
die Magnetisierungswerte nur für hohe Werte 
der Feldstärke mit der Dauer der Alterung bis 
zu einem stabilen Maximalwert stetig zunehmen. 
Bei kleinen und mittleren Feldern besteht für 
die Erzielung eines möglichst hohen Magneti- 
sierungswertes ein Optimum der Alterungsdauer. 
Wird die Alterung über diese Zeitdauer hinaus 
fortgesetzt, so nimmt die Magnetisierung wieder 
ab, um sich einem konstanten Grenzwert 
asymptotisch zu nähern. Trägt man für ver- 
schiedene Feldstärken die Magnetisierung als 
Ordinate, die Zeit als Abszisse auf, so tritt mit 
zunehmender Feldstärke das Maximum der 
Magnetisierung auf den verschiedenen Kurven 
zunächst schärfer hervor, hierauf flacht es wieder 
ab und geht dann in einenWendepunkt über. Für 
noch höhere Feldstärken verändert sich die 
Kurve stetig und gleicht für den Fall der mag- 


Für Werkstatt und Laboratorium. 7 


netischen Sättigung vollkommen einer jungfräu- 
lichen Magnetisierungskurve. 

Eine Messung der Remanenz und der Koer- 
zitivkraft der abgeschreckten Proben zeigt, daß 
die maximale Koerzitivkraft, d.i. diejenige eines 
bis zur Sättigung durchlaufenen Zyklus, stetig 
wächst mit der Dauer der Alterung und daß 
der stabile Endwert erst beträchtlich später er- 
reicht wird, als die maximale Sättigungsinten- 
sität. . 


Zur Erklärung dieser Versucheresultate nimmt 
Take an, daß bei der Alterung neben der Bil- 
dung ferromagnetischer Elementarmagnete noch 
eine zweite Strukturumlagerung stattfindet, 
welche die Richtbarkeit der Elementarmagnete 
heruntersetzt. 


Uber das Wesen der beiden verschiedenen 
Strukturumlagerungen macht sich der Verf. 
folgende Vorstellungen. 


Nach der Annahme von Heusler ist Trager 
der ferromagnetischen Eigenschaften die Ver- 
bindung (Al M,), oder eine polymere Modifika- 
tion derselben (AlM,)x, worin M die Metalle 
Mangan und Kupfer bedeuten soll, die sich in 
wechselnden Mengen isomorph vertreten. Man 
wird weiter annehmen dürfen, daß bei hohen 
Temperaturen die komplizierte Verbindung 
(AlM,)x dissoziiert ist und daß die bei der 
Alterung thermisch vorbehandelter Proben auf- 
tretende Bildung ferromagnetischer Elementar- 
magnete auf Assoziation der chemischen Ver- 
bindung (Al M,)x zurückzuführen ist. 


Nimmt man anderseits an, daß der Ferro- 
magnetismus keine Eigenschaft einzelner Molekel 
ist, sondern auf das Vorhandensein eines be- 
stimmten Raumgitters zurückzuführen ist, so 
kann man bei den Heuslerschen Legierungen 
sich den Vorgang 80 vorstellen, daß die ein- 
zelnen Molekeln (Al M,)x nach ihrer Assoziation 
aus dem bei der hohen Temperatur (rd. 600 bis 
800°) dissoziierten Zustand sich nun weiterhin 
durch Ausscheiden aus der festen Lösung zu 
einem kristallisierten Raumgitter zusammen- 
schließen. 


Was nun die zweite, die freiere Richtbarkeit 
der „Elementarmagnete“ behindernde Struktur- 
änderung anlangt, so kann man sich diese nach 
Richarz als eine Komplexbildung der einzelnen 
„Elementarmagnete“ vorstellen. Aus den be- 
kannten Heusler-Asterothschen Versuchen 
hatte Richarz den Schluß gezogen, daß eine 
Legierung um so größere Molekularkomplexe 
enthält, je langsamer dieselbe abgekühlt wird. 
Somit folgt, daß langsame Abkühlung und künst- 
liche Alterung abgeschreckter Proben wesens- 
gleiche Vorgänge sind. Jedoch weist der Verf. 
darauf hin, daß anscheinend durch Alterung noch 
stabilere Verhältnisse auftreten können, als in- 
folge der langsamsten Abkühlung. 


8 Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


Deutsche 


Mechaniker-Ztg. 


Oben war von einem „primären“ oder ur- 
sprünglichen Umwandlungspunkt die Rede, der 
im Laufe der Alterung steigt. Hieraus folgt, 
daß eine ferromagnetische Alterung auch ober- 
halb des primären Umwandlungspunktes mög- 
lich ist. Aus diesem Grund sind die Umwand- 
lungen, und zwar die Verschiebung der Umwand- 
lungstemperatur mit der Alterung, eingehend 
studiert. Die Verschiebung ist am größten bei 
möglichst stark abgeschreckten Proben, bei 
Außerst langsam abgekühlten Proben kann eine 
solche Verschiebung nicht mehr wahrgenommen 
werden. Dabei ist Voraussetzung, daß die Alte- 
rungstemperatur unter dem Umwandlungspunkt 
einer extrem langsam abgekühlten Probe liegen 
muß. Die Kurve der Umwandlungstemperatur 
in Abhängigkeit von der Alterungsdauer gleicht 
ebenfalls einer jungfräulichen Magnetisierungs- 
kurve. Bei einer bestimmten Alterungsreihe 
nähert man sich asymptotisch einem bestimmten 
stabilen Umwandlungspunkt. Die Lage des 
stabilen Umwandlungspunktes steigt mit der 
Alterungstemperatur, nähert sich asymptotisch 
einem Maximalwert und nimmt dann langsam 
wieder ab. Die obere Grenze fällt zusammen 
mit dem primären Umwandlungspunkt einer 
extrem langsam abgekühlten Probe. 

Dieser Umwandlungspunkt gibt eine natür- 
liche Einteilung der ganzen Alterungsverhält- 
nisse einer Bronze in zwei Gebiete mit voll- 
ständig verschiedenem Alterungscharakter. 

Oberhalb des maximal möglichen Umwand- 
lungspunktes (bei den abgeschreckten Schmiede- 
proben 280°) wurden die Verhältnisse bis zu 
Temperaturen von 350° untersucht. In dem 
ersten Stadium der Alterung setzt zwar eine 
Vergrößerung der Sättigungsmagnetisierung 
und der Koerzitivkraft ein, die dann aber sehr 
bald bedeutend abnimmt. Unterhalb der oberen 
Grenze der Umwandlungspunkte wurden die 
Schmiedeproben zunächst in abgeschrecktem 
und dann in langsam erkaltetem Zustand unter- 
sucht. Mit Ausnahme des obersten Bereichs 
dieses Temperaturintervalls gleichen bei den 
abgeschreckten Proben die Alterungsverhält- 
nisse qualitativ vollkommen denen unterhalb 
des „primären“ Umwandlungspunktes. Die im 
stabilen Endzustand erreichte Sättigungemag- 
netisierung ist für alle Alterungstemperaturen 
die gleiche. Jedoch nimmt der stabile End- 
wert der Koerzitivkraft, also die definitive 
Komplexbildung mit steigender Alterungs- 
temperatur dauernd zu. Die Abhängigkeit der 
definitiven Komplexbildung von der Höhe der 
Temperatur ergibt eine Kurve von der Form 
einer J,Q-Kurve, so daß man von einem 
Temperaturintervall maximaler Komplexbildung 
sprechen kann. Bei der untersuchten Probe 
lag der Beginn dieses Intervalls noch etwa 40° 
über dem primären Umwandlungspunkt. Da 


die untersuchte Probe in diesem Bereich des 
öfteren mannigfache scheinbare Störungen zeigt, 
so ist im folgenden nur auf das Intervall unter- 
halb des Gebiets der maximalen Komplexbildung 
näher Bezug genommen. Für dieses Gebiet kön- 
nen die Alterungsverhältnisse kurz 30 zusammen- 
gefaßt werden, daß mit abnehmender Alterungs- 
temperatur die zur Erzielung des Endzustandes 
erforderlichen Alterungszeiten, aber auch die 
erreichten Intensitätsmaxima und Maximalsus- 
zeptibilitäten steigen. Bei den langsam erkalteten 
Proben ist bereits im Laufe der Abkühlung Zeit 
genug zur Bildung von ferromagnetischen Ele- 
mentarmagneten und deren Komplexen vor- 
handen. Immerhin führt eine weitere Alterung 
in der Regel zur Verstärkung der Magnetisie- 
rungsintensität, gleichzeitig wird sich die Koer- 
zitivkraft aber nur dann erhöhen, wenn die 
Alterungstemperatur hoch genug ist, um neue 
Komplexe zu bilden. 

Als ein für eine ev. technische Anwendung 
der Legierungen wesentliches Resultat der Ar- 
beit kann der aus dem vorhergehenden folgende 
Satz angesehen werden, daß zurErzielung hoher 
Magnetisierungsintensitäten und geringer Koer- 
zitivkräfte eine möglichst starke Abschreckung 
von Rotglut und Alterung bei möglichst tiefen 
Temperaturen erforderlich ist. Daß sogar eine 
Alterung bei Zimmertemperatur noch meßbar 
ist, gelang dem Verf. zu zeigen. 

Der Verf. weist darauf hin, daß sich bei den 
Alterungs - Strukturveränderungen unter Um- 
ständen starke und lang andauernde Nach- 
wirkungserscheinungen zeigen, die unter Um- 
ständen die Beobachtungsresultate verschleiern 
können. 

Die an der Gußprobe angestellten Versuche 
zeigten, daß hinsichtlich der Alterung zwischen 
Schmiedeprobe und Gußprobe ein genereller 
Unterschied nicht besteht. 

Der Verf. spricht endlich die Vermutung 
aus, daß bei den anderen Heuslerschen Le- 
gierungen sich prinzipiell diegleichen Alterungs- 
erscheinungen vorfinden, wobei an Stelle der 
Verbindung (Al M,)x die entsprechenden anderen 
Verbindungen zu setzen sind. Fa. 


— 


Glastechnisches. 


Ein elektrolytischer Apparat zur 
Invertzuckerbestimmung. 
Von B. B. RoB. 
Chem.-Ztg. 36. S. 1187. 1912. 
Verf. empfiehlt fir die bereits vor einigen 
Jahren von ihm angegebene Methode der elek- 
trolytischen Bestimmung des durch Invert- 


Heft 1. 
1. Januar 1913. 


zucker reduzierten Kupfers folgenden einfachen 
Apparat: Ein Filterröhrchen mit Glashahn trägt 
über dem Hahn in einer Verenge- « m 

rung eine Platinspirale, deren eines 
Ende durch die Glaswandung nach 
außen geht. Nachdem der obere 
Teil des Röhrchens mit Asbest ge- 
füllt ist, wird das durch den Zucker 
reduzierte Kupfer bei geöffnetem 
Hahn auf den Asbest abfiltriert 
und ausgewaschen. Dann wird 
der Hahn geschlossen, verdünnte 
Salpetersäure aufgefüllt und unter 
Benutzung der Platinspirale als 
Anode und eines von oben in die 
Säure getauchten Platinzylinders 
als Kathode elektrolysiert. Das 
Kupfer schlägt sich auf der Kathode nieder und 
wird auf dieser zur Wägung aus dem Röhrchen 
gebracht, ohne daß dabei der Niederschlag 
noch einmal in ein anderes Gefäß hätte über- 
geführt werden müssen. Hfm. 


— Po 


Über die Entglasung von Quarzglas. 
Von W. Crookes. 
Chem. News 105. 8.205. 1912. 

Es ist bekannt, daß Quarzglas bereits bei 
Rotglut für Helium und Wasserstoff durchlässig 
ist, während die atmosphärischen Gase nicht 
durchzudringen vermögen. Der Verf. unter- 
sucht nun das Verhalten des Quarzglases in hö- 
heren Temperaturen und findet, daß geschlossene 
evakuierte Gefäße, die an einem Ende gegen 
20 Stunden lang auf etwa 1300° erhitzt wurden, 
wobei eine Entglasung des Materials eintrat, 
ziemlich erhebliche Mengen Gas haben eintreten 
lassen. Das entglaste Material ist jedoch auch 
bei Zimmertemperatur nicht mehr gasdicht, wie 
ein Vergleich mit einem gleichartigen Glas- 
gefäß bewies. Bei mikrophotographischer Unter- 
suchung zeigte sich die Oberfläche in viele kleine 
Zellen von hexagonaler Form zersprungen, ein 
Aussehen, das der Verf. schon früher einmal 
durch Einwirkung von Radium hatte auftreten 
sehen. Hffm. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


21. Nr. 535 174. Röntgenröhre von beliebig ein- 
stellbarem Härtegrad. F. A. Lindemann, 
Berlin. 10. 12. 12. 

80. Nr. 533186. Wasserstrablluftpumpe. O. B. 
Kobe, Marburg a.L. 23. 11. 12. 

Nr. 533 335. In Formen geblasene Spritzflasche 
mit glattem, kräftigem Boden. F. A. Kühn- 
lenz, Frauenwald. 23. 11. 12. | 

Nr. 633407. Injektionsspritze. K. A. Ger- 
hardi, Lüdenscheid. 22. 11. 12. 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 9 


Nr. 534600. Subkutanspritze. H. Hilden- 
brandt, Stützerbach i. Th. 2. 12. 12. 

Nr. 635 260. Giftflasche. E.’A. Kern, West- 
New-York. 11. 12. 12. 

Nr. 636425. Säuglingsflasche mit Wärmemesser. 
M. Stenzel, Breslau. 25. 6. 12. R 

Nr. 535 648. Als Spritze ausgebildeter Flüssig- 
keitsbehälter. L. Ehrhardt, Altenfeld i. Th. 
12. 12. 12. 

82. Nr. 535549. Hohlglaskörper zur Herstellung 
doppelwandiger Gefäße. P. Besser, Leibis 
i. Th. 6. 12. 12. 

42. Nr. 530097. Badethermometer. 
schwerdt, Ilmenau. 11. 10. 12. 

Nr. 550166. Gärungs-Baccharometer. A. Ep- 
pens, Berlin. 14. 10. 12. 

Nr. 531832. Kapillar-Mischpipette mit auto- 
matisch sich einstellender Flüssigkeitsmarke, 
dadurch gekennzeichnet, daß der Misch- 
behälter mit Überlauf versehen ist. E.Köll- 
ner, Jena. 11. 11. 12. 

Nr. 582135. Thermometer mit transparenter 
Skala und elektrischer Beleuchtung. Emil 
Dittmar & Vierth, Hamburg. 29. 10. 12. 

Nr. 6533 374. Glasstreifen zur Bedeckung der 
Vorder- oder Rückseite von Fieberthermo- 
meterskalen aus beliebigem Material. J. Ph. 
Kübler, Neckarsteinach. 9. 11. 12. 

Nr. 533417. Temperaturmelder. A. Hoffmann, 
Schmiedefeld. 25. 11. 12. 

Nr. 534 321. Skala für meteorologische Instru- 
mente. C. A. Ulbrich & Co. Akt.-Ges,., 
Zürich. 1. 6. 12. 

Nr. 535 020. Lotröhre mit eingeätzter Mattie- 
rung und abnehmbarer Verschlußkappe. 
Steeger jr., Kiel. 7. 12. 12. 

Nr. 535026. Vorrichtung bei Apparaten zur Aus- 
führung von Gasanalysen. Fritz Egnell, 
Stockholm. 28. 12. 11. 

Nr. 635 036. Fettbestimmungsapparat für den 
Fettgehalt fester Fette. C. Mothes, Chem- 
nitz. 28. 8. 12. 

64. Nr. 532090. Trichter, der sich automatisch 
öffnet und schließt. J.Hirt, Frankfurt a.M. 
13. 9. 12. 


A. Zuck- 


~ nn 


Hr. Baurat B. Pensky hat den Vorsitz 
in den Ausschüssen für die Gehilfen- 
und für die Meisterprüfungen im Hand- 
werkskammerbezirk Berlin zum 1. Januar 
wegen Arbeitsüberlastung und aus Rück- 
sicht auf seine Gesundheit niedergelegt. 
Die Abteilung Berlin hat Hrn. Baurat 
Pensky ihren herzlichsten Dank ausge- 
sprochen für die angestrengte Tätigkeit, die 


10 Gewerbliches. — Kleinere Mittellungen. — Patentschau. Deutsche 


Be mat 2 on ___ Mechaniker-Ztg 
er diesen Ämtern gewidmet hat, und ihre Zuschriften sind zu adressieren: 

Anerkennung für die großen Verdienste, die a) In Gehilfenprüfungsangelegenheiten: 
er sich hierbei um die Entwickelung des ge- An den Vorsitzenden des Ausschusses für 


samten Prüfungswesens erworben hat, ein | die Gehilfenprüfung im Mechanikergewerbe 
Dank undeine Anerkennung, denen sich auch | zu Berlin. 


die Redaktion dieses Blattes aus vollem 


Herzen anschließt. b) In Meisterprüfungsangelegenheiten: 


An den Vorsitzenden der Kommission 
für die Meisterprüfung im Mechanikerge- 


Gehilfen- und Meisterprüfung im Be- | „erbe zu Berlin 


zirke der Handwerkskammer Berlin. 


Vom 1. Januar 1913 ab befindet sich Berlin, den 24. Dezember 1912. 
die Geschäftsstelle des Ausschusses für die Im Auftrage des Vorstandes der Hand- 
Gehilfenprüfungen und der Kommission für werkskammer: 


die Meisterprüfungen im Mechanikergewerbe 


zu Berlin in dem Dienstgebäude der Hand- B. Pensky, B. Sickert, 
werkskammer (Berlin SW61, TeltowerStr. 4, Baurat. Mechaniker. 
I Treppe, Zimmer Nr. 8). 

Von diesem Tage ab sind deshalb alle EEEE WERE 


Zuschriften in Prüfungsangelegenheiten so- 

wie die Gesuche um Zulassung zu den 

Prüfungen nach Berlin SW 61, Teltower Kleinere Mitteilungen. 
Str. 4, I, Zimmer Nr. 8 zu richten, woselbst 
auch in gleicher Weise wie in der bis- 
herigen Geschäftsstelle am Dienstag und Die Firma O. Fennel Söhne beging 
Sonnabend von 4 bis 6 Uhr Sprechstunden | vor einigen Tagen das Fest der Fertig- 
zur mündlichen Auskunftserteilung über | stellung des 10000. geodätischen Instru- 
Prüfungsangelegenheiten im Mechaniker- | ments; dasselbe ist für den Rumänischen 
gewerbe abgehalten werden. Generalstab bestimmt. 


a TEER 


Patentscha u. 


Einrichtung zum Summieren der Angaben eines beliebigen Anzeigeinstrumentes, da- 
durch gekennzeichnet, daß das Anzeigeinstrument den Ablauf eines Gangwerkes e regelt, das 
mit dem Rade c eines Planetengetriebes 
(a b c) verbunden ist und somit den Ablauf 
der durch das gleiche Planetengetriebe von 
einem Uhrwerk 4 angetriebenen Welle 21 be- 
einflußt, welche die Drehgeschwindigkeit 
eines Geschwindigkeitsmessers 2 beeinflußt, 
wobei die konstante Ablaufgeschwindig- 
keit des Uhrwerkes 4 und die bei der Null- 
lage des Organes 1 herrschende Ablauf- 
geschwindigkeit des Gangwerkes e so ge- 
wählt sind, daß das Planetengetriebe abe 
der Welle 21 keine Drehung mitteilt. J. Vu- 
illemin in Paris. 8. 3. 1910. Nr. 236 128. 
Kl. 42. 


Aus mehreren Prismen bestehende MeB- 
vorrichtung für Entfernungsmesser o. 
dgl., dadurch gekennzeichnet, daß die Pris- 
men, deren Brechungswinkel nach ein und 
derselben Seite angeordnet sind, nach ent- 
gegengesetzten Richtungen und in einer 
Ebene, die senkrecht zu ihrer Brechkante ist, fächerartig beweglich sind. V. Colzi, T. Bar- 
delli geb. Varese, A. Bardelli und R. Bardelli in Turin. 12. 3. 1910. Nr. 235 736. KI. 42. 


‘Heft i. 
1. Januar 1919. Patentschau. 11 


m ne nn nn mm nn en na ee, u 
— = 2 ST 


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Vorrichtung zum Zeichnen der 
Strahlen nach außerhalb des Zeichen- 
brettesliegenden Fiuchtpunkten mittels 
einer an einem entsprechenden Kur- 
venstück geführten Reißschiene, da- 
durch gekennzeichnet, daß die Zei- 
chenschiene a an einem Ende mit 
einem Querstück b versehen ist, das 
an seiner der Schiene a abgekehrten 
Längsseite zwei abgerundete Nocken c 
sowie in der Mitte zwischen der 
letzteren einen kerbartigen Einschnitt 
e, der zugleich auf der Verlängerung 
der Zeichenkante d des Lineals a 
liegt, besitzt. A. Silbermann in 
Gotha. 16. 6. 1910. Nr. 236 261. Kl. 42. 


Basisentfernungsmesser mit 
einem die optischen Elemente tragen- 
den, in einem Mantelrohr sitzenden 
Einsatz, dadurch gekennzeichnet, daß 
derselbe einen aus Porzellan oder 
einem ähnlichen mineralischen Mate- 
rial gefertigten Trägor bildet, an 
welchem die optischen Elemente mit- 
tels Metallfassungen oder Kittung be- 
featigt sind. C. P. Goerz in Berlin- 
Friedenau. 18. 12. 1909. Nr. 236 628. 
Kl. 42. 


Kapillarbarometer, bestehend aus einem vertikalen, oben geschlossenen, unten offenen, 
i Rohre, in dem ein Quecksilberfaden freischwebend mit dem Luftdruck im Gleich- 
gewicht steht, dadurch gekennzeichnet, daß das Rohr eine solche Form hat, 
daß der untera Meniskus immer einen größeren Querschnitt hat als der obere, so 
daß die Verlängerung der barometrischen Quecksilbersäule mit dem Ansteigen und 
die Verkürzung mit dem Sinken beider Kuppen verknüpft ist. P. Leiberg in Mos- 
kau. 18. 5. 1910. Nr. 236 729. Kl. 42. 


Entfernungsmesser mit zwei sich rechtwinklig schneidenden Fernrohren, 
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem gemeinsamen Okular und den beiden 
Fernrohren 1 und 5 ein fester 
Faden 7 und ein verstellbarer & 
sich befindet, dessen Verschie- 
bung durch Zahnräder 14, 15 auf 
die die Entfernungen unmittel- 
bar anzeigende Stirnseite des 
Zahnrades 14 übertragen wird. 
M. Hensoldt & Söhne in 
Wetzlar. 1. 10. 1909. Nr. 236 562. 
Kl. 42. 


Einrichtung zur Fernregistrierung von Kompaßstellungen nach Pat. Nr. 228 653, 
dadurch gekennzeichnet, daß der Anzeigebereich des Kompasses von 360° im Geber im Empfänger 
auf 180° Bereich beschränkt wird, indem bei Drehung des Empfängers über 0° nach 359° oder 
über 180° nach 181° hinaus durch Hilfskontakteinrichtungen stets eine selbattätige Umschaltung 
der Drehrichtung stattfindet und gleichzeitig die Anzeigelage des Kompasses im Halbkreis 180° 
bis 360°, der im Empfänger durch Anzeigelage 180° bis 0° dargestellt wird, durch eine gleich- 
falls selbsttätig bei den erwähnten Punkten in Tätigkeit tretende Hilfsregistriervorrichtung auf 
einem Papierband aufgezeichnet wird. W. Schmaltz in Lehe. 28. 10. 1910. Nr. 236820; Zus. 
z. Pat. Nr. 228 653. Kl. 42. 


Deutsche 


12 ~ Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. = Mechaniker-Ztg. 


Einrichtung fir punktweise Registrierung mehrerer, mittels nur eines Apparates mit 
Schreibstift auf einer Registriertrommel zu zeichnender Kurven, dadurch gekennzeichnet, daß 
die Registriertrommel mittels eines besonders eingerichteten Triebwerkes absatzweise entsprechend 
der Zahl der Meßinstrumente (z. B. Thermoelemente) unter gleichzeitiger Neueinschaltung eines 
anderen Meßinstrumentes (Thermoelementes) in den Stromkreis des den Schreibstift einstellenden 
Apparates (z. B. Thermogalvanometers) um einen Winkel gedreht wird, der 360 + d/n Bogengrade 
beträgt, wobei n die Zahl der zu registrierenden Instrumente (Thermoelemente) und d den Ab- 
stand bezeichnet, in welchem die Registrierpunkte der einzelnen Kurven aufeinander folgen 
sollen. Hartmann & Braun in Frankfurt a. M. 14. 5. 1910. Nr. 235781. Kl. 42. 


——— . 


Vereins- und Personennachrichten. 


— 


Todesanzeige. 


Am 18. Dezember 1912 starb im Alter 
von 68 Jahren der Glasinstrumentenfabrikant 
Hr. Edmund Blau 

in Schmiedefeld, Kr. Schleusingen. 

In dem Heimgegangenen betrauern wir 
ein langjihriges, hoch geachtetes Mitglied, 
das stets bestrebt war, unsere Industrie zu 
fordern. | 

Wir werden ihm allezeit ein ehrendes 
Andenken bewahren. 


Verein Deutscher Glasinstrumenten- 
Fabrikanten zu Ilmenau. 


Zweigverein Ilmenau. Mitglieder- 
versammlung vom 12. Dezember 1912. 

Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 

1. Infolge notwendiger Änderung und in- 
zwischen erfolgten Ablebens des Herrn Geheim- 
rats Wiebe mußte für Januar 1913 eine erneute 
Vorstandswahl stattfinden, die folgendes Er- 
gabnis hatte: 

Herr Fabrikbesitzer Rudolf Holland, 
Umenau, 1. Vorsitzender; Herr Fabrikbesitzer 
Max Bieler, Stützerbach, Schriftführer; Herr 
Fabrikbesitzer Fr. Kühnlenz, Ilmenau, Schatz- 
meister. 

Zu Beiräten wurden gewählt die Herren: 
Dir. Prof. A. Böttcher, Ilmenau, Fabrikbesitzer 
Eduard Herrmann, Manebach, Direktor G, 
Rehm, Ilmenau, Fabrikbesitzer Max Fritz, 
Schmiedefeld. 

2. Mit der Firma Schott & Gen., Jena, soll 
wegen milderer Gestaltung ihrer neuen Bezugs- 
bedingungen in Unterhandlung getreten werden. 

3. Als Patentanwalt des Vereins wurde in- 
folge Rücktritts seines Vorgängers Herr Dipl.- 
Ing. Dr. Landenberger in Berlin SW 61, 
Gitschiner Str. 14, einstimmig gewählt. 


Unser bisheriger Anwalt, jetziger Schrift- 
steller Herr Friedr.Weber-Robin (BerlinW 30, 
Barbarossastr. 4), hat sich dagegen bereit er- 
klärt, den Mitgliedern als journalistischer Inter- 
essenvertreter auch fernerhin Dienste zu 
leisten, indem er gewisse Nachrichten (kleinere 
kostenlos) in der Tages- und Fachpresse 
verbreitet. 

4. Es wurde Einführung eines allgemeinen 
Teuerungsaufschlags von mindestens 5°), auf 
alle Fabrikate beschlossen und dessen Durch- 
führung den Mitgliedern und den wenigen, dem 
Verein nicht angehörenden Glasinstrumenten- 
fabriken zur Ehrenpflicht gemacht. 

Wir bitten um sofortige Rückäußerung, ob 
Sie zur Befolgung dieses Beschlusses bereit 
sind, und wieviel Exemplare Sie von einem 
Rundschreiben benötigen, das für die Abnehmer 
bestimmt ist und zum Selbstkostenpreise in 
beliebiger Anzahl abgegeben wird. 

5. Kenntnis wurde genommen von dem 
Geschäftsgebahren des Kommissionärs Joseph 
Hickisch in Antwerpen. H. hat bei Thüringer 
Fabrikanten Thermometer mit der Aufschrift 
J. Pillischer, London, herstellen lassen. So- 
fort nach der Lieferung trat zivil- und straf- 
rechtliche Verfolgung wegen Vergehens gegen 
das Warenzeichengesetz ein, die in einem be- 
kannt gegebenen Falle sogar zu einer Haus- 
suchung geführt hat. 

Wir würden den Mitgliedern für Mitteilung 
etwaiger weiterer solcher Fälle dankbar sein, 
um dem Treiben von Leuten dieser Art ein Ende 
machen zu können. 

6. Gegen das von der Reichsregierung ge- 
plante Verbot der Herstellung und des Verkaufs 
von Glasröhren zu Kindersaugflaschen sollen 
an zuständiger Stelle schleunigst Schritte unter- 
nommen werden. 


Der Vorstand. 
Gustav Müller. 


: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von EmilDreyer in Berlin SW. 


| Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 2. 15. Januar. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Neue Hilfsapparate für optische Demonstrationen. 
Von Dr. Paul Krüfs in Hamburg. 
(Mitteilung aus dem optischen Institué von A. Krüß in Hamburg.) 
(Schluß.) 


Fig. 17 zeigt die Demonstration der Ablenkung eines Lichtstrahls durch ein 
Prisma. In dem Kondensorrohr der Liliputlampe steckt ein drehbarer Spiegel, der das 
Licht nach unten auf einen zweiten, an einem niedrigen Stativ drehbar angebrachten 
Spiegel wirft. Durch eine über diesen Spiegel geschobene Schlitzblende wird ein 
schmales Strahlenbündel abgesondert, welches zum Teil an dem Prisma vorbei gerad- 
linig verläuft, teils durch das Prisma gebrochen und teils_an demselben reflektiert wird. 


Fig. 17. Fig. 20. Fig. 18. 


Zur Demonstration der Lichtbrechung im Wasser wird ein mit Wasser gefüllter recht- 
eckiger Glaskasten auf die mit der Liliputlampe verbundene lange optische Bank ge- 
setzt und das Licht unter Verwendung der beiden drehbaren Spiegel von unten schräg 
auf den Boden des Brechungsgefäßes geworfen. Ein Teil des Lichtbiindels wird durch 
die Wasserschicht gebrochen, ein 
zweiter Teil verläuft geradlinig an 
dem Kasten vorbei, oberhalb des 
Kastens verlaufen beide Strahlen par- 
allel. Die Sichtbarmachung der Strah- 
len geschieht durch Zigarrenrauch. 

Apparate zur Demonstration 
der Wirkung von Lupe, Fernrohr 
und Mikroskop auf die Netzhaut des 
menschlichen Auges. 

a) Leuchtendes Objekt (Fig. 
18). Eine matte Glühlampe ist von 
Fig. 19. Fig. 20. einer außen schwarzen, innen blanken 


14 Paul Krü B, Neue Hilfsapparate für optische Demonstrationen. M Peut eche Ltg. 


Blechhülse umgeben, deren ebene Vorderwand mit einer Nutenführung versehen ist, 
in die irgend ein Objekt, z. B. eine Blende mit einem geeigneten Ausschnitt, eingesetzt 
werden kann. Die Hülle ist mit einem Deckel verschlossen. 

b) Unendlich fernes Objekt (Fig. 19). Ein Blechkasten besteht aus 2 Teilen, 
einem vorderen parallelepipedischen und einem hinteren halbzylindrischen Teil. In 
die Zwischenwandung können Blenden geeigneter Form eingesetzt werden. In die 
Vorderwand des Kastens ist eine Linse so eingesetzt, daß die Blende sich im Brenn- 
punkt der Linse befindet. In dem hinteren, zylindrischen, innen blanken Teil befindet 
sich eine matte Glühlampe, die die Blende von hinten intensiv beleuchtet. Der ganze 
Apparat kann durch einen Deckel verschlossen werden. Die von dem leuchtenden 
Objekt ausgehenden Strahlen werden durch die Linse parallel gemacht, und das Objekt 
verhält sich genau so, wie ein unendlich fernes Objekt. 

c) Augenmodell (Fig. 20). Das Augenmodell eignet sich zur Demonstration 
der Wirkungsweise aller optischen Instrumente. Es besteht aus einem innen ge- 
schwärzten, oben und hinten offenen Kasten, in dem, auf einer Leiste ruhend, eine mit 
Millimeterteilung versehene Mattscheibe verschoben werden kann. Die Vorderfläche 
des Kastens trägt außen und innen Nutenführungen für Linsenfassungen. Eine in die 
innere Fassung eingesetzte Linse von, 10 Dioptrien entwirft auf der Mattscheibe ein 
Bild eines vor dem Auge befindlichen Gegenstandes. Man kann nun durch passende 
Stellung der Mattscheibe ein emmetropes, ein hypermetropes oder ein myopes Auge 
herstellen und dann durch eine in die äußere Linsenfassung eingesetzte Linse diesen 
Fehler zur Demonstration der Wirkung der Brille korrigieren. Setzt man in die äußere 
Linsenfassung eine schwache Zylinderlinse, so entsteht ein astigmatisches Auge, das 
nun durch eine zweite auf einem besonderen Stativ 
davor gesetzte Zylinderlinse wieder korrigiert werden 
kann. In Fig. 18 u. 20 ist das leuchtende Objekt vor 
das Augenmodell gesetzt. Durch Vorsetzen einer Lupe 
wird das vorher unscharfe Bild des Objektes scharf ge- 
macht. Man erkennt deutlich, wie durch Annäherung 
oder Entfernung des Objektes die Vergrößerung oder 
Verkleinerung des Bildes auf der Netzhaut bewerk- 
stelligt wird und wie durch die vorgesetzten Linsen 
das vergrößerte oder verkleinerte Objekt scharf gemacht 
wird. In Fig. 19 u. 20 ist die Zusammenstellung des 
unendlich fernen Objektes mit einem Keplerschen 
Fernrohr und dem künstlichen Auge dargestellt. Man 
erhält mit dem Fernrohr ein vergrößertes Bild, dessen 
Vergrößerungsverhältnis durch das Verhältnis der Brenn- 
weite von Okular und Objektiv unmittelbar bestimmt 
und an der Skala auf der Mattscheibe im Auge abge- 
lesen werden kann. In ähnlicher Weise wird die 
Wirkungsweise des Galileischen oder terrestrischen 
Fernrohres demonstriert. 

Umkehrung der Spektrallinien. Brenner zur = 
Herstellung von Natriumlicht (Fig. 21). Ein großer Fig. 21. 
Teclubrenner kann auf einem Stativ in der Höhe verstellt 
werden. Auf das Brennerrohr ist ein aus starkeın Messingdraht hergestelltes Stativ für zwei 
Asbestplatten aufgesetzt. Das Brennerrohr trägt einen Aufsatz mit schlitzförmiger Öff- 
nung zur Herstellung einer breiten Bunsenflamme. Die mit konzentrierter Kochsalz- 
lösung getränkten Asbestplatten werden so auf das obere Drahtrechteck gelegt, daß ein 
Schlitz von etwa 6 mm dazwischen bleibt und die Flamme die Ränder der beiden 
Asbestplatten berührt. Es entsteht auf diese Weise eine außerordentlich intensive 
Natriumflamme, die das ganze Zimmer mit gelbem Licht beleuchtet. In Fig. 22 ist die 
Versuchszusammenstellung für die Umkehrung der Natriumlinie abgebildet. Die Liliput- 
projektionslampe, vor deren Kondensor eine Zylinderlinse gesetzt wird, beleuchtet den 
Spalt eines Projektionsspektralapparates mit gerader Durchsicht. Wird zwischen den 
Brenner und den Spalt des Spektroskops die Natriumflamme gesetzt, so erscheint auf 
dem Schirm die dunkle Natriumlinie. Diese Methode der Umkehrung der Natriumlinie 
ist jeder anderen unbedingt vorzuziehen, besonders auch der Methode, bei der der 
Natriumdampf durch metallisches Natrium erzeugt wird. Denn wenn man metallisches 


p — = = — — 


16. Januar E Für Werkstatt und Laboratorium. 15 


Natrium verbrennt, so erfüllt sich das Zimmer in kurzer Zeit mit unangenehmen Dämpfen 
von Natriumhydroxyd, die den Aufenthalt unmöglich machen, während man bei dieser 
Methode stundenlang die Natriumlinie demonstrieren kann, ohne von Dämpfen belästigt 
zu werden. In der Tat entsteht auf diese Weise eine dunkle Natriumlinie von solcher 
Intensität, wie es auf E 

~ 


andere Weise kaum 

| b 
am 
/ 

/ 

f 

/ 

f 


möglich ist. 

| Umkehrung der 
Strontiumlinie. Die As- 
bestplatte wird durch 
zwei Blechgefäße er- 
setz, die mit ihren 
niederen Rändern in der 
Mitte bis auf einen etwa 
6 mm breiten Spalt zu- 
sammenstoßen. Diese 
Blechgefäße werden mit 
konzentrierter Lösung 
von Strontiumnitrat gefüllt. Auf diese Weise verdampft das Strontiumnitrat am Rande, und 
während des Verdampfens spritzen die einzelnen Strontiumteile in die Flamme und er- 
zeugen so eine intensiv rote Flamme, die die Strontiumlinie in charakteristischer 
Weise umkehrt. 


Fig. 22. 


re ST a 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Preisausschreiben. 


Der allgemeineren Anwendung der autogenen 
Schweißung für Konstruktionsteile, die starken 
Beanspruchungen unterworfen sind und deren 
Bruch mit Gefahren für Gut und Leben ver- 
bunden sein kann, steht der Umstand entgegen, 
daß bisher kein Verfahren bekannt geworden 
ist, mittels dessen die Güte der fertiggestellten 
Schweißverbindungen geprüft werden könnte. 
Nach den vorliegenden Versuchsergebnissen 
kommt es in erster Linie darauf an, daß die 
Schweißstelle möglichst frei von gröberen und 
feineren Einschlüssen ist und daß das Material 
nicht durch zu starke Erhitzungen Beschadi- 
gungen erfahren hat. 


Das Zentralbureau für Azetylen und 
autogene Metallbearbeitung in Nürnberg 
hat, veranlaßt durch das Bestreben, die auto- 
genen Schweißverfahren zu vervollkommnen, 
beschlossen, Preise in der Höhe von insgesamt 
1500 M für die erfolgreiche Bearbeitung der 
folgenden Frage auszusetzen, nachdem von 
der Karbidhandelsgesellschaft m. b. H. 
die erforderlichen Mittel in dankenswerter Weise 
zur Verfügung gestellt wurden: 


„Auf welche Weise lassen sich Schlacken- 
einschlüsse und unganze Stellen, sowie etwa 
eingetretene Überhitzungen des Materials bei 
autogenen Schweißverbindungen nachweisen, 
ohne daß die Schweißstelle beschädigt wird?“ 

Besonderer Wert wird darauf gelegt, daß 
die Prüfung der Schweißstelle mittels einfacher, 


leicht zu befördernder Vorrichtungen erfolgen 
kann. Ferner wird hervorgehoben, daß die 
Preise auch solchen Arbeiten zuerkannt werden 
können, die, ohne eine vollkommene Lösung 
der gestellten Frage zu bilden, in der Mehrzahl 
der Fälle ermöglichen, die Güte der Schweißung 
ausreichend zu beurteilen. 


Die Bearbeitung hat schriftlich zu erfolgen. 
Die Arbeiten sind, mit einem Kennwort ver- 
sehen, unter Beifügung eines verschlossenen 
Briefes mit demselben Kennworte, in dem der 
Name des Bewerbers angegeben ist, bis zum 
1. Juli 1913 an das Zentralbureau für Aze- 
tylen und autogene Metallbearbeitung 
(Nürnberg, Gugelstr.54) einzuliefern. Sie werden 
einem Preisgerichte unterbreitet, welches aus 
folgenden Herren besteht: 


Geh. Regierungsrat Prof. Dr.-Ing. F. Wüst, 
Vorstand des Instituts für Eisenhüttenkunde in 
Aachen; Prof. Dr.-Ing. G. Schlesinger, Vor- 
stand desVersuchsfeldes für Werkzeugmaschinen 
an der Kgl. Techn. Hochschule zu Charlotten- 
burg; Prof. R. Baumann an der Material- 
prüfungsanstalt der Kgl. Techn. Hochschule zu 
Stuttgart; Ingenieur Hermann Richter, Ober- 
lehrer der Technischen Staatslehranstalten in 
Hamburg; Karl Schröder, Oberingenieur der 
Oberschlesischen Eisenbahnbedarfs - Aktienge- 
sellschaft in Gleiwitz O.-S.; ein Vertreter des 
genannten Bureaus. 


Der erste Preis beträgt 1000 M, der zweite 
Preis 500 M. 


16 


Die preisgekrönten Arbeiten werden unter 
Angabe des Einsenders veröffentlicht, ohne daß 
hierfür eine besondere Vergütung stattfindet. 


nn Pec 


Glastechnisches. 


Gäsreinigungs- und Trockentürme 
nach Spang. 
Chem.-Ztg. 36. S. 1202. 1912. 

Der Trockenturm besteht, statt wie gewöhn- 
lich aus einem mit einer Einschnürung ver- 
sehenen Stück, aus 2 Teilen, die durch einen 
Schliff miteinander verbunden sind. Der obere, 
abnehmbare Teil hat einen durchlöcherten Boden, 
auf dem über Glaswolle das Trockenmittel ruht. 
Durch die Teilung ist einerseits die Reinigung 
sehr erleichtert und andererseits die Möglich- 
keit gegeben, zwei Trockenmittel, z. B. unten 

= 


Schwefelsäure, oben Phosphorpentoxyd, unter- 
zubringen. Der Apparat wird auch mit einem 
in mehrere Teile zerlegbaren Oberteil hergestellt 
uud kann dann z. B. zur Bestimmung des Kohlen- 
stoffs in Stahl verwendet werden. Es befinden 
sich dann in A Kalilauge, in B Schwefelsäure, 
in C Natronkalk und in D Chlorkalzium. 
Beide Apparate (D. R. G. M.) werden von der 
Firma Gustav Müller, Ilmenau i. Th., her- 
gestellt. Hffm. 


Glas für Röntgenröhren. 
Journ. Franklin Inst. 173. S. 421. 1912. 


Es wurde festgestellt, daß Lithiumglas mehr 
ale das doppelte soviel photographisch wirk- 
same X-Strahlen durchläßt, als natriumhaltiges 
Glas. Deswegen brachte man an Röntgen- 
röhren ein Fenster aus Lithiumglas an, durch 
das die Strahlen der Antikathode gingen, das 
Fenster hatte etwa 50 mm Durchmesser und 
befand sich der Antikathode unmittelbar gegen- 
über. Bei Benutzung solcher Röhren sank die 
Expositionszeit für photographische Röntgen- 
aufnahmen auf die Hälfte. ` 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Thermometer mit verschiebbarem 
Beleuchtungskörper. 

Zeitschr. f. angew. Chem 25. S. 2653. 1912. 

Das Thermometer, welches in jedem belie- 
bigen Skalenumfang hergestellt wird, besitzt 
eine transparente Glasskala, hinter welcher eine 
kleine Glühlampe an einer Hartgummimontierung 
verschiebbar ist. Das durch D. R. G. M. ge- 
schützte Instrument, dem eine Reservelampe, 
Leitungsdraht, ein Trockenelement sowie ein 
Ein- und Ausschalter beigefügt ist, wird von 
der Firma Emil Dittmar & Vierth, Hamburg, 
geliefert. R. 


— a 


e 


Ausstellung von Modellen und Appa- 
raten für den technischen Unterricht. 


Es besteht die Absicht, im Juni 1913 
in den Räumen der Technischen Mittel- 
schule zu Berlin eine Ausstellung von Mo- 
dellen und Apparaten für den technischen 
Unterricht zu veranstalten. Es sollen dabei 
nicht solche Apparate zur Schau gestellt 
werden, die als Massenartikel für den Unter- 
richt an allgemein bildenden Lehranstalten 
benutzt werden, auch nicht MeBinstru- 
mente usw., die im wesentlichen für die 
Praxis bestimmt sind, sondern Modelle und 
Apparate, die Ingenieure und Lehrer für 
die besonderen Zwecke des technischen 
Unterrichts entworfen haben. Modelle und 
Vorlagen für den Unterricht im Zeichnen, 
ferner Wandtafeln, Lichtbilder usw. sollen 
nur in beschränktem Maße zugelassen 
werden. 

Die Dauer der Ausstellung ist auf 10 bis 
14 Tage geplant. Ein Raum mit Verdunke- 
lung, elektrischem, Gas-und Wasseranschluß 
soll zur Verfügung gestellt werden, da auf 
betriebsfertige Vorführung aer Apparate 
großes Gewicht gelegt wird. 

Die Grundfläche der Ausstellungsräume 
beträgt rund 600 qm, doch können noch 
weitere Räume und sehr geeignete Korri- 
dore herangezogen werden. 

Für Zwecke der Ausstellung wird aus 
Stiftungsmitteln voraussichtlich ein Be- 
trag von 2000 bis 3000 M zur Verfügung 
gestellt werden; Gebühren für Platzmiete, 
Strom usw. werden wahrscheinlich gar nicht 
oder in sehr geringem Umfange erhoben, 
nur die Feuerversicherung würde zu Lasten 
der Aussteller abgeschlossen. 

Auf Ansuchen von Hrn. Volk, dem 
Direktor der Berliner Technischen Mittel- 


Heft 2. 


Gewerbliches. 17 


Er Januar 1913. 


schule, hatHr.W.Haensch, der Vorsitzende 
des Ausstellungsausschusses der D. G., es 
übernommen, bei der Einrichtung dieser Aus- 
stellung mitzuwirken; man wolle daher An- 
fragen und Anmeldungen an diesen Herrn 


richten (Adresse: Franz Schmidt & 
Haensch, Berlin S 42, Prinzessinnen- 
str. 16). 


Die Lehrlingsprüfungen 1912 
im Bezirk Halle. 


Im Jahre 1912 unterzogen sich den Prii- 
fungen: 38 Mechaniker, davon bestanden 
21 mit gut, 16 mit geniigend, zuriick trat 1; 
2 Optiker, davon bestand je 1 mit gut und 
genügend. 

Es ergab sich nach den bisherigen Prü- 
fungsresultaten, daß diejenigen Lehrlinge, 
welche aus den sogen. spezial-optischen 
Geschäften kamen, in dem theoretischen 
Teil völlig versagten. Von den Gesetzen der 
Brechung, Zerlegung, Reflexion des Lichts, 
von den Gläsermaterialien, dem Bau und 
den Arten der Fernrohre (galileisch, astro- 
nomisch oder terrestrisch), von optischen 
Apparaten,Schleifschalenoderdemähnlichen 
wußten diese jungen Leute fast nichts; sie 
waren also nur auf die Brillenoptik aus- 
gebildet. Naturgemäß waren die Lehrlinge 
aus mechanisch-optischen Geschäften besser 
beschlagen. 

Ferner wurden geprüft 29 Elektro- 
mechaniker; davon bestanden 12 mit gut, 
16 mit genügend, 1 bestand nicht. Auch 
hier zeigte sich glücklicherweise nur bei 
ganz vereinzelten Firmen, daß die Lehr- 
linge von Werkstattarbeiten leider keine 
Ahnung hatten. Diese Ausbildung muß aber 
um so mehr gefordert werden, als die Aus- 
breitung der Überlandzentralen immer mehr 
Mechaniker erfordert, welche auch kleine 
Reparaturen selbst ausführen können. 


R. Kleemann, 
Vorsitzender. 


Fachausstellung für Mechanik, Optik 
und Elektrotechnik in Wien 1913. 


Die Ständige Ausstellungskom- 
mission für die Deutsche Industrie 
teilt im Anschluß an frühere Informationen !) 
mit, daß das auf rein genossenschaftlicher 
Grundlage gedachte Projekt unverändert 
fortbesteht, daß aber noch nicht entschieden 
ist, ob und wann es verwirklicht werden 
soll. Die drei in Betracht kommenden Ge- 


1) 8. diese Zeitschr. 1912 S. 183. 


nossenschaften planen übrigens eine rein 
österreichische Fachausstellung und werden 
Einladungen an ausländische Aussteller 
überhaupt nicht ergehen lassen. Trotzdem 
bereits über 100 Anmeldungen seitens der 
Genossenschaftsmitglieder vorliegen sollen, 
ist jetzt erst die Direktion des k. k. Ge- 
werbeförderungsamtes Wien, in dessen 
Räumen die Veranstaltung voraussichtlich 


im Juni d. J. stattfinden würde, mit der 
Prüfung der Fragen bezüglich der Ge- 


nossenschaftsverhältnisse beschäftigt; von 
der Entscheidung ist die endgültige Be- 
schlußfassung abhängig. 


Ausfuhr nach Brasilien. 


Die Importfirmen in Sao Paulo geben den 
Exporteuren oder Fabrikanten in Europa mit 
ihren Aufträgen die genauesten Anweisungen 
hinsichtlich Aufmachung, Deklaration in der 
Konsulatsfaktura, Gewichtsangaben in der Kon- 
sulatsfaktura, Gewichtsangaben inder Rechnung 
und dergleichen mehr, alles dies lediglich mit 
Rücksicht auf die Einfuhrverzollung. Hierzu 
sind besondere Formulare gebräuchlich. 

Falls solche Anweisungen nicht erteilt worden 
sind, sollte der europäische Exporteur oder Fa- 
brikant darum ersuchen. Ihre genaue Befolgung 
wird e8 dann jedenfalls außer Frage stellen, 
daß ihn hinsichtlich unvorhergesehener Zoll- 
tarifierung irgend eine Verantwortlichkeit treffen 
kann. 


Geschäftsverkehr mit Britisch Indien; 


Deutsche Firmen geben bei Aufträgen an 
die Kaiserlichen Konsulate in Indien auf Ein- 
ziehung von Schuldforderungen sehr häufig an, 
daß, falls die Eintreibung der Schuld auf güt- 
lichem Wege nicht zu erreichen ist, ein 80- 
fortiges gerichtliches Vorgehen gegen den 
Schuldner gewünscht wird. Dabei wird aber 
außer acht gelassen, daß ein solches Verfahren 
für die Kaiserlichen Behörden ausgeschlossen 
ist. Wohl können die Konsulate versuchen, 
eine Zahlung auf gütlichem Wege zu erlangen, 
was ja auch tatsächlich in vielen Fällen mit 
Erfolg geschieht, aber zu einem gerichtlichen 
Vorgehen sind sie nicht befugt. Die deutschen 
Firmen müssen deshalb immer wieder darauf 
aufmerksam gemacht werden, daß sie die Dienste 
eines Rechtsanwalts in Anspruch zu nehmen 
haben. 

Dem Rechtsanwalt in Indien muß für die 
Vertretung der Interessen der deutschen Firma 
in einem solchen Falle eine in englischer Sprache 


en a ee — S _— 


auegefertigte und von dem englischen Konsul 
des jeweiligen Bezirks in Deutschland beglau- 
bigte Vollmacht erteilt werden, die dann in 
Indien noch einer Stempelgebühr von 6 keis 
(etwa 6,85 M) unterliegt. 

Es sei jedoch besonders betont, daß es sich 
empfiehlt, Differenzen, wenn nur irgend möglich, 
auf gütlichem Wege beizulegen. Denn in der 
Regel dürfte selbst ein schlechter Vergleich 
billiger zu stehen kommen, als ein langwieriger 
Prozeß. 


Zölle. 
Britisch Südafrika. 


Laut Bekanntmachung des Ministeriums für 
Handel und Gewerbe der Südafrikanischen Union 
Nr. 1253 vom 11. September 1912 (Tarifauslegung 
Nr. 41): Feuchtigkeitsmeßapparat (wissenschatt- 
licher Apparat) — Tarif-Nr. 175 — vom Werte 
15 %0. 

Columbien. 

Die Minister der Finanzen, des Äußern, des 
Krieges und des Schatzes haben der Repräsen- 
tantenkammer einen Gesetzentwurf unterbreitet, 
wonach die Einfuhrzölle in der ganzen Republik 
um 109%, erhöht werden sollen. Danach würde 
der 8. Zt. eingeführte allgemeine Zollzuschlag 
von 70°/, auf 80°/, steigen. Der Gesetzesvor- 
schlag ist in erster Lesung mit großer Stimmen- 
mehrheit angenommen worden. 


Salvador. 


Durch Dekret vom 15. Mai 1912 ist der Zoll- 
tarif geändert worden, u. a. auch für Gold- 
wagen, die fortan 0,60 Pesos (1 Peso = 4 M) für 
1 kg zu zahlen haben. 


Kleinere Mitteilungen. 


Ein Urteil des Reichsgerichts fiber 
ein Gebrauchsmuster., 
Von Eduard Butzmann in Wilmersdorf. 


Ein auch für die Feinmechanik interessantes 
Urteil ist jüngst vom Reichsgericht gefällt 
worden; es betrifft eine chirurgische Knochen- 
sige. 

Dem Erfinder war ein Gebrauchsmuster ein- 
getragen worden, welches folgenden Schutz- 
anspruch aufwies: ,Elastischer und schwacher 
Draht mit scharfrändigem, mehrgangigem, regel- 
mäßigem Gewinde als Knochensäge“. Nach Be- 
kanntwerden der Anmelduhg forderte ein Kon- 
kurrent den Schutzinhaber auf, sein Gebrauchs- 
muster löschen zu lassen, da es weder auf einer 
Erfindung beruhe noch etwas Neues bringe. 


18 Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 


Deutsche 
u Mechaniker-Ztg. 


Der Erfinder kam der Aufforderung nicht nach 
und wurde daraufhin mit dem Verlangen der 
Löschung verklagt. 

Der Kläger machte geltend, daß eine Säge 
der geschützten Art schon vor der Anmeldung 
des Schutzes bekannt und benutzt worden war, 
die aus gerauhtem Draht bestand und sich von 
der Säge des Erfinders nur dadurch unterschied, 
daß sie auf andere Weise hergestellt sei. Bisher 
wurden diese Sägen mit Hilfe der Schnurren- 
feile hergestellt, während der Erfinder sich 
eines Frasers und der Drehbank bediene. Der 
letztere führte dagegen zu seinen Gunsten ins 
Treffen, daß die alte Säge durch seine Ver- 
besserung zu einem neuen Modell umgestaltet 
sei, weil das Schraubengewinde regelmäßiger 
sei und die Sigezthne bedeutend schärfer aus- 
fielen. 

Das Gericht stellte sich auf den Standpunkt 
des Erfinders und wies den Kläger ab, indem 
es ausführte, daß die neue Säge zwar nicht ein 
neues Modell im Sinne des Sprachgebrauchs 
darstelle, es wohl aber im Sinne des Gebrauchs- 
muster-Gesetzes sei. Zweifellos waren schon 
bei der Anmeldung des Schutzes Bägen bekannt, 
die Schraubengewinde aufwiesen, auch solche 
mit mehreren Gewinden, so daß also tatsächlich 
der einzige Unterschied des neuen Modells 
von den älteren gleichartigen Instrumenten in 
der exakteren Ausführung zu finden war. 
Dies allein könne aber den Anspruch auf den 
Gebrauchsmusterschutz nicht rechtfertigen, denn 
es würde zu weit führen, wenn man auf jede 
vollkommenere Ausführung eines Gegenstandes 
den Schutz sollte erlangen können, die doch 
n der Mehrzahl aller Fälle nur dem persön- 
lichen Geschick oder der Verbesserung der 
Herstellungsmittel zu verdanken ist. Es müssen 
also doch noch höhere Anforderungen an die 
Schutzfähigkeit eines Modells gestellt werden, 
das in seiner Form bereits vorhanden ist. Dem 
wird aber die geschützte Säge insofern gerecht, 
als sie in der nunmehrigen Ausführung über- 
haupt erst in der erwünschten und notwendigen 
Weise ihrem Verwendungszweck zu genügen 
vermag, während die bisherigen Ausführungen 
des Instruments nur unvollkommene Hilfsmittel 
für den Chirurgen waren. Kann auch das Ver- 
fahren zur Herstellung der neuen Säge nicht 
zum Gegenstand oder zur Grundlage des Ge- 
brauchsmuster - Schutzes gemacht werden, 80 
kann das damit erzielte Ergebnis aber sehr 
wohl den Arbeitsgegenstand selbst schutzfähig 
machen. Die maschinelle Herstellung von 
mehreren Gewinden hat aber erwiesenermaßen 
eine exaktere Ausführung im Gefolge als die 
von Hand, so daß also die so hergestellte Säge 
infolge der dadurch hervorgerufenen schärferen 
Ränder ihrem Verwendungszweck in der voll- 
kommensten Weise entspricht, die Gebrauchs- 


Heft”2. 


15. Januar 1913. Patentschau. en 19 
fähigkeit also gegenüber den bisher benutzten Der Firma E. Leybolds Nachf. ist die Liefe- 


Mitteln erhöht. Damit ist aber den Forde- | rung der physikalischen Kabinette für sämtliche 
rungen des Gesetzes vollkommen genügt, der | höhere Lehranstalten der Republik Chile im 
Schutz also als zu Recht bestehend zu erachten. | Betrag von 150 000 fr übertragen worden. 


Patontscha u. 


Gebläsebrenner zur Bearbeitung von Glasgegenständen, dadurch gekennzeichnet, daß 
der durch die schlitzförmige Mündung eines Kanals e zufließende Druckluftstrom das Gas aus 
zwei neben diesem Kanal angebrachten, ebenfalls mit schlitzförmigen Mündungen versehenen 


Kanälen e ansaugt, welche hinter den Mündungen durch Bleche b mit nebeneinander liegenden 
Durchflußlöchern abgedeckt sind. G. Köchert in Ilmenau, Thür. 6. 8. 1910. Nr. 236845. Kl. 4. 


Flüssigkeitsmanometer, gekennzeichnet durch eine 
mit elektrischer Kontaktspitze versehene Längenmeßvorrichtung 
G. A. Schultze in Charlottenburg und Th. Fröhlich in Berlin. 
21. 5. 1910. Nr. 237247. KI. 42. 


Vorrichtung zur Verhinderung des Drehens des 
Linsenhalters um seine Mittelachse bei Maschinen zum Schleifen 
torischer Linsen, bei denen die Linsenhalteplatte um einen Kugel- 


zapfen schwingen kann, dadurch gekennzeichnet, daß eine mit nach innen umgebogenen Zinken- 
enden versehene Gabel J in radiale Aussparungen im Kranze des Linsenhalters eingreift 
und mit ihrem Stiel 7? in eine Durchbohrung J! eines feststehenden Bügels J verschieblich 
und schwenkbar ruht, so daß die Linsenhalteplatte gegen Drehung um ihre Mittelachse ge- 
sichert ist, ohne die übrige freie Beweglichkeit zu beeinträchtigen. D. E. Plaisted in New- 
York. 16. 7. 1910. Nr. 236639. Kl. 67. 


Deutsche 


20 Falsotachau, = Vereinanschrichten: _ Mechaniker-Ztg. 


Vorrichtung zur Befestigung des Deckglashalters für optische Beobachtungsröhren 
aus Glas, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Teile der den Deckel f aufnehmenden und 
entzweigeschnittenen Hülse c durch einen Ringe 
zusammengehalten werden und sich an den P 
aufgebogenen Flansch der Beobachtungsröhre a 
anlegen und zwischen der Hülse ce und dem (N 
Rohre a eine elastische Zwischenlage ange- |}. 
ordnet ist. S. Neumann in Budapest. 10. 5. ;* 
1910. Nr. 236946. KI. 42. l 


Vereinsnachrichten. 


—— 


D. G. f. M. u. O. Zweigverein Göt- | Remané die Entlastung des Schatzmeisters, 
tingen. Sitzung vom 29. November 1912 | die von der Versammlung erteilt wird. 
im Hötel National. Vorsitzender: Hr. E. Ruh- Unter Leitung der Wahlvorbereitungskom- . 
strat. mission und dem Vorsitz von Hrn. H. Dehmel 

Der Vorsitzende meldet zwei neue Mit- | finden hierauf die Neuwahlen zum Vorstande 
glieder an, nämlich Herrn Dr. Lowenstein | VP zum Beirat statt; das Ergebnis ist: 
in Göttingen und die Aktiengesellschaft I. Vorsitzender: Hr. W. Haensch; II. Vor- 
sitzender: Hr. Geh. Reg.-Rat Dr. H. Stadt- 
hagen; III. Vorsitzender: Hr. Prof. Dr. F.Göpel. 
Schriftführer: Hr. Techn. Rat A. Blaschke und 
Hr. E. Zimmermann. Schatzmeister: Hr. Dir. 
A. Hirschmann. Archivar: Hr. M. Tiede- 
mann. 

Beirat: Hr. O. Böttger, Hr. H. Haecke, 


Es wird vorgeschlagen und beschlossen, Hr. W. Handke, Hr. R. Hauptner, Hr. R. 
jahrlich 50 M zu bewilligen, um von der Patent- Kurtzke, Hr. R. Nerrlich, Hr. M. Runge. 


auslegestelle in Berlin für den Zweigverein die Hr. W. 
sämtlichen erscheinenden Patentschriften zu 
erhalten. 


Kosmos in Göttingen. Die Angemeldeten 
werden aufgenommen. 


Darauf gibt Hr. W. Sartorius einen Be- 
richt über die Bitzung des Hauptvorstandes der | 
D. G. f. M. u. O. am 2. November in Berlin, der 
er beigewohnt hat. ' 


Haensch übernimmt wieder den 
Vorsitz. 
Als Vertreter der Abt. Berlin im Hauptvorstand 
Endlich führt Hr. Ruhstrat den episko- | werden durch Zuruf wiedergewählt die Herren 
pischen Projektionsapparat von Schmidt | H. Haecke, W. Haensch, Dir. A. Hirsch- 
& Haensch in Berlin vor, der es gestattet, | mann, E. Zimmermann. 
ohne weiteres von jeder Buchabbildung ein Mit der Vorbereitung eines Winterfestes wer- 
Bild auf einem Schirm zu entwerfen. Der sehr | den wiederum betraut die Herren R. Kurtzke 
handliche und nur wenig Strom verbrauchende | und E. Zimmermann. 
Apparat erweckte das größte Interesse der An- Der Vorsitzende teilt mit, daß der Direktor 
wesenden. Behrendsen. der Städtischen Technischen Mittelschule, Hr. 
J. Volk, für Juni 1913 eine Ausstellung von 
= = Modellen und Apparaten für den technischen 
Unterricht plant; Redner habe als Vorsitzender 
des Ausstellungsausschusses der D. G. Hrn. Dir. 
Abt. Berlin, E.V. Hauptversamm- | Volk seine Unterstützung zugesagt, um die er 
lung vom 7. Januar 1913. Vorsitzender: Hr. angegangen worden sei; Anmeldungen und An- 
W. Haensch. fragen möge man daher an ihn richten (vgl. 
Der Vorsitzende verliest den Jahresbericht | S. 16). 
(vgl. das nächste Heft), der Schatzmeister Zur Aufnahme hat sich gemeldet und zum 
erstattet den Kassenbericht; an beide schließt | ersten Male verlesen wird Hr. Albert Dorn- 
sich eine kurze Besprechung, die die weitere | feld; Feinmechaniker, Spez. Physiologische 
Entwicklung der Abteilung Berlin betrifft. | Apparate; Dahlem, Faradayweg 4 (Kaiser- 
Namens der Kassenrevisoren beantragt Hr. Dir. | Wilhelm-Institut). Bl. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke In Berlin-Halensee. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW.. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 3. 1. Februar. Ä 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Wilhelm Handke fF. 


Einer unserer Besten ist von uns gegangen: Wilhelm Handke ist 
am 20. Januar nach langem, schwerem Leiden, noch nicht 66 Jahre alt, 
verschieden. 

Nicht nur dieMitglieder der Deutschen Gesellschaftfür Mechanik 
und Optik trauern um ihn, als einen der Gründer der Vereinigung, als den 
langjährigen, treu sorgenden Schatzmeister desGesamtvereins und Vorsitzenden 
der Abteilung Berlin. Alle deutschen Präzisionsmechaniker, ob jung oder 


Deutsche 


22 F. Goldsch miar Massentabsikation im Bau elektrischer MeBinstrumente. __ Mechaniker-Ztg. 


alt, ob selbständig oder Gehilfe, haben ihn verloren. Denn ihm hat es nicht genügt, eine 
Zierde seines Standes, ein treuer und liebenswürdiger Freund seiner Fachgenossen zu 
sein, ihm lag vor allem die Förderung und die Zukunft unseres Nachwuchses, unserer 
Jugend am Herzen. Der Ausbildune der Lehrlinge, der Normierung der Prüfungs- 
anforderungen, der Einrichtung der Gehilfenprüfungen in Berlin hat er einen guten 
Teil seiner Lebensarbeit und seiner so vielfach in Anspruch genommenen Zeit gewidmet. 
Darum werden Alle seine Mitarbeit und seinen Rat schwer vermissen, die um die Fort- 
entwicklung der deutschen Präzisionsmechanik Sorge tragen. Handkes Verdienste im 
einzelnen darzulegen, seine Arbeiten eingehend zu würdigen, seiner Persönlichkeit 
gerecht zu werden, möge einer ausführlichen Darstellung vorbehalten bleiben; hier 
sei vorerst dem verstorbenen Freunde und Arbeitsgenossen ein herzliches „Habe Dank“ 
nachgerufen! 


. 


Massenfabrikation im Bau elektrischer Meßinstrumente, 


Vortrag, 
gehalten in der Abt. Berlin der D. G. f. M. u. O. am 5. November 1912, 
von F. Goldschmidt, i. Fa. Gans & Goldschmidt, in Berlin. 


Während bei der Herstellung elektrischer MeBinstrumente und ihrer Teile noch 
vor wenigen Jahren die in der Präzisionsmeehanik übliehen Arbeitsmethoden, wie 
Feilen, Drehen, Bohren, Fräsen usw., im wesentlichen angewendet wurden, ist man mit 
dem steigenden Bedarf bei einigen Instrumententypen mehr zu den Stanz- und Drück- 
arbeiten übergegangen, soweit sich die Herstellung der Werkzeuge hierfür bezahlt 
macht. Durch diese Arbeiten ist die Ausführung der Instrumente nicht schlechter, 
sondern wesentlich besser und einheitlicher geworden. 

Für eine Massenfabrikation aber war es zunächst erforderlich, die Konstruktion 
der betreffenden Typen in geeigneter Weise umzuändern. Das ist bei den Präzisions- 
Drehspulinstrumenten und den elektromagnetischen Volt- und Amperemetern unseres 
Fabrikates in weitem Sinne geschehen. 

Unter gleichzeitiger Vorführung der bisher meist gebräuchlichen typischen Teile 
verschiedener Herkunft soll gezeigt werden, nach welcher Richtung hin unsere Kon- 
struktionen gediehen sind, die sich in den letzten Jahren in vielen tausend Exem- 
plaren in der Praxis bewährt haben. 

Wie der Name besagt, haben die Präzisions-Drehspul-Volt- und -Amperemeter 
eine Drehspule, d. h. eine bewegliche Spule zwischen den Polen von Magneten. Die 
Spule wird von dem zu messenden Strom durchflossen und erhält eine Ablenkung, 
deren Größe von der sie durchflieBenden Stromstärke und der Stärke des Magnetfeldes 
abhängig ist. Die Stromzuführung zu den Windungen erfolgt durch 2 flach gewundene 
Spiralen aus antimagnetischem Material, die auch gleichzeitig die Spule in ihrer Lage 
festhalten und der Drehbewegung entgegenwirken. 

Während die permanenten Magnete bei den bisherigen Instrumenten die von 
den Magnetinduktoren her übliche Hufeisenform (Bügelform) hatten, welche seitlich an- 
gesetzte Polschuhe zur Aufnahme der Drehspule erforderlich machten, wurde jetzt von 
uns die Ringform gewählt, weil diese viele Vorteile bietet. 

Die meisten Volt- und Amperemeter werden als runde Schalttafel-Instrumente 
gebaut, die Ringmagnete werden daher so groß gewählt, daß sie mit geringem Abstand 
sich der Gehäuseform anpassen; dadurch hat man eine größtmögliche magnetische Masse 
untergebracht. 

Die Bügelmagnete mußten zwecks Unterbringung von möglichst viel Stahlmasse 
aus Material von starkem Profil gemacht werden. Abgesehen von der schweren Be- 
arbeitung beim Biegen der starken Bügel, hatte man nicht die Gewähr, daB auch beim 
Härten nieht nur eine mehr oder weniger dünne Schicht durchgehärtet war. Wenn die 
Härtung jedoch nicht eine vollkommene war, so konnte auch keine «dauerhafte und 
keine Durchmagnetisierung gewährleistet werden. Anders wird es mit der Verwendung 
von Ringmagneten, die man mehrteilig übereinander anordnen kann. 


1 HPebraar 191% Pr Goldschmidt, Massenfabrikation im Bau elektrischer Meßinstrumente. 23 


Zur Herstellung der Ringmagnete wird der Wolfram-Flachstahl hochkantig über 
einen passenden Dorn zu einer Spirale gewunden, die durch einen Längsschnitt in 
einzelne Ringe geteilt wird. Werden diese unter dem Balancier flach gepreßt und an 
der Schnittstelle aufgebohrt, so kann die Bohrung zur Aufnahme der Drehspule dienen, 
ohne daß man Polschuhe anzusetzen braucht. 


Die magnetischen Kraftlinien verlaufen bei den so hergestellten Ringen in der 
Richtung der Struktur des Stahles und haben keine Streuung, wie sonst bei den scharfen 
Ecken der Bügelmagnete. Die einzelnen Ringe lassen sich leicht vollkommen durch- 
härten und sind daher unbedingt konstant, so daß die Angaben der Instrumente sich 
nicht ändern. Durch Fortfall der Polschuhe und deren komplizierter Befestigung sowie 
der anderen Befestigungsteile tritt eine ziemliche Preisermäßigung ein. 


Die Drehspulenlagerung wird bei Verwendung von Ringmagneten auch ver- 
einfacht; denn es genügt hierfür ein Doppelwinkel für das Ober- und Unterlager, aus 
einem Stück gearbeitet, welches auch gleichzeitig als Träger für den Eisenkern dient, 
um welchen die Drehspule in der Bohrung der Magnete schwingt, sowie zur Befesti- 
gung der Spiralen (s. Fig. 1). 

Dieses Haltestück wurde von uns 
früher aus Messingguß hergestellt, gefräst, 
befeilt, gebohrt und genau zentrisch gear- 
beitet; später wurde es aus Profilmaterial 
gemacht und dann noch später aus Spritz- 
metall, was die Nacharbeit verbilligen sollte. 
Das letzte Verfahren war aber ein großer 
Fehlgriff, denn bei dem erforderlichen ge- 
nauen Passen der Lagerung zeigten sich 
kurze Zeit nach Fertigstellung der Winkel 
derartige Dimensionsänderungen, daß die 
Drehspule mit Reibung entweder an dem 
Eisenkern oder an den Polflächen der 
Magnete anlag. i 

Eine Untersuchung der Haltestücke 
aus Spritzmetall ließ erkennen, daß ein 
frischer Bruch feinkörnig war, bei länger 
gelagertem Material aber grobkörnig, und 
es konnten deutlich meßbare Längenänderungen des Materiales festgestellt werden. 
Hier trat nun das Bedürfnis ein, nicht nur zu verbessern, sondern auch zu verbilligen ; 
dazu mußte die sonst sehr praktische und einfache Winkelform beibehalten werden. 
Diese Winkel werden jetzt aus Flachmessing ınit einem einzigen Arbeitsgang in solche 
Form gepreßt, daß die Anordnung aller wesentlichen Instrumententeile zueinander gesichert 
ist (s. Fig. 1). Der früher übliche massive Eisenkern ist durch blank gezogenes Stahlrohr 
ersetzt und wird mit einer Schraube, also ohne Stellstifte, an die miteingepreBte Rundung 
des Winkels gezogen. Diese Rundung dient auch als Anlagefläche in der Bohrlehre, 
so daß alle Löcher im Winkel nach dieser passen. Sowohl die Steinschrauben für die 
Lagerung der Drehspule wie die Befestigungslöcher des Winkels und für den Kern 
kommen daher immer an dieselbe Stelle. 


Während die gefrästen und genau gepaßten Gußwinkel ziemliche Übung in der 
Zentrierung erforderten und die Herstellung für 100 Stück 3 bis 4 Wochen dauerte, 
können die gepreßten Winkel von einem Arbeitsmann in 2 bis 3 Tagen in gleicher An- 
zahl genauer hergestellt werden. Diese Arbeitsersparnis erhöht die Leistungsfähigkeit 
in bezug auf Preis und kurze Lieferfristen; die neue Form bietet auch den wesent- 
lichen Vorteil der leichten Auswechselbarkeit, denn das Zentrieren des Kernes und der 
Drehspule kommt vollkommen in Fortfall. 


Die Stromempfindlichkeit und Stabilität dieser Instrumente konnte gegen die 
früheren gesteigert, die Genauigkeit erhöht werden, und der Verkaufspreis trotzdem 
noch herabgesetzt werden; denn es wurden mit einfachen Mitteln Instrumente von 
großer Genauigkeit erreicht. Nicht nur für Laboratoriums- und technische Zwecke 
wurden hierdurch Vorteile erzielt, sondern auch für den Unterricht wurden billige 
Instrumente nach den Angaben des Herrn Prof. Hahn geschaffen, welehe den Schülern 
leicht verständlich und bequem anzuwenden sind. Viele Lehranstalten besitzen bereits 


Fig. 1. 


Deutsche 


24 Für Werkstatt und Laboratorium. Mechaniker-Ztg. 


derartige Instrumente, neuerdings werden auch die Demonstrationsmodelle und deren 
Diapositive von uns für den Unterricht geliefert'). 


Unsere elektromagnetischen Volt- und Amperemeter besitzen in einer zylin- 
drischen Spule zwei nach besonderer Behandlungsart hergestellte Weicheisenbleche aus 
schwedischem Holzkohleneisen. Das eine ist feststehend und wirkt ablenkend und ent- 
magnetisierend auf das zweite, auf der Drehachse sitzende bewegliche Blech. Durch 
Änderung des Abstandes und der Höhe des feststehenden Bleches hat man es in der 
Hand, die Eichkurve an der Gebrauchsstelle recht weit zu machen und sie an den 
Stellen der Skala, wo keine weite Teilung erforderlich ist, einzuschränken. 


‘Die Drehachse trägt außer dem gestanzten Systemblech noch den gezogenen 
Aluminiumzeiger, sowie den gestanzten doppelten Dämpferflügel und die Richtspirale. 
Der Dämpferflügel ist nach außen konkav und wirkt wie eine Schaufel, indem er in 
eine Dämpfungskammer dicht passend in seiner Drehbewegungsrichtung die Luft kom- 
primiert und auf der anderen Seite eine Luftverdünnung herbeifihrt. Die Dämpfungs- 
kammer ist allseitig geschlossen, so daB die Luft nirgends entweichen kann (Fig. 2). 


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Fig. 2. Fig. 3. 


Sämtliche Teile der Dämpfungskammer wie auch die Spule und das System sind 
gestanzt und werden erst bei Eingang von Bestellungen montiert. Das Montieren eines 
nicht am Lager befindlichen Instrumentes nimmt nur wenige Minuten in Anspruch, so 
daß sofort zur Eichung geschritten werden kann; dadurch kann ein Instrument in be- 
liebigem Meßbereich innerhalb 1 bis 2 Stunden geliefert werden. Auch von diesen 
Instrumenten werden Demonstrationssysteme für den Unterricht hergestellt. 


Fig. 3 veranschaulicht ein elektromagnetisches, vollkommen aperiodisches 
Amperemeter, bei welchem die oben geschilderte Dämpfungskammer sichtbar ange- 
ordnet ist. Die Skala ist an der Gebrauchsstelle in der Mitte am weitesten gehalten, 
am Anfang und Ende enger. 


Te  — 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Metrologie und Gesetzgebung. Maßsystems, das sich im Laufe der Zeit den 
Von Ch. Ed. Guillaume. Fortschritten der metronomischen Wissenschaft 
Rev. gen. des sciences 23. S. 733. 1912. angepaßt hat. Während in den ersten Jahr- 


Der vorliegende Aufsatz gibt einen Über- | zehnten seines Bestehens z. B. eine Genauig- 
blick über die Entwicklung des metrischen | keit von 0,01 mm bei Maßbestimmungen ge- 


1) Vgl. Zeitschr. f. d. phys. u. chem. Unterr. 26. S. 333. 1912. 


Heft 3. 
1. Februar 1913. — 


nügte, ist jetzt teilweise eine solche von 
0,001 mm nicht mehr ausreichend. Damals 
brauchte man nur Längen-, Flächen-, Raum- 
und Massenmaße, jetzt hat auch die Energie in 
ihren verschiedenen Formen, ebenso wie z. B. 
die Bruchfestigkeit von Metallen einen Handels- 
wert. Dementprechend war für die Gesetz- 
gebung eine Präzisierung und Erweiterung der 
Vorschriften geboten. 

Die erstmaligen Definitionen des Meters und 
des Kilogramms, z. B. jenes als 40 000 090. Teil 
des Erdumfanges, wurden bald nur sozusagen 
als Kommentare angesehen, und die damals 
hergestellten Normale hatten tatsächlich den 
Rang von Prototypen. Ihre ursprüngliche De- 
finition bot indessen praktisch gewisse Vorteile, 
wenn man bedenkt, wie leicht der Übergang 
von Raummaßen zu Gewichten war, wenn man 
den Raumgehalt eines Gefäßes durch Auswägen 
mit Wasser bestimmte. 

Von besonderer Wichtigkeit war die bald 
zutage tretende Unstimmigkeit in der De- 
finition des Kilogramms, das als Gewicht, d. h. 
als eine Kraft definiert war, während es tat- 
sächlich eine Masse darstellte. Dieser Unter- 
schied war übrigens den Schöpfern des metrischen 
Systems nicht etwa unbekannt. 

Die erneuteSchaffung des metrischen Systems 
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hatte 
neben dem Zweck einer engeren Zusammen- 
fassung der beteiligten Staaten auch den, 
präzisere Prototype zu schaffen, die höheren 
Ansprüchen an Genauigkeit genügten. Von 
größter Wichtigkeit war dabei, daß das Kilo- 
gramm sofort als Masseneinheit definiert wurde. 
Die Annahme eines normalen Wertes der 
Schwerebeschleunigung für Paris gestattete 
dann ohne Schwierigkeit, den Übergang von der 
Masseneinheit zur Gewichts- bezw. Krafteinheit 
zu bewerkstelligen. Eine weitergehende Pra- 
zisierung erfolgte sodann durch die Beob- 
achtungsreihen über den Unterschied zwischen 
Kubikdezimeter und Liter, oder, was das 
gleiche ist, über die Masse des Kubikdezi- 
meters Wasser. 

Das C-G-S8-System (Centimeter - Gramm - Se- 
kunde) faßt ausnahmslos die Grammeinheit als 
Masseneinheit auf und ist in seinen Grundlagen 
und in seiner üblichen Anwendung nur als eine 
Erweiterung des metrischen Systems anzu- 
sehen, mit dem es die gleichen Grundeinheiten 
teilt, wobei nur aus praktischen Gründen besser 
geeignete dezimale Unterteilungen der originalen 
metrischen Einheiten zur Grundlage dienen. 
Im Gegensatz dazu verwendet das M-K-8-System 
(Meter-Kilogramm-Sekunde) das Kilogramm als 
Krafteinheit. Die Darstellung der Krafteinheit 
durch ein Gewicht ist sehr einfach und der 
Übergang von einem System in ein anderes ist 
nicht sehr schwierig. Dem C-G-B-System wird 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


25 


vielfach vorgeworfen, daß seine Grundeinheiten 
zu klein sind und daß für den technischen 
Gebrauch größere geeigneter wären. Dem 
ließe sich leicht abhelfen, wenn es auch nicht 
ganz einfach sein dürfte, eine Einheitlichkeit 
der Meinungen herbeizuführen. 

Unter den jetzt gebräuchlichen Maßeinheiten 
gibt es nur eine, die Pferdestärke, die nicht in 
das metrische System hereinpaßt, sondern noch 
aus früherer Zeit erhalten geblieben ist. Für 
diese Einheit ist bereits als metrischer Ersatz 


das Poncelet (100 kgm pro Sekunde) vorge- 


schlagen, das übrigens mit dem Kilowatt auf 
2°/, übereinstimmt. 

Bei den elektrischen Einheiten herrschte 
kein Zweifel darüber, daß das Ohm die eine 
Grundeinheit sein müsse. Da die drei elek- 
trischen Einheiten durch das Ohmsche Gesetz 
miteinander verbunden sind, genügt die An- 
nahme einer zweiten Einheit, für die fast aus- 
nahmslos das Amperegilt. Indessen ist das Joule- 
sche Gesetz, das die elektrischen Einheiten mit der 
Arbeitseinheit verbindet, mit dem Ohmschen 
gleichartig, so daß tatsächlich eine einzige 
elektrische Grundeinheit genügend ist. Das 
Watt als Einheit ist rein mechanischen Ur- 
sprungs. Unberührt davon bleibt, daß für die 
Technik Einheiten zweiten Grades aufgestellt 
und gesetzlich festgelegt werden. Bei den 
magnetischen Einheiten ist die Lage insofern 
schwierig, als eine einzelne magnetische Masse 
praktisch nicht herstellbar ist; hier würde es 
genügen, die magnetische Feldstärke als das 
Feld im Innern eines geeigneten Solenoides 
zu definieren, um hieraus die weiteren Ein- 
heiten ableiten zu können. 

Die dynamischen Einheiten sind im all- 
gemeinen gesetzlich nicht festgelegt. Eine 
Ausnahme macht das Gesetz von Ungarn. Es 
definiert als Krafteinheit das Normalgewicht 
eines Kilogramms oder 980665 C-G-8 Kraft- 
einheiten. Die elektrischen Einheiten werden 
gesondert definiert, so daß Arbeits- und 
Leistungs-Einheiten an zwei Stellen, die durch 
einen geeigneten Hinweis miteinander ver- 
bunden sind, aufgeführt sind. In dem Argen- 
tinischen Gesetz, das vollständig nach obigen 
Grundsätzen aufgestellt ist, ist der Begriff der 
Pferdestärke nicht mehr enthalten. 

In der weitaus größten Anzahl der wichtigen 
Weltstaaten ist das metrische System obliga- 
torisch eingeführt, und das künstliche Aufrecht- 
erhalten eines nicht metrischen nationalen 
Systems kann man mit Lord Kelvin nur als 
eine Energieverschwendung bezeichnen. 

Das wichtigste Land, das es ablehnt, trotz- 
dem diese Ablehnung keine sehr große Unter- 
stützung mehr findet, ist England. Ein Teil 
der englischen Kolonien hat sich in dieser 
Frage auch von seinem Mutterlande bereits 


9 Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


getrennt, wie z. B. Australien und Südatrika. 
Die Gegner des metrischen Systems stützen 
sich zu einem großen Teil darauf, daß ein 
Aufrechterhalten ihrer Maße und Gewichte ihren 
Markt von einer großen Konkurrenz frei hält. 
Man muß es hier wenigstens als einen Vorzug 
bezeichnen, daß diese nationalen Normale an 
die metrischen angeschlossen sind. 

Die Metrologie findet allmählich Eingang in 
die Gesetzgebung. Gemäß ihren Fortschritten 
wird der Wortlaut der Gesetze abgefaßt, um 
80 präziser, je genauer die Grundeinheiten und 
die aus ihnen abgeleiteten definiert sind. Die 
Gesetzgebung muß auch immer neue Maßein- 
heiten in ihre Vorschriften einbeziehen, je 
nachdem neue Maße notwendig und für In- 
dustrie oder Handel von Bedeutung sind. Die 
Anzahl der nicht metrischen Maßsysteme, die 
ausnahmslos ihm an Einfachheit nachstehen, 
nimmt ständig ab, ein Vorgang, der im Inter- 
esse der Ökonomie der Arbeitskräfte nur mit 
Freuden begrüßt werden kann. 

Block. 


Rufsland. 


Vorläufige Bestimmungen über die 
Einrichtung, Prüfung und Eichung 
von Getreidewagen. 


Die Gesetzsammlung I Nr. 201 vom 28. Sep- 
tember/11. Oktober 1912 enthält über die Ein- 
richtung, Prüfung und Eichung von Getreide- 
wagen vorläufige, bis zum 1. Januar 1915 gültige 
Vorschriften, die vom Handelsminister erlassen 
worden sind. 


Danach nimmt die Haupteichkammer bis zum 
1. Januar 1915 Getreidewagen folgender Systeme 
zur Prüfung und Eichung an: 

a) die kleine Hamburger (Rigaer, Amster- 
damer) Getreidewage, deren Meßbehälter !/,,, des 
alten holländischen Sackes ist; 

b) dieselbe große Wage, deren Meßbehälter 
1/59 des alten holländischen Sackes ist; 

c) die russische Getreidewage von Issajew, 
deren Meßbehälter '/,. Tschetwerik ist (1 Techet- 
werik = 26,24 l); 

d) die deutsche Liter-, Viertelliter- und 
20-Liter-Wage. 

Die Prüfung und Eichung von Getreidewagen 
erfolgt auch in den von der Haupteichkammer 
zu bezeichnenden örtlichen Eichkammern. 

Die deutsche Liter-, Viertelliter- und 20-Liter- 
Wage muß nach den Vorschriften der Deutschen 
Normal-Eichungs-Kommission eingerichtet sein 
und wird nach diesen Vorschriften geprüft. 

Die zur Prüfung und Eichung eingereichten 
Getreidewagen werden einer äußeren Besichti- 
gung und einer Prüfung unterzogen. 


Entspricht die vorgelegte Getreidewage den 
Anforderungen, so wird sie geeicht, und zwar 
wird auf ihr, wenn die Prüfung in der Haupt- 
eichkammer erfolgte, das Reichswappen, das 
Jahr der Prüfung und die Nummer angebracht. 
Erfolgte die Prüfung in einer örtlichen Eich- 
kammer, so erhält die Wage ‚len für Präzisions- 
Maße und -Gewichte bestimmten Stempel der 
betreffenden Kammer. In beiden Fällen wird 
außerdem ein besonderes Zeugnis darüber aus- 
gestellt, daß die Wage geprüft und innerhalb 
der zulässigen Fehlergrenzen fürrichtig befunden 
worden ist. 

Ein auf einer unverletzten Getreidewage be- 
findlicher Kichstempel ist drei Jahre lang gültig, 
wobei das Jahr der Prüfung nicht mitgerechnet 
wird. 

Bei Handelsabschlüssen sind von den Par- 
teien Getreidewagen eines und desselben Systems 
zu verwenden. 

Die Gebühr für die Prüfung und Eichung 
der Hamburger Getreidewage, der Wage von 
Issajew und der deutschen Liter- und Viertel- 
liter-Wage (ohne die beigefügte Wiegevorrich- 
tung und die Gewichte) beträgt1 Rubel fir 1 Appa- 
rat, für die Prüfung und Eichung der Wiegevor- 
richtung (Wage), welche dem Apparate beige- 
fügt wird, 50 Kopeken für die Wage, und für die 
Prüfung der Gewichte 5 Kopeken für jedes Ge- 
wicht. Die Gebühr für die Prüfung der deut- 
schen 20-Liter-Wage beträgt 10 Rubel. 


— ` 


Niveaudensivolumeter. 
Von Jean Escard. 
Chem. Zentralbl. 83. S. 469. 1912. 

Das Volumeter besteht aus der mit einem 
eingeschliffenen Stopfen a (s. Fig.) versehenen 
Glaskugel A, welche einer- 
seits vermittelst eines Kaut- 
schukschlauches mit einem 1% 
etwas größeren Glasgefäße B, 
andererseits mit einem gra- 
duiertep, 10 ccm fassenden 
Glasrohre ¢ in Verbindung 
steht. 

Das Arbeiten mit dem Ap- 
parate vollzieht sich in fol- 
gender Weise. Nachdem man 
das Gerät derart mit Wasser 
beschickt hat, daB das Niveau 
im Rohre £ mit dem Null- 
punkte von ¢ übereinstimmt, 
bezeichnet man im Schenkel 
S das Niveau durch den hier angebrachten ver- 
schiebbaren Niveauanzeiger. Hierauf bringt man 


Heft 3. 
1. Februar 1913. 


Glastechnisches 


nach Anheben des Rohres t den Körper, dessen 
Dichte man bestimmen will, in das Gefäß A, 
schließt letzteres und senkt nun £ wieder so weit, 
daß das Niveau im kommunizierenden Rohre S 
wieder die vorher markierte Lage einnimmt. Das 
Volumen des zu untersuchenden Körpers kann 
dann im Rohre ¢ direkt abgelesen werden. Zur 
Ausführung der Dichtebestimmung mit diesem 
Apparate bedarf es nur weniger Handgriffe, 
und das Instrument gibt trutz seiner Einfach- 
heit für die weitaus meisten Fälle zuverlässige 
Resultate. R. 


Kaliapparat. 
Von W. Skinder. 
Chem.-Ztg. 36. S. 477. 1919. 


Der Apparat setzt sich aus drei zylinder- 
fürmigen Gefäßen zusammen, die vermittelst 
Prazisionsschliffs ineinander gefügt sind. Wäh- 
rend das äußere und mittlere Zylindergefäß 
(s. Fig.) mit einem flüssigen Absorptionsmittel 
(KOH) beschickt werden, ist das innere Rohr 
zur Aufnahme von festen Trocken- und Ab- 
sorptionsmitteln (Natronkalk) bestimmt. 


a 
N 


Das Gerät stellt eine verbesserte Form des 
sog. Wetzelschen Kaliapparats vor. Dadurch, 
daß der Apparat in mehrere leicht zu reinigende 
Teile zerlegbar ist, andererseits durch seine 
instrumentale Anordnung eine vollkommene 
Absorption der durchströmenden Gase bewerk- 
stelligt wird, dürfte derselbe bei der Elementar- 
analyse und ähnlichen Vorgängen gute Dienste 
leisten. 

Hersteller des Kaliapparats sind die Ver- 
einigten Fabriken für Laboratoriums- 
bedarf, Berlin N. R. 


. — Gewerbliches. 27 


Bestimmungen für die Einfuhr von 
Thermometern und Manometern in 
Rumänien., 

Zu dem Rumänischen Gesetz über die An- 
wendung des metrischen Maß- und Gewichts- 
systems sind an Stelle der früheren neue, durch 
Königliche Verordnung vom 1. Mai (a. St.) 1912 
genehmigte Ausführungsvorschriften erlassen 
worden. 

Die Abschnitte J und K enthalten die auch 
für die aus dem Ausland eingeführten Thermo- 
meter und Manometer geltenden Vorschriften. 
Danach müssen Thermometer für ärztliche Zwecke 
geprüft werden, während für Thermometer zu 
anderen Zwecken eine Nachprüfung freigestellt 
ist. Für die Vergleichung eines Thermometers 
für ärztliche Zwecke wird eine Gebühr von 
1 Leu!) erhoben. Sie beträgt nur 70 Bani für 
1 Stück, wenn gleichzeitig 25 Thermometer 
gleicher Art zur Prüfung vorgelegt werden. 
Für die von wissenschaftlichen oder Wohltätig- 
keite- Anstalten (Laboratorien, Spitälern usw.) zur 
Prüfung eingereichten Thermometer wird die 
Gebühr auf 50 Bani für 1 Stück ermäßigt. Für 
die von der Prüfung zurückgewiesenen Thermo- 
meter iat nur die halbe Gebühr zu entrichten. 
Für die Ausfertigung eines etwa verlangten 
Prüfungsscheins wird eine Zuschlaggebühr von 
1 Leu für das Stück erhoben. Das Prüfungs- 
zeichen auf den Thermometern hat für 10 Jahre 
Gültigkeit. 

Manometer sind vor Ingebrauchnahme zu 
prüfen. Die Prüfungsmarke ist höchstens 2 Jahre 
gültig. Für die Prüfung ist eine Gebühr von 
2 Lei, für das Zeugnis eine Zuschlagsgebühr 
von 50 Bani zu entrichten. Die Manometer 
sollen auf dem Zifferblatte den Namen des 
Herstellere und die Herstellungenummer, die 
Gradeinteilung in Kilogramm für 1 gem oder in 
Atmosphären tragen. Der Zeiger des Mano- 
meters muß durch Hebel, nicht durch Räder- 
vorrichtung bewegt werden. Die zulässige Ab- 
weichung nach oben oder unten beträgt 0,5 kg 
für 1 gem(?). Die Hersteller oder Einbringer von 
Manometern haben ein Modell mit eingehender 
Beschreibung des Mechanismus vorzulegen. 

Die ausführlichen Vorschriften über die Prü- 
fung von Thermometern und Manometern werden 
später mitgeteilt werden. 


— nn 


Chirurgische Ausstellung Berlin 1913. 


Der Vorstand der Deutschen Ge- 
sellschaft für Chirurgie hat auch in 
diesem Jahre die Leitung der Ausstellung. 


1) 1 Lew = 100 Bani = 80 Pf. 


— - — > — — 


welehe mit dem diesjährigen Chirurgen- 
kongreß verbunden ist, der Gesellschaft 
fürChirurgie-Mechanik übertragen. Die 
Ausstellung findet statt vom 25. bis 29. März 
im Oberlichtsaal der Philharmonie (Berlin, 
Bernburger Straße 22/23), wo. auch die 
Sitzungen der Deutschen Gesellschaft 
für Chirurgie abgehalten werden. An- 
meldungen zur Ausstellung wolle man spä- 
testens bis zum 1. März an den Schrift- 
führer der Gesellschaft für Chirurgie- 
Mechanik, Hrn. Dir. Alfred Hirsch- 
mann (Berlin N 24, Ziegelstr. 30), richten. 


Frankreich. 
Erteilung von Zolltartfauskiinften. 


Die Zolldirektionen sind ermächtigt worden, 
über die für einzelne Waren in Frage kommen- 
den Nummern des Zolltarifse Auskünfte zu er- 
teilen, die nicht nur für die der Direktion 
unterstellten, sondern für alle Zollämter Frank- 
reichs verbindlich sind. In Zweifelsfällen soll 
die Entscheidung der Generalzolldirektion her- 
teigeführt werden. 

Es kann unter Umständen von Vorteil sein, 
wenn die Beteiligten sich wegen der Auskunft 
an diejenige Zolldirektion wenden, in deren 
Bezirk die Einfuhr erfolgen soll, besonders wenn 
die Ware schon bei dem Zollamt angekommen 
ist und die mit der Abgabe der Zollerklärung 
beauftragte Person nicht weiß, unter welche 
Zolltarifnummer die Ware nach Auffassung der 
Zollverwaltung fällt. 


Kinematographentheater und Film- 
fabrikation in Japan. 


Die beiden bisher in Japan begründeten 
Fabriken für photographische Bedarfsartikel, 
nämlich die Konnishi Rokuyemon in Tokio für 
photographische Papiere und die Nippon Konpan 
Kabushiki Kaisha für Trockenplatten haben 
ihre Betriebe wegen Unrentabilität wieder ein- 
gestellt. Trotzdem die letztgenannte Firma von 
Europäern geleitet wurde, haben die Fabrikate 
infolge ihres ungleichmäßigen Ausfalls keine 
Anerkennung gefunden. 

Die neue japanische 10 Millionen Yen-Grün- 
dung, auf die vielfach in letzter Zeit in deut- 
schen Zeitungen hingewiesen worden ist, be. 
absichtigt in erster Linie eine Vertrustung des 
gesamten Filmmarktes und der Bedarfsartikel 
für Kinematographentheater einschließlich der 
phonographischen Plattenfabrikation. | 


Die übergroße Konkurrenz der vielen kleinen 
und wenigen größeren Unternehmer und die 


98 Gewerbliches. 


Deutache 
Mechaniker-Ztg. 


hohen Preise für die Filmmiete, die bieher zu 
zahlen waren, haben einen wirtschaftlichen Zu- 
sammenschluß der Filmmieter nahegelegt. Die 
Niohn Katsudo Shashin Kabushiki Kaisha (Japan. 
Lebende-Photographien A.-G.) in Tokio, 26 Hi- 
monocho, Nihunbashiku, hat diese Aufgabe mit 
einem nominellen Kapital von 10 Millionen Yen 
(1 Yen etwa 2,10 M) übernommen, das in Anbe- 
tracht der großen, in Films usw. angelegten 
Weite, die zunächst einmal — wahrscheinlich 
nicht zu geringen Preisen — aufgekauft werden 
müssen, nicht als übermäßig groß anzusehen 
ist. Von diesen 10 Millionen Yen ist bis jetzt 
ein Viertel eingezahlt worden; davon eind 
2 Millionen Yen zum Ankauf der vorhandenen 
Filmherstellungs - Unternehmungen verausgabt 
worden, so daß vorläufig nur '/, Million Yen 
zur Verfügung steht. Die Gesellschaft beab- 
sichtigt, eine Filmfabrik zu errichten und Pro- 
jektionsapparate suwie ihre photographischen 
Apparate (wohl ohne den optischen Teil) mit 
allem Zubehör selbst herzustellen. Sie will 
ferner öffentliche Vorstellungen geben und 
Projektionsapparate sowie alle übrigen Aus- 
rüstungsstücke für die Vorführung lebender 
Bilder vermieten und verkaufen und schließlich 
auch die Reklame übernehmen. Zweiggeschäfte 
der Gesellschaft, die, wie schon erwähnt, in 
Tokio ihren Sitz hat, sollen in Osaka, Kyoto, 
Fukuoka, Yukohama, Kobe und London errichtet 
werden. 


Bisher ist es der neuen Gesellschaft nicht 
gelungen, alle Unternehmer von Kinemato- 
graphentheatern zu vereinigen, und gerade eine 
der bedeutendsten Gesellschaften, die Matsutake 
Gomei Kaisha (Matsutake = Offene Handelsge- 
sellschaft) ist außerhalb des Konzerns geblieben 
und scheint ihrerseits im Kansai-Bezirk ähn- 
liche Unternehmungen wie die Nihon Katsudo 
Shashin Kaisha zu beabsichtigen. Was von 
allen diesen Plänen tatsächlich zur Ausführung 
kommen wird, bleibt abzuwarten. Die hohen 
Preise, die bisher bei dem Filmverleihgeschäft 
erzielt wurden und die einen starken Anreiz 
für die Errichtung einer Filmfabrik ausgeübt 
haben, dürften wohl in nächster Zeit fallen, 
nachdem ein neues Filmverleihgeschaft in Yoko- 
hama, das seinen Hauptsitz in San Francisco 
und Zweigniederlassungen in allen Hauptplätzen 
Südchinas, Indiens und der Südseeinseln haben 
soll, Films zu weit niedrigeren als den bisher 
üblichen Preisen anbietet, nämlich Films von 
10000 Fuß Länge in wöchentlichem Wechsel zu 
300 Yen im Jahres- und 25 Yen im Monats- 
abonnement. 


Heft 3. 
1. Februar 1913. oe 


Kleinere Mitteilungen. 


Neue Platin-Fundorte in Rufsland. 

Die huhen Preise für Platin haben die In- 
dustriellen bewogen, neue Schürfungen vorzu- 
nehmen. Man findet Platin an Orten, wo man 
68 früher gar nicht vermutete. Neuerdings hat 
es sich herausgestellt, daß im Irbiter Kreise 
Platin vorhanden ist. Die dort vorgenommenen 
Schürfungen haben ergeben, daß in der Nähe 
des Dorfes Pokrowskoje an den Ufern der 
Bobrowka und ihren rechten Nebenflüssen reiche 
Fundorte von Platin und Gold vorhanden sind. 


Erforschung der Fundstätten von 
radioaktiven Mineralien in Rufsland. 

Das Ministerium für Volksaufklärung bean- 
tragt bei der Duma die Anweisung eines ein- 
maligen Kredits von 10000 Rbl zur Disposition 
der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 
behuts Fortsetzung der Erforschung der Fund- 
stätten von radioaktiven Mineralien in Rußland. 

In der Begründung des Antrags wird aus- 
geführt, daß im Jahre 1911 zum Zwecke der 
Erforschung der Fundstätten von radioaktiven 
Mineralien in Rußland besondere Forschungs- 
expeditionen in den Ural, in das Ferghana- 
gebiet und in den Kaukasus ausgerüstet worden 
sind, die ein sehr wertvolles Material zusammen- 
gebracht haben, obwohl ihre Arbeiten sich nur 
auf wenige Stellen jener Gebiete erstreckt haben. 

Nach dem Muster des Vorjahres sollen die 
Forschungen im Sommer ausgeführt, und es 
sollen Expeditionen, bestehend aus 10 Sach- 
verständigen, in den Ural, in den Kaukasus, 
nach Transkaukasien und Sibirien ausgerüstet 


werden. 
— 


Bücherschau u. Preislisten. 


A.Hora, Die autogene Schweiß- und Schneide- 
technik. 8°. 210 S. mit 232 Abb. Halle, 
Wilhelm Knapp. 1911. geh. 8 M. 

Verf. beschreibt zunächst die Gewinnungs- 
methoden der zur autogenen Schweiß- und 
Schneidetechnik erforderlichen Gase. Die An- 
gaben hierüber befassen sich mit allen wich- 
tigen Einzelkonstruktionen der diese Gase er- 
zeugenden Anlagen sowie mit den gesetzlichen 
Vorschriften für dieselben. 

In diesem Sinne werden die Herstellung und 
Verarbeitung des Karbids besprochen, die Er- 
zeugung und die Eigenschaften des Azetylen- 
gases sowie die Herstellung des Bauerstoffes 
und des Wasserstoffes. In einem weiteren Ab- 
schnitt lernt der Leser die mannigfachen 
Schweißgeräte für die Azetylen - Sauerstoff- 
Schweißung kennen, von denen die wichtigsten, 
die Schweißbrenner, einer eingehenden, für die 


Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau und Preislisten. 


29. 


Praxis sehr wertvollen Kritik unterzogen werden. 
Es folgen dann die modernen Schweiß- und 
autogenen Schneideverfahren sowie die An- 
wendung und Handhabung der Geräte, die den 
einzelnen Verfahren eigentümlich sind. Außer 
den Schweißungen, die mit Hilfe des Azetylen- 
Sauerstoffs, des Wasserstoffgases, Leucht- 
Wasser- und Blaugases ausgeführt werden, be- 
richtet der Verf. über Ziele und Erfulge der 
elektrischen Schweißung, des Thermitverfahrens 
und des autogenen Létverfahrens. In dem 
letzten, umfangreichsten Abschnitt wird die An- 
wendung des autogenen Schweißens in allen 
möglichen Metallbranchen dem Leser durch 
129 Beispiele typischer Fälle vor Augen geführt. 

Zweifellos bietet das Buch sehr viel An- 
regung und zeigt einem großen Teil der Industrie 
die Wege, wie zahllose Produkte mittels auto- 
genen Schweißverfahrens sehr billig oder zu- 
mindest besser herzustellen sind. 

Es gibt auch über alle Einrichtungen der 
erforderlichen Anlagen, Anwendungsmöglich- 
keiten bei Reparaturen sowie über die Hand- 
habung der Geräte vorzüglichen Aufschluß. 
Die Kenntnis seines Inhalts macht aber 
noch keinen praktischen Schweißer, was vom 
Verf. auch wohl nicht beabsichtigt ist; dazu 
befaßt er sich viel zu wenig mit dem Verhalten 
der Metalle der autogenen Schweißung gegen- 
über. 

Bei einer neuen Auflage würde es sehr rat- 
sam sein, die Zahlen und die Bezeichnungen, 
die zur Erläuterung der Figuren dienen, be- 
deutend zu vergrößern, um sie leserlicher zu 
machen. Auch müßten manche Angaben in 
dem Abschnitt V, Materialkunde, richtiggestellt 
werden; z. B. wird auf S. 128 dem Leser mit- 
geteilt, daß das meiste Eisen durch Puddeln 
erzeugt wird, was wenig Glauben finden dürfte. 

Hig. 
Preislisten usw. 

Max Cochius, Inhaber Ernst Kallenbach 
(Berlin S42, Alexandrinenstr. 35), Vorrats- 
liste und Gewichtstabellen, Ausgabe G. 8°. 
48 S. m. zahlr. Abb. 

Die den Feinmechanikern unentbehrliche 
Vorratsliste der Firma Max Cochius erschien 
diesmal in einer gegen früher erweiterten Form. 
Ist auch die Grundanordnung dieselbe geblieben, 
so haben doch eine ganze Anzahl neuere Er- 
zeugnisse der Metallindustrie Aufnahme ge- 
funden. So sei aufmerksam gemacht auf Alu- 
miniumniete, Bimetallprofile, plattierte Eisen- 
bleche, gemusterte Bleche, Messing-Triebdraht 
und aus Messing gepreßte Flügelmuttern. Den 
sehr brauchbaren Gewichtstabellen früherer 
Ausgaben ist noch eine Übersicht von Schmelz- 
punkten und spezifischen Gewichten hinzugefügt. 

G. 
— 


30 Patentschau. 


Patentscha u. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Verfahren zur Fernubertragung von Bildern u. dgl.. bei welchem das Original auf 
der Geberstelle in Bildpunkte zerlegt wird, die durch verabredete, mit dem Auge oder dem Ohr 


wahrnehmbare buchstaben- oder zitfernartige Zeichen 
auf telegraphischem oder telephonischem Wege zur Emp- 


fangsstelle gesandt und hier durch zeilenweise Rück- ® & eS » > ® 

übersetzung der ankommenden Zeichen in Form einer M m m m S = = 

Netzphotographie wieder hergestellt werden, dadurch | ! ® 

gekennzeichnet, daß die in die Ferne zu übertragenden ® ® $ ® ® © 5 

Zeichen A bis Z ganz bestimmte, den Pünktchen einer q w 

Photographie entsprechende und aus der Figur ersicht- & & $) ® g 
& r v wu 


liche Formen besitzen, durch deren verschiedenartige _°® = 


Aneinanderreihung äußerst feine Bildtönungen erreicht (| | | | 5 = 
x u v 3 


werden. J. Bortini und G. Ascoli in Rom. 30.6. © 
1910. Nr. 236 900. KI. 21. 


Flussigkeitsheber, dadurch gekennzeichnet, daß an das 
Abflußrohr 6 mittels Dreiweghahnese ein zweites durch ein Schwim- 
merventil d abschließbares und zu einer Saugvorrichtung h führendes 
Rohr angeschlossen ist, wobei zwischen Schwimmerventil und 
Saugvorrichtung ein Hahn g eingeschaltet ist, der entweder die 
letzteren beiden miteinander oder das Schwimmerventil mit der 
Außenluft verbindet. J. u. K. Eichhorn in Stützerbach, Thür. 
26. 8. 1912. Nr. 236576. Kl. 64. 


1. Registrierapparat, bei dem der Registrierstreifen 
entsprechend der Bahn des Schreiborgans in Form eines Zylinders 
geführt ist, dadurch gekennzeichnet, daß die bei der Erneuerung 
des Streifens hindernd im Wege stehenden Teile sämtlich oder teil- 
weise derartig beweglich gelagert sind, daß sie durch einfache 
Handhabung zur Seite geführt werden können. 

2. Registrierapparat nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, 
daß der Führungskanal des Registrierstreifens aus zwei Stücken ge- 
bildet ist, von welchen das feststehende als Auflagetisch dient, wäh- 
rend das andere beweglich angeordnet ist und als Halteplatte dient. 

3. Registrierapparat nach Anspr. I und 2, dadurch gekenn- 
zeichnet, daB sämtliche oder mehrere der den Zugang zu der Auf- 
lageplatte verdeckenden Bestandteile auf einem gemeinsamen 
Träger t angeordnet sind, zum Zwecke, sie durch eine einzige 
Handhabung gleichzeitig zur Seite zu führen Hartmann & Braun 
in Frankfurta. M. 23. 2. 1911. Nr. 237414. KI. 42. 


Vorrichtung zur Bestimmung der Belich- 
tungsdauer bei photographischen Aufnahmen, 
bei welcher der Durchmesser der Pupille nach 
dem Gorhamschen Verfahren durch Verstellung 
eines Schiebers 2 mit zwei zueinander ge- 
neigten Schlitzen 4, § vor einem Querschlitz 6 
bestimmt wird, dadurch gekennzeichnet, daß 
die beiden Schlitze gegeneinander verschieb- 
bar angeordnet sind. H. Bryhni in Börsen 
bei Drontheim, Norw. 10. 7. 1909. Nr. 237 585. 
Kl. 57. 


SUCRCTELES CELI CETTE 


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Flasche mit Meßkammer, bei welcher 
Hauptraum und Meßkammer je mit einem Hals 
und Verschlußstöpsel versehen sind, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß die von dem Hals des Haupt- 


za 


Heft 3. 
1 Februar 1913. 


Patentschau. — Vereinsnachrichten. 


3i 


raumes abzweigende Verbindung nach der Meßkammer gleichzeitig mit dem Hauptraum mittels 
eines bei Tropfflaschen gebräuchlichen Drehstöpsels geüffnet bezw. abgesperrt werden kann. 
J. Koerppen in Cöln. 11. 9. 1910 Nr. 237370. Kl. 30. 


Verfahren zur Bestimmung der Bewegungsrichtung 
von Hertzschen Wellen unter Benutzung mehrerer in ver- 
schiedener Orientierung feststehend angeordneter, offener 
oder geschlossener Rahmen zur Aufnahme der Wellen, dadurch 
gekennzeichnet, daß diese Rahmen nacheinander und abwech- 
selnd auf einen gemeinsamen Empfänger zur Einwirkung ge- 
bracht werden, wobei unter Kunstanthaltung der Induktions- 
wirkung eines Rahmens, der den schwächeren Ton hervorruft, 
die Induktionswirkung des anderen Rahmens, welcher den 
stärkeren Ton hervorruft, so lange geschwächt wird, bis die 
Wirkungen in beiden Fällen gleich groß geworden sind, 80 
daß aus der zur Herbeiführung des Ausgleichs nötigen Ver- 
etellung an einer Gradeinteilung das Azimut der Richtung 
der eintreffenden Wellen abgelesen werden kann, während 
die Unsicherheit, welche betreffs der Richtung der Fortpflanzung 
der Wellen bestelit, dadurch aufgehoben wird, daß man ent- 
weder die Stromkreise der Rahmen oder den Stromkreis eines 
Rahmens und einer Hilfsantenne abwechselnd in Reihenschaltung oder in Gegenschaltung bringt. 
A. Blondel in Paris. 15. 1. 1910. Nr. 237456. Kl. 21. 


© 


Vereinsnachrichten. 


D. G.f. M.u. O. Abt. Berlin, E.V. 
Jahresbericht 1912, 
erstattet in der Hauptversammlung vom 7. Ja- 


Todesanzeige, 


Am Jf. Januar 1915 versehied nach 


langem, sehwerem Leiden der Fabrikbesitzer 


Herr Otto Kühn, 
Mitinhaber der Firma Karl Sehreyer& Co. 
in Manebavh. 


In dem Heimgegangenen betrauern wir 
ein langjähriges Mitglied, welehes sich dureh 
FleiB und Tüchtigkeit um das Empor- 
wachsen seiner Firma große Verdienste er- 
worben hat. 

Wir werden ihm 
Andenken bewahren. 


allezeit ein chrendes 


Verein Deutscher Glasinstrumenten- 
Fabrikanten zu Ilmenau. 
Rudolf Holland, 
Vorsitzender. 


Wilhelm Handke wurde um die Mittag- 
stunde des 23. Januar zur letzten Ruhe be- 
stattet. Die Beteiligung aus den Reihen 
unserer Miteleder war selbstverständlich 
außerordentlich groß; im Namen der Deut- 
schen Gesellschaft für Mechanik und 
Optik widmete unser Vorsitzender, Hr. 
Dr. H. Krüß, dem Toten zu Herzen vehende 
Worte der Anerkennung und des Dankes. 


nuar 1913 vom I. Vorsitzenden W. Haensch. 


Während des Jalıres 1912 fanden neben der 
Hauptversammlung am 9. Januar 11 ordentliche 
Versammlungon statt; ferner war es uns mög- 
lich, das höchst interessante Institut für Garungs- 
gewerbe und S arkefabrikation unter sachkun- 
diger Fihrurg kensen zu lernen. 

Die Sitzungen waren von Mitgliedern und 
Gästen gut besucht; es sei auch an dieser 
Stelle sämtlichen Vortragenden der Dank für 
ihre Bemühungen ausgesprochen. 

Ferner fand im Februar das Winterfest in üb- 
licher Weise unter zahlreicher Beteiligung statt. 

Es wurden 5 Vorstandssitzungen und eine 


Konferenz in der Handwerkskammer abge- 
halten. 
Vorstand und Beirat setzten sich wie 


folgt zusammen: J. Vorsitzender: Hr. Wilhelm 
Haensch; II Vorsitzender: Hr. Geheimer Re- 
gierungsrat Dr. Stadthagen; IIT. Vorsitzender: 
Hr. Prof. Dr. Göpel; Schriftführer: Hr. Techn. 
Rat Blaschke und A. Ludewig, nach dessen 
Tod Hr. E. Zimmermann; Schatzmeister: Hr. 
bir. A. Hirschmann; Archivar: Hr. M. Tiede- 
mann. Den Beirat bildeten die Herren: O. Bött- 
ger, H. Haecke, W. Handke, O. Himmler, 
R. Kurtzke, M. Runge und E. Zimmermann. 


32 Vereinsnachrichten. 


Durch den Tod verlor die Abteilung 2 Mit- 
glieder, und zwar die Herren J. Pfeil und Th. 
Ludewig; möge im neuen Jahr unsere Ab- 
teilung vor Verlusten so teurer und bewährter 
Mitglieder bewahrt sein. 

Ausgeschieden sind 6 Mitglieder, neu auf- 
genommen 9 Mitglieder, so daß die Abteilung 
jetzt 182 Mitglieder zählt. 

Der Vorstand hat unserem Ehrenmitgliede 
Hrn. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Foerster 
und unserem langjährigen treuen Mitgliede Hrn. 
F. Ernecke anläßlich ihres 80. Geburtstages 
unter Überreichung einer Blumenspende die 
Glückwünsche der Abteilung ausgesprochen. 

Anläßlich des 25-jahrigen Bestehens der 
Phys.-Techn. Reichsanstalt war ich als 
Vertreter unserer Abteilung zu einem Empfang 
bei ihrem Präsidenten, Hrn. Prof. Dr. Warburg, 
geladen. 

Bei der 20. Wiederkehr des Todestages des 
Mitbegründers unserer Gesellschaft, Hrn. Dir. 
Dr. Loewenherz, hat der Vorstand am Grabe 
einen Kranz im Namen der Gesellschaft nieder- 
gelegt. 

Einmal während des Jahres ist auch das 
Schiedegericht in einer Lehrlingsangelegenheit 
angerufen worden; der gewählte Obmann Hr. 
E. Kallenbach (i. Fa. Max Cochius) gemein- 
sam mit den Beisitzern, Herren O. Himmler 
und Achterkerken, verstand, durch einen Ver- 
gleich die Sache zu regeln. Auch diesen Herren 
sei an dieser Stelle fürihre Bemühungen gedankt. 


Die von der Gesellschaft gewählte Kom- 
mission für das Fach- und Fortbildungsschul- 
wesen hatte im Berichtsjahre wieder Gelegenheit, 
in Interesse des Unterrichts der Mechaniker- 
lehrlinge an den Pflichtfortbildungsschulen tätig 
zu sein. Für das neue Jahr sind diese Herren 
(J. Faerber, R. Nerrlich, Dir. Remané, 
Paetzold, Born und ich) offiziell zu Schul- 
beiräten ernannt worden. Je zwei Herren sind 
einem Bezirk der Pflichtfortbildungsschule für 
die Mechanikerklassen zugewiesen, indem sie 
dem jeweiligen Direktor der Schule mit Rat 
und Tat im Interesse des fachgemäßen Unter- 
richtes zur Seite stehen sollen. So wurde der 
I. Bezirk Hrn. Paetzold und mir, der III. Be- 
zirk den Herren Nerrlich und Dir. Remané, 
der VII. Bezirk den Herren Born und Faerber 
zugeteilt. 

In ähnlicher Weise sind die Schlosser, Ma- 
schinenbauer, Schnitt- und Stanzmacher, also 
das ganze Metallgewerbe, zugezogen worden; 
die formelle Leitung der Angelegenheit (z. B. 
Einteilung usw.) hat die Schlosserinnung über- 
nommen. Hrn. Dir. Remané ist auch als 
zweitem Vorsitzenden die Leitung unserer 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-H 


Deutsche 

Mechaniker-Ztg. 
Spezialkommission übertragen worden. Wir be- 
absichtigen, ehe wir uns unserem zugeteilten 
Bezirk widmen, sämtliche Mechanikerklassen 
aus den verschiedenen Schulen zu besuchen, 
um uns erst einen Überblick über die Unter- 
richtsmethode zu verschaffen; die Schule im 
VII. Bezirk in der Greifenhagener Straße haben 
wir bereits besichtigt. 

Zur Eröffnung der Optikerschule des Deut- 
schen Optikerverbandes war auch unsere 
Gesellschaft eingeladen und ich als Vertreter 
entsandt. 

Ferner suchte ich als Obmann der Kom- 
mission für Ausstellungaangelegenheiten inner- 
halb unserer Abteilung und der allgemeinen 
Gesellschaft die Interessen unserer Mitglieder 
bei der in Münster anläßlich der Naturforscher- 
versammlung stattgefundenen Ausstellung wahr- 
zunehmen, habe mich auch redlich bemüht, dem 
dortigen Ortsausschuß wie auch den Ausstellern 
aus unserem Mitgliederkreis in jeder Weise zu 
dienen. Ich bin aber von dem leitenden Ob- 
mann der dortigen Ausstellungskommission teil- 
weise so mangelhaft unterrichtet worden (u.a. 
wurden mir nicht einmal die Namen der aus- 
stellenden Firmen unseres Faches genannt), daß 
ich nur wenig eingreifen konnte, trotzdem ich 
mich persönlich, ev. auch einen meiner Tech- 
niker, für die Unterstützung zur Verfügung ge- 
stellt hatte. Ich möchte gerade dies feststellen, 
weil bei einigen Mitgliedern die Meinung er- 
weckt werden könnte, als hätte ich die Inter- 
essen der Aussteller nicht so eifrig gewahrt, 
zumal da meine Firma nicht ausgestellt hatte. 


D.G.f. M.u. O. Abt. Berlin, E.V. 
Sitzung vom 2l. Januar 1913. Vorsitzender: 
Hr. W. Haensch. 

Die Sitzung fand im Vortragssaale der Stän- 
digen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt statt. 

Der Vorsitzende widmete Hrn. Wilhelm 
Handke einen tief empfundenen Nachruf; die 
Anwesenden ehren das Andenken des Ver- 
storbenen durch Erheben von den Sitzen. 

Aufgenommen wird Hr. Albert Dornfeld; 
Mechaniker des Kaiser-Wilhelm - Instituts (Phy- 
siologische Apparate), Dahlem, Faradayweg 4. 

Hr. Gewerberat Dr. Bender sprach über den 
„Arbeiterschutz in seinen Beziehungen zum 
Mechaniker- und Optiker-Gewerbe“. (Der Vor- 
trag wird in diesem Blatte ausführlich veröffent- 
licht werden.) An den Vortrag schloß sich eine 
kurze Ansprache des Leiters der Anstalt, Hrn. 
Reg.-Baumeister Ernst, über deren Entwicke- 
lung und Zweck und eine Besichtigung der- 
jenigen Ausstellungsgegenstände, die für die 
Mechanik von besonderem Interesse sind. Bl. 


alensee. 


Verlag von Julius 8p ringer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 4. 15. Februar. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die Reineckersche MeBmaschine der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, 
Von A. Leman in Charlottenburg. 
(Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) 


Die im präzisionsmechanischen Laboratorium der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt zur Prüfung von Endmaßen, Kaliberbolzen, Meßscheiben, Polarisations- 
röhren u. dergl. viel benutzte Meßmaschine ist im Jahre 1894 von der Firma 
J. E. Reinecker in Chemnitz-Gablenz bezogen worden. Diese Firma, damals die 
einzige in Deutschland, welche den MeBapparat für den Markt herstellte, benutzte dabei — 
das vorhandene Modell von Whitworth!), hatte dasselbe jedoch durch Einführung des 
Prinzipes des rückfedernden Gegenkolbens und des dadurch bedingten Einstellungsindi- 
kators in Form der bekannten hydraulischen Meßbüchse sehr vervollkommnet?). Außer 
dieser, einen entscheidenden Fortschritt begründenden und seither, wenn auch in vielfach 
abgeänderter Form, bei allen neueren Meßmaschinen typisch gewordenen Vervollkommnung 
bestanden die sonstigen wesentlichen Abweichungen von dem Whitworthschen Modell in 
der als weitere Verbesserung zu bezeichnenden Hinzufügung einer an dem großen 
Teilrade anfassenden Feinstellvorrichtung, in der Anwendung eines dreieckigen Gewinde- 
profils bei der MeBschraube an Stelle des rechteckigen und einer Umgestaltung der 
Gangregulierung der zugehörigen Mutter, welche ihrerseits auch eine Änderung der 
Art ihrer Verbindung mit 
dem durch die Meß- 
schraube bewegten Kolben 
erforderlich machte. 

An dieser Einrichtung 
sind dann in der Reichs- 
anstalt auf Grund der Er- 
fahrungen bei ihrer Be- 
nutzung im Laufe der Zeit 
mannigfache Abänderun- 
gen vorgenommen und er- 
probt worden, von denen 
manche, die sich nicht 
in dem erwarteten Maße 
bewährten, wieder fallen 
gelassen, andere, nament- 
lich solche von tiefer 
greifender Bedeutung, als 
tatsächliche Verbesserun- 
gen beibehalten wurden 
und in ihrer endgültigen 
Gestaltung dem Instrumente einen erheblich veränderten Charakter und ein von der 
Ausgangsform ziemlich abweichendes Aussehen verliehen haben (Fig. 1). 


Fig. 1. 


1) T.M. Goodeve u. C. P. B. Shelley, Die Meßmaschine von Whitworth. Deutsch 
von M. Schröter. Jena, H. Costenoble 1879. | 
2) Patentschrift zu D. R. P. 29831 vom 8. Juni 1884. 


34 A. Leman, Die Reineckersche MeBmaschine der Phys.-Techn. Reichsanstalt. ee 


Die erwähnten Änderungen erstrecken sich auf die beiden wesentlichen Haupt- 
teile der Maschine, den beweglichen Bock mit der Meßbüchse einerseits und den fest- 
stehenden, die Meßschraube enthaltenden Teil anderseits. Die erstgenannten Ande- 
rungen betrafen hauptsächlich die Meßbüchse und sind von untergeordneterer Bedeutung, 
immerhin aber insofern von Wert, als sie eine Vereinfachung des Apparates darstellen, 
bei der Benutzung desselben zu feinen Messungen auf wissenschaftlicher Grundlage das 
Arbeiten bequemer gestalten und eine Unsicherheitsquelle beseitigen, die sich bei der 
ursprünglichen Einrichtung mitunter in unliebsamer Weise bemerklich machte. 

Das sich an die mit Wasser, oder zur Vermeidung des Rostens der Stahl- 
membran besser mit etwa 30°/,-igem Alkohol, gefüllte Rotgußdose anschließende enge 
Steigrohr aus Glas hatte eine Länge von rd. 250 mm und wurde von einer doppelten, 
hakenartig gestalteten Zunge umfaßt, die sich an einer neben dem Steigrohr empor- 
ragenden prismatischen Stange freihändig und mikrometrisch auf und ab verstellen lieB. 
Dieser Teil des Apparates hatte lediglich den Zweck, der in der Technik meist üb- 
lichen, vom wissenschaftlichen Gesichtspunkt aus betrachtet aber nicht einwandfreien 
Benutzungsweise der Maschine entgegenzukommen. Man pflegt hier so zu verfahren: 
Zunächst wird die Trommel der MeBschraube dem Indexstrich gegenüber so eingestellt, 
daß die Ablesung, vom Nullstriche aus vorwärts oder rückwärts gerechnet, mit umge- 
kehrtem Vorzeichen der bekannten Abweichung des zu benutzenden Normals entspricht. 
Hierauf schiebt man nach Einlegung des letzteren zwischen die Meßflächen den beweg- 
lichen Bock so weit vor, bis die Flüssigkeitsäule in dem Steigrohr ein Stück aufge- 
stiegen ist und stellt die verschiebbare Zunge auf den Endpunkt derselben ein. Wird 
dann nach Vertauschung des Normals mit dem zu prüfenden Meßkörper die Meßschraube 
so weit gedreht, bis der Endpunkt der Flüssigkeitsäule den durch die Zunge bezeich- 
neten Punkt des Steigrohres wieder erreicht, so ergibt die Ablesung der Trommel un- 
mittelbar, ohne jede Rechnung, die Abweichung des Priiflings. Die hierin liegende 
Bequemlichkeit wird aber einerseits durch die immerhin etwas umständliche Vorbereitung, 
anderseits durch den Nachteil erkauft, daß man sich stets nur mit einer einzigen Ein- 
stellung und Ablesung begnügen muß und daher der Gefahr ausgesetzt ist, das Ergebnis 
dureh Zufälligkeiten verfälscht zu erhalten. Wollte man die Einstellungen und Ab- 
lesungen wiederholen, so würde man ja aus letzteren das Mittel nehmen, also doch 
wieder rechnen müssen. 

Für die Prüfungen in der Reichsanstalt wäre ein derartiges Beobachtungsver- 
fahren unzulässig; hier werden sowohl beim Normal als auch bei dem Prüfling immer 
mehrere Einstellungen und Ablesungen vorgenommen, und zwar einerseits, um dieselben 
ganz unabhängig voneinander zu machen, unter vollständiger Lockerung der Maßkörper 
zwischen zwei aufeinander folgenden Beobachtungen, anderseits zur Beseitigung des 
störenden Einflusses von Temperaturschwankungen in der Weise, daB die Messung am 
Prüfling zeitlich zwischen zwei Beobachtungen am Normal gelegt wird. Außerdem 
wird sogar zu noch weiterer Erhöhung der Sicherheit bereits seit längerer Zeit die 
Vergleichung nicht mehr mit nur einem Normal, sondern stets mit zwei, dem Nenn- 
wert nach zwar gleichen, in ihren Abweichungen aber doch etwas verschiedenen Nor- 
malen vorgenommen. Unter diesen Umständen ist dann natürlich die rechnerische Be- 
rücksichtigung der Abweichungen der Normale geboten; dafür ist man aber bei ihrer 
Beobachtung auch nicht mehr an das obige Einstellungsverfahren gebunden. Die ver- 
stellbare Zunge kann deshalb in Wegfall kommen und durch eine feststehende Marke 
an dem Steigrohr, durch einen darauf gezogenen Strich, ersetzt werden. 

Damit ist aber auch die Möglichkeit gegeben, die große Länge des Steigrohres 
erheblich zu beschränken und dadurch einen Mangel, den dieselbe mit sich bringt, zu 
beseitigen. Ein so langes Glasrohr durch Einkittung in ganz starre Verbindung mit der 
Metallbüchse zu bringen, wäre wegen seiner Gebrechlichkeit bedenklich, Reinecker 
stellt diese Verbindung durch Vermittelung eines Gummiringes her, der über das Rohr 
an seinem unteren Ende gezogen und durch eine Überfallmutter zusammengepreßt wird. 
Dadurch wird allerdings ein dichter Abschluß erreicht, der auch dem Rohre noch eine 
kleine Beweglichkeit läßt, gleichzeitig aber auch Gelegenheit zur Bildung eines, wenn 
auch nur kleinen, ringförmigen Raumes geboten, in welchem sich aus der Füllflüssig- 
keit ausgeschiedene oder beim Nachfüllen mit eingedrungene Luft fängt, ohne wieder 
entweichen zu können. Das Vorhandensein eines solehen Luftsackes ist, wie die Er- 
fahrung gezeigt hat, von veränderlichem Einfluß auf die Einstellungen, beeinträchtigt 
somit die Sicherheit derselben; bei starrer Einkittung, die bei einem kurzen Steig- 


15. Februar 1918. A. Leman, Die Reineckersche Meßmascbine der Phys.-Techn. Reichsanstalt. 35 


rohr nicht mehr bedenklich ist, läßt sieh seiner Entstehung, wie Fig. 2 zeigt, leicht 
vorbeugen. 

Von den drei, in Intervallen von 1 em auf dem Steigrohr gezogenen Strichmarken 
dient die mittlere zur Einstellung, die beiden anderen nur zur Bestimmung der Empfind- 
lichkeit; der lichte Querschnitt des Steigrohres ist so ausgesucht, daB dem Eindrücken 
der Membran der MeBdose um 0,001 mm ein Steigen der Flüssigkeitsäule um 1 cm 
entspricht. Die unterhalb der drei 
Striche sichtbare Erweiterung des 
Lumens befreit den Beobachter von 
der Notwendigkeit, bei der freihän- 
digen Drehung der MeBschraube mit 
größter Behutsamkeit zu Werke zu 
gehen. Zum Schutze gegen Ver- 
letzungen ist das Steigrohr mit einem 
vorn und hinten durchbrochenen 
Messingrohr umgeben, dessen hintere, 
dem Fenster zugewendete Öffnung 
mit einem Streifen Pauspapier über- 
deckt ist, um dem Flüssigkeitsfaden 
einen diffus leuchtenden Hintergrund 
zu geben. 

Da der Verschluß des ursprüng- 
lich neben dem Steigrohr vorhanden 
gewesenen Füllstutzens durch eine 
Schraube zu der gleichen Besorgnis 
der Bildung eines Luftsackes Veran- 
lassung gab, so ist dieser Stutzen 
durch einen mittels Hahnes verschlieB- 
baren, darüber mit einem Reservoir 
aus Glas versehenen ersetzt worden. 
Durch vorsichtiges Öffnen des Hahnes 
mittels eines langen Anziehstiftes 
kann dann die Wiedereinstellung des 
durch Verdunstung allmählich sinken- 
den Flüssigkeitsstandes in dem Steig- 
rohr auf gewünschte Höhe bequem 
erreicht werden. 

Die weit einschneidenderen Ände- 
rungen an dem festen Bock der Ma- 
sebine sind in den Zeichnungen Fig.3, 
4,5 (S. 36,37, 38) in 3/, der wirk- 
lichen Größe teils in Ansicht, teils in 
Durchschnitten veranschaulicht. Sie 
nahmen ihren Anfang mit der Her- 
stellung einer im Hinblick auf die in 
Aussicht genommenen weiteren Um- 
gestaltungen erforderlich werdenden 
neuen Meßschraube Auf einer der 

Messing Rotguß Magnalium Werkstatt der Reichsanstalt gehörigen 

Fig. 2. Schraubenschneidmaschine wurde zu- 

nächst einem stählernen Zylinder von 

rd. 200 mm Länge eine feine Gewindelinie von 1 mm Steigung aufgerissen und diese 
dann durch Vergleichung mit einem stählernen Maßstabe auf Gleichmäßigkeit und ge- 
naue Größe der Steigung untersucht. Bezüglich der ersteren lieferte die Prüfung ein 
vollkommen zufriedenstellendes Ergebnis, dagegen erwies sich die Länge der 200 Gänge 
um rd. 0,15 mm zu kurz. An sich hätte diese Abweichung nichts geschadet, da sie 
ja rechnerisch leicht zu berücksichtigen gewesen wäre, doch erschien die Größe des 
Fehlers immerhin störend. Durch eine andere Zusammenstellung der zu der Schrauben- 
schneidmaschine gehörigen Übersetzungsräder gelang es aber, die Abweichung bis auf 
einen kleinen Rest zu beseitigen. Allerdings war dies nur einem besonderen günstigen 


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Glas Gußeisen Stahl 


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Zufall zu verdanken, weil die Zähnezahlen der Räder nicht von 1 zu 1, sondern nur 
von 5 zu 5 fortschreiten und daher nur eine sehr beschränkte Anzahl verschiedener, 
nahezu das gleiche Übersetzungsverhältnis ergebender Kombinationen zuließen. Die 
ausgeschnittene Schraube von rd. 200 Gängen wurde darauf zur Beseitigung ihr etwa 
noch anhaftender kleiner Ungleichmäßigkeiten der Steigung und der Rauheit der Ge- 
windegänge mit mehreren, der Längsrichtung nach durchschnittenen und in eine zu- 
sammenspannbare Kluppe eingesetzten kupfernen Muttern von verschiedener Länge so 
lange geschliffen, bis sich die Schraube über ihre ganze Länge durch jede dieser 


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Fig. 3. 


Muttern, dem in dieser Hinsicht sehr empfindlichen Gefühl nach, durchaus gleichmäßig 
hindurchschrauben ließ. Selbstverständlich mußte wegen des großen Unterschiedes der 
thermischen Ausdehnung von Stahl und Kupfer bei dem Schleifen äußerste Vorsicht 
angewendet werden, um Erwärmungen zu verhüten. Daß auf diesem Wege ein in bezug 
auf Gleichförmigkeit der Steigung tadelloses Gewinde erhalten worden ist, beweisen die 
Ergebnisse der vielfach wiederholten Untersuchungen, welche nach dem Einbau der 
Schraube in die Meßmaschine ausgeführt worden sind. Dieße ließen außer einer Ab- 
weichung der ganzen Gebrauchslänge von 50 mm von ihrem Sollwerte im Betrage von 
0,008 mm nur noch eine geringe periodische Ungleichförmigkeit erkennen, deren Ur- 


15. Fobruar 1913. A. Leman; Dis Reinsckersche Meßmaschine der Phys.- -Techn. Relchsanstait. 37 


sache jedoch nicht in der Schraube selbst liegt, sondern in einer kleinen, jedenfalls 
durch einen unglücklichen Zufall entstandenen Exzentrizität der ebenfalls in der Reichs- 
anstalt hergestellten Teilung der Trommel. 

Die Herstellung der Schraube in der großen Länge von 200 mm verfolgte nur 
den Zweck, den mittleren, etwa 80 Gänge umfassenden Teil mit möglichster Vollkommen- 
heit zu erhalten. Von diesen 80 Gängen wurden 30 für die Mutter bestimmt, so daß 
also 50 für das MeBbereich übrig bleiben sollten. Für den Gebrauch in der Reichs- 
anstalt kommt allerdings ein so großes Meßbereich an sich niemals in Frage; da Sätze 


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Fig. 4. 


von Endmaßen in Abstufungen von 25 zu 25 mm, bis 100 mm Länge sogar von 5 zu 
5 mm zur Verfügung stehen, so würde äußersten Falles ein Meßbereich von 12,5 mm 
erforderlich sein; in der Regel werden ja nur kleine Bruchteile eines einzigen Um- 
ganges gebraucht. Da es aber zur Verhütung ungleichmäßiger Abnutzung der Schraube 
vorteilhaft ist, nicht immerfort nur ein- und dieselbe Stelle der letzteren zu benutzen, 
sondern häufig und in größerem Umfange mit der Benutzungsstelle zu wechseln, so 
schien es nicht unzweckmäßig, das Meßbereich, wie es die Maschine ursprünglich besaß, 
‚beizubehalten. Von den vorhandenen 200 Gängen wurden demnach 60 an dem einen 
Ende völlig abgestochen, am anderen bis auf den Grund des Gewindes weggedreht. 


38 A. Leman, Die Reineckersche MeSmaschine der Pbys.-Techn. Reichsanstalt. Me chaniker Zt z. 


Der dadurch entstehende glatte Schaft erhielt dann die samt ihren Zwecken aus 
Fig. 4 ersichtlichen mehrfachen Absetzungen; die am freien Ende befindliche ge- 
härtete und fein polierte Kugel war schon vorher hergestellt und beim Drehen der 
Schraube benutzt worden. Beim Abstechen der ersten 60 Gänge wurde zur Erhaltung 
der Achse sowohl am Hauptkörper als auch an dem Abfallstück wiederum je eine 
Kugel angedreht, die nach dem völligen Durchstechen fertig geschliffen wurde. 
Gleichzeitig mit der Auswechselung der Meßschraube wurde die Gangregulierung 
der Mutter, wie sie Whitworth angewendet hatte, wieder eingeführt, jedoch in der 
etwas abgeänderten Form, die sich bei den MeBmaschinen von Pratt & Whitney 
(Hartford, Conn. V. St. A.) findet und den Vorteil bietet, in der Achsenrichtung etwas an Raum 
zu sparen, der der Führung des Kolbens in seiner Hülse zugute kommt. Der im ganzen 
30 mm lange Körper der Mutter ist durch einen Schnitt senkrecht zur Schraubenachse 


Fig. 5. 


in zwei Teile von 20 und 10 mm Länge zerlegt, welche einen geringen Spielraum 
zwischen sich lassen, der durch zwei zur Achse parallele Spannschrauben zusammen- 
gezogen werden kann. Wegen des in radialer Richtung beschränkten Raumes liegen 
die Achsen der letzteren in der äußeren Mantelfliiche des Mutterkörpers; ihre Köpfe 
kommen deshalb nur mit der nach innen gerichteten Hälfte zur Anlage, wie aus der 
Zeichnung, in welcher der Deutlichkeit wegen die untere von ihnen herausgenommen 
gedacht ist, gut zu erkennen. 

Bei dem Abstechen der auf der Mitnehmerseite gelegenen überflüssigen 
60 Gänge der Meßschraube war für die Erhaltung der Achse des Abfallstückes durch 


ae An pa a on 


Heft 4. 
15. Februar 1913. Für Werkstatt und Laboratorium. 39 


Andrehen einer Kugel um deswillen Sorge getragen worden, weil dieses Stück zum 
Hilfsmittel für die Vorbereitung der Verbindung der Mutter mit dem Kolben bestimmt 
war. Auf dasselbe wurden die beiden Teile der bereits vorgearbeiteten Mutter auf- 
und unter Zwischenlage eines Ringes fest gegeneinandergeschraubt und dann nach- 
gedreht, das 10 mm starke Stück so weit, bis es in die Bohrung des Kolbens genau 
paBte, das 20 mm starke dagegen auf einen um eine Spur größeren Durchmesser. 
Dieses Stück konnte daher erst nach Erwärmung des Kolbens auf etwa 100°C in dessen 
Bohrung eingeschoben werden und wurde dann nach Wiederabkühlung darin vollkommen 
sicher und unverrückbar festgehalten. Eine derartige Verbindungsweise der Mutter mit 
dem Kolben sollte im wesentlichen ein möglichst genaues Zusammenfallen der Achse 
der Meßschraube mit der des Kolbens gewährleisten, war dann aber in der angegebenen 
Form der Ausführung auch durch den Umstand mitbedingt, daß der Kolben bereits eine 
Bontang an sich trug, deren lichter Durchmesser größer war, als der der Meßschraube. 


(Schluß folgt.) 
TEE „ URERREBRREE 


Für Werkstatt und Laboraterium. 


Eine Mikrooperationsvorrichtung. Das zu operierende Objekt wird in das Glas- 
Von Tschschotin gefab G gebracht und mittels der Schrauben 

; ; ; l Sch mit dessen Wänden fest verbunden. Das 
Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie 29. S. 188. 1912. Gefäß wiederum ist durch Schrauben auf der 
Die in nebenstehender Figur dargestellte | Platte P befestigt, deren mit ihr fest verbun- 
Vorrichtung ermöglicht es, an mikroskopischen | dener Untersatz U zwischen die Objektträger- 
Objekten, wie größeren Zellen, Amphibieneiern, | halter O des Kreuztisches paßt, so daß der 


kleineren Tieren u. dergl., rasch und sicher ganze Apparat mit dem Schlitten des Kreuz- 
Operationen auszuführen. Der mittels der | tisches bewegt werden kann. 


Schrauben S auf den unteren Teil des Mikro- Die Operation wird dann in der Weise aus- 


skopes zu fixierende Metallring R dient mit | geführt, daß man zunächst den zu operierenden 
Teil des im Gestell fixierten Objektes mit dem 
Fadenkreuz im Okular zusammenfallen läßt. 
Darauf wird der Tubus gehoben und das Ope- 
rationsinstrument mit dem Fadenkreuz zum Zu- 
sammenfallen gebracht. Durch Senken des 
Tubus kommt dann die Spitze des Instrumentes 
beim Einstellen auf das Objekt mit diesem 
in Berührung. Ein weiteres Senken des 
Tubus bewirkt schließlich die eigentliche Ope- 
ration, wobei die Tiefe des Einstiches an der 
Skale des Triebkopfes der Mikrometerschraube 
abgelesen und geregelt werden kann. Zur Aus- 
führung von Schnitten wird das Objekt mittels 
der Triebköpfe der beiden Schlitten des Kreuz- 
tisches bewegt, wobei gleichfalls die Länge des 
Schnittes genau in gewollter Ausdehnung aus- 
geführt werden kann. Mk. 


i SS TD 


Kgl. Materialpriifungsamt 


seinem Längsschlitz S? dem Schieber Sb zur zu Berlin-Grofs Lichterfelde!). 
Führung, und in diesem kann der Halter H Jahresbericht 1911. 
| 


durch den Trieb T mittels der Zahnstange Z 
auf- und niederbewegt und in beliebiger Stellung 
festgehalten werden. Der Halter H hat an seinem 
unteren Ende eine Universalklemme K, in die 
man beliebige Apparate A, feine Lanzettspitzen, 
Staroperationsnadeln, Glasnadeln, Reizelektro- 
den, Elektrokauteren u. dergl. einsetzen und in 
alle möglichen Lagen bringen kann. 


Der Jahresbericht umfaßt die Zeit vom 1. April 
1911 bis 31. März 1912. Während dieses Zeit- 
raums hat sich das Prüfungsamt nach allen 
Richtungen hin stetig weiter entwickelt, wie 
dies innerbalb seines 31-jährigen Bestehens (seit 
1880) stets der Fall gewesen ist. Es umfaßt 


4) Vel. Vgl. diese Zeitschr. 1912. 9.15; 1911. 8.27 usw. 


40 Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


mr nm 


gegenwärtig 227 Personen, darunter 74 aka- 
demisch gebildete Beamte. Seine Jahresaus- 
gaben belaufen sich auf etwa ?/, Millionen Mark; 
ein drittel dieses Betrages wird aus Staats- 
mitteln bestritten, während der Rest aus Ein- 
nahmen gedeckt werden konnte. Dieses Ver- 
hältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben ist, 
von kleinen Schwankungen abgesehen, während 
des ganzen Bestehens der Anstalt dasselbe ge- 
blieben. 

Eine Erweiterung seiner Tätigkeit hat das 
Amt durch die Aufnahme von Kautschukprü- 
fungen erfahren. Für dieses Material wurden 
entsprechend seiner mannigfaltigen Verwen- 
dungsart verschiedene Prüfungsmethoden aus- 
gearbeitet. Auch für künstlichen, durch Syn- 
these hergestellten Kautschuk konnten diese 
bereits verwendet werden. Die Ballonstoff- 
prüfung, die schon im vorhergegangenen Jahre 
aufgenommen war, wurde durch einen in dem 
Institute entworfenen Apparat zur Bestimmung 
der Gasdurchlässigkeit vervollkommnet. Im 
Mittel ergab sich, daß bei den eingereichten 


Proben innerhalb 24 Stunden durch 1 qm Stoff 


22,5 2 Wasserstoffgas hindurchgehen. 

Die Bestrebungen des Amtes sind seit Jahren 
darauf gerichtet, mit seinem Rat und seinen 
Erfahrungen darauf hinzuwirken, daß freie Ver- 
einbarungen über die Feststellung von Normalien 
für Verbrauchsstofla zwischen Erzeugern und 
Verbrauchskreisen getroffen werden. So ist es 
gelungen, Gütevorschriften über Rohpappen 
zwischen den Vertretungen der Rohpappen- und 
Dachpappen-Industrien zu vereinbaren, und es 
ist vorgeschlagen worden, für diesen Industrie- 
verband eine Schutzmarke eintragen zu lassen, 
die nur Fabrikanten von Normalware führen 
dürfen. In ähnlicher Weise hot!t das Amt in 
der Seiden- und Textilindustrie die Einführung 
bestimmter Lieferungs- und Erzeugungsvor- 
schriften zu veranlassen, um dem unlauteren 
Wettbewerb und der Übervorteilung der Ver- 
braucher entgegenzuwirken, wodurch das An- 
sehen der Industrie auch im Auslande unter- 
graben wird. 

Die von dem Amte erledigten Prüfungsauf- 
träge haben sich im Berichtsjahr wie alljährlich 
seit seinem Bestehen an Zahl gesteigert. In 
ihrer mannigfaltigen, alle erdenklichen Gewerbs- 
zweige umfassenden Verschiedenheit geben sie 
ein Bild von dem gewaltigen Umfang der deut- 
schen Industrie. Auch von Behörden wird das 
Amt viel in Anspruch genommen. Bei der 
dritten Abteilung des Amtes, welche papier- 
und textiltechnische Prüfungen vornimmt, war 
mehr als die Hälfte der erledigten Prüfungen 
von Behörden veranlaßt, und in gleicher Weise 
werden die Gutachten des Amtes im Auslande 
sowohl von privater Seite wie auch seitens der 
Behörden geschätzt. Die verhältnismäßig größte 


Dentsche 
Mechaniker-Ztg. 


Anzahl ausländischer Prüfungsanträge, nämlich 
10%. erhielt die fünfte Abteilung, die für all- 
gemeine Chemie, in der chemisch-analytische 
Untersuchungen der Materialien für die Technik 
besorgt und auch Zollstreitfragen erledigt 
werden. Bei der Abteilung 2, für Baumaterial- 
prüfung, war der Prozentsatz von Anträgen aus 
dem Auslande naturgemäß am geringsten, näm- 
lich 2?/, %o. 

In einer Anlage zu dem Jahresbericht werden 
die Aufgaben, die Gliederung des Betriebes 
und die Grundsätze für die Geschäftsführung 
erläutert. Über den Betrag der Gebühren für 
laufend stattfindende Prüfungen ist dem Mi- 
nisterium eine Gebührenordnung vorgelegt, die 
nach Genehmigung an Interessenten kosten- 
frei abgegeben werden soll. 

Am Schlusse dieser Anlage wird mit be- 
sonderem Nachdruck darauf hingewiesen, daß 
es sich nicht empfiehlt, wenn höhere Verwal- 
tungsstellen sich eigene Prüfungsinstanzen 
schaffen. Viel zweckmäßiger erscheint es, wenn 
die betreffenden Prüfungen an einer Zentral- 
stelle ausgeführt werden, an der sämtliche Er- 
fahrungen gesammelt werden können. Biver- 
seits wird hierdurch die Ergiebigkeit an Er- 
fahrungen bei geringem Geld- und Zeitaufwand 
weit umfangreicher und größer sein, und ander- 
seits wird es ein Vorteil sein für die Allgemein- 
heit, wenn die Behörden nicht in die Zwangs- 
lage kommen, Richter in eigener Sache zu sein. 


Mk. 
z——— 


Glastechnisches. 


Sicherheitsapparat gegen zu welt ge- 
hendes Kindawpfen und Abdestillieren 
nebst Vorrichtung für selbständigen 
Gasabschlufs nach bestimmter Zelt. 
Von E. Schirm. 
Zeitschr. f. analyt. Chem. 51. S. 300. 1912. 

Die aus vielen Einzelheiten bestehenden 
Sicherheitsvorrichtungen gegen zu starkes Ein- 
dampfen, wie sie E. Geyer und M. S08 ur- 
sprünglich angewandt hatten, hat Schirm sich 
durch Konstruktion eines aus einem Stück be- 
stehenden Apparates nutzbar gemacht. Die 
Wirkungsweise und Ingangbringung seines 
Apparates ist folgende. 

Der untere Teil des zylindrischen Raumes 
des Aufsatzgefüßes wird etwa bis a (s. Fig.) 
mit Wasser gefüllt, wobei das in den Zylinder- 
raum hineinragende Rohr 5 etwa 10 mm tief in 
das Wasser eintaucht. Hierauf wird das Auf- 
satzırefäß so auf dem Destillierkolben oder über 
der Abdampfschale befestigt, daB das untere 
Ende des Rohres c sich in gewünschter Niveau- 
höhe befindet. Jetzt öffnet man den Hahn d 


Heft 4. 
15. Februar 1913. oo. 5 a nn 7 


und saugt von e aus die im unteren Teile des 
Zylindermantels befindliche Wasserschicht bis 
nach f hoch, wobei die untere Rohrmündung 
von 5 frei wird. Nachdem man d wieder ge- 
schlossen hat, führt man das Brenngas durch h 
über ¢ nach dem Brenner, den man nun behufs 


Einleitung des Eindampfprozesses anzünden 


kann. Ist die Flüssigkeit bis zur gewünschten 
Niveauhöhe abgedampft, so dringt durch c Luft 
in den oberen Zylinderraum, wodurch das darin 
befindliche Wasser in den unteren Zylinderraum 
abfließt und die Gaszufuhr zum Brenner unter- 
bricht. 


| 


Wird der Apparat auf eine mit dreifach durch- 
bohrtem Stopfen ! verschlossene Mariotte- 
sche Flasche m aufgesetzt, die eine gleich- 
mäßige Raumeinteilung aufweist und deren 
Heberrohr r nach Art der Hertkornschen 


\ 
q 


Glastechnisches. — 'Gewerbliches. 41 


Vorrichtung ein Einsaugrohr (p g) und ein Ab- 
tropfrohr (o t) besitzt, so erhält man dadurch 
einen Apparat, der nach Verlauf eines gewissen 
Zeitraumes das Gas selbsttätig abschließt, ein 
Verfahren, daß beispielsweise bei allen Extrak- 
tionsprozessen vorteilhaft anzuwenden ist. 

Der gesetzlich geschützte Aufsatzapparat 
sowie die komplette Vorrichtung wird von 
den Vereinigten Fabriken für Laborato- 
riumsbedarf in Berlin N geliefert. R. 


— eee 


Gewerbliches. 


Deutschlands Handel in Waren der 
optischen und feinmechanischen 
Industrie im Jahre 1912. 


Im Anschluß an die Mitteilungen in der 
D. Mech.-Ztg. 1912. S. 40 werden im 
folgenden die Werte der Ein- und Aus- 
fuhr von Waren der optischen und fein- 
mechanischen Industrie im Jahre 1912 nach 
dem Dezemberheft der Monatlichen Nach- 
weise über den Auswärtigen Handel 
Deutschlands (herausgegeben vom Kais. 
Statistischen Amt) mitgeteilt. 


Die Werte der Ausfuhr beruhen auf den 
Wertangaben der Absender, diejenigen der 
Einfuhr auf Schätzungen des Handelssta- 
tistischen Beirats des Kais. Statistischen 
Amtes. 
einige 
vorge- 


Es sind seit dem letzten Jahre 
Änderungen in der Gruppierung 
nommen worden. In Nr. 756b waren 
bisher Linsen für optische und photo- 
graphische Zwecke zusanımengefaßt. Diese 
sind in Bezug auf die Ausfuhr — aber nur 
für diese, nieht für die Einfuhr — teils zu 
Nr. 757 ce (Optisches Glas, geschliffen, Fern- 
rohrobjektiveusw.), teils zu Nr.757d (Photo- 
graphische Linsen und Apparate) gelegt. 
Sodann sind zu den optischen MeBinstru- 
menten (Nr. 891d) die früher als Nr. 891e 
geführten astronomischen, geodätischen, 
nautischen und meteorologischen Instru- 
mente gefügt, sowie Präzisionswagen und 
Instrumente für Metrologie (Nr. 891i) mit 
Barometer, thermometrische und chemische 
Instrumente (früher Nr. 891k) vereinigt. 


Eine Vermehrung der Einfuhr von fühl- 
barer Bedeutung ist nicht zu verzeichnen. 
In der Ausfuhr haben sich das optische 
Glas (Nr. 752), gefaßte Brillen (Nr. 757a), 
Fernrohre und Feldstecher (Nr. 757b), MeB- 
werkzeuge (Nr. 814b) und optische Meb- 
instrumente (Nr. 891d) gehoben. 


Deutsche 


42 ae ___Gewerbliches. _  Patentschau. Br Mechaniker-Zte. 


Die Bestrebungen zur Einführung der | wegen der vorher notwendigen Verhand- 
Wertangabe auch für die Einfuhr haben | Jungen zwischen den in Betracht kommen- 
noch zu keinem Erfolg geführt und aueh | den Behörden und der erforderlichen Mit- 
wohl bis jetzt noch nicht führen können, | wirkung der gesetzeebenden Instanzen. 


Einfuhr Ausfuhr 
Menge Wert Wert von] Menge Wert | Wert von 
in in 1 dz in | io 1 dz 
dz 1000 M M dz 1000 M! M 
752. Rohes optisches Glas . . . . 710 ,.179 250 5546 : 1165 | 210 
753. Rohglas in Segmenten für | | 
Brillengläser . . . 0 G = 477 98 205 
755. Brillengläser, Bisseoskopeliaer 26 10 385 258 123 477 
756a. Brillengläser mit geschliffenem | 
Rand, Lupen . . . 612 | 3846 , 565 1199 . 700 | 583 
756 b. Linsen für optische und ate: . | 
graphische Zwecke. . . . 180 270 | 1500 — on g — 
157a. Brillen, Lupen usw. in Fassung 89 168 | 1897 1060 : 3023 2 852 
757b. Fernrohre, Feldstecher, Opern- | | 
gläser. . . 577 2 020 3 500 1616 | 7093 | 4388 
157c. Penieohtob skies, Milkeröskope; 
Stereoskope 105 ; 341 3 248 1754 4633 2 641 
767d. Photographische Objektive u und | 
Apparate ..... 235 | 470 2 000 3025 7437 2 491 
767d. Thermometer, Barometer aus | 
Glas... u — — 3162 | 2450 775 
767e. Apparate und fasteumarite. aus 
Glas . & 4d ee ao wk — — — 13587 | 5818 428 
814b. MeBwerkzeuge. . . ..... 249 149 600 2565 | 1219 415 
891a. Läutewerke, Elektrisierma- 
schinen, Automaten usw. . 881 520 590 14 578 6 947 490 
891b. Phonographen, Grammophone 416 146 350 27156 , 7518 277 
891c. Reißzeuge, Teilmaschinen, Plani- 
meter... aS 35 | 12 2 000 1310 | 2330 1779 
891d. Optische Mekinstsdimehie. a 94 | 29 2755 1517 | 2995 1 974 
891e. Rechenmaschinen . .... 731 2193 3 000 928 | 2201 2372 
891f. Schreibmaschinen . . . . . | 3124 | 5623 1 800 5140 | 7569 1472 
891g. Kontrollkassen .., .. . | 6547 3 928 600 739 451 610 


| 
891i. Präzizionswagen, Instrumente | 
für Metrologie und Meteoro- | 


logie . . . Sts ww oF 85 88 1 035 3092 | 2439 789 
891k. Gas- und Wassermesser do ar le — — — 8 361 3 494 406 
8911. Physikalische Lehrapparate. . — — | — 1770 1651 933 


Patentscha u. 


-——._ 


Verfahren zur Herstellung von Röntgenstrahlenverstärkungsschirmen, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß eine erhärtungsfähige Emulsion von im Röntgenlicht aufleuchtenden, fein ver- 
teilten Körpern auf eine Unterlage aufgebracht und darauf nach erfolgter Erhärtung von der 
Unterlage abgezogen wird, so daß diejenige Seite, welche bei der Herstellung der Schirmmasse 
der Unterlage zugekehrt war, als aktive Schirmseite benutzt werden kann. F. Ameseder in 
Kgl. Weinberge, Prag. 4. 8. 1910. Nr. 237 015. KI. 57. 


Patentschau. 43 


Boe ot EHE E 0 mg 


Heft 4. 
15. Februar 1913. 


r a 


Elektrischer Widerstand aus in isolierende und feuerfeste Zement-, Ton-/und ähn- 
liche Masse eingebetteten metallischen Widerstandsleitern, dadurch gekennzeichnet, daß außer 
diesen Widerstandsleitern noch besondere Metallnetze, durchlochte Bleche oder ähnliche_Metall- 
einlagen in die Masse, ähnlich wie 
bei dem nach dem Moniersystem her- 
gestellten Eisenbeton, zur Brhöhung 
der Festigkeit eingebettet sind. 
M. Kallmann in Berlin. 12. 10. 1909. 
Nr. 286 777. Kl._21. 


Fernrohr mit positivem 
Okular und einem Vorschaltlinsen- 
eystem, das einem holländischen 
Fernrohr entspricht, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß die Eintrittspupille des 
Fernrohrs so weit vorgeschoben ist, 
daß bei vorgeschaltetem Linsensystem 
die Kreuzung der Büschel zwischen 
den beiden Linsen dieses Systems 
stattfindet. C. Zeiss in ‚Jena. 22. 4. 
1910. Nr. 237 072. Ki. 42. 


Auslösch-Lichtmesser, bei 
dem ein Keil h aus mattem Glase an 
einerSchauöffnung vorbeigeführt wird, 
dadurch gekennzeichnet, daß die 
Schrägfläche des Keiles treppenstufen- 
förmig ausgebildet ist. M. Kalb in 
Berlin. 14. 12. 1910. Nr. 241 397. KI. 42. 


Verfahren zur Messung der Trübung eines Mediums unter Zuhilfenahme eines Test- 
objektes, dadurch gekennzeichnet, daß als Testobjekt eine mit Lichtdurchlässen versehene Platte 
(Gitter, Raster) benutzt und das zu untersuchende Medium dem letzteren in keilförmiger 
Querschnittsform vorgeschaltet und durch das Testobjekt beleuchtet wird. - E. Schlesinger in 


Berlin. 3. 8. 1910. Nr. 237 470. Kl. 42. 


Elektrodynamometer, bei dem ein von der einen 
Spule erregter Fisenkern im Magnetfeld der anderen Spule 
beweglich angeordnet ist, gekennzeichnet durch eine einstell- 
bare Regulierspule e, die dahin wirkt, daß die Anziehungs- 
kraft der Hauptspule c von der Mittelstellung des beweg- 
lichen Eisenkerns a nach seiner Endstellung um denselben 
Betrag abnimmt, als die Wirkung der Abstoßung gegen die 
Mitte der Ankerbahn abnimmt, wodurch eine gleichmäßige 
Skaleneinteilung erreicht wird. A. Weber und H. Schmitt 
in Kiel-Ellerbeck. 20. 8. 1910. Nr. 241094. Kl. 21. 


1. Zugmesser ale Kontrollapparat für Feuerungs- 
anlagen’ mit Flüssigkeitskolben als Bewegungs- 
und Anzeigemittel der dem Zug entsprechenden 
Druckdifferenzen, dadurch gekennzeichnet, daß 
an einem Apparat drei übereinander liegende 
Meßelemente, beispielsweise Meßrohre, so an- 
geordnet sind, daß die Druckdifferenz des 
Zuges im Schornstein gegenüber der Außenluft, 
die Druckdifferenz des Zuges im Schornstein 
gegenüber dem Raum unterhalb des Rostes 
und die Druckdifferenz des Zuges in dem 
Raum über dem Rost gegenüber demjenigen 
im Raum unter dem Rost. zur Anzeige gebracht 
werden. 


Deutsche 


44 Estentschau. = Wereinsnachrichten. _Mechaniker-Ztg. 


2. Zugmesser nach Anepr. 1, gekennzeichnet durch die Anordnung der besagten drei 
Meßrohre in einem Glaskörper, bei welchem je zwei der schräg liegenden Rohre zu einem Rohr 
vereinigt sind, welches den Verbindungsstutzen zu den Leitungsrohren trägt. L. v. Lossau in 


Saarbrücken. 9. 4. 1911. Nr. 241072. Kl. 42. 
—— 
Vereinsnachrichten. 
Bekanntmachung Ilmenau: Dir. A. Bötteher, M. Bieler, 


über die erfolgte 
Neuwahl des Schatzmeisters. 


Der Vorstand hat durch schriftliche Ab- 
stimmung sein Mitglied Hrn. E. Zimmer- 
mann ersucht, die durch den Tod unseres 
Hrn. W. Handke verwaiste Stelle des 
Schatzmeisters zu übernehmen, und Hr. 
Zimmermann hat in dankenswertem Ent- 
gegenkommen sich bereit erklärt, dieses 
Amt zu übernehmen. Man wolle sich da- 
her fortan in allen Kassensachen an Hrn. 
E. Zimmermann (BerlinN 4, Chausseestr. 6) 
wenden. 

Von einer Zuwahl gemäß § 10 der 
Satzungen hat der Vorstand vorerst abge- 
sehen. 


Der Hauptvorstand wird somit jetzt von 
folgenden 23 Herren gebildet: 

Dr. H. Krüß, Vorsitzender (gewählt 
von der Hauptversammlung 1912); 

Prof. Dr. Göpel, Stellvertretender Vor- 
sitzender (Vorstandsmitglied als Redakteur 
der Zeitschr. f. Instrkde.); 

E. Zimmermann (Berlin N4, Chaussee- 
str. 6), Schatzmeister (Vorstandsmitglied als 
Vertreter der Abt. Berlin). 


Ferner: 
Gewählt von der Hauptversammlung 1912. 


Prof. Dr. L. Ambronn-Göttingen, Dir. 
M. Fischer-Jena, Prof. Dr. E. Hartmann- 
Frankfurt a. M., G. Heyde-Dresden, G. 
Schmager- Leipzig, A. Schmidt- Céln, 
L. Schopper-Leipzig, Geh. Reg.-Rat Dr. 
H. Stadthagen - Charlottenburg, Dir. E. 
Winkler-Göttingen (außerdem Dr. H.Krüß, 
8. oben). 


Vertreter der Zweigvereine. 


Berlin: H. Haecke, W. Haensch, Dir. 
A. Hirschmann (außerdem E. Zimmer- 
mann, s. oben). 

Göttingen: W. Sartorius. 

Halle: R. Kleemann. 

Hamburg-Altona: M. Bekel. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


R. Holland. 
Leipzig: W. Petzold. 
Miinchen: Dr. M. Edelmann. 


Dr. H: Kriifs, 


Vorsitzender. 


An die Mitglieder der Abteilung 
Berlin. 


Hierdurch bringe ich meine Mahnung 
vom 1. Sept. v. J. — Vereinsblatt 1912. 
S. 155 — in gef. Erinnerung und wieder- 
hole meine Bitte, frei werdende Lehrstellen 
möglichst bald bei mir anzumelden; es 
liegen bereits etwa 20 Gesuche geeigneter 
Junger Leute vor. 


W. Haensch, 
I. Vorsitzender der Abt. Berlin. 


D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin, E. V. 
Sitzung vom 28. Januar 1913. Vorsitzender: 
Hr. Geh. Reg.-Rat Dr. H. Stadthagen. 

Hr. Techn. Rat A. Blaschke berichtet über 
die Verhandlungen, die der Vorstand mit der 
Handwerkskammer geführt hat wegen der Über- 
tragung des Beirats in Prüfungsangelegenheiten 
an einen aus Vertretern der Abt. Berlin und 
der Großindustrie bestehenden Ausschuß. An 
den Bericht schließt sich eine längere Diskussion. 

In die Abteilung wird aufgenommen: Hr. 
Mechaniker Albert Herbst, Berlin O 27, Kraut- 
str. 26a. 

Zur Aufuahme haben sich gemeldet und 
zum ersten Male verlesen werden die Herren: 
Ingenieur Karl Hoecken, Friedenau, Lefévre- 
str. 8, und Ing. F. Lindenau, W30, Neue 
Winterfeldstr. 17. 

Es folgt eine Besprechung über die Frage, 
ob es zweckmäßig ist, mit der nächstjährigen 
Hauptversammlung, die in Berlin stattfinden 
wird, eine Ausstellung zu verbinden, im all- 
gemeinen hält man diesen Plan für nicht aus- 
sichtsreich. Bil. 


—_ 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft. 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ fiir die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 5. 1. Marz. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die Reineckersche Meßmaschine der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, 


Von A. Leman in Charlottenborg. 
(Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) 
(Schluß.) 


Auf dem durch das Wegdrehen der Gewindegänge erzeugten zylindrischen 
Schaft der MeBschraube ist die konische Hülse, welche den Sitz der Teiltromme] ab- 
wibt, ebenfalls durch Warmaufziehen befestigt. Die Trommel selbst wird, wie diejenige 
an guten Mikroskop-Mikrometern, nur durch Reibung festgehalten und kann nach Lö- 
sung des Anziehringes gegen die Schraubenspindel versetzt werden. Sie besteht aus 
gut durehgehämmertem Magnalium, besitzt 130 mm Durchmesser und ist auf ihrem 
Mantel nur in 50 Teile geteilt. Alle Teilstriche sind beziffert und zwar geradzahlig von 
O bis 98. Das rd. 8,15 mm lange Teilungsintervall wird dann durch Schätznonius auf 
der ebenfalls aus Magnalium bestehenden Platte, in welcher der Alhidadenarm endigt, 
in weitere 20 Teile zerlegt, deren Intervallänge, unter der rd. 3-fach vergrößernden 
Lupe betrachtet, mehr als 1,2 mm groß erscheint und daher bequeme Schätzung nach 
Zehnteln gestattet. Es wird somit hier dieselbe Ablesungsgenauigkeit, 0,0001 mm, er- 


x,1400 x,1428 x,1500 
Fig. 6. 


reicht, wie bei dem ursprünglichen Teilrade von rd. 320 mm Durchmesser. Fig. 6 ver- 
anschaulicht an einigen Beispielen die Art der Ablesung. Der Alhidadenarm kann nach 
Lösung der drei Schrauben, mittels deren er an die Hülse des Bockes festgeklemmt 
ist, gegen letztere verdreht und in eine für das Auge des Beobachters bequeme Stellung 
gebracht werden. 

Die weitere Einrichtung ist bis auf einige besonders zu erwähnende Punkte 
aus den Zeichnungen unmittelbar verständlich. Der geringe Durchmesser der Teil- 
trommel gestattete, an dem Bock einen starken Arm aus Gußeisen anzuschrauben, 
welcher der das Ende der Schraubenspindel bildenden Kugel ein trichterförmiges Gegen- 
lager bietet. Bei einer Neuanfertigung würde dieser Arm ohne besondere Schwierig- 
keit gleich mit angegossen werden können, was sich aus Gründen der Festigkeit wohl 
empfehlen dürfte. Er endigt in einem Auge, in welchen, durch drei Schrauben zen- 
trierbar, ein Rotgußkörper steckt. Dieser enthält einerseits das Muttergewinde der den 
Hohlkörner für die Kugel tragenden Schraube und bildet anderseits den Zapfen für die 
gerändelte Scheibe, durch welche unter Vermittelung zweier Mitnehmer und einer etwas 
nachgiebigen Kuppelung die Drehung der MeBschraube erfolgt. Durch die Anordnung 


46 A. Leman, Die Reineckersche Meßmaschine der Phys.-Techn. Reichsanstalt. Ne 


zweier Mitnehmer wird erreicht, daß auf die Spindel der MeBschraube, ohne das Auf- 
treten radial wirkender Druckkräfte, nur das an der Rändelscheibe angreifende Dreh- 
moment übertragen wird; die Kuppelung hat den Zweck, kleine, unvermeidliche Un- 
genauigkeiten in der Stellung der Mitnehmer gegeneinander unschädlich zu machen 
und zu bewirken, daß unbedingt stets beide gleichzeitig angreifen müssen !). Sie wird 
durch zwei konzentrische Ringe gebildet, deren innerer auf die Spindel aufgeschoben 
und in seiner Stellung zu dieser mittels einer radial gerichteten Schraube gesichert 
ist, die mit ihrer Spitze in einen Körner in der Spindel eindringt. Der äußere Ring, 
in welchen die beiden Mitnehmer mit ihren kugeligen Enden eingreifen, kann um diese 
Schraube und einen ihr diametral gegenüber in den inneren Ring eingeschraubten Stift 
als Achse schwingen, auf beiden auch in radialem Sinne etwas gleiten. Die Vorrichtung 
bringt allerdings, wenn die Mitnehmer so stehen, daß die Verbindungslinie der beiden 
Kugelmittelpunkte nicht genau durch die Drehachse hindurehgeht, beim Wechsel der 
Drehrichtung einen kleinen toten Gang mit sich, der aber seiner Geringfügigkeit wegen 
nicht merklich störend empfunden wird. Die zur Festsetzung des inneren Ringes die- 
nende Schraube besitzt einen normal geformten Kopf, der ihre Fortsetzung bildende 
Stift aber nicht. Dieser Unterschied hat den «doppelten Zweck, einerseits für den Fall 
einer Auseinandernahme der Maschine die zu lösende Schraube kenntlich zu machen, 
anderseits ein Merkmal zu schaffen, an welehem die Stellung der Trommel relativ zur 
Meßschraube ersichtlich ist. Als vorschriftsmäßier gilt diejenige Stellung, bei welcher 
der Radius nach dem Nullpunkte der nach außen gehenden Richtung der Achse der 
Kopfschraube parallel ist. 

Um toten Gang der MeBschraube zu ver- 
hüten, muß die Kugel derselben auch bei Rück- 
wärtsdrehung mit dem Trichter in Berührung 
gehalten werden. Dies geschieht durch einen 
zwischen der Verschlußplatte der die Führung 
des Kolbens abgebenden Hülse und der Nabe 
der Trommel eingespannten federnden Ring, 
dessen Durchschnitt aber in der Zeichnung der Fig. 7. 

Deutlichkeit wegen nicht ganz richtig wieder- 

gegeben ist. In Wirklichkeit hat der Ring die in Fig. 7 perspektivisch, aber in bezug 
auf die Krümmungen etwas übertrieben dargestellte Form, derzufolge er beiderseitig 
mit je drei, in Winkelabständen von je 120° voneinander gelegenen Stellen anliegt. 
Damit er das weiche Material der Trommelnabe nicht beschädigen kann, ist zwischen 
ihn und letztere noch ein Schutzring aus Messing eingelegt. 


Die genaue Zentrierung des Trichters braucht ja nur ein- für allemal ausge- 
geführt zu werden und wird in dem Zustande der Maschine vorgenommen, wo alle das 
freie Zurückschieben des Kolbens in seiner Hülse hindernden Teile abgenommen sind. 
Als Hilfsmittel zur Ausführung dieser Justierungsoperation dient der der Kugel der 
MeBschraube unmittelbar benachbarte zylindrische Absatz der Spindel, dessen Durch- 
messer genau ebensogroB ist, wie der Kerndurchmesser der Trichterschraube und der 
sich deshalb in das Muttergewinde der letzteren gerade passend einschieben läßt. 
Vorher wird der Gang der Meßschraube so reguliert, daß diese sich nur sehr schwer in 
der Mutter drehen läßt, wodurch, wie oben bereits erwähnt, sehr nahes Zusammen- 
fallen der Achse der Spindel mit der des Kolbens herbeigeführt wird, wovon man sich 
auch durch Drehen des letzteren in der Hülse noch überzeugen kann. Wird dann 
nach erfolgter Zentrierung der Gang wieder so weit erleichtert, wie es für den Ge- 
brauch erforderlich ist, so erhält damit auch die Schraube in der Mutter wieder eine 
geringe Schwenkbeweglichkeit, welche bei dem verhältnismäßig großen Abstande der 
Kugel von der Mutter ausreicht, um einen etwa übrig gebliebenen kleinen Mangel der 
Zentrierung unschädlich zu machen. Man erkennt dies sofort daran, daß nach dem 
vollständigen Zusammenbau der Maschine der Gang der Schraube auch unter der Ein- 
wirkung des federnden Ringes zwischen Hülsendeckel und Trommelnabe nieht merklich 
schwerer wird als vorher und namentlich auch keine Ungleichförmigkeiten merken läßt. 


1) Eine dem Gedanken nach vollkommen gleichartige Einrichtung ist schon von Hrn Prof. 
V. Knorre zur Anwendung an astronomischen Instrumenten ‚vorgeschlagen‘ worden. (Zeitschr. 
f. Instrkde. 25. S. 242. 1905. 


Heft 5. 


Für die geringfügigen Verschiebungen, die der Kolben bei den gewöhnlichen 
Prüfungen erfährt, kommt es auf eine genaue Geradlinigkeit der die Verdrehung des 
Kolbens um seine Achse verhindernden Führung nicht an. Hierfür würde also die von 
Whitworth getroffene und von Reinecker übernommene, etwas primitive Einrichtung 
mit der in die Unterseite des Kolbens eingefrästen Längsnut und der in die Hülse ein- 
gesetzten Nase völlig ausreichen. Wo es sich aber um größere Verschiebungen des 
Kolbens handelt, wie sie z. B. bei der Prüfung der Schraube selbst erforderlich sind, 
ist das nicht mehr der Fall, weil hierbei Abweichungen von der Geradlinigkeit die 
Fortbewegung des Kolbens verfälschend beeinflussen würden. Bei dem kolbendurch- 
messer von 23 mm entspricht einer Abweichung der Nut von nur 0,01 mm bereits ein 
Fehler des Vorschubes von rd. 0,0014 mm. Für die Praxis ist dies freilich an sich 
bedeutungslos, da es hier eigentlich nur auf die Kenntnis des kombinierten Einflusses 
des Fehlers der Schraube und desjenigen der Führung ankommt; es geht dabei aber 
das Urteil darüber verloren, worin etwa hervortretende Änderungen jenes Einflusses 
ihre Ursache finden. Hierüber kann nur gesonderte Prüfung der Führung entscheiden. 

| Bis auf so kleine Beträge aber, wie sie nach obigem gefordert werden müssen, 
läßt sich die Führungstläche der Nut in dem Kolben nicht mehr prüfen; deshalb ist sie 
dureh Entfernung der Nase ausgeschaltet und durch ein äußerlich an die Hülse ange- 
schraubtes Führungsprisma ersetzt worden (s. Fig. 3, oben). Diese Art der Führung 
entspricht der bei den MeBmaschinen von Pratt & Whitney angewendeten, ist aber 
der Form nach einfacher und nicht so sperrig wie jene. 

Durch eine Neigung der Führungsfläche des Prismas hätte sich der bei der 
Prüfung der Schraube gefundene Fehler ihrer Gesamtlänge von 50 mm im Betrage von 
0,008 mm leicht kompensieren lassen. Die Firmen Hommelwerke in Mannheim- 
Käferthal und Carl Mahr in EBlingen a. N., bei deren neueren MeBmaschinen das 
gleiche Prinzip, wenn auch in anderer Form angewendet ist, gehen sogar, in dem 
Bestreben, dureh volle Ausnutzung des MeBbereiches der Schraube die Anzahl der be- 
nötigten Normalendmaße möglichst herabzudrücken, so weit, durch Profilierung der 
lührungsfläche nach einer empirisch ermittelten Kurve auch die Ungleichförmigkeiten 
der Steigung ihrer Meßschrauben auszugleichen. Für die Zwecke der Technik mag 
dies wohl empfehlenswert sein; bei der Meßmaschine der Reichsanstalt aber ist davon 
abgesehen worden, um die Einführung eines neuen, möglicherweise veränderlichen und 
für sich schwer zu prüfenden Elementes zu vermeiden. 


Ein ganz besonderes Gewicht ist auf die Durchführung einer vorzüglichen 
Schmierung aller beweglichen Teile gelegt worden. An der Hülse ist die bei der 
Whitworthschen Maschine ursprünglich vorhanden gewesene, von der Firma Reinecker 
aber weggelassene Bohrung zum Einguß von Öl wieder angebracht. Es ist aber noch 
weiter gegangen worden, indem einerseits zur besseren Verteilung des Öls, anderseits 
zur Erreichung des sogleich zu erwähnenden weiteren Zweckes in der Oberseite des 
Lumens der Hülse eine sich fast über die ganze Länge der letzteren erstreckende 
Schmiernut eingehobelt wurde!). Ferner ist der hohle Kolben mit zwei vertikal ge- 
richteten Radialbohrungen versehen worden, deren obere in jene Schmiernut mündet 
und so dem Öl gestattet, in das Innere des Kolbens einzudringen. Hier sammelt es 
sich bis zur oberen Mündung des in die untere Bohrung eingesetzten Röhrchens zu 
einem bis zur Mutter reichenden Bade, in welches die Meßschraube ständig eintaucht. 
Der Überschuß läuft durch das genannte Röhrchen zunächst in den Kanal, welcher 
durch die an der Unterseite des Kolbens bereits vorhandene, ihrem ursprünglichen 
Zweck aber durch die oben besprochene verbesserte Führungseinrichtung jetzt entzogene 
Nut und die Innenwand der Hülse gebildet wird und tropft aus diesen durch eine Boh- 
rung in dem vor dem Bock hervorragenden Teil der Hülse auf die im Bett der Ma- 
schine liegende steilgängige Schraube ab, welche zur Verschiebung des beweglichen 
Bockes dient. 

In ähnlicher Weise ist auch für die ständige Erneuerung der Schmierung 
zwischen Kugel und Trichter gesorgt, indem der hohle Zapfen der Rändelscheibe zu 
einer Olkammer ausgebildet wurde. Da hier jedoch aus leicht aus der Zeiehnung er- 
sichtlichem Grunde der Absatz der Schraubenspindel nieht unmittelbar in dem Ölsumpfe 
baden kann, so ist über ihn ein Schmierring geschoben. 


1) Die gleiche Einrichtung hat auch die Hülse des beweglichen Bockes erhalten. 


48 C. Leiß, Neuer Ballonkompaß. M Mecrea r 

Den Meßflächen neuerer Meßmaschinen wird fast allgemein ein Durchmesser von 
10 bis 13 mm gegeben, was für die Zwecke der Technik angemessen erscheint, da 
man jetzt auch nach amerikanischem Vorgang den Endmaßen wesentlich größere End- 
flächen gibt als früher. Die aus jener früheren Zeit herstammende MeBmaschine der 
Reichsanstalt besitzt nur Meßtlächen von dem damals üblichen Durchmesser von 8 mm. 
Gerade für die Prüfungen der Reichsanstalt ist dies aber nicht als Nachteil anzusehen, 
sondern für manche Zwecke, z. B. die Untersuchung des Parallelismus ausgedehnterer 
Flächen, wie sie bei Meßklötzen vorkommen, oder der Zylindrizität von Kaliberbolzen 
eher von Vorteil. Vielfach störend aber wurde es empfunden, daß diese Flächen auch 
noch im Zentrum eine Einbohrung von 2 mm Durchmesser besitzen (Fig. 3), in welche sich 
leicht Unreinigkeiten, namentlich Spuren von Fett hineinzogen, die sich dann aus den 
engen, scharfkantigen Löchern immer nur sehr schwer wieder vollkommen entfernen 
ließen. Ein nachträgliches Verkeilen dieser Löcher war nicht wohl ausführbar, stieß 
jedenfalls auf starke Bedenken. Es ist aber gelungen, hier aus der Not eine Tugend 
zu machen, nämlich den erwähnten Übelstand auf andere Weise zu beseitigen und dabei 
gleichzeitig die Einbohrungen noch zweckmäßig auszunutzen. Ihre ursprünglich scharfen 
Kanten wurden durch sorgfältiges Ausschleifen zu einer fein polierten Kugelfläche von 
2 mm Radius gebrochen, deren Mittelpunkt rd. 1 mm vor der Ebene der Meßfläche 
liegt. Die dadurch in letzterer entstandene flache Grube von rd. 3 mm Durchmesser 
besitzt stumpfe Kanten und läßt sich deshalb durch bloßes Auswischen leicht reinigen. 
Anderseits vermag sie einer genau hineinpassenden Kugel (glasharten Fahrradkugel 
von 4 mm Durchmesser), die im Deckel eines mit Spielraum über den die Meßfläche 
tragenden Zapfen aufzusteckenden Hütchens durch Einschlagen befestigt ist, eine zu- 
verlässige Stütze zu bieten und so die für manche Zwecke erwünschte Umwandlung 
der ebenen Meßfläche in eine kugelförmige zu bewirken. Während des Nichtgebrauches 
werden die Meßflächen gegen Staub und Beschädigungen durch ein paar andere Auf- 
steckhiitchen geschützt, die so eingerichtet sind, daß ihre Deckelplatten die Meßflächen 
selbst nieht berühren. 

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß die Feinstellvorrichtung, welche ursprüng- 
lich an dem großen Teilrade angriff und mit dem Fortfall des letzteren ebenfalls be- 
seitigt und durch die aus Fig. 4 und 5 ersichtliche ersetzt werden mußte, eine andere 
zweckmäßige Verwendung gefunden hat. Nach Einfräsen von Wurmzähnen in den 
Mantel des zur Verstellung des beweglichen Bockes dienenden Handrades ist sie mit 
diesem in Verbindung gebracht (s. Fig. 1) und kann jetzt zur Feinbewegung dieses 
Bockes benutzt werden, die ja allerdings nicht unentbehrlich, in solchen Fällen aber 
doch recht angenehm ist, wo man aus besonderem Grunde die Ablesungen auf be- 
stimmte Stellen der Trommel verlegen will. 


a 


Neuer BallonkompaB. 
Von ©. Leifs in Steglitz. 
(Mitteilung aus der R. FueBschen Werkstätte in Berlin- Steglitz.) 


Die Konstruktion des in nachstehender Figur im Hauptschnitt dargestellten 
Kompasses erfolgte auf Veranlassung von Hrn. Dr. E. Korn; das Instrument wird von 
der Firma R. Fueß in Berlin-Steglitz angefertigt. 

Der Kompaß ist für den freihändigen Gebrauch bestimmt und gleich gut ver- 
wendbar bei Tag- und Nachtfahrten. Für den Gebrauch bei Nacht ist er mit einer 
kleinen elektrischen Beleuchtungsvorrichtung, welche in dem Handgriff des Kompasses 
untergebracht ist, versehen. 

Der Kompaß besteht aus dem nach unten trichterförmig sich verjüngenden 
Gehäuse Z mit der Durchblicksplatte 2. Die mit zwei vertikal stehenden Magnetnadeln 3 
kombinierte Windrose 4 hat einen Durchmesser von 6 cm und ist in ganze Grade ge- 
teilt. Als Ableseindex für die Windrose dient das spitz auslaufende Ende der Schraube 5. 
Bein Visieren durch die beiden umlegbaren Diopter 6 und 7 liest man gleichzeitig an 
der Windrose die Flugrichtung direkt ab. In dem oberen Teil der für den Einblick 
bestimmten Diopterklappe 6 befindet sich der eigentliche Visierschlitz, im unteren Teil 


Heft 5. 
1. Marz 1913. 


Glastechnisches. 


49 


eine lange und breite Offnung fiir die Ablesung der 
Die Diopterklappe 7 trägt in ihrer Mitte 
den üblichen vertikalen Visierfaden oder Visierdraht. 
Die Höhe der beiden umlegbaren Diopter ist so be- 
messen, daß man noch im Winkel von etwa 40° 


Windrose. 


(zur Vertikalen) abwärts visieren kann. 


Für den Gebrauch des Kompasses bei Nacht- 
bereits eingangs erwähnt, 


fahrten ist, wie 
Kompaß mit einer 
tungseinrichtung 


versehen. In dem 


setzt werden kann. 
Lämpchens 
knopf 10. 


Fläche 11 auf die Windrose geworfen. 


Der Ring 12 dient zur Befestigung einer 


kleinen elektrischen Beleuch- 
röhrenartig 
ausgebildeten Handgriff 8 des Kompasses ist zur 
Speisung des kleinen Glühlämpchens das Trocken- 
element 9 eingeschlossen, welches ebenso wie das 
Lämpchen leicht und rasch durch ein anderes er- 
Die Aus- und Einschaltung des 
erfolgt durch den kleinen Schieber- 
Das Licht des Lämpchens fällt auf die 
weißgestrichene Innenfläche des unteren kegelför- 
migen Teiles des Koınpaßgehäuses, wird hier diffus 
reflektiert und von der ringförmigen spiegelnden 


der 


Tragschnur, an welcher ein Karabinerhaken zum 
Aufhängen des Kompasses am Takelwerk ange- 
bracht ist. 
— 
Glasteohnisohes. 


— 


Apparate zur Prüfung von Glaswaren 
auf Bruchgefahr. 
H. J. Reiff. 
Sprechsaal 45. S. 719. 1912. 
L. R. Frink. 
Sprechsaal 46. S. 36. 1913. 

Es ist bekanntermaßen schwer, beim Glas- 
schmelzprozeß eine ideale Homogenität der Glas- 
masse herzustellen, ebenso wie es technischen 
Schwierigkeiten begegnet, das den glühenden 
Häfen entnommene Glasmaterial einem voll- 
kommen gleichmäßigen Kühlverfahren auszu- 
setzen. Als Folgeerscheinungen dieser Mängel 
der Glastechnik treten Spannungen in der Glas- 
masse auf, die zu den bei der Bearbeitung des 
betreffenden Glasstückes vorhanden gewesenen 
thermischen Verhältnissen und dem Ausdeh- 
nungs-Koeffizienten in Beziehung stehen. Diese 
Spannungen äußern sich als Druck- oder Zug- 
spannungen und bilden bei der weiteren Ver- 
arbeitung des Glases vor der Flamme, ja selbst 
für den fertiggestellten Glasgegenstand eine 
ständige Bruchgefahr, wie das klassische Bei- 
spiel eines im Bureau International des poids 
et mesures in Sévres sorgfältig aufbewahrten 
Normalthermometers beweist, das mehrere Jahr- 
zehnte völlig intakt war und dann plötzlich ohne 


D 


jede äußerlich wahrnehmbare Ursache einen 
Sprung aufwies. 


Es ist nun seit langem bekannt, daß man 
auf optischem Wege ermitteln kann, ob die zu 
untersuchende Glasprobe Spannungen aufweist 
oder nicht, und zwar dient hierzu der Polari- 
sationsapparat. Untersucht man in dem Appa- 
rate spannungsfreies Glas, so zeigt es dasselbe 
Verhalten, wie die Kristalle des regulären 
Systems, d. h. es ändert an den Erscheinungen 
im Apparate nichts, wogegen eine Glasplatte, 
in der Spannungen vorhanden sind, wie ein 
doppelbrechender Kristall wirkt und mehr oder 
weniger lebhafte Farben hervorruft. Man ist 
also imstande, mit Hilfe des Polarisationsappa- 
rates die verschiedenen Glasgerätschaften auf 
etwa vorhandene Bruchgefahr zu untersuchen, 
ja man kann sogar aus dem jeweilig auftretenden 
Farbenton auf den Grad der betreffenden Span- 
nung schließen. Dieses optische Verhalten der 
verschiedenen Gläser benutzend, konstruierte 
Hermann J. Reiff in Wetzlar einen Apparat, 
der zur systematischen Untersuchung von 
Glasgegenstinden auf Bruchgefahr bestimmt 
ist. Der zum Patent angemeldete Apparat, 
der von der Firma Arthur Pfeiffer in Wetzlar 
bezogen werden kann, besteht aus einem innen 


50 Glastechnisches. 


geschwärzten Holzkasten, der auf der einen 
Seite die Einblicköffnung für den Beobachter 
und auf der andern Seite eine matte Glasscheibe 
als Einlaßöffnung für das Untersuchungslicht, 
meistens eine Glühlampe, hat. Das Licht fallt, 
durch einen Reflektor verstärkt, zunächst auf 
den im Kasten angebrachten Polarisator und 
von hier auf den im Okular befindlichen Analysa- 
tor. Der zu untersuchende Glasgegenstand wird 
in den Strahlengang gebracht; man erblickt 
dann sofort die Farbenerscheinung, die zur Be- 
urteilung desSpannungsgrades dient. Die Bruch- 
gefahr ist eine um so größere, je tiefer und 
stärker die Färbung der betreffenden Glasstelle 
ist; auch befolgen die Farben mit zunehmender 
Spannung eine ganz bestimmte Reihenfolge, 80 
daß man jede im Apparat beobachtete Farbe 
richtig einordnen kann. Da man die Anordnung 
sowie die Qualität der Farben nicht im Kopfe 
behalten kann, sind im Gesichtsfelde meh- 
rere Körper von verschiedener Doppelbrechung 
angebracht, die, einer Farbenskala gleich, in 
bestimmter Reihenfolge charakteristische Fär- 
bungen zeigen; diese entsprechen in ihrer Anord- 
nung den verschiedenen Farbenerscheinungen, 
welche von den zu untersuchenden Glasgegen- 
standen hervorgerufen werden, wenn dieselben 
sich entweder im spannungsefreien Zustande be- 
finden oder Spannungen in stetig wachsender 
Stärke aufweisen. Man kann also in diesem 
Apparat die beobachteten Farben durch direkten 
Vergleich in die im Apparate erzeugte Farben- 
skala einrangieren und ist somit imstande, 
Glasgegenstände, bei denen man eine zu hohe 
Spannung ermittelt hat, entweder von vorn- 
herein zu verwerfen oder domentsprechend vor- 
sichtig weiterzubehandeln. 

Wenn man schon mit Hilfe des Reiffschen 
Apparates den Grad der Spannung ohne weiteres 
genau erkennen kann, vorausgesetzt, daß der 
Beobachter nicht farbenblind ist, s0 geht ein 
von dem bekannten Glasfachmann R. L. Frink 
in Columbus (V. St. A.) konstruierter Apparat 
noch weiter, indem man nämlich durch den be- 
treffenden Apparat jeweilig feststellen kann, ob 
eine Druck- oder eine Zugspannung vorliegt. 
Frinks Methode ist im wesentlichen dieselbe 
wie die von Reiff, nur benutzt er anstatt eines 
Kristallplättchens für chromatische Polarisation 
eine Modifikation des Wrightschen Kompen- 
sationskeiles, das ist eine mit einer Skala ver- 
sehene, aus Gips und Quarz in bestimmter Weise 
zusammengekittete Platte; ihr Zentrum nämlich 
entspricht der Nullstellung und beide Seiten 
besitzen füreinen gegebenen Längenabstand von 
der Nullage eine solche Dicke, daß der Keil für 
eine gewisse Zahl von Lichtstrahlen bestimmter 
Wellenlänge als Kompensator wirkt; die Dimen- 
sionen müssen ferner derartig sein, daß der 
Gangunterschied von null zu jedem Ende des 


Deutsche 
Mechaniker-Ztz. 


Keiles etwa 275 uu (= 0.000275 mm) entspricht, 
was noch für die stärkste Spannung eine Kom- 
pensation hervorruft Diese würde in New- 
tons optischer Farbenskala jenseits Hellgrau 
gerade neben Gelb liegen. Die Skala ist so 
kalibriert, daß jedes Teilintervall 1 uu entspricht 
und die ganze Länge von Skala und Keil etwa 
5 cm und die Breite 1,5 cm ist. 

Setzt man nun diesen Keil ins Okular des 
Apparates bei darüberliegendem Analysator in 
gekreuzter Stellung zum Polarisator, so wird, 
wenn man irgendeinen Glasgegenstand in das 
Gesichtsfeld bringt, eine dunkle Linie die Skala 
des Keiles zu kreuzen scheinen, und zwar an 
Punkten, die gerade für den Gangunterschied 
derjenigen Strahlen, die aufgehalten oder ver- 
schoben werden, Kompensation ergeben. Je 
nach dem positiven oder negativen Charakter 
derselben liegt eine Druck- oder eine Zug- 
spannung vor. 

Beim Gebrauch dieses Apparates wire dem- 
nach alles Glasmaterial, das oberhalb einer ge- 
wissen Skalenziffer ein dunkles Band an der 
Skala hervorruft, zu verwerfen. Der Apparat 
kann auch von farbenblinden Beobachtern be- 
nutzt werden. R. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


21. Nr. 537 786. Vakuumgefäß zur Erzeugung 
eines Metalldampflichtbogens. Ges. für 
elektrot. Industrie, Berlin. 8. 11. 11. 

30. Nr. 536478. Spritze für ärztlichen Gebrauch. 
C. G. Heynemann, Leipzig. 16. 12. 12. 

Nr. 6537297. Inmjektionsspritze. Fleissig- 
Strub, Basel. 24. 12. 12. 

Nr. 537 300. Schutz- und Verschlußkappe für 
Glasspritzen. H. Hildenbrandt, SBtützer- 
bach. 2%. 12. 12. 

Nr. 539555. Vakuumröhre zur Vorführung der 
Wärmewirkung der Kathodenstrahlen und 
der Kanalstrahlen. Emil Gundelach, Gehl- 
berg. 13. 1. 13. 

42. Nr. 536 688. Schwingende Queckailberluft- 
pumpe mit durch eine Glasrohr-Verbindung 
befestigten Z-Rohren. U.v.Reden, Zürich. 
18. 11. 12. 

Nr. 537 972. Apparat zur volumetrischen Be- 
stimmung des Kohlenstoffs in Eisen, Stahl, 
Flußeisen und Ferrolegierungen. J. Wirtz, 
Düsseldorf. 17. 12 12. 

Nr. 539059. Anaéroben-Zylinder zur Züchtung 
anaßrober Kulturen. R. Schoeps, Halle. 
20. 12. 12. 

Nr. 539 081. Badethermometer, verbunden mit. 
automatisch beim Steigen des Wasserspiegels 
einrückender Signalvorrichtung für Bade- 
wannen. P. Rosenfeld, Berlin. 4. 1. 13. 


Heft 5. 
1. März 1913. 


Nr. 539 470. Ärztliches Thermometer mit vom 
äußeren geschlossenen Rohr eingeschlossener 
Skala L. Kummer, Arlesberg. 10. 1. 15. 

Nr.539476. Arztliches Thermometer. J.Kämpf, 
Langewiesen. 11.1. 13. 

Nr. 539654. Gärungs-Saccharometer. (Apparat 
zur Bestimmung der Zuckermenge im un- 
verdiinnten Harn durch Messung des Kohlen- 
säuredruckes bei Hefegärung.) C.Eickhoff, 
Paderborn. 13. 1. 13. 

Nr. 540 288. Dialysator. Ver. Fabriken f. 
Laboratoriumsbedarf, Berlin. 20.1. 13. 

Nr. 540392. Thermometer mit auswechselbarer 
Skala zum Gebrauch für Siede- und Gefrier- 
methode. E. A. Schmidt, Stützerbach. 
8. 10. 12. 

Nr. 540509. Winkel- Quecksilber -Heberbaro- 
meter mit vertikalem weiterem und hori- 
zontalem engerem Schenkel und vergrößerter 
Millimeterteilung. C. Glatzel, Charlotten- 
burg. 15. 1. 13. 

Nr. 540516. Pipette. W. Austerhoff, Caster 
b. Bedburg. 20. 1. 13. 

Nr. 641190. MeBglas. J. Wienert, Ilmenau. 
12. 6. 12. 

Nr. 541 892. 
& Friedrichs, Stützerbach. 

Nr. 541970. Meßgefäß für die an sich be- 
kannten Apparate zur Bestimmung von 
kohlensaurem Kalk im Ackerboden. St. Dab- 
kiewicz, Breslau. 4. 2. 13. 

Nr. 542 218. Haltevorrichtung für Quecksilber- 
verschlüsse. Vereinigte Lausitzer Glas- 
werke, Berlin. 7. 2. 13. 


Bürette mit Nonius. Greiner 
3. 2. 13. 


— 8 


. Gewerbliches. 


Industriellen-Reise nach Canada. 

Die Leipziger Illustrierte Zeitung beab- 
sichtigt, eine Industriellen-Reise nach Canada 
zu veranstalten, die im dritten Vierteljahr 
1913 stattfinden soll und bereits von ihr 
derart vorbereitet worden ist, daß die Teil- 
nehmer für den größten Teil der geplanten 
Veranstaltungen und Festlichkeiten Gäste 
der Dominionregierung, der Provinzial- 
regierungen sowie der besuchten Städte 
und Gesellschaften sein werden. Der Auf- 
enthalt in Canada ist auf 7 Wochen be- 
messen, die Kosten sollen einschließlich 
der Seereise ab Liverpool, sämtlicher Bahn- 
und Autofahrten, Mahlzeiten und Hotel- 
unterkünfte etwa 3000 M betragen. 

Die veränderten handelspolitischen Be- 
ziehungen zwischen Canada und Deutsch- 
land kommen in der schon 1908 einsetzenden 
Steigerung der deutschen Ausfuhr nach 
Canada zum Ausdruck; sie betrug 1908 


Gewerbliches. 51 


20 Millionen Mark, 1911 42 Millionen. Es 
bietet sich in diesem Lande augenscheinlich 
die Möglichkeit, der deutschen Industrie 
eine noch größere Ausdehnung ihres Ex- 
portes als bisher zu verschaffen. Es wird 
deshalb die Vermehrung der Kenntnis von 
Land und Leuten von großem Nutzen sein 
können. 

In Würdigung dieses Umstandes hat sich 
ein Ehrenaussehuß bereit finden lassen, 
dem geplanten Unternehmen empfehlend 
zur Seite zu stehen. Dem Ehrenausschuß 
ist auch der Vorsitzende unserer Gesell- 
schaft beigetreten, wie ihm außer den Ver- 
tretungen deutscher Handels- und Geld- 
interessen angehören der Verein Deutscher 
Chemiker, der Verband Deutscher Elektro- 
techniker, der Verein Deutscher Eisen- und 
Stahl-Industrieller, der Verein der Fabri- 
kanten landwirtschaftlicher Maschinen und 
Geräte, der Verein Deutscher Pianoforte- 
fabrikanten u. a. m. 

Nähere Auskunft über die Canada-Reise 
erteilt die Illustrierte Zeitung (J. J. Weber 
in Leipzig). 


Die praktische Ausbildung der Tech- 
niker und der Fabriklehrlinge in 
Nord-Amerika. 

Von Mühlmann. 

Technik und Wirtschaft. 5. S. 629. 1912. 


Über die gangbarsten Wege, die den an- 
gehenden Techniker zum Ziele führen, mögen 
die Meinungen auseinandergehen, in einem 
Punkte herrscht aber bei uns wie in Amerika 
völlige Übereinstimmung, nämlich in der Ein- 
sicht, daß ein Techniker mit den hauptsäch- 
lichsten Werkzeugen zur Bearbeitung der Me- 
talle und des Holzes selbst gut umzugehen 
verstehen muß und die wichtigsten Werkzeug- 
maschinen selbst bedient haben muß, um seinen 
Platz in der Industrie mit Erfolg auszufüllen. 
Wenn auch diese Erkenntnis in den Fachkreisen 
nachhaltig zum Ausdruck gebracht wird, so 
finden wir doch in Amerika eine höhere Be- 
wertung der praktischen Arbeit und infolge- 
dessen auch Einrichtungen an den Ausbildungs- 
stellen, wie sie in Deutschland nur vereinzelt 
anzutreffen sind. 

Die Lehranstalten in Amerika besitzen nicht 
allein die bekannten, auch bei uns vorhandenen 
Laboratorien für die praktischen Übungen, 
sondern haben auch meistens Werkstätten für 
praktische Arbeiten, deren Unterweisungs- 
stunden ebensoviel gelten wie die in Physik 
und Mathematik. 

Der Schüler lernt hier zunächst die Bear- 
beitung des Holzes kennen und fertigt selbst 
einfache Modelle für Maschinenteile an, die er 


52 Gewerbliches. 


in anderen Unterrichtsstunden zeichnerisch 
durchgearbeitet hat. Hierbei macht er sich mit 
Kreissägen, Bandsägen, HobelbAnken, Stemm- 
eisen, den verschiedenen Bohrern und an- 
deren Werkzeugen bekannt. Eine Formerei, 
um die selbstgefertigten Modelle zu formen, 
ist meistens auch vorhanden, ebenfalls ein mit 
Gas geheizter Ofen, der Weißmetall verflüssigt 
und das Gußstück herzustellen gestattet. 

Durch solche Einrichtungen werden dem 
Schüler die Beziehungen zwischen Holzmodell, 
Sandform, Gußstück und Kern erläutert. Die 
mechanische Werkstatt enthält Drehbänke, 
Hobel-, Bohr- und Fräsmaschinen in neuester 
Ausführung, ebenso Schmiedeherde, mecha- 
nische Hammer, Kaltscheren, Härteeinrichtungen 
und Werkzeuge, die zur Vervollständigung der 
Werkstattsausrüstung gehören; es werden Ma- 
schinenteile und vollständige Arbeitsmaschinen 
hergestellt. Um auch nach Möglichkeit ein 
fabrikähnliches Aussehen der Schulwerkstätten, 
auch nach der organisatorischen Seite des Fabrik- 
betriebes, hervorzurufen, werden besondere 
Werkzeuge, wie Bohrer, Reibahlen, Senker und 
Ahn!iche Hilfsmittel, durch eine Ausgabestelle 
den Schülern ausgehändigt und gebucht. Die 
Werkstätten sind entweder im Unterrichtsge- 
bAude selbst gelegen oder sie befinden sich in 
besonderen eingeschossigen Gebäuden; mitunter 
liegen sie aber auch an einer ganz anderen 
Stelle der Stadt, weit entfernt vom Haupt- 
gebäude. 

Tüchtige bewährte frühere Werkmeister, die 
Lust und Liebe zum Lehrberuf haben, sind 
Lehrer dieser praktischen Fächer; sie arbeiten 
selbst mit und erläutern durch kurze Vorträge 
Zweck und Anwendungsmöglichkeiten derWerk- 
zeuge. Jeder Schüler ist für seine Maschinen 
und Werkzeuge selbst verantwortlich und bat 
ebenso wie in den Fabriken verschließbare 
Kästen und Schränke. 

Diese Einrichtungen sollen die Schulwerk- 
stätten dem Fabrikbetrieb möglichst ähnlich 
machen, was natürlich nur bis zu einer gewissen 
Grenze erreicht wird. So ist zum Beispiel auf 
diesem Wege der wichtigste Punkt der in- 
dustriellen Tätigkeit, der kaufmännische Geist, 
die rationellste Ausnutzung von Zeit und Ma- 
terial, niemals anzuerziehen. Diesen Nachteil 
der Schulwerkstätten haben die Amerikaner 
auch eingesehen und auf verechiedenen Wegen 
Abhilfe zu schaffen versucht. 

Einige Schulen lassen die Schüler während 
der Ferien in einer Fabrik praktisch arbeiten, 
zum Beispiel schreibt das Stevens-Institut in 
Hoboken 288 Stunden, also 6 Wochen, in den 
ersten großen Ferien vor. Ändere Schulen, wie 
dieColumbia-Univeraität und die Lehigh-Univer- 
sität, verlangen einen mehrere Wochen um- 
fassenden Aufenthalt in großen Fabriken mit 


Deutsche 


Mechaniker-Ztg. | 


eingehenden Studien aller vorhandenen Ab- 
teilungen. Ausführliche, durch Skizzen erläuterte 
Berichte sind bei Beendigung des jeweiligen 
Aufenthaltes einzureichen und müssen alle Be- 
obachtungen enthalten, die der Schüler in sich 
aufgenommen hat. 


Einen besseren Weg, den Nachteilen der 
Schulwerkstättenabzuhelfen, hat derVorstand der 
maschinentechnischen Abteilung der Universität 
in Cincinnati, Prof. Schneider, beschritten. 
Bei diesem arbeiten Industrie und Schule an 
der Ausbildung der jungen Lente zusammen. 
Eine Anzahl Firmen von Cincinnati und Um- 
gebung haben ihre Werkstätten hierfür zur 
Verfügung gestellt, und die Organisation ist 
so getroffen, daß eine Hälfte der Klasse in 
der Universität, die andere Hälfte in den Fabrik- 
werkstätten je eine Woche tätig ist. Den 
Arbeitern gleichgestellt, sind die Schüler der 
Fabrikordnung unterworfen und beziehen einen 
Stundenlohn. Diese Ausbildung dauert 5 Jahre, 
also nur ein Jahr länger als an sonstigen 
Ingenieurschulen, die den Wechsel zwischen 
Fabrikwoche und Schulwoche nicht kennen. 


Diese Schneidersche großartige Studien- 
methode muß zu den besten Erfolgen führen, 
da der Studierende während seiner ganzen 
theoretischen Ausbildung gleichzeitig prak- 
tische Werkstatterfahrungen mitten im großen 
Fabrikgetriebe sammelt und das in den Vor- 
lesungen Gehörte durch ständige gesunde An- 
schauung ergänzt. 


Andere Direktoren vertreten den Standpunkt, 
daß die Industrie ihre eigenen Bedürfnisse am 
besten kennt und die praktische Ausbildung 
selbst in die Hand zu nehmen hat, nachdem 
die jungen Leute eine höhere technische Schule 
mit Erfolg besucht haben. 


Nach solchen Plänen hat zum Beispiel die 
General Electric Co. in ihren Werkstätten zwei- 
jährige Kurse eingerichtet. Vom ersten Tage 
an bekommen die Lernenden eine Bezahlung 
von 100 bis 150 M für den Monat und werden 
in der Werkstatt, im Zeichenbureau sowie in 
den kaufmännischen Abteilungen und im Prüf- 
feld ausgebildet. 


Ähnliche Einrichtungen haben die großen 
Eisenbahngesellschaften getroffen; die Unkosten 
hierfür sollen oft mehrere Hunderttausend Dollar 
betragen. 

Die hervorragenden Vorteile, die den Ab- 
sulventen der Schulen durch solche Weiter- 
bildung winken, lassen ein Massenangebot von 
Bewerbern vermuten; dem ist aber nicht eo. 
Es wird den Firmen nachgesagt, daß sie sich 
die besten Leute für ihre Zwecke zurückbe- 
halten, wodurch für die Anderen Konsequenzen 
entstehen, die unangenehmer erscheinen als sie 
wirklich sind. 


Heft 5. 
1. März 1913. 


An den Schulen für geringere technische 
Ausbildung wird die praktische Tätigkeit nur 
in den Schulwerkstätten ausgeübt, die nach 
denselben Gesichtspunkten eingerichtet sind 
wie die bereits am Anfang geschilderten. 


Bezüzlich der praktischen Ausbildung von 
gelernten Arbeitern sei erwähnt, daß in Amerika 
die Haltung von Lehrlingen beim Handwerks- 
meister oder in Fabrikwerkstätten wohl nie- 
mals sehr verbreitet war. Der geschäftliche 
Kampf ließ hierzu nicht die genügende Zeit 
übrig; man hatte es auch nicht nötig, sich um 
den Nachwuchs tüchtiger Arbeitskräfte zu 
kümmern, da aus Europa jahraus jahrein tüch- 
tige gelernte Arbeiter einwanderten. In neuerer 
Zeit hat das trotz der starken Weiterentwicke- 
lung der amerikanischen Industrie nachgelassen 
und hat den interessierten Kreisen Anlaß ge- 
geben, durch geeignete Maßnahmen die ent- 
stehenden Lücken auszufüllen. 


Auch hierbei wurde grundsätzlich nach den 
gleichen drei Methoden verfahren, die für die 
Ausbildung derIngenieure als Richtlinie dienen, 
nämlich die Angliederung von Schulwerkstätten 
an Handwerkerschulen, die Fabrikschulen und 
das Zusammenarbeiten zwischen Fabrik und 
Schule. 

Die Handwerkerschulen enthalten modern 
eingerichtete Werkstätten, in denen z. B. die 
Zimmerleute ein Teil eines Hauses in wirklicher 
Größe bauen können, Modelltischler nach Zeich- 
nungen Modelle anfertigen, Former Gußstücke 
herstellen, Buchdrucker an ihren Maschinen 
arbeiten usw. Wenn diese Schulen auch das 
ausgesprochene Ziel haben, tüchtige gelernte 
Arbeiter auszubilden, so wird dieses doch nur 
selten erreicht, da viel mehr junge Kräfte nach 
Absolvierung der Schule in die Bureaus gehen, 
als in die Werkstatt. 


Viele Firmen haben deshalb Fabrikschulen 
eingerichtet, in denen die Lehrlinge während 
der ganzen Lehrzeit bis zu 12 Stunden wöchent- 
lich unterrichtet werden. Die Unterrichtsmaterie 
ist die gleiche wie in den Handwerkerschulen, 
jedoch in viel einfacherer Form. Die Lehr- 
linge beginnen in besonderen Lehrlingswerk- 
stätten und kommen erst nach zwei Jahren in 
die Fabrikationswerkstätten. In ersteren werden 
ebenfalls Aufträge der großen Fabrik ausge- 
führt, so daß der Lehrling frühzeitig auf genaue 
und rasche Arbeit hingewiesen wird. 


Diese Fabrikschulen erfüllen ihren Zweck 
ausgezeichnet, stellen sich nur für Firmen mit 
wenig Lehrlingen sehr teuer; letztere schicken 
deshalb ihre Lehrlinge in Fortbildungskurse, 
die am Tage stattfinden. 

Der dritte Weg der Lehrlingsausbildung be- 
wegt sich in der Richtung der von Professor 
Schneider in Cincinnati befolgten Methode. 


Gewerbliches. 53 


Die Lehrlinge arbeiten die halbe Zeit praktisch, 
die übrige Zeit lernen sie auf der Schulbank. 

Zu erwähnen wäre noch, daß der gleiche 
Gedanke auch in einzelnen technischen Real- 
schulen durchgeführt ist, z. B. an der in Fitch- 
burg in Massachusetts. Ein 4-jahriger Kursus 
wird dort derart ausgenutzt, daß im ersten 
Jahre nur Schulunterricht stattfindet, während 
der Schüler in den letzten drei Jahren je eine 
Woche in der Schule und eine Woche in der 
Fabrik zubringt. 

Diese Schulen zeigen, wie in Amerika der 
Arbeiterstard gehoben, die gesellschaftliche Kluft 
zwischen Kopfarbeiter und Handarbeiter über- 
brückt und der soziale Frieden gefördert wird. 


Hig. 


Ausschreibungen in Rumänien. 

Die Generaldirektion des Sanitätsdienstes in 
Bukarest vergibt am 10. März, vorm. 10 Uhr, 
die Lieferung von zum Sanitätsdienst benötigten 
Instrumenten und Apparaten. Die Lieferungs- 
bedingungen sind bei der genannten General- 
direktion (Str. Visarion Nr. 4) erhältlich. — Das 
Aufsichtsamt der Zivilspitaler in Bukarest ( Eforia 
spitalelor civile, Bucuresti) vergibt am 10. März, 
vorm. 9 Uhr, die Lieferung von Medizinal- 
flaschen und Glasgegenständen. Die Lieferungs- 
bedingungen sind bei der genannten Verwaltung 
erhältlich. 


Maschinenvermittlungsstelle für 

bayerische Handwerker. 

In Bayern ist auf Anregung maßgebender 
gewerblicher Korporationen und Vereinigungen 
unter staatiicher Mitwirkung und Unterstützung 
eine Einrichtung geschaffen worden, die den 
Zweck hat, selbständigen Handwerkern, die sich 
maschinell einrichten wollen, kostenlos tech- 
nischen Rat zu erteilen und ihnen den Bezug 
von gut bewährten Maschinen und anderen 
Arbeitsbehelfen unter möglichst günstigen Be- 
dingungen za vermitteln. 

Die technische Beratung wird von den vier 
in Bayern bestehenden Gewerbeförderungs- 
anstalten, nämlich der Bayerischen Landes- 
gewerbeanstalt in Nürnberg mit ihren fünf 
Nebenstellen in Augsburg, Bayreuth, Hof, Lands- 
hut und Regensburg, dem Gewerbeförde- 
rungsinstitut der Handwerkskammer für 
Oberbayern in München, dem Polytech- 
nischen Zentralverein für Unterfranken in 
Würzburg und dem Pfälzischen Gewerbe- 
museum in Kaiserslautern besorgt. Diese 
Stellen werden bei ihrer beratenden Tätigkeit 
durch die acht bayerischen Handwerks- 
kammern, den Verband bayerischer Ge- 
werbevereine, den Bayerischen Hand- 


F 


h4 Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau. 


Dentsche 
____Mechaniker-Ztg. 


werker- und Gewerbebund und den Ver- 
band pfälzischer Gewerbevereine und 
Handwerkervereinigungen insofern unter- 
stützt, als diese Korporationen die Anträge aus 
den Handwerkerkreisen auf Maschinenvermitt- 
lung entgegennehmen, begutachten und an die 
nächstgelegene Gewerbeförderungsanstalt zur 
technischen Prüfung weitergeben. 

Die Gewährung von Krediten an Hand- 
werker, die sich beim Bezuge von Maschinen 
und anderen Arbeitsbehelfen der Vermittlungs- 


stelle bedienen, bat die Bayerische Landes- . 


gewerbebank (früher Zentral-Handwerker- 
Genossenschaftskasse) in München übernommen. 

Der zur Wahrung der einheitlichen Durch- 
führung der gestellten Aufgaben eingesetzte 
„Ständige Ausschuß“ hat an der Bayerischen 
Landesgewerbeanstalt in Nürnberg, die den 
Vorsitz dieses Ausschusses führt, eine Geschäfts- 
stelle errichtet, deren Aufgabe es ist, die von 
den beratenden Stellen geprüften Anträge nach 
Maßgabe einer vom ständigen Ausschuß aufge- 
stellten Geschäftsordnung weiterzubehandeln. 

Es empfiehlt sich für Maschinen- und Werk- 
zeugfabriken, ihre Prospekte, Preislisten usw. 
an die genannten Gewerbefirderungeanstalten 
einzusenden. 


— f mm 


Kleinere Mitteilungen. 


Solvay-Institut in Brüssel. 


E. T. Z. 34. S. 69. 1913. 


Der bekannte Großindustrielle und Förderer 
wissenschaftlicher Bestrebungen E. Solvay hat 
in den letzten Jahren sein Interesse für Fragen 
der Physik bekundet, indem er die hervor- 
ragendsten Vertreter dieser Wissenschaft zwei- 
mal zu Kongressen einlud, auf denen das Rela- 
tivitätsprinzip diskutiert worden ist. Jetzt hat 
E. Solvay für die Dauer von 30 Jahren ein 
internationales Institut für Physik mit dem Sitz 
in Brüssel (Parc Léopold) begründet und zu 
diesem Zweck 1 Million Francs gestiftet. Die 
Zinsen dieses Kapitals sollen dazu verwendet 
werden, Unterauchungen auf dem Gebiete der 
Physik und der physikalischen Chemie zu fördern 
durch Bewilligung von Beihilfen für experimen- 
telle Arbeiten. Für das erste Jahr, welches am 
1.Mai dieses Jahres beginnt, ist noch eine Summe 
von 175000 Fr verfügbar, welche vorwiegend 
auf dem Gebiete der Strahlung (Röntgenstrahlen 
und Radio-Aktivität) oder von Untersuchungen 
über Energiequanten und über die Molekular- 
Theorie verwendet werden sollen. Die Beihilfen 
werden durch eine Verwaltungskommission auf 
Vorschlag eines internationalen wissenschaft- 
lichen Komitees ohne Unterschied der Natio- 
nalität vergeben. Der Verwaltungskommission 


gehören an: Prof. P. Heger, E. Tasse und 
J. E. Verschaffelt in Brüssel. Das wissen- 
schaftliche Komitee wird gebildet durch die 
Herren H. A. Lorentz, Harlem, als Präsidenten, 
M. Knudsen, Kopenhagen, als Sekretär, Frau 
Curie, Paris, M. Brillonin, Paris, R.B. Gold- 
schmidt, Brüssel, H. Kamerlingh-Onnes, 
Leyden, W. Nernst, Berlin, E. Rutherford, 
Manchester, E. Warburg, Berlin. 

Gesuche um Beihilfen sind an H. A. Lo- 
rentz in Harlem (Holland), Ziglweg 76, zu 
richten; sie müssen Angaben über die zu ver- 
wendenden Apparate usw. und über die ge- 
wünschte Summe enthalten. 


Der Physikalische Verein in Frank- 
furt a. M. veranstaltet auch in diesem Frühjahr 
einen einwöchentlichen Kursus über Anlage 
und Prüfung von Blitzableitern, der am 
10. März beginnt. Das Honorar beträgt 30 M, 
Anmeldungen sind an das Sekretariat des Ver- 
eins (Kettenhofweg 132/144) zu richten. 


AnlaBlich des 150-Jährigen Bestehens der Fa. 
F.W. Breithaupt & Sohn!) wird im Rathaus zu 
Cassel eine Gedenktafel auf städtische Kosten 
angebracht werden. 


Am Technikum Mittweida beginnt das 
Sommersemester am 8. April 1913; die Auf- 
nahmen für den am 18. März beginnenden, un- 
entgeltlichen Vorkursus finden von Anfang März 
an wochentäglich statt. Ausführliches Programm 
mit Bericht wird kostenlos vom Sekretariat des 
Technikums Mittweida (Königreich Sachsen) ab- 
gegeben. 

nn an 


Bucherschau. 


A. Bender, Gewerbepolizeiliche Vorschriften für 
die Einrichtung und den Betrieb gewerb- 
licher Anlagen. 8°. 1188. mit 4 Fig. Berlin, 
Julius Springer 1912. Geb. 1,80 M. 

Der Verf. hat in seiner beruflichen Tätig- 
keit — er ist Kgl. Gewerbeinspektor von Char- 
lottenburg — beobachtet, daß den Gewerbe- 
treibenden ein Buch mangelt, das ihnen in 
Kürze die wichtigsten gewerbepolizeilichen Be- 
stimmungen zugänglich macht. Er will ferner 
durch seine Arbeit erreichen, daß der Fabrikant 
in der Gewerbeinspektion nicht in erster Linie 
die Behörde sieht, die seine Tätigkeit in bezug 
auf Erfüllung der Sicherheitsvorrichtungen usw. 
überwacht, sondern ihn in dieser Hinsicht zu 
beraten berufen und gewillt ist. 


') Vgl. diese Zeitschr. 1912. S. 176. 
— — 


Heft 5. Ä entschau. 
1. Marz 21913. Pe) = = de _— - — = — es n Sr z ET SE a an Te Gt en 55 X 


Patentscha nu. 


Röntgenröhre, insbesondere 
für Tiefenbestrahlung, mit harten 
Strahlen, dadurch gekennzeichnet, 
daß der Antikathodenträger bezw. 
dessen Stützkörper nicht in die Wand 
der Röntgenröhre fest eingeschmolzen 
ist, sondern durch nach verschiedenen 
Seiten auseinandergespreizte Füße 
getragen wird, welche sich an ent- 
sprechend der Längen- 
änderung durch Tempe- 
raturwechsel sich ver- 


r; III MMM MAD UO aE ae 
schiebenden Stellen gegen 
die glatte Innenwand 


der KRöntgenröhre ab- 
stützen. Reiniger, Gebbert & Schall in Erlangen. 16. 10. 1910. Nr. 241441. Kl. 21. 


\ Ye LI II Zn 


Dampfungsvorrichtung für 
Wagen, insbesondere Feinwagen, 
dadurch gekennzeichnet, daß durch 
die Pole eines Magneten a ein 
Hohlraum gebildet wird, in wel- 
chem eine geschlossene Spule b 
sowie ein in den Innenraum der 
Spule hineinragender, zur Ver- 
stärkung des magnetischen Feldes 
dienender Eisenkern c als magne- 
tische Dämpfung und zugleich in 
doppeltem Sinne kolbenartig als 
Luftverdränger wirken. E. Sar- 
torius in Göttingen. 7. 4. 1910. 
Nr. 241379. KI. 42. 


Meßgerät, bei welchem die 
durch die zu messende Größe 
hervorgerufene Bewegung einer 
Quecksilbersäule mittels Strom- 
schlieBungen an Kontaktstiften an einem elektrischen Anzeigeapparat 
sichtbar gemacht wird, dadurch gekenuzeichnet, daß das in bekannter 
Weise aus Metall oder ähnlichem haltbarem Metall hergestellte Rohr 
der Quecksilbersäule mit einer Einlage aus Gummi und, wenn nötig, 
mit einer weiteren Einlage aus Glas oder ähnlichen Materialien versehen ist, durch welche die 
Kontaktstifte ins Innere geführt sind. M. Gehre in Düsseldorf-Rath. 21. 6. 1910. Nr. 241 513. 


KI. 21. 
a Apparat zur Gasanalyse, bei dem an dem Meß- oder För- 
: (i. derraum ein von dem Zuführungsrohr des zu untersuchenden Gases 


unabhängiges Rohr zum Auslassen des von der abgesperrten Gas- 

menge für die Messung nicht benutzten Überschusses angeordnet 
| ist, dadurch gekennzeichnet, daB dieses besondere Rohr g in einen 
Flüssigkeitsverschluß A bezw. a von konstantem Niveau mündet, der 
Kr lie in jeder Phase des Betriebes den Rücktritt von Luft oder Gas durch 
al D> U, , das besondere Rohr g in den Meß- oder Förderraum 6 bezw. d ver- 
IN hindert. Allgem. Feuertechnische Gesellschaft in Berlin. 
3. 9: 1904. Nr. 241465. KI. 42. 


Galvanisches Element nach dem Leclanch6-Typus, dadurch gekennzeichnet, daß sein 
Depolarisator aus sauren Manganiten besteht, die einerseits imstande sind,))die“währeud- des Be- 


56 


Vereinsnachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


<2 epee ———.- 


triebes auftretenden Basen zu binden, anderseits aber aus den Elektrolytsalzen SAure freizu- 
machen nicht vermögen. Chem. Fabrik Griesheim-Elektron in Frankfurta.M. 11.10.1910. 


Nr. 241011. Kl. 21. 


—— a 


Vereinsnachrichten. 


D.G.f.M.u.0. Zweigverein Leipzig. 
Hauptversammlung am 22. Januar 1913. 

Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung; ehe 
jedoch zur Tagesordnung übergegangen wurde, 
gab Hr. Schopper infolge eines persönlich an 
ihn gerichteten Schreibens den Tod von Hrn. 
Handke bekannt. Trotzdem vom Hauptverein 
dem Zweigverein keine Todesanzeige zuge- 
gangen ist, wurde beschlossen, im Namen des 
Zweigvereins den Hinterbliebenen ein Beileids- 
schreiben zu senden. Eine Ehrung des Ver- 
storbenen erfolgte durch Erheben von den 
Plätzen, 

Der Vorsitzende geht zur Tagesordnung 
über und gibt einen ausführlichen Jahresbericht, 
in welchem hauptsächlich noch der Mechaniker- 
tag 1912 erwähnt wird. Gleichzeitig wird der 
Wunsch geäußert, die Mitglieder möchten reger 
an den Sitzungen teilnehmen. 

Die Kasse, in bewährten Händen, weist einen 
Überschuß auf; auf Veranlassung der Kassen- 
prüfer wird dem Kassierer Entlastung erteilt. 

Die Neuwahl des Gesamtvorstandes ergibt: 
1. Vorsitzender: Hr. Petzold, 2. Vorsitzender: 
Hr. Schmager, Kassierer: Hr. Schopper, 
1. Schriftführer: Hr. Schrader, 2. Schriftführer: 
Hr. Hermann. 

Als Vertreter im Hauptvorstande der Deut- 
schen Gesellschaft wird Hr. Petzold gewählt. 

Der Jahresbeitrag bleibt wie bisher. 

Anträge lagen nicht vor, so daß der Vor- 
sitzende nach einer internen Angelegenheit 
die Sitzung schloß mit dem Wunsche, daß das 
neue Vereinajahr den Verein in seinen Be- 
strebungen weiterbringen möge. Schr. 


Zweigv. Hamburg-Altona. Sitzung 
vom 4. Februar 1913. Vorsitzender: Hr. Dr. 
Paul Krag. 

Nach Erstattung des Kassenberichtes durch 
den Schatzmeister Hrn. R. Dennert hält Hr. 
Dr. Paul Krüß einen Vortrag über neue op- 
tische Demonstrationen. Zuerst wird ein neuer 
Apparat für Mikroprojektion vorgeführt. Der 
Apparat ist in erster Linie für den Schulgebrauch 
bestimmt. Bei der Konstruktion ist besonders 
Wert auf größteHandlichkeit, leichte Aufstellung 
und Bedienung sowie auf niedrigen Preis ge- 


legt, so daß der Apparat auch von Anstalten, 
die wenig Mittel zur Verfügung haben, beschafft 
werden kann. Mit dem Apparat ist jedes vor- 
handene Mikroskop zu verwenden. Als Licht- 
quelle dient die von Prof. Claa Ben konstruierte 
Universal-Bogenlampe; dieselbe erfordert eine 
Stromstärke von 4 bis 5 Ampere, der Anschluß 
kann also überall dort, wo elektrische Licht- 
leitung vorhanden ist, erfulgen. Dieser einfache, 
nur wenig Platz beanspruchende Apparat er- 
möglicht es, mikroskopische Projektion mit einer 
für Schulzwecke völlig ausreichenden Helligkeit 
auszuführen. 

Der Vortragende führt darauf noch eine 
Reihe neuer optischer Apparate vor. Die von 
Prof. Grimsehl vor mehreren Jahren kon- 
struierte Liliput - Bogenlampe ist kürzlich in 
wesentlichen Teilen verbessert worden, vor 
allem ist als Zubehör eine neuartige optische 
Bank konstruiert, mit der eine ganze Reihe 
optischer Demonstrationen leicht und wirkungs- 
voll und vor allem übersichtlich ausgeführt 
werden können. Ein mit Rauch gefüllter Glas- 
kasten gestattet, in Verbindung mit der Liliput- 
Bogenlampe, die Demonstration des Strahlen- 
ganges in Fernrohren in überraschend schöner 
und wirkungsvoller Weise vorzuführen. P. K. 


Abt. Berlin. Sitzung vom11.Februar 
1913. Vorsitzender: Hr. W. Haensch. 

Hr. Telegrapheningenieur P. Großmann 
spricht über die technische Einrichtung eines 
modernen Fernsprechamtes und moderner Fern- 
sprechstellen. Der Vortragende erläutert an 
einer großen Zahl von Projektionsbildern, Mo- 
dellen und Apparatteilen die innere Einrichtung 
der Telephon-Apparate und -Zentralen, insbe- 
sondere derer mit Dienstleitungsbetrieb. 

Aufgenommen werden die Herren Ingenieur 
Karl Hoecken, Friedenau, Lefevrestr. 8, und 
Ing. F. Lindenau, W30, Neue Winterfeldstr. 17. 

Hr. Zimmermann teilt mit, daß das Winter- 
fest am 13. März stattfinden wird. 

Am 12.Februar, 3Uhrnachmittags, wurde das 
Telephonamt Pfalzburg besichtigt, wobei dessen 
Direktor und Hr. Telegrapheningenieur Groß- 
mann die gesamte Rinrichtung erläuterten. 

Bi. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


— Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 6. 15. März. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Der Arbeiterschutz und seine Beziehungen zu den optischen und mechanischen Gewerben. 


Vortrag, 
gehalten in der Abteilung Berlia der D. G. f. M. u. O. am 21. Januar 1913 
von Gewerberat Dr. A. Bender in Charlottenburg. 


Die Forderungen des gewerblichen Arbeiterschutzes haben für die Deutsche 
Gesellschaft für Mechanik und Optik vielleicht ein besonderes Interesse, weil es 
gerade Ihre Werkstätten sind, die das wertvolle Rüstzeug zum Kampfe gegen die ge- 
werblichen Schädigungen liefern: jene Instrumente, die es uns ermöglichen, mit wissen- 
schaftlicher Genauigkeit die Anforderungen des Arbeiterschutzes zu formulieren; sie 
liefern dem Forscher jene scharfsinnig erdachten Apparate zum Erkennen organischen 
Lebens und seiner Feinde, welche erst die moderne Gesundheitspflege ermöglicht haben; 
aus Ihren Werkstätten stammen jene Meßinstrumente, welche gestatten, Licht und Luft 
zu untersuchen, ob sie den Anforderungen der Hygiene entsprechen; mit Ihrer Hilfe 
entstehen jene Apparate, die im Interesse der Volksbildung das Verständnis für hygienische 
Fragen in weite Kreise tragen. Es ist daher ein besonderer Vorzug, in Ihrer Mitte 
einige der wichtigsten Fragen des Arbeiterschutzes erörtern zu können. 

Ich darf hierbei zunächst einige Bemerkungen geschichtlicher Art vorausschicken. 

Wie auch in anderen Ländern ging die Gesetzgebung zum Schutze der Ar- 
beiter in Deutschland zunächst von dem Schutze der jugendlichen und weiblichen Arbeiter 
in Fabriken aus und fand erst allmählich auf sämtliche Arbeiter Anwendung. Aller- 
dings wurden auch schon im Mittelalter Kinder und junge Leute in Werkstätten be- 
schäftigt, doch ging deren Tätigkeit nicht über ihre Kräfte, so daß gesetzliche Be- 
stimmungen über diese Beschäftigung nicht nötig waren. Als aber im 18. Jahrhundert die 
sinführung der Fabrikarbeit in immer wachsendem Maße die Einstellung billiger Arbeits- 
kräfte (jugendlicher und weiblicher) erforderlich machte, wurden Kinder aus den Armen- 
häusern genommen und an die Fabrikanten als billige Hilfskräfte vermietet. Aus amt- 
lichen Berichten des Jahres 1824 ging die bedauerliche Tatsache hervor, daß in ver- 
schiedenen Fabriken die Kinder schon vom 6. Jahre an mit einer Arbeitszeit von 6 Uhr 
morgens bis 8 Uhr abends beschäftigt wurden. 

Unter solchen Verhältnissen war es erklärlich, daß die industriellen Aushebungs- 
bezirke nicht mehr imstande waren, die genügende Anzahl militärtüchtiger Rekruten 
zu stellen. Es wurde daher i. J. 1839 verboten, Kinder unter 9 Jahren in Fabriken 
regelmäßig zu beschäftigen: Personen unter 16 Jahren durften nicht nach 9 Uhr abends 
und vor 5 Uhr morgens und nicht länger als 10 Stunden beschäftigt werden; auch 
wurde die Sonntagsarbeit verboten. 

Eine wesentliche Abhilfe wurde hierdurch auf die Dauer nicht geschaffen, auch 
nicht durch die preußische Gewerbeordnung vom Jahre 1845. Weitere Verschärfungen 
der gesetzlichen Bestimmungen waren daher nötig, auf die ich hier im einzelnen nicht 
eingehen kann. 

Durchgreifende Verbesserungen des Arbeiterschutzes, wie sie durch die Kaiser- 
lichen Erlasse vom 4. Februar 1890 in Aussicht gestellt waren, brachte die Novelle vom 
Jahre 1891; sie befaßte sich aber nicht nur mit verschärftem Schutze jugendlicher 
Arbeiter in Fabriken, sondern auch in Werkstätten, in denen durch elementare Kraft 
bewegte Triebwerke zur Verwendung kommen. Sie hat ferner dem Bundesrate die 


Deutsche 


Hg A. Bender, Arbeiterschutz. Mochaniker.Zte. 


Ermächtigung erteilt, die Arbeiterschutzbestimmungen für jugendliche Arbeiter auch auf 
andere Werkstätten und auf Bauten auszudehnen. 

Die industrielle Entwickelung mit ihren hohen Anforderungen an die gewerb- 
lichen Arbeiter hat es auch in den folgenden Jahren zur gebieterischen Notwendigkeit 
gemacht, den Arbeiterschutz weiter auszubauen. Die verschiedenen Novellen zur Ge- 
werbeordnung kann ich hier nicht besprechen, sondern will in kurzen Zügen ein Bild 
des zur Zeit gültigen Rechts entwerfen. Lassen Sie mich hierbei unterscheiden: 
den allgemeinen Schutz für alle Arbeiter, sowie 
den Schutz der jugendlichen und weiblichen Arbeiter. 

Es ergibt sich hiernach die Aufgabe, zunächst auf den Schutz gegen die Un- 
fall- und Krankheitsgefahren einzugehen, soweit er hier von Interesse ist. 

Die grundlegenden Vorschriften der Gewerbeordnung sind folgende: 

„Die Gewerbeunternehmer sind verpflichtet, die Arbeitsräume, Betriebsvor- 
richtungen, Maschinen und Gerätschaften so einzurichten und zu unterhalten und den 
Betrieb so zu regeln, daß die Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Gesundheit so 
weit geschützt sind, wie es die Natur des Betriebes gestattet. Insbesondere ist für ge- 
nügendes Licht, ausreichenden Luftraum und Luftwechsel, Beseitigung des bei dem Be- 
triebe entstehenden Staubes, der dabei entwickelten Dünste und Gase, sowie der dabei 
entstehenden Abfälle Sorge zu tragen. 

Ebenso sind diejenigen Vorrichtungen herzustellen, welehe zum Schutze der 
Arbeiter gegen gefährliche Berührungen mit Maschinen oder Maschinenteilen oder gegen 
andere in der Natur der Betriebsstätte oder des Betriebes liegende Gefahren, nament- 
lich auch gegen die Gefahren, welche aus Fabrikbränden erwachsen können, er- 
forderlich sind. 

Endlich sind diejenigen Vorschriften über die Ordnung des Betriebes und das 
Verhalten der Arbeiter zu erlassen, welche zur Sicherung eines gefahrlosen Betriebes 
erforderlich sind ($ 120a G.-O.).* 

Diese Vorschriften gelten sowohl für handwerksmäßige als auch für Fabrik- 
betriebe und finden auch auf die Staats- und Kommunalbetriebe (Gasanstalten, Elektri- 
zitätswerke u. a.) Anwendung. 

is sei bemerkt, daß alle Personen gewerbliche Arbeiter sind, die auf Grund 
eines Dienstverhältnisses in einem Gewerbebetriebe als Gesellen, Lehrlinge, Betriebs- 
beamte, Meister, Techniker, Arbeiter oder in einer ähnlichen Stellung für die Zwecke 
eines Gewerbebetriebes beschäftigt werden. Die Dauer des Dienstverhältnisses oder 
der Abschluß eines Vertrages spielt keine Rolle, ebensowenig die Art der Beschäftigung 
oder die Art der Lohnzahlung. Auch kinder, die auf Grund eines Arbeitsvertrages 
beschäftigt werden, sind daher gewerbliche Arbeiter. 

Als Arbeitsraum gilt die Betriebsstätte mit allem Zubehör: Nebenräume, auch 
Schlafräume, soweit sie den Interessen des Betriebes dienen. 


Von wesentlicher Bedeutung ist die Bestimmung, daß nur solehe Schutzmaß- 
nahmen geboten sind, die der Betrieb nach seiner Eigenart gestattet. Es ist nicht die 
Absicht des Gesetzgebers, gefährliche Arbeiten zu verbieten bezw. an Vorschriften zu 
binden, die den Bestand des Betriebes fraglich machen würden. Andererseits darf nach 
der bestehenden Rechtsprechung die Tatsache, daß die Maßnahmen zum Schutze der 
Arbeiter Kosten und Störungen verursachen, nicht Anlaß geben, ihre Einführung zu 
unterlassen. 


Lassen Sie uns diese Maßnahmen kurz betrachten, zunächst diejenigen zum 
Schutze gegen Krankheitsgefahren. 

Die gewerbehygienischen Maßnahmen beziehen sich namentlich auf das Arbeits- 
verfahren, die Arbeitsstoffe und die Betriebsstätte. 


Beim Arbeitsverfahren ist dafür zu sorgen, daß der Arbeiter möglichst vor Ge- 
sundheitsschädigungen durch Überanstrengung einzelner Körperteile geschützt wird. Hier 
kommt namentlich in Frage anhaltendes Sitzen, Stehen usw. bei Uhrmachern, Schrift- 
setzern, Schmieden u. a. Andernteils ist der EinfluB großer Temperaturschwankungen, 
übermäßiger Hitze und Kälte, außergewöhnlicher Trockenheit und Feuchtigkeit der 
Luft zu bekämpfen, z. B. bei Kesselheizern, Glasarbeitern, Textilarbeitern usw. 

Hinsiehtlieh der Arbeitsmaterialien sind hauptsächlich in Betracht zu ziehen: 
die staubentwickelnden Stoffe, die Giftstolfe (Blei, Phosphor, Arsen, Quecksilber, Säurenu.a.) 
und die Träger von Infektionsstoffen. Zur Bekämpfung der Gefahren nimmt man Be- 


4 


15. ae Br 13. A. Bender, Arbeiterschutz. 59 


dacht, die gesundheitsgefährdenden Stoffe zu vermeiden oder vor ihrer Verarbeitung 
von schädlichen Bestandteilen zu befreien. 

Die Betriebsstätte soll namentlich gut gelüftet und beleuchtet sein. Die gün- 
stige Einwirkung einer Tätigkeit im Freien tritt unter anderem beim Vergleich der 
Invalidität in Jandwirtschaftlichen und in gewerblichen Betrieben zutage: auf 100 Inva- 
liditätsfälle im Alter von 35 bis 40 Jahren kommen tuberkulöse Männer in der Land- 
wirtschaft 21,0, in der Industrie 43,0. Die Luftverunreinigung in geschlossenen Räumen 
erfolgt namentlich durch den Atmungsvorgang und die Beleuchtung der Räume, ferner 
durch Staub und Dünste (Gase), die beim Betriebe entstehen. Der Atmungsvorgang 
bedingt eine der wichtigsten Luftverunreinigungen. 

In der warmen Jahreszeit wird bei hinreichender Windbewegung ein aus- 
reichender Luftwechsel durch geöffnete Fenster und Türen stattfinden. Wenn dagegen 
im Winter die Fenster geschlossen sind und die Luft nur durch die Wand sowie dureh 
Fugen und Ritzen eindringen kann, so wird der Luftwechsel zu gering sein. Es ergibt 
sich daher die Notwendigkeit, auch in der kalten Jahreszeit für regelmäßigen Zutritt 
von frischer Luft zu sorgen. Die Arbeitsriume müssen daher durch zeitweiliges Öffnen 
der Fenster, auch in der kalten Jahreszeit, mindestens während der Dauer der Pausen, 
wirksam gelüftet werden. Die Gewerbepolizei fordert gewöhnlich nur 15 cbm Luftraum, 
sofern der Arbeitsraum nicht dureh Staub oder Dunst verunreinigt wird, und setzt vor- 
aus, daß durch Fenster, Abzugsschlote usw. für wirksame Lufterneuerung gesorgt wird. 

Eine besonders wichtige Rolle spielt die Beseitigung des im Betriebe entstehenden 
Staubes, da die Staubeinatmung eine der wichtigsten Ursachen für die Festsetzung der 
Schwindsuchtserreger ist. Je reichlicher Staub eingeatmet wird und je härter und 
spitzer er ist, um so leichter treten Erkrankungen ein. 

In Berlin gelten u. a. folgende Vorschriften: 

In Räumen, in denen sich Staub, Dünste und Gase entwickeln, sind mechanisch 
- betriebene Absaugevorrichtungen tunlichst in unmittelbarer Nähe der Entstehungsstelle 
der Schidlichkeiten anzubringen. 

Die Arbeitsräume sind ausgiebig, jedoch zugfrei durch bewegliche Oberflügel 
(Kippfenster mit seitlichen Schutzblechen) in sämtlichen Fenstern, die von unten aus 
leicht und sicher festzustellen sein müssen, zu entlüften. 

Alle Arbeitsräume müssen durch direktes Tageslicht und bei Dunkelheit durch 
künstliche Beleuchtug so gut erhellt sein, daß sämtliche Arbeiten, insbesondere die 
Bedienung der Maschinen und Apparate in sicherer Weise ohne Schädigung der Augen 
ausgeführt werden können. 

Sämtliche Arbeitsräume, in denen nieht schon durch den Betrieb selbst eine 
genügend hohe Temperatur erzeugt wird, sind für die kalte Jahreszeit heizbar einzu- 
richten. Die Heizkörper sind möglichst tief und stets so anzubringen, daß die Arbeiter 
nicht durch strahlende Wärme belästigt werden 3). 

Es würde über die Aufgaben dieses Vortrages weit hinausgehen, wenn ich im 
einzelnen auf die Forderungen an eine gesunde Arbeitsstätte eingehen würde. Ich darf 
aber betonen, daß Licht und Luft die wichtigsten Voraussetzungen für einen einwands- 
freien gewerblichen Betrieb sind. Dünste und Staub, wie sie in Ihren Werkstätten auf- 
treten (namentlich in Metallbrennen, Lackiererwerkstätten, MetallgieBereien, Metall- und 
Glasschleifereien u. a.) müssen sorgfältig an den Entstehungsstellen aufgefangen und 
aus den Arbeitsstätten entfernt werden. Giftige Stoffe (bleihaltiger Art, Quecksilber u. a.) 
sind nach Möglichkeit zu vermeiden, in jedem Fall mit Vorsicht zu behandeln. 
Ausreichende Umkleide- und Waschgelegenheiten müssen eine wirksame Reinigung des 
Körpers, insbesondere der Hände gestatten. Nach dieser Richtung kann nicht eindring- 
lich genug das Interesse erweckt werden, da zahlreiche Krankheiten nur auf mangel- 
hafte Reinigung zurückzuführen sind. 


Während die gewerblichen Erkrankungen durch Betriebseigentümlichkeiten von 
dauernder Einwirkung entstehen, ist der gewerbliche Unfull ein plötzliches Ereignis, 
das die Gesundheit und Erwerbstätigkeit des Arbeiters beeinträchtigt. 

Auf die Geschichte der Unfallverhütung — soviel interessante Momente sie 
auch, namentlich mit Rücksicht auf die genossenschaftliche Selbsthilfe der Unternehmer, 


1) Vgl. Gewerbepolizeiliche Vorschriften für die Errichtung und den Betrieb gewerb- 
licher Anlagen. Berlin, Julius Springer 1911. 


Dentsche 


60 A Bender, Arbeiterschutz. Mechaniker-Ztx. 
bietet — kann ich hier leider nicht eingehen, ebensowenig eine ausführliche Dar- 


stellung der Schutzmaßnahmen geben, sondern ich muß mich darauf beschränken, einige 
wesentliche Momente zu betonen, für die ich besonderes Interesse voraussetze. 

Lassen Sie mich zunächst einen wichtigen Gesichtspunkt hervorheben: 

Kein technischer Unfallschutz kann einen ungeeigneten Arbeiter gegen die Ge- 
fahren des Betriebes schützen. Personen, die an Trunksucht, Krämpfen, Ohnmachts- 
anfällen oder anderen körperlichen Schwächen leiden, sind daher von allen Arbeiten 
auszuschließen, bei denen sie erhöhter Gefahr ausgesetzt sind. Ferner dürfen besonders 
gefährliche Arbeiten nur solehen, mindestens 18 Jahre alten Arbeitern übertragen werden, 
denen die damit verbundene Gefahr bekannt ist. Weiterhin ist zu berücksichtigen, 
daß die Unfallgefahr in erheblichem MaBe mit der Dauer der Beschäftigung zunimmt, 
und daher übermäßig lange Arbeitsschiehten auch im Interesse der Unfallverhütung zu 
vermeiden sind!). Besonders beachtenswert ist, daß nur etwa ein Viertel aller Unfälle 
sich an Maschinen usw. ereignet, während die übrigen durch Fall, Sturz, beim Trans- 
port usw. vorkommen. 

Alle zum Betriebe gehörigen baulichen und sonstigen Anlagen müssen sich 
daher in sicherem Zustande befinden. Die Verkehrswege dürfen nieht dureh Anhäufung 
von Materialien oder dergl. versperrt werden. Beim Entstehen schlüpfriger oder glatter 
Stellen in Fußböden ist durch geeignete Mittel ein Ausgleiten zu verhüten. Gruben, 
Kanäle, versenkte Gefäße und andere gefahrbringende Vertiefungen in Arbeitsräumen 
müssen sicher abgedeckt oder mit festem Geländer oder einer Fußleiste versehen sein. 

Leitern sind zum Schutze gegen Ausrutschen entweder mit Spitzen oder 
Gummischuhen, je nach Art des Fußbodens, zu versehen. Ich erwähne hier, daß mehr 
als 9000 entschädigungspflichtige Leiterunfälle (ferner Unfälle durch Sturz u.a.) im 
Jahre vorkommen. Auch die ausreichende Beleuchtung der Arbeitsstätten und Wege 
spielt eine wichtige Rolle. 

Maschinen sind von vornherein so zu gestalten, daß möglichst wenig Gefahren 
entstehen und es sich erübrigt, nachträglich Schutzvorriehtungen anzuflicken. 

Wenn eine gefahrlose Arbeitsweise nicht möglich ist, so soll der zu verarbeitende 
Gegenstand mechanisch zugeführt werden, damit jede gefährliche Berührung vermieden 
wird. Als sicher kann eine Schutzvorrichtung nur dann bezeichnet werden, wenn sie 
unabhängig vom Willen des Arbeiters selbsttätig stets die gefährliche Stelle schützt 
(Verriegelung mit der Antriebsvorrichtung, z. B. bei Zentrifugen oder Knetmaschinen). 
In der Praxis ist leider noch nicht immer diesen Gesichtspunkten hinlänglich Rechnung 
getragen; namentlich berücksichtigt der Maschinenkonstrukteur noch nicht ausreichend 
den Unfallschutz als Konstruktionsfaktor. 

Es soll natürlieh nicht Zweck der Unfallverhütungstechnik sein, alle sich be- 
wegenden Maschinenteile einzukapseln, sondern nur diejenigen Einrichtungen, die schon 
bei der üblichen Vorsicht gefahrbringend erscheinen, müssen bereits beim Bau sicher 
gestaltet werden. Während Getriebe verhältnismäßig einfach umhüllt werden können, 
ist dieses bei den maschinell angetriebenen Werkzeugen weniger leicht; sie sind daher 
möglichst der Berührung zu entziehen und sollen nur so weit frei laufen, als es un- 
bedingt erforderlich ist. 

Wie die Erfahrung lehrt, werden aber die Maschinen. Transmissionen u. a. 
häufig in Betrieb genommen, ohne daß die vorsehriftsmäßige Schutzeinrichtung ange- 
bracht ist. Solange eine gesetzliche Verpflichtung der Lieferanten, stets die erforder- 
lichen Schutzvorrichtungen anzubringen, fehlt, müssen die Maschinenfabriken gezwungen 
werden, dieser Frage mehr als bisher ihr Interesse zu widmen. Einige Berufsgenossen- 
schaften haben die Maschinenfabriken haftpflichtig gemacht, wenn die neuen Maschinen 
ohne Schutz geliefert wurden und Unfälle vorkamen. Andere führen diejenigen Fa- 
briken dem Namen nach auf, die guten Schutz und jlie gar keinen Schutz an den 


1) Übermäßig lange Arbeitsdauer kommt namentlich in Betrieben mit ununterbrochenem 
Tag- und Nachtbetrieb vor, wenn ein Wechsel der Schichten stattfindet; auf diese Weise arbeiten 
zuweilen Heizer und Maschinisten in Gasanstalten, Elektrizitätswerken, Papierfabriken, chemischen 
Fabriken, Hüttenwerken 18 bis 24 Stunden. Eine gesetzliche Regelung der Arbeitsschicht hat 
der Bundesrat vorläufig für Bäckereien, Gast- und Schankwirtschaften sowie für Getreidemühlen 
eingeführt. Außerdem ist die Arbeitszeit in einer Reihe gesundheitsgefährlicher Betriebe ein- 
geschränkt (Akkumulatorenfabriken, Thomasschlackenmühlen, Vulkanisierwerkstätten u. a.). 


` 


Heft 6. 
15. März 1913. 


Maschinen 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


6 


Zweekmiibig ist aueh das Verfahren, bei Neuanschalfung von Ma- 


schinen dfranten schriftlich aufzugeben, die bestellten Maschinen unfallsicher 


zu liefer 


ür Werkstatt 
d Laboratorium. 


Bohrmaschine. 
f Engineering 94. S. 424. 1912. 

‚8 Bohrmaschine besitzt genaue und schnell 
tnderliche Geschwindigkeitseinatellung, sie 

d von der Selson Engineering Co. in 
mdon gebaut. Die Geschwindigkeit läßt sich 

. dem Bereiche von 250 bis 1000 Umdrehungen 
per Minute verändern, und die Anderung von 
ler höchsten zur geringsten Geschwindigkeit 
oder in entgegengesetzter Richtung kann in 
5 Sekunden erfolgen. Dies ist erreicht durch 
den Mechanismus, der die Bewegung von der 
Antriebsvorrichtung auf die eigentliche Bohr- 
maschine überträgt. Der Mechanismus besteht 
nämlich in bekannter Weise aus zwei kegela 
förmigen Wellen mit parallelen Achsen, von 
denen die Triebwelle ihr verjüngtes Ende nach 
oben richtet, während bei der angetriebenen 
Welie dieses nach unten zeigt. Durch Ver- 
schieben des die Wellen verbindenden Treib- 


, Tiemens läßt sich daber die Geschwindigkeit 


leicht verändern. Die Gabel zum Einstellen des 
Riemens gleitet mit einem Zeiger auf einer 
Skala, welche die der Einstellung entsprechende 
Geschwindigkeit angibt, so daß sich die Ge- 
schwindigkeit jederzeit leicht kontrollieren läßt. 
Die Maschine ist eingerichtet zum Bohren von 
Löchern von den kleinsten Durchmessern an 
bis zu solchen von ®/, Zoll (19 mm). Mk. 


Wolfram als Ersatz für Platin. 

Elektrot. u. Maschinenbau 31. S. 21. 1913. 
’ C.G.Fink von der General Electric Cy. 
‘in Harrison (New-York) hat auf dem vorjährigen 
Internationalen Chemiker-Kongreß über Wolfram 
gesprochen und diesem Metall eine Reihe von 
Eigenschaften nachgerühmit, die es für vielfache 
technische Zwecke geeignet erscheinen lassen. 

Seine große Härte, hohe Leitfähigkeit und 
niederer Dampfdruck empfeblen es für Kontakte 
und zu Heizzwecken, man kann damit Tempe- 
raturen bis 18C0° erreichen, wenn man es mit 
einem indifferenten Gase umgibt. Fink hat 
sogar Thermoelemente Wolfram-Molybdin her- 
gestellt, die noch verwendbar waren, wo Platin- 
Platinrhodium-Elemente bereits versagen. Die 
EMK steigt mit der Temperatur bis 12,5 Milli- 


(Schluß folgt.) 


volt bei 540°, sinkt dann und wird null bei 
1300°, darüber hinaus kehren sich die Pole um. 

Wolfram läßt sich zu Drähten von 0,C05 mm 
Durchmesser ziehen, die man zur Aufhängung 
von Nadeln in Galvanometern u. dergl. benutzen 
kann, ev. auch zu Fäden in Fernrohren. 

Das Metall ist paramagnetisch, eignet sich 
daher zu Federn in Uhren und elektrischen 
Meßinstrumenten. 

Fink empfiehlt das Wolfram sogar für feinere 
Gewichte, weil es hart und luftbeständig ist. 

(1 kg Wolfram kostet bei C. A. F. Kahl- 
baum 9 M, chemisch rein etwa 200 M.) 


s 


Glastechnisches. 


Neue Anordnung der Mefsstriche 
an Glasgefälsen. 
Von C. Goebel. 
Chem.-Zty. 37. S. 140. 1913. 


Die bisherigen Teilungen an Glasgefäßen 
sind in der Regel in der Weise angeordnet, 
daß die Striche rechtwinklig zur Hauptachse 
des Gerätes (z. B. des Zylinders, der Bürette) 
und zwar an der Außenseite des Gerätes ver- 
laufen. Anders bei der Teilung nach Goebel. 
Hier befindet sich die Teilskala, wenn es die 
Zweckmäßigkeit erheischt, auch an der Innen- 
seite des Gefäßes. Der Verlauf der Graduierung 
ist mannigfach. So sehen wir die Teilungen an 
Linien angebracht, die schräg ansteigend, spi- 
ralig gewunden oder zickzackförmig verlaufen. 
Es ist klar, daß sich auf einer Linie, die mit 
der Hauptachse des Geräts einen kleineren als 
einen rechten Winkel bildet, bedeutend mehr 
Teilstriche anordnen lassen, als bei einer senk- 
recht zur Hauptachse gerichteten Teilung. Je 
kleiner der Winkel wird, den die Spirallinie oder 
die schräge Linie mit der Hauptachse des Ge- 
fäßes bildet, desto mehr Marken können auf die 
Linie aufgetragen und um so genauer auch die 
Höhenstandsmessungen der im Gerät vorhan- 
denen Flüssigkeitsmengen ausgeführt werden. 
Am zweckmäßigsten erscheint die Zickzack- 
linie, da bei dieser der Beobachter nicht den 
Standort beim Ablesen der jeweiligen Höhen 
der Flüssigkeit zu wechseln oder das Gerät um 
seine Horizontalachse zu drehen braucht, wie 


62 


dieses bei einer spiralférmigen Meßlinie der 
Fall sein würde. 

Die vorstehend beschriebene Art, die Teilung 
anzuordnen, ist als D. R. P. geschützt. 

Bem. des Ref. Natürlich müßte auch bei 
dieser Skalenanordnung jedesmal eine Justie- 
rung der Teilung stattfinden, um die Glasgeräte 
als vollwertig bezeichnen zu können; die schief- 
linige Skala jedoch als stempelartigen Aufdruck 
oder Eindruck auf das Glasgerät aufzutragen, 
ist vom glastechnischen Standpunkt aus als 
nicht ganz unbedenklich zu bezeichnen. R. 


Über die Oberflächenspannung 
von Silikat- und Borosilikatglisern. 
Von E. W. Tillotson jr. 

Journ. Ind. Eng. Chem. 4. S. 651. 1912. 

Die Obeiflachentension der Silikatgläser 
ist eine lineare Funktion ihrer Zusammen- 
setzung. Dieselbe kann nach der Formel 
T=apı + ap: +...a,p, mit binreichender 
Genauigkeit berechnet werden. In dieser Formel 
ist T die gesuchte Oberflachentension des Gla- 
Ses, a, a,... die Oberflächentension der im Glase 
vorhandenen Oxyde und p,p,... der Prozent- 
gehalt an diesen Oxyden. Die Werte a sind 
für Kieselsäure 129, Borsäure 45, Bariumoxyd 195, 
Calciumoxyd 323 und Natriumoxyd 160. R. 


Plan eines Seminars für Lehrer an 
gewerblichen Fortbildungsschulen}). 
Handwerks- Zeitung 13. S. 36. 1913. 

Das Königl. Preuß. Landesgewerbe- 
amt hat einen Plan für die künftige Gestaltung 
der Ausbildung von Fortbildungsschullehrern 
im Hauptamt ausgearbeitet. Dem Plan liegt 
die Errichtung eines Seminars mit einjährigem 
Lehrgang zugrunde, dessen Einrichtung in fol- 
gender Weise gedacht ist. Zugelassen werden 
Handwerker und Techniker, die mindestens drei 
Jahre praktisch tätig gewesen sind und eine 
ausreichende allgemeine Bildung nachweisen 
können, ferner Berufslehrer, die die zweite 
Lehrerprüfung bestanden haben und bereits im 
Nebenamt als Fortbildungsschullehrer tätig ge- 
wesen sind. Die Aufnahmeprüfung zerfällt in 
einen fachlichen und einen allgemeinen Teil. 
Die fachliche Prüfung kann, der Vorbildung 
des Bewerbers entsprechend, entweder für 
die Metallgewerbe, die Baugewerbe oder die 
schmückenden Gewerbe abgelegt werden. Für 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1912. S. 223. 


Gewerbliches — Kleinere Mitteilungen. 


Deutsche 
chaniker-Ztg. 


andere Gewerbe wären Bev 
nahmefällen zuzulassen. Be 
mindestens viersemestrigen 
preußischen anerkannten Fac 
stehen der Abgangsprüfung bee 
von der fachlichen Aufnahmep! 
Die allgemeine Prüfung kann a 
Schulzeugnissen erlassen werden. N. 

des Seminars soll Praktiker und Pä zur 
Erteilung des Unterrichts in Gesclpd 
Bürgerkunde, ferner im vrberitenden 
und im Zeichnen der gemischtberuflichen\ 
befähigen, ferner die Praktiker für den X, 
richt in der Berufskunde und im Zeichnen . 
Faches vorbereiten. Die Pädagogen wer: 
demnach auf das Zeichnen, die Praktiker ñ 
Übungen im Unterrichten mehr Zeit verwend 
müssen. Der Unterricht soll umfassen: Ge 
schäftskunde, Bürgerkunde, Behandlung de 
Zeichenlehrgänge für die Hauptberufe mit 
technologischen Erläuterungen, Gesundheits- 
lehre und Pädagogik. Die Schule soll die haupt- 
amtlichen Lehrer so vorbereiten, daß sie von 
Anfang an sowohl den fachlichen wie geschifts- 
kundlichen Unterricht erteilen, als auch an der 
Staatsbürgerlichen und allgemeinen „Erziehung 
der Fortbildungsschüler erfolgreich mithelfen 
können. 


| 
| 
| 


—— 


Kleinere Mitteilungen. 


Radliumgewinnung in Australien’). 

Die Radium Hill Company Lim. in Sid- | 
ney hat kürzlich ihre Jahresversammlung abge- | 
halten, auf der der Vorsitzende bekanntgab, 
daß es endlich gelungen sei, fast chem'sch 
reines bromsaures Radium herzustellen. ls 
Beweis legte er eine Analyse des Professct 
Pollock von der Universität Sidney vor, d 
den Gehalt des ihm überlassenen Musters mi 
98,4 °% angab. 

Die Erzreserven der Gesellschaft wurden mil 
91500 ¢ angegeben. Daraus sollen sich 30 500 ¢ 
Konzentrate herstellen lassen, die bromsaures 
Radium im Werte von 18 Millionen Mark ent- 
halten sollen. 

Nachdem jetzt die Schwierigkeiten über- 
wunden sind, hofft man von Ende Januar ab 
regelmäßig bromsaures Radium liefern zu 
können. 

Das Kapital der Gesellschaft wurde von 
32000 £ auf 40000 £ erhöht. 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1911. S. 83. 


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Ar. 94] 10; 


Heft 6. 
15. März 1913. 


Bücherschau. 


E. Müllendorff, Taschenbuch für Schiedsrichter 
und Parteien. 8°. VIII, 69S. Berlin, Carl 
Heymann 1912. In Leinw. 1,60 M. 

Der bekannte Vorsitzende des Vereins be- 
ratender Ingenieure hat auf Veranlassung seines 
Vereins dieses kleine Büchlein geschrieben, 
offenbar weil man jetzt in Kreisen der Technik 
immer mehr dazu übergeht, Streitfragen durch 
Schiedsspruch zu erledigen. Hierbei ist es nicht 
unwesentlich, daß auch die gesetzlich vorge- 
schriebenen Formalitäten erfüllt werden, damit 
sich nicht an den Schiedsspruch noch ein Ver- 
fahren vor den ordentliehen Gerichten anschließen 
kann. Der Verf. hat seine ‘Aufgabe vom prak- 
tischen Gesichtspunkte angefaßt, indem er an 
die einzelnen Teile des Sehiedsverfahrens au- 
knüpfend die gesetzlichen und die praktischen 


Bücherschau. — Patentschau. 03 


Mechaniker, die ja z. B. in ihren Lehrverträgen 
das Schiedsverfahren bei Streitigkeiten einge- 
führt haben, ist das Buch von Interesse und 
Wichtigkeit. 


J. Franz f, Der Mond. 2. Aufl. 8% 120 S. 
mit 34 Abb. u. 2 Doppeltafeln. Leipzig, 
B. G. Teubner 1912. (Aus Natur und Geistes- 
welt Bd. 90.) In Leinw. 1,25 M. 


S. Oppenheim, Das astronomische Weltbild im 
Wandel der Zeit. 2. Aufl. 8%. 134 S. mit 
19 Abb. Leipzig, B. G. Teubner 1012. 
(Aus Natur und Geisteswelt Bd. 110.) In 
Leinw. 1,25 M. 


A. Marcuse, Astronomie in ihrer Bedeutung 
für das praktische Leben. 8°. 99 S. mit 
26 Abb. Leipzig, B. G. Teubner 1912. 
(Aus Natur und Geisteswelt Bd. 378.) In 


Erfordernisse erläutert. Auch für die deutschen Leinw. 1,25 M. 
e — 


Patentscha u. 


Verfahren zur Herstellung von Quarzglasgegenstanden, dadurch gekennzeichnet, 
daß Quarzpulver auf einen Quarzglaskern von einer für den herzustellenden Quarzglaskörper 
zweckmäßigen Form, und zwar in geeigneter Verteilung über seine 
ganze Oberfläche oder Teile davon aufgestreut und gleichzeitig durch 
Erhitzung des Kernes und des Pulvers an den Kern angeschmolzen 
wird. The Silica Ltd. in London. 9. 8 1910. Nr. 241 260. Kl. 32. 


Photometer, dessen lichtempfindliche Zelle 
durch einen unter der Einwirkung eines fort- 
gesetzten schnellen Beleuchtungswechsels in 
pulsierende Form übergeführten Gleichstrom 
gespeist wird, dadurch gekennzeichnet, daß 
dieser pulsierende Gleichstrom, nachdem er durch geeignete Mittel, z. B. einen Transformator 
9 10, von seiner Gleichstromkomponente ganz oder teilweise befreit worden ist, über einen 
Kommutator zum Meßinstrument geht. Gesellschaft f. elektrotechn. Industrie in Berlin. 
19. 2. 1911. Nr. 241638. Kl. 42. 


1. Verfahren zum Magnetisieren permanenter Magnete mittels einer am besten aus we- 
nigen Windungen oder einem einzigen Leiter bestehenden Wicklung, dadurch gekennzeichnet, 
daß der magnetisierende Strom aus der Sekundärwicklung eines Transformators in der Form 
eines Stromstoßes entnommen wird, der beim Abschalten oder beim Einschalten der mit Gleich- 
strom erregten primären Wicklung entsteht. 

2. Verfahren nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Transformator mit Wechsel- 
strom erregt und seine Primärwicklung in dem Moment abgeschaltet wird, in welchem der Strom 
durch Null gebt, so daß die Magnetisierung bestehen bleibt, die dem der Abschaltung voraus- 
gegangenen Scheitelwert des Stromes entspricht. E. Beckmann in Hannover. 14. 3. 1911. 
Nr. 241 705. Kl. 21. : 


64 


Patentschau. — Vereinsnachrichten. 


Deutsche I 
_Mechaniker-Ztg. 


Einrichtung eines Vakuummeters nach Mc Leod mit abgekürztem Barometerstand, 
dadurch gekennzeichnet, daß der Quecksilberballon a unter Vakuum steht und dieses Quecksilber 
durch einen geringen Luftdruck, der durch einen Hahn o. dgl. reguliert 


wird, zum Ansteigen gebracht wird. ReginaElektrizitats-Gesell- 
schaft in Cöln-Sülz. 21. 5. 1910. Nr. 241753. Kl. 42. 


Einzelobjektiv aus drei Linsen mit einer sammelnien und 
gegen die Blende konvexen und’einer zerstreuenden und gegen die 
Blende konkaven Kittflache und mit größerer Exponentendifferenz an der 
sammelnden als an der zerstreuenden Kittflache, dadurch gekennzeichnet, 
daß die der Blende zugewandte Außenlinse aus geschmolzenem Quarz 
C. Zeiss in Jena. 22. 3. 1910. Nr. 242170. Kl. 42. 


besteht. 


Selenphotometer nach D. R. P. 234760, dadurch gekenn- 


zeichnet, daß zwecks Vergrößerung der Meßgenauigkeit in den Strom- 


sekundären 
21. 1. 1911. 


kreis der 
D. Timar in Berlin. 


Transformatorwicklung 
Nr. 242751; Zus. z. D. R. P. 234760. Ki. 42. 


noch ein Kondensator eingeschaltet ist. 


— ee 


Vereinsnachrichten. 


—_—____ -—_-~ 


Todesanzeigen. 


Am 22. Februar starb im 75. Lebens- 
jahre unser langjähriges, treues Mitglied 


Hr. August Becker. 


In dem Dahingeschiedenen betrauern 
wir einen Mitbegründer unseres Zweigver- 
eins und einen unserer hervorragendsten 
Fachgenossen, der trotz seines hohen Alters 
in unserer Kunst und für ihre Interessen 
tätig war, so lange es seine Kräfte ihm 
erlaubten. Wir werden sein Andenken stets 
in hohen Ehren halten. 


Der Vorstand des Zweigvereins 
Göttingen. 
E. Ruhstrat, 
Vorsitzender. 


Am 4. März 1913 verschied nach 
kurzem, schweren Leiden der alleinige In- 
haber der Firma Julius Brückner & Co., 
Glasinstrumentenfabrik in Ilmenau, 


Hr. Kommerzienrat Eduard Lange 
in Gotha. 


Wir verlieren in dem Heimgegangenen 
ein in allen Kreisen hochgeachtetes, von 
regem Schaffensgeist durchdrungenes Mit- 
glied, dem wir allezeit ein ehrendes Ge- 
denken bewahren werden. 

Verein Deutscher Glasinstrumenten- 

Fabrikanten zu Ilmenau. 
Rudolf Holland, 
Vorsitzender. 


Für die Redaktion verantwortlich: 


A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


D. G. f. M.u. O. Abt. Berlin, E.V. 
Sitzung vom 25. Februar 1913. Vorsitzender: 
Hr. W. Haensch. 


Hr. Baurat B. Pensky spricht über „Mo- 
derne Massenfabrikation von Stahlstempeln zum 
Aufschlagen auf Metalle“. Das Verfahren be- 
ruht auf dem D. R. P. Nr. 190771 Kl. 75 vom 
31.8. 1906 (Franz de Buigné in Wien). Man 
graviert das Stempelbild zunächst auf die 
übliche Weise in Stahl und prägt es dann in 
Kupfer ab. Hierauf wird es mittels der so er- 
haltenen Matrize durch einfaches Abdrücken 
auf Stahl übertragen. Dies läßt sich mit aus- 
gezeichnetem Erfolge ausführen, indem man eine 
besondere, von Böhler gelieferte Stahlsorte be- 
nutzt, die sich fast bis zum Schmelzen erwärmen 
und später doch noch härten läßt. Diese 
Stempel stellen sich naturgemäß wesentlich 
billiger, sofern es sich um Anfertigung einer 
größeren Anzahl desselben Schnittes handelt; 
sie werden angefertigt von der Magdeburger 
Gravieranstalt vorm. Edm. Koch & Co. 
(Magdeburg, Königgrätzer Str. 20; Vertreter für 
Berlin Arthur Schoenwerk, 814, Prinzen- 
str. 55). — Der Vortrag wurde durch eine große 
Zahl von Proben erläutert; an ihn schloß sich 
eine längere Diskussion, in der der anwesende 
technische Leiter der Magdeburger Fabrik, Hr. 
E. Andreas, eine Reihe von Fragen beant- 
worlete. 


Zur Aufnahme hat sich gemeldet und zum 
ersten Male verlesen wird Hr. Held, Mechaniker 
beim Kaiser- Wilhelm-Institut; Dahlem. 

Bl. 


Verlag von Julius 8pringer in Berlin W. 9. — Druck von Emil} Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 
Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 7. 1. April. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Der Arbeiterschutz und seine Beziehungen zu den optischen und mechanischen Gewerben. 
Vortrag, 
gehalten in der Abteilung Berlin der D. G. f. M. u. O. am 21. Januar 1913 


von Gewerberat Dr. A. Bender in Charlottenburg. 
(Schluß.) 


Eine sehr wichtige Rolle spielt die Mitwirkung der Arbeiter!) bei der Unfall- 
verhütung. Die von den Arbeitern verschuldeten Unfälle sind von 27%, i. J. 1887 
auf 41 °/, i. J. 1907 gestiegen, während die von den Unternehmern verschuldeten Un- 
fälle von 20°/, i. J. 1887 auf 12°/, i. J. 1907 gefallen sind. 29°/, der selbstver- 
schuldeten Unfälle beruhen auf Unachtsamkeit usw., 12°/, auf vorschriftswidrigem 
Handeln, Neckerei, Beseitigen von Schutzvorrichtungen usw. Diese Zahlen erläutern, 
daß durch Anwendung praktischer Sicherheitsvorrichtungen die Zahl der Unfälle ein- 
geschränkt werden kann. Anlderseits zeigen sie, daß diejenigen Unfälle, deren Ver- 
hütung fast ausschließlich von der Sorgfalt, der Disziplin und der Weitsichtigkeit der 
Arbeiter abhängt, eine beklagenswerte Zunahme erfahren haben. Es muß daher von 
den Arbeitern verlangt werden, daß sie sich der Gefahren bei der Arbeit bewußt bleiben 
und vorhandene Schutzvorrichtungen nicht aus Bequemlichkeit entfernen oder un- 
benutzt lassen. 

Wichtiger als die Entschädigung ist die Verhütung der Unfälle, und wichtiger 
als die auskömmlichste Entschädigung ist im allgemeinen Interesse der Wohlfahrt und 
der Arbeiter selbst, daB diese unverletzt im Besitze ihrer ungeschmälerten Arbeitskraft 
dem Staate, dem Betrieb, ihren Familien und sich selbst erhalten bleiben. Eine wirk- 
samere Beihilfe der Arbeiter für die Unfallverhütung ist daher im Interesse der Volks- 
wohlfahrt unerläßlich. 

Die Gründe für das fehlende Interesse sind leicht erkennbar. Während der 
Arbeitgeber regelmäßig durch die Besuche der Gewerbeaufsichtsbeamten auf die Ge- 
fahren des Betriebes aufmerksam gemacht und außerdem durch eine umfangreiche 
Literatur auf dem laufenden gehalten wird, findet sich zur Belehrung der Arbeiter 
bei der Besichtigung dureh die Beamten gewöhnlich wenig Zeit und Gelegenheit. Infolge- 
dessen hat der Arbeitnehmer, der ohnehin einen geringeren Bildungsgrad besitzt, für 
die Gefahren des Betriebes und die Bedeutung der Unfallverhütung meist ein recht 
unzulängliches Verständnis. Erst neuerdings haben Arbeitgeber und Gewerbeaufsichts- 
beamte, ferner die Organisationen der Arbeitgeber und Arbeiter sich bemüht, in den 
Kreisen der Arbeitnehmer ein erhöhtes Interesse für den Schutz gegen die Gefahren 
des Betriebes zu erwecken. 

Mit Recht hat man verlangt, daß in den Fortbildungsschulen ständiger Unter- 
richt über die Unfallverhütung und erste Hilfe bei Unfällen eingeführt wird. In Char- 
lottenburg sind bereits für die Fortbildungsschüler gewerbehygienische Vorträge ge- 


1) Vgl. Leitfaden von Dr. Bender, Verlag von A. Seydel, Berlin 1912. Concordia 1910. 
S. 265; ferner Dr. Bender, Gewerbl. Gesundheitspflege, Stuttgart 1906. S. 96 bis 106; Soziale 
Praxis 1907. S. 918; Zeitschr. f. Gewerbehygiene, Wien, 1907. S. 107; Sozialtechnik 1909. Heft 10. 
1910 S.29 u.a. Es bleibt vorbehalten, auf diese Frage in einem weiteren Aufsatze noch 
einzugehen. 


Deutsche 


66 A. Bender, Arbeiterschutz. Mechaniker-Ztg. 


halten, denen sieh Führungen in der Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt anschlossen; 
auch hat eine große Maschinenfabrik für ihre Lehrlinge, die im eigenen Werke Fort- 
bildungsunterricht erhalten, den Unterricht für Unfallverhütung eingeführt. Noch größeren 
Erfolg verspricht ein obligatorischer Unterricht über Unfall- und Krankheitsverhütung 
für alle Fortbildungsschüler. 

Eine besonders wichtige Rolle spielt in dieser Frage die Begründung von 
Arbeiterschutzkommissionen, die in der Fabrik für Verbesserungen der Unfallschutz- 
vorrichtungen zu sorgen haben. Die erfolgreiche Tätigkeit einer derartigen Kommission 
einer großen Maschinenfabrik sei hier erwähnt. Es war ihr die Aufgabe gestellt, die 
Unfallverhütungstechnik zu fördern, Vorschläge für entsprechende Einrichtungen aus- 
zuarbeiten und im Falle eines Unfalls die Ursachen festzustellen, ferner die Vorarbeiter, 
Meister und Betriebsingenieure auf mangelhafte Einrichtungen oder Maschinen auf- 
merksam zu machen. Zu dem Zwecke soll die Kommission allwöchentlich einmal ent- 
weder geschlossen oder in zwei bis drei Abteilungen eine Besichtigung einzelner Ab- 
teilungen des Werkes vornehmen und bei etwa vorkommenden Unfällen einen Lokaltermin 
veranlassen, um ein Gutachten über den Vorfall geben zu können. Die Zahl der Un- 
fülle sank nach der Einführung der Schutzkommission fortgesetzt, obwohl zur Aus- 
nutzung der Konjunktur die stärkste Anspannung aller Arbeitskräfte erforderlich war. 

Es ist zu wünschen, daß Kommissionen ähnlicher Art mehr wie bisher Ver- 
breitung finden, um das Interesse für die Mitwirkung der Arbeiter für Unfall- und 
Krankheitsverhütung zu erhöhen. 

Von Bedeutung ist es ferner, daß in der Arbeiterpresse der Unfallverhütung 
mehr als bisher Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Zeitungen können sich ein großes 
Verdienst um das Wohl der Arbeiter erwerben, wenn sie zur Vorsicht in der Berufstätigkeit 
nachdrücklich ermahnen. In diesem Zusammenhange ist auch die Alkoholfrage zu er- 
wähnen. Nach der Unfallstatistik ist der Montag derjenige Tag, der die meisten Un- 
fälle aufweist. Diese erhöhte Unfallziffer dürfte mit auf die Nachwirkungen der sonn- 
täglichen Vergnügungen (Ermüdung, Alkohol usw.) zurückzuführen und ein Beweis für 
die Einwirkung des Alkohols auf die Unfallhäufigkeit sein. Eine Belehrung der Arbeiter 
über die Schädigungen ihrer Gesundheit und Arbeitskraft durch übertriebenen Alkohol- 
genuB ist daher auch im Interesse der Betriebssicherheit dringend geboten. 


Einige Bemerkungen über die Erfolge der Unfallverhütung werden Sie sicher 
interessieren: ` 

Die Gesamtzahl der Unfälle hat eine bedauerliche Zunahme von 5,4 Verletzten 
i. J. 1890 auf 8,4 Verletzte i. J. 1908 erfahren‘). Wir sind daher noch weit davon ent- 
fernt, daß die Zahl der neuen Rentenempfänger annähernd der Zahl der ausscheidenden 
Rentenempfänger entspricht. Während die versicherten Personen (Gewerbe-Unfallver- 
sicherung) von etwa 5 Millionen auf etwa 9 Millionen (80 °/,) zugenommen haben, ist 
die Zahl der entschädigten Unfälle um 190 °/, (von 26 000 auf 75000) gestiegen. 

Dieses unerfreuliche Wachsen der Betriebsunfälle hat mit Recht lebhafte Be- 
sorgnis erregt und den Wunsch nach Aufklärung hervorgerufen. Die Vermutung, daß 
die große Zunahme der Unfälle sich durch die Vorherrschaft der Maschinen im modernen 
Fabrikbetriebe erklären ließe, hat sich als Irrtum erwiesen’). Im Gegenteil hat sich 
gezeigt, daß die durch maschinelle Einrichtungen verursachten Unfälle fortgesetzt eine 
Abnahme erfahren haben. Die Revisionstätigkeit der staatlichen und technischen Auf- 
sichtsbeamten, die sich vorwiegend auf den Schutz dieser Einrichtungen bezieht, ist 
daher keine vergebliche gewesen. Wenn trotzdem die Zahl der Unfälle zugenommen 
hat, so ist diese bedauerliche Tatsache auf eine Reihe von Momenten zurückzuführen, 
insbesondere auf das schnellere Arbeiten infolge des Aufschwunges von Handel und 
Industrie, ferner auf den Mangel an geschulten Arbeitern (Arbeiterwechsel, fremde Ar- 
beiter) und das Verschulden der Arbeiter. Hierzu kommt noch die Erweiterung, die 
der Begriff ,Betriebsunfall* erfahren hat. Eine besondere Hervorhebung verdient die 
Tatsache, daß die Zunahme der Unfälle sich nur auf die leichten Unfälle bezieht, wäh- 
rend die schweren Unfälle ganz erheblich abgenommen haben. 


1) Nach Bauer und Gary, 26 Jahre Unfallverhütung. Berlin, A. Seydel 1910. 
2) Dr.-Ing. Barten, Notwendigkeit, Erfolge und Ziele der Unfallverhütung. Lichterfelde, 
A. Troschel 1909. 


Heft’ 7. 
1. April 1913. A. Bender, Arbeiterschutz. 67 


Fragen wir, wieviel Unfälle von den Arbeitgebern und von den Arbeitnehmern 
verschuldet sind, so ergibt sich für das Jahr 1907 (berechnet auf 100 Unfälle): 


Schuld des | Schuld des 
Arbeitgebers | Arbeiters 


Gewerbe-, Bau- und See-Unfallversicherung. . - . . -...1 12 41 
Maschinen .. . si A AR Pe ee ee a 19 52 
Alle anderen Rintiehtunzen wie tel ag, Nat. “gs SR ee. a ee GP tae ae. ee. 7 10 38 
Fall von Leitern usw... . . 1. 1. ee ee ee ee 10 50 
Verladen . Wee ee ote Eat A id ons ny ES te Ge te 5 34 
FONW 3. 000. von TS de wee na ee A A 6 34 
Handwerkszeug 2 41 


Diese Zahlen dürften wohl recht eindringlich lehren, daß ohne ein regeres 
Interesse der Arbeiter eine erhebliche Abnahme der Unfälle nicht zu erwarten ist (vgl. 
oben S. 65). Sollte nach dieser Richtung nicht Abhilfe erfolgen, so besteht die Ge- 
fahr, daß die wachsenden Lasten des Unfallschutzes ernstlich den deutschen Wettbewerb 
auf dem Weltmarkt beeinträchtigen werden. Die Maßnahmen zur Erweckung eines leb- 
‚haften Interesses der Arbeiter für die Unfallverhütung gewinnen hiernach eine be- 
sondere Bedeutung. 

Auf der anderen Seite fehlt es allerdings auch nicht an Unternehmern, die 
es mit ihrer Pflicht, Unfälle zu verhüten, nicht ernst nehmen und Schutzvorrichtungen 
nieht anbringen, weil sie Kosten verursachen oder „weil die Anlage schon lange Jahre 
im gleichen Zustande sich befindet und noeh nie etwas passiert ist“. Es darf aber ge- 
hofft werden, daB die Erkenntnis, welche Bedeutung der Arbeiterschutz auch in wirt- 
schaftlicher Beziehung besitzt, künftig immer mehr in die Kreise der Arbeitgeber und 
Arbeitnehmer dringen wird. 


Es ist Ihnen sicher erwünscht, nach diesen allgemeinen Ausführungen über die 
Unfall- und Krankheitsverhütung einiges über die Verhältnisse in Ihrem Berufe zu hören. 
Ich will hierbei vorweg schicken, daß die Unfallstatistik für die Berufsgenossenschaft 
der Feinmechanik recht günstige Ergebnisse verzeichnet, wie folgende Angaben erläutern: 


Verletzte auf 1000 Vollarbeiter i. J. 1909 


Berufsgenossenschaften und deren Gruppen | überhaupt | Tod 


Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft . . . 2 2 2 2 2 2 nn © 19,96 | 2,00 
Steinbruchs-Berufsgenossenschaft. . . 2 2 2 2 2 2 2 2 0. 15,83 1,67 
Müllerei-Berufsgenossenschaft . 2 220 nr nn. 14,20 1,05 
Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaften . . . ...... ° 10,45 0,52 
Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie . . . 2. 2... 8,63 0,65 
Staatseisenbahnen, Post und Telegraphen . . . . 2 2202. 1,23 1,00 
Metall-Berufsgenossenschaften . . . in 6,58 0,13 
Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik TE 5,76 0,22 
Glas-Berufsgenossenschaft . . . . . 2 1 2 2 ee ew ee 4,65 0,30 
Textil-Berufsgenossenschaften . . . Be As te we u ie 2,86 0,11 
Gewerbe-, Bau- und See- Untaliversicharung TEREE E 8,79 0,72 


Wesentlich ungünstiger liegen die Verhältnisse hinsichtlich der Krankheits- 
gefahren. Ich beziehe mich hierbei auf die umfassenden Untersuchungen der Leipziger 
Ortskrankenkasse'), die namentlich für Tuberkulose recht hohe Krankheitszahlen 
nachweisen. 


1) Krankheits- und Sterblichkeitsverhältnisse in der Ortskrankenkasse für Leipzig und 
Umgegend. Untersuchungen über den Einfluß von Geschlecht, Alter und Beruf. Bearbeitet im 
Kaiserl. Statistischen Amt — Abteilung für Arbeiterstatistik — unter Mitwirkung des Kaiserl. 
Gesundheitsamtes. 4 Bände mit 4 graphischen Tabellen und 104 Zeichnungen im Texte. Berlin, 
Carl Heymann 1910. Referat von Dr. Bender in Technik u. Wirtschaft 3. S. 349. 1910. 


Deutsche 
SO a N e es rm 


Auf 1000 Männer kommen Krankheitstage 


Alter 
15 bis 341 Jahre | 35 bis 54Jahre | 55 bis 74 Jahre 


a) in allen Berufen durchschnittlich 529 858 324 
b) für Uhrmacher, Optiker, Mechaniker 770 1226 1445 


Es wäre aber verfehlt, diese hohen Zahlen ausschließlich auf die speziellen 
Berufsschädigungen zurückzuführen; denn für die Krankheitsziffern macht sich gewöhn- 
lich in erster Linie die Auslese bei der Wahl des Berufes geltend. Da für den 
Mechanikerberuf große Körperkräfte nicht erforderlich sind, werden sich dieser Tätig- 
keit viele zuwenden, die der Tuberkulose mehr ausgesetzt sind als andere und sie 
vielleicht auch schon in den Beruf mitbringen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß 
außer den eigentlichen Gesundheitsschädigungen innerhalb der gewerblichen Tätigkeit 
auch die Lebensweise außerhalb des Betriebes (Wohnung, Ernährung, Mäßigkeit u. a.) 
eine Rolle spielt. 

Immerhin lehren diese Zahlen, daß man auf die Fragen einer hygienischen 
Einrichtung der Werkstätte und auf gute Haltung bei den Arbeiten in Ihrem Gewerbe 
besonderen Wert zu legen hat, um einen Stamm gesunder Arbeitskräfte heranzuziehen. 
Besondere Beachtung verdienen diese Gesichtspunkte bei der Ausbildung der Lehrlinge, 
der man erfreulicher Weise jetzt mehr als bisher Aufmerksamkeit widmet!). 

Über die zeitliche Arbeitsbeschränkung erwachsener Arbeiter füge ich nur einige 
Bemerkungen an, die sich auf die Sonntagsarbeit beziehen. Maßgebend sind nach 
dieser Richtung folgende gesetzlichen Bestimmungen: 

Im Betriebe von Fabriken, Hüttenwerken und Werkstätten, von Zimmerplätzen 
und anderen Bauhöfen dürfen Arbeiter an Sonn- und Festtagen nicht beschäftigt werden. 
Die den Arbeitern zu gewährende Ruhe hat mindestens für jeden Sonn- und Festtag 24, 
für 2 aufeinander folgende Sonn- und Festtage 36, für das Weihnachts-, Oster- und 
Pfingstfest 48 Stunden zu dauern. Die Ruhezeit ist von 12 Uhr nachts zu rechnen 
und muß bei 2 aufeinanderfolgenden Sonn- und Festtagen bis 6 Uhr abends des 2. Tages 
dauern. In Betrieben mit regelmäßiger Tag- und Nachtschicht kann die Ruhezeit 
frühestens um 6 Uhr abends des vorhergehenden Werktags, spätestens um 6 Uhr 
morgens des Sonn- und Festtags beginnen, wenn für die auf den Beginn der Ruhezeit 
folgenden 24 Stunden der Betrieb ruht. 

Diese Bestimmungen finden keine Anwendung: 1. auf Arbeiten, welche in Not- 
fällen oder im öffentlichen Interesse unverzüglich vorgenommen werden müssen; 2. für 
einen Sonntag auf Arbeiten zur Durchführung einer gesetzlich vorgeschriebenen Inventur; 
3. auf die Bewachung der Betriebsanlagen, auf Arbeiten zur Reinigung und Instand- 
haltung, durch welche der regelmäßige Fortgang des eigenen oder eines fremden Be- 
triebs bedingt ist, sowie auf Arbeiten, von welchen die Wiederaufnahme des vollen 
werktägigen Betriebs abhängig ist, sofern nicht diese Arbeiten an Werktagen vorge- 
nommen werden können; 4. auf Arbeiten, welche zur Verhütung des Verderbens von 
Rohstoffen oder des MiBlingens von Arbeitserzeugnissen erforderlich sind, sofern nicht 
diese Arbeiten an Werktagen vorgenommen werden können; 5. auf die Beaufsichtigung 
des Betriebs, soweit er nach Ziffer 1 bis 4 an Sonn- und Festtagen stattfindet. 

Bei den unter Ziffer 3 und 4 bezeichneten Arbeiten, sofern dieselben länger 
als 3 Stunden dauern oder die Arbeiter am Besuche des Gottesdienstes hindern, sind 
die Gewerbetreibenden verpflichtet, jeden Arbeiter entweder an jedem dritten Sonntage volle 
36 Stunden oder an jedem zweiten Sonntage mindestens in der Zeit von 6 Uhr morgens bis 
6 Uhr abends von der Arbeit frei zu lassen (§ 105e G.-O.). 

Die Sonntagsarbeiten in Anlagen, deren Betrieb nicht unterbrochen werden 
kann oder an Sonntagen unentbehrlich ist (Kisenhiitten, Gasanstalten, Bäckereien usw.), 
ferner die ausnahmsweise Genehmigung der Sonntagsarbeit durch die Gewerbeinspektion 
werden in den §§ 105d und 105f G.-O. geregelt. 

Ich darf hiermit den allgemeinen Schutz für alle Arbeiter verlassen, da Vor- 
schriften über Arbeitsordnung, Lohnzahlung, Zeugnisse u. a. hier nicht zur Erörterung 
kommen sollen, und nunmehr auf den Schutz jugendlicher und weiblicher Arbeiter 
eingehen. 


1) Vgl. Werkstattstechnik 5. S. 286. 1911; Concordia 1911. S. 384. 


i reat A a A. Bender, Arbeiterschutz. 69 


Ich glaube, Ihre Zustimmung zu finden, wenn ich die Bestimmungen über die 
Arbeitszeit nur kurz erwähne. Für Anlagen, in denen mindestens 10 Personen be- 
schäftigt werden (früher „Fabriken“), und Motorwerkstätten kleinen Umfanges gilt 
folgendes : 

Kinder unter 13 Jahren sind von der Beschäftigung ausgeschlossen; solche von 
13 bis 14 Jahren dürfen höchstens 6 Stunden arbeiten. 

Jugendliche Arbeiter von 14 bis 16 Jahren dürfen nicht länger als 10 Stunden 
täglich beschäftigt werden. Die Arbeitsstunden der jugendlichen Arbeiter dürfen nicht 
vor 6 Uhr morgens beginnen und nicht über 8 Uhr abends dauern. Zwischen den 
Arbeitsstunden müssen an jedem Arbeitstage regelmäßige Pausen gewährt werden. 
Für jugendliche Arbeiter, welche nur 6 Stunden täglich beschäftigt werden, muß die 
Pause mindestens '/, Stunde betragen. Den übrigen jugendlichen Arbeitern muß min- 
destens mittags eine einstündige, sowie vormittags und nachmittags je eine halbstündige 
Pause gewährt werden. Eine Vormittags- und Nachmittagspause braucht nicht gewährt 
zu werden, sofern die jugendlichen Arbeiter nicht länger als 8 Stunden beschäftigt 
werden und die Dauer ihrer durch eine Pause nicht unterbrochenen Arbeitszeit am 
Vor- und Nachmittag je 4 Stunden nicht übersteigt. Während der Pausen darf den 
Jugendlichen Arbeitern der Aufenthalt in den Arbeitsräumen nicht gestattet werden 
(Ausnahmen zulässig). Nach Beendigung der Arbeitszeit ist eine ununterbrochene Ruhe 
von 11 Stunden zu gewähren. An Sonn- und Festtagen dürfen jugendliche Arbeiter 
nicht beschäftigt werden. 

Fir Lehrlinge gelten folgende Bestimmungen ($ 127 G.-O.): 

Der Lehrherr ist verpflichtet, den Lehrling in den Arbeiten des Gewerbes zu 
unterweisen, ihn zum Besuche der Fortbildungs- oder Fachschule anzuhalten und den 
Schulbesuch zu überwachen. Er muß entweder selbst oder durch einen geeigneten, 
ausdrücklich dazu bestimmten Vertreter die Ausbildung des Lehrlings leiten, den Lehr- 
ling zur Arbeitsamkeit und zu guten Sitten anhalten und vor Ausschweifungen be- 
wahren; er hat ihn gegen Mißhandlungen seitens der Arbeits- und Hausgenossen zu 
schützen und dafür Sorge zu tragen, daß dem Lehrling nicht Arbeitsverrichtungen zu- 
gewiesen werden, welche seinen körperlichen Kräften nicht angemessen sind. Er darf 
dem Lehrlinge die zu seiner Ausbildung und zum Besuche des Gottesdienstes an Sonn- 
und Festtagen erforderliche Zeit und Gelegenheit nicht entziehen. Zu häuslichen Dienst- 
leistungen dürfen Lehrlinge, welche im Hause des Lehrherrn weder Kost noch Woh- 
nung erhalten, nicht herangezogen werden. 


Ein Ausschluß der Beschäftigung aus Gründen hygienischer Art besteht u. a.: 

für Kinder unter 14 Jahren in Glashütten vor den Öfen oder in Räumen von 
hoher Wärme (Häfenkammern), ferner bei Schleifarbeiten; 

für jugendliche Arbeiter (14 bis 16 Jahre) in Anlagen zur Herstellung von 
Akkumulatoren bei Verrichtungen, die eine Berührung mit Blei oder Bleiverbindungen 
bedingen; in Buchdruckereien beim Ausblasen der Letternkästen; in Glashütten bei 
Zerkleinerungsarbeiten, beim Ätzen, am Sandstrahlgebliise u. a. 

Für erwachsene weibliche Arbeiter in Motorwerkstätten und Anlagen mit min- 
destens 10 Arbeitern (früher ,Fabriken“) gilt folgendes: 

Arbeiterinnen dürfen nicht in der Nachtzeit von 8 Uhr abends bis 6 Uhr 
morgens und am Sonnabend, sowie an Vorabenden der Festtage nicht nach 5 Uhr 
nachmittags beschäftigt werden. Die Beschäftigung von Arbeiterinnen darf die Dauer 
von 10 Stunden täglich, an den Vorabenden der Sonn- und Festtage von 8 Stunden 
nicht überschreiten. Zwischen den Arbeitsstunden muß den Arbeiterinnen eine min- 
destens einstündige Mittagspause gewährt werden. Nach Beendigung der täglichen 
Arbeitszeit ist den Arbeiterinnen eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 
11 Stunden zu gewähren. Arbeiterinnen, welche ein Hauswesen zu besorgen haben, 
sind auf ihren Antrag !/, Stunde vor der Mittagspause zu entlassen, sofern diese nicht 
mindestens 1!/, Stunden beträgt. Arbeiterinnen dürfen vor und nach ihrer Niederkunft 
im ganzen während 8 Wochen nicht beschäftigt werden. Ihr Wiedereintritt ist an den 
Ausweis geknüpft, daß seit ihrer Niederkunft wenigstens 6 Wochen verflossen sind. 

Durch Bundesratsbekanntmachung ist ferner ein Ausschluß von der Beschäftigung 
vorgeschrieben für Akkumulatorenfabriken, Bleihütten, Bleifarbenfabriken, Glashütten u. a. 
Die in einzelnen dieser Betriebe zugelassene Beschäftigung ist von besonderen Be- 
dingungen abhängig gemacht (Glashütten u. a.). 


Dentsche 
70 Glastechnisches. _ Mechan iker-Ztg. 


Es bedarf wohl keiner besonderen Hervorhebung, daß der Schutz der jugend- 
lichen und weiblichen Arbeiter — der, wie erwähnt, der Ausgangspunkt für den Ar- 
beiterschutz war — auch der Kernpunkt dieser Frage ist, und daß namentlich schäd- 
liche Einflüsse durch Staub, Dünste, Gifte, ferner zu starke Beanspruchung (Tragen 
schwerer Lasten) zu vermeiden sind, sowie eine Tätigkeit in zu warmen oder zu kalten 
Räumen. Die Gewerbeordnung bestimmt nach dieser Richtung: 

Gewerbeunternehmer, welche Arbeiter unter 18 Jahren beschäftigen, sind ver- 
pflichtet, bei der Einrichtung der Betriebsstätte und bei der Regelung des Betriebs die- 
jenigen besonderen Rücksichten auf Gesundheit und Sittlichkeit zu nehmen, welche durch 
das Alter dieser Arbeiter geboten sind (§ 120c G.-O.). 

Weiterhin bestehen zur Aufrechterhaltung der guten Sitten folgende Vorschriften: 

Die Gewerbeunternehmer sind verpflichtet, diejenigen Einrichtungen zu treffen 
und zu unterhalten und diejenigen Vorschriften über das Verhalten der Arbeiter im 
Betriebe zu erlassen, welche erforderlich sind, um die Aufrechterhaltung der guten 
Sitten und des Anstandles zu sichern. Insbesondere muß, soweit es die Natur des Be- 
triebes zuläßt, bei der Arbeit die Trennung der Geschlechter durchgeführt werden, so- 
fern nicht die Aufrechterhaltung der guten Sitten und des Anstandes durch die Kin- 
richtung des Betriebes ohnehin gesichert ist. In Anlagen, deren Betrieb es mit sich 
bringt, daß die Arbeiter sich umkleiden und nach der Arbeit sich reinigen, müssen 
ausreichende, nach Geschlechtern getrennte Ankleide- und Waschräume vorhanden sein. 
Die Bedürfnisanstalten müssen so eingerichtet sein, daß sie für die Zahl der Arbeiter 
ausreichen, daß den Anforderungen der Gesundheitspflege entsprochen wird und daß 
ihre Benutzung ohne Verletzung von Sitte und Anstand erfolgen kann ($ 120b G.-O.). 


Ich bin am Schluß meiner Ausführungen angelangt und glaube, daß hier noch 
einige Worte über die Aufgaben der Gewerbeaufsichtsbeamten von Interesse sind. 

Die Beamten sollen in Ergänzung der ordentlichen Polizeibehörden für eine 
möglichst vollständige und gleichmäßige Durchführung der Gewerbeordnung Sorge © 
tragen. Auf Grund ihrer technischen Kenntnisse und amtlichen Erfahrungen sollen sie 
durch sachverständige Beratung und wohlwollende Vermittlung eine Regelung der 
Arbeitsverhältnisse herbeiführen, welche den Arbeitern vollen Schutz gewährt, ohne 
den Unternehmern unnötige Opfer oder zwecklose Beschränkungen aufzuerlegen. 
Arbeitgebern und Arbeitern sollen sie die gleiche Bereitwilligkeit zur Vertretung berech- 
tigter Interessen entgegenbringen und die guten Beziehungen zwischen beiden fördern. 

Es geht hieraus hervor, daB diese Beamten eine Vertrauensstellung einnehmen 
und daB eine rege Fühlung zwischen Unternehmern und Beamten im Interesse der Ge- 
werbetreibenden liegt. Namentlich bei Vornahme baulicher Arbeiten wird zweckmäßig 
vorher der Rat des Beamten beansprucht, um nachträgliche Änderungen zu ersparen. 

Es wäre ein erfreulicher Erfolg meiner Ausführungen, wenn sie Anlaß zu einer 
Förderung der guten Beziehungen nach dieser Richtung geben würden. 


nn 


1. In solchen Räumen, in denen vor dem Ofen 
(Schmelz-, Kühl-, Glüh-, Streckofen) ge- 
arbeitet wird, und in solchen Räumen, in 
denen eine außergewöhnlich hohe Wärme 
herrscht (Häfenkammern und dergleichen), 
darf Knaben unter 14 Jahren und Arbeite- 
rinnen eine Beschäftigung nicht gewährt 
und der Aufenthalt nicht gestattet werden. 
Ausnahmen hiervon kann der Bundesrat zu- 
lassen. 


Beschäftigung von Arbeiterinnen und 
Jugendlichen Arbeitern in Glashütten, 
Glasschleifereien und Glasbeizereien 
sowie Sandbläsereien. 

Reichs-Gesetzblatt 1913. S. 129. (Nr. 16.) 

Auf Grund der §$ 120e und 139a der 
Gewerbeordnung hat der Bundesrat unter 
dem 9. März 1913 die nachstehenden Be- 
stimmungen erlassen: 


I. Die Beschäftigung von Arbeiterinnen und 


jugendlichen Arbeitern in Glashütten, Glas- 
schleifereien und Glasbeizereien sowie Sand- 
bläsereien unterliegt folgenden Beschränkungen: 


. In solchen Räumen, in denen Rohstoffe oder 


Glasabfälle zerkleinert oder gemischt wer- 
den, oder in denen mit flüssigem Fluor- 


Heft 7. Glastechnisches. 71 


1. April 1913. 


wasserstoffe gearbeitet wird, darf Arbeitern 
unter 16 Jahren und Arbeiterinnen eine 
Beschäftigung nicht gewährt und der Auf- 
enthalt nicht gestattet werden. 

3. Mit Arbeiten am Sandstrahlgebläse dürfen 
Arbeiter unter 16 Jahren und Arbeiterinnen 
nicht beschäftigt werden. 

4. Mit Schleifarbeiten dürfen Knaben unter 
14 Jahren und Arbeiterinnen unter 16 Jahren 
nicht beschäftigt werden. Mit denjenigen 
Schleifarbeiten, bei welchen die Glaswaren 
trocken geschliffen werden oder das Schleif- 
rad nicht durch mechanische Kraft ange- 
trieben wird, dürfen auch Arbeiterinnen 
über 16 Jahren nicht beschäftigt werden. 
Ausnahmen von ihrer Verwendung beim 
Trockenschleifen kann die höhere Verwal- 
tungsbehörde auf Antrag des Arbeitgebers 
gestatten, sofern durch zweckentsprechende 
Betriebsanlagen für eine ständige wirksame 
Absaugung des entstehenden Staubes ge- 
Borgt ist. 

5. Junge Leute männlichen Geschlechts zwi- 
schen 14 und 16 Jahren dürfen, soweit deren 
Beschäftigung nach diesen Bestimmungen 
zulässig ist, nur beschäftigt werden, wenn 
durch ein Zeugnis eines von der höheren 


Verwaltungsbehörde zur Ausstellung solcher 


Zeugnisse ermächtigten Arztes dargetan 
wird, daß die körperliche Entwickelung des 
Arbeiters eine Beschäftigung ohne Gefahr 
für die Gesundheit zuläßt. 

Das ärztliche Zeugnis ist vor Beginn der 
Beschäftigung dem Arbeitgeber auszuhän- 
digen, welcher damit wie mit dem Arbeits- 
buche ($ 107 der Gewerbeordnung) zu ver- 
fahren hat. 

Unberührt durch die vorstehenden Bestim- 
mungen bleibt die Befugnis der zuständigen 
Behörden, im Wege der Verfügung für einzelne 
Anlagen gemäß $ 120d, $ 120f Abs. 2 der Ge- 
werbeordnung weitergehende Anordnungen zum 
Schutze des Lebens und der Gesundheit der 
Arbeiter, besonders der jugendlichen Arbeiter 
zu treffen. 


II. In Glashütten, in denen die Glasmasse 
gleichzeitig geschmolzen und verarbeitet wird, 
dürfen für die Beschäftigung junger Leute minn- 
lichen Geschlechts zwischen 14 und 16 Jahren 
bei den Arbeiten vor dem Ofen (Schmelz-, Kühl-, 
Glühofen) die Bestimmungen des $ 136 der Ge- 
werbeordnung mit folgenden Maßgaben außer 
Anwendung bleiben: 

1. Die Arbeitsschicht darf einschließlich der 
Pausen nicht länger als zwölf Stunden, aus- 
schließlich der Pausen nicht länger als zehn 
Stunden dauern. 

Die Gesamtdauer der Beschäftigung darf 
innerhalb einer Woche ausschließlich der 


or 


Pausen sechzig Stunden nicht über- 


schreiten. 

Die Arbeit muß in jeder Schicht durch 
eine oder mehrere Pausen in der Gesamt- 
dauer von mindestens einer Stunde unter- 
brochen sein. Unterbrechungen der Arbeit 
von weniger als einer Viertelstunde kommen 
auf die Pausen in der Regel nicht in An- 
rechnung. Eine der Unterbrechungen muß 
mindestens eine halbe Stunde dauern. 

Die höhere Verwaltungsbehörde kann je- 
doch solchen Betrieben, in welchen die 
jungen Leute in achtstündigen oder kürzeren 
Schichten beschäftigt werden und in denen 
die Beschäftigung der jungen Leute so 
wenig anstrengend und naturgemäß mit so 
zahlreichen, hinlangliche Ruhe gewährenden 
Arbeitsunterbrechungen verbunden ist, daß 
schon hierdurch eine Gefährdung ihrer Ge- 
sundheit ausgeschlossen ist, auf Antrag unter 
Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs ge- 
statten, diese Arbeitsunterbrechungen auf 
die einstündige Gesamtdauer der Pausen 
auch dann in Anrechnung zu bringen 
wenn die einzelnen Unterbrechungen von 
kürzerer als einviertelstündiger Dauer sind; 
eine der Unterbrechungen muß jedoch auch 
in diesen Fällen stets mindestens eine halbe 
Stunde dauern. Diese Erlaubnis darf nur 
erteilt werden, wenn die Dauer der den 
jungen Leuten zwischen je zwei Arbeits- 
schichten gewährten Ruhezeit in Tafelglas- 
hütten mindestens vierundzwanzig Stunden, 
in Huhlglashütten mindestens sechzehn 
Stunden beträgt. 


. Bei Tag- und Nachtbetrieb muß wöchentlich 


Schichtenwechsel eintreten. Diese Bestim- 
mung findet auf diejenigen Glashütten keine 
Anwendung, in denen die Beschäftigung 
so geregelt ist, daß für die jungen Leute 
zwischen je zwei Arbeitsschichten eine 
Ruhezeit von mindestens vierundzwanzig 
Stunden liegt. 


. Während der Pausen für die Erwachsenen 


dürfen junge Leute nicht beschäftigt werden. 


. Zwischen je zwei Arbeitsschichten muß eine 


Ruhezeit von mindestens zwölf Stunden 
liegen. 


. An Sonn- und Festtagen darf die Beschäfti- 


gung nicht in die Zeit von sechs Uhr mor- 
gens bis sechs Uhr abends fallen. Die 
Vorschrift findet, wenn mehrere Festtage 
aufeinander folgen, nur auf den ersten Fest- 
tag Anwendung. 


III. In Glashütten, in denen die Schmelz- 


schicht und die Verarbeitungsschicht mitein- 
ander wechseln, dürfen für die Beschäftigung 
junger Leute männlichen Geschlechts zwischen 
14 und 16 Jahren bei den Arbeiten vor dem 


Ofen (Schmelz-, Kühl-, Glühofen) die Bestim- 
mungen des $ 135 Abs. 5, $ 136 der Gewerbe- 
ordnung mit folgenden Maßgaben außer An- 
wendung bleiben: 


1. Die Gesamtdauer der Beschäftigung darf 
innerhalb einer Woche ausschließlich der 
Pausen nicht mehr als sechzig Stunden be- 
tragen. 

Innerhalb zweier Wochen darf von der 
Gesamtdauer der Beschäftigung in die Zeit 
von sechs Uhr abends bis sechs Uhr mor- 
gens nicht mehr als die Hälfte fallen. 

Die Dauer der Pausen muß für Schichten 
von höchstens zehn Arbeitsstunden minde- 
stens eine Stunde, für Schichten mit längerer 
Arbeitszeit mindestens eine und eine halbe 
Stunde betragen. Unterbrechungen der Ar- 
beit von weniger als einer Viertelstunde 
Dauer werden auf die Pausen nicht in An- 
rechnung gebracht; eine der Pausen muß 
mindestens eine halbe Stunde dauern. 


2. In der Zeit von sechs Uhr abends bis sechs 
Uhr morgens darf die Beschäftigung aus- 
schließlich der Pausen die Dauer von zehn 
Stunden nicht überschreiten. 


3. Während der Pausen für die Erwachsenen 
dürfen junge Leute nicht beschäftigt werden. 


4. Zwischen je zwei Arbeitsschichten muß eine 
Ruhezeit liegen, welche mindestens die 
Dauer der zuletzt beendigten Schicht er- 
reicht. Innerhalb der Ruhezeit ist eine Be- 
schäftigung mit Nebenarbeiten gestattet, 
wenn die jungen Leute vor Beginn oder 
nach dem Ende dieser Beschäftigung noch 
für eine Zeit von der Dauer der zuletzt 
beendigten Schicht ohne jede Beschäftigung 
bleiben. Die Dauer der Beschäftigung mit 
Nebenarbeiten kommt auf die Gesamtdauer 
der wöchentlichen Arbeitszeit in Anrech- 
nung. 


5. An Sonntagen darf die Beschäftigung nur 
einmal innerhalb zweier Wochen in die Zeit 
von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends 
fallen. 


IV. Die Ausnahmen unter II und III finden 
keine Anwendung 

a) auf alle Arbeiten an Strecköfen, 

b) aufdie Herstellung von Spiegel-, Roh-, Draht-, 
Kathedralglas und dergleichen durch Aus- 
walzen flüssiger Glasmasse auf Platten oder 
Tischen, 

c) auf die Arbeit an Maschinen, welche Glas- 
masse automatisch zu Flaschen oder Tafel- 
glas verarbeiten. 


Die Ausnahmen unter III finden keine An- 
wendung auf Glashütten, in denen Weißhohlglas 
einschließlich der Beleuchtungsgegenstände und 
der sogenannten Flakons hergestellt wird. 


72 Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechan iker-Ztg. 


In den unter Abs.2 bezeichneten Glashütten 
darf jedoch abweichend von den Bestimmungen 
des $ 136 Abs. 1 der Gewerbeordnung die Ge- 
samtdauer der Pausen für die jungen Leute 
zwischen 14 und 16 Jahren bei den Arbeiten 
vor den Öfen auf eine Stunde beschränkt werden, 
wenn die tägliche Arbeitszeit einschließlich der 
Pausen nicht mehr als zehn Stunden beträgt, 
und auf ein und eine halbe Stunde, wenn die 
tägliche Arbeitszeit einschließlich der Pausen 
nicht mehr als elf Stunden beträgt. Unter- 
brechungen der Arbeit, die weniger als eine 
Viertelstunde dauern, werden auf die Pausen 
nicht in Anrechnung gebracht. 

Die Landeszentralbehérden sind ermächtigt, 
einzelnen Weißhohlglashütten, in denen die 
Schmelzschicht und die Verarbeitungsschicht 
miteinander wechseln, auf Antrag widerruflich 
zu gestatten, daß die Arbeitszeit der jungen 
Leute zwischen 14 und 16 Jahren, abweichend 
von den Bestimmungen des § 136 Abs. 1 der 
Gewerbeordnung, vor sechs Uhr, jedoch nicht 
vor vier Uhr morgens beginnt, wenn Rücksichten 
auf die Arbeiter dies erwünscht erscheinen lassen. 


V. Für Glashütten, welche von den unter II 
und III nachgelassenen Ausnahmen Gebrauch 
machen, finden die Bestimmungen des § 138 
Abs. 2 Satz 1 der Gewerbeordnung mit folgenden 
Maßgaben Anwendung: 


1. Dasin den Fabrikräumen auszuhängendeVer- 
zeichnis der jungen Leute ist in der Weise 
aufzustellen, daß die in derselben Schicht 
Beschäftigten je eine Abteilung bilden. 

2. Das Verzeichnis braucht in Glashütten der 
unter III bezeichneten Art für die bei Ar- 
beiten vor dem Ofen beschäftigten jungen 
Leute zwischen 14 und 16 Jahren eine An- 
gabe über die Arbeitstage, die Arbeitszeit 
und die Pausen nicht zu enthalten. Statt 
dessen ist dem Verzeichnis eine Tabelle 
beizufügen, in welche während oder un- 
mittelbar nach jeder Arbeitsschicht die vor- 
gesebenen Eintragungen bewirkt werden. 

Die Tabelle muß mindestens über die 
letzten vierzehn Verarbeitungsschichten Aus- 
kunft geben. Der Name desjenigen, welcher 
die Eintragungen bewirkt, muß daraus zu 
ergehen sein. 

Von der Führung der Tabelle können 
einzelne Hütten durch die höhere Verwal- 
tungsbehörde auf Antrag unter Vorbehalt 
deg jederzeitigen Widerrufs für solche im 
einzelnen namhaft zu machende Arbeiten 
entbunden werden, bei denen für die jungen 
Leute zwischen 14 und 16 Jahren nach der 
Art dieser Arbeiten in dem betreffenden 
Betriebe regelmäßig mindestens Pausen von 
der unter III Zitfer 1 bestimmten Dauer ein- 
treten. Über diejenigen Hütten, welche hier- 


Heft 7. 
1. April 1918. 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 73 


SS OH HH HH HRS a E 


nach von der Tabellenführung entbunden 
sind, hat die höhere Verwaltungsbehörde 
ein Verzeichnis zu führen. Ein Auszug aus 
diesem Verzeichnis, der das abgelaufene 
Kalenderjahr umfaßt, ist bis zum 1. Februar 
jedes Jahres durch die Landeszentralbehörde 
dem Reichskanzler vorzulegen. 


VI. In Glashütten, Glasschleifereien und Glas- 
beizereien sowie in Sandbläsereien muß an einer 
in die Augen fallenden Stelle eine Tafel aus- 
gehängt werden, welche in deutlicher Schrift 
die Bestimmungen unter I wiedergibt. 

In denjenigen Glashütten, welche von den 
unter II, Ill oder IV nachgelassenen Ausnahmen 
Gebrauch machen, muß diese Tafel außerdem 
die Bestimmungen unter II bis V enthalten. 

Die Vorschriften im $ 138 Abs. 2 der Ge- 
werbeordnung und unter Ziffer 6 Abs. 2 der 
Bekanntmachung vom 13. Juli 1900 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 566) bleiben unberührt. 


VII. Die vorstehenden Bestimmungen treten 
am 1. April 1913 in Kraft. Sie haben für fünf 
Jahre Gültigkeit. 

Diejenigen jungen Leute zwischen 14 und 
16 Jahren, welche zur Zeit der Veröffentlichung 
dieser Bekanntmachung bei den in Ziffer IV 
Abs. 1 unter a bis c bezeichneten Arbeiten be- 
schäftigt sind, dürfen in der bisherigen Weise 
weiterbeschäftigt werden. 


Berlin, den 9. März 1913. 


Der Stellvertreter des Reichskanzlers. 
gez. Delbrück. 
(Ausgegeben am 18. März 1913.) 


—— 


Sogenannte Deutsch-Englische Aus- 
stellung. 


Die Ständige Ausstellungskom- 
mission für die Deutsche Industrie 
hat folgendes Rundschreiben an die deut- 
schen wirtschaftlichen Verbände gerichtet. 


Von London aus wird zurzeit Propaganda ge- 
macht für eine von Mai bis Oktober im dortigen 
Kristall Palast stattfindendesogenannte Deutsch- 
Englische Ausstellung. Alsbald nach Bekannt- 
werden der ersten Nachrichten haben wir in 
einer entsprechenden Veröffentlichung deutschen 
Gewerbekreisen äußerste Zurückhaltung emp- 
fohlen. 


Im Hinblick auf vielfache Anfragen sei auf 
das Folgende noch ganz besonders hiugewiesen. 


Unter der selbstverständlichen Voraussetzung, 
daß es sich um eine seriöse Darbietung haudeln 
soll und nicht etwa in der Hauptsache um einen 
Vergnügungspark, um Schaustellungen aus dem 
„Leben des Volkes“, von denen man sich be- 
sondere Anziehungskraft verspricht, kommt es 


vor allen Dingen darauf an, ob die Industriellen 


der beiden Länder selbst den Wunsch haben, 
in einen Ausstellungs-Zweikampf einzutreten, 
der, wenn auch unter friedlichen Prämissen ein- 
setzend, möglicherweise in den Konsequenzen 
gerade zu einer Verschärfung der wirtschaft- 
lichen Gegensätze führen kann. Dies um so 
mehr, als bei der im vorliegenden Falle gänz- 
lich überhasteten Vorbereitung, durch die an 
sich schon alle wichtigen Teile der deutschen 
Industrie ausgeschaltet werden, die dringende 
Gefahr besteht, daß nur Minderwertiges gezeigt 
und im konkurrierenden Ausland ein verzerrtes 
Bild deutschen Könnens geboten wird. Zudem 
hat der Londoner Betreiber des Projektes mit 
unserer Industrie vorher keine wie immer ge- 
artete Fühlung genommen, denn sonst hätte 
ihm bekannt sein müssen, daß, wie eine jüngst 
von einem angesehenen hiesigen Fachblatte 
veranstaltete Umfrage ergeben hat, das Projekt 
in deutschen Industriekreisen, zurzeit wenig- 
stens, keinen Widerhall findet. Ob dies in eng- 
lischen Industriekreisen der Fall ist, ist nicht 
bekannt. Glanzvolle Komitee-Namen und Pa- 
tronate aller Art, wie die aus London berich- 
teten, bedeuten für die Sache selbst nur Außer- 
lichen Zierschmuck, wobei nicht verkannt werden 
soll, daß die betreffenden Persönlichkeiten ge- 
wiß vielfach von den besten Absichten geleitet 
sind. Einer der „Förderer“ ist allerdings — was 
nebenher bemerkt sei — zugleich Mitbesitzer des 
im übrigen für die Zwecke einer derartigen 
Ausstellung kaum geeigneten Kristall-Palastes. 

Die Londoner Handelskammer, die der Aus- 
stellung dadurch Sympathien bekundet, daß sie 
ihr durch Bildung eines Jury-Komitees eine 
wenn auch beschränkte Förderung angedeihen 
läßt, ist nicht vollständig im Bilde; denn eine 
Deutsch-Englische Ausstellung, diediesen Namen 
verdienen soll, bedeutet unter allen Gesichts- 
punkten ein Werk von außerordentlicher Trag- 
weite und Verantwortlichkeit. Sollte eine solche 
Veranstaltung einmal ernstlich in Betracht 
kommen, so müssen zum mindesten die ein- 
leitenden Schritte im Einvernehmen mit den 
Regierungen der beiden Länder erfolgen, ganz 
abgesehen davon, daß, falls die Industrien selbst 
bereit sind, mit der Durchführung Jahre vorher 
begonnen werden müßte, nicht aber, wie es jetzt 
geschieht, wenige Monate vor dem geplanten 
Eröffnungstermin — noch dazu, wie aus den 
soeben bekannt werdenden Inseraten in den 
heimischen Zeitungen hervorgeht, in markt- 
schreierischer Anpreisung, die der Veranstaltung 


74 Gewerbliches. — Patentschau. 


den rein geschäftlichen Charakter immer mehr 
aufprägt und die nach unseren Begriffen ge- 
eignet ist, ihr Wert und Würde zu nehmen. 


Ständige Ausstellungskommission für die 
Deutsche Industrie. 
Das Präsidium: 


gez. Goldberger. Roetger. Stresemann. 


Ständige Ausstellung für Arbeiter- 
wohlfahrt (Reichsanstalt)'). 


Der soeben in neuer Auflage erschienene 
Katalog der Ständigen Ausstellung für Arbeiter- 
wohlfahrt, Reichsanstalt (Charlottenburg, Fraun- 
hoferstraße 11/12), gibt erfreuliche Kunde von 
der dauernden Fortentwicklung, die diese der 
Verwaltung des Reichsamts des Innern 
unterstehende, dem Publikum unentgeltlich 
zur Besichtigung freistehende Schausammlung 
nimmt. Dies wird schon rein äußerlich dadurch 
gekennzeichnet, daß das Verzeichnis der aus- 
gestellten Gegenstände eine Vermehrung seines 
Umfanges von 30 Seiten erfahren hat. Um diese 
Neuerwerbungen unterzubringen, sind im Laufe 
des Jahres mehrfache Verschiebungen und Um- 
stellungen sowie die Ausmerzung nicht mehr 
auf der Höhe der Zeit stehender Gegenstände 
erforderlich gewesen, so daß sich die Aus- 
stellung dem Besucher, der nach längerer Pause 
wiederkehrt, in immer neuem Gewande darstellt. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Als von besonderem Interesse erscheint auch 
eine von dem American Museum of Safety 
in New-York zur Verfigung gestellte Sammlung 
von Photographien bemerkenswerter amerika- 
nischer Schutzvorrichtungen, die interessante 
Vergleiche mit den in Deutschland üblichen Ein- 
richtungen ermöglicht. Als eine praktische 
Neuerung der äußeren Anordnung des Katalogs 
ist das dem nach sachlichen Gesichtspunkten 
geordneten Verzeichnis der Ausstellungsgegen- 
stände angefügte alphabetische Verzeichnis der 
sämtlichen Aussteller zu bezeichnen, das die 
Orientierung sehr erleichtert. 

Eine im letzten Jahre eingeführte Neuerung 
ist auch die Veranstaltung von übersichtlichen 
Sonderausstellungen für einzelne Spezialgebiete 
des Arbeiterschutzes. So sei hier unter anderem 
auf eine am 1. April 1913 zu eröffnende Aus- 
stellung von Einrichtungen zur Verhütung und 
Beseitigung der in Metallbrennen und Metallbeize- 
reien entstehenden giftigen Gase hingewiesen. In 
dieser Sonderausstellung werden nach den be- 
reits vorliegenden Anmeldungen außer Modellen, 
Zeichnungen usw. sieben verschiedene Systeme 
der Gasabführung betriebsmäßig vorgeführt 
werden. Außerdem kommen die verschiedenen 
in Metallbrennen und Metallbeizereien ge- 
brauchten Gegenstände, wie Gefäße, Unfallvor- 
richtungen usw., ferner zweckmäßige Wandbe- 
kleidungen und Fußbodenbeläge und schließlich 
auch die Maßnahmen, die im Falle einer einge- 
tretenen Vergiftung als erste Hilfsmittel in Frage 
kommen, zur Ausstellung. 


B— 
Patentscha u. 


Kalorimetrisches Meßgerät, dadurch gekennzeichnet, 
daß dem in einem Schenkel eines kommunizierenden Rohres 
durch Wärmewirkung des Stromes hervorgerufenen vermehrten 
Druck durch Zuströmen einer Flüssigkeitsmenge nach dem an- 
deren Schenkel das Gleichgewicht gehalten wird und diese hin- © 
zutretende Flüssigkeitsmenge ganz oder teilweise als Maß des 
Stromverbrauches in ein Meßrohr abfließt. Keiser & Schmidt 
in Charlottenburg. 1. 12. 1910. Nr. 242061. Kl. 21. 


Achromatisches Fernrohr-Brillenglas von höchstens 
zweifacher Vergrößerung, bestehend aus einem einfachen sam- 


melnden Vorderglied und einem zerstreuenden Hinterglied, das aus einer Sammellinse von 


1) Geöffnet an den Wochentagen (mit Ausnahme des Montags) vormittags von 10 bis 1 Uhr, 
Dienstags und Donnerstags auch abends von 6 bis 9 Uhr und Sonntags von 1 bis 6 Uhr. 


Heft 7. 
1. April 1913. 


Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. 15 


niedrigerem Brechungsexponenten und einer Zerstreuungslinse von höherer relativer Dispersion 
zusammengekittet ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Zerstreuungslinse die Hinterlinse des 
Hintergliedes bildet und bikonkav ist. C. Zeiss in Jena. 3 12. 1910. Nr. 242349. Kl. 42. 


Basisentfernungsmesser nach dem Prinzip der Koin- 
zidenz- und Invert-Entfernungsmesser, deren bildvereinigendes 
Okularprisma aus zwei oder mehreren Prismen besteht, welche 
sich in einer das Okularbildfeld kreuzenden Ebene, die teil- 
weise als apiegelnde Fläche ausgebildet ist, berühren, dadurch 
gekennzeichnet, daß die Begrenzungslinie des Spiegelbelags, 

welche die Trennungslinie der beiden 
Bildhälften im Bildfelde ergibt, parallel 
~ zur Standlinie des Ingtrumentes und 
Pe I. senkrecht zu der Achse der Strahlen 
steht, welche durch die nicht mit 
Spiegelbelag versehenen Flächenab- 
u; schnitte der das Okularprisma zusam- 
mensetzenden Einzelprismen hindurch- 

13. 8. 1908. Nr. 243 135. Ki. 42. 


treten. C. P. Goerz in Berlin-Friedenau. 


Elektrische Dampflampe nach Pat. Nr. 239436, dadurch gekennzeichnet, daß auf der 
Oberfläche oder in der Masse des Glührohrs Körper von anderem Strahlungsvermögen in feinster 
Verteilung und in so geringen Mengen angebracht sind, daß die elektrische Leitfähigkeit des 
Rohres nicht wesentlich erhöht wird. E. Podszus in Neukölln. 30. 4. 1910. Nr. 241675; Zus. 
z. Pat. Nr. 239436. Kl. 21. 


Elektrische Dampflampe nach Pat. 221 306, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens 
ein Elektrodenraum mit dem Glührohrlichtbogen dicht verbunden ist. Derselbe. 21. 4. 1910. 
Nr. 241 306; Zus. z. Pat. Nr. 221 306. Kl. 21. 


1. Elektrische Dampflampe nach Pat. Nr. 241 744, dalurch gekennzeichnet, daß das 
Leuchtrohr locker in den Leuchtrohrträger eingesetzt und durch eine Füllmasse abgedichtet ist. 

2. Lampe nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Leuchtrohr an seinem Ende 
erweitert und von zwei Platten umfaßt ist, die Aussparungen bilden, in denen die Füllmasse ent- 
halten ist. Derselbe. 7. 6. 1910. Nr. 241 745; Zus. z. Pat. Nr, 241744. Kl. 21. 


a. 


Vereins- und Personennachrichten. 


Nachruf hatte, eröffnete er selbst in dieser Stadt 


für August Becker in Göttingen. 


Am 22. Februar d. J. verschied in 
Göttingen der Senior der heimischen Mecha- 
niker, Hr. August Becker, nach längerem 
Siechtum im Alter von 74 Jahren. Der 
Verstorbene galt mit Recht als einer der 
vorzüglichsten Kenner der klassischen Fein- 
mechanik und war selbst ein äußerst ge- 
schickter Künstler auf diesem Gebiete. 

Im Jahre 1838 in Göttingen geboren, 
kam er schon mit 14 Jahren in die Apel- 
sche Werkstatt in die Lehre, die damals 
Wilh. Apel von seinem Vater kurz vor- 
her übernommen hatte. Nachdem er dann 
eine technische Lehranstalt in seiner Vater- 
stadt besucht und in den darauf folgenden 
Jahren in verschiedenen Werkstätten, zu- 
letzt bei Ausfeld in Gotha, sich ausgebildet 


l 


ein optisch-mechanisches Geschäft, das er 
mit Erfolg bis zum Jahre 1874 betrieb. Da- 
mals gab der weithin berühmte M. Meyer- 
stein in Göttingen sein Geschäft auf, und 
Becker zögerte nicht, da es ihm gelang, 
sein eigenes blühendes Geschäft zu ver- 
äußern, die Meyersteinsche Werkstätte 
zu erwerben, und zwar mit sehr erheb- 
lichen Geldopfern. Es war dies die erste 
große Enttäuschung seines Lebens, da es 
sich sehr bald zeigte, daß das Meyerstein- 
sche Geschäft bereits völlig im Niedergange 
begriffen war, und die sehr teuer bezahlten 
Zeichnungen und Modelle sich als unver- 
wertbar erwiesen. 

Eine Verbindung mit dem bekannten 
Astronomen Klinkerfues, dessen Patente 
Becker zur Ausführung übernahm, brachte 


weitere schwere Verluste, so daß seine 
Lage äußerst kritisch zu werden begann, als 
er dureh den Gießener Professor Spengel 
auf den Bau von Mikrotomen aufmerksam 
gemacht wurde. Becker, der diesen An- 
regungen mit Energie Folge leistete und 
selbst alsdann eine größere Zahl neuer 
Modelle schuf, gelang es, diesen Zweig der 
Mechanik zu großer Blüte zu bringen, so 
daB seine Werkstatt als die erfolgreichste 
im Mikrotomenbau galt. 


Im Jahre 1904 ging dieselbe, nachdem 
sie kurze Zeit in anderer Hand gewesen 
war, in die bekannten Werkstätten von 
F. Sartorius über. Trotzdem betätigte 
sich Becker noch weiter, gewissermaßen 
als Abteilungschef dieser Firma, bis er etwa 
vor einem Jahre durch Alter und Kränk- 
lichkeit gezwungen wurde, seine Tätigkeit 
aufzugeben. 

Becker, der zu den Begründern des 
Göttinger Zweigvereins gehörte und an den 
vorbereitenden Beratungen für die Fach- 
schule einen großen Anteil gehabt hatte, 
war dureh die Lauterkeit und Schlichtheit 
seines Charakters allgemein beliebt und 
durch seine große Erfahrung und die Sicher- 
heit seines stets bescheidenen Urteils hoch 
geachtet. Die Würde, die ihm seine ernsten 
Lebenserfahrungen verliehen, war mit einem 
liebenswürdigen Humor glücklich gepaart, 
so daß ein jeder sich in seiner Gegenwart 
wohl fühlen mußte. Seine Freunde und 
Fachgenossen werden ihm stets ein liebendes 
und ehrendes Angedenken bewahren. 


Behrendsen. 


D. G. f. M.u. O. Zwgv. Hamburg- 
Altona. Sitzung vom 4. März 1913. Vor- 
sitzender: Hr. Dr. Paul Krüß. 


Hr. Oberbahnmeister E.Gollman hält einen 
Vortrag über neuere Anordnung einer Wheat- 
stoneschen Meßbrücke. Der Vortragende er- 
klärt eingehend die Theorie und Anwendung 
der Wheatstoneschen Brücke zur Messung 
unbekannter Widerstände und geht dann be- 
sonders auf die Fehlerortsbestimmung an elek- 
trischen Kabeln ein. Diese Widerstands- 
messungen zur Bestimmung des Ortes der 
schadhaften Stelle müssen mit großer Genauig- 
keit ausgeführt werden, da bei fehlerhafter 
Ortsbestimmung größere Strecken des Kabels 
ersetzt werden müssen. Es wird eine Meßbrücke 
von Siemens & Halske vorgeführt, die vor 
allem eine praktische Anordnung und Abstufung 


Vereins- und Personennachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg 


der Vergleichswiderstände zeigt. Da jedoch bei 
dieser Brücke an den die einzelnen Widerstands- 
elemente verbindenden Stöpseln schwer kon- 
trollierbare Übergangswiderstände auftreten, die 
das Messungsresultat ungünstig beeinflussen, 80 
konstruierte der Vortragende selbst eine Zy- 
lindermeßbrücke, bei der durch besondere An- 
ordnung des Meßdrahtes und der Normalwider- 
stände diese Fehler nach Möglichkeit vermieden 
sind. Diese neue Meßbrücke ist mehrfach zur 
Fehlerortsbestimmung an den Kabeln der Ham- 
burger elektrischen Bahnen angewandt worden; 
die praktische Erprobung hat gezeigt, daß es 
bei sorgfältiger Messung möglich ist, die Fehler- 
stelle des schadhaften Kabels fast genau, d.h. 
mit Abweichung von einigen Centimetern, zu 
bestimmen. K. 


Zwgv. Göttingen. Generalversamm- 
lung am 7. März 1913 im Hotel National. 
Anwesend 12 Mitglieder. Vorsitzender: Hr. 
E. Ruhstrat. 

Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und 
gibt Nachricht von dem Tode des Hrn. W. 
Handke, dessen Verdienste und Persönlichkeit 
er in warmen Worten würdigt. Die Versamm- 
lung erhebt sich zu Ehren des Verstorbenen. 
Desgleichen wird des vor kurzem verstorbenen 
Mitgliedes A. Becker in herzlichster Weise 
gedacht; auch sein Andenken ehrt die Ver- 
sammlung durch Erheben von ihren Sitzen. 
Der Vorsitzende begrüßt sodann das neue Mit- 
glied Hrn. Dr. Löwenstein und meldet als, 
Mitglied Hrn. Landmesser Oggerin an, der 
aufgenommen wird. 

Der Schriftführer des Zweigvereins, Prof. 
Behrendsen, gibt sodann den Jahresbericht 
und der Kassenwart, Hr. W. Sartorius, den 
Bericht über die Finanzlage des Vereins. Die 
Kasse und die Abrechnung ist von den Herren 
Prof. Ambronn und Hoyer geprüft, und so- 
mit wird dem Kassenwart Entlastung erteilt. 

Dann wird der alte Vorstand durch Akkla- 
mation wieder gewählt, sowie Hr. W. Sarto- 
rius als Mitglied des Hauptvorstandes. Hr. 
Prof. Ambronn verliest hierauf die vom Vor- 
stand vorher beratene Neuausgabe der Statuten 
des Zweigvereins, die von der Versammlung 
gutgeheißen und angenommen werden. Nach- 
dem man der Anregung des Prof. Behrendsen, 
die Vereinsbibliothek durch Anschaffung einiger 
Werke zu heben, Raum gegeben hat, wird die 
Versammlung vom Vorsitzenden mit der Bitte 
geschlossen, die Sitzungen reichlicher zu be- 
suchen und durch Vorträge zu beleben. 


Behrendsen. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W.9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9g. 


Heft 8. 15. April. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die Herstellung tiefer Temperaturen. 
Von Dr. W. House in Charlottenburg. 


Während das Herstellen von Räumen konstanter Temperatur oberhalb Zimmer- 
temperatur verhältnismäßig einfach ist, da man mit Hilfe von Dämpfen siedender Flüssig- 
keiten oder von geheizten Flüssigkeitsbädern das gewünschte Ziel in weiten Temperatur- 
bereichen bequem erreichen kann, sind beim Arbeiten in tieferen Temperaturen sehr 
viel verschiedenartige Hilfsmittel nötig und mancherlei Vorsichtsmaßregeln zu beachten. 


Zu Bädern zwischen Zimmertemperatur und 0° benutzt man am besten solche 
von Wasser, welches in einem gegen Wärmeeinflub von außen gut geschützten Gefäß 
(Vakuummantelgefäß) kräftig gerührt wird und dem dauernd mit Eis gekühltes Wasser 
zugeführt wird. Die in Fig. 1 dargestellte Anordnung hat sich im Gebrauch bewährt. 
Einem mit einem Überlauf versehenen Trichter wird aus einem größeren Reservoir 
dauernd Wasser zugeführt, das durch das in Eis gelagerte Spiralrohr und einen 
mit Schraubkonus versehenen fein regulierbaren Hahn in gleichmäßigem Strom in das 
Temperaturbad tritt. Mit Hilfe eines Hebers, der die Ver- 
bindung des Temperaturbades mit einem mit Überlauf ver- 
sehenen Gefäße herstellt, wird das Flüssigkeitsniveau im 
Bade auf konstanter Höhe gehalten. 


Daß man zur Herstellung der Temperatur 0° 
schmelzendes Eis benutzt, ist ja allgemein bekannt. Stellt 
man hohe Anforderungen in bezug auf wirklichesEinstellen 
dieser Temperatur und länger andauernde Konstanz, so 
sind einige Kautelen zu beobachten. Größere Eisblöcke 
zeigen sich fast stets unterkühlt; das Eis muß, damit es 
zuverlässig die Temperatur 0° annimmt, fein geschabt 
oder gestoßen und mit destilliertem Wasser innig vermischt 
werden. Das überschüssige Wasser ist zu entfernen und 
der Eisbrei dann kräftig zusammenzustampfen, so daß sich 
mit Luft oder Wasser gefüllte Hohlräume nicht mehr vor- 
finden. Sollen in einer solehen Eispackung Nullpunkte von 
Thermometern bestimmt werden, so muß darauf geachtet 
werden, daß kein Schmelzwasser am Thermometer hinabfließt. Auch muß die Eis- 
packung ziemlich dick sein, weil sonst durch Wärmestrahlung, etwa von einer Glüh- 
lampe, auch durch das Eis hindurch eine Erwärmung des Thermometergefäßes eintreten 
kann. Das im Handel erhältliche Eis (auch Natureis) ist im allgemeinen auch für 
Thermometernullpunkt-Bestimmungen genügend sauber; Verunreinigungen durch Salz sind 
sorgfältig zu vermeiden. Der Einfluß des Luftdruckes, von dem die Siedetemperatur ja 
ziemlich stark abhängt, ist in bezug auf den Schmelzpunkt nur gering; es wird der 
Schmelzpunkt des Eises bei einer Druckvermehrung von einer Atmosphäre um 0,007° 
erniedrigt. 


Wie schon erwähnt, beeinflußt eine Beimengung von Salz die Schmelztemperatur 
des Eises; streng gesprochen, der Gefrierpunkt einer Salzlösung ist niedriger, als der 


l 78 a W. Heuse, Die Herstellung tiefer Temperaturen. en 


ERBE uw 


des reinen Lösungsmittels. Diese Gefrierpunktserniedrigung wächst für ein bestimmites 
Salz und ein bestimmtes Lösungsmittel in demselben Maße wie der Salzgehalt und hängt 
zudem von der Natur des Salzes (seinem Molekulargewicht) ab. Bei konzentrierten 
wässerigen Salzlösungen kann sie beträchtliche Beträge annehmen. Aus dieser Er- 
scheinung kann man Nutzen ziehen zur Herstellung von Bädern von Temperaturen 
zwischen 0° und etwa —50° Aus praktischen Gründen wird man allerdings unterhalb 
—20° gewöhnlich andere Hilfsmittel verwenden. 


Mischt man 33 Gewichtsteile Kochsalz mit 100 Gewichtsteilen Eis von 0°, so 
bildet sich eine bei O° flüssige Salzlösung; hierbei wird außer der Lösungswärme des 
Salzes die große Schmelzwärme des Eises (80 Kalorien) verbraucht und der Lösung 
entzogen, so daß sich diese abkühlt. Die Abkühlung geht von selbst weiter, bis die 
Gefriertemperatur konzentrierter Kochsalzlösung, — 21,3°, erreicht ist. Diese Temperatur 
wird erreicht, ehe alles Eis geschmolzen und alles Salz gelöst ist. Die Mischung von 
konzentrierter Salzlösung von —21,3° mit übersehüssigem festem Salz und Eis hat nun 
die Eigenschaft, daB sie bei Wärmezufuhr von außen ihre Temperatur nicht ändert, 
solange noch Eis vorhanden ist. Die zugeführte Wärme wird nur zum Schmelzen des 
Kises und zum Lösen einer entsprechenden Menge Salz benutzt. Wir haben also hier 
die Möglichkeit, ein Bad von — 21,3? herzustellen und eine gewisse Zeit lang auf kon- 
stanter Temperatur zu halten. 

In gleicher Weise lassen sich bei Verwendung anderer Salze eine größere An- 
zahl von Kältebädern bei Temperaturen zwischen 0° und — 21,3° herstellen. 


Mischt man z. B. 11 Gewichtsteile Kaliunnitrat (ANO,) mit 89 Gewichtsteilen 
Kis, so erhält man eine Kältemischung von —2,9°; eine Mischung von 23 Gewichts- 
teilen Bariumehlorid (BaCl) mit 77 Gewichtsteilen Eis gibt —7,8°, von 20 Teilen 
Chlorkalium (KCh mit SO Teilen Eis — 11,1° von 19 Teilen Salmiak (NH,Ch mit 
81 Teilen Eis -15,8°. 

Bei all diesen Kältemischungen dauert die Konstanz der Temperatur nur so 
lange, wie Salz und Eis im Überschuß vorhanden sind; lokale Temperaturerhéhungen 
müssen dureh kräftiges Rühren verhindert werden. 


Wenn es sich um die Abkühlung nur geringer Mengen handelt und man 
WärmezufluB von außen etwa durch Verwendung von Vakuummantelgefäßen möglichst 
verhindert, wird man mit diesen einfach durch Mischung hergestellten Kältebädern im 
allgemeinen auskommen. 


Konzentrierte Salzlösungen können auch noch in etwas anderer Weise zur 
Herstellung von Kältebädern benutzt werden, indem man sie langsam ausfrieren und 
dann wieder langsam auftauen läßt. Hierbei ist allerdings ein zweites Kiltebad von 
tieferer Temperatur nötig, und wegen dieser Komplikation wird man dieses Verfahren 
selten benutzen. 

Ein vielseitig benutzbares Kältemittel haben wir im Kohlensäureschnee zur 
Verfügung. Man stellt ihn her, indem man eine der käuflichen, mit flüssiger Kohlen- 
siiure gefüllten Bomben so lagert, daß die Flüssigkeit direkt auslaufen kann. Die in- 
folge der starken plötzlichen Verdampfung eines Teiles der Flüssigkeit entstehende Ab- 
kühlung ist so groß, daß ein großer Teil derselben fest wird. Diese feste Kohlensäure 
verdampft bei Atmosphärendruck, ohne flüssig. zu werden; sie sublimiert. Die Subli- 
mationstemperatur ist etwa — 79° Will man sie als Fixpunkt benutzen, so ist einige 
Vorsicht geboten. Die feste Kohlensäure ist infolge der starken Verdampfung fast 
stets unterkühlt, und diese Unterkühlung kann, wenn der Schnee sehr locker, die 
Oberfläche also sehr groß ist, mehrere Grad betragen. Man sucht diese Unterkühlung 
dadurch zu vermeiden, daß man den Schnee mit absolutem Alkohol oder Äther zu 
einem Brei anrührt, aber auch bei Befolgung dieser Vorsichtsmaßregel lassen sich 
Unterkühlungen von einigen zehntel Grad kaum vermeiden: da sie in gut isolierten 
Gefäßen stundenlang bestehen bleiben können, muß beim Eichen von Thermometern 
hierauf geachtet werden. Die Sublimationstemperatur der Kohlensäure hängt ziemlich 
stark vom Druck ab. Man kann deshalb die Temperatur eines Gemenges von Alkohol 
und Kohlensäureschnee durch Reduktion des äußeren Druckes um etwa 30° erniedrigen. 
Die den verschiedenen Drucken entsprechenden Sublimationstemperaturen sind in der 


folgenden, einer Arbeit von Zeleny (Phys. Zeitschr. 7. S. 119. 1906) entnommenen 
Tabelle verzeichnet. 


Heft S, 


1>. April 1913. Für Werkstatt und Laboratorium. 719 
Druck Temperatur Druck Temperatur 
mm mm 
160 — 18,34? 300 oo, OT? 
700 — 79,4 200 => 01,2! 
600 = 81,4° 100 = OLIS 
500 — 83,6° 60 -= 106,0° 
400 — 86,4° 20 =116,7° 


Auch zur Herstellung von Temperaturbädern in dem Intervall von etwa — 70° 
bis etwa —20° kann ein Gemisch von Alkohol und Kohlensäureschnee benutzt werden. 
Man setzt dann ein mit kräftigem Rührwerk versehenes Alkoholbad A (Fig. 2) in den 
Brei, von diesem jedoch durch einen elektrisch heizbaren Metall- 
doppelmantel B getrennt. Durch Regulieren des Heizstromes lassen 
sich die gewünschten Zwischentemperaturen leicht herstellen und 
konstant halten. 

Flüssige Luft, die ja jetzt, wenigstens in größeren Städten, 
ein gangbarer Handelsartikel ist, bietet in VakuummantelgefiBen 
aufbewahrt ein bequemes und lange Zeit haltbares Kältebad dar. 
Bei Atmosphärendruck siedet flüssige Luft bei etwa — 192°. Durch 
Reduktion des Druckes kann man eine noch um etwa 10° niedrigere 
Temperatur herstellen. Bäder aus flüssiger Luft haben den Nach- 
teil, daß ihre Temperatur nicht ganz konstant ist. Das rührt daher, 
daß der Stickstoff aus der Flüssigkeit stärker verdampft als der 
Sauerstoff, der Rückstand sich also allmählich prozentisch an Sauer- 
stoff anreichert, wodurch sein Siedepunkt steigt. In Fällen, in denen 
konstante Temperatur gewünscht wird, ist deshalb ein Bad von 
tlüssigem Sauerstoff vorzuziehen, welcher bei Normaldruck bei — 183°, bei einem Druck von 
200 mm bei — 194° siedet; allerdings neigt flüssiger Sauerstoff zu Siedeverzügen, doch 
lassen sich diese mit Hilfe eines kleinen elektrisch geheizten Drahtes oder auch schon 
durch Einführung scharfspitziger Gegenstände in die Flüssigkeit leieht aufheben. 

Läßt man in ein kräftig gerührtes Alkoholbad ein Rohr eintauchen und in 
dieses mit regulierter Geschwindigkeit flüssige Luft eintropfen, so kann man Tempe- 
raturen von — 20° bis etwa — 120°, und wenn statt des Alkohols Petroläther ver- 
wandt wird, sogar bis etwa — 150° erreichen. Die Temperaturkonstanz, die in solehen 
Bädern mit einiger Übung zu erzielen ist, beträgt ungefähr 0,05%. Ein nach diesem 
Prinzip konstruierter, technisch besonders gut durchgearbeiteter Thermostat ist jüngst 
von Henning in der Zeitschr. f. Instrkde. 33. 8.33.1913 beschrieben worden. 

Bäder noch tieferer Temperaturen als die der flüssigen Luft sind solche aus 
reinem flüssigem Stickstoff, Wasserstoff oder Helium. Man hat solche bereits hergestellt, 
doch sind die erforderlichen Hilfsmittel sehr große, und deshalb soll auch auf diese 
Technik hier nicht eingegangen werden. 


A a 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Apparat zur Übertragung elektrischer diametral befestigt sind. In die beiden Enden 


Impulse nach Gardner-Ferguson. 
Engineering 94. S. 238. 1912. 

Der Apparat, der von der Chadburns 
Ship Telegraph Cy. in Liverpool gebaut 
wird, soll irgend eine beliebige Bewegung an 
einer beliebigen Stelle in elektrische Impulse 
verwandeln, diese an einen gewünschten Ort 
übertragen und sie dort synchron aufzeichnen, 
so daß die stattgefundene Bewegung registriert 
wird. Der Apparat besteht in der Hauptsache 
aus einer rotierenden oderoszillierenden Spindel, 
an der eine oder mehrere gerade Glasréhren 


der Röhren sind Platindrähte eingeschmolzen, 
und die Röhren sind mit einer Substanz zum ' 
Teil gefüllt, die im wesentlichen aus Queck- 
silber besteht. Bei der Bewegung der Spindel 
fließt das Quecksilber in den Röhren hin und 
her und stellt zwischen den Platinelektroden 
einen kurzen Kontakt her, so oft die Röhren 
in einé wagerechte Lage kommen. Die Kon- 
takte erzeugen elektrische Impulse, die durch 
Schleifringe in den Außeren Stromkreis geleitet 
werden. Die Spindel trägt noch eine Vor- 
kehrung, die verhindert, daß sie bei wage- 


80 Für Werkstatt und Laboratorium. 


rechter Lage einer Röhre stehen bleibt und so 
Dauerschluß entsteht. 


In dieser einfachsten Form vermag der 
Apparat jedoch nur Bewegungen zu übertragen, 
die dauernd in einer Richtung verlaufen, wie 
die Übertragung der Zeit einer Normaluhr auf 
synchrone Zifferblatter. 


Handelt es sich um die Übertragung hin und 
her gehender Bewegungen, su wird ein ein- 
facher Umschalter angebracht, der durch die- 
selbe Spindel betätigt wird, die die Glasröhren 
trägt. Ein derartiges Instrument mit 4 Glas- 
röhren, das behufs Registrierung von Flüssig- 
keitsständen einen Schwimmkörper trägt, ist in 
vorstehenden Figuren abgebildet. 

Den Umschalter läßt die rechte Figur gut er- 
kennen. Er ist ein Hebelschalter, dessen Hebelarm 
auf der Spindel aufsitzt und dessen Kontakte von 
zwei am Boden des Apparates befestigten Armen 
getragen werden. Der Schalthebel hat einen 
Federantrieb, so daß er in dem Augenblicke, 
in dem sich die Bewegung der Spindel um- 
kehrt, auf den anderen Kontakt überspringt. 
Die Kontakte sind so geschaltet, daß ‘sie die 
Impulse in entgegengesetzter Richtung in den 
äußeren Stromkreis senden. 

Das wesentlich Neue an dem Apparate sind 
die gläsernen Schaltréhren. Sie wurden sehr 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


sorgfältig auf Haltbarkeit untersucht, ehe sie 
verwendet wurden, und bewährten sich dabei 
ausgezeichnet. Sio hielten 5000 Strom-Schlüsse 
und -Unterbrechungen bei 220 Volt ohne die 
geringste Beschädigung aus, während sie in 
dem Übertragungsapparat selten mehr als 12 Volt 
unterbrachen. 


Der Impulsempfänger ist sehr einfach. Bei 
Übertragungen auf kurze Entfernungen betätigt 
der Impulsstrom einen Elektromagneten, der 
einen Anker anzieht; die Ankerbewegung setzt 
ein Zahnrad in Bewegung. | 

Bei großen Entfernungen wird der Impuls- 
strom in ein polarisiertes Relais gesandt, das 


_ den Elektromagneten in Bewegung setzt. Eine 
= Registriervorrichtung läßt sich ohne Schwierig- 


keiten anbringen und beeinflußt die Wirkung 
des Apparates nicht. 

Das Anwendungsgebiet des Apparates ist 
sehr groß. Er eignet sich zur Uhrenkontrolle, 
zur Übertragung der Bewegung von Zahlern 
aller Art, von Flüssigkeitsstandszeigern, wie sie 
in Wasserreservoiren, Behältern für chemische 
Flüssigkeiten, Öltanks, Schwimmdocks usw. be- 
nutzt werden. G. S. 


Schraube mit konkavem Kopf und 
radialem Schnitt, 


Engineering 94. S. 677. 1912. 


Wie die Figur zeigt, besitzt die Schraube 
einen kuglig ausgehöhlten Kopf, in den der 
Schnitt kreisbogenförmig hinein- 
gearbeitet ist; dazu gehört ein 
Schraubenzieher mit runder Schnei- 
de. Durch diese Anordnung will 
der Erfinder, S. Sutcliffe in Ha- 
lifax, erreichen, daß man auch 
bei schlechter Beleuchtung den 
Schraubenzieher schnell, ohne lan- 
ges Suchen, in den Schnitt hineinbekommt; 
er sitzt dann fester, als der geradlinige 
Schraubenzieher in den üblichen geraden 
Schnitten. 


Heft 8. 
15. April 1913. 


Glastechnisches. 8 1 


Ein Nachteil dürfte wohl sein, daß die Höh- 
lung im Kopfe einen Schmutz- und Ölfang 
bildet; auch ist der obere Rand des Kopfes 
sehr wenig widerstandafähig. 


—— 


Ist Titan- und Zirkonglas eine neue 
Glasmasse? 


Von Dr. Alexander-Katz. 
Zeitschr. f. ang. Chem. 26. S. 135. 1913. 


Oft berichten Fachblätter in neuerer Zeit 
über eine „neue Glasmasse‘, welche sich durch 
hohe Wärmebeständigkeit und chemische Wider- 
standsfähigkeit auszeichnen soll.” Es handelt 
sich hierbei um eine Erfindung von Dr. Wolf- 
Burckhardt und Prof. Dr. Borchers, die 
nach dem österreichischen Patentblatt dadurch 
gekennzeichnet ist, daß man reines, wasserfreies 
Siliciumdioxyd mit Oxyden der Elemente der 
Kohlenstoffsiliciumgruppe, am zweckmäßigsten 
mit Titansäure oder mit Zirkonoxyd oder mit 
beiden Verbindungen, zu einer verarbeitbaren, 
chemisch sehr beständigen Glasmasse ver- 
schmilzt. 


Die Frage, ob es sich hiernach tatsächlich 
um eine neue Glasmasse handelt, ist zu ver- 
neinen, vielmehr ist diese Masse als Quarzgut 
oder als ein Quarzschmelzprodukt zu bezeichnen. 


Hierfür sprechen folgende Gründe: 

Nach den Angaben von Thomas (Chem.- 
Ztg. 36. S. 25. 1912) sind bei dem „Zirkon- 
oder Titanglase“ die Zusätze von Zirkon und 
Titan so gering, daß sie nicht mehr als 0,1 bis 
1°% der Quarzschmelzmasse betragen. 

Nach den Untersuchungsresultaten des Che- 
mischen Laboratoriums für Tonindustrie 
in Berlin ergab die chemische Untersuchung von 


Zirkon- Titan Quarz 
glas glas en melze 
(Vitreosil) 
Glühverlust .. 0,11 0/0 0,13 0/0 0,11 0/0 
Kieselsäure .. 99,04 „ 98,99 „ 98,82 „ 
Zonerae 0,61 , 071, 0,99, 
Eisenoxyd 
Zirkonoxyd .. 015, 0,05 „ — 
Titansäure .. Spuren 0,11 , — 


Aus diesen Analysen ist ohne weiteres er- 
sichtlich, daß das als „Zirkonglas“ oder , Titan- 
glas“ bezeichnete Quarzschmelzprodukt von 
Wolf-Burckhardt-Borchers nicht als eine 
neue Glasart zu bezeichnen ist. Der für jedes 
Glas typische Gehalt an R,O,-Substanz, welcher 
beim Glase mindestens 25 %o ausmacht, ist so- 


wohl beim Quarzschmelzprodukt wie bei dem 
Zirkon- und Titanglase etwa nur 1%. Es liegt 
also hier in allen drei Fällen das charak- 
teristische Quarzschmelzprodukt vor, wie es nur 
durch Erweichen des Quarzsandes im elek- 
trischen Ofen, nicht aber durch Herstellen der 
bei der Glasfabrikation üblichen zähflüssigen 
Glasschmelze gewonnen wird. R. 


Multiviskosimeter. 


Von J. Kurzmann. 
Chem.-Ztg. 37. S. 234. 1913. 


Da die Ausflußzeiten bei viskosimetrischen 
Versucben je nach den zu untersuchenden 
Flüssigkeiten sehr ver- 
schieden sind, so mußte 
man bis jetzt stets meh- 
rere Viskosimeter mit 
verschieden weiten Ka- 
pillaren zur Hand haben. 
Das Multiviskosimeter (s. 
Figur) vereinfacht nun 
die Untersuchungsmetho- 
den insofern, als man 
nur einen Apparat mit 
auswechselbaren Kapillar- 
röhren verschiedenerWei- 
te in Gebrauch zu neh- 
men hat. Dieser Apparat 
schließt sich in seiner 
Ausführung an die Grund- 
form des Viskosimeters 
nach K. Drucker an 
(Ostwald, Physiko-che- 
mische Methoden. 3. Aufl. 
S. 233), welcher Apparat 
einen sog. geschlossenen 
Viskosimetertyp vorstellt 
und der in erster Linie 
mit Vorteil bei solchen 
Flüssigkeiten und Lösun- 
gen Anwendung findet, die infolge ihrer Ver- 
dunstung ihr spezifisches Gewicht und somit 
auch den Viskositätskoeffizienten während des 
Versuchs ändern würden. Während des Versuchs 
kann man beim Multiviskosimeter den ganzen 
Dampfraum in einem Thermostaten geschlossen 
halten, wodurch Dampfkondensationen im Ap- 
parat vermieden und die Messungen genau 
ausgeführt werden können. 


Der Apparat arbeitet zuverlässig, was an 
folgendem Beispiel ersichtlich ist: 


Die spezifische Zähigkeit bei 25°C, Wasser 
gleich 1 gesetzt, war: 


bestimmt mit 


einem 
Art 
Multi- 
der Lösung achen viskosi z 


Viskosi- 


Ostwald- | 


n—KCl 0,9984 | 0,9988 | + 0,0004 
n—KOH | 11275 | 1,1298 | + 0,0023 
n/2— NaCl 1.0460 | 1,0456 | — 0,0004 
n—K,CO, | 1,0660 | 1,0675 | + 0,0015 


Die vergleichenden Versuche mit einem 
Ostwaldschen Apparat geben demnach gute 
Übereinstimmung. 

Die Herstellung und den Alleinvertrieb des 
gesetzlich geschützten (D.R.G.M.535050) Appa- 
rates hat die Firma Aloys Schmidts Glas- 
bläserei, Breslau I, übernommen. R. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


4. Nr. 545 768. Hitzebestindiger Glasspiegel 
mit Metallbelag für alle Zwecke. M.PreBler 
& Co., Rußdorf, S.-A. 24. 2. 13. 

12. Nr. 535464. Babosches Luftbad mit Draht- 
schutznetz. P. Altmann, Berlin. 5. 12. 12. 

Nr. 543635. Mikro-Filtrationsapparat. Franz 
Hugershoff, Leipzig. 13. 2. 13. 

Nr. 544205. Universal- Extraktionsapparat. 
Dr. R. Hase, Hannover. 19. 2. 13. 

21. Nr. 545716. Röntgenröhre mit großem 
Nebenbehälter zur Konstanthaltung des Va- 
kuums. Franz Schilling, Gehlberg. 1.3.13. 

30. Nr. 535 735. Spritze mit graduiertem Zy- 

linder. H. Reuß, Gräfenroda. 11. 12. 12. 

Nr. 535 938. Flasche mit Thermometer. Emil 
Rumsch u. A. Walter, Forst. 23. 9. 12. 

Nr. 536089. Punktionsspritze mit im Glas- 
zylinder luftdicht eingeschlittenem Metall- 
kolben. Grünebaum & Scheuer, Berlin. 
3. 12. 12. 

Nr. 544369. Doppelspritze für schmerzlose 
Injektionen von schmerzverursachenden Heil- 
flüssigkeiten. K. Pfeifer, Kufstein. 21. 2. 13. 

Nr. "545655. Medikamentenspritze. Louis 
& H. Loewenstein, Berlin. 28. 2. 13. 

Nr. 546 018. Spritze für medizinische, chirur- 
gische Zwecke u. dgl. W. Beer u. F. 
Swietza, Berlin. 4. 7. 12. 

42, Nr. 535 756. Thermometer mit Schauein- 
richtung für Fernablesung. P. Schultze, 
Charlottenburg. 16. 11. 12. 

Nr. 535 759. Einstellbarer Thermo - Gasregu- 
lator. Gebr. Fritz, Schmiedefeld. 28. 11. 12. 

Nr. 536 008. Thermometer mit Signalvorrich- 
tung für verschiedene Temperaturen. F. 
Tutte, Klingenthal i. S. 23. 11. 12. 


82 Glastechnisches. — Gewerbliches 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Nr. 542632. Pipettensauger. H.Söhle, Frie- 
denau. 15. 1. 13. 

Nr. 542687. AlsMilchprüfer ausgebildeterhohler 
Schwimmkörper. F. Kupfer, Schmiedefeld. 
6. 2. 13. 

Nr. 543240. Formolometer zur Bestimmung 
des spezifischen Gewichts oder des Prozent- 
gehaltes von Formalinlösungen. E. Köll- 
ner, Jena. 5. 2. 13. 

Nr. 543477. Natronkalkrohr für die gewichts- 
analytische Bestimmung des Kohlenstoffes. 
J. Frisch, Düsseldorf. 13. 2. 18. 

Nr. 544 044. Fettsäurebestimmungsröhre. A. 
Dargatz, Hamburg. 18. 2. 13. 

Nr. 546 702. Gasabsorptionsgefäß für die tech- 
nische Gasanalyse. C. Hahn, Ruysbroeck, 
Belg. 10. 2. 13. 

Nr. 546 991. Einstellbares Quecksilberkontakt- 
thermometer. H.u. OÖ. Juchheim, Ilmenau. 
8. 3. 13. 

Nr. 547187. Desinfizierbares und sterilisier- 
bares Thermometer zum Gebrauch in Zim- 
mern, Bädern u. dgl. S. Kahn, Schmiede- 
feld. 6. 3. 13. 

cs 


Meisterprüfung. 

Mit dem September 1913 läuft die Zeit ab, 
während welcher die Meisterprüfung abgelegt 
werden kann, ohne daß vorher die Gehilfen- 
prüfung bestanden wurde. Vom 1. Oktober 1913 
an kann zur Meisterprüfung nur zugelassen 
werden, wer dieGehilfenprüfung bestanden hat; 
nur wer die Berechtigung zum Anleiten von 
Lehrlingen bereits am 1. Oktober 19C8 besaß, 
darf auch nach dem 1. Oktober 1913 die Meister- 
prüfung ohne vorhergegangene Gehilfenprüfung 
ablegen (vgl. Gesetz betreffend die Abänderung 
der Gewerbeordnung vom 30. Mai 1908, Art.2, II). 
Anderen ala den zuletzt genannten Personen 
steht die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen 
nur zu, wenn sie eine Meisterprüfung bestanden 
haben (a.a. O. Art.1, III). 


Medizinische Fachausstellung, 
London 1913. 

Aus Anlaß des 17. Internationalen Medizi- 
nischen Kongresses findet vom 5. bis 12. August 
1913 in den Räumen der Londoner Universität 
(Imperial Institute) eine groß angelegte Medizi- 
nische Fachausstellung statt. Das Programm 
sieht 8 Gruppen vor, nämlich: 

1. Krankenhaus-Pläne, -Konstruktionen, -An- 
ordnungen und -Einrichtungen; 

2. Medizinische Instrumente und Behelfe; 

3. Sanitäre und andere Behelfe für die Wärter- 
und Krankenräume; 


Heft S. 
15. April 1913. 


Gewerbliches. 


83 


4. Pharmazeutische Präparate, Chemikalien, 
Desinfektions- und diätetische Mittel; 

5. Elektrotherapeutische und optische Appa- 
rate ; 

6. Mikroskope und alle anderen Apparate fir 
pathologische, bakteriologische und andere 
Untersuchungen zur Krankheitslinderung oder 
zu klinischen Unterrichtszwecken; 

7. Behelfe zur Behandlung Kranker oder Ver- 
wundeter im Kriege, zur ersten Hilfeleistung 
bei Straßenunfällen, industriellen Katastrophen 
und ähnlichen Vorkommnissen; 

8. Wagen und persönliche Ausrüstungen zur 
Ausübung der ärztlichen Praxis. 

Die Platzmiete schwankt je nach Lage und 
Größe der einzelnen Stände zwischen 12 und 80 £ 
pro Stand. Wie die Ständige Ausstellungs- 
kommission für die Deutsche Industrie 
auf Grund einer Mitteilung des Kaiserlichen 
Generalkonsulats in London bekanntgibt, 
dürfte der Veranstaltung auch für die ein- 
schlägige deutsche Industrie (insbesondere op- 
tische, elektrische, chemische und chirurgische 
Gebiete) erhebliche Bedeutung beizumessen sein. 

Die Ausstellungsdrucksachen können an der 
Geschäftsstelleder Ständigen Ausstellungs- 
kommission (Berlin NW, Roonstr. 1) einge- 
sehen werden. Zuschriften sind zu richten an: 
The British and Colonial Druggist, Ltd., 
194/200 Bishopsgate, London E. C. 


I. Internationale Kinematographische 
Ausstellung (First International 
E.rposition of Motion Picture Art), 
New-York, 5. bis 12. Juli 1913. 

Vom 5. bis 12. Juli d. J. findet, wie der 
Handelssachverständige beim Kaiserlich 
Deutschen Generalkonsulat in New-York 
an die Ständige Ausstellungskommission 
für die Deutsche Industrie bekanntgibt, 
im Grand Central Palace in New-York unter 
Leitung der Motion Picture Exhibitors 
Association eine Internationale Kinemato- 
graphische Ausstellung statt, die neben einer 
Darstellung der Entwickelung der kinemato- 
graphischen Industrie alle für die Ausrüstung 
von Kinematographentheatern in Betracht kom- 
menden in- und ausländischen Industrie-Erzeug- 
nisse umfassen soll. Da die Veranstaltung mit 
einer Tagung der Motion Picture Exhibi- 
tors League of America verbunden ist, also 
der Besuch von wirklichen Interessenten ge- 
währleistet erscheint, so verdient die Ausstellung 
auch seitens der deutschen Industrie Beachtung. 
Eine Prämiierung ist nicht beabsichtigt. Die 
Ausstellungsgegenstände können auf Grund des 
Gesetzes vom 22. August 1912 zollfrei eingeführt 
werden. Die Sätze für die Platzmiete betragen 
1,50 und 2 $ pro Quadratiuß (etwa 70 und 93 M 


für 1 qm). Alle Anfragen sind zu richten an: 
The Motion Picture Trades Exposition, 
German Bank Building, 14th Street and 4th Ave- 
nue, New-York City. 

Die Ausstellungsdrucksachen können an der 
Geschäftsstelleder Ständigen Ausstellungs- 
kommission (Berlin NW, Roonstr. 1) einge- 
sehen werden. 


Internationale Hygiene - Ausstellung, 
Lima (Peru) 1913. 


Aus Anlaß des 5. Lateinisch-Amerikanischen 
Medizinischen Kongresses findet vom 2. November 
bis 31. Dezember 1913 in Lima eine Internatio- 
nale Hygiene-Ausstellung statt. Aus einer aus- 
führlichen Mitteilung, die der Ständigen Aus- 
stellungskommission für die Deutsche 
Industrie vom Pariser Informationsbureau der 
Peruanischen Regierung hierüber zugegangen 
ist, sei das folgende hervorgehoben: 

Die Ausstellung soll in zwei voneinander un- 
abhängige Abteilungen, eine industrielle und eine 
wissenschaftliche, gegliedert werden. Erstere, 
die international sein soll, wird alle medizi- 
nischen, chemischen. und hygienischen Apparate, 
Instrumente usw. umfassen, des ferneren Mo- 
delle, graphische Darstellungen, Installationen, 
Baumaterialien und dergl., weiterhin Nahrungs- 
mittel und alkoholfreie Getränke, einschlägige 
chemische und pharmazeutische Erzeugnisse und 
solche der Bekleidungsgewerbe, kurz alles, was 
von der Industrie für hygienische Zwecke her- 
gestellt wird. Die wissenschaftliche Abteilung 
wird dagegen ausschließlich panamerikanischen 
Charakter tragen. Von der Ausstellungsleitung 
wird die Bitte ausgesprochen, die Aussteller 
möchten für ein in Lima zu errichtendes Hygie- 
nisches Museum je ein Exemplar ihrer Aus- 
stellungsgegenstände beziehentlich ein Modell 
derselben zur Verfügung stellen. 

Platzmiete wird nicht erhoben. Alle Trans- 
port- und Installationskosten, die Ausgaben für 
etwa erforderliche Leitungen gehen zu Lasten 
der Aussteller. Auch wird die Anwesenheit 
eines Vertreters für erforderlich gehalten. Die 
Peruanische Regierung hat für die über Callao 
eingehenden Sendungen gegen Hinterlegung des 
ZollbetragesZollfreiheit bewilligt. Anmeldungen 
sind bis zum 20. Oktober 1913 — soweit be- 
sondere Installationen notwendig sind, bis zum 
1. September — einzureichen; nähere Auskünfte 
erteilt der Presidente de la Comision Ejecutiva de 
la Exposición de Higiene, Academia de Medicina 
de Lima, Placa de la Exposiciön, Lima (Peru), 
oder das oben genannte Pariser Informations- 
bureau Officina de Informaciones Immigraciön y 
Propaganda del Gubernio del Perú en Europa 
(Paris, Bd. de la Madeleine 6). 


84 


Die Ausstellungsdrucksachen, die eine ge- 
naue Gruppeneinteilung enthalten, Können an 
der Geschäftsstelle der Ständigen Aus- 
stellungskommission (Berlin NW, Roon- 
straße 1) eingesehen werden. Weitere Mittei- 
lungen bleiben vorbehalten. 


—l — 


Vereins- und Personen- 
nachrichten. 


D. G. f. M.u. O. Abt. Berlin, E.V. 
Winterfestam 13.März1913indenKammer- 
sälen. 

Sehr zahlreich waren mit ihren Damen die 
Mitglieder und Gäste der Einladung des Ver- 
gnügungsausschusses gefolgt, um einen Abend 
an der frühlingsprangenden Riviera zu verleben. 
Der Festsaal war mit Lorbeergewinden und Süd- 
früchten geschmückt, sodaß der Phantasie einige 
Nachhilfe geboten war. Aus dem Verlaufe des 
heiteren und gemütlichen Abends sei besonders 
ein Vortrag erwähnt, der den Hörern in Licht- 
bildern, unterbrochen von romantischen gesang- 
lichen Darbietungen, die schönsten Punkte der 
Riviera vorführte, sowie die Kaffeepause, die 
durch ernste und heitere Vorträge noch kurz- 
weiliger gestaltet wurde. Den Herren C. Hoff- 
mann, R. Kurtzke und E. Zimmermann, 
die sich den Mühen der Vorbereitung mit 80 
schönem Erfolge unterzogen hatten, wurde der 
reichste Dank der Festgenossen zuteil. 


Sitzung vom 1. April 1913. Vorsitz: Hr. 
Techn. Rat A. Blaschke. 

Nach Verlesung des Protokolls der vorigen 
Sitzung wurdeHr. Held, Mechaniker beim Kaiser- 
Wilhelm-Institut in Dahlem, aufgenommen. Zur 
Aufnahme haben sich gemeldet und zum ersten 
Male verlesen’ wurden die Herren Paul Ehr- 
hardt, Mechaniker, O 112, Müggelstr. 10, und 
KurtTockloth, Mechanikermeister der Urania, 
Halensee, Kurfürstendamm 108/109. 

Hr. K. Hoecken sprach über die Rechen- 
maschinen von Pascal bis zur Gegenwart unter 
besonderer Berücksichtigung der Multiplikations- 
mechanismen. An der Hand zahlreicher Pro- 
jektionsbilder, Modelle und Rechenmaschinen 
wurdendie grundlegenden Mechanismen (Zehner- 
schaltung, Auslöschung) sowie die Konstruk- 
tionen von der einfachen Additionsvorrichtung 
bis zur modernen Multiplikationsmaschine kri- 
tisch besprochen und zum Schluß die Anforde- 
rungen erläutert, die an eine wirklich voll- 
kommene Rechenmaschine zu stellen sind. 
Nach dem Vortrage hatten die Anwesenden 
dank dem freundlichen Entgegenkommen der 


Vereins- und Personennachrichten. 


Deutsche 
Mech aniker-Ztg. 


verschiedenen Fabrikanten und der Firma 
C. P. Goerz Gelegenheit, die innere Einrich- 
tung fast aller gebräuchlichen Rechenmaschinen 
zu besichtigen. 

Der Leiter der Versammlung sprach sowohl 
dem Vortragenden wie den Firmen, die ihre 
Maschinen und andere Demonstrationsobjekte 
geliehen hatten, insbesondere der Firma C.P. 


Goerz, den Dank der Abt. Berlin aus. 
Bl. 


Zweigv. Hamburg-Altona, Sitzung 
vom 1. Apri] 1913. Vorsitzender: Hr. Dr. Paul 
Krüß. 

Nach Erledigung einiger geschäftlicher An- 
gelegenheiten hielt Hr. Dr. Hugo Krüß einen 
Vortrag über die Entwicklung der feinmecha- 
nischen und optischen Industrie in Deutschland 
und führte aus, daß die Anfänge dieser Kunst 
in die erste Zeit des 19. Jahrhunderts zu legen 
seien, als Georg Reichenbach und Josef 
Fraunhofer in München sich einen Weltruf 
errangen. Nach einem Herabgehen in der Mitte 
des 19. Jahrhunderts erfolgte unter dem Schutze 
der Machtstellung des neuen Deutschen Reiches 
ein gewaltiger Aufschwung, so daß jetzt diese 
Industrie nicht nur ein sehr beachtenswerter 
Faktor des deutschen industriellen Lebens ge- 
worden ist, sondern auch in den allermeisten 
ihrer vielen Zweige dem Auslande vorangeeilt 
ist. Der Vortragende schilderte die Vorgänge 
bei der Gründung der Physikalisch-Tech- 
nischen Reichsanstalt, deren besondere 
Aufgabe die Förderung der deutschen Präzisions- 
mechanik ist, sowie den Anteil, welchen die 
Deutsche Gesellschaft für Mechanik und 
Optik durch ihre Organisation an dem Auf- 
schwung der von ihr vertretenen Industrie hat. 


K. 


Die Firma Otto Bohne Nachf. konnte 
am 1. April auf ein 50-jähriges Bestehen 
zurückblieken. Die wissensehaftliche Welt 


verdankt dieser Firma vornehmlich die 
Durehbildung des Aneroidbarometers, das 


von ihr mit so großer Präzision hergestellt 
wird, daß damit genaueste Messungen an- 
gestellt werden können. Der alleinige In- 
haber, Hr. Louis Kurth, ist in der Werk- 
statt fast von ihrem Beginn an, 48 Jahre, 
tätig und leitet sie heute noch in größter 
körperlicher und geistiger Rüstigkeit, unter- 
stützt von seinem ältesten Sohne, Hrn. 
Max Kurth. Möge die Werkstatt weiter 
in der bisherigen Weise blühen und ge- 
deihen und ihr Chef noch eine lange Reihe 
von Jahren an ihrer Spitze stehen! 


Für die Redaktion verantwortlich: 


A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Verlag von Julius Bpringer in Berlin W.9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9g. 


Heft 9. 1. Mai. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Über die Anwendung des Stereoskopes zur Prüfung der zentralen Sehschärfe und 
die Notwendigkeit der Schaffung eines für wissenschaftliche Zwecke dienenden ein- 
heitlichen Modelles desselben. 


Von Dr. Emil Berger in Paris, 
Ausl. Korresp. Mitglied der Kgl. Belgischen und Kgl. Spanischen Akademien der Medizin. 


Die Untersuchung der Sehschärfe hat eine den Wirkungskreis des Augenarztes 
weit überschreitende Bedeutung. Es soll hier nur erinnert werden an die Wichtigkeit 
der Prüfung der Sehschärfe der Stellungspflichtigen zum Nachweise der Tauglichkeit 
für den Militärdienst, ferner an die Bedeutung dieser Prüfung zum Nachweise, ob und 
in welchem Maße die Arbeitsfihigkeit nach einer Verletzung eines Auges gelitten hat. 
Da das für die Ausübung der einzelnen Berufe nötige Minimum der Sehschärfe noch 
nicht festgestellt ist, so müssen vorläufig allgemeine, für dieselbe angegebene Werte!) 
angenommen werden. ls wäre auch sehr wünschenswert, wenn eine Prüfung der Seh- 
schärfe schon vor Eintritt in eine Gewerbe- oder Fachschule vorgenommen würde, da 
in dieser Weise Untaugliche sogleich eliminiert werden Könnten. 

Der Begriff der Sehschärfe wurde bereits im Altertum?) erörtert, doch findet sich 
erst bei Hooke eine genaue Definition von ihr, als der Fähigkeit, kleine, nahe aneinander 
stehende Sterne voneinander zu unterscheiden. Zum Nachweise dieses Minimum 
separabile oder des mit demselben gleichwertigen Minimum visibile werden in der 
Augenheilkunde verschieden gestellte Haken (Snellen), Quadrate, unterbrochene Ringe, 
runde Flecken (Borchardts internationale Punkt- und Tüpfelproben, Guillery) ange- 
wandt, welche ebenso, wie die in der Praxis weiter verbreiteten Buchstaben, schwarz 
auf weißem Grunde in verschiedener Größe ausgeführt sind. Die wissenschaftliche 
Untersuchung über den Nachweis der Sehschärfe ist hauptsächlich Donders und 
Snellen zu verdanken. Dieselben nahmen als Einheit für das Minimum separabile 
1‘ an und fanden, daß Buchstaben unter dem Winkel von 5’ gelesen werden können. 
Spätere Untersuchungen ergaben jedoch, daß eine bei weitem bessere Sehschärfe bei 
vielen Menschen vorkomme, ja daß es nicht selten sei, ein Minimum separabile von 
0,5’ zu konstatieren, ferner daß der kleinste Winkel, unter welchem Buchstaben ge- 
lesen werden können, für die verschiedenen Alphabete verschieden sei, ja sogar für die 
verschiedenen Buchstaben desselben Alphabetes erhebliche Unterschiede aufweise. Es 
muß in dieser Beziehung hauptsächlich auf die interessanten Untersuchungen, welche 
unter der Leitung von Prof. Römer in Greifswald ausgeführt wurden, hingewiesen werden. 

Wie dies hauptsächlich Hering nachwies, ist die Fähigkeit, kleine Buchstaben 
zu erkennen (das Afinimum legibile), vom physiologischen Standpunkte beurteilt, nicht 
identisch mit dem Minimum separabile, da bei ersterem noch andere Funktionen, wie 
z. B. der Formsinn, eine Rolle spielen. 

Trotzdem hat aus praktischen Gründen die vom Internationalen Ophthal- 
mologen-KongreßB eingesetzte Kommission auf Vorschlag von Heß?) beschlossen, 


1) Es muß in dieser Beziehung insbesondere auf das interessante Referat, welches Prof. 
Haltenhoff (Genf) der Schweizer Augenärzte-Vereinigung (1908) vorlegte, hingewiesen werden. 

2) Vgl. in betreff der Literatur Pergens, Annales d’Oculistique 1909—1910. 

3) C. Heß, Internationale Sehproben. Wiesbaden, J. F. Bergmann 1909. 


* Deutsche 


86 E. Berger, Anwendung des Stereoskopes zur Prüfung der zentralen SehschAnian Mechaniker-Ztg. 


die Sehprüfung mit Ziffern (welche allgemeinere Verbreitung haben, als die Buchstaben 
der verschiedenen Alphabete) vorzunehmen und die Prüfung der Schschärfe mit unter- 
brochenen Ringen nur auf Analphabeten zu beschränken. 

Sämtliche bisher in Anwendung gebrachten Tafeln zur Prüfung der Sehschärfe 
erfordern, daß die Prüfung jedes Auges für sich vorgenommen werde. Bei der gerichts- 
ärztlichen Begutachtung und der militärärztlichen Untersuchung ist der prüfende Arzt 
auf den guten Willen des Untersuchten angewiesen, bei welcher Methode der Unter- 
suchte durch die Prüfung des besseren Auges erfährt, daß er die feinsten noch mit 
demselben erkennbaren Sehproben nicht auch mit dem schlechteren Auge entzilfern 
sollte, und die Fälle, in welchen bei schlechterem Sehen eines Auges die Sehschärfe 
desselben als schlechter angegeben wird, als sie in Wirklichkeit ist, sind so häufig, 
daß zahlreiche Methoden zur „Entlarvung“* dieser Simulanten ersonnen wurden. Nicht 
minder wichtig ist es, daß andererseits auch bei dieser bisher üblichen Untersuchungs- 
methode eine bessere Sehschärfe gefunden werden kann, als der Untersuchte bei dem 
binokularen Sehen aufweist. Als untere Grenze der normalen Sehschärfe S=1 gilt, wie 
bereits angegeben wurde, der Nachweis eines Minimum separabile von 1‘. Die feinste 
Sehschärfe ist aber nur auf ein kleines Netzhautgebiet (Fovea centralis von 50° Durch- 
messer) beschränkt und nimmt (neuere Untersuchungen ergaben, daß bei S=2 dieselbe 
nur im zentralen Teile derselben nachweisbar ist) jäh nach der Peripherie ab, so daß 
z. B. in der Entfernung von 5° dieselbe nur !/,, beträgt (Aubert). Wenn ein krank- 
hafter Prozeß z. B. nur auf die Fovea centralis beschränkt wäre, so könnte die un- 
okulare Prüfung der Sehschärfe noch einen relativ guten Wert derselben ergeben, 
während das betreffende Auge bei der binokularen Sehprüfung sieh als minderwertig 
erweisen und der Untersuchte zu den feines binokulares Sehen erfordernden Berufsarten 
(Feinmechaniker z. B.) unfähig wäre. 

Diese Gründe veranlaßten mich, zur Prüfung der zentralen Sehschärfe das 
Holmessche Stereoskop!) zu verwenden. Bei der Anwendung der für die Ferne üb- 
lichen Korrektionsgläser und in der für Emmetropie erforderlichen Distanz der stereo- 
skopischen Tafeln wird der zu Untersuchende angewiesen, anzugeben, wie viel Quadrate 
er sehe. Auf den Tafeln sind für das (angeblich) schlechtere Auge zwei schwarze 
Quadrate in einem der Seite der Quadrate entsprechenden Abstande angebracht, wäh- 
rend dem besseren Auge entsprechend nur ein schwarzes Quadrat mit einem Punkte 


darüber dargestellt ist (Fig. 1). Diese Quadrate sind in der Weise angebracht, daß bei 


Fig. 1. 


der Vereinigung bei parallel gerichteten Sehlinien (also der Ruhelage der Augen) eine 
Schachbrettfigur zustande kommen sollte (Fig. 2). Diese Art der Vereinigung beider 
Bilder habe ich jedoch bisher nieht beobachten können. Es tritt nämlich bei normaler 
Sehschärfe beider Augen in den meisten Fällen eine Rotationsbewegung nur eines 
Auges auf, welche zur Folge hat, daß das einzelne Quadrat mit einem der Doppel- 
quadrate verschmilzt (Fig. 5). Diese für die Physiologie der optischen Zentren unge- 
mein interessante Erscheinung erinnert an eine ähnliche Erscheinung, nämlich an das 
Einfachsehen trotz des Vorhaltens eines Prismas mit einem Winkel bis zu 5° hori- 
zontal oder 3° vertikal. Diese unokulare Rotationsbewegung erfolgt im Interesse des 
sinfachsehens. Auch bei der Anwendung der Quadrate meiner Tafeln kommt die Fusion 


1) In Deutschland als amerikanisches Stereoskop, in Frankreich als ster&oscope méxicain 
im Handel verbreitet. . 


1. 37A ie E. Berger, Anwendung des Stereskopes zur Prüfung der zentralen Sehschärfəe. 87 


nur bis zu 2,5° im horizontalen und 1,5° im vertikalen Durchmesser!) zustande. Die 
Quadrate werden mithin ebenso fusioniert, wie wenn das Einzelquadrat das Doppelbild 
eines der Doppelquadrate wäre”). Das fusionierte Quadrat, oberhalb dessen der schwarze 
Punkt steht, erscheint breiter und weiter nach vorn gelegen, als das andere Quadrat. 
In einzelnen Fällen kommt diese Fusionserscheinung nicht zustande, sondern das Einzel- 
quadrat legt sich nach mehreren häsitierenden Bewegungen an die untere Seite des 
einen der Doppelquadrate an (Fig. £). Anders sind die Erscheinungen, welche beob- 
achtet werden, wenn die Schschärfe des einen Auges wirklich schlechter ist, als die 
des anderen. Dann werden bei schlechter Sehsehirfe des ersteren die feinsten Quadrate 
der Tafeln I (S = 7/,) und XH (S = ?/,) überhaupt nicht gesehen. 


Fig. 2. Fig.£3. Fig. 4. Fig. 5. 


Man gehe dann allmählich zu größeren Quadraten über. (In Kliniken kann 
man, um Zeitverlust zu vermeiden, Stereoskope mit durch Drehen auszuwechselnden 
Tafeln verwenden.) Es wird zunächst außer dem Quadrate ein undeutlicher Strich ge- 
sehen und schließlich werden ein deutliches Quadrat mit dem Punkte darüber (Fig. 5) und 
zwei undeutliche Quadrate oder Flecken wahrgenommen. Der Durchmesser der kleinsten 
Quadrate, welche noch unterschieden werden können, entspricht dem Minimum separabile 
des untersuchten Auges; die demselben entsprechende Sehschärfe kann seitlich an der 
Tafel abgelesen werden. 

Wenn es sich um gerichtsärztliche oder militärärztliche Begutachtung handelt, 
so genügt die Angabe des Untersuchten, der bei der Anwendung der Tafeln für die 
Sehprüfung auf 6 m Distanz eine schlechte Sehschärfe des einen Auges simulierte, daß 
er im Stereoskope bei Anwendung größerer Quadrate nur 2 Quadrate, und zwar eines 
mit einem Punkte darüber, oder 3 gleich deutliche Quadrate sche, um zu Tafel XII 
überzugehen. Wenn der Untersuchte an dieser Tafel 2 oder 3 Quadrate unterscheiden 
kann, so ist erwiesen, daß er mindestens eine Sehschärfe von 0,75 beider Augen hat, 
welche Sehschärfe nach dem Referate Haltenhoffs für sämtliche Berufsarten genügt. 
Ergibt der Vergleich der mit dem Stereoskope gefundenen Sehschärfe mit den Tafeln 
für die Sehprüfung auf 6 m, daß die Sehschärfe besser ist als bei der letzteren Prü- 
fung, so beweist dies, daß der Untersuchte den bei ihm bestehenden Grad von Seh- 
schwäche übertreibt. Ist hingegen die Sehschärfe bei der Prüfung mit dem Stereoskope 
eine schlechtere als mit den bisher üblichen Tafeln, so ist damit erwiesen, daß das 
schlechtere Auge beim binokularen Sehen minderwertiger ist, als dies den Anschein 
hat, und entsprechend dem Berufe des Untersuchten die Beurteilung der Schädigung 
oder Arbeitsfähigkeit vorzunehmen wäre. 

Die Tafeln?) für die Prüfung der Sehschärfe mit Hilfe des Stereoskopes sind 
vom Ingenieur Emil Horn in Paris sehr sorgfältig in großem Formate ausgeführt 
und dann mittels der Photographie entsprechend der Gradeinteilung des Stereoskopes 
verkleinert worden. Es wurde dieselbe Gradeinteilung wie bei den Tafeln von Haitz?) 
zur binokularen Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums beibehalten. Bei Schielenden 
sind beide Untersuchungsmethoden nicht anwendbar. 

Der kleine Durchmesser, welchen 1° des Gesichtsfeldes in der Darstellung im 
Stereoskope aufweist, hat als nachteilige Folge, daß die Tafeln, welche einer Sehschärfe 
von 0,75 entsprechen, die äußerste Grenze der technischen Leistungsfähigkeit darstellen. 


1) Bekanntlich ist die durch ein Prisma bewirkte Ablenkung der Sehlinie ungefähr gleich 
der Hälfte des Prismenwinkels. 

2) Vgl. E. Berger, Über die Fusion von Netzhautbildern, welche beim Sehen durch ein 
Btereoskop auf nicht korrespondierende Netzhautstellen fallen. Zeitschr. f. Sinnesphysiologie 44. 
S. 315. 1910. 

3) E. Berger, Tafeln zur Prüfung der zentralen Sehschärfe schwachsichtiger Augen mit 
Hilfe des Stereoskops. Wiesbaden, J. F. Bergmann 1909. 

4) Haitz, Tafeln. Wiesbaden, J. F. Bergmann 1905. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


88 W.Roerdansz, Neue Blutkörperchen-Zählkammer. 


Es wäre jedoeh méglich, mit Hilfe der Photographie auf Glas auch Tafeln herzustellen, 
welche die Prüfung der normalen Sehschärfe möglich machen würden. 

Ein Vorteil dieser kleinen Dimensionen ist, daß mit Hilfe des Stereoskopes die 
Schschärfe nach dem Prinzipe des Minimum separabile bis zu !/,,„ und nach dem 
Prinzipe des Minimum visibile bis zu 1/99) vorgenommen werden kann!). Zum Fixieren 
des besseren Auges dient ein schwarzes Kreuz, zur Untersuchung des schwachsichtigen 
Auges zwei schwarze Quadrate resp. je ein runder schwarzer Fleck. Vor das fixierende 
Auge muß ein rauchgraues Glas gesetzt werden, damit das Netzhautbild des schlech- 
teren Auges wahrgenommen werde. Auch zur binokularen Übung der Sehschärfe bei 
bestehender Schwachsichtigkeit eines Auges (Amblyopia ec anopsia) scheinen diese 
Tafeln vorteilhaft zu sein, doch sind hierüber noch weitere Untersuchungen nötig. 

Bekanntlich wird mit den bisher üblichen Tafeln für die Prüfung der Sehschärfe 
die letztere nur bis zu !/,, bestimmt uud hierauf die Sehprüfung durch Nachweis der 
Entfernung, in welcher noch Finger gezählt werden können oder die Bewegung der 
Hand auf schwarzem Grunde wahrgenommen wird, vorgenommen. Um mit der normalen 
Sehschärfe vergleichbare Werte für die Sehprüfung zu erhalten, habe ich ein MeBband 
angefertigt”), mit welehem die Distanz gemessen wird, in welcher die Bewegung der 
Hand auf schwarzem Grunde wahrgenommen wird. Nach den Untersuchungen von 
Snellen erkennt ein normales Auge Handbewegung auf schwarzem Grunde bis zur 
Entfernung von 1000 Fuß (= 300 m). Ein Auge, welches nur auf 1 Fup Handbewegung 
erkennen würde, hätte mithin eine Sehschärfe von !iooo Wird bei der Prüfung mit 
dem Stereoskope eine schlechtere Sehsehärfe nachgewiesen als mit dem MeBbande, so 
würde dies beweisen, daß die zentrale Sehschärfe mehr gelitten hat als die periphere. 

Die vielfache Anwendung, welche das Stereoskop und speziell das Holmessche 
Modell des Prismenstereoskopes?) erhalten hat, macht es sehr wünschenswert, daß ein 
einheitliches Modell desselben geschaffen werde, welches dieselbe Vergrößerung, das- 
selbe Gesichtsfeld und, was das wichtigste ist, von chromatischer und sphärischer 
Aberration freie Linsen enthält. Selbstredend kann eine genaue Prüfung der zentralen 
Sehschärfe mit Hilfe des Stereoskopes nur dann erfolgen, wenn letztere Eigenschaften 
der Prismenlinsen bestehen. Als Brennweite wäre zu empfehlen, die von Haitz ange- 
nommene von 5,25 Dioptrien beizubehalten. 


——— . VBEEBEBEEE SE 


Neue Blutkörperchen-Zählkammer. 


Von Dr. W. Roerdansz in Charlottenburg. 


Die Blutkörperchen-Zählkammern dienen bekanntlich zur Aufnahme einer 
bestimmten Menge einer Blutverdünnung, die vorher vermittelst einer Kapillar-Misch- 
pipette auf das sorgfältigste hergestellt wurde, sowie zum Einteilen der in ihnen ein- 
geschlossenen Blutflüssigkeitsvolumina in kleinste kubische Einheiten, deren Blutelemente, 
die Blutkörperchen, nach erfolgter Sedimentation auf den Boden der Kammer, auf das 
Zählnetz, bei mehr oder weniger starken Vergrößerungen gezählt werden können. 

Die neue zum Patent angemeldete Kammer wird in der Werkstätte von A. SaB 
in Berlin N hergestellt. Sie besitzt folgende Konstruktion. 

Auf eine plan geschliffene Objektivglasplatte (s. Fig.) sind drei parallel zu- 
einander laufende Glasleisten in der Richtung der Längsseite des Objektivglases auf- 
gekittet. Die an ihren Enden abgerundeten Glasleisten haben vollkommen planparallele 


1) E. Berger, Tafeln. II. Teil. Wiesbaden, J. F. Bergmann 1910. 

2) Auf Wunsch von weil. Geheimrat Eversbusch in München habe ich ein derartiges 
Meßband für die Münchener Universitätsklinik angefertigt. Es wäre aber verdienstvoll, wenn 
ein derartiges Meßband den Augenärzten allgemein zugänglich wäre. 

8) Das Holmessche Modell wird verwandt zur Behandlung des Schielens (Javal, Bull, 
v. Pflugk, Kroll, Hegg u a.), zur Untersuchung der dynamischen Verhältnisse der Augen- 
muskeln (Bull), zur binokularen Untersuchung des Gesichtsfeldzentrums (Haitz), der zentralen 
Sehschärfe sowie zum Nachweise einer Anzahl physiologischer Erscheinungen: des sog. binoku- 
laren simultanen und successiven Farbenkontrastes, der Ausdehnung der mit korrespondierenden 
Netzhautpunkten versehenen Netzhautzone u. a. m. (vgl. E. Berger, Pariser Biologische Gesell- 
schaft, 22. Januar, 30. April, 14. Mai und 18. Juni 1910). 


t nn oP Für Werkstatt und Laboratorium. 89 


Ober- und Unterseiten. Die Héhendifferenz zwischen den beiden äußeren Leisten und 
der kürzeren Mittelleiste beträgt genau 0,100 mm. Auf der Mitte der mittleren Glas- 
leiste ist eine Mikroquadratur, das sog. Zählnetz, angebracht. Dieses besteht aus 
20 x 8 = 160 größeren Quadraten, die einen Flächenraum von 10 qmm einnehmen. Die 
beiden mittelsten Quadratreihen sind außerdem noch in 320 kleinere Quadrate geteilt, 
deren Quadratseitenlängen nur 0,05 mm betragen. Die kleineren Quadrate dienen zur 
Zählung roter, die größeren zur Zählung weißer Blutkörperehen. Über den Leisten 
ruht eine einarmige vernickelte Metallfeder, deren Arm vermittelst einer Schraube an 
einem Stifte befestigt werden kann, der in eine Einbohrung des Objektivglases hinein- 
paßt. Der in eine oval ausgeschnittene Rundung übergehende Federarm ruht mit 
sanftem und in allen Punkten gleiehmäßigem Druck auf einem Deckgläschen, das 
zwischen Glasleisten und Blattfeder zu liegen kommt. 

Sobald man auf die Mittel- 
leiste in der Nähe des Zählnetzes. 
einen Blutfliissigkeitstropfen vonder 
Mischpipettenspitze abgestrichen hat, 
schiebt man mit Hilfe der linken nach 
unten abgeschrägten Kante des Deck- 
eläschens den Tropfen von rechts 
nach links über das Zählnetz. Nach- 
dem man das Deckgläschen in die 
Ruhelage gebracht hat, sedimentieren 
die Blutkörperchen auf das Zählnetz, worauf die Zählung beginnen kann. 

Das eigentliche Charakteristikum dieser neuen Zählkammer ist demnach die 
Transportmethode des Blutes von der Pipette auf das Zählnetz. Der Tropfen wird bei 
dieser Methode durch das Deckglas seitwärts geschoben und kommt während dieser 
Bewegung auch über das Zählnetz zu liegen. Die in ihm suspendierten Blutkörperchen 
werden hierbei ständig durcheinander gewirbelt. Gerade hierdurch unterscheidet sich 
die neue Kammer von den bisher gebräuchlichen Typen. Während nämlich bei der 
Thoma-Zeiss-Kammer der Tropfen direkt auf das Zählnetz aufgetragen und dort von 
einem lose daraufgelesten Deckglase ohne jeden Druck breitgedrückt wird, füllt sich die 
Bürker-Kammer dadurch, daß man zwischen Glasleisten und bereits in seiner Endlage 
unter konstantem Druck verharrendem Deckglase das Blut kapillar eindringen läßt. 

Das eigentliche Zählnetz der Zählkammer zeichnet sich durch seine selbst bei 
stärksten Vergrößerungen deutlich sichtbare und präzise Linienführung aus, was durch 
ein besonderes Verfahren der Firma SaB erreicht wird. 

Wenn schließlich noch erwähnt wird, daß für den Gebrauch der neuen Zähl- 
kammern fünf verschiedene Tabellen ausgerechnet wurden, mit deren Hilfe man sofort 
selbst bei Berücksichtigung der variablen Blutverdünnungen und bei Durchzählung von 
einer gewissen Anzahl von Quadraten die in einem Kubikmillimeter unverdünnten Blutes 
vorhandenen Blutkörperchenwerte erhält, so geht daraus hervor, daß man in der 
Vervollkommnung der Blutkörperchen-Zählmethode wieder einen bedeutenden Schritt 
vorgerückt ist. 


— 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Eine konstruktive Neuerung am achten, da man durch die Entfernung von Hand- 
Drehbankreitstock. rad und Spitze behindert wird. Diesem Ubel- 


Zeitschr. d. Ver. d. Ing. 57. S. 273. 1913 nach ! stand ist auch verschiedentlich durch Einschalten 
Machinery. eines Stirn- und Kegelradpaares abgeholfen 
Das Handrad ist nach dem Vorderende des | worden, wobei das Handrad an die Arbeitsseite 
Reitstocks verlegt, unmittelbarhinterdieKörner- | verlegt wurde. Bei schweren Maschinen mag 
spitze. Die Abbildung gibt die Konstruktion | diese Ausführung angebracht sein, bei mittleren 
im einzelnen wieder. Bänken verbietet sie sich wegen der Kosten 
Bei schweren Bänken ist es für den Dreher | von selbst. Für letztere käme daher die Neue- 
infolge der verhältnismäßig großen Dimensionen | rung in Frage. 
des Reitstockes unbequem, die Lage des Werk- Das Handrad a ist auf dem Vorderende der 
stückes und des Körners zueinander zu beob- ! Spindel 6 mittels Federkeils befestigt. Die 


90 Für Werkstatt und Laboratorium. 


Spindel verschraubt sich in einer am Ende des 
Reitstocks angeordneten Mutterd und nimmt den 
Reitnagel durch Bund und Doppelmutter mit. 

Beim Einstellen ist die Spitze nicht als tote 
Spitze zu betrachten, da sie sich mit der Spindel 
dreht; ist sie aber eingestellt und der Reitnagel 
durch die bekannte Klemmung fixiert, so ist sie 
eine tote Spitze. Der ungünstigen Reibung und 
der schwierigen Schmierung wegen hat man ja 
bereits die Spitze durch Einbau von Kugellagern 
verschiedentlich in eine lebende verwandelt. 


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Bei dieser Konstruktion, ebenso bei der vor- 
liegenden Neuerung wird sich aber stets ein 
schwer zu vermeidender Übelstand nur auf ein 
Minimum verringern lassen. Bei letzterer ist 
es die geringe Luft, die zum Drehen der Spitze 
mit ihrer Spindel im Reitnagel beim Einstellen 
gegen das Arbeitsstück nötig ist. Dieser ge- 
ringe Spiellraum dürfte bei genau arbeitenden 
Banken als ein Nachteil zu betrachten sein, 
kann aber natürlich durch genaue Passung 
praktisch ausgeglichen werden. Hig. 


—_— 


Elektro-Augenmagnet!'). 

Die Konstruktionen und Vorteile der elektro- 
magnetischen Spannfutter, die ohne irgend 
welche vorstehenden Teile das Werkstück fest- 
halten, sind allgemein bekannt. Der abgebildete 


Apparat beruht auf gleichem Prinzip und ist 
dazu bestimmt, Stahl- und Eisensplitter oder 


1) Auegestellt in der Ständigen Ausstellung 
für Arbeiterwohlfahrt (Charlottenburg, Fraun- 
hoferstr. 11/12); vgl. diese Zeitschr. 1913. S. 74. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Späne, die während der Arbeit vom Werkstück 
oder Werkzeug abspringen und in die Augen 
dringen, so schnell wie möglich durch starken 
Magnetismus zu entfernen. Man braucht die 
Polspitze nur in entsprechender Weise dem im 
Auge befindlichen Splitter zu nähern, um ihn 
mühelos zu entfernen. Die Polspitzen sind ab- 
schraubbar, damit sie nach jedem Gebrauch 
sterilisiert werden können. Zu jedem Apparat 
gehören 5 verschiedene Polspitzen. 

Da heutzutage der elektrische Anschluß in 
den meisten Werkstätten vorhanden ist, dürfte 
dieser Apparat allgemeinem Interesse begegnen, 
zumal jedem Werkstättenleiter und Gehilfen be- 
kannt ist, wie ungern von der vorgeschriebenen 
Schutzbrille Gebrauch gemacht wird. 

Der Apparat wird von dem Magnet-Werk 
G. m. b. H. in Eisenach hergestellt. Hig. 


Sicherheitsknarrenschlüssel mit aus- 
schwenkbarem Maul!). 

Dieser Schraubenschlüssel unterscheidet sich 

von den üblichen Ausführungen dadurch, daß 


1) Ausgestellt in der Ständigen Ausstellung 
für !Arbeiterwohlfahrt (Charlottenburg, Fraun- 
hoferstr. 11/12); vgl. diese Zeitschr. 1913. S. 74. 


Heft 9. 
1. Mai 1913. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 91 


5 Flächen der Sechskantmutter oder des Bolzen- 
kopfes durch Anordnung einer ausschwenkbaren 
Backe umfaßt werden, wodurch das leidige Ab- 
rutschen bei energischem Anziehen oder Lösen 
vermieden wird. Die solide Konstruktion läßt 
die Sicherheit erkennen, mit der dieser Schlüssel 
arbeitet, Hergestellt wird dieser Sicherheits- 
knarrenschlüssel von H. Wilke & Co., G. m. 
b. H., Remscheid. Hig. 


Elektrische Präzisionsregullerung von 
Temperaturen und Drucken jeder Art: 
Bayer. Ind.- u. Gewerbeblatt 98. S. 61 u. 71. 1913. 

Die bisher in der Praxis verwendeten Regu- 
lierungsvorrichtungen für Temperaturen und 
Drucke beruhten fast durchweg auf der Aus- 
dehnung durch die Wärme, auf Federn und 
anderen Mechanismen, die nur für bestimmte 
Größen ausreichen und auch nur eine begrenzte 
Zeit hindurch gut funktionieren, da das dazu 
verwandte Material der Abnutzung unterliegt. 
Die Firma Otto Rennert & Co. in München 
hat nun solche Vorrichtungen für eine große 
Reihe von Betrieben durchkonstruiert, bei denen 
der Regulierapparat von einem Thermometer 
oder Manometer gebildet wird, in dessen Glas- 
rohr eine Reihe von elektrischen Kontaktdrähten 
eingeschmolzen sind, so daß mittels des elek- 
trischen Stromes die Betätigung der für Tempe- 
ratur- und Druckänderungen wirksamen Ventile 
oder Motoren ausgeführt werden kann. 

Besonders häufige Verwendung haben diese 
Reguliervorrichtungen zu Heizzwecken gefunden. 
Die Pumpen in den Warmwasserheizungen wer- 
den automatisch in Tätigkeit gesetzt oder ab- 
gestellt durch die in den zu heizenden Räumen 
aufgestellten Reguliervorrichtungen. Das gleiche 
geschieht mit den Ventilen der Dampfheizungen, 
und ebenso finden sie bei Gasheizungsanlagen 
entsprechende Verwendung. Auch in die Tech- 
nik der Badeeinrichtungen haben die Rennert- 
schen Apparate Eingang gefunden; die Regulier- 
thermometer werden in die Mischventile für das 
Badewasser eingeführt und besorgen so die Ein- 
stellung der Ventile für das zufließende warme 
und kalte Wasser. 

Ein weiteres Verwendungsgebiet finden diese 
Apparate bei der selbsttätigen Kesselspeisung, 
indem die Dampfkessel mit einem Schwimmer 
ausgerüstet werden, der durch seine Auf- und 
Niederbewegung mit dem Spiegel des Kessel- 
wassers elektrische Kontakte schließt und so 
die Speisewasserpumpen anläßt oder abstellt. 
Ferner finden diese Reguliervorrichtungen An- 
wendung in Pasteurisieranlagen, wo die zu be- 
handelnden Produkte stufenweise in bestimmten 
Zeitabschnitten auf eine höhere Temperatur ge- 
bracht werden sollen. Dies besorgt ein Tempe- 


ratur-Stufenregulator ganz automatisch. Außer- 
dem sind diese Apparate in Malzdarren, che- 
mischen Fabriken, in Kühlanlagen und Eis- 
fabriken eingeführt. Steigt in den Kühlanlagen 
die Temperatur, so öffnet sich durch die Wirkung 
des Thermometers ein Ventil und läßt eine Kühl- 
fläche in Wirksamkeit treten. Wenn diese nicht 
ausreicht, werden weitere Kühiflächen zuge- 
schaltet und ebenso wieder außer Tätigkeit ge- 
setzt, wenn dadurch die Temperatur zu tief 
sinkt. 

In gleicher Weise dienen die Regulierappa- 
rate in Thermostaten für chemische und medi- 
zinische Betriebe, in denen die Temperatur bis 
zu 1/,° hinab konstant gehalten wird; ebenso 
in Kochküchen, Konservenfabriken u. dgl., wo 
die Dampfzuführung zu dem Kochapparat regu- 
liert wird. Endlich sei noch erwähnt, daß die 
Apparate als Kontrollinstrumente mit Registrier- 
vorrichtung ausgeführt werden, so daß sie dem 
Betriebsleiter als Kontrolle dafür dienen, welche 
Temperaturen oder Drucke bei der Herstellung 
der Fabrikate in den Betriebsvorrichtungen ge- 
herrscht haben. Mk. 


Silit, ein neues elektrisches Wider- 
standsmaterial. 
Von K. Perlewitz. 
E. T. Z. 34. S. 263. 1913. 

Unter dem Namen „Silit“ bringen Gebr. 
Siemens & Co. (Berlin-Lichtenberg) ein nach 
Patenten von Egly hergestelltes, elektrisches 
Widerstandsmaterial auf den Markt. Silit be- 
steht aus einem Gemisch von Siliciumkarbid 
und Silicium, das mittels eines flüchtigen oder 
verkohlbaren Bindemittels im elektrischen Ofen 
zu einem möglichst homogenen, nicht porösen 
Körper zusammengefrittet wird und sich dann 
nicht nur durch gute elektrische Leitfähigkeit, 
sondern gleichzeitig durch große Dichte, große 
Festigkeit und durch große Widerstandsfähig- 
keit gegen chemische Einflüsse und gegen hohe 
Temperaturen auszeichnet. Die letztgenannte 
Eigenschaft besitzt das Material in so hervor- 
ragendem Maße, daß man daraus hergestellte 
Körper, die sich in heller Rotglut befinden, mit 
Wasser bespritzen kann, ohne daß sie Risse be- 
kommen. 

Aus diesem Grunde eignet sich das Silit vor- 
züglich zur Herstellung von Widerstandsmaterial 
für Dauerbelastungen, da es bis zu hoher Glüh- 
temperatur beansprucht werden kann und des- 
wegen bei gleichen Abmessungen wesentlich 
höhere Leistungen aufnimmt als Drahtwider- 
stände. Ebenso kann es zu Heizwiderständen 
mit dauernderGlühtemperatur dienen. Derartige 
Silit-Heizkörper können Verwendung finden als 
Tellerwärmer, Heiz- und Warmeplatten, Brat- 


u 


roste, Brotröster, für Wärmeschränke, Zigarren- 
auzünder, Brennscherenwärmer usw. und können 
die Gas- oder Kohlenherde ersetzen, vor denen 
sie den Vorzug absoluter Geruch- und Gefahr- 
losigkeit, größter Hygiene und Sauberkeit be- 
sitzen. Endlich dient das Silit als feuerfestes 
Material, das jeden schroffen Temperaturwechsel 
verträgt und in Temperaturen bis 1200° unbe- 
grenzte und bis zu 1400° noch eine sehr lange 
Lebensdauer hat. Es wird als solches tür Löt- 
kolben und für elektrische Strahlungsöfen ver- 
arbeitet, in denen man z. B, Drähte ausglühen 
oder Federstahl härten kann. Mk. 


—l — 


Gewerbliches. 


Baltische Ausstellung Malmö 1914. 


Der Vorstand der Deutschen Gesell- 
schaft für Mechanik und Optik hat am 
18. April nach eingehender Beratung be- 
schlossen, von der Veranstaltung einer 
Kollektiv-Ausstellung der deutschen Mecha- 
nik in Malmö abzusehen, es vielmehr den 
Mitgliedern der D. G. f. M. u. O. zu über- 
lassen, ob sie sich einzeln an der Aus- 
stellung in Malmö beteiligen. In diesem 
Falle wollen sie sieh direkt mit dem 
Generalkommissariat für die Ausstellung 
(Berlin W 10, Von-der-Heydt-Str. 2) in Ver- 
bindung setzen. 


Während des diesjährigen Kongresses 
der Deutschen Gesellschaft für Gynä- 
kologie in Halle a. S. vom 13. bis 17. Mai 
findet dort eine Ausstellung ärztlicher 
Apparate und Instrumente sowie phar- 
mazeutischer Präparate usw. statt. Die Aus- 
stellung wird von der Gesellschaft für 
Chirurgie-Mechanik im Auftrage des 
Vorsitzenden des Kongresses, Hrn. Geh. 
Med.-Rat Prof. Dr. Veit (Halle a. S.), ge- 
leitet; Anmeldungen zur Beteiligung an 
der Ausstellung sind an Hrn. Dir. Alfred 
Hirschmann, Berlin N 24, Ziegelstr. 30, 
zu senden. 


Die Ständige Ausstellung für Arbeiter- 
wohlfahrt, Reichsanstalt, veranstaltet in ihren 
Räumen eine Sonderausstellung von Einrich- 
tungen, die dazu dienen, die beim Brennen des 
Messings usw. in Metallbrennen und Metall- 
beizereien entstehenden nitrosen Gase zu be- 
seitigen. Die Ausstellung wird voraussichtlich 
bis zum 1. Juli dauern; sie kann zur üblichen 
Besuchszeit, wochentäglich mit Ausnahme des 


9: Gewerbliches. 


Dentsche 
Mechaniker-Ztg. 


Montags von 10 bis 1 Uhr, Dienstags und 
Donnerstags auch von 6 bis 9 Uhr abends, 
Sonntags jedoch nur auf besonderen Wunsch 
von 1 bis 5 Uhr besichtigt werden. Zur Vor- 
führung der betriebsmäßigen Anlagen wolle 
man sich an das Personal wenden. 

Um ein möglichst anschauliches und der 
Wirklichkeit entsprechendes Bild zu geben, 
werden Metallbrennen verschiedener Art be- 
triebsmäßig vorgeführt. Auf diese Weise ist 
es den Besuchern möglich, die Wirkungsweise 
der zur Beseitigung der nitrosen Gase dienenden 
Vorrichtungen genau zu beobachten. 

Außer den Einrichtungen, durch welche die 
nitrosen Gase beseitigt werden, sind auch die- 
jenigen ausgestellt, welche dazu dienen, der 
Entstehung solcher Gase vorzubeugen. Hierzu 
gehören z. B. die Abfü!lvorrichtungen und die 
Transportgefüße für Salpetersäure, ferner säure- 
feste Fußböden und Wandbekleidungen usw. 

Zugleich sind auch die Schutz- und Heil- 
mittel gegen die schädlichen Wirkungen der 
nitrosen Gase in übersichtlicher Weise ausge- 
stellt. 


Internationale kinematographische 
Ausstellung, London 1913). 

Die kürzlich in der Olympia-Halle in London 
stattgehabte Internationale kinematographische 
Ausstellung und Konferenz hat unter sehr reger 
Beteiligung britischer und ausländischer Firmen 
einen durchaus günstigen Verlauf genommen. 
Die Mehrzahl der bedeutenderen Werke soll 
vertreten gewesen sein, wenn auch eine der 
führenden französischen Firmen fehlte. Wie 
die Ständige Ausstellungskommission 
für die Deutsche Industrie auf Grund zu- 
verlässiger Informationen bekanntgibt, war die 
Ausstellungshalle geschmackvoll ausgestattet 
und wies die Platzeinteilung eine entsprechende 
Übersichtlichkeit auf. Die unmittelbar zur Dar- 
stellung kinematographischer Apparate, Films 
und dergl. bestimmten Abteilungen nahmen 
den größten Teil des Mittelschiffes ein und 
waren von den Gegenständen, die mit der 
Kinematographie nur in loserer Beziehung 
stehen, wie Klappstühle, Leitern, Beleuchtungs- 
körper und sonstigesZubehör, deutlich getrennt; 
einige andere Nebenabteilungen, die religiöse, 
pädagogische und dergl. Zwecke verfolgten, 
waren von den technischen Gruppen gleichfalls 
räumlich geschieden. An den Längswänden der 
Halle war eine größere Anzahl Dunkelkabinette 
hergerichtet, die für praktische Vorführungen 
bestimmt waren. 

Die Ausstellung war stark besucht, vielleicht 
weniger vom großen Publikum, umsomehr aber 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1912. S. 223. 


eft 9, 
1. Mai 1918, 


Gewerbliches. 03 


von Fachleuten, und gab den Ausstellern reich- 
lich Gelegenheit, Geschäftsverbindungen anzu- 
knüpfen. Dies gilt auch von den deutschen 
Firmen, die — wohl infolge eines Organisations- 
fehler — im Katalog zum Teil als German 
Section, zum andern Teil als Section Allemande 
aufgeführt werden. Die Deutsche Abteilung 
machte einen recht gitustigen Eindruck, wozu 
nicht wenig beitrug, daß sie an einem hervor- 
ragend günstigen Platze in der Mittelhalle 
untergebracht war. 

Die Ausstellung, deren Katalog an der Ge- 
schäftsstelle der Ständigen Ausstellungs- 
kommission (Berlin NW, Roonstr. 1) einge- 
sehen werden kann, soll im nächsten Jahre 
wiederholt werden. 


Ausstellung für körperliche Erziehung 
und Sport, Paris 1913'). 

Die kürzlich gelegentlich des Internationalen 
Kongresses für körperliche Erziehung in Paris 
stattgehabte Ausstellung für körperliche 
Erziehung und Sport (Exposition de l Edu- 
cation Physique et des Sports) ist von deutschen 
Firmen nicht beschickt worden, auch trat ins- 
besondere die Industrielle Abteilung gegenüber 
dem wissenschaftlichen Teil der Ausstellung 
sehr in den Hintergrund. Der vornehm ausge- 
stattete und mit Nachbildungen größtenteils 
historischer Bildwerke reich geschmückte Aus- 
stellungskatalog kann an der Geschäftsstelle 
der Ständigen Ausstellungskommission 
für die Deutsche Industrie (Berlin NW, 
Roonstr. 1) eingesehen werden. 


Allrussische Gewerbe- und Industrie. 
Ausstellung, Moskau 1913. 

Die für den Sommer 1913 geplante All- 
russische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung 
in Moskau, über deren wenig günstige Aus- 
sichten die Ständige Ausstellungskom- 
mission für die Deutsche Industrie 
wiederholt orientiert hat’), wird in diesem Jahre 
nicht zustande kommen, weil die vorhandenen 
Geldmittel erschöpft sind und auch die angeb- 
lich zugesagte Subvention des Russischen 
Handelsministeriums ausgeblieben ist. 

Die Befürworter der Ausstellung verbreiten 
jetzt, sie würden die Veranstaltung um ein 
Jahr verschieben, wofür ihnen der Finanz- 
minister pekuniäre Unterstützung in Aussicht 
gestellt habe. Ob diese Hoffnung sich nicht 
als zu optimistisch erweist, muß abgewartet 
werden, zumal da es fraglich ist, ob die Stadt 
das für 1913 überlassene Ausstellungsterrain 
auch für 1914 zur Verfügung stellen wird. In 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1912. S. 267. 
*) Vgl. diese Zeitschr. 1912. S. 249; 1911. S. 126. 


jedem Falle rechtfertigt die bisherige Ent- 
wickelung des Unternehmens auch weiterhin 
Zurückhaltung. 


Sog. Deutsch-Englische Austellung 
in London. 


DieStändige Ausstellungskommission 
für die Deutsche Industrie gibt im An- 
schluß an frühere abmahnende Informationen!) 
folgendes bekannt. 

Obwohl die Ausstellung bereits im Mai er- 
öffnet werden soll, sind nennenswerte sichtbare 
Vorbereitungen im Kristall-Palast noch nicht 
getroffen. Dies und in noch erhöhtem Maße der 
Umstand, daß die deutsch-englische Abteilung 
der Londoner Handelskammer soeben in einer 
Zuschrift ihres Rechtsbeistandes an die Kölnische 
Zeitung mitteilt, sie habe bereits vor einiger 
Zeit einstimmig den Beschluß gefaßt, von einer 
Unterstützung des erwähnten Unternehmens ab- 
zusehen, rechtfertigen eine erneute dringliche 
Mahnung an deutsche Erwerbskreise, sich von 
der Veranstaltung fernzuhalten. Die Handels- 
kammer in London, die bekanntlich ein Jury- 
Komitee für die Ausstellung zu bilden be- 
schlossen hatte, sull dies jetzt bereits bereuen 
und nur aus formellen Gründen einen sofortigen 
Widerruf herbeizuführen für untunlich halten. 
Dies nimmt der angeblichen Unterstützung der 
Kammer jede praktische Bedeutung, zumal das 
betreffende Schreiben an die Kölnische Zeitung 
mit der Zustimmung der beiden Vorsitzenden 
des Verwaltungsrats der Londoner Handels- 
kammer in der Hoffnung abgesandt wurde, daß 
es in Deutschland durch die Presse weite Ver- 
breitung finden werde. 

Danach ist zu hoffen, daß nunmehr auch die- 
jenigen sich von der Veranstaltung fernhalten 
werden, die eine Beschickung etwa wegen der 
durch ein offizielles Jury-Komitee zuverleihenden 
Medaillen und Diplome für opportun gehalten 
haben sollten. 


Unvorsichtiges Kreditgeben im Ge- 
schäft mit Rufsland. 


Aus Anlaß verschiedener typischer Fälle iu 
Kiew, Charkow und Riga, in denen deutsche 
Firmen empfindlich geschädigt sind, mahnt der 
Deutsch-Russische Verein zur Vorsicht bei 
der Vergebung von Vertretungen. In einem 
Falle hatte eine deutsche Firma einen Mann 
mit ihrer Vertretung beauftragt, der durch den 
Vertrauensmann des Deutsch-Russischen 
Vereins nur mit Mühe aufzufinden war. Es han- 
delte sich um einen ganz unbedeutenden jungen 
Mann, der in einem Hinterhause ein möbliertes 


1) S. diese Zeitschr. 1913. 8.73. 


04 Gewerbliches. — Bücherschau. 


Zimmer innehatte, selbstverständlich nicht zur 
Gilde gehört, sondern von Gelegenheitsge- 
schäften lebt. Der Gewährsmann des Deutsch- 
Russischen Vereins schreibt dazu in seinem 
Bericht: „Es ist oft geradezu beschämend, zu 
sehen, was für Leute sich „Vertreter“ deutscher 
Häuser nennen; wenn diese Häuser durch 
solche Geschäftemacher schließlich gründlich 
betrogen werden, dann geben sie erfahrungs- 
gemäß niemals ihrem Leichtsinn bei der In- 
stallation von Vertretern die Schuld, sondern 
schimpfen stets nur über die Unsicherheit des 
russischen Marktes und der russischen Agenten, 
mit denen sie nie etwas zu tun gehabt haben.“ 
In einem anderen Falle hatte eine russische 
Firma zwei Complicen als Referenzen aufge- 
geben, deren Auskünfte so raffiniert gut abge- 
faßt waren, daß ohne Bedenken Kredit gewährt 
wurde. Hier hätte eine kurze Anfrage bei dem 
Deutsch-Russischen Verein (Berlin SW. 11, 
Hallische Str. 1) vor großem Schaden bewahren 
können!). 


Das Präsidium des Hansa-Bundes hat be- 
schlossen, vom 1. April ab eine sämtlichen 
Einzelmitgliedern des Hansa-Bundes unentgelt- 
lich zugehende Monatsschrift herauszugeben, 
Die Monatsschrift wird in über 200000 Exem- 
plaren erscheinen. 


ne 
Bücherschau. 


A. Galle, Mathematische Instrumente. 80. VI. 
187 8. mit 86 Abb. (E. Jahnke, Math.- 
phys. Schriften für Ingenieure und Studie- 
rende, Bd. 15.) Leipzig, B. G. Teubner 1912. 
In Leinw. 4,80 M. 

Besprechung s. Zeitschr. f. Instrkde. 33. 
S. 186. 1913. (April-Heft). 


F. Seufert, Anleitung zur Durchführung von 
Versuchen an Dampfmaschinen, Dampf- 
kesseln, Dampfturbinen und Dieselmaschinen. 
3. erw. Aufl. 8° VII, 1058. mit 43 Abb. Berlin, 
Julius Springer 1913. In Leinw. 2,20 M. 

Der Verfasser des nun in dritter Auflage 
vorliegenden Werkchens hat es trotz der Er- 
weiterung auf Dampfturbinen und Diesel- 
maschinen verstanden, die gedrängte, ange- 
nehm knappe und doch außerordentlich Klare 

Darstellung zu wahren, die dem Buche auch 

weiterhin seine Verwendung in der Praxis und 

im technischen Unterricht sichern wird. Der 

Inhalt des Buches gliedert sich in vier Haupt- 

abschnitte, in denen die im Titel angegebenen 

Gebiete an der Hand gut ausgewählter Muster- 

beispiele mit Versuchsdaten aus der Praxis 

und einfachen, vortrefflichen Figuren behandelt 


1) Vgl. D. Mech.-Ztg. 1912. S. 184. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


werden. Für eine neue Auflage empfehlen wir, 
in einem neuen Abschnitte auch die Durch- 
führung von Versuchen an Gasmaschinen zu 
behandeln und zur leichteren Handhabung des 
Buches ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis 
hinzuzufügen. 

Das Werkchen kann man nur der Beachtung 
der interessierten Kreise, sowohl dem An- 
fänger ala dem sachkundigen Praktiker, aufs 
wärmste empfehlen. 

Die Ausstattung des Buches durch den Ver- 
leger ist in jeder Hinsicht vorzüglich zu nennen. 

Vg. 
Leitfaden zur Arbeiterversicherung des 

Deutschen Reichs, bearbeitet von Mit- 

gliedern des Reichsversicherungsamts. 8°. 

528. Berlin, Julius Springer 1913. Einzel- 

preis 40 Pf, bei 25 Stück und mehr je 35 Pf, 

bei 50 Stück und mehr je 30 Pf, bei 100 Stück 
und mehr je 25 Pf. 

Die Vorschriften der Reichsversicherungs- 
ordnung sind in der gewerbetreibenden Bevölke- 
rung noch wenig bekannt. Es ist daher zu be- 
grüßen, wenn mit der Durchführung des Ge- 
setzes betraute, erfahrene Fachleute durch eine 
zusammenfassende volkstümliche Darstellung 
zur Verbreitung der notwendigen Gesetzes- 
kenntnis beitragen. In 6 Abschnitten werden 
behandelt: die Entwicklung der Arbeiterver- 
sicherung, die Krankenversicherung, die Unfall- 
versicherung, Invaliden- und Hinterbliebenen- 
versicherung, das Verfahren und die Wirkung 
der Arbeiterversicherung. Beigegeben sind die 
Hauptergebnisse aus der Statistik 1885 bis 1911 
mit einer graphischen Darstellung über Umfang, 
Ausgaben und Leistungen der drei Versiche- 
rungszweige und ein Literaturverzeichnis. 


F. Plato, Die Maß- und Gewichtsordnung vom 
30. Mai 1908 mit den Ausführungsbestim- 
mungen. 8° IV, 273 S. Berlin, Julius 
Springer 1912. In Leinw. 5,00 M. 

Die neue Maß- und Gewichtsordnung, die 
seit dem 1. April 1912 in Kraft getreten ist, 
stellt das Ergebnis sehr langwieriger Beratungen 
zwischen juristischen und metronomischen Fach- 
männern dar. Darum darf es mit besonderer 
Freude begrüßt werden, daß das Gesetz mit 
sehr ausführlichen Erläuterungen von dem Be- 
amten der Normal-Eichungs-Kommission heraus- 
gegeben worden ist, der namens dieser Behörde 
an den genannten Vorberatungen und an den 
Verhandlungen des Reichstags teilgenommen 
hat. Angefügt sind die Verordnungen, die auf 
Grund der Maß- und Gewichtsordnung erlassen 
worden sind, denen somit gleichfalls Gesetzes- 
kraft innewohnt, insbesondere die Eichordnung 
vom 8. November 1911, die wohl ebenso wichtig 
ist, wie das Gesetz selbst. 


DB 


Heft 9. 
1. Mai 1913. l Patentschau. op een 95 


Patentscha nu. 


Einstellvorrichtung für Mikroskope und ähnliche op- 
tische Apparate, bei welcher die Grobeinstellung und die Feinein- 
stellung mittels einer gemeinsamen Antriebsspindel erfolgt, da- 
durch gekennzeichnet, daß an die Antriebsspindel e die die Grob- 
und Feineinstellung bewirkenden Glieder h und k, von denen das 
eine ausschaltbar ist, unmittelbar an zwei verschiedenen Stellen 
der Spindel angreifen. H. Aßmann in Jena 2. 3. 1910. 
Nr. 241876. KI. 42. 


Regeneriervorrichtung für Röntgenröhren, bei wel- | 
cher in einem mit den Röntgenröhren kommunizierenden Behälter 
eine gasabscheidende Substanz untergebracht ist, die durch Ka- f 
thodenstrahlen erwärmt wird, welche in einem besonderen mit { 


der Röntgenröhre nicht kommunizierenden Rohransatz erzeugt werden, dadurch gekennzeichnet, 
daß der die gasausscheidende Substanz umschließende Behälter aus einem Material von guter 
Warmeleitfahigkeit besteht. Veifa-Werke in Frankfurt a. M. 26. 2. 1911. Nr. 243 037. Kl. 21. 


Pendelnivellierinstrument mit einem an einem 
aufhängbaren Rahmen befestigten Fernrohr, Diopter 
o. dgl., dadurch gekennzeichnet, daß an diesem Rahmen 8 
ein zweites Fernrohr 13 um eine die Achse des ersten 
Fernrohres senkrecht kreuzende Achse drehbar ange- 
ordnet ist. N. Vrsalovtic in Belgrad. 30. 11. 1910. 
Nr. 242960. Kl. 42. 


Unterrichtsapparat zur Dar- 
stellung der Kegelschnitte, 
gekennzeichnet durch einen 
drehbar auf einem Ständer c 
angebrachten Körper, bestehend 
aus zwei parallelen Ringen d, e 
und mehreren, in verschiedenen 
Richtungen dazu geneigten Rin- 
gen f, g,{von denen die letzteren 
f, g größte Kreise der durch die 
beiden parallelen Ringe d, e gelegten Kugelfläche bilden, in deren Mittelpunkte eine 
möglichst punktförmige Lichtquelle / angeordnet ist. A. Ehret in Heidelberg. 14. 4. 
1911. Nr. 242914. Kl. 42. 


1. Röntgenröhre, dadurch gekennzeichnet, daß die den Antikathodenspiegel 
tragende Metallmasse einen Kern aus einem Material umgibt, dessen Schmelzpunkt 
niedriger ist als derjenige der Metallmasse, zu dem Zwecke, bei der Erhitzung der Antikathode 
das Schmelzen des Kernes und eine dadurch bedingte Absorption von Wärme in Form von 
Schmelzwärme herbeizuführen. 

2. Röntgenröhre nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kern aus einem Ma- 
terial_besteht, dessen spezifische Wärme größer als diejenige der Metallmasse ist, R. Fürstenau 
in Berlin. 28. 6. 1911. Nr. 243171. KI. 21. 

Röntgenröhre nach D. R. P. 243 171, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Kern und 
Antikathodenmetallmasse eine Schicht aus einem Material angeordnet ist, welches die Zersetzung 


96 


Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


oder sonstige gegenseitige Einwirkung von Kern und Antikathodenmetallmasse verhindert. 
Derselbe. 5. 9. 1911. Nr. 243172; Zus. z. Pat. 243171. Kl. 21. 


1. Thermoelektrisches Pyrometer mit zwei gegeneinander isolierten 
und von einem gemeinsamen Schutzrohr umgebenen Drähten, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß die Drähte a b abgeflacht und mit den Flächen unter Zwischen- - 
schaltung einer isolierenden Schicht i aneinander gefügt sind. 

2. Einrichtung nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die ein- 
zelnen Bestandteile a, b, i und Teile von i ohne weitere Verbindungsmittel in 


das hinreichend passende Umhüllungs- (Schutz- bezw. Isolier-) Rohr eingeschoben sind, so daß 


sie durch dieses zusammengehalten werden. 
1911. Nr. 242847. KI. 42. 


Hartmann & Braun in Frankfurt a. M. 


11. 6. 


ee G aeaee 


Vereins- und Personennachrichten. 


24. Hauptversammlung der 
D. G. f. M. u. O. 
Die diesjährige (24) Hauptver- 
sammlung findet am 26.,.27. und 
28. Juni in Cöln statt. 


D.G.f.M.u.0. Zweigverein Halle. 

In der März-Sitzung hielt zunächst Hr. 
Kleemann einen eingebenden Vortrag über die 
Entwickelung der Brillengläser bis auf die Jetzt- 
zeit. Sodann wurde über eine Verlegung der Fort- 
bildungsschulstunden, welche jetzt an 3 Abenden 
von 6 bis 8 Uhr abgehalten werden, auf einen 
einzigen Vormittag verhandelt. In der sehr ein- 
gehenden Besprechung hob ein Kollege die Un- 
zuträglichkeiten hervor, welche eine solche Ver- 
legung für sein Geschäft haben müsse, da dann 
sämtliche Lehrlinge an einem Vormittag die 
Werkstatt nicht besuchen könnten. Eine große 
Anzahl Kollegen, vor allen diejenigen, welche 
gezwungen sind, ihre Werkstätten bis 7 Uhr 
offen’ zu halten, hielten die Verlegung auf einen 
Vormittag für diskutabel. Da scheinbar eine 
Einigkeit nicht zu erzielen war, wurde be- 
schlossen, es zunächst beim alten zu belassen. 
Indessen dürfte die Frage wiederkehren, da 
sich die Schulleitung sehr geneigt zeigt, den 
Unterricht”’nicht nur an einem, sondern an drei 
Vormittagen einzurichten, so daß es leicht sein 
wird, immer einen oder eine Anzahl Lehrlinge 
in der Werkstatt zu behalten. 

In der April-Sitzung wurde zunächst Hr. 
Mechaniker Willy Warnicke (Gr. Klausstr. 
Nr. 19) als Mitglied angemeldet. Sodann hielt 
Hr. Götze aus Leipzig einen sehr interessanten, 
von trefflichen Experimenten begleiteten Vor- 
trag über elektrische Lichterscheinungen. Dar- 
auf wurde beschlossen, das Stiftungsfest in üb- 
licher Weise zu feiern. Um den angemeldeten 
Herrn nicht bis zum Herbst mit der Aufnahme 
warten zu lassen, wurde die Sitzung geschlossen 
und nach 10 Minuten eine neue Sitzung anbe- 


raumt, in welcher dieser Herr Aufnahme fand. 
Gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß Hr. F. Lenz 
aus der Gesellschaft ausscheide. R. Kleemann. 


Abteilung Berlin, E. V. Sitzung 
vom 15. April 1913. Vorsitzender: Hr. W. 
Haensch. 

Hr. Paul Geppert, Lehrer an der 3. Pflicht- 
fortbildungsschule, sprach über den „Zeichen- 
unterricht in den Mechanikerklassen der 3. Pflicht- 
fortbildungsschule“. Das Ziel des Unterrichts 
ist, den Schüler zu befähigen, Werkzeichnungen 
richtig zu verstehen und anzufertigen. Die Unter- 
weisung ist von vornherein eine fachliche, sie 
knüpft an Fachmodelle (besonders die Tiede- 
mannschen) an und sucht den Schüler im 
Klassenunterricht durch Aufsteigen von den 
einfachsten bis zu zusammengesetzten Formen 
zu fördern. — Der Vortrag, der in einem der 
nächsten Hefte wortgetreu gebracht werden wird, 
wurde durch eine große Zahl von Modellen erläu- 
tert; ferner lagen die von den Schülern angefer- 
tigten Zeichnungen in mehreren Mappen zur Ein- 
sicht aus. — Zu dem Vortrag machten die Herren 
Fortbildungsschullehrer Bading und Dir. Fech- 
ner einige erläuternde Bemerkungen. Es ent- 
stand eine sehr ausgedehnte Diskussion, in der 
u.a. Hr. Fölmer seine Unterrichtsmethode, die 
vom Projektionszeichnen nach mathematischen 
Modellen ausgeht, erläuterte und während wel- 
cher die Ziele der Volksschule erörtert wurden. 

Aufgenommen werden die Herren: Mecha- 
niker Paul Ehrhardt; O 112, Müggelstr. 10, 
und Kurt Tockloth, Mechanikermeister der 
Urania; Halensee, Kurfürstendamm 108/109. 

Zum ersten Male verlesen wird Hr. Mecha- 
niker Fritz Achterkerken; Berlin -Steglitz, 
Akazienstr. 1. Bl. 


An der Phykalisch - Technischen 
Reichsanstalt sind die Herren Prof. Dr. 
Grützmacher und Dr. Henning zu Mit- 
gliedern ernannt worden. 


Für die Redaktion verantwortlich: 


A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 10. 15. Mai. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Nachdruck von Katalogen. 


Von Gerichtsassessor H. Groschuff in Berlin. 


us ist eine in Kreisen der Techniker oft beklagte Unsitte, Text oder Abbildungen 
der Kataloge fremder Firmen ganz oder teilweise nachzudrucken. Meist ist dieser Übel- 
stand auf unlautere Absichten, gelegentlich auch auf bloße Unkenntnis der Gesetze 
zurückzuführen. Irgend ein „allgemeines“ Prinzip, wonach der Abdruck von Katalogen 
erlaubt oder verboten sei, gibt es nieht. Vielmehr ist diese Frage von Fall zu Fall 
von neuem zu prüfen. Die Antwort kann daher in jedem einzelnen Fall verschieden 
ausfallen. Es mögen aber im folgenden wenigstens die Grundzüge des gegenwärtigen 
hechtszustandes, soweit sie den Leserkreis dieser Zeitschrift berühren, hervorgehoben 
und erörtert werden. 


I. Man entrüstet sich in den beteiligten Kreisen über den Nachdruck meist 
deshalb, weil die in den Katalogen beschriebenen und abgebildeten „Gegenstände“ 
das Ergebnis oft jahrzehntelanger Studien und Erfahrungen darstellen. Schon hierin 
zeigt sich die Wurzel der über den Rechtszustand herrschenden Unklarheit. Denn mit 
der Frage, ob der Gegenstand (z. B. ein Registrierapparat, eine Fräsmaschine) Schutz 
verdient oder Schutz genießt, hat die hier allein interessierende Frage, ob die Be- 
schreibung oder Abbildung des Gegenstandes Schutz genießt, zunächst nicht das ge- 
ringste zu tun. Während der „Gegenstand“ nach dem Patentgesetz vom 7. April 1891 
oder auch dem Gesetz vom 1. Juni 1891 betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern 
geschützt wird, und zwar nur auf Grund eines beim Patentamt anzubringenden An- 
trages, werden „Beschreibungen“ und „Abbildungen“ nach besonderen Gesetzen, in 
erster Linie nach den Gesetzen vom 19. Juni 1901!) und 9. Januar 19077), und zwar 
ohne Antrag geschützt. Schon aus dieser Trennung ergibt sich, daß Beschreibung oder 
Bild einer „patentierten“ Erfindung des Rechtsschutzes entbehren und umgekehrt Be- 
schreibung oder Bild eines „nicht patentierten“ Gegenstandes — mag der Patentschutz 
nicht nachgesucht sein oder mag es sich um ein nicht mehr patentfiihiges Gemeingut der 
Industrie handeln — des Rechtsschutzes gleichwohl teilhaftig sein kann. 


II. Schutz des Textes. 


Nach § 1 Nr. 1 des Ges. v. 19. 6. 0] werden geschützt „die Urheber von Schrift- 
werken“. Ein „Schriftwerk“ ist mehr als bloßes „Schreibwerk“: es ist nicht wie dieses 
(z. B. eine Abschrift eines Aufsatzes) eine rein mechanisch gefertigte Arbeit, sondern 


ein planmäßig aufgebautes Erzeugnis der geistigen Tätigkeit, die sich — wenn auch 
nicht notwendig in der Schaffung neuer Gedanken — in Sammlung, Einteilung, An- 


ordnung des zu besprechenden Stoffes und der Ausprägung des Stils kundgibt. Ein 
und derselbe Stoff wird von verschiedenen Personen je nach ihrer individuellen Anlage 
andersartig dargestellt: jede dieser Personen, die diesen Stoff in der Form zum ersten 
Mal neuartig darstellt, ist der „Urheber“ dieses Schriftwerks. Geschützt gegen Aus- 
beutung wird durch das Gesetz also die geistige Tätigkeit, die ein Schreibwerk als Er- 
gebnis individueller Denktätigkeit, als Schriftwerk eines Urhebers, erscheinen läßt. 


1) Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst. 
2) Gesetz betreffeud das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und Photographie. 


98 H. Groschuff, Nachdruck von Katalogen. M E a 


„Preisverzeichnisse“ im gewöhnlichen Sinn des Wortes, wie sie beispielsweise 
die städtischen Kaufhäuser unter das Publikum zu bringen pflegen, fallen fast niemals 
unter den Begriff von „Schriftwerken‘, da sie lediglich rein geschäftliche Angaben tat- 
sächlicher Art, insbesondere Preis- und Maßangaben, enthalten. Die Kataloge der 
Werkstätten — namentlich der größeren Firmen — erheben sich jedoch oft über dieses 
Niveau. Sie pflegen in vielen Fällen außer den rein geschäftlichen Angaben noch ein- 
gehende Beschreibungen der Konstruktion komplizierter Apparate (z. B. Fräsmaschine, 
photographische Schreiber mit automatischer Entwicklung, Registrierapparat) zu ent- 
halten und dadurch über den augenblicklichen Stand der Technik auf einem Spezial- 
gebiete zu belehren. Mitunter wird in ihnen sogar Kritik an Apparaten älterer Er- 
findung, denen gegenüber die Verbesserungen besprochen werden, geübt und eingehende 
Gebrauchs- oder Betriebsanweisung gegeben. Ein derartiger Text, der vielfach auch 
von Gelehrten geschrieben ist, trägt nicht das Wesen rein mechanisch gefertigter Arbeit 
an sich, sondern stellt sich als Geisteserzeugnis dar, weil sein Inhalt über die bloß 
geschäftliche Mitteilung von Tatsachen hinausgeht; er darf daher nicht nachgedruckt 
werden, : wobei es unerheblich ist, ob der Zweck des an sich belehrenden Textes auf 
Vermehrung des Absatzes des beschriebenen Gegenstandes hinzielt. 

Sehr der Beurteilung des einzelnen Falles unterliegt es, ob etwa eine im 
fremden Katalog tabellarisch zusammengestellte Übersicht übernommen werden darf: 
eine Tabelle kann ein umfangreiches und mühsam durchdachtes Werk sein, das lang- 
atmige Beschreibungen erspart und den Leser in gleicher Weise wie die ersparte Be- 
schreibung über den Stand der Technik belehrt. Vielfach werden jedoch die in den 
Katalogen enthaltenen Tabellen, insbesondere wenn in ihnen lediglieh Maß- und Preis- 
angaben gruppiert sind, dem Leser weniger einen geistigen Gedanken mitteilen, als 
vielmehr die bloße Kenntnis der Tatsache verschaffen, „daß“ ein Apparat in verschie- 
denen Größenausführungen von einer bestimmten Firma zu den daneben angesetzten 
Preisen bezogen werden kann. Es ist hierbei — worauf nochmals ausdrücklich hin- 
gewiesen werden soll — für die Frage der Schutzfähigkeit der Tabelle völlig gleich- 
gültig, ob etwa die verschiedenen Größenausführungen des Apparates selbst sich als 
patentrechtlich geschütztes Ergebnis jahrzehntelanger Studien und Erfahrungen dar- 
stellen oder nicht. 


III. Schutz des Bildes. 


Die in Katalogen enthaltenen Abbildungen technischer Gegenstände sind ent- 
weder Zeichnungen, Holzschnitte, Radierungen o. dgl. oder aber Photographien. Für 
ihren Rechtsschutz ist es zunächst nebensächlich, ob diese Abbildungen im Original 
(Abzug der Ätzplatte oder photographischen Platte) den Katalogen beigefügt oder ihrer- 
seits erst für die Kataloge durch andersartige technische Verfahren vervielfältigt sind. 
Der Rechtsschutz regelt sich aber nach verschiedenen Gesetzen, je nachdem das ab- 
gebildete Original eine Photographie oder aber eine Zeichnung, Holzschnitt, Radierung 
o. dgl. ist. 


1. Schutz von Abbildungen, die auf Zeichnungen, Original-Holzschnitten 
und -Radierungen o. dgl. beruhen. 


Nach § 1 Nr. 3 des Gesetzes vom 19. Juni 1901!) werden geschützt: 

„die Urheber von solchen Abbildungen (wissenschaftlicher oder) tech- 
nischer Art, welche nicht ihrem Hauptzwecke nach als Kunstwerke zu be- 
trachten sind“. 

Die Worte „(wissenschaftlicher oder) technischer Art“ beziehen sich hierbei 
nicht etwa auf den Entstehungsprozeß der Abbildung, sondern auf den Gegenstand der 
Abbildung: eine Abbildung ist daher nicht deshalb schutzwürdig, weil sie ein Holz- 
schnitt oder eine Radierung ist, die nach technischen Grundsätzen hergestellt werden, 
sondern weil der Inhalt der Abbildung einen technischen Gegenstand behandelt. Indes 
genügt es wieder nicht, daß der abgebildete Gegenstand dem „Gebiete“ der Technik 
angehört. Denn da auch hier nur der „Urheber“ einer dem Gebiete der Technik an- 
gehörenden Abbildung, also derjenige geschützt wird, der dem Bilde eine Form gibt, 


die es als Ergebnis seiner individuellen Geistestätigkeit — sei es auch nur geringen 
Grades — erscheinen läßt, so bedarf es zur Schutzfähigkeit der Abbildung eines „dar- 


stellerischen Gedankens“. Genau wie ein und derselbe Gegenstand von verschiedenen 


1) Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst. 


15. a a 8. H. Groschuft, Nachdruck von Katalogen. 09 


Personen verschieden beschrieben sein kann, so kann er auch von verschiedenen Per- 
sonen verschieden aufgezeichnet werden. Man denke nur an die mehr oder weniger 
übersichtliche Darstellung, die die Zeichner ein und demselben komplizierten Räderwerk 
einer Taschenuhr geben können. Zu derartigen Zeichnungen gehört, auch wenn sie 
minder komplizierte Gegenstände betreffen, ein gewisses Maß von Denktätigkeit, die im 
Bilde auch zum Ausdruck kommt und dann das Bild zu einem Mittel der Anleitung 
und Unterweisung stempelt, durch das der Beschauer über den technischen Gegenstand 
belehrt wird. Das leuchtet sofort ein, wenn man Zeichnung und Photographie desselben 
Gegenstandes vergleicht; denn während der photographische Apparat alle Zufälligkeiten, 
wie Reflexe, Glanzlichter usw., die den verwickelten Mechanismus verschleiern, mechanisch 
mit auf die Platte bannt, gibt der Zeichner scharf gerade die Teile wieder, die aufzu- 
zeigen er sich vorgenommen hat. Dieser darstellerische Gedanke also ist es, der gegen 
Ausbeutung geschützt werden soll. Ob daneben oder in erster Linie mit der Abbildung 
der Zweck verfolgt wird, eine Geschäftsempfehlung zu bilden, ist für die Frage, ob 
dem Bilde ein schutzwürdiger darstellerischer Gedanke innewohnt, Nebensache. 

Vielfach werden nun die dem Katalog einer Werkstätte beigegebenen Bilder 
nach Gegenstand und Ausführung keinen solchen darstellerischen Gedanken haben, 
weil sie über den Stand der Tecknik nicht belehren, z. B. zylindrische, konische oder 
ähnliche Gefäße irgendwelcher längst gebräuchlicher Form. Derartige Abbildungen 
pflegen lediglich Dinge zu reproduzieren, die längst Gemeingut geworden sind, an denen 
daher nichts zu lehren ist. Aber auch wenn der abgebildete Gegenstand technisch 
komplizierter ist (z. B. ein Gefäß mit neuem eigenartig konstruiertem Deckelverschluß, 
eine Lokomobile ohne Konstruktionseinzelheiten), fehlt es der Abbildung oft am be- 
lehrenden Gepräge: nämlich dann, wenn das Bild nicht die sorgfältigen, bis in die 
kleinsten Details gehenden Ausführungen des Gegenstandes, die allein Fachmann und 
Laien über den Fortschritt der Technik zu unterrichten vermögen, sondern nur die 
allgemeinen Umrisse des Gegenstandes wiedergibt. Derartige Abbildungen pflegen außer 
zu Reklamezwecken lediglich dazu bestimmt zu sein, „dem Leser, der sich auf Grund 
des Textes noch kein ganz klares Bild von dem beschriebenen Gegenstande machen 
kann, das Verständnis des Textes zu erleichtern und den beschriebenen Gegenstand 
anschaulich zu machen“ !). Sie bringen in der Regel dem Publikum lediglich die Tat- 
sache zur Kenntnis, daß die betreffende Ware, deren äußere Erscheinungsform vor- 
geführt wird, von einem bestimmten Kaufmann zu dem daneben angesetzten Preis be- 
zogen werden kann, geben aber nicht Aufschluß darüber, wie der Gegenstand her- 
gestellt wird. Wird aber — wie es in den Katalogen der Werkstätten üblich ist — 
die innere Einrichtung des Gegenstandes mit allen oder wenigstens den hauptsächlichsten 
Teilen — womöglich unter Erläuterung der Teile — vorgeführt, so wird meist ein 
schutzwürdiges Bild vorliegen (z. B. eine Maschine oder ein Maschinenteil, bei dem das 
Ineinandergreifen der Teile aufgezeigt wird). Darnach gestaltet sich auch die Ent- 
scheidung, ob die Zeichnung einer „Prismenkonstruktion“ nur der Veranschaulichung 
oder aber der Belehrung dient, in jedem Einzelfall verschieden. Aus der Übernahme 
von Katalogbildern in Lexika, Lehrbücher o. dgl. kann aber vielfach ohne weiteres ge- 
schlossen werden, daß sie unterrichtend und deshalb schutzwürdig sind. 

Ist hiernach eine Abbildung geschützt, so wird ihr Nachdruck nicht etwa durch 
Fortlassung oder Veränderung unwesentlicher Einzelheiten, die den darstellerischen Ge- 
danken des Bildes nicht berühren, erlaubt (z. B. Fortlassung des Hintergrundes einer 
Maschine, Wiedergabe im Spiegelbild, anderes Größenverhältnis). Vielmehr liegt hierin 
lediglich ein verschleierter Nachdruck. 


2. Schutz künstlerischer Abbildungen. 


Der Illustration von Mechaniker-Katalogen durch künstlerische Bildbeigaben, 
die statt zu belehren sich lediglich an das ästhetische Gefühl des Beschauers wenden, 
begegnet man seltener (z. B. der Zeichner hat unter Weglassung der für den Fachmann 
gerade wesentlichen Konstruktionseinzelheiten bei einem Apparat unter Betonung der 
dem beobachtenden Künstlerauge sich aufdrängenden Lichtreflexe die Reize des spie- 
gelnden Metalls wiedergegeben). Wo man aber derartigen Abbildungen begegnen sollte, 
unterliegen sie dem Schutz durch das Gesetz vom 9. Januar 1907 ?). 


1) Vgl. Entscheidung des Reichsgerichts in Zivilsachen, Bd. 70. S. 269. 
2) Betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und Photographie, 


Deutsche 
100 H. Groschuff, Nachdruck von Katalogen. Me er g. 


3. Schutz von Photographien. 

Durch das gleiche Gesetz!) werden Photographien — sei es, daß sie im Original 
dem Katalog beigefügt oder, wie es die Regel bildet, mittels eines Ätzverfahrens ver- 
vielfältigt sind — geschützt. Als Werke der Photographie gelten hierbei nach $ 3 
auch „solche Werke, welche durch ein der Photographie ähnliches Verfahren hergestellt 
werden“, d. h. alle Abbildungen, welche statt durch die den Griffel führende Hand 
durch die chemische Wirkung von Licht, Wärme u. dgl. gewonnen werden (z. B. 
Heliographie, Pyrographie, photographischer Stein- und Metalldruck, Anilindruck, Glas- 
druck, Chromolithographie, Autotypie u. a.). Im Gegensatz zu den oben unter Ill. 1. 
besprochenen Zeiehnungen und Radierungen ist es hierbei gleich, ob der Verfertiger 
bei der dem photographischen Verfahren vorangegangenen oder nachfolgenden Tätig- 
keit (Aufstellung des zu photographierenden Werkes, Retouche o. dgl.) im Interesse der 
Übersichtlichkeit des Werkes eine mehr oder minder große Geschicklichkeit entfaltet 
hat, ob die Photographie mit anderen Worten gut oder schlecht gelungen ist. Es ist 
grundsätzlich die Nachbildung — sei es mittels photographischen oder photographie- 
ähnlichen Verfahrens oder mittels Zeichnung, Holzschnitt, Radierung o. dgl. — verboten. 
Die zur Herstellung des photographischen Bildes aufgewendeten Mühen und Kosten 
rechtfertigen diesen Schutz. 


IV. Erlaubter Nachdruck. 


Ausnahmsweise ist der Nachdruck von Text oder Bild eines Urheberrechts- 
schutz genießenden Kataloges gestattet: zunächst, wenn der Nachdruck vom Berech- 
tigten ausdrücklich erlaubt wird; sodann kraft Zitierrechts. 

Nach § 19 Nr. 1 und 2 des Ges. v. 19. 6. O1 ist nämlich „zulässig die Ver- 
vielfältigung: 

1. wenn einzelne Stellen oder kleinere Teile eines Schriftwerks ... in einer 

selbständigen literarischen Arbeit aufgeführt werden; 

2. wenn einzelne Aufsätze von geringem Umfang... in eine selbständige wissen- 

schaftliche Arbeit aufgenommen werden“, 

Nach § 23 desselben Gesetzes ist ferner „zulässig die Vervielfältigung, wenn 
einem Schriftwerk ausschließlich zur Erläuterung des Inhalts einzelne Abbildungen aus 
einem erschienenen Werke beigefügt werden“, und nach $ 19 des Ges. v. 1. 7. 07, 
„wenn einzelne Werke (nämlich der bildenden Künste und der Photographie) in eine 
selbständige wissenschaftliche Arbeit ausschließlich zur Erläuterung des Inhalts aufge- 
nommen werden“. 

Hiernach setzt dieses Zitierrecht stets voraus, daß auch der Katalog, in welchen 
Text oder Bild übernommen werden soll, den Charakter eines „Schriftwerks“, einer 
„selbständigen literarischen oder wissenschaftlichen Arbeit“ hat, sich also selbst durch 
individuelle Formgebung, kritische Besprechung o. dgl. als urheberrechtlich zu schützendes 
Geisteserzeugnis darstellt. Zu gunsten bloßer Preisverzeichnisse oder solcher Kataloge, 
die sich über das Niveau tatsächlicher Mitteilungen nicht erheben, kann das Zitierrecht 
mithin niemals in Anspruch genommen werden. Das Text- oder Bildzitat muß ferner 
— wie die Worte „einzelne (!) Stellen (!)", „kleinere (!) Teile (!)‘, „einzelne (!) Auf- 
sätze von geringem (!) Umfang“, „einzelne (!) Abbildungen“ besagen gegenüber 
dem Umfang des nachdruckenden Katalogs von so kleinem Umfang sein, daß quantitativ 
als Hauptsache des Katalogs nicht das Zitat, sondern die vom Urheber des zitierenden 
Katalogs herrührenden Aufsätze und Abbildungen erscheinen. Die Abbildungen ins- 
besondere dürfen nicht als Ersatz für einen ungeschriebenen und zu ersparenden Text, 
sondern nur „zur Erläuterung“ des vom zitierenden Verfasser geschriebenen Textes 
beigefügt sein. Die geringfügigsten Änderungen des zitierten Textes oder Bildes 
— mögen sie auch noch so unwesentlich sein — sind hierbei verboten, und stets ist 
im Katalog die benutzte Quelle deutlich anzugeben ($$ 24, 25 Ges. v. 19. 6. O1, 
S$ 19, 21 Ges. v. 9. 1. 07). 


V. Der Inhaber des Urheberrechtsschutzes. 
Durch die Urheberrechtsgesetze wird gegen Nachdruck der Urheber des Textes 
oder Bildes geschützt, also zunächst nicht die Werkstättenfirma, die den Katalog heraus- 
gibt, sondern derjenige, der Text oder Bild hervorgebracht hat: der Verfasser, der 


1) Betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und Photographie. 


oe nae: H. Groschuff, Nachdruck von Katalogen. 101 


Zeichner, der Photograph. Dieser hat die ausschlieBliche Befugnis, sein Werk zu ver- 
vielfältigen und zu verbreiten; er ist daher die Person, die die Erlaubnis zum Nach- 
druck zu erteilen hat. Gleichgiiltig ist es hierbei an sich, ob dieser Urheber in irgend 
einem Angestelltenverhältnis zur Firma steht oder nicht; gleichgültig auch, ob er sich 
bei der mechanischen Ausführung von Text oder Bild eines Gehilfen bediente oder 
nicht. Text und Bild des Katalogs rühren oft von verschiedenen Urhebern her: trotz 
dieser Verbindung gilt für den Text wie das Bild jeder Verfertiger als Urheber „seines“ 
Werkes. Dasselbe gilt, wenn mehrere Aufsätze oder mehrere Bilder je von ver- 
schiedenen Personen herrühren. Lassen sich die Arbeiten mehrerer Urheber nicht von- 
einander trennen (z. B. es ist ein Aufsatz oder ein Bild von mehreren Personen kon- 
zipiert), so steht den Miturhebern das Urheberrecht gemeinsam zu. Das Recht des 
Urhebers ist auch vererblich. (S$ 5, 6, 8 Ges. v. 19. 6. Ol, §§ 7, 8, 10 Ges. v. 9. 1. 07.) 

Es kann aber gerade bei Werkstättenkatalogen das Urheberrecht, statt dem 
Urheber, der Firma zustehen: zunächst dann, wenn der Katalog sich als ein Sammel- 
werk darstellt, d. h. aus getrennten Beiträgen mehrerer besteht, und die Firma als 
Herausgeber oder Verleger des Kataloges gezeichnet hat ($ 4 Ges. v. 19. 6. 01; 
§ 6 Ges. v. 9. 1. 07); aber auch ohne diese Beschränkung stets dann, wenn der 
Urheber seine Rechte auf die Firma übertragen hat (§ 8 Ges. v. 19. 6.01; § 6 Ges. 
v. 9. 1. 07). Da die Werkstätten Text und Bild meist durch eigene Angestellte an- 
fertigen lassen und im Anstellungsvertrag die Übertragung des Urheberrechts sich aus- 
bedungen haben, ist es nicht Ausnahme, sondern Regel, daß die „Firma“ durch die 
Urheberrechtsgesetze geschützt ist. Wenn der Urheber von einem geschäftlichen Unter- 
nehmen gegen Entgelt zu dem alleinigen Zweck angestellt ist, Text oder Bilder zu 
fertigen, so ergibt sich hieraus die Übertragung des Urheberrechts auf die Firma auch 
schon ohne ausdrückliche Vertragsbestimmung. In allen diesen Fällen ist daher sie 
diejenige Person, welche die Erlaubnis zum Nachdruck zu erteilen hat. 


VI. Verletzungen des Urheberrechts und Dauer des Rechtsschutzes. 


Unbefugter Nachdruck von Text oder Bild eines Kataloges berechtigt den In- 
haber des Urheberrechts (Urheber oder Firma) im Zivilprozeß Schadensersatz zu ver- 
langen. Außerdem kann der Täter auch im StrafprozeB mit einer Geldstrafe bis zu 
3000 M, im Fall der Vermögenslosigkeit mit Gefängnis bis zu 6 Monaten, belegt werden, 
daneben auf Verlangen des Verletzten mit einer anstelle der Schadensersatzpflicht ein- 
tretenden Buße bis zu 6000 M. Mit diesen Rechtsfolgen ist sowohl derjenige, der Text 
oder Bild „vervielfältigt“ (Verfasser, Zeichner usw.) als auch derjenige bedroht, der es 
„gewerbsmäßig verbreitet“, also der Firmeninhaber, der den Nachdruck für seine Rech- 
nung und für seinen gewerblichen Zweck vornehmen läßt und unter das Publikum 
bringt. Die widerrechtlich hergestellten Kataloge und die zur widerrechtlichen Ver- 
vielfältigung ausschließlich bestimmten Vorrichtungen (Platten, Steine, Stereotypen usw.) 
werden stets vernichtet, doch darf der verletzte Urheber oder die verletzte Firma 
statt dessen nach eigener Wahl die Kataloge und Vorrichtungen ganz oder teilweise 
gegen angemessene Vergütung, die höchstens dem Betrage der Herstellungskosten 
gleichkommt, übernehmen. Auch die Unterlassung der Quellenangabe bei Ausübung 
des Zitierrechts ist mit Geldstrafe bis zu 150 M bedroht. 

Diese Rechtsfolgen drohen grundsätzlich bei unbefugter Vervielfältigung von 
Photographien noch 10 Jahre lang seit dem Erscheinen der Photographie, im übrigen 
bei Nachdruck von Text oder Bild noch 30 Jahre lang nach erfolgtem Tode des Ur- 
hebers oder des letztlebenden Miturhebers, des Herausgebers des Kataloges oder des 
Firmeninhabers. Die Fristen beginnen erst mit dem Ablauf des Kalenderjahrs, in dem 
der Urheberrechts-Inhaber verstorben oder bei einer Photographie diese erschienen ist. 


VII. Reichen hiernach die bestehenden Urheberrechtsgesetze schon aus, um 
gegen unlauteren Nachdruck scharf vorzugehen, so sind damit jedoch die Mittel, die 
einer durch Nachdruck benachteiligten Firma zustehen, noch nicht erschöpft. Denn der 
Abdruck insbesondere eines Bildes kann, auch wenn diesem ein darstellerischer Ge- 
danke fehlt, verstoßen gegen das „Reichsgesetz vom 7. Juni 1909 gegen den unlauteren 
Wettbewerb“: A. z. B. gibt die von ihm allein hergestellten Gegenstände in seinem 
Preisverzeichnis in allgemeinen Umrissen wieder und B., der diese Gegenstände von A. 
bezieht, läßt für seinen Katalog die Bilder nachdrucken; in diesem Falle kann mög- 
licherweise B. mit dem Nachdruck beim Kunden die Meinung erwecken wollen, er liefere 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


102 Für Werkstatt und Laboratorium. 
nicht nur, sondern stelle selbst diese Gegenstände her, und kann somit durch die „bild- 
liche Darstellung“ über den „Ursprung der Ware oder gewerblichen Leistung, über 
die Art des Bezugs oder die Bezugsquelle von Waren... unrichtige Angaben machen, 
die geeignet sind, den Anschein eines besonders günstigen Angebots hervorzurufen- 
(S$ 5, 3). Nach einem Aufsatz von Dieterich!) hat in neuerer Zeit ein Oberlandes- 
gericht?) diese Feststellung für die Maschinenbranche in einem Falle, wo es sich um 
„nicht marktgängige“ Ware (Kran- und Hebezeugbau) handelte, unter Berücksichtigung 
der Anschauungen des örtlichen Interessentenkreises getroffen. 

In dem erwähnten Reichsgesetz ist ebenfalls durch eingehende Vorschriften 
dafür gesorgt, dem unlauteren Konkurrenten den Gebrauch des nachgedruckten Bildes 
zu verleiden: er kann auf „Unterlassung der unrichtigen Angabe‘, also auf Unter- 
lassung der Verbreitung des Bildes ohne Angabe des wahren Herstellers, in Anspruch 
genommen werden, und zwar nicht blos von der benachteiligten Firma, sondern „von 
jedem Gewerbetreibenden, der Waren oder Leistungen gleicher oder verwandter Art 
herstellt oder in den geschäftlichen Verkehr bringt, oder von Verbänden zur Förderung 
gewerblicher Interessen“ (§ 13). Jeder Konkurrent kann ihn also verklagen. Nach 
ergangenem Urteil ist die Unterlassung erzwingbar durch eine „wegen einer jeden 
Zuwiderhandlung auf Antrag des Gläubigers von dem ProzeBgericht erster Instanz“ im 
Betrage bis zu 1500 M festzusetzenden Geldstrafe oder einer bis zu 6 Monaten Haft 
festzusetzenden Freiheitsstrafe, sowie durch Verurteilung zur Bestellung einer Sicherheit 
für den durch fernere Zuwiderhandlung entstehenden Schaden?). Neben der erzwing- 
baren Unterlassung der Verbreitung des Bildes ist der Konkurrent bei Verschulden 
noch schadensersatzpflichtig ($ 13 Abs. 2). Hatte er es „beabsichtigt“, den Anschein 
eines besonders günstigen Angebots hervorzurufen, so droht ihm Geldstrafe bis 1500 M 
und Gefängnis bis zu 1 Jahr oder eine dieser Strafen ($ 4). 


sh ne 


Für Werkstatt und Laberatorium. 


Ausstellung wissenschaftlicher Appa- 
rate seitens der Physikalischen Ge- 
sellschaft in London. 


Engineering 94. S. 854 u. 876. 1912. 


Am 17. Dezember des vorigen Jahres wurde 
von der Physikalischen Gesellschaft in 
London wie alljährlich eine Ausstellung wissen- 
schaftlicher Apparate veranstaltet. Da ein halbes 
Jahr zuvor aus Anlaß des Optikerkongresses eine 
große Ausstellung optischer Instrumente in Lon- 
don stattgefunden hatte, so war dieser Zweig 
der Physik weniger zahlreich vertreten. Be- 
merkenswert war u. a. eine von J. H. Dall- 
meyer (London) ausgestellte Porträtlinse von 
11 Zoll (28 cm) Durchmesser und 45 Zoll (114 cm) 
Breunweite. Sie war 44 kg schwer, aus vier 
Einzellinsen zusammengesetzt und für Platten 
60 X 70cm bestimmt. 

Von deutschen Firmen hatte Leitz- Wetzlar 
Neuheiten in photomikrographischen Einrich- 
tungen für Metalluntersuchungen ausgestellt, 


ferner ein Stufenmikroskop, dessen Ablesevor- 
richtung bei Multiplikation mit einem konstanten 
Faktor die Dimensionen unmittelbar in uœ an- 
gibt. Auch ein Doppelmikroskop dieser Firma 
für Demonstrationszwecke war vorhanden, das 
für Lehrer und Schüler besondere Okulare be- 
sitzt, so daß beide gleichzeitig das Objekt zu 
beobachten vermögen. Ein nadelförmiger Zeiger 
gestattet dabei, auf einen Punkt im Gesichts- 
felde besonders hinzuweisen. Auch ist eine Vor- 
richtung zur Aufnahme von Momentphotogra- 
phien vorgesehen. 

Die Firma Zeiss-Jena führte einen Zeichen- 
und Projektionsapparat nach Greil-Innsbruck 
vor, der das vergrößerte Bild eines mikro- 
skopischen Objektes auf einen Schirm projiziert, 
so daß auf diesem die Umrisse des Objektes 
nachgezeichnet werden können. Auch ein trag- 
barer Theodolit dieser Firma war bemerkens- 
wert durch seine Schutzvorrichtung gegen Staub 
und Regen. Bei diesem Instrumente ist das Fern- 
rohr mit dem Schutzkasten drehbar und der Be- 


1) Vgl. „G. Dieterich, Nachdruck von Katalogbildern“ in Technik und Wirtschaft, 
Monatsschrift des Vereins deutscher Ingenieure 4. S. 676. 1911. 

2) Der Aufsatz gibt leider nicht an, um welches Oberlandesgericht es sich handelt. 
Auch handelt es sich offenbar um eine ungedruckte Entscheidung, deren Unterlagen daher hier 


nicht nachgeprüft werden können. 
3) Vgl. § 890 Zivilprozeßordnung. 


Heft 10. 
15. Mai 1913. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


108 


obachter braucht nur in horizontaler Richtung 
zu sehen, da die drei Ablesemikroskope recht- 
winklig gebogen sind. 

Besonders beachtenswerte Instrumente waren 
auf der Ausstellung noch folgende: Eine elek- 
trische Prüfungsvorrichtung von Crompton & 
Co. für die MeBbereiche von 0 bis 75 Volt und 
O bis 600 Volt und für O bis 15 Milliampere und 
0 bis 150 Ampere. Um ein Benutzen des nie- 
deren Meßbereiches mit zu hoher Spannung nach 
Möglichkeit zu verhindern, ist das Instrument 
so eingerichtet, daß beim Schließen seines 
Kastens ein Knopf niedergedrückt wird, der 
automatisch den höchsten Meßbereich ein- 
schaltet. 


Ferner sei erwähnt ein Staubzähler nach 
Aitken von Kelvin &James White, Glasgow. 
Dieser Apparat besteht aus einer Metallkammer 
mit einer in ihrer Mitte befindlichen 1 gem großen 
Mikrometerglasplatte, die eine Millimeterteilung 
trägt. Oberhalb der Platte befindet sich genau 
1 com Luft. Laßt man nach dem Evakuieren 
eine bestimmte Menge der zu prüfenden Luft 
in die Kammer einströmen, so fallen die ober- 
halb der Platte befindlichen Staubteilchen mit 
eintretender Kondensation auf die Platte und 
können dort gezählt werden. 

Von derselben Firma war ein Vibrations- 
messer nach H. N. Fullerton vertreten; das 
Prinzip dieses Instruments ist dasselbe, das seit 
langem von der Firma Hartmann & Braun 
bei ihren Resonanzapparaten benutzt wird; es 
besitzt nur eine einzige Zunge, deren wirksame 
Länge dem Resonanzmaximum angepaßt werden 
muß. 

Die Cambridge Scientific Instrument 
Cy. hatte einen Kardiographen mit einem Eint- 
hovenschen Saitengalvanometer ausgestellt; 
bei diesem bildete die Saite ein 2 æ dicker 
versilberter Glasfaden, der in einem 8 mm weiten 
Schlitz zwischen zwei starken magnetischen 
Weicheisenpolen von 20000 Linien pro gem aus- 
gespannt war. Glas war der besseren Dämpfung 
wegen hierzu anstatt des Quarzes verwandt 
worden. 

Ein von Außeren magnetischen Feldern nicht 


Fig. 1. Fig. 2. 


Fig. 3. 


beeinflußtes Wechselstromdynamometer nach 
J. T. Irwin war von Robert W. Paul (New- 
Southgate, London) ausgestellt. Hierbei waren 
zwei drehbare Spulen A, B (Fig. 1) in D-Form 


auf einer Glimmerscheibe befestigt (Fig. 2) und 
diese Scheibe dreht sich auf einem Lager 
zwischen zwei festen Spulen (Fig. 3). 
Schließlich seien noch die von der Firma 
Alexander Wright & Co. ausgestellten Appa- 
rate zur Untersuchung von Grubengasen er- 
wähnt. Einer dieser Apparate gestattet, den 
Methangehalt der Luft an Ort und Stelle inner- 
halb zweier Minuten zu bestimmen. Dabei wiegt 
der vollständige Apparat samt Quecksilber und 
Akkumulator nur 8,6 kg. Mk. 


Selbstspannendes Bohrfutter’). 
Wie aus den Abbildungen zu ersehen ist, 
zentriert das Futter'selbsttätig und besitzt weder 


vorstehende Schrauben noch Backen, die zu Un- 
fällen Anlaß geben könnten. Zur Befestigung 
der einzuklemmenden Teile dienen drei exzen- 
trische Spannbacken, die den Bohrer selbsttätig 
festhalten, und zwar um so fester, je größer die 


— un TT 


Arbeitsleistung des Bohrers, ist. Die Spann- 
backen enthalten auf dem [imfang_ außer dem 


1) Ausgestellt in der Ständigen Ausstellung 
für Arbeiterwohlfahrt_ (Charlottenburg, Fraun- 
hoferstr. 11/12); vgl. diese Zeitschr. 1913. S. 74. 


104 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Kurvenstück noch je 2 Zähne, die in die innere 
Verzahnung des Außenringes eingreifen. Letz- 
terer wird durch eine Spiralfeder so gedreht, 
daß die Backen zur Aufnahme von Werkzeugen 
mit zulässig kleinstem Durchmesser gehalten 
werden. Willman das eingespannte Stück lösen, 
so braucht nur der Außenring in umgekehrter 
Drehrichtung der Bohrspindel gedreht zu werden, 
wodurch mittels der Verzahnung die Spann- 
backen sich öffnen. 

Die Firma Joseph Albrecht in Eßlingen 
a. N. (Württemberg) liefert diese Futter in 6 ver- 
schiedenen Größen von 1,5 bis 25,5 mm Spann- 
differenz. Hig. 


CEE 


Ein einfaches Ventil für Saugflaschen. 
Von H. B. Hutchinson. 
Chem. News 106. S. 99. 1912. 


Um das Zurücktreten von Wasser in die eva- 
kuierte Saugflasche bei schwankendem Wasser- 
druck zu verhindern, be- 
dient sich der Verf. 
folgender einfachen Ein- 
richtung. In eine beider- 
seits durch die Stopfen 
B, und B, verschlossene 
kurze Glasröhre A mün- 
det einerseits das Rohr 


der zu evakuierenden 
Flasche, andererseits das 
zur Pumpe führende 


Saugrohr. Im Innern be- 
findet sich ein loser Gum- 
mistopfen C, der beim 
Saugen der Luft den 
Austritt gestattet, beim 
Nachlassen der Saugwirkung dagegen die Off- 
nung der Saugflasche verschließt. Damit diese 
Ventilwirkung sicher eintritt, mündet das untere 
Rohr noch innerhalb des Stopfens, während das 
obere etwas hervorsteht und abgeschrägt ist. 


ffm. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


12. Nr. 547744. Fraktionieraufsatz. W. Plücker, 
Solingen. 1. 3. 13. 

Nr. 549810. Selbsttätiger Vakuum-Extraktions- 
apparat für wärmeempfindliche Lösungen. 
Ver. Lausitzer Glaswerke, Berlin. 
28. 3. 13. 

Nr. 650645. Ozonröhre. 
nover. 4. 4. 13, 


Dr. R. Hase, Han- 


21. Nr. 547776. Entladungsröhre mit githender 
Kathode. A. E. G., Berlin. 15. 3. 13. 

Nr. 648720. Präzisions-Knallgasvoltameter für 
schwache Ströme. R. Müller-Uri, Braun- 
schweig. 17. 3. 13. 

Nr. 547 870. Spritze für medikamentöse 
Einspritzungen aller Art. H. Henrichs, 
Saarbrücken. 22. 3. 13. 

42. Nr.548652. Bürette für die Gasanalyse mit 
zickzackförmigem Skalenrohr. Greiner & 
Friedrichs, Stützerbach. 13. 3. 13. 

Nr. 548812. Thermometer mit hinter einem 
Längsschlitz angeordnetem Quecksilber- o. 
dgl. Rohre. Bahmann & Spindler, Stützer- 
bach. 20. 3. 13. 

Nr. 549 149. Titriergefäß mit seitlicher, flach- 
gedrückter Ausbauchung. C. Lüdecke, 
Cassel. 28. 3. 13. 

Nr. 549 210. Meßgefäß mit Ventilausflußrohr. 
A. Uflerbäumer, Herford. 27. 3. 13. 

Nr. 549466. Abmeßvorrichtung. Ver. Lau- 
sitzer Glaswerke, Berlin. 28. 3. 13. 


Nr. 549941. Demonstrationsthermometer für 
olksschulen. P. Reimann, Chemnitz. 
2. 3. 13. 


Nr. 650288. Pipettierapparat mit Quecksilber- 
wippe. F. & M. Lautenschl&ager, Berlin. 
4. 4. 13. 

Nr. 551828. Kontaktthermometer mit meh- 
reren Zweigen und gemeinsamem Flüssig- 
keitsgefäß. D. Cont. Gas-Ges. u. W. All- 
ner, Dessau. 27. 12. 12. 

Nr. 551662. Meßglas. R. A. Duus, Arendal. 
21. 12. 12. 

Nr. 551896. Vorrichtung zur Untersuchung 
von Reduktase, Katalase, Hefe, Bakterienbau 


u. dgl. H. M. Höyberg, Frederiksberg. 
28. 3. 13. 
— 
Gewerbliches. 


Der Handelssachverstandige bei dem 
Kaiserlichen Generalkonsulat in Calcutta, 
Hr. Gösling, besucht in der Zeit vom 2. Mai 
bis zum 17. Juni d. J. eine Reihe von 
Handelskammern, um durch deren Vermitte- 
lung mit den an dem Handel mit Britisch Indien 
interessierten Firmen persönlich Fühlung zu 
nehmen. Nach Erscheinen dieses Heftes wird 
Hr. Gösling sich noch aufhalten in: 

Barmen, Sonnabend 17. Mai; Köln, Mon- 
tag 19. und Dienstag 20. Mai; Frankfurt a. M., 
Mittwoch 21., Donnerstag 22. und Freitag, 
23. Mai; Mannheim, Dienstag 27. und Mittwoch 
28. Mai; Straßburg, Donnerstag 29. Mai; Stutt- 
gart, Freitag 30. und Sonnabend 31. Mai; 
München, Montag 2. und Dienstag, 3. Juni; 


Heft 10. 
15. Mai 1918. 


Nürnberg, Donnerstag 5. und Freitag 6. Juni; 
Weimar, Sonnabend 7. Juni; Leipzig, Montag 9. 
und Dienstag 10. Juni; Plauen i V., Mittwoch 
11. Juni; Chemnitz, Donnerstag 12. und Freitag 
13. Juni; Dresden, Montag 16. und Dienstag 
17. Juni. 

Bei den genannten Handelskammern wird der 
Handelssachverständige an den angegebenen 
Tagen in den Stunden von 9 bis 1 Uhr den 
Interessenten zur Verfügung stehen. 

Nach seiner Rundreise wird der Handels- 
sachverständige vom 18. bis 21. Juni täglich 
von 10 bis 1 Uhr in Berlin im Auswärtigen 
Amt, Wilmhelmstr. 75, für Interessenten zu 
sprechen sein. 


Ausstellung „Anwendung der Photo- 
graphie in Naturwissenschaft und 
Medizin“, Wien 1913. 


Im Anschluß an die in diesem Jahre 
in Wien vom 22. bis 27. September tagende 
85. Versammlung deutscher Naturforscher 
und Arzte findet daselbst in der K. K. Uni- 
versität eine Ausstellung Anwendung der 
Photographie in Naturwissenschaft und 
Medizin statt. Nach den der Ständigen 
Ausstellungskommission für die Deut- 
sche Industrie von zuständigen Stellen 
gewordenen Informationen handelt es sich 
um eine von kompetentester Seite aus- 
gehende seriöse Veranstaltung, die in erster 
Linie wissenschaftliche Ziele verfolgt. 


Im Programm sind folgende Gruppen 
vorgesehen: 


I. Anwendung der Photographie in der 
Medizin (einschl. Röntgenphotographie), po- 
lizeiliche und gerichtliche Photographie 
u. dgl. 

II. Photographie in der Zoologie, Bo- 
tanik und Mineralogie. 

Il. Die Photographie in der Geologie, 
Geographie und auf Forschungsreisen. 

IV. Die Photographie in der Anthro- 
pologie. 

V. Anwendung der Photographie in der 
Chemie, Physik, Astronomie und Meteo- 
rologie. 

VI. Photogrammetrie und Ballonphoto- 
graphie. 

Vil. Projektionswesen und Kinemato- 
graphie. 

VIII. Photographische Reproduktionsver- 
fahren. 

IX. Apparate und Behelfe für wissen- 
schaftliche Photographie. 

Die Beteiligung, fiir die eine Platzmiete 
nicht erhoben wird, ist infolge riiumlicher 
Beschränktheit nur in begrenztem Umfange 
möglich, doch werden Gegenstände aus allen 


Gewerbliches. 


105 
Staaten zugelassen. Schlußtermin für An- 
meldungen ist der 15. Juni. 

Alle Anfragen und Zuschriften sind zu 
richten an die Geschäftsleitung, zu Händen 
des Herrn Hofrats Prof. Dr. I. M. Eder, 
Wien VII, Westbahnstraße 25. Die Aus- 
stellungsdrucksachen können an der Ge- 
schiftsstelle derStändigenAusstellungs- 
kommission (Berlin NW, Roonstraße 1) 
eingesehen werden. 


13. Kongrefs russischer Naturforscher 
und Arzte, nebst Fachausstellung. 
Tiflis, 14. Juni bis 14. Juli 1913. 

In Tiflis wird anläßlich des 13. Kongresses 
der russischen Naturforscher und Ärzte vom 
14. Juni bis 14. Juli eine Internationale Fach- 
ausstellung veranstaltet, die, wie dieStändige 
Ausstellungskommission für die Deut- 
sche Industrie auf Grund zuverlässiger In- 
formationen bekanntgibt, den Zweck verfolgt, 
den jetzigen Stand der Industrie, soweit sie 
sich auf das Gebiet der Naturforschung er- 
streckt, durch Vorführung von Lehrapparaten, . 
Sammlungen, Bibliotheken, Zeitschriften usw. 
zu veranschaulichen. Es sind folgende Ab- 
teilungen vorgesehen: | 

1. Mathematik. 2. Physik einschl. Elektro- 
technik. 3. Physikalische Geographie, Meteoro- 
logie, Seismologie, Luftschiffahrt. 4. Chemie. 
5. Mineralogie und Geologie. 6. Botanik. 
7. Zoologie. 8. Anatomie und Physiologie. 
9. Geographie, Ethnographie, Anthropologie, 
Linguistik, Statistik. 10. Agronomie. 11. Medi- 
zin. 12. Hygiene. 13. Tierheilkunde. 14. Päda- 
gogik. 

Außer der zollfreien Einfuhr der Ausstellungs- 
gegenstände ist auch der unentgeltliche Rück- 
transport der auf der Ausstellung nicht ver- 
kauften Waren, wenigstens was russische 
Bahnen anbelangt, genehmigt worden. Bin 
entsprechender Antrag an deutsche Eisen- 
bahnen ist in Aussicht genommen. Anmeldungen 
sind unter Benutzung der vorgeschriebenen 
Formulare an den Ausstellungsausschuß 
(Rasporjaditelny Komitet XII. Bjesda 
Russkich Jestostwoispitatelei i Wrat- 
schei, Tiflis, Kanselarrija Popetschitela Kaw- 
kasskawo utschebnawo okruga) zu richten. Die 
Ausstellungsgegenstände sollen in der Zeit vom 
28. Mai bis 10. Juni eingeliefert werden. Die 
Ausstellungsdrucksachen in russischer Sprache 
(Satzungen, Programme, Abdruck der die Zoll- 
und Frachtbegünstigungen betreffenden Ver- 
fügungen, Anmeldeformulare, Fracht - Begleit- 
scheine, Etiketten usw.) liegen an der Ge- 
schäftsstelle der Ständigen Ausstellungs- 
kommission (Berlin NW, Roonstr. 1) vor. 


Gewerbliches. 


Deutsche 


106 ' Mechaniker-Ztg. 


Die amerikanische Tarifreform. 
Von Dr. Stapff, 

Syndikus des Bundes der Industriellen. 

Nach Deutsche Industrie 15. S. 116. 1913. 


Die vielbesprochene amerikanische Tarif- 
reform hat ihre ersten parlamentarischen Schritte 
getan. Man hat den Eindruck, daß es dem Prä- 
sidenten doch ernst war mit seiner im Wahl- 
kampfe gegebenen Versicherung, daß die Ände- 
rung des Zolltarifgesetzes nicht nur seine erste, 
sondern auch eine ernsthafte Tat sein würde. 
Es beweist dies sowohl die Begründung der 
Vorlage durch den demokratischen Führer 
Underwood und vor allem das Verhalten 
Wilsons selbst, der in ungewöhnlicher Weise 
persönlich Fühlung mit dem Parlamente nimmt. 

Die Vorlage, die den am 7. April zu einer 
besonderen Session zusammengetretenen Kon- 
greg beschäftigt, ist in vieler Beziehung recht 
weitgehend. Es sind nicht leere Worte, wenn 
die Botschaft des Präsidenten sagt: 

„Schon lange waren wir von dem beschei- 
denen Begriff des Schutzes der heimischen In- 
dustrie zu dem Gedanken fortgeschritten, daß 
die Industrie ein Anrecht auf direkte Förderung 
(patronage) durch die Regierung habe. Bewußt 
oder unbewußt haben wir ein System der Pri- 
vilegien und der Befreiung vom Wettbewerb 
aufgebaut, das jeder — auch der rohesten — 
Form von Kombination die Schaffung von Mono- 
polen leicht machte, Wir müssen alles ab- 
schaffen, was nach Privilegien oder künstlicher 
Begünstigung aussieht, und müssen unseren 
Geschäftsleuten und Produzenten als Ansporn 
dieständige Notwendigkeit auferlegen, leistungs- 
fähig, wirtschaftlich und unternehmend, Meister 
im Wettbewerb und tüchtigere Arbeiter und 
Kaufleute als irgendwer in der Welt zu sein. 
Abgesehen von den lediglich im Interesse der 
Staatseinkünfte auf Artikel, die wir nicht pro- 
duzieren, und auf Luxusartikel gelegten Zöllen 
sollen die künftigen Zölle nur bezwecken, lei- 
stungsfähige Konkurrenz zu schaffen und den 
Geschäftsgeist Amerikas im Konkurrenzkampf 
mit der übrigen Welt zu schärfen. Wir müssen 
in unseren Zollgesetzen und in unserem Zoll- 
system Änderungen treffen, die eine freiere und 
gesündere Entwicklung, nicht Umwälzung oder 
Verwirrung, zumZielhaben. Wirmüssen unseren 
Handel, besonders unseren Außenhandel, aus- 
bauen. Wir benötigen Märkte und ein erweitertes 
Arbeitsfeld mehr als je. Wir müssen auch die 
Industrie ausbauen und müssen ihr an Stelle 
künstlicher Stimulation Freiheit geben, aber nur 
insoweit, als dadurch aufgebaut und nicht nieder- 
gerissen wird.“ 

Die Vorlage selbst sieht verschiedene Zoll- 
ermäßigungen vor, die auch die Feinmechanik 
wesentlich berühren. Es sollen u. a. Brillen, 


Klemmer, Teile von diesen künftig allgemein 35°/, 
Wertzoll zahlen, Linsen statt 45°/, künftig 30°/o:; 
für Operngucker, Feldstecher, Mikroskope, Photo- 
graphische und Projektionslinsen sowie Optische 
Instrumente, Fassungen soll der Wertzoll von 
45°/, auf 30°/, herabgesetzt werden. 

Allerdings würde die Wirkung dieser Zoll- 
ermäßigungen bald aufgewogen werden durch 
die Bestimmung des Entwurfs, daß der Präsident 
ermächtigt werden soll, auf diejenigen Waren 
einen Zolizuschlag von 25°/, zu erheben, deren 
Fabrikanten sich nicht dazu verstehen, den Ver- 
tretern des amerikanischen Schatzamtes den Ein- 
blick in die Geschäftsbücher und Kalkulationen 
zu gestatten. Eine derartige Bestimmung dürfte 
von verhängnisvoller Tragweite für die Industrie 
Bein, da sie ein solches Ansinnen unbedingt ab- 
lehnen müßte. 

Sehr erfreulich wäre die Tatsache, daß 
die Gesetzesvorlage von der Grundlage der 
bisherigen amerikanischen Handclspolitik ab- 
weichen will und die unbeschränkte Rezipro- 
zität einzuführen vorschlägt. Das wäre eine 
Bestimmung von größter Tragweite, da sie die 
Möglichkeit eines Handelsvertrags mit den Ver- 
einigten Staaten eröffnen würde. 

So bedeutungsvoll die Vorlage auch ist — 
wenn auch nur als Ausdruck der Stimmung der 
regierenden Kreise —, so darf man sich doch 
nicht verhehlen, daß ihr bis zur Verabschiedung 
eine sehr große Reihe Hemmungen entgegen- 
treten werden, die sehr stark sind und die Aus- 
sichten des Entwurfs herabmindern. Zwar haben 
die Demokraten eine sehr große Mehrheit im 
Repräsentantenhause und überwiegen auch im 
Senat, doch haben sie in Zollfragen die ver- 
schiedensten, oft gerade entgegengesetzten 
Meinungen. 

Ein großer Teil mag ja den radikalen Stand- 
punkt der Zollermäßigung um jeden Preis ver- 
treten. Dem steht aber ein gemäßigter Teil 
gegenüber, der für einen langsamen Abbau 
sich einsetzt, und weiter ein beträchtlicher 
Teil, der direkt hochschutzzöllnerisch gesinnt 
ist. Wieweit die Rooseveltsche Fortschritts- 
partei sich für den Entwurf einsetzt, ist nicht 
sicher. Der Schwerpunkt des ganzen Gesetz- 
gebungsaktes liegt aber beim Senat, an den 
die vom Repritsentantenhaus und seinem Plenar- 
ausschuß, dem Committee on Ways and Means, 
durchberatene Vorlage gelangt. Das Finanz- 
komitee des Senats war bisher die entscheidende 
und kritische Stelle, an der die früheren Ver- 
suche einer durchgreifenden Änderung des Zoll- 
gesetzes regelmäßig zum Scheitern gebracht 
wurden. Aller Voraussicht nach wird sie auch 
jetzt wieder für die Entscheidung maßgebend 
sein. Es folgen nach Verabschiedung im Finanz- 
komitee die Verhandlungen im Senate selbst, 
für die einer obstruierenden Mehrheit genügend 


Heft 10. 
15. Mai 1913. 


Kleinere Mittellungen. — Patentschau. 


107 


Mittel zur Verfügung stehen, und schließlich die 
Auseinandersetzung mit dem Repräsentanten- 
hause, an das die vom Senat angenommene 
und veränderte Vorlage zurückgelangt. Ehe 
dieser langwierige Weg zurückgelegt sein wird, 
kann eine lange Zeit vergehen, jedenfalls Zeit 
genug, daß alle amerikanischen Interessenten 
ihre Wünsche genügend zum Ausdruck gebracht 
haben. Schon jetzt macht die amerikanische 
Schutzzoll-Liga mobil und fordert auf, daß 
„jeder ernsthafte Industrielle sich bis zur Ver- 
abschiedung der Vorlage in Washington auf- 
halt, bis er jedem einzelnen KongreBmitglied 
die Bedeutung der einzelnen Positionen klarge- 
macht habe“. Diese Bemühungen beweisen 
allerdings auch, daß man in den beteiligten 
und betroffenen Kreisen diesmal ernsthaft mit 
dem Gegner rechnet. 

Endet dieser Kampf wirklich mit einer Nieder- 
lage desProtektionismus, so hat dieseine größere 
Bedeutung als nur die einer besseren Aussicht 


für den einen oder jenen Industriezweig. Es ist 
sicher nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet, 
daß damit die Handelspolitik auch der kontinen- 
talen Staaten vor neue und grundlegende Auf. 
gaben gestellt wird. 


B 


Kleinere Mitteilungen. 


Wie Herr Baurat B. Pensky in seiner Eigen- 
schaft als Geschäftsträger des Ausschusses für 
das Carl-Reichel-Heim, Erholungsheim für 
Edelhandwerker, der Redaktion mitteilt, haben 
am 9. Mai 24 junge Mechaniker (Lehrlinge und 
jüngere Gehilfen) unter Leitung der Fachlehrer 
Hrn. Ing. F. Lindenau und Hrn. Kersten, 
Obermeisters bei Mix & Genest, einen Pfingst- 
ausflug nach dem Harz angetreten, während 
dessen die Reisegesellschaft im Carl-Reichel- 
Heim im Schloßgarten von Elbingerode Quartier 
nehmen wird. 


Zweigliedriges Flüssigkeitslinsensystem, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß in einem äußeren Gefäße mit zwei Glaswänden, 
welche Rotationskörper in bezug auf eine gemeinsame Achse sind, 
ein inneres Gefäß mit ebensolchen zwei Glaswänden so ange- 
ordnet ist, daß die Achsen beider Glaswändepaare zusammen- 
fallen, und ferner dadurch, daß der übrige Raum des äußeren 
C. Zeiss in Jena. 


Gefäßes mit einer Flüssigkeit gefüllt ist. 
28. 2. 1911. Nr. 242963. KI. 42. 


‚Verfahren zur Messung hoher Vakua, gekennzeichnet 
durch die Verwendung von Ventilröhren, deren vom Gasdruck 
abhängiger Widerstand durch elektrische Meßinstrumente be- 
stimmt wird. Hartmann & Braun in Frankfurt a.M. 4. 4. 1911. 


Nr. 242 229. Kl. 42. 


Flüssigkeitssperrventil für gasanalytische Apparate 
zum Entweichenlassen des Gasrestes aus der Tauchglocke, da- 
durch gekennzeichnet, daß der eine Schenkel eines U-förmigen, 
teilweise mit Flüssigkeit gefüllten Rohres mit der Verbindungs- 
leitung zwischen der hydraulischen Pumpe und dem Absorptions- 
gefäß verbunden ist, während der zweite Schenkel des U-förmigen 
Rohres wiederum in zwei Röhren unterteilt ist, von denen die 
eine zu der Verbindungsleitung zwischen Tauchglocke und Ab- 
sorptionsgefäß, die zweite frei in die äußere Atmosphäre mündet. 
8. 6. 1910. Nr. 244335. KI. 42. 


O. Hüfner in Friedenau-Berlin. 


Verfahren zur Herstellung einer für dynamoelektrische 
Zwecke bestimmten Eisenlegierung, dadurch gekennzeichnet, 
daß das Eisen durch einen oder mehrere an sich bekannte 
Prozesse, z. B. Thomas- und Bessemerprozeß, so weit von allen 
Verunreinigungen befreit wird, daß dieselben höchstens noch 
0,5 °/, betragen und nicht aus Silicium, Phosphor und Mangan be- 


neue. 
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stehen, worauf dem Eisen bis zu höchstens 1°/, Kupfer hinzu- i 


| 108 Patentschau. — Vereinsnachrlichten. u ee 


gesetzt wird, zum Zwecke, eine niedrige Verlustziffer bei der Ummagnetisierung und gleich- 
zeitig eine hohe Magnetisierbarkeit zu erhalten. W. Rübel in Westend-Berlin. 3. 2. 1911. 
Nr. 244 062. Kl. 21. 


Winkelspiegelkörper, dessen Reflektoren auf einem beson- 
deren Träger angebracht sind, dadurch gekennzeichnet, daß der Träger 
aus einem Material besteht, dessen thermischer Ausdehnungskoeffizient 
annähernd gleich O ist, und auf den die Reflektoren von abweichenden 
Ausdehnungskoeffizienten so gelagert sind, daß sie sich gegenüber dem 
Lagerkörper parallel zu ihrer Reflektorfläche zu verschieben vermögen. C. P. Goerz in Berlin- 
Friedenau. 16. 10. 1910. Nr. 243 389. KI. 42. 


— 8 


Vereinsnachrichten. 


Todesanzeige. licher Fragen gewidmet; am Nachmittag ist 
eine gemeinsame Wagenfahrt dureh die 
Stadt geplant, an welche sich um 6 Uhr 
das Festessen im Hotel Disch anschließen 
wird. Während der Sitzungen soll den 
Damen der Mitglieder Gelegenheit geboten 
werden, unter sachkundiger Führung die 
städtischen Sammlungen zu besichtigen. 
Mit dem Verblichenen ist ein hochge- | Pür den Sonntag ist ein Ausflug in das 
schätztes Mitglied, ein Mitbegründer des Siebengebirge mit daran anschließender 
Aweigvereins München aus unseren Reihen Dampferfahrt geplant. 
geschieden. Durch seine hohen Verdienste ‘ingehende Mitteilungen wird das Pro- 
um die wissenschaftliche Präzisionsmechanik gramm bringen, welches in der nächsten 
hat sich derselbe ein dauerndes, ehrendes | Nummer veröffentlicht werden wird. 
Andenken gesichert. 


Vereinigung feinmechanischer und 


optischer Betriebe Münchens Anmeldung zur Aufnahme in den Hptv. 
Zweigverein der Deutschen Gesellschaft für | Aer D Gir Meu. O: 
Mechanik und Optik. Me E T 


I. A.: Dr. A. Sendtner. 


Am 29. April verschied im 69. Lebens- 
jabre der Physiker und Inhaber eines 
mathematisch-physikalischen Instituts 

Herr Dr. M. Th. Edelmann, 
Prof. h. c. der Technischen Hochschule 
in München. 


Hr. Hermann Krebs, Physiker an der 
Städtischen Gewerbeschule; Dresden - N., 
— --- e Louisenstr. 45. 


24. Hauptversammlung 


der Deutschen Gesellschaft für D. G. f. M.u. O. Abt. Berlin, E.V. 
Mechanik und Optik. Sitzung vom 6. Mai 1913. Vorsitzender: Hr. 

Die Vorbereitungen sind bereits in vollem Hr. Dr. Faßbender spricht über: Ältere 
Gange. und neuere Methoden zur Prüfung von Objek- 


In Aussicht genommen ist für den Vor- | tiven. (Der Vortrag wird in einem der nächsten 
abend (26. Juni) ein Bierabend im Stapel- | Hefte ausführlich veröffentlicht werden.) Im An- 
haus; am Freitag, den 27. Juni, findet | schluß hieran spricht sich Hr. Zschokke dafür 
die erste Hauptsitzung in der Aula der | aus, bei der Herstellung von Linsen und bei 
höheren Maschinenbauschulestatt, inwelcher | ihrer Prüfung die theoretische Rechnung und 
nach der Begrüßung durch die Behörden | die praktischen Methoden nebeneinander zu be- 
u. a. ein Vortrax von Hrn. Professer Dr. | nutzen. 


Konen, ao. Prof. der Universität Münster, Aufgenommen wird: Hr. Mechaniker Fritz 
gehalten werden wird. Nach dem Mittag- | Achterkerken; Berlin-Steglitz, Akazienstr. 1. 
essen soll die interessante und neu ein- Hr. W.Haensch macht Mitteilung über die 


gerichtete Werkzeugmaschinenfabrik von | zufriedenstellende Tätigkeit der Lehrstellenver- 
Alfred H. Schütte besichtigt werden. | mittelung und zeigt neuere, sehr gut ausge- 
Der zweite Tag ist der Beratung wirtschaft- © führte Zelluloidschildchen vor. Bi. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Beilage zur D. Mech.-Ztg. 1913. Heft 10. 


Patentliste. 
Bis zum 9. Mai 1913. 


Anmeldungen. 

Klasse: 

21. B. 68834. Antikathodenspiegel f. Röntgen- 
röhren. H. Bauer, Berlin. 14. 9. 12. 

B. 69938. Elektrolyt. Zähler. Bergmann- 
El.-Werke, Berlin. 17. 12. 12. 

F. 33 772. Verf. z. Evakuieren v. Vakuum- 
röhren, insb. Röntgenröhren. Ch. A. Frie- 
drich, New-York. 19. 1. 12. 

F. 34415. Vorrichtg. z. Messg. der Röntgen- 
strahlenmenge. R. Fürstenau, Berlin. 
4. 5. 12. 

F. 35723. Thermoelement. F. Fischer, Char- 
lottenburg. 23. 12. 12. 

H. 57765. Einrichtg. z. Messg. kleiner Wider- 
standsändergn. Hartmann & Braun, 
Frankfurt a. M. 8.5.12. | 

H. 69114. Einrichtg. z. Abdichten der Vakuum- 
gefäße v. Metalldampfgleichrichtern unter 
Benutzg. v. Flüssigkeitsdichtgn. E. Hart- 
mann, Frankfurt a. M. 21. 9. 12. 

H. 59141. El. Metalldampfapp. P.C. Hewitt, 
Ringwood Manor. 24. 9. 12. 

K. 52226. Quecksilberunterbrecher zum Be- 
trieb v. Röntgenröhren mit rhythm. Ruhe- 
pausen u. veränderl. Arbeitsbereich der Kon- 
taktteile. Koch & Sterzel, Dresden. 8.8.12. 

R. 36579. Röntgenröhre mit zwangläufigem 
Kühlmittelumlauf f. d. Antikathode. Rodde- 
Röntgenröhren-Fabrik, Berlin. 25.10.12. 

S. 35614. Verf. z. Betriebe v. Réntgenréhren. 
Rich. Seifert & Co., Hamburg. 8. 2. 12. 


42. B. 68554. Augenlupengehäuse. A.Botzian, 
Lichterfelde. 22. 8. 12. 

B. 70937. Verbrennungsapp. z. Ausführg. v. 
organ. Elementaranalysen. H. Brach, Wien. 
5. 3. 13. 

F. 34591 u. Zus. F. 34592. Polarimeter. 
E. Leybold’s Nachf., Cöln. 7. 6. 12. 

H. 61100. Kochflasche zum Destillieren von 
Flüssigkeiten. Th. Hahn, Kötzschenbroda. 
14. 1. 13. 

L. 34 856. Opt. HitzemeBinstr., bei dem durch- 
scheinende farb. Platten v. ei. Lichtquelle 
beleuchtet werden. F. Lagoutte, Brüssel. 
8. 8. 12. 


Sch. 41975. Meßgerät z. Bestimmg. v. Be- 
wegungsvorgängen, insb. der Geschwindigk. 
u. ihrer höh. Diffenrentialquotienten. R. 
Schulz, Berlin. 18. 9. 12. 

T. 15719. Instr. z. mechan. Ermittelg. der 
geogr. Breite u. Länge des Beobachtungs- 
ortes. O. Tetens, Lindenberg. 19. 11. 10. 

T. 15736. Vorrichtg. z. Messen der Entferng. 
o. and. Koordinaten bewegter Objekte. 
Derselbe. 28. 11. 10. 

T. 16076. Vorrichtg. z. Aufzeichng. der Hori- 
zontalprojektion v. Pillotballonbahnen. Der- 


selbe. 20. 3. 11. 
W. 41389. Nivellier-Fernrohr. H. Wanschaff, 
Berlin. 21. 1. 13. 


Z. 1965. Brechendes Prisma, das dazu bestimmt 
ist, ein parallelstrahliges Büschelsystem ab- 
zulenken und einem Linsensystem zuzuführen. 
C. Zeiss, Jena. 27. 6. 12. 


Z. 8050. Terrestr. Fernrohr. C. Zeiss, Jena. 


27. 8. 12. 

74. H. 57682. Einrichtg. z. Anzeigen v. Er- 
schütterungen. A. Hübner, Friedenau. 
23. 4. 12. 

Erteilungen. 


21. Nr. 259 695. Gleichrichter für Röntgenapp. 
Roentgen Manufacturing Co., Phila- 
delphia. 14. 7. 08 

Nr. 259711. Wechselstrom-Meßgerät. H. Abra- 
ham u. J. Carpentier, Paris. 18. 6. 11. 

Nr. 259962. Phonetisches Relais. W. Fischer- 
Brill, Leipzig. 12. 1. 12. 

Nr. 260145. Dynamometr. Meßgerätz. Bestimmg. 
des Leistungsfaktora. Weston El. Instr. 
Cy., Newark. 2. 5. 11. 

Nr. 260147. Röntgenröhre für starke Bean- 
spruchgn. Radiologie, Berlin. 29. 8. 12. 

Nr. 260 240. Elektrodeneinführg. f. Metall- 
dampfapp. größerer Leistg. mitMetallwänden. 
E. Hartmann, Frankfurt a. M. 1.8. 12. 


80. Nr. 259885. Subkutanspritze mit ei. die 
Zylinderöffng. verschlieBend.Kappe. Grüne- 
baum & Scheuer, Berlin. 18. 4. 12. 


Nr. 260 342. Verschluß f. Tropfflaschen u. dgl. 
mit 2 verschiebb. Platten. A. P. Schulze, 
Berlin. 19. 4. 12, 


42. Nr. 259793. Photogr. Registrierapp. F. 


Simpson, Liverpool, u. A. R. Th. Woods, | 


London. 21. 12. 11. 

Nr. 259795. Periskop f. Unterseeboote u. and. 
Zwecke mit ei. ringförm. Objektiv. Schnei- 
der & Cie., Le Creusot. 28. 7. 12. 

Nr. 259 796. Von außen regelb. Vorrichtg. z. 
Feineinstellg. f. Mikroskope. M.Schilainer, 
Straßburg. 27. 8. 12. 

Nr. 259 797. Trichinoskop mit selbstt. Yor- u. 
Rück wärtstransport desKompressoriums. El. 


Bogenlamp.- u. App.-Fabrik, Nürnberg. 
18. 1. 12. 

Nr. 260 158. Stehendes Fernrohr. 
Jena. 10. 4. 12. 

Nr. 260160. Anzeigevorrichtg., insb. f. Kapsel- 
barometer. E. Nicol, Berlin. 1. 8. 12. 

Nr. 260 202. Projektionsschirm. E. Dreyfus, 
Basel, u. F. W. Hay, Paris. 21. 7. 12. 

Nr. 260671. Temperaturregler f. Schmelzbäder. 
A. Théobald, Paris. 6. 7. 11. 


C. Zeiss, 


67. Nr. 260589. Verf. z. Herstellg. v. licht- 
durchlässigen, f. Beleuchtungszwecke geeig- 
neten Marmorplatten. W. Engel, Hamburg. 


11. 7. 11. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 11. 1. Juni. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Einladung zur 24. Hauptversammlung 
der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik 
(Deutscher Mechanikertag), 
am 27. bis 29. Juni 1913 in Cöln a. Rh. 


Für die diesjährige Hauptversammlung ist die Wahl des Vorstandes auf die 
alte rheinische Metropole gefallen, in welcher schon zu der Zeit des Albertus Magnus 
die Pfiexe der Naturwissenschaften blühte. Die alten physikalischen Instrumente, die 
im Dreikönigen-Gymnasium aufbewahrt werden, geben Zeugnis, daß bereits im 18. Jahr- 
hundert tüchtige Mechaniker hier tätig waren; im 19. Jahrhundert ist der Name Fessel 
über die Mauern Cölns hinaus bekannt geworden. Auf alten Traditionen fußend, bat 
sich die Feinmechanik in Cöln in den letzten 20 Jahren in erfreulicher Weise entwickelt, 
sie erhofft weitere Anregung durch die diesjährige Zusammenkunft der Berufsgenossen. 


Das Programm enthält in diesem Jahre insofern eine Neuerung, als entsprechend 
mehrfach geäußerten Wünschen die Verhandlungen des zweiten Tages ausschließlich 
wirtschaftlichen Fragen gewidmet sein werden. Wie die Tagesordnung zeigt, sollen 
Maßnahmen getroffen werden zur Förderung der wirtschaftlichen Interessen unseres 
Industriezweiges. Es sind daher die wissenschaftliche Sitzung und eine technische Be- 
sichtigung für den ersten Tag in Aussieht genommen. Als charakteristische Probe 
rheinischen Lebens soll ein Ausflug ins Siebengebirge mit anschließender Rheinfahrt 
und Bowle dienen. So laden wir daher alle unsere Mitglieder und Freunde ein, unsere 
Versammlung recht zahlreich zu besuchen. 


Die Anmeldung wolle man bis zum 20. Juni an Herrn Dr. Zingle (Cölln, 
Brüderstr. 7) gelangen lassen. Der Preis der Teilnehmerkarte beträgt 12 M. Sie be- 
rechtigt zum freien Kintritt in den Zoologischen Garten am Freitag Abend, zum freien 
Besuch der städtischen Museen, zur Teilnahme am Festessen (trockenes Gedeck), zur 
Besichtigung des Domschatzes und der Domtürme, sowie zum Ausflug ins Siebengebirge, 
einschließlich des Mittagessens und der Dampferfahrt. 


Die Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Der Vorstand: 
Dr. H. Krüß, Vorsitzender. Prof. Dr. F. Göpel, Stellvertr. Vorsitzender. 
E. Zimmermann, Schatzmeister, 
Prof. Dr. L. Ambronn. M. Bekel. M. Bieler. Dir. Prof. A. Böttcher. Dr. M. Edelmann, 
Dir. M. Fischer. H. Haecke W. Haensch. Prof. Dr. E. Hartmann. G. Heyde. 
Dir. A. Hirschmann. hk. Holland. R. Kleemann. W.Petzold. W.Sartorius. G.Schmager. 
A. Schmidt. L. Schopper. Geh. Reg.-Rat Dr. H. Stadthagen. Dir E. Winkler. 
Der Geschäftsführer: 
Techn. Rat A. Blaschke. 


Der Ehrenvorsitzende des Ortsausschusses: 
Geh. Keg.-Rat Romberg, Direktor der Höheren Maschinenbauschule. 


Der Ortsausschuß: 
Peter Koch. Alfred Schmidt. Alfred H. Schütte. Dr. Vieth. Dr. Zingle. 


Deutsche 


110 Einladung zur 24. Hauptversammlung der D.G. f.M.u O. Mechaniker tx. 


Zeiteinteilung. 


Donnerstag, den 26. Juni. 
Abends 8 Uhr: 
Zusammenkunft der Teilnehmer und ihrer Damen im Stapelhaus. 


Freitag, den 27. Juni. 
Vormittags 9!/, Uhr: 
I. Sitzung 
in der Aula der Höheren Maschinenbauschule, Karolingerring. 
Begrüßung der Teilnehmer. 
Hr. Dr. H. Krüß: Nachruf auf Wilhelm Handke. 
Jahresbericht, erstattet vom Vorsitzenden. 
Hr. Prof. Dr. H. Konen: Fortschritte und Probleme der Messung von Lichtwellen. 
Hr. Beigeordneter Rehhorst: Zweck und Ziele der Deutschen) Werkbund- 
Ausstellung 1914. 
Hr. Technischer Rat A. Blaschke: Die wichtigsten Patente der beiden letzten Jahre. 
Geschiiftliches: 
a) Ersatzwahl für W. Handke. | 
b) Vorlegung der Abrechnung für 1912 und des Voranschlags für 1911. 
e) Wahl zweier Kassenrevisoren. 
Die Damen versammeln sich um 10 Uhr vor dem Hauptportale des Domes zur Besichtigung des 
Wallraf-Richartz-Museums unter sachkundiger Führung. 


Mittags 1 Uhr: 
Zwangloses Mittagessen im Stapelhaus. 


Nachmittags 3 Uhr: 


Besichtigung der Werkzeugmaschinenfabrik von Alfred H. Schütte. 
Die Damen besuchen während der Besichtigung die Flora. Treffpunkt: 4 Uhr am Hauptportal des Domes. 


an ee 


Hierauf: Hauptversammlung der Fraunhofer-Stiftung. 
Die Mitglieder der Stiftung erhalten besondere Einladung. 
Abends 8 Uhr: 

Zwangloses Abendessen un Zoologischen Garten. 


Sonnabend, den 28. Juni. 
Vormittags 10 Uhr: 
II. Sitzung 


in der Aula der Höheren Maschinenbauschule. 


1. Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft 
für Meehanik und Optik. 

2. Die Notwendigkeit der Begründung einer Wirtschaftlichen Vereinigung der Deutschen 
Gesellschaft für Mechanik und Optik. Berichterstatter: Hr. A. Schmidt. 

3. Vorlage der Satzungen der Wirtschaftlichen Vereinigung und Beschlußfassung darüber. 

4. Wahl des Vorstandes der Wirtschaftlichen Vereinigung. 

5. Wahl eines Syndikus. 

6. Freie Aussprache über wirtschaftliche Fragen. 


Die Damen und diejenigen Herren Teilnehmer, die der Sitzung nicht teiwohnen wollen, versammeln 
sich um ı0!/, Uhr am Hauptportal des Domes zu gemeinsamer Wagenfahrt durch die Stadt. 


Mittags 1 Uhr: 
Zwangloses Frühstück im Stapelhaus. 
Nachmittags 1/,3 Uhr: 


Besichligung des Domes unter sachkundiger Führung. 
Aufbruch 2!/, Uhr vom Stapelhaus. 


1. alee G. Heyde, Ist der Mechaniker ein Handwerker im allgemeinen Sinne? 111 


Abends 6 Uhr: 
Festessen tin Rokokosaale des Hotel Disch. 


Sonntag, den 29, Juni. 
Ausflug ins Siebengebirge. — Rheinfahrt. 
Abfahrt 10 Uhr38Min. vom Hauptbahnhof nach Königswinter. Ankunft in Königswinter 11 Uhr49Min. 


Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Drachenfels. (iemeinschaftliches Mittagessen. 3 Uhr Abstieg. 
4 Uhr Fahrt mit Sonderdampfer nach Remagen-Linz und zurück nach Cöln. Bowle. 


—— 


Ist der Mechaniker ein Handwerker im allgemeinen Sinne, oder ist er es nicht? 
Von @. Heyde in Dresden. 


Diese Frage wird von den Handwerkerkammern mit „ja“ beantwortet. Ob diese 
Beantwortung richtig ist oder nicht, ist zwar für die Handwerkerkammern gleichgültig, 
da die maßgebenden Behörden bestimmt haben, daß die Mechaniker als Handwerker 
zu bezeichnen sind. Leider ist diese Bestimmung durch eine ungenügende Auf- 
klärung über den Mechanikerberuf entstanden. Hätte man rechtzeitig auf die große 
Verschiedenheit der sich als Mechaniker bezeiehnenden Berufe in klarer Weise 
hingewiesen, so würde seitens der Behörden nicht ohne weiteres der eigentliche 
Mechaniker als Handwerker im allgemeinen Sinne haben bezeichnet werden können, 
sondern die Gesetzgeber wären gezwungen gewesen, eine vielseitige Trennung 
vorzunehmen, so daB endlich eine reinliche Scheidung der eigentlichen mechanischen 
Betriebe von denen, die sich fälschlieh als solche bezeichnen, eingetreten wäre. Da- 
durch nun, daß man auch die Feinmechaniker dem Gesetz mit unterstellte, sind manche 
Härten für die Lehrlingsausbildung und die Lehrlings- bezw. Gehilfenprüfung sowie 
auch große Schwierigkeiten in der allgemeinen Meisterprüfung entstanden, die einer 
entschiedenen Klärung bedürfen. Es ist mein Wunsch, durch Darlegung, was eigent- 
lich unter Mechanik und dem feinmechanischen Kunsthandwerk, wenn wir bei dem 
Ausdruck Handwerk stehen bleiben wollen, zu verstehen ist, hierzu beizutragen. 

Um hier möglichst ausführlich und klar zu sein, gebe ich den Werdegang in 
unserem ganzen Beruf und zugleich für die Berufe, die sich aus demselben abgezweigt 
haben, an. 

Das allgemeine Publikum ist immer der Meinung, daß alle Betriebe, die 
sich als Mechaniker bezeichnen, auch ihre Lehrlinge als Mechaniker ausbilden können, 
und viele Eltern werden durch dieses Firmenschild schwer enttäuseht. Oft ist es vor- 
gekommen, daß Eltern zu mir gekommen sind mit der Bitte, ihren Sohn doch in die 
Lehre zu nehmen, da er dort, wo er bereits 1 Jahr in der Lehre stehe, nichts lerne; 
er bekäme da Arbeiten, die gar nieht als mechanische zu bezeichnen seien usw. Solche 
Vorkommnisse wären in den meisten Fällen zu vermeiden, wenn die nachstehend für 
die Meisterprüfung vorgeschlagenen Bezeichnungen allgemein Eingang fänden. 

Als Mechanikerlehrlinge traten in früheren Zeiten fast immer nur junge Leute 
mit besserer Schulbildung in mechanische Werkstätten ein, und wurden solche auch 
von den Prinzipalen stets bevorzugt. Dies hatte seinen Grund in den Anforderungen, 
die das Leben später an die jungen Leute bei etwaiger Seibständigmachung stellte. 
Die Arbeit selbst machte große Ansprüche an die Geschicklichkeit der jungen Leute, 
besonders im Instrumentenbau. 

Der Verfertiger muß genau unterrichtet sein über die Verwendung eines Instru- 
mentes und über die Bedingungen, die ein solches zu erfüllen hat. Wie schwierig dies ist, 
ergibt sich sofort beim Studium eines Kataloges einer der führenden deutschen Firmen 
des Instrumentenbaues. Die Fabrikation von physikalischen Instrumenten fordert die 
gleichen wissenschaftlichen Grundlagen für alle Apparate, die dem Demonstrationsunter- 
richt dienen sollten oder die für Untersuchungen gebraucht werden. 

So haben wir eigentlich keine ,Meckaniker~, die nicht in einem gewissen Sinne 
mit der Wissenschaft verbunden wären und als solche nicht nur eine gewisse Intelligenz, 
sondern ziemlich umfangreiches Wissen für ihre „Kunst“, wie es früher richtig hieB, 
mitbringen müßten. Der Ausdruck „Kunst“ wird auch von Wissenschaftlern ausschlieB- 
lich gebraucht, z. B. von Prof. Dr. L. Ambronn (Göttingen), als er die Herausgabe 


Deutsche 


112 ` G. Heyde, Ist der Mechaniker ein Handwerker im allgemeinen Sinne? Mechaniker-Ztg. 


einer Geschichte der mechanischen Kunst auf dem Deutschen Mechanikertag 1905 in 
Kiel besprach. Jetzt ist die Frage am Platze: Können daher alle Gewerbe, die sich 
heute als „Meehaniker“-Gewerbe bezeichnen, zu Recht bestehend und einwandfrei als 
solche bezeichnet werden? Diese Frage muß mit einem entsehiedenen „Nein“ beant- 
wortet werden. 

Wenn nun aber andere als diese Gewerbe „Mechaniker“ im eigentlichen Sinne 
nieht sind, wie steht es dann mit der Gehilfenprüfung derer, welehe die Lehrzeit be- 
endet haben? 

Zur Illustration will ich hier einen ganz krassen Gegensatz wählen. 

Ein junger Mann hat auf Schnitte und Stanzen gelernt und leistet in seiner 
Arbeit recht gutes. Hierzu muß ich erwähnen, daß auch diese Branche, die nicht unter 
die Mechaniker gerechnet werden kann, oft der Gehilfenprüfung für Mechaniker zugeordnet 
ist. Ein anderer junger Mann hat auf Vermessungsinstrumente gelernt und leistet eben- 
falls recht gutes. Können run den beiden jungen Leuten bei der Prüfung die gleichen 
Fragen zur Beantwortung vorgelegt werden? 

Diese Frage ist wiederum logisch mit nein zu beantworten. Der erste junge 
Mann hat bei seiner Arbeit eine tüchtige Technik im Feilen und Drehen erlangt und 
eine für sein Fach nötige Sorgfalt gezeigt. Dies ist aber alles, was von dem jungen 
Manne für sein Fach verlangt werden kann. 

Der zweite Prüfling, der auf Vermessungsinstrumente gelernt hat, hat im Feilen 
und Drehen ebenfalls tüchtige Fertigkeiten erlangt. Diese allein sind es aber nicht, 
die ihn zum Mechaniker befähigen; man verlangt von ihm weit mehr, da er durch An- 
leitung und den Anschauungsunterricht, der ihm an den fertigen Instrumenten zuteil 
wird, und den Hinweis auf die Verwendung der Instrumente, speziell worauf es beim 
Bau derselben ankommt, auch eine theoretische Ausbildung erhalten hat. Man wende 
hier nicht ein, daß man einen Lehrling nur auf das prüfen kann, was er gelernt habe. 
Hierin liegt eben die Unterscheidung zwischen „Mechaniker“ und „Nicht-Mechaniker“. 

Würde man den zweiten Prüfling in gleicher Weise wie den ersten prüfen, so 
würde derselbe viel zu leichte Fragen gestellt erhalten, während im umgekehrten Falle 
die Prüfung des ersten Prüflings in der gleichen Weise wie des zweiten. dem ersten 
viel zu schwere Fragen bringen würde. Es wären hier leicht noch viele Fälle anzu- 
führen, die alle auf eines hinauslaufen würden, und zwar darauf, daß es eine unbe- 
dingte Notwendigkeit ist, das Mechanikergewerbe reinlich zu scheiden. 

Richtig würde es sein, wenn die einzelnen Gewerbe bei ihrer Firmenanmeldung 
dazu angehalten würden, das genau zu präzisieren, was sie fabrizieren und welche 
Arbeiten sie in der Hauptsache ausführen; z. B. Mechanische Werkstatt für Fahrradbau 
und Nähmaschinen-Reparaturen; oder: Mechanische Werkstatt für Anfertigung von 
Schnitten und Stanzen; oder: Feinmechanische Werkstatt für physikalische Apparate, 
Lehrmittel usw.; oder: Feinmechanische Werkstatt für elektrische MeBapparate; oder: 
Werkstatt für wissenschaftliche Präzisionsinstrumente, mathematisch-mechanisches Institut 
und anderes mehr. 

In diesen Firmen ist genau angezeigt, was dort gearbeitet wird. Diese Be- 
zeichnungen würden zugleich für die Eltern junger Leute, die einer Lehre zugeführt 
werden sollen, ein Hinweis sein für den späteren Lehrgang ihres Sohnes. Sie würden 
nicht mehr irregeführt werden dureh die allgemeine Berufsbezeichnung „Mechaniker“. 

Ich habe hier nur die Gehilfenprüfungsfrage erörtert; viel schwieriger noch 
und wichtiger ist die Meisterprüfungsfrage, die in noch viel strengerer Weise der Er- 
örterung bedarf als erstere. Das Gesetz schreibt die Meisterprüfung auch im Mechaniker- 
berufe vor. Bevor ich jedoch zur Meisterprüfungsfrage übergehe, muß ich noch er- 
gänzend zu meinem letzten Satze der näheren Präzisierung der einzelnen Betriebe im 
Mechanikergewerbe hinzufügen, daß ich eigentlich nichts verlange, was nicht andere 
Gewerbe bereits besitzen; z. B. die Sehneider unterscheiden sich innerhalb ihres Ge- 
werbes als Hosenschneider, \Westenschneider und Rockschneider. Die Handfertigkeit 
unterscheidet sich in nichts, nur im Maßnehmen und Anpassen trennen sie sich. Die 
Tischler trennen sich in Bautischler, Möbeltischler, Kunsttischler, Modelltischler und 
Pianofortebauer, trotzdem die Technik in allen Betrieben die gleiche ist. Der Unter- 
schied liegt nur in der Sorgfalt der Arbeit und den Betrieben. Ebenso ist es bei den 
Schlossern, diese bezeichnen sich als Bauschlosser, Gasleger und Kunstschlosser. 

Wenn nun diese Betriebe sich kennzeichnend benennen, so wird dies jedenfalls 
auch bei der Meisterprüfung und der Meisterarbeit und dem Meisterbriefe, wie das 


1. nn 1918, a Heyde, Ist: doe Mechaniker ein Handwerker im allgemeinen Sinne? 113 


ie 


Meisterzeugnis genannt wird, zum Ausdruck kommen. Bei all diesen Handwerken 
kommt aber stets nur eine Technik in Frage; die Intelligenz des jungen Meisters hilft 
ihm dann bei der Selbstiindigmachung zum Erfolg. 

Wie steht es nun bei den eigentlichen Mechanikern, den Feinmechanikern; eine 
Bezeichnung, die noch erweitert durch Präzisionsmechaniker, der Neuzeit angehört? 

Früher kannte man nur Mechaniker, bevor die vielen Erfindungen Spezial- 
betriebe gezeitigt hatten. Diese wurden wohl von Mechanikern entwickelt und ausge- 
bildet, aber später von tüchtigen Werkzeugschlossern mehr und mehr aufgenommen 
und ausgeübt; so der Feinmaschinenbau, umfassend die Betriebe des Werkzeug- 
maschinenbaues, der Nähmaschinen, der Schreibmaschinen und der Fahrräder. Die 
Fabrikanten der zahnärztlichen Instrumente wie der chirurgischen Instrumente bilden 
als Stahlarbeiter wieder eine Gruppe für sich und können den Mechanikern als eigent- 
lichen Messingarbeitern nicht zugerechnet werden. Ferner zweigte sich ab die Elektro- 
technik, umfassend den Elektromotoren- und Kraftmaschinenbau, den Telegraphenbau, 
für den sich auch die Leger und Monteure aus Schlossern, Klempnern und Mechanikern 
rekrutieren. 

Die meisten dieser Fabrikationszweige sind aber, da im kleinen Betriebe 
nicht lohnend, Fabrikbetriebe geworden. Nur Reparaturwerkstätten bilden noch den 
Kleinbetrieb. 

Wenn nun alle diese Betriebe, wie auch früher schon erörtert, als mechanische 
Betriebe nicht bezeichnet werden können, so bleibt nur noch übrig, die Betriebe zu 
bezeichnen, die ausschließlieh dem Mechanikergewerbe zugehören, und damit komme 
ich zur Meisterfrage im Mechaniker-Kunsthandwerk. 

Als ausschließlich mechanische Betriebe sind zu bezeichnen: 

1. Die mathematisch-mechanischen Institute, die den Bau von Vermessungs- 
instrumenten im allgemeinen und aller Zubehörapparate, zu welchen die Komparatoren, 
Maßvergleichungs-Instrumente gehören, dann den Bau astronomischer Instrumente im 
einfachen und für die Wissenschaft vollendetsten Sinne und aller Zubehörapparate betreiben. 

2. Die physikalischen Werkstätten, denen auch in gewissem Sinne die unter 1. 
erwähnten Werkstätten zugehören, die alle für die Physik notwendigen Apparate 
ebensowohl für die Wissenschaft, als auch für den Schulunterricht erzeugen. Dieser 
Zweig ist weit umfassend und durch die Ergründung neuer physikalischer Gesetze 
immer mehr erweitert worden. 

Bei 1. ebenso wie bei 2. ist die Wissenschaft unentbehrlich. Aber ebenso 
wenig kann der Wissenschaftler dieser mechanischen Werkstätten entraten, da er erst 
durch sie die ihm unentbehrlichen Instrumente erhält und sie mit ihnen durcharbeitet 
und entwickelt. 

Von diesen beiden Betrieben der Mechanik haben sich abgezweigt: 

3. Der Präzisions-Wagenbau, für die Wissenschaft ebenfalls unentbehrlich. 

4. Der Mikroskopbau in seinen vollendetsten Einrichtungen. Dieser ist ebenso 
für die Wissenschaft unentbehrlich, wenn er auch in der Neuzeit in Verbindung mit 
der Präzisionsoptik Fabrikbetrieb geworden ist. 

Alle anderen Betriebe, die in diese erwähnten nicht einrangiert werden können, 
können auch als Mechanikerbetriebe nicht bezeichnet werden. 

Das Gesetz schreibt aber auch bei den unter 1., 2. und 3. angegebenen Be- 
trieben die Meisterprüfung vor. Das Sprichwort: „Meister ist, wer was ersann, Geselle, 
wer was kann, Lehrling jedermann“, bewahrheitet sich in nichts mehr als in der 
Mechanik. Wer ist Meister, und wie sind die Prüfungen bei solchen, die die Meister- 
prüfung machen wollen, vorzunehmen? Ich will versuchen, für die Meisterprüfungs- 
frage an dieser Stelle mir geeignet erscheinende Vorschläge zu machen. 

Nehmen wir den allgemeinen Fall der Mechanik, also eine Meisterprüfung in 
der Mechanik an, die anscheinend mehr dem Handwerksmäßigen sieh nähert. 

Jeder Mechaniker, der die Meisterprüfung ablegen will, hat 

1. als Vorbedingung zu erfüllen, daß er die Gehilfenprüfung gemacht hat. 

2. Er soll und muß in feinmechanischen Werkstätten eine längere Zeit gearbeitet 
haben und in denselben sich die nötigen praktischen Kenntnisse, in denen er bereits 
die Gehilfenprüfung gemacht hat, erworben haben. 

3. Der Meisterprüfling soll nicht nur rein praktisch ausgebildet sein, sondern er 
soll auch für die unter seiner Leitung auszuführenden Apparate genauere Kenntnisse 
über deren Anwendung haben und über genügende theoretische Kenntnisse verfügen. 


Deutsche 


114 G. Heyde, Ist der Mechaniker eln Handwerker im allgemeinen Sinne? Mechaniker-Ztg. 


Der Wagenbauer z. B. soll genaue Kenntnis der Grundbedingungen des Wagen- 
baues haben. Er muß so viel von der Theorie bei einfachen Wagen kennen, daß er 
die Lage der Achsen so bestimmen kann, wie es für alle Feinheitsgrade der Empfind- 
lichkeiten für verschiedene Gewichtsangaben erforderlich ist. Beim chemischen oder 
Präzisionswagenbau sind die Angaben auf wissenschaftlicher Basis zu machen. 

Schwieriger, ja viel schwieriger ist die Meisterprüfung im physikalischen Apparate- 
bau. Physikalische Apparate gibt es eine so große Menge der verschiedensten Art, daß 
es unmöglich erscheint, auch nur einen Teil herauszugreifen. Die Vorbedingungen wie 
bei 1., 2. und 3. bleiben, hierzu kommt aber noch, daß der Prüfling nicht bloß eine 
genaue Kenntnis der von ihm zu fertigenden Apparate hat, sondern daß er selbst im- 
stande ist, die, von ihm erbauten Apparate auf ihre Funktion zu prüfen, also mit 
ihnen zu experimentieren. Er muß die allgemeinen Gesetze der Akustik und Optik 
kennen, ferner die Gesetze über Luftdruck, die Fallgesetze, die Gesetze der Schwer- 
kraft; ebenso muß er bewandert sein in Elektrizität, Galvanismus und Magnetismus. 
Es sind dies nur einzelne Disziplinen, die ich hier herausgreife aus der großen Zahl 
der Apparate, die in dem physikalischen Unterricht hauptsächlich gebraucht werden. 

Unlösbar erscheint mir die Frage der Meisterprüfung im Instrumentenbau. 

Schon die Ausbildung der Lehrlinge ist eine andere, vielseitigere als in den 
vorher genannten Betrieben, bei denen als Handfertigkeit in der Hauptsache auch Feilen 
und Drehen erlernt werden muß. Die Ausbildung der Lehrlinge im Instrumentenbau 
wird im wesentlichen auf die genauesten PaBarbeiten gerichtet. Der Lehrling darf 
nicht nur rein mechanisch seine Arbeiten fertigen, sondern er wird von Anfang an 
darauf hingewiesen, welche Genauigkeit die von ihm auszuführende Arbeit erfordert, 
und auf die Untersuchungsmethoden, die für die Prüfung der Arbeiten nötig sind. 
Deshalb ist es auch ausgeschlossen, daB der seine Gehilfenprüfung machende Lehrling 
von den der Prüfungskommission beigeordneten Mitgliedern, die der feinmechanischen 
Branche nicht oder nicht mehr angehören, sachgemäß geprüft werden kann. 

Viele Lehrlinge, die in einer mechanischen Fein- und Präzisions-Werkstatt ge- 
lernt haben, erreichen nicht die Handfertickeit, um sich weiter in einer solchen Werk- 
stätte fortbilden zu können. Sie gehen in Betriebe über, die nicht so hohe An- 
forderungen an manuelle Geschicklichkeit und an Intelligenz stellen, und gehen somit der 
Präzisionsmechanik verloren. Ein Zurück gibt es sehr selten. Die Tatsache bleibt be- 
stehen, daß die Lehrlinge, die als Präzisionsmechaniker gelernt haben, in allen anderen 
feinmechanischen Betrieben arbeiten können, nicht aber umgekehrt. Hat nun ein tüch- 
tiger Gehilfe feste Stellung behalten und arbeitet er sich durch seine Geschicklichkeit 
und Intelligenz weiter empor, so wird er zu immer peinlicheren Arbeiten herangeholt; 
schließlich wird ihm das Fertigmachen der Instrumente übertragen, und dann kann 
er mit der Justierung, selbst der feinsten Instrumente, betraut und herangebildet werden. 

Diese letzten Stellungen sind verantwortungsreiche Posten, die nur wenige von 
den angelernten Lehrlingen erlangen. Der ganze Bau von wissenschaftlichen Präzisions- 
instrumenten beruht auf der genauen Kenntnis der Instrumente, der Prinzipien der- 
selben und der Arbeit mit denselben. Der Präzisionsmechaniker für Instrumentenbau 
möchte Ingenieur und Astronom sein, er muß auch die Vermessungstechnik kennen. 
Der Wissenschaftler gibt oft heute nieht mehr, wie es früher geschah, an, wie das Instru- 
ment gebaut werden soll, sondern er bestellt einfach das gewünschte Instrument. 

Ich würde hierzu noch vieles sagen können, insbesondere über die Hilfsmaschinen 
und Apparate, die die Präzisionsmechanik zur Ausführung ihrer Arbeiten braucht. Diese 
Angaben würden aber noch mehr dartun, daß es unmöglich ist, eine Meisterprüfung in 
der Präzisionsmechanik abhalten zu können. Will ich mich des Wortes Meister be- 
dienen, so kann ich nur dieses Prädikat dem Manne zusprechen, der in jahrzehnte- 
langer Tätigkeit eine große Erfahrung und reiche Kenntnisse in seinem Fache ge- 
sammelt hat. Lernen muß selbst dieser noch. 

Eine Meisterprüfung ist aber für den Mechaniker eine Unmöglichkeit. 

Die jetzt behördlich vorgeschriebene Meisterprüfung kann daher nur den eigent- 
lichen Wert für den Prüfling zeitigen, daß er die Berechtigung erlangt, Lehrlinge in 
seinem Betriebe auszubilden. Welchen geringen Wert eine Meisterprüfung haben kann, 
mag ein Fall, der vergangenen Herbst in meiner Werkstatt vorkam, darlegen. 

Ein junger Mann, der bei uns als Gehilfe eintrat, hatte auswärts seine prak- 
tische Ausbildung erhalten, hatte die Gehilfenprüfung bestanden, ebenso die Meister- 
prüfung, wie die Zeugnisse auswiesen. Mein Werkführer gab ihm vorsichtigerweise 


Heft 11. 


1. Juni 1913 Für Werkstatt und Laboratorium. 


2 115 


ganz einfache Arbeiten zur Ausführung, um zu prüfen, wie weit seine praktischen 
Kenntnisse reichen; diese Arbeiten wurden ganz unbrauchbar ausgeführt. Schließlich 
wurde ihm eine Arbeit übertragen, die ein Lehrling im 3. Jahre tadellos ausgeführt 
hatte; auch bei dieser versagte er vollständig, so daB der Werkführer ihm erklären 
mußte, er sei unfähig, bei uns zu arbeiten. | 

Das Meisterprüfungszeugnis berechtigt den jungen Mann zur Ausbildung von 
Lehrlingen. Wenn aber der Meister nichts kann, was will man dann vom Lehrling 
verlangen? Die jungen Leute gehen vertrauensvoll in die Welt in dem Glauben, etwas 
gelernt zu haben. Schwer aber sind sie enttäuscht, wenn sie dann von Werkstatt zu 
Werkstatt wandern müssen, ohne längere Stellung zu erhalten; mancher junge Mann, 
der in guter Lehre auch sicher etwas gelernt hätte, geht seinem eigentlichen Be- 
rufe verloren. 

In der deutschen Mechanik mehren sich von Jahr zu Jahr die Klagen der un- 
zulänglichen Ausbildung der jungen Leute. Die Firmen, die tüchtige junge Leute 
heranbilden könnten, werden immer weniger, da das Gesetz das Auslernen von Lehr- 
lingen so ungemein erschwert, ja oft demjenigen, der dazu berufen wäre, tüchtige 
Lehrlinge heranzubilden, es geradezu zur Unmöglichkeit macht. 

Das Gesetz hat freilich viele Ungehörigkeiten in der Lehrlingszüchterei, wie 
sie noch vor 20 bis 40 Jahren gehandhabt wurde, beseitigt, leider aber nicht durch die 
hierzu berufensten Leute, sondern vom grünen Tische aus, an dem wohl nur wenige 
oder gar keine berufenen Stimmen gehört worden sind, als das Gesetz beraten wurde. 
Der grüne Tisch sollte der deutschen mechanischen Kunst ihre Bedeutung, die sie sich 
in der jahrhundertlangen Zeit erworben und erhalten hat, nicht nehmen. Würde man 
aber durch kleinliche Beschränkung die Tüchtigkeit dieser Institute hemmen wollen, 
so besteht Gefahr, daß Deutschland die Führung, die es sich auf dem Gebiete immer 
erhalten hat, verliert. 

Der Instrumentenbau und seine Werkstätten sind die Erziehungsinstitute unserer 
tüchtigsten jungen Leute, unseres besten Nachwuchses. Wenn diesen Werkstätten durch 
einschriinkende Gesetze die weitere Entwicklung versagt wird, so ist dies ein Rück- 
schritt, der uns die Zukunft nimmt. So wie der Künstler Freiheit im Schaffen haben 
muß, um sich auszureifen, so braucht die mechanische Kunst Freiheit in der Ausbildung 
ihrer jungen Leute. Das Sprichwort „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“ 
hat auch bei uns seine volle Bedeutung. 


B— 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Ein elektrisch geheizter Objektträger 
für Mikroskope. 
Von F. G. Cottrell. 

Journ. Amer. Chem. Soc. 34. S. 1328. 1912. 

Die ala Objektträger dienenden Gläser von 
0,6 bis 0,8 mm Dicke hat Verf. auf folgende 
Weise für elektrische Heizung eingerichtet. 
Die Gläser werden zunächst auf 13 X 25 mm 
geschnitten und die Kanten sorgfältig abge- 
schmirgelt, um eiu nachheriges Einspringen der 
Platten von den Kanten aus zu verhüten. Dann 
werden die beiden Enden auf einer Strecke von 
6 mm mit Goldfarbe bestrichen, wie sie zum 
Bemalen von Porzellan verwandt wird. Wenn 
diese nicht zur Verfügung steht, kann man eine 
Kollodiumlösung mit einem Zusatz von Gold- 
oder Platinchlorid verwenden. In diese taucht 
man die Glasplättchen mit ihren Enden ein und 
erhitzt sie nach dem Trocknen an einem Bunsen- 
brenner, bis ihre Oberfläche an den benetzten 
Enden Metallglanz angenommen hat; diese 


Operation ist erforderlichenfalls mehrere Male 
zu wiederholen. Darauf wird das Glasplättchen 
in einem Hochvakuum mittels Zerstäubung von 
einer Platinkathode mit einer leitenden Schicht 
überzogen, wozu der in nebenstehender Figur 
dargestellte Apparat dient. 

Diesen bildet das Glas A mit einem dicht 
schließenden Gummistopfen, der das zur Luft- 
pumpe führende Rohr B, den als Anode die- 
nenden Aluminiumdraht C und das an seinem 
inneren Ende einen eingeschmolzenen Platin- 


draht Æ führende Rohr D enthält. 


An E ist 
das die Kathode bildende Platinblech F ange- 


schmolzen. Unter diesem liegt das zu bestäu- 
bende Glasplättchen I, dessen Kanten bereits 
vergoldet sind. Um der Kathode Strom zuzu- 


116 


führen, werden in das Rohr D ein paar Tropfen 
Quecksilber (bei @) geschüttet und der negative 
Leitungsdraht von der Induktionsrolle, die min- 
destens 25 mm Funkenlänge geben muß, durch 
das Rohr D eingeführt. Der Glimmerschirm H 
beschränkt die Bestäubung auf den hinteren 
Raum des Gefäßes A. So ist es möglich, durch 
Schütteln das Plättchen Jin den vorderen, nicht 
bestäubten Raum zu bringen, falls man die 
Verbindung von B mit der Luftpumpe durch 
einen Gummischlauch hergestellt hat, und dann 
das Fortschreiten der Bestäubung des Plättchens 
bis zur Vollendung zu verfolgen, die man nach 
kurzer Übung bald erkennen lernt. 

Um die Objektträger leicht handhaben zu 
können, kittet man auf ein Mikroskopglas zwei 
Drahtklemmen auf, die an der Seite eine Feder 
tragen. Uuter diese Federn schiebt man dann 
das leitend gemachte Glasplättchen mit den 
vergoldeten Enden, die man vorher mit Stanniol 
umwickelt hat. Nachdem man durch die Draht- 
klemmen den Heizstrom zugeführt hat, kann 
man durch einen Rheostaten die Temperatur be- 
liebig regulieren. Besonders brauchbar ist dieser 
Apparat zur Beobachtung von Kristallisations- 
vorgängen. Mk. 


Leiterkonsolengerüst „Sicher“ !). 


Das Leiterkonsolrüstzeug wird von der Firma | 


Rolf, Götz & Co. in Dresden und Nieder- 
grund a. E. gebaut. Der besondere Vorteil dieses 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


kann; es läßt sich auch für elektrische Montage 
verwenden. 

Das Rüstzeug besteht aus zwei Arten Kon- 
solen, den unteren (s. Fig. links), auf die der 
Belag gelegt, und den oberen (s. Fig. rechts), 
in die eine Stange als Rücklehne gesteckt wird. 
Die unteren Konsolen werden auf eine Trag- 
fähigkeit von 1000 kg geprüft, und da bei der 
Anwendung immer drei Sprossen belastet wer- 
den, so ist eine gute Sicherheit gewährleistet. 
Die Konsolen passen zu jeder Sprossenstarke 
und ermöglichen die Anwendung in allen denk- 
baren Lagen. Hig. 


—— 


Evakulerbares Schüttelgefäfs mit 
Innentemperierung. 
Von R. Kempf. 
Chem.-Ztg. 37. S. 58. 1913. 

Das von Dr. Kem pf neukonstruierteSchüttel- 
gefäß mit Innentempericrung hat folgende Form 
(s. Fig.). In einem mit Filz ausgekleideten Holz- 
kasten befindet sich ein von einer Glasschlange 
durchlaufener walzenförmiger, an der Oberseite 
tubulierter Glaskörper, das eigentliche Schüttel- 
gefäß. In den Glastubus ist ein anderer Glas- 
körper eingeschliffen, welcher einen zylindrischen 


Rüstzeuges ist, daß es bequem zwischen Ma- | Tropftrichter mit eingeschliffenem Knierohre und 


schinen und Transmissionen aufgestellt werden 

1) Ausgestellt in der Ständigen Ausstellung 
für Arbeiterwohlfahrt (Charlottenburg, Fraun- 
hoferstr. 11/12); vgl. diese Zeitschr. 1913. S. 74. 


ein seitliches Kugelrohr trägt. 

Um den Apparat in Gang zu setzen, ver- 
bindet man das Knierohr des seitlichen Kugel- 
rohres mit einem mit Wasser als Sperrflüssig- 
keit gefüllten graduierten Meßzylinder, welcher 


mer = -7 —— — 


Heft 11. 
1. Juni 1918. 


vermittelat eines Gummischlauches mit einer 
Niveaukugel in Kommunikation gebracht ist. 
Das Schüttelgefäß beschickt man mit der Lö- 
sung der zu reduzierenden Substanz, und das 
Kniestück des Tropftrichters wird mit einer Luft- 
pumpe bezw. einem Gasometer in Verbindung 
gebracht. Nachdem der Apparat evakuiert ist, 
wird er nach Einstellung der Verbindung mit 
dem Gasometer mit dem gewünschten Gase ge- 
füllt. Hierauf wird die Verbindung mit dem 
Gasometer gelöst und eine abgewogene Menge 
Palladiumchlorürlösung, Platinmohrsuspension 
oder ähnliche als Katalysator wirkende Flüssig- 
keit in den Tropftrichter gefüllt. Durch Senken 
der Niveaukugel und vorsichtiges Öffnen des 
Tropftrichterhahnesläßt man nun den Katalysator 
zum Reaktionsgemisch laufen und kann nun unter 


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beständigem Schütteln den Beginn, Fortgang 
und Ende der Reduktionskatalyse an der Skala 


des graduierten Zylinders messend verfolgen. 


In analoger Weise würde man in diesem Apparat 
auch andere Reaktionen, wie beispielsweise die 
Abspaltung von Gasen aus einem System mit- 
einander reagierender Verbindungen oder An- 
lagerung eines gasfürmigen Stoffes an eine 
Substanz, erhalten und nachmessen können. 


Hiernach ist man imstande, mit Hilfe dieses 
Apparates Reaktionsgemische entweder im Va- 
kuum oder in der Atmosphäre eines beliebigen 
Gases bei jeder gewünschten Temperatur zu 
schütteln, jederzeit ohne Aufhebung des Va- 
kuums oder des Luftabschlusses Reagentien 
einzufüllen und gleichzeitig eine etwa ein- 
tretende Gasabsorption oder Gasentwicklung 
messend zu verfolgen. R. 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


117 


Simplex -Thermoregulator 
mit sofortiger Temperaturermittelung. 
Von R. Fander. 


Zeitschr. f. angew. Chem. 26. S. 136. 1913. 


Der Fändersche Simplexregulator (s. Figur) 
kann sofort auf die gewünschte Temperatur ein- 
gestellt werden, ohne daß man das Thermometer, 
den Brenner oder den Apparat längere Zeit beob- 
achtet hat. Hierzu ist auf dem Glasrohre des 
Regulators von der Quecksilberverdringungs- 
schraube bis zu der Quecksilberabschlußöffnung 
eine Graduierung angebracht, die so berechnet 
ist, daß sie mit der Graduierung 
eines Thermometerrohres überein- 
stimmend ist. Stellt man nun 
den Simplexregulator zusammen 
mit dem im Trockenschrank zu be- 
nutzenden Thermometer in ein be- 
liebiges Gefäß mit Wasser von bei- 
spielsweise 40° C und bringt ihn 
vermittelst der Quecksilberverdrän- 
gungsschraube ebenfalls auf 40°, 
so ist er, falls die Einstellung des 
Regulators mit der Angabe des 
Thermometers eine Minute lang 
übereinstimmend bleibt, fertig zum 
Gebrauche. 


D.R.GM. 


Die Firma Warmbrunn, Qui- E 
litz & Co., Berlin NW 40, hat die | 
Herstellung des Regulators über- 
nommen. R. 

Pe BEER 
Gewerbliches. 


Über eine Gelegenheit zum Absatz 
von chemischen und elektrischen Unter- 
richts- und glastechnischen Apparaten in 
Britisch Indien können deutsche Interessenten 
genaueres durch die Geschäftsstelle der 
Deutschen Gesellschaft für Mechanik 
und Optik erfahren. 


Ausstellung aus Anlafs des 13. Kon- 
gresses der russischen Naturforscher 
und Ärzte, Titlis 1913. 

Im Rahmen der in Tiflis anläßlich des 13. Kon- 
gresses der russischen Naturforscher und Ärzte 
vom 14. Juni bis 14. Juli stattfindenden Inter- 
nationalen Fachausstellung wird, wie die Stän- 
dige Ausstellungskommission für die 
Deutsche Industrie bereits früher bekannt- 
gegeben hat!), auch eine Gruppe der Geophysik 
gewidmet sein. Das hierfür gebildete Komitee 
hat sich an die Ständige Ausstellungs- 
kommission mit der Bitte gewandt, die be- 
reits erfolgten Werbungen bei deutschen Firmen 


1) S. diese Zeitschr., voriges Heft, S. 105. 


118 


der Präzisionsmechanik zu unterstützen, „damit 
deren altbewährte Fabrikate auch bei dieser 
Gelegenheit in das rechte Licht gerückt würden“. 
Platzmiete wird nicht erhoben, auch wird für 
genügenden Sicherheitsdienst Sorge getragen, 
und die Sektion hat sich bereit erklärt, alle 
Maßnahmen zu treffen, damit die Sendungen 
durch kundige Hand ausgepackt, aufgestellt und 
nach Schluß der Ausstellung sorgfältig verpackt 
zurückbefördert werden. Nähere Auskunft über 
die Gruppe, die Erdbebenkunde, Meteorologie 
und wissenschaftliche Luftschiffahrt umfaßt, er- 
teilt der Leiter der Erdbebenwarte in Tiflis, 
Hr. Ernst Weber in Borjom, Transkaukasien, 
Gouvernement Tiflis. 

Wie die Ständige Ausstellungskom- 
mission fürdie Deutsche Industrie weiter 
mitteilt, soll ein Katalog in einer Auflage von 
etwa 5000 Stück herausgegeben werden, in wel- 
chem auch Nicht- Aussteller inserieren können. Die 
Insertionskosten betragen für !/,, Ya, 1/a 1/, Seite, 
je nachdem das Inserat vor oder hinter den 
Text kommt, 80 oder 60, 45 oder 35, 25 oder 20, 
15 oder 10 Rbi. Etwaige Insertionsaufträge 
sind an den Ausstellungsausschuß (Adresse 8. 
im vorigen Hefte S. 105) zu richten. 

Die Ausstellungsdrucksachen — in russischer 
Sprache — können an der Geschäftsstelle 
der Ständigen Ausstellungskommission 
(Berlin NW, Roonstr. 1) eingesehen werden. 


Französisches Gesetz gegen den Mifs- 
brauch gewerblicher Auszeichnungen. 
Bayer. Ind.- u. Gew.-Bl. 45. S. 66. 1913. 

In Frankreich ist gegen den Mißbrauch von 
gewerblichen Auszeichnungen usw. oder von 
Zeugnissen über hervorragende Qualität und 


Deutsche 


Gewerbliches. — Patentschau. Mechaniker-Ztg. 


Leistungen am 8. August 1912 ein Gesetz er- 
lassen worden. 


Darnach dürfen im Gewerbe und Handel 
als gewerbliche Auszeichnungen nur solche 
verwendet werden, die erteilt worden sind auf 
einer von einer in- oder ausländischen Re- 
gierung veranstalteten oder autorisierten Aus- 
stellung oder auf einer Ausstellung, welche in 
Frankreich oder im Ausland von Behörden, 
öffentlichen Anstalten, Vereinen oder Gesell- 
schaften veranstaltet worden ist; zuvor müssen 
sie von dem Amt für gewerbliches Eigentum 
registriert worden sein. 


Eine für eine Mitarbeiterschaft zuerkannte 
Auszeichnung kann ihr Inhaber nur unter der 
Bedingung im Handel und Gewerbe benützen, 
daß er sie als solche bezeichnet hat und den 
Unternehmer nennt, als dessen Mitarbeiter er 
sie erhalten hat. Der Inhaber des Unternehmens 
kann die Auszeichnung nur dann gebrauchen, 
wenn er sie ausdrücklich als Mitarbeiter-Aus- 
zeichnung bezeichnet. Das Recht der Be- 
nützung geht auf den Rechtsnachfolger über, 
sofern dieser auch das Recht zur Herstellung 
des betreffenden Erzeugnisses erwirbt. Bei Ge- 
brauch einer Auszeichnung muß die Art der 
Auszeichnung, Name der Ausstellung, der Be- 
hörde, des Vereins usw., der sie zuerkannt hat, 
nebst dem Datum der Verleihung angegeben 
werden, wenn es sich nicht um eine von der 
französischen oder einer ausländischen Re- 
gierung veranstaltete Ausstellung handelt. Mi6- 
bräuchliche oder irreführende Verwendung von 
Auszeichnungen wird mit hohen Geldstrafen 
(event. sogar Gefängnis bei betrügerischer Ver- 
wendung) geahndet. 


Patentscha u. 


nn 


WinkelmeBinstrument mit drehbarem Eintrittsreflektor und unver- 


_-- &nderlicher Blickrichtung, insbesondere für Geschütze, dadurch gekennzeichnet, 


daß die zur Reflexion und Bilderzeugung dienenden optischen Elemente a, 8, 
die zwischen Einstellmarke e und Ziel liegen, mit der Einstellmarke ce zu- 
sammen in einem einzigen Körper d derart gelagert sind, daß sie bei einer 
Drehung jenes Körpers ihre gegenseitige Lage nicht ändern, während die 
übrigen zur Bildaufrichtung und Seitenberichtigung dienenden optischen 
Teile f, g, h jenseits der Einstellmarke angebracht sind, so daß die zum Ab- 
lesen des Messungswertes dienende Vorrichtung mit dem die Einstellmarke e 
enthaltenden Körper d direkt verbunden werden kann. Aktiengesell- 
schaft Hahn für Optik und Mechanik in Cassel. 4. 2. 1909. Nr. 243 893. 
Kl. 42. 


Instrument zur Messung von Schiffs- und Strömungsgeschwindig- 
keiten, gekennzeichnet durch eine elektrische Heizvorrichtung für das Durch- 


flußwasser und eine Reihe gegeneinander geschalteter Thermoelemente, die außerhalb der vom 
Wasser durchströmten Teile liegen, und durch die der Temperaturunterschied des Wassers vor und 
hinter der Heizstelle gemessen wird. Siemens & Halske in Berlin. 5.7.1910. Nr.245 150. KI. 42. 


Bett 11. 
t. Juni 1913. _ 


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Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. 119 


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Ringbild-Sehrohr mit aus einem Reflektor und einem Negativlinsen- 
system bestehender Einrichtung zur Erzeugung eines zentralen Bildes inner- 
halb des Ringbildes, dadurch gekennzeichnet, daß das optische System zur 
Erzielung des zentralen Bildes aus einem zentral zur Ringlinse und unter 
derselben angeordneten Reflektor mit vorgelagerter Negativlinse besteht. 
C. P. Goerz in Friedenau-Berlin. 6. 12. 1910. Nr. 244615. KI. 42. 


Einrichtung zur selbsttatigen Gasanalyse, bei welcher das Un- 
tersuchungsgas vermittels einer Pumpe durch ein Absorptionsgefäß gedrückt 
wird, das mit einem durch die Pumpe gesteuerten Ventil zum Eutweichen des 
Gasrestes nach der Registrierung versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß 
— um einen besonderen Auslaß für das im ersten Meßraum a überschüssige 
Gas zu ersparen — das Rohr g des ge- 
nannten Ventils durch die Pumpe später ver- 
schlossen wird als das Gasansaugrohr d des 
Meßraumes a, so daß, nachdem die Gasför- 
derung durch das Absorptionsgefäß bereits 
begonnen hat, ein Überschuß des im Meß- 
raum a abgefangenen Gasquantums vor Be- 
ginn der eigentlichen Registrierung durch 
das Absorptionsmittel hindurch entweichen 
kann. C. A. Hartung in Berlin. 11. 10. 
1908. Nr. 244859. KI. 42. 


Influenzmaschine, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß isolierende Teile, die unter 
der Einwirkung der Influenz oder der dabei 
auftretenden elektrischen oder che- 
mischen Erscheinungen stehen, aus 
Bakelit oder anderen Kondensations- 
produkten von Phenolen mit Formal- 
dehyd oder aus Mischungen dieser 


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Stoffe mit anderen Materialien hergestellt sind. H. Wommelsdorf in Berlin - Schöneberg. 
23. 8. 1910. Nr. 244156. KI. 21. 


Stromunterbrecher, insbesondere zum Betriebe von Röntgenapparaten, der von dem 
die letzteren speisenden Wechselstromgenerator angetrieben wird, und bei welchem die Schließung 
und Unterbrechung des Stromes in einem hermetisch geschlossenen, mit einem gasförmigen Di- 
elektrikum angefüllten Gehäuse zwischen festen Kontakten erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß 
bewegliche Kontaktstücke von einem oder mehreren umlaufenden, an der Oberfläche vollständig 
aus leitendem Material bestehenden Schleifringen taktmäßig abgehoben werden. Veifa-Werke, 
Vereinigte Elektrotechnische Institute Frankfurt - Aschaffenburg, und F. Dessauer in Frank- 
furt a. M. 27. 9. 1910. Nr. 244459. Kl. 21. 


— b 


Vereins- und Personennachrichten. 


nn nn 


Prof. Dr. M. Th. Edelmann. Gymnasial - Professors Leonhard Edel- 

In der Nacht vom 28. zum 29. April d. J. | mann am 18. Oktober 1845 zu Ingolstadt 

ist der bekannte Physiker und Inhaber eines | geboren, studierte an der Lateinschule und 
mathematisch-physikalischen Instituts, Prof. | Gewerbeschule zu Kempten und Augsburg 
Dr. Max Thomas Edelmann, nach länge- | sowie der Polytechnischen Schule zu Mün- 
rem Leiden im 68. Lebensjahre gestorben. | chen, um dann nach 1'/,-jähriger praktischer 
Ein Leben reich an Arbeit und reich an | Tätigkeit als Maschinentechniker sich dem 
Erfolgen hat damit seinen Abschluß ge- | Studium der Mathematik und Physik an der 


funden. 
Edelmann 


Universität in München zu widmen. Nach 
war als Sohn des Kgl. |! Gründung der Technischen Hochschule zu 


120 Vereins- und Personennachrichten. 


München war er 8 Jahre als Assistent des 
berühmten Physikers Beez tätig und be- 
reitete sich während dieser Zeit auf das 
Schlußexamen in der allgemeinen Ab- 
teilung der Technischen Hochschule vor, 
das er dann mit der Note I bestand. Er 
erwarb sich hierauf den Doktortitel in der 
philosophischen Fakultät der Universität 
und habilitierte sich 1873 als Privatdozent 
für Physik an der Technischen Hochschule 
zu München. Ein reiches Wissen, unter- 
stützt durch ein prächtiges Vortragstalent, 
schuf ihm bald einen großen Zuhörerkreis, 
der seinen Vorlesungen über Astronomie, 
Geophysik, Meteorologie, elektrische Mes- 
sungen, Instrumentenkunde, Erfindungen aus 
der angewandten Elcktrizitätslehre u. a. m. 
mit Interesse folgte. 


Im Jahre 1868 hatte er ein physikalisch- 
mechanisches Institut gegründet, das sich 
aus den kleinsten Anfängen heraus rasch 
entwickelte und heute zu den angesehensten 
seiner Art gehört. Die von ihm fabrizierten, 
prächtig konstruierten und ausgeführten 
Apparate, größtenteils eigener Erfindung, 
haben über die ganze Erde Verbreitung 
gefunden und fehlen wohl in keinem wissen- 
schaftlichen Institut. 

Von seinen zahlreichen Konstruktionen 
seien nur Bolometer, die ersten Innenpol- 
Maschinen, direkt zeigende MeBinstrumente 
(Volt- und Amperemeter), Hängefernrohre, 
Zylinder-Quadrantenelektrometer und erd- 
magnetische Instrumente erwähnt, ferner 
die große Zahl von Instrumenten, die er 
nach den Ideen hervorragender Gelehrter, 
wie Lamont, Wild, Beez, Ebert, Be- 
zold, durchbildete. 

Der Anwendung der Elektrizität in der 
Medizin widmete er sein besonderes Inter- 
esse, und bevor noch die Erkenntnis der 
Heilwirkung dieser Naturkraft in weitere 
Kreise gedrungen war, lieferte er den 
Ärzten bereits präzise MeBinstrumente, ge- 
eichte Induktorien usw. 


Von seiner ersprießlichen wissenschaft- 
lichen Tätigkeit, die er neben der Leitung 
seines Insitutes noch entfaltete, legen viele 
Arbeiten in Poggendorffs und Wiedemanns 
Annalen, in Carls Repertorium, in der 
Elektrotechnischen Zeitschrift und ver- 
schiedenen anderen wissenschaftlichen Wer- 
ken beredtes Zeugnis ab. Seine Verdienste 
wurden dureh hohe und höchste Auszeich- 
nungen gewürdigt, u. a. ernannte ihn 
die Technische Hochschule München zum 
Prof. h. c. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke In Berlin-Halensee. 


Dentsche 
Mechaniker-Ztg. 


Wenn man ein getreues Lebensbild Prof. 
Edelmanns geben will, so darf man ihn 
nieht nur als den Mann der Wissenschaft 
und den hervorragenden Techniker schil- 
dern, sondern muß auch seine Persön- 
lichkeit in Betrachtung ziehen. Seine 
Freude an der Natur, die ihren Ausdruck 
in eifrigem botanischem Studium fand, sein 
goldener Humor und nicht zuletzt die Zu- 
vorkommenheit, mit der er jedem, der sich 
an ihn wandte, aus dem reichen Schatz 
seines Wissens bot, schaffte ihm zahlreiche 
Freunde, und in Künstlerkreisen Münchens, 
in denen er so gern weilte, erfreute er sich 
vieler Sympathien. 

Ein tückisches Leiden, fortschreitende 
Arterienverkalkung, hat diesem Leben, 
das der Wissenschaft und Technik noch so 
manche wertvolle Bereicherung hätte bringen 
können, zu früh ein jähes Ende gesetzt. S. 


Am 4. Maid. J. feierte Hr. Bruno Zöller 
sein bO-jähriges Jubiläum als Prokurist und 
Betriebsleiter der Firma Franz Hugers- 
hoff in Leipzig. — Bereits am 3. Mai nach- 
mittags fanden sich im Geschäftslokale Chef 
und Angestellte zur Feier zusammen, wo 
nach einleitendem Gesang Hr. Wilh. Herbst, 
Inhaber der Firma, mit längerer Ansprache 
dem Jubilar ein namhaftes Geschenk über- 
reichte; dieselbe Ehrung wurde dem Jubilar 
seitens der Firma Dr. N. Gerber & Co. 
zuteil. Namens der Prokuristen sprach 
Hr. Dr. Lobeck, für die kaufmännischen 
und technischen Angestellten Hr. Börner. 
Nach Cberreichung der Geschenke schloß 
die Feier mit Gesang. Am 4. Mai in aller 
Frühe wurde der Tag durch ein Ständchen 
vom Werkmeister-Gesangverein eingeleitet. 
Von den Frschienenen seien besonders 
die Deputation der Vereinigung Leipziger 
Mechaniker und frühere Lehrlinge erwähnt, 
welche zum Teil von außerhalb gekommen 
waren, um ihren ehemaligen Lehrherrn zu 
erfreuen. 

Im Namen des Zweigvereins Leipzig der 
Deutschen Gesellschaft für Mechanik 
und Optik sprach Hr. Schopper die herz- 
liehsten Glückwünsche unter Überreichung 
eines Andenkens aus; der Hauptverein 
gratulierte telegraphisch. Auswärtige Ver- 
einigungen hatten telegraphisch ihre Glück- 
wünsche übermittelt. Am Nachmittag fand in 
engerem Kreise das vom Chef Hrn. Herbst 
gegebene Festmahl statt, bei welchem zahl- 
reiche Ansprachen gehalten wurden. Schr. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1801. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 12. 15. Juni. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Zur 24. Hauptversammlung 
der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik 


(Deutscher Mechanikertag) 
in Cöln am 26. bis 29. Juni 1913. 


Die Stadt Cöln wird zum ersten Male die Deutsche Gesellschaft für Mechanik 
und Optik in ihren Mauern sehen. Die alte Colonia rüstet sich zu festlichem Empfang, 
zu dem die Behörden in liebenswürdigster Weise ihre Unterstützung zugesagt haben. 
U. a. wird den Mitgliedern freier Eintritt in die Öffentlichen Sammlungen der Stadt, das 
Rathaus und den Gürzenich, sowie ermäßigte Fahrt auf den Straßenbahnen und er- 
mäßigter Eintritt in die Ausstellung Alt- und Neu-Cöln gewährt. Letztere bietet nicht 
nur dem Freunde historischer Entwicklung, sondern auch dem Fachgenossen Interesse; 
insbesondere sei auf die Ausstellung des Städtischen Elektrizitätswerkes, der 
Firma Reiniger, Gebbert & Schall u. a. hingewiesen. 


Für den Fachgenossen von Interesse ist ferner die vor wenigen Jahren erbaute 
Höhere Maschinenbauschule, verbunden mit Fachschule für Installation und Betriebs- 
technik. Wenn die Zeit es erlaubt, wird im Anschluß an die erste Sitzung eine Führung 
durch diese Anstalten stattfinden. Sehenswert ist auch die dicht bei der Maschinenbau- 
schule liegende Gewerbe-Förderungsanstalt für die Rheinprovinz mit ständiger 
Ausstellung von Arbeitsmaschinen. Von besonderem Wert dürfte aber die Besichtigung der 
vor einigen Jahren erbauten Fabrik von Schütte sein, welche, die neuesten in Amerika 
und Deutschland gemachten Erfahrungen berücksichtigend, sich durch ihre musterhafte 
Organisation auszeichnet. Um neben den Fachbestrebungen einen Ruhepunkt zu bieten, 
sind Führungen durch das Wallraf-Richartz-Museum — berühmt durch seine 
Sammlung römischer Altertümer — und den Dom mit seinen Kunstschätzen vorgesehen. 
Hieran nehmen auch die Damen teil, denen außerdem durch eine Wagenfahrt Gelegen- 
heit geboten wird, die Stadt und ihre sehenswürdigen Gebäude aus alter und neuer Zeit 
kennen zu lernen. 


Den Schluß der Tagung soll ein Ausflug ins Siebengebirge bilden, um den 
Teilnehmern eine Probe echt rheinischen Lebens zu zeigen, wie es sich an schönen 
Sonntagen auf dem Drachenfels entfaltet. Wenn aber am Nachmittag die Scharen der 
Sonntagsbesucher immer größer werden, bietet ein Extradampfer unseren Mitgliedern 
Zuflucht, der in Königswinter ihrer wartet, um sie stromaufwärts bis Remagen zu führen. 
Dort wendet der Dampfer, um an Rolandseck, Godesberg und Bonn vorbei seinen Lauf 
nach Cöln zu nehmen, wo er so zeitig eintrifft, daß eilige Teilnehmer die Nacht- 
schnellzüge erreichen. 


So seien die Fachgenossen nochmals herzlich aufgefordert zur fröhlichen Rhein- 
fahrt, mit dem Wunsch, daß auch diese Tagung dazu beitragen möge, die gemeinsamen 
Bestrebungen durch freundschaftliche Aussprache und Zusammenarbeit zu fördern. 


—s 


122 E. Berger, Zwei neue Modelle meiner binokularen Lupe. en 


Zwei neue Modelle meiner binokularen Lupe. 
Von Dr. Emil Berger, 
Ausl. Korresp. Mitgliede der Kgl. Belgischen und der Kgl. Spanischen Akademien der Medizin. 


Seit dem Erscheinen meiner binokularen Lupe habe ich mit großem Interesse 
die Verbreitung derselben in den verschiedenen Berufsarten, für welche sie be- 
stimmt ist, verfolet und den Konstrukteuren derselben die Modifikationen oder die 
Hilfsapparate, welche diese Berufsarten erforderlich machten, angegeben. Nach- 
dem Prof. Haltenhoff (Genf) u. A. die praktische Verwendbarkeit der neuen binokularen 
Lupe in der Augenheilkunde!) und verschiedenen Spezialfächern der Medizin erkannt 
hatten, fand dieselbe auch in diesen Fächern Verbreitung. Zwei von hervorragenden 
Augenärzten und zwei von der Optischen Anstalt E. B. Meyrowiez in New-York ge- 
schaffene Modelle dieser binokularen Lupe sind speziell für augenärztliche Zwecke be- 
stimmt. Der Nachteil der geringeren Vergrößerung, welche diese binokulare- Lupe im 
Vergleiche zu der bisher in der Ophthalmologie angewandten einfachen Lupe dar- 
bietet, wird durch den Vorteil der feineren Reliefwahrnehmung ersetzt. 

Durch den Augenarzt Dr. Blaauw in Buffalo (N. Y.), welcher eine Reise um 
die Welt machte, wurde ich über die Verbreitung meiner binokularen Lupe unterrichtet, 
ebenso wie durch die Umfrage, welche der Ingenieur einer bekannten deutschen op- 
tischen Industrie-Anstalt unternahm und welche ergab, daß in allen Fällen, in welchen 
er Informationen erhalten konnte, die Anwendung der neuen Lupe in der Wissenschaft 
erfolgte. Die zur Anwendung derselben für Botaniker, Anatomen (Präparierlupe), 
Zoologen u. dgl. m. nötigen Hilfsbestandteile wurden zumeist den direkten Angaben der 
betreffenden Gelehrten entsprechend ausgeführt. Auch über die Anwendung der 
binokularen Lupe in der Kunst (Miniaturmaler, Kupferstecher) erhielt ich zahlreiche 
sehr befriedigende Auskünfte. 

In der Industrie fand die binokulare Lupe mit Dunkelkammer hauptsächlich im 
Juweliergewerbe Anwendung. So wurden mir in Paris 12 Werkstätten angegeben, in 
welchen die neue Lupe die alte verdrängte, und die erstere soll auch bei Juwelen- 
händlern zur Prüfung von Edelsteinen und Perlen (in Deutschland „Doppellupe“ ge- 
nannt) vielfach in Verwendung sein. Am geringsten ist die Verbreitung der neuen 
Lupe in der Uhrmacherei; es sind mir nur vereinzelte Fälle von systematischer An- 
wendung derselben bei der Arbeit zur Kenntnis gebracht worden, während die Verwendung 
derselben zur Untersuchung fertiger Uhren (Visitage) verbreiteter zu sein scheint. 


A. Neue binokulare Lupe für Uhrmacher. 


Der Anregung eines intelligenten Uhrmachers verdanke ich die Entstehung eines 
neuen Modells meiner binokularen Lupe, 
welches ich Herrn Nattermann, Direktor 
der Ecole Municipale d’Horlogerie, 
und Herrn Dufour, Direktor der Ecole 
des Arts et Metiers in Genf, vorlegte und 
welches beide Herren für das Uhrmacher- 
gewerbe resp. für gewisse kunstgewerb- 
liche Anwendungen der Lupe (z.B. Zeichnen 
von durch die Lupe vergrößerten Objekten) Fig. 1. 
als sehr beachtenswert erklirten. Lupenbrille für Uhrmacher. 


1) Über die Anwendung meiner binokularen Lupe in der Augenheilkunde vgl. Halten- 
hoff, Del’emploi des loupes binoculaires de Berger en Oculistiyue. Clinique Ophtalmologique 1905. S. 281. 
Die Untersuchungen mit derselben ergaben ihren Wert für die klinische Diagnostik. Bo gelang 
z. B. Prof. Cirincione (Rom) der frühzeitige Nachweis eines minimalen Iristuberkels, welches 
bei der Anwendung der monokularen Lupe entgangen war. Ein bekannter Pariser Augenarzt 
konnte mit der binokularen Lupe das Bestehen von Faltenbildung des Bindehautlappens in Fällen 
von Nichtwiederherstellung der vorderen Augenkammer nach der Staroperation nachweisen. 
Durch die ungemein feinen Rinnen dieser Falten war das Kammerwasser beständig abgeflossen. 
Ablösung des Bindehautlappens und richtige Wiederanlegung desselben genügten, um die Wieder- 
herstellung der vorderen Kammer zu erzielen und diese Augen zu retten. 


Heft 12. E. Ber Zwei neue Modelle iner binokul L 
15. Juni 1918. g berger, $ ode me okularen Lupe. 


___ 123 


Die neue Lupe wurde dureh Umdrehung meiner Lupenbrille!) erhalten. Die 
Haken der Brillenspangen wurden in entgegengesetztem Sinne gekrümmt und an dem 
nach unten gerichteten hohen Nasenteile (vgl. Fig. 1) ein nach oben konvexer Metall- 
draht angelötet behufs Aufsitzens der Brille auf der Nase. Die Linsen sind nach innen 
dezentriert und sowohl im horizontalen wie im vertikalen Meridiane geneigt. Für die 
praktische Anwendung gilt folgende Regel: Man setze die neue Lupenbrille ungefähr 
in der Mitte der Nasenlänge auf und betrachte das Objekt (Riiderwerk einer Uhr), als 
wäre es in großer Entfernung. Bei zu großer Entfernung des Objektes wird letzteres 
unklar gesehen, man muß mithin dasselbe in den Fokus bringen, ohne denselben zu 
überschreiten, da bei zu großer Annäherung doppelt gesehen wird. Der Arbeiter ist 
mithin gezwungen, das Objekt (Uhr) in der größten Entfernung, welche der Fokus zu- 
läßt, zu beobachten, in welcher Entfernung auch die Vergrößerung am stärksten ist. 
Man adaptiere hierauf die Entfernung der Linsen von den Augen, dem individuellen 
Pupillenabstande des Arbeiters entsprechend (Nähern bei kleinem, Entfernen bei großem 
Pupillenabstande), bis die richtige Lage gefunden ist, worauf dann dieselbe für alle 
weiteren Anwendungen der Lupenbrille desselben Arbeiters durch Umbiegen der Haken 
der Brillen fixiert bleibt. Beim Blieken in horizontaler Richtune sieht der Arbeiter 
(seiner Gewohnheit entsprechend?) wie bei der Anwendung einer einfachen Lupe) 
durch die Linsen, beim Sehen nach unten ist ein großes Gesichtsfeld für die Arbeit 
ohne Lupe frei. 

Wie eine von mir im Uhrmachergewerbe ausgeführte Umfrage ergab, ist man 
sich in demselben nicht über die Vorteile der Anwendung binokularer Lupen klar. Die 
meisten von mir hierüber befragten Arbeiter erklärten, daß die monokulare Lupe sie 
anstrenge, und glaubten daher am besten zu tun, dieselbe so wenig wie möglich zu 
verwenden. Die Bedeutung des binokularen Sehens für die Arbeitsfähigkeit ist den 
gerichtlichen Entscheidungen über die Entschädigung, welche ein Arbeiter nach dem 
Verluste eines Auges erhält, zu entnehmen. Diese Entschädigung entspricht beim Fein- 
mechaniker 33 °/, des früheren Arbeitslohnes. Der Uhrmacher gewinnt mithin im 
gleichen Maße°) an Arbeitsfiihigkeit, wenn er für die genauesten Beobachtungen mit 
Hilfe der Lupe statt eines beide Augen verwenden kann. 


B. Binokulare Leselupe mit großem Gesichtsfelde. 


Die nach meiner Angabe konstruierte binokulare Lupe mit Dunkelkammer +$) 
wird mit Erfolg von Paläographen zum Entziffern undeutlicher Handschriften?) verwendet, 
ist jedoch als Leselupe für Schwachsichtige ermüdend, da das Cesichtsfeld derselben 
nicht der Zeilenlänge der meisten Zeitschriften entsprieht, mithin das Verschieben der 
Lupe bei jeder Zeile nötig ist, was bei bestehenden Nervenleiden und Altersschwäche 
besonders schwer fällt®). 

Um diesem Übelstande abzuhelfen, habe ich eine neue binokulare Lupe an- 
gefertigt (vgl. Fig. 2), welche aus zwei im horizontalen Meridiane zueinander geneigten 
viereckigen Prismen besteht, deren abgeschliffene Basal-Teile sich in der Mittellinie be- 
rühren. Sowohl der vorderen wie der hinteren Fläche der Prismen sind den crossed 
lenses entsprechend (behufs Vermeidung von sphärischer Aberration) die Radien der 


1) Vgl. E. Berger, Über stereoskopische Lupen und Brillen. Zeitschr. f. Psychologie und 
Physiologie der Sinnesorgane 25. S. 69. 1902. Fig. 4. 

2) Der Zweck dieser Arbeitsweise soll sein, die Einwirkung des Hauches des Arbeiters 
auf das Uhrwerk zu verhindern. 

8) Die Anzahl der Arbeiter, bei welchen in den verschiedenen Berufsarten diese Besse- 
rung der technischen Leistungsfähigkeit durch die Einführung der binokularen Lupe zu erzielen 
wäre, läßt sich, wie mir Herr Direktor Nattermann in Genf mitteilte, auf etwa 1 Million schätzen. 
Nach der Angabe eines Pariser Fournisseurs für Uhrenbestandteile gäbe es in der ganzen Welt 
etwa 110000 Uhrmacherfirmen. In der Schweiz allein betrug die Anzahl der Uhrenarbeiter im 
Jahre 1900: 52 752. (Vgl. Errportwoche 13. S. 8. 1913.) 

4) Vgl. D. Mech.-Ztg. 1900. S. 54. Fig. 2. 

5) Vgl. u.a. weil. Prof. Hartwig Derenbourg in meiner Broschüre: Zoupe binoculaire 
simple et lunette stéréoscopique. Paris, Schleicher freres 1900. 

8) Eine deutsche optische Firma hat in Prospekten, ohne mich zu konsultieren, meine 
binokulare Lupe speziell als Leselupe empfohlen. 


Deutsche 


Für Werkstatt und Laboratorium. Mechaniker-Ztg. 


124 


Konvexlinsen beigefügt, und zwar mit nach der Nasenseite dezentrierten Achsen. Die 
abduzierende Wirkung der Prismen wird 
in dieser Weise erhöht. Die Prismenlinsen 
sind in einer jener des Holmessehen Ste- 
reoskopes ähnlichen Fassung befestigt, wo- 
durch die Deutlichkeit der Drucksehrift in- 
folge Abhaltung seitlich einfallenden Lichtes 
insbesondere bei an beginnendem grauen 
Stare Erkrankten sehr gesteigert wird. Das 
Gesichtsfeld ist so groß, daß 1!/, Zeilenlän- 
gen der meisten Journale ohne Verschiebung 
der Lupe gesehen werden. In zahlreichen 
Fällen, in welchen die bisherigen Lesegläser 
nicht mehr verwendbar waren, konnten 
Kranke noch mit dieser Lupe lesen. In ver- 


schiedenen Gewerben habe ich gleichfalls F fo 
diese neue Lupe!) geprüft; insbesondere REET SH 
r : io a ror Fig. 2. 
Gray Purs und Ziseleure haben angegeben, a a, Achsen der den Prismen aufgeschlifenen crossed 
daß dieselbe den Anforderungen ihres Be- lenses. — U Objekt. — Mo, und Mo, Bilder des Objektes 


rufes entspreche. 


Für Werkstatt und 


auf der Netzhauf. — O, und O, virtuelle aufrechte Bilder 
des Objektes. 


Laboratorium. 


Rohölmotoren als Kraftmaschinen 
für Kleinbetriebe. 
Bayer: Ind.- u. Gewerbebl. 45. S. 82. 1913. 


Für das Kleingewerbe und für die Landwirt- 
schaft war der Kleinmotor mit billigen, flüssigen 
Betriebsmitteln von hohem Entflammungspunkt 
seit langem ein Bedürfnis. Demzufolge hat die 
Motorenindustrie dieser Frage durch Vervoll- 
kommnung der Kleinmotoren in gebührender 
Weise Rechnung getragen, und es ist ihr ge- 
lungen, Maschinen herzustellen mit nicht mehr 
als 6 PS. Durch diesen Fortschritt dürften sich 
die Rohölmotoren in Zukunft zweifellos stark 
verbreiten, zumal wenn der Preis der Treiböle 
eine Steigerung für die Folge nicht erfährt. 

Für Rohölmotoren kleiner Leistungen kommt 
als Treibmittel hauptsächlich das Gaeöl, ein 
Destillationsprodukt des Erdéls, und das Pa- 
raffinöl, ein Destillat des Braunkohlenteers, in 
Betracht. Da deutsche Destillate in zu geringen 
Mengen gewonnen werden, ist man leider 
auf ausländisches, namentlich österreichisches, 
russisches und rumänisches Gasöl angewiesen, 
das mit dem entsprechenden Zoll belegt ist; 
{ir Motorenbesitzer mit besonderem Zoll- 
erlaubnisschein beträgt der Zoll 1,80 M für 
100 kg. Gas- und Paraffinöle besitzen einen 
Entflammungspunkt, der zwischen 80° und 100°C 
liegt, so daß die Lagerung der Brennstoffvorräte 
ungefährlich ist. Österreichisches Gasöl kostet, 
einschließlich des Zolles ab Grenze etwa 


9,50 M pro 100 kg, besitzt ein spez. Gewicht von 
0,868 und einen unteren Heizwert von 10000 Kal. 

Es werden auch Kleinmotoren gebaut, in 
denen das Naphtalin, ein Teerölprodukt in fester 
Form, als Treibmittel verwendet wird. Um es 
für den Motorbetrieb auszunutzen, muß es erst 
durch Erwärmen verflüssigt werden. Der Preis 
des gereinigten, filtrierten Naphtalins beträgt 
12 M pro 100 kg. 

Die Rohölmotoren unterscheiden sich nach 
ihren Arbeitsverfahren in zwei Gruppen: die 
Dieselmotoren und die Glühkopfmotoren. 


Der Dieselmotor ist einseitig wirkend und 
arbeitet im Viertakt, es verrichtet also jeder 
vierte Hub Arbeit. Der Arbeitszylinder ist unten 
offen und oben durch einen Deckel geschlossen, 
der die regelnden Organe des Prozesses enthält. 
Der Kolben saugt mittels Einlaßventils reine 
Luft an und verdichtet sie beim Aufwärtsgang 
auf 30 bis 35 Atm. In diese durch die hohe 
Kompression auf rd. 600° C erhitzte Luft wird 
mittels Druckluft von höherer Spannung, die 
durch einen besonderen Kompressor erzeugt 
wird, der Brennstoff durch das Einblaseventil 
in fein verteiltem Zustand eingeführt, und zwar 
so, daß der Verbrennungsdruck im Zylinder 
während des folgenden Arbeitshubes gleich 
bleibt. Beim Rückwärtsgang des Kolbens 
werden die verbrannten Gase durch das Aus- 
laßventil aus dem Zylinder hinausgestoßen, und 
der Vorgang wiederholt sich von neuem. 


I) Sehr erwünscht wäre es, wenn die Beschreibung dieser beiden Lupen die Anregung 


zur Herstellung derselben bieten würde. 


Heft 12. 
15. Juni 1913. 


Der kleinste Dieselmotor wird in stehender 
Bauart von der Firma Diesel & Co. G. m. b. H. 
in München ausgeführt und leistet etwa 5 PS. 
Nachdem zurzeit einige Hauptpatente für das 
Dieselverfahren abgelaufen sind, haben eine 
große Anzahl von Firmen den Bau von Diesel- 
motoren aufgenommen, so daß sich nach den 
erreichten Resultaten ein weiterer Ausbau der 
Kleinmotoren erwarten läßt. 

Der Dieselmotor beansprucht vermöge seiner 
stehenden Anordnung und des Fortfalls jeg- 
licher Erzeugungseinrichtung für das dem Motor 
gebrauchsfertig zugeführte Kraftmittel den ge- 
ringsten Raumbedarf. Zu einer Anlage gehört 
außerdem noch eine Stahlflasche für die vom 
Kompressor gelieferte Brennstoffeinblaseluft und 
ein Behälter für die Anlaßdruckluft. 

Das Fehlen jeder Zündvorrichtung bildet 
einen weiteren Vorteil des Dieselmotors; er 
arbeitet mit Selbstzündung, hervorgerufen durch 
die hohe Temperatur der komprimierten Luft. 
Fehlzündungen sind daher ausgeschlossen, es 
erfolgt auch keine Explosion, sondern eine all- 
mähliche Verbrennung. Der Dieselmotor kann 
in wenigen Sekunden angelassen werden, eignet 
sich vorzüglich bei Belastungsschwankungen 
und ebenfalls für öfters unterbrochene Betriebe. 

Der Brennstoffverbrauch ist bei Dieselmotoren 
günstiger als bei anderen Kraftmaschinen. Bei 
normaler Belastung braucht z. B. ein 8 PS-Motor 
0,227 kg Treiböl, ein 5 PS-Motor 0,663 kg für eine 
Pferdestarke und. Stunde; es würde sich dem- 
nach der Olverbrauch des 8 PS-Motors auf etwa 
17 Pf pro Stunde stellen. 

Die Abgase sind im Gegensatz zu den übrigen 
Verbrennungsmotoren beim Dieselmotor farb- 
und geruchlos. Der Kühlwasserverbrauch ist 
gering, er beträgt 10 bis 122 pro Pferdestarke 
und Stunde. Ist keine Rückkühlanlage vor- 
handen, so kann das auf 70° C erhitzte und stets 
reine Wasser noch zu anderen Zwecken, etwa 
zun Waschen, verwendet werden. 

Die zweite Gruppe der Rohölmotoren, die 
Glühkopfmotoren, arbeitet meistens im Zwei- 
takt, wird auch vereinzelt für den Viertakt aus- 
geführt. Die Verdichtung für die Verbrennungs- 
luft schwankt bei diesen Motoren zwischen 4 und 
10 Atm. Bei niedriger Kompressionstemperatur 
kann sich der Brennstoff nicht von selbst ent- 
zūünden, muß vielmehr an den heißen Wänden 
des als Glühkopf ausgebildeten Teiles des Zy- 
linderdeckels zur Entflammung gebracht werden. 
Die Erhitzung des Glühkopfes geschieht mittels 
einer Gebläselampe und dauert etwa 10 Minuten. 
Alsdann wird die Anwärmelampe entfernt 
und der Glühkopf durch die Explosion in Rot- 
glut erhalten. 

Die Glühkopfmotoren werden mit Leistungen 
von 3 PS an ausgeführt und sind billiger 
als Dieselmotoren gleicher Leistung. Als Treib- 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


125 


mittel werden ebenfalls Gas- und Paraffinöle 
verwendet. Der Brennstoffverbrauch ist im all- 
gemeinen höher als beim Dieselmotor, die Ver- 
brennung hinterläßt mehr Rückstände, und auch 
der Auspuff ist nicht geruchlos. 

Im Naphtalinmotor kommt als Treibmittel 
Naphtalin zur Verwendung, welches in beson- 
deren Vorrichtungen durch die Wärme des Kühl- 
wassers oder der Abgase verflüssigt werden muß; 
die Verflüssigungstemperatur liegt etwa bei 
80°C. Bei Inbetriebsetzung muß während der 
ersten ®/, Stunden Benzin oder Benzol als Treib- 
mittel dienen; erst nachdem die für das Naph- 
talin nötige Verflüssigungstemperatur erreicht 
ist, kann der Betrieb mit diesem Treibmittel 
erfolgen. Neben dieser Unbequemlichkeit hat 
der Motor auch noch den Nachteil, daß er sehr 
zum Verrußen neigt und einen unangenehmen 
Naphtalingeruch verbreitet. Hig. 


Die Gufsstahlkugel als Prefsmittel. 

Bayer. Ind.- u. Gewerbebl. 45. S. 88. 1913. 

In der Zeitschr. f. prakt. Maschinenbau vom 
12. Juli 1912 zeigt Ziv.-Ing. Bauschlicher in 
Frankfurt a.M., daß hochgespannte Flüssigkeiten 
zur Erzielung beliebiger Zeichnungen oder Mo- 
dellierungen an Hohlkörpern, wiesolche durch das 
bekannte Huberverfahren!) hergestellt werden, 
durch kleine Stahlkugeln ersetzt werden können. 
Die Gußstahlkugeln sind als vergrößerte Flüssig- 
keitsmoleküle aufzufassen, die aber den wich- 
tigen praktischen Vorzug vor diesen haben, daß 
sie durch Ritzen, die kleiner sind als die Ku- 
geln, nicht hindurchgehen. Bei den hydrau- 
lischen Drücken, die oft mehr als 100 Atm be- 
tragen, hat man es oft mit äußerst schwierigen 
Abdichtungsarbeiten zu tun, die bei der An- 
wendung von Kugeln gespart werden können. 
Die Kugeln üben nach allen Seiten, genau wie 
Flüssigkeiten, einen Druck aus, der auf die 
Flächeneinheit über die ganze Oberfläche gleich 
ist. Man kommt der Flüssigkeitswirkung am 
nächsten, wenn man recht kleine Kugeln nimmt; 
bei 1,5 mm Durchmesser wurden gute Ergebnisse 
erreicht. 

Bei gewöhnlichen Preßarbeiten bedarf es 
immer einer Matrize und eines Stempels, bei 
der Kugelpressung ist dagegen nur das eine 
Werkzeug nötig, das andere ersetzen die Kugeln. 
Soll z. B. ein zylindrisches, an einem Ende 
halbkugelig abgeschlossenes Rohr hergestellt 
werden, so wird folgendermaßen verfahren. 
Eine Blechscheibe wird auf eine durchlochte 
Platte gelegt, so daß sie, mit ihrem Rande über 
das Loch übergreifend, um die Blechstärke ver- 
tieft in der Platte liegt. Eine Deckplatte wird 
darauf gesetzt, in die zentrisch das Kugelzu- 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1901. 3. 164. 


126 


führungsrohr mündet und die einen gegen 
die Blechplatte sich öffnenden Trichter bildet. 
Werden die Kugeln in den Trichter eingepreßt, 
so drücken sie die Blechscheibe halbkugelförmig 
durch. Soll dann die Hülse gepreßt werden, so 
folgt eine Matrizenplatte mit konischem Loch, 
das sich in der Schubrichtung verengt, und 
statt der Trichterplatte wird ein Trichterring 
auf das Ende des Zuführungsrohres gesetzt. Die 
Schüssel wird dann in das konische Loch ein- 
gelegt und der Trichterring mit Zuführungsrohr 
angesetzt. Läßt man dann die Kugeln eindringen, 
so wird die kuglige Schale durch das Loch der 
Ziehplatte, das kleineren Durchmesser hat 
als jene selbst, durchgedrückt, wobei eine 
zylindrische Fortsetzung der Kugelschale ent- 
steht. Nimmt man dann mehrmals eine kleinere 
Ziehplatte und einen kleineren Trichterring, so 
erhält man immer engere, dünnere und längere 
Hülsen. Hig. 
—ßi -- -— 


Kapillar- Manometer für 
Schülerübungen und Demonstrations- 
versuche. 

Von Dr. A. Wendler. 


Zeitschr. f. d. phys. u. chem. Unterr. 26. S. 73. 1913. 


Der Apparat besteht im wesentlichen aus 
einem U-förmig gebogenen Rohre, in dessen die 
beiden Schenkel verbindendem Mittelstück ein 
Dreiweghahn H, eingeschmolzen ist, der sowohl 
Kommunikation der beiden Schenkel mitein- 
ander, als auch Verbindung des einen oder 
anderen Schenkels mit der äußeren Atmosphäre 
herstellt. Der linke Schenkel erweitert sich zu 
einem etwal2emlangen und 3cm breiten Rohre K, 
das zum Teil graduiert ist und ein oberes An- 
satzrohr sowie ein seitliches Knierohr hat. Beide 
Ansatzrohre des linken Schenkels sind mit ein- 
geschliffenen Hähnen von weiter Bohrung ver- 
sehen. Der rechte Schenkel besteht aus einer 
85 cm langen Meßröhre R, deren innerer Durch- 
messer 1,5 bis 2,0 mm beträgt. Die Millimeter- 
teilung der Meßröhre beginnt in derselben Höhe 
wie die des anderen Schenkels. Als oberer Ab- 
schluß des rechten Rohres fungiert ebenfalls 
ein eingeschliffener Glashahn und eine mit gutem 
Schliff versehene trichterartige Erweiterung, in 
welche je nach den verschiedenen Versuchen 
andere Geräteteile eingepaßt werden können. 

Jedem Glastechniker wird es klar sein, daß 
man mit diesem Geräte unter Zuhilfenahme ge- 
eigneter Zusatzteile, wie kleiner Volumengefäße, 
pyknometerähnlicher Kölbchen usw., in der Lage 
sein wird, die verschiedensten Demonstrations- 
versuche, die in das Gebiet der physikalischen 
Chemie fallen, auszuführen. Der Apparat kann 


Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg, 


als Manometer und Effusiometer ebenso wie als 
Barometer, Skalendilatometer oder als Luft- 
thermometer Verwendung finden. Ferner ist es 
möglich, mit Hilfe dieses Apparates die Vorgänge 
der inneren Reibung von Flüssigkeiten, die 


sem 


dom -—_ = 


G» 


' 
H 
pa 


Wärmeerscheinungen bei chemischen Vorgängen, 
die Kapillaritätserscheinungen, den Stauungs- 
druck fließenden Wassers, die Messung des 
spezifischen Gewichts von Flüssigkeiten und 
vieles andere zu demonstrieren, ebenso wie man 
mit dem Kapillar-Manometer den Nachweis vieler 
physikalischer Gesetze, wie des Boyleschen, des 
Gay-Lussacschen und des Daltonachen Ge- 
setzes, führen kann. Nähere Angaben hierüber 
findet man a. a. O. 

Der komplette Apparat sowie die einzelnen 
Teile desselben werden von der Firma Gustav 
Müller in Ilmenau i. Thür. geliefert. i. 


Nachtrag zu 8.116 (vor. Heft). 
Das Kempfsche Schüttelgefäß wird ge- 
liefert von den Ver. Fabriken für La- 
boratoriumsbedarf in Berlin N, 39. 


Herstellung von Kapillarfäden. 
Von H. 8. Souttar. 
Proc. Phys. Soc. London 24. S. 166. 1912. 
Ein kleines Kästchen aus Glimmer ist in 
einem zylindrischen Käfig von 1 cm Durch- 
messer und 2,5 cm Höhe aus feinem Platindraht 
angebracht und kann beim Durchleiten von 


aan Google 


Heft 12. 
15. Juni 1913. 


Strom durch den Draht bis zur Rotglut erhitzt 
werden, so daß es einen kleinen Ofen bildet. 
In der Mitte dieses Ofens ist eine kleine Glas- 
röhre aufgehängt, die ein leichtes Gewicht trägt. 
Sobald das Glas weich wird, fällt das Gewicht 
herunter und zieht eine feine Kapillare mit sich. 
Um nur einen begrenzten Teil der Glasröhre zu 
erweichen, wird ihr oberer Teil durch ein Kupfer- 
rohr vor der Erhitzung geschützt. Als Gewicht 
dient ein leichter Stab mit einer Scheibe am 
unteren Ende, die in ein mit verdünntem Gly- 
zerin gefülltes Rohr hineinsinkt und so die Fall- 
geschwindigkeit verlangeamt. Man kann auf 
diese Weise aus einem Glasrohr von 1 mm 
Außerem Durchmesser beliebig lange Kapillaren 
von 0,001 mm Durchmesser und weniger als 
0,0001 mm Wandstärke ziehen. Ein 10 cm langes 
Stück davon wiegt ungefähr 0,1 mg. Dabei ver- 
mag ein solcher Faden wenigstens 0,05 g zu 
tragen. 

Bolche Kapillaren werden versilbert und 
dann mit Vorteil in den Einthovenschen 
Saitengalvanometern an Stelle von Quarzfäden 
verwandt, da sie eine gleichmäßigere Dicke als 
diese besitzen. An Stelle der Versilberung ist 
gelegentlich auch eine Füllung der Kapillaren 
mit Quecksilber in Aussicht genommen worden, 
doch besitzen sie hierfür anscheinend nicht ge- 
nügend Festigkeit, da die Füllung einer Ka- 
pillare von 2 # lichter Weite einen Druck von 
10 Atm erfordern würde. Mk. 


B— 


Gewerbliches. 


Am Sonntag, den 25. Mai, veranstaltete 
— in erster Wiederholung — der Ausschuß 
für die Gehilfenprüfung im großen Fest- 
saale der Handwerkskammer zu Berlin eine 
Entlassungsfeier für die in diesem 
Frühjahr geprüften Junggehilfen, mit 
der die Verteilung der Lehrbriefe verbunden 
wurde. Wieder hatte sich diese Veran- 
staltung der Anteilnahme der Handwerks- 
kammer und der Schulverwaltung vonBerlin 
zu erfreuen, und namhafte Vertreter der 
feinmechanischen industriellen Riesenbe- 
triebe wie der kleineren und handwerks- 
mäßigen Betriebe bekundeten durch ihre 
Anwesenheit ihr Interesse an dieser Ent- 
lassungsfeier, der gegen 500 Personen — 
einschließlich der Angehörigen der 188 Prüf- 
linge dieses Frühjahrs — beiwohnten. 

Die Feier begann mit einer Ansprache 
des Syndikus der Handwerkskammer, Hrn. 
Dr. Heinzig, der nach Begrüßung der er- 
schienenen Vertreter der Schulverwaltung, 
der Fabrikbetriebe und der handwerks- 
mäßigen Betriebe betonte, wie das Zu- 
sammenwirken dieser Faktoren am Prü- 


Gewerbliches. 


127 
fungswesen gerade für die Feinmechanik 
und insbesondere deren oberste Stufe, die 
Präzisionsmechanik, so überaus wichtig und 
für die Zukunft verheißungsvoll sei. Hr. 
Dr. Heinzig brachte den Junggehilfen des 
Mechanikergewerbes bei ihrem Eintritt in 
das freie Erwerbsleben die besten Wünsche 
der Handwerkskammer zum Ausdruck und 
erteilte sodann dasWortHrn.Dr.Reimerdes 
zu einer Ansprache namens des Prüfungs- 
ausschusses, in der die Prüflinge auf die 
Bedeutung des Augenblickes, deren An- 
gehörige auf die Wichtigkeit einer sorg- 
fältigeren Auslese des Nachwuchses für den 
Mechanikerberuf hingewiesen wurden. Wir 
hoffen, die gehaltvolle Ansprache demnächst 
an dieser Stelle zum Abdruck bringen zu 
können. 

Der Vertreter der Schulverwaltung, Mit- 
glied der Deputation für die Fach- und 
Fortbildungsschulen von Berlin, Hr. Ernst 
Lentz, wies die aus der Lehre getretenen 
Junggehilfen darauf hin, daß nun das freie 
Lernen seinen Anfang nehmen müsse, und 
mahnte zu fleißiger Benutzung der gerade 
für den Mechanikerberuf so besonders zahl- 
reichen Bildungsmöglichkeiten, welche die 
StadtBerlin in ihren Handwerkerschulen und 
den Abteilungen des Gewerbesaales bietet. 

Der Vorsitzende des Prüfungsaus- 
schusses, Hr. Bruno Sickert, richtete 
sodann eine kurze Ansprache an die Prüf- 
linge, die er als seine „lieben jungen 
Kollegen“ begrüßte, nachdem er sie nach 
altem Handwerksbrauche in aller Form 
losgesprochen hatte. Er erinnerte sie daran, 
daß sie nun die Pflicht haben, dem von 
ihnen erwählten Berufe und ihren älteren 
Kollegen Ehre zu machen. Nach einem Ab- 
schiedsworte des Syndikus Hrn. Dr. Heinzig 
schloß mit der Verteilung der Prüfungs- 
zeugnisse (Lehrbriefe), denen die bei der 
ersten Veranstaltung dieser Art gehaltene 
Ansprache (s. diese Zeitschrift 1912. S. 261) 
im Sonderabdrucke beigegeben wurde, die 
Feier, der sich eine Nachsitzung zahlreicher 
Fachgenossen im schattigen Garten der von 
derHandwerkskammer betriebenen Kammer- 
stile bei einem kühlen Frühschoppen an- 
reihte. 

\Wir dürfen hoffen, daß der volle Erfolg 
dieses in Berlin unternommenen Versuches, 
den Übertritt des jungen Mechanikers aus 
der Lehrzeit in das Erwerbsleben nach 
seiner Bedeutung öffentlich zu würdigen, 
auch an anderen Orten Nachahmung finden 
werde. Ein dahin gehender Vorschlag ist 
bereits im Jahrgang 1909 dieser Zeitschrift 
S.9 gemacht worden. Pensky. 


— 


128 Gewerbliches. 


EEE Eee tt tn ee a ee er es 


Eine vertrauliche Mitteilung über Waren- 
bezeichnung bei der Ausfuhr nach China 
wird an deutsche Interessenten vom Ge- 
schäftsführer der D. G. f. M. u. O. auf Ver- 
langen abgegeben. 


Handbuch für den deutschen Aufsen- 
handel, Jahrgang 1913. 

Das Handbuch, zuerst 1912 erschienen, ist 
im Reichsamt des Innern zusammengestellt; 
es soll den mit dem Außenhandel befaßten 
Kreisen des deutschen Erwerbslebens die Kennt- 
nis der Tatsachen vermitteln, die erfahrungs- 
gemäß Gegenstand vielfacher Anfragen bei amt- 
lichen Stellen sind; es will ihnen die Möglichkeit 
bieten, sich über die für den Handelsverkehr 
mit dem Auslande wichtigen Fragen Rat zu 
holen, teils unmittelbar aus dem im Handbuch 
wiedergegebenen Material, teils durch Benutzung 
der dort aufgeführten Quellen. 

Das Handbuch bringt an erster Stelle unter 
dem Titel „Verkehr mit den Kaiserlich Deutschen 
Konsulaten und Winke für den Handel in deren 
Bezirken“ in einem allgemeinen Teile die Grund- 
sätze für die Auskunftserteilung der Konsulate, 
Angaben über den Inhalt der Anfragen, die 
Vorschriften über den Ersatz von Auslagen der 
Konsulate nebst Angaben über die Höhe der 
Konsulatsgebühren, Bemerkungen über die Zu- 
sendung von Katalogen, Preisverzeichnissen 
u. dergl., einen Hinweis auf die im Reichsamt 
des Innern ausliegenden Adressenverzeichnisse; 
in einem besonderen Teile ist für die einzelnen 
Länder und Konsulatsbezirke das Wissenswerte 
über Anknüpfung von Handelsbeziehungen, An- 
nahme von Vertretern, Kreditauskünfte, Ein- 
ziehung von Forderungen und Verhalten bei 
Konkursen sowie über sonstige Rechtsverhält- 
nisse u. dgl. zusammengestellt. 

Ein zweiter Abschnitt bebandelt die „Be- 
stimmungen über Vergebung von Lieferungen 
in einzelnen Ländern“. 

In den Abschnitten „Erteilung von Zolltarifs- 
auskünften in den einzelnen Ländern“ und 
„Zoll-Beschwerde- und Streitverfahren in den 
europäischen Ländern“ sind die Vorschriften 
aus der Gesetzgebung und Verwaltung nebst 
erläuternden Bemerkungen abgedruckt. 

Der Abschnitt „Quellennachweis für die 
Handelsbeziehungen des Deutschen Reiches mit 
dem Auslande“ enthält eine Aufzählung der 
sämtlichen geltenden Handelsverträge Deutsch- 
lands und der ihnen gleichstehenden Gesetze 
sowie der Zolltarife, Zollgesetze, Zollordnuhgen 
u. dgl. des In- und Auslandes; dabei ist ange- 
geben, wo die Bestimmungen zur Veröffent- 
lichung gelangt sind. 

Ferner enthält das Handbuch eine kurze 
Beschreibung der „Informationstätigkeit der 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Reichsverwaltung (Reichsamt des Innern) zur 
Förderung des deutschen Außenhandels“. Da- 
bei kommen insbesondere die Veröffentlichungen 
des Reichsamts des Innern: die „Nachrichten 
für Handel, Industrie und Landwirtschaft“, die 
„Berichte über Handel und Industrie“, das 
„Deutsche Handelsarchiv“ nach Inhalt und Er- 
scheinungsweise zur Besprechung. 

Die Nachweise der „Veröffentlichungen über 
die deutsche Handelsstatistik“* und der ,Aus- 
ländischen für den Außenhandel wichtigen Ver- 
öffentlichungen“ sollen die Kenntnis dieser im 
gegebenen Falle wertvollen Informationsmittel 
verbreiten. 

Am Schluß des Handbuchs sind drei Ver- 
zeichnisse veröffentlicht: ein „Verzeichnis der 
Kaiserlich Deutschen Konsulate“, ein „Ver- 
zeichnis der Handels- und landwirtschaftlichen 
Sachverständigen bei den Kaiserlichen Kon- 
sularbehörden“ und ein „Verzeichnis der im 
Deutschen Reiche bestehenden Handels- und 
Landwirtschaftskammern“. 

Der Jahrgang 1913 enthält nicht nur alle 
seit der Auflage 1912 eingetretenen Änderungen, 
sondern bedeutet eine wesentliche Vermehrung 
und Ergänzung des seitherigen Inhalts des 
Handbuchs. Insbesondere ist in dem Teil „Ver- 
kehr mit den Kaiserlich Deutschen Konsulaten 
und Winke für den Handel in deren Bezirken“ 
der Kreis der berücksichtigten Länder wesent- 
lich ausgedehnt worden. Auch haben die schon 
seither gebrachten Winke eine beträchtliche 
Vermehrung des Inhalts erfahren; namentlich 
sind bei den meisten Ländern neu gebracht 
worden Angaben über das Verhalten von Gläu- 
bigern bei Konkursen. Ganz neu ist ferner der 
Teil „Bestimmungen über Vergebung von Liefe- 
rungen in einzelnen Ländern“. Von den übrigen 
Änderungen sei hervorgehoben, daß der Teil 
„Zollbeschwerde- und Streitverfahren in den 
europäischen Ländern“ nunmehr auf sämtliche 
europäische Staaten ausgedehnt worden ist. 

Das Handbuch für 1912 umfaßte 379 Seiten, 
der Jahrgang 1913 umfaßt 562 Seiten; es ist bei 
E. S. Mittler & Sohn in Berlin verlegt und 
kostet 1,25 M. 


Fachausstellung aus Anlafs des 
IV. Internationalen Kongresses für 
Schulhygiene, Buffalo 1913. 

In Verbindung mit dem IV, Internationalen 
Kongreß für Schulhygiene, über den der Prä- 
sident der Vereinigten Staaten von Amerika das 
Patronat übernommen hat und für die unter 
dem Vorsitz des Direktors im Preußischen 
Kultusministerium, Hrn. Prof. Dr. Kirchner, 
ein besonderes deutsches Komitee gebildet 
worden ist, wird vom 25. bis 30. August 1913 
in Buffalo im Broadway Auditorium, der größten 


Heft 1?. 
15._ Juni 1913. 


Versammlungshalle der Stadt, eine Fachaus- 
stellung veranstaltet. Wissenschaftliche Aus- 
stellungsgegenstände sind frei, für Industrie- 
erzeugnisse schwankt die Platzmiete je nach 
Lage und Größe der Plätze zwischen 100 und 
150 Dollar pro Stand. Interessenten missen zu- 
nächst eine genaue Beschreibung der Aus- 
stellungsgegenstände einsenden. Das Ausstel- 
lungskomitee behält sich das Recht der Prüfung 
und ev. Zurückweisung vor, falls die Fabrikate 
dem Charakter des Kongresses nicht entsprechen. 
Anmeldungen sind zu richten an das Exhibi- 
tion Committee, IV.Intern. Congress on 
School Hygiene, 520 White Building, Buffalo, 
N. Y., U.S.A. 

Die Ausstellungs- und Kongreßdrucksachen 
können an der Geschäftsstelle der Ständigen 
Ausstellungskommission für die Deut- 
sche Industrie (Berlin NW 40, Roonstr. 1) 
eingesehen werden. 


Kinematographische Ausstellung in 

Manchester, vom 4. bis 18.Oktober1913. 

In der Halle zu Manchester findet, wie die 
Standige Ausstellungskommission fir 
die Deutsche Industrie auf Grund einer Mit- 
teilung des Deutschen Konsulats in Manchester 
bekanntgibt, in der Zeit vom 4. bis 18. Oktober 
1913 die Northern Kinematograph Ex- 
hibition statt. Es ist dies die erste derartige 
englische Veranstaltung außerhalb Londons. Es 
ist Vorsorge getroffen, daß die Filmfabrikanten 
ihre Erzeugnisse in vier Projektionsräumen zur 
Darstellung bringen können. Geschäfts- und 
Verkaufsverhandlungen dürfen während der 
Ausstellungstage nur in der Zeit zwischen 
11 Uhr vorm. und 3 Uhr nachm. stättfinden; 
der Besuch des Publikums ist während dieser 
Zeit nicht gestattet. Die Platzmicte beträgt 
2 Sh und 2 Sh 6 Pence pro Quadratfuß, auf der 
Galerie 1 Sh 6 Pence (21,90, 27,40 und 16,40 M 
für 1 qm). Für Stände in der Mitte und an 
den Enden der Ausstellungshalle bestehen beson- 
dere Preisbedingungen. Raum unter 5 x 6 Fuß 
(etwa 2,8 qm) wird nicht abgegeben. Um eine 
möglichst einheitliche Ausgestaltung der Stände 
zu erzielen, ist eine bestimmte Firma mit der 
Ausführung derselben betraut. Die entstehenden 
Kosten sind festgelegt, eine Liste hierüber kann 
vom Ausstellungsbureau eingefordert werden. 
Alle Anmeldungen sind zu richten an den Ma- 
nager of the Northern Kinematograph 
Exhibition, Manchester, Exhibition Offices, 
196 Deansgate. 


Die Ausstellung Anwendung der Photo- 
graphie in Naturwissenschaft und Medizin 
in Wien beginnt, wie die Ständige Aus- 
stellungskommission für die Deutsche 


Gewerbliches. 


— Tl —— SS a — a nm 


129 


Industrie im Anschluß an die frühere Infor- 
mation (s. Heft 10, 9.105) mitteilt, schon am 
18. September und dauert bis zum 30. Sep- 
tember 1913. un 

Errichtung eines amerikanischen 

Musterlagers in Buenos Aires. 

Auf Betreiben der Association of Com- 
merce in Chicago haben sich 30 Firmen der 
Stadt entschlossen, zur Errichtung eines amerika- 
nischen Musterlagers für Argentinien in Buenos 
Aires die zunächst erforderlichen Mittel aufzu- 
bringen und die als Ausstellungsobjekte dienen- 
den fertigen Waren zurVerfügung zu stellen. Der 
Agent Enright, der im Auftrag der Association 
in den letzten Jahren verschiedene südamcrika- 
nische Länder bereiste und bei einer mündlichen 
Bericbterstattung in Chicago die Einrichtung 
des Musterlagers empfohlen hatte, ist vor 
einigen Tagen nach Buenos Aires zurückgereist 
und wird sofort nach seiner Ankunft dort ge- 
eignete Räume mieten, in denen die Waren der 
beteiligten Firmen dauernd zur Besichtigung 
ausgestellt werden sollen. Ein Teil der auszu- 
stellenden Waren ist bereits nach Buenos Aires 
abgesandt worden; u.a. sollen sich darunter 
befinden: elektrische Artikel, Glaswaren, ver- 
schiedene Maschinen und optische Artikel, 


Italien. | 
Bestimmungen über dio Einfuhr von 
Mafsen, Gewichten und Wagen. 

Bei der Einfuhr von Maßen und Gewichten 
nach Italien sind besondere Vorschriften zu be- 
obachten, die den Handelsverkehr in diesen 
Artikeln einschränken. Zulässig ist ausschließ- 
lich das metrische System; Maßstäbe dürfen 
auch nicht auf der Rückseite die Einteilung in 
Fuß und Zoll aufweisen. Der Aufdruck der 
Firma ist nicht gestattet. Die Maße haben die 
Bezeichnung „Meter“ zu tragen. Die Meter- 
stäbe können 1 oder 2 m lang sein und dürfen 
fünf- oder zehnteilig zusammenlegbar sein. Die 
Messingkappen an den Enden sollen 0,5 oder 
1 cm lang sein. Für Rollbandmaße sind die 
Längen 5, 10 und 20 m vorgeschrieben. Bei der 
Einfuhr sind Maßstäbe und Rollbandmaße von 
der Behörde zu eichen. Maße unter 30 cm Länge 
sind nicht eichbar. Schieblehren können mit 
metrischem Maß und Zolleinteilung eingeführt 
werden. Schneidermaße aus Wachsband sind 
nicht der Eichung unterworfen, sie tragen auch 
nicht die Aufschrift „Meter“. 

Das Karatgewicht im Juwelenhandel gehört 
gleichfalla dem metrischen System an. Nach 
einer Verfügung des Ufticio Metrico müssen 
die Gewichte vierkantig sein und die Aufschrift 
„gr“ tragen. Zulässig sind nur die Teilungen 
0,01, 0,02, 0,05, 0,1, 0,25 und 0,5 g. 


130 Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau. 


Auch die Wagen unterliegen der Eichver- 
pflichtung; nur Briefwagen sind von der Eichung 
befreit. Für die Herstellung von Wagen be- 
stehen besondere Vorschriften. 


—— 


Beschreibung einer 
elektromagnetischen Maschine. 
Von A. Pacinotti. 

Antonio Pacinotti. 

Von Angelo Bianchi. 

Atti Ass. El. It. 16. S. 251. 1912. 
Rede beim Begräbnis von A. Pacinotti, 
gehalten von F. Lori. 

Ebenda 8. 255. 
Gedächtnisfeier für A. Pacinotti, 
veranstaltet zu Rom von der 
Italienischen Elektrotechnischen Gesellschaft 
Ebenda S. 257. 


Die Italienische Elektrotechnische Gesell- 
schaft hat unter Mitwirkung des Unterrichte- 
ministeriums des Königreichs Italien eine Schrift 
in fünf verschiedenen Sprachen (italienisch, 
französisch, englisch, deutsch und lateinisch) 
neu gedruckt, die im Original in der Zeitschrift 
Nuovo Cimento im Jahre 1865 erschienen war. 
Diese Schrift enthält die Beschreibung einer 
elektrotechnischen Maschine von Antonio Pa- 
cinotti, welche eine der bedeutendsten Er- 
findungen auf dem Gebiete der praktischen 
Elektrotechnik darstellt, da aus ihr die noch 
jetzt gebräuchliche Gleichstrommaschine hervor- 
gegangen ist. 

Das an Pacinottis Maschine wesentlich 
Neue war der ringförmige Elektromagnet, ein 
Eisenring, mit einer Spirale isolierten Kupfer- 
drahtes umwickelt, und eine Vorrichtung, welche 
während der Drehung des Ringmagneten die 
Verbindung zwischen der Spiralwicklung und 
dem stromführenden unbeweglichen Leiterteil 
vermittelte, der Kollektor. Diese beiden Elemente 
enthielt das Modell, welches Pacinotti im 
Jahre 1860 für die Sammlung der Universität 
Pisa anfertigte. Da der Erfinder erkannte, daß 
für die Ausführung seiner Ideen in einem tech- 
nischen Maßstabe die ihm zur Verfügung ste- 
henden Mittel nicht ausreichten, so stellte er 
seine Erfindung in einer Veröffentlichung der 
Allgemeinheit zur Verfügung, und 10 Jahre nach 
der Konstruktion seines Modells baute der Bel- 
gier Gramme auf Grund von Pacinottis 
Ideen die ersten für technische Verwendung 
brauchbaren Gleichstrommaschinen, ohne des 
Erfinders zu erwähnen. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Pacinotti hatte aber vor seinem am 25. Marz 
1912 erfolgten Tode schon seit langem die Genug- 
tuung erlebt, seine Erfinderrechte anerkannt zu 
sehen, da Werner v. Siemens, Lord Kelvin, 
Silvanus Thompson und viele andere Elek- 
triker für ihn eingetreten waren. So konnte 
A. Bianchi in einem Nachruf in dem Nuovo 
Cimento seinen Landsmann Pacinotti als 
einen Helden der Menschheit feiern, der seinem 
Vaterlaude hohen Ruhm gebracht habe. In ähn- 
licher Weise sprach bei der Begräbnisfeier des 
großen Erfinders F. Lori von dem Stolze Italiens 
auf seinen genialen Sohn. Die Italienische 
Elektrotechnische Gesellschaft veranstaltete in 
Rom unter Teilnahme der Staatsbehörden eine 
Gedächtnisfeier zu seinen Ehren. Bei dieser 
gab G. Mengarini ein Bild seines Lebens und 
seiner Leistungen. Pacinotti ist in Pisa am 
17. Juni 1841 als Sohn eines Professors der 
Physik geboren und wirkte an den Hochschulen 
von Bologna, Cagliari und Pisa. Außer der 
Ringwicklung hat er für Gleichstrommaschinen 
auch die Trommel- und die Scheibenwicklung 
erfunden, doch ist ihm bei der Veröffentlichung 
der letzteren beiden Wicklungsformenv.Hefner- 
Alteneck zuvorgekommen. Beine im Jahre 1865 
erschienene Schrift über die elektromagnetische 
Maschine mit Ringwicklung hat aber nachweis- 
lich die Grundlage für die Konstruktion von 
Grammes Gleichstrommaschine gebildet. 

Mk. 


Bücherschau. 


G. Buchner, Elektrolytische Metallabschei- 
dungen. Angewandte Elektrochemie (Gal- 
vanostegie und Galvanoplastik). Wissen- 
schaftliches und praktisches Handbuch für 
Galvanotechniker, Chemiker, Gewerbetrei- 
bende, Industrielle usw. 8°. XI, 203 S. m. 
9 Fig. Berlin, M. Krayn 1912. 6,00 M, 
geb. 7,60 M. 


In ähnlicher Weise wie inseinem inzwischen 
in vier Auflagen erschienenen verdienstvollen 
Werk „Die Methoden der chemischen Metall- 
färbung“ hat der Verf. Rezepte über die elektro- 
lytische Metallabscheidung gesammelt. Das vor- 
liegende Buch soll eine Ergänzung desbekannten 
Grundrisses „Steinach und Buchner, Die 
galvanischen Metallniederschläge“ bilden, kann 
aber auch unabhängig von diesem benutzt 
werden. Es wendet sich nicht an Anfänger, 
sondern an Praktiker, welche über die für ihren 
galvanotechnischen Beruf unerläßlichen elemen- 
taren Kenntnisse hinausstreben. Das Werk glie- 
dert sich in zwei Teile. Ein 73Seiten umfassender 
allgemeiner Teil gibt eine eingehende Darstellung 
der wissenschaftlichen Grundlagen der Galva- 


Heft 12. 
15. Juni 1913. 


Patentschau. 


nostegie und Galvanoplastik. Ein spezieller Teil, 
in welchem naturgemäß der Hauptwert des 
Buches liegt, behandelt in drei Abschnitten die 
Tauch-, Sud- und Kontaktverfahren (22 8.), die 
Praxis der galvanischen Metallniederschlage 
(22 8.), die verschiedenen galvanischen Bäder 
(64 S.). Ein Anhang bringt ferner eine Atom- 
gewichtstabelle, Definitionen der elektrischen 
Größen und Maßeinheiten, hygienische Winke, 
Grundsätze für die gewerbepolizeiliche Über- 
wachung der Metallbeizerei, erste Hilfe bei Un- 
fällen. Das gebotene Material ist sehr reich- 
haltig. Man findet viele Angaben über Vorbe- 
handlung und Reinigung der Gegenstände, 
Nachbehandlung und Dekoration der Metall- 
niederschläge, Beseitigung und Vermeidung von 
Störungen, Analyse und Regeneration der Bäder, 
Spezialeinrichtungen für besondere Zwecke usw. 
Das Werk dürfte bestimmt sein, ein Hand- und 
Nachschlagebuch für alle solche Galvanotech- 
niker zu werden, welche aus irgend einem 
Grunde sich vor die Notwendigkeit gestellt 


zu ändern oder neue Verfahren auszuarbeiten. 
Um diesen Zweck noch besser zu erreichen, 
wäre dem Verf. zu empfehlen, die vorhandene 
Literatur für die wohl zu erwartenden neuen 
Auflagen noch weit eingehender heranzuziehen. 
Namentlich wäre auch ein möglichst vollstän- 
diger Literaturnachweis erwünscht, damit es 
jedem ermöglicht ist, durch Nachschlagen im 
Original weiter Rat zu holen oder auch wenig- 
stens festzustellen, wie weit oder wie sorgfältig 
die betreffende Frage damals behandelt worden 
ist. Im besonderen hätten die elektrolytischen 
Entfettungsmethoden, welche neuerdings wegen 
ihrer vorzüglichen Wirksamkeit sehr in Auf- 
nahme gekommen sind, sowie die elektro- 
lytischen Beizen wohl Behandlung finden müssen. 
Weiter sei bier nur noch darauf verwiesen, daß 
die Technik hinsichtlich der so wichtigen 
Schwarzbad- (Schwarznickel-) Niederschläge 
weiter ist, als das Buch ersehen läßt. Trotz 
dieser Ausstellungen wird sich das Buch für 
die Praxis wohl vielfach als nützlich und an- 


gehen, die für gewöhnlich benutzten Verfahren | regend erweisen. Dr. E. Groschuff. 


u sn 


Patentscba u. 


Wasserwage, dadurch gekennzeichnet, daß das Gas- und Flüssigkeits- 
bläschen der Wasserwage einen Teil eines optischen Systems bildet, in dem es ent- 
weder als Linse oder als Spiegel benutzt werden kann. A. C. W. Albis in Spark- 
hill, Birmingham, Engl. 7. 6. 1911. Nr. 245454. Kl. 42. 


Sammelndes Spiegelsystem aus vier koaxialen Ro- 
tationsflächen, gekennzeichnet durch eine derartige Anordnung 
der Rotationsflächen, daß der mittlere Teil des einfallenden 
Strahlenbündels zunächst auf eine zentral angeordnete, spie- 
gelnde Rotationsfläche und alsdann eine peripherische spie- 
gelnde Rotationsfläche trifft, während der peripherische Teil 
der einfallenden Strahlen von zwei anderen derartigen 
Flächen in umgekehrter Reihenfolge reflektiert wird, wobei 
dem Bereich höherer Apertur auf der Eintrittsseite der Bereich 
niederer Apertur auf der Austrittsseite entspricht und umge- 
kehrt. E. Leitz in Wetzlar. 13.6. 1911. Nr. 245 327. Kl. 42. 


Quecksilberkontakt, dadurch gekennzeichnet, daß 
die Gestalt der durch das Quecksilber leitend miteinander zu 
verbindenden Teile und ihre gegenseitige Lage so gewählt sind, 
daß das Quecksilber durch Kohäsionswirkung an der Kontaktstelle zurück- 
gehalten wird. Anschütz & Co. in Neumthlen b. Kiel. 27. 11. 1910. 
Nr. 245433. Kl. 21. 


1. Verfahren zur Herstellung von Quarzgespinnstfäden durch 
Ausziehen aus einem vor der Lampe oder einer anderen Erhitzungsquelle 
erhitzten Stabe, dadurch gekennzeichnet, daß man zwecks Erhöhung des 
Zugvermögens der Fäden auf diese unmittelbar nach dem Verlassen des 
erweichten Endes des die Fadenmasse liefernden Stabes einen abkühlenden 
Luftzug oder ein sonstiges Abkühlungsmittel einwirken läßt. 

2. Ausführung des Verfahrens nach Anspr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuführung 
des Kühlmittels in der Bewegungsrichtung des auszuziehenden Fadens erfolgt. Voelker & Comp. 
in Beuel b. Bonn. 3. 2. 1911. Nr. 245908. KI. 32. 


— 


132 Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. ERNE Shane: 


Fassung für zwei- oder mehrlinsige Kondensoren an 
optischen Projektionsapparaten, insbesondere Kinematographen, 
dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Linsen i je in einem für 
sich abgeschlossenen Rahmen A zwischen zwei unter Wirkung 
von Federn p stehenden Teilen 7 und / gehalten und mit diesen 
Rahmen h in einen zweiten gemeinsamen, mit Führungen oder 
Schienen versehenen Rahmen 6 c d leicht auswechselbar ein- 
geschlossen sind. L. Kamm in London. 5. 4. 1911. Nr. 245 506. 


Kl. 42. 


1. Magnetische Schirmvorrichtung aus paramagne- 
tischem Material für elektrische Apparate (z. B. Meßinstrumente), 
welche zwischen ein magnetisches Feld und eine paramagnetische 
Masse, gegen deren Polarisation das Feld geschützt werden soll, 
eingefügt ist, dadurch gekennzeichnet, daß dieselbe infolge ihrer 
Gestaltung die Streulinien des Feldes nach der paramagnetischen 
Masse hin ableitet und sie in einer für das Feld unschädlichen 
Weise zu einem geschlossenen magnetischen Kreise vereinigt, so 
daß keine freien Pole auf das Feld zurückwirken können. 


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Twa. 


2. Magnetische Schirmvorrichtung für elektrische Apparate nach Anspr. 1, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß dieselbe zwischen ein Feld und ein oder mehrere Magnete eingefügt ist, wo- 
durch die Streulinien des bezw. der Magnete derart zu einem magnetischen Kreise geschlossen 
werden, daß sie ohne Wirkung auf das Feld bleiben. Allgemeine Elektrizitäts-Gesell- 
schaft in Berlin. 14. 5. 1910. Nr. 246066. Kl. 21. 


Verfahren zum Nachweis unterirdischer Erzlager oder von Grundwasser mittels 
elektrischer Wellen, dadurch gekennzeichnet, daß die von einem mit einer Antenne versehenen, 
oberirdisch angeordneten Sendesystem ausgesandten elektrischen Wellen nach Reflexion an den 
genannten, in der Erde befindlichen Körpern von einem ebenfalls mit einer Antenne versehenen, 
oberirdisch angeordneten Empfangssystem angezeigt werden. H. Löwy und G. Leimbach in 
Göttingen. 15. 5. 1910. Nr. 246836. Kl. 21. 


— dd —---— 


Vereins- und Personennachrichten. 


D. G. f. M. u. O. Aufgenommen in den Hptv. der D. 
Zweigverein Ilmenau, GEM. 8, 9% 

Verein Deutscher Glasinstrumenten- Hr. Hermann Krebs, Physiker an 

fabrikanten. der Städtischen Gew erbeschule: Dresden-N, 


Louisenstr. 45. 


Vorläufige Anzeige. 


Laut Beschluß des Gesamtvorstands soll Regierungsrat Dr. J. Domke, Mitglied der 
die diesjährige, 22. Hauptversammlung am | Kais. Normal-Eichungs- Kommission, 
Montag den 18. August in Arlesberg bei | ist am 3. Juni im Alter von 45 Jahren ge- 
Elgersburg in Thüringen stattfinden. storben. Eine Darlegung der hohen Ver- 

Die verehrten Mitglieder werden er- | dienste, die sich der so früh seinem Wirken 
gebenst ersucht, etwaige Anträge bis spä- | und seinen Freunden Entrissene um die 
testens zum 1. Juli dem unterzeichneten | deutsche Glasinstrumenten - Industrie er- 
Vorstand zu unterbreiten. Zr worben hat, wird im nächsten Hefte ge- 


Ilmenau, den 3. Juni 1913. bracht werden. 


Rudolf Holland, 
Vorsitzender. 


Hr. Techn. Rat Dr. Wales ist 
zum Mitglied der Kais. Normal-Eichungs- 
Kommission und Regierungsrat ernannt 
worden. 


Fir die Radchtion va EBENE A. Blaschke in Berlin-Halensee. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Digitized by Google 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde., Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
i Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 13. 1. Juli. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Ältere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven, 
Vortrag, 
gehalten in der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, Abt. Berlin, am 6. Mai 1913 
| von H. Fafsbender in Charlottenburg. 


Objektivpriifungen haben ein großes praktisches Interesse, einmal für den Fa- 
brikanten, der sieh mit der Herstellung von Objektiven befaßt, ebensosehr aber auch 
für den, der mit den Objektiven arbeiten will, den Astronomen, den Physiker, den 
Berufsphotographen und schließlich auch den Amateurphotographen. Selbstverständlich 
ist das Interesse dieser einzelnen Gruppen ein sehr verschiedenartiges. Was zunächst 
den Fabrikanten anlangt, so hat J. Hartmann die Ansichten der größten optischen 
Werkstätten über den Wert empirischer Prüfungsmethoden in seiner Abhandlung über — 
das 80-cm-Objektiv des großen Potsdamer Refraktors!) zusammengestellt. Die Ansichten 
der einzelnen Firmen gehen hierin außerordentlich auseinander. 

Am schärfsten vertritt Grubb°) in Dublin die Ansicht, daß ein gutes Objektiv 
nicht am Schreibtisch hergestellt werden könne; seine eigenen Worte sind: Object- 
glasses cannot be made on paper. Er führt weiter aus, es genüge vollkommen, ein 
Objektiv nach den einfachsten Formeln zu berechnen, d. h. die Kriimmungsradien so 
zu wählen, daß der Farbenfehler beseitigt ist und die gewünschte Brennweite erzielt 
wird. Alles andere erreicht Grubb nachträglich durch Retusche auf Grund der optischen 
Prüfung des scheinbar fertigen Objektivs. Dabei bedient er sich nicht der Handretusche, 
sondern er benutzt die Poliermaschine. Zur optischen Prüfung beobachtet er die Bilder 
eines Sternes im Fokus und außerhalb, und in der Tat kann ein geübtes Auge hieraus 
sehr weit gehende Schlüsse über die Objektivfehler ziehen. 

Eine Ansicht, die der Grubbschen sehr ähnlich ist, vertritt Hugo Schroeder 
in London. Wir lassen seine eigenen Worte folgen?): 

„Mein Verfahren besteht darin, drei Flächen meiner Objektive streng sphärisch 
herzustellen und der vierten Fläche (meist der letzten, dem Okular zugekehrten) eine 
passende, nicht sphärische Kurve zu geben, welche die Reste höherer Ordnung für die 
Mitte des Sehfeldes auf null bringt. Man kann dies nun auf zwei verschiedene Weisen 
ausführen. Die technisch am leichtesten durchzuführende Art ist die, daß man einen 
kleinen Rest der sphärischen Cberkorrektion (für die ganze Fläche) in der Rechnung 
läßt, unter der Voraussetzung, daß die vierte Fläche sphärisch sei. Es ist dann leicht, 
die Differenzen zwischen der unbekannten Kurve und der sphärischen in absolutem Maß 
für eine Anzahl Zonen des Objektivs durch Reehnung zu finden und praktisch mit Hilfe 
meiner Poliermaschine unter Kontrolle meines Fühlspiegels auszuführen, indem man 
direkt nur die Differenz mißt, welche mein Fühlhebel bis auf !/,, A angibt. 


—_—— 


1) J. Hartmann, Untersuchungen über das 80-cm-Objektiv des Potsdamer Refraktors. 
Publ. des Potsdamer Astrophys. Obs. 15. Nr. 46. 1908. 

2 H. Grubb, Uber Herstellung und Prüfung von Teleskop-Objektiven und -Spiegeln. 
Nature 34. S. 85. 1886. 

3) Hugo Schroeder, Einige Bemerkungen über Teleskope. Zeitschr. f. Instrkde. 12, 
8.155. 1892. | 


Ein anderer Vorteil ist noeh mit dieser Methode verbunden, daß man mit Er- 
folg auch Konstruktionen anwenden kann (die anderweitige Vorteile bieten), welche 
ınan unter Beschränkung auf rein sphärische Flächen wegen des ihnen anhaftenden 
Fehlerrestes höherer Ordnung nicht hätte ausführen können. Kontrollieren läßt sich 
die so erreichte vollkommene Aufhebung leicht dadurch, daß man .das Objektiv vor 
einem Planspiegel (event. einem Quecksilberhorizont) in Autokollimation (sog. Foucolt- 
sche Probe) untersucht. Im Fall der vollkommenen Aufhebung fährt die Grenze zwischen 
hell und dunkel wie ein Blitz über die ganze Fläche bei der geringsten Verstellung 
der Schneiden. Wendet man hierzu monochromatisches Licht verschiedener Farbe an, 
so kann man natürlich auch solche Fehler kontrollieren.“ 


Während Grubb und Schroeder die Handretusche verwerfen, redet ihr 
Alvan Clark!) das Wort. Wir zitieren auch ihn wörtlich: 


„Das feine Schleifen und Polieren muß stets mit der Hand ausgeführt werden. 
Wenn die erste Politur von der Maschine ausgeführt ist und das,Glas somit vollendet 
zu sein scheint, dann beginnt das, was ich Künstlerarbeit genannt habe, nämlich die 
Ermittlung der Fehler durch Beobachtungen und die Korrektur der Flächen durch 
Retusche, bis alles von einem unendlich fernen Punkt ausgehende Licht im Brennpunkt 
des Objektivs wieder so genau in einem Punkt vereinigt wird, daß das dort entstehende 
Bild die höchsten Vergrößerungen verträgt, ohne irgend eine Unschärfe zu zeigen. 
Ich meine, daß dies nur durch eine sehr sorgfältige Untersuchung des Lichts, welches 
durch das Objektiv gegangen ist, erreicht werden kann und daß alle Fehler durch die 
sog. Lokalretusche beseitigt werden müssen. Zur rechten Zeit, denke ich, wird sich 
schon der Mann finden, der fähig ist, die nötigen Beobachtungen zur genauen Ermitt- 
lung der Fehler zu machen, und geschickt genug, sie auch bei noch größeren Objek- 
tiven als bisher zu beseitigen. Das einfache, vorläufige Schleifen und Polieren großer 
Linsen ist keine sehr schwierige Arbeit; sie ist ebenso wie das Zentrieren rein 
mechanisch. Aber wenn das Glas nur die geringste Ungleichmäßigkeit in seiner Dichte 
hat, und wäre sie auch noch so klein, so wird die Brechung durch die verschieden 
dichten Stellen doch verschieden sein. Dies kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, 
bevor aus den Glasscheiben ein Objektiv hergestellt ist oder bevor sie wenigstens zu 
diesem Zweck geschliffen und poliert sind. Was ist nun zu tun, wenn wir, nachdem 
dieses Schleifen und Polieren mit der größten Sorgfalt ausgeführt ist, finden, daß das 
von dem achromatischen Objektiv entworfene Bild nicht symmetrisch ist, und daß ein 
Stern im Fokus nieht rund, sondern vielleicht elliptisch, rechteckig oder tatsächlich in 
irgend einer beliebigen Form erscheint? Sollen wir nach soviel Mühe und Unkosten 
das Glas verwerfen und vielleicht jahrelang auf andere Scheiben warten, die nach 
Ausführung derselben Arbeit möglicherweise auch noch kein besseres Resultat liefern ? 
Ich will hier konstatieren, daß von allen großen Objektiven von mehr als 18!/, Zoll 
(rd. 50 cm) Öffnung, die von Alvan Clark & Sons angefertigt sind, nur ein einziges, 
nämlich der 23-Zöller von Princeton, sofort ein vollkommen rundes Bild gab, als es 
von der Poliermaschine kam. Alle anderen mußten wir erst durch Lokalretusche 
nacharbeiten.“ 


Während, wie wir aus diesen Äußerungen sehen, die ausländische optische 
Industrie bei der Herstellung großer Objektive die Empirie vertritt, bekennt sich die 
deutsche Industrie, besonders der verstorbene Mitarbeiter der Firma Zeiss, S. Czapski, 
zu der Anschauung, daß man auch größere Objektive theoretisch vollkommen durch- 
rechnen solle und bei der Fabrikation dahin streben müsse, die errechneten Konstruk- 
tionsdaten möglichst genau einzuhalten. Czapski?) sagt in einem Referat über den 
oben zitierten Aufsatz des Herrn Grubb: 


„Gewiß ist es richtig, daß Objektive nicht auf dem Papier gemacht werden. 
Ref. hält auch nach seinen Erfahrungen die Arbeit der Ausführung eines großen Fern- 
rohrobjektivs in ihrer Art für erheblich zeitraubender und mühseliger, als es die ge- 
nauste Berechnung sein kann; aber er ist der Meinung, da8 das Arbeiten nach Rech- 
nungsvorschriften doch das rationellere sei und daß ihm die Zukunft gehöre; denn 
erstens ist offenbar, daB selbst im Falle der Unmöglichkeit, genau sphärische Flächen 
herzustellen, der Optiker doch dem definitiven Korrektionszustande des Objektivs allemal 


1) Astron. and Astrophys. 12. 8.673. 1893. 
2) Zeitschr. f. Insirkde. 7. S. 101. 1887. 


1. Jali 1918. H. FaBbender, Aeltere und neuere Methoden zur Prifang von Objektiven. 135 


viel näher sein wird, wenn er von vornherein richtige Radien gemacht hat, als wenn 
er solche ausgeführt hat, mit denen überhaupt nur durch eine erhebliche Abweichung 
von der strengen Kugelform jener Korrektionszustand zu erreichen ist. Solche richtigen 
Radien müssen freilich auf Grund genauer spektrometrischer Bestimmung der verwendeten 
Glasarten sowie genauer Berücksichtigung aller Distanzen, Linsenstärken, Lufthiatus, 
Größe der Öffnung usw. gewonnen sein. Ist der Optiker im Besitz solcher zuverlässiger 
Radien für sein Objektiv, so kann er nunmehr alle Mühe darauf verwenden, sie richtig 
und vollkommen auszuführen. Er kann sich empfindlicher Hilfsmittel bedienen, mittels 
deren er den absoluten Größenbetrag der Krümmung und die strenge Kugelgestalt sehr 
genau kontrollieren kann; er kann diese Kontrolle jeden Augenblick in seinem Arbeits- 
zimmer, bei jedem Wetter und Klima anstellen, er weiß sofort, an welcher der vier 
Flächen die Schuld liegt, er ist niemals im Zweifel über den Sinn einer Abweichung, 
nie in Gefahr, sein Objektiv verschlechtert, statt verbessert zu haben, Schwierigkeiten 
und Gefahren der empirischen Methode, die Grubb selbst sehr anschaulich schildert. 
Für den nach Rechnungen arbeitenden Künstler ist die Beobachtung von Probeobjekten 
mit dem fertig polierten Objektiv nicht ein Hilfsmittel zur definitiven Korrektion, sondern 
nur die letzte Vergewisserung, daß nirgends bei der Arbeit ein Versehen vorgekommen 
ist. Gerade der Schleier des Geheimnisvollen, der nach Grubbs eigenem Geständnis 
über der Arbeit des empirisch arbeitenden Optikers ruhen bleibt, selbst wenn er die 
genaueste Auskunft über jeden Handgriff gibt, wenn er gestattet, daß man ihn jahre- 
lang in seiner Arbeit beobachtet, gerade dieser Schleier fällt von der Arbeit des 
rationell arbeitenden Optikers. Den Charakter der Kunst, auf den Grubb mit Recht 
bei der technischen Optik Gewicht legt, behält die Arbeit des letzteren immer bei, 
aber sie ist dem Gebiet des willkürlichen Versuchens entrissen, sie ist bei jedem 
kleinsten Schritt vollkommen zielbewußt, eine wirkliche mathematische Kunst.“ 


Wie interessant solche Äußerungen auch immer sein mögen, so soll hier doch 
nicht entschieden werden, welcher Standpunkt der richtige ist. Mag man bei der 
Fabrikation der Rechnung oder der Empirie den Vorzug geben, um eine praktische 
Objektivprüfung nach Fertigstellung der Objektive kommt man in keinem Fall herum. 
Das zeigt besonders das Potsdamer 80-cm-Objektiv, das auf das sorgfältigste theoretisch 
durchgerechnet worden war. Alles wurde getan, um das Objektiv genau den berech- 
neten Konstruktionsdaten entsprechend auszuführen, und doch zeigte es sich, daB der 
theoretisch berechnete Korrektionszustand praktisch keineswegs erreicht war. Dies 
mag bei großen Objektiven in erhöhtem Maße zutreffen, da es hier besonders schwierig 
ist, homogene Glasscheiben herzustellen, während Homogenität Voraussetzung einer 
jeden theoretischen Berechnung sein muß. Sehen wir also hieraus, daß die praktische 
Prüfung der Objektive für den Fabrikanten unumgänglich notwendig ist, so gilt dies 
erst recht für den, der mit dem Objektiv arbeiten will. Ihn interessiert nur die prak- 
tisch wirklich erreichte Leistung des Objektivs, er braucht daher exakte und bequeme 
Methoden, nach denen sein Objektiv untersucht werden kann. 

Im folgenden will ich einen Überblick geben über die wichtigsten Objektiv- 
prüfungsmethoden. Ich will dabei in der Reihenfolge historisch verfahren, unabhängig 
davon, welche Fehler der Abbildung, ob z. B. sphärische oder chromatische, die ein- 
zelnen Methoden zu untersuchen gestatten. 

Eine der ältesten Methoden ist die Foucoltsche Messerschneidenmethode. Diese 
ist, darauf sei zunächst hingewiesen, nur brauchbar zur Untersuchung der sphärischen 
Aberration. Das Prinzip der Methode ist kurz folgendes. 


Ist ein Objektiv sphärisch vollkommen korrigiert, so schneiden sich alle von 
einem künstlichen oder natürlichen Stern kommenden Strahlen jenseits des Objektivs 
in eznem Punkt. Bringe ich das Auge so vor den Brennpunkt des Objektivs, daß es 
imstande ist, den gesamten Strahlenkegel aufzunehmen, so sieht man das ganze Ob- 
jektiv hell aufleuchten. Bewegt man nun eine Messerschneide oder ein Kartenblatt 
senkrecht zur Achse des Objektivs durch den Brennpunkt desselben, so wird in dem 
Moment, in dem der Brennpunkt durchschritten wird, sich die ganze Fläche des Ob- 
jektivs gleichzeitig verdunkeln. Ist anderseits das Objektiv sphärisch nicht vollkommen 
korrigiert, gehen also auch nicht alle aus dem Unendliehen kommenden Strahlen durch 
einen wohl definierbaren Brennpunkt hindurch, so werden bestimmte Partien des Ob- 
jektivs hell, andere dunkel erscheinen, je nachdem man mit dem Kartenblatt einen 
Teil der Strahlen bereits abgeblendet hat, während andere noch in das Auge eintreten 


136 H. Faßbender, Aeltere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. Mechaniker Ztg. 


können. In Fig. 1 u. 2 ist der Strahlengang im Fall der vollkommenen und unvoll- 
kommenen sphärischen Korrektion veranschaulicht. Fig. 3 zeigt ein Fokogramm des 
nach dieser Methode beobachteten Potsdamer 80-cm-Objektivs. Man sieht deutlich die 
ungleichmäßige Helligkeit der 
Objektivfläche, die auf eine 
mangelhafte sphärische Kor- 
rektion schließen läßt. Auch 
ist es für den geübten Be- 
obachter nicht schwer, qua- ~- 
litativ aus solchen Foko- 
grammen anzugeben, in wel- 
cher Weise die Retusche auszuführen ist. 

Diese Methode hat sich bei den praktischen Optikern gut eingebürgert. Sie 
eignet sich ebensowohl zur Untersuchung von Reflektoren wie Refraktoren. Als ein 
Nachteil dieser Methode muß jedoch bezeichnet werden, daß sie uns nicht in die Lage 
versetzt, die sphärische Aber- 
ration zahlenmäßig anzuge- 
ben, daß man also Vorsicht 
üben muß, um nicht durch 
eine zu weit gehende Re- 
tusche das Objektiv statt 
zu verbessern zu ver- 
schlechtern. 

Den gleichen Nachteil hat eine zweite Methode, die darin besteht, das fokale 
Bild eines künstlichen oder natürlichen Sterns unmittelbar zu betrachten. Bereits von 
H. Schroeder!) sind 1861 die Prinzipien dieses Verfahrens angegeben. Eine aus- 
führliche Beschreibung desselben verdanken wir der Firma T. Cooke & Sons zu 
York. Die Cookesche Abhandlung?) befaßt sich mit der Justierung und Zentrierung 
des Objektivs, mit der Achromasie, dem Astigmatismus, der sphärischen Aberration und 
endlich mit den mechanischen Spannungen. Am Schluß der interessanten Abhandlung 
finden wir einen Vergleich 
der Cookeschen Methode 
und der Messerschneideme- ved 
thode, der zu Gunsten der c+ 
ersteren entschieden wird. Ee 

Wenngleich die Justie- 

rung eines Objektivs unge- 
mein wichtig ist und man bei 
schlechter Justierung ein an 
sich sehr gutes Objektiv für 
minderwertig halten kann, 
so wollen wir von dieser 
Prüfung doch nicht sprechen, 
sondern uns vielmehr auf 
die Methoden der Prüfung 
eines richtig justierten Ob- 
jektivs beschränken. Eben- 
so wollen wir die Methoden 
zur Untersuchung des Ob- 
jektivs auf gute Zentrierung 
und auf mechanische Span- 
nungen im Glas hier nicht 
behandeln, weil uns das zu Fig. 3. 
weit führen würde. 

Bei der Untersuchung auf sphärische Aberration wird das Bild eines Sterns 
außerhalb des Fokus untersucht. Das Bild des Sterns außerhalb des Fokus ist, wie 


Fig. 1. 


Fig. 2. 


1) H. Schroeder, Über eine neue Methode, die sphärische Aberration mit Hilfe der 
Interferenz zu untersuchen. Pogg. Ann. 113. 8.502. 1861. 

2) Cooke & Sons, Die Justierung und Prüfung von Fernrohrobjektiven; übersetzt von 
R. Straubel. Zeitschr. f. Instrkde. 14. S. 113. 1894. 


Heft 13. 
1. Juli 1913. 


H. Faßbender, Aeltere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. 137 


das jedem Praktiker bekannt ist, in ein System konzentrischer Interferenzringe aufge- 
löst. Je weiter man sich von dem Fokus entfernt, um so größer ist die Zahl der 
Interferenzringe. Die Beschaffenheit eben dieser Interferenzringe wird bei der Cooke- 
schen Methode zur Beurteilung des Objektivs benutzt. Cooke selbst sagt a. a. O.: 
„LäßBt man die Einstellungsebene vom Brennpunkt nach dem Objektiv zu wandern und 
findet dabei, daß die mittleren Ringe sehr schwach, die äußeren dagegen und vor allem 
der alleräußerste massiv und hell aussehen, während vom Brennpunkt aus nach außen 
die Erscheinung gerade komplementär ist, also die inneren Ringe heller und die äußeren 
schwächer aussehen als in der Brennebene, so muB man schließen, daß die Randstrahlen 
kürzere Vereinigungsweite haben als die zentralen Strahlen, EN 
oder mit anderen Worten, daß positive Aberration vorliegt.“ ®) 
Fig. 4 zeigt die Erscheinung innerhalb, Fig. 5 die komple- =” 
mentäre Erscheinung außerhalb der Brennweite. Fig. 4. Pig. 8. 

Liegt negative Aberration vor, so vertauschen sich nur die Bilder innerhalb 
und auBerhalb des Fokus. 

Cooke unterscheidet auBer der sphiirischen Aberration noch eine zonale 
Aberration. Er versteht darunter eine unregelmäßige sphärische Aberration, d.h. man 
kann das Objektiv in eine größere Anzahl von Zonen einteilen, die eine verschiedene 
Brennweite besitzen. Die Helligkeit der Interferenzringe nimmt vom Rand nicht regel- 
mäßig ab oder zu, sondern es folgen hellere und dunklere Interferenzringe in be- 
liebiger Reihenfolge. Als allgemeine Regel stellt Cooke folgenden Satz auf: 

„Eine helle Zone oder ein heller Fleck entspricht bei einem Querschnitt inner- 
halb der Brennweite in ihrer Lage einer Zone oder einer Fläche, die zu kurze Brenn- 
weite besitzt, während die Erscheinung bei einem Querschnitt außerhalb der Brennweite 
einer Zone oder einer Fläche mit größerer als der mittleren Brennweite entspricht.“ 

Die Methode ist in sehr weit gehender Weise geeignet, auch andere Fehler 
als die sphärische Aberration festzustellen. So läßt sich der Astigmatismus auf der 
Achse unschwer nachweisen, d. h. die Erscheinung, derzufolge Strahlen, die von der 
Achse gleich weit abstehen, in ungleicher Weise beim Durchgang durch das Objektiv ge- 
brochen werden. Diese Art der fehlerhaften Strahlenbrechung äußert sich darin, daß 
die Interferenzkurven innerhalb und außerhalb des Fokus keine Ringe sind, sondern 
oval (Fig. 6) werden. Man muß jedoch bei diesem Fehler vorsichtig sein, da ein 
solcher Fehler auch in dem Auge des Beobachters oder in dem Okular be- 
gründet sein kann. Um dies zu entscheiden, dreht man das Fernrohr gegen EN 
das Auge und außerdem das Okular um die Achse des Fernrohrs. Liegt der “*” 
Astigmatismus in dem Objektiv, so darf sich das extrafokale Bild bei diesen pig. e. 
Drehungen nicht ändern. $ 

Auch die Achromasie kann nach dieser Methode untersucht werden. Sie zeigt 
sich in farbigen Säumen der fokalen und extrafokalen Bilder. Man muß jedoch auch 
hier wieder die Achromasie des Auges und des Okulars berücksichtigen, um ein ein- 
wandfreies Urteil über die Achromasie des Objektivs nach dieser Methode zu bekommen. 
Auf Einzelheiten einzugehen, würde hier zu weit führen. 

Die bisher angeführten Methoden gestatten zwar eine recht weit gehende Prüfung 
eines Objektivs, und auch heute noch wird man sich ihrer oft mit Vorteil bedienen, 
aber sie ermöglichen, wie schon erwähnt, keine quantitative Bestimmung der Fehler. 
Wir wenden uns jetzt zu solchen Methoden, mittels deren man die Fehler in Kurven 
oder Tabellen angeben kann. Es ist dies besonders wichtig, wenn man zwei Objektive 
bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit miteinander vergleichen will oder wenn es darauf 
ankommt, bei Anschaffung eines wertvollen Objektivs eine bestimmte Minimalleistung 
vertraglich festzusetzen. 

Die hierfür geeigneten Methoden kann man in drei Gruppen einteilen: solche, 
die nur zur Bestimmung der Achromasie geeignet sind, zweitens solche Methoden, die 
vorzugsweise die sphärische Aberration zu bestimmen gestatten, und endlich die Hart- 
mannsche Methode, welche die sphärischen und chromatischen Fehler eines Objektivs 
festzustellen erlaubt. 

Zur ersten Gruppe gehört vor allem die Vogelsche Afethode'), die eine relativ 
sehr hohe Genauigkeit besitzt. Bei der Untersuchung eines Objektivs nach dieser 


Y H. C. Vogel, Uber eine einfache Methode zur Bestimmung der Brennpunkte und der 
Abweichungskreise eines Fernrohrobjektivs für Strahlen verschiedener Brechbarkeit. Monate- 
berichte d. Berl. Ak. S 433. 1880. 


138 Für Werkstatt und Laboratorium: Mechanfirer Zig 


Methode befindet sich das Objektiv im Fernrohrtubus, an dessen anderem Ende aus- 
ziehbar ein Okular mit geradsichtigem Prisma eingesetzt ist. Das Bild eines künst- 
lichen oder natürlichen Sterns wird durch das geradsichtige Prisma in ein Spektrum 
ausgezogen. Je nachdem die Einstellebene des Okulars für eine bestimmte Wellen- 
länge sich in- oder außerhalb des Fokus befindet, ist das Spektrum für diese Wellen- 
länge scharf und schmal oder unscharf und erweitert. Das Spektrum zeigt also ab- 
wechselnd Einschnürungen und bauchige Erweiterungen. Liest man für die verschiedenen 
Wellenlängen die Einstellungen am Fernrohrauszug ab, für die man die schärfste Ein- 
schniirung des entsprechenden Bereichs im Spektrum erhält, so geben diese Zahlen 
direkt die Vereinigungsweiten für die betreffenden Wellenlängen. Diese Methode ist 
vielfach praktisch erprobt. Fig. 7 zeigt das Bild, wie 
es sich nach dieser Methode bei zwei verschiedenen Ein- _- 

stellungen im Okular bietet. Dieses Verfahren arbeitet | 
jedoch besonders bei kleineren Objektiven nicht fehler- 

frei, da die chromatischen Fehler des Auges und des ze e 
Okulars das Resultat fälschen können. Diese kann 

man aber nach Wolf!) dadurch eliminieren, daß der- 
selbe Beobachter mit dem gleichen Okular das an 
einem kleinen Quecksilbertröpfehen reflektierte Sonnenbildchen betrachtet und auch 
hier die Verschiebung des Okulars mißt, die notwendig ist, damit sich an den ver- 
schiedenen Wellenlängenbereichen Einschnürungen zeigen. Die so erhaltenen Werte, 
welche wegen der Achromasie des reflektierten Bildehens unmittelbar die durch Okular 
und Auge bedingten Fehler darstellen, werden von den vorher gefundenen Werten in 
Abzug gebracht. Die Vogelsche Methode muß bei voller Objektivöffnung angewandt 
werden, da die Sicherheit im Scharfeinstellen stark abnimmt, wenn man bestimmte 
Zonen abblendet und infolgedessen der Strahlenkegel sehr spitz wird. Man erhält 
also auch stets eine Farbenkurve, die als mittlere Farbenkurve der gesamten Objektiv- 
öffnung anzusehen ist. Bekanntlich hängt aber die Farbenkorrektion eines Objektivs 
im allgemeinen von der Zone stark ab, d. h. die Objektive besitzen eine erhebliche 
sphärische Differenz der chromatischen Aberration. Die Vogelsche Methode kann also 
diese Abhängigkeit der Farbenkurve von der Zone nicht messen. 

(Schluß folgt.) 


Fig. 7. 


m a en 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Das Tantal und seine Verwertung’). 
Bayer. Ind.- u. Gewerbebl. 45. S. 41. 1913. 
Im Jahre 1802 fand Ekeberg in Mineralien 

aus Finland und Schweden ein Metall, dem er 

den Namen Tantalum gab. Er wählte diesen 

Namen wegen der Unfähigkeit des Tantaloxydes, 

mitten in einem Überschuß von Säure etwas 

davon an sich zu reißen und sich damit zu 
sättigen, was zur damaligen Zeit als höchst 
auffallende Erscheinung betrachtet wurde. 
Der Weg, um aus den Erzen Tantaloxyd 
zu erhalten, war verhältnismäßig einfach, viel 
schwieriger dagegen die Gewinnung des oxyd- 
freien Metalles. Letzteres gelang dem ver- 
storbenen Chemiker Werner von Bolton 
beim Buchen nach einem brauchbaren Metall 
für Glühlampenzwecke, und ist es interessant, 
wie er zu dem metallischen Tantal gelangte. 
Es war bekannt, daß bei dem elektrischen 
Glühen der Nernststifte eine trockene Elektro- 


lyse stattfindet, d. h. daß sich die Oxyde, aus 
denen diese Stifte bestehen, in Sauerstoff und 
Metall zerlegen, die sich allerdings momentan 
wieder vereinigen. Läßt man diese Stoffe im 
Vakuum elektrisch glühen, so findet ein schnelles 
Zerstäuben der Substanz statt. Günstiger ver- 
halten sich in dieser Beziehung verschiedene 
andere Oxyde, bei denen es gelingt, durch 
trockene Elektrolyse die freien Metalle herzu- 
stellen. So z. B. formte v. Bolton Stifte aus 
dem braunen Vanadiumtrioxyd und brachte sie 
im Vakuum durch den Strom zum Glühen. 
Hierbei spaltete sich das Oxyd in Metall und 
Sauerstoff, und es hinterblieb nach Abpumpen 
des Sauerstoffes ein oxydfreies Stäbchen von 
reinem Vanadium, einem spröden und nicht 
bearbeitbaren Metall. Die Bestimmung des 
Schmelzpunktes dieses Metalles auf 1680° zeigte, 
daß es für Glüblampenzwecke ungeeignet war. 
Weitere Versuche mit zur Gruppe des Vana- 


1) M. Wolf, Bestimmung der chromatischen Abweichung achromatischer Objektive. 


Wied. Ann. 33. S. 212. 1888. 


2) Vgl. auch diese Zeitschr. 1912. S. 213. 


Heft 13. 
t. Juli 1913. 


diums gehörenden Elemente folgten und führten 
auch zur trockenen Elektrolyse des braunge- 
farbten Tantaltetroxydes. Das Ergebnis war 
ein ziehbares Metall mit einem Schmelzpunkt 
von 2700°%. v. Bolton war demnach der erste, 
der reines Tantalmetall herstellte und seine 
vorzüglichen, technisch so wichtigen Eigen- 
schaften erkannte. 


Später wurden bessere Wege gefunden, um 
dieses für die Glühlampenfabrikation wertvolle 
Metall in größeren Mengen zu gewinnen. Für 
die Herstellung von Glühfäden ist das Tantal 
besonders wegen seines hohen Schmelzpunktes 
geeignet, ferner weil es sich infolge seiner 
Zähigkeit zu den feinsten Fäden (0,02 mm) aus- 
ziehen läßt, weshalb die Tantallampe die erste 
Metallfadenlampe war, deren Leuchtfaden aus 
Draht bestand. 


Außer für die Beleuchtungsindustrie ist 
Tantaldurch seine eigentümlichen Eigenschaften 
noch für so manche andere technischen Zwecke 
wertvoll geworden. Tantal besitzt eine große 
Zähigkeit und Biegsamkeit und hat eine Zerreiß- 
festigkeit von 90 kg pro Quadratmillimeter. Die 
Härte steigt noch beträchtlich, wenn es unter 
haufigem Wiedererwärmen mechanisch bear- 
beitet wird. Interessant ist das Tantalmetall in 
seinem elektrochemischen Verhalten. Als Anode 
wird es in verdünnter Schwefelsäure fast momen- 
tan für den Strom undurchlässig. da es sich so- 
gleich durch den an der Anode sich bildenden 
Sauerstoff miteinerfeinen Oxydschicht überzieht, 
die vollkommen isolierend wirkt. Diese Eigen- 
schaft macht das Tantal geeignet, um aus ihm ein 
elektrisches Ventil herzustellen, mit Hilfe dessen 
man Wechselstrom in Gleichstrom verwandeln 
kann, da der Strom nur in einer Richtung 
durchgeht und ausgeschaltet ist, so oft die 
Tantalelektrode Anode wird. Das chemische 
Verhalten des Tantals macht es in vielen Fällen 
geeignet, das viel teuerere Platin zu ersetzen 
(es kostet halb so viel wie Platin); so kann 
bei der Elektrolyse in den meisten Fällen sehr 
gut als Kathode ein Tantalblech verwendet 
werden, die gut anhaftenden Niederschläge 
lassen sich mit Säuren oder Königswasser leicht 
ablösen. 


Schalen und sonstige Laboratoriumsartikel, 
wie Pinzetten, Spatel usw., aus Tantalmetall 
sind auch bereits im Handel zu haben. Wegen 
seiner Härte und Zähigkeit und seiner Un- 
empfindlichkeit gegen chemische Einflüsse hat 
man mit großem Erfolge chirurgische und be- 
sonders zahnärztliche Instrumente aus Tantal 
verfertigt. Bie rosten nicht, können in Säuren 
ausgekocht und in der Flamme erhitzt 
werden. 


Das vollständig unmagnetische Verhalten 
des Tantalmetalles macht es möglich, Uhrfedern 


Gewerbliches. 


139 


und ähnliche Teile für wissenschaftliche In- 
strumente und Uhren daraus anzufertigen. 


Hg. 
—— 


a ea 
ZOWOFrDICDES. 


Gehilfenprifung in Berlin, 
Michaelis 1913. 


Gesuche um Zulassung zur Gehilfenpri- 
fung zu Berlin im Herbstd.J. sind schriftlich an 
den Vorsitzenden des Ausschusses für 
die Gehilfenprüfung im Mechaniker- 
und Optiker-Gewerbein Berlin (SW 61, 
Teltower Str. 1/4, Zimmer Nr. 8) zu richten. 
Wir ersuchen, dieselben rechtzeitig, wenn 
möglich schon in den Monaten Juli und 
August, einzureichen, auch können an der 
Geschäftsstelle (Adresse s. vorstehend) in 
den Sprechstunden, Dienstag undSonnabend 
von 4 bis 6 Uhr, die Anmeldebedingungen 
in Empfang genommen werden. 

Wir machen bei dieser Gelegenheit 
auch darauf aufmerksam, daß nur bis 
zum 30. September d. J. sich solche 
Gewerbetreibende zur Meisterprüfung mel- 
den können, welche nach ihrer Lehrzeit 
keine Gehilfenprüfung bestanden haben; 
melden diese sich nach dem 1. Oktober zur 
Meisterprüfung, so müssen sie vorher noch 
die Gehilfenprüfung bestehen. Nur wer am 
1. Oktober 1908 bereits die Berechtigung 
zum Anleiten von Lehrlingen besaß, behält 
dieselbe auch ohne Meisterprüfung weiter 
und darf nach dem 1. Oktober 1913 auch 
ohne vorher abgelegte Gehilfenprüfung zur 
Meisterprüfung zugelassen werden !). Der 
Unterzeichnete ist in den oben angeführten 
Sprechstunden bereit, nähere Auskunft da- 
rüber zu geben. ; 


Geschäftsstelle für das Prüfungswesen im 
Mechaniker- u. Optiker-Gewerbe in Berlin 


Bruno Sickert. 


Baltische Ausstellung in Malmö 1914. 
Gruppe Feinmechanik und Optik. 


Die Herren Wilhelm Haensch (i. Fa. 
Franz Schmidt & Haensch) und Rudolf 
Hauptner (i. Fa. H. Hauptner) haben auf 
Ansuchen des Deutschen Generalkommis- 
sars, Hrn. Geh. Baurat Mathies, die Vor- 
arbeiten für die Gruppe Feinmechanik und 
Optik übernommen und zum Abschluß ge- 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1913. S. 82. 


140 
bracht. Wie diese Herren mitteilen, steht 
bereits fest, daß diese Gruppe dank der Be- 
teiligung einer Anzahl bedeutender Firmen 
an hervorragender Stelle der Deutschen Ab- 
teilung durch Reichhaltigkeit und übersicht- 
liches Arrangement einen nachhaltigen Ein- 
druck machen wird; ebenso sei mit Be- 
stimmtheit zu erwarten, daß in Malmö eine 
große Zahl von Interessenten für die 
Erzeugnisse der Feinmechanik und Optik 
zusammenströmen wird; die Aufnahme- 
fähigkeit der baltischen Länder, Rußland 
an der Spitze, ist bekannt. 

Die Platzmiete beträgt 60 M für das 
Quadratmeter, die Frachtermäßigung 50 °/, 
auf allen deutschen und schwedischen 
Kisenbahnen sowie der Fähre Saßnitz- 
Trelleborg. Bei den Arrangements wird auf 
größtmögliche Sparsamkeit, unter Wahrung 
künstlerischer Wirkungen, Wert gelegt 
werden. 

Die Geschäftsstelle der Gruppe befindet 
sich Berlin NW6, Luisenstr. 53; dorthin sind 
Anmeldungen zu riehten. Den oben ge- 
nannten beiden Herren sind vom Reichs- 
kommissar auch die weiteren Arbeiten zur 
Organisation derGruppe übertragen worden. 


Der Reparaturverkehr mit Frank- 
reich. 


Nach einem Vortrage von Dir. Max Fischer- Jena. 


Anläßlich der Verhandlungen der General- 
versammlung des Deutsch-Französischen Wirt- 
schaftsvereins am 14. Februar 1913 in der 
Handelskammer zu Berlin sprach Direktor Max 
Fischer über den Reparaturverkehr mit Frank- 
reich. | 

Gemäß § 415 der Vorbemerkungen zum 
französischen Zolltarif 1908 ist in Frankreich 
die zollfreie Wiedereinfuhr von Waren, die zum 
Zwecke der Reparatur ins Ausland gebracht 
werden sollen, gestattet. Die französischen 
Verwaltungsvorschriften enthalten jedoch die 
Bestimmung, daß das Zollamt vor der Ausfuhr 
der zu reparierenden Waren das Verlangen 
stellen kann, durch eine Bescheinigung von der 
zuständigen französischen Handelskammer dar- 
zulegen, daß die verlangte Reparatur in Frank- 
reich sachgemiB nicht ausgeführt werden 
könne. Die Handelskammer fordert dann ihrer- 
seits vom Gesuchsteller erstens den Nachweis 
dafür, daß französische Fabrikanten die ver- 
langte Arbeit nicht ausführen können, zweitens 
die Angabe des Ortes, wo die Handelskammer 
die zu reparierende Ware besichtigen kann, 
und drittens die Vorlegung der zollamtlichen 
Aufforderung zu der verlangten Bescheinigung. 


Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Nach Erledigung dieser Förmlichkeiten, bei 
denen das Gesuch an die Zollbehörde auf 
Stempelbogen von 60 c. zu schreiben ist, das 
au die Handelskammer aber stempelfrei bleibt, 
wird für die zu reparierenden Gegenstände ein 
Vormerkschein au-gestellt. Die Wiedereinfuhr 
muß dann innerhalb dreier Monate erfolgen, 
und zwar in einem besonderen Paket auf dem 
vormerkenden Zollamt, wo die vollständige 
Übereinstimmung mit Bezeichnung, Nummer 
und Gewicht (!) festzustellen ist. Alsdann wird 
noch der Zoll nicht nur von der etwaigen Mehr- 
menge der reparierten Ware erhoben, sondern 
auch noch von denjenigen Teilen der Ware, 
welche infolge ihrer Unbrauchbarkeit ersetzt 
werden mußten, selbst wenn durch die Aus- 
wechselung unbrauchbarer Teile die Ware weder 
tarifarisch noch in ihrem Werte verändert 
worden ist. 

Diese Vorschriften bezwecken offenbar, die 
Einfuhr reparierter Waren zu erschweren, um 
die französischen Käufer zu zwingen, ihren Be- 
darf im eigenen Lande zu decken. Die Bestim- 
mungen sind durch den Verwaltungsweg so 
geregelt, daß sie sich in der Praxis kaum durch- 
führen lassen. Die Erbringung des Nachweises, 
daß die Reparatur sachgemäß in Frankreich 
nicht ausgeführt werden kann, und das Ansinnen 
der Handelskammer, ihr die Prüfung dieser 
Frage durch Besichtigung der reparaturbedürf- 
tigen Ware an Ort und Stelle zu gestatten, ist 
meist sehr schwierig und manchmal wohl auch 
unmöglich. Selbst aber wenn dies durchführbar 
sein sollte, so beanspruchen die dazu not- 
wendigen Schritte so viel Zeit und Mühe, daß 
bei kleineren Reparaturen oder in eiligen Fällen 
nichts anderes übrig bleibt, als den Zoll noch- 
mals zu zahlen. 

Bei Reparaturen von Präzisionsinstrumenten 
und ähnlichen Artikeln handelt es sich aber um 
Arbeiten, die sachgemäß nur in den ursprüng- 
lichen Werkstätten hergestellt werden können. 
Durch äußere Einflüsse, durch feuchtes Lagern 
oder durch schlechte Behandlung während des 
Transportes oder der Verzollung, oder durch 
ungenügende Verpackung oder durch Ausstellen 
im Schaufenster kann manche Ware unansehnlich 
oder beschädigt werden. Sie wird dann unver- 
käuflich und muß, falls auf ihre Abnahme nicht 
verzichtet werden soll, zur Auffrischung oder 
Wiederherstellung zurückgeschickt werden. 
Daher wird der Abaatz fremder Waren, die nur 
im Auslande repariert werden können, durch 
die wiederholte Zollzahlung beeinträchtigt. Will 
der ausländische Fabrikant des doppelten Zolles 
wegen die Reparatur nicht selbst übernehmen, 
so bleiben selbstverständlich Nachaufträge aus, 
und er kann in Frankreich nicht festen Fuß 
fassen. Eine fremde Werkstätte hat aber nur 
wenig Interesse daran, Waren der Konkurrenz 


Heft 13. 
1. Juli 1918. 


in gebrauchsfähigen Zustand zu versetzen; sie 
wird daher solche Arbeiten abzulehnen ver- 
suchen, es sei denn, sie wolle sich spätere Auf- 
träge auf Neulieferungen sichern. 

Frankreich macht also den grundsätzlich 
anerkannten Anspruch auf Zulässigkeit des Re- 
paraturverkehrs durch Verwaltungsvorschriften 
illusorisch. Diese Vorschriften könnten jeder- 
zeit im Verwaltungswege wieder geändert 
werden. Ihre Erfüllung ist nicht obligatorisch, 
sondern sie wird nur auf Verlangen seitens der 
Zollbehörden gefordert. Daher würde ihrer Be- 
seitigung keine rechtlichen Schwierigkeiten 
entgegenstehen. 

Da nun aber weder Deutschland noch sonst 
irgend ein Staat durch derartige Vorschriften 
den Reparaturverkehr behindert, so sollte man 
fordern, daß die französische Zollbehörde grund- 
sätzlich nicht eine Bescheinigung der Handels- 
kammer darüber, daß die Reparatur sachgemäß 
in Frankreich nicht ausgeübt werden könne, 
verlangen dürfe. Dem Anrecht, welches Frank- 
reich durch die in Deutschland uneinge- 
schränkte Zollfreiheit für Reparaturwaren ge- 
nießt, sollte seitens Frankreich die Pflicht auf 
wirkliche, nicht nur scheinbare Gegenseitigkeit 
gegenüberstehen. Frankreich hat nun ein reges 
Interesse, diesen Vorteil nicht zu verlieren; 
denn es besitzt einen eigenen starken Export 
von Automobilen, Maschinen und Apparaten, 
die Reparaturen leicht unterworfen sind. 
Deutschland wäre aber in der Lage, diesen Ex- 
port in gleicher Weise zu hemmen, wie dies 
mit dem deutschen Export in Frankreich ge- 
schieht. Nach $ 2, Absatz 2 des deutschen Zoll- 
tarifgesetzes vom 25. Dezember 1902 kann 
Deutschland fremde Waren nach denselben Zoll- 
abfertigungsvorschriften behandeln, denen die 
deutschen Waren im Ursprungslande unbilliger- 
weise unterworfen sind. Mk. 


Zolltarife. 
Ägypten. 

Der Verzollungswert für Kinematographen- 
films, unbelichtet oder entwickelt, neu oder 
gebraucht, ist auf 2,5 ägypt. Pfund für 1 kg 
(= 52,00 M) mit Wirkung vom 1 Juli 1913 ab 
vereinbart worden. Dieser Werttarif gilt für 
12 Monate, also bis zum 30. Juni 1914 und kann 
14 Tage vor Ablauf gekiindigt werden. Falls 
eine Kündigung nicht erfolgt, gilt er als für 
einen weiteren Zeitraum von 12 Monaten ver- 
längert, und so weiter, bis eine regelrechte 
Kündigung erfolgt. 


Belgien. 
Rechenmaschinen, die unmittelbar mit der 
Hand mittels eines Stiftes, Gritfels, Häkchens 


Gewerbliches. 


141 


oder mittels irgend einer andern vom Apparat 
selbst unabhängigen Vorrichtung betrieben 
werden, sind als „Kurz- und Quincailleriewaren, 
andere Gegenstände“, mit 13% des Wertes 
zollpflichtig. Andere als die genannten Rechen- 
maschinen, d. h solche, die durch eine me- 
chanische Vorrichtung mit Kurbel betrieben 
werden, sind als „wissenschaftliche Instrumente 
und Apparate“ zollfrei zu lassen. 


Brasilien. 


Kinematographen, für Schulen bestimmt. 
30 Milreis für 1 Stück (= 69,00 M). 


Columbien. 


Phonographen und Graphophone sind ebenso 
wie die Platten für Phonographen und Grapho- 
phone nach der 4. Klasse des Tarifa mit 
0,03 Peso Gold (= 0,12 M) für 1 kg Rohgewicht 
nebst Zuschlägen von 70 und 2%o zu verzollen. 


Frankreich. 


Strombegrenzer, d. h. selbattätige Vorrich- 
tungen zum Abstellen des elektrischen Stromes, 
wodurch seine Verwendung über eine bestimmte 
Menge hinaus verhindert werden soll: wie 
„elektrotechnische Apparate” (Tarif-Nr. 624 b), 
d. h. gleitend je nach Gewicht zwischen 50 und 
150 frs (Generaltarif) und 20 und 110 fre (Min- 
desttarif) für 100 kg. 

Quecksilberpumpen: wie „Laboratorienge- 
räte“ 460 bezw. 300 frs für 100 kg. 


Italien. 


Stromverteiler zur elektrischen Beleuchtung 
zu bestimmten Tagesstunden, in Verbindung 
mit einer Uhr in Gehäuse, versehen mit einem 
auf dem Zifferblatt drehbaren Btellzeiger zur 
Einstellung des Werkes auf die Stunde, in 
welcher der Strom dem Stromkreis zugeführt 
werden soll, sind nicht einfach als „Wissen- 
schaftliche Instrumente“ der Tarif-Nr. 317 42 
anzusehen, denn die Stromverteiler können 
unabhängig von den Uhren arbeiten, und letztere 
unabhängig von ersteren; die Einzelteile sind 
demzufolge getrennt zu tarifieren, und zwar 
die Uhren als „Tischuhren mit Gehäuse“ nach 
Tarif-Nr. 324b2 zum Satze von 5 Lire das Stück, 
die Apparate als „Wissenschaftliche Instru- 
mente“ zum vertragsmäßigen Satze von 30 Lire 
für 100 kg nach Tarif-Nr. 317a 2, und die 
Uhrgehäuse als „nicht vergoldete und ver- 
silberte Verzierungen“ nach Tarif- Nr. 291 h 
zum Satz von 75 Lire für 100 kg. | 

Koutaktvorrichtungen für elektrische Bogen- 
lampen, mit Zugvorrichtungen, sind ihrer Auf- 
gabe entsprechend als untrennbare Bestandteile 
der Lampen anzusehen und somit wie elek- 
trische Bogenlampen zu behandeln. Die Ware 
ist daher wie „elektrische Bogenlampen* nach 


142 


Tarif-Nr. 318a mit 60 Lire für 100 kg zu ver- 
zollen. 

Koblen für elektrische Elemente, mit Metall- 
ausrüstung versehen, fallen nicht unter die 
durch die Königliche Verordnung Nr. 606 vom 
30. Oktober 1904 (bestätigt durch das Gesetz 
Nr. 229 vom 5. Mai 1907) in den Tarif einge- 
schaltete Tarif-Nr. 347b, da diese nur für Kohlen 
ohne Metallteile gilt, die bereits vom Repertorio 
in der Behandlung der weißen Majolika gleich- 
gestellt waren, sondern unter „wissenschaft- 
liche Instrumente“ und sind demnach nach 
Tarif-Nr. 317 a2 vertragsmäßig mit 30 Lire für 
100 kg zu verzollen. 


Kanada. 


Photographische Apparate 25 %o v. W. (Allg. 
Tarif), 17,5 % v. W. (Britischer Vorzugstarif). 

Elektrische Öfen 27,5 und 15% v. W. 

Geschwindigkeitsmesser 25 und 17.5 Yo v. W. 

Glasware und andere wissenschaftliche Appa- 
rate zum Gebrauch für Laboratorien in öffent- 
lichen Krankenhäusern, auch Apparate zum 
Sterilisieren, mit Ausnahme von Wasch- oder 
Wäschereimaschinen; alle diese Gegenstände, 
in gutem Glauben eingeführt für den Gebrauch 
und auf Bestellung Öffentlicher Krankenhäuser: 
frei. 

Neuseeland. 

Wissenschaftliche Apparate, wie Taschen- 
kompasse mit Nickelgehäusen oder Gehäusen 
aus unechten Metallen, außer Anhängern zu 
Uhrketten: (Tarif-Nr. 288) frei. 


Ausschreibungen in Spanien. 


Lieferung von radiotelegraphischen Sta- 
tionen. 1) 7. Juli 1913, 10 Uhr. Verdingungs- 
kommission (Juntas de Subastas) des Marine- 
ministeriums in Madrid. Lieferung von zwei 
radiotelegraphischen Stationen für die Übungs- 
schule (Escuela de Aplicación). Näheres im 
6. Bureau der Materialabteilung des Admiral- 
stabs des Marineministeriums (Negociado quinto 
de la Sección Ejecutiva [Material] del Estado 
Mayor Central del Ministerio de Marina). An- 
gebot an diese Stelle bis zum 5. Juli 1913, 
1 Uhr. Vorläufige Sicherheitsleistung 2200 Pe- 
seten. 2) 8. Juli 1913, 10 Uhr. Vor derselben 
Verdingungskommission. Lieferung von zwei 
radiotelegraphischen Stationen für die Kreuzer 
Estremadura und Rio de la Plata. Näheres 
bei dem oben erwähnten Bureau. Angebote dahin 
bis zum 7. Juli 1913, 1 Uhr. Vorläufige Sicher- 
heitsleistung 4000 Peseten (1 Peseta = 0,80 M). 


Lieferung eines optischen Apparats für 
den Leuchtturm von Ceuta an der Straße 


Deutsche 


Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. = — — ____ Mechaniker-Zig 


von Gibraltar und Umbildung seiner Laterne. 
Angebote bis zum 15. Oktober 1913 an den 
„Servicio Central de Senales maritimas“ Alcala 100, 
Madrid, wo nähere Angaben erhältlich und die 
Bedingungen und Zeichnungen einzusehen sind. 


Industriellen-Reise nach Kanada’). 


Der Verlag der Leipziger Illustrierten 
Zeitung macht bekannt, daß infolge dring- 
licher Wünsche aus den Kreisen der Reise- 
teilnehmer mit Rücksicht auf die schwierigen 
politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse 
die Reise auf das nächste Jahr verschoben 
werden soll. Die sämtlichen kanadischen 
Empfangsausschüsse werden die beab- 
sichtigte Förderung der Reise auch für das 
Jahr 1914 eintreten lassen. 


—— 


V. Ferienkursus 
über Stereophotogrammetrie 
Jena, 1. bis 6. Sept. 1913. 


Hr. Dr. Pulfrich beabsichtigt, vom 1. 
bis 6. September d. J.in Jena wiederum einen 
Ferienkursus über Stereophotogrammetrie 
mit Vorträgen und praktischen Übungen 
abzuhalten. Die hierfür erforderlichen Appa- 
rate werden von der Firma Carl Zeiss, 
Jena, zur Verfügung gestellt; die Geschäfts- 
leitung der Firma hat an die leihweise Über- 
lassung der Apparate die Bedingung ge- 
knüpft, daß Herren, die einer Konkurrenz- 
firma angehören oder für diese tätig sind, 
die Teilnahme an dem Kursus versagt wird. 

Das Honorar für die Vorträge, Demon- 
strationen und Übungen beträgt 25 M und 
ist bei Entgegennahme der Teilnehmerkarte 
zu erlegen. 

Die Anmeldungen zur Teilnahme an 
diesem Kursus sind an den Hrn. Dr. 
Pulfrich nach Jena, Kriegerstr. 8, zu 
richten. Auf Wunsch wird die Teilnehmer- 
karte vorher zugesandt. 

Um rechtzeitig geeignete Dispositionen 
treffen zu können, wird gebeten, die An- 
meldungen möglichst bald bewirken zu 
wollen. 

Diejenigen Herren, die sich bis zum 
25. August angemeldet haben, erhalten ihre 
Teilnehmerkarte und Platzkarte vorher zu- 
gesandt. 


1) 8. diese Zeitschr., Heft vom 1. 3. 1913, 8. 31. 


Heft 13. 


1. Juli 1913. Kleinere Mitteilungen. — Auchsrschau: = Patentecnas: i 14 3 


BB eee SF III 


Diejenigen Herren, die sich nach diesem | Pulfrich in Jena zu beziehendes Programm 
Termin zur Teilnahme an dem Kurs ent- | nähere Auskunft. 
schließen, erhalten Teilnehmerkarte und 
Platzkarte am Montag, den 1. September, 
gegen Erlegung des Honorars von 25 M 


a Poteau: -UER ESTICHEUESUN AUEET- Dr.-Ing. Hugershoff, Professor der Geodäsie 
—_ ont ase an der K. 8. Forstakademie zu Tharandt, als 
Die Platzkarten für die Vorträge werden wissenschaftlicher Mitarbeiter eingetreten. Hr. 
verteilt in der Reihenfolge der definitiven | prof. Hugershoff wird bei der Konstruktion 
Anmeldung. der Instrumente mitwirken und auch deren Prü- 
Sämtliche Herren, auch diejenigen, die | fung und Justierung überwachen. 
bereits im Besitze der Teilnehmerkarte und 


In die Firma G. Heyde, Math.-mech. Institut 
und optische Präzisions- Werkstätten, ist Hr. Prof. 


der Platzkarte sind, werden gebeten, sich o—— 
in dem Bureau des Ferienkursus zum Ein- 
zeichnen in die Präsenzliste und zur Ent- Bücherschau. 
gegennahme verschiedener Druckschriften 
ezine. a M. Hufschmidt, Die Farbung der Metalle und 
Das Bureau befindet sich im Volkshause deren Ausführung. Praktisches Handbuch 
(Carl-Zeiss-Platz) und ist geöffnet: ‚Montag, für das gesamte Metallgewerbe, insbesondere 
den 1. September, vormittags 8 bis 9 Uhr für Schlossereien, Gürtlereien, mech. Werk- 
und nachmittags 12 bis 1 Uhr. stätten, Gelb- und Rotgießereien, Metall- und 
Die Vorträge undDemonstrationen finden Bronzewarenfabriken usw. 8°. VIII, 69 8. 
statt im sog. „kleinen Saale“ des Volks- Dresden, Gustav Wolf. Brosch. 2,00 M. 
hauses der Carl-Zeiss-Stiftung. Die Übungen Ein ganz ansprechend geschriebenes, kurz 


werden ‚ebenda und bei gutem Wetter im gefaßtes Werkchen ohne gelehrten Ballast. 
Freien, in der näheren Umgebung von Jena, | Doch hätte die Auswahl einerseits vielleicht 


abgehalten. enger getroffen und andererseits neuere Ver- 
Über die Zeiteinteilung und den Inhalt | fahren mehr berücksichtigt werden können. 
der Vorlesungen gibt ein von Hrn. Dr. Dr. E. Groschuff. 


Patentscha u. 


—— — 


1. Glasrohr von einer Weite, welche die der Thermometerkapillaren überschreitet, ge- 
kennzeichnet durch eine durchgehende innere Längsrinne von solcher Enge, daß beim Eintauchen 
des Rohres die Quecksilberkuppe sich nicht bis 
in die Rinne oder doch nicht bis auf deren 
Grund erstreckt. 

2. Glasrohr nach Anapr. 1, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß an die innere Wand des Rohres 
ein Metalldraht d so angeschmolzen wird, daß 
zwei innere durchgehende Längsrinnen ent- 
stehen. Schott & Gen. in Jena. 27. 3. 1910. 
Nr. 245 911. Kl. 42. 


1. Kühlvorrichtung für Röntgenröhren mit einem in das Kühlgefäß lose einsetzbaren _ 
Kühlstab nach Pat. Nr. 225 604, bei, welcher das die Antikathode mit einem Stutzen der Röhre 
verbindende Kühlgefäß als Warmeaustauschrohr ausgebildet ist, dadurch gekennzeichnet, daß der 
lose einsetzbare Kühlstab 5 auf einen Teil seiner Länge gegen die Innenwandung des Anti- 
kathodenrohres 3 federnd anliegt. 

2. Kühlvorrichtung nach Anspr. 1, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß der Kühltsab 5a 55 geteilt ist und durch ein 
seine Teile auseinander spreizendes Zug- oder Druckglied 
23 gegen die Innenwandung des Antikathodenrohres 3 
gepreßt wird. 

8. Kühlvorrichtung nach Anspr. 1 und 2, dadurch 
gekennzeichnet, daß der lose einsetzbare Kühlstab 5 einen 
inneren Hohlraum zum freien Eintritt der Außenluft in das 


144 Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. re 


Antikathodenrohr 3 besitzt. C. H. F. Müller in Hamburg. 16. 12. 1910. Nr. 246 300; 
Zus. zum Pat. Nr. 225604. KI. 21. 


Orientierungsbussole mit Balken- 4a 
nadel gewöhnlicher Form, deren Einstellung | 
mittels eines für Autokollimation eingerich- 
teten kleinen Fernröhrchen geschieht, da- 
durch gekennzeichnet, daß dicht über dem 
Nadelhütchen ein kleiner Planspiegel s angebracht ist. O. Fennel Söhne in Cassel. 14. 3. 
1911. Nr. 247162. Kl. 42. 


1. Verfahren zur Herstellung eines hohen Vakuums, dadurch gekennzeichnet, daß 
man die nach beliebiger Entlüftung eines Gefäßes in ihm verbleibenden Gasreste mit Hilfe von 
erhitztem metallischem Cer oder Titan absorbiert. 

2. Ausführung des Verfahrens nach Anepr. 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die die 
Gasabsorption bewirkenden Metalle als Leiterelement in einen regulierbaren elektrischen Strom- 
kreis schaltet, zum Zwecke, den Wärmegrad und demgemäß den Absorptionsgrad der Metalle je 
nach den günstigsten Bedingungen einstellen zu können. Wolfram-Lampen-A.-G. in Augs- 
burg. 17. 2. 1911. Nr. 246 264. Kl. 21. 


Panorama-Instrument mit Ringspiegellinse, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß der Meridianschnitt der Ringspiegelfläche von dem Bogen 
einer Ellipse gebildet wird, deren einer Brennpunkt 4 mit dem von ; 
der Linseneintrittsfläche erzeugten Bildpunkt des Objektpunktes zu- 4: 
sammenfallt. C. P. Goerz A.-G. in Berlin - Friedenau. 4. 1. 1911. 
Nr. 246 761. Kl. 42. 


sn, 

| l 
|r: 

P 
-7 1: 


Verfahren zur Herstellung von durchsichtigem Quarzglas, dadurch gekennzeichnet, 
daß feinkörniger Quarz (z. B. Quarzsand oder gemahlener Quarz) im elektrischen Widerstands- 
ofen in bekannter Weise in ein nicht durchsichtiges Rohr übergeführt und daß darauf dieses Rohr 
in einem weiteren elektrischen Ofen einer nochmaligen Erhitzung unter gleichzeitigem Ausziehen 
unterworfen wird, worauf das Rohr in einem Knallgasgebläse oder im elektrischen Lichtbogen 
nochmals erhitzt und in bekannter Weise zu geformten Gegenständen verblasen wird. 
Voelker & Co. in Beuel a. Rh. 23. 6. 1910. Nr. 246 912. Kl. 32. 


—— I — 


Todesanzeige, | stand, war der Jubilar, der seine Firma 

von unscheinbaren Anfängen zu einem In- 

Am 23). Mai starb unser Mitglied stitut von internationaler Bedeutung empor- 

Hr. B. Binda geführt hat, Gegenstand vielerGlückwünsche 

in Crefeld. und Ehrungen. Unter den Gratulanten 

fehlte auch die Deutsche Gesellschaft 

für Mechanik und Optik nicht; hat die 

Firma G. Kaerger doch durch ihre vor- 

trefflichem Werkzeugmaschinen sich sehr 

wesentlich um die Hebung der deutschen 

Feinmechanik verdient gemacht und war sie 

doch immer mit an erster Stelle zu finden, 

wenn es sich um die Erweiterung des 

Wirkungskreises unserer Gesellschaft han- 

delte. Die Redaktion dieses Blattes schließt 

Hr. G. Kaerger feierte am 16. Juni | sich von Herzen allen diesen Beweisen von 
seinen 70. Geburtstag. Wie zu erwarten | Hochachtung und Zuneigung an. 


Der Verstorbene war eines der ältesten 
Mitglieder unserer Gesellschaft; wir werden 
seiner stets in Achtung und Liebe gedenken. 


Der Vorstand. 
Dr.H.Krüß. 


Se ee er re — oe 


Fur die Redaktlon verantwortlich: A. Blaschke In Berlin-Halensee. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 
Herausgegeben vom Vorstande fer Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891.. un 


Beiblatt zur Zeitschrift <% A!Drkah für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 14. 15. Juli. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die 24. Hauptversammlung 


der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik 
(Mechanikertag) 
Cöln, am 27., 28. u. 29. Juni 1913. 


Die diesjährige Hauptversammlung muß als eine der wichtigsten in der Reihe 
unserer Mechanikertage bezeichnet werden; denn in Cöln wurde ein großer Schritt in 
der Weiterentwicklung der D. G. f. M. u. O. getan durch die Schaffung einer Wirt- 
schaftlichen Vereinigung innerhalb unserer Gesellschaft behufs besonderer Förde- 
rung und Wahrung wirtschaftlicher Interessen. 

Wenn dieser Wichtigkeit die Zahl der Teilnehmer aus der Reihe der Mitglieder 
nicht ganz entsprach, so darf dies lediglich dem zugeschrieben werden, daß Cöln 
etwas entfernt von den meisten Zentralpunkten der deutschen feinmechanischen Industrie 
liegt. Wenn dieser Nachteil bei manchen nicht wettgemacht worden ist durch den 
Ruhm, dessen sich die Stadt mit dem ewigen Dom wegen ihrer Schönheit und wegen 
der Liebenswürdigkeit ihrer Bewohner erfreut, so war es durchaus der Schaden dieser 
Herren, daß sie die Reise als zeitraubend und kostspielig gescheut haben. Denn in bezug 
auf die geselligen Veranstaltungen hat Cöln dem ausnehmend schlechten Wetter zum 
Trotz, das während der Tagung herrschte, alle Hoffnungen und Wünsche erfüllt. Hier 
hat die Firma, deren Inhaber mit ihren Angestellten die äußere Leitung der Versamm- 
lung übernommen hatte, wieder die Richtigkeit des Wortes bekräftigt, daß ein guter 
Mechaniker alle Materialien in gleicher Weise zu meistern verstehen muß, mag es sich 
um die Herstellung einer Luftpumpe oder die Veranstaltung eines Festes oder die 
Mischung einer Bowle handeln. Sehr erfreulich war die große Zahl von Behörden und 
Vereinen, die am Mechanikertage teilgenommen haben. Außer den Behörden, die fast 
regelmäßig unserer Hauptversammlung die Ehre erweisen, einen Vertreter zu ent- 
senden (Phys.-Techn. Reichsanstalt, Normal-Eichungs-Kommission, Württ. 
Centralstelle usw.), waren auch die staatlichen und städtischen Behörden 
Cölns, die Technische Hochschule Aachen, die dortigen Post- und Tele- 
graphen-Direktionen, die Handels- und die Handwerkskammer!) sowie zahl- 
reiche wissenschaftliche und technische Vereine vertreten. 

Die geschäftlichen Sitzungen fanden in der Aula der Höheren Maschinenbau- 
Schule statt, in einem Raume, der dank seinen sorgfältig abgestuften Farben sowie 
der gedämpften, aber vollkommen ausreichenden Beleuchtung durch Fenster am Über- 
gange von Wand zur Decke eine fast feierliche Stimmung erweckt und deswegen nicht 
minder wie für seinen eigentlichen Zweck auch für ernste Beratungen geeignet erscheint. 

Bei der Eröffnung der I. Sitzung am 27. Juni erinnerte der Vorsitzende daran, 
daß die D. G. f. M. u. O. in diesem Jahre und an diesem Orte ein Jubiläum feiern könne; 
denn vor 25 Jahren wurde in Cöln bei Gelegenheit der Naturforscher-Versammlung 
der Gedanke und der Entschluß gefaßt, Deutsche Mechanikertage ins Leben zu rufen. 


1) Der Vertreter dieser Behörde, ihr Vorsitzender, Herr Schuhmacher -Obermeister 
Figge, ist gleich Hans Sachs ein Meister nicht nur für die Menschenfüße, sondern auch für 
die Versfüße. Hr. Figge hat nämlich im Selbstverlage ein Bändchen Gedichte herausgegeben 
„Nach Feierabend. Poesien eines Handwerkers.* (Preis 2,20 M.) 


Deutsche 


146 Die 24. Hauptversammlung in Cöln. Mechaniker-Ztg. 


Hr. Geheimrat Romberg begrüßte alsdann die Versammlung in doppelter Eigenschaft, 
als Ehrenvorsitzender des Ortsausschusses und als Hausherr. Nach einer längeren 
Reihe von Begrüßungsansprachen, von denen jede einzeln vom Vorsitzenden erwidert 
wurde, erstattete dieser den Jahresbericht. Hier wurden in erster Linie besprochen 
die Arbeiten des Vorstands zur Schaffung einer Wirtschaftlichen Vereinigung 
innerhalb der D. G. f. M. u. O., wobei hervorgehoben wurde, daß unter der Arbeit fiir 
den wirtschaftlichen Fortschritt die Bestrebungen nicht leiden dürfen und werden, die 
wir satzungsgemäß zur Hebung der wissenschaftlichen, gewerblichen und technischen 
Interessen der deutschen Feinmechanik zu verfolgen haben. Daran schloß der Vor- 
tragende eine Reihe allgemeiner Betrachtungen über die Notwendigkeit, nur ganz vor- 
züglich ausgebildete Kräfte für die Handarbeit einzustellen, da die untergeordneten 
Arbeiten jetzt von Maschinen ausgeführt werden können; es gelte nunmehr, den 
Mechanikerstand sowohl in bezug auf technische Fertigkeiten wie auch auf geistige 
Leistungsfähigkeit immer weiter zu heben. Damit wir diesen Aufgaben trotz der immer 
schwerer werdenden Lasten gerecht werden können, sei durchaus zu fordern, daß die 
Industrie, die immer gern ihr Teil bei der Aufbringung der für das Staatswohl nötigen 
Mittel beitragen werde, zu den Steuern in gerechter, den Anforderungen eines ordent- 
lichen Kaufmanns entsprechender Weise herangezogen werde. 

Unmittelbar daran schloß der Vorsitzende den Nachruf auf Wilhelm Handke. 
Er feierte den Verstorbenen als langjährigen Schatzmeister unserer Gesellschaft, als 
Förderer der Lehrlingsausbildung, als schöpferischen Fachmann und Organisator auf 
dem Gebiete des Prüfungswesens, und ebensosehr als Menschen!). 

Alsdann begab sich die Versammlung in den Physiksaal des Instituts, wo Hr. 
Prof. Dr. Konen von der Universität Münster über Fortschritte und Probleme der 
Messung von Lichtwellen sprach. Der Vortragende gab einen Überblick über die Ent- 
wicklung dieses Forschungszweiges der Physik und zeigte, daß man bestrebt sei, wegen 
des Zusammenhanges dieses Gebietes mit vielen anderen grundlegenden physikalischen 
Fragen, immer höhere Genauigkeit in der Messung von Lichtwellen zu erreichen. 
Hierzu sei aber die Mitarbeit der Präzisionsmechanik erforderlich, die bestrebt sein 
müsse, immer vollkommenere Gitter zu liefern; dazu wäre vor allem nötig, genügend 
lange Schrauben (mindestens 1 m) von höchster Genauigkeit (etwa 1 u an jeder Stelle) 
herzustellen. 

Die Versammlung kehrte nunmehr wieder in die Aula zurück, wo Hr. Bei- 
geordneter Rehorst über Zwecke und Ziele der Deutschen Werkbund-Ausstellung 1914 
sprach. Der Vortragende erinnerte zunächst an den technischen Aufschwung, den die 
deutsche Industrie in den beiden letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts ge- 
nommen habe; das Kunstgewerbe hingegen nahm an diesem Aufschwunge zunächst 
nicht teil, sondern geriet im Gegenteil in falsche Bahnen, indem es Anschluß an längst 
vergangene Epochen suchte. Erst in jüngster Zeit ist man dazu übergegangen, die Form 
der Gegenwart und dem jetzt Lebenden anzupassen; ganz besonders der Deutsche 
Werkbund hat in dieser Richtung sich bemüht und Erfolge erzielt. Um zu zeigen, 
was jetzt erreicht ist, soll im nächsten Jahre eine Ausstellung stattfinden, die alle 
Zweige des Kunstgewerbes umfassen wird. Der Plan erfreut sich der Zustimmung und 
Förderung der maBgebenden Stellen, und der Vortragende lud auch die deutschen 
Präzisionsmechaniker ein, ihre Erzeugnisse, die nach ihrem künstlerischen Charakter 
hierzu geeignet erscheinen, vorzuführen. 

Hr. Techn. Rat Blaschke sprach über Fragen des Patentwesens, da das an- 
gekündigte Thema „Die wichtigsten Patente der beiden letzten Jahre“ zu wenig Stoff 
bot. Der Vortragende erläuterte an der Hand der Patentstatistik unter Bezugnahme 
auf die für die Feinmechanik wichtigsten Klassen das Verhältnis zwischen Anmeldungen 
und Erteilungen, die Dauer der Erledigung von Patentgesuchen, die Beteiligung des 
Auslandes an dem deutschen Patentschutz u. a. m. Hieran schlossen sich einige wich- 
tige Reichsgerichtsentscheidungen über allgemeine Fragen des Patentrechts. 

Es folgte die Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten. Als Ersatzmann für 
Hrn. Handke schlug der Vorsitzende namens des Vorstandes Hrn. E. Zimmermann 
vor; dieser gehöre zwar bereits dem Vorstande als Vertreter der Abt. Berlin an, jedoch 
sei es erwünscht, daß Hr. Zimmermann, da er mit dem Amte des Schatzmeisters be- 
traut sei, ein Mandat der Hauptversammlung besitze. Die Versammlung stimmte diesen 


1) Der Nachruf wird im nächsten Hefte veröffentlicht werden. 


Heft 14. 


15. Juli 1918. Die 24. Hauptvsranmmlung In CBöln. 


147 


Ausführungen zu. Die Abrechnung für 1912 und der Voranschlag für 1914 wurden 
genehmigt, zu Kassenrevisoren wieder die Herren H. Haecke und W. Haensch ge- 
wählt, die Festsetzung des Zeitpunktes für die nächste Hauptversammlung, die in Berlin 
stattfinden wird, dem Vorstande überlassen. 

Hr. Baurat B. Pensky machte dann noch einige Mitteilungen über das Carl- 
Reichel-Heim; besonders hervorgehoben sei, daß diese „Erholungsstätte für Edelhand- 
werker“ am 1. Juli ihre Pforten den Besuchern öffnen werde (vgl. dieses Heft S. 155). 

In einer Pause der Verhandlungen waren die Teilnehmer photographisch aufge- 
nommen worden. Die Kopien lagen bereits am Abend desselben Tages vor; das Bild ist 
außerordentlich scharf und klar, alle Teilnehmer sind ausgezeichnet zu erkennen. Der 
Photograph hat ferner nach diesem Bilde (12 X 17 cm) noch Ansichtspostkarten her- 
gestellt, die gleichfalls alle Einzelheiten deutlich zeigen?). 

Nach einem zwanglosen Mittagessen im Stapelhaus begab man sich in einem 
Extrazuge der Straßenbahn nach Deutz zur Besichtigung der Werkzeugmaschinenfabrik 
von Alfred H. Schütte. 

Herr Curt Kohlmann begrüßte im Namen der Firma und des auf einer Ge- 
schäftsreise befindlichen Chefs, in dessen Vertretung sein Sohn anwesend war, die 
zahlreich erschienenen Mitglieder im Beamtenkasino und sprach alsdann über die Ge- 
schichte und die Fabrikate der Firma. Er führte u. a. aus, daß die Firma 1880 in 
Berlin unter dem Namen Schuchardt & Schütte aus verhältnismäßig kleinen Anfängen 
hervorgegangen sei und sieh seit 1893 durch die Einfuhr der besten amerikanischen 
Werkzeugmaschinen zum Welthause entwickelt habe. 1901 erfolgte eine Gebietsteilung 
in der Weise, daB Herr Schuchardt unter Beibehaltung des alten Firmennamens das 
östliche Deutschland und den Osten Europas bearbeitete, während Herr Schütte unter 
der Firma Alfred H. Schütte-Cöln das westliche und südliche Deutschland sowie 
den Westen Europas zur ausschließlichen Bearbeitung sich vorbehielt. Es entstanden 
dementsprechend von Cöln aus — abgesehen von einem Einkaufsbureau in New-York — 
eigene Häuser in Paris, Brüssel, Mailand, Barcelona, Bilbao, deren Umsätze eine fort- 
laufende Steigerung erfuhren. Nach Ablauf des Vertrages mit Schuchardt & Schütte 
in Berlin wurden von der Cölner Firma Alfred H. Schütte Häuser in Berlin und 
St. Petersburg errichtet, die ebenfalls bereits gute Erfolge aufzuweisen haben. Die 
Firma beschäftigt zur Zeit etwa 500 Beamte, darunter 80 Reisevertreter. Eigene 
Fabriken, in denen insgesamt fast 1000 Arbeiter beschäftigt werden, bestehen in Cöln- 
Deutz, in Berlin, Siegen und Cöln-Ehrenfeld. 

Über die Einrichtungen des Werkes wurde mitgeteilt, daß die Arbeitszeit der 
in der Fabrik beschäftigten Leute 54 Stunden wöchentlich beträgt, nämlich an den 
ersten 5 Wochentagen von 7 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags mit halbstündiger 
Mittagspause, an den Sonnabenden von 7 Uhr morgens ohne Mittagspause bis 2 Uhr 
nachmittags. In den Werkstätten ist für gesunde Luft und gutes Licht, im Winter für 
geniigende Wärme, im Sommer für Schutz gegen übermäßige Hitze Sorge getragen. 
Kleiderschränke, Waschriiume mit kaltem und warmem Wasser sowie Duschbäder stehen 
zur Verfügung. Da die englische Arbeitszeit auch für die Werkstätten eingeführt ist, sind 
Speisesiile vorgesehen, woselbst die Arbeiter für 50 Pfennig ein nahrhaftes Mittagessen 
(Suppe, Fleisch, Gemüse und Kartoffeln) erhalten können. Natürlich steht es ihnen 
auch frei, sich selbst das Essen mitzubringen, das sie in geeigneten Vorrichtungen 
wärmen und in den Speisesälen verzehren können. Die Beamten zahlen 0,70 M für 
das Mittagessen. Durch diese Beträge werden aber nur die Kosten für die Rohmaterialien 
gedeckt, während die Kosten für die Kücheneinrichtungen, das Bedienungspersonal usw. 
von der Firma getragen werden. 

Während der Besichtigung, die in sehr zweckmäßiger Weise in kleinen Gruppen 
von etwa 10 Personen erfolgte, wurde den Besuchern auch Gelegenheit geboten, 
namentlich diejenigen Apparate und Werkzeuge zu studieren, die für sie als Mechaniker 
und Optiker besonderes Interesse haben und deren die Firma eine große Anzahl 
fabriziert. 

Nach der Besichtigung erquickte man sich an einem kalten Imbiß, den die 
Firma in liebenswürdiger Weise anbot und bei welchem sich erwünschte Gelegenheit 
zu Danksprüchen auf die Firma, ihren Chef und ihre Angestellten, besonders die 


1) Bilder und Postkarten sind noch erhältlich (2 M und 0,30 M); man wolle sich deswegen 
an Hrn. A. Schmidt (i. Fa. E. Leybolds Nachf., Cöln, Brüderstr. 7) wenden. 


Deutsche 


148 Die 24. Hauptversammlung in Cdin. Mechaniker-Ztg. 


führenden Ingenieure bot. Man fuhr alsdann gegen Abend wieder mittels Extrazuges 
in die Stadt zurück und hinaus nach dem Zoologischen Garten, wo auch die Damen 
erschienen und man bis in die Nacht hinein gesellig vereint blieb. 

Am zweiten Tage begann die Sitzung, die sich ausschließlich mit der Gründung 
der Wirtschaftlichen Vereinigung zu beschäftigen hatte, bereits kurz nach 9 Uhr, fast 
eine Stunde früher, als ursprünglich beabsichtigt war, damit den Teilnehmern genügende 
Zeit zur Vorbringung aller Wünsche zur Verfügung stand. 

Der Vorsitzende der D. G. f. M. u. O., der zunächst die Versammlung leitete, 
gab nach einem kurzen Hinweis auf die Bedeutung der heutigen Verhandlungen einen 
Überblick über die bisherigen Arbeiten der D. G. auf dem Gebiete der wirtschaftlichen 
Fragen und auf die Verhandlungen, die den Vorstand veranlaßt haben, die Gründung 
einer besonderen Vereinigung innerhalb der Gesellschaft und in steter Verbindung 
mit ihr, sozusagen eines Zweigvereins, in die Wege zu leiten. Schließlich sei am 
3. Mai d. J. ein Rundschreiben an die interessierten Mitglieder ergangen, das diesen 
Plan ausführlich darlegte und zur Beitrittserklärung aufforderte. Bis jetzt seien etwa 
60 Anmeldungen erfolgt. 

Hr. A. Schmidt erinnerte an die Anregungen, die vor 3 Jahren in Göttingen 
besonders von seiten des Hrn. A. Pfeiffer gegeben wurden, die wirtschaftlichen Fragen 
innerhalb der Gesellschaft mehr als bisher zu behandeln. Damals ist ein Wirt- 
schaftlicher Ausschuß von 5 Personen — die Herren Dr. H. Krüß-Hamburg, Dir. 
M. Fischer-Jena, Dir. H. Thiele-Rathenow, Dir. Prof. A. Böttcher-Ilmenau und der 
Redner — geschalfen worden, der manche Arbeit geleistet und mehrere nicht unbe- 
trächtliche Erfolge bei den jüngst abgeschlossenen Handelsverträgen erzielt hat. Um 
diese Bestrebungen fortführen zu können, bedürfe es einer besonderen Hilfskraft, eines 
Syndikus, der die für derartige Arbeiten erforderliche Schulung besitze. Es erscheine 
aus pekuniären Gründen ausgeschlossen, daß die D. G. einen eigenen Syndikus an- 
stellen könnte, da hierzu einschl. der Bureaukosten usw. etwa 15000 M erforderlich 
sind; es könne sieh nur darum handeln, einen Fachmann zu gewinnen, der sich neben- 
amtlich der D. G. zur Verfügung stelle; hierfür würden 7000 M ausreichen, wovon auf 
Grund des Rundschreibens vom 3. Mai bereits etwa drei Fünftel gezeichnet seien. Es 
wäre zweckmäßig, dieser Vereinigung vorerst nicht zu hohe und zu zahlreiche Aufgaben 
zu stellen, sondern sie sich allmählich entwickeln zu lassen. 

In längerer Rede trat Hr. A. Pfeiffer diesen Ausführungen zum Teil bei, 
zum Teil entgegen; insbesondere empfahl er, doch zu versuchen, einen hauptamtlichen 
Syndikus anzustellen. Es sei nicht zu befürchten, daß dieser nicht genügend Material 
für seine Tätigkeit haben werde; Redner zählte eine große Reihe von Aufgaben auf, 
deren Bearbeitung er für wünschenswert halte, z. B. Statistik, Unterschied zwischen 
Fabrik und Handwerk, Sozialpolitik, Handelsfragen, Ausstellungen u. dergl. Redner 
schlug, zugleich namens seiner Fachgenossen in Wetzlar, vor, für die erforderlichen 
Mittel durch einen Garantiefonds zu sorgen. 

Nach längerer Diskussion trat die Versammlung der von Hrn. Schmidt vor- 
getragenen Ansicht bei, zunächst einen Syndikus im Nebenamt zu bestellen und die 
allmähliche Entwicklung der Wirtschaftlichen Vereinigung abzuwarten. 

Alsdann trat man in die Beratung der Satzungen der Wirtschaftlichen Ver- 
einigung ein. Der vom Vorstande der D. G. f. M. u. O. ausgearbeitete Entwurf fand 
im großen und ganzen Zustimmung, jedoch machte sich gegen einzelne Bestimmungen, 
die das Stimmrecht der Mitglieder der W. Vg., die Zusammensetzung ihres Vorstandes 
und den Beitrag betrafen, Widerspruch geltend. Da es nicht zweckmäßig schien, ohne 
gründliche Durchberatung an dem Entwurf tiefgreifende Änderungen vorzunehmen, so 
beschloB man auf Antrag von Hrn. Dr. Krüß, die vorgelegten Satzungen — mit einer 
einzigen Abweichung — zunächst anzunehmen, aber vorerst nur für ein Jahr, und 
auch den Vorstand und Syndikus vorläufig auf diesen Zeitraum zu wählen. 

Darnach sind folgendes die wesentlichsten Satzungsbestimmungen der Wirt- 
schaftlichen Vereinigung. 

Die Mitglieder zerfallen in zwei Kategorien: a) Firmen, die ihre Hauptnieder- 
lassung in Deutschland haben müssen, b) Einzelpersonen, die aber an keiner Firma 
wirtschaftlich interessiert sein dürfen. Jedes Mitglied muß der D.G. f. M. u. O. 
angehören. 

An Beiträgen zahlen die Mitglieder zu a) je 0,30 M für jeden Beschäftigten 
und außerdem als Grundbeitrag 10 M, wenn sie mehr als 5 Personen beschäftigen, 


15. Joli 1018. E H. Faßbender, Acltere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. :149 


oder nur 5 M, wenn sie höchstens 5 Personen beschäftigen. Die Mitglieder zu 
b) zahlen 10 M jährlich. Die Mitglieder verpflichten sich zu diesen Beiträgen auf 
5 Jahre. Für gemischte Betriebe kann der Vorstand erlauben, daß nur diejenigen als 
„Beschäftigte“ gezählt werden, die bei der Herstellung feinmechanischer und optischer 
Erzeugnisse tätig sind. 

Der Vorstand besteht aus mindestens 5 Personen, unter denen sich der Vor- 
sitzende der D. G. f. M. u. O. befinden muß; ferner gehören dem Vorstande mit be- 
ratender Stimme an der Syndikus und der Geschäftsführer der D. G.; letzterer ist 
zugleich Schatzmeister, damit die Mitglieder die Zahl der von ihnen beschäftigten Per- 
sonen nur einer neutralen Person mitzuteilen brauchen, die außerdem durch ausdrück- 
liche Satzungsbestimmung zu unbedingtem Schweigen über diesen Punkt verpflichtet ist. 

Mindestens einmal im Jahre, und zwar bei der Hauptversammlung der D. G., 
findet eine Mitgliederversammlung statt. 

Dem mehrfach ausgesprochenen Wunsche, daB im Vorstande nur Interessenten, 
d.h. Firmeninhaber oder ihre Vertreter, Stimme haben sollten, stimmte die Versammlung 
grundsätzlich zu, ohne eine solehe Bestimmung vorerst in die Satzungen direkt aufzu- 
nehmen. In den Vorstand wurden die Mitglieder des Wirtschaftlichen Ausschusses 
berufen (s. 0.). 

Der Vorsitzende, Hr. Dr. Krüß, erklärte nunmehr die Wirtschaftliche Ver- 
einigung für konstituiert und übergab ihrem Vorsitzenden, Hrn. A. Schmidt, die Leitung 
der weiteren Verhandlungen. 

Dem Vorstande der W. Vg. wurde sodann die Ermächtigung erteilt, zunächst 
über die Einnahmen nach pflichtgemäßem Ermessen zu verfügen, da die Aufstellung 
eines Etats nicht möglich war. 

Zu Kassenrevisoren wurden die Herren Dir. Prof. A. B6tteher und Prof. 
Dr. Göpel ernannt, zum Syndikus Hr. Dr. A. Stapff, Syndikus des Bundes der In- 
dustriellen, (Adresse: Berlin W9, Königin-Augusta-Str. 15). 

Zum Schlusse machte Hr. Dir. M. Fischer einige Mitteilungen über den Plan, 
in Argentinien eine ständige Ausstellung deutscher Produkte zu veranstalten, dem. 
gegenüber Redner, soweit die Feinmechanik in Betracht kommt, sich ablehnend verhielt. 


Die Verhandlungen, die behufs Besichtigung der Maschinenbauschule auf etwa 
eine halbe Stunde unterbrochen worden waren, hatten sich so lange ausgedehnt, daB 
die Teilnehmer auf die geplante Führung durch den Dom verzichten mußten. 

Am Nachmittage fand in dem prächtigen Rokokosaale des Hotels Disch das 
Festessen statt, das einen sehr angeregten Verlauf nahm. Am nächsten Sonntag fand 
sich trotz des ungünstigen Wetters der weitaus größte Teil der Mitglieder zu einer 
Fahrt ins Siebengebirge zusammen. Man bestieg die Ruine Drachenfels und begab sich 
nach gemeinsamem Mittagessen — leider unter strömendem Regen — hinab an den 
Rhein, wo ein vom OrtsausschuB gecharteter Extradampfer die Teilnehmer aufnahm. 
Bei anfangs leidlichem Wetter fuhr man stromauf bis nach Remagen, dort wendete 
bei plötzlich hereinbrechendem Unwetter der Dampfer und man fand sich gern auf 
dem glasgedeckten Achterdeck zu einer vorzüglichen, vom Ortsausschusse gespendeten 
Bowle zusammen, deren Vertilgung bis zur Ankunft in Cöln kaum gelungen war. Hier 
trennte man sich mit der Devise: „Auf Wiedersehen in Berlin; hoffentlich machen die 
Berliner im nächsten Jahre ihre Sache ebensogut, wie heuer die Célner!* 


MT 


Ältere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. 


Vortrag, 
gehalten in der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, Abt. Berlin, am 6. Mai 1913 
von H. Fafsbender in Charlottenburg. 
(Schluß.) 


Zu etwa gleicher Zeit wie Vogel hat Hasselberg!) eine Methode zur Be- 
stimmung der chromatischen Aberration ausgearbeitet. Sie besteht im wesentlichen in 
der Ausarbeitung der Besselschen Methode der Brennweitenbestimmung für mono- 


1) Hasselberg. Methode, die Brennweit® eines Linsensystems für verschiedene Strahlen 
mit großer Genauigkeit zu bestimmen. Bull. Ac. Imp. St. Petersbourg, Mel. math. et astr. 32. 
S. 412. 1888. Vgl. das Referat von Czapski, Zeitschr. f. Instrkde. 9. S. 16. 1889. 


Deutsche 


150 © H. FaBbender, Aeltere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. Mechaniker-Ztg. 


chromatisches Licht. Die Besselsche Methode beruht darauf, daß von einem Gegen- 
stand, der sich um mehr als das vierfache der Brennweite von einem Schirm entfernt 
befindet, auf diesem bei zwei Zwischenstellungen des Objektivs ein deutliches Bild 
entworfen wird. Ist der Abstand des Gegenstandes vom Schirm d und der Ab- 
stand der beiden Objektivstellungen l, so ist die Brennweite gegeben durch den Ausdruck 
12 
f= Ms (a = A! 

Diese Methode kann ebensowenig wie die Vogełsche zur Bestimmung der 
sphärischen Differenz der chromatischen Aberration verwandt werden. Auch hier ist 
ein Abblenden des Objektivs nicht möglich, da sonst die Einstellung auf scharfes Bild 
zu ungenau würde. Außerdem aber ist sie der Vogelschen Methode aus dem Grunde 
unterlegen, weil sie die kleinen Größen der ehromatischen Aberration als Differenz der 
gesamten absoluten Brennweiten, also von relativ großen Größen mißt, während die 
Vogelsche Methode eine Differenzmethode ist, d. h. die gesuchten Differenzen un- 
mittelbar bestimmt. 

Eine Methode, die sich speziell für kleinere Objektive gut eignet und die zu 
der zweiten Gruppe gehört, ist von Abbe!) angegeben. Die Messung erfolgt mit dem 
sog. Abbeschen Fokometer. Das Prinzip dieser Methode soll im folgenden kurz 
skizziert werden (s. Fig. 8). SHEF sei die Achse des zu untersuchenden Objektivs. 
S'H' und S” H" seien zwei um den gleichen Betrag r von der 
Achse entfernte und zu ihr parallel laufende Strahlen. Diese 
werden nach ihrem Durchgang durch das Objektiv in die Rich- 
tung T’F bezw. TF gebrochen; T’TT" bezw. R' RE" stellt 
die Ebene einer Glasskala dar. Die Richtung 8’H' und S“H” 
werden durch die optische Achse eines Mikroskops realisiert. 
Man mißt nun die Verschiebung des Mikroskops, welche not- 
wendig ist, um zwei von der optischen Achse des Objektivs gleich 
weit entfernte Striche der Skala 7’7T‘ im Okular einzustellen. 
‘Die gleiche Messung wird wiederholt bei der zweiten Stellung 
der Glasskala R'k R”. Da die mechanische Ausführung einer 
exakten Verschiebung des Mikroskops größere Schwierigkeiten 
macht als eine exakte Verschiebung des Objektivs, es aber nur 
auf eine relative Bewegung der beiden ankommt, so wird prak- 
tisch das Objektiv auf einer Schlittenführung verschoben, während 
das Mikroskop feststeht. Bezeichnet man alsdann mit r die 
Verschiebung des Objektivs, mit 7’ bezw. r” die entsprechende 
Verschiebung der Glasskala im Gesichtsfeld — bei der Verschie- 
bung des Objektivs sind die Größen r’, r” gleich den in der 


Fig. 8 gekennzeichneten Strecken — und setzt 
r—r' 
B, =. p?’ 
— yp" 
pp =, 
so wird 
fe fı h, Fig. 8. 


wo a die Entfernung der Skala in den beiden Stellungen T'T” und R’R' bedeutet. 

Die Methode gestattet, die Brennweite eines Objektivs mit einer Genauigkeit 
von höchstens einem Zehntel Prozent zu bestimmen. Bei der Bestimmung der sphärischen 
Aberration hat die Methode den Nachteil, daß diese nur als Differenz der gesamten 
Brennweiten bestimmt werden kann. Sie ist von Abbe nur für weißes Licht angewandt 
worden. Aberrationskurven, die mit dieser Methode aufgenommen sind, sind meines 
Wissens überhaupt nicht veröffentlicht worden. Naturgemäß kann aber auch diese 
Methode für monochromatisches Licht angewandt werden. Wie bereits von Czapski 
erwähnt wurde, kann diese Methode auch zur Bestimmung der Lage der Hauptpunkte 
dienen. Vom Verfasser“) ist die Methode weiter ausgebildet worden zur Bestimmung 


1) 8. Czapski, Methode und Apparat zur Bestimmung von Brennweiten nach Abbe. 
Zeitschr. f. Instrkde. 12. S. 185. 1892. 

2)H. Faßbender, Bestimmung der Abhängigkeit der Lage der Hauptebenen von Zone 
und Wellenlänge mit dem Abbescheu Fokometer. Zeitschr. f. Instrkde. 33. S. 310. 1913. 


Heft 14. 


15. Juli 1913. H. Faßbender, Aeltere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. 151 


der Abhängigkeit der Lage der Hauptpunkte von Zone und Wellenlänge. Sie besitzt 
hierfür eine außerordentlich hohe Genauigkeit. 


Aus Fig. 8 ergibt sich: HT" = r, F. 
r 


Um den gesuchten Abstand der Hauptebene von dem Scheitel des Objektivs 
zu erhalten, subtrahiert man die mit dem Tiefentaster leicht meßbare Strecke ST. 
In der Formel für H'T'” bedeutet F den jeweiligen Abstand des Vereinigungspunktes von 
der Hauptebene. Man braucht für F zunächst jedoch nur einen mittleren Wert 
der Brennweite einzusetzen, an dem man die vorher ebenfalls mit dem Abbeschen 
Fokometer bestimmten sphärischen Aberrationen anbringen kann. Mit den so bestimmten 
Aberrationen der Hauptebene kann man die wahren Brennweiten berechnen und mittels 
dieser nochmals in zweiter Annäherung die Abhängigkeit der Hauptpunkte von der 
Zone ermitteln. Die Abhängigkeit von der Wellenlänge ergibt sich bei Beleuchtung 
der Glasskala mit monochromatischem Licht. 

Eine von den seitherigen durchaus verschiedene Methode ist von J. Hart- 
mann!) angegeben worden. Dieses Verfahren wurde gelegentlich der Untersuchung 
des großen Potsdamer Refraktors ausgearbeitet. Die Hartmannsche Methode strebt 
in bezug auf den Vereinigungspunkt das an, was die trigonometrische Durchrechnung 
allgemein leistet. Das ist so zu verstehen, daß gerade so, wie bei der trigonometrischen 
Durchrechnung ein einzelner Strahl rechnerisch bis zum Vereinigungspunkt verfolgt 
wird, so auch hier der Vereinigungspunkt eines einzigen Strahls oder vielmehr eines 
Strahlenbündels experimentell ermittelt wird. Das Prinzip der Methode, die im Gegen- 
satz zur Abbeschen auch an Reflektoren angewandt werden kann, ist folgendes. 

Auf das Objektiv O (Fig. 9) treffe ein paralleles Strahlenbündel auf. Setzt 


man vor das Objektiv eine Blende B mit zwei feinen Löchern, die auf einem Durch- 
messer liegen und von .der 


Achse des Objektivs gleich 
weit entfernt sind, so schnei- 


"| 
den sich diese beiden Strah- 
len nach dem Durchgang ey 3 
durch das Objektiv in ihrem 
Vereinigungspunkt. Dieser —t a 
E | 


wird auf folgende Weise er- 
mittelt. Man stellt diesseits 
des Fokus eine photogra- 
phische Platte auf. Auf dieser bilden sich zwei unscharfe runde Punkte ab. Hierauf 
wird eine entsprechende Aufnahme außerhalb des Fokus gemacht. Man mißt nun den 
Abstand der Punkte bei der intra- und extrafokalen Aufnahme — man kann den Ab- 
stand auch ohne photographische Aufnahme direkt mit einem Okularschrauben- 
mikrometer ausmessen — und bestimmt außerdem den Abstand der Ebenen, in denen 
die intra- und extrafokalen Aufnahmen gemacht wurden. Alsdann ist der Abstand des 
Vereinigungspunktes von der intrafokalen Ebene 
Pe mr d, 
et e 

wo e, der Abstand der Punkte auf der intrafokalen Aufnahme, e, der Abstand der 
Punkte auf der extrafokalen Aufnahme und d der Abstand der intra- und extrafokalen 
Ebene bedeutet. Man erkennt hieraus, daß man stets, wie schon oben erwähnt, die 
Vereinigungsweiten, d. h. den Abstand des Vereinigungspunktes von einem festen Punkt 
auf der Achse des Objektivs, und nicht die wahren Brennweiten erhält. Um die 
Brennweiten zu bekommen, muß man zu dieser Größe noch den Abstand dieses festen 
Punktes von der zugehörigen Hauptebene addieren. Da dieser Abstand ebenfalls von 
Zone und Wellenlänge abhängt, so sind neue und von den extrafokalen Aufnahmen 
unabhängige Messungen erforderlich. Für viele Fälle genügt aber die Bestimmung der 
Vereinigungsweiten, so daß man mit der Hartmannschen Methode allein schon zum 
Ziel kommt. Jedenfalls muß man sich darüber klar sein, daß man mit dem Abbeschen 
Fokometer, mit dem die wahre Brennweite ermittelt wird, und mit der Hartmannschen 
Methode verschiedene Größen bestimmt und man keineswegs erwarten darf, daß mit 


Fig. 9. 


1) J. Hartmann, Objektivuntersuchungen. Zeitschr. f. Instrkde. 24. S. 1. 1904. 


Deutsche 


152 H. Faßbender, Aeltere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. Mechaniker-2tg. 


beiden Methoden die gleichen sphärischen Aberrationen ermittelt werden. Mit dem 
Abbeschen Fokometer erhält man die Differenzen der walıren Brennweiten; in ihnen 
sind also die Aberrationen der Hauptebenen als auch der Vereinigungsweiten enthalten. 
Mit der Hartmannschen Methode erhält man die Aberrationen der Vereinigungspunkte 
ganz ohne Rücksicht auf die Aberrationen der Hauptebene. 

Wir haben bisher angenommen, daß nur 2 Strahlenbündel aus dem parallelen 
Kegel ausgeschnitten werden. Besser wählt man nicht nur 2, sondern 4, die paarweise 
auf zwei zueinander senkrecht stehenden Durchmessern liegen und von der Achse des 
Objektivs gleichen Abstand haben. Rechnet man die Vereinigungsweiten für die paar- 
weise zugeordneten Strahlen auf senkrecht zueinander stehenden Durchmessern aus, 
so erhält man nicht die gleichen Vereinigungsweiten. Der Grund hierzu liegt in dem 
sog. Astigmatismus auf der Achse. Der Mittelwert beider Vereinigungsweiten ist aber 
unabhängig von dem jeweilig gewählten Positionswinkel, ist also frei von dem Astig- 
matismus auf der Achse. Man bringt, um gleichzeitig möglichst viele Zonen unter- 
suchen zu können, statt nur zweier Löcher auf jedem Durchmesser der Hartmann- 
schen Blende mehrere an und verteilt außerdem die Löcher auf mehr als zwei 
Durchmesser, die nur paarweise senkrecht zueinander zu stehen brauchen. Man kann 
so mit nur 2 Aufnahmen die Unterlagen zur Berechnung der sphärischen Aberration 
aller Zonen erhalten. Fig. 10 zeigt die Anordnung der Löcher auf einer solchen Blende. 

Die Löcher sind hier folgendermaßen verteilt: 


Positionswinkel $ Zone r 

0° und 90° r = 10, 18, 26, 38 mm 
22,5° und 112,5° r= 30 mm 
45° und 135° r= 6, 14, 22, 34 mm 
67,5° und 157,5° r = 30 mm 


Wir haben bisher angenommen, daß wir paralleles Licht für die Aufnahme 
zur Verfügung haben. Man kann sich jedoch mit nahezu parallelem Licht begnügen. 


Fig. 10. Fig. tt. 
Kine feine Lochblende wird in der Achse des zu untersuchenden Objektivs möglichst 
entfernt aufgestellt und mit monochromatischem Licht beleuchtet. Man kann dann 
mittels einfacher Formeln die für den endlichen Objektabstand geltenden Aberrationen 
für unendlichen Objektabstand umrechnen. 

Die Bestimmung der chromatischen Aberration kann so vorgenommen werden, 
daß die Lichtblende nacheinander mit Licht von verschiedener Wellenlänge beleuchtet 
wird und jedesmal getrennte Aufnahmen gemacht werden. Da man bei jeder Wellen- 
länge die Vereinigungsweite verschiedener Zonen ermittelt, so erhält man gleichzeitig 
die sphärische Differenz der chromatischen Aberration. 

Neben diesem verhältnismäßig umständlichen Verfahren hat Hartmann a.a. Q. 
ein zweites angegeben, das mit nur zwei Aufnahmen die ganze Farbenkurve zu er- 
mitteln gestattet. In die Ebenen, in denen sich bei der intra- und extrafokalen Auf- 
nahme die photographische Platte befindet, wird jetzt der Spalt eines Spektrographen 
gebracht und so justiert, daß er in die Richtung eines Durchmessers der Hartmann- 


schen Blende fällt, in der sich Löcher befinden. Die Achse des Kollimators fällt mit der des | 


zu untersuchenden Objektivs zusammen. Bei Beleuchtung mit weißem Licht und unter der 
Voraussetzung vollkommener chromatischer Korrektion würden die extrafokalen Punkte in 
parallele Spektren auseinandergezogen werden. Wegen der chromatischen Aberration sind 
die Spektren gekrümmt. Um die Justierung des Spalts zu vereinfachen, bringt man in die 
Hartmannsche Blende keine Löcher, sondern parallele Schnitte (s. Fig. 11) von der 


on ir H. Faßbender, Aeltere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. 153 


Breite der Löcher an, die nur angenähert senkrecht zur Richtung des Spalts zu stehen 
brauchen. 

Fig. 12 zeigt die bei Beleuchtung mit einem Stern erhaltenen intrafokalen 
Spektren. Der Abstand zweier zugeordneter Punkte der Spektra entspricht den Strecken 
e, und e, bei den einfachen extrafokalen Aufnahmen. 


Fig. 12. 


Wir haben seither nur von der Untersuchung des Objektivs in der Achse 
gesprochen. Gerade bei der Prüfung photographischer Objektive ist die Unter- 
suchung außerhalb der Achse besonders wichtig, um den Astigmatismus und die Bildfeld- 
krümmung bestimmen zu können. Die Untersuchung außerhalb der Achse erfolgt in 
ganz analoger Weise, nur daß man alsdann das Licht schief zur Achse auffallen läßt. 

Um das Verfahren in möglichst einfacher Weise anwenden zu können, hat 
Hartmann!) eine optische Bank konstruiert. Fig. 137) zeigt die in der Physikalisch- 
Technischen Reichsanstalt zu diesen Messungen dienende Bank. Im Rahmen R 
befindet sich das zu untersuchende Objektiv, im Fernrohr F ein vorher genau untersuchtes 
Normalobjektiv. An dem Okularende des Fernrohrs kann ein Kassettenhalter zur Auf- 
nahme der photographischen Platten, ein Okularschraubenmikrometer zur direkten Aus- 
messung der Hartmannschen Bilder oder eine feine Lochblende angesetzt werden. 
Die Stellung des Fernrohrauszugs kann mittels eines Nonius abgelesen werden. Im 
Rahmen E, der längs einer Schiene verschiebbar ist, können ebenfalls Okularmikro- 
meterschrauben, Kassettenhalter und Lochblende befestigt werden. p 


Fig. 13. 


Es kann nun entweder das Normalobjektiv nur dazu verwandt werden, um 
paralleles Licht herzustellen. Am Okularende des Fernrohrs befindet sich die Loch- 
blende. Die Aufnahmen werden intra- oder extrafokal zum Fokus des zu untersuchenden 
Objektivs gemacht. Oder andrerseits wird bei der sog. Umkehrmethode die Lochblende 


1) J. Hartmann, Objektivuntersuchungen. Zeitschr. f. Instrkde. 24. S. 1. 1904. 
2) H. Faßbender, Die günstigste Anwendungsart des Hartmannschen Objektiv- 
prüfungsapparates. Zeitschr. f. Instrkde. 33. 8. 177. 1913. 


154 H. FaBbender, Aeltere und neuere Methoden zur Prüfung von Objektiven. en l 


in den Rahmen Æ gebracht, und die extrafokalen Aufnahmen werden intra- und extra- 
fokal zum Fokus des Normalobjektivs aufgenommen. Ist die Brennweite des Normal- 
objektivs größer als die Brennweite des zu untersuchenden Objektivs, so wird nach 
einem bekannten Satz von der quadratischen Tiefenvergrößerung die sphärische 
Aberration im Verhältnis der Quadrate der Brennweiten vergrößert. Sind also df die 
gesuchten Aberrationen, so mißt man 
F? 
dF = df- F? 

wo F und f die Brennweiten des Normalobjektivs und des zu untersuchenden bedeuten. 
Können die Fehler des Normalobjektivs nicht vernachlässigt werden, so müssen sie 
natürlich besonders berücksichtigt werden. 

Über die Anwendung dieser Bank und einen Vergleich der direkten und der 
Umkehrmethode ist in den S. 153 unten genannten Abhandlungen genaueres mitgeteilt. 

In neuester Zeit sind zwei Interferenzverfahren zur Bestimmung der chromatischen 
Aberration angegeben worden. Eine der Interferenzmethoden ist im Bureau of Stan- 
dards von Priest!), die andere in Breslau von Waetzmann?) ausgearbeitet worden. 
oder wenigstens sind solche Messungen noch nicht veröffentlicht worden. 


Zum Schluß will ich noch die systematische Untersuchung eines Fernrohrobjektivs 
und eines photographischen Objektivs auf die verschiedenen Fehler hin besprechen und 
dabei die Methoden angeben, die zur Untersuchung mit Vorteil angewandt werden. 

Den am vollkommensten korrigierten Typ eines Fernrohrobjektivs stellt der 
Apochromat dar. Nach Abbe versteht man unter einem Apochromaten ein Objektiv, 
das für mindestens zwei Farben aplanatisch korrigiert ist und das ein vermindertes 
sekundäres Spektrum besitzt. Die Untersuchung des sekundären Spektrums erfolgt am 
besten nach der Hartmannschen Methode, und zwar für mindestens zwei Farben, um 
auch eine Vorstellung von der sphärischen Differenz der chromatischen Aberration zu 
gewinnen. Ein Objektiv ist aplanatisch korrigiert, wenn ein kleines Rechteck wieder 
in ein Rechteck abgebildet wird. Hierzu ist aber notwendig, daß auch ein Punkt auf 
der Achse in einen Punkt abgebildet wird. Das Objektiv muß also.sphärisch korrigiert 
sein, oder mit anderen Worten, die Vereinigungsweite muß unabhängig von der Zone 
sein. Diese Untersuchung wird für zwei Farben nach der Hartmannschen Methode 
angestellt. Dafür, daß auch ein Rechteck wieder in ein Rechteck abgebildet wird, ist 
notwendig und hinreichend, daß die seitliche Brennweite, d. h. der Abstand des Ver- 
einigungspunkts vom seitlichen Hauptpunkt, unabhängig von der Zone ist. Um dies 
aber entscheiden zu können, muB die Abhängigkeit der Hauptebenen von der Zone 
ermittelt werden. Dies geschieht nach der oben erwähnten Methode mit dem Abbe- 
schen Fokometer, und zwar für dieselben zwei Farben, wie die Messung der Ver- 
einigungsweiten. 

An der nach einer der üblichen Methoden bestimmten Brennweite sind für die 
verschiedenen Zonen die Aberrationen der Hauptebenen und des Vereinigungspunktes 
anzubringen und so die wahre Brennweite zu berechnen. Ist diese gleich F, so ist 
die seitliche Brennweite gegeben durch G = VF? + r?, wor der Radius der Zone ist. 

Bei einem gewöhnlichen Achromaten genügt die Untersuchung der sphärischen 
Aberration der Vereinigungsweiten für zwei Zonen. 

Bei den photographischen Objektiven muß zunächst die chromatische Aberration 
und besonders der chemische Fokus am besten nach der Hartmannschen Methode 
untersucht werden. Sphärische und aplanatische Korrektion sind ebenfalls wichtig und 
werden gerade so wie bei den Fernrohrobjektiven ermittelt. Hinzu kommt noch der 
Astigmatismus und die Bildfeldkrimmung. Diese Messung findet auf der Hartmann- 
schen Bank statt. Dabei verschiebt man das Fernrohr mehrere Male um eine bestimmte 
Anzahl Grade des Halbkreises nach rechts und links und macht in jeder einzelnen 
Lage die extrafokalen Aufnahmen. 


') Priest, Eine neue Methode zur Bestimmung der Brennweite von Sammellinsen. 
Bull. Bur. of Standards 5. S. 483. 1908. 

2) Waetzmann, Interferenzmethode zur Untersuchung der Abbildungsfehler optischer 
Systeme. Ann. d. Phys. 39. S. 1042. 1912. 


Heft 14. 
15. Juli 1918. Kleinere Mitellungen; 


155 


Gerade die Vielseitigkeit der Hartmannschen Methode hat die Praxis der 
Objektivuntersuchungen ein gutes Stück weitergebracht. Die Hartmannschen extra- 
fokalen Messungen des Vereinigungspunktes und die Bestimmung der Hauptebenen mit 
dem Fokometer ergänzen sich vollkommen, und beide Methoden zusammengenommen 
genügen zur vollständigen Untersuchung von Objektiven. 

Dabei soll auch jetzt noch den älteren Methoden, vor allen der Foucoltschen 
Messerschneidenmethode und der Cookeschen Methode, nicht jeder Wert abgesprochen 
werden. Gerade die Cookesche Methode dürfte neben den andern Methoden hin und 
wieder mit Vorteil angewandt werden, wenn es nicht auf zahlenmäßige Angabe der 
Fehler ankommt, sondern man schnell eine Vorstellung von der Gesamtleistung des 
Objektivs erhalten will. 


zz 


Carl - Reichel - Heim. treter der Präzisionsmeehanik Deutsehlands. 


Unter dieser Bezeichnung ist im Schloß- | Ein von Frau Kommerzienrat Luise Dörffel 
garten zu Elbingerode i. H. ein Erholungs- gestiftetes Bild von J. Ramsden, Optician 
heim eingerichtet und in Betrieb gesetzt to His Majesty, vertritt wiirdig die Präzisions- 
worden, dessen Endziele ein diesem Hefte | mechanik der auBerdeutschen Welt. DieBi- 
beigefiigter Prospekt erläutert. bliothek enthält in Reichels eigenem Regal 

In seiner weiteren Entwickelung soll | außer der sauber gebundenen Zeitschrift 
das mit der ganzen Behaglichkeit unserer | für Instrumentenkunde und der Deutschen 
Altvorderen gebaute, aber als frühere Mechaniker-Zeitung manches cute und niitz- 
Dienstwohnung eines höheren Verwaltungs- | liche Buch, das neben der Belehrung auch 
beamten doch mit manchen Vorziigen der | der bildenden Unterhaltung dienen soll. Die- 
neueren Wohnungstechnik (Wasserleitung, | Ses sind die Anfänge des künftig Werdenden. 
Badeeinrichtung, elektrischer Beleuchtung) Damit sich dieses alles aber stetig im 
ausgestattete Haus zu einem Erholungsheim | Sinne der Grundidee und in Richtung auf 
für „Edelhandwerker“ werden und auch den | das Endziel entwickeln könne, ist es nötig, 
tüchtigsten, strebsamsten und gesittetsten | daB alsbald eine feste Organisation ge- 
Jüngern der Präzisionsmechanik, die wir an | Schaffen werde in der festen Form einer 
die Spitze der Edelhandwerke stellen möch- | Stiftung, und eine solche ist nur möglich, 
ten, und den Fachlehrern der Präzisions- | wenn sich die finanzielle Lebensfähigkeit 
mechanik bei längerem oder kürzerem Auf- | der Einrichtung ergeben hat. In erster 
enthalte eine Erholungsstätte von beson- | Reihe müssen daher die Mittel gewonnen 
derem Reize und starker Heilwirkung | werden zum Einbau von Wohn- und Schlaf- 
werden, die gegen eine verhältnismäßig | Zimmern bescheidener Größe im hohen 
geringe Zahlung benutzt werden kann. Dachgeschosse. 

Im Carl-Reichel-Heim sollen solche Den meisten Lesern dieser Zeitschrift 
Besucher, wenn sie gezwungen sind, zuihrer | dürfte in der letzten Zeit ein Rundschreiben 
Erholung für längere Zeit der fachlichen | zugegangen sein, in dem unter Beifügung 
Tätigkeit fern zu bleiben, doch nicht völlig | einer Erklärung um eine freiwillige Gabe 
der fachlichen Anregung entbehren, soweit | für die Zwecke des Carl-Reichel-Heims 


sie solche wünschen. Solche Anregung soll gebeten wird. Namens des geschäftsführen- 
durch eine Bibliothek, eine Ehrengalerie den Ausschusses richten die Unterzeichneten 


der deutschen Präzisionsmechanik und ver- | an alle Leser dieser Zeitschrift die Bitte um 
schiedenes Anschauungsmaterial geboten | die Bewilligung solcher Beiträge, die als 
werden, das nach und nach in den weiten freiwillige einmalige oder Jährlich wieder- 
‚Räumen des Hauses gesammelt werden soll. | kehrende Gaben der weiteren Entwickelung 
Von diesem allen sind die ersten Anfänge | des Carl-Reichel-Heims dienen sollen. 
bereits erkennbar. Sobald die Summe dieser Gaben aus- 

Seit dem Ostertage prangen in der Halle | reicht, um den inneren Ausbau zu be- 
des Reichel-Heims die von dafür maß- | wirken und die Belastung des Grundstückes 
gebendsten Stellen gestifteten Bilder von | entsprechend herabzumindern, wird das 
Werner v. Siemens, Ernst Abbe, | Carl-Reichel-Heim die Form einer Stif- 
August Repsold, Wilhelm Breithaupt, | tung erhalten, für deren sachzemäße Ver- 
Reichenbach und namhafter weiterer Ver- | waltung sehr namhafte und geschäftskwndige 


ee ee Te eR SS FS 


156 


Bewohner der Harzstädte bereits ihre Mit- 
wirkung freundlichst zugesagt haben. Auch 
ist die Erwartung berechtigt, daß zur Siche- 
rung der Kontinuität der Entwickelung das 
Protektorat über diese Stiftung von einer 
im Harz hochmögenden Stelle übernommen 
werden dürfte. 

Solchen Lesern, denen kein Formular 
zur Erklärung über Bewilligung einer Gabe!) 
für das Reichel-Heim zugegangen ist, 
sei ausdrücklich bemerkt, daß die Werni- 
geröder Bank zu Wernigerode auf das 
bei ihr bestehende „Konto Carl-Reichel- 
Heim“ Einzahlungen entgegennimmt. Eine 
Erklärung an einen der Unterzeichneten 
über die Höhe der Spende und über deren 
Charakter als jährlich wiederkehrende oder 
einmalige ist in jedem Falle erwünscht. 

Über alle Gaben geht den Spendern 
zunächst eine Anerkennung zu. Die öffent- 
liche Quittung wird in einem zum 9. April 
1914 — Reichels Geburtstag — erschei- 
nenden ersten Jahresberichte erteilt werden. 

Wir bitten unsere Leser neben zahl- 
reichen Gaben um einen regen Besuch des 


Kleinere Mitteilungen. — Patentschau. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


nach den Mitteilungen an den Mechaniker- 
tag in Cöln seit dem Anfange dieses 
Monats als Sommerpensionat betriebenen 
Carl-Reichel-Heims, sei es in eigener 
Person oder durch gebildete Personen ihres 
Vertrauens. Für Familien bietet die jetzige 
Anlage sehr angenehme, gut ausgestattete 
Wohnräume und der Schloßpark auf Wunsch 
gesonderte Plätze. Auf dem Wege fleiBiger 
Benutzung kann am schnellsten die Grund- 
idee und die Art ihrer Durchführung einem 
größeren Kreise sinnfällig gemacht und es 
können Mängel in der ersten Anlage auf 
diesem Wege am sichersten erkannt und 
am schnellsten beseitigt werden. Wir dürfen 
nach den bisherigen Erfahrungen annehmen, 
daß kein feinsinniger Besucher sich dem 
eigenartigen Reiz der Örtlichkeit wird ent- 
ziehen können, die sehr weite Entwicklungs- 
möglichkeiten für die Zukunft in sich birgt. 


Im Auftrage: 
Ernst Kallenbach, Berthold Pensky, 
i. Fa. Max Cochius, Baurat, 
Berlin 8 42, Berlin- Friedenau, 
Alexandrinenstr. 35. Handjerystr. 90. 


Hilfsapparat für die Temperaturmessung in der Achsel- 
höhle, gekennzeichnet durch einen Führungsstab a mit Schieber 


Dampfmesser, bei 


b!b2, auf dem das Thermometer festgeklemmt ist und der einen Ring g 
trägt, der das Hindurchstecken des Thermometers vorn in die Achsel- 
höhle gestattet. D. Sarason in Berlin. 22. 8.1911. Nr. 248 097. Kl. 30. 


dem eine elektrische Meß- 
vorrichtung durch einen 
von Thermoelementen er- 
zeugten Strom betätigt 
wird, deren Lötstellen 
dem Dampfstrom ausge- 
setzt sind, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß ein 
über einer Drosselstelle 
befindliches Differential- 


manometer eine Anzahl Thermoelemente nacheinander 
einschaltet, so daß die Klemmenspannung der je- 
weilig eingeschalteten Elementengruppe dem Dampf- 
verbrauch proportional ist. A. Schwartz in Char- 


lottenburg. 7. 5. 1911. Nr. 247870. Kl. 42. 


1) Solche Formulare können von dem Mechaniker Herrn Wilhelm Kuhfahl, Schrift- 
führer des Vereins Berliner Mechaniker (Charlottenburg, Eosanderstr. 2), bezogen werden. 


mm mn M ao 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 
Vereinsblatt der Deutschen Gegellaphaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 15. | 1. August. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Nachruf auf Wilhelm Handke. 


Gehalten auf der 24. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik 
zu Cöln am 27. Juni 1913 
von Dr. H. Krüfs in Hamburg, Vorsitzendem der Gesellschaft. 


Vor allem müssen wir heut Wilhelm Handkes gedenken, der durch die 
Eigenart seiner Persönlichkeit unseren Jahresversammlungen häufig ein besonderes Ge- 
präge gegeben hat. Was er als Mensch und Familienvater, was er als tüchtiger Leiter 
seiner aus kleinen Anfängen zu großer Bedeutung herangewachsenen Werkstätte ge- 
wesen ist, das ist an seiner Bahre vor seinen Freunden und seinen Berliner Kollegen 
zum Ausdrucke gekommen, und mit dem namens unserer Gesellschaft niedergelegten 
Kranze habe ich versucht, kurz auszusprechen, welch großen Verlust die deutsche 
Mechanik durch sein Hinscheiden erlitt. 

Heute auf unserer Jahresversammlung wollen wir uns zunächst daran erinnern, 
daß Handke, der seit 1891 dem Vorstande unserer Gesellschaft angehörte, jahrzehnte- 
lang das wichtige Amt des Schatameisters verwaltet hat. Wir sahen alljährlich bei 
seiner Berichterstattung über die Geldverwaltung, mit welcher Freude und Hingebung 
er sich dieser Arbeit widmete, und manche Mitglieder werden sich erinnern, mit welcher 
Freundlichkeit er ihre Beiträge einzuziehen sich bemühte. Noch in den letzten Tagen 
seines Lebens hat er sich, wie das Rechnungsbuch zeigt, mit diesen Dingen beschäftigt. 

Aber viel mehr noch als hierfür haben wir ihm zu danken für seine treue 
Mitarbeit an den Zielen unserer Gesellschaft. Wohl auf keinem Mechanikertage hat 
seine Meinung bei der Beratung wichtiger Angelegenheiten gefehlt: mit der ihm eigenen 
Freundlichkeit, aber auch mit der auf tüchtiges Können begründeten Sachlichkeit und 
Entschiedenheit wußte er seinen Ansichten Geltung zu verschaffen. 

Sein Hauptinteresse und die Arbeit vieler Jahre hat er der richtigen Ausbildung 
des Nachwuchses gewidmet. Schon auf dem ersten Mechanikertage 1889 in Heidelberg 
hielt er ein großzügig angelegtes Referat über die Ausbildung der Lehrlinge, in welchem 
gegenüber der einseitigen Ausbildung derselben in Spezialwerkstätten Minimalleistungen 
aufgestellt wurden, die von allen Lehrlingen der Feinmechanik zu erfüllen seien. Auch 
für die Ordnung der Gehilfenfrage trat er auf jener Versammlung ein, was zu ein- 
gehenden Verhandlungen mit den Vertretern der Arbeiterschaft in Kommissionen und 
auf den nächsten Mechanikertagen führte. 

Auf den Versammlungen 1894 und 1899 setzte Handke in größeren Vor- 
trägen die weiteren Ergebnisse seiner Überlegungen in dieser Richtung fort, und auf 
der Versammlung im Jahre 1900 konnte ich mit ihm Vorschläge einer Prüfungsordnung 
für die Gehilfenprüfung vorlegen, eine gemeinsame Arbeit, die mir das Andenken 
meines Freundes unvergeBlich gemacht hat. Diese Prüfungsvorschläge sind von den 
deutschen Handwerkskammern angenommen worden und finden sich noch heute wört- 
lich in ihren Prüfungsbestimmungen; sie haben es bewirkt, daß wir von vornherein 
in das freundlichste Verhältnis zu den Handwerkskammern gelangten. Ebenso wichtig 
war die Vorlage, die Handke uns im Jahre 1901 machte, in welcher er durch Bericht 
und Zeichnungen darlegte, was die Werkstattinhaber in den verschiedenen Zweigen 
der Feinmechanik den Lehrlingen bieten müssen und was von dem Lehrling verlangt 
werden kann auf den einzelnen Stufen seiner Ausbildung. Diese Vorschläge sind in 


Deutsche 


158 B. Halle, Die Herstellung fehlerfreier Objektive. Mechaniker-7tg. 


mancher Werkstätte seither mit großem Erfolg als Leitfaden für die Lehrlingsausbildung 
benutzt worden. 

Allen diesen Arbeiten hat er aber den praktischen Erfolg hinzugefügt, indem 
er die Gehilfenprüfungen in Berlin organisierte und durchfiihrte. Viele Mühe und Zeit 
hat er neben seinem Berufe dieser Aufgabe gewidmet; auf wohl befestigtem Grunde 
stehen diejenigen, die ihm in dieser Arbeit nachfolgten. 

Ich erinnere ferner an Handkes Bericht über Schutzvorrichtungen in mecha- 
nischen Werkstätten auf unserer Jahresversammlung im Jahre 1895, ein Gebiet, dem 
er im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Berufsgenossenschaft besonderes 
Interesse zuwandte. 

So war er ein Mechaniker von guter alter Art und Tüchtigkeit, der sich aber 
auch dem Neuen nicht verschloß, sondern seine Erfahrungen und seine Kunst einsetzte, 
um das Neue, das sich emporrang, mit dem guten Alten fest zu verankern und ihm 
so zu einer sicheren und für die Sache gedeihlichen Weiterentwicklung zu verhelfen. 

Aus dem Kreise derjenigen, die regelmäßig Jahr für Jahr unsere Versamm- 
lungen besuchten, hat wohl Wilhelm Handke sich die meisten Freunde unter den 
Mitgliedern erworben durch seine ganze natürliche Art und seine fröhliche Lebensauf- 
fassung. Es war jedesmal geradezu der Höhepunkt des unser Beisammensein be- 
schlieBenden Festessens, wenn er sich zu einer Tischrede erhob und sein urwüchsiger, 
aber niemals verletzender Humor sich über alle Vorkommnisse der nunmehr beendeten 
Tagung ergoß. In ihm lernten auch die Kollegen aus anderen Teilen Deutschlands die 
Berliner lieben und verehren. 

Vor zwei Jahren haben wir ihn zuletzt in diesem Kreise begrüßt, mit Wehmut 
sahen wir, daß seine Kräfte schwanden. Im vorigen Jahre erfreute er uns noch durch 
einen launigen Gruß. Und dann ist unser Freund still aus dieser Welt gegangen. 
Denn er war bescheiden wie alle innerlich reichen und wirklich kraftvollen Menschen. 
Je mehr ein Mensch der Welt gibt, um so weniger begehrt er, von der Welt Ehre zu 
empfangen. Wir können deshalb seinem Andenken keine größere Ehre erweisen, als 
daß wir in seinem Sinne schlicht und recht unsere Pflicht tun, die reichen Erfahrungen 
unserer täglichen Arbeit unseren Berufsgenossen zur Hebung unserer schönen Kunst 
zur Verfiigung stellen und so stets neue, für die Präzisionstechnik begeisterte Jünger 
gewinnen und sie tüchtig machen zu ihrem eigenen Lebenskampfe, aber auch im 
Interesse unserer Industrie und des Ansehens derselben in unserem Vaterlande und 
über dessen Grenzen hinaus. 


Die Herstellung fehlerfreier Objektive. 


Von B., Halle in Berlin-8tcglitz. 


Der Vortrag, den Herr Dr. Faßbender am 6. Mai über ältere und neuere 
Methoden zur Prüfung von Fernrohr-Objektiven in der Deutschen Gesellschaft für 
Mechanik und Optik gehalten hat und der in den beiden letzten Heften dieser Zeit- 
schrift abgedruckt ist, hat mich veranlaßt, darüber nachzudenken, wie die durch die 
Prüfung nachweisbaren Fehler bei Herstellung der Objektive wohl entstanden sein 
mögen, um nach dem Erkennen der Ursachen Vorschläge zur Vorbeugung oder Be- 
seitigung der Fehler machen zu können. Denn wenn auch der Nachweis von Fehlern 
in hohem Grade wertvoll ist, so ist doch deren Beseitigung nicht minder hoch einzu- 
schätzen. Von diesem Gesichtspunkte aus möchte ich mir erlauben, einige Arbeits- 
winke zu geben, deren Kenntnis ich meiner langjährigen Tätigkeit auf dem Gebiet der 
Herstellung großer astronomischer Objektive in der Schroederschen Werkstatt verdanke. 
Es leitet mich dabei der Gedanke, auf diese Anregung hin auch von anderer Seite 
praktische Vorschläge zu hören, deren endgültiges Resultat dem Optiker von Nutzen 
sein dürfte. 

: Fig. 3 der erwähnten Veröffentlichung (S. 756) zeigt eine helle Scheibe mit 
zentralem, wallartigem Ring, ähnlich den Kratern der Mond-Ringgebirge. Es ist wohl 
ohne weiteres klar, daß diese Erscheinung auf ungleiches Polieren der Krümmungs- 
flächen des Objektivs zurückzuführen ist; man darf vermuten, daß zum Polieren eine 


= faces iiS B. Halle, Die Herstellung feblerfreler Objektive. 159 


Maschine verwandt worden ist, bei welcher die Polierschale durch einen seitlich an- 
gebrachten Hebel gradlinig über die Mitte der Linse hinweggeführt wörden ist. Hierbei 
tritt, sobald die Polierschale die Mitte der Linse passiert, ein Wechsel in der Bewegung 
ein, welcher am deutlichsten in Erscheinung tritt, wenn die Polierschale einmal ohne 
Adhäsion über die Fläche gleitet. Da der Führungsstift doch immer etwas Spielraum 
in dem Loch der oben auf der Polierschale aufgekitteten Platte haben muß, so wird 
durch den veränderten Druck ein Umspringen erzeugt, welches in seiner Wirkung dem 
anfangs erwähnten Bild entspricht. 

Um diesem Übel vorzubeugen, hatte Schroeder zum Polieren der Objektive 
und Spiegel eine Maschine benutzt, deren Mechanismus die Polierschale in kontinuier- 
liche Zykloidenbewegung versetzte (siehe auch meinen Aufsatz: „Herstellung planer 
Glasflichen*, Deutsche Mech.-Ztg. 1908. $. 81; ebenso enthält mein vor kurzem er- 
schienenes „Handbuch der praktischen Optik“ nähere Angaben). 

Ein weiterer, in der Wirkung sehr störender Fehler ist die astigmatische 
Aberration, die ihren Ursprung in der Abweichung von der Kugelgestalt einer oder 
mehrerer Flächen des Objektivs hat, wobei eine Neigung zur Zylinderform auftritt. 
Dieser Fehler kann bereits beim Feinschleifen durch ungleiche Schleifbewegungen, die 
zumeist von Hand ausgeführt werden, verbunden mit ungleichem Druck, oder auch 
Verspannen der Linse bei Befestigung derselben auf der Unterlage entstanden sein. 
Es ist durchaus nötig, die Schleifbewegungen so korrekt wie möglich auszuführen und 
die Kugelgestalt vor dem Polieren durch geeignete Apparate zu prüfen. Eine derartig 
ungleich geschliffene Fläche ist durch Polieren nicht zu berichtigen. Vor dem Polieren 
sorge man für genaue horizontale Lagerung der Linse, für parallele Pechschicht der 
Polierschale und regelmäßige Gitterung derselben, so daß ein ungleiches Angreifen der 
Polierschale, deren Wirkung besonders in den ersten Anfängen fortgesetzt geprüft 
werden muß, nicht eintreten kann. 

Die astigmatische Aberration kann aber auch in dem Auge des Beobachters selbst 
ihren Ursprung haben. Wenn nämlich der beobachtete Stern nach Überschreiten der 
Einstellung dureh Einschieben oder Herausziehen des Okulars einen ovalen Schein an- 
nimmt und diese Form bei Drehung des Kopfes sich gleichfalls dreht, so ist mit größter 
Sicherheit anzunehmen, daB das Auge des Beobachters astigmatisch ist; dieser Fehler 
kann nur durch den Gebrauch einer passenden Zylinderbrille ausgeglichen werden. 

Sollten indes trotz gewissenhaftester Arbeit und Vermeidung aller durch die 
Prüfungsapparate nachweisbaren Fehler sich doch noch Reste von Astigmatismus zeigen, 
so wären diese, wenn auch nicht vollständig aufzuheben, so doch wenigstens auszu- 
gleichen durch gegenseitiges Verdrehen der Objektivlinsen gegeneinander. 

‚Einer sphirischen Aberration beugt man vor durch passende Größe der Polier- 
schale und richtiges Einstellen der Züge (Zykloidenbewegung der Polierschale). Zeigt 
sich bei Beginn des Polierens der Rand der Linse stärker angegriffen, so verkleinert 
man die Züge; sie sind zu vergrößern, wenn das Gegenteil eingetreten ist. Ebenso 
kann man noch Veränderungen eintreten lassen durch Vergrößern (schwaches Anwärmen 
und Nachdrücken) oder Verkleinern (Beschneiden) der Polierschale selbst. Vor allem 
bewahre man Glas und Polierschale vor dem Eindringen jedweden Fettes, welches ein 
Gleiten und ungleiches Angreifen der Polierschale bewirkt. 

Zonale Aberration tritt ein, wenn die Polierschale zu klein und mit dieser der 
Rand der Linse zu stark angegriffen ist. Bewirkt man nun durch Einstellung eines 
kleinen Kurbelhubs ein stärkeres Angreifen der Mitte, um den entstandenen Fehler 
aufzuheben, so wird durch die verkleinerten Züge leicht zwischen Mitte und Rand eine 
Zone erzeugt, die bei fortgesetztem Polieren wohl scheinbar verschwindet, die aber 
durch die Prüfungsapparate doch nachweisbar ist. 

Chromatische Aberration ist weniger mangelhafter technischer Ausführung als 
ungenügender Rechnung zuzuschreiben. 


Wie aus dem vorstehenden erhellt, ist die Herstellung großer Fernrohrobjektive 
eine äußerst diffizile Arbeit, denn man hat nicht nur die Phasen derselben auf das ge- 
‚naueste auszuführen und zu kontrollieren, sondern auch alle Nebenumstände gleichfalls 
mit zu berücksichtigen. Zu den letzteren gehört in erster Linie eine sichere und 
durchaus spannungsfreie Lagerung der Linse beim Feinschleifen und Polieren. Die 
Nichtbeachtung erzeugt leicht sphärische und vornehmlich astigmatische Aberration, 
sobald nach Fertigstellung der Linse die Spannung derselben durch Abheben von der 


160 B. Halle, Die Herstellung feblerfreter Objektive. a u Mechaniker Zi 


Unterlage aufgehoben wird. Auch den Temperaturverhältnissen ist bei der Arbeit 
Rechnung zu tragen, ebenso die Prüfung der Flächen erst einige Minuten nach Ent- 
fernen der Polierschale vorzunehmen, um etwaige Spannungen, welche die Linse wäh- 
rend des Polierens erhalten haben kann, verschwinden zu lassen. 

Die zur Prüfung der Flächen nötigen Apparate kann ich wohl als bekannt 
voraussetzen, nur möchte ich noch einen Fühlspiegel erwähnen, der meines Wissens 
von Schroeder konstruiert und vielfach von ihm und mir zur Kontrolle auf Gleich- 
mäßigkeit der Kurven angewendet wurde. In seiner Wirkung entspricht er also dem 
Wanschaffsehen Fühlhebel (s. mein „Handbuch der praktischen Optik“ 8. 45 u. #6), 
nur daß die Übertragung nieht durch Hebel, sondern dureh einen Spiegel erfolgt, der 
das reflektierte Bild eines horizontalen Fadens im Okular eines Fernrohrs erscheinen 
läßt und dessen Abweichung vom wirklichen Faden beim Gebrauch des Apparats den 
Gestaltfehler der Fläche anzeigt. Die wirkenden Teile des Apparats waren besonders 
exakt gearbeitet; so glitt der die Bewegung auf den Spiegel übertragende, aus hartem 
Stahl gefertigte Fuß in fein polierten Chaleedon-Ringen, aus gleichem Kristall war auch 
die durch ihn in Bewegung gesetzte und am Spiegel befestigte Platte hergestellt. 
Der Apparat!) war so empfindlich, daß er die dureh einen Fingerdruck erzeugte Durch- 
biegung und Durchfederung der Linse merklich anzeigte. 

Trotz dieses ausgezeiehneten Apparats und der anderen nieht minder empfind- 
lichen mechanischen Prüfungsapparate möchte ieh doch bei den feinsten Prüfungen 
den optischen Hilfsmitteln den Vorzug geben; denn die ersteren können dureh 
irgend ein Vorkommnis in ihrer Wirkung einmal versagen, die optischen indes nicht. 
Aus diesem Grunde möchte ich empfehlen, die optischen Methoden mehr und mehr zu 
verfeinern und ihre Empfindlichkeit nach Mögliehkeit zu steigern. 

Aber auch bei der gewissenhaftesten technischen Ausführung kann das Resultat 
der Arbeit nicht den geherten Erwartungen in bezug auf Leistungsfähigkeit des Objektivs 
entsprechen, wenn die störenden Fehler in der Glasmasse selbst zu suchen sind; ob es 
möglich sein wird, in Zukunft absolut homogene Gläser, vollständig spannungsfrei, ohne 
Schlieren, Wellen und sonstige die Wirkung sehädigende Fehler herzustellen, das zu ent- 
scheiden muß ich als Laie anderen, in der optischen Glasfabrikation erfahrenen Männern 
überlassen. 

Störend wirken auch die Ungleichheiten der uns umgebenden Atmosphäre, die 
dureh Witterungsunterschiede oft stark beeinflußt wird. So erschweren die an heißen 
Sommertagen auftretenden Wellen in der Luft, ebenso die von der Erde aufsteigenden Dünste 
die Beobachtung ungemein; man kann deshalb im Sommer nur nach Tagen, an denen 
durch Regen die Luft gereinigt ist, und im Winter bei klaren Kalten Nächten mit 
Sicherheit auf erfolgreiche Beobaehtungen rechnen. Aus diesem Grunde sind auch die 
nach dem Zenit gerichteten Beobachtungen stets lohnender, als die zum Horizont 
gerichteten. 

Wenn ich nun am Schluß gewissermaßen als Zusammenfassung meiner Aus- 
führungen mich den Äußerungen der Herren Grubb, Schroeder, Clark und Czapski 
anschließen und gleichfalls meine Ansichten über die Möglichkeit der Aufhebung der 
den Fernrohrobjektiven noch anhaftenden Fehler aussprechen darf, so möchte ich mehr 
dem Czapskischen Urteil mich zuwenden, dem ich in allen Punkten beistimme. Denn 
nur eine zielbewußte Tätigkeit, ein Zusammenwirken beider Zweige, der optischen Roh- 
glasfabrikation mit dem Optiker, mit der technischen Ausführung der Objektivgläser kann 
die Früchte zeitigen, deren wir im Interesse des Fortschritts in Zukunft bedürfen. Daß 
indes bei der exakten Ausführung Retouchen nicht zu vermeiden sein werden, liegt wohl 
auf der Hand; denn wenn etwas nieht verbesserungsfähig wäre, so würde ja jeder Fort- 
schritt von vornherein abgeschnitten sein. Verwerfen möchte ieh aber auf alle Fälle 
die von Clark empfohlene Handretouche, weil diese fortgesetzt nur andere Retouchen zur 
Folge haben würde; eher möchte ich der Schroedersehen zustimmen, welche die end- 
gültige Aufhebung der Fehlerreste in die Bearbeitung der Rückfläche des Objektivs 
verlegt. 


1) Zeitschr. f. Instrkde. 13. S. 222. 1893. 


ee —— 


Heft 15. 
1. August 1913. 


Für Werkstatt 
und Laboratorium. 


Verwendung von Schleifscheiben. 
Zeitschr. d. Ver. d. Ing. 57. S. 822. 1913. 


In der Herstellung künstlicher Schleifscheiben 
und in der Bindung der Scheiben sind in den 
letzten Jahren wesentliche Fortschritte gemacht 
worden. Prof. Schlesinger veröffentlichte im 
Jahre 1907 nach ausgeführten Versuchen Schleif- 
resultate und Schleifregeln, die auch heute 
noch für alle selbsttätigen Maschinen gelten 
können; es fehlten aber Bestimmungen und 
Anhaltspunkte, welche bei groben, am häufig- 
sten vorkommenden Schleifarbeiten aus freier 
Hand die Auswahl der Scheiben und die Be- 
urteilung der benutzten Scheiben ermöglichen. 
Zu diesen letzteren Arbeiten gehören das Be- 
stoßen von Gußstücken, Eisenkonstruktions- 
teilen, Gesenk - Schmiedestücken, von rohen 
Teilen zu Werkzeugen usw. 

Um diese Lücke auszufüllen, wurde vom 
Verein Deutscher Eisenhüttenleute vor- 
geschlagen, Grundregeln und Hilfsmittel anzu- 
geben, welche sowohl dem Einkäufer die Mög- 
lichkeit bieten, die von verschiedenen Lieferanten 
unter den verschiedensten Namen angebotenen 
Schleifscheiben auf Gleichartigkeit der Bindung 
und Gleichwertigkeit des Schleifmittels zu prü- 
fen, als auch dem Betriebsleiter die möglichst 
genaue Feststellung für die Arbeitsleistung ver- 
schiedener Schleifscheiben in bestimmter Zeit 
zu erleichtern. 

Demnach mußte für den Einkäufer eine Zu- 
sammenstellung der einzelnen Schleifmittel mit 
Angabe der betreffenden Härte sowie eine Zu- 
sammenstellung der verschiedenen Bindungs- 
arten — mineralisch, vegetabilisch oder kera- 
misch — beschafft werden. l 

Als Hilfsmittel für den Betriebsleiter dachte 
man sich Sammelkästen, die unterhalb der 
Schleifstelle an den einzelnen Schleifscheiben 
anzubringen sind, um die Abschliffmenge zu 
sammeln und deren Gewicht für eine bestimmte 
Zeit feststellen zu können. 


Außerdem wurde eine Einigung der verschie- 
denen Scheibenfabrikanten über eine einheitliche 
Skala für Körnung und Härte der Scheiben er- 
strebt. 

Aus den Ergebnissen ausgeführter Versuche 
sollen nachstehend nur einige wesentliche An- 
gaben und Richtlinien für Schleifarbeiten, die 
sowohl für größere als auch für kleinere Werk- 
stätten wertvoll sein dürften, wiedergegeben 
werden. 


Für die Schleifmittel und deren Härte möge 
folgende Zusammenstellung dienen: 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


161 
a natürliche Schleifmittel 
Au | b künstliche Schleifmittel | arte 
] | a | BSchmirgel (Kleinasien) 
2 |a š (7-fach Naxos) 8 
3| a | Korund (Kanada) 9 
4|b| Alundum (im elektrischen 
Ofen geschmolzen) 9,2 bis 9,3 
5|b| Elektrorubin (desgl.) 9,2 
6 | b | Elektrorubin extra la 9,3 
7| b} Elektrit 9,2 bis 9,3 
8 | b| Korundin 92 yee 
9| b| Karborundum 
10 | b | Siliziumkarbid 9,5 
11 | b | Karbosilite 


Die Bindungsarten der Schleifscheiben können 
sein: a) mineralisch, und zwar Magnesit für 
Trockenschliff und Silikat für Trocken- und 
Naßschliff; b) vegetabilisch, Öl und Gummi für 
Trocken- und Naßschliff; c) keramisch, in Weiß- 
glut gebrannt, ebenfalls für Trocken- und Naß- 
schliff. 

Zur Benennung der Korngrößen wurde vor- 
geschlagen, die Maschenzahl auf dem Quadrat- 
zoll (!!!) anzusetzen und ferner zum Vergleich 
mit der Feile folgende Körnungen in Ansatz zu 
bringen: 
entspricht einer 


OPEL ORG Arbeit mit 

6 bis 10 Holzraspel 

16 , 20 grober Feile 

24 , 35 Bastard feile 

40 , 60 Halb-Schlichtfeile 
70 „ 80 Ganz-Schlichtfeile 
90 , 100 Doppel-Schlichtfeile 
140 , 220 Schaber. 


Zur leichteren Auswahl der Scheiben und 
zur richtigen Behandlung der Schleifscheiben 
mögen folgende Bchleifregeln dienen: 


Grundregeln. 


1. Je kleiner die Berührungsfläche zwischen 
Schleifscheibe urd Arbeitsstück ist, um so härter 
muß die Schleifscheibe sein, und umgekehrt. 
(Kanten, Grat u. dergl.) 

2. Je härter das Material, um so weicher muß 
die Schleifscheibe sein, und umgekehrt. 

3. Je größer die Umfangsgeschwindigkeit der 
Schleifscheibe, um so weicher muß die Scheibe 
sein. 

4. Je feiner die Körnung der Schleifscheibe, 
um so weicher muß die Scheibe sein. 


Besondere Schleifregeln. 

1. Scheint eine Scheibe zu hart zu sein und 
schmiert sie, so versuche man, ob die Schnitt- 
fähigkeit bei Verringerung der Umlaufzahl zu- 
nimmt. 

2. Ist eine Scheibe zu weich und nimmt 
selbst zu sehr ab, so erhöhe man die Umlauf- 


162 


zahl; ist der Verschleiß der Scheibe dann noch 
zu groß, so ist diese Scheibe für die betreffende 
Schleifarbeit ungeeignet. 

3. Scheiben mit weichen und harten Stellen 
sind abzudrehen, und wenn ein mehrmaliges 
Abdrehen nicht hilft, außer Betrieb zu setzen, 
da sie doch andauernd unrund werden. 

4. Schleifkraft und Lebensdauer einer Schleif- 
scheibe stehen in geradem Gegensatz; je härter 
eine Scheibe ist, um so länger wird sie aus- 
halten, aber auch um so weniger Material in 
einer bestimmten Zeit fortnehmen und unnötige 
Arbeitslöhne erfordern. 

5. Die Flansche, zwischen welchen die Schleif- 
scheibe gehalten wird, sollen wenigstens ein 
Drittel des Durchmessers der Schleifscheibe be- 
decken und innen konkav ausgedreht sein. 

6. Das Loch der Schleifscheiben darf weder 
zu klein noch zu groß sein, da im ersteren Fall 
das Aufkeilen oder Aufpressen Gefahr bringen 
kann, im letzteren das Zentrieren der Scheibe 
erschwert wird; am besten ist eine Bleibüchse. 

7. Das Schleifen selbst geschehe stets ohne 
großen Druck, da nur frei schneidende Schleif- 
scheiben große Leistungen erzielen und Be- 
triebskraft ersparen. 

Unter Zugrundelegung dieser Schleifregeln 
wurden die Versuche ausgeführt; sie ergaben, 
daß eine für einen bestimmten Stoff geeignete 
Scheibe für andere Stoffe ganz abweichende und 
unbefriedigende Leistungen zeigte. 

Es wurden geschliffen: Schmiedeeisen, Hart- 
guß, Grauguß und weicher Werkzeugstahl. 

Währenddiekeramisch gebundene Schmirgel- 
scheibe bei weichem Stahl den richtigen Ab- 
schliffspan ergab, erwies sich diese Scheibe für 
die anderen Stoffe wenig geeignet und zeigte 
bei Schmiedeeisen den kennzeichnenden Fehler 
einer für den betreffenden Stoft zu harten 
Scheibe: durch zu große Hitze zu kleinen Ku- 
geln geschmolzenes Material. In diesem Falle 
tritt der Fehler auf, daß die betreffende Scheibe 
verschmiert, brennt und bremst. 

Eine andere keramisch gebuhdene Versuchs- 
scheibe aus Elektrorubin war besonders für 
Grauguß geeignet und erzielte hier ein sehr 
gutes Ergebnis; ebenso eine weitere Versuchs- 
scheibe aus Karbosilit für Hartguß. 

Es zeigte sich ferner, daß bei zunehmender 
Umfangsgeschwindigkeit die Leistung der Schei- 
ben wächst, auch dann noch, wenn eine Scheibe 
von geringerem Härtegrad ausgewählt wurde. 

Ferner ergibt sich aus den Versuchen, daß 
Scheiben aus reinen, wenn auch teuren Schleif- 
mitteln die besten Endzahlen für 1 kg abge- 
schliffenes Material aufweisen; denn nicht der 
Preis der Scheibe, sondern der aufgewandte 
Arbeitslohn ist der die Wirtschaftlichkeit am 
meisten beeinflussende Faktor. Es sei deshalb 
noch bemerkt, daß diejenige Schleifscheibe stets 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


die im Betrieb vorteilhafteste ist, die bei dem 
kleinsten Arbeitslohn das meiste Material fort- 
schleift; denn der höhere oder niedrigere Preis 
der Schleifscheibe ist für das Endergebnis — 
Kosten für 1 kg abgeschliffenes Material — von 
ganz untergeordneter Bedeutung. 

Zum Schluß möge noch eine aus der Ver- 
suchsreihe herausgegriffene Datenzusammen- 
stellung zeigen, welche Ermittelungen erforder- 
lich waren, um die vorstehenden Angaben zu 
begründen. Eine keramisch gebundene Schleif- 
scheibe aus Naxos-Schmirgel mit einem Durch- 
messer von 500 mm und einer Scheibendieke 
von 60 mm lieferte bei 21 m/sek Umfangsge- 
schwindigkeit auf Stahlguß in einer Stunde 
1050 g Abschliff; in dieser Menge waren 970g 
Metall und 80g Schleifmittel enthalten. 1 kg 
Scheibenmaterial ergab 12,125 kg Metallabschliff. 
Die Scheibe kostet für 1kg 2 M, 80g kosten 
also 0,16 M1); dazu Arbeitslohn und Betriebs- 
kosten für 1 Stunde 1 M; für die Stunde zu- 
sammen mithin 1,16 M; demnach kostet 1 kg 
abgeschliffenes Metall 1,20 M! Hig. 


Anwendung der Quecksilberdampf. 
lampe bei Untersuchungen mit polari- 
siertem Licht. 

Von T. M. Lowry. 

Engineering 95. S. 973. 1913. 

Die in nebenstehen- 
der Abbildung darge- 
stellte Quecksilber- 
dampflampe ist so ge- 
bogen, daß sie aufge- 
richtet werden kann, 
ohne daß das Queck- 
silber aus dem oberen 
Ende herausläuft. Das 
Ende der Anode bil- 
det dann nicht die 
Oberfläche des Queck- 
silbers selbst, sondern 
ein Metallknopf. Wird 
eine solche Vertikal- 
lampe, deren Quarz- 
rohr etwa 12 mm in- 
neren Durchmesser 
hat, durch Kippen 
entzündet, so füllt die 
Lichtsäule zunächst 
den ganzen Quer- 
schnitt aus, doch bald 
verengt sie sich auf 
ein drittel des Durch- 
messers, da elektrische 


1) Dieser Betrag erhöht sich etwas, weil auch 
der zentrale, zum Schleifen nicht verwendbare 
Teil der Scheibe amortisiert werden muß. 


Die Red. 


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Heft 15. 
1. August 1913. 


Glastechnisches. 


163 


Ströme, die in gleicher Richtung verlaufen, sich 
gegenseitig anziehen. Dieser Umstand macht die 
Lampe besonders geeignet für spektrosko- 
pische und polarimetrische Arbeiten, weil der 
Bogen als lineare Lichtquelle ohne Benutzung 
eines Schlitzes verwendet werden kann. 

Um von dieser Lampe monochromatisches 
Licht zu erhalten, wie es für polarimetrische 
Untersuchungen erforderlich ist, zerlegt man 
ihr Licht durch ein Prisma in gelbe, grüne und 
violette Quecksilberlinien und blendet von 
diesen durch gefärbte Gelatineschichten die- 
jenigen ab, welche man nicht benutzen will. 
Auf diese Weise kann man beispielsweise grünes 
Licht herstellen, welches in so hohem Maße 
monochromatisch ist, daß es selbst nach 
Passieren einer sehr langen Säule von Quarz 
noch zum Auslöschen gebracht werden kann. 
So zeigte der Verf. während einer Vorlesung 
vor der Royal Institution in London, daß 
auf diese Weise hergestelltes Licht beim Durch- 
gange durch einen 50 cm langen Quarzstab, 
der aus einem besonders schönen Kristall ge- 
fertigt war, noch eine scharfe Auslöschung 
aufweisen konnte. Hierbei betrug die wirk- 
liche Drehung 12 789,2°, das Licht hatte den 
Kristall also in einer Spirale von vielen Win- 
dungen durchsetzt. Mk. 


— — 


Glastechnisches. 


Ein aus einem Stück bestehender 
Kühler für Kjeldahlsche Stickstoff- 
bestimmungen. 

Von E. Pescheck. 

Zeitschr. f. angew. Chem. 26. S. 176. 1913. 
Bei den zur Kjeldahlschen Stickstoffbe- 
stimmung angewandten Kihlern treten zwei 
Übelstände auf, nämlich ein gewisser Verlust 
an Ammoniakdämpfen und ein Überschuß an 


gleichzeitig mit überdestillierendem Alkali. Der 
Verlust an Ammoniakdämpfen ist auf mangel- 
haften Verschluß der zur Destillation benutzten 
Apparatteile zurückzuführen, während das über- 
schüssige Alkali von der Wirkung der heißen 
Dämpfe auf die nicht gekühlten Glasteile des 
Apparats herrührt. 


Bei Anwendung des Pescheck schen Kühlers 
wird der erste Fehler überhaupt ausgeschaltet, 
was durch die Anordnung des Apparats er- 
möglicht wird. Dieser ist nämlich aus einem 
Stücke unter Vermeidung jeglicher Kautschuk- 
verbindung gearbeitet, so daß ein Entweichen 
des überdestillierenden Ammoniaks an un- 
dichten Verbindungsstellen, wie es früher viel- 
fach vorkam, hier nicht stattfinden kann. 

Alle nicht gekühlten Glasteile des Kühlers 
sind so gerichtet, daß der darin sich kon- 
densierende Dampf wieder in den Destilla- 
tionskolben zurückfließen muß, was noch da- 
durch besonders erleichtert wird, daß Pescheck 
für seinen Kühler einen Reitmairschen Destil- 
lierkolbenaufsatz verwendet, dessen schräg nach 
unten gerichtetes Röhrchen so weit ist, daß das 
in demselben angesammelte Kondenswasser auch 
gehörig abtropfen kann. Durch reguläres Ab- 
tropfen des Kondenswassers aber fließen auch 
alle durch den Wasserdampf gelösten Alkali- 
anteile in den Destillierkolben zurück ; jedenfalls 
dürften die mit den Dampfen herübergerissenen 
Anteile so minimal sein, daß sie das Resultat 
kaum beeinträchtigen. Werden bei den Stick- 
stoffbestimmungen zu dem Destillierkolben nur 
alkaliarme Gläser verwandt, z. B. das Jenaer 
Glas 16! oder Borosilikatgläser, dann findet 
eine Ausscheidung von Alkali aus dem Glase 
überhaupt nicht statt. 

Der Peschecksche Apparat wird von der 
Firma Paul Altmann, Berlin NW6, herge- 
stellt. R. 


Natürliches Quarzglas. 
Von Dr. Endell-Berlin. 
Sprechsaal £6. S. 319. 1913. 


Nach Endell stellen die sogenannten Blitz- 
röhren oder Fulgurite ein mehr oder minder 
reines natürliches Quarzglas dar. Beim Durch- 
gang eines Blitzes durch Sandmassen werden 
diese geschmolzen, und zwar bilden sich, je 
nach dem Wege, den der Blitz genommen hat, 
entweder @twa 1cm starke Röhren oder glasige 
Oberflächen des Sandes. Die geschmolzenen 
Sandmassen sind, da sie durch unzählige von der 
plötzlichen Vojumenveränderung herrührende 
feine Risse unterbrochen werden, sehr zer- 
brechlich. Bestand die Masse aus verhältnis- 
mäßig reinem Sande, so ist das Schmelzprodukt 
derselben dem künstlichen Quarzglase außer- 
ordentlich ähnlich. Vielfach bilden sich auch 
intermediär Cristobalit oder Tridymit. 

Nach Untersuchungen von Wichmann 
(Zeitschr. der D. Geolog. Ges. 35. S. 849. 1883) 
bestand das Material mehrerer Blitzröhren von 
der Sonner Heide und von Elspeet in Holland 
je nach der chemischen Zusammensetzung des 


164 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


geschmolzenen Sandes aus 96,44°/, bezw. 94,26 °/, 
Kieselsäureanhydrit. 

Die Untersuchungen Endells an mehreren 
Blitzspuren, die er auf einer kahlen Zinne des 
Elbsandsteingebirges entdeckte, ergaben fol- 
gendes Resultat: 

Der Gehalt an SiO, schwankte zwischen 
90 und 97°/,. Die Massen waren vielfach von 
konkretionären Eisenoxydbildungen durchsetzt. 
Vermittelst der mikroskopischen Untersuchung 
wurde festgestellt, daß die Masse einen mittleren 
Brechungsindex n = 1,46 bis 1,47 aufwies, der 
also dem Brechungsindex des künstlichen Quarz- 
glases (1,46) gleich war. Bildung von Tridymit 
und Cristobalit konnte nicht nachgewiesen 
werden, so daß hier der Fall vorzuliegen scheint, 
daß Quarz als solcher ohne Bildung inter- 
mediärer Schmelzprodukte geschmolzen war, 
eine Erscheinung, die auch experimentell im 
Laboratorium nachgewiesen werden kann. 
(Wood, American Journ. Sc. 8. S. 17. 1899.) 

R. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


80. Nr. 554629. Spritze mit auswechselbaren 
Ansätzen für verschiedene Zwecke in einem 
Behälter. H. Reuß, Gräfenroda. 23. 4. 13. 

Nr. 559772. Gerades ärztliches Maximal- 
resp. Minutenthermometer mit angeblasener 
Scheibe oder Wulst zur Begrenzung der 
Einführungsmöglichkeit in den menschlichen 
Körper. Meyer, Petri& Holland, Ilmenau. 
6. 6. 13. 

Nr. 559 773. Im Winkel gebogenes Arztliches 
Maximal- resp. Minutenthermometer mit an- 
geblasener Scheibe oder Wulst zur Begren- 
zung der Einführungsmöglichkeit in den 
menschlichen Körper. Meyer, Petri & 
Holland, Ilmenau. 6. 6. 13. 

42. Nr. 552307. Pipette mit Pumpeinrichtung. 
S. Kahn, Schmiedefeld. 12. 4. 13. 

Nr. 552484. Meßglas ohne Verkleidung des 
Glaszylinders. C. Nüchtern & Söhne, 
Geisweid i. W. 17. 4. 13. 

Nr. 552 566. Thermometer mit einer von einem 
Umhitllungsrohr eingeschlossenen Skala. K. 
u. F. Hörnig, Stadtilm i. Th. 17. 4. 13. 

Nr. 652590. Thermometer mit zwei überein- 
ander gelagerten Flüssigkeiten verschiedenen 
spezifischen Gewichts. F. E. Kretzschmar, 
Elberfeld. 26. 4. 13. 


Nr. 652974. Gasanalytischer Apparat. Ph. 
Eyer, Kötitz b. Dresden. 26. 9. 11. 
Nr. 553995. Thermometer zum Messen der 


Temperatur von in Haufen gelagerter Gerste, 
Malz u. dgl. A. Dargatz, Hamburg. 22.4.13. 
Nr. 554729. Schwimmendes Normal-Instrument, 
bei dem Thermometer- und Aräumeter-Skala 


SF TV Ta a  :öems FT e EE a Je) EEE Sy 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


gleichzeitig senkrecht von oben abgelesen 

werden können. F. E. Kretzschmar, 

Elberfeld. 5. 5. 13. 

Nr.555185. Maßröhre mitdie Skala überdecken- 
dem Schutzglas. Bahmann & Spindler, 
Stützerbach. 17. 4. 13. 

Nr. 555345. Gegen Bespritzen geschütztes 
schwimmendes Thermometer mitbeleuchteter 
Skala, die unter einem beliebigen Winkel 
zum Flüssigkeitsspiegel steht. F. E. 
Kretzschmar, Elberfeld. 26 4. 13. 

Nr. 555 850. Fieberthermometer mit unver- 
schiebbar befestigtem Kapillarröhrchen. 
Reinh. Kirchner & Co., Ilmenau. 12. 4. 13. 

Nr. 655892. Analysenbecher. G. Müller, Il- 
menau. 16. 5. 13. 

Nr. 655922. Gasanalytischer Apparat. 
Hohensee, Saarbrücken. 7. 3. 13. 
Nr. 556050. Hochgradiges Quecksilber - Stab- 

thermometer von prismatischem Querschnitt 

mit Überrohr. W. Niehls, Pankow. 8.5.13. 
Nr. 556 487. Analysenschale. G. Müller, Il- 

menau. 20. 5. 13. 

Nr. 556 838. Orsatapparat für Generatorgas. 
C. Hahn, Ruysbroeck. 22. 6. 13. 

Nr. 556 867. Bürette. J. Frisch, Düsseldorf. 
24. 5. 13. 

Nr. 557172. Thermometerskala mit eingestanz- 
temKapillarröhrenhalter. Keiner,Schramm 
& Co., Arlesberg. 26. 5. 13. 

Nr. 559 354. Thermometer mit unangreifbarer 
Skala, insbesondere für chemische Zwecke. 
Carl Mittelbach & Co., Langewiesen. 
21. 6. 13. 

Nr. 559390. Milchprüfer. H. Kupfer, Erfurt. 

10. 6. 13. 

Nr. 553 742. Selbstsperrender Trichter, 
dessen Funktion durch Kompression der 
Luft bewirkt wird. H.Loewenthal, Berlin. 
21. 4. 13. 

Nr.555253. Selbstsperrender Trichter, dadurch 
gekennzeichnet, daß das Absperren der 
Flüssigkeit durch Kompression der Luft 
herbeigeführt wird. F. Amm, Tegel. 21. 4. 13. 


M. 


64. 


— aa 


Gewerbliches. 


Zolltarifgesetz der Vereinigten Staaten 
von Nordamerika. 

Im Heft 10 8.106 dieser Zeitschrift sind 
die Aussichten der amerikanischen Zolltarif- 
revision und ihre voraussichtlichen Wir- 
kungen auf die deutsche Industrie geschil- 
dert worden. Es wurde dargelegt, daß die 
erhebliche Herabsetzung des Wertzolles auch 
auf die Erzeugnisse der deutschen optischen 


Heft 15. 
1. August 1913. o = 


und feinmechanischen Industrie an sich wohl 
eine bessere Aussicht für den amerikanischen 
Absatz eröflnet, daß jedoch die in dem Ge- 
setzentwurf sogar noch verstärkten Zoll- 
schwierigkeiten diese Vorteile bald völlig 
ausgleichen dürften. Es war die Bestimmung 
hervorgehoben worden, daß fremde Erzeug- 
nisse, deren Hersteller sieh weigern, dem 
amerikanischen Spezialagenten die Einsicht 
in die Geschäftsbücher zu gestatten, vom 
Export nach den Vereinigten Staaten fast 
völlix ausgeschlossen werden sollten, daß 
weiter ein Zollzuschlag diejenigen Waren 
treffen sollte, die auf niehtamerikanischen 
Schilfen befördert werden. Wir sprachen 
die Befürchtung aus, daß der Senat, der 
zu dem damaligen Zeitpunkte über die Vor- 
lage noch zu beschließen hatte und der 
nur eine ganze geringe demokratische 
Mehrheit besitzt, kaum geneigt sein dürfte, 
den Zollherabsetzungen zuzustimmen, aber 
sicher den Zollsehikanen bereitwillig seine 
Genehmigung geben würde. Diese Befürch- 
tungen haben sich erfreulicherweise als 
unbegründet erwiesen. Der Senat hat nicht 
nur die Zollermäßirungen bestätigt, er hat 
sogar die beiden erwähnten verhängnis- 
vollen Bestimmungen gestriehen und da- 
rüber hinaus eine Vorsehrift aus der 
amerikanischen Zollgesetzgebung entfernt, 
die für die feinmechanische und optische 
Industrie von besonderer Bedeutung ist: 
Bisher mußten nämlich Reparaturwaren bei 
der Wiedereinfuhr in die Ver. Staaten 
noch einmal den vollen Zoll entrichten, 
selbst wenn ganz geringfügige Reparaturen 
vorzunehmen waren, die aber nur in der 
Werkstatt des Erzeugers vorgenommen 
werden konnten. Diese Bestimmung ist 
gestrichen worden, der Zoll ist auf das 
Maß der Verbesserung besehränkt worden. 

Wenn somit die Aussichten für eine 
Belebung des amerikanischen Exportes 
günstiger werden, so muß doch vor über- 
triebenem Optimismus gewarnt werden, da 
die alten Zollvorsehriften mit ihrer schika- 
nösen Tendenz in ihrem vollen Umfange 
bestehen bleiben und die Vorausbelastung 
fremder Erzeugnisse mit durchschnittlich 
35 °/, des Wertes der amerikanischen In- 
dustrie noch immer einen erheblichen Vor- 
sprung läßt. 

Das Gesetz dürfte ohne Frist nach der 
Verabschiedung, also vielleicht schon An- 
fang September, in Kraft treten, da Zoll- 


abkommen mit anderen Staaten nicht zu 
kündigen sind. St. 


Gewerbliches. 


165 
Der erste Seminarkursus zur Aus- 
bildung hauptamtlicher Lehrer an 
gewerblichen Fortbildungsschulen!). 


Handwerks-Ztg. 13. S. 210. 1913. 


Der Unterrichtskursus, den der Minister für 
Handel und Gewerbe durch seinen Erlaß vom 
18. Sept. 1912 behufs Ausbildung von Technikern 
und Volksschullehrern zu Fachlehrern ins Leben 
gerufen hat, ist, nachdem durch den Staatshaus- 
haltsetat für 1913 die erforderlichen Mittel zur 
Verfügung gestellt worden waren, Anfang April 
ins Leben getreten; er soll sich in seinen Ein- 
richtungen durchaus bewähren. 


Zur Aufnahmeprüfung hatten sich 190 Prak- 
tiker und 59 Lehrer gemeldet. An dem Kursus, 
der in den Räumen der Kunstgewerbeschule 
in Charlottenburg stattfindet, nehmen 31 Prak- 
tiker und 23 Lehrer teil?). 


Der Lehrplan umfaßt 28 Fächer, die zum 
großen Teil wiederum geteilt sind. Die drei 
Hauptgruppen sind das Metallgewerbe, das Bau- 
gewerbe und die schmückenden Gewerbe. Ge- 
meinsam für alle Teilnehmer sind die Vorträge 
über Pädagogik, Bürgerkunde, Rechnen, Jugend- 
pflege, Geschäftskunde usw., während die 
fachkundlichen Stoffe nur von den beteiligten 
Teilnehmern der Hauptgruppen, die wiederum 
in 3 bis 4 Unterabteilungen geteilt sind, gehört 
werden. 


Der Kursus wird durch eine Prüfung abge- 
schlossen werden. 


Sogenannte Englisch - Deutsche Aus- 
stellung, London 1913. 


Die unlängst eröffnete sogenannte „Englisch- 
Deutsche Ausstellung“ im Crystal Palace zu 
London ist selbst hinter den geringsten Er- 
wartungen weit zurückgeblieben. Der Stän- 
digen Ausstellungskommission für die 
Deutsche Industrie, die wiederholt von 
jeder Beteiligung abgemahnt hatte?), ist eine 
Darlegung zugegangen, aus der die folgenden 
Einzelheiten hervorgehoben seien: 


„Bei der durch den Lord Mayor vorgenom- 
menen Eröffnung wurde in der Hauptsache über 
die Beschaffung der erforderlichen Mittel zum 
Ankauf des Crystal Palace und seines Parkes 
gesprochen, woraus sich erneut ergab, daß die 
Ausstellung wohl nur inszeniert worden ist, 
weil man glaubte, dadurch neue Fonds für die 
Erhaltung des Palastes aufzubringen. Von einer 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1912. S. 223. 

2) Danach sind verhältnismäßig mehr Lehrer 
als eigentliche Fachleute zugelassen worden. 

3) Vgl. diese Zeitschr. 1913. S.73 u. 93. 


166 


Kleinere Mitteilung 


en. — Patentschau. 


Deutsche 
ri Mechaniker-Ztge, 


Durchführung des Programms, wonach Industrie, 
Handel, Sport und Kunst beider Länder zur 
Darstellung gelangen sollten, ist natürlich keine 
Rede. Zwar ist ein ganz stattlich aussehender 
Katalog erschienen, dieser ist aber irreleitend, 
da einmal ganz unbedeutende Gegenstände in 
übertriebener Weise beschrieben werden, ander- 
seits alle die Reklamestände und Verkaufsbuden 
aufgeführt sind, die sich ständig im Palast be- 
finden. Zu diesen sind von englischer Seite nur 
wenige weitere Aussteller hinzugekommen. So 
zeigen verschiedene Firmen einige Druckerei- 
maschinen, ferner mehrere Wagen, Ruderboote, 
Leitern, Schreibmaschinen, Möbel, Gipsbüsten 
usw. Was von deutschen Ausstellungsgegen- 
ständen geboten wird, ist ganz unbedeutend: 
einige Schreibmaschinen, Rahmenleisten und 
insbesondere Spielwaren. Daß letztere von 
deutschen Ausstellern eingesandt worden sind, 
ist jedoch trotz der deutschen Farben, mit 
denen die betretfenden Stände geschmückt sind, 
mehr als zweifelhaft, das gleiche dürfte für 
Porzellan, billige unechte Schmucksachen, Korb- 
waren u. dergl. mehr zutretfen. 

In der in einer Galerie untergebrachten 
Kunstausstellung ist eine größere Zahl Bilder 
und Vervielfältigungen zu bemerken, deren 
Kunstwert zum großen Teil äußerst gering ist. 
Etwa hundert sollen deutschen Ursprungs sein. 
Sieht man näher hin, so findet man meist tsche- 
chische Namen.“ 

Alles in allem kann ein größerer Fehlschlag 
kaum gedacht werden. Die deutsche Industrie 
hat recht daran getan, sich von diesem von 
Anfang an völlig verfehlten Unternehmen fern- 
zuhalten. 


Kleinere Mitteilungen. 


Dem Glasinstrumenten-Fabrikanten Hrn. 
C. Richter in Berlin ist von der Kgl. 
Preußischen Akademie der Wissenschaften 
die Leibniz-Medaille verliehen worden. 


Der 2. diesjährige Blitzableiterkursus des 
Physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. 
findet in der Woche vom 8. bis 13. September 
statt (vgl. diese Zeitschr. 1913. S. 54). 


Bei der Altstadtischen Optischen Indu- 
strie-Anstalt Nitsche & Günther in Rathenow 
ist der bisherige Prokurist Hr. Klietzing, 
zum Direktor ernannt worden. Ferner ist den 
Herren Carl Muth, August Richter, Ferdi- 
nand Schneider, Adolf Welle Prokura er- 
teilt worden; außerdem wurde den Herren 
Fritz Crueger, Friedrich Dubenhorst, 
Karl Käpernick, Curt Mörbitz, Georg 
Schüler für die ihnen direkt unterstellten 
Abteilungen Handelsvollmacht eingeräumt. Der 
bisherige Prokurist Hr. Carl Schulze, Berlin, 
ist zum Direktor der Berliner Filiale ernannt 
worden. 


Am Technikum Mittweida beginnt das 
Wintersemester am 14. Oktober 1913, die Auf- 
nahmen für den am 29. September beginnenden 
unentgeltlichen Vorkursus finden von Mitte Sep- 
tember an wochentäglich statt. Ausführliches 
Programm mit Bericht wird kostenlos vom 
Sekretariat des Technikums Mittweida (König- 
reich Sachsen) abgegeben. 


——— R -C 


Patentscha u. 


Peilvorrichtung für Kompasse, Peilscheiben 
mit einer Absehvorrichtung (Fernrohr) und 
einer optischen Einrichtung zum gleichzeitigen Ein- 
visieren und Ablesen, dadurch gekennzeichnet, daß 
Fernrohres e eine 
Spiegel- oder Prismenkombination gh und zwischen 
dieser und der Kompaßrose bezw. der Peilscheibe 
eine Linse i mit einer dem Radius der Teilung 
entsprechenden Brennweite angeordnet sind, derart, 
daß das Bild des Teilungsabschnittes mit dem des 
zu peilenden Objektes in der gleichen Ebene und 
mit der gleichen Mittelachse entworfen wird und 
die Teilung des im.Fernrohr gesehenen Teilungs- 
abschnittbildes stets der Winkeleinstellung des Fern- 
rohres entspricht. C. Plath in Hamburg. 6.11.1910. 


usw. 


außen vor dem Objektiv des 


Nr. 247 697. Kl. 42. 


Verfahren zur Herstellung von Thermoelementen unter Verwendung unedler Metalle, 
dadurch gekennzeichnet, daß diese zunächst einer vollständigen Kohlung unterworfen und dann 


DEREN Google 


1. Anea 1919. i EEE Patentschau. _ Vereinsnachrichten. EEE 167 


in Kohle eingebettet werden, zum Zwecke, sie gegen Oxydation durch die Luft und zugleich 
gegen Änderung der elektromotorischen Kraft zu schützen. L. Ubbelohde in Karlsruhe i. B. 
14. 11. 1911. Nr. 248188. KI. 21. 


- Elektrizitätszähler, bei welchem eine Flissig- 
B keit durch die Stromwärme verdampft und der aus 
dem Dampf erhaltene Niederschlag in einem Meß- 
rohr aufgefangen wird, dadurch gekennzeichnet, daß 
die Verdampfungskammer PV als ringförmiger Behälter 
ausgebildet und mit einem Vorratsgefäß B verbunden 
ist, welches den Flüssigkeitsspiegel stets auf gleicher 
Höhe hält, während der ringförmige Behälter mit 
einem Wärmeschutzmantel S umgeben ist, welcher 
evakuiert sein kann, und die Verdampfungskammer 
mit schräg geneigten Öffnungen A oder Röhrchen 
versehen ist, aus welchen die erzeugten Dämpfe 
austreten, worauf sie sich an einem in der Nähe der 
Kammer angeordneten und durch Rippen gekühlten 
Metallkern kondensieren. C. Laurick in Charlottenburg. 24. 1. 
1911. Nr. 247859. KI. 21. 


e Kursdreieck für Luftschiffe, bei 
at dem zwei auf einer mit Winkelteilung 

versehenen Scheibe drehbare Schen- 
4 kel durch eine dritte einstellbare 
Seite verbunden werden, dadurch ge- 


y kennzeichnet, daß die dritte Seite c 
‚4 mit den beiden Schenkeln a, b durch 
| zwei Schieber e, g verbunden ist, von 


denen der eine mit einer drehbaren 

Windrose w ausgestattet ist, welche 

‘HH sich von einem Schieber zum anderen 

| umsetzen läßt, so daß der Schieber 

— mit der Windrose w je nach Bedarf 

bald dem einen und bald dem anderen der beiden Schenkel a, b 

anliegt. A. v. Bentheim in Pasing, Bayern. 21. 7. 1910. 
Nr. 247868. Kl. 42. 


Radioaktives Präparat, dessen aktive Substanz von iner- 
tem Material umschlossen ist, dadurch gekennzeichnet, daß die 
radioaktive Substanz in einen Behälter aus porösem, für Ema- 
nation durchlässigem Material, insbesondere Kieselgur, eingeschlossen ist. Radiogen-Ges. in 
Charlottenburg. 10. 11. 1907. Nr. 247491. KI. 21. 


——— 


Zweigvorein Ilmenau. | bestimmt worden, und wir laden Sie hier- 
Verein Deutscher Glasinstrumenten- | mit unter Hinweis auf die nachstehend 
Fabrikanten. mitgeteilte Tagesordnung zur Teilnahme an 


Einladung zur 22. Hauptversammlung derselben ergebenst ein. Das Programm 
am 18. August 1913, vormittags 9'/, Uhr, umfaßt außer dem üblichen geschäftlichen 


: Teile recht interessante Vorträge über 
im Möllerschen Gasthaus zu Arlesberg | zeitgemäße fachliche und wirtschaftliche 
bei Elgersburg 


Fragen, die den Teilnehmern mancherlei 
(Bahnstationen: Elgeraburg und Gera). Aufschlüsse und Anregungen bieten dürften. 
Gemäß Beschluß der vorjährigen Haupt- Die idyllische Lage unseres Tagungs- 
versammlung ist als Tagungsort für die | ortes Arlesberg sollte überdies eine weitere 
diesjährige Hauptversammlung Arlesberg | Veranlassung zu recht zahlreicher Beteili- 


1 68 Vereinsnachrichten. 


Deutsche 
_Mechaniker-Ztg. 


gung an unserer Versammlung sein; wir | Firma Carl Zeiss, Jena, Prof. Böttcher, 


geben daher der Erwartung Ausdruck, recht 
viele Berufsgenossen und Freunde daselbst 
begrüßen zu können. 


Der Vorstand. 


Rudolf Holland. Fr. Kühnlenz. 
Max Bieler. 


Ilmenau, den 21. Juli 1913. 


Tagesordnung: 


1. Begrüßung der Teilnehmer. Erstattung 
und Besprechung des Jahresberichts. 
Bericht der Revisoren. Kassenbericht. 

2. Hr. Dir. Prof. Böttcher: Nachruf auf 
Hrn. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. 
H. F. Wiebe. 

3. Hr. Dr. Stapff: Die Stellung der Fein- 
mechanik und Optik in der Handels- 
politik. 

4. Hr. Diplom - Ingenieur Dr. Landen- 
berger: Die Washingtoner Konferenz 
mit besonderer Berücksichtigung der 
auf die Schaffung von Verbandszeichen 
bezüglichen Bestimmungen und die 
hierzu in der Zwischenzeit erlassenen 
deutschen gesetzlichen Vorschriften. 

5. Entgegennahme von Anträgen. Mit- 
teilungen. 

6. Hr. Dr. Jungjohann: Mitteilungen 
über Thermometerpriifung und über 
ein neues Verfahren der Fiillung von 
Thermometern mit hochgespannten 
Gasen. 

7. Bestimmung des Orts der nächstjähri- 
gen Hauptversammlung. 


Hierauf gemeinsames Mittagessen und ge- 
selliges Beisammensein. 


Wirtschaftliche Vereinigung 
der 
Deutschen Gesellschaft für Mechanik 
und Optik. 


Wie im letzten Hefte dieser Zeitschrift 
mitgeteilt wurde, ist durch einstimmigen Be- 
schluß der Hauptversammlung der Deut- 
schen Gesellschaft für Mechanik und 
Optik eine „Wirtschaftliche Vereini- 
gung“ gegründet worden. In den Vor- 
stand wurden für das Geschäftsjahr 1913/14 
die Mitglieder des bisherigen Wirtschaft- 
lichen Ausschusses, also die Herren 
. A. Schmidt, Inhaber der Firma E. Ley- 
bold’s Nachf., Cöln a. Rh., Dr. H. Krüß, 
Hamburg, Max Fischer, Direktor der 


Für die Redaktion verantwortlich: 


A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Ilmenau, Direktor Thiele (Rathenower 
Optische Industrieanstalt vorm. Emil Busch, 
A.-G.), Rathenow, sowie mit beratender 
Stimme die Herren Techn. Rat A.Blaschke, 
Berlin - Halensee, als Schatzmeister und 
Dr. A. Stapff, Berlin W9, Königin-Augusta- 
str. 15 I, als Syndikus gewählt. Der Vor- 
sitz der Vereinigung wurde Hrn. Alfred 
Schmidt, Cöln, Brüderstr. 7, übertragen. 


Die Geschäftsstelle der Vereinigung be- 
findet sich in Berlin W9, Königin-Augusta- 
str. 15 I (Telephon Amt Lützow 3234 oder 
5601). Alle Anträge sind an diese zu 
richten. Sie erteilt Auskunft in Zollange- 
legenheiten, über Absatzgebiete, vermittelt 
Zollbeschwerden bei den zuständigen Stellen 
usw. Zahlungen sind zu leisten an den Schatz- 
meister Hrn. Techn. Rat A. Blaschke’). 


Es sei auch an dieser Stelle auf die 
Bedeutung dieser Wirtschaftlichen Ver- 
einigung für die optische und feinmecha- 
nische Industrie hingewiesen. Die wichtigen 
Arbeiten, die ihr besonders auf handels- 
politischem Gebiet bevorstehen — die Zu- 
sammenfassung der bisher in dem deutschen 
Zolltarif und den Handelsverträgen verstreut 
aufgeführten Erzeugnisse der feinmecha- 
nischen und optischen Industrie zu einheit- 
lichen Positionen, die umfangreichen Vor- 
bereitungsarbeiten für die neuen Handelsver- 
träge, die Vertretung der Gesamtinteressen 
der feinmechanischen undoptischen Industrie 
bei diesen Vertragsverhandlungen — recht- 
fertigen die Bitte, die die Wirtschaft- 
liche Vereinigung an alle Mitglieder der 
D. G. f. M. u. O. richtet, ihr beizutreten 
und sich an ihren Arbeiten zu beteiligen. 


An die Mitglieder der Wirtschaft- 
lichen Vereinigung ist eine im Reichs- 
amt des Innern herausgegebene Liste von 
Importfirmen in Chicago gegangen. 


Anmeldung zur Aufnahme in den Hptv. 
der D. G. f. M. u. O.: 

Hr. Curt Willers; Werkstätte für Prä- 
zisionsmechanik, Spez.: Libellen; Jena, 
Schützenstr. 22/24. 


1) Entweder durch die Deutsche Bank 
Depositenkasse J (Charlottenburg, Berliner 
Str. 66) oder auf das Postscheckkonto 17071 
(in beiden Fällen unter Nennung des Namens 
Arnold Blaschke). 


Verlag von Julius Springer in Berlin W.9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 16. 15. August. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Der Zeichenunterricht an der 3, Pflichtfortbildungsschule (Mechaniker-Schule) 
zu Berlin’), 


I. 


Vortrag, 
gchalten am 15. April 1913 in der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, Abt. Berlin, 
von Fortbildungsschullehrer P. Geppert in Berlin. 


Es bedarf in diesem Kreise keiner eingehenden Begründung, welche Wichtig- 
keit der Zeichenunterricht neben der Ausbildung in der Werkstatt besitzt. 

Herr Direktor Fechner hat es sich deshalb auch seit dem Bestehen der 
Pflichtfortbildungsschule angelegen sein lassen, den Zeichenunterricht mit allen zur 
Verfügung stehenden Mitteln auszubauen, für die Heranschaffung guter Modelle Sorge 
zu tragen, die Unterrichtsmethode in die für unsere Schüler geeigneten Bahnen zu 
lenken, um möglichst alle Schüler auf einfachstem, sicherstem und kürzestem Wege 
dem Ziele zuzuführen, das in wöchentlich zweistündigem Zeichenunterrichte erreicht 
werden muß. 


Das Ziel ist in folgenden Sätzen gekennzeichnet: 

Der Zeichenunterricht soll den Schüler in den Stand setzen, 

a) Werkzeichnungen richtig zu verstehen, um danach arbeiten zu können, und 

b) Werkzeichnungen für die landläufigen Arbeiten seines Berufes selbst anzu- 
fertigen. ° 

Was müssen unsere Schüler, die die Gemeindeschule eben verlassen haben, alles 
lernen, um diese beiden Ziele zu erreichen? 


1. Die Schüler müssen so weit gefördert werden, daß sie imstande sind, auf 
einer Werkzeichnung die Linien, die in den verschiedensten Lagen und Strichstärken 
dargestellt sind, sich als Flächen und Körper vorzustellen. Mit anderen Worten: sie 
müssen räumlich und körperlich sehen lernen. 

2. Ferner müssen unsere Schüler in die Geheimnisse der Zeichenschrift ein- 
geweiht werden. Sie müssen die Bedeutung der stark ausgezogenen, gestrichelten, 
strichpunktierten und feinen Linien und die Bedeutung der eingetragenen Buchstaben 
und Zahlen und sonstigen Zeichen kennen lernen. 

3. Die Darstellung des Grund-, Auf- und Seitenrisses und ihre Lage zueinander 
muß eingehend erklärt werden. 

4. In die Risse müssen die notwendigen Schnitte eingetragen werden, damit 
alles zur Darstellung gebracht wird, was an gebohrten, ausgedrehten und sonst mit 
Hohlräumen versehenen Werkstücken in der Ansicht nicht gezeigt werden kann. 


1) Anm. der Redaktion. Bei der Wichtigkeit, die dieses Thema für den gesamten Nach- 
wuchs der deutschen Feinmechanik hat, bringen wir nicht nur den Vortrag von Hrn. Fortbildungs- 
schullehrer P. Geppert, der an der genannten Schule unterrichtet, in erweiterter Form, son- 
dern auch die ergänzenden Bemerkungen, die in der Sitzung von dem Fortbildungsschullehrer 
Herrn O. Bading und dem Direktor der Schule, Herrn K. Fechner, gemacht worden sind. 


170 P. Geppert, Der Zelchenunterricht an der 3. Pflichtfortbildungsschule zu Berlin: eeM REE aie 


5. Außerdem müssen auch in die Skizzen und ausgeführten Zeichnungen die so 
wichtigen Maße eingetragen werden, ohne die im allgemeinen eine Werkzeichnung 
nicht benutzt wird. 

Die Mittel und Wege, auf denen der zu erlernende Stoff an die Schüler heran- 
gebracht wird, können recht verschieden sein. 

Ich kann mir z. B. wohl denken, daß Lehrlinge eine Werkzeichnung allmählich 
lesen lernen und danach arbeiten können, ohne jemals gezeichnet zu haben. Diesen 
Weg können aber nur die wenigen beschreiten, die über eine hohe räumliche Vor- 
stellungskraft verfügen. 

Auf einem anderen Wege könnte man eine größere Anzahl von Schülern eben- 
falls dahin bringen, Werkzeichnungen zu verstehen, wenn man die Schüler nach 
ganz einfachen Werkzeichnungen Werkstücke anfertigen ließe und allmählich zu 
schwierigeren Motiven übergeht. 

Aus den verschiedensten Gründen sind aber diese Wege bei uns nicht gangbar. 
Wir erreichen das Ziel dadurch, daß wir unsere Schüler tüchtig skizzieren und auf 
Bogen zeichnen lassen. Außerdem fördern wir das räumliche Sehen durch Übungen im 
Gedächtniszeichnen, die während der drei Jahre in regelmäßigen Abständen wieder- 
holt werden. 

Um eine zweckmäßige, einheitliche, gleichmäßige und folgerichtige Weiter- 
bildung aller Schüler zu ermöglichen, die auf kiirzestem Wege sicher zum Ziele 
führt, wird im dritten Schulbezirk folgende Methode angewandt: 


A. Der Zeichenunterricht ist von Anfang an fachlich gestaltet. 

B. Die Modelle sind ihrer Schwierigkeit nach geordnet und in Gruppen ein- 
geteilt. 

C. Der Unterricht wird in der Methode des Klassenunterrichts erteilt. 


A. Wir werden unsere Schüler sicher am meisten interessieren und fördern, 
wenn wir sie vom ersten Tage an mitten in das Berufsleben hineinstellen und mit 
zeichnerischen Aufgaben beschäftigen, für die alle Modelle dem Berufe der Schüler ent- 
nommen sind. 


B. Die Einteilung der Modelle in Gruppen erleichtert eine gleichmäßige 
Weiterbildung der Schüler. 

Die 1. Gruppe zeigt als Grundform prismatische Voll- und Hohlkörper, z. B. 
Quadrateisen, Flachkupfer, Winkelmessing, Dreikantmessing, Muttereisen usw. Diesen 
Grundlagen folgen Anwendungen, die aus prismatischen Körpern zusammengesetzt 
sind, z. B. Winkel, Doppelwinkel, Böcke usw., ohne und mit Bohrungen. Zu ihrer Dar- 
stellung genügen 2 Risse in der Ansicht oder im Schnitt. 

In der 2. Gruppe sind Drehkörper voll „und hohl vertreten. Die Grundform 
ist ein Stück Rundmessing oder Rundeisen, ein Stück Messing- oder Kupferrohr usw. 
Die Anwendungen sehen wir in einer Welle, einer Stange mit und ohne Zapfen, einer 
Gehäusekappe, Rohrstücken für verschiedene Zwecke, olıne und mit Bohrungen. Zu 
ihrer Darstellung ist mitunter nur ein Riß in der Ansicht oder geschnitten notwendig. 

Die 3. Gruppe besteht aus Fachmodellen, deren Grundform ein Kegel ist, z. B. 
eine Buchse mit konischer Bohrung, eine Reitstockspitze, ein Lot usw. Ein Riß in der 
Ansicht oder im Schnitt genügt ebenfalls häufig zu ihrer Darstellung. 

Zur Überwindung technischer Schwierigkeiten beim Zeichnen sind in der 
4. Gruppe Modelle zusammengestellt, die Anschlußkreise unter 180 °, 90 °, 60° usw. auf- 
weisen. 

Im Anschluß daran folgen dann Fachmodelle der 5. Gruppe, die in 3 hissen 
mit den nötigen Schnitten gezeichnet werden und alle bereits genannten Grundformen 
gemischt aufweisen. 

Den Abschluß bilden im ersten Jahre die Grundformen von Dreifüßen. Diese 
werden häufig falsch dargestellt und nicht richtig geschnitten, wenn es nicht besonders 
geübt wird. 

Alle Modelle des 1. Jahres sind Einzelteile. 

Im 2. und 3. Jahre werden Verbindungen von mehreren Teilen gezeichnet, die 
ebenfalls der Schwierigkeit nach geordnet und in Gruppen eingeteilt sind. Es sind die 
Modelle der Sammlung Tiedemann. Diese Modelle sind seinerzeit von Herrn 
Tiedemann nach seinen im Fachunterrichte an der Pflichtfortbildungsschule ge- 
machten Erfahrungen entworfen, unter lebhafter Förderung von seiten des Direktors 


15. pages ik P. Geppert, Der Zeichenunterricht an der 3. Fflichtfortbildungsschule zu Berlin. 171 


ee ee Cee Benin 


der städtischen Fach- und Forthildungsschulen, Herrn Dr. Grundscheid, fertig- 
gestellt und in der Berliner Pflichtfortbildungsschule im Zeichenunterricht und im 
gewerbekundlichen Unterricht benutzt worden (vgl. Fig. 2 u. 3 im nächsten Heft). — 

Während im 1. Jahre nur Einzelteile gezeichnet werden, besteht jedes Modell 
der Sammlung Tiedemann aus mehreren Teilen, die auf verschiedene Weise den 
Zwecken entsprechend miteinander verbunden sind. 

Die Schüler werden durch diese Modelle mit dem gebräuchlichsten Ver- 
bindungselement, der Schraube, mit den verschiedenen Schraubenkopfformen und 
deren sinngemäßer Anwendung vertraut gemacht. Ferner ist die Verwendung der 
‚Schraube zu Befestigungs-, Stell-, Meß- und Bewegungszwecken einfach und anschau- 
lich dargestellt. Einfache Führungen, Klemmungen und Isolierungen sind ebenfalls 
vertreten. 
Modelle, die Durchdringungen und Kurven aufweisen, sind auch zu einer 
Gruppe vereinigt. Den Abschluß im 3. Jahre können dann einige Dreifüße bilden, 
die aber zum Unterschiede von den im 1. Jahre gezeichneien, in Verbindung mit 
den dazu gehörigen Bewegungs- und Befestigungsschrauben, Klemmungen und Gang- 
regulierungen dargestellt werden. 

Da die Modelle alle aus echtem Material hergestellt sind, lernen die Schüler 
die tadellose Ausführung von Dreh-, Feil-, Hobel-, Fräs- und Schabarbeiten kennen. 
Die Anwendung der Verschönerungsarbeiten, Lackieren, Beizen, Polieren, Abbrennen, 
Vernickeln, Versilbern usw., zeigt ihnen, wie eine gute Arbeit aussehen muß, die die 
Werkstatt verläßt. 

Finige Beispiele mögen erläutern, wie mit Hilfe dieser Modelle der Unterricht 
interessant gestaltet werden kann. 

Beim Zeichnen einer doppelten Stangenführung wird man den Schüler auf- 
merksam machen müssen, daß die zusammengehörigen Auflageflächen des Führungs- 
teiles und der Grundplatte vollständig eben sein müssen, weil sonst ein Verziehen 
der Führungen durch die Befestigung mittels Schrauben eintreten kann. 

Der Doppelwinkel mit Schrauben zu Anschlag-, Bewegungs- und Befestigungs- 
zwecken wird den Anlaß geben, unter anderem über den Zweck und die Notwendig- 
keit von Kreuzlochschrauben mit und ohne Hals und über die Verwendung von Linsen- 
köpfen zu sprechen. 

Die geschabten Flächen an einem Winkel mit Rippe werden aufmerksame 
Schüler veranlassen, nach dem Zweck dieser sorgsamen Bearbeitung zu fragen. 

Durch einen Hinweis auf die in reinen geometrischen Formen ausgeführten, 
hochglanzpolierten Hohlkehlen und Abrundungen an den Modellen wird man den 
Formensinn und das Schönheitsgefühl der Schüler zu heben suchen. 

In dieser Weise läßt sich ein jedes Modell benutzen, die Fachkenntnisse der 
Schüler zu bereichern. Aus Mangel an Zeit muß ich es mir leider versagen, noch 
näher darauf einzugehen. 

Im letzten Jahre beschäftigen wir die Schüler aber auch mit Modellen, die 
ihrem speziellen Berufe entnommen sind. Ich denke dabei an die Elektromechaniker, 
an die Mechaniker, welche Mikroskope, optische oder wissenschaftliche Instrumente an- 
fertigen, an Werkzeugmacher, die gern Schnitte mit Führungen zeichnen, usw. 


C. Die Ausbildung der Schüler nach diesen Modellen erfolgt im Klassen- 
unterricht. Es wird gemeinsam eine Zeitlang skizziert, dann wird ebenfalls gemein- 
sam eine Auswahl von Skizzen auf den Bogen übertragen. 

Die Einteilung der Modelle in Gruppen gibt uns die Möglichkeit, alle Grund- 
lagen, Eigenheiten und neuen Schwierigkeiten, die in jeder folgenden Gruppe auf- 
treten, vor allen Schülern gemeinsam zu besprechen und wenn nötig an der Wand- 
tafel zu erörtern. 

Es wäre Kraft- und Zeitverschwendung, wenn wir die 30 Schüler einer 
Klasse, die alle in demselben Alter stehen und mit denselben fachlichen Vor- 
kenntnissen, nämlich fast gar keinen, zu uns kommen und alle dieselben Belehrungen 
brauchen, etwa einzeln damit vertraut machen wollten. 

Bei der 1. Gruppe von Fachmodellen, den prismatischen Körpern, wird z. B. 
unter anderem eine gemeinsame Belehrung über die zeichnerische Darstellung der 
Risse erfolgen. Später wird die gemeinsame Besprechung über das Fintragen der 
so wichtigen Maße stattfinden. Im 2. Jahre wird bei einer anderen Gruppe die zeich- 


172 Für Werkstatt und Laboratorium. ie 
nerische Darstellung der notwendigen Schraubenköpfe und deren Normalien mit Hilfe 
von Wandtafelzeichnungen erläutert und zur Befestigung des durchgenommenen Stoffes 
von allen Schülern zu gleicher Zeit gezeichnet. Das 3. Jahr bringt dann vielleicht 
die gemeinsame Erklärung der zeichnerischen Darstellung einer einfachen Durch- 
dringungskurve, die an einer neuen Modellgruppe auftritt, wenn es sich um eine 
Mechanikerklasse erster Qualität handelt. 

So wie ich es jetzt an einigen Beispielen gezeigt habe, wird es bei allen 
Gruppen gemacht. Ist eine Anzahl von Skizzen fertiggestellt, dann erfolgt die Über- 
tragung einer Auswahl von Skizzen auf den Bogen, der von allen Schülern an dem- 
selben Tage begonnen wird. Die schwachen Schüler übertragen einfachere Skizzen, 
die größere Zahl der Durchschnittsschiiler wird schwierigere Aufgaben erhalten, und 
die wenigen sehr gut begabten Schüler werden mit der Übertragung der schwierigsten 
Skizzen betraut. Für die begabteren Schüler sind in jeder Gruppe schwierigere Modelle 
eingereiht, die dieselben Eigenarten der Gruppe aufweisen. In der Zeit, in der die 
schwachen Schüler vielleicht 2 Modelle skizziert haben, skizzieren die Durchschnitts- 
schüler 4 und die tüchtigsten Schüler vielleicht 6 Modelle derselben Gruppe, von 
denen die letzten beiden aber die besonderen Schwierigkeiten zeigen. Die zu gleicher 
Zeit angefangenen Bogen werden nicht an einem Tage fertig werden können. Auch 
hier kann die Zeit durch Skizzieren schwieriger Modelle nutzbringend ausgefüllt 
werden, bis alle Schüler den Bogen fertig haben. 


So würde, um nur ein Beispiel herauszugreifen, ein schwacher oder ein 
Durchschnittsschüler in einer bestimmten Zeit einen einfachen Dreifuß mit Stell- 
schrauben und der einfachsten Schlitzklemmung zeichnen, während der begabtere 
Schüler nicht nur diesen Dreifuß, sondern noch einen zweiten mit einer komplizierteren 
Gangregulierung oder womöglich ein einfaches Nivellierinstrument mit Dreifuß in 
derselben Zeit zeichnen kann. Beide Schüler haben ihr Ziel erreicht, aber der 
tüchtigere hat seine Kenntnisse sicher nutzbringend erweitert und vertieft. Es 
wäre wohl falsch, zu behaupten, ein solcher Schüler würde durch die Methode des 
Klassenunterrichts aufgehalten. Auf diese Weise schreiten alle Schüler von Semester 
zu Semester gemeinsam dem gesteckten Ziele zu, alle erreichen es zu demselben 
Zeitpunkte. Würden wir keinen Klassenunterricht treiben, dann würden wir vielleicht 
mit einigen Schülern ausgezeichnete Resultate erzielen, aber die gleichmäßige Weiter- 
bildung der schwachen und Durchschnittsschüler, die unsere Hauptaufgabe sein und 
bleiben wird, müßte darunter leiden. 


Ich habe Ihnen, meine Herren, kurz den Weg gezeigt, auf dem wir unsere 
Schüler gemeinsam im fachlich betriebenen Klassenunterricht dem Ziele zuführen. 


Dem sonst fachlich betriebenen Unterricht ist aber in unserem Bezirk eine 
Zeitlang ein einjähriger reiner Projektionszeichenunterricht vorausgegangen, der den 
Zweck hatte, unsere Schüler auf den fachlichen Unterricht vorzubereiten. 

Es werden dabei 

1. Übungen vorgenommen, damit dadurch die Schüler räumlich sehen und 
projizieren lernen und mit der Darstellung der verschiedenen Risse vertraut werden; 

2. Schnitte durch die Körper gelegt; | 

3. die hauptsächlichsten Grundformen, das Sechsflach, das 4- oder 6-seitige 
Prisma, die 4- oder 5-seitige Pyramide, der Kegel, der Hohlzylinder gezeichnet: 

4. Abwickelungen, Durchdringungen, Parabeln, Kurven dargestellt oder 
konstruiert. 

Alle diese grundlegenden Übungen werden im 1. Jahre durchgeführt, damit 
die Schüler im 2. und 3. Schuljahre die erlernten Grundlagen anwenden sollen. 

(Schluß folgt.) 


— 
Für Werkstatt und Laboratorium. 


Die Osram-Drahtlampe. Erde in großer Menge findende Wolfram wegen 

Nach einem von Dir. H. Remané in der Poly- | seines sehr hohen Schmelzpunktes hervorragend 
technischen Gesellschaft gehaltenen Vortrage. | zur Herstellung von Metallfadenlampen eignet, 
Welt der Technik 1. S. 150. 1913. wurde schon frühzeitig erkannt. Der prak- 

Daß sich das an verschiedenen Stellen der | tischen Herstellung der Lampen stellten sich 


Heft 16. 
15. August 1918. 


jedochanfangs außerordentlicheSchwierigkeiten 
entgegen. Das Wolfram war so spröde, daß es 
sich nicht ziehen ließ, sondern als feines Metall- 
pulver mit einer gummiartigen Bindemasse zu 
einer Paste verrührt werden mußte. Die aus 
dieser Paste hergestellten Drähte waren auch 
sehr spröde und gebrechlich. Ferner neigten 
die Wolframdrähte dazu, bei Belastung mit 
Wechselstrom in eine andere Kristallform über- 
zugehen und infolgedessen zu brechen. Es ge- 
lang durch mühsame jahrelange Arbeiten, beide 
Mängel zu beseitigen. Jetzt wird ein Wolfram- 
metall hergestellt, aus dem sich Drähte von 
0,01 mm Durchmesser ziehen lassen. Diese Drähte 
halten eine mehr als tausendstündige Belastung 
mit Wechselstrom aus, ohne durch Umkristalli- 
sation brüchig zu werden. Nachdem hierzu noch 
in neuester Zeit die Entdeckung gekommen ist, 
daß die bei hohen Temperaturen beginnende 
Zerstäubung des Wolframs durch Einführung 
eines bestimmten Stoffes in die Lampen unter- 
drückt werden kann, gelang es, Osramdraht- 
lampen herzustellen, die nur 0,8 Watt pro Kerze 
verbrauchen, ohne daß ihre Lebensdauer ge- 
ringer ist als die der älteren, 1,2 Watt ver- 
brauchenden Lampen. Die Lichtabnahme dieser 
neuen Osram - Intensivlampen beträgt nach 
1000 Brennstunden nur 7 °,. 

Die Herstellung der Lampen bedingt eine 
sehr große Zahl von Manipulationen. Gehen 
sie doch durch 40 Hände, ehe sie zum Verkauf 
gelangen. Zuerst wird das Traggestell der 
Lampen hergestellt, das sich aus 
dem Tellerrohr, dem Glasträger 
und den Zuleitungsdrähten zu- 
sammensetzt; von letzteren ist 
der unterste Teil aus Kupfer, 
der mittlere aus Platin und der 
oberste aus Nickel. In dieses 
Gestell werden unten die Trage- 
drähte, oben feine, sehr elasti- 
sche, aus Molybdän bestehende 
Federn eingeschmolzen. Die Zu- 
sammensetzung der einzelnen 
Teile des Traggestelles wird 
größtenteils durch besondere 
Maschinen ausgeführt. Alsdann 
wird der Osramdraht mit Hilfe 
eines besonderen Apparates auf 
das Traggestell gespannt und 
die Drahtenden mit den Stromzuleitungen ver- 
bunden. Nachdem der Faden dann noch 
genau justiert worden ist, kann das fertige 
Traggestell (s. Fig.) in eine Glasbirne einge- 
schmolzen werden. An die Birne wird an dem 
einen Ende ein Auspumprohr angesetzt, wäh- 
rend sie am anderen zu einem verjüngten Hals 
ausgezogen wird. Nach Absprengen dieses Halses 
in der gewünschten Länge wird das Traggestell 
durch ihn in die Birne eingeführt und sein Fub- 


Für Werkstatt und Laboratoriüm. 


113 


ende nach sorgfältiger Zentrierung mit ihm ver- 
schmolzen. 

Nun beginnt das Evakuieren der Lampen, 
wobei sie bis auf eine dem Erweichungspunkt 
des Glases naheliegende Temperatur erhitzt 
werden. Von der Höhe des erreichten Vakuums 
hängt die Lebensdauer der Lampe ab. Nach 
Beendigung des Evakuierens wird das Auspump- 
rohr abgeschmolzen; nur eine kleine Spitze 
zeigt noch die Stelle an, an der es gesessen 
hat. Als letzter Akt folgt endlich das Kon- 
trollieren der Lampen auf Güte des Vakuums 
und des Drahtes, die Anbringung des Sockels 
und des Gewindes sowie das Sortieren nach 
Spannung und Stromstärke, bei denen sie die 
gewünschte Kerzenstärke geben. 

Nun sind die Lampen endlich zum Verkauf 
bereit. 

Die Lebensdauer der Osramlampe wird im 
Mittel zu 1000 Brennstunden angegeben, ob- 
wohl die durchschnittliche Lebensdauer viel 
größer ist. Hierdurch sowie durch ihren sehr 
geringen Wattverbrauch ist sie ein gefährlicher 
Gegner der Bogenlampen geworden, so daß die 
Bogenlampentechnik zur Zeit eifrig bemüht ist, 
dieLichtausbeute und die Brenndauer der Bogen- 
lampen zu vergrößern. @. 8. 


Verfahren zur Demonstration von 
Spektralplatten in ihren richtigen 
Farben. 

Von M. Siegbahn. 

Phys. Zeitschr. 14. S. 412. 1913. 

Spektralplatten lassen sich mit den gewöhn- 
lichen Projektionsapparaten im Hörsaal im all- 
gemeinen nicht vorführen, weil die Bogenlampen 
dieser Apparate mitihrem hellleuchtenden Krater 
ein kontinuierliches Spektrum erzeugen oder, 
wenn sie mit getränkten Kohlen versehen sind, 
die entsprechenden Spektren geben. Um einem 
größeren Höhrerkreis Spektralphotographien in 
natürlichen Farben vorzuführen, müssen diese 
Photographien mit einem optischen System von 
derselben Dispersion aufgenommen sein, wie 
sie der zu verwendende Projektionsapparat be- 
sitzt. Am einfachsten wird dies erreicht, wenn 
man dasselbe System zur Herstellung der Platte 
und zur Projektion verwendet. Einen derartigen 
Apparat zeigt nachstehende Figur. 


Das vom Spalt A kommende Licht wird durch 
die Linse B parallel gerichtet und durch das 
Geradsichtprisma C spektral zerlegt, worauf es 
durch die zweite Linse D auf die zu projizierende 


174 


Platte E geworfen wird. Ist diese Platte mit 
demselben System hergestellt worden, so läßt 
sie sich in der Weise einstellen, daß jede ihrer 
Linien mit der richtigen Farbe beleuchtet wird. 
Die Projektionslinse F wirft dann ein ver- 
größertes Bild der farbenbeleuchteten Platte 
auf den Schirm @, der vorteilhafterweise mit 
einer Skalenteilung in Angströmschen Ein- 
heiten versehen wird. Mk. 


—f 


Glastechnisches. 


Vereinfachte automatische Queck- 
silberluftpumpe. 
Von P.Klein. 
Physikal. Zeitschr. 14. S. 601. 1913. 

Auf der Jahresausstellung der französischen 
Physikalischen Gesellschaft waren ver- 
schiedene interessante Neuheiten von Apparaten 
und Instrumenten zu bemerken. Mannigfache 


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Konstruktionen von Meßapparaten, wie bei- 
spielsweise ein Quadrantenelektrometer von 
Debierne, verschiedene Elektrometer nach 
Szilard, Cremieu und Moulin, Galvano- 
meter, Volt-, Ampere- und Wattmeter, ein von 
der Firma Siemens & Halske ausgestelltes 
desequilibriertes Gyroskop, das Toximeter von 


Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Guasco, zeigten einen wesentlichen Fortschritt 
in der Vervollkommnung der physikalischen 
Meßmethoden. Unsern Leserkreis dürfte jedoch 
in erster Linie eine von der Firma Pilon aus- 
gestellte automatische Quecksilberluftpumpe 
interessieren, die von P. Klein konstruiert ist. 

Die Kleinsche Quecksilberluftpumpe ar- 
beitet in folgender Weise. Das Rohr a (s. Fig.) 
wird, ohne ein Trockenmittel zwischenzu- 
schalten, mit einer beliebigen Wassersaugpumpe 
verbunden. Sowie diese zu arbeiten beginnt, 
steigt und fällt das in der Kleinschen Luft- 
pumpe in M und M’ vorhandene Quecksilber 
in der Kugel P, was durch das Spiel des in M 
befindlichen Schwimmers F veranlaßt wird. 
Dieser Schwimmer, dessen Führung durch das 
im Kautschukstopfen B eingelassene Metallge- 
häuse erfolgt, setzt den Raum M mit der Wasser- 
saugpumpe in Verbindung. 

Wenn nun das Quecksilber in P fällt, so fällt 
das Rückschlagventil R und die Gase des zu 
entleerenden Raumes werden durch r V v v 
abgesogen. Sowie das Quecksilber wieder in P 
steigt, wird das Entleerungsventil E hoch ge- 
trieben und die Gase durch 8 b nach der Saug- 
pumpe abgesogen. Wenn letztere abgestellt 
wird, nimmt das Quecksilber in wenigen Minuten 
in M und M’ dasselbe Niveau ein, wobei das 
Rückschlagventil R, das infolge einer mit Queck- 
silber angefüllten Einkerbung gasdicht ab- 
schließt, den Lufteintritt in den geleerten 
Raum hindert. 

Die etwa 40 cm hohe, vollständig aus Glas 
hergestellte Quecksilberluftpumpe ist imstande, 
einen Raum von 17 Inhalt in einem Zeitraum 
von 30 Minuten von Atmosphärendruck bis auf 
0,01 mm zu entleeren. Ihre Quecksilberfüllung 
beträgt etwa 150 ccm. R. 


Aus zwei Teilen bestehender Absauge- 
trichter. 
Von Warmbrunn, Quilitz & Co. 
Mittlgn. der Firma. Mai 1913. 

Während bei den bisherigen Trichterkon- 
struktionen die meist konische Trichterfläche 
und der Trichterhals aus 
einem Stücke bestanden, 
sind bei dem neuen Ab- 
saugetrichter (s. Fig.) 
Trichterfläche und Hals 
voneinander getrennt. Das 
am unteren Ende mit 
Abtropflöchern versehene 
konische Trichterstück 
wird in einen zweiten 
Glaskörper gesteckt, und 
zwar derart, daß die bei- 
derseitigen ringförmigen 
Schliffstellen luftdicht aneinander schließen. 


Bein Google 


Heft 18. 
15. August 1913. 


Der untere Glaskörper stellt einen an seinem 
erweiterten Halsstück mit einem Tubus ver- 
sehenen Trichter mit Trichterhals vor. Der 
neue Absaugetrichter ermöglicht also einen 
direkten Anschluß an eine Wasserstrahlluft- 
pumpe und ein Filtrieren in jedes beliebige 
Gefäß, das ein Entlüften gestattet. Das Instru- 
ment ersetzt demgemiiB die Absaugeflasche und 
läßt sich leicht und sicher reinigen. Es ist als 
D.R.G.M. geschützt und wird von der Firma 
Warmbrunn, Quilitz & Co., Berlin NW 40, 
hergestellt. R. 


— — 


Kleinere Mitteilungen. 


Elektrotechnische Lehranstalt 
des Physikalischen Vereins zu Frank- 
furt a. M. 

Die Lehranstalt stand wieder unter der Lei- 
tung des Hrn. Prof. Dr. J. Epstein, welcher 
die praktischen Übungen leitete und den Unter- 
richt in Dynamokunde und Allgemeiner Elektro- 
technik erteilte. Ferner unterrichteten folgende 
Herren. H. Cahen, Oberingenieur der Hart- 
mann & Braun A -G.: Beleuchtungskunde und 
Installationstechnik; C. Cippitelli, Oberinge- 
nieur der Voigt & Haeffner A.-G.: Apparaten- 
kunde; Dr. Hartmann-Kempf, Vorstandsmit- 
glied der Hartmann & Braun A.-G.: Konstruktion 
undWirkungsweise elektrischer Meßinstrumente; 
Prof. S. Ruppel, beratender Ingenieur: Blitz- 
ableiterbau; Telegrapheningenieur E. Witti- 
chen: Telegraphie und Telephonie; E. Zier- 
vogel, Oberingenieur des Dampfkessel-Uber- 
wachungsvereins: Antriebe. 

Als Assistent war Hr. Dipl.-Ingenieur W. Vir- 
mond tätig; er erteilte den Unterricht in Mathe- 
matik und Physik. 

Die dem Eintritt in die Anstalt vorausge- 
gangene Praxis betrug für die Schüler im 
Durchschnitt 8 Jahre. Unter den Hospitanten 
befand sich ein technischer Kaufmann, der auf 
Veranlassung seiner Firma an dem Kursus teil- 


nahm. Auch einige andere Schüler waren von 


ihren Firmen oder von Behörden zum Schul- 
besuch entsendet, so ein älterer Elektromonteur 
vom Kgl. Serbischen Volkswirtschaftsministe- 
rium. 

Von den 15 ursprünglich Aufgenommenen 
zeigten sich auf die Dauer nur 11 den Anforde- 
rungen der Anstalt gewachsen. 

Das Unterrichtsprogramm hat insofern eine 
Erweiterung erfahren, als Hr. Prof. Ruppel 
einige besondere Vorträge über Blitzableiter- 
kunde hielt. Auch der Unterricht über Schädi- 
gungen durch elektrischen Strom, verbunden 
mit praktischen Übungen über Einleitung kinst- 


Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau. 


175 


licher Atmung, wurde wieder aufgenommen, 
dank dem Entgegenkommen der Vereinigten 
Freiwilligen Rettungsgesellschaft, die 
mit dem Unterricht Hrn. Dr. v. Varendorf 
betraute. 


G. Wiegner u. P. Stephan, Lehr- und Auf- 
gabenbuch der Physik. Leipzig, B.G. Teub- 
ner 1912. 

I. Band, 1. Teil. Allgemeine Eigenschaften 
der Körper, Mechanik. 8°. 252 8. mit 170 Fig. 
Broch. 3,00 M. 

II. Band, 2. Teil. Lehre von der Wärme. 
Einiges aus der Lehre vom Licht (Optik). 
8°. 186 S. mit 123 Fig. Broch. 2,40 M. 

Das aus dem physikalischen Unterrricht 

an der Maschinenbauschule hervorgegangene 

Buch, dessen beide ersten Teile vorliegen, 

soll vor allem den Bedürfnissen des angehenden 

Technikers dienen. Der erste Band behandelt 

die allgemeinen Eigenschaften der Körper und 

die Mechanik der festen, flüssigen und gas- 
förmigen Körper, der zweite die Lehre von der 

Wärme und einiges aus der Optik. Mit Rück- 

sicht auf die besonderen Anforderungen des 

technischen Physikunterrichts weicht das Buch 
zweckmäßig in der Anordnung des Stoffes von 
der sonst üblichen vielfach ab und rückt überall 

im Anschluß an die mitgeteilten Erfahrungs- 

tatsachen und abgeleiteten Grundgesetze deren 

praktische technische Anwendung in den Vorder- 
grund. Naturgemäß ist damit ein stärkeres 

Hervortreten von Zahl und Formel verbunden, 

als es sonst der Fall ist. Jedem Abschnitt sind 

vollständig ausgeführte Musterbeispiele ange- 
fügt, und eine fast überreiche Aufgabensamm- 
lung zeigt den Schülern die praktische Ver- 
wendbarkeit der entwickelten Gesetze. Das 
Buch wird zweifellos, namentlich in technischen 
Kreisen, verdienten Anklang finden. Wr. 


R. Börnstein, Einleitung in die Experimental- 
physik. Gleichgewicht und Bewegung. (Aus 
Natur und Geisteswelt Bd. 371.) 80. IV, 1188. 
mit 90 Fig. Leipzig, B. G. Teubner 1912. 
1,00 M, in Leinw. 1,25 M. 

Das Bändchen ist hervorgegangen aus 
einer Reihe von Vorträgen, die der kürzlich 
verstorbene verdienstvolle Physiker auf Ver- 
anlassung des „Vereins für volkstümliche Kurse 
von Berliner Hochschullehrern“ gehalten hat. 
In einfacher und klarer Sprache werden die 
allgemeinen Eigenschaften der Körper und das 
wichtigste aus der Mechanik der festen, flüssigen 
und gasförmigen Körper behandelt. An der 
Hand zahlreicher und durchsichtiger Versuche 
werden die vorgetragenen Erfahrungstatsachen 


176 


Bücherschau. — Patentschau. 


se ä Mechaniker-Ztg. 


und theoretischen Erwägungen mit pädago- 
gischem Geschick erläutert. Die gemeinver- 
ständlich dargestellte Einführung in die Physik 
kann warm empfohlen werden. Wr. 


Fr. W. Hülle, Die Werkzeugmaschinen und 
ihre Konstruktionselemente. 3. verb. Aufl. 
6°. VIII, 556 S. mit 877 Textfig. u. 6 Tafeln. 
Berlin, J. Springer 1913. In Leinw. 15.00 M. 

Das schöne Buch Hülles, über das die 


Deutsche 


bereits 1903 eine zweite Auflage nötig gemacht 
hatte, jetzt in dritter Auflage erschienen. Die 
rasche Entwicklung des Werkzeugmaschinen- 
baues wird äußerlich dokumentiert durch die 
Zunahme des Umfanges um nahezu 150 Seiten. 
Die Erweiterungen und Verbesserungen er- 
strecken sich auf fast alle Maschinentypen. 
Das Studium des Buches kann auch dem Fein- 
mechaniker nicht genug empfohlen werden. 


Technik seit 1906 verfügt, ist, nachdem sich | @. 
une 
Patentscha u. 


Balken für Feinwagen mit Zusatzge- 
wicht und Abhebevorrichtung zur Ver- 
wandlung einer Wage mit hoher Empfind- 
lichkeit und langsamer Schwingung in eine 
Schnellwage, und umgekehrt, ohne Veränderung des 
Nullpunktes, dadurch gekennzeichnet, daß am Balken 
als Lager für das abhebbare Zusatzgewicht haar- 
scharfe Schneiden oder Spitzen d angebracht sind 
und das Zusatzgewicht a selbst zur Lagerung mit 
Pfannen, Flächen, Kerben o. dgl. und zur Berichtigung 
seiner Gleichgewichtslage auf dem Balken beider- 
seitig mit Verschiebungsgewichten ausgerüstet 
ist. E. Sartorius in Göttingen. 11. 9. 1910. 
Nr. 247674. Kl. 42. 


Balken für Feinwagen mit Zusatzgewicht und 
Abhebevorrichtung zur Verwandlung einer Wage mit 
hoher Empfindlichkeit und langsamer Schwingung in 
eine Schnellwage nach Pat. Nr. 247674, dadurch 
gekennzeichnet, daß das Zusatzgewicht nach unten 
hin mit Verlängerungen kk’ versehen ist, an denen 
besondere Laufmuttern f g, f g, zur Veränderung 
des Schwerpunktes bei berichtigter 
Gleichgewichtslage verstellbar sind. Der- 
selbe. 22.2.1911. Nr.247698; Zus. z. 
Pat. Nr. 247674. Kl. 42. 


Visierinstrument, dessen Visiervor- 
richtung um eine lotrechte Achse be- 
liebig gedreht werden kann und dabei 
mittels eines fest mit ihr verbundenen 
Zeigers die jeweilige Visierrichtung an 
einer zur lotrechten Achse koachisalen, 
dem ganzen Horizont entsprechenden 
Skala anzeigt, dadurch gekennzeichnet, 
daß Skala und Zeiger in eine Mehrzahl n 
von Teilskalen und Teilzeigern geteilt 
und mit der Visiervorrichtung so ge- 
kuppelt sind, daß die gegenseitige Dre- 
hung des Zeigers und der Skala n-mal 
so groß ist wie die Drehung der Visier- 
vorrichtung. C. Zeiss in Jena. 27.5. 
1910. Nr. 247786. Kl. 42. 


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Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 17. 1. September. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Der Zeichenunterricht an der 3. Pflichtfortbildungsschule (Mechaniker-Schule) 
zu Berlin. 
I. 


Vortrag, 
gehalten am 15. April 1913 in der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, Abt. Berlin, 
von Fortbildungsschullehrer P. Geppert in Berlin. 
(Schluß.) 


Lassen Sie mich nun beide Methoden, den dreijährigen Zeichenunterricht 
mit einem vorbereitenden Projektionszeiehnen und den dreijährigen, vom ersten Tage 
an fachlich betriebenen Zeichenunterricht, gegenüberstellen. 


1. Die Modelle für das Projektionszeichnen sind meistens Körper, die die 
Schüler nicht so stark interessieren können wie Berufsmodelle. Die Notwendigkeit 
der Darstellung solcher reinen mathematischen Körper sehen diese nicht so ohne 
weiteres ein, während ein einfaches Berufsmodell diese Erkenntnis viel leichter bringt. 

Der Zweck, räumlich und körperlich sehen und projizieren zu lernen, wird 
beim Projektionszeichnen sicher erfüllt; es werden aber die Grundformen häufig in 
mehr Rissen dargestellt, als beim Fachzeichnen nachher erforderlich sind. Beim 
Arbeiten nach Fachmodellen, die dieselben Grundformen aufweisen, lernen die Schüler 
ebenso schön und sicher projizieren und räumlich sehen; es werden aber nur die 
Risse gezeichnet. die für eine Werkzeichnung absolut notwendig sind. Die Schüler 
brauchen also beim rein fachlichen Unterricht nicht erst umzulernen. 

Zur Darstellung der 3 Risse wird beim Projektionszeichnen das Achsenkreuz 
benutzt. Beim Fachzeichnen wird dieses gar nicht gebraucht, weil dann von den 
Mittellinien ausgegangen wird. Die Schüler lernen demnach im 1. Jahre in einer 
Methode arbeiten, die im 2. und 3. Schuljahre gar nicht angewendet wird und zur 
Erreichung unseres Zieles auch nicht notwendig ist. 


2. Schnitte werden beim Projektionszeichnen auch dann eingetragen, wenn 
sie zur unmittelbaren Erreichung des Zieles und zur Vorbereitung für unseren, Fach- 
unterricht gar nicht geeignet sind, z. B. schräge Schnitte durch Vollkörper. Im Fach- 
unterricht werden Schnitte nur dann eingetragen, wenn das Fachmodell in seinen 
Ansichten nicht erschöpfend dargestellt werden kann. 


3. Die Grundformen des Prismas, des Kegels, des Zylinders usw. sind unter 
den Fachmodellen ebenfalls vorhanden. Die letzteren besitzen aber neben dem Zweck, 
den sie schon in der Praxis erfüllen können, noch den Vorzug der Echtheit des 
Materials und sprechen deshalb ganz anders an als reine mathematische Körper. 


4. Beim reinen Projektionszeichnen werden alle Durchdringungen und Kurven 
im ersten Jahre gezeichnet und sollen im zweiten und dritten Jahre an Berufs- 
modellen angewendet werden. Zwischen der Erlernung und der Anwendung liegt 
mitunter ein Zeitraum von einem Jahr und mehr. Dagegen wird die Durchdringung 
oder die Kurve beim fachlich betriebenen Unterricht nur dann konstruiert, wenn sie 


Deutsche 
Mechaniker-Zig. 


118 


P. Geppert, Der Zeichenunterricht an der 3. Pflichtfortbildungsschule zu Berlin, 


angewendet werden soll, wenn das Fachmodell dazu herausfordert. Dann wird auch 
das Gelernte nicht so leicht vergessen. 


Die Skizzierübungen, das Eintragen der Maße und das Anfertigen ein- 
facher Werkzeichnungen beginnen naeh dem reinen Projektionszeichnen erst im 
„weiten Jahre, während beim fachlich betriebenen Unterricht nach Ablauf des 
ersten Jahres bereits eine Anzahl von Skizzen und etwa 3 oder 4 Bogen mit einfachen 
Werkzeichnungen fertiggestellt sind. 


Die Schüler gehen also bei Anwendung der letzteren Methode Schritt für 
Schritt ganz allmählich von einfachen zu schwierigeren Skizzierübungen und Werk- 
zeichnungen vom ersten zum zweiten Jahre über. 

Demnach glaube ich nachgewiesen zu haben, daß der Zweck, den das vor- 
bereitende Projektionszeichnen erfüllen soll, mit dem fachlichen Unterricht ebensoschön 
erfüllt wird, ohne daß jedoch bei der letzteren Methode Um- und Abwege eingeschlagen 
werden. 

Ich will mit diesen Ausführungen etwa nicht gegen das Proiektionszeichnen 
überhaupt zu Felde ziehen. Im Gegenteil, ich weiß die Vorteile dieser Übungen 
wohl zu schätzen und erkenne seinen hohen Wert in bezug auf Vertiefung der 
räumlichen Vorstellung voll und ganz an. Aber zur Erreichung unseres eng- 
begrenzten vorgezeichneten Zieles ist es nicht notwendig. 

In diesem Sinne hat auch das Ministerium für Jlandel und Gewerbe im 
Jahre 1907 Verfügungen erlassen, in denen über die fachliche Gestaltung des Unter- 
richts folgendes gesagt ist: 


„Das Zeichnen ist fachlich zu betreiben. Nur Schüler, die noch nicht mit 
Zirkel und Lineal umgegangen sind, beginnen mit einer kurzen Vorübung im Ge- 
brauch der Zeichenwerkzeuge. Ein reines theoretisches Projektionszeichnen wie die 
Projizierung von Punkten, Linien und mathematischen Körpern usw. ist nicht zu 
treiben. Die im Berufe des Schülers vorkommenden Anwendungen der darstellenden 
Geometrie werden vielmehr an Aufgaben geübt, die dem praktischen Berufsleben ent- 
nommen sind.“ 


Ich möchte nun noch einiges über die hier ausgestellten Arbeiten und 
Modelle sagen. 


Der Direktor des Städt. Fach- und Fortbildungsschulwesens, Herr Dr. Grund- 
scheid, hatte seinerzeit Herrn Direktor Fechner mit der Aufgabe betraut, die 
Modelle, die Herr Tiedemann für den Mechanikerzeichenunterricht entworfen hatte, 
im dritten Bezirk durchzeichnen zu lassen, um Erfahrungen zu sammeln. Die hier 
ausgestellten Arbeiten sind die Leistungen einer Mechanikerklasse, deren Schüler zu 
Ostern zur Entlassung gekommen sind. Sie wurde vormittags unterrichtet, hatte im 
ersten Jahre reines theoretisches Projektionszeiehnen und nur im zweiten und dritten 
Jahre wurde der Zeichenunterricht mit Modellen der Sammlung Tiedemann fach- 
lich betrieben. 


Es zeigte sich, daß die Vorteile, die das vorausgegangene Projektionszeichnen 
bringen sollte, nicht in die Erscheinung traten. 
Die Schüler waren auf den jetzt fachlich zu betreibenden Unterricht nicht 
es . . x q o 
genügend vorbereitet, und darum waren die Modelle der Sammlung Tiedemann 
für den Anfang zu schwer. 


Dieser harte, unvermittelte Übergang, dieser gewaltige Sprung vom Pro- 
jektionszeichnen zum Fachzeichnen, ist deutlich erkennbar, wenn Sie, meine Herren, 
nur den letzten Projektionszeichenbogen des ersten Jahres und den ersten Bogen des 
zweiten Jahres betrachten. 


Es traten alle die Nachteile auf, die ich vorhin bereits eingehend geschildert 
habe. Die Schüler hatten noch gar nicht skizziert und keine Maße eingetragen. Die 
Entstehung einer Werkzeichnung von der Skizze bis zum ausgeführten Bogen war 
ihnen noch völlig fremd. Ich mußte mich im ersten Quartal des zweiten Jahres mit 
Übungen beschäftigen, die die Schüler bei vorausgegangenem fachlichen Unterrichte 
längst kennen mußten, andererseits mußte ich ihnen das Achsenkreuz abgewohnen, die 
Konstruktion der Durchdringungskurven war glatt vergessen usw. Das Unterrichts- 
ergebnis des ersten Jahres im Projektionszeichnen stand also in gar keinem Ver- 


Heft 17. 


1, September 1913. P. Geppert, Der Zeichenunterricht an der 3. Pflichtfortbildungsschule zu Berlin. 179 


hältnis zu der für diesen Zweck aufgewendeten Zeit und Arbeit. Wenn es mir 
trotzdem gelungen ist, die Schüler der Klasse mit einem gewissen Erfolge zu fördern, 
so liegt es daran, daß die Modelle, die in bezug auf saubere Arbeit und Ausstattung 
nichts zu wünschen übrig lassen, von meinen Schülern mit großem Interesse, mit 
großer Liebe und emsigem Fleiße gezeichnet wurden. 


Die Schwierigkeiten, die sich bei der zeichnerischen Darstellung ergaben, 
haben wir später dadurch gemildert, daß wir nicht, wie Herr Tiedemann vor- 
geschlagen hatte, die Modelle im Zusammenhange zeichnen lassen, sondern wir lassen 
zunächst die Einzelteile darstellen und gehen dann erst zur Darstellung im Zusammen- 
hange über, um eine Schraubenverbindung, eine Klemmung, eine Führung usw. in 
ihrer Wirkung zu zeigen. 


Unter den Arbeiten, die später unter der Leitung von Herrn Bading in 
einer jüngeren Mechanikerklasse entstanden sind, befinden sich Bogen und Skizzen, 
die in dieser Weise angefertigt wurden. 


Mein Urteil über die Modelle der Sammlung Tiedemann fasse ich in 
folgenden Worten zusammen: Die Modelle sind für den Unterricht außerordentlich 
geeignet und bedeuten einen großen Fortschritt in der Methodik des Zeichenunterrichts. 
Die Schüler arbeiten mit großem Interesse nach diesen Modellen, sie sehen die Not- 
wendigkeit des Gelernten ein, weil sie vor Aufgaben und Konstruktionselemente gestellt 
werden, die in der Praxis viel gebraucht werden. Die Freude an der Arbeit wird 
erhöht durch die tadellose Ausführung in den gebräuchlichsten Arbeitsmethoden und 
die gute Ausstattung der Modelle. 


Seit einiger Zeit unterrichten wir wieder vom ersten Tage an fach- 
lich und benützen im ersten Jahre eine Modellsammlung, die ich zusammen- 
gestellt und in Gruppen eingeteilt habe. Diese Sammlung ist hier ausgestellt 
(s. Fig. 1). Sie tritt an die Stelle der mathematischen Körper des reinen Projektions- 
zeichnens und bildet die allmähliche und folgerichtige Überleitung zu den Modellen der 
Sammlung Tiedemann. Über die Einteilung in 5 Gruppen und ihre Benutzung im 
Unterricht habe ich bereits vorhin gesprochen. Herr Marawske!), der die Modelle 
der Sammlung Tiedemann angefertigt hat, hat auch die Ausführung dieser Modelle 
mit großem Interesse und großem Entgegenkommen übernommen und auch tadellos 
durchgeführt. 


In der Anordnung sind die Modelle zu erkennen, die von den Durchschnitts- 
und schwachen Schülern gezeichnet werden. Es sind ferner die Modelle dargestellt, 
die die begabteren Schüler außerdem noch zeichnen, wenn diese einen Bogen fertig- 
gestellt haben oder bei den Skizzierübungen schneller fortgeschritten sind. In dem 
Lehrgang des ersten Jahres ist darauf geachtet worden, däß alle haupt- 
sächlichsten Materialien und Metalle vertreten sind, die die Mechaniker im gewerbe- 
kundlichen Unterricht planmäßig kennen lernen. Auch sind die Modelle bei der 
Körper- und Flächenberechnung, bei der Ermittelung des wirklichen Gewichtes mit 
Hilfe des spezifischen Gewichts usw. mit Vorteil im Rechenunterricht des ersten Jahres 
zu verwenden. Im zweiten Jalıre können die Modelle der Sammlung Tiedemann 
bei der Besprechung der Arbeitsvorgänge, der Verbindung von Arbeitsstücken, der 
Verschönerungsarbeiten usw, herangezogen werden. 


Dadurch ist auch die Forderung, Rechenunterricht, gewerbekundlichen und 
Zeichenunterricht in Verbindung zu bringen, mit den beiden Sammlungen erfüllt. 


Meine Herren, ich bin nun am Ende meiner Ausführungen. Ich konnte Ihnen 
nur in großen Zügen von unseren Zielen und Bestrebungen ein Bild geben. 
Sollten Sie aus meinen Ausführungen die Überzeugung gewonnen haben, daß wir 
ernstlich bemüht sind, der heranwachsenden Generation zu dienen und sie für ihren 
Beruf tüchtig zu machen, sollten meine Worte ferner dazu beitragen, uns in unserer 
Arbeit wirksam zu unterstützen, dann wird der heutige Abend sicher gute 
Früchte tragen. 


1) Herr Mechaniker E. Marawske (Berlin C54, Linienstr. 214) hat die Anfertigung und 
den Vertrieb der Modelle übernommen und ist zu weiteren Auskünften gern bereit. 


180 P. Geppert, Der Zeichenunterricht an der 3. Pflichtfortbildungsschule zu Berlin. ia Renton zis 


a msn e mn m nn DB i nn 


Fig. 1. 


Fig. 2. 


Fig. 3. 
3. Jahrgang (Tiedemann). 
Bem. Diese 3 Figuren geben nur eine Auswahl von Modellen wieder. 


Heft 17. P. Geppert, Der Zeichenunterricht an der 3. Pflichtfortblldungsschule zu Berlin. 181 


I. ' 
Fortbildungsschullehrer Otto Bading. 


Gerne bin ich der Aufforderung von Herrn Haensch gefolgt und habe die 
Zeichnungen und Skizzen einer Mechanikerklasse ausgelegt, die jetzt zwei Jahre 
Unterricht in der ILI. Pflichtfortbildungsschule bei mir hat. Gestatten Sie mir, daß 
ich vor der Besichtigung der Arbeiten einige Worte zur Erklärung vorausschicke. 
Ich bitte vorweg um Entschuldigung, wenn ich zum Teil wiederhole, was Herr 
Geppert in seinem Vortrage schon gesagt hat. — Die Klasse, deren Zeichnungen 
und Skizzen hier vor Ihnen liegen, hat 31 Schüler. Die Arbeiten der einzelnen 
Schüler sind in der Reihenfolge der Herstellung in Mappen geordnet; die Mappen 
sind nach dem Alphabet gelegt. So wird es Ihnen leicht möglich sein, einen Ein- -' 
blick in die Arbeiten der einzelnen Schüler zu gewinnen und gleichzeitig auch zu 
sehen, wie weit es mir gelungen ist, eine Klasse gleichmäßig zu fördern. — Ich war 
gezwungen, mit meinen Schülern im ersten Jahre Projektionszeichnen zu treiben. 
Wie Sie sehen werden, haben alle Schüler, mit Ausnahme derjenigen, die längere 
Zeit gefehlt haben, 6 Bogen mit Projektionsübungen angefertigt. Im zweiten Jahre 
skizzierten und zeichneten die Schüler die Modelle der Sammlung Tiedemann. 
Es begannen jetzt mit dem Fachzeichnen auch die ersten Übungen im Skizzieren. Bevor 
ich zur 1. Gruppe der Sammlung Tiedemann „Einfache Verschraubungen“ überging, 
ließ ich als Vorbereitung alle Schüler gemeinsam die wichtigsten Schraubenformen 
skizzieren. Das geschah im Klassenunterricht. Dieser Unterricht steht im Gegen- 
satz zum Einzelunterricht. Im Klassenunterricht werden die Grundsätze über die 
Darstellung der Körper beim Skizzieren und beim Auszeichnen auf dem Reißbrett, 
über das Einschreiben der Maße, das Einlegen der Schnitte usw. in methodischer 
Reihenfolge an den Zeichenmodellen, die nach ihrer Schwierigkeit gruppiert sind, 
mit der ganzen Klasse entwickelt und dann gemeinschaftlich durch das Skizzieren 
und Zeichnen der Modelle geübt. Durch diesen Unterricht werden die Schüler mög- 
lichst gleichmäßig gefördert und möglichst alle ans Ziel der Schule geführt. Die 
Bildung von reinen Berufsklassen mit gleichalterigen und fast gleichmäßig vor- 
gebildeten Schülern gestattet uns, solchen Unterricht zu treiben. Soweit es irgend 
angeht, führe ich diese Methode durch. Die Anfertigung dieses ersten Skizzenblattes 
mit den Schraubenformen bildet eine Unterrichtslektion. Die wichtigsten Schrauben- 
formen werden gezeigt, genau besprochen und dabei vom Lehrer an der Wandtafel 
skizziert. Darauf werden die Schraubenformen von den Schülern skizziert. In jede 
Form sind die Größenverhältnisse eingetragen worden. Beim späteren Zeichnen in 
natürlicher Größe steht den Schülern eine Tabelle zur Verfügung, nach deren An- 
gaben sie die Schrauben im richtigen Verhältnis nach den angegebenen Maßen 
zeichnen müssen. Die Tabelle wird gleich erklärt, damit sie später auch mit Vorteil 
verwendet werden kann. Nun begannen alle Schüler mit dem Skizzieren der Modelle 
der 1. Gruppe. Bevor jedoch jeder Schüler ein Modell in die Hand bekam, wurde 
mit der ganzen Klasse die Darstellung eines solchen besprochen (Risse, das Ein- 
legen der Schnitte usw.). Jetzt erhält jeder Schüler ein Modell und skizziert frisch 
drauf los. Der Lehrer geht von Bank zu Bank und korrigiert die Fehler. All- 
gemeine Fehler werden mit der ganzen Klasse an Hand der Wandtafelskizze be- 
sprochen. Dann geht es an das Einschreiben der Maße. In einer Lektion werden 
wieder aus Form und Bearbeitung der Gegenstände heraus die Grundsätze für das 
Einschreiben der Maße gewonnen. Ich habe gefunden, daß die schönen, sauberen 
Fachmodelle und das gleichzeitige Fortschreiten im Klassenverband bei den Schülern 
große Freude an der Arbeit und Lust zu derselben erweckten. — Natürlich ist die 
manuelle Geschicklichkeit und die geistige Auffassungskraft der Schüler verschieden, 
daher kommt es, daß Sie in einigen Mappen 8 bis 10 Skizzenblätter mit Modellen 
der 1. Gruppe finden, während andere nur 4 bis 5 enthalten. Ich habe nach dem 
Skizzieren der 1. Gruppe von jedem Schüler eine Skizze oder zwei Skizzen auf den 
Bogen übertragen lassen. Die Aufgaben wurden so gestellt, daß möglichst alle Schüler 
mit dem Bogen gleichzeitig fertig wurden. Dann gings zur 2. Gruppe über, die 
ebenso behandelt wurde. Die Schüler haben also fast alle 6 Bogen Projektions- 
zeichnen, 6 bis 12 Skizzenblätter und 2 Bogen mit Fachmodellen fertiggestellt. 

Beim Übergang zum Fachzeiclinen am Anfang des zweiten Jahres zeigte sich 
eine große Schwierigkeit. Die einfachen Modelle von Tiedemann waren zu schwer. 


18? P. Geppert, Der Zeichenunterricht an der 3. Pflichtfortblldungsschule zu Berlin. |, a ie. 


Der Zeichenunterricht im ersten Jahre hatte keine geniigende Vorbereitung gegeben. 
Der Unterricht im ersten Jahre hatte die Schüler wohl projizieren gelehrt, sonst aber 
das Fachzeichnen nicht vorbereitet. Ja, er hatte, wie Herr Geppert schon aus- 
führte, Dinge eingeprägt, deren Anwendung beim Projizieren der Fachmodelle direkt 
falsch ist (z. B. Achsenkreuz, das Einlegen der Schnitte). Ich begrüße es daher 
mit Freuden, daß unsere Erfahrungen dazu geführt haben, daß von Herrn Geppert 
fürs erste Schuljahr ein Lehrgang zusammengestellt worden ist (s. Fig. 1), der uns 
Modelle aus der Praxis bringt, bei deren Darstellung unsere Schüler nicht nur das 
Projizieren lernen, sondern auch methodisch ins Fachzeichnen eingeführt werden. 
Der Unterricht wird dadurch vom ersten Tage fachlich gestaltet. Das Projektions- 
zeichnen wird nur so weit getrieben, wie es im Fachzeichnen gebraucht wird. Dadurch 
wird auch ein großer Mangel aus dem Lehrplan verschwinden. 


IMI. 


Direktor K. Fechner. 


Die Pflichtschule hat den Schulzwang zur Voraussetzung. Daraus erwächst 
ihr in Rücksicht auf Meister und Lehrlinge die Pflicht, für alle Schüler gleich- 
mäßig in bester Weise zu sorgen und nicht nur die Begabten zu fördern. Ein äußeres 
Mittel dafür ist der Klassenunterricht, der im Gegensatz zum Einzelunterricht 
auch im Zeichnen bis zu den letzten Semestern hin durchzuführen ist. Nach dem 
Klassenunterricht bestimmt sich die anzuwendende Methode, und diese wieder hat 
einen besonders ausgewählten und sorgfältig aufgebauten Schatz von Modellen 
zur Voraussetzung. Wie eins ins andere greift, ist von Herrn Geppert soeben 
in übersichtlicher und klarer Weise ausgeführt worden und wird sich nachher an 
den ausgelegten Schülerzeichnungen und den von Herrn E. Marawske aus- 
gestellten Modellen noch weiter im einzelnen verdeutlichen lassen. 


Eine weitere Voraussetzung zur Erteilung eines Zeichenunterrichts der ge- 
schilderten Art ist eine darauf berechnete Schulorganisation. Es müssen Klassen 
gebildet werden, die möglichst nur Lehrlinge desselben Berufs umfassen. Das 
ist in einer Großstadt wie Berlin und bei einem so weit verbreiteten Beruf wie 
dem der Mechaniker natürlich leicht möglich. Im III. Bezirk, auf den ich mich in 
meinen Ausführungen beziehe, hatten wir nach dem Stande vom November 1912 allein 
16 Klassen Mechanikerlehrlinge mit rund 560 Schülern und daneben noch 6 Klassen 
Werkzeugmacher mit rund 190 Schülern. Die letztere Gruppe führe ich nur an, um 
zu zeigen, daß sie nicht benutzt zu werden braucht, um da oder dort Lücken in den 
Mechanikerklassen auszufüllen, sondern daß die Schülerzahl ausreicht, um in jedem 
Halbjahr nicht nur eine, sondern mehrere reine Mechanikerklassen zu bilden. Es be- 
stehen im III. Bezirk, mit den jüngsten Klassen angefangen, im 1. bis 4. Halbjahr je drei 
Klassen und in den ältesten Semestern, dem 5. und 6., je 2 Klassen. Daraus geht her- 
vor, was ich mehr nebenbei erwähnen möchte, daß bei der Klassenbildung auch auf die 
Begabung der Schüler Rücksicht genommen werden kann, sehr zum Vorteil guter Er- 
folge im Unterricht, und daß ferner den Bedürfnissen des Gewerbes durch Einrichten 
von Klassen mit Unterricht am Vormittage Rechnung getragen werden kann. Von den 
16 Mechanikerklassen haben 9, also mehr als die Hälfte, Vormittagsunterricht. 


Der Zeichenuntericht wird im III. Bezirk durchweg von Lehrern erteilt, die aus 
dem Mechanikerberuf hervorgegangen sind, oder die sich in jahrelanger Arbeit in der 
Werkstatt und im Zeichensaal mit den einschlägigen Verhältnissen gründlich vertraut 
gemacht haben. Ihrer umsichtigen und durchweg begeisterten Mitarbeit bei der Aus- 
gestaltung des Neuen verdankt die Schule das bisher Erreichte. Wir haben uns sehr 
gefreut, daß die Herren, die den Schulbeirat für Mechaniker bilden, bei ihrem neulich 
erfolgten Besuch sich eingehend mit dem Unterricht in den Klassen, namentlich auch 
mit dem Zeichenunterricht, beschäftigt haben. Es sind ihnen ohne jede Auswahl alle 
Schülerarbeiten — auch die schlechten — und sämtliche Modelle vorgelegt worden. Die 
Ermunterung, die dem Kollegium und mir bei dieser Gelegenheit von den Männern 
Ihres Vertrauens zuteil geworden ist, auf dem eingeschlagenen Wege fortzufahren, war 
uns ein reicher Lohn für die jahrelangen Mühen bei dem Suchen nach dem rechten 
Wege. Wir, die wir an der Schule tätig sind, wissen, daß noch viel geschehen muß, 


Heft 17. 
1. September 1913. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


183 


um vollendete Leistungen im Rahinen der uns gezogenen Grenzen zu erreichen; wir 
werden sie aber erreichen, wenn Sie uns mit Ihrer Unterstützung so nachdrücklich 


zur Seite stehen wie bisher. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Metalischneidemaschinen mit zahn- 
losen Kreissägeblättern. 


Ein altbekanntes Experiment ist das Durch- 
schneiden von Zigarrenkistenbrettchen mittels 
dünner Papierscheiben, indem man der Scheibe 
eine möglichst hohe Tourenzahl erteilt; ebenso 
alt ist auch das Trennen von Metallstücken mit 
Hilfe zahnloser, schnell rotierender, runder 
Bleche aus Eisen oder Stahl. Es ist bereits 
ein Jahrhundert her, seit zum ersten Male ein 
Amerikaner namens Daggett den Vorschlag 
machte, eine Säge ohne Zähne zum Schneiden 
von Stahl zu benutzen. Eine damals bekannte 
Zeitschrift, Journal für Wissenschaft und Künste, 
veröffentlichte eine Beschreibung dieser Er- 
findung. Darin wurde für eine kreisförmige 
Scheibe aus dem Blech einer gewöhnlichen 
Ofenréhre eine Umfangsgeschwindigkeit von 
150 m in der Sekunde gefordert, um das Zer- 
schneiden von Eisen und Stahl bewirken zu 
können. Diese Ergebnisse kamen aller Wahr- 
scheinlichkeit über den Rahmen des Experi- 
mentes nicht wesentlich hinaus, denn erst im 
Jahre 1874 nahmen die weit zurückliegenden 
erfolgreichen Versuche praktische Gestalt an. 


Um diese Zeit war es ein Amerikaner Reese, 
der eine Kreissäge zum Metallschneiden. ein- 
führte, die bei einem Durchmesser von etwa 
1m und einer Dicke von 5mm nur eine Ge- 
schwindigkeit von 70 m in der Sekunde bean- 
spruchte. Diese mit glattem Rande versehene 
Kreissäge bewährte sich zwar, fand aber nur 
vereinzelt Verwendung. Offenbar stellten sich 
der Weiterentwicklung und Einführung die er- 
forderlichen hohen Tourenzahlen entgegen, die 
bei einfachem Riemenantrieb unter Berück- 
sichtigung des hohen Kraftbedarfs immerhin 
etwas schwierig zu erreichen waren. 

Erst die Erfahrungen der Neuzeit und der 
elektrische Antrieb ermöglichten es, Maschinen 
zu bauen, die den Metallsägen und sonstigen 
Schneidverfahren innerhalb gewisser Grenzen 
für Schienen und Profileisen weit überlegen sind. 


Eine exakte Erklärung der Leistungsfähig- 
keit der glatten Sägescheiben läßt sich vor- 
laufig noch nicht geben, doch kann man an- 
nehmen, daß die mit hoher Drehzahl umlaufende 
Scheibe beim Drücken gegen das Werkstück 
zunächst große Wärme erzeugt, die die Metall- 
teilchen an der Reibungsstelle stark erhitzt. 


Während aber die erhitzten Teilchen der Scheibe 
sogleich wieder in die Luft treten und vom 
Luftstrom gekühlt werden, erhitzen sich die 
Teilchen am Werkstück immer mehr, erglühen, 
schmelzen, verbrennen und werden zum Teil 
abgerissen und fortgeschleudert. 

Die Scheibe wird an ihrem Umfang aufge- 
walzt, so daß Reibung nur am äußersten Rande 
entsteht, an den Flanken der Trennut dagegen 
nicht. Hier streicht der von der Scheibe mit- 
genommene Luftstrom zwischen Scheibe und 
Flanke hin, kühlt dieselbe unmittelbar hinter 
der Reibstelle und führt dieser Sauerstoff zu, 
wodurch die Verbrennung der Metallteilchen 
des Werkstückes lebhaft gefördert wird. Da 
infolge der Erhitzung auch gehärtetes Material, 
z.B. Panzerplatten, naturharter Schnellstahl usw., 
geschnitten werden kann, sind diese Maschinen 
für manche Zwecke Außerst wertvoll. 

Von den Mars-Werken A.-G., Nürnberg- 
Doos, werden solche schnellaufende Maschinen!) 
auf den Markt gebracht, die ein sehr dünnes 
Trennblatt von 1,5 mm bei den kleinen und 
4 bis 6 mm Dicke bei den großen Maschinen 
besitzen. Diese Trennblätter von 500 bis 900 mm 
Durchmesser bestehen aus einem speziell für 
diesen Zweck präparierten, sehr zähen und 
weichen Stahl, dessen Zusammensetzung Fabrik- 
geheimnis der Firma ist. 

Für elektrischen Antrieb stellt die Firma 
vier Maschinen her, deren Hauptdaten in nach- 
stehender Tabelle enthalten sind: 


Nr. der Maschine 


| 


Touren pro Minute. | 3000 | 3000 |, 2500 | 2500 
Trennblattdurch- 
messer in mm . 5C0 | 700 | 700 | 900 


Trennblattdicke in 
mm. 2 6 wee 
Kraftbedarf in PS . 
schneidet Profileisen 
bis NP 
Schnittdauer in Se- 
kunden etwa 


1,5 3 bis 43 bis 54 bis 6 


i 


4, 10 20 35 


Die angegebene Schnittdauer bezieht sich 
auf die darüber stehenden größten zu schnei- 
denden Profile; bei kleineren Querschnitten ist 
sie entsprechend kürzer. 


1) S. Bayer. Ind.- u. Gew.- Bl. 45. S. 197. 1913. 


184 


Bedenkt man, daß z. B. das Normalprofil des 
I-Eisens Nr. 45 eine Höhe von 450 mm, eine 
Breite von 170 mm und eine Stegdicke von 
16,2 mm besitzt, so läßt sich die Leistungsfahig- 
keit aus den angegebenen 65 Sekunden er- 
messen, die genügen, um den Querschnitt von 
147 gem zu trennen. Der Stromverbrauch und 
die Stromkosten sind verhältnismäßig gering; 
bei der Annahme eines Preises von 10 Pfennig 
für die KW-Stunde würden sich die Strom- 
unkosten zum Trennen des vorstehend ange- 
führten Protils auf etwa 6 Pfennig stellen. 

Die Schnitte werden gerade und glatt, nur 
der Grat ist stärker als bei Kaltsägen. Schmiede- 
eisen und Stahl eignen sich in allen Härtegraden 
für dieses Verfahren, für größere Häıten ist es 
besonders geeignet. Gußeisen und dergleichen 
ist zu spröde, Kupfer und dessen Legierungen 
sind zu weich und zu gute Wärmeleiter. Hig. 


Dichte und Elastizität von Aluminium. 
Engineering 95. S. 180. 1913. 

Über besondere Eigentümlichkeiten des Alu- 
miniums, das Analogien zum Verhalten des 
Goldes, des Platins und des Stahles zeigt, be- 
richtete F. J. Brislee in der Faraday-Ge- 
sellschaft in London. Nach Versuchen, die 
in der Kabelfabrik der British Insulated 
and Helsby Cables angestellt wurden, hatte 
Aluminium von 99,11 °/, Reingehalt, so wie es 
vom Gußblock entnommen wurde, eine Dichte 
von 2,7059. Diese stieg nach 28. stündigem 
Glühen bei 450° auf 2,7067, nahm aber nach 
weiterem 14-stündigen Glühen wieder auf 2,7016 
ab. Eine Probe von 99,6°/, Reingehalt (mit 
0,15 °/, Eisen und 0,21 °/, Silicium) hatte anfangs 
eine Dichte von 2,7031. Durch Auswalzen dieser 
Probe von 2 Zoll (50 mm) Stärke auf 0,018 Zol 
(0,45 mm) stieg ihre Dichte auf 2,7089 und nahm 
durch darauffolgendes Glühen auf 2,7098 zu. 
Ebenso stieg die Dichte eines hartgezogenen 
Drahtes durch Glühen von 2,7026 auf 2,7057 an. 
Das hartgezogene und das gewalzte Material 
zeigte auch bei starker Vergrößerung kein 
Kristallgefüge. Durch Ausglühen wird dann 
einerseits die Dichte vergrößert und anderer- 
seits das Gefüge in ein kristallinisches umge- 
bilde. Durch die mechanische Bearbeitung 
wird diese zerstört und das Aluminium in eine 
amorphe (oder mikrokristalline?) Masse über- 
geführt, Daß beim Ausglühen des bearbeiteten 
Metalles die Neubildung der Kristalle von einer 
Steigerung der Dichte begleitet ist, widerspricht 
vollständig der Erwartung. 

Bei den Versuchen wurde auch der Elasti- 
zitätsmodul des Aluminiums bestimmt. Alu- 
miniumstäbe von Meterlänge wurden auf zwei 
Messerschneiden gelegt, während eine aufihrer 
Mitte ruhende dritte Messerschneide eine mit 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Gewichten belastete Schale trug. Die Durch- 
biegung wurde durch ein an einem senkrechten 
Stahlrohr verschiebbares Mikrometer gemessen. 
Durch das Mikrometer und durch eine an der 
Gewichtsschale angebrachte Spitze wurde der 
Strom von zwei Leclanché-Elementen geleitet, 
der bei hinreichendem Kontakt eine Glocke er- 
tönen ließ. Auf diese Weise wurde eine vor- 
zügliche Übereinstimmung bei den Versuchen 
erzielt. Der gleiche Kunstgriff wurde zur Er- 
mittlung des Moduls mittels Dehnungsversuchen 
an 4 bis 5 m langen Drähten angewandt. Hierbei 
wurden neben dem belasteten Draht zwei un- 
belastete gespannt. Alle drei Drähte trugen 
Blöcke aus Teakholz. An dem Block des be- 
lasteten Drahtes war eine mit Gewichten zu 
beschwerende Schale befestigt. Diese erzeugte 
dann mittels einer Spitze Kontakt mit einem 
Mikrometer, das an einem der beiden anderen 
Blöcke angebracht war. Diese Dehnungsver- 
suche ergaben für den Elastizitätsmodul den 
Wert 6892 kg pro qmm, die Biegungsversuche 
6918 kg; das Mittel bildet der Wert E = 6905 kg 
bei 17°. Mk. 


Gegen Röntgenstrahlen schützende 
Gewebe. 
Bayer. Ind.- u. Gewerbebl. 45. S 239. 1913. 


Um die gesundheitlichen Schädigungen zu 
vermeiden, welche die öftere Bestrahlung mit 
Röntgenstrahlen hervorrufen kann, ist es not- 
wendig, daß nicht nur der Patient, sondern 
auch der Arzt und alle Personen, die mit der 
Bedienung einer Röntgeneinrichtung betraut 
sind, möglichst gegen unnütze Bestrahlung ge- 
schützt werden. 

Zu diesem Zwecke werden Schutzmasken, 
Schutzschürzen, Schutz - Fausthandschuhe aus 
Müller - Schutzstoff sowie Bleiglasbrillen und 
Röhrenschutzkappen hergestellt. Diese Schutz- 
stoffe dienen aber nur dem partiellen Schutz, 
sind außerdem schwer und unbequem. 

Es wäre daher eine Errungenschaft auf dem 
Röntgengebiet, wenn es gelänge, leichte Schutz- 
kleider herzustellen, die in ihrer Wirkung den 
angeführten Stoffen gleich sind. 

Dies soll L. G. Droit nach vielen Im- 
prägnierungsversuchen verschiedener Stoffe er- 
reicht haben. 

Es hatte sich herausgestellt, daß Seide am 
geeignetsten zur Herstellung solcher Schutz- 
gewebe ist, da sie in großen Mengen metallische 
Verbindungen im Verlaufe des Färbungspro- 
zesses aufzunehmen vermag. Ein Quadratmeter 
Seide von 266 g Gewicht enthielt 68°/, mine- 
ralisches Imprignierungsmaterial. Diese Sub- 
stanz war folgendermaßen zusammengesetzt: 
Bleioxyd 34°/,, Zinnoxyd 24°, Phosphorsäure 
8°%/,, Kalk, Soda usw. 2%). 


ru. Lin, 
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Heft 17. 3 
1. September 1913. Glastechnisches. 185 


Droit verwendete bei seinen Arbeiten mit | weiter zur quantitativen Bestimmung des letz- 
Röntgenstrahlen ständig einen Handschuh, der | teren. 
aus 6 Schichten dieses imprägnierten Stoffes Da das eingeschliffene Glashahnküken noch 
zusammengesetzt war. Er erwies sich als fast , ein Abflußrohr für Flüssigkeiten aufweist, kann 
vollständig undurchlässig und angenehm im | derselbe Apparat auch für solche Fälle ver- 


Gebrauch. Hig. wandt werden, in denen man einen Scheide- 
trichter benutzen würde. Der Apparat wird 

E hierbei auf das feststehende, mit Schliff ver- 

sehene Glasgefäß gesetzt, das zur Aufnahme der 

Glastechnisches. Ausschüttelungsflüssigkeit mit einem Trichter- 


rohre versehen ist. 


Die längliche Form des graduierten Ge- 
Neuer, auch als Scheidetrichter zu fäßes A, das an einer Seite in eine Standfläche 


benutzender Sedimentierapparat. übergeht, ermöglicht es, mit dem neuen Appa- 

Von E. Spaeth. rate vorzugsweise dort vorteilhaft zu arbeiten, 
Zeilschr. f. angew. Chem. 26. S. 304. 1913. wo man zur Vermeidung von lästigen Emulsions- 
Bei Benutzung des Apparates zum Sammeln bildungen den zu extrahierenden Stoff in der 
von Sedimenten aller Art und von Mineral- | Weise aus seinem Lösemittel herausholt, daß 


bestandteilen aus den mit Chloroform ausge- | man den Inhalt des Gefäßes öfters vorsichtig 
schüttelten Proben von Mehl, Gewürzen usw. | schüttelt. Der Apparat kann hierbei auch hin- 
gelegt werden. Sollen Stoffe extrahiert werden, 
die nur in der Wärme von dem Extraktions- 
mittel absorbiert werden, beispielsweise einige 
Alkaloide, so kann der Apparat hierzu auf ein 
Wasserbad gelegt werden, ohne daß man zu 
befürchten braucht, es könnte von den Flüssig- 
keiten durch Verdampfen oder Herausschleudern 
etwas verloren gehen. 

Der zum D.R.G. M. angemeldete Apparat wird 
von der Firma Paul Altmann, Berlin NW 6, in 
jeder beliebigen Größe angefertigt. R. 


9MNIMag 
vueusjy [NEJ 


Koblensäure-Thermoskop, 
Engineering 95. S.787. 1913. 


Für die Heiztechnik ist die fortlaufende Be- 
stimmung des Kohlensäuregehaltes von Feue- 
rungsanlagen von größter Wichtigkeit. Hierzu 
hat man eine große Anzahl von Apparaten kon- 
etruiert, die sämtlich auf dem Prinzip der 
Absorption der Kohlensäure durch Ätznatron 
beruhen. Alle diese Apparate sind etwas um- 
ständlich in ihrer Handhabung. Dagegen bietet 
das in nachstehender Figur dargestellte Instru- 
ment der Underfeed-Gesellschaftin London 
ein sehr einfaches Verfahren. Auch bei diesem 


bringt man die Flüssigkeiten in das mit einer 
Kubikzentimeterteilung versehene Glasgefäß A 
(s. Fig.), worauf der Niederschlag in der Höh- 
lung d des Glashahnes B sich ansammeln soll. 
(Bemerkung des Ref.: Voraussetzung hierzu 
ist, daß die Glaswand des Gefäßes A glatt genug 
ist und einen nicht zu großen Neigungswinkel 
zur Fallrichtung der Sedimente aufweist.) 
Nach erfolgtem Absetzen in die Höhlung des 
Glashahnes dreht man letzteren so weit herum, 


Ë, 
a a a ee 
den 
uit ee | ee N 
a 


daß die mit den Sedimenten angefüllte Höhlung | Instrument wird die Kohlensäure durch Ätznatron 
nicht mehr mit der Öffnung im Glase in Ver- | absorbiert, doch dient nur die bei diesem Vor- 
bindung steht, und entleert nun die klareFlüssig- | gang erzeugte Wärmemenge zur Ermittlung des 
keit entweder durch die Einfüllöffnung in A oder | Kohlensäuregehaltes in den Abgasen. Dies ist 
durch die Abflußröhre e des Glashahnes B. Das | möglich, da die erzeugte Wärme der Menge an 
im Hahn gebliebene Sediment verwendet man | Kohlensäure genau proportional ist. 


1 86 Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Der Querschnitt des Instrumentes zeigt in 
einer Hülse 4 einen Zylinder B, der mit einem 
Kolben C versehen ist. Der Kolben C trägt 
Ledermuffen, um ein abgemessenes Quantum 
der Abgase einsaugen zu können. Dieses wird 
dann durch den über das Zapfenrohr J gezogenen 
Gummischlauch H in den Raum D gepreßt. In 
D befindet eich eine von dem Pflock K festge- 
haltene Patrone aus Atznatron, die von dem 
Gefäß des Thermometers E umschlossen wird. 
Die hier bei der Absorption der Kohlensäure 
erzeugte Wärme läßt das Quecksilber von E 
ansteigen, so daß es auf der Skale F den Pro- 
zentgehalt an Kohlensäure in der vom Instru- 
mente aufgesaugten Gasmasse direkt anzeigt. 
Um die Angaben des Instrumentes von der Tem- 
peratur des Beobachtungsraumes unabhängig zu 
machen, ist die Skale F verschiebbar. Ihr Null- 
punkt muß vor der Messung mit der Queck- 
silbersäule von E auf gleiche Höhe eingestellt 
werden. Dem gleichen Zwecke dient das im 
Kolben angebrachte Thermometer G, nach dessen 
Temperaturangaben der Kolben gemäß der an 
seinem Ende befindlichen Skale beim Einsaugen 
der Abgase eingestellt wird. 

Bem. des Ref. Dem Instrumente fehlt aber 
eine Einrichtung zur Korrektur für die Druck- 
schwankungen der Atmosphäre. Diese können 
ebensogroße Fehler veranlassen wie die Tempe- 
raturschwankungen. Mk. 


— 


Australische Hygiene-Ausstellung 

nach Dresdener Vorbild. 

Die von der Australian Natives Asso- 
ciation vor kurzem in Melbourne veranstaltete 
Australische Industrie- und Hygiene-Ausstellung 
soll, wie die Ständige Ausstellungskom- 
mission für die Deutsche Industrie im 
Anschluß an frühere Informationen!) bekannt- 
gibt, einen durchaus befriedigenden Verlauf ge- 
nommen haben. Entsprechend dem Charakter 
der veranstaltenden Gesellschaft und dem Aus- 
stellungsprogramm wurde nur „Australisches“ 
gezeigt, sowohl was die Hygiene als auch was 
die Industrie-Erzeugnisse betraf. 

Der umfangreiche Katalog, in dessen Ein- 
leitung auf die Dresdener Hygiene-Ausstellung 
und deren Erfolge besonders hingewiesen wird, 
liegt in der Geschäftsstelle der Ständigen 
Ausstellungskommission (Berlin NW 40, 
Roonstr. 1) zur Einsicht aus. 


1) Vel. diese Zeitschr. 1912. S. 205. 


a — 


I. Internationale Kinematographische 
Ausstellung New-York i913'). 


Die vor kurzem im Grand Central Palace in 
New-York von der Motion Picture Exhibi- 
tors League of America anläßlich ihrer 
Jahresversammlung veranstaltete I. Internatio- 
nale Kinematographische Ausstellung (First 
International Exposition of Motion Picture Art) 
war, wie die Ständige Ausstellungskom- 
mission für die Deutsche Industrie auf 
Grund zuverlässiger Informationen mitteilt, 
ebenso wie der Kongreß selbst gut besucht, 
aber verhältnismäßig wenig stark beschickt. 
So hatten sich insbesondere ausländische Aus- 
steller, wenigstens unter eigenem Namen, nicht 
beteiligt, wenngleich sich an den Apparaten, 
die zu den Wandelbilder-Vorführungen der Aus- 
stellung benutzt wurden, manche ausländische 
Erzeugnisse befanden, so insbesondere Nürn- 
burger Kohlenstifte, Musik-Spielwerke u. a. m. 

Ein Exemplar des Third Annual Convention 
Souvenir, das als offizielles Programm und Aus- 
stellungskatalog diente, kann in der Geschäfts- 
stelle der Ständigen Ausstellungskommis- 
sion (Berlin NW, Roonstr.1) eingesehen werden. 


s 


Nationale und Internationale Aus- 
stellung für Sport und Tourlstenwesen 
im Haag 1913. 


Über die am 5. Juli im Haag feierlich er- 
öffnete Nationale und Internationale 
Ausstellung für Sport und Touristen- 
wesen, eine der sogenannten Jubiläums-Aus- 
stellungen in den Niederlanden, ging der 
Ständigen Ausstellungskommission für 
die Deutsche Industrie von zuverlässiger 
Seite eine ausführliche Mitteilung zu, der fol- 
gendes entnommen sei: 

Die Ausstellurig ist in bescheidenen Grenzen 
gehalten und von ihren 18 Gruppen sind ver- 
schiedene nur mäßig beschickt worden. Die 
Beteiligung auswärtiger Firmen ist gering. 
Von deutschen Ausstellungsgegenständen, die 
die Feinmechanik und Optik betreffen, sind nur 
zu nennen: optische Erzeugnisse, ausgestellt 
von der Firma Eugen C. Becker in QOhligs 
und photographische Artikel von Rich. Haufe. 

Der oflizielle Ausstellungskatalog liegt in 
der Geschäftsstelle der Ständigen Aus- 
stellungskommission (Berlin NW40, Roon- 
straße 1) zur Einsicht aus. 


1) Vgl. diese Zeilschr. 1913. S. 83. 


— -——— 


Heft 17. 
1. September 1913. 


Kleinere Mitteilungen. 


Ständige Ausstellung fiir Arbeiter- 
wohlfahrt (Reichsanstalt). 

Unter dem Vorsitz des Direktors im Reichs- 
amt des Innern, Wirklichen Geheimen Rat 
Caspar, fand am 19. und 20. Juni eine Tagung 
des Beirats der Ständigen Ausstellung 
für Arbeiterwohlfahrt (Reichsanstalt) in 
Charlottenburg (Fraunhofer-Str. 11/12) statt. 
Dieser Beirat setzt sich aus hervorragenden 
Persönlichkeiten der Industrie und Wissenschaft 
und aus Beamten der Gewerbeaufsicht und der 
Berufsgenossenschaften usw. zusammen. Haupt- 
aufgabe der Tagung war die Prüfung der Aus- 
stellungsgegenstände nach der Richtung hin, 
ob die vorgeführten Schutzvorrichtungen den 
neuesten Anforderungen der Betriebssicherheit 
noch entsprechen. 

Die Ausstellung hat ferner soeben den Be- 
richt über ihre Tätigkeit im letzten Jahre ver- 
öffentlicht. Von dem Interesse, dessen sich die 
Ausstellung in immer weiteren Kreisen erfreut, 
gibt vor allem die stetig wachsende Zahl der 
Besucher Kunde, die sich von 26 253 im Vorjahr 
auf 32314 gehoben hat. Sachverständige 
Gruppenführungen, die auf vorherige Anmel- 
dung jederzeit veranstaltet werden, fanden im 
Jahre 1912 562 mit rund 17000 Teilnehmern 
statt. Es waren daran nicht nur Berliner be- 
teiligt, sondern auch von auswärts finden sich 
häufig Besucher, vornehmlich Abordnungen von 
Werkführern und Arbeitern bestimmter Berufs- 
gruppen, ein, wie auch besondere Führungen 
für Aufsichtsbeamte, Studiengesellschaften, Teil- 
nehmer an Kursen der mannigfaltigsten Organi- 
sationen usw. veranstaltet werden. Die Zahl 
der Ausstellungsgegenstände ist um ein be- 
trächtliches gewachsen; von über 1000 Aus- 
stellern werden zurzeit 3500 Einzelobjekte zur 
Anschauung gebracht, darunter mehr als 1400 
in originaler Ausführung. Von den Maschinen, 
an denen Einrichtungen für Unfallverhütung 
angebracht sind, befinden sich die meisten in 
betriebsfähigem Zustand. 


Städtische, vom Staate unterstützte 
Fachschule für Feinmechanik 
zu Göttingen. 

Der Bericht über das 7. Schuljahr (Ostern 
1912 bis 1913) ist erschienen. Der theoretisehe 
Unterricht der zu 4 Klassen eingerichteten An- 
stalt, an dem etwa 80 Schüler teilnahmen, wurde 
entsprechend dem bisherigen Programm vor- 
schriftsmäßig erledigt. Bei dem Werkstatt- 
unterricht, an dem sich im Sommer 32 und im 
Winter 30 Schüler beteiligten, wurde zum ersten 
Male diestrenge Durchführung eineasystematisch 
ausgearbeiteten Lehrplanes für die praktische 


Ausbildung im ersten Lehrjahre mit gutem Er- 
folge versucht. In dem abgelaufenen Jahre 
wurden außer einer großen Reihe kleinerer 
Apparate im besonderen in der Werkstatt an 
größeren Arbeiten ausgeführt: 1 Kathetometer 
mit Okularmikrometer, 1 MeBapparat zur Aus- 
wertung photographischer Gestirnaufnahmen für 
die Göttinger Universitätssternwarte, 1 Universal- 
Demonstrations - Drehspulgalvanometer. Auch 
wurde der Bau einer automatischen Kreisteil- 
maschine in Angriff genommen. Die Einrichtung 
der Werkstätte erfuhr teils durch Ankauf, teils 
durch Geschenke wesentliche Erweiterungen. 
Es sind gegenwärtig 21 Drehbänke und alle 
erforderlichen Arbeitsmaschinen vertreten, so 
daß für den praktischen Unterricht 51 Arbeits- 
plätze zur Verfügung stehen. Der Handfertig- 
keitsunterricht für Studierende wurde in Sommer 
von 33 und im Winter von 40 Studierenden be- 
sucht. een Mk. 
Kgl. Württembergische Fachschule für 
Feinmechanik einschl. Uhrmacherei 
und Elektrotechnik in Schwenningen. 
In dem am 12. April d. J. abgeschlossenen 
Schuljahr 1912 bis 1913 nahmen an den 4 Kursen 
der Anstalt insgesamt 77 Schüler teil, von denen 
9 Uhrmacher waren, außerdem 2 Uhrmacher als 
Gäste. Die Lehrmittelsammlung und die Schul- 
ausrüstung erhielt durch Kauf und durch Zu- 
wendungen reichlichen Zuwachs. In den Werk- 
stätten wurden im 2. und 3. Kurs 1 Drelispul- 
Voltmeter, 4 elektrische Nebenuhren, 1 Faden- 
mikrometer, 1 Schiebersirene, 1 Taschennivellier- 
instrument u. a. m. gebaut. Der Unterricht 
wurde durch Besichtigung von Fabriken ergänzt. 
Auf zwei Ausstellungen, in Eisenach und in 
Stuttgart, war die Anstalt durch ihre Werkstatt- 
arbeiten vertreten; in der württembergischen 
Landeshauptstadt geschah dies anläßlich der 
dort tagenden Hauptversammlung des Vereins 
deutscher Ingenieure. Mk. 


——— es 


Bucherschau u. Preislisten. 


L. Hammel, Die Störungen an elektrischen 
Maschinen, insbesondere deren Ursachen und 
Beseitigung. 8° VI, 68 S. mit 46 Fig. 
Frankfurt a. M., Selbstverlag 1913. Leinw. 
2,50 M. 

Das Buch wendet sich in erster Linie an 
diejenigen, die mit der Aufstellung und Beauf- 
sichtigung elektrischer Generatoren und Motoren 
unmittelbar zu tun haben, also an Monteure, 
Installateure und Werkführer. Nach einer Ein- 
leitung, in der die charakteristischen Eigen- 
schaften der Gleichstrom- und der Wechsel- 
strommaschinen kurz besprochen werden, ent- 


hält das erste Kapitel die allgemeinen Störungen, 
wie sie in den Lagern, am Riemen und bei der 
Schmierung vorkommen. Es folgt ein Abschnitt 
über Störungen an Gleichstrommaschinen, in 
dem die Tücken des Kollektors, der Bürsten, 
des Ankers und der Magnete gewürdigt werden. 
Ein Kapitel über Störungen an ein- und mehr- 
phasigen Wechselstrommaschinen bildet den 
Schluß. 

Das kleine Buch dürfte seinen Zweck gut er- 
füllen. Nur der Stil könnte eine kleine Verbes- 
serung sehr wohl vertragen. G. S. 


A. Korn und B. Glatzel, Handbuch der Photo- 
telegraphie und Telautographie. 8%. XVI, 
488 S. mit 292 Abb. Leipzig, Otto Nemnick 
1912. Geb. 28,00 M. 

Das Buch ist außerordentlich interessant. 

Der Wert des in ihm Gebotenen geht schon 

daraus hervor, daß es die beiden bedeutendsten 

Pfadfinder auf dem so schwierigen Gebiete der 

Phototelegraphie und Telautographie zu Ver- 

fassern hat, denen es gelungen ist, die Bild- 

telegraphie aus dem Laboratorium in die Praxis 
zu übertragen. 

Die beiden Teile, in die das Buch zerfällt, 
sind bereits durch seinen Titel gegeben. Der 
erste, die Telautographie, ist durch Prof. Korn, 
der zweite, die Phototelegraphie, durch Prof. 
Glatzel bearbeitet worden. Innerhalb der 
beiden Abschnitte folgen die Verfasser im 
wesentlichen der historischen Entwickelung. 
Besonders wertvoll ist im zweiten Teile eine 
erschépfende Zusammenstellung der Eigen- 
schaften der verschiedenen Modifikationen des 
Selens. Den Schluß bildet ein Kapitel Zukunfts- 
musik über das ebenso verlockende wie schwer 
zu lösende Problem des Fernsehens. 

Sehr zu loben ist endlich die gute Aus- 
stattung des Buches mit großem, klarem Druck 
und sehr sauberen Abbildungen. G. S. 


G. W. Häberlein, Bedeutung und Wesen des 
Patentanspruchs. 8° IX, 94 S. Berlin, 
Julius Springer 1913. 2,60 M. 

Das Werk besteht wesentlich in einer Po- 
lemik gegen das 1912 erschienene Buch von 
Wirth und Isay über den gleichen Gegenstand. 
Verf. kämpft für die Interessen der Industrie 
gegenüber den Patentsuchern und tritt für 
den Einfluß des Patentamtes bei Entscheidung 
patentrechtlicher Fragen ein. Mk. 


Preislisten usw. 

Spindler & Hoyer, Göttingen. Prospekt 33: 
Elektrometer fürradioaktive Untersuchungen. 
— Batterie für elektrostatische Messungen 
— Ladestab. (Deutsch, englisch, französisch.) 
8°. 15 S. mit Illustr. 


Den'sche 
Mechaniker-Zty. 


Gustav Heyde, Dresden. Astronomische Instru- 
mente. 8° 80S. mit Illustr. 

Besprochen in der Zeitschr. f. Instrkde. 3:3. 
S. 232. 1913. 

F. Sartorius, Göttingen. Mikrotome und Neben- 
apparate. (DrucksacheMikro 3.) 8%. 47 8. 
mit Illustr. 

C. & E. Fein, Stuttgart. Nr. 296: Fahrbare 
Bohrmaschinen mit elektrischem Antrieb für 
Gleich- und Drehstrom. 8°. 30S. mit Illustr. 
— Nr. 297: Schleifmotoren für Gleich- und 
Drelistrom. 8° 31 S. mit Illustr. — Nr. 392: 
Elektrisch betriebene Tisch- und Wand. Bohr- 
maschinen. 8% 1558. mit Illustr. 

R. FaeB, Steglitz. Ergänzungsliste Nr. 165. 
Moaochromatoren und Zubehör (Filter, Lam- 
pen, Spektralröhren, Prismen, Gitter usw). 
8. 21 8. mit Ilustr. — Ergänzungsliste 


Nr. 171 zu den Katalogen 113, 129, 151 u. 165. 


Spektrometer, Spektroskope usw. 8° 98. 
mit Ilustr. 


— 


Vereins- und Personen- 
nachrichten. 


Aufgenommen in den Hptv. der D. 
G. f. M. u. 0.: 

Hr. Curt Willers; Werkstätte für Prä- 
zisionsmechanik, Spez.: Libellen; Jena, 
Schützenstr. 22/24. 


Wirtschaftliche Vereinigung 
der 
Deutschen Gesellschaft für Mechanik 
und Optik. 


Bei allen Zahlungen, sowohl durch das 
Postscheckkonto 17071 als an die Deutsche 
Bank, Depositenkasse J (Charlottenburg, 
Berliner Str. 66), wolle man zur Vermei- 
dung von Rückfragen den Namen des 
Schatzmeisters, A. Blaschke, als Konto- 
Inhabers angeben. 


Der Direktor der Fachschulein Schwenningen, 
Hr. Ing. Sander, hat den Professortitel erhalten. 


——_4 


Druckfehler-Berichtigung. 
In Heft 14 ist auf S. 154 im 3. Absatz 
beim Druck versehentlich eine Zeile aus- 
gefallen; vor „oder wenigstens . . . .“ Ist 
einzuschieben: „Die Interferenzmethoden 
wurden jedoch noch nicht zur quantitativen 
Messung verwandt, “. 


Für die Redaktion verantwortlich: 


A Rlaschke In Perlin-Halensen. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 18. 15. September. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Die neuen Entwürfe des Patent-, Gebrauchsmuster- und Warenzeichengesetzes. 
Von Ing. H. Reising in Friedenau. 


Die neuen Entwürfe sehen recht bedeutsame Änderungen vor, es wird deshalb 
erforderlich werden, daB sowohl die einzelnen fachlichen Vereinigungen wie auch die 
private Industrie sich eingehend mit den Entwürfen beschäftigen und zu denselben äußern. 


I. Patentgesetz. 


Grundsätzliche Abweichungen von dem bisherigen Gesetz bestehen hauptsäch- 
lich in 4 Punkten: 

1. Anerkennung des Rechtes des Erfinders an seiner Erfindung und sein Ver- 
hältnis zum Patentanmelder. 

2. Die Frage der Sicherung der gewerblichen Angestellten bezüglich des wirt— 
schaftlichen Gewinnes aus ihren im Dienste gemachten Erfindungen. 

3. Ermäßigung der Patentgebühren unter gleichzeitiger Vereinfachung der 
Zahlungsregeln. | 

4. Änderung und Vereinfachung des Erteilungsverfahrens und dadurch bedingte 
Änderung der Organisation des Patentamtes. 


Nach dem bisher geltenden Gesetz hatte Anspruch auf das Patent nicht der 
Urheber der Erfindung, sondern derjenige, der die Erfindung zuerst beim Patentamt 
anmeldete. 

Nach $ 4 des neuen Gesetzes kann der Erfinder von demjenigen, welcher, 
ohne Erfinder zu sein, die Erfindung angemeldet hat, verlangen, daß er die Anmeldung 
ihm überträgt oder sie zurücknimmt. Es muß dies jedoch vor Ablauf eines Jahres nach 
der Bekanntmachung des Patentes beansprucht und im Streitfalle durch Klage vor den 
ordentlichen Gerichten geltend gemacht werden. 

Auch § 5 sichert dem Erfinder seine Rechte, sobald er dieselben vor Ablauf 
eines Jahres nach der Bekanntmachung der Anmeldung durch den Nichterfinder da- 
durch geltend macht, daß er selbst die Anmeldung bewirkt. 

Der Erfinder hat nach $ 6 einen Anspruch darauf, daß er bei Erteilung des 
Patentes und in den Veröffentlichungen des Patentamtes als Erfinder genannt wird, 
jedoch ist die Zustimmung dessen, dem das Recht aus der Anmeldung oder aus dem 
Patent zusteht, erforderlich. Es bedarf einer unwiderruflichen Erklärung gegenüber 
dem Patentamt. | 

Der Erfinder kann von dem die Anmeldung bewirkenden Nichterfinder durch 
Klage die Zustimmung zur Namensnennung verlangen. Während § 6 dem Ange- 
stellten durch Nennung seines Namens die Erfinderehre sichert, gewährt ihm § 10 
materielle Vorteile, sofern er Angestellter in einem gewerblichen Unternehmen ist. 
Zwar gehen seine Ansprüche auf den Unternehmer über (soweit nichts anderes ver- 
einbart ist), wenn die Erfindung ihrer Art nach im Bereiche der Aufgaben des Unter- 
nehmens liegt und das Erfinden zu den Obliegenheiten des Angestellten gehört; nach- 
dem jedoch das Patent erteilt ist, kann der Angestellte von dem Unternehmer eine 
Vergütung verlangen. Ist über dieselbe keine Vereinbarung getroffen, so bestimmt der 
Unternehmer darüber nach billigem Ermessen. Es ist jedoch ausdrücklich darauf hin- 


B 1 90 o H. Reising, Patent-, Gebrauchsmuster- und Warenzeichengesetz. M eek 


gewiesen, daß die Vergütung der Billigkeit zu entsprechen hat. Dem Angestellten ist 
die Anfechtung durch Klage möglich. Eine Vereinbarung, daß dem Angestellten keinerlei 
Vergütung für künftige Erfindungen zustehen soll, ist im voraus nicht erlaubt und 
rechtlich nicht wirksam. 

Als gewerbliche Unternehmen im Sinne dieses Paragraphen gelten jedoch nicht 
Betriebe, Anstalten, Anlagen u. dgl., welehe unter der Verwaltung des Reichs, eines 
Bundesstaates oder einer Gemeinde stehen. 

Die wichtige Frage der Patentgebühren regelt $ 12. Die Gebühren sollen in 
den ersten 5 Jahren je 50 M betragen und dann weiterhin jedes Jahr um 5U M steigen, 
so daß insgesamt während der 15-jährigen Dauer des Patentes 3500 Af Gebühren zu 
zahlen sind, gegenüber einem Betrage von 5300 M, wie ihn das jetzt geltende Patent- 
gesetz vorsieht. Zwar steht in bezug auf die Höhe der Patentgebühren Deutschland 
trotz dieser Ermäßigung um 1800 M noch immer an erster Stelle, immerhin werden 
die beteiligten Erfinder und die die Erfindungen anwendende Industrie die Ermäßigung 
mit Freude begrüßen. 

Bislang begann der Patentschutz zu laufen vom Tage der Anmeldung an, so 
daß bei Patenten, die lange im Erteilungsverfahren standen, der praktische Schutz tat- 
sächlich um diese Zeit verkürzt wurde. Es sind Fälle vorgekommen, bei welchen das 
Erteilungsverfahren 4 Jahre und noch länger dauerte. Dem will das neue Gesetz ab- 
helfen, indem der Patentschutz erst mit der Veröffentlichung der Anmeldung beginnen 
soll, so daB dem Patentinhaber trotz der ermäßigten Gebühren ein Schutz von längerer 
Dauer gewährt wird. 

$ 16 sieht die Erteilung einer Zwangslizenz an einen Interessenten vor, wenn 
die Erteilung der Erlaubnis zur Benutzung des Patentes im öffentlichen Interesse ge- 
boten ist. Es war diese Frage schon durch das Gesetz betreffend den Patentausführungs- 
zwang vom 6. Juni 1911 geregelt. 

Dem Streben nach Vereinfachung des Verfahrens vor dem Patentamt wollen die 
S§ 18 u. f. des neuen Entwurfes gerecht werden, und zwar soll ein ständiges technisches 
Mitglied, der Prüfer, das ganze Prüfungsgeschäft in erster Instanz selbständig durch- 
führen, Anmeldungen prüfen, Patente erteilen und selbst über Einsprüche entscheiden. 


Besondere Patentabteilungen sind vorgesehen für die Angelegenheiten, welche 
die Patente betreffen und von keiner anderen Stelle erledigt werden, insbesondere für 
die Eintragungen und Löschungen in der Patentrolle. 

Die Patentabteilungen bestehen aus dem Vorsitzenden und den Prüfern der ihnen 
zugewiesenen Gebiete der Technik. Es sind jedoch mindestens 3 Mitglieder erforder- 
lich, um bindende Beschlüsse ergehen zu lassen. 

Die Anträge auf Erklärung der Nichtigkeit, auf Zurücknahme von Patenten, 
sowie auf Erteilung von Zwangslizenzen werden von dem Nichtigkeitssenat entschieden. 
Derselbe wird aus 2 rechtskundigen und 3 technischen Mitgliedern gebildet. 


Gegen die Zurückweisung der Anmeldung kann der Anmelder, gegen Abweisung 
eines Einspruches kann der Einsprechende Beschwerde einlegen, welche durch be- 
sondere Beschwerdesenate, bestehend aus dem Vorsitzenden, einem rechtskundigen 
und 3 technischen Mitgliedern, entschieden werden. 

Bei Ablehnung durch den Prüfer entscheidet die Patentabteilung. 

Zur Beschlußfassung über grundsätzliche Fragen und auch in den Fällen, in 
welchen der Beschwerdesenat von der Entscheidung eines anderen Beschwerdesenates 
oder überhaupt in einer grundsätzlichen Frage von der bisherigen Anschauung ab- 
weichen will, ist ein großer Senat gebildet, bestehend aus dem Präsidenten, 4 rechts- 
kundigen und 4 technischen Mitgliedern. Die Entscheidung dieses Senates ist in der 
zu entscheidenden Sache bindend. 

Die Anmeldegebühr ist von 20 M auf 50 M erhöht worden, weil 20 M als 
Entgelt für die amtliche Mühewaltung der Prüfung zu niedrig sind. Auch will 
man offenbar unnütze und unreife Anmeldungen durch die höhere Anmeldegebühr 
zurückhalten und damit einem Mißbrauch des Patentamtes vorbeugen. 

Die Bekanntmachung der Anmeldung soll in der bisherigen Weise erfolgen, 
und es kann innerhalb der Frist von 2 Monaten nach der Veröffentlichung wie bisher 
Einspruch gegen die Erteilung des Patentes erhoben werden. 

Waren die Einsprüche bislang gebührenfrei, so sieht das neue Gesetz eine 
Gebühr von 20 M für die Kosten des Verfahrens vor; jedoch kann das Patentamt be- 


18. an 1913. H. Reising, Patent-, Gebrauchsmuster- und Warenzeichengesetz. 191 


schließen, daB dem siegreich Einsprechenden die Einspruchsgebühr erstattet wird, auch 
kann es die Kosten des Verfahrens den Beteiligten auferlegen. 

Zur Einlegung der Beschwerde gegen abweisende Beschlüsse ist Zahlung einer 
Gebühr von 50 M vorgesehen; bislang betrug diese nur 20 M. Uber eine etwaige 
Zurückzahlung der Kosten des Verfahrens trifft gleichfalls das Patentamt die Ent- 
scheidung. 

Gegen die Abweisung des Beschwerdesenates kann der Patentsucher noch 
innerhalb eines Monats den Vollsenat anrufen, welcher aus 5 Mitgliedern besteht. Ruft 
der Patentsucher die Entscheidung des Vollsenates nicht an, so werden ihm 20 M von 
der Beschwerdegebühr zurückerstattet. 

Die Einreichung einer Nichtigkeitsklage ist an die Zahlung einer Gebühr von 
100 M geknüpft; bislang war eine Gebühr von 50 M zu entrichten, durch welche 
Gebühr das Berufungsverfahren beim Reichsgericht ebenfalls mit gedeckt war. 

Das neue Gesetz sieht auch eine Änderung bezüglich der Möglichkeit der Ein- 
reichung einer Nichtigkeitsklage vor. Bislang war eine Nichtigkeitsklage wegen 
mangelnder Neuheit nur innerhalb 5 Jahren nach der Veröffentlichung des Patentes im 
Reichsanzeiger zulässig und hat mancher Patentinhaber sein offenbar nicht zu Recht 
bestehendes Patent erst nach Ablauf dieser 5 Jahre Berufsgenossen gegenüber geltend 
gemacht. Obgleich nach dem neuen Entwurf diese 5-jährige Frist bestehen geblieben 
ist, so soll sie doch nur für Patente gelten, die offenkundig ausgeübt werden; Patente 
hingegen, deren Inhaber eine entsprechende Ausübung unterläßt, sollen auch nach 
Verlauf der 5 Jahre noch angreifbar sein. 

Gegen die Entscheidung des Patentamtes ist die Berufung an das Reichs- 
gericht zulässig. Dieselbe hat innerhalb zweier Monate nach der Zustellung beim 
Patentamt schriftlich zu erfolgen, und gleichzeitig ist eine Berufungsgebühr von 300 M | 
zu entrichten. Dieser verhältnismäßig hohe Betrag wird auf die reichsgerichtlichen 
Gebühren angerechnet. 

Die Bestimmungen über die Strafen, welche diejenigen treffen sollen, die sich 
der Schutzrechtsverletzungen schuldig machen, sind erweitert worden, so daß neben 
einer Geldstrafe auch auf Gefängnis erkannt werden kann. Bei vorsätzlicher Patent- 
verletzung kann das Maximum der an den Verletzten zu zahlenden Buße bis auf 
20000 M gesteigert werden. 

Ferner sieht das Gesetz die Möglichkeit vor, die innerhalb eines Oberlandes- 
gerichtsbezirkes oder mehrerer solcher Bezirke aufkommenden Prozesse über Erfindungs- 
rechte einem bestimmten Landgerichte zuzuweisen, wodurch sicherlich eine gewisse 
Stetigkeit in den Urteilen zu erwarten ist. 

Durch diese Maßnahme wird dem vielfach geäußerten Wunsch, Sondergerichte 
mit einer Besetzung aus rechtskundigen und technischen sachverständigen Mitgliedern 
zu bilden, entgegengekommen. 


II. Gebrauchsmustergesetz. 


Dieses Gesetz lehnt sich in verschiedenen Paragraphen an das neue Patent- 
gesetz durchaus an. So in Hinsicht des Rechtes der Vorbenutzung. 

Auch das Recht des Erfinders findet die gleiche Würdigung wie beim Patent- 
gesetz. Derselbe kann also die Nennung seines Namens verlangen und auch eine ent- 
sprechende Vergütung, sofern er sich im Angestelltenverhältnis zu demjenigen befindet, 
der die Rechte aus dem Gebrauchsmuster geltend macht. 

Besonders erwähnt ist ferner, daß ein Schutz durch die Eintragung nicht be- 
gründet wird, wenn das Modell oder Muster bereits auf Grund einer früheren An- 
meldung eingetragen ist. 

Nach $ 8 des neuen Gesetzentwurfes soll der Schutz des Gebrauchsmusters 
eine erhebliche Verlängerung erfahren. Neben der Verlängerung durch Zahlung von 
60 M Verlängerungsgebühren nach Ablauf der ersten 3 Jahre ist die Möglichkeit vor- 
gesehen, nach Ablauf des 6. Jahres durch Zahlung einer weiteren Gebühr von 150 M 
eine Verlängerung auf weitere 4 Jahre zu bewirken. Diese Verlängerungsmöglichkeit 
wird in den beteiligten Kreisen mit Freude begrüßt werden. Wenn auch nur wirklich 
bewährte Modelle diesen verlängerten Schutz der Hauptsache nach genießen werden, 
so wird sicherlich eine Entlastung des Patentamtes eintreten. 

Viele kleine Erfindungen, für welche jetzt der Patentschutz nachgesucht wird, 
werden für die Folge als Gebrauchsmuster eingetragen werden, da alle die mit dem 


Deutsche 


H. Reising, Patent-, Gebrauchsmuster- und Warenzeichengesets. Mechaniker-Ztg. 


192 


Erteilungsverfahren zusammenhängenden Arbeiten vermieden werden und für eine Auf- 

wendung von nur 230 M Gebühren ein Schutz von 10 Jahren erlangt werden kann. 
Die Anmeldegebühr ist um 5 M erhöht worden, so daß künftig 20 M bei der 

Anmeldung einzuzahlen sind. 

Neu ist auch die Bestimmung des § 13, laut welchem der Anmelder bei Zurück- 

weisung seiner Anmeldung Beschwerde erheben kann. 

Für etwaige Verletzungen der Gebrauchsmusterschutzrechte sind im wesent- 
lichen die Bestimmungen des Patentgesetzentwurfes maßgebend, doch kann die auf 
Verlangen des Verletzten dem Verletzer aufzuerlegende Buße höchstens 15 000 M be- 
tragen. Neben dieser an den Verletzten zu zahlenden Buße wird auch auf Strafe er- 
kannt, und zwar sollen die vorsätzlichen Verletzungen des $ 4 mit Gefängnis bis zu 
einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 5000 M geahndet werden. 


II. Warenzeichengesetz. 


Bei diesem Gesetz sind die angestrebten Änderungen am durchgreifendsten; 
der Eingeweihte wird bestätigen müssen, daß die geplanten Reformen auch nötig sind. 
Die große Zahl der eingetragenen Warenzeichen, Ende 1912: 169040, macht es den 
Warenzeichenabteilungen des Patentamtes fast unmöglich, die neu angemeldeten Zeichen 
daraufhin zu prüfen, ob sie mit einem älteren für gleichartige Waren eingetragenen 
oder zurzeit in der Anmeldung befindlichen Zeichen kollidieren. 

Schon das Anmeldungsverfahren soll neu gestaltet werden. Bislang betrug die 
Anmeldegebühr einheitlich 30 M, von welcher unter Umständen 20 M zurückgezahlt 
wurden, wenn nämlich das Zeichen nicht zur Eintragung gelangte. 

Der neue Entwurf sieht eine Einteilung nach Warenklassen vor, und es muß 
neben einer festen Anmeldegebühr von 20 M noch für jede in Anspruch genommene 
Klasse grundsätzlich eine besondere Gebühr von 20 M entrichtet werden. Will also 
ein Anmelder 16 Klassen berücksichtigen, so hat er 20 M Anmeldegebühren und 
16 X 20 = 320 M Klassengebühren zu bezahlen. Umfaßt die Anmeldung mehr als */, aller 
Warenklassen, so ist für die überschießenden Klassen eine Klassengebühr nicht zu zahlen. 
Gegenüber dem alten Anmeldeverfahren, bei welchem gegen eine einmalige Gebühr von 
30 M der ganze Schutz auf 10 Jahre gewährt wurde, bedeutet die neue Änderung 
eine wesentlich stärkere Belastung; deshalb werden die Beteiligten, die auf die Führung 
von Wort- und Warenzeichen angewiesen sind, sich noch eingehend mit dieser geplanten 
Maßnahme zu beschäftigen haben. 

Erfolgt die Eintragung für die eine oder andere gewünschte Warenklasse nicht, 
so wird von der Klassengebühr die Hälfte zurückerstattet. 

Bei einer Erneuerung des Zeichens nach 10 Jahren ist eine Erneuerungsgebühr 
von 10 M und außerdem für jede Klasse eine Gebühr von 10 M zu zahlen. 

Der neue Entwurf sieht unter Fortfall der bisherigen Mitteilungen an die In- 
haber anscheinend gleichartiger Zeichen das sogenannte Aufgebot vor. Es werden die 
den vorgeschriebenen Anforderungen entsprechenden Warenzeichenanmeldungen bekannt- 
gemacht und wird während einer Frist von 2 Monaten den Interessenten die Möglich- 
keit gegeben, schriftlich gegen die Eintragung Einspruch zu erheben. Der Einspruch 
kann nur auf die Behauptung gestützt werden, daß die Eintragung des Zeichens aus- 
geschlossen sei oder daß es mit einem früher angemeldeten für gleiche oder gleich- 
artige Waren eingetragenen Zeichen des Einsprechenden übereinstimme, unter Angabe 
der Tatsachen. 

Gleichzeitig mit Erhebung des Einspruchs ist eine Gebühr von 20 M für die 
Kosten des Verfahrens einzuzahlen, welche unter Umständen dem obsiegenden Ein- 
sprechenden nach Ermessen des Patentamtes erstattet wird. 

Bei einem etwaigen Antrag auf Einleitung des Verfahrens zur Löschung eine: 
eingetragenen Zeichens ist eine Gebühr von 30 Af zu entrichten. 

Gegen einen Zurückweisungsbeschluß, durch welchen die Eintragung des 
Zeichens versagt wird, kann der Anmelder Beschwerde einlegen. Dasselbe Recht hat 
der Einsprechende, dessen Einspruch verworfen wird. Er muß innerhalb der einmonat- 
lichen Beschwerdefrist eine Gebühr von 50 M für die Kosten des Verfahrens zahlen. 

Bei vorsätzlicher Verletzung eingetragener Warenzeichen kann auf eine Geld- 
strafe bis zu 5000 M oder Gefängnis bis zu einem Jahr erkannt werden. Neben der 
Strafe kann dem Geschädigten auch eine Buße bis zu einem Maximalbetrage von 
20 000 M zugesprochen werden. 


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eft 1 
15. September 1913. _ 


Für Werkstatt 
und Laboratorium. 


Ein Demonstrationsmodell für Wellen- 
vorgänge. 
Von H. Barkhausen. 
Phys. Zeitschr. 14. S. 620. 1913. 

Ein Modell, an dem sich einem größeren 
Publikum die theoretischen Verhältnisse bei 
Saiten- und Pfeifenschwingungen leicht erklären 
lassen, wird in folgender Weise hergestellt. 

Auf einen Draht werden in gleichmäßigen 
Abständen längere Blechstreifen quer aufge- 
lötet, so daß sie in der Ruhelage gerade von 
der Stirnseite gesehen werden, also ganz schmal 
erscheinen. Dieser Draht wird über ein hori- 
zontales Brett ausgespannt, das an seinen Enden 
zwei Stützbretter trägt, um daran die Draht- 
enden zu befestigen. Das Durchhängen des 
Drahtes kann man durch ein paar Stützen ver- 
meiden, da die hierdurch bewirkte Reibung 
wenig stört. Versetzt man dieses Gebilde dann 
in Torsionsschwingungen, so erscheinen die 
Streifen durch ihre Drehung um so länger, je 
größer die Schwingungsamplitude an der be- 
treffenden Stelle ist. Diese Schwingungen sind 
von um so längerer Dauer, je dünner der Draht 
und je größer das Trägheitsmoment der Blech- 
streifen ist. Bei einem 2 m langen Modell kann 
man leicht eineSchwingungsdauer von mehreren 
Sekunden erreichen, so daß sich die Einzelheiten 
des Vorganges bequem verfolgen lassen. Man 
vermag bei diesem Modell stehende Wellen bis 
zur fünften Oktave zu erzeugen, indem man den 
ersten Streifen in entsprechendem Takt ganz 
wenig hin und her bewegt. Einmal erregt halten 
sich die Schwingungen minutenlang von selbst, 
da die Dämpfung gering ist. Auch kann man 
sie durch eine periodisch wirkende Kraft, etwa 
durch ein kleines, direkt an dem horizontalen 
Draht aufgehängtes abgestimmtes Pendel dau- 
ernd unterhalten. Vorteilhaft ist es, die Blech- 
streifen an der Ober- und Unterseite verschieden 
zu färben. Dann kann man noch teaser sehen, 
wie sich benachbarte Bäuche der Wellen gerade 
in entgegengesetzter Richtung bewegen, da die 
Streifen an beiden Seiten eines Knotenpunktes 
in verschiedener Farbe erscheinen, entsprechend 
der positiven oder negativen Schwingungs- 
amplitude. Stellt man das Brett senkrecht auf 
eins der Stützbretter, so kann man den Draht 
am unteren Ende losmachen, und hier bildet 
sich bei stehenden Wellen ein Schwingungs- 
bauch aus. So lassen sich an diesem Modell 
die Fortpflanzung von Wellenvorgängen, ihre 
Reflexion an geschlossenen und offenen Enden, 
die Bildung von Knotenpunkten und stehenden 
Wellen und alle ähnlichen Vorgänge direkt vor 
Augen führen. Mk. 


Für Werkstatt und Laboratorium. — Glastechnisches. 


193 


Vorrichtung zum genauen Aufstellen 
von Arbeitsmaschinen. 


Zeitschr. d. Ver. d. Ing. 57. 8.1081. 1913. 


Die Vorrichtung will das lästige und noch 
dazu ungenaue und unzuverlässige_ Ausrichten 
durch Unterkeilen und darauf folgendes Fest- 
gießen ersetzen. 

Auf das Fundament wird die nötige Zahl 
von Grundplatten a (s. Fig.) festgeschraubt, auf 
denen Keilpaare ¢ aufliegen. Zunächst wird die 
Maschine vorläufig durch Verschieben der oberen 


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Keile justiert, dann werden alle Schrauben fest 
angezogen. Nunmehr noch verbleibende Fehler 
werden durch feine Verschiebung der oberen 
Keile beseitigt, wozu die an den Grundplatten 
befindlichen Stellschraubenpaare dienen. Die 
Figur zeigt noch eine Anordnung, die die 
Wasserwage entbehrlich macht'und zudem die 
Benutzung der zu der Maschine gehörenden 
Schlitten ermöglicht. In der Richtung der 
Betten laufen Wasserrinnen, die durch einen 
Schlauch miteinander kommunizieren. Auf den 
Schlitten sind Reißerspitzen in geeigneter Weise 
befestigt, die die Oberfläche des Wassers in jeder 
Stellung des Schlittens eben berühren müssen, 
wenn die Maschine ausgerichtet sein soll; auf 
diese Weise sollen sich noch Abweichungen von 
0,02 mm feststellen und beseitigen lassen. 


—— 


Glastechnisches. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


21. Nr. 565029. Quecksilberdichtung mit be- 
sonderer Einlage in der Flüssigkeitskammer. 
E. Hartmann, Frankfurt a.M. 23. 10. 12. 


194 


III 


42. Nr. 559829. Skala für Aräometer und 
Thermometer, bei der die vollen Gradstriche 
mitten durch die Ziffern gehen. F. E. 
Kretzschmar, Berlin. 26. 6. 13. 

Nr. 559996. Variometer für Ballonfahrten. 
H. Schulz, Gelsenkirchen. 9. 5. 13. 

Nr. 560325. Fieberthermometer mit Alumi- 
niumskala. Schwarz & Co., Roda. 7.6.13. 

Nr. 560 388. Glasplattenthermometer mit rück- 
seitiger Skala und Ableseröhre. Gebr. Herr- 
mann, Manebach. 4. 6. 13. 

Nr. 560 778. Flasche zum Waschen von Gasen 
und zum Sättigen von Flüssigkeiten mit 
Gasen. F. Bautier, Paris. 15. 2. 13. 

Nr. 560786. Fieberthermometer. O. Friese, 
Zerbst. 2. 6. 13. 

Nr. 560 932. Heberpipette. 
Berlin. 21. 6. 13. 

Nr. 560933. Meßsystem für Vakuummeter. 
Th. Steinauer, Berlin. 21. 6. 13. 

Nr. 561 291. Absorptionspipette mit Dreiweg- 
hahn, zylindrisch erweiterter Kapillarröhre 
und achsialer Trichterröhre für flüssige und 
feste Reagentien. H. Göckel & Co., Berlin. 
25. 6. 13. 

Nr. 663 297. Gaswasch- und Absorptionsflasche 
mit Schlangenrohr. C. Hahn, Ruysbroeck, 
Belg. 27. 6. 13. 

Nr. 565 243. Bürette. J. Frisch, Düsseldorf. 
4. 8. 13. 

Nr. 565 254. Automatische Pipette. P.Schae- 
ben, Bonn. 30. 7. 13. 

Nr. 566 129. Vorrichtung zur Bestimmung des 
Kohblenstoffgehaltes in Roheisen, Stahl, Fluß- 
eisen und Ferrolegierungen. J. Frisch, 
Düsseldorf. 13. 8. 13. 


Th. Steinauer, 


Nr. 566353. Unterschichtungsapparat zur 
quantitativen Bestimmung von Eiweiß. A. 
Stephan, Wiesbaden. 22. 7. 13. 

— 
Gewerbliches. 


Internationale Hygiene- Ausstellung, 
Lima (Peru) 1913. 

Über die aus Anlaß des V. Lateinisch- 
Amerikanischen Medizinischen Kongresses in 
Lima vom 2. November bis 31. Dezember 1913 
stattfindende Internationale Hygiene-Aus- 
stellung ist der Ständigen Ausstellungs- 
kommission für die Deutsche Industrie, 
die vor einiger Zeit auf die Veranstaltung hin- 
gewiesen hatte!), eine weitere Information zu- 
gegangen, aus der folgendes mitgeteilt sei: 

Von den 12 Gruppen, in welche die in- 
dustrielle Abteilung der Veranstaltung sich 
gliedert, kämen für die Beteiligung deutscher 
Aussteller wohl am ersten in Betracht Gruppe 5, 
Klasse 20 (Schulhygiene, Schulgebäude, Lehr- 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1913. S. 83. 


Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


mittel usw.), Gruppe 7 (chemische und phar- 
mazeutische Produkte usw.) und Gruppe 8 
(chirurgische, medizinische, orthopädische, elek- 
tro-therapeutische nnd odontologische Apparate 
und Instrumente). 

Soweit chemische und pharmazeutische 
Erzeugnisse in Betracht kommen, ist zwar 
der Markt mit französischen Waren über- 
schwemmt, es dürfte aber immerhin, wie von 
ärztlicher Seite versichert wird, eine Ausstellung 
deutscher Erzeugnisse von Nutzen sein. 

Am aussichtsreichsten dürfte wohl eine Be- 
teiligung in Gruppe 8 sein, falls die modern- 
sten Erfindungen ausgestellt würden, da die 
peruanischen Ärzte speziell die neuesten In- 
strumente und Apparate gern kaufen sollen 
und außerdem in nicht allzuferner Zeit ein 
größerer Hospitalbau in Lima in Angriff ge- 
nommen werden soll, der bedeutende An- 
schaffungen dieser Art fordern wird. 

Die Ausstellungsdrucksachen können in 
der Geschäftsstelle der Ständigen Aus- 
stellungskommission (Berlin NW40, Roon- 
straße 1) eingesehen werden. 


¢—_——- 
Kleinere Mitteilungen. 


Preisausschreiben 
für einen Wettbewerb 
um einen aufzeichnenden Beschleuni- 
gungsmesser für Flugzeuge. 
I. Allgemeine Bestimmungen. 

Die Tragdecken eines Flugzeuges erhalten 
durch Böen und schnelles Überlenken vom Gleit- 
flug zum wagerechten Flug, das Fahrgestell 
bei der Landung Festigkeitsbeanspruchungen 
durch Kräfte, über deren Größe sichere An- 
gaben fehlen. 

Ein Mittel zur Beurteilung dieser Kräfte be- 
steht in der Beobachtung der Beschleunigungen, 
die sie hervorbringen. 

Da auf die trägen Massen des Beschleuni- 
gungsmessers immer auch die Erdschwere ein- 
wirkt, wird er nur die aus der Beschleunigung 
und der Erdschwere resultierende Wirkung an- 
zeigen können, dieselbe Größe, die die In- 
sassen des Flugzeufes als „scheinbare Schwere“ 
empfinden. 

Die gefährlichen Beanspruchungen, welche 
ein Flugzeug im Fluge oder bei der Landung 
erhält, sind im wesentlichen abhängig von den 
zur Tragfläche winkelrechten Kräften, während 
diejenigen parallel den Tragflächen gegen diese 
zurücktreten. 

Es wird also die Aufgabe gestellt, ein In- 
strument zu schaffen, das die Schwankungen 
und Größtwerte der scheinbaren Schwerekompo- 
nente winkelrecht zu den Tragflächen auf- 
zeichnet, und das somit imstande ist, über 


Heft 18. 
15. September 1913. 


Größe und Häufigkeit derselben Erfahrungen 
zu sammeln. 

Für die beste Lösung dieser Aufgabe wird 
ein erster Preis von 1500 M, ein zweiter Preis 
von 500 M ausgesetzt. 

Das Preisgericht behält sich jedoch das 
Recht vor, die Gesamtsumme von 2000 M auch 
anders zu verteilen. 


II. Konstruktionsbestimmungen. 


Das Instrument soll in der Lage sein, jeden- 
falls Beschleunigungen winkelrecht zu den Trag- 
flächen nach oben von mindestens achtfachem 
Betrage, nach unten bis zum einfachen Betrage 
der Erdbeschleunigung aufzuzeichnen. Die 
Wiedergabe der wagerechten Geschwindigkeits- 
änderungen bis zur Größe der Erdbeschleuni- 
gung, sowohl nach der Fahrtrichtung als ent- 
gegengesetzt dazu, wird nicht gefordert, erhöht 
aber ceteris paribus die Bewertung des Instru- 
mentes. 

Da es sich häufig um sehr rasch wechselnde 
stoßartige Beanspruchungen handelt, ist eine 
sehr kurze, schwingungsfreie Einstellzeit des 
Instruments erwünscht; jedoch sollen die vom 
Motor herrübrenden Erschütterungen die Auf- 
zeichnungen möglichst wenig trüben. 

Es wird freigestellt, die Aufzeichnung des 
Instrumentes in Abhängigkeit von der Zeit oder 
vom Wege erfolgen zu lassen. Es ist nicht unbe- 
dingt erforderlich, aber erwünscht, daß diese 
Abhängigkeit genau feststellbar ist. 

Die Genauigkeit der Messungen gilt dann 
schon als ausreichend, wenn die jeweiligen 
Maxima der Beschleunigungen aus den Ver- 
suchskurven derart abzulesen sind, daß sie mit 
Sicherheit als Grundlagen für Erfahrungswerte 
gelten können. 

Die Benutzungsdauer des Instrumentes soll 
so groß sein, als eich irgend mit der wünschens- 
werten Handlichkeit und Leichtigkeit verträgt; 
als erstrebenswert ist eine Benutzungsdauer 
von 2 Stunden anzusehen. 

Der Raumbedarf und das Gewicht des Instru- 
mentes sind nach Möglichkeit einzuschränken, 
damit die Mitnahme auf einem Flugzeug nicht 
hinderlich wird. 

Das Instrument hat Befestigungsstellen zu 
tragen, welche eine schnelle und feste Unter- 
bringung im Flugzeug gewährleisten, und soll 
derart eingerichtet sein, daß es plombiert und 
ein Eingriff von außen verhindert werden kann. 


III. Ablieferungsbestimmungen. 

Die Zulassung zum Wettbewerb wird am 
1. Juli 1914 geschlossen. Bis zu diesem Tage 
"müssen Instrumente, die am Wettbewerb teil- 
nehmen sollen, plombiert und eingeschrieben 
bei der Deutschen Versuchsanstalt für 
Luftfahrt, E. V., Adlershof, eingegangen sein. 
Spätere Einlieferung ist unzulässig. Es dürfen 


Kleinere Mitteilungen. 


195 


mehrere Instrumente gleicher Bauart einge- 
liefert werden. 

Bei der Einsendung sind beizufügen: 

1. Name und Wohnungsangabe des Ein- 
senders, 

2. eine Bedienungsvorschrift mit schema- 
tischen Schnittzeichnungen, 

3. das für den Wettbewerb nötige Aufzeich- 
nungsmaterial, welches auf 4 Stunden zu be- 
messen ist, das aber, falla es nicht ausreicht, 
auf Wunsch der Prüfstelle in erforderlichen 
Mengen nachgeliefert werden muß, 

4. eine Prüfungsgebühr von 100 M, welche 
nach Abzug der Unkosten im Verhältnis der 
Zahl der eingelieferten Apparate rückvergütet 
wird. 

IV. Prüfungsbestimmungen. 

Die Prüfung des Instrumentes erstreckt sich 
zuerst auf eine Vorprüfung im Laboratorium, 
bei welcher bei künstlich erzeugten Beschleuni- 
gungen die Eichkurven des Instrumentes und 
seine allgemeinen Eigenschaften festgestellt 
werden, 

Die Vorprüfung der eingelieferten Instru- 
mente wird von dem Preisgericht übernommen, 
welches insbesondere die Prüfungsstelle zu be- 
stimmen hat. 

Die Vorprüfung erstreckt sich auf Ermitte- 
lung 

1. der Genauigkeit und Zuverlässigkeit der 
Messungen, 2. der Einspielzeit, 3. der Be- 
nutzungsdauer, 4. des Meßbereiches, 6. des Ge- 
wichtes und des Platzbedarfes. 

Das Preisgericht entscheidet nach dem Aus- 
fall dieser Vorprüfung, welche Instrumente zur 
Hauptprüfung zugelassen werden sollen. 

Die Hauptprüfung besteht in einer Erprobung 
der Instrumente auf Flugzeugen. 

Eine Nachprüfung der Instrumente findet bei 
der Prüfstelle der Vorprüfung statt, um etwaige 
Veränderungen des Instrumentes festzustellen. 

Alle Öffnungen des Instrumentes dürfen nur 
mit Genehmigung des Bewerbers und im Bei- 
sein eines Mitgliedes des Preisgerichtes oder 
der Prüfungsanstalt stattfinden. Die Plombie- 
rung ist jedesmal von neuem vorzunehmen. 

Für Beschädigungen irgend welcher Art, 
welche dem Instrument widerfahren, wird eine 
Haftung nicht übernommen. 

Das Preisgericht ist in seinen Entschlüssen 
an keine feste Vorschrift gebunden und erteilt 
denjenigen Instrumenten Preise, welche seiner 
Ansicht nach am besten den gestellten Forde- 
rungen genügen. 

DasPreisgericht entscheidet als letzte Instanz. 
Einsprüche gegen seinen Spruch können nicht 
erhoben werden. 

V. Preisgericht. 

Das Preisgericht setzt sich zusammen aus 

den Herren: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. R. AB- 


196 Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. Mechaniker Zi ; 

mann, Lindenberg; Prof. A. Baumann, Stutt- | Dr. Trautmann, Berlin, als Vertreter des Ku 
gart; Prof. Dr.-Ing. F.Bendemann, Adlershof; | ratoriums der National-Flugspende; Prof. Dr. 
Prof. Dr. G. von dem Borne, Breslau; Prof. | R. Wachsmuth, Frankfurt a.M.; Dir. B. Wolff, 
Dr.-Ing. E. Hartmann, Frankfurt a. M.; Prof. | Berlin; Wirkl. Geh. Ober-Baurat Dr. Zimmer- 
H. Junkers, Aachen; Dir. O. Krell, Berlin; | mann, Berlin und ein Herr als Vertreter des 
Major a. D. Prof. Dr.-Ing. A. von Parseval, | Kriegsministeriums,. 
Berlin; Marine-Baumeister Pietzker, Berlin, Falls Mitglieder des Preisgerichts wegen 
als Vertreter des Reichs-Marine-Amtes; Prof. | eigener Beteiligung an dem Wettbewerb oder 
Dr. L. Prandtl, Göttingen; Prof. Dr.-Ing. | aus anderen Gründen aus dem Preisgericht 
H. Reißner, Berlin; Dipl.-Ing. Freiherr von | ausscheiden, hat dieses das Recht, sich, wenn 
Soden-Fr aunhofen, Friedrichshafen; Assessor | nötig, neue Mitglieder zu kooptieren. 


m YF  — 
Patentscha u. 


Kompaß, dadurch gekennzeichnet, daß die Nadel 
aus zwei durch ein Querstück verbundenen parallelen 
Hälften besteht. H. Seevers in Hildesheim. 28. 7. 1911. 
Nr. 249814. KI. 42. 


Influenzmaschine mit mehreren übereinander in Iso- 
liermaterial gebetteten und untereinander verbundenen Be- 
lägen, dadurch gekennzeichnet, daß die Beläge jeder Gruppe 
abwechselnd nach rechts und links zum Radius geneigt 
sind, zum Zwecke, eine im Verhältnis zur Scheibenfläche 
möglichst große Oberfläche der Beläge zu erzielen und zu 
ermöglichen, daß die vorderen der folgenden 
Gruppe die hinteren Beläge der vorhergehen- 
den Gruppe in der Projektion überdecken. 
J. Blume in Berlin - Pankow. 21. 7. 1911. 
Nr. 249863. KI. 21. 


Verfahren zur Herstellung von durchsichtigen Quarzkörpern von ungefähr hohlzylin- 
drischer Gestalt, dadurch gekennzeichnet, daß man zunächst in bekannter Art durch Einbettung 
eines vom elektrischen Strom durchflossenen Widerstandes in Quarzsand einen undurcbsichtigen 
Quarzkörper von hohlzylindrischer Gestalt erzeugt und an diesem, während er in feurig-plastischem 
Zustande ist, Stücke oder Körner von Bergkristall so zum Anhaften bringt, daß die Körner den 
Körper einhüllen, worauf man mittels der Knallgasflamme so lange erhitzt, bis die Körner unter 
sich und mit dem Körper homogen zusammengeschmolzen sind, wobei gleichzeitig die Luftein- 
schlüsse des undurchsichtigen Schmelzkernes entfernt werden. Voelker & Co. in Beuel b. Bonn. 
8. 9. 1910. Nr. 248985. KI. 32. 


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r era 


Vereins- und Personennachrichten. 


Todesanzeige. sich auch besonders als Förderer der her- 
anwachsenden Jugend betätigt. 


Am 29 August starb plötzlich im 
© In. Ehre seinem Andenken! 


68. Lebensjahre unser langjähriges Mit- 


glied Der Vorstand der Abteilung Berlin. 
Hr. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. H. Aron. W. Haensch: 
Der Verstorbene war gleich bedeutend 
als Mann der Wissenschaft wie als Kon- Hr. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schwarz: 


strukteur; aus einfachsten Verhältnissen | schild, der Direktor des Astrophysikalischen 
durch eigene Kraft zu hervorragender | Observatoriums in Potsdam, ist zum Mitglied des 
Stellung in seinem Fache emporgestiegen, | Kuratoriums derPhysikalisch-Technischen 
hat er, stets eingedenk seiner Herkunft, | Reichsanstalt ernannt worden. 


= = ee en D A | ea pr p, Egg Eu en o eraa SA aaa RY 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 19. 1. Oktober. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Neuere Materialien und Formen für Längenmaße, 
Von Dr. W. Block, Techn. Hilfsarbeiter a. d. Kaiserl. Normal-Eichungs-Kommission. 


Vergleicht man die verschiedenen Ausführungsformen der Längenmaße mitein- 
ander, wie sie sich im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung herausgebildet haben, 
so findet man die mannigfaltigsten Gestaltungen, nicht nur im Material, sondern auch in 
der Form. 

Das Material der Maßstäbe und MeBeinrichtungen ist im wesentlichen durch 
die Bedingung einer ausreichenden Festigkeit gegeben, die Form wechselt stark mit 
Rücksicht auf den Verwendungszweck. Die nachfolgenden Zeilen sollen sich genauer 
mit diesen Fragen beschäftigen, indessen dabei nur Maßstäbe, wie sie zu feinen 
Messungen dienen, berücksichtigen. 

Die ältesten Maße wurden aus Bronze oder Eisen verfertigt. Bronze ist auch 
heute noch ein viel verwendetes Material, das auch zur Herstellung der feinsten Maße 
unbedenklich verwendet werden kann. Da man indessen solche ersten Ranges meistens 
als Strichmaße herstellt (bei denen also die MeBlinge durch Striche begrenzt ist, im 
Gegensatz zu Endmaßen, bei denen zwei parallele ebene Endflächen oder die höchsten 
Punkte zweier Kugelflächen die Maßgröße bestimmen), so muß bei Anwendung von 
Bronze berücksichtigt werden, daß sie zum Aufbringen von Strichen nicht recht ge- 
eignet ist, da diese sich auf ihr nicht mit der erforderlichen Feinheit und scharfen 
Begrenzung herstellen lassen. Näheres darüber folgt später. Daneben hat Bronze 
noch den Nachteil einer recht starken Temperaturausdehnung. Ein Meterstab aus 
Bronze verändert für jeden Temperaturgrad seine Länge um etwa 0,019 mm; das be- 
deutet, daB man die Temperatur eines solchen MaBstabes, wenn man 0,0001 mm zu- 
verlässig erhalten will, auf etwa 0,005° genau kennen muß, eine Bedingung, die äußerst 
schwer zu erfüllen ist. 

In dieser Beziehung ist Eisen oder Stahl der Bronze merklich überlegen. 
Ihre Temperaturausdehnung beträgt nur etwa 0,011 mm, also weniger wie zwei drittel 
davon; auch lassen sich auf ihnen viel bessere Striche ziehen. Dafür haben sie wiederum 
den Nachteil, daß sie zeitlich nicht ganz unveriinderlich sind, daß also stählerne Maßstäbe 
in kürzeren Zwischenräumen einer Nachprüfung bedürfen, selbstverständlich nur in dem 
Fall, wenn ihre Längen auf mehrere Tausendstel eines Millimeters zuverlässig sein sollen. 

Stahl ist heute immer noch aus sehr nahe liegenden Gründen eines der be- 
liebtesten Materialien zur Herstellung feiner Maßstäbe aller Art, und abgesehen von 
jener geringen zeitlichen Veränderung nicht ohne Grund. Indessen ist es fast stets 
erforderlich, seine Temperaturausdehnung bei jedem einzelnen Maßstab gesondert zu 
ermitteln, da sie recht schwankend ist; es kommt der Wert 0,010 mm ebensogut 
vor wie 0,013 mm. Es liegt dies wohl daran, daß geringe Änderungen in der Zu- 
sammensetzung des Stahles ganz beträchtliche Änderungen in der Temperaturausdehnung 
zur Folge haben. Eine systematische Untersuchung dieser Frage, etwa in der Art, 
daß man aus der chemischen Analyse die Ausdehnung berechnen könnte, liegt nicht 
vor, dürfte auch äußerst schwierig und umfangreich sein; sie dürfte auch aus dem 
Grunde keine allzu große Wichtigkeit gewinnen, weil die Ausdehnung des Stahles schr 
stark von seiner Behandlung abhängt. Stahlproben aus dem gleichen GuB, die keine 
besondere Behandlung durchgemacht haben, und solche, die gehärtet und getempert sind, 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


198 W. Block, Neuere Materialien und Formen für Längenmaße, 


unterscheiden sich beträchtlich in der Ausdehnung. So hat z. B. Verf. bei Unter- 
suchung der Ausdehnung der Johansson-Endmaße (s. diese Zeitschr. 1909. S. 41) 
festgestellt, daß bei dem dafür verwendeten schwedischen Tiegel-Gußstahl die Aus- 
dehnung in ungehärtetem Zustand 0,01050 mm für die Meterlänge beträgt und nach 
der Härtung und Temperung 0,01276 mm, ein Ergebnis, das auch noch insofern inter- 
essant ist, als die Ausdehnung der gehärteten Körper wider Erwarten höher als bei 
den ungehiirteten ist. 

In den letzten Jahren ist ein Material in Aufnahme gekommen, daß von ganz 
besonderer Wichtigkeit ist, eine Legierung von Eisen und Nickel, allgemein mit Nickel- 
stahl bezeichnet. Diese Legierung ist besonders mit Rücksicht auf ihr Verhalten bei 
Temperaturänderungen bemerkenswert. Die beigefügte Kurve gibt davon eine Darstellung. 

Man kann daraus das eigen- 
artige Verhalten von Nickelstahl ent- 
nehmen, daß nämlich seine Ausdeh- 
nung bei einem Nickelgehalt von 
etwa 25°/, merklich höher als die von 
Eisen und Nickel liegt (in der Figur 
sind die Ausdehnungen von Eisen 
und Nickel durch F und N bezeich- 
net), sodann ganz beträchtlich ab- 
fällt und bei einem Nickelgehalt 
von 36°/, ein Minimum von nur 
0,001 mm erreicht, sodann wieder an- | 
steigt, bis sie bei etwa 44°/, die Ausdehnung des Platiniridiums, des Materials des inter- 
nationalen und des nationalen Prototypmeter, etwa 0,008 mm, erreicht und endlich 
sich immer mehr der Ausdehnung des reinen Nickels nähert. Erwähnt sei noch, daß 
die 36-prozentige Legierung wegen ihrer verschwindend kleinen Änderung mit der 
Temperatur allgemein als Invar bezeichnet wird. 

Derartiger Nickelstahl ist nun in gewissem Sinne ein ideales Material für MaB- 
stäbe ersten Ranges. Er ist sehr fest, ohne spröde zu sein, läßt sich recht gut be- 
arbeiten und gestattet das Ziehen vorzüglicher Striche von größter Feinheit. Striche 
von nur 0,002 mm Dicke, die für Messungen ersten Ranges vollständig brauchbar sind 
und zweihundertfache Vergrößerung vertragen, können ohne größere Mühe erhalten 
werden. Auf Eisen selbst lassen sich solche guten Striche nicht ziehen. 

Dagegen hat das Material auch ganz schwerwiegende Nachteile. Invar be- 
sonders, als die wichtigste Legierung, ist zeitlich recht veränderlich. Die nachfolgende 
Tabelle gibt z. B. eine ganz normal verlaufende Längenänderung eines Meterstabes aus 
diesem Material im Laufe von 4000 Tagen wieder: 


0 10 20 80 40 50 60 70 80 90 100 
Prozent Nickel. 


Zeit Längenänderung Zeit Längenänderung 
500 Tage 0,0070 mm 2500 Tage 0,0128 mm 
1000 , 0,0093 , 3000 , 0,0134 „ 
1500 „ 0,0108 , 3500 „ 0,0140 „ 
2000 „ 0,0120 , 4000 „ 0,0143 „ 


Man sieht also, daß ganz beträchtliche Längenänderungen, allerdings ganz 
regelmäßig verlaufend, vorkommen, die Invar zu Maßstäben ersten Ranges nicht recht 
brauchbar erscheinen lassen. Man kann sie allerdings durch geeignete Vorbehandlung 
des Materials geringer machen, indessen nicht ganz beseitigen. Auch Stahl selbst be- 
sitzt ja, wenn auch nicht in so hohem Maße, solche zeitliche Veränderlichkeit, die 
ebenfalls, wie Leman und Werner (diese Zeitschr. 1911. S.167) gezeigt haben, durch 
geeignete Behandlung fast zum Verschwinden gebracht werden kann. 

Trotz dieser Nachteile hat gerade Invar für bestimmte Zwecke eine ganz be- 
sondere Bedeutung, nämlich zur Herstellung geodätischer Maßstäbe. Im Laboratorium 
kann man wohl durch geeignete Temperiereinrichtungen und sorgfältige Temperatur- 
messungen auch die wahren Längen von Maßstäben genau feststellen, die hohe Aus- 
dehnungen besitzen. Anders liegt es aber im Felde. Sonnenbestrahlung, Wind usw. 
können leicht beträchtliche Temperaturveränderungen hervorrufen, die nur mit Mühe 
messend verfolgt und zum größten Teil in ihrem Einfluß auf die MaBlingen nur schwer 
berücksichtigt werden können. Von solehen Schwierigkeiten wird man aber frei, wenn 
man Materialien ganz geringer Ausdehnung verwendet, deren Längen infolgedessen 


OE ON HE re ER a a a .. > 8, kl ann ee a Sn nd un ws a z 


1. Bree aie. W. Block, Neuere Materialien und Formen für LangenmaBe. 199 


durch Temperaturänderungen nur wenig verändert werden, und dazu ist Invar be- 
sonders geeignet. Durch zweckentsprechende Vorbehandlung läßt es sich erreichen, 
daß seine Ausdehnung noch unter 0,001 mm bleibt, ja noch mehr, daß es sich bei be- 
stimmten Temperaturen, z. B. bis zu 15°C, bei Erwärmung nur wenig ausdehnt, dann 
beiY15° praktisch ausdehnungsfrei ist und endlich über 15° sich bei weiterer Er- 
wärmung langsam verkürzt. Die zeitlichen Veränderungen bleiben dabei allerdings 
bestehen und müssen geeignet berücksichtigt werden. Die 44-prozentige Legierung 
mit der Ausdehnung des Platiniridiuns zeichnet sich übrigens durch eine hervorragende 
Konstanz aus. Da Nickelstahl bereits fabrikmäßig hergestellt wird, stehen seiner weiteren 
Anwendung größere Schwierigkeiten nicht im Wege. 

Neuerdings ist nun noch ein anderes Material zu Maßstäben verarbeitet worden, 
nämlich geschmolzener Quarz. Der kristallinische Quarz ist ja bereits seit langer Zeit 
als vorzügliches Material für Endmaße bekannt; seine Ausdehnung beträgt etwa 0,007 mm 
auf 1 m und 1°C. Er hat dabei den Vorzug, ein so einheitliches Gebilde zu sein, daß 
eine gesonderte Bestimmung der Ausdehnung für jedes einzelne Stück sich erübrigt. 
Denn die vorliegenden Ausdehnungsbestimmungen an den verschiedensten Stücken ver- 
schiedenster Herkunft weisen eine bemerkenswerte Übereinstimmung auf. In der ge- 
schmolzenen amorphen Form, wie er zu mancherlei Zwecken, besonders zur Herstellung 
von Gefäßen für chemische Laboratorien, Verwendung findet, ist seine Ausdehnung 
merklich geringer und beträgt nur 0,0005 mm. Geschmolzener Quarz gehört damit 
zu den Materialien geringster Temperaturausdehnung. Über seine Verarbeitung zu 
Maßstäben soll weiter unten berichtet werden. 

Unter den bisher besprochenen Stoffen könnte man vielleicht Silber vermissen. 
Wegen seiner geringen Festigkeit findet es im allgemeinen nur als Einlage in anderem 
Metall, z. B. Messing, in Streifenform Verwendung, weil es ihm in der Güte der Striche, 
die sich darauf ziehen lassen, überlegen ist. Es hat, abgesehen von seiner Weichheit, 
die jedes Putzen einer Silberskala zu einer bedenklichen Operation gestaltet, auch noch 
den Nachteil, daß es in unserer sehr verunreinigten Großstadt-Atmosphäre schnell unter 
Bildung von Schwefelsilber schwarzbraun anläuft, was nicht zur Verbesserung der 
Teilungen beiträgt. Ersatz für das Silber ist ja reichlich vorhanden. 

Eine wichtige Eigenschaft aller zu feineren Maßstäben verwendbaren Materialien 
ist bisher noch nicht erwähnt, nämlich ihr Freisein von thermischer Nachwirkung; 
d. h. bei einer Erwärmung und Abkühlung auf die ursprüngliche Temperatur müssen 
derartige Maßstäbe ihre ursprüngliche Länge sofort wieder erreichen. Bei Zink dauert 
dieses unter den praktisch vorkommenden Bedingungen Tage oder Wochen lang; es 
ist daher für feinere Maße unverwendbar. 

Gehen wir nunmehr dazu über, die verschiedenen Formen der Maße näher 
zu betrachten. In den älteren Zeiten waren Endmaße die üblichen. Danach wurden 
für feinste Maße, wie z. B. für die Prototypmeter, StrichmaBe gebräuchlich, weil 
sie genauere Vergleichungen wie Endmaße gestatteten. Heute würde man vielleicht 
wieder EndmaBe vorziehen, weil sie mit Rücksicht auf die MeBmethoden mit Hilfe der 
Lichtwellen die genauesten Vergleichungen zulassen. 

Die Formen der gebräuchlichen EndmaBe, wie sie als Lehren, Grenzlehren, 
Meßklötzchen, Kalibermaßstäbe usw. im Werkstattsgebrauch ständig Anwendung finden, 
sind mit Rücksicht auf ihren praktischen Gebrauch ganz verschieden, auch vielfach so 
gestaltet, daß sie einer genauen Messung nur schwer zugänglich sind. Aber auch die 
Normalendmaße, die nur zur Kontrolle der Werkstattsmaße Verwendung finden, zeigen 
manchmal recht unzweckmiBige Formen, so daß auch sie, die einer viel genaueren kon- 
trolle bedürfen, für Präzisionsmessungen reclit wenig geeignet sind. Es wäre dringend 
wünschenswert, mit Rücksicht auf die Wichtigkeit solcher Normale für den Präzisions- 
maschinenbau und die ganze Präzisionsmechanik, daß wenigstens in den Normalen 
eine gewisse Einheitlichkeit herrschte. Es bedarf wohl keines Hinweises darauf, daß 
die Vergleichung zweier Normale, die angenähert gleiche Gestalt besitzen, weit weniger 
Mühe verursacht, und viel sicherer durchzuführen ist, wenn beide angenähert gleiche 
Gestalt besitzen, als wenn sie ganz verschieden sind. Am geeignetsten sind wohl 
Formen für kürzere EndmaBe bis zu etwa 20 cm in der Gestalt der MeßBklötzchen mit 
ebenen Maßflächen, wie sie z. B. von den Firmen Hommel und Johansson gefertigt 
werden, für längere Maße zylindrische Stäbe mit kugeligen Endflächen, die so ge- 
schliffen sind, daß die Mittelpunkte dieser Kugeln in der Mitte der gegenüber liegenden 
Fläche liegen. Als Material kommt mit Rücksicht auf die Anwendung, die Kosten 


200 W. Block, Neuere Materialien und Formen für Längenmaße. Mechaniker zig 


und die Politurfähigkeit wohl nur Stahl in Frage, der allerdings mit Rücksicht auf seine 
zeitliche Veränderlichkeit einer Nachprüfung in etwa dreijährigen Zwischenräumen be- 
darf. Für kürzere Maße höchster Genauigkeit ist kristallinischer Quarz das gegebene 
Material. 

Durchsichtige Endmaße, wie z. B. die letztgenannten, haben den Vorzug, sich 
mit Hilfe der Lichtwellen mit einer ganz bedeutenden Genauigkeit messen zu lassen, viel 
genauer, als es durch den Anschluß an ein Strichmaß möglich ist. 

Die Formen der Strichmaße sind weniger großen Verschiedenheiten unter- 
worfen. Maße ersten Ranges sind in der sogenannten neutralen Schicht geteilt, um 
Einflüsse durch Biegungen möglichst unschädlich zu machen. Das Material für sie ist 
im wesentlichen, abgesehen von etwaigen einschränkenden Bedingungen in der Tem- 
peraturausdehnung, nur dadurch gegeben, daß es das Ziehen guter Striche ermöglichen 
muß. Bei Maßen ersten Ranges wird man es stets vermeiden, ein Material zu wählen, 
das keine guten Striche hergibt und erst durch Einsetzen von Pfropfen oder Plättchen 
dazu hergerichtet werden muß. Ein Strieh ist stets eine Verletzung der Politur, 
indem der Diamant oder der Stahlstichel einen Teil des Materials tatsächlich heraus- 
schneidet, einen anderen als Grat zur Seite drängt. Dieser muß durch nachträgliches 
Polieren beseitigt werden. Ist dieses nicht vollständig erreicht oder infolge einer 
kristallinischen Struktur des Materials nicht möglich, so wird der Strich nicht gerad- 
linig begrenzt sein und schlechte Ergebnisse bei mikroskopischen Einstellungen geben; 
im ersten Fall wird außerdem jedes weitere Reinigen der Politur leicht zu Veränderungen 
des Grates und damit zu Änderungen des Aussehens des Striches oder infolgedessen zu 
einer oft bedeutenden scheinbaren Änderung der Maßstablänge Veranlassung geben, oder 
bei schiefer Beleuchtung durch Schattenwirkung das Bild ändern. Das sind die Gründe, 
aus denen eine vorzügliche Ausführung der Striche sich mit Notwendigkeit ergibt. 

Auf Quarz, kristallinischem sowohl wie geschmolzenem, können gute Striche 
nicht gezogen werden. Infolge seiner vielen sonstigen guten Eigenschaften ist es aber 
recht erwünscht, StrichmaBe aus diesem Material zu besitzen. Nach einem Bericht von 
G. C. Kaye ist ein solcher Maßstab aus geschmolzenem Quarz im National Physical 
Laboratory in Teddington bei London hergestellt worden. Der Maßstab hat die 
Form einer Röhre, die mit geeigneten Ansätzen versehen ist, um sie zwangsfrei 
an zwei Punkten horizontal auflegen zu können. Die Enden der Röhre sind zuge- 
schmolzen, und an sie sind halbrunde Stücke glasklaren Quarzes angesetzt, die mit den 
Strichen versehen werden sollten. Diese Stücke wurden zunächst genau planparallel 
geschliffen. Die meiste Mühe machte dann das Aufbringen der Striche. Pfropfen oder 
ähnliches sollten in den Quarz nicht eingeschmolzen werden. Endlich stellte sich als 
günstigste Lösung folgendes heraus: Die halbrunden Endflächen wurden an den Unter- 
seiten stark platiniert; es läßt sich das ohne Mühe ausführen, auch so, daß der Platin- 
überzug auf dem Quarz recht fest haftet. Sodann wurden die Striche in diese Platin- 
schicht eingeschnitten, und zwar so, daß sie diese vollständig durchdrangen, ohne den 
Quarz selbst zu verletzen. Die mikrometrische Beobachtung der Striche erfolgte dann 
von oben her, durch die ebenen klaren Quarzplatten hindurch. Die Striche selbst 
werden von unten her beleuchtet, sodaß sie hell auf dunkelm Grunde erscheinen. Ihre 
Güte reicht auch für die feinsten Messungen aus. Die Temperaturausdehnung eines 
solehen Maßstabes beträgt ja nur etwa 0,0005 mm für 1° C, es sind also auch bei 
feinsten Messungen keine hervorargend genauen Temperaturbestimmungen erforderlich. 
Indessen muß dabei berücksichtigt werden, daß Quarz ein sehr schlechter Wärmeleiter 
ist, der also nur sehr langsam sich der Temperatur seiner Umgebung anpaßt. Eine 
Temperierung in einem abgeschlossenen Luftraum würde deswegen viel zu lange Zeit 
in Anspruch nehmen und deswegen zu unsicher sein. Dieser Maßstab wird deswegen 
nur in einem Wasserbade beobachtet; das Wasser umspült ihn von allen Seiten, auch 
von innen, da das Rohr mit Löchern versehen ist, um ein Schwimmen zu ver- 
hüten, so daß er recht schnell die Temperatur des Wassers annimmt. Die Zerbrechlich- 
keit eines solchen MaBstabes ist wohl sehr groß, sie spielt aber im Hinblick darauf, 
daß er nur von geübten Beobachtern benutzt wird, Keine Rolle. 

Zum Schluß sei nun noch eine ganz abweichende Form von MeBeinrichtungen 
erwähnt, die von Jäderin mit Rücksicht auf die Zwecke der Landesvermessung kon- 
struiert sind. Die geodiitischen Grundlinienmessungen wurden bisher stets mit den un- 
handlichen Meßstangen der verschiedensten Konstruktionen ausgeführt, die vorzügliches, 
sehr ebenes Terrain, keine Bodenhindernisse und damit eine sehr sorgfältig vorbereitete 


u oe ie 


Heft 19. 


1. Oktuber 1913. Für Werkstatt und Laboratorium. 


201 


Meßbahn erfordern. Jäderin konstruierte nun Meßdrähte von 24 m Länge (es sind 
gerade 24 = 6 - 4 m gewählt, um eine bequeme Vergleichung mit den üblichen 4 m- 
Stäben der metronomischen Institute zu ermöglichen). Die Drähte werden aber nicht auf 
den Boden aufgelegt, sondern mittels Schnüren und Gewichten von 10 kg über Kugel- 
lagerrollen frei durchhängend gespannt. Als MeBlänge gilt nicht die tatsächliche Draht- 
länge, sondern der geradlinige Abstand zwischen seinen beiden Endskalen. Die Drähte 
werden etwa 1,6 mm dick gewählt und hängen tatsächlich etwa 12 cm bei jener Be- 
lastung durch. Man könnte annehmen, daß das nur eine recht rohe Messungsmethode 
ist, indessen sei bemerkt, daß es keine große Schwierigkeiten macht, diese Entfernung 
der Endskalen auf einige Hundertstel Millimeter zuverlässig zu erhalten. Bedingung 
ist dabei natürlich eine sehr sorgfältige Ausführung der Spanneinrichtungen für 
die Drähte, entweder, wie oben erwähnt, durch Rollen und Gewichte oder durch Feder- 
dynamometer, und eine sehr sorgfältige Behandlung der Drähte selbst, die natürlich mit 
Rücksicht auf möglichst geringe Temperatureinflisse aus Invar ausgeführt werden. 
Die Endskalen der Drähte bieten noch besondere Schwierigkeiten, da die Ablesekanten 
der Skalen, um Fehler zu vermeiden, genau in die Achse der Drähte gelegt werden 
müssen. Es bedingt das eine zweimalige Kröpfung der Skalen, um Biegungen zu ver- 
meiden. Daß die Befestigung der Skalen an den eigentlichen Drähten ganz besondere 
Schwierigkeiten bietet, bedarf wohl keines Hinweises. Mit solchen Meßdrähten ist be- 
reits eine große Anzahl Grundlinienmessungen mit sehr gutem Erfolg ausgeführt worden. 
Die Messung verläuft sehr schnell und genau und verursacht relativ geringe Kosten, 
da kleinere Bodenhindernisse usw. bei geeigneter Anordnung die Messung nicht stören; 
kleinere Wasserläufe lassen sich bequem überbrücken. Bei besonderen Gelegenheiten 
sind auch bereits Drähte von über 150 m Länge benutzt worden. 

In den letzten Jahren sind bei den amerikanischen Grundlinienmessungen statt 
der Drähte dünne Bänder aus Invar oder Stahl zur Anwendung gekommen. Die Meß- 
länge betrug hier meistens 50 m oder 100 m. Auch diese wurden genau wie die 
Drähte durch Dynamometer gespannt und frei durchhängend benutzt. Zum Teil wurden 
die Messungen mit Rücksicht auf die Temperatureinflüsse in der Nacht durchgeführt; 
die Ergebnisse der Messungen waren stets vorzüglich. 


© 


Für Werkstatt und Laberatorium. 


eingerichtet ist, schließt sich ein 2,4 m langer 
Sendedraht A an. An einem etwa 2,5 m langen 
Bambusrohr ist der Sendedraht A oben mittels 
einer isolierenden Glasstange befestigt. Gleich- 


Herstellung und Abstimmung einer 
Sende- und Empfangsstation der draht- 
losen Telegraphie für Vorlesungs- 
zwecke. 
Von Johs. J. C. Müller und J. R. Grall. 
E. T. Z. 34. S. 800. 1913. 

Eine für Vorträge und für Übungen an Fach- 
schulen geeignete Sendestation von möglichst 
einfacher Herstellung zeigt Fig. 1. Der Induktor 
besitzt eine maximale Schlagweite von 5 cm und 
seine Sekundärspule ist mit zwei Zinkkugeln von 
1,5 cm Durchmesser verbunden. Die Kapazi- 
täten C bilden zwei Leidener Flaschen von 8 cm ó 
Höhe und 10cm hoher Belegung. Diese stehen 
auf Zinkplatten, die 2,6 cm lange Füße aus 
Hartgummi besitzen. Die zur Selbstinduktion 
dienende Spule L besteht aus 4 Windungen 
(Durchmesser 11 cm) Gummiaderdraht mit 1,5 mm 
starkem Kupfer. Die bei a angeschlossene Ab- 
stimmungsspule § ist auf einen 7,2 cm dicken 


Fig. 1. 


Porzellanzylinder gewickelt und enthält auf 
einer Länge von 27,5 cm 83 Windungen blanken, 
2 mm starken Drahtes. An das obere Ende der 
Spule S, die nach Art eines Gleitwiderstandos 


falls an dieser Glasstange kann eine mit dem 
Sendedraht leitend verbundene GeiBlerréhre be- 
festigt werden, die durch die Stärke ihres 
Leuchtens den Eintritt der Resonanz anzuzeigen 


202 


vermag. Bei b ist durch einen 2 m langen 
Kupferdraht eine Zinkblechplatte P (100 x 50cm) 
angeschlossen, die auf dem Fußboden liegen 
kann. Wird bei dieser Einrichtung der Schieber 
etwa auf die Mitte der Spule 8 eingestellt, so 
leuchtet die Geißlerröhre hell auf und man 
erhält eine Wellenlänge von ungefähr 80 m. 
Fig. 2 gibt eine Empfangsstation wieder, 
die auch zur Abstimmung dienen kann. Die 
Antenne A, die Spule $ und die Metallplatte P 
sind genau wie bei der Sendestation. Dagegen 
hat die Spule S, vier Windungen von 14 cm 
Durchmesser, die einen Abstand von 15 mm 
voneinander besitzen und aus Kupferband 
(1,5 X 15mm) bestehen. Koachsial im Innern 
von S, liegt die aus dem gleichen Kupferband 
bestehende Spule S,, aus 8 Windungen mit einem 
Durchmesser von 7,5 cm gebildet. Mit der 
Spule S, ist der Drehkondensator DC und das 
Eisen-Konstantan-Element 7 zu einem Strom- 


2. Galvanometer 


DC 


er 


ir 
o 
P ACEC 


Fig. 2. 


kreise verbunden. An das Thermoelement T (in 
luftleerer Glashülle, von H. Boas in Berlin ge- 
liefert) ist ein Drehspulen-Spiegelgalvanometer 
von Hartmann & Braun mit einer Spule von 
5 Ohm Widerstand angelegt. Der Drehkonden- 
sator DC enthält neun bewegliche und zehn feste 
halbkreisförmige Platten aus dünnem Messing- 
blech von 20 cm Durchmesser, von denen so- 
wohl die festen wie die beweglichen je 10 mm 
Abstand voneinander haben und die sämtlich 
auf Hartgummi montiert und in Paraffinöl ein- 
gebettet sind. Leichter mit eigenen Mitteln 
herzustellen ist ein von den Verf. in der Phys. 
Zeitschr. 6. 8.231. 1905 beschriebener Konden- 
sator, der sich für den gleichen Zweck verwenden 
läßt. Bei diesem besteht die feste Belegung 
aus vier mit dickfliissiger Schellacklösung auf 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Deutsche 
Mechaniker-212. 


Glasplatten aufgeklebten Stanniolblättern, diebe- 
weglicheBelegung dagegen aus drei miteinander 
verbundenen Zinkblechplatten (14,6 X 25 cm). 
Durch einen Handgriff aus Hartgummi können 
diese zwischen den Glasplatten verschoben 
werden; wenn sie ganz eingeschoben sind, 
stehen sich die Belegungen in einer Fläche von 
14,6 x 20cm gegenüber. Mit dieser Einrichtung 
laßt sich die Resonanzlage des Kontaktes K 
und des Kondensators DC leicht einstellen, da 
die Lage, für welche das Galvanometer den 
größten Anschlag zeigt, bequem gefunden 
werden kann. Dann wird das Thermoelement 
kurzgeschlossen und der an zwei Windungen 
m und n angeschlossene Empfangskreis mit der 
Schlömilchzelle SZ und dem Kondensator C be- 
nutzt. Bei der als Detektor dienenden Zelle SZ 
ist die Anode ein 0,05 mm starker, in ein Glas- 
röhrchen eingeschmolzener und möglichst kurz 
über der Glasfläche abgeschnittener Platindraht, 
die Anode aber ein 1 bis 3 cm 
langer und 0,2 mm starker 
Platindraht. Die Elektroden 
sind mittels Glasröhren durch 
den Korkdeckel in ein mit 
verdünnter Schwefelsäure ge- 
fülltes kleines Becherglas 
eingeführt. C ist ein Glimmer- 
kondensator von 0,1 Mikro- 
farad Kapazität, an den ein 
laut sprechendes Telephon 


I, von etwa 1000 Ohm Wider- 

= stand angeschlossen ist. Von 

der aus 3 Edisonakkumula- 

IL toren oder 8 Trockenele- 


menten bestehenden Batterie 
B wird durch den aus 
Konstantandraht bestehen- 
den Gleitwiderstand R von 
etwa 350 Ohm ein Strom von 
0,8 bis 1 Milliampere durch 
die Drosselspule D zur Zelle SZ geleitet. 
Die Drosseispulle D ist 12 cm lang und 
21 mm dick. Sie enthält im Kern sehr feine 
Eisendrähte und besteht aus 600 Windungen von 
mit Seide isoliertem, 0,2 mm starkem Kupfer- 
draht. Die Abstimmung ist sehr scharf bei 
dieser indirekten Schaltung. Weniger scharf 
ist sie bei direkter Schaltung. Bei dieser fällt 
die Spule S, und der Drehkondensator DC samt 
dem Element T fort und ist die Spule S, zwischen 
K und P geschaltet. 


Nach diesen Anweisungen kann man in La- 
boratorien höherer Fachschulen Stationen mit 
eigenen Mitteln herstellen. Mk. 


—— 9 


en Google 


Heft 19. 
1. Oktober 1913. | 


Glastechnisches. 


Apparat zur Bestimmung kritischer 
Daten von Sauerstoff und Wasserstoff. 
Von F. E. E. Germann und F. Bulle. 
Phys. Zeitschr. 14. S. 857. 1913. 

Nernst und Eucken konstruierten zur Be- 
stimmung von Dampfdruck- und Dichtekurven 
des Sauerstoffa einen Apparat, der einerseits 
bei den tiefsten Temperaturen noch empfind- 
liche Temperaturmessungen gestattete, während 
andererseits mit Hilfe dieses Apparates das 
Gas - Flüssigkeits- System auf jede beliebige 
Temperatur gebracht und auf dieser konstant 
gehalten werden konnte, 


Die Anordnung des Apparats ist folgende. 
In den Teil e des U-förmigen Rohres A (s. Fig.), 
welches bei 5 mit Quecksilber und bei a mit 
Paraffindl beschickt ist, wird durch @ das zu 
untersuchende Gas eingefüllt, worauf nach voll- 
zogener Füllung @ zugeschmolzen wird. Die 
Wandstärke des Rohres beträgt 0,33 cm bei 
einem Durchmesser von etwa 2 cm und einer 
Höhe von 65 cm. An das Ansatzrohr von a ist die 
Kupferkapillare einer Cailletetpumpe, die ihrer- 
seits wieder mit einem genau geprüften Präzi- 
sionsmanometer in Verbindung steht, festge- 
kittet. 

Der Teil e des Rohres A geht in eine zweimal 
rechtwinklig gebogene Thermometerkapillare 
über, deren Gasinhalt bei einem inneren Lumen 
von 0,19 mm und einer Länge von 42,5 cm 


Glastechnisches. 


203 


12,5 cmm beträgt. An den längeren, abwärts 
gebogenen Schenkel der Luftthermometer- 
kapillare ist ein Gasflaschchen F, in dem 
die Verflüssigung des Gases staltfindet, ange- 
schmolzen. Sein Gasinhalt beträgt 349 cmm, 
wozu noch 1 emm verflüssigten Gases aus dem 
Teile der Kapillare zu rechnen ist, der wie F 
ebenfalls auf Verflüssigungstemperatur abge- 
kühlt ist. 

F steckt mit seinem unteren Teile in der 
Bohrung eines 2,02 cm dicken und 8,75 cm langen 
und unten abgerundeten Kupferblockes E, der 
behufs besserer Beobachtung des Inhalts des 
Flaschchens F einen durchgehenden Schlitz 
aufweist. Dem Kupferblocke kommt eine zwei- 
fache Funktion zu. Einmal dient er als Wärme- 
bad für das Fläschchen, indem er letzteres nebst 
dessen Inhalt und den Block auf gleicher Tem- 
peratur hält. Andererseits ist der Kupferblock 
als Träger zweier parallel gewickelter Drähte 
verwendet. Die Länge dieser Drähte beträgt 
je 2m. Der eine der beiden Drähte besteht 
aus 0,11 mm starkem Bleidraht, dessen Wider- 
stand bei Zimmertemperatur 50 und bei 20° 
absoluter Temperatur 2 Ohm beträgt. Der andere 
zum Heizen dienende Draht ist ein 0,1 mm starker 
Konstantandraht von 140 Ohm. Indem man durch 
diesen Draht einen schwachen Strom von etwa 
0,02 bis 0,1 Ampere schickt, bringt man den 
Kupferblock auf jede gewünschte Temperatur 
und kann durch Regulieren des Heizstromes 
vermittelst eingeschalteter Widerstände die Tem- 
peratur des Blockes konstant halten. Um die 
Drähte geschützt aufzunehmen, ist der obere 
Teil und die obere Hälfte des unteren Teiles 
des Blockes tiefer gefeilt. Der tiefer gelegte 
Teil ist mit dünnem Seidenpapier isoliert, ebenso 
wie die auf das Seidenpapier gewickelten Drähte 
nach außen wieder isoliert sind, so daß sie in 
gutem Wärmeaustausch mit dem Blocke stehen. 
An die Enden der Drähte sind Kupferdrähte 
gelötet, welche vermittelst Porzellanröhren durch 
den Block nach außen geführt sind. 

Der Kupferblock wird von einem sehr dünn- 
wandigen Vakuumgefäß D von 25 cm Länge 
und 22 mm innerem Durchmesser umschlossen. 
Dieses dient ebenfalls zum Konstanthalten der 
Temperatur. Am oberen Eude von D geht ein 
seitliches Röhr r ab, das einerseits mit einem 
Holzkohlerohre C, andererseits mit einem Geißler- 
robre B in Verbindung steht. Letzteres dient 
als Vakuumprüfer. Da das Vakuumgefäß aber 
nur bis auf 0,2 mm Druck ausgepumpt ist, so 
wirkt es in der Weise, daß die in ihm einge- 
schlossene Luft noch genügend Wärme leitet. 

Beim Versuch wird D mit flüssiger Luft um- 
geben. Infolge seiner Wärmeleitfähigkeit wird 
E abgekühlt und im Fläschchen F das Gas ver- 
flüssigt. Hierauf steckt man das Kohlerohr eben- 
falls in flüssige Luft, wodurch man ein fast 


204 


absolutes Vakuum erreicht und die abkühlende 
Wirkung der flüssigen Luft auf den Kupferblock 
abschwächt. Durch stirkeres oder schwächeres 
Heizen wird erzielt, daß sich ein Gleichgewichts- 
zustand zwischen der Abkühlung durch flüssige 
Luft und dem Heizen ausbildet, es tritt Tempe- 
raturkonstanz ein, ohne daß hierbei zu viel Kühl- 
mittel verloren geht. 


Um den Apparat mit chemisch reinem Sauer- 
stoff zu beschicken, wird elektrolytischer Sauer- 
stoff aus Natronlauge achtmal in den Apparat 
gefüllt und letzterer unter Erhitzen seiner Glas- 
wände wieder ausgepumpt. Der Sauerstoff wird 
durch heißen Platinasbest getrieben und schließ- 
lich über Phosphorpentoxyd getrocknet. 


Der Widerstand des Bleithermometers wird, 
um letzteres mit einer Tabelle bekannter Blei- 
widerstände in Beziehung setzen zu können, 
bei zwei bekannten Temperaturen, und zwar 
bei der, bei welcher der Sauerstoffdampfdruck 
ungefähr einer Atmosphäre gleichzusetzen ist, 
und bei der Temperatur des schmelzenden Eises 
bestimmt. Hierbei gebraucht man das Rohr A 
wie ein Differentialmanometer. 


Wenn beim Versuch Verflüssigung des Gases 
eingetreten ist, so taucht man das Kohlerohr 
in flüssige Luft und sendet einen schwachen 
Strom durch den Konstantandraht. Ist nun 5 bis 
10 Minuten lang der Bleiwiderstand wie der 
Stand des Quecksilbers im Rohre A konstant 
geblieben, so werden beide abgelesen. Aus 
dem beobachteten Druck P wird die absolute 
Temperatur nach folgender Formel berechnet: 


36 
log P= — z + 1,15 log T — 0,00753 T + 4,1451. 


Um schließlich eine Beziehung zwischen 
Platinthermometerdraht und dem bei diesem 
Apparat gebrauchten Bleidrahte zu erhalten, 
benutzt man die Formel 

W, = u rt 

wobei W, der abgelesene Widerstand bei ge- 
gebenem Drucke, dividiert durch den vorher 
bei 0° gemessenen Widerstand ist und « den 
Wert 0,016 erhält. Auf diese oben beschriebene 
Weise wurde von Germann eine Reihe von 
Punkten für eine Sauerstoffdampfdruckkurve 
festgelegt und hieraus die Dichten des flüssigen 
Sauerstuffs berechnet. 


Der Apparat zeigt, daß man an Stelle des 
Platinwiderstandsthermometers vorteilhaft ein 
Bleithermometer anwenden kann, mit dem man 
hundertstel Grade genau ablesen kann. Auch hat 
Blei vor Platin den Vorteil, daß sich sein Wider- 
stand zwischen 20° und 60° absoluter Tempe- 
ratur viel regelmäßiger ändert als der des Platins. 

Die Anordnung der Apparatur zur Regu- 
lierung der Temperatur im Vakuum hat sich 
als eine gute praktische Neuerung bewährt. 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Zur Bestimmung der kritischen Daten von 
Wasserstoff hat F. Bulle den Nernst-Eucken- 
schen Apparat an folgenden Punkten abgeändert. 

Das herabhangende Stück der Kapillare t 
ist auf 45 cm verlängert, ebenso das die Ka- 
pillare ¢ aufnehmende Gefäß D. Hierdurch 
wird erzielt, daß eine größere Menge Küh!- 
flüssigkeit auf einmal in Aktion treten kann, 
was bei dem schnell verdampfenden Wasserstoff 
wichtig ist. 

An Stelle des Kupferblocks trat ein 11 cm 
langer und 2,5 cm breiter Silberblock, um durch 
die größere Wärmekapazität und die größere 
Masse des Silberblocks selbst bei tiefsten Tem- 
peraturen ein konstantes Wärmebad zu erzielen. 

Die als Thermometer und Heizkörper die- 
nenden Drähte waren 4m lang, der Bleidraht 
wies bei 0°C einen Widerstand von 100 Ohm 
und bei 20°C absoluter Temperatur einen solchen 
von 5 Ohm auf, während der Widerstand des 
Konstantandrahts gleich 65 Ohm war. 

Endlich wurde durch geeignete Vorrichtungen 
der Wärmeaustausch zwischen dem Thermo- 
meterblock E und dem Fläschchen F weiter 
vervollkommnet. 

Bulle fand bei Anwendung dieses von ihm 
modifizierten Apparats Ubereinstimmung seiner 
Meßresultate mit denen von Germann bis auf 
wenige Zehntel Grad. Es gelang ihm, den kri- 
tischen Druck des Wasserstoffs ziemlich genau 
zu bestimmen und die kritischen Daten zwischen 
Grenzen festzulegen, die enger als die früher 
angegebenen sind. Die von Bulle ermittelten 
kritischen Daten sind für Wasserstoff 

A, = 31,95° + 0,1° und pe = 11,0 Atm. 

R. 
—— 


II. Seminarkursus 
zur Ausbildung von Technikern und 
Lehrern als hauptamtliche Lehrer an 
gewerblichen Fortbildungsschulen. 
Der Preußische Minister für Handel und Ge- 
werbe wird auch im kommenden Jahre einen 
Seminarkursus zu dem genannten Zwecke ab- 
halten lassen, Die Zulassungsbedingungen und 
die Vorschriften für die Zulassung sind in 
der Hauptsache dieselben wie bei dem ersten 
Kursus!), 


Medizinische Fachausstellung 
London 1913. 
An der kürzlich in London in Verbindung 
mit dem Internationalen Medizinischen Kongreß 
stattgehabten Medizinischen Fachausstel- 


1) Vgl. diese Zeitschr. 1912. S. 223 u.1913. S. 165. 


Heft 19. 
1. Oktober 1913. 


lung hatte sich auch eine größere Anzahl 
deutscher Firmen beteiligt. Der Ausstellungs- 
katalog, der Beschreibungen der ausgestellten 
Gegenstände enthält, sowie eine von der Fach- 
zeitschrift The British and Colonial Druggist 
über die Veranstaltung ausgegebene Sonder- 
nummer können in der Geschäftsstelle der 
Ständigen Ausstellungskommission für 
die Deutsche Industrie (Berlin NW, Roon- 
straße 1) eingesehen werden. 


Bedarf an optischen Gläsern in den 
Ver. Staaten von Nordamerika. 
Leistungsfähigen inländischen Firmen können 

auf Antrag Namen und Sitz einer nordamerika- 

nischen Firma angegeben werden, die Gläser 
für photographische Zwecke sucht. Anträge 
sind unter Beifügung eines mit Adresse und 

Marke zu 10 Pf (Berlin 5 Pf) versehenen Brief- 

umschlags an das „Bureau der Nachrichten für 

Industrie pp.“ (Berlin W 8, Wilhelmstr. 74 Ill) 

zu richten. | 


Kinematographen in Kapstadt. 

Ein Verzeichnis von Filmimporteuren und 
Kinematographentheatern in Kapstadt kann vom 
„Bureau der Nachrichten für Industrie pp.“ in- 
ländischen Interessenten auf Antrag übersandt 
werden. Anträge sind unter Beifügung eines 
mit Aufschrift und Marke zu 20 Pf (Berlin 5 Pf) 
versehenen großen Briefumschlags an das „Bu- 
reau der Nachrichten für Industrie pp.“ (Berlin 
W 8, Wilhelmstr. 74111) zu richten. 


— §—_—_ s 


Kleinere Mitteilungen. 


I. Handwerkerschule in Berlin. 


Das Winterhalbjahr 1913/14 beginnt am 12. Ok- 
tober; die Aufnahme der Schüler findet vom 
6. bis 10. Oktober, abends zwischen 6 und 8 Uhr 
statt; die Sprechstunden des Direktors eind 
Dienstag und Freitag 6 bis 7 Uhr. 

Mit dem Winterhalbjahr beginnen auch die 
(einjährigen) Kurse an den beiden Fachschulen 
für Mechaniker und für Elektrotechnik. Über 
den Umfang des Unterrichts sei nach den Pro- 
grammen der Schulen folgendes mitgeteilt. 

Beide Schulen wollen die theoretische Aus- 
bildung der Gehilfen so weit fördern, daß sie 
fähig werden, als Laboratoriumsgehilfen, Werk- 
führer oder Leiter eines Geschäftes und dergl. 
mit Erfolg tätig zu sein. Gleichzeitig geben sie 
eine Grundlage für weitere Studien in den be- 
sonderen Richtungen der Präzisionsmechanik 
oder Elektrotechnik. 


Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 


205 


Die Teilnehmer, welche nach dem ersten 
Halbjahr die Klasse verlassen, erhalten auf 
Wunsch ein Zeugnis über das absolvierte Halb- 
jahr. 

Die Lehrgegenstände und die auf jeden der- 
selben wöchentlich verwendeten Stunden sind: 


Mecha- | Elektro- 
Gegenstand niker | technik 
1. 2 | dl 22% 


Halbjahr, Halbjahr 


1. Mathematik . . 

2. Physik . Be 

3. Math.-phys. Übungen 

3a. Math. Übungen 

4. Chemic. ee. Ae 

§. Technische Mechanik 

6. Instrumentenkunde 

7. Elektrotechnik . 

Ta. Antriebsmaschinen . 

8. Technologie . 

9. Zeichnen . ‘i 

9a. » und Entwerfen 

10. Ubungen im phys. La- 
boratorium ir te 

10a. Übungen im phys. La- 
boratorium und Exkur- 
sionen . 


t 
jr‘ 


46 |" 46 
Diese Unterrichtsfächer werden in folgendem 
Umfang behandelt. 


A. Fachschule für Mechaniker. 
1. Halbjahr. 

1. Mathematik. Wiederholung der wichtigsten 
Sätze der Algebra und der ebenen Geometrie, 
Potenzlehre, Gleichungen 1. Grades mit mehreren 
Unbekannten und 2. Grades mit einer Unbe- 
Kannten. Logarithmen. Elemente der Trigono- 
metrie. 

2. Physik. Hauptgesetze der Experimental- 
mechanik. Elektrizität und Magnetismus mit 
besonderer Beziehung auf die Elektrotechnik. 
Elemente der Optik. 

3. Mathematisch-physikalische Übungen. Rech- 
nerische Lösung von Aufgaben aus der Physik, 
Mechanik und Elektrotechnik. 

4. Chemie. Die Grundzüge der allgemeinen 
Chemie. Besprechungen der in der Technik 
angewandten chemischen Verbindungen. Ge- 
winnung und Eigenschaften praktisch wichtiger 
Metalle. 

5. Technische Mechanik. Die Lehre vom Gleich- 
gewicht und von der Bewegung. Graphostatik. 
Elemente der Festigkeitslehre mit Anwendungen. 

6. Instrumentenkunde. Die Lehre von den 
Elementen, der Justierung und dem Gebrauch 
der Meßinstrumente für Längen- und Winkel- 
messungen. 


Zusammen 46 


206 


Kleinere Mitteilungen. 


Deutsche 
Mechaniker-Atg. 


T. Elektrotechnik. Die Elektrizitatequellen und 
die Gesetze des Gleichstromes. Telegraphie, 
Telephonie. TheoriederDynamomaschine. Elek- 
trische Energieverteilung. Berechnung kleiner 
elektrischer Anlagen. MeBkunde. 

8. Technologie. Materialienkunde. Erläuterung 
der wichtigsten mechanischen Arbeiten und der 
für dieselben nötigen Werkzeuge und Maschinen. 

9. Zeichnen. Die notwendigen Vorübungen 
für das Fachzeichnen und Entwerfen. Fach- 
zeichnen für Mechaniker nach Modellen. Zeichnen 
von typischen Instrumententeilen. Herstellung 
instruktiver Werkstattzeichnungen. Konstruktio- 
nen von Zahnrädern und typischen Mechanismen. 

10. Übungen im physikalischen Laboratorium. 
Justierung und Handhabung typischer Meß- 
instrumente der Physik. Blektrotechnische 
Messungen. 

2. Halbjahr. 

1. Mathematik. Erweiterung der Trigono- 
metrie und der Logarithmen, Elemente der 
Stereometrie. 

2. Physik. Die physikalischen Grundlagen 
der Wechselströme. Thermoelektrizität. Optik 
(Interferenz, Polarisation). Ausgewählte Kapitel 
der Wärmelehre. Elemente der Akustik. 

3. Mathematisch-physikalische Übungen. Rech- 
nerische Lösung von Aufgaben aus dem Fach- 
gebiete des Präzisionsmechanikers und Elektro- 
technikers. 

4. Chemie. Erweiterung der Grundgesetze 
der allgemeinen Chemie. Elemente der orga- 
nischen Chemie. Die Grundzige der Thermo- 
und Elektrochemie und ihre Anwendungen. 

5. Technische Mechanik. Im Anschluß an eine 
kurze Wiederholung der im ersten Halbjahr be- 
handelten Abschnitte, Fortsetzung derselben 
und rechnerische Untersuchung praktisch wich- 
tiger Instrumenten- und Maschinenteile. 

6. Instrumentenkunde. Die typischen Meß- 
instrumente für Längen- und Winkelmessungen. 

T. Elektrotechnik. Die Elektromotoren für 
Gleichstrom. Theorie und Bau der Wechsel- 
strom - Erzeuger und Triebmaschinen. Trans- 
formatoren. Elektrische Licht- und Kraftüber- 
tragungsanlagen. Meßkunde. 

8. Technologie. Fortsetzung der Erläuterung 
wichtiger mechanischer Arbeiten und der für 
dieselben nötigen Werkzeuge. 

9. Zeichnen und Entwerfen. Weitere Übungen 
im Entwerfen von typischen Instrumententeilen. 
Entwerfen von Instrumenten und Apparaten aus 
den einschlägigen wissenschaftlichen und tech- 
nischen Gebieten. Zeichnen von elektrischen 
Apparaten und Maschinen. 

10a. Übungen im physikalischen Laboratorium 
und Exkursionen. Justierung und Handhabung 
typischer Meßinstrumente der Physik. Elektro- 
technische Messungen. Besichtigungen von 
Fabriken und Werkstätten, 


B. Fachschule für Elektrotechnik. 
1. Halbjahr. 

1. Mathematik, 2. Physik, 4. Chemie und 
5. Technische Mechanik wie auf der Fachschule 
für Mechaniker, Sodann 

3a. Mathematische Übungen. Rechnerische 
Lösung von Aufgaben der Elektrotechnik. 

T. Elektrotechnik Der Unterricht beginnt mit 
folgenden Abschnitten gleichzeitig: 

a) Telegraphen- und Signalwesen: Konstruk- 
tion der wichtigsten Telegraphen- und Signal- 
apparate, deren Schaltung und Betrieb 

2 Stunden wöchentlich. 

b) Dynamomaschinen: Die wesentlichsten Kon- 
struktionen der Gleichstromdynamos, Theorie 
und Elemente der Berechnung derselben. Die 
Elektromotoren für Gleichstrom 

4 Stunden wöchentlich. 

c) Beleuchtungstechnik: Die elektrischen 

Lichtquellen, die Stromverteilungesysteme, die 


Leitungen und Netzanlagen 


3 Stunden wöchentlich. 

d) Meßkunde: Die Theorie und die Kon- 
struktion der Galvanometer; Methoden und 
Apparate für Widerstands-, Strom- und Span- 
nungsmessungen. Elektrizitätszähler für Gleich- 
strom . . 2 Stunden wöchentlich. 

8. Technologie. Verhüttung der technisch wich- 
tigsten Metalle. Darstellung der Legierungen. 

9. Zeichnen. Geometrisches Zeichnen sowie 
die für das Fachzeichnen nötigen Abschnitte 
dər darstellenden Geometrie. Maßskizzen und 
Werkstattzeichnungen von elektrischen Appa- 
raten und Maschinenteilen. 

10. Übungen im Laboratorium. Strom- und 
Spannungsmessungen des Gleichstromes, Wider- 
standsmessungen, Eichungen von technischen 
Galvanometern und Blektrizitätszählern, Mes- 
sungen an Elementen, Akkumulatoren und Gleich- 
strommaschinen, optisch-elektrische Messungen 
an Glüh- und Bogenlampen. 

2. Halbjahr. 

1. Mathematik, 2. Physik und 4. Chemie wie 
auf der Fachschule für Mechaniker; nur fällt 
bei Physik der Unterricht in der Optik aus. 
Sodann 

3a. Mathematische Übungen. Rechnerische 
Lösung von Aufgaben der Elektrotechnik. 

5. Technische Mechanik. Erweiterungen der 
Festigkeitslehre. Anwendung der Gesetze der 
Mechanik bei Berechnung von typischen Instru- 
menten- und Maschinenteilen und von Mecha- 
nismen. 

T. Elektrotechnik. 

a) Elektrolyse: Die Anwendung der elektro- 
lytischen Prozesse im Großbetriebe 

1 Stunde wöchentlich. 

b) Elemente und Akkumulatoren: Die Wir- 

kungsweise und der Betrieb derselben 
1 Stunde wöchentlich. 


Heft 19. 
1. Oktober 1913. 


c) Telephonie: Konstruktion und Betrieb der 
Anlagen . . 2 Stunden wöchentlich. 
d) Dynamomaschinen und Transformatoren: 
Weitere Ausführung der Konstruktionen und 
Berechnen der Gleichstromerzeuger und Trieb- 
maschinen. Die Konstruktion der Wechselstrom- 
erzeuger für Ein- und Mehrphasenstrom. Die 
Triebmaschinen für Wechselstrom. Rechnerische 
Behandlung einiger einfachsten Typen. Theorie, 
Konstruktion und Betrieb der Transformatoren 
4 Stunden wöchentlich. 

e) Beleuchtung und Kraftübertragung: Be- 
rechnung der Leitung der Netzanlagen. Die 
Anlage und der Betrieb von Elektrizitätswerken 

3 Stunden wöchentlich. 

f) Meßkunde: Theorie, Konstruktion und 
Anwendung der ballistischen Galvanometer. 
Kondensatoren. Die gebräuchlichsten Strom- 
und Spannungsmesser, Elektrizitätsezähler und 
Wattmeter für Wechselstrom 

2 Stunden wöchentlich. 

Ta. Antriebsmaschinen. Die Elemente der für 
die Lieferung von Strom und Kraft wesentlich 
in Betracht kommenden Betriebseinrichtungen 
(Wasser-, Gas- und Dampfmotoren usw.). 

8. Technologie. Gewinnung, Verarbeitung und 
Eigenschaften der technisch wichtigsten Isolier- 
materialien sowie der gebräuchlichsten Holzarten. 

9a. Zeichnen und Entwerfen. Zeichnen und 
Entwerfen von Instrumenten und Maschinen. 
Installationszeichnungen, Schaltbretter und Ma- 
schinenanordnungen. 

10a. Übungen im Laboratorium und Exkur- 
sionen. Ausführliche Messungen an Gleichstrom- 
generatoren und Motoren. Magnetische Mes- 
sungen. Messungen an Kondensatoren. Die 
wichtigsten Messungen an Wechselstrom- 
maschinen und Transformatoren. Besichtigung 
von Fabriken und elektrischen Anlagen. 


Die Aufnahmebedingungen sind: 

1. Die Schüler müssen eine dreijährige Lehr- 
zeit in einer Mechaniker-, Uhrmacher- oder Ma- 
schinenbauwerkstatt, einer elektrotechnischen 
Fabrik, Kunstschlosserei oder dergl. regelrecht 
absolviert und in gleichen Geschäften als Ge- 
hilfe gearbeitet haben. In besonderen Fällen 
kann bei guter theoretischer Vorbildung eine 
kürzere praktische Tätigkeit als ausreichend 
angesehen werden. 

2. Sie müssen imstande sein, sich verständ- 
lich schriftlich auszudrücken. Das Geschriebene 
darf keine groben orthographischen Fehler ent- 
halten. (Anfertigung eines Lebenslaufes.) 


Kleinere Mitteilungen. — Patentschau. 


207 


3. In der Mathematik müssen den Schülern 
die Rechnung mit gemeinen und Dezimalbrüchen 
und die bürgerlichen Rechnungsarten geläufig 
sein. Ferner müssen sie mit den Grundoperationen 
der Buchstabenrechnung, mit der Auflösung von 
Gleichungen 1. Grades mit einer Unbekannten 
und mit den Elementen der Planimetrie ver- 
traut sein. 


Für die Aufnahme in den Kursus des zweiten 
Halbjahres wird eine Vorbildung verlangt, wie 
sie dem Kursus des ersten Halbjahres entspricht. 


Das Winterhalbjahr (1. Halbjahr) beginnt An- 
fang Oktober. Das Sommerhalbjahr (2. Halb- 
jahr) beginnt Anfang April. 

Das Schulgeld beträgt bei der Fachschule für 
Mechaniker 60 M für jedes Halbjahr, bei der 
Fachschule für Elektrotechnik für das 1. Halb- 
jahr 100 M, für das zweite Halbjahr 60 M. 
Die Zahlung berechtigt zugleich zur Teilnahme 
an den Abend- und Sonntagskursen der Hand- 
werkerschule. Bedürftigen können von der 
Deputation für die städtischen Fach. und Fort- 
bildungsschulen Freistellen gewährt werden; 
begründete Gesuche sind an den Direktor der 
Anstalt zu richten. 

Reichsausländer zahlen an beiden Schulen 
den fünffachen Betrag. 


Die Firma F. Sartorius in Göttingen konnte 
am 1. August d. J. die Fertigstellung der 
20 000. Analysenwage feiern (vgl. diese Zeitschr. 
1905. S. 198 und 1910. S. 138). Von der Fertig- 
stellung der 5000. bis zur Ablieferung der 
10000. Wage vergingen 6%/, Jahre, d. h. auf 
1 Jahr kamen etwa 750 Wagen, von der 10000. 
bis zur 15 000. Wage 4°/, Jahre, d.h. auf 1 Jahr 
etwas über 1000 Wagen, fürdieletzten 5000 Wagen 
brauchte die Firma nur etwas über 2 Jahre, d.h. 
auf 1 Jahr kamen fast 2500, auf einen Tag etwa 
8 Wagen. 


Die städtische Höhere Technische Lehr- 
anstalt zu Neustadt (Meckl.) beginnt das 
Wintersemester am 6. Oktober. Die Abt. A. 
Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektro- 
technik, ist vom Staate subventioniert und mit 
Laboratorien, einer Lehrwerkstatt und einem 
mit Versuchs- und Prüfungseinrichtungen ver- 
sehenen Elektrizitätswerk ausgestattet. Pro- 
gramme sind kostenlos vom Technikum Neu- 
stadt (Meckl.) zu beziehen. 


—— I — 
Patentscha u. 


Durch Gewichtsbelastung gerichtetes Fernrohr, dadurch gekennzeichnet, daß die Fern- 


rohrachse innerhalb gewisser 
Schrauben o. dgl. feststellbar ist. 


Neigungen gegen den 
B. F. Mayo in Salem, Maas, 


das Gewicht bildenden Teil durch 
5. 3. 1911. Nr. 249 377. Kl. 42. 


Deutsche 
208 Patentschau. — Personennachrichten. N ee Sie: 


Visiereinrichtung für Schußwaffen, gekennzeichnet durch 
eine innerhalb eines durchsichtigen Würfels angeordnete halbdurch- 
sichtige gekrümmte Fläche, die derart gegen die Visiervorrichtung 
geneigt ist, daß eine in ihrer Brennfläche angebrachte Marke in die 
Visiervorrichtung projiziert wird. E. Busch A.-G. in Rathenow. 29.7. 
1911. Nr. 248316. Kl. 42. 


Visiereinrichtung für Schußwaffen nach Pat. Nr. 248 316, dadurch gekennzeichnet, daß 
die beiden Teile des Würfels an ihrer Berührungsfläche miteinander verschmolzen (verschweißt) 
sind. Derselbe. 28. 11. 1911. Nr. 248317; Zus. z. Pat. Nr. 248316. Kl. 42. 


Elektromagnetisches Meßgerät, bei dem der 
Zeigeranschlag durch die Abstoßung zweier gleichnamig po- 
larisierter Eisenteilchen bewirkt wird, dadurch gekennzeichnet, 
daß zwei in einem Bocke eingeklemmte Bandfedern bb aus 
nicht magnetisierbarem Metall frei durch eine Spule 8 ragen 
und innerhalb der Spule kleine Eisenteilchen tragen, welche 
unter direktem Einfluß des Spulenfeldes bei Stromdurchgang die 
Federn auseinander spreizen. A.Schmidt in Frankfurt a. Main. 
1. 8, 1911:: "Dr; 248617: KU SL. 


Manometrisches Meßgerät, gekennzeichnet durch 
zwei biegsame Röhren r, die in ein mit den beiden vom 
Meßflansch kommenden und zweckmäßig durch einen Bock a 
gehaltenen Rohrleitungen s, d kommunizierendes Gefäß wh 
münden, das mit einer Sperrflüssigkeit zum Teil gefüllt ist. 
R. Fueß in Berlin-Steglitz. 17. 1. 1911. Nr. 249127. Kl. 42. 


Quecksilberkontakt, bei dem der 
Strom durch Trennung eines Quecksilber- 
fadens unterbrochen wird, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß das Quecksilberrohr des einen 7 
Pols mit einem engen und spitzen Ende in ein weites Gefäß eintaucht, dessen 
Quecksilberinhalt mit dem anderen Pol verbunden ist. Siemens-Schuckert- 
Werke in Berlin. 6. 7. 1911. Nr. 249194. KI. 21. 


Elektrisiermaschine, bei welcher durch Reibung eines umlaufenden Bandes an einer 
umlaufenden Rolle abweichender Geschwindigkeit Elektrizität erzeugt wird, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß das Band nach Art eines Treibriemens mit möglichst großem Umschlingungswinkel 
um zwangläufig bewegte Metallscheiben geführt wird, die mit hoher Geschwindigkeit umlaufen 
und einen geringen Geschwindigkeitsunterschied gegeneinander aufweisen. R. Skutsch in 
Dortmund. 6. 9. 1911. Nr. 251 017. Kl. 21. 

un 
Personennachrichten. 


Mit der Leitung des Starkstrom - Labora- Hr. R. Fueß feierte am 28. September den 
toriums der Phys.-Techn. Reichsanstalt | 75. Geburtstag. Den Gratulanten (unter ihnen 
ist Hr. Dr. Karl Willy Wagner kommissarisch | befand sich auch die D. G. f. M. u. O.), die dem 
betraut worden. um unsere Kunst so hochverdienten Manne an 

diesem Tage ihre Glückwünsche aussprachen, 
schließt sich auch unsere Zeitschrift an. 

Hr. Dr. H. Faßbender ist von der Phys.- En 
Techn. Reichsanstalt zur Technischen Der Seniorchef der Firma Dennert & Pape, 
Hochschule in Charlottenburg in die von | Hr. J. C. Dennert, feierte am 29. September 
Hrn. Geh. Regierungsrat Prof. Dr. E. Orlich | die goldene Hochzeit; der Zweigverein Ham- 


geleitete Anleliuns für Elektrotechnik über- | burg-Altona brachte dem Jubelpaare seine 
getreten, Glückwünsche mit Blumenspende dar und 


übermittelte gleichzeitig die Glückwünsche 
der gesamten D. G. f. M. u. O. 


Für die Redaktion EFIE TEY A. Blaschke in Dalin kalai. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


eh Google 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 20. 15. Oktober. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Nachruf 
auf 
Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. H. F. Wiebe 


und 


Regierungsrat Dr. J. Domke. 


Gehalten 
auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Glasinstrumenten - Fabrikanten 


in Arlesberg am 18. August 1913 
von Prof. A. Böttoher, Direktor der Großh. 8. Prazisionstechnischen Anstalten Jn Ilmenan. 


Unser Verein hat im letzten Jahre unerwartet schnell zweimal schwere Ver- 
luste erlitten. Zwei Männer sind von uns geschieden, die uns nahe gestanden haben 
wie wohl nur wenige der Mitglieder. In unserer letzten Hauptversammlung in Schmiede- 
feld sahen wir Herrn Geheimrat Wiebe und Herrn Regierungsrat Domke in unserer 
Mitte und hörten ihre Mitteilungen, ohne Ahnung, daß beide uns so schnell entrissen 
werden würden. Der erste berichtete von seiner beabsichtigten Amerikafahrt, die seine 
letzte Reise werden sollte, er erwähnte, daß er auch bei dieser Gelegenheit im Interesse 
unserer Bestrebungen wirken wolle; und gerade während dieser seiner Tätigkeit 
ereilte ihn im fremden Lande jählings der Tod. Die Nachricht von seinem Hinscheiden 
traf uns unerwartet und erfüllte uns mit Schmerz und tiefer Trauer. Mit Wiebe war 
uns ein treuer Freund und steter Förderer genommen, mit ihm war einer der Be- 
gründer unseres Vereins, und ich darf, in Erinnerung an die Jahre 1890 und 1891, 
wohl hinzufügen, der Begründer dahingegangen. Es war auf dem Frankfurter Me- 
chanikertag des Jahres 1891, als er im Verein mit einer kleinen Anzahl von Vertretern 
unserer Industrie, im Gegensatz zu den Bestrebungen leitender Kreise, die Gründung 
unseres Vereins beschloB und dessen Leitung übernahm, die er dann durch 5 Jahre 
mit bestem Erfolge ausgeübt hat. Auch später ist er dann stets im Vorstand gewesen 
und hat während .dieser ganzen 22 Jahre treu zu uns gehalten, uns beraten und ge- 
fördert, wo und wie er nur immer konnte. Auch später, als der Umfang seiner beruf- 
lichen Tätigkeit gewaltig zunahm und er dadurch auch auf anderen Gebieten tätig sein 
mußte, die zum Teil von unseren Bestrebungen weit abliegen, blieb er uns treu und 
bewahrte uns sein Interesse. Denn von allen seinen Aufgaben hat er stets die Förderung 
unserer Industrie als die bedeutsamste angesehen. 


Wiebes Tätigkeit war schon früh auf eins der wichtigsten Gebiete unserer 
Industrie, auf die Thermometerfabrikation, gelenkt worden. Bald nach seinem Eintritt 
in die Kaiserliche Normal-Eichungs-Kommission wurde er zur Teilnahme an thermo- 
metrischen Studien herangezogen, welche von Loewenherz, Pernet und Thiesen 
auf Veranlassung des damaligen hochverdienten Direktors der Kommission, Herrn 
Geheimrat W. Foerster, unternommen waren und die Abhängigkeit der thermo- 
metrischen Angaben von voraufgegangener Erwärmung aufklären sollten. Die vor 
40 Jahren sich entwickelnde thüringische Thermometerindustrie benutzte leichtflüssige 
Gläser, die sich an der Gebläselampe wohl sehr leicht verschmelzen ließen, aber in- 


Deutsche 


210 A. Böttcher, Nachruf auf H. F. Wiebe und J. Domke. Mechaniker-Ztg. 


folge erheblicher thermischer Nachwirkung zur Thermometerherstellung in ähnlicher 
Weise ungeeignet waren, wie etwa ein Federstahl, der starke elastische Nachwirkung 
besitzt, unbrauchbar sein würde. Wiebes Interesse wandte sich voll und ganz diesen 
wichtigen Untersuchungen zu, und er war unablässig bemüht, die Ursachen dieser un- 
günstigen Erscheinung zu erforschen, welche den Ruf der jungen Industrie in Frage 
stellte, umsomehr als die aus der französischen und englischen Thermometerindustrie 
hervorgegangenen Fabrikate wesentlich bessere Eigenschaften zeigten. Nach Rudolf 
Webers Vorgang suchte und fand er den Anlaß zu der hohen thermischen Nach- 
wirkung im hohen Gehalt der thüringer Gläser an Kali und Natron, die man der 
leichten Schmelzbarkeit wegen in nahezu gleichen Mengen der Glasmasse zugesetzt 
hatte. Im Verein mit seinem Studienfreunde Otto Schott, der seit Jahren in engstem 
Zusammenwirken mit Ernst Abbe in Jena die Schmelzung neuer optischer Gläser 
betrieb, gelang es Wiebe, Glasarten mit geringer thermischer Nachwirkung zu kom- 
ponieren, die für unsere einheimische Thermometerindustrie von fundamentaler Be- 
deutung werden sollten. Während Wiebes erste Arbeit vom Jahre 1881 sich nur mit 
der Bewegung der Fundamentalpunkte der Thermometer befaßt hatte, konnte er schon 
1884 der Akademie der Wissenschaften eine Studie über den Einfluß der Zusammen- 
setzung des Glases auf die Nachwirkungserscheinungen von Thermometern vorlegen, 
in der die Verwendung von nur einem Alkali als wichtigste Regel bei der Schmelzung 


besserer Gläser, beson- 
ders brauchbarer Ther- 
mometergläser, aufge- 
stellt wurde; ferner 
konnte dieZweckmäßig- 
keit der Einführung 
von Zinkoxyd und Bor- 
säure in den Glasfluß 
gezeigt werden, wenn 
die daraus herzustel- 
lenden Thermometer in 
ihrer Temperaturskale 


mal-Eichungs- Kommis- 
sion, das noch jetzt vor- 
wiegend benutzte Nor- 
malglas 16"! als zweck- 
mäßigstes Thermome- 
terglas in den Handel 
gebracht. Und nun 
konnte die genannte 
Anstalt auch an die 
von unserer Industrie 
schon längst gewünsch- 
te amtliche Prüfung 


von Thermometern her- 
antreten, die alsbald 
einen großen Umfang 
annahm und später 
einen nicht unwesent- 
lichen Anlaß zu der 
lichen Arbeiten des Begründung der Physi 
Jenaer Glaswerks und kalisch - Technischen 
der Kaiserlichen Nor- Reichsanstalt bildete. 


Sie sehen aus diesem kurzen Rückblick, wie ungemein förderlich die Tätigkeit 
des Verstorbenen unseren Interessen war. Auch in der Folge bildeten thermometrische 
Untersuchungen mannigfachster Art einen wesentlichen Teil seiner Tätigkeit, und eine 
große Zahl von Publikationen legen Zeugnis ab von seiner emsigen, erfolgreichen 
Arbeit. Mir war es vergönnt, während des Endes der achtziger Jahre an seinen 
Untersuchungen teilzunehmen, und es ist mir gerade aus diesem Anlasse nicht leicht 
geworden, 1889 die mir angebotene Leitung der zu begründenden Prüfungsanstalt in 
Ilmenau zu übernehmen und damit aus dem engeren Zusammenwirken mit ibm zu 
scheiden. Aber in steter Verbindung bin ich mit ihm geblieben, und ein durch mehr 
als 20 Jahre sich erstreckender, umfangreicher Briefwechsel legt Zeugnis ab von dem 
weiteren gemeinsamen Arbeiten, von dem ein wesentlicher Teil unserer Industrie ge- 
widmet war. 


dem Gange des Gas- 
thermometers sich so- 
weit als möglich an- 
schließen sollen. In 
der Folge wurde, nach 
weiteren gemeinschaft- 


Hermann Friedrich Wiebe wurde am 17. April 1852 in Hamburg als 
zweiter Sohn des Geldwechslers Carl Frederic Wiebe und dessen Ehefrau Gertrude 
geb. Gosling geboren und im evangelisch-mennonitischen Glauben erzogen. Den ersten 
Unterricht genoß er, bis 1868, in der höheren Bürgerschule von Glitzer; darauf be- 
suchte er bis 1870 das von Pape geleitete Polytechnikum in Hamburg zur Vorberei- 
tung auf das akademische Studium und die Vorlesungen des Dr. F. Wibel am dortigen 
akademischen Realgymnasium. 


Be A. Böttcher, Nachruf auf H. F. Wiebe und J. Domke. 911 


Wiebe studierte von 1870 bis 1873 in Berlin, Aachen und Karlsruhe, wo er 
sich besonders der Chemie widmete, da es im Wunsche seiner Familie lag, daß er 
später eine in deren Besitze befindliche Papierfabrik leiten sollte. Nach dem 1870 
erfolgten Tode des Vaters machte sich aber bald der Verkauf der Fabrik nötig, und 
so wandte sich der junge Wiebe anderen Gebieten zu, besonders der physikalischen 
Chemie. Leider nötigten ihn pekuniäre Verhältnisse, noch vor Beendigung seiner 
Studien nach Hamburg zurückzukehren, wo er bis 1876 blieb, unausgesetzt mit chemisch- 
physikalischen Arbeiten beschäftigt. Persönliche Beziehungen verschafften ihm dann 
Anstellung bei der Kaiserlichen Normal-Eichungs-Kommission, die unter Foersters 
Leitung in eine Reihe von Arbeiten eingetreten war, bestimmt zur Gewinnung exakter 
Grundlagen für die Ausführung feinster MaBbestimmungen und zur Förderung der 
Präzisionsmechanik. Hierzu gehörten neben anderem und der schon erwähnten Thermo- 
metrie auch die Barometrie, Gebiete, auf denen Wiebe Beschäftigung fand. Am 
1. Juni 1883 wurde Wiebe zum etatsmäßigen Technischen Hilfsarbeiter ernannt, und 
ein Jahr später erhielt er die Leitung der sich nun in der Normal-Eichungs-Kommission 
entwickelnden Abteilung für thermometrische Prüfungen. Aus dieser Zeit, bis zur Be- 
gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im Jahre 1887, sind außer den 
schon erwähnten noch folgende Arbeiten zu nennen, die er an verschiedenen Stellen 
veröffentlichte: Über ein Normalbarometer der Kaiserlichen Normal-Eichungs-Kommission ; 
Über die Veränderlichkeit der Papierskalen von Thermometern; Uber die amtliche 
Prüfung von Thermometern. 

Am 17. Oktober 1887 trat Wiebe in die an diesem Tage eröffnete Physi- 
kalisch-Technische Reichsanstalt ein, der er bis zu seinem Tode angehörte. Er über- 
nahm hier, zunächst in gemieteten Räumen der Kgl. Technischen Hochschule, die Ab- 
- teilung für Thermometrie, Petroleumprober, Schmelzringprüfung und Barometrie, die 
später sich zu dem jetzigen Laboratorium für Wärme und Druck erweiterte und auf 
diesen umfangreichen Gebieten, neben der Förderung der Instrumententechnik, die 
Prüfung und Beglaubigung der einschlägigen MeBinstrumente übernahm. Um den 
ganzen Umfang der Aufgaben zu beurteilen, die hier zu behandeln waren, müssen wir 
uns vor Augen halten, wie klein der Kreis der Arbeiten in den ersten Jahren war 
und in wie unvollkommenem Zustande Prüfungs-Mittel und -Methoden sich befanden. 
Ich will hier als Beispiel nur anführen, daß das Temperaturintervall, innerhalb dessen 
Thermometer damals untersucht wurden, nicht wesentlich die Grenzen — 40° und + 100° 
überschritt, während es sich jetzt auf alle mit den neueren vervolikommneten Hilfs- 
mitteln erreichbaren Wärmegrade erstreckt. Und wenn anfangs der neunziger Jahre 
nur das Flüssigkeitsthermometer zur Untersuchung kam, sind nun schon längst elek- 
trische und optische Meßmethoden in umfangreichem Maße in Anwendung. In gleichem 
Maße, wie in technisch-wissenschaftlicher Hinsicht das Arbeitsgebiet sich vergrößerte, 
nahm auch der Umfang der laufenden Geschäfte zu, so daß die von Wiebe geleitete 
Abteilung die bei weitem größte der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt wurde, 
wenigstens so lange, bis die elektrotechnische zu ihrer jetzigen Größe anwuchs. 
Wiebe hat in der Leitung und Förderung dieser Abteilung ein großes Lebenswerk 
geleistet, das nicht zum wenigsten unserer Industrie mit zu gute gekommen ist. Welche 
Summe von Untersuchungen und Konstruktionen war erforderlich, um auf den gegen- 
wärtigen Stand der Instrumententechnik zu kommen! Und an dem größeren Teile 
dieser. Forschungsarbeiten hat Wiebe persönlich teilgenommen, nicht nur durch Be- 
sprechung und Leitung, sondern experimentell und auch publizistisch. Die Zahl seiner 
Mitarbeiter und Beamten wuchs so von 4 auf 25 bis 30, und alle arbeiteten freudig 
unter seiner Leitung und hingen ihm in Liebe und Verehrung an. 

Nachdem ich im Jahre 1889 aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 
ausgeschieden war, um die Einrichtung der Großh. S. Prüfungsanstalt für Glasinstrumente 
zu übernehmen, besuchte mich der Verstorbene beinahe in jedem Jahre, zuerst 1890, 
meist zur Ausübung der technischen Revision in Vertretung der Reichsanstalt. So bot 
sich auch regelmäßig Gelegenheit, der thüringischen Glasinstrumenten-Industrie nahe- 
zutreten. In welchem bedeutenden Umfange das alsbald geschah, wissen Sie alle. Das 
Ergebnis war ja die Begründung unseres Vereins und der Zeitschrift für die Glas- 
instrumenten-Industrie, deren Redaktion wir beide gemeinschaftlich bis Ende der neun- 
ziger Jahre geführt haben. Wenn unser Verein auf manchen Gebieten unsere Industrie 
zu fördern vermocht und eine geachtete Stellung unter den Fachvereinen errungen 
hat, so ist das nicht zum wenigsten des Verstorbenen Verdienst. 


Mechaniker-Ztg. 


212 A. Böttcher, Nachruf auf H. F. Wiebe und J. Domke. Deutsche 


Von der vielseitigen Tätigkeit Wiebes geben seine zahlreichen Publikationen 
Zeugnis, von denen ein großer Teil in dieser Zeitschrift und in der Zeitschrift für 
Instrumentenkunde erschienen ist; sie behandeln thermometrische Untersuchungen 
mannigfachster Art. Von den wichtigsten dieser seien genannt: Studien über Nach- 
wirkungserscheinungen an Thermometern; Über Siedethermometer; Vergleichungen der 
Quecksilberthermometer mit dem Luftthermometer nebst Ableitung der Temperaturskale 
bis 500° der Thermometer aus Jenaer Gläsern; Über Ausdehnung der Thermometer- 
skalen; Über ärztliche Fieberthermometer und Messung der Körpertemperatur mit 
solchen; Über amtliche Prüfung von Thermometern und Gebührentarife; Über die 
Brauchbarkeitsgrenze der hochgradigen Thermometer; Über die Feinmechanik und 
Glasinstrumenten-Industrie auf den Weltausstellungen in Paris, St. Louis, Brüssel und 
Turin. Ferner beziehen sich seine Veröffentlichungen auf barometrische und mano- 
metrische Studien und Konstruktionen, auf Versuche und Verbesserungen an Indikatoren 
für Dampfmaschinen, auf Studien über spezifische Wärme und thermische Ausdehnung, 
auf die Spannung des Wasserdampfs und auf Apparate für Petroleumprüfung. Seine 
Arbeit für das Doktorexamen, daß er 1894 ablegte, behandelte die Ausdehnung einiger 
organischer Flüssigkeiten durch die Wärme. | 

In den letzten Jahren seines Lebens beschäftigten den rastlosen Mann vielfach 
Aufgaben, welche die Hebung unserer durch Überproduktion und Schleuderpreise 
leidenden Industrie, besonders der Thermometerindustrie, bezweckten. Nach den An- 
trägen unseres Vereins suchte er das amtliche Prüfungswesen zu heben, und mit 
welchem Erfolge das in Hinsicht auf die ärztlichen Thermometer der Fall war, wissen 
Sie selbst. Hat sich doch in den letzten Jahren die Zahl der zur Prüfung gelangenden 
Thermometer dieser Art etwa verdoppelt. Der neuerdings zu beobachtende bemerkens- 
werte Aufschwung der amerikanischen Thermometerindustrie veranlaßte im Jahre 1910 
den nicht mehr Jugendlichen zu einer Studienreise durch einen Teil der Vereinigten 
Staaten zur gründlichen Erforschung der Produktionsverhältnisse der dortigen Glas- 
instrumentenindustrie. Sein vor 2 Jahren uns erstatteter interessanter und reichhaltiger 
Bericht darüber wird Ihnen noch in lebhafter Erinnerung sein. Als sich ihm im letzten 
Jahre die Möglichkeit bot, im Interesse des internationalen Petroleumkongresses diese 
Reise zum Besuche des internationalen Kongresses für angewandte Chemie zu wieder- 
holen, ließ er auch diese Gelegenheit zur Förderung unserer Industrie nicht vorüber- 
gehen. Kurz vor der Abreise in die Heimat ereilte ihn jählings der Tod. Als er sich 
am 17. September im Hotel Netherland zum Abendessen niedergelassen hatte, stürzte 
er plötzlich zu Boden; ein Gehirnschlag hat fast unmittelbar danach seinem Leben ein 
Ende gemacht. 

Aus seinem Leben habe ich noch nachzuholen, daß er bald nach Eintritt in 
die Reichsanstalt zu deren Mitglied vom Kaiser ernannt wurde, 1895 zum Kaiserlichen 
Professor und 1906 zum Geheimen Regierungsrat. Er war Ritter des Preußischen 
Roten Adlerordens, des Großh. S. Ordens der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken 
und Offizier des Ordens der Italienischen Krone, Er lebte in glücklichster, aber 
kinderloser Ehe. Viele unter Ihnen kennen und verehren seine Gattin, die nun als 
Witwe in der idyllisch gelegenen Villa Uhlenhorst in Neustadt bei Ifeld (Südharz) sein 
jähes Hinscheiden betrauert, in dem Hause, das er sich vor einigen Jahren erbaut hatte 
in der Hoffnung, dort nach vollbrachter Arbeit seinen Lebensabend zu vollbringen. 


Aber lassen Sie mich nunmehr des von uns so tief betrauerten Mit- 
gliedes der Kais. Normal-Eichungs-Kommission, des Herrn Regierungsrates 
Dr. Johannes Domke, gedenken, der zwar nicht Mitglied unseres Vereins war, 
aber uns trotzdem ebenso nahe stand wie ein langjähriges Mitglied. Besuchte er 
doch seit einer längeren Reihe von Jahren unsere Hauptversammlungen und war er 
auch sonst bei manchem von Ihnen ein lieber Gast und freundlicher Berater. Wir 
verdanken auch diesem Manne viel. Seinem Wissen, Können und Fleiße war es ge- 
lungen, in das noch wenig bearbeitete Gebiet der Präzisionsaräometrie Klarheit und 
Ordnung zu bringen und einfache Methoden zu ersinnen, nach denen der Fabrikant 
leicht und sicher genaue Aräometer anfertigen kann. Sein mit Herrn Dr. E. Reimerdes 
bearbeitetes Handbuch der Aräometrie zeugt davon und wird sein Andenken unter 
uns noch lange erhalten, ebenso wie sein freundliches gewinnendes Wesen, das stets 
in größter Bescheidenheit jede Anerkennung seines Wirkens ablehnte. 


Heft 20. 


15. Oktober 1918. Für Werkstatt und Laboratorium. 


213 


Domke wurde am 5. Oktober 1867 in Berlin geboren. Er verließ Ostern 1887 
das Gymnasium mit dem Reifezeugnis, um, besonders in Berlin, Physik und Astronomie 
zu studieren. Er promovierte zu Marburg im Herbst 1891 und war vorübergehend im 
Vermessungsbureau der Stadt Berlin beschäftigt, bis er 1891 in die Kais. Normal- 
Eichungs-Kommission eintrat, wo er zuerst als Technischer Hilfsarbeiter, später als 
Gruppenvorsteher und von 1905 an als Mitglied und Kais. Regierungsrat fast aus- 
schließlich auf dem Gebiete der Aräometrie tätig war. Er schuf in dieser Tätigkeit 
neue Grundlagen einer wissenschaftlichen Aräometrie und führte fundamentale Unter- 


suchungen über die Be- 
ziehungen von Dichte 
und Zusammensetzung 
einer größeren Anzahl 
für die praktische Arä- 
ometrie wichtiger Flüs- 
sigkeiten aus. Von 
seinen Arbeiten sind zu 
nennen: Uber Dichte, 
Ausdehnung und Ka- 
pillarität von Lösungen 
reinen Rohrzuckers in 
Wasser; Untersuchun- 
gen über Kapillarität 
und Benetzungserschei- 
nungen; Dichte und 
Ausdehnung chemisch 
reiner Schwefelsäure- 
mischungen. 

Domke hatte schon 
vor einigen Jahren eine 


schwere Nierenerkran- 
kung durchmachen 
müssen, von der er 
durch eine gefährliche, 
glücklich verlaufene 
Operation befreit zu 
sein schien. Im vorigen 
Herbst erkrankte er 
aber wieder und im 
Frühjahr dieses Jahres, 
kurz bevor er eine 
Revisionsreise nach 
Thüringen hatte antre- 
ten wollen, nahm die 
Krankheit ernste Form 
an. Das Leiden ver- 
schlimmerte sich und 
führte am 3. Juni zum 
Tode. 
Domke 
1896 in 


lebte seit 
glücklicher 


Ehe; neben seiner Witwe betrauern zwei Söhne, die im Alter von 16 und 13 Jahren 


stehen, den frühen Tod des Vaters. 


So ist mit dem Hinscheiden der beiden hervorragenden Männer eine tiefe Lücke 


in unserem Kreise entstanden, die wir besonders jetzt fühlen, aber auch in der 
kommenden Zeit fühlen werden, wenn sie uns in wichtigen und schwierigen Fragen 
als treue und erfahrene Berater fehlen. Wir verbinden daher mit unserem Danke für 
die Förderung, welche wir durch sie erfahren haben, die Bitte an die Anstalten, deren 
Vertreter sie waren, daß auch die Nachfolger in demselben Geiste des Interesses für 
unsere Industrie wirken mögen. 


a: — —— 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Verwendung von Osmium als Platin- 
härter. 

Bayer. Ind.- u. Gewerbebl. 45. S. 237. 1913. 

Reines Platin besitzt ungefähr die Härte von 
weichem Schmiedeeisen und wird, um es der 
Mehrzahl der zweckdienlichen Verwendungen 
anzupassen, allgemein mit Iridium in ver- 
schiedenem Prozentgehalt legiert. Je höher 
dieser ist, desto größer ist die Härte der Le- 
gierung. Der höchste Prozentsatz von Iridium 
beim Legieren mit Platin beträgt etwa 30°/.. 
Iridium ist aber sehr teuer und trägt zur Er- 
höhung des Preises der Legierung bei. 

Vor kurzem hat in Amerika Fritz Zimmer- 
mann von der Firma Baker & Co. in Newark 


mit bestem Erfolge die Verwendung des be- 
deutend billigeren Osmiums zum Härten von 
Platin versucht und gefunden, daß eine Zugabe 
von Osmium zu Platin die Härte wesentlich 
erhöht. 


Es wurde festgestellt, daß die Zugabe von 
1 Teil Osmium gleichwertig ist 21/, Teilen Iri- 
dium und daß die Zugfestigkeit dieser Legie- 
rung sehr hoch ist, so daß ein feiner Draht aus 
Platinosmium leichter hergestellt werden kann 
als ein solcher aus Platiniridium in gleicher 
Härte. — Zu Juwelierarbeiten kann eine Le- 
gierung von 2°/, Osmium mit Vorteil benutzt 
werden, da dieselbe hart und zäh ist. Außerdem 
können Legierungen mit 90 bis 94 °/, Platin und 


10 bis 6°/, Osmium das Platiniridium mit 15 bis 
25 °/, Iridium bei Verwendung zu Kontakten 
elektrischer Apparate ersetzen. Die Platin- 
Osmium-Legierung ist auch gegenüber der Ein- 
wirkung von Säuren widerstandsfähiger als 
Platin. Hig. 


Glastechniscbes. 


Verbesserter Gasthermostat. 
Von A. Whitaker. 
Chem. News 107. S. 242. 1913. 

Wird bei den Gasthermostaten Reichert- 
schen Typs die aus dem Kapillarrohre bei C 
(8. Fig.) herausströmende Gasmenge zu groß, 
so steigt bekanntlicherweise das Quecksilber 
aus dem verlängerten Thermometerkapillarröhre 
und verschließt die Ausströmungsöffnung der 
oberen Kapillare, auf diese Weise die Gaszufuhr 


zum Brenner regulierend. Wenn nun der Rand 
des kapillaren Gaseinlaßrohres nicht ganz gleich- 
mäßig gearbeitet ist, so kann es vorkommen, 
daß das Quecksilber, das beim Steigen den 
Raum rings um das Kapillarende erfüllt, an 
unebenmäßigen Teilen des Kapillarrohrendes 
hängen bleibt und daß infolgedessen an 
dieser Stelle plötzlich ein Gasblasenstrom auf- 
tritt, der seinerseits wiederum ein Flackern 
der Flamme verursachen würde. Bei dem ver- 
besserten Gasthermostaten nach Whitaker ist 
dieser Übelstand beseitigt, was auf folgende 
Weise erreicht wird. 


Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Das untere Ende des kapillaren Gaseinlaß- 
rohres ist bei C innen in der Weise ausge- 
schliffen, daß die innere Wandung im Winkel 
von 185° nach außen abgeschrägt ist. Ferner 
ist die Mündung des Kapillarrohres möglichst 
dicht an die Quecksilberaustrittsstelle des ver- 
längerten Thermometerkapillarrohres angesetzt. 
Steigt nun bei zu großer Wärmezufuhr das 
Quecksilber aus dem unteren Rohre, so dringt 
es nicht mehr in den Raum rings um die Ka- 
pillare, sondern gleich in diese hinein, das 
Kapillarrohr in allen Punkten zugleich regel- 
mäßig verschließend. Der Apparat ist in einer 
halben Stunde so zu justieren, daß die Tempe- 
raturschwankungen bis auf 0,05° herunterge- 
drückt werden. R. 


Ein analytischer Dialysator. 
Von W. Kopaczewski. 
Compt. rend. 156. S. 1853. 1913. 

Der von Kopaczewski konstruierte Dialy- 
sator besteht aus den drei Teilen A, B und C 
(s. Fig.), welche durchweg sterilisierbar sind, 
und zwar B und C im Pasteurschen Ofen. 


Der Teil A stellt den eigentlichen Dialysator 
vor, der am unteren Ende in eine Röhre aus- 
läuft, die mit dem Zweiweghahn R versehen ist, 
so daß einmal der Dialysator mit dem Kolben B 
in Verbindung treten kann, wobei der Wasser- 
einfluß reguliert wird, oder durch die zweite 


Heft 20. 


15. Oktober 1413. Glastechnisches 


Hahnstellung eine Verbindung mit dem am 
Hahne angeschmolzenen Seitenrohre hergestellt 
werden kann, um die Reinheit des Wassers und 
den Endpunkt der Dialyse feststellen zu können. 

B ist ein Rundkolben aus Jenaer Glas, der 
mit einem dreifach durchbohrten Kork- oder 
Kautschukpfropfen versehen ist. Von den drei 
durch den Stopfen gehenden Röhren verbindet 
ein Glasrohr den Kolben mit dem Dialysator, 
ein zweites rechtwinklig gebogenes und mit 
einem Glashahne versehenes Glasrohr führt zur 
Luftpumpe, während das dritte aus Zinn be- 
stehende Rohr mit den Kühlern in Verbindung 
steht. 

Der Teil C besteht aus zwei zinnernen 
Soxhletkühlern mit doppelter Wasserzirkulation, 
welche durch ein Y-förmiges Zinnrohr mitein- 
ander verbunden sind. 

Der Dialysator arbeitet in folgender Weise. 
Man beschickt B mit so viel Wasser, als man 
im Dialysat zuhaben wünscht; darauf verschließt 
man den Kolben, hängt den Pergamentbeutel 
in den Dialysator, füllt ersteren mit der zu 
dialysierenden Flüssigkeit, worauf man den 
Dialysator schließt. Nun biegt man die beiden 
Zinnröhren des Teiles C so, daß ihre Enden a 
und 6 in die seitlichen Arme des Dialysators 
hineinpassen. Jetzt schließt man den Hahn R, 
öffnet behufs Evakuation von B den Hahn r, 
schließt nach dem Evakuieren r, bringt das in 
B befindliche Wasser zum Sieden und reguliert 
schließlich die Temperatur auf etwa 40°C. 

Der Apparat liefert, sofern er unter gewöhn- 
lichem Drucke arbeitet, pro Tag 7 bis 87 Wasser 
von der Leitfähigkeit 1,2 bis 1,6 - 10-6; arbeitet 
er bei einem Vakuum und einer Temperatur 
von 40 bis 45°C, so wird eine Tagesleistung 
von 3 bis 4 l Wasser von der Leitfähigkeit 
0,6 bis 0,7 - 10-6 erzielt. Wenn das Volumen des 
zwischen den Dialysatorwänden und dem Per- 
gamentbeutel vorhandenen Raumes etwa 300 
bis 400 ccm beträgt, so wird sich innerhalb 
24 Stunden das Wasser 10- bis 20-mal erneuern. 

Mit diesem Apparate ist die Dialyse schneller 
durchzuführen als mit einem gewöhnlichen Di- 
alysator. Während man mit letzterem Apparate 
3 bis5 Tage dialysieren mußte, um eine Luzernen- 
Pektase von der Leitfähigkeit 2,9 - 10-6 zu er- 
halten, brauchte man mit dem Kopeczewski- 
schen Dialysator 2 bis 3 Tage. Außerdem ge- 
währt der Apparat noch den Vorteil, daß er 
auch vor der Dialyse als Vakuum-Destillations- 
apparat benutzt werden kann. R. 


Gebrauchsmuster. 
Klasse: 


80. Nr. 563 335. Spritze für medizinische, chi- 
rurgische Zwecke u. dgl. W. L. Beer u. 
F. Swietza, Swakopmund. 12.7. 12. 


« — Gewerbliches. 


oe __ 15 


Nr. 567669. Spritze. O. Bredtschneider, 
Friedrichshof, Ostpr. 19. 7. 13. 

Nr. 568 718. Injektionsspritze mit Arretiervor- 
richtung des Kolbens, bestehend aus einer 
an diesem befestigten Feder, die auf der 
Zylinderwand reibt. E. Koellner, Jena. 
17. 7. 13. 

42. Nr. 567030. Stehend schwimmendes Bade- 
thermometer. Karl Weisbach, Mehlis. 
16. 7. 13. 

Nr. 567075. Kugelrohr zur Absorption von 
Gasen. C. Gerhardt, Bonn. 21. 8. 13. 
Nr. 567095. Pipette mit Filtermundstück. O. 

Arendt, Berlin. 26. 7. 13. 

Nr. 567222. Druck-Füllapparat für hochgra- 
dige Thermometer. J. Wienert, Ilmenau. 
3. 6. 13. 

Nr. 567 244. Unterschichtungsglas für analy- 
tische Zwecke. Biozyme-Gesellschaft, 
Wiesbaden. 22. 7. 13. 

Nr. 569165. Maximumthermometer mit Vor- 
richtung zum Zurücktreiben des Quecksilber- 
fadens. M. Muth, Langewiesen. 28. 8. 13. 

Nr. 569166. Stabthermometer. M. Muth, 
Langewiesen. 28. 8. 13. 

Nr. 569181. Sicherheitspipette. Gg. Luchs, 
Haselmühle b. Amberg, Oberpfalz. 30. 8. 13. 

Nr. 570113. Pipette mit Vorrichtung zum 
selbsttätigen Abmessen beliebig einzustellen- 
der Flüssigkeitsmengen. Cornelius Heinz, 
Aachen. 21. 8. 13. 


— 


Allrussische Hygiene-Ausstellung 
St. Petersburg 1913. 

Der umfangreiche Katalog der gegenwärtig 
in St. Petersburg stattfindenden Allrussischen 
Hygiene-Ausstellung und einige Ausstellungs- 
führer, alles in russischer Sprache, sowie einige 
deutsch gedruckte Berichte können in der Ge- 
schäftsstelle der Ständigen Ausstellungs- 
kommission für die Deutsche Industrie 
(Berlin NW 40, Roonstr. 1) eingesehen werden. 
Ausländische Aussteller haben sich, da es sich 
um eine national-russische Veranstaltung han- 
delt, nur in geringem MaBe beteiligt. 


Errichtung eines Schiedsgerichts 

in Kairo. 

Die Internationale Handelskammer in Kairo 
hat neuerdings ein Schiedsgericht, College 
d’arbitres, eingerichtet. Zweck ist, Unstimmig- 
keiten, kleinere Schwierigkeiten, Streitigkeiten 
zwischen den Lieferanten, Kommissionären, 


216 


Agenten und den Empfängern der Waren 
schnell und ohne große Kosten zu schlichten. 
Auch ist dabei an die Auslegung der Kontrakte 
und an Nachprüfung der Kostenberechnungen 
gedacht. 

Das Schiedsgericht soll auf diese Weise eben- 
sosehr den Besteller vor Übervorteilung schützen, 
wie den vielen ortsüblichen kleinen, gemeinen 
Schikanen, die so leicht den Gewinn des Liefe- 
ranten aufzehren, die Spitze abbrechen, auch 
soll der Agent oder Kommissionär dadurch 
kontrolliert werden, damit er dem Besteller bei 
der Gewährung von Vergünstigungen nicht zu 
willfährig entgegenkommt. 

In der Internationalen Handelskammer von 
Kairo sitzen auch zwei der angesehensten deut- 
schen Großkaufleute, die durch die Soliditit 
ihrer Geschäfte, ihren Charakter und ihre kauf- 
männischen Erfahrungen mit Recht gleicher- 
maßen das Ansehen und Vertrauen der deutschen 
wie der fremden Kaufmannschaft genießen. Es 
ist daher eineGewähr gegeben, daß die deutschen 
Lieferanten, die sich an das Schiedsgericht 
wenden, ihr Recht finden. 

Die Gesuche sind zu richten an das College 
international d’arbitres in Kairo unter 
gleichzeitiger Erklärung, daß der Gesuchsteller 
sich dem Schiedsspruch unterwerfen wird. Das 
Schiedsgericht setzt sich aus drei Schiedsrichtern 
zusammen, von denen je einer von den beiden 
Parteien und der dritte von den beiden Schieds- 
richtern zu bestimmen ist, bezw. sofern diese 
sich nicht einigen können, vom Präsidenten. 

Die Kosten betragen: 5 Ag. Piaster!) und 5°, 
bei einem Betrage bis 500 Äg. Piaster, 30 Äg. 
Piaster bei Streitfallen im Werte zwischen 
500 bis 1000 Ag. Piaster, 50 Ag. Piaster bei Streit- 
fallen im Werte zwischen 1000 bis 5000 Ag. 
Piaster und 1°/, bei Streitigkeiten im Werte 
von über 5000 Ag. Piaster. 

DerSchiedsspruch muß den Kostenpflichtigen 
besonders benennen und, sofern die Parteien 
keine längere Frist vereinbart haben, spätestens 
innerhalb 30 Tagen ergehen. Gebühren für 
Prüfungen werden besonders berechnet. 

Für die deutschen Gewerbetreibenden kom- 
men als Schiedsrichter in Frage vor allem die 
deutschen Mitglieder Karl Hasselbach und 
Nikolaus Lonsdorfer. 


— f 


Kleinere Mitteilungen. 


Deutsches Museum. 


Die Eröffnung des Museumsneubaues sollte, 
wie bekannt, im Oktober 1915 erfolgen. 


1) 1 Ag. Piaster = 0,21 M. 


Kleinere Mitteilungen. — Bücherschau. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


Zur gleichen Zeit soll in Düsseldorf als Feier 
der hundertjährigen Zugehörigkeit der Rhein- 
lande zu Preußen eine große Ausstellung statt- 
finden, welche die Entwicklung der Kunst, der 
Wissenschaft und der Technik in den letzten 
100 Jahren darzustellen hat und die in bezug 
auf Wissenschaft und Industrie genau die 
gleichen Ziele wie das Deutsche Museum 
verfolgt. 


Die von der Düsseldorfer Ausstellung nach- 
gesuchte und vom Deutschen Museum gerne 
zugesicherte Förderung mußte jedoch undurch- 
führbar erscheinen, solange die beiden Unter- 
nehmungen im gleichen Jahr stattfinden sollten. 


Da eine Verschiebung der Düsseldorfer Aus- 
stellung mit Rücksicht auf die historische Ver- 
anlassung ausgeschlossen ist, erklärte sich das 
Deutsche Museum zur Verschiebung seiner 
Eröffnung auf das Jahr 1916 bereit, wodurch es 
möglich sein wird, der Düsseldorfer Ausstellung 
historische Museumsobjekte, Modelle usw. zu 
überlassen und die Ausstellung bei der Be- 
schaffung von Objekten durch Erteilung von 
Ratschlägen zu unterstützen. 


Als Gegenleistung wird die Düsseldorfer 
Ausstellung die von ihr zu beschaffenden Ma- 
schinen, Modelle, Bilder usw. im Einvernehmen 
mit der Museumsleitung herstellen lassen und 
dieselben dem Deutschen Museum nach 
Schluß der Ausstellung kostenlos überweisen. 


Falls die Düsseldorfer Ausstellung einen 
UberschuB erzielt, soll das Deutsche Museum 
eine finanzielle Förderung erfahren. 


M. Schwarte, Die Technik des Kriegswesens. 
Teil IV, Bd. 12 von „Die Kultur der Gegen- 
wart“, herausgegeben von Paul Hinne- 
berg. 8° XII, 886 S. mit 91 Abb. Leipzig, 
B. G. Teubner 1913. 24 M, in Leinw. 26 M, 
Halbfr. 28 M. 


Das Werk zerfällt in 8 Hauptteile, von 
welchen für die Leser dieser Zeitschrift die 
Kapitel 2, 3, 4, 5 von besonderem Interesse sind. 
Deshalb soll auch nur auf sie etwas näher ein- 
gegangen werden. 


In Kapitel 2 „Die Waffentechnik in ihren Be- 
ziehungen zur Chemie“ gibt Poppenberg zu- 
nächst die Methoden an, welche zur Bestimmung 
der chemischen und physikalischen Konstanten 
der Treib- und Sprengmittel dienen. Die Treib- 
mittel finden hauptsächlich in der Waffentechnik 
Verwendung und dienen nach ihrer Zündung in 


ı der Waffe zur Erzeugung der Bewegungsenergie 


Heft 20. 
15. Oktober 1918. 


des Geschosses. Zu diesem Zweck muß man in 
der Lage sein, ihre Verbrennungsgeschwindig- 
keit innerhalb ziemlich weiter Grenzen zu regu- 
lieren; wie man dies durch geeignete Zusammen- 
setzung der Explosivstoffe erreichen kann, wird 
an zahlreichen Beispielen auseinanderygesetzt. 
Im Gegensatz zu diesen ballistischen Explosiv- 
stoffen stehen dann die in derPrivatindustrie ver- 
wendeten Sprengstoffe, welche in ihrer neuesten 
Entwicklung zu den Sicherheitssprengstotfen 
für durch Schlagwetter gefährdete Gruben ge- 
führt haben. Auch hier werden die Zusammen- 
setzung und die Prüfungsmethoden besprochen, 
und zwar alles in einer auch für den Nichtfach- 
mann anziehenden und lehrreichen Art. 

Den gleichen Vorzug besitzt das von 
Schwinning bearbeitete 3. Kapitel über Kon- 
struktionstechnik, welches vielleicht von den 
hier in Frage kommenden Kapiteln für alle, 
welche mit der Bearbeitung von Metallen be- 
ruflich zu tun haben, das meiste Interesse haben 
und, wie ich glaube, ihnen auch nach vielen 
Richtungen hin neue wertvolle Anregungen 
geben wird, so daß ein eingehendes Studium 
gerade dieses Teiles nur auf das wärmste 
empfohlen werden kann. Insbesondere der erste 
Abschnitt, in welchem in großen Zügen eine 
Entwicklung der Metallurgie im Zusammenhang 
mit dem Waffenbau gegeben wird, ist von großem 
Wert, vornehmlich deswegen, weil neben einer 
Besprechung der technischen Eigenschaften der 
militärisch wichtigen Materialien, wie der Eisen-, 
Kupfer- und Aluminiumlegierungen, auch die 
Abnahmevorschriften und die Prüfungsmethoden 
eingehend besprochen werden. Die Richtlinien 
welchen der Verf. in seiner Darstellung gefolgt 
ist, werden vielleicht am besten durch die Schluß- 
worte dieses Kapitels charakterisiert: „Über- 
blickt man das Gebiet der Anwendung der 
Metalle im Waffenbau, so sehen wir, daß die 
Waffenkonstruktion von allen Fortschritten der 
allgemeinen Technik auf dem Gebiete der Me- 
tallurgie und von allen Erfahrungen auf dem 
Gebiete der Verarbeitung der Metalle Nutzen 
gezogen hat. Andererseits haben aber alle im 
Interesse der Ausbildung des Materials der 
Kriegstechnik angestellten Untersuchungen und 
alle dadurch gewonnenen Neuerungen auch 
wieder umgekehrt Nutzen für die allgemeine 
Technik gezeitigt.* Gerade im Interesse einer 
Erweiterung dieser so fruchtbaren Wechsel- 
beziehungen dürfte die Schwinningsche Ar- 
beit von hohem Wert sein. Der zweite Abschnitt 
dieses Kapitels behandelt dann mehr die rein 
militärische Waffenkonstruktion. 

Das 4. Kapitel, welches von Eberhard be- 
arbeitet ist, gibt eine recht vollständige Über- 
sicht über die optischen Richt- und Beobach- 
tungsmittel (Visierfernrohre, Panoramafernrohr, 
Entfernungsmesser). Auch die in neuerer Zeit 


Bücherschau. 


217 


viel erörterte Frage der unabhängigen Visier- 
linie wird behandelt. 

Das 5. Kapitel ist spezieller Natur, da in ihm 
die innere und äußere Ballistik geschildert ist. 

Ich möchte die Besprechung des Werkes 
aber nicht schließen, ohne noch auf das Schluß- 
kapitel 8, auch wenn es mit der Technik in 
keinem direkten Zusammenhang steht, hin- 
gewiesen zu haben. In diesem Kapitel wird 
von Kersting der Einfluß des Kriegswesens 
auf die Gesamtkultur in einer Weise behandelt, 
die wohl einzig in ihrer Art dastebt. Nicht allein, 
daß es ein hoher Asthetischer Genuß ist, Ker- 
sting auf seinen Gedankenwegen zu folgen; 
jeder Leser wird auch zahlreiche neue An- 
regungen und manchen wertvollen Wink für 
sein eigenes Leben aus dem unendlich reichen 
und in seltenem Maße abgeklärten Erfahrungs- 
schatz des Verfassers schöpfen können, um so 
mehr, je weiter und je öfter er sich in das 
Studium dieser Arbeit vertieft. Glatzel. 


Muller-Pouillet, Lehrbuch der Physik und 
Meteorologie. Band IV, Buch 5. Magnetis- 
mus und Elektrizitat von W. Kaufmann, 
Alfred Coehn und Alfred Nippoldt. 
2. Abt. 8° VII, 354 S. mit 421 Fig. Braun- 
schweig, F. Vieweg & Sobn. 9,00 M. 

Die vorliegende zweite Abteilung des 
vierten Bandes des rihmlichst bekannten Lehr- 
buches der Physik von Müller-Pouillet ist 
ziemlich verspätet erschienen. Sie ist von Prof. 

Kaufmann meisterhaft bearbeitet und wird 

sich einen um so größeren Anhängerkreis er- 

werben, als die sonst in der Elektrizitätslehre 
so beliebten schwierigen mathematischen Ent- 
wicklungen durch sehr anschaulichen Text er- 
setzt sind. Den Inhalt bilden die vier Kapitel 
Elektromagnetismus und Elektrodynamik, In- 
duktionsströme, Gleichstromtechnik, Wechsel- 
strom und elektrische Schwingungen. Eine 
dritte Abteilung über Elektronenlehre, Erd- 
magnetismus und Erdelektrizität soll baldigst 
folgen, so daß das Lehrbuch dann vollständig ist. 
G. 8. 


Franz Grunwald, Bau, Betrieb und Instand- 
haltung elektrischer Anlagen. 12. Aufl. 8°. 
VII. 376 S. mit 306 Abb. Halle, W. Knapp 
1912. In Leinw. 4,50 M. 

Das Buch ist ein Leitfaden für Monteure, 
Werkmeister und Techniker. In der vorliegen- 
den zwölften Auflage sind die einfacheren 
theoretischen Entwickelungen weggelassen und 
dafür zwei Abschnitte über Koch- und Heiz- 
geräte und über Freileitungen neu aufge- 
nommen. Die Hauptteile des Buches sind: 
1) die Stromerzeugungsanlage, 2) die Neben- 
und Hilfsapparate, 3) die Stromverbraucher, 
4) die Verteilungsanlage, 5) der Höchstver- 


218 


Bücherschau. — Patentschau. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


brauch, die Benutzungsdauer und die direkten 
Betriebskosten, 6. Schematische Darstellungen. 


Das Buch ist sowohl zum Studium, wie be- 
sonders als Nachschlagewerk sehr zu emp- 
fehlen, denn es bringt auf knappem Raume 
und in kurzer Fassung ein sehr reichhaltiges, 
gut durchgearbeitetes und kritisch gesichtetes 
Material. G. S. 


Fred. W. Taylor, Die Betriebsleitung, insbe- 
sondere der Werkstätten. Autorisierte deut- 
sche Ausgabe von A, Wallichs. 2. verm, 
Aufl. 8° VII, 137 S. mit 15 Abb. u. 2 Zahlen- 
tafeln. Berlin, J. Springer 1912. In Leinw. 
geb. M 6,—. 

Prof. Wallichs in Aachen hat sich bereits 

i. J. 1909 der verdienstvollen Arbeit unterzogen, 

die wichtige Taylorsche Schrift „Shop mana- 

gement“ durch eine deutsche Ausgabe bei uns 
zu verbreiten, und bietet jetzt eine zweite ver- 


mehrte Auflage dar. Die Vermehrung besteht 
in sachlichen Erweiterungen und in Mitteilungen 
über die mit der Taylor-Organisation bisher ge- 
machten Erfahrungen. Taylor hat in seinem 
Buch eine wissenschaftliche Betriebsführung 
begründet und empfohlen, welche im wesent- 
lichen eine planmäßige Auslese der Arbeiter 
zur Voraussetzung hat und durch eine große 
Steigerung der Leistungsfähigkeit der Be- 
triebe sowohl die Rentabilität des Betriebes 
wie die wirtschaftliche Lage der Arbeiter 
heben soll. Die Grundsätze Taylors lassen sich 
nicht im Rahmen einer Bücherbesprechung 
wiedergeben; das Studium des Buches ist aber 
den Inhabern und Betriebsleitern großer Werk- 
stätten dringend zu empfehlen, um so mehr, 
als sich die diesjährige Hauptversammlung des 
Vereins deutscher Ingenieure in Leipzig 
eingehend mit der Taylor-Organisation beschäf- 
tigt hat. . i G. 


Patents chau. 


Apparat zur selbsttätigen Registrierung der örtlichen Unterschiede in der Licht- 


absorption oder Lichtemission von Gegenständen, gekenn- 
zeichnet durch eine zwangläufige Verbindung einerseits 
des auszumessenden Gegenstandes mit dem einen Teil der 
Registriervorrichtung (der Schreibfläche oder dem Schreib- 
stift) und anderseits der Lichtschwächungsvorrichtung mit 

E. Gold- 
KI. 57. 


dem anderen Teil der Registriervorrichtung. 
berg in Leipzig. 10. 12. 1909. Nr. 250 062. 


Filter, gekennzeichnet durch einen geschlossenen Hohlzylinder, dessen 
gelochte oder geschlitzte Mantelfläche mit Filtrierpapier, Leinwand o. dgl. über- 
spannt ist und dessen Inneres durch ein Heberrohr mit dem das Filtergut enthal- 
tenden, höher stehenden Behälter in Verbindung steht, so daß die Einführung des 
Filterguts in den Hohlzylinder selbsttätig nach Maßgabe der Filtration statt- 
18. 12. 1909. Nr. 250 881. 


tindet. A. Kahlert in Berlin. 


gerüstet ist. 


Nr. 250 314. Kl. 42. 


Beleuchtungsvorrichtung für Projektionsapparate, | 
bei welcher ohne Verwendung eines Kondensors oder 
Spiegels in einem Hohlkörper eine oder mehrere Licht- 
quellen derart angeordnet sind, daß die Lichtstrahlen 
nicbt direkt durch das Objektiv projiziert werden können, 
dadurch gekennzeichnet, daß der Hohlkörper innen eine 
kugelartige oder annähernd kugelartige Gestalt besitzt 
und mit diffus reflektierenden, weißen (kreideartigen) 
F. Schmidt & Haensch 


Kl. 12. 


Flächen aus- 


in Berlin. 14. 11. 1911. 


Verfahren zur Herstellung hochgradiger Thermometer, 


dadurch gekennzeichnet, daß das in bekannter Weise luft- und wasser- 
dampffrei gemachte Thermometer in zugeschmolzenem Zustande in den 
Druckgas - Füllbehälter eingeführt, dort geöffuet und nach erfolgter 
Füllung innerhalb des Füllbehälters durch Hitzeanwendung wieder 


zugeschmolzen wird. E. Jahn in Charlottenburg. 22. 2. 1912. Nr. 250529. KI. 42. 


Heft 20. 
15. Oktober 1918. Patentschau. 219 


Pendelnd aufgehängter Theodolit, dadurch gekennzeichnet, daß die Achse des Alhidaden- 
kreises q und des Limbuskreises p als Hülsen Z m ausgebildet sind, welche sich umeinander und 


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um eine besondere, an Pfriemen a aufgehängte Zentralachse k drehen, wobei der die Feinein- 
stellung für den Alhidadenkreis g haltende Stift € unmittelbar an die Zentralachse k angeschraubt 
ist. H. Brandenberg in Schwientochlowitz. 24. 2. 1911. Nr. 248438. KI. 42. 


Pendelnd aufgehängter Theodolit nach Pat. 
Nr. 248438, dadurch gekennzeichnet, daß am Aufhän- 
gungspunkte des Instruments zwei Achsensysteme 7, 9 
mit ihren kugelförmigen Enden 6, 10 so ineinander 
liegen, daß die innere, mit der Zentralachse k des In- 
struments starr verbundene Achse 9 noch durch Zug- pr 
schrauben 13 genauer horizontiert werden kann, nach- gaad 
dem das äußere System 7 vorher näherungsweise einge- 
stellt und festgeklemmt worden ist. Derselbe. 16. 4. 
1911. Nr. 248 439; Zus. z. Pat. Nr. 248 438. KI. 42. 


Verfahren zur Herstellung von Gegenständen 
aus geschmolzenem Quarz, dadurch gekennzeichnet, 
daB man dem Quarzsand oder einer anderen Form der Kieselsäure durch Schmelzen eine 
zum Aufblasen geeignete vorläufige Gestalt gibt, den Formling alsdann sogleich in Berührung 
mit einem in der Hitze Gase oder Dämpfe erzeugenden Stoffe bringt und ihn aufbläst durch 
Abschließen der Gase oder Dämpfe nach außen hin. Deutsche Quarzglasgesellschaft 
in Beuel b. Bonn. 16. 3. 1909. Nr. 250265. KI, 32. 


1. Verfahren zur Herstellung von Quarzglasgegenständen von hoher Haltbarkeit, 
dadurch gekennzeichnet, daß die herzustellenden Körper (Platten, Röhren, Hohlgefäße usw.) 
namentlich an den Verbindungsstellen nach der erstmaligen, zum Zwecke der Formgebung not- 


Deutsche 


220 Patentschau. Mechaniker-Ztg. 


wendigen Erhitzung der völligen Abkühlung überlassen und darauf noch einmal in die Gebläse- 
flamme gebracht und möglichst hoch erhitzt werden, worauf dieses Wiedererhitzen mit vorher- 
gehender Abkühlung nach Bedarf wiederholt werden kann, um eine gleichmäßige Innenspannung 
herbeizuführen. 

2. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspr.1 zur Herstellung von Quarzglasgegen- 
ständen, welche hohem Innendruck ausgesetzt und bei welchen verschiedene Quarzglasteile im 
Gebläse zusammengeschmolzen werden, z. B. Thermometer, dadurch gekennzeichnet, daß man 
die Wandstärke der zu behandelnden Quarzglasgegenstände nicht über eine gewisse Höchstdicke 
von eben ausreichendem Druckwiderstande bemißt, zum Zwecke, durch das wiederholte Erhitzen 
die sichere Aufhebung aller Spannungen herbeizuführen. Siebert & Kühn in Cassel. 26.3.1911 
Nr. 250167. Kil. 32.. 


Verfahren zur Herstellung von Quarzglas von hoher Haltbarkeit gemäß Pat. Nr. 260 167, 
dahin weiter ausgebildet, daß 

a) bei Verarbeitung bezw. dem Verschmelzen der Quarzglaskörper gleichzeitig auch die der 
Schmelzstelle naheliegenden Stellen einer hohen Erhitzung in der Gebläseflamme ausgesetzt werden, 

b) das Herausnehmen der Quarzglaskörper aus der Gebläseflamme in der Weise vor- 
genommen wird, daß sie vor dem völligen Herausnehmen ganz allmählich aus dem heißesten 
Teil der Flamme in den vorderen kühleren geführt werden. Siebert & Kühn in Cassel. 
29. 11. 1911. Nr. 250981; Zus. z. Pat. Nr. 250167. KI. 32. 


Optisches Polarisationsphotometer mit Vergleichslichtquelle, bei 
welchem das die Dispersion des Lichtes bewirkende Prisma ausgeschaltet ist, 


dadurch gekennzeichnet, daß eine ee 
Linse des Instrumentes aus einfarbig ____f Are em’ 
gefärbtem Glase besteht als Ersatz —— jj el 


des die Dispersion des Lichtes bewir- 
kenden Prismas. K. G. Meier in Hannover. 1. 6. 1911. Nr. 260 782. KI. 42. 


Sphärisch, chromatisch und astigmatisch korrigiertes photographi- 
sches Objektiv, bestehend aus einem positiven Meniskus und einer von diesem 
durch einen Luftzwischenraum getrennten verkitteten Doppellinse, 


| die aus einem Außeren bikonvexen und einem inneren bikonkaven 
Glas besteht, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Außeren 
Linsen des ganzen dreilinsigen Objektive aus Baryt-Leichtflint und 
die mittlere aus einem noch niedriger brechenden Extra-Leichtflint 
bestehen, dessen ȴ-Wert kleiner ist als der der beiden benach- 
| barten Linsen. E. Arbeit in Wetzlar. 14. 7. 1911. Nr. 260781. 


Kl. 42. 


Mikrometerführung an Mikroskopstativen, dadurch gekennzeichnet, 
daß der Gleitklotz 15 der Mikrometerbewegung zwei diametral gegenüber- 
liegende Führungen hat, von denen die eine aus einer hohl ausgearbeiteten 
und an der Führungssäule 7 anliegenden Zylinderfläche besteht, während die 
andere an einem mit dieser Säule fest verbundenen Stück 17 gleitet. 
R. Winkel in Göttingen. 19. 11. 1911. Nr. 251047. KI. 42. 


Winkelspiegel mit um etwa 45° nach unten 
geneigter Spiegelfläche, dadurch gekennzeichnet, daß 
das ohne Boden ausgeführte Instrument über oder 
unter den Vertikalspiegeln mit zwei unter 45° nach 
unten geneigten Schrigspiegeln ausgerüstet ist, 
deren Horizontalachsen einen rechten Winkel bilden, 
so da die Horizontalachse des einzelnen Schräg- 
spiegels nach erfolgter Abwinkelung parallel der 
Fluchtlinie verläuft. H. Wladarz in Dresden. 4. 7. 
1911. Nr. 251042. Kl. 42. 


ee 


Fir die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 21. 1. November. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Konstruktion und Anwendung des Dachprismas. 
Von Ing. K. Pritschow in Braunschweig. 


Wenn man heute die kritik einer Betrachtung unterwirft, die seinerzeit das 
Mitglied der Geschiftsleitung von Zeiss, Prof. Czapski, beim Erscheinen der ersten Dach- 
prismen veröffentlichte, dann kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß dieser 
bewährte Fachmann mit einem gewissen Weitblick das Anwendungsgebiet dieser Neu- 
konstruktion vorausgesehen hat, welche die Lösung des Prinzips der Bildumkehrung 
auf einem anderen als dem von Porro vorgeschriebenen Weg brachte. 

Czapski war zu seiner Ansicht erst nach Abschluß eingehender Versuche ge- 
langt und konnte die Gesichtspunkte voll und ganz beurteilen, die ihn dazu veranlaßten, 
damals in gewissem Sinne gegen die Neuerung Stellung zu nehmen; er hatte auch 
jene Schwierigkeiten entdeckt, die ihn bestimmten, auf die für viele Zwecke hervor- 
ragende Eigenschaft der Dachkante zu verzichten, weil nach seiner Meinung die Her- 
stellung wohl einzeln, aber nicht für allgemeine Verwendungszwecke wegen der zu 
hohen Anforderungen möglich sei. 

Wenngleich nicht zu bestreiten ist, daß die Herstellung von Dachprismen in- 
folge der größeren Empfindlichkeit derselben einen höheren Genauigkeitsgrad erfordert, 
so hat sich die Sachlage inzwischen doch insofern verschoben, als sich eine neue 
Perspektive für die Anwendung von mit diesen neuen Prismen ausgerüsteten Fern- 
rohren eröffnete, und zwar durch Einführung derselben bei der Armee und Marine. 
Für den Konstrukteur optischer Instrumente, insbesondere aber militärischer Richtfern- 
rohre, ist eine Konstruktion ohne Dachkantprismen beinahe eine Unmöglichkeit geworden, 
denn die dort immer gestellten hohen Anforderungen, insbesondere Kompendiosität bei 
größter optischer Leistung, sind fast nur auf diesem Wege zu erreichen, und unwillkür- 
lich rechnet der Entwerfende mit der Möglichkeit der Anwendung, die bereits eine 
stattliche Anzahl von Ausführungsformen ergeben hat. 

Der Grund für das Bevorzugen dieser Konstruktion ist zu suchen: 

1. in der Möglichkeit, lichtstärkere Objektive verwenden zu Können als bei 
anderen Konstruktionen, infolge der vollständigen Ausnutzung der Totalreflexion; 

2. in dem Vorteil, immer in der Hauptebene (Meridionalschnitt) verlaufenden 
Strahlengang zu haben, im Gegensatz zu der Porroschen Konstruktion; 

3. in der Vermeidung von versilberten Flächen mit ihren Reflexionsverlusten 
in fast allen Fällen; 

4. in der Möglichkeit der Anwendung bei Fernrohren mit geneigtem Objektiv 
oder Okular bei gleichzeitiger Bildaufrichtung. 

In nachfolgenden Zeilen wollen wir nun zu den einzelnen Punkten Stellung nehmen. 

Zu 1. Die bei fast sämtlichen Prismenfeldstechern zur Bildaufrichtung ver- 
wandte Porrosche Konstruktion bezw. Anordnung besteht aus zwei dreiseitigen, im 
Winkel von 90° zueinander gerichteten Prismen mit je zwei reflektierenden Flächen; das 
eine derselben läßt die vom Objektiv konvergent eintretenden Strahlen auf derselben 
Seite nach zweifacher Reflexion wieder austreten, so daß für die Größe des ein- 
tretenden Strahlenbüschels und damit für die Menge des zu verwertenden Lichtes also 
nur die Hälfte dieser Seite in Betracht kommt; der gleiche Vorgang wiederholt sich 
bei dem zweiten, die Strahlen dem Okular zuführenden Prisma. Beim Dachkantprisma 


222 K. Pritschow, Konstruktion und Anwendung des Dachpriemas. Mec haniker- Etg. 


dagegen, gleichviel welcher speziellen Form, ist der Vorgang ein anderer; diese 
Prismenkombination unterscheidet sich von der Porroschen der Wirkung nach da- 
durch, daß bei ihr die zur Bildaufrichtung fast immer nötigen vier Spiegel nicht gleich- 
wertig sind, sondern die in der Dachkante sich schneidenden Flächen den Hauptanteil 
an der Leistung haben, nämlich die Bildumkehrung und einen Teil der Ablenkung. 
Im Porrosystem wird das vom Objektiv kommende Strahlenbündel von kreisförmigem 
Querschnitt als ganzes reflektiert, im Dachprisma dagegen wird dieses Strahlenbündel 
in zwei Bündel von halbkreisförmigem Querschnitt zerlegt; es findet eine Kreuzung der 
Strahlen statt, obwohl die Abschnitte in einer Ebene liegen, 

also in einem Prisma. 

Die Wirkung der Dachfläche ist aus Fig. 1 ersichtlich; A 
das in die geöffnete Seite des „Daches“ einfallende Licht wird 
durch die Tätigkeit der stets im Winkel von 90° geneigten 
Flächen vertauscht, z. B. oben und unten. Außerdem aber wird 
die Links- und Rechts-Vertauschung bewirkt dadurch, daß das 
Licht schräg auf die Dachfläche auffällt, so daß alle zur voll- 
ständigen Bildumkehrung erforderlichen Bedingungen erfüllt Fig. 1. 
sind; hierzu ist noch folgendes zu bemerken. 

Soll ein Prismensystem zur Bildaufrichtung eines Systems dienen, bei dem die 
optische Achse gar keine Versetzung oder nur eine parallele Verschiebung zu sich 
selbst erfährt und die Blickrichtung mit und ohne Fernrohr die gleiche bleibt, so nennt 
man dasselbe gradsichtig; zu dieser Gattung gehört z. B. das Prismenglas von Hensoldt, 
und zwar sowohl das ältere mit dem Pentaprisma als das neue ohne Achsenversetzung; 
ferner das Gewehrprismenzielfernrohr Pernox der Firma Goerz sowie dasjenige der 
Firma Zeiss. Die genannten Konstruktionen erfordern zur Bildaufrichtung ebenso wie 
das Porrosche System vier spiegelnde Flächen. Erfolgt jedoch der Einblick in das 
Okular eines mit Dachkantprismen ausgerüsteten Fernrohres in einer anderen Richtung 
als derjenigen, die Objekt und Objektivmitte verbindet, so sind nur zwei Spiegelungen 
nötig und diese bewirken Bildumkehrung und Ablenkung, z. B. Fernrohre mit Okular- 
einblick unter 90° oder 60° bezw. 120°; eine Ausnahme hiervon macht z. B. das sog. 
Schmidtsche Prisma (Fig. 6), bei welchem eine Ablenkung von der Objektivachse 
um 45° bezw. 135° erfolgt; hierbei finden ebenfalls vier Reflexionen statt, die sämt- 
lich totale sind. 


N 


Oben war bereits erwähnt, daß bei Dachprismenkonstruktion das vom Objektiv 
kommende Strahlenbündel schräg auf die Dachflächen auffällt; das ist an sich nichts 
besonderes und auch bei Porroprismen der Fall, aber der Winkel, unter welchem dieses 
Auftreffen erfolgt, ist bei ersteren ein viel günstigerer, und aus dieser Tatsache in Ver- 
bindung mit den Gesetzen der Totalreflexion ergibt sich die Möglichkeit der Verwendung 
größerer Objektive. Die Erklärung sei hier kurz gegeben (s. Fig. 2). 

Der in ein Prisma einfallende Lichtstrahl wird bekanntlich nur dann vollständig 
reflektiert, wenn er vor und nach seiner Spiegelung mit dem Einfallslot einen Winkel 
bildet, der dem Grenzwinkel für den Übergang aus Glas in Luft gerade gleich oder 
größer als dieser ist. Der Grenzwinkel für den Übergang eines Strahles aus Glas in 
Luft hat z. B. für Borosilikatkron mit einem Brechungsindex np=1,51 einen Wert 
von y=41°28'; alle Strahlen also, die mit dem Einfallslot einen kleineren Winkel als 
41°28' bilden, werden nur teilweise gespiegelt. Der Übergang der totalen zur par- 


1. en 1913. K. Pritschow, Konstruktion und Anwendung des Dachprismas. 293 

tiellen Reflexion ist kein scharf begrenzter, sondern zeigt sich in der bekannten blau- 
violetten Färbung, die sich fast bis zur Mitte des Sehfeldes erstreckt und dieses da- 
durch entsprechend verdunkelt. Aus dieser Betrachtung ergibt sich durch Rückwärts- 
rechnung, daß bei Verwendung des rechtwinkligen Porroprismas nur jene Strahlen 
reflektiert werden, die in Luft zur optischen Achse einen nicht größeren Winkel als 
5°20‘ bilden. Aus der trigonometrischen Tangente dieses Winkels ergibt sich dann 
ohne weiteres das halbe Offnungsverhiiltnis des Objektivs, das gerade noch zulässig ist: 
tg 5° 20’ = 0,09335, 2 x tg 5° 20' = 0,18670, d. i. 18,67:100 = 1:5,35. Jede Erweite- 
rung der Objektivöffnung bei konstanter Brennweite über diesen Wert hinaus würde die im 
Vorhergehenden beschriebene blauviolette Färbung des Sehfeldes und der Mitte zur 
Folge haben. Diese unangenehme Eigenschaft des Porroprismas kann auch natürlich 
nicht durch Vergrößerung des Prismas beseitigt werden, da dadurch die Strahlen- 
neigungen nicht verändert werden. Die Helligkeit der Fernrohre ist aber eine Funktion 
der Objektivöffnung und der Vergrößerung; beim Porrosystem kann dieselbe also nur 
erhöht werden, wenn man, stets unter Beibehaltung des Öffnungsverhältnisses (1: 5,35), 
die Brennweite entsprechend vergrößert. 

Diese Betrachtung erfährt nun eine Erweiterung, wenn man der Rechnung eine 
andere Glassorte zugrunde legt, wie dies heute bei fast allen lichtstarken Prismen- 
gläsern Porroscher Konstruktion der Fall ist. Wählt man beispielsweise für das Glas 
ein Barytflint mit dem Index nn» = 1,565, so ändert sich der Grenzwinkel für den Über- 
gang eines Strahles aus Glas in Luft um in y = 39° 43’, und hieraus geht ohne weiteres 
hervor, daß nunmehr noch Strahlen reflektiert werden, die einen größeren Winkel als 
50 20' mit der Achse bilden; hieraus ergeben sich dann auch Öffnungsverhältnisse des 
Objektivs 1:4,0 bis 1:3,5. Da man nun bei diesem verhältnismäßig großen Offnungs- 
verhältnis auch beinahe an der Grenze der Korrektionsfähigkeit des Objektivs an- 
gelangt ist, so möchte es scheinen, als ob die Anwendung von Dachkantprismen nur 
aus diesem Grunde zwecklos wäre; dem sei entgegengehalten, daß das bei letzteren 
immer anwendbare Borosilikatkron gewisse Vorzüge hat, auf die einzugehen hier 
nicht beabsichtigt ist, 

Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, daß die rechnende Optik noch Mittel 
und Wege findet, über die bisher üblichen Offnungsverhiltnisse hinauszugehen, und 
damit würde dem Dachprisma der Platz eingeräumt, der ihm unstreitig gebührt; 
dasselbe bietet infolge seiner eigenartigen Konstruktion den einfallenden Lichtstrahlen 
eine so günstige Neigung dar, daß sie vor und nach der Spiegelung mit dem Einfallslot 
einen Winkel bilden, der immer größer ist als der Grenzwinkel (41°28') und daher 
stets reflektiert werden. Die partielle Reflexion tritt beim Dachprisma erst dann ein, 
wenn die Strahlen eine Neigung von etwa 20° zur optischen Achse erhalten. 


Zu 2. Ein nicht hoch genug einzuschätzender Vorteil bei der Verwendung 
von Dachprismen ist der, daß der Strahlengang immer symmetrisch zur Vertikalebene 
in der Visierlinie verläuft; wenngleich durch diese Eigenschaft die Qualität der Optik 
unbeeinflußt bleibt und in der Hauptsache nur die Formgebung der Instrumente eine 
andere wird, so wird besonders der Konstrukteur militärischer Apparate gerade das 
sehr zu würdigen wissen; das Okular bleibt stets in derselben Ebene wie das Objektiv 
im Gegensatz zu der bei Fernrohren mit Porroschen Prismen unvermeidlichen seit- 
lichen Verschiebung und damit verbundenen unruhigen Form des Ganzen. Dieser 
Unterschied macht sich auch deutlich bemerkbar bei den neuen Prismendoppelfeld- 
stechern von Hensoldt, welche in ihrer äußeren Gestalt einem Galileischen Fernrohr 
näher kommen, als all den Konstruktionen mit Porroschen Prismen. 


Zu 3. Während man bei der Verwendung einfacher Prismen aus den unter 1. 
angegebenen Gründen oft dazu schreiten mußte, die der Reflexion dienende Fläche zu 
versilbern, ist das bei Dachprismen mit wenigen Ausnahmen unnötig; eine solche macht 
z. B. das Pentaprisma (Fig. 4), bei welchem jene Seite, die die Dachkante nicht besitzt, 
immer versilbert werden muß, da die Strahlen dort unter sehr kleinen Winkeln (bezogen auf 
das Lot) auftreffen; immerhin ist auch noch diese ungünstigste Konstruktion eine Verbesse- 
rung gegenüber der früheren, wo stets beide Seiten versilbert werden mBten. Mit anderen 
Worten bedeutet die Konstruktion der Dachkante dort, wo sie möglich ist, und das ist 
bei Fernrohren mit gebrochener optischer Achse sehr oft der Fall, eine Steigerung 
der Helligkeit, hervorgerufen durch totale Reflexion und meist auch noch geringere 
Absorption. 


224 K. P r t a chow, Konstruktion und Anwendung des Dachprismas. E Mechaniker-Ztg. 


Zu 4. An Hand der nachstehend gezeichneten Figuren sei nun die Anwendung 
der verschiedenen Konstruktionen, sowie die letzteren selbst erklärt und insbesondere 
auf die verschiedenen Möglichkeiten der Okularstellungen gegenüber dem Objektiv hin- 
gewiesen. In allen Figuren ist das gleiche Strahlenbündel (d) angenommen, und zwar 
unter der Voraussetzung, daß dasselbe den Glaskörper parallel durchsetzt, was nicht 
immer der Fall ist; ferner ist einheitlich angenommen, daß das die geforderte Ab- 
lenkung ergebende sog. Grundprisma strichpunktiert ausgezogen ist, während das aus 
demselben durch Einrichtung zweier Dachflächen entstandene neue Prisma stark aus- 
gezogen ist. Die mit Zahlen versehenen kleinen Pfeile geben die Reihenfolge der 
hauptsächlichsten Operationen an. 


Fig. 3a,b,c stellt die einfachste Form dar; sie kommt zur 

Anwendung, wenn es sich darum handelt, ein höhen- und seiten- 

<——* richtiges Bild eines Fernrohres ohne Linsenumkehrsystem zu er- 
| halten, dessen Okularachse mit jener des Objektivs einen Winkel 
von 90° bildet; dies tritt ein z. B. bei senkrechtem Okularein- 
blick und horizontaler Lage der Objektivachse oder aber wage- 


b 


Fig. 8a. Fig. 3b. 


rechter Anordnung des Okulars und vertikaler Achse 
des Objektivs, entweder fiir Gestirnsbeobachtung oder 
solche terrestrischer Art aus Luftschiffen. 

In Fig. 3a ist A’ B’ C’ das Grundprisma; das 
Strahlenbüschel hat den Durchmesser d; unter Berück- 
sichtigung einer gewissen Randauflage des Prismas ergibt 

Fig. 8c. sich dessen Breite = b. In Fig. 3c ist als erste Opera- 

tion ein Schnitt durch das Prisma dargestellt, und 

zwar senkrecht zur Hypotenusenfliche A’ B’; bildet man nun die letztere nicht 
mehr in der alten Form, sondern als Dachflächen mit der Schnittkante K aus, 
so ergeben sich die Durchstoßungspunkte bezw. Linien aa, deren Projektion, nach 
Fig. 3a übertragen, die Schnittpunkte a‘ a! mit den Konturen A’ C' bezw. B'C' ergibt. 
Würde man aber nun das auf diese Weise mit Dachflächen ausgerüstete Prisma aus- 
führen, so zeigt es sich, daß dasselbe für das Strahlenbüschel d viel zu klein ist, wie 
aus Fig. 3b ohne weiteres hervorgeht; projiziert man nämlich z. B. Punkt a’ von Fig. 3a 
nach Fig. 3b, so erhält man die Schnittpunkte a, a,, welche mit X, — der Mitte der 
Kante B’ — verbunden Linien bilden, die das Strahlenbüschel durchschneiden bezw. 
den schraffierten Teil desselben wegschneiden. Es ist also erforderlich, das neue 
Prisma größer zu machen, und zwar so groß, daß das Strahlenbüschel vom Durch- 


messer d ganz aufgenommen wird und sich noch ein kleiner Überschuß für die Rand- 
A 4 


BE; 
27 2 


b , 
zu a, K, Parallelen im Abstande g vom Mittelpunkte des Büschels zieht, welche die 


auflage ergibt d = Diese Vergrößerung wird dadurch vorgenommen, daß man 


1. Ree ee 1913. K. Pritschow, Konstruktion und Anwendung des Dachprismas. 995 


Schnittpunkte e, resp. K ergeben. Dieser letztere Punkt gibt nach Fig. 3a hinüber- 
projiziert als Schnittpunkt mit der verlängerten Linie A' B die neue Spitze B des 
Dachkantprismas A BC, das mit starken Linien gezeichnet ist und dessen unter 45° 
zur Papierebene liegende Dachflächen leicht schraffiert sind. Die gestrichelten kleinen 
Dreiecke bei A, B, C können bei der Herstellung der Prismen weggenommen werden, 
da sie an der Reflexion keinen Anteil haben. 
Fig. 4a b c stellt die Konstruktion eines Pentagonalprismas dar, welche sich 
im Prinzip an die vorhergegangene anschließt. A’ B' E' F' D' ist die Grundform des 
Prismas, dessen Winkel an der Spitze C’ = 45° ist, während die Ablenkung durch die 
zwei Reflexionsflächen B’ E' und D‘ F' 90° beträgt; die beiden eben genannten Flächen 
müssen immer versilbert werden, da die Winkel, wie aus der Figur ersichtlich, sehr 
klein sind. Zur Erleichterung der Berechnung des der Konstruktion zugrunde liegenden 
Viereckes A‘ B‘C' D' sei noch angegeben, daß sich die Strecke B’C'! = D'C' er- 
0 
gibt = A'B'- Frei ao ; = 1,85 -4' B’, und zwar gilt selbstverständlich die Konstante 
1,85 für Pentaprismen beliebiger Größe. 
Ko Die Anwendung des Dachkant-Pentagonals ist z. B. 
dann gegeben, wenn es sich um Fernrohre mit gebrochener 
+ gine, optischer Achse handelt, bei denen ein besonderes Linsen- 
umkehrsystem nicht vorhanden ist, sondern die Aufrichtung 


Fig. 4c. Fig. 4a 


des durch das Objektiv verkehrten Bildes durch die Prismen erreicht werden soll und der 
eintretende zum austretenden Strahl nur eine Parallelverschiebung erfährt. In Fig. 4 ist ein 
solches Fernrohr dargestellt; würde man z. B. statt des objektivseitigen Penta-Dach- 
prismas nur ein rechtwinkliges nehmen wie das untere, so entstände ein höhen- und 
seitenvertauschtes Bild, denn die beiden spiegelnden Flächen lägen dann parallel und 
heben sich in ihrer Wirkung auf. Verwendet man aber statt des in Fig. 4 gezeich- 
neten Eintrittsreflektors ein rechtwinkliges Dachkantprisma nach Fig. 3, so wird, da die 
spiegelnden Flächen im Meridionalschnitt auch parallel sind, oben und unten nicht ver- 
tauscht, wohl aber durch die Wirkung der Dachflächen-Anordnung links und rechts. 
Es ist also für das in Fig. 4 dargestellte Beispiel die angegebene Prismenkonstruktion 
die einzig mögliche, wobei aber noch bemerkt sei, daß es gleichgültig ist, ob das 
Pentaprisma oben und das rechtwinklige unten oder das umgekehrte der Fall ist. 
Rückt man z. B. die beiden in Fig. 4 gezeichneten Prismen ganz dicht zusammen 
unter Ausschaltung des Objektivs, so ergibt sich die von Hensoldt bei seinen Prismen- 
feldstechern zuerst angewandte Konstruktion. 


Außerordentlich wichtig bei der Konstruktion der Dachkante ist die Darstellung 
sowohl eines Schnittes senkrecht zu derselben als auch eines solchen senkrecht zu dem 
eintretenden und austretenden Büschel an den Endflächen des Prismas; in unseren 
Beispielen haben die Prismen stets symmetrische Form, so daß die Konstruktion an der 


226 K. Pritschow, Konstruktion und Anwendung des Dachprismas. g Mechaniker Zt A 


einen Endfläche genügte. In den Figuren stellt denn auch stets die mit dem Index c 
den senkrechten Schnitt und jene mit dem Index b die Ansicht des betreffenden Prismas 
dar und aus der letzteren ergibt sich denn auch erst die bei fast allen Konstruktionen 
nicht unwesentliche Vergrößerung des Dachkantprismas gegenüber dem einfachen. 


Fig. 5a, 6, c stellt eine Prismenkonstruktion dar für Fernrohre mit schrägem 
Einblick unter 60° bezw. 120° zur Horizontalen; die durch Anordnung einer Dachkante 
notwendige Umwandlung des Grundprismas von den Konturen ABCD in jene mit den 
Ecken A‘ B'C' D' ergibt sich auf dieselbe Weise wie bisher; da das Prisma zwischen 
den Linsen des Okulars liegt (was nebenbei bemerkt ein kleines Gesichtsfeld zur Folge 
hat), so erfolgt die Bildumkehrung erst hinter der‘Bildebene, also im Strahlenkegel des 
Okulars. Dieser letztere hat nun bekanntlich konische Form, die sich aus der Kon- 
vergenz der Strahlen ergibt, und könnte eigentlich die Prismenform dieser angeschmiegt 


Fig. 6b. Fig. 6c. 


werden, so daß das Prisma auf der Seite der Augenlinse eine kleinere Austrittsfläche 
als auf der Kollektierseite bekäme; in diesem Falle müssen dann, wie bereits früher 
erwähnt, bei der Konstruktion beide Seiten berücksichtigt werden, um die kleinste 
Form des Prismas zu erhalten. 


Fig. 6a,b,c ist eine weitere Form, die sich als Dachkantprisma bei vielen 
Konstruktionen bewährt hat; es ist das sog. Schmidtsche Prisma; dasselbe verbindet 
mit dem schrägen Einblick von oben oder von der Seite vollständige Bildaufrichtung 
in vier Totalreflexionen. Vor dem vorangegangenen hat es den Vorteil, daß die 
Okulare, weil es nicht zwischen deren Einzellinsen angeordnet ist, vollkommen aus- 


1 b November 161 3. Pl ta ch ow ’ Konstruktion und Verwendung des Dachprismas. — Glastechnisches. 227 


genutzt werden können. Das Prisma bildet gegenüber den bisher erwähnten eine 
Ausnahme insofern, als es keine Größenveränderung erfährt, gleichviel ob mit oder 
ohne Dachkante ausgeführt. Der Grund liegt — und das ist für das Prinzip der 
ganzen Konstruktion sowie für das Wesen der Dachkantenanordnung wichtig — darin, daß 
die Dachkante bezw. die als solche auszubildende reflektierende Fläche relativ weit von dem 
eintretenden bezw. austretenden Büschel entfernt liegt. Nach Ausführung der Operationen 
1, 2 und 3 sieht man, daß der Kreis vom Durchmesser d nicht durchschnitten wird, 
sondern sogar noch reichlich mehr Platz als bei den vorangegangenen Konstruktionen 
zur Verfügung steht, der sich durch die prinzipielle Anordnung des Ganzen ergibt. 
Die Winkelverhältnisse sind in der Fig. 6a dargestellt; bezüglich der Längen sei noch 


erwähnt, daß das Maß > der Ausgangspunkt für die Berechnung ist; es ergibt sich 
dann AB = BC =b -V2 und AC =2- BC: sin 22°30’. 


Mit den hier dargestellten Beispielen ist natürlich die Reihe der Anordnungs- 
möglichkeiten keineswegs erschöpft, und das war auch nicht beabsichtigt; lediglich 
einige wichtige Grundformen herauszugreifen und an diesen das Wesen bezw. die 
Konstruktion für den Anfänger zu erläutern, war der Zweck dieser Zeilen. Wer die 
einschlägige Literatur verfolgt und auch den Anmeldungen beim Patentamte Interesse 
schenkt, wird finden, daß das Anwendungsgebiet der Dachkantprismen ein fast un- 
begrenztes ist. Erwähnt sei z.B. noch das Panorama-Fernrohr und das Panorama-Periskop 
der Pirma Goerz, das in der jetzigen Form unmöglich wäre ohne die Einführung des 
Prinzips des Dachflächenprismas, ferner der Peilaufsatz der Firma Voigtländer, dessen 
einzelne Modifikationen Prismen mit mehreren Spiegelungen enthalten, deren eines 
stets mit Dachfläche ausgerüstet ist. Bei unseren modernen Entfernungsmessern ist es 
eine Selbstverständlichkeit geworden und, wie bereits erwähnt, auch bei fast allen 
militärischen Richtfernrohren. 


Zum Schlusse noch einige Zeilen über die Ausführung des Prismas. Zunächst 
kommt es allerdings auf die Bearbeitung der beiden Dachflächen in höherem Maße an 
als bei Porroprismen; die Ebenheit dieser Flächen muß eine sehr exakte sein, da sie 
gewissermaßen in zwei Richtungen in Anspruch genommen werden, und außerdem 
müssen diese Flächen bis an die Dachkante heran vollkommen sein, was bekanntlich 
nicht so einfach ist; drittens aber kommt es in hohem Maße auf die Erzielung der 
richtigen Neigung der Flächen, d. h. der Winkel von 90°, an. Während eine kleine 
Abweichung in den gegenseitigen Neigungen bei den Porroschen Prismen nur eine 
Abweichung von der strengen Gradsichtigkeit des Systems oder von der streng auf- 
rechten Stellung des Bildes zur Folge hat, ist hier der durch einen von 90° ab- 
weichenden Dachwinkel der betreffenden Flächen verursachte Fehler nachträglich über- 
haupt nicht mehr gutzumachen. Denn er besteht, wie leicht einzusehen, darin, daß 
die beiden Hälften des Bildes selbst nicht mehr richtig aneinander grenzen. Entweder 
es fehlt der mittlere, der Kante nahe Teil des Bildes vollständig, oder er ist zweimal 
vorhanden, d. h. nahe der Kante erscheinen die Gegenstände mit doppelten Konturen; 
diese Empfindlichkeit des Daches in bezug auf die Winkelrichtigkeit wächst außerdem 
mit zunehmender Entfernung vom reellen Objektivbild. Es ist inzwischen längst ge- 
lungen, diese Schwierigkeiten zu überwinden und die Dachprismen fabrikationsmäßig 
herzustellen; es mußten allerdings entsprechende Prüfungsinstrumente geschaffen werden, 
mittels deren sich die zu berücksichtigenden Fehlerquellen deutlich verfolgen lassen; 
es wäre auch bedauerlich gewesen, wenn der an sich als genial zu bezeichnende Ge- 
danke von Amici und Nachet an der Schwierigkeit der Ausführung gescheitert wäre. 


—— 

Glastechnisches. 
Die Verwendung der seltenen Glas: | Übersicht zu schaffen, andererseits auch so 
oxyde bei der Glasfabrikation. manchem Praktiker die Grundlage zu neuen 
Von L. Springer. Anregungen und Versuchen zu geben. Er be- 
Sprechsaal 46. S. 476. 1913. spricht zu diesem Zweck möglichst erschöpfend 


Der Verfasser beabsichtigt mit seinen Aus- | die bisher in der Glasfabrikation bei der Ver- 
führungen, dem Theoretiker eine vollkommene | wendung der selteneren Glasoxyde, des Barium- 


228 
oxyds, des Zink-, Magnesium-, Aluminiumoxyds, 
der Borsäure und der Phosphorsäure, gewonnenen 
Erfahrungen. : 

1. Das Bariumoxyd. 

Zunächst gibt der Verf. einen kurzen histo- 
rischen Überblick über die Verwendung des 
Bariums bei der Glasfabrikation und erwähnt 
hierbei, daß die Verwendung des Baryts zur 
Glasschmelze zuerst 1829 von Doebereiner 
vorgeschlagen wurde und daß sich selbst ein 
Goethe, der zusammen mit dem Hofmechanikus 
Körner eine wissenschaftliche Glasschmelzerei 
in Jena zu errichten beabsichtigte, für diese 
Arbeiten interessierte, ebenso wie später der 
Vorläufer von Schott auf dem Gebiete der 
wissenschaftlichen Glasschmelzerei, der eng- 
lische Pfarrer Harcourt, nicht achtlos an dem 
Barium vorbeigegangen ist. 

Eingehende Studien über die Verwendbar- 
keit des Baryts veröffentlichte 1871 Benrath. 
Nach ihm lassen sich Alkali-Barytgläser gemäß 
der Normalformel R,O - BaO - 6Si0, aus Ba- 
riumsalzen leicht herstellen. Man verwendet 
Barium entweder als kohlensaures Barium, und 
zwar für gewöhnliche Gläser den natürlich vor- 
kommenden Whiterit, für die feinsten Gläser 
das künstlich hergestellte Bariumkarbonat, oder 
als schwefelsaures Barium. Letzteres kommt 
in der Natur sehr verbreitet als Schwerspat vor, 
auch findet das künstlich gewonnene Barium- 
sulfat vielfach Anwendung bei der Glasfabri- 
kation. Bariumkarbonat bezw. -sulfat bestehen 
aus 77,7 %/, bezw. 65,7 °/, BaO und müssen des- 
halb, wenn man 1 Teil BaO dem Glassatze zu- 
fügen will, 1,29 bezw. 1,52 Teile des betreffenden 
Salzes abgewogen werden. Zwecks leichterer 
Zersetzung müssen wie bei allen Sulfaten 4 bis 
7° Kohle zugegeben werden. Von der Ver- 
wendung des verhältnismäßig teuren salpeter- 
sauren Baryts hat man wegen der lästigen Gas- 
entwicklung Abstand genommen. 

Der Zusatz von Baryt bezweckt, den Gläsern 
ein höheres spezitisches Gewicht zu geben, ihren 
Brechungsindex zu vergrößern, ihnen also einen 
lebhafteren Glanz zu verleihen, die Elastizität 
und Zähigkeit des Glases zu steigern und seine 
spezifische Wärme zu verringern. Hinsichtlich 
seiner chemischen Natur ersetzt der Baryt den 
Kalk; auch ist diese Tatsache im Glassatz in 
Rechnung zu ziehen. Betreffs der leichteren 
Schmelzbarkeit wie der geringeren chemischen 
Resistenz verhalten sich die Barytgläser wie 
alkalireiche Gläser, wogegen sie bezüglich ihres 
starken Lichtbrechungsvermögens und ihrer 
Schwere den Bleikristallgläsern am nächsten 
stehen. 

In der Praxis hat sich gezeigt, daß sich wohl 
die Barytgläser, wie schon erwähnt, nach der 
Normalformel zusammensetzen, jedoch kann der 
Kalk niemals ganz durch den Baryt ersetzt 


Glastechnisches. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


werden; denn sowie der Zusatz an letzterem 
dem Alkali gegenüber zu groß wird, schmilzt 
das Glas schwer und es treten hinterher beim 
Erkalten Entglasungserscheinungen ein, wie 
nach den Erfahrungen einiger amerikanischer 
Glastechniker der Zusatz von Bariumoxyd zur 
Glasschmelze diese insofern nachteilig beein- 
flußt, als es leicht zur Schichten- und Lamellen- 
bildung, ja sogar zur Entmischung kommt. 
Nach Zsigmondy scheidet sich bereits beim 
Verarbeiten Gold aus dem Rubinglase ab, wenn 
man damit Barytgläser zu färben versucht. 
Die Verwendung der Barytgläser ist mannig- 
fach; so in Spezialgläsern wie in dem Jenaer 
Geräteglase, das 12°/, BaO enthält. Das Phos- 
phat-Kronglas S40 besteht zum größten Teil 
aus Bariummetaphosphat. Für die Hohlglas- 
fabrikation wie für alle anderen Glasschmelzen 
kommt nur das Bariumkarbonat in Betracht, 
das die geblasene Glasware gegen äußere Bin- 
flüsse, z. B. gegen Kratzer, widerstandsfähiger 
macht und ihr einen Hochglanz verleiht. Im 
allgemeinen verwendet man auf 100 Teile Sand 
nicht mehr wie 10 bis 12 Teile Baryt. Wenn- 
gleich Baryt vor Bleioxyd den Vorzug hat, 
vollkommen unempfindlich gegen Flammengase 
zu sein, so daß an Barytgläsern leicht die Feuer- 
politur vollzogen werden kann, so hat er sich 
trotzdem nur Eingang bei der Halbkristall- 
fabrikation verschafft, wogegen die reinen 
Kristallgläser fast nur Bleioxyd enthalten. 
Selten kommt auch der Baryt bei der Tafel- 
glasschmelze vor. Sein hohes Gewicht und die 
Befürchtung, daß durch seinen Zusatz das Glas 
zu weich und gegen atmosphärische Einwir- 
kungen nicht genügend widerstandsfähig werden 
dürfte, lassen eine allgemeine Verwendung für 
diesen Fabrikationszweig nicht aufkommen. 
Eine um so größere Rolle spielt der Baryt bei 
der Preßglasindustrie, namentlich der Amerikas. 
Hier ist er das gegebene Material, das dem 
Preßglase seine besonderen Eigenarten verleiht. 


2. Das Zinkoxyd. 


Das im Handel unter dem Namen Zink weiß, 
Schneeweiß oder Kronenweiß befindliche Zink- 
oxyd muß, um für die Glasfabrikation in Frage 
zu kommen, möglichst chemisch rein sein, es 
muß in Säuren und überschüssiger Lauge lös- 
lich sein. Neben dem künstlich gewonnenen 
Zinkoxyd kommen für die Glasschmelzen noch 
die Zinkblende, Schwefelzink darstellend, und 
Galmei, eine Verbindung von kieselsaurem mit 
kohlensaurem Zinkoxyd, in Betracht. 

Als wertvolle charakteristische Eigenschaften 
des Zinkoxyds sind sein geringer Ausdehnungs- 
koeffizient, seine hohe Zug- und Druckfestigkeit 
sowie seine geringe Wasserléslichkeit anzu- 
sprechen. Letztere beträgt nur 0,2 mg in 100g 
Wasser gegen 2890 mg Bariumoxyd. Diese Eigen- 


Heft 21. 
1. November 1918. 


schaften des Zinkoxyds bedingen auch seine 
Verwendung zu wertvollen Spezialgläsern. 

So finden wir Zinkoxyd zu 4,2°/, im Jenaer 
Geräteglas vertreten; dasJenaer Normal-Thermo- 
meterglas 16 Ul weist einen Gehalt von 7°/, Zink- 
oxyd auf. Aber auch in der Preßglasindustrie 
begegnen wir letzterem Oxyde. Wird dieses 
dem Preßglassatze hinzugefügt, so kommen die 
Formen in ihren feinsten Details heraus, das 
Glas wird so glatt, daß es wie poliert aussieht. 
Nach Hohlbaum wird das Zinkoxyd auch gern 
wegen seines geringen Ausdehnungskoeffizienten 
bei der Bereitung von Glassätzen zu Überfang- 
gläsern gebraucht. Für den Schmelzprozeß von 
Zinkglas selbst wäre noch zu erwähnen, daß 
das Glas in kurzer Zeit geläutert werden kann 
und daß es eine stärkere Hitze verträgt als 
Bleiglas. Bei längerem Verweilen im Glashafen 
nimmt das Glas leicht eine gelbliche Farbe an, 
die durch Zusatz von 2 bis 3,5 Teilen Nickel- 
oxyd auf 30 Teile Zinkoxyd wieder verschwindet. 


3. Das Magnesiumoxyd. 


Dieses Oxyd kommt in der Natur in ver- 
schiedenen Formen vor. So als kohlensaure 
Magnesia im Magnesit oder als kohlensaurer 
Kalk und kohlensaure Magnesia im Dolomit, 
Bitterkalk, Bitterspat oder im Kalkmergel. 
Auch Feldspate, Granite, Gneise, Trachyte, Por- 
phyre, Basalte enthalten 2 bis 10°/, Magnesia. 
Alle diese Gesteine sind schon hier und da bei 
der Glasfabrikation in Anwendung gekommen, 
ohne jedoch bestimmten Zwecken zu dienen. 

Über den Vorteil bezw. Wert eines Magnesia- 
zusatzes zum Glasgemenge gehen die Urteile 
der Fachleute sehr auseinander. Manche Kenner 
der Glastechnik verwerfen die Magnesiumver- 
bindungen, da bei deren Verwendung, wie 
Tscheuschner beispielsweise von den Bitter- 
erdesilikaten sagt, die Glassätze nur schwierig 
zum Läutern zu bringen sind, weil die Magne- 
siumverbindungen nur schwer schmelzbar sind. 
Dralles Urteil dagegen geht dahin, daß die 
Magnesia ein durchaus gutartiges Glasoxyd ist, 
und für das die von vielen ausgesprochene Be- 
fürchtung, das Glas werde zu strengflüssig, 
ganz ungerechtfertigt sei, solange die Magnesia 
in nicht zu großer Menge vorhanden ist. Ihm 
sekundieren mehrere amerikanische Fachleute, 
nach deren Ausspruch häufig mit gutem Erfolge 
dolomitischer Kalkstein zur Glasfabrikation an- 
gewendet wird, auch hat sich bei Bearbeitung 
des Flintglases in Formen Magnesiumoxyd in 
vielen Fällen bewährt, da es die Flüssigkeit 
des Glases erhöht und seine Viskosität ver- 
ringert, ohne seine Härte zu beeinflussen. Der 
Magnesiagehalt kann beim Glase zwischen 2 und 
10°/, schwanken. Der Verfasser schlägt vor, 
hierüber systematische Versuche im großen be- 
hufs Lösung der Fragen anzustellen, namentlich 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


229 


darüber, wie weit der Magnesiagehalt im Glase 
unbeschadet seiner Schmelzbarkeit, Neigung zur 
Entglasung und chemischen Widerstandsfähig- 
keit gehen darf bezw. für welche bestimmte 
Zwecke die Anwendung von Magnesia vorteil- 
haft wäre. (Schluß folgt.) 


—— 


Gewerbliches. 


Über eine Vorstandssitzung der Wirt- 
schaftlichen Vereinigung und über die Welt- 
ausstellung in Sun Francisco s. unter 
Vereinsnachrichten. 


Japanische Export-Ausstellung 


Kobe 1911. 
Die Kobe Industrie- und Handelsver- 


einigung, die bereits im Jahre 1911 eine Aus- 
stellung japanischer Ausfuhrartikel organisierte, 
plant für 1914, und zwar vom 20. März bis 28. Mai, 
die Veranstaltung einer II. Ausstellung von Han- 
delsprodukten (Dai nikai Boeki Seisanhin Kyoshin - 
kai). Als Ausstellungsplatz ist, wie dieStändige 
Ausstellungskommission für die Deut- 
sche Industrie mitteilt, der im Westen der 
Stadt belegene Vergnügungspark Minatogawa 
in Aussicht genommen. 

Die Kosten der Veranstaltung werden auf 
200 000 Yen veranschlagt, zu denen die Stadt 
50 000, der Regierungsbezirk Hiogo 30 000 und 
die interessierten Handels- und Industriekreise 
Kobes 20000 Yen beitragen sollen, während man 
den Rest durch Eintrittsgeld und Platzmieten 
aufzubringen gedenkt. Zweck der Veranstaltung 
ist wiederum die Hebung des japanischen Ex- 
ports, weshalb in erster Linie japanische Landes- 
Produkte und -Erzeugnisse ausgestellt werden 
sollen, doch will man auch ausländische Waren 
dann zulassen, wenn die betreffenden Firmen 
auch in Japan Gewinnung, Fabrikation oder den 
Verkauf der Gegenstände als Gewerbe betreiben. 
Diese Einschränkung (Art. 9 der Statuten) wird 
aber voraussichtlich nicht allzu streng durch- 
geführt werden, so daß alle Firmen auf Zu- 
lassung rechnen können, die in Japan ansässig 
sind. Auf Muster findet die Einschränkung 
überhaupt keine Anwendung. Die Ausstellungs- 
leitung hat sogar den Wunsch zu erkennen ge- 
geben, daß ihr die Beteiligung ausländischer 
Firmen, insbesondere auch die Errichtung eigener 
Hallen für einzelne Nationalitäten, willkommen 
sein würde, und auch zugesagt, den hierfür er- 
forderlichen Grund und Boden unentgeltlich zur 
Verfügung zu stellen. 

Zwar sollen auf der Veranstaltung sämtliche 
Gebiete Japans mit ihren Produkten vertreten 
sein, doch gewinnt es nach den Statuten den 
Anschein, als ob auch diesmal, in ähnlicher 
Weise wie bei der Ausstellung im Jahre 1911, 


230 Gewerbliches, — Patentschau. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


mehr darauf Bedacht genommen werden soll, 
den Ausstellern eine günstige Verkaufsgelegen- 
heit zu bieten, als die Entwickelung der ver- 
schiedenen Industrien vor Augen zu führen. 
Auch für manche deutsche Artikel dürfte die 
Gelegenheit nicht ungünstig sein, einen ent- 
sprechenden Absatz zu erzielen, da japanische 
Ausstellungen meist sehrstark besuchtzu werden 
pflegen. So belief sich die Besucherzahl der 
Ausstellung im Jahre 1911 auf 650 000 Personen. 
Immerhin ist aber nicht aus den Augen zu lassen, 
daß es sich hier nach Umfang und Organisation 
um ein nur lokales Unternehmen handelt, bei 
dem die Anwendung eines größeren Apparates 
sich schwerlich bezahlt machen würde. 

Die Statuten der Ausstellung (in deutscher 
Übersetzung) können in der Geschäftsstelle 
der Ständigen Ausstellungskommission 


Hygiene-Ausstellung Kopenhagen 
1914. 


Der Industrie-Vereinin Kopenhagen ver- 
anstaltet zu Beginn des Jahres 1914 in seinen 
Ausstellungsräumen eine auf 3 bis 4 Wochen be- 
rechnete Hygiene-Ausstellung. DieVeranstaltung 
soll in 10 Gruppen alle einschlägigen Industrie- 
erzeugnisse sowie auch wissenschaftliche Samm- 
lungen und Literatur umfassen. Die Platzmiete 
beträgt 7 Kr für 1 gm Boden- oder Wandfläche. 
Laut Mitteilung des Vereins werden auch Aus- 
länder zur Beteiligung zugelassen; die Anmelde- 
frist läuft am 1. Dezember 1913 ab. Anfragen 
sind zu richten an: Industriforeningens 
Kontor, Vestre Boulevard 18, Kopenhagen. 
Die Ausstellungsprospekte können in der Ge- 
schäftsstelle der Ständigen Ausstellungs- 
kommission für die Deutsche Industrie 


(Berlin NW 40, Roonstr, 1) eingesehen werden. ' (Berlin NW, Roonstr. 1) eingesehen werden. 


Patentscha u. 


m 


Thermometer, dessen Wirkung auf der Spannung gesättigter Dämpfe beruht, 
dadurch gekennzeichnet, daß das Ende AS des leicht deformierbaren Rohres R, aus 
dem der eigentliche Thermometerkörper (das Gefäß) besteht, mit der Lötstelle S nach 
oben gebogen ist, so daß es beim Eintauchen des Gefäßes R der direkten Einwirkung 
der Wärmequelle entzogen ist, und im Innern einen feinen Querschnitt möglichst 
ausfüllenden Stab ¢ trägt. J. B. Fournier in Paris. 4. 5. 1910. Nr. 250785. Kl. 42 


Verfahren zur Empfindlichkeitssteigerung bewegter Systeme, welche zum 
Registrieren von telegraphischen Zeichen Verwendung finden, dadurch gekennzeichnet, A 


nr 


daß ein durch einen Spiegel reflektierter Lichtstrahl = 


in der Nullstellung unmittelbar an der Kante eines E 
: Prismas oder Prismensystems oder einer Linse oder = 
eines Linsensystems vorbeigleitet, während beim Re- 

gistrieren eines ankommenden Zeichens durch eine = 


geringe Bewegung des Systemspiegels der Lichtstrahl 
in das Prisma hineinfällt, so daß eine Vergrößerung der Ablenkung um einen vielfachen Betrag 
erzielt wird. B. Glatzel in Berlin. 18. 1. 1912. Nr. 250760. Kl. 21. 


Vorrichtung zum Auslaugen von Flüssigkeiten mit spezifisch 


schwereren Lösungsmitteln, bei der das Lösungsmittel im Kreislauf einem 
Destillationsgefäß entnommen und diesem nach erfolgter Auslaugung wieder 
zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Destillationsbehälter g mit 
dem Auslaugebehälter a so durch ein Gabelrohr ebd verbunden ist, daß 
die aus dem Destillatiansgefäß aufsteigenden Dämpfe zunächst dem einen 
Schenkel ò durch das Hauptrohr e und einem Kühler zugeführt werden, 
aus diesem in Gestalt einzelner Tropfen durch die auszulaugende Flüssig- 
keit hindurchfallen und am Boden des Auslaugegefäßes zu einer Flüssig- 
keitsschicht zusammenfließen, die infolge des Druckes der auf ihr ruhen- 
den auszulaugenden Flüssigkeit in dem bis auf den Boden des Gefäßes 
reichenden zweiten Schenkel d des Gabelrohres aufsteigt und schließlich 
stetig durch das weite Hauptrohr e in den Destillationsbehälter übertritt. 
E. Berlin in Marburg. 24. 6. 1911. Nr. 251459. Kl. 12. 


Heft 21 


1. November 1913. Patentschau. — Vereins- und Personennachrichten. 231 


Spektroskop für ferne Lichtquellen, dadurch gekennzeichnet, daß vor oder hinter dem 
brechenden Prismensystem ein zylindrisches Objektiv von 
solcher Brennweite angeordnet ist, daß das Bild der fernen 
Lichtquelle in den Augenpunkt des Instruments fällt. C. Zeiss 
in Jena. 24. 9. 1911. Nr. 251140. Kl. 42. 


ren 


Deutsche Gesellschaft für Mechanik | der optisch-feinmechanischen Industrie, sich 


und Optik. an der Weltausstellung zu beteiligen, ver- 
Wirtschaftliche Vereinigung. anstaltet. Diese Rundfrage ist zu einem 
: groBen Teil negativ ausgefallen. Es haben 
Vorstandssitzung. sich nur eine Reihe, allerdings gerade die 


bedeutenden Firmen, bereit erklärt, an der 
Ausstellung sich zu beteiligen. Es wird, 
um die Unterlagen für die Beurteilung der 
Weltausstellung zu vervollständigen, an die- 
ser Stelle auch an diejenigen Mitglieder der 
D. G. f. M. u. O., die der Wirtschaftlichen 
Vereinigung nicht angehören, die Bitte 
gerichtet, sich mit tunlichster Beschleuni- 
gung über ihre Stellungnahme zu der Welt- 
und der D. G. f. M. u. O. den Versuch zu | ausstellung zu äußern. Es wird dazu be- 
machen, die voraussichtlich auseinander- | merkt, daß die Weltausstellung in San 


| 
Unter dem Vorsitz von Hrn. A. Schmidt 
gehenden Anschauungen der Firmeninhaber Francisco um deswillen eine besondere Be- 


fand am 14. Oktober 1913 eine Vorstands- 
sitzung der Wirtschaftlichen Vereini- 
gung statt, in der über verschiedene interne 
Angelegenheiten beraten und Stellung ge- 
nommen wurde zu verschiedenen Fragen 
der Wirtschafts- und Handelspolitik. 

Zum Patentgesetz wurde beschlossen, 
in einer gemeinsamen Sitzung der W. V. 


und der wissenschaftlichen Angestellten ins- | achtung verdient, weil sie zu einem Zeit- 
besondere zum $ 3, der das Recht des Er- | punkt stattfindet, wo eine Umkehr der 
finders auf eine andere Grundlage stellen | amerikanischen Wirtschaftspolitik vom über- 
will, eine Einigung herbeizuführen. Die | triebenen Protektionismus erfolgt ist und 
Sitzung, zu der Firmeninhaber und wissen- | wo gerade für die optische und fein- 
schaftliche Angestellte in gleicher Zahl ein- | mechanische Industrie eine sehr wesent- 
geladen werden sollen, wird voraussichtlich | liche Ermäßigung der Zollsätze und damit 
Mitte November stattfinden. eine größere Konkurrenafihigkeit auf dem 

Die Frage über die Beteiligung an der | amerikanischen Markte geschaffen ist, und 
Weltausstellung in San Francisco wurde | zum anderen zu einer Zeit, wo die Eröffnung 
zurückgestellt, da die Rundfrage noch nicht | des Panamakanals die amerikanische West- 
vollständig beantwortet worden ist und sich | küste in Norden und Süden in eine nähere 
bis jetzt erst bei einer kleinen Zahl von | Beziehung zu Deutschland rückt und es zur 
Firmen, allerdings größeren, die Geneigt- | Pflicht macht, die großen Entwicklungs- 
heit gezeigt hat, sich an der Ausstellung | möglichkeiten dieser Ländergebiete auszu- 
zu beteiligen. nutzen. Es wird weiter darauf hingewiesen, 

Auf Grund vorliegender Fälle wurde | daß die Beteiligung an der Ausstellung im 
beschlossen, grundsätzlich von seiten der | Gegensatz zu früheren Ausstellungen er- 
W. V. die Frage der Institutsmechaniker | hebliche Kosten, wie sie die große Ent- 
und der Eigenherstellung von Instrumenten | fernung vermuten läßt, nicht bringen wird, 
und Apparaten in Instituten zu erörtern | da die Hamburg-Amerika-Linie sich bereit 
und die Angelegenheit auf die Tagesordnung | erklärt hat, die Beförderung der Aus- 
der nächsten Vorstandssitzung zu setzen. | stellungsgüter zu sehr ermäßigten Sätzen 
Ferner wurde der Syndikus beauftragt, die | oder in besonderen Fällen frachtfrei zu 
Vorarbeiten für eine umfassende Produk- | übernehmen und da außerdem eine Platz- 
tionsstatistik der gesamten optischen und | miete nicht vorgesehen ist, so daß ledig- 
feinmechanischen Industrie in die Wege zu | lich die allerdings nicht unerheblichen 
leiten. Stapff. Kosten für die Aufstellung der Güter und 

die Vertretung anzusetzen sind. Stapf. 

Die Weltausstellung in San Francisco 1915. 


Die Wirtschaftliche Vereinigung 
hat eine Rundfrage über die Ceneigtheit 


232 
Abt. Berlin, E.V. Sitzung vom 7. Ok- 
tober 1913. Vorsitzender: Hr. W. Haensch. 


Hr. Syndikus Dr. A. Stapff spricht über 
„Die Feinmechanik und Optik in der Handels- 
politik, unsere Wirtschaftliche Vereinigung und 
ihre Aufgaben“. Redner weist darauf hin, daß 
angesichts des baldigen Beginns neuer Handels- 
vertragsverhandlungen auch unsere Industrie 
wie die anderen sich rühren müsse; unsere 
hauptsächlichsten Forderungen seien! lang- 
fristige Handelsverträge, Vorsicht bei dem Zu- 
geständnis der Meistbegünstigung, Zusammen- 
fassung unserer Erzeugnisse in einer besonderen 
Position anstelle der bisherigen Verzettelung 
unter verschiedene Tarifnummern, damit so die 
Bedeutung unseres Gewerbes deutlich in die 
Erscheinung trete. Man müsse die Regierungs- 
vertreter, die die Verhandlungen zuführenhaben, 
gut informieren und sich davor hüten, daß 
einander widersprechende Forderungen dem 
Reichsamte des Innern von verschie- 
denen Firmen vorgetragen werden. Die ganze 
Feinmechanik und Optik in dieser Richtung 
zusammenzufassen und zu vertreten, sei die 
nächste und wichtigste Aufgabe der Wirt- 
schaftlichen Vereinigung. Außerdem werde 
sie auch andere Fragen bearbeiten, so Aus- 
stellungsangelegenheiten, Arbeiterfragen usw. 


Der Vorsitzende fordert zu recht zahl- 
reichem Eintritt in die Wirtschaftliche Ver- 


einigung auf; Hr.R. Hauptner teilt mit, daß. 


die Gesellschaft für Chirurgie-Mechanik 
sich der Wirtschaftlichen Vereinigung 
anschließen werde. 


Hr. R. Hauptner macht an Hand einer 
großen Zahl von Diapositiven Mitteilungen über 
die Baltische Ausstellung Malmö 1914. Die Aus- 
stellung wird in 12 Gruppen eingeteilt sein, von 
denen Photographie, Feinmechanik und Optik 
uns ganz besonders interessieren; 22000 qm 
sind für Deutschland belegt. Da die Vorarbeiten, 
die er gemeinsam mit Hrn. W. Haensch für 
die feinmechanische Abteilung übernommen 
habe, schnell voranschreiten, sei es dringend 
geboten, daß diejenigen Firmen, die sich noch 
nachträglich zur Beschickung entschließen, ihre 
Anmeldung baldigst bewirken. 


Hr. Dir. A. Hirschmann berichtet über die 
bisherige Tätigkeit des Ausschusses der Fein- 
mechanik und Elektrotechnik für das Prüfungs- 
wesen. Der Ausschuß besteht aus je 8 Vertretern 
der Großindustrie und der D. G. f. M. u. O. 
Erstere sind die Herren Barényi (C.P. Goerz), 
Bünger (A. E. G.), Kersten (Mix & Genest’, 
Dr.Paul Meyer, Schmidt (E. Zwietusch &Co.), 


Vereins- und Personennachrichten. 


Dentsche 
Mechaniker-Ztg. 


(C. Lorenz) und Chef-Ing. Jungheim (S. & H., 
Stellvertr. Vorsitzender); letztere sind die Herren 
Reucke (Vorsitzender, Hauptner, Klapper, 
Leiß, Nerrlich,Remané, Zimmermann und 
der Referent (Schriftführer). Es sind 2 Unter- 
kommissionen gebildet worden: 1. für die 
Statuten (Reucke, Schücke, Jungheim, 
Hirschmann), 2. behufs Aufstellung der Be- 
dingungen für die Zulassung zur Prüfung 
(Jungheim, Schücke, Leiß, Hauptner). 
Es ist bereits eine Gehilfenprüfungs-Ordnung 
ausgearbeitet und der Handwerkskammer vor- 
gelegt worden; diese wird sie der oberen Ver- 
waltungsbehörde zur Genehmigung unterbreiten. 
Zum Vorsitzenden des Prüfungsausschusses ist 
Hr. Sickert, zu dessen Stellvertreter Hr. Dr. 
Reimerdes gewählt worden. Es ist geplant, 
eine Ausstellung der Gehilfenstücke zu ver- 
anstalten. — Über diesen Punkt entsteht eine 
längere Diskussion. 

Der Vorsitzende teilt mit, daß die Firma 
Meßter-Film (Berlin S61, Blücherstr. 32), die 
aus der Firma Ed. Meßter hervorgegangen ist, 
wie diese letztere der Abt. Berlin beigetreten 
ist. Zum ersten Male verlesen wird Hr. Syndikus 
Dr. A. Stapff. Bi. 


Am 22. Oktober starb nach langem Leiden 
der Vorsitzende der Ständigen Ausstel- 
lungskommission für die Deutsche In- 
dustrie, Hr. Geh. Kommerzienrat Ludwig 
Max Goldberger. Der Verstorbene hatte 
seinerzeit die Ständige Ausstellungskommission 
ins Leben gerufen; seiner Klugheit und Energie 
ist das Emporwachsen dieser Institution zu 
danken, die heut ein bestimmender Faktor im 
deutschen Wirtschaftsleben geworden ist; auch 
um die deutsche Feinmechanik erwirbt sich 
die Ausstellungskommission fortdauernd sehr 
schätzbare Verdienste, insbesondere durch die 
Hinweise auf die uns interessierenden Aus- 
stellungen und die sorgsame Kritik derselben. 

L. M. Goldberger hatte wenige Tage 
vor seinem Ableben den Vorsitz der Kom- 
mission wegen seiner Kränklichkeit nieder- 
gelegt; zu seinem Nachfolger ist der frühere 
Ausstellungskommissar der Turiner Weltaus- 
stellung Hr. Geh. Regierungsrat Prof. Busley 
gewählt worden. 


An der Kais. Normal - Eichungs - Kom- 
mission ist Hr. Techn. Rat Zingler zum 
Mitglied und Regierungsrat, Hr. Dr. Block 
zum Ständigen Mitarbeiter ernannt worden. 

Der Erfinder der Influenzmaschine, Prof. 
Dr. W. Holtz, ist hochbetagt in Greifswald 
gestorben (s. diese Zeitschr. 1905. S. 5 u. 17). 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. g. 


Heft 22. 15. November. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Über Metallbeizen. 
Vierte Mitteilung: 


Grauschwarzfärben von Kupfer mit Permanganatlösung. 
Von E. Groschuff in Charlottenburg. 
(Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) 


In den beiden letzten Mitteilungen!) über Metallbeizen wurde einerseits ein 
neues Verfahren zum Schwarzfärben von Kupfer und Kupferlegierungen mit alkalischer 
Persulfatlösung, anderseits eine Verbesserung der Böttgerschen Methode zum Braun- 
färben von Kupfer mit Chloratlösung beschrieben. Das Persulfat sowohl wie das Chlorat 
sind oxydierend wirkende Stoffe. Es liegt daher nahe, zu untersuchen, ob noch andere 
oxydierende Stoffe für die Metallfärbung geeignet sind. Das Kaliumchromat erwies 
sich zum Färben von Kupfer weder in saurer noch in alkalischer noch in ammonium- 
oder kupfersalzhaltiger Lösung als brauchbar?). Dagegen zeigten sich Lösungen von 
Kaliumpermanganat®) zum Färben von Kupfer wohl geeignet, und es gelang, ein Ver- 
fahren zum Grauschwarzbeizen von Kupfer auszuarbeiten, welches für praktische Zwecke 
empfohlen werden kann. Im folgenden soll zunächst über die Reaktionsverhältnisse 
und dann über die Beizvorschrift selbst berichtet werden. 


I. Reaktionsvorgänge. 


1. Das Verhalten verschiedener Kuliumpermanganatlösungen zu Kupfer. 
] 


Kaliumpermanganat gibt mit reinem Wasser eine rote bis dunkelpurpurrote 
Lösung, die bei Abwesenheit oxydierbarer Stoffe sich auch beim Kochen unverändert 
hält. Kupfer wird von der reinen wässerigen Lösung kaum oder nur außerordentlich 
langsam oxydiert. Wässerige saure Kaliumpermanganatlösungen greifen das Kupfer 
ohne Bildung von farbigen Überzügen an. 

Lösungen von Kaliumpermanganat in Natronlauge sind wesentlich unbeständiger 
als reine wiisserige Lösungen, und zwar um so unbeständiger, je höher die Temperatur 
und je konzentrierter die Lösung an Alkali ist, bis schließlich die Lösung sich rasch 
von selbst zersetzt; die Lösung wird unter Entwicklung von Sauerstoff zuerst schwarz, 
dann intensiv grün, indem das Kaliumpermanganat in grünes Manganat übergeht. Von 
einer soleben Lösung wird auch das Kupfer angegriffen; es färbt sich zunächst braun 
und nach längerer Zeit schließlich schwarz. Die Verhältnisse liegen hier ähnlich, wie 
es bei dem Schwarzfärben mit alkalischer Persulfatlösung beschrieben wurde: man 


1) Deutsche Mech.-Ztg. 1910. S. 134 u. 141; 1912. S. 145 u. 153. 
2) In sauren Lösungen wird das Kupfer aufgelöst, ohne daß eine Färbung erfolgt. 
Alkalische Lösungen von Kaliumchromat färben zwar das Kupfer allmählich schwarz, können 
aber für praktische Zwecke wegen der erforderlichen hohen Konzentration und der erforderlichen 
langen Beizdauer nicht empfohlen werden. Gemischte wässerige Lösungen von Kaliumchromat 
und Ammoniumnitrat sind auf Kupfer praktisch ohne Wirkung. Kaliumchromat gibt mit Kupfer- 
salzen unlöslichea Kupferchromat. 

3) Vgl. auch G. Buchner, Die Metallfärbung. 4. Aufl. Berlin 1910. 8. 175. — 
E. Groschuff, diese Zeitschr. 1910. S. 135. — Näheres s. weiter unten. 


Deutsche 
234 E. Groschuff, Über Metallbeizen. Bu Mechaniker-Ztg. 


wendet eine etwa 20-prozentige, auf 100° erwärmte Natronlauge an, welche nach Be- 
darf mit kleinen Mengen Kaliumpermanganat versetzt wird. Diese Beize steht jedoch 
der alkalischen Persulfatbeize nach. Zwar werden ebenfalls sehr schöne, tiefschwarze, 
mattglänzende Überzüge erhalten; das Verfahren ist aber infolge der hohen Alkali- 
konzentration, der geringen Ergiebigkeit der Lösung und der erforderlichen langen 
Beizdauer (etwa 1 Stunde) wenig ökonomisch, auch fallen die Überzüge meist etwas 
dünn, durchscheinend und ins Braune spielend aus. Für die Zwecke der Präzisions- 
mechanik bieten alkalische Permanganatbeizen somit,keinen Vorteil’). 

Gemischte Lösungen von Kaliumpermanganat und freiem Ammoniak sind für 
die Metallfärbung nicht brauchbar, da sie sich beim Erwärmen lebhaft unter Entwick- 
lung von Stickstoff und Abscheidung von braunem Mangandioxyd zersetzen. Bei 
Zimmertemperatur zersetzen sie sich nur wenig und rufen auf Kupfer nur Anlauffarben 
hervor. Beständiger sind Lösungen, die Kaliumpermanganat und Ammoniumsalze (Nitrat 
und Sulfat) enthalten. In der Wärme geben sie relativ schnell blauschwarze bis schiefer- 
graue Färbungen?). Die Färbungen fallen aber stets mehr oder weniger ungleichmäßig 
(meist glänzend schwarz mit matten, schiefergrauen Flecken) aus, so daß auch diese 
Lösungen zur Metallfärbung nicht empfohlen werden können. Dagegen sind gemischte 
wässerige Lösungen von Kaliumpermanganat und Kupfervitriol zum Färben von Kupfer 
gut brauchbar. G. Buchner?) gibt in seinem Handbuch der Metallfärbung an, daß 
eine warme wässerige Lösung von 2°/, Kupfervitriol und 0,5°/, Kaliumpermanganat 
rasch ein schönes Braun erzeugt. Ich fand, daß bei Verwendung wesentlich konzen- 
trierterer Lösungen auf Kupfer ein gleichmäßiger mattgrauschwarzer Überzug hergestellt 
werden kann. Auch andere Kupfersalze (Kupfernitrat, Kupferchlorid) geben bei Gegen- 
wart von Kaliumpermanganat ähnlich schwarze Überzüge. Doch waren diese nach den 
von mir bisher angestellten Versuchen weniger gleichmäßig als bei Verwendung von 
Kupfervitriol. | 


2. Das Verhalten gemischter wässeriger Lösungen von Kaliumpermanganat und 
Kupfervitriol zu Kupfer. 


a) Wirkungsweise der Lösungen. 


Wässerige Lösungen von reinem Kupfervitriol scheiden beim Kochen allmählich 
basisches Kupfersalz aus. Metallisches Kupfer wird durch solche Lösungen matt violett- 
grau gefärbt. Diese Färbung ist eine Mischfärbung, welche aus einer Schicht von 
braunem Kupferoxydul und einem darüber gelagerten Beschlag von weißlich grünem 
basischem Kupfersalz besteht‘). Fügt man der Kupfervitriollösung Kaliumpermanganat 


1) Es sei hier angemerkt, daß die alkalische Permanganatbeize vielleicht für kunst- 
gewerbliche Zwecke zur Herstellung brauner bis schwarzbrauner Färbungen, welche noch Metall 
durchschimmern lassen, verwendet werden kann. Im Gegensatz zu den anderen hierzu meist 
verwendeten Verfahren, bei denen die Überzüge im Laufe der Zeit, besonders unter dem Ein- 
flusse des Lichtes, nachdunkeln und häufig sich schwärzen, bleibt die durch das alkalische 
Permanganat erhaltene braune Farbnuance (abgesehen bei weiter fortgesetzter Einwirkung der 
Beize) unverändert. Es beruht dies darauf, daß hier der Überzug nicht aus Kupferoxydul be- 
steht, sondern aus Kupferoxyd, und zwar in einer so dünnen Schicht, daß das Grundmetall durch- 
schimmert und die Färbung beeinflußt (vgl. auch das sog. passive Kupfer: Erich Müller, 
Zeitschr. f. Elektrochemie 13. 8.137. 1907 und E. Groschuff, diese Zeitschr. 1910. 8. 143). Ebenso 
wie für Kupfer kann diese Beize auch zum Brünieren vieler Kupferlegierungen verwendet 
werden. Für Messing und Tombak braucht die Natronlauge nur 15-prozentig zu sein. Bei 
Messing erfolgt die Färbung wesentlich leichter und schneller als bei Kupfer. 

2) Bei Lösungen von 10°/, Kaliumpermanganat und 10 °/, Ammonium-Nitrat bezw. -Sulfat 
in etwa 10 Minuten. Lösungen mit Kaliumpermanganat und Salmiak geben in 20 Minuten 
gunstigstenfalls Anlauffarben. 

8) G. Buchner, a.a. O. S. 175. 

t) Die Menge des weißlich grünen Beschlages ist sehr gering. Durch Lackieren mit 
Zaponlack, Einfetten mit Vaselin, Wachs usw. wird der Beschlag unsichtbar und man erhält 
eine schöne rotbraune bis schokoladenbraune Färbung. Durch verdünnte Schwefelsäure wird 
der Überzug unter Bildung einer blauen Lösung von Kupfersulfat und Ausscheidung von 
schwarzrotem metallischem Kupfer zerstört. Auf etwa 300° bis 400° an der Luft erhitzt, färbt er 
sich unter Bildung von Kupferoxyd schwarz. 


15. lege 1913. E. Groschuff, Über Metallbeizen. 235 
zu, so scheidet sich beim Kochen ebenfalls basisches Kupfersalz aus; außerdem bilden 
sich unter Verlust von Sauerstoff Niederschläge von braunem Mangandioxyd. Besonders 
auf dem Kupfer setzt sich eine Schicht von Mangandioxyd ab, welche leicht durch Ab- 
wischen entfernt werden kann. Unter dieser losen braunen Schicht bilden sich auf 
dem Kupfer zunächst Anlauffarben, dann unter geeigneten Umständen fest haftende 
braune, schwarzbraune und zuletzt grauschwarze Überzüge. Die Hauptmasse des letz- 
teren besteht aus schwarzem Kupferoxyd, dem etwas braunes Mangandioxyd beigemengt 
ist, wie sich aus folgenden Beobachtungen ergibt: 

1. Der Überzug besitzt nach dem Abwischen des losen braunen (aus Mangan- 
dioxyd bestehenden) Überzuges annähernd die Farbe von geglühtem Kupferoxyd und 
gibt auf rauhen weißen Flächen (Porzellan, Kacheln) einen grauen Strich. 

2. Beim Erhitzen an der Luft auf etwa 300° bis 400° wird die Farbe nicht verändert. 

3. Durch verdünnte Schwefelsäure wird der Überzug unter Bildung einer blauen 
Lösung von Kupfersulfat fast ganz aufgelöst; es hinterbleibt nur eine geringe Menge 
loser brauner Flocken (Mangandioxyd), die sich bei Behandlung mit schwefliger Säure 
ebenfalls lösen. 

Neben dem Kupferoxyd und dem Mangandioxyd enthält der Überzug auch 
Spuren von basischem grünem Kupfersalz, wie besonders deutlich zu erkennen ist, 
wenn die Beize eine ungeeignete Zusammensetzung hat oder erschöpft ist. Der Über- 
zug, welcher nach dem Abwischen des losen Beschlages haften bleibt, ist nur zu Be- 
ginn seiner Entstehung blank (Anlauffarbe). Mit zunehmender Beizdauer nimmt die 
Rauheit sehr bald zu, aber auch die lockere Beschaffenheit. 

Die Struktur und die Zusammensetzung des Überzuges schließt ohne weiteres 
die Annahme, daß er durch einfache Abgabe von Sauerstoff aus der Beize und direkte 
Oxydation des Kupfers entstanden ist, aus. Vielmehr ergibt sich, daß der Überzug auf 
dem Kupfer hauptsächlich durch Ausscheidung von Niederschligen aus der Lösung 
zustande kommt. Den Reaktionsverlauf kann man sich etwa, wie folgt, denken. Zu- 
nächst wirkt das Kupfersulfat auf das metallische Kupfer nach der Gleichung: 

CuSO, + Cu + H,O = Cu, O + SO,H, 
(Kupfersulfat + Kupfer + Wasser = Kupferoxydul + Schwefelsäure) 
unter Bildung von Kupferoxydul ein, welches, da es sehr schwer löslich ist, sich am 
Orte seiner Entstehung, d. h. direkt am Kupfer ablagert. Die bei dieser Reaktion frei 
werdende Schwefelsäure reagiert nun weiter mit Kaliumpermanganat nach der Gleichung: 
2KMnO, + H,SO, = KSO + MnO, + 30 + H0 
(Kaliumpermanganat + Schwefelsäure = Kaliumsulfat + Mangandioxyd + Sauerstoff + Wasser), 
Das hierbei sich bildende Mangandioxyd setzt sich größtenteils als loser Beschlag auf 
dem Kupfer ab und gelangt zum Teil auch in den fest haftenden Überzug. Der gleich- 
zeitig abgespaltene Sauerstoff reagiert mit dem bereits abgelagerten Kupferoxydul im 
Augenblick der Entstehung weiter nach der Gleichung 
Cu,O0 + O = 20u0 
(Kupferoxydul + Sauerstoff = Kupferoxyd) 

unter Bildung von schwarzem Kupferoxyd. Diese Auffassung stützt sich auf folgende 
Beobachtungen: 

1. Beim Kochen von Kupfer in reinen Kupfervitriollösungen bildet sich ein 
Überzug, der hauptsächlich aus Kupferoxydul besteht. 

2. Kupfer, das nach anderen Methoden mit einer Kupferoxydulschicht ver- 
sehen wurde, färbt sich in einer Kupfersulfat-Permanganat-Beize schwarz. 

3. Kupfer, das durch Kochen in einer reinen Kupfervitriollösung mit einer ' 
Kupferoxydulschicht versehen wurde, färbt sich beim Kochen in einer reinen Kalium- 
permanganatlösung erst dann schwarz, wenn diese mit Schwefelsäure angesäuert wird. 

Da sich in der Lösung Kupfersulfat und Kaliumpermanganat wenigstens teil- 
weise nach der Gleichung 

CuSO, + 2KMnO, -= KSO, + Cu MnO, 
(Kupfersulfat + Kaliumpermanganat = Kaliumsulfat + Kupferpermanganat) 
unter Bildung von Kupferpermanganat umsetzen muß, so würde es nahe liegen, den 
Beizvorgang auf die Wirksamkeit des Kupferpermanganates zurückzuführen. Dies ist 
jedoch aus mehreren Gründen ausgeschlossen: 


. Deutsche 
_ 236 E. Groschuff, Ober Metallbeizen. f Mechaniker-Ztg. 


1. Reine Lösungen von Kupferpermanganat!) geben auf Kupfer keine schwarze 
Färbungen, sondern nur schöne goldigglänzende Anlauffarben in gelben, roten und 
braunen Nuancen. 

2. In den Kupfersulfat-Kaliumpermanganat-Beizen, welche zum Färben besonders 
geeignet sind, ist Kupfersulfat und Kaliumpermanganat nicht im Aquivalentverhiltnis 
vorhanden; Kupfersulfat überwiegt ganz bedeutend (etwa um das 10-fache). 

Hinsichtlich der Beiztemperatur ergab sich, daß für praktische Zwecke nur eine 
solche von etwa 100° in Betracht kommt. Mit sinkender Temperatur nimmt die Beiz- 
geschwindigkeit rasch ab. Bei Zimmertemperatur wurde in 48 Stunden nur eine etwas 
fleckig aussehende, schmutzig graubraune Färbung auf Kupfer erhalten. 


b) Einfluß der Salzkonzentration. 


Wie bei anderen Beizen, so hängt auch die Wirkung der Kaliumpermanganat- 
Kupfervitriol-Lösungen sehr von ihrem Gehalt an den einzelnen Bestandteilen ab. Zur 
Beurteilung der Beizwirkung wurde in der früher wiederholt beschriebenen Weise die 
Beizgeschwindigkeit, d. h. die Messung der zur Erzielung einer grauschwarzen Färbung 
gerade eben erforderlichen Zeit, verwendet. Die Versuche konnten in zwei Richtungen 
variiert werden, indem man einmal den Gehalt an Kupfervitriol konstant ließ und nur 
den an Kaliumpermanganat änderte und ein ander Mal umgekehrt bei konstantem 
Kaliumpermanganatgehalt den Kupfervitriolgehalt änderte. Die in folgender Tabelle 
zusammengestellten Zahlenwerte sind das Mittel aus mehreren Versuchen bei 100°. 


Gehalt an 
Kaliumpermanganat 
auf 100 ccm Wasser 


Zum Grauschwarzfärben erforderliche Zeit (in Min.) bei einem Kupfer- 
vitriolgehalt (g auf 100 ecm Wasser) von 


10g | 15g | 20g | 259 


0,59 — 
1g 14 Min. 
1,59 10 , 
29 8,5 „ 
39 a 
5g 12 4 
Tg 17 , 


Die wagerechten Reihen der Tabelle zeigen den EinfluB des Kupfervitriol- 
gehaltes bei konstantem Kaliumpermanganatgehalt. Wie man sieht, wächst mit steigendem 
Kupfervitriolgehalt die Geschwindigkeit der Färbung zunächst schnell, dann langsamer 
bis zu einem Maximum (d. h. Minimum an Zeit), welches bei ungefähr 15 g Kupfer- 
vitriol (auf 100 ccm Wasser berechnet) gelegen ist, und nimmt allmählich wieder ab. 

Uber den Einfluß der Kaliumpermanganat-Konzentration kann man sich unter- 
richten, indem man die Zahlen der Tabelle in senkrechter Richtung vergleicht. Es 
ergibt sich dann, daß bei konstantem Kupfervitriolgehalt mit steigendem Kalium- 
permanganatgehalt die Färbegeschwindigkeit zunächst schnell, dann langsamer bis zu 
einem Maximum wächst, welches bei ungefähr 2 g Kaliumpermanganat (auf 100 ccm 
Wasser bezogen) gelegen ist, und dann allmählich wieder abnimnit. 

Wie in der Abhandlung über die Chloratbeizen?), so wurden auch diesmal die 
Zahlen in der Tabelle zur Konstruktion von Kurven verwertet, und zwar stellt Dia- 
gramm A die wagerechten Reihen der Tabelle (Einfluß der Kupfervitriol-Konzentration 
bei konstantem Kaliumpermanganatgehalt), Diagramm B die senkrechten Reihen der 
Tabelle (Einfluß der Kaliumpermanganat-Konzentration bei konstantem Kupfervitriol- 
gehalt) dar. Die Kurven haben annähernd die Form von Parabeln und besitzen als 
solche in ihren Scheitelpunkten besonders ausgezeichnete Punkte. Die Betrachtung 
der Kurven ergibt nun, daß eine Konzentration von 10 bis 15 g Kupfervitriol und 1,5 g 
Kaliumpermanganat auf 100 ccm Wasser sowohl im Diagramm A als auch im Diagramm B 
annähernd einem Scheitelpunkt entspricht. Für praktische Zwecke wird danach eine 
mittlere Konzentration von 12 g Kupfervitriol und 1,5 g Kaliumpermanganat empfohlen. 
Ähnlich, wie bereits früher bei den Chloratbeizen auseinandergesetzt, zeigte es sich 


1) Lösungen von Kupferpermanganat wurden durch doppelte Umsetzung äquivalenter 
Mengen von Bariumpermanganat und Kupfersulfat hergestellt. 
2) E. Groschuff, Deutsche Mech.-Ztg. 1912. S. 154. 


Heft 22. 
15. November 1918. E. Groschuff, Über Metallbeizen. 237 


auch hier, daß dieser Konzentration eine besonders günstige Beizwirkung zukommt. 
Bei kleineren Konzentrationen ist die Beizwirkung zu langsam oder zu gering; bei 
größeren steht die Geschwindigkeit in einem weniger günstigen Verhältnis zu der 
höheren Konzentration der Lösung (bei höheren Konzentrationen findet man schließlich 
sogar eine Abnahme der Geschwindigkeit). Auf das Aussehen der Färbung ist die 
Konzentration dagegen von relativ geringem Einfluß, sofern man das Metallstück lange 
genug in der Beize beläßt, um die gewünschte grauschwarze Farbe zu erhalten; allen- 
falls kann man beobachten, daß die Färbung bei höheren Konzentrationen leichter 
grauer und rauher ausfällt als bei niedrigeren. 


A. Einfluß der Kupfervitriol- Konzentration bei konstantem Gehalt 
an Kaliumpermanganat (KMnO,). 


7 & KMnO, 


lg KMnO; 
5g KMnO, 
1,5 g KMnO, 
2 g KMnO; 


5 10 15 20 25 
Gehalt an Kupfervitriol in g auf 100 ccm Wasser. 


B. Einfluß der Kaliumpermanganat. Konzentration bei konstantem Gehalt 
an Kupfervitriol (CuSO, - 5H,O). 


Min. 


5g CuSO, i 5H,O 


10g CuSO,: 5H,O 


25g CuSO,’ 5H,O 
15 g CuSO,° 5H,O 


Gehalt an Kalfumpermanganat in g auf 100 cem Wasser. 


‘II. Beizvorschrift. 


Aus dem vorhergehenden ergibt sich folgende neue Vorschrift zum Grau- 
Schwarzbeizen von Kupfer oder gut verkupferten Gegenständen: 


Man stellt eine passende Menge einer Lösung her, welche auf 100 ccm Wasser 
12 g Kupfervitriol und 1,5 g Kaliumpermanganat enthält, erhitzt diese in einem ge- 
eigneten Gefäß aus Glas, Porzellan, Steingut oder emailliertem Eisen auf 100° und 
taucht das sorgfältig gereinigte und an einem Kupferdraht befestigte Metallstück ein. 
Der. zu beizende Gegenstand ist in dem heißen Bade so lange hin und her zu bewegen, 


E. Groschuff, Über Metallbeizen. ers 


238 


bis die gewünschte Färbung erreicht ist, was bei kleineren Stücken in etwa 10 bis 
15 Minuten der Fall ist. 

Der zunächst sammetartig-braun aussehende Gegenstand wird in kaltem Wasser 
gespült, darauf mit einem weichen Tuch getrocknet und abgerieben; er erscheint dann 
mattgrau-schwarz (schiefergrau) und rauh. 


III. Anwendungen. 


Gegen Fett- und Oxydspuren auf der Kupferoberfläche ist das Kupfervitriol- 
Permanganat-Beizverfahren sehr empfindlich. Die Gegenstände müssen deshalb sehr 
sorgfältig vor dem Beizen gereinigt sein und besonders auch vor der Berührung mit 
den Fingern geschützt werden. Kochen mit Natronlauge stört infolge der Bildung von 
Oxvdflecken die nachfolgende Färbung des Kupfers ebenfalls. Auch das sog. passive 
Kupfer!) läßt sich nieht färben. Dureh Behandlung mit Säuren (Schwefelsäure) lassen 
sich diese Störungen aufheben. Die sog. Gelbbrenne?) kann bei vorsichtiger Ausführung 
zur Reinigung wohl verwendet werden, doch erweisen sich geringe anhaftende Säure- 
spuren leicht als schädlich; ebenso muß ein längeres Liegen des gelbgebrannten und 
gespülten Gegenstandes vermieden werden. 

Die neue Beize erwies sich als sehr ergiebig. Nach den Versuchen konnten 
mit 100 cem Lösung 2000 gem Oberfläche grauschwarz gefärbt werden, ohne daß 
sich Erschöpfung oder Mängel in der Färbung bemerkbar machten. Man merkt nur, 
daß die zur Herstellung der gewünschten Färbung erforderliche Zeit allmählich länger 
wird. Eine der Erschöpfung nahe Beize läßt sich sowohl durch neue Zusätze von 
Kupfervitriol bezw. Kaliumpermanganat als auch durch Einkochen regenerieren. Stoffe, 
welehe die Beizwirkung ungünstig beeinflussen, entstehen auch bei längerem Beiz- 
gebrauch nicht. Es bildet sich einerseits ein leicht sich absetzender, aus braunen 
Mangandioxyd nebst grünen basischen Kupfersalzen bestehender Schlamm, welcher 
zweckmäßig beim Beizen möglichst wenig aufgerührt wird, und anderseits in der 
Lösung nur Kaliumsulfat. Ein absichtlicher Zusatz von Kaliumsulfat (etwa 12 g auf 
100 ccm der Beize) war auf die Färbung ohne merkliche Wirkung. Dagegen ist die 
Bildung des Kaliumsulfates ökonomisch insofern von Nachteil, als es die Bildung etwas 
größerer Mengen von Schlamm, bestehend aus basischen Kupfersulfat-Kaliumsulfat- 
Doppelsalzen, veranlaßt, wodurch die Beize schneller an Kupfersulfat verarmt. Aus 
diesem Grunde ist es rationeller, eine erschöpfte Beize nicht durch erneute Zusätze 
von Kupfervitriol und Kaliumpermanganat, sondern durch Einkochen wieder gebrauchs- 
fähig zu machen, bis schließlich das Auskristallisieren des Kaliumsulfates selbst zum 
Verwerfen der Beize nötigt. 

Zum Grauschwarzbeizen anderer Metalle außer Kupfer ist die Kupfervitriol- 
Permanganat-Beize im allgemeinen nicht geeignet. Nur Zinkrotguß und Tombak lassen 
sich annähernd ebensogut wie Kupfer färben. Messing wird zwar ebenfalls grauschwarz, 
der Überzug haftet aber schlecht und läßt sich meist schon durch Reiben mit einem 
nassen Handtuch fast völlig entfernen. Zinnbronze und Aluminiumbronze erhalten nur 
eine mehr oder weniger dichte, unschöne grauschwarze Melierung, zwischen der das 
Metall hervorsieht. Zink erhält durch die Beize einen fest haftenden glänzendschwarzen 
Überzug, Zinn gelbe bis sehwarzbraune Anlauffarben, Blei einen dünnen, matten schwarz- 
braunen Überzug. Auf Aluminium scheidet sich ein dünner, mit einem schwarzen Hauch 
versehener Kupferüberzug ab. Auch weichgelötete Kupferstücke lassen sich ausge- 
zeichnet beizen, sofern nur die beim Löten sich bildenden Oxydflecke gründlich ent- 
fernt werden. Die Lötstellen selbst werden ebenfalls, und zwar je nach der Zusammen- 
setzung des Lotes, verschieden dauerhaft gefärbt; doch werden sie durch die Färbung 
niemals ganz unsichtbar. In allen Fällen, wo die Beize versagt, kann man sich dadurch 
helfen, daß die betreffenden Gegenstände verkupfert werden, und zwar kann man so- 
wohl das Cyankalibad wie das saure Bad verwenden. In der Regel genügt eine ver- 
hältnismäßig leichte Verkupferung. 

Hinsichtlich der mechanischen Haltbarkeit ergaben die Versuche, daß der nach 
dem hier beschriebenen Verfahren hergestellte Überzug dem nach der Persulfatmethode?) 


1!) Vgl. Erich Müller, Zeitschr. f. Elektrochemie 13. S. 137. 1907 und E. Groschuff, 
diese Zeitschr. 1910. S. 143. 

2) Rezept s. Pfanhauser jr., Die elektrolytischen Metallniederschlige S. 254 (Springer, 
Berlin 1910) und E. Groschuff, diese Zeitschr. 1912. S. 156. Anm. 1. 

8) Vgl. diese Zeitschr. 1910. S. 146. 


22 


15. eee 1913. Für Werkstatt und Laboratorium. 


239 


hergestellten annähernd gleichwertig ist. Auch das chemische Verhalten ist fast das 
gleiche; der Einfluß der kleinen in dem Überzuge enthaltenen Mengen von Mangan- 
dioxyd ist praktisch ohne Bedeutung. Die Haltbarkeit ist bei beiden Verfahren bedeutend 
größer als die des Blauschwarzüberzuges auf Messing. 


IV. Zusammenfassung. 


In der vorstehenden Abhandlung wird ein Verfahren zum Grauschwarzbeizen 
von Kupfer mit einer heißen Lösung von Kupfervitriol und Kaliumpermanganat be- 
schrieben. Außerdem werden die zu Grunde liegenden Reaktionsvorgänge eingehend be- 
sprochen. Das neue Verfahren bildet eine Ergänzung zu dem früher angegebenen 
alkalischen Persulfatverfahren. Während das letztere blanke tiefschwarze Überzüge 
gibt, liefert das neue Verfahren rauhe schiefergraue Oberflächen. Außer für Kupfer 
ist das Permanganatverfahren auch für Zinkrotguß, Tombak und verkupferte Gegen- 
stände geeignet. Zusammen mit dem bekannten Blauschwarz-Beizverfahren durch ammo- 
niakalische Kupferlösung, welches nur für zinkhaltige Legierungen anwendbar ist, 
bilden das Permanganat- und das Persulfatverfahren Beizen, die auf nassem Wege aus- 
geführt werden können, während das bekannte Schwarzbrennverfahren mit salpetersaurer 
Kupferlösung, welches eine stumpfschwarze Färbung ergibt und fürKupfer und viele Kupfer- 
legierungen angewandt werden kann, eine verhältnismäßig starke Erhitzung erfordert. 


Charlottenburg, den 11. Oktober 1913. 
& 


Fir Werkstatt und Laboratorium. 


Das Vibrationselektrometer. 
Von Privatdozent Dr. H. Greinacher. 
Phys Zeitschr. 13. S. 388 u. 433. 1912; 
Archiv f. Elektrotechnik 1. S. 471. 1913. 

Vor kurzem habe ich eine neue Methode 
zur Messung von Wechselstromwiderständen 
und zur Untersuchung alternierender magne- 
tischer und elektrischer Felder angegeben. 
Im wesentlichen besteht dieselbe in der Ver- 
wendung von Elektrometern mit äußerst be- 
weglichem System, sog. Fadenelektrometern. 
Legt man etwa an ein Wulfsches Quarzfaden- 
elektrometer eine kleine Wechselstromspannung 
von z. B. 50 Perioden an, so beginnen die 
Faden zu vibrieren. Während sie in Ruhe 
das Aussehen von Fig. 1a z 
haben, erscheinen sie bei der A 
geringsten Vibration verbrei- a bc 
tert, wie Fig. 1b und c zeigen. Fig. 1. 
Die Fadeninstrumente sind also bequeme In- 
dikatoren für Wechselfelder und können, wie 
ich bereits beschrieben habe, als Detektoren für 
periodische Potentialschwankungen dienen. Zu- 
dem sind sie bei geeigneter Schaltung überaus 
empfindliche Nullinstrumente bei irgendwelchen 
Wechselstrommessungen. Sie ersetzen oder 
übertreffen vielfach die Vibrationsgalvanometer, 
sowohl was Empfindlichkeit als was Bequemlich- 
keit der Handhabung betrifft. 

Im Grunde genommen ist nun jedes passende 
Fadenelektrometer für Wechselstromversuche 
zu gebrauchen, und möchte ich daher für alle 
in dieser Weise verwendbaren Instrumente den 
Namen Vibrationselektrometer vorschlagen. 
Indes dürften doch die wenigsten Instrumente 
dieser Art speziell für die Wechselstrommeß- 


technik geeignet sein, da sie bisher durch- 
gehends für ganz andere Zwecke (Messung der 
Radioaktivität und der Luftionisierung im all- 
gemeinen) gebaut sind. Einesteils enthalten 
sie demzufolge Einrichtungen, welche für 
Wechselstrommessungen unnötig und daher 
zu kostspielig sind, anderseits sind sie für 
diesen Gebrauch zu wenig widerstandsfähig. 
Zumeist bestehen die Fäden aus Quarz, der 
an der Oberfläche metallisiert ist. Diese 


Metallschicht löst sich 
nun bei den Vibrationen m 
| ES 


ab, was natürlich das 
Instrument unbrauch- 
bar macht. 

Ich habe es daher aus 
diesen verschiedenen 
Gründen als wünschens- & 
wert gefunden, ein ein- 
faches und bequemes 
Instrumentchen zu kon- 
struieren, das speziell als 
Vibrationselektrometer 
geeignet ist. Fig. 2 gibt 
einen Durchschnitt durch den wesentlichen Teil 
des kleinen Apparates. 


Dieser besteht aus einem viereckigen Ge- 
häuse G, auf das ein Deckel D aufgeschraubt 
werden kann. An diesem Deckel ist das Elektro- 
metersystem befestigt, so daB das Ganze heraus- 
nehmbar ist. Das eigentliche Elektrometer be- 
steht aus der Metallstange S mit daran ange- 
löteter Vertikalleiste Z, welche einem dünnen 
Platindraht P gegenübersteht. Die Breite der 
Leiste ist so gewählt, daß der Abstand vom 
Platindraht etwa 1 mm beträgt. P ist am oberen 


NAON N 
add | 


EIEIEIITS 


277077 


NNN LL 
WICCIEGNG GGG #POED OEE EO: 


240 


Ende metallisch mit dem Gehäuse verbunden, 
am unteren Ende an einem isolierenden quer- 
gespannten Quarzfaden Q befestigt. Der Quarz- 
faden, der am Bügel B angemacht ist, spannt 
den Draht P gerade. Die Wechselspannung 
wird an die Klemmen X, und K, angelegt; K, 
bildet dabei die durch den Ebonitpfropf E iso- 
lierte Zuleitung zum Messingstab S, K, ist mit 
dem Gehäuse verbunden. Die Vibration des 
feinen Platin- (Wollaston-) Fadens wird durch 
eine kleine mit Glas verschlossene Offnung O in 
der Vorderwand des Gehäuses beobachtet. Eine 
entsprechende Öffnung in der Rückwand dient 
zur Beleuchtung mit Spiegel. Die Beobachtung 
geschieht mit einem guten Ablesemikroskop, 
dessen Vergrößerung so gewählt ist, daß der 
Faden P !/, bis 1 mm breit erscheint. Eine Ab- 
leseskala ist, da unnötig, nicht vorhanden. Ein 
Rohrstutzen R ist im Schnitt noch eingezeichnet, : 
um anzudeuten, daß das Instrument auch eva- 
kuiert werden kann, was für spezielle Versuche 
zur Herabminderung der Luftdämpfung vorge- 
sehen ist. Bei der definitiven Ausführung, welche 
die Firma Siemens & Halske (Berlin) in die 
Hand genommen hat, fällt dieser Ansatz fort. 
Es sei noch bemerkt, daß für Wechselstrom- 
frequenzen von 50 Perioden, wie sie die städti- 
schen Zentralen vielfach liefern, ein Platinfaden 


Kleinere Mittellungen. — Vereinsnachrichten. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztx. 


Silberne Medaille der Stadt Leipzig. 
Franz Hugershoff, Leipzig. 
G. Warkentin & M. Krause, Leipzig. 
Silberne Meduille der Ausstellung. 
Aug. Eichhorn, Dresden. 
Isaria Zählerwerke, München. 
Wilhelm Morell, Leipzig. 
R. Reiß, Liebenwerda. 
Bronzene Medaille. 
Bahmann & Spindler, Stützerbach. 
Otto PreBler, Leipzig. 
Außer Wettbewerb 
hatten ausgestellt: 
R. Fueß, Berlin-Steglitz. 
Siemens & Halske, Berlin - Nonnen- 
damm. 
Carl Zeiss, Jena. 
a 


Vereinsnachrichten. 


D. G. f.M. u. O. Abt. Berlin, E.V. 
Sitzung vom 28. Oktober 1913. Vorsitzender: 
Hr. W. Haensch. 

Hr. H. Kaufmann, Betriebsingenieur der 
VeedergieBerei von Ludw. Löwe & Co., spricht 
über „Spritzguß und seine Verwendungsmög- 
lichkeiten“. Der Vortragende gibt eine kurze Be- 


von 5 % hinreichend ist, während für höhere | schreibung des SpritzguBverfahrens, das eigent- 


Frequenzen noch feinere Fäden, bis zu 1 u herab, 
in Anwendung kommen können. 
© 


Kleinere Mitteilungen. 


Internationale Baufach-Ausstellung 
Leipzig 1913. 

Folgende Mitglieder der D. G. f. M. u. O. 
sind durch Preise ausgezeichnet worden. 
Kgl. Süchsischer Staatspreis. 

Junkers & Co., Dessau. 
F. & M. Lautenschläger, Berlin. 


Staatspreis Sachsen-Altenburg. 
Max Kohl, Chemnitz (Silberne Medaille). 


Staatspreis Elsaß-Lothringen. 
Deutsche Gasglühlicht A.-G., Berlin. 
F. Sartorius, Göttingen. 

Goldene Medaille der Stadt Leipzig. 
Dreyer, Rosenkranz & Droop, Han- 
nover. 


Goldene Medaille der Ausstellung. 
W. C. Heraeus, Hanau. 

H. Hommel, Mainz. 

Oscar A. Richter, Dresden. 

E. O. Richter & Co., Chemnitz. 
Georg Rosenmüller, Dresden. 
Louis Schopper, Leipzig. 

W. Stiegel, Cassel. 


lich Fertiggußverfahren genannt werden müßte. 
Die Gußstücke haben eine Genauigkeit von etwa 
einem hundertstel Millimeter, so daß ein Nach- 
arbeiten überflüssig ist. Man muß bereits bei 
der Formgebung der Stücke Rücksicht nehmen 
auf die Herstellung durch Veederguß, der eine 
hohe Festigkeit besitzt. Verwendbar sind Me- 
talle und Legierungen von nicht zu hohem 
Schmelzpunkt; da die Herstellung der Gußformen 
wesentliche Kosten verursacht, so kommen nur 
Massenartikel in Frage. (Der Vortrag wird in 
einem der nächsten Hefte ausführlich wieder- 
gegeben werden.) An den Vortrag schließt sich 
eine längere Besprechung, in der verschiedene 
Fragen gestellt und vom Vortragenden beant- 
wortet werden. 

Aufgenommen wird Hr. Syndikus Dr. A. 
Stapff (NW7, Unter den Linden 56). 

Der Vorsitzende macht Mitteilung über 
einen Briefwechsel mit der Handwerkskammer 
wegen eine Ausstellung, wobei wohl ein Miß- 
verständnis vorliegen dürfte, sowie über eine 
Schiedsgerichtsverhandlung in einem schwie- 
rigen Lebrlingstreitfall, der dank der Tätigkeit 
unserer Schiedsrichter, besonders ihres Vor- 
sitzenden Hrn. E. Kallenbach, durch einen 
Vergleich beendet wurde. Schließlich wurden 
einige Fragen des Fortbildungsschulunterrichts 
besprochen. Bi. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstands der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 23. 1. Dezember. - 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


SpritzguB und seine Verwendungsmöglichkeiten. 


Vortrag, 
gehalten am 28. Oktober 1913 in der Abt. Berlin der D. G. f. M. u. O. 
von Ing. A. Kaufmann, von der Fa. Ludw. Loewe & Co. in Berlin. 

In dem Thema meines heutigen Vortrags steckt ein falscher, zum mindestens 
schiefer Ausdruck, der sich aber leider schon Popularität erworben hat: der Ausdruck 
„Spritzguß*. Für das Herstellungsverfahren, welches hier behandelt werden soll, ist 
die Bezeichnung Spritzverfahren sehr wenig treffend, zumal seit neuerdings ein wirkliches 
Spritzverfahren, das Schoofssche Metallspritzverfahren, in die Technik eingeführt ist. 
Viel zutreffender ist der Ausdruck ,Fertiggu8*, der ein Gießverfahren kennzeichnet, 
welches ein Fertigfabrikat herstellt, d. h. jede Bearbeitung erspart. 

Wodurch wird dies ermöglicht? Durch Gießen unter Druck in Dauwerformen, 
welche die Genauigkeit ihrer Abmessungen auf die Gußstücke übertragen und durch 
die Beweglichkeit ihrer einzelnen Teile Gußstücke von den einfachsten bis zu den kom- 
pliziertesten herzustellen gestatten. 

Zweifellos ist das Fertiggußverfahren zurückzuführen auf die Schriftgießerei; 
erst nach der Einführung der Setzmaschinen hört man von den ersten Anfängen des 
FertiggieBens von Apparateteilen. Namentlich das Bedürfnis nach Zählerteilen für 
springende Zählerwerke brachte dies mit sich. Diese Teile, die wie die Drucktypen 
mit positiven oder negativen, bisher gravierten Zahlen versehen waren, wurden be- 
sonders für die Elektrizitätszähler in großen Mengen gebraucht. Da dieselben des 
leichten Laufes wegen ein geringes Gewicht, 
also schwache Wandstirken, besitzen müssen, 
so würde ein Einschlagen mittels Stempels 
oder ein Einwalzen der Zahlen deformierend 
wirken, und Gravieren ermöglicht keine Massen- 
fabrikation. 

Man begann also, diese Zahlenrollen 
fertig zu gießen, und die dabei erzielten gün- 
stigen Resultate führten allmählich zur Ausdeh- 
nung auf andere Apparateteile. 

Um das Prinzip des Fertiggießens dar- 
zustellen, möchte ich zunächst eine Zeilen- 
gieBmaschine vor Augen führen, da deren Kon- 
struktion im wesentlichen mit der der normalen 
gebräuchlichen Gießpumpe übereinstimmt (Fig. 1). 

Sie sehen dieselbe in Fig. 1 dargestellt, während Fig. 2!) die erste Veedergieß- 
maschine zeigt. Der Unterschied dieser beiden Maschinen liegt in der Anordnung der 
Austrittsöffnung für das Metall. Bei Fig. 1 liegt die Austrittsöffnung über dem Metall- 
spiegel, bei Fig. 2 darunter. Hierdurch wird bedingt, daß letztere im Gegensatz zu 
ersterer Ventile benötigt. 


Fig. 1. 


1) Diese beiden sowie die Figuren 3, 4, 7, 8 sind der Zeitschrift Praktischer Maschinen- 
bau vom 17. April 1912 resp. dem Am. Machinist entnommen. 


Deutsche 


24 2 A. Kaufmann, Spritzguß und seine Verwendungsmöglichkeiten. _Mechaniker-Ztg. 


Während bei Fig. 1 der Kolben den Metalleintritt durch den Schlitz T steuert, 
haben wir bei Fig. 2 ein gesteuertes Doppelventil, das bei Hochgang des Kolbens den 
Metalleintritt aus dem Schmelztiegel freigibt und die Austrittsöffnung versperrt, beim 
Niedergang dagegen zurückgezogen wird und dadurch unter Freigabe der Austritts- 
öffnung die Eintrittsöffnung verschließt. 

Bei dieser letzten Maschine sind überdies Ventile erforderlich, weil die Luft 
aus der Form ausgepumpt wird: die Veedergießmaschine, auch in ihrer primitivsten 
Form, ist eine Vakuumgiefmaschine. 

Die Vorteile des Gießens im Vakuum sind leicht einzusehen. Während man 
bei den Formen für die gewöhnlichen Gießpumpen besondere Luftaustrittsöffnungen 
vorsehen muß, um ein Einschließen von Luft in die Gußstücke zu vermeiden, fällt dies 
beim Gießen im Vakuum fort; dadurch werden — oft häßlich aussehende — Narben 
an den Gußstücken vermieden, und es wird außerdem möglich, ganz bedeutend rascher 
zu arbeiten. 

Der nächste Schritt ist nunmehr, daß man alle nötigen Operationen nicht mehr 
von Hand vornehmen läßt, sondern automatisch durch die Maschine selbst, wodurch 
naturgemäß ein gleichmäßiger Ausfall der Gußstücke herbeigeführt wird. 

Da ich Ihnen leider ein Bild 
derautomatischenVeedergießmaschine 
nicht zeigen kann — wir haben uns 
der Veeder-Mfg. Co. kontraktlich 
verpflichten müssen, die Maschinen 
nicht Öffentlich zu zeigen —, so 
entnehme ich einer amerikanischen 
Zeitschrift eine ganz interessante und 
instruktive Zeichnung einer automa- 
tischen Vakuumgießmaschine (Fig. 3 
u. 4), bemerke aber dazu, daß ich 
diese Maschine für eine nicht aus- 
geführte Konstruktion halte; warum, 
werde ich bei der Beschreibung der- 
selben sagen. 

Fig. 4 gibt einen Schnitt 
durch die Maschine. Ganz oben liegt 
der Gießtopf mit dem flüssigen Me- 
tall D, in welchem sich das gesteuerte à 
Ventil N befindet. Darunter liegt der 
große Vakuumbehälter, in welchem 
sämtliche Bewegungen, welche zum T= —— 
Gießen und Ausstoßen der GuBstiicke mzz 
erforderlich sind, vor sich gehen. LAL 
Unter dem Vakuumbehilter liegt die = | 
Steuerwelle B, welche mit den Kur- ve 2 
venscheiben für die verschiedenen 
Bewegungen versehen ist. Der Gießvorgang ist folgender (s. auch Fig. 3): Bei E befindet 
sich im Vakuumbehälter die Gießform. Dieselbe wird durch die Winkelhebel Z geöffnet 
bezw. geschlossen. Die Winkelhebel Z werden durch die Kurvenscheiben F auf der 
Steuerwelle bewegt. Der Gießvorgang spielt sich nun in der Weise ab, daß nach dem 
Schließen der Formbacken bei E der ganze Formschlitten durch das mittlere Gestänge A 
an den Gießmund herangedrückt wird. Darauf wird das Ventil N durch die Bewegungen 
der Steuerwelle hochgehoben und gleichzeitig der Kolben P heruntergedrückt, so daß 
sich die Form füllt. Ist dies geschehen, so geht der Formschlitten vom Gießmund 
zurück, die Winkelhebel Z öffnen die Form und die durch Federn betätigten Abstreifer 
stoßen das Gußstück aus der Form heraus. Das Gußstück fällt durch die Rinne R in 
den Kasten S. Dieser Kasten S ist seitlich beweglich, so daß er aus dem Vakuum- 
behälter herausgebracht werden kann. Auf der Schnittzeichnung ist noch ein Auffang- 
blech J sichtbar, welches das etwa vorbeifließende Metall aufnehmen soll, und eine 
mittels Druckluft gesteuerte Bürste, welche von dem Auffangblech J dieses Metall nach 
dem jedesmaligen Gießen abkratzt. Ebenso ist noch eine Bürste M vorgesehen, welche 
zur Reinigung der übrigen Formteile dienen soll. 


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1. Dezember 1913. 


Heft 28. A. Kaufmann, Spritzguß und seine Verwendungsmöglichkeiten. 243 


Wenn wir den Aufbau der Maschine betrachten, so sehen wir, daß der Schmelz- 
tiegel D ganz oben liegt und die Austrittsöffnung des Metalls ganz unten hat. Diese 
Austrittsöffnung wird durch das Ventil N verschlossen. Nun sollen Ventile immer dicht 
halten, nur tun sie es leider nicht. Wenn dieses Ventil einmal undicht wird, so schießt 
Metall aus der Austrittsöffnung geradeswegs unter dem Druck des ganzen Inhalts des 
Schmelztiegels in die Form herein; ein Aufhalten gibt es nicht, ehe nicht der GieBtopf 
herausgerissen ist. Wenn nun noch unglücklicherweise im richtigen Augenblick, nach- 
dem sie mit Metall angefüllt ist, die Forın sich schließt, so kann man sich lebhaft 
denken, daß nunmehr die einzelnen Teile der Form an den verschiedensten Stellen 
sich befinden, nur immer nicht da, wo sie sollten. Ferner befindet sich die Form in 
dem Vakuumbehälter, über dem der Gießtopf ist. Wenn nun an der Form etwas nicht 
in Ordnung ist, so muß man den Gießtopf abmontieren, die Schrauben des Vakuum- 
behälters lösen, das Oberteil des Vakuumbehälters abnehmen, und jetzt erst ist man 
so weit, daß man die Form erreichen kann. Sie sehen also, diese Maschine hat in 
ihrem Aufbau noch einige recht unangenehme Fehler, welche scheinbar daraus ent- 
standen sind, daß man versucht hat, die Patente von Veeder zu umgehen. 


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Fig. 3. Fig. 4, 


Ich habe Ihnen nunmehr die Haupttypen der Gießmaschinen beschrieben; im 
wesentlichen ist festzuhalten, daß zwei Ausführungen möglich sind, je nachdem, ob 
die Austrittsöffnung unter oder über dem Metallspiegel liegt. Im ersteren Falle sind 
Ventile nötig, im zweiten nicht. Die Ventile haben den Nachteil, daß sie nach einiger 
Zeit undicht werden. Wo keine Ventile vorhanden sind, ist meist der Weg für das 
Metall von der Pumpe bis zur Form sehr lang. 


Deutsche 


244 o A Kau fma mann, Spritzguß und seine Merwendungemogich¥stten: _Mechaniker-Ztg. 


Der Erfinder der VeedergieBmaschinen, Mr. C. H. Veeder, kam auf folgende 
Weise zu seiner Gießmaschine. 

Sie sehen in Fig. 5 eine Darstellung des bekannten 
Veeder-Zyklometers, in Fig. 6 die einzelnen Teile desselben. 
Der Veeder-Zyklometer beruht auf einer weitgehenden 
Anwendung der Innenverzahnung, wodurch es ermög- 
licht wird, alle Bewegungsteile in die Ziffernrolle hinein- 
zulegen. C. H. Veeder, welcher in einer großen Fahr- 
radfabrik angestellt war, hatte diesen Zähler konstruiert, 
derselbe wurde jedoch von der Fahrradfabrik abgelehnt; 
da die Herstellung der Innenverzahnungen zu kostspielig 
erschien. Nunmehr fand Veeder als Hilfsmittel das Spritz- 
verfahren, bei dem sich Innenverzahnung naturgemäß Fig. 5. 
leichter herstellen läßt als Stirnverzahnung. Seine Versuche 
zeigten sich erfolgreich, und er gründete mit einem an- 
deren Kollegen die Veeder-Mfg. Co., deren Erzeugnisse weltbekannt geworden sind; 
die großen Massen, in welchen diese Zähler hergestellt wurden, nötigten zur auto- 
matischen Herstellung, und so wurde allmählich die jetzt von uns benutzte Veeder- 
gieBmaschine entwickelt. 


Die Formen werden aus Werkzeuggußstahl hergestellt und, wo es möglich 
erscheint, gehärtet, geschliffen und poliert. Es sind in diesen Formen für vorhandene 
Bohrungen Kernstifte vorzusehen, die 
vor dem Öffnen der Form zurückbewegt 
werden; ferner sind an einzelnen Stellen, 
dort, wo die Gefahr des Festklebens 
der Gußstücke vorliegt, AusstoBstifte 
anzubringen. 

In Fig. 7 ist eine Form darge- 
stellt für ein Stempelrädchen (Fig. 8). 
Bei diesem Rädchen ist es nötig, für 
die 6 erhaben gravierten Buchstaben 
eine besondere Bewegung vorzusehen, 
da sonst das Gußstück nicht aus der 
Form herausgehen würde Diese Be- 
wegung wird durch den Ring @ be- 
tätigt, welcher von Hand gedreht wird. 
Durch die Drehung dieses Ringes be- 
wegen sich die Formteile für die Buch- 
staben J, die mittels Stifte J in den 
Schlitzen des Ringes H geführt sind, 
gleichzeitig zurück. Nachdem dies ge- 
schehen ist, wird das Oberteil F ab- 
genommen, und die Abstreifplatte M, 
welche 4 Ausstoßstifte trägt, nach oben 
bewegt, wodurch das Gußstück aus dem 
Unterteil herausgeworfen wird. 

Bei der automatisch arbeitenden 
Gießmaschine müssen natürlich alle Bewe- 
gungen durch die Steuerung der Ma- Fig. 7. 


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SSS § FH: 


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Heft 23. 
1. Dezember 1913. 


Für Werkstatt und Laboratorium. 245 
schine hervorgerufen werden und alle Teile so bearbeitet sein, daß sie sowohl: einer- 
seits dicht schließen und anderseits auch bei Erwärmung leicht genug gehen. 

Es ist also allein für das einwandfreie Arbeiten 
der Gießformen eine ganz enorme Sorgfalt und Ge- 
nauigkeit der Formen erforderlich. Dieselbe Genauig- 
keit weisen dann natürlich auch die Gußstücke auf. 
Die Differenzen zwischen den einzelnen auf der 
Veedergießmaschine hergestellten Fertiggußstücken 
sind meist so gering, daß sie mit der Mikrometer- 
schraube kaum meßbar sind. Eine Genauigkeit von 
+ 0,01 mm läßt sich jederzeit erreichen. Diese GuB- 
stücke sind daher im weitesten Sinne austauschbar. 

Ich komme nun zu der Frage der verwend- 
baren Legierungen. An sich ist es möglich, alle Legie- 
rungen für Fertiggu8 zu verwenden, deren Schmelzpunkt nicht höher als etwa 600° 
ist. Alle vergossenen Legierungen werden durch das Verfahren, sobald es richtig ange- 
wendet wird, veredelt; der hohe Druck, mit dem das Metall in die Form eingepreßt 
wird, in Verbindung mit der abschreckenden Wirkung der Formflächen, bewirken 
eine äußerst vorteilhafte Verkleinerung der KorngréBe und erhöhen die Festigkeit. 
Besonders die Erstarrung im Vakuum wirkt äußerst günstig auf die Metalle ein. 

Jedoch ist eins zu beachten: Durch die Stahlform wird das Material verhindert, 
sich beim Erkalten frei zusammenzuziehen. Verwendet man Materialien mit hoher 
Schwindung und geringer Plastizität, z. B. Zink-Aluminium-Legierungen, so liegt die 
Gefahr vor, daB die Schwindung die Plastizität des Materials, während dasselbe auf 
dem Kern erkaltet, übersteigt, und daß dadurch dauernde Spannungen an dem GuB- 
stück auftreten, welehe leicht zum Bruch führen. Man soll sieh deshalb durch hohe 
Festigkeitszahlen eines einfachen Probestabes, der ja derartige Beanspruchungen nicht 
erleidet, nicht verblüffen lassen, sondern schon bei der Konstruktion der Formen bezw. 
schon bei der Konstruktion der GuBstiicke diesem Umstand Rechnung tragen, d. h. 
Gußstücke mit vielen und großen Kernen müssen aus einem möglichst plastischen Ma- 
terial gegossen werden. Weniger plastisches Material zwingt dazu, bei der Konstruktion 
Kerne nach Möglichkeit zu vermeiden. (Schluß folgt.) 


Fig. 8. 


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Für Werkstatt und Laboratorium. 


durch seine physikalisch-chemischen Eigen- 
schaften von größter Bedeutung ist. Die außer- 
ordentlich gesteigerte Gewinnung des Kupfers 
und seine neuzeitlich rationellere Verhüttung 
aus seinen Erzen beeinflußt aber weder die 
Preise zugunsten der Konsumenten, noch läßt 
sich eine Erschöpfung der Lagerstätten ab- 
sehen. Der freie Wettbewerb, das einfache 


Kupfer. 
Von 8. Mendel. 
Technik u. Wirtschaft 6. S. 288. 1913. 

Die Eigenschaft des Kupfers, sich an der 
Luft mit einer dünnen Schicht von basischem 
kohlensaurem Kupferoxydul oder Grünspan zu 
überziehen, schützt die darunter befindliche 
Metallschicht gegen jede weitere Zerstörung, 


so daß Kupfergegenstände des Altertums, die 
als antike Bronzen eine Rolle spielen, uns einen 
Einblick in die älteste Metallbearbeitung ge- 
statten. Wenn auch später im Laufe der 
Zeiten der Bedarf des Kupfers stets an bevor- 
zugter Stelle gestanden hat, so war es dem 
letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts vor- 
behalten, dem Kupfer eine Verwendung zu 
geben, die an Wichtigkeit dem Eisen wenig 
nachsteht. Stellt uns die gewaltige Entwicke- 
lung des gesamten Maschinenbaues einen MaB- 
etab für die fortdauernde Steigerung der Eisen- 
gewinnung dar, so zeigt uns der ständig er- 
höhte Kupferbedarf den riesenhaften Aufschwung 
der Elektrizitätsindustrie, für die das Kupfer 


Gesetz von Angebot und Nachfrage ist auf dem 
Kupfermarkt leider ausgeschaltet; Preise und 
Gewinnung werden von mächtigen Produzenten- 
gruppen in Amerika geregelt, von denen die 
alte Welt voraussichtlich noch auf lange Zeit 
abhängig sein dürfte. 


Kupfer findet sich in der Natur gediegen 
an verschiedenen Stellen Europas und Asiens; 
die größten Massen metallischen Kupfers sind 
aber in den Vereinigten Staaten am Oberen 
See entdeckt worden. Außerdem kommt das 
Kupfer gebunden in Form sehr zahlreicher Erze 
vor, die in den geologischen Formationen vom 
kristallinischen Schiefer bis zum Buntsandstein 
angetroffen werden und als geschwefelte oder 


246 


Für Werkstatt und Laboratorium. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg. 


oxydische Erze in Gängen, Stöcken, Lagen auf- 
treten. 

Geschwefelte Erze sind: 

1. Der Kupferkies, der in den Kupferschiefern 
des Mansfeldschen, den kupferhaltigen Eisen- 
kiesen der spanischen Rio Tinto-Grube und auch 
sonst, z.B. in Rußland, Nordamerika, Schweden, 
Norwegen, in großen Mengen vorkommt. Er 
besitzt 34 bis 35 0/0 Cu-Gehalt. 

2. Das Buntkupfererz oder der Buntkupfer- 
kies, der hauptsächlich in Nordamerika (Butte 
im Staate Montana) vorkommt. Dieses Erz hat 
einen Cu-Gehalt von 55 bis 70 /o. 

3. Der Kupferglanz mit 80/9 Cu bildet das 
Hauptkupfererz von Nordamerika (Montana, 
Arizona, Neu-Mexiko). 

4. Die mit Schwefelarsen und Schwefel- 


antimon verbundenen Erze, so der Energit (mit, 


480/,) in Ungarn und Fahlerze (mit 15 bis 48 0/0), 
die besonders in Deutschland, Ungarn, Tirol, 
Colorado gefunden werden. 

Oxydische Erze sind: 

1. Der im Ural, aber auch in Chile und Süd- 
australien vorkommende Malachit mit rd. 70/9 Cu, 
der Kupferlasur oder Azurit in Pennsylvanien, 
Südaustralien, aber auch in Chile, im Ural, den 
Vereinigten Staaten vorkommend, mit 60 bis 
70 0/0 Cu. 

2. Der in Amerika, New-Mexiko, Arizona, 
Südaustralien und im Ural vorkommende Cuprit 
oder das Rotkupfererz mit 88,8 9/9 Cu-Gehalt. 

Weitere Kupfererze sind das Salzkupfer, das 
Kieselkupfer, sowie Kupferschiefer und Kupfer- 
sande. 

Außer aus seinen Erzen im Bergwerks- und 
Hüttenbetrieb wird Kupfer noch im Hütten- 
betrieb bei Gewinnung anderer Metalle, nament- 
lich auch in Schlacken und Laugen, nebenbei 
gewonnen. 

Die Rentabilität des Abbaues des Kupfers 
laßt sich durchaus nicht allein nach dem Kupfer- 
Prozentgehalt der Erze bemessen, sondern richtet 
sich danach, ob mehr oder weniger wertvolle 
Nebenprodukte (wie z. B. Silber) gewonnen 
werden und welche Schwierigkeiten sich bei 
der Reduktion des Kupfers aus dem betreffenden 
Erz ergeben. 

Die Gewinnungsorte für Kupfer haben im 
Laufe der Jahrhunderte merkwürdige Verschie- 
bungen erfahren. Im 15. und 16. Jahrhundert 
waren Tirol und Ungarn die Hauptlieferer, im 
17. Jahrhundert Schweden mit seinen Faluner 
Gruben, das im 18. Jahrhundert von Rußland 
überholt wurde. Von 1750 bis 1860 waren die 
englischen Kupfergruben die hauptsächlichsten 
Kupfergewinnungsstätten der Welt. Japans 
Kupferförderung kam in diesen Zeiten nur für 
den asiatischen Bedarf in Frage. Die Kupfer- 
gewinnung in Australien und in den Vereinigten 
Staaten von Nordamerika lag Mitte des 19. Jahr- 


hunderts erst in ihren Anfängen. Englands 
Kupfererzeugung aus den Cornwalliser Gruben 
wurde noch durch hüttenmännische Gewinnung 
aus eingeführten fremden Kupfererzen stark 
vergrößert. Chile trat in den sechziger und 
siebziger Jahren vorübergehend an Englands 
Stelle als Hauptversorger der Welt, dann Ende 
der siebziger Jahre Spanien. Noch heute ist 
die spanisch - portugiesische Kupfergewinnung 
die größte in Europa, bis 1910 war sie sogar 
die drittgrößte der Welt. Erst hinter diesen 
Ländern folgt in Europa nach dem heutigen 
Stande Deutschland, in weitem Abstande folgen 
dann Norwegen, Serbien, Italien, Österreich, 
Schweden, Türkei und England. 

Von außereuropäischen Ländern hat Japan 
in den letzten zwanzig Jahren seine Gewinnung 
mehr als verdreifacht; es war bis 1910 der viert- 
größte Produzent, um dann an die bisher von 
Spanien und Portugal eingenommene dritte 
Stelle zu treten. 

Der Schwerpunkt der Kupfergewinnung liegt 
in den Vereinigten Staaten, die 1911 500500 von 
887 000 ¢ stellten oder 550/, der Welterzeugung; 
1912 stellten die Vereinigten Staaten von der 
über 1000000 ¢ betragenden Welterzeugung etwa 
570000 t, also etwa 570/0. 

Von 1886 bis 1911 ist die Kupfergewinnung 
in Amerika von 70900 ¢ auf 500500 t gestiegen, 
hat sich also versiebenfacht. 

Im gleichen Zeitraum stieg die gesamte 
europäische Förderung von 77600 ¢ auf 126500 t, 
die australische von 9800 ¢ auf 42500 t, die 
afrikanische von 6200 t auf 7300, die japanische 
von 12200 ¢ auf 65900 t. 

Vorstehende Daten beziehen sich auf die 
sogenannte bergmännische Kupfergewinnung in 
den einzelnen Ländern, also auf gefördertes 
Rohkupfer. Dieses Bild ändert sich wesentlich, 
wenn man die hüttenmännische Erzeugung ins 
Auge faßt. Danach nimmt in Europa auch 
heute noch England, das zahlreiche ausländische, 
namentlich amerikanische und spanische Kupfer- 
erze verhüttet, die erste Stelle ein. Es folgt 
dann Deutschland, das gleichfalls viel spanische, 
vornehmlich aber schwedische Kupfererze ein- 
führt und verhüttet. Rußland verhüttet heute 
sein Kupfer ausschließlich selbst (Erzeugung 
1912: 29.000 2). 

Beim Verbrauch der einzelnen Länder an 
Rohkupfer stehen ebenfalls die Vereinigten 
Staaten an erster Stelle; es folgen dann Deutsch- 
land, England, Frankreich, Österreich-Ungarn, 
Rußland, Italien und Belgien. 

Deutschland steht unter den europäischen 
Ländern hier an allererster Stelle: hier hat sich in 
dauernder Steigerung, die nur vorübergehend 
in Depressionszeiten (1901, 1907) unterbrochen 
wurde, der Verbrauch in den letzten 22 Jahren 
fast verfünffacht (1889: 46700 ¢, 1911: 275000 £). 


Heft 238. 
1. Dezember 1913. 


1912 dürfte der Verbrauch eine Viertel Million 
Tonnen überschritten haben. Der Verbrauch 
Deutschlands an Rohkupfer ist fast zehnmal 
so groß, wie die Kupfergewinnung aus eigenen 
Bergwerken. Englands Verbrauch, der Ende der 
achtziger Jahre mit 88700 ¢ fast doppelt so groß 
wie der deutsche war, bleibt 1911 mit 152400 ¢ 
stark hinter dem deutschen zurück, wenn er 
auch in den letzten Jahren gestiegen ist. Frank- 
reich hat unter den europäischen Ländern meist 
an dritter Stelle gestanden. Es fulgt heute 
Österreich-Ungarn, nachdem es Rußland seit 
1906 überholt hat. 

Der deutsche Kupferverbrauch verteilt sich 
auf eine Reihe von Industriezweigen. Haupt- 
verbraucher sind heute die Elektrizitätswerke, 
die das Kupfer hauptsächlich in Form von 
Draht und Kabel verwenden. Die Kupferwerke 
stellen Bleche, Stangen, Röhren und andere 
Halbfabrikate her, während die Messinywerke 
das Kupfer mit Zink als Legierungen ver- 
arbeiten. Ferner verbrauchen Schiffswerften, 
Armaturenfabriken und Gießereien viel Kupfer. 
Endlich benutzt auch die chemische Industrie 
in steigendem Maße zur Herstellung von Kupfer- 
salzen, besonders von Vitriol, das Kupfer. 

Die Formen, in denen das sogenannte Han- 
delskupfer auf den Markt kommt, sind Barren, 
ausgewalzte Bleche und Kupferstangen, ge- 
gossene und gepreßte Rühren sowie gezogene 
Drähte. 

Hauptplätze für Kupfer sind New York, 
London, Paris und neuerdings auch Berlin und 
Hamburg. Man handelt in Berlin Elektrolyt- 
sorten, amerikanische, deutsche, japanische, 
englische und raffinierte Sorten. 

Die Preise für Kupfer sind erheblichen 
Schwankungen unterworfen, die teils durch die 
Kämpfe der großen Kupfergesellschaften, teils 
durch die Konjunktur verursacht werden. In 
den Jahren 1872 bis 1912 war der höchste 
Preis für eine Tonne Kupfer etwa 2250 M und 
der niedrigste etwa 920 M. Hig. 


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Glastechnisches. 


Die Verwendung der seltenen Glas- 
oxyde bei der Glasfabrikation. 
Von L. Springer. 


Sprechsaal 46. S. 476. 1913. 
(Schluß) | 


4. Aluminiumoryd. 

Als Rohmaterialien für die Einführung von 
Tonerde in gewöhnliches Glas, namentlich in 
Flaschengläser, kommen fast ausschließlich 
10 bis 20%, Tonerde enthaltende Gesteine, wie 
Feldspate, Granite, Syenite, Porphyre usw., in 


Glastechnisches. 


mens, in seiner Fabrik zu Dresden die Ver- 
schmelzung solcher Gesteinsarten gezeigt zu 
haben. Will man für bessere Gläser eine alka- 
lische Tonerde verwenden, so besitzt man im 
Kaolin ein reines Aluminiumsilikat. Darf neben 
der Tonerde auch Alkali vorhanden sein, so ist 
der Feldspat, eine Verbindung von Kalium- 
Natrium-Aluminiumsilikat, das geeignete Roh- 
material. Von reinen Tonerden kommt das 
Tonerdehydrat Al(OH), in Frage. 

Während man bis in die achtziger Jahre des 
vorigen Jahrhunderts einem Zusatz von Ton- 
erde zum Glase skeptisch gegenüberstand und 
Benrath 1875 sowehl wie Tscheuschner 1885 
von einem Zusatz von Tonerde abrieten, weil 
die Gläser mit hohem Tonerdegehalt schwer 
schmelzbar und besonders zur Entglasung ge- 
neigt scien, so änderte man mit Beginn der 
neunziger Jahre seine Anschauung hierüber. 
Man ermittelte, daß ein mäßiger Zusatz von Ton- 
erde geradezu die Entglasung einer Schmelze 
verhindert. Den Anstoß hierzu gab eine Unter- 
suchung Schotts an Thüringer Glas, bei 
welchem Sand von Martinroda, der nach der 
Analyse 3,66 °/, Tonerde aufwies, verwendet 
wurde. Die Richtigkeit der Annahme, daß der 
Tonerdegehalt im Sande das Rauhwerden des 
Glases in der Flamme verhindert, wird durch 
Versuche von Frank und von Weber be- 
stätigt. Letzterer weist z. B. darauf hin, daß 
es eine alte Hüttenregel sei, bei rauhwerdenden 
Gläsern den Zusatz an Mergel zu erhöhen oder 
etwas feuerfesten Ton zuzugeben. Eine weitere 
wichtige Eigenschaft der Tonerde ist die, daß 
sie das Glas chemisch widerstandsfähiger macht. 
Mit Alkali übersättigte Gläser werden durch 
Zusatz von Tonerde ebenso haltbar, wie normal 
zusammengesetzte ohne Tonerdezusatz. Diese 
Wirkung der Tonerde ist wichtig für Anfertigung 
säurebeständiger Gläser, z. B. der Säureballons. 
Nach Frink erleichtert die in dem Lehm der 
Sande enthaltene Tonerde beim Schmelzen die 
Reaktion zwischen Natron, Kalk und Kiesel- 
säure und befördert in offenen Wannenöfen die 
Herstellung einer homogenen Glasmasse. End- 
lich sei noch erwähnt, daß Tonerde bei redu- 
zierender Flamme die Aufnahme des Natrium- . 
karbid bildenden Kohlenstoffs verhindert. 

Die in erster Linie zu Flaschengläsern, 
Säureballons usw. verarbeiteten tonerdehaltigen 
Glasgefäße weisen einen Aluminiumgehalt von 
4 bis 16%, auf. Nach Halic verschlacken sehr 
heiß gehende Wannenöfen Tonerde in solchen 
Mengen, daß letztere in manchen Fällen bis zu 
20 °%/, im Glase enthalten ist. In Spezialgläsern, 
namentlich in denen, die gegen schroffen Tem- 
peraturwechsel möglichst unempfindlich sein 
müssen, beträgt der Prozentsatz der Tonerde 
im Glase 2,5 bis 50%. So weist das Jenaer 


Betracht, und es ist ein Verdienst von F. Sie- | Gertteglas 3,5°%,, das Normal - Thermometer- 


æ r a m 


248 Glastechnisches. 


Deutsche 


——— mm nn mL nn nn Mo - — = sf 


glas 1611 25°/, und das Jenaer Borosilikat- 
glas 591 50/, Aluminiumoxyd auf. 


5. Borsäure als glasbildendes Oxyd. 


Wenngleich sich schon in allen venezianischen 
Mosaikgläsern, in venezianischen Spiegelgläsern 
und in einigen englischen Gläsern zu Anfang 
des vorigen Jahrhunderts Borsäurezusätze bis 
zu 3°/, vorfinden, so ist es doch erst der mo- 
dernen Glastechnik vorbehalten gewesen, den 
hohen Wert der Borsäure für die Glasfabrikation 
richtig einzuschätzen. 

Die heutige Glastechnik bedient sich bei 
Verwendung von Borsäure folgender Roh- 
materialien. Entweder wird das kristallisierte 
Borsäurehydrat H,BO, angewandt, das beim 
Schmelzen unter 45°, Wasserverlust in 
Borsäureanhydrid B,O, übergeht, dann aber 
auch ein Borsalz, das Natriumtetraborat, 
der Borax; und zwar muß man hier 
unterscheiden den wasserfreien gebrannten 
Borax, der sich mit 1 Molekül Natriumoxyd 
und 2 Molekülen Bortrioxyd zusammensetzt, 
Na,O + 2B.,0,; = Na,B,O;, und den wasserhal- 
tigen kristallisierten Borax, der, je nachdem 
er dem oktaedrischen oder dem prismatischen 
System angehört, mit 5 bezw. 10 Molekülen 
Kristallwasser zuftritt. 

Mannigfaltig sind die Eigenschaften, die die 
Borsäure dem Glase verleiht. In optischer Be- 
ziehung verhält sie sich Silikatgläsern gegen- 
über eigentümlich; denn bei einem Zusatz bis 
zu 20°/, erhöht sie die Brechung des Glases, 
um bei stärkeren Zusätzen über 20°, die 
Brechung wieder abnehmen zu lassen. Sie be- 
sitzt ferner die Eigenschaft, den blauen Teil 
des Spektrums im Verhältnis zu dessen rotem 
Abschnitt wesentlich zu verkürzen. Durch 
geeignete Zusammensetzung von Boratflint- 
gläsern mit Phosphatkrongläsern kann man 
scharf begrenzte Bilder erzielen. Diese wert- 
vollen Eigenschaften sichern dem Bor die Ver- 
wendung für optische Gläser und für die 
Edelsteinimitationstechnik. Eine weitere für 
die Technik ungemein wertvolle Eigenschaft 
der Borsäure ist die, daß der Ausdehnungs- 
koeffizient des Glases proportional dem wachsen- 
den Zusatz von Borsäure abnimmt. 

Die Stellung, die das Bor in chemischer Hin- 
sicht zu den übrigen Elementen einnimmt, macht 
sich auch bei der Borsäure geltend, die ihrem 
Verhalten nach teils den Alkalien, teile den 
Säuren nahesteht. Bezüglich der Härte und 
Schmelzbarkeit, die die Borsäure den Gläsern 
erteilt, ähnelt sie den Alkalien. So wird ein 
Borsäure enthaltendes Glas außerordentlich hart 
und leistet dem Schleifrade großen Widerstand, 
anderseits ist es vorteilhaft für Glasuren und 
Farbflüsse wegen seiner leichten Schmelzbarkeit 
verwendbar. Dagegen zeigt die Borsäure auch 


Mechaniker-Ztg. 


ihre Siurenatur. Sie bildet mit Kieselsäure sog. 
komplexe Säuren, die die Gläser außerordent- 
lich widerstandsfahig gegen atmosphärische 
Einflüsse und gegen die Einwirkung von Wetter 
und Säuren machen. Sie macht als sehr starke 
Säure selbst Schwefelsäure aus ihren Verbin- 
dungen in der Schmelze frei, sie wirkt also 
läuternd und reinigend auf den Glassatz, was 
ebenfalls von Bedeutung ist. Der Glastechniker 
hat demgemäß in der Borsäure ein vorzügliches 
Hilfsmittel in der Hand, mit dem er Glassätzen 
diejenigen physikalischen und chemischen Eigen- 
schaften verleiht, die für diesen oder jenen Fall 
opportun erscheinen, 


Wir finden demgemäß eine allgemeine An- 
wendung der Borsäure bei allen Glassorten. 
Dem Kristallglase gibt die Borsäure einen er- 
höhten Glanz; sie wird dort in der Weise zu- 
gesetzt, daß etwa auf 100 Teile Sand 4 bis 12Teile 
Borax verwendet werden. Ebenso finden wir 
stark borsäurehaltige Straßsätze fürdie Edelstein- 
imitation von Schrader (Berlin 1860) sowie von 
Donault-Wieland angegeben. Wegen ihrer 
geringen Wärmeleitfähigkeit, aber auch ihrer 
leichten Schmelzbarkeit wegen finden die Borat- 
gläser Verwendung bei Überfanggläsern, Gla- 
suren, Emails und bei den Farbflüssen. So 
werden beim Kupferrubin, dem Chromaventurin 
und beim Lüsterglase zu 100 Teilen Sand 
etwa 7 bis 30 Teile Borax zugesetzt. Die Ver- 
wendung der Borsäure zu optischen Gläsern 
wurde schon erwähnt. Das zu optischen Zwecken 
benutzte Borat-Flintglas besteht aus 12°/, Alu- 
miniumoxyd, 32°/, Bleioxyd und 56°/, Bortrioxyd. 
Wie man sieht, fehlen hier gänzlich die sonst 
üblichen Glasbestandteile, wie die Kieselsäure, 
die Alkalien und der Kalk. Zum Schluß sei 
noch der bekannten Jenaer Gläser gedacht, die 
die wertvollen chemischen Eigenschaften der 
Borsiure sich zunutze gemacht haben. Wäh- 
rend das Jenaer Geräteglas 15°/, Borsäure auf- 
weist, enthalten die Thermometergläser 16 ll 
und 9I 2 bezw. 12°, Borsäure. Die Kom- 
bination der letzten beiden Glassorten liefert . 
das Schottsche Verbundglas für Dampfkessel- 
Wasserstandsröhren. Dem Jenaer Zylinderglas, 
das selbst dem schroffsten Wechsel von Hitze 
und Kälte standhält, sind sogar 24°/, Borsäure 
einverleibt. 

6. Phosphorsäure. 


Abgesehen von den mitPhosphaten getrübten 
Gläsern spielt die Pbosphorsäure nur bei den 
optischen Gläsern eine größere Rolle. Sie macht 
das Glas leicht löslich und außerordentlich halt- 
bar. Bezüglich des letzten Punktes wird sie 
nur von der Borsäure übertroffen. Schott hat 
zwei borsäurehaltige Phosphatkronglaser her- 
gestellt, von denen das eine 60 °/,, das zweite 
sugar 70%, Phosphorpentoxyd P,O, enthält. 


Heft 23. 
1. Dezember 1913. _ 


Zum Schluß sei noch der Anwendung von 
Arsenoxyd As,0, und Antimonoryd Sb,O, ge- 
dacht. Beide Oxyde werden im allgemeinen 
in der beutigen Glastechnik nur als Läuterungs- 
bezw. als Färbungs- oder Entfärbungsmittel an- 
gewandt. Von Interesse ist noch die Fest- 
stellung, daß in dem Jenaer Zylinderglas neben 
seinem hohen Borsiuregehalt 4°/, Antimonoxyd 


vorhanden sind. R. 
Gebrauchsmuster. 

Klasse: 

12. Nr. 573329. Flüssigkeitsheber. W.Schmidt, 
Aachen. 25. 9. 13. 

21. Nr. 571107. Kathodenstrahlenröhre zum 
Selbstevakuieren. E. Leybold’s Nach- 
folger, Cöln. 15. 9. 13. 


Nr. 571108. Entladungsröhre zur Demonstra- 
tion der negativen Ladung der Kathoden- 
strahlen. E. Leybold's Nachfolger, Cöln. 
15. 9. 13. 

Nr. 571514 u. 671520. Ventilröhre mit mehr- 
fachen, miteinander in Verbindung stehenden 
Gefäßen. Polyphos El.-Ges., München. 
18. 9. 13. 

Nr. 674 313. Mit einem Vorratsgefäß verbun- 
denes Vakuumgefäß für Metalldampfapparate 
zur Stromumformung. E Hartmann, Frank- 
furt. 8. 3. 13. 


80. Nr. 673728. Injektionsspritze mit Metall- 
spitze. G. Zimmermann jun., Stützerbach. 
30. 9. 13. 


42. Nr. 571521. Vorrichtung zur Feststellung 
des spezifischen Gewichts von Gasen. R. 
Chabaud, Paris. 2. 12. 11. 

Nr. 571573. Skala für Thermometer mit Um- 
hüllungsrohr. C. u. F. Hörnig, Stadtilm, 
u. O. Rosenstock, Cassel- Wilhelmshöhe. 
12. 9. 13. | 

Nr. 571598. Zuckerbestimmungsrohr. Ver. 
Lausitzer Glaswerke A.-G., Berlin. 
18. 9. 13. 

Nr.571711. Hochvakuum-MeBapparat aus Glas. 
F. Ewald, Wipperfürth. 28. 8. 13. 

Nr. 571980. Gärröhrchen. F. Spillner, Essen. 
20. 9. 13. 

Nr. 572148. Prüfungsfähiges hochgradiges 
Maximumthermometer. C. Richter, Berlin. 
22. 9. 13. 

Nr.572 181. Quecksilbermanometer.O.Schmidt, 
Königsberg i. Pr. 30. 8. 13. 

Nr. 572516. Gärröhre. Reinh. Kirchner & 
Co., Ilmenau. 5. 9. 13. 

Nr. 573739. Pipettenspritze. F. Hellige & Co., 
Freiburg i. B. 3. 10. 13. 

Nr. 574618. Konischer Glaskolben mit kugel- 
formigem Boden. U. von Reden, Zürich. 
10. 10. 13. 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 


Thermometer mit Steckfuß für 
Aquarien u. dgl. F. Graafen, Erfurt, u. 
F. Schneider, Gera. 9. 10. 13. 

64. Nr. 571952. Heber mit seitlicher Entlüftung. 
W. Martin, Duisburg. 13. 9. 13. 


Nr. 574 763. 


— BG 


Gewerbliches. 


Internationale Kinematographische 
Ausstellung Glasgow 1914. 

In Glasgow findet vom 17. bis 26. Februar 
1914 eine International Kinematograph 
Exhibition and Conference statt. Als 
Sekretär fungiert Herr Ernest Schofield, 
der auch die günstig beurteilte!) gleichartige 
Ausstellung vom März d. J. in London durch- 
geführt hat. Wie die Ausstellungsleitung der 
Ständigen Ausstellungskommission für 
die Deutsche Industrie mitgeteilt hat, ist 
eine besondere Propaganda zur Heranziehung 
ausländischer Firmen nicht beabsichtigt, jedoch 
würden deutsche Firmen, die ihre einschlägigen 
Erzeugnisse auszustellen wünschen, gern auf- 
genommen werden. Die Ausstellungs-Druck- 
sachen (Prospekt, Bedingungen und Plan) 
können in der Geschäftsstelle der Ständigen 
Ausstellungskommission (Berlin NW 40, 
Roonstr. 1) eingesehen werden. 

Die Adresse der Ausstellungsleitung ist: 
140, West George Street, Glasgow. 


Systematische Zusammenstellung der 
Zolltarife des In- und Auslandes. 
Herausgegeben vom Reichsamt des Innern. 
Der zuletzt im Jahre 1910 aufgelegte, die 
Metallindustrie behandelnde Band B 1 ist seit 
längerer Zeit im Buchhandel vergriffen; infolge- 
dessen wurde die Neubearbeitung des Bandes 
durchgeführt, bei welcher die inzwischen in 
Italien, Schweden, Spanien und Costarica neu 
aufgestellten Zolltarife sowie wichtige und um- 
fangreiche Zolltarifänderungen in einer Reihe 
anderer Länder zu berücksichtigen waren. Im 
Hinblick auf den neuen amerikavischen Zoll- 
tarif erschien es zweckmäßig, mit der Heraus- 
gabe bis nach Annahme dieses Tarifes zu warten. 
Der nunmehr fertiggestellte Band ist, wie 
bisher, in fünf Hauptgruppen zerlegt. Die 
ersten vier Gruppen umfassen die eigent- 
liche Metallindustrie, und zwar Gruppe I die 
Edelmetalle (Gold, Iridium, Osmium, Palladium, 
Platin, Silber); Gruppe II Eisen; Gruppe III 
Kupfer und Kupferlegierungen; Gruppe IV Blei, 
Zink, Zinn, Aluminium, Nickel und sonstige 
nicht unter I, II, III genannte Metalle und Le- 


1) S. diese Zeitschr. 1913. S. 92. 


mu nn 


-a 


Gewerbliches. — Kleinere Mitteilungen. 


Deutsche 
Mechaniker-Ztg 


gierungen; in Gruppe V sind alle Maschinen, 
wissenschaftliche Instrumente und Apparate, 
musikalische Instrumente, Uhren und deren Be- 
standteile sowie Fahrzeuge ohne Rücksicht auf 
das verwendete Material behandelt. 

Gruppe I ist nach der Art und dem Grade 
der Bearbeitung in drei Unterabteilungen, die 
Gruppen II, III, IV sind in je vier Unterabtei- 
lungen zerlegt, und zwar sind in 1. die Roh- 
stoffe und Abfälle, in 2. die Halbfabrikate und 
die den Halbfabrikaten nahestehenden ganz 
groben Waren und in 3. und 4. die fertigen 
Waren behandelt. Bei den Gruppen If, III, IV 


ist nach der Art der Bearbeitung und des Ver- 


wendungszwecks noch zwischen groben und 
feinen Waren unterschieden. Gruppe V hat 
fünf Unterabteilungen, und zwar Maschinen (1), 
wissenschaftliche Instrumente und Apparate (2a), 
musikalische Instrumente (2b), Uhren (2c) und 
Fahrzeuge (3). 

Der Band ist im Verlage der Kgl. Hof- 
buchhandlung von E. S. Mittler & Sohn, 
Berlin SW 68, Kochstr. 68 bis 71, erschienen; 
der Preis beträgt für das broschierte Exemplar 
4 M, für das gebundene 4,60 M. 


Handbuch für den deutschen Aufsen- 
handel. 
Zusammengestellt im Reichsamt des Innern. 

Der Jahrgang 1913 enthält nicht nur alle 
seit der Auflage 1912 (8. diese Zeitschr. 1912. S 73) 
eingetretenen Änderungen, sondern bedeutet 
eine wesentliche Vermehrung und Ergänzung 
des seitherigen Inhalts des Handbuchs. Ins- 
besondere ist in dem Teil „Verkehr mit den 
Kaiserlich Deutschen Konsulaten und Winke 
für den Handel in deren Bezirken“ der Kreis der 
berücksichtigten Länder wesentlich ausgedehnt 
worden. Auch haben die schon seither ge- 
brachten Winke eine beträchtliche Vermehrung 
des Inhalts erfahren; namentlich sind bei den 
meisten Ländern neu gebracht worden Angaben 
über das Verhalten von Gläubigern bei Kon- 
kursen. Ganz neu ist ferner der Teil „Bestim- 
mungen über Vergebung von Lieferungen in 
einzelnen Ländern“. Von den übrigen Ände- 
rungen sei hervorgehoben, daß der Teil „Zoll- 
beschwerde- und Streitverfahren in den euro- 
päischen Ländern“ nunmehr auf sämtliche 
europäische Staaten ausgedehnt worden ist. 
Das Handbuch für 1912 umfaBte 379 Seiten, der 
Jahrgang 1913 umfaßt 562 Seiten. 


— f —___—- 
Kleinere Mitteilungen. 


Die Verteilung der Lehrbriefe an 
die Berliner Junggehilfen fand am 16. No- 
vember 11 Uhr vorm. im großen Saale 


der Handwerkskammer in feierlicher Weise 
statt. Nach begrüßender Ansprache des 
Syndikus der Handwerkskammer, Hrn. Dr. 
Heinzig, wies der Stellvertretende Vor- 
sitzende des Prüfungsausschusses, Hr. Dr. 
heimerdes, in formsehéner und inhalts- 
reicher Rede auf die Bedeutung hin, die 
der Übertritt ins praktische Erwerbsleben 
für die jungen Fachgenossen besitzt, und 
gab ihnen eine Reihe von beherzigens- 
werten Ratschlägen für das fernere Lernen 
und Leben. Alsdann verteilte der Vor- 
sitzende des Prüfungsausschusses, Hr. B. 
Sickert, die Lehrbriefe. 


Zum ersten Male war mit dieser Feier 
eine Ausstellung der Gehilfenstücke 
verbunden. Etwa die Hälfte der Prüflinre 
hatte ihre Arbeiten ausgestellt, wobei die 
Beteiligung der großen Fabriken (Siemens 
& Halske, Mix & Genest u.a. m.) rüh- 
mend hervorzuheben ist. Die Stücke legten 
beredtes Zeugnis ab von dem Hochstande 
des Lehrwesens in der Feinmechanik; nir- 
gends bekam man Bedenkliches oder gar 
Minderwertiges zu schen, mitunter aber 
Arbeiten, die man für einen Lehrling fast 
für zu schwer gehalten hätte. 

Hoffentlich bleiben diese Ausstellungen, 
dureh deren Schaffung sieh der Ausschuß 
für das Prüfungswesen zu Berlin ein großes 
Verdienst erworben hat, eine ständig wieder- 
kehrende Einrichtung: denn dureh die Dar- 
bietung guter Vorbilder und dureh Er- 
weckung des Ehrgeizes werden sie fördernd 
auf die Feinmechanik und ihren Nachwuchs 
wirken. Auch hier wird das Beispiel hoffent- 
lieh Nacheiferung erwecken und, zum Segen 
für unsere Kunst, dem Urteil immer höhere 
Gesetze schreiben. 


Elektrotechnische Lehranstalt des 
Physikalischen Vereins in Frank- 
furt a. M. 

Am 27. September wurde der 34. Kursus 
zur Ausbildung von Monteuren und Installa- 
teuren sowie von Werkstatts-, Laboratoriums- 
und Betriebsbeamten der Elektrotechnik be- 
endet. Die Schülerzahl betrug 18; es befanden 
sich darunter eine Reihe solcher, welchen von 
Behörden oder Stiftungen Beihilfen zum Besuch 
der Anstalt gewährt wurden. Bei Auswahl der 
Schüler, die immer nur in beschränkter Zahl 
zugelassen werden, wurde nach wie vor ein 
Hauptgewicht auf eine solide Praxis gelegt, 
deren Dauer im Durchschnitt 10 Jahre betrug. 

Seitens der elektrotechnischen Industrie wie 
von Elektrizitätswerken lag eine rege Nach- 
frage um Nachweis geeigneter Kräfte aus dem 
Schülerkreis vor. 


1. Deccuber 1913. „Kleinere eee: — “Ealentachau. 251 a 


Der nächste Kursus beginnt wieder im Ja- Das Instrument, dessen Anschaffungskosten 
nuar, da erfahrungsgemäß die im Installations- | 60000 M betrugen, galt seinerzeit als das größte » 
fach Beschäftigten um diese Zeit am besten | Meisterwerk des astronomischen Instrumenten- 
abkommen können und dann nach Schluß des | baues; es ist 7 m lang, hat eine Objektivöffnung 
neunmonatlichen Kursus im Oktober leicht | von 38 cm und gestattet eine 20C0-fache Ver- 
wieder Stellung finden. größerung. 

Der Lehrplan der Anstalt hat insofern eine Das alte Instrument ist noch vollständig in 
Erweiterung erfahren, als dem Gebiet der Hoch- | geinem ursprünglichen Zustand erhalten, mit 
spannungsinstallation und des Freileitungs- | i] den Einrichtungen der Montierung, der Aus- 
baues ein größerer Platz eingeräumt wurde. | palancierung, des Uhrwerksantriebes usw., wie 
Herr Bader, Oberingenieur von Lahmeyer | gie zuerst von Fraunhofer angegeben wurden. 
& Co., hat es übernommen, auf Grund seiner 
reichen Erfahrung die Schüler in diesem Gebiete 
zu unterweisen. 

| 


Die Mittelkuppel des Neubaues ist als neues 
Heim für dieses altehrwürdige Fernrohr vorge- 
sehen; dort soll es für die Benützung der Be- 
sucher des Museums aufgestellt werden, zur 
steten Erinnerung an die hervorragenden Lei- 
stungen des von Utzschneider und Fraun- 
hofer im Anfang des vorigen Jahrhunderts in 
München gegründeten optischen Institute. 


Deutsches Museum. 

Die Gruppe Astronomie des Deutschen Mu- 
seums, für deren Ausgestaltung im Neubau 
bereits zwei größere moderne Fernrohre von 
C. A. Steinheil Söhne und von Carl Zeiss 
gestiftet wurden, hat nunmehr auch ein be- 
rühmtes historisches Fernrohr als Stiftung er- 
halten, nämlich den 15-zölligen Refraktor von 
Utzschneider und Fraunhofer, der zu An- 
fang des vorigen Jahrhunderts für Pulkowa 
gebaut wurde. 


Der diesjährige Nobelpreis für Physik 
ist Hrn. Prof. Kamerlingh Onnes in 
Leiden, der für Chemie Hrn. Prof. A. 
Werner in Zürich verliehen worden. 


ee => 


Patentscha u. 


Fernrohr, bei dem die Vergrößerung in horizontaler Richtung durch einen Prismensatz 
nach Brewster mit vertikalen Prismenkanten, welche auf Ablenkung eingestellt sind, geschieht, 
dadurch gekennzeichnet, daß hinter diesem Pris- 
mensatz m, n eine positive g und eine negative 
Zylinderlinse r mit horizontalen Achsen ange- 
ordnet sind zwecks Erzielung einer gleich starken 
Vergrößerung in vertikaler Richtung. H.Schoeler 
in Berlin. 26. 11. 1911. Nr. 250 734. KI. 42. 


Achromatisches Linsensystem für Chevalier-Brückesche Lupen von schwacher Ver- 
größerung mit zweigliedriger Vorderkombination, u 5 A5 A 
das für das Sehen mit bewegtem Auge auf die I, 
Fehler schiefer Büschel korrigiert ist, dadurch 
gekennzeichnet, daß die Vorderkombination aus 
zwei positiven Einzellinsen besteht, so daß eine 
Korrektion der Farbenabweichung nur durch die 
Hinterkombination stattfindet. C. Zeiss in Jena. 
11. 10. 1911. Nr. 250 923. Kl. 42. 


1. Elektrischer Dampfapparat mit mehreren flüssigen Elektroden, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß das Gefäß des Apparates pendelnd aufgehängt und derart mit Führungskanälen 
für das kondensierende Elektrodenmaterial (z. B. Quecksilber) ausgerüstet ist, daß dieses Elek- 
trodenmaterial infolge der Schwerkraft der Elektroden und der durch sie bedingten Stellung dess 
Gefäßes immer der leichteren Elektrode zugeführt wird, so daß stets ein normaler Stand der 
Flüssigkeit an den Elektroden erzielt wird. 

2. Ausführungsform des elektrischen Dampfapparates nach Anspr. 1, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß der Teil des Gefäßes, an dessen Wand die Kondensation des Elektrodenmaterials 
vorzugsweise stattfindet, unten einen Sammelraum besitzt, von dem nach unten gerichtete Kanäle 
abzweigen, die gekreuzt verlaufen und je zu der gegenüberliegenden Elektrode führen, so daß 


je nach der Seite, nach welcher das Gefäß entsprechend der durch das ver- 
` schiedene Verdampfen des Elektrodenmaterials an den einzelnen flüssigen Elek- 
troden bedingten Veränderung der Schwerpunktslage sich augenblicklich neigt, 
der eine oder andere der nach unten verlaufenden Kanäle das Elektrodenmaterial 
aus dem Sammelraum der gegenüberliegenden leichteren Elektrode zuführt. 
Gesellschaft für elektrotechnische Industrie 


Nr. 251 347. Kl. 21. 


Visiervorrichtung für Geschütze mit einem Richtfernrohre und einem 
fest mit diesem verbundenen Beobachtungsfernrohre, deren Okulare so angeordnet 
sind, daß sie gleichzeitig von verschiedenen Personen benutzt werden können, 
dadurch gekennzeichnet, daß als Richtfernrohr ein Rundblickfernrohr verwendet \ 
wird, dessen Okular quer zur Erhöhungsebene steht, und daß das Gehäuse d! 
des Beobachtungsfernrohres D mit einem Teil c? des Reflektorkopfes des Rund- 
F. Krupp A. G. in Essen, Ruhr. 


blickfernrohres unmittelbar verbunden ist. 
5. 5. 1911. Nr. 252355. Kl. 72. 


Patentschau. — Vereinsnachrichten. — Berichtigung. 


Dentsche 
Mechaniker-Zts. 


in Berlin. 11. 11. 1911. 


nee, E, 


Vereinsnachrichten. 


D. G. f. M. u. O. Abt. Berlin, E. V. 
Sitzung vom 11. November 1913. Vorsitzen- 
der: Hr. W. Haensch. 

Hr. W. Haensch führt den Kugelbeleuch- 
tungsapparat und dessen Anwendungen vor. 
Der Apparat, von Hrn. W. Bechstein in der 
Werkstatt des Vortragenden konstruiert, ver- 
dankt seine Entstehung dem Bedürfnis nach 
einer starken, gleichmäßigen, diffusen Be- 
leuchtung von episkopisch zu projizierenden 
Bildern. Eine mit zwei diametral gegenüber- 
liegenden kreisförmigen Ausschnitten versehene, 
innen weiß gehaltene Kugel trägt in ihrem 
Innern mehrere Osramlampen, deren Licht auf 
das Bild fallt, das sich an dem einen Aus- 
schnitt befindet, der andere Ausschnitt trägt 
die Projektionslinse und einen Planspiegel. 
Diese Beleuchtungsvorrichtung ist vielseitig- 
ster Verwendung fähig, z. B. für photogra- 
pbische Vergrößerungsapparate u. dgl. An 
den Vortrag schloß sich eine ‚Besichtigung 
und Erklärung der ausgestellten Apparate. 


Der Ausschuß für das Prüfungswesen 
in Berlin ladet die D. G. zur feierlichen Ver- 
teilung der Gehilfenzeugnisse am 16. November 
ein, mit der zum ersten Male eine Ausstellung 
der Gehilfenstücke verbunden sein wird. Ferner 
wird eine Einladung der V. f. B. zu ihrem 
19. Stiftungsfest vorgelegt. Bl. 


Sitzung vom 25. November 1913. Vor- 
sitzender Hr. W. Haensch. 

Hr. Prof. Dr. Göpel führt den von ihm 
konstruierten Teilungsuntersucher für Zahn- 
räder vor. Der Apparat beruht darauf, daß 
die Abstände von Zahn zu Zahn durch Ab- 
rollen mittels kreisförmiger Scheiben ver- 


größert dargestellt und so die Differenzen 
zwischen den einzelnen Zahnabständen genau 
gemessen werden. (Der Apparat ist in der Werk- 
statistechnik 7. S. 643 u. 679. 1913 beschrieben; 
ein Referat wird in der Zeitschr. f. Instrkde. 
erscheinen). 

Hr. Techn. Rat A. Blaschke spricht über 
die neueren Bestrebungen des Maschinenbaues 
zur Vereinheitlichung der Gewinde. (Ein aus- 
führlicher Bericht wird in dieser Zeitschrift 
unter „Werkstatt und Laboratorium“ gegeben 
werden). 

Hr. Haensch bittet, daß ihm die zu Ostern 
frei werdenden Lehrstellen baldigst angezeigt 
werden mögen, da bereits einige Gesuche für 
Ostern 1914 vorliegen. Hr. Baurat B. Pensky 
bringt den Beschluß des Mechanikertages 1899 
zu Jena in Erinnerung, wonach fir Lehrlinge 
mindestens die Vorbildung erforderlich ist, 
die durch Absolvierung der Volksschule er- 
worben wird; im Interesse der Präzisions- 
mechanik sei es dringend erwünscht, daß man 
auf dieser Forderung unbedingt verharre. 
Hr. Haensch stimmt dem bei und betont, daß 
er stets gegenüber den Stellensuchenden diese 
Anforderung betont habe. Bi. 


—— + 
Berichtigung. 


Die Firma R. Reifs in Liebenwerda 
teilt mit, daß sie auf der Baufach-Aus- 
stellung zu Leipzig nicht die Silberne 
Medaille erhalten habe (wie im offiziellen 
Verzeichnis der Preisträger angegeben), 
sondern die Goldene Medaille (vgl. diese 
Zeitschr. S. 240). 


Für die Redaktion verantsorllich: 


ABiaschke.in Berlin Halensae, 


Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Deutsche Mechaniker-Zeitung. 


Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. 


Herausgegeben vom Vorstande der Gesellschaft, 
Erscheint seit 1891. 


Beiblatt zur Zeitschrift Organ für die gesamte 
für Instrumentenkunde. Glasinstrumenten-Industrie. 


Redaktion: A. Blaschke, Berlin-Halensee, Johann-Georg-Str. 23/24. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W. 9. 


Heft 24. 15. Dezember. 1913. 


Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. 


Spritzgu8 und seine Verwendungsmöglichkeiten. 


Vortrag, 
gehalten am 28. Oktober 1913 in der Abt. Berlin der D. G. f. M. u. O. 
von Ing. A. Kaufmann, von der Fa Ludw. Loewe & Co. in Berlin. 
(Schluß.) 


Dies bringt mich nun auf den Punkt, welcher mir bei dem heutigen Vortrag 
der wichtigste scheint, auf die Frage, welche Teile eignen sich zur Herstellung in 
Fertigguß? Diese Frage möchte ich so beantworten: 

Für dieses Herstellungsverfahren eignen sich alle Teile, welche für dasselbe 
konstruiert worden sind; mit anderen Worten, ein Teil, welches als Drehstück konstruiert 
ist, wird niemals ohne weiteres in lohnender Weise mittels Fertiggusses hergestellt werden; 
ebenso sind Teile, welche für Stanzen konstruiert sind, keine Fertiggußteile; die Vor- 
teile des Verfahrens lassen sich nur dann ausnutzen, wenn bei der Konstruktion des 
Apparates bereits auf die Herstellung in Fertigguß Rücksicht genommen worden ist. 
Dies ist eine Forderung, die selbstverständlich erscheint und für alle anderen Her- 
stellungsverfahren auch bereits selbstverständlich geworden ist, und doch wird täglich 
immer wieder derselbe Fehler begangen: der Besteller sendet uns Teile ein, die für 
andere Herstellungsverfahren konstruiert wurden, und der Konstrukteur des Apparates 
ärgert sich, wenn wir ihm Vorschläge zur Umkonstruktion machen, und verlangt, daß 
wir das Stück genau so liefern, wie das eingesandte Muster. 

Ich möchte Ihnen hier einige 
Beispiele vorführen,wie durch weitgehende 
Umkonstruktion von Teilen dieselben erst 
zu ihrer Herstellung in Veederguß ge- 
eignet wurden. 

Fig. 9 zeigt eine Transportwalze 
mit Halter zur Bewegung eines Papier- 
streifens in einem Morseapparat. Dieses 
Teil erweist sich in der jetzigen Gestaltung 
als ein vorzügliches GuBteil durch seine gedrungene Form. Der eingegossene gebogene 
Schlitz dient dazu, eine Blattfeder hineinzuschieben, welche infolge der Biegung des 
Schlitzes sofort fest sitzt. Durch den anderen Schlitz wird der Papierstreifen geführt, 
und durch den herausragenden Dorn wird derselbe an die geriffelte Walze herangedrückt. 
Dieses Teil hatte vor der Umkonstruktion eine ganz andere Gestaltung, die in 
Fig. 10 dargestellt ist. Es waren hier Bohrungen vorgesehen, welche nach den ver- 
schiedensten Seiten auseinandergingen. In eine derselben war ein Messingstift einge- 
steckt, welcher die Stelle des jetzt mitgegossenen Dorns vertrat. Die Blattfeder wurde 
auch in einen Schlitz eingeschoben, mußte aber durch 3 Stifte festgenietet werden. 
Die ganze Form des Stückes war sehr unvorteilhaft, da in der Mitte nur ein dünner 
Steg war, und an beiden Seiten die Hauptmassen verteilt, wodurch sehr ungünstige 
Spannungserscheinungen und häufiger Bruch entstanden wären. Glücklicherweise 
hatten wir in diesem Falle den ganzen Apparat da, so daß es möglich war, das ganze 
Teil umzugestalten. Hätten wir, wie es meistens geschieht, nur dieses eine Stück 
bekommen, so hätten wir ungefähr den doppelten Preis für das Gußstück nehmen müssen, 


254 A. Kaufmann, Spritzguß und seine Verwendungsmöglichkeiten. Deutsche 


SS ee ee = hoe hams = har as ca = Ära 


Etwas ähnliches zeigt das folgende Teil: Ein Spatienring für Liniermaschinen, 
wie wir ihn in großen Mengen und allen möglichen Größen herstellen. 

In der ursprünglichen Form war er ein einfaches Drehteil aus Aluminium (Fig. 11), 
mit dem es schwer schien, zu konkurrieren, da der Veederguß ein erheblich 
höheres spezifisches Gewicht und ganz bedeutend höheren Preis hat als Aluminium. 
Jedoch wurde hier durch Aussparungen und kleine Rippen das Gewicht des GuB- 


Fig. 11, Fig. 12. Fig. 18. Fig. 14. 


stückes bedeutend herabgesetzt, ohne daß die Widerstandsfähigkeit vermindert wurde 
(Fig. 12). Da die Herstellung auf der Drehbank Umspannen erfordert und bei der ver- 
langten Genauigkeit teuer ist — es müssen die beiden Seiten gang genau auf 0,01 mm 
parallel sein —, so gelang es, auf diese Weise konkurrenzfähig zu werden. 

Ein anderes Teil ist der Zählerwerksbock für Elektrizitätszähler. In der 
ursprünglichen Form sehen Sie denselben in Fig. 13. Trotzdem die Firma selber 


Yunper‘“ lennt? Einer 


Fig. 15. 


Kubikmeter Liter 


rile, 
9 9 VE 
Gay Cus 


J=51 V=0,75 cbm 


Fig. 16. Fig. 17. 


bereits seit Jahren SpritzguBteile hergestellt hat, sieht man diesem Bock doch noch 
deutlich seine Entstehung an: derselbe wurde früher durch Stanzen und Pressen her- 
gestellt. Die vielen Lappen sollten Material sparen und waren außerordentlich praktisch 
für die frühere Herstellung. Wie er als Veedergußstück aussieht, zeigt Fig. 14. Dieser 
Bock ist überhaupt ein außerordentlich gutes Beispiel für die Genauigkeit unseres Gusses. 


Mechaniker-Ztg. 


15. D un 1913. A. Kaufmann, Spritzguß und seine Verwendungsmöglichkeiten. 255 
Sie sehen auf beiden Seiten die Bohrungen, welche auf 0,01 mm genau zueinander 
passen müssen, da sonst der richtige Lauf des Zählwerkes leiden würde. Sie werden 
genügend oft erfahren haben, wie schwer es ist, auch mit genauesten Bohrlehren der- 
artig kleine Bohrungen präzis genug herzustellen. Nachdem die — allerdings sehr 
teure — Form für ein derartiges Stück in FertigguB einmal genau hergestellt worden 
ist, ist ohne weiteres jedes einzelne Teil von derselben Genauigkeit. 

Hauptanwendung hat natürlich der 
Veederguß für Zahlenrollen gefunden, welche 
für alle möglichen Zählwerke gebraucht 
werden. Man kann von einem Siegeszug der 
springenden Zählwerke sprechen, welche die 
Zeigerzählwerke überall verdrängen. Fig. 15 
zeigt ein altes Zeigerwerk für einen Gas- 
messer, Fig. 16 ein solches neuerer Form 
als springendes Zählwerk. Während bei dem 
Zeigerzählwerk an jedem einzelnen Zifferblatt 
mühsam die Zahl herausgesucht werden muß, 
steht bei dem springenden Zählwerk die Zahl 
gleich fertig da; und sobald ein springendes 
Zählwerk in der richtigen Art ausgeführt ist, 
ist es unbedingt zuverlässig und eindeutig, so 
daß falsche Ablesungen ausgeschlossen sind. 

Fig. 17 zeigt einige Zahlen- und 
Triebräder, wie wir sie in kolossalen Mengen 
für alle Arten Zähler herstellen. 

Wir fabrizieren dieselben in 4 ver- 
schiedenen Größen und leider auch in etwa 
30 verschiedenen Ausführungsformen. 

Alle diese Ausführungsformen wei- Fig. 18. 
chen nur in Kleinigkeiten voneinander ab, 
und es ist leider nicht möglich, dieselben unter einen Hut zu bringen, da jeder Kon- 
strukteur auch bei diesen schon normalisierten Teilen auf seiner Konstruktion besteht 
und sich nicht etwa darauf einläßt, seine Triebwelle um einige Grad herumzusetzen, 
damit er die gleiche Rolle gebrauchen kann wie andere Fabrikanten, wodurch selbst- 
verständlich eine ganz wesentliche Verbilligung der Teile eintreten würde. 

Fig. 18 zeigt Dämpferkammern für elektrische MeBinstrumente, Fig. 19 System- 
halter für Deprezinstrumente, mit sämtlichen Bohrungen, Zapfen usw. fertiggegossen. 

Alle diese Teile dürften ein genügend 
klares Bild von der Anwendbarkeit des 
Fertiggusses im Apparatebau ergeben. 


Wie hoch die Herstellungskosten des 
Fertiggusses sind, läßt sich allgemein 
schwer angeben, da die Kosten abhängig 
sind von der benötigten Stückzahl, der Form 
des Stückes und seinem Gewicht. Bei den 
normalisierten Teilen, den Zahlenrollen, 
lassen sich einigermaßen bestimmte Angaben 
machen. Die Preise für diese immerhin recht _ 
komplizierten Teile bewegen sich (einschlieB- `~ | | x 
lich der nachträglichen Bearbeitung zwecks re ren en u 
Färbung der Zahlen) in den Grenzen von 5 Fig. 19. 
bis 20 Pf. pro Stück. 

Die Kosten der Formen für derartige Teile sind verschieden, je nach dgr 
Stückzahl und auch der verlangten Genauigkeit. 

Sollen von einem derartigen Zahlenrad, soweit es kein Normalteil ist, nur 
einige Tausend hergestellt werden, so wird es sich nicht lohnen, eine Form für auto- 
matischen Gießbetrieb anzufertigen. Man wird dann eine Form herstellen, die auf 
einem Halbautomaten von Hand bedient wird. In diesem Fall kann man die meisten 
Teile weich lassen und weniger kompliziert gestalten. Sind anderseits hunderttausende 


Deutsche 
_.. Mechaniker-Ztg. 


256 Glastechnisches. 


herzustellen, so wird man die Form so einzurichten haben, daB sie mit geringster 
Wartung automatisch arbeitet, d. h. jeder ihrer Teile muß sich zwangläufig bewegen 
und leicht auswechselbar sein. Infolgedessen kann man eine Form für derartige Ziffern- 
rollen bereits für den Preis von 300 bis 400 M (einschließlich Unkosten) herstellen, 
aber dieser Preis wird für automatische Fabrikation etwa auf 2000 M wachsen. 


Be nn 
Glastechnisches. 
Kathodenstrahl-Vakuum-Ofen. der Kathode umschließt. Die bei d angebrachten 
Von E. Tiede. Glasscheiben sollen eine Gefährdung des Rohres 


durch Gleitfunken, die von der bei e angelegten 


Chem. Ber. 46. S. 2229. 1913. Hochspannung ausgehen, verhindern. Um die 


Unter Benutzung der thermischen Wirkung, 
die ein schnelles Kathodenstrahl-Bündel ausübt, 
wenn es auf Materie trifft, hat Tiede in Ge- 
meinschaft mit Friedr. Meyer einen Ofen für 
dauernden und praktisch brauchbaren Betrieb 
konstruiert. 


In den eisernen Fuß f (s. Fig.) ist ein Glas- 
schliff g eingesetzt. In letzteren ist ein Messing- 
rohr e eingekittet, das an seinem oberen Ende 
die aus Aluminium bestehende, ganz flach ge- 
krümmte Anode trägt; diese hat einen Durch- 
messer von 48 mm und eine Höhe von 15 mm. 
Da das Messingrohr durch eingelötete Messing- 
röhren, die bis in den oberen massiven Teil der 
Anode hineingehen, ständig durch Wasser ge- 
kühlt werden kann, so wird dadurch eine sehr 
gute Kühlung der Anode erreicht. Durch die 
Mitte der Anode ist ein Quarzrohr von 7 cm 
Länge und 1cm Querschnitt geschoben; das- 
selbe erweitert sich oben zu einem tellerförmigen 
Träger für den Schutztiegel 7, dessen Boden 
von der Anode 8 cm entfernt ist. Durch die 
Mitte des Schutztiegelbodens ist wiederum ein 
kleiner Quarzträger eingelassen, der den 30 mm 
breiten und ebenso hohen Tiegel ¢ mit der zu 
bearbeitenden Substanz trägt. Das Hauptgefäß 
besteht aus einem 47 cm langen Quarzrohre, 
dessen Wandstärke 1,5 mm beträgt und das in 
der Mitte zu einer 10 cm breiten Kugel aufge- 
blasen ist. In einen auf g aufgeschliffenen Glas- 
körper, an dem eich auch ein mit der Hoch- 
vakuumpumpe zu verbindendes Seitenrohr be- 
findet, ist das Hauptquarzgefäß eingelassen. 
Vermittelst zweier Glasschliffe wird in die obere, 
rd. 4 cm weite Röhre des Quarzgefäßes die aus 
Aluminium bestehende 35 mm breite und 15 mm 
hohe Kathode von einem Krümmungsradius von 
10 cm eingesetzt. Ein bei ce an das oberste 
Glasrohrstück angekittetes Messingrohr erhält 
von b aus Kühlwasser, das bei a wieder abge- 
saugt wird. Da das Rohr von der Anode iso- 
liert ist, andererseits die Kathode von ihm ge- 
halten wird, so bewirkt bei Dauerbeanspruchung 
die Kühlung ein Kaltbleiben der Kathode sowie | Bubstanz während des Schmelzvorganges beob- 
der anderen oberen Glasschiiffteile. A ist ein | achten zu können, selbst wenn Destillations- 
Schutzrohr aus Glas, das auch die Oberseite | produkte die Innenwand der kugelartigen Er- 


Tach 
x Rote 
relegie: 
Un è: 


Heft 24. 
15. Dezember 1913. 


weiterung des Quarzgefäßes beschlagen und so 
das letztere undurchsichtig machen würden, ist 
seitwärts ein Schaurohr angebracht worden. 

Mit einem Induktorium von 20cm Schlagweite 
wurde unter Benutzung eines Wehnelt-Unter- 
brechers bei mittlerer Belastung von 15 Ampere 
die zur Verwendung gelangte elektrische Energie 
erzeugt, wobei die Anode geerdet wurde, um 
schädliche Entladungen nach der Gaede-Pumpe 
hin zu vermeiden. 

Bei Verwendung dieses Ofens ist es möglich, 
beliebige Substanzen, ob Leiter oder Nichtleiter, 
auf beliebig hohe Temperaturen zu erhitzen, 
und zwar tritt der Wärmeeffekt in der Substanz 
selbst ein, und da das Material die Tiegelaus- 
fütterung bildet, so fällt für das erstere die 
Gefahr der Verunreinigung fort, zumal die 
Tiegelwandungen selbst nur schwach erhitzt 
werden. Das wirksame Kathodenstrahl-Bündel 
läßt sich vermittelst eines Magneten leicht regu- 
lieren, ebenso konnte ein hohes Vakuum bei 
Verwendung geeigneter weiter Verbindungs- 
rohre zur Pumpe bequem erzielt werden. 

Die Verf. konnten mit Leichtigkeit in prä- 
parativer und analytischer Hinsicht genügend 
große Mengen von Eisen, Nickel, Chrom, Platin 
und anderen Metallen momentan schmelzen. 
Die Metallreguli zeigten große Reinheit und 
völlige Gasfreiheit. Auch konnte Tiede Tantal 
in kleinen Mengen schmelzen, ebenso amorphes 
pulverförmiges Bor. Schließlich wurden auch 
die Karbide und Oxyde näher untersucht. So 
ließ sich z. B. durch Dissoziation aus Kalzium- 
karbid leicht reines Kalziummetall, das an den 
Tiegelrand destillierte, herstellen. 

Die Quarz- und Glasapparaturen für den 
Kathodenstrahl-Vakuum-Ofen werden nach An- 
gabe von Tiede von dem Glasbläser H. Hanff 
in Berlin hergestellt. | R. 


ee ee 


Zölle. 
Australien. 


Sperrhähne aus geschliffenem Glase für che- 
mische und physikalische Apparate zollfrei. 
(Laut Verordnungen des Handels- und Zoll- 
departements vom 28. August 1913.) 

Magnetoelektrische Maschinen, besonders 
eingeführt, zum Gebrauch an den einheimischen 
Kinematographen oder ähnlichen Maschinen 
— T.-Nr. 177a — vom Werte 25 °/, (allgemeiner 
Tarif), 20 %/9 (englischer Vorzugstarif). 

Teleskop - Dreifüße (für Patentboussolen), 
Planimeter — T.-Nr. 170a — vom Werte 30 
bezw. 25 °%/,. 


Glastechnisches. — Gewerbliches. 957 


Finnland. 

Ferngläser aus einer schwarzlackierten 
Aluminiumlegierung — T.-Nr. 206 Abs. 2 — 
105,90 finn. Mark für 100 kg. (1 finn. Mark = 
0,80 M) 

Frankreich. 

Zu den „wissenschaftlichen Instrumenten 
usw.“ gehörige Alkoholometer, Alkalimesser, 
meteorologische, Wiege- und Präzisions-Instru- 
mente sowie Teile davon fallen, wenn sie ganz 
aus Gußeisen, Schmiedeeisen oder Stahl herge- 
stellt sind, auch dann unter Tarif-Nr. 634, 3 
Abs. 4 (Zollsatz 100 Francs für 100 kg), wenn sie 
Zubehörteile aus anderem, weder vernickeltem 
noch vergoldetem oder versilbertem unedlem 
Metalle haben. 

Italien. 

Thermometer mit einer Skala auf Messing, 
auf einem einfachen Holzbrettchen befestigt, 
das mit einer unbedeutenden Umrandung aus 
versilbertem Metalle versehen ist und Reklame- 
aufdruck enthält, sind im Hinblick darauf, 
daß das Thermometer den hauptsächlichsten 
und charakteristischen Bestandteil bildet, als 
„wissenschaftliche Instrumente“ nach Tarif- 
Nr. 317a1 vertragsmäßig mit 30 Lire für 100 kg 
zu verzollen. 

Kamerun. 

Zubehör- und fertige Ersatzteile zu physi- 
kalischen, astronomischen, chemischen, mathe- 
matischen, optischen und ähnlichen Geräten, 
die wissenschaftlichen Zwecken dienen, ferner 
zu Ferngläsern und photographischen Apparaten 
zollfrei. 

Niederlande. 

Eine Luftpumpe mit angekoppeltem Elektro- 
motor, die augenscheinlich dazu bestimmt und 
eingerichtet ist, als Hilfsmittel beim Pkysik- 
unterricht zu dienen, ist nicht zu den zollfreien 
Fabrikwerkzeugen, sondern zu den mit 5°, 
vom Werte der Ware zollpflichtigen „Instru- 
menten“ zu rechnen. 


Kinematographentheater und Film- 
geschäft in Nagasaki. 

Die Kinounternehmungen haben wie im 
übrigen Japan so auch im Konsulatsbezirk Naga- 
saki eine günstige Entwicklung genommen. Die 
Gründe hierfür liegen in dem verhältnismäßig 
nicht teuren Betrieb, in den billigen Eintritts- 
preisen, -die weit niedriger sind als die der 
Theater, und in der Spielzeit, die, von geringen 
Ausnahmen abgesehen, in die Abendstunden 
fallt, in denen das Publikum nicht anderweitig 
vom Besuch abgehalten wird. Im Gegensatz 
hierzu ist die Hauptspielzeit der Theater am 
Tage. 

Die Lichtspieltheater sind durchweg gut be- 
setzt und erzielen so reiche Einnahmen, daß 


258 


Gewerbliches. — Bücherschau. — Vereinsnachrichten. 


Deutsche 


Mechaniker-?tg. 


sich hierdurch ihre rasche Verbreitung auch 
über die größeren Provinzialstädte erklärt. 

Von ihrer gegenwärtigen Bedeutung zeugt 
auch der Umstand, daß die Regierung im Juli 
1913 Bestimmungen über Films für Kinemato- 
graphen erlassen hat. Danach müssen solche 
Films, die als Erziehungsmaterial angesehen 
werden können, dem Unterrichtsministerium 
vorgelegt werden und erhalten von diesem, 
falls sie unbeanstandet bleiben, ein offizielles 
Kennzeichen. 

Die Films sollen hauptsächlich japanischen 
Ursprungs sein. Ausländische Films gelten als 
besser und werden vorwiegend eingeführt aus 
Frankreich, Italien, Amerika und Deutschland. 

Die vier großen Firmen, die sich mit Film- 
Einfuhr, -Aufnahme und -Vertrieb befassen, 
haben sich im Oktober 1912 zu der „Nippon 
Katsudo Kabushiki Kaisha‘ vereinigt, 
deren Hauptniederlassung in Tokio ist, während 
sich Zweigniederlassungen in den größeren 
Städten des Landes finden. Die Gesellschaft 
unterhält eigene Filialen zur Aufnahme von 
Films in Kyoto und Tokio und wählt für ihre 
Darstellungen meist Theaterstücke. 

Die einzelnen Kinounternehmer im Lande 
pflegen die Films in der Regel zu leihen, und 
zwar entweder gegen feste Leihgebühr oder 
gegen einen bestimmten Prozentsatz an den 
Erträgen. 

Auf der Insel Formosa existieren, soweit be- 
kannt, noch keine festen Kinotheater. Dieselbe 
wird nur von Unternehmern bereiet, die in den 
bedeutenderen Städten für einige Zeit ihre Vor- 
stellungen geben. 

Ein Verzeichnis kleinerer Geschäfte für Film- 
vertrieb in Japan sowie der Sitz und Namen der 
Lichtspieltheater im Bezirk des Kais. Konsulats 
von Nagasaki kann inländischen Interessenten 
von dem Bureau der „Nachrichten für Handel, 
Industrie und Landwirtschaft“ (Berlin W 8, 
Wilhelmstr. 741II) auf Antrag mitgeteilt werden. 
Die Anträge sind unter Beifügung eines mit 
Aufschrift und Freimarke versehenen Briefum- 
schlags dorthin zu richten- 


— 


H. Meyer, Leitfaden der Werkzeugmaschinen- 
kunde. 8°. 206 S. mit 312 Abb. Berlin, 
Julius Springer 1913. Geb. 5 M. 

Die Werkzeugmaschinenkunde im Lehr- 
umfang der technischen Mittelschulen ist in dem 
vorliegenden Buch behandelt. Es gibt also eine 
Übersicht, die nicht dem Konstrukteur von 
Werkzeugmaschinen, sondern dem Maschinen- 


bauer im allgemeinen die Kenntnis der Anforde- 
rungen vermitteln soll, die an unsere moderne 
Werkstattechnik gestellt werden können. Hier- 
für wird sich das Buch auch zweifellos als sehr 
nützlich erweisen. G. 


E. Beutel, Bewährte Arbeitsmethoden der Metall- 
färbung. Ein Werkstättenbuch für Gewerbe- 
treibende, Industrielle und Künstler. KI.-8°. 
88 S. Wien und Leipzig, Wilhelm Brau- 
müller 1913. Geb. 1,80 M. 

„Bücher über Metallfärbung gibt es große 
und kleine. Aber wenige, die unmittelbar in 
der Werkstatt entstanden sind und die nieder- 
geschrieben wurden, während das Werkstück 
gleichzeitig angefärbt wurde, um die Arbeits- 
weise noch ein letztes Mal zu erproben. Dieses 
Buch enthält deshalb auch nur einige Ver- 
fahren. .... “ Mit diesen Worten leitet der 
Verfasser sein kleines Buch ein und gibt ihm 
damit eine Empfehlung, die der Leser und Be- 
nutzer desselben sicher bestätigen wird. Un- 
serem Leserkreis sei das Buch besonders warm 
empfohlen. G. 


eh 


Vereinsnachrichten. 


Anmeldung zur Aufnahme in den Hptv. 
der D. G. f. M. u. O.: 


Nettel Camerawerk G. m. b. H,, 
Fabrik photogr. Cameras und Zubehörartikel. 
Sontheim am Neckar. 


D. G. f. M.u. O. Abt. Berlin, E. V. 
Sitzung vom 9. Dezember 1913. Vorsitzen- 
der: Hr. W. Haensch. 


Hr. Dipl.-Ing. Wetzel spricht über die ver- 
schiedenen Verfahren zur Härtebestimmung 
von Materialien. Der Vortragende demon- 
striert unter Vorführung von Maschinen und 
Schaulinien die Mothoden des Kugeldrucks, 
des Kegeldrucke, des Kugelfalls und des Ein- 
ritzens, und beleuchtet jede kritisch. 


In die Wahlvorbereitungskommission werden 
entsandt die Herren H. Bieling, H. Dehmel, 
F. Gebhardt, O. Himmler und E. Ma- 
rawske; zu Kassenrevisoren werden ernannt 
die Herren B. Halle und W. Oehmke. 


Der Vorsitzende bittet‘ wiederholt und 
dringend, daß ihm Mitteilung Uber freiwerdende 
Lelirstellen gemacht werden möge, da ihm be- 
reits Stellengesuche zugegangen seien. 

Bi. 


Für die Redaktion verantwortlich: A. Blaschke in Berlin-Halensee. 
Verlag von Julius Springer in Berlin W.9. — Druck von Emil Dreyer in Berlin SW. 


Namen- und Sachregister. 


t 


Für die sachliche Ordnung ist hauptsächlich eine Anzahl von (fett gedruckten) Stich- 
wörtern benutzt, z. B. Anstalten, Elektrizität, Laboratoriumsapparate, Vereinsnachrichten, Werk- 


statt u. del. 


Bei der Einordnung sind A, 6, ü als a, o, u angesehen worden. 
P. hinter der Seitenzahl bedeutet: Patentschau. 


Aerostatik: Ballonkomp. von 
Fueß, Leiß 48. — Kursdrei- 
eck f. Luftschiffe, v. Bentheim 
167 P. — Preisausschr. f. einen 
aufzeichn. Beschleunigungs- 
messer fiir Flugzeuge 194. 

Akustik: Demonstrat.- Mod. f. 
Wellenvorg., Barkhausen 193. 

Anstalten (Normal - Eichungs- 
Komm., Phys.-Techn. Reichs- 
anstalt s. daselbst); Material- 
prüfungsamt: Jahresbericht 
1911 39. Solvay-Institut 
in Brüssel 54. — Deutsches 
Museum 216, 251. 

Aron, H., 7 196. 

Ausfuhr: Brasilien 17. — Ge- 
schäftsverk. m. Britisch-Indien 
17.— Rußland: Bestimmungen 
ü. Getreidewagen 26. — Ru- 
mänien: Bestimmungen f. d. 
Einf. v. Thermom. u. Manom. 
27. — Frankreich: Zolltarif- 
auskiinfte 28. — Japan: Kine- 
matographentheater u.Filmfb. 
28, 257. — Deutschl. Handel in 
Waren der opt. u. feinmech. 
Ind. 1912 41. — Industriellen- 
Reise nach Canada 51, 142. — 
Ausschreibungen in Rumänien 
53. — Unvorsicht. Kreditgeben 
im Geschäft m. Rußl. 93. — 
Handelssachverst. b. d. Gene- 
ralkons. in Calcutta, Besuch 
verschied. Handelskammern 
104. — Amerik. Tarifreform, 


Stapff 106.— Absatzgelegenh. | 
— Franz.. 


in Brit.-Ind. 117. 
Gesetz geg. d. Mißbrauch ge- 
werbl. Auszeichnungen 118. — 
Italien: Bestimmgn. it. d. Ein- 
fuhr von Maßen, Gewichten 
u. Wagen 129. — Frankreich: 
Reparaturverk., Fischer 140. — 
Lieferg. v. radiotelegr. Stati- 
onen n. Spanien 142. — Liefe- 
rung ei. opt. App. f. d. Leucht- 
turm v. Ceuta 142. — V. Bt. A.: 


Zolitarifgesetz 164; Bedarf 
an opt. Gläsern 205. — Kine- 
matogr. in Kapstadt 205. — 
Schiedsgericht in Kairo 215. — 
Feinmech. u. Opt. ind. Handels- 
polit., unsere Wirtschaftl. Ver- 
einigg. u. ihre Aufg., Stapff 
232. — Kinematographenthe- 
ater u. Filmgeschäft in Naga- 
saki 257. 

Zolltarife: Ägypten 141; 
Australien 257; Belgien 141; 
Brasilien 141; Britisch - Süd- 
afrika 18; Columbien 18, 141; 
Finnland 267; Frankreich 141. 
257; Italien 141, 257; Kamerun 
257; Kanada 142; Neuseeland 
142; Niederlande 257; Salva- 
dor 18, 

Literatur: Handb. f. d. D. 
Ausenhandel, R-A. d. Innern 
128, 250. — System. Zusammen- 
stellig. d. Zolltarife d. In- und 


Auslands, R.-A. d. Innern 249. 


Ausstellungen: Modelle u. App. 
f. d. techn. Unterricht 16. 
Fachausst. f. Mech., Opt. und 
Elektrot. in Wien 17. — Chi- 
rurg. Ausst. Berlin 1913 27. — 
Sogenannte Deutsch-Engl. 
Ausstellung 73, 93, 165. — 
Ständ. Ausst. f. Arbeiterwohl- 
fahrt 74, 92, 187. — Mediz. 
Fachausst. London 82. — In- 
tern. Kinematogr. Ausst. New- 
York 83, 186. — Int. Hygiene- 
Ausst. Lima 83, 194. 
Baltische Ausst. Malmö 1914 
92, 139; desgl. Hauptner 232. 


— Arztl. App. u. Instr. in Halle 


92. — Intern. kinematograph. 
Ausstellg. London 92. 
Ausst, f. körperl. Erziehg. und 
Sport, Paris 93. — Allruss. 
Gewerbe- und Industrieausst., 
Moskau 93. — Wissenschaftl. 
App., Physik. Ges. in London 
102. — Ausst. Anwendg. der 


Photogr. in Naturwiss. u. Med., 
Wien 105, 129. — 13. Kongr. 
russ. Naturf. u. Ärzte nebst 
Fachausst., Tiflis 106, 117. — 
Fachausstellg. z. IV. internat. 
Kongreß für Schulhygiene in 
Buffalo 128. — Kinematogr. 
Ausst. in Manchester 129. — 
Am. Musterlager in Buenos 
Aires 129. — Austral. Hygiene- 
ausst. 186. — Nation. u. intern. 
Ausst. f. Sport u. Touristen- 
wesen im Haag 186. — Med. 
Fachausst. London 204. 
Allruss. Hygieneausst. 8t. Pe- 
tersburg 215. — Jap. Export- 
Ausst. Kobe 1914 229. — Hy- 
giene-Ausstellg. Kopenhagen 
1914 230. — Die Weltausst. 
in San Francisco 1915 231. — 
Auszeichngn. auf der Internat. 
Baufach-Ausst. Leipzig 240; 
Berichtigg. 252. — Internat. 
Kinematogr. Ausst. Glasgow 
249. — Ausst. der Gehilfen- 
stücke in Berlin 250. 


Bading, O., Zeichenunterricht 
an d. 3. Pflichtfortbildungs- 
schule 181. 

Barkhausen, H., Demonstra- 
tionsmod. f. Wellenvorg. 193. 

Barometer s. Meteorol. 

Bechstein, W., Kugelbeleuch- 
tungsapparat 252. 

Becker, A., ¢ 64. — Nachruf, 
Behrendsen 75. 

Behrendsen, 
A. Becker 76. 

Bender, A., Gewerbepolizeil. 
Vorschriften 54. — Arbeiter- 
schutz u. seine Beziehgn. zu 
d. opt. u. mech. Gewerben 57, 
65 


Nachruf auf 


B erger, E., Anwendg.d.Stereo- 
skops z. Prfg. d. zentr. Seh- 


een 


t 


schärfe 85. — Zwei 
Modelle meiner binokularen | 
Lupe 122. | 
Beutel, E., Bewährte Arbeits- 
meth. d. Metallfärbg. 258. | 
Binda, B., + 144. nr 
Blau, E. 7 12. 
Block, W., Neuere Materialien 
u. Formen f. Längenmaße 197. 
Bohne Nachf., O., 50-jahr. Be- 
stehen 84. 
Börnstein, R., Einleitg. in d. 
Experimentalphys. 175. 
Böttcher, A.. Nachruf auf H. 
F. Wiebe u. J. Domke 209. 
Breithaupt & Sohn, F. W., 
Gedenktafel 54. 
Buchner, G., Elektrolyt. Me- 
tallabscheidgn. 130. 
Bulle, F., s. Germann 203. 
Butzmann, E., Urteil des 
Reichsgerichts ü. ein Ge- 
brauchsmuster 18. | 


Chadburns Ship Telegr. 
Cy., Übertragg. el. Impulse n. 
Gardner-Ferguson 79. 

Chemie: Kaliapp., Bkinder 27. 

Cochius, M., Vorratsliste u. 
Gewichtstab. 29. 

Cottrell, F. G., EI. geheizter 
Objekttriger 116. 

Crookes, W., Entglasg. v. 
Quarzglas 9. 


Demonstrationsapparate: Hilfs- 
app. f. opt. Demonstr., Krüß 1, 
13. — Darstg. d. Kegelschnitte, 
Ehret 95 P. — Kapillar-Mano- 
meter f. Schülerübgn. u. De- 
monstr.-Vers., Wendler 126. — 
Spektralplatten in ihren richt. 
Farben, Siegbahn 173. — De- 
monstrationemod. für Wellen- 
vorg., Barkhausen, 193. — 
Sende- u. Empfangsstat. d. 
drahtl. Telegr. f. Vorlesungs- 
zwecke, Müller u. Grall 201. 

Dennert, J.C., Goldene Hoch- 


| 
| 


Dialysator s. Lab.-App. 

Domke, J., + 132. — Nachruf, 
Böttcher 209. 

Druck: Flüssigkeitsmanometer, 
Schultze u. Fröhlich 19 P. — 
Zugmesser, v. Lossau 43 P. — 
Meßgerät, Gehre 55 P. — Va- 
kuummeter nach Mc Leod, Re- 
gina El-G. 64 P. — Meßg. 
hoh. Vakua, Hartmann & Braun 
107 P. — Kapillar-Manom. f. 
Schülerübgn. u. Demonstrat - 
Versuche, Wendler 126. — 
Herstellg. ei. hohen Vakuums, 
Wolfram-Lampen-A.-G. 144 P. 
— Dampfmesser, Schwartz | 
156 P. — App. z. Bestimmg | 
krit. Daten von Sauerstoff und | 
Wasserstoff, Germann u. Bulle | 
203. — Manom. Meßger., Fueß 
208 P. 

Dynamometer s. Elektr. IIIb. 


Elektrizität. I. Theor. Unters. 


Deutsche 


l Namen- und Sachregister. l Mechaniker-Ztg. 


neue Edelmann, M. Th., F 108. — | Entfernungsmessers  Meßvor- 
Nachruf 120. richtung für Entf., Colzi und 
Elastizität u. Festigkeit: Dichte| Bardelli 10 P. — Basisent- 


u. Elastiz. v. Alumin. 184. — 
Härtebestimmg. v. Materialien, 
Wetzel 258. 


fernungsmesser, Goerz 11 P; 
75 P; desgl. Hensoldt 11 P. 
Escard, J., Niveaudensivolu- 
meter 26. 
u. Meßmeth.— Il. Vorricht. 
2.Erzeugg.v.Elektrizität: 
Galv. Element, Griesheim- | Fänder, R., Simplex-Thermo- 
Elektron 55 P. — Influenz-| regulator 117. 
maschine, Wommelsdorf119P;! Faßbender, H., Ältere u. 
| neuere Meth. z. Prütg. v. Ob- 
jektiven 133, 149; Berichtigg. 
188. 
Fechner, K., Zeichenunterricht 
instrumente: Massenfabr. i.) an d. 3. Pflichtfortbildungs- 
Bau el. Meßinstr., Goldschmidt schule 182. 
22. — i Schmitt 43 P. | Fennel Söhne, O., 10000. ge- 


Blume 196 P. — Beschreibg. 
ei. elektromagn. Masch., Paci- 
notti 130. — Elektrisiermasch., 
Skutsch 208 P. — HI. MeB- 


Weber u. Schmidt 43 P. —| odät. Instr. 10. 
Wheatstonesche Brücke, Goll- Fergusson s. Chadburn. 


mann 76. — Elektrizitätszähler, | Fernphotogr. 8. Photogr. u. 


Laurick 167P.— Elektromagn.| Elektr. IV. 
MeBger., Schmidt 208 P. — | Fernrohre: Fernrohr, Zeiß 43 P; 
Vibrationselektrometer, Grei- desgl. Schoeler, 251 P. — 


nacher 239. — IV. Mikro- 
phone, Telephone, Tele- 
graphenusw.: Fernübertra- 
gung von Bildern, Bortini und 


Achrom. Fernrohr-Brillenglas, 
Zeiß 74 P. — Ringbild-Seh- 
rohr, Goerz119P. — Pano- 
rama-lostr.. Goerz 144 P. — 
Durch Gewichtsbelastg. ge- 
richt. Fernrohr, Mayo 207 P. 
sprechamts, Großmann 56. — | Fischer, M., Reparaturverkehr 
Sende- u. Empfangsstation d.| m. Frankreich 140. 

draht}. Telegr. f. Vorlesungs- Fink, C. G., Wolfram als Ersatz 
zwecke, Müller u. Grall 201.—| f. Platin 61. 

V. Beleuchtungsapp.: El.; Flüssigkeiten: Multiviskosime- 
Dampfl., Podszus75P;75P;75P.| ter, Kurzmann 81. — Aus- 
— Hg-Dampflampe b. Unteres. | laugen v. Flüssigk., Berlin 
m. polaris. Licht, Lowry 162.' 230 P. 

—Osram-Drahtlampe, Remané! Frink, L. R., Prüfg. v. Glas- 
172. — Beleuchtungsvorr. für! waren auf Bruchgefahr 49. 
Proj.-App., Schmidt & Haensch Fueß, R.,Ballonkompaß, Leiß 48. 
218 P. — El. Dampfapp., Ges. | — 75. Geburtstag 208. 

für elektrot. Ind. 251. P. — 

VI. ee 

Demonstrationsapp.,Ver- 

schiedenes: Elektrolyt. App.| @ardner s. Chadburn. 

z. Invertzuckerbestimmg., Ruß | Gase: Gasreiniggs.- u. Trocken- 
8. — El. Widerstand, Kall-| türme n. Spang 16. — App. 
mann 43 P. — App. z. Über-| z. Gasanalyse, Allg. Feuer- 
tragung el. Impulse n. Gardner- | techn. Ges. 55 P. — Einrichtg. 
Ferguson, Chadburns Ship' z. selbsttät. Gasanalyse, Har- 
Telegr.Cy. 79.— Widerstands-| tung 119 P. — App. z. Be- 
material Silit, Perlewitz 91.| stimmung krit. Daten v.Sauer- 
— Stromunterbrecher, Veifa-| stoff und Wasserstoff, Germann 
Werke u. Dessauer 119 P. — | u. Bulle 203. — Gasthermostat, 
Hg-Kontakt, Anschütz & Co.! Whitaker 214. 

131 P. — Magn. Schirmvor- | Geodäsie. I. Basismessgn. — 
richtung, Allg. El.-Gee. 132 P.| II. Astron.-geod. Instr. — 
— Nachweis unterird. Erzlager, UI. App. z. Winkelab- 
Löwy u. Leimbach 132P.—Hg-| stecken: Kursdreieck f. 
Kontakt, Siemens-Schuckert-| Luftschiffe, v. Bentheim 167 P. 
Werke 208 P. — VII. Lite-| — IV. WinkelmeBinstr. 
ratur: Elektrolyt. Metallab-| u. App. f. Topographie: 
scheidungen, Buchner 130. —|  Winkelmeßinstr., A.-G. Hahn 
Störungen an el. Maschinen,; 118 P. — Theodolit, Branden- 
Hammel 187. — Handb. der; berg 219 P. — Ferienkursus 
Photogr. u. Telautogr., Korn| über Photogrammetrie, Pulf- 
und Glatzel 188. — Miller-; rich 142. — V. Höhenmeß- 
Pouillets, Lehrb. d. Phys. u.| instr. und ihre Hilfs- 
Meteorol. Bd. IV 217. — Bau,| app.: Pendelnivellierinstr. 
Betrieb u. Instandsetzung el.) Vrsalovtic95P. — VI. Tachy- 


Ascoli 30 P. — Techn. Ein- 
richtungen ei. modern. Fern- 


Anlagen, Grunwald 217. metrie (Entfernungsmesser 
Endell, Natürliches Quarzglas| 8. daselbst.) — VII. Ver- 
163. schiedenes. 


» 


Jahrgang 1913. 


— > ens v g PERES Dur 


Geppert,P., Zeichenunterricht 
an d. 3. Pflichtfortbildungs- 
schule 96, 169, 177. 

Germann, F.E.E., u. F. Bulle, 
Bestimmg. krit. Daten v. 
Sauerstoff u. Wasserstoff 203. 

Geschäftliches u. Gewerbliches: 
Jubiläen u. Auszeichngn. 8. 
unter d. betr. Namen): Ma- 
schinenvermittlungsstelle f. 
bayerische Handw. 53. 

Geschichte: Gedenktafel anläßl. 
d. 150-jähr. Besteh. d. Fa. 
Breithaupt & Sohn 54. — 
Entwickly. d. Feinmech. u. 
out. Industrie in Deutschl., 
Krüß 84. 

Geschwindigkeitsmesser: Meßg. 
v. Schiffs- u. Strömungs- 
geschw., Siemens & Halske 
118 P. — Preisausschr. f. ei. 
aufzeichn. Beschleunigungs- 
messer für Flugzeuge 194. 

Gesetzgebung (s. auch Soziales 
u. Patentwesen): Metrologie 
u Gesetzgebg.,Guillaume 24.— 
Arbeiterschutz u. seine Be- 
ziehgn. zu d. opt. u. mech. 
Gewerben, Bender 57, 65. — 
Beschäftigg. v. Arbeiterinnen 
u. jugendl. Arbeitern in Glas- 
hütten 70. — Nachdruck v. 
Katalogen, Groschul! 97. — 
Amerik. Tarifreform, Stapff 
106. — Franz. Gesetz geg. d. 
Mißbrauch gewerbl. Auszeich- | 
nungen 118. — Zolltarifges. 
d. Y. St. A.164. — Die neuen | 
Entw. d. Patent-, Gebrauchs- 
muster- u. Warenzeichenges., 
Reising 189.— Literatur: Ge- | 
werbepolizeil. Vorschr., Bender , 
54. — Taschenbuch f. Schieds- ' 
richter u. Parteien, Millendorff, 
63. — Leitfaden z. Arbeiter- 
versicherg. d. D. Reichs 94. — 
Maß- u. Gewichtsordng., Plato 
94. — System. Zusammen- 
stellg. d. Zolltarife d. In- u. 
Auslands, Reichsamt d.Innern 
250. | 

Glas: Glasf. Röntgenröhren 16.— 
Prüfg.v.Glaswaren auf Bruch- 
gefahr, Reiff, Frink 49. —, 
Oberflachenspanng. v. Silikat- 
u.Borosilikatgläsern, Tillotson 
jr. 62. — Ist Titan- u. Zirkon- 
glas ei. neue Glasmasse, Katz 
81. — Herstellg. v. Kapillar- 
faden, Souttar 126. — Glas- 
rohr m. Längsrinnen, Schott 
& Gen. 143 P. — Verwendg.| 
.d. selt. Glasoxyde b. d. Glas-! 
fabrik.. Springer 227, 247. | 

Glatzel, B., s. A. Korn 188. 

Goebel, C., Meßstriche an 
Glasgef. 61. 

Goldberger, L. M, + 232. 

Goldschmidt, F., Massenfabr. 
im Bau el. MeBinstr. 22. 

Gollmann, E.,Neuere Anordng. 
ei. Wheatstoneschen 
brücke 76. 

Göpel, F., Teilungsuntersucher 
f. Zahnräder 252. 


Namen- und Sachregister. 


Grall, J. R., s. Müller 201. 

Greinacher, H.. Vibrations- 
elektrometer 239. 

Groschuff, E. Uber Metall- 
beizen. 4. Mitt.: Grauschwarz- 
ärben v. Kupfer mit Perman- 
ganatlösg. 233. 

— H., Nachdruck v. Kata- 
logen 97. 

Großmann, P., Modern. Fern- 
sprechamt 56. 


261 


Orientierungsbussole, Fennel 
| Söhne 144 P. — Peilvorrichtg. 
f. Komp., Plath 166 P. — Kom- 
paß, Seevers 196 P. 
‚Kopaczewski, W. Analyt. 

Dialysator 214. 

Korn, A. u. B. Glatzel, Handb. 

d. Photogr. u. Telautogr. 188. 
Krüß, H., Entwicklig. d. fein- 

mech. und opt. Ind.. in 

Deutschland 84. — Nachruf auf 


Grunwald, F., Bau, Betrieb u.) W. Handke 167. 
Instandsetzg. el. Anlagen 217. | — P., Hilfsapp. f. opt. Demonstrat. 
Guillaume, Ch. Ed., Metrologie | 1, 13.— Neue opt. Demonstrat. 


u. Gesetzgebg. 24. 


Häberlein, G. W., Bedeutg. 
u. Wesen d. Patentanspr. 188. 

Halle, B, Herstellg. fehlerfreier 
Objektive 158. 

Hammel, L., Störungen an el. 
Maschinen 187. 

Handke, W., + 21. — Begräbnis 
31. — Nachruf, Krüß 157. 
Haensch, W., Kugelbeleuch- 

tungsapparat 252. 

Heilkunde: Anwendung des 
Stereosk. z. Prüfung d. zentr. 
Sehschärfe, Berger 85. — Blut- 
kérperchen-Zihlkammer,Roer- 
dansz 88. — Elektro-Augen- 
magnet 90. — Temp.-Messg. 
in der Achselhöhle, Sarason 
156 P. 

Heuse, W., Herstellung tiefer 
Temp. 77. 

Heyde, G., Ist der Mechan. ein 
Handwerker im allg. Sinne, 
oder ist er es nicht 111. — 
Eintritt v. Prof. Hugershoff143. 

Hirschmann, A., Tatigk. des 
Aussch. d. Feinmech. u. Elektr. 
f. d. Prüfungswesen 232. 

Hoecken, K., Uber die Rechen- 
maschine 84. 

Holtz, W., f 232. 

Hora, A. Autog. Schweiß- u. 
Schneidetechn. 29. 

Hufschmidt, M., Färbung der 
Metalle 143. 

Hugershoff, Prof. Dr., Eintritt 
b.d. Fa. G. Heyde 143. 

Hülle, Fr. W., Werkzeugmasch. 
u. ihre Konstruktionselem. 176. 

Hutchinson, H. B., Ventil für 
Saugflaschen 104. 


Kaliapp s. Chemie. 

Kaerger, G., 70. Geburtstag 
144. 

Katz, A., Ist Titan- u. Zirkon- 
glas eine neue Glasmasse 81. 

Kaufmann, H., Spritzguß und 
seine Verwendungsmöglichk. 
240, 241, 253. 

Kempf,R., Evakuierb. Schüttel- 
gefäß 116; Nachtrag 126. 

Kleemann, R., Lehrlingsprü- 
fungen 1912 im Bez. Halle 17. 


MeB-| Klein, P., Aut. Hg-Luftp. 174. 


Kompasse: Fernregistr. f. Kom- 


56. 

Kühn, O., f 31. 

Kurzmann, J., Multiviskosi- 
meter 81. 


Laboratoriumsapparate, Cheo- 
mische: Gasreinigungs- und 
Trockentiirme n. Spang 16. — 
Geblasebrenner, Köchert 19 P. 
— Flüssigkeitsheber, J. u. K. 
Eichhorn 30 P. — Flasche m. 
Meßkammer, Koerppen 30 P. 
— Sicherheitsapp. gegen zu 
weit gehend. Eindampfen u. 
Abdestill. nebst Vorrichtg. z. 
selbsttät. Gasabschl., Schirm 
40. — Anordng. d. Meßstriche 
an Glasgef., Goebel61.— Ventil 
f. Saugflaschen, Hutchinson 
104.— Flüssigkeitssperrventil, 
Hüfner 107 P. — Evakuierb. 
Schüttelgefäß, Kempf 116; 

| Nachtrag 126. — Kühler für 

Kjeldahlsche Stickstoffbestim- 

mung, Percheck 163. — Ab- 

saugetrichter, Warmbrunn, 

Quilitz & Co. 174. — Auch als 

Scheidetrichterzu benutzender 

Sedimentierapp., Spaeth 185. 

— Analyt. Dialysator, Ko- 

paczewski 214. — Filter, Kah- 

lert 218 P. — Auslaugen von 

Flüssirk., Berlin 230 P. 

‚Lange, E., + 64. 

:Leiß, C., BallonkompaB von 
Fueß 48. 

Leman,A., Reineckersche MeB- 
maschine der Phys. - Techn. 
Reichsanst. 33, 45. 

Libellen: Wasserwage, Albis 
131 P. 

Literatur (Rezensionen d. spez. 
Fachliteratur s. unter d. ein- 
zelnen Stichworten): Hansa- 
bund, Monatsschrift 94. — An- 
leitung z. Durchführg. v. Ver- 
suchen an Dampfmasch. usw., 
Beufert 94. — Technik des 
Kriegswesens, Schwarte 216. 
— Ferner: 63, 94. 

Lori, F., Rede b. Begräbnis v. 
Pacinotti 139. 

Lowry, T. M., Anwendg. d. Hg- 
Dampflampe b. Untersuchgn. 
m. polaris. Licht 162. 

Luftpumpen: Autom. Hg-Luft- 
pumpe, Klein 174. 


— r u m ==, nn 


paßstellgn., Schmaltz 11 P. — | Magnetismus u. Erdmagnetis- 


Ballonkomp. v.Fueß, Leiß 48,— 


mus: Magnetisieren perman. 


N 


262 


Magn., Beckmann 63 P. — 
Elektro-Augenmagn. 90. 
Literatur: Miller-Pouillets 


Namen- und Sachregister. 


Nitsche & Günther, Personal- 


veränderg. 166. 


Nobelpreis 251. 


Lehrb. d. Phys. u. Meteorol., | Normal - Eichungs- Kommission: 


Bd. IV 217. 

Manometer 8. Druck. 

Maßstäben.MaßBvergleichungen: 
Metrologie und Gesetzgebung, 
Guillaume 24. — Reinecker- 
sche Meßmasch. der Phys.- 
Techn. R.-A., Leman 33, 45. — 
Neuere Materialien u. Formen 
f. LangenmaBe, Block 197. 

Literatur: MaB- und Ge- 
wichtsordng., Plato 94. 

Mechanik. Literatur: Einleitg. 
in d. Experimentalphys., Börn- 
stein 175. Lehr- u. Auf- 
gabenbuch d. Phys., Wiegner 
u. Stephan 175. 

Mendel, 8., Kupfer 245. | 

Metalle u. Metallegierungen: 
Gießen von reinem Kupfer in 
Sandformen 6.— Altergs.u.Um- | 
wandlgs.-Studien an Heusler-. 
schen ferromagn. Mangan-' 
bronzen, Take 7. — Neue, 
Platinfundorte in Rußl. 29. — | 
Wolfram als Ersatz f. Platin, 
Fink 61. — Eisenlegierung, | 
Rubel 107 P. — Gußstahlkugel 
ala PreBmittel 125. — Tantal 
und seine Verwertg. 138. — 
Dichte u. Elastiz. von Alumin. 
184. — Verwendg. v. Osmium 
als Platinhärter 213.— Kupter, 
Mendel 245. 

Literatur: Bewährte Ar- 
beitemeth. d. Metallfärbung, 
Beutel 258. 

Meteorologie: 
Leiberg 11 P. 

Meyer, H., Leitfaden d. Werk- | 
zeugmaschinenkunde 258. 

Mikrometer: Mikrometerführg. 
an Mikroskopstativen, Winkel 
220 P. | 

Mikroskopie: Mikrooperat.-Vor- | 
richtg. 39. — Blutkörperchen- 
Zahlkammer, Roerdansz 88. — 
Einstellvorrichtg. für Mikro- 
skope, Aßmann 95 P. — El. 
geheizter Objekttrager für 
Mikrosk., Cotrell 115. — Mikro- 
meterführg.an Mikroskopstat., 
Winkel 220 P. 

Mühlmann,Dieprakt Ausbildg. 
d. Techn. u. Fabriklehrlinge in | 
Nord-Amerika 51. 

Müllendorff. E., Taschenbuch 
f. Schiedsrichter u. Parteien 
63. 

Müller, Joh.J.C.,u.J.R. Grall, 
Station d. drahtl. Telegr. für 
Vorlesungszwecke 201. 

Müller-Pouillet, Lehrb. der 


Kapillarbarom., 


Optik. 


Patentliste: 


Personennachr. 132, 232. 


I. Theoret. Unter- 
suchungs- u. Meßmeth. — 
II. Optische Apparate. 
a) Linsen, Objektive, Okulare, 
Meß- und Justierapp. (Sphäro- 
meter, Fokometer usw.): Einzel- 
objektiv. ZeiB 64 P. — Achro- 
mat. Fernrohr - Brillenglas, 
ZeiB 74 P. — Flüssigkeits- 
linsensyst., Zeiß 107 P. 
Zwei neue Modelle meiner 
hinokul. Lupe, Berger 122. — 
Altere u. neuere Meth. zur 
Prüfg. v. Objektiven, Faßben- 
der 133, 149; Berichtigg. 188. 
— Panorama-Instrum., Goerz 
144 P. — Herstellg. fehlerfr. 
Objekt., Halle 158. — Photo- 
graph. Objekt., Arbeit 220 P. 
— Achrom. Linsensyt , Zeiß 
251 P. — b) Stereoskopische 
Apparate: Anwendg. d. Stereo- 
skops z. Prüfg. der zentralen 
Sebschärfe, Berger 8. 
C) Interferenz und Beugung. — 
d) Demonstrat.- Apparate, Helio- 
staten, Verschiedenes: Hilfs- 
app. f. opt. Demonstrat., Krüß 
1, 13. — Befestigg. d. Deck- 
glashalters, Neumann 20 P. — 
Messg. d. Trübg., Schlesinger 
43 P. — Neue opt. Demon- 
strat., Krüß 56. — Anwendg. 
d. Hg-Dampflampe b. Unter- 
suchgn. mit polaris. Licht, 
Lowry 162. — Demonstrat. 
von Bpektralplatten in ihren 
richt. Farben, Siegbahn 173. — 
Visierinstr., Zeiss 176 P. — 
Visiereinrichtg., Busch 208 P. 
— Desgl. 208 P. — Empfind- 
lichkeitssteigerg.bewgt. Syst., 
Glatzel 230 P. — Visiervor- 
richtung, Krupp 252 P. 
IN. Literatur: Lehr- u. Auf- 
gabenbuch d. Phys., Wiegner 
u. Stephan 175. 


Pacinotti, A., Beschreibung: 


ei. elektromagn. Masch.; Rede 
z. Begräbnis, Lori; Gedächtnis- 
feier 130. 

Seite 3 des Um- 
schlags in Heft 2, 4, 6, 8, 11, 
12, 14, 16, 18, 20, 22, 24 u 
Beilage zu Heft 10. 


Phys. u. Meteorol. Bd. 1V 217.| Patentwesen: Urteil d. Reichs- 


Nautik: 
u. Strömungsgeschwindigkeit. 
Siemens & Halske 118 P. — 
Peilvorrichtg. f. Kump., Plath 
166 P. 


Meßung von Schiffs- | 


ger. ü. ein Gebrauchsmuster, 
Butzmann 18. — Die neuen 
Entwürfe d. Pat.-, Gebrauchs- 
muster- u. Warenzeichenges., 
Reising 189. 


| 


Deutsche 
Mochaniker-Ztg. 


Pensky, B., Niederlegg. des 
Vors. in d. Aussch. f. d. Ge- 
hilfen- u. Meisterprüfgn. 9. — 
Moderne Massenfabr. v. Stahl- 
stempeln 64. — Entlassungs- 
feier f. d. im Frühjahr ge- 
prüften Junggehilfen 127. 

— u. B. Sickert, Gehilfen- u. 
Meisterprüfg. im Bez. d. Hand- 
werkskammer Berlin 10. 

Perlewitz, K., Silit, ein neues 
el. Widerstandsmat. 91. 

Personennachrichten siehe 
unter d. betr. Namen. 

Pescheck, BE. Kühler f. Kjel- 
dahlsche Stickstoffbestimmg. 
163. 

Photographie: Fernübertragg. 
v. Bildern, Bortini u. Ascoli 
30 P. — Bestimmg. der Be- 
lichtungsdauer, Bryhni 30 P. 

Literatur: Handbuch d. 
Photogr. u. Telautogr., Korn 
u. Glatzel 188. 

Photometrie: Auslösch - Licht- 
messer, Kalb 43 P. — Photo- 
meter, Ges. f. elektrot. Ind. 
63 P. — Selenphotom., Timar 
64 P. — Polarisationsphotom., 
Meior 220 P. 

Plato, F., Maß- u. Gewichts- 
ordnung 9}. 

Preislisten: 29, 188. 

Prismen: Konstr. u. Anwendg. 
d. Dachprismas, Pritschow 221. 

Empfindlichkeitssteigerg. 
bewegt. Byst., Glatzel 230 P. 

Pritschow, K., Konstr. u. An- 
wendung d. Dachprismas 221. 

Projektionsapparate: Fassg. f. 
zwei- od. mehrlins. Konden- 
soren, Kamm 132 P. — Be- 
leuchtungsvorr., Schmidt & 
Haensch 218 P. Kugel- 
beleuchtungsapp., Haensch 
252. 

Prifungswesen s8. Soziales. 

Pulfrich, 5. Ferienkurs. ü. Ste- 
reophotogrammetrie 142. 

Pyrometrie: Thermoel. Pyro- 
meter, Hartmann & Braun 
96 P. — Herstellg. v. Thermo- 
elem., Ubbelohde 166. P. — 
Thermom., Fournier 230 P. 


Quarz: Entglasg. v. Quarzglas, 
Crookes 9. Herstellg. v. 
Quarzglasgegenst., Silica Ltd. 
63 P; Siebert & Kühn 219 P; 
220 P. — Quarzgespinstfäden, 
Voelker & Co., 131 P. 
Durchsicht. Quarzglas, Voelker 
& Co. 144 P. — Natür]. Quarz- 
glas, Endell 163. Durch- 
sicht. Quarzkörper, Voelker & 
Co. 196 P. — Gegenst. aus 
geschmolz. Quarz, D. Quarz- 
ges. 219 P. 


Radium, s. Strahlen. 


Literatur: Bedeutg. und; Rechonapparate u. Rechenhilfs- 


Wesen d. Patentanspr., Häber- 
lein 188. 


| 


mittel: Über die Rechen- 
masch., Hoecken 84. 


Jahrgang 1913. 


strierg. v. Kompaßstellgn., 
Schmaltz 11 P.— Punktweise | 
Registrierg., Hartmann Braun | 
12 P. — Registrierapp , Hart- | 
mann & Braun 30 P. — App.. 
z. Ubertragg. el. Impulse n.. 
Gardner-Ferguson, Chadburns 
Ship Telegr. Cy. 79. — Selbst.- | 
tät. Registrierg., Goldberg 
218 P. 

Regulatoren (s. auch Temp.- 
Regulat.): Sicherheitsapp. geg. 
zu weit gehendes Eindämpfen 
u. Abdestill. nebst Vorrichtg. 
fürselbsttät.Gasabschl ‚Schirm 
40. — El. Präz.-Regulierg. v. 
Temp. u. Drucken 91. — Gas-' 
thermostat, Whitaker 214. 

Reichsamt d. Innern, Hand- 
buch f. d. deutsch. Außen- ' 
handel 128, 250. — System. 
Zusammenstellg. d. Zolltarife. 
d. In- u. Auslands 249. 

Reichsanstalt, Physik.- Teclın.: 
Reineckersche Meßmasch. d.! 


P. T. R., Leman 33, 45. — Per- | 


sonennachr. 96, 208. — Kura- 
torium 196. — Uber Metall- 
beizen. 4. Mitt.: Grauschwarz- | 
färben m. Permanganatlösg., | 
Groschuff 233. | 
Reiff, H. J, Prüfg. v. Glas-, 
waren auf Bruchgefahr 49. | 
Reising, H. 
würfe d. Patent-, Gebrauchs- 
muster u. Warenzeichenges. ' 
189. 


Registrierapparate: Fernregi- | 


Die neuen Ent-! 


Namen- und Sachregister. 


Souttar, H. S, Kapillarfaden 
126. 

Soziales (s. auch Gesetzgebg.): 
Niederlegg. d. Vors. in dem 
Aussch. für die Gehilfen- und 
Meisterprüfgn., Pensky 9. — 
Gehilfen u. Meisterprüfg. im 
Bezirk der Handwerkskammer 
Berlin, Pensky, Sickert 10. — 
Lehrlingsprüfgn. 1912 im Bez 
Halle, Kleemann 17. — Die 
prakt. Ausbildg. d. Techn. u. 
Fabriklehrlinge in Nord-Ame- 
rika, Mühlmann 5l. — Ma- 
schinenvermittlungsstelle für 
bayer. Handwerker 53. — Ar- 
beiterschutz u.seine Beziehgn. 
zu d. opt. u. mech. Gewerben, 
Bender 57, 65. — Meisterprüfg. 
82. — Ist d. Mechan. ein Hand- 
werker im allgem. Sinne, oder 
ist er es nicht, Heyde 111. — 
Entlassungsfeier f. d. im Früh- 
jahr geprütten Junggehilfen, 
Pensky 127. — Gehilfenprüfg. 
in Berlin Michaelis 1913 139. 
— Schiedsgericht in Kairo 215. 
— Tätigk. d. Aussch. d. Fein- 
mech. u. Elektrot. f. d. Prü- 
fungswesen, Hirschmann 232. 
— Verteily. d. Lehrbriefe in 
Berlin 250. 

Literatur: Gewerbepolizeil. 
Vorschriften, Bender 54. 
Taschenb. f. Schiedsrichter u. 
Parteien, Müllendortf 63. 


Leitfaden z. Arbeiterversiche | 


rung d. D. Reichs 94. 


winng. in Austral. 62.'— Rege- 
neriervorrichtg. f. Röntgen- 
röhren, Veifa-Werke 95 P. — 
Röntgenröhre, Fürstenau 95 P; 
Desg!. 95 P. — Kühlvorrichtg. 
f. KRöntgenröhren, Müller 
143 P. — Radioakt. Präparat, 
Radiogen-Ges. 167 P. — Gegen 
Röntgenstrahlen schütz. Ge- 
webe 184. — Kathodenstrahl- 
Vakuumofen, Tiede 256. 

Sutcliffe, S., Schraube m. 
konkavem Kopf u. radial. 
Schnitt 80. 


Take, E., Alterungs- u. Um- 
wandlgs.-Studien an Heusler- 


schen ferromagn. Mangan- 
bronzen, insbes. an Schmiede- 
proben 7. 

Taylor, Fred. W., Betriebs- 
leitg. 218. 


Teilungen: Teilungsuntersucher 
tf. Zahnräder, Göpel 252. 

Temperaturregulatoren (s. auch 
Regulatoren): El. Präz.-Regu- 
lierg. v. Temp. u. Drucken 
91. — Simplex - Thermoregul. 
m. sofortiger Temperaturer- 
mittelg., Fänder 117. 

Thermometrie (s. auch Pyrome- 
trie): Thermometer m. ver- 
schiebb. Beleuchtungskörper 
16. Temp.-Messg. in d. 
Achselhöhle, Barason 156 P. — 
Herstellg. hochgrad. Ther- 
mom., Jahn 218 P. — Ther- 
mometer, Fournier 230 P. 


Remané,H,Osram-Drahtlampe Spaeth, E., Auch als Scheide- Tiede, E., Kathodenstrahl-Va- 


172. 
Richter, C., 
Rohre: Glasrohrm. Langsrinnen, | 

Schott & Gen. 143 P. 

Rolf, Götz & Co., Leiterkon- 
solengerüst „Sicher“ 116. 
Röntgenröhren s. Strahlen. 
Roerdansz, W., Blutkörper- 

chen-Zahlkammer 88. 

Roß, B. B., Elektrolyt. App. z. 

Invertzuckerbestimmg. 8. 


Sander, Ernenng. 188. 

Sartorius,F., 20000. Analysen- 
wage 2U7. 

Schirm, E., Sicherheitsapp. 
gegen zu weit geh. Eindampfen 
u. Abdestill. nebst Vorr. für 
selbsttät. Gasabschl. 40. 

Schrauben: Schraube m. kon- 
kavem Kopf u. radial. Schnitt, 
Sutcliffe 80. 

Schwarte, M., Techn.d.Kriegs- 
wesens 216. 

Schwarzschild, Ernenng. 196. 

Selson Engineering Co., 
Bohrmasch. 61. 

Seufert,,F., Anleitg. z. Durch- 
führung von Versuchen an 
Dampfmasch. usw. 94. 

Sickert, B., s Pensky 10. 

Siegbahn, M., Demonstr. v. 
Spektralplatten in ihren rich- 
tigen Farben 173. 

Skinder, W., Kaliapp. 27. 


Auszeichng. 166. | 


a ae Zr = en N due Se en EA a E Pa En en Dr ae a E E SAE 


trichter zu benutz. Bedimen- 
tierapp. 185. 

Spektroskopie: 
Zeiß 231 P. 

Spezifisches Gewicht (Volu- 
men): Niveaudensivolumeter, 
Escard 26. — Dichte u. Elasti- 
zität v. Aluminium 184. 

Spiegel: Winkelspiegelkérper, 
Goerz 108 P. — Sammelndes 
Spiegelsyst., Leitz 131 P. — 
Winkelspiegel, Wladarz 220 P. 

Springer, L., Verwendg. d. 
seltenen Glasoxvde b. d. Glas- 
fabrikation 227, 247. 

Stapff, A.. Amerik. Tarifreform 
106. — Feinmech. u. Opt. ind. 
Handelspolit., unsere Wirtsch. 
Vereinigg. u. ihre Aufg. 232. 

Stephan, P., 8. Wiegner 175. 


Spektroskop, 


Stiftungen: Solvay-Institut in 
Brüssel 54. — Reichelheim 
107, 155. 

Strahlen (Radium-, e-, ß-, y- 
Strahlen, Kathoden-, Kanal 
Anoden-, KRöntgenstrahlen): 


Glas f. Röntgenröhren 16. — 
Fundstätten von radioakt. 
Mineralien in Rußl. 29. — 
Bestimmg. d. Bewegungs- 
richtg. v. Hertzschen Wellen, 
Blondel 31 P. — Röntgen- 
strahlen -Verstärkungsschirm, 
Ameseder 42 P. — Röntgen- 
röhre, Reiniger, Gebbert & 


Schall 55 P. — Radiumge-| 


kuumofen 256. 

Tillotson jr, E. W., Ober- 
flächenspanng. v. Bilikat- u. 
Borosilikatgläsern 62. 

Tschachotin, Mikrooperat.- 
Vorr. 39. 


Unterricht: Prakt. Ausbildg. d. 
Techniker u. Fabriklehrl. in 
Nordamerika, Mühlmann 51.— 
Physik. Verein Frankfurt a.M.: 
Blitzableiterkursus 54, 166; 
Elektrot. Lehranst. 175, 250. 
— Technikum Mittweida 54, 
166. — Seminar f. Lehrer an 
gewerbl. Fortbildungsschulen 
62, 165, 204. — Zeichenunterr. 
an d. 3. Pflichtfortbildungs- 
schule 96, 169, 177; Desgl., 
Bading 181; Desgl, Fechner 
182. 5. Ferienkursus 0. 
Stereophotogrammetrie, Pul- 
frich 142. Fachsch. f. Fein- 
mech. in Göttingen 187. — 
Fachsch. f. Feinmech. in 
Schwenningen 187. — I. Hand- 
werkerschule Berlin 205. — 
Techn. Lehranst. Neustadt 
207. 


Vakuum sa. Druck. 
Vereinsnachrichten. 
I. Deutsche Ges. f. Mech. 
u. Optik. 
a) Vorstand: 44. 


264 


b) Mitgliederverzeichnis: An- 
meldgn. 108, 168, 258. — Auf- 
nahme 132. 188. — Ferner 
Beilage zu Heft 1. 

c) Hauptversammlung: 96, 
108, 111, 121, 145, 157. 

d) Sitzungsber. u. Bekannt- 
machgn. d. Zweigvereine: Berlin 
20, 22, 31. 32, 44, 56, 57, 64, 65, 
84, 96, 108,7 133, 149, 169, 177, 
232, 240, 241, 252, 253, 258. — 
Hamburg-Altona 56, 76. 84. — 
Halle 96. — Ilmenau 12, 132. 
167, 209. — Göttingen 20, 76. 
— Leipzig 56. 

e) Wirtschaftliche Vereinigg.: 
168, 188, 231, 232. 

II. Andere Vereine,Kon- 
gresse, Versammlungen: 
Phys. Verein Frankfurt a. M.: 
Blitzableiterkursus 54, 166; 
Elektrotechn. Lehranst. 175, 
250. — Hansa-Bund, Monats- 
schr. 94. — 13. Kongreß ruß. 
Naturf. u. Ärzte nebst Fach- 
ausst. Tiflis 105, 117. 

Viskosimeter s. Flüßigk. 

Volumeter s. Spez. Gewicht. 

Vuillemin, J., Summieren d. 
Angaben ei. Anzeigeinstr.10P. 


Wagen u. Wägungen: Dämp- 
fungsvorrichtg. für Wagen, 
Sartorius 7/5 P. — Balken f. 


Feinwagen, Sartorius 176 P; 
Maß- u. 


176 P. 
Literatur: Ge- 
wichtsordng., Plato 94. 

Warmbrunn, Quilitz & Co., 
Absaugetrichter 174. 

Wärme. I. Theoret. Unter- 
suchgn. u. Meßmeth — 
II. Apparate. a) App. f. d. 
Bestimmg. d. Ausdehng., d. 
Schmelz- u. Siedepunktes. — 
b) Kalorimeter: Kalorim. Meß- 
gerät, Keiser& Schmidt 74 P. — 
c) Strahlungsmesser, Heizvor- 
richign.. Verschiedenes: Kohlen- 
säure-Thermoskop 185. — 
Herstellg. tiefer Temp., Heuse 


| 


+ 


| 


Werkstatt. I, 


Namen- und Sachregister. 


77. — Kathodenstrahl - Vaku- 
umofen. Tiede 236. — HI. Lite- 


' ratur: Lehr- u.Aufgabenbuch 


d. Phys, Wiegner u. Stephan 


175. 
Wendler, A., Kapillar-Mano- 


meter für Schülerübgn. und 
Demonstrat.-Vers. 126. 

Materialien: 
Verwendung von Osmium als 
Platinhärter 213. — lI. Form- 
gebg.,Bearbeitg.a) Gießen, 
Walzen, Pressen usw.: Gießen v. 
reinem Kupfer in Sandformen 


6. — Moderne Massenfabr. v. | 


Stahlstemp., Pensky 64. — 
Gußstahlkugel als Preßmittel 
125. — Spritzguß und seine 
Verwendungsmöglichk., Kauf- 
mann 240, 241, 253. — b) An- 
triebsmasch. u. Zubehör: Roh- 
6lmotoren als Kraftmasch. für 
Kleinbetr. 124. — c) Werkzeug- 
masch. u. Zubehör: Verhinderg. 
d. Drehens des Linsenhalters, 
Plaistedt 19 P. — Bohrmasch., 
Selson Engineering Co. 61. — 
Neuerg.am Drehbankreitstock 
89. — Selbstspann. Bohrfutter 
103. — Metallschneidemasch. 
m. zahnlos. Kreissägeblättern 
183. — Vorrichtg. z. genauen 
Aufstellen von Arbeitsmasch. 
193. — Teilungsuntersucher 
für Zahnräder, Göpel 252. — 
d) Werkzeuge u. Arbeitsmeth.: 
Gebläsebrenner, Köchert 19 P. 
— Moderne Massenfabr. von 
Stahlstemp., Pensky 64. — 
Sicherheitsknarrenschlüss. 90. 
— Verwendg. von Schleif- 
scheiben 161. — III. Verbia- 
dung der Materialien 
untereinander: Preisaus- 
schr. betr. Schlackeneinschl. 
usw. b. autog. Schweißverbin- 
dungen, Zentralstelle für Aze- 
tylen u. autog. Metallbearbtg. 
15. — IV. Oberflächenbe- 
handlung (Härten, Beizen, 
Färben, Lackieren, Rostschutz 


Deutsche _ 
Mechaniker-Ztg. 


usw.): Moderne Massenfabri- 
kation v. Stahlstemp., Pensky 
64. — Uber Metallbeizen. 
4. Mitt.: Grauschwarzfärben 
v. Kupfer mit Permanganat- 
lösung, Groschuf 233. — 
V. Verschiedenes: Massen- 
fabr. im Bau el. MeBinstrum., 
Goldschmidt 22. — Leiterkon- 
solengerüst Sicher, Rolf, Götz 
& Co. 116. — VI. Literatur: 
Autog. Schweiß- u. Schneide- 
techn., Hora 29. — , Vorrats- 
liste u. Gewichtstab., Cochius 
29. — Färbg. d. Metalle, Huf- 
schmidt 143. — Werkzeug- 
masch. u. ihre Konstruktions- 
elem., Hülle 176. — Betriebs- 
leitg., Taylor 218. — Leitfaden 
d. Werkzeugmaschinenkunde, 
Meyer 258. — Bewährte Ar- 
beitsmeth. d. Metallfärbung, 
Beutel 258. 

Wetzel, Härtebestimmg. v. Ma- 
terialien 258. 

Whitaker, A., Gasthermostat 
214. 

Wiebe, H. F., Nachruf, Böttcher 
209 


Wiegner, G., u. P. Stephan, 
Lehr- u. Aufgabenbuch der 
Phys. 175. 

Wirtschaftl. Vereinigg. a. 
Vereinsnachr. I. 


Zihlapparate: Summieren der 
Angaben ei. Anzeigeinstrum., 
Vuillemin 10 P. 

Zeichnen: Zeichnen d. Strahlen 
n. auBerhalb d. Zeichenbretts 
lieg. Fluchtpunkten, Silber- 
mann 11 P, — Zeiehenunterr. 
a.d.3.Pflichtfortbildungschule, 
Geppert 96, 169, 177; Bading 
181; Fechner 182. 

Zentralstelle fir Azetylen 
u. autog. Schweißg., Preisaus- 
schreiben 15. 

ne Br., 50-jähr. Jubiläum 
120. 


Druck von Emil Dreyer in Berlin sw 


Digitized by Google 


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